Zeitschrift für
wissenschaftliche Geographie
Julius Iwan Kettler
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PRINCETON
UNIVERSITY
LIBRARY
ZEITSCHRIFT
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WISSENSCHAFTLICHE GEOGRAPHIE,
in Terbindong nit
O. DEUTSCH (Leipzig), .1. ,1. EOLl (Zürirh), TH. FISCHER (Kiel),
A. KIRCHHOFF (Halle a. d. S.}, 0. KHÜMMKI. (Cottingen), F. MAHTHE
(Berlin), J. REIN (Marburg), S. RÜGE (Dresden), TH. SCIlUNKE
(Dresden), G. SONKLAR von INNSTÄTTEN (Innsbruck), A. SUPAN
(Czamowitz), F. WIESER (Innsbruck)
lier»imgffg»b«n von
J. I. KETTLER, ^ / /
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(Lahr in Baden ». / ' '
I. JAHRGANG.
LAHR.
BRÜCK UND VERLAG VON MORITZ SCHAUENBURG.
1880.
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I
]Sritarbeiter des I. Ja,hr^j;a,ngs.
Dr. G. VON Bo(;usi,A\YSKi, Sektionsvorstan<l im hydiograph. Amt der kuiserl.
Admiralität in Herliii. — Dr. O. Dei-ITSCH, Prof. an d. Universität in Leipzig. —
Dr. G. J. Üd/.Y, Rediilvt. d. „Aardrijk.sk. \Voekhl.i<l'\ in Leijden. — Professor Dr.
.1. .1. Egli in Oberstrass bei Zilrie'i. — Dr. Tu. Fi.^<:iir.u, Professor an d. ünivers.
in Kiel. — Dr. K. Ganzk.nmit.lleu in Dresden. — K. Hi.mi.y in nall)erstadt. —
A. HüUTUM-SciiiNDLEH, kgl. pers. General in Teheran. — Dr. A. Kihchuoff,
Professor an d. Univers, in Halle a. S. — Dr. G. A. von Kueobn, Professor in
Berlin. — A. Kohn in Posen. — Dr. 0. Khvemmel, Privatdozent an d. Univers. in
GGttingen. — > Hauptmann E. Liebert, Lehrer an der Krieesscbule in Hannover. —
L. Mejeü, Oberlehrer am Lyceum in Hann< vn- — A. Moueen, Lektor zu Wiborg
in Finland. — Dr. U. Pietsc.iimann, Rean)ter d. kyl. Universitätsbibliothek in Breslau.
— Dr. I'. FMi'KU, Olicrhilircr in .\ltona. — Dr. J. 1U:in, Prof. an d. Univers, in
Murliur^;. — C. Sonki.ah von Innst.eute.n", k. k. Generalmajor m Innsbruck. —
A. Steinhaüseh, k. k. Heg.-Uath in Wien. — Dr. A. Sui'AN, Professor un d. Uni-
versität in Czernowitz. — Dr. E. WrrxE, Gynmasial-Direktor in Pless. — Dr. A.
WojEiKOFP in St. Petersburg. — Dr. W. Wolkbnhauer in Bremen. — Dr. K.
ZospPRiTz, Professor in Glessen.
«
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Inhaltsverzeichnis des I. Jahrgangs.
A n f s ä. t 'A e.
Vorwort rlpr Ri'thtktion
Seite
l
R. I'n:!--! II M ANN . t'.Hiir iu'«' z. Giianahanf-
P'ra;;ti 6
Sjkw JKUxoKi's Fcrgliitna-Kxpetlition; mit-
^'i-tlH'ilt V. A. Ki.bii 21
J. I. Kktflkii: Ueber die geoKraph. Lage
der Stadt Braunschweig 27
E. Wirrr. ; Zur Thporift t1«r Mwr^trii.
mimgen ■ .............. 51
8je\vjerzoff'8 Bemerkungen Qb. d. meri-
dionalcn Erhebungen der Pamir-Waste
und tihpr ihr Verhältnis zu Iliniih ililt's
Bau des Dolor; mitgeth. v. A. Kohn .
J. J. EglI: Onomatolfij;i che Streifcttge. 1.
A. STi:iMi.\r>K»: Eine in Vergessenheit
K''ratlii'iie l'rii|i'ktiun?art 62
R. l'itnsciiMA.s.N: Ergänzungen g. d. Bei -
tr&gen z. Guanabanl-yrage . . . . .~. 65
O. Adich's Bemerkungen zur Orographie
Kuukasiens; mitgeth. v. E. Liebert . . 08
J. J. Er.Lt: Jermaks Kriet^szitg n. d. Lage
von Ssibir 9.3
K. GA.NZK.NMLtcl.LEH: Die Entwicklung
unserer Kenntnis deg Himülajasystems 104
-i^yl. 2Ü
P. A.M.VT Ol S. FiMPPO: Ueb. mittelalterl.
Seefahrten u. Entdeckungen d. Italiener
an den westitfrikiinischen Gestaden . . 114
G. J. Doxy: l>ie geopnu'h. Arbeiten der
Ni.-.l,.r!;in(!er i. .1. lV7i> iTIT 167
A. Si i-.\N: Die Verthciliing der jährlichen
Wärnieschwauktinj^ auf d. Enloberflache 141
P. Pli'KH : Deutschlands Dialekte bis um
Has .l:.!.,- i:^Oi> 171
A. WoJKiKOKK: D. Verthcilnng d. Nieder-
schlage üh. d. Erde ■ 189
V, G P^■~^Hl!ssl■nvlT^^^H^ Hip TiirkmPiien
zwischen dem üsboi u. der Nordgrenze
Persiens T 194
W. Lor.HTl.N: Die jetzige Lage der Amu-
Darja-Xiederung 237
Besprechungen.
Behms Jahrbuch. 1879 CA. KlliCiiHOFK) .
34
Noll: Einige dem Rheinthale v. Bingen b.
Petrinö: Ueb. die Entstehung der Gebirge
Koblenz eigenth. f'tliinzen und Thiere
128
Carlas de liulias (R. PtKTSCHMANN) . .
:VS
A. V. Couring: Marroco, das Land u. die
Martns: A^^trnn. ' ifc^rapliie K. ZnijciMU iv.j
Leute (Tu. FlsoiiKR)
210
Finsch: Reise n. We^t-Ssibirien (K. Likueht)
77
D. Kaltbrunner: Manuel du voyageur (C.
Schumacher: I'etrus M:irtyr (R. Tiktsch-
SONKI.AH VON INNST.+;im:N)
211
81
L. Dieffenbach: Völkerkunde Osteuropas (A.
Msiiitius: Die Sprachenwelt (R. Pirsch-
220
82
Russj^^che-, K:irt' iitii;\ieriiil iK. LiKiiKHT) .
Klein: Lehrb. d. Erdk. (0. Delitsoii) .
88
Lang's Schulatlas M. J. Kktilkh) . . .
5>25
Nippon Chi-shi Tei-yü (J. Rein) ....
85
L. Ravenstein: Karte der Ostalpcn^ Hl. IV.
J. J. Egli: Etymolf)g.-geograi)h. Lexikon .
85
(J. I. Kpn-ri.Ki«)
265
Tollin: Servpt. in (pienil. med. Apol. disc.
Wettstein's Schulatlas (J. I. Kettler) . .
267
p. astrol. iR. IMktschmann) .....
124
J. S. Gerster: Geograph. Anschauungslehre
Tbien suc lulu tshöng sin pien (K. HiMLY) 125
270
o t i z e n
Seite I
O. KnuEMMEL: Ueb. d. mitti. Tiefe der
Ozeane 40
Einige Briefe A. t. Humboldt's an G. A.
T. Klöden 47
J. I. Kettler. Bemerkungen z. Karte Ob.
die Vertheil. d. Juden in Niedersachsen 86
\
.S«ite
0. V. Boousi.AWSKi, Schreiben des II.
Dr. — an die Redaktion 88
A. Moüee.v: Neue wissenschafll. .Arbeiten
Qher Finland 88
R. PiETsCHMANN: Nachtrag z. d. Besprech-
ung d. Carlas de Indias 88
510076
J. Rkin: Die Oeogr. in Japan 129
Hayüen's Bericht üb. d. gcolog.-geograpb.
Aufnahme der Territorwn . t . . . . 130
D. <est«n ErdglobeD 179
Ein lionftDd. (Jraieil ab. Job. Ed. W'app&tis 181
J. J. Egli: Areal d. beiden grossen Jordan-
Seen 183
W. ^Vol,KKMIAl ER: Die geograph. L^hr-
bOeber und Atlanten auf den preusa.
bölicreii SdinlcD 188
B«Hrtfe t. F5rd«rung dea Fn)|ekts einw
Mta
Verbandes drr deutschen geogr. Gesell-
schaften: I. Die bisherige Entwicklung
des Projekts, v. J. I. Kettler . . 228, Ä7I
Q. A. T. Kl<£D£N : Zur Bibliographie tob
Arabien nnd A^luuiiitan 229
Tortrige in den geograirti. Gesellschaften 48, 89
136, 184. 234, 276
Rezensionen-Nachweis . 49, 90, 137, 18>>, 235
Oeograph. Programme n. Diasertationen 138, 187
Einienduogen an die Redaktion 49, 92; 140, 188
286, 276.
Karten.
Taf«]
R. PurrscuMANN: Zar Entdeekuagageeeb.
der Bahama-Inselo 1.
J. f. Kbttleb: Die geograph. Vertbeilaog
der Juden in Niedersachsen II.
J. J. EuLl: Zur Entdeck ungsgeschicbte
Saibirieas in.
P. PiTEu: Dialektkarte V. DeutBobland bis
um d. J. 13üü IV.
A. Si:i'AN! Die Jtbrl. Wirmesebwankang V.
A. WoJElKOFK; Die geograph. Vertheilung
der Niederschläge VI.
Drnekfekler des !• Jnlirsnafa.
Seit« 6, Zeile 13 liec benannte ilir bLnamstv.
„ Ö, „ 6 T. a. tief: Vincvute für Vioeuto.
„ C, „ 4 V. o. Ii««: SHÖlf fUr lebn.
7, Anm. 1, SS. S liet: ans den Inaeln im N. tob
Cubft und Rtpanolo.
.. 8. Ann. 3. Z. -J lies: c 10 fUr v. II.
„ Ö. „ I, ,. 6 lies: klimntitchon Hir k I i-
01 a t i j c Ii L- r.
9, ,, 7. ., 3 lies: appel« e lür nii|iftl<5e.
.. 10, Zeile 10, lies: conoeptioni!" f. conplionis,
lU, Anm. 3 lautet: Vergl. llumbuldt a. a. U. III,
& va, Abb. 2-
11, Anu., 7«il« 5 Um: ridcQ flir vidM.
,. 12. Zelle 2 lieü: eine für 8«ina.
12. Anm. 2, Z. 1 liea: Koy»! fttr B*rol.
IS. Z«ila 20 Um: «BUitt oad
„ 14, Anai. S. Z. 1 Um: La«ay«a flr Ja«ayaa>
Seite 15. Zeile Id lies: naoh NO und ^0.
.. 15, „ 21 ., Ton NW nach eO.
„ U, „ aO „ iB •IdSitliohtr Riahtemt.
w 16 Anai. 2 ,. Ooratlio« dt Jadaal«.
„ 16, 9 Zatia S Um: Ponce für Pou««.
„ 19, Z«l« Sl V. a. Hm: westlich von diataa
nir ö 8tl ich V. d.
20. .. 19 tilge im Text und lies für M.
., 107. i. d. Noten /.. 4 lies: den llunuKbo fdrdie.
15». Zeile 9 V. u. lit-:*: 18'J9 für im.
„ 165. i. d. Noten. Z. 1 v. u. lie«: äetlej f. Seticy.
Avf Taf. I. iat in den UttbMMimnen des 2. and 4.
Kartons Lnaayioh*B nnd in dar de« 5. J)eaorip-
olon. Aur der 2. ist die Benennunc yabaq waitar ■.,
auf der 5. Samana weiter w. ciututragaa. Anf dar 4.
Um: Cniaoa nnd auf dar 7. Carybdia.
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Vorwort der Redaktion.
Als der Unterzfiichnete den Plan der Herausgabe einer neuen geographischen
Zeitschrift in enwUicbere Ueberiegung zu ziehen begann« i^ing er von der Ansicht
aus, dass diese Zeitschrift nicht eifxontlich die in den lelzttMi .laliren so sehr wach-
sende Zahl der geofiraphischen .lournaU' noch durch »mh \voitei<s den letzleren
gleichartiges Blatt vermehren sohle. Viehnehr handelte es sich um das Projekt einer
Zeitschrift mit theils wesentlich enger begrenztem, thdis wieder auch der POege
spedellerer Einzelzweige der Crd- und YOIkerIcnnde Raum gebendem Programm;
um eine Zeitschrift also, die nicht sowohl als eine Konkurrenz gegennl)er den bereits
bestehenden , wie vielmehr gewissoi massen als deren speciell den Fachgenosaen
gewidmeles Sup|>lement aufzufassen sein winde.
Von die.sem Ge^^ichtspunkte aus erschien dann, trotz der verhältnismässig
grossen Anzahl bereits ezistirender geographischer Journale, dies Projekt eines
neuen der Erdkunde l>estimmten Organs als ein nicht ungerechtfertigtes. Der
Unterzeichnete legte zun&chst mehreren Fachgenossen in Deutschland, Oesterreich
und der Schweiz den eingeheiKlen Plan einer derartigen Zeitschrift vor; das
Programm fand eine sehr sympathische Aufnahme, und es entwickelte sich ein
lebhafter Meinungs-Austauadi Uber die zweckmlsstgste Weise der InangriCrnahme
und Durchflthrung des Blattes, dessen Resultat war, dass mehrere Freunde des
Planes (die Herren Professor Dr. Delitsch in I.eipzig, Profes.sor Dr. Egli in Zürich,
Professor Dr. Fischer in Kiel, Professor Dr. KirchholT in Halle a. S., Pi-ivatiln/cnt
Dr. Krümmel in GüHling^-n, Oberlehrer Dr. .Marthe in Berlin, Profe.ssor Ur. Hein in
Marburg, Oberlehrer Dr. Schunke in Dresden, Generalmajor Sonklar v. Innstätten
in Innsbruck, Professor Dr. Supan in Gzemowitz, Professor Dr. Wapplus in G5I-
fingen und Professor Dr. Wieser in Innsbruck) mit dem Unteneichneten zur
Herausgabe der Zritschrifl zusammentraten.
Das neue lüatt nennt sich Zeilschrift für wissenschaftliche Geot^raphic".
Mit dieser Beiieiumng soll, soweit ein kuraor Titel das vermag, das Progranuu
der Zeitschrift gegeben werden. Indem die Herausgeber so den Titel wählten, lag
ihnen nichts femer, als die Absicht, einen Zweifel an der wissenschafUicben
Bedeutung auszusprechen, welche die existirendcn erdkundlichen Blätter mit vollem
Hechte in Anspruch nehtnen. Sind dorli unter den letzteren einige, deren Namen
in einer Geschichte der neuesten Erdkunde nicht fehlen dürften. Verdanken wir
ja dem „Auslande" die erste Kenntnis der Peschel'schen Hwm Probleme I
Können wir doch kaum einen heutigen Beitrag zur wissenschaftlichen Geographie
Studiren, ohne darin einer Nennung der Petermann'.schen Mitthedungen zu begegnen!
Hat uns doch die '/eitschrift der Herliner Geographischen Gesellschaft zahlreiche Bei-
träge von Carl Hilter gebracht 1 Das Unterscheidende, die Berechtigung des Anspruchs
auf Eigenart und Neuheit sucht die neue Zeitschrift vielmehr darin, dass sie gcgenOber
den anderen geographischen Journalen die Grenzen ihres Arbeitsfeldes enger zieht.
Denn während die jetzigen Organe der Erd- und Völkerkunde ausnahmslos neben
der im strengeren Wiirtsinne wissenschaftUcheu Geograpliie einestheiis auch (und
ZeiUehrift f. «;i«Mn*olw(U. 0«ocr. I. Bd. i
I
L^iyiu^uo Ly Google
oft in hervorrayemkr Weise) den populären Arln ifen (im besten Sinne des Worte;
;ilso den Ai bcilon filr di'n firösscivn Kreis di r rrebiUleteii) und den liiuili|^ nur
eiiruiiialisclieu Berichten über die Forlschrille und Scliicksale der lieuligen Knl-
deckungsreisendeii, sowie anderntlieil» den Angelegeniieiten der Vereine einen
t;ro8sen Abschnitt ihres Raumes bestimmen, wird unsere Zeitschrift diese letsteren
Arbeiten nicht mit in ihr Programm aufnehmen; sie will ledighch ein Organ der
geographischen i'.iebleute und der Arbeiter auf verwandten Gebieten, altK) ein
eigen Uiches s|)erieM('s Facbblall werden.
Eä ist jedem Geographen bekannt, dass niciit selten Arbeiten aus Speciul-
gebieten der Erdkunde, sowie vor allem auch BeitrBge zur Methodik dieser Wissen-
schaft, die Tür weitere Kreise der Gebildeten ein Interesse nicht beanspruchen
dttrfen, woiil abei für den Fachgenossen von Werth sind, — dass solche Arbeiten,
da sie sich fur die ausped.-hiiteren , voiscbicdcnartiger zusannnengeset/ten Leser-
kreise der jetzigen geographischen iiiätler oll weniger gut eignen, sicli niclit selten
in Scbuiprogramraen und älmlicben schwer zugängliciien Quellen verlieren, während
dieselben durch Sammlung in einem periodischen Special-Blatte der wissenschafUicheo
Erdkunde den Fachgenossen leicht bekannt zu machen wJiren. Die Herausgebor
der ,,Zeitschiiri tui- wisseiisi hatlliche Ge()graphi(^" g(Mu!n sirb d(!r Hollnung bin,
durch ilir lUalt einen Veisucb zur AusfiUbuig dieser melirlach beklagten LUcke
unserer geugraphischen Lileralur zu machen.
Namentlich In den letzteren Jahren, bei dem ausserordentlichen AuCaehwunge,
den die äussere Anerkennung und die Pflege der Geographie seit Oscar Peschel
genonunen, niachle sich diese Lücke Immer hflufi^yr empfindlich geltend. Die frühere
Cierieratioii lU^r ileiHsi-hen geographischen Zeilscbi iften, wie die im dritten bis ITmften
Jahrzehnt blühenden Journale ilurlha, Ludde's Zeilschritt für vcrgleicliende Erdkunde,
Berghaus' Annalcn, konnten noch den, wenn wir so sagen dürfen, theoretischen
Fragen und Arbeiten einen bedeutenden Thell ihrer Kraft widmen. Denn da der Fortr
sehritt in der Entschleierung der noch unbekannten Erdräume, verglichen mit der
Fiittlei l<nn<;s;.;escliielite unserer Tage, ein inn- sehr langsanier war, also mit andern
WiMlcn der Zuwachs an geograpbisi liein Uoliiiialeiial sehr albniihiich erfolgte, .so
war für die periodische geographische Literatur jener Lpoche keine Veranlasdung
gegeben (oder eigentlich auch keine Möglichkeit), sich ausschliesslich oder vor-
wiegend der R^lstrirung der fortschreitenden .geographischen Entdeckungen zu
widmen; statt de.-^sen fand sie Zeit und Anregung zu den mehr , theoretischen"
Arbeilen. Es waren das ebeti, wie ileiiiiimn Wagner sie IrelVend bezeichnet, ,,.lahre
der ruhigen Sannnlung üllerei Errungenschaften auf geographi.schem Gebiet und
der Versuche, dieselt»en wissenschaftlich zu gestalten." Namentlich, entsprechend
der damaligen Entwlckelungsstufe der geographischen Hiltswissenschaflen, wandte man
sich auch der nielliodologi.sehen IJnfersuchnii;-' v.u. I i jene Hlitter ja so zahlreiche
tüchtige lieitriig'- lieferlen. In den fol^emhu .latiren traten voriiehinlich drei
Umstände znsannnen, mn, wie der i»eriodi.scbeii, so überhaupt den» ülicrwiegenden
Theile der erdkundlichen Literatur einen neuen Typus aufzudrücken: zunäch.st und
vor allem der Eintritt jenes unvergleichlichen Zeitalters der Entdeckungen, in dem
wir uns noch heute befinden ; sodann im engsten Zuiianim(;nhang damit die kaum
miiidei" '^Mossarli^e neueste Entwickelung der geographischen Hilfswissenschaften;
und eudiicb das für unsere Tage so < li,iraklerislische Süeben, die Hesultati- der
>\'i.ssenschaft immer weiteren, nicbl-lat huiuimischün Kreisen zugänglich zu machen.
„Mit dem Beginn der neuen Continental-Forschungen'^ sagt Wagner In seinem
Bericht Uber den gegenwärtigen Standpunkt der Methodik der Erdkunde (Behm's
Jahrbuch, Ud. VII ), welche unsere Keimtnisse der Erdoberfläche im Laufe eines
Men.scbenalters so erstaunlich gefindert haben , d.i^s dem kommenden Geschlecht
wenig mehr zu Ihun bled>l; nnt der raschen Entwickelung aller geographischen
Hilfewissenschaften auf anorganischem und organischem Gebiet, ward das allgemeine
Interesse nach auf?son gelenkt; die Uegistriruivj zalillosfi- Kinz- l 1' ■ iliachtiin^jen
nahm alle Kräfte in Ans|)ruch und tlirderte ziiniu list liie Kunst ilei- hiliilirlien Dar-
stellung dei^lben, der Karlo<i;raphie. Da blieben denn Üntertiucltungon Uber die
allgemeinen Ziele und Aufgaben der Erdkunde , Aber das Verhältnis derselben zb
anderen Disciplinen, fibeir ihre Stellui^ im Uoterriciit der Jugend » ebenso ober
speeiellere Themata , die nicht unmittelliar sich in den Hahmen der Hilfswissen-
srhaften oinsfcllen Hessen, die Ausbildung einer wissensthaflliclicn Terminologie,
die allgemeinen Principien der geugrapliischen Nomenklatur « die Feststellung der
einfftdMten Formeln numerischer VTerthe fikr die von Ritter mü Recht so sehr
b^rworteten geographischen Verhftitniszahlen , deren die Geographie so manche
bodarf, um dem unbestimmten Wort- Ausdruck ZU Hilfe ZU kommen — alle diese
und älmliche Erörtin un^-'on blieben niebr odt;r weniger ganz aus<,'eschIossen aus den
geographischen '/iMts< Ii ritten, welche in erster Linie die Vertreter der wissenschaft-
lichen Erdkunde waren/*
Wenn so der rapide Gang der heutigen Entdeckungsgeschichte den erd>
kundlichen Journalen dee letzten Vierteljahrhunderts zunächst und vor allem die
Pfliclit auferlegte, die Fortschritte in der Aufdeckung unbekannter Erdräume so
rasch und so gut als möglich zu verfolgen (eine Pflicht, in deren Erfüllung
namentUch auch Deutschland in Petermann's Mittheilungen, dieser wahrhaft klas-
sischen Chronik des modernen Tdtalters der Entdeckungen, mit leochtandem
Bdspiel voranging), — wenn, s^en wir, diese YorbKItnisse nothgedrungen den
Raum und die Zeit einschränken mussten , welche die periodische Literatur dem
innern Ausliau iler Wissenschaft, dem Ordnen und Verweilhen des so fiberreichlich
herbeiströmenden ndiuuaterials widmen konnte, so trat , wie erwähnt, noch ein
anderer Umstand hinzu , der mitunter einer streng wissenschaftlichen Form der
Arbeiten auf dem Gebiete der Allgemeinen Erdkunde hinderlich war. Es ist das
eben jenes I^estreben der Popularisirung. Und gerade In der Erd- und V.ilkerkunde
bemühten zahlreiche Autoren si<;h, die licsultate der Wissenscliaft in gemein-
verständlicher Form (unil ohne den für viele Leser unbe(]ueinon Nachweis der
Quellen und des Ganges der Erforschung) grösseren Kreisen zugänglich zu machen.
Gerade auf geographischem Gdileto babcni dann aber diese an sich so lobenswerthen
Bestrebungen stellenweise sich weit über Gebobr geltend gemacht , so daas mehr-
foch (so in scharfer, aber vollkommen gerechtfertigter Weise von Wagner a. a. 0,
und von Wappflus in den r.öttingischen Gelehrten Anzeigen) dagegen angekämpft
wurde. Nicht ohne beliiediyung citiren wir aus Wagner's gründlicher Arbeit einige
hieranf beizO^llche Stellen , da sie indirekt eine gewisse Billigung der dem Pro-
gramme unserer Zeitschrift zu Grunde liegenden Ideen enthalten. So schr^t der
Königsberger Geo-raiü u. a. noch: ,,Es ist'unmöglich, in ölTentlichen Vortrfigen
oder Auf-ätzen für das ^'ebildote Publikum durchweg die sielioren Resultate der
Wi^M'nscIiaft vofi uuveriiüri^teii Ilypdthesen scharf zu unterscheiden. Zahlreiehe
Behauptungen werden aufgestellt werden müssen, deren nähere Begründung, wie
man sagen wflirde, an einen andern Ort gehOrt — aber wihrend die meisten anderen
Disciplinen in der That diese Facbschriflen f&r strengere Untersuchungen besitzen,
hat deren die Geographie nur sehr sporadisch aufzuweisen , sn dass einem Autor
unseres Fachs ungleich weniger auf die Finger geklopft wird , als denen anderer
Fächer, vielmehr ein einigerniassen geachteter Name hinreicht, um seinen, wenn
auch unerwiesenen Behauptungen in zahlreichen Werken Eingang zu vwschaffen.
Mochte nnr das Bedürfnis nach streng wissenschaftlicher Form geographische!*
Werke sich mehr und mehr ausbreiten, so würden jene MBnner, die heule gern
mit apodiktischer ("lewissheit üire Rchauptungen aufstellen, allmählich bewogen
wenlen, die Schatzkammer ihi-er Keimtnisse zu rtlluen und zu Nutz und Frommen
der Anfänger die Gründe und Beweise für dieselben gleichfalls zu verölTenllichen."
Ja deutUcher die Anzeichen werden, dass wir j^t, nachdem die gUnzende
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I
— 4 —
Periode der modernen Entdeckun^Breisen sich ihrem Ende nihert, in der Geographie
einem neuen, «odersgearteten Abschnitt ihrer Entwickelung entgegm^f^en, um so
mehr muss unseres Erachlens eine neue Zeitschrift als eine zeitgemässe erscheinen,
die ausschliesslich jenen Interessen sich •,vi<hnt'n wird, welclio die; Signatur
dieses neuen Entwickelungsuljächnilles der Erdkunde voraussichllicii bilden werden :
dem inneren iVusbau, der Ordnung und Verwertbung des aherreichlichen M ateriate.
,,r)ic Erdoberfläche nach ihrer Configuration und Bodenplastik, nach den
Verhältnissen des Festen und Flüssigen auf derselben und in ihrem Verhältnisse
zur Natur und Geschichte zu erforschen und zur Anschauung zu brhigen, das ist
die eigentliche Aufgabe der wiasenschaftUchen Erdkunde." Diese Worte ihres
Uitliecausgebers Wt^päus stellt die Redaktion der neuen Zeitschrift an die Spitze
ihres Programmes. Ausschliesslich den Interessen jener „wisseTischaftlichcn Erd-
kunde" zu dienen — das ist der Wunscli unseres Blattes. Als Arbeitsgebiet sind
im allgemeinen folgende Disciplinen ins Auge gefasst:
1. llethodUc der geographischen Forschung und des geographischen
Unterrichts;
2. Mathematische Creographie, Theorie der Kartographie;
:i. Physische Oooi^raphit' (Orographie, Hydnigrapliie und Oceanographie,
Klimatologie und Meteorologie, Pllan/en- und Thier-Geographie);
4. Ritter's „Vergleichende Geographie" ; Völkerkunde, Kultur- und Ilandels-
geographie; erdkundliche Betrachtung geschichtlicher Ereignisse und
EntWickelungen ;
5. Geschichte der Erdkunde und der iUrtographie; antike und mittelalter-
liche Topographie.
Der Verfolgung der modernen Cntdeckungsgeschichte wird sich die Zeitschrift
im allgemeinen nicht widmen, höchstens gel^entlieh eimselner Reisen das auf
unsere Vorstellungen der Bodenplaatik und Erd-Physik wichtiger Erdrftume wesMitiicb
einwirkende Neue herausheben. Derartige Nachrichten an dieser Stelle beabsich-
tigen indessen keineswegs eine vollständige geoj^'rapliische Chronik zu geben, was
ja neben Behm's anerkannt mustergiltigen ^^Geographischen Monatsberichten" auch
zum mindesten Qberflttssig wBre.
Dagegen wird die Zeitschrift wieder der Methodik grosseren Raum gOnnen.
Dies Gebiet der Erdkunde ist in neuerer Zeit geradezu ein Tummelplatz des Dilet-
tantismus geworden; um .so mehr bedarf es heute wietlei- einer strenj^ wissen-
schaftlichen Pflege und namentlich in den Zeitschriften, die ja an erster Stelle
berufen sind, dem Kampf der verschiedenen Ansichten Kaum und Richtung zu
geben. Auch die Methodik des geographischen Unterrichts wird von einem wissen-
schaftlichen Journal in den Bezirk sebiea Arbeitsfieldes gesogen werden mOssen. Und
awar möchten wir hier ausnahmsweise der wissenschaftlichen Journalistik auch die
Pflicht agitatorischer ThRti^rkeit vindiciren; die Pflicht, mit dem Studium pädago-
gischer Fragen auf dem Gebiet der Erdkunde zugleich den Kampf um grössere
Anerkennung des geographischen Unterru^ts in den dirigirenden Kreisen m ver-
binden. Denn soviel auch — Dank vor Allem der unabllss^ten, enrngischen Pro-
paganda eines Wappftus und eines Peschel — , soviel auch in dieser Beziehung sich
in den lelzt»Mi Jalnen gebessert hat, so wird doch Nicinaiul, dem ir^^end die thatsäch-
lichen V\M-hültnisse des geoKrapliischen Untcrriclits bekannt sind, sich dem (Hauben
hinzugeben wagen, dass diese Agitation ihren Zweck heute schon vollständig erreicht,
dass der Unterricht in der Erdkunde durdiweg die ihm gebohrende Stellung bereits
erlangt habe. Es ist nicht unnotz, sich von Zeit zu Zeit an die erbaulichen Zustande
zu erinnern, die WappSus mehrfach (in den Gfittingischen Gelehrten Anzeigen) uns
zur Kenntnis gebracht hat. Es ist keineswegs etwa vom vorigen Jahrhundert die
uiyui^uu Ly Google
— 5
Hede, wenn wir sti z. B. In'i Wappäus Itf.scn : ,,l)ic (icrinjiSLluilzuni; der Geo}4rai)hie,
namentlich als Unlurriclitsgcgeuätaiid in den gelclirlen Scliulcn, ging sogar so weit,
dass sogar ein sonst auf der Höhe der Zeit stehendes norddeatsches Obenchul-
Kollegium in einem von der vorgesetzten Behörde, dem iCuttiis-lfiniaterium, darOber
erfordei't'Mi Gutachton, ob denjenigen Philologen, welchen auf den Gymnasien der
g«'nnrrapliisr|i(> Unterricht zu nliorlra^'cn sei, bei ihren l'niversitätsstiidien der Besuch
geographischer Vurlesungeii emptohlun werden solle, sich enlrichieden dagegen
erklärte (s. darüber die <>ött. Gel.-Anx. 1875, S. 789)1 Natürlich wurden dann
auch die Geographen von Fach von jedem Elnfluss auf das Staatsexamen der Kan-
didatcn des höhern Schulanits durchaus fem gehalten, und in Prous^en ist noch
nadi der BesetzutiLi iles in Halle eiTichl(Ueti neuen }j:er»}iraphi<i lien Lehrsliihls gegen
den Eintritt des neuen Professors der Geo^napiiie in die doitii^e wissenschaftliche
PrlHujigs-Konunission von dem Direktor dei-selben eifrig protestirtP*
Mehr noch als die meisten anderen Wissenschaften ist die Erd- und Völker-
kunde gezwungen, eine internationale zu sein. Das Wesen ihres ArbeitsGaldes bringt
CS ja mit sich, dass manche Gebiete, namentlich in der f.anderkunde, ausschliesslich
oder doch vornehinlicli von einer bestininilen Nation eii)i^^t>liend bearbeitet werden;
daher wird der Austausch der Arbeiten der verschiedenen Nationen gerade in
unser«' WissrnMChaft mehr und mehr zor dringenden Notbwendigkeit. Die Redaktion
gdit desshalb von der Ansicht aus, dass Uebersetznnjten wichtiger, aber den
deutschen Geographen aus irgend einem Grunde ntr<jii<^iin^'!icher Arbeiten des Aus-
landes für ei r» wisspnschallliches geograplusches Joui nal nicht nm- i^estaltct, sondern
oft {geradezu geimteii seien. Uiesei' Aullassung von der Notlnvi ndii^keit , die aus-
löndischen Arbeiten zu verfolgen, entsprang ferner der Wunsch, in gewisser
periodischer Regelmflssigkeit kurz zusammenfiissende, orienUrende Revuen Ober die
neuesten Arbeiten und Bestrebungen der fremden Nationen unseren Lesern bringen
7A\ können ; die Iledaktion hat sich daher mit }.'eei;ineten Geo-^Taphen des Auslandes
in VerbindiMit^ gesetzt, und giebt sich der lloiVnung hin, mit diesen periodischen
Rundblicken aber die wissenschaftliciie Thäligkeit des Auslandes manchem eine
willkommene Gabe zu bieten. — Wir verdanken die Anregung zu dieson Vorhaben
Herrn Professor E^i in ZOrich.
Jedes Heft der Zeitschrift wird seinen Inhalt nach folgendem Schema gliedern :
1. Aufs&tze; ^
2. Kritiken ; •
3. Notizen:
a) Berichte Ober die Arbeiten der geographischen Gesellschaflen,
b) Nachwdsung ausIOhrlicherer Rccensionen,
c) Titel und Inhaltsanze^en neuer der Redaktion eingesandter Erschei«
nungen.
Ferner wnd die Redaktion unter den „Notizen^* auch jene ihr etwa zugehenden
kidneren brieflidien Mittheilungen und Anfimgen verOffentlfehen, welche von allge-
m«nerem Interesse sind, um so, nach dem Beispiel der in englischen Fachbltttern
publicirten „letters to llu; editor'*, auch fhr kurze Nachrichten, vorläufige Mitther-
Inngen über neue Arbeiten etc. einen peeii^neten Kaum zu schaffen. - Die Hedaktion
verdankt den Vorschlag zu dieser Fjnrichtuni,' drni IhMTn Professor Rüge in Dresden.
Kartcnbcilagen werden je nach Ikdorlnis erfolgen.
Redaktion und Verlafzsiiatidlung der neuen Zeitschrift nahmen Veranlassimg,
ein kuraes l'ro;.'rannn des IMattes einer gn">sscren Anzahl Gelehrter vorzule^'cn.
Mit aulrichtigem Danke konstatiren sie an dieser Stelle den lebhaften Ueifall, der
dem Plane überall, auch im Auslände, entgegengebracht irurde, und der ihnen
als zustimmende Anr^ng bei den mannig&chen Schwierii^eiten ftrdernd zur Seite
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stehen wird, weldie, wie jedem neue Bahnen Anschlagenden Unternehmen, so
auch dieseni in don Wt'fj treten werden. Ist es doch nur die thatkrflfliye Hilfe
d<M- Mitaib«'iti i\ des Publikums, die der Thfttigkeit des Herausgebers und des Yer-
iegers Erfolg verspreclKMi kann!
Lahr LB., 12. Dccember .1879. j, I. x«tUcr.
Beiträge zur Guanaham-Frage.
VoD Dr. Bicluurd FletMhMam.
Das erste Land Amerikas, das am 12. Oktober 1492 Cristöval Colon betrat,
war eint' Insel der Lucuyischen Gruppe, die von ihren Ri'wohneni Guanahani, von
dem Kntdecker San Salvadoi' j^^puannt wuide. Aus dem Si lnllsbuche der ersten
Reise des Adniiruls, das in AusicUgen uns bei liarlülome de las Casus erhalten ist,
folgerte Munoz, dass diese Landung nicht auf derjenigen Insel, die man xu seiner
Zeit Gross San Salvador (oder mit engUadiem Namen Gat Idand) benamste, sondern
auf dem sOdftstlich von dieser gelegenen kleinen Eiland Walling stattgefunden habe.
Durch Becher's, Peschers und Major's eingehende Untersiichuiejen wurde diese An-
sicht gegen die davon ahwciciienden Meinungen von l'ernanilez de Navatrete, Gibbs,
A. V. Humboldt und F. A. de Varnhagem so siegreich vertheidigt, dass sie jetzt die
grOsste Verbroitung gewonnen hat. Auch diese Abhandlung soll zu ihrer weitem
BegrOndung dienen, indem sie sich besundei's an Major's Arbeit ansdiliesst, in
welcher dieser bewHhrle Gelehrte nach\vies, dass von den alten Namen, welche die
I.ncayen auf der Karte der Audieiuia Kspafiola in Herrera's ])("<crip(i(ni <ie Uta
Jndias Occidenlales tuhren, alle andern sich so mit den modernen identilizirou lassen,
dasB Guanahani für Watling veii>leibt.
Da diese Karte, wenn auch ohne Zweifel nach ftltem gezeichnet, so dodi erst
1001 veröflentlicht wurde, kann diese Beweisführung erst vollgiltig wei-den, wenn
untcrsucfit ist, ob die früheren ihr Zenjinis unterstützen. Voiher aber bleibt zu
crqiitteln, welclien Weitii diese Urkunden übeihaupt in der (iuanahani- Frage beun-
sprudien dürfen, und scfaliessU<^ aubnkllb!^, wie gerade die Katzen-Insel dazu
kam, fDr Guanahani-San Salvador zu gelten.
Nfanche der ältesten Geschichtscbreiber, die uns von Amerika's Entdeckung
erzählen, haltiMi die Auiruidung der Lucayen für so imwesentlich , dass sie Colon
seine Fahrt sogleich nach Kspanüla-Haili lenken lassen. Es karui uns daher nicht
verwundern, dass mehrere der ältesten Karten ebenfalls diese Inseln fortlassen, oder
dass auf andern sie phantastisch gezeichnet und willkoriich benannt erscheinen.
Das Licht, welches auf sie geCallen war, erblasste vor dem Glänze des goldverkon-
denden Taj^cs, der über den Grossen Antillen aufging. Umsonst hatte ihr Entdecker
die ;\uuuitli ihi'es Pflaiizenwuchses verherrlicht, denn ^.'erade das diülige Holz,
welches er von iSaumele heimbrachte, bewies : hier war nicht die Heimat des Aloe
und der indischen Gewttrze. Auch zog ihn selbst es nie wieder zurOck in jenen
Archipel voll meenimbrandeler KorallenbSnke ; in sadlioheren Breiten gewann er auf
seiner zweiten Reise Espanola's Gestade und zeichnet(> damit zugleich auf Jahr-
huntlerte den spanischen Seefahrern den Kurs nach den Antillen vor. So blieben
die Krstlinge st'iner Entdeckung zunächst nur eine liesi-lieidcne Hereicherung des
gcugraphisclien Wissens. Acht Jahre \ ergingen bis Vincento Yaßes Pinzon den
Versuch, durch die Lucayen nach Spanien heimzukehren, mit dem Verluste eines
aeiner Schiffe bflssen musste'); zehn weitere, bis zum zweiten und letzten Male
*) Ammge des Anlni Heramndex CotaneBiio ia doi Akten des fiskaliselieii Prosesses bei
N-iTarrete (Coltccion de lo$ piojt* III. S. 518). Zwar SoU auch vor jenem llojcda die Lucayen
besocbt and 232 Eisgelwiiie entfthrt habeo (Navanete a. a. 0. S. 10} Peschel, ZeitaUer der
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Guanohani als Station einer Entdeckungsfahrt^ der Juan Ponoe's de Leon nach
Florida (1513) zu verzeichnen iwlr.
Allcniiiifis li.it irr/.wisclien, voniolimlirli als flio jülio Vcrinitnicniri::^ der Eiii-
geboi'iion Espafiüla's MiniTiaiboiter uihI ilcr Stillstand der I'piltMilisclifn'ii ii Cnha-
gua's Taucher nüthiy niachle, »um sich nur zu gut der Mt iis^cht u zu eulsiiiiicn
gewusst, die auf den Lucayen hausten. Nach einer Angabe Anghiera's ^ haben wir
anzunehmen, daas man um 1&04 diese gewaltsam zu entfahren begann. Die Jucayos,
w'io man sie nannte»), waren zu schlinht beweint, um sich ihrer Depoi-tirunjx so
encrjrisrh wie die Karüjen widersetzen zu können, und mit ihnen als IQclitiiren
Scluvuntnern WJU' ein hober iMarktpreis zu crzielBU. Unter dem Vorwande, dass
man sie so besser zu Christen machen könne, liess sich Ende 1S08 eine Gesdlscbaft
in der Yega und Santiago ausdrOcklich die Erlaubnis geben, diese Insulaner auf
gemeinschafllidie Kosten einfengen zu lassen. Selbstredend erfährt man von diesem
Eulfhckutujen, 2. Ausg. S. 249 u. 2ö7), allein von diesem Al)sU>cbcr weiss nur das apokrj-plw
Sehrelbeii Yeapueel'a an Lorano Pier Franeeseo de* Medici, das 1? grmt tempo fa aoftngt
(Tamhagcm's Ausg. S. Td). Anerkanntcrninssni ist ilicse Reise Ilojedu's Identisch mit der swcit^n
in Vpspiicri's (,hintt>it riii</t/i crz.lliltfii. Ihm der wolil von cinfr linndung auf Kspafmla (AiiHr/liri)
und von den SlrcitigkeiU>u mit den dortigen Spaniern, dagegen nichts von Gefangenen berichtet
wird. Sclion Oasas madit« die misaliehe Yoranssctsong, daas die beiden ersten Reisen, die in
Ye^ucci's Qu. V. erzählt Wörden, zn einer zn kombiniren seien; dass Vespucci nur eine Reise
und zwar die mit TlojeJii wirklich ausgeftihrt, und mit deren Erlebnissen die erfundenen Daten
einer angeblich frulicr füllenden, der ersten der V"- ^'i ausstaftirt habe. Da nun nach der ersten
Beise der Qu. V. von derselben nach Cadis 282 Sklaven raitRcbraeht wurden, so nuaate Cmm
daraus f()lj:('rn, Hojeila liabi' dirsp crbputet. Da dieser aber liei üi'iiier r.iindiir.f,' bei Yaqiiimo
auf I'^panola in den N'erdaclit gerieth, er wolle seine Schiffe mit lirasilholz befrachten, konnte
er damal« diese Eingeborenen noch nicht ao Bord gehabt haben. Casas Hess ihn aber diese auf
dem Heimwege erbeuten und sehing als deren Hdmat an Tersehiedenon Stellen seines Werkes
vprsrbiedene Inseln vor (ihiriintrr nicht die I,ueaycn; lllatnriit fffnemt de ta^ liiifi(i< 1. I. r. 1*!4;
IGT; 169), von denen Ilerrera (//i«/. de /o« hechoH 1. I. d. 1 c. -1) stda San Juan (Puerto Kico)
anssnehte. Der Pseudonyme Brieftleller rerlas »nlebst cexxij (wie s. B. bri 6r}'naeua iVorirs
or^'s rtffimtum Bas. 1537 f. 168 gesehrieben ist) sn eexxxü, erinnerte sieb, dass die lucayiscbea
Indianer ein panz lie'oinder^ friedfertiges Vfdkehen wan'n, wv\ liess diiber in seiner Kompilation
der beiden ersten Reisen der Qu. V. V'espticci und Gcn«issen nordwärts von Spngimota za. lOOO
Inseln kommen, „deren Bewobner so feige sind, dass sie mit sich mnchen lassen, was man will",
und 232 Sklaven helmbringen.
') />(• orhe Horo dec. Tel; ed. Hnkliiyt S. -ir.;', (vercl. auch Casa« Hht. ifnirml II c.
43 -4b] Lopez de Goroara lliifl. yen. ile lux Imiiaa Zaragoza X't't'Ä f. X\I B.) heisst es, dass ab
ttnnt» rigimtt amptiu» die Spanier atis Cnba-nnd fi!«panola 40,000 Menseben gestobten batien.
Diese Stelle ist 152r» pe>ichrieben (vergi. der. 7 c 1 S. S7 mit Opus cpislolunim I. epist.
80t! I'ixris liiTO S. iSO\ Anghiera scheint also diese Sklaven jaudeu von dem F.dikt vom Ok-
tober 1003 (bei Navarrete II 2 ed. S. 460—63) zu datiren, welches die Gefangennahme der soge-
nannten Canthale» aosdrOeklidi gestattete nnd reranlasste, dass man nnter diesem Torwande tmA
harmlose Indianer überfiel. Ilerrera (dec. I 1. 7 c. 3). dem Ilelps {Thf f/'nm'sh Conqueat fn
Atufrira I S. '2')'>\ ZU veriranensvoll narbscliriilit, Ifi-^st die Uaubzfijie nach den Liirayen von
IbOS an, wo sie ofÜcieil gcucbuiigt wurden, denselben (übrtgi-ns selbst ViviM etwan bocli vorkom-
menden) Ertrag in 4— b Jahren liefern, sebeint damit also anxunebmen, dass dort die Eingebomen
nn 1513 ausstarben.
*) Liicni/os soll eine scbleehtere Form sein. Irrtbilmlieh wird der Name auch von den
Bewohnern der Insel-Gärten des Königs und der Kunigin an der NordkOste Cuba's gebraucht
Jneaifo» soll naeb Casas {U. gen. I c. 40} Insulaner, Ton einem jneaylsehcn Worte eaffo» » Jafae,
bedeuten. Zwar ist cof/o auch ein äcbtes spanisches Wort fttr Klippe, doch wird Casas' Etrrao-
lopie durch die alten Inselnnraen ('ni/nron, Cairof, Jucayonrqiie oder Lurayonttjue (= Gr. Abnco.
Lucai/o gründe) etc. bestätigt. In der verwandten Sprache Espanola's hiess nach Anghicra (dec.
Hl e. 7 S. 848) die westHdiste Proviu Gumeeaiarim« OmI Casas HM, apohgiUeti e. 5 OuneojftiHmn)
so als &usserster Theil der Insel, denn gua soll der Artikel nnd ntoHmo da* Wort für ptdes
sein. Somit bleibt in diesem Worte caia oder coya — Insel.
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Menscheiiliaiidel weiiij,' nu'lir, als <la.s.s «»s ihm in übenvisclicinl kiiiv.tT Zeil gelang,
stiine rt'irlK'ii B<'znt;s<|u«'llrii vollslftndig aiisziilK'uton. ') Als I.V20 sIi-Ikmi Bcwohnpr
San Doiiiin^u s, ilarunter Lucus Viiä44uuz de Ayllon, zwei Scbitle iiacli doii Lucayen
schickten, runden ihre Emissäre diese so verOdel, dass sie dadurch venmlasst winniNi,
die frisdien JagdgrOnde von Gbicora ostwirts von Florida an der Küste GsroUna's
zu 'entdecken. •) Doch ist anziiinlinn-n, »la^s itwa srlion 5 Ms 7 Jahre frtther die
Inseln am nsti-andr der Ginsscn üaliaina-ltank v<jn IJewoiinern fast entblftsst gewesen
sein mussten, denn sonst wllrde ein Manii wieJaan Ponce, als erl513vun Flurida lieini-
kelirte, nicht vei'ij&umt hüben, für seine Misäerfolge und den Verlust einer Uerguntine
sich durch eine Ladung Jucayen schadlos zu halten. *) Hit der Expedition von 1590
erwilint Angliiera auch 1525, das damals nur noch wenige Exemplare der jncayi-
sdien Hasse und diese fern von ilirer Heimat in der KneclilsrlialX leiden *) und um
diese Zeit muss es auch gewesen sein, dass ein l'rüMiiii<'r Mann, l'edi'o de Isla, die
letzten Juciiyos, 11 an der Zahl, zusannnensuelien uiui nach t^spanola vor seinen
Landslmiten in Sicherhett l)ringen liess. Als Inseln, auf denen es weder Gold nc»ch
Vergl. oben S. 7 Anm. 1. Durch Hornal Dioz ilel Costillo rerdudem de la
cuiiquhta de la Xuera Espana c. 8) wissen wir, das« es ein zum Sklaventraosport Iiestiromtes
Schiff war, dai nm 1510 an Cubt't KOits venebUgSB wlMiterte nsd von dema M aaawhaft Gsaas
(//. «/(nrr. III c. '<U und danach Ilerrera bei Kohl in dc>r Zeitsehr. f. allijem. SnUnmd0 N. F«
X S. 9) einige vollständig indianisirtc Personen 1513 und 15 14 auf Cuba fand.
*) Anghiera (dec 7 c. 2 S. i(<U) sagt zwar, dies sei anno Mtine Urtio geschehen, doch
wird dies tob lSf8, wo Ayllon aaeh Spaai«! kam aad dsk dlt Bemddvnf Gkieerali gswibm
licss, nicht von jrorcchiict sein, da Ayllon die Erlaubnis schon am 12 Juni 1523 (Urkunde
bei Navarrete III S. 153} ertheiU wurde, und einer der cbicoraniacheu äklaven, den er mitbrachte,
fertig spanisch sprach, ani^ wirh&ren, das» anfEspanola dieser Raubsug sa allerlei Weiterungen
Anlais gab. Dm führt dann auf 1520, wie andi Lopes de Oomara (H. gm, t, XXI veno A)
nnd nach diesem Ilerrera (dec. II I. 10 c. anhiebt. Das-; C i-^as {H. gen. III c. 20) in einem
Kapitel voll lauter falscher Daten diese Fahrt sclion im Frülgahr 1511 beendet sein Ütsst, ist
nur «ine der taUreieheii Proben Ahr die SehiAeho eehwe Gedlc^laiMM. — Chioora, anf Karlen
die Titrra de Af^Um genannt taneht in Lnndonni»re Htgtoir* noiaUs de la Floride (abgedraekt
bei Oaffurel in dessen Ilht. de la Floriih fi-rtnrtiisc, l'aris IRTr. S. .'Ifll— 3(12) als der Name eines
KAa^ Ckicola wieder auf, der in einer Burg wohnt, die auf der einen der beiden von de Bry
{Morttm fUrUtm tnhiAit«HtH$m efeoHee Fntaeof. ad Moen. 1691) verdfeadlclileo Karten, die
Jacques le Heyne zu der Expedition von 156 1 entwarf, als ein Verhau mit dem Kamen ChiciUa
an der Gabelung eines Flusses liegt, in welcher man die des Pedee und Lyncbes erkennen kann.
(Vergl. zu dieser auch die Darstellung Chieola's auf der Karte Virymiw item et Floridue nora
dencriptio, fol. 847 in Mereator — Hondioe 4ffM AmsleL 1006).
Dagegen veitelnBihte er et nicht, wie nuui aas Herrera's genauen Mittbeilungen (dec 1
I, 0 c. II f.), in denen sonst keine .lucayen vorkommen, erf&hrt, ein altes Weib, d;is er allein auf
einer Insel vorfand, zu entführen. Üass er bei der Insel Dahama ein Schiff aus Espanola mit
dem Piloten Mimelo an Bord vorlhad, neigt, wie man auf der Snehe naeh' Indioe anmihlieh in
immer nördlichere Breiten gerietb, in die sieb auch die Verfolgten flOehteteBt wie man daraus
entnehmen kann, dass Juan Tonce auf Florida eiinn Indianer traf, der etwas spanisch verstand.
(Das Datum seiner Keise hier nach der Berichtigung von Peschel Zeitalter 2. Ausg. S. 411
Anm. 8.) In dieedbe Z«4t aeheint auch die eehon oben Si. 7 Anm. 1 aafefUhrte Bemerltnnf
Herrera's das AuSMterhen der .lucayen zu Verlagen.
•) Angbiera dec. VII c. ( S. 4SI.
Da Cosas (I. II c. 65) sagt, er »ei in Puerto de la i'lata aiuubsig gewesen, aU Isla's
Sehiff dort naeh dreijihriger Fahrt hmdete, darfien wir, trots dee Zmlamenhangee, in dem er
das mtttbeilt, kein frflheres Datum annehmen; denn als er in Puerto de la Plata wohnte, war er
Mönch im dortigen Dominikaner-Kloster, in dem er fvi ri'! Ilisi ujwlti'it'ffra c. 2) seine Apolo-
geti»ch« Geschichte 1527 begann. Er ging aber en^t Kmiu lö-O nach S. Duniingu, trat dort vor
msemntti Aber des Sebeitem seiner Kolonieationa-Pllne in Camnni in den Orden ein nnd bUd»
dort wenigstens wihrend eines Noviziats (vergl. //. <jtn. III c. 16n). Wie lange, istnieht bekannt;
Helps \The Spanish Cotufurst II s. 211) sagt zwar mehrere Jahre, er Terwechielt dabei aber den
Namen der Stadt mit dem der iusel S. Domingo.
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Indios und darum auch keine Sfmnier gab, ') lagen selbst Mr die Nautik, seit 1M9
Alaininos den ,,.\iisr;ill*' des Golf-Stronis zur Heimkehr duroli den KlMrida-Kanal
nach Sp;iiii«'ii licinitztt', die Luraycn in cini^rn verlorenen Winkel ninl ilietiten nur
selten ;ils lii-Ui ke zwisiclien den Grossen Antillen und dem anierikaniselien Festlande,*)
Dass Juun Poncu 1M3 bereits durch den l'rüvidence-Sund in de.n Golfstrom
gefiihren war, hatte man hi den sechzig^ Jahren her^ts wieder soweit vergessen,
dass man diese Strasse für eine neue Entdeckung von Pedro de Menendez halten
konnte.") Auch der Kurs der SchiiTe vnn Santa Marta und Venezuela, welcher Vör-
den» <|n( i' durch die Lucayen. nadi Spanien ^'efilhrt halten soll, war am Ende des
XVI. Jahrhunderts aus l'urcbt vor Kursaren mit dein Uber Huvunu vertauscht.*)
FOr die Kritik der ältesten spanischen Karten der Lucayen können wir hieraus
entnehmen, dass es seit Mitte der zwdten Dekade des XVI. Jahrhunderts nicht
mehr möglich war, an Ort und Stelle aus dem Munde von Ein}.'el>oronen oder Kolo>
nisten die einheimischen Namen der Inseln zu vernehmen, und dass ilic nantisclie
Uedt>utun^ dieses Archipels keineswegs so eiheblich war, dass ihrelwi gen diese
Namen gewissenhaft ttberliefert werden mussten. Wo es sich also, wie bei der
Guanahanf-Frage, um Namen handelt, behalten wir eigentlich nur eine Karte, weldie
uidtedenklich der Untersuchung zu cirunde gelegt werden kann, das ist die Juan*s
de la Cosa vom .laliif l'i^X). *) Denn maj) kann mit Umnholdt") zwar annehmen,
dass l*uni-i "s und Alaminos' Reisen auf der Kart«? von 1527 und der Ribero's von
ljt2'J nicht unbenutzt geblieben sitid, und diis auch auf die Ayllon's noch ausdehnen,
ohne diese b«den Urkunden deashalb als voUgQltigo Zeugen vernehmen zu dürfisn.
Ihre Namen sind schon die Sterotypirung einer Ueberlieferung, deren Kontrole nitAA
mehr möglich war. D iss eine solclie durch die Aussa^'en von Eingeborenen damals
und später noch gestatict i^ewi'stMi wäre, weil erst nach ir)5() die BevOlkerunfi der
Üabama-Inseln vollständig erloschen sei, wie mein verehrter Lebrer Peschel meinte, ^)
') üm 1.M5 (da Cap. 0 vor LH'» and Cnj). f> zur Zeit diT Anwesenheit D. Diego Colon*!
in Spanien, die 15ir>-2n mit. geschrieben i»t) stgt Anghiera (.dec. III c 9 S. 268— 69X «r
Obatgehe dfsBrrthnung der Espaüola*s KordkMe besehirmenden Inseln: quia Ueti phe^iombrns
tt euUmri* ogrtM »int, relietae tameH sunt a tiottHs tanquam pauperta. Splter wisderholi
Ilerrera (Dr.sm'/irion, l'f M c. 7) von diesen und den nürdi. von Cnba gelefjenen Inseln: que nin-
guna eatd poblada de Caatellano». Nur als klimatischer Kurort und zwar gegen Waawnucbt (!)
mU in einem vermittelten Falle ein Spanier seltweilig eine der Lnenjen an Minem Wohnort
erkoren haben (Casas Hht. apol. c. 21).
*) Als solche benutzten sie nicht einmal die französischen Expeditionen Tjaiidonnit're's fir>tM)
und Gourges' (1568), die alle Ursache hatten, die Berührung mit den Spaniern au meiden, trot£>
dem aber den grossen Antillen in der hergebrachten Wehe auf der Fahrt naeb Florida
Station machteo. John Harris {Navigantivm et Tthnrantium Uihliotheea Vol. II London 1748)
bemerkt schon panz richtig, dxss bis in die Mitte des XVII. Jahrhunderts alle Nachrichten Ober
die Lucayen auf ganz veraltete KeuntniBse zurückgingen: An Iheae laiands lie prttty mudi out
0{f fh€ Cour$0 of Ship» hou$iä to th« Confintttt of Anurieat it mu long btfore wt kad am$
Hotiee of them.
') VergL J. O. Kohl {fltsekicMs du Qolfstrmm wtd Miiu ErfonektMßt Brenn
1868, S. 51).
^ Herren iD$teripeioH «. 8).
*) Darflber, dass z. B. die rtulcm&us-Kartcn hierbei nicht in Frage kOflUnen können, vwgL
unten. Der in den Monumenta xaecularia der Miinchener Akademie herautgegebeno AtlsS sltSr
Karten war mir leider bei der Herstellung dieser Arbeit nicht benutzbar.
*) Examen eritique de VHitMre <f« Ut OiwfrapMt dm Nouvtau CeMtneii« t. III Pub
1887, 8". S. 193.
') Dan Aiislatiti 18«;7, S. 11. Le Chailenx sagt zwar (abgeiir. bei Gaffarel a. a. 0. S. ■159),
dass lUbault auf seiner zweiten Reise 1565 bevor er nach Florida gelangte, l'uiie des ieU» dti
SnUttts mppäU* du jMyaotM VoeaiomqMt, *t «n framtoU to Ormtd-Lowolt» ia ffldit bekaK,
doch konnte er sich gewiss von dem Vorhandeneein solcher paysans nicht abeneagen, da er 3 — 4
Heues daran TorQber fuhr. (Diese Insel war abrigsM nicht, wie Qafiiarel will, ^mbs doute" eine von
L^iyiu^uo Ly Google
— iO —
kann irh Inder nicht zugclu ii. Di tiii wenn es ;iuch Solango noch Jucayen gab, die
in dfi' Nonienklatni" ihrer Hriinat Hcsclicid wusslcn, wns ich nü'ht lu'strt'itcn und
auch nicht behaupten nuichle, so sclnnarhteleii diese als Sklaven in den GoldwiLselieti
Cibao's und die Zeichnung eines spanischen Ueichspiloten, der wie Ilibero nie in
der Neuen Welt gewesen war, konnte von ihrer Existenz niclit den geringsten
Vortheil liaben. Gerade um die Bebten Namen aber ist es den spanisehen Zeichnern
zu thun. Sell>st auf Cosa's Karle, (h'r docli I iO'3 — 9ü mit dem Aihniral reiste, ist
nicht einmal San Salvador verwendet. Das Hilil zu dei- lateiuisrheti Ans;^alie des
Briefes von Culon an Sanchez von 1403 mit den von diesem erfuiuienen lienen-
nungen salvatorin, conptionia marie, ysabeUUf femandina (sdl. insula) ist, wie es
Humboldt nennt, nur von dem Zeichner ertrfiumt, eine buchhSndleriscbe Zuthat,
die nicht als Karle in P.etiaelit kniunü. *) Unser Misslraucn gegen die mdsten der
allen Karlen wird dadiu-eh erliiilit, dass von dt<r Sprache di-r ;dlen Renennungen sellist
in der Zeil, in weUiier deren Quelle noch nieht versiegt war, die Zeichner so gut
wie gar nidlts verstanden haben können. Das Yorkoniinen verschiedener Bezeich-
nungen fttr dieselben und gleicher Namen fQr verschiedone Inseln zeigt, dass unter
den n he riißferten Namen missverstandene Worte des jucayischen Mioins oder Terrain-
liezeieluuMi^'i'u sich eingebürgert !ia]>cn, die nur ii-rlliduilieh als P'igennamen atif-
gefassl wai 1 n 1 und dass das hei Inseln ^zeseliehen konute, dii^ Kspanola viel näher
als Guanahaiu lagen, wo also ilie Ilicliligkeit dieser Bezeichnung zu prüfen seiner
Zeit viel leichter war.
Dass gerade Guamahani zuerst dne mythische Insel zu werden b^ann, zeigt
schon ein Blick auf die absonderliche Geslalt, in der es auf den Karlen von in27
und t29 sich von der sonst klar gehaltenen Z<>ichnung der Lucayiscben Kette abhebt.*)
dea Caieos, sondern sieber Gro»-Ab«co. «af L« Moyn«*« Karte Yoeaiwqut «iw maior /«wcafo^
Wenn schliesslich l'lloa {Xotiriun atiurirauas, Madrid 1772, S. ■'>02) von dor schlanken StSlor
der Bewohner di^r ''mins en In /mrif </c In i'ii>ri<iii so spricht, als habe er diese gesehen, SO
raeint er wahrscheinlich Seminolcn, auf keinen Fall Jucajreo.
*) VerfL Humboldt Ejramen cril. m S. 184.
*) VergL das Faksimile in Lrifcrc iiiiio.jraff ifi Crittoforo Colombo nuommenU $lam-
|»0<e (BiWiotera rara piibbl. d.i (;. Daolli \>A. XVI S. TS).
*) Da mir Kohl's Ausgabe dieser Karten nicht zugänglich war, hatte Dr. Eduard Meyer,
Doacnt der GeadiidiCe in Leipzig, die Ofltß, fnr mich die betreffenden Abschnitte zu koptren.
FOr Ribero konnte ich noch die (leider . tu m ijcniiiie") N;ichbildung Güssefeld's (in Sprengel's
Uehersetznng von Munoz' (^rsrhirhlc drr Si'inui Will, Weimar 17n"i) zu Uathe ziehen. Heide
Karten, am deutlichsten die Uiheru's, geben als (iiuniithun eine von einer Klippen-Aureole um-
itrahlte Imel, die in dieser Form nach Kohl den Erlüser (S. Salvador) und seine Apostel rer^
«innhildlirhi n sollte. Danach würe aber auch der Name San Salvador und ein Kranz von 12
8tatt von 10 Inseln zu erwarten gewesen. Obwulil nun Sant-i Cruz, wie wir sehen werden, in der
Nachbarschaft Guanahani'^t eine Insel mit 11 Trabanten einträgt, ist doch Humboldt'« Deutung,
dass dieser King die Steinriffe darstellen soDte. welche nach Colon'S SchiMindie Goanahanf
umlagern, als die ungezwungenere vorzuziehen, da der Urheber jenes Bildes, besonders wenn es,
wie man mitunter anninmt, D. Hcrnando Colon war, diese Notiz gekannt haben kann. Ob das
Krens vielleicht ein Mtssverst&ndnis des auf spanischen Seekarten ablieben Zeichens ftir Untiefen
war, muss idi dahingsMeOt sria hissen. Beide Karten zeichnen sidi nnvorthellhafft durch den
Besitz mehrerer I.urayen-Namnn aus, die sonst nur nocli Oviedo im 15. Kap. des XIX. Buches
seiner Jmlischen UcsdiUhif (bei Kamusio Suviijatiutn Hl 15(i5 t 205 B.) ebenso auffahrt, wenn
andi ideht zu Terkenncn ist, dass sie die Inseln besser als manche der spitera orioitfaren, und
darin das Muster for die Zeichnung derselbeB auf der QeneraUKarte Amcrika's von io. Beller
(statt der sehr mangelhaften der .\ti<:<;,-\be von Z,\rapt/.\ l '-^^? den antwerpner .\u<c;;iben von T<npez
de Gomara Ällyemeiner Jntlischer Gcgcliichte beigegeben) und der nachfolgenden Atlanten
geworden sein kSnnen. Trotz der falschen Gestalt ist Ouanakan an richtiger Stelle eingetragen,
wie sich aas der Identifizirung der Qbrigen Namen mit modernen crgiebt. Guanino (l.'»27) oder
(luanina (1529) ist Tat Island; darauf folgt fmno, anch Oviedo nnfulirt Es i^t eine .'\hnliche
VerstOmmelung des Namcos Yuma (Long Isl.) wie Oumiinu für Guumma. Der Anlaut h für y
— 41 -
Auch villi uns das aiisdrücklirli durch eine üenu'rkuii}^ l)(',släti}zt, welche I.Vi?
Bartoloniiä de las Cius;u> über Culoirs erste Landung niederschrieb. ') „Jenes ei^slo
Land war ein Eiland von denjenigen, weiche bei uns die der Lucayos heiasen, das
bei den Leuten auf jenen Inaeln mit eigentlichem Namen Guanahani (mit dem Ton
auf der letzten Silbe) liiess, das auf den Seekarten, die man gegenwfirtig zeichnet,
da ja dio Zoiehner von der Vertrau ;_'cnheit nichts wissen, Triango heisst. Es
besitzt Ijesagte Insel die Gestalt eiiu-r Bohne."*)
Offenbar ist bei einer b^hnenföi-migen Figur die hier gerügte Neuerung so
unmotivirt wie bei der kreuzffirmigen Missbildung Ribero's. Nor die langst abge-
thanen Turk-Inseln haben von allen, die je für Guanahani vorgeschlagen sind, die
dreiecki<,'en l'mrissp, dii^ man von einem Triani-'o (^-warten mU.-stp, \v»'i-di'!i rd>(«r
nirgends so genannt. Triango ist vielmehr viel liüuti;,'ur d«M' t^fnicins.inie Nanu' vun
drei Inseln statt der be^iondei e einer Insel. Das veranlasst uns, nach einer anab)gen
Gruppfavng auf modernen Karten zu suchen. Auf diesen ist aber fllr jene Benen>
nung unter den Lucayen keine passendere Figur ausfindig zu machen als das Dreieck,
welches Watling mit den beiden ihm westlich benafthharlon Eilanden ConcPption inid
Rum Cay bildet. Es kommt also danmf an zu unfcrsnr'hcn, kennt (!osa diese Inseln
und nennt er eine derselben Guanahani, und sind das dieselben, welche auf andern
Karten Triango heissen. KOnaen wir dbis bejahen, so dOrCni wir annehmen, dass
schon zu der Zeit, als Gasas diese Benennung verwarf, sie irrthfimlich auf dne jener
Inseln statt auf sie insgcsammt bezogen ist.
Auf Cusa's Karle liegt dnaiuihani ösllich vnn zwei Tnsi-ln, deren Name nicht
genannt ist. Den Ergebnis.sen von Humboldt s emgeliender L'ntersuehung dieser
Darstellung dürfen wir uns hier rUckhallslos insofern anschliessen , als dadurch
Yumay als Long, Stmeto als Crooked und Santana als Atwood Island erwiesen
ist.*) In allem was < i tilu r Cosa's Guatiahaui sagt, können wir ihm leider nicht
zustimmen, denn es i^rht daraus lu-rvoi-, dass er das Problem, um welches es sich
in der ganzen Untersuchung handelt, nur so gefassl hat, als miisse Guanahani
nolhwendig Cat Island sein, wenn es keine der Turk-Inseln sein kann. Das letztere
war, vrie er aus seinem reichen Material ersah, unmöglich, und er supponirte daher
(naa flndat auch Xumu) erklärt sieb durch folgende Bemerkung, die ans Anghiera (dec. III c. 7
S. 2IS) nach einem i'inirtbi)rnen GewilhrMnann (iber die Aussprache der juc:iyi<chen Aspirata
mittheilt: Vioferctulum csl quiaiuid est adspiratutn eodem halitu quo f, »ed mhiime admoto
ad »uperiorea dgnU* iMfariore UibellOy ore autem aperto . . . et conamo peetore. tl^raeo»
et Arabicos eodem modo awu proferre adtpiratiane» vidvs. Bi»ptt$Mi eliam in his <iiiae ah
AnihiliKs diu posscssot'ibiix rorahtidt arrrpenint, experior idem tomäro . , , ut iümt^i/Ada . , ,
ulmulläza . . ., que atiheUinte peclore protnunt,
*) Bi$toria apologitiea, e. 1. Ueber die Zelt, wo er dies niedenehrieb, vergL obaa 8. 8
Anm. 5.
*■) Diese Form würde auch bei Watling passen, doch bezieht sich Casas hier wohl nur
auf Karten, auf denen Uuanabani mehrfach buhuenfürmig, jedoch fachlich noch 0 statt nach W
gekritanmt, su sehen hl.
*) Die nördlichere dieser beldea Inseln ist auf der grössern Abbildung bei Humboldt
(Taf. ;U Ej-am. er it. T. V) ausgelassen, steht dagef^en auf der kleinern (ebenda Taf. ''>^ und in
ühillaoy's Gesdiidttc des Seefahrers liehuxtn, NOrnberg 1853); die Ausgabe Gomard'ü und
Banum^ dslaflagmtrmr mirnfobt cngloglieh; doeh peasen die OrOeeenverbittaine dietes laianda
M wenig zu Cokll^S Schiflsbuche, dass man den Namen Guanahani auf dieses nicht beziehen
darf, ohne Cosa einen Irrthum unterzuschieben, und ihn dann doch für den der Insel halten
moM, bei welcher er auf Humboldt's grösserer Keproduktion steht, und der er auch nach dem
Text des III. Bandes des Examen sokommt
*) Die Insel sftdöstl. rem Someto ist dann Acktins. Cosa's Umrisse S:ciiirti>'i und Yinvmi's,
welche in nichts an die wirkliche Gestalt, die Ucchit passend mit Angelhaken vergleicht, erinnert,
oHAnn lieh Tielleleht dadurch, dass er in sie auch die seichten Bi^os, die Ton ibnen nacb den
»t h tt rt isfll W B Oisaa hin abgedlnml vsrdeo, Unelniog.
uigu.^cü Ly Google
— 42 —
«
fbr Guanahani bei der Erklirung von Gösaus Karle sUllschweigend Gat Island.
Watling lüsst t'v «anz aussei- Frage, jodenralls weil ihn darin seine Stelle inColon's
SehifTsliurlu', in ilei' es IhmssI, Gurmuhaiii soi hh-n ijrniKtf Ix'liiii'lcrle, da er meinte,
der Entdecker s<'.lireilje ihm damit eiin- rifitilni- t ottsi<h-r(iblf ') zu. Major hat schon
bervorgeboben, duss man, da Colon Guanuhani uueh ein Isleta nennt, diesen Aus-
dmck nur als „ziemlich gross" la verstehen hat, ') und Watling ist zu einer solchen
Bezeichnung gerade gross genug. Wihrend nun nach Humboldt im übrigen Cosa'«
Zeichnung djis grösstr ].i>]< vt idicnl, muss (h«\sei" gerade bei (!i(ana}itini allerlei Irr-
Ihümer begjuigcu haluii. V.v halti- so viel (imaii ;uiszusi'izei), dass \valirsfheinli(^h
durum er gar liein llesuuie seiner Ei ürlerung giebl und uns nur zwischen den Zeilen
lesen lüsst, dass er Guanaltani for Cal Iskuid hält. Dann alMings ist es nicht
allein zu weit nach 0,*) sondern auch tu weit nach S verschoben, und im Ver«
gleiche zu Long Island>Yuniay mind&slens auf die Hlllfte seiner wirkliehen Grösse
reduzirt. Es ist Sanutmi zu weit genähert*) und sUdwrstlicli von ihiri kaim die
Insel, die dort eingetragen ist, sich gar ni(-ht befunden iiaben. liund>oldt ist der
Ansicht, sie mOsse statt dessen südöstlich liegen und sucht zu erklären, wie
man sie soweit verschieben konnte,*) denn nur einer Ostlich gelegenen Insel konnte •
es entsprechen, wenn Cuaiiahani Giit Island ist, und es musste dann unser Con-
ception und, wie Huinlioltlt annimmt, auch Golon's Santn Mthin de In Conn'ixiint
sein. Wenn man ai»er Munoz' liypotliese eiits|ti'»'ehend Gosa's Karte so auf die
moderne projizirt, dass Guanahani auf Wulling Itlllt, fallen auch, wie liuml>oldl
wollte, Yumayt Someto und Samana ungeffthr auf Long, Grooked und Atwood Island,
ohne dass Guanahani nach SO verschoben und die unbenannte Insel von SW nach
SO gerückt zu werden braucht. Letztere deckt sich dann mit Rum-Cay und ist in
der That vielleicht Golon's Santa Maria de la Concepcion^*) jedoch nicht unser
*) a. a. 0. m S. 109. Andi bettlrkte ihn darin wohl, daas Hemaado Colon {UiBtorie
c. 22, Venotia 1709, S. 101), dorn Ciisas (Hist. tjen. I c 10) das wie vieles anilore nacbschridi
(nach diesem wieder Hcrrcra, dec. I 1. 1 c. 12), Guniialiani eine Ausdehnung von 15 LeguM
giebt. Doch ist das nicht weiter durch das Scbiffsbuch beglaubigt.
*) Vgl. /oumal of the Royal QeograjOiieal Soeieiy Yol. 41, 1871, 8. 197. TolenMe
lorge übersetzte aiici< sclion Bediet ihil VoL 86, 1856, S. 191.
») a. a. 0. III S. 189.
«) a. a. 0. m S. 190.
*) a. a. 0. in 8. 198} 814. Batondon daatlieh'trinaat man aa Hunboldt*i Vemdien,
die alten Namen der nördlich von Lnnp Tslaiid gelegenen Inseln zu deuten , dass zu deren Ver-
ständnis ihm immer Cat Island fehlt, da er dies stets für Guanahani einsetst. Wena z. B., wie
er will, auf Hmeral Karte das «fmiga Curateo Elenthera Min tolUe (a. a. O. 8. 194), so dum
das grosse C.i>iiüco aberhaapt nicht existirt haben, und ebenso Guanima sOdl. von Cwratoo aus
der Luft gegriffen sein. Ist aber d'naulmu und ni(-ht (hntnnlunh auf dieser Karte Cat Island,
80 ist Curateo Kl. San Salvador und Ciyateo Eleutbera. An einer andern Stelle (S. 215 Aum. 1)
nsiat er dagegen, hd Ponee heine Elenfhera Guantma, obwohl dieser jenes Curatto als Gnateo
kennt, und wie wir sehen werden, Guanima von Eleutbera unterscheidet.
«) Wenn nÄmlich Iv-scliel (Zrihillcr, 2. .\nsg. S. 107 und ITiO uud im .4n.s/,iM«i, 1SÖ7,
Bd. 30 S. 4Ö8) gegen Becher i^Journ. Ii. Üeoyr. Suc. Vol. 26, I8b6, 8. 194) Uecbt bat. Colon
sagt, dass er nach der grtasten der insstai seinen Kurs riditele, die er tob Onanahaai aas sah;
da er sich ahir an Guanalianf'a WestkOste befand, bat man nur die Wahl zwischen Conception
und Kura-( ay. Kr fährt an der Guanabanf abgewendeten von 0 nach W (wie das bei Rum-C.
der Fall ist) verlaufenden Seite entlang und sieht von dort eine andere grössere Insel im W
(ofrs moyor al Ouesfe), jlhrt bis in die Naoht, kann aber das „Wseftap** aldit errsiehcB.
Damit kann nur das Kap im W der Insel, an der er Slltlsag fuhr, also das von Hum-Cay gemeint
sein, denn die Spitze der Insel, der er zufuhr, musste doch als deren Ostkap bezeichnet werden.
Dasselbe W-Kap ist es daher, von dem es heisst: ti la cual puse nombre la isla de Santa
Maria da la Ctme^aeton noA an der er ankert, denn er sagt am niahsten Tage: y <U bttgo la
9$la para ir <f la nira isla i/raitdc ifuc </o via al OiH'sti\ er liat diese also noch gar nicht
eneiehL Mach Becher mttsste man aber annehmen, dass er am Ostkap von Long Island hemm
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Conoeption. Dies vielmehr enlsprioht der GrOase und Lage nach der nordtetlioh
von Guanahani gezeichneten namenlosen Inael, welche Humboldt unberflokaiohtigt
gelassen hat.
Die Aiinalirne, dass (<osa mit (inannhani Watlin^j liai'stt'llpn wollte, orspart
uns also (lit'scii horülimten l'iloten grober Vei-seheii, zu denen man j^ewiss die Ver-
wecliseluug von Ü mit VV rechnen inUsste, zu bezichtigen. £s geht sogar aus
seiner Karte hervor, dass er Gat bland entweder nicht gekannt oder auBgeteasen
hat. Sie Uast lAmlich nicht verkennen, dass nördlich ober die Breite von Yumay-
Long Island hinaus seine Kenntnisse anfanpten sehr unsicher zu werden. Er ltts.st die
Gro.s.se Hahaina-FJank j^iTado da aufhören , wo sie in Wirklichkeit ihre firössto IJrci-
tcnausdeliiiiin^ gewinnt, und legt dort eine iniuginäre Meerenge durch dieselbe.
Den Raum, der ihr dadurch im N ahgescihnitten wird, nimmt eine von W nach O
gerichtete Insel von so stattlichen Dimensionen ein, dass wir dies Trogbild dem
Manne, welchen Gasas für den tüchtigsten Seemann semer Zeit ausgiebt, nur zu Gate
haltc^n dürften, wenn wir zu seinen Guiislt>n annt^hrnon. dass er nichts davon zu
Gesicht bekuimiRn ') und nur durch Jucayen von Htiharoa gebort hat. Jedenfalls
Süll diese Zeichnung den Providence-Sund und die nördlich davon gelegene Kleine
BabaroapBank vorstellen; beide sind aber sowrit nach S verlegt, dass der Provi-
dence-Sund da beginnt, wo nördlich von Long Island die Exuma-Bucht in die Grosse
Bank eintritt und diesi' lialhirt und dass die Kleine Ilank sieh in Gestalt Unhtiron's
quer über die Andros-Inselii liiiigclcgt und den Hautii zwischen Biinini, Eleulhera
und dem Westsuume des K^Luma-Sundes in Besitz genommen hat. Es liegt hier
also «ne Yeneichnung, kdne leere Phantasie vor. Anlass daxn gab die Vieldeutig-
keit des Wortes Habaeoa. In der Form Abaeo ist dies jetzt der Name der Öst-
lichsten der Inseln auf der kleinen Bahama Bank, die eigentlich Jurmjoneque hiess,
wahrend die Form Ilaham {Uitfuicn. Bnh}(cn) speciell die Andros-Inseln zu bezeichnen,
halle. Einer laut physiologischen Bemerkung Anghiera's zufolge*) dürfen wir dies
Wort für identisch mit labaque halten, welches bald die Berry-lnaeln bald Acklins
beiefcshnet. *) Ehi juoayisdies Wort, etwa CAobdbo lautend, wird ihm zu Grunde
liegen, das, von den Spaniern irrthOinlich als Eigenname auQgefiiSSt, aller Wahrschein-
lichkeit nach nur Korailcnbänke oder Untiefen oder deren Strand im allgemeinen
bedeutete. Die Spanier haben es für mehrere an solchen gelegene: Insidn si^eziali-
sirt. Angenommen aber selbst, Cosa's Uabucoa soll nur die Andros-Inseln vor-
stellen, so kann eine so irrthtlmliche Vorstellung von ihnen auch dann nur sich
jemand gebildet haben, der mit der Geographie der Lucayen in der Breite von Gat
Island sehr wenig vertraut war. Dies selbst mussle östlich vor der Ausbuchtung
des Ostrandes nördlit h von der Nordspitze Yutriay-Long Island'«, von der seine SOd-
spitze etwa 28 Bogenminuten absteht, eingetragen sein; und dort Stessen wir auf
aaeh £xuma gefahren wäre und dann doch noch Long Islaod ala „dio Insel die er Ina W sah"
benkdiaat hltta, obwoU «r aoanMlur ihr ia d«r Biditoag nadi 0 uitto smiteB nfimea.
') DafQr ist auch anzufahren, dass bei Ifabacoa kein spuiiaelM Banner gezeichnet, oad
dMi Yumaij die nördlich^tt; Insel ist, welche Cosa duceb diflMfl all apaaisehen Berits eharakteririrt.
•) S. oben S. 10 Anuj. 3.
') Wie die Aadroe-Inida IrieMn Babuca 4?n Btibutea and «elbet Ar6«lmi ▼enMouadt)
auch (!!'< Snndbllnke Mouchoir carrö (Abreigot) und die Silbor-Hank. Hamboldt (III 8. 815
Anm. 2) hält das Wort liahiteea fftr identisch mit dem Namen des Fabellandes Haheqite oder
Baneqttt, von dem Colon (bei Navarrete I 2 ed. S. 204 etc.) en&hlen hörte, dass man dort an
dar KQita Naehts bei Faekabdieia Geld ta Mea^ linde. Da «iae wich« law! nl« gefbaden oad
unt^T den Korallcn Eilanden der Lucayen dnp])elt unmöglich ist , wird ihm eine kindliche Sagt
behebtet sein, in deren Enfthlung ein Wort, vielleicht gerade das fOr Strand, so oft wiedericdirt«,
da« Colon, der im Mimentehen (ieh ertaaer« oor an ■eine Htmüm} mtmäm sieh sn Sebalden
IwawiMi UflM, lAr einen Ortnaaea Udk Dafür eprtebt «aaiptrna, wenn Hamboldt Bedil bat.
die Lokolkinini jenes Wortes bei d«n Untiofea nördlich Ton Espanola.
L^iyiu^uo Ly Google
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^nen leeren Raum. Du nun keine lautere Quelle') bezeugt, dose Cosa, bevor er
diese Karte entwarf, die I.iieaycii ilmclifahren hat, wir dapepen wissen, dass er
mehrere .lalirc (".olt>n's lleise{;eliilirtf war, sd nuiss sein Hild der Lueayen uns im
wesenlliclien dasjenige wiedergeben, welches Culon von seiner ersten Heise mil-
bnichle. ') WabrecbeinUch bat also Colon schon erfohren, dass nordwestlich von
Yumay-Long Island eine Meerstrasse nach W fllhrte, dass nOrdlicb von dieser etwas
lajj, dessen Name ihm wie Habacon klanfi, und beides ahnlieh wie Cosa projizirt.
Jedenfalls aber würde, wenn der Adniiral Cwit Island besiieht hfltte. dies aueh auf
Cosa's Karle nicht gefehlt haben und das mit einer Landung auf diesem unverein-
bare Bild der Grossen Bank anders ausgefallen sein. Auch diese Erwägung bestätigt
uns, dass wir Cosa's Karte richtig verstehen, wenn wir die drei Inseln, zu denen
sdn Gwmahuiii ^'ehrn t, nordöstlich von Long Island in den drei Eilanden Watling,
Conc^ption und iUini-Criy wi<Hlertiiiden, tind die ttstlicbste derselben, Watling« fOr
Colon's Guanahajii - San Salvador erkläicii. ^)
Für unsere Erklärung des Namens Triango ergiebt Cosa s Karte, wie wir sahen,
dass die drei Inseln Watling, Gonception, Rum-Gay zum ältesten Inventar der spa-
nischen Karten Amerika*s gebdren roOssen. Dass sie nicht vergessen wurden, scheint
sich aus der Tabula terre nove zu ergeben , die vor id08 gezeichnet und zuerst in
der strassburger IHoleniäus-Ausgabe von 1513 vernffentlieht wurde. *) Auf dieser,
die besonders in der Dui^tellung Cuba's an Cosa erinnert , erscheinen in der Höhe
von Habaca (Andros) im HO der Lueayen drei fthnlich gruppirte Inseln, die dort
SotMto hassen, ohne dam zu bestimmen wire, welche Insel so beidchnet werden
soll, während der Name eigmtlich weiter westlich zu zu der Insel gehOren wOrde,
die dort (^nj heisst. Erwähnenswert Ii ist diese utiltrholftiie Zeichnung immerhin
wegen ihrer grossen Verbreitung und weil sich aus ihrer Verwerthung auf Schöners
Globus (1520) ein Bild davon gewinnen lässt, mit welcher an Kritiklosigkeit strei-
fenden Bereitwilligkeit dazumal die gelehrte Erdkunde sieh aller ihr zugänglichen
Materialien bemächtigte und wie frei sie mit den Bildern und Namen, die ihr in
die Hände fielen, umsprang. Unmöglich wäre es nicht, dass jemand, der auf dieser
Karle Someto als falsrlie Benennung erkaiuile, die nun namenlos L^ewordenen Inseln
Triango laufte, do<^li will u h das nicht einmal als Hypothese hinstellen. Denn dazu,
dass Watling, Uum-Cuy und Conception jmien Namen erhielten, gehOrte nur, dass
sie ohne Namen auf irgend »einer Karte eingetragen waren. Sie dann als „Triangel",
') Vcrgl. tlie Zusammcnstellunf; spiner Reisen hex IIumlxiMt (Examen V S. 4<12 Anra.)
Dass Uojeda. nach dessen Keise er diese Karte zeichnete, nicht die LucajeD berührte, ist oben
8. 6 Ann. 1 naeligeirwWB.
■) Aueb können dies Eingebnrne, wie der Di«go Cdm fetanfte Iianilaa«r von Ooanilianf,
den Anghiera (dec. I c. 3 S. ) anfahrt, er^iilnzt haben.
*) Für die Erklilrung der anderen Jiicaycn-Nanien auf Co%a!i Karte will ich Hier nur
•nfitkrai, da« der Name Baonuio um nicht hindern kann, diese loeel fbr OroH-Inagaa m halten,
da dies wahrscheinlich ein missverstandcner Ausdruck ist, denn auch auf Espnfinla kommt als
Name einer Gebirgsgegend Baoruco (Casa<< II. apol. c 4 fi!.), Baurueo (Herrera, imssim), jetzt
tiuhurtteo (Stuart, Oh Haiti in Journ. of the IL Geogr. Soe. vol. 48, 1878, 8. 249). TOr. Dann
ist MaiuatM niehi Marignaaa, sondern elnelnid der Caieos (verglaaf E^nfioU MagMdita; Casas
II. Apol c. 7 iinil n 'Jn Au der Stelle Marignana's liegt eine unrörniUehe Insri UmM (bekanaÜioh
Bescicknung fUr raulies i'errain). (.'aiocmoH sind die Turk*Inseln.
*) Fakslnüe in Varnhagen NouvOU» lieditrdM tmr Im lUnUtr» Voyag*» du Natigattur
FImrtmliHi Vieone 1870. Neu anl||dest fai Ueber^ PtoUrnamt» avetiu reatitutus «tnaeulatua 1520
und dem l'toh'mneus Lugd. \Ti'''t. Srhniier kompilirto damit die l{nysch\rho l'tolemaoiis-Karte
von 1508. Die Nameu, vielfach auch von Uulzschneider verderbt, weichen von den sonst ablieben
in den Lueayen so stark ab, dass sie fiist vie absidhttk^ Erfindnngen klingen. Verstlndlinh
erscheinen nur magnanu (bei Schöner magiM; für Maguana) und bei den Caicos tlriuraio
(sB Jala$ dt JueajfoJ. Jtmueaiuüa wird Inagna voistallen sollen; C. dnarnntto soll C. de Sanana
hcissen.
~ 15 —
Triango (oder wie wir ebenso hBuflg finden Triungulo) aofinifaasen und xu benennen,
dazu bedurfte es iii< ht mehr Kobnheit oder Phantasie als dazu nöthig war, eine
ilhnliche Figur an lin- Wt-stkttsle von Yurntan Triangulo zu botitfln. *i Erloichlcrt
wurde d;is noch (iailuich , dass ausii.diiuslos auf altiMi Karten die (>i)iice|ilit)ii und
liuiu-Cay entspreclienden Inseln gar keine Benennung Tüliren, *) dass also nur Guana-
hanl wegxubllen brauchte, um da- gewiss nicht zu uuterschfltzenden WlllkOr der
Kartographen freien Spielraum zu lassen.
Die Geschichte der Benennung Triango in der Zeit nach IHOO hier darzuslellen,
will ich unterlassen, da mir von (l<*n bis jftzt vcrnnentlichten K;irten der grössere
Tbeil augenblieklicli niclil zur Verfügung steht. Audi aus denjenigen, welche ich
benutzen konnte, geht ohnehin horvor, dass nui Jene drei Inseln, zu denen Watling
gehört, damit bez«chnet werden sollten. Sie beurkunden dabei zugUddi ein karto-
gi-aphiselK's Vergehen, welches uns iiii' l,i'»ung dafür giebt, dass man Qbertiaupt die
die Ltindung Coion's nach Cat Island verlegen konnte.
Beschäftigen wir uns zunüclist mit der Darstellung der T.ncnyen auf einer alten
vor der Hcrrera sehen gezeichneten Karte, welche vor kurzein in dem Urkunilen-
wexke Carta* de Indios varOiTentlicht wurde, die nach einw ilteren spanischen
Karte von einem Italimer entworfen ist. ') Der Ostliche Theil der Gr. Bahama-Bnnk
ist auf dieser \erzeichnet. Die hridt-n Anne, welche diest* nacli NO mid nach S\V
entsendet und an deren stumpf auslauriMidcm Hände Kleuthera und Lnng Island in der
Kichlung von SVV nach SÜ sich hinslreitken, spitzen sich dreieckig zu; der sQd-
Udiere strebt dem nSrdlk^eren nach und nähert sich demselben (nadi dem Ifass-
stabe der Karte gerechnet) bis auf 40*, so dass also \iicht ebmal der Abstand
zwischen Eleuthera's Südspilze und Long Island's Nor4lspitze innegehalten ist, und
die Exuina-Bucht als spitzwinkliges Dii ieck \on NO nach S\V statt von SO nach
NW in die Bank zwischen beiden hineimagl. Dagegen halte der Zt^icInxT « inen
feston I^inkt für die Insel üumflro, durch die er den Wendekreis legt. Wir erkennen
in ihr Coion's Soomef, Cosa*s SoinetOj unser Crooked mit seinen beiden unbenannten
Begleitern, der Insel Acklins und dem Riffe Miraiiorvos. Um also Suma (Yuma;
Long Islaml) in seine wirkliche Lage zu bringen, halten \vii- den siidlicheren Ausiiiufer
der H.ink und es selbst dieser Cii iippe in si'idwestliflicr Uichtun;.' zu nilhn n. Wenden
wir uns nacih dieser Berichtigung nach N, so sind Imhmim nml yucaymu tiut' als die
beiden Inseln der kleinen Bank unveikennbar, ebenso yabnifue als New^Providence.
Dann muss Cigateo, obwohl es seinen raupenförmigen Leib, statt ihn nach S zu
krümmen, nach 0 bis üImt d ri MiTidian der Ostspitze Cuba's falso etwa 2V** Ober
die Lage seines üstlichsleii l*imkles) hinausreckt, Klenihern , das .■'isllich davon oin-
gezeiehnele Kiland linnlro unser KUmu San Salvador Vorstellen. Ebenso wie die
Inseln der Kleinen Bank zeigt C.njnU'o Umrisse, die schliessen lassen, dass er aus
' einer Karte von grflsserm Massstabe hertttiergenommen ist. *) In diesen Dimensionen
') lieber eine andere Gruppe TOD TrianyU hUtmU an der Küste Guiana'ü vergl. den Uericbt
Ober Rateigh'k Bspedidon bei Harris (ßMiotkeea Yol. n S. S51).
*) Hei Ovicilo, ilesjson spanischen Text Ich nicht botmtzon konnte, findet sich, zweifellos
über diese Inseln, die Bemerkung: le chiamarano i ChriHliani hole hinnche, perche bianeke
paiono per la moltu arena, che p' i: ma fAtmiranU U i3tUm6 le Friueifif^itne, perdie furono il
prhwipio diUm wMm di q«*$t* Mi* (bei Ramorio narigaiimi III 1. II e. C, Venetim 1565,
t 82 B; yppkI. 1. XIX r. K. f. 205 B).
Näherea darülter und über die dieser Karte und der Nord-Amerika'i von Clornelius der
Jodadi (de Jode) von 15U3 gemeioMnen Vorlage in msiner Bcqtrechiiiig der Carlas de Judia»
(Madrid 1877) in dieser Zeiteebrift.
*) Ganz ähnlich gezeichnet sind die beiden R;ib;inia-Ins"In und Kleuthera auf den meisten
der gedruckten Karten. So auf der Le Moyoe's, welche ausser liuhofu (Bahama), Yocajouque
(Or. Abaeo) und Zugareo (ai Eleaflieni; enutandea aas dem Drodtfebleff der autmnpier Aoa»
gäbe Gomara's S. 82: Zaynareo für {lagtiatm, f. 21 a der von Zsnfost) kslaa andern bnelo
der AsOidien Liusajsa satbftltj ein defektes Bild, .das noeh auf der von Msigrjr (faa IIL Bande
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wQrde sein KOrper allein genügen, wenn er in der wirklichen Richtung eingetragen
wäre, (li ri Raum, welchen die Zeicliniuij^ fnr den Theil zwischen Lon^j I.sI.mtu] und
Eleutlieia übrig behalten hat, allein einzunelimen. Der Zeichner hat augenscheiolich
sich nach den Angaben irgend einee InnUarmm gerichtet, in denen gewöhnlich die
KompasBrichtnngeii sehr allgemein angegeben sind. Sodtidi an (iigateo grenzt eine
ebenfalls nach 0 gewendete Insel Gttauima, Besdtigen wir die Ursache seiner
fehlerhaften Rii htun^' dadurch, dass wii' Numa nach SO Hauni geben lassen, und
dreiien es dann um seine Noidspit/.i' nach \V. so sperrt es die Kxuma-Bucht ab und
lässl keine andere Deutung als die auf Cat Island zu. Sodann bleiben noch südüstlich
von Cat Island, nordtetlich von Long Island drei Insehi liegen, von denen die Qetlichste
Guanaay, und Östlich von diesem drei weitere, die Triango benannt sind. SW von
Guanaay liegt Maijaguana. Versuchen wir zunächst das letzlere zu bestimmen,
indem wir für die Inseln, welche es umgeben, die modernen Namen ermitteln. Es
liegt nurdtisiliuh von Crooked, nördlich von Inagua. UestUch von lulzterm haben wir
eine Gruppe ankmaf sodann eine tmtAte amvana, und an diese schliesst sich eine
grosse rautenförmige Sandbank tAreoio, derai Weslspitze in den Meridian des Öst-
lichsten Punktes von Espanola, des Calw de emfnnno (Engaiio), flUlt. Amann kenn-
zeichnet die Gruppe, der es angehöil, als die der C;iicos, ') amitnnn ist bei l'.iluMd.
Oviedo und Santa Cinz der Name einer der Turk-Inseln. "> yl''»vo((i ( Abreojos) stellt
die üstlich von den letztem gelegenen jetzt Mouohoir Carre und Silber-llank betitelten
Untiefen vor. Nordwestlich von den so bestimmten Inseln li^n noch Mariguana,
die beiden Planas und Atwood-Samani. Keiner von diesen entspricht an Gest^dt
und Lage das Maiinijuana unserer Karte genau. Es nimmt ungefilhr die Position
von Samanä ein, Inl^d aber den Nanieii, den Maiijjuaiiä j^'tnvöhnlicli auf alten Karlen
führt. Die Aebnitchkeit von Maijatjuium mit Munitjua^ dem allen Namen Samanä's,
hat veranlasst, eine dieser Insdn mit der Andern zu einer Figur unter dem Namen
liayagwma zu verschmebsen. Entspredien aber auf unserer Karte Guanima Cat,
der Dieouv9rt€$ ti ÜtMiuerngnU de$ Franfou äan» VAmMt^ SeptentrUmaie Paris 1879)
haraoifegebeiMn CarU dt ta Lotwian«, velehe CaTdifli'h de la Sali» Enldfidraafen bii 16R2
giabt, wiedorholt ist.
') Aniano bei Santa Cruz, bei llerrera Auiana,
*) Amtuma muh bei Oerld (Orteliot) TAealrum orbia terrarutn Antw. 1570 {Amerieae
MV0 Nävi Orbis nova dencriptio); Amiona in Mercator-Hondius Atltu Atnstel. 1606 (f. MTt)\
Anmanc auf der K;irt(' des Snnis Allns Ainst. ufiod (luilji'htiinn filunnr ( [nsulur Amcri-
amae in Oceano septettlriouuli) und danach bei 0. Drapper l^ic Unhekmintc Seuc Amst.
1678 Canf der Novinimtt et acuratis. Miua Amerieae däeriplio von Jacob Meanius in diesem
Werke in Amaua fäUchlich vcr&ndert)
•) Unser Mariguana heisst auf der K;irt'> 1''>_'7 Majfaguii»n , hoi Ribpro Matjafion,
Mayagon ist aiuserdem bei beiden der Name von Crooked. Sa manu dagegen wird auf der
Karte 1527, bei Oviedo und Lopea de Gomara Manlgua, bei Poaoe Manegud genannt Sebon
Bibcro verlas das su Mayiyua. Dieser zweiten Benennung liegt wobl der eigentliche Naiin-
zu Grunde, da Sinnutid, wie Humboldt bereits anführte, auch die eitu"^ Vorgobirg-*. des Nord-
ustkaps von Espaüola, und in der Schreibung Üumaiid, Aumand oder Jumatui der Name der
Provlna Ist» weldier dleiea angeiiltat. Uans wie onserm aBoaymen Zeidmer oder vielmehr deasen
Vorg&nger crscUen aoeh den niederländischen Kartograpbmi am Ende des XVI. und im XVII.
•fahrh. das Zusamment reffen der beiden ähnlichen Benennungen für Sainami-Atwond und Mari-
guana genügend, um eine dieser Ingeln auszulassen. Nur wenige von ihren Karten (so z. Ii. die
eralbnte der bnolae AmarieaBae and die von Meniaiaa) ontersebeiden riebtig «rfiebeo SamoHd
und ilayayuana oder ^faiayu(lnu•, die meisten kombiniren l>eide zu einer Insel und nennen diese
Aluiayuunu (so Belier a. a. 0.1, yfaiiinauo | de Jode), Moijayuatiu (M rcator-Honiiius). .Vi/m
fftiana oder Margttana (W. Blaeuw) etc. Andere, wie die Karte Amerikas lu Üertels Ibeatrum
geben Ibr den ans SatnemA verstlinnnelten Namen Lmuma und lUehad Hereator veraebmola
beide Fehler zu LimaniDin. Muijitana, Moyanti oder Mntjane heissi noch auf Karten des XVIII.
Jahrb. das Produkt aus Samana und Mariguana. Als man Samanä endgiltig.restituirte, verblieb
die aus der verderbten Namensform der Blaeuw'schen Karten weiter korrumpirte Bezi-i<:hnung
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Suma Long, Sutnotr» C.ookod Island sowie Afaynguana Saniana -f Marifnmna, so
giebt es statt der 6 nocli zu eiklärenden Inseln nur 3. Die drei Sunia und Gii(nii)na
ziinBdistliegenden Inseln sind mitbin Conception, Ruin-Cay und Watling, letzteres
heisst hier Guanaay, und Triango ist nichts als die Wiederholung derselben, ein-
getragen aus einer Kurte, welche jenes Inseldreieck in kleinerem Massstabe unter
iIpi- ypnifinsaiiioii Firma Triaiujo führte. Dass diese schon einmal oingetrn^'en
waren, liunnte iiiuii um so schwerer erkcnriHn, als hier (liKitiimti so verechoben ist,
dass es den Zusunuueniuutg Guunuaij'a mit den we^tiicii duvun gelegenen Inseln
VM^eokt.
Efaie derartige Fätamorgana ist in den Annalen der Kartographie durchaus
nicht selten anzulrefTen. Gerade bei ciitlef^neren Gebieten, wie es die Lucayen fttr
die S[)anier Irot/ der Nähe ihrer Kolunieti waren, liabtMi sehr oit zur Unzt'it t:ewisson-
hofle Karlenzeichner zwei gleichwerthig für ein und dasselbe geographische Objekt
bestdiende Bezeichnungen nicht als Synonyma verstanden und desshaU) den dadurch
benannten Gegmistand zwiefach duig^teUt. Ich habe nur an Behaim's Indien und
sein Doppelbild von Taprobane-Seylan zu erinnern. *)
Die Karte, an der wir diesen fUr die üenennnnf; Guanaliani vei-hängnisvollen
Fehler erkennen, war nidit die erste, auf welcher er 1h ;.'an),'en wurdi'. l\r muss
schon auf der Vorluge unseres Anonymus gestanden liabeii. ") Diese war aber jedeu-
fiüls späteren Datums als das I$olario de toda$ la« yüa» del mundo von Alonso de
Santa Cruz, in welcher dieser spanische „Ober-Kosmograph" bereits den Irrthum
bucht, diLss Ttstlich von Gvanaani 8 Inseln liegen, die w^ea ihrer Crestalt dt trian-
gulo heissen. ' )
Auf der Karle, welcher dieser zu seinem Werke zeichnete, ist davon nichts
zu sehen, die Verwirrung ist daflQr um so grosser geworden. Die bdden Ostiichen
Vorsprttnge der Bahama«Bank zeichnet er ebenso fehlerhaft wie der soeben bespro-
chene Anonymus. Guanima — Cat Island ist besser oricntirl, dafür aber mit den sUd-
ifetlicli von ihm geleffenen Inseln einen Grad nach 0 versc^hoben. Snmiitni ist
davon unbeeinilussl lieblieben und liegt sogar im Verliiiltnisse zu seinen südlichem
Nachbarn xumeto (Crooked) und yabatjtte (Acklins) zuweil nach VV. In dem kUnst-
Ueh verengten Raum zwischen diesem und yuma (Long Island) sind sieben Inseln durch
den Druck der grossen Scholle Guanima gleichsam zusammengestaut und nach 0
hinaus^fcpresst Die »»stlichste soll trotz Huer rundlichen Gestalt »•/ triamfulo, die
wesllii li daran gren/.ende Guanaliani heiss.'ii. I»ii' 5 andern sind unbenaniil. Kin(!
derselben lässt sich aber sofort als ein unnüUiiges l'lagiat erkennen. Es ist das hier
von ii Punkten nmzogene Bild Guanahani's aus den beiden Karten von 1587 und
1999. Lassen wir es bei Seite, so bleiben zwischen Samana, Cat Island und Long
Island noch 3 -f- 3 Inseln, d. h. Conceplion, Ruin-Cay und Watling mit ihrem Doppel-
bildi- zu einem Inselkoiiplomerat vereini^rt, das die Spuren seines Bildunj^'sprozess^
noch in den willkürlich verlheillen Namen Guanaliani und tnanyulo verräth.
Wie die soeben erttuterlen Kaiten zeichnet auch die von Major erkUrte in
iiufiijumiu der iDset, wdcbe jetxt so helsst, doch trug man noch im XIX. Jahrb. (e. B. Amnr*
smith in dem Atlas von Piiikcrton trad. Walekeoaer Paris 1804 und Malte-Brua Atta» eomplet
Paris 1839 u. s. w.) danebeu Mogane eia.
') Man Tergl. OhillRoy s. «. 0. Taf. II; Peseb«l<Rage Gaekiehte der Srdkttnde 1877
S. »77; 410 Anm. und S. 121 ; v. Uichthofon China I S. (»9 Anm.
*) Di« schon erwfthnte Karte do .lode's zeigt n&iniich <lif* drei Trinntfo-\mp\n ohne Nann
sQdlicb von (JuanaJtani, östlich von dem dort ebenfalls nicht benannten Long Isl.
*) Vergl. F. Ad. de y«nihiic«m 8ulV importanta d*un manoteriUo meth'fo delta 0i6lto-
teca Imp. di Viennu jtcr i-evifunrr <i>iiile fu lu priviu isla sropcrtu dal Colontbo (Sitsunfl>
berichte der ph. bist. ('I:i'^^'> der Akad. Wien. Ud. «iO, 18()9 S. 410 Anm. 8). Dies ist auf krinon
Fall so SU verstehen, d^i^ er mit Guanaani Cat Isl. meine, denn letsteres wird im Text nnd
auf der Karte Ouanima geaaant.
IrfiMhr. t wlswewbsm. Osogr. I. Bd. 2
-''ü • '-j ^j^-'-'
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llerreia'b Desa-iin-ion «) Eleuthera als Cigaleo iloa Bi eilcgraden parallel. Guanima
ist zwar verkleinert» jedoch tnch hier nach O vmvchoben, so daas Samana unter
demsdben Meridian mit dieser Insel und Xumeto-CicoolaA liegt. Nordostlich von
Sauitma, südöstlich v<tri (hnminvi liegen 3 Inseln, von denen die nördlichste statt
der üstlirlistcn CiKttiiluttm hrisst, wohl weil der Text des Werkes besapt, Colon's
Guanahaui lägo nicht weit von Uu<iniinu. Oesllich von diesem Dreieck liegt ein
zweites: triangula, auch liier also ein Gebilde ohne thatsächlichen Hintergrund.*)
So bestätigen selbst die Irrthümer der alten Karten die Ansicht, dass Colon
zuerst auf AVatling landete, denn ihr Triango oder Triangulo führt immer auf die
Gruppe, dt'r diese Insel angehiirl, da es, wenn es auch fälschlich von Guanahani
unttMschicdi ii wird, niemals mit Cat Island, einer der Turk-Inseln oder Mariguanu
zusummcnfüllt^.
Ausser dem Sdii(E»buche und den alten Karten giebt es nodi ein Htlftmittd
zur Aufhellung der Guanabani-Frage, auf dessm Bedeutung amerst A. v. Humboldt
hinwies. Es ist dies der Rotcii o der Fahrt Juan Ponce's do Leon nach Florida, aus
dem Ilerrera sehr brauchbare Auszüge üborliofert. Diese Aufzählung der inselnameii,
wie sie im Jalu'C 1513 üblich \vai-en, verdient besondere Beachtung, weil sie in
einer bestimmten Richtung erfolgt. Ich will dieselbe daher hier kurz wiedw*
geben.')
Ponci' nUirl aus dem Hafen San Gerinan auf Puerto Rico nach Agttada, jetzt
Aguadilla, an iler NVV-Spitx.e Puerto Dico's und nimmt von dort seinen Kurs in
der Ilicblung NW','«N zu dem t^islen Ankerplul/, (S. Nfiiiv.) ,,an den /?/f/os- ile
ßabueca bei einer Insel, die man del Yiejo neiuit", 22 M'.') Gewüluilicli heisseu
Bahueeut wie H. bemerict, die Bajo$ im N Espanöla^s» da es auf diesen aber keine
Insel giebt, so lässt er zu, dass eine der Turk-Ina^ gmieint sei. Von diesen bat
P. die Grosse Tui U Insel für Ponce's „Greisen-Insel*' vorgeselilagen. Do(-h heisst
nicht diese, sondern die sudliehste Insel lier Grn|)pe, Sand Gay, 21" 15', auf mehreren
Karten des XVil. Jahrhundert noch /. äel Viejo. ')
„Alsdann (luego) ankerten sie bei einer andern Insel**, la Ya^fium, 24*. Auf
die Position, die uns mit einem kohnen Sprunge nach Watling versetzt, ist natflrlich
nichts zu geben. H. will Ribero's Mayagon einsetzen und vermuthct Inagua. Eins
schliesst das andere aus. Sollte die Yagüna Tnagiia gewesen sein, so mdsste Ponce
nach W gestenei't sein, und davon ist nichts erwülmt. Viclmeiu' scheint er die
einmal erkorne Richtung beibehalten zu haben und hart an der Windseite der
Lucayen entlang geHfihren zu sein. Es ist auch nicht erwähnt, wann er diese bisel
erretehte und der Wortlaut (lu«ga) iSsst auf die Nachtmrschaft der Turk-Inseln
*) Eine NadibUdang diner Karte bat Mi^r tdner selM» dtirtm Abhandlung (YergL S. 18
Anm. 2) nach der Ausgabe von li^i^il bcif^ofngf. Sio findet sich rujch in ilcr Ausgabe Madrid
1729 (30), Taf. 3; ist dagegen in der lateinisclion Uobersot/.ung schlecht nacligostochen.
') Der Name Samana ist auf der Kurte von der Insel abgeirrt, der er zugehört, da nach
dem Text Benef*^ (eap. 7) Sawitnd swiieben Juweto und Guanima unter dem 94. Brtitoi»
Grade llepon soll.
*) Die Erklärungen von Humboldt (Examen III 210—212) aind II., die von reschel (Die
Intd OuanaAani im Avitanä 1857 S. 4M nnd Zeitalter der Entdeckungen 2. Aneg. 8. 411)
sind P. bezeichnet
*) Die wahren Positionen sind, wio TT. bereits bemerkte, tlitrrh^rljnittlicb 1" oder benaor
l" 15' — V 30' sttdiicher anzusetzen, als sie von Ponce's Piloten Alaminos ermittelt wurden.
Herfen gwbt lie Iren nach leinem Original wieder, denn in idner Deaeripcion giebt er (c. 7) den
Iincayen andere dttTebaehnittIl4di riebtigere, bri einielnen legar an weit nach 8 Tendiobene,
PolbOhen.
'') Is'ovua Alias Atnslerdunti upud Guiljehnnm JiUicuw 1631: Insulac Americanac in
Ooeano aeptentrioflaH; dieselbe Karte in 0. Drapper'a I7ttiM*JI(ai»»le Neue Welt Amsterdam 1678
und im III. Tbeil von JaMSon's Novus Atlas etv.
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schliesson. Soll dit^ Y<i(j}'inn lUbpro's .lfrr?/^f7on ') sein, so wfire es Marif^tiana, wie
P. will. Dieser Name scheint mir al)or molir zu dem der Insel Amngvayo zu passen,
die fonce na 11. M8rz erreicht, und wo er ausbessert. Ribero's nördlicheres
mcufiigon, das H. hierzu vergleicht, hat Grooked und daher zuweit westlich. Eher
könnte es Acklins sein, wie P. will, denn dessen alten Namen kennen wir nicht.')
Doch müssten wir dann Ponce nach W fahren und von da nach O wieder ziii ür^k-
gehen lassen, dariiit er von dort nach Mdn^tjun (angeblich unter 24' tW) pelangcn
kann; denn dies ist, wie der Name auf Ribero's Karte, der von 1527 und bei Oviedo
xeigt, weder, wie H. meinte, Mariguana noch, wie P. ansetzte, Long Island, sondern
Ribero's ^femlgiia, *) unser Atwood<-Samani.
Wenn nun am 14. Mitiv. Pdrir.» vnn dieser Insel nach Gitannhani kommt
(angeblich 25"), so kann dies, wenn wir seinen Kurs, ohne beständiges Hinundhor-
Kreuzen, so wie vorgeschlagen ist, projiziren, nur VVatling sein. Hier wurde, „um
die Heerenge leewirts von den Inseln der Lucayos (d. h. den Providence-Sund) zu
durchfehren*'*) ein Schiff ausgebessert und man brach in der Richtung nach NW
auf. Da die Kompassriehtvmpen genau angegeben sind, so passt auch das am besten
auf Watlin;/. weniiinr auf ('at Islaud. Dies kennt sogar Ponce unter seinem ei^rentlichen
Namen. Bei der Hiickfahrt begab er sich niimlich wieder durch den Providence-
Sund. Es heissl darüber bei Herrera:^) „und nachdem sie bis zum 18. August
geschifft waren, befonden sie beim Tagesanbruch sich 2 Leguas von einer Insel der
Lucayos und führen 3 Leguas bis zur Spitze jener Insel, wo sie am 19. ankerten
und bis zum 22. verblieben. Von dort dauerte es 4 Tage, bis sie nach Gitnninid
gelangten, weil es ihnen an Wind zur Ueberfahrt fehlte, und sie kehrten um, indem
sie die Küste im Stich Hessen, ®J nach der Insel Guatiio; und des Unwetters lialber
verweilten sie auf dieser, ohne fort zu kOnnen, 27 Tage bis zum S3. September.*'
Die unbenannte Insel, die man bei der Ausfahrt aus dem Sund am Morgen erblickte,
ist wohl Eleuthera. Jedenfalls haben wir aber, wozu uns auch die fillesten Karten
nnthigen, in diesem Zusainiucnhange in Gnatno Klein San Sah ador und in Gxtanima
Cat Island wiederzuerkennen. Somit ist auch Ponce's Gunnnhani Watling.
Kehren wir schliesslich zu Cosas' Nutiz Ober Triango zurück. Die ver-
glichenen Karten haben uns gelehrt, dass der Fall, den Gasas vor Augen hatte,
nur eine Ausnahme von der Sitte bildete, nicht Guanahani allein sondern auch
zugleich die beiden ftsllieh von diesen gelegenen Eilande so zu betiteln, und dass
in Folge dessen die Schulansicht aufkam, es gilbe eine von jenen drei ver-schiedene
Inselgruppe Triango in deren Nähe. Wir haben auch den Beweis dafür, dass eine
solche Verwendung des Namens Triango, wie sie Casas vwwar^ noch nach ihm
bestand, in einer Karte Amerika*s des Mercator-Hondius'schen Atlas*) und spätem
Darstellungen, welche schon Gol<m*S Landung irrthOmlich nach Cat Island verlegen
und dies Guanahani — San Salvador benennen.*) Andere dagegen zeigen, dadurch,
diiss ilmen der Name Guanahani fehlt, dass ihr Triangu Vorlagen entstammt, welclic
jene Doppelzeichnung nicht kannten.
Die Älteste mir l>ekannte Karte, welche Cat Island den Namen Guanahani ver-
Vl ,^nf (l'^r KxTiP von Vi27 als nun/fc/f ^inn von Crookod-Mayagon UDtencbiedCD. Ueber
eine Insel m<nitaua bei Cosa unter den Caicos vergl. oben S. 14; Anm. 3.
') Da J&baqae, der ihm ftfter beigelegte, kein Eigenname ist; vergl. oben B. 13.
') H. erkannte aeboD, dass Manigua {Mayigua) dem Mmegua Fonea% entsprieht, doeb
niebt dessen IdcntitAt mit Sarn.inü.
*) para (ttravexar cl Oolfo liarlovenlo de las Isias de los Lttcatjos.
*) dee. II. 9 e. 11.
*) t holvieron hiurtuln de la Cotta; Hemra a. a, 0. e. 11.
') p. 8-15; vergl. die Abbildung.
*) Z. B. auf einem nach Abel Tosman's Reise gt'zeichnetcn, auf der Kgl. und Uuiversit&ts-
BIbllotbek sa Breslm anFbewabHea Olobni.
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— ao -
leiht, ist eine Zeichnung der Amerikanhchen Inseln des Nördlichen Ozeans von
W. Blaeuw in dessen Nävus Atlas (1635), die wohl nach spanischen Qudlen entworfen
ist. Sie iBsst orkennen, wie viel Anlass dazu durcli die allflülhlich entstandene V^er-
wirrnn}^' unil Vi rtioppelmii; ilcr übcrliefeilen r);ifsl('lliing«*n ^jel»oton war. Guunahmii
erlilickl man lioi t, jcdiH'li oliix' Namen, im W \on TrinuipiUt \ si-itie lieideii (lefillirlen
sinil vei-scli wunder». Cal Island ist l;usl ganz m eine Long Itilund parallele Lage nach
SO verschoben und wird mit einem deutlichen Anklänge an Guanimä Gwmdkami
h 8, Salvador genannt. Man bmadU nur die erwllmte Mercator-Hondius'sche
Karte oder Tnango's Lage auf einer Karte Amerika's in Blaeuw's Alias selbst ZU
ver^jli'iehen, so erpiebt si« Ii, (1;lss der Nauie Ouanaliani auf der Vorlaj^e vcnnisst,
Guaninid far eine VcrätUuuiieluug dusselben geliallcii und in Guanahami verbessert
ist. Haben dodi auch noch in neuerer Zeit verschiedene Gelehrte dasselbe von der
Benennung Guanimd angenommen. *) Ueberdies warm lieide Namen im Laufe der
Ueberiieferung zu entstellt, dass sie einander immer fthnlicfaer wurden;') und über
der wirklichen Lagi' riuanaliani's int besondem und der Geographie der Luenyen
Oberhaupt schwebte ein .solches Dunkel, dass Michael Mercator sogar Eleuthera
Ouanuhaui insuUt aliis de Lucaios nennen konnte.^)
Wenn auch vereinzelt noch zwischen Guanabani, Ouanima und Triangulo in
althergebrachter Weise unterschieden wird, *) so hat doch seit dei- Karte Blaeuw's und
zwar zunächst in dei- Form Cuauuhnnii odci- Cuitimlunn sich d(>r Name Guanabani
dauernd von der Insel, dci- er gebllhrle, nacii Gat Island zur(lckgczoi,'cn. denn diese
Kombination erhielt dadurch, dass die Kenntnisse über die Lucayen genauere wurden,
eine scheinbare Bestätigung. Im Jahre 1667 nimlich wurde ein englischer Seemann,
William Sayle, der nach Carolina wollte, vom Sturm genSthigt auf New-Providence
Schutz zu suchen. Er entdeckte die Lucayen, oder wie man sie seitdem nannte,
die Hahania-Inseln, gleichsam von neuem. Seine Berichte veianl.tssten G englische
Adlige sich die Inseln von Karl II. als Lehn geben zu lassen und deren von den
Spaniern hart bedrfingten Kolonisten verdanken wir den grOsstcn Theil ihrer jetzt
ablieben ungeschichtlichen Namen. Je vertrauter man aber, besonders durch die
Benutzung des sogenannten Wintluun-d Pnnfintji', der «"»stlich von Gat und Long Island
zum Kap Maysi und von dort an dei- Südküste Guba's entlang zurück in den Flonda-
Kaiud führt, wieder mit tliesem langi' vernachliissigten Archipel wurde, um so sicherer
wurde es, dass sUdüsllich von Gut Island und nordiVstlich von Long Island nur drei Inseln
lagen. Man nannte diese bald Triango oder Triangulo oder mit den neuen Bezech-
nungen Watling oder Watland, Conception und Rum-Gay oder Roncador, denn
Guanabani hatte längst ein Asil bei Gat Island gt^funden. Zuletzt wiederholte sich mit
Triango nochmals was schon vor I.V27 geschehen war: man bezog dies wieder statt
auT die ganze Giiippe auf die östlichste Insel derselben. So liest man bei dieser
auf Bryan Edward's Karte:*) al Triangulo or Waüand» I.
') Z. B. de VamiHCem, dem zritweilig sogar Peaehel {Wo liegt Guanaltamf im Attsland
im S. 565- SC8) darin folgte.
*) Für Guannhmi, ili'- ln«.st hc^-rlanliiirtn Namonsform, liat Anghiora filor. I c. H S. 11)*
Giumahaini, Santa Cruz (Jtiunuiiaynyy (Juanaani aucli nach di'n Iis«. (itHinuni und Guanuni
(vergl. Vamhagem %, a. O.); daneben indel num <7iMinaAati, tfttanaay, Omnihana und aoderra
auf Karten. FOr Gnanimi schrieb «ehon Ubero 6»ainina.
*) Vorpl (li>n Karton Ht Lnfayi'n :tiif '^finrr Karte Amcrik.i's t>oi Nfprcator-HoniiiuH f 11.
*) A lilew Map of the Westt iadiei» in üeasen Uistory of üic British West iodies, Ma)<9
and Plates; London 1918. Die Karte iii schon 1705 von F. L. OMefeld benutst« der El Trian-
gulo od. Watlins I. schreibt
'') Zu (Ion Karton^ dor liicscr Alibandliinn bfigpgobeiien Tafeln ist zu bemerken, dass auf
ihnen keine Kücksicht auf die Färliung der Original eeicbnungen genummeu werden konnte und
daas Nebenribtbliehea, wie die Sehraffirui^{en Blaeuw's, for^elaMen ist. Der Karton ans Cosa
ist nach Taf. 34 \m Humboldt {Kj <u,ini T. 5) gegeben, doeh ist die daraaf fehlende Imal im
MW Qwanahani's nach Taf. 83 naohgetragen.
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— 21 —
' Aus dem Berichte der Ferghana-Expedition über die
Wüste Pamir.
MHgetheilt Ton Albfn Kolin.,
Das neueste Heft der ,,Mittheilun^'cii iloi- kaisei l. l ussisdu-'n t;eographi.schet» Gesell-
schafl'* in St. Petersburg ') entliiilt einen .,Kurzen beridu über die i« der
Pamir-Wmle auageführten Fcrwhungen und die wi»fen»choftlichen BeaulUUe
der Ferghatui-Esqpedüion** von dem russischen Reisenden Sjewjerxow;
wir entnehmen dem Aursatze die nachstehenden Zeilen.
Nach dem allgemeinen Plane der Expedition sollte dieselbe auch wthrend ihrer
Reise durch dio P.niiir-WQste Nivellirungen aiisfiiliret) ; es war dies eine zeitruubcnde
Arbeit, in Fol^e deren man ISglirli nur S — 10 Werst znrückle^'en konnte. Dess-
halb enlschloss sich der Herichterstutler schon bei Osch, die mit der Nivellirung
beauftragte Abtheilung des Herrn Skassi zu verlassen und den Botaniker der
Expedition, Herrn Kuschakjewitsch, sowie den Topographen Rudnjew an
den Kara-Kul zu senden, wo letzterer , wahrend Skassi* sich mit den Nivel-
lirnng?arb<'iteii befassle, das weite Bassin ilieses ^^ees anfnehtticn sollte. Sjewjer/.ow
selbst beschloss sich iiaeli Osten /.u wenden und so weit wie iiiii;^lieh den Oberlauf
des Kaschgar-Darja zn erfor-schen, um das orogrupln.sche und jjeognostische Ver-
hBltnis des TiSn-Schan zur Pamir festzustelli'n , eine Aufgabe , welche durch die
Anwesenbett der Abtb^lung des Generals Abramow in jener Gegend erleichtert
wurde.
Mit (liT Alitlieihinf^ , welche urspronj^dich nach Karale;?in diri^jirt war, ent-
sandte Sjewjer^ow Herrn Skorniakow aus Margitan, um eme zooloyisclie, botanische
und mineralogische Sammlung anzulegen, da die Gegend in jeder Beziehiuig
gftnzlich unbdcannt ist; da jedoch die Abtheilung eine andere Bestimmung erhielt,
rousete Skorniakow nach Irkeschtam gehen. Sjewjei7.ow vereinigte sich mit ihm
am Flusse T^'en und niachte mit ihm zwei kleine Kxcursionen in die Gebirge
nördlich und südlich des obern Kaseht^ u -narja ; beide be;,'aben sich dann an
den Kara-Ivul , wo sicii, laut Verabredung, Ende Juli die ganze Expedition
«nfguid.
Einige froher von Sjewjerzow entworfene PUne konnten nicht auagefbhrt
werden, der Topograph Rudnjew erkrankte; er konnte in Foljje dessen nicht nur
nicht nach der Pamir icison, sondern vermochte es ui< ht einmal den Kara-Kul
aufzunehmen, und musste desshalb von hier zurückkehren.
Zur Aufnahme der gänzlich unbekannten Pamir blieb nun nur Herr Skassi
ttbrig, welcher in Folge dessen auch die Nivellirungsarbeiten am Kara«Kol nicht
vollenden konnte. Ohne diese Arbeiten büsste jedoch die Rei.se in gerader Rich-
tung nach dem Victoria-See (Kul-Kaljan, fillsclilich Sary-Kul j^enannt), viel von
ihrem wissenschaftlichen Interesse ein, da die südliche llülfte dieses Weges
bereits untersucht und auf der Karte der englisclien Expedition vom Jahre 1873
verzeksbnet ist.
Statt zu nivelliren, musste man möglichst genau den gftnzlich unbekannten
Strich zwischen dem Wege, den diese en^^lischc Expedition zurOckgelegt und dem
Wege, welchen die russische Alai-F-Npeditiun vorn .lahre 1876 reiste, erlorschon.
Vom Kaia-Knl ging die Expedition längs dem nördlichen Ak-Hajlal (dem
Tschon-Su der Alai-Expedilion), und über den, trotz seiner HOlie von 15,000 Fuss,
sehr bequem zu paasirenden GebirgsrQcken nach dem stdlichen Ak^Bi^l (dem
') „KtMcrifl HHiiepaTO(>CKaro reorpavaiecxaro pyccsaro 06iiiecTBa." Heft 2. ticptember 1879.
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«
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Murghab der Alai-Expedition) dem sie sti oinal)w8rls folgte, so die Richtung zum
Ak-Su, einem der Haupt-QuellllQsse des Aiuu einschlagend
Nocb bevor d^ Expedition an die Mündung des Ak-Bajtal gelangt war, musste
sie ihren Fohrer, Kosubij, su den nScbsten Weideplätzen der Pamir- Kirgisen, astlich
vom Rang-Kul, senden, um Salz zu ttaufen, an weh l um sie Mangel litt, mehr
aber nm eint'u eingeborenen Führer zu vcfschafli'ii , der tiie vcrsi hiedenen We^io
in der Pamir kenne, da K.usu!»ij in der Pamir nie mit scinon llonk-n gewesen,
sondern nur von Gultschu nach 13adachschan und zuruclv durcli sie gereist ist.
Um keine Zeit mit dem Erwarten der Rfickkelir Kosubij's zu verlieren, r^e
die Expedition nach dem Rang-Knl der Pamir, und gegen den i5. August beendete
Herr Skassi die Aufnahme dieser bis dahin gfinzHch unbekannten Gegend. Hier
zeigte noch vor der Rückkehr Kosubij's ein vorlioii eisender Kirgise Herrn Sjewjerzow
ein Salziager, das sich in einem der Thäler beiindet, die in den Kessel des Rung-
Kul monden. Dasdbst versorgte sich die Expedition mit dem nöthigen Salxe.
Von den Ufern des Rang-Kol aus waren auch die Gebirge sichtbar, welche
den Ostrand der Pamir bilden, und Gegenstand dos Streites derer sind, welche
Qb<.'r die Orographie Httcli-Asiens schreiben. Es stellt sich nun heraus, dass die
bis jetzt Uber diesen Rand goniachttMi M i 1 1 In i 1 ii ngc n irrthUmlich
sind. Es ist dies kein zusammenhängender Hucken von mehr oder minder meri-
dionaler Richtung, — wie Hayward und nach dessen Beobachtungen Hurchison und
gestutzt auf beide, Kostenko annimmt, — sondern einfach ein schroffer Rand der
Hüchebenc , wie Fjcdtschenko , der diese Gegend nie gesehen , trotz Hayward , der
auf diesem Rande eine Bergspitze (trigonometrisch) auf 2ü,0(X) Fuss schttti^t,
behauptet hat; weiter sudlich wurde später von Trotter noch ein tiöherer und von
ihm Taghanna genannter Gebirgskegel gemessen, und seine Hohe auf 95,800 Fuss
angegdtieii; die Bewohner der Umgegend nennen diesen Kegfri „Mustagb-Ata."*)
Man nahm an, dass diese beiden Bergspitzen durch einen ununterbrochenen
Rucken mit einander verbunden sind; in der Wirklichkeit ist jedoch jeder derselben
der höchste Punkt einer besondern nicht grossen Gruppe mit ewigem Schnee
bedeckter UOhen. Beide Berge befinden sich Uber fünfzig Werst von einander, und
sie sind nicht allein nicht durch einen Rücken mit einander verbunden, sondern
durch den Kessel des kleinen Kara-Kul von einander getrennt, und dieser Kessel
Ist von einem sehr koinplicirten System kurzer, verhiUtnismä-Ssig nicht hoher Berg-
terrassen (sie erreichen tlie Höhe von 14—15000 Fuss) umgeben. Es stellt sich
somit heraus, dass der Ostrand der Pamir ebenso wie ihr Westrand kein Gebirgs-
zug, auch kein Rand, einer Hochebene, sondern eines wdten von vielen Gebirgs-
rocken durchschnittenen Gebiets ad.
Nachdem der Theil der Pamir in der Gegend des Rang-Kul aufgenommen
war, wurde an diesem See ein astronomischer Punkt bestimmt. Hierauf kehrte
die Expedition an den Ak-Bajtal zurück, ging diesen Fluss stromabwärts bis an
seine Mfindung in den Ak«Su, von wo aus sie zwischen zwei Wegen nach dem
*) b das Artikdn des Hern KoMenko Aber dies» Expedition wird eins bedevtenda Yw
brdterung des Ak-Su-Thals Ak-Bajtal" genannt, und gesagt, dass diese so breit sei, dass man
vom Ufer des Flusses aus die mit Sclmee bedeckten Gebirge, welche sich am andern Ufer hin-
lieben, nicht seken kOnne. Thatsftoblieb ist jedoch das Ak-Su-Ihal nirgends aber 6-7 Werst
breit, die dieiei Thal bflAmden Bers« aind noch nieht mit Sdinee bedeckt mtd aberall dendiek
in leben und kein Theil dieses Thals wird Ak-Bajtal genannt.
*) Der Amu entsteht aus der Vereinigung des Ak-Su und des Pandscha, und wird von
VttiddedeMB Geographen bald der eine, bald der andere dieser FlQsse der HauptÜuss genannt,
«Ibnnd sie sowohl was ihre Llnge, ab atisb was ihre Waaaennaase betrifft, fhat giaieh aind.
') D. h. ,, Vater der Eisberge", welcher Name auch dem Berge in den geoffaphiadien
Beschreibungen der Pamir-Wüste gelaaaen werden moas, denn er ist ein ftlr den kOebaten Paukt
dlaiar Wfiate aehr beaeiehnender Kamen.
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^ 23 -
Vicloina-See zu wählen halte, entweder den Ak-Su stroniaufwilrts, oder aus dem
Thale Ak-Tasch über dcti Hnckon Jai^m-Jus an den l'ainii -Kaijan ; hier blieb ntii- -in
.")() Werst breiter Strich zwischen der von Skassi bis an den Ak-Sii und der vun den
Kngländern verzeichneten Linie unberücksichtigt. Desshulb beächloss Sjewjerzow,
die bisher gSnzlicli unb^annte Pamir^AIitacbur« Wüste za erforschen, wohin die
lixpedition auch am 17. August stromaufwärts dem Kara-Su, einem Nebenflusse des
AJc-Su folgend, autbracli. Weiterhin ging sie nber den sehr ebenen, kaum bemerk-
baren (trulzdem aber gegen 14,000 Fuss hohen) Rücken Naisu-Tasch, dann strom-
abwärts längs dem AU- Tschur an den See Jaschil-Kul, den der genannte Fluss
darchstrSmt ttnd ai» dem er dur<& tat» schwer zu paaeirende Schlucht beraustrltt ;
unterhalb befinden sich bereits Schugnaner Anäedelungen. Die Expedition reiste
nicht nach diesen, sondern t i t' irschte eine bis dahin unbekannte Seengruppe, ') die
sich in der Nfihe vom Jaschil-Kul befindet. Ein wenig r»stlich vom Jaschil-Kul,
in der Nähe des waclianer üorles (Kischlak) Ljangar, wendet sich der Weg vom
Flusse Alitschur, den See Sary-Kul umkreisend, ab, nach Wachan, der Verbindungs-
linie beider Pjandschaspitzen , von wo aus bdcanntlich sich der Weg ISngs der
nördlichen Erhebung des Pjandscha Wudows hinzieht und dem zweiten (nicht wirk-
lichen) See Sary-Kul*) oder Victoria-See, dem Kul-Kaljan der Pamir-Kirgisen, zu-
wendet. Auf diesem Wege war's (wie der Kxi)odition mitgetheilt wurde), 400
Werst nach Ljangar und von hier, — nach der englischen Karte, — bis zum Kul-
Kaljan gegen 150 Went. Nach Kul-Kalj au ftthrt weiter tetlich noch ein Weg vom
Flusse Alitschur stromanfwSrts am Basch-HombeSf dem Nebenflnsse des Alitschur;
die Fohrer der Expedition behaupteten jedoch, dieser Weg führe nur bis zu einigen
verlassenen Weidestationen am Basch-lluud)es und Sjewjerzow hatte keine Zeit, um
behufs Prüfung die Riclitigkeit dieser Angabe von der eigentlichen Richtung abzu-
weichen. Man musäte sich beeilen, um an den Äk-Bajtal zu gelangen, da Sjew-
jerzow in einem vom Raog^ul aus entsandten Briefe erbeten hatte, ihm von der
Alai-Abtbeilung dahin Mundvorrathe zu senden. Sjewjerzow sandte dem Proviant-
transporte Dschigiten aus Bäsch -Humbes entgegen, welche ihn an den Ak-Su
geleiten sollton. Der Provianttransport langte jedoch, aus nicht hierher gehörenden
Ursachen, am Ak-Su nicht an.
Sjewjerzow wollte, wenn er die Vorrfttbe erhalten hätte, noch eine Ezeorsion
machen und Oberlegte nur noch die Richtung, die zu diesem BehnüB dnzuschlagm
Wllre.
Dieselbe kam niclit zu Stande, weil der Provianttransport ausblieb, und
die Expedition kehrte an den Ak-Su zurück. Wiihrend der Heise wurde die
Aufnahme stromaufwärts vervollständigt und so der bisher nicht erforschte Raum
zwiadien der von der Expedition Sjewjerzow's und der englischen Expeffition
bereisten Gegend vermindert. Die HauptzQge des orographischen Baues dieses
Gebietes waren bereits durch die Beobachtungen am Rang-Kul festgestellt; man
brauchte sie nur noch durch topographische Einzelheiten zu vervollständigen,
die Sjewjerzow als untergeordnet bezeichnet. Audi die Rückreise vom Jaschii-
Kul auf dem bereits einmal zurQkgelegten Wege verlief nicht firuchtlos; Sjevjerzow
') Die pinziffcn bislang vorhandenen Mittheilungon über Pamir-Alitschur befinden Bich im
Berichte des chinesischen Generals Fu-Dc Ober seine Verfolgung der kaschgarischen Chodsebas,
welche nach Badachachan «ktflohin üud. als die Chinesen am die Mitte des vorigen JthAmäati»
Kttdifar and Jarkend «rob«rt batton. DiMe fragmenttriMdiMi geograpliiidien Mlttiiannogen
konnten bisher auf keine bestimmte OertlichlcPit bezogen worden, trotzdem sich viele Geographen
hiermit abgemüht haben. Nur beim Anblicke der von Fu-De beschriebenen Lokalit&t vermochte
die Expedition sie zu erkennen.
*) Die Pamir-Kirgisen, welche sich bei der Expedition befanden, naontM nur einen See
in der ramir-Alitadiur-WQBte, „Sarf'Ktd"; den See ia der Pamir Wadows aanotea «i« lediglich
„Kul-Kaljan".
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vervoUstäntiigto seiou gi'ulugisclieii Beobachtungen und i^ine Mineraliensaiumlung
und Herr Skaan vennebrte bedeutend die Anzahl der trigonometrisch bestimmten
HOhenpunkle. Amserdem war die Erfbrscbung dee Bassins des Kara-Kul nicht
beendet und Sjeujeraow hatte gegründete Hoffnung, hier vielleicht die wichtigste
Keof;r;i|>liisLhe Fintdeckung zu machen, welche diese Expedition Oborhnupt in der
Puinir-VVusie machen kunnto. Es ist dies die Entscheidung der Frage, ob das
Bassin des Kara-Kul abgeschlossen ist. Gordon und Trotter hatten
auf Grund von Mittheilungen, welche ihnen Kirgisen gemacht, in ihre Karten
einen Al>niiss des Kafa-Kul in den Ak-Su verzeichnet, wfthrend Kostenko, welcher
im .hdirc i87r) mit nnrh einijxen Miti,'lied(^rn der Alai-Expedition am Kara-Kul war,
lK>haii|itet, d) I Kara-Kul habe keinen Ablluüä, sondern bildet ein vollständig abge-
schlusscnes Dassin.
Diese Behauptung, welche sich auf eme sehr oherflflchliche und unvoUstSndige
Beobachtung der betreffenden Gegend stützt, schien Sjewjerzow, noch ehe er in
die I'amir gekommen war, zweifelhaft; an Ort und Stelle wuchsen seine Zweifel,
denn er bemerkte in dem. den See urnjicbenden Gebirge zwei Zwi-schetniiiiino und
irwar am nordöstlichen und südwestlichen Ende des Sees. Auf dem liuckwege
betrachtete w diese ZwiscbenrSume eingehender. Es stellte sich heraus, dass das
▼ermdntliche allseitig geschlossene Baasin des Kara-Kul lediglich die centrale Ver-
breitung eines sehr langen Thals sei, das sich an beiden Enden des Sees und zwar
am nonl<"istli( lien peilen den Kok-Sti, den Nebenfluss des Kaschgar-Darja, am ^nd-
W('stlit;hen aber ge;,'en den Ak-Su, den Überlauf des Amu-Üarja ofTnet. Zu beiden
Seiten des Sees, welcher von Nordwest, Nord, Ost und Süd Zufluss hat, waren einst
Ausflosse; der nordöstliche Ausfluss hat gflnzlich au^ehUrt; der sadwestliche, nach
dem Amu-Darja, besteht noch, doch fliesst das Wasser nur zeitweise, wibrend des
Hochwassers und auch dann nicht alle Jahre, durch das Thal Kudar ab, jedOCh
nicht, wie bei dordon angegeben, durch das Murghab-Tlial.
Die entdeckten unzweiteihaiten Spuren eines ehemaligen doppelten Abflusses
haben, wie Sjewjei-zuw glaubt, wohl dem in der historischen Geographie Asiens
bedeutungsvollen See Kara-Kul den Namen des „Drachensees'S wie ihn der alte
chinesische Reisende Juan-zan nennt, verschalTt und ein Ven?leich der Beschrei-
liun;.' dieses Reisenden mit den eiiienen Reoliachlim^'en vfranlasst Sjewjni7.ow zu
den» Schlüsse, dass der nördliche Theil der l'amir-\V liste nindlit li vom Kara-Kul
noch jetzt sich erhebe. Diese Bemerkungen Sjewjerzow's sind nur gleichkam vor-
IKufige; sdne eingehende Beschreibung der Einzelheiten wird er wohl erst spSter
veröffentlichen.
Beim Kara-Ku! Itlirb Herr Skassi zui nck, um nochmals astronomische Beob-
achtungen auszutütiicn , die /.ur Rest inunun^,' der Län^en;4rad(^ iler Pamir noth-
wendig sind und glciclizedig um das Nivellement vom See bis zum Kysyt-Jart aus-
zufilbren, mit welchen Punkte sein auf dem Hinwege ausgeführtes Nivellement
abschloss.
Indem ich die Schilderung dn- ferneren Reise der Expedition tibergehe, will
ich die wisaenschaftlicbeu Resultate der gesammlen Expedition mügUcbst gedi&ngt
roittbeilen.
1. In geodätischer und hypsometrischer Beziehung wurden neuerdings die
von Schwarz im Herbste 1877 aufgenommenen 5 astronomischen Punkte zwischen
den Parallelkreisen vom 39*19* bis zum 40» 20* und den Meridianen zwischen 42"
58* und ii' (von Pulkowa) im Bassin des Kurschab auf dem Alai und im nörd-
lichen Theile der Pamir in der Nahe des Kvsyl-.lart festgestellt. Es sind dies
Punkte, welche zwischen den von Bonsdorf im Jahre 1876 festgestellten Punkten
liegen. Im Jahre 1878 wurden von Skassi in Ferghana und in der Pamir-Wüste
7 Punkte (Utsch-Kurgan [am Narin], ein Punkt am nusee Usur-Acbmat, Usgent,
zwei Punkte an der oberen Tara und zwei Punkte in der Pamir-Woste [am Rang-
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Kul und Juschil-Kiil I > ft'st;j;('stcllt. Zur Vcrbiiuluii^' lUoser Punkte mit den früher
lestgestelltei), wurden noch an vier bereits von lionsdorf und Schwüre festgestellten
Punkten astronomische Beobachtungen ausgeführt (in Andiscban, Namangan, Gul-
tscha und am Kara-Kul). Im Allgemeinen hat Schwarz während eines Monite 7
Punkte, wovon 5 neue, Skassi aber im VerlaulV von etwas mehr als sechs Monaten
17 Punkte, davon 7 neue, festt;i«stellt, wobei 7m bemerken ist, <lass diese Punkte
weiter als jene von einander entfernt lie^ien und sich also auch alter eine bedeutend
grössere Fläche erstrecken. Skassi's Punkte liegen ausgezeichnet.
Es mufls hier noch hemerkt werden, dass Schwan sich auflechliessUch
mit der Festetdlung astronomischer und magnetischer Punkte befosste, während
Skassi nicht allein astronomisclie Punkte feststellte und Aufnahmen anfertigte,
sondern auch die Höhe von mehr als 1'20 Ber^^spitzen trij^fonometrisch bestimmte
und eine Linie des Fuhrweges von nahezu 4ÜU Werst, von Assake bis Kara-K.ul
und von Ljangar bis Gultscha, nivellirie; auf dieser Linie bestimmte er die HShe
von mehr als l&OO Punkten, und desshalb wird sein Profil ein sehr vollständiges
werden.
Sjpwjerzow hat selbst die Hf'he von T)0() Punkten auf allen von der Expe-
dition /urückgele^fen Linien liaroinrlrisch bestnnmt und sich bemOht, dass noch
drei aus Furghana behufs Auinuluue der Gebirge entsandte Partien, die er und
Harr Skassi mit Instrumenten ausgestattet hat, barometrische Hfihenmessungen aus»
flkhren. Ausser den hauptsächlich zu orographischen Zwecken ausgeführten Hohen*
messunjicn lenkte Sjewjerzow noch seine besondere Aufmcrkstunkeit auf die Grenzen
des Ackerbaus, wie Uberhaupt auf die Bestimmung der Höhen in botanischer und
zoologischer ilUcksiciit. Es wurde überdies ein reiches Material 2;um Vergleiche der
barometrischen mit den geodätischen Messungen angesammelt.
2. Meteorologische Beobachtungen wurden während der Reise hauptsächlich
im Vereine mit barometrischen Hühenbestimmungen ausgeführt. Im Allgemeinen
haben jedoch diese willnT-nd des Marsches aus^iefübrten, ali;^'erissenen Beobacli-
tun^ien weni^' wissenschaftlichen Werth. Trotzdem t^elang es der Expedition in der
Pau)ir-Wusle sehr intere.ssante kliniatologische Daten zu sauuueln. Stetige meteoro-
logische Beobachtungen wurden von Heirn Skornjakow in Gultscha im Oktober
1877 behttfli regehnässiger Berechnung der barometrischen Messungen Sjewjerzow's
ausgeführt. Spater, unrl zwar von der Mitte Dezember 1877 bis zum i. Mai 1878
IwscthRftigte er sich in gleicher Weise in Balyktschach. Endlich hat die Expedition
am 1. Juli 1878 eine regelmässige meteorologische Station in der Stadt Osch
gegrOndet. Anfangs befasste sich Dr. Larionow mit den Beobachtungen, jetzt
nimmt Dr. Derewjanko seine Stelle ein.
3. Unter den Entdeckungen der Expedition nimmt die Entscheidung zweior
die Geographie Hoch-Asiens betrefTender Fraisen die erste Stelle ein : es wurde
nämlich von der Expedition die crsic, viclsciti;.'e und gründliche Krlorschung der
Pamir-Wüste ausgeführt und die oiographischen und geographischen Verbältnisse
der Pamir zum TI[en«Scban endgiltig festgestellt.
Die Geographie der Pamir ist der Hauptsache nach von der Expedition end-
giltig aufgekiflrt. Selbst ausserhalb der Marschroute der Expedition sind jetzt nur
noch secundäre, wenn auch zahlreiche topopraphisehe Einzelheiten unltekatmt. Die
Zahl der Entdeckungen in der Pamir, sogar in den von früheren Heisenden
besuchten oder von fem gesehenen Tbdlen, wurde veimehrt. Die Forsdittiifen
der Expedition erstreckten sich auf solche Gegenden der Pamir, die bb jetzt kein
Europier (vielleicht mit Ausnahme Maroo Polos im 13. Jahrhundert) *) gesehen, ja
') Sjcwjcr/ow glaubt annohmon zu dttrfpn, dass dinsc Expedition auch auf dem Wege
durch die i'amir reiste, den Maroo Polo zurückgelegt hat; diese Annalune muss jedoch noch
v«ri0rirt werden, and denhalb entbllt rieh Sjewjersow no«di der Mittbeilang von EinaelhdliB.
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nicht einm.-tl von ferne boobaclitcl ti.it. TfluM- diese Gef,'entU'n lialle man ledi^^üefi
sehr unziisammenhängende asiatische MiLtlieilungen , welche Uhrigens nur nach
GuldUnkeu auf den Kütten ungegeben werden konnten. Jetzt ist der nicblerfurächte
Tbeil der Pamir durch die Aufnahme der Expedition um mehr als die HUfte ver^
ringert, und es findet sich auf der Karte nur noch ein geringer unbeachriebenef
Hanm, den man mit ziemhcher Genauigkeit mit topopraiiliiseh'Mi Daten, welche mau
diucli NachlVajfen ertlihrt, :uisialleu kann. Dies veründerl vulLständig die Geograjibie
des Innern der Pamir zwischen dem l'umir-Kaljan und dem Alui, — ja sogar das,
was die Karte vom obem Amu, welche im Anfonge des Jahres 1878 vom General-
atabe h«rau8gegeben wurde, bietet.
Khonso wurde, vielleicht noch eingehender als die Pamir selbst, die Gebirga-
fieirend, durch welche sie mit dem Tien-Schan \ t rlniiiden ist, d. h. die Quelleu-
gegend des Kara-Darja \ui(l Kaschgar-Darja, citurscht, welche sicli thirch einen
komplicirten orogruphischen Bau auszeichnet. Des in geulugischer Beziehung
wichtigsten Resultats, dass nimlich in ^ner nicht femm geologischen Epoche diese
beiden grossen Gebirgssysteme mit einander nicht verbunden waren, ist bereits
oben ge<lacht. ')
Auf Obiges beschrtinken sich jedoch die geugr;ipliis< hcn Arbeiten der Expe-
dition nicht. Kben so vielseitig wie die l'amir, hat sie auch die physikalische
Geographie, die geulugisclie Bilduiq; und die nat&ilteh«[i Bedingungen der Produktion
des ganzen Ferghanathals während zahlreicher Ausflüge in verschiedene Gegenden,
erforscht. Romanowski und Muschkjetow haben viele höher gelegene Punkte dieses
Thals nicht untei*sucht ; nur den oliern Kara-Dru'ja liaben sie sein' eingelieiid erturscht.
Die geologiselicn Uesultate der von Sjewjerznw i)ersünlich ausget'ilhrleu Deoliaeh-
tungen und die Sammlung der K.\pcditiou wurden hinreichen, um die Erhebung
der das Ferghanathal umgebenden Gebirge m verschiedenen Perioden zu beweisen;
um 80 mehr wird dies der Fall sein, wenn sie mit den Resultaten der beiden,
soeben genannten Geologen zusammen gestellt werden.
Auch ausserhalb der Grenzen Fei frliana's, luid zwar am Naryn (im westliehen
Theile des Kreises Tokmak) liat die Expedition die früheren Forschungen Sjewjer-
zow's, soweit sie den Tien-Schan betreffen, vielfiu^ vervollständigt; dies gescliah
namentlich bezoglich ganz neuer G^enden, die bis Jetzt von k^nem Reisenden
besuelit worden sind.
4. Geologischt? Bi obachtungen wurden von Sjewjer/ow während jeder Kxeur-
sion gemacht; sie eriWliien der Wiss(Mischalt Iheilweiso einen ganz neuen Gesiehts-
kreis, theilweise vei vollständigen sie die Beobachtungen anderer Geologen, nament-
lich der Herren Romanowaki und Muschkjetow. In Gegenden, die nur von dieser
Expedition besucht wurden, wurden die ältesten Erhebungen Hoch-Asiens entdeckt,
welche den Kalkablagerungen voran gingen (im ost-namanganer Gebirge, am Flusse
Torkun, und in einigen andi^ru Gegenden der Pamir); es wurden auch neuere, bis
jetzt noch dauernde Erhebungen beobachtet. In der Sammlung der Expedition
befinden üch viele Denkmäler der Eisperiode. Durch seine geologischen Beobach-
tungen glaubt Sjewjerzow in den Stand gesetzt zu sein, die Orographie des Tien-
Schan und der Pamir so fest (wenn auch nicht so detaiUirt) zu b^^nden, wie
Studer und Kseher die Orographie der Alpen begründet haben.
5. Die geographische Beschreibung der Uesultate, welche die Expedition eiv.iell
hat, wird wesenlüch durch mehr als 60 pholographische Ansichten, welche Herr
Skassi im Gebirge von Ferghana und in der Pamir aufgenommen hat, vervollständigt.
6. Ausser der eigentlich geographischen Sammlung hat Sjewjerzow auch
') Bei der wInoniehaftlicheB B<^arbeitunp; des aogesammelten Materials wurde noch eine
Hauptfrage der Geographie Asiens und zwar Aber den meridiooalMi Bolor eodgUt^ eBtKbieden.
Hierüber werde ich beauader» berichten.
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27 —
iiocli eine reiche piiläontologisclu' iiini m i iioial ugisc^ln' Saiiunlun}? anf?o-
legt, wobei ihm (he Mitgheder der Kxpethlinii K uscliak jewitscli und Skornja-
küw behilflich waren. Diu Minerulienäuiunilung wurde nameiillich in der Patiiir
ungemein bereichert, die weit reicher an KrystaUen und Schiefern ist, als die mt-
sprechenden Formationen im TIen-Schan. *
7. Für die botanisdie Erforschung der Pamir und Ferghanas hat iianientlich
Kuschakjewitsch sehr viel ^(ethan, denn er haf ein Ileihai-ium anf;<«lpf,'t, das Uber
lüÜÜ Arten mit mehr als 2Ü,(XK) Kxeinplaren enthält, und klar die Veränderung der
Pflanzen unter veränderten physikalischen Verhältnissen darstellt. Die Sammlung
stammt aus dem Thale des Kara-Daija, dem Andischaner Gebirge, am Flusse Maiki,
aus den Torbergen bei Ak>Bura, aus dem Gebirge bei Kurschab und der Pamir.
Ausserdem hat auch Skornjawkow ein bedeutendes Heiburium angele^'f, das
aus dein Thale fies Syr-Daija von üalyktscha bis Chodschent, aus dem Tsrhuete*-
Gebirge, aus der Schlucht Kara-Kasyk, auä der Gegend aui Fusse des ganzen
Alai-Gebirges, von Darauta an, aus der Gegend am obem Kaschgar^Daija stammt.
In der Pamir iiat Skomjaltow seinem Kollegen Kuschakjewitsch sammeln helfen.
8. Noch reii licr ist die zoologische Ausbeute der Expedition. Die Thiere Fer-
ghanas waren kaum bekannt und dies auch mehr vom Hörensagen und von dein, was
man an Fellen auf dem Markte sah (im ganzen zehn Specien) ; die Expedition hat
über 6ü Specien entdeckt. Fjedschenko hat im Jahre 1876 mit der Alaier Expedition
gegen ilO Vogolspecien gesammelt; die jetzige Paroir^Expedition hat Ihrer SSO mit-
gebracht. ') Auch die Fischsammlung ist reich. Statt der 3 oder 4 Specien Fe-
dschenküs^) hat die Sjewjerzow'sche Expedition 20 Specien, und von diesen (> auf
der Pamir selbst gefunden. Diese reiche Kollektion von Fisi hen vordankt die
Expedition Herrn Skornjakow. Aeriner als diese ist die Amplnbiensannnlung.
Kuschslgewitsch hat mit Hilfe Skomjskow^s und Sjewjenow's eine reiche Sammlung
von Insekten und im Allgemeinen von Whrbellosen (Mollusken, Larven n. dri^.)
zusammengebracht.
Die von der Expedition aus der Pamir mitgebraditen vollständigen Samm-
lungen sind für die iNuturwissenschaften vom höchsten Interesse, um so mehr als
diese Wttste gerade in dieser Beziehung bis jetzt eine terra incognita war, und
andererseits durch die wenigen Mitthetlungen Juan-zans und Marco Polo*s Ober die
ganz eigenthumlichen Ldtmosbedingungen in der WOste die Wissbegierde bereits
seit lange in hohem Grade erre^'t ist. Die Piimir-Wttste, welche bis jetzt beztlglich
der Fauna und Flora gänzlich uiilK kannt war, wird nun in dieser Beziehung zu den
bekanntesten Gegenden Asiens gehören.
Ueber die geographische Lage der Stadt Braunschweig.
Die peograpliisclu^ I-uge der Stadt Braunschweig hat manches Verwandle mit
jener Hannovers. Hier, wie dort, sind Yei fiiiltnisse des hinduiThströinenden Flusses
von bestimmendem Eintluss auf Enlslehung und Entwicklung der Stadt gewesen.
Die Ocker, an derra UCsm Braunschweig gelegen ist, neben der Leine der grOsste
£b der Fsutr «Ildn wnrdm 112 Yogri^edSn geftmdeii, von deua 9t dort uiilMi. b
den entsprecbenden Höhen der Alpen wurden nur 12, auf dem TTea*Seiisa 60 Speden gofiuidn.
Von den letzteren kannte Sjewjerzow schon im Jiilire 18tw 50 Specien.
'J Seine reiche Fischsammlung stammt aus Sarawschan und Tschinosa, aber nicht aus
FerghsiM.
*) Auch ihre vertikalcu Yerbreitungsgrenzen w :; 1 u hh an 10-, 11- und 12 '/«-Tausend Fuss
entdeckt. Sie stammen aos dem Gebirge, weiches den obcrn Kaachgur-Dija begleitet, ans dem
Alai und der Pamir.
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— 28 —
sOdlicbe Nebenfluss der Allor, bildet hier, ähnlich nie die Leine bei Hannover, bei
ihrem Austrilto aus dem Hügellande mehrere Iiist'ln: Bruch, Damm und Werder
genannt: so wird einerseits ein be(|uemerer Flusä-Uebergang geschalTen, während
andereraeitB die Inaein eine grOesere Sicherheit vor Feinden , und dort befindliche
höhere Uferst^ leii, die aogenannten Klinte, aach vor Ueborschweinmungen dea noch
unpobändiKten Flusfies gewahrten. Bis an diese Stelle, wo das Flussbett, eben
dun-h die Inseln, in mehrere srhmnie Arme zorlogt wunic, war auch die Ocker in
fruliei L II Zeiten mit liüOten schilVbar ; hier lag also ein wohl zur Ansieillung geeigneter
Pankt Wie bei Hannover, so wird auch hier firOh schon neben ein an dieser gon-
sUgen Flassttbergangfr^telle aicher seit den Kitesten Zeiten belegenes Dorf von
Fischern und Ftthrleuten ein fester Heirenhof, eine burgartige Anlage auf einer
der hervoriiigondsten Uforstcllcn iretreten sein, dem da^nn eine Ansiedlung der
Lehnsleute und Hörigen dieses Hufes folgte; die allmähliche Entwicklung der so
entstehenden „villa" zu einer Stadt wurde ebenfalls durch den Fluss, diesen so
bequemen Handelsweg, gefördert.
Zugleich lag hier eine zireiftkcihe wichtige Grenze. Zuerst die Östliche Grenze
des Histhuins Hildesheim, dessen westliche bei H.mnover die Leine bildet ; die Ocker
schied die Diöcesen Hildesheim und Halberstudl dei^estalt, diiss der östliche Theil
der Stadt Braunschweig zu Halberstadt, der westliche zu Hildesheim gehörte.
Daneben war, wie Hannover zwei sadinsehe Stimme trennte, die Engem ond die
Ostfiilen — so hier eine Grenzantiedlung der Sachsen gegen die von Oatra vor-
gedrungenen Wenden, die hier fireüich sehr flüh von den Sachsen zum grOssten
Theile wieder verdrüii;_'t und in ihren «xeringen üeberresten gKnzlich germanisirt
wurden. Nur das Wendenihor in Braunschweig und das nördlich von der Stadt
gelegene Dorf Wenden erinnern noch daran, dass hier einst ein Grenzorl lag
gegen die westlichsten Ausläufer der Slaven. Auch eine Natorgrenze läuft in der
Gegend dffl* Stadt : das waldreiche fruchtbare Hug'>lland des SOdens tritt hier an
die Moore und Hai<len rler niedeisitclisisclien Kbcne heran, sodass auch in dieser
Hinsicht Braunschwei^rs Luge derjeruj^en Hamiuveis iilmelt
FUr das Wachslhum der Stadt war ihre Luge zu den wichtigen llHndelsstrassen
des Nordens massgebend, die eine sehr gQnsftige genannt werden muss. Der so
bedeutende alte Handelsweg von L&beck und Hamburg nach dem sddlichen Deutsch-
land ging lange Zeit allein Ober Braimschweig, die Linie Ober Hannover ist jüngeren
örspi'ungs; in Braunschweig spaltete sich <lie Strasse in eine über Göttingen nach
Hessen und dem oberen Rheinlande führende und eine andere östliche, die nach
Fhmken und Bayom ging. Diese letztere, . welche Uber Goslar, Warzburg, Augs-
bui^ durch Tirol nach Italim führte, war lange Zeit der bedeutendste Handelsw^
Deutschlands; auf ihr bewegte sich der meiste Verkehr zwischen dem hanseatis(^hen
Norden und den italienischen Mnfeii|iliitzen. Dag<'gen lief ursprünglich die alte Vei-
kehi'sslrasse zwischen dem Westen lunl Osten des deutschen Nordens, der sogenannte
„Heleweg vor dem Santvoixle", südlich von Bi aunschweig her über Wolfenbüttel, wie
sie ja auch Hannover in den ersten Zeiten nOrdUch liegen Hess; erst sdt dem Auf-
blühen beider Städte nahm diese Strasse ihre .nSrdlicliere Richtung Uber Hannover,
Biauiisfhweig, Helmstedt. So lange Hannover nicht Residenz war, so lange diese
Stadt damit Binunsclnveig gegenüber nicht das Uebei*gewicht eilangen konnte, war
auch das letztere der naturgemässe Mittelpunkt zwischen Hamburg-Leipzig, Hamburg-
Frankfurt a. M., Bremen-Leipzig , Lflbedc-Frankfint, und der Kreuzungspunkt der
diese Haupthandelsorte verbindenden Strassen.
Mit dem Wachsthum Hannovers und des so günstig gelegenen Stromhafens
Magdeburg mnsslo Brannschweigs Ansehen in demselben Masse sinken, als jene beiden
Orte sich die wachsenden Vorlheile ihrer geographisc^hen Lage dienstbar zu machen
wussten. Braunschweig hätte eines bedeutenderen Wasserweges bedurft, um mit den
beiden Nachbarorten auch in der späteren Zeit Schritt zu hiüten; da aber die Ocker
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schon im sechzehnten Jahrhundort den Ansprüchen einer lohnenden Sr-hi(Tahrt nicht
mehr genOgte, sah sich Braunschweig aut den kuätäpieligeren, unäicherera Landweg
hiagewiemn, yremfßteoä Gelle hin» von wo die nach Bremen bestimmten Waaren
Ulf der Aller und Weeor verfiüirmi werden konnten. Daher entstand das Spridi-
wort: 0 Brunswik, wilrest du Watei"» like, so wäre nimmer dines glike. — Die
Hauptvortheile, welclie die Leye Hraunschweigs bietet, konnten sich nur im Mittel-
alter wirksam zei^ron; der Untcrgun^ der Hansa, die voriindortt!n Huridclswegc der
Neuzeit, das Aufblühen Magdeburgs und nanientUch Hannovers, denen die Vortheile
der Eisenbahnen in weit hSherem Grade zu Gute kamen, der gering bleibende
UmCang des Landes Braunschweig gegenüber dem stetigen Wachsen des hannover«»
seilen Staates, in dem ja nach und nach der grösste Theil Niedersaclisens sich wieder
vereini^^te — das alles hat den Werth der Lage Braunschwei^is wesentlich vor i in-^-crt.
das Wacbstbum der Stadt in den letzten Zeiten sehr verlangsamt, g^enüber der
auf dner anflbiglich etwa gleichwwthigen , sehr Khnlichen geogruphis<^en Position
erwachsenden Nachbarstadt Hennovw. Dazu kommt, dsaa Hannover den kohlenreichen
Deister so nahe hat ; die Braunkohlen, welche einige Meilen im Osten von Braunschweig
gefunden werden, können die Wealdenkohle des Deisters nicht ersetzen. — Zwischen
den beiden Grossstädten Hannover und Magdeburg in der Mitte gelegen hat duhei-
Braunscbweig den Charakter einer Mittelstadt bewahrt, die indessen für die überaus
grosse Fruchtbarkeit der sudlichen und östlichen umliegenden Landschaften von der
grCssten Bedeutung ist; mit der steigenden Ausnutzung des Bodens, wie wir sie
penuie dort durch den ZuckeiTübenbau hen'orgeiutcn seilen, steigt der Werth liei-
geogniphischen Lage Braunschweigs, als des natürlichen Mittelpunkts und Sammel-
platzes für einen nicht unbedeutenden Theil dieser gesegneten Gauen.
Wenn wir die Wirkungen des wechsehkden Warthes einer geographischen
Lage eingebender verfolgen wolloi, mtkaseii wir einen Blidc auf die Angaben der
Geschichte und Statistik des betrefienden Ortes oder Landes werfen.
lieber die Gründung dei- Stadt Braunschweig machen die alten Chroniken ver-
schiedene Angaben. Na(-h der einen Erzählung sind des Sachsenherzogs Ludulf
SOhne, Bruno und Dankward, die ersten gewesen, welche die natürlichen VorzQge des
Punktes zu einer Ansiedeiung verwertheten ; Bruno grttndete auf der Östlichen Seite
der Ocker eine Niederlassung seiner Lehensleute und Hnrigcn, der er den Namen
Rrnnswik (ßruno's Dorf) gab; auf dem gegenüberliegenden Ufer erbaute der Bruder die
liurg Duiikwarderode. Das Jahr 861 wird als das der Erbauung Hi unswiks genannt.
Nach einem andern Berichte soll erst einer der letzten Brunonen, welcher doil die
SchlOeser Hohewart, Melverode und Dankwarderode besaas, daaelbat eine „viHa** ange-
legt und nach seinlni Ahnherrn Brunswik gaMmit haben. — Urkun<äioh kommt
Braunschweig ci-st im Jahre dOSl vor.
Nach dem Aussterben der Brunonen fiel Braunschweig durch Hoirath an I-othar
von Sachsen und durcth dessen Tochter Gertrud an den Weifen Heinrich den Stolzen,
Henog von Bayern, der ntm auch Herzog der Sachsen wurde. „ObwoU'% sagt
Guthe (in seiner berOhmten Monographie Ober „die Lande Brannaehweig und Han-
nover"), ,^die bmnonischen Grafen manches zur Hebung des Ortes thaten, so gelangte
er docii erst zur rechten BlOthe, als das Eil»e der Brunonen in die Hände der
Weifen Ul)ergegangen war." Braunschweig lag damals als offener Ort um die Bui*g
Dank wai der oüe ; noch 1U31 muss es recht unbedeutend gewesen sein, da die erwähnte
Uricunde diesea Jahres von ehier „villa" B. spricht Der Aufsdiwung der Stadt datirt
von dem Momente, wo der grOeste weifische Forst den Thron bestieg: Heinrioh
dei" Löwe. Ihm veidankt Braunschweig seine Vergiösserung und Befestigung und
seine Erhebung zur Stadt, su dass Heinrich als der w;)hre Gründer der Stadt anzu-
sehen ist; mit Hecht tiat man ihm jetzt ein prächtiges Monument gesetzt. Den
bis SU sefaier Zeit bestehenden drei Stadttheilen Altstadt, Neustadt und Altewik
fligte der Herzog etaien vierten hinzu, das Weidibild des Hägens, und verlieh dem-
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selben städtische Rechte; 1150 erhiehen Altsttull und Neustadt Stadt- und Woich-
bildnrecht. Ein ftonfter Stedtthcil, der von den ttbrigen eingeschlossene „Sack",
entstand spttM*. Hanrieb d. L. machte Braunacbwelg zu seinem LieblingsauÜBnt-
halte, 2ur Hauptstadt des Sachsenlanries ; und wie er Oberall in Niedersachsen als
pifrippr KörriiTt^i- des BUrpeiiluims, der Studie auflrilt, so hat sich besonder;* natOr-
lieli die Huuptstiidt unter ihm niächtig gehoben. Altstadt, Neustadt und Hagen
umzog er mit einer Befestigung, wodurch er den Oit erst in Wahrheil zu einer
Stadt machte. Der Name Dankwardorode verschirindet jetil aUmiblich vor dem
Namoii Brunswik. Das Wachstbum der Stadl blieb dann unter den weifischen
Ottonen stets ein erfreuliches. Der Kntwickelunjj Braunschweigs kamen die fort-
wührendrn I.andestlieilungen sehr zu Statten, die unter den Narhkoinmen des Löwen
<las weliische Bcsitzthum immer mehr zersplitterten; die Stadt stellte sich den Fürsten
gegenOber mehr uiul mehr unabhängig hin, indem sie die Kampfe dwaelben,
ihre Streitigkeiten untereinander und ihre hlufigen Geldverlegenhmten benutzte, um
ein Privilegium nach dem anderen zu erringen . liiiiilU' Ii<>s3 sie sich von einer wel-
fischen Linie gegen berechtigte und unberechtigte Ansprüelie einer nndpr^n srhotzen.
Zugleich vermehrten sich ihr Handel und ihr Reiehlhum bedeutend ; nanientlich
entwickelte sich ein grosser Getreideverkehr auf der Ocker und Aller nach Bremen,
der den Ursprung der braunschweigischen Macht und HandelsgrOsse bildet. „Welchen
Werth die Stadt auf diese Wasserverbindung legte, geht aus dem Stadtrechte hervor,
fhis Ileinrieh d. L. dem braunsehweigischen Weiclibild Hagen gegeben, wo gleich
zu Anfang die tVeie SrhilVahrt von und naeh Bremen garaiitirt wird," (Guthe.)
Einen grossen Schritt in der Dienslbarmachung der Vortheile ihrer geographischen
Lage, welche för eine Binnenhandelsstadt damals in so hohem Grade gOnslig war, Üiat
Braunschweig i. J. 1247, als sie der Hansa beitrat. Der Handel und das Ansäen
der Stadt nahmen derart zu, dass sie sich bald zu einem der Vororte dicv'^es Bundes
aufschwang; sie wurde der Vorort des ,,ol)erhaidiselien" oder niedersächsisehen
„Quartiers" der Hansa, genoss also mit den drei anderen hanseatischen Vororten
Danzig, Lübeck und Köln den Ruhm einer ersten Handelsstadt des Nordens. Seit
dem Ende des i3. Jahrhunderts stand die Stadt in direkter Handelsverbindung
mit Brügge und Gent, später auch mit Italien; sie exportirte besonders die Proilukte
iliri-r Naeliliiulaiidsclianrn (iler Haide, d- s fi iii-hll'afen ostfiilisehen Hügellandes untl
des Harzes), nümlieh Waehs, Wolle, Koiii und Kui»ft'r. Hanfl in Hand mit der
BlUthe des Handels ging die der Gewerbe. Braunschweig, auf diesem Grade der
durch historische Yerhiltnisse unterstatzten Au&chliessung seiner Lage angelangt,
strebte fortAn naturgemlss nach der Freiheit einer unmittelbaren Reichsstadt; sie
erlangte von den Fürsten, wie schon ersvähnt, eine Freiheit nach der andern, -1412
erhielt sie das Münzreelit, aueli kaufte sie den '/oll und beinahe alle Regalien in
ihren Mauern; pfandweise setzte sie sich in den Besitz der Gerichte NeubrQck,
Asseburg, Kampen, Elch, WendUiAuaen. Seit i48% bestanden bter Heaaen, die i. J.
1506 ein kaiserliches Privilegium erhielten. Als allmflhlich der Hansabund einen
solchen ÜmfSklig erreicht hatte, dass sich fQr kleinere Kreise desselben engere Separat-
vereinigungen nothwendig zeigten, entstand in Niedersaeliscu drr- Run<l der ,,S.iss(>n-
städte", ,,die, näher bei einander gelegen und enger mit einander verbunden, zur
Wahrung ihrer Interessen, insbesondere den benachbailen Forsten gegenüber, schon
im vierzehnten Jahrhundert vorübergehend zu bestimmten Zwecken, im fitaftehnten
Jahrhundert sodann dauernd zusammentraten" ; Goslar, Göttingen, Hildesheim, Ein-
beck, Hannover, Braunschweig und Magdeburg bildeten den Kern dieses Bundes,
die l)eiden letztgenannti^n Städte waren die Hauptorte. Dieser Bund der Sachsen-
.städte verschwand dem Namen nach erst gegen Ende dos 16. Jahihunderts, als eine
neue Form der Einigung an seine Stelle geAreten war: der Schmalkaldiaciie Bund,
dem alle genanntmi Stfldte betraten. Interessant und fttr die hohe Bedeutung
Braunachweigs jm jener Zeit sprechend ist die HObe des monatlichen Geldbeitrags,
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7M (IfM' die säclisischcn Siäiltn \ovn lUintio: voranlagt winden: (lei'selbe betrug für
Lübettk und Hamburg je iOäU tl., lUr Braunschweig und Magdeburg je 3917,
Bremen 3517, Goslar 2067, Göttingeu und Uildcsheim je 1067, Einbeck und
Hannover je 767 fl. Diese Rangstufe kann als ein interessantes BeiiH)iel flftr den
wechselnden Werth der geographischen Lage einer Stadt gelten, wenn wir uns in
Erinnerung bringen, wie dif F(il;,'e-Or(hiun;: etwa heule ausfallen würde.
Die ursprüngliche Alihüngigkeit der Städte war last Uberall in beinalie voll-
slündige Selbständigkeit Ubergegangen; wie sich Hildesheim seinem geistlichen,
Hannover seinem wel6sdien Forsten gegenober durch die Masse der «^mlhliob
errungenen Freiheiten und Privilegien zu einer foktisdien, wenn auch nidit recht-
lichen Reichsfreihdt emporgeschwungen hatten, so war es auch den Braunschwei-
gern gegluckt; zur volb-n Rcichsnnmittclliarkcit fehlte nur die kaiserliche Bestätigung,
„Keine Stadt des nordwestlichen l)eiitscti!;ind konnte damals in KriegstQchligkeit
und Tapferkeit ihrer Bürger und iliren Verllieidigungsmitteln auch nur im entfern-
testen mit Braunsdiweig verglichen «rerden. Eän Volkssprudi charakterisirt damals
folgende Stfldte also: Braunschweig ist ein RUsthaus, Ualberstadt ein Pfaffenhaus,
Lüneburg ein Salzhaus, Hamburg ein Bianhaus, Lübeck ein Kutifliaus." — Mit der
mateiiellen Entwickhing der Stailt hielt die ;.'eisttge gleichen Sdiiilt. Draunschweig
halte sich eigene von der Geistlichkeit unabhängige Schulen gegründet, um deren
willen es sieben Jahre im päpstlichen Banne stuid, bto es 1420 einen ausserordent-
lichen Dispens zur Gründung zw^er lateinischen Schulen erhielt. Die R^ormation
hat sich hier rasch Bahn gebrochen, schon 1528 wurde sie eingeführt.
Noch bis in die Mitte des sechzehnten ,Iala"hnnderts stand Braunschweig auf dieser
glänzenden Stufe der Macht und des Ansehens. Dann beginnt der Bückschritt der Stadt.
Yersobiedene Gründe sind es, denen Braunschweigs Blülhe erlag. Da ist zunächst das
Streben nach einer geographisch abgerundeten Herrschaft, das sich g^n Ende des
Mittelalters bei den Fürsten geltrad macht; die Gründung geschlossener Territorien
vertrug sich nicht mit der T^xistenz selbständiger Gemeinwesen in deren Innerem.
Die Städte erlagen in diesem Katnpfe, und wenn sich auch die grösseren, wie Braun-
schweig, länger frei hielten, so ist doch auch bei ihnen ein allmähliches ErschlalTen
deutlich bemerkbar. Dazu kamen die wiederholten blutigen Kämpfe zwischen den
Gilden und Geschlechtem in den Stidten. Für Braunsdiweig, als einm hansischen
Vorort, war besonders der Vorfall der Hansa, die Veränderte Richtung der grossen
\Velthandelswe;_'(>, das erfolgreiche Kindringen der Hollilnder und Engliimler in den
Ostseehandel von unheilvoller Bedeutung, Die geographis<'he Lage der Stadt sank
tief in ihrem Werthe herunter, und damit zugleich der Handel und Reicbthum. Eine
sdiwere Last waren for Braunschweig die Oberaus grossen Schulden, che namentlich
dar dreissigj ährige Krieg hervorrief. Die Zeit d«r stidtisdien Macht und TttdUigkeit
sdlien unwiederbringlich verloren.
Bis dahin hatten bi-iile Linien des Hauses Braunschweig Hechte auf die Stadt
gemeinsam besessen; im Jahre 1701 wurde sie vom Herzoge Rudolf August beiageii.
und genommen und darauf der llterm wolfenbttttelscfaen Linie des Herrscheiiiaiises
auasehliesslich übergeben. Hiwroit beginnt eine neue Periode in der Entwickelung
Braunschweigs», eine zweite, wenn auch minder grossarlige BlQthe der Stadt wird
.nnpebalint : ans der verfallenen Ilansastadt entwickelt sicli jdlinRhlich dii- Hauptstadt
eines kleinen, aber diclitbevölkeiien und hiiftlist fruchtbaren Landes und der indu-
Btrielli! und kommei-zielle Mittelpunkt einer dieses Staatsgebiet noch bedeutend Ober-
ragenden Landschalt, die zu den gesegnetsten in Deutschland gehört. Braunsohweig
entwickelt sich zu einer angesehenen Mittelstadt; tritt sie gleich vom grossen Welt-
handel zurück, so erschliesst sie sich doch nun neue lordernde Beziehungen ihrer
geographischen Lage, und damit neue Hilfsquellen des Wohlstandes. — Gleich nach
der Unterwerfung der Stadt wurde eine gänzlich veraltete Einrichtung auljgehobeu :
der vielfiiche Magistrat. Bislier hatten die (ttnf Stadttheile fQnf Magistrate gehabt,
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jeder mit besoudei cm lialiiliause uiui besüiulerem Wappen. Dafür wurde nun ein
dniiger Rath ängoichtet, der statt aus 56 nur noch aus 16 Mitgliedern bestand.
„Zu0ak!il wurde Sorge getragen , diiss in den Finanzen der Studt eine Besserung
eintrat.* Ziemlich rasch hob sich der WuhUtand ; die Messen Mühlen wieder auf.
1754 erfolgte die V'erlegunK der Hesidenz von Wolfenbüttel niifh Braunschweig»
unter Uei-zog Kail. Dessen Nachfolger, der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand, hat
sehr viel für die Verschönerung der Stadt gethan. Der Handel ddr nun wieder auf-
bliUienden Stadt, dem freilich der Waaserw^ auf der Ocker schon lange verloren
gegangen, hatte doch immer noch wenigstens nach Bremen hin von dem nur
sieben Meilen entfernten CelU? an eine lif*]iieine Wasserstrasse. Die napoleonisehen
Kriege schlugen die Stadt zum Königreieli Westfalen , 1807 wurde sie Haupt-
stadt des Ockerdepartenienls und Silz des Pi-ftfekten. „Frühlich erblühte Braun-
schweig nach der Wiederherstellung der legitimen Herrschaft, aber die neuere Zeit
hat ihr schwere Wunden geschlagen und lange ihren weiteren Aufs(^;hwung gehemmt."
Erst in den letzten Dezennien ist die Entwii-kelnng der Stadt wiedei- in rascherem
Tempo vorgegangen. Bekanntlich war |S:i5 Braunscliwci;^^ mit Hannover und
Oldenburg zu einem Steuerverein zusumuKjngetrelcn ; als Braunschweig sich 1841
lossagte und d^ Zollverein beitrat, erlag sein Grosshandel, dem nun natfirlich das
sQdliche Hannover, bisher ein Hauptmarkt der Stadt, verschlossen werden musste,
der Konkurrenz des für die öätlicheren Landschaften viel gQnstiger gelegenen
Magdeburg : dei- Cirosshmulc! der Stadt llannever aber, auf <len jetzt atK'li der
dichtbevölkerte Süden des Kömgiculis gänzlich hingewiesen wurde, erstarkte in
eminenter Weise. Daher konnte Braunsehweig, als dann später Hunnover ebentalls
dem ZoUver^n beitrat, nur einen unbedeutenden Theil des verlorenen Gebietes ,
wieder gewinnen: erst die ausgeddiinteren Eis»Mibahnverbiudungcii liaben dies Ver-
hältnis slellenweis wieder zu Gunsten unserer Stadt geändert. Im .illgcineiiien kann
man daher mit Recht die Stellung d(.'r beiden Bivaliimet» Brannschweig imd Han-
nover zu einander in unserem Jahrhundert dahin resumiren, dass Haimover's glän-
zender An&chwung nach der Rückkehr seiner KOnige den Rockgang der brann-
scbweigischen HandelsgrOsse, das langsamere Wachsthum dt;r Stadt Braunschweig
bezeichnet. Das regere Vorwärtsgehen, das schnellere Wachsthum der letzten zwei
Dezennien haben wir schon erwühnt ; die grosse Steigei tmg der Bodenproduktion
in dem umliegenden Gebiete und die Eisenbahnverbindungen machen darin ihre
segensreichen Folgen geltend. Heute ist Braunscfaweigs Industrie und Gewerbsarokeit
ansehnlich zu nennen. Dagegen werden die Messen Breunschweigs Qberschltzt; sie
sind von ungleich gering, rcr Bedeutung als die der anderen drei grossen Mess«jrle
Deutschlands, I,eii)zig, Krankfurt a. O., Fiaiikfiut a. M Nach den Drangsalen des
30jähi-igen Krieges machte die Stadt ungemeine Anstrengungen zur Hebung dieser
wichtigen, damals sehr gesunkenen Institution, sie gewährte den zureisenden Kauf-
leuten alle mQi^chen Erleiehtmingen, setzte selbst eüi Handetegericbt ein. In
unserem Jahrhondert sind die Messen wieder sehr gesunken. Die Zufuhren betrugen
in Braunschweig von 1818— 1829 jährlich ca. 58,000 7tr,, 1836—1841 (also wahrend
der Zeit des hannover-braunschweig-oldenburgis(!hen Steuervereins) stiegen sie
enorm, auf 78,000 Zti-, jährlich j daim erfolgte die Lossagung Braunschweigs vom
Stenervereine ond sein Zutritt tarn Zollverein, sofbrt sank die Zofiihr in grossara
Hassstabe, von 1842-1854 betrog sie jahriioh 44,000 Ztr. Der Antheil, den die vier
grossen Messorte am Messvericehr haben, dessen jährlicher Gestunmtwerlh etwa
90 Millionen Thalor erreicht, beträgt für Leip/.i!^ idier aller VVaanui, für Frankfurt
a. 0. ^ixo, Frankfurt a. M. »/i» und für Braunschweig nur >ol (Nach: Unsere Tage.
2 Bde. Braunschw. 1801.)
Entsprechend dem Gange äßt ganzen stidtiscben Entwickelung ist audi die
Bewegung der Einwohnei'sahl Braunsc^hweigs in unserem Jahrhunderte eine ungldche
gewesen. Die Bevölkerung der Stadl betrug im An&mge des Jahrliunderls
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circa 27,000 Seelen,
im Jahre 1812 „ 29,950
1825 „ 32,500
1833 Ober 85,000
1889 „ 37,000
1858 circa 40,635
,, „ 1861 „ .4!),()78
1871 57,883
Wir sehen aus dieser Tabelle, dass die Vennehi*ung bis nim Ende der lltnf-
siger Jahre nur schwach war; von 1839 bis 1858, also in &st swel Deiennlen, stieg
die Einwohnerzahl nur um 3635. In den 13 Jahren von 1858 bis 1871 hat sie sich
dagegen um mehr als 20,00ö vermehrt, parallel dem Aufschwung des gewerblichen
und merkantilen Lebens der Stadl. Wir schalten hier eine graphische Darstellung
des Wachsthumes der Stidta Hildeaheim, HannoTer nnd Braunschweig in unserem
Jahrhunderte ein.
Wir sehen in dieser Darstellung zu Anfang des Jahrhunderts Braunschweig
mit der grössten Einwohnerzahl weit obenan stehen; Hannover und üildeaheim
haben beide 20, (XX) noch nicht erreicht, und zwar
ist der Unterschied beider noch nicht so gross, als
der swischen Hannover und Braunschweig. In HÖdes-
heim steigt das Wachsthum nur langsam , selbst in
dem letzten Dezennium erreicht die Linie nicht die
Steilheit der beiden andern. Die Linif , w»»lche
Hannover darstellt, hebt sich bedeutend, aome
nach Vernichtung der napoleonisdien Herrschaft die
legiUme Rei^erung wieder heigeetellt war; ihre
höchste Steilheit erreicht sie seit dem Ende der
vierziger Jahre. Die Linie Braunschweig bleibt, ob-
wohl rascher steigend als die Hildesheimer, doch
bald gegen den Böschungswinkel der haunuverschen
snrQck. Nach der Rückkehr der hannoverschen
KOniga in ihro Stammlande wird sie von der nun <
so eminent aufsteigenden Linie Hannover gekreuzt |
und bleibt dann dauernd hinter ihr zurück; deutlich 1
zeigt aber die schnell zunehmende Steilheit der
braunschweiger Linie in dem letzten Thdle ihres
Verlaufe das oben erwähnte Wiederaufblohen der
Stadt iu den letzten beiden Dezennien. — Die unterste Linie, welche das Wachsthum
des hannoverschen Voroits Linden darstellt, weist in dem Aufsteigen ihres letzten
Drittels auf die mächtige Eiitwickelunp der i);innoversi liou Industrie hin.
Es wird nicht uninteressant sein, des Vergleiclis halber einige Zeilen
Sd>Mtian MOnster's aus sehier «Gosmographey*^ anzuführen. Er schreiht darin (un
Jahre 1660): ,,Brun8chwick die statt ist angefongen worden anno Christi 878.
ist genent werten von dem Fin-sten Bruno Brunonisvicus dasz ist Bruns Fleck.
Nun dieser Fleck Brunschwick hat zum ersten ein kleinen Anfang gehabt, der hat
mit der Zeit scer zugenommen in gewalt und reichthumb, also dasz auch manch
Fürsten von jr genennt und getittelt seind worden. Sie übertrifft vil stett im
Teutschland, in der grOsae, in der menge des volcks, in den hobechen hensem
und lustigen gassen. Sie hat funlT märcktplfitz und rathheuser, und auch so vü
raht." Und an einer anderen Stelle : „Brunswick ist zu unsern Zeiten die (tlrnehmste
auch die gröste statt in Saxon, gar wol bewart mit mauren, grüben, thUrmen und
pasteien, geziert mit heirlichen heusern, schönen gassen, grossen und wulgeschmuckten
tempaln. ^e ist etwas grOsser dann NOmberg (1), vnd kidner dann Erdfurdt. Es
f. wiiwuili. OMgr. L M. 8
HANNOVER i." —-:!;....
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lauflt durrli sie das w.isser üinu ra , welches da ansz dem Hartzwald kompt, vnd
vnderächeidt die stut in zwey tbeil, türt iiiil jm iiiinve^j alloa wuät, vnd ist uilent-
hatben mit brücken bedeckt etc.*^ Aus MOnatera Worten tritt uns noch die gttn-
sende Hansastadt entgegen, weitbuHhmt in allen deutschen Landen.
Sehen wir uns schliesslich die Strassen namen an, die ja in der Physiognomie
einer Stadt einen so wesentlichen 7Aig ausrnacfien: wir finden darunter eine
Reihe geograpiiiscb churuklcribtischer. Mehrere Strassen uml l'iutze führen den
Namm Klint und bezeichnen so noch jene BodenorhOhuiigen , diu wie der „Uerg*^
in Hdnnover, die ersten Ansiedelungen getragen haben mOgen, so der Radekttnt,
Beckerklint, Südklint, „ Vuf dem KHnf*; eine andere Strasse heisst^Auf der Höhe".
Der ^Werder" und T,Aiit' dem Hrnclie'^ i'rinnern ebenfalls an die durch ihre Insel-
bildung eine Ansiedelung begünstigende li^schafl'enheit der Ocker an dieser Stelle.
J. 1. Kettler.
Bespreeh ungen.
1. E. Kehni: Geographisches Jahrbuch; Hd. VII; Gotha, 1879.
Dieser neue Band unseres vorzuglichen Geugrapbischen Jahrbuchs, das seines
Gleichen in der eins<;hlagenden Literatur keines anderen Volkes findet, enthih Kwar
nicht mehr gleich den früheren den Hericht iiber die Erg^nisae der neuesten For-
schuntzsreisen aus der Fed(T des Herausgebers, da letzterer jetzt dnrUlter fast
allinunatlich in den Petermann'schen Mittheilungen relerirt; im übrigeu al)er ist
der Inhalt des Bandes eher reicher und mannigfaltiger als der der firOheren (abge-
sehen von dem leider durch Krankheit des erkorenen Berichterstatters ausgeüsllenen
Abschnitt über Geolo^'^'V
Hann le^it zunächst mit der ihm eigenen Klarheit und üebersichtlichkeit auf
wenigen Un>;en die Grundzttge der meteorologischen Fortschritte jüngster Zeit dar,
wie sie innernalb Deiitsclilands kaum einem anderen als ihm in solcher VüllstBndiijkeit
kund wenlen möchten, lleherall, sowohl in dem der specielleii Kliinatolo^'ie der
einzelnen Erdrftume gewidmeten ersten als auch in dem die altgememe Physik der
Atmosphlre behandelnden Folgetheil ist die Summe der den Geographen unter den
bezQglichen Forschungen wesentlich interessirenden, Ergebnisse wieder vortrefTlich
gezogen. Weniger ist das auch diesmal vei sucht worden von Schmahda im Bericht
ijiber die Thiergeographie. Derselbe beschränkt sich abermals grussentheils auf
Kataloge von Namen der neuerdings gefundenen Thierspecies und OberlBsst es dem
Geographen an den citirten Stellen die zoologische literatur selbst zu studiren, uro
sirli fi'ir seine Zwecke nach dem Nötlii^icn unizuthun. Gang besonders vermisst man
die Discussiun von Walluce's grossem Werk ,,Geographical distribution of animals'',
von dem beinahe nichts erwftbnt wird als die iusseriiche Gliederung in 4 Theile
und die Liste der von Wallace unterschiedenen thiergeographischen Re^'ioiien.
So trifft es sich seltsam, dass Wallace's Werk viel mehr in dem pllanzen-
geographischen Bericht zur Sprache kommt. Dieser ist nicht mehr von Grisebacb
verfasst — dessen unvergleichlichen Leistungen für die L^re von der Verbreitung
der Gewächse inzwischen der Tod für immer ein Ziel setzte — , sondern von dessen
Schüler Dhuür, der sich eifrig beflissen zeigt, die Stelle seines grossen Lehrers
im Jahrbuch würdig zu ersetzen. Wir begrossen gewiss im Sinne lüler Geographen
seine Idee, der Goncordanz pflanzen- und thiergeographischer Provinzen nach-
spüren zu wollen, und pflichten durchaus seinem Urllieil bei, dass die anscheinend
80 grossen Differenzen zwischen beiden auf Wallace's und Grisebacbs Karten un-
möglich in der Natur begrondet sein kSnnen, da das Pflanzenreich genau von den-
selben geologischen Sclii< ksalen auf der gemeinsamen Mutler Erde betroffen wordmi
ist wie das Thierreich, und die Vertheilutii: von Land und Meer, die Erhebungsweise
des Bodens in der allmählichen Umwandlung der Erdoberffäche die tiefsten Cha-
raikterzoge bdden NaturreicheB aufprägen musste, sodaaa nur die venobiedenartige
Wanderfthif^t and ongleicb starke AbUngii^t vom Klima hie und da die voU«
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Congi uenz der beiderseitigen Verbreitunpsgebiele beeinträchtigeti wiid. Das nähere
Eingehen auf die entwicklungägeschichtliche Seite ded Pflanzenreichä {dor Paläon-
tologie wdst Drude einea besonderen Abschnitt su) erscheint auch oi» anderon
Gründen recfit <;rspriesslich ; firisobrich hatte hleri^egen einen mehrfiich T^fBlIKg
begegnenden Widerwillen, der auf seiner huch uchtungswerlben Opposition (^egen
alles Hypothetische, nicht erfiahrungsmftssig Festgestelite beruhte, ohne dadurch
gerechtfertigt zu sein. Nicht minder sehen wir den Zellenkryptogamen Beachtung
geschenkt, vermissen jedoch Krwflhnung der geographisch \veilhvi)llen Unter-
suchungen , welche Karl Müller Uber die von Scbweinfurth in innerafrika und Uber
die von Hildebrandt im Somal-Land sowie auf den Komoren gesammelten Moose ver-
ofTeiitlicht hat. Die Berücksichtigung Stanley"» war durch den Endtermin, den sich der
Verfassei' für seinen Berieht gesetzt hatte i Knde 1877). ansj^^esrhlossen, indessen war
es doch nicht erlaubt, angesichts der Staniey'schen Entdeckungen dem Nigergebiet
(wie hier S. 226 geschehen) „die reichste Flora im geaammten tropischen Afrika''
lususchreiben» statt dem Kongogebiet und letsterem die Rotangpalmen absusprechen.
Ueher die Aiheiten df;r europäischen Gradinessung berichtet wie früher
BnuHNS, ei-ster Schriftführer der ,, permanenten Commission" ; ober die Fortschritte
in den Massregeln zu bevölkcrungsstatistischea Erhebungen und einige neuere
VoUcszählungen Nc^ssmann. Geklands ethnologischer Bericht umfasst Ooeanien,
Amerika und Afrika (in einem AnCangsfragmenle auch Asi(>n). Niehl einverstanden
ist Referent, was Afrika betntVt, nut der Kückführung der sogenannten Zwergvölker
dieses Erddidls auf «Vericllmmerung**. Das war die sehr allgemein angenommene
KrklUrung, so lange man von diesen Völkern nur die Uuschmänner kannte, die in
der That nur wenig kleiner als die Hottentotten sind, und von denen man immer
gern meinte, sie hütten in der traurigen Kalahari reichUch Gelegenheit geliabt zu
verkommern. Jetzt aber wiasen wir nicht nur Genaueres Ob«' «Ue einstmals ober
das ganze Kapland reichende Verbreitung der Buschmanner, sondern G. Fritsch
hat uns in seinem klassischen Werk so genaue Nachweise über die k^rperliclie
Divergenz zwischen ihnen und den iiutientotten geliefert, dass wu' da nicht mehr
filglioh von blosser Verkikmmerong reden kOnnen. Gerland mOcbte nun aber sogar
in den Akka (anscheinend auch in den Abongo) verkümmerte Sudan-Neger, in den
Zwergvölkern des Kongogebiels verkümmerte Bantu-Neger erkennen. Er beruft sich
dabei auf Lenz, der jedoch neuerdings die Kürperkleinheit der afrikanischen l^yg-
mfien nicht durch VerkOmmerung, sondern durdi Temperaturschwankungen (olTeo-
bar auch unzutreffend) su erklfiren sucht. Auch möchte er die Kleinen nicht ala
Zwerge gelten hissen, sondern mit den doch auch nur ,,mitlelgrüsscn" Njamnjam u. a.
in der Grösse vermitteln; wogegen doch bemerkt werden muss, dass überall, wo
zahlreichere Individuen gemeseen wurden, die sogenannten Zwergvölker regel-
mässig' um huinlert oder mehr Millimeter hinter den Negerslämmen zurückblieben.
Das liier ganz übersehene Verharren sümmllicher Zwergvölker Afi'ik;w auf der pri-
mitivsten Stufe des Jägerlebens schlingt ebenso wie die KOr{)erkleinheit ein gewiss
innigeres Band zwischen ihnen, trotz ihrer Zersprengtheit von nordiquatorialeo
Gebieten bis in den fernsten Süden, als /.. B. zwischen den Akka und den seit uralten
Zeiten scsshaften und meist hochgewachsenen Negervölkern exislirt. Es mögen
immerhin bei genauerer anthropologischer Untersuchung starke Differenzen zum Vor-
schein kommen, etwa awischen Akka und Buecbmlimeni, die Schweinfurth sogar
gleich Stammgenossen zu vereinigen geneigt war ; es können möglicher Weise sogar
tiefere Kassenverschiedenheiten dann unter den zwerghaflen Horden sich heraus-.
Btdlen, aber sie machen durchaus alle den Eindruck, als seien sie zerstreute Reste
der Bevölkerung jener entschieden doch anzunehmenden Urz« it, in welcher Afrika
nur von spilrhchen Jilgervrilkern durchstreift wurde. Wir wollen niciit bestreiten,
dass ein solches Leben zu mangelhafter Ausbildung dei' Körperhchkeit Ui'sache sein
konnte, vermögen aber noch gar kein niheree Verwandtachaflsband zwischen Akka
und Njamnjam (oder Negern Überhaupt), Watwa undBwilu zu erketmen und nicht
den Satz zu unterschn iben: „Die Ansicht also einer swerghafien Urbevölkerung
Afirika's müssen wir lallen lassen.*'
Statt v. Neumaon-Spallart fieftrt v. Sghkrzer (wie in den en4en Theilen dee
Ishrbochs) die DarsteUong Ober die gegeowirtige Lage von Welthandel und Welt-
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verkehr. Er bewährt ganz wie firQher grosse Meisterschaft in der unitassendsten
und doch durch Knappheil der (dabei gut lesbaren) Form leicht tkberachauboren
Darlegung des Gegenstandes, den er so panz beherrscht. Durch Zuverlässigkeit
der Zahlenwerthe und Heraushebung des Bedeutsamsten pehöron die wenigen
Seiten, die Scherzer iiier dem Kapitel „Auswanderung" widmet, zu dem Besten,
was wh* Ober diese besonders wichtige Seite der VOIkerbewegnng besitzen. Der
Benützer des Jahrbuchs sei übrigens daran erinnert, dass fOr Tilgung einiger Zahlen-
versehen in diesem Scherzer'schen Aufisatz ein nachgeliefertes loses Blatt mit Conv
genden wühl zu beacliten ist.
Die Tie&eeforschung, die das Gebiet der Erdkunde in den letzten Jahren
eigentlich erst wissenschaftlich abgerundet hat, indem sie die drei vom Meer
bedeckten, bisher fast wie Vacua bchandeUcn Viertel der Hrrlnbernftche der Wissen-
schaft eroberte, hatte im Jalu-buch bisher nur beim Bericht Uber die Reiselorschungen
ihre Stelle gefunden. Es ist hOchst erfreulich, jetzt von ^nem so kompetenten
Fachmann wie v. Boguslawski diesen oceanographischen Theil nun selbständig
hioi- behandelt zu sehen und zwar in einer die wesentlichen Ermittelungen der
neueren Tiefseeforschung geradezu erscliüpfenden Abhandlung. HolTenllich begeg-
nen wir auch in den FolgebBnden diesem Autor, um hinsichtlich d«r ferneren
Fortschiitte in der Meereskunde auf dem Laufenden zu bleiben, da gerade tlber
diesen Zweig der Erdkunde die Queiienwerke durchaus nicht jedem Einzelnen zur
Verfügung zu sein pllegen.
Endlich bescheert uns Hbrmann Waomer, dor künft^e Herau^eber dieses
Jahrbuchs, eine ausführliche Arbeit über eine bisher an der Stelle noch nicht ver-
treten gewesene und duch grundlegend bedeutungsvolle Frage, nämlich über den
,, gegenwärtigen Standpunkt der Methodik der Erdkunde.'* Sie zeichnet sich durch
die eingehende und unparteiische Behandlung der Sache vor den nur zu oft in abge-
droschenen Phrasen sich ergehenden Programm- und ähnlichen dilettantischen Auf-
sätzen mit verwandtem Titel aus; und das versteht sich bei detn Verf., dem ver-
dienstvollen Begi Uiider der geographischen Studien an der Königsberger Hochschule,
von selbst. Mit grossem Fleiss ist mancher vergessene oder wider Verdienst gar
nie recht beachtete Beitrag zur Theorie von der geographischen Methode z. B. aus
Zeitschritten mit herangezojjen, so dass insbesondere über die viel diskutirte ,, ver-
gleichende Methode" eine förmliche Entwickelungsgeschichte der Ansichten bis auf
die Gegenwart herab gegdMn werden konnte. Referent muss eingestehen, dass er
die Peripetie seiner eigenen Ansichten über das, was Ritter unter seiner „Ver-
gleichung" eigentlich verstanden habe, erst aus der in Rede stehenden Abhandlung
in ihrer vollen Latitude kennen gelernt hat. Aber eben darum, weil ich mich lange
mit dieser Frage herumgequält habe, sei es mir verstattet zu bekennen, dass man
besser thut Rittcr's Methode zu stiidir^n und zu charaktfrisiren, ohne dem Worte
„vergleichend'' Daumschrauben autzusetzen. Mit einigem guten Willen kann man
allerhand Analogien wirklich herausdeuten zwischen Bitter*8 vergleichender Methode
und der des vergleichenden Anatomen, an welche Riltci- bt^i Einfühlung seines
Lieblings-Terniinus selbst appellirte ; aber im präciseii Definiren lag Ritter's Stärke
nicht} und wenn er zu behaupten wagte, dass Herodot der Vater der vergleichenden
Erdkunde gewesen, weil er den (vermeintlich gleichgerichteten) Lauf der Donau
durch Europa und des Nil durch Afrika mit einander verglich — so sieht man dodl
ein, dass Ritter überhaupt mit dem Schlagwort vergleichende Erdkunde ganz wun-
derbar heterogene BegrilTe verband. Besonders aber niuss ich mich verwahren
gegen eine S. 864 hier behauptete diam^ral entgegengesetzte Beorthdlung, wel(^
„Pescbel's vergleichende Erdkunde" einerseits von Richthofen, andererseits von mir
erfahren haben soll. Richthofen, heisst es, habe in ihr PeschePs ,,^vissensehaflliche^
Endzweck", ich dagegen „dessen Mittel" erkannt. Dos läuft indessen einfach auf
ein Missverstlndnis der Klarlegung eines Missver^thidnisses hinaus. Richthofen
hatte nämlich (China I. S. 732 Anm. 4) den Ausspruch gethan, Peschel habe ,,die
Aufgabe der vergleichenden Geographie in dem Aufsuchen der Aehnlichkeiten in der
Natur, wie sie uns vom Landkarten-Zeichner dargestellt werden, erblickt," und ich
hatte bei der Anzeige des Richthofen'scben Werkes in der Jenaer Lileraturseitung
nachgewiesen, dass diese wunderbare Fixirung der AuJigabe erdkundlicber Forschung
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nicht von Peschel stammt, sondern ans r Vorlosun^r einer Stelle im Einj?nng von
Peschel's Neuen Problemen, wo es heisst: Die Erdkunde luibe durch das Aufsuchen
ähnlicher Lflndergestalten und Vergleiohuiig dor bei diesen einzelnen Gelegenheiten
obwaltenden Naturvorhrilfnisse den morphologischen Gesetzen nuchzii'^nüren. Folg-
lich war nur irrlhünilich aus dem, was Peschel als sein Handwerkszeug bezeichnet,
dessen Endzweck gemacht worden. Darin liegt doch gewiss kein principieller
Gegensalz angedeutet, von dem zwischen mir und meinem iHX^VOTehrten Fach-
und Berufsgenossen in Rnnn Oberhaupt keine Rede ist. Und im ganzen darf man
ja wohl freudig es aussprechen, dass unter der überwiegenden Mehrzahl der heuligen
Geographen, zumal der deichen, Ober Ziel und Methode ihrer Wissenschaft wesent-
licbes EinvenUbidnis bemeht.
Hille a. S. 1. UnblMfl;
2. T. Petriaör Bafstehiniff d«r QeUrge; Wien, BraumoUer, 1879.
Entgegengesetzt dem Verfohren, welches Cduard Soss und Albert Heim in
ihren epochemachenden Werken nber Gebirgsbildung eingeschlagen haben, und
welches als das induktive allein berechligt ei-scheinen muss, versucht der Verf.,
nachdem er in der ersten Hälfte vorliegender Schrift seine Ansichten ttber die
Erstarrungspbasen der Erde als einer von innen nach aussen allmihlich und nun-
mehr ganz in dm festen Aggregatzustand iibergegangenen Kugel vorgetragen hat,
in der zweiten Hälfte auf dieser Grundlage deduktiv die Entstehung der Gebirge
zu erklären.
Die Klarheit dieser Darlegung lässt viel zu wünschen übrig, ganz abgesehen
von WortfeliltTn beibmUlicher Art wie „Syzigien" oiler . J-ylfinsph?lre" und ,,.\thmo-
sphäre," welche letzteren bei ihrer regelmässigen Wiederkehr unmöglich Druck-
versehen sein können. At» 8tll>Beiqriel mOge folgender Passus dienen: „Die gegen-
wärtige Vertheilung von Wasser und Land ist das Produkt eines zeitlichen Prozesses,
auf dessen Verlauf eine Reihe von erkennbaren Kitiflassen eingewirkt haben. Der
Ausgangspunkt desselben war die CuUocution der materiellen Verhältnisse bei der
Entstdiung der ersten Heere.** Gidit es etwas Selbstverständlicheres' als den ersten
Satz und etwas Dunkleres als den zweiten?
Den Forlschritten der Meereskunde kann der Verf. seine Aufmerksamkeit
niclit gewidmet haben, sonst würde er nicht behaupten, der Meeresboden müsse
die Temperatur der dicbtestoi, darum untersten Wassorschicbt, „bekanntlich 3,9*
Celsius", haben. Chemisch reines Wasser hat „bekanntlich" seine grösste Dichte
bei 3,0* C, und chemisch rein darf man doch auch das Wasser der (Jrmeere sich
nicht denken. Der Verf. leitet aber kurzweg aus jener Behauptung die Temperatur
des gesammten Meeresbodois ab, die er mit rftthselbaftem Vorzeichen (S. 31) als
^3,S« bezeichnet, was wolü eine kühne Symbolisining des vorhergehenden »mehr
weniger 3,2 Grad" sein soll. Dass in Wirklichkeit der Seegrund thetlwelse von
einem Wasser unter dem Gefrierpunkt bedeckt wird, die unterste Wasserschicht
abiM- in vers< hi('ilenen Zonen sflir verschieden«' Temperatur zeigt, bleibt unbeachtet.
Die Sedinientbildung auf dem Meeresboden rückt nun die 3,2''-Kälte immer hüher
(d. h. entfernt «e weiter vom Erdmittelpunkt); das soll auf die ganze darunter lagernde
Erdmasse ausdehnend wirken wie umgekehrt die oorrelate Abtragung der Festlande
durch Verwitterung und Erosion zusiimmenziehend, — so sollen wir uns die Ursadie
der seculurcn Hebungen und Senkungen deuten!
Die Gebirge aber sind Au&tauungen, welche von einem Tangentialsdiub zum
Meridian gegen den Ae(|ualor herrflilrea sollen in Folge der Componente von
Schwer- und Cenlrifugalkraft, die, wenn sie nicht in der Lage ist, derartige Bewe-
gung zu enyirken, Bewegung Örtlich in Wärme umsetzt und somit Thermalquellen
und Vulkane meUgt INe feste Erdoberfläche hat also das Bestreben von bdden
Seiten her äquatorwBrts zu ,,niesson"; sie wird diesem Streben besonders erfolg-
reich obliegen, ,,wenn die Gleilflüche eine Zwischenlage feinen Sandes besitzt, oder
wenn dieselbe durch Wasser schlüpfrig erhallen wird" (S. 46) ; aus letzterein Grunde
gesdiieht die Aoffitttung besonders Idcht unter dem Meere, und „es sind vomehm-
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lieh die höheren Gebiete des Meerosboüeus, welche sich gegen die tieferen Theile
desselben in der Rii^nng nach dem Aeqoator ta verschieben tracfaten*' (8. 69).
Denrnach morsten also die Gebirge vorzugsweise im Meere entstehen, wo wli- dodh
die glcichf('<rmigst*'n und tiefsten Flftchen der starren OberflAcbe anaere« Planeten
finden, Gebirge nur da, wo Land eingesunken.
SebttescIKch verenciit der Verf. aber wirklidi seine Hypothesen durch tbalsldi-
liche Nachweise ihrer Natorwnhrhoit zu stützen. Er verfällt unglücklicher Weise
auf Amerika mit seinen gerade jener Theorie so arfj widersi)rechenden NordsQd-
Gebirgen. Er erklärt rundweg (S. 57), duss auch die , .Anden und CordiUeren*'
Ihren Uraprong jenor Tangentialkraft verdanken, vnd „der Verlaiif der Qbrl0en
gefalteten Gebirgszüge ist auf dem amerikanischen Cnntinente ein von Ost nach
West gerichteter, derart, dass dieselben fast rechtwinklig aus der Kette
der Anden und Cordillercn zu entspringen scheinen/' Der fluchtigste
Blick auf die Karte hlftte doch den Verf. von soldien Irrthamem fern ifehalteDl la,
nach S. 00 ist sogar ,,das Mittelmeer ebenso wie das rothe Meer eiiier südwärts
erfolgten Verschiebung des Nordrandes von Afrika*' entspmngen , „auch Arabien
adieint eine kleine Verschiebung, doch mehr nach Südosten, erlitten zu haben und
dadurch Veranlassung zur OelTnung der Jordanspalte, des Euphratthales und des
persischen Golfe zu sein." Das sollen .\ndeulungen sein von den wichtigen
Schlüssen", die sich aus der besagten Theorie „für die wissenschaftliche Geographie"
eigeben. Wo ist da Wissenschaft? Und was berechtigt überhaupt za dem prunk-
vollen Motto der Schrift: pur si muove"?
H>ll«a.& A. nrehhot.
3. Carlas de Indias. Publie^la.s por priniera vez ol Ministerio de Foniento. Madrid.
Imprenta de Manuel G. Hernandez. 1877. XVI, 877 [29J S. [iSi S. Faksi-
milia, 83 Tafeln Laminas, 1 Abbikig., 4 Karten] fol.
Vorflegeadw Werk enthlh «iae im Aaftnfe 8. H. il«t Königs von Spanien benungegelwiie
Sammlung von 108 Briefen aus dem Nationalen Gcschicbts-Archire, die bis gegen den Schhiss det
XVI. Jahrhunilprts geschrieben sind und sich auf die Angolf^genhfitt'n di-r Neuen Welt beziehen,
aber auch entsprechend dem Sprachgebrauche, welcher ludia» del I'onÜHl« die spanUcben Ent-
dsekaagea faa stillen Oeean bennanle, einen Beridik des Bisdioli Domingo Sahuwr Ober die Plii-
lippinen einsebliessen. Bis auf ein, h&cbst charakteifailaelies, Schreiben Vnca's de Ca.stro an seine
nan, sind sie alle ofÜcieller Natur und darum von grosser Bedeutung für die Geschichte der
apaniiehen Kolonien, weniger für die der Erdkunde. Für letztere bilden die Briefschaften aus
Psrn vnd t«« Bio de la'Flata «tee trülkonmiene Berelebeiiing. IKne uidatirte, wie die Hertni»
gebar mit Recht Termuthen, nach der zweiten Reise von Colon rerfosste Eingabe stellt Grundsätze
Är die Verwaltung der spanischen Ansiedelungen auf Espaüola auf, unter denen besonders der
Rath auRUlt, man solle den Entdeckungslustigen mficlichst freie Hand lassen ; eine Maxime, welche
•piter beknonttleli ton dem Admlral «HHg bektapft Warden Eb swoiter Brief von Ihm ((t. Febr.
1502) aus Granada ergänzt uns das Bild, welches Ilumbol dt von seinen allgemeinen geographischen
YontellaiigeD gegeben hat Er erl&utert an verschiedenen Beispielen, dass innerhalb derselben
Zone die WttamngSTerhiltiusse sehr veiacliieden, daas daher aneh die Bedingungen fBr die
SddflUot aadi d«a aeneatdedrtaa Uadern ideiit aaek den ia Europa erlUiningwslidg fest-
gestellten Normen zu beurtheilen seien. Freilich könnten die Reeleute gewöhnlich sich nicht bis
cum geeigneten Zeitpunkt far die Ab&hrt gedulden and hätten das oft zu bttasen gehabt. Ver-
l^dil ana die UffaudA an ffieier Zdt bei Spotorno, so ergiebt sieb, dass diene ibeoreliMtlie
A iBttfnftw iltrt*^*""g die Hooarebon darüber beruhigen soll, dass er etwa Ober der Beschaffoag
■mier Oanurtien fOr seine Ansprflche, die ihm damals sehr am Herzen lag, die AbfUurt Minar
Tiertea Bq^tion bis in eine nagOattige Jahresieit verschieben könne.
Da seboa voa HMhkndiger 8«it« «a «laem aadera Orte ') eine ansfübrUdie ücbeieldik
Ibor dieae Urkunden rerOffentlicht ist, so haben wir hier nur noch besonders auf die diesen bei*
gegebenen Abbildungen alter Karten hinzuweisen, die zu dem Werke zwar in keiner näheren
Beziehung stehen, aber dankbai entgegenzunehmen sind. Leider ist nur von der ersten, einer
Fader^Biehnung, welAo ia dar daflkr seit Mwonlor nad Posldl abUeben aBOmflnfHlMn Pn^olrtioa
•) Vgl. Vcrimidlniien der Geeellaehaft f. Bnlkonde m Beriin, VI. i879, Nr. «.
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die sfidliche HemUphftre daratelU un«l von An^aldo nach lUtiä gexeicbuet ist *), gesagt , wober
dl» Oiisuud rflbrt' H 1«l du« DmteUoag Am unfemi Lanfl« dw Orino«o, EMqoiTo und dts
A—iO l iWiatromes mit historischen Gkeaen, die bis \h'>\ reichen. Zu der IIL Abbildang einer
Kßstenkarto des inejicanischoii Meerbusens mit den Inseln, dem atlantisclion (rostade Amerika's
TOffi 9°— 45" nördi Br. und einem Theil de;i pacitisclieu (ohne Aaweuduug der Mercatur'schen
ftctjektton) bemerke ieh, d»« sie tob eio«n Italiener (rergl. die Sehrdbung nn für n, meaico,
bag$o. s. iotff, i-TV" für eHfiirit<i, alua p'xßhKjo für archipitlago) nach einer spanischen Vorlage
gezeichnf^t wurde. Nürdlii li von der Appalachio-Bat liegen hier im nordamerikanischen Festlande
Bwei iSeen von sehr unbestimmten Fornien und ohne Verbindung mit dem Meere. Von ihnen
«Qrde der MdlielieM, kleinen, eiw» den Wanerbeoken eotapreeben, dM mmi hlnllg pni dteii
Karten Florida'ü und Virginiens noidmnÜiLh von den AUeghanies zu sdMB bekommt Der andere
(47" — 50" n. Br.) heisst couiuas lacns und uni}?iebt eine Iiiselstadt miero mrsi'ro. Nuevo Mejico
wurde, wie in der Beilage zu einem Briefe des Bischofs von Mejico vom 20. ükt 1583 (in den
Cttrio» tf« Jmdia» Kr. SO 8. 885— S88) enftblt wird, ment MB 81. Augtut 1581 von nenn Aben-
t'Mircrn besucht, die von Santa Barbara aufbrachen und •( rio arriba, also am obcrn Lauf dM
Rio briivo del Norte, angesessene IndianersUmme vorfanden, die auch 10 Monat*^ spilter von
einem Fraosiskaner Bernardino Behran und einen gewissen Antonio de Espejo buiucht wurden.
Die leiitem körten ▼on „tänem «ehr groesen Volk und Aoaiedolnngon reiehen See" enUilen
(S. 232). Der Name Nuevo Mejici» palt nirbt alleinTür das noch jetzt so benannte Gebiet, son-
dern auch fflr die nordöstlich von diesem uud nördlich von dem als Florida im weitesten Sinne
beseichnoten geli^enon Territorien, so dan unter anonymer Zeichner mit einem Schein von
Bereebtignng die {nngiaftre Stadt, die er dem (MvaB^ solcgta, ao bedtdta. Sie lelbet tat
natürlich nur eine phantastische durch den Namen Nou-Ml^lco hervorgerufene Erfindung, welcher
die I.iage der alten Hauptstadt des Aztekenreicbes sum Mnster gedient bat, und kann schwer-
lich Tor 1584 bei den spanischen Kartographen aufgekoBOUai sein. Eine fthnUcbe Karte ist
jeden&ne an der 15i>3 von Comel. de Jode ToIIendetaa kompilntariadien DanteHong Kord-
.\raerika'8 benutzt. Dieser nilmlich stellt (verg\. Spfculum nrhh tt-mu Nr. 11) das grosse westlidl
von Hochelayue gelegene Wasserbecken, welches schon seine Vorgänger mit der ersehnten nord*
«eedichen DBreblkkrt in Terbindong bringen und Jlarw duleium aquomm nennen, nnter 56 bis
62*45' aOrdLBr., 204*— 874* Osil. von Ferro mit den Umrissen dieses Conivas Sees dar, uuft es
'mit spani-cber Orthographie) Laf/o de Conilm:, und zeichnet in dasselbe Neu-Mejico ah die
Stadt (^nibas ein. Auch vcrgisst er nicht hinzuzufügen: „Das ist das SOsswassermcer, von dem
die Cuindier sagen, e« sei unbekannt, wo es nufhOre *). Die IV. Karte ist eine elegant ansge-
fUirte Zeichnung des Magelhaens- und Le-Maire-Sundes.
Der Urkundensammlung sind zum besseren Verstandnisse Anmerkungen, worterklärende,
jgeographische und biographische Indices angeh&ngt. In einigen Punkten bitten diese genauer
sein können. Z. B. ist Colon niekt am 11. Mai, sondern 11. Juni 1496 von seiner sweüen Reise
zurQckgekehrt. Dass er zuerst den Genuesen seine Entdeckung antrug, ist längst als eine irrige
Behauptung Bcnzoni's erkannt, dass seine Lcicbo 155H nach Espanola gebracht wurde, falsch,
selbst wenn ein Druckfehler für 153G vorli(-gt. Casas war nicht Lizentiat der Theologie, sondern
der Redite, er wurde nickt 1519 in Santo Domingo Prediger-MAncb, sondern kehrte erst 1581
dorthin von Cumaml zurQck und trat dort in den Orden l 'i22 ein. Es ist eine oft wiederholte
Beschuldigung, dass er es war, der ..mit seinen gewinnenden Vorschlilgen, bei denen er sich
übertrieben von einer mas>slo8 erregten Kuibildungakraft lenken liess und seine Schützlinge auf
Keatoa der ewigen Kneektsebaft der Negerrasie erretten wollte, in einen gneaen Tbeil des lalei-
niscben Amerika den Keim zu seinem jetzigen Unglück legte" (S. 735), so vielfach auch darauf
hingewiesen ist, dass die Ncgersklaverei schon lange vorher betrieben wurde, dass der Vorschlag,
diese in den spanischen Kolonien zu gestatten, nicht von Casas, sondern von einigen Bewohnern
Eqta&ola^ angeregt, und er ii«h von diesen, was er selbst stete bereute, flberreden Hees, ikre Petition
zu unterstützen. Im Ucbrigen brnncht man mit sc-inen Sebibb-rungen des Elends, welches die Con-
qühiix aber die Eingeborenen verhiLngtc, nur die zu vergleichen, welche hier abgedruckt sind, um su
>j Dies ziemlich plumpe Bild konnte der wünlige Ansaldo aus irgend einem beliebigen nieder-
iaadbclien Atlas altielehiien, elme dam gerade, wie die Henosgeber wallen, einer Skine von Feffnandes
de QuinW /II Iji'dOrfrti.
*) Dies «ie eine neihu anderer Notizen dieiter Karte über Sebastian Cabot, Ycrauoiio und die
Stplem etUm des Ifareus Nisia (Marco da Nisxa, span. Marcos de Miia oder Nlfa) entslanmt dem
dritten Bande von Ranuisio's Nav^kmi (vergl. Pol. 448 B. und 460 B,).
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erkennen, dass er die Farben nicht st&rker auftrug und kein grOsi«rer Phantast war als andere
9Bbut ZdI gBB O— B, wddi« Aber dl« Mlnrttade in dtm tpMiiieh«a AaMrOw kbgto. B«iiM Um!«
«•MD weniger philanthropisch als kirchlich, und sie waren ansf&hrbar, denn ein grosser Theil
von flinen wurde von den Jesuiten-Missionen verwirklicht Wenn Francis Drake ein IHrat ist
(8. 754X welchen Namen verdient dann die Treulosigkeit, die Pedro de Menendei 1565 in Florida
geg«n dl« HQgmdollMi besi^ «dche 1567 tSn BiaAftf vw Taflfttu (8. 988} „da MUfM UuMr-
nehnif'n und apostolischrs ^Vf•^k" nannte und welche die Herausgeber noch über SOfl Jahre spftter
(S. so-2) nicht treffender als „die rühmlichen Thaten, von denen die Geschichtiwerke reden" so
charukterisiren wissen? — Die Aastattang des Werket ist so gliniend, dasB aaa aar dank die
BenerkoDf der Vomde (8. Xm.) daran erinnert wird, „daes die ftr daa GedeOitB der modaman
Yr)lker charakteriatiMdien KOnata and Gewerbe*' in Spanien in weniger »^iflnatigan Badingangen
sich befinden."
Breslau, 22. Nov. 1879. B. HrtadianWi.
Sehraiben an die Redaklieo der „Zeiladirift filr wiaMaaehafUidie Oeographia'*.
Heine Beredmnag der nifttleTea Tiefe der Ooeane (in meiner „Morphologie der Meeresr&nme'S
Leipiig 1878, 8. 71—101) bat von zwei Seiten eine so ungünstige Beartheilong erfahren, dass ich
TOn Ilirer Erlaabnis, an dieser Stelle das Wort zu meiner Vcrthoiiligung zu ergreifen, bnrr-itwilligst
Gebrauch macbei Ich milsste sonst befürchten, dass sich in weiteren iüreisen der Eindruck
befestige, als ob meine gtnse Bereehomig, niebt aar wegen Mangel an suverlissigem Material,
aondem noch mehr wegen einer inconsequenten um! uukritischrn Methode, keinerlei Anspruch
auf wiseanschaftlichon Werth erheben dürfe. Die Kritiken, auf wHohf ich mich hier beziehe,
dnd: entlieh diejenige von Alex. Supan in den Mittfaeilungeu der k. k. geographischen Gesell-
aobaft in Wim, 1879, Heft 5, 8. 305—809 and sweitena von O. von Bogntlawaki in den
Yecbandlnngen der Oesellschaft fnr Erdkunde zu Berlin, Bd. VI, 1879, Heft 6, 8. 231—234.
Zunächst eine persönliche Bemerkung. Alex. Supan wurde zu seiner Kritik provocirt
darch einige Bemerkungen meinerseits über seine eigene Xiefenberechnung der SUdsee (Meeres-
rilnne 8. 82 ff.}, wobd ich mich all«*dings rienlidi scharfer AosdrOeke bediente. leb kann aber
nicht umhin, hier noch AfEbnCtkill su erklären, daaiiollbei meinem Angriffe gegen Supan durchaus
nicht beabsichtigte, etwas zu sagen, Uns die Person und den Charakter meines verehrte n Cullegon
irgendwie in ungünstiges Licht zu setzen bestimmt war, und es sehr bedauere, wenn man aiu
meinen n. a. 0. gebranebten Worten dergleieboi aoUte aeblieasoi dOrfen.
Was nun die Snwinda aettiat anbelangt, die gegen meine Ticfenbervebnnng erhoben worden
sind, so glaube ich, muss man hier zweierlei scharf auseinander halten: einmal die princijiielle
Einwendung, welche die Brauchbarkeit des vorliegenden Materials zu einer Tiefeuerniittelung
aberhanpt Iftognet, und iweiteos die Kritik an meinen Reebnnngen im Detail binaicbtlidi der
Metkode deraelbeo.
Ich selbst brauche nicht erst zu versichern, dass ich daa vorhandene Material an Tiefseo-
lothungcn fUr ausreichend halte, um eine Berechnung der Meerestiefen darnach auszuführen,
aonat wOrde leb diese Aufgabe sidierlicih nidit in Angriff genommen liaben, und wenn man mick
darum für schuldig sprechen sollte, so ist Supan mein Mitschuldiger. Boguslawski aber, der
sogar eine kartographische Darstellung der Bodengestaltung der Oceane durch Linien gleicher
Tiefe gegenwärtig fUr noch verfrüht hält, fixirt seinen Standpunkt in folgenden Worten: „Die
Llleken, oder ▼idmekr die Icablen Stellen, wo noöb keine aieberen Tieflotbangen gemacht abd,
überwiegen noch zu sehr die in ihren Tiefen fester gelegten Stellen der Oceane, als dass
solche Versuche, wie Krümmel einen gemacht hat, von irgend welchem streng wissenschaft-
lichen Erfolge sein könnten." Eine sokhe Behauptung, ausgesprochen TOa einem Manne, der
mit Beebt antsr die anlan Antorit&ten an redinen ist in Allem was aar Meereskaode gebort,
muss in der Th.it schwer Ins Gewicht fallen. Allein ich mrirn', dass v. B. flbcrsehen hat, mit
welch' bescheidenem Ziel allo Berechnungen der mittleren Tiefe der Oceana gegenwärtig und noch
anf Menadienalter bin ai^ werdmi begnügen rnttaen. So lag aneb mir nur daran, einen
approximativen Wertk für die Tiefs der Eiaaelmeere wie tOr die ganse Meereadeeke der
Notizen.
1. Die xnittlex« Tiefb der Ooeane.
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Erde zu ermittpln, um endlich an die Stolle vager Sch&tzungen nine methodisch gewonnene Ziffer
xa MtMO, al^o 1880 Faden, statt der ubUcben toq 2500 Faden. Um aber einen soldMO
üifadÜMiitMi Warth m erhtlm, dam rfad min« ErMhten dia TOiUagwdaB HeasniigMi sehr
Wold ausreichend. Man muss sich nur erinnern, irie gleichm&ssig das Relief des Meeresbodens
gestaltet ist im Vergleich zu der rertikalen Gliederung des festen Landes, sobald man nur aus
dem Bereiche der Küsten oder Inseln io die hohe See binausgelangt. Hier genügen einige wenige
Lotliiiiig«n» tun fOr Himderte T«n Qnadrataaflen lib die Lage de* Ifaenabodeni eine eriieblielMB
Fehler zu fixircn. Damit man nicht wieder frischweg eine derartige Thatsachc läugnet, und mir
die Last des Beweises zuschiebt, sei ein Beispiel aus dem nordöstlichen Theil der Südsee hier
m Piatie. ZtriMhen den Sandwich-Inseln und der califonüscben Koste breitet sich ein durebaoi
isMlfreies Meer aas, welches Ton der Tusearora in zwei Garten dnrdilodiet Vörden ist, die
riemlich gradlinig und nur -wenig divergirend von Honoliil-i nach San Francisco einerseits
und nach San Diego andrerseits führen. Man vergleiche die Lothungssiffem beider Curse und
man vird finden, vfe wwäg lie too e&tander einreichen. Namendieh swiedien dem 186. Iferlffiea
W. Gr. und der Wymanstiefe ist die üebereinstimmnng eine tkberraschende; die genannte
Wymansticfe kündigt sich in beiden Cursen schon auf 300 Seemeilen im Nordosten durch tiefere
Sondirungswerthe an, obwohl hier die beiden Curse 180—200 Seemeilen auseinander liegen. Wäre
demnach In dem F&n^dfelde 185*— 140* W. und 95*— 80* N. Br. nur eine Lothvng rorbanden
statt der 14 thats&chlich darin eingetragenen, so würde, bei der gcringfBc^fan Differenz jener
Sondirungcn unter sich, das Endresultat von dem mit Hilfe der 14 Werthe gewonnenen sich kaum
nntertcheidea So ist die Sachlage überall, wo wir ans in einem inselfreicn, also wirklich oiTeoen
Oceeo befinden; der grössere, mittlere imd mstliebe Thdl derSfidsee gehört fretUeb bienn nicht
— Die Anforderungen an die Zahl und die Anordnung der Lothungen aber müssen erhöht werden
in der Xillie der Küsten, ebenso bei Untersuchung der reich gegliederten Hand- und Mittelmeere.
Zum Glück ist unsere Kenntnis grade der letzteren eine ziemlich befriedigende, auch kann dos
Endreaultnt, die mittlere Ttefo der gensen irdisdien Heereededce, TerbAltnindaig nur in gering«»
Grade dondi eine bessere oder sdkleiditere Kenntnis derselben iMelnflnask «erden.
Steht man aber auf einem solclien Standpunkte, d. h. hrdt man eine einzige Tiefseelothung
tta ausreichend, um darnach unter gewissen Umständen eine approximative Mitteltiefe eines ganzen
FOn^radfelds in die Tabellen einzufügen, so wird man der Ansicht, doss die gegenwärtig noch
nndorehlotheten Heereastieeken die sebon ihrer Tiefe nscb bekannten an Areal flJ»er]ia«q>t ober*
wiegen, nicht beistimmen können, namentlich wenn man die Fluthwellentiefen noch zur ■Er<j:ilnzung
grosser Flächen in der SAdsee mit gehöriger Vorsicht zu Rathe zieht. Ich vermag nämlich nicht,
die Flldie alter fai dissem SSmt nedi mangelhaft erforsefatsn Me e rsari tom e höber sn finden als
1,400,000 Quadratmeilen (daran 475,000 allein anf die Polarr&ume gerechnet), was doch von 6,786,000
Qaadratmeüeu immer nur ausmacht, so dass ich daniach der Meeresfl iche als für den oben
angegebenen Zweck hinreichend bekannt ansehe. Eine bessere Kenntnis aber von dem übrig
UeibMiden FOnlM trird knon das EndresnUat (meine 1880 Faden) so modifidren können, dass
dieses niebt wieder zu erkennen wire; im Texte Seite 100 habe ich die wahrscheinliche Fehler-
grösse auf „kaum + 2%" geschätzt, was einen Spielraum von 1810 bis 1920 Faden ergeben würde.
Streng wissenschaftliche Gründe kann ich für diese meine Zuversicht freilich nicht beibringen, allein
es Bsgt ebenso veoig Orimd vor, darum glekh der ganzen Tiefenbereehnuig den viaensdiafUidien
Charakter abzusprechen, wie es G. t. ßognsUvski dodh mit dfirrea Werten gethan hat. Soweit
fOn dem priucipiellen Streitpunkte.
Schwerer wiegen die Vorwürfe, welche mir von meinen beiden Kritikern im Einzelnen
gemadkt werden nnd seblieislieh daraaf blnandanfen. dass der Yerfesser, wie t. Bogoalaindcl neb
wörtlich ausdrückt, „nach einer zu willkürlichen mi i^t auf Interpolation beruhenden Methode oder
vielmehr nach verschiedenen ihm für den Einzelfall jewrilip passend erscheinenden Methoden"
•eine Rechnung ausgeführt, nach Supan aber: aus den Messungen Mittelwerthe überhaupt nicht
abgdeitet bat Das ist freilich bitter sa kMen.
Die Haaptadiwtche meiner ganiea Darstellung der Meerestiefen . nnd der einzige Orond,
warum sie einen solchen Widerspruch erfahren hat, aber ist rein formeller Natur, nnd da ich
nicht das Wort ergriffen habe nur am Kecht zu behalten, sondern um die Sachlage deünitir
(wenigstens in diesem Ponkte) an&akliren, io mag es U«r dngsstiBden srin: meine Darstdlong
ist unvollständig, es sind nur die Resultate gegeben in Gestalt ron IDtteltiefen der Einzelfelder,
es fehlt aber immer der Ansatz, auf dem das reclinunfi'^mil^si'f gewonnene Resultat beruht. Ich
glaubte, dass der Leser mit den kursen Bemerkungen über meine bcrechnungsmethodeu (besonders
„daas Mf die rbamlieh« Verthellung der Lothangen Rücksicht genommen wurde*', 8.78 der
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„Meeresräume") und der Karte Mite tioh adioo ztireefat finden kftnne und e» darum eines so
umMtagniAm oiii naflbertidrtlidien App«nt8 nUhA bedllrlini «tedei Lddar tat dim Znv«fiMK
niclit erfüllt wordon. weil, r Siipan noch von P o umi s 1 -i ws k i )iabpn wirklioli (Ihor ilip i^ntstphimp
meiocr Mittelziffern ernütiicb nachgedacht. So aei denn mein VerCftbren im Ailgemeineo wie im
Eänselnen hitr ausfbhrlioher entwickelt
Qu» wIlMtverattodHcb «elieint mir, dan der fltmandilagmd« Wcf ri«h nadi derQnaalflit
nnti Qualität der Torlio<!<>n<ien IjOthiinKcn in jmlom Einzelfelde riditen aillH. Haben vir B> B.
ein Halbgradfeld in tlrr Nordsi»«», voll dicht Kodränfrtnr Sondirungen , vor uns, so kann panz
mpchanisch gerechnet werden. Es wird der Uebersichtlichkeit wegen das ganze F<>ld je nach dem
KartramasaMab in 8 od<>r 4 oder mehr nieHMder wrlegt, aas Jedem der leuteren tUn valire
Mittel der LothuDgiriffern gezahnt und endfieh wieder dae HUtel am den Theiirelden d ig f B all
Mitteltiefe des (ganzen Feldes.
Das Verfahren Tiudert sich, sobald nicht der ganze liaum des Einzelfeldes reichliche
Lothangen anftrefat, londem bfer und da ipftrliclie and voA dazu ungleich vertbeitte. Alasenn
kommt die oben nrgirte Regel znr Anwendung: die r&amliche Vertbeilung der Loihungen müss
D beachtet werden. Ich wühle fi)I[;endnn tyIli•^chen fidefllen * Fall,
wie er in beist(>hender Figur dargestellt ist. Der Einfachheit
wegen nehmen wir an, hei A ß Terlanfe eine 'Festtandkllete, so 4n*e
die laobathen ungef&hr in ostwestlicher Richtung, dem Gestade
parallel sich hinziehen werden. Ich mache mir die Berechnung
ziinftchät diidurcb abersichtlicher, daas ich das ganze Feld iq
Tier gleich groase Streifen zerlege, wie die punktirten Unien
der Figur andeut«>n. Der nördlichste Streifen (Si) zeigt nur
b zwei Sondintnpen, doch geht aus den südlich davon eingeschrie-
benen Ziffern hervor, dass der Meeresboden auch hier ziemlich
' gleiehnlarfg gegen Sftden bin eieb erbebt; grmde bter aber
~ B fdilen Lotbungen, so dass eine Interpolation eintreten muas, und
■war setze ich hier 1300 Faden an. Ab Mittel dieses nOrdUcben StrdCnB DCef ergiebt «eb
ntadnon: ^- (2000 + 1800 + 1800) ^ 1700 Faden, folgUeb:
a = 1700.
Der folgende Streifen, e c d f oder Si zeigt gleichfalls ein ziemlich regelmässiges Ansteigen dei>
Meeresbodens gegen Säden hin. Hier sind die Messungen auch gleichförmiger vertheilt als im
vorigen Falte^ dennoch iit der ebiilg logisebe Aniati folgender:
j [1 («NW + 1000 + 1200) + 1 + 800 + •^l+.ÜS?) + J(500 + 600 + 550)]
(1033 -I- 833 + 550), folglich
Sil ^ s<ir..
Im dritten und vierten Streifen ünden wir die Sondirungra so zahlreich und gut vertheilt,
doM wir nm beim einfoehoB nrithmetiseben ICttel mm denielben begnlgen dflrfen. Wir etlMlIan w:
A «- 245
Ä = 37.
FolgUeb ata EndresolUt Mr dai ganae Feld —(1700 + 805 -f 345 + 87Jb oder
F ^ COT.
Wollte mau das aritbmetiache Mittel sämmtlicber Lothungen im ganzen Felde, ohne jede
Baekniebt auf deren Srtliehe TerdieUang, ab mittlere Tiefe denelben uieben, eo vOrde nan
den eflior abweidenden Werth «rhalien:
h\ = 225.
Ich glaube aber, dass man meine Ziffer nach der oben gegebenen Motirirung für die einzig
riehtige anerkennen, die iweite^ rein nedianiseb, ebne geographiiebe Omndaitie gewonnene,
,nber als gans nido^eeb verwerfen wird. Nach der letzteren Methode aber hat Supan seine
ganze Berechnung ausgeführt, wi'- er es ausdrücklich sagt: ,,ich machte es mir zum Grundsatze,
fOr jene Zehngradfelder, flir die eine grössere Anzahl von Messungen vorlag, ron Interpolationen
J* In Folge dessen mnsete gam nodiwendigerwdse Snpan flberall. wo Efleten oder
oder B&nkc in eines seiuer Einzelfelder hineinragten, viel zu niedrige Mitteltiefen erhalten,
diua nn eolcben Strecken b&ufen aicb regelmissig die Lotbongen, weil für die praktiiohen Zweoke
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der Nautik eine genauere Kcantni-s solcher au üefaliren reicher Seeräume nßthiger ist wie die
der gefahr freien Tieisee. Nun wird man aueh benrtheilen können, welches Gewicht da« End-
miheil Supu^ beritit, 4*« idi aoi den TorhaBdenen Mewingen Mitt^twerthe fiterhaapt nielit
•bgtleitct habe. Doch zurück zu mpfnen Methodon
Keichlicbere Interpolationen wurden da n&tbig, wo in den offenen Oceanen nur einige
irairifB LolhaigHi ftrHimdirl« ytm QnadnttaMilai in «ritni AbMinden vorlagen. Dort mmla
natQrlich das Reflflltat am w mdeberer. Doch sudite teb mir immer ans dem voAandeopn Material
eine Vorstellung Ton der Steif^ung des MRerci^bodens an diesen Str* ckt'n cntlanf; zu bilden und
mosste darnach die vorhandenen Lothuagwiifem erhöhen oder erniedrigen, ji> nach dem einzelnen
Falle; Wo mir eine elaiige Lotbnng in einem Felde grade die redite Mitte swiieben den nlebatra
dabei stehenden za erreichen schien, liess ich sie unviTändcrt in meine TabeDe als Mittelziffor
öbcrgchen; ich glaubte sogar bisweilen die Abrundnn;; derselben unterlassen zu dilrfen. da die
Einer und Zehner keineswegs auf das Mittel der ganzen quer Uber den betroffeudcn Occan laufen-
den Zon« Ton Irgendwie eieblbareni Einflnaee sein konnten, wovon man rieh lelebt dnrdi Proben
aberzeugen kann. Das sind die als Ticfenmittel in meinen Tabellen erscbeinendenESnaeUotbungen,
die 80 sehr das Mi^sfallen meiner bei<len Kritiker lierausgefordert liaben.
Jedenfalls glaube ich gezeigt zu haben, dafis es nicht nur kein Kebler, sondern sogar
dnrdiaas geboten war, „nadi TcrMbiedenen tOr den EinseUiül jeweilig mir passend erschienenen
Metfiodon" zu arbeiten.
Mit diesem Ilnstzeug in den H&nden kann ich nunmehr auch die angeblich im Kinzclnen
mir untergelaufenen „Versehen" und „Kritiklosigkeiten" etc. rechtfertigen, and ich wende mieb
snnidttt gegen die Einwurfe Supan's, wobei ieb den Leser bitten mass, Taf. 7 in Petermann*^
Mittheilungen von 1877 zu vergleichen. Es handelt sidi um die Mitti-ltiefen des Streifens von
S5* — iO" N. B. und einzelner Theile der Hüdlich danm slossenden Zone von 30'— 85' N. iranord-
padfischen Oc<.*an. Wir beginnen, wie Supan, im Westen.
1) 140*^ U5<* £.Gr. Soll nach Supan die mittlere Tiefe 1384, nach meiner Tabelle 2055
betrsfen. X>er Untersehied rührt dnftMh daher, daas ieh umA der Lagt der Isabaihcn. die man
anf der Karte findet, das ganze Feld in drei der Fliehe nach gleiche Streifen theilte und <lann
SO rerfuhr. Das an die Koste stossende Drittel erhielt als Mittcitiefc Oou, das mittlere 1500, das
MKehsta nnd tieftAe 4050 Faden, und swar motivire ich die letztgenannte ZiffiBr dnreh den
Aiisatz ^ (3500 -}- 4600) und die Bemerkung, dass, wenn auch die Lettnin« 4(11;! nicht iranz
zaverlftssig ist, sie mir doch zu zeigen scheint, dass hier der Meeresbuden tiefer als 4i)üO Faden
nnter derOberflIche absfaikl» was aueh dia in dar N&he gelegenen Cballangeriothungen, 8950 nnd
•M21, nndaotfln. Fatermann odnr der tob ihm iaaidrlrte Zaidinar der TSefenkarte ist dfenbar
gMoher Aasidrt fevwen. Ana dem oMgen Aanla «rhalla Mi aber ^ (WO + IMO + 4050)«»
S050; vamhalb ieh diesen Werth nm 5 Faden eriiOht, weiss ich nicht mehr, es versdilSgt dies
tash nilhll. Supan's Ziftr aber ist nichts als nur ein mechanisch berechnetes arithmetisches
Mittel aus zehn Ziffern, von denen 5 auf mein mittleres Feld entfallen, das bei Supan noch
dadurch ein Uebergewicht Uber das östliche erhielt, dass er die Lothuug 4G13 ganz verwarf, ohne
da hrgendwie an erseinn.
8) 145«— 150° E. Gr. Udo» Hefe 4100. Nach den HefenverhUtnissen serftllt dieses Feld
in zwei ziemlich gleiche Räume, einem nordwestUehan von 4000, and einen sfidflstüehen von 3600
Tiefe, giebt als Mittel 4100.
3) 150°- 165" E. In jedem Felde nur eine Lothung, die als Miiti ltiefe acceptirt wurde.
4) 170<*— 175** E. Hier oalcalirte idi meine Tiefe 8880 so. Im 1-eldo selbst und zwar am
Jlidkihen Rande ist aUaln rfaa Hemong 8775 vorhantoi. Im «estUchan Naehbarfelde (ebenhlls
an dessen flstlicben Rande) 2900. Da die Welliihbank im Südosten des Feldes liegt, senkt sich
der Meeresboden durch unser Feld gegen Nordtraetea bin, wie mir die Absenkung von 2775 auf
'8900 aneh in wesdfeber Kfehtuig m bart l t^en sditen. Dsher mvda vmi VariwaMan gegen Sud*
Osten anschreitend angesetzt: ~ (3000 + 2900 + 2750) — 2888.
5) 175'— 180° E. Meine Tiefe 2100 Faden. Der Meeresboden sinkt, wie die Lothungen
2580 und 2900 im (istlicben Naehbarfelde andeuten, auch in diesem Räume nach Norden. Also
AnaaU von SQden nach Morden l (1700 + 2500 + SOOOj = 2400.
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~ i* -
6) 175"— 105* W. Naeh dcnielbea GmnihttMtt vi« obtn bei 8 btndiMt, mm Snpaa
selbst •ogiabt
7^ Von ir.r,<'-no" \v. siiifl mfinc Tiefen voa 2400 rwae SehUwiigMi, iedenfali» liegt kein
Drackfebler (für 'MOO) vor, wie Supau vermutheL
8) 180*— 125* W. gebe iob 8480, Supan vül nur 8878, alio 60 Faden weniger, finde» und
smr nach „13 gut verthciltca Mearangen". Uaa sehe sich dieselben auf der Karte an; aar
den Ostmi tind Süden hat die Tuscarora vermessen, die nordwestliche Hälfte des Feldes aber gar
niflbt untersucht. Ich habe das Feld in vier Viertel getbeilt durch dca mittleren Meridian und
die nitdere Breite» Alidaun let du nordvettlielie Viertel gau anhekaant md fon adr an 8400
geeeiifttat worden, alee:
Vi = 2400.
Das nordöstliche Viertel zeigt o, und die nächste im Norden dazu genommen 0, Lothungen, die
nach den nötbigen Interpolationen ergeben: (2443 + 2257 + 2308 + 2200 + 2200) = 2263,
demnach
Vi « 2968.
Das sOdweeÜiehe Viertel zeigt f(lr den äussersten Süden ^v^"f^^r fniit den nächsten beiden) 4 Loth-
ungen und nach den abermals nötbigen Interpolationen für den Norden des Viertels erhalte ich
-g- (2400 + 2700 + 2576 + 2630 + 2500) =
V, = 2561.
Endlich für das sfidöistliche Viertel als reines Mittel der Diagonale y (2538 + 2571 + 2543
+ 2529 4- 2399), oder
Vi = 8616.
Ans dea Tier TheOea aber ergiebk deb ab Mittel dee Gaaien ^ (8400 + 8868 +
4- 8686) ■=» 2435. Waram ich diese Zilibr aof 8480 abgerondet habe, ist mir nicht mehr
erlanerlleb.
9) In der Zone zwischen 35' und 30*" N zunächst im Westen das Feld 140*— 145' E. Ans
neun Messungen, bis auf eine s&mmtlich am westlichen Kande des Gebietes, liebt Supan einfach
das arithmetische Mittel (1470 Faden) , ohne anf die fiel grSeeeren Tlefn des üstUdben Theües
irgendwie Rfloksicbt ra nehmen. Ich kam an 8680 Faden durch fUgsaden Aneala, der eidi daroh
dnen BUek auf die Karte eeUwt nottrirt:
Y [^8500 + V« (8500 + 1600 + 500)^ » 8516, abgenudet anf 8580.
10) 150*— 155* E. Or. finde i^ 8450, indem ieb daa Feld in vier Viertel theOe, die gau
nach der Karte abgeeebitit felgeade Werlbe babea: ~ (8800 + 8800 + 8800 + ISOiO-'MM.
Also babe ieb diesen Wertbe niobt «offenbar ans der angenommenen mittlem Tieft dea m-
niebat gelegenen aOrdBeben Fddee (8900) ■= 8000 + gebildet, wie Snpan mdnt
11) 105"— 17(1". Mittlere Tiefe nach meiner Sch&tzung 2850 Faden, was Supan . pan?:
unbegreiflich" funict. In der That, die ZifTi^r ist zu hoch; ich bildete sie aus dem arithmetischen
Mittel der nürdlich unmittelbar das Feld berührenden Challengerlothungen 2800 und 2900, Ter*
alumte aber dleEibebnng, welche derHeerssboden auf dem westHehsten Zipfel der Saadwioibbaiik
zu nach der Karte neigen muss. Eine Schätzung, wie etwa 2500, würde richtiger gewesen sein.
Supan hat hier wirklich einen Fehler in meiner Rechnung nachgewiesen ; es ist aber der einzige.
12) Für das Feld 155° — 150" gebe ich, ebenso wie für die beiden Nachbarfelder im 0 nnd
W daran, 8940 Fkdea. Sopaa bitte nur, «ie er eiaonat albn eUHg gettum, einfteb daa lOttd
der 8 bier bi Betradit kommenden Lotbnngen deben aotten: 4- + 3850 + 8950); nm
8941 oder abgvimdet die obige ZUfer an enielen.
1^) l^ö" 130" W. liier gebe ich 2230 Faden an, wozu Supan bemerkt: ,,au? einer
Reihe von 12 Messungen, die das Feld diagonal durchschneidet, ergieht sich '2141 Faden." Das
Letztere bedarf insofton einer Korrektur, als es nicht 12, sondern 13 Lothungen sind, welche
bier in Betraebt kommoi nnd deren Mittel aneb aidit 8141, aondem nnr 1999 Faden betrigt
Der Ours der Tuscarora bestimmt nur ein mittleres Dtittd des Feldes, das nordwestliche un^
südöstliche Drittel aber muss durch Sclu'ltzungen ergänzt werden. Indem ich zu dem Ende das
erstere zu 2400, das letztere zu 2300 ansetze, erhalte ich (2400 2000 + 2300) = 2238.
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11) 125" -120" W. Meine Mittekiffer 1875, Supan's aus 1« Soudirungen 1588 Faden. Ein
Blick auf die Karte vird zeigen, warum Sapan hier eine zu geringe Ziffer erluüten musste, denn
wenn irgendwo sonst, ist in diesem Falle die r&amlicbe Anordnung der fiondirung von EaV
leMdong. Von den 18 Lothnngen Beffm ntmlieh IS dicht losammengedrängt in der >ähc der
Koste und den californi«chen Tnsr>!n, und nur 6 gehören zum eigontliclion Tiefseecurs der Tus-
caroral Ich tbeile das Feld wieder durch den mittleren Meridian und die mittlere Breite in
Tiertd, von imm cU« beiden veetUehen ni Je 8900, de* nardOMHelie m 1900» die letite » 1000
engeeetit vorden (nun engevt mir in diesen FMlen da» eehr nmittndUdielnterpolntioniTerftkbren),
IS) Für das FeM 140*— 188* W. ergab sieli mir eine IGttdliefe von 9660 Fnden; Sapan
abeft na m seigen, dass ich mir in meiner angeblichen Vorliebe fOr Haximalzahlen nicht ein-
mal eonsequent bliebe, berechnet aus den 8 Lothtnitren tlor Tuscavora 2592 Faden, also 32 mehr
als ich gefanden. Der Yermessungscors des amerikanischen Schiffes durchzieht das Feld in der
fSdOelHdMB nUfte nnd awar aneb diese nur diagonal. leb nabm nun niebt nnr die 8 genan
auf das Feld entfallenden Sondirungen, sondern auch noch eine neunte (2171j aus dem östlichen
Naehbarfelde Iduu, interpoUrte fta die nndnroblotheten Bioine im Nordwesten und Sadosten
dee Cnnei Je 9500 Faden nnd erhielt aladaan ^ (9481 + 8507 + 8547 + 9486 + 2908
+ 2534 + 2537 + 2700 + 2471 + 250O + 2500) = 2564. Ganz so tief irie die abo berechnete
aadliebe H&lfte des anliegenden Feldes nahm ich auch die nördliche an.
So hat sich von allen 15 Einwänden, die Supan an meiner Berechnung auszusetzen hatte,
nur einer best&tigt. Im Uebrigen aber wird aua weinen obigen im Detail vorgeführten Calcüls
mit XIarbiBit m eAennen edn, weadialb Snpan an erheUidi gerfa^eren MittelnerOen gdangen
musste ata ich: die Differenz ist nicht verschuldet durch meine Vorliebe für Müximalwcrthe,
sondern durch die zu mechanische Eechenmethode Supao's, die eine ungeographische genannt
werden mues.
leb glaube nicht, daae man nadi meiner obigen Bevialon noch Snpan'iB lOtteltiefe des
ganzen Streifen«! zwischen ■'ff" nml ■10'' N. wird gelten lassen dürfen; seine Ziffor mu«s scIhti darum
verworfen werden, weil er auch einen Theil des japanischen Kandmecres mit in die Zoue einge-
redmet bat Dadurch verliert seine Ziffer 2232 vollends an Brauchbarkeit far den speciellen
Zweck, ntmOdi als Beweis tu dienen für dte^ebeietatiBnraag der ans adaen Ttefbnberechnungen
und dem Flutwellenverlauf zwischen Japan und Californicn sich ergebenden Mitteltiefen für die
Zone zwischen 30" und 40° N. Meine aus den Lothungen berechnete Tiefe ist sicherlich die
snverl&säigere. &i diesem Falle nnd brf allen' v«n dem iweiten Seebebeneentrnm, dem von
Jquique und Ariea in den nordpaci fischen Ocean ausstrahlenden Flutwellen ergeben sich nudnet
Ansicht nach zu geringe Werthe, weil dir- Vuraus'^otziing der Fominln (senkn-clite Wi'ind'^, wnj;-
rechter Boden, absolute Inselfreiheit des erscliütterten Meeresbeckens) in der ^Katur uiemals erfüllt
irerden kann. Oaai an verwerfen sind sie aber darum doch nicht, man mnss sie nnr entq>reeliend
erhöhen. So kam ich zu dem Eatschluss für alle R&ume der Sadsee Ostlich von 145^ W. 6r.
nnd zwischen den Breiton von 20* S. und 20° N. nicht 2'2o0, wie es etwa die Flutwellen ver-
langten, sondern 2500 Faden als Mitteltiefe in die Rechnung einzufOgen: — ein fernerer Grund,
«arum Snpan» der hier immer nur 9000 Faden ansetat, an einem erheblich geringem Endresultat,
1848 Fadeäf gegenaber 2126 bei mir, gelangen musste. Aneb dieae Motinrnng iehlt leider im
Teste meiner „Meeresr&ume".
Nun auch noch den letzten Fall, der den Widerspruch äupan's hervorgerufen hat. ESr
gab da in sdner TIefenbweebnung der Sfldsee (Petennann*S Hittli. 1878, 8. 918—816) dem
Zehngradfeld 40''-50'' S. und 80°-?»0'' W. eine mitüere Tiefe von 1000 Faden. Ich rügte dies
ganz besonders, weil aus demselben Felde eine Lotbung des Cballenger von 1450 und in n&chster
N&he zwei andere der Gazelle von 2565 und 2340 vorlagen. Supau meint nun, ich selbst habe
diese letitgenannten Lothnngen drd Seilen vorher Terwortai durch die Erwägung (auf Grund
der sfldpacifischen Flutwellen), „dass alles Meer östlich von 125" W. und sfldUch des Wendekreises
nicht ühfT 2000, ja wahrschi-inlich nur 1500 Faden tief ist" Supan aber unterdrückt die von
mir unmittelbar hinzugefügte Einschränkung, dass die oben angefahrten Lothungen des Cballenger
und der OaaeDe in dieees flachere Gebiet eingesenkte Mulden vorstellen. (S. 80 meiner Meeree-
r&umc.) Warum verschweigt Supan diese Einschränkung? ~ Aber er findet auch so meinen
Angriff auf seine Mitteltiefe von 1000 Faden nicht widerlegt und fügt nunmehr das überraschende
Bekenntnis hiuzu, er habe — und das sei far jeden Sachkundigen selbstverständlich — nur
«oraiissieb-^ (8900 + 9900 + 1900 + 1900) » 1875 ergiebt.
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Miuiiualwcrthe geben wollen. Nun, davon steht in seiner Horechnung I Pctt'rmann's Mitth. 187S,
S. 218 B,) kein Wort, Tielmebr l&sst alles die Folgerung ku, Supan habe, ebenso wie ich, die
«»fare Tiefe (angenlbert natOrlieb) eraiittela wollen, denn toatt littte er Jft die «rittuMliaokM
Mitti I ans den nach sciücr A iiffas^nn^ gut diirchlotheten Fehlern immer um einen gewissen Betrag
erniedrigen müssen, um al^sdaua sugea zu liOosen: dieses Feld hat mindestens so und soriei
Faden Tiefet Wanm legt er dein aber in seiner Abwehr (a. a. 0. S. 809), naeh vm mm
jetzi^ten Wissen haliea wir sa kotieren Sebitaangen (als 1842 Faden) keine Veranlassang? laC
diis lo^n'sch? Wenn er gesagt lifitte. die Südsce ist im Mitt<>l mindestens 1812 Faden tief, so
würde er 18-12 Faden aU Miuimalwertb geben j sagt er aber, wir haben keinen Grund, die mittlere
Tiefe bober als 1842 Faden au reranscblagen , so ist das olfenbar doeb em Maximal-, oicbt
einmal ein M i ttelwertli. So allein bat es auch einen Sinn anzudeuten, ria^s, wenn die Sftdiee
als der grasste Occan höchstens 1812 Kaden Mitteltiefe besiut . die Peschersohe 8cbiti«Bg VW
2075 Faden für d«^u viel kleineren, nordatlantischen ,jedenfalU zu hoch ist."
Ton den Bpeciellen Einwinden, wdehe v. Bognslawski erboben bat, verdient nnr einer
eingehende Wiilerl - Für das Kingradfeld im (romanischen) Mittelmecr zwischen 33"— 34' N.
und iJl " — 22" E. Gr p ich eine MiiteUiefe TOn 1175 Faden, wiUiteiid die britische Admiralitäts-
karte 1 Luthuiigen, darunter drei Uber l'JUU Faden, verzeiclinei. li&s Uild ist beistehend abgedruckt,
I Tbeilt man nun, wie ieb ea so b&nflg getban, daa Feld doreb den «
mittleren Meridian und die mittlere Breite hu Viertel, so crb< man, da
die Liithungen uns den Meeresboden als nach Nordwesten und Westen
lUGa liin abfallend zeigeu, für das nordwestliche Viertel 13ü0, für das süd-
weatliehe 1800 nad fOr die beiden tetlieben je 1100 Faden «b Mittel*
werthe; ^ {\m) + 1200 -f 1100 + 1100) = 1178.
— Ein zweiter Einwand mut» auf einem Verseheu von Bogualawskfs
beraben. Er sagt: „Da wo die „Naasan'* (in der Molokkenaee) fan
Jahre .'<72 Tiefen von nur i>0 200 Faden lothete {zwischen 4«— S^S. Br. und 124" -125» E. Gr.) ■
gicbt Kr. 21i»0 Faden." Das Exenipbir der britischen Admiraliultskarte 942*. welches ich hier
bai meinen Berechnungen zu Grunde legte, und das nach einer Fussnote zuletzt im Sept. 1877
konrigirt worden ist, llsst hi dar That den Cars der Nassau eriiennen, alle Letbongen dersdben
aber baben den Meeresboden ntcbt erreicbt, sind aodb sttamtlicb mit der betreffenden Signatur
■ versdien: ^. ]^ «> a. w. Herr von B. hat dies in sdnem Eifer gaan Obenehen «nd aonit
geradezu eine l'nrichtigkeit niedergeschrieben, w.is um so bedauerlicher ilt, als nur zwei oder drei
von den 2— :{0U0 Li-sern der „Verhandlun^'en" si ine Worte wirklich werden controliren können.
Was die Sache selbst anbelangt, su ist die Mulukkeusee ganz sicher sehr tief, denn die wenigen
auverUssigen Lothnngen «eigen schon gaoa in der Nfthe der Kosten Werthe von Ober 1000 Faden»
80 z. B. in der nnr 15 Seemeilen breiten Boeton-I'assage, zwisclien Boeton und dem Tuekan-Besi-
Archipel sogar 1070 Faden. — Ueberhaupt bat Herr v. Boguslawski seine ganze Besprechung
etwas zu eilig niedergeachrleben, sonst würden nicht solche Schreibfehler, wie „o*'-8* E." statt
h'-H' E. (S. 238, Zeile 17 v. o.) uad „nirgends aber ohne Motivirong" (ebenda Zeile 27) statt
„mit Motivirung" und ,, Mittelasiatischer .\rchipel"' (sie!) statt ,, Australa-iati>rh< MittelmeeT**
Stehen geblieben sein; sonst w&re gewiss auch die Entstellung meiner Tiefenschätzung der
sOdfiehflten Tbeile des Ätlaatiaehen Oeeans nntsrblieben, wo v. B. raeine Hypothese voUstlndig
unterdrückt, welche die dortigen südlichsten Messungen dtss Chatienger (l().'^5, 1715, 1915 Faden)
mit den ähnlich niedrige Werthe liefernden Lothnngen von Nares, Wilkes und Boss in der Nilhe
des südlichen Polarkreisen im Indischen Occan und der Südsee verbindet, am, „nicht gans
nnbegrOndet** wie idb sage (8. 75), diesen irm Oeeanen in jenen hohen Breiten nur oa. 1500
(resp. 1800) Faden zuzuschreiben. —
Hiermit schliesse ich diese lange Replik und will zufrieden sein, wenn der eine oder der
andere der Leser im Verlauf dieser Darstellung zu der üeberzeugung gelangt ist, dass nicht nur
' Snpnn, sondern nodi mehr v. Bognslawski bei rabigerer üeberlegnng and tieferer InfennaiiOB
Ihre Urtheile ober den Werth meiner Tiefenberechuung nicht so kurzweg negirend formoiirt haben
werden. Die beiden Herren al>er bitte icli, dieae Zeilen so au lesen, wie sie gasdirieben sind,
sine ira et studio.
OOttingen, den 8. Kovember 1870. ' Otto KrInuneL
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— 47 —
2. Kinii^e Briefe A. Hamboldt*8 an G. A. v. Kiöden.
(NsAilelmde Briefe TerdaiikeB vir eiaer goiigfit Mittbeiluag des Herrn Pro£ Dr. KlOilen
ia Berlin.)
I.
1855 (ohue Datum).
leb Wo, v«rebrtealer Herr, nmen idir ▼erbunden für die fteandsdiiiftllelie Mfttbeilung
Ibrer aebarfrinnigcu Bemerkungeu aber Mauro's Karto. Ich glaube, deas alles, was ich im
Exnmen cn'tiqu»' fp. 27:?— c*'sa';t, nonor I'riifuiigi'ii betlarf. und wer«!« mich s(>hr freueo,
weuu Sie recht bald etwas vuu Ihren Kesiillauu ius Pubhkum schicken; auch Gliillany iiher
Bebeln (1858), an den leb mitgeerbdlet, verden Sie gewits beaatien. Je oiehr nun ebM ia
diesem jetzt so wenig bearbeiteten Felde in Italien sneben wird, desto mehr wird man sich
Oberseugen, dass vor Magolhaon und V. de Gama man nicbts von der Umschiffliarkpit iler Süd-
ipitse von Amorika und Afrika wusstc. Dio geugraphiuben Studien haben Tbeilc, die jetzt
gar niebt gllnaen: Kritik asironomiecber Orlabertimnangen, eeit dem Tode von Zacb. Meebain,
Espinosa, Wurm and Oltraaans; und vergleichende Geschichte der Ent<Ieckuni{en. Für Ict/torc
macht Kohl mit seinem riesenhaften, gründlichen Werke Uber Amerika, das er jetzt in London
und Oxford erweitert, eine Ausnahme. Es soll mich fr«ucn, Ihnen persönlich danken an kOunen,
und UuMD die Achtung anasadrfleken, die Ihren Arbrilen und denen Ibrei .vortrefliidmi Vaters
gebohrt. Können 81« mioh DonnerMag oin 1 Ubr mit Direni Beauche beehren?
A. V. II um l) o 1 li t.
Bei dem liiesen-Ei des Vogels Chrocho, dessen Zurla crwfthnt, gedenkt man gerne des
Riesen-Eies (15 Zoll Durcbni.), das vor 2 Jahren in Madagaskar gefunden ist und einem vorweit-
lieben Vogel angeeebrieben wird. leb beeltae den Abgnwl
IL
10. Pebr. 1857.
Hier, mein theurcr Professor, iiabcn Sie, was Sie wQnflCben, die wärmste Empfehlung an
.... fOr Ihr schönes, flcissiges Werk mit den Karten, die eine historisclu^ Entwickcliinß lier Nil-
Kenntnis darbieten. Da dieses Werk aber der reisenden Akademie, zänkisch wie alle Akademien,
•dur nmalieb werden liann, m» ratbe leb eehr, dan Sie nicht blon das eine Bsenpbur, sondern
noeh eines fnr . . . . nnd ein drittes U\r dii- Expedition schicken. Es wird sehr nOtien. - Icdi
freue mich, das» Sie an einem grössiTen llandbuche arbeiten.
Wie unangenehme, sehr wohlgemeinte, aber in ihrer Verherrlichung rein unsinnige Artikel
Uber nieb geben aus anerikaniseben Zeitungen in deutadie aber! Niehta kann einen Gelehrten
mehr schaden als solche rebertreibuiigon. Ein grosser Thcil des Ruhmes ist die Geduld, lange
zu leben und ein Curiosum zu werden, desto berühmter, je mehr man an Imbecillit&t zunimmt.
Idi liebe in den Urtheilen über mich mehr die Wiener und französische Kirchenzeitung: „On
dit, qae l'aasaarin des flnes a des mMtes lit^aires. Cela ne sert pas d*exettn. Satan a bicn
plus dV>s;)rit quo Mr. de Humboldt" Solche Aussprüche »ind nützlicher, ab alle NBtiniflntalen
Besuche in meiner Menagerie, Naturbeschreibungen der alten Bestie.
Freuodlichst
Ihr
A. von Humboldt.
m.
November \>^r<K
leb wurde sehr undankbar sein, theurcr Freund, wenn ich Ihnen nicht mit Wärm« Ulück
wftnseiite au den Fortaehreiteft Ihres so iletssigen, umfangreieben, mit keinem sehen Usber sa ver>
^elehenden Werke. Die kleine geologische Scbildening hat mich sehr angezogen, dann die Hydro-
graphie und das Mrergebiet, die Mreresstrftmnngen und Eisfelder und fp. 175 -170) der kbige,
neue Oedanke der Seewege nach Jahreszeit and Dauer in lagen. Mein Lob ist nicht Schmeichelei,
oondera FlDi^ vom Btedmdte des Oanaen. Wo findet sich auf 80 Bogen so viel Wiehtigss
zusammeagedrikugt? Wie freut mich solcher AnAehwong. — Ich fühle mich noeh sshr aagsgriffni
und werde erat in 5—0 Tau'en ihnen mOndlich meinen Dank d.irbringen können.
In stets inniger Freundschaft und immer steigender Hochachtung
Ihr
A. V. Humboldt.
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— 48 -
3, Voi'ti üge iu den Geoj^'aph. Gesollschuilien.
Di« Redaktion beabsichtigt, um eine raschere und bequemere Orientirans über die Themate der
in den Geographischen Gesellschaften Jüngst gehaltenen Vortitge tu «raMitlidien, dieaelben nach
gitBeewen Ruhnkeu geordnet fUr den Gebrauch unserer Lner nsaaunenzualeUen. Sie «M eile seit
dem 1. Januar d. J. gehaltenen Vorlrige namhaft machen und beginnt im vorliegenden Htile mit dar
ItehmM der Geogn^iachen GeaeUachaften Deutachlanda.
1. Europa.
Crtdnor, Prof. Dr.: Die Veigletaeherung NorddeutaobUnd« wihi«nd der Eimeit. (Leipiig, Sitanng
am 18. lOn.)
V. FMtsch, Prnf. Dr.: Ueber die goolng. N:itnr Tharingcns und im Thttrloger Whldoi, tOlrie d.
Krickwirkung dnrs. aiif d. BfwolimT. i Halle a. S., 9. Juli.)
Harbberg, Prof. Dr.: Die cthnograph. Verhältnisse der Balkan-Halbinsel. (Halle, 14. MaL)
KiHtor, J. I.: Die geograph. Vertbeilang der Juden in Hannover. (Hannover, 1. SepL)
iflw am i, Dr. : Ueber die Ergebnime der 27jfthrigen Wittemngsbeobaehtnngen der BtatioQ Hhll*.
(Halle, 12. März.)
Mejer, L: Die pbytn-geograpb. Verhältuisse der Umgebung Hauuuvera. (Huunover, 21. ApriL)
2. Asien.
Oradiir, Privatdos. Dr.: üaber Afghanistan. (Halle, 8. Jan.)
MInghaus, Rentier: Bdae tob Smjmk nach d. Rninenatitten da» Uciauimt Hienvolia. (HnU«,
18. Juni.)
KetUer, J. I.: lieber Afghaniatao. CBDuinover, 3. M&rs.)
Uebert Hauptm.; Die Ruaa. Bealtiuigen in Gentrftl-Aaien. (Hannover, 10. März.)
Rriir. V. RisIMwIan, Prof. Dr.: Ueber di« Weltatdluog von Pttking. (Berlin, 8. MaL)
TnuNüMirt Dr.: Ueber die JnTUieii. (Leipsig, 5. ApriL)
8. Afrika.
Hahhe*8chMdM^ Dr.: Die Cultori&bii^eit der Atbiopiachen Rasse. (Hamburg, 9. Jan.)
Jwiker, Dr.: Beriebt Aber seine fl|j&br. Reise im Iqnatorialen Theile des Nilgebiets. (Berlin. 7. Juni.)
Kettler, J. 1.: Die jüngsten Fortschritte in der Erforschung Afrik;i\s. (Hannover, 8. Sept.)
Kiepert, Dr. K.: Leber bavorgnun de Brazza'ä Heise am Ogowe und im Kongo-Gebiet. (Berliu,
8. März.)
Oehttera, Dr.: Ueber die jQngsten franzOa. Forscbttonn «m Ogowe. (Hannover, 26. Mai)
ilmner, Seminaridiffer: Der Kampf der weissen und farbigen Bnne in SAdhflclkt. (HMBorer,
1. Dee.)
i, Amerilia. ,
Neyssen, Derghauptni. Dr.: Der Pariser Congress zor Herstellung des mittehmeriktn. Chiihb.
(Halle. !». Juli.)
Trost, Kedalit. C: Südbrasilicn und die Colonien-Frage. (Hannover, 19. Mai.)
WMmy, 6. iL: Die Pktjdcte eines Craals durch den mittelttnerilwn. iBtlmai. (Humover, IS. Jan.)
6. PelargiUct, Oeenae.
KrÜRimel, Dr. 0 l'i h^ r dir Kiiitheilung der Meere-räunit'. (Berlin, 5. April.'
PecbHOl-Lfische, Dr.: ücscbicbte der Entdeckung;! lies mI ii i:>cben Eismeeres. (Dresden, 21. U&rz.)
6. Verschiedenes.
Dettmering, Kataster-Beamter: Die Darstellung der Geatalt der Erde auf Karten. (Hannover,
27. Jan.)
Engel, Geh. Rath Dr.: Die Pflege der Heimat-ikuade in der Schule und im Ilauäe. (Berlin,
8. Febr.)
Fischer, Geh. Oherpostrath Dr. : Post und Telegraph im Weltverkehr. (Berlin, 7. Juni.)
Gebauer: Peschel's Ansichten über den geogr. Unterricht. (Dresden, 8. Jan.)
Gosche, IVof. Dr : Geuiirapliie «Ut Tause nd-und-eine-N.icht. ll.Ule. 12. Febr.)
Hepke, Dr.: Die kuiturge<>chichtl. Beziehungen der alteu Chinesen und der Hellenen. (Berlin, 3. Mai.)
KaiHar, J. I.: Ueber die Jabres-Einnabmen der wiebtigeren geograph. Uesellscbaften ood ftber dea
Projekt einer Allgem. Deutschen Geograph. Ges. (Hannover, 23. JunL)
GOssfeldt, Dr.: Die Eisverhältuisse der Hochgebirge. (Berlin, 8. Febr.)
von Kiesewetter. Cu-b. Ueir.-R.: Einfloss der Insekten auf das Leben der UeMeben nnd Thiere.
(Dresden, lU. Jan.)
■SfSr, Dr. A. B.: l'eber den Bildungsgang und die Reisen James Cook s. (Dresden, 8. lUn.}
Neumeyer, Dr. G.: Dove als Meteorologe und Geocrapb. (Berlin, 5. Juli.)
PWr, Prof Dr.: Geographische Verbreitung des HUxbrands. (Halle, 12. Febr.)
V. Quintus-Icilius. Prof. Dr. 6.: Ueber dir D<»vo'8chen Isothermen-Karten. (Hannover, 28. April.)
Rüge, Prof. Dr. S.: Ueber die Bedeutung Guttingens fflr die Geogr. im vor. Jahrb. u. üb. Carsten
Niebuhr's Reisen, (Dresden, 7, Febr.)
SIsIm^ Dr. F.: Ueber den Meidenbauer'scben photograpb. Theodoliten. (Berlin, 5. Juli.)
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— 4Ö —
4. Nachweisniig von ausführlichen Kecensiojien geo-
gi'aphischer Arbeiten.
*
Einem Wunstiie unseres Mitherausgebers, des Herrn Prof. Dr. WappAus in Güttingen, narh-
kommenil, wird die Uednktion in jedem Hefte ein Verzeichnis von neticren ausrulirlichcicn Kecensionen
geographischer Arheiteii hringen. Wir bea^sirhtigen, alle seitdem 1. Jan. 1871) ei-scliienencn d»'iar(itr»'n
Recen^ioneii . dio /u iiii-t>ror Ki^tuihii^ ^'i'l.in^;i'n . aiifiiiiii'tiiin'ii . kuniirn iiirli'sson lieute wfj;i»n des
hesi hraiikteii Itaiiinf ^ nur init finei kloiniM i-n Aii>w;ilil ln^niimoi). /n'/leii h t'irltten v ir hei dieser
Geleijeulttiil dir llfr-.ru lli'lnii'ntcii v)ul h'ritiki'r ii<>> t-t <!i''.ciie lUltr. loiv i'iuen Ahzui) ii'iU:r iltrcr
ilerartiiim l!rsj>rfii hmiii inöcjlirhsl l>ald nm h ilrm Efschinien :u^r-nilrti :u n otlrii ; den UtTreii, die
uns aui diese Weise tclulllii ti sein wcrilen. fiiifii itio^iliihNl vollsl.Mhlip'i'ii I i'Ihm bliili iilicr drn jfWii-
ligen Slnnd tirr geograpli. Kiitil« /u grhfii, sinpi licri wir im Ynraus hicimil iiiwereti \< i hindlichsteri
Dink aus. Das lidiTcsfe der \i>IUtaiiili;4Uril siliien utii zu gfliielcn, aurli die in >it/iingr!i gen^ra-
phist her Cosell^cliaHen vuri:eliaj;i iien Het< i .U'' i1u>ser Art, die nicht weiter durch Ürucll veruUeiillichl
sind, \m,t an/iilViliFon — Die Nami-n der Itifoi t'iiten fÜBiA mU SOg. QrtlMfc LtilWII, disNuneU dcr di«
Kritiken «•iillialleiid< n Z ■itst lirinen ciirsiv g£H|riirkt.
Lady B <i r k e r : Ein Jahr aus dem Leben einer Hausfrau in Sad^Afrilco. Wien. Hanleben, 1878.
(Besp. V. J. I. Ketllor, /. Jahrenber. d Gaoffmph, Gen. zu tiannortr, 1870, S. 101—105.)
Orodner, !>r. G. U. : Die Deltas, ihre Morphologie, geograph. Verbreitung' und Entstehungs-
hedingungen. (Jotha, J. Perthes, 1878. (B. v. Dr. 0. Krllmmel, Gütting. Gel. Atizti<jen, 1879,
St 7. S. 20;;-2'21.i
Fabri. W. F.: Bedarf DeuticUand der Kolonien? Gotha, F. A. Pertiu», 1879. (B. in d. Gea--
(jraph. Niie^r. f. WOtktmM u. VolkswtrthH^ft, I. Jahrg., H. 4 n. B, & 28ft'240}; (b.
V. J. I. Kettler, 7. Jahmbar. d. Geoijr. Ges. zit Unnnorer, S. 89—99); (b. V. IM. K. TtOtt
in der Geogr. Ges. zu Hannorer, Sitzung v. 17. M4rz 15*79.)
Heyd. Dr W.: Gesch. des Levunte Haadeb im Mittelalter. (B. T. Dr. 0. lücMlMa in d. Oes. f.
Erdk.. BerUn. 5. April 1879.)
Hahn, Dr. F. G.: Ontertaeh. Ob. d. AafMeigen «.Sinken derKlMen. Leipzig, Kngelmann, 1879.
(B. V. Dr. 0. KrOmmet, Gotting. ISTO. St. 27, S. .9.'S6— sCl.i
Hübbc-Schleiden, Dr.: Ethiopien. Hamburg, Friederichaeii, (B. v. J. I. Kettle i. d. Geogr.
Ges., Hannorer, 5. Mai 1879.)
Jessen, Prof. Dr.: Deutsebe Excuriionaflora. Haanover, Cohen, 1879. (B. t. Oberlehrer Mejsr,
1. Jahrtt^. Qtegr. Oe$. Hannovfr^ S. 87—89.)
Kanitz, F.: Donau-Bulgarien u. d. Balkan. Wien, 1878. (B. T. F. VtrkdL 4, Gf, f. JSrdk.
Berlin, 1879, Nr. 1, S. tJ9-72.)
Kiepert, Prof. Dr.: Lehrbuch d. alten GeogK. Berlin, Bdmer. (B. t. Prof. KfasenhahN^ Oeogr.
Ges. Hamburg. 9. Jan. 1879.)
Krttmmel. Dr. 0.: Versuch einer vergleich. Morphologie d. M ec ree rl nme. Leipsig, Dnneker u.
Humblot. 1879. (B. v. F. VerhandU üe». f. ISrdk. Jitrtiti, Bd. VI, Nr. 5, S. 189—194:
daselbst, bespr. v. G. v. B.. Nr. 6. S. 231-231.)
KrAmmel. Dr. 0.: Die mittlere Tiefe der Oceane u. d. Mas^ienverhiiltnis von Land u. Meer;
Gotting. Gel. Anz.. 1871», S. 556 .'St>8. (B. v. E. Reclus im Hull. Soc de Geogr. Comawx,,
Bordeaux, 1879. Nr. 2. S. -2!'.;
Martins, Gh.: Montpellier, Temperature de l'air, de la terre et de l'eau. (B. t. Do8nel*iMnnsaa,
Bult. Soc. languedor. de ^^offr-, T. II. Nr. 3—4, S. 24'i— 254.)
Oberlänil'T, Dr. II.: Der geograph. l'nt'Tricht nach den Gnindst\tzen d. Ritter'schen Schule
beleuchtet. Grimma, Gensei, 187«.). [B. v. Prof. Dr. Wappüus, Götling. Gel. Anz., 1879,
St. 27, S. P3:?-856.)
PagexT. J.: Memoires sur le port d'Aiguesmortes. (B. t. P. de itemHIs^ DM. 8oc Iwimadae. d*
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Pas Soldan, M. F.: Diccionario Geogräfico Enadistico del Perd. Llaar 1877. (B. T. Prot Dr.
Wapplns. umittg. Ü*l. Ahs^ 187tf, St. 7, S. 196-202.)
Perd, Rnsomen del Ccnso g^nerai de Habiteatcs dd— , hecho «n 1878. Lima, 1878. (B. v. Prof.
Dr. WappSus, Gönin;,. Gd. Anz.. 1S79. 8i 7, S. IM -lft(;.>
Registrande der geograph.-8tati>t. Abtheil, des kgl. preuss. Generalstab*>s. Jahrg. 1879. Berlin,
Mittler, 1879. (B. v. Hauptm. Lioberl, 1. Juhremh. Geogr. Geg. Hannorer, S. 7S-8t.)
T. Rosen berg: Der Malayiscbe Archipel, Laad und Leute. (B. v. Dr. 6. Naebtigai, Ges. f. Erdk.
sa Berun, 5. April 1879.)
Stanley. H. M.: Throuph tbc Dark ( nntinent. London, 1878. (B. G. iL, FerAaNdl. G«9. f,
Erdk., Btrlh, 1Ö79, Nr. 1, S. 60 -üy.}
B. Geograph, neue Erscheinuujj^en. welclie der Redaktion
aar Besprechung ein^^esandt wurden.
Klein, Dr. II. I.: Lehrbuch der Erdk. f. Gjmnas., Realsch. etc. Braunschweig, Vieweg, 1880;
8", 343 S.
Marius, H. C. E., Prof.; Astronom. Oeogr. Ein Lehrbuch angewandter Mathematik. 8**, 348 S.
Leipalg. Koeb, 1880.
Wtir, Dr. Tb.: Ein Besueb der OaMpngiM-Inseln. 8* 41 8. HeUenrng. Winter, 1879.
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Johann Edueurd Wappäus,
f am 16. Dez. 1879.
Der Druck des ersten Heftes der vorliegenden Zeitsclirifl war vollendet
und alles bereit, die letztere zum ersten Male den Weg zu ihren Freunden
antreten zu lassen — da trifTl uns die orschtUlernde Nachricht, dass ein
Mann, der an tlcr Knlslr-hiin^^ misprer /»Mtschrill ein tll>eraus wcsf-ntlirlies
Verdienst in Anspruch nehnuMi darf, uns verlassen hat. Johann Kduard
Wappäus, Carl liilter's berühmter ScbUler, ist der Wissenschaft durcti den
Tod entrissen worden!
Ein doppeltes Band fesselte den Unterzeichneten an den Dahin-
geschiedenen. Wappäuä war mir nicht nur vor Jahren ein hcbevoller Lehrer
gewesen, doin sein SchOler die höchste Veiohrun}? und l>;mkhaikeil ent-
gegenlrng, — er hat mich aiicli jetzt liei dei- IManunji und Stittuut? der
„Zeitschrift für wissenschuflliche Geographie" zu aulVichtiyem Danke vei-
pfllchtet. Die Eärfohrungen eines arheitsrdchen I^ebens, die er mit Hebens-
wardigster Bereitwilligkeit dem neuen von ihm mit grosser Wärme auf-
genommenen l'nternehmen rathend und n>rdernd nutzbar machte, haben
an der Healisirung des Piojekls, wie eiwiihnt, den wesentlichsten Antheil.
— Wühl hegt mir daher doppelt nahe die Pllicht, an dieser Stelle ein-
gehender der grossen Verdieirate des uns Entrissenen zu gedenken. Aber
Baum und Zeit gestatten nicht, der Trauemachricht im vorliegenden Hefte
mehr als einige Worte hinzuzufügen. Kiner späteren Nummer muss die
Erfüllung jener schtnerzliehen Pilicht vorbehalten lileiben.
W'appäus wurde am 17. Mai 1812 in Hamburg geboren, studirte in
Güttingen und Berlin und machte dann eine Heise nach den Kapverdischen
Inseln und Brasilien, in den Jahren 1833—34. Nachdem er sich 1838 in
Gottingen habilitirt, wurde er 1815 ausserordentlicher und 1854 ordentlicher
Professor. Von seinen Schriften nemien wir; ..All^xememe Hevölkerungs-
statistik" (18.")!) — (il); ..Kebi'r den He;.'ritl" inid die .-^lalistische Reilentang der
nnttleren Lebensdauer" ^iSbO), sowie vur allem seine i»cue Ausgabe des
Stein-HOrschelmann'schen Handbuchs, far die er selbst die allgemeine
Geographie (1855), Nordamerika (1855), Central- und Südamerika (1858
bis 1867) und Brasilien (1871) bearbeitete. Zahlreiche kleinere Aufsätze
legte er in den von ihm redigirton „GfUtingischen Gelehrten Anzeigen*'
nieder. Seine letzte grössere Arbeit war die Herau^gabe des Hilter-IInus-
mann'schen Briefwechsels, die er zur Sftcularfeier Carl lUttei's publicii ie.
Ein altes Langenleiden, das ihn in jedem Winter heimzusuchen pflegte,
hat ihn nach kurzem Unwohlsein in der Nacht vom 15. auf den 16. d. M.
dahingerafft.
Die Wissenschaft betrunerl einen ihrer berühtnlesten Lehrer - - die
„ZeUschrdt für wissenschaftliche Geographie" ihrer Ireuesten Freunde einen.
J. L Kettler.
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Zur Theorie der Meeresströmungen.
Von Bnll Witte.
Die Grundlage für die Tlicorie der Mcerosstrüinungcn bilUcl seit 50 Juiuen
die meines Wisaeiw zuerst von Erman ausgesprochene Hypothese,') ^^ass die
Gewftsser in einer beständigen StrOmung begrilTen seien, unten von dem Pole zum
Aequatur iirul oben umgekehrt vom ÄC((untor zu dem Pole.'' FQr diese Cirlculation
ist die VViirincdilToronz zwisrhcn don iSiiuatorialen und den polaren Regionen ein
inächtipes, vielleiclil unsreiLlkMidi's Motiv. *)
Auf die nieridionalcn Slrüinungen wirkt nun niodiricirend ein erstens die Achsen-
drehung der Erde und zweitens von der Oberflftche bis zu einer gewissen Tiefe
die vorherrschende Windrichtung. Aus den ^'cnaiinten Krilfien l.tssen sich die
grossen occnnisohoii Strömungen bis auf eine einzige wesentliche Erscheinung ohne
Schwierigkeit erklilren.
Was näinlicli das Verständnis der MceresstrtWnungen bisher in so hohem
Grade ereebwwt hat, ist die Thatsadie, dass an allen meridionalen Küsten, an
denen entlang nch die Strome bewegen, mehr oder weniger kalte Wasserschiebten
auftreten, welche sich zwischen das Festland und dio Strömung schieben. Diese
Thatsache ist zuerst bekannt geworden für den wesllichcn Thcil des nordMtlantischen
Oceans, wo zwischen der Küste der Vereinigten Stuitten und dem warmen üult'stroni
unverhiltnisroassig kaltes Wasser, der „cold wall", zu Tage tritt. Allmählich
l^te man eine ahnliche EigenthQmlichkeit auch an den andern Festltndern kennen,
und gegenwärtig ist dieselbe fur alle Kontinente mit Ausnahme Australiens nach-
gewiesen. Indem mau dieses kalte Wasser beispielsweise an der Khste der Union
als eine F'ortsetzung der I,al»radt)rstn>niunp, als einen ,,k;ilten Strom" aufTasste,
ergab sich die unerklärliche Erscheinung, da.ss auf einer Strecke von mehr als GOO
geographischen Meilen zwei StrOme unmittelbar neben eUiander in entgegengesetzter
Richtung fliessen sollten. In andern Fftllen trat das Paradoxon wo möglich noch
schrofTer hervor.
Durch die Cliallenger-FApedition ist nun uachf^owiesen, <la.ss die in l'.edo
stehende ,, kalte Strömung" von UaUfax an bis zur Spitze von Florida keinerlei
Bewegung nach Süden zeigt, ^) dass sie keine StrOmung, sondern stillstehendes
kaltes Waaser ist, wie Obrigens schon die Bezeichnung nCold wall" andeutet. Die
Diagramme, welche von der Challenger- und der Gazelle-Expedition an der ameri-
kanischen Küste gefunden sind, sowie die rntersiieliunRen diM' U. S. C.oast Survey,
zeigen ausserdem, duss dieses kalte Wasser am Festlundc aus der Tiefe des Meeres
emporquillt.
Auf Grund dieser Thatsache ist es nunmehr mOglich, die „kalte Wand**
zwischen dem Golfstrome und der amerikanischen Kfiste zu erklären. ") Betrachten
wir der Einfachheit wegen eine Stelle des Golfstnunos, wo derselbe genau nach
Noiden fliesst. Auf jedes nach Norden Iiiessende Wassei iheilclH-n wifkt die .\chsen-
drehung der Erde in der Wei.sc, dass sie da.sselbe nach rechts abzulenken sucht.
*) PogseadorlPi Annalen 1828, Heft 3.
Vnn der Untersuchung der primären Ursncho der Meeresströmungen' wird hier
absichdich al)gcsohen. Dio primilro r scli oi ii im e ist dio moridionalp Rcwegang, in gewissem
Sinne selbst far diejenigen Forscher, welche die Meeresströmungen in erster Linie mm den Lu(l>
•trtaimigeii abMtea iroUeii.
Man TergMebe die Eimelboiten ia „Witte, MeerentrOmimgen, Ple» 1878, bei Kmnmer",
S. 27 ff.
*) Proceedings of tbe Koyal üeogr. Society 1871, IV.
*) Ue nmtiwnatiMslio AntAlhniog habe leb in den „Meereeatrömnngcn'*, S. 15 -20 gegeben.
EMOmfa ZdlMhiift L Bd. a
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— 82 —
Milhin muss die Obertläche der Strümung sich nach rechts heben und eine solche
Lage einnehmen, dass sie zu der aus der Schwerkraft und der Rotatioiiakraft ent-
springenden Resultante normal ist. Diese Erhebunj? der Oberfliche nach der rechten
Seite zu ist allerdings so ß('i'in<i, dass sie sich direkt kaum wird nachw^sm lassen,
aber sie genügt doch zur Erlvliirung «irs ,,i i ld wall".
Es ist nämlich liiar, dass die erhühle \\';usserschicht dci' rechten Seile auf die
unterliegenden, kälteren, in verhaUniämää»iger ituhe beUndliciicn Schichten einen
stärkeren Druck ausübt als die niedrigere Schicht der linken Seite; mithin muss
die Granzflfiche zwischen den twiden Wasaerschichten sich auf der rechten Seite
senken, auf der linken hcl»en, und zwar so lange, Iiis in den unteren Schichten
das Glt>irhge\viclil hergestellt ist. Betrüge beispielsweise die Differenz zwischen
deui ubsoluten specifischen Gewichte der Strömung und einer tieferen, stillstehenden
Wassennasse 0,001, so wQrde die Hebung der Grenzflftche nach linlu das Tausend-
fache von der ursprünglichen Hebung des Niveaus der OkierflBche nach rechts
be l ragen, Die Isothermen müssen also, wie dies durch alle Beobachtungen
bostiitigt wird, nach der Kdste zu in die Höhe laufen, und es muss daselbst mehr
oder weniger kaltes Wasser zu Tage treten.
Dieses kalte Wasser wird nun, wenn es mhen Strömungen liegt, welche
direkt aus den äquatorialen Breiten kommen, sich verbUtnismftssig scharf von
denselben abheben. Wo es aber, wie an der KOste von Peru und an der West-
küste von Siidafriku, neben Sli"unung<Mi unffaucht, dei-en Wasser sich schon in
höherem Grade abgekiililt hat und nnnmohr zum Aeipiator zurückkehrt, wird die
,kalte Wand ' au diir Küste, besonders da ihr Gefalle naturgemäss nach dersell>on
Richtung hin liegt, wie das der wSTmcren Strömung, leicht Anlass zu der Annahme
einer „kalten Strümung*' geben kOnnen. Dass der Ursprung dieses kalten Wassers
aber nur auf die angegebene Weise zu erkl&rcn ist und nicht auf eine direkte
Polarströnumg /m iiekgefdlirt werden kann, glaube ich speciell von der pOTuanischen
Strömung erwähnten Ortes aufs Ueberzeugendste dargethau zu haben.
Die „kalte Wand** braucht also keineswegs in absoluter Ruhe zu sein. Sie
wird vielmehr durdi die Bewegung der nebenanliegenden wärmeren StrOmung in
der Weise beeinllnsst, dass sie unmittelbar am Lande, besonders hinter Vorsprüngen
der Kaste, hitulig eine Bewegung nach , der entgegengesetzten Itichtung annimmt.
Im Allgemeinen al>er wird sie, da sie ihr Gefiille nach ders(<lben Biclitimg hat, wie
^ die warme StrOmung, an der Bewegung derselben bis zu eitlem gewissen Grade
theilnehmen. Tritt das letztere ein, wie dies besonders bei der peruanischen StrO-
niiing der Fall ist, so kann ein allmählicher Uebei^ang zwischen der kalten Wand
und der warmen Strömung stattfinden und hierdurch der charakteristische Unter-
schied zwischen beiden lilr die oberllüchliche Beobachtung nahezu verschwinden.
Aber die neueren Tiefseeforschungen zeigen aufs Klarste das f^mi)or(mellen dos
kälteren Wassers vom Meeresgrunde, und die Theorie zeigt, dass dieses Empor-
quellen an der Kaste nur eine Folge des Geschwindigkeitsunterschiedes der ver-
schiedenen Wasserschichten ist, und dass die kalte Wand im Vergleich mit der
eigentlichen Strömung als , .stillstehendes kaltes Wasser" bezeichnet werden muss.
Die Richtigkeit der entwickelten Theorie, dass die kalten Wasserstreifen an
meridionalen Kasten zu erklären sind durch das Emporquellen des kalten Wassers
vom Meeresgründe, flndet nun eine neue Bestitigung in einer bereits vor Iftngerer
') Pen ex|)oriin( ntcUen Beweis dafür, dass die Gren/flÄnlic zwischnn zwei FMdssigkdtea bei
vnsebiedencr Gesclmiudigkeit derselben nicht parallel der Oberfläche ist. sondern die dargestellte
Lag« «nnlnrnt, findet man in Wiedenaoag Annalcn 1879, Heft 3, S. 463. Man vergleiche au8Mr>
dem „Beiblätter zu Wied. AnnaleB ÜT. 8 S. 569, OL Maraagooi'*, wo auf „BIv. Sdeat ZI. S.
144-147, 1879" Tenriesea ist
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Zeit l)eol»ar htelon Tliatsaclie. Die U. S. Coast Survey ') hat nämlich in den Jahren
iSbd uiiii 1867 den Florida-Kanal genauer untersucht und durch denselben haupt-
sächlich an 3 verachiedeneo Stellen Schnitte gelegt: den ersten zwischen den
Tortttgas-KUppen and Havanna, den zweiten zwischen den Florida-Riffen und der
Salt^ey-Bank, den dritten zwischen Kap Florida und dw grauen Baliama-Bank. An
der ersten Stelle fliesst der Golfstrom nach Osten, an der zweiten nach Nord-
Osten, an der dritten nach Norden. Die llesiiltate dieser Untersnchiiiig sind folgende:
An der Oberfläche betiügt die Temperatur der eigentlichen Strömung etwa
79* Fahrenheit, am Lande ist diesdbe höher") und weehselt mit den Gezeiten. Die
unteren Isothermen aber laufen ausnahmslos nach dem Festlande zu in die HOhe,
und zwar in dem ersten Schnitte in folgender Weise:
T«iap<fratur. Tiefe.
75" 20 bis 130 Faden
70« 60 „ 180 „
65» 75 „ 250 „
(SO* 00 „ 320 „
55» 150 „ 380 „
50" 200 „ 440 „
45» 350 „ 500 „
40' 480 „ SSO „
35» 580 „ 600 „
in dem zweiten Schnitte so, dass die Isotherme von 50" in lul^^endeii Tiefen liegt:
nach dem fostlande zu 120 F., in der Mitte 175 F., an der Hank 2<)() F. L'eher
den dritten Schnitt, in welchem die Breite der Strasse etwa 40 Seemeilen betrügt,
macht Herr Carpenter folgende Mitth^ungen :
Am Luide. 10 III. vtm taade. Mitte ijor ."^tiömung.
75« Oberfläche ? 100 F.
70" — 75 F. 7
es* — 7 140 F.
45» — 140 F. SSO F.
und bemerict dazu ausdrOcklich, dass die Isothermen nur nach der amerikanischen
Seite zu in die Wöho laufen.
Die Temperatur des Wassers ändert sich also, abgesehen von der vertikalen,
nach 2 Richtungen hin. Die erste, uns hier nicht unmittelbar interessirende Ver-
indening ist die, dass die Isothermen sich mit dem Fortschreiten der Strftmung
heben. Dieselbe wird meines Kraehtens im Wesentlichen richtig von Hm. Carpenter
dadurch erklört, dass das Bett des Golfstromes zwischen dem ersten und letzten
Schnitte beträchtlich stei;,'t. Die grösste Tiefe Itctrii^t niUnlich bei Havanna 8'i5
Faden, bei Kap Florida 370 Faden. Indem nun die Wassermabsen den unter-
seeischen Päse entlang fliessen, welcher das Bett des Florida-Kanals bildet, ziehen
sich die tieferen, kälteren Waaserschichten in der Richtung des Kanals allmählich
') Das iingefahrte Materini ist grossen Theils dem beklinitaB Anftatn des Hrn. Carprater
in der Proceedings of the U. G. S. 1871, IV. S, SO'i ff. entnommen. Die Origioal-UnttTsiichungen,
welche Hrn. Carpenter zu|$&Dglich gewesen sind, sind in dem lieport of tlie U. S. (Joost Surcetf
darinp tkt ftar 1866 nnr in «tnem uiTOlliltndigMi Auaiiif» «atlialliaii, nad Idi hab« mir «rstere
trolx vielfaeber Bemiilmngen nicht Tcrschaffen künnen. In einzelnen Punkten scheint zwiscben
den Angaben der F. C. S. und Hrn. (Carpenter ein Widerspruch zu bestehen, und letzterer
scheint sich noch auf neuere Forschungen zu beziehen; leider giebt er die C^ucUo nicht an, doch
•neheint Mine Zwerltal^dt unbenwetfellmr.
Dass die Oberflilchpntemperalur bei KInrida, weit ausserhalb (!or Strömung, lidlior ist
»Ii an der Kilstc von Kuba, hat seinen Qrund in der weiten Ausdehnung stillstehender, vielfach
Cut bhinenseeartig eingesoUosseoer d«n Sonnemtrabicn aasgesetzten WassermasaeD, ist also kein
Arfiunent gegra nuer« Tbeorie.
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in die Höhe, um sich beim Kap Florida mit den oberen Schichten zusammen Uber
die unterseeische Erhebung zu stürzen, eine Erscheinung, welche man bei jedem
Wehr beobachten kann. Daas die kälteren Wasseracbichten, wie Herr Garpenter
annimmt, in der entgegengesetzten Richtimg Hicsscn sollten, wie die wftrmeren,
erscheint hiernach mindestens zweifelhaft. Jedenfalls aber Hiessen sie langsamer
als dit' oberen Schichten, weil sie dem Grunde näher sind, und dies wird durch
direkte Beobachtungen insoweit bestätigt, als die grösste Gest; luv indigkeit der
Stitarang, die Aehae des GoUttromee, (Iberall nach rechU verschoben ist, wibrend
die kftlteren Waaserschichten auf der linken Seite liegen, welche wenig oder keine
Bewegung zeigt.
Die Temperatur des Wassers ändert sich mifliin auch in jedem Ouci'schnitfo
der Striimung, und zwar in der Weise, dass die Isothermen nach dem FesUande
tu in die Höhe laufen. Hr. Garpenter sucht diese Erscheinung dadurch zu erklären,
dass der Boden sich nach dem Festlande su allmftblich hebt, wflhrend er auf der
anderen Seite steil abflUlt Für den ersten St hnitt kr>nnte man diese Erklürunj;
allenliills gelton lassen, wenngleirh ein /winpender Zusammenhang beider Erschci-
nimgen niclit einleurhtct ; im /.weiten Falle aber ist die Hebung des Hodens nach
der Salt-Key-Bank zu nicht übermässig sleil, und um xu zeigen, dass die gegebene
Erklärung nicht paust, lasse ich Hm. Garpenter sähet sprechen (l. c. p. 397). Auf
der Nordseite „the bottom at 190 fiathoros is bclow 60*. In mid>channel, on the
other band, where the depth is the greatest, the linc of 50' sinks to 175 fathoms,
while towards the SaU-Koy-Mank it is foiind at 2(K) fathoms.'* W'as endlich den
dritten Schnitt betrilTt, so erscheint es durchaus uimaturlich, für die kalte Wand,
welche die ganze Koste der Vereinigten Staaten begleitet, noch eine andere Erklärung
KU suchen, als die, welche auch Hr. Garpenter fttr den weiteren Verlauf derselben
gelten lässt, nämlich die Achsendrehung der Erde.
Es föllt nun auf die angeführten Thalsachen ein ncncs Lieht, wenn wir auf
sie dasselbe l'rincip anwenden, durch welches das Kmporn\iellen des kalten tlruiid-
wassers an meridionalen Kasten erklärt wurde. Der Golfstrom beschreibt nümlii^h
um die Spitze von Florida einen grossen Bogen, mithin wirkt auf denselben die
Centrifugalkraft, und seine Oberfläche muss normal zu der Hesultante aus dieser
und der Schwerkraft') periehtft sein, mithin sich naeh der rechten Seite heben.
Dadurch werden die unteren, weni^'er s«-hnell llicssendeii Schichten gezwungen,
sich nach links zu heben. ') Während aber die ursprtlngliche Hebung nach rechts
wegen der geringen GrOase der Centrifugalkraft filr die Beobachtung verschwindet,
wächst die Wirkung auf die Grenzfläche zweier benachbarten Schichten wieder in dem-
selben Verhältnis, wie die Differenz der specifischen Gewichte abnimmt, und verur-
sacht das deutlich wahrnelmdi ire Emporlaufen der Isotliermen nach dem Lande zu.
Dass die Centrifugalkralt in aullallender Wei.se auf Striimungen einwirkt, zeigt
jeder Flusslauf, indem immer, wenn nicht besondere GrUndc vorliegen, das Ufer
auf der konvexen Seite der Kurven steiler und die Str5mung reissender ist, als auf
der konkaven Seite. Ob die Konfiguration des Florida-Kanals und das Wachsen
der Halbinsel Florida^) hiermit zusammenhängt, wird sich schwer entscheiilen
lassen.*) Aber die schon erwähnte Verschiebung der Achse des Golfstromes nach
*) T«n 4er RoCsUradcraflt mImb wir wagea der aalwni weit-MBchen Rkbtaag der StrOmanK
at) nn<l bemerken aor, d«M sie Im TocHegeadan Falle In demielben ffinne vie die Centrifugal*
kraft wirkt ^
*) Daa angefahrte Experiment, Wiedem. Annal. 1879. Heft 8, S. 468, paast auf diesen Fall
gSM genau.
•) Man vfrgl'Mclio pinon ,\ufs!\t7: von Ajrns^iz tn der t^ S. fna«! 5?nrvey l^'»'^, S. 1'20 ir!t\
*) Doch kann ich mir nicht versagen, noch auf die Analogie mit dem Skager-Kack und
KattafM Unraweisen. Auf das EmportaaelMn des m S tan n tm Waaeis in der Nike der Spitze
von Jfltland habe leb aebon in dem (Irltberen Auftalsf S. 31 aaftnerfcttm gemacht.
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rechts hat wohl unzweifelhaft ihren Grund in der Centrihigiilkraft. Wie aulVallcnd
die Versicliiebung ist, geht aus i'olgendem hervor: Bei Uavunna zurltUlt der
Kanal in zwei Theile, einen sOdlicheo von 7S0 Faden Tiefe und einen nOrdliolien,
mehr als doppelt so breiten von 845 Faden. Bode sind dorcli eine nnteraeeisclie
Eriiebung getrennt, weiche sich bis 320 Faden dem Meeresspiegel nähert. Nach
den Forschungen der amerikanischen Koramis&ion ') liegt nun die Achse des Golf-
Stromes über dem engereu und llachercn Theile.
Versuchen wir endlich noch, für einfache Verh<nisse uns klar zu machen,
wie grooe die Neigung der Isothermen nach der entwidcelten Theorie san Icann. ')
Ist die Geschwindigkeit des Golfstromes bei Havanna v m, der Krümmungs-
radins r 30 geogr. Meilen oder etwa 225000 m, so ist
Ii 1.7
g. tg « - y - 225000 •
wo g die Schwerkraft und « den Whikel tModchnet, den d^ Niveau des Quer-
schnittes mit dem Horizonte macht. Bei einer Breite von 10 geogr. Malen wOrde
also, wenn man for den ganzen Querschnitt dieselbe Neigung gelten liest, die Er-
hebung des Niveaus nach rechts nur g ^ «i6cmbetra|^. Ist aber der Unter-
schied zwischen dem absoluten specifischen Gewichte der Strömung und einer
tigeren, ruhenden Wasserscbicbt 0,001, so ergiebt sich ^ne Erhebung der Grens-
fläche nach links um 60 m. Nun ist das Wasser des Golfstromes zwar verhältnis-
niässifj warm, aber auch wesentlich salzreicher als das der tieferen Schichten,
wodurch die Uilferenz in dem absülutcu specilischeti Gewichte der verschiedenen
Scliichten fast ausgeglichen wird. Mitbin erscheint die in Hede stehende Kraft
ausreichend, um einen wesentKdien Antheil an dem Emporiaufoi der Isoüiennen
gegen das Festland xu haben.
Sjewjerzow's Bemerkungen über die meridionalen Er-
hebungen der Pamir- Wüste und über ihr Verhältnis
zu Humbüldt's Bau des Bolor.*)
MitfetheiU tob Alhla lehn.
Um die diei>en Gegenstand betreflenden Resultate der von Sjewjerzow geleiteten
Pumir-Expedition zu erläutern, ist es nctthwendi},', mit einer kuiyen historischen Skizze
der in der Wissenschaft sich hiLuli}^ ändernden ;dlgcmeinen Bi'i^rifTe über den oro-
graptiischcn Bau des Gebirges, auf welchem die nach ^Yesten Iiiessenden Ströme
Syr und Amu und der nach Osten strOmende Tarim entspringen, zu beginnen. Die
Wasserschade dieser FlQsse ist erst seit nicht langer Zeit mit Bestimmtheit fest-
gestellt, und die Sjewjeiv.ow'sche Expedition hat manche wichtige Lttcken, welche
sich in dieser Beziehung,' noeh lieinerkbar machten, ausgefüllt.
Die lieiden bis vor kinzoin allein bekannten Thatsachen — die Nähe der Wiisser-
scheide am Mei idiuu und die Existenz von Höhenzügen auf dei-selben — wurden die
Veranlassung zu der Ansicht, dass diese Wasserscheide ein meridionaler Gehlrgs-
rOcken sei, wie der Und, und man gab ihm den Namen Bolor.
') Dieselben sind reraiischaulicht in zwei Karten, C. S. C. S. 1867, 11 und 18(!8. 16.
0 Die Entwickelung allgemeiner Furmcln würde eines Theils unverh<ntsmässig schwierig
aslii, uiiefB Tbdl» 4oA luiam EinUidc in viiklidMB TflAIhnna ptKMtmt da die
Geschwindigkeit Jor ncbnn einander flicMsadan WamnnMMB sehr aogleieb, die dar tiefbrca
Schicbtea noch wenig erforscht ist
*j MlfH>*cris aMepaTopcniro reorpMvwenro pyccttra 06— im.** (MittheUiiiigen dtr katai.
raH. faosnpli. GeMllMlnft.) 1 Heft. 1879.
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Der Naiiic JJulor wurde durch die hohe Aulorilät Ritlers und Humbuldls liu-
lange Zeit in der Wissenschaft eingebürgert. Namentlich hat der letztere die damals
spfirlicben topographischen Daten systematisirt und aus ihnen einen bestimmten
allgtMlicinen Begriff von einem langen, ununterlunrhenon, nioridionalen Bolor pc-
schalVen, den or mit dein Zun-Lin der Chiiirsen ifimtiCK-irfe. In den von Hinnl»oldt
angeftihrten chinesischen (litatcn wird der Zun-Liii als eine grosse, von vielen Hülien-
zügen durchisclinittcne Gebirgsgegend geschildert; aber Humboldt erklärt diis Ge-
sammtrelief des Zun-Lln damit, dass der meridionale Bolor von zwei riesigen Gebirgs-
zQgen mit nahezu ostwestlich«* Richtung durchschnitton werde, und zwar im
Norden vom Tien-Schan, im SGden vom Kchun-lun (Kuen-liin). Bekanntlich hat
Huinholdt auch eine nördliche Verlüngerung des Holor angenommen. di<! nördlich
von der Stelle, wo der Tien-Schan ihn durchschneidet, allmählich niedriger wird
und sich bis zum 45** hinzieht; diese Annahme stützt sich theils auf die in den
chinesischen Quellen angegebenen Grenzen des Zun-Lin, theils auch auf den Umstand,
dass man links vom Wege von Turkestan nach Taschkend, der eine meridionale
liichtinig hat, beständig Berge siebt, welche vom Wege aus ^n ihm paralleler Rücken
zu sein scheinen.
Die im Jalire 18Ö-4 ausgetühi te Aufnahme hat jedoch ergeben, dass der meri-
dionale ROck«fi Ungs des erwflhnten Weges eine optische Tftuschung sei, — dass
nördlich vom Ü. Breitengrade ein solcher ununterbrochener Rücken nicht extstirt,
sondern d.nss man lediglich AusUhifer und Enden vei-schierlener Terrassen des west-
lichen Theils dos Tien-Schan sehe. Durch eigene Heoliachlungen versclnedener
Gebirgstheile und durch Studium der Aulnahmen, welche nach 1864 im Tien-
Schan ausgeführt worden sind, gelangte Sjewjerzow zu dem Schlüsse, dass hio'
ein komplidrtes Gebirgssystem existire, das vorzfic^ich aus Erhebungen besteht,
welche die Richtung von Ost nach West, von Nordost nach Südwest und von Nord-
west nach Südost haben. Es findet sich abei- kein Rücken, der dem nördlichen
Rolor entspräche. Da sich dieser aber im nördlichen Theile des Zun-Lin der
Chinesen b^det, so hat dies das Misstrauen Sjewjerzow*s gegen die Esisteniz des
Bolor Oberhaupt, d. h. eines langen meridionalen GdDirgsrOckens auch in der Pamir-
WQste enrcckt, und er hat dies bereits im Jahre 1867 in den „Mittheilungen der
k. r. geogi'a|)hiscli('ii Gest^ilscliafl** ausgesprochen. D.uikiIn iialiin Sjewjer/ow an,
dass auch in der ranur-Wüste Höhenzüge in verschiedenen Richtungen, hauptsäch-
lich aber von Nordost nach Südwest und von Nordwest nach Südost, einander
kreuzen.
Später wurde auf Grund der Beobachtungen des englischen Reisenden Hay-
ward, die auf dem Wege von .Tarkend nach Taschkend gemacht wurden, anerkannt,
d.iss iler 15'ilor Hunibuldts Ihalsüchlich existire, jedoch nur ein kurzer meridionaler
Rücken sei, aber östlicher zwischen 37'/»° und 39V»" Br. liege und den östlichen
Saum der Pamir-Wüste bilde; aber es stellte sich nach den von Sjewjerzow vom
Rang-K ul aus angestellten Beobachtungen hmius, dass auch dieser ROcken nur
eine optische Täuschung sei, denn von unten, d. h. vom W^e \ on Jai-kend und
von nilheren Ausläufern ans henieikt man, dass die holicn meridionalen Züge nicht
einmal auf 2 Grad<^ einen uniuilerbroclienen Rücken hilden.
Anderei*seiLs liat auch Ejedlschenko (nach seiner Reise auf den Alai) auf Grand
eigener Beobachtungen, die sich bis an den Transalaier ROcken erstrecken, wie
auch durch Fragen nach den Wegen in den südlicheren Theilen der Pamir>WOste,
die ganze Wiisfe als aus Iirihenzügen von Ost nacli West bestehend angenommen, die
nur (Inrcli Eiingentliäler, wie man sie auch im Alai findet, von einander geschieden
sind, und w elche m der Milte, in der Nähe der Wasserscheide des Amu und Tarim,
eine HOhe von 12-— 14^000 Fuss erreiobai.
Die Expedition Sjewjerzow*s hat nun zwar keinen langen, uiiunterijrochenen
meridionalen ROcken, wohl aber eine grosse Anzahl meridionaler Erhebungen, die
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im Tion-Schun seilen und iinltcdeulend sind, und die eine wichlipc orographischR
Sonderheit der Paniir-Wijäle bilden, gefunden; einige derselben fallen genau auf
Theile des Hnmboldt'adieii Bolor.
Folgendes sind die Haaptponkte, nach denen ihn Humboldt bestimmte: 1) Der
Gpl)irgskn(iten Puschti-Chur, wo, wie er .innahm, der Kchun-Lun (Kuen-LQn) den
Fiolm- (luicli.schneidi't; 2) der Rücken, wrldior östlich vom P;uiiii-K;ilirin zu sehen
ist; 3) der Uiicken Terek-Dawan, mit st-incin Vui--Ber^flaiul }4lfi< liiMi Nanuüis.
Mit den» Iclztern beginnt auch Sjewjerzow seine Betrachlungen über die nieri-
dionale Richtung der HdhenzOge des Pamirsystems.
Nachdem der Bolor zweifelhaft geworden, wurde seine Richtung auf den Karten
alle Allgenblicke geändert. Auf der Karte der Patnii-Witstc, welche Kictltschenko
dem V(jn ihm ülitTselzten Ailikel Yule's heigegchi-n hat, ist der lUn'ken in der
Richtung von SW nach NO unter einem Winkel von zum Parallel zwischen den
Höhenzügen bfiUram und Terek-Dawan eingezeichnet, und T<Hn letztem aus zieht er
sich gerade nach Ost auf dem ParaUei 40* 90* N und geht in das Kok-Kiagebirge Ober.
Fjedtschenko hat somit, in der Meinung, dass der süd-kokaner (alaier) und der
transalaier Rücken die uimiiltclbare Verlängerung der südlichen Rücken des Tien-
Schansystems bilden (was durch die Jetzigen, vollständigeren Aufnahmen nicht be-
stitigt wird), den Terek-Dawanrücken auf der Karte um volle QO^ umgewandt, weil
er im komplieirten Relitf der einander kreuzenden GebiifisrQcken, weldhe er von
den Vorbergen zwischen Gullscha und Usgent aus gesehen und nach seiner Kaite
beurlheilt hat, den wirklichen Terek-Dawanrücken übersah, und den Namen dieses
Höllenzugs tlilschlich « iiiem andern Hück<'n beilegte, der sic-h wirklich in ostwest-
licher Richtung hinzieht, die Wasserscheide zwischen dem Tara und dem Kaschgar-
Darja bildet, den Terek-Dawan Rficken kreuzt, aber auf seiner Karte gar nicht
angegeben ist
Die turkestaner topographische Abtheilung bat diesen Rücken auf ihren Karten
nach mündlichen Mittheihmgen, welche vorzüglich im fahrt' 1875 wiUircnd der
Niedeiiverfung des ehemaligen Chanats von Kokan, theilweise auch schon früher
gesammelt worden sind, wieder eingetragen. Es stellte sich hierauf bei der Erfor-
schung der Gebiiigszfige zweiten Ranges, zwischen dem Terek-Dawan und dem
Fhisse Kurschab, welche Sjewier/ow im Herbst 1877 ausführte, heraus, dass sie
einander kreuzen: ihre Richtung nilherl sich tlieils der von Ost nach West, theils
aber awh der meridionalen von NNO nafh SSW mnl \on NNW na<.-h SSO.
hu Jahre 1878 wurde endlich emi- genaue Aufnahme des Terek-Dawan und
der ihn kreuzende Rficken, welche Sjewjerzow, wie bereits mitg^eilt, in Augen-
sdiein genommen, ausgeführt (Die topographischen Arbeiten führten — von ein-
ander unabhängig — die Herren Skassi, Petrow, Koslowski, Asjejew und J<^gurmin
aus. Dil' I ebercinstimmung dieser Anfnahmen ist erstaunensweith.) Ks lial sich
herausgestellt, dass das Gebiet des Terek-Dawan auf eintu" Strecke von ungeliihr
80 Werst, vom Flusse Tar bis zum Höhenzuge Tau-Murum, mit den Gebirgszügen
Ak-Bogus (gegen 10,000 Fuss), Beijaul (15,000 Fuss) und Terek-Dawan (13,500 Fuss),
in mei iiliunaler Richtung sich hinzieht; im Süden sr^hlicsst es Ihm der Wasserscheide
(h'r hci'li'ti Kliissr Kvsyl-Sii, und zwar des weslHchcii. drr sich in den Ainti ciL'icsst
und des usthrhrn, der nrn n der /usammeiitlüsse deä Kaschgar-Darja bildet, mit
dem steilen, felsigen Bergrücken Tau-Murum ab.
Die rooridionale Erhebung dee Terek-Dawan zieht sich lings des Meridians
92* V(m F'erro (gegen 44" von Pulkowa) hin und deckt sich mit der grösslen
topograjihischen Genauigkeit mit einem sehr geringen Theile des Humboldl'sehen
Bolor. Hierauf al)er besehriinkt sich auch das genaue /nsammenfallen des letzteren
mit einem wirklich exiälirenden Gebirgsi ücken, wenngleich man abgensäene meri-
dionale Eriiebungen längs desselben Meridianes noch viel weiter südlich findet
Nur Büdlich vom transalaier Rücken erscheinen unregelmBssig in der ganzen
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Patiiir-Wuslc zfrstifiilo ii»t'riUiun;ile Kiln'himgt'ii, (Iimth Ncrbinduiiy; mit fiiiaiider zu
Höhenzügen mebr uder minder von der Willküi- ubbUngt.
Nachdem Sjewjensow dihs vorausgeschickt hat, geht er zu den wirklichen
meridiomilen Krhebungen in der Pamir- Wüste, wekh»' von (lt>r Kxpedilkm ktin-
statirt \vurd(Mn üli«>r, und beginnt mit denen» welche südlicli vom Tau-Murun Theilen
des IliunbnIdtVclii'n Hnlnr i'nt.s|)rochfn.
Im traiisalaiei' llütkuii erhebt .sich aul dieser Linie das riesige Mitssiv des
Gurumd, das aus drei kurzen, parallelen, sidi von NNO— SSW hinziehenden, durch
Terrassen mit einander veii>undenen Erhebung^ besteht; hierauf folgt eine Unter»
biet-hung beim K»»k-Sa, worauf wiederum ein breiter, mjissiver Rücken von nnw— ssö
iSichtiinf; be^'irmt, der sich Kings dem östlichen l'fci' des Kara-Knl in zwei Höhen-
zügen, detii Kerla-Dschaidi und L's-Bel, hinzieht. SüdUch vom ietzlern erhebt .««ich
der meridionule Ilüeken, und verliert sich zwitscben den Flüssen Üsbel-Su, den beiden
Ak-Boitol und dem Kessel des Rang-Kul in einem kompHcirten, aus vielen Mcken
bestehenden Bergmassive. Südlich vom Oberhiufe des Csthehen Ak-Baital linden
wir wiederum einen kurzen, mit Schnee iiedeckten meridi<»nalen liiicken in (\or
Kichtunji von NNW nach SS( ), wcieinM- sicli ant ein(>r die Iirihenzii^,'e Kerla-Uscliaidi
und Us-Bel durciKschneidenden Linie hinzieht. In der Verlängerung dieser Linie, so
wie südlich vom Ak-Su, zwischen dtosem Flusse und dem Pamlr-Kallan, z. B. zu
beiden Seiten des bretteo Kara-Suthols, am Wege vom Ak-Su zum Alitsdittr, befinden
sich noch viele, jedoch sehr kleine meridionale Erhebungen. Aufdie.*«er Linie erhebt
sich auch ein Hucken, der im Osten den Pamir-Kalian ribscliiiesst nnd im Vorgebirge
bei Pamir-Ciuird endet. Weiter südhch vom letztern belinden sich ebenfalls meri-
dionale Erhebungen, die alle auf derselben Linie liegen und sehr hoch sind, denn
sie erreichen eine Hohe von über SO/XX) Fuss. Trotzdem befindet sich auf der
ganzen Llloge der erforschten Linie nicht nur kein zusanunenhängendermeridionnler
lUicken, sondern niclit einmal eine ausgesprochene Hi iln' Km/er nieridionnlei- Krhe-
bungen: die wichtigsten IJociithäier der Pamii"- Wüste iicticn zwischen weiten llerg-
niiussiven, deren jedes aus einer komplicirten Verbindung meridionaler und ostwest-
licher Erhebungen besteht. Diese Massive liegen so, dass es unmöglich ist, aus ihnen
eine Reihe zu bilden. Man kann zwar bemerken, dass eine iU>er die Gebirgszüge
Ak-B«igns, Terek-Hawan und rs-Bel gezogene und gegen Süden verlilngerte Linie die
mit llumboldt's Bolur sieh ilecketide ide;ile Achse der Pamir-Wüste sei, dnrch
welche diese in zwei nahezu gleiche Theile, in einen östlichen und weslhchen, getheilt
wird; doch sind die Bergmassive in beiden Hftlften sehr unsymmetrisch vertheilt
Sowohl im Osten, als im Westen von dieser Achse befinden sich kurze, annflhemd
meridionale Erhebung^, die die Dei-gmassive überragmi, wie beispielsweise die
nrui)pen von Bei^fspitzen, welche die Expedition Sjewjerzow's vom Rang-Kul aus
gesehen hat.
Im westlichen Theile der Pumir- Wüste hat die K.xpedition auch längere Gebirgs-
züge ges^en, die eine annähernd mwidionale Rwhtung haben; der nördlichste von
ihnen beginnt beim Pik Kaufmann, wo er an den Transalai-Rücken anschlie.s.st und
von wo ans er sich in der lliciitung von NNW nach SSO bis ;in »ien südwestlichen
Winkel des Kara-Knl hinzieht. Hier schliesst sich ilun nntei- einem stumpfen Winkel
ein anderer fast meridionaler Höhenzug, mit nnö— ssw ilichtung an, welcher den
westlichen Saum des langen Kudarathals bis an den Fluss Ak-Su bildet Vom
Jaschil-Kul aus sah SJewjerzow im Süden des Ak-Su in der Verlängerung dieser
westlichen Kudaralinie einen sehr liehen, mit Schnee bedeckten Rücken, der eben-
falls eine nnö— SSW Richlnii},' hat. Die weitere Verlüngernng dieser Linie .stützt sich
aul der Grenze von Waehan und Schignan auf den plötzlich von seiner Kicbtung
abweichenden Pandscha. In Wachun strömt der Pandscha in weatrsüd-westlicher,
in Schignan in direkt nördlicher Richtung, indem er plOtzUch unter einem spitzen,
66—70* betragenden Winkel von seiner ursprünglichen Richtung abweicht
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Auf flpr \v<'slliclit'n Kaia-Kullinie iM'lindt't sirh die romMiiiUssi^slc Reihe der
liin^isten iiieriiliiMialrii Uriln-ii/ü^i' der Paiuii-Wush-, und wenngleich sie einander sehi'
nulle liegen, so sind sie doch mit einander nicht zu einem Kücken verbunden.
Parallel mit dieser Reihe zieht sich weiter Östlich vom sQdlicben Ufer des Kora-Kul
nach dem Pamir-Kalian eine andere, jedoch kürzere Reihe hin, die auä vielfach
unterhrechenon Bergen bezieht, welche auch den eslHehen Saum des Kudaralhals
und den Höhenzug bihlen, der im Westen den I'aniir-Alitschni- al»s<'hliesst. Dnicli
eine enge Schlucht die^eü Kückens strömt der den Juscbil-kul durchschneidende Fluss.
Sjowjerzow bemerkt noch, dass auch die eben angegebenen westlichen meri-
dionolen Hflhenzfige der Pamir-Wöste, so wie alle übrq^, von zahlreichen und langm
Höhenzügen mit ostwestlicher Kirhtnng (h]rchl>ri)chen sind; diese bilden mit jenen
eine weile GebirgsmaKse. Hei dem kum|)liciiten Helii't' der let/lcm ist die Hichlmig
der Höhenzüge in der l'amir-\Yüsle nicht sowuiil an ihnen, als an den giussi-n und
breiten Thälcrn, welche einander unter verschiedenen Winkeln kreuzen, und die
die Gebirgsmaasive von einander trennen, zu erkennen. Eine Ausnahme hiervon
machen nur einige HOhenzfige, die sich hoch Ober ihre Gebirgsmassive erheben.
An den ThfiU>rn wurden folgende Richtungen, welche der Richtung der Rerg>
rUukcn analog sind, l>eol»aehtet:
1) meridiunale : NNO — SSW und NNW — SSÜ; seltener wiikliche Meridiane N- S.
fi) ostwestliehe: ONO— WSW und WNW— OSO; seltener und nur kurze direkt
in der Riditung des Paralldkreises.
Die durch Thäler von einander getrennten Massive, d. h. die in meridionaler
und in ostwestlicher Ki<ditnng verlanfciHlcn Züge, kann man (th<Mlweise nur künst-
lich) in drei Gruppen theilen: in eine centrale, in der Verliingernng des Tei-ek-I>awan,
in eine (istliche und in eine westliche. Die von diesen Massiven und den einander
kreuzenden ThUem eingenommene Fliehe des eigentlichen Pamirreliefe zwischen
den Flossen Kant und Kabul-Daija bildet ein unregelroässiges Vieleck, das sich gegen
Norden verengt und gegen SOden verbreitert; die grOsste Breite dieses Vielecks liegt
am Pamir-Chur.
Wie erscheint gegenüber diesem wirklichen Kelief der l'amirgebirge der Hum-
boldt'sche Bau des Botor?
Sowohl den TIen-Schan, als den Kchun>Lun und den sie kreuzenden Bolor
beschreibt Humboldt nicht als vereinzelte OebirgsrQcken, sondern als weite, wenn
auch (zu seiner Zeit) zu wenig bekannte Gebirgsgegenden, — jede mit einer
Hauptachse der Krhelumg, auf deren Feststellung er hauptsächlich seine Aulmerk-
samkeit richtete, um um die.se Achse die andern orographischen Finzelnheiten zu
gruppiren.
Sjewjer/.ow meint, es scheine, dass hauptsächlich wegen Mangels solcher Ein-
zelnheiten solche Krhebnngsachsen als lange, ununterbrochene Hanptrücken dargestellt
wurden; übrigens ist die Ununterbruchenheit einer der IriHiümer der Nachfolger
Humbüldt's. Der grosse Begründer der modernen physikalischen üeogiaphie sam-
melte zur Bestimmung der Erhebungsachse Daten über den wirklieh auf ihr exi-
stirenden Gdbirgsrlkcken, wobei er sich z. B. so ausdrftckt: „die wirkliche Verlänge-
rung des Tien-Schan kann man durch die Gebirge Toksehal-Tau , Terek-Tau und
Asferach bestimmen," und darauf Gewicht legt, dass tlie Hauptachse eines Geliirgs-
systems mit einer Hauptspalte der Erdrinde zus^unmentalle, aus der die Eruptiv-
massen, welche dieses Syrern bilden, hervoi^ebrochen sind.
Dieser Mechanismus der Hebungen und Senkungen der Erdrinde, welcher den
Zeitgenossen Humboldt's, Leopolds \oii Much und Elie de Hcaumont's, einfach und
klar erschien, ist jetzt durch eine Menge Fragen, die in Folge der Ansammlung
wirklicher Thatsachen der Geognnsie und Orogi-aphie erhoben, bis jetzt jedoch nicht
ganz beantwoitet wurden, so komplicirt, dass die Spalten der Erdrinde m der ganzen
Unge eines grossen Gebirgssystems zum mindesten als sehr zweifelhaft erscheinen.
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Desriudb — sagt SJewjerzow — können nach die Hauptachsen grösserer Gcbirgs-
systeme jetzt nicht mehr als lange Spalten der Erdrinde, sondern sozusagen nor als
orograpbische Meridiane und Parallele, d. h. als oben solche ideale Linien, betrachtet
worden. Diese idealen Linien bozoiehnen die e harakterislische Fiichtung eines Ge-
birgssystems in dessen tirr.sster Ansdehnuns und können jetzt durchaus nicht mehr
die allijemeinu urogiapinsche Bedeutung wie ehemals haben.
Eine solche Linie ist, wie bereits ge4$agt, (Qr das Pamir^Hochland, das durch
die Masse seiner meridionalen Erhebungen charakteristisch ist, die von Humboldt
angogebene Richtung dcÄ Bolor. Und wenn dieser Namen mit Recht aus der Geo-
graphie llochasions gestrichen wurde, so gescb.ili tis desshalb, weil mit ihm von
Humboldt selbst die alle Ansicht vom Imaus (den er mit dem Boior identilicirte)
als einem langen ununterbrochenen, meridionalen Rücken, vwbunden wurde. Uuni>
boldt hat in seinem Werke ,4'*Asie centrale** m^rfach den Bolor mit dem Ural
oder den Gebirgen von Dokhan verglichen, was durchaus nicht dem oben beacbri^
benen Helief des I'ainirgebiotes entspricht.
Es lijeibt noch idirig. die Wasseischcide des Amu und Tarim zu erwähnen;
sie ist ziemlich kumplicirl uml lälit nu hl mit der erwuhntea Achse der Pamir-Erhobung
zusammen, sondran zieht sich sowohl über m^idioDal^ wie auch in ostwestlicher
Richtung verlaufende GdriigsrQcken hin. Ihr sQdlicber Thell, welcher von WH-
gliedern der Forsyth'schen Gesandtschaft rekognoscirt wurde, zieht sich über den
Rücken Nisa-Tasch in der Richtung von NNW nach SSO längs detn östlichen Rande
des übern Ak-Sulhalos hin; weiterhin zieht sich diese Wsussei-scheide über die Gebiige,
welche im Westen, theils aber auch im Norden den Pamir-Rang-Kul umkreisen.
Ober die Östlichen Kara-Kuler Gebiige, fibar einen kleinen meridionalen Zweig des
trai: ;il 1' 1 Uückons, westlich vot> Kysyl-Jart, folglich immer mehr nach W; nach
O aber üliei' den transalaier Rücken und nach N über den Tau-^flu•lMIl-T^^lgel, jenseits
dessen sich der Terek-Dawan befindet, der schon zui* Wasserscheide des Tarim und
Syr gehört.
Onomatologische Streifzüge.
Unter diesem Titel b(>absichtißt unsere Zeitschrift hie und da .eine Exploration
in das Gebiet geographischer Namengebimg zu vei-suchen.
Nach Massgabe der dalür verfügbaren Müsse sollen dies ganz zwanglose Exkurse
sein, die jeweilen entweder einen einzelnen Nam«i oder auch eine Gruppe von
Namen ins Auge fassen. Dabei waltot nicht die Absicht, ausschliesslich solche Ob-
jekte zu willilcn, deren Ktymologie sicher steht; es dürfte eben so viel Interesse
haben und zur .Milaibeit auf einem schönen Eelde noch wirksamer anregen, wenn
wir eine richtige Lösung auch bloss anstreben und anzubahnen versuchen. Die stille
Werkstatt, aus welcher schon vor lilngercr Zeit iinser „Versuch einer Allgemeinen
Geugraphischcn Onomatologie", die Frucht lüjühriger Arbeilen, hervorgmg, ') hat
seither nicht gereiert, und wenn eine Reihe vpn Kxkursen, die früher anderwärts*)
und in stofnic-h enghegrenzten Rahmen begonnen, nun hier — in einer „Zeitschrift
für wissenschallliclie Geographie" — und nach schicklich enveitertem Programm
fortgesetzt wird, so dürfte die HolTnung, durch solche Stroifzüge die Freunde
geographischer Ononwtologie in einen Sprechsaal zu vereinigen, wohl nicht allzu-
kfihn s^.
' ) .1. J. Egli, Nomina Opojrr.V'*''^ ^" Lr-ipz., Fr Hrnndstcttcr. 1 «7072 fcnthilU zwei
Theile: a) das Lexikon, 17UU0 geogr. Naiuen, etymologisch erklärt, in alphabetischer Ordnung,
und b) die Abbau dlaog, d. i. die pbiloeopblBebe Yerwerthnof dM in Lexikon gebotenen M*-
terials). flas Li'xikon, als der praktische Thcil, bfstiiiimt, dfii Lehrern der ^'COgraphischcn und
historischen DiscipUncn ein willkommoacs Hilfsmittel zu bieten, wird nächstens in einer Separat*
anigabe endidnen.
■) Hone Alpenpoet, 1877, Nr. 5 ft, 4**. ZOridi, Drack u. Verlag von Orell, FÖhU o. Comp.
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Wir möchltMi ^xloich von vornhorein unsern Gängen das richtige Gcpi-Spo, wio
es soeben angedeutet wuide, aulUrücken. Was wir bringen, ist wolil zum kleinsten
Theil ,,ferttge Waare<*. Auf onomatologiscfaero Felde bedarf jeder Schritt Vorsicht
und Umsicht; und derjenige, dem es um die Wahrheit zuthan ist, wii-d jede kundige
Kinredo dunkliar cntgcpennohmon. Für unsorn Zweck wüsslon wir keine geeignetere
Einführung, als die, welche wii' schon jener frühem Serie ') gegeben:
!• Le Gnind €oiui4lftUe.
ISne KOsteniiwel von CftTome.
Woher dieser Name?
In dem Neudruck von Sir Walter Ralojfih's Roisowerk *) meint der Her-
ausgeber*), bekanntlich selbst ein hen orragender Reisender und um die Kenntnis
der Guayana hochverdient, das Wort connötable sei eine verderbte Form des
hn]\. cnnstapel (= Kanonier), und or orwUhnt zur NamonerkUlrunp, Hie Imll. Ka-
pitäne hätten, wenn sie an dem hohen Inselfels vorbeigefahren, ein paar Kanonen-
schüsse gelöst, um die unendliche Vogelwelt aufzuscheuchen. Daher also kime der
Name Le Grand (lonnötable, und das Eiland wäre somit eine „Kanonierinsel**.
Sehen wir dii-sc Deutung näher an, SO liegt in den ftussern Verhältnissen kein
Grund, ihrer Richtigkeit zu misstrauen.
Kein Zweifel, dass die Insel ein Vogelherd ist In Ra1eigh*8 Bericht heisst sie
Island of Birds (= Vogelinsel) „ . . . whcre there were so many burds, as Ihey
kild tluMH with staves." Sie gohürt oben zu 'yuor Kotto bohor Fclspilande und
Klippengruppen, welche die sumpfige Flachküste der franz. Guayana garnieren und
dadurch diesem KGstenstrich ein kontrastirendes Aussehen gewähren im Vergleich
zu dem ebenso flachen und sumpfigen, aber insellosen Strande der übrigen Guayana.
Von dem hier aufgehäuften Guano erecheint der Inselberg, wie Schomburgk's Note
sagt, ganz weiss.
An ein«* solchen Stelle hat sich wohl der angefDhrte SohüTerspass oft wieder-
holt. Ueberau, namentlich in den an bi-ütenden Seevßgeln so reichen Küsten der
Polarmeere, gewählt es einen eigentbümlichen Anblick, wenn auf ein paiu» Kanonen-
schüsse der über und über besetzte „Vogelberg** lebendig wird und aus allen Lüchern
und Hohlen heraus, von tausend FelsabsBtzen, die Millionen und Millionen MOven,
Enten, Gänse etc. in lautem Geschrei auffliegen und als eine wilde, wirre, die Sonne
verdunkelnde Wnlke sieh in den T-öflen ausbreiten.
Auch darin liegt nichts Widersinniges, bei unserer „Vogelin.sel" den franz. An-
siedlem holt. Kanoniere vorangehen tn lassen. Wenn wir absehen von jenen frühen
Abenteurern, welche, nach dem fabelhaften Eldorado .suehend. d.is Innere durch-
zogen, so sind ohne Zweifel die Holländer die ei"sten Ansiedler in der Guayana.
Schon vor Raleigh's erster Reise war Nieuw Zeel and, am l'omarun, gegründet
(1580), während die Franzoeen angeblich erst 1026, jedenfalls erst 1604, die Eng-
länder erst um die Mitte des 17. .I.ihrhunderts ihre Resiedinntisversnche begannen.
Wir wollen auch daran nicht mäkeln, d:iss d.'us Gebiet hoU. Kolonisation, unserer
„Vogelinscl** entrückt, mehr in die westli(!hen Küstenstriche, in die Gegend der heu-
tigen niederländischen und englischen Antheile, flillt, wie noch heute dort die holl.
Natnen Cap Nassau, Ainsferdam, Nieuw A in s t e rd a in . Nrissrni, I? ;i f ;i v i ri ,
Groningen, Uranje, Willemsburg, Fredensburg, Gelderland, Willem
Frederik, Blauweberg etc. auf unsern Karten stehen und dagegen diese Zeugen
holl. Unternehmungen dem franz. Landest Im i!. fehlen. Gewi.ss gab die Grimdung
der bnll.-westindisrhen Kompagnie (IGtilj der Kolonisationsl„'we}_Mm«,', welche die
Holländer über die Guayana ausbreitete, einen neuen Aufschwung, und dieser besitz
erschien völlig unbestritten, als im Frieden von Breda (1067) Holland auf das nord-
aroerikanisi he Nieuw Amsterdam (das heutige New York) verzichtete und dafOi*
des engl. Mitbewerlis in der Guayana los wurde.
') Alpenpost 1877, p. 57.
*) BMid m der Works isBtMd hy «he Hftklnyt 8od«ty: Tlie DiaooTary of Um brgc rkh
and beaiitiftil Enipiro of Guiana . . ., porformcd ia tb« y*ar 1595 hj Sir W. Raleigb. Edtted
by Sir Rob. H. Schomburgk. 8<». Lond. 1848.
■) psg. 199, aote.
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Trotz ulleden» erscheint nur dif „Kaiiutiieriiisel" mit giXMaein Fragezeichen —
und zwar aus innern GrQnden.
Wür(1«*n nicht die franz. Kolonisten, wnnn sie eine „Kaimnii liriscl" h;Ll)en
wollten, einfach Isle des Cunonniers, des Arlilleurs gesiigt haben'.' Warum
ihnen diu* Wort Conne table, als Corruption eines holl. conslapel, in den Mund
zwingen» wtthrend Connötable selbst, jedem Franzosen geläufig, ein acht- und
altfiimzösischer Ausdruck, freilich für ctwjis iitiWA Anderes als cinini Kanoiiici-, ist".'
War ja Conne table eine allli(MUcbr:ichle und glänzende Würde di!s franz. künig-
thunis, und sollte es nicht einleuchten, diuts der kühn pyramidale Bau, wdebm* vor
der Suiu|ifküste imponlrend aufetcigt, die franz. Ansiedler veranlasst habe, das Fels-
ciland mit dem st<»|/cti Nami'n zu bclcticu?
Die Würde eines Connetable bestand schon unter den rüiuischen Kaisern, und
bei der Eroberung Galliens behielten die Fronken sie bei. Der coraes stabuli
(= Stallgraf) war Stallmeister, Aufscher der kr»nigli» hen McU-slülle, auch Uefohlshaber
der lleiterei um! Verwalter des kötiii^liclicii Talasles. Im neufränkischcü Kr.iii'^'thuin
war der jewi'ilige (Jouneluble zugleich Ueichswürdentrüger und Grussschwertträger
des KOnigs, ging im Hange den Marschällen, selbst den Prinzen voran and war mit
der obei-steu l.(>ituiig der Landmacht bctTOUt, im Kriege mit einer Gewalt ausgerüstet,
welche der rümi.schen Diktatui- nahe kam.
Und der grosse Connetable?
Stiel er's Hand-Atlas *) Nr. 40b hat vor der betreffenden KOste zwei benach-
barte Kilande mit ctem (etwas ungenau i.'r>rhri('lM-ii<'ii) Namen Gonetables. Es liegt
nahe, an eine „gro.sse'* um! an eine „kleine" Insel zn i lenken.
Inuuerliiu ist für den Grossen Connetable noch eine andere Annahme zu-
lSi»ig: diejenige, als beziehe sich der Name auf eine bestimmte Person. Denn von
all' den hochgestellten Männern, welche im Laufe der Jahrhunderte nach einander
diese hohe Win-de erklonuuen, i.st einer als der ..grosse" (lunnetable ansf,'e/.eiehnet :
„Matthieu II de Muntniorency, ne vers 1174, inort 1230, le Grand Connetable,
petit-fils de Matthieu de Montmorency, re(^t la dignitö de connetable en
1218 II accoTupagnu Louis VIII dans la campagne de Saintonge et dans la
guerrc contre les Albigeois. Ce prince en mourant placa son fds encon* en bas age
sous sa protection Par scs alliances et celles de ses ancOlres, Matthieu de
Montmorency se trouvait grand-onde, oncle, beaa-fii6re, neveu et petit-fils de deux
empereurs, de six rois et allie de toiis les sonv(M\'iins de l'Kurope . . ."
Gegenüber .solchem Glänze der l'ersun und der Familie dürft«' der holl. Ka-
nonier einen schweren Stand bekunuuen. Wir sind kaum auf unberechtigtem Pfade,
wenn ¥rir in dem Inselberge le Grand Gonn^table eine Reminiscenz an die
grosse nationale Würde erkranen.
J. J. Egli.
Eine in Vergessenheit gerathene Projektion.
Von Ant. fltdnbaiser, k. k. Ref.-Rath in Wien.
Im Jahre 1807 veröfTentlichte der k. preussiscbe Ingenieur- Major Ludwig
Müller in Berlin den „Veraucb einer Terrainlehre", ausgestattet nüt einer Anzahl
von Karten, die filr die damalige Zeicbnungsart der Uneben- Iflg. 1.
hciten interessante Helege abgeben. Die Tafel I ist einer P »
Darstellung der gesammten Krdoberlliiche gewidmet und zwar I ^,,-^^^^^[^^---^^
in der Weise, dass an die stereographische Projektion der V /s. J
nördlichen Erdbalbe sich vier Flogel der sadlichen Halbkugel
anschliesflMi, ^ von Krdsen begrenzt werden, die aus /\/\~]\
den vier Eckpunkten der nördlichen Quadranten mit dem / \^ \/ \
Radius des doppelten Sinus von -iT)" gezogen sind. (Fig. 1") ( ^^1^!^ \J
Als Eckpunkte E, B, D, A sind die Meridiane von ü°, 90", u
180* von Ferro gcwfihlt, was zur Folge hat, dass alle Erdtheile unzertheilt und in
') Wir baba die AuigalM t. 1860 vor uns.
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gOnsti^'er Lajje erschoinon, oin Vorhalten, das der in neuester Zeit aufgetauchten
Jager-Pelermann'schon »terntruniigen i'rojektion mit 8 Spitzen niclit in gleichem
Masse zukommt. Dennoch hat die MbUer'scbe Projektion (ein paar von Rühle von
Lilieostern (1809 11. 18S5) gemachte, aber sehr abweichende, IQckenbafte und ohne
Gradnetz ausgeftthrte Nachahmungen abg( rt i Imet) meines Wissens seither keine
Anwenihui^' erfahren, weder als Atlasblatt noch als Wandkarle und ist so verschollen,
dass sie in den austilhrlichen Werken Uber Projektinnen V(mi A. Gerinain und Dr.
II. Gretschel (Weimar 1873), ia denen so manche kaphciOse und praktisch nutz-
lose, oder nur mehr dnen historischen Werth besitzende Konstruktionsarten auf-
genoromen rind, glnslich ignorirt trurde. Auch der Schrdber dieser Zeilen kiekam
zu sp&t Kenntnis von ihr, um sie in seiner popullren Projckiionslehre (1857) an-
zuführen ; da er jedoch der Meinung ist, sie verdiene eine nähere llnters\ichung,
bezüglich auf mögliche Verbesserung der Konstruktion zu neuerlicher Anwendung,
so erlaubt er sich im Nachfolgenden ttlier Mttller's Projektion seine Ansichten aus-
zusprechen.
Wenn man von dem Grundsätze ausgeht, jene Projektionaartcn der ganzen
Eide seien voi7.uziehen, din sich von der Kugelfonn am wenigsten entfernen und
weder Klilchen noch Umrisse auilällig verändern und entstellen, so scheint dem
Entwürfe Müller s ein Platz m der Gruppe der gut anwendbaren Konstruktionen /.u
gebühren, und es wird nur nodi darauf ankommen, ihr in Besiehung auf bequeme
Herstellung und grossere Prtteision jene Einriditung zu geben, die dem Autor ferne
lag, da for seinen Zweck (Darstellung der submarinen GebirgszQge) die allgemeine
Form der vierblüttrigen Blume genügte.
Zunächst sind zwei Gebrechen der MQller'schen Projektion zu erwiUinen ;
1) Die ungleiche Unge der Mitlelmeridiane in der nfirdlicben und sQdlichen Hilde,
Fig. Z
wodurch notbwendig ein Unterschied in der Distanz i«,
der Parallelkreise entsteht ; 2) die ungl^che GrQsse der
nördlichen und südlichen »Quadranten. , .
Da Müller seine Kn-is^e (Fig. 2) von A und 1) aus J \
mit dem Radius AD (» AN) zieht, so wird der Meri-
diantheil FK kleiner als KC. Macht man ihn gleich,
indem man ihn bis M verlängert, so dass KM«bKC, so
erhält rn.m den Vortlieil der Ueboreinstimmung der
korrespondirentlen l'arallclkreisahständ«' in beiden Qua-
dranten. Mllller's Paralleldistanzen stimmen bis zum
90. Grade der Brdte und nehmen dann successive ab. .
Sichert man sich den Vortlieil der ^mchmftssigen Theilung auf diese Art, so
hat man noch die Tangenten MN und MO zu ziehen. Untersucht man das Flächen-
verhUltnis und nimmt bei der Berechnung AC — 1 m an, so hat der Quadrant
AKDC den F'lä( licumhalt TBä-i (|em; zieht man ihn von dem Quadrat PDAC ab, so
bleiben für die Figiu- AKDP -21 <|cm. Da NAH (b r Oktant eines Kreises mit dem
Itadius AD (= 1,41 4'2m) ist. so liclrügt st'in Flilcheninhalt
8,^830 gm
8
— 78,>l .|cin,
und nach Abzug des halben (Quadrats .\DP bleiben fiir den halben Kreisabschnitt
NPD 28.Vt <|rui, uiul eben so viel entlalleu für den halben Kreisabschnitt .\P(».
Addirt man die Flächenräume der beiden Kreisabschnitte und der Figur AKPD, so
erhält man als Summe 7854 qcm, demnach für den südlichen Quadranten mit
Ausschluss des Quadrates MNOP eben so viel als die Fliehe des nOrdtiehen
Quadranten betrügt. DersOdliche ist also um das Quadrat MNOP (= 1716qcm) grosser,
ein Missverhftitnis, das durch Müllers Kreise, die in K sich schneiden, nur unbe-
deutend geändert wird. Um diesen Uebelstand der ungleichen Flächen wegzu-schallen,
giebt es zwdMiei Mittel : entweder, daas man durch das Aufsuchen ferner gelegener
Mittelpunkte flachere UmCungskreise erhält oder indem man, noch vortheilhafter und
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bequemer, gar keine Kreise zieht, sondern die Durchschnittspunkte dci- Mt iidi.me
auf den Parallelkreisen vom Mittelmeridiau aus nach rechts und links von 5" zu ö"
in derselben GrOsse aufträgt, die sie auf den entsprechenden ' ParaUelkraiaen der
nördlichen Quadranten halben und diese Durchschnittspunkte mittels eines gutea
Kurvenlineals vtM biiidct. Sind auch die Ahstände wegon dein stetigen Flacherwerden
der Parallelkreise gegen lien Südpol nicht absolut genau so gross wie die gleich-
arligen Abstände der nürdlichen i'arallelkreise, so ist doch für die Fläche ngleichiieit
etwas mehr gewonnen, als durch das Zidien von Kreisen aus den Spitsen des
0 Sodpols mit dem do][»pelten Radius. Bei kleinem Ifsas-
stabe, wie in der Figur 3, fällt der Kreis, der mit dem
Radius (;M aus der diagonal enti^egenj^esetzfen Sud-
polspitze (wir wollen sie mit M' be/eiehiieii ) beschrieben
wird, sehr nahe mit der durch Verbindung der End-
Abscissen auf den Parallelkreisen erhsltenen Kurve
susammen, bei grossem Massstabe entfernt er sich nur
wenig nach aussen, sehneidet bei U die Kurve und
zwischen F und M den Mittelmeridian , sodass die
A Tangentiallinie ilM nothwendig wird. Selbst dieser
flache Bogen, der gegen Moller^s KreisstOok AOF be-
deutend snnicktritt, vermag noch nicht die völlige
Gleichheit der FUU'henrflume zwischen den nördlichen
und sihllieheti (>i!a<lranten herzustellen, obwohl er sie
von den voi hin gerundeiieu 17lüqcm auf circa 28 q(!m
vermindert. ') Da jedoch durch die um ein geringes
«nwftrts streichende Kurve ARM dieser kldne Ueber-
scboss abermal gennndert wird, so kann man sich mit
dem erreichten Grade der Genauigkeit begnügen und
beide (Juadraiilen als gleich gross betrachten.
Es bleibt zwar ein nicht zu beseitigender Uebel-
stand an dieser Projektionsart kleben, nimlich der
scharfe Winkel, den der Grenaneridian mit dem Aequa-
tor macht, und der statt fKl», wie es im nördlichen
Onndranten der Fall ist, 30" betiägt. Da aber in diese
H Gegend nur Meereslheile fallen, so fällt diese arge
Trai>ezverscliidbung weniger ins Gewicht und dürfte kaum darin die Ursache ge«
fiinden werden, warum die M Qller*sche Projektion nicht häufiger in Anwendung kam.
Es ist noch zu beachten, welche unter den zwei hier anwendbaren Polarpro-
jektionsarten bei der Gradirung dry Meridiane gewühlt werden soll, die hoinolo-
praphische oder die U<i nid islaii te. Für dw erslere spricht das richtige Ver-
htillnis der Flächenräume, das jedoch mit einer sehr bedeutenden Dehnung der
Dimensionen von West nach Ost erkauft werden moss, einer Zerrung, die noch auf-
fiUliger in die Augen springt, weil die gewaltsame Ausdehnung der Oberfltche, die
bei der Polarprojektion in dem Ac(iuatorialgUrtcl überhaupt stattfindet, bei der
homolographischen Konstruktionsweise noch gesteigert wird, da die in der Westost-
richtung schon breiter gewordenen Theile von Afrika, Südamerika und Australien
noch mehr ge(]uetscht werden müssen, um den zu grossen Fttohenrsum durch
die Abnahme der Dimensionen in der Richtung von Nord nach Süd auf das rtohtige
') Das Dreieck SAM liat (wenn AC — 1 m) 4571 qcm, davon ab der balbe Kreisabschnitt
AKS f-- 1127 qcm). blpiher SI-M qcm, dazu kommen 797 qcm für den Raum zvischen der Kurve
AlUtl und der Hypotenuse (als Durcbschnittsresultat von Mesungen mit dem Planimeter); der
FUdMolnlislt betttgt dMUMMh 8M1 qfltt gegsa 8927 qan il«i sOrdKdiea kalben Qnadnalea,
aad im UBt«itdiied nrlieheB iMidsn Hftlftea 14 qoa.
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— 65 —
Mass zu vermindern. Berechnet man die Distanzen der Parallel kreise für die homolo-
grapLische Polarprojeklioo, so erfaftlt man, den Meridiantheil von 90" zu 10ü,000
angenommen
l&r 5« 05^ ' for 35* 65,433 (ttr 65* aO,*?«?
„ 10* 90^ „ 40* 50^ „ 70« 24,657
„ 15" 8f>,15i „ 45* 54,265 „ 75» 18,537
„ 20" 81,491 „ 50» 48.515 „ 80» 12,379
„ 25" 76,087 „ 55» 42,()8G „ 85« 6,196
„ 30» 70,829 „ «)• 30,735
WKhrend die DistonK von 5* am Pol 6,106 betragt, sinkt sie am Aeqaator auf 4,437
herab, sodass der Raum von Nord nach Süd in dem Gradtrapez zu dem von West
nach Ost (auf dem Aequutor für 5" — 8,727) sich fast wio 1 zu 2 verhält!
In dieser Hinsicht sclieint es vurlheilhuflor a\if das genaue Verhüllnis der
Flächenräume unter einander zu verzichten und heber die äquidistante Projek-
tion SU wihlen, die obendrein «o bequem eich aosfllhren liest, keinerlei Bereoh-
nong der Gradimng erfordert und die Bquatorialen Under nicht in dem Grade
verzen-t, wie die homolopraphische. Die stereographische Projektion, die Müller fllr
die iiördlirlio Eidhälfto in Anwemliin;? l)rarhto, ipt bei He;tohtiiiij,' ihres perspek-
tivischen Konstruktionsprincips für die südliche t^rdliälfle niciit geeignet, und ver-
liert das Recht stereographisch zu heissen, wenn bloss die Distanzen der Parallelen
der nördlichen Halbkugel auf die südliche übertragen werden. Auch In diesem
Falle werden die Flächen räume in der heissen Zone zwar weniger einaktig gedrückt
orsclieinen als !ici der ilquidistnnlen Projektion, dafür aher i-THSser. Die Üfpiidistante
Polarprojoktion hält also he/Oglich der Distanzen der Polarkreise die Mitte zwischen
der stereugraphischen und homülographiächen Pularprojektiun.
Eirgänzungen zu den Beiträgen zur Guanaham-Frage.
Von Dr. Slehard riotschmann.
Als sicli der iin ersten lU'Slc dieser Zeitschrift S. 6—20 verölTentlichte
Aufsatz schon im Druck befand, erhielt ich durcdi die Güte des Herrn OlMTbihlio-
ihckars iVofessur Dr. Wilmanns in Güttingen den von Kunstmann, v. Spruuer
und Hiomaa herausgegebenen Atku alter Karten zur EntdeekttngHyegchwIite Amerika*s.
In diesem Werke sind 3 Karten veröffentlicht, welche bei der Beurtheilung
der Guanahani-Frage in Betracht zu ziehen sind, wenn von denselben auch keine
direkten Aurschhiss über die Lage der bisel gewährt. Die auf Tafel IV. ab^ieliildete
gehört zwar noch in einen Zcitranrn, in welcliein man eine sichere Kenntnis von der
Gliederung und eine auliientiscite Auskunft über die Benennung der einzelnen
Inseln des lucayisch^n Archipels gewinnen konnte. Sie ist jedoch das Werk eines
Portugiesen, der für die Darstellung der Ergebnisse der spanischen Westfohrten
auf diesem Gebiete Vorlagen besass, die uns sonst nicht bekannt, aber auch nicht
geeignet sind, Vertrauen zu erweckcMi, und diese mit Knllelinunjien aus den allge-
mein zugänglichen gedruckten Kurten vervollständigte. Die Mängel der Zeichnung,
die Yeratüromelung der anderweitig bekannten Namen and das Vorkommen sonst
nicht verbürgter Beieichnungen wie tAotta, pale^ und degolada gerade in der
Nachbarschaft von guanan, wie hier Guanab ini heisst, nöthigen uns, dieser Arbeit
in unserer Frage nicht viel mehr Werth als t-twa der Tabula ffn-r norr beizulegen.
Trotzdem ist nicht zu verkenih n. dass diese Karle wenigstens die Verlegung Guana-
hani's nach Cut Island, Maritjuanä oder einer der Turk-Inseln nicht unterstützt.
Sie zeigt vielmehr, dese kurz nach iMS, wo sie geseichnet wurde, die Tradition
Guanabani an den äusseraten Ostrand der lucaytachen Inselkette veri^ste, denn
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- 66 -
dort und sowohl \n der Pulhühe Walling's wie in dem dieser Insel entsprechenden
AbStande von maigana d. i. M«iiguan& ist gwmari eingetragen.
Für die spAtere Entwicklung der kartographischen Darstellung der Lucayen
ist das ir>80 pczeiclmole Blatt aus doin 1571 zu Lissabon von Vaz Dourado cnt-
worfenon Atlas auf Tal". X von wesentlicher Bedeutung. Zuniiclij>t, weil auf diesem
der Name Guanahani vollstündig fehlt und man dafür in der Lage von Watlinj;,
Conccption und Rum Gay drei Inseln mit dem Namen Uianigo, d. i. Triangu, vur-
Andel. Die IdenUtftt dieser Gruppe ergiebt sich von selbst aus der klaren Zeich-
nung und den Namen der umliegenden Inseln. Str^rend wirkt dabei nur eine nicht
benannte, sUillifh von timuitjn, zwischen diesem und riuihujuna (Maiai^una= Mari-
*^uan:i) ^ele^icnc Insel, die man nur für Samana halten kann, obgleicli Vaz Dourado
mit diesem Namcu eine weiter westlich zwischen der NordoötkUste von .hnua ^Long
Island) und der NordwestkOsle von g.Mmo (Guanino Guanimü, Gat bland) ein-
getragene Insel samano belegt hat. Es bleibt nur die ErklBrung, dass er Samani
doppelt gezeichnet hat. Samano ist dann das Bild der Insel, wie es Khnlich fehler-
haft nach W abgeirrt in F(»lge der stldöstliehen Verschiebung üuanima's und der
Triango-Inseln schon bei Santa Cruz erscheint und um so fehlerhafter bei V;a
Dourado erscheinen musste, du dieser Guunifna noch weiter als Santa Cruz nach
SO gerückt und es fast Junta parallel vor dessen Ostkfiste hingelagert hat. Das
nicht benannte Kil and südlich von lunnif/o stellt dieselbe Insid nach Massgabe ihi*6s
Abslandcs von Maiij^iianä und in ihrer korrekteren Laj^o dar. Sie wurde wahr-
scheinlich aus i'iner Karte nachgetragen, auf der sie unter ihrem zweiten Namen
Maniguü vorkam und darum als verschieden von Samauä gelten konnte. Diese
Annahme wird gestattet erscheinen, wenn man sich vergegenwirtigt, dass damals
keine Darstellung dieses Gebietes mehr als eine eklektische Nachbildung der altem
unvollkommnen Karten gewilhren konnte. Ein ausführliches In.sularium, das Bene-
detlo Bordone's, giehf gar keine nöliere Auskunft ülx-r dii- Lucayen, und in andern
geographischen Werken konnte man nur sehr fragmentarische Belehrung über ihre
Gestalt, Lage und GrOsse finden. Die konstanten Fehler, welche durch die fidsche
Orientirung der beiden Ostlichen AusUnfer der Babaroa-Bank und durch die Yer-
l^ung des Wendekreises durch Crooked statt duirh Long Island die Zeichnung
dieser Inseln f;xst auf allen KartiMi aus der zweiti ii Hälfte des XVI. und den meisten
des .WH. Jahrhunderts zum Zerrhilde machen, erläutern genugsam den Mangel an
empirischer Kenntnis. Die Thätigkeit des Kartograptien beschrfinkt sich auf ein
recht willkürliches Deuten, Hinzufügen oder Fortlassen der von smnen Voi^ngern
überlieferten Namen und Umrisse. ') Es mag hierbei noch Erw&hnung flnden, dass
Thomas Hood auf der ii'yU'-} gezeichneten Karte (TaL XIII des münchener Atlas)
ebenfalls den Namen Samana falsch eingetragen hat. Kr giebt tur Watling, Con-
ccption und iium Cay dasselbe Doppelbild wie die Karte der Cutla» de htdins:
die drei Triango-Inseln und westlich von diesm Guanahani mit twei andern. Von
diesen heisst aber bei ihm die südlichere Samana und die n(|rdlicbere Vlto.*)
Noch Ende des XVI. Jahrhunderts, das sehen wir aus Vaz Dourado's Karle,
nannten i)orlugiesisohe Kartenzeichner die Gruppe, zu der Guanahani gehört,
Triango, und das den spanischen damals so geläulige Doppelbild derselben war
ihnen unbekannt. Auf derselben Karte fehlt femer der Name Guanahani und für
Goaniroä kommt auf ihr gerade guanino, ebie jener entstellten Namensformen vor,
welche gesUtten, die beiden Worte für identisch und darum Guanimd— Gat Island
') Pas Unkritische (li(\s(»s Vorfulirons wiril am imnsU'n durcli die Mischung spaiiischor, por-
tugiesischer und italienischer Orihographic und durch die polyglotte Nooienklatnr auf ein and
demlben Karte äbutkvuMtt,
*) EÜM TfltsehNilMiBg tob Harutht daem «rat apit Torkonmeadmi Naann, dea ich atebt
mit Baadffliatliett an lokaliaireB Tcnaag, d«r hier aber nidit aai Ort iat.
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67 -
fbr Golon's San Salvador su halten. Ferner hat Blaeaw, bei dem wir nierst diesen
Irrthum kartographisch verewigt flndcn, mit Vaz Dourado die Schreibung Jäbaquem.
für Jahaque gemeinsam. Trotzdem ist aljcr gerade für die Identificirung von
üuanahani mit Cat Island nicht ein portugiesischer sondern ein spanischer Karto-
graph sein Vorgfinger gewesen. Das zeigt sich nicht allein an der Benennung El
Plaea tat die Grosse Babamft-Bank, sondern auch an der spaniadien Partilcd b,
„oder", in der Beiadirift Abreoje, 6 Baxot de BeAueea und vor allem in Guanahami
ö S. Salvador. «)
Ich benutze diese Gelegenheit, zu dem im ersten Helle erschienenen Aufisatz
einige Nachträge zu machen.
S. 7, Anm. 1. Die hier sowie S. 8 Z. 11 und S. 8 Anm. 3. Z. 3 erwfthnte
AMusungszeit der 7. Dekade Anghiera's ist nicht in dos Jahr 1525 sondern, >vic
man ausftihrlicher bei H. Schumacher begründet finden kann, bereits in d;u^ Jahr
1524 zu verlegen. — Auf die Verfügung vom Jahre 1508 beruft sich augenschein-
lich auch die Urlcunde vom 96. Sept. 1M3 hei Navarrete (IT. ed. % S. 396), üi der
es heisst, schon früher hatten die Bewohner von Espanola Vullinacht erhalten, sich
der Eingeborenen auf den unnützen Inseln in ihrer Nachbarschaft (las idns inütiles
comarcana»! zu bemächtigen, um sie zu bekehren. Diese Erlaubnis wurde ihnen in
jener Urkunde erneuert. Wenn es damals llberfaaupl noch so viele fireie Jucayen
gab, dass es sich lohnte, auf diese zu fahnden, so wird diese Bewilligung die voll-
ständige Entvölkerung der Inseln veranlasst haben. Jedenfalls mnsste man 1510
schon das sogenannte ir por Indius bis zu den Inseln in der Honduras-Bai aus-
dehnen. Tergl. Gasas H. gen. in. c. 98. — S. 8. Anm. 5 Z. 6 lies 1591 f. 1590. —
Der 11 von Isla geretteten Jucnyen gedenkt Casas auch in seiner zuei"st in Sevilla
1552 verölTentlichten lii-evissima relacion de Ut di'Htniycion de la'< Indius (Hareelona
idiö S. 5). Das wäre die einzige Stelle, auf die, wenn auch nur scheinbar,
Peschers Angabe (ver^. S. 9), die Babamft-bisuhmer seien erst nach 1550 vollends
ausgestorben, zu begründen wäre. Dif^er Tbeil der Belncion ist aber in Spanien
1541—42 verfasst und es heisst dort auch ausdrücklich von angeblich 500,000
Seelen, die es einst auf den Inseln nördlich von Cuba und Espanola gab, no ay oy
una tola eriatura. — S. 10 : Die Anm. 3 erwähnten Ausgaben des Lopes de
Gomara erschienen 155-4 zu Antwerpen. — Zu Imno (Z. 2 v. u.) vergl. man bei
Th. Hood Uuma und üumeto, Formen, die man auch als einüicbe Lasefehler für
Junta und Xum^o halten kann. — S. 13: Z. 1 lies nordwestlieh f. nodKtatlidl.
Anm. 3. Hierzu ist zu erwähnen, dsss die portugiesische Karte des MOnchener
Atlas Taf. IV drei verschiedene Namen aus den verschiedenen Verunstaltungen von
Habacua gemacht bat ; banacoa für die kl. Bahama-Bank, J. chauaui für die Andros-
Inseln und aboua Ihr dne Sasel nordOetlidi von diesen. Die später typisch wieder-
kehrenden 9 Atteln, welche die Stelle von New Providence einndunen und gewöhn-
lich Jnhrtque genatuit werden, ei*seheinen auf derselben Karte zum ersten Male,
heilen dort aber J. darenas. Ich bin geneigt, das für eine üebci'setzung und
somit fbr eine Bestätigung meiner Ansicht nbw die Bedeutung Jahaque zu halten.
— S. 14: Zu Anm. 4: Vergl. auf Blatt 4 des Münch. Atlas lucayon für Caicos und
dimtuana für C. de Samana. — S. 10: Anm. 1. Aniano bat auch Vaz Doürado
und Aniano Th. Hood. — Anm. 2: Amuana auch bei Vaz Dourado und Hood. —
8. 18: Z. 93. Die Karte im Honch. Atlas Blatt 4 ist zwar kurz nach Ponce's de
I.*on Florida-Fahrt gezeichnet, kennt aber noch nicht die seitdem datirenden
geographischen Benennungen, sondern hat die Umrisse Florida's (Terra bimini} der
1510 mit Anghiera's Decaa üceani in Sevilla verölTentlichten Karte entnommen.
Um so wesMitUcher ist es, dass wie bei Pmice auf ihr Babueea nicht der Name
einer Sandbank sondern der der Turicplnseln ist.
*) An* mner portiigieiilchen Karte aifinte er ou herabergaaMaiMn h*b«n.
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- 68 -
Zur Orographie Kaukasiens.
Unter allen Staaten gewählt llussland seinen gcogruphischen GesüUscbuflen
die grOsete regelmftssige Staatssubvention. Im letzten Jahrgange des Behiii*scben
Jabrbachs (1878) finden wir iDr folgende Sektionen der kais. russ. geogr. Gesell-
BChaft Staatssubvontionen angegeben : St. Petersburg, 48,460 x M. \ Kaukasische Sek-
tion zu Tiflis 6460 .M. \ Ostssibirischo Sokfion zu Tikutsk 6400 ,J(. und Westssibirische
Sektion zu Omsk, ebenfalls 640<J ,H. (Dagegen erhielten in Dentscbland lolgotide
Vereine regelmässige Subventionen; Berlin — 1500 ^H, und Dresden — 150 v^L\) —
Die beiden rohrigsten Sektionen der so r^ch untersttttzten kais. russ. geogr. Ges.
waren die m Tiflis und Irkutsk ; erslorc schickte in den letzten Jahren eine Expe-
dition zur üntei-suchung des Kasbek-Gletschers aus und bethciligte sich an den
Arbeiten. zur EnHVnung eines Ilandelswegs von Krasnowodsk nach Chiwa ; letztere
liess das Sud-Ussuri-Gebiet und den Irkut-KUiss ertorschen und unternahin eine
TieÜBn-Anfiiahme des Baikal-See's, eine geologische Unlersucbung sdner Ufer und
dne botanische Durchforschung des Balagansker Kreises. — Ihren Ihiterstotzungen
und Arbeiten entsprechend bieten die Publikationen der russischen erdkundlichen
Vereine uns oft das wcrthvollste Material.
In den Sapiski der kaukasischen Abtheilung der kais. russ. geographischen
Gesellschaft findet sidi eine grössere Arbeit des berOhmten Kaukasus-Forscbei's
G. Abich;^ derselben ist ein Beitrag zur Orographie Kauka^ens eingeflochten,
weldien wir im Nachstehenden auszUglich wiedergeben.
Der südliche Alifüll der Trialeter Berge l.nldct einen der eigenthUniliehsten,
charakteristischen Theile im physischen Bau Kailaliniens. Das Stab.squartier Bjelyi
Kljutsch, wo Abich den Summer 1809 zubrachte, hegt 33 Wei'st westlich von Tiflis,
auf 9900 Fuss absoluter HOhe, und nimmt annähernd den Mitlelpunkt des erwihnten
Landstriches ein. Dieses Gelnet umfasst einen erheblichen Thett der Bei^plandschaft,
welche von Alteis her unter der Bezeichnung Trialetien') bekannt war. Der oro-
graphische Charakter des Landes wird hauptsllchlich durch das Vorherrschen zweior
Gebirgsrichtungen bestimmt: einer in der Ilichtung der i^aralielkreise, einer andern
hl der Richtung der Meridiane. Die Trialeter Berge, die sich von Westen nach
Osten erstreeken, und eine lange vulkanische Meridlonalkette mit dem Samsar; Abul
und Kara-Agatach, wdche den genannten Distrikt im Westen begrenzt und sich mit
den Trialetsehen Bergen unter einem rechten Winkel vereinigt, erscheinen als die
Bf Präsentanten zweier ausgesprochener Hauptrichtungen. In orographischer Be-
ziehung haben beide Gebirgszüge bedeutenden Einfluss auf die Gestaltung des
Reliefe nicht nur der Gebirgszone von Annemen und Grusien, sondern auch eines
bedeutenden Theils von Kleina^n. Betrachten wir diese bdden Gebirgssysteme
gesondert.
I. Die Trialetschen Berge.
* Der Rimm, auf welchem sich das oben erwähnte Parallelgebirgc ausbreitet,
hat die Form tiner sehr gestreckten BUipse, welche auf drei Seiten vom Kur um-
flossen wird; ihre LBngcnachso fiUlt mit einer 133 Werst langen Linie zusammen,
(b'ivii Osfcnde sieh in Tiflis befindet, während ihr westlicher Elndpunkt in den
Zusanuneufluss des Kur mit der l*oschowska füllt.
Die Bergketten, welche die Mitte dieses Landstrichs einnehmen, laufen unter
einander annftbernd paraltel; die Parallelkelten, welche auf der liiücen Seite des
') Ueber den krystuUfOnnigen Ilagol ia den Trialctachen Bergen und aber die Abhängig-
keit der Hydrometeore von der physischen Gestaltung des Bodens. (Sapiski, X., 3. H.; Tiflis 1879.)
■) Detoriplioa gtegn^M^o« da 1a Geengte par k Tsarefttsoh Wakkoodit, pabIMe d*a^
PorigiBal par X. Bronef^ 8t Petenbnig I84S, paf. 167.
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*
_ 80 -
Bbradioni-ThBleB Kegen und den Krds Aclialäk von Imerelieii treniMD, kOnnen im *
geologischen Sinne mit den Trialetsehen Bergen gemeinsam als ein System auf-
gebsst werden.
Diese und dif andern Bergketten, deren Fonnation theils der oberen Kreide,
zum grOssten Theil aber der Eozänperiode angehört, repräsentiren , wenn man
sie als ein geologisobes Ganses betracbtel, auf der Landenge zwisdien Kaspischem
nnd Sofairarsen Meer das längste Gebirgssystem: es eratredct sidi von der Koste
des Schwsrzen Meeres bis Tiflis auf eine Entfernung von 2-10 Werst.
Die Trialetbei^e bilden mit ihren Vei^zweigungen die Wassersehoide zwiselien
dem Chram und dem Kur; ihr höchster Gipfel, der eine HOhe von 905ü Fuss
meicbt, gehOrt so dem Calaigen Ardsche«an*Gebirge, welches in der Ifitte des
Systems emporsteigt und seine Hauptkette ausmacht.
Die Ardschewankette, welche sich nach Norden zu grösslentheils in sonk-
rerliten Hängen hinabstürzt, entwickelt sich gegen Osten als ein auf 70 Werst Ent-
fernung ununterbrochener Gebirgswall, der allmählich niedriger wird und an der
Vereinigungsstelle des Kur und der Aragwa mit kurzem Absturz endigt. Die
molassisehe Saguramkette, wel«^ zwischen Kur und Jora liegt, kann man als eine
Fortsetzung des genannten Systems betrachten, welches ein geologisdies Ganzes
darstellt und dergestalt sich bis an den Fuss des Kaukasus ausbreitet. Die Haupt-
kette des Ardschewangebirges wird in der Ausdehnung von etwa '/j ihrer ganzen
Länge von einer Kette zweiten Ranges begleitet, welche von iiir einen Abstand
von 5 bis 10 Wwst innehllt. Zwischen diesen beiden ParaMketten erstrecken
sich swei grosse tiefe lAngenthiler, welche akk nach entgegengeselzter Richtung
mit einer Entfernung von 30 bis 45 Werst ausdehnen ; das eine derselben breitet
sich von Gudscharet nach We.sten, das andere von Tesdam gegen Osten aus. Nach
Norden zweigen von jener Nebenkette zahlreiche Seilenverzweigungen ab. Diese
Verzweigungen bedecken einen weiten, vom Kur umsäumten, halbkreisförmigen Raum
von 35 Werst Durchmesser und bilden ein System von ^Hcht zusammengerfickten,
mit Wald bedeckten, kleinen Ketten und Tbilem, indche in Radienform nach NW
und NO von der Mitte des Ardschewansystems ausgehen. Im Gegensatz hierzu zeigt
der Südbang des Trialelgebirges eine sehr allniähliche Absenkung. Dieser Theil
des Trialetsystems wird durch terrassenförmige Abstufungen charakterisirt, welche
durch breite in der westOstllchen Richtung der Hauptkette streichende Parallelthaier
getrrant werden. Die Thäler nehmen fast alle ihren Anfang auf einer flachen Erhe-
bung, wo ihre HändHr sich durch schwache Höhenlinien bereits andeuten. Nach
Osten zu aber begiiuil die Sohle dieser Thäler bald mehr oder weniger steil abzu-
fallen, während die Wände sich zu bedeutenden Ketten erheben ; jedoch bleibt das
mittlere Niveau ihrer Kimme und ROckm immtttain niedriger als dasjenige des
westlichen höchsten Thdles des sodlidien Hanges der THaletberge, weidier von der
Zalkschen Hochebene eingenommen wird, deren mittlere Hohe 5000 Fuss beträgt.
Dieser Charakter des südlichen Trialethanges offenbart sich besonders klar in den
Grenzen des Landstrichs von 25 Werst Länge und 10 Werst Breite, welcher sich
lings der breiten südlidi der Ardschewankette hegenden Vorberge ausdehnt Die
Zalksche Hodiflidie erhebt sidi gegen Westen allmihlich und stOsst dicht an den '
ol>en erwBhnten bedeutenden Gebirgszug, auf welchem in der Richtung von Sod
nach Nord eine Reihe vulkanischer Kegel sich hinzieht. Im Osten endet die
Hochebene in einer ebenen, wiesenreichen Fläche, welche senkrecht abfallende
Ränder zeigt und den oberen Theil des steil sich erhebenden Gelben Berges')
ausmacht.- Dieser Östliche Rand der ZaUcschen Hochebene, der an dieser Stelle
8000 Fuss sbsoluter HOhe hat, bildet die westliche Grenze .der breiten Vertieftmg
>) Derselbe t^t benannt nach dar gelbUehta Sdiatdraog der Boalmchichtei^ welebe im
unteren Theil des Berges bilden.
— 70 —
• Murigli.s, wo der Algct in einer absoluten Hrihe von 3100 Fuss alle hier sich hemb-
sturzenden Bttche in einem Fluäsbett sammelt. Von Südost ist die weite l&ngliche
Fläche 6er Zalkschen Hochebene, die ge^^en 200 Qaadretwerst einnimmt, durch eine
niedrige, stellenwdae unterbrochene B('i>;kotte aus Dolerit begrenzt. Diese Kette
hat die Riclitung von W nach 0 und geht allmälilich nach SO umwendend in den
Gebirgzug Beden (ü2(K) Fuss llülie) Uber, dessen steile felsige Abhänge im N und
NO mit dichten Wäldern bedeckt sind. Noch weiter nach SO bildet der bedcnscho
Bergrücken den bobm rechtseitigen Rand des Alget^Thales, welches eich euf S5
Werst in die Unge ausbreitet; dann verliert sich dasselbe aUmlhliofa in der breiten
. Eiiene zwischen Chrara und Alget. Die obenerwähnte flache Dolerilkotte und der
Bedensohe Gebirgszug, der grösstentheils aus Felsitporphyr und Hornblende-Andesit
bestellt, haben nach S einen sanften Abfall und umgrenzen mit unbedeutender
Krümmung den mittleren Theil des Trialetsystems, welcher von bergigem Twrain
eingenommen wird, das durch seine eigenartige physische Konstruktion und oro-
graphische BeschaflSmheit bomerkenswcrth ist Dieses mittlere Trialetgebiet stellt
eine weite und ausserordentlich gegliederte Krhebung von elli[)tisrher Form dar,
welche durch das breite und liefe Thal des Ghramflusses durchschnitten wird.
Dieses Thal, dessen llaupliiohlung von SW nach NO geht, stellt eine Krümmung in
Form des Buchstabens. S dar, sodass es zweimal im rechten Winkel kum umwendet,
und dabei der Rdhe nach den Richtungen von W nach 0 und von S nach N folgt.
Die Eigenthümli chkeiten dieser Krümmungen und der innere Bau der grösstentheils
nicht geschichteten Hergmassen geben dieser ganzen Landschaft den «-igenartigen
Gbai-aJcter eines Erhebungsthalcs, an dessen Bau Granitaiten und krystalliniscbe,
Schiefer, die hier mit Schiditen aus der mittleren und oberen Kreideforroation
bedeckt sind, den wesentlichsten Anthml haben.
Die grösstentheils abgerundeten und bisweilen nach Art der Kalkplateaux sich
vi i In ciincndcn Bergrdcken, zwischen welchen das gewundene Thal des Chram 1000
bis lt>(A) P uss tief eingesc.hnillen ist, erreichen noch nicht entfernt die Höhe des
Bedengebirges. Nur die nOrdlichen Reihen dieser Waldberge weisen Gipfel auf
von gleicher Höhe mit der Bedenicette und hObere Erhebung als die nardlich an-
grenzende Zalksche Hochebene. Wenn man sich über den Hauptkamm der Ard-
schewanberge eine Ebene gelegt und diese unter einem Winkel von 2,5" in der
Richtung nach SO z.uni Horizont ge'neigt denkt, so würde diestübe den grüssten
Theil der Spitzen der Wuldberge des Chram berühren und der mittleren Neigung
des ganzen Gebietes der Trialetberge nach der Chram-Ebene zu entsprechen. Die
Hohe der Schnittlinie dieser gedachten Ebene mit der Ebene des Chram wird durch
die absolute Höhe der Punkte bestimmt, an welchen der Chram — VM}6 Fuss —
und der Alget — i320 Fuss — in die Ebene eintreten. Südlich, jenseits des Chram,
slossen an die waldigen Berge schon die ebenfalls mit Wald bedeckten Gebirgszüge,
welche zu dem System der Somchetschen Parallelketten 'gehören. Gegen Westen
erreichen ne eine Breite von S5 Werst; sie theilen sich in das Ins 160O Fuss hohe,
selbständige Gebirgssystem Tschindiljar und eine Reihe waldloser Plateaux, welche
nach Norden zu allmählich in die '/.dk>che Hoehebenc übergehen, während sie nach
Westen zu an das vulkanische Mei idionalsystem stossen. Da.s Stabsquartier Bjelyi
Kljutsch mit seinen Datschen und dem Dorfe liegt auf den waldlosen Terrassen des
breiten Thaies zwisehen. den Waldbergen des Chram und dem Bedenracken und
berOhrt unmittelbar den sOdOstlicfaen Abhang des letsleren, der hier Gomer ge«!
nannt wird.
Jenseits des Algellhales zeigt die (östliche Hälfte des Südhanges der
Trialetberge völlig abweichende Verhältnisse: sie weist zalilreiche orograpliische
Yeizweigungen auf, deren augensch^nliche Symmetrie der deutliche Ausdruck des
^teiehfihnnigen Gesetzes ihrer Bildung ist. Dieses allgemeine Gesetz wird klar an
dem Parallelismus der Ketten, welche annfthemd von Ost nach Westen streichen.
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- 71 —
Letztere können als die Randmauem von einem theils in zwei TheUB gespaltenen,
theUs nur v<m einer Seite abgeelOnton GewOlbe angesehen werden, welöhe 'den
ginieii inneni Bau der fitesten Tertiirfonnetion »eigen (stelioiweise bis tu der unter
ihr lagernden oberen Kreideschicht).
Die westöstliche Richtung des Bedengebii^es, welches nicht weit von Zalka
und Beschtaschen beginnt, ändert sich zwar mit dem Matise der Annäherung uii
das Algetthal, erscheint aber von Neuem auf der linken Seite des Thaies in der
Ber|ikelte von PrQnt und Kodscbor, welche b^ einer H9he von 4 bis 5000 Fu» rieh
auf 30 Werst bis zum Thal des Kur ausbreitet Diese Kette steht in orographischer
Beziehung zu den östlichen Fortsetzungen der Huupt-Trialetkette, die 12 Werst
nördlicher liegt, durch eine Reihe von Plateaux, welche allmühlich ansteigend in
der Richtung von Prijut nach Nordwest eine mittlere absolute Höhe von 4800 Fuss
haben and die Wasserscheide zwischen dem breiten Tbale des Flusses Wjera und
dem Algetgebiete bilden. In letzterem liegt das Stabsquartier Mensis mit einem
Dotte und zahlreichen Datschen.
Die nördliche Kette dieser Berge, welche beim Anlschewangebirge
beginnt, stricht westöstlich nach den Trialetbergen (7389 Fuss) und dem Kldekar,
gaOfieh von letderem geht sie Ms ta ihrem Ende in Mzchet in nordöstliche Rich-
tung Uber. Etwas westlich vom Berge Leloh zweigt sich von ihr nsch Südosten
eine Seitenkette ab, welche, bei Zkluretismet beginnend, wied r von Westen nach
Osten zum Kur zieht, die Hochkette Sakentschao und Lisi bildet und die Parailei-
tbäler der Wjera und der Digoma trennt.
Die südliche Kette, welche wir oben die Prijutsche nannten, zeigt bei dem
Signalberge Fuss), in derNihe desKodschor, eine Ihnliche Zweitheilung; ein
Zweig, der sich von ihr nach Südosten abtrennt, bildet den einem flachen Gewölbe
fihnüchen Rocken des Soganly-Dagh, Von der nördlichen Seite des Sngnnly-Dagh
zweigt sich wieder der Seid-Abadsche Rücken ab mit der Dalachandschen Schlucht,
auf deren Boden sich die heissen Tiiliser Quellen linden, die eine Temperatur von
87* R. haben. 190 Werst w von Tiflis unter Ähnlichen geologischen Bedingungen
wiedertiolt sich dieselbe Erscheinung am ?restliphen Endpunkte des Trialetsystems,
wo auf 10 Werst südlich der Festung Azchur am Ufer des Kur die heissen Quellen
Aqpindsa mit 32* h. entspringen.
II. Das vulkanische Heridionalsystem.
Diese Berge stellen ein doppeltes System dar, welches sich aus zwei lang-
gestreckten BergzOgen von ungleicher Ausdehnung zusammensetzt. Dieselben sind
mit den hohen Kegeln < rlosrhener Vulkane bedeckt. Die zwei Beigreihen liegen
in zwei jiarulleh'n Linitüi, die von einander 12 Werst Abstand halten, wobei die
eine da endigt, wo die andere beginnt.
Die Nordhilfte des Systems zeigt eine schildfBrmige ErhdDung snf einer
90 Werst langen .elliptischen OberflBcbe, auf deren Lftngsachse von Nord nach Sod
in ungleichen Abstanden 8 Auswurfskegel von 9 bis 11,000 Fuss Höhe vertheilt sind.
Die zwischen ihnen liegenden Strecken erreichen eine absolute Höhe von 7 bis
8O0O Fuss. Nach dem Namen der beiden höchsten Kegel nennt Äbich diese Berge
das vulkanische System Abul und Samsar (10,963 und 10,833 Fuss).
Die erhabene Gruppe dieser Rdhenvulkane trSgt den Charakter des grandiosen
Ausbruchs aus einer Spalt i . w Icher sich in der LBngsachse der ganzen gewölbe-
nrtigen Erhebung erstreckte und in parallelen Richtungen und urfgeheuren Verhält-
nissen eine grosse Zahl genau solcher Formationen erzeugte, wie sie noch jetzt in
kleinerem Massstabe vor unseren Augen bei der Eruption aus Spalten, z. B. im
Krater des Vesuvs, entstehen. Wibrend auf dem sfidlichen Ende der Reihe der
hohe Abul mit seinen kuppelfOrmigen, auf einander gethürmtcn Massen und tief
eingeschnittenen Schluchten das gewöhnliche Bild der hohen Trachytbildungen
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— » —
Armeirieiis darbietet, so erscheint die ungeheaere Gruppe des Samsar mit seinen
duniceln Schlackenmassen, welche in weiten Zwischenrttumen sich erhebend iiier
scharfe Ründer oder Kämme, dort Pyramiden bis zur Höhe vuii 9 und 10,000 Fuss
zeigen und eine Zone von 5 bis 6 Werst Breite einnehmen, augenscheinlicli
als das Hauptresultat eines grossen centralen Durchbrucbs, in welchem sich die
GrandzOge eines ovalen Kraters von 8 Werst Länge offenbaren. Die groesen Lav»-
maasen, die sieh hauptsächlich auf dem nordwestliclien Ende der Samsaigruppe
finden, harmoniren völlig mit den ungeheueren Verhältnissen der Gruppe selbst.
Dasselbe lässt sich auch von den übrigen zu der Samsargnippc gehörenden Aus-
wuriskegeln vei'schiedenartigsten Baues sagen, deren Lavaraassen einen grossen
Theil der fimdameotal«! gewOlbewtigMi Erhebung mit flacböi terraasenflInaDigea
Stufen bededcen und dasshalb diese ganze mit sduuUcantigen, liiat gar nicht ver-
witterten Steinmasscn bedeckte Landschaft for die Nomadenvölker sehr ungOnstig
machen. Der unregelmilssige Auswurfskegel Tawkoteli (R51X) Fuss hoch), der von
ungeheueren Lavaterrassen aus Obsidianarten umgeben ist, bildet das äusaerste
nördliche Glied der Abul-Samsargruppe.
Die SfldhBlfte des Systems bietet eine so didit msammengedrlagte Reibe
mächtiger Eruptivsysteme, dass letztere auf 50 Werst Ausdehnung eine ununter-
brochene Kette bilden. Die Hübe derselben ist so bedeutend, dass Gipfel von 10,000
Fuss, welche zu den selbständigen Central- Eruptivsystemen gehören, sich neben den
klemen Kegeln nur 4 bis 500 Fuss Uber den Kamm der ganzen Kette erbeben,
welcher unnntaibrodiett, in sdiwach gelcrümmter Lmie der Biofatung des Meri-
dians fblgt. In diesem sOdUebeD Theile, weldieQ Ä. das System der Agrilcar und
Kara-Agatsch nach den Hauptgipfeln im Norden und im Süden dessdben nennt,
kann man vier Verzweigungen unterscheiden. Die steil von dem Kamme selbst
nach Osten abstürzenden Thäler de6 Systems geben dem ganzen Gebirge von dieser
, Seite «n symmetrisches tief durchfurdites Aeussere. Eine breite Querkette, die
sich vom Dali-Dagh (8715 Fuss) abzweigt, umsiumt im Nordra den Alpensee
Poporowan, welcher 123 □Werst Oberfläche hat und auf 6856 Fuss Höhe zwischen
den Endpunkten der beiden Hälften des vulkanischen Systems hegt. Im Norden wird
das ganze System durch die Ardschewankette, im Süden durch das Besobdalsche
Gebirge begrenzt, welches letztere 30 Werst lang in westöstUcher Richtung sieb
erstreckt. Das Westmide desselben wird durch den wegen seines weissen Marmors
und Serpentins berühmten Berg Aglagsn (8833 Fuss) bezeidmet, welcher sich genau
auf der südlichen Fortsetzung der Längsachse der Agrikaro — Kara-Agatsch-Kette
erhebt. Während der Osthang der nördlichen Hilltte des Systems nur schwache
Böschung zeigt, welche allmählich in Terrassenform zur Zalkschen Hochebene über-
geht und in SOOO Ftiss Hohe beginnt, so ist ihr Westabhang bedBtftend ateiler, und
dessen unmitlelbarer Uebei^gang zum grossen Achallcalaksdien Plateau wird durdi
eine vollständige Reihe von Kegelbergen aus Trach\'t unterbrochen, welche bis
dicht an den Fuss des Gebirges herangerückt sind. 5 Werst nördUch von dieser
Trachylkette liegt die Festung Achalkalaki, 5733 Fuss Uber dem Meeresspiegel.
Das Agrikaro — Kara-Agatsch-Gebirge hat in seiner ganzen Ausdehnung auf der
Ostseite ehien steilerso Abfall; nach Westen zeigt es emen weit weniger steilen
Uebergang zu der hohen mit Seen bedeckten Berggegend. Von Achalkalaki steigt
die Hochebene stetig nach Süden zu an, sodass die Pa.sshuhe zwischen Alexandropol
und Achalkalaki beim Berge Tschuschtap 0523 F'uss beträgt. Im Gegensatz zu dem
unmittelbaren und engen Anscbluss des vulkanischen Sj'stems an das Besobdalsche
Psrallel-Gebirge auf s^nem Sfidende, wo die Lavamassen des Kara-Agatsdi hoch
hinauliBeschoben sind an den steilen Abhflngen des Aglagan, wird auf dem Nord-
■) n. Abich: OeolQgiaclie Beobacbtaagn aof Briiea ia daa QabiifdAadara zviNbea Kar
aad AraxM. S. 5.
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— TO -
ende des Abulo-Samsargebirges die unmittelbare Berührung der Ardschowankette
mit der Lava des Tawkoteli durch das enge Thal des Kziailusses gehemmt, welches
in wetten Bogen die Lavatemsaen dieaes vnlkanlaehen Kegels umlcreiat. Die
nimmt ihren Ursprung IM Warst weiter weetUch am Karakaja (9351 Fuss) einem
Gipfel des Trialetgebirges, welches auch hier aus Oligoklas und Hornblendcgeslein
zusammengesetzt ist. Auf dem höchsten Punkte dieses durch den Bogen der Kzia
umgrenzten Raumes, am Nordwestfusse der Sarosarberge, liegt der See Tabiszchuri.
Denelbe hat eine Obariildw von 48,8 □ Werst und liegt 6660 Fuss Ober dem Meere.
Die pbyaiacfa-gMogrttpliiaehe Bedeutang des eben beschriebenen vulkaniscben
Meridional-Doppelsystems fasst sich dahin zusammen, dass dasselbe das Ostliche
Randgebirge des weiten Hochlandes bildet, welches den höchsten Theil Grusiens
bedeckt und einen länglichen Baum von 12,000 QWerst einnimmt, auf welchem
sdieinbarohneRefdinlssigkeit nach verschiedenen Richtungen ParaUalketten vulka-
nischer Berge von 9 Ms 10,000 Fuss HShe aerstreut sind, getrennt durch Hochebenen
von 4 bis 5000 Fuss und zahlreiche Bergseen. Dieser Baum umfasst bei einer mitt-
leren Breite von 125 Werst das Quellgebiet des Kur und jenen Haupttheil der Wasser- k
scheide zwischen Araxes und Kur, welcher den Namen GüUa (HöUa) ftlhrt. Die
selten beschriebene Westseite dieses Gebiets, die dem Schwarzen Meere zugewendet
ist, xeigt bald hohe atdle Abetttrae, bald weit hervorragende Vorspränge und erhebt
Bloh als ein wenigstens 150 Werst langer meridionaler Bergwall ober die Ebenen des
Flusssystems des Tschorok. Die Nordgrenze dieser ganzen flachen Erhebung bildet
das Trialet-Bergsystem und seine tiattirüehe westliche Fortsetzung die Grenzgebirge
zwischen dem Achalzikschen Kreise und Imeretien.
Die geographisdie Lage, die Ausbreitung und die bedeutende HQhe dieses
Gebirges bestimmen seinen klimatischen Einflosa, besonders für ganz Kartalinien.
Das ganze Gebiet der Hochebenen und besonders die dasselbe nach Osten begren-
senden Gebirge, welche die bedeutendsten absoluten Höhen in dem ganzen Terrain
zwischen den Parallelkämmen Trialet und Besobdal aufweisen, sind gewissermassen
als Kondensator der Wasserdämpfe anzusehen, welche durch die Westwinde vom
Sehwanen Heere hergetn^jira werden. Deaahalb sind hier die hohen Berge grOssten-
Ifaeils mit Wolken bedeckt oder von einer derart feuchten und kalten Atmosphäre
umgehen , dass der geringste Zusatz einer wärmeren Luftschicht zur schnellen
Bildung ungeheurer Wolken genügt, welche oft alle Bedingungen zu stürmischen
hydrometeorologischen Prozessen in sich schliessen, die vielfach weiter nach Osten
sidi auabieiten. Auaaerdem flUlt der ganae MUcdie Abhang dieaer Berge ateil von
kalten H6hen zu weiten Hodiebenen ab, welche in Folge der sie bedeckenden
s(h\v,u/j'n Erdsrhieht und der dunkeln Steinarten befähigt sind, sich stark zu
erwärmen, und ferner von tiefen waldreichen Thälem umgeben imd durschnitten
werden. In Folge dessen hat die Ebene von Kartalinien zur Sommerzeit die heisse,
Iroekene, mittal a sia t iache kontinentale Almoaphlre. Die nordtelUche Luftstr5mung,
weiche ober die Turaniadien Ebenen*) weht und die zur warmen Jahreaadt in den
hohen Schichten anhaltender und kräftiger wird, fahrt mit der Beatlndigkeit eines
nordöstlichen Pas.sates natürlich ihre heisse und sehr trockene Steppenluft den
Kaukasischen Gebirgen zu, gewöhnlich in einer Höhe von 8 bis 9000 Fuss. Die
Stirke dieser Strömung und das bedeutende Sinken der Temperatur in Folge der
beaohleanigton .Verdampfang treten bei jedem Beeteigen der hohen Berge als dn
äusserst ungOnstiger Umstand auf, wenigBlsns unter normalen atmosphärischen
Bedingungen. Die zwischen den westöstlichen Besobdal- und Trialetsystemen lie-
gende vulkanische Meridional-Gebii^^skrtte bildet in Folge der oben iTwahnten
Vereinigung seltener physisch-geographischer Bedingungen eine bezüglich der Bil-
■i ' . .
») .'K^Mts: TUbn das Kliaia im safliawlmliiu Ste]>pea. MMmokcteba Brftrig«. Dgtpal
1868. Bd. n. & S97.
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- 74 -
düng der wisarigen Meteore sehr wichtige Wasaersolieide. In Soodertieil eraelieiiit
der Ostliehe Abhang dee Abulo-Samearsystems als ein Ort beetlndigen Kampfes der
Luftmasson , die an Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt sehr verschieden mit
gleicher Beständigkeil und Kraft von zwei entgegengesetzton Seiten herangetragen
und in ihrer weiteren freien Bewegung durch den Gebirgswall gehemmt werden,
der sich ho«^ in den Luftooean erbebt und sie daher stark abkahtt. Der Kampf
der Luftmaasen wird unmittelbar unterstotzt durch den Einfluaa lokaler Bedingan^n,
der nicht selten sehr klar in der Wolkenbildung Ausdruck findet. Der aafungei
krilflipe, darauf aUinählich schwächer weidende Andrang der unteren Strömung auf
die obere ollenburl sich in der Krjiniation steil sich erhebender Wolkenmassen,
welche dann Kaskaden gleich am Ostubhang herabsinken und wieder verschwinden,
wfthrenddesaen von Westen her hnmer steiler und dichter neue Haaaen äch Wan-
bewegen, welchen Regenwolken vorauagehen und die vom BUtz durohzookt mit
Reginn des Gewitters den Sieg der entgegenwirkenden westlichen Strflmung an-
kündigen .
Fast ebenso kündigt sich auch der EinHuss an, den die hohe Trialetkette im
Norden sowie die Besobdal- und Pandakgebirge im Soden beaoQden an ihren Ver>
einignngspunkten mit dem Meridionalsystem auf die WoUcmi-, Regen* ond Gewitter*
bildung, gewöhnlich auch auf die sehr ferne Verbreitung dieser Encbeinung nadl
Osten in der Richtung der Tliiiler, welche von diesen Punkten ausgdien, ausüben.
In dieser Beziehung herrscht besonders d<!r Einlluss der Hauptkette des Trialet-
Systems, des Ardschewangebirgcs und dessen östlicher Fortsetzung nach Kadietien,
vor. Hieran wird vor Allem die ganze Wichtigkeit der klimatologiacben Bedeutung
dieses der lünge nach westösUichen Systems klar, welches an den Ktlsten des
Schwai-zen Meeres in den westlichen Verzweigungen des Perang beginnt und dessen
östliche Korlset7.ung die Theilung Kartaliniens in ein Ober- und Unterland bedingt.
Zur weiteren Erkläi'ung der physiäch-geographischeu Bedeutung dieses DoppeU
Systems vnlkaniacbw Uerldionalgebirge kann man andh auf den Umatand htnweiaen,
daas dasselbe mit der Östlichen Grenzerhebung dea oben betrachteten Hocbebenen-
Gebietes zusammen die Nordgrenze eines Landstrichs von 30 Minuten Breite bildet,
durch welchen auch der Meridian des Kasbek (16,545 Fuss) geht. In demselben
Strich liegt der Alagüs (13,436 Fuss), der Ararat (16,Ü15 Fuss) und unweit des letz-
teren nach Westen zi^der Tandurek') (11,650), in dem sich die typischen Formen
des BingOl und AlagOs wiederholen. Weiter naoh Süden geht dieser Landstrich
in ein Meridiangebii^e mit sehr breiter Basis Uber, das mit Hochflächen bedeckt ist
und auf welchem sich in Reihen zahlreiche vulkanische Gipfel ei heb -n; unter den-
selben ist der bedeutendste der grosse Kegel des Awrindag') (11,4(K) Fuss). Dieser
Berg steigt Uber dem Thale Kotjurtschaja und der Hochebene Alibaug empor; auf
ihm heflndm sich die Quellen der Flösse Sab und DilUnan, von denen der entere
nach Westen, der andere nach Osten fliesst.*) Diesd Haiien, in einer Reihe von
Norden nach Süden ausgebreitet und bisher in physisch-geographischer Hmwnfat
noch wenig erforscht, bilden die Wasserst-heide zwischen dem Bassin des persischen
Meerbusens und dem des Kaspiscben Meers, welche in das alpine Gebirgsland
Kurdistans und von dort in die nach SUdoeten sich wendende Sagros Kette in
Luristan Qbei^ht. Wenn auch dieser Meridian-Gebirgazag, der die natarlidie
Gienze zwischen Kleinasien und Transkaukasien bildet, vom Araxes, der zwischen
dem AlagOs und Ararat hindun^fUessi, durchschnitten wird, so kann dieser Umstand
') Siehe AiUk*» Beielirribnig das Tudurek; Bellet de la aociM gtelo^oe de FViaoab
?oI. XXI, S. 214.
') Bullet, de racadümie impiTiale des sciences de St Petersboorg, T. VII. pag, 365. Motioes
pkjriqofls et whtnji^tm da Hr. Khaa^rol aar P AdeiUdiaB, ooBuuulqadea per B. AbUk.
*) lUttan Erdkunde, Bd. DE. & M9 o. 619.
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- 15 -
fiio Bedeutung desselben als t?'iner ununlerbronhenon Wasserscheide nicht schmBlem,
da der Araxes in Verbindung mit dem Kur in das Kaspische Meer sbsh ergiesst.
Die geographische Lage dieses ganzen Zuges Tulkanischer Grenzgebirge macht
denselben so zu sagen zu einer Schwelle fQr den Uebergang der Massen nordwest-
lifher Seeluft in die Gebiete, weloho Hstlieh liegen und sieh unter dem vorherrschen-
den Einflüsse des Konünentalklimas befinden. Wenn der schneidende Kontrast
bezuglich der Temperatur zwischen den hohen örtlichen Erhebungen, die weit Uber
die Gremen des ewigen Sdmees einp<nsteigen, und den sie begraueöden Terrassen-
Umdschaften, die einer kriftigen Erwinnung unterworiBn sind, schon an sich Itlima-
tisch in höchstem Grade wichtig ist, so kOnnen die weiter oben dargelegten allge>
meinen geographischen Bedini^rungen noch mehr oder weniger bedeutend diesen
Temperatur-Unlerscbied je nach den Jahreszeiten verstärken.
Als Beispiel der hierher bezUgUchen hydrometeorologischen Prozesse, die aus
derselben QucÄle wie d«r meteorologiMbe Streit auf der NordhiKle dieses Gebii^
zn|^ hervorgehen, kann man die merkwürdigen elektrischen Erscheinunf?en an-
fuhren, welrhe riiit dem physischen Hau des Doppclsystems des Ararat verbunden
sind. Diese Erecheinungen, welche in dein Hoehthale zwischen den beiden Ararat
beobachtet werden, äussern sich in der häutigen, bisweden augenblicklichen Bildung
von Gewittern zu An&ng uid im Vorauf der FVOhlingsperiode, wenn in Folge an-
haltenden Thauwetters dBe Sehneemassen auf den Hoehfliidien des Tanms üi Kleina
asien schmehsen. Die Gewitter entstehen durch das Eindringen der feuchten und
kalten Strömungen in diese Spalte, wo sie bei ihrem Eintritt in frefienseitipe Bertllirung
mit den heissen Luftmassen treten, welche mit reissender Schnelligkeit von der
Ebene des Araxes emporsteigen, da letztere bereits in firQher Jahreszeit einer fiist
tropischen Wirme ausgesetzt ist. Die Bildung der dortigen atmosphlriseh^lek-
trischbn Erscheinungen begünstigen augenscheinlich besonders die oberen Theile
des Araratsystems, und vor Allem dii> H?^hen des kleinen Ararat, welcher bei 12, S W)
Fuss absoluter Höhe frei und fast isnlirt 10, WX) i'uss mitten aus der Atiiiospliäre
des Thaleä emporragt. Nur das zutUlUge ZusammentrelTen so seltener örtlicher
Bedingungen kann jene gewaltige Menge von Gewittern hervorrofan, deren zahl-
lose BlitzHchllge im Laufe der Zeiten die Andesitkuppel des kleinen Ararat in eine
poritee Masse von Fulguriten umwandelten. Die dunkelgi'ünen, gla.sartigen Röhrchen,
von der Dicke einer Giinsefeder, verbreiten sich weit in die Tiefe d«^ Gesteins und
sind stellenweise su dicht an einander gerückt, dass es an einigen Stucken schwer
halt, den firoberen minervlogisehen Charakter der Steinart festzustellen.
Besprechungen.
1. H. E. Hartni: AftraaMnlwIi« Geegraphle^ Ein Lebibuch angewandter
Halhematik. Leipzig, Koch, 1880.
Der Verfasser gebt von der sehr richtigen Ansicht aus, dass in der astrono-
mischen Gcogra{)hin ein vorzüglicher BildungsstofT vorhanden ist, zu dessen Aneig-
nung bis zu beträchtlichem Umfang die auf dem Gymnasium gewonnenen mathe-
matischen Hitfemittel vollkommen ausreichen; dass also der Lernende die meisten
Resultate, welche in den gewöhnlichen Lehrbochem der mathematischen Geographie
nur mitgetheilt werden, durch eigene Rechnung gewinnen könne. Hierzu Anleitung
zu geben, ist der Hauptzweck des Buchs. Der vorgelegte Stotl ist aber so reich,
dass das Werk auch ds Nachsehlagehuch recht brauchbar ist, zumal Ihr den, der
gleichzeitig den einfachsten Weg, wie irgend ein Resultat erhalten werden kann,
kennen lernen möchte. Viele Berechnungen, die man sich sonst in I-ehr- oder
Handbüchern der mathematischen Geographie, der sphärischen Astronomie u. a. in.
zosammmisuchen muss, findet man hior bequem befeammen.
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Die Anordnung des StofTes ist vorzugsweise dem LebrbedOrfnis ängepasst,
und diesem Zweck entsprechend sind Theile der Inatrumentenkande, der Beobach-
tungskunst, der sphHrischen Astronomie, wie sie der Lehrgang erfordert, aneinander
gereitit, wobei aber immer das erstrebte Endziel deutlich im Auge behalten wird.
Besonderes Gewicht ist auf zweckmftssigste Ausführung der Zahlenrechnungen
gelegt und keine Formel ohne praktische Verwendung gelassen.
Der erste Abschnitt ist dem SternhiiiuTiel jiewidmet. Nach Erörterung der
Grundbegriffe von Horizont, Zenit, Himmelsgegenden, Gruppirung und GrOssen-
Klaesiflkatton der Sterne werden die Hauptstenibilder des nördlichen Himmde etwas
nBher vorgeführt. Nachdem darauf die wichtigsten Messinstrumente beschrieben
sind, lernt man Sternhühen und mittels derselben den Meridian bestimmen. Daraus
ergiebt sich leicht die nähere Kenntnis der Himmelskugel, ihrer Eintheilung und
ihrer Bewegung, sowie die Bestimsnang von StemOrtem durch Azimut and HAhe,
oder durch Deklination und Stondenwinkel. Zur Ermfi^ichung genauerer Berech-
nung wirklicher Bcobachtnnpen wird nun die astronomische Strahlenbrechung und
die Berechnung von Uefraktionstufeln erörtert, worauf die Bestunmung von Polhöhe
und Azimut an dner Station auf verschiedene Weise an Beispielen durohgeftlhrt
wird. Der Verfasser lehrt ferner SonnenuhrMl konstruiren, die Aequinoktialpunkte
bestimmen, wonach die Rektascension definirt wird. Zeitbestimmung zur Kontrole
einer nach Sternzeit gehenden Uhr schliesst sich an. Es wird dann der scheinbare
Sonnenlauf betrachte, die Lage der Ekliptik und ihrer Hauptpunkte und das Koor-
dinttensystem von Lünge und Breite besprochen.
Bei der nun folgenden Erörterung der Beziehung zwischen Sternzeit, wahrer
und mittlerer Sonnenzeit vermisst man die Angabe der eigentlichen Defmition der
mittleren Sonne. Auf S. 74 erklirt der Verfiuser, der Anfimg der Rechmmg sei
so angenommen, dass am 15. April die Zeitgleichung = 0 werde, weil dann die
Inssersten positiven und negativen Werthc derselben möglichst klein ausfielen.
Wenn auch dies gegenwärtig auf eine Reihe von Jahrhunderten zutrifft und
somit die Erklärung f&r das Lehrbedttrfnis genügen könnte, so hätte doch, sei
es in einer Apmerkung, sei es an einem späteren Orte des Buchs, nicht unter-
lassen weirden sollen, die wahre Beziehung zwischen mittlerer und wahrer Sonne
anzugeben, die allerdings auch in Bronnow's trefflicher sphärischer Astronomie
mitzutheilen versäumt ist, die man aber z. B. in Laplace's M6cani(iue Celeste, Buch
V. Nr. 9, angegeben findet. Der Abschnitt .schliesst mit der Vergleichung von tropi-
schem Jahr und siderischem Jahr, Betrachtung der Präcession der Aequinoktien
und der Berechnung von StemOrtem.
Der zweite Abschnitt handelt in 4 Kapiteln von der Erde. Im ersten der^
seihen wird die Kugelgestalt der Frde und des Mondes aus direkten Beobachtungen
abgeleitet, darm die Eintheilung der Erdoberfläche und die geographische Orts-
bestimmung gelehrt, wobei der Verfesser sich vielfoch auf die im ersten Abschnitte
bereits erkoigten Resultate zurückbeziehen kann. Zum Schluss des Kapitels werden
die wichtigsten Pntji'ktioncn des Kugelnet/.es erklärt, nämlich die Kegelprojektion,
die stereographische l^olar- und Aequatorial-Projektion und diejenige Mercator's. —
Im zweiten Kapitel werden erst das Princip und dann die AusfQhrung der Grad-
messungen zur Bestimmung des Erdradios besprochen und Rechnungsbeispiele
durchgeführt. Gelegentlich der Basismessunjren wird der neue Brunnersche Basis-
meäsapparat in grösserer AusfUhrUchkeit besprochen als eigentlich in den Rahmen
des Buches passt, wiewohl es sicher nur Lob vwdient, dass hier wie auch in dem
Paragraphen über Instrumente des ersten Abschnitts der Verfasser die neuesten
und vollkonunensten derselben (dort z. B. den Chronographen) beschreibt. Die
Stärke der Krümmung der Erdoberlläche, sowie der Verlauf kUi-zester Linien werden
an vielen trefllichen und ihr den Lernenden gewiss sehr annebenden Bdspielen
erörtert und schliesslich noch Grösse und Entfernung des Mondes berechnet. — Das
3. Kapitel Uber die Bewegung der Eviic giebt ei-st die Wahrscheinlichkeitsgründe für
die Achsendrehung der Erde, dann die wirklichen Beweise durch das FoucauU'scbo
Pmdel, die Östliche Abweidiung Mender Kflrper, die Seitenabweichung der Passate
winde und ilen Sintcndi uck von Körpern, die auf vorgeschriebener Bahn horizontal
bewegt werden. Hier ist indessen der Verfasser in einen Irrtbjum verfaUen.. Bei
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dem Nachweis, dass ein Eisenbabnzup, der sich aul einem nordsUdüch verlaufenden
Creleise bewegt, einen Druck gegen die rechte Schiene ausübe, glaubt er, dass
dor Seitendruck nur auf Bewegongea in dieser Rietotong den angegebenen Werth
habe, bei abweichenden Richtungen aber mit dem Kosinus des Azimuts multiplicirt
wei-den, und also für ostwestUche Bewegungen gleich Null sein mosse. (S. 179.)
Die entwickelte Formel gilt aber für jede Richtung der Bewegung in der horizon-
talen Ebene, wovon man sich leicht überzeugt, wenn man seine Aufmerksamkeit
auf die eigentliche Ursache dieses Drucks richtet. Diese besteht nftmlich darin,
dass der Meridian in einem späteren Zeitpunkt nicht parallel zur früheren Lage,
sondmi om einen Icldnen von der geographischen Breite abhangigen Winkel ge-
dreht ist. Was aber fQr den Meridian gilt, gilt auch für das zu ihm senkrecht
stehende Stück des Parallelkreises und üliorhaupt für jede horizontale Linie. Wenn
man in der Fig. 65 die beiden Geleise mit den daran hängenden Linien um 90"
um die Punkte A und Ai dreht, so sieht man leicht, daSs auch bei dieser Lage
der Seitendruck durch die kurze Seite des Parallelogramms ACBD bestimmt wird;
dessgleichen für jedes beliebige Azimut der Bahn. Die vom Vei fasser angeführten
Wahrnehmungen über die seitliche Verschiebung der Schienen auf der Hamburg-
Harburger Bahn mtteaen sich also auch auf anders gerichteten Bahnen zeigen,
die aber gleichen Untergrund fUuran ond Geleise besitzen, die immer nur in der»
selben Richtung liefahren werden. — Der erfahrungsmfissige Nachweis rli-r Rotation
der Sonne, die Bestimmung ihrer UmlauÜszeit und Mittheilungen Uber die Rotation
von Jupiter und Saturn werden angeschlossen. Die twdte Abcheilung dieses Ka-
pitels ist der Betrachtung des Laufe der Erde um die Sonne, der Erklärung der
Jahreszeiten, Dauer der Tage, Parallaxe der Fixsterne tmd der Aberration des
SternenUchtes gewidmet, worauf die Planeten und ihre Monde Gelegenheit bieten,
die Keplerachen Gesetse und das GravitationsgesetE Torsufllhmi. Es folgt dann
die Bestimmung der mittleren EotCarnung der Erde von der Sonne mit Hilfi»
der Lirhtfjeschwindigkeit, dann aus dem Abstand des Mars in der Opposition und
endlich aus Venusdurchgängen, deren EintreiTen diskutirt wird. Das IManeten-
system wird darauf ausfllhiüeher betrachtet und endKeh der Lauf des Mondes- uro
die Ertie und um die Sonne. Hesonders instruktiv ist die bildliche Darstellung eines
Theils der Mondbahn im richtigen Masstub. Mit den Finsternissen schliesst dieses
Kapitel ab. — Im letzten Kapitel wird dann das Erdsphäroid bebandelt. Die ellipsoi-
dische Form wird aus der Centrifiigalkraft gefolgert und mit HilliB einiger Sitae Ober
Ellipsen das Achsenverhältnis aus den Gradmcssun^xen bestimmt. Nach Darlegung
der Messung der Schwerkraft und ihrer Verän(leruni.;en mittels des Sekundenpendels
schliesst das Werk mit einer elementaren Besprechung der Lothablenkungen und
ihrer Einwirkung auf die Resultate der Gradmessungen.
Bei dem Zweck, den der Verfasser verfolg:!, kann es ihm kaum zum Vorwurf
gemaoht werden, dass er einige Gegenstände etwas ausgedehnter behandelt hat, als
flir. die Geographie von Interesse ist (so. z. B. die Bewegung Jupiters und seiner
IConde); sicherlich aber hat er seinen Schülern und Lesern in dem Buche eine
nihrende und, was namentlich betont werden muss, anmufhende geistige Kost dar-
geboten. Vortreffliche Figuren, nach dos Verfassers Zeichnungen auf Holz photogra-
phirt, unterstttzen das Verständnis in nicht zu unterschäUendem Grade.
OleM«. K. ZifprItB.
2. Heise nach West-Slblrien Im Jahre 1876. Auf Veran.slaltung des Vereins
für die deutsehe Nordpolarfahrt in Ri emen unlenionuDen mit Dr. A. E. Brehm
und Karl Graf von Waldburg-Zeil-Truucliburg von Dr. 0. Finsch. (2 Abthei-
lungen. S*, 063 S., 4 Ktn. Berlin, E. Wallrotb, 1879.)
Im Herbst vorigen Jahres ist der von Dr. 0. Ffnsdi abgefasste Bericht der
deutschen Expedition nach WeslBlSnrien, wddiß im Jahre 1876 vom Bremer Verein
for Nordpolarfahrt (der jetzigen geognq^diischen GeseUschaft) entsoadet wurde, im
Druck erschienen.
Bereits die Genesis der Eipedition ist nicht ohne Interesse. Der Verein flir
NordpolarfUirt hatte nach der Rückkehr der awdten dentsdien Nordjfiolar-Ezpedi-
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— 78 —
tion aus Oslgrunlund vergeblich die Mithilfe des deutschen Reichs zur AttsrOstung
einer dritten angestrelit. Darauf wandte er sieh niher HegendAn Selen zu, vanä
durch Prof. Nordenskjold's ssibirische Reise im Jahro 1875 angeregt, ward das Ob-
gebiet als solches gewählt. 5000 Mark wurdon vom Verein für die Expedition
bewilligt. Eine Denkschrift, welche das deutsche Volk zur Beisteuer für die Mehr-
kosten uufTorderte, hatte jedoch nur klägliche Resultale. (Der Bremer Senat bewilligte
500 Mark, die bayr. Regierung 300 Mark, Herr Andree in T.fMpzig sandte 5 M.; "
sonst kam aus ganz Deutschland kein Pfennig.) So wäre die Expedition ein schöner
Gedahke geblieben, wenn nicht am 25. Februar 1876 von Herrn Ssibiriakoff aus
Irinitsk das grossmothige Geachenkvon 1000 Pfd. Sterling (90,aOOuK> eingetroffen wKre.
Anfang März 1876 verliess die Expedition Bremen, um auf der grossen Land-
route über Berlin, Petersl)urg, ^^oskau, Nishnij-Nowgorod und l^erm Jekaterinbwg
zu err^chen. Von hier eilten die Reisenden über Tjumen, Omsk, Ischim, Saem}-
palatinsk nach Lepsinsk im Danngarischen Ala-Tau, dem sOdUchsten Punkt, den ^e
erreichton. Dann kreuzten sie die chinesische Grenzprovinz Ili-Tarbagatai (von
Tschugutschak nach dem rusa. Grenzpiket Burgasutai auf der Passhöhe des Tarba-
gatai-Gebirges) besuchten den Dsaissan-Nor und den Marka-Kul, stiegen tbot den
chinesischen Hochaltai in das Thal der Buchtarma nieder und erreichten über Boeh-
tarminsk, Smeinogorsk, Bamaul, Kolywan :im 1. Juli Tomsk. Hier bestiegen sie
einen Dampfer der Firma Ignatof zu Tjuraen, um den Üb bis zum Einllu.ss des
Irtysch hinabzugleiten. In Samarowa ward ihnen dne LoÜta zur Verfügung gestellt,
welche sie nach ohdorsk hinab führte. Der Monat August ward durch eine Tundra-
fahrt vom Ob zur Kara Bai ausgefüllt. Am D September trat die Expedition den
Rückweg nach Tjumen an, von wo die Rückreise auf demselben Wege wie die Hin-
reise bewericstelUgt ward. Ende November traf Dr. Finech nach O-monatUeher Ab-
wesenheit wieder in Bremen ein.
Trotzdem die Expedition mit so grosser Eile zu reisen gezwungen war, dass
den Fui^chern nur lü eigentliche Sammeltage blieben, sind die Resultate der Reise
doch immerhin recht gunstige zu nennen. Unter anderem gelang es, oa. 160
Säugethiere, 550 Vögel, 150 Reptilien, 400 Fische, 1000 Insekten und zahlreiche
Handstücke von Felsarten, sowie Proben land- und forstwirthschafllicher Produkte
und eine ansehnliche ethnographische Sammlung über die Völker Westssibiriens
heimsiibringen. bi geographischer Beeidung sind von besonderem Interesse die
dem Berichte eingefügte n , gewissermassen als Monographien aufeufassenden Schil-
derungen des Kronguts Altai, des Obgebiots, d«M- Tundra, sowie die ethnographischen
Kapitel Ober die Kirghisen, die Üstjaken und Ssamojeden. Daneben sei bemerkt,
dass der Bericht ausserdem sehr anziehende Schilderangen almmtlicher paasirten
I>andschaften bietet, und dass Dr. Finsch ferner im Sammeln von statistischem
Material über die Produktivität Ssibiriens an flelreide, Vieh, Häuten, Talg, Pelz-
werk, Fischen, -Erz, edlen Steinen u. s. w. unermüdlich gewesen ist. Das vorliegende
Werk ist somit auch für handelsgeographische Studien ein wichtiges Hilftoiittel.
Zunächst einige Worte über das .\ltaigebirge. In unsern geographischen
Lehrbüchern und auf unsern Karten tindet sich dasselbe mcistentiieils unter den
beiden Namen des Chinesischen oder Grossen Altai ') (die Gebirgskette, welche
zwischen dem Thal des Kara-Ii tysch und dem der Buchtarma von Nordwest nach
Südost sich erstreckt) und des eigentlichen Altai bezeichnet, letzterer die
sämmtlichen sehr verschiedene Richtungen verfolgenden Bergzüge und Gebirgs-
stOcke umfassend, welche auf russischem Gebiet in den Quellenbeziricen des Ob und
lenissei sich ausdehnen. Schon Humboldt hatte angerathen, die Bezeichnungen von
,,gros.s" und „klein" ganz fallen zu lassen. Dies ist um so mehr begründet, als
gerade das nördliche, russische Altaisystem die höchsten Gipfel (wie die 11,000^
hohe Bjelttcha) und die bedeutendsten Gletscher enthtlt, also diesem eher die
Bezeichnung „gross" zustlnde, als dem südlich dei Buchtarma sich erstrecken-
den Gebirgasoge. „Letzterer zeichnet sich nun dadurch aus, dass alle auf ihm
*) Anf dar rvMiidwD GeaarabtabikaiCe voa TuAnatan (laiehkead 1877) all „Chrebet
£ktaf Altai" aoliieftkrt.
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entspringenden Flüsse dem Irtysch angeliören, während die nördlich von der
Buchtarma tiegcndeo Gebirge hauptsächlich den Ob speisen. Wenn daher mit
Annahme der Benennung „Ektag** fttr den ««kleinen Altai** diese verwirrenden
Prädikate ein fiir allomal boseitigt sind, so würde es sich zugleich sehr passend
empfehlen, für die Folge „Irtysch- Altai" statt „grosser" und ,, Ob-Altai" für
die nördlich der Buchtarma gelegenen Gebirgszuge einzuführen, was ich hiermit
vorzuaclilagm mir erlauben möchte/' Es wüi*e dringend /u wünschen, dass die
Kartographen auf diesen cinleuchtonden Vorsclilag des \)\-. Fiiisch eindrehen und
den bisher gebräuclilichen unklai^en Uezeichnungen der Theiie des Altai-Systenis ein
Ende inaclien m(ichten.
Das Krongut Altai, welches unsere Reisenden in seiner ganzen Aus-
dehnung von Süd nach Nord (von Altaiskaja Stanitza bis Tomsk) passirten, umfasst
das gesammte Gebirgsland des Gouvernements Tomsk, eine Fläche von fast 8U00
□Meilen. Die Kreishauptstadt ist Bamaol. Die BevttUcernng beträgt 1UO,000 Men-
sehen, worunter geringe Heste der Urbevölkening (Teleiiten und Schoren), grOssten-
theils jedocli freiwillig eingewanderte Küssen, und zwar Altgiiiubipe (Starowjer-
tscbeski), ein nüchterner, arbeitsamer Menschenschlag. Auch deutsche Borgleute
fehlen nieht. Deportirte dOrfisn in dies GeU^ nicht abgefahrt werden. Das „Kron-
gut** ist Beätzthum des luuserlichcn Hauses, gewiss die grösste Domäne der Welt.
Seinen Ruf verdankt es seinem Keichthum an werthvollen Metallen (Gold, Silber,
Kupfer) und edlen Steinen (Malaciiit, Achat, Purpbyr). Der Bergbau ist seit der
Mitte des vorigen Jahrhunderts hiar eifrig betrieben, fest Oberall an den Stellen,
wo alte TschudenschQrfe darauf hinwiesen. Jedoch rauss der Betrieb als Ha\ibbau
bezeichnet werden. Die Nfinen sind grossentheils al)gebaut, der Ertrag verringert
sich von Jahr zu Jahr, üin den Bergbau von Neuem zu lieben, wäre eine sehr
erbebliche Kapitalanlage erforderiich, die das rusösche Finanxronristeriuni su
bewilligen augenblicklich nicht in der Lage ist. Wie geringfügig die Edelmetall-
Produktion des Altai im Gegensatz zu der kalifornischen ist, zeigt folgende Parallele :
Der Altai lieferte von 1745 bis 1845 für 99 Mill. Rubel (Gold und Silber), dagegen
Kalifornien producirta 1848 bis 1819 für 900 Mill. Dollars (Gold); also letiteres in
einem Vicrtcljahrhundert den zehnfachen Werth. Weniger als die Krone hat .sich
die Bevölkerung des Altai über das Abnehmen der Minenerliüge zu beklagen. Das
Land ist reich an gut bewässerten Gebirgsthälem mit üppigem Wiesen-, Weide-
und Komland; es vermag eine weit stKrkere Henschensahl als gegeowftrtig dort
vorhanden, zu ernähren. —
Wir wenden uns von den Bergen inuerasiens zu der das Festland im Norden,
umgrenzenden Tundra. IMe deutsche Expedition fuhr die unterhalb Obdorsk in
den Ob mündende Schtschutschja per Boot etwa 70 km aufwärts. Dann machte
sie eine zweitägige Fusswanderung Uber die Tundra. Der Boden war durch und
durch gefroren j er thaut im Sommer eiue Spanne bis höchstens einen Fuss tief
auf. Bedeckt ist derselbe von der Rrathierflechte , einigen andern Moosarten und
verkrüppeltem ZwergbirkcngeslrQpp. Dazu kommen weite Strecken mit schwarzem
Sutnpfwasser bedeckt. Die Fauna bietet an Säugethieren den Wolf, den Kisfuchs,
das Renüiier, den Lemming und Wühlmäuse. Die schlimmsten Feinde des Menschen
Mnd die arktischen llQdran, weldrä blutsaugeriaebw sukl als ihre tro|nschen Ver-
wandten, die Moskitos; nur wenn die Temperatur unter + 2" sinkt, verkriechen sich
die Mücken unter das Moos, und der Mensch ist von dieser Plage Ix^freit.
Die Expedition verfolgte den Zweck, über die Ausführbaikeit und die Renta-
bilitflt eines in Petersbni^ angeregten KanaUNines divdi die Tundra vom untern Ob
nach der Kara-Bai zu berichten, ein UiUenu limen, welches die SchiCTahrt von und
nach Ssibiricn zu heben bestimmt war. Ihr ürtheil übei- das geplante Kanalunter-
nchmen gebt dahin, dass beide in Frage kommenden Flüsse, Schtschutschja und
Podarata nicht schiffbar sind, ein Kanalbau durch den BdMden der Tundra uner-
massliche Schwierigkeiten bieten würde (100 km Luftlinie), dass schwerlich genügende
Arbeiter aufzubieten wären, endlich dass bei der erst in's Leben zu rufenden ssibi-
rischen SchifTahrt das Projekt niemals ein rentables Unternehmen sein könne.
Die; Scbwiorigkeit des Umladens vom Seeschiff auf das Binnenfahrzeug des Kanals
wQrdhd ausserdem s^r erhebiicb in Betracht kommen. Alles spricht dafür, dass
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die sich entwickelnde ssibirische SeeschifTabrt stets den Weg durch den Obischen
Heerbusen nehmen wird. Die nldute Au{i{abe wird daher sdn, diesen wa ver-
messen, da seine TiefenverhBltnisse noch so wenig belcaimt sind, um bis Jetit «fie
Sctuffahrt zu ormulhigon.
Auf der bedeutenden Strecke ihrer Reiseroute von Ischim bis Lepsinsk und
von dort bis an den AUai pasairte die Expedition das G^et der Kirghisen. Die
Reisenden lernten dies Volle dadurch noch nSher kennen, dass der Gouverneur von
Ssemipalatinsk boi oinom von ihm nach den Arkatbei^en (sadlicb von Ssemipala-
tinsk) an^angirten Jagdzuge von zahlreichen kirgbisischen Grossen begrOsst ward,
welche mit ihrem Gefolge den Rasenden erwünschten Stoff su ethnographischen
Studien boten. Ebenso trafen sie später bei einer zweiten Begegnung im Altai den
Gouverneur wieder von einer glänzenden Suite kirghisischer Sultane umpeben. Sie
scblosäen sich während des beschwerUchen gemeinsamen Rittes über den chine-
sischen Hochaltai an Mehrere derselben «iger an, und ihre Beobachtung lieferte
im Ganzen nur günstige Resultate. Die Kirghisen werden auf 2''* Mill. Seelen
geschätzt, welche auf einem Gebiet von ca. 40,000 DM., vom Altai bis zur Wolga,
nomadisiren. Sie selbst scheiden mch in K. „vom weissen Knochen", die edlen
Geschlechter, und „vom schwanen Knochen", das gemeine Volk. Die weiten
Grensen ihres einstigen Reirlies verwiekeUeu sie in heffij-'e Kämpfe mit Baschkiren,
Kalmoken u. A., bis im vorigen Jahrhundert der Zusammenstoss mit den Russen
erfolgte. Von diesen wurden sie nach zfihem Kampfe aUmShlich Horde für Horde
UberwUtigt und zinspflichtig gemacht. Die häufigen Einzelerhebungen in der Kir-
ghisensteppe konnten das Schicksal des Volkes zwar nicht abwenden, haben aber
noch in den 40er und öOer Jahren das Yorschreiten der russischen Eroberer zum
Ssyr Darja erhdblich auliipehalten. Die msslsehe Regierung bemuht sich, sie sll-
mäblich zur sesshaften Lebensweise und zum Ackerbau anzuhalten und durch
Kii^hisenschulen nnlmetscher und Reamte aus ihnen selbst zu entwickeln. Aller-
dings sind das nur schwache Anfänge einer neuen Kulturperiode, vorläulig empört
sidi der Nomadenstolz und die unb^renzte Flreiheitsliebe des Volkes gegen jede
fbste Ansiedelung.
Die Kirghisen sind durchgehends Muhammedaner. Man feiert jedoch in der
Steppe nur die hoben Festtage des Islam, der Koran ist wenig bekannt; Dr.
Brehm erregte Au&ehen durch seine Kenntnisse des Arabischen und der Koran*
Sprüche. Die Lebensweise ist die einfache aller Nomaden und allein auf Viehzucht
gerichtet. Der Hauptgegenstand derselben ist das Pferd, von denen einzelne Sultane
bis zu 5000 Stück l>esitzen sollen. Der Pferdereichthum der Steppe bietet das
Mittel fttr den bedeotenden Wagenverkehr quer durch Ssünrien, er ist femer die
unerschöpfliche Quelle zur T^^montirung des liedeutenden ssibirischen Kosakenheeres.
Die Kirghisen dürfen als das erste Heitervolk der Welt bezeichnet werden ; sie sind
eine Art Kentauren, die sich nur auf dem Rücken des Pferdes wühl fühlen und den
B^ff der ßMtoiiung gar nicht kennen. Ihre hOch^ Flreade ist, ^ne Neuigkeit
oft von geringfügiger Redeutung von einer Jurte zur andern, von Aul zu Aul zu
befördern, ein Umstand, der die unglaublich schnelle Verbreitung jeder Nachricht
durch die unermesslichen Steppenräume erkl&rt. Redeutend ist die Rindviehzucht;
die Ochsen werden auch zum Reiten benutzt. Femer bilden die Schafe einen Haupt-
bestandthei! der Heerden: hier ist das Fettsteissschaf zu Hanse, welches das Material
für die bedeutende Talgproduktion Ssibiriens liefert, feindlich ist das Kameel zu
erwfthnen, das als Last-, Zug- und Reittbier benutzt wird. Bei den Jagden der Kir-
l^sen, die fast ausschliesslich zu Pferde ausgeführt werden, bedient man sich zum
Fangen kleinerer Reute abgerichteter mit Kappen versehener und gefesselter Stein-
adler. Nach echter Nomadenart leben die Kirghisen nur in ambulanten Fil^uiten,
sdbr praktischen Zelten, welche sowohl gegen Feuchtigkeit, wie gegen Kllte Schutz
verlmhen. Das Zelt besteht aus einer Konstruktion sehr leichter Zeltstäbe, auf
welchen Filztafeln beffstigt werden. Eine Jurte ist gerade eine Kameellast. Die
Nahrung des Steppenbewohners besteht hauptsächlich aus Scbaflleisch, Reis in Fett
gekocht und Ziegdtthee.
Den Ostjaken und Ssamojeden ist eine aus gründlicher Beobachtung her-
▼orgegangene Schildening zu Tbeil geworden. Die Ersteren sind ein JIger- und
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Fiflchervolk, welches auf beiden Ufern des üb ansässig ist und etwa 20,000 Seelen
lählen mag. Die Ssamojeden (russ. ssamujedin = einiiam, Einsiedler), ein finnisch-
mongolisches Miachlingarolk, leben nur innerhalb der Tundra vom Jenissei bis
zur Petschora, und werden auf 16,000 Seelen geschätzt. Beide Völker sind
milit&rfrei, zahlen jedoch Steuer, froher in Pelzwerk, jetzt in Geld. Sie schmelzen
yor der ihnen allmählich nBher rockenden Civüisation langsam dahin. Beide
Summe sind noch grOsstentheils Heiden ; der lOasion der orthodoxen Kirche fehlt
die pädagogische Tendenz anderer Konfessionen, sie macht kaum bemerkbare Fort-
jsciiritte; die. üast 2Ü0 jährhchen Fasttage der russischen Kirche sind ausserdem
ein Undiog für den an reidilidie Fteisdioahrung gew(ttinten NordssIMrier. Häufig
Stiessen unsere Reisenden auf versteckte Götzenhaine, heidnische Begräbnisstatten
und die Zeichen des Schamanenthums. Dabei aber rühmen sie die von ümo.n beob-
aobteten vortrefflichen Charaktereigenschaften jener Völker, ihre Gastfreundschaft»
ihre Ehrllehkett, ihre Freigebigkeit. Diebstahl und Raub ist geradesn unbekannt Die
ssamojedische Sprache kennt den Bsgrüf ,>danken** nicht, da jede Wobllhat als selbst-
verständlich geobt und ontKegonßonommen wird. Der Wohlhabendere ernährt den
Armen, so lange er selbst etwas besitzt. Die Ostjaken verschmähen den Gebrauch
von Pulver und Blej» da beides kbstspielig und sehwer ni ersetzen ist, wohl auch
um das Wild lautlos zu tOdten und anderes nicht zu verscheuchen. Sie sind die
Hauptpelzlieferanten für die ssibiriscben Märkte. Die Zobel sind an Zahl stetig
zurückgegangen, der Hauptartikel in Pelzwerk ist das graue ssibirische Eichhörnchen.
Daneben ist die Fischerei das Hauptgewerbe. Im Sommer stehen sie an den unlom
Ob, um ihr obzuliegen. Die Fische werden nur gespalten, in der Sonne getrocknet
und dienen so als fast ausschliessliche Wintemahrung. Das Fischfett ist sowohl
die Würze jeder Mahlzeit wie der Inhalt der primitiven Leuchte in den langen
WintemBchten. Die Ssamojeden kOnnen als „das Rentfaiervolk** beseichnet werden»
da ihre ganze Existenz an jeties Thier gebund(!n ist. Dasselbe bietet ilinen Fleisch und
Milch, und ermöglicht ihnen als Zuf?tliier das nomadische Herumziehen, sein Fell dient
ihnen als Kleidung. Das Fleisch des geschlachteten Viehs wird durchgehends roh
versehrt, da das Brennmaterial su spBriich vorhanden ist, um es tum Kochen zu
verwenden. Das Thier wird ausgeweidet, auf den Rücken geworfen und das Rlut in
der Bauchhühle gesammelt, um das abgeschnittene Fleisch in dasselbe einzutauchen.
Selbst Europäer sollen übrigens in jenen Breiten den Genuss rohen Fleisches nicht
wkleriksh finden. Leider dringt mit den Russen der Branntwein mehr und mehr
zu jenen Naturvölkern vor; ihm wird Alles geopfert, die letzte Kopeke und ilas
letzte Besitzlhsun wandert in den Schoapsladen des Jahrmarkts. Iiumerhm bewahrt
sie ihr gesunder Natursfam vor dem Lai^ des Gewohnhejlssanfwis, das in slaviscben
Lindern so häufig auftritt; sie bleiben nur GelegenheÜstrinker.
Die dem Werke beigefügten zahlreichen Abbildungen tragen zum Verständnis
und zur VeranschauUchung des Textes in hohem Grade bei; sie sind theiis nach
I^tographien, theils nach Handzeichnungen des V orftM o o rs recht gut auflgefilhrt.
Die 4 beigegebenen Karten enthalten
1) Eine Uebersichtskartc von Dr. A. Petermann,
2) Itinerarskizze durch das Gebiet der chinesischen Provinz lü-Tarbagatai
von Karl Graf Waldburg-Zeil,
3) Itinerarskizze vom Dsaissan-Nor nach Altaiskaja-Stanitza von dems.,
4) Karte des Gebiets zwischen ObmOndung und Kara-Bai von dems.
Hannorer, Januar 1880. £. Llebart.
S. Sehnmacher, Harmann A.: Petras Martyr, der Oesehlehtschreiber des
Weltmeeres. Eine Studie. Mit einer Karte aus dem Jahre 1510. New-York,
E. Steiger, 1879. 4°. VII (III), 152 (4) S.
IMese Monographif ober Pietro Martire d' Anghiera, die erste ihrer Art, beabsichtigt nicht,
eine enohOpfende Darstellung seines Lebens und Wirkens zu geben. Sie berQcksichtigt vornemlich
41s ItnariiAe Thiligkeit dsi gsMuneo StsSfaamiw, soweit dlMe flir die EntdsekangsgeaobiidiM
IsMilka'k «iditig geworden lit. Maa kann das Werk ab da Audbodi allei denea betraehtea,
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m» (br Jemand, ««IoImb die BrfeiMlinBg dersdben kterctdit, bei der Benntiung der Schriften
Aogidenni u «i«en vBOag kL Dar H— iIidM FMMddM » «mm Anton, die Hwbeldt m
anzog, daas er dem Briefweclisel Angliicra's einen besondern Abschnitt des Examen critique
widmete, l&sst Herr Schumacher eine sorgfältige, durchaus nnpartmisobe Beortheiloog angedeiheo.
BingelMDd beipriebt er die ZeUvwUltaiM, «akki tiiie SdulfkMellarel und Mine Kentaii 4»
Weetfahrtcn bedingten und förderten. Uns vfri Ten ihm veranschaolicht, wie Anghiera, der,
loerst ein kühler, fast zurückhaltender Berichterstatter, anfänglich den folgenreichsten Ereignissen,
velehe die Geschichte der Erdkunde su aberliefem hat, Icaum dasselbe Interesse entgegentrag
wie den flOebtigen Tagesneuigkeiten, die er IVennden md Otanem attmAeileB flwohnt war,
von deren Bedentang allm&hlieb. SO darehdmigen wird, dass er seine Lebensaufgabe darin
erkennt, der Nachwelt die Kunde ton jenen f^ro<5sen Begebenheiten und damit auch ein Zeugnis
seines eigenen Daseins su erlialten. Dem gem&ss nimmt die Entsteh ungagescbiebte, die Analjrse
und kritisdie Wflrdigung der Oeeaniiellei Dekaden de* giüwetti» IMl dieser gdultroHea
und dorehdaebten Arbeit in Anspruch. Angefügt sind ilir aablteMi» Annrkungen und Exkurse^
die Ton grosser Vertrautheit mit der einschlagigen <em und neuen), rnm Theil ja recht «er-
streuten und schwer erreichbaren Literatur zeugen und viele nQtsliche bibliographtsohe Nach-
weise nad aaelikaiidige Mtlbeniuigea eitiialtaB.*)
Es würde su weit fahren, wollte ich hier einige Fragen, in denen idi oüt dam Verfsaser
nicht völlig (Iberfinstimme, ausfflhrlicher erörtern. Doch will ich nicht unterlassen darauf hinzu-
weisen, daas, wie ich mich überzeugt habe, Bartolom^ de las Casas nicht allein an den beiden
Stailen, wo er D. Fenaade Oeloii oitirt bat» Boadem andi an andera, «» er Iba wUkt nemC,
dessen ,, Historien" benutzt hat. Fdr apokryph ist an letsterm Werke mit Sieberbeit nur das
8ehlu.sskapitel zu halten. Ich hoffe daa an einer andern Stelle weiter begrflnden su kdnnen.
Dass Colon's Leiche 1513 nach Sevilla gebracht wurde (S. 68), ist neuerdings mehr als zweifelhalt
lewecden. Zn 8. 60 «Ire wold wa htmeAtm, im Laigi da Moalo eiae fldidM Naaeaeibna
Iii; SU S. 139, dass Vespucci's Brief vom 18. Juli 1500 nach den Untersuchungen Varnhagem's
(fei|L auch Heft I dieser Zeitschrift S. 6 Anm. 1) kaum noch als echt gelten kann. Der Herr
Verihaier beeiebt B. de las Caaas' Bemerknng in der Vorrede seiner Hiatoria de las Indias,
er habe sah 15fi7 die eoaaa aeaeeldai ea etiai ladiaa aiederanaahreibea begonnen, so wie
das auch sonst geschieht, auf die Vorstudien zu jenem grossen Qeschichtswerke, wahrend damit
die Zeit gemeint ist, in welcher Casaa die Uistoria apologdtica anfing. Anghiera's Mittbei«
Inaffaa Uber die weatiadiaabea Idieoie verdieaea aiae dageiieadere Prüfung, ak aaeh dar Betaer*
kong auf S. 112 zulissig wire, da er dafbr ehien eingeborenen Oewihrsmana hatte. Sa atoh*
jedem frei zu bezweifeln, dass die Knrihen wirklich kriegagefangene Knaben entmannten, um
sie zu mästen (8 29). Da das aber auch Bemaldez ersftblt, so kann man doch Anghiera nicht
rerargen, daaa er dteae KaoMdit aieht verediwiegen liat
Selbstve ratindHeb abid daa alles Fragen, deren Beantwortung bei der Vcrwerthung dteasa
reichhaltigen Buches nur wenig und bei der Beurtheilung desselben gar nicht in Betracht kommea
kann. Derartig eingebende Studien sind gegenwartig ein besonderes Bedarfois, nachdem mit
meisterhafter Umriebt Peaebel ia seinen beiden entea Werken die Oraadadge der Geeebiebte dar
Erdkunde bleibend vorgesddbael bat '
Breslau, den 8. Jaa. 1880. K» PlalMhwnMb
4» MintttiUt Dr« E* A«: Die Spracbenwelt in ihrem gesehiditllch-Iiterarischeii Ent-
wickelungsgange zur Humanitfit bearbeitet. I. Bd. Asien, AfHka und Austra-
lien. Neue Auaigabe. Leipzig, C. A. Koch (J. Sengbuach), 1879. II. (VL), 347
[1] S. 8".
Da „in den meisten Stftn<ien vr»llige Unb<*kanntschaft mit den Sprach- und
Kullurzustünden unseres eigenen Volkes wie der übrigen Vülker beirsctit", soll dies
Buch „dm gcdUl^teii Laien und der heranger^fken Jugend" ,,m>wo1i1 zur Selbrt-
belebrvmg und Unterhaltung als audi zum GelMraudi filur Bildungsanstalten** dienen.
') Die beigegebene Karte der Dccas Oceani von 1840 ist von Interesse, weil sie die erste ist,
auf welcher die Bermuda (allerdings in dem Meridian der Kanarischen Inseln 1) erscheinen, utul ans
ihr etaidiUidi ist, das« num damals in ^nnien bereiu, lauge vor Ponee'a Rdse, wm Biaoiiit (lala
de Beimendi) gehört und dieses Wonderlsnd in der Gegend von Florida lekatisirt batle.
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Was hier geboten wird, ist aber durchaus ungeeignet, diesem Uebelstande abzulielfen.
Was die Mittheilungen über die Sprachen betriflt, so braucht hier nur angedeutet
zu werden, dass die Zahl der Fehler in der Rechtschreibung von Eip^ennameit and
Bücherliteln allein schon veihielet, diese Arbeit einem nrt!ieilslosen J-eser zur
etwaigen lieiehrung in die Hand zu geben. Ausserdcna begegnet man sachlichdu
Versehen in den elementarsten Dingen. Bd Abschweifungen auf das geographische
Gebiet werden Anaiditen geäussert, von denen man hoffen muss, dass sie wenige
Vertreter ausser unserm Autor linden. Man (Ml"iitirl z. B. S. '20, dass nach seiner
Ansiebt „unverkennbar" der Himalaja „der Stamm der Gebirge ist, welche sich
Ober diesen Welttheil (Asien) und Ober Europa, zunf Theil sogar Ober Afrika, min-
destens über seinen (soll lieisstni : dessen) obern (!) Theil hinaiisdehnen" uml S. 21,
dass der Himalaja ,,die Ursache der Fruchtbarkeit der weiten indischen Niederungen
ist, weil er... die Hauptilusse Tigris und Euphrat herabsendet." Ebenso
erheiternd wirken die ethnologischen Notizen, wie, dass (S. 73) die „eigentlichen
Finnen, bei den Russen Tschudken hrissen : Tschmlen) ') genannt, dunkelfarliig,
ernst und slarkgliedrig" sind. Die Gesichtszüge der „Tolteken, welche auch
unter dem Namen Azteken vorkommen" „tragen das Gepräge eines festen Charakters
und kennzeichnen sich durch eine eigenthümiiche NasenHirm. Die alten Mexi-
kaner vornclimlicl) hatten eine rrrosse, st irkyrlmgcne Nase, wie eine solche noch
jetzt bei den Peruanern, die zu den gebildetsten Völkern der neuen Welt gehörten,
gefunden wird.** Solche stilistischen Leistungen, von denen wir hiermit nur wenige
der zahlreichen Proben niittheilen, wi Kh n nur noch durch eine Bemerkung auf
S. '23 übeibolen, wo das Vorhandensein der Leidenschaften bei Thieren dadurch
erläutert wird, dass wir den Hund am Grabe seines Herrn vor Gram nicht allein
heulen sondern seXbA sterben ,,hQren** sollen.
Bretlan, Jiaaar 1880. B. PfetMiauun.
S. Klflilly H. J.: Lehrbuch der Erdkunde flQr Gymnasien, Bealschulen und Shnlicho
höhere Lehranstalten. Mit ^Ci in den Text eingedruckten Karlen, 86 land-
schaftlichen, ethnographischen und astronomischen Illustrationen. 8% XU. u.
34-i S. Bruunsrhwcig, Vieweg, im).
Das vorliegende Buch betritt mehrfach neue Bahnen. In seiner äussern Er-
scheinung zeichnet es sich durch einen Beichthum von Bildern und Karten aus.
Allerdini-'s ist diM- Cicdanke, Bilder und Karton in die geoprapliisrlien Lehr- und
Handbücher oinzufugon, nicht neu: v. KlOdon hat in seinem Handbuche viele Abbil-
dungen von wichtigen Naturerscheinungen, namentlich auch von Naturprodukten;
in Umlauft's ,, Oesterreichisch-Ungarische Monarchie" erfireut uns eine Anzahl
charakteristischer Land^chafi^l'iMer; v. Seydlitz hat Beihen voo Landkartenskizzen
in seine Leitläden und Lehrbücher aufgenommen.
Aber so nothwendig uns die Abbildungen als lebendige Anschauungsmittel
in einem geographischen Handituche oder auch in der monographisciien Beschrei-
hunfj eines einzelnen Landes erscheinen, so wenig wollen sie uns in den enpen
Rahmen eines für die Schulen bestimmten Leitfadt;iis passen. Nur zu Ott wird durch
die Bilder die Aufmerksamkeit des Schalers von dem Texte des Buches oder von
dem Vortrage des I-ehrers abgelenkt, und was auf der einen Seite gewonnen wird,
geht auf der anderen wie«ler verloren. Das Bcddrfnis nach Anschauung ist jn vor-
handen, es ist als ein dringendes anerkannt ; aber es muss und wird ihm in anderer
Weise Gentkge geleistet werden, namentlich durch Sammlungen charakteristischer
Bilder in grossem Masstabe, wie sie einzeln bereits vorhanden sind, in weiterem
Umfange vorbereitet werden.
Karten sind im Te.\te des Leitfudens und Lehrbuchs nur insoweit gerecht*
fertigt, als sie in dem Schulatlas — dessen Gebrauch auch Verfiiaser des vorliegenden
Lehrbuchs durchaus nicht zurfldcgesetzt sehen will — nicht zu finden suid. IMe
') £9 lohnt sich kaam, dabei zu bemerken, dass <ta> Wt)rt Tscbude nur ein fremdes,
Mwonderliehes^' Volk beielehnea aoll, and itm man imit gegenwärtig den Stamia der Westen
beaannt. Finne beisst russisch FinlAadeti nnd liaehadioiMU.
Kttüw's ZdtMhrlfl I. JM. 0
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klointni Kartonskizzen snllon vielmehr einen Selilüssel zum Vei-sländiiissc des Atlas
enthalten, oder sie sollen einzelne kleinere Theile der Erde, wie die Umgebungen
grosse Stidte, FlussmQndungen etc. vcrunschnulii^hm : rlrr Sueskanal, die Panama-
I tlin, Konstantinopel, der Gotthardtunnel, New-York sind passende Beispiele für
Einzeldarstellung.
Unter den im Buche gegebenen Abbildungen findet sieb nun eine Anzahl
gut ausgewählter Charakterlandschaflen, wie die D irsteUung eines Gletschers, eines
I.ihi'.'sthals, des Vesuvs, der Jungfrau, der Srhiicekoppe, des Thdringer ^Yaldes,
einer Kokrisi>ahnenlandschaft, die ideale Aullassung des Niagara u. a. m. Unter
den ethnographischen Abbildungen sind mehrere gute GharakterkOpfe, doch auch
Köpfe unbestimmten Charakters (Itei dem „Rewohner von Ceram" erföiirt man z. B.
nicht, wess Stammes er ist ; als Iki.schmaim i.st in unpraktischer Weise ein Greis dar-
gestellt worden). Einige Landscbaftcu sind nichtssagend, wie die Taniinaschlucht,
ein Qnerthal, eine Lan^haft ans Sodafrika. Her Cotopaxi ist nicht naturwahr
abgeliiM t; auf dem Profd von Palästina S. 24 ist seltsamer Wei.se das jodische
Hochland als zw<'ispitzi!,'ci- lier^' dargestellt. Und die ftusserst charakteristische Plateau-
form nicht zum Ausdruck gekommen.
Von den beigegebenen Karten erscheine uns die von Deutschland und den
deutschen Provinzen, auch die von Afrika, Australien, von den ostindi.schen Inseln
(auf denen so leicht die Vulkanreilien mit schwarzen Punkten hätten bezeichnet
werden künnen!), von Neu-England als überllüssig: nicht weil sie so wenig enthalten,
sondern weil dieses Wenige, und zwar mit noch einfacheren Umrissen, mit hesserem
Erfolg von dem Lehrer an die Wandtafel gezeirhnct werden kann, der gedruckte
Schlüssel zum Verständnis der Karte im Schulatlas also hier nicht nötbig ist.
Mehrere Karten zeigen beträchtliche Mängel, zunächst in Nichtbeachtung derH5hen-
schichtenverhältnisse : so fehlen in Hussland charakteristische Theile di'r Höhen-
])latfen fLivland, das hohe rechte Wolga-UCer) ; die lirtlienkarte \ nn Frankreich gieltt
ein unverständliches und theilweise unricluigcs, die Dai-slellung der Üulkanhalliuisel
ein verworrenes Bild, während es doch AoCgabe der Kartenskizze ist, die Ilaupt-
züge hervorzuheben und, so zu sagen, den leitenden Gedanken in der Anordnung
der Gebirge zum Ausdrucke zu bringen. Oder es sind imthwendigo Theile der
Zeichnung weggelassen, wie iti Skandinavien, wo nur einzelne Eis- und Schnee-
felder erscheinen, in den Niederlanden, wo einige Kanäle gegeben, andere und
wesentliche fehlen, aber das trockengelegte IJ (itn Jahre 1880!) noch als Meeresarm
angegeben ist. Dass in der That mit KMi t<'itskizzen Besseres en-eiclit werden kann,
zeigt die Skizze von Württemberg, auf welcher der einseitige Abhang der Alp mit
einfacher Klarheit hervortritt, und das durch die Meeresschraffirung gut hervor-
gehobene Bild der Pyrcnäischen Halbinsel, welcher wir nur efaie kräftigere Gebirgs-
zeichnung gewünscht hätten.
Die physische Geographie ist kurz, vielleicht zu kurz behandelt ; für den
Unterricht wird der Lehrer Manches hinzuzufDgen haben, wie z. B. Ober die Be-
wegungen von Lufl und Wasser, l^nter dem Titel, ,,da.ss die physische Erdkunde
mitunter nichts sei als ein Exkurs in das Gebiet der pojiulären Naturwissenschaften",
ist, ^o dQnkt uns, Manches ober Bord geworfen, was im allgemeiucn Theil der Erd-
kunde nicht wc^allen darf: so fehlen wesentliche Mitlbeilungen Ober Stoinkohlen-
und ErzlaL'crsf "itten in ihrer Bedeutung fdr die Industrie, iihi'r die wichtigsten
Kulturpflanzen und ihren Einfluss auf das Leben der Menschen (europäische Ge-
treide, Reis, Baumwolle, Wem etc.), Uber die Viehzucht in Kulturstaatcn, wie in
den australisdien, sodafrikanischen, argentinischen, asiatischen Steppen. Auch die
Abschnitte über ch.arakteristischc Gest;tHuni.'. Bodcnerh.<l>ung. Klima der einzelnen
Länder sind kurz gehalten ; anzuerkennen dagegen ist die durchgängig knappe, klare
sprachliche Form.
Gründlicher und ausführlichei- ist dit; mathematische (,, astronomische") Geo-
graphie behandelt. Mit l!>'cht steht sie darum um Schlüsse. Für die mit der
Stereometrie bereits vertrauten i'rimaner einer Ucalschule eignet sich dieser Ab-
schnitt bei seiner praktischen Haltung vorzoglich gut.
Ist es uns gestatte noch auf einige Einzelheiten cinzugelu'n, so hat uns die
Einlheilung der Alpen in Vor-, Mittel- und Hochaipen (S. 53) nach dem Masstabe
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— 85 —
der Höhe nicht behagt, da das Wui l Miltelaipen von den Geographen schon zwei-
mal in verschiedener Bedeutung gebraucht wird. S. 104 scheint uns der Schloas
unrichtig, dass die unsyniinetrisclie Lage Südamerikas zum Ac(iuator es sei, welche
diesen Erdtheil hinter Nürdamerikn zui ückslohcii lässt; mehr wiikcii die j^Tussere
Entfernung von Europa und daä fUi' europäische Masseneinwanderuiig ungunstige
Klima in der Tropemconer Ber Erzreichthum des Erzgebirges (S. 133) ist ober-
schätzt; lim ist nur noch von untergeordneter Bedeutung, der Eisenbei ^ljau hat
nie ^'rossen Uinfanjj pewonnon. Das Milhrische Gesenke (Jesenika, Escbeiigcbir^'e)
hut nicht „wenige und unbedeutende" Gebirgskuppcn : auch der Altvater und der
Kopemikstein geboren dazu. Die Rhön ist nicht ein Basaltmussiv wie der y<^els-
bei'g, sondern besteht aus einzelnen Eruptivraassen. Beifort ist nicht uvhr blosses
AfTondissemont, sondern die Franzosen haben den — deutscherseits fieili<"ii nicht
zu rechtfertigenden — Namen ,,Üei)urtement du Huut-ilhin" wieder aufgenonnnen.
Leipzig. 0. Delltieli.
6» Nippon Chi-8hi Toi-yö, d. b. „das Wissenswerlhoste von der Erdiiunde Japaii's.'*
Tokio, 1875— 1S78. 77 Hone.
Diese neueste und uuilassendste Geographie Japans wurde vom Cbiri-rio (Geo-
graphischen Bureau) zu Tökio unter Leitung seines Chefs Tsnkamoto herausgegeben.
Um die vielen Fehler früherer einheimischer Publikationen der Art, welche im
Allgemeinen noch .sehr ungenügende Lei^itungen sind, zu vermeiden, sandte man,
wie es in der Vorrede heisst, die betreuenden Abschnitte an die Regierungen der
Fu und Ken zur Durchsicht. Das Werk gidM zunftchst einen UeberiiUck Iber das
ganze Land unrl behandelt dann die bcidi'n Hauptsllldte, d;us KInai und die Hachi-dA
(Acht Landstrassen) oder acht grossen Bezirke und scidicsslich die lUukiu. Es
legt mit Recht die alte Eintheilung zu Grunde und bringt für jede Provinz das
Wissenswertheste über ihre orohydrogi-aphischen Verhältnisse, Bevölkerung, Orte,
Industrio <>tc. Die Tcmperaturangabcii bcziclKMi sich auf Fahrenheit und die Ent-
fernungen sind in ri zu 36 chö angegeben. Soweit es möglich war, hat man die
Hflhen der Berge in englischen Fi»s ausgedrttcict, sonst in der alten, wenig genü-
genden Weise tia< h (K r Zaiil der ri, auf welche der W^ vom Fusse zum Gipfel
veranschla}j1 wird. Es versteht sich von selbst, dass man in Bezug auf manche
Dinge, wie iemperatur, Ilühenangaben und dergleichen ganz auf die zugänglichen
BMdMMlitungen von Fremden angewiesen war und sich darum ttberall fdhlbare
Lücken zeigen. Auch darf man keine solide naturwissenschaftliche Grundlage
erwarten. Aber als slatistisches Sammelwerk bringt diese Geographie eine Mimii''-
mit -grossem Fleisse zuäummcngctragene und jedenfalls zuverlässige Notizen und
bekunde immerhin ein&k wesentlichen Fortschritt auf diesem Gebiete.
Marbarg. J, Beia.
7, £gli^ J. J.: Etymologisch-geographisches Lexikon. Separat-Ausgabe des lexi-
kalischen Thells der „Nomina geographica'*. Leipzig, Brandstetter, 1880.
Li des Jahren 1870f79 enehien bd Brandttetter ia Leipdg unCer dem litel Nomtoa
geograplriea eine Oberaus omfangreiche Arbeit (8", 298 S.) EglPe als „Versuch daer Allgemeinen
Oeopraphischen Onomatologie". Dieselbe bestand aus 2 selbstftndigen Tbeilen, einem ,,Tifxikon"
und einer „Abhandlang". Das Lexikon enthält in alphabetischer Ordnung die «tymulugiscbe
Erklftrong ron melir als 17000 geograpUielieB Namen; jeder Artikel giebt, aueaer der Naniens»
deatung selbst, auch die Lage des Objekts und die erforderlichen Quellen-Citate an. Bei der
Auswahl leitete den Verfasser vor allem die Rücksicht auf die Zuverlässigkeit der gegebenen
Etymologie; eine Zahl von Namen, deren Erklärung nicht völlig sicher schien, wurde durch ein
Zeieben kenntUeb gemadit Aaf dem ia dIeMm lexikaliieheB Tbeile enüullenea Uatetiil Amte
der andere Theil: die „Abhandlung". Die Untersuchung und Gruppirung der erdkmdKdlea
Namen führt den Verfasser hier zur Aufstellung des Satzes: „Die geographische Onomatologie,
ab ein Ausfluss der geistigen Eigenart je eines Volkes oder einer Epoche, spiegelt sowohl die
Kahontofe, ab die Koltaniebtniif der Tenebiedeaea oaonatologtseben Herde** — IMe ▼orliegeode
Sepanit- Ausgabe des lexikalischen Tlieils beabsichtigt den für die Praxis, namentlich für den
Bedarf der Lehrer höherer Schulen, zunächst in Betracht kommcaden Abschnitt der Egli'scbeQ
Arbdl weiteren Kreisen zuganglich zu macheu.
I
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Notizen.
1. Bemerkungen zui" Kai t e dei- j^eo-^raph. Vertheilung der
Juden in Niedci J^achsen.
Mit einer Untersuchung über die geograph. Verbreitung der Keligionen und Konfessionen
ia IfiedemeltaeB beadiifUgt, empfand d«r Unteneiehn«t« dM BedOrfiiii tfngeiheiiderer di« Ter*
brei'inn;;; der vcrscliicilcncn Konfessioiuüi darstelloiulon Karten, nls uns bisher gebotes wurden.
Wir bearbeiteten zunächst eine detaillirte Karte der geographischen Vertheilung der Joden, der
wir die Ergebnisse der Z&hlung vom 1. Dez. 1871 xu Orande legten, und welche wir d«B rer*
liesenden Hefte beigeben. WUirend dieee Karte den Pfoentiats, wddien die Semiten unter der
CkearonitlifviilktTung aller Distrikte aiisrn:ich«>n, voranschaulicbt, soll eine spütcre (lif> Vi-rliroitung
der Juden nur in den ländlichen Diätrikteu, eine dritte dieselbe nur in den auf dieser zweiten
Karte noberfleMehtigt gelaesenen stidttschen Ortschaften TeranscbaaUelieB, wihrend eine Tierte
Wachsthum oder Abnahme der israelitischen Bevölkerung in den verschiedenen Landestheilen
(l;ir<tellon wird. In iUinlicli' T Weise beabsichtii;pn wir dann die hauptsächlichsten hier in Betracht
kommenden chribtlichcn Konfessionen kartographisch zu bearbeiten, um so einer eingehenderen
Uotetsnchang der geographiaehen Seite dieser Verhftltnieae eine Besie zu geben.
Wir gingen debel TOn der Anschauung aus, dass man für derartige Uotersacbungen ein
in den verscliiedenen geograplii^cben Heziehnngcn möglichst abgerundetes, zusammenhängendes
grösseres Gebiet wählen soll, für dessen Begrenzung uns aber die Benutzung politisch -admini-
Btrativer Greuen empfdüenswertli lebieo. So vereinigten wir anter dem Namen KiedenaehMn
die Lindert ftbr die der bente mehr und mehr vorherrschend werdende Sprachgebrauch diesen
Namen im engeren Sinne anzuwenden pflegt: Hannover, Braunschweig, OMcnburg. Schauiuburg-
Lippe und Bremen. Einzelne durch andere Länder vom Hauplkörper getrennte Theile (hier der
bnwMdiweigiecbe Amtdieiirk CalvOrde) mOsBen, wenn man ein in neb nbgncMoesenee Ganse
betrachten will, nuageschlossen und dem betr. sie umgebeudun grösseren Ganzen (also hier der
PrOT. Sachsen^ zugerechnet werden. Aus demselben (irunde wurden dagegen in Ni(>(lersacbseu
eingeq>rengte Enklaven und solche kleiuere Bezirke, die zwiächeu Niedersachseu und einem
anderen grMieren Gebiete eingeaehlonen Hegen, dabei aber ata efaie Blnboehtnng in dem nieder^
Mebdscheu Lande erscheinen, dem letzteren zugerechnet (z. B. Kreis Rinteln).
Alle Städte, die über 10,000 Einwohner zählten, wurden als selbständige Gebiete angesehen,
kleinere dem betr. umgebenden Amtsbezirk zugerechnet. Die Stadt Hannover ist mit den
anatossenden Gemeinden Linden and „Sebleae* und Gartenbeiirk Hannover** al* ineammen*
hangendes Ganze betrachtet worden, was, wenn auch nicht der administrativen, so doch der
geographischen Sachlage entspricht. Ebenso glaubten wir den aufstrebenden Komplex von Schiff
fahrts-Orten an der WesermQndung (Lehe^ Bremerhaven, GeestemQnde, Geestendorf) als Einheit
betraditen in eollen.
Da ein nach Kreisen berechnetes Bild den vorliegenden Zwecken nicht detaillirt genug
gewesen wäre, legten wir unseren Berechnungen die Aemter resp. Amtsgerichte als Einheit
IQ Grunde.
Lahr LB. J. I. Kettter.
3. Sdhreiben des EEerm Dr. G. v. BogaSalAwski in Berlin an
die Redaktion.
Hecbgeehrter Herr Redaktearl
Gestatten Sie geftlllgst, dass ich von Ihrer freundfidien Erlanbnii Gebraoeh madie, Ihnen
dnfge Bemerkungen Ober die von Herrn Dr. Krümmol in seinem Schreiben in die pp. Bedaktion
(8. 40 — 17 dieser Zeitschrift), betreffend ,,Die mittlere Tiefe der Oceane", f^c^cn meine Beiirtbei-
Inng seiner Bestimmungen der mittleren Meerestiefen gerichteten Einwendungen zur V'eröffent-
liehong in Ihrer geschltsten Ztitsdirift dmoaenden.
Hinsichtlich des ,,principiellen Streitpunktes über die Brauchbarkeit des vorliegenden
Materials zu einer Tictencrmittelung" mnss ich, trotz aller von Herrn Dr. Krümmel dargelegten
Grande — und ich bin hierin der Zustimmung der meisten meiner Fachgenossen gewiss — , bei
meiner Anaicibt Terbnrren, nimlieb da« bei dem immer noch vorhandenen Ifangel an Imneh-
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~ 87 -
barom Material alle Versuche, die mittlere Tiefe der Oceane zo berechnen, fOr jetzt noch von
keiaem streng wissenächaftlichen Krfulgc sein können, und dass wir ans vorläufig damit begnügen
mOasen, Data zu sammelii und ^dieselben kartographisch oder tabellarisch übersichtlich darzu-
tMHem, ehe wir werden in Stuide aeln« an* ihnen nadi cenaoerea Methoden, ab die Jetsifieo,
welche der Natur der Si^ch*» nadi nur unvollkommen und unsicher sein künnen, Mitteltlefen
abzuleiten, die als Stutzpunkte für gewisse theoretische Forschungen dienen sollen.
Allerdings ist die Ermittelung von approximativen Werthen der Tiefen der Einzelmecro für
beeflinate Zweeln ab berechtiget aasoeikenaea, wenn es ddi n&mlicb darum teadelt, dieee unter
lieh annähernd vergli'ichrn zu können. Sobald es aber gilt, die mittlere Tiefe der ganzen Ocean-
mane der Erde als eine „methodisch gewonnene Ziffer (lä8U Fad.)" für die Begründung einer
fttr die ielilieit ,^ar mehr ab wahncheinlich su Ijezeichnenden Thataadie** (oliafidt de« Gblch-
gewichtei awiieiien den Haaaen der Heere und der Erdfeaten) rerwerihen lu wollen, moss man
doch Bedenken tragen, einem solchen Zahlen werthe irgend welches Vertrauen zu schenken;
gesteht ja doch Herr Dr. Krümmel selbst ein, dass er streng wissenschaftliche üründe für »eine
ZuTerrieht freilich nicht beibringen kOnne (b. d. Zeibchr. S. 41).
Es ist dankbar anr-uerkenncn, dass Herr Dr. KrOmmel, um die von Herrn Prof. Snpan
«nd mir gegen seine Ilerleilung der Mitteltiefeu der FiüziircM.T peinaohten Einwendungen zu
widerlegen, sein dabei angewendetes Verfahren im AUgemeiueu sowohl als für Einzelfälle in dem
erwihnten Schreiben an die geehrte Itedaktion ausfhhrlieh entwickelt hat Doch kann ich mich
ndt aeincn Methoden, wenigstens hinsichtlich der Ticfenbestimmungcn in dem oiTenen Ocoane,
inner noch nicht recht befreunden, da die Abschätzung des Wertbes der einzeluen Ticfen-
nngnben, ob «e in jedem einseinen Falle nach der gemachten Vorstellung der Steigungsverbält-
ntaae erböbt oder erniedrigt werden mOnen, um mir Herleitung des Tiefennütteb benutit wwden
zu können, doch immer noch eine zu subjektive bleihni dflrft«^, als dau ea Itntthnft Wftre^ die
davon hergeleiteten Zahlenwerthe als hinreidiend genau zu betrachten.
Ich habe es keineswegs, weder absichtlich noch uoabsicbtUcb, übersehen, dass die Lothungen
der „Kasean" auf der Brit Adm.-Kart 942^ „nidit bb inn Meereagmnde hinabreiehten"; da «her
keine Lothungen in der offenen Molukken-See Tiefen von 2100 Fad. und darüber ergaben, konnte
meiner Ansicht nach die Krüraniersche Schätzung der mittleren Tiefe der Moliikken-See nur eine
willkürliche sein, und ich habe sie nur als ein Beispiel anführen wollen, aus welchem mangel-
haften Material Hwr Dr. KrOmnel seine mittleren Hdtni abgelötet hat Dasselbe ist der Fall
mit der vermeintlich aus Flui hii^ki it entstandenen „Entstellung" der Krümmcrschen Tiefen-
sch&tzung des südlichsten Theiies des Atluntiscben Oceans. Derselbe Vorwurf der Entstellung etc.
dürfte indessen auch Urn. Dr. G. lioipoldt treffen, welcher in der von ihm selbständig bear-
beiteten und herausgegebenen „Pbysiaeben Erdkonde" Oac Pescbere (Bd. I. pag. 41S Ann. \\
nachdem er Krümmel's Arbeiten so anaierordentlich gelobt hat (s. a. a. 0. pag. 411), wörtlich sagt:
„Dieser Werth (1500 Faden zwischen 50'— 60';!" S. Br.) gründet sich nur auf drei Messungen
der Cballenger-Expedition." Da übrigens von Herrn Dr. Krümmel in Tab. II. (S. 76) schon zwischen
45«-^* & Br. und 70* W. L. ~> 20* 0. L. eine Tiefe von durchweg 1500 Faden geaetst bt,
80 hätte nach der „nicht gmu unbegründeten Hypothese", dass alle drei offenen Oceane in
höheren sfidlichen Breiten sieb immer flacher zeigen dürften, als in der Nähe der Wendekreise,
ftr den betreifenden südlichsten Theil auch schon ohne die drei Messungen der Cballenger*
Expedition eine geringen Tiefe ab 1500 Faden gesetat werden kOnacn.
Schliesslich gestatte ich mir noch auf einige Druck- und Rechnungsfehler resp. Fort-
lassungen aofmeritsam xa macheii, welche mir bei Durchmusterung von Kapitel V. des Krümmel-
Mto Werkes und der daro gehörenden Tabellen aufgefallen sind, und die wohl bitten ver-
mieden werden können.
In Tab. I. Nordatlantischer Ocean ist das .\rcal desselben zu 32,820,0(55 qkm und
das Volumen zu 129,669,130 cbkm angegeben, während es in der That 32,720.967 qkm resp.
129,705,940 cbkm hefasen »oU (8. 74 bt das Yolnmen des Haupttbeib angegeben m 129,708.940,
also auch nicht ganz korrekt). Die mittlere Tiefe des Haupttheils des nordatlantischen Raumee
ist hiemach 2167,» Fad. = 9^964 km, statt 2161 Fadr> = 3)952 km, und danach nun es bebien
(s. S. 74 und 75):
Tiefa:
FUMm
VoInOMB
Fad.
km
obkoi
2077
3,798
84748707
181960355
2016
3.686
76851740
283296605
Kordatlantiieher Theil
Atlantischer Ocean
In Tab. II. (S. 7tl) Süd atlantischer Ocean ist das Areal, nach Summirung der ein-
zelnen 10 Felder von je Breite und 10** l.änge, zwi;>cb^ ü"— ÜU" S. Br. und 70" W. 1* bis
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— 8g —
20* 0. L., 82,104,895 qkn statt 32,284,895 qkm (bei Krflmmd) und UernMlt die Mittcitiefb
2155 Fad. = 3,ft42 km statt 2100 Fad — 3,840 km.
In Tab. VI. S. 87 Nordliches Eismoer wird unt4?rscliicdi'n Hostimmbarer und
ünbestiiniuharer Theil, wohl nicht ganz korrekt; S. 86 werdcA dieselben TUeilo auch richtiger
als erforschte und nnerforsehte Polarrttnme boelelmM.
Nun gicbt Dr. KrOmmel an (in Tal». YL 8. 87):
Mittlere Tiefe
km
0.7.50
2.713
Unbestimmbarer Th eil, ala Meer gerecboet :
soll aber sein
Fläcbo
<ikui
4218150
4218150
MB. Bai Abrundunir auf 2,7^ km i(t Vol. 11.599,010 cbkm. wuruu
oblc« Angabo «1* lapnu oalaiui tu erkliten wKn.
Fad.
1500
1500
Volumen
obkm
1169910
11570380
542
0»09l
9800540
9200870
abo: Ganses nOrdHehes Eismeer ....
840
1,586
18578690
20860750
845
1,545
1:1578090
20990280
Diese hier ane -fiilirton Korrekturen mOSMu aneh an der alle Hitteltiefen resumirenden
Tabelle XXVI. (S. ULtj aune bracht werden.
lo dem Kopfe fast simmtlicber Tabellen feUt die Besricbnong der Liage^ ob Qstlieh oder
westlich, resp. dieselbe Bezeichnung bei dem l'ebergange von östlicher T.änge in westliche oder
umgekehrt. In Tabelle IV. SQdsee muss es heissen ö. staU w. und in Tabelle VII. 941 ^ ^
statt 491 *
Berlin, im Januar 1880. Oeofff tob BefistewiU.
3. Mittheilung des Herrn Proi; Dr. G. A.. v. Klöden an die
"Redaki ion.
In meinem UaudbmdM der Erdkundt- habe ich statt der Namen der ächleswigscfaen Inseln
S]4t oad Fahr die Mterea Benemrongen gebraneht und Un iesAalb getadelt worden. Heine
Qndle war
Clement: Schloswic;, dns rrboirn der Angeln nnd Friesen. Altona 1867. Darin bosst
es (pg. 9): a. 1202 heisst die Insel noch Sil.
pg. 14: IKe Uteste dftnisehe Originalkarte Ton Comelins Antonius entbilt keinen danlsirten
Ortsnamen; sie nennt Sil nicht Salt, wie jetzt die Deutschen den Dänen zu Gefallen QMredien,
sondern Salt, was doch noch richtiger ist; denn wir Frie5en sagen Sal, Sil und Söl.
pg. 12: König Alfred von I:Ingland spricht von dem Lande, das man Angeln nennt und
SiOende (dem grossen Lande Sil. von welcbem nur Luel Sil ooeb übrig ist).
pg. 56: Das Erdbuch von 12:n nennt unter den Utlanden Sil und Fabr.
pg. 112: Die Inseln Sil, Febr, Ameram, Bern.
Berlin, Januar 1880. G. A. Y. KlSdeu.
4. "N"eno \vist?euscliaf>licho A.i'boiteii üVier Finnland.
Vor Kurzem erschien das erste Blatt eines grossen geologischen Kartenwerks u. d. Titel;
Hoberg, K. Ad.:.Finlands geologinka nndersdkning; Xartbladet 1; 1: 200,000. Basselbe ist ans
der Lithogr. Anstalt des Generalstabs zu Stockholm berrorfegangen ; der dazu gehörige Text
(8*, 49 S.) wurde in der DruckiTtM di>r tiiinisehcn Literaturgesellichaft zu Helsingfors gedruckt.
Ferner erschien ^iu tinnischer Sprache) in diesen Tagen der Anfang einer Geographie Finn-
laads (Suomen Haantiede kansalaidlle), im Aoftrage der flnnisdien LIteraturgesellsdtaft von
K. E. F. Ignatius (Direktor des kais. Statist. Amts Ton Finnland) bearbeitet. Das publicirte erst«
Heft des ersten Theih umfas.st 171 S. in Oktav, mit 2 Karlen; der erste Theil wird im Ganzen
ca. 35 Bogen enthalten. Verlag von G. W. Edlund in Helsingfors; Preis des 1. Hefts 3.50 frs.
Wiborg in Finnland, Febr. 1880. A. B. Modeaiu
6. N&iQbtras zu der Besprechung der Cartas de Indiaa
im 1. IletV, d. Ztschr.
Zu metner Besprechung der Carin:- ih: India» in dieser Zeitschrift (Heft 1 S. 38—40) sei
mir uoüh die ergänzende Bemerkung gestattet, dass sieb das Datum des ersten der beiden
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Schreiben Colon's, die in diesem Werke nbgednickt sind, genauer bestimmen iSlsst. Es wird m
den Papieren gehört haben, mit welchen der Admiral Antonio de Torres am 2. Februar 1494
nach Spanien entsandte. In mehreren Verfügungen, so in der Jieal Frot iaion vom 10. April 1495
(NBTftrrete II. edidoo 2, 8. 186—189), ist auf diese YoneUIg« BOdniebt genommen. Bs ist dtt
von Wichtigkeit, weil man mehrfach angenommen hat, dass die spaiüschen Monarchen gegen
Colon's Wunsch handelten, sxU sie die Entdeckungsunternehmungen von Privatleuten begünstigten.
Wegen des S. 39 erwähnten Antonio des Espcjo, ist auf das von Ternaux in dessen
BMMhiqtu AmtricahM S. 86 Nr. 170 beadirielMae W«A NtwU^tko otkerwUt Uu vo^mgt
of Antoni de Espejo zix rerweiwn. Ucber die verschiedenen Bedeutungen, welche die Benennung
Keu-Mpjico bat, findet man ausfnbriiebe Auskunft in dem gelehrten Werke des Professon Busch-
mann Die Spuren der Aztekiachen Ü^n ache, Berlin 1859, S. 247 und 324 Aam. 1.
BreiUu. B. PletodUMai.
6. Vorträge in den Gtoograph» Geeellsohaften.
Die Redaktion beabsichtigt, um eine raschere und bequemere OrienÜrung über die Themata der
in den Geofrraphischen GesellBcbaflen jüngst gehaltenen Vorlrftxe in ermöglichen, dieselben nach
grtaeren. ihrem Inhalte entsprechenden Rubriken geordnet Tur den Gebrauch unserer Leser zusain-
mensostellen. Sie gedenlit «Ue eeit dem 1. Januar 1879 getaaltenen derartigen Vortrige namball
xn machen.
1. Europa.
Anruni, Dr. (als Gast), I cber seine Sdae im Ural im Sommer 1879. (Berlin, Ges. f. Erdic,
89. Nov. 1879.)
Derichsweiler, Dr.: Die Gletschcrwelt des Montblanc. (Metz, 6. Mai lf<79.)
Gebauer, Handel^jschullebrer : Die Bedeutung Acn T.'ibaks im Kgr. Sachsen vom Stundpunkte der
Industrie und Ilandelsgeogr. (Dresden. 28. Nov. 1879.)
6ertand, Prof. Dr. (als Uast): Merkwürdige V'ogesenbergc. (Mete, 2G. Jan. 1880.)
Oerlmd, Prof. Dr. (ah Gast): Die Vogescn. (Meta, 18. Uärz 1H79.)
firmf, C: Ueb<?r die Gotthardbahn in ihrer Bedeutung für den Weltverkehr. (Dresden, 25. April 1879.)
Kettler. J. I. (als (Ja.st): Ueber die ethnographischen Verhältnisse Niedersachsens. (Hannover,
Dp/.. 1S70.:.
Kollm, lugen.-IIauptin. : l eber die neuesten Ausgrabungen und Funde bei Merten. (Metz, 10. Jan. 1879.)
Koilm, Ingen.-IIauptm. : Die Donau und ihre Bedeutung fOr Europa. (Meta, II. NoT. 18^.)
Mdller, Dr.: Der HunsrQck zur Zeit der Römer. (MeU. 8. I>es. 1879.)
Peiickert, A. : Ueber Pomp^i. (Dresden, 7. Not. 1879.)
tMierwein, Dr. G.: Ueber Nnmettt BftM, Sittn, Spntihe nnd Mythologi« der Lappeo. (Dreedon,
2ri. Ai)ril 1879.)
Scholz, Dr.: Die Sprachgrenzen in den Vogesen. (Mets, 18. Febr. 1879.)
Sckramn^ Dr.: Ueber d. itnlien. VoliteoliAraIcter. (BreneB, 17. Bes. 1879.)
INMelten, Dr.: Lothringisebe Ortannmen. (Mets, 10. Jan. 1879.)
UMeisen, Dr.: Das römische Lager auf dem Ilerappel bei Kochern. (Metz, 18. Mal 1879.)
WMernaiui, Dr. (ab Gast): Notizen aber das Moselklima. (Metz, 18. Febr. 1879.)
2. Asien.
Credner, Dr.: Ssibiriens Heilcutung für den Welthandel. (Halle a. S.. 11. Febr. 1880.)
Kunde, Hauptm.: Das Vordringen Itusslinids in CeiUralasien. (Metz, 24. .April 1879.)
Liebert, Hptm. : lieber die deutäche Expedition nach Westssibirien im Jahre 1876. (Hannover,
19. Jan. 1881).)
Selmaider» Dr.; Die Stadt Lenkoran am Icasp. Meere. (Dresden, 23. Mai 1879.)
8. Afrika.
Helub, £. (als Gast), Ueber seine Keisen in Südafrika. (München, 12. Jan. 1880.)
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üebert. Iv: l obcr Carl Rittor (Hannov. r, 20. Okt. ls79. i
Marths, F.: Was bedeutet Carl Ritter fQr die tifographieV (Berlin. 11. Okt. lHl\i)
Faebliel'LgscIie. Dr.: Ueber die Berliner Sitzung des Ausschufses der deutsch-afrikan. Geselkcb.
nnd der Delegirten der geognidi. Geseliscbaften Deutschlanda Aber die Gründung einer
allgem. dentsdien geogr. Geselisebaft (Leipzig, 29. Okt. 1879.)
PeclWiii*Lflsche, Dr. Tals Gast): l'ohrr il. Natur(?oscbichte der Wale und Obpr dm Fang derselben
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Ruge^ ftof. Dr.: Die Berliner Unterhandloogen vegen Gründung einer „AUgoneinen deutscha
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Rüge, Prof. Dr.: Ueber die histor. Krwfiti'run^' des Horizont?. fDmsdon, 2. Mai 1S79.)
ScbaiMt, 0. (aus Strassborg): Das Pferd als Zeuge der Desceudeuztiieorie. (Metz, 25. Sov. 1879.)
'7. AuBfbhrliohere Reoensionen geographiscdiw Arbeiten.
Einem Wunsche uiserea verstorbenen Mitberaosgebers, Prof. Wappaus in GMÜngen, nach-
kommend, wird ilie Redaktion in jedem Helte ein Verzeicnnis von neueren ausführlicheren Recensionen
geographischer Arbeiten bringen. Wir beabsichtigen, alte »eitdem 1. Jan. 1879 erschienenen derartigen
HecenMunen , die zu unserer Kenntnis gelangen, aufzunehmen. Ztigleü-h richten wir Ixri dieser
Gelegenheit an die Herren Referenten und Kritiker die cnjrltftie Billr, unn (•itwn Ahzug jetter ihrer
ilryiirtiiji'n Ih'sprechunij mörjlirhst bald nach ih-m Krsi ln'inen zu^i nili )} :u u-o/Ii'h ; den Hi-rren, die
uns aul ilicsc WViüe boliilflit h iein wt-rdeii, eiiuMi rini;^lic)ist voll>l;iiiilif:i>ii l olii-i hlii k üIh t den jewei-
lipi'ii Si.Mnl iler gi'OgrJipli. Kritik tu g<'ltcn, sprerlu'ii wir im vnraws hiiTinit unspii-ii M'rhindlirhstcp
liaiik ans. llas I iitm i'ssr iJer V(iiist:liiilii.'koit s< liicti uns /n j;<'bielPii. :iui'h ili<' in ^it/unticn pp(ij;i-a-
phisi'liiM (m'soINi in'N'ii vor^it'lr.T^fi nen HefiMMte dicsri du' nii lit weitrT ilui . h hi in k \ i r<in'<'nll irlit
hind. liier anzuiuhifn. — Die Nanntii der Itelerenten sind mit sog. Qrotssk-lAttsrn, <lie Nainea der die
Kritiken eutiialteiiden Zeilaohrifloii eur$i» godmcitt.
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Normalhifheniiunkt f(ir d. Kgr l'reussen. Der — an d. kgl. Sternwarte zu Berlin,
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Jermaks Kriegszug (1678/81) und die Lage von SsibiP.
Von J. J. Ktrli.
,,\Voin) I'rktiiiiloti ein Rewois sind »ior Warheil riuev Geschieht, so ist dm
sibirische unslrciti<{ uine der zuverlässigsten. Der Herr l'rolcssor Ggiuiard FHifciDuicH
MüKLLBR, nunmehr ruBBiach-kBiserlicber Collcgienraht, liat wflbronder kamtschat^
kiachen Expedition das GIQk gehabt alle Archiven der sibirischen Canzleien durch-
zusuchcn iitid sich die MateriaMen zu einer sibirischen Geschiebt anzuschafTon."
Mit diosoii Worten beginnt I. E. Fischer die Vorrede seiner „Sibir. Ge-
schichte" (s. unten).
In der That, die Geschichte der Eroberuni^ und Entdeckung Ssibiriem liegt,
ihrem jungen Datum entsprechend, den Hauptzügen nach klar vor. Und doch
sUtest, wer es versucht, dieselben kartographisch nicderzul^en, auf Unsicherheiten
und Sch\vi(Mip;koitfMi — srhf)n in den Details jenes Zuges, welcher die eigcnllicrhe
Erobcrungsphusc err.lVnet. l'nsor Vorhabon zielt daliin, über die geographische
Seite (vorläufig nur) der Jlumak'scIk n Unternehinung einiges Licht zu werfen.
Wir glauben dies am sweckroässigsion so zu erreichen, dass wir vorerst die
literarischen Quellen dieser Geschichte ins Auge fassen und den Hergang selbst
in zwei Kapitel trennen: Vorzeit und Kriegssug. An letztem schliesst sidi die
Untersuchung betreffend die Loige von Ssibir
• *
I. Qncllen.
Wem die russischen lliit'smittel unzugänglich sind, dem dient als IIaupl(iuelle
Ober unsom Gegenstand
F. Gh. Muellbr, Sammlung russischer Geschichte. 5 Bde. 8^ Offenb.
47T7/79.
Für unsern Zweck beginnt hier die Darstellung in Bd. II. p. 3^5 mit einer
,,Kuiv.gerasHt(!n Naehri(;ht von dem Ursprimge der Stadt Ps\iv'(jnynd" etc und speeiell
in Bd. HI. p. 17<> ,,Sibiri.sche Geschichte". Diese erstreckt sich dann, ein Em-
sGhiebael, Dd. V. p. 291—398 abgerechnet, bis zum Schlüsse des ganzen Werkes»
rBumlich Ober den ganzen, heute russischen Landerraum Nord^Asi«», zdtlich bis
zum Ende der ,, Zweiten Kamtsehatkisehon Expedition" (17:in;t5).
Das Werk ist die Neubearbeitung einer illtcrn Publikation.') Diese erste Form
liegt mir nicht vor ; ich weiss nicht einmal, ob sie ebenfalls deutsch erschienen ist.
Eine bis 4060 vorgerückte Arbeit, in russischer Sprache verOfTentlicht , blieb im
Drucke unvollendet.*)
Auch die uns vorliegende Nr iih arb >ifung ist nicht ein Werk aus einem
Gusse, wie die ganze Anlage, und iiisbe.^ondere das fivmdartige Einschiebsel des
5. Bandes, zeigt Aber das gt>l)oteue Material ist reichhaltig und genau, mit liebens-
würdiger Kiuriieit und Anschaulichkeit, wie mit bcwundcrnswcrther Umsicht und
Sorgfalt vorgetragen ; auf Schritt und Tritt spttren wir die sichore Hand, welche uns
leitet, den ftcht-historlschen Geist, welcher alles durchwdit und ordnet. Für die
Zuverlässigkeit der Angaben bürgen die archivalischen Studien, welche der Abfassung
vorangingen, und die geographischen Schilderungen verrathen den Gelehrten, der
1) Auf diese beruft sich der Titelbcisatz: „In einer mehr natürlichen Ordnung vorgetragen,
ata in dtr eisten Harmusgabe geschehen konnte." Dem Yonrort (I. ^ IV.) eBtaehmen wir, dass
iha Wefk ehemals, „vor ohngef&hr zwanzig Jahren," also um 1757, alt eifle perlodia^e Schrift
heraus knm. — 2) S. Vorwort su 1. £. FiscHEa. Sibir. Gesch. l.
Kettler « ZeiUcbrift I. Bd. 7
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^ 1)4 -
— als Mitj^licil (ItT ,,Z\v<'ilen Kamlschatkisrli<!ii Kxiti'ditiuii" — fast ^'ati/. Ssililrifn
krt'ii/. und i[iu'i- (liiicli/.ni^cn, viel«' AujJicii/.rii^t'ii ln-iamrii und /«■hu .lalirc seines
Lebens (17;i3.i4;i) in dun weiten Ländeiräunien Nuiü-Asieiis zuiAi braclit lial.
Parallel mit seinem Worice geht
1. E. FiscuEH, Sibirische Geschichte. S Bde. Sf^ St. Petersburg 1768.
Obglei<^h dieser Druck zeillich unserer Ausgabe des erstem') voraus^vlit,
bekennt sicli wie wir Kiii^'aii},'s «/esehen ~ der Vei fasser iinmnwunden als Nacli-
gftnger des K.ollegienralli>. Auf dessen Ansuclu n luiternalini er, als der l>nick des
russischen Werkes stockte, letzteres „iii's Kurze zu fassen und nur das, was von
einiger Erheblichkeit wftre, und dos gemeine Wesen interessirte, daraus ta ziben.'*
Dabei freilich wahrte sich der jOngero Historiker eiiii^i' Freiheit. „Ich habe",
sapt er in der Vurrede, ,,das viu' luii- li;ii'n<K> MuIIitscIic Otiginal vor l)losse
Materialien unKesehen, um daiaus i-iu nv\n'> didiiludt' zu errichten; und also habe
zwar die VVarheit der Suelien aufs Gewissenhafteste beibehalten, .nljer die Art des
Vortrags, den Stil und die Ordnung nach meinen Einsichten verftndeil; das Werk
in BOcher und Kapitel eingeteilet; den Innhalt jedes Absazes auf dem Hand ange-
zeiget; was dunkei, ntuleutürb, oder den Fremden ind^ekandl scheinen mo<:te, mit
Anmerkungen anfj^eklürel inid. um Sihiriru und die umligende Länder bekandtcr
zu machen, mit zweien Landi arlen . . . versehen . . .**
Ergiebt sich so das gegenseitige Verh<nis beider Werke mit vollster Sicher«
heit, 80 mit noch in Betracht, daas Fischer den Schauplatz seiner Geschichte nicht
so gründlich und allseitig aus eigner Beobachtung kennt. Fttr Schilderungen,
und überall, wo Autopsie ils wesentliches Moment in I{i'lr;ic|if nilll, ist er von seinem
grossen Vorgünt.'er doppelt .ilituuii^'i^^. Sein Werk kann weniger als Kompilation, es
niuss als umgearbeitete und al>gekiir/.te Neuherausgabe des M( i:ia.Ku si;hen bezeichnet
werden. Angesichts dieser Thatsache erscheint es unkritisch, wenn, wie der sonst
80 strenge Pbschel mehrfach thut,^ F. als Quelle citirt wird fiir Angaben, die
dieser selbst aus M. entlohnt hat.
Freilich hat - im nej4cns.itze zn der beseheidenen Selbstcbarakteristik —
Fisch i;n's Gf^schichtswerk auch seinen .selbständigen Werth. In gewissen Parlieen
ist es mehr als neue Form. Es bietet viele (eigne?) Zusätze und Ergänzungen,^)
wertbvoll vor allem auch auf ethnographischem Felde, und diesem Vorzuge ent-
spricht denn auch die Karlenbeihige. Dieselbe besteht in '1 Tafeln, deren erste
WpJit-, die andere Ost-Ssiliirim darstellt ; sie sind reich an Namen noch vorhandener
oder seit der comiuista uiiter.;e44an;4i'ner Vr>lker und Villkerstäumio und müssen
Oberhaupt, emeni nicbtrussischen Publikum ganz besonders, von anti(|uariseher
Seite aus willkommen sein.
Neben den beiden genannten Haupiwttiteo kommt f&r unsorn Zweck noch
eine Rähe andwer Schriften in Betracht.*) Im Hinblick auf die Fortsetzung, welche
1) Vergl. pag. 93 Note 1. — i) Et folgte erst 1740 nach Snibirien. --8) Uescbichte der
BrdkoBde p. S87 £, 801 A — 4) U«lirigeii8 kaao iek, wdl mir die illore roMlsdi gMdirielieiie
Arbeit Mueller^s unzugänglich, nicht entscheiden, in wie weit auch die wichtigen Rrgilnzun^a aos
der Geschichte der Eroberung Ost-Snibirii ns aul des Vorgängers Forschungen stehen. Es ist mir,
als „fuhie" ich diesen Boden bei jedem Schritt unter meinen Füssen. Von der grossen Zahl der
Notäa, I. p. 868—880, ist diese Herknaflt aosdrfiiddleb sugegebeD und ebenso «nsdrOeklidi
(II. p. der zeitliche Rahmen bis 1060 gespannt, d. h. gcnnii so weit als ilie ni^si-^chf Vor-
arbeit — 5) Bei dieser Gelegenheit können irir uns nicht versagen, für die ausgczeiclincte Zuvor-
kommenheit, mit der ans Hr. Prof. Dr. Tow Halm, Direirtor der königl. Staatsbibliothek in
HflnfllMn, die Ktemrisehea HUftndttel, wslebe wir in ZtUrieh niissen, bot TerAlguag stellte, nnsem
tlflftten Dank .-xuszusprecheii Klienso sind wir dem Bibliothekar des Tit. Kartcnvi^eins Zürich,
ooserm verehrten Kollegen ürn. Prof. IL Qrob, far Uberale Uilfeloistang zu lebhaftem Danke
verpflichtet.
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wir dem vorln ;4(Mulen Aufsalz /.u geben beabsichtigen, nennen wir gleich auch die-
jenigen mit, wi'lche über den Hahmea des JEBMAK'schen Feldzuges hinouogeben.
a. Augenzeugen.
Baeu, K. E. und Gr. v. Heumeksen, Beitiiige zur KcnntniäS des russischen
Reichs und der angrenzenden Lftnder Asiens. 26 Bde« 8^ St. Petersburg 1839/71.
BiM.iNo, J.j Reise nach den nördlichen Gegenden vom russischen Asien und
Amerika. (1785,94). Von M. Sauer. Deutsch v. M. C. Sprengbl. 8<> Weimar 1803.
CiiwosTuw, s. Dawyduw.
Dawvdüvv und Chwostow, Heise von St. IVlei-sburg durch Sibirien nach
Amerika mid »irttck (1802;a4). Aus dem Russ. von C. J. Schultz. 8<>. Berlin 1816.
Ehrenbbro, G., s. Rose.
Fhman, a., Reise um die Erde durch Nord-Asien etc. (1888/90.) 5 Bde. 9f^.
Berlin 1833 41.
Falk, .1. I\, Heitriige zur topugraph. ivcnntniss de.s ilussischen ileichs. 4*^..
3 Bde. St. Pburg 1785,86.
Gmeun, J. G., Reise dui-oh Sibirien in den Jahren 1733/43. 4 Bde. 89.
Gött. 1751.
HKi.MF.nsRN, G. V., Der Telezkische See und die Teleuten im östlichen Altai.
8». St. Petersburg 18:».
Helmeksen, G. V., s. Baer.
Humboldt, A. v., L'Asie Centrale. Deutsch von W. Mahlmann. 3. Bde. 8<>.
Berlin 1844. Vide Rose.
Krascheninnikow, St., Beschreibung des Landes Kamtschatka. Deutsch von
J. T. KuKiiLKH. /»"». Lemgo um.
Laxmann, M. E., Sibirische Briete, llerausgöijebea von A. L. Schloezer.
8«. Gött. u. Gotha 17Ö9.
Mueller, f. Cn., Geographie und Verfassung von Kamtschatka, aus verschie-
denen mündlichen und schriftlichen Nachrichten gesammlet zu Jakutsk 1737. In 8**.
Frankf. und Lcipz. 177i.
RosF, G., Heise (mit A. v. IlrMiioi.in und G. Ehuknukiu;) nach dem Ural,
dem Altiii und dem kaspischen Meoie (^182'J). 2 Bde. 8". Berlin 1837j4'2.
ScHRENK, A. G., Reise nach dem Nordosten des europ. Russlands etc. (1837).
8 Bde. 9f>. Dorp. 1848.
Stei.i.kii, G. W., Beschreibung von dem Lande Kamtschatka, dessen Ein-
wobncrn ete., Iierausgegeben von J. Ii s Fikf und Leip/.. 177i.
TscHiiiATscuEFP, P. V., Voyjige scientilique dans rAltai oriental etc. 8*^. Heidel-
berg 184Ü.
Wramgbll, de, Le Nord de la Sibörie. Trad. du Russe par le prince E.
Galutzin. 2 vol. 8<*. Paris 1843.
h Seefahrer, unser Gebiet streifend.
ßEECHKv, V. W.. Narrative of a Voyage to the Paciflc and Herings Strait.
2 vol. 4". London 1831.
CkWK tt. Kino, a Voyage to the Paciflc Ocean (1776j80). 3 vol. A^. Lond. 1785.
Kino, s. Cook.
KoTZKHi K, 0. V , Entdeckung:jreise in dieSodseeund nach der Beringsstrasse
(1815|18j. 3 Bde. i '. Weimar 1821.
Verbat»! van ile eersir Schip-vaert der Holländische ende Zeeuwsche Schepen
doort Way-gdt etc. (1594). 4'*. Amsterdam llii8.
Works issued by the Hakluyt Society LIV (The three voyages of W. Barents
1504196 by Gerrit de Veer). 9P. London 1876.
c. Sammler, C o m p i l a t o r e n und Bearbeiter.
Adf.m'nc, .1. Ch., Geseliichle der SeliifTahrt etc. 8'». Halle 17C8.
Archiv für Geographie 1\ (1818). 4'» W ien 1818.
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Darrow, .1., Reisen und Kntdcckungen etc. 2 Bde. 8<\ Leip/Aii 1707.
Rf:<:ki:h, G. \V.. Di«- KuMrckunji von Sibirit-ii l-i'*. .lena, 1813.
H.\KL.i YT, U., Tl)(' prinei|);il Navi<;aiions, Voyages, Trairiques anü Diseoveries
etc. 3 vol. loL Lontlon l.VJSU!) und ICiOO.
Herberstein, s. Works X und XII.
Klaproth, J. V., Magazin Asiatique. 3 vol. 8*^. Paris iH^ijW.
MlTKi.i.EH, 1. H.. I>er 11^,'iisclic Volksstainin. '2 U.le 8" 18:n:?!l.
Pallas, P. J>., Sammlungen historischer Nachrichten. 1 Bde. 4** St. Peters-
burg 1770.
Recherches bistoriques sur les principales nalions ^tablies en Sibdrie, trad.
du Russe. 9f^. Paris.
Sjor.HF.N, in Mernoii e« de l'Acadömie de St. Petersbourg. Sc. pol. 4^ St. Petbg.
1832. pp. 263 IT., 311 IT., 401 IT.
SpöhF.n, J., Nowaja Semiä (Erg.-Hclt X\l. zu l'ulennunn, Geogr. Mitth.). 4".
Gotha 18Ü7.
Works issued by the Hakluyt Society X und XII. (Notes upon Russie com-
pristng SiG. v. IlGHni.nsTF.ixs Reram Moscov. Comment. Edited by R. H. Major).
2 vol. London 18&1/52.
d. K a r t e ii.
Atlas riussiciis M,i|t|).i iin;i ^ciummIi et niidevi^iiiti siuM ialiliiis va.<)i.ssitnnni
iinperium . . . Uussicum seeunduni leye.s gcoyraphicius et recenlissinia.s observalioncÄ
deUneatum exbib«» cura et opera Academiae impertalis scientiaruin Pelropolitanae.
Fol. Petrop. 1745.
Carte de.^ mii piiiselKMi Rnssland, herausgegeben von der Kais. P.uss Geogr.
Gesellsrh Mis^st. 1 1(;8(M)0<) '2 Bl. (russ. Sprache). St. Petersburg 1802.
FiscnKii, J. K., s. ül>en,
Specialkarte des Russischen Reiclis und des anstOBsenden auswärtigen Gebiets,
vom Kais. Russ. Generalstabe. Massst. 1 : 840,000. 104 Bl. (russ. Sprache). St.
Petersburg 180i;oi.
Shelbr, A., Hand-Atlas. Bl. 48— &1. Gotha 1879.
II. Yor^cachicbte.
Karlcn>l<i77p I)
Die F.i'nlu'i uny Ssihiiiens pnegl man mit Jkum.xks /u^; zu boyinni'ii. Dim"
Kosakenhetmann erscheint mit seiner fluchtigen Schar wie vom Himmel getallen.
Er kommt an die Kama, Qberschreitet den „WeltgQrtel** und nimmt dem Clhan
KirrscaiUN sein Reich ab.D Auch (). Peschbl, der sonst so songfiUtig den Wurzeln
der Ereignisse nachspürt, wird den Vorgängen, welche dem gewaltigen Umschwung
den Boden bereiteten, nielit i^ercehi.
Unsere „Vorgeschichte" entwickelt sich, gew i^sermassen organisch, in 3 Stufen,
die sich mit den Namen Uolmgard, Nowgorod und Mos^kav markiren lassen,
a. Holmgard.
Da wo (schon um 870) ein normannischer Abenteurer an der Dtotna aufjge-
laucht, blühte in den 2 folgenden Jahrhh. ein normannisch-bjarmi.scher Tau.schhof :
Uohiutartt Inselstadt), auf einer Insel der „WJena", nahe deren Mondung in das
Gand Wik (d. i. Weisse Meer).
1) Einen Anlaaf tu genetischer Aiifra«suog lade ich oinzig in BBcna's Aufsatz, einer %nmi
ObeffliAhlielMn Arbeit, welche ?. R. <Ho Kosaken von der Tiirnniftn'hinc den 'I'ihol ..hinaiif'
(p. 44) nnd „immer hoher hinauf (p. i'*) fahren l&sst. — 2) Oeach. rt. Krdkunde p. ;ioi: „Wir
«ii«n daher ab«r den ftnasenton Norden nnd Osten Arioos noeh länger in Ongewiatli«! geblieben,
wenn nielit eine Horde Donischcr Kosak<-n . . 1577 zun&c)ist :in die Knma . . . geflnditet whre,
bis sie im Jahre 1•^S0 ... das erste siltiri'^phe GewÄsser, den 'A/rf/fliiss, erreichte". Dan —
beilftafig gesagt — der letztere Ausdruck ungenau ist, zeigen unsere Kartenskizzen.
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i
b. NüWijorud,
eine slawische GronduDg des 5. Jahrb. durch Rurik (863) mit normannischem
Reis verjüngt, dann durch Kriegsthaten mfichtig und durch Handel reich, ein IniI-
lisches Ilohn'inril , greift — wohl schon im 11 Jahrli. — lutcli dem Polar-
gebiet über. Dahin führt der wolok (— Schleppweiil zwischen lijfli)- und
Kubiii.skoe-Ü'iei'o ; die Ssawolutsclije (~ Land jenseits des Wolok) besteht aus pelz-
thierreichen Waldebenen, deren Jagerstimme, leicht zu unterwoifen, ihren jassak
(= Tribut) in Peteen bezahlen. Unter ihnen entstehen feste Posten der Nowgoroder,
zu Tausch und Herrsi haft, im 12. .iabrh. schon 30. Der grosse Sammelpunkt
ist Weliki Usljug; al.s Pforte dient das frühere Iluhii'inrtI , nun sla\visch-normamiis(!li
Cholmugory. Die kliislerliche Stifluny des Erzbischofs JuiiANN, dem Erzengel
MlciLVEL geweiht und mehr seewärts gelegen^ wird erst später zur Stadt, antUngUch
als Neu'Chi^ntogory, dann Areltangdsk genannt.
Von der Dwina gingen die waglustigen promyschlenniki (= Handels-
und Jagdreisendt ) zur See, einei"seits nach Kola und LaftjUand, anderseits zur
Pfl^cliuru , zur Waj'jatsch-.l tmd nach dem ,,N<'iilaiult'" A*<)»/v/;»f-Sem/;a, selbst zum
Ob, doch hieher kaum auf dem See-, sondern auf dem Landwege /C/jUta-i^uOj. Sie
brachten Getreide, Kleider und Thongescbirre, holten Pelze, Fische und Mammutb
und jagten Walrosse, Robben uud EisbUren. Salz gaben die Salinen von SoltoyUehe'
god^ und der Soluwezkuichen InselklOster.
r Mockau.
Als .\oivijurud (1478) eine Beute der moskowitisclieii Grus.>fürsten wurde, fanden
seine merkantilen Unternefaraungen neueti Doden. Die Stroganow, die Gründer der
Salzwerko an der WyUiehegda, die Grosspelzhändler der Ssawolotschje, die GroesGscher
um Eismeer, 2) fonden ein fruchtbares Arbeitsfeld an der Kuma. Der Uebcrwinder
der Hepublik, Iwan III., lialte das Chanal Kusmi zinspniehli}^ |,'emachl und unter-
nahm (l-iyy — ir»(>2) einen Feldzn^', um die Tschuthschen VN''lk('r dies- und jenseits
des nördlichen Ural, die Juyri und die Wuijulen, zu unterwerfen, iiei diesem Zuge
taucht der Pass Schokur^Sigwa auf, und ihm reiht sich, weiter aufwärts im Netze
der Pefochora, ein dritter» Uebeiigang an: ihßndi'SoBwa.** Damit stand die mos-
kowitische Herrschuft, 80 iahre vor Jermak, schon uuf „ssibirischem*' Ltodcn; sie
reichte vom /V///''') bis zum <^f> und vom F/'^inrrr landauf bis zur Ki>n(ht ,>'<) und
des Eroberers Sohn iiiiimil (ir»!(i) den Titel enn-s ..Herrn von Olittmini und Cuii-
dinien** an."' Dei- Enkel, Iwan IV. ,,der Sibreikliche", nach Erw«Mbung der
I) ViTgl. unsere Kartni^ki/.zc I. - 2) Am Med/Ktttn (id. lii KiKK'» Stroganoir liay) fand
15<Ji W. Bahents 6 Mehlüückc, uül lUiggcnmcbl gefallt, im Boden vergraben, in 3 Holzhäusern
^ele FSndaabeö — Aasridien starken Laefasfanges, Im Hafen aellMt eine serbUmmerte, im Kid«
44' lange, rtus. Fisclu-rlodje. Das Kreuz, auf dem Kap aufgcricliu-t, war von einem Stdniiaafan
umgeben; es fninicn sich (iräbcr und dam-bni Sar^«> mit Meuschenkuochen. Alles zeugte für
eine regelmatisig b«-sucbte Ansiedelung. Scbipvaert p. -1. — S) Diesen zwei P&sseu ging derjenige
via UmSob (pag. IG) vona. — 4) Eia Blick auf omere ente Karteukiiie aejgt, da« PfesencL
(Gesch. d. Krdk. p. 287) irrt, wenn er. anl&&<licb des „Uitach der beatmen Karten" in Note
8«'tzt: „Iii dem russ. Iliuerar (bei Hehbfhst. fol. Xf wird er Stzuchoijora, auf dt-u alten Karten
a<:huyor-b'\aas genannt." PtäctttL ideutiäcirt zwei verscbieUene FlQS8e uud hält Üchugor f&r
des Utero, llgtadt flir den neuem Namen. Wie umere Skine zeigt, mflndet jedoeb jener halbwegi
zwischen lljffKh oad l'ssa, führte durch die Siijtca zur Sosun uud findet sieb, wie auch mit
ihm der Ilytsrh, u. a. im Atl. Kuss. Xr. 1 und H. hier in der Scbreibunp Czuijor. sehr schön
in Stielch's Hand- Atl. Ib79 (Bl. 51 von A. I'ktkrma.n.nJ, hier in der Form Schittchugor. Auch
die Too Pbchil beantste FiMHm'sebe Karte Tabu L bat beide FlOne. den eben ala /ndk, dea
andern al^ sdm'jor. 5) Das Wurt „Gebirge*' aetie ich nicht bei: Es wäre wohl Zeit, an
der Qblen I,aun<' Kvthvhina's II. thoilnahmlos voröberzagchcn und ilera ..UraltJnss" seinen altein-
heimiscbcu Namen Jttik- wieder zu lassen. V'ergl. Etiu, Num. Geogr. Lex. art. ürolsk. — 6) Dem
letsten tgroasen) UakaeitlgeB ZaHum dea Irtfteh. — 7) Der'raniMhe Bedts la Stikirien, Ar dea
Beginn dea 1«. Jahrb., kaan auf mindeiteM 900000 qk gewkktit werden. (S^len bat circa ftO00O0>
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Chanute Kusan (1552) und Astruchun (15üü), will den neuen Besitz durch uiiter-
nehmiingBlnstige Russen besiedeln und wählt hiefiUr die reichen Stroganow. Diesen
verleiht er (1568) die Gegend an d«r Kama, vori&ufig zwischen den nachmaligen
StSdten ^otftamsJk und Prmi Es ist ihnen erlaubt, Städte, Salzwerko und Eiscn-
liütlcn anzulegen, ihren FUsitz ge^ien tatarische üolternillc zu befesli^'on und die
Vesten mit Ia-uIcu und Kanunen zu ai'iniren. Der LtJhonlriigcr, trei von podwoden,
hat die zinspfliehtigen Wogulen vor tatarischen Einltillen zu schützen und auf
(Interwerfimg der Tataren am Irtyaeh (1) Bedacht zu nehmen.
Das Lehen wird 1568 um das Netz der Tschussowaja, 1574 um den Tobol (!)
erweitert. Zwei neue PRssc kommen in Gohrauch: der „WolÜBweg" Wuschcra-
Lonwa und — wie sich bei dem Kosakeiizu^e zeigte — der Wolok S;scri'l)rjeHka-
üarantscha. So war die Zahl der IMerten, welche in das transuralische Gebiet
hinQberfiriirt«!, auf (mindestens) ftlnf ange?mchsen und demgeroBss die Bezidiungen,
die (iriedlichdn wie feindlidien, zwischen diessdts und jenseits verviellaeht. Hatte
schon (1554) der Tataren-Fürst Jediger, kurz bevor er sein Beidi an KUTSCRUX verlor,
Tribut nach Moskau geschifkt, so liel dafio^^en (1573, also i Jaliiv vor .Iimimak's
Ankunft) ein latarisciH r Stu ilzuy in Peruiieu ein und kehrte oval 5 Werst vor der
STROüANOw'stJhen Veste an der Tschussowaja um.
Auf einon so wohl vorbratiteten Boden erscheint (1577) Jermak*s Bande.
Sie ist wie der Funke, der in das Pulverfoss fällt. Aber ebenso wahr ist, dass der
ZOndstolT schon vorhanden war. Der Verstoss Rnsslands nach Ssibirien war „ein-
gelUdell'', und auch ohne die Kosaken, nur etwas später, hätte die OlTensive sicher-
lich begonnen. Der Strom der Einwanderung war in Fluss gekommen. Aus der
ganosen Ssaufohtschjef von den Flossen Duntia^ Waga, Wytschegda, Jug und Swchona,
selbst aus der €l^[end von Ckoimogory, zogen die Kolonisten h6ii)ei, und der An-
siedler braucht Raum, viel Raum für ein Ihatkriiftiges Anstreifen. Wie in der
Neuen Weit die ältern Kolonien bald libeillosseu und ihre Pioniere immer tiefer
in das Biimenland vorschoben, so bereitete sieh in den Strogano waschen Leben eine
agressive Zeit vor.
Wahr bleibt, dass zur Eroberung des Chanats Sstbtr Heeresmaeht nothwendig
war; aber es ist nicht zu unterschätzen, dass anderwirts, vor wie nach Jermak,
« die waghalsigen promyschlenniki von Stamm zu Stamm, unter Tschudtm, Ostjaken,
Samojeden etc., vordrangen, in siniowien (= Winterhütten) sich festsetzten,
Tribut auf Rechnung (oft nur angeblich auf Rechnung) Moskau s erhoben und so
den Boden einer r^elrechten Besitznahme vorbereiteten.*) Wirai aber je die
Interessen dieser kühnen Pioniere, zusammen mit denjenigen der agrikolen Kolonisten,
der reichen Lehenträger und Irr Krone selbst, bedroht worden : gewiss, ihnen hätte
sich die militärische Reihilte nicht entzoj^en.
Betiüchtlich brauchte diese, wie dann .Ieu.mak ^ozeij^t hat, auch gai' mcht zu
sein. Wohl umfasste das Cbanat ungefähr das Flussgebiet des Irtijsch , also ein
Areal von vielleicht IVs Mill. Gk» d. i. das Sfache wie Spanien (Frankreich hat ca<
530000, das deutsche Reicli ca. 540000). Allein zum grüss^m Theil aus Steppe,
zum kleinern aus Wahlland bestehend, enthielt es, wenige Gebiete ausgenommen, eine
dünn ge.siiete Volksmenge. Zu<leni wai- die Bevölkerung ethnogra{)hisch, politisch
und religiös gespalten: Der taiuriAchf Stamm, als der herrschende, gebot aber
Ostjaken und (einen Bruchtheil) Wogulen, und die Unterworfenmi fiden, wie sich
dann auch erwies, leicht einem kittlligen Ai^präfer zu. Durch den Dynastenwechsel,
der sich erst zwei Jahrzehnte vorher vollzogen,^) mochte eine Spaltung selbst im
herrschenden Stamm l)estehen. Der Islam, erst von Kutschum eingeführt, umfasste,
wie es scheint, nocli nicht einmal alle Tataren j die übrigen Volkstheile verhielten
1) Beiooden uuchaulicb zeigt dies dio Gründungsgeschichte von tlamgaueja (Muellch IV.
p. M ft). — 9) «ebe pag. 19.
uiyui^uu Ly Google
— 90 —
sich abwolirend, dem HeiUenthum treu. Iromcrbin, wenn wir die Leichtigkeit, mit
welcher, in den abrigen, Ungeheuern Käumen des heutigen Ssibirien, die schwachen
Jfigerätiimiiie sich vor der intellektuellen und moralischen Uc>berlegenlu'it der neuen
Kin(inn}4lir)j,'e zu beuKcn pflogti'n,') mit doin ehrenvollen Totleskainpf des einzij^cn
goitnlnclt ti (ii'inoinwesens ^Ss//>/,- vrrj^'lriclifti, so wird uns cikliiilicli, wie Jehmak's
Thutkratt und thfol^ einen bu ticteii Kiiuli uck aut die Gentülher »einer Zeitgenossen
hervorbrachte und wie, eben deswegen, auch von ihm erst die conquista gemeinig-
lich datirt wird.
III. Krierssoff*
\h die Kosaken, 6000 Mann stark, in Orel Gorodok, einem eben gegründeten
Slildli-hen der StroLintiow, 2> von Maxim, dem d;imali^'en llnupt dos Hauses, sich
Aufnahme und l't'lu i w iiitcnm<-' i r/waniron , iiuissti- dem Wirllie alles daran li^en,
seiner Gäste mit Einlritt des Sununers lus /u wi r<U;n.
Die Berld^ vom transuralisdien Gebiete locktoi xu einem Raub- und Plttn-
derung8SUg;A die Eroberung kam erst spater in das Programm. Ja, auch die ver-
vollständigte AusrOstung des zweiten Auszugs (1579) erfolgte vertraglich in dem
Sinne, dnss Maxim, „wenn die K<»sakon mit j/uter Reute zurückkommen würden",
den Wertli (!■ i Vorschüsse (timi mein) zurückerhielte.*^
a. Die Irrfahrt 1578 7!)
geschah augenscheinlich ohne genügende Ausrüstung und uhne „erlahreue" Weg-
weiser.
„Es scheint fast, dass er — Maxim — ihnen — den Kosaken — mit Yor^
bedacht nicht so, wie er wohl gekonnt, behilflich gewesen."*)
Eine Aldeiltuif,' auf Irrwei^o war },'t'ei^net, die Desertion einzuleiten, vielleiclit
die AutKtsung der ganzen Schar herbeizuführen. Wirklich — im Frühling 157Ü
kdirten nur etwa 5000 Mann zurück.
Aus der Tsehussowafa hatte sich die Fahrt in die S»tjlwa verirrt und ging diese
aufwärts, ,,liis der oinfallciidt' Winter zum Stillstehen nütlii-'d
Di«' Ilaltslclle Ji-rmakowo CoriKlischtscIif ( .l«'rrnakj>si liaii/.t'), die erste mSB.
Pflanzstätte airi Flusse S's///ira, setzen wir nach Fisciikh's Karte. ^)
Fin Slreifzug, vom Winten piarlier aus zu den Woijulen unlernonunen, luhnt
mit reicher Beute und mit der Lehre, dass bei bessert»* Ausrüstung — in Proviant
und Munition — der Erfolg voUstftndiger wlre. Also zurüdc m Stroganow, der die
oben angedeutete Vervollständigung in fDrmlich grossartiger Weise durchführte.
I) AnUnUcb der mvorkommenden AnAimliiBe, welebs (1682) die Koasken bei den hsadd-
liebenden Jal uien fanden, ngt Fi»<:hei(, Sibir. Q. I. p. 499: „Und es ist gewiss, daas der Handel,
die kleine (Jescbfiiki-, ttnd der filiuipf jederzeit weit mehr zu l'nterwerfuiig der sibirischen
Völker beigetragen luit, aU der Zwang." Fast nur diu liuräten, diu längs der imposanten Stroiu-
edmellen der Angar« wohnten, leisteten, sunnnen mit dem natAiUehen ffindeniii, einen Imrt*
uäckigen Widerstund. Die iJcberßlle bttgauncu schon 1621 und schon in der Lage des iMtttignn
Hi/hiii-'k- : Schritt für Schritt nnisste der Fluss erobert werden und der Widerstand Qberdancrte
die UrQndung von liratskoi Untroij (1G31 ) lange. Sie rcbellirteu noch lüÖ9. FisciiKt«, Sibir. Gesch. I.
peg. 474-490. H. png. 744. Wenn «bo „die Kosaken verhUlnimtaig idir ipic, nimKch 1648,
an den HajkaUcc gelangten" (rKsi;tiKi., Gesch. d. Frdk. pag. :iOt»), so ist die Verspätung voll-
!4t&ndig aufgeklärt. 2i Solkuimsk- und /v,-,,, hesUnden damuU noch nichL Das alte Centrum
permischer Lande war Tsehertlyn. — 'i) Im „Archiv für Gcogr." (IX. p. 563) kommt Jermak
mit „dem Entaehloae, aber den UrtA hinant einen Zuflnehteort sn niehen**(l)t in OrA Qorvdok
an. - 4) Bei dem Abschiede versprachen die Kusuken, ..wenn sie Oott glücklich mid mit guter
Beute, so wie sie zuversichtlich hofften, zurUckhelfen würde, ihm nicht nur das Em-
pfangene zu vergelten, sondern . . . (MvELt.»3i III. pag. -^O.) - &) Mueller III. pag. 295 t —
•) ib. pag. S98. - 7) TatL
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— 100 -
b. Deliniliver Auszug 1579.
Thf. n. UI)
Trefflich organisirt und stieii^' «lis/iplinirt — nur llaub war frei — , reichlich
ausgerüstet und von kundigen KüliieiTi begleitet, unter den Kliingen eintT vollsliin-
digen Keltbnusik, fuhr ilie Schur am 12. Juni ir>7!> /.um zwiih n nin! slionuib, bog
in die Tsdutssuwuja ein, wo es noch keine russischen Ansiedler yab und die Wuyulen
fäch in Wftldern verbargen, passirte die Mondung der Ssylwiza, kdirte, als die
ütka M«>«hmoaja ta aeicht befanden wurde, nach der Saerdbrjenkan zorOclL iiod
führ diese, ebenfalls unter Schwieriglceiten, auffrftrts bis zum Winterlager; 3000 M.
('.. Winterlager 1579 80.
am östhchen Ufer der Ssi-rchrjenkit und zwar an der MUndung des Bacbes Kolaii.
Die Ruinen heissen ebenfalls Jennakowo GorodisclUsdie (11).
Die Streificllge bringen „guten VorraUi" an Fleisdi, gedörrten Flachen und
WUdpret, alles bei den Wogulen geraubt, und lassen ,,das arme Volk nacket und
bloss." Sie verbreiten den Schrecken und reizen Wogulen wie Tataren zum Enl-
schluaae, die Plünderer abzutreiben.
d. Schl('p|i\veK Sserebrienka-Barantscha.
Die oberste bekaiml»* Position einerseits ist das Winterlager, die oberste ander-
seits die Mundung des Baches Scharawlia. Dieser Name fehlt auf unsern Kurten.
Nun sei der Wolok 10 Werst breit. Einen solchen bi^ die Generalstabs-
karte erst weiter oben im Netze der Sserebrjenka, d. b. wir folgen, wie sich ziomlich
von selbst verstellt, den Ouellbiichen noi li weiter in da.s fiebir^:e liim'iii und gewinnen,
etwa an dei- punktirten Stelle unserer Skizze III, die Kleine lianiiitsclin.
Sollte nicht diese gerade der Bach ScIiaraioUa sein"! Was zu Müelleks Zeit
nodi BaranUcka und Seharavolia biess, konnte fiDr die GeneFalstabskarte (1801 «04)
als Grone und Kleine ßiaranUeha unt^schieden sein.
Unsere Vermuthung Hesse sich kontroliien mit einer guten Speoialkarte. Atlf
der unsrigen ist der UrnI lais lauter Mauhvurfsli.-uifen aufgereiht; ein modernes
Teriainbild hingegen lies.se die natürliche IMVirle erkennen. Was sich so fiinde,
würde ohne Zweifel durch die Tradition bestütigt, da die Heliquien, welche Jehmak's
Zug im Boden des Wolok hinterliess, wohl noch jetzt im Munde der Anwohner
fortlebw.*
e. Weiterreise 1580.
Aufbruch mit 163(3 Mann.
Am ScIiuratvUa Bau kleiner Flüsse. Auf diesen ab 1. Mai 1580, die nitritnlscha
ibwHrts, zum Tagü. Noch 3 Werst zur Mflndung eines Baches Medweacliia (fehlt auf
unserm Original).
Hier Bau grosserer Boote; darum Halt in einem (wohl verschanzten?) Lager:
Jermakoirn dorndi^clitsche (III).
Dann lluss;d), plündernd, ohne lliniiernis. und ui die Txirn.
Erster lutarisch-wogulischer Widerstand in der Lage des heutigen Tnrinak.
Angriff mit Pfeilen, diese ohnmKditig gegen da» Schiessgewebr, ja schon gegen
dessra KnalL ,
f. Winter 1580/81.
(h. Skiiif I)
1. Aug. 158ü tatarische Veste Znntjitura erreicht und ohne viel W^iderstand
erobert. Lage angenehm, fruchtbar, Umhuid wohl verproviantirt. Daher zum
Winterlager erwählt (das nachmalige Tjumen),
Die StreifiEQge iMingen nicht allein Lebensmittel, sondern auch jassak.
1) Der Atl. lluss. Nr. 12 bat wohl „ttolwica" und Utka, iiicbt aber, bei dem Flüsschea
svImImb Mden, dea Naowa Strtbrjtnka, In der Skine II babe ick iMstern in FarentheM
b^f> — 9) HoRUCR HL p. 809. Direkte Nachfragen in St, A(er«h»ry waren Ui jelit erfbli^oi.
uiyui^uu Ly Google
Dringen scIidii zum Tobol und damit in das lleicli Ssibir. Den Glum selbst will
Jekmak „besuchen" und meint ihn durch eine freundliche" Butschalt sorglos zu
machen.
g. Zimgitura-Ssibir 1581.
Ab 9. Mai 1581 die Tata abwBrts, bebotsam, da man in Feindealand eiiirackt,
bis Mundung in den Tobul. Hier ß tutarische Fürsten mit Heer. Kampf mebrtfigig,
fQr die Tataren ungiQcidicb, auch für Jehmak verliängniavoU: es^ bleiben ihm noch
lOtiü Mann.
Noch zwei weitere Gefechte bis zur Tawda. Hier 8 Tage Halt und Üerathung,
ob Vordringen oder Umkäir? Diese steht noch offen, da Iftngs TauNia-Lonoa „eist
gewöhnlicher Weg nach Russhmd'* f&bre — aar Wyvdtera, der sog. WoUäweg.
Entscheid: Vorwärts!
8. Juli ab. Wiederlioller Kampf. iO-tiigige Fastenruhe. 14. Sept., mit noch .>45
Mann, ab nach dem Irtysch, diesen 2—3 Werst aufwärts zur Veste des tatarischen
Firsten Atik. Letztere, erobert, wird Standlager.
Letzter Ratbschlag, ob Umkehr oder Vordringen? Hier spricht der Hetmann
zum ersten mal von Eroberung. Einmathiger und endgiltiger Beschluss: Vorwfirts!
1. Okt. kommt Kutschu.m Aussah bis zur Landecke Tschuira^ch ; unentschiedene
Schlacht. Beide Fuhrer zielien sich zurUcic, der Chan in seine Hauptstadt 8sibir^
der Uetman in sein Slaudlagcr.
23. Oktober. Neuer Kampf. Flucht des Chans. 107 Kosaken f.
24. Oktober. Desertion im tatarischen Heer: Opaken und Wogtden huldigen
dem Kosak enlührer.
25. -iO. Oktober. Der Chan räumt Siibir.
26. Oktober. Einzug Jekmak's.
IT. Lage Ton Sstbtr.
to. KtftMMkin* IV>
Ueber die Lage der tatarischen Hauptstadt, welche bei den Einwohnern I»ker
biese, aber, aus dem Munde der Wogulm, bei den Russen Snhir genannt wurde,
herrscht bei Mukllkh volle Klarheit.
Er verlegt sie auf das Ufer des Irtijticli, lü Werst uberhalh des nachmaligen
Tobchk.^i Dem entsprechend führt er die Eroberer den Tobol abvrärts, in die Man-
dung und „nnverzllgtidi den iHyteh aufWftrts" Utngs des westlichen (d. i. linkmi)
Ufers, 2) nach Atik's Schanze,^) dann nüher gegen die Hauptstadt, zur Landecke
Tacliuwasch*) und endlich nach Ssihir selbst.
„Die Ueberbleibsel dieser ehemaligen Hauptstadt . . . sind noch heut zu
Tage zu sehen", so beginnt er die Schilderung ihrer Lage eingebend, zwei Seilen
des Buches (Mlend und die unverkennbarsten Zeichen tignen AugenscÄieins tragend.
Den Ort Abalak, tatarisch Jcbalak, am rechten hohen Ufer des Irtysdt, 5
Werst oberhalb Ssibir'') — also 16 + 5 = 21 Werst uberhalb Tobulsk - hat, in just
dieser Distanz, mit dem Namen JnhnUtk der .\tl. lUiss.,"> sowie in adjektivischer
Form als Abalailwje, die Generalslabskarte,'') und wieder, als Abalakskoje, Stielek's
Band-Atlas« 1879.
„2 Werst oberhalb der alten Stadt Ssibir** - also 16 -H 3 18 Weist obei^
halb Tobolsk — hat Muelleh das russische Kirchdorf Prcohmschenskoe Selo, „am
rechten hoheti Ufer des /> />/sc/(." Genau in dieser Distanz liegt Preobraselienskoje
der Gencralstal)skarte (Ul. 20).
1) III. Bd. pag. 241. - i) pap. -m. - 3) p.ig. 331. - 4) pap. 33:i - 5) pa«. 312.
— 6j MuELLKR III. pag. 340. — 7) Nr. 14. — ») UUu 20. Vidc unsere äkiue IV. — 9) Nr. 49.
- 10) m. pag. 408.
DigUizea by CoOglc
— 102 —
So stimmen, bezüglich dur an^oj^eltetien Lage der ulleu HuuiiUtadt, bei Muelleh
älle Einzelheiten so ungezwungen und genau, dasft kein Zweifel in diesem Pjuikte
Obrig bleibt.
Nun aber giebt es ein widtrsprechendes Ztni^^nis und zwar bei Fischer.')
Dieser !*('tzt den Orr zwiir «'hi-nfalls luif das Ufer .les hh/scli, jedocb 16 Worst
untcrlialb '/'"/«»/s/.niid zi'irlinüt ihn uiuli sei in ilit.- Kaite-) i'iri.
Diesen WiJeisprucli sijiaaiisirl U. l*|•;^jG^ll:L" iiiil tul^^enden Worten:
Di« Rainen von S«ibir sollen 16 Werst oberhftlb TtMtk so
«di«i sflin.4) Kftdi J. E. Pischek's Kartaft) li^en sie eben w
viol unterhalb Tobolsk,
(I. ti CS ist ufientschii'don pcla.sson, welche der boidi'n Angalien rielitij^ sei. Heide
zu priiteii, erscheint um sn iiielir atiyezeitrt, als Mi i;i.i.i;ii scljon im Aiisiiruck des
Citats olTcnbar zu Ivurz Ivouirat : durch dus niisslruuische „sollen", veryliclicii mit
dem indikativen «Jiegen'S
Es frflgt sieb also:*)
Lag Ssihir 16 Worsf
rt, oberhalb Tnixil.-f; (Mlklleh), oder
h. unterbtilb Tohi>l>ik (Fischeh).?
Mit Absicht widerspricht der Neubcarbeiter seinem Voi-gänger nicht. Denn
in diesem Falle wOrde er den Widerspruch betonen und rootiviren» und dies thut
er mit keiner Sylbe.
Ks kann also (he Al»\veii'huntr, <lio il<t|«|n lte ; in 'H'xt und Karte, nur auf einem
Verseilen iii-riihen, auf einer Ver\vechsluii}j; von obei- und unterhalb, wie ganz
dasselbe Versehen, nach ganz der.selben Mi ELLEH sclion Quelle, auch dem Schreiber
dies begegnet ist.''>
Dass der Auitdruck „unterhalb" auf einem Versehen beruht, zeigt FtscHER*s
eigene Darstellung der Hergänge. Auch er fahrt die Kosaken von der Tobolmündung
den Irliffich aulwihts zur Aliksrlntii:i\ zur Landoeke Tsrhuwasvh und — ohne sie
je wieder stromabwärts zu spediren — nach 6's/7nc. Wohl hat auch er eme detail-
lirte Beschreibung der iluinen ; aber diese ist nahezu wörtlicli diejenige seines Vor-
gttngers, wie eine Probe des Anfangs zeigen mag.
1) Bd. I. pag. 207. — i) Tab. 1. — 3) Uescb. d. Erdkunde pag. 301 und — würüich
gebrea — die aietia Aufl. ed. Bves 1877 p. 333. - 4) Du betr. dtaft «u Mmua gebt vohms. —
6) Der Wordaat des Textes ist gor Dioht beigotofen. — 6) Diese Frage betradilaa wir um so
mehr als offoiio, ,ln koino Her uns zugiini;lic'.iMi russischen Karten ilie Position von Ssihir anpiebt.
Dass Berghauü' Chart of tho World (VL ed. IbTl) der Stadt eine dritte Position anweist, g&nzlicb
ab Tom Strome, am Mittellaafe da Flasschens Turtat», weldies oberbalb der DenUanka und
mit dieser ebeDfalls ton der rechten Seite in den Irfifseh flÜU. kann uns bi^^r nicht betcbiftigen.
AVir kennen Jie Daten nicht, welche dieser Annahme zu Gnimle lie«:''!) und verweisen u. a. auch
auf die falsche Lage, welche Tobolak und Mangaseja auf dieser Karte erhalten haben: Jenes
verlegt sie anf das Hake Stromnftr, in deu WaäuH swiwdieo bddni Flllssen, und die Boinea des
aadern, das bestimmt am Tu gelegen hatte, sind an den Pur verbannt — 7) J. J. Beu, Nomina
Gl ijf/ni/,hir/i. Lex. art. Siliirien pa^;. 'i2<> Gani', ähnliche Verwechslungen zeiRt Fi-riiKU a) hei dem
Flusse Scliit(c/i, der von Westen iu den Irti/sclt münden soll (I. pag. 24i>} — entgegen der eigenen
Karte (Tab. I.), wio entgegen dem Atl. Raas. (Nr. 15), die ibn beide, aberdastimmend mit
HmtBR. von Osten her einmünden laasen, b) bei der H / r, ;.</. die nach dem Text (I. p. 487)
von der rechten Seite in die Avfjui a falK n soll, nach der Karte jedoch (Tab II.) als link-
seitiger Zufluss erscheint. Auch ein Naiucusvctter .Mi KLLiit'ä, der umsichtige Verfasser dea
„Ugr. VoUcML", mnss ein Verseben angenommeD haben; sonst bitte er nicht, anter Beraflmg auf
F^BCHBR, die MmLER'scbe Lage, die 16 Werat oberhalb Tohohk, adoptirt il i>a^. 272); freilieh
mnss ihn eine nettere Quelle (Falk, siebe uateD), die er gleichseitig citirt, far Miullbb entadde-
den haben.
Digiti-ioa by dcio^le
— 108 —
MÜLLER I FISCHER
(III. pag. 342 ff.) (I. pag. 207 tf.)
Die Ueberbleibsel dieser oliniali^icn
Hauptstadt . . . sind noch zu sehen.
Das östliche hohe Ufer des Irtifach hat
dasell)st eine « tu as mehr als gewöhnliche
Höhe, und wie dasselbe fast aller Orten,
wo der Fluss an den Berglen vorliey
ströhmel, von demselben unlerspuhlet
wird, so ist aach hier ein Theil des
Berges abgerissen, dergestalt, dass
Die Ueberbleibsel dieser Festung sind
noch gegenwärtig zu sahen. Sie lug un
dem östlichen Ufer des IfiUeh . . . Das
Ufer ist daselbst von einer ungewöhn-
lichen Hohe, und gleichwie es fast aller
Orten, wo der Fluss an den L?ergen vor-
bei stnimet, von denisell)en unterspiilet
wird, so ist auch hier ein Theil des
Berges abgerissen, so dass .
Wenn es, nach dem Gesagten, noch mehr bedllrlte, um Muelleh's Angabe
zu reehtfertigen, so wlire entscheidend jener Räch, welcher an der Oberseite Ssibir's
eine Schlucht bildet und in den IrUfsch mündet, von den Tataren namenlos gelassen,
bei den Russen aber nach der zei-slörten Hauptstadt Ssibirku genannt wurde.» Eine
Suihirha haben die mfar zugänglichen Karten nicht, weder 16 Werst ober-, noch 16
Werst unterhalb ToboMt, Nur die Generalstabskarte» bat 16 Werst oberhalb
Tobolak einen kleinen rechtseitigen Zufluss des Irtysch — leider ohne Namen!
Ans dieser Unsicherheit hilft uns ein Dritter, der oben citirte»' Botaniker
Falk, Augenzeuge (1772) gleich Mukm.k.h. In seinem Werke sagt er, dass man
an der SnUrlra, von den Ruinen aus, Abulak sehe und dass dos Dort' Jebalolskoe
oder AbaloUkoe SOo, in der Nabe des tatarischen Dorfe JOnOak Avl, 6 Werst ober-
halb Ssibir, „Ober Tobohk 26 Werst", Uege. Wenn nun auch die Distanien hier
etwas vergrössert erscheinen :
a) 20 Werst für Tobohk-S^ihir, statt 16,
h) 6 Werst für Ssibir-Abulak, statt 5,
SO Stimmt das Zeugnis wesentlieh nur mit Muelleh und entschieden gegen seinen
Nachgänger.
So darf nnseie Untersuchung als abgeschlossen gelten. MüELLEh's Angabe
hat äicü bewährt: Ssibir lag (16 Werst) oberhalb des heutigen ToM$k,
* •
*
Wenn wir das, was unsere Untersuchung ergiebt, kurz zusammenfassen, so
schUessen wir die nebeu.säelilichen Punkte, welche, nur im Vorbeigehen, ihre
Berichtigung, resp. Klariegung fanden, wie die Verwechslung von Ilytsch undSehokur,
die Lage von ToboUk und Mangoi^, das späte Erscheinen am Baikal etc., von
der Berücksichtigung aus.
Im Wesentlichen ergeben sich folgende Sätze :
a) Quellen
1. Das Yeriiftltnis der beiden Historiker Muelleii und Fiscueh ist, —
gegenOber der Koordmation oder Bevorzugung, welche der letztere häufig
genies.st — zu Gunsten des e»tem gelöst.
b) VorrjCf^i'liiiUt e
2. Die Beziehungen zu „Ssil.inen" erolTnen sieh schon im Mittelalter, im
Keime durch Hulmgoid, taktisch durch I^ouujorod.
3. Diese Beziehungen vervielfechen und nähern sich unter den mosko-
witischen Grosefürsten: zunächst durch die Eroberung iyMorieM und
Condimem (1508).
1) MoELLER III. pag. 32 1 und ganz gleich Fischer I. pag. 207. — 2) BUtt 20. — 8) Vcrgl.
S. 108 Kote 7. - 4) Beitrige I. pag. 27«. 877. - 5) Zan Theil dflrfte diew ünglei«Uieit daher
rübrcn, dass der eine die gradlinige Entfernung, der andere die Länge des Stramnsilgefl nüsst.
Insbesoadere ist zu beachten, wio die Generalstabskarte die Straaw lam Uoterthor von T^boUk
' ia weitem Bogen um die .Stadt herum führt.
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— 104 -
4. UiiinitlclLiai ^iiuKlIt'Licntl tur di'ti russisclicii Verstoss wird die der Ein-
veik'iljuiig der iiiüiiyolitichen Cliaiiale lü5i,öü solui l lulyendc K.uloiiisaliüii
Permiens (1558).
5. Ein energisches Aasgreifen der russischen Uebermacht, durch die etbno-
<;ru|tliis( he, pulitischu und religiöse Spaltung im Cluirmt Stibir erl^cht^,
ist III Jeumak's Ta.u'oii uur noch eine Frage der Zeil.
V.. Jer}nak's Krieijszuy
0. Im Programm der Kosaken stand ursprunglich nur die Plünderung, erat
im Fortgange die Eroberung.
7. Die Uüutu Jf.umak's ist nach ihrem räumlichen und zeitlichen Gange
mit hiiireieliendcr Genauigkeit kartographisch niedergelegt.
ll) L « ;/ «; t; o n iS > i b i r
8. Der Zweifel über die Luye von Kutschum's Ilauplsludl, um wclclie 2,
resp. 3 Positionen sich streiten, ist beseitigt.
Oberatrass-Zorieh, 11. April 1880.
Geschichte unserer Kenntnis des Himälaja-Systems. ^)
Ton Dr. Eaarai OaasevnlUar.
Der Himalaja, d*. i. Wohnung des Schneens oder das Schneegebirge, liegt
auf der Grenze eines seit Ältesten Zeiten schon berOhmt gewordenen, vielfecb
besuchten LUndeii^ebietes ; ihm selbst aber, dMB „Schwerzugänglichen", ja dem
,,!'n('istiM'_'li(licii", haben sich immer nur Wenige zu nahen versucht, und diese
vviiren bis in ibe neuere Zeit" meist nur l'jlger, die, dun Göttern des ,,Utlicrholien
Schiieegebirges*' nahend, ihnen ihr Leben selbst zum Opfer zu bringen bereit
waren. Denn in des HimAliya schneebedeckte Gipfel, in seine wiidtosenden sabl-
reichen Flosse hat die reiche indische Mythologie den Wohnsitz einer grossen
Anzahl von (loltheiten verlejrt- Die eiliiiderische, leicht erit j^liaie Phantasie der
fiummj^lüuliigen Hmdu tru^' wescntlieii dazu bei, dass früherhin mu" Wenige es
wagten, die dunklen Geheunnisse des gütllich verehrten, „unnahbaren,, Gebirges unl-
hUUen zu wollen.
Schon in den Gesetzen Hanu's kommt der Himavat^) als Nord-
bogrenzung Indien's vor , und in den älteste n indischen Poesien wird
das majestätische Gebirge im Norden vielfach unter den Namen Kailasa
besungen. ^)
Am weitesten , nftmlich bis in's dritte Jahrtausend vor Christo , reicht nach
der mythologischen Chronik (nach dem Radscha Tarangini) der Name des
merkwQrdigen Hiiuillaju-Hochthales von Kaschmir zurOck ; denn in dem Jahre
2(>(i<> V Chr. st)ll Kasia|)a die erste Hcsidi-nz in dem Tliale neliaut und ilu* <b^n
Namen K a s j a p a p n i a , d. Ii. Stadt des Ka.sja|ia ^^ej^eljen hüben. Das Land ah(>r
wurde von den Dewobnern Kasjupamar oder Wuhnung des Kasjapa genamit. ^)
Der Gesichtskreis Homerts reichte nicht so weit nach Osten; dort war
seine Welt Iftngst durdi den Okeanos abgeschlossen. Erst seit Herodot, Erato*
I Kapitol einer ausfQhrlichen Ifehandlnng des HimAlaja. —
•) H i m a V a t ist iu der indischen Prosa die gewöhnliche Bezeichnimg. II i tn ä ] a ist eine Ver*
kiirzung von Himülaja. Andere in der indischen Literatur gebräuchliche Nameu sind : II i m k -
k'aU uadHioiftdri, d. i. SeliaselMrg. Dm A^jekttrHimavata, d. h. dm Hiailiya gekttrig.
bedeutet sehr bi'zeichnend auch Indien. Lassen, Indischo Altcrthumskunde I. S. 17. Not 1.
— ') Kitter, Erdkunde III. S. 119. — ') K a d j ä t a r a n g i n 1 , hiatoire des rois du Kachinir,
traduite et commcnt^e par M. A. T r o y e r. Publice aux frais de k sooiete Asiatique. Paris,
HDCCCXL. Tom. II. p. SUO. -- V«rgL Spraoer-Heake, Allai aatiquiu Nr. L
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stbenes und Hipparch war das Interesse an der Geographie bei dem Volk der
Griechnn erwacht.
Mit d<eni in dem iUdsclia iaratigini erwähnten Kusjupuputa stimmt da» sclion
dem Hekalftus von Milet bekannte Kaspatyros des'Herodot und
noch mehr das Kaspapyrus des Stepbanus Bysantinus dem Namen
nach Oberein. Denn nach der conlrahirten Aussprache ging Kasapapiir in Kas-
papiir oder Knschapur iütvr. ') H e r u il o t spricht von Indern, iho «I«Mien der Stadl
K. a s p a t y r u s und dem p a k t y i s c h f n L ii n d e benachbart smd, nach Noitlen
bin von den übrigen Indern wohnen und, als die Tapfersten, nach Gold ausgeschickt
werden, welches in der dortigen Sandwllste ,,Ameisen'* mit dem Sand berauswObJen.
„Wenn man alle von ihm angeführten Zage vergleicht, so passen dieselben nur auf
die Hcrtivnlker im Osten von Kaschmir <^(^iivu Tilx t hin, wo clie neueste Forschunp
auch die GoUiminen von Tliok Dschalunp cnldfckt hat." ■) — An einer an.kM ti Stelle
ISast 11 e r 0 d 0 t den S k y 1 a x von K a r y a u d a ') seine Abreise von Kiispalyros
aus beginnen und ihn dann auf dem Indus nach Osten (I) bis in dss Meer fahren.
Besser als Herodot war unstreitig Ktesias ober Indien unterrichtet. Was
den Norden betriflt, so erwilhnt er eine Region, wo die Ziegen einen Flaum tragen,
so fein wie die Wolle von Milet. Die Goldminen vcrlc^M er aber in die Niihe von
Baktrien uml sagt, die Inder pllegten m bewallneten Scharen von tausend bis
zweitausend Mann Züge nach dem Lande der goldhfitenden Greifen, das eine furcht-
bare WUste sei, auszuflihren und bei Nacbt in Säcken Gold su sammeln. ^)
Es ist aufltdlend, dass bei dem Eroberungssug Alexanders des
Grossen nacli Indien von Ka-spatyros oder Kaspapyros keine Keile ist Das
Einzige, was an jenes Land anknüpfen kann, ist die Krwiihnung eines Verwandlen
des Porus, Namens Abhisaros. Abhisara musste aber einen südlichen Thcil
des Königreichs von Kaschmir ausmachen. Denn in der alten Chronik wird ange-
führt, dass die ersten KOnige der grossen KRlte wegen sechs Monate in Abhisara
•) Ritler, Erdk. UI. S. 1088. - •) -ax>*i *) tZ, K»«*«r Jf^ « »oXi xul rj?
Im ffHutn iut nh* ^«mmw> — ti MvftAwtu wouututu tiixurtt vwi «wetfiWi tit >I'x'mmo»,
— iti lim/mt- i alm9*tcni»i hri fct'^if» Berod, m., 109. (Bd. Baehr IT. pp. 900—208.)
") TOB Richthnfen. China 1. 3. 474. Vgl. Malte- Brun. Mmoire aar lladie
flcptentrionale frilcrodot et de Ctesiits, compar*^« au Pfttit-Tibot dos modernes. (Nouvcllos annnies de
la geographie et do rhistoire. L Serie, tom. IL pp. 307—385.) Vergl. ferner des Verfassers Äb-
haadlaag; Tibet aaeh den Besaltaten geegrapkiteber Forsekangea frll>
keref and aeaetter Zeit StoUgart 1878. 8. 16. 68. 123 - «} tl tl ituno^itrif m
JMi V c^%>J.7iT9*i.. Ilerod. IV., 41. (Ed. Bachr II pp n«7. ) — ) T)a dip Sudt Kaspatyros
miinöglich aiu Indus-Strom gelegen sein kann, so uimmt vuu II u gel (Kaschmir und das Reich
der Sidi n. & 14) an. da» das Kaeebnyr<Beieb in Jener Zelt eine aiebt onbedentende Aosddi»
nang gebäht habe und dass mit dorn Naincn der Stadt auch ein Tbeil des Landes hczoichnct
worden sri. Malto-nnin (Nrmv. annal I. Serii-, tom. II. p. rilO) dass der von Herodot gowilhite
Ausdruck nicht nothwondig ein „Einschiffen" in sich begreife, und erklärt öf/u.xsoi-iu mit: partir
d^m point de (erre ferne poor aller ven an antre*. Dem eehlieaat aieb Bnebr an, «eaa er
(Berod, vol. II. p. 387 in den Noten) die betreffende Stelle übersetzt: profecti e Gaaiiatyro
urbe rcgioncque Pactj-ica. — n«itrvirxi» wird von Rennel (Metnoir of a Map "f Ilindustan p. \A<>)
all mit Packholy, von Oatterer ab mit Badakschan, von Anderen, wie Mannert (Geographie der
Grieeben nnd Börner — 1820 — 8. 41), Laasen (die altpenieeben KdHnaebrlfken 8. 110} tH
mit der Gegend nwieahen Koiv^prs (jetit Kqnhar, ZuHuas dt^t Kabul) nnd Indus idenUsiA
betrachtet. Kaspatyrus w&re nach Mannert uml Lassen in dor N:\he von Kabul Ri'lopon. nnrh
Wilford (Asiatic Iloaearcbes X. p. HO) würde es Katschapur am Dschilum „welcher auch indu«
gewumt wird," eniapreehen. — *) Blebtb. Cbina L 8. 467.
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resicliil(3n, also an einem Ort, an w^-lchein mildere TemperHtur vorherrsflite. Da
Abliisara ein Theil von Kaschuiir war, so ist dieser Name bei den Ausländern, die
von Soden her in das Pendschab und in den HimAl^a Andrangen , zuweilen mit
Kaaclmiir synonym gebraucht worden, und eben dieser Name : Abiasaros, Biaaaros,
Abia.sarus, Abia.sares, Abissares, l>ei Curtius, Arrian, Diodor, Strabo in ver-
schiedenen wechselnden Lesarten ist es, der bei don Griechen seit Alexander's Zug
als Künigsnanie oder auch als Landschafts naiae bei allen klassischen Autoren bekannt
iat. Die Macedonier drangen nur bis an die Sodgrenze der Vorstufe des mächtigen
Gebirges vor, lernten also das Innere desselben nicht kennen und Icehrten zu
schnell auf sfidüch gelegenen Wegen zurOek, um von den nördlichen Gebirgs-
landschaften '^'onauere Umstünde zu erfahren. Aber es siml seitdem die Namen
der westlichen Vorlinhen von dem majestätischen Hochgebirge, des Paropamisus
bei Arrian und Strabo, und des indischen Kaukasus bei Aristobulus (Alexanders
Bereiter und Feldherm) in alle späteren Werke der Griechen und RSmer ober-
gegangen.
Strabo gebraucht zur Bezeichnung der Gebirge im Osten die Namen
Emodns und Imaus: -) durch die vielfachen Stellen, in denen beide bei den
alten Autoren erwähnt werden, ist liinreichend testgeslellt, dass der E modus
dem Himalaja, der Imaus aber dorn Wasserscheidegebirge an den Quellen des
Ozus und Jaxartes entspricht.** *) — Die goldsammelnden Völkerschaften führen bei
Strabo nach den fobelhaften Berichten des Mcgasthenes den Namen der Derden*);
diese hat übrigens auch schon Uerodut unter di iu N:uncn der Dadiken mit ver-
schiedenen andern Völkern am westlichen Indus erwähnt.
In der späteren Zeit änderte sich der früher bei den Griechen gebräuchliche
Name Kaspapyrus nach dem sanskritischen einheimischen Casroira in Kasperle*) um.
Diesen letzteren finden wir zuerst bei Ptolemäus« und er giebt die genaueste
Beschreibung des Landes, wenn er sagt, dass dasselbe an den Quellen des Bidaspes
(Hydaspes, Vitnsta, Behut oder Dschilum), des Sandabhaga (Tschandrabhaga, Ake-
sines oder Tschinab) und des Rhoas (Uydrautes, Airavvadi oder Havvi) liege. ')
Allerdings begreift er darunter ein Gebiet von weit grösserem Umfang, als das
heutige Hochthal von Kaschmir. Die Gegend am Hyphasis (Blas oder Vipasa) ftthrt
er dabei nicht auf und geht dann gleich zu der Landschaft Kylindrine über,
die nach ihm über den Sclledsch bis zur Dschemna und zum Ganges sich aus-
dehnt. Ueberhaupt giebt er genauere Berichte über <las schneereiche Gebirge, als
alle seine Vorgänger. Die Quellen des Ganges verlegt er in den südlichen
Theil des Emodus. Jenseits der Pftsse Iftsst er das Land Serica beginnen.
Durch griechische Indienfaluvr erfuhr man in Alezandria, dass es ausser dem
baktrischcn noch einen zweiten Landweg nach China von Indien aus gebe, der von
der Hauptstadt der Prasier am Ganges, Pataliputra, seinen Ausgang nahm. Dieser
fQhi'te Ober das Gebirge durch das Gebiet eines U h o ta - S t a m m e s und kreuzte
den Bau ti SOS, welcher grosse Fluss durch Uttara Kara, das heilige Nordland
der Indor, nach Osten fliesst. *) — Lassen hat in den Bautae die den Indem damals
') Ritter, Erdk. IIL S. 486. 1085 ff. — *) 'Hm&'Äsj (nicht 'Ei*u,oc() ist aus Ilaimavata
'lM««(W0hl SOS dsr Prakrit-Form Htmftvan gebildet Lassen, Ind. Altcrthumsk. L S. 17. Not. 1.
— *) Bidilk. Ohlna I. S. 484. — *) Aifimif* fi^wu fuydk^ tm» wftnhm ntä ofi»«* 'MdTfc
Strabonis Geographica XV, 1 8 44. (Ed. Krämer HI. p. 214). — •) AxlUmu Hsrod. III, 91.
(Ed. Baehr IL p. 178). ") ; KaT)r.>i* oder Kii«r«fi«. - ') wr» Ä «tf « w B*S«V»6v, nai rSv
"Zu^lxßxy, XXI tZv *aS^<o; ( Po^oiu: Lassen, de Pentapotamia Indica p. 34) »wy«? i Kavwnfiti.
Ptol. Qeogr. VU. l'g 42. (Ed. Nobbe IL p. 149.) - ") Cr, hl
Wiifw AmmimIm ««2 riv Tdyymt i K»Xi»>fjtr. ib. — Ptol. l. 17. (Ed. Wilberg p. 51.) VL lü.
(Kd Wilb. p. 4SL)
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ab Bhotn ') bokanritLMi Bewohner von Tibet nachgewies«:»?! und in »lern Biiutii^os den
Rnihin.njnitra oiKu- Yani-srin^ipo -) erkannt ') — Bei Ptnlnnüus linden wir ferner
die heuli;,a'n Da rd i (die iKtdiken des Hcni(int, die Denlen des Stralxi) am rictilij^slen
unter dem Nainun D a r u (1 r u e ') autgelührl, da dieselben auch im Sunskril des K[)os
Mohabharata, wie in dem Radsdia T^ngini, Daradas oder Daradacas heissen.
Auss«rdem nennt er noch ^heutigen Balti; d«m er sagt, dass „unter dem
Imaos** die Byltae wohnen.'')
Plinius, der mehrfach den Imaus und Emodus erwähnt, wiederholt die
Enfthlung, dass die Inder ausgehen, um das von den „Anieisen" zu Tage getorderle
Gold zu holen. — Diese „Ameisen*' der Allen sind von neuawi Reisenden als
Murmelthiere mit pantherartig gefleckten Pellen erkannt worden, die sich auf den
sandigen, an floldstaul) reichen Hochebenen Tiliet's in grosser Anzahl finden. Der
Boden, der auf reichen (iold<^ehalt scbbes.sen läs.st, ei-scheint von diesen Thieren
(hn-('hirK liert. Da sich diescllien Hi3hlen graben , in wi'U lien sie den Winter zu-
bringen, so haben ihe Inder des Tiellandes das »hnen unbekannte Thier, welches
Südwärts vom Him&laja gar nicht vorkommt, nach seiner Ldl}mi8weiae „Ameise"
genannt. Auch im Epos der Inder wird von den nSrdlichon Stämmra dem KOnig
Indhischthira „Amei.sengold" als Tribut dargebracht.**) — Plinius weiss, dass
I ni a o s soviel als „sehn e e r e i c fi" bedeute ; ferner nennt er den J o m a n e s
(die Dschenma) als den nächsten Hauptlluss. wenn man von Westen her Uber
Indus, Hydaspes, Hyphasis und Sydrus oder liendrus nach dem Ganges vordringe.
Tibet, das gewaltige Hochland im Norden des HimAlaja, war
den Indern seit grauer Vorzeit als eine „hochgelegene Gegend*' bekaimt Im
fünften .lahrhnndert n. Chr. |>il|;i'ite ih'v lnuli:1liistis"he Münch Fa-tlian
mit vier (leRlhrten von (^Inna nach den hedi^^cn Stätten m Indien, ciwaih Kopien
der heiligen Schrillen und nahm dann semen Weg Uber den Himdlaja und durch
Tibet nach Khotan. Nach den chinesischen Schriftstellern beginnt die
Civilisation in Tibet mit dem KOnig Ssrongdsan Gambo (099—606 n. Chr.), der seine
') Tibet wird von den Uewohnern heutzutage büd oder üodyul, in Indien übot oder
Bhotija, von den Eagl&adern Bod-land geuaunt Vergl. Tibet S. — ') ib. S. 38. —
■) Lanen, Ind. Alterthanuk. IIL S. 132. Maaaart (Oeotr. der Grieebeii and Römer, 179&, IV.
S. 516) hält den Bautisos für die Iloang-ho. Diespi Ansicht vortritt in ni>nc5.ter Zeit Dr. Kiepert,
iadem er »agt, dass ein Land wie Tibet, welches die Chtues(;n erst im neunten Jahrhundert
entdeekt haben, unmüglich adioo zn Ptolemtu^ Zelt elo Dart-iigangslaad swieehen ladien ud
Chiaa gewesen sein könne. Peschcl, Gcschiohte der Erdkoade. 8. Aufl. ton Prof. Dr. Sophot
Rnpe. Mnnrhcn, 1877. S. M. Note 2. Dem i,'r>j»onnhf>r infNgo hier erwühnt worden, dass nach
Ssan&ng Ssetsen's Geschichte der Ost-Mongolen die Chinesen mit den Tibetern jedenfalls schon
im iiebeateo Jabrhoadert — vIelMdit a»A eehoa- Mb» — im Veriiehr gestaadea haben,
da Ssrongdsan Gambo, der 999 a. Cflir. den tibeliaeheu Tbron bestieg, sich mit der chinesischea
Prinzessin Untsching verm&hlle. VerRl. Tibet S. 105. — •) viro it riif rtv 'Uiav A»f ä
Ftol. VI, 13. § 3. Ell. Wilberg p. 424. — *) vV e'Jf ^xfx ri "lu^s. sfs; BT Ar«., ib. -
*) Drew (the Jummoo and Kaabmir Territuries p. 378) achreibt: „Die einzigen lebenden Wesen
aaf den Deoaai'Phtean (sadwtrti von Kardo) ifaid Marne Uhiere ia groeeer AaiahL Ihfe
Farbe ist hellbraun, ihre Stinune ein Geschrei zwischen Quikon und Pfeifen; sie werden ctWa
2\'» Fuss lang. Gewöhnlich sitzen sie bei Tape vor ihren Ilnhlen; wenn sie aber ein Geräusch
hören, sieben sie sich mit grosser äcbnelligkeit in diciielbcu zurQck." Vergl. Hin. nat bist.
XL 81. CGd. Sniig, II. p. 281.) lodieae foimleae Ipaii color Mium. magoitudo Aegjrpti leporom;
ferner: Strabo XV. 1 § 44 (Ell. Krämer III. p. 2U) /uSfM-nMs, «S-Wfi« «XeuTiKiyi oy'x tXxTTUt
endlich: Ilerod. III. 102. (Ed. Baehr p. 200) «v'fMxxif, /myxe^ix "'^onc xi,i u-, o.itTitet,
elhmnixüi* Sc t^ü^iia.. Nach Schiern (Uber den Ursprung der Sage von den guldgrabeuden Ameisen.
Eepeahagea. Leipsig. 1878) wirea oater dea goldgrabeadea AmelaeB die Tibetaaer sn ver^
stehen (!) und manches von ilmen Ausgesagte bezöge sich auf ibro atisserordeaüieb grossen
Hunde. Petermann, Mitthcilangcn XIX. (1873) S. -lOi). - ') Imaus voeatOT, iaoolarum liagaa
nivosum signiücante. i'lin. VI, 17. (Ed. Sillig I. S. Vlü.) ') ib.
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llesitlenz vom Jar-lun;^ nach dc;iii Theile Tihct's V(M'le;^te, iii welcliLMii später Lasa
gebaut wurde. ') Die chinesischen Annalen haben terner aus alter Zeit auch eine
Nachricht von dem merkwordigen Alpenthaie Kaschmir und aeiner Hemehaft
aufbewahrt. a s c h m il i o" sagen die lahrbocher der Thang^Dynastie, welche
von 018—907 n. Chr. repiorte, „ist ein Land, umgeben von Gebirgsketten, die es
vor (ien AngrifTen seiner Nachlt.ii ii schützen." (Ks schickte aber tiotzdcm im Jahre
713 n. Chr. die Erklärung seuter Untervvortung an den chinesischen Kaiser ein.)
„Das Land ist fruchtbar und bat Ackerbau. Es tUllt daselbst sehr viel Schnee.
Winde wehen wenig. Merkwürdig sind Pferde und Wollgewebe.*' •
Wenn von jenen frühem Zeiten an nun audi in den späteren Jahrhun<-
(lertoii viellnUig bei Diehtcrii iimi Prosiiisten von dem inilchtijjen Gebirge des
Hiinälaja die Hede ist, es aueli als fabelhafler Meru^). als Sitz der Götter, bei
Einheimischen und Fremden besungen wird, su sei) reitet doch die Kennt-
nis desselben das ganxe Mittelalter hindurch nicht viel
weiter vorwSrts.^)
Bei den ältesten persischen und arabischen Geographen
erhalten wir keine nähere Auskunft über die Landschaften des HimAlaja-
Systems; denn zu ihrer Zeit war der Indus noch die UstKreiize der inuselmiinnlschen
Hcn-schaft. Ei-st seit den Ghasnaviden (um 1000 n. Chr.) führte der Ghasi (der
Religionskrieg) zur Ausbreitung des Islam jenseits des Indus bis in die Ganges»
Länder und zwar nicht bloss in die Metropolen des Tieflandes, sondern auch zu
dem Südluss des Hochgebirges und bis nacli Kaschmir. Dieses Land ward i. .L
1013 der Hedschra) von Sultan Mahmnd dem Ghasnaviden llhrrfallen, ein-
genummon, geplündert. Seine Sanskrit-Annulen hat es zwar aulbcwatirt, aber es
wurde mit dem Schwert unter den Islam gebeugt.^) Erwähnt wird von jenen
Gegenden zuerst Tibet i. J. 915 von Abu -Zaid al Hasan und später (uro
1030) von Abu Rihan, ferner Tibet und Kaschmir um 950 von Ibn
Haukal und später (1154) von Edrisi. Aus den venvirrten Anpidten des Letz-
teren ersieht man, dass seine Kenntnisse Uber jene Gebiete sehr mangelhall und
unklar sind. ')
Marco Polo ist während seiner 1371-^295 ausgeführten weiten Reisen in
den Morgenländern einmal durch Sse-tschuen und Jün-nan nach Sttden gezogen; den
HimAlaja hat er zwar nicht berührt, rdier nach eingezogenen Erkundi-
gungen einen kurzen Herieht Uber ,,T i 1) e t mit seiner Bigotteric" gegeben.")
Im Jahre 1307 beendigte der Chinese M a - t u a n - 1 i n (gest. 1322) seine
grosse hialofiache Bibliothek, welche in den lotsten 25 Bttchem die Gesdiichte und
Ethnographie der vielen alten VQlker tibetischen Stammes, Thsung-
tseu genannt, enthält. Die Kenntnisse der Chinesen reichtra um diese Z^t bereita
su den Stromthälern des Indus un<l Ganges ")
Der arabische Geograph Abulfeda (geb. 1273, gest. 134.")) gab nach Art
des Edrisi, wiewohl grossentheils besser und kritischer, eine Uebersicht der Geo-
graphie aller damals bekannten Lilnder, soweit sie sidi aralrischen Schriflstellem
entnehmen Hess, in welcher unter Anderem auch von dem „gebirgigen Hoch-
land T i b a t" gesprochen wird.
*) Ritter, Brdk. IV. 8. 288. 877. Yergl. Ssanang Ssetsen. Geschichte der 08t*Moag(dea
S. 89. Dsnibrt wird di« ento Elafllhnii« des Baddhlnms la TflMt io daa lahr 407 a (%r.
geaetit. (Tibet S. 105). - *) Dm r fehlt den Chinesen. - ') Rittpr, Enlk III. S. 423. 1113.
Troycr, Ra^jatarangini II. p. 304. - ') M»>f5v bei Strabo, Arrian und Anderen. Vergl. Tibet
S. 23, 24. - *) Ritter. Erdk. Iii. 424. - ib. S. 426. - j Ritter. Erdk. III. S. 426. 1115.
CnBBiBglism, Lsdakh p. 20. RIelillioliMi, Cbtna, L S. 566, 567. *) Dto Retsea des Tenetiuera
Marco Polo im If*. Jahrhundert. (Deutsch von August Bnrck. Mit Zusätzen von Neumann.
Leipzig. 1845). Buch II. Capitel 37. Richthofeo, Chins 1. S. 610 uod Tafel 11. — *) Ritter,
Erdk. III. S. 466. ~ Riehthofeii, China I. S. 595.
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» 409
In Deli am Hofe des Kaisers Mohammed Toghluk (reg. 1325— 13M) lobte
Ibn lialuta (^^^st. 1371). Kr wurde zum Anführer einer Gesandtschaft mich
China erwühlt, welche i. .1. i'.W2 duhin aufbrach. Um jene Zeit waren die moham-
medanischen Missionen zur Bekehrung der heidnischen Vidker von IlindusUin aiis
iD den Ttafttern der HimAlaia-Berge schon ziemlich weit vorgedrungen ; es wird aber
•aofawer, aiia den Sehriften des gelefarlen Sdieilih's Ibn Batota solche Gegenden, io
denen dies geschehen war, genauer zu bezeichnen. Obwohl in Deli sehr zu
Hause, ül)erp;eht er doch Kaschmir gänzlich mit Slill.-ohweitjen. ')
Wie der Paropaniisus durch Alexandei- den (Irossi ii, so treten Fergliana und
Badakhschan, die Länder um die Quellen des Oxus, sowie Kabulistan, Kohistan,
Kaschmir mH ihren Gebirgen, TbUern, Flossen, VOUcem und Helden in den blutigen
Eroberungszugen Timur^s, in den AventOren des ritterlichen Babur und während
der weisen Herrschaft des Kaisers Akbar immer heller und heller hervor. Von
besonderer Wichlij/keit ist der Zug Tiniur's nach Indien i. J. 1398. Der
merkwürdige Marsch nach der Eroberung von Deli zum oberen Ganges und von
da die Route dorüh die Vorketten des Himälaj a gegen Nordwesten bis xor
irrenze von Kaschmir, sowie von da nach Samarkand Burllek, erweitern ihr
jene Zeit die geograpbiaoben Kenntnisse Aber jene fernen Gegenden fai bedeutender
Weise. 2)
Die älteste chinesische Karte jener Länder stammt aus dem
i5. Jahrhundert, aus der Zeit der Ming-Dynastie — doch sind die Mateiialion ihrer
Konstraktfon weit Uter; auf derselben ist der HimAlaJa mit d«n Namen SiQ>
Schan, d. i. Schneegebirge, bnseichnet.')
Noch weit lehrreicher alsTitnnr's '/.wj, wird ein Jahrhundert spBter die Gesdiiehte
von seinem Urenkel Babur, der 14Ü8 im zwölften .lahre seines Lebens Sultan von
Ferghana ward, und mit dem als Stifter des sogenannten Grossniogul-Thrones eine
neue Aera im Orient beginnt. Von Timur bis auf seine Herrschaft war das goldene
Zeitalter seiner Mutlerspraehe, des Turki-Dsebagalai , in dem Babur, mit grossem
Talent der Auffassung und Beobachtung begabt, wie Julius Caesar, voll Gefühl und
Interesse für fii(» S( hr»nheiten der Natur und für die d dH'n und EigentbOmlichkeiten
der Länder und Völker, seine eigene Lel»enspeschi(Mite niederschrieb.*) Auch als
Kaiser auf dem IMauenlhron in Deli behielt Babur das geographische Interesse bei,
daa Ihn bei allan seinen Kriegszl^^ und Staataeinriohtungen begleitet hatte, aber
seine Beschreibung von Hindustan voll genialer Oharakteristik Ist wenig vollstlndig,
und in das gewaltige Hochgebii^ des Himäti^* drang zwar seine Wissbegier, nicht
aber seine Kenntnis. ^)
Der Geist und die Liebe für alles Gute und Schöne ging von Sultan Babur
cuieh auf seinen Enkel, den Padischah oder Kaiser Akbar (reg. 1566—1601)
Mieri Er war der grOeste MIcen der Wissensehailen, und Sdieikb Abdul Pazll
(gest. 1604), der grösste Gelehrte seiner Zeit, war sein steter Begleiter. Aus dessen
kkissischt'ni und anthentischein Werke: ,,Die Institutionen Akhar's'"^) ist für uns
hier von besonderer Wichtigkeit : Die Geographie H i n d n s t a n' s aus den
Quellen der Mohanmiedaner und theilw^eise aus Sanskrit-Schriften. Denn Akbar war
der erste Regent seiner Zeit, der nicht auf Yendehtung der Sansktil^Literatur aus-
ging, sondern auf deren Benutzung. Die Abschnitte aber Bahar, Lahof, Multen,
Kaschmir und viele andere bcn^ichr'rn unsere Kenntnis des HimAlaja-Syslems in
bedeutendem Blasse. Der Kaiser Akbar lebte viel in Lahor , nahm Kaschmir ^n
') Ritter. Erdk. III. S. '12t>. llir,. ^1 il. S. 12^?. 429. ■ » it.. S. -m. — *) Memoirs
of Zehireddin Mohammed Baber Emperor üt liiniio^un wriUen by binuelt' in tbe Jbagatai Tarki
Mi tmutotsd 17 Dr. Leydtn «ad WilHam Enkfa«. Loaian 1896. — *) Ritter, ErA. 8. 480
Ml 498. 1168. — *) Ayoon Akbery. or tbe Institotflt of Ihe Eoipnor Akber. Traadatail
fram tba OrigUitl Pcrsian by Fr. Gladwio. Uadoo 1800.
. Kttitor'* ZaÜMhrift I. Bd. o
Digii,^L,u uy Google
— 110 -
und mochte es zu einer tributpIlichti^tMi I'rovin/, konnte auch dem Drang flicht
•widerstehen, riieses „Wunderland'* selbst nichrrnuls zu besuchen. ')
Zu derselben Zeit lebte auch der Uisturiograph Ferischta. Er ward zu
Asterabad in Meaendwan am kaspiachen Meere in der zweiten mUle dea 16. Jabr>
hunderts geboren. Als Knabe kam er nach Indien und verbivchte sein spiteree
Leben in Militärdiensten. Im Jahre 158!) bejfann er seine grosse „Geschichte der
Moharnnied.iiici- in Imiien bis 1(511" zu schreiben.') Seine Darstellung ist die eines
exklusiven Muscliiiaiincs, aber sein Stil ist schön, seine Erzählung ist klar und
pi-ftcis ; er beschreibt den Charakter der Personen und die Beweggründe ilirer Hand-
lungen, und es wird von ihm unter vielem Anderen die Geschichte der Kö-
nige von Kaschmir ausführlich ei-zUhlt. ^)
Die Missionen d e r k a l h o 1 i s c b e n Kirche bi(?ten auch in den indi-
schen Gebirgslandschatleii, wie fast lür alle Länder und Krdlhcilc, durch die Reisen
ihrer Emissäre unter die Völker der Heiden, wobei Qberall neue Wege und Stege
erfiHraolit werden mossten, und dureh die regelmiesige Berichterstattung darsiAben
an ibce Oberen eine zahlreiche Menge von Quellen dar, welche indess, leider, nur
einseitig und unvollständig l)eknnnt gemadit ehid. Durch die AuszQge aus den grossen
Sammlungen jener Berichte werden wir vorzüglich zuerst mit den Wegen durch
die indischen H i in a 1 a j a - K e 1 1 e n nach Tibet bekannt : raeistentheils
Aber die Pässe, die ostwärts von Kaschmir liegen. *}
. Kaum hatten die Portogiesen den Indischen Ocean durehschillt und die HSfen
von China und Japan erreicht, so folgten ihnen auch schon die Missionen der
Jesuiten nach. Deren Hauptsitz im Orient war in jener Zeit in Goa und d«^r
Kaiser Akbar der grosstnüthiji:^ Nrüccn ihrer Unternehmungen. Mehrere glückliche
Umstände öHneton den Misstonaren damals die Üiinaluja-Pässe. Der lernbegierige,
tolerante Kaiser Akbar, der in Agra oder in Lahor seinen Hof hielt, sah seinen
mohammedanischen Gelebrtenkreis auch gerne erweitert dureh die kenntnisreieben
Jesuiten-Patres, und Hieronymus X n v o r i u s — auf dem Schlosse Xavier in
dem spanischen Navarra geboren, ein Verwandter des „Apostels von Indien" FYan-
;(iscus Xaverius — und Benedikt Goes waren es, welche Akbar im Jahre 1598
auf einer Reise nach Kaschmir in seinem Gefolge begleiteten und sich — wohl
als die ersten Enropter — von Müte Mai bis Mitte November in jener paradiesiscfaeo
Gegend aufhielten. Doch ändXaverius' Bcmoi kiin<,'cn Ober das „Qismirianum regnum"
im Allgemeinen von keinem sonderlichen Belang. — An Akbars Hof war häufig
von dem mächtigen Nm hbai reiclu' Kat;ii txlcr Tschin die Rede. Ein reicher moham-
medanischer Kaufmann, der als Gesandter des Fürsten von Kaschgar in Peking
gewesen war und dreizehn Jahre dort Handel gelrieben hatte, kehrte von seiner
Pügerreiee nadi Mekka durch Hindustan ober Labor in die Hdmat zurOck. Von
ihm erfuhr Pater Xaverius im Juli 1598, dass Cambalu (Peking), die Hanpletadt von
Katai, die Residenz des gro-ssen chinesischen Kaisers, auch aus den Westländern
der Turkistanen mit Handelskarawancn auf das äicberstc zu erreichen sei, und die
Art, wie dies geaohämi klinne. Mit Brief und Siegel von Akbar versehen, reiste
Pater Benedikt Goes mit ehier Handelskarawane im Jahre lOOK Ober Pesch-
auer, Kaschgar, ^aricend und Hami in drei Jahren glOokUch bis nach China. *)
') Ritter, £rdk. III. S. 432. — Feriachta, Uistory of Uie Rise of the Mobammedaa
Ftoirar In India. Tmabtad hy Joha Briggk Loadon 1820. — RIttw. Erdk. IH. 8. 496. ^ «) Ik
S. 43(1. Die Franziskaner, Minoriten und Dominikaner, welche von den P&jisten and franzüsiacben
Königen früher nach Karakoram oder in die Wüste Gobi geschickt wurden, wie Piano Carpino
und Andere, sogen von der Levante aus auf nbrdltcheren Wegen durch die Mitte Aaiens und
HiBiieB dfM ganse Eaea-UlB- and Himifa^a-flfilaBi Im 8Ad«B Uegm. 81« kSnaen abo aoeh abgends
•la Aiigenzeiif^en des übetaniaehen und {adiMben Ilochlandes gelten, obwohl aie darch Höremagen
manches Gute darither erfahren haben konnten. — ■') Enthalten in: Hayus, de rebus Japonieia,
Indicia etc. Antwerpen 1GÜ5. p. 863. aeqq. — Ritter. Erdk. III. S. 433. 1158. — •) ib. S. 438. 43».
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Im Jabre 4634 begleitete Pater Ant<inio de Andrada, ein Portuj^Mt'se von
der Jesuiten-Mission in HindusUin, mit seinem Ordensjjcl'filirten Miinucl Marcinc/. den
Schah Dschehangir, den Sohn und Nachfolger Aklwi'.s, von Agra mu h Di'li, wo sie
in Erfahrung brachten, dass soeben eine grosse heidnische Wulilahil nach einer
Pagoda am oberen Ganges im Ab^ug )>egriffeii sei Daselbst sollte es christliche
Bewohner geben. Da der Schah zur Fortsetzung seiner Reise nach Kaschgar nur
eines Paters bedurfte, so wurde Andrada von seinoti Obern dazu bestimmt, diese
Pilgerfahrt zur Erforschung Tibet's in I^ei^lcitung der heidnischen Karawane mifzu-
niachen. Von Deii ging es nach Ninden und dann die „heilige G a n g a"
aufwärts nach dem Wallfahrtstempel zu „B r a d r i d" (Badrinatb), nacli welchem,
wie Andrsda sagt, auch Leute selbst von Ceylon pilgerten. ^) Andrada ist entsockt
Ober die herrlichen Wälder mit den mannigfaltigsten fiaumai ten, ober den imhen
Wuchs der schönen Bäume, Ober die lieldichen Hhiinen, \Valii[)l(Uhen und Frü« iKc,
Ober den lieichtbun» des Gebirges. Der Ganges musstc oft auf Schneebrücken über-
schritten werden, unter denen der Strom seinen I^uf mit gewaltigem Brausen lort-
aetste, oft ein schauerlicher Anblick, wenn sich an solchen GewOlbebrooken von
Schnee unter dem Fusstritt des Wanderers schreckliche Ltksher zur Tiefe Oflheten.
An der einen Seite des bescbwerlif lien Weges stairten oft senkrechte, wie behauen
aussehende Felswände empor, während an der anderen tiefe Aligründe lagen, in
denen der Ganges vorüberranscfUc, „voll Felsen, voll Getöse, voll Widerhall". Nach
anderthalb Monaten ward das Ziel der Pilgerfahrt, die i^igode von Badrinath,
erreicht, — In dem . leisten Dorfe des Landes, in Hana, wartete Andrada mit seinen
Begldtem sieben Tage, ob nicht der Schnee vei^ehen mOchte, der In der weiten
Wttste zwischen dem Orte M a n a und dem Lande Tibet lag. Dann zog er zwanzig
Tage lang unter den grOssten Bescliwerden durch unlxiwohnte Gebirge, wo es weder
Bäume noch Sliüucher, aber viel Schnee gab. Bort sollten giftige BOnste aus dem
Beden kommen, wetobe die Menschen tSdteten; doch meint Andrada, dass die Külte
und der Nahrungsmangel wohl eher der Grund sein milchten, dass Viele dort Ihren
Tod Anden. Nsdi Ueberwindung ungeheurer Schwierigkeiten erreicht(> er T s c h a-
prnng'), wo er den „Krmig und seine Gemahn" ungemein wohlwollend fand.
Beide hatten das grösste Wohlgefallen an der „Lehre des Heils", aber balil hatte
sich der redliche Missionar davon aberzeugt, dass bei ihnen vorher keine Spur des
Cbristenthums vorhanden gewesen ist Die Reisenden (Andrada mit zwei indischen
Christen) setzten ihren Weg nicht weiter fort^), sondern kehrten Ober das
„Gebirge der Wüste" auf der.selbtni Route über Mana nach Indien zurück. •) Zu
dieser Rückreise gab (Wv .,Kr»nij^" Leute, die den l'ater iii(-lil allein durch sein i,and,
sondern auch durch die Wuste begleiten sollten, in Mana traf die Nachiiciit von
einer Rebellioa dreier Radschas gegen den „frommen KOnig" ein. Doch bald nach
d^ glflcklkshen Heimkdir des Paters in seine Mission ward auch In dem von ihm
entdeckten Hochlande der Friede wieder hergestellt. Er sdbst stvb nicht lange
darnach als l'rovineial seines Ordens in Goa 4034. Eine kurze Darste.Hung seiner
Heise erschien l(i2ü in Lissabon '•'), eine spanische und eine deutsche L'eber.setzung
1627*^), eine firanzOslsche Ausgabe in Paris iG2S und eine neue Auflage davon
') Richtbofen, China I. S. «i7L — *) Tibet. S. 123. — ') Wie Markbam (Bngle aiitl Manning
p. LVI.) vernradiet: „Thenoe dM nndamited mInkNMrjr fonad bis way of «r tlie lofty passM to
Radok, and. pv ■ntmlly, hy way of Tangut, t<i China. (Tibet S. 3.) — ♦) Richthofen, China I. S. 071.
^) Antonio dp Anilruilii, Novo dcscubriinfMitii do grao Catayo oti dos HeynoM de Tiliet,
Beschrnibung einer weiten und gefaklirlicbeu Ueiwi, so ein l'iiester der .Sucietet Jesus P.
AnioDlin de Andrad* ans der Mlaakra helin ftraaen Mogor In Aria in enndiaiig der fronen
Cataio tuul der Kdnigreicb Tibpt den Christlichen Qlaubi'n in dfnselben bisher unhekannden
Landen m TfrkOndigeo mit uoglaubUcher moh und arbeit im 1624. Jabre Terrielitet AuBabatg
1627. —
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— 112 —
1796. — Nach Paler Antonio Andrada folgte durch das „neugeOITiaete Thor von
Tibet" sobald kein aoderor Bekehrer der Heiden. ')
Um 1GG0 schiielj Ssananf; Ss et seil, Cliunglaidsclii der Ordos, seine
„G e s c h i c b t e der 0 s t - M o n g o l e n'S welche uns Ober die ältere Geschichte
Tibets, Ober die Natur des Landes, sowie Ober Religion, Sitten und GebMuche der
Bewohner mannigfache Belehrung glebt. ^)
Albert Dorville und Johann Gi iilicr zwoi Patres der Jesuiten-
Mission in Peking, sind wol die ersten, ja violleieijl die ein7,ij,^'n Europäer, welche
von der Hauiitöladl (Chinas aus den niQhseligsten Rückweg über Si-ning und den
Kuicu-nur darch Tiliet fibcr den HimAlaja nach Hindustan wählten . Sie hatten
Befelil erhalten, nach Europa zarDckzukehren, erführen aber, dass der Hafen von
Macao durch die Holländer blokirt sei und führten daher ihre Reise zu Lande aus.
Die Patres vcrliessen Pekitv^ im .Tiini lOHl und kamen in HO Taj^'cn nach Si-nf?an-fu,
in weiteren 30 'l'agt'n naeli Si-ninj^'-tu, v^n wo sie unter grössten Besclin-oi-den am
Kuku-nur vorüber und durch die „GebirgswUstcn der Tangut" nach drei Monaten
Wegs die Hauptstadt von Tibet, Lasa^), glficklich errichten. Nach zweimonat-
lichem Aufenthalt daselbst wurde von ihnen die g a n z e Breite d e s II i m a I a J a -
Systems gegen Westslidweston hin auf einer den EuropHern bis dahin unbekannten
Passape, nämlich rd>or Kuti durch ilio Landschaft Nepal, Qberstie;,'en bis
Kathmandu, und von da ging es direkt hinab gegen Süden bis Palna am Ganges,
dann westwIrts bis Agra, wo sie 214 Tage nach ihrer Abreise von PeUng ankamen
und wo Dorville starb. Grober kehrte Qlier Ormus und Smyma nach Europa
Kurück. Leider hat er nie etwas Zusammenbiln^endes über seine grosse Reise ge-
schrieben und es sind uns nur aus eini{ien BrielVn an seine Freunde nnrl Aufzeich-
nungen nach seinen mündlichen Krziihlunyen woiii^e dürftij^e Nachriclilen erhalten.
Uebor den grossen Tibet-Strom, den Brahmaputra, den er mit seinem Gefährten
ttbersetsen muaste und Aber die Riesengruppen des HimAlaja, an denen er nahe im
Norden von Kathmandu vorüberzog, behauptet er aufTallenderweise i^nzliches Still-
schweigen. Er starb auf der Rückreise nach China 1^)5.
Mit Akbar's Enkel, dem Kaiser A u r e n p i. o b Cd. Ii. Zierde des Thrones, tjest.
1707), derauf den IJath seiner Aerzte in der reineren Luft der Alpcnlhüler Kaschmir'*
mitten im Hochgebirge die Wiederherstellung seiner Gesundheit suchte, zog in dessen
Gefolge der erste wissenschaftlich gebildete Europäer in die grandiose Natur des
Himalaja ein. Es war der Fran/nse Franc ois Bernier. Derselbe, ein junger
Ar/.t von unierneliniendem Of^ste. liatt<> 105'» Kratiki'eich verlassen und war lO."?
in Surate in Indien an^i>lan;.;t. Als .VurenpziMi unter dem Namen Alnnghier den
Tliron von Deli bestiegen hatte, ging Bernier nach dieser Stadt und trat in die
Dienste des Danelschmed Khan, eines Omrah oder Grossen am Hofe Auren^bs.
incn begleitete er den Kaiser und den Omrah in das Hochthal des Dschiliim.
ba.sselbe war zu dieser Zeit in seiner höchsten Pracht. Es war fünfzig Jahre hin-
diu'ch dei" Lieblinpsaufentlialt von .\ureng7.ebs Grossvater, Dsrliehanpir, und seines
Vaters, Schuh Dschehan, gewesen. IJ:is Thal war mit Paliisten und Gärten
geschmockt, und die Reiclithtlmer, welche der glänzende Hofstaat in Umiftnf
brachte, verbreiteten allgemeinen Wohlstand. Die Grossen des Hofes, sowie die
^ Rttter. Erdk. 10. S. 413. — *) Ausguba mit dentseher Celienetsang von buk Jskob
Sohroidt. Petorsburg 1R29. — ») Ritter (Erdk. III. S, 453) sehreibt Graber, v. Richthofen dagegen
in seinem Werk über China (I S. OTl) Grnber. ') Tibet S. 113. 114. - *) Notiüie varie
dell' Imperio della China. Firenzo lti87. Vcrgl. Mrtrkham, Bogle and Manning pp. 295—302.
Orftber't Briefe in: Thereaot, Rdatiom des divers. Voyages eurieiix, n*ont point 6tt' publik
Paris 1663-72. OrObei^: „Itcr e China in Mongor" In: Atha.nasins Klrchor, China
moniimentis qua sacris, qnn profaai«, nMseo ▼ariis natarae et artis apectaculis ilUatrata
(Aniätordam liiciT) II, 2.
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— 113 -
Eingeborenen wetttMfeiteii in Verschönerung des Landes. Bernier's Gönner, Da-
Dctächracd Khun, wur ein Freund und UcschUlzcr der Wi^äunscliulleu und veräcluillle
ihm alle Gelegenheit, die er nur wontschen konnte, das Thal zu darohwandem. .
Im Jahre 1670 kehrte er nach seinem Vaterlandc surOck und gab die Beschreibung
seiner Reise heraus, i) Seine Berichte sind l id i nicht sehr unirussend; doch tragen
sie in allen Theilen das Gepiäi^'e iler Wahilieit und waren lange eine Hauptquelle
zur Belehrung über j(;ne Gegenden. -)
Im M&rz des Jubreä 1714 reiste Pater Desideri (geb. 1081 in Pistoja), von
der Jesuiten-Mission nach Tibet bestimmt, mit seinem Ordensbruder Pater M an o e 1
Freyre von Deli ab, um Ober Kaschmir und das Schneegebirge des HImälaja
den Weg nach Lasa in Tiliet /.n tindon, der nicht lange vorher von Rernier erkundet
worden war. Sie gingen über den IM r 1' a n d s c h ii 1 und kamen am 13. Nuvetnbtn*
desselben Juhres nach der Hauptstadt von K u s c h ni i r , die sie nach einem
Winterautenthalt erst am 17. Mai 1715 wieder variaaaen konnten, am nordwlrts
nach L e m gehen, das nach vierzig Tagen erreicht ward. Auch der weitere Weg
von da bis Lasa wurde, „grossentheils ülier lauter Eis und Schnee", vom 17. August
1715 bis 18. März 17U> glückhch zurückgelegt. Desideri und Fieyre waren die
Kr.slen und lange die Einzigen, die auf diesen höchst beschwerlichen We^^cn das
Hiuiulaja-Gebirge überstiegen. Die bis jetzt bekannt gewordenen kurzen Ueniur-
kungen Ober jene Gegenden — in einem Briefe (Lasa , 10. April 1715) enthalten ^
— änd von keiner allgemeinen Wichtigkeit und der „rein geschriebene Folio-Band**
aus Desideri's Feder vom Jahre 1727, den Carlo Puini am 19. November 1875 in
einer I*i ivatbibliothek in Pistoja entdeckt hat, ist uoch nicht veröllentlicht. ')
Bei den Chinesen hat sich unter der Mandsciiu-Dynastie durch die Kurten-
aufnahme des sfldlidM« China und der tibetischen Under die geographiadie Kenntals
in erfaebUoher Weise erweitert. Diese auf Befehl des Kaisers Kang-hi (reg. 16GS— 17S3)
durch Jesuiten-Missionare ausgeführte chinesische Kartenaufnahme hat im 18.
imd im .Vnfang des 19. Jalu hunderts die allgemeine Grundlage aller geographischen
Zeichnung von dem Südende des gewaltigen Hochlandes im östlichen .Vsien abge-
geben. Sie erstreckte sich von der Provinz Pe-tscliUi bis zu den Quellen dos
Ganges. Die Patres waren in zwei GeseUachaften gelheilt, die zu gleicher Zeit
in den verschiedenen Provinzen opcriran sollten. Nach unsäglichen Anstrengungen
konnte 1710 die .\ufnahme der einzelnen Strecken beendigt und endlich aus allen
Specialblüttern die Generalkarte unter der Leitung des Paters Jartoux ausgearbeitet
werden. Dieselbe wurde 1718 dem Kaiser überreicht. Zu gleicher Zeit ward auch
die Kartirung T i b o t' s betrieben, jedoch unter minder günstigen Umständen. 1717
drangen die OdOt bis nach Lasa vor, das damals g^lflndert und vertieert wurde.
Die von den Jesuiten geschulten und in astronomischen Ortsbestimmungen unter-
wiesenen zwei tibetischen Lam.'us begnügten sich nun damit, die Gegenden um jene
tjuellen, welche sie für die des Gan^^es hielten, nach den .\iissa<;on der Mr>nche und
Priester in den Klüstern zu verzeichnen, sowie nach den bchritlea, die sie bei den»
Grosdama zn Lasa vorfisuaden. Sie versftumten auch, eine Obeervatlon über die
Polhtthe zur Breitenbestimmung der Pagode ihres Aufenthaltes im Gebh'ge „Ken-
taisse" (Gang-dis-ri) •') zu machen. Ihre .\rbeit wurde 1717 Kang-hi Oberreicht und
1718 der Generalkarte beigefügt. Diese wcrthvolle Karte ward zu Peking gestochen
und ein Exemplar an den König von Frankreich nach Paris geschickt. Doch blieb
dasselbe hi dessen Privatbibliothek in Versailles bis zum Anfange der Revolution.
Aber Durchzeichnungen derselben Karte, die man in China flbersetzte, wurden durch
^ fVuK. Beraier, Voyages. Amterdani 1609. — *) Bitter, Erdk. BT. S. 488. HBsd,
Kaschmir I. S. 9—13. - Markbam, Bogle and Mauning pp. 302-308. — *) ib. p. LIX. Not
1. Yergl. Das Aushuul. Jnbrg. 1876. S. 900. (Tibet S. 4.) — Bitter, Erdk. lU. S. 414. ~ Im
Norden des obern ürahmaputro.
p
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— H4 —
den Vnior Du Haidt» dirn lioruhmten Geographen D'Anville mitgetheill. Diese
Zeicliiiungen waren inüe.sä nur sein* unvolbtändi^ti Auszüge aus den chinesischen
und iDftndschurtschen Oiii^nalen; die Uebersetzung der Nunen rbbrt von einem in
jenen Sprachen schlecht geachulten Bearbeiter her. D'Anville'a Karten*),
welche als Alias /.u I) n Halde*» .,I»eri"ilinit('i", auf Briefe und andere Mitlhei-
lungen virU-r .K-siutcn-Missionaro fuisirtcn „lU si lireibunt; des clii ncsiscbcn
Reiches und d t • r c h i n c s i s r h e n T a l a r e i'' ' J gestochen wurden, haben
dalier viele IrrlhUnier, die in den Originalen fehlen. Doch hat er auch einige
erbebliche Verbesserungen angebracht, indem er die DarsteHungen von ^fCentral-
Asien** nach allen ihm zu Gebote stehenden Itineraren berichtigte.
(ScbloM folgt.)
Amat di S. Filippo: Bemerkungen über die Seefahrten
der Italiener an den west-afHkanischen Gestaden im 13.,
14. u. 18. Jahrhundert
Pietro Amat di S. Filippo publicirte in der Zeitschrift der italienischen geo-
graphischen GeselbchafI (1880, Bd. V, H. i u. S) eine Arbeit fUier die im 13., 14.
u. 1.5. Juhrh. erful^^tcn itnlieuischcn Seofahi lon und Entdecicungen an den westlichen
ricsliiden AlVikaV. ii. d. T. : Delle navipaziorii e sooperte niarittiine defzl' Itahani
neir AliKa otridciilide luii^jn i sei-oli Xill, XIV f W. Wir j-ehen den die ältesten
dieser Heisen behandehiden Al>i><;imiU im Naelislehenden auszUglit;h wieder.
Nachdem Amat die steigende Bedeutung geschildert, welche die Letslungs-
nfaiglieit der italienischen SchilTsfllhrer denselben seit Beginn des Mittelalters in
Frankreich, Kurland, Spanien und Poitugal erwarb, wendet er sieh /u den Fürseluings-
fahrten, welriic seine Landsleule schon vurlnM" (ehe sie im Ülenste h'emder Fürsten
auf Knideckungen auszogen) an den westafrikanischen KUsten und Inseln untemum-
men. Diese abenteueriichen Fahrten standen wolil mit der dem Mittelalter von deo
antilccn Autoron oberlieferten Ansicht in gewisaem Zusammenhang, dass man durch
ümsehitTuntz West Ali ika's Indien erreichen kOnne. *)
In Italien iiatte diese aus dem Alterthnme überlieferte Ansieht sich bei den
(lilclirlen stetig erhalten; dazu kamen die tortwilhrenden Verbindungen mit den
Arabern, deren Sprache in den fiaudelstitädten der Halbinsel verstanden, gesprochen
und geschrieben wurde, und die Berührung der den Orient bereieenden italienisdiea
Kaufleute mit den Asiaten, weiche letztere auch ihrwseits die Häfen von Aiualfl»
Genua, Pisa und Venedig'') besuchten. Durch diese konnte ebenfalls den Italienern
die Annatuue einer dreieckigen Gestalt Atrika's und eines wahrscheinlichen Seewege
') Atlas de la Chine, de la Tartarto Chinoise et du Thibet. Vergl. Facsimile eines
TheiU der Karte von llbet bei Markbain, Bogle and Manuiog p. L\L ') Deacription gi*o-
grapMqne, poUtfqa«, hittoriqM. ehroaokigiqiM «I pbjdqne da l'Bmpire da la Ohia« •! 4« la
Tartarie Chinoise. Pans 1735. — Uebenetaaag fais DeolMdie 1747. — ') Bitter, BrdL m.
& 4416-470. lUchthofen, China I. S. 481, 690.
*) Der König Juba lieas diese Ansicht, wie der im 3. Jahrb. lebende Geograph Solinus
beieugt, s^ftUah nlederiegea. Jnba tgitnr aaivanM partis qoam plnriai propter aotb ardova
perviam ncßavcrunt, facta ctiam gentium et instilarum commemorationp. ad confirmandac fidei
argumentum , umii*; illud mare ab India ust^ue ad Gades voloit intelligi navigabilc, Cori tarnen
flatibuä (^Saliiiun, cap. LX, 442). Alle grossen Geographen des AlterUion», von Herodot bis
Strabo. vertlwidigtsa di« MögUehkelt aber Umschifhag Afrika*s. Spiter wana iai 7. JahA.
Giovanni Filipponn (De mundi «natioaa, L. IV, c 5» p. 15SX im 8. JahrL Udar von Sawilla
Vertreter dieser Meinung.
*) tfarafarf« B«fuai It script. - Atmti, Dipl. arab. UCX, LXXI, LXXXY, LXXXVL
<- Canak, St di Qenova, I. 807.
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— «5 —
nach IimIk ii nlM-rMiiiltt'll wndfn, eine Annaliiiic , <lie wir spütor mif den Karten des
Muriiiu öHiiulo und dem ruediceischeii i^ortulan \viederf;e},'eben linden.
Die ersten, «reiche den alten Plan ein«' Umschiffung Afrika's und {iainit eines
Seewegs nadi Indien zu realisiren versuchten, sind die Genuesen. Die untemebmen-
di^n Lijnirier waren boreits vor dem 13. Jahrh. mit Afrika b«'kannter gewordm.
Missionäre und Katitleuto '/av^vw dorthin, die sich nicht, wie gewöhnlich, nur nuf die
üaupli>tädte der südlichen Kiisten tle,s Mittelmeers beschrflnktcn, sundern weiter landein-
wlrts vordrangen. (Mit den vor dem 14. Jahrti. bestehenden Verti'fiKsn» welche Pisa und
Venedig mit den mai^rebinisGlien Forsten abseUoseen, und durch die den Kaufleuten
dieser Uepubliken gestattet wufde, in Karawanen das Innere zu durchziehen, bexib-
sichti!,^t unser Aulor sich in einetn anderen Aufsatz zu beschilftigen). In .\nbeti*acht
des Unternehrmui^rs^'ristcs unil der SeetUchti[,'keil der Ligurier erscheint es Anuit di
S. Filippo zweit'ellüs, dass ihre Uandelsverbindungcn mit dem Imiern Afrika's und
ihre Seciüvten längs der WestkQste bis zum Kap Non (Caput finis Oocolae) wahrend
des gaioen 18. Jahrb. angedauert haben, obwohl die amtgenOssieehm Chronisten du*-
Ober schweig«!. Er betont, djuss der Bericht Uber zahlreiche, besonders zu Handels-
zwecken unternommene Korschungs-Seefahrten keitu nlMatz indi n amtlichen Chroniken
linden konnte, weil die letzleien sich eineslheils mit l'nval-ünteinehmungen nicht
beschäftigen wollten, und weil man andererseits Interesse daran hatte, solche Unter-
nehmungen aus Furcht vor der Konkurrenz geheim zu halten.
Gegen Knde des 13. Jahrh. jedoch verzeichnen die gendesischen Chromken
eine abenteuerliche Seefahrt, die einige der ersten Bürger dieser Stadt mit der er-
klärten .\bsicht nnternaimien, das weslliche .Vfrika zu um.'<egehi und so nacli Indien
2U gelangen, tin Zeitgenosse, Jacopo Duria, erstattet uns darüber Bericht; Im
Mai des Jahres iSM rttsteten Tedisto Dorla und de BrOder Ugoltaio und Guido
Vivaldi zwei Galeeren aus, die sie mit ailon Ar eme lange Seebbrt Nothwendigen
versahen. Die V'ivaldi durchfuhren <Iie Meerenge von Gibraltar; nachdem aber die
heidcn SchilTe Gozola erreicht, blieb die Heimat ohne weitere Nachriclit von ihnen.
Bis hierher erhält unser Chronist Üestätigung durch das Zeugnis eines anderen ghsic^h-
zeitigen Schrittstellers, des Pietro di Abano, der darober sagt: „parum ante ista
tempore Jannenses duas paravere omnibus necessarüs monitas galeas, qui per Gades
Uercuiis in fine Hispaniae situatas transiere.*)**
Diese Zcu^'ni-^se liestKti<rten später der Seefahrer .\ntoniotto U.sodimai-e und die
Annalisten Giusliniani und Uberlo Fo^Micttai. Dei- erstere beri('htet über den Zii^' der
Vivaldi kurz Folgendes. — Im Jahre l!291 gujgen aus Genua zwei Schille in See, befehligt
v<m Vadino und Guido de* Vivaldi , um nach Indien zu s^eln ; eine der beiden
Galeeren ftihr wenig ober das Vorgebirge von Gozola (Non) hinaus und stiess auf
den Grund, die andere dmng bis Uber den Golf von Guinea vor und erreichte einen
Oit Nigritiens mit Namen Mena, weni^r entfernt vom Delta des Senegal. Die Brüder
Vivaldi und alle ihre Leute w urden hiei von den Eingeborenen gelangen und konnten
nie wieder in die Heimat zurUckkeluen.
Es mag hier eine Muthmassung Canale*s^ Erwihnung finden. In einem nota-
riellen Akt vom 26. Mirz des Jahres 1291 (d. h. also zwei Monate früher, als die
erwähnte Expedition auszog) sind die Namen der beiden dein Tediso Doria gehörigen
Gale«'ren aufgeführt; die eine wird Sant' Antonio genannt, die andere Allegrancia.
Letzteren Namen führt noch heute eine der kleinen Canaiischen Inseln, w esshalb
Canale es für wahrscheinlich hält, dass diese Benennung der Insel nach der gleksh-
namigen (Saleere beigelegt sei.
Es fehlt nicht an Dcwimscii für eine kurz nach oder viclli ieht schon vor der
Vivnidi'srhen Fahil eil'olgte Entdeckung der Canarificben Inseln durch die Genuesen-.
•) Pietro d' Abano. Diff., «7, C. 107.
') CbjMlf, St ooBi.. CXLIV, »10.
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— 116 —
Obwohl ja dem Alterthum die Existenz dieses AichipeU tler Glücklichen inseln be-
ktnnt war» wurden dieselben fQr uns doch erst durdi ligurische Seefiihrer von naiem
entdeckt. Wenn nun auch da.s genauu Datum dieser Entdeckui^ sicli bidong noch nidit
ermilleln liess, so Hlnst sii'h doi h mit RostitnmUieit bohaupten, dass sie in jener
Epoche t'rlV)l|K'to , in der (iio. \ iv.ildi'scho Expedition fl2J)l) und dio des Nicoluso dtt
IXeccÄ) und dos Angioliiio dci Corbizzi (1341) ihre Fuiirten auäflihrten.
Wir ernmerten uns, dass eine der Gamrischen Inseki dm Namen des einen
der Doria-Yhraldi'sclien Schiffe» AUegrancia, tragt. Eine andere derselben beisst
Lansarote ; diese Benemiung weist auf Lnnzerotto Malocello hm, den An^'ehOrigen
einer edlen und miichtif-'en fj('nut'sis( !i''ii Faniilif, dessen Namen wir «uf Seekarlen
des 14. und IT), .lahrhnndeits an d<'i' Seite iies,t>4ler Insel veiy.cielinet liiiileii. ')
Eine italienische Seekurte von lüöl, eben der meUiceiscbc rurtulun, vei/eichnet
bereits die wieder aufgefundenen Ganarisdiea InselB, ebenso eine Karte dor ArQder
Pizsigani vom Jahre 1367, auf der man neben der Insel Lanzarote die genuesische
Fl.i[,'^'e entfallet sieht. Au< h das dem Jahre 1455 anf?ehnrige Planisphärium des
hartulomeo Paiclo setzt neben diese Insel das ligurische Banner mit der Inschrift
„Lanzerotto MaroxuUo Janucnsis." -) Üanale hatte aus dun heimatlichen Arcliiven feM-
gestellt, daas ein LanBerotto Malooello, der vorgeacbrittenea Alters im Jahre 1330
l^Me, vor dem Jahre 1384 gestorloen ist. Desimoni, der die Forschungen Ganale's.
fortsetzte, fand einen anderen, spiteren Lan/erotto auf, was ermöglicht, die Daten
mit einander in Einklang zn bringen, welche Canule auf einen Einzigen bezog. ')
lieber den Zeitpunkt der Entdcckun^^ sind sehr vei'schiedeiie Meinungen auf-
gestellt worden. Wäluend Avezac (Nolice d*js decouverles du muyen age) sie bis
zum Jahre 1875 zurfickdaliren wollte, setzt Canale^) sie in die erste HlUle des 14.
Jahrhunderts, und zwar zwischen die. Jahre 1918 (Puhliliation des Portulan Pietro
Viseonti, auf dem sich noch keine Erwähnung der Canaren findet) und 1:^51;
Knnstmann (Africa vor den Entdeckungen der Portugiesen) suclit die Entdeckung
zwischen lij4t> und lüül. Der letzteren Amiahnie widerspricht der Bericht über
die Reise des Nioolnso da Reoco, der bereits im Jahre 1341 die InseJn besuchlo,
also fDnf Jahre vor dem von Kunstmann vermutheten Zeitpunkte. iUioh die Folge-
rung Canale's, dass die Cnnaren, da sie auf dem Porluhm des Visconti vom Jahre
\'A\H nicht envHhnt, damals noch nicht entdeckt sein konnten, halt Amat di S.
Eilippo nicht für sticlihalti^. Vielmehi' erifmcrt im- daran, duss bei dem Stande
der mittelalterlichen Karti)^i;iphie oft viele Jahre vergingen, ehe ein neu entdecktes
Land auf den Karlen eingetragen wurde. Dagegen wendet. er sidi dann an den
Aeusserungen der ZeitgenosBen jener Fahrten.
Nicoloso da Recx^o bez^chnet in dem Bericlite ubei sinne im Jahre 1341 auf-
geführte Rei.se nach den Canaren die letzteren als „die Inseln, die man t,'e!neini}.rlii-h
die wiedergefundenen nennt".'') Petrarca macht in seiner kurz nach dJUi verfasst<>n
Schrift „De Vita soUtaria*' über die Inseln folgende Erwähnung: „Die Glücklichen
Inseln (Isole Fortunate) liegen im Bussersten Westen, sehr weit von Indien und dem
PcA» entüBmt Diesen niherte sieh, wie die mündliche Uoberlieferung erzlhlt
(„patroni memoria"), eine genuesische Kriegsllotte, und Papst Clemens VI. belehnte
mit dw Herrschaft Uber jene Inseln einen Fürsten über dessen Schicksale während
Debor dlMea altan AaiitdliuigifMsaiili im €l«Dn«ieo LaoMrotto odnr Loaedoi mgl.
J^idkc/, Zeitalter der Entdeck ungen, 2. Aufl. 1877, 49.
') Ucber diese letzter» Karte vergL Mem. d. Sooietä S^pfr«! Bona 1878, p. 54 tt.
^) Deaimoni, Uiura. Ligustico, I, 226.
«) Oinak, St eoiDB. CXLVI. 812.
") „Inaulas quas vidgo rcpertas didmi»". 8. Ciampi^ Moamaeiiti di na maauer. antogr.
di M. Gio. Boccaccio da Certaldo, 5i.
*) Don Luis de la Cerda, Graf vou Liarainonte, der durch päpstliche Bulle v. 15. Nor.
1844 nit dtesar Hemchaft belelut worde» — B«fiuttdi, Aanales eederiattid, ad aanam 1S44«
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— «7 -
seiner dortigen Ileyieruny ieh nicht unlerrichtet bin.'' — Aus der Redewendung
„palruni memoria" fulgert Amul di S. Filippo, duss die Entdeckung vur der Geburt
P«lrarai*B (d. i. vor 1304) stattgefunden baben mOsse.
Nach der ungmcklicheik Seefahrt der Vivoldi and der Wieder-Aufßndung der
Caiiaren erwUhnt unser Autor die Entdeckunp Madeira's und der Azoren. Uober
die letztem ist uns freili<'li kein Bericht erhallen ; nicht eiiunal eine Andeulun^
irgend einer Art linden wir bei den zeitgenössischen Schriftstellern. Dagegen tehlt
es nii^taa andern Beweismitteln für die Entdeckung jener Inseln durch die Itaßener.
Die erste Karte, auf der wir ihnen begegnen, ist der erwihnte Portukin des
Jahres 1351, weU^her Uadeira und die Azoi'en-Gruppe bezüglich ihrer geogruphischen
liflge zieiiilich ^<ut verzeichnet. Ein noch deutli'-hec für das Kntdeckervei'dicnsl rler
lUiliener sprecliendes Ar^'uinent findet Amat di S. Filippo in dein Uiiuslunde , dii.s.s
alle in dieiteni Purtulan gegebenen Namen italienische (oder genuesische) sind. *)
Unser Autor pfliohtet daher der Meinung Majors nicht ktei, dass genuesische See>
fabrer im Dienste eines fremden Staates (Portugal's) diese Inseln entdecict hBtten,
obgleicii Major zur Stutze seiner .\nsicht daran erinnert, dass nachweisbar genuesische
KapitUne sich in portugie.siselien Oiensten befanden. Denn wenn genuesische ScliilTs-
führer im Dienste Torlugals jene Entdeckung gemacht hätten, so würden nach Am&t's
Ansicht sicherlich den neu gefhndenen losehi portugiesisehe Namen beigelegt wcnt«-
den sein, wie solches spater bei den Explorationen solcher im portugie^chen Dienste
siebenden Italiener der Fall war (z. B., was die west-afrikanischen Inseln belriflt,
bei der Kiitdcckung dei- Kapverdisehen Inseln durch Noli).
Wenn uns somit ein b(>stiintnter Bericht aus der Zeit der ersten Entdeckung:
des Canarischen Archipels, Madeim's und der Azoren nicht erhalten ist, so besitzen
wir dagegen den Bericht einer Reise nach den Ganaren, welche etwa 90 Jahre später
dorthin durch den Genuesen Nicoloso da Recco und den Florentiner Angiolipo dei
C.nvhim unternommen wurde. Dieser bis zu unserem Jahrhundert unbekannt gebliebene
Beri< lit wurde im Jahre 18'2S durch Sebastiuno Ciampi vernireutlicht, der ihn dem
Boccaccio zuschreibt. Der Verlasser des Berichts hal denselben in lateinischer
Spradie nadi Notizen, welche ihm von floreuUnischen m Sevilla wohnenden Kaulleulen
lugingen, diktirt. Nachstehend in KOrse die Enihlung des Boecaceio: — Alfonso IV.
König von Portugal, liess im Jahre d3M zwei Schiffe fllr eine lange Seefahrt aus-
rüsten. Die ßemannunn der Galeeren bestand aus Genuesen, Floienlinern, Castilianern
und Spaniern der andern Tidvinzen; das Komniandu war den vorerwühnten Nicoloso
da i\ecco und Angiolinu dei Curbiizi anvertraut. Nach mehrtägiger Fuhrt fanden
die Schilfe einige Inseln, welche nach der Beschreibung Lanzarote, Canaria und
Ferro gewesen zu sein scheinen. Weitersegelnd trafen die Entdecker auf eine
andere Insel; in der Mitte der letzteren ragte ein sehr hoher Berg empor, dessen
Gipfel in Helligkeit ^'ekleidet war; die Seeleule t,'laubten darin eine grosse Rae zu
erkennen, der ein mächtiges Segel angehängt sei, welche« sich ganz langsam, wie
vom Winde bewegt, hob und senkte. Diese Erzählung scheint sich olTenbar auf den
berahmten Pik von Tenerilb su beciehen, nm dessen Gipfel eliie weissliche Rauch-
siule sich bewegt, die durch die Bewegungen der Luft die seltsamsten Formen
') Der mediccischc Portulaa des Jabrcs 1351 bftt f&r die beU*. Inseln folgende Namen :
LallegntBis
Lanzaroto
I. de vegi tnarini
I. de Forte Ventura
Cauria (Oran Caoaria)
LMnfcrno (Tenerilb)
Ccrri (Lobo)
\ Ins. senza rentura
^bw. da »
4>
Porto Ferro
bisula do lo
ins. deeerta
. las. de Ventura sire do CokaaUi
(
* 1 (S. Giorgio, Kayal)
In^ do liraxi (Turceiraj
Im. da Cabnra (8. lOdMle. 8. Maria)
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— 118 -
annimmt. — Bei der Rockkehr nahmen sie vier Emgeborene mit, die nach der
glttcklichen Ankunft in Portt^tal dem Ktoige vorgestellt worden.
Hieniuf wendet sich Aniat di S. Filippo zu den Gatuloniern und Franzosen»
welche in diesen Gei^enflfii den italienisehen Seefahrern folgten (Jüliiie Fener's
Fahrt zum Riu de l' Oi*; Vi'idririL'cri französischer SchilVe aus iJieppe bis zu dem
zwischen Sierra Leone und K.up l'ahuiis gelegenen Gebiet, im Jahre 136-i; die Nieder-
lassung Petit Dieppe), und die er ab die in den Fusstapfen der Gemieam wandeln-
den Entdecker beveicbnet. — Die weiteren Kapitel des Amat'schen Aofisatses be-
handeln folgende Themata: Beziehungen der Italiener zu Portui^^nl im 15. Jahrh. ;
Heinrich der Seefahrer; Kap Bojador; die poi1U},'iesischen Fntdeckunjren von 1418
bis litK); UurtolüHieu i'creslrellu ; Alvise Cudaniostu und Antoniottu Usudimare;
Anlonio Noii. Dem Schluss der Arbeit ist eine Karte des von den Italienern in
jener Zeit erforschten Tbeilee der westafdktniseben Koste (in 1 : lO^OOyOOO) bei-
gegeben.
Die Geographie in den Niederlanden.
• Uebersicht über ilic im Jahre 1879 erschien ciicn Arbeitet!.
Von Dr. ö. J. DotJ in Leiden.
Das letzte Jahrzehnt war für das Studium der Geoyiraphie in den Nieilerlanden
ausserordentlich fruchtbar. Das Gesetz von 1ÖÜ5 hatte die sogeiianuten „hoogere
burgerscholen** (Reals(^ulen) ins Leben genifen, auf denen zuerst die Geographie
als ein ebenbttrtiger Unterrichtsgegcnstand auftrat. Dadurch hiklete sich alhuäblicb
eine Anzahl geograi»hischer Fachlehrer heran, und selbständige Lehnnittel traten
an die Stelle der vurlier fuät ausschliesäiich auä fremden Sprachen ubersetzten
Lehrbttcher und deutschen Atlanten.
Auf dieser Grundlage gelang es im Jahre 1873 einer kleinen Schar eifriger
Förderer der geographischen Wissenschaft, vor Allen dem berühmten Kenner der
indischen Lflnder- und Völkerkunde, Prof. Dr. P. J. Yeth in Leiden, sowie dem
jetzigen Professor der Erdkunde in Amsterdam, Dr. C. M. Kan, und dem Ingenieur-
Oberst W. F. Versteog, durch Errichtung einer geographischen Gesellschaft den
crflkmidlichen Studien einen grossen Aufschwung und ein fast plötzlich aber lebens-
kiültig erstandenes Interesse auch m weiteren Kreisen m erobern. Der Uruder
des KOnigs, Prinz Heinridi, dm* in so numcber Hinsicht sich um die Entwickelung
des niederländischen Handels Verdienste erwarb, war gleich anfangs für den Plan
begeistert und nahm mit Freuden das Patronat der Gesellschatl, die er dann au<'h
mit i\ath und That unterstützte, an. Niclit ohne Einlluss auf das Gelingen dcä
Planes war auch der Umstand', dass der Handelsverkehr in Amsterdam infolge des
Nordseekanals wieder aufblOhto, wiihrend auch Rotterdam durch die verbesserte
Verbindung mit dem Meere, den ,,tieuen Wasserweg", mit der Schwesterstadt einen
ehrenvollen Wettstreit begann. So entstanden die Uampfscbin'gesellschatt „Neder-
land'* fbr die Fahrt nach Indien und die Ainerikanische Damp&cIdflQKpesellschttft für
den direkten Verkehr zwischen den Niederlanden und der neuen Welt.
Die geographische Gesellschaft (,,.\ardrijkskundiK Genootschap") setzte sich
ein zweifaches Ziel: das Interesse au der Geographie überhaupt rege zu erhalten
und zu filrdern, und die Kenntnis besonders unserer indischen Besitzungen zu
erweitern. Zur Frreiehung des ersten Punktes wurden regelmässige Versammlungen
an ver.sehiedenen Orten des Landes gehalten, wo die verschiedenartigsten Gegen-
.stände, wie „der Beruf der Niederländer zur Erforschung Neu-Guinea's*' von Herrn
P. J. B. C. Robidö van der Aa ; „die Rasen des Herrn Lycklama fc Nyeholt durch
l*ersien und der Zustand des Handels in diesem neiolie" von Herrn J. K. J. de
Jonge; ,,die afrikanischen lleisen dos Friiulem Al»?xandrine Tinnc" von Herrn
Posthumus; „der Oranje-Freistaat" von Herrn H. A. L. Hamelberg; „die java-
nischen Allerthllmer im Dienggebirge** von Prof. P. J. Veth; der chinesische Volks.
Charakter" von Prof. G. Schl^el; „die Sahara" von Herrn Paul Soleillet; „Kranio»
-''ü • '-j ^j^-'-'
— 119 —
logische (Jntfrsnchungen in den Nifderliintion" von Dr. Sasse; ,,die Gamelang-
mtisik" von Herrn I). de Lanjie; „das Künsche Meer" von Prof. Kan, u. a. m.
zur Befprenhung kamen. Das Ziel wurde nicht veifehlt; die Gesellschafl zählt Jetzt'
in ihrem sechsten Leberntjabr» ca. 900 Mitglieder.
Auch ihre zweite, weit srli\vieri{,'ero Aufgabt' wurde init Krnst ant-M-lMsst.
HauptsächUch durch Privatbeitiüge, wiewohl auch die Unterstützung der Hegierung
nicht unterblieb, wurden die Mittel zu einer Expedition in das Innere Sumatra's,
das, von unabhängigen Stämmen bewohnt« den Europäern bisher unzugänglich
srhieii, hiM'ht'ii^M^scli.ilTt Die Reise, fd)er die Prof. Velli einen ausführlichen hericht
m Pelerniann's Mittheilungen verölTenthchte, ergab reiche Kesultato. 1:^8 gelang dem
muthigen Leiter der Expedition, Marinelieutenant Schouw Santvoort, von der West-
küste aus bis Djambi am Unterlaufe der Batang Hari durchzudringen; und dieser
Fluss, der sich für den ^'iiissten Theil seines Truifps sehilThar erwies und nicht
sehr weit von dem wichtigen Ümbelm-Kohlenbecken seinen Ursprung hat, wurde
jetzt das Hauptobjekt der weiteren Untersuchungen. Leider starb Herr Schonw
Santvoort bald nach seiner Ankunft in Djambi. Sein Nachfolger, Marinelieutenant
Cornelissen, versuchte mit einer DarupflMikasse den Flu.ss hinanfV.ufahren, wtthi-end
die andern Mitglieder der Expedition, Herr A. L. van Hasselt, Ingenieur D. D. Veth
und der Zoologe Snellenian, vom Westen aus fll>er das Gebirge, dessen höchsten
Gipfel, den bisher selbst von keinem Eingeborenen errreiehten Pik von Iiulrapura,
sie erstiegen, sich mit ihm zu vereinigen holTten. Diese IIolYnuug schlug aber fehl.
Das feindselige üenehmcn der Anbänger des von der niederländischen Uegierung
abgesetzten Sultans von Djambi und die aus politischen Rockslcliten von der Hegle-
ning dringend emfifohlene Vorsicht nCthigteii <iie Reisenden omzakdirsn, als sie
nur noch eine kleine Strecke von ihrem Ziele entfernt waren. Sie wurden indessen
durch diese Vereitelung ihres ünternehniens nicht entmuthigt, und ihre Sti-eitzüge
durch vwsdiiedene nur halb oder gar nicht untersuchte Gebiete haben räche Aus-
l)eute fbr Geographie und Naturwissenschaft geliefert. Ein grosses, mit zahlreichen
Illustrationen und Karten sorgsam ansj,'estattetes Werk über diese Reise wird im
Laufe dieses Jahres in der Verlagshaiidiung £. J. Bill zu Leiden herauskommen.
Daneben unterstQtzte die Geographische Gesellschaft das Unternehmen eines
besondern Komites, d;is aus den Herren Jhr. .Mr. J. K. J. de Jonge, J. D. Fr.ni- ii
van de Pulte, <). Raron van Wassenaar Catvvyk und M. H. JansstMi bestand, denen
sich der Fräsiilenl der Geographischen Gesellschaft, Prof. P. J. Veth, beigesellte,
und welches beabsichtigte, den alten Ruhm der Niederländer 'im arktischen Meere
wieder zu beleben und zugleich Denksteine an denjenigen Punkten zu errichten,
wo die Heemskerk und Rarerits den Nachfolgern den Weg gezeij^'t hatten. Vor
Allem wurden dazu die Nuwaja-Semlja Inseln auserschen, wo Bareuts bei seiner
Ueberwinterung (1S06— 07) gestorben war. Ein kleines aber tüchtiges Fahrzeug,
der Scgelschooner Willem Barents, wurde eigens dazu gebaut und ausgerüstet, wo-
für der verdienstvolle und leider seither in den ostindischen Gewässern umge-
kommene Marinelieutenant L. R. Koolemans Beynen, der sich schon als Begleiter
der beiden engUschen Nordpolexpeditionen der Pandora ausgez^ohnet hatte, durch
fesselnde VorlrJlge die Theilnahine des PuMikums zu erre;^'en wusste. Das Kom-
mando, führte der Marinelieutenant de Bruyne; ausser der Remannung, die theils
aus Offizieren und Matrosen der Kriegsmarine, theils aus Fischern von der Insel
Maiken bestand, schlössen sich auch ein Zoologe, Dr. Sluyter, ^n Arzt, Dr.
Heymans van Anrooi \md Herr Grant (für die photographi.schen Aufnahmen) der
Expedition an. Die Expedition von 1878 war gleichsam eine Probereise. Auf der
zwdten Reise, die im Sommer 1879, ebenfalls unter ICommando von Herrn de
Bmyne, von den Lieutenants H. M. Spielman, H. van Broekhuyzen und J. H.
Calineyer, dem Zoolog(ni F. W. van Lidt de Jeude und dem Arzte Dr. Faassen
unternommen wurde, ward Franz-Josephs- Land erreicht, ohne dass jedoch eine Lan-
dung versucht wurde. Die nicht nnbetrflchtlichen wissenschaftlichen Resultate der
ersten Expedition sind in den .\i)handlungen der Geographischen Gesellschaft ver>
Sffentlicht. Die Ileniusgahe der Rerichte tiher die zweite steht hald zu erwarten.
Auch ober diese Reisen enthielt die .lanuar-Lieferung von Petermann's Mitthcilungon
einen Bericht von der Hand des Herauagebers, Dr. M. Lindeman.
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~ 120 —
Die Abhandlungen der Geogi'uphischen Gesellschaft *) wurden im Ganzon nach
dem Muster der Petermunirschen MittluMlungen» aber in zwanglosen Heften, von den
beiden Schriftführern, Prüf. Dr. C. M. Kan und N. W. Po^thurnus, hor.iiis^^M'^'cben.
Eine Reihenfolge von Krgänzungähoflen war den Borichlon der Suuiulru-ExpediUün
und den Reisen der „Pandora" und „Willem Barents** gevidm^. Der Vortrag des
Prof. Run Uber die Untersuchung il> s l<ari.schen Meeres erschien, durch eine Karle
verdeutlicht, .nu-h m SeiK-u"al-Au.s>;al)e. -')
Ausserdem erschien ro^'elniiüiäig ein Geographisches Wochenblatt 'j und eine
der franxltaischen Zdtschrift „La tour du monde*^ nachgebildete Monatsschrift ; ')
wührend für das Studium der indischen Geographie und Ethnographie das Organ
des Königlichen Instituts für Sprachen-, Lünder- niul Völkerkunde vun Neder-
ländii»ch Indien'^), die Zcitschritt des Könighchen Naturwissenschaftlichen Vereins
in Indien^), der „Indische Gids*' '), die von der bekannten Batavia'schen Gesell-
schaft heraus-regebene Zeitsi^hrill und die von Dr. W. R. Baron von Hoevdl
gestiftete Indische Zeitschrift '') wichtige Beitiüge lieferten. Der im Februar ver-
gangenen Jahres verstorbene 13at*on von Iloevell, früher Predigor, nachher Mitglied
der zirelten Kammer und Staatsrath, war in den sechziger Jahren der Fahrer einer
progressistischen Politik für Indien, und so hat die seit 1863 zuerst von Herrn
P. Bleeker, spiller von den Herren P. J. Vcth und G. H. van Soest redigirte Zeit-
schrift eine theilweise politische Richtung erhalten. Der letzte Jahrgang enthalt
einen ausf&hrlichen Lebensbericht des „indischen Volkstribunen" von seinem viel*
jllhrigen Freunde, G. H. van Soest.
Wir werden bei der Besprechung der geographischen Literatur auf ilie wich-
tigsten Artikel dieser periodischen Schrillen zurückkommen. Selbstverständlich
mOssen wir uns dabei jef^cher Kritik enthalten, und wollen wir blos den deutschen
Fachgenoseea emaa möglichst vollständigi u U>>berblick dessen geben, was (his ver-
gangene Jahr auf geographischem Gebiete in den Niederlanden gebracht hat.
Wie zu erwarten» sind neben dem Multerlande die indischen Besitzungen am
besten vertreten. Indem der Statistische Verein in stinem Jahrbuch <o> ausser
der Oblichen statistischen Uebersicht der Niederlande und ihrer auswärtigen Be-
sitzungen Abhandlungen Ober den Freihafen Makassar (von Herrn P. N. Muller)
') Tydaehrlfk van bot AardrfjktkaadiK Oeaootaebap, gevestisd te Anntordam, oadw redaeli«
TU ^rof. C. M. Kan cn N. W. Posthumus .Vmiterdam, C. I,. IJriukm.in. l'trecht, J. L. Beyers.
') Uet ondersoek der Kara-zee in verband uiet den Nederiaudscbea Yszoetocht; Voordracbt
gahoudcn op de atgeaieene vergadering van faet Aardrykskttodig Genootaeliap den 14. Juni 1879
4«or Prof. C. M. Kan. Met ooii kaart. Amsterdam, C. L. Briiikman.
') Aardrijkskundig Wcekblad (Nieuwe Serie) onder redactie vau Dr. U. J. Doxy. Uitgare
vaa de Erven H. tu Mninter-Zooa te Aattterdtm.
De Aarde cn haar volken. Haaifam, II. D. Tjccnk-Willink.
*) Bijdrageo tot de taal-, land* ea Tolkeakonde trän Nederlaadwb ludi& UitgegeTeo door
bei Kon. lasdtttttt voor de Im1>, lud* en Tolkenkaade tu Kederludaeh Indi«. Haag. Marl
*) Natuurkuadig Tgdsdirift vau Nederludach Indifi. Uilgegevea duor de Kon. Natuurkundige
Vereeniging in Ned. Indii. Haag, Hart Nyhoff.
De Indische Gids. Staat- cn letterkundig awaadldirift. Dir. G. E. vso Kelteren. Bed.
T. C. L. Wyiimalen. Amsterdam, J. H. de Bocqr«
"j Tija:<chrift voor ladUche Tial*, Lud> ea Tolkoakunde, uitg. door het Bataviaasdi Oeaoot-
Bdiap voor Künsten cn Wetenecbqipen. Onder red. van J. £, Albreebt ea K. L. vu 8cboaw«n>
borg. Haag, Mart Nyhoff.
*) Tijdscfarift voor Nederlandseh Indi^ van W. R. Baron v. Hoevell, voortgczct oodcr redactie
TU eene vereeniging van staatslieden cn geletterden. Nieuwe serie. Zalt-Bommel, Job. Noman'Zn.
Weiter sind noch zu beachten: Indiscb Militair Tijdscbrift. Nieuwe serie mder redaetie
TU E. B. Kielstra. Zalt-Bommel, Job. Noman en Za.
Tydschrift voor nijverheid en laudbouw in Nedcrlandscb Indie uitgegeven duur de Ned.«
Indische maatschappü tu ay verbeid ea ludbomr onder redactie tu A. Tb. Ueyligera. Amster^
dam, J. Noordendorp.
Tijdaebrift tu het Indiadi landbonvgenootKbap onder redactie \m F. A. Eaklaar vu
Qoericke.
") Staatkundig en staaihuisboudkundig jaarboeme van 1S78. Uitgegeven door de ver-
eenifbig Toor statiatiA hi Medeilud. Amaterdam, Jobamiei Maller.
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— —
und Ubor dio RhcinsoliilTahrt (von Herrn I. ,1. Halnisen) veröltentliclile, besorgte
dos Miniälerium der ölfeattichen Arbeiten eine übersichtliche Darstellung der
verecbiedenm Scbiffahrtskanflle in den Kiederlanden *), wozu im Aallrage des
Ministers des Innern die Ingenieure T*. Caland und U. Rodi de Loo eine ausfQbr-
licho Karte verfasston.'-) In mehr bpselirilnklem Kaljmcn vcrölTontlichte die Geo-
graphische Gesellschalt im vierten Theile ihrer Zeilschrift eine Flus-s- und Kanalkurle
der Niederlande, die unter Au&icht des Hanplmanns beim Genendstabe, F. de Bas,
und des bekannten Geographen, Herrn J. Kuyper, sein* smgsain bpiiibcitet ist.
Aber" besonders der Wunsch einer l)e3seren Wasscrverhindung Amslerdanis mit
dem Rheine gab Veranlassung zu geographischen Vermessungen und darauf l)asirten
EntwAifen. Xachdem die zweite Kammer den Gesetzentwurf dee Ministers Tak van
Ponrtvliot wo^rni dfT 711 ;.'rnssen Kosten verworfen hatte, befürworteten Prof. Henket
in Delft und Herr J. KuUT jeder .«teinc eigene Ansicht über einen Kanal zwischen
Amsterdam und dorn Rhein in ausfohrlichen mit Karten versehenen Studien. 3)
Von der vortrefflichen Arbeit des vor einigen Jahren vei-storbenen Geologen, Dr.
W. C. II. Staring, Uber die Bodenverhältnisse der Niederlande erscliien eine neue
unter Aufsicht des Herrn F. J. van Pesch bearbeitete Aullage.^) In übersicht-
licher, leicht fasslicher Form ohne streng fachwissenschaflliche Erörterungen gab
dieses Werk die Resultate der Forschungen, bezt^lich der Veränderungen, weloben
l'odon in defi letzten Jahrhunderten ausgesetzt gewesen. Einen Beitrag zur
Kenntnis des Bodens lieferte die Abhandlung Dr. Seelheim's Ober die Grund-
bohrungen in Seeland, die im Anftnige der Königlichen Akademie der Wissen-
schaften herausgegeben wurde. Für die Provinz Gelderland wmtle von Dr.
F. ("f. Hleeck van liijsowijk eine Wandkarte vfMfertigt mit Angabe der verschiedenen
Bodenarten, der Höhe u. s. yi.^) Besondere Hrwühnung verdient auch eine genaue
Karte des Bezirfcs Veluwe, wozu neue Aufnahmen behufe des Wasserbaues ge-
schahen. '')• Topographische Karten, speciell lür Fusstonrmi, und StadtpUne
wurdi-n in fast allen giftsseron Stildlen herausgegeben, kennen aber hier luisscr
Betracht bleiben. Dagegen künnen wir nicht umhin, der gediegenen Abhandlung
des' Hauptmanmi F. de Bas Ober die grossartigen Ausbreitungen, deren die Stadt
Rotterdam sich zwischen 1853 und 1878 erfreute sowie der ausführlichen
Besehreibung der Stadt Haarlem v(m Ilen-n F. Allan der Stadt Arnhem von
Hemi M. A. Si^man und der historischen K;u tc von Amsterdam, von einem
hervorragenden Kenner des niederUbidischen Volkslebens in den vorigen Jahr*
.Otenlclit der «ehMpvsartksnaleii In Hedcrland tot op 1. Md 1879. Citgegerea door
het Jßldsterle van "WntPrstJiat, ITantlrl r-n Xijvprhoid. Haag. Job. Yknma.
*) Wsterstaatskaart vaa Ncdcrland, uitgcgeven op last van Z. Ekc. den Minister van
Binnenlaadteho Zaken, oader toerielit vsa P. Csland en H. Rod! do Loo. Htag, Mart Kjrlwff.
') N. II. Henket. Kanaal van Amsterdam door de Goldorscho vallei naar de Waal. Be-
schouwingen betreffende den aanleg des konftala, boofdzakelük van bot gedeelte van Zecbnrg b|j
Ansterdnin tot Woadcnbiirg, opgesteld op vsnmk vaa h«k RQnraartooniitA te Ansterdam. Met
eon kaart. 's IIj^o. Geb. van Olaef. J. Kalff. ritt,'(nrf'rkt jilan eener Uijnvaart tasschen Wa.il on
Noordzeekanaal zonder last van apoorwogbriiggen. Mot kaart en teekcniugen. Aangeboden en
voorgedn^ aaa ket RQnvaart-eoaiiM t« AmMerdan. AtaBterdam, F. Bnflk * Zoon.
*) W. C n. Staring. Voormaals cn Thans. Opstpllcn over N<^prlan(ls gro)i(lK''^tcldheid.
Twcede omgaveikte druk, beverkt door F. J. van Pesch. Met sei kaartjes. ZwoUc, W. £. J.
TfMDk WilUnk.
•) P. Seeiboim. Do grondborint^rri {q Zeelanil. Met 1(5 tabollcn, 2 kaarten mot profipIr»n,
1 sitnatiekaart en vel tiguren. Uitgegevcn door de Kon. Akademie van VVetenschappon. Amster-
dam, Jobaimea MOtter.
") Arnhem, P. nouJa Quint.
*) Kaart van bet poiderdistrict Veluwe; 1: 20,000; vcrvaardigd naar de topographische
kaart van ket RQk es de tarrainao pa o mfag eii vaa de kk. W. Brandana Gm. en F. i, Doij
onder leiding van dm civ. inprnicur W. J. Backer. Loiilon, E. J. BrilL
') T^dsckrift van het Aardrijkskundig Genootschap IV. I.
*) F. Allan. GeacUedenb en beidirQfkig van &arleni, van de vrMgrte mden tot op onse
dairon. nndrr medewerkisg vaD 0. Ekems, A. J. GoMhedö en H. Qerilnp Om. Haarten,
J. J. Bredcrodc.
**) Amkeem met by«ekrUlea fan M. A. £Rpaian. Amken, H. W. van Marie.
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— <«2 -
hunderten« Höim ter Goaw*)« erwShnen. Die letxtgeaannten Arbeitmi sind
theils (Icski'iptiver, tlieils historischer Art. Ebenso wtr 6S ein archäologisches und
architektonisches Iiilcrosso, das Hen'n V. de Stuers veranlasste, der Ruine des
Schlosses Brederoüe eine iniiultreicbe Abhandlung zu widmen.'^) Einen ebenso
gemischten Charakter tragen die Reiseerinnerui^en von Herrn G. Busken Huet und
Dr. Jan ten Brink. ') Diese beiden nicht sowohl geographisch als vielmehr hterarisch
angele^'ten Schriftsteller scheinen in den Ueiscitoschreibungen eine Grundlage für
ihre kritischen Bemerkungen oder die Vertheidigung ihrer ästhetischen Anschau-
ungen zu suchen.
Wohlverdienter Sympathien In gebildeten Kreisen erfreut sich ein el)en80
trefllic !i ausgestattetes wie gut tresdiriebenes Werk der Herren Craandijk und
Schippciüb, die „mit Feder uiui lUcistift" die landscliultUchen Schönheiten dei*
niederlindiscben Gaue in Wort und Bikl wiederzugeben wttrdig sich liestreben.*)
Für Java giobt Prof. P. .1. Vetli seit mehreren Jahren ein Hauptwerk heraus,
da.s diesen wii hligston Theil der niederländischen Besitzungen im Archipel in ebenso
anziehender wie wissenschaftlicher Weise beschreibt und auch die Geschichte und
die ethnographischen Zustande dei' Insel ausfhhrlich berOcksichtlgt. Derselbe
Gelehrte gab auch Beischriften 7,u einer Beilie ausgezeichnet ausgeführter Abbil-
dungen, von Herrn A. de Grijs in Indien nach der Natur aul^enommen. *') Unter
den Heisebeschreibungen, die öfters in mehr oder weniger novellistischer Fonn
nicht unwichtige Mltth^lungen enthalten, erwihnen wir nur eines Weiices von
Herrn G. T. van Assendelfl de ('dningh , das bemerkenswerthe Angaben über den
japanischen Handel der Niederländer enthält, ^) und der Ueiseakizzen von den
Herren S. Goolsma, P. Heering ^) und Heyne, i^)
Die magnetische Aufnalune des indischen Archipels wurde voi^enonmen von
Dr. van Byckevorsel, der hierüber einen Hcrirlit an das Koloniaiministerium ei'stattete,
welche Schrift von der Königlichen /Vkademie verölVentlicht wurde.") So hat auch
Ur. P. A. Bergsma auf Grund seiner Beobachtungen am magnetischen und meteoro-
logischen 01)servatorium zu Batavia die Hegenverhättnisse im Archipel zum Gegen-
stand einer Abhandlung io der naturwissenschaftlichen Zeitung gewühlt, wilhrend
er in einer andern die Ei-dbebeu im Archipel bespricht. Seit Junghuhn (f 1864)
ist an der Untersuchung des Bodens, besondere auf Java, viel&ch mit gutem Erfolg
gearbeitet worden. So schreibt Prof. Dr. K. Martin in Leiden (in deutscher Sprache)
„lllier die Tertiftrschichten auf Java nach den Entdeckungen voU Jungbuhn** ein
*) J. ter Oonw. HiatorlMbe kaart vaa Anttehlan. «aarqi het plaa »a uitbreidlag der
stall zoowc! uls de spoorwe^erkon, handcls- ea aanlf^gkadeo, eai. i^a bygaweikt door A.J. taa
der Stock Jr. Amsterdaio, C. L. Brinkman.
*) Vlotor de Stnen. De mltae van Brederode. Met 9 boiitgravnren en 1 photnIUbographie.
Baariem, W. C. do CiraafT.
*) Cd. Buakeu ilaet Het land van Rubens. Beigische reisherinneringen. Amsterdam.
i. G. Loman Jr.
Jan ton Brink. Van den Haag naar Parijs; Rf ishengcnisson. Haag. D. A. Thionje.
*) i. Craandvk ca P. A. ächipi>era8. Wandelingea door Nederlaad aiet pea en potlood.
Haarlem, B. D. Tjecnk Williak.
■■) P. J. Veth. Java, Geographisch, etlinologisch, historisch. IlaJirlom. Ervon Bohn.
"} Insulinde, Twaalf tafereclcn uit Mederlandsch Indie volgena teokeningen en atudit'n.
»aar de natnor door A. de Orys, gefm door C. van Keateren, met tekst van P. J. Veth.
BaNBm, C. L. van Kostrrcn.
') C. F. van Assendelft de Coniogb. Ontmoetingen ter zee ea (e laad. Raarltta, W. C
de Graaff.
") S. Coolsma. Twaalf voorieslageo over Weit^afa. Bottordam, D. van Syn ea Zona.
*) In „de Qidi.»
»•) In „de Wächter".
") In der onglisclion Sprarlio, abor mit niederländischem Titel: Vcrslag aan Zijne Excellentie
den Minister vaa Kolonien van eene magnetische opneming van dea Indiaehen Archipel, ia de
jaren 1874 — 79 gedaan. Amsterdam, Joh. Kaller.
Von denselben enduen eia Retaebericlit nater dem Titel: Brieren orer i«»*«^«^ » (Haag:
Mart Nyhoil)
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K'iussos Werk, dessen Cluster paliiontülo^isrher Theil im \ er^^angonen Jahre erschien.')
Diesem zur Seite steht eine grUndUcbe Studie ütHjr die i£u£iin-Füniiation von Borneo
»nd ihre Yerateinerangen vom Bergingenieur R. D. M. Verfoeek.*) Bin Namens-
vetter dieses Ingenieui-s, der sifh ein Verdienst erworben um die Untersnclinng
des goldhaltigen Terrains aut Sumatra, schrieb Ober die Gesetze lür den liergbau
eine ausfQhrliche Studie, die von der Gesellschaft für Industrie und Landbau in
N. I. verOffentlidit wurde.') Eine tkademische Diaaertation von Herrn J. Lori£
behandelt die Eruptivgesteine auf Java. *)
lieber den Anbau des Chinabaumes, der auf Java eine grosse Bedeutung
erlangt hat, schrieb Herr Uemelot Moens einen Bericht in der indischen natur-
wissenschaftlichen Zeitachrift, in weldier audi eine icftnere Notiz vom Kulturinspektor
J. E. Teysmann aufgenoninien wurde Ober eine botanische Dienstreise auf der Insel
Celebes. Herr H J. Vetli lieferte in einer akademischen Dissertation eine grtindlich
bearbeitete übersichtliche Dai-stellung dessen, was, besonders von Niederländern,
für die Kenntnis der indiaeiien Fauna gethan ist. Uie B^auung des so äusserst
fruchtbaren Rodens hat bei der stark zunehmenden Bevölkerung .lava's der Rcj^dorung
immer ein sehr lelihufles Interesse eingcflösst. In Indien selbst hat sie sich bestrebt,
der einheimischen Bevölkerung rationelle ökonomische Begriffe beizubringen, und
dazu liess sie eine Reihe Bl&tter von Herrn K. F. Holle, „der Freund des java-
nischen Landiiiannes" betitelt, ins Javanische, Malais(iie, Sundanesische und Madu-
resischc Ubersetzen und in weitesten Kreisea verbreiten. Vorzüglich die grosse
Frage, ob und wie dos in mehreren Provinzen Java*8 noch vorherrschmide Kommnnat-
ayslem in Privatbesitz umzuändern sei, hat zu verschiedenen Schriften Veranlassung
ge^'eben.'-) In der Zeitschrift „Indisrhe Gids" besprach Herr C. E. van Kestereii
die Irrigationen in Vor-Indien. Wie alle tropischen Länder hat auch Java infolge der
f^lmlssigen Regcnmussons während dnes Theils des Jahres Wassermangel, der
zu Missernten führt, und in den Regenmonaten Öfters heilige üeberachwemmungen
oder Handjers. l'tn beiden Uebelständen zu steuern, empnehlf Herr van Kestcren
in seinen gediegenen Studien Nachahmung der WasserbaQten in den englischen
Besitzungen, während der Ingenieur G. L. F. Post in einer Schrift, die viel \ulbehen
erregt hat, die tu angelhafte Einrichinng des indischen Wasserbaues rflgt und auf
Verbesserung dringt.")
Was Indien vor allen Dingen Noth tbut, sind gute Karten, vorzüglich gute
Fluss- und Borgkarten. In dieser Beziehung iai indeas in der letzten Zeit Hervor-
ra^'cndes geleistet worden. Das topographische Bureau in Haag, unter der Direktion
des Herrn Cli. Eckstein, darfeine Musteranstalt genannt werden, und ihie Leistungen
sind auch im Auslande öfters gewürdigt worden. Ihr verdanken wir eine meister-
hafte Bearbeitung der Bezn-kdcarten (Residentiekaarten) von Java, wo unter der
I.t^luii'; von Dr. J. A. C. Üudemans, jetzt Professor in Utrecht, seit 4858
durch die Ingenieure S. H, und G. A. de Lunge und Andere sorgfitltige Tcrrain-
aufnnhmen und eine vollständige Triangulation zu Stande kam. Herr F. de Bas
') Leiden, E. J. Brill.
*) JaaibMk vaa hat n^nweieB ta Nadcriaadadi InM, TII« jMUfaaf ■ Aantcrdm. C F.
*) Bdider D. Verbeek. De mgnwerken io Ned. Indifi. getoetst a&D de bcgioaelen ran bet
ai^Bncbt en vaa de mijnbnisboadkonde. Anuterdaai. J. Noordoidmp.
*) Bijdrage tot dn kennis der Javaanschc eniptinf-gesteenton. Rottprdam.
OTenicbt van hetgeen, in het byzonder door Nederland, gedaan is voor de kcnnis der
fatma van KederUuidMli Indie. Alcad«mlieh proefbehrift door H. J. Yolh. Leiden, 8. C. tsb
Docibnrgh.
") F. G. ran BlQemen Waanden. De overgaag van communaal in individueel grondbezil
op Java. (Haaff, H. Ö, Sasaa). Mbet Nederlaadwh-fodiS eonaervatief of liberaal gmieerd
worden? I. D*' hontbojjsohpn op Java. II. De voedingsmiddelcn op lara, III. De alßcmeene in-
landaobe boofden op Java. V. Bysondero opmerkingen. VI. De Javaanacbe maatschappg. Door
F. O. Taa BloeoMe Waaaden. (Raa«. H. G. Sosaa.) C. Boaeher. De ooaverale vaa bei eoa-
WHItnl la erfelijk individnool prnndhezit np Java. <In „de fndiscbe nids".)
• ') C. L. F. Fost Over den waterataat in Nedcrlandsch-Indie. Amsterdam, Jan Sehnito-
wker * Co.
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hat zur Zeil (i87G) eine Uebersicht der indischen Karlo^ruphic gegeben in der Zeit-
schrift der Geographischen Gesellschaft. Seil 1868 siod elf Bezirke in Karte gebracht,
im vei^angcnon Jahre Maditm. Von Batavia erschien aus Veranlassung der dort
gebohrten ai-tosischen Brunnon oin Plan in ziemlich grossem Masstabo. •)
Auch die l^eätlzungea uussor Java (iiuitenbezittingen) werden nicht vern:ich-
Ussigt Wurde durch die Sumatraexpedition der nUchtige Fluss Batang Hari xuerst
Vichtig auf der Karle verzeichnet, so gab der atjlhsche Krio^' Golegonheit zum besseren
Studium dos nöiillichon Sumatra. Die ti>poi,M ;i|>hisclie Anstalt in Batavia besorgte
eine pliolo-auloi^raiihische Karle von Grosti-Aljili. Die zalilreichen Werke und Flug-
sdiriften, zu denen dieser Krieg, noch bevor er durdi den tapfem und energisdien
Genoral von der Hoydon ßinrkli. h beendet wurde, Veranlassung; giih, mOgen hier '
und da Kinzellu'iten von jieojiraphischem lntcress<i ans Licht gebrat-lit haben, trafen
aber meistens zu sehr einen militärischen, zum Thed auch polemischen Cliarakter,
als dass wir sie hier aufbeiunen konnten. Sehr wichtig aber für die Kenntnis
dieser neut'steii Besitzung? der Niederlaiith^ war das im Jahr 1877 herausgegebene
Werk \*m Hei ru J. A. Kruyt, dos mit ausgezeichneten Karten vom Hauptmann
Bogaerl vei-sehen war, ') (Schluss folgt.)
Besprechungen.
1. TilluoTuiI (Sarretl)» üeluMlIi, In «ineiidaM ■adleam Apolog«ilai «lia-
«eptfttlo pro astrologtn» Nach dem einzig vorhandenen echten Pariser Exem-
plare, luit einer Rinleitung und Anmerkungen neu herausgegeben von Henri
Toll in Lic. theo!. BerUn, C, 1880. Verlag von H. B. Mecklenburg. 45 (1) S. 8«.
FOr die Geschiehtc der Erdkunde ist diese Sclii ifl nur in sofern von Inlere.sse,
als deren Verfasser in dieser als Hei-ausj^eber des l'tolemRus eine Stelle verdient»
ja sein besonderer Verehrer, Herr Prediger Tollin, in ihm sogar eineti VorlBufer
Alexander's von Humboldt und Karl Bitter's sieht, und in sofern als darin SiM \rt\
astrologische Ansiclilen zur Geltung kommen. Hervorgerufen wurde sie dadurch,
d.'uss der Dekan der Pariser medizinischen FakuUät, Jean Tagault, gegen die astro-
nomischen Voriesungen des spanischen Arztes einschritt, weil dieser die berllch-
ligten Lehren der Astrologia judieiaria vortrage, d. h. von der Kunst rede,
aus der BeohaelUung der Bewegungen der Himmelskörper ZukütiHlges zu erfahren.
Dieser Vorwurf, nach der Ansi<'ht des Herausgebers ein durchaus irriger (S. 20),
wird von Servet gar nicht widerlegt. Er liefert vielmehr eine scholastische Abband*
lung, deren Hauptheil erweisen soll, dass die Autoritäten des Alterthums, vor-
züglich die Mediziner, den Einiluss der Gestirne auf irdische Verhaltnisse anerkannt
hal)en, die dein widersprechenden Pariser Aerzte also degenerirte Ignoranten sein
müssen. Tagaults Einwürfe werden im zweiten Theil sehr kurz als Albernheiten
abgefertigt. Scrvet's ei^^eiie Lehren, soweit diese überhaupt selbstUndige waren,
werden nicht ganz unverhullt ausgesprochen. Doch erkennt man an gelegentlichen
Bemerkungen, dass «r ans der Lehre von dem Zusammenwirken aller kosmi.schen
Vorginge folgert, dass auch die Bewegungen der Gestirne von Einflu.«s auf die
idirigen Erscheinungen sein müssen. Doch ist dieser Einduss, obwohl rr Ihn nicht
allein auf die Enlslehung und den Verlauf von Krankheilen, sondern auch auf poli-
tische Verhältnisse und menschliche Handlungen ausdehnt, kein unbedingter und
unabänderlicher. Er halt ihn vielmehr Tür eine Naturkraft, deren Macht von der
Macht anderer Kräfte abliiingig und dun h vorsichtiges Verlialt(;n des Men.schen
sogar zu untgehen ist. Die Erkenntnis dieses Einllusses ist uadi seiner Ansioiit
') Plattogrond van RaUvi« mfit aanwijzia|; der uitgevoerde en gedceltolijk gpprftjccteerd«»
watervoorziening door middel v«tt svtesisehe pntten. Sehaal 1 : 20.000. Amsterdam, C. F. Stemler.
*) J. A. Krojt A^eh «n de A^an.'TwM jami Uokkade op SnoMtia*« aonldsortwit
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— 125 —
so gut eine Wissenschaft wie die der Medizin» die letzlere sei sogar ohne dieselbe,
so wie si(» von seinen Kollegen gehandhabt werde, unwissenschaftlich.
Der Ton, mit dem S<M-vct von seinen wissenschafllidien Hej^neni ri^il.'t, ist 7,uni
Tlieil (besonders S. 44—40)') cyniscb und kann deren Hass enlsrhuliligen.
& Thieii*ldft ine Inln iMng On pteiu „Die Halteplätze bei Wasser^ und
Landreisen durch die ganze Welt. — Neues Werk", 2 Hefte.
Das erste Heft dieses ohinosisehnn neisefuhrers stimmt mit dem vonSebntt^)
S. SM aufgeführten Werkchen L. S. 770 bi;i auf ilen Namen der Druckerei überein,
welche auf dem voranstehenden Plane von Peking genannt ist. Ks ist dieses eines
der frewölmlichen Reisehandbücher, welche man bei der Ut lMMiandreise von Kanton
nach Peking' l)ei sich führt. Den Anfanp macht der erwähnte i nhe i'lan von l'ekinp' ;
dann folgt eine Aufzählung der zum hauptstädtischen Bezirke Suu-thien-fu gehürigeu
Kreise, der berQhmten 8 Ansichten von Peking und Umgegend, zu denen z. B. die
.,Wcstberge" (Si S;m), ein AusIiUifei' des Thai-Hang-San , und der Pass Kn-Yun;:-
Kuan am Wege nach der Mongolei gehnren. Auf einige beim Reisen zu hcfolgendi"
Ralhschläge folgen die Haupt-Entfernungen zwischen den Oortern Kunton, Nan-
hiung-fti, Nan-ngan-fh, Nan«t£hang-fi], der Hauptstadt von Kiang-Si, Pu-kou am
Yangtze-kiang^), und Ngan-Khing-Al, der Hauptstadt von Ngan-Hui, ferner zwischen
Nan-tshang-fu, und Yang-tson-fu mit Benutzung des scliin'l)aren TstVlio oder Thsien
thang-kiang dann von Vang-t.4üu über Wang-kiä-ying nach Peking zu Lande, ausser-
dem von Yan^^lou auf dem Kaisei^Kanal (Yon-liang-ho) nach Peking, endlich von
Tsao-tsou-fn über den kleinen Mei-ling na< li Han-khou an der MOndung des Han-
kiang in den Vang-tzc-kiang und von da zu I-.mde n.ich Peking.
Nunmehl' folgen die einzelnen ürlschaflen mit ihren gegen-seitigen I^nlfcrnungen
und zwar
1) auf dem Wege von Kuang-t.snn-fn (dem Kanton der Europiier) nach Nan-
tsang-fu Ober den grossen Mei-ling ^'), und zwar zu Wasser den Pei-kiang oder
Nordlluss in Kuang-tung aufwUrts und den Kan-kiang in Kiang-si abwärts;
2) auf dem Wege von Nan-t5ang-fu nach Phu-khou am Yangtzg-kiang (etwa
Nanking gegenüber) zu S<-liitTe iiher dcu Po-y;ing-S(N> und dann den genannten
Strom abwilrls bis Nanking und auf der Führe nach i'lni-kliou;
3) auf dem Wege von Phu-khou nach Peking Uber I shu-tdou, Lin-hwai-hien '■)
') Dio Anmerkung S. 45, 1 und die S. 40, 4 erscheinen uimöthig. An letzterer Stelle iat
Ii ypothoticos nicht Adverb, sondern Adj. zu syllogismoi. Die S. 2\ Anm. 3 erwähnte
Mcridianbpstimmnng Vospucci's, ilin nach dorn Abstanilo dos Mars vom Monde berechnet sein soll,
ist erstlich sehr schlecht verbürgt uml soll ausserdem nicht an der MQndtmg des Orinoco, »ondern
■a der Ktlsto Vcnezuela's stattgefuinli n hiiben.
*) Verzeichnis der chinesischen und maadsdniiachen fiOcher und HandadtrifteD der KAnig«
liehen Bibliothok zu Berlin. Berlin ISIO.
") Der Namp^^^ ^ Yang-tz' kiang. „Strom von Yang-tzTiien", welchen dorsolbe
von dem alten Namen toq I-tsöng-hien erhielt, kommt noch fQr seinen unteren Lauf in dem
1849 bewerkMelBglBB KarCanaonuge Hwang thiao i thung yii ti thu pito aus dem Ta Thaiog i
kiang „Weltmecr-Sohn-Strom" entstanden zu sein. Letzterer ündet sich mehrfach in dem vor-
liegenden Werke, z, B. S. 18 a, obgleich der Strom sonst fast inner Klaof, „Stron" sdileehtwog.
Tarkiang „der grosse Strom", odor Th^anji-kiang der „lango Strom" ponannt wird.
*) An diesem Flusse liegt in der N&be seiner Mündung das berühmte Uang-tioa, dio
Hanptstadt der nach dem Finne genannten Fmios Ifthktaog.
") Der grosso und der klehM Mel*U]^ heissen die beiden am KaaBg-tnng naeh Ktaagai
und Honan fahrenden Pftsse.
*) Jetit da Dorf Lfn-liwal-liiang-Ro (Hn benaelibnrt Hwai, ITmb« dei Floms, nit denen
Unterlaufe sich zu Zeiten der Ilwang-ho verband, hien ist „Kreisstadt", leiang „Dorf'« wn
eigentlich „Richter"). Die Lage iat etwa SÜ' N. B. und 1-2" 0. L. Ton Peking.
Kettlar's Z«itMbria I. Dd. 9
Brealaa.
B* PietacbmaBD.
tnng ta! von 1744 tot. Am diesem Ansdrndce selieint
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(50 Ii vor diesem Orte, in Tsting;-Plui , trofTeii die \Vcp;e uus Kuang-tun^', (\uanp:-Si
uml Fiikien /.nsainmeiU, iihcr den Ilwai nrich Su-t5oii ; über den Iluang-ho, Yen-
Isüii-lu, liü-kieu-lu nach l'eking. Hierauf folgen die Namen der 9 Thore der Nord-
stadt von Peking (nei-tShSng, innere Stadt, genannt, und der 13 Thore der „inneren
Stadt'' von Nanking, ferner der 7 Tliore der P. kin^er SOdstadt, sowie der Thore
<ler Kaisersludt. Dann folgen die einzelnen Ortscliartcn ;
4) auf dem Wege von Nan-tshang-fu zu Lande über Kien-tShnng-fu und Kiu-
1(ianp^-fu, wo es über den Ta-kiang geht, Ober Hwang-mei-hien, Thai-hu-hien, Thsien-
saii-hicn, Tiing-tshöng-hion, Su-t.sliöng-hien nach I,u-tsou-fii nnd von da nach Tsung-
IMm, wo die Wege, wie oben bemerkt, zusammen Ire (Ten. Iiis Su-t.sou folgt hier eine
Wiederliolung des unter 3) Angegebenen, sowie Angaben über die dortigen Ver-
waltungsbehörde und der jährlichen Steuern ;
ö) auf dem Wege von Ngan-khing-fu, der Hauptstadt von Ngan-hui, nach Tui^-
ishüng-hien, wo dei-sclbe mit dem vorigen zusammentritlt;
6) auf dem Wege von Wu-hu-hien (Iber Tai-phing-fu , Ho-lsou, und Thsüan-
tsiao hien nach Tshu-t80U, WO der Weg mit dem unter 3) gcn.uinlen znsammentrilTl ;
7) auf dem Wi-^'i« von Tsi-ning-tsou in San-tung nach Wrm-sang-hien. Hier
folgt ein Zolltarif des Zollamtes von Wu-ilu für Zucker, Pfeiler, Oliven, Belelnüsse,
Leim u. a. Waaren;
8) folgen die auf dem Wege von Nan-tshang-fu nach Yang-tsou-fu mit Bo-
milzinig (li's Tsö-kiang (o(ier T)isiiMi-lhan;^-kian;>') belegenen Orlsrhaflen, z. ü. der
Theesla|»elort Ho-khou, die Städte Kuang-sin-fu, Kü-lsou-fu, Yen-lsou-lu, üang-tsou-fu,
Kia-hing-lu, Su-t§ou-ftt TShang-tSou-fu und Y.mg-tsou-ru. Hiei folgen einige Be>
merkungen über Vorzii^ uml Nachtheile des nun einzuschlagenden Wasserweges
bis Wang-kia-ying, oder des Landweges, weldior (bei Tsung Phu?) mit dem unter
3) erwiihnteu Wege über Phu-khou zusammen tri Ift.
Dann folgt Einiges, was sich auf die Geschichte von TShang-t$ou«fii bezieht
und ober den Betrag der Steuern des Bezirkes:
0) fo|g(Mi die zwiseh(Mi Nanking und dem nördlich von I-ts">n^^-hien lu'Iegenen
K.nn-lhsUan sau liegend Ürlschaflcu und die Kntfernungeu über Tsün-kiang-lu, Kua-
tlou450n und Yang-tSou-fu bis zu eben diesem Kan-thsOan-5an,^> wo der Landw^
nach Wang-kia-ying sich abzweigt. Von da geilt es Uber Thien-lshang-hien nach
Su-tsien-hien mit Vermeidung der Kreiss^dte, dann aber I-tSou nach T0-tsou in
S:mtung.
Hier folgt eine sich auf den Tai-San, den berühmtesten Berg Ghtna's, beziehende
Anmerkung» welche eigentlirh unter Tai-Ngaii-TSou (jetzt Tai-Ngan-Fu) zwischen
I-tSou nnd TfMson einzuschalten ist ;
10) folgt die Strecke zwischen Tö-l.sou und Su-lshii'n-hien noch einmal in
umgekehrter Ordnung, augenscheinlich nur, um daran den von Su-tshien-hien
bis zum oben erwlihnt<Mi W.m^'-kia-Ying knüpfen zu krunien.
Dabei sind die Han|>l/.<»lliiinii'r lln-ils fiir <Iimi Sei--, llx-ils für dm L;nidV(M'kohr
in den Provinzen Tsö-kiang, Fukion, llu-kuang, Sanluui;, Kuang-lung, Kiaiig-si und
Kiang-nan mit ihrem damaligen Zollertrage, sowie in iSikten, Hukuang, ban-tung,
Kuang-tung und Kian:-:-si mit dem der Salzgcnille aufgcfülirl ;
11) folgt der Weg zu Wasser vom Südlhore der sog. ,,iiussern Stadt" Peking
oder eigentlich zu ^Vasser erst von Thung-tsou (hier I^u-hien '•"') genannt) an über Tien-
isin, welches damals noch nicht den Rang einer Kreisstadt hatte, Thsang-tsou auf
<lem Kaisei kanal nach Sii-tshi(Mi-hien. von da über Thao-ydan-hien und Thsing-ho-hien
nacli lluai-ngaii-fu und weiter aiit dem einzigen Weg«; bis Yang-tsou, von wo iler
westliche Arm des Kaisei kanals wie bei U) benQlzt wird. Wie schon Ulutt 18 a ist
der Yang-tze-kiang auch hier mit diesem jetzt ungewöhnlichen Namen benannt. Die
') Hin altes Sprichwort sagt: Sang yu Tliicn thang, His ja Sa Hang, nOboD ist dei
Hlnnels ilrdlo, untfn sind Su (snu) unil Ilangitsoui.
So lääst sich die unklare Einschicbung wohl ani Besten orkluron. Der äusserst mtagel*
huftc Druck zeigt liier aueh bei I-tiOng-hien ein fUsebe« Zeieken ttad bat darunter das Kaa>
IhsOaQ'San ausgela'^üon.
Schoo unter den Ming im U. Jahrhundert wurde Lu-bien mit Thung-täou vereinigt.
Digitizea L7 GoOglc
Fahrt nach Lung-lan um Sfidiifer ist, I-tsöng-liion noch weil von der Mündung
l)olcgpn, 7,u i)0 Ii an;,'»'?oboii. Ausserdem aber schliesst sich hier der Weg über
Liu-hü-hien und Kiang-pu-hien nach Nanking an.
Auf diesen Ahsebnitt folgen die Betrage der SchiiTgebQhren und Znile, welche
in Tsao-lsou-fn in der Provinz Kuang-Uing, am Si licidi wi^^''- der über den Grossen
Mei-Ung östlich und dpu Kleinen Mei-ling westlich IVdncnden I*ä.sse, erhoben werden;
12) folgt der Weg von T§ao-lsou-fu über den Kleinen Mei-Ung und T$hai^-&i>fij,
^ Hauptstadt von Hunan, femer über den Thung-thing See, und den Yang-tze-kiang
abwftrts bis iI;in-y;uVr:-fu ;
IS) folgt na( Ii kurzer Besprechung der in Hankou (dem jetzt dem fremden
Verkehr geöffneten Ihifen, Ilan-yang-fu gegenüber) vorbandenen Reis^olegenheiten,
der Weg von Wu-lshang-fu, der Hauptstadt der aus Hunan und Hupei bestehenden
zweifachen Piovinz Ibiku.m?, weiche südiicli vom Yang-tze-kiang den obigen zwei
nach dem sich hi»'r ergiessenden llan-kiang benannten grossen Ortschaften gegenüber
liegt, iiber Han-kou, Zu-ning-fu, bei Yung-taO^hien Ober den Huang-ho, femer Uber
Wei-hui-fu, TIang-tO-fu, Sun-tO-fii, T50ng-tlng-lu, Ting-t£ou, Lu-kou-kbiao u. s. w.
nach Peking.
An diesen Absi hnitt knüpft sich eine Angabe der (iesammtentftTuung von liankou
nach Peking (hier angegeben zu it7S0 Ii in 27 Halten) und eine kurze Beschreibung
des berühmten Iirmg-§an in Hunan.
Dann fol^ren Heime, die (im Zweck Ilaben, die Namen der 9 Thore der IV-kinger
Nordstadt dem Gedächtnisse einzuprägen, mit einer auf die neueren NimuMi derselben
bezoglichen Anmerkung. Nach einer zweiten Anmerkung wurde 1410 die alte Stadt-
mauer der Mongolenzeit abgebrochen, die 40 Ii im Umfang gehabt haben soll, imd
eine dritte spricht von einigen Thoren der grosnen Mauer, von denen die für Fuss-
gftnger <l kbou Mund, MHiidhing, die IQr Reiter kuan heiasen sollen.
Das zweite Hündchen enthält auf den ersten zwei Blättern eine sein ruhe
Karle der I'rovinz Kuang-tung. — Dann folgen einige Bemerkungen iiber die iVulit re
Geschichte der Provinz, die, hier mit dem dichterischen Namen Tung-Yüc
genannt, früher zu Yang-t§ou, zur Zeit der JahrbQcher dos „FrOhlings und Herbstes^
dann auf dem zweiten Blatte die Steuereinkünfte der Provinz, der B<»zirke (fu) und
der Kreise (hien), sowie die Kntfernungen zwischen den Bezirkstiidlen und Peking
(7.. B. von Kanton, oder Kuang-lsou-lu, li8itö Ii) und zwischen den Kreisstädten und
der Stadt des Bezirkes, <) zu dem sie geboren. Ausserdem sind auch Bodenerzeug-
nisse, sowie die dort noch vorhandenen Ureinwohner, die Yan, erwillmf. welche in
den Gebieten von I.ien-lsou, Yang-san-hien, Kao-tsou-l'u, und Ho-Pu-hien wohnen.
Auf Blatt 12 beginnen sodann ähnliche Aufzählungen der Ortschaften an den
hauptsächlichsten Verkehrswegen der Provinz mit den Entfernungen, wie sie das
erste Heft zwischen Pekiii;^' lunl Kanton enthillt.
Der erste Weg ist der vuu Kanton über Hui-t.sou-fu nach T§hao-lsou-fu, der
zweite führt von Kanton denSi-kiang aufWSrts nach §ao-khing-fu, der dritte von
letzterem zu Lande tiber Kao-t£ou-fu und Lei-tlou-fu nach Klung-t^ou-fu auf der
grossen Insel Hainau imd zwar bis Hai-ngan-so an der Sii<lspilze <lei' (]<'n P>ezirk
Lei-tsuu bildenden Halbinsel zu Lande und von da bei günsiigeni Winde 120 Ii
weit Ober das Meer nach Kiung>t^ou (von Kanton 2800 Ii). Einige Bemerkungen Ober
Steuererträg und Bodeneiv.eugnisse der Insel Hai-nan schliessen sich an. Der vierte
Weg führt \(tt\ Si-lshüng-hien nach Lien-tsou-rn , der fünfte den FIuss I.o-Yin-Sui
(welcher bei Sao-kbing-fu in den Si-kiang mündet) aufwärts bis«Ho-thou, dann über
Land bis an den Mo-yan-kiofi, diesen abwftrts nach Yang-t§hun-bien, von da nach
') Es ist noch bomerkpnswerth, tlass lüe dichterischr>n Namen, oder piemlng. in kleiner
Scbrift Ober den Ortenamen erwiUint sind. Da freilicli alte 8tädte deren oft mebrere haben, ist
an eine Krachüpfung des Gegenstandet natflrUeh in 4bm eagen Rahmen nicht in deakaa.
9«
Digitizea L7 GoOglc
Sui-ki-hit'ii, Lei-tsou-fu, Hai-an-so und Kiun-t.sim-l'u. Der soolisle \Vo|^ tülirl auf
der Westseite der Insel Hainan von doni Bezirkorlo Kiun-tsou-fu, dt .ssiMi Gebiet
rlie ganze Insel umfasst, nach Yai-ts«iu in der Nahe der SQdkQste. Der siebente
Wej; ist der von Kinn-lsou-fii narh Wan-tsou auf der Oslseite der Insel der aclit«'
der von Sao-khing-fa nach Kuei-lin-fti, der Hauptstadl von Kuan-Si, welcher den
Si'kiung aufwärts über T«i-khing-tsou, Wu-tsou-fu, dann den Kuei-kiang aufwärts über
Tfiao-phing-hien und Yang-So-hien nach genannter Hauptstadt führt.
Auf I^latt 27 folgen dann einige llnths.-hlilge, die man beim 'Reisen in Be-
ziehung auf das Gepftck u. s. w. beachten soll.
Die letzte Seite enthalt das Nachwort, wonach ein San-tan-thing-tan-ti aus
Lan-Ki-hien das Büchlein im Jahre 1738 verrasst, und Tai-§l-khi aus Hui-tsou Karten
und Bemerkungi'n über Bodenei-zengnisse, Z«"lle u. s. w. hin/iigefiif^t hat. Ais
Druckort ist Kanton angeführt. Der Druck ist mangelhaft und die Wahl der
Schrifizeiehen untuTertlssift.
Halberstadt. K. Hlatj.
S. Blalf« dem Blietathale jom Biiif«ii Ms Cobleu elgentliftmliek« PlIaDiai
mid TMer» et»» von Dr. F. G. Noll. (Aus dem Jahresberichte des Fkrankfurter
Vereins fbr Geographie und Statistik, 1879.)
Der Verrasser giebt eine ungemein fleissig und sorgsam gearbeitete Uebersioht
Uber das Vorkommen einer Reihe von Thicivn und Pflanzen; einzelne Tlieilc siml
so eingeliend utui ausführlich lieliandelt. dass sie fast Kir sich werthvolle Monographien
bilden. Es gilt dies freilich besonders von der Darlegung der faunistbclien Verliält-
nis.<(e. Der Verfasser scheint die Botanik nicht in demselben Masse
zu hehfiM'schen, wie die Zoologie, und ilii-ser ömstand heeintrilehtigt ciui^'er-
niasscn den Werth seiner Arbeit. Wir wollen nicht grosses Gewicht darauf legen,
dass dieselbe in botanischer Hinsicht zu abhUngig von den Angaben Andrer Ist, und
dass der Verfasser wenigstens bei den Vergleicliungon der Standörter Speciainoren
der viM ^iliehcnen Ge^'onden liiUte benutzen sollen, oluvulil in F«il,L'e dieser Unterlassung
manche üngenauigkeiten in die Arbeit gekonuuen sind, welche den Werth dieser
Vergleiche gradezu illusorisch machen. So giebt die Notiz : „Euphorbia amygdaloides
Ii. Harz, Rehmen, Schlesien, Hannovei" ein meikwürdiges Rild von der Ver-
breitung einer Pflanze, welche vom SUiliaiide des Harzes bis in die Gegend von
GiUtingen einzelne :>tandürler hat. Ferner ist nicht erwähnt, dass Dianthus caosius
Sm. und Sesleria ooerulea Ard. sich auch innerhalb des Florengebiets der Stadt
Hannovi r (inden.
Der Hi(it('iiaiis(>tzung der botanischen Veiliältnisse ist ein andi^rer Nai'hlheil er-
wachsen, auf den mehr Gewicht gelegt werden muss: es sind die bisherigen Ei'geb-
nisse der pflanzengcograplnschen Studien vomachlBssigt, und in Folge iWon fehlt
der Ailii it der eigentliche wissensi Imltli -he Mittelpunkt, Es ist ja nicht saflUlig,
dass die Pllanzengeographie bedeuteml im lir .-nis^'cliililet ist als die Thiertreographic.
Die Pllan/en geben einer Gegend ein viel ausgespr»jchoneri!s Gepräge als die Thiere,
welche man meist erst aufeuchen und belauschen muss; sie sind auch viel bequemere
und zuganglichere Gegenstände der Rcobachtung, ihre Lebensbedingungen und Lebens-
verhältnisse lassen sich unendlieli leic!it(M' feststellen. So wie die Sachen liegen,
hat der Verfasser, wie es scheint, sich mit dem einzigen geographischen Resultate
belogen wollen, dass in das Rheinthat noch ein Hauch jener Wftrme eindringt,
welche in den Ländern um das Millelmeer ein«? so eigenthUmliche Flora und Fauna
ermöglicht. Ein eirv/rbcnderes Studium der Pnanzengeographie hätte eine gros-se
Reihe von interessanten Folgerungen ergeben; unter andern, wie es kommt, diiss
rlas Rheinthal eini^lne herabgeschwemmte Alpenpflanzen mit dem Riesengebirge
gemein hat, wie in Folge des ausgeprägt.^ni Kiintiii<>ntalklimas einzelne Rheinische
Pflanzen erst wieder im ftussersten Osten Deutschlands auftreten u. s. w.
*) Ab Merkwardigkeit wenlca nnter der Uebenehrifl wihlc, den. Reisenden gefiLhrliehe
Oebsea oder BiriM angegeben.
— m —
Mit der undoi n Auft^abe, wt'li lie sich der Vcrfusser gestellt hat. don Org.Hnis-
inen die Wege nuchzu rechnen, uul denen sie eingewandert sein können, ist ni«;ht
viel gcthan. Diese Berechnung kann ja nur unter der Bedingung «itrefTen, dass
der Ik'stjiiid der Flora vmd Fauna sieh zu einer Zeit gebildet hat, wo die j,'eographi-
tjehen Verhiiltnisse schon genau dieselben w.ireii wie jetzt. Wenn nmn jedoi'h er-
wögt, wie beide noch jetzt in sieliger Yerüntlerung begrillen sind und wie dies nie
anders gewesen sein kann, so erkennt man leicht, dass der Bestand der Flora und '
der Fauna einer Gefxend nnmn;_'lich ^ileir-hartigen rrspi iui^'s sein kann. Finzclne Arten
haben sich aus urallen Zeilen erhalten, indem sie im Stande waren, den veiilnderten
klimalis(;hen Verhältnissen sicii anzupassen und selbst das äit^serste Masz von Hitze
und Kälte, von Nässe und Trockenheit zu ertragoi. Einen merkwürdigen Beweis
von der Zilhl^^keit eiir^elner IMIanzenarten lieH'ni uns die beiden interessanten Moose
Andreaea Holhii ^V. et M. und Hedwigia cilialu, die in der Norddeutsclien Tiefebene nur
auf den FindlingsblDcken sieh fmden und offenbar in der sogen. Eiszeit aus dem Norden
zu uns gekommen sind. Noch immer erliegen einzelne Arten den klimatischen Ein-
wirkungen, 7.uin;il in F(»l;:e der stilrkein Al>fn)eknun^r tier Erdoberllllehe bei uns.
Wie i'asch auf der andern Seite Pllanzen sieh so einbürgern, dass sie bestimmend
autden Charakter einer Gegend einwirifen, beweisen die Gacteen und Aipiven in
d(>n Landern des Mittelmeeres. Der Naturkundige, welcher bei Betrachtung von
Ti-ellers lierrliehen Hildern zur Odyssee wahrnimmt, wie der Kün>^tler ganz naiv
diese Pflanzen zu Zeitgenossen des güttlichen Dulders Odysseus gemacht hat, kann
leidit an sich selbst erfkhren, wie schwer es ftUt, sich jetzt die sodlieben Land-
schaften ohne diese neu eini-eführten Gewächse vorzustellen.
Das.solbe j^ilf von ilei- Tluerwelt. Wer freilieh ohne diese Erwägung Flora und
Fuuna eines bestimmten Gebiets beobachtet und sieht, wie die Organismen jetzt
neben einander hausen und jetzt eben eine Flora, eine Fauna bilden, kann leicht
geneigt sein, alle aber einen Kamm zu sclieren und aus der glelchirtigen Gegen»
wart allen auch eine jileichartige Vergangenheit abzuleiten. Dem gegen(ll»er ist
zu betonen, dass es nöthig ist, ehe man sich die Aufgabe stellt, den Ursprungsort
der Tbiere und Pflanzen zu Anden, innerhalb des jetzigen Bestandes die verschiedenen
Schichten zu sondern, einigormassen nach dem Vorbilde der Paläontologie, der diese
Au^be zu erfüllen freilich leichter geworden ist. Denn selbst die Pflanzengeo-
graptüe bat bis jetzt kaum wagen dUrl'en, sich dieselbe in dieser Ausdehnung zu
stellen. FOr's erste gilt es Material zu sammeln und Beobachtungen zu vergehen
Ober alle, selbst auch die geringttigig erseheinendcn Veränderungen innerhalb eines
Fauna- oder Floreng<^!»ie(s und den Gründen dieser Veränderungen nachzuforschen.
Denn nui* aus diesen wird man sichere Schlüsse auf die Verhältnisse in den ältern
und Utesten Zeiten ableiten können.
Das interessante Ilheinthal besonders mit seiner vielfach inter-
essanten Fauna zu solcher Verglt irhung heranzuziehen, die einge-
tretenen Veränderungen nachzuweisen und die Ursachen derselben klarzulegen,
scheint vor allen Herr Dr. Noll berufen zu sein. Er vrorde unsem höchsten
Dank verdienen, wenn er seine umfassende Bekanntschaft mit den Naturvorhällnissen
des Hheinthales und seine hervorragende wissenschaftliche B^iabung dieser Auijgabe
widmen wollte.
HanaoTer. Oberiebrer Im Mi||sr.
Notizen.
1. Die Geogi'aphie in Japan.
Die nach so \ \f\cn Riehtungen hin sich kundgebenden Givilisalionsbcslrebungen
der Japaner lialn ii sich selbstverständlich auch auf das Gebiet ib r Geographie
erstreckt. Solange das Land in die Schranken der alten Fi'iiiialliei lachatl gebannt
war, blieb der Horizont, selbst der Gebildeten, ein beschränkter und erstreckte sich
wenig Ober den Bereich der chinesischen PhilosopMe hinaus. Ihr Inaelreich Dai
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Nippon (Grosser Sunneiuirspruny) war das von den Güllern gescl)alTcuü und ihnen,
den bevorzugten Abkömmlingen derselben, verliehene Centrum der irdisdicn Well,
welche im Osten der Tai-Yö (Stille Oceun), im Norden Kania6 (SaohaHn), nach
Westen Sliinn (China), gen Süden Tenjikii (Indien) begrenzte. Nur wenige batten-
eine klare YorstelliMi.L; von di-tn, was darulior liin;ius l;i<^.
Jetzt Andel man Umrisse freujder Länder und Knitheile sojjar auf Briefcouverls
und Atlanten in jeder Schule, ja mancher japanische DorCschulcr vermag mil seinem
Tuschpinsel die Skizze eines Landes, Flassloufes etc. rascher und korrekter zu ent-
werfen, als die meisten der mit dem Rcirezeugnis (aneh in der Geugrapliie) unserer
Gymnasien entlassenen Altitmienten solches mit nieistift oder Kreide veiinofien.
Aber vielleicht noch heschiiiiiender als dies ist die fernere Tlialsache, dass in Japan
jeder gebildete Mann von der Nothwendigkeit und dem Nutzen eines eingehender»
Studiums der Geographie aberzeugt ist, w&hrend dies manchem unserer klassischen
Pädagogen immer noch nicht recht einleuchten will.
Melirere unserer geographischen Zeilscliriflen brachten im vorigen Jahr die
Nachricht, dass sich in Japan eine geo graph i sc Ii e Gesellschaft unter den
Eingeborenen gebildet habe und bureils viele der hervorragendsten Persönlichkeil»'u
zu ihren Mitgliedern :dlhle. kann dieser Thatsache die weitere Mittheilung
zufügen, dass am 22. Sept. 1879 jene .Gesellschaft mit den wissenschaftlichen
Vereinen von Deutschen, KngUlndem und Amei'ikanern in Tokio sich verband, um
Nordenskjöld einen festlichen Knipfang zu bereiten, liei dem Ranket, welches man
zu dem Zwecke veranstaltete, liruehte l'rinz Kita Shirakawa, der Onkel des Mikado
und Präses jener gcogr. Gesellschan, in deutscher Sprache den ersten Toast auf
den berOhroten AufSnder der MNordostpassage'* aus. SpAter brachte der Vize-
prlflident, Admiral Enomolo, einen Trinkspnich auf das einmttthige Zusammen-
wirken der drei wissenschaftlichen Vereine aus und bediente sich dabei des Eng-
lischen.
Prinz Kita Shirakawa lernte sein Deutsch als üfiixier in Beilin, und Admiral
Knomoto war einer der ersten Japaner, welche in England ihre Kenntnisse mit
Erfolg erweiterten. Eine lange Geschichte knOpft sich an beide PersOnlichfc^ten,
denn zur Zeit der Restauration der Mikadoherrschaft spielten sie eine hervorragende
Molle. Kin Eingehen auf dieselbe liegt jedoch ausser dem Rahmen dieser kurzen
Mittheilung. —
Marburg. JT« Bein«
3. Haydens Dericht über die geologisoh-geogi*apliieehe Aul>
nähme der Tiordamerikanischen Unionft-Territorion.
Die Arbeitca der geologischen und gsograpliischen Untersuchung der Tcrrituriea des Utüons-
gcbiets gehören zu jenen «rdkondKelieB Foraehongen, welche fttr dai Staffiom grosser, interesaanler
Erdräumc die grandlegende Basis bilden. Wir verdanken der Liebenswürdigkeit des Chefs dieser
Aufnahmen, des Staatsgeologen F. V. Haydcn, die Zusendung einer liistorisclipti Skizze Ober Knt-
stchung und Fortschritte der letzteren, die Hayden i. J. 1877') drucken licüs; sowie der dritten
(bis zum ScfatoSB dee Jshres 1878 reridlrten) AuUagc dei officieUen Katalogs der PnUikatiwea
dieser Aufnahme, 1879*) gedruckt. Dia aimerordentliche Bedmitanf, mhAe Ae Landesaufnahme
der Territorien für das Studium der nnrdiiineriktiiiisfbcn (Jeofjrupliie be!\iiHi)riiclien darf, lässt
uns hoffen, dass wir mit einer Wiedergabe des wesentlichsten Inhalts dieser beiden Publikationen
numehem niueiw Lenr daea Dteul arweiwB.
*) Sketch ef the Origin and Progress of the United States Geological and GeegrapMcal Sunrey of
Ihe Territorios. F. V. Haydon, V. S. n. nl >-isl in Chus^e. R. 15 S. Washington, 1877.
•) Department of the Intcrior. (Jatalogue ol' (be Publications of the U. S. Geological
and Geographkal Sarvey of the Terrltaries. P. T. Hayden, U. S. GeoUigisU 3. Editkm. 8, M S.
Wttbinglm, 1879.
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Nacbklem i. J. lSt>7 Nebraska uutcr die Staaten der UiiiuD aufgenommen, wurden <'>000
Dollar fOr die geologlselie AnfiMhme des nenen Staats ansgoworfen. Die BewiMIgang dieser
SanUM bezeichnet den Beginn der goologiscbcu Aufiialuno der westlichen LandschaftPii. -- 1S<;S
wurde nochmals dieselbe Summe bewilligt und das Arbeitsfeld westwärts nach dem Torritnrium
Wyoming hinein ausgedehnt. Während die Berichte über die Arbeiten dieser ersten beiden Juhro
dem «.Comniiaaitmer of the General Land Oflce" erstattet worden, ihdlte man 1869 die Anflnaiime
dem Ressort des Selcretairs des Innern zu. Unter Bewilligung grösserer Mittel wurde der Ostliche
Saum des Folsengebirgea von Cheyenne (Wyoming Torr.) mich Santa Fi- (Xon-Moxiko) untersucht.
Im folgenden Jahre wurde der für die Aufnahme ausgeworfene Fonds wiederum vorgrösserl
nnd «in an der UnioQ-PadHe-Ebenbalin entlaag laafimder Landatridi wforsebt » 1871 wandte
sich die Untersuchung zu den Quellgebietea der Flosse Yellowstonc und Missouri. Die mit den
Arbeiten betraute Kxpeditinn fuhr von Cheyenne nach Ogden (Utah) und begab sich von da nach
Boteler's Ranch am Ycllowstowe, 35 engl. Meilen von Fort £Ui8, wobei ein Streifen Landes längs
der Retseronta erforsclit wurde. Von Botder's Randi ans machte iä» eine seebswOebentliehe Tour
nach dem Yellowstone-Seo und den Goyscrn find belmn Quellen des Ure Hole oder Upper
Madison Flusses. Die Resultate diesos Zu|^fs sind in der ganzen civilisirten Welt bekannt geworden. —
wurde das aufnehmende Personal in zwei Abtbcilungen organisirt, zu deren jeder ein
lV»pograph, tHa Ckeloge, ein Meteorologe, aoirie andere NatnrfiNfieher, mehrere Assistenten,
Sammirr und Diener sich befanden. Eine Division ging von Fort Ellis (Montana Terr.) aus und
erforschte die Quellgcbiete der Flosse Yellowstone, (lallatin und Madison in einn:<'hond('rpr Weise
aU Im vorhergehenden Jahre. Die andere Division besuchte den Suake Fl. (oder Lewis' Brauch des
Columbia) in den Territorien Idaho und Wyoming; man fknd dabei, dasi das ansebniidie Teton*
OeUrgo :iO engl. Meilen von dem ihm auf allen früheren Karten angewiesenen Platze entfernt liegt.
Die Mappirung der geologischen Resultate dieser Expeditionen hatte gezeigt, dass die
topographischen Karten der westlichen Gebiet«! lür solchen Zweck nicht genau genug waren.
Daher besdiloss man 1. J. 1871, (brtaa mit der gcologloehen Anfbalnne topographbebe Arbeiten
an vorliindeD. Eine cbgehende Beracksichtigung fand die topographische Aufnahme jedoch erst
1873. In diesem Jahre wurde zugleich mit der geologischen eine wirklicho, durch ein konipletes
Triaogulationssystem kontrolirte topographische Aufnahme in Angriff genommen, von Colorado
aladiidi; dieselbe htpam mit dem Ost>Abfkll der Felsengebirge nnd wurde 1876 beendigt Beim
Beginn dleaw Arbdt wurde in der Nahe von Denver die sorgf&Itige Messung einer Basis vor-
genommen nnd dann ein Gebiet von etwa 12,0flf) engl. Quadratmeilon mit einem gut gewählten
engen Dreiecksnetz aberzogen. Die Aufnahme scbloss sich in Denver, Colorado Springs und
Triridad an Punkte an, deren Llage nnd Breite dureh die United States Coost Surrey genau
festgelegt war. 1874 wurde im San Luis-Thale eine zweite Basis gemessen und ein Gebiet von
etwa lU.OOO mpl. Quadratmeilen mit einem Dreiecksnetz bedeckt, das mit dem auf der ersten
Basis ruhenden vurbundi-n war. Ein gleich grosses Terrain wurde im nächsten Jahre hinzugezugen.
Aneh 1876 wurden die Aibelten fortgesetst, bis gans Colorado westlieh vom 105. Meridian
(Greenw.), nebst kleinen Theilen von Ncu-Mcxiko. Arizona und Utah, im Ganzen ein Gebiet von
etwa 70.000 engl. Quadratmeilen, aufgenommen war. In dem gebirgigen Theile, der etwa die
Hälfte dieses Landgebiets bildet, fand man für die Stationen Punkte, die allen Anforderungen
geaagen; die Llage der Dreie^sseiten weehselt hier iwischen 15 und 70 euf^ MeOea, betrigt
aber meilteBS twlsdiea 2.'> und lO Meilen. Auf dem weiter westlich gelegenen Hochebcnen-
Odliet sind solche f&r „natürliche" trigonometrische Punkte passende Stellen selten, aber die
wenigen existirenden in vorzaglicher Weise benutzbar für Bildung grosser Dreiecke; die Seiten-
linge der lelitoren weehsolt hier von 40 m 90 Meilen. ~ Besfl^lidi der aahfareiehen vorgenom-
menen Höhenmessungen bemerken wir, dass die als Basis dienenden bammctrischen Stationen in
horisontaler und vertikaler Entfernung so verthoilt waren, nm jede hypsometrische .\rbcit auf
eine nie mehr als 50 engl. Meil. in horizontaler oder 2000 Feet in vertikaler Richtung entfernte
Basis hedehen au können.
Kurz zusammenÜMSeBd kann man in der Entwickelung der .\urnahme drei Perioden unter-
scheiden. Die erste umfiuite die Jahre 1867 und 1868. in denen die Arbeit in der Sammlung
geologischer Fakta bestand.. Die zweite Iftnft von 1^*39 bis 1872 ind.; sie wendete ihre Auf>
merksamkelt nielit nur der Geologie des untenuehten Gebietes au, sondern aneb dessen eonstigen
naturhisti'rischen Verhaltnissen und seinen natflrlichen Hilfsmitteln ; auch erkannte man die Noth-
wendigkeit, topographische Arbeiten mit den geologischen zu verbinden. In der dritten Periode,
die mit dem Jahre 1873 begann, wurde das ganze Aufnahme- Wesen in eine feste Organisation
fabnnht In Aneritennong der wiehtigen Beiiehnngen swiidiea Topographie nnd Qeographi«
— ^32-
arrant'irte man die Arlioit derart, dass jfidem dieser beiden Forschungsewoigo die geeignete Auf-
merksamkeit gfwidmot werden konnte; zugleich wurden die pliysikalisch-gcograpliischon und die
naturhistoriscbeu Verhältnisse sammt den industriellen Ertragsfahigkciteu des Landes nicht ver-
imehllsrigt — Seit 1870 Tcrwendet imd die Hilfe d«r Photographie, die Ar Dantdling ebuak.
'ii i i t scher laudschafilicher Verhältnisse, aowio namentlich auch zu ethnographischen Zwecken
die besten Dienste leistet. Gcsarnmtstimmc der NegaÜT« betrug 1877 beinahe 4ÜUU, darimter
12U0 auf indianische Ethnographie bezugliche. ,
Die erw&hnte drit^ Aoacahe des amtliehen Pnblilutioiien-Katalogt der Anfiwhnie (bis Endo
1H78, bearbeitet v. Dr. E. Coucsj zählt 70 Publikationen auf, welche zusammen etwa Herichto,
Monograi)hien und andere Artikel enthalten und von nahezu 100 Autoren bearbeitet wurdeu.
Der Katalog unterscheidet unter diesen Arbeiten: Jährliche Berichte (in 8*^), Bulletins (in 8"),
Termisehte PablikatioDen (MiseellaBeoas Pabl., in 8*), Monographien oder Final Reports (in 4*).
Nichtklassificirte Publikationen (Unclassified Pub!.; verschiedene unter keine der n innten Ru«
briken fallende Publikationen, die nicht unter einander in Zusammenhang stehen, keine rcgehnäasige
äcrie bilden und in ihrer Grosse von 18" bi^ Fol. wechseln), Kurten, und endlich ein AtlM von
Colorado.
A* JnlirMberIcbte.
Jahresbericht I., II., III. (First, Sccond a. Third Annual K«port of the U. S. Geoloß.
Survey of the Tcrritories for the yeaia 1867, 1868, 1869. 261 S. 1873.) Dieser Band ist ein
Nendraek der vaigrüinen elnaetnen Betfohte für dio gtnnmiteB Jahre. Der Berieht (br 1867
enthält die geolog. Bssehroibung folgender Countfes t<hi Nebraska: Laoeaster, Casi, Otoe, Nemaha,
Kichardson, Pawnee, Gage, Jeffcrson und Johnson; geriiic;('rcr Raum ist einer geolog. Skizze des
uördL vom Platte-Flusa belegenen Xheiles von Nebraska, sowie den Salz-Bassins iu Lancastcr
Connty nnd den Wald- and Froditblnmen des Btaals geiddnet. Der Bericht für 1868 besehlMgt
sich mit der Geographie des Missoori-Tb&les und geolog. Fonehnogen im Territorium Wyoming.
Im folfronden Jahrgang finden wir einen Bericht von Ilayden über geolog. Forschungen in
Colorado and Neu-Mcxiko, von F ras er .über Minen und Mineralien in Colorado, und von
Thomas Aber den dortigen Afltevban.
IV. Forschungen des Jahres 1870. (Fourth Annnal Report; Survey of Wyoming and
Portions <if Contic;iioiis Territories; TAI S.) EntliiUt u. a.: Haydcn: Bericht üb. d. geolog. Aufn.,
Geologie des Missouri-Thaies; Thomas: Ackerbau- Verhftltoisse; llodge: lieber die tcrtiärcu
Kohlen des Westens; Mewberry: Ober die alten Seen des westlieben Amerika; Elliott: die
industriellen Hilfsquellen von West-Kansas und Ost-Colorado; Beaman: Meteorolog. Mittheiinngea;
Mcek, Lcidy, Lesquereux, Cope: Paliiontol. Mittheil.; Thomas, Cope, Smith, Steven-
son, Roberts, Horn, Uhler: Zoolog. Mitthci).; Porter, Parry: Botan. Mittheil.
T. Arbeiten d. J. 1871. (Bifth Annnal Rep. ; Sorr. of Montana and Portions of A^aeent
Territ.; 5:5S S., t)l Fig., 5 Karten). Inhalt Hajden: Amll. IJericht flb. die Aufn.; Thomas:
Agrikultur; Heani an : Meteorologie; Lesquereux, Cope, Leidy, Meek: Paläontol.; Leidy,
Horn, Uaydeu, Thomas, Edwards, Cope: Zoolog.; Torter: Botanik. — Supplement to
the Fifth Ann. Rep.; 22 S. Enthllt einen Berieht von Lesquereux flb. fossile Fh>ra.
VI. Arbeiten d. J. 1872. (Sixth Ann. Rep.; Surv. of Portions of Montana, Idaho, Wyoming
and Utah; HM S., <58 Fig., Diagramme, 5 Ktn.). Inlialt. Ilayden: Her. üb. d. Aufn.; Lang-
t'ord: die Hilfsquellen des Snake River Valley; Thomas: Phys. Geogr. u. Ackerbauverhältnisse
in Minnesota, Dakota n. Nebraska; Lasquerenx, Meek, Bannister, Cope: Geolog, und
paläontolog. Berichte; Leidy: Vorhistorische Artefakte im siidl. Wyoming; Thomas: Ahe
Mounds in Dakota: Merriam, Horn, Thomas, Hagen, Packarel: Zoologie; ('oultor:
Botanik; Gannett: astronom. u. bypsometr. Mitthcil.; Stuart: Klima v. Montana; etc.
YD. Arbeiten d. J. 1878. (Seventh Ana. Rep.; Sanr. of Colorado; 718 8., 110 ühttlr.
IZeichnungen imd Karten]). Inhalt. Hayden, Marvine, Peale, Endlich: Boriehte ttb. d.
Aufnahmen (Middle Park Division, South Park D., San Louis D. i, 533 S.; Lesquereux,
Cope, Öillimaun, Conrad: Paläontol., 174 S.; Carpeuter, Packard: Beitr. t. Thier»
gcographie, 81 8.; Carpenter, Edwards, Osten-Saeken, Dlke, Hagen, Packard,
Vi rrill, Binney: st n ti^i zoolog. Berichte, 69 S.; Oardner: Die Arbeitsweise der goograph.
Abtheilung, IlOhenangabeu, 32 8.; Ladd: topngrnph. Ber. (Middle Park), 8 S.; Oanneti:
geograpb. Ber., 11 S.; Marvine: Das Goldmiuen-Gebiet, 2 S.
TEIL Arbeiten d. J. 1874. (Elghth Ann. Rep.; Sanr. of Colorado a. Parts of A4jaeettt
Territ.; 515 S.). Inhalt. Hayden, Holmes, Peale. Endlich, Aughey: (ieologie, Mineralogie
und Bergbau (nordwestL Theii des Elk-Qebiiges. Middle Division, San Juan Dir., Kebradta),
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ISO S.; Loaquereux: Ftdlontologic, 194 S.; Jaeksoa: alte Kuiuen im sQdwesU. Colorado,
14 S.; lacenoll: Zoologie, 87 S.; Gannett: geograpli. Ber., 82 8.; Ladd: topognph. Ber.,
7 8.; Wilson: Komnumikationsmittd nr. Denver u. d. Sna Joan-lOnen, 6 B.} Bboda: Topogr.
der San Jaan-Landachaft, 45 S.
DL Arbeiten d. J. 187& (Ninth Ann. Bep^j Surv. of Colorado and Parts of Adjac Territ;
887 8^ 7 Kto.). Ldialt Hajrden, Peale, Holmes, Bndlich, Mndge: Geologie (Grand Kver
Division, Southeastern Div., San Juan Div., Kansas). 294 S.; Wilson, Gannett» Ohiitenden,
Becbler: topograph. Berichte, 145 S.; Allen, Packard: Zoologie, 374 S.
X. Arbeiten des Jabrs 1876 (Tenth Aon. Rop.; Surr, of Colorado and Parts of .A^jae.
Terr.; 646 8.) lakak. Heyden, Wbite, Endlich, Peale. Holmet: Geologie n. Mineralogie
(N'ordwesÜ. Colonido, White River-District. Qrand-River-Dist., Sierra Abajo, wes^tl. Miguel
Berge); Wilson: die erste TriaagnlatioQ von Colorado, 34 S.; Gannett: Die für Ackerbau u.
Viehsoehi geeigneten LIaderden, 86 S.; Cbittenden: Topogr. den White BlTcr-Diatr. 8 8.;
Becbler: Topogr. d. Yampa Distr., 19 S.; Holnei, Jnckacn: Ber. ftb. alte Bnlnen, (0 8.;
Iloffmann: P^r. flb. d. Chaco Cranium, 6 S., ethnograph. Bcr. Ob. NeTada» CaUltornien, Ari-
zona, 19 S.; Lcsquereax: PaUontoL, 39 S.; Packard: ZooL, lU S.
Die Berichte Uber die Arbeitan der Jahre 1877 n. 1878 waren aar Zeit der Publikation
des EaialogB im Drude.
B. Bulletins.
Bd. I; Bull, of tbe U. S. Gcol. a. Geogr. äurr. of the Territorics, 1874 and 187S. Washing-
ton 1875, 688 8., 8 Karten. InhaH. Gardner: Die Ketten des FebengeUrgs in Cohurado,
5 R.. Jacksnn: Ruinen in Südwest-Colorado, 21 S.; Wilson: Kommunikation zw. Denver tt.
d. San Juan-Miuon, 4 S., 1 Ktc.; Khoda: Topogr. der San Juan-Landschaft 44 S.; Haydon:
Einige eigenUiQml. Eroäons- Formen in Ost-Colorado, 2 S.; Hayden: Oberä&cbenbildung der
Ctdoradclbtte des FelaengebIrgB; Paekard: d. Temntbete alte Aveflme des Greesen Sahsee'k.
2 S.: Cope, Losciuercux, Meek, Endlich, Scudder, Williams, Hayden: Geol. und
Paläontol.; Thomas, Coues, Bidgway, Gill, Ingersoll, Ubier: Sonstige natanrissen-
scbaftL Ber.
Bd. II; 1878. 801 S., 8 Kto. — Inhalt Rolmei: Rnhien in sadmstl. Colorado, 81 8.;
Jacksun: D. alt. Ruinon in Arizona u. Utah in d. Umgebung des Rio San Juan, 20 S., 1 Kto.;
Bossels: Die in d. Ruinen des sQdwestl. Colorado u. Nea-Mexico's gefundenen menschl. Ueber-
relse, 26 8.; Berber: alte Knnst im nordwestl. Colorado, 2 ä.; Barben Perlea-Ornamcnte
der alten Einwohner von Utah u. Ariaona, 8 Barbar: Die modernen Utes, 5 8.; Gannett:
Bcmorkungcn zu einer HOhcnkarte der Vor Staaten, 8 S., 1 Ktc.; Brandcgeo: Flora des Süd -
westl. Colorado, 21 S.; Ainzlie: Bemerkungen z. Grammatik der Nez Perces-Sprache, G S.;
Allen: Zur nordamerikan. Zoogeogr. (Säugethiere), 35 S.; Allen: Sexuelle, individuelle und
geograpb. Variationen bei LencoeHete tephroetis, 58 ; Sendder, Hayden, Mndge, 8t John,
Meek: Geol. und l'alRontol.; Ridgway, Scudder: Zool.
Bd. II; 1877. ti5Ü S. — Inhalt Mallery: Kalender d. Dakota Naüon, 23 S.; Schu-
macher: Die ^jSkkenmOddhiger n. Griher einer froheren Bevölkerung an d. Kaste v. Oregon,
19 S.; Sebumachor: KjökkenmOddinger auf d. Santa Barbara Inseln und d. angrenienden
Festland; Eolls: D. Tw;in:i Indianer der Skokomish Reservation im Territor. Washington, 57 S. ;
Chambers: Die Verbreitung d. Tineina in Colorado; 4 S.; Barber: vergleich. Vokabular der
Utah Dialdtte, 13 S.; Pcale: ib. e. makwtrdigen Typus eruptiver Odiiige in Colorado, 18 8.;
Wilson: Die geogr. Arhdten der Tenilorien«Anfimhm^ 83 8.; Packard, Cöpe, White,
Scudder: Geologie u. Paläontologie; Grote, Chambers, Ostcn-Sacken, Thorell,
Emerton, Coues, Aughey, Uhler: sonst natomissenschafll. Berichte.
Bi. n, 1878b 908 & — Inhalt Allen: üeb. d. geogr. Verbreitung der S&ugetbiere,
betmdltet in Beuchnng an d. hauptsächlichsten ontolog. Regionen d. Erde, und Ob. d. Oesetae,
welche d. Verbreitung animalen Lebens bedingen, 65 S. ; Hoffmann: üb. d. Mineralogie v.
Nevada; Id S.; Endlich: üb. ein. aufTallende Erosions-Produkte in Colorado, 33 S.; Cupe,
Allen, Sendder, White, CaUin, Chiekcring: GeeL n. PaBtoatoI.; Sennett, Cones,
Chambers, Grote, Kingsley, Melbesney, Ridgway, Sendder, Tarrow, Jordan,
Lc Conte. Thomas, Uhler, Edwards; sonst naturwissensehftl. Bolehte.
€• Terschledenartigc PnbllkatloMi«
(„Miscellaneous Publ.")
Mec. PuM. Nr. L Gannett: HflhcnverseichDis baupts&chlicb aus dem weitl. vom Uissiasippi
gdegenen TbeOe der V«r. Staaten. 8. Anfl. 8.; 78 8. 1875.
I
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— 434 —
M. P. Nr. 2. Gannett: Mtitconlog. Beobachtuogeo iu Utah, Idaho «. VonUna, t. J. 1872.
120 & — 1878.
M. P. Nr. 3. Coucb: Ornithologie des Missouri-FlussgcbieU-s. 8.; 7',)1 S. — 1S7I.
M. P. Nr. 4. Porter, Coulter, Lea^uereux, Willoy, Peck: Synopsis d. Hora v.
Colorado. 8.; 180 S. — 1874.
M. P. Nr. S. JAoksoo: BesehiwilwBd. Katalof der dnreh d. U. S. Geolog. Sorrey ^
Territ im b. 1«73 aufgonommenen Pbotographiccn. «3 S. — 1874.
Stiwibe. 2. Aufl.: fUr die Arbeiten t. 1869 b. 1875. 8.; 81 S. — 1875.
IL P. Nr. 6. Chittcndon: Meteorolog. Beobachtungen ia Golomdo n. Montan«, aus d.
J. 1873 u. 1874. 8»; 57 S. — 1874.
M. P. Nr. 7. Hfttthewi: Ethnogr. and PhikkciMihe« ober die Hidataft-Indiaoer. 8.;
239 S. — 1877.
M. P, Nr. 8. Couei: Monographie d. nordamerikan. MostelidM. 8.; 348 S. — 1877.
M. P. Nr. 9 Jaekton: Katalog der pbotogmpli. AaGMlime& von nordoncrikaa. Indianern.
8.; 124 S. — 1877.
M. P. Nr. 10. White u. Nicholson: Bibliographie der PalÄontologie der nordamerikan.
Inrntehraten. 8.; 132 S. — 1878.
a. P. Nr. IL Gottns: IN« Vögel den Colorado-Tbile«. 8.; 807 S. - 1876.
9, ■iBograpblemi»
(„Final Reports, or Monographs".)
Band III, IV, VIII sind nach Angabe unserer Qnpllo noob nicht erscbicnpn.
Bd. I; 1873. Leidy: Die erloschene Wirbelthicr-Fauna der wesU. Territorien. 4.; 358 S.
Bd. H; Wn. Cope: Die Tortabralmi dnr Kreide*Fonnatiotten des Westens. 4.; 302 8.
Bd. V; 1873. Thomas: Synopsis d. nordamerikan. Acrididae. 4.; 262 S.
Bd. VI; 1874 und Bd. VII; m. Lesqnorenx: Die fömUe Flora der vestL Territorien. 4.;
136 u. 366 S.
Bd. R; 187B: Meek: Fosrilo Invertiftraten (Krdde n. TertlKr) der oberen lüssonri-Laad-
' Iflhaften. 4.; 629 S.
Bd. X; 1876. Packard: Die Phalaeniden der Vor. Staaten. 4.; 607 S.
Bd. XI: 1877. Coues, Gill, Allen: Die nordamerikan. Uodcntia. 4.; 1091 S.
£. iricktklassiflclrte Pablikatlonen.
CUnolassified Publications".)
(1. Unklass. Puhl. — 1871.) Final Beport of tbe U.- S. Geol. Surv. of Nebraska a. Portions
of the Adjnc Te rrit. (Inhalt. Hajden: Geologie, Heek: PalAontol.; Seudder: £ntomoI.) 8;
264 S.. 1 Karte.
(2. U. P. — 1B72.). Thomas: Yerseidin. Hohen o. Sntfemungnn in d. wesU. t. Mississippi
gelog. Theile der Ver. Staaten. 12. ; 31 S.
(3. u. p. — 1872.) Elliott: Profile und andere Illustrationen snr ^BeglMtung des „Final
Heport". 4.; 65 Tafeln. (New- York, Julius Bien.)
(4. V. P. — 1873.) Cope: Nene ftedle Tertehrata ans Q»lorado. 8.; 19 S. (Anss. a. d. 7.
Jahresbericht d. U. S. Geol. Surr.)
(5 ü. P. - 1874.) Gill: Katalog d. Publikat. d. ü. S. Geol. Surv.; 1. .\iifl. 8.; 20 S.
(6. U. P. — 1875.) Jackson: Katalog, d. durch d. U. S. Geol. Surv. aufgenommenen
Pbotogr. 18.; 51 S.
(7. U. P. — 1878.) Hayden: Der Orotto Qeyser des Yellowstone-lfationalparks. 1 BL
FoL, 2 S. Text.
(8. U. P. — 1877.) Gill, Peale u. Coues: Katalog d. Publikat d. U. S. Ocol. Surv.
2. Aufl. 8.; 38 S.
(9.-13. U. P. 1877-1878.) Bul. d. U. S. Entomological Coramission. 8. ; 12. 15, IT,. M, 477 a
(14. U. P. — 1878.) Abbildungen foailer Fflanaen (Kreide u. TerU&rj der westl. Territor.
4., 28 S.
(0. U. P. — 1878L) Conei: Katal. d. Pnbltk. d. U. S. Oeol. a. Oeogr. Surr, of the
Territ; 8. Anfl. 8.; MS.
F. Karten.
1871.
1. Tcifemlon« linke, Wyoming Terr. — 2 uÜk» to an hidi. (Andi im Jahr«t.-Ber. 1871). —
2. liover Gcywr Baain, Firelude Bher, Wyo. 1500 t to an buh. (Bedoktk» fan Jnhiei'Ber.
üiyiiized by Goo^e
— 485 —
1871.) — 3. Upper Gejier B&sin, Firehole River, Wyo. 60U f. to an i. (Reduktion im J. B. 1871).
— 4. Yellowstone Katiomd-FUrfc. 10 m. to 1 i. (Auch im J.'B. 1871.). — 5. Parts of Idaho,. Uoa-
tana and Wyoming. 10 tn. to 1 i. — & WUte Mountain Hot 8priii|^ GArffiner*« BiTor. 1G50 f.
to 1 i. (Nur im J..B. 1871.)
1872.
7. Lower Gojmt Barin on the Upper Hadiaon (Firefcole) River. 2. Verl». Aufl. — 8. Upper
Geyscr Häsin on the Upper Madisoii (Fircliolf) River. 2. vcrb. Aufl. — 0. Lak»» Ilonry ;i. the
Sourcos of tbc West Fork of Snoke River, includ. Targhee, Madisou a. Ked Ruck l'aiaes. 2 m.
to I i. (NurimJ.-B. 1872.). — 10. Shosbone Geysers, on L southwost Termini» of ^odiono Lal».
8 n. to 1 i. (Nur im J.-B. 1872.) — 11. Hontaaa a. Wyemtng Tenrii, embraetng meat of t Couniy
draincd by t. Madtson, Gallatin a. T'i). Yellowstone Rivers. (Mit ai)proximat. Isoliypsni von 100
fect Dist.) 4 m. to 1 i. — 12. Geolog. Map. (auf Nr. 11 als topographischer Basis.) — Kl. Sourcos
of Snake R., «Ith its Tributariee. 5 m. to 1 i. (Reduktion im J.-B. 1872). — M. Geolog. Map
of «foa oomd Nr. 18. ~ 15. Mining BegloM of ClarVa Foik of t YellowBtone. (Skiiao.
nur im J.-B. 1872)— 16. CIiff(Wftde'3) Lake (Montana), l'/i i. to 1 m fXtir im .I B. l87->.). —
17. Land Sttrri7 vorlt in Colorado. 4 m. to 1 i. (Nur s. Gebrauch bei dea Aufnahme- Arbeiten best.)
1878.
Separat n. aneh im J.-B. 1878 erschienen: 18. Centr. Colomdo, diowing t. Region
mrt, in 1873. 8 m. to 1 L — 19. Sketch shov. t Prlnwry a. fleeond. T^Iangnlatfam of 1873. '
8 a. lo 1 i. -
Nor im J -B. 187.3 erschienen: 20. M. showing t. Railroad a. Canal Lines, used in the
Determination of Elevations. — 21. Twin Lakes, Arkansas Valley, show. adjac. Monunes. 1 m.
to 1 i. — 88. M. diow. Cool Openings, Railr., Seetfooc. etCn ahmg t East. Base of t Mountnins
near Denver, Colo. 6 m. to 1 i. — 23. Stnictural ^T. of t. East. Slope of t. Front Ranpe, Coh».
10 ro. to 1 i. - 24. Geolog. M. of Middle Park, Colo. 5 m. to 1 i. — 25. Sketch. M. show.
Gladal Moraines in t Valley of Grand R., near Grand Lnh«» Middle Park, Colo. — 26. Geol M.
of 1 Regioii in t N^ghheriiood of t Bot Springs a. t Upper Grand River, Middle P. (Colo.)
— 27. Sketch M. of Park View Peak a. Vicinity. Colo. — 28. OooL M. of t. Centr. City Mining
Region. — 29. Geolog. M. of t. Mt. Linooln Min. Reg.
1874.
Im J.-B. 1874 pttblieirt: 82. Geolog. Map. of t Elk Hts. (Colo.) 8 m. to 1 i. — 88.
Oeplog. M. of Colorado Springs a. Vicinity (Colo.) 1 m. to 1 i, — 31. Preliminary M. of t. East
Bnae of t. Rocky Mt^. from t. Arkansas R. to t. Wyomin-.; Line. 4 m. to 1 i. — 35. Moraines In
t, Upper Arkansas Valley. 2 m. to 1 i. — 86. Geolog. M. of Eagle R. (Colo.) — 37. Oeolop. M.
of a Portion of t Oomrfwn H. (Ciilo.) — 88. M. of Forpibyritie l^acbyte Areas in Centr. Colo*
radn. — 30. Geolog. M. of t. Up. Gnnnison R. (Odo.) — 40. Geolog. M. of Basaltie PlaleMiS
betv. t. Grand a. Giinnisson Rivers.
Separat u. im Bulletin Nr. 8, Bd. I., erschienen: 30. Prclimin. M. of t. San Juan
Coun^. —
Im Bulletin Nr. 3, Bd. I., crsch.: 31. Geolop. M. of t. Sun Juan Mining Region. —
Separat n. i. J.-B. 1874 ersch.: 41. Prelimin. M. of Centr. Colorado, shov. t Region
surveyed in 1873 a. 1874. 10 m. to 1 i.
1875.
4-2. Prelimin. M. of Southwest. Colorado, and Parts of Adjac. TerrMories, show. Localities
of Ancicnt Ruins, (i'ublic. im Bull. Nr. 1., Bd. II.) 5 m. to 1 i. —
1876.
48. Hjpsometrio Sketch of t United State«, In eontonn of lOOO' tet/L ^nhL im BulL
Nr. 8. Bd. It) -
1877.
Pnblieirt im J.-B. 1875: 45. Geolog. M. of South Side of Gnnnison R.. Colo. — 46.
Uneoapahgre Plateau, Colo. (Nur Was.scrläufe.) 12 m. to I i. — 47. Geolog. M. of t. Unaweep
Canon, Colo. 4 m. to 1 i. — 48. Sierra La Sal, Utah. (Isohypsen von 200 fect DisUnz.) 5"! m.
to 1 i. — 49. Geol. M. of t. Spanisb Peaka Region, Colo. — 50. Coronado's Lakes, San Luis
Valley, Colo. &'/• m. to 1 L — 51. G«»l. M. of t Trinidad Goal Regien, Colo. 4 m. to 1 i. —
52. Mordines in t. San Juan Mts. — 53. Southwest Colorado, prelimin. m. — 54. Fords of L
Ounnison and Grand Rivers. — 5r>. Ford of Green R. (Utah). — 56. Outline M. of t. Middte
P. Kegion a. t. Eastern Rocky Mountain blupe (Colo). — 57. Outline M. of South P. u. adjuiniug
R«gloin. — 4 n. to 1 L
• — 186 _
Public i. d. „Lists of Elevatioas, -Ith. Ed.": 41. Hypsometrie M. of t U. S. (Iso«
bypMii Y. 1000 fbet DbUnB.)
Abdruck a. d. AtUi r. Colorftdo, aseh im J.«B. 1876 : 58. Dn^oage H. of Colo-
rado. 12 m. to 1 i.
Separat erscbieacn: 51). M. showing t. Primary Triangulation of 1877.
1876.
Public, im J.-B. 1876: 60. Geolog. M. of .\rca A. - 61. M. show. Geology of Orand
lUvcr Valley. 4. m. to 1 i. — 62. Geolog. M. of a Portion of Northwest. Colorado. 4 m. to 1 I. —
63. M. of a Port, of t. San Loia Valley a. of t Sangre de Christo Range. (Mit Höhenlinien). —
64. M. of t Cmnty beUr. Taapa a. White Biven (Korflnreat. Colo.) 8. n. to 1 L -~ 65. H. of a
Pttrt. of t. Chaco CaSon , show. t. Location of t. Chaco Ruins. '2 rn. to 1 i. — GG. T. Moiiui
Mesaa, Pror. of. Tusayan, Arizona. — '67. Region occup. by t Ancient Ruins in South. Colorado
a. Utah, a. Northern New-Mexieo a. Arizona.
Abdr. a. d. Atlaa t. Colorado, a^ant u. In J.>B. 1876 pnUie.: 68. EeooMde M.
of Colorado, show. Areas of Arablo, Pasture, Timber, Deaert, Goal and Other Laads. 18. n. to
Ii. — 69. Qeoer. Geolog. M. of Colorado. 12 m. to 1 i.
Atnaor ffleaan war Pobllkaöoiuzdt des Katalogs (also bis s. 31. Des. 1878) ersefaienenen
Karten bezeichnet derselbe folgende als damals in der Herstellong b e grifti i.
1. Sketch of t Primary Triaiifiulatiun of 1878, — 2. Drainage M. of t. Areas surveycd
in 1877 a. 1878, embracing partions of Wyoming, Idaho a. Utah. — Ii. Final M. of Rectanglc,
45. In ooBtoora. 8c.: 4 n. to 1 L — 4. Fin. M. of Beet. 56. Id oontonra. So.: 4 m. to 1 L —
6. Oetailod M. of YoUovitone Park. In contooi« of 100 feet 8 m. to 1 L
0. Atlas TOS Colonio, 1878.
Geolog, a. Geograph. Atl. of Colorado a. poitiottB of A^jac. Territory; Bj F. t. Uayden»
120 Bl., Doppel-Folio. Inhalt:
UeborsichtabUtter (Maaatab: 18 m. to 1 1.) 1. Triangulation M. ~ 8. Drainage H. —
8. Economic M. — 4. Gener. Geolog. M.
Topograph. Spccialbl&tter. (Haast: 4 m. to 1 i.): 5. Northwest. Colorado. — 6.
North Centr. Colo. — 7. Gentr. Colo. — 8. West Colo. — 9. Southwest. Colo. — 10. South.
Centr. Cdo.
Geolog. Specialbutter (MassL 4 m. to 1 L): 11. Horfhvest Colo. — 12. North.
Ontr. Colo. — 18. Centr. Colo. — 14. WeaL Colo. — 15. Soutliweat. Colo. — 16. South.
Centr. Colo.
17. and 18. Geologisobe Qnenehnitte. 19 u. 80. Panoramen.
Schliesslich bezeichnet unser Katalog als zur Zeit aeinea Erwdwihien» m Yorbereitong begrUba:
A. Jahresberichte für 1877 u. 1878.
B. Bulletin Bd. V.
C Teraehiedenartige Publikationen. Nr. 11. n. 18.
I). Monographien:
Bd. III. Cope: Die Vertebrata der mesozoischen Furmatioiicn der westl. Territorien. —
Bd. IV. Cope: Die Vertebrata der tertiären Formationen der westl. Territ. — Bd. VlU. Bcitr.
a. fbsdlen Flora der vestL Territ — Bd. XIL Leidy: Die Bhiaopoden. — Bd. XIIL Scaddcr:
Die tnSL Inaeltten der wealL Territorien.
3. Vorträge in den Gteograph. Gteeellsohafben.
I. Bvrota«
BarUing, Dr. H. (aus London): D. Nord-Ostscc-Kanal (Berifai, C-V. t EL, 15. 17. 1880.)
Ebert: Ueber Bulgarien. (Dresden, 13. Febr. 188'».)
Eribom, Baron v.: Geolog. Studien in d. Umgeb. v. Antwerpen. (Antwerpen, 18. IL 1880.)
Kalkowsky, Dr. £.: D. Yulkankurven Eoropaa. (Leipaig 1880.)
KIreber, Eisenwerksbes. : Die geolog. yerbutoiase Lothringens, insbea. die ^enprodnlition. Qlela,
15. lU. 1880.)
Kleinhans, Caroline: D. gcograph. Unterricht in Frankroich. (Antwerpen, 17. IlL 1880.)
Pedrayo, M.: Geograph. Lage der iber. Halbinsel. (Madrid, 19. XIL 1879.)
Penck, Dr. A.: D. Gletscher Norwefsna. (Läpiig. 1879.)
Rolaier, H.: Reise«Erlebniaae in Calabrien und Sinlien. (Dresden, 6. Dei. 1879.)
Renner, Scminarl : Die Bifurkation zw. Rhein und Donau. (Hanaorer, 8. IlL 1880.)
V. RUdei, Uauptm.: Die F&r-Öer. (MeU, 15. III. 1880.)
tdNwMar, 0.: Ueb. d. Hafen t. Odeaaa. (Dreadea, 80. Febr. 1880.)
— 137 —
ttihMovid V. Vilovo, Major: D. Hoekflatiien der StrOme OcKterreicli-UiiianiB im Winter 1879—80.
(Wien, 23. HI. 1880.)
«WMh«: Uab. diu BevOlkemugrilditigkeit Oronbritaiitieiw nnd Irlaads. (Hftmboxg, 8. Jan. 1880.)
2. Asien.
Bleyl, C. (iih Gast), Ob. seine Reispn in Palästina. (Dresden, 19. De«. 1879.)
Dfechy. M., üb. s. Reise, in d. iinabhilngigo Sikkim. (Wien, 24. 11. 1880.)
GrSf. C. : üb. d. Amtirgcbict. f Dresden, Febr. 1880.)
' KroM, Ob. 8. Heise t. Allababad n. Calcutta. (Dresden. 2. Jan. 1880.)
mnsntferll, 0. F. v. (aus Shangh.ai als Gast), flb. I. Exkonion nadi den Gebirge Aiaa>Wiibu-
aban. (Berlin, G. F. E., 6. Marz 1880.)
Ohara: Das in China abl. Prafun^- o. Befbrderungswcsen. (Tokio, 88. Tl. 1879.)
8. Afrika.
Milser, Mission&r (t. d. GoldkOste): Land u. Leute an d. Kaste v. Guinea. (Mets, 8.111. 1880.)
Brugtch-Bey, Dr. II.: D. Geographie dor alten Acgypter. (Kairo. 14. U. 1879.)
Flegel, R. (als Gast), nb. s. Aufenthalt in West-Afrika n. s. Reise auf d. Bcnuc. (Berlin. 0. f.
Erdk., C. III. IS^D.)
Namy, Dr.: Die Neger des obcrn Nilthals. (Paris, 9. I. 1880.)
MeMegger: Ueb. d. Sues-Konal. (Metz, 2:}. Dez. 1879.)
». Kalkreuth. Prcm.-Lieut: Reise-Erlcbni-i.se in Oatafrika. (Berlin, CV. L H., 11. HL 1880.)
Nanhaat: Qb. d. Boers in Südafrika. (Dresden. 30. Jan. 1880.)
RohH*, G.. flb. seine Reise nac)i Kiifra. (Berlin, G. f. E., 7. II. 1=!R0; Dresden. 21. II. 1880.)
WainroraMMS, Oberst: Die belgischen Forschung^reisonden. (Antwerpen, 17. IL 1880.)
4. Amerika.
Deckert, E.: flb. d. KuUnr-KapacitAt der HudsonsbailandBcbaflen. (Dresden, 9. Jan. 1880.)
Jiminec de la Espada, M. : Sijaiiisrbc Kntdccliiingi-'n in Peru im ir.. Jahrh. (Madrid. 17. IL 1880.)
Kirchhofl, A. : Die deutschen Ansiedluugon in Sud-Cbilo. (Halle a. S., 10. März 18Ö0.)
Haler, üb. Reisen in UuSk». (Paris, 23. L 1880.)
Sehmiicber, H. A.: Der nengnuadische Mattuforacher nnd Geograpb F. de Caldaa. (Berlin, O.
f. E., 7. Febr. 1880.)
6» Australien.
Pettior, A.: Die Entdeckung Anstraliens. (Antwerpen, 18. XIL 1879.)
tcMainll^ Gapit. i. 8. Frkr. t.: D. Sfldsee n, ibre Bedentang f. DentMüibuid. (Berlin, C-Y. f. H.,
19. n. 1880.)
6. Folargebiete nnd Oeeane.
Biasema, P.: D. Frage des offenen Polameers. (Rom, 14. IV. 1880.)
Bove. G., Die Fahrt d. Vega. (Rom. 4. IV. 1880.)
Lehmann, Dr.: D. wissenschaftl. Ergebnisse der dftn. Expcd. ins Innere v. Grünland, 1878. (Halle
a. 8., 14. L 1880.)
7. Yerschicdenes.
Abbate-Bey, Dr.: Die jflnpten poogr. Entdeckungen. (Kairo, 14. II. 1879.)
Berliner, A.: Deutscbl.^mi i. d. Wrltwirthschaft u. d. gcogr. Gesellschaften. (Hannover, Ifi. Febr. 18)^0.)
Brugmann, K. : D. gcgonwart. Stand der Frage üb. d. VerwandtscliaftsverhüUuisäe der indogonuan.
Volker. (Leipzig.)
Dmksr, Geb. Bergr.: Die Messung der inneren Erdwftnne v. d. Geseta der Zonakine derselbon
mit der Tiefe. (Halle a. S., 12. Y. 1880.)
FMehs, Gustos Th.: D. Verhältnis d. äusseren Lebensbedingangoi lor Arteiibildimg m. bes. Borfldc«
sichtiguug d. Glacialzeit (Wien, 27. I. 1880.)
Gellerl, R.: D. Kolonialpolilik des Grossen Kurfürsten. (Berlin. C.-V. f. H. ö., It IIL 1880.)
Karpf, Dr. A.: Die Benntsung der Licktdmdc-Stareoskop'BUder bei d. geograpb. ünterriehle.
(Wien, «7. I. 1880.)
nrobhofl, Pr f Dr. (aus Halle a. S ): Die Einwiricuiig der Steppen n. WOsten »nf d. YOlker*
entwickluug. (Bremen, 17. III. 1880.)
Krestner, Hauptm.: Ueb. unsere Militär- Kartographie. (Hannover, 1880.)
Lndwif» Dr.: Korallen u. Koralleninaebi. (Bremen, 2. iL 1880.)
4. AiLsführlichere Kocensionon geogi'aphisoher Aa'beiten.
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Barr, v. u. Stieda: D. homor. Loyalitäten in d. Odyssee. (B. v. Hehle. 7.iV. 7?i<Mf/.sr7m(/, 1879, lfr.8.)
Bastian: Die Kulturländer des alten Amerika. (B. v. Knapp, Dtsch. linnd.'ichau, V., I.)
Beheim-Schvarzbach: Friedrich Wilhelms I. Kolonisationswerk in Litbaucn, vornehml. d.
aaUburger Kolonie. (B. t. Lohmeyer, AUpr»H$$. MoHat$tehr. XVI, 5 o. 6; t. BMarMiMi,
em. Gd. Anz., 1879, St. 34.)
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CS. Sohiilprog;ramme n. Dissei'tationen aus dem Geblot der
£rd- a. Völkerkunde.
(<'•. bedeutet ilas Progr;itnm pincs Gj nm.i«;iiim^. P. G. iLi'^ rincg ProgymiMsiiiins, \\. S. <l.is einer
Itealsi liitl<>, II. U. d.is einer höheren Uürger«tcliule, St. A. das einer .studienanürtelt.; l.-U. _ ln.-)ugui-al>
UisMftation; H.-0. = Hatwlitations-Oisaertation.)
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Ulrici, A.: Gothen, Aisten und Slawen an der Ostsee, c. Beitr. z. Bestimmung ihrer Wolmsitzc
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Witte, E.: Uek MeeRatrOmingen. (JPkm, O., 1878.)
6. Geograph, neue Erpcheimingen, die der Rodaktion ein-
gesandt wurden.
Carl Ritter, nach der Natur gezeichnet v. e. Zuhörer im letalen Semester. 1 BItIt In kl. 8.
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JordbruksenquOten i. Nylands läu ar 1876. (Uydrag tili Finlands officiela Statistik. III.)
-1. 47 S. M. 6 Hin. Ili lsinpfors. 1879.
Kaltbrunner, D.: Manuel du v..yageur H"; 7t)2 S. Zürich, J. Wurster u. Co., 1879. — 12,60 M.
KrQmmel, 0.: Europfüs^che StaatVnkunde. Mit e. Anhang: D. Yer. Staaten t. Amerika. 8*;
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Wottskin, H.: Die Strömungen des Festen, Fldssigen n. Gasförmigen. 8"; 406 8. Zöricb.
Wurster u. Co., 1880. — 8,00 JL
In Folge des in Radon-Baden gefassten Hi^srlilusücs soll die Versammlung der deutschen
Naturforscher und Aerztc vom 18. bis H. Sepiember 1S80 in Daazig tagen. Indem der Unter*
teiehnete Im Kamen der Qeediftftsfilhmng tttr Betheilignng an dendben einladet, bemerkt der-
selbe noch, dass die bis'finie Hai angemeldeten Vortragsthemata in den Später auasagebeaden
allgemeinen Einleitungsprogrammen besonders aufgefahrt werden.
Dan 7. ig. April 1880. . Dlreklor Dr. Taaten,
•infttraidw Vontaad dar Sektion f. 0«€cr. n. Bllmol.
Die Vertheilung der jährlichen Wärmeschwankung auf
der Erdoberfläche.
Von Alex. Sipan.
Auf der l)eig*^j,'('I»('n(»n Knrto ist zum erstoii Mal flor Vorsnch unlomommon wor-
doii, die Vi'if lirilniifi dor jährlichen Wärincschw.uikiiii^ muI' dri- Ki-doborlliiche, d. h.
* der Teinperatui'Uillci eiix des wäniislen und kAllestcn Monats giapliisch dai'zustellon.
Es ergab sich dabei, dass sich die Linien gleidi«' jflhrlieher Winneschwankung, die
ich Isotalantosen nenne, mit grosser Genauigkeit von 5" zu ff* C. ziehen lassen,
dass abor eine weiter !?ehende Specialisininj,' aurh auf Karten von grösserem
Maasstaho kaum durchfrihrl)ar würo. Drus BiMih.irhtuiiff.siiiaterial, auf das sich mein«'
Darstellung sttitzt, ist zum ^jirCssten Tlieil scliun in meiner Alihandluni; Uber die
Temperaturzonen der Erde (I>etermann*s Mittheil. 1879. S. 350) angofulul worden,
und ich habe hier nur noch Weniges nacfazutragm.
1) Biihviller, Tcmjjeraturmittcl der ITi schweizerischen Normalstationen ftlr
die Peri()<le 1804—75, in dor Ocstcrr. ZtMtsch. f. Meteor. Rd. XII.
*2) lUu^lian, T('m|>(Maluniiitt<'l der UritisclKMi Inseln Cilr die Periode 1857 -69,
40 Stationen, in der Uesterreichischcn Zoitscluitl lür Meteor., Bd. Vll.
3) Th. Fischer, Studien aber das Klima der Miltelmeerlftnder, 58. Ergin-
zungsheft zu Petermann*s Miltheil., 1879; eine nahezu vollständtge Zusammen-
Stellung der neuem Beobachtungen im im diti i rancti Gebiet.
4) Im Nedei-Iaiidsi h Meti'or. .laaiiinck vnui 1871 werden neuere Beob;ich-
tungen von ifö europHisi licii Stationen mitgclheilt. Besonders wichtig sind die 13 ^
niederländischen und die 5 französischen Stationen (Pai'is, Brest, üijon, Toulouse,
und Perpignan), weil wir in Bezug auf das kontinentale Westeuropa sonst nur auf
den II. Thcil von Dove's kiimatolo(pschen BeilrBgen angewiesen sind*); sodann die
Beobachtungen zu Alicaiite, Palma und Bukarest.
5) Für Ostindien und CcntiaLisieu linden wir ausser zwei werthvollen Tabellen
in der Ocsterr. Zeitschr. f. Met. Bd. IX. und X. noch zahlreidie Teniperaluruultel
BUS neuem Beobachtungen in BIanford*s Abhandlung „The whids of northem
India** (Transactions of tfae R. Soc. of I<ondon, vol. 164) und im IV. Bd. von Schlag-
intweit's Reisen in Indien und Hochasien, .lena 1880.
H) Auss.Milt rii liefert die Oesteir. Zeitsch. für Meteor, ein reichhaltiges, leider
zerstreutes Beobachtunysnjuterial für alle Tlieile der Krdc, das gewissenhaft be-
nutzet wurde.
I. Die vertikale Vertheilung der jahrlichen Wärmeschwankung.
Als ich an die Konstruktion der Karte ging, musste ich vorerst die Frage
beantworten, ob die Werthe fQr die jährliche Wfirmesch wankung auf das Meeresniveau
zu reduciren seien, oder mit anderem Worten, ob die Wärmeschwankung mit der
Höhe ab- oder zuninunt, und sveleheii Helrag diese Veränderung erreicht.
Nennen wii" d die TemiKJi ulurdiHerenz an der untern, d' an der obern Station,
« den Unterschied da* bflchsten und ß den der niedersten Honalstemperaturen an
beiden Stationen, so besieht die Formel:
d' = d — (a~ß).
Sehen wir von d ab, so verändert sich der Worth von d' mit den VVertben von
a und ß.
') Aiisserdom sind DRuero Boobachtiingrn r.\i BrQssH, VeraiiUM, Lyon und St. Ibtrlin dt.
Hinx in der Oesterr. Zeitschrift for Meteor, publieirt worden.
KatUar » ZeitMbrift I. Bd. 10
uiyiu^uu Ly Google
— m —
\ ) I>l n = -i, so ist d' — rl. Da dieser Fall wohl kaum jemals in der Natur ein-
Ireteii dUrtte, so können wir ilin hier ^'iinzlich unberücksiclUigl lassen; häutig linden
wir dagegen in niedern Breiten, dass a und 3 nur wenig difleriren, und dass in
Folge davon die Ab- oder Zünahme der jährliche WBrmeschwankung mit d& HObe
einen va:schwindend kleinen ^Verth erreicht.
1) W('T)ii n^ß, so ist d'<;d. Dies ist der Kall in i](mi meisten Gebirgen, wenn
sie nii lit weitiiedi'hnte l'lateaux eiiisehliessen. Hann fülnl im VI. IUI. der Oester»-
^ reichi.sehen Zeitschrilt tür Meteorologie, S. 317, für die milleleuropäischen Gebirge
folgende Werthe an^ die für eine Erbebung von iOO m gelten :
Sfldliche Scbweiz
«
. (r.07
ß
0P.46
Abn.-ihtne d. JXhrL
\V üruicMhwSBklUV.
Nördliehe „
. 0"AU
0".28
l'ianhe Alp . .
. o'.r,7
<r.2l
it'M
l'irz^i'hir^^t' . . .
(r (»8
0.37
(f.'M
Harz
0" 71
a.33
0".38
Da die Alpen wegen ihrer zahlreichen Beobaclitungsstationen besonders zum
Studium der Wärmcabnahme mit der HObe sicli eignen, so lasse ich ^ne Tabelle
der höchsten Alftenstationen folgen, der ich noch zwei Htthenpunkte von geringerer
Eievalion des Vergleichs wegen hinzugefogt habe.
Jfthrl. wurm«-
liShe in in
ler Mnnnt
wäriii!4(cr Mon.-tt
schwankuiir.
The(Mlul|)ass ....
,3333
.lau.
Juli
VA)
Ii .i
G<jlüzeche Klei.ss . .
2740
Keb.
— 8 '.2
»
Ti .7
13 .<>
St. Bernhard . . .
3478
Jan.
— «r.o
ff».2
15'».2
2244
♦»
— 9».l
»1
T.8
16*.9
St. Gotthard ....
2n!)3
»»
— 8'\7
7'.3
IG^O
Iternhardin ....
2070
)t
- 7".(i
Juli
N'.8
16-.4
Obir
2043
~ - 0 .3
Auj4.
0.0
15 ".0
Siniplou
2006
»>
— 7 .5
Juli
9.2
10 .7
1874
)f
- T.O
Aug.
9^.7
ir.^
Vent (Oetzthal) . . .
1S45
1»
— 8*.«
Juli
10".6
19«'.2
St. Gertrud-Sulden
1843
«>
— (P.l
99
10°. 4
17'M
Sils (Engadin) . . .
• 1810
- 8°.l
n
11".7
10' .8
Higi
1784
5>
— 5".ri
Aug.
U°.4
li'.O
17S6
»>
— er.i
»»
lOP.O
lü'.l
Gräcben (Wallis) . .
1032
»>
- 3°.8
JuU
iy.9
17".7
Marienhcrg (Etschllial)
1323
»»
- r.9
n
lö«.8
ir.i
Pi-Hpraten (Vii^gentbal) .
12?K)
»» •
»»
ll^O
19°.l
Seminerin^ ....
803
— 4.3
>»
10". 4
20''.7
Uelliberg (b. Zürich) .
873
5>
- l^.O
10'. 7
18'.0
Es dürfte aulTallen, dass die lelzle Zahlenkolonne sich so wenig uu die ei-slo
anschliesst ; allein die Stationen wurden nur nach der Seehfihe geordnet, ohne auf
ihre Lage nocksicht /.u nehmen. Vergleichen wir die TemperaturverhSltnisse auf dem
Rigi und dem Sehafltei^, SO finden wir, d.xss die höhei-e Winter- und tiefere Somraer-
tetnueratur auf dem Schweizei- Berj^'e dessen \v< stlirhi>rer I.ai^e /.n/nsehreil)(m ist.
Andei-seits ist es auch entscheiilcnd, ob die Station auf freier Hübe oder in einem
Tbale eiugebettet liegt. Eine breite Thalfläche erwflrmt sidi im Sommer rasch und
bedeutend, wenn auch ihre Elevation Ober dem Meere eine betrftchtliche ist, während
im Winter die kalte Lull, wenn sie am Abfluss gehindert wird, sich Ober der
'rii.-dsdhie la!,'i-it. so ilass in rüesem Fall«' die Temperaliir mit der Hüht^ zunimmt,
wenn aueh nur bis /.u einer gewi.ssen Grenze. Iiii'se Tliatsa<'he ist in di'n Alpen
häufig beobachtet worden, und sie veranlasste hie und da die Hew(»hner, ihre Wohn-
stfitten an den ThalgelAngen au&uschlagen. Aber auch in langjährigen MittelwertbeD
^ Nj ^ ^d by Google
- m —
Irilt inaTiclimnl diese Abnorroitttt mit ttberraschendcr Sdiäjfe hervor, wie folgende
Beiüpielü lehren:
Hausdorf
924» Jan.
-y.7,
Juli lff*.0.
Ditr. 10".7
Klagenfürt .
443«
n
»» i8^«8»
M
24^9
Voll.-ich . .
805«
»»
„ 15^5,
19M
llaibl . . .
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Villach . .
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23°.0
Alt-Aussee .
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„ I^^.Ü,
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ir.8
MarkUAussee
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21".0
Hiera gehört auch als Beisfiiel Prtigrnten, d.us 640 m Uber Lienz im Drauthal liegt,
abrr oinon nur nni 0°.l killtcrn Januar hat, als Ic'lztcrf Station, wührnnd die Wftrme-
abnaluno im Juli 4". 3 Itctriigt. Kin elu-nso drastisches Beispiel lielern die Teuiperatur-
verljüllnissc Klagenfurts und des Hochobir.
Diese Ersdieinung ist übrigens nicht blos auf die Alpen besdirUnkt : sie tritt
Qberall ein, wo die kalte Luft am Abfluss gebindert ist und daher Kähnen vor-
hfTrschen. Sodwestlich von Krasnuj i 1<, zwischen Barnaul und Irkutsk, liegt der
Alibrrlherp, dor trotz seiner hodeult nili ii lliilie einen mildem Winter geniesst , als
das ssiliiris(;he Tiefland, und ebenso nimmt im Tienschan, suweit Beubacblungeu
vorliegen, die Temi>eratur von Oktober bis Mär/, mit der Höbe zu, von April bis
September ab. loh fDge in der folgenden Tabelle zum Vergleich zwei Stationen im
untern Syr-Darja-Gcbiet hinzu, die naliezu unter gleichen Breiten mit den Beob-
nehtnngsslKttfMi irn Tienschan liegen und wobei wohl zu beachten ist, dass ihnen
noch ihre westlichere Lage zu Statten kommt.
Ssibirien.
Bamaul ISO- Jan. -19^4^ JuU ifiP.4, Diff. 38".8
AUbertbei« SSSSn „ -^6^.0, „ 13^.2, „ 29^.8
Irkutsk 382« „ — 21».2, „ 18»Ä, „ 39».7
Tienschan.
Kopal lionrat) Jan. — 6°.i, Juli 21".(i, ÜilT. 28°.0
Wem<.je 740"» „ -9".5, „ 23°.2, „ 32°.?
Kuldscha 520« „ ^9".8, „ 24°.8, „ 34*'.6
Tidland am Aralsee.
Anüsk — Jan. — 12^.6, Juli 2SP.4, DilT. 38^.0
Fort Nr. i 34» „ „ 2i°.7, „ 38^.1
h\ allen diesen Fällen, wo die Winleitemperatur mit der llOhe zunimmt, ninunt
die jährhche Wttrme.schwankung am rascliesten mit der Mühe ab, denn die oben
mitgetheilte Formel geiit dann in die Formel d' = d — (o i über.
Die folgende Tabelle enthalt die Abnahme der hnchsten («) und tielbten llonats-
tcmperatur (ß), sowie der jährl. Wärmeschwankung (<;) für 100 m H5he flkr mehrere
(leliir^'e, wn die Verhältnisse in normalerweise entwiikclt sind. Die einijeklammerte
Zahl be/;eichnet diu Gruppen, aus denen das arilhnietiseiie Mittel gezogen wurde.
tt ß (
SQdUches Norwegen (1) (V.87 (fAO 0^.77
Oberungarisches Bergland (1) . . . . (f. 65 <f.34 0^.31
Deutsches Alpenvorland (2) ()".7(5 0''.2r) 0°.5I
Oesleirei.his.lir Al|)en (8)-') .... (I".r><j 0\21 ifAVt
Franznsisiaies Cenlralmassiv Cl) . . . (»' .(>!) n".27 0"..i2
Plateau von Toscina (2) ü".47 0".18 0^29
Oestlioher Apennin (1) (f.Td 0^.37 (f. 36
NordwesUicher Himfliaja, SQdabhang (7) 0'.70 0^.51 (fA9
Naeh Pctvrniauu k Karte j nach Wojeikoti nur 880 m.
^ Alls FUls mh aaonnaler Wimefarthfiluiig in Wiatar ainfaNUoMBD.
10»
- 444 -
« ^ ^ •
Oestlicher Himdliga, SQdabhang (2) . . (f .63 0^.57 0°.05
Nilgiris und Ceylon (2) 0P.G6 0<*.54 0**.13
Insel Hongkong (i) (f. 77 ()°.f)2 (f. 15
OstindiscluT Archipel (2) n'.Di ()\47 (i .(»7
Atl.Hs (1) (f. 7!) Ü".21 0 .:)H
Abessiniou (1) (F.:i2 O^.'iS 0 .07
Natal (1) 0».41 0^.34 0^.07
Tasmanien (5) (f .67 0^.60 0^.07
3) Kehren wir wieder zur Formel d' = d — (a ,f) zurück. Wenn n <^ fj
ist, so ist d' > d. Dieser Fall tritt solhsf in (Mni^i'n (leliii-j^en des Aequatorial-,
bezielmngs weise Seeklimas ein, wie folgende Beispiele beweisen :
l^»r ir>o iTi
Zuimhiiie d«r
" f! iihrl. W -Srhw. .
Kha.ssia-('.pl.iri;o in Ostindien, 25' IJ. (2) i» ..M (V..-)(» (»'.05
WestgliaLs (3) IJ .54 0^02 (f.OS
Teneriffa (1) (fM 0^.84 ifA9
St. Helena (1) 0*.83 0'.96 (IP.12
Neuseeland (2) n"..52 QfS» {TM
Vor allem ist alicr auf weitgedelinlen Plaleaulandsrlianen, wenn sie sieh aiieh
zu hedeuteiiden Höhen erheben, <li»^ vertikale Teniperaturalinalnne hiiuliy im Sunuuer
geringer als im Winter, weil jene direkt in hohem Grade erwäi'nit werden, während
Bergfaänge und Berggipfel zum grossen Theil auf die Rttckstrahlung des erhitalen
Thalbodras angewiesen sind.
IMi^ orofira]i!iisr|ii>ti V^M'hllllnisse Amerikas wünlen sich in hohem Grade /nin
Sludiuin des IMatraukliiiias im Vergleich /.um Ti<'llaiiflsklima eignen, wenn nur die
Zahl der I3eob;ielitung.s.slatiojien ein»; grü.ss«Me und ihre Vertheilun^ eine zweek-
mfissigere wire. Auf dem Tafellande westlich vom Felsengebirgc haben wir nur
zwei Stationen von geringer Seehfihe, die als Basis einer Berechnung der vertikalen
Temperatuiabnahmc dienen können. Ans der Vergleichunj? des Fort Mohavi' f IS» m)
mit den allepliiigs zicmlicli cnUernlen lIochlaiKlstationen Kort (lanliy (l!)KI ui),
Santa Fe (2077 m) und AII)Ui|nenjue (ir)3:}m) fand ii ji Cur u und ß die Wertlie 1» .(»0
und (I .7Ü; der Yergleieli des Fort Yuma (ül m) und Fort Cruig (1303 m) ergiebt
(r.52 und (y.79. Im erstem Falle nimmt also die jBbrIicbe Wftrmeschwankung um
(y.iO, im zweiten um 0 .27 für je 100 m Erhebunj? zu.
Einen weitern Beleg dafür, tiass die jJIhrliehe Wüi incamplitnde auf IMaleaux
in der Regel grösser ist als im beoacbbai'ten Tiefland unter gleicher Breite, liefert
folgende Tubelle:
PiMMpImtou MiaalHippibMkm DlffmoB
(PiVitraplAtMB — )
43* B.
F. Randall. F. Crawford.
370 m 196 m
warm.ster M. 2^4 .8 23°.8 —1.0
kiUtester M. - 7' .1 — 7M O'.O
DüT. 31.0 ?ff.9 —r.Q
B.
F. Kcarney. Muscatine.
719 m 179 m
würraster M . 33».2 Sl'.S — 1".4
kältester M. - o°.9 — 6^3 + O'.O
DilT 30M 28^.1 — 2^0
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— 145 —
PtKrieopUteau Hi«i)iMippilM«k«a Diffonu
(Mtl«iipliitMa -.>
38" B.
F. Lyon.
St. 1, Ollis.
1*21 «J rn
147 in
wärmster M.
— OP.l
kältester M.
— y.6
— (r.5
+ y.i
Diff.
96^.1
— 3*.2
31" B.
F. (vliadbourn.
F. Jt'ssiip.
(>iO m
2-i m
wärmstei- M.
ST*.«
— 0».l
kältester M.
+ 4'.7
DiflT.
— 4^8
Bi
F. Inge. •
New-Ürleans.
25i ni
7 ni
wftrniälcr M.
t>7'.8
— 0^8
kältester M.
12^.6
+ 2».7
Dur.
18».7
i5*.2
— y.5
Im tropischen Amerika weicht die jährliche Wärmescbwankung auf den Hodi-
ebenen der Coiililleron nur wenig von jener im Tiefland ab. Vergleichen wir
Vriaeni/, mit den Huclil.indstationeii Cordolia, Mirador, Orizaba, Mexiko u. Trojes
(oder Micliuacan) — süuimllie.lie Ürle liegen zwischen 18" 51' und 19^ 30' N — , so
ttlialteii wir flir « und 8 die Werthe ifM und 0^.41 1 in diesem Falle nimmt also
die Wänneschwankung um .03 (ttr iOO m Erbebung ab. In den Andes von Quito
nimmt sie um denselben lUir.-ii,' zu, zwischen Quito und der Meierei Antisana
einerseits und detii etwas südlieher gelejienen hpütus am oiieni Maranon anderseits
Ix trii^it « n'M und ß (I .."»7. Aehnlidii; Wertlu- liefert der Verj^'leieh von La Guayra
und Curacius (« — ü .W, ß — O'^Al); auch aul dem Plateau vun Venezuela vaiiirl
also die Temperatur in ihrem jährlichen Gange stärker als auf der Kllstenebene.
In Asien liefern zunächst die Beobachtungen zu Ketta (oder Kota) am Bholan-
pass in Helutsehistan (ca. ITiSO m) imd zu Multan im I'endschab tn) ein
pu.sseiides Hereelmiin^smateriril. Kür je loo iii Höhe Itctra^ien hier di«; DitVerenzen
der liiirlisteM und lietsleii Moiiatstempcratureii (.fSht vmd 0",4ü; soulil lindet eine.
Abnahme der jiihrlichen Würmesoliwankung um 0".U0 statt.
Der umgekehrte Fall tritt auf d«n TafisUand von Dekan ein: die jahrli<^e
TeinperaturanipUtude ist hier im Durdiscbnitt gri^sser als an der West-, kleiner
als an der Ostküste, leh habe '» l'lateanstatitmeii mit iMülderscitigen Küstenstationen
unlei- }:leii'hen Breiten kombinirt und das Mittel aus diesen 8 riru|)j>en ^'ezofjen.
Demnach ist a — (f .12, ß =■ ü .41 , otler wenn wir von der etwas bedenkheben
Gruppe Vingorla-Sikandursbad-Radscliamuidij abadiai, a = <y*.t9, /?=s(f.32; somit
nimmt die Wänneschwanknng um (f.l3 zu, wenn wir uns um iOO m ttber das
Meeresniveau erheben.
Tiis iSesiiltat unserer l'iilersnehunticn können wir in feilende Worte zusammen-
fassen. Die vertikale reni|KMaluraljnahme richtet sicii na<'h dem orographischen
Charakter der Erheijunj^ und es ist in dieser Beziehung Berg- und IMateauklima
wohl zu unterscheiden. Im Gebirge nimmt die Temperatur un Sommer rascher
mit der Hübe ab als im Winter; auf Tafelländern von bedeut(;nder Ausdehnung ist
diese DilTerenz eine weit geringere, ja in vielen Fällen ist die vertikale Wärme-
alinaluiie im Winter i^nOsser als im Summer. In Fol}^e der kühlen Sommer und
relativ milden Winter an liiMghUngen und auf Berggipleln nimmt die jäbrl. Wärme-
schwankung im Ciebirge stetig mit der HObe ab, während sie aof .dem Plateao nur
- 14« —
äusserst langsam abnimmt oder sogai- zunimmt. Das Bergklima trilgt also einen
oceanischcn, das i'luteaukliina einen kontinentalen Charakter; den lJebergan({
zwischen beiden vermitteiii die breiten LüugentliSler unserar Keltengebirge.
Für die Konstruktion der Isotalantosen ergab rieh daraus der Schluss, da»
eine Reduktion der jähriidim Wftnnesclnvankiiiij^' auf d;i.s Meeresniveau undurch-
lühibar ist. Ber^istationen wurden nicht l»erüi-ksiclitif;t, liri Platcaustaf ionon aber
wiire in jedcüii einzelnen Falle schwer zu enlsrlieidfii },a'wesen, ob eine jutsitive
oder negative Korrektur anzubringen sei. Ueberdies ist ja der Betrag der Ab- oder
Zunahme der Amplitude in diesnn Falle so Iclein, dass auch eine Reduktion kein
wesentlich verfindertes Bild gewährt, wovon ic^h mich dadurch uberzeugte, dass ich
auch eine Isotalantosenkarte nach n ducirtcn Werthen entwarf. Es muss übrigens
hervorgehoben werden, da.ss die nicht korrigirten Amplituden innerhalb der gesteckten
Grenzen (von 5" zu b^) mit sehr wenigen und ganz geringfügigen Ausnahmen aus-
gezeichnet zusammcmstimmen und die Gesetze der horizontalen Yertbeilung der
jährlichen Wtrmeschwaidcung in klarster Weise hervortreten lassen.
II. Üie horizontale Vertheilung der jährlichen WUrmeschwankung.
In Bezug dai-auf IcOnnen wir folgende vier Klimate unterscheiden :
1. See-, bezw. Aequatorialklima, jahrl. W.-Sch. unter 15" C.
2. Uebergangsklima „ „ 15°— 20° C.
S.Landklima „ 20°— 40° C.
A. Excessivt'H Landklima . . . „ Ober 40° C.
Ein Blick auf die Karte lehrt uns, dass die Isotalantosen sich sehr nahe
den Januar-Isothermen anschliessen; der Charakter des See- und Land-
klimas wird also hauptsScfalicb durch die Wirmevertheilung im Winter bedingt, weil
in dii^ser Jahreszeit die Isothermen am meisten von den Pruallelkreisen abweichen.
Dieses gilt haui)tsäcl)lich von den mittlei en und hi'^heren Breiten der Nordhemispbfins
womit wir iinstMc Belra(^htungen beginnen wollen.
in Europa wird der Gegensatz zwischen West und Ost durch die Isotalan-
tosen noch d«itlicher, als durch die Winter^Isothermen veranschaulicht, besonders
wenn man die VwhBltnisse im Mittelmeer-Bedcen berOcksichtigt. Das reine See-
klima ist freilich nur auf ein verhältnismässig kleines Gebiet bescliränkt. Die bri-
tischen Inseln gehören ausn.dnuslos demselben an ; aber auch hier steigt die Jährliche
WSrmeamplitude, je mehr wir nach Osten fortschreiten, und nähert sich im Londoner
Bedcen bereits dem Grenzwerthe. Während im nlHidlichen und Östlichen Europa
die rascheste Steigerung der Wflrmeschwanknng in^westtetlicher Richtung stattfindet,
nimmt sie in West- und Mitteleuropa eine Südöstliche, im östlichen Mittelmeerbecken
eine nordüstlicin- Biditung an, also genau an die W'itheilung von Wa-^sor und
Land, di«> Windvcrliällnisso luul wannen Mccressti'iiiiiuii^^i'n sich anschliessend. In
Skandinavien uud'asst das Seeklima nur die Lofoten und die SVY-Kusle, dann folgt
ein schmaler Saum mit Uebergangsidima, der nur im schwedischen Seengebiet und
in GOtaland sidi etwas erweitert, während das ganze innere Skandinavien und die
OslaeektJste nördlich von Stockholm, die nicht wie das flache Siidschweden und
der norwegische Stcilabfall direkt den winterlichen Aequatoriahvinden ausgesetzt
sind, echtes l.,andklima haben. Es ist bemerkenswerth, dass die Isotalantose von
2(f fast genau denselben Verlauf nimmt, wie die — 5*'-Isotherme des Januar. ^)
Dänemark und Deutschland nehmen am echten. Seeklima keinen Antheil;
sen)st auf den friesischen Inseln, wie auf Sylt und Norderney, Obersteigt die Wärme-
schwankung 15", und auch von dim niederländischen Stationen hat nur Helder eine
etwas geringere Amplitude (l.r.6). Dagegen gehören die normannische Halbinsel
und die Bretagne dem Seeklima an, die von der Loire bis zu den Pyrenäen ver-
*) Yeiyl. die iMthermankartcn in Moha's Gruadsoge der Meteorologie, IL Aufl.. Berlin 1879.
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— U7 —
laufende Küste aber aller Wahrsclieinliclikeit nach dem lli^lti-rganj^skliiiia. Die
einzigen BeubaclUungcn, die wir vun einer KOstenslutiun (Lu Iluehelle) besitzen, sind
zweifelb«fter Natur, denn darnach wftre der Januar in Rochelle kllter, als in dem
nördlicher und kontinentaler i^eiegenen Nantes. Allein tragen auch nur wenige
Gegenden von Frankreich den Charakter des echten Set klimas, so ist aiidei-seits
auch (las Kontinentalklima fast j^'anz ans diesem so br-j^'iUisti^Men Land verwiesen.
Das utittelcurupäische Landklnnu-Gebiet, das das nurdüstliche und .sUdwesDictie
Deutschland, die Sudeten- und iUpenlftnder um&sst, steht mit dem Kontinenlal-
gebiet des Ebrothales nicht im Zusammenhang. Das einzige Mittelglied ist das
Land zu beiden Seiten der Cevennen, das oberste Quellgebiet der Loire und die
nördliehe Ebene der Languedoe. Die UOckstrahlung der Sonnenwürnic dun b den
sOdliebcn Steilabliang des Cevennengebirges steigert hier .•msserordcntlieb <lie
Suiuniurwünnei) und ruiX dadurcli eine grössere jährliche WUrniesL lnvankung hervor.
Auf der pyrenlischen Halbinsel reicht das Seeklima im N bis an das Ganta-
brische Gelnrge, im W um&sst es jedenfiills die unterste Terrasse des Iberischen
Tafellandes, und im S den Küstenstrich; doch kann inan bei de m Mangel an Beob-
achtungsstationen in Andalusien nicht mit Sichei-beit feststellen , wie weit die
Grenzlinie des Seeklimas in das Land hineinragt. An dem Gestade von Mureia
und Valencia haben nur die KOstenorto Secklima; hier ist, wie der Vergleich der
beinahe unter gleicher Breite gelegenen Stationen Lissabon und Alicante beweist,
nicht nur die Temperatur des w&rmsten, sondern auch die des kftltesten Monats
hoher als an der Westkftste; während die Temperatur in Murcia, l a. ;i5 km vom
Meere entfernt, im Januar l\d weniger, im .bili (^".^2 mehr als in Alicanle beträgt.
Von Valencia ab verliissl aljer die l.V-lsolalanlose die Küste und steigt gegen die
Riviera di Poncnte hinan, die sie hei Menlone berührt. San Remo (jfthrl. Wltnnc-
amplitude i5M) vermittelt den Uebergang zum ligurisch-toscanischen (Genua 16^.8
Livorno 17°.4), Nizza (15°.3) zum südfranzösi.seh-eatalonischen KOStenklima (Mai-seille
1.5°.7, Perpignan, IG t, Barcelona 17". I); von Livomo und Barcelona SlIdwBrts fftllt
wieder stetig die jiilirliche W!irrnes<'h\vankung.
Corsiea und Sardinien gehüreu dem Uebergangsklima an (Ajaccio I5°.4, Cagliuri
Iff'.S), von Sicilien dagegen nur die Ebene von Catania. Besonders instruktiv sind
die VerhftHnisse im Ostlichen Becken des Mittelmeeres, wo das allgemeine GestHz,
d;i.ss in den mittleren und hOherh Itreitin unserer Hemisphäre die Oslküsten im
Winter kültei ,, im Semmer wftrmor sind als die Westküsten. (la.ss also die jiihrliche
Tempeialnrsrhwankung an den ÜstkUsten grüsser ist als den Westküsten, besonders
klar zu Tage tritt.
Livomo
Ancona
Lesina
N. B.
43- 37'
kaitest<>r M
T.O
r."..i
wfirmster M.
24'. i
25°. 'i
Diflerenz
ITA
ar.ü
16^.4
Neapel
Loco rotondo
Patras
Athen
N. B.
3^15'
37» 58^
kältester M.
8^:3
6°.8
fr.7
wftrmsler M.
2i°.4
27°.0
Differenz
17".6
ir.3
Die Gegeugestade des adriatiseluMi Meeri?s sind ein klemes, aber getreues
*) Tempenlur d« w&noaten Mooato:
Alais 25».0 AvIgDOn 22" 7
Nimos 27".u Orange 23".8
Montpellier 24^3
Ocanfe oad ATigBon Ucgea Mihon aimwlMlb das Saafluases dar Cerenaea.
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— 148 —
AhtM Jenar des nordatlantischen und nordpaciflschen Oceans. Auch die italienische
und dalmatinische Koste untei-scheiden sich hauptsächlich durch die winterliche
WännovfM'thcilung. Das .-uhialische Meor ist, wie die Occanf, im Wirdor' ein Cii'liji't
niederen Luftdruckes') und daher müssen an der Oslseite desselixMi sUdUchc und
östliche, an der Westseite nürUhcbe und westliche Winde vurhen-schen ;
N NE E SE S SW W NW
Lesina 22 13 90 27 4 i S il
Ancona 7 6 i 15 7 8 20 SS.
F)ie osUtalienischc Küste entspricht p'nau den öslUchen KUslen von Nord-
anienku und Asien, (he dainialinisch-albanisclie der KUste von Eui'opa und der
Westküste von Amerika, besonders der letztern, da in beiden F&llen das Gebirge
nahe an das Meer herantritt, den Cinfluss der Seeluft auf das Binnenland verhindert
und dadurch eine rasche Zunahme der jährlichen Wftrmeschwankung veranlasst
(üorfu 15°.0; Joanina, nur 55 Uogenminuten östlich davon, 1t>°.8).
In das ägüische Meer scheint die 15"- lsotalanlos<3 ^uv nicht einzuliften
(Chania 15'.6, Chiüs 18".0, Sinyrna 18'.-i). Das limere der lialkaithalbinsel iiat
zweifellos I<andklinia, und dass sich dieses sogar bis Ober das Ostiiche Mittel»
griechenland wstreckt, beweisen die Beobachtungen cn Athen. Wahrscheinlich ist
es sogar, dass die jllhrliche Wärmeschwankung 25° ühcretoigt, aber da diese Länder
'in kliniatnl(jgis< her Beziehung eltenso eine terra incognita sind, wie das centrale
Australien, su glaubte ich mich nicht berechtigt, verscliiedenc Isutalantuscn hinein
zu kombiniren. Für das untere Donaubecken ist eine bedeutende jährliche W£rme-
dilTerenz nachgewiesen.
Die beigegebene Karte zeigt deutlieh, wie sehr- sich die Temperaturverhält-
nisse im moditei'i'anen Geliiete gegen O zu iniiner kmititieiitaler gestalten. Dii' pyrc-
näisehe Ilalhins. l li.it See- luid Uebei-ganysklima, Itaiicti ist tr<jtz seifies schlanken
Baues fast ganr. vuia ^>eeklima ausg(;sehlussen und gehört zur iiältle dem Landkluua
an, das in der (isUichen Halbinsel fast die Alleinherrschaft erringt.
Dass im westlich«!, mittleren und slldlichen Europa die Isotalantosen viel-
gewundene Linien bilden, ist leicht erklärlieh, da hier Land iiinl Meer mannigfach
in einantlcr greiftMi ; aulTalleiul ist es, dass derselbe F'all aui li iii der einP'iriuigcn
Kuntuientalinasse ()sleurt»i»as und Asiens eintritt. iJoeh beruht auch hier die
Zeichnung auf Beobachtungen und nicht auf Kombination, wenn uns auch nicht jede
Biegung ganz verständlich wurde. Die westliche Ausbuchtung der Isotalantosen in
Sttdrussland beruht auf der itedeutenden sommerlichen Erhitzung dieser Steppen-
gegeiid; dagegen mag dii> aulVallend gei-inge WürmeililTei t'nz in Turkestan zum guten
Theil auf die Mangelhahigkeit der betrelTendeii lleultachluiigeu /urdr-kzutühreti sein.
IJer mildernde Kinlluss des Kaspisees zeigt sieh darin, dass an seiucm West- und
Sadttfer die jährliche Wärmeschwankung unter 25** sinkt. Dagegen steigt sie im
armenischen Hochland Oder 'JOP; die Winter sind hier ausserordentlich rauh, da
die kalte Luft keinen genugenden Abfluss fmdet und Kalmen bei heiterem Hinunel
daher vorherrschen (in Ali'\;indropol 87 Proc i. Aus dem gleichen Grunde, also
nicht bloss aus der mächtigen kontinentalen Aiis li liimng Oslssibiriens, erklärt es
sich auch, dass hier der eine winterliche Kälten lul sich betindet. Das Chingan-
und ostssUiiriscbe Gelrirge vm'hindert den Abfluss der kalten Luft zum atöutlschen
Miniraum, und wir finden daher auch hier im Winter mehr Kalmen als Winde
(in Jakut.sk 55, in Urga 53, in Ncrtschinsk 7ü iMoo.). Warum aber hici-, mid nicht
auch am winterlichen Kältepol der neuen Welt die jäiu'licbe Wärmeschwankung ein
') Vergl. Uoffmeyer'ä Au&aU in der Oeaterr. Ztachr. f. Met 1879, S. 73.
*) Buksnit OMh Biqrs>BaUot 25*.0; Bosbchak, deaten Tempenturaiittei ieh aas 4-jlhr.
BeobachtungflD (1806, 60—71, JahrbQcber der k. k. Ceatrslsutal^ berechnete, 25*.7. (Jan.—
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— 140 —
Maximum erreicht , ist eine Folge der verlmllniäiuäsäig bedeutenden Erwärmung
der osUislatischen Kuntinentalniasse im Sommer, wBhrend der arktische Archipel
Nordamerikas einerseits w^en seiner nördlichem Lage weniger Wärme empflingt,
anderseits noch ein bedeutender Th* il rliMsoIbcii /.um Sclinielzon des Eises Yerbraucht
wird. Nfan ersiotit dies aus der Vcrgleicbung der im Winter erCahningsgemäss
kftllesten Orte der idten und neuen Welt:
N. B. 68° 1' IVrsaf
kältester M. —W.S — 40°.0
wäriuäler M. iT.i 2°.0
DitVercnz 58^2 42".ü
Seltsam «Hrscheint es auf den «rsten Blick» dassdas obere Irtyschgebtet esces-
sives Landklima hat, das obere Ob- und Jeniaseigebiet dagegen nicht. Ich erkläre
mir dies aus den Windv(M hiiltnisst'n, über die uns Hann in s«Miicr in den Silzungs- .
bfrii'hten der Wiener Akuchiinie v. ,1. 18()!> ersi-hitMieneii Abhandiun",' AufsLhIiiss
gi«'lit. Ks weiden darin die theiiuisclieii Windrosen von Tara und Barn.uil mit-
yellieÜt, woraus sich die höhere VYmlertemperatur der letzteren Station als eini^
nothwendige Folge ergiebt.
llclaliv Vorhorr8cbvn4«r Mittlere Teiiip. •
w»raie k»lte Winda. Wind. dafMlben.
Tarn 37 63 Proc. E — 9(f.O
Bamaul 72 «8 „ SW — 43f».l
Die relativ hohe Wintertemperatur Barnauis im Vergleich zu der Taras
bedingt zum Theil eine frorinfjoro jährliche Würmeamplitude. Anderseits ist aber
auch der Sommer zu Uarnaul kühler als zu Tara, dessen Eigenthumlichkciteii
Kuinsk und Sseniipalatinsk Ituilen, während in Tomsk und Krasnojarsk gleiche
Verhältnisse, wie in Bamaul herrschen. Das excessive Landklimagebiet des obem
!rtyst;hbeck(>ns hängt m5glidhorweiae mit dem der Kirgisensteppe zusammen, doch
ist dies noch nicht beobachtungsgomUss rest-^'esleUt.
Sehr beachtenswerth sind die Verhilltiiisse in Vorderindien. Die 'J.V- Linie
ti ilt im Indusgebiet mit dem Gebirge bedeutend nach N zurück, das l'endschab
ist dem Einfluss des Meeres geOfTnet. Noch interessanter ist die Thatsache, dass
xwiscfaen 75** und 80" 5. L. Gr. alle Isolalantosen nach Sod sich ausbuchten, da
gerade diese Gegenden am weitesten von der See entfernt sind. Der Gegensatz
der West- und Ostküste tritt sehr srliarf hervor: in der kühlen Saison (De/i'inlier-
Februar) ist die erstere, in den übrij^en Jahreszeiten, besonders in der Ileyenzeit
(Juni-August) die letztere wärmer, l olgende kleine Tabelle illustrirt diese Vorhält-
nisse. Ich habe dazu nur zu bemerken, dass ich (ttr die OstkOste in der Breite
von Bombay, von der keine direkten Beobachtungen voriiegen, das Mittel aus den
Heoliachtungen von Pnri (19° 48' N.) und Wisehakhapatanam (17" 41' N.) nahm,
l'ondieliery Hesse sich seiner l.a^^e« na<!h ganz gut mit Kananur vergleichen, aber
die Temperalurverhältnisse am eristgenannten Orte scheinen ganz abnorm zu sein,
was möglicher Weise auf Beobac^tungslBhler zurQckzttfUihreii ist.
Wotkltto.
Oitktrt«.
nifferon«
Bombay.
Watt-Oit.
N. B.
18" 53'
18" W
kältester M.
Jan. «ö°.6
Mai
-1- .1
wärmster H.
Mai 29^.8
Mai/April 32^.3
— 2?.4
Differenz
6°.2
— 4'.5
Mangalur.
Madras.
N. B.
13" 4'
kältester M.
Aug. 'iD^ü
Jan. 24^4
+
wärmster M.
Mai3(r.l
Jani3(f.O
— 0".8
Diffwenz
4".6
e».5
— r.9
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— 150 -
WMtMito. Oatklit«.
Calicut. Karikal. W«*Ort.
N. H. II • 15' iV .V
kältesler iM. Juli L>.V.!) Jan. '2i .8 -j-
Warmbier M. Mai 2J> .7 Juni 31.5 — i'\8
DifTerem 3-^ e».7 — y.O
Im Jahresmittel erscheint zwar ebenfolls die OstkQste wftrmer, aber die
Differenzen sind gering und sehr gteicbmissig (Rlr die obigen drei Beispiele: —0.*^,
— (T.e, — 0°.6).
lieber Nordamerika haben wir sch«»n pelegonllich einiges niitgetlieill.
BezOglich der 40°-Linie inuss ich nur nuch bemerken, ilasä die Ueubachtungen zu
Igl5>oUk und Boothia felix nicht übereinstimmen; da wir aber von letzterer Station
zweijährige, von ersterer nur einjährige Temperaturmittel haben, so wurden Iclzlt i
nicht lierOcksichtigt. In der Assistancc-Bai und auf der Bfrchcy-Insol, r nrirdlich
von Boothia fehx, betrügt da;,M'gi;n (He Wärnieschwankuii': mir 3TA\ uml 3!)' . i. alier
freilich wurde hier in den Jahren 1850—54, auf Boothia lelix aber 1829— ;w l)Oob-
achtet. Dass ober die 4(r-Linie durdi die Barr o wstraase nach 0 zieht, scheint
mir ziemlich sichergestellt, denn die Beobachtungen im Nortbumberland-Sund und
in der Disaster-Bai wurden gleichzeitig mit denen auf der Beechey-Insel angestellt.
In Yukon atn Fluss gl. N. in Alaska soll ii n h einer von Dovc (klimat. Bei-
trage 1. Vi) niitgetheiltcn Beobachftin^'sreihe die jiilniichc Wärineschwankung 5l°.4
belrageu. Leider ist die Beobactilungszeit nicht angegeben und man iät daher
nicht im Stande, sich Ober den Werth dieser abnormen Temperaturangabe ein
Urtheil zu bilden. Ich hielt mich daher auch nusht für berechtigt, dieselben zur
Konstruktion von Isotalaiitosrn /u verwerlhen, so sehr sie auch mit neuern Beob*
acbtungcn (Oesterr. Ztsch. t. Met. VI. S. 10) übereinzustimmen scheinen.
Auch die Lage der :iO -Linie auf Labrador ist nicht ganz zweifellos; die Wärme-
schwankung beträgt in UofTenthal und Nain mehr, in Hebron und Rama gegen alle
Erwartung weniger als 30*, während sie in Okak ganz regelmässig um 1" gegen die
von Naln st^gt. Aber zu HolTenthal wurde Ü, zu Nafn 9^/2 J. beobachtet, dag^en
zu Bama nur i, zu Hebron gar nur 2';., J. In Ileliron erscheint der Sonuner, in
l\aniu der Winter aulVallend warm; ich halte daher diese Beobachtungen für unzu-
verlässig und habe sie nicht berücksichtigt.
Die beiden Nordkontinente der alten und neuen Welt haben an der West«
Seite See- und Uebergangsklima, an der Ostseite Landklima. Wir gelangen somit
zu dem wichtigen Schlüsse, dass nördl. vom 30. Breitengrade das See- und
Uebergangsklima nur auf die Westküsten der Kontinente l>esf'h riin kt
ist. WujeiküH" hat bekanntlich dasst'lbe Gesetz für die subtropische Begenzone
nachgewiesen und in beiden l-'ällen liegt die Ursaclie in der Yertheilung des Luft-
drucks und der Winde. Ich gebe in folgender Tabelle Beispiele von dem KOsten-
klima an der Ost- und Westseite der beiden Nordkontinente.
Neue Welt.
WcxtktSxt«. OftkOstc. WmtMtaU— OitkSato.
Sitka. Nain.
N. B. 57^ y 57^ lO»
kältester H. CP.O — a0».6 + 20^.«
Wärmster M. 13".2 4 '^"■'■^
DMTerenz 13^2 3(»°.r, — ir.»
Umpqua. Brunswick.
N. B. 43' 42' 43" 54'
kältester M. 6^.6 — 6".? -I- IS'.S
wärmster M. lö'.a 19*.8 — 4*.6
Differenz ^.6 Öff'.ö — ir.9
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— 151 -
WMtkBat«.
Oltkllste.
WMtkHjito-Oitk
Ilonterey.
Portsmoutb.
N. B. 36- 37'
36" 50*
kUlt.'ster M. Uf.O
r.r.
+ 5*.5
würinstiT M. ir/.8
'26 .'2 .
— 10°. 4
Djllerenz 5'. 8
'2r.7
— iri".y
S. Uiügu.
Churleston.
n. U. u» VXr
4/
kältester H. 11 .9
• 0^.0
wariiister M. 2'2 .'2
'20 .8
- — •i'
DilTereiiz lU .3
1 / M
Alte Well.
Dublin.
Peterpaul üwsk.
N. B. 53° 22'
53" ff
kältester M. JP.S
— 7*.7
+12°.6
wimister M. ib''.i
u^5
] (f. 9
DifTerenz Kfß
22°. 2
— ll°.ö
\Vorthing.
Diii.
N. B. 50" 47
50^ 5<J'
kllltester M. 4**.S
+ 19".l
wtmMter M. ifP.1
ier.6
-f- OP.l
DiffeiBns i2^5
:?r.r»
— ig'.o
I'orlO.
Ilakodadi.
N. n. 41" j)'
41" W
kältester iM. D J
— 2".ü
+ 12°;}
Wärmster M. 21*.7
21'.4
DitTerenz 13^.0
2r.o
— 12*.0
Mogador.
Schanghai.
N, n. MO*
31° 19'
kältester M. WA
3°.2
+ 13°.2
wärmster M. SS?.4
28".2
— 5*.8
DilTerens (f.O
25"».0
— 19'.0
Aus diesem Verzeichnis entnehmen wir foigeiuU? Gesetze :
1) In <ler alten, wie in der netn'ii Well ist die Wfirmescliwankang an der
Ostkttst«? grösser, ;ds unter critsjuerlieniier Hreife an <ler NYestkii.ste.
2> in der allen wie in der neuen Welt ist die Westküste iiu Winter wärnitsr
als die OstkOste onter gleicher Breite, und nimmt die DifTerenz im Allgemeinen
nach S ab. Es ist dies die Folge davon, dass die Westküsten an der Vorder-, die
Oslküsten an der Hinterseite der grossen barometrischen Depressionen liegen und
bekanntlich ist die Vorderseite fiureli warme und lenchte iiquatoriaie, die Hinter-
seitc durch kalte und trockene l*olarstrüme ausgezeichnet.
3) Dagegen unterscheidet sich die amerikanische Ostkllste von der asiatischen
dadurch, dass
a) an der asiatischen die Wärmeseliwankung durchschnittlich grOsser ist;
b) mit Ansnaliiiir der hnliern Hreilen ist die ainerikanisehe Ostküste im
Sommer bcdentmd wUrmer als die Westküste, während in der alten Welt .die beiden
Küsten nahezu gleich warm sind;
c) in den niederen Breiten mildert sich im schlanker gebauten Amerika der
Gegensatz zwischen Ost und West erheblich, während w in der alten Wdt nk^hts
Vi in der Schroffheit verliert; namentlich sind die Winter in den sodatlantischen
Staaten der Union bedeutend niildnr als in (Hiina und im südlichen Japan, denn
dort wehen liilutig Winde vuni warmen mexikanischen Golf, während hier die
Polarströmungcn entschieden vorherrschen.
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Der mildernde Einflu^s, den die grosse cunadische Sceiigruppe uuf dus kliiiiu
der Umgebung ausübt, wird durch die botalantoeenkarte klar veranschaulicht. Ich
füge als zaffermassiges Beispiel folgende kleine Tabelle bei.
MiMiuippi. SMngebiel, CaMd»,
Ww% IU|il«jr. Vort Bndy. Qmlwli.
N. B. 40" 10' 46° 30* 46" 4^
Höhe in m 3U 183 :5l
kültosttr M. -11.0 — ir.O — 1'2'.3
wäriubler M. ^Ü".? IK .4 HTM
Differenz 34°.7 27 i 3r.6
Das oben erwähnte Gesetz, dass die Temperatur in ihrem j&hrlichen Gange
an den OstkQsten der Nordhemisphftre stärker variirt, als an den WestkOsten, scheint
in Gri'mland eine Aiisnalinne zu erleiden. Frciruh haben wir von der OstkUsle
nur einjiihri}^'e Br(»li;i( litiiiij,'i'n auf <h'v Saltirio- Insel, aber dieselben wurden einer
eingehenden Beurbuilung unterxogen und die jübriielie, wie diu lügliclie l'eriodc der
Temperatur mittels der Beaserschen Formel abgeleitet. Dass die meteorologischen
Verhältnisse des betreffenden Jahre» keine abnormen waren, geht schon aus dem
IJtnslande hervor, dass im Winter N- und NW-Winde vorherrschten, wie es der
normalen Luttdruckvertheihinj,' entspricht. Und der Winter ist et>en in diesem
Falle dos entscheidende, wie folgende Talielle beweist:
Westküste. Ostküsle.
rpernirik. MiUol au» WoUlenholtugunil ifabiuo Iiii<el.
uuil l'i>«riiivi|u
N. B. Tr 48' 7i° :«)' 74" :V1'
kältester M. — iI8' .0 — IW.U — ti.*! 0
wäinisler M. iM 4''.4 V'.O
Differenz 32°.i SG".? SIT.O
Die höhere Wintericälte der Westk&ste g^endber der OstkOste widerepricbt
nicht desshalb unseren Voraussetzungen, weil jene von einem Zweige des wai m 'n
Gollstromcs, diese von einem Pol irsti'ntii«' bi-i^'l-ücl wird, denn inloli^e «ler Land-
winde, die in Wcsl^-'i iinland im Winter dui clians \ oi liei rsohen , erweist sieh die
warme Meeresströmung' als einilusslos. Ich erkläre um' die höhere Wiutertemperutur
auf der Sabine-Insel gegenttber der von Upernivik l'olgendermassen : Hier weht
durch 36 Tage im Winter ein echter I..andwind, der E, und erniedrigt den Thermo-
meterstand auf '2*2. "1;') der vorherischende Wind an der Oslseite ist dage}jen
der N, der vom .Mecie kommt untl eine Tem|»enilur von nur '20". (i bringt.-)
Warum in Westgröntand l'olar- und nii hl, wie an den Westküsten diü- alten und
neuen Welt, Aequatorialwindu duniiniren, erklärt die Isobarenkarle: die meisten
barometrischen Minima bewegen sich im S der Davisstrasse nach Osten.
Dagegen tritt das niehrerwähnte Gesetz von der Wftrmeschwankung un den
Ost- und Wi>slkiislen wieder dentlieli hervor, wenn man Ostgi'önland mit Spitz-
bergen veiHl.'icht. Der kälteste Monat in der Mossi-lbai (7!»" r»:?') i.st trotx der
bedeutendem Polhöhe um i'.U wärmer, als aid der Sabme- Insel. Dort wehen eben
die S und SO- Winde durch 36 Wintertage; wir finden also hier wieder die normale
Windvertbeilung : Spitzbergen gehört der Vorderseite, Ostgrönland der Hinterseite
eines barometrischen Depressionsgebietes (Grönland-See) ati.
Island hat, soweit es vom Golfstrom nmspnil wird, Seeklima; in Stykkisholm
hetiägl die jährliche Wärm<'ampliluile nach 2(>-jiihrigen Beobachtungen mir 1'2".3,
Damit stimmen die li-jührigen Deol>ac)itungen Thorstenson's zu Ueykiavik nicht
überein ; die Sommerteroperaturen erscheinen mir zu hoch. Die Wärmeschwankung
') Kaeh Haan in d«m SUi. Ber. d. Wiener Akad. Bd. LX., S. 167.
>) Oeaterr. ZImL t MeL, Bd. XL 8. 121.
— 153 —
wäre darnach Regen die Erwartung 15°.4, dagegen nacli den neuesten Bcobachtttngeilt
die wir bei Huys-Ballot linden, nur l2".-4. Ich iialle letztere Zahl für die richtigere.
Von den drei Südkontinenten ist Australien den nördlichen Lundfesten
am ahnlicluteD, SQdamerika am unähnlictasten, während Afrika die EigentbQmlich-
keiten beider vereinigt. Von Australien gehOrt nur der nördlichste Theil der
York-Halbinsel dem echten Aeciuatorialklima an ; von der Küste nach dem Itniern
zu ist eine rasche Steigoning der jälirli("h«Mi WUrmeamplitude bemerkhar und recht-
fertigt dadiirrh (he Aniiabinr, dass der grüsste Theil dieses Kontinentes Landklima
hat, wenn dieses auch nicht durch unmittelbare Beobachtung erwiesen ist.
Unter allen Kontinenten hat SOdamerika die gleicbmlssigBten Temperatur-
verhftitnisse. Es verdankt dieses seiner geographischen Lage, der Abwesenheit
allseitiger Gebirgsbarri^ren, sowie dem Umstände, dass sich der Kontinent nach S
zu immer mehr verschmflleit und dadurch dein Rinflusse des Meeres unter Breiten
sich öffnet, wo die Temperalurdiflerenzcn auf grüssorn Festländern schon bedeutend
werden. Zwischen dem 2T. und 43." B. flnden wir ein durch vielfache Beobach-
tungen gesichertes Gebiet mit Uebm<gai^8klima, das wahrscheinlich auch Ober
die Andes in die östliche Ebene von Chile hinübergreift, und in der grasloaen Ebene
Von Catatnarea zwisehen der Sierra Famatina und Sierra del Amhato sogar Land-
klima, das \vahi*scheinlich auch den (iampo del Arenal auszeic lineii diii fle. Zwar
wurden in dieser Gegend nur im Bergwerksort Pilciao Würmomessuugi u und zwar
nur kurze Zeit angestellt, aber trotzdem theile ich nicht die Bedenken, die Hann
gegen die Beobachtungen von Dr. Schickendans ausgesprochen, da sie mit den
Beobachtungen Burmeisler's i. J. 1805-) gut übereinstimmen.
Afrika hat mit SlhlauK l ika diMi ilquutniialen Klimagllrtel , mit Austi'ulien
grössere Gebiete; mit Landkliuia gemein. Die letzteren sind die Subaru und die
Kalahari. Zu dem nördlichen LAndktimogebiet gehören die Stationen Biskra und
TIemssen ; das südliche ist flreilich nur vermuthet, aber doch ziemlich sichergestellt,
da im Kapland, wie in Australien, eino rasche Steigerung der .\m|)lilude im Ii lern
Innern zu dui-eh die HeubaehtungiMi erwiesen wii'd. Naeh der Aiiiilo<.'ic der IVm-
p(>raturverlailtuisse in der Sahara wurden auch in Arabien die Isutalantusen bedeutend
nach S gerückt.
Aus dem Innern dos tropischen Afrika liegen nur zwei vollstftndigo Beobach-
lungsreihen von Gondokoro und Tete am Sambesi vor. Dort betragt die jährliche
Winneschwankung C".0, hier 6°.0
Eine Untersiieliung des Verhaltens der östlielieii und westlieheu Küsten der
Südkontinente ist insofern schwierig, als wir nur wenige Stuliuneu zum Vergleich
herbeiziehen können. Theoretisch mUs.sen wir voraussetzen, dass die jährliche
Wflrmeschwankung auch auf der Sttdbemisphftre an den WestkOaten geringer ist,
als an den Ostkttsten, dsss auch dort die Westlftnder der mittlem und böhem
Breiten einen mihlein Winter geniessen, als die Ostliinder. Aber in letzterei- Vor-
aussetzung winden wir gelJiuschl, weil die südiieniisphiirisehen Meeresslininungen
gerade einen entgegengesetzten Weg einschlagen, als ihnen der Einlluss der Erd-
rotation vorschreibt. Die Westkosten werden von kalten, die OstkOsten von warmen
Strßmen begleitet; dort mOssen im Winter auch die ft(|uatorwl«n Seewinde sich
erkalten, hi* i t i h die polaren sich erwärmen, ehe sie das Land erreiclien. In
Sudamerika liitt ilieses Gesetz sehr scharf hervor, wie folgende Talielle zeigt:
aber trotzdem hat auch hier die Westküste ein gleichmässigeres Kluau,
als die üstküste, und zwar uus dem Grunde, weil an letzterer (gerade so, wie
in den niederen Breiten der Nordhemi^»hare) die Sommertemperatur eine betricht-
Uch höhere ist:
') Oestcrr. Ztsch. f. Met X, 'MS, Note 1.
') Petermaim's MittbeiL, 1868, 8. 20«.
WMikM*. OitUite. Ww^Ort.
Arica.
Rio Janeiro.
S. B.
18° 25'
22" r>t'
kiÜIcsliT M.
[TM
21".2
— 4°.0
wiinii.ster M.
22°.0
26°.ü
- /* .ü
DüTüivnz
4'.8
5".4
— <f.6
Serena.
Taquara.
S. B.
20 5-i'
29° 40*
kttltoslcr M.
11^4
12".8
wäi'msler M.
17^8
2r.3
— 6".r>
DilTerenz
6"A
11°.5
Constitucion.
Montevideo.
S. B.
35** ao*
34° 54'
kältester M.
j(y.9
WiilTnstlT M.
iTA
22". 8
— r*°.7
Uillcrenz
r.o
H .1)
— 4".9
Valdivia.
Bahla Bianca.
S. B.
39^ 40*
39P 25'
kältester M.
8M
- I".9
wärmster M.
1 ;•>".()
2r.i
— ifA
DillVrciiz
8'. 8
— 7".2
Im südlichen Alriku liuln^n wir diLSäi^lbo zu crwurli'n, du der Uengiielaslruin
wie der peruanische aus den Polargeg«i^eR kommt. Der Einflüss der antarktiseben
Strömung macht nch hier auch noch an der äquatorialen Westküste gdtend und
bewirkt dadurch eine grossere TemperaturdilTerenz zwischen den extremen Monaten,
als an der Ostkiiäto, «rfthrend in hohem Breiten, ganz regelrecht, wieder der umge-
kehrte Kall eintritt.
WwtkUiite.
OftkUcto
WwU)M.
Tschin tschoscho.
Sansibar.
S. B.
9-
er 10'
kältester M.
21°.7
24°.2
wtrmstOT M.
27".3
— r.o
Differenz
4».6
3».l
Kapstadt.
Fort d'Urban.
S. B.
33° 5C'
29° m'
kältester M.
12'';5
AVA
— r.o
wärmster M.
20°.9
24°.0
— 3M
Differenz
8".4
»•.6
-1».2
An der australischen Westkllste schiebt sich zwischen dem Gestade und
der kalten Slrf^mung ein Arm des waimen südaustralisrhen Stromes ein: hier mfissen
also West- und üstkuslo dieselben Ge^ensiHzc zeigen, wie in der nrirdlichen Hemi-
sphäre. Die einzigen ileobachtungsstalionen, die verglichen werden können, ent-
sprechen dieser Erwartung.
WcKtkUüte. Oftkllil«. W«t<Ort.
Pertli. *) Fort .Maequarie.
S. B. 31" r)7' 3r 25
kältester Bf. 13^2 6^.1 + TA
Wärmster M. 24<*.0 ir.9 + tFA
DilTerenz lO^.S 11.8 — I^.O
Selbst auf N»^useeland liis.st sieh der klimatische Kontrast von Ost und West
genau eikentifn, nur Dnnedin muclit dnxoii l iiie Ausnahme, was vielleicht auf die
nicht unbeträchtliche Seehöhe der Stuliou {liiS in) zurückzuführen ist. Wie in
*) S-jikrig. Hittd, 18«7-69. 76, 77.
Digitized bv Google
— 155 —
Au;<tralit'n, so wird auch hier (l;is Gesotz, dass dio Westküsten im Winter wärmer
sind und eine geringere jährliehe Wiirnieschwankunf;j halien als die ( )stkll.sten, nieht
duri'li die Mccn^sströine ge»lürt, da die Doppelinsel ringsum \ uu wurmen Slröiaunifcn
umflossen «rird.
WcütkÜKto.
Oitkiite.
WwHM.
Taranuki.
Napier.
S. B.
39" 4'
:«r 29'
kftltester M.
i(r.o
.wärmster M.
DifTerenz
sr.i
— 2^.0
Ilokitikii.
Cbristcluirch,
s. n. •
43° 32
kältester M.
7^2
4- I M
vrflrroster M.
isr.n
— r.a
Differenz
10P.8
— 2".3
Auf <I«^m Meere winden die IsotaUintosen nur nach Heobaehlnnyen an Insol-
nnd Kllstenstation«ni ^^ezeiehnet. Glückliehcrweise j:^eniitjrt hi>i der GloieldVd-nii^keit
der Teniperaturverliällnisse auf dem Meere auch i!iue besc^hränkte Anzulil von Ueub-
achtungsreiben, wenn sie nur r¨ich giiuätig vortbeilt sind. Die bedeutende
Polhuhe, die die nördliche 5" -Linie an der amerilcaniscben WestkOste erreicbt,
rei hiferligt sieh durch die geringe Wärmesehwankung der Kttstenstationen ; dagegen
ini ihr»! narsteHunj:; auf dem Allanlisehen Oeean etwas nnsieher und basirt hanpt-
.sflchlich auf der Thatsarlie, dass Kimclial eine yeriny:ere Annilitude liat, als TenerilVa.
Die iO°-I.iniu auf der SudhemisphUre ist nur hypothetisch und bcansprueht iieinc
reelle Bedeutung.
Das reinste Ac(]uatorialklima flnden wir auf der ostindischen Inselwelt. Von
allen Stationen, die icli kenne, sind Ranjorma.<wing an der SUrlküste von Rorneo
(0".9), Palemban^' (() '.«) und l'adang (1") auf Sumatra und Hatavia (1 .2) diejenigen,
wo die Temperatur in ihrer jährlichen Periode am wenigsten variirt.
Auf Grundlage der botalantosen versuchte ich es, die jährliche Wärme-
schwankung fQr verschiedene Breiten nach derselben Methode zu berechnen,
die Dove zur n(>stimnumg der normalen Temperaturen der Breitengrade benutzt hat.
7(r N :r. .0
(KT „ 31 \i
50" „ 25".4 . '
JWf „ 19».2 «) DilTerenz iO» .4
30" „ ir.A 30° „ g°.i 4*.3
20° „ 8°.4 20" „ ß^0 ' 2*.4
i(f „ r.i w „ r.9 (f. 8
Aeijuator l'\3.
Damach beträgt die mittlere Jährliche Wärmeschwaiikung für die Nordbemi-
Sphäre bis zum 40° B. 0°.0, far die sOdliche 5^4; der Gegensatz der Land- und
Wusserlialbkugel winde noch srhUifiM' hervortreten, wenn wir auch die hnberen
Breiten in die llecUnung mit cinla^iehen könnten.
in. Die Gesetze der Vortheilung der jährlir^hon Wärmesnbwankung
auf der K rd o he r f I il e h e.
Wir fassen im Folgenden die ilesullute unserer Untersuchungen iit kurze
zusammen.
1) Die jährliche Wärroeschwankung nimmt vom Aequator gegen die Pole und
von der Koste gegen das Innere des Landes zu.
') Mittel aus den Beobachtungen zu WVlIinRton, Nohon uml N.ipicr cioeneita» Valdivia
und Corral anderseits. Vrgl. dazu Hann, Oesterr. Ztscti. f. Met. Vit., ä. 2G3.
— iS6 —
Die Zunahme mit der Breite ist für die nördliche Hemisphäre wohl zweifellos:
müglicli ist es dagegen, das^ die jährliche Wärmeschwankung in den hOhern Breiten
der SOdhemisphire, wo eine einfttmiige Wasserbedeekang eintritt, ein seikundires
MiniiDum erreicht. Auf den Falklands-Inseln beträgt sie nach einer 1jährigen Beob*
ftchtnng nur G°.7, auf dem Kcrguelen-P'iland, wo fn'ilirh nur ä Monat»» die Tem-
peratur goiDcsson wurde, sogiu* nur 3".l Duch darf man diestni Zalilcii \v»'<,'fn der
kurzen Ueobachtungsdauer keinen grossen Werth btülegen, sie beweiiicn aber klar
die Nothwendigkeit, endlich einmal längere und gleichzeitige Beobachtungen in den
hShem sOdlichen Breiten anzustellen.
2. Die Maxima der jährlichen Wirnieacliwankung fallen auf dci Xordhouiisphilre
mit den winterlirhen Kiiltepolon zusammen, irie Oberhaupt die läotalantosen sich
enge an die Januar- Isothermen anschliessen.
3. Die jährhche Wärmeschwankung ist durchschnittlich auf der nördlichen
Halbkugel grosser, als auf der stldUchen unter gleichen Breiten, und die DifiTerenz
steigert sich mit der Annäherung gegen die Pule.
4. In den initllern und hölierri Mreiten lieider Hemisphiiren — mit alli>itii<?pr
Ausnahme von Grünland — ist die jährliche Wärnieatnplitude an den \Veslk(isten
kleiner als an den OstkQsten; auf unserer llennsphiire ist nördlich vom UÜ. l'arallel-
kreise das See- und Uebergangsklima nur auf die Westküsten beschr&nkt
5. Im Gebiet des Land- und Uebergaugsklimas nimmt die jftbrliche Wärme-
Schwankung' im Gebirge entschieden mit der HOhe ab, und nimmt info)^ <l ssen
<liis Rer;,'kliiiia tlen C.haniktor dos Seeklimas an; im Gebiet des See- und Aecpia-
lurialklimas triil stellenweise der entgegengesel/te Fall ein, ohne dass eine bestinunle
Gesetzmässigkeit in dieser Erscheinung bislang nachweisbar ist.
6. Auf den grossen Massenerhebungen der Erdkruste ist die vertikale Abnahme
der jährlichen Wärmeschwankung entweder sehr gering, oder gebt sogar in Zu-
nahme Ober.
Geschichte unserer Kenntnis des Himälaja-Systems.
Von Dr. Ktiirad GaBieointtller.
(Fortwtsuiig statt Sehlnn.)
Im Jahre 1718 verliess der Holländer Samuel van de Patte (geb. in
V'liessingen 1000) sein Vaterland, um nach den Ländern im Osten zu ^eben. ^) Nach
liln^'eren T^eisen in Indien und auf ('eylon verliess er 17'21) Ilindustan und wandte
sich Uber den Himdluja nach Tibet. Hier iiielt er sich längere Zeit in Lasa auf inul
entwarf eine Karte von „Brama-scj o n*^, d. i. Sikki m , auf welcher der
tibetische Lauf des A r u n korrekter gezeichnet ist, als auf irgend einer andern bis
xur Reise der „Pandit Nr. 9" im Jahre 1871.2) Im Uebrigen ist er indess ober die
Stromsysteme des Ganpes un<I de> Brahmaputra nicht ganz im Klaren. Naclidem
van de Putte den Kuku-nur ;.'enauer erkuntlet hatte, kehrte er nach Niederländisch
Indien zurück und starb zu liatavia am 27. Sepleuiber 1745. Professor Veth in
Leyden hat sich das Verdienst erworben, das Wenige, was er von den Papieren de^
Reisenden in dem Museum in Middelburg vorgefunden, veröffentlicht zu haben.*)
A b k U r z u II t' II i il Nntt-ii <i Tili. Uau/.otiinütliT. liKct Journ. Journal H S.; 1' l'cliriimiui'i
U. M.; K. Ritter, Krdk :S>}lil. Hi-f. .ScblAKiiit»eit, lu-auli^ : TliMms. Woi-I. Uiiii Thoinsuu. We^UTii liiutilayn.
') De Nederlondscbe reiz^er Samuel vaa de Putte door Prot, P. J. Veth in: T^d-
•efarift van het Aerdrijkskundig uenootMbap te Amsterdam II. fl87<{). Auch In einem Seperat-
abdruck vorhandon. Vcrgl. die Vedi's .\bh:tn(IIun<j; lif'inrgol)i!nr« Kart«, Fig. I.; (Ip^rI. Mark-
harn, Bogle and Manning p. LXIV. ') Ypth, van de Putte p. 4. - *) Markham (a. a. 0.)
BCbreibt, dus van de Putte den grüsserou Theil spIixt Notizen geschrieben hatte, „in a character,
irieh it was impoMible for aay ooe but bimself to deeipher." (Vergl. Tibet S. 5.) Dies erklärt
Veth tOr onrientif; doeb gtebt er m, daas seine AnfiMfebnnngen aebwer tn entsfffera seien:
„Bedoelde aantopkoninpfn zijn deels in hot Italiaansch, (IppIs in het IloUand^ch. deels eindelijk
in een ennderling inen^el van beide talea gescbrevtio; — op sommige piaatsen sijn Mongoolsche
riaaaeden iapvoegd." veth, vaa da Patte pp. & 18.
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— 157 —
Mit dem 18. Jahrhundert tritt als weitere Eotdeckoiiil der tibetischen Land-
schaft im Norden des Himalaja die tibetische Missio'n der Kapuziner hervor.
i*apst Kleiaen.s XI. (17tX)-172l) hatte ihr nach den „im Vatikan vorhandenen Land-
karten" 1), die aber niciit allgemeinur bekannt sind, den Weg vorgeschrieben. Im
Jahre 1707 wurde sie eröffnet. Zwei Patres drangen bis Lasa vw, mussten sich
aber 1712 nach Patna zurOclcziehen. 1713 wurden von der „Sacra Congregatio de
Propaganda Fide" z\vr»ir Manner ernannt, die in fQnf „Residenzen" ilir Werk der
lleidcnhckehrung von Neuem beginnen sollten. Vier derselben mussten in Lasa
als der Hauptätation zur Unterstützung und Verbindung der Übrigen wohnen. An
der Spitze stand der Pater Francesco Horaxio de la Penna de Billy
(geb. in Macerata in Italien 1660), an aosgeieichneter Mann, der gleich im Anfiung
mitgegangen war, 1710 Lasa erreichte und am lftn}?sten in der MisMon verweilte.
Nach seiner ersten Roekreise in die Stadt Rom 1732 und nach seiner zweiten tibe-
tanischen IMlgerfahrt erreichte er nochmals als sechzigjähriger Greis und erster
Vorstand der Mission seinen Posten zu I..asa ilAi und starb wenige Jahre darauf
im Kapittiner-Hause au Patna 1746. >) Horaxio de la Penna, der wie Wenige die
Sprache Tibet's studirt hatte, übersetzte mehrere klassische Werke dar tibetischen
1-iteratur in's Italienische und dagegen die Katechismen und andere christliche
Schriften in die tibetische und nepalesische Sprache und hatte eine Ueberselzung
der Bibel geplant Nach dem Tode dieses i^aters fehlen genauere Originalberichte
Ober jene Gegenden. Es ist für die ^^ssenschaft zu bedauern, dass seine eigenen
Manuskripte, toh denen besonders eines mit dem Titel MDescrisione del grau
P. e^'no di Tibet'* als Kigenthum der Pariser Universitätsbibliothek m^rmate von
AI). Uomusat wegen des Inhaltes sehr geröhnit worden ist, von diesem grossen Kenner
dt>s ( )nentes nicht mehr, wie es seine Absiebt war, herausgegeben werden konnten.
Seine Briefe wurden indess von Klaproth in dem „Journal Asiatajue" (11. Serie, XIV.)
verOlTentlicht Auch besitzen wir das einst Hberohmte Alpbabetom Tibe-
tanum** des Paters Ant. Georgi (geb. in Santa Haara, unweit Rimiiu, 1711,
gest. den 4. Mai 1797), in welchen dersell>e vorzugsweise aus den Schriften des
Horazio de la Penna und nach dem Archiv der Kapuziner- Mission eine weitläufige
Geschichte, Geographie, Topographie über Tibet und angrenzende Länder, sowie
die Missionsreisen von Bengalen nach Lasa mittheilt und im zweiten Theil seiner
Erodition aber die tibetische Sprache frmen Lauf Usst. Aber neben ein«' groeeen
Konfusion in der Darstellung ist ihm auch grSbliche Misshandlung und Verdrehung
der chronologisehen Daten nachj^ewicsen worden und wir müssen daher gegen die
geographi.sclien Ang.-ilien dieses Autors zweifelhaft werden. *>)
^ Von der Jesuiten -Mission erhalten wir in der zweiten Hälfte des 48. Jahr-
tiohderts noch einmal einen wissenschaftlichen Beitrag rar Kunde des Himälaja
und zwar durch Pete r Tieffenthaler aus Tirol. Wn. gitaMres von ihm
herausfjjcgebencs Werk ') behandelt ausführlich Hindustan, enthalt aber auch einen
Abschnitt über die Geofjraphie der Provinz Audh mit dem Gcbirgslande an
dem Fluss Gogra im westlichen Nepal und östlichen Kamaon
* „nach eigener TünQähriger Bereisung" (seit 1766) und theilweiser Aufnahme dortiger
Stromthiler. Es verdient besonders hervorgehobeD zu werden, dass Tieffenthaler
der erste Europler war, welcher die Aufmerksamkeit auf die kolossaleHOhe
*) M— ex Tabolis graphids in Vaticanos aedlboa anervaüs." — Georgi, Alpbabetom
Tibetanon p. 4W. - *) „Auu» 1707 pridie Um Jnlii Patna Capnedni mini ad BvssfeiiBm
Christi in Tiboto pracdicandam ingrcdiunuir Lhassam", ih p. H3t. — •) Ritter, Erdk. III. S. 457.
Riebtbofeii, Cbma l. S. 478. — *) Markhom; Bogle and Manning, Appendix Hl. pp. 309 -340. —
*) Fr. Auguatini Antontai Oeorgii Eremitae Augostani Alpbabetam Tibetanam Miadonom
Apostolieamm oonowdo «aitom. Bonse. 1788. — ■) Bittw, Erdk. HL & 457-463. — *) a«o-
graphte de rindoostan. Deutsch: ffialoriMdhCMgrsphlsdi» Beidirriboag wm Hiadnatas, Ans-
gabe voo J. Bemoolli. Berlia 1785.
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— 458 —
der S (• Ii n >M', j,' i p f i- 1 Asien's lonkto, allein seine MiUheilungen und Beiuerkungcii
funden duinuls nicht die geriiigäte ßeaclUuiig. ')
Die britischen Bealtsungen im Tieflande Bengalen's, im Ganges-Delta, breiten
Bich seit der Begründung der Handelsloge in Kalkutta im Jahre 1707 nur sehr all-
mählich landeinwärts bis zu den niedersten Voiiiüjjcln der Hnj^laiKlsehaflcii aus.
und fs dauerte lanpe, ehe die Rnglünder eini^,'e sichere Kiin<le von den dahinter
Heißenden Gebirgsländern erhalten konnten. Die natUriietie Scheidewand der Vor-
kellen des Himdlaja, denen die Region der Sumpfiraldttngen (Tarai) noch vorliegt,
hatte bissum Jahre i774 jeden Verkehr zfrischen dem britischen Bengalen und dessen
nächsten Berglandschaflen verwhiossen. Früher war der von einheimischen Handels-
leuten und Karawanen helrieliene Mandel üher Kathiiiaiidn und durch Nepal nicht
unbedeutend newesen. Die inneren UiHiihen in diesem Kiini-^reiche unterbrachen
aber den Verkehr zwischen Tibet und Bengalen zum grot-sen Nachtheil der Euro-
päer. Von einer Verbindung Bengalen's gerade nach Norden auf dem kürzesten
Wege durch Bhutan mit Tibet war früher nicht die Rede gewesen. Der Radscha
von Bhutan nahm im Jahre 177S ohne Weiteres mit Gewalt den Distrikt Kutsch-
Bahar, der im Norden von Ranppur Bengalen begrenzte, in Besitz. Die britischen
Soldaten Jagten indess mit ihrem Gewehrleuer seine Leute tiald in die Berge zurück.
Der Radscha« durch den Verlust eines Theils seiner Truppen in Schrecken gesetzt
und bange wegen seines Obrigen Besitzes, bat durch die Vermittlung des Taschi-
Lama in Taschilhunpo um Frieden mit den Briten. Dieser stellte durch eine Ge-
sandtschall und durch Geschenke, welche er nach Kalkutta schickte, unt(M- Bedingung
der BeibehaltiHij,' der alten Grenze, den Frieden her und erj^rilT dabei die Gelegen-
heit, einen triedlichen Verkehr zwischen Bengalen und Tibet anzubahnen. Die
Gesdieiike, welche der Gosain^) Porungir oberibrachte, zeugten von einem kunst>
fwligai Kulturvolk und spornten den Handelsgeist an. Der General-Gouverneur
von Indien, Wan-en Hastings, .sandte George Bogle als Ueberbringer der Friedens-
zusage in Bepleitun^; des Atv.tes Dr Hamilton 1774 nadi Tibet. ') Markham hat
die hundert Jahre lan^ verbürgen gebliebenen Aufzeichnungen des George Bogle
an*8 Licht gezogen und der OeffentUchkeit übergeben.^) Der baldige Tod des edlen
Taschi-Lama (5. Juli 1780), wie der &st gleiclizeitige Bogle's (3. April 1781) zer^
Sterte ilie erwachten schGnen Hoffnungen. Das gute Einverständnis zwischen dem
Hof von 'l aseliillinnpo und d('m Gcner.d-Gouverncment in Kalkutta dauerte indess
fort, und als die frohe Bolschaft von der ,, Wiedererscheinung der Seele des ver-
storbenen Lama in einem Lama-Kinde'* von Tibet nach Bengalen sieb verbreitet
hatte, beschloss Hastings, eine zweite Gesandtschall nach Tibet afacttfertigen. Dieser
verdanken wir Samuel Turner's Reisebericht;^) durch sie wurden 1783
und 1784 die ersten Ortsbestimmungen und Wegkarten von Rangpur durch das
gebircif/e Bhutan iiliei T a s s i s n d n n bis nach T a s c h i 1 h n n p o bekannt.
Turner kehrte in der aiij^enehmen lIi)lTnun;4 nach Bengalen znriick, seinen Lands-
leuten für eine baldige glänzende Ausbreitung ihre.s Verkehrs bis zu jenen wohl-
wollenden und ihnen damals ungemein geneigten, fHedlichen, tibetischen Vftlker-
schaften nicht unnütz gewesen zusein. Aber die politischen Revolutionen, dieinnermi
Fehden der Nepalesen, die Uebermacht einer ihrer kriegeri.schen herrschenden Fami-
lien, der Gorkha's, rd)er die andern Iläuptlinfie der westlich von Bhutan gelegenen
Alpenländer führte eine für die Briten ungünstige Wendung der Dinge herbei.
') Bitter, Erdkunde IIL S. 156. Petermann, Üeogr. Mittheiluogen. (18G1) S. 361. —
*) Pilger. — Tibet S. 6—8. — *) Nsrratives of the Mission of Oeorge Bogt« to
Tibet and of the Journal ofThomas M.mning. London 1875. — An Account of an Embassy
to the Court of the Teschu Lama in Tibet. London 1800. Deutsch: Turners Gesandtschafts-
reise. Hambarg. 180U. — Ritter, Erdk. III. S. 482—486. Markham, Bügle and Manniug pp.
L3CXI -LZXIV. (Tibet & 8.)
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— 4!» —
Im Jahre 1786 war durch Georg Forster, der über H a r d w a r aufwIrts
7.o<;, ein },'pn;uierer Blick in's G a n p s - 1, a ml j^eworffn, dessen Wildnisse weiter
üben iiidcss noch lan;^»' terra incoi^inta blieben. Ev dranj? dann nordwestwärts bis
Dsclieniu vur und iirauclite vom 17.-25. April, um von du Uber T s c h i n a ng
ao Ki&chtwar vorbei bisBannal an die Grenze des Gebirgsstaates von
K as c h m i r sni gelangen. *)
Der Hadächa Bahadur Sahi, seil 177r» HiluptÜng der Gorkha's, voll Raublust
und durch die i^rnssen Schütze in dt-in Kloster zu Taschilhunpo j^erei/.t, idierfiel im
Jahre 179'2 ohne weiteren Grund dies Iriedliche Asyl der Lama's so plöty.lich, dass
diese kaum Zeit hatten, sich iiurdw&rts über den Brahmaputra zu retten, um die
chinesische Garnison in Lasa zo Hilfe zu ruf«fi. Mit der PIttnderung der Lama-
Uesidenz hefriedir!t, nahmen die Nepalesen bald den Huckzng Uber den HimAlaja,
nachdem sie in einij:en hartnäcki^M^n Gefechten der nebcrinacht der <jep;en sie in's
Feld viM";,'crUckt»'n chinesisi hcn 'rni|<|M'n liatten weichen nitlsseii. Her cliiin'sische
Üeiieral zwang sie durch utieruiUdele Angrifle auf dire Grenzieste Ruti, die den
Eingangspass nach Nepal beherrscht, auch diese zu verlassen und sich in die Ver-
schanzungen ihrer wildesten Hochgebirge im Norden von Kathmandu zurockzuziehen.
Diesem glorreichen Feldzug des kaiserlichen Heeres verdanken wir eine wichtige
Bereicherung' für den FortsCihritt unserer Kenntnis diM- Gi'hirfjslandschaften im
Norden \un Indien: es ist dies <lie chinesische G e o g r u p h i e v o n Tibet
nach der Keisc-Route von Täching-tu-fu bis nach Lasa, im Chinesischen her^
ausgegeben unter dem Titel: Wei tsang thouchy, d. i. Nachrichten von
den Provinzen Wei (oder ü) und Tsang mit Karten wwd Tafeln zu Peking im 57.
Regierungsjahre Kien-lnnLi's, d. i. im April I>er chinesische Herausgelter d^s
Werkes, l..u-inm-lschn. ein angesehener Mandarine, sagt, dass er selbst I7S0 auf
kaiserlichen Befehl als Generaldueklor des Piovianlwe^ens der chinesischen Armee,
welche gegen die rebellischen Goiichas In Nepal zur Kriegführung an die Grenzen
Tibet's in Marsch gesetzt war, nach Lasa reiste, femer vier Jahre in Wei und Tsang
verweilte und den Plan gehabt h&tte, nach seinen eingezogenen Erkundigungen
eiji eigenes Werk herauszugehen. Z.wei Chinesen, sein Fre»md M a-l s c h a o-y n n
und Herr T s c h i n g - m e i - k h i , hätten mdesstMi aus den zuverlässigsten ofliciellen
Quellen bereits eine Arbeit Uber die Geographie von Tibet geliefert ; er .selbst habe
lÜese mit ihnen durchgesehen, die Gorkhas hätten ihre Unruhen wieder begonnen,
die Artnee sei von Neuem g<>gen sie au^brocben und diese Beschreibung von Tibet
könne jeden» dahiuLiehenden Beamten zum he>ten Wegweiser dienen und ilin aufs
Genaueste mit dem Lande un<l seinen Bewohnern bekannt machen. Von dieser
chinesischen Geographie erschien 1828 in St. i'etersbui^ eine Uebei'setzung in's Rus-
sische, sowie bald nachher auch eine aus dem Russischen in's FransOsiscbe. Diese
bat Heinrich Julius Klaproih nach dem chinesischen Original verbessert und
unter dem Titel : „Wei tsang thon chy ou Description du Tubet",
mit zahlreichen Noten veiseln-n, 18:V1 der OelTenilichkeit übergeben.'-^)
Die Nepale.sen suchten in ihrer bediüngnis i792 um den Beistand und die
Vermittlung der britischen Regierung gegen die Chinesen nach. Diese Umstände
haben zum ersten Mal den Briten in Ost-Indien unter dem G6neral>Gouvem^ent
von Lord Comwallis den Weg nach Nepal bis Katbinamlu gebahnt. Der Oberst
Kirkpatrick erhielt die politische Mis-ijon. Kr erreichte aber die Umgebung
von K a t Inn a n d u eist, als di-r Friede Ijeieits abgeschlossen wai'. Sein Auf-
enthall dortselbst war nur sehr kui'z. Das Erscheinen des Briten bei den Nepalesen
erweckte das grOsate Misstrauen des dUnesischen Hofes; es wurden MilitUrposten
') 6. Förster, Voyage du Beagal k Pttariboars. Parii 1890. — Ktler, EMk.ni.
S. 909. 1090. - (K. III. S. -178.) Abgedruckt im: NottTeaa Jouraal Aiiatlqu« (Paris 1829) h
Sehe, tom. IV. pp. 81—158 and pp. 241—324.
11«
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fcstgeslollt, vorzOglirh aber ward (I«m- nttnllicho Gronzpiiss I'hari befestigt und
besetzt. Hierdurch tjclun«! es den Chinescri, den Krtjilöiidern die bj'ideii inr>ii[|iphen
Eingänge nuch Tibet und zum Luiuiiiandel nach dem ilocliland, wie nach CUina viin
dieser Seite ginzlich zo Tersperren. Zu gleicber Zeil b^atzte die chinesiacbe
Araiee die Gelegenlieil, auch in Til>et die vielen kleineren noch Qbriffen wider-
spftnstigen Hfiuptlinge zu unterdrücken oder zu verj.i^i n und sieh dieses Land mehr
als je zu unterwerfen und sich darin d.uu>rnd festzusetzen. S(» wurden ilie fidheren
Hoffnungen des weileren Kindringens der Kuropäer in das Innere der (ielnrgsliinder
gänzlich vereitelt. ') Doch erhielt die Erdkunde durch ein Werk di^ Olioisten
Kirlcpatricl( die ersten nicht unwichtigen» olmohl flochtigm Nachricliten eines
Augenzeugen, sowie durch Lieutenant J. G e r a r d Weg-Routen zur Karte der höchst
merlcwördigen nepalesischen AI|M^n-Landselm(ten , die früherhin so gut wie terra
incognitu geblieben waren. - Her gedemüthigte, raublustige Gorkha-FOrsl Ilahadur
Sabi musäte (als wahnsinnig erkltlrt) nuch üenureü wandern und in Kuthmundu eine
englisohe Residentscbatt aufgenommen werden. Hauptmann Knox kam, begleitet
von dem Arzt und Naturforsclier Frands Hamilton, 1802 in der Hauptstadt an. Aber
die Gemahlin df^s verslossenen Forsten kj»hrte zuri'ick und eiigrifT das Regiment.
Die beidi'u Briten mu.ssten 180:J das Nepalesisi'lie wieder- vei-Iiissen. Hahadur S;dii
trat aufs Neu*' iienor und war bald glücklicher Ernberer aller westlichen Alpen-
Staaten des Uimdlaja-GcbirgeK über GerhwaJ und Uber die Dschenmu hinaus. Er
wftrde seine Herrschaft noch weiter ausgebreitet haben, wenn er nicht von seinem
Hruder ermordet worden wtire. Mit immer kühnerer Itaubgier Ot>ei*fielen nun die
Nepalesen auch die briliseheu Besitzungen in Iliiiflustan. Nach glllekliclien Krieg;en
stellten endlich 181 i die Kngiiinder den Frieden lier und versäiunlen nicht, ihr
eigenes Gebiet durch das Ilimülaja-System bis zu den Gunges-Quellen zu erweitern.
U^r den ausgedehnten Sdiauplatz dieser nepalesischen Fehden verdanken wir den
grOssten Schatz der Beobachtungen und Nachriditen aus jener Zeit der unermodeten
Thätigkeit des geübten Beobachters und trefllichen Botanikers Francis Hamil-
t o n. Theils nach Flrgebnisser» eigener Beisen in Begleitung eii(>ii litsvoller V.in-
geborner, theils nach Angaben veischiedener einheMMiscIu'r Staalsmänner verötleut-
iiclite er 1819 ein Werk,-') welches sich in genauer Beschreibung über eine Land-
Zone von IS Lfti^ef^raden (von Bhutan Uber Sikkim, Nepal» Karoaon,
Gerhwal bis Sirmur) verbreitet. *)
Im April 1802 hatte OI)erst Crawford durch Triangulirungen aus Höhen-
winkeln zuerst die I,age der ewig beschneiten Berggnippe des Dhawalagiri
näher zu bestinuncn gesucht,-') und i. J. 180;i war die triguno metrische
Aufnahme von Indien durch die „Great Trigonometrieal Survey*'
begonnen worden, welche spftterhin auch f&r die genaue Erforschung der HimAlaja-
Linder von der allergrf»ssten Wichtigkeit werden sollte. ^) Der Rinfluss der Missionen
war um jene Zeit in den dortigen Gegenden fast L'iiTizlich vtM'loren gegangen.") Aber
mit dem siegreichen Kinsclneiten der britischen Iruppen in die Staaten des Himä-
laja-System's, namentlich seit 1814, und den vielen von da an erft)lgten wissen-
sdiaftiiGben Expeditionen in jenen riesenhaften Sdinee- Gebirgen und wildesten
Stromtbllem ftngt die günzende Periode der wissenschaftlichen Ent-
deckung des grOssten und erhabensten Alpen-Landes der Erde
an, an welchem grossen Werke sich eine ganze Beihe der ausgezeichnetsten ^^ili-
tftrs, Astronomen, Geodäten, Geographen, Naturtorscber, Beamten aller Art bleibende
*) R. n. 8. 48S. — ') Kirkpatrick, An Aoeonat of Um Kingdom of Nepaal
Wag Ä» SobiUDoe of ObserYttiom made daring a Mission to that Conntry in tbe Tear 1793.
IjOndon 1)^11. — *) FT-irailton, .\n Account of tho Kingdoin of Nepal, and of tbo Territories
annexed to tbis Dominion hj the boose of Gorkba. fidiaborgb. 1819. — *) R. III. S. 49Ü. Hark-
haiB. Bogle lad Mnniag p. LXXDL - •) R. HI. & 492. - •) P. YL S. 106. - «) ih. XL & 8611.
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— 4(H —
Verdit'rJsle um die Wissenschaft erworben haben. ') Ebensowenig wie in (ifn allen
Zeiten Huruüot durch ägyptische l*riesler oder andere Pei-sonen genauere Nach»
richten über den Ursprung des Nil-Stromes einziehen konnte,*) ebensowenig war
es dem eifrigen NanhAtigen der Briten in Indien gelungen» von den POgem befrie-
(hgende Aufklürungen über die Ganges-Quellen zu erhalten. Lieutenant C o 1 e-
l»rooke, der selbst durch Krankheit verhindert wurde, seine Reisepläne weiter zu
verfolgen, gab im Frühjahr 18()8 dem Lieutenant WilL Spencer Webb den
Auftrag, xur Erforschung der Ganges-Quellen aiunixiehen. Sieten
bogleitete Hauptmann F. V. R a p e r, deaaea Tagebuch vollständig mitgetheilt worden
ist,'') nebA Webb's bestätigenden Bemerkungen, obwohl dieser der eigentliche Ent-
(Ici ker war. Beide Reisende verliessen am 1 i. April 1H08 H a r d w a r und lulgten
den l'ilyerwegen in ilas noch unbekannte Gebngslund. Am 17. April erreichten sie
Nagal zwischen Ds che m na und Uhagiratti-Ganga,am20. Lallari, ganz
nahe am rechten Bbagiratti'tJfer; von hier aus ging es drei Tage an der rechten
oder westlichen Seite des Flusses aufwärts bis zu der Stadt Barahat, vrelcbe
am 23. April erreieht ward. Auf dem Wege mussten viele Bergpassagen von 600
bis JMX) ni überstiegen werden, von deren Höhen an verschiedenen Punkten der
erhabenste Anblick der Schneeketten des Himalaja in „ihren parallelen immer höher
hintereinander auGiteig«itden Kettenzttgen und in ihmn al^iemeiiieB Streidien von
Südost nach Nordwest'' mm erstenroale in erkennbarer NIhe rieb sei^.*) Von
Barahat rechnet man noch sieben Tagereisen durch das unwirthbarste Land auf
den furchtbiifsten Felswegen in Kn|j;st hluchten voll Felsgeliiinge unter wilde.sten
Schneeliöhen und W as.se rstur/.en zu dem beriihmten G u n g u l r i , Jenseits welchem
heiligen Orte dus Rette des Flusses ganz unzugänglich sei, denn er bi-eche da unter
grossen Schneedecken hervor, sei nur 18—18 m breit» halb-mannstief und rdssend.
Dort stehe ein kleiner Tempel mit drei Badeorten fllr die Pilger; das fiibelhafte
„Kuh III a u I" sei ein Fels mit einem Spalt, welchen der Flus.s durchstrOmo. —
Nachdem die Heisenden nach weiteren drei Taj^en Iiis Reital vurgednmgen waren,
und die Unmöglichkeit, für dies Mal weiter zu kunnnen, eingesehen hatten, kehrten
sie um und erreichten Srinager in Gerhwal am 13. Mai. Am 19. ward der Marsch
nach Ostnordosten hi die Gegend angetreten, wo die zw^te hdlige viel bewall-
fohrtete Quelle des Gangcs-Stromcs liegen sollte, und am 27. Mai auf bei|uemeren
Wegen, welche von den Lundeslürsten Uberall für d;Ls Durchziehen der zahlreichen
Pilgei-schareii gebatinl waren, die Stadt Dschosimath erreicht. Diese Re.si-
tlenz eines überpricslors liegt am Verein zweier Ganges-Arme \ W i s c h n u-
Ganga von Norden kommend, Dauli-Ganga oder Leti vom Südosten her-
strömend, welche zusammen w^ter abwirts den Alaknanda bilden. Webb
und Raper verfolgten den ,,vielbepilgerton Wischnu-Ganga" und erreichten am
30. Mai den Ort und Tempel Radrinalh, riii'^'s von mächtigen Schneehöhen
umgeben, aus denen sich von allen Seiten krystallhelle Kaskiiden in den Ganges-
fluss zusammenstQrzen und „ihm sein Dasein geben/' ^) Letzterer ist nur 5 — 6 m
breit und hlufig w61bt der Schnee BrOcken Ober ihn her. Die I'ilger besuchten den
nördlichsten der Wasserfölle, den Barsudbara, um sich von dessen „beiligem Regen**
besprengen zu lassen. Hier stürzt der Ganges wirklich „vom Himmel durch Regen-
bogeulai ben" Iieiab. Der iiilcliste Ort bei diesem nördlichsten Wasserfall war
M a n a. Hier s;ilien sich die britischen Entdecker rings von Schneeketten umringt
und glaubten am Ursprung des Ganges zu sein : sie horten, von Mann mache man
die Reise ttber das Gebirge hinober nach Garlok und nach Ladak; sie woseten
nteht, dass beinahe 900 Jahre vor ihnen Antonio de Andrada weiter als sie Ikber
') H. III. S. 111. — ») Hcrod. II., 19. *) „Narrative of a Survey, for the Purposp of
diseoveriiig Uie Souroes of tbe Ganges" im: Asiatic ReMarches XL pp. 447-56L (Mit K&rteo.)
— *) R. UL 8. 497. 915. 9ie. — •) R. DI. a 499.
-''ü • '-j ^j^-'-'
— ifl2 —
Mana bis Tschaprang vorgedrungen war. Lieutenant Webb und Hauptmann Raper
kehrten Ober Dschosimuth direkt nach Soden in die Stadt Rntnpur in der Ebene
von Rühilkund zinfick. Dus HesultHt diosor l iHtrrsiiclmn^'srcisc, au wcirlic Colc-
l)r()()ko soiiio all|^«'ni('iii<'ii I5i-tnii-litmi}i('ii iinkuniitlc,') wnv: l>i'r (Lmufs ciitiniilU' niclit
dem Nordgehänge der hohen Sclineekellen des lliinälaja, soiHlern den SüdgehUngen;
sein Lauf sei also weit kurzer, als die Lama-Karton (und darnach die D'Anviilc's)
ihn darstellten; der Strom, der im Norden aus den ,4ieiligen Seen** fliesse, sei ein
anderer; der Ganges stelie tiirht mit dein M.-msarowar in Verbinil nu:, nuo Vor-
stt'llini'j. 7.n \v('l(-lii-i- sfit ältrsti'i- Zeit die Uindu-Mytbe von Meru, kuilu^a und von
der ,,heili}4en Ganga" vertilhrt hallt'.')
Obwohl die i^fisse an der Grenze sehr streng bewacht wurden, so getdng es
doch im Jahre dem englischen Reisenden Thomas Manning von Indien
aus Ober den IliraAlaja nach Norden vorzudringen. Kr ging nU Ar/t lUircb
das westliche B fi u t a n , und erreichle Ende September I* a r i d s »• h o n g in T i b »* l
und mit «Ion Truppen eines diinesisrhen Generals die heilii:»' Sta<lt l.asa. in wclflier
er mehrere Monate verweilte. Am ii), April 181'2 niusstt' er aber dieselbe in Folge
einer Ordre von Peking wieder verlassen und langte im Juni in Kalkutta an. Sein»
AufiEeichnungen wurden erst im Jahre 1876 durch dos Verdienst Markbam's allge-
meiner bekannt. ^)
Im Jahre 181'2 liahnte sieh William MonrcToCt, <'inen Uf'iitMi Wru aui
Alaknanda-Flus.se luilwHrls über den Niti-ul>;<t zu den Ibn Ik-Ikikmi der
tibetischen Landschaften und bis nach Gartuk. Derselbe, in I^nicashne geboren, in
Liverpool zum Wundarzt ausgebildet, eine Zeit lang in London als Veterin&ranct
thälig, war im Mai 1806 als Oberau f.stdier der Militär-Stutercien nach Indien abge-
.segelt. *) Sein«» erste Kntdeekungsreise, die er mit Hauptmann Hearsay und 25
andern Bcj^leih'ru ausl'ülu te, wähl te viim "20. Mai bis *2. Noveiniter iSltJ. "') Von
Dschusimath stiegen die lleisenden das Da u Ii-Thal aulwärls /um Niti-
Pass, die beide bis dahin gänzlich unbekannt waren. Die schlechten Wege, die
sehr vereinzelten DorGschaften und daher die seltenen l^ttrBger, die gefahrvollen
häufigen Stroropassagen, das furchtbare Aufsteigen und Vtjrnlici klettern an Abgründen
voll Todesschauer, >lets von wilden, miijestütischen Sclmi'< -I'iks iilicrraijt alles
Dies erlaubte erst um '2. .lum das Doli Malari und am 4. .luiii ilas Dr.rti lini Nit i
am Fasse des I'ass-L'eberganges zu erreichen. Erst um Ü4. Juni gelang es den
„weissen, verdfichtigen Fremdlingen**, weiter zu rocken und am 30. Juni ward der
Niti-ghat, der Himlustan von „üna-desa" oder „lindes", d. i. Tibet, scheidet,
überstiegen. Wulireml die KKisse an der Sihlseile durch enge Schluchten mit steilen
Felswiinilen gegen Süden slüi/Jeii, lietcu die Wasser vmi der Nordseite durch breite
Oaclie Kanäle langsam ab von den suntteren .\bducUungen der Berge, alle gegen
Nordwesten. Hier folgten andere Vegetation, andere Bewohner, andere Tracht.
Gegen Osten hin erblickte Moorcroft mit Sonnenaufgang am Morgen des 1. Juli
noch von der I^asshOhe den ..heiligen Berg Kailasa", der von den Ilindu>6eglei-
tern mit Hiindeaullieben und mit sielienmaligem Nicdei werfen auf <lic Kide reierli(!h
begrUsst wurde. Nach drei Tagreisen Uber santl geneigle Flächen, tlie bald in nackte,
trockene Kiesebenen voll niedriger Abstul'ungen ubergingen, ward die Stadt D a b a
eiTeicht. Um Zutritt zu dem Wollmarkte zu erlangen, musste erst b& dem diine-
sischen Militär-Gouverneur in Gartok angen-agl werden; denn bisher ward die Wolle
nur an die Handelsleute uns Kaschmii- viM'kaiill, ihr Ti-anspi.if nlier den Niti-ghat
aber vei'boten. Die „unbekuiiuten wetöseu üäüle" urix;gten durch ihre Wallen und
') II. T. Colebrooke, On the Sourccs of the Ganges in die Ilimadri or Kmodus. in
Asiat ßeueaixh. XI. pp. m~44l. - Ii. III. S. 501. — *j Markiiam. Narratives of thc Mis-
skm of Oeoi^ Bogle to Tibet aad of th« Joorney of Thomas Manning. p. LXXX. pp. 81t
Ut 294. - *) Wilson, Traveli hj Mooreroft 1. pp. XJX-XXL - ib. p. XVn. B. IV. 8. 506.
■-.lyiu^uo Ly Google
— m —
durch die grosse Zahl ilires GtMolges Verdarht ; sie sdllicii ihr Gi-such in Gartuk selbst
anbringen. Die Reise dahin vom 12,-17. Juli luhrte s»; Uber den Setiedsch, der
hier 10 m breit und 1 m Üet als sehr reissender Strom nach Nordwest«! fUesst,
dann Uber cnnen „goldreichen Bergzug*S an dessen Ostgebünge der Fluss von Gartok
sich nach Nordwesten zieht. So\vt»it das Auge reicht, bi eitotcn sich gegen Nordwest
hin „unabsehbare, wcideni-eiehe Hochebenen" aus.') Gurtok waid erreicht und
Moorcroft, von den Behörden zu einer Bespnu hung zugelassen, kuiuUe sechs Tai^e,
vom 17. — 23. Juli, daselbst verweilen. -) Die Erlaubnis zum Einkauf von Wolle wurde
gegeben, aber sogleich Zeit und Route für die baldige Rockkehr vorgeschrieben
und auf Moorcrofl's Di-üngen zwar der Urnwe«? über die „heiligen Se**n" mit Zwei
Tagen AiifVniliHlt, durchaus aber kein .•itulerer Pass als der Niti-ghnt. di-n iwiu
gekonniieii, gestattet. Moorcrol'l gnig tum iilnl Tage iti des G a r t u ii g - 1 s c h u
weitem, flachem, grasreichem, mit Herden bedecktem Thale aufwärts und darm
direkt nach Sttden Ober hohes Tafelland an halb geschmolzenen ScbneeflKchen
vorOber nach den heiligen Seen: dem Mansarowar und Rakus-tal.
Es fehlte ihm die Zeit, füe Seen selbst zu umreisen und er konnte nur die Nordscite
beider an ein \y,ii\y Stellen berühren, wo ihnen Grasebenen, von vielen scb'irien
Wassern dun^hschmtten, vorliegen. iNur wenig Hindu- l'ilger erreichen diese fernen
Seen, die fbr sie die heiligsten Orte der Welt sind, r- Reich genug mit seinen Ent*
deokungen und sehr belehrend für seine Zeltgenossen, kehrte Moorcroft (26. August
bis 2. November ) von l)ab;i über den Niti-ghat auf bekannten Wegen nach Dscho-
rimath zum Alaknanda und nach Hindnst.in glQckli< li /iniick. M
Gegen Ende des Jidnfs 1814 wani von dem britisclhu Goiivernemenf iler
immer weiter um sich greilenden Gorkha-l)|nastie der Krieg erklärt, weil sie von
Nepal aus fiberall die alten Grenzen Oberschritt und die britischen Distrikte beraubte
und plttnderte. An vier verschiedenen Stellen sollte von der britischen SQdseite
her zu gleicher Zeit der nepalesische Eroberungsstaat erschflttert werden. Die beiden
östliclien Divisionen, liic 1. und II. unter den Generalen Marley und G. Wood inar-
schirlen Endo Noveniliei vom Ganges um i*atna gegen Katbmandu. Doch die
tapfere Vereidigung von Seiten der Gorkha's niaclUe ein weiteres Eindringen in
die Gebirgsregion unmOglidi. Die III. Division unter General Gillespin drang von
Deli aus nordwärts, die IV. unter General Ochterlony von Ludiana am Se-
tiedsch dieses Stionillial aiifwftrts weiter vor. Die III. Division liesetzte Ende
Oktober 1814 die llaiip(st;(dt des fruchtbaren Beigtliales von Delir a Dun und
eroberte am 30. November durch einen furchtbar blutigen Sturm die Keste Kulunga.
Dem General Ochterlony gelang es, eine ganze Reihe fester Gebirgs-Positionen Iftngs
des Setiedsch zu gewinnen. Am i. Mflrz 1815 ward die mit grosser TapfiBrkeit
vertheidigte Gebirgsfeste R amp u r erstürmt. Nach blutigem Gefechte gegen den
Kern der Guikha-Truppcn. grgcn die Siklis unter .\inr Siiigli l"liiip[)ah, ergal» sich
am 15. Mai auch die llauptbiTgresle Maluwa und ilireiii Beisjiiele folgten alle
ikbrigen befestigten IMätze vom Setiedsch ostwärts durch ganz S i r m u r , Ger h vv a 1
und K a m a o n bis zum Kali in dem weiten Gebiete der bis dahin von den Euro-
paern noch unbetretenen Gebirgslandschaften.'*) Zu gleicher Zeit (Frlkhjahr 1815)
ftJhrte der Oberst Niclmlls glückliche Operationen gegen die Milte von Kaniaon
durch. Nach einer blutigen siegreichen Schiai-ht, ilie durch lIau|>liTiann Webb
gewonnen ward und welche die Uurklia-llüuplhnge zum KUckzug zwang, musste
sich Almora, die Hauptstadt von Kainaon, am 87. April 1815 ergeben. Nun
war die Macht der Gorkha zur Uitlfte gebrochen, die andere HUfle hatte ihren Muth
und ihren Trotz verioren. Es kam eine Konvention zu Stande, in welcher alles Land
') It. III S. TiOH. ') Hermaaa von Schlagintweit-SakünlUtiKki , Ucisen in Indien und
tlochanco III. ä. 8U. (abgek. .Sehl. Ueis.) — *) K. IIL ä. 5U4-5I2. — ') Markbam. Bogle and
Maaaiag p. LXXXL
im Wesleii des Kali oder Gogra von den Goritlm gerttiimt and den Briten Ober-
lassen wurde, die, mit Ausnahme weniger Distrilite, diese Landschaften unter ilirer
Oberhoheit an die alten Besitzer , die einheimiaelieD Hindu-Radscha's, zurDckgatien,
wodurch ganz K a m a o n , G e r h w :i I , S i rm u r und n i s sahir im untem und
obern Setledschlhul zu einer britischen Provinz wurden. ')
Zu derselben Zeit kuui S i k k i in , welche» seit lange von Kudschas beherrscht
wurde, die von Tibet abh&ngig waren, unter britisclie Obertwlieit und nur durch
diesen kleinen Gebirgsstaat vermochten in der nfichstfolgenden Zeit europKische
Roisende ruhig weiter in d«^n HimAIaja einzudringen. Mit den im Osten von
Sikkim wohnenden IJhutunesen wurden die Uriten bald in Gretizslreitigkeitcn ver-
wickelt und es wuixle in Folge dessen an deu Deb iiadscha von Bhutan im Jahre
1815 ein eingebomer Offizier: Kischen Kant Boae abgesandt, welcher nach
seiner Rfloikahr ^nen Bricht Ober sdne Reise niederschrieb. >)
Zu den Gebirgsfesten, welche im Mai 1815 in die Hände der Briten kamen,
gehörte auch Dscheitok, die hohe Burg von Nalian. Von hier aus wurde bald nach-
her eine militürische Kxpi'dilion unternommen, um einen tapfern Gurklm-Hiiu[)tiing:
Kirti-Rama, zum UUckzug aus seinem festen Posten Nowagur (Uber 3000 m
]f eeresbOhe, nördlich der Qudle des G i r i - G a n g a) zu bewegen. Das Kommando
erhielt der politische Agent William Fräser, weil er die beste Kenntnis jener Ge-
birgsgegend besass. Ihn begleitete James Baille Fräser. Dieser Expedition,
welche sich viel weiter ausdelmte, als sie anfangs projektirt war, verdankt die P>d-
kuade die erste genauere Beschreibung und naturgetreue Schilderung jener Alpen-
landschaften von Sirmur und Gerb wal, wie ihrer VtHkersduften. Es fiahlte
zwar dem anfinerksamen, anspruehslosen Beobachter i. B. Fräser an höherer wissen-
schaftlicher Ausbildung zur tieferen Erforschung von Naturgesetzen, sowie an astro-
nomischen und physikalischen Instrumenten; doch hat er das Ver<liiiist, der erste
Europäer gewesen zu sein, der keine Gefahr und B(isi:ljwerdc scheute, durch die
grössten Uindeiiiisse hindurch wirklich bis zu den Quellen der D s c h e m n a
vorzudringen und von da aus die wildesten Schneeketten gegen Ost hin übersteigend,
auch Gangotri an der Hauptqudle des Ganges zu errachen. In seinem 1890
in London verofTentlichten Werke*) beschreibt er die Alpen-Gaue Sirmur's, des
I) e h r a D u h n , des G i r i -G a n g a , des Tons e und P a b u i , das S e 1 1 e d s c h-
Tbal bis Seran, sowie Gerhwul und die damals noch unbekannlen Thäler der
Daehemna und des Bhagiratti. Er sammelte die «rste Reihe der Gesteins-
arten dea Himftlaja und begann hierdurch, wie mit seinen geologischen B«nerkungen
Uber die BestandtheUe und den Bau des HimAlaja die ErkUrung der Geognosie
dieses Gebiigs-Systems. lUin li seine trefllichen und in grossartigein Styl natur-
getreu ausgeführten landsciialtlichen Gemälde der int<!ressanl«'sten Partien der
hohen Himälaja-Thäler*) gab er lerner wahrhaft charakteristische Darstellungen
Jener asiatischen Hocbgebiigsnatur.*)
Unmittelbar nach Beendigung der Kriegßihrung wurde durch eine bedeutende
Anzahl wissenschaftlich dazu ausgerüsteter Münner im Auftrage des britischen General-
Gouverneurs I.rOrd Moira von Indien die Vermessung der in Besitz genom-
menen Landschaften begonnen; daran reihten sich daim viele besondere
Entdeckungsreisen in die höchsten Himdlaja-Thäler, sowie Versuche, über die Hochr
plaee hinweg in die nördlichen von den chinenschen Posten jedoch Qberall scharf
bewachten GrenzlSndM* vorzudringen. Hauptmann W. S. Webb sollte Kamaon und
•) R. III. S. 513—520. — *) Account of Bootan by Kischen Kant Boge, trans-
lated by D. Scott in Asiat Researchcs XV. ji. I J^ .In n r n al of a Tour through Part of
the Snowy Hange of the Uimälaya Mountains and uf the Suurccs of the Rirers
Jnnna saA Oaagsi." — *) „Ti ews in the Him&lay« Moamtala«." London 1820; — *) B. IV.
8. 588. —
— 165 —
das östliche Gorhwnl, llmiptmann Hodpson das westliche Gerhwal mit den GebilgB'
iändern zwischen ('langes, Dsc-hemna und Setledsch vertncs-sen. ')
Von den Verniesäungen VVebb's amd nur kurze Nutizen und ilauptdalen
verOffentlicbt worden. Er drang im Jahre 1816 im Osten des Miti-ghat Ober den
Lebug-Pass an der Quelle des Kali'Ganga ta einem chinesischen Grenz-
lager in der Nähe des T a n k 1 a k o t-Pas ses (5750 m), an der Quelle des Gogni,
vor. Die Erlaubnis, nach detn Mansarowar gehen 7ai dürfen, konnte er nicht erlangen.
VVebb's Berichte über jene ausserordentlichen Gebirgshöhen erregten bei den Natur-
forschem in Europa manche Zweifel.^) Er erhielt im Jahre 1817 ein gutes, im
Jahre 1818 flinf Tortrdfliche Barometer zur genaaen Ermittlung der absoluten HOben
im Himälaja. 1819 bestieg er zweimal den Niti-ghat und erblickte von hier
aus das Plateau jenseits. — Diese ausserordentlichen Ktitdeckunizen Ms dahin uner-
hört riesenniüssiger Emporhebungen der Erdrinde erregten nach und nach in der
wissenschafllichun Welt immer grössere Aufmerksamkeit und es erfolgten weitere
Forschungen, Untersudiungen, Berjechnungen. Die einschlägigen Abhandlungen
sind abw sehr zmretreut und daher auch nur schwer enreiclibar.
Hauptmann Hodgson's Landesvermessungen nahmen den Raum ein von Kamaoii
westwärts bis zum Quer-Durchbnieh des Setledsch in einer Ausdehnung von :i(X) ktn
oder 40 gcogr. Meilen. Sie entächleierlen eine grosse lena incognitu und sltillten
diese indischen Alpenlandschaflen gleich bei der ersten Entdeckung in ihren wahren
Gestalten und Umrissen hbi. Im Jahre 1816 fingen Hauptmann Hodgson und
Lieutenant J. 0. Herbert, welcher gleich von Anfang des Ersteren Hohen und
Arbeiten theilte, von Dehra Dun aus ihre Operationen an. 1817 rückten sie über
K e i t a 1 zur M h a g i r a 1 1 i -Q u e 1 1 e vor. Darauf nuissten sie der» Mahratlen-
Krieg mitmachen und bei der Beserve in Dscheypur stehen. Erst 1818 kehrten sie
zur Gebirgsvermessung zurOck und kamen hinauf ^nerseits bis zur Stromwiege des
Ganges in den ungeheuersten Schneefeldem mehr als 9000 m ober dem Meer,
andererseits bis zu den Quellen der Dschemna, die aus den Sehneegewölben und
aus vielen heisseii (Juellen zugleich aus tiefen Erdspalten hervortritt. 1H1!> ging
Herbert in Begleitung des Lieutenant Patrick Gerard vom Kantonirungs-
Lager der Briten bei Kotgerb am linken Setledschufer nordwärts Uber W a n g 1 u
hinaus, um den wildesten Tbeil des Setledscb-Thales in den bis dabin noch unOber^
stiegcnen Schneemauern des nordwestlichen Gerhwal-Himälaja zu erforschen. Er
überschritt den Gunus-Puss und durchreiste den ganzen Alpengau Kanaur
bis an die Grenze von Tibet und das Setledsch-Thal bis Sehipki, wtdchen Ort
er um 18. Oktober 181i) erreichte, mass die Obertlfichcn der durchreisten Gegenden
und bestünmte die H(rtien. Von der Ndrdgrenze mAuet Entdedcnngen , von Lari,
dem ersten Ladokhidorf, kehrte Herbert, keine Beschwerde scheuend, auf neuen
Wegen am Westufer des Setledsch durch Hangerang und Kanaur nach
seinem Katilonnement in Kotgerh zurück.*)
Williauj Muoicrtjft war in Hinduslan von dem Gouvernement die Ober-
Inspektion der für die Kavallerie des britiscli-indiscben Heeres so wichtigen l'ferdc-
Gestote obertragen. Seiner Ansicht nach konnten diese nur durch Veredlung ver^
mittelst der turkistanischen Pferderace gehoben werden. Er rOstete sich daher im
Auftrage der anglo-indischen Regierung, aber auf sein eigenes Hisiko zu einer neuen
Reise. V.u seinem Gefllhrten wiildte er unter Anderen den einsichtsvollen erfahrenen
Eingebornen Mir Issel Ulluh, welcher schon 1812 im Auflrdge Moorcrofl's
') B. IT. 8. 880. - •) Vn«L P. XL 8. 862: — *) Z. B. Golebrook«. On tbe Hsight of
the HimAUya Mountains in: Anatie B M a a r ch M. Kalkutta 1816. — AUx. t, Humboldt,
Memoire I.. I^^lü: Sur l'Elevation des Montagnea de l'Inde, in Gay Lassac et Arago,
Aonates de Chimie et de Tbjrsique 1816 etc. R. lU. S. 535. — *) R. UI. S. 5I0-M6. — „J. D.
Herbert, Conrse aad LsTel of Setlejr" ia: Arialle Rawarchei XV.
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— 166 —
C'inu Reise von Ueli nach Kaschmir, Lc, Jarkund, Bucliaru, Iktlcii und Kabul
ausgefobrt und aber dieselbe ein Journal in persischer Sprache herausgegeben hatte,')
sowie Trebeck, welcher ein besonderes Talent zum Zeichnen von Landschaften
und Kunstge^cnstnnden besass.^) Er drang im Noveinber und December IMO
mit zahlrciclier Ik'j-'lfituni^ iind <'iiH'r ;^rosson Quuntitüt von etr-rlischen VVaaron im
Werth zwiüciicn thei und vier lau.sL'nd IMund Sterling ') Uber den Niti-gliut bis
Schipki vur; da ihm aber überall dun GerUchl vorausging, er sei General einer
michtigen Armee, so musste er von dort wieder nach Saden zurQckkehren. Im
Jahre ISSiO ging er von der Westseite der Dschcmna von N a t s c h a n aus Ober
Ii i la s |) u r nach M u ii d i am Bius, bis wohin dii> Sikhs ilire Hi'rrsrhuft aus;;e-
breilüt liaMcn. Hkt wiiiili' r\- uiedei" unj,'i'lialten und sficL; dann an dem U a w i
nach Lalkure hmab. Daselbst trat er mit dem König der Sikhs in freundliches Kiri-
vemehmen, kehrte nach Mundi zurück , wo er seine Leute und seine Bagage
gelassen, und rttckte dann gegen Norden durch die den Europftem damals noch
gänzlich unbekannten 1h L'ioiien des Hiniahija;Oel>ir;ies weiter vor. Er kam am
'2. Aii;4iisf I8'20 iiid einer Karawane von Handelsleuten ;illl< klich iiaeli Snltanpiir,
der Unupt.stadl des Alpent-'au's K n 1 u. Am 10. Aii}iust zo;.' Mnurcioft weitei' nord-
wärts und überstieg den Itotangpass, um in das Thal des Tschandra-
bhaga oder Mondflusses hinab zu gelangen. Er folgte diesem Flussthal, das schon,
„sehr kalt und dorftig, fiist baumlos'« erschien, und kam am 91. At^ust nach
Tendi, wo, von einer noch höheren HimiMajnketle herkonunend, der Surja-
bha^fa oder Sonneidluss si<'h mit dem Mondtluss zum Tse hinab vereini;;t.
Von Tenüi, der Hauptstadt von Laliol, am 24. August aufbrecliend, gingen die
Reisenden das Thal des Sonnenflusses aufwärts durch sehr wildes Gebirgsland,
Oberstiegen den Bara Latscha-Pass und zogen am 24. Sept. 1820 in Le,
der Kapitale des Köni^reirb;^ Ladak, ein.^) Der Hadscha soll durch :die Nachricht
von der Prossen An/.alil der Hej^leiter MnorcintVs — an 100 Personen - sehr
erschreckt wniileii sein. — Das Ziel dei' bisher iiii/.n;-:;ui;,'licll gewesenen Haiipt~.(,i(lt
des Plateaulaildes war nun erreicht. Moorcroll wurde durch die Umstände /u einem
Aufenthalt von zwei vollen Jahren — bis zum Herbst 1822 — in Ladak genötliigt,
indem er den grOsaten Theil der Zeit zu Le in grOsster Sicherheit, durch eine
Leibwache von 10 bis 12 Mann gest hiilzt . und in re^-er Thtttigkeit zubrachte.
Kr machte >;rosse VVoll-Kinkäule und sehiekte \iele I-astcn dieses Uobmalerials
nach Kalkutta; er war ferner mit dem Vcrsuelie, in Le eine britische Faktorei zu
begründen, sowie mit den Einrichtungen zu seiner Weiterreise auFs Lcbliafteste
beschäftigt. Mir Isset Ullah hatte ihm durch einen Freund in Jarkend das weitere
Vordringen sehr erleichtert und seine Wünsche, die westlidien l*rovinzen des
chinesischen l'u ichos tur den britischen Handel zu erOlTnen, hatten sich immer
mehr pe.-tei^ei t. I-Jr scheute ki'ine .\rt von He.schvverde unii ertrug; auch in Le
mit iie.->i-iialiun alle Entbehrungen, wo bei der grossen Kruyalitäl der Lebens-
weise seine Nahrung Monate Ung auf Roben, gesäimrte Kuchen und den Tataren-
Thee beschränkt blieb, wo „selbst im Juni Eis gefriert und wo Pelzkleider die
Tracht durch das yanze Jahr sind.***) Moorcrofl wai' wi iter ein OrientaHst, noch
ein gelehrter .\rcliiiolo;_'e. obwohl er verschiedene orieiit.dische Spraehen und deren
Dialekte praktisch anweiidele und stets Auliiierksumkeit tui" Allerthumer an den
Tag legte. Auch war er weder genug unterrichtet, noch besass er die Hilfsmittel,
') UeberMtxt in Mav^aziu Asiatiquu. Juli 1U20. — 0 K- III- ^- WiUon, Travels by
Moorer. L |>p. XVlII-XXlil. - *) ib. L p. 2. — *) R. lU. S. WilwD« Tratds 1. p.
XX.WI. The Journal of tli.' Royal (JooRraphicid Soci.'ty I (IS;51:. p. '>:M. (abf,"'k. Journ. 1 ) —
^) Wilson, Travels I. p. X\\L\. Er sagt selbst von sieb: ..bis ubstiuäcy waa almost
equal to bis entbuai asm." SUtt „obstinacy" seUien seine Freunde woU nit Reeht ..p«r-
Mveraaee". WUmii, a. a. O. p. XXIU.
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167 —
um wissenschaftliche Ilcobachtungon anzuslellen. Seine Hauptgesichtspunkte waren
Handels-Interessen, Woll- und iMerdfeiiikänftv 'i Nichtsdeslowenitzer war er ;iher
unermüdlich thüli^ für die Krweiteruiig der Kennlnis jener Lands<;liaflen, Huer Kultur
und ihrer Uewoluier. Im Uktober 182'2 verliess er die Stadt Le, um auf der (gewöhn-
lichen Route nach Kaschmir zu reisen, auf derselben Transportstrasse, auf weicher
diese Fabrik. siadt mit der tilietiscben Schaf- und Zieizenwollc \eraeben zu werden
pflejj:!. Kr hc:il)sielitij;te, von di»rl aus über- Kabul iiadi Hiuli.ira vorzudriti^i'ti,
wiinle aber durch den Vürsichli^i ii liadscliii lauj^e aul^^elialteti und erst im Auj^ust
ijelauf; es ihm, den hubsu« hti;;(Mi Naehslellungen äeineä treulosen .Güimers
Randschit Singb, Königs der Sikh, gegen den Dsdiüum hin zu entkommen und
Ende September Attok zu erreichen. — Wahrend seines Aufenthalts in Kaschmir
war CS ihm gegluckt, eine Ak^hiifl von dem bn litnien Radscha Tarangini, der
Geschichte von Kaschmir, nehmen /n dürfen, welche ilann von dem grossen Orien-
talisten H. Wilson s,j\vii! von Troyer bearbeitet und ver;'»ll'eiilliclil worden ist.^)
(Die Daten der weiteren iieisen Moorcroft's in den Jahren 1824 und 25 bis zu
seinem zu Andkbo in Balkh am August^) 1825 erfolgten Tode^) sind mit seinen
Altcnteuern in den Gebieten der Afghanen und Bucharen angefüllt und bieten daher
keine weitcnMi Aufschlüsse über das Hitnälaja-la-biri^c dar.)*')
Seine genau ^idulirtcn Tagebücher häüeti wohl Ii Bünde, seuie siimmllichen
Briefe 8 Bünde gelullt. Diese Materialien waren nucii seiner eigenen 'Aussage:
„rudis indigesta(}ue raoles" und er war selbst Willens, dieselben für die VerOffent-
üchong ztt bearbeiten. Diese Aufgabe ist nach des verdienten Reisenden Tode von
H. Wilson in trefOichster Weise gelQst worden. 7) (Scbluss folgt.)
Die Geographie in den Niederlanden.
Uebenieht Uber dkl im Jalire 1879 enohiefa»«!! Arbeiten.
VoB Dr. (1. J« ll«qr is Ijeldea.
(Schlon.)
Unter den Veröffentlichungen der Geographischen Gesellschaft im vei^ngenen
Jahre nahni die Karl« der Tominibucht von Herrn S. C. J. W. van Musschen-
broek , die auch in S»'|>arutaus|,'abn ersehien,^) einen ehrenvollen Platz ein. Als
Hesidenl von Menadu, der n«>rdhchen Provinz der Iiiser Celebes, bat Herr van
MttSBcbenbroek seine hohe Stellung und die Gelegenheit, welche sie ihm zu genauen
Untersuclumgen und Vernn'ssimgen tles Landes bot, gewissenhall beiuif/.t nii'l die
Resultate in dieser sorgtiiHig aus^'carbeilcU'ii Karle niedergelegt. Die Erläuterungen,
welche er seiner Karle beigab, hallen zugleich den Zweck, auf die reichen Hilfs-
mittel der etwas entlegenen Insel hinzuweisen und einen grosseren Theil des Han<
dcis (loilhin zu lenken. Den nl>i-dlichen Bezirk di<'si!r Provinz, die sein* produktive
und aucii wegen der Missiuiusarboiten interessante Minahassa, wovon Herr van
') Joum. I. p. 233. Wilson, Travels I. p. lilV, - »j Jouro. 1. p. 234. — *) „Essay on
Um Hindu Hittory of Casbmir, the Radj» Tarangini, in Asiatie ReaearcbflS. Kalkatta.
XIV. p)). 1 -119. — *) Nicht im März wie Journ. II. j». '2C>s mit. angogi-ben. ^) Von tiwm
Fieber befallen — man sagt auch: vergiftet (?)," „Iiis life ffU .i siicrifici; to his zeal."
Wilson, Travels 1. p. XLVll. — K. III. Ü. 55ü— 5t>5. - ') Travels in the Ilimalayan
Provineei of Hiadustan «nd tli« Pandjab; in Ladakh and Kaabmir; in PM^awer,
Kabul, Kunduz and Bokbura by Mr. William Moorcroft and Mr. George Trcbcck,
from 1879 to 1^25. Trepared for ibe Fr«M from original Journals and Correipondflafie by IL
Wilson. II. vol London 1841.
*) Kaart van de golf van Tomfnl of Oorontalo en omligfande landen, de reeden, afvoer-
plaatsen. binnenlandsrhe wHgrn m iindore niiddolcn v:ui i,'>'tiiet>tisdiap« MUneugMleld doOT Mr.
S. ü. J. W. van Musschcnbroek. Amsterdam, C. L. Brinkman.
yiu^uo Ly Google
— 108 -
Musschenbroek im vorigen Jahre ebenfalls die erste auf wissenschaflliehen Ver-
messungen beruhende Karte verülTentUchte, beschrieb Herr A. VY. Öwaving in Uber-
slditUclier Form, *) wihrend er der Bevölkerung dieser Gegend einen Artikel in der
„Zeitschrift für Niederittndisch Indien" widmete. Di(! zur uUmlichen Provinz gehörige
Insel lUiton beschrieh Herr A. Li^lvoel in dt-n ,,Iiidisclu'n neitrilgen": Weiter öst-
lich war die Inselgruppe der Molukken Gegenstand neuer Aufnahmen von Seite der
Regierung, die auf grossen, in der hydrograptatsclien Anstalt zu Batavia hergesteilten
Karten dargole^'t wurden.-) Die Berichte des ütrechter Missionsvoreins, der eine
rastlose und von Glück be^fünstitile Thatitj;keit im Osten de^s Archipels entwickelt,
lieferten ausführliche Nachrichten Uber Aimahera (DjUolo) vun den Missionären de
Graaf and van Dyken ; der „NiederlSndisehe Missionsverein" zu Rotl«rdam gab in
seinen „Mittheilunpen" , deren 23. ThcMl erschien, Abhandlungen tlber indische
Talismane (Djemats), über den Islam in Indien u. s. w. ; und ein ehemaliger Mis-
sionär, Herr U. vun Eck, jetzt Professor un der MiUtärscbule in Breda, schrieb .sehr
ansprechende Skizzen aus dem indisdien Yolksleiben in dem „Indisdie Gids**, aus-
führlicher über die Insel Bali in der „Zeitschrift für Ni- 1 i lündisch Indien".
Sehr wichtig sind auch die Beschreibungen der ileisen im westlichen, unter
niederländischer Oberhoheit stehenden Theil Neu-Guinea's, welche in den Jahren
1871, 1872, 1875—1876 von verschiedenen Regierungsbeamten und NaturforBcbem
im .Anflrape der He^,'iorun;,f unlcmotnnim wurden. Das K^nif-'Hche Institut besorgte
die Herausgabe dieser Keisejournale, welche vun Herrn P. J. B. C. Uobide van der
Aa in selir gewissenhafter Weise und mit Hinzufligung ausführlicher Karten und
Bemerkungen ausgefhhrt wurde.')
Die NicdiTlassung des Herrn v.m Oveiheck auf Borneo und der Umstand,
dass der von ihm gestifteten englischen Handelsgesellschaft von den Sultanen von
Brunei und Sulu ein betrachtliches Gebiet auf der NordostkQste dieser Insel abge-
treten worden, war die Veranlassung zu einer Denkschrift des Herrn vdn Woudricliem
van Vliet, der dabei verscliiedeni! Probleme internationalen Hechts in Be/.ug auf
Koloniulpolitik erörterte und historisch das Hecht der NiederländOT auf ganz Bonieu
zu blanden sich beroOhte..'*) Die Sache bleibt insoweit zwMfeihaft, dass der
Londoner Vertrag von 18'2i zwar einerseits gegen den zwischen verschiedenen
Milchten gethcilten Besitz der iiriuilirlien Insel anderer'seits aber keine
diesem Zwecke angemessene Grenze zwischen den von den Niederländern bean-
spruchten und den dem englischen Einflüsse Oberlassenen Bezirken zieht. Der um die
indisclie Kartographie sehr verdiente Oberst Versteeg verfertigte einen neuen Hand-
atlas Von Nierlt'rlilndi.'^ch Indien, und lb!rr S. H. Serne eine neue Ansj^abe seiner
Karle, in welche die Hesultate der neuesten Erforschungen mit Fleiss aufgenommen
sind. Im Verein mit Herrn van Otterloo verfertigte Herr Semd auch eine grosse
Wandkarte des Mitteliflndischen Meerc^s.
Auch Meil.en uns ein paar Wcrkf bibliographischen Inhalts zu erwähnen
übrig: die Uicsenarbeit des Henn Hooykaas, die, von Dr. W. N. du iiieu heraus-
gegeben, einen allgemeinen W^^teer durch das Labyrinth der indischen Literatur
zu liefern bezweckt, aber theils wegen des vorzeitigen Todes des Verta.ssers selir
unvulisUlndig geblieben ist, theils sieb etwas zu viel ins Kleinliche verläuft; und der
') Kaart Tan de SGoabuM. oit de metingeo en opuMnen in 1851 — 1852 van de Hrercn
S. IL en G. A. de Lange, gcografische Ingenieurs, die van den Heer F. W. I'aapke Bulo«, laad-
guter raa Hanado, en nit eigen metingen en opnaincn ontworpen en samengesteld «bor Hr.
SL C. Jf. W. van Musschenbroek. In steendruk gebracht aan de topographische inridlllBg le
OraTenhrtge. A. II. Swavin;?. Do Minahassa. Makassar, J. van der Dungen Bille.
*) Molukscbe Archipel, blad 1. Gccompilccrd op het hydrographisch bureau te Batavia.
Sehaal: 1: lOO^OtfO. 1 Qravealnfe, J. Saiaiden.
*) Reizen naar Nederlandsch Nieuw Guinea, ondcrnoraen op last der Regeering van Neder-
landacb-Indie in de jaren 1S71, 1872, 1875— 187Ü door de beeren P. van der Crab en J. £.
T^aaiann. J. G. Cooreiigel en A. J. Loagerddt van Hmaert en P. Swmb. M«t geschied- «a
aardltjkskundige toolichtinRcn door V. J. B. C. Robid« van der Aa. HiutR, Mart. Nyhoff.
*) Kegtavriigen over nederzeUingen van niet Nederlaadcis in dwk Nederlaadacb-lndiacbe«
Archipel door L. vaa Woadrichem vaa TBst Haag, Oakr. Bdiahata.
-''ü • '-j ^j^-'-'
— i69 —
Entwurf oinor nicdpriandisrh-indischpin Biblio-^'rnphie von Hon*n J, A. van der Chys,
der indcss wolil nicht irrclir als dien ein ziemlich unvollstitinli5,'or Knhvtn f ist. ')
Die westindischen Kolonien der Niederlande haben ncuerding» wieder mehr
Interesse hervorgmtrfini. Den Antrieb dazo gab theilweise die Stiftung eines
V'creiiis für Surinrini, mehr noch die Zunahme der Ooldproduktion in dieser Kolonie,
die auch der Geographie zu Gute kam, da sie u. a. mehrere Expeditionen nach
dem Innern des Landes behufs Tracirung neuer Wege veranlasste. Mehrere Auf-
afttze darober, von Karten begleitet, sind in der Zeitaetirift der Geogr. Gesellscbaft
er-schienen. Es kann uns nicht wundem, dass nicht allein <1ie eri|2!lisch<!n nesit/.nnp;en,
sondern auch namenllich die franzfisiseho Kolonie Algerien öfters den (Jegenstand
von Studien bildete, die eine Vergleichung mit den Zustftnden in Niederländisch
Indien bezweckten. Einen sehr lesenawerthen Artikel enthielten a. B. die vom
Kön. Institute horausfjegebcnen ,,neilrilge" über das Verwaltungssystem des Mai-schalls
Randon in Algerien. 2) Der Verfasser, General P. G. Booms, der sj^ li schon mehr-
bch als tQchtiger Historiker hervorgethan hat, rQhmt sehr die Weise, wie der Mar-
schall, Energie mit Takt, vereinigend, die unproduktive und unruhige Besitzung in
eine fnirhtbarc und hinhende Kolonie zu verwandeln sich bestrebte. Obglei(th er
auch die von Manchem der Nachfolger Bandon's begangenen Kehler nicht verhehlt,
mdnt er, dass einige der in Algerien erprobten ^richtungen anch in Indien mit
Tortheil angewandt werden könnten. Hauptmann Beycrman beschrieb seinen drei-
monatliehen Aiirenthalt in Algerien^) und Lieutenant de Raa seine Reise nach Algier
und Aumale in der Zeitschrift „de Gids".
Auch der Süden Afrika's hat infolge der Annexton Transvaal» viel Interesse i-»
in den Niederlanden erweckt. Der letzte Präsiiient, Tliomas Burgers, hatte vor
ein paar .lahren sich Iflngere Zeit in det> Niederlanjlen aufgehallim und sieh durch
seine feurige Beredsamkeit und sein einnehmendes Betragen viel Freunde erworben.
HanptfAehlich vraren es die niederiftndischen Kapitalisten, denen er die Anleihe ver>
dankte für die Kisenbalm, welehe die Transvaal mit der Delagoabueht vereinigen
sollte, die aber für die Hepuhlik S(i verhilrij-misvoll wui'de. Denn eben die Fiii-cht,
der eintiHgliche Einfuhrhandel miichte ihr entgehen, veranlasste die englische Kolo-
nialverwaltung im Kaplande, auf Annexion zu dringen. Diese Vergewaltigung wurde
in den Niederlanden mit lebhaftem Unwillen empfunden, umsomehr, da Herr Bin'gers,
um die Einwand(M ung in sein an Arbeitskiüfltm nur allzu armes Land zu fiirdern, meh-
rere niederländische Beamten im Dienste der südafrikanischen Hepublik, — wie die
„Boers" Transvaal nannten, -~ angestellt hatte. Einige dieser Beamten blieben
auch unter der englisdien Yerwaltnng; mehrere aber kehrten zurück und gaben
auf Grund ihrer Erfahrungen genaue Berichte tmd Resehreil)ungen in Wort und
Schrift. So hielt in der Geographischen Gesellsr:haft Herr W. J van Gorkom, ehe-
maliger Superintendent des Unterrichts, Ober Transvaal dnen Vortrag, der sich den
Mittheilungen des Generalkonsuls Hamelberg über lien Oranje-Freistaat anschloss.
Herr Th. Nf. Tromp, dei, als Privatsokretilr des Präsidenten, diesen auf seinen Pund-
reisen durch Transvaal begleitet und ihm auch in seinem Stur/e treu geblieben war,
schrieb „Erinnerangen*.*, in denen er zwar von den „Boers** kein anKiehendes Bild
entwirft, aber das Verfahren der englischen BehfVden gebührend an den Pranger
stellt. *) In einer kleineren und mi^hr objektiv gehaltenen Schrift gab er eine
historische und ethnographische Beschreibung des Arn:tsulu-Stammes, der unter
seinem Fürsten Ketschwajo selber das Opfer einer zweideutigen, zwischen Eng-
M J. C. Hooykaas. Bepertoriam op de koloniale littcratuur of systematische inhoudsopgaaf
Tan hctgeen voorkomt orer de Kolonita (beoosten de Kamp) ran 1&95 tot 18d5 nitgegeven in
Ncdcriand en zyne orerxeeidie beritdag^ Ter pene gelegd door W. H. 4b Bieo. 9* Stak.
Amsterdam, P. N. van Kampen en Zoon.
J. A. van der Chys. Proeve eener Nederlandsch Indische bibliographie (1659—1870)
Temeerderde en verbeterde hordruk enz. B»a§, UaH. VjML
*) Een maarschalk van hct tveede kMMrryk en eene Laasche koloaie. StudiSa orer
Algerie door generaal P. G. Booms.
^) II. Heyerman. Drie maaodea In Algeriö. 2 din. 's Haag, D. A. TUeme.
*) Tbeod. H. Tromp. Herinneringen nit Zuid Afrika ton tijde der annexetie raa Traatraal.
Met eene voorrede vaa Prof. C. M. Kan en eenc kaart. Leiden, £. J. Brill.
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— 470 —
lilndorn und Afrikainün (wie die Trimsvaalbaucrn sich nennen) schwankenden Politik
geworden ist. 0 Anderer Art ist die Arbeit F. Schüssler's, der, seit mehreren
Jahren als Kauftnann im Kaplande sesshaft, die erneaten Be2iehun<{en zwischen dem
niedeiiiindischen Volke mid sc^inon (;dlerdin<.'s olwns enlfi'rnlon ) Vrrw.nKHen in Süd-
afrika zur Erweiterung! der HundelsverliindunKen zwischen btidon Ländern benutzen
wollte. In einem Vortrage in der Geofiraphischen Gesellsehafl , sowie spftter in
einer Flugschrift,^) giebt er eine ausführliche Notiz über die Produkte der „B^uem-
republiken", wo die niederlilndische Indusli ic rine sein- crsicbiue Absutzi|uellc finden
konnte, während sie für mehrere Zweige, wie z. B. für die Tuchfabrikation, hier,
ebensogut wie die Engländer, sich ihre Rohstoffe beziehen konnte.
Mehr streng wissenschaftlich, wiewohl io seinem beschreibenden Theile über-
aus f;(sslicli und iiiitctiialtond , ist (his jirDsso Werk des Zni»ln<,'en Dr. Krancnis
L. Pullen, der Madagaskar bereist und (in l'ranzösischei- Sprache) die Resultate
seiner Reise hi einem Werk niedergelegt hat, dessen zoologischer, vier Quartbftnde
umfassender Theil jetzt beinahe vollriKitM ist, wenngleich die Beschreil)ung der
I\eise, die sfhon im Jahre 1S77 bis zur fiuitlfn Lieferung fiefiihrl w;ir, spildom keinen
weiteren Fortschritt gemacht hat. ^) Das gediegene Reisewerk des vor kurzem
verstorbenen Predigers M. Cohen Stuart, der sich als Vertreter der evangelischen
Union sechs Monate in den Vereinigten Staaten aufhielt, und, obgleich einen Streng
kirchlichen Standpimkt einnehmend, als seharrsiiiiM;(er Reobachler uml ani:enebiiier
Erzähler in den weitesten Kreisen Beilall fand, erschien voriges Jahr ui zweder
Auflage.^) Neue, ebenCalls populär geschriebene Reisebeschreibungen erschienen
von den Herren Verschuer Ober Island^) und H W. van der Mey Ober Norwegen.*)
Dr. J. G. Schlimmer schrieb ein llandlnirti lier alten (',eo;ii;i|ihie, die in-
folge des neuen Unterrichtsgesetzes ein besonderes Lehrfach an den Gymna.sien
geworden ist. ^) Die physikalische Geographie auf Ritler*scher Grundlage hat auch
in den Niederlanden wUnli-e Vertreter. Ein Handbuch der allgemeine n Erdkunde ^)
von Dr. F. VV. C. Kreeke eiiebte im vergangenen Jahre die vioilc Auflaire; Dr. T.
C. Winkler, der eifrige Konservator des Teyler'scben Museums in Hiuirlem, der
(in französischer Sprache) eine Abhandlung Ober das Sanddiluvium und die Danen
schriel), gab auch ein in populärer Form gehaltenes Lesebuch der Erdkunde her-
aus, "') das schon die dritte Auflage erlebt hat. In einer akademischen Disser-
tation hat Herr J. Bosscha .sein Bedenken gegen die Vorstellung des Dr. Winkler
bezüglich des Sanddiluviums erhoben. .
Sowohl bei den Lelubljchern von Herrn P. R. Bos, die in vielen Realschulen
eingeführt sind, und dessen gnis-scres in driller Auflage erschienen ist, wie bei einem
neu herausgekommenen von Herrn E. Zuidema, ist das hier allgemein bekannte
Guthe*sche Lehrbuch der Geographie die Hauptquelle. Herr Bos hat in seinem
Theod. M. Tromp. De atam der Aina>Zo«loe (Zoeloes). Leiden, E J. Brill.
F. Scliiisslor. Zuid- Afrika . Mi t pcno inlciding VM Prof. P. J. Veth, bencvem MOC
kaart der reismute Amsterilam, P. N. van Kämpen on Zoon.
') Reelimlie« snr 1» faun» de Madagukar par Francois h. Pollen. T, I. Relatfon de
vnjage. Lrido. E J. Brill.
*j M. Cohen Stuart. Zes maiM)<len in Amerika. 2«- drak. Haarlem, H. D. Tjcenk Willink.
0. Verwhaer. intim« Thnle of eene maand op Jlsitnd. GMmsixveri door J. C. Grnvc.
Jr. Hanrlein. H D. Tjcpnk Willink.
*} H. W. van der Mey. Wandelingen io Noorwegen. Bydrogen tot de kennit van land en
volk. Baartem, W. C. de Graaff.
') J. (l. Schlimmor. Oude aardrijkskundo. ßroningpn. J. B. Woltern.
*) F. W. C. Krrcke. Handboek der algemeene natuurkundige aardrykskunde. Vermeerderde
en verbeterde dmk. Met 6 kaarten en 46 houtgraruren. Leiden. D. Noothoven van Goor.
^) Considerations siir Porigine du Zanddiluviom. du Saide Campinien et des dunes mari«
times des Pays-Bas par T. C. Winkler. Haartem, les H^ritiers Loosjea.
*') T. C. Winkter. Op en in de aarde. 3* druk Met 18 platen eu vele boiitgruvuieu.
2 db. .^nsterdam, Ellermaa. Harmi en Co.
Beschnuwingen over het xanddilnvium in Nederland. Atademiseh proefschrift dopf
J. Bosscha Jzn. Leiden. A. W. Sytboff.
'*) P. R. Bos. Leerfioek df>r aardrijkskdnde. D^rde, herziono druk. Groningen. J. B. WoUtt«.
E. Zuidema. Geographie. Leerboek roor gjmnasite, hoofere borgerscholen en eigen Studie.
Sneek, J. F. van Druten.
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— 471 —
Scbalatlas, des.sen Kwoite Auflage voriges Jahr erst^hien, eine neuto Bahn einge-
schlagen, dio aber in den Nioderlandnn nocli niolU ull^jemoin geniij? gewüidi^M wird:
die Zahl der Ortsnamen auf da» unumgänglich Notbwendige zu bcäciirUnken J)
Fttr die Schule giebt dieses dem Bos*schen Atlas einen Vorzug vor den Atlanten
der Herren KuypcM- uiul Posthumus, die wegen ihrer treflli<^lKMi Ausführung allgemein
verbreitet siiul. Obr'ist Vecsteeg hielt in der (leo-ziapliiscIuMi Ciesellschafl einen Vor-
trag Ober die Weise der Kai ten-ilepruduktion in den verschiedenen Ländern, der in
die ZeitÄArift der Gesellschaft au^senomnien wurde.
Mit Hucksicht auf den beschr&nklen Raum, über den wir verfügen können,
haben wir hieimit in Umrissen angedeutet, was auf dem r.ebielo der Ge^)gr;i|»hie
im vergangenen Juiuo erscliienen ist. Duneben erschien noch eine beträchtliche
Anzahl Lese- und SebulbQcher, die den Lesern dieser Zeitschrift geringes Interesse
einflössen können, während eine Menge Ueberselzungcn, vorzuglich Prachtwerke,
wie von nelhvahi, Wall.iro u A., beim l'iiblikiim güiislige Aufnuhine fninlen.
Obwohl die richtige Euisicht in das We^en der modernen Geographie, wie sie
sich speclell in den Schriften Peschel's ausg^ildet hat, noch vielfoch fehlt, wird doch»
wie aus dem Vorstehenden erliellt, naoh und nach ein Vorrath von Material zusam-
mengebracht und Iheilweise schon in wissenseliafllichcm Sinn verarbeitet. Es ist
nur eine Krage der Zeit, wann die gesundere AulYossung vom VVerthe dieser
Wissenschaft, die von der Geographischen Gesellschaft so kräftig angeregt worden,
in weiteren Kreisen und speciell auch bei der llegierung Eingang ßnden werde,
damit an unseren Hui-Iiscliulen und in unserer Gesetzgebung die Geographie nicht
länger das Aschenbrödel in der Universitas Scientiarum sei.
Laidsa, 10. Min 1880. Dr. 0. 1. Dtsf.
Deutschlands Dialekte bis um das Jahr 1300.
y«ni Dr. Paul Piper«
lilt«lMr Knt»
In gesteigiM-tciii Masse hat sich in jüngster Zeit die Theilnahme wieder der
Krtni-^« ImriL,' der «leiitsclien Dialekte 7.iigew;mdt, und m;in wurde dabei unterstützt
durch die forti^ühreitende und liefer eindringende Erkenntnis der Entwicklung der
Sprache von den lltestpn Zeiten her. Zwar hat Frommanns „Zeitschrift zur Kenntnis
der deutschen Mundarten" nicht ihr Dasein behaupten künneti, aber eine Anzahl
vortrelTlii luM- Untersuc^hiingen liegen vor Ober die liltcre Enlwicklimg der deutschen
Dialekte. Da nun die Jetzt von verschiedenen Seiten wieder aufgenommenen For-
schungen Ober die heutige geographische Vertheilung der deutschen Mundarten zu
wissenschaftlich befriedigenden Resultaten nur gelangni können, wenn dieselben
das historische Werden derselben in Betracht ziehen, so stellt sich vorliegender Auf-
satz die Aufgabe, auf Gnind der bisherigen sprach wissenschaftlichen Untersuchungen
ein Bild von der Entwicklung der Dialekte bis um das Jahr 1300 zu geben. Zu
dieser Zahl muss jedoch bemerkt werden, d:iss, wührend einerseits auch Grup>
pinmgen, die beisi>iolsweise nur im 9. Jahrhundert statthatten, Herlicksichtigung
fanden, andererseits auch solche aufgenommen wurden, welche erst aus dem 14. oder
15. Jahrhundert erwiesen sind, bei denen aber die Wahrscheinlichkeit dafllr spricht,
dass sie schon vor \300 ebenso bestanden. Das Nähere ist im Folgenden gesagt!
In der geographischen Begrenzung des Untersuchungsgebiets ist das kolonisirle
Land des Ostens ausgesctilossen worden. Durl gedieh allerdings das Deutsche der
Kolonm und es weist fortschreitende organische Entwicklung auf; allein die Betrach-
tung derselben kann natürlich fur unsern Zweck nur von sekundSrem Interesse sein.
Die unterscheidenden Merkmale der einzelnen Dialekte liegon besonders in der
P. R. Bot. SelMolatlu d«r g«1iMle sarde. 9* dmk. OroBinfmi. J. B. Wo1t»i«.
Dasst-Ilx' Priiicip ist lif>fi>lj;l im:
ächoolattis (1er gebeele aarde dour Dr. G. J. Doxy. Amhem. J. Voltelen,
und mit Besag auf die Niederlande in:
Rykena* BiAodatlas tu Nederiand m i^ne beiittiDgea. TQfde dmk. Groniagan, J. B.
Wolters.
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— 172 —
Lautgestall un^. Zwar <^(4»on auch Floxionsformen, syntaktische Bildunpen, Wort-
schatz eincitieits, die lictunun^äverhälliiist>^, besonders der einem Vokale in einem
beatiminteii Dialekte mkomroende Eigenton and««reeito, wichtige Kennzdcheo lüs;
doch sind dieselben für oine Skizzierung der filteren dialektischen Entwicklung
von geringerem Belang, du die erstoron meist nicht auf engere Gebiete beschränkt
sind, auch IrrthQmer bei selten vurkuiumenden Formen und Würlem leichter mug-
Itch sind, als bei den oft begegnenden Lauten, und da die letzteren sich jetzt
nicht immer mit Sicherheit nachweisen lassen. In Bezug auf dio Konsonanten stellt
man Beobachtungen an ober die öebergänge, die sich bei einzelnen, z. H. bei den
Liquiden, vollziehen, über ihren Schwund oder ihre VerschärfungsfUhigkeit u. dergl.
Vor alleni stier ist es hier die von Grimm so benannte zweite Lantverschiebong, deren
Gesetz uns in der Gestalt, zu welcher es durch die neueren UnteiTSUchungen durch-
t^cbildet ist, einen Anhalt giebt zur organischen Frkliirung des Entstehens, Wechsels
und Vergebens bestimmter Konsonanten. Dass diese Bewegung die Mutue nicht gleich-
zeitig ergreift, ist erwiesen ; wahrscKeiniich begann tAe bei den Tenues, dann kamen
die Medien und endlieh dio tflnenden Spiranten an die Reihe. (Dies ist die Meinung
Scherers, Braunes u. A., wfthrend Curtius, Lottner, Grassmann die
Verschiebung bei den Aspiraten beginnen lassen). Ueber die Anlässe der ver-
sdiiedenen Verschiebungm hat man ins Klare zu kommen und zu dem Zwecke
die <'in'/.elnen Laut ülieiT^ilngp physiologisch zu erklilren versucht. Bud. v. Baumer
findet das Wesen siuiunllii lier Verschiebungen in zwei sich ergänzenden Erschei-
nungen : der Steigerung der einfachen Stumrnlaute und dem Absterben nachhallender
Hauchlaute. Cortius erkennt in dem Vorgange den Ausdruck der Thatkrafl,
Keckheit und jugendlichen Büstigkeit Scherer d:ii:e;,'en meint, in jedem der drei
Verschiebungsakte hege eine Nachlässigkeit einer vokaltrollen Zeit vor, die bei der
Aussprache der Konsonanten Kraft zu sparen suchte. Heinzel (Niederfi'ftnkische
Geschfiflssprache S. i47) sucht den äusseren Anlass f&r den ersten Akt der Ver-
schiebung, die Verschiebung der Tenue-^, in einer .leriation dei-selben, d. h. in
ihrer Mouillierung durch altes oder neu eingeführtes Jot. Wie dem auch sein mag
(zu sicheren Resultaten ist man noch nicht gelangt), es ist wahrscheinli« Ii, dass
^n iussercr, in Oberdeutschland wirkender Anstoss die Lautverschiebung veranlasste.
Von Oberdeutsehlaud aus verbreitete sie sieh nJlmlich allmählich nach P'ranken.
überhaupt nach Mitteldeutschland, und für verschiedene Phasen derselben können
wb noch deutlich die verschiedenen Entwicklungsstadien zeitlich und rfiumlich
verfolgen, und die letzten Spuren der Bewegung reichen bis in die Neuzeit. Zu
beachten ist, dass, ähnlich wie bei einem ins Wasser j,'eworfenen Steine, die kon-
centrischen Wellenbewegungen in der Nähe der wirkenden Kraft am energischsten,
aber auch zuglach am engsten auftreten ; je ferner sie dieser sind, desto weitere
Flächen beherrschen sie, desto flacher aber sind auch ihre Wellen. Die letztere
Thatsaehe werden wir namentlich bei dein Forlselireiten der mitteldeutschen Dialekte
auf Kosten der niederdeutschen zu beobachten haben, während die oberdeutsche
Lautverschiebung auf Kosten des Mitteldeutschen im Laufe der Zeit nicht merklich
an Terrain gewinnt. Di* \ . i Schiebung von t zu z, und auch in den meisten Fällen
von p und k zu f und fand in Ober- und Miltelilt-utschland schon vor der Zeit
der uns erhaltenen Sprachdenkmäler statt, jedenfalls schon im 7. Jahrhundert, und
damit war der charakteristische Unterschied des Otierdeutachen vom Niederdeutsehen
gegeben. Auf die übrigen Verschiebungen (nämlich die der noch übrigen Tenues
p, ferner des k zu ch und des d zu t, endlich die von b und g zu p und k) fanden
in Oberdeutschland vor unsren Denkmälern statt, und zwar blieb die Vei'schiebuug
von b und g auf Oberdeutschland beschrftnkt ; dagegen kOnnen wir fai Mitteldeutseh-
land die Verschiebung von d zu t, sowie p zu pf im Anlaut, Inlaut nach Konso-
nanten, und in der Verschärfung, noch verfolgen. Höchst merkwürdig zu beobachten
ist auch die Verschiebung von th zu d, welche sich in Oberdeutschland in der
zweiten HUfta des 8., in Ostftvnken Anfang des 9. Jh., in Sadfranken Mitte des
9 Jh., in Mittelfranken um 980 und in Niederdentsdiland noch später vollzieht.
Neben diesci* Lautbewcgung, welche den Konsonantismus betrifTt, gehen andere
organisch sich vollziehende Umgestaltungen her, denen die Vokale unterliegen,
indessen setzen diese nschweislidi zum TlieU an anderen Punkten ein, als jene
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173
kousüimnliscbeo. Zunftchst iät der Umlaut zu nennen, welcher zuerst sich un a
voUzielit, spater aber auch an ü, ü, u, uo, ou, ö bervortritt Die physiologische
ErkJSrung des erstun Auftretens des Umlauts ist üi einer MoaUUerung des dem i
VorangohetMleii Konsonaiilon «{efunden. Das so vor den Konsonanten tretende i
verschmolz mit dein Stiimmvükulc, iudem es duäseu Eigenton erhöhte. Doch isi
aucb hier das Dunkel, welches Ober dem äusseren Anläse zu di^r Bewegung
schwebt, nicht gelichtet. Natürlich hinderten alle Konsonanten, welche, wie h, w,
I, r, eine Mouillierung nicht •^estiitlt ten, das Eindiin^'en (lt>,s Umlauts (vgl. Braune,
in Taut u. Uruune's beitr. IV. 540— allein allmUhUch trat die Analogie der
bereits uingetauietea « niAcbUg wirkend auf uad gesUUete nicht nur die noch
ührigen a zu e, sondern lautete auch allmählich die oben erwähnten andern Vokale
und Diphthongen um, zu einer /A'it. als Hingst das nmlautwirkoiuli- i der Endung
zu e abgeschwUcht war. Aucii die^c ücwegung scheint von Uberdoutschland aus-
gegangen zu aein; wenigstens ist der Umlaut des a in Alemannien um 757 ein-
gedrungen, um 800 iist er in Baiern und Alemannien dun liweg eingetreten, wahrend
er in oherfrünkischcn Urkunden ersi um 780 auftiitt. Der Undaut des a scheint
uhrigcnä viel rascher Uber Deutschland sich verbreitet zu liuben, wenigstens ist er
auch schon in den uns erhaltenen altsftchsischen Urkundeq yertreton und sogar
sehon im Hchand (ca. 830) vorwiegenrl. Der Umlaut des ft zu i u begann im 10.
und wurde durchgreifend im 11. Jahrhundert, der des u zu ii im 11., der des au
zu oi und des uo zu de binde deä 12. Jahrhunderts, ohne da.ss jedoch mit Sicher-
heit eine Progression dieser Erscheinungen in geographischer Besiehung zu konsta-
liren wiu'C. Kine andere Veränderung auf dem Gebiete der Vokale, welche dialekt-
bildcnd gewirkt hat, ist die Brechung der langen Laute ö (zu oa. ua, uo, ue), und
ü (zu ca, ia, ie), sowie die Monophthongierung von au (übtM' ao zu ü), und ai (Uber
ei zu e), und ^ Diphthongierung von Q, iu und i (zu au, eu und ei). Die Brechung
des 6 erklilrt sich so, dass ein dunkler nachhallendt-r Vokal ei/.eugt wurdi?, da dem
Vokale mit hohem Eigentone ein Konsonant mit dunklem Tindire folgte; die des u
ist vielleicht aus der circumllektirenden BeU)uung dcu' laugen Vokale zu erklären,
wobei der absteigende Ton sich in Form eines naohhallenden Laute« darsteHte.
Weiteres über den Aiilass ist aurh hier nicht ormittell. Auch ist nicht sicher,
ob diese Lautbeweguny in Baiern odi'r Franken ihren Anfang genonnnen habe.
Wahrscheinlich ist das Lotziere. In bair. Uikunden ist 7G0 ö und oa gleich stitrk
vertreten, 780 gewinnt. 6 wieder an Raum, von da Ins 814 halten sich ft und oa die
Wage, von da bis SV) überwiegt oa, dann kommt uo dazu, dem um fKX) dos ganze
Gebiet zufallt. In Franken hndet Jakobi (Buitr. z. d. Gr. S. 113) erst um 750
die ersten Spuren von oa und uo. In Alemannien ist 6 bis 702 intakt, bis 780
herrscht oa unter den Brechungen, dauel>en aber noch ö, seil 800 ist ua durch-
gedrungen. In Ostfranken ist s<-hun 7Srt uo idjcrwic-cinl, im Anfang des 9. Jahr-
hunderts stehen sich uo, ua gleich stark gegenüber, seil 827 ül>ervviogl uo. Von
Mainz ab nOrdlicb herrscht uo (nie ua), in Sachsen herrscht unverändein ö. Auch
die Brechung des scheint in IJaicm frQher eingetreten zu sein als in Alemannien
(wenigstens enthalten die Pariser Glossen schon Spuren der Brechung, während der
ftltoste Theil der keron. Glossars sie noch nicht zeigt), und auch frUlier als in
Franken, denn noch der viel jüngere Isidor bat vorwiegend d bewahrt. Im os.
ist d noch R^el. Die Monophtliongierung des au zu 6, besonders vor h und v,
findet sieh am frühesten in Kranken, wo zwischen KV) und 7"i<) dov Uebergangs-
laul ao schon oft aufUittj in Baiern ist 702 die Monophthongierung vollzogen, in
Alemannien tritt sie bis dabin aber noch at^aa auf und nimmt erst von 7(K2 ab
schnell zu. Im Altsächsisciien dagegen ist 6 fast überall durchgedrungen, und es
scheint wahrscheinlich, dass sich dir' Uewegimg vom Niederrheine her nach Ober-
deutschland verbreitet hat. Einen ähnlichen Weg scheint die Vereinigung des ai (über
ei zu 6) zurückgelegt zu haben, denn in Sachsen ist allenthalben ö dafikr eingetreten,
in Franken finden wir die Schreibung ei st^luin um 500, in bair. Uricunden halten
sich 763 ai und ei die Wage, imd erst von 790 ab liei rscht letzteres ; in Alemannien
ist nur ai bis 762 vorhanden, bis 793 Schwanken zwischen ai und ei, von da ab
Herrsdisfl des letztoren. In Mittel« und Oberdeutachkmd ist die weitere Verengung
zu d nur vor h, v, r eingetreten. Endlich sind noch die Diphthongierungen von ft,
EMI««. ZtlUthrifL hJU. 12
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— 174
lu, I zu berühren, welche, man weiss nicht in Folge welche» Austosscs, von Oester-
reich her im 13. Jahrhundert in Baiem eindrangen, im 13. Jahrhundert bis Lech
und Bamberg, spftter auch in ThOringen und Ob«Msaf lis.'n sich vorbreiteten. Einen
KikliinmirsvcrsuHi marht Schercr (zur Gesdi. d. tl. Sprache, - S. 42 fT). Alle
diese gescliilderten Laulvorgänge vollziehen sich geographisch von verschiedenen
Punictea aus und in verschiedenen Riebtungen, und das &gebni8 ihrer Wirksamkttt
sind die deutschen Dialekte. Dabei fUllt in die Augen, dass die meisten dieset
Bewegungen von oberdeulschland oder Mitt(>ldeutschland ausgehen und nin- wenige
Niederdeutschland mit betretTen. Die niederdeutschen Dialekte stellen uns daher
eine der froheren allgemeinen deutacben Lautfonnation näherstehende Bildung dar,
als die oberdeutschen. Selbstverstindlich sind neben den obenerwähnten Haupt-
lautbewegungnn geringere einherpeganfjon, die oft nur einen beschränkten Wirkungs-
kreis hatten; so erinnern wir an die Vokalnachschläge in Nioderfranken und West-
falen und Aehnlicbes. Aber neben all jenen organischen Vorgängen, welche zar
DialeklbiUlung boitrugen, sind noch Veränderungen gewaltsamer Natur zu erwähnen,
wflrli.' Ihm tliM- Entwicklung der Sprache sich zeigen. In den Stürmen der Völker-
wanderung überwiegen jene gewaltsamen Einüasse bei weitem die Wirksamkeit der
organischen Gesetze, aber auch spftter kOnnen wir sie noch bemerke. So sind bis
heutigen Tages in der Sprache von EIsjiss und Ortenau die Folgen davon zu ver-
spüren, dass diese im 5. Jahrhundert einen Bevölkenings- und Horrscbafts Wechsel
durchgeuKiclil haben; ferner wurden Theile des Hessen- uiui Tliüringerlandes fränkisch,
als sie 527 von Theodorich unterworfen wurden, auch hat der bairische Dialekt an
den schwäbischen, als er selbst im Osten sich weiter ausbreitete, im Westen das
Gebiet jenseits des Lech und im Oberinntbal und Oet/ihal abgetreten und vieles noch
zu erwähnende Andere. Aber nicht nur duich Eioberuiig oder Wunderungen, sondern
auch durch Kolonisation worden Dialekte auf Gebiete verpflanzt, auf denen sie nicht
erwachsen waren. So sind fiie newohner des Hiesengebirges Kolonen aus dem Nord-
gau, die Ciomeinden südlich vorn Monte Rosa, sowie die 13 und 7 Konununen in Italien
sind ßergwerk.skolonien, und die Deutschen von Gottschee sind Nachkommen von Kolo-
nisten freisingischer Klost«rgQter. Besonders ist zu beachten, dass die sogenannten
Sprachinseln stets solchen ^gewaltsamen Bewegungen ihren Ui-sprung verdanken.
Sie sind entweder Ueste einer friiheren, durch Krieg oder sonstwie znrQckgedrängten
Bevölkerung oder vorgeschobene Kolonien eines sich ausdehnenden Volksstammes.
Bezeichnend für diese Volkerbewegungen sind namentlich die alten Gau-Benennungen;
so war der pagus Ile.ssi Saxonicus früher hessisch, der Nordthut inj-'ngau thüringisch,
der (lau Boructra wurde erst im 8 .lahrhundeil sächsisch. Auf frühere Wanderiuigcn
deulen noch die Namen des Bardengaus, Suevengaus, Hurdagaus (Charuden) u. a.
Einen hOchst wichtigen und bedratsamen mechanischen Einfluss auf die Eäitwick-
lung der Dialekte (d>te ferner die ^(-hriffsprache. Resonihu's nachhaltig wirkend
tritt dieser Einlluss Hude des fünfzehnten Jahrhunderts auf nach Erfindung der
Buchdruckerkutist. Auch schon früher sind die Schriftsprachen der Kanzleien von
Einfluss gewesen, doch sind die Ansichten Uber die Ausdehnung desselben ver-
si biedeu. Während Meinzel von ihnen ausgehende typische Sprachgestallungen
annimmt, w-elche den Dialekt eines ganzen Gebietes beeintlussen, geben andere,
wohl mit grösserem Rechte, nur eine beschränkte Wirkung derselben auf die Volks-
sprache zu. — Dies sind die hauptsächlichsten Bewegungen und Einflösse, welche
die Gestaltung der deutschen Dialekte veranlassten und das geographische Bilrt
schufen, das zu erklären jetzt unsre .\ufgabe ist. Vorher noch ein Wort über die
massgebenden Denkmäler und die Geschichte ihrer Benutzung. Die reichste Aus-
beute geben natürlich die grossen Spradidenkmftler ; doch ist bei vielen gerade die
Gegend erst zu bestinuiien, in der sie entstanden sind, unrl der Fundort der Hand-
schrift ist nicht inuiier massgebend; so liegt beispielsweise die Handschrill des
flildischen Tatlan in St. Gallen. Eine wichtige Ergänzung der grösseren Sprach-
denkmäler und in ihrer Heichhaltigkeit ein gutes Bild der dialektischen Entwicklung
geben die f;!os.sen, dot h ist lurli zur Lokalisirnng ihres Dialekts erst noch der
Scülussel zu linden. Diesen gewähren in sicherster Weise die Urkunden. Zwar
kommen deutsch geschriebene Urkunden erst um 1300 auf, doch bieten bei den
ßlkheren die zahlreichen, darunterstehenden Zeugennamen wenigstens für die Laut-
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— 475 —
Verhältnisse — und diese sind ja zur Bestimmung des Dialekts dii' flauptsache —
uusgiebigen Auti>cUluss. Die Wichtigkeit der Namen tiir die ISpracbgescbiclite
erkannte zuerst Th. Jakobi (Beitrige zur detilMdiai Grammatik. Berl. 1843. S.
107 IT.) Wichtig wurde alsdann vor AndiMcn der von K. Müllen ho ff (K. Müllen-
liolT und W. Scherer, Denkmäler douts< h('r Po(^ie und Prosa a. d. 8. — l'i. .laliilj.
4. Aufl. Berl. 1864. 2. Aull. 1873) gelührte Nachweis, dass die Namen zur Uestiin-
mui^ des Dialekts und Alters literarischer DenkroKler verwendbar sind. Dernnftchst
stellten Untersucbungen an über die Namen in Sankt Gallor Urkunden R. Henning
(Ueber die Sankt Gallisclien Sprachdo.nkniiiler bis zum Tode Karls d. Gr.), in Frci-
singcr Urkunden A. Wagner (Erlangen 187ti), Ober die ait^ächsiscben H. Althoff
(Paderborn 4870). Die in ihren Schwankungmi und ihrer 6rup|rirang besonders
wichtigen mittel- nnd niederdeutschen Dialekte fanden in Bezug auf ihre geographische
Verbreitung neuerdings eingehende Behandlung. Besondors zu erwähnen sind
n. tleinzel (Geschichte der niedorfi-ünkischen Gescbilflssprachc. Paderb. 1874),
Vf. Braune (Zur Kenntnis des Prtnkischen und tur hochdeutschen Lautverschie-
bung, in Paul und Braune's Beitragen I., S. 1 IT.) II. Tümpel (die Mundarten des
alten niedersächsischen Gebietes zwischen und 1500 nach den Urkunden dar-
gestellt ; ebendaselbst Bd. VII. S. 1 11.) Andere Arbeilen, welche besonders die neueren
Dialekte behandeln, werden, soweit sie hier benQtzt sind, unten ErwBhnung finden.
I. Oberdeutsche Dialekte. A. Das alemannische Sprachgebiet. Die Grenzen
des Gebiets findet man in Weinholds alemanni.scher Grammatik S. 4—7 und in B ir-
rt ng er (die alem. Sprache rechts des Rheins seil dem 13. Jahrh. Berlin 1868) ver-
zeichnet. Den Alemannen gehörte im 3. Jahrirandert das Land zwischen Rhein nnd
Donau, wozu sie das Elsass gewannen.- Doch letzteres, nebst der Orlcnau, verloren sie
an die Burgunder. Zwar wurden diese Landstriche durch den fiünkisdien Dagoltert l.
wieder gewonnen, behielten aber seitdem in ihrem Dialekte eine frilnkische Färbung.
Die Nordgrenze ist links des Rheines der Hagenauer Forst, redits die untere Murg nnd
die Oos ; die Westgrenze sind die Vegesen, die Südgrenze die Birs. Das eigentliche
Alemannische wurde, als der Stamm von den Fi anken unterjocht worden war, mehr
nach Süden gedrängt, doch gewann es hier an Boden ; so fiel ihm nach dum Unter-
gange der Borgunderherrschaft Solothum und das Uechtland zu, ebenso gewann es die
Thäler der obern Bh«'>ne und am Monte Ilosa. Im Südosten gewann der Dialekt
unter den Hohenstaufen das Gebiet des Bisthums Cbur auf Kosten des Komanisehen ;
ferner erlangle es den grössten Theil des Obcrinnthales sowie das Oetzthal. Diese
letzteren Gebiete kamen allmählich, zum Theil erst später, ganz in das Herrschafts-
gebiet des alemanniscIuMi Dialekts; aber die Einwirkung der Alemannen auf diese
Gebiete duich Kolonisation beginnt schon sehr fiiih. Alemannien zeifüUt in Hoch-
oder Oberaleniannien (.\rbongau, Tui^au, Zürichgau, Aicgau nebst den spateren
Ehiverieibungen) und Niederalemannien (Breisgan, Oberalbgau, Kletgau). Das Schwä-
bische ist die Sprache der schon im H. Jahrhundert mit den Alemannen verbündeten
suevischen Jutungen, welche östlicli von jenen sassen. Die Nordgrenze desselben
zieht sich vom Schwarzwald nach der Nagold oberhalb Hirschau, dann tiber den Neckar
bei Ludwigsburg, geht dann in ostnordostlicher Richtung aber den Kocher bis
nniilliffi vmi Küwan^'cn und dann mit starker nördlicher Biegung um Feuclitwan^en
herum und endlich im Allgemeinen längs der Wernitz nach der Donau. Auch diesei"
Sprachstamm hat im Norden Gebiet eingebUsst, während er im Süden solches dazu
gewann. Auch das Sualafeld war ursprOnglieh schwäbisch, whielt aber bald vor-
wiegend frankischen Charakter Im Osten dagegen, wo der ].rch die ursprdniiliclie
Grenze war, gewann das Schwäbische im Mittelalter Gebiet auf dem rechten Ufer
dieses Flusses oberhalb Augsburg, so dass obere Amper und Loisach die Grenzen
bilden. Das Gebiet des Schwäbischen zerflUlt wieder in Ober- und Niederschwäbisch,
soda.ss die Alb zwischen beiden die Grenze bildet. Die auf der Karte gozocreno
Grenze dürfte in der Hauptsache stimmen, obgleich eine genauere Untersuchung
ihr die ältere Zeit noch nicht vorliegt. ') Die sprachlichen Unterschiede des Ale-
') Kine Gruppirnns der schwulnsclicn Dialekte in nftuoror Zoit Rieht Hirlingcr in Kulms
Zeitschrift fnr vpruddi-lioiulo Sprachwiggcnsclifift XV. (ISiif'o, S. 101—214, welcher sinch
Wirkon all'4i\iii--i'lii'r Kintin^^»' vorn See hör. ImirinchtT vom Lech hör. fr^nki.schfr von» Uics her
konstatirt («um alcraanaischeu vergl. ebendas. XIV, 410-451, XVI. 47— 5i>. XVllI. 40—51).
inannischen vom Bauidchoo, aowie dav envntlrmn uleinuuniscU-tiduviÜJiächeii Dialekte.
onlereimHider, habe ioh in meinem bei SchQningb in Paderbora erschebiflndeo Buebe :
Die Spractie und Literatur DewttdiUtnd« bis »im XII. Jahrhundert, 8. 15, fDr die
Illere Zeit /.iisannnentiestcllt.
B. Das bun iächc ."Spraoliguliiet. l)ic> Üaieru, diu Nucbkuuuitcn der illteru
MariuMonannen, dodi mit Beimiachung vandiliacber Elemente, besetHen im 6. Jiibrr.
hundert das Süddonaoland, zunttchst bcaonderri Nüricum. Bald drangen sU- \vfiU;r
nach Osten, und nach dtM- Ufsicgimn dei- Avaren ^vur(ll'tl Deatrn eich , Kiiinteu,
Steiermaj'k koloniäiert. Aul dem iieugewoimcnen liudoii wurde uaL-U Zurück weri'uu^f.
der Ungarn die Oatmaric imd die llarkgrtfoehaft Kttrnten gegrandot. Spftter, im IS.
Jahrhundert, wurden auch ilio Gii-nzgchiete von Böhmen und Mähren kolnnis^terl
(vpl. V. C.hUinieczki im Archiv t Kunde iisterr. Geschichtsijuellen, Bd. XVII).
Die Länder äUdhch der Donuu im iteutii^en Uaiern und Oe:>terreicb hatten an Ganzen
denaelb^ Dialekt. Bei der Ausbreitung naoh Osten trat das Balrioclie Jm Westen
an djis Schwähis^ehe und Al«'niannische einige Gebiete ali . ebenso hfttte der Nonl-
gau, das bairische SUuuiuland, bald besonders bünkisciie LmllUase Zu erdulden.
Der Nordgau zeigt schon in früher Zeil eine von dem übrigen Bmriacben abweichen-
den Dialekt. So baiU Nürnberg und »ein Gebiet schon frühe friaklsohen Sprach -
formen Zutfitft gestnltet. Mit der Zeit ^ritT dii^se Durchdringung der iirsprüngUchen
Sprache des Gebiets von liiinkischen UialekUorinen weiter, und m der noucren
Dialekteintheilung Deutschlands wird es, nebst den anUegendon, deutschen Greui-
beiirken in Böhmen, als ostfirftnkiscb )>ezeichnot , gegenüber den Übrigen mittefi
deutschen frilnkischen Mundarten, uelr-hc :iN westfrüiiki.seh zusammengefjLs.-^t werden.
Man verwechsle dieses Ostfränkisch nicht mit dem tOi' die fiiihere Zeit auf unsrer.
Karte als est- oder bochfrünkisch abgcgi'^zten Gebiete. Die Mundart des Nord-
gaus verpflanzte sich sp&ter durch Kolonisation in das Du ii^^ebirge, wähl end das
übrige Schlesien mitteldeutsche Sprache zeigt. Die Grcnzbo.stimmung gielitWeiu-
hold in soinor hairischen Grammatik S. 5—10, wo auch Uber die cinscUlägigo
Literatur Auskunft gegeben ist. Von seiner Grenzbestimraung im Ostmi an der
Mittel-Eger weichen die Ansitze Grad Ts an dem unten aagegebenen Orte etwas ab..
Wie weit südhch sich spftter die fränkischen Einflüsse erstreckten, ist nuf unsrer
Karle durch die blaue Urne nördlich der Donau l)ezeichnet. JSai>-Vils und Ober-,
Eger haben diesen .spttt^ren Miaehdialekt am rouisten. durobgebildet.
Ii. MItteldMtNl» OMM», A. Das frinkiaehe Spraebgebiei. Die mannig-:
fachen Wanderungen, welche in Mittel- und Niedcrdeutsrhland stattfanden, trugen
n&ben den organischen Gesetzen, die oben kura skizzicit worden sind, zur Bildung
der Sprachgruppierungen t>ei, wie sie tSkr die althochdeutsche Zeit unsere Karte dar-
stellt. Gründlich wunden diese Dialekte zuerst geschieden von Mallenhoff in der-
Einleitung zu den nenkiiiiiloi-n, Verbesserunu'en zur Einthcilung a:\h W. Braune
(zur Kenntnis des Erüukischen, s. oben), und deren Arbeilen süid hier hauptsäch-
lich massgebend gewiesen. K. Weinhold in der mittelhoohdcutschen Grammatik
(Paderborn 1877 S. IIS) schied Salfranken nfirdlich der Erft, an Maas und Scheide,
Ripuarier zwischen Brohl und Erlt, Siegquellen und Maa^. Chatten in ihrem Stamm-
land, femer am ganzen Main und an der Mosel bis an die alentannisiolie und buii ische!
Greue. Wir scheiden hier das OberfrSnkisehe vom MitteHrttnkisohen. Das Ober*,
fränkische Ibeilen wir in Ostfränkisch (llochfrankisch) und Rheinfränkisch.:
Jenes reicht vom Spessart und Vogclsberg bis zum Fiohlolgeliiige und von der
alemannischen Grenze bis zum Thüringer Wald. Im Ganzen slunmt ßs mil üeu
Greazen das ducatus Franclae orisntaliB. In der Bnehonia und dem Graplislde ent-
bfllt es frohere hessische und thttringische Bostandtheile; im Süden zeigt e^ l eber-
gSngc zum Schwäbischen und Bairischen. Uelter seinen EinHuss auf das Bairi.sche
des Nurdgaus und Böhmens s. oben. Im osUränku^chen Dialekt ist t zu z und d
meist zu t versohobeo, im 9. Jahrhundert besteht noch th im Anlaut, im 10. ist aooh
•) Zur AstfHtolriwlira Ti.mtlchrp in neuerer Zeit vrgl. Ornil! in Knlins Zritwhrlft XVIT.
(1868). 1-0. XVIII. (1S*;6) 2t;:i-283; Ober den ostfränkischen Dialokl Böhmon.s A. Procliazka.
das deutsche Sprachgebiet in Böhmen. Mitth. d. Ver. f. <;e.sch. il. Deutschen in Hohni ti. 11.
Jahig. Gradl Selkas Zdlschr. XIX. S. 321 ff., velehar denselben in die Gruppen Obex-Kgcrj nn
Egergf u). Mles*Bu)btns, S|itteM^r opd Ober^Angpl.liwtti. : , .
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177 —
dieses zu il vci-schiihtm. Vom Ali'rTi;iiiiii:»(:hen und IJuirisrhcri unteiNchei'let sich das
Ostfränkisclie dadurch, dasb g und b nicht vei':ichuboii sind. Nähere ICennzeichen
'des Dialekts habe ich in meinem oben genannten Buchß S. 18 gegeben. Das
Ulie in fr linkische wurde gesprochen von den Greir/xn des Alemannischen zu
beiden Seiten des lUieins im Nonlwesten unK'onihr bis Hunsrück, zur untern Luhn,
aber über den Mittellauf dieses Flusses hinaus, im NO. bis zum Vogelsberg, im
SO. bW vor 'Orense des Ostfrfinkischon. Auch hier ist* t zu z versehoben, aber d
bleibt meist; p Mt nnr Im Anlaut und der Verachirfung, k im Inlaut und Auslaut
nach Vokalen ver<;chol)en. Vom Alematiiii-^f^hon nnter^ftieiilcf t s sich dadurch, dass in
diesem alle Tenues und Mediae verschc^n sind, und dass uo statt uu steht. FQr das
9. Jahrhundert ^nd noch als besondrer sfldfrltnkischer DIafekt der Spoiergau
und die recht-srheinisi^lien llesitxungen des Bislhunis Speier abzusondern, da in
diesem das allf il un<l ebenso Iii nur im Anlaute Meiben. Im 10. .Jahrhundert fÄllt
dorf, Haan, Hilden, HOhMibeid, Neukirch, Opladen, Barsbheld, Odenthal, Marien-
berghausen, Nflmbi«4At, Waldbfoel, Freusburg, Siegen, Hadamar, Limburg, Ober-
wescl, Hoppmt, St. Goar: am linken Hheinufei- gelil die Grenze über Simmern,
Kirchberg, Uirkenfeld, St. Wendel, t)ltweiler, Saarlouis, Diedcnhüfen, Grovenmachern,
Luxemburg; von da bis Montjole gren«t das framffsische Sprachgebiet; von da shid
niiltelfrRtikische Grenzorle gegen das Niederfränkisehe : Büttgen (\v. von Mfil&i),
Molzweüer fhei Ciladbaeh), Aarlien, Cornelimtmster, Dnreii. .lülich. Kennzeichen
des Milteitriitikischen ist, duss t überall zu z verschuben ist, mit Ausnahme des t
in dat, wat, it, dit, allet und In einigen einzelnen FBlIen; d ist unverachoben. p
nach I und r ist nnverschoben, wilhrcntl es in t>l»erfranken Verschiebni^ teigt.
Kbenso fehlen die Medi;i!verschiebungen, die in 01)er(iankt'n noeli vorkommen. Zu
Iteachten ist, dass die Orte Dillenburg, llerborn, Biskirchen, Weilburg, Cusel (bei
St. Wendel), Blieskastel, Saarbrocken nicht mittel-, sondern rheinflünfkiseli sind.
B. Das Hessisflie und Thüringische, jenes an der oberen Lahn, der
unteren Fulda luirl der Kder, dieses im Gebiet der Hnstrut, Ilm imd Saale stehen
auf tiein ostfiänkischen Stand[)unkle der Lautvei-schiebung, doch zeigen sie manche
UebergUnge zum Niederdeutsehen i Die («rencbestimmung bis zur Weser ansnenerer
Zeit giebt Worm ke (Zeitschr. f. vaterl- Gesch., vom Verein (Dr Gesch. WestCBtlens
XXXII. (1874) Abth, II., sowie Tümpel, a, a. (>. f.et/terer aber treht noch weiter
bis zur Elbe und untersucht auch den Irülieren Verlauf der Grenze. Zwischen
Hessen und Niederdeuteehland scheint danach in froherer Zeit die Grenze dieselbe
gewesen zu sein, so nämlich, dass Hailenberg, Braunshausen, Neukirchen, Sachsen-
licrg. Altlotbheim. Sehmidtlotldieim. Bringhansen, Vuhl, Niederwerbe, Waldcck, Naum-
burg, Weimar, Cassel, Gertenbach auf mittelfränkischer, dagegen Welschennest,
Hessbom, Sehmallenburg, Dreislar, Berge, Ifedebach, KiroMothheim, Hiarb^ueen,
Asel, Dorftttei', Thalitter, Oberid>urg, Oberwerbe, Sachsenhausen, Freienhagen,
Ippinghrttisrn. Wolfhagen, Altenhasungen, Zierenberg, Dürnberg, Grebenstein, Immen-
hausen, Munden, iledemUuden auf sächsischer Seite die Grenze bezeichnen. Oest-
lk)h der Weser ging früher wie jetzt die Grenze so, dass Heiligeostadt niitteldeutsch,
Ouderstadt niedenleutseli ist. Von Dutlersladt aber war die Grenze früher eine weit
südlichere als jelzt. Zuriilehst sind die seit dem lü. Jalti liundert angelegten Berg-
werksslädte des Harz meist uutleldeulsche Kolonien, su Audreasberg, Clausthal,
ZellerfeM, ferner aber sind jetzt (veiigl. Winter Forsch, z. d. G. XIV.) Hteeelfialde,
Bernrode, Mü:^ ! '-^iining, Ballen.stedt, Knibigk n d Wipper mitteldeutsch. Früher
aber waren nur Salza, Nordhausen. Flachdiendorf sicher nnltoldeutsch, dagegen
Walkenriod, Hobnstem, Stolberg, Mansfeld, Eisleben sicher niederdeutsch. Etwa
beim' 99° wMidtd sieh die Grenze südlich bis zur Unstnit, an der entlang sie snr
Saale ging. Naumbiii'i: war mitleldeutseh. über Merseburg und Hiiüe sFichsisch. —
Die spätere Ausbreitung der milteldeutHchen Dialekte, hier also nuiiK-ntlich des
ThOringischen (und Uslfränkischcn) Uber die Mittelelbe hin wird unter dem Namen
des Obersftchsischen begriffen.
III. Niederdeutsche Dialekte. A. Das NiederfrUnkische nmfa.sst am ünken
Uheiiiufer das Land iiber die Maas hinweg bis zur Scheide. Nach der miltel-
fränkisclien Grenze hin sind als niedeifiiinki.sche Grenzorte gesichert: Willich (n. von
Neuss, Dossel-
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Neuss), Geyseren (bei Kempen), München-Gluübu(;h, Holl (bei Gluübucb), Heinsberg,
Wanlo, Randenrath, Valkenbun;, Einrode (westl. von Aachen), Limburg (0 v. Ter»
viors), Sitlart (bei Ileinsber;;), Euiten, K<!inj)en, Krefeld, Mins. Gegen Sachsen sind
(mu h H raune) KlIierlVM, Wcrilcii, Esstni sicher sächsich , (na<-ii Tttiiipcl) imcli
Bocholt und Dorsten, SUidtlohn, Oldciizaal, ßenlheini; nicht sicher scheint mir Tüm-
pels Behauptung, Mariengarten (b. Bocholt) sei niederflünkiscb. Das Nieder-
frilnkische steht wie das Niedeisäelisi.scho noch auf der 1, nitvt rschiebungsstufe des
Cotisi'hen, doch hat es ei statt des niedersäehsischen e und dir drei Personen des
plur. praes. sind im niederfränkischen nicht gleich gemacht, wie im ulttiäi'hsischen;
u vor moder n + Göns, wird zu o ; nie im as. (Einiges Andere in mdnem oben
genannten Buche S. 19 f.)
Ii. Niedorsiiehsisch. Gegen das Mitti'liieulschi^ hin liegen an der Grenze
die Orte Lennep, Homberg (b. Ratingen), Wulfi-alh, Elberfeld, Schüller (w. von
Elberfeld), Lttttringhausen, Kemsebeid, Solingen, Attendorn, Olpe. Dass das Gebiet
des Niedei-süchsischen aifr Kosten des Mitteldeutschen einige Einbussc an der thü-
ringischen (ircnze erlill, ist schon gezeigt woi-dcn ; statt dessen aber erweiterte es
sein Gebiet auf Kosten des Friesischen und durch Kolonisation des östlichen slavi-
schen Tieflandes. Das Gebiet des AltsBchsischen serfftlU tunfichst in drei Haupt-
Iheile der Sprache nudi; Das WcslHilische (im Osten begrenzt durch eine Linie östlich
Von Osnabrück (Münster), ?ocst , Ib-ilon , aber westilich von Oldenburg, Diepholz,
Padberg); das Mittelsächsische und das Ostsächsisclie (letztere beide getrennt durch
eine Linie Dstlicb von Braunschweig und Duderstadt, aber westlieh von Osterwick,
SKUterlingenburg, Drübeck, Walkeniied). Ausserdem ist aber ein süilüchos r.ebiel
abzusondern durch eine Linie nördlich von Hietberg, Evers])crg, Homburg, StJUter-
linguiburg, Halberstadl, aber s. von Münster, Sternberg, Hddesheim, Magdeburg.
Dem WestOUischen ist vor den andern sflchsischän Mundarten besonders der Vokal-
nachschlag eigenthündich, sowie ch für k im Auslaut. Der Suilen dieses Stilcks hat
den Vokalnachschlag, bei u, e »ind namentlich bei e, ausserdem mit den Qbrigen
beiden südlichen Bezirken gemeinsam, ek, mek, sek neben ik, mik, sik. Das 08t-
sSchsische dag^en hat als untwacb^dendes Mericmtd en im Plural (für ei), und
oft i'i neben ö (= got. 6); im sOdlit^hen Theilo dieses Gebiets herrscht mek (ür
Dat. und Acc. Einiges Andere findet man bei Tümpel a. a. 0. S. 94. — Jenseits
der Elbe, im heutigen Holstein, wohnen die Nordalbingier, deren Mundart aber noch
fiir jene filtere Zeit einer eingebenden Untersuchung harrt.
C. Das Friesische ist die Sprache der Meeresgestade. Sprachdenkmiller sind
uns erst aus dem 14. Jahrhundert erhalten, doch bieten die Namen der Urkunden
uns auch Anhalt fiir die frühere Zeit. In alter Zeit waren die Friesen, die von der
Sincfala bei Brügge an die Nordseeküste inne hatten, durch die Flie (im Gau Flehite,
den sie später an die Franken verloren ! und durch den Loubach bei Groningen in
drei Theile gelheilt; östlich der Weser gehörte ihnen noch das Land Wui-sten.
Durch die Thetmarsen von ihnen getrennt, wohnten die reinen oder Nordfriesen
nördlich der Eider. Ihr Gel iit t wich immer mehr zurück und mag In der auf unsrer
Kal te imi li.m'w icsenen Ausdelmung bereits eine Minderung gegen noch fridier dar-
stellen. Genaue Untersuchungen fehlen noch. Ueber die Grenzen von Niederfranken
und Friesland vgl. Heinzel, Niederer. Geschiftssprachc S. 90—93; einige Ver-
muthungen bei Tompcl a. a. 0.
/um Schlüsse noch ein Wort Uber die Kinriclitimg der Karle. I>as< derselben die
Gaueintheilung zu Grunde gelegt wurde, wird zweifelsohne allgemeine üilligung linden.
Die Gaogrenzen und die Dialektgrenzen dienen häufig einander tur Erglntung und
Erklärung, wie jeder, der neben der kurzen oben gegebenen geograiiliischcn Expo-
sition die Gescliichts(itiellen der Zeit beniitzen will, erkennen kann. Unmöglich war
es, ohne der Uebersichtlichkeit der Karte empfindlich Eintrag zu tbun, die im
Obigen erwähnten Grenmrte, noch weniger aber, die unerwähnt gebliebenen aber
zur Bestimmung der Grenzlinien verwendeten Orte zu vcr/.eichnen. Statt dessen
habe ich diejenigen Orte, welche wir aus der äilteren Zeit als IMlegstiiitiMi deutscher
Sprache und Literatur kennen, vollständig aufgenommen. Die Nebenkarten geben
das Gebiet dat beiden Hauptkulturstätten Deutschlaiids zur Zeit der Karolu^jer.
AitOBS, im F«braar 1880.
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Notizen.
Die ältesten Eärd-Globen
fflbrt die Eneyelopaedift Britaiiiiic» wie folgt »nf:
Der älteste bekannte ist der Martin Behaims von NQrnberg vom Jahr 1492. Er hat
21 f. Z. Durclinu'sser, ist mit IVrgamcnt bekleidet und zeigt in deutschen verschiedenfarbigen
Bucliütabcn neben bistoriscben liildchou die Legenden. Der erste Meridian geht durch Madeira;
Aeqoator, beide Wettdebfdae und beide PolarfcreiM rind geiogen, sonst keine Kreise. Er bat
einen Meridian von Eisen nnd einen Horisont von Mewing, welche erst a. 1500 angebracht sind.
Behaiiii, unterstütat von Iloltzschuer, hat, als er nach einem fünfjährif,'eti Aiifentbiilt auf Madeira
nucb seiner Vaterstadt surückgvkebrt war, die Erdoberüiiche meist in den von Ptuleuiausi her-
tUbrendm HissrerblltaisBen dugeitellt, mit Hinsnfbgung der Ergebnisse ans Mareo Felo*! nnd
J. Handerille's Reisen. Daher ist dieser Globus für die Geschichte der Geographie, als Denkmal
aus einer so frühen Zeit, von grosser Wichtigkeit. Die Nachkommen Behaims in Nürnberg
bewahren ihn, und eine genaue Nachbildung befindet sieb in der National-Bibliotbek zu Paris,
Oeogr. Abtb. 1 Nr. 393. Ueber andere NaabbildnngMi geben Answeia: J. L. Doppebnaler, Bist.
Nachricht v. d. Niirub. rg. Mathematicis und Kaastleren, Nürnberg 1730; Ghillany, Geschichte des
Seefahrers Ritter Martin Behairo, Nürnberg 1853; Jomard, Monuments de la Oeogr.. Paris 1854.
Der Laon- Globus von 14'.)IS, im Besitze von Lconce Leroux in der Centrul-Marioe-Ver-
waltung an Faris, ist ans gniTirtmn Kupfer gefertigt, von der OriSsse eines M-Pftnders nnd der
Ai^c nach durchbohrt Er scheint ein Theil eines astronomischen Uhr-Apparaten gewesen zu
sein. Viele Kreise sind darauf eingravirt. Der erste Meridian gebt durch Madeira. Auf der
nördlichen Ikiitiäphure üiud Meridiane durch jeden 15. Grad gelegt; diese sind durchkreuzt von
Fkrnllelkreisett, die einigenaaasen den «nlai^ iUieben sieben KUnnten entsprechen. Die sad-
liebe Hembyhire hat gar Iceine Kreise. Trota der Zahl 1493 ist doch ersichtlich, dass die ein-
getragene googr. Kenntnis von 5 oder *! Jahren vor Behaim's Globus datirt. Sehr wahrscheinlich
ist CS die, welche zwischen der Reise des Diego Cam nach dem Kongo, 1484— 8&, und der des
Barth. Dias nach den Knp, 1487, laadlin^ war. Der TerferÜger ist nnbdMkunt Ebie benftmdge
Projektion dieses Globus findet sieh im Bull, de la Soc. de Geogr. de Parins. I-"» ser., t. XX. 1880.
Der wahrscheinlich früheste postcolumbische Globus, der vorhanden ist, befindet sich su
New-York in der Lenox-Bibliothek. Er wurde vor etwa 25 Jahren durch R. Hunt in Paris
«nfkefiindon, und dieser, der AreUtekt der Lenos-Bibtiothnk, sebenkte ihn derselben, als er
sebiett Werth erkannte. Er ist ebenfalls aus Kupfer gefertigt, bat etwa P : e. Z. Purcbmesser
nnd ist gravirt. Nach der Achse ist er durchbohrt und bildete wahrscheinlich, wie der Laon-
Globus, ein Uauptstuck einer astronomischen Uhr oder einer ArmiUar-Sphiro. Das darauf
beneilrte Datum 1506 bis 7 rttbrt Ton Henry Stefens ber, welcher stine Wi<iiti|^ auerst erkannte ;
Stevens hat eine genau gezeichnete Projektion desselben im Coast-Survcy Bürrau in Washington
hergestellt: sie ist in verjüngtem Masstabe in der Kncyclopaedia Britannica vol. X. pg. 6äl wieder-
gegeben. Eine Vergleichung mit gleichzeitigen Darstellungen beweist die Richtigkeit des Datums
nnd den vernntbeten firanifiaisehen Ursprung. D«r Yerfertiger ist unbekannt.
Es folgt nun der berQhmte Globus des Johann Schoner in Bamberg vom Jahn' l.^M>.
den er auf Kosten seines Freundes Johann Saylcr verfertigt hat. Er ist später von Schorn r nach
Nürnberg geoommeo worden, wo er in der Stadt-Bibliothek aufbewahrt wird. Die Wichtigkeit
diesss Globus liegt darin, dass er bis dabin als der eiste betraditet ward, auf dem die Ent*
deokung der neuen Welt eingetragen war. in Verbindung mit der Nachwoisung dessen, was man
seither über den Kaum zwischen Europa und Afrika einerseits und der Ostseit« Asiens anderseits
vermutbete. Schoner zerbricht auf diesem Globus Amerika in möglichst ride Inseln; Nord-
Amerika endiehit darauf als eine grosse Insel, ebenso 8ftd«Amerik», ftr das er verschiedene
Namen hat, unter denen zum ersten Male auf einem Globus der Name Amerika erscheint. Nonl-
Amerika wird unter demselben erst sp&lcr mitbegriffen. Schoners Globus deutet zwei grosse
Seihen nordamerikanischer Eatdeckongen an, deren einOb mit denen der Cabots H97 beginnend,
sieb alhnftblleb bis Oanada nnd Nova 8cotin erslnckta, wibrend die andere, mit Colnmbos 1492
beginneml, von den Bahania-Inseln langsam nördlich bis Virginien und Ncu England fnrtscbritt.
Zwischen beiden blieb eine mehr oder weniger unbekannte Region, für welche der Globus Wasser
angiebt. For die OstkOste Asiens und der vielen Insehi einseblieetlich Japans nnd Javas folgt
der Verfertiger dem Globus Bvbaims. Versckiedeuc Globen in Deutschland stellen die Erde
in dertelbeo Wdse dar, wie Sefaotier. Bker in 'FMaiMirt a. M. mit dem Datum 1580 bat etwa
lOV* Zoll im Durchmesser und ist von Jomard abgebildet in seineu Monuments de la Geogr.
Blntt 15 und 1*!. Ein anderer betiudet sich in der grossherzoglichen Bibliothek zu Weimar.
Da alle diese Globen Nord- und SUd-Amerika so zeichnen wie Schoner, so war Ilumbuldt der
Aosidit» «ie dSrften wolil in' BetrelT Amerika« Kopien ebier Mieren Karte idn, veldie vidleiebt
in den Archiven lUilii-ns »der S]ninieu8 vergraben Kegt.
Ein Er(ipl(»l)iis zu Nancy ist ein Kuriosum: it besO^ht nus Silber und hat etwa 6 Zoll
Durchmesser, die Länder »ind in feiner Vergoldung und das Wasser in blaaer Emaille darge-
stellt. Die eine Bemlaphtre llaat ddi 5Aien ad eeigt sndi innen die Vergotdung. Er diente
früher als Monitmni auf dem Altar der Kirche Notre-Dame de Sion. welcher Kirche er durdi
Kurl [V. Hi'rynp von Lothringen, hei seiner Kiickkehr IGd'.l verehrt wurde. Jetzt wird er
in der bitadt-bibliuthek aufbewahrt Allem Anschein nach ist er in jener Zeit angefertigt, welche
auf die Amf&bmag der sonderliaren benfi^rmigen Karte von Aronee Fli6» 1<91, ftlgle, «He aMi
in der Pariser Atmgahc des Orynacus 1532 vorgefunden. In dieser ICartemid auf dem Globus findet
sich die Neue Welt als eine Ostlichi' Fortsetzung Asiens oder Indiens anf^esehen, da, wie es scheint,
die Geographie Marco I'ulu's mit der vuu Gortez in Mejioo vermengt ist. Eine stcreograpbische
Prqfektien dieaea Oleboa Ihidet rieb in den Wm. d« in See. Rof. de Naacjr, Vm. 1880.
Ein anderer Globus, etwas grösser als der vorige, aus gravirtem Kupfer gefertigt, ist der
als B ure's Globus bekannte. Er ist ohne Jahreszahl, Ähnelt nber in der Zeichnung durch-
aos dem von Nancy und scheint spanischen Urs|iruugs. Er betindet sich in der Nationalbibliothck
SU Paria, geogra|»biiebe AbtliellQng. Nr. 421.
In derselben .Vbtbeilangt Hr. 881, wird der messingene Ecuy-Globus aufbewahrt Das
Wort „Rhotomagi" (Kouon) im Titel deutet auf französischen Ursprung. Auf diesem Globus ist
zum ersten Male eine Treuuuug zwischen Ost-Asien und Nord-Amerilca angedeutet Das Datum
a^dnt um 1540 an lein.
1511 konstruirtc Oerard Mercator i-im n Erdglnhus, und 1551 einen dazu gehörigen
Himmelsglobus. Diese sind ohne Zweifel die vichtigsten I>enkra&ler dieser Art ans dem IH. Jabr-
bnndert. Sie worden sehr verbreitet; wir wissen auch aus Blundoville's Exercises, dass sie
bii 1508 fai Englod vielfadi in Gelnraneli gaweMn mid. Dnreb Oamerarta» von Nflmberg wnrden
6 Paar ftir Moroator verkauft, .andere auf der Messe zu Frankfurt a. Rf.; Mercator selbst
echenkto ein i'aar an die Universität von LDwcn, wu er studirt hatte und Magister artium
geworden war. Dennoch sind diese Glubcu nur zweimal in Europa ab vorhanden bekannt, einmal
in der kAnigl. Ifibllotlwk m Brflaael, 1888 entde^ nnd dnnn in der kaiaeri. Hof-BibUethek
an Wien, 1875 entdeckt Sie sind otw.i 2 Fuss hoch und mösscu. als sie zuerst init allem
Zubehör von Meridianen, Horizont etc. aufgestellt waren, «inen stattlichen Anbliclc gewährt haben.
Man kennt sie aas den gestochenen Fncaimllicn nach den Originalen in natOrllclMr Grösse, weloiw
1875 in Brassel erschienen sind, mit einer Daratelhng ihrer Geachichte von Dr. Van Baemdenek.
Ein drittes Exrmplar wird nach Wieser in Weimer aufliewahrt. Eine VprRloidiun^' mit den
frOlieren Erdgloben zeigt, dass sie ein des gröaeten wisseuschaCtiichca Geographen seiner Zeit
wQrdigea Denkmal des Wmtau und der Wiaaeoaehaft sind. Fibr die alte Web dad banptaleUidi
Ptolemäos und Marco Pdo benntit; in Besag anf die Nonn Weit hat er sieb offenbar mit den
Berichten über alle neuesten Reisen und Kart''n bekannt gemacht, welche damals zn haben
gewesen, und diese bot er mit der gröBstmuglicheu Geschicklichkeit und Kritik verwendet, so
dsM au jener 2Wt keine benere Dnratettnng der Erde gegeben verden konnte.
Der Globus des Enphrosynaa Ulpius, von 1524, scheint in Bom rerihrtigt sn sein,
und befindet sich im Museum der New-Yorker liistorischcn Gesellschaft Er hält 15,^ e. Zoll im
Durchmesser und besteht aus zwei kupfernen Uaibkugeln, welche längs des Aequators mit eisernen
Stiften an einander beftstigt aind. Er bat einen HerbNmt nü eingegrabenem TUerfcrebe. Die
Höhe des Ganzen, einschUeesUch des eichenen Ständers, beträgt 3 F. 8 Z. Angefertigt ist der>
selbe von Eupbr ri]»ius, und gewidmet dem Cardinal Marcellus Cervinus, welcher dreizehn Jahre
später Papst Marcellus 11. wurde. Der erste Meridian geht durch die Canaricn, die übrigen
liegen 80* von einander. Qervorlenditel die Orenslinie swtadien Manien und Portugal in der
Neuen Welt, wie ra]>st Alexander VI. dieselbe bestimmt hatte. Zwei besondere geographische
Zfigc sind diesem (Hobus eigen, die ersichtüch von der Verrazano-Karte von irv20 kopirt sind:
die darauf befindliche Legende in Betretf der durch Verrazano mit üuterstüuuug von Franz I.
a. 1684 voUftbrten Beiae «nd die von 57* Us 86' n. Br. nach 88dost gezogene Linien Lttslere
befindet neb auf Karte und Globus und vurdc Veraalaniung sn der Voratdlung von einem Mmo
— iBi —
Vanazano. welche die Geographen lai^e beschäftigt Iiat. Eia Tlieil diem Globus ist im Mng.
of American Uistory, vol. VI. pg. 17, Jen. 1879 abgebildet. (Scbluss folgt.)
Ein hollüii<li.-sclior< IJi'thoil üboi' .ToIimtiii Etlii.vi'tl \V;ipp:iii.<,
Professor Kau, einer lier beiden Uedakteure der rydscbrift vao liet Aardriilukiuidig (it-
Dootadnp te Aiorterdan, widmete in letiterem Jounule ') dem Tentorbmeii llith«r»ing«ber rnnenr
Zeitschrift, Professor Wnppäus, einen warmen Nachruf. In eindringiiclicm Tone b-nkt Kan die
Aufmerksamkeit seiner Landsloute auf die noch so bäulig unterschätzten grossen Verdienste bin,
die Wappiu« sieb am die Erdkunde erworl>ea bat. Da wir glauben, dass das Urtbeil des ver-
Jien^lvoilon holländischen Geographen über diesen aooh in Deutfcbland ja oft aoch ungenügend
gewürdigten äcbiUer Uittors auf aligemeinea laterene .Amprueh machen, dart^ ff^bm wir dassebe
im Nadstehenden wieder.
Es sind, !(chreibt Kan. uamonllirli die klcinerai fOB WappAoi io den Güllingischen Oe>
lehrten Anzeigen veröffeutlicLteu Auf:jätz<-. in denen er sich als iiervomigender ScbQler lUtters
seigto, als eifriger Verfecliter der Ideen dvs grossen Meisters. Wftbrcnd seine anderen bekannten
Schriften (..Allgomeinc Devölkerungsstatistik", „BegrifiF u. Statist Bedeutung der niitll. Lebens-
dauer", „Ilandb. d. üeogr. und Statist.") doch mehr die statistische Seite betonen, hat Wappikos
sich in jenen kleineren Aufsitzen so eingehend aber Methode und Uintang des geograpbfaeihen
Unterrichts ausgespruch* n. !i u er in ihnen so getreulich die berrorragendstcn Arbriten, die auf
dem Gebiet des Unterrichts in dieser Wisscnscliafi erschienen, bcurtheilt, dass für den angehenden
Geographen das Studium dieser Anzeigen sich vielleicht fruchtbarer erweisen mag, als das der
neuen Ausgabe der Oberlinderteben Sofarift: „Der geo^^rapb Ische Unterricht", der Wappios adt
Recht so Ticle innere Widerspruche, so grossen Man<j;el an Kritik vorwarf.
Einer jener Grondshtiet die Wappfius für den Unterricht in der Erdkunde vornehodidi
betont, ist der, dast dieae Wissenschaft als eine liistorischc betrachtet werde,') «nd dass die phf-
riacho Erdkunde nur insofern fttr ein Arbeitsfeld des Geogra|)hen anzusehen sei, als sie zur
Erklärung des Lebens der Bewohner eine^s Landes beitragen kann, immer soweit dies mit der
Natur des Landes zusammenhängt'') Darum stellt er bei der Besprechung des Guthe'schcn „Lehr-
buchs d. (ieographie"' und der von Hann. Iloohstelter und Pokorny herausgegebenen „Allgemeinen
Erdkunde" das erstcre weit über die letzlere, da doch llauu, llochstetter und Pokorny in gänz-
licher Abweichung von den Grundsätzen liittcrs ihr Werk ausschliesslich auf rein physischer v
GrundLige aufgebaut lialitMi und Llassclbc daher alles Andere eher heissen möge, als eine All-
gemeine Erdkunde. ') Aucli Peschers Anschauungen vermag VVapiȊus niclit zu tbeilcn, bcson>
den dann nicht, wenn Pcschel in seinen Neuen Problemen so sehr dem geologiaehen Gebiet sich
ztiwendi t. Ein anderer Grundsatz, dem W. namentlich bei der Kritik der Lorasseur'scheu Arbeiten
Ausilruck gab und der im Munde eines Statistikers bemerkeuswerth klingen mag, lautet, das»
der Statistik in einem ILindbaclie der Erdkunde kein groeser Kaum zu gönnen sei." ' ) Lieber
sah W. (namentlich in den grösseren Haiullnichi ru) der Angabe der wichtigsten (Quellen, die filr
die verschicdcnca Hauptsücke der allgeueiueu Erdkimde zu Uatho zu ziehen sind, «ttwas mehr
Plala fewidmet Wir sebea. .die Ehrfurcht tot «rarthaftam FoneheB nad QaelteiwIwHIitm. die
>) Tijdschr., 1880, Nr. 3. S. 23!lff.
•) Wir Reben, wie bemerkt, die Worte Kans wieder. D. Red.
•) r.ölt. Gel. .Vn/. 187'>, St. Üt. S l J2«j. ..Weder", so lautet der Vorwurf ««^Ken die Allft- Krdk..
...iii liu- n.iliirsvisst'iiscliallliche Funieruni; (luiitboldts : die innijfe VL-rknüpfiiiii; des Alli^cmeincn mit
dem Hesonder« II, wonach dii- Grot'raphie eine Phfsik der Erde wenlen soll, ist guducht, noch an die
ethische Carl [iitter'n. . . . Wir erhallen hier nur eine blosse Üarslcllung der Erscheinungen in ihrer
Vereinzelung . . . gcographisdi nicht fruchtbarer al« die aHherhAmmllehe Gompendiengcographie . . .
ein soU lu s .A,,'t;rci;;it von Einzelheiten .ltl.^ vcrsrhieilenen Wissens ti irtcii. k.inn nicht als Allgemeine
EnlUiiiitlf aneikannt werden." Dies Utlheil ist einseilii,'. .iher enthalt viil Wahres.
') Vgl.* Gütt. Gel. ,\nz. 1875, .St. S5, S5. 770. OlM-rlander halle Pcschcis Probleme das l(e-
deutendstc genannt, „was von der RiUer'scheu Schule geleistet worden war." W. hingegen meint,
dass P. in dieser Schrift ,.an die Stelle der l\ttter*schpn Erdkunde eine IMraeblnng der ErdelierllaeM
sel/en will, ilie b«-i I.ii hie lifsehon elici ri. tilngie als ncinjr.ipliii-. hi't h'stfns physlk.nlische Geogniphle
im Siniif von llnmlioMl s I'hysik der Knlr, aber (;ewi^<^ iiii lil Cii-o^nphit' oarh den Gnindsatien rter
RMIer'selien Sehnli- ist "
») Vcrgl. Gcti. Gel. Anz., i>\.'U, 187C, S. 737, wo die Arbeiten Lerasccurs (L'Etud« et t'Ea!>eigne-
ment d« la g^r., G<>ogr. physi()ue et öconoro., Atlas de geogr. phys. elc , Goars d'Atudes poar les
lyeefs et rollöges) ties)>roehi n «iM'.leii. Lovasseur lielrai'htct die tleoi^Tapliii« als eine ..preparalion
auT •'•tudes •■cnnoiniqiK's propi cniciil ilites", als ein .,t.ddeaii des ressom l es prupres a i;h.ii|iie rotitree ;
lies i'HorU ileN pciiplrs pnut .'xiijuiter «■•►s rcssoiireeü ; du i t'snltal plus ou moins liciircux dr leiirs
efTorts.^' W. nennt diese Auffassung „zu einseitig uUlitariscIi", ein Zugeständnis an die Korde nm^^en
Janer, die verlangen, dass „die Schule vornehmlich praktisches Wimen, Kenainisse, welch» im bärger-
lichcn l.eben nutzbar zu vprwend<>n sind, miltheile, und dahinter das endehende Element des Schul-
unlerri*:litit gänzlich zurück^tellen."
— 482 —
aus Riltcrd Werken spriclit und iiia nach diesen Studien 2U allgemeinen Detrachtiiogen führte,
wftbrend so viele TOr diesen Stadien generafiriren ond Aber „Weltlage" verliaadelB — rie war
bei \V.i]i|i:iu> in nicht nutnl- roni Oradr anzutreffen. Daher seine so atl^f^ihrli< hc Quellenangabe
im ILuidbucbe von Stein und llorticbt'lmann, seine so scharfe Verurtheilung der unkritischen
Literattirbespreehang Oberlftndcrs, sowie snne Bemerknng aber den Mangel eines Quellennaeb-
weises in ili r GiitlicVchcn Arbeit. S.Hi t in Deutschliind. wo die (reogrqthie l)eri'its so geraume
Zeit wisüunächafilick bearbeitet und gelehrt wird, soll Qutbe, meint Wapp&us, es sich schwerlich
vontellcn können, wie wenig die Lebrer himicbtlieb der Literatur atif der Habe stehen, Ja, wie
wenig auch „die ('(»mpiMidiensrhreiber die Literatur kennen."
Eigenartig ist ferner der Fiats, der naeb Wapp&us dem erdkundlichen, im Geiste Bitters
ertbeilten Unterriebt angewiesen su werden verdient. Die Erdkunde, in diesem bOberen Siime
aufgi-fas&t, ist nach ihm nur ein Gegeiist.iiid des akadeniisch< n, nicht des mittleren oder pymna*
sialen Untcrnchts. ') Mit der Kraft und dem Feuer einer ernsten L'eberzeugung h< er darum
aneb stete ihr Beebt hoch, unter die Fieber des akademisehen Unterrichts au^enommen su
werden (so 8. h. besonders ausführlich bei der Beurtlieiluug des Duiiaifjn'/scheu Werks „l<es
Muntagaes").') Von dem akademischen Lebrer verlangt er auch etwas mehr, als nur ausgefahrtc
Reisen. Nicht jeder kann nadi seiner Anffassung die Erdkunde im Oefote Ritters bearbeiten und
lehren, i ; U 1 um ii<i( li nicht, wenn er durch eine hervorragende Reise grössere Beachtung
gefunden hat. Um das Interesse fflr unser Fach su wecken, um gute Lehrer zu bilden, ist noch
mehr erforderlich. Im Zusaninienhaagc hiermit weist er dann auch darauf hin, dass in Deutsch-
land nicht die Ilocbscbulen, an denen man iMrOhmten Reisenden einen Lehrstuhl f;ab, sondern
die Militärschulcn, auf welchen Ritter oder seine SchOler lelirten, am st&rlcsten Propaganda für
die Ritt ersehen Principien gemacht haben.
Im nahen Zusammenhange mit Wapp&us' hoher Auffassung von der Erdkunde als Wissen-
schaft und mit seiuen Ideen Qlwr die Verbindung historischer und physischer Geographie steht
seine Anschauung aber die Unthcilbarkeit dieser Discijdin. Das zeigt sich sowohl bei der
Begr.'iiziing des rmfnnf,'s «tcr Hrdkunde, wie bei der Vertheidigung seiner AoffUMUlg taf Wf*
gleiciK iMlcn Geographie, und cbensn bei Besprechung der gewöhnlichen Theilnng unserer Wissen-
schaft in Erdkunde, Staateukunde und Statistik, oder endlich bei seiner Charakterisirung der
Geographie als eines ingldeb mr die biatoriseben und pbyaiseibeD Wtsiensehaften forbereiteBdea
Faches. »)
Man hat Kitter vorgeworfen, dass er, gegenüber dein Einflu^ä der Natur auf den Menschen,
den des Menschen auf die Natur unterschätze. WappUus bekämpft sowohl diese Behauptung,
wie jene, dass Ritter der jdiysischen Geographie an sich zu wenig Aufmerks.nnkeit fre<rlienkt
habe. Nachdem er in diesen funkten wiederholt auf den Unterschied zwischen Uuniboidt und
Ritter hingewiesen, erklärt er. dass sowohl sein Lehrer wie er selbst diesen Kinfluss des Menschen
auf die Natur niemals nu<ser .\cht gelassen haben.*) Für Wapitäus tritt das denn auch deutlich
hervor in seiner Bcsprecliung der Schrift „iMs Staatsgebiet ' von F. Winkler. Gleich dem
letztt^ren erkennt er den Sieg des Menschen über die Natur an und den Einflnss des einen Volkes
auf das andere Auch jene, die den Lilndern oder Wclttheilen bestimmte Köllen r\U ansschlie^<■
liebe Resultate der physischen iieschaffenhcit der betr. Erdräume zuweisen, tinden in ihm keinen
Vertheidiger; er hUt aieb fem von dem Sudien nach dem „provideotiellen geographischen Moment"
in der Geschichte oder nach der Offenbarung .,providentiel!er geographischer Anordnungen". Ab-
weichend von Vielen nimmt er dann auch an, dass die Tropen vielmehr als Europa einer schönen
Zaiianft entgegen geben.*)
WapiiHus legte jederzeit der Arbeit der Niederländer auf dem Gebiete <ler Knlkiinde die
grössto Bedeutung bei. Als Grueninx van Zoelcu und Tosthumus die Wiederaufnahme polarer
Forsehottg in Holland anregten, Cuiden sie bei {hm WOrd^inng and Lob. FOr den Mnnn des
Worts und der Tbat» fbr Koolenuun Beynen nnd dessen Sobriflen neigte Wappins die innigste
I) Gütl. Gel, Anz., 1S7ti, S. 751. ,, Darüber kann kein Zweifel sein, dass die philosophische
liehandlung lUtters sieb für die .Schule nicht pesst. Es werden dafür eine Menge von'ilenntiiiesen
vorausgesetzt, welche die Schule gerade erst lehren soll,*' und S. 745: „Die Methode Ritters Ittsst sich
nicht ohne Weitere-« aut den .'^< liiilunleri i« ht fiberlr.igen."
') Vei;,!. Gott. Gel. Anz. 1875. .St. 41, S. iÄ)!— UiJ. „Die (.eoi;rapbic erstrebt (S. 1'2Ü3J auf
real.'i II. I I- eine Unbeit des Wis&cns, wie die Philosophie sie auf spekulativem Wege sucht, dabei von
der l\rr dca Wisseus ausgebend, wahrend die Geographie von der Beobachtung «usgeht ... Die
Gingi.tpliie erfordert eine philosophische Behandlung, ja könnt« ihrem Ideale nach wohl Philosophie
der Geogr.iphie genannt werden."
'} Vergl. Gült. Gel .\n/ 1«7G, .^t. '21, S. ,,Uie Gcogr. soll, wie Ritter es gefordert hat,
die sichere Grundlage di \> Mndiums und Unterrichts in physikalischen ond historiseben WiseenscbaiWn
«ein ... für die Schule dos aasociirende Uaterrtcbtsihch/*
*) Gött. Gel. Ans. 1870, SU Si, tS. 753. „Ritter hebt inomer ebenso entschieden, wie die Ein-
wirkung de:^ Wohnplatscs auf den Menschen, aurh die ongcstallonde Nacht des Menschen Ober die
lirde licr\or.*'
*> Vergl. Gdti. Gel. Arn. t877, St. 44« » 1»».
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— 483 —
Sympathie. Als Vetb uod Kan den Rahm des nicderlftodJwhen Volkes gegen Kiepert verthei-
digten, lenkte WappStis die Aufmerksamkeit anf die Ton den beiden holländiscben Geographen
heraiisgpgi'Iiciic lüMii ^'t aithii' uml ermahnt«' ilie (leuUvhcu Fucligcnonoi, der Tliiitigkeil des
Nsicbbarvolks auf dem Arbeitsfelde ilcr l<>dlcuntle grössere Beaclitang zu schenken. — Wenn
wir sehliessiich noch danm erinniTn. dass Wapji&us mit vielen Miti;Iiedern unserer (der nieder*
landischin) gcograpli. Gcsellscluft im Briefwechsel stand, und als Elirenmilglieil von unserer
Bibliothek Gcliraucb machte, dann darf b<'li:iu])tet werden, dass auch das holländische Volk durch
den Tod des su emat imd gerecht arbeitenden Gelehrten ciuuu nicht geringen Verlust erlitt.
Mittheilung de» H. Pi'of. Dr. Egli in Oberetra^s-ZOrich.
Areal der grossen Jordan-Seen.
Hinsichtlich ihr Grösse des Todten Meeres tlmleii wir ineistcns nur T/fingo und Breite
angegeben, also gerade das, was auf einer ordentlichen Karte jeder sofort sf^lbst budeu kann.
Unsoost sitdite ieli fbr die Bel^sanmlang der 6. Auflage meiner „Nenen Erdkunde** (SL Gallen
ISSfi), wo Taf. 20 von einer grösseren Zahl alphabetisch geoi'dnetcr Insce'n a) das Areal in
□ k, l>) ilie Iliiliriili-'f in Meter iinil c) die Wassertiefe in Meter aufführt, eine gute Arciiliiiiciibe
der beiden Jordansee'o. Für dos Todte Meet' schwankten die Zahlen von 1277— 2ii00 pk, während
eine vori&afige Uenong. aof Blatt 61 Ton Stiblbus Band-Atlas vorgenommen, mir kaum 1000
ergab. Auf meine Bitte hatte nun Hr. 0. KOFFMAHN, in der Ocogr. Anstalt von Justus
Perthes in dotha, die Qote, eine planimetrische Messung auf jenem Blatte aussafbbreD, und er
fand das Areal
a) des TcNftafi Metrt» 16.62 DGDH. « 015,1 Qk
I)) des Sees von GettesaretX 8,13 „ = 170,7 „
Also bleibt da.s erstere dieser Seebecken um ein Krlu lilii l liintf r dem Doppelton des
ßwieusecH (r>31),l ILjk) zurück; das andere erreicht last das Doppelte des Zilrichgeef (87,78pk).
Herr K. sebrribt (d.d. 14. Mai 1880) u. a : „Das Toäu itttr ist in SriELEfi's Hand-Atlas naeh
Herzog I/tivNKs, Saulcv u. a. gezeichnet. Ich hätte aucli die meines Wissens neueste Dar*
Stellung auf der ..Map of Moab" von Capt. W.\nnh:.\ ii. E II. Pai.me« zu Grunde kgen können;
es ist dies aber keine selbständige Aufnahme, nur eine Iloutc-äkclch, die sich im Wesentlichen
auf die Karte von LVNCn sttttit. TlOXES und Luynes geben 495 sq. m. = 1277 «= 88»2
DG DM (vergl. K. JOHNSTON, Oandb. of Pbjt. Oeogr.). Darnach ist jedenfalls die gleiche Zahl,
die Sie in Ihrem Briefe erwähnen, genommen. RECLt'S (la Terre) sagt, die Oberfläche des
Todien iMteres uralasst über 1200 Qk; W" Allen meint sogar (in: The Dead bea etc.) „pcrhai»
nearly two thousand sq. railes." — In den „Quarterly Statements" des Palestine Rxpl. Fund babe
ich vergeblich nach eiiHT (JnM.si nangabe gesucht. — Mit unserer Bereehnnng stimmt eine Angabe
TOn A. Mackay (Manual of Modern Geogr. 1878) auf 300 sq m = Ol"^,« Qk oder 1G,9 DGDM." —
Auf meiner im vorigi-n Heft die.ser Zeitschrift enthaltenen Karte zur Entdcckungsgcschichtc
Ssibirieus ist auf d. 1. Skizze ein Sticbfehler: 1878 u. s. w.. statt 1578 u. s. w.; der Name Ssere-
b^enka anf d. 2. Skine loUte eingeklammert sein.
Oberstrass-Zttrieb, 14. Juni 1880. J. J. BgIL
Dio geoe^aphi»ohen X^ehrbüoher und Atlanten auf den
pi-e»isHischoii höheren X*eJii*»nstalten.
Das Januar-Heft I. .1. vom ,, Centraiblatt für die pesammtc Unterrichtsverwaltung in I'reussen"
enthält ein Verzeichnis der gegenwärtig an den preussischen Gymnasien, Frogymnasien, lleal-
sebnlen und bAheren BOrgersebulen dngefilbrten SdiulbOcber, mit Angab« des Titels jedes L«lir>
buches imd der Anzahl der Lehranstalten jeder Provinz, an denen es eingeführt ist. Unter-
zeichneter erlaubt sich im Folgenden (Hejenigeu Kesiiltate dieser interessanten statistisch-litera-
rischen Darstellung, welche den geographischen Unterricht betreffen, hier dem grossen Krci->e
der Qcograpben, denen jenes Blatt niöbt cur Hand ist, tabellarisch susammeacastellen. Die
Uebersicht gewährt bis zu einem gewissen Grade einen Einblick in den wissenschaftlichen und
methodischen Stand der preussischen Schulgeographie und dürfte darum nicht ohne Interesse sein.
Für den geographischen Unterricht sind nach dem vorliegenden Verzeichnis gegenwärtig
an den prenssiseken Schulen 70 versdiiedene BOober — tBir Gesehiehte 1001 - im Oebnuudi, und
zwar vertheilen sich diese so. dass auf die . Atlanten 16, auf die Lehrbücher 54 kommen. Folgende
Tabelle giclit die Titel der Atlanten nebst der Ansabl der Anstalten» in denen dieselben einge-
führt sind.
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_ ;184
Analali. '*™^
B/mMt.] Titel:
Ol'
vuu äyduw, öcliuliitLu in -12 K. -l.Üü «4>
44
u
20
Stider. Sehulatlai. 4 «41
. 39
18
21
Lange, H., Neuer Yolkssclml- Atlas. 1 t€
35
2'2
13
von Liclitenstcrn uiul Lange, Schul-AÜaa. 7.20
Iii
11
5
Kiepert, R., Yolkscbul-Atlas. 1 tM
15
11
4
DebM. E., Kleiner Sebnl-Atlas in 19 Karteo. 0.60 Jt
13
10
3
ÄDiIrco niul VuUi^n , CMiinasiul- und ReoUebttltttlai. 8 Jt
8
5
Andrec. H., Volk^^chul-Allas. 1
6
Adaiui (U. Kiepert), Schuktloi) iu 2ö Karten. G M.
4
Kiepert. U.. Kleiner Handatlas in 16 Karten. 7^ Jt
Ausser dieion sind noch eingefQbrt die Atlanten von Anfther und laddb (in d Amt.),
liandtkc (2), Issleib (1), Liebenow (2), Scbadc (2) miJ So]ir-BtTf;liaiis f1).
• Von den 54 Lehrbüchern bebaodebi •> Lehrbuclior di« niathoinatitelie Geographie, die
im Ckinsen an 15 AniCateen im CMnaneh eind; es sind dies die Boefaer von Brettner (in 6 Amt),
Koppe (Iii 5 Anst). Hoffinann (in 2 AnsL), Boymaiin (l Anst.) und Wiegaad (1 Anst).
Von den 49 ^^oogr.ipbi'ichcii [.,ebrbQchern, 'Iii' sii^li auf \iist;iIl<M» vf>rlbeilen an vielen
Au»taitcu sind für die untorcu und oberen Klaftiea 2 UUchcr im Gebrauch, daher wohl die grosse
ZabI 693, — sind 28 uur an einer Anstalt im Oebraueb, 7 an swei und nur 5 an nabr ab
'25 Lehranstalten; ea sind dies die beiden Ansgaben von Daniel Und di« drei 8e7dlita*sebcn
Bücher. Folgende Tabelle zeigt da^ Nähere:
Zalildor
Oyma. |Km1mIi.
Titel:
264
164
95
Daniel, Leitfaden. O.SO .fi,
105
55
50
Daniel, Lehrbnob. 1.50 Jt
Ö3
45
28
Seydlitz, Kleine Schulausgabe. 2 Jf.
59
32
37
Scydiiiz, (in'isscre Sclnilgi'o^raphie. 3.75 JL
43
28
25
8eydlit2, GruudzUgc. U.75
25
13
12
Voigt, Leit&den. 1.20 «4^
10
11
8
Pütz. Leitfaden. 1 20
19
18
1
Niebcrdiug, Leitfadeu. 0.80
5
3
l
V. Klodcn, Leitfaden. 1.60 JL
5
2
Hartmann, Leitfaden. 1 Jt.
1
2
2
Päts, Ldirbucb. 2.50 .4^
1
1
3
Grassmann und Griebel, Leitfaden. 0.40 JL
4
4
Krosta, Leitfaden. 0.30 Ji
3
3
6öt8e, Oeogr. Bepetitionen. 1.60
Wenn 4)ei der Einführung und denigcmäss Verbreitung eines Schulbnchs auch mancherlei
l'rsachon wirken, so ist docli gewiss au^ der Qualität der meistverbreiteten Büclicr ein Scbhiss
auf diu im Allgemeiuen erreichte wissenschaftliche Ilohe des l'nterrichtä iu dem betrclfendeu Fache
SU sieben. Es idrd nun Pflicht der Geographen sein, die in Faebseitsebriften gettbte Kritik
vorzugsweise auf die Tergleiebende Betraebtung der jetzt im tbatrtcMiehen Gebrauche bellndlicben
Bflober 7.n richten.
brcmen. Dr. W. Wolkeobaner.
Vorta:*ä^e in den Geoip.^aph. Gosellechaften.
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Sadebeck: Pflanzengcogr. u. Entsteh ungsgcsch. der Sahara. (IlamlnirR. fi. m. 70.)~
Salomo: D. wirthschaftl. Zustände Egyptens. (Berlin, C. V. f. II.-G., 27. V. 80.) •
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#
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Polakowtky, H. f;i. Berlin): D. deutlichen Knlonisationsvers. in Miitel-.\ni 'rika. (Rremen. 2. IV. 8i) )
Seidel, H.: I). Expeditionen auf dem Colorado des Westens in Nord-Anier. (Hannover, IV. 80.)
tNbal: D. 1873 unter Leitung La Torre's ausgef. Reise v. Cntco nach d. i. Gebiet d. Madeira
gehörigen Madre de Dios. (Dresden, 23. IV. 80.)
5. Australien vad Polynesien.
Forbes, L. (a. London) : Die Insel Rotumab. (Brflssel, 80. III. 80.1
RMileaux: Deutschlands Bethdtlgung an den austral. Wettausstelinngen. (BerKn, C.-V. t H.-0..
22. IV. IS'^'O.)
Steinthal: I). .Spraciic der Australier. (Berlin. Ges. f. A., E. u. Ü., 11. L 1879.)
6. Polargebiote.
Conturai L. : D. Reise Nordcnskjölds. (Antwerpen. 14. I. SO.)
Hertz, J. ; Die 1878 ausgef. nrkt. Expedition des ,,Will<Mii Barents." (llambiir>;, C II. 1^7!t.)
Neumayer: Krit. Bclcucbtung einiger Entdeckungsreisen in d. antarkt. Gegenden. (.Hamburg. G,
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7. Verschiedenes.
Conrad ; Ueb. einige wirthachaftl. u. soziale Eigenthiimlichk. der hauptsüehlichsten Kulturvölker.
(Halle a. S., 0. VI. 80 )
Feifairo, M.: Der Fortsehritt in den geograph. Arbeiten. (Madrid. 6. VII. 80.)
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lU'MKriiulc, II. K. «las ciiut' liiiiiereii nur;;>M>< tiuli;, St. A. das einer Studienanstalt.; I.-D. InaiiguraU
UisMM l.itioii , II, -Ii. H.iljilitatioM^-DiMbCt t.ilioii )
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gleicher magnct. Hurizontal- lutensitüt nach Gauss'schen Einheiten 1880,«. — 3. Linien
deieb. magnct. Inklination 1880,«. — Hrqg. t. d. Dentwben Seewarte, Abtb. H. — Ham«
Burg, Friedricbsea, 1880.
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Vertheilung der Niederschläge.
Ton 1. W^tikoft
Die diesem Hefte beigefügte Karte giebt eine allgemeine Idee Ober die Vei^
thoilüTi;^' (!pi- r.PL:en wfthrcnd des Jahres. Bei dorn frp^'cnwi'ii-fiL'tni St;indo unserer
kenntiüsse ist es unmöglich, eine auch nur annähernde Angabe über die Wasser-
mengen zu machen, welche auf den Meeren üifd auf grossen Kontinentalen Gebieten
nirderfallen. Viel mehr wissen wir (iImt (Vw Zahl der Hegentage, denn wir bfsitzen
zahlreiche an SchifTsbord angestellte üeobuchlungen. die durch die verschiedenen
Anstalten ftor maiitime Meteorologie in Europa und Aroerika geordnet und analysirt
\\ urii<^n. Auf dem Lande verdanken wir für jono Länder, aus denen pluviometrische
Beobachtungen roangdn, den Reisenden oder Ansiedlern allgemeine Beschreibungen,
welche uns eine einigermassen klare Anschauung von der Vertheilung der Regen
in den einzelnen Jahi-eszcitcn -t licn. Kiue f;iai)1iis( lic Darslelluntr ist daher durch-
aus thunlich, und vermag dieselbe gewisse sehr verbreitete IrrthUmer zu korrigiren,
besonders himichtlich der tropischen Gebiete.
Botrnehti^n wir vor allem die Zonen (h'v Passate auf den Oceanen. Bekannt-
lich ist der Himmel im allgemeinen klar oder wenig bewölkt in den Gegenden, wo
diese Winde weben. Sie kommen ja in unserer Hemisphäre aus Norden, in der
südlichen aus Süd^n, d. h. also aus den kilUfstcn Gebit^ten. Wir dürfen di-innai li in
jenen Gegenden des Oceans, wo die Passate das ganze Jahr hindurch wehen, seltene
und schwache Niederschlftge erwarten. Das trim auch thatsftcblic^h mit den Beob-
achtungen überein, nanietitlicli auf dem Atlantischrn Or-oaii, der in dieser Hinsicht
am besten studirt ist. ^) Man iindet daher auf der karte Gebiete, die durch ihr
Kolorit als „Zonen der See-Passate mit sehr seltenen Regen**
bezeichnet werden. Und zwar h:i\>rn wir deren swei im Atlantischen Ocean, zwei
im Grossen und eine im Indischen ücean.
Zwischen diesen Zonen bezeichnet eine andere Farbe eine Zone, die sich auf
dem Atlantischen und dem Grossen Ocean, sowie in Afrika uinl in Sud-Amorika
ausddmt, in der Nachbarschaft des Aequators, aber weit mehr sich nach Norden
als nach Sftden erstreckend. Ich habe zur Bezeichnung dieser Region die Angabe
. , A e < I u a t o r i a 1 e R c ^' e n , mit V o r s c h i o b u n g der K a 1 m e n S o n < ' "
gewählt. Es ist der d o 1 d r u m der englischen, der pot au noir der französi-
schen Seeleute; die Zone der Kähnen, der verlnderltchen Winde und der Regen
zwischen den Passaten . Diese Zoik* vorscliiebl sich in den verschiedenen Jahres-
zeiten. Im Atlantischen Ocean z. B. von T s. Br. bis etwa 12° n. Br., und in der
Weise, dass kein Gebiet dieses Oceans sich während des ganzen Jahres in der Zone
der Kalmen und lügen beHndel, dagegen wir überall, in der Translationsgrenx-e
der Zone aequatorialer liegen, einen Wechsel sehen zwischen der trockenen Jahres-
zeit mit regelmSssig wehendem Passate einerseits und den Kalmen und veränder-
lichen Winden, begleitet von Nicderachiagen , andererseits. Mitunter geben selbst
namhafte Gelehrte sich nicht exakt Rechenschaft über diese Phänomene. Wenn
sie z. B. in der Nähe des Aequators einen Punkt finden , an dem während des
ganzen Jahres Niederschlüge vorkommen, nehmen sie einen ununterbrochenen Zu-
sammenhang mit den äquatorialen Regen an, wo dieselben durch mehr oder weniger
lokale Ursachen bewirkt sind.
Um uns über diese Phänomene Rechenschaft ZU geben, mOssen wir die Pas-
sate auf den Kontinenten betrachten, sowie in der Nachbarschaft der Kontinente
und Inseln. Im allgemeinen sind sie daselbst nicht so regelmässig wie auf den
insellosen Oceanen. Schon eine Insel von geringem Umfange genQgt, um die Regel-
mässigkeit der Pa-ssate, welche meistens keine starken Winde sind, zu stören.
Wenn eine hohe und zusammeidiängi;nde Gebirgskette sich quer dem Passat vor-
lagert, wird derselbe auf eine Distanz von 1(H) Kilom. und selbst mehr unterbrochen.
Bei den lokalen, durch die Unterbrechung des Pass-its bewirkten Kalmen liegen, im
Hinblick auf die Wärme und Feuciiligkeit der Gestade und Inseln in den Tropen,
Verhältnisse vor, die der Bildung von Stürmen mit aufsteigendem Strome sehr
günstig sind, d. h. derselhen Uegenform, die man in der Zone der äquatorialen
~ ') 8. Meteorology of Square S, and Chart of meteorologieal data for nine
10 degrpe Squares, piililioirt vom Meteofologiesl OflSic« iu London.
K«ttl«r't ZaiUcbrifU I. Bd. IS
Kalmen trifl't. Wir sehen also hier bereits eine Ursache der Regen in den tropischen
Rogionen , welche die Zone der öquatorialen Kalmen auch aufweist. Ferner
ervviirincn die Kuntinonto utui ilii* ;.'i oss('ii Inseln sich im Siiinnier vit-l nietir als die
Meere; es entistelit ein nutsteigender Slroni und ferner ein Uerheislrümen der über
den benachltarten Meeren befindlichen Lutt, die sogenannten Monsune, die häufig
i'liei)f;ills l'.»';i('n\viii(le wt-rdon können. Ah^fsflieii von den II a u p t - M o n s u n e ii
(asiatischer, ulVikaniscber und auslratisciier) , wo dies in setir grossem Maasstabe
stattfindet, giebt es viele andei-e Gehiete, in denen Monsnne existiren, die wührend
des Söniniers vcm He^cn bei^leifi l wcnlen, /. H. die Westkllste von Mexiko und
Cenlralanierikxi, die OstkUste von Südafrika u. a. So^ur der t'ussat selbst kann ein
Hegenwind werden, nnmentlich wenn er auf schwachgeneigte Hnhen stnsst. Das
ti"ilTt ■/.. R. ein an don Oslkilsten von Brasilien, ("entralatnenkn, Afrika, auf den
Sudsee- hiseln, am Ostabhang der Anden u. s. w. Aus diesem Grunde sind die üst-
kasten, wie auch die Ostabhänge der Gebirge in den Tropen besser bewSssert, als
die cnfLie^'enfieset/fen Kllsten und Abhi"mi^(\
So linden wir drei Ursuolicn, weiche in der tropischen Zone auf den Konti-
nenten, den Inseln imd in ihrer Nachbarschaft Regen bewirken u. zw. mitunter
! eiflilicfie Wintei leLreii, v iilin riil es in ilensi'lhen Bieiten nnr sehr seilen regni'l auf
den Uceunen fern von Kontinenten und Inseln, wo der l'assat ein selu' regel-
mässiger ist, Das auf den Ooeanen der Tropen verdunstende Wasser wird also zum
gritssen Theile Olior don LiimlniasstMi kon<lonsirt. Fs '^w\A anch eini^i' sehr wcmiß
vom Aei|uutor entfernte Inseln, die als ausseronlenllich trocken bekannt sind, so
Asccnsion, und Fernando Noronha bei der brasilianischen KQste.
lii'kanntlieh rennet es in diMi Tro|>! ii \^ eit mehr wühreiid und etwa.s nach der
Kulmination der Sonne, als während iie.s Winters. Das ist leicht orklilrlicli. Die
Monsune treten nur zur Sommerzeit auf, in der die Kontinente viel stärker erwärmt
werdtMi als die Meere. .\nf ilen deliief i-n, in dienen der Pu.ssat .selbst ein ric;:en\vin(i
wird, muss man reichlichen Hegen wlihrend der wilrmsten Jahreszeit erwarten, wo
der l'assat infolge der stärkeren Verdunstung; der Meere in höherem Grade mit
Keiiehti^keit beladen ist. Auf den tn)piselien Koiitiiieii!< n endlieh ist der l'assat im
Winter ein trockt-ner Wind wegen der nn Wintei- schurier uusm'Sproflienen Dillereuz
der Temperaturen der Breiten. Alles das eikliiii, warum die tropischen
Regpn vor a I I imti SoTomerrcgon siiul. Man muss sich indessen vor dem
so verbreiteti'U Irrthnme liiiten, den Winter als eine ^.^iinzlich res^enlose Jahreszeit
anzusehen. Die Beschreibung, welclie Humboldt über den Lauf der Jahres-
zeiten in den L I a n o s des Orinoko go}?(»hen, hat dazu beigetragen, diesen
Irrthum zu verbreiten; vollkommen wain- für jeties Gebiet, wird sie doch auf die
meisten tropischen Liinder nicht ohne die Gefuhr des Irrthums ausgedehnt werden.
Im Hmblick auf die Verschiedenartigkeit der Ursachen des Regens in der
tropischen Zone schien es mir unzulässig, auf einer Karte so kleinen Maasstulx^,
wie die diesen Aufsatz begleitende, delaihirtere Untersclieidungen zu machen. Ich
habe inicli auf Folgendes beschränkt: Alle die tropischen Gegenden, welche weder
der Region der äquatorialen Regen, noch den Gebieten der Haupt-Monsune ange-
hören, und in (UMien wir dennoch entweder eine Periode n'iehlicher Hegen oder
Regen im ganzen Jahr finden, wurden auf der Karte unter der Bezeichnung Re-
gionen der tropischen Regen zusammengefasst. Es giebt deren vier:
1) in Mittclamerika, West-Indien und dern nördlichen Südamerika; 2) Südamerika
sQdlich vom Aequator; 3) der w^estliche Theii des südlichen Grossen üceans, im
SQden und Osten des Gebiets der austraKsehen Monsnne. Hier ist der Oeean mit
einer solchen Meii;-'e Insi-ln übersätet, dass der l'ass.il nicht mit Regel!iiässi;_'keit
weht, und daher häufige Kalmen mit StUimen und Regen entstehen; 4) Südafrika.
Im Norden der regelmässigen Passate auf unserer Halbkugel , und im SQden
der ersteren auf rler eiitgegenge'-''Izteii Hemisphilre finden wir eine Zone, in welcher
Während des Sonnners polare Winde herrschen, entweder regelmässiger Passat,
oder Nord- und Nordwestwinde auf der nördlichen, Sud- und SQdwestwinde auf
der südlichen Hemisfihslre. Wenn ili- se Winde als regelmässige auflreten, sind sie
der Regenbildung wenig günstig. Diese Region hat daher sehr trockene Sommer«
sie ist, wie hinzugelDgt werden muss, eine hauptsächlich maritime; im Soden beriihrt
sie sich auf unserer Halbkugel mit der Zone dei- See-I'ass.ite, während im Norden
die trockene Pertode immer kürzer wird, je häutiger die Sudwinde werden.
Ich habe sie subtropische Zone mit sehr trockenen Sommern
genannt. Man erkennt mehrere ausgesprochene ni't:ionen, in denen die Regen einen
gleichen Typus haben. So auf der südlichen Hemisphäre: 1) im Atlantischen Ucean,
dem äussersten Südwesten AfKkas, dem Indischen Ocean und dem sodwestlichen
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Aiislralien; 2) in der Südseo, etwas nnnJlinh von Neu-Seeland beprinnend, und an
der sadamerikanisclien Westküste (Chili) zwischen dem 31.° u. 40."' s. Dr. Auf der
nördlichen Hemisphäre : 4) in derSüdseo, beginnend in ziemlich grosser Entfernung
von .\si«'n, und die iionliuneiikanische Westküste (Kalifornien, Oregon) umfasend;
2) im Allantischen Ücean, beginnend in einiger Kntfcrnung von der noixiameri-
kanischen OatkOflte, und dann die ganze Ausdehnung dos mittelländischen Meere.s
einnehmend ; in einer sehr schmalen Zone erstreckt sich dieses Gebiet dann noch
weiter, einei-seits Iiis zu den südpersischen Gebirgen (Schiras), andererseits an der
SndkUste des Kaspiscben Meeres entlang bis zum Fuss des Tien-Schan.
Diese Ei'strcckung der subtropischen Zone von den afrikanischen und euro-
päischen Westküsten bis zum Herzen Asiens ist sehr bemerkenswerth und sehr
abnorm.
Zur Erklärung dieser Anomalie genOgt die Betrachtung einer Karte der Juli-
Isobaren. Dieselbe zeigt uns, dass dann eine barometrische Depression Uber der
Sahara, Arabien, Persien etc. existirl. Die Winde müssen nun nach dieser Depres-
sion hin eine Anziehung erfatiren, d. h. es müssen in der nördlich von diesen Wüsten
gelegenen Zone Nordwinde auftreten. Weil die meteorologischen Erscheinungen im
Somnier viel grössere UciJit'lnuissigkt'il l)esilzc'n als im Winter, so genützt eint: ziem-
lich kleine PressioosdiHereiu, um sehr regelmässige Winde von der durch die
Pressionsdiflerenz bedingten Richtung hervorzurufen. Da das Maximum sich in dieser
Jahreszeit bei den Azoren befmdel, kommt der Wind von dort, wenigstens für einen
gi'ossen Theii des Mittelmeergebiels. Es ist seit langem bekannt, dass dort im
Sommer Nordwinde vorherrschen, und t. B. die Fahrt von Frankreich nach Algier
sehr erleichtern. Das sind die e t e s i s c h (M1 Winde der ririe<-lien. — Man wird
ferner bemerken, dass die Zone der subtropisciien Hegen im Mittehneergebietc
ziendich breit ist, dagegen im Osten viel enger. Dort beginnt die Region der asia-
tischen Wüsten. In den Gebirgen und ilnt>r Umgebung trelTen wir wilhreiul des
Winters, Frühlings und Herbstes ziemlich reichliche Niederschläge; ausseihalb dieser
Bezirice herrscht in allen Jahreszeiten eine extreme Trockenheit, da die dort wehen-
diMi Nordwinde stets eine ti'ockene Luft liei!>eifaln'eii. — Seit sehr langen Zeilen
hüben gros.se Bewü.sserungsanlagen os ermöglicht, einen Theil dieser Wasteu zu kul-
ti Viren mit Hilfe des Wassers, das dieselben dem Regen und der Sohnemcbmelze
in den benachbarten Gebirgen verdanken. Man dai f nicht viM'gessen , dass a!h;
antiken Givilisationen in »lie.->i;m Gebiete begunnen haben, abgesehen von Ghina,
Indien und theilweiso Aegypten. In manchen Beziehungen ist dieses Klima dem
Ackerbau sehr günstig: <iie r>egen sind im Wintei- und Frühling sehr regelmässig.
Während die dann folgende Trockenheit ilcm Getreide gestattet, unter den gün-
stigsten Hedingungeii zu reifen, und die Ernte sehr erleichtert, da man Regen nicht
zu fürchlen hat. Selbst in unseren Tagen nimmt man in Kalifornien, wo die Vei--
llieilung iler Regen dieselbe ist, die Krnte im .Miii vor und lässt die Garlien, wenn
nötbig, bis in den November hinein auf den Feldern. Ein ferneres Hilfsmittel boten
die künstlichen BewiLsseningen für den Bau ji'ner Pllanzen, die mehr Wasser ver-
langen, als ihnen die lukali ii Hegen geben können.
Im Norden der verlier- n imiten Zone auf unserer, und im Süden derselben
auf der sü{Hielien Heniisphiae ielilen die Bogen im Sommer nicht mehr. In dieser
Zone der K e g e n zu allen Jahreszeit e n liabc ich drei hau ptsiich liehe Unter-
abtheilungen unterschieden: 1) Maximum im W^inter oder Ilerlist ; '2) unbe.stimmtea
Maximum; 3) Maximum im Sommer. Die crsteie lindi!t sich besonders in den
maritimen Gebieten. Da das Wasser des Oceans langsamer die Wäiine anninnnt
und verliert, als das Festland, ist das Meer im Herlist und Winter wUrmer als das
Land, und ebenso die Verdunstung beträchtlicher, wenn die Richtung des Windes
sie begünstigt. Längs der Westküsten Europas und Nordamerikas nimmt der
Luftdruck ausserordentlicli .schnell von Süd nach Nord ab, was ein Ytirherrschen
sudwestlicher Winde bewirkt. Beim Uebergang von der warmen über den Oceanen
schwebenden Luft zu der kälteren Ober dem Festlande lagernden Luft ist die Ver-
dichtung der iKimpfc eine schleunige. Sie ist noch stiuker, wenn ein*^ Gebirgskette
die warme Luft zwingt, in die Höhe zu steigen, denn dann ist die Abkühlung noch
viel plötzlicher. So haben wir sehr bedeutende Regenmengen längs der Westkosten
Norwegens, Gross-Biitanniens und Niird-.\m.Mikas. Im Frühling wächst der Luft-
druck in den nördlichen Uegionen schnell; die kalten und trockenen Nordwinde
werden häufiger, und in der Regel fällt in den Mai das Regen-Minlmnm dieser
marilinien Beginnen. Im Sommer vermindeil sieh «Icr Luftdruck im centralen Asien
so sehr, duss die Nordwestwindc im westlichen Europa häufiger werden j die Luft
über den Kaiitfaienten wird wirmer, als die Ober den Oceanen. Ferner sind in
18«
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diesen maritimen im Sommer vertiältnismässig kühlen Regionen die Kalmen mit auf-
steigendem Strome seltener als im Innern der Kontinente, und bekanntlich treten
in Begloilung dieser Kalmeti sehr häufig Stdnno mit reif^hlichem Hegen auf. Bei
der nordamerikanischen Westküste linden wir analoge Verhältnisse : die Luft strömt
im Sommer nach den stark erwftrmten Hochlanden des Innern, und da dann sehr
bwtftndige und w^hr stark<> "Wcstwiniin vdrherrschrn, ist die Temperatur verhflltnis-
missig niedrig und die Menge der Niederäcbläge niuht beträchtlich.
Das Somraermaximnm findet man besonders im Innern der Kontinente jenseits
des 40. nrirdl. nreitegrades und mitunter .seihst sUdlieher. Wir liiiilon es in West-
Ssibirien und dem europäischen Russlaiid, bis an den Fuss des Kaukasus und selbst
etwas weiter noch, bis zum Schwarzen Meere und der unteren Donau, ebenso in
Schweden (mit Ausnahme des itnsserslen Sildeus), Ostdeut-srlilund , dann in einem
grossen Thcile der östen'eichischen Monarchie (Ungarn, Dalioatien und istrien aus*
genommen) und in Beiern.
Was das übrige Europa anbetrifTt, so findet man eine ziemlich schmale Zone
des llerbslmaximums nördlich der subtropisch(;n Zone im Süden unseres £rdtheils;
auch haben wir ein Herbstmaximum in der Bretagne, in Irland, Island, dem Westen
Englands, Schottlands und Norwegens.
Im übrigen Europa haben wir ziemlich gleiehmassig vertheiite Regen, ohne
scharf ausgesprochenes Maximum in irgend einer Jahreszeit. So in einem grossen
Theile Frankreichs, in der Schweiz, Belgien und den Niederlanden, dem Westen
und Norden Deutschlands, in Dänemark und an den Ufern der Ostsee etc.
In Nordamerika ist diese Vertheilung der Hegen viel verbreiteter ; man findet
sie im Osten und in einem Theile des centralen und südlichen Gebiets der Ver-
einigten Staaten, sowie in Canada und den nördlicheren Landschaften. Diese
Gegenden sind nicht durch Gebirgsketten oder Hochplateaux vom mexikanischen
Golf getrennt, in dem die uanucn Wasser dr-. nnlfstromes lliesscn, und die von
da kommenden Winde führeu zu Jeder Jahreszeit reichliche Dunste herbei.
Indessen hat ein Tbeil der atlantischen Koste sowie ganz Florida ein Sommer-
maxiiiium Im Süden Floridas trefTen wir einen unmerklichen Uebergang zu den
tropischen Regen.
In den Staaten des oberen Mississippi und weiter nordwestlich haben wir eben-
falls ein Sommermiiximum. Dieses Gebiet erinnert bezüglich seiner Temperatur wie
seiner Regenperiode sehr an das europäische Russland und das westUche Ssibirien.
Sommerregen finden sich anch entlang der beiden Abhfinge der Felsengebirge, ein-
geschlo.ssen zwischen Ländern, in dern'ii die Regen sehr selten sind.
Auf der südlichen Hemisphäre, jenseits des 40" s. Br., scheinen die Regen
gleiehndissiger lü>er die Jahreszeiten verlheilt zu sein, und das die oceanisßhen
KHmate unserer Halbku^rel so eharakteristische Ilcrbstmaximum tritt nur selten
auf. So z. B. fehlt es au der Westküste Neuseelands, einer zerklüfteten Küste, an
der viel Regen fällt und wo man dieselbe Vertheilnngsweise der Niederschläge finden
sollte, wie längs der Küsten Nordamerikas, Sehottlands und Norwegens. Wir tictTen
aber dort vielmehr nahezu die gleiche Niederscblagsmcngc in allen Monaten. —
Um das zu erklären, niuss man sich daran erinnern, dass der Temperaturunterschied
zwischen Winter und S(mimer auf der südlidien Hemisphäre viel geringer ist, und
dass die relative Vertheilung des LuUdrucks Winter und Sommer ungefähr dieselbe
bleibt
Im Innern der Kontinente Afrika, Australien und Sttdamerika, vom 25° bis
Äff s. Br., sehen wir Regen mit sehr ausgesprochenem Sommermaximum. Diese
Thatsache ist in ihrer Allgemeinheit erst seit wenigen Jahren bekannt. Daher darf
man sich auch nicht wundern, wenn man sie auf den Karlen bis jetzt nicht fand;
ich erinnere nur an die in Rcclus' vorzüglichem Werke „La Terre" enthaltene,
die zwischen 29* und 40* s. Br. eine Zone der Winterr^n angiebt. In Südamerika
sind diese Sommerregen namentlich voi-herrschend, und es ist f.ist immöglich, ihre
Grenze gegen die tropischen Hegen genau .mzugeben. Man IriUt zicmlK-h geringen
Regenfall in den argentinischen Pampas, sobald man sich von den Küsten entfernt,
aber diese Hegen fallen dasellist hauptsächlich im Sommer. Dieselben sind dort,
wo sich eine Bergkette erhebt, bedeutend .stärker, so bei Cordolia, Tucunj.in, u. s. w.
Im äussersten Norden Amerikas und A.siens ist der Winter so kult, dass die
Pnlcipitation nur sehr gering sein kann. Das habe ich auf der Karle durch Angabe
zweier polarer Gebiete auszudriicken gesucht. Mau wird bemerken, dass diese
Gebiete zugleich kontinentale sind (im nordamerikanischen Archipel herrschen im
Winter Verhältnisse, welche sich von denen der Kontinetife nicht unterscheiden,
da die Meerengen und Strassen zwüschen den Inseln siinuntli<:h gefroren sind.) Da,
wo er inüelluä bl, uebicrl der urklische Üceaii niulil ^änzlicü, und diü Teinperulur
kann in der Nfthe des nichtgefrorenen Seewassers nicht sehr niedr^ sein. Daher
flUK im Winter oft viel Schnee.
Viele Länder haben so üellene und so schwache Regen, dass daselbst die
V^^tion sehr ärmlich ist und der Ackerbau nur dann mOglich wird, wenn man
zur ktlnstlicheii newfisserunj? greifen kiuiii. I5im den rncistiMi dieser Gebiete kontuni
wü' lieute die Grunde erkennen, welche ihnou das für eine reiche Vegetation nolh-
wendige Wasser vorenthalten.
Die Sahara ist für uns der wahn- Ty[)us einer Wüste. Man hat oft behauptet,
dass die Ursache des Uegenniangels in den beständigen aus Centraiasien kommenden
Nordostwinden zu suchen sei. Das ist ein Irrthum. Erstens finden wir im Winter
riemlieh häufit; Südwinde in Syrien, Mesopotamien, Persien u. s. w., kurzum in dem
Ranzen Gebiet, welches Centrälusien von der Sahara trennt; wir können also in
letzterer keine bestflndi{][e und anhaltende Luftströmung aus Centrolasien erwarten.
Die Nordoslwinde, welche des Winters in der Sahara wehen, entstehen meistens in
AfHka selbst. Im Sommer bildet Asien noch weniger die Ursache der Trockenheit
der Sahara, denn zu dieser Jahreszeit ist der Luftdruck im Innern dieses Erdtheils
niedriger als in .\frika, und ans (iem östlichen Europa strömt die l.ufl nach Asien;
Asien bildet, mit andern Worten, im Summer einen Sammelplatz der Winde. —
Da während des Sommers der Luftdruck Ober der Sahara gering ist, namentlich
Uher dem sOdlichen Theile der Wüste, so strömt dahin die; Luft von dem Mittel-
meere und von einem Theile des Atlantisclien Üceans; und da der Luftdruck im
allgemeinen im Ostlichen Theile der Sahara niedriger ist, so entstehen Nordwinde
(d. h. West- oder Nordwestwinde, welche durch die Drehung der Erde in nördliche
umgewandelt worden). Die Bcstiindigkeit der sommerlichen Nordwinde wird durch alle
Reisenden, welche die Sahara bcsu(;htcn, sowie durch die in Aegypten angestellten
Beobachtungen beglauhigt. Da die Winde vom nntteliandischen Meere kommen,
das um diese Zeit viel kUUer ist als die Wüste, können sie natürlich Regen nicht
bringen. Selbst an den Küsten Algeriens, in Sicilien, Malta u. s. w. regnet es
wegen der Nordwinde fast nie wälirend des Sommers; noch selbstverständlicijer
erscheint das in der Sahara, in der die Luft wärmer und trockener ist. Das nörd-
liche Arabien, sowie ein Theil Mesopotamiens und Syriens sind ebenfalls sehr trocken.
Die Beständigkeit der Nordwestwinde im Sommer verui'sacht den Hegenmangel in
dieser Jahreszeit; im Winter wehen nntunter Südwintle, die wohl Regen herbei-
bringen, aber in den Ebenen nur in sehr geringer Menge, da die Lufl zu trocken
ist und da Hindernisse, welche ein Aufsteigen und plötzHchen WiLrmeverlust der
Luft verursachen würden, hier fehlen. In den Gebirgen und ihrer Nachbarschaft
Collen wiUirrad dieser Jahreszeit reichlichere Niederschläge.
In Persien und Beludschistan sind es namentlich Hochebenen mit geringer
Krhebung und von Gebirgen eingeschlossen, welche Regenmangel aufweisen. Die
dorthin gelangenden Winde sind herabsteigende; die Luft erwärmt sich während
des Niedersteigens und entfernt .sich von der Verdichtungstemperatur der Dämpfe. -
Im aralisch-kaspistüien Gebieti; herrschen während des Herbst, Winters und Früh-
lings Nordostwinde vor, welclie eine trockene und kalte Luft mitbringen. Im
Sommer könnten die feuchteren Nordwestwinde reichliche Hegen herbeiführen, wenn
nicht die liulie Temperatur der Luft sich dem widersetzen würde. Der Regenmangel
ist in diesen Landschaften kein absoluter; vielmehr fallen zu allen Jabresz^ten
Niedei-schlilge, aber stets nur wenig, viel zu wonig, um bei dem glühenden Sommer
jener Gegenden und bei den dort in jeder Jahreszeit aullretenden starken und
trockenen Winden ZU genügen. Die aralisch-kaspischen W^ttsten werden von den
persischen dui'cli ein schmales Gebiet getrennt, in dem die Winterregen reichliche und
regelmässige sind, wie meistens in den Gebirgen dieser Landschaften. — Oestlicli
von ih r aralisch-kasj)i.schen Hegion finden sich die ebenfalls sehr trockenen inneren
Hochebenen Asiens. Bezüglich derjenigen in Ostturkestan und am Lob-Nor haben
wir hauptsächlich die Lage im Innern des Kontinents und die von allen Seiten sie
umringenden hohen Gebirge als Ursachen der Trokcnheil anzusehen: Die Luft von
den umgebenden Meeren kann erst hierher^elaiigen, nachdem sie fast jeglicher
Feuchtigkeit beraubt ist. — Der östliche Theil der Hochebenen, die Gobi, ist nicht
ganz so regenarm; im Sommer fallen hier regelmässig Niederschläge, aber (wegen
der dort hen-schenden, die Kondensation der Dämpfe erschwerenden Hitze) in
ziemlich geringer Menge
Nordamerika besitzt ebenfalls Wüsten, weniger ausgedehnte indess als die
Asiens und .\trikas. Sie finden sich alle im westlichen Theile des Kontinents,
welcher von der Südsee durch hohe Gebirge getrennt, Regen vom Atlantischen
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Ocean und vom Mexikanischen Golf erhält, die beide ziemlich eulfernt sind. In
diesem Gebiete herrschen im allgemeinen die Plateaux vor, jedoch ist die niedrige
Region des Ciiloradonusscs ganz fliciisi) (rocken. Die OtMiir^'e, welclir sich intnitlen
der Uuclicbenen erheben, sind viel besser bewässert, nanienltich das Felsengebirge;
die Gebirge geben auch allen den Flossen das Leben, welche die Plateaux durch-
ziehen, ohne in ihnen Zunusso zu empfnn^'Cn, viehnehr dort durch die VeidunsturijJ!
sogar wasseräi luer werden. Der Missouri, welcher eine grosse Ki-streckung dieser
trockenen Landschaften durchzieht, hält viel weniger Wasser, als der obere Missi-
ssippi, trotz der bedeutend geringeren Ausdehiuing des letztgenannten Flussgehiels.
Und der Missouri erhält noch bcliäolilliciie ZutlUsäe beim Durchfluss durch dio
besser bewässerten Ebenen von Kansas und Nebraska.
In Südafrika trelTen wir die Kalahari-WUste ; liier stheinen die Geliirgszüge,
welche sie umgeben (namentlich an der OstkUste), die Trockenheit zu verursachen.
Die inner-austndischen Wüsten liegen in der Ebene. Uebrigens ist der
Wassermangel dastilbst weniger absulut, wie man ehemals annahm. Die Trt>cken-
heit Australiens im Wmler ist einem echten Passat zuzuschreiben, der auf dem
Kontinent selbst entsteht, zwischen 25° und 30" s. Br, .\us demselben Grunde ist
in dieser Jahreszeit die K'ordkiistc regenlos. Im Sommer ist der australische Kon-
tinent staik erhitzt, das Miiiimiua des Luitdrucks liegt zu dieser Zeit etwa unter
20° s. Br. Dann sft/.en ri velmössige Südwinde ein. di ■ eine viel kältere Lufl vom
benachbailen Ucean herbeiliihren und die Trockenheit noch begünstigen, gerade
wie die Winde des Mittelmeeres im Sommer die Trockenheit der Sahara bewirken.
In Südamerika dehnt sich eine fast regenlose Zone an der Westküste entlang,
von 5° bis 30'' s. Br. Regelmässige und sehr kalte Südwinde wehen daselbst fast
das ganze Jahr hindurch, während eine kalte Meeresströmung, der Humboldt-Strom,
die Küste bespült. Die Temperatur ist daselbst deshalb niedrigt.'r, als in irgend
einem andern Lande unter denselben Breiten. Diese kalten Winde verhindern die
Kondensation der Dämpfe. F.s ist indess zu bemerken, dass es zwischen 5* und itT
s. B. an den westlichen Abhängen der Anden regelmässige Hegen giebt ; auch geben
die daselbst entspringenden Flüsse nicht nur trinkbares Wasser, sondern erlauben
noch ehie ziemfieh ausgedehnte Bevrttsserung, welche letztere freilich seit der
si)anischcn Eroberung sehr vernachlässigt wird. — Südwärts von 18° s. Br. giebt
es keine einigennassen regelmässige Regen mehr, selbst nicht in den Gebirgen;
daher ist man in allen zwischen 18^ und 8(f s. B. gelegenen HKfen gezwungen,
Seewasser durch Destillation trinkbar zu machen. — Der ö.stlieho Abhang der Anden
ist bis zum 20° s. Br. sehr gut bewässert, weiter südlich aber trocken j die west-
Uchen Gebiete der Argentina and Patagoniens sind im allgemeinen trocken, obgldch
man sie nicht zu den Wösten zahlen kann. (Schluss folgt.)
Die Turkmenen zwischen dem alten Bett des Amu-
Daija (Usboi) und der Nordgrenze Persiens.
Von H. 0> PetaMwltssi.
L
Der Raum zwischen dem alten Bett des Ainu-Darja , dem Kasinschcn Meere und dcti
Gcbirgszügeu des Elburs und Kopcpet-Dag bildet eine l^'iederuog, welche sich sooft nach Wcstt'o
mm EaqnwhsD HiBer lenkt Die Mitte dieser Fllidie ist vOlUg eline «mtaiie BeWllkeruiig, In
Folge des gänzlichen Wassermangela; ebenso ist aaeh der Nordrand derselben entlang des Usboi
unbewohnt. Dort passiren nur bisweilen Karawanen oder verweilen räuberische Schelks verschie-
dener Turkmenenst&mme , und bei den buchet selten anzutreffenden Brunnen weiden hin und
vieder in Frakttag Hsrdsa tob Kameelen und Bdwflm, di« jenea Tarknaien gdiOren. Dafsgea
finden sich die Turkmenen in ihren verschledSBen Stammen am Ufer des Kasplichen Meeres, au
den Nordabh&ngen des Kopepct-Dags, am Flone Murg-ab und am linken Ufer des Amu vou
der afghanischen Grenze bei Cbodseha-Ssali bis Tschardsdini, sowie an der SOdgrenze des
Chanats Chiva.
An den Grenzen der Oase Thiwa haben sich Jomudcn vom Stamme Bairam-schaly
niedergelassen, die auf 15 bis 20,000 Kibitken berechnet werden. Nördlich vou den Jomuden,
swischeo diesen and der Usbekenberölkeraog von CUwa Mm Tselioader-TaricBMiin.<Fsn8r
L^iy -i^uu Ly Google
— 195 —
IrifH maa io Chiwa einen Theil der Ooklan, etwa 2000 Familten, während deren Hauptmasse
aa der Nordgrauw Penieiii swiaehen dem Aink und OOrgen nonadirireD, wo gsguk 4000 KiUttea
von ihnon sozilhU wenltMi.
Ueber die Turlcmeoen auf Chiwaniachem Gebiet ist wenig Neues zu sagen, da sie n&cb der
Kataatropb« roa 1878 «ieh Medlidk wbaltoi und dabei anöh weniptcns ftr Uagn« Zeit ver-
karren werden. Anders steht m mit deqjenigen in den Strichen an der persischen Gteue. Ehe
wir jedoch zu ihnen übergehen, möeen noch einige Bpmprkungen Ober dir» Sti\mmo am linkon
Ufer des Amu-Darja von der bacbahschen Stadt Tscbardscbui bis sum afghanischen Orte
Chodidia-Siali Platt flnden. Etwa 20 Weret oberhalb Itehardichai lebt am Amu-Darja der
Stamm dor 8sakar«Tiirkmenen, an 3000 Kibitken oder Familien sUrk. Weiter oberhalb am
Strome, 2'') Werst von jenen entfernt, haben sich die beiden Geschl cbtor der Ssajat und E<ki
niedergelassen (zusammen an 20U Kibitken), die zum Stamme der Tschoudor gehüreu. Jeuseit^
dleier beginnen die kompakten Anaieddongen der Erstari, die aidi blt In das a^haniseho Ge-
biet er.-trecken. Letzterer Stamm theilt sich in vier Ilauptabtheilungen: die Kara, ülu-tapa,
Kunjasch und Beka-ul. Die 3 ersten Abtbeilungen leben auf dem linken Ufer des Amu-Darja,
die Kara am Bache Chodscba- Kundus, die Ulu-tapa am Chalatsch und Pelwart, .die Koi^jasch am
8eng(4wba «nd Aetanarbaba, vlhrend die Bdcapnl rieb auf dem redrten Strornnfer beim Bache
Burdalyk niedergelassen haben. Gleichwie die Ssakari, Ssajati und Eski zahlen auch di<' Krssari
nur eine Abgabe vom Vieh und gegen 53 Kopeken per Des^atine Land. Sie geben ferner den
flinften Tbetl der Bmto an denjenigen Stellen ab, wo die L&ndereien direkt ans den Wasser*
leitungsgr&ben bewänert werden, ond den sechsten Theil da, wo es nöthig ist, zur Ueberrieselung
Wasserräder aufzustellen. Ausserdem sind die Krssari verpflichtet, im Falle eines Kriepes eine
bestimmte Aniabl Reiter zu stellen. Die Kopfzahl der Krssari wird folgen dermasscn angegeben:
Befcanl 8000 Kibitken, Kla«tapa 20,000, Knnjsseh 15,000, Kara 90,000, Im Gänsen gegra 60.000
Sbtlktn, eine Zahl, welche jedoch im Vergleich mit den andern Turknienenstämmen als viel stt
gross erscheint. Man wird dagegen f^o.'Vio Kibitken als die ungefthr richtige Zahl ffir den St^unm
der Erssari annehmen dürfen. Alle diese genannten älamme, Erssari, Ssakari, Ssajati und Kski
Stoben so den Rnaen lkst in gar kdaer Boiiebang nnd rind dordk das 800 Werit breite GdHet
des Chanats Buchara von der SQdgrenze des russischen Turkestan getrennt. Bisweilen wenden sie
sich mit dem Gesuche um Schntz an die tiirkestanische Verwaltungsbehörde in Fällen von Ver-
folgung; dennoch aber verbleiben sie nicht in bestüudiger Verbindung mit den Russen, respektiren
aber anob dto rasrisebon Grsoson. Wenn anf ihre BHten «tagegangen wird, so gss^ekt dies
nur des politischen Einflusses in Central-Asicn wegen.
Am Ufer des Kaspischen Meers, in der N&he von Krasnowodsk, auf den Inselu Tschelekea
nnd Orgotscbinsk nnd suf der Halbinsel Mangiscklsk leben £« Scblcbson, Ogurdsebalen
nnd Tnrkmenen anderer St&mme. ihre ganse Zahl belknft rick auf 2000 Familien. Sie stehen
nntor nissiseher Herrschaft nnd sbid bereits in frllberen Beriskton der Kankasiseken AbtheUnng
gesdiildert worden.
Weiter sfidlieh am Kaspischen Meere, xwiwhen den Flflssen Görgcn ond Atrek, trafen
wir die Jomuden vom Stamme Kara-tschoka. Der ganze Stamm der Jomuden theilt sich
in 2 Hauptahlheiluugen : ili" Bnirajn-schiili im Chanat Chiwa, die oben crwMint wurden, und die
Kara-tschuka. Jede derselben zeriuUt wieder in Unterabtheilungen, letztere in Tribus oder Klane
nnd diese in Oesebleebter. Die Kanutsebnka-Jomnden tbetlsn ricfli in 2 nodi sehr grosse Untere
slbtheilungen: die Scharif-Dschafarbai und Ak-atabai.
Unabhängig von der Herkunft zerfallen alle Tnrkmenen nach ihrer Lebensweise in An-
riedler, die sich mit Ackerbau beschäftigen und den Namen Tschomur tragen, und in Nomaden,
die mit Kamcelen nnd Sobafen von Ort sn Ort rieben und Tteborwa genannt werden. Die
Theilung in Ansis-sige und Nomaden, die durch die Nothwendigkeit bedingt war, für jede Familie
Brot und die übrigen Lebensmittel zu beschafi'en, führte schliesslich zu einer Trennung der ISe-
sch&ftigung innerhalb der Glieder einer Familie, da die Beschäftigungen des Ackerbaues und der
Yiehracbt te den Steppen jede eine gans besondere Lebenswrise erfordern. Niehtsdestoweniger
be-^teht 7:wischcn dieK> n bciilrn Klassen eine ununterhrorliene Vcrliindung, indem di" Angehörigen
der einen zu der Beschäftigung der andern und umgekehrt Ubergeben. Alles h&ngt von den Um-
Btftnden ab: derTerlust an Vieh oder Kameelen wie umgekehrt der Erwerb derselben Terftndem
auch die Lebensart und Beschäftigung der Turkmenen. Die Nomadcnwirthschaft an und fbr sidi
und in der Steppe besonders verlangt häufigen Ortswechsel, sonst kommt das Vieh herunter und
wird krank. In Folge dessen wandern die Nomaden unter den Dschafarbai und Atabai im
Soansr anf 41« NorMte 4« Atiek und nebnnn dort das Grillet fem Ka^piseken Ufer bis mm
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Ssumbar, dem ffiuiptsafliiMe dm Atr«k, ein. Fftr den Winter liedeln all« bni^aeilidai-JoniadeQ
auf persisches Gobift über und bosotzon den Landstrich zwischen Atrek, Gürgeu und dem
SchwurzflUsschen. Die Winterperiode, welche am Atrck durch Regengüsse, seltener durch Schnee
und durch Kältegrade bis höchstens C oder 7** R. ihren Ausdruck findet, dauert vier Monate, tob
November bii Anfug Ifink Mit den ersten lOntegen beginnt sdion da^ Wandern der Thehorm
in die Steppen, während die Tscbomur an di-n früheren Stellen verbleiben. Auf diese Wetae
verbringen die nomadiairenden Kara-tschulca acht Monate des Jahres nördlich des Atrek iuaerhalb
der ruarieeben Grenien und den tibrigen Tbeil in der penisehen Prorini Aaterabad. Von den
ans&ssig gewordenen Turlnneneu rechnen sich die Dshafarbei, die in mehreren grossen Aulen am
rechten Atrekufer wohnen, nl.s russische Ünterthanen, die Atabei dagegen zwischen Atrelc und
Uurgeu und südlich des letztern betrachten sich als Angehörige des persischen Ueichs.
Die Nabe des Heeres fBbrte die Turkmenen wie andere Töllrer in dem Streben naeh see-
männischer Tbätigkeit. Auf dem Mecro wie auf dem festen Lande bleibt der Turkmene derselbe.
Wie er in deu Steppen nicht als friedliebender |Hirto lebt, sondern auf Eutfernungen Ina SU
50U Werst die wasscr- und obdachlosen Einöden des Raubes halber durchüiegt, so befiiaete er
sieb nur See in gleicher Weise bis sn den jtegit Teigangsoen Zeiten mit B&nbereien. Auch
jetzt kommen noch von Zeit zu Zeit kleine Plünderungen an den Gestaden des Asterabadachen
Golfes vor, aber nur in sehr bescheidenem Maasstabe. Ks ist noch nicht lange her, dass die
turkmenischen Bote den ka^pischua See befuhren und die astrachanischen und uralischen Fischer
gefangen fortführten. Kanm 10 Jahr« sind Tsriksssn, seit 2 rtissiM^ Ibtrosen befreit vnrden,
die von <Ii'ii Aulhewohncru an der Atrckmtlndung in Gefangenschaft gehalten waren. Erst die
Besitzergreifung der ganzen Ostkttate von der £mba bia zum Atrek und die Errichtung der
Station anf der Insel Asehnr-ade band den Tnrknenen Hind« und FOsse. Sie sieben jetst nidit
mehr auf Raub aus, sondern beschäftigen sich nur noch an den Küsten mit Fischfang, dessen
Ertrag sie an Fischhändler oder au die Bewohner von Aschur-ade und Krasnowodsk verkaufen.
Nur bisweilen benUtzeu die Ufer-Turkmeaea die Dunkelheit, um in ihren Kulasen ') von dem
Asterabnd'Golft ans die 6 Werst von Ufer entfernte gnose Strasse unsiciher sn macben und die
dort verkehrenden PenR-r einzufangen. Aber sokk« Unternehmungen vforden nur von 3 bis 4
Personen ausgeführt, da der Xuuen nicht gross genug ist, seitdem ihnen die HAgUchkett benom-
men wurde, ihre Gefangenen nach auswärts zu verkaufen.
Die Tribns oder Unterabtbeiinngen, in mldM die Jornndea nerfidlsn, sind folgsade:
1. Die Tschoni (Ak-atobai) umfanen Ak-«tabd, Ak<das, Ak-4hair» Ak^wdiak, Ak-ikdyr,
Ak-kadschak und Ak-kan-jukschas.
2. Die Scbarif (Dschafarbai) zerfallen in Scharif-nurali und Scharif-jarali. Die Nurali
arnfwaen; Kdte, Karindschik, KOach (Kaaanlykor), Kojnnlyfcer, Pttg and DewedsehL
Die .larali theilen sich in Owtttldl, Ownuch-turaadsch, Kisyl-schukkan und Arryk-ssakkali.
Die Kopfzahl der Dshafarbai und Atalai lässt sich nach den im Transkaspiacbcu Lande
eingezogenen Erkundigungen folgcndenimasen bestimmen: Fflr IMhafarbai ea. 8000 Kibltken,
wovon 4500 zum Tschorwa (Nonwden), 8500 Eibitken sum Tscbomur (der Angesiedelten) gehören.
Für Atabai ca. TOm) Kibitken, wovon i-Miii Tschorwa und 2500 TsshomUT» in Sumnut alSO 15,000
iübitkeu für die gesammtcn Karatschuka-Jomudeu.
OestUeh von Letsteren dehnen rieh swlseben Atrek nnd GOrgen die Ooklaa-Turkmanen
am, velche die persische Oberherrschaft anerkennen und einen jährlichen Tlibat TOn 6000 Tanna
(24,000 Papierrubel) an den Kegentcn der Provinz Huil-.huiu-d zahlen.
Die üoklan zerfallen in folgende Öt&mme und Geschlechter:
1) Die Gai, «eiche hn Dorfe Karri«knla und in der Sehlueht Dam wohnen. Sie slhlen
folgende Geschlechter: Bakadsha, MuUa-mamed, Daru-nianied. Tssehek-mamed, Janagy-
m., Ssuwar-m., Arah-m., Taschak-m., Karnasä-m., Abschak-m. und Tscheidar-m., Erkekli-
scbeicha-ukeudshi, Keik-takeudshi , Ssarauli-t. , Tschichlyk-t, Dshau-kurbandi, Deli,
Karabalehan-amb, Eir, Kara||ar, Hadshi-b«i, Paaehai, Taebntur, 8«!j|]rr4aikl und
Mirsa-bai.
2} Die Bajandyr bei dem Passe Pisch-i-kcmer.
S) Die Eyryk an den Bächen Medschewar-tuka und Nos.
4) Die Aiodervisch am Bache Kara-scheicb.
r>) Die Tschakyr-bek-deli beim Berge Nal-knch.
*) Kulas iht ein aus einem Baumstamm verfeiiigtes, "i Kaden langes Boot, das nur 3, höchstens
4 Mann zu tragen vermag.
— m —
6) Die Jaugak-ssagri bei den Ruinen Giuobesi-kaus, im Dorfe Ssanger.
Die QcMnintkopfcBlil der Ooklan betrigt nedi den rom Konaal in Astrabad, Hctrn H:i-
kulyn, !?os;unmcItcn ZifTcrn frrgcn Kibitkon. Die persisclie Statthalterschaft der Provinz
BadsltDurd giebt awar nur läuO Kibitkea ao, doch hat diese Verringerung der wirklichen Zahl
BOT ihren Grund in der dmos folgenden Herabeetsttng dn en die Regierung von Teheran abni-
fUirimden Tribats.
Die Goklan bewohnen die Landschaft zwisi-^im den Vorbergen des Elburs und des Kopeix-t-
dags, und dies ist die jiri^btvoliste Gegend im ganzen nördlichen Peraien. liier ist Kulturland,
Waaser nad Weld in Oppiger FQlle Tertreten. Yon allen Turkmenenstinmen hat die Kalvr die
Goklaii am reichsten bedacht Das Land am Fuss der Berge ist viel vorllieilhafter für den
Ackcriiaii und weit fruchtbarer als der Hoden in den Thiibjrn. Die von den Hergen herabkom-
meudeu Flusse und häufiger Kegenfall, der durch den Waldrcichthum des Gebirges herbeigcfohrt
wird, gevUwen Wieeer in Menge. Beeonden »uibllend enohrint diewr Qegenmts dee Vord-
nbbnngee der Elbursketten mit ihren üppigen Wäldern, fruchtbaren reich bcwiLsserton Thalern
und dem überall sich darbietenden kräftigen Pflanzenwuchs demjenigen, der aus dem mittleren
Persien mit seinen unfruchtbaren Bergen und Thaldäcben hieher gelangt. Ein russischer Roisender,
Baron Bode, nennt die UeaiffB Gegend femdesu nnterißeiehlieh adita, dn sie die Lieblidikeit
der < nf;!ischen Landschaft mit den grossartigen Szcin'rieu des Kaukasus vereinige. Dies ist nidit
übertrieben. Die Lage der Gelände am Gürgcn zwischen Bergen, welche sie vor den kalten
Hwd« und Nordoaiströmungen schatcen, sowie die Näbe dee Meeres begünstigen eine ftbernuB
flppige Vegetation.
üm die Gunst der Lage des Landes der Goklan besser darzustellen, wenden wir uns zu
der topographischen Beschreibung der ganzen umliegenden Oertlichkeit. Von Krasnowodsk und
der Belknnbneht entredrt sieh in gender Unie nneh Sfldosten ein 400 Werst langer Bergrücken,
der an zwei Stellen durchbrochen ist. Der Theil von der Küste bis zu der ersltu I'tjt' rlneehun^'
trüRt den Namen des (Brossen Halkan, der zweite zwischen den beiden Einsenkun^t'ii li<t;t:'niie
wird der Kleine Baikau genannt. Vou dort weiter nach Süden bis zur Hälfte des langen Berg-
ayatenw helast der BOeken KOran-dag; endlieb Ist die ganse Obrige aadlieh« BUfte nnter den
Namen Kopepet-dag oder Daman-i-kuh bekannt So hat diese Bergkette in ihrer ersten Il&lfte
bis Kys}'l-Ärwat zwei Unterbrechungen und drei Namen, im zweiten Theil dagegen bildet sie eine
ununterbrochene Wand mit einer fieneimung auf ihrer ganzen Ausdehnung. Auf der Nordseite
diesea Bergayatena breitat sieh die nnnbeebbure Wliate ana, die bia aom Uat-ort r^t und deren
Grenzen der Usboi, der heutige Lauf des Amu-Darja, die letzten Gebirgszweige des Hindukusrh
und Paropamiaus und endlich das Elburagehirge bilden. Der eine Zweig dieses Gebirgsrückens
nimmt bei Asterabad eine nordOetüdie Richtung und Tereinigt sich mit dem Ende des Kopepet-
daga ao der äussersten Nordgrenze Persiens, in der Gegend der Provinz Dereges.
Zwischen dem Kopepct-dag, der nördliclien Verzweigung des Elbursgebirges und dem Kas-
piscben Meer, entsteht ein Gebirgsdreieck, dessen Spitze der Yereinigungspunkt des Kopepet-dags
nnd dee Elbnra, deaaen Seiten dieae beiden BergzOge, die Baaia aber daa OstalSsr dea Kaapiaehen
He«r8 von der Balkanbucht bis zur Görgen-Mündung bilden. Die Südseite dieses Dreiecks (die
Ausläufer des Elburs) ist bedmitend höher als die nördliclie, im Aligemeinen senkt sich die
ganze Oberfläche des Dreiecks allmuhlich von der Spitze zur Basis, d. h. von dem Kuoteupuakt der
BergaOge lum Kaapiaeben Meer. Von den Sodraade dea Dreiedm flieset der Atreli herab, der
dann den Elburs quer durchbricht und in das Dreieck selbst eintritt Er nimmt alle von den
verschiedenen Seiten des Dreiecks herabströmendea kleineren Flüsse in sich auf. Bald nacli
seinem Durchbruch durch den Elburs entfernt er sich von diesem Gebirge ziemlich bedeutend
nnd giebt brim Baum fBr den Ortung der beiden QueMblebe dea GOrgan, die aieb nach
knraam LanCs tarainigeB. Der GOrgan mOndet 80 Werat aOdlidi tob Atrak in daa Eaa-
pisoba Meer.
Etwa 100 Werat oberiialb der Mündung fällt von Norden her in den Atrek der Ssumbar,
sein bedentendatar 2uflaas, dessen Lauf nngaObr die Grenae fBr die Bergiandaehaft bildet Jen-
seits desselben, nach dem Kaspischen Meere zu, ist das Terrain nur leicht p;pwc!lt, und je weiter
nach Westen, ^desto mehr nimmt die Erhebung desselben ab, bis es endlich in reine Ebene mit
Tardnaelten nibadantenden Htigeln obergeht Slanntlieba Ketten des Ko])epet-dags streiehen fast
genau in der Blehtnng der Parallelkreise von W naeb 0» de schätzen daher das ganze Flussthal
vor den nördlichen und nordöstlichen Luftströmungen, l'ngeachtet seiner geringen Höhe ist somit
der Kopepet-dag die Scbutzmauer gegen jene gefährlichen Winde für das gesammte südlich von
ihn Uegeod« G«biet,
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In Folge dieser lokftlen Bedingungen ist der Raum in dem besehriebenen Dreieck iwiaeben
Elbnn'md KopepeC-dag einer d«r geBondeeten Erdvinkel. Hier in den Bergen fUlt Regen und
Schnee, wälin'iid in ilor nortlwärtis vnr;;Ha?('rten Wüste Ijcidcs oinn =;plt( np Fi^rheinaii!: ist. Dpni-
xnfolge ist diu Landschaft auf den beiden Seiten des Atrek, besonders aber auf dem linken Ufer,
nach dem Gürgeu zu, fOr intenrifcn Aekerban geeignet Hier gedeihen Reis, Baumwolle, Wall»
uiiss-, Pßrsich-, Limonen-, ApfeNinenbäumc und das Zuckerrohr. So finden sich denn hier nach
ri'l»orrt"it«> bedeiilendpr St&dtf, wit> Dshordshan, lIumbad-i-Kaussa, Meschched um! andfrc. Bc-
soudcrs ist letstcre bemerkenswerth; sie liegt etva 40 Werst nördlich Hes Atrek und ihre Uuincn
ndimen einen grossen Raum ein. iSinielne Banwerke, s. B. Ifiurels, aind noeh wohl erhalten.
Da die Stadt weit ab von Flössen erbaut war, so ward daa WaSMr ihr durch eine Leitung
aus d(>m Ssumbar angefahrt, deren Spuren noch in ihrer gaaaen einstigen Ausdehnung an
erkennen sind.
Die Landsebaft am Görgen var im Alterthnm unter dem Namen Hyifcania bdlannt und
bereits damals wegen ihrer Anmuth und ihres Frachtreichthums berahmt. Diodonis Sicnlus
berichtet, dass Alexander auf seinem Krobcrungszuc^e in den ..glücklichen Dörfern" verweilte,
die ihren Namen mit Recht verdicuteu, da man au keinem Ort der Welt so schöne FrQchtc linde.
Er rflbmt fmm den Ueberfluas der Weinberge, an Getreide, Feigen vad Honig in Uedgen Lande.
Trotz dieser günstigen Verhältnisse ist der ganze Lamlstrirh nSrdUeh des Atrek und
östlich des Ssumbar bis zum Kopepet-dag durchaus nicht bevölkert und bebaut, sondern stellt
eine BergwOste dar, welche vielEscb mit den TrOmmem ehemaliger Ansiedelungen bedeckt irt.
Man trifll nur ivei bewohnte Ortsoltaflen: Karri«]nU und Knehnr; aUe fllwigen sind durch die
Tekke venichtelt die fiurchtbarea Feinde aOes denen, was nicht su ihrem dgenen Stamm*
gehört.
n.
Die Tekke sind der Zahl nach der bedeutendste unter den verschiedenen Turkmenen-
stämmen. Nach ihren beiden Wohnsitzen zerfallen sie in Achal- und Merw-Tckke. Achal
nennt sich der aum Ackerbau geeignete schmale Landstreifcu , welcher entlang des Nordhanges
des Ki9epet>dage Ton KiSTl-Arwat bis aar pec^hen Prorins Dereges sieh erstreckt Die Land*
idiaft Achal wird auf der einen Seite von den Bergen, auf allen andern durch weitgedehnte
Sandwllsten begrenzt. Die Lage von Merw ist dagegen eine v<s\V\g andere. Achal liegt am Fuss
der Berge, Merw am Ende des Flusslaufes Murg-ab (des „IiQhncrwaä3er8"J , der von den Nord-
hlogen des Paropamisna herabeilt. Ringa um Iferw hemm brdtet sieh Stcppenland aus, welehea
dasselbe von jedem bewohnten Orfn trpnnt; nur am Murg-ab selbst zeigen sich die Wohn-
pl&tse der Turkmenen, die bis au die Berge des Paropamisus reichen. H&uflg genug sind die-
selben allerdings durch Zwischeariume von einigen 20—30 Weist getrennt. Die Entfernung
swisehen der östlichateo Niederlassung in Achal, dem Orte GJanara und Merw betrigt 200
Werst, In diesem ganzen Zwischenräume giebt es keinen bewohnten Ort, ohgli-icb mitten
durch diese Fl&che der Heri-rud fliesst, der bei den Turkmenen als Tcdshen-darja oder
8sanMlie«daija bekannt ist Dieser Floas entq)ringt am Sfldhange des Paropamisus, begleitet
denselben zm r.st anf etwa 400 'Werst in westlicher Richtung, durchbricht darauf daa Gebirge,
indem er im rechten Winkel nach Norden umbiegt und tritt dann in das Steppengebiet zwischen
Merw und Achal ein. Hier breitet er sich au Ueberschwemmungen aus und versiegt in demselben
v6nig nnproduktiT. Ver nngefthr 40 Jahren wohnten nodi llerw-Pekinaen am Heri-rnd und
beim Bache Oras-kala, etwa 80 Werst von der Grenze Achals entfernt. Aber die Perser ver*
nichteten diese Ansiedelung, da sie ein bestandiger Ausgangspunkt für die Raubzüge auf per-
sisches Gebiet war. Seitdem ist jene Gegend unbewohnt; nur bisweilen werden Schaf- und
Kameelherden von Merw an den Heri*md getridien. Die Peraer ipQren jedoch dies meistens
aus, riehen dagegen za Felde ond Tartreiben die Herden, so dasi die TdtlM nur noch sdten
diesen Strich betreten.
In den Steppen Mittelasiens ist ebenso wie in den Wösten Afrikas und Aostraliens
das Wasser Alpha und Omega alier Kultur. Ohne Wasser giebt es kebM Extileos, dssshalh
ist nordwärts von Achal und Merw kein Thier anzutreffen. Acbal bekommt sein Wasser dnrch
eine Menge von BergflOssen und Bächen, die vom Kopepet-dag herabkommen. An seinem SQd*
oalende hat dieser eine bedeutendere H5he als im Nordwesten bei Kfsyl-Arwat Im Sudosten
stösst er mit der noch höheren Kette des Elhurs zusammen, die hier im Gebirgsknotcn Chesar-
Mefdshid annähernd in. 000 Fuss erreicht. In P'olge dessen sind die Flilsse dieser Gegend
wasserreicher als diejenigen des Nordwestens, und damit steht wieder die dichtere Tekke
berOUnmag am Ortende der Oase hi innlgaoi ZusaauMohnng. Kisyl-Arwat bOdet dan tnssersten
— 199 —
Wobnplatz im Nordwesten von Achal^ von dort aus erstrecken sich die Tekke-Dörfer , oder
wie sie gewöhnlich gamnl irard«n •F«fltangen ')i «a«iit in einer Ltnie, dann in swvi und ndir
Linien bis zum Dorfe Eschcbabad, welches schon am OllMide der Oase und fast am Endpunkte
des Kopepet-dog liegt. Oestlich darüber hinaus giebt es nur noch 2 Dörfer Aiinau und Ojauars.
Demnach betr> die Längsausdehnung der ganzen Oase von Kisyl-Arwat bis Gjauars ca. 250
Wents ikre Breite ist etwa 90 bis 80 Went ait den Endponkten oad steigt in der Mitte bts sn
60 WersL Hier befindet sich das Dorf 6ok-tepe, welches das Zentrum von ganz Achal bildet,
weil daselbst alle einfluasreicheren Hiluitter wohnen und von hier alle ernsteren Raubzüge ausgeben.
Dort werdeu aucii die Berathungen über alle Fragen abgehalten, welche die gemeinsamen Interessen
der Oese eagehen. Die sänsitlideB DSrfer in Aeihel bdeofini sidi enf etw» fltnlUg; dieselben
aufzuzählen i<t jedoch unmöglich, da die Tekke fremden Beisenden gegenüber uns^crn von ihrem
eigenen Lande sprechen und sich stets bemdhen, derartigen Qespr&chen auszuweichen. Die Nach-
riebten Aber die Festtmgen der Aehal*Tekke stammen nur von dort in der Oefangensehftft ge-
WBSenen Personen. Die Lage der Orte zu bestimmen und sie auf der Karte festzulegen ist eher
um 80 schwieriger, nh die Angaben, welche die Reisenden dort erhalten, in Farsach oder AgntSCb 'J
ausgedrückt sind, deren Mass bei Tekke, Kurden und Persern ein verschiedenes ist.
Tom Nordebbenge des Kopepet'deg fliesten an deseen sadAstUebflai Ende folgende Flosse
herab; der G&s-baschi, Kotur, Firuse, Eargy-SKt nnd Ojarmau. Den Oberlauf derselben nutzen
die Kurden der peraisdien frovins Kutsobaa ans, nribrend von dem Unterlauf die Tekke
Vortheil ziehen.
An diesen Flössen shd feigende teikkeFsdn DOrfbr gelegen: am Anstiftt des GOs-baaeh
aus den Beiden liegt das Dorf Bag)T mit 200 Gehöften, die zum Oesdileebt der QOirtsche gehören.
Jenseits dieses Dorfes theilt sieb das sehr wasserreiche Flüsschen in 5 Wasserarme oder Oräben.
Einer derselben fuhrt zum Dorfe Gbarn-kala mit 700 Höfen, verschiedenen Ueschlechtern ange-
bOrig. An Ende des Waassrianft nnterbalb Gbanrl-ksla Uegt Mirawa mit 150 HOiisn, Oeecblecbt
Jassman. Hinter diesem Dorfe verschwindet der Wassergraben völlig, da das Wasser über dio
Felder ausgebreitet wird. Ein anderer Zweig führt zum Dorfe Descht-i-Kiptscbak, oder einfach
Kiptschak, mit 600 Höfen, vom Oeeebleebte Kongor. Der dritte Arm trinkt die Felder dee
Dorfes GOktselis, welches 700 Familien des gleiehnamigen Oesobleebla slblt Der Yierte Ann
versorgt Oöschi , ein Dorf von 1000 Familien, und der fünfte wendet sich auf Eschchabad
welches 2O0O Familien zäUL Letzteres iyt eine der grössten Niederlassungen in AchaL Seine
Bewoliner sind in 8 TerseUedenen DOrfem oder Feetongen rerdieilt» die jedoeh diebt bei ein*
ander liegen.
Aus Obigem ist ersichtlich, dass das Flüsseben Güs-baschi 6 Dörfer mit einer Bevölkerung
von 5350 Familien versorgt. Die Angaben Uber die andern Niederlassungen sind weniger genau.
Udwr Ook-tep« irird berlehtet, dass «di nm dieses Hart, dss etwa 60 Went nordwestliiA
Escbcbabad liegt, ungef&hr 8000 Familien griq>pirea.
Es sind im Gauen 22 tekke'sche Dörfer mit 11,000 Familien wirklich gezÄhlt worden,
dazu die 8000 Familien um Gok-tepe gerechnet, und dann angenommen, dass dies etwa die
ttlfte der voibaadenen TekkedOrfbr sein mSge^ •» kenn man mit Fng and Reeiit <Be Oessmmtishl
des Yolksstammes auf 30,000 Familien oder Kibitken berechnen.
Alle Niederlassoogea der Tekke sind eng an die vom Kopepet-dag herabkommenden
Flüsse gebunden und «erden aar durch dieee vor dem Geeehick bewahrt, das die vor ibnen lie*
gmde flandwOstn berelti «rsili hat Die Lnft ist in lOttsfaNlen flbedutapt, und besonders in der
Bandebene zwischen Kaspischem Meer und Amu-Darja so trocken . dus'^ die Verdampfung allein
sehr bedeutende Beiggewiseer versiegen macht. Ausserdem aber wird das Austrocknen und
Seichtwerden derselben noch durah die FOtration oder das Dur^ekem herbe^fUirt Lelsteres
ist in den persischen Gebirgen st&rker als irgendwo, weil bei der Entblössung der Besse von
Wald und sonstigrra l'flanzenwuchs die Gewisser im Herabstürzen die Thäier mit grossen
TrOmmermassen anfallen, und diese dann so lockere Schichten bilden, dass sie fiihig sind, das
Wasser sinmaagnn ud dorduniasMa. In Fdga denen tenehwindan alle nidit «asMiTeiehsn
*) Im Osten ist jede Ansiedlang zum Schulz gegen Ueberl&lle mit einer Lchmmauer von bedeu-
teivii r nahe und Dicke nnigelien. Oesshalb gewähren alle Urtschaften den Anblick einer BeflMtigung
oder Festung.
*) Bei den Peieem variirt der Parsach zwischen 5 und 7 Werst, er ist im Dur^schnitt etwa
gleicli U Werst. Dsffegen ist bei den Kurden der Agalscb gieidi 10 Werst, und ebenso bei den
Tekke.
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Bdche uud Flüsse kurzu Züit nach ilmsin Ursprung gcwiäserinassen uater der Erduberfläche, und
di«ae Bweheiwiiig ▼ermdirt die Trodcenheit der Lsft, da die Atauwpliire bei grae w rer Andeiip
nung der Wa^?sprli\ufe mehr Feucljtiski-it in sich aufnehinon könnte. Dies ist nndcrcrscits die
natürliche Ursache {iir die Scbmalbeit der Tekke-Oase, da sofort hinter dem Versiegen der
Flosse der Send dl« wette FULche beherradit
Et steht muweifelhaft fest, daas einst, als die Berge des Kopepet dags noch mit Wald
bedeckt waren, und der Amu-Darja noch in seinem alten Bett zum Kasl)i^^cllen Meere floss, diese
Flüsse — wenn nicht alle, so doch die krüfiigeren unter ihnen — den Amu-Darja oder den
Hect-nid erreiehten, weleh* letiterer nördlich Aebd in den Ann nfliidete. Hit dem VerBBhwiaden
der WUder vermehrte sich diu Trockenheit der Luft und ward der Wassergehalt der FlOsse
geringer. Der Hrri-riid vcrniorhte den l'shoi nicht mehr zu errciclten . iiml auch die ühricen
F'iüHse vcrsiegteu iu deu Steppen, welche sofort bich mit Flugsaud bedeckten. Dazu kam die
Versveigung der Wassers in Grtlieo wf die Felder, welebe den Lauf der Flösse vericOnte. Die
Regenlosigkeit erlaubt in den mittelasiatischen Steppen der Vegetation nur dort sich zu ent-
wickeln, wo Bewässerung moglicli i^t. Deshalb mu-istc mit drr zunchniendt n Kultur der Berölke-
rung in Acbal, mit der Entwickeluug des Laudbaus, der ausücblics^licb auf künstlicher Bewässenug
basirt» die Kraft der Flosse abndinien und die Nordgrense der Oase in den Ifssse surodtgerokt
werden, als der Anbau sich vennelutr.
Nadi den Angaben der Perser besetzten die Tekke das Land Aobal vor etwa 160 Jahren
zur Zeit des Sdhaeh l^dimasp, hielten aieli aber ik warn B^nn £eass lahrhnnderts in den
Grenzen ihrer Oase. Erst die Zunahme der Berölksriuig, die Temiehrtug des Ackcrbaucä und
die iu Folge dessen eintretende Verringerung der Wassermenge nötliigte sie zum (Jeberschreiten
derselben. In den 30er Jahren führte Oras-Chan etwa 10,oO0 Familien an den Ueri-rud, wo er
etwa 80 Werst OstHeh von Qjaoars die Niederlassung Tedsehen oder Orass-kala grOndet&
Von dieser Zeit an begannen blutige E&mpfe mit Peneni and Chiwauen, die nach vielfadl
wechselmier Entscheidung damit endeten, dass die Tekke zwar den lleri-rud wieder r&umten,
aber sowohl die persischen Armeen als das Ileer des Chans von Chiwa sehlugen und ihre Unab«
hftngi^eit naeh beiden Seiten bin behanpteten. Naob diesen Erfolgsn worden ibre RaubsAge
immer kohner and debnten sieb aber den ganzen Nonhrfsten Choraesans aus. Vor etwa 8 Jahren
Qberfielen sie finen Stamm der Ssalyr bei Sur abad nmi zwangen 2000 Familien tlerselben nach
Herw mit ihren Ucrden überzusiedeln, wo sie in klciueu Grupi>eu mitten zwischen den Tekke
Wokmitse angewiesen erhielten.
Anf diese Weise führte der Mangel an fruchtbarem Lande, oder vielmehr der Wasser-
mangel in Acbal, einen Thcil der Bevölkerung in dsis Gebiet am Murg-ab und zur Besiedelung
dieses Landes, nachdem die Gegner ringsum geschlagen und zurückgedr&ngt waren.
Die Zahl der TeUte in Merw beirlgt naeh allen darober angestdltea Kaehfcndiangen
ziemlich sicher .10,000 Familien oder 250,000 Kröpfe. Die überraschende Vermehrung der Kopf-
zahl gegenüber der Angabe, dass derselbe Stamm, als er in den dOer Jahren am Heri-rud lebte,
nur 10,000 Fsmffien besas% ist aU^rdings nicht genau zn erkl&ren. Immerhin aber geben folgende
Daten einen Anhalt: 1) Ae natOrliehe Zunahme der Bevölkerung im Laufe Ton 60 Jahren, der
Zuzug neuer Ansiedler aus Achal, wo bestilndig ein Ueberschuss vorhanden war; ^^ das unauf-
hörliche lleranschleppen von Gefangenen und das Vermischen derselben mit den Bewohnern der
Oase; 4) des zwanpweise Ueberriedeln der 2000 Ssalyr-Familien vor 8 lahren. SdülessUeb ist
dia Zahl von 10,000 Familien, welche dereinst am Hsri*nid fswohnt habsn sollaa, cino nieht
genau beglaubigte und kann ^)wn ilnmals grösser gewesen sein.
Jedenfalls steht fest, dass die Achal- und Merw-Tekke einem und demselben Stamme
der Turkmenen aagehdren, der mit nnermOdKeher Anstrengung die sehwierigen lokalen Lebens-
bedingungen in den beiden Oasen überwindet. Auch die Tekke zerfallen in Stämme, Clans nnd
Geschlechter. Der ganze Stamm theilt sich in die beiden Hauptabtheilungen: Tochtamisch und
Otamisch. Zu Ersteren gehören die Bek und Wekil; die Bek umfassen die Geschlechter
GOktloh«, Amaa-sehaeh, Char nnd Kengnr; die Wekil die swd Gesehleehter Ak-weUl nnd "KMntr
wekiL Die Ak-wekil zählen sechs Familiein; Tschaschchyn, Kara-Jussup, .lasy, Kandschik,
KarapJurme und Cbarum; die Kara- wekil eben&lls sechs: Aryk, Karadscha, Cbalil, Kara, Uukri,
nnd EakacbaL Die Otamisch zer&Uen in zwei Clanay ^e Ssytscbiaes und BaehsehL Die
Bsrtaehtnes kahso dia Gesehleehter ülschruk, Pirmf, Karapactoed, Topos Aebft und ICfa^seh;
^a BodMdli: WanSlsch, Sejakir, Gök, Ssultan-asis und Borchos.
In froherer Zeit war Merw eiue blühende Kolonie mit einer bedeutenden Stadt im Mittel-
punkte darifliban, deren GrOndung Alexander dem Onssen angesdiridten wird. Splisr balknd
L^iy -i^uu Ly Google
- 201 —
sich Mcrw nntcr persischer Oberherrschaft, bis zu En<lf des vorigen Jahrhunderts die gesammtP
Bevölkertmg nach Buchara abgeführt ward. Die Oase blieb darauf unbewohnt, bis sie von den
TarknMnen in der • bcieliriebeDeii Wels« bewtot ward. £b«nui1s w«r m berObnt tragen seber
Fruchtbarkeit und seiner Kultur, da dir BodM hier drei Ernten von einer einzigen Aussaat
lieferte, und sein Weizen und seine Melonen grossen Ruf genossen. Wenn in diesen Verhälltnissen
sieb auch nur wenig geändert bat, so darf man die äacbe doch nicht übertreiben. Die Lage
Merws. dngeeehkmen von veitem SandwOsten In Mitten des ariatiiehen Kontinents, enengt ein im
Sommer geradf-zu unerträgliches Klima. Der geringste Luftzng treibt Massen feinen Sandes und
Staubes empor, welche die Luft gelblich und undurchsichtig machen. Dieser Stanb bedeckt alle
Gegenstände und macht sie selbst auf nahe Entfernung undeutlieli. Segar ftkr die Turkmenen,
▼oo denen ganse Stkame in den Steppen leben, bat Her« nMit allia grosse Anziehunf^kraft, da
sie zu verschiedenen Zeiten vervticliten , sich 1^>^ Werst sftdUcber am Heii^md, bä SSSrachS an
den Vorbergen des Elburs und Faropamisus anzosiedelo.
In neuerer Zelt beginnt das Leben der Tekke in Merw mtthselig zu werden, wdl ibr
Vlelntand schwere Verluste erleidet. Die Schafe werden von einer innern Krankheit heimgesucht»
der ganze Herden erliegen, und anssordi m orscheinen neuerdings Fliegen, welche die Kameclc zu
Grunde richten. Koch vor weuigeu Jahren gab es hier grosse Schafherden und viele Besitzer,
welche Ihre Kameele naeh Hunderten riUilten. Jelit sind die Sehäfe Cirt «eitdiwuiden und
die Zahl der Kameele sehr vermindert Das Land ist allerdings frndläMMr, die Tdtks kanCm
in normalen Jahren kein (letreide, sondern reichen mit dem ihrigen ans. Aber es treten auch
Missernteu aus Wa&aermuugel im Flusse in denjenigen Jahren ein, wo wenig ächnec oder liegen
in den Bergen geftllen ist
In Achal wie in Merw'tritt stets nach einem schneelosen Winter und einem Friililing ohne
Regen Missernte und ilungersnoth ein. lo Achal aber ist die Bevölkerung sesshaftcr, da sie
bereits weit länger auf derselben Scholle shsL Hier liegen die Dörfer oder Festungen in Gärten,
die in hingen und breiten Strdren auf weite Entfernungen sieh erstreekeo. Trotsdem swbgt die
beschränkte Wa'^sermenge und das geringe Verständnis diese!lir> zu Iriten und zu vertlieilen, die
Bewohner zur t'ebersiedclung nach unbewohnten Orten. Einmal ist dies bereits eingetreten, es
wird Toranssiehdich «ine iweita Auswaademng demnidmt folgen, falls ni^t die B«rOtt»mngssiffer
in den letsten 50 Jahren dnrdi Krankheit, Hnngetsootb und MndHdie länflUIe am Stelgen ver-
hindert worden ist.
Südöstlich von Merw, weiter oberhalb am Murg-ab, nomadisiren die Ssaryk-Turkmenen;
•ie haben cwei Pl&tn am Flusse besetst: Pandsh-deeh („die 5 DHrfer") und Jnleton, ersteres an
der MOndnng d«s Kan-tepe in den Murg-ab, letzf^res etwa 50 Werst sBdlldi Merw. Froher
Sassen sie in Merw, das sie erst nach dem Einrücken der Tckke-Turkmcnen verlieasen. Jetzt sind
sie Grenzbewohner gegen Afghanistan, dessen Gebiet sie mannigfach betreten. .Sie zerfallen in
i Hanptabthelinngen: Chersegl, Charassanly, Aljaseba, Ssnehty und Bairatseh. Die
Gesammtzahl aller Ssalyr belauft sich auf 12,000 Familien, die sich gleichmässig auf Pandsh-dccb
und Julctan vertheilen. I>i(' S.saryk in Juletan unterhalten im Allgemeinen friedliche Beziehungen
XU den Tekke in Merw, da sie bei der geringen sie trennenden Entfernung die numerische
Ueberlegenhelt Jener aehndl sn fühlen haben wflrden. NIebtsdestoweniger berrseht swiseben
beiden Stlninien seit undenklichen Zeiten Feindschaft, und im Falle irgend eine Katastrophe die
Tekke erdlte, worden die Ssaryk nach Kräften dazu beitragen, denselben den grösstmöglicben
Sflihadsn snzufOgen. Die Ssaryk in Pandsh-dccb leben in offener Fehde mit den TM«, und
obfleleb es nicht in ZusaaunenstOssen twisohea grosseren Hänfen kommt, so hOren dodt kleinere
Anfälle und Räubereien von l)eiden Seiten niemals auf.
Die Ssaryk leben im Allgemeinen in Wohlstand, Dank der bei ihnen sehr entwickelten
Viehxttcht. Ihre Schafe gebSren zu nner Art, die sieh vor den andern mlttdasiatiacben , denen
der Kirghisen und Kaliniiken. durch ihre Grösse auszeichnet. Ebenso besitzen sie zahlreiche
Kameele. Ihre Herden weiden an den Hilngen des Paropamisius entlang des Kara-tepe. Im Jahr
1«77 verloren sie allein 105. WO Schafe durch die Perser bei einem üeberfalle, den diese aus
Rache für einen Ranbsng nntemabmen. der von den Snryfc nach dem Beslrk Tnrbet-l-Sebeicb-i-
dscbam geführt war und wobei 30,ooii Sehafe erbeutet waren. Ungeachtet solelion Verlustes
Terblciben di-n Ssaryk noch bedeutende Herden, und es wird nur weniger Jahre bedürfen, um
die Lücken derselben wieder zu füllen.
Der lettte der T nrkmen e a sUmme. die an den ÜTordgrensm Persieas waIhmb, sind die
Ssalyr, die vor Kurzem ihre Unabhängigkeit verloren haben. Bis zn den dreissiger Jahren
unseres Jahrhunderts wohnten sie am Heri-rud und bei Alt-Ssarachs; aber für die verwegenen
- «» -
Uaubz&ge, die sie nach Chorassaa uolernahnien, uborüel sie Abbas-Mirsa im Jalire 18^ und ver*
■iehtete ihre WohuitM. Sie flohen an den Muig<ftb. kehrten aber von dort nnch 90 Jihren
mit ErUnbnis der persischou Behörden nach Sur-abad (am Heri-rad, 60 Weiat SQdlieh S— nwh e)
mrOek, wo sie 12 Jahr hindurch sich fricdfortig vorhielten. D:inn wanderten sie weiter nach
Alt*8iaracha. Kaum aber hatten sie sich iiicr uicdergelaasen , uU die Merw-Tckke über sie
herfielen and in einer Nneht ihr geennmtM Vieh «egtrieben. Die pereiiche Onmieon in Nea>
Rsarachs wagte nicht, sieh zu widersetzen und Hess die Tekke ungestört ihren Kaub in Sicher-
heit bringen. Den Ssalyr blieb nichts Anderes übrig, als ihrem Vieh in die Gefangenschaft za
folgen. Sie selbst scliutzcn ihre Zahl auf CiK>0 Familien, dies ist jedoch kaum der Wahrheit
genta«, und kann ihre Stirke in Menr auf nicht mdir all 9000 Familien aageaomaMi «erden.
Ana dem Ronhohen von Hadptm. lleftwt*
Geschichte unserer Kenntnis des Himälaja-Systems.
Yen Dr. Krarad OwaeMnlUar«
(Forlaetsnjif.)
Die SlaUon des britischen Kantonnements zu Kotgerh wurde zu einem wahren
Vorposten für die weitere Erforschunp; der nni-diiehcn Hoehkettcn des Himfllaja,
vorzüglich derjenigen, welche auf «lor Nordweslsolte des Setledschlhales üe^ieii niid
die Verliinduiij,' mit dem Hochland von L.id ik hilden. Die (hei Gi'hrQder Patrick
und Alexander und J. G. Gerard, sowie deren Hcyleiler waren es, welche von
Iiier aus auf wahrhaft kühne and unotnadete Weise in mehrmato wiederholten
wisscnschaftlidien Expeditionen in den Jahren 1818—1880 allen Gefahren der w il-
desten Ilochgebir^'e und der furchtbarsten Wintcrkälle Trotz boten, um ihre Hühen-
messungen und OrlslirohaclUnnj^'on l)is zu den llussei"sten Rieseidiöhen zu verfol-ien
und durch alle Gebirgs])ii.sse und i'lateauwüsten hindurch über die chinesischen
Grmizpikets hinaus» welche dort die britischen Provinzen wachsam umstellten, in
die Nachbai^ebiete vorzuMngen. Diese, wie ihr Vorgänger Herbert, nuichten
zuerst den Vwsuch, das scheinbare Gewirr von Gipfeln, K&mmcn und Thülcrn in
ein Obersichtlichef? System zu bringen.'-') Ihre im Druck erschienenen Arlieilen
)>eginnen mit klimatischen Observationen, welche Lieutenant l'atrick Gerard nebst
nnhenroessungen in den Stationen S a b a t h u und K o t g e r h in den Jahren 1817
und 18 bekannt machte.') Von demselben Jahre 1818 ist das Reise- Journal des
IJeutenants Alexander Gerard und seines Bruders Dr. J. G. Gerard, d;is in
Schipki, 13. Oktolur 1818, l)Oginnt, die Ik-steißung dreier Gipfel der l'orjjyal-
Kette und den i\ückweg am Spiti-Fluss aber S c h a 1 k h a r und den H a n-
gerang-Pass nach Kotgerh beschreibt. Ausser den genauen Ortsbestimmungen
und HOhenmessungen zeichnen sich diese trefflichen Beobachtungen schon durch
sehr lehrreiche Angaben der Vegetationsgrenzen aus.-*) — Ungemein reichhaltig
ist die vom 0. Juni bis 23. Septeinber IS^l von denselben Geliriidern ausgeführle
Heise im oberen S c 1 1 e d s c h t i» a I zur Vervollständigung der früheren For-
schungen. Sie ist aus den Papieren derselben von H. T. Golebrooke, dem damaligen
Prftsidenten der „Royal Asiatic Society*', mit Anroericungen herausgegeben.^) —
Nach Uelicrsteigung der vorderen hohen Gerhwal-Kctle auf sechs bis dahin unbe-
kannten Hochpilssen gelangten die Reisenden in das Ilaspa-Thal, schritten dann
weiter zur Erforschung der nördlicher gelegenen Gipfel und gelangten zu den chine-
sischen Grenzpolizei-Stationen: Zamsiri und Zintschin, von wo aus an ein
») K III. S nj7. ») P. XI. S. 3fi2. - ») Asiatic Rescarchcs. (KalkutU.) XV. (182.'i) pp.
409—488. — ') 11. HL S. &G6. - ■■) TnowetionB of the fiojral Asiatic Soeie^ of Oreat Briuin.
Leaden. voL L p. 849.
Woitores Vordtingon nicht mehr zu denken war. ') Nach der ersten Zurnckwoisjing
von der diinesisrhoii Grenze im Osten (am 27. Juli) suchte Alexander Clerard nun
soweit als möglich gegen Norden vorzudringen und verfulgie den Spiti^Fluss'
aufWirtSy wurde aber Mitte August von einem chinesischen Grenzpilcet zum zweiten
Male zur Umkehr genSthigt und ging über Schalkbar und den TI a n g c r a n g-
Pass nach Snngnum. Nach verj;elihch i^epnoi.'eiien Unterhaiidliin^jen inussten
die kühnen lleisenden nacli iienx lieferen Scllcdsclithal»; zurückkehren und errcii-lileu
am 10. September Lidaug, „in einem l^ande voll Obstwälder mit den schönsten
AepÜBlsorten und voll Weinbau." — Im Jahre -1823 ward von den GebrQdem eine
neue Reise unternommen , dxs Sctledschthal aufwBrts bis Ober S c Iii p Ii i
hinaus. Niich einem miss^Iiickten V«M'snch, weiter gepen Osten vor/mli iii<,'cn,
wandten sie sich westwärts, um nacli Ladak zu gelangen. ,\ber die Jahreszeit
war schon bis zum iJj. Dec^mber vorgerückt. Daher giengeu die Ileisenden nur
Ober die Berge, welche, noch ohne Schnee^ zunächst das Sungnumthal einschlioaeen,
auf einer Piiisshöhe von Ol)er 4,ülK) ra. Hier erÖfTnete sich am 20. üecember ein
„wildschauerlicher .\id)lick" der dortigen Granitketten. „Keine Sprache i.st nilii^'
das Gross;ali^ie dieses Kindruck-s auszusprechen."-) Die Gebrüder drangen am
S p i t i - K l u s s melirere Tagreisen weiter vor in einförmigen iJergeti und Scimee-
wDsten, geblendet und „trunken gemacht" bei ganz wolkenlosem Himmel vom
leuchtenden Sonnenglanz und dem Reflex der Strahlen, der die heftigsten Augen-
schmerzen erzeugte. Am 85. Decembcr ward R a n r i k im obern Spitithal (zehn
Tagreisen von l.adak) erreicht ,,bci schrecklicher KUIte, deren Wirkung noch
furchtbarer war, als auf l'arry's l'olarreisen'' j die Umkehr, das Si)itithal abwärts,
war dringend geboten.') — Auf einer weiteren Reise im Jahre 18S9 gelangte Dr.
J. G. Gerard aber den Bare Latscha-Pass nach Ruptschu in eine HOhe
von fast 5,000 m. Am 17. September ward Gerard's Karawane »angehalten und
miisste sich wieder nach Sinleii wenden. Durch viele Kntdecknnj^en und Bcobach-
luugeu bereichert, keiute die ileisegeseUschuft durch das bekanntere Öpiti- und
Setledschthal in britisdies Terriloriam zurttdc. In verschiedenen bisher noch wenig
bekannten Monasterien und Lamasitzen fand Gerard überall sdir gastfreundliche
Aufii ihm In einem Kloster Kanum's am Setled.sch traf er mit dem
siebenlitirgischen Reisenden .\ 1 e .\ a n d e r Gsoina*) von Körös-') zusammen,
den schon Moorcroft bei seinem Aufenthalt in Ladak 4821 und 22 getrolVen und
ihm dort zur Erreichung seines Zweckes, das Studium der tibetischen Sprache und
Literatur betreffend, so viel er konnte, behilflich war.*) Dieser berQhmte Tibetist
war nach dem Orient gewandert, getrieben von der, man könnte fast sagen,
„fixen Idee", die Ursitze der Ungarn auffniden zu wollen. Im Volke lebt niunlich
die Sage, es solle noch irg(!ndwo eine ungarische Nation exi.sliren, die gritssere nicht
mit mich Europa ausgewanderte Hälfte. Dazu suchte die Wissenschaft schon zu
Ende des vorigra Jahriiunderts die Abstammung der ungarischen Sprache zu ent-
decken. Gsoma, geboren 1796 zu Körös im Szäklerlande SiebenbQi^ens, studirte
1816-18 in Göttingen unter niumcnbach und da dieser einst äusserte, die Ungarn
seien w^hl die Ugyuren der chinesischen Annalcn, stand des jungen Sz<''l<kM's
Lutscliiuss fest^ er wollte nach China. Im Jalue 1819 ging er nach Agram, um
sich das Skiwische anzueignen, darauf nach Bukarest, um Tikiicisch zu lernen, 18S0
nach Alexandrien und von da zu Fuss nach Ateppo. Mit Karawanen kam er in
Kostüm und mit Sitten eines Orientalen nach Bagdad und von da nach Teheran.
Hier lernte er in vier Monaten vollkommen Persisch. 1821 machte er sich auf den
*) R. III 8. SeS. — *) R m. 8. S74. - •) ib. 8. &77. — «) Ttahoma. — •) Von oder
aiu Körösch — überall gi\schriel)cn: Csoma de Körös. Körös, aber nicht: de Coxas, wie
Journ. IV. p. 56 und nucli viel weniger: ilc Kosroes, wie Journ. XX. p. 227, oder Korofli,
wie Priusep, Tibet TarUu-y Moagolia p. 155. - <>) H. lU. S. 584. 827.
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Weg nach Mesched in Chniasan und schlich sich, als Armenier ve)kleidet, über
Buchara, liaikh und Lahor nuch Kaschmir und Ladak. In Lc eignete er sich
das Tibetisehe an und ging zuletzt in das Kloster Zimskar in Kanum.
Da studirte er in grosser Noth und Kfllte in Gesellschaft der Lamas die tibetische
Sprache. Jahre vergingen mit diesem Studium, das bcsondi^-s auf 300 — 400 R (icher
sich basirte, die er alle excerpirt hat. Einen kloinen Jahrgehalt von 50 Rupien,
welchen die asiatische Gesellschaft in Kalkutta ihm anbot, wies er zurück; dagegen
publicirte er seine Werice. ^) Sein Ruf breitete sich plötzlich in ganz Ostindien und
auch in Europa aus. In Ungarn erflihr man unversehens und zuerst von diesem
herühmten Landsmann dadurch, dass er seine Schriften an 25 ungarische Biblio-
tlifken sanrite. AI;* man rasch 200 Dukaten gesnmmelt hatte und sie ihm zugleich
mit der Ernennung /.uin Ehrenmitglied der Akadeuiie sciiii ken wollte, bestimmte
der ferne Diogenes die Summe für den Akudemie-Fond. — üm seine Kenntnis zu
erweitern, trachtete er nach Lasa zu kommen, als dem eigentlichen Sitze der Ge-
lehrsamkeit. Doch am il. April 1842 starb er plötzlich auf der Durchreise in
Dardschiling am Fieber. Die asiatische Gesellschaft von Kalkutta Hess ihm da-
selbst ein Müriuinent errichten. Kr war der erste, der das Tibetische dem
systematischen Studium der Europäer zugänglich machte.')
Die Resultate sebies riesenhaften Fldsses fosste er selbst in die Worte zusammen:
Das Tibetische sei bloss ein veriorooes Sanskrit; die ganze Uteratur dieser Sprache
sei bloss Ueberset/.ung von Sanskrit-Originalen ; für Ungarn sei nur das Sanskrit
hofl'nungsreich ; die Studien seiner Eandsleute möchten sich dieser Sprache zuwenden,
besonders aber suchen, das Reich der Ugyuren zu entdecken; seine eigene Kraft
reiche dazu nicht mehr aus, doch wibne er, dieses Reich moase an der Westgrenze
von Chhia, im Nordosten von Lasa liegen. — (SpAter nahm Dr. Th. Doka diesen
Gedanken wieder auf und suchte ihn zu verfolgen. Baron Joseph Eötvös hielt 1843
dem Andenken Csoma's in der ungarischen Akademie eine bltthende Gedächtnis-
rede.) 3) —
Am Sl. April 1827 verliess der Hauptmann Johnson mit zwei OEQzieren und
mehreren Kulis die SUdt Dehra Dun, wandte sich nordwSrts, ging am Saon-
Flusse weiter hinauf und kam am 1, Mai in die Nähe der Bhagiratti. Die
Reisenden folgten nun dem Ufer derselben und fanden hier auf der Westseite des
Flusses, der in einem wohlbebauten Thale dahinstrümt, drei bis vier ansehnliche
DSrfer. Am 6. Mai verliessen sie das Bhagirattithal, überstiegen die Bergrücken,
welche dasselbe von dem Tbale der Dschemna trennen, und erreichten das Ufer
des letzteren Flusses. Am 48. Mai stiegen sie auf sehr beschwerlichen Wegen
weiter aufwärts bis I) s h e m n o t r i und grl.ingten zu den ,,hcissen Ouellen."^)
Sie wagten sich auf dem Schneehett, unter weichern der Fluss heivcnkotnnit, noch
eine kleine Strecke weiter hinan, als früher Hudgson gekommen war und sahen
zuletzt, wie Ober „einen Spalt ein kleiner Bach in ein Granitbassin*' herabfiel, aus
weh hem das Qberfliessende Wasser unter dem Schnee in der Richtung gegen die
heissen Quellen hinströmte, .lenes kleine Wasser, das tlbcr den Spalt herabfilllt
und die wahre Ouelle der Dschemna hildet, verdankt dem schmelzenden Schnee
seinen Ursprung, f') Die kühnen Wanderer im Hochgebirge gingen von da an
wieder abwärts und erreichten einen an der Vereinigung des Tonse mit dem
P a b u r gelegenen Ort. Dem Pabur folgend, kamen sie auch bis an dessen Quelle
und iilierstiegeii im Norden davon den Bruang-Pass. Hier bot .sich eine
wundervolle Aussicht. Nach jeder Seite hin, sowohl nach Norden und nach Süden,
') A grammar of tb« Tfbetan lauguage. Kalkutta 1834. Essay towards a Dio-
tionary Tihctan and English. Kalk. 18.35. Anaiys« of K*n-djOor (d. 1. „OUlSrMlniiig
der Worte" des Buddha, vcrgl. G. Tib. S. 92) Kalk. 183.'). ~ *) P. X. S. 885. Sehl Ball. III.
S. 245. — ») P X. 8. 38G. — *) Joum. IV. (1834) p. 45. — ") ib. p. 60.
— 205 -
soweit das Auge reichte, als nach Osten nnd Westen laßcn in „majestätischer
Ruhe" die giKaiitisoficn Himfihija-Piks, di(i auf 100() bis 1500 Iiis '20(W) ni relativer H"»ho
sich erheben. Von hier ans fahrt der \Vc^^ hinal) nach R r ii a n g im Raspa-
thai, das in's Setledschtha I einmundet. Juhnson und seine Gefährten pas-
8irt6n den Sctledsoh auf einer „ Sangbo** oder ,,Sdl>Hlnge-Billcke*' und folgten nun
einem schwierigen Pfad aur der Unken Fluse-Seite aufwärts bis Schipki. Sie
hielten sicii eine ZeHlaiig in Knnum auf, wo sio mit Csoina von KörHs /.usnmmen-
trafen, wantltt-n sich dann nach Labrung, kamen nacli Leo in Spiti, gingen
im Spiti-Thal aufwärts, berührten Scbalkhar und erreichten am "20. Juh den
Ort Tsehangri-dsebang, von wo aus sie wieder umkehrten. Auf dem
Rückweg. folgten sie zuerst dem linken Ufer des Setledsch bis Natschan,
darnach dem rccliten bis Koinharsein und kamen endlich nach Simla, da*;
sie am 21. Oktolier „mit schwerem Herzen vci licsscn, nm ans dem erhabenen Land
der Berge wieder in die Ebene zurückzukehren." -) Aus Hauptmann Julmson s
Manuskript und Journal bat Ainswortb das Widittpste zusammengestellt nnd in der
Sitzung der „Royal Geographical Society*' am 94. Februar 1834 zum Vortrag
gebracht.
Im Jahi e 1831 besuchte Viktor J a c (j u e m o n t Kaschmir und /.wai-
unter Umständen, die er für seinen Zweck nicht günstiger wünschen konnte. V'on
dem firansOsischen ^anttn des pJantes" ausgeeandt, um Sammlungen in lailkm
anzulegen, seUug ihm General Alard, ein Flranzose in Randsdiit Singh's Diensten,
vor, auch nach dem berühmten Hoöbthal am Dschilum zu gehen, und als er dic.<M!n
Auftrag angenommen hatt<\ erwirkte ihm sein Landsmann Erlaubnis zu reisen, und
leistete ihm jeden Vorschub.
Ein Jahr später ist der evangelische Missionar Woltf nach Kaschmir
gdtommen, doch sind dessen Reisen ohne weitere Bedeutung für die Wissenschaft
geblieben.
Nach allen anfangs der dieissiger Jahre ihm zn Gelxite stehenden Reisoberichten
und wissenschatXlichen .\rbeiten hat Karl K i 1 1 e r in dem iü^i erschienenen 11.
und nh ni. Band seiner Erdkunde von Asien eine eingehende Behandlung
des Him&laja der Oeffontlichkeit flbergeben.^
Im Oktober 1832 war G. T. Vigne von Kngland zu Lande Ober Konstantinopel nnd
Trebisond durch Kurilistan und Persien und zu Wasser von Abnseheln- nach Rombay
gereüst. ^) Nachdem er einige kleine Touren durch die Himülajaborgo bei
Simla und M e s s u r i gemacht, stieg er wieder zur Ebene herab. SpUer Qber-
schritt er den Setledsch unweit Belaspur^) und drang, .bereitet von einem
Diener des .Maharadscha Randschit Singh, Ubigs der niedrigeren Berge weiter
vi>r I>is l)s(;hemu und Hadschauri, wo er auf die grosse Stra.«!se der Mogul
kam. Er l\tlgte dieser und trat bei S c h a p e y a n in K a s c h m i r ein. '■*) Das
Glück war iluu gUnslig und er konule sich in diesem „berühmten, gesegneten Thale",
das er nach den verschiedensten Richtungen hin durchstreifte, länger aufhalten, als
vor ihm irgend ein Europäer.'**) Er machte inzwischen auch eine Reise nach Ra Iii.
Von dem \Vnl!cr-$eo aus überstieg er die Derge und gelangte in das Thal des
K i s c h e n ^ a n g a ; er besuchte K a r d o mid trug sich mit dem Gedanken, bis
Jarkend vor/.udnngen, was ihm aber nicht gelang. Ueber Astor kam er nach
dem obem Kischengangathal, sowie durch Kaschmir und die Berge
und Städte im Norden des Pendschab nach Indien zmiick; er erreichte
Bombay äm 7. Mai 1839 und segelte von da aus am 20. desselben Monats nach
') Jonrn. IV. p. ßO. — *) ib. p. CS. — ') »b. pp. 41—72. - •) Ilagel, Kaschmir I. S. 21.
— ») ib. 8. 22. ~ «j R. IIL 8. 419-im IV. 8. 1 f. - *) Vigne. Trs?el« I. ii|i.3-M.-
•) ib. p. 77. — •) Jonrn. DL (18») ^ 51«. — Job». XII. (1842) p. 134. Vigne, Trarob
IL p. K>7.
K«tÜ«n, ZtitMbrift. 1. Bd. 14
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Kuropa ab. ') Seine Exkursionen dehnten sieh vom 3-2*'—.%° N. und vom 75°— 77*
O. Gr. aus; der Mittelpunkt seiner Beobachtungen war Kaschmir.-) Er zeichnete
eine grosse Karte, welche das ganse Land im Norden vom Pendschab: Kaschmir,
Ladak und Batti bis zum Indus enthielt und 184S veröffentlichte er ein Weric Uber
die von ihm ausgeführten Reisen.
Im Mai 1831 hatte Baron Karl von Hügel Touinn verlassen. Naehdem
er Griechenland, Cypern, Baalbek, Alexandria, Kairo, Aegypten bis an die Grenze von
Muhten besucht, schiftle er sich nach Bombay ein, wo er im Frühling 1832 ankam.
Nach llngerem Aufenthalt in venBchiedenen Theilen Indiens und auf der Insel Ceylon
gelangte er im September 1833 naeh Madras; nach ferneren Reisen auf Sumatra,
in Australien, auf Van Diemensland erreichte er C.-mton im Beginn des Jahres 18X>.
Dann wandte er sich nach Kalkutta und zog von da aufwärts Uber Jienares, Agni,
Doli nach Messuri und Simla. Nach dreimonatlichem Aufenthalt im „bri-
tischen Mim&laja" Qbersohritt er den Setleds ch bei Bilaspur, Aber-
stieg am 15. November 1835 den PirPandschal, langte in der zweiten HftUle
desselben Monats in Kaschmir an und wählte diese „heirliche Gegend" 7.n
einem Uingeren Aufenthalt. Er verweilte in der Hauptstadt Srinager, vvn ei"
mit Vigne und Henderson zusammentraf, vom 18.— 22. November.*) Dann
reiste er stromaufMbrts Ober Pampur bis Korau Pandau bei Islamabad,
von wo er am 96. wieder naeh Srinager zurttdckehrte. Die drei EuropAer benutzten
dies si ltene Zusammcntreflen, um den Reisenden, welche früher nach Kaschmir
gekommcui waren, ein Denkmal zu setzen. Auf der Tsch.-ir Tschunarinsel im Dnl-
See wurde eine Marmortafei auljgesteilt mit folgender In.schrift : „Baron Charles
von Ho gel, von Jommuh, G. T. Vigne, von Iscardu, Dr. John Henderson,
von Ladak kommend, haben die Itemea jener fluheren Reisenden in diese Marmor^
tafel eingraben lassen ; Dem i er 1663, Förster 1786, M o o r e r o f t , G u t h ery,
T r e b o c k 1823, V i k t o r J a c q u e m o n t 1831 , Joseph W o 1 f f 1832. — Am
3. December verliess von Hügel die Hauptstadt, besuchte den VVuller See,
erreichte am 8. Baramula und schied am 0. von dem Kaschmir Thale. ^) Er
zog am Dsfdiilum abwärts und kam Ikber Uri und Kathai*) am 15. nach Mo-
sefferabad. ^) Von hier wandte er sich Ober Garhi am Knnharfluss sudwest-
wärts nach .\ttok am Indus, das er am ^1. Deeember verliess, um iibcr H.iul{)indi,
Dschilum und Wesirabad nach Lahor am Uawi vmd von dort — im Frühjahr 1836 —
nach Ik)mbay in Indien zu gelangen. — Von diesem verdienten Foi-sclier erschien
1840—1847 in Stuttgart das vierbindige Werk: „Kaschmir und das Reich
der Sikh's.** Im eisten Rand beschreibt er seine verschiedenen Reiserouten,
im zweiten die Geschichte, die geographische Lage und die Natur von Kaschmir,
der dritte entliiilt ilic Heise vom Daranmia nach Attok und von Lahor nach Lu-
diana und Bouibay, der vierte ist wissenschaftlichen Auseinandersetzungen gewidmet :
er umfaast unter Anderem auch das astrologische System der Kaachndrer mid
Glossarium der in den ersten drei Binden vorkommenden Namen und fremden
Ausdrücke, 'i)
Gegen Knde des Jahres 1834 erreichte der bereits erwiümte excentrische Dr.
Henderson die Stadt Le; er war verkleidet als Muselmann und nannt(> .sich
Ischmail Khan, w«rd jedoch bald «rtumnt, aber von dem dortigen Gyalpo gütig
*) Vigne, Trav. pp. 415. 488. — *) JeitrB. XIL p. 1S5. — *) Travela ia Katlinlr,
Ladak, Iskardo, the Countrics adjoining the Mountain coursc of the Indus and the Tlimü-
laja North of the Panjab. With a Map and othor Illustrations. 2 vol. - *) Hügel, Ka.schmir L
S. 207. — ^) ib. 8. 293. — <*) ib. 8. 302. 324. „Die katholischen Missionare, die in froherer Zeit
in dieie Oegrad kanss, riad Uer Dieht waSgenammn.** ik 8. 808 not Tigae^ Tnnia D.
pp. 107. lOS. - ') Hflgcl. Ka.schmir I. S. 324. - •) ib. III. S. 5. LS. - •) ib. S. 8S. — Ih.
S. dti. 396. Journ. B. U. S. VI. (im) pp. 843. S*4.) — ib. X. (1840) p. 503.
— 207
behandelt. Zu jener Zeit wurde Ladak von dem Heere des Gulab Sinfzh oinponommen.
Hendoi'son war wohl mit Instrumenten versehen und stellte verschiedene Messungen
an. Doch gingen seine Aulzeichnungen mit seinem Gepäck auf der Strasse zwischen
Ladak und Kaschmir im November 1835 vortoren.
Yerfichiedeiie EinftDe der Bhutanesen in britiach Aaaam in den Jahren 1835
und 1836 voranhissten eine Gesandtschaft von dem General-Gouverneur von Indien
an den Deb Iladscha in Bhutan. An der Spitze derselben stnnd der Hauptmann
Pemberton. Derselbe betrat 1838 das Land im Osten bei Dewungiri, ging
von da ziemlich weit nach Norden, dann von Osten nach Westen und kam am
1. April in Punakha an. Von da kelirte et Ober Buxa-duar (auf demselben
Wege, den Bogle einst eingeschlagen hatte) nach Indien zurCick. Er hatte von dem
I-and und dessen Bewuhnern einen weniger günstigen Eindruck erhalten, als frllhcr-
hin Bogle, denn es heri'sc-hti' daselbst vollstiindif-'o Anarchie. Sein Report-) umfasst
unter Anderem eine allgemeine geographische Beschreibung von B h u-
tan und handelt Aber Flltose, Strassen, Priester, MOitttr, Ackerbau, Industrie, Bevöl-
kerung. Demselben ist ein Tagebuch von dem Begleiter Dr. GrifTith beigefügt mit
Bemerkungen iiber die Natur des Landes und ulier seine Ve^^etation. Die Mission
l'endjertoirs war übrigens ohne weiteren Krfnl^^ lijc Hhutanosen fielen auch ferner-
hin in Assam ein und ein friedlicher Verkehr mit ilmen war nicht lierzuslelleu.^)
In den Jahren 1898^812 wurde der wechselreiöhe Krieg der Englinder mit
den Afi^hanen gefahrt. Lord Ellenborough, der damalige General-Gouverneur von
Indien, nahm das Territorium von Sindh in Besitz. — ZerwQrfnissc mit mehreren
der vornehmsten Häuptlinge der kriegerischen Sikh's veranlassten in den Jahren
1845—1849 weitere Kriege, welche mit der unbedingten Unterwerfung jener unruhigen
Machthaber, sowie mit der Einverieibung des ganzen FOnfirtronilandes in das indo-
brittsche Reich endigten. Diese lang andauernden Streitigkeiten im Nordwesten
Indien's hinderten Ende der dreissiger und Anfang der vierziger Jahre das Forl-
schr<Mten der Forschungen im Himälaja, wUhrend in der gleichen Zeit die indo-
britische Landesvermessung unter Hauptmann A. S. Waugh die eilreulicbsten Kcsul-
taie zu Tage fiirderte.«) Doch haben eben jene Kriege den Einfluss der EngUnder
im nordwestlichen Indien erhdht und das Bindringen hi das Pendschab und nach
Kaschmir eiMchtert und daher beginnt dmn auch mit dem Ende der vierzieger
Jahre eine neue glSn/ende Kpoehe in Bezug auf die Erweiterung unserer Kenntnis
des gewaltigsten Hochgebirge-s der Erde.
Nachdem am Schlüsse des ersten Sikh-Krieges Gulab Singh sich zum unbe-
strittenen Herrn von Ladak gemadit halte, fimd es die indo-britische Regienii^
ihr gut, mit jenem Herrscher ein freundliches Einvernehmen anzubahnoi und zugleich
eine uid>estreitl)are Grenze festzusetzen. Zu diesem Zweck wurden zwei rnt^lische
Ofiiziere: Vans Agnew und Alexander Cunningham nach Ladak abgeordnet. Die-
selben verliesscn Simla am 2. August 1846 und gingen nordwärts durch Kulu
und Label Ober den Bara Latscha-Pass nadi dem Tso Moriri. Sie
setzten sich mit dem chinesischen Grenz-Gouvemeur in Verbindung, doch es kam
die Angeliigenheit trotx längerer Unterhandlung nicht ins Reine. — Zu Anfang des
Jahres 1847 wurde eine zweite Konitnission zur Grenzreguliruii<j; nach dem Norden
abgefertigt; sie sollte zugleich nähere Aulklärungen Uber die Länder nördlich vom
HimAIija und an der Gremse der sogenannten ehniesischen "Hitarei zu erlangen
sudien.^ Diese Expedition bestand aus Hauptmann von Cunningham, Lieutenant
Strachey und Dr. Thomson; sie verliess Simla am 3. August 1847 und
') CoDniogb. Lad. pp. 10—12. — *) Beport on üootan by Captain Boilean rembcr»
toa and Journal of die Miisloa lo Bootaa bf WUllaat Griffith ia: „PotitiMl IfiaaloaB to
Rootan." Kalkutta 1865. - ') Markham, Bogle and Manning. pp. LXXXII -LXXXIV. mi Mh»
p. CXXX. - «) Joorn. XVL (1846j f. LXVL - *) Coaaingluun, LmL pp. 13-15.
14*
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und Rin^x ain S e 1 1 p rl s c h aufwörts. Am tin. w aid ih'V S p i l i - F I ii s s , -) sowie
um 8. September der über 5,000 in liobe P a r u n g - P u s s überscbritten und am
II. das sich gegen den Tno MorirP) Oflhende Thal erreicht. Hier trennte sieh
Strachey, um allein den Parong-Fluss weiter aufwärts zu verfolgoi and dann naeb
Le zu ^'('lion. Cunningfaani und Thomson kamen am 17. September nach dem
H a n I r - K I o s t e r (4,350 m), erreichten am 10. den I n <l u s und setzten eine Zeit
lang ihren Weg am Unken Ufer desselben fort, wandten sich dann am P u g h a-
Fiuss aufwärts, um alif die vom Tso Horiri nach Le führende Strasse zu gelangen. '■)
Am 98. September kamen sie bei Upschi wieder an den Indus und bald darauf
nach I. e , der H a u |> t - 1 ;l d t v o n I. a d a k (3,515 m über dem Meer). — Thomson
verfül^'lc spj'ifer da.s Indus -Thal abwärts bis Kardo.") Diese Stadt vorliess er
am 2. Deeember 1847, ging am S c h i g a r - F 1 u ss aufwürts, um tiber den 3,460 m
hoben Dras-Pass nach Kaschmir zu kommen. Doch waren bereits alle Routen ver-
sdineit und der erwähnte Pass-Uebergang' war mit -10 bis iS hohem Schnee
bedeckt. Daher musste er nach Kardo /urQckkehren ; er erreichte es am 25. De-
cember und verweilte daselbst zwei Monate.'') Da die Verbindun<T mit I.e auch
im Winter olTen bleibt, so war es ihm möglich, mit Strachey, der sieh dort aufhielt,
nachdem er den Indus von der chinesischen Grenze an erforscht hatte, zu korre-
spondiren. Ende Februar 1848 machte Thomson eine Tour am Indus abwärts Us
Ober Rondu hinaus und kehrte dann wieder nach Kardo zurück, das er am
31. Mär/. al)ermuls verliess. "*) Am 1:^. Ajiril nberstieg er glücklich den Dras-
Pass und kam in das Thal des Sind, das nach Kaschmir führt,") in welches
herrliche Land er am 22. eintrat. '-') Er venveilte eine Zeitlang in der llauplstadl
Srinager, fiihr den Dschiluro aufwärts bis Islamabad, wandte sich dann
sQdwfirts, um in das Thal des T sc hinab zu gelangen und darnach wieder
nach I,e /iifück/ukehren. ' ■) Im Sommer 1Ri8 sollte die Kxpedition, in verschiedene
Detaelienients vi'rtheiU, auf versi liiedenen Wegen bis Lasa /.u kommen suchen.
Strachey ward beaullragt, aut viiivr mehr südlichen Uoute den Indus uml Sangpo zu
erforschen , Curaiingham, auf einer mehr nOrdlidien direkt nach der Hauptstadt von
Tibet zu gehen und von dort aus, wenn möglich, nach China vorzudringen. Die
woitreichen<len Pläne gelangt«*n indess nicht zur Verwirklichung. C u n n i n g h a m
und Thomson gingen über den Lanak-Pass und nach Le. Strachey
setzte seim?n Weg fort bis zum P a r a n g- F l u s s. '^')
Von Le aus reiste Dr. Thomson, schon damals in Indien als hervorragender
Botaniker bekannt, allein nach Norden. Am 18. August 1848 war er auf die Hßhe von
5,100 m gelangt; am 13. überschritt er den fiist 5,500 m h. Sassar-Pass und
.«tieg von da in das Thal des Schajok hinab. Die Gegend war vollständig ver-
lassen. Der beschwerliche Weg, welcher lange an einem mächtigen Gletscher hin-
führt, wurde bis 10 Jahre zuvor von den Jarkendor Handelsleuten in den Sommer-
monaton benutzt; doch mussten dieselben damals eine andere weitläuflgere Route ein-
schlagen, weil der Pass-Uebei^ang durch einen Gletscher gesperrt worden war. ^'^) Am
15. ging Thomson fd»er den Seliajok und nach einem weiteren Marsche über
die sich nordwärts ausbreitende Uuchtläche erreichte er am 19. auf b^scliweilichen
Steinigen Wegen die Htthe des Karakorum-Passes. Am Nordabhange des-
selben entspringt ein kleiner Fluss und dessen Thal entlang fahrt der Weg nach
Jailcend „durch gfln/lich unbew<»hnte Gegend." Thomson fand es für gut, hier
wieder umzukehren. Er erreichte Le am 11. Sept^ber. Von liier aus ist er
') Thomson. Wpstorn HimAIaya pp. SO. m. — ») 11.. p. lOtl. - ') Tso = See. —
*J Thoms., West. Ilim. p. 135. — ib. p. Itiri, — •) ib. p. If*. — ') ib. p. 21.'». — •) ib. p.
239. - ») Ib. I». 248. - "J ib. pp. 248. 264. - ") ib. 268. - »«) ib. 276. - •») ib. p 29&
- •*) Jonro. XVIU. (1848) p. LV. — '»J Jonra. XIX. (184») p. LVf. — ib. p. 26.
— «» -
nach Indien zurückgekehrt und hut späler die Ueäuitate seiner Reiticn in eintiii
besonderen Werke zusammengealellt.
Nachdem Gunningham von seinem iKngeren Aufenthalt in Le wieder in
dem Tiellande antifkoniinen war, vpiofTt^ntlichte im" noch in dem Jahiv 1818 seine
hörhst interessante „Flistory of tlie Sikhs"; nach seinen eigenen Heobachlnniien,
welelie sich vun Spiti dureli Ladak und Kaschmir bis B^gtHi Uius IVndseJiab
erstreckten, so wie „nach Vcrgleicbung aller Schriften, welche er erreichen konnte**,
be.nrbeitetc er sein gründliches Werk Ober Ladak,') welches 1854 in erster,
1859 in zweiter Auflage erschien und noch heute die Haupl-Ornndlage der Kenntnis
jenes Landes bildet, obwohl diese seil VerölTentlichung des Buches bedeutend vor-,
meiirt worden ist. 3)
Strachey der schon i. J. 1816 den Mansarowar-See zum ersten Mal
erreicht hatten hat sich das Verdienst erworben, diese hochgelegene Wasserfläche
imd deren Umgebung \HV.) ein-elieiider erforscht zu haben. ^)
In jener Zeit machte der IJolaniker Dr. 11 o o k e r zunilehsl Exkursionen in
dem Saon - Thale in Kamuon, um diu Vegetation daselbst näher kennen zu
lernen. 1840 ging er von dem indischen Tieflnnde aus nordwärts durch Sikkim
bis zum Kantschindscliinga und Oberschritt den weiter ostwärts gelegenen
Donkia-la. Er trat in T Irl ein und versuchte hier ein Panorama vom Kan-
tsehindschinga und Doiikia-Iu autiÄunelmien, wuide aber duret» einen plOtzllfh kom-
menden Schneesturm daran vei hindert, f') — In den folgenden Jahren dehnte er in
den Sikkim-Berge n zwischen dem ü7." und 28." längs der <>renze von Tibet
a^ne Forschangen immer weiter aus und zeichnete eine gute Karte, welche den
ganzen S i k k i m-H i ni ä 1 aja nebst den angrenzenden Provinzen von Tibet dar-
stellt. Hook er durchschritt fc?-ner im östlichen Nepal die Geliiete des Tam-
bur und Arun; ausserdem verfnl^^ie er alle Flusse des ilen Uriten befreundeten
Sikkim bis zu ihren Quellen in Tibet und ei forschte die Gletscher und deren Mo-
ränen bis zu einer HOhe von 5,b00 m. Er giebt unter Anderem genau an, dass der
Arun, bevor er nach Nepal flicsst, eine Strecke von IGO km in südöstlicher Hichtung
in Tibet zvnückle^'t. In dieses mflehtige Hochland trat er wiederholt ein und
drang, vereint mit Dr. a m pell, welcher von 1840—4862 in Dardschiling wohnte." )
zweimal bis Bhomtso (5,tKX) m) vor, wo er den Kantschindscliinga (8,581 ni) in
voller Aasaicht gegen Südwesten und den T s c h a m a 1 h a r i (7.292 m) gegen SQd-
osten hatte. Die zurückgebrachten Sammlungen von Pflanzen der niedri-ereu Ib'ihen
wie der hi^ehsten Gipfel war von dem grössten Interesse ") I. .1. IS'k'* erschien
II o o k e r 's ,,l| i ni a 1 a y .a n .1 o u r n a 1 ") in welchem zwar Botanik die ei*sle
Stelle erhielt, durch dos aber auch Ethnologie, Geologie und Meleorolugie mit ver-
achiedmien neuen Ergebnissen wesentlich bereichert wurden. Jede Seile zeugt von
der Beanlagung dos Autors ftkr die Ausflihrung von wissenschaftlichen Forschungs-
reisen.*) Es wurde auch eine l't hersetzung in's Deutsche veranstaltet, jedoch nicht
des zweibändigen wissenschaftlichen Oiiginal-Werkes, sondern, was jedenfalls als
ein MissgritT zu bezeichnen ist, nur der spüler veranstalteten populären Ausgabe
des Buches, in welcher das wiaseinchaftliche Material ün Text und in den An-
*) Thomson, Western Himäinyn amlTibft. London 1**r,2 - *iLai!:ikh. I'h\->;ir!i!.
ätatiitieal and HiHorical; with Notices of the üurrounding Countrics bj Alexander Ctiuuiiig-
kan, Brem Mi^or. Ben^ftl Engineen. London. 1854. — ') lUehtli. Ch. I. 8. 181. — *) Physi-
eal Qeography of Western Tibet. Hy Captain H. Strachey in Joiirn. XXm. (ISKI)
pp. 1- 69. — ») Joiirn. .\X. (IS.'.O). pp. iO b2. — Markham, BogU« and Manninp. p. XCI. —
') Joura. XX. p. CVII. — Uimalayan Journal; or, Notes of a Naturalist in Bengal, tbe
Sikkim aad Nepal Moantaias \ff Jotaph Dalton Hooker. 8 toI. London 1854. Vergl.
darnach ausgearbeitet: P. VII. (1861). S. 3-11. — ') Journ. XXIV. (1S51) p. XCIV. - '"1 .T D.
Hooker's Himälayan Journal, Tagebuch einer Reise in Bengalen, (l<>ni Himalaja und Nepal,
dem Kbassi«. Gebirge u. s. w. Aus dem Englischen. Mit Kupfern Leipzig. 1857.
merkungen und die ungemein wertbvollen y^ppendiees** mit zahlreichen Höhen-
Angaben, meteorologischen Beobachtungen und einer vortreflUchen pliysikalisclKMi
Gcugnipliio von Sikkim u. s. w. wcpgolasscn wurden. Dio Karte und dif Litlm-
gniphieii fehlen ganz; von den Holzsehnilten ist eine Auswahl ^jetiulVen und zwar
sind siu getreu in der Ausführung, aber durch Lithograpliien, welche den englischen
Hotescbniften weit nachstehen, wiedergegeben. (Schluaa folgt.)
Geograph. Besprechungen.
ManroeOy das Lud ind dl« Leute» AUgemeine geographische und ethnographische
Verhäliiiisso u. s. w. Aus neuester eigener Anschauung geschildert von
Adolph von C o II r i II }j; , Oherst-Lieiit(>n;uit a. 13. Mit cinrr Uebersichts-
karte und einem Pinne der Stadl Manoco, Beihn, G. Henipel. 1880. S ^j.
Der Verfasser dieses Buches wurde ron einem deutschen Industriellen (Krupp?) im An-
schluss an die wecha^itigen Gesaodtacbaften von 1877 und 1878, nach Marroco (dies gewiss
riehtigere Bobreibang) geschickt, noi die Verblltnine des Handels and der Oewerbthiti^eit,
namentlich in Bezug auf Anknüpfung von Rpziehungon elcuf^chcrspits zu untersuchen. Kr lernte
dabei während eines ftlnfmonatlicben Aufeuthtdtea die soviel besuchten und beschriebenen Kosten-
plitae TOD Tanger bis Mogador, lowie einige Städte des Innera, namentlich die beides Haupt*
aCldte keaa«B| aehaiat auch voa bdden aas Yontösae in den Atlas antetnommen zu haben;
welche Woge er aber wirklich zurQckgclcgt, was er wirklich selbst gesehen, darüber werden wir
anscheinend geflissentlieh im Unklaren gelassen. Es soll das Werk an der Iland der eigenen
Beobaehtnngen wie QueDenbflaotzung „im Grossen und Gänsen eldge Ktarhait Uber das Bein and
Wesen Marrocos verbreitaa'*. Spanische Werke, wohl ron deai Charakter des eigenen, sind von
dem Verfasser bei seiner grossen Vorliebe für Spanien vorzugsweise benutzt, daneben winl auch
„Le flgaro de Paris" als Quelle genannt! Von einer Benutzung des neuesten Werkes von llookcr
and Ball (t. G. wlirribt Halll) iat laidar kaoai eine 8|nir aadbweialMr. Mit fo groasen AnspiUeben
der Vorf auch auftritt, so kann Minem Werke doch kaum ein wiasensehaftlicher Werth, nament-
lich kein erdkundlicher, bcif^emessen werden und vermag dasselbe in diesem Sinne seine Existenz-
berechtigung nicht nachzuweisen. Das Beste daran w&re als Zeitungsfeuilletou lesbar gewesen,
dar Saat ab adiltibarar Beriet an den AaftraggriMr lieber aafedraekt gabllalMB. Wanigar na-
günstig würde das Urtbcil lauten, wenn man nur den Maasstab anlegen dürfte, den mau an
Tagesliteratur zu legen gcnOthigt ist. Nur in wenigen Abschnitten wird die grosse Menge, fast
nirgends der Fachmann, dem ja in naoeater Zeit eine Menge kleiner, aber viBaanaobaftllcher, hier
aiebt banotatar Arbeiten flbar Marroco su Gebote atdiaa, daraoa Bddmng aehBffan. Wann
auch der Verf. auf schriftstellerisches Talent keinen Anspruch zu machen erklärt, so mQssen wir
es dennoch ganz entschieden rUgen, dass ein Mann, der im deutschen (?J Heere einen solchen
Bang erlangt hat, als Sdwtflalellaf aaftritt and hi Stil und Sattbaa adnt HaManpraalia ao nia*
handelt. Denn noeih immer iat aa ao beschämend wie wahr, dass dergleichen nur in Deutschland
möglich ist, wo nur zu of^ Männer, welche sonst auf Bildung Anapnudi naelien kAnntanf adohe
bei Handhabung ihrer Muttersprache nicht erratheu lassen.
ESm Basprechang diasaa Bodiea aa dlaanr Statte iat dakar aur gerechtfiertigt inaofinrn aa
noAvendig ist, gegenüber oberflächlichen Beurtheilungen den wahren Werth desselben nach-
anweiaeD. Ein Eingeben in Einzelheiten wird aber weder vom verfQgbaren Kaume gestattet noch
▼OB dar Wichtigkeit des U^enstandes geboten. Nur wenige spezielle Bemerkungen mögen jene
allfsmeinea nodi mdir erfaArten.
Von einer Anordnung des Stoffes nach irgend welchen Gesichtspunkten ist nichts su er-
kennen; man empf&ngt häutig den Eindruck, ungeordnete, unverarbeitete Tagebuchnotisen vor sich
su haben. Am werthvoUsten sind die Aufschlüsse Uber llandelsverhältnisse, welche anscheinend
anf gntaa AnakOnitan voa Sailan dar Konanlata bemkan, obwokl anak Uer aiaa Banatanag dar
im Prcuss. Handelsarchiv fbes. Jahrg. 1878 S. 50 ff.) nicdcrReleRton Berichte recht angezeigt ge-
wesen W&re. Verdienstlich, wenn auch nicht neu, ist die Charakterisirung der heillosen Mi»-
') P. HL (1867) B. 988.
Nglmig dflB LudM, im tmomn VemMndt uiigwf ■te i iw , der gnmoYollm Karker, d«n&
Schilderung von der Phaatuie eioes RedclifT 'ini^rgeben zu sein scheint, ohne daas Bef. naeh
seinen Erfahrungen im Türkischen Orient liarin besondere rebertreibiingen erblicken möchte.
Dass ein solcher Staat uocii exislirt, ist gewi^ eine ebeuso grosse äcliauda fur die Kulturvölker
Eonvftli» vi« die Edatana dea TOikkdMB» da« aber gerade Dealadlaad berafm aei, dort ebe
neue Zeit kerbeitufllhreD — und im Bunde mit Spanien ! — dafür sohn'nrn kaum irgend wcldie
ToilMdiiigitiigen gegeben zu sein, so sehr atidi wir wünschen, dass endlich einmal die deutsche
AmwaBdeniDg organisirt und tum Nutaen dea Vaterlandes gewendet werde. Die Weltstellaag
von Marroco und seine Bedeutung Ar die Vorkerrsehaft Englands im Mlttdmeere , welche der
Verf. treffend charaktcrisirt, die innern Hilfsquellen des Landes, welcbe das Aufblühen eines
deutschen Koloniallandes hier ausser Zweifel stellen worden, der Segen, zu dem eine deut<»chc
lBlerv«MtioB dem Lande gereichen würde, konnten «ine aekfte doek in kainer Wdae reektfertigen,
gans abgesehen von den unabsehbaren sich daraus ergebenden poHtiaflken Verwickelungen. Wir
müssen daher die politischen Betrachtungen des Kap. XIX. für ebenso unpolitisch wie vaterlands-
und menscbenliebeud bezeichnen. Einen so widerw&rtigen, dem Autor keineswegs günstigen £in-
dradc der dl« Tertreler der Hkekt« in Taagsr bakanddnd« Kktaek (Kap. XIT) aneli madien
miMB» ao iet es doch durchaus zu billigen, dass das von dndaaB Konaolaten geübte Protektiona>
Unwesen an den Pranger gestellt wird, vermöge dessen es meist den unsaubensten Charakteren
geUngt, sich wohlverdienter Bestrafung zu entziehen. Kef. bat selbst im Orient Familien bis zu
vl«r Brad«m kennen i^lemt, di« alle bi der Türkei geboren nnd doch AagekOrige ebenaorider
auswärtiger Staaten waren, deren ^raehe sie meist nicht sprachen, ja die sie meist nie betreten
hatten, deren einer aber, wie immer es kommen mochte, gewiss seinen Schutz gew&brte. Freilich
sind dies Zust&nde, die tob den sich an kein Becht und kein Gesetz bindenden Herrarbern und
lkr«n Beamten aelbat berrorgeruftn «erden, da ki eineni Staat« «I« Marroeo fr«md« Btaata-
anf^ehürigkcit das einzige Mittel iat, selbst wohl erworbenen Heichthum , Freiheit un<l Leben ttt
schützen. S. 63—69 sind in dieaer Hinsicht durchaus beachtenswerth. Am übelsten Ahrt umar
Attlor, ««an er steh, mdit dnrekaoa unrichtig, auf das Gebiet der Ethnographie wagt So a. B.
in dem irgendwo aufgeleaeaen Absätze aber die Sprachen Afrikas (S. 224), der zugleich ein
Muster seiner Sprache bietet. Da spricht er ron den „WoU-Fliess-artigen, Woll-tuft-haariRen und
lanfc'Curly-baarigen Bewohnern" „Die Hottentotten und Buschm&nner bilden die einzigen
Ueberblefliaei der eraten Orl^nalbewolmer dea afrikaaiidiai Kontinenls. Sie dnd dardi die
Bantecs (sie! zweimal, sogar cursiv, aber im Droflkfilhlerverzeichnis in Bantic verbessert!) mehr
und mehr zurückgedrängt worden und fast zerstört." Rührend ist er in der Schreibung der
Namen, der der Schlu erscheint als Schluhb, Schlohb', SclUobggs, Sbeilos oder Schoüs, Shlugs,
Skid«. Wadar dl« beigagakana Kart« de« Landaa aoek dar Pfan der Stadt Marroeo baaaieknen
einen Fortschritt oaaerar Kenalnte.
KiaL Tktoknld Flacker.
D. Kaltbramier: Manuel du Tojagenr. Zuridi, i. Wunter u. Co. 1879.
l);iH vorliepcnde Werk ist wnh! da'? umfassendste imd vollständigste seiner Art, wdrhes
Iriaber erschienen ist Ohne den verschiedene Hilfstabellen entbaitenden Appendix umfasst es
nickt areaiger alt 762 Seiten nnd ist demnach dn ziemlich dickleibiges Buch.
Aber der Umfang dieses Boches eridirt sieb bei nlberer Bcriebtigiing dnrck d«n Bcbdi-
thnm seines Inhalts, der gleichwohl hei jeder einseinen Materie sich der möglichst'^n Kürze
befleisst und im Sinne der von dem Verfasser für notkwendig oder zweckmässig erachteten Unter-
iraisung nirgends in dl« Brette geht oder den Ton eber übeiitidgen Qeiekraamkdt ansekllgt.
Und doch ruht Alles, was da gesagt ist, auf dem Boden einer meist sehr tiefgehenden wiseen-
srhaftlichen Einsicht, ohne welche die Klarheit und Kinfachheit in Sprache und Darstellung, so
wie die zweckmässige Wahl des Darzustellenden ohnehin nicht möglich gewesen wäre. Deshalb
slBd selbst an« Hageren AnsAUirangen gewiss anek für jeden Laien lekkt Terstiadlldi; desbalb
sind alle Definitionen bei aller Kürze klar und korrekt und der Vortrag Oberhaupt von allen
das Verständnis oft so sehr erschwerenden Anlicipationen frei. Jeder, der in der Lage war,
wissenschaftliche Dinge in populärer Weise vorzutragen, wird die Schwierigkeit gefühlt haben,
di« ikm ein« saMk« Besekrtakong in dea W«g g«legt kat Sick frei gekea lasaea in der Spradm
der betreffenden Wissenschaft, die Kenntnis der Prämissen des zu Sagenden h>A soiiicn Losern
voraossetsen and die Seitenzahl nicht achten, die sein Vortrag einnehmen soll, dies alles ist iür
den Autor leicbt und er braucht da nur zu sprechen, wie ihm, nach dem Ausdrucke eines vul-
gftna Sfridnroiies, der SdinaM gemuilueD bt. Ein gau Anderes aber ist es, wenn er bei
snnen Lesern uuf ihr*- Vurk(>nntuisso rcflekdreu mus», weun i-r bei ihiu-ii nichts oder wenig vor-
aiiss«'tzc'U darf uiul sich ^enotliigl sieht, in ihweu erst die Grundbogrifft' seiner Wisacnschait mit
der uuthigea Scharte uud liichligkcit aufzubauen. Auf dieȟ Art Schwierigkeit ist Kaltbrunner
nicht nur unablftsaig bedaebt gewesen, sondern er bat sie aoeh in den mdsten FÜlen mit enW
scbicdcner üochiiklidikoit überwunden.
Von nicht gfringfrem Werthe sind viele der aligeiueiueu Vorscliriftcii für Reisende —
Dinge, diu, aot der Erfahrung entnommen, in keinem wiatM-'nacbuftlichen Werke sn er^
Der Verfasser hat sein Huch iui bri-itostcn Stile angelegt, da es als Handbuch für jede
Art von Foracbungisreiscuden, ja solU>t für solche, Ui« Uisr WisseusUraug io die unlietcanoten hß-
gimun ftnmdor Welttbefle lockt, dienen soll. Es ist daber nidht fUr Bpeibllilsn geeclirieben, die
üire Anfberinamkeit ausschliesslich einzelnen Zweigen natürlicher oder geseUsehartlicber Erschein
niin^cn insuwendon bcahsich Ligen, fiir deren Verständnis sie ohnehin die nöthig» wissenschaftliche
\'orbereitaag mitbringeo. Es ist für Jene bestimmt, die, mögen sie auch nebenher 8|)ezielle
Zwecke rerfoigen, ibre Fonebungen nnf viele oder mehrere Zweige geogn^lrfseher Interessen -
aosdebnen wollen und dem Aeiseeiqiahniiie nachher dnrch dgentliche KdsehefldireibttQgen der
Wisecnsfliaft zu Gute kommen sollen.
Das Uuch zerfällt zunächst in zwei Uaupttheile, von denen der e^ste ober die geistige
und nMtterielle Yorbereitttng aar Beiae, der i weite filier die Beobaehtanfan und Untennebungen
während der Reise selbst handelt. I)ies<'r zweite Theil scheidet sich seinerseits ebenfalls in zwei
Abacboitte, von denen der eine die physischen Verhältnisse des zu durchforschenden Landes,
der andere die Bewohner desselben xum Gegensunde bat. Diese Eintheilnng ist einfach und
naMrlieb. — Ausser dem ersten Hanpithiile werden wir an dieaem Ortt fm iea sweltan Hanpt«
theili< mir (b ii ersten Abschnitt einer nlhefw BcspreAuag Natenddien. Wir wollen nrik diaaer
liesprechung im Detail beginnen.
In dem ersten Haupttheile „Vorhereitang aar Reise" (Preparation) eotbalton die
ersten Absätze: „Umfang der Yorberdtniig*' — „Eigenachaften und Fertigkeiten'* und wimen»
schaftiiche Vorbegriffe (notions scientifi(iues). gar Manches das wir der sorgfSltigston Beachtung
tur würdig halten und das sich jeder lleisende recht wohl hinter das Ohr schreiben sollte. So
ist e« richtig, wenn der YerÜuaer in dem Absatie „Talent und Gewohnbdt des Beohaehtens der
Xatur" die heutige Methode des Unterrichts tadelt, wenn sie, auf Kosten selbsteigener Betrachtung
uud selbstcigenen Urtheils, vorherrschend das Gedächtnis in Anspruch nimmt Die Ursache dieses
Uebelstandcs liegt offenbar in der Ueberhistuug der Jugend mit Lehrstoffen, die für die Betrach-
tung der Erscheinungen und für das Nachdenken darfiber keine Zeit ttbrig Hast Ebenso trelfend
ist die Bemerkung: ,,Wa3 man wissen will, muss frQber erlernt werden, und was man können
soll, will vorher geübt seiu." Diese Stelle kann als oberster Grundsatz für alle geistige und
praktificbe Keiserorbereitung dienen. Wir werden vou diesem Satxe spftter vielleicht noch einige
Male Qehmudi an machen in der Lage sein.
Als ein anderes widitigea Requisit des Beisenden bezeichnet der Verfasser den Geist des
Nacbforacbens (investigatlon) und der Aufklärung (enquote), der den Reisenden dabin führt, dass
er aidik warte, bis ihn der ZufoU mit den Dingen in Berabrung bringt, sondern dass er ilinen
^dchsam entgegengehe, um sie auf dem W^e wohlgeleiteter Unfeenudraiig m emittaln.
Ein weiteres Erfordernis bii wissenschaftlichen Krisen ist eine gesunde Kritik. Hier
apridit der Verfasser die goldene Regel aus: Der Reisende habe das Gesehene so zu erzählen*
wie es ist; er habe es kaltbtotig zu beurthdien, ohne Voreingenommenheit und ohne ROdmieht
auf ein im Voraus fertiges System. Dies ist nun freilich leicht gesagt, aber desto schwerer zu
befolgen, d;i, insbesondcnt bei der I5( urUieiluDg sozialer Verhältnisse, die volle Objektivität des
Unheils ciuu Sache vuu nur wenigen bevorzugten Geistern iat. Lange Reisen, der Anblick vieler
von einander abweichender Lefaensfbnnen, der Umgang mit vielen anders denkenden und aadoa
iBlüenden Menschen und vor allem ein klarer durchdringender Verstand, der die Dinge sieht,
wie sie sind und sie aus ihren Existenzbedingungen zu erklären versteht, werden endlich dabin
fahren, die nationalen und lokalen Vorstellungen, die in den meisten Fällen den Maaastab der
BeurtheUnng bilden, nach und nach absustreifen. Der VerÜMSsr bitte deshalb gut giethan, jene
goldene Regel vorzüglicli seinen französischen Lesern einzusoliürfi ii. M'ie schädlich endlich, bei
der Betrachtung natürlicher Dinge, ein vorgefasstes wissenschafilidies System werden kann,
dos bat, neben vielen anderen Beispielen, J. Forhcs, der hnrOhnte GI rt sdie f mann, bei seiner
„Heise in den Alpen" geaeigt, der da in den EiMhekanffea der iUetseherwelt das Oletsehereis
lernen sind.
— 213 —
Ab«nll rar sibflowig üb, weil er aich sar Theorie von der Vidosität des Eises bekannte, und
der dabei alle Tkatneken, die aeiner Theorie entgegea i tandea. entweder ftbenah oder aie aelliat
xfthflllssig machte, um (iit; srincm Systeme anRomcssoneu Formen iinzutielimon.
Was der Verfasser ferner Uber die accessoriscbeu Erfordernisse eines Reisenden, als
da ind: kkbtaa Ertragen dea Ibagda an ftonfbit nad TOn Beechwerildikeiten aller Art (Hitae,
Kftlte, Entbehrungen etc.), von den VorObongan avm Reiaen (training), von der Aneignung einiger
medizinischer Kcnutnisse und von dem geeijineten Benehmen, um sich die Achtung und Syniimihic
«1er Menschen su verschaffen, mit denen es der Keisende zu thun hat — was er Uber alle diesu
Diage sagt, ist dien eo wahr nnd iMiiaraigeoawnih alä aehftn and ftberaeogeod a usg eaproclicn.
Der Absatz „Wissenschaftliche Vorhegriffe" difinirt die Aufgabe eines Reisenden
unserer Zeit als eine doppelte: er soll nämlich 1. die Merkmale beobachten und aufzeichnen, die
dem Laude, das er besucht und seinen Bewohueru eigenthomlich sind, und 2. soll er die iieob-
aeiitaDgeB, 4ie aadani Orten ganaebt wurden, anali anf diaaaa Land »oaddinan, um an mcaMn.
ob sie hier dieselhen Ergebnisse lieTcrn, oder worin diese, dem Orte gemäss, von einander ab-
weichen. Nichts kann richtiger sein als diese Auffassung über den Zweck wissenschaftlicher Reisen,
da de^jeniga, der in ihrem Sinne verfährt, nicht nur unsere Kenntnisse Uber daa betreffende Land
thalaldillBii baraidiaft, aondam «aß ar dndnrah a«A dar vnrglddMnden ünograpiUe, d. i. dan
bAharaa Zielen des «rdkundlichcn Wissens, in die Hände arlieitet.
Trola der QrOaae des Beobachtungsfeldee, welches Natur und Menschen xugldch umfasat,
wird ea, tun nrft Nulaan an raiMi, kainaa Dniraraalgenfea bedftrfen, ja ea wird nidit eiaaial noth*
wendig aeia, daaa der Retsende die Kenntnisse eines Uclehrten besitze. Was der gewöhnliche
Heisende zu wissen nutliiij hat, das sind die Prinzipien und die Grundzüge jener Wissen-
schaften, die sein Reisezweck in Anspruch nimmt — Kuiiitnisse, die jeder Gebildete mehr oder
minder obaaUn baaitat and die er Tor dem Beginn der Reiae nur aofkofrisebatt baben wird.
Trated lü UnAal die Bemerkung des Verfassers, dass es sich bei diesen Wiaderbolungen um
den gegenw&rtigen Stand jeder einzelnen Wissenschaft handeln wird, damit man wisse. Ober
weldie Erscheinungen die Ansichten getheilt sind und Uber welche eine Beobachtung von Nutzen
aaln kann, oder, damit aa ni^t geaaheiw, daaa dar Baiaende, anf Ornnd ainar baobaebtelao
Thatsache, irgend eine Hypothese zu stützen oder zu widerlegen versucht, die von der Wissen-
schaft bereits als unhaltbar erkannt wurde. Als zweckdienlich endlich bezeichnet der Verfasser
die Rathschlige anerkannter Autoritäten und das Lesen von Schriften, die Uber die Gegend haa-
debi, weieha man an beriieaa gadaakt.
Dlt fol[;<nde, die praktischen Vorkommnisse bc8i>rcchende Absatz, bezeichnet
zunicbst die nothweudigen mathematischen and physikalischen Instrumeute: Tbi^odolit, grosse und
Taaeben-Booaaola, Cbronometar, Tbannometer. Aaeroid, Cyanometer, Hygrometer, Psychroniatar,
Uroaometer, Ozonometer, Elektrometer und Stamometer. Von allen diaaen Instrumenten ist in
KOrse der Zweck derselben he-ichriehen und sind ihre Bezimsiiiiellcn angegeben. Nun folgt eine
l&ngere, die Methoden der Beobachtung unut&ndlich und mit grosser Klarheit darstellende
Anafilbroag; dl« ao aiemllch Allea enthilt, waa der Beiaende ttber daa Leaen and VerMebea voll
Karten, über Orientirung, über diis Messen von Entfernungen imter allen möglichen Unist&ndMl,
von Höhen, Flächeninh:ilten und Neigiin;:swiiikeln, über die Aufnahme eines Planes, das 'IVacireu
der Mittagsliaie, die Aiumiltluug der geographischen Li^nge und Breite, über Zeitmessung, über
die BeMlauinng der gaftindanen Ocataine, WaeraUen, Faaattien, TUare nnd PSana», fibar
aathroporaetrische Messungen und statistische Erhebungen zu wissen nOtbig hat. Der Kleiss, mit
welchem alle diese Dinge gewählt, zusammengetragen und dargestellt sind, verdient das grösstc
Lob. Höchstens kann hie und da von einem Zuviel gesprochen werden, wenn es anders ein
Fddar ia^ daaa dadnrob daa Volamen daa Bndim ridfakibt alian adir anwoeha.
NachtrSglich muss noch bemerkt werden, dass der Verfasser bei den Absätzen, in denen
er von der Bestimmung der Naturalien spricht, sich nicht etwa in naturgescbicbtliche UnteT'
waiMmgan variiert oder aaalytisebe Beatimmaagascblossel bringt. Er weiaa recht gut, daai m«
ralehende miaeralogiache, petragiapUaabe, aoologiache nnd betaalMdM KenntniaM sieh nicht aaf
kurzem Wege erwerben lajssen, wenn er auch die Mittel andeutet, wie selbst auf diesen Feldern
des Wisaens einige Vorbereitung zu gewinnen ist. Er berührt deshalb Uberall nur das GaneroUe,
apdebt vpa der KlaadUkation der Naturalien im AUgemeben, von der geographiaeben nnd
lokalen Vertheilung derselben und rekurrirt bezüglich der Bestimmung daa Sinaelnen auf den
Mann vom Fach. Hier, wie hei jedem anderen Gof:enst;iu<le seiner Bekliningen, bezeichnet «r
die SpezialWerke, bei denen sieb der Rvi!>cnde des ihm angemessenen Rathes erholen kann.
Die mwb ftbrigea Paragraphen desselben Absobnittes (VorbereitaBgea snr Baiae) bandehi
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f OB „photogmpUtebeii AnAudimfln nad artiatiMlMn ZeielmiuiflMi", von „UtpognpUidiea Zdclh
niuigcn", von den nothwcndigen „Sprachkenntnissen", von den vorläufifoi i^kundigungen fliwr
du zu bereisende Land" und zuletzt von der „Heiscausstattung" (^quip«nient de materiel).
Heber das, was der Verfasser von den photographischen Aufnahmen sagt, ist nichts
weiter su b«n«rkea, und andi vom Lftodsehaftsseielioea lit •nimehiMa, d«M Jeder, der
eine grössere Reise maclicn will und die Mittel dazu besitzt, sich diese Art von Kunstfertigkeit
als Element seiner Erziehung angeeignet hab«o wird. Anden aber verh< es sich mit dem topo-
graphischen Zeiebnen. E$ lit aOei, waa der VerUMeer flIwr den Untetiehied nwieehen dem
laiulschamicben und dem topogr«pUeehen ZeielaMB, Ober den Haaiatab der Karten and Ober die
MetLoJe der Terraiiularstellung vorbringt, sehr Rut und treffend, ftirdert da.« Verständnis der
Karten in noch höherem Grade und Icann allenfalls zur Herstellung eines topographischen Ske-
lettes flihren; aber das Temiaaetclinen selbst wird nieauuid danos eileniea. Jeder, der dissN
Zeichnen methodisch gelernt hat, und noch mehr derjenige, dtt SS Anderen zu lehren hatte, kenat
die Schwierigkeiten, die es, selbst graphischen Talenten, entgegenstellt. Diese Schwierigkeiten liegen
nicht etwa in der Erlernung der topographischen Chiffrik, d. h. der konventionellen Zeichen für
die Tersehiedensn Objekte des Terrains, seodem in dar VeiMldlidraBg des Bodenreiiab als des
eigentlichen Kernes aller Terraindarstellung, eline welche die Konfiguration dee Bodens selbst-
verständlich niemals deutlich zu erkennen sein wird, sei sie nebenher auch noch so amständlich
besehriebeiu Der Lernende hat hier nicht nur mit der schwierigen Technik des Zeichnens zu
ringen, sondern auch die auf geometriMlMB Omndsilsen rollende Uebertragoag dw Natnr in
ein korrektes Kartenbild zu überwinden. Wer diese Kunst versteht, bedarf der weiteren Unter-
weisung nicht, und wer &ie nicht versteht, wird sie aus dem Ilaiulbucbe Kaltbrunners nicht
erlsmstt. Den Ksnnsr dieser Dinge gemabot der betreffende Paragraph etwas an den Unterrieht
Hamlets in der Kunst des Flötenqilelens.
Von wahrhaft praktischem Werthe ist dafür alles, was der Verfasspr von den fOr die Reise
erforderlichen äpracbkenntnissen und von den lufurmationeu Ober das zu bereisende Land
vorbiii^ Wie richtig ist der Bats: „Jeder siabt nach dem Masse seines Wimens (oo teit ea
raison de ee qu\)n sait)", durch demen Erwibnnag er den Beiaenden aaifordert, niebts an rar*
s&umen, um sich im Voraus, durch Lektüre und Erkundigungen, mit dem I^ande, das er zu
durcbfurscbeu beabsichtigt, so viel als möglich vertraut zu machen. £^ würde mich zu weit
IBbrsn, wenn ieb bier alle die klugen Raihseblige des Baabes auch nnr erwlbnea wollie. Das-
sdbe gilt für den Paragraphen über die weitere Ausstattung des Heisenden mit Kleidern, Fem*
röhren, Karten, Schreibzeug, Zeichenmaterialien, KüchengerJlthseliaften, Muodvorrftthen, Arzneien,
Waarcn zu Geschenken u. dgl. — alles das mit Kücksicht auf Ziel, Dauer der Heise u. a.
Umstiade.
Der zweite Hauptabschnitt behandelt die U eobachtungen und Untersuchungen
(observatiuns et rechercbcs) selbst, d. h. das Objektive derselben. Hat n&mlich der vorige Abschnitt
gdebrt, wie au beobaditen kt, so seigt fetaige, was dar Raisettde an beaebtoa bat, wenn aoeb
dabei, was nicht zu vermeiden war, Materielles und Formelles oft unter einander gemengt vorkommea.
Der erste Absatz (observations eu generali enthält allgemeine Vorschriften aber das
Terfbbren an Ort und Stelle, ober die aOthigen Vorsichten, mit denen die Aussagen und Naeb-
riebten der Eingeborenen, dansn dar Yerlbsser, wie bilHg, elna grosse Wielitii^eit balmlist, aa
bebandeln sind, fllter die Thcilsng der Arbeit, wenn die Reise in Gesellschaft gi'5chieht, — über
den Umfang, die Strenge und Gewissenhaftigkeit der Beobachtungen, sowie endlich Qber die Art
und Welse, wie das Gesehene oder Erkundete in den eigenen Vorbemerkungen ffmUoballatt aebi
wird. Alle diesfalls vorgsbraditen Brinnamngan und Verhaltangsmawegain sfaMl von sinlandH
tendem Werth.
„Deijenige, der um den Preis eigener MQhen und Beschwerden ein Land studirsn wOI,"
sagt Hau da Cbamplonis, dessen Worte der Verfbsser sitirt, „soll nidit bloss ftr skh «id daa
Fadi bsobaiditen, das ihn direkt am meisten interessirt, sondern auch für diejenigen, dia in den
ruhigeren und flberiegteren Untersuchungen des Stiidirzimmers die beobachteten Fakten sammeln
tind vergleichen. Jede vereinzelte Beobachtung kann da von reellem Werthe werden. Hie darf
sieb der Rdsendo in seinen Anlseiehnungen dnreb die Fnreht beldndem lassen, «s wtrde dis
von ihm gelieferte Aufkl&rung eine unvollständige sein, wenn er dabei nur jedesmal genau den
Grad der Verlässlichkeit bezeichnet, mit welchem er beobachtet hat." In einigen additionellen
Sätzen spricht dann der Verfasser von der Nothwendigkeit, die beobachteten Dinge so schnell
als nriIgKdi in daa Notbanbneb dnaolragsn und warnt mit groamn NaabdmA rar der Unvar^
L^iy -i^uu Ly Google
— m —
IftSBÜchkeit des GedichtnUaes. Ich selbst habe die Wahrheit dieser Bemerkung oft erprobt. Bei
der Uatansehaaff TonrieMlor EmdMinmigw «ai|»flelilt er ihre Tbeaonf, obae dabd des Game
iius (lern Aug« zu Terliercn. „Koustatirt dio TliiUsachen klar und einfach und enthaltet Euch
sorgfältig aller Theorien und gewagten Erklärungen. Was Ihr nicht wisst, sagt es, und woran
Ihr twelfeH, gabt es lu verstehen. Vor Allem erkl&rt nie etwas als ausgemacht, was nur auf
einer Voraussetzung oder aaf einer penSoliehea Aaaleht beroht. Vemachltaift keine Beobach-
tung, weil oft erst nachher, wenn Ihr die Ergebnisse resumirt und sie verallgemeinern wollt, die
Lücken fühlbar werden, and Ihr dann zu aj^t bedauern mflsst, eine Beobachtung Temacblftssigt
sa haben, die se Moht m maeh« war.'*
Man sieht aus diesen S&tzen, wie ernst es der YeHkaaer mit der Aufgabe des Reisenden
meint, wie er niclits vergisst und keine Worte scheut, um ihn auf den rechten Wpr zu führen
und seine Thätigkeit so zu leiten, dass sie der Wissenschaft sum Nutzen gereiche. Es herrscht
dne «oUthnende Wtam» in allen dieaen allieHMfaen Anleitangen dea Ver&iaeie.
Den Schluss dieses Paragraphen bildet die Beqweehuag Uber die lanftaden Kotfawn and
aber das 'I'agcbuch des Reisenden.
Der nächste Absatz handelt vom Lande (Le pays), u. zw. zuu&chst von seiner Lage, seinen
Grauen, aeinem FUehawiBbalte und aeinar Biatheilanf in naMrlidier md in politiieher Beaiehnng.
Uttrauf folgt ein längerer Paragraph: Bodengestaltung, Topographie betitelt.
Nichts kann richtiger sein als die Bemerkung Kaltbrunncrs, dass das Studium der Boden-
plastik emea Landes, das man untersuchen will, vor allem Anderen noihwendig sei, weil es die
Gmndlaie fllr jede «eitere Beobaehtnng bildet; aie ist, aagt der Terfbaaer, ideht minder erfor*
derlich, wenn man im Stande sein soll, in Anderen eine genaue Vorstellung von dem bctrcfTendcn
Lande au erweclcen. Ich selbst habe in einigen meiner Schriften die Wichtigkeit der Boden-
gMtalt tat alle phyabehen, ItnltoreUen. poUtiseben, nilitarisdien vnd Mrteriseben VerbiHniase der
Linder darzustellen veraaeht and der Ver£user hat demnach in dieser Hinsicht aus meiner
eigenen üeberzeugiing heraus gesprochen. Es ist auch richtig, wenn er erwilhnt, dass jedes Stu-
dinni der Topographie damit beginnen mOsse, dass sich der Reisende von mehr oder minder er-
höhten Punkten (ffirditbormen, Bergen and Bergqntaen) ebe Uebeirfeht dea an b esc hreib endea
Landes, oder wenigstens von grösseren Theilcn desselben, verschaffen mOsse. Sehr klar und fass-
lich beschreibt der Autor dabei die Art und Weise, wie auf derlei Punkten die Karte genau zu
orieutiren sei, um entferntere Terrainotyekte verl&sslicb aufhudeu zu können. — Der Paragraph
HBektifikation beatehender Karten" hat wohl nar jene Kartenwerke aon Gegenetande,
die nicht auf dem Wege regelmässiger Landesaufnahmen, sondern nur durch die Kompilation
dürftiger graphischer Materialien, schwankender Itinerarien, von Reiseberichten u. dgl. zu
Stande gekommen sind, wie es z. Ii. selbst in Europa mit den Karten von grossen Theilen der
tHrUadi-ffriecbisehea HaUdaed aoeh beutnutage der Fall ist Wae Jedoeb die Karten der
übrigen Lander Enropa's anbelaiig:t, da hätte der Verfasser gut gcthan, den Reisenden zu einiger
Behutsamkeit aufzufordern, damit ihn nicht, wie einige Mitglieder des deutschen und öster-
reiehischen Alpenvereins, die aus persdnlicber Eitelkeit erblobende Lust anwandle, die beatdien«
den, von erCabrenen Faehnftanem in Jahre langer Aibeit nal|pnomnienen und geaeiehaetM Karten
zu schulmeistern und allerlei Fehler an Huun m finden, ala ob aie Seihet eine bessere Karte
bersustellen im Stande gewesen wftren.
Bei den topographiaehen Anfaahmea, die der Beieende madm wiO, aateneheidet
te .YerCuser zwei F&lle, u. zw. 1. wo derselbe das Land einfiudi dnrehsleht, ohne Ton seinem
Wege rechts und links um vieles abzuweichen, und 2. wo er an einem oder an mehreren Punkten
im Laude lilngeren Aufenthalt nimmt und Zeit hat, eine förmliche Spezialkarte der durchforschten
Gegenden aalbanebaiea.
Was nun der Verfasser ober die im ersten Falle festiulegende Reiseroute spricht, ist richtig
und untadelliaft. Was er jedoch «her die Aufnahme eines ganzen Landes auf der Grundlage
einer furmiichen Triangulation (durch Messung einer Basis, Beobachtung der Winkel, trigono-
BWtxieehea Galenl ete.) vorbringt, gahSrt, atehr aoeh ab die froher besprodieae üaterweirang ini
TerminnBiefanen , in das Zuviel dea Gebotenen. Sagt der Yerfa^^ser (pag. IGO) doch selbst:
„Die besflglicben Operationen zur Bestimmung der Punkte (des Dreiecknetzes 1. Ordnung) sind,
es darf dies nicht verhehlt werden, leichter zu beschreiben als auszufuhren." Der Verfasser
erfceaat deBUMMdi die Sehvieri^käten der Pnuds an, die, seibat fttr den Ftohnmaa greea, sieh bei
einem Dilettanten bis zum I'ndberwiiullirben steiporn , und versucht es dennoch, den Vorgang zu
beacbreibea und ihn demnach far den Reisenden als möglich und ausführbar hinzustellen. Wie
eehvierig ist Ihr den UageQbten nicht sdioa der verlissUcbe Qebraaeh des Theodoliten, die Od*
— 21ft —
limalion, das Ablesen der Winkelmaasse und die Rektifikatiuu dies« durch dea TruBport ao leicht
in Uoordnung genthcBdeii laitrumcatM. Noeb viel kritiadier «her ist im Itaam iler Bam, die
Fi'ststi'Ilunfr lii r Kji-i'; Kndfii, die Itczoichnung und riclitiRp lUMiützunt; df^r 7'>roiprk«panktc, das
(Jeutrireu der Wiukel etc. uud zuletzt die OrieotiruDg des Dreieckaetaes durch die Üestimmiing
der Asimote. Um lofort die durch direkte Hcwing gafuDdenen OrBwen TenrertlMB in ktanan»
wird der Reisende in nlleu Rechnungen der ebenen und sphiriiciien Trigonometrie ToUkomnMB
iM wimdcrt sein müssen. Zu all den erw&hntwi Oi>eratioueii kommen dann noch die Hauptsachen:
Ute grupbische Triangulation und die Detallaufnabme des Terrains, die dem Uerippe der Dreiecke '
gleichsam Fleiich nnd Blitt ittMlst. Aber aodi das ibid Dfaige, die lieh nicht im Haodamdrebeo
imI r .1 irch cinraches Lesen erlernen lassen, sondern vieler Hebung und&fidiniDg hedQrfen. Und
winl il< r lU'iscrulc iill dies allein zu leisten im Stande sein? wird er, auch wenn er der rou-
tiairu-üte l-'aciimauu wäre, in eigener Person rekognosciren, Basis messen, trianguliren, rechnen,
der Tiicbnrbeit obliegen and mnppiren kSmien, iremi licli eehi Anfndmlt in dem betreAndon
Lande nicht auf Jahre hinaus verlängern soll? Und wird er endlich wegen des Gewinnes einer
Karte von sehr zweifelliartt^'m Werthe die grossen Kosten einer geodätischen Operation dieser Art
selbst bestreiten wollen? werden die Mittel eines Privatmannes dazu ausreichen, um die Rekognoe-
straagMrdeen, die uniiU^sen Wtmdenugeii aber krmu mid quer, dn» Anftkibten vieler Hinderte
von Signalen, dii- Dnrclischläg«- im Waldland, den Transport der Instrumente, von Proviant und
Gepäck, die Tagluhnc seiner Handlanger und Uilfsarbeiter und endlich die Bedttrfiiisae des eigenen
Lebens jahrelang mit teinem aigCMa Oelde in beseblea? — MeliiM Wtaens bat noch kein R«i-
lender je eine Landesaufianbme im wbdier Ausdehnung verauchL Han hat sich in der Regel mit
geographischen Ortsbcstiiiimnngen begnttgt und in das dadurch gewonnene Liniennetz das Itotall
des 'i'errains so gut es eben ging ä la vne eingeieichnet. — Dies Weuige wird genOgen nm m
lelgen, deas die Triangnlation und Aafluhme eiooe Lnndee niemali Saebe einee Eiudnea eeia
kann und bertme er mieh alle an einem eoldieii Werke erforderUebe GeeebtekHchkeit, Uebnag
und Erfahrung.
Mit diesen Bemerkungen soll jedoch die Möglichkeit der Herstellung richtiger Croquis und
vn SituadegaiMiwn Aber Ideiaere Terraiaabidrnitfee, bcaonden auf gnqpbieehem Wege, doreb«
ans nicht verneint werden.
Was der Verfasser des "Weiteren über photographische Aufnahmen, Profile, An-
sichten und Panoramen spricht, is^ treffend und lehrreich. Kine Photographie oder eine gut-
gearicbneie Anaidit gidit von einer Gegend Jedenfidis ein anadiaalieberes Bild als aeOat die baala
Landkarte . wenn ihr geographischer Werth auch nur ein sehr beschränkter ist. üeber den
Charakter der Vegetation, die Kultur des Bodeus. die Architektur der H&user, das Aussehen und
die Bekletdnngsart der Menschen u. a. Dinge mehr, irerden uns loldw AaileblsB oft beawr ab
jede Besehreibung zu unterrichten im Stande sein. Aus diesem Onuide bilden me allaarit adir
schätzbare und beliebte Beilagen einer jeden Ueisebeschreibung.
Der letzte diesem Abschnitt aogehürige Paragraph fuhrt den Titel „Beschreibung"
(description) und bat den Zweck , den Leaer oder Beiseiiden ta die geograpUsebe Termiaologia
oinsaRlbrea. Wie jede Wissenschaft hat auch die Geographie ihre wissenschaftliche Tenninologia^
und es haben z. B. die Worte Kammhuhe eines Gebirges, Längen- und Querthal, Tafelland, Fluas-
gablung, Steppe u. s. L einen bestimmten Sinn, der nicht an sich und nicht Jedem ohne vorher-
gmaagene Ddtoltloa verstaadliob ist Die leichte nnd richtige Anweadong dieser Terajn» oder
das Gegeiltheil davon kann uo» Aber den Grad der Yertnuitbdt dea Spredmaden mit dar betreffea*
den Wissenschaft aufklären.
Die in dem angedeuteten Paragraphen von dem Verfasser gegebenen Definitionen aeiebaaB
sich nicht blom dnrcb ihren ausserordenüiehen Reiebtbum, sondern auch durch Kurze, BOndigkeit
und logische Schärfe aus. Sit« siml, nebenher gesagt, auch fflr den Nichtfranzosen interessant
genug, weil er hier alle französischen Termina dieser Gattung auf engem Räume und in möglichster
Vdlstftndigkeit gesammdt und erklirt findet Ueber dnige dieser DefinltfoneB verde ieb adr
hier einige Bemerkungen erlauben.
Die 'J'un<lra ist nicht, wie der Verfasser meint, eine mit Moosen und Flechten überzogene,
also möglicherweise auch trockene oder nur feuchte Ebene der kalten Zone, sondern vielmehr
da gefrorener, im Sommer nnr wen^e Fuss tiefar and dann iiacb Usmtlnden andi aacam^Mrar
Sumpf- oder Moorboden.
Die Erklärung der Wüste als einer unfruchtbaren und sandigen Ebene ist nicht gans
korrekt. Die Wusie kauu auch steinig oder, in hoben Breiten, aus keiner andern Ursache als
der Kilta wegen gaaa onfiniditbar adn.
— «M? -
Die Absätze Ober die orh5bt<>n Bodonfonnen laaaen den grOBMn Rdebthum der fraoxüsiaehen
Sprache ao einsehlAgigea Bezeichnungen erkennen.
Auf Sota S09 erklirt der Verflmer «to kontlaeatale OewKseer (mox eontiDentale«)
alle Gewässer des Festlandes und unterscheidet sie dadurch von den Meeren und Ozeanen,
v&hrend er jene Flflsse, die sich ni<'ht in das M^nr orpiossen, und im Dont'^chen als Kontinental -
flflase beaeicbaet sind, rivit-res iuterieurcs — innere Flüsse, Binnenäasse beueunt. Ich bin mit
dar winaBaebaMMMiB Tinainalogie der P^auaeea aieht genflgend TertTmat, am ober die DiTergam
iwiachen fransOsisch und deutsch in diesem Falle nin Urthoil fflllnn zu könnfn.
Der nim folgende Paragraph des Abeatzei „vom Lande" ist derjenige, der über Geologie
handelt, und vird von dem VerflMer In die Abtheilnng „Geologie superficielle" (Geologie der
SrdolMiftdM») vad In dit „QMop» profimde" (Geologie des Erdinnem) dagetliidlt
Die Oaologie der Erdober fl. lehn hosprirht nll(> Frschcinungen und Verh&Unisse, dio
itt T^a Ha|aB and durch eiafacbet Anschauen erkannt werden. Sie begreift demnach alle
BeolMwirtasgeB, die vaa fHiar iS» ▼«rlndamateii belebrea, wdelie ein Land in geoIogisch'Beaarer
Zeit erfahren hat, m&gea äto dnreb äussere oder innere Ursachen hervorgebracht worden leia.
Der Paragraph ist in 1? Absätze eingetheilt, welche wie folgt überschrieben sind: 1. Nivean-
ändernngen des Bodens; 2. Veränderungen der Kosten; 3. Ursprang und Bildung der Ebenen;
4. Unprnnf dar Badm oad aadarer Tartiäfiii^; 5. UnabndMitn dei Bodens and kleinere
Erhöhungen; 6. Berghänge; 7. Terrassen und Plateaux; 8. GMlilga; 9. Bestehende Gletscher;
10. Spuren alter Gletscher; 11. Vulkane und vulkanische Erscheinnngen ; 12. Erdbeben; 1.'?. Thülcr;
14. Grotten und Höhlen; 15. Temperatur des Bodens; 16. Quellen; 17. äiessende Gewässer und
18. Saan and flAnpfe.
Alle Ansftthrangen dicsns I'aragraphpn sind, goradezti pf^gatrt. mit Mfistorhand geschrieben
and selbst mancher Geograph vom Fach wird sie mit Nntsen lesen können. Ohne in die Tiefen
natorwissenKhaftUober Dedakttonen binabsusteigen, bat es der Verfluser hier mebr irie in jedem
anderen Thsik seines Bnebes TCMtanden , den Leser im Allf;emoinen ober das Bestehende nnd
seine Ursachen r.n unterrichten und zugleich, in schlichter Einfachheit und Klarheit, auf dasjenige
hinsnweisen, worauf er als reisender Beobachter seine Aufinerksamkeit tu wenden bat Wo das
Ibüahfidie der BneMBongen van dem YersHadidiaa das Laien atwas allsa tum abliegt, da
begnügt er sich entvadar mit der bloseen Erwähnung desselben, oder er verweilt Ihn wrf «iaa
spätere Unterweisung, die ihm ein tieferes Verständnis der betreffenden Frage eröffnen wird.
Insbesondere sind es die Subparagraphen Ober die Niveauändernngen des Bodens, die Verände-
raagaii der Kflstea, Ober dia Olatselier dar latataeit. flbar dia 8par«a alter OlelMkar nad Aber
die Thäler, welche gewiss den Beifall jedes Kundigen finden werden. Alles ist mit vollkoamanei^
Sachkenntnis und in anziehender Sprache vorgetragen; auch ist in den Erklärungen die objektivste
Nentralität eingehalten, d. h. nirgends erscheint irgend eine Theorie besonders begflnsUgt, wodurch,
aavalt at fam Anlar abhlagt, dia yoreiafeaaanaaahait das Leaara ftr aina dtawr Thaoriea
varhlUBt wird.
Aaf Seite 233, wo von den Fjorden die Bede ist, kommt die Stelle vor: „Es ist zu
iMMrkea, daas man den ¥|ordan liiii%ar in den eisbedaektan oder kaHan Oecenden beider
Hemisphären, d. h. swischen den Polen und dem 50. Grada der Braita bagegnat und da« in
gleichen Breiten sie zahlreicher und entwickeltpr auf den gegen Osten gewendeten Küsten
vorkommen." Diese letitera Angabe scheint wohl nur auf einem l.iapsu8 calami zu beruhen, der
eiae Bar i e htl ga a g vardient Dia fiordenreicberen Kosten von Skandinavien, Schottland und
bland, von Grönland, von Nord- nnd Südamerika and von Nanaealaad« Ja sogar dia von KleinaaieB
md Dalmaticn sind gegen Westen gekehrt.
Bei der nun (pag. 2ti7) folgenden Geologie profonde ist der Verfasser nach meinem
Dafbrlnltan abamala in Janan Fehler verlUleA, des vir adwa oben als ein 2nviei heaeiebnetäi
oad dessen sich auch neuerlich der herühnite Cenloge fiümbel, bei der von dem deutschen und
Österreichischen Alpenverein herausgegebenen Instruktion für Alpentonristen Ober gelegenheitlichc
geologische Beobachtungen, schuldig gemacht hat Auch dieser hat des Guten zu viel gethan
und in «laaai aianttekan Battda ain LAAnA dar Gaalagla gdiafert, daa gawiaa nur aalten galeaea
und noch seltener verstanden wird. Das Werk ist an sich trefflich; aber fnr den Laien ist es IB
vaitl&afig und ohne Vorstudien anch au schwierig, nnd der Fachmann bedarf desselben nicht —
Zwar ist Tidai, vras EaMtrannar in setnatti Dotlie sagt ancb (Ar Niditgeologcn von Werth und
sehr wohl geeignet, ibra K a ifttai s se Ober die Natur der Erdkruste namhaft au erwaltem , waa
insbesondere von den Absätzen: «Hudes stratigraphiques, roches stnUifu'cs nnrl rciehes non stratifii^es
gilt Aber alle diese theoretischen Kenntnisse vorausgesetzt die geologischen Aufschlüsse, die ein
uiQui^CQ Ly Google
— 518 —
Laie gewinnen soll, werden gewin nur sehr mager und oft sogar darnach angethan sein, unsere
yonteUangen ttlrar die geologbebm TerlilltBiMa des belrcIlMidca Ludea im wa fthm. Wer
in dieser Richtung NQtzIiches leistan wOl, wirr! ein Gcologo von Fach sein mQssen. Ist er das,
80 hat er die Unterweisung des Verfiusers nicht nöthig, und will er sich im Voraus zum Geolognt
aasbiiden, ao wird er sich su seinen Studien auBfahrlicherer Lehrbflcher bedienen und nachher
iigendwl« di« erliwderlicbe praktfadie Ucbmg «nrigaiMi vumn»
In der gogründcten Voraussetzung, dass es da Ltlen MI den nothwcndigcn p(>trographisch<>n
und palftontologischeo Vorkenntnissea fehlen wird, fwpiflehlt er ihm das Sammeln von HandstQcken
und fen Fonnien aa Wddien Werth aber wird eine aolehe Stamliiiif beritnn. vem tie eine
genSgende Fachkenntnis« Torgenmemcn wird? Wie viele ihrer Natur nach gans verschiedeiM,
und nur von ilrm MiniTalogcn untorscheiilbaro Oesteine sehen sich nicht bei oherflSLchlichem
Anblick bis zum Verwechseln ähnlich, wie z. ü. Granit, Gneis, Syenit und manche (^uarxpsammitc,
— Homblendgiiels, Sjenit, Omnttelii, Diorit nad DialMS, — OthuBendilefer md aeiMhe Thea-
schiefer, ~ Granit, manche Porphyre und Trachyte, — Kalk, Dolomit und üyps, — Basalt nnd
Serpentin u. s. f.. abgesehen von manchen, oft miVchtigcn Uebcrg&ngen einer Gesteinsart in die
andere. — Noch grösser aber sind die ächwierigkeiten bei dem Einsammeln von Fossilien über-
htnpt und besoodert dann« veaB de aieht m Tage llegeo. Anck hier endHA «Ird der AnAnad
an Zeit und Gold bei einer auch nur halbwegs eingehenden geoloKischcn rntorsiichung daer
grösseren Landstrecke zu berücksichtigen sein, die flberdies, wenn sie nicht von einem Fadnaame
betrieben, immer nur eine onverlissUche Stamperarbeit bleiben wird.
Oer nldwle grOaaere Absau spricht vom Boden (sol) und ist in «nl ffaragmidien. und
zwar 1. in den Sol industriel nnd 2. in «Inn Sol agricole (Ackerland) elnpethoilt. Der
erste dieser Paragraphen veroiaigt in einer mit Uücksicht auf den Titel etwas eigenthOmlichen
Gmppirung, die Betnehtungen aber den Boden als Fnndplnta nnttharer llinerallen mit jenen,
die den Boden ala Standort von Wald und Holz ansehen. Hier benennt der Verfasser anforderst
pUe Arten brauchbarer Erden, Gesteine und Metalle, auf welche der Reisende zu achten hat. In
Stadl bevölkerten und zivilisirten Llmdern sind die vorhandenen Mineralschitse bekannt, und es
wird sieh daselbst nor um die Verifikation des Bdiannten bandeln. In entfernten nnd anbekaanten
Gegenden hingegen wird er, der Reisende nämlich, sein Augenmerk haaptsächlieh auf das Praktische
und Nfttzlichc zu richten haben, d. h. auf jene wichtigeren Produkte des Mineralreichs, die in
grösseren Mengen vorbanden, einer unmittelbaren Ausbeutung sug&nglicb und mit Rooksicht auf
die wahrscheinliehen Transportkosten, aaf den Markt an bringen sind. Die wfartbsdiafUiehen
Erwlgugna, dit der Verfasser an diese Frage knOpft. sind eben so interessant als lehrreich and
werden vorkommenden Falls dem Reisenden von grossem Nutzen sein. Eine besondere Beachtung
widmet der Autor mit Recht der Mineralkoble. Er beschreibt die Arten ihres Vorkommens,
flnqifieUt die anfinnrfcaBaM Uatemehaag ttber die Ansbeeitnag nnd HUhtigkait der IlMaa, aber
allftlllige Störungen und Verwerfungen der letzteren, erkl&rt ihre Bau Würdigkeit, sovrie die Bedin>
gungeu ihres lohnenden Abbaues, beschreibt sodann die versobiedenen Arten der Kohle, empfiehlt das
Sammeln ron ProdeatBeban an iplleren Untennehungen Ober ihren «iMaidlan Warth and aaeb
UsBSt&nden auch die Vornahme von Bohrungen zur Ausmittelung der M&chtigkeit des Hangenden.
Alle diese Hnterweisungen sind zweckdienlich und d:is Meiste ist filr d«a intelUgetttsn BoieendeB,
selbst wenn er ein Laie in diesen Dingen, auch ausfUihrbar.
Aaf IhaHehe Weise beaprieht der VerfiMaer daa Yorkonmen der Hat'alle, all Ers ia
OlagSB, Lagern und Stöcken, sowie im gediegenen Znalaade. Er erkl&rt, was man unter eiaasn
Gange versteht, spricht vom Streichen nnd Einfallen, von den Verzweigungen und Schsrungen
der Erzgänge, von gemengten, brauchbaren und uichtbrauchbaren Ersen, vom goldfahrendea
Sande und von der Untersnehnng des letateren aaf seinen Oehalt an edlem Metall. Alle dieae
Beaehreibungen aiad nOgUdiat einfach gehalten und tat den Laien berechnet Dasselbe gilt aneh
ftlr die QbriRen Mineralproduktc, wie z. B. die Edelsteine, fiir Guano, Naphta, Petrolenm,
Schwefel, Salpeter, Alaun, Kochsalz, Kaolin u. s. f. und zuletzt auch fQr den Holareichtbum des
bei B c h taa Laadea.
Von gleicher TrefiTlichkeit ist auch der Paragraph (ibcr den Ackerboden (Sol agricole),
Ober die Klasaitikation desselben nach seiner Ik>nität, über seine Verschiedenheit nach Lage,
Feuchtigkeit, Klima nnd mineraüseher Zosanunensetsung, Ober die Art seiner Benntmng, aber
kUnatticiha Bawtaamag nnd DOngung, fibar die Auiflihr seiner Produkte und deii^
Dann folgt der die klimatischen und meteorologischen Beobachtungen umfassende
Absats. Der erste Artikel hat die Temperaturbestimmungen cum Gegenstande, deren
Zveeic, via der Terfhaaer riebtig beaMrirt, banplalcliUcii ia der AnfBadnag der Tenqwratnr»
Extreme, der Schwankungen der W&rme wihreod der täglichen l'rriode, sowie der mittleren
Tafes-, Monats- and Jahrestemperatur bestdit Nicht minder richtig ist die Bemerkang, dass
die AmüläaBff der jlkriidien and tlgliehen Onillationen der TempenUar, die ftr die Boden*
kultur von so grosser "Wichtigkeit sind, nur das Ergebnis eines l&ngeren Aufenthalts in dem
betreffeaden Lanfie sein Icann and daher von einem Reisenden füglich nicht erwartet werden darf.
BedenkÜdi aber iit hier nur tone AnMtang rar Beitfnnrang der ndttferen Tagcbtemiicrator. Er
l&sst sie auf vier Tersehiedeoe Arten geschehen, tind zwar 1. vermittels des Maximum- und
Minimum-Thermometers, von dessen Angaben das arithmetische Mittel die gesuchte Grösse liofeni
lolL Dies Verfahren ist nicht richtig und f&hrt, ohne Anwendung der nüthigen Korrektion (siehe
Ktute Lebrbadi der Meteorologie L 98)> sn fisiileiliafkeii SeenllateD. la dem Jabrlmdte pro 1854
der k. k. Gentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus liegen nur (Seite 58 ff.) die stand-
lichen Temperatnrhenbachtiinffen der Station Wien, so wie die täglichen Maxima und Minima
in den genannten Jahren vor, und da xeigt es sich, dass die arithmetischen Mittel aus den
«MtttfdMi MiMefai der Extreme im Joni vm niiM wenifer ah 0*.480 G. n groea imd im
December am 0*.327 G. zu klein ausfiiUen. Das aus den Jahresextremen berechnete Jahresmitt4>l
bleibt sogar um O^TtJ^ C. unter dem wahren Mittel. 2. Noch nhlcr ist das unmittelbar darauf
angegebene Verfahren, welches in der Ziehung des Mittels aus allen, zu beliebigen Stunden beob-
a ehtet e« Temperatorea beateht Die Iwate Art, aai drei Beobaditangea Im Tfi ob dem iraliren
Mittel sehr nahe kommendes Tagesmittel zu erhalten, besteht darin, dass man um 8h, 2i> und
lO** beobachtet und aus den gewonnenen Daten das arithmetische Nüttel zieht Die in demselben
Bande dos oben erw&hnten Jahrbuches Seite 495 mitgetheilten, aus 'J-J&hrigen stündlichen Bcob-
aehtoagen in llailaad eroIrtMi Staadeamitlel lelgea, dass das aas den genanatai drei Stunden
abgeleitete Tagesmittel nur im Januar um etwas (Iber 0".l, nach dem Durchschnitte aller 12
Monate aber nur um 0*.02 C. Ton dem wahren Tagesmittel abweicht Z. Der bei kursem Auf-
enthalte aa ehiem Orte jedeaiUls beste, von dem VerlhiMr «odi empfbbtene Weg rar AnfBndung
der mittleren Jahrestemperatur ist das Einseaken eines nermomcters in den Boden bis aar
Tiefe der beständigen (d. h. unvenlnderlichen) Bodentemperatnr, die bekanntlich an ihrer oberen
Qre&se der mittleren Jahrestemperatur der Luft an dem betreffenden Orte gleich ist. Die Tiefe
disMr oberen Grease ist jedodi, je aadi der geographisehen Breite, sehr TerseMedea. Zirlseben
den Tropen liegt sie. wie man weiss, nur 1 — 2, im hohen Norden 200 300 Fuss unter der
Oberflftcbe. Der Verfasser "aber spricht nur von 15—25 Meter Tiefe uml sagt bloss, ilass diese
Tiefe unter den Tropen noch viel geringer sei. 4. Die Ausmittlung der mittleren Jahrestemperatur
aai den QaeUea kaaa, aaeh meiaen eiganaa ErlSihraagOB, ab uaverllsslicli beseudiBet verdea,
da aa etaem und demselben Orte die Temperatorea der Quellen, je nach der Hefe, aus welcher
sie kommen, beträchtliche Ihitcrschiede aufweisen. — Im Urbrigeu liefern die sub S und 4 an-
gegebenen Methoden nur das einfache Jahresmittel der Wärme.
Der aaa folgende frUsMro Ahsati Ist nrit Hydrologie flbersehriebeo vad besehifUgt sieh
mit den auf die Gewisser bezüglichen Beobachtungen nebst den einschlägigen Erkl&mngen. Anch
in diesen Ausführungen waltet die gewohnte Gediegenheit, Kürze und Klarheit vor. — Auf Seite
483 empfiehlt der YerCasser dem Reisenden auf das Wechseln in der relativen Lage des Thal-
mgt bei FlusskrDramaagen aa aehtea, ein Terhftltnis welches nach Anderen mit der Achsendreboag
der Erde in Zusammenhang stehen soll, das jedoch durch das Beharrungsvermögen des Wsissers
in einer einmal angenommenen Bichtung eine hikshst einfache Erkl&rung findet. — Durch Voll-
stladigkeit beaehtsBBwerth Ist hier besonders der Paragraph aber die Seen. Km mOehte ich
gegen die von dem Verfasser angegebenen Ursachen der verschiedenen Farbe der Seen einen leisen
Widerspruch einlegen. Allerdings ist es die Natur des Wassers, die diese Farbenuntcrschicdc
bedingt, sicher aber ist es, dass derselbe in der Hauptsache weder von der Tiefe des Sees oder
foo der Farbe sslaes Grandel oad sehier Ufer, aoeh voa dem Beflex der HBhen, die den See
einsohliessen, noch von der Farbe des Ilimmcls und ebensowenig von dem Zustande der Ruhe
oder der Bewegung des Wassers abhängt. Ks Hesse sich leicht eine Menge von Beobachtungen
und Thatsachen anführen, die diesen Angaben widersprechen. Bei hellem Lichte ist freilich bei
jedem See, wie aoeh beim Meere, der Fkrbeneffekt des Wassers sin anderer als bei trübem
Walter: der Farbenton des Wassers aber bleibt immer derselbe. Die Frsadie dieser Farben-
Tcrschiedenheit liegt gewiss nur in der von einem See sum andern aus bisher unergrOndeten
Ursachen veränderten Brechung des Lidites im Wasser.
TWDeidil «In et aar Tonstladigkelt dieses Absatses (ftber Hydrologie) angezeigt gewesen,
dem Kastern (masearet'i in manchen Flüssen einige Beachtung zn srhenken. Hie Erscheinung
verdient nach Umständen in physikalischer wie auch in nautischer Beziehung bemerkt »u werden.
I
— 220 —
Bei den zwei letzten, die Flora und Fauna iHibaadelnden Paragraphen^ tritt, gewu>i
mar wegen des froMea Umrangei und des dem Lftiea idebe Mdil siiglaKttelMB qMaieUeii Inkdts
der Botanik und Zoologie, der wissenschaflliche Theil der Unterweisung entwiliedn laritak,
und der TIau{)tacc<'nt ist auf die jedem Gebil(iet<'n Tprständlichen Uanptumrissc der Pflanxen-
and TbierwcU, so wie auf die praktischen Geschäfte des äammcins, der Behandlung, Aufbewahnui^
md. dee Tnmporlet von Natanliea gelegt IntereHUit IM dl« BeqirMluiDg efnee bewmdcteo,
von M. Bertot angegebenen Abdrucks von Pfliuiieii, duroh welehtB IBM mit eehr giriiger Itthe
dmUielM Bilder denelben gewinuea kann.
Wir eehUeeieii Uer dleeen enten Antets ond ^ehiUen «m die Beepreehaof der iwellen
AMheilaog des Werkes, die von den „Einwohnern" handelt, einer spiteren Oelegenheit vor. —
Aus dem Gesagten wird der Leser erkannt hal)(Mi. dass es sich hier um ein Buch TOn seltenem
Reichthum des Inhalts, seltener Gründlichkeit und Brauchbarkeit handelt, das jedem ReiaeBden
nicht modere als auf dos Wlmate empfohlen werden kann. Bs wird ihm ein Freund' nad Rath-
geber sein, der keine seiner Fragen unbeantwortet, keinen seiner Zweifel ungelöst lassen wird.
Schoint auch das Oebuteno manchmal zn viel, so ist das im Grunde kein Fehler; wer es nicht
benutzen kann, oder /u benutzen nicht versteht, der lEum ea ja bei Seite liegen laasen. Eher
wirb «b Zuwenig vom Uebei — Die Anmtattong des Bnefaee, die ZaMnungen, UnA und
Pnptor lind seines Inhalti würdig;
Innsbruck. Gnrl von 8onfcUr.
L. DlelllBBbaeb: TClkerkuile OstonropiB. 1. Bd. Döllstädt, Brill, 1880.
In diesem Bande liegt uns der erste Theil einer neuen Ethnographie der Balkan-Halhinsrl
vor. Nach einer ausführlichen Uebersicbt der einschlagenden QueUensobriften und einer polittscb-
liistorischen Ueberscban Ober die bnnt loiammengewarMte VAlkncHihnr'dei gmmen TOilnnreielw
Iblgt «He Dnmlellang der Albnnesen. IHyrier. Tbnken, Griedien ond Ihimünan. Im wmonUMifcn
ftblen also nur noch die Slawen und die Oämanen.
Der sprachgelebrtc Verfasser b< auch in diesem Werke seinen in der „Vorschule dt>r
VAlkericnnde^ «nifehettd dargelegten Stmodpnnkt ein, den «r aelbat in die knnen Werte fiueit
„Die Sprache halte ich für das erste, die Physis ffkr das zweite ethnilcbe Merkmal." Dor
Unbefangene wird freilich Peschel beistimmen, dass die SpraclH' ein sehr wichtiges, jedoch nie-
mals ein oberstes Merkmal abgeben kann bei Einreibung der Volker in da^ System, denn die
Spnehe kun ein VoUneUunm fkst wie seine Kleidertnudit in kftneeter Frist Indem, jn vfiUte
abthun, nimmermehr dagegen ebenso seine Kürpcrlirhkeit. Indessen es gilt an dieser Stelle nicht
Aber dergleichen Grunds&tec mit dem Verfasser zu reckten, sondern unparteiiacb den Wertb der
vorliegenden Arbeit au beurtheilen.
Tob vonberefai mnss msa d* den nstlooen Flelss uericennen, mit weldem nndi tna eia-
gehaltenen Ruliriken fiir all' die genannten Völker zusammengestellt wurde, was sich Zuverlässiges
in alten und neuen (Quellen. Büchern wie Zeitschriften oder Zeitungen findet aber deren Sprache,
kOrperlkdiss Aosseflien, Sitte und Leistung auf mnteridlen sowie uf geistigen Gehietsn. WUh-
ständigen Werth dttrfen wir den linguistischeD Ausführungen durchweg soerkennen, die mitunter
zu einer umfassenden Terglcichend-lexikalischen Heerschau anschwellen. In den flbrigen Bezie-
hungen waltet allerdings mehr der Charakter einer sichtenden Kompilation, die au oft die MiU
tbeiluigen sehr venebiedenwerthiger Antoren bloss neben efarnnder stellt (sdbet wo rie arg diter«
giren) und ohne rechtes Vcrh<nis minder wichtige Züge des Volkslebens, z. B. Kleidermoden,
i'bensii ausfilhrlicli l)eliinid(dt wie die massgebenden Merkmale, auf geographische Motive aber
ioäi giinzlich Verzicht leistet, sodass im Ganzen — immer abgesehen von den sprachlichen Ab-
sehnitten ^ der Ton dar Besebreibnng statt de^enigen der wissensdinftlieheB d. h. der nrsldi»
liehen Erklärung vorherrscht
Auffallen wird einem jeden die Behandlung der Albanesen neben, ja vor den Illyriem;
S. 25 stehen sogar „Albanesen, lUyricr, Thrakcn" neben einander als „die gescbiobtlicben Urbe-
wobner der nnter Uven Ntmen bekuinlen Gebieten.** Dns letstere kann sssn naml^ieii gsan
zogeben, weil sonst Albanesen und lüyrier p;rossenthei!s ftlr ein und dasselbe (Jebiet „Urbewohner"
sein mOestea. Die sehr acbtungswertiie ächcu. eine Uypothese for eine i hatsache auszugeben, hat
den Verbsssr doch wohl nn wift gslllbrt, wenn er, die von Georg v. Hahn so •bemengend
uiyiu^-Cü Ly Google
begrftndAte Theorie eines Fordebens der nicht slavisirten (südlichen) Illyrier in den Albanesen
ftlr eine blosse Vermuthung ansehend, beiden Völkern ebenso unverbundenc Kapitel widmete
wie den Oriecben und Rumänen und obendrein die modernen Albanesen den uralten lllyriern
fontttslento. Wo in aller Welt lollten denn dieee Albaaeeen pUtelieli in Hittelaller hergekommen
sein? Sif\ die in ihrer, wenn auch noch so arg gemi^clit'Mi, Sprachp noch heute dpiitlich :iiif dif»
Hellenen, in so merkwArdigen SittensQgea offenbar uralten Erbes auf die antiken Kulturvölker
TOB HeillH mid Itali«! hinweisen, mrttehea deMn rie aidi nach geographiadiem Gesets in Ihrer
nm greese» Tarlcahr ahgeirendeteii Gebiigiheimat Mark konaerrativ erhielten.
Aehnlich dOnkt es oin zu starres FogthAlten am Buchstaben der ITebcrünfcriing, wenn
(S. 96 f.) gesagt wird, die Fannonier würden allgemein zu den Illyriem gerechnet, „wiewohl
dieee a»drflek1idie Beeelehnnng htä den Klassikern mehr nur dem Lande gilt," und Siedelaagen
der Illyrier in Griechenland kenne „mehr die Sage als die Geschichte." Der Fernerstehende mom
durch derartige Vorsicht stutzig werden. Aber so gewiss eine Klassikerstelle, in welcher es
heisat, die Pannonier s&hle man sur ,Jllfri8" oder zu „IllTricum", noch nichts für den V'erwandt-
MhafiMwamnienhaag Jeaw mit den III]nrieni bevelM» eo wenig branebt man daraoi Miitraaen
gegen diesen anderweit mit voUgenflgender Sicherheit bew&hrten Zusammenhang zu schöpfen.
Unser sprachkundiger Verf. bringt unmittelbar nach der eben angezogenen Stelle die NoUz aus
Ammian, sabtya sei ,,in lUyricum" der Name für Bier gewesen, and die correlate aus Hierony-
WM, Am der Oentenaafk in Famoideii eahi^nm genannt ward«; und ea «Ire daiunflilfen, da«
StraboB die Stimme der Tluioutrinj M«^«re<, ^Mo-iTixroti als pannonische aufzählt, dagegen Cäsar
nnd Vellejns die Pirustae, Pliniiis die Mazaei, VellejEis die nacsitiatao als illyrische. Und Aber
(las Aufgehen illyrischer Vorbewohner Uriechcnlands in den später hereingezogenen llelleueu
haben whr fMlidi kebie nnmittelbaren Belegatellen in den ahen Sehriftatellem, aber dafllr
zwingendere Beweise; ist doch der Name der Lokrer rein illyrisch, und wissen wir doch, wie
rasch und vollständig in neneeter Zeit die bis tief in den Peloponnes vorgedrungenen Albaneaen
bellenisirt worden sind.
Um nodi damal anf den apciiell den Albaneaen gewidmeten Ahadinitt snrtdEndcolvmen,
so werden hier (S. 2R) irrthnmlich die Snlinten zu den Gegen ge'<tellt, während sie zu den Tosken
d. fa. den epirotiscben SQd'Albanesen gehören, wie Qbrigens auch das Tode^ahr des berühmten
BeMenftfaren der Albaneaen, dea flkanderheg oder Georg Kaatriota, nicht 1467 (S. 62), sondern 1468
ist Die Bemerkung, es finde sich die Knabcnliebe „tat mittleren and nördlichen Albanien", rer*
fOhrt zu der Annahme, dass sie in Epirus fehle, .während aie gerade bei den Tosken in grob
sinnlicher Art wuchert. Der interessante Gegensatz der Gegen and Tosken, der sich sprachlich,
konftarfondl nnd in Irgater Bavflnat beider nnter einander Inaaert, thot aieh auch in der K]ei>
dung kund. Biditig bezeichnet der Verf. (S. 7.3) die Flokate als s ü d albaneaiachea Trachtabzeiehan,
fflgt aber ungenau die Fustanette hinzu, dio doch auch von den Gegen getragen wird; er sagt
uns (S. 75), wie die Mütze auf gegisch heisst, aber nicht, dass sie der rothe TQrken-F^ ist.
den Jetit aelbat die Cbrfalen Mittelalbaolena allgemein tragen.
Dass Navarin nicht nach den Awaren (S. 201), sondern nach der sogenannten Navarresen-
Compagnie des späteren Mittelalters genannt ist, hat Ref. srbnn an anderer Stelle berichtigt.
In Angabe der Bevölkerungszahlen venuisst man selbst für das Ivuuigreich llcUas die Kritik der
anl^^eftthrten ungldehea Bommen Teiaehiedeiner Oewibnmianer; «ean ea atdi s. B. um Athen
mit kaum Ober 50,000 Einw. hrindclt 'S. ISfij, so kann Franris unraiigHch Recht haben, dass
die Stadt „über 50,000" Griechen berge, denn wie Athen beim Abschütteln des Türkenjochs
Ini SB enum Alhaneeendorf geworden war, ao iat es auch noch atark, in einigen Theilen über»
wiegend ron Albaneaen bewohnt üdmhaiyrt darf man den albaneaiaehen ZaaeUag aamantHeh im
Osten von Mittcigriechenland nicht unterschätzen; Böotien ist z. B. ein so albanesisches Land,
dass wir den geachw&nzten Böotier, dessen Photographie kürzlich Dr. Orostein nach Borlia
aoUekte^ hftehat wahraehebiieh fltr dnen Albaneaen in halten haben, snmal an der verhlltnia*
miarigen Häufigkeit dea freien Vorragena der aonat beim Menschen äoaserlich unsichtbaren
Schwanzwirbel gerade bei den Albanesen nach den (hiaher, wie ea acheiot, nirgends beachteten)
Angaben v. Hahns nunmehr nicht zu zweifeln ist.
Entgangen iat dem Terf. miter den GrieelMnland betreffenden Qnellen Staub, Bilder aoa
Griechenland (Leipzig 1841), Gilli^ron, Grfrce et Turquie (Paris 1877) und Schillbachs hübsche
Charakteristik der Maina und der Mainoten (im Jahrg. der Berliner Zcitschr. f. Krdk.);
aaff&Uiger iat die gänzliche Nichtbeachtung von Griesebaohs ,, Reise durch Rumelien und nach
Bmaaa im Jahre 188l>", worin aieh doch noch fllr die VSIkerirand« der nSrdllehen Balkanbalbinael
Werthvolles zerstreut findet
KatUw'a Z«i(aolirift. I. Bd. 15
— TESz —
HiasichUicb der Kum&oen wird maa des Verf. Ansicht nur billigen könoen, dau dieses
roniaatiirte Dsder- oder Getenvolk bei der bekaantea Trsnsplantirang dureh Kaiser Anrelin de^
nidlt dts ganze norddanubische Gebiet gorüumt bat (wie Röslor meinte), sondern beträchtliche
fiMte in den Krirpatenläudcm zurückgelassen hat, zu denen sich die Nachkömmlinge der diiinaligen
Aniranderer bei der Rückwanderung seit dem 13. Jahrhundert füglich gesellen konnten. „Dass
aber die Haaptmasse der anrefianiaebeii Dakoromaoan naeb SOdea gevaadarC imd v«a dort aas
zu irgend einer Zeit, nur die weit geringere Zahl der nachmaligen Tsintsaren zurücklassend,
durch freimle und feindliche Völker den Weg in das trajanische Dakien gefunden habe, erscheint
uns aU eine um so gewagtere Hypothese, weil die damit Terbundenc liebauptung: dass dort gar
keiae alten Staaiaiverwandten verbtiebea lelea, lllr die weite md geflUirlidM Waadcrung kein
MoHt auttsst, weder ein verspätetes Ileimweh, noch andi die Hofiiani» ant dortigen allea Staam*
genoesen eine m&cbtige Nation zu bilden."
Offenkundig liegen in der rumänischen Sprache die vielfachen Berührungen des rielheim'
gesaebtea RaniB«BTolin mit AndenapraehigeB v«r, naateatfldi aiifSlawaa. An ifaygeten, geetelit
unser Verf. kimne man sich indessen aus der freschichtc die ebenfalls durch die Sprachmischung
unaweifelhaiften ÜerQhrungeu der llum&neu mit den Albaoesen erklären. Aber dem gegenüber
muH man nur bedenken, daes die niyrier. ia deaen wir aaTWiiahÜicli die Slaamviter dar
.\lbane9en erkennen, einst den ganzen Nordwesten der Balkan-HalMaial etonahaien. SAdwIrte Ober
die Donau fluchtend, haben gewiss zahlreiche Haufen der Dakoromanen auch dort SellBti; gesticht,
und nochmals werden deren Nachkommen die da aufgesammelten albanestscben Worte bei der
Fortwandemng aneh mit fortgetragen Imben. Ans Hegneea Arebifaehttien bat ans jflagit der
für die Geschichte der SQdslawen so hochverdiente Jirccek duraheehJagcnde Dokumente für
diese Westausdehnung der Rumänen enthnh<>n. Die Schwarzen Wiachen oder Ilumänen (Xigri
Latini) wohnten danach bis an das Daluiatiuischo Ucatade, wo sie noch, aU 139^ die lUgusauer
d«n aa ihren Freiataat aastoaaeodea KOatenetreifte vom iOnig roa Boniea erwarben. Ibra -
gewöhnliche Winterweide für die Ileerden fanden, wenn droben die dinarischen Alpen rersebaait
waren, Oanz wie wir im Mittelalter Slawen und Unfreie zu identifizireu i)flegten, war den
Ragusaneru z. B. noch 1314 „Homines" (Hörige des Bans von Bosnien) und „Blachi" gleich-
bedeutend. BaM jedoeb glagea diese Wlaeben oder itaHoeirirt Merbkaa (Maarowlaehen), wla
verrauthlicli scliun vor ilim-n die Neu-Illyrier (Albanesen) derselbea Gebirgsgegend, in den längst
an Zahl überwiegenden älawen auf; bereits eine Urkunde Ton 1396 fahrt einen „Sclavas" au^
den eine Randnote eiaen Wlaeben nennt; letxterer Name verlor seitdem gana die nationale Ba-
deatiing in Dahaatien and BoaniaB, beidduiete aar aoeh einen WaadarUrten and bedeutet jetct
in Bosnien sogar die Zugehörigkeit zur griechischen Kirche. Von den noch gegenwärtig in fort-
schreitender Slawisirung (sprocbhch) begriffenen Rum&nen Istriens wird auch hier (S. 296 tt.)
berichtet
Für die Fortaelaaag des besondera durch seine zahlreichen literarischen Nadiweise nOta*
liehen Werkes muss auui dea Verfasser um zweierlei bitten: die Rückverweise genau nach der
Seitenzahl anzugebea (deaa wie sollte das blosse „s. 0.", höchstens mit der betr. KapitcUabl ver-
seben, bei dieser Fülle von Eiaaelootisen genfigea?) und die DruekfiBUar niobt aa meaeeabaft
geschehen za lassen wie diesmal, wo nicht einmal eine Berichtigung derselben versucht ist Sau-
fflgungen wie „der griechische Census unterscheidet nach (1. c. angegebenen) die noch nicht
sprachlich hellenisierten 1217 Wiachen" (S. 186) sind offenbar nur durch mangelhalte Druok-
reviiion erklftrlidi; letetsre hat auoh ia dea Statea Uahdl aageeliftet, auu mass a. B. lange
suchen, bis man die Stelle „Ritter Erdk. 2 II. 84" (S. 3(l8) in III. 312 gefunden hat wo man
endlich gewahr wird, dasi die wunderliche Angabe, die Bulgaren seien „BrOder der Wiachen",
von Ritter aus dem alten Schlöser referirt wird, hier also gar keine Erwihnung verdiente.
Halle. Kirahhaff.
Kartographische Besprechungen.
Russisches Kartenmaterial.
Trotz der Universahtät der Deutschen muss zugestanden werden, dass unsern aielistea
tetliebea Kaehbam von ans aidit das ihaen gd»abrende Interease aagewaadet wird, ^r keaneB
viele iiherseeisebe Llador genaaer ala daa Laad uad Volk, voa dem ans aar ein Ormia-
pltthl tix'uut
— 223 —
Gründe für diese aa aidi auffalieade Erscbeiuaog sind nicht schwer zu finden: Kiima,
Lud ud Leute im Nordeaten sliid den DeutBcihea wenig sympatiiiscb, die runiKlie Grenzsperre
ereebwert den QeschlfUverkcbr , äussere landschafiliehe Beiie Terlocken nicht zu Vcrgntigungs-
reisen ') ; schliesslich ist uns das slawische Idiom sa (ireoidartig und erscheint angesichts der eben
erwähnten Verhältnisse als su wertUoe, um die groase Mühe des Erlemens daran zu setzen.
So kommt es dono, dnae «ellwt die denlaeben Oeogimplien eleb Terhtttairailaaig ungern
slawischen Studien anwenden. Die reichhaltigen YcrüfTentlichaugen der russischen geographischen
Gesellschaften werden in Folge dessen nicht nach Gebühr gewürdigt, und das gcsammte Karten-
material, welches der russische Generalstab mit grossem Fieisse Jahr aus Jahr ein produzirt uud
knrrent erkllt, bt in DeutedblMid m gnt wie anbdannt Ret bnlle nv Kunem TeruÜMmng,
bei mehreren deutschen l'niversit.'Vtibibliotheken nach diesem Gegenstande nachzufragen, erhielt
aber nur ein bedauerndes Achselzucken als Autwort. Der I^insche statistische Atlas über
RoidMid wnr du eimigo roniMdM Eartanwerk, das deh vorfimd.
AngerichtB dieeer fOr die geograpbiaehe Wissenscbaft entaebieden zu beklagenden Sachlage
dnrfte eine Aufzählung und kurze Besprechung der wichtigsten Kartenwerke über Russland nicht
ohne Interesse sein und vielleicht daaa anregen, diesem Gebiet eine grössere Aufmerksamkeit
all biaher lozowenden. Vorher aei jedoeb noeb «ine Notls Uber das Terbaltni anaerer dentadiain
Atiulen sum O^ten Europas gestattet.
Wie süefinatterlkh Buasland und Polen dort bebandelt wird, gabt noa fidgendar AnfiAb*
lang benror:
Ln Stieler'adian Hudadaa ibdet aieb die vortrefflieb geaeiebneta Karte too A. Peler-
mann, der Osten Europas in 6 Bl&ttern. Dieselbe zeichnet sich vor allen andern durch ihre
musterhafte Ausführung und durch die zahlreichen Höhenangaben ans. Ihr Maasstab aber ist
immerhin 1 : 3,700,000, was besonders fQr die westlichen und WeichselgouTemements als nicht
wunkknA aafaBommon wordan muas. E« sind noeb nfoht einmal aimmtlieb« Kreia-
atftdte darin vertreten!
Der grosse Kiepert'sche Handatlas enth< nur eine Karte von Koasland in einem Blatt
UMMtab 1 : 8,000,000. *)
Bei Sohr-Bergbaus ist daaaelbe der IUI, nur giebt deraelbe weadgatant ein Blatt fbr
ffnamen, Posen, Schlesien and Polen in einem grösseren Maasstabe.
Auffallend will es uns ersebeinen, dasa von allen dem lief, bekannten deutseben Atlanten
daijaiilge tan Br. Henry Lange der einzige iat, weleher Polen, d. b. die Weidiadbinde, ra-
Zaalrai-Snropa rechnet, wozu es doch ethnographisch und hydrographisch entschieden gehört. In
dem genannten Atlas ist Zcntraleuropa in -i Blatt, Maasstab 1 : 3,^00,000 behandelt, aodaaa
Polen, Galiaien und Ungarn eine zusammenhängende, ausreichende Darstellung finden.
Za de^jen^^ Karten ttbergabend, waMhe apaaidl Polen vnd die weadiohen Oottvememeata
Batelands darstellen, ist zunächst zu erwähnen: Handtke, „Generalkarte vom westlichen
Baasland nebst Preussen, Posen und Galizien" in 1 : 2,000,000. Diese Karte um&sst ein weites
Gebiet, da sie bis Uber die länie Kgew-DQnaburg im Osten liinausgeht; sie enthält Namen in fast
ra t w lin nder üeberfblla, ibro Aaafbbmng, apasiell beao^idi dea Terrauia, Uaat viel n wOnadian
flbrig. An eigentlichen Spczialkarten besitzen wir nur die bekannte Reymannschc Karte in
i : 900,000, deren Sektionen das gaoae Weichselgebiet incL dea Bug und den mittleren Njemen
Ua oberhalb Grodno nmibaaan. Dar genannte Haaaateb maebt die Karte snr geeignetsten iBr daa
Studium req». die KombinaHon militärischer Operationen, und findet rieb daa Bqnnannacibe
Kartenwerk deshalb wohl fast ausschliesslich im Besitz von Milit&rpersonen.
Sehr zu beklagen ist der langsame Fortschritt in der Herstellung der Liebenow sehen
Karte von Mittel'Europa in 1 : 800,000. welebe bei H. Oppermaan in Aanorer eiaebeiDt Biaber
sind VI II östlichen Distrikten nur die Sektionen Gnesen. Kaliscb, Plock ond Lodz erschienen.
Gerade der Maa-ssUib dieser Karte ist der für alle Zwecke geeignetste, da er ausreichendes Detail
in Bezug auf Topographie, Hydrographie und Terrain gestattet, andererseits aber das Gesammt»
werk nidit an nmfaagreidi ond kostqvteHg werden Itat Hit der Fertigatelluag diewr Liebeaow-
sehen Karte würden wir eine den meialen Au^OelMn genOgasda Karte von Polen bealtien
Leider liegt diaa Ziel in weiter Ferne.
■) Waiirend wir oadeker für Aegypten, Syrien und Palastin« lieritien« iat noeb kehl nenoens-
Wertbes Rcidoliandbucli über Waisihau. Petersburjf u. s. w. erschienen.
•) Iljin, Opyt statiülitscbeskawo aUa.ss4i Rossiiskoi imperii (Vorsuch eines statistischen Atla» dos
Ruasilchcn Reiclie») K> Karten, i'etiM sbiir^', \KH.
•) K. verBOTenUicbto ferner eine ,^arie de« Rusa. Beiclis in Europa," 6 fil., in 1 : 3.üU>,0(iO.
- 384 —
Wir konUMD zur Besprechung dar Arbeiten des russischen Generalstabes:
1) Vi» KriegBtopograpliiielie Kftrt« d«i Enropftii«heii RaiiUad In 1 : 1M,000
(3 Werst — 1 Zoll), retersburg, seit 1857. Dieselbe Ist in Kupferstich ausgeführt und umfasst
circa 700 Blatt in der Grösse von 11,4 ä 57 cm. Sie «ählt, wie alle russischen Karton, nach dem
Meridian der Sternwarte von Pulkowa, da ja das beilige Kussland wie seine eigene Kirche, seine
8«1iilft und aeben Kalmdar, ao «neh aatnaa alganan KatidiaB haben awaa. INa AnflttbiiMB Ar
diese Karte finderf moistfntbaüa fa Maasstabe 1 ; -1?.oort, thfilweise auch in 1 ; 21,000 statt "Das
Terrain ist durch Sch raffen dargestellt, neuerdings sind auch üöhenkoten in Ssashen (k 7 Fuss)
sageftagt Dia Herausgabe der BIfttter geschieht goarememeBtfwelae. Von den weadldieB Gon-
vememento «lad Ua jMrt afashienen: Kowno (aufgenommen 1822—29) in 22 Blatt und Wiüia in
23 Blatt aus denselben Jahren. Diese Karten beruhen jedoch nicht auf Messtischaufnahmen, da
letstere erst seit 1854 begonnen haben. Eisenbahnen und Chausseen sind nachgetragen. Neu-
gestocben siad die Blitter dea Oonfeniaiiienta Nangorod. Famar aüid wak BakognoadnuiBii
berichtigt die Blätter der WSOAaiM» KQaw (OovfanaiMnti K^tm, WaDqndeB nnd FadoKan)
and Warschan (Weichselgouvemements).
2) Die Kriegstopographiache Karte dea Königreichs Polen in 1 : 126,000,
PMaiabarg 1875. Dieaelbe tat gMeb&lIs ia Knpfeiatiab ansgaAhrt and aUdt 58 Blatt au 61,4
k 57 cm Grüsse. Sie steht in festem Zusammenhange mit der ad 1 aa^ef&hrten Karte des rus-
sischen Reichs, die Aufnahmen haben in den 60er Jahren stattgefunden. Das Terrain ist hier in
BergstricUeu ausgeführt, zahlreiche liohenkotcn in Ssashen sind angei^eben. Bei den Oertlichkeiten
Ihdet aieb die ZaU dar GahOfta. ■)
8) Spezialkarte dos Europäischen Russland von Strelbitzki, Oherst des k. russ.
Generalsubes, Maasstab 1 : 420,000 (10 Werst auf 1 engl. Zoll). 133 Blatt von 64 so 49 cm
Grtaae. Die Karte ist von der kriegstopographiMthatt AbtheHaBg das Geaeralataba aatar Badak.
tioa des Genannten herausgegeben, also durchaus aaeh offiziellem Material bearbeitet
Das Termin i-t darch SchrafTcn in Braun ausgedrückt, Hfthenzahlcn fehlen aber leider
gänzlich. Die Gew&sser sind bei grösseren Strömen und Seen in bUu, bei kleinem FlQssen in
sebwnn, Wald doreh grUnea Flldieabolwit, GoaTamamenta* and KHrfsgreaaai dardi rotha
Farbenlimaa baadohnet. An Komnnnikationen rind Eisenbabnaa» Chausseen mit Poststationen,
PoststraHäen , grOanre Yerkahrartfaaaea ud OnavarUadangraaga doroli beaoadera Sigaatnrea
untersciiieden.
Dia OrtadwftaB abd aieht, via aaf dar Ganaralrtabakarta, tapagnvbiacih ganan iriadar>
gagaben, sondern nur doieh konventionelle Zeichen dai^estellt. Es sind onterschieden : Residenz-,
Gooramements- , Kreis- und Nichtkreisstadte , Flecken und Dörfer mit mehr als 500 Gehöften,
Ton 40 Ua j>üO Gehöften, zwischen 3Ü und 40, 20 und 30, 10 und 20, endlich zwischen 3 und
10 GahOftaa (dwor). Bai Jedar OarfHdikeit. voa dar Uafaialaa bli aar grtartaa, lal aaawidaai
die Zahl der Höfe in Zehnem angegeben. Die dichtgedrängten Ortsnamen tragen nicht gerade
zur Uebersichtlicbkeit bei, im Uebrigen ist die Ausführung (bis auf die fehlenden Üöhenkoten)
aine gute; die Karte ist entschieden für den Gebrauch zu empfehlen. Dia Blitter aiad ainaeb
im Bnehhandel & 2,50 wK an babaa. Palan aadbak dia Bllttar 1, 8, «, 7; aar der Zipid tob
Suvalki fUlt auf Blatt 5.
4) Kriagastrassen-Karte des Europftiscben Rassland, hergestellt von der Front-
AblballaBg dea Geaeralatabea oatar der Laitong dea Oberat qjfa. Maaaslab 1: 1,050.000
(25 Werst auf 1 engl. Zoll). 15 Blatt von 71 k 47 cm Grösse. Dieselbe enthält nur das hydro-
graphische Netz, die Ortschaften, valcba an Stnuaaa liegaa, and aimmtUebe KommonilutionaB.
An letztem sind aufgeführt:
1} Ebaababaan (ein- nad awatiMaiVB aataraobiadea),
2) Kan&Ie (fahrbare und nicht zu befahrende),
8) Strassen, a) erster Ordnong: ChauKseen und Poststrassen,
b) zweiter „ : Laudstra&seu (transportn^ja doroga),
e) dritter „ : .OrtavarUadaaga' aad Wiatarwaga.
An drn Strassen sind alle Post- und Telegraphenstationen bezeichnet und zwischen den-
selben, sowie auch an den Bahnlinien, die Entfernungen in Werstzahlen bis zu '/« Werst genau
Termerkt (. bedeutet V«> t = V>i <• » */« Werst). S&mmtliche Bracken, F&hren und Furten
sind genau baaaiabaat. Dia Karta hat flir alUlIrlBdia Zuadca aiaan aaBaarardaaffiA babaa
Werth, indessen ist aia amdi fOr Jadan, dar dia Tarliabiaatraaaan Biudaada, basondara daa Eina-
*J Kegistrandc de& k. prcuss. Gcneralstabes IHUi, \. Jahrgang, 5t4.
L^iy -i^uu Ly Google
Uabiinetx, im Detail verfolgen will, emprehlenswerth. Einzclue Bliittpr werden nicht abgegeben,
der 0«sanimtpreiB betrügt 22 JL Die Karte encbeint jedes Jahr iu neuer, verbesserter Auflage.
5) Kftrt6 d«t Grentbesirks swliehea RitHlftad, Prtnsseii und OeiCerreieh
und der Europaischen Türkei, zusamnieDgestellt von Oberst Schewclrw. 1 Blatt v<tn 70
ä 46 cm Grösse, Maaastab 1 : 1,344,000 (32 Werst auf 1 engl. Zoll). Als Materialien für die Her-
iteUang sind aa^eftthrt: Ltobtnoir, Kiepert, Scheda und die Kriegsstrasaenkarte Russlands; für
dfo Tftrkd: die Karte des Wiener geogimphischen Institala, Kaafti ond 9S» n«lMlie Genml*
Btabskarte. Die Schewelew'scho Karto nmfisst den Raum \on Berlin-Prag-Triest im Westen, bis
Kgew^Konstantinopel im Osten, die gesammte europäische Türkei einbegriffen; Wie der Maasstab
aadealet, ist dies Werk sor eine General- oder Vebeniebttkarte, als solche aber der grösteren
Uebenichtlichkeit halber der oben genannten Ilandtkc'schen vorzuziehen, während letitem •lteir>
dings weit mehr Namen cnth<. Die Grenzlinien der russischen und polnischen Gonvernements
sind mit grOner Farbe gezogen, die Kreise dagegen nicht abgegrenzt. Die Abgrenzung Bulgariens
vnd OstnuBdieu, «nrie die ElntragiinK der Babnlinlea be ir e i e e n das neue Datum der Hentelluog
der Kartah Der Preis beträgt 12 JL
Wir wenden uns nmimebr aa den Tortreflüchen und TerdienstToUen Arbeiten des russischen
Geueralsubs in Asien:
1) Karte dee Mllitirbeflrks Tnrkestan, anvaRlhrt von der tnrkeitanisdMa ktiep-
topographischen Abtheilung im Jahre 1877, Maasstab 1 : l.n'JO.O'^ft (4n Werst nuf 1 engl. Zoll),
12 Blatt von 48 ä 45 cm Grösse. Die Erhebungen des Bodens sind sehr anschaulich durch
Farbendruck dargestellt und zwar in 5 Stufen: weisslich-gelb das TemJn anter 1000 Fuss, bell-
gdb Ober 1000 Fnas, HehArMin anter 5000 Foss, mittelbraun von 5 bis 10,000 Fuss, rothbraun
Ober 10,000 Fu.?3. Ferner sind Oletscherbildungen durch Kisfarbe bezeichnet. Die Gewässer sind
blaa angelegt, die Signaturen für Ortschaften, Post-Tel^raphenstationen, Brunnen, Strassen aller
Art sind lebarf and klar aoiefaiandergelialtea.
Die Karte nmfasst das Gebiet vom 52. bis 35. Parallel- ond vom 23. bis 58. Grad' OstL
liänge von Pulkowa, d. h. 70, bis 106. Grad ö L. von Ferro. Ausser dem russischen
Turkestan giebt sie demnach das chinesische Ostturkestan und das dsungariscbe üerglaud sowie
das Allaiijatem wieder, der Lobnor belbdet sid auf dem loseeralen aedlehen Bande der Karte.
Im Norden ist die Kirghisensteppe bis zur Linie Oesk-Altbasiar-Akinollnik mit dnbegrUhn. Die
Aosftlhrung verdient alles Lob. Der Preis beträgt 25 JL
2) Karte des Asiatischen Russland, 8 Blatt in 1 : 4,200,000 (100 Werst auf 1 engl.
Zell) ht in vorigen Jahre fertig geüdH «erden Da dMbe den Ref. jedoeh nlelit TerHegt,
10 Tomag derselbe keine näheren Angaben darüber zu machen.
Wir geben der Hoffnung Kaum, dass die Zeit nicht fern liegen möge, wo jeder deutsehe
Geograph da« raastoehe Alpliabet, die Selirift und die gebräacblichsten geographischen Vokabeln
in mahdier Spradie beberrseht, damit In Denteebland die raasisBlieB Karten benatzt werden
kittnen, und nnsere Kenntnis des slawischen Osten auf diesem Wepe mehr und mehr erschlossen
werde. In Oesterreich-Ungarn ist man ans, Dank der dort verbreiteten Sprachkenntuisse, in dieser
Hinsiebt weit Torao.
Hannover. Hanptnann Ueberb
J. Laug'H Schul-Atlas mit 12 Karten. Tauberbischofsheim, J. Lang, 1880.
Aosserordentlicb rascb mehrt sich seit einiger Zelt die Zahl der fOr den elementaren
Unterrieht beitiaunten wohlfeilen Atlanten. ^K^r ktanen aUe dieee neoen Eraeheioungai in zwei
Banpt-Abtbeilungen gruppiren: erstens solche, die durch reichere Kartenzahl und durch .■\n-
wendung grösserer Maasstäbe eine immerhin etwas eingehendere Darstellung erlauben und daher
aneh fAr die niederen Klassen der hbheren Bdialen branehbar ^d; der Pr^ beträgt in der
Regd bekanntUeh etwa eine Mark. Die Atlanten der swelten Gruppe zeigen schon durch ihren
ausserordentlich niedrigen Preis (0)0 bis selbst 30 Pfennig), dass sie die Zahl der aufzunehmenden
Karten noch bedeutend mehr beschränken oder aber für eine Mehrheit derselben einen kleineu,
nnr wbr gerfafsa Eingehen in Details erhtabenden Haasstab wihlen. B« weitem der beste unter
dieeen letzteren kleinen Atlanten ist der vorzügliche von E. Debes bearbeitete „Kleine Sdral-Albe^*
(dessen mit Reeht gerühmtes schönes und zweckmässiges Kolorit in der ersten Auflape, unserer
Ansicht nach, entschieden geschmackvoller abgetönt war, als in der zweiten). AU einen der
billigsien nennen wir den „Atlaa ftr hadisebe VoUnsebnlen*' (40 Pi^), der 1880 bei Kata fai
0 itegistrande IStX), 8. 500.
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Braelnal nteUenen Ist «od mit dem rorgenannten in vielen BBUtero eine anffUleiule WaUver^
WMidtschaft aufweist
Der Lang'sche Atlns ist rbonfulls dieser zweiten wolilfi ileri'ii Gruppe zuzurechnen (Preis
50 rfg.); er hat freilich grösseres Format, als z. B. die beiden ebcu erwähnten, jedoch nur 12 Karten.
Die ntel der Knrten aind: t) Baden, 2) Flaniglobett. 8) Erdkarte, 4) Fla» und Gebirpimrte
von Deutschland. 5) Fluss- und Gebirgskartc von Europa, 6) Staatenkartc von Europa, 7j poli-
tische Karte von Deutschland, 8) Nordamerika, 9) Südamerika, 10) Asien. 11) Afrika, 12) I'aÜ-
sUna. — Was zunächst die wunderbar uugeographische Beihenfolgo dieser Karten betrifft, »o
erklirt sidi dieselbe dndnreli, dam die BlUter des Adas aaf beiden Selten bedmekt and einife
der Karten Doppelbbitter sind; dai bat eben den Naebtbeil, daw eine loginihe Folge der BUtter
uieht Wühl ciii/.urichteu ist.
Profen wir nun den Atlas io joien Punkten, die fOr die Beurüieilung massgebend änd:
Amwahl d« Karten, Aoswabl der aaf denselben dargestdlten geograpbisdien Ol^ekte und Dar^
SteUungsweise iler letzteren.
Die nächste und grundlegende Vorbedingung für die üüte eines Scbul-Atlas ist eine logische»
von pädagogischen Erw.igungcn ausgebende Antwahl der Karten. BesOgiicfa dfeaer ktanen wir
nun im vorliegenden Falle nur zu der Meinung kommen, dass der „BearlH itei" dieser Kartn«
Sammlung ein geradezu rühremies l uRescLick bewiesen hat. Der Unterzeichnete hatte Veran-
lassung, sich sehr eingebend über die neuerdings erschienenen Scbulatlanten su orientircu, muss
aber offen gestehen, dass er sieb keiner Karten-Zusammenttdlang erinnert, die sidi an KaiTetIk ndt
der Lang'schen messen könnte. Zun&chst zeigt uns schon das Inhaltsrerzeichnls, dass jedem
andern Erdtlioil ein eitrenes Blatt gewidmet wurde, w&hrend wir Australien und Polynesien im
Verzeichnis vergebens suchen. Freilich wäre es voreilig, daraus auf gänzliche Abwesenheit
Australiens im Atlas sebliessen sa vollen; im Qegentbeii, es ist swcimal Tertieten, einmal auf
den kleinen Planigloben und sodann auf der Erdkarte in Mercators Projektion! Natürlich erlaubt
eine so winzige Grösse auch nicht das bescheidenste Eingehen in Details; die beiden einzigen
Darstellungen Australiens zeigen im australischen Festlande nur einen einzigen Namen — Sidney;
andere Stadls, oder gar die Namen der Kolonien, Gebiigsseiebnnng ete. fehlen hier. Ver-
mnthlirh hat hierbei Herrn Lang der bekannte und unbestreitbar richtige Satz vorgeschwebt,
dass ein Kartenbild um so besser dem Schaler sich einpräge, je leerer es scheine. Vergleichen
wir nun danüt s. B. Seite 11 des Adas (NerdsiMriitaX so sdMU irir, dsss der Antor (vicOmdit
im Interesse einer wohlthucnden Abweehslang) in anderen Fillea das Prinzip verfolgt, der Lern-
begierde seiner Schüler nicht zu ense Grenzen zu ziehen. Wir finden da in dem zwischen Grönland
und dem nordamerikauischen Kontinent liegenden Archipel nicht weniger als dreissig geographische
Namen — was im HinbUek aaf den immensen Werth, der diese Linder tot dem srmen Australien
ansseiöhnet, gewiss aar als ein sshr liehtigss Yerbihnis zu dem einen einzigen Namen Australiens
bezeichnet werden muss. — Die anderen ansserenropaischen Erdtheile haben je eine besondere
Karte erhalten und daher verhältnismässig eingehende Darstellung finden können. Wie aber
steht es mit der Berfldniiditigung der einsdnsn euxoplisehen Staaten? Da der Atlas voU sniAehst
für Baden bestimmt ist, erscheint es nur gerechtfertigt, dass er dies Land s|)eziell berücksichtigt;
Baden ist in ihm durch eine detaillirte oro-hydrographische Karted: SOO.OOO) vertreten, während
die politische Eintheilung des Landes aus dem Atlas nicht ersehen werden kann. Ueber Deutsch-
land finden wir xwai grOsssro brten (Doppelblfttter): eine Fluss* und GeUrgskarte in 1: 4370^000,
die auch, was sehr zu loben ist, einen bedeutenden Theil der Nachbarlande mit umfasst, und
eine klar QbersichtUche politische in 1: 3,777,000. Die nichtdeutscben europäischen Länder
finden, soweit de nieht anf diesen Karten Ton Dentsehland mit anf^enonuaen worden, eiasig und
allein auf der physischen und der politischen Uebersichtskarte von Europa Darstellung, die einen
Maasstab vnn 1 ; 2-'>,000,nni) haben! Die dadurch noth wendige Beschränkung der aufgenommenen
geographischen Objekte tritt besonders auffallend hervor, wenn wir damit die Darstellung der
fremden Erdtheile in desmslben Adas Tergleiehen. Anf den britisehen Inseln findet s. B. der
Schüler nur zwei Flussnamen : Shannon und Themse, in Skandinavien nur den Dal Elf; dagegen
finden wir unter den Nebenflüssen des Maranhon ausser den wichtigeren noch folgende benannt:
Aracuary, Oriximina, Napo, Tigre, Pastaza, Javari. Jurua und (unter den Nebenflüssen des
Maddra) Umanamayn, Sara, 8. IfiguaL Auf den britischen Inseln lernen wir dnreh Längs Adss
17 Orte, auf der pyreniliächen Ilalbinsel 19 Orte kennen, dagegen in Brasilien 33, in Mexico 21,
im ägyptischen Reiche 20, im russischen Asien 24 Orte. Diese Zahlen entheben uns wohl jeder
weiteren Bemerkung.
Die Auswahl dar anf Jeder Karte des Atlas anUsenonunensn Oljekte steht jedoeh im all»
L^iy -i^uu Ly Google
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meinen wenigstens iu zwcckui^igcui Verhältnis zum gewählten Maa&iUbe; die politische Kftrte von
EaraiMt «atbih woU nebr Num, »b nit dner BomMleB GdStM der Sdurift T«rMflieh war.
ttaiVQgW die meisten derselben in winziger Schrift eingfzeichm't ^ind
Wenden wir uns za der Art der DarsteUang im Laog'scben Atbs, so betrachten wir
VW ftUen sonicbst die Terrainseichnung , die ja ab dM H wip I kriteri i i iB der teehoiMhen Sdte
mnm Alba aasmdiM tat. Lang kuldigt tSäbH dm Gnmdnlie. da» es zweekm&ssig sei. in ein
«nd derselben Schalkartf>nsamnilunp da^ Terrain überall müplicbst einheitlich zu bearl>eiten : vii l
mehr wedtsell er in den Darstellungsweisen hÄuüg ab. Die Karte von Baden hat nur Isohypsen
■H nuhnkotorit der HSbeafchiehten; da die Terraindarstullnng mit des polMaeben Qremen
Badaiie abaebliesst, erlaubt die Karte natürlich nicht, sich ein übersichtliches Bild des Temlv
an laaehen. Auf li. r Fluss- und (Iclnrpskarte von iVntscblaud treffen wir Grbirge in braunen
Sehrafcn, verbunden mit einigen hauptsachlicheren Uöhenscbichten in Flächenkulorit, — also Jene
DämeUaiignretae, die Ikr oro-hydnupn^tocke Kartra fai der Tliat cBteBUeden die iweelnribrigilr
hti die Zeichnung der Schraffen lässt viel zu wünschen Qbrig, auch die Wahl der Farhenabstufiuif!
für die höheren Schichten ist keine ßlQckliche, weil sich die höchsten Schichten nicht klar und
übersichtlich trennen. Ungeschickte Karbenwahl stört auch die Wirkung der gleich dem badischen
Bbtte bearbeileleii iibjrfidieB Karte tob Earepa. EIm «ädere Ibuiler iet anf den anaaer-
europäischen Karten aogevandt; die Erhebungen sind hier nur durch ganz ausserordentlicli
fHne, oft kaum sichtbare Isohypsen dargestellt, ohne Schichteokolorit uder Schraifen. Endlich
aeigt das letite Bbtt, Talästina, diu gewöhnliche Darstellung durch schwarze Schraffeo ohne
H&heneehiehtca.
Die Einheitlichkeit, die wir in der Terraindarstellunp ciin < gnton Scbulatlas verlangen
müssen, ist fast noch dringender su wünschen hinsichtlich der Wahl des Maasstabes für die ein-
seinen Karten, obwohl gerade in dieaem Pnnkle lelhat von aomt ToiiQgllelien Atlanten noch Tiel
gesündigt wird. Zu oft folgen die Kartenzeichner der Versuehnngt den Maanlab der emzelnen
Karte d< tn für tien betr. Atlas gewäli!t<>n firössenformat der BITitter einfach sn anznpa';sen, dn^-;
das darzustellende Gebiet möglichst gross wird, d. h. möglichst den gegebenen Kaum ausfüllt.
Kann nao daa aber nelleieht Ar Hand- Atlanten verthadigen, oo doch gans gewiai nicht iilr
Sdholntbnten. F'&dagogiachen Zwecken dienende Arbeiten sollten auch in dieser Hinsicht nur nach
pädagogisoheni Prinzip verfahren! l ud diis riclitipc I)äda^'(lpi<(■he Trinzip kann hier nur in dem-
jenigen Verfahreu zu tindeu sein, welches möglichst bequeme Vergleiche gestattet, d. h. aUu in
der Eteheitliehkeit der Haantlbe. Damit itt eelbstveiMlndlidi debt gemdnt, daes aUe Karten den«
selben Maasstab balwn sollen ; denn abgesehen TOn der Schwierigkeit der Erfüllung eines solchen
Wunsches würde dadurch auch unwieblitreren Ländern ein Raum gegönnt , den sie für den
Unterricht nicht erfordern. Vielmehr kann unter dem Wunsche nach Einheitlichkeit des Maas-
itabee nnr dte Forderung Teietmden werden, mAgliehat ▼iele der In Ualerriebt etw» i^ddi-
berechtigten L&nder in demselben Maasstabe zu bearbeiten und ferner die (der gröweren oder
geringeren Bedeutung Rechnung tragenden) verschiedenen Maasstibe so zu wählen, dass ihre
Werthe rieh bequem unter einander vergleichen lassen, denn nur daa eine Ziel, wir betonen rs
nochmals, darf bei der Wahl de* Uaasstab^ Torachweben: möglichst grosse Erleichterung des
Vergleichs der einzelnen Karten unter einiinder Streben wir nach diesem Ziele, dann bOrt die
Wahl des Maasstabs auf^ etwas Nebensächliches oder nur Technisches zu seinj dann wird auch
«ie ein pädagogisebee Element des Atlas tou niebt la nntenehttaender Bedeutung. — Diese
Anschauungen scheinen indess nicht den Beifall des Herrn Lang zu finden. Die Maaaat&be der
fremden Erdtheile schwanken zwischen 1: :»r>.ni »0,000 ; 1: 4ö,Mo,000 und 1: 5ö.'ti)o,000. Europa
(in 1: 25,000,000) lässt sich mit keinem derselben bequem vergleichen. Die physische Karte von
Detttwhbnd bat 1: 4,870,000, dagegen die politisdie 1: 8,T77»M0. (Auf den Karten von Europa
fehlt übrigens die Aii^^^^bp der V. rhrihni^zahl : auf der pbydsdieitt findet deh freilieh eine Linie
des McilenmaasstJilx, aber ohne beii^e-ehriebene Zahlen!)
Scblieaalich müssen wir noch auf eine Bemerkung hinweisen, die sich uus beim Durch-
buttern des Atlas miwilllttlflieb aufdringt: bei mandien der Blitter anthet es uns an, sb ob
wir alte liek:innte begrfissen. So erinnert Längs Fluss- imd Gebirgskarte von Deutschland in
ihrer Abgrenzung und ihrem ganzen Typus ganz auffallend an die physikalische Karte von
Deutschland auf S. 29 des Andree-Putzger'schen Gymnasial- und Realschul- AUas. Die Wahl-
terwandtidMft der beiden Btttler tritt selbst in kleinen Detsfls gebgentBeh hervor, so s. B. in
den AbkOnungen der Namen. Ebenso erweckt Längs politische Karte von Deutschland Erinni'
rangen, und zwar in noch bedeutend stärkerem Grade. Sie ist nämlich geradezu eine einfache
Kopie der Sut» Nr. 7 dai bd WeiteraMnu endiienenen JEUtam Ate tob Henry Lange,"
oyio^uu Ly Google
ohne di« USauAm' Tenuebci, die ,3BtMittuiig" dardi irKendwddie noeh so beMbeidene rigeae
Arbeit zu mildern. Wie mechaniKh J. Lang kopirt hat, beweist wohl schon zur üenQge der
UmstAnd, dass die Orte Kemireniont in Frankreich. IVissenberg in Oberbaiern, Laxcnbarg in
Mieder68tcrreicb und Ssegedin in Ungarn, welche in der von Uenry Lange bearbeiteten We«ter-
nuuia^Nlwii Karte woM doreb Orteei^eB, aber ntobt mit Numb beielflhiiet rind, mfU^erwete
auf der von J. Lang ..lu arln it« tni" Karte ebeufalU Oiteeiehen ohne beigesellte Namen erhalten
haben. Blatt 12 (Süduninrika * in Längs Atlas weist unverkennbar ;nif die Darstellunff hin, welche
dieser Erdtheil in Andrec's Allgemeiuem Yolksscbul-Atlas gefunden hat; die AuüWuhl der i'lime
s. B. Ist »vf dM Genaiuate in beiden Arbeiten identiMh. Endli«h bitten irir, dM leteto Blntk
des Lan|i;'schen Atlas (Palästina) mit Kr. S7 in dem vott Inleib nnd BietaaeM poblUrten «JlenaataBi
Schulatlas" zu vergleichen.
In Anbetracht dieser viel&ehen Erinnerungen an alte Bekannte, welche Längs Atlas im
Beiehanar enradtt» enofanbit es «ohl nicht vriter udKUKg, dus weder Bednittenr noeh Zaichaer
des Atlas irgendwo genanat sbd.
L a h r in Baden. J. I. Ketllcr.
Notizen.
Beiträge für das Projekt einer Vereinigons der deuteohen.
geoj^aph. Gesellsohaften.
Unter dieser Uebersebrift beabsichtigt die Redaktion eine stehende Rubrik einzurichten,
in welcher Rathschlflpc und sonstige Mittheilungen, welche filr das jetzt endlich wieder öfter und
eingehend erwogene Projekt einer Vereinigung der deutschen geographischen Gesellschaften von
Interesse sein kAnnen, einen geeigneten Raum finden; indem wir alle Freunde dieses
Projekts einladen, uns hierauf besfigliche Mittheilungen einsenden zu wollen,
hoffen wir, durch Sammlung derselben unter obiger Tluhrik den Anhälngeni des Planes eine nicht
unerwOnscbte Gelegenheit zum Meiuungsaastaoscb zu bieten. — Wenn eine wisseoscbaftUchea
Zwecken dienende Zrtleebrlft derartiger gewiasennaasen agitatoiiaeher IhUi^t ihre Spelten
öffnet, 80 scheint das einer Rechtfertigung zu bedOrfen. Wir finden diese darin, dass diese
Agitation (wenn man die bcrathendc und vorschlagende Thfttigkeit so nennen wilP ein Ziel vor-
folgt, dessen Erreichung auf die wissenscbarUicbe geographische Arbeit der Deutscheu nach un$(>reni
Eimeosen nidrt eluM weaentfidMn Einffme bleiben wOrde. Wr werden mnldut die bisherige
Entwicklung des Projekts, sodann seine wissensehafttidiie Bedeutung und das Verhalten Frankreldia
in ibalichem Falle betrachten.
L Di« bisherige Entwicklung des Projekts.')
Der Gedanke In irgend einer Form die geographisehen Kreise Deutachlands finr mandie
Ziele zu geraoinsamer TbAtif,'keit zn vereinigen, ist in Folgo der frtr einige Zwvrki' ebf-n nngp-
nügenden gegenwärtigen Verhältnisse schon mehrmals aufgetaucht, wurde aber erst 18üä durch
0. Yolger nnd bewnders 1866 dareb A. Petermann in naehdrOekNeherer Wdse auf die
Tagesordnung gesetzt. Volger, der Obmann des Freien Deutschen Hochstifts, darf das Verdienst
für sich in Ansi»rnch nehmen, gelegentlich der ersten (und bis jetzt einzigen!) allgemeinen Ver-
sammlung deutscher Geographen in Frankfurt (,'J3. Juli ISOti) die Aufmerksamkeit der Fach-
geneesen auf die Nothwendigkeit eines „Allgemeinen dentsdien Teretns rar F&rderung der
Erdkunde** hingelenkt au haben. Spilter setzte Petermann die Agitation für diesen Zweck fort;
er publizirte in seinen ,,Mittheilungen" (18<!G) einen ansfnhrlichen ,, Vorschlag zur Gründung einer
grossen deutseben geographischen Gesellschaft". lu fünf l'uukteu tormulirte er hier die „Grund>
gedaaken" seines Projiekts, deren twdter als Zweek desselben beseichnet, „rine jlhilidhe
Ausgabe von wenigstens 100,000 Tlnleni zu ennüglichen. behufs T'nterstützunp , Ausrüstung nnd
Aussenduug wissenschaftlich -geographischer und naturgeschichl lieber Entdcckungs« und Erfor-
schongs-Expeditionen aar Erweiternng der Kenntnis unserer Erde.** Die Mitglieder des Vereine
sollten für ihren Beitrag „ein Aeqniralent in gedmekten Originalberiebten und Karten ober die
seitens des Vereins ausgeAlbrten rnternebmungen" erhalten. Schon in demselben Jahre konnte
Petermann Gi^ttheiL", 186t>, S. 409) mittheilon, dass er bereite W^Q BeitrittserkUtruugeu
empfangen habe — ein BewHs, wie allgemein sieh dasBedflrfhis irgendwelcher Zasammenflusung
') J. I. Keltler: ,, Lieber d. Aufgalie einer aligem. deutschen Geograplien«Tersanimlung'% im
1. Jabresber. d. Geogr. Ges. zu Hannover. I8i9.
— 929 —
der geographiscbva Kreise Dcutäcblands bereiU damals gdtend machte, lieiitc l'rojekte, das»
VUgn'lMiM wie dM PetenunnMi». beabtiebtlgten nicht w»wobI «ine «ng«re g^enseitige AnidUuf
riing der cxlstirenden deutschen geographischen Gesellschaften, deren Zahl damals im ji>tzigon
Gebiet des deutschen Reichs nur vier betrug, als vielmehr eine mehr oder weniger selbständige
Neuflchöpfung. Beide Projekte gelangten bekanntlich nicht sur Ausführung. Wire es vidleieht
•Aon dswds «ageaeigt geweseo, sieh aa die esiBÜrendea Vereiae oamittelbir aasnlehaea, durdi
einen Verband derselben dem grossartig; angelegten Plane wenigstens zunächst eine sichere Basis
zu geben — am wie viel mehr dürfte diese Forderung heute a.1» natiirgemfies erscheinen, nun das
geographische Tereinsleben in Dentschlaad sich so aoaserordentlidi entviekdl hatt
Erst das i. J. 1878 so glftnsend gefeierte Jubil&um der Berliner Ges. f. Erdk. bot Gdegeabeit,
vor ib-n zahlreich erschienenen Gilstoii das Volger-lVtermann'scho Projekt in zeitgemüss ver-
änderter Gestalt in Anregung lu bringen; A. Bastian war es, der in zündender Rede zu einer
Vereinigung anflbrderte. Im Mai 1878 wurde dena audi der Besehlti» ge&sst, den altea Plaa
von neuem aufzunehmen; die konstituirende Berathoag sollle auf der im Ilerltst (Icsscllieu Jahree
zu Kassel tagenden Naturforscher-Versammlung stattfinden, wurde aber ilureh ein vnrlipr von
BerliQ aus versandtes Zirkular auf den Winter lS78j79 vertagt Auch dieser Winter brachte
jedoch keiae Fdrdeitmg der Baehew Da die BerHaer Oesi f. Erdk. aogdtOucUgt hatte, dass sie
im Oktober 1879 die Krinnerung an den in jenes Jahr fallenden hunder^lhr^en Qebortstag Karl
Kitters feierlich Ix^ehen wolle, so schien es geeignet, diesen Zeitpunkt, an dem voraii^ichtlich
eine gr(teere Anzahl von Freunden der Erd- und Völkerkunde sieb in Berlin sammeln würde,
ftr efaie Yorberatheade Koarereas ober das Bäalgaagsprcijeltt iaa an fbssea. An 18. Okteber
fknd daher eine Sitzung zur Berathoag des Projekts statt, an welcher der Unterzeichnete als
Belegirter der hannover'schen geograjih. Ges. theilnahm. Eine Einigung über einen bestimmten
Plan liess sich bei dieser Gelegenheit nicht erzielen , indess wurde ein Komite mit der Auaarbd«
toag eh« Stattttea-Entworft der geplanten Terdaignag beaaftragt und sngleieh beacbloven, für
dea August dea Jahres 1880 «iaa allgenelDe Temaualaag denlseher Oeographea naeh Berlia
dasaberufen.
Dia Mitglieder des Redaktions-Komitte vermochten jedoch nicht, sieh Ober einen Statats»'
Entwarf au einigen. Tielmehr zeigten sieb bereits innerhalb das Komitte sehr versebiedeae
Anschaimngen. Deswegen nalini It iilei- der Vrirstuiil der Berliner Ges. f. Erdk. Veranlassung,
den erwähnten, für den August de^ Jahres geplanten zweiten deut'schen „Geographen-Tag" nicht
efaisalierarea. üm aan aber doch das Prqjekt eiaer Vereinig uug der deutsehen erdkondliehea
QeseHsdiaften, das den Hauptberathungspunkt jenes Kongresses bilden sollte, thunlichst zu f&rdern,
wurde gelegentlich der vor einigen Monaten in Berlin tagenden Anthropologen- Versiuninlung,
welche die Herkunft auch zahlreicher Freunde der Erdkunde erwarten lieas, eine engere Konferenz
sohdwr Herren Tanuiitallel, wddie Ar jeae üaionapttae beseaderee fitteresse naaifiBStlrt; dieadbe
fand am 7. Aogost statt. Der Präsident der Berliner Ges. t Erdk., Herr Dr. Nachtigal, eröffnete
die Sitzung mit einem kurzen Rückblick auf die T!i;"\tigkeit der vorjährigen Oktober- Versammlung
und gab dann eine Ucbersicht über die Anschauungen, die innerhalb des Redaktionä-Kumites
aar Spra^ gefcoauaen waren. Die sehr gnasea Abwei^nagea unter diesen vevsdiledenen
Anscbanungen bewogen einen der Theilnebmer, Herrn Geh. Rath ProfeMOr Bruhns (Leipzig), ehe
die Versammlung in ilie Hespreobiine dieser Ideen eintrat, vorzuschlagen, man mfige die Besrhhiss-
fassung vertagen und zunächst nur das auf jeden Fall Erreichbare endlich einmal bichem, d. b.
also: sich Ober die FeatMtaung eines aUgeaidaen deutsdien Oeographentages eiaigen. Freilieh
wurde dieser Vorschlag vorläufig abgelehnt, 8j)ät<>r aber, als der Verlauf der Verhandlungen die
Erreichung eines anderen Zieles in Frage zu stellen schien, dennorh angenommen, l'nd zwar
bescbloss die Versammlung, den Vorstand der Berliner Ges. f. Erdk. um die Veransultung eines
allgeaMiaea dentaebea Oeographeakoa g re s s es an eiaaehea, der wihread der Pflagstlbrien des
nächsten Jahres in Berlin abzuhalten wäre. Die bei der Sitzung anwesenden Herren vom Vor-
stande des Berliner Vereins erklärten sich bereit, den Wunsch der Konferenz dem Berliner
Gesaauatvantaade au uaterbretten; irfe Herr Dr. Marthe, Mitglied dieses Vorstandes, uns mittheilte,
hat der letstere eingewilligt, auf diesen Wunsch einzugehen, lud ist somit — eadUebl — - der so oft
beforwortele „Zweite Deutsehe Geographen Tag" als gedchert au betraehtea. (Scblnss folgt)
Zui- lübliographio oVrabieiits und A.l^haniHLutit^.
Raum auf irgend einem anderen Gebiete wiasensehaftHeber Thätlgkeit herrscht beutsu-
tage ein Kleisi und ein Eifer, wie auf dem der Erdkumli'. Dciiu-.mh.Is-; .steigt die Fluth der
schriftstellerischen Arbeiten so, dass dieselbe geradezu überwältigend und dem Einzelnen unbc-
Dlgltized by Google
— 230 —
zwiiigl'ar wird, üic.h aber in dem vorhaiideneii Material« iu Botrelt irgeud eines Objektes wi
orientiron, ist für Jeden, der dasselbe zu bearbiMton wünscht, unabweisbares Bedürfais. OeradMa
aneDtbehrlich sind dAber die bibliographuchen Mittheiliugen» wi« sie von Wicbnumn in Patenunnn
Mittbeilangen, von Koner in der Zeitach. der Berliner Cfeogr. Ow., von Major Jllint in der
Registranile des Goncriilstabcs gegdien worden. Abrr nin rinzidnes Objekt bloibt immer durch
alle Jahrgänge zu v<Tfolgt'ii, und wie leicht kaun dabei eine wichtige Arbeit ubersehen werden.
Nun giebt Vivien de St. Martin in dem neu erschienenen ersten Bande seines Dictionnaire de Geo-
Krapbio, Paria 1879, wertbvoUe bibliograpbiscbe Zusammenateliungen am Sdünaw der einzelnen
Artiltel, wie sie bisber nicht vorhanden sind. Das Bneh Imnn aber bei seinen nidit geringen
Preise ivol. I: 22 Jt) schwerlich eine grosse Verbreitung finden; und ich habe deshalb geglaubt,
man wurde manchem Wunsdie und Bedürfnisse entgegenkommen, wenn tnai» solche Zusammen-
sti'lliingen einzeln, hii' und da mit nötbiger Krgänznnt^. dem arbeitciiiitjn wissenschaftlichen
l'ublikum leichter zugiknglicb machte. Ich gebe in dem Fulgcadea p robeweis die Bibliograpiiie
flQr A^hanistsn «od Arabien.
Arnblen«
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— «38 —
Die ältesten Erd-Globen.
(Sdihw.)
Die MolIineax-Glob«n TOD 1598. Der eigentliche Nachfolger Mercators in der Kunst
der Globen-Verfertigung war weder J. F. van Langren, .lodocus Hondius, noch W. J. Blaonw, wie
man angenommen, sondern der Enf^ltader Emerie Mollineux, der Freund von Hakluyt und John
Dftfk. Die fraheile Kaeliriebt Ober etnen vea Ilim verfertfgteii Erdglobm isl der Proepdrt der
beebdchtigten Venlffentlichung desselben, wiMclie sich am Ende, der Vorrede zur ersten Ausgabe
von Hakluyts Reisen 1589 findet. Dort wird Bezug genommen auf „das Erscheinen dos sehr
groenn und b&chst genauen Erdglobos" Ten MoUineax, der 1592 beendet wnrde. Zugleich
erschien dne englische Anleltoog sum Gebraach, von Thomas Hood vom Trinity College, Cambridge ;
und 1594 eine andere, ausdrilrklich dafür lateinisch geschriebene von Robert ITues, betitelt
Tractatua de ülobis et eorum usu. Zwei Jahre sp&ter ward die letztere von J. Hondius Uber*
setit and in Ansterdam benosgegeben, und daher eotataad die namentlieb in Holland genftbrte
Meinung, dass Hues dieses Buch ausdrücklich für Hondius geschrieben hübe. Das einzige vor-
handene Exemplar dieses Globus, soviel man weiss, befindet sich in der Bibliothek des Middle-
Tempel in London. Er hat 2 Fuss im Durchmesser, wie der dazu gehörende HimmeUglobua,
Horfaont, Meridian, einen Sttader ele. Der Hlmmelaglobas trtgt die ZaU 1598, aber der Erd-
globus scheint Zus&tzc erhalten zu haben und die Zahl ist mit der Feder in 1603 ver&ndert
worden. Die beste Beschreibung dieser Globen findet sich aus jener Zeit in BlnndeTiUes Exercisee,
London, 1594: „Die Karte, mit welcher Mollineux seinen Erdglobus bedeckt hat, weicht bedeutend
▼im Memtora Giebas «b, d» er versebiedene »eae Orte anflbnd. sowobl naA des Kerdpdi Un,
als in Ost- und West-Indien, welche Mercator unbekannt pewesen. Sie ist auch ■'ehr iilnvciehend
in Namen, Lftngen, Breiten und Entfernungen solcher Orte, welche nicht nur auf Mercators
Oloboi^ aoBdarn aneh naf Tersehiedeoeii epiter angefertigten Karten so finden ilnd. Der nnunels-
globas velebt nicht bedeutend von Mereators ab, nur hat er einige südliche Sternbilder, wie das
Kretiz etc. hinzugefügt. Auf dem grossen Erdglobus sind die Reisen von Sir F. Drake und die
von Th. Candiah niedergelegt und durch eine rothe und eine blaue Linie bezeichnet, sodass
die rotiie Linie den Kars Ton Sir Fraads naf allen sdnen Reisen wiedergiebt, wie die blaoe
den von Candish; auch ist auf diesem Globus niedergelegt, wie weit Sir Marlin Fobisher die
nördlichen Gebiete enttleckt hat. Auf dem Globus ist nichts niedergelegt, als das äusserste Ende
seiner Reise, die sogenannten Forbishers Straigbts, etwa im Ü3 Grad." Letzteres ist wohl nicht
leMui, denn J. Daria sagt in der HydrograpUeal Deeeriptien, London, 1595: „Wie wdt idi
TOrdrang, ist ersichtlich auf dem von Emery Mullinenx gefertigten Globus."
Aus einer späteren Inschrift auf dem Globus erfahren wir, d&ss derselbe 1818 von J. u.
W. Newton, Globen-Yerfertiger, Chancery-Lane, weiter verbessert worden ist Diese Globen waren
die evetea in En^eiid and von einem Engländer getwtigien.
In demselben Jahre erinnerten J. Van Langren und fflnf Jahre spHter (IIj^I) Jodocns
Hondius an ihre Absicht, Globen hersastellen; aber die noch existirenden datircn alle erst aus
dem 17. Jnhriiaadert — Aaf Mollineax folgte Wfl. Janaon BUeaw (1511—1688), ein berflbmter
Mathematiker, Kartenzeichner und Autor in Amsterdam, weleber durch seine alle bisherigen
Globen an Schönheit und Genauigkeit übertreffenden Arbeiten grossen Ruf erwarb. Ihm fulgte
sein Sohn John, Herausgeber des bekannten Atlas Migor in 11 Foliobanden. Der iUtere Blaeuw
ffsrligte Globen in drei Grossen, 87, 14Vt and Vft Zoll, im Darebmeasar. Der EOrper beataad
gewöhnlich aus Holz, das mit einer pla.stischen Komposition bedeckt vorde, auf welche die
gestochenen Karten geklebt wurden, so dass von Zeit zu Zeit Verbesserungen ani,'i^liracht werden
Ironnten. Daher existireo von seinen Globen keine, welche nicht Zaafttie biü zum 17. Jabr-
boodairt Ultlen.
Bandet, welcher das Leben und die Werke von W. und J. Blaeuw, Utrecht 1871, geschrieben
hat, konnte trotz der grössten BemOhungen in Holland nur zwei Paar auffinden, das eine in der
Sternwarte von Leiden, das andere im physikalischen Museum zu Amsterdam, letzteres von der
Ueinitea Art Ein aaderei Vmv der kleinsten Art, dMtrt leOB, irt im Berifw von Henry
Stevens; und ein Paar von Mittelgr?i*se, das Fred. Müller in Amsterdam gehört, war l''",' zu
Paria auf dem geogr. Kongresse auagestellt. Der Himmelsglobus dieses letzteren Paares datirt
TOB l(Mtt; der firdglobua, elnroU aodi ine Dttom der erat» Aufgabe 1599, tragend, bat viel
spätere Verbeaaerangen erfobren, da er iHe geograpbiadMa Resultate der ersten holländischen
Expedition nach Ostindien unter Hotmann a. ir>9R, die von Oliver Van Noort aus demselben
Jahre, und die von Le Maire a. 1610 enthält. Aus einem dem franz. ünterrichtsminister erstat-
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teten Berichte Gorlamberts a. 1855 erfahren wir, dass em Paar schöner Globen von Blaeuw sieh
in der BibHoihek too Bovrges befindet Zwei Pur der S7-söIHgen Globen too BlMum Eib«n
sind neaerlicb aufjpAinden, Jas eine in der Bibliothek des Trinity-IIouse, Tower Hill, das andere
im britischen Mnspum, von lfil5. In den IlauptzQgen stimmen die Globen von Blaniw mehr oder
weniger mit verschiedenen ganz bekannten, in jener Zeit publizirten Karten und mit anderen
in Merentore and Hondioi AUantm flberein.
Die einsigen oni bekannten Qbrigen Globen des Iß. Jahrhunderts sind swei Paar von
A. F. Van Langren; das eine wird in der National-Bibliotbek zu Paris, geogr. Abtli. Nr. 405
aufbewahrt} und das zweite fand Cortambert 1855 in der Bibliothek von Grenoble. In letxterer
Bibliothek befindet deh noch tüa Brd^bos in MMUttlaript, von eini|en Mftaehen der Grnnde
Gharireaee rerftrtigt; er ist ohne Dfttnn, stammt iber wohl ans dem 17. Johrhadeit.
Die Herrteilnag riesiger Globen gdiört der nenesfeen Zeit an. Fflr die Petenbuger Akad.
d. Wiss. sind vier zu erwUhncn: Kinor von 3 Fuss Durchmesser, von Karpow Maximow in Pskow
gefertigt, welcher der erste in liusslaad hergestellte ist Ein anderer von 7 Faaa Dorchmesacr
aos Kapfier TOn 1664 stammt Ton den Erben TOn W. F. Blaeow, nnd wurde 1747 tob Hoskan
gebracht. Der berühmte Gottorp-Globus ist hohl, hat 11 Fuss Durchmesser nnd enthiklt einen
Tisch und Sitze fiir I J Pcr-fincn. A. Husch hat ihn 1 <">."»♦ unter Leitung von Olearius nach
Zeichnungen gefertigt, welche sich unter den Papieren Tycho Brahe's gefunden; er ist 1664 voll-
endet worden. Die Aassenseite stellt die Erde dar, die Innenseite den Himmel, an welchem ver«
goldete Nigel die St<'ru<< bezeichnen. Friedrich IV. von Dioemark schenkte ihn 1713 an Peter
d(<u Grossen. — Im Jabrc 1717 verbrannte er theilweise ond wurde 1751 hergestellt und fbr
den Horizont von ät. Petersburg a^justirt.
Die beiden grOssten vorhandenen Erd- nnd HImmdsgloben beAnden ridi im Olobensaale
der National-Bibliothek zu Paris. Sie haben 12 Fuss im Durchmesser und sind a unter
Leitung des berühmten italienischen Geographen Coronclli angefertigt, auf Befehl des spanischen
Gesandten Cardinal d'Estrees, welcher sie Ludwig XIV. schenkte. Sie sind aus Hobt gemacht,
das mit Zeug fAeraogen ist, nnd darauf ist gesoUckt geseiduiet, name^idi auf dem Dmmels-
globus. Meridiane iin l Horiznnti" hosti^heu aus Bronze; letztere ruhen auf acht bronzenen Silulen.
Auf fiiUif Stufen steigt man zu ihnen hinan. Die Erdtheile sind nach Sanson gezeichnet Die
Meere dnd Uan, dai Laad ist weiss, die SdirICk sehr dentüeh. Der wiiiensolMftlidie Werth ist
nicht bedeutend, sie seigen aber den Stand der Kenntnisse an jener Zdt Ihre Beschreibung',
durch Letort findet sich in La Nature, Nr. llf"), August 1875. - Der sogen. Globus Louis XVI.
in der Bibliothek Mazarine bat 8 Fuss Durchmesser j er ist aas gravirtem Kupfer mit eingelegter
sehwarser Schrift, und a. 1784 unter Ldtnng Ton Tergeanea Ihr Ludwig ÜS^i. angefertigt Die
Geographie grOndet auf d'Anvilles, mit Verbesserungen von B. deVaugoad^ aad Le Clerc; aoch
sind alle bis dahin gemachlen Reisen um die Welt eingetragen.
1841 war in Paris ein Georama von 44 Fuss Durchmesser ausgestellt; ein anderes von
Delaahard, 1828, hatte 40 Fun Durehmesaer und von diesem existirt dne Beeehreibnng. Wy1d*s
bekannter Globus in London, Leicester Square, hat CO e. Fuss im Durchmesser. Wohl der
grösste war der von Lsnglois in Paris auf dem Cbamps Elysto aufgestellte; er hatte 120 Fuss
im Durchmesser.
Vortrage in den Oeo^rapli. Gieselisohaften.
I. Europa.
■rlea: Exkurdon auf den Pik 8alnt*Lonp. (MontpclUer, 9. Tl. 80.)
Btecher, L: D. Insel Jersey. rOenr. 2.'?. I. so.)
tUSSm«, M. da: Der Vesuv i. J. 1»79. (Genf, 27. 11. 80.)
«ta4ahaff: D. geedlt a. topograph. Arbeiten in Russhmd, 1879. (Genf, 14. V. 80.)
t. AtlOB.
Chsix: Heb. d. Insel Cypem. (Genf, 23. IV. 80.)
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Eekp R. v: Geograph, u. ethnograph. liittheiL Ob. Bali. (88. YersHimL d. Aardryksk. GeMOtM^M
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Favre, J.: Heise in China. (Genf, 13. II. SO.)
6u4rin, V.: Die Insel Rhodos. (Paris, IS. VL 80.)
Hamsnn, C. (als Gast): Die Aufdeckung der Schltie des alten Permiott. (Berlin, G. £ E., 8. V. 80.)
Humann. C lal< G.a.st i: Die Ethnologie Kleinasien. (Berlin, G. tE^ k.\L 80.)
Moyners d'Estrey: I eh. Atschin. (Paris. 2. VIL 80.)
MMIsMlorf, 0. F. V.: U*'ise in d. nftrdL d. Gro«. Mauer geleg. Thell der Fror. Dsbyli. (BerUn. G.
f. E., 8. VII. 80.)
L.iyi.i^uu Ly Google
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Pawiiir: Uel». AfglMiiUtui. (Parii, 18. VI. 800
SeMMingar («. Out): Jaato md die Ainot. (B«rlia, O. f. E., 8. VII. 80)
Soabeiran: Rirma u. d. Birmancsrn. (Montpellier. 13. V. SO.)
Temple, iL: Die Weltstrasse vom ladus nach KanJabar. (50. Sitsg. tl. lirit. Assoc. f. tbo advuii<\
of se.. 1880.)
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U Mothe, de: üch. Aegypten i Paris, IC VII. 80.)
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9
Die jetzige Lage der Amu-Niederung. ')
Nach W. Loehtin') von Alblii Kohn.
Von Ualcli und (ior l'ninirwüstp ans strömt der Ainu jxrösslontli^'ils in oinoni
Ht'Uo «liiivti i'iiip cm liüse Wüste, welche sich im Westen bis an die Oaso von Mci w
und das Kaspischo Meer, im Osten und Norden bis an den Ssyr-Darjii und den Ar«!-
Scp erstreckt. Dieser unpehenre Landstrich ist. mit Ansnahmc einiger kicini-n
Oasen, mit Sand und nnfruclUUarem .'^alziiahij-^'n l.clim iKMicckl. Der Icl/Icre i-l
fast jeder Vegetation beraubt und nur an .seinem äussei slen Saume llndei man
emzeine Spezien von Salzpflanzen. Die Oherlläche dieser Ichinigen Strecken ist
wahrend der DQn-e fest; wenn sie aber nu>s wird, bildet 9\e eine nnwejisame.
morastige Kbene, die den nördliebflD Tundren (den Sümpfen Nordasiens) älmlich
i.st. Die ».'indigen Steppen, Knmen genannt, ziehen sich über unüberseiibnre
Strecken als Sandhttgcl hin. Ilire Oberfläche hat eine gewisse Konsistenz und Ist
mit Saksaul, Cynosurus, Steppennadel und andern Ste|)penpflanzen bedeckt.
Die Ufer des Amu sind niedrig und sandi^r, erst bei der Stadt Tächarüschuja
nähert sich dem rechten Ufer ein felsiger Höhenzug, der sieh bis zum Forte Kahakly
«•rstreckt. Auf dieser Strecke ist d.xs linke ütVr an|-'esiedflt und kultivirl. während
dos rechte Ufer eine mit Sandhügeln bedeckte Wüste bildet. Bei Kabakly nähert
rler Hnhenmig sich auch dem linken Ufer , und von hier ab strOmt nun schon der
I-"Iliss zwischen felsip'n rtiM-ii durch eine vollstihidi^'e VVOste. Rei Dyie-l'.ijMn
(Kauieelsbuls) strümt der Kluss durch eine felsige Schlucht, und seine Breite ver-
rhigert sich hier auf 100 Klafter. Unteriialb dieser Sehlucht eaVtotam sieb die
CebirKszil^'c wiederum \'m beiden Ufern und zwar vom rechten sofort, voni linken
^(^cn 10 Werst weiter, bei der Stadt Uhasar-Asp.
D« wo das Gebirge vom Ufer abweicht, beginnt die weite niedrige Ebene, in
welcher die Oitse Cliiwa liefet. Die beiden Ufer iiewütiren nun einen sehr verseliie-
denen Anblick. Am linken Ufer zieht sich die weite fruchtbare üuse Chiwu hin,
deren Felder mit üppigen grdnen Pflanzen bedeckt sind; hier sieht man herrliclie
(ilirten, in denen vereinzelt die Lehmhütten einer se.sshaffen H<n<">lkernnj,' stehen,
und zahllose zu beiden Seiten mit BUnmen beptlanzte Kanüle durcbschiieiden die
Gegend. Am rechten Ufer dagegen zieht sich eine mir selton unterbrochene Hogel-
k<'tte aus Dttnensnnrl hin. die ans NnnliMi und Nordosten von Kisil-Kntn konunl.
Kin schmaler Strich, der sicii am roeblen Ufer zwischen dem Flus.se und dci- llll},'el-
kette hinzieht, bildet unwegsame Dschungeln, zwischen denen und den Ifü^^eln sich
eine mit Cras und stachlichem GestrOpp bedeckte Ebene befindet, deren ßivile
nicht .V) Klafter übcrsiei^ri.
Vom Ende dieser Hngelkelte bis zum Aralsee zieht sich am Flus.se imr ein
Oebir-^szu!,'. der Si lieich-|K'-hajli. hin, den, wie es scheint, <ler Anni durchbrochen
hat, und d(>s.s«'n /wei^'c wii' auch auf dem linken Ufer wieder linileu. Am rechten
IMer fallen die kahlen, j/egen 75 Klafter hohen Felsen dieses (Jebir^xes unter einem
Winkel von 45" ab. In der Kntfernunfr von ungJ'fiilu' I Werst eiliebt sich die Fort-
setzung des Oebii'ges als Hü^ii'lkette , die mit dem llaupt;:el)irge einen llall>kreis
bildet. Auf einem südlichen Zweige des Sc.heich-I»s< liajli , der nicht an den Fluss
reicht, belhulen sich die Huinen der Festiuv^ .lamnuk-Kale. F,in zweiler nördlicherer
ZweiK tritt ganz nahe an den Fluss iieiau. und zwischen einem schiolTen Abhänge
und dem Strome befindet sich nur der schmale Fosaaleig Kusn.ik.
Mit Ausschluss dieser Stelle existirt auf der ganzen Stjecke der Oase Chiwa,
ja auch im Delta, kein mehr oder minder stetiges Ufer. Das Flu.ssbett. das sich der
Strom im Lehm, der keine b&rtern Felsenmas.sen enthält, liewöhll hat, wird nicht
durch Dämme eingeengt, und voründert sich beständig'; die L'fer, welche ntclil durch
DArome geschützt sind, werden während «les Hochwa.ssers übei-schweunnt und in
Sumpf verwandelt.
Den grösstfui Veiilnderungen unterliegen die Ufer im September, denn dann
stürzen sie bei niedrigem Wassei-stande ein. Ks bilden sich dann iHngs dem unter-
spiilten Ufer tiefe Spalten im Boden, die sir h allmählich erweitern, bis endlich ein«*
meinvre Kubikklafter umfassende Erdmasse in den Fluss stürzt. Vamq l'^olgo liier-
'i „D.irja" iit Iminuintlteh Flitm; wir iMsm m ilrahalb. iim du Sc1tlf]ipmdp xn vmneiilni.
dioMm Namen ans.
*) I^dca Amu I joja «Ircwiipjc sujoilinjonjo w Kospiiköm Moij«n.
KttUw'i MiMbrift I. Bd. IQ
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— 238 —
von ist, dass SAwohl dax Fluasbett, als das Fahrwasser hlluflgen Vei^nderungen
unterliegen.
Das niedripo linke Ufer des Amn, die Oase von flhiwa, erhebt sich nur wenig
Ober das Niveau ile«; Flusses, sodass, tn»l/. drs vei hiiltiiiMiiiissig },'eringen Stei<:eiis
desselben während des Hochwassers, das gewöhnlich nicht überl</3 Klailer betrSgt,
das Ufer alijühi-lich (iherfluthet wird. Eine Folge hiervon wire eine voltstlndii^
Unmöglichkeit dei- Kultur dr-, Rodeii->, al)er die Hewohner von Chiwa seiiiltzeu ihr«'
Felder, — wie die Hollönder dui ch l'ulders, — durch Dämme, welche gegen 1 KklHer
hoch und gegen 1^/4 Klafter breit sind. Ein so gesnliOtxtes Feld sieht wahrend des
Hochwassers wie eine Insel aus. deren OberflHche nii dii^*'!' ;ils die des Wassers ist.
Trotzdem Qberschwommt aber das Wasser häutig die Felder und die übermässige
Feuchtigkeit richtet grossen S^^haden an.
Wegen des Meissen Klimas nnd des Maii;,'e!s an l^e^^eIl in der Ste|>pengegond
Zentralasiens ist der Ackerbau hier nur bei reirhhciier Bewässerung möglich, deren
ßinricfatung viele Arbeit erTordert. Rine Folge hiervon ist, dass der Grandbesits:
grösslenthoils sich in den Händen der Kuinnume befindet. Alle HmvässetungS-
arbeiten, zu denen die Keparatur der Zu- und Abnussgräben und deren Aussohlam-
mung gehdrt, werden von allen Grundbesitzern geraeinschafUich unter der Aufsicht
eigens hiei7.u angestellter Be^iint^ „Arylc-Aksal(all*S manchmal BOgßt der Chane in
eigener Person, uu.sget'Uhrt.
Im Chanate Chiwa zählt man (nach Basiner) vierzehn HauptkanUe. Die
wichtigsten sind:
1) Der Kanal l'itnink, welcher bei der Stadt gleieheti Namens beginnt, eine
Südwestliche Uichtung, eine Länge von '2(i Werst und eine Breite von 2'/; Klaltei- hat.
2) l)ei- Polwan-nga. Ks ist dies, wenn aneh nicht der Länge, so doch der
Menge seiner Zweigkanäli' nach, der wichtigste Kanal des Clianales. nnd er bewäs-
sert auch verhältnismässig die giTis.ste Flil( he. Der Polwan-aga l)eginnt 12 Werst
unterhalb des l'itniak. hat eine Länge von 85 Wei-sl unil beim Ausflüsse aus dem
Anm eine Breite von '2"» Klatler. Kr speist '25 Zweigkanäle.
3) Der Kasawat, welcher 1-4 Werst vom vorigen aus dem Strome abgeleitet
ist; seine Hauptrichtnng ist eine ostwestliclie. Er hat eine Länge von 90 Wnrsl und
eine Anfangsbreite von 40 Klufter, die sich jedoch alliniUdich verringert.
4) Der Schach-Abat. Ks ist dies der längste Kanal des Chanats, ist 26
Werst vom vorigen vom Strome abgezweigt, hat eine Länge von 135 Werst und eine
Breite von 14 Klafter. Er speist zehn Sekundärkanäle.
5) Der .larmysch, der 15 Werst vom vorigen vom Amu abgeleitet ist und
eine Länge von Ü5 Werst hat.
6) Der Klytsch-Nias-baj, welcher acht Werst vom .larmysch i)eginnt und
eine Länge von "})(> Werst [lat.
7) Der Karagus, welcher 32 Werst vom vorigen vom Strome abgezweigt ist
und eine I^ngo von 80 Werst hat.
8) Der Arna, welcher 34 Werst vom vorigen dem Amu entströmt und eine
Länge von 60 Werst iiat.
9) Der Suvalla, welcher 10 Werat vom vorigen aus einem Arme de«
Stromes, dem Laudan, gespeist wird und eine Länge von tJö Werst hat, imd eiullich
10) Der Kanal des Chan, der 5 Werst oberhalb der Stadl Kuugrad lieginnt
und eine Länge von SO Werst bat.
Ausser diesen zehn vom linken Ufer d' S Amu msL^elienden Kanälen beliiK!. ti
sich noch vier auf seinem iahten Ufer zwischen den Städten (^tiasar-asp und dem
SOdende des Scheich-Dschajii.
Frühzeitig im Frühling wird mit der Iieini;.'iuig di'r Kanüle liegonnon. sn /.war,
da.ss erst ilie Sekundär- und dann die Hauptkanäie vom Schlamme gereinigt werden,
worauf sofort mit der Berieselung der Felder b^onnen wird. Der aus den Kanälen
herausgt'schafTle Schlamm wird /.iir Erhöinmg der KannldiUnme beiuitzl Wätirend
der Reinigung der Kanäle werden dieselben dui ch eine am Auiu beliiidliche Scideusc
geschlossen. Das Wasser wird Anfengs durch SchQpfrlder „Tschirgir* aus den
Kanälen gehoben und über Felder unil Gürten vei-theilt ; erst im Juni steigt im .Vmu
das Wasser so hoch, dass es durch Gräijen aut die Felder geleitet werden kann.
Das meiste Wasser bedarf man im April, Mai, Juni und Juli ; im August ist der
Bedarf schon ein sehr gei-inger.
Schmidt hat berechnet, dass im .Inli zur Bewässerung der ganzen Oase von
Chiwa 300 Millionen Kubikklafter Wasser nothwendig sind, was 43 \ ricr Wasscr-
niasse (|es Anui betrügt, welche nönilich von der Oase hei Niikiis. oder Ml'*,, der
ganzen Wassermasse des Stromes, die l)eim ei"slen Kanal anlangt. Subow berechnet
zwar die zur Bewässerung der ganzen Oase (nach Basiner 10,(100 Quadrattcilomeler }
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rjnllii.u'f \V;is>.«i iiii'iiit' ;mr (»DO Millmiifii Kiiliikklarn-r , i!i>c!t ist s -ini^ l'.fi vchimti;,'
un\vttlu'i.cUeinliirli, da ilir ein.' i'iiiiii ili^c lU'iiliacliUiii;; zu (iriimli:
Auch ein Versloich mit der zur I{»nvässit'ruii|j einer bestimmten FIttche nülliiyeii
W.issermasst' in (Jc^x.'ndoii mit fiiK-m ili'iii Klimn Millrlasinis ähnlichen, wie Z. B.
Indiens, spricht zu (iiiiisti'ii der Sflimiiil'scheii Jierefliiiimg.
Hieraus er',j:iel>t su li der merkwürdige Sehiuss, dass mit der Wassermasse,
welche der .\mii im Nniil.ii Chiwa's mit sii-h führt, keine so {grosse Flüche wie
(Uiiwu kultiviit wt'rücii kann, llieiiuii ist noch die beaclitenswerthe Krscliemuiig zu
berücksichtigen, dass das Sotnmerhochvrasser des Ainii gerade in die Monate ittlit,
in denen auch der jjrösste \\ asserbedarf ist. Die bis jetzt gemai hten Beoliac.hlunfjon
haben ergeben, dass das Mininnun der VVas.sennasse des Amn 80, das Maximum
500 Kubikklafter in der Sekund(> beträgt.
Der Vrnii piebt Chiwa niclit allein Wüsser, ohne welches vs eine Wuste wäre,
sondern er tidnl auch eine Masse Schkuuiu mit sicli, weh'her zur Düngung der
Felder dient. Das Wasser des Stromes ist während fier Sommermonate von der
Masse erdiger üestandtheile. die es mit sich führt, dunkeli^elb und ganz undurch-
sichtip: auch im Winter ist es, bei niedrigem Stande und geringer Schnelligkeit,
trübe. Kine chemische Analyse des .Vmnschlammes hat ergeben , dass er aus
Kohlensäure, IMiospliursäure, Kieselsäure, Lehm. Ki^enoxyd, Manganoxyd, Magnesia,
Kalk, Kali und Natrium besteht, also einen normalen und sehr fruchtbaren ßoden
l'ildct; er kann in dieser Hinsieht ganz mit dem Nilsi;ldamme verglichen werden.
Der Menge nach bildet er jährlich eine 0,8 .Millimeter dicke Schicht. Die ganze
Masse des bei Nukiis, d. h. ausserhalb des beiiüsserten Gebiets, anlangenden
Schlammes würde ein l'risma geben, dessen Hasis eine ( ^jaili ai rn ^l nnd (less(»n
Höhe 25 Klafter betragen wurde. Wenn diese ganze Masse Schlamm m den Aral-
see (gelangen wOrde, so wOrde sich sein Delta um 88 QuadnUwerst vergrßsBem,
er selbst aber in einem Zeiträume von 170,000 Jahren vollständig mit Schlamm
auj^efOUt werden.
Jetxt setzt der Amn noch seinen Schlamm in den weiten Buchten des Delta
ab, die dieht mit Hohr hewaclisen >ind : in den See selbst gelangt das Wass r rein
und wie liltrirt. In diesem, wahrsctiemlich neuen Delta, geht jetzt wühl derseU)e
i'rozese vor, dem die Oase von Chiwa ihr Entstehen verdankt.
Das jetzige Delta des Amn lieginnt bei der Stadt Nukns, wo andererseits auch
die kullivirte Oase abschliessl. Weiterhin nördlich lindet mau zwar auch noch hin
und wieder kleine Oasen, sie bilden jedoch nnr Ausnahmen und sind lediglich mit
soleliiMi Knltiu pllanzen bestellt, web'lie dei- be-tiindigen Berieselung nicht bedürfen,
siiudern sicli mit einer geringen Quantität Wasser begnügen, das wälneml des Hoch-
wassers durch kleine Gräben zugeführt wird.
Dei- Amn eigies.st Sich in firei .Xrnien in den .\ralsee. Dicht liei Nukns trennt
sich vom Haupl.-»lrome der Kuwansch-Dscharma, welcher sich m den See Dau-l\arin
ergiesst und später bei seinem .Vustrilte aus diesem See bis zu seiner Mündung in
den .\iMlsee Dschany Sn heisst. Khe d<'i' Kuwansch-Dscliarma sich in ilen Dau-Ivarin
ergi(fsst, überschwemmt er eine grosse niedrige p'liii lie, welclie mit Hohr bewachsen
ist. Die beiden andern Arme des Amn, der mittlere Ulknn-Darja, und der westliche
Taldyk, wei"flen schon durch das Wa.s.ser der zahlreichen /ullüssi' gefüllt, welche
sich nach der Abzweigung iles Kuwan.sch-l)scharma in den Amu ergiesseii. Diese
Zuflüsse heissen: Tschartom-bai, lachan, Tilla-bai, Üij-Dulias, Ogus, Sair-Dscljarma,
Dschani-DiU'ja u. s. \v. Sie waren, wie die Hewolmer der Gegend sagen, in alten
Zeilen auch, mn* Beriesidiingskanäle. No«'h vor (H) .lahren suheu m diis-scr tieyend
sehr fruchtbare Felder gewesen S4>m ; jetzt sind sie ulicrschwemmt und bilden eine
ungeheui'e mit Snmpfpllun/.en und Hohr bewachsi-ne Fläche.
Nach den vom Kapiliin-bieutenanl Sidiuw ausgeluiu teu Messungen .strömt durch
die drei Amuarme in der Sekunde folgende Wiissermaase:
MazinuDi Mioimum
durch den Taldyk 13 Kub.-Klafter 9 Kub.-IUa(lcr.
» ükun 90 „ „ 03 „
„ „ Dschani-Su . . . ^'^ „ .. 1M
Smnma . . MO Kub.-Klatter 8"> Kub.-l\iaUer.
Im Mitb'l milt somit in der Sekunde eine Wasserma.sse von ICHlKub-.KIaftcr in den
Aralsee, und wenn man annimmt, cl.iss die Niveausi^hwanknngen . alsn nncli der
VVassorverlust an den .Mumlungen s.-hr unbedeutend sind, so kann man imt einiL'ei
Sicherheit annehmen, dass sich rbeser V'«'rlust währ'cnd des ganzen Jahres nii lil
ändert. Hiernach würde sich wäln-end eines Jahres eine Wassi>rniasso von 'Mh\
Millionen Kubikkhifter in den Aralsee ei^icsst^n. Da nun nach den von Schmidt in
den Jahren 1874 und 1875 ausgefikhrtcn neolmchtnngen ImüI Nukns 408:2 Millionen
uiyiu^-Cü Ly Google
^ 240 «
[\ iiliikkliiflfr Wii^sci voi licistiriiiion . prpir.«st fiicli i^inc iini riiv-a I ,.'jOo.(MX1 Kuliik-
kluller geriiiKcrc W'asserinasse in »li'u Aralsee, uU die Mjlssc betrü^it, welche aus
Cbiwa bsraustritt. Dies» 1,600,000 Kubikklaftf^r gehftn m Folge der Verdunstung
im Delta vcrlnnni.
N.ich den von UoluariiiL bei Nukus auägerulirten Ucn bnchtungen verdunstet dort
im Laufe des Jahres eine circa 4,^ Meter betragende Wasserschicht. Bei einer so
mächtigen Verdunslunj; künnon von r<iiin- voüi' 1it.o:to (Jii;i(b"it\verst htMnijienden
Oberfliielie wrilhrend eines Jalires 1") Vblluiiien Kulnkklalter W;usS4'r verdun5.ten, und
da man ilu- für die OrOsse des Aralsees hier angegebene Zahl als nahezu genau
beir.irlitLMi kann, so kann man auch den angegebenen Wasserverlust als annftliemd
genau lietrachten.
Ks wnd somit dem Amu zwei Mal jf seiner Wawsermasse entzogen: das
r'ino Drittel wini in der Oase zur Rt'ri('S4'lnnj.' verwendet, das /weite Diittel geht im
lieitu durch Veidunstun^ vei loien, und es gelangt nin* ein Drdlel iler ganzen Wassep-
masse in den Aralsee.
Dii^ ganze Oberlliieh«' der Oase (üiiwn. snwie aneh einer üstlieh und ?i>'inllich
sich hinziehenden Strecke bestellt aus Lüssablageiungen, «1. h. ans Schielilen ange-
Setalemmten Lehms, in Folge dessen man annehmen kaim, dass rliesi' Gegend, welche
von einer Menge trockener FInssbelte dnrehschiiitl(Mi ist, ein i)elta des Slmuies
gewesen sei. Im Stlden ist diese Gegend theilweise von riesigen Sandhüneln, welche
den Saum der sandigen Steppe, die sieh von der Oasp von ,Merw bis zur ( )ase von
Aehal-Teke hinzieht, biUlen, theilweise aueh von den Gebirgen Tschagv Ily-Kiris( b,
Kalaly-Gyr und Dus-Gyr begrenzt; im NO bildet der Seheieh-Dsebajliriieken und im
Norden (ier Ust-I'rl die Grenze. Zwischc'n dem Selieieh-Dsehajli und dem Ust-Ürt
liegt eine Tierebenc von weniger als l(Xi Werst Ausdehnung, durch weiche jetzt aus-
schliesslich der Amu dem Aralsee ZAiströnU.
Nach Gluehowski und üogdnnow siufl im Ganzen drei alte troekene Fluss-
betten in der oben bes<;hriebenen Gegend sichllwir, ein äüdlicltes — Daudan, ein
mittleres — Kunja-Darju und ein nördliches — Laudnn. Das erste und letzte
zweigt sich auf d»'n enlspreehendon Grenzen (Ihiwas \omi .\mu ab. Alle drei
verzweigen sich in der Oase und bilden mit <len Hauplkanälen des übanats, dem
Palwan-ata, Schnwat, Schachr-Abat, Jarmyseh, Kanisus, Schamrnt n. s. w. ein
komplizirtes und grossartiges newü.-^serunj^ssyslem.
1) Das sudliche trockene Bult baudan beginnt /.wischen «len Städten Gharka
und Neu-Urgendech. Da wo es beginnt, ist es mit Schlamm und Sand gerollt, und
man sieht ^ erst deutlieh in eitiei- Kutfertumg von uni^elliln- '20 \\'rv>\ vom .Vmii,
etwas nördlich von tler Stadt Kosch-kupyr. Dieses Uetl ist 200—400 KlaUer breit,
und in dasselbe gelangt das Wasser aus* den ihm parallelen KanRIen Kasawat und
Schachr-Abat. Rs tlieilt sich in zwei ,\rme . welche eine noi-dwestlielie Richtung
haben. Der südliche Arm /.ieht sich bis an die iülienc Smuksciiir, der nördliche
bis an die Festung Iljaly hin. Weiterhin verlieren sich beide Arme im Sande. Üa
wo sie im Westen enden, sind sie mit angeschwemmtem Sand gefüllt und ihre Ufer
bilden Sandhügel.
2) Das zweite trockene Bett, das Kunja-Darja ofler Darjalyk heiast, beginnt
etwas nördlich von Sclmch-.\bas-ali , imd ist, wie lias vorige, da, wo es sieh vom
Strome trennt, mit Schlanun und Sand j^efüllt. Mit dem Usboj, oder, wie man ihn
in jener Gegend nennt, Ürun-Darja, verbmdet sich dieses Bett bei Kunja-Urgendsch.
Gegen 50 Werst vom Amu bemerkt man W.'isser im Kunja-Iiarja ; es gelangt in ihn
aus den Kanülen Jaramysch und Klytsch-.Nias und Iiiesst m ihm las da, wo diei>eä
Bett vom Kanal Sehamrat din'<>hschnitten wird. Hier befindet sich ein Damm,
weleher d.i< Wasser am Weid'rlliesseii vcihiiidiM't. nm es in einen nach Südwesten
gehenden Kanal zu leiten. Hinter dem Dainine ist auch dieses Helt l»is ans Kndt»,
d. h. bis Kunja-Urgendsch trocken.
3) Das diitfe nrndliche Mett, iler l.a\idan. zweigt .sich vom .\mu bei den
Ruinen der F>slung Beul ab und hat eine I.ihige von ."lO Werst. Der Landau ist
vom Amu durch einen hamm ahg<-sperrt. liei sehr stdide aus gebrannten Ziegeln
errichtet ist. Ks ist dies der einzii^i' Dannn die>er Art im ganzen Ciiaiiate und ein
Deweis dahn-, <la.ss der Strom in dieseen Arme ernst sehr stark war. l)a> Was-stn*
gdangt in dieses Bett durch kleine Kanäle, die ri>chts und links vom Dannne in ihn
mOnden und die dazu" rlienen, um <lie Umgegend von Kunja-Urgeuflsi^h mit dem zur
Berieselung nöthigen Wiisser zu versorgen. Die Eingeboienen sagen, ilass noch vor
ungelahr 14 Jahren das Wasser im Laudan weiter als bis Kunja-Urgendsch strömt«
und die Seen von Sara-Kamyseh erreichte. Zwischen dem System (h«* Kanals
Schanu'at und den Seen von Sara-Kamyscli b(dinden sich noch einige Dämme und
swar \m Uroan>Bent, bei .Solak-Bent und bei Jelen-Klytsch, wo die ganze Gegend
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von KainilL'ii dui<*l»scliiullcii ist, an deren Ul'urn raan die Iluinen zuiiliuichcr Dörfer
nrnl der Stadt Daukcskcn sieht, deren lange FeslungJimanern, zahlreiche Metschels
und andeie Geliluide dafür zeugen, dass hier einst reges Leben und emsige Thütig-
keit geherrsi lu lud. Jetzt i.st die ganze Gegend eine Wusiü und die Tui'kmenen,
«relehe einst hier wohnten, wuren, nachdem der Chan von Chiwa, um sich von
ihren räuberischen EinflUlen zu befreien, den Laudan abgesperrt hatte» gen5thigt,
sie zu verlassen.
Nach der KOckkehr der Exfiedition des Oberst Petrossewitsch wurden die
Angaben über die trueknen Flussbetfen ftwas geündeil. S.u-h seifien Mittheihingen
giebt eti drei trockene Betten und zwar: das nürdhche, dem ietzigen Bette des Ajmu
nächste, der Darjalyk oder Kitnja-Darja. beginnt westlich von Urgendsch und
zieht sich in ili'i Nilhe der Städte Kok-Tsehe;^e, Klytsch-Nias-b»ij und Kunja-rigriifisrh
bis an die äuru-Kaniyscl] liin. Das zweite Bett, der Duudun, lieginnt zwischen ilen
Stttdten Ghancha und Chasar-Asp und zieht sich bei den Stfidten Kosch-Kapür.
Ainbar-Awanaf, Tox Ik Ii.his und llally gi'^>'n den üeiv Mim-'Iyr bin. Ntx-h l)e\br
es HM den Set; TupUktu gelangt, theilt sich dieses Bett in zwei Arme, von denen
der eine in diesen See und von hier aus in den Sara-kamysch mflndet, während
der zwi'il.' --icli "istlu-h u.Mulct. Oic^er Arm ist jedticb nicht iiiUiei- rrfurscht. Das
dritte Bett endlicli wird Tunu-Darju genuiuU, beginnt bei der Stadt Chasar«Asp, zieht
sich dicht bei der Stadt Chiwa vorbei , Iftngs dem HQgcl Bij$chik>Gyr und weiter
bis an die IIöIm' Tsi-hriLiylly-Kirisch liiti, \\n <•< vcischuindet . Weilerhin erscheint
CS jcdoeh wiederum an den HUgeln Jas.sy-Üyr, Kaluly-Gyr und Üus-Gyr in der Hich-
tung nach den Brunnen Adschi-Kuju. Dieses Bett bildet die wirkliche sttdiiche Grenze
der 0;isi' Von (Uiiwn.
UezUghch des Lausun, den man eiiemals fui' ein tiockenes Bett hielt, sagt
Petrussewitoch , ilass er vor fünfzig Jahren ein unbedeutender Ueberrieselung.s»
k.inal war, wühi'-iiil der Amu damals ganz anders aussah. Mit der Vcränderimg
der Kigur in dem r.n<:en, den hier der Anm macht, begann sein \Va.s.ser in den
Lausan zu stiömen, ihn immer mehr zu vf'i'grfissern, bis er Zum grossen Wasser-
laute wtM'd"' Das W asser iles Kanals Lausaii hat die ganze, Gegend zwisrhen Kuiija-
Urgendscii und Clioiischajli in einen Sumpf verwandelt und ist dem Busen Aibugir
zugeströmt. Später hat er sich noch einen Auslluss nach dem Darjalyk geachafren
und ili'' S. i'ii Sara-kamysieh '_'rtülll. ilii damals fast ganz uusgetroCWiet waren. Als
der Tui komane Kgeti-Klytsrii im .lahre einen sei gios.sen Wasserreichthum sah,
erbaute er den L>unim am Harjalyk, der noch ji't/t senien .Namen führt. Das Wasser
hat diesen Danun bald durrltliruehen : i's win de jcdncli scbnrll ein zweib'i-, und als
auch dieser durchlunclien wurde, ein dritter hannn autgetüiul, dei- Kgen-Klylscli-
Bent, d. h. «lei* Dumm Kgen-Klytscbs genannt wird Das hier angehaltene Wasser
wurde zur Bewftsserun^i iler angri-tr/fiiikn l.ändHrelen bennt/.l ; das GelHlle der
Genend ist H'doch sti bedeutend, das:-, lias Wasser ilem Damme nacli Süden zu aus-
wich nu<l •Midlich »ich liei der Lager.xtiltle Hast yrmulla-AwHja in der Richtung des
Sees TunUklU ins zweite alte Flussbett, di-n lUmdan, ergoss , es anfllllte nnd wie
i'liemals dem Sani-kamysch zuströmte. Der Auslluss aus flem See Timükln wurde
dm'ch einen (in der Fulge • vom Wasser ilurebbrochenen) Damm gesperrt und die
Gegend an beiden Seilen des Daijahk und Ihiudaii bewilssi-i t . I»amals war Ijcdenten-
des Hochwasser und d;is Was.ser brach auch in der Niihe der Lagersliitte .Momin-
Uju aus dem Kanal Si^iiamrat in das alte Daudanbetl, in Folge dessen man die
Gegend an diesem alten Flus.sbette zu kultiviren begann. Damals wurde der gross-
«liige Kanal Sopai-Jab gegraben, welcher deshalb so genannt wurde, weil der Chun
Medem den un ihm lie^icnden Huden scini'ii ISeamten. „S«»pai*' genannt, sidienkte.
Nach dem Tode Medein Chans, der während eines Feldzuges ^t^on Mcnv liel, ver-
iM alles; seine Nachfolger, die es nicht verstanden, die Turkmenen durch Gewalt
im Zaume zu halten, zii-. lten sie iliircli Kiit/ielinn- des Wassers und durch Ueber-
• schwenunungen. Der Ghaii Suid-Mahonied, der Vater de« jetzigen Chans, liess vor
*JH Jahren die Kanüle I^usan und Mangyt-Arna durch Dömme absperren (den ersten
ganz. (In /weilen sd , dass die Hewohner der Stadt Mangyt das mithige Wasser
erhalten^. Irwine l^olge hiervon war das Austrocknen der Seen zu beiden Seileo des
Lausnn, die Vernichtung der angHsiedelten Bevölkerung von Kunja-Urgendscb und
Vcilrcibuni: d.-r Hewohner am Daijahk \oii di r Stadt Kok-Tscthege ab. Die Bewoh-
ner dieser Stadt musslcn nach andern Orten ijil>ersiedelu und der äusserste von
Usi)eken liewohnte IHmkt wurde die Stadt Klytsch-Nias-baj. Uie Kanüle: Schamran
Snpai-.lttb, Meclit.'i-.larpaii. (".Iian-.lab und utxlere wurden /.eisirrt und der Busen
von Aibugir lro«-knele aus. D(?r Wassermangel zwang die i uikmen-Jumuden, Gok-
lan u. A. zur Unterwerfung. Da erhoben sich die Tschoudarier, die bis dahin
Freunde des Chans gewesen, gegen ihn. Sie hausten zwischen dem Amu und dem
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KiiiKii KU l.->rli-Niub-buj, uiui os war nicht leii lit, ilmcii das Walser zu eiU/irheii,
weil man es dann auch einer iK'ileLitiMnlen Anzahl von Usbeken in den Stfidtun
Miin^<yt. (jiulcii. Kyl.i und K!\ tscli-Niaz-liaj hiltte cnlziclifii niüssrii. I>it.' (1 L
wrlcljc sie l>t'UuiinU'ii, i»t nit'tlri^j ; man wartete also, l>is sie iliic l eider J»estelll
hatten, liess diese dann von allen Seilen überfluthen und y.waii^ sn die Ikuvohner
'iir Fliii lit iiiti] «lemniielist /.iir Unlerwei fun^'. In dieser Weise hat Said-Mahotned-
t.liaii die Turkniencn ln-zwuiiyen, doeJi hat er niejit an die W lederherstellunjj der
nei"ies.'lun<j;sttnlagen gedai hl, im üegentheile hat er auch seinem Suliiie emitfohlen,
ilas iiirlit zu lliun. wa- Mi'^leiii-C.liaii },'e(liaii hat. Der jetzige (Ihan liut sieh nni"
ontschlu.-siMi , die Stadl Ivuk-Töchege w ieder zu erbauen unil das Wasser lialiin
durch einen neuen Kanal zu leiten, der vom Kanal SOelH abzweigt, durch den
i.Miisan l>is Knpja-Ur^'ondf=ch reicht; er wurde vor neini Jahren liergestellt und
iiiiiil seinen W usseruberlluss in die uul>edeulcnden Lugerplütze der Juinuden,
welche westlich von Kunja-Urgendsch zwischen dem Darjalyk und den Abbftngen
des l'st-Urt liegen.
Die ganze in den oben an^. l'i'iifii Greirzen liet-'ende Geyend hat ein gleich-
müssiges GetHlle von Sudost nach Sii.hv, ,t; alle allen Flussbetten und die Haupt*
bewässerun^sskanälu ziehen sicli ^ri».>ientlieils in dieser Itichtunt! hin. Wetm wir
uns einen Queidurchschnilt des hier in Hetle stehenden Thals in der llii htnn^,' von
Nordost nach Südwest denken, so erhalten wir ein (lerillle vom .\mu nach Sudwest
und dies wird sowohl durch die Kxisienz der KaniUe Sowbet-Jar^an und Schanuat,
als auch dadurch bestfitiRt. dass noch vor sehr kurzer Zeit, und zwar im Anfange
der ^ieb/ij-er .laln-e, ein Ablluss in dieser Hiebt ung st altl'and, was beweist, dass au«'h
ein üelulle exi«>tii'te. Kbenso wird dies durch dus vom Oberst l'elrussewitsch
von der Stadt Kok-Tscbej-'e nach Südwest, ja fast nach SGden hin, aus^'eftihrle
Nivellement bestätigt, lieim es stellt si<-!i nacli ilie.--eiii hei aus, dass das Hell des
Darjalyk bei der Stadt Kok- Tschege lun 0,8^t Klatler höher lie^jt, als beuu Uü}jel
nij«chik-Gyr. Nach dem Nivellement der HjetnischewUachen Expedition betragt
das GeÜilK 'des Amu von der Stadl Neu-Uruendsch bis zur Stadt Chodseliailj 0,(MMU(I5
oder aut 14U Werst 7,35 Klufter und dos GettiUc des Darjalyk von N'eu-Ur^cndsch
hetrfint 0,lK)0ia671, ist somit viel bedeutender. Der Kanal f^iuHan hat vom Anm
his Kimja-Urgendsch, also auf einer Strecke vontiO Wersi, ein ('K'liille \ on o.OOOjSO
utul das Ufer des Amu bei Chodschaili ist 10,75 Meter oder gegen 5 Klalter Uöhov
als das alte Bett bei der MOndung des Kanals Laasan (bei der Stadt Kunja>Urgendseh).
\)cv .\imi durchstrrinil somit eine im Verhältnis zur Ci.'ijend, die sieh an seinem
liiikcu Ller nach West und Sud hinzieltt, höher gelegene Gegend, und uusscrdeiu
hat auch die Linie seiner Richtung das geringste Geflllle, wfihrend der sOdliche
Abselinitf des Tlirds das gr">>ste Ciefiille Iiaf. l>ei- Zwiseheiiranm z\vise|<cn dem
Lsi-Urt und Scheich-Dscbajli , welcher enie Verlängerung der Ghiwa-Niederimg in
der itichtung des Aralsees bildet, und durch welche sich der Kanal Lausan nach
Kmija-l'rgend.-eh und weiterhin ilas alti- Wrii hinzieht. biUlet nach den einiittelfeii
Daten die dr 'uzlinie zwischen den Gt-Iiillen in der llii lilung des .Vralsees und den
Südwestlichen, was aus den oben angeführten Mitlheilungcn des Oberst Petrusse-
witsch über den Dnrrhtniich des Wassers des I.ansankHuals , während dessen das
Wasser sich in der lluditung des .Vralset-s nach .Norden, und des Schaniratkanals ui
andere siidwestlielie Abflüsse ergoss, erhellt. Das nördliche Geltllle gegen den Arul-
SCO ist eine \'i ilängetiing iles Oet";illes der <".liiwa-Nieilerim:j 'Mid iler .\nni behält
seine gewelmlu lie Slrrimung gegen G— 7 Fuss in der Scknndi' bis zu seirier Theibnig
in verschiedene .Vrme und .\btUisse. Weiterhin nach Norden wird das Gedlllo
schwächer; d, s Wasser kaiui nicht gairz ablbe.ssen und übernuthet tlie Gegend.
Iiier lageit der Strom seme .Vnscliwi ii.mungeii ab, die Gegend wird von Jahr Zu
Juhr höher mul dies dauert so lange, bis sich ilu (irfidle nnl detn Gefälle der sQd-
Mellen Gegend ausgleicht und sich die l'f'er iler das I tella luldenden Stromarme über
ilen htichsten Wa.sserstand ei helien. Diese .\rbeit iIcs Stromes jst noch lange nicht,
beendet, und wenn man das l'ebcrschwomnunigslerrain auf 1U,00Q Onadi atwei-st
veranschlagt, so braucht er -UK) .lahre, um eine Schicht von einem Klalter Mächtig-
keil abzusetzen. Dobrungen im Delta und Messungen der bereits abgelagerten
Sehlujnmschichten kunntei < dauere Aufschlüsse über die Ablagerungsverhältnisse
geben und die Frage beantworten, wann dos Meer sich aus dieser Gegend zurück-
gezogen und sie dem Flusse überlassen hat.
Wie sich das Genille im Norden von Kunja-L'rgend.scb verändert, ebenso ver-
ändeii. es sich auch im Wösten von dieser Stadt ; in der nördlichen IU<-htung nach
dem Aralsee zu wird es geringer, während es in der westlichen Itii'htung nach den
Seen Sara-kamysch stärker wird. Das Itelt Darjalyk wird, namentlich von der
Mündung des Kanals Luusun bis zu den Seen von Siura-kaniysch immer deutlicher
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uigui^uü Ly Google
243 ~
iiml lioter uiuJ ni-stallel f>ich rirca «Ireissig VVersl von .sfiin i MUiuliiii;^' in diose
StH'n 7.U cincM* Si'hlucht mit schroffen Lehniwäiideii, welche alli ii almos|)hüii^chen
Einilüsäcn widerslehcn. Wo'wu Hrumu'ii DeklsL-lia, ÜT) WtMst vuii Sar.i-kainyseh, hat
diis Bett eine Tiefe von 30 Klufler, wühn rul seine Breite nur lüü— 151) Klafter betiilgt.
Die andern, ohen angeführten, Iroekenim Betten des Aniu haben, wie der
Darjulyk im A!l}ii'meiiien, ilie Hii-litnnj^ nach den Seen Sara-kamy:<cli. Diese Sern
bilden, wie ihre Umliegend, einen Kessel, der einst mit Wasser i^efülll war und
HUS dem damals in cler Richtung des heutigen trockenen FUissItottes ,,Usboj" ein
Klnss (ItMii Kiis|ii<i'!i('n Mi't'iv /.iisti'nmte ; oh aber alle jelzi^^en trockenen Flussbetlen
m den bara-k.uii\scli niUndeleii, oder emige siel» weiteihin mildem Üsboj verbanden,
it>t derzeit noch nicht entscbiecien. Jedrafidls musste jedoch damals, als der Aum
ins Kaspische Meer mündete, das Niveau der Seen von Sai-a-kamysch bedeutend
hoher sein, als es jetzt ist. Naeii Detrussewitsch ist jelzl das Niveau der Seen
von Sara-kainysch um 7 Klafter niedriger als das des Kaspischen Meeres, sie müssen
nach den auf Grund verschiedener Nivellements ausgefühiten Berechnungen ein
Becken von 10,DiK) Quadratwerst gefüllt hüben. Um dieses Becken wiederum zu fallen,
bedarf es einer Wassermasse von .V2 Milliarden Kubikklafter; da jedoch bei Nukus
alljährlich nur gegen 4 Milliarden Kubikklafter vorbeiiliessen, würde diese Wasser-
masse das Sara-kamyschbecken erst in 26 Jahren füllen ; wenn man aber auch die
Verdunstung C*) Zoll jährlich) und das Einsickern in den Boden In Anschlag bringt,
vvüixlen zuni Fallen dieses Beckens 50 Jahre nöthig sein.
Wiire das 10,000 Qnadratwerst umfossende Sara-kamyschbecken dermassen
;irrüllf, dass dtus WasxT nach dem Kaspischrn Meere abllnsse, so \v(U\lr von licr
guuzcii Wassermassc eben so viel verdunsten, wie jetzt aus den verschiedenen vuni
Atnu am Delta oberschwemmten FIfichen verdunstet, d. h. ^f., der bei Nukus vorbei-
stifiinL-nden Wiissermenge. Wenn alsn in den Sai-a-kamysi li dir Hälfte des Wassere
lies Amu gelangen würde, su würde nach Abzug der verdunsteten Men^e noch '/«
verbleiben ; wenn aber alles Wasser des Amu ins Kuspische Meer geleitet wOrde,
so würde aus di'u Seen von Saru-kain\ seh so viel ausstrOmen, Wie sicb jetzt durch
alle drei Anne des Amu in den Aralsee ergiesst.
Nach Lnpandini, welcher im Jahre 1874 den (Jsboj bis zum Sara-kamysch auF-
genommen hat, ist der allgemeine Charakter des genannten trockenen Flussbettes
folgender: Die Ufer sind mit seltenen Ausnahmen steil und sandig, während die
Sohle des alten Flussbettes aus salzhaltigem Lehm brateht, der hftung mit Flugsand
hederkt ist. tJcberall fiinlet man Muscheln, welche bewi is^ ii, d.iss hier eirist süsses
Wasser Hoss. Hin und wieder linden sich bedeutende Budenvertiefungen im Bette,
in denen sich bei starkem Hegen bedeutende Mengen Wassers ansammeln, welches
lHiigere Zeit seinen süssen Geschniack betiiilt, nach und nach vei'dunstet , emllicli
trocken \\ ird und verschwindet. .\uch di-i- .salzige Boilea des Usboj beim Kapiljani-
Kul zeugte darür, dass er noch vor Kurzem mit Wasser bedeckt war, ja dass
Wassel- in ihm i^eflossen i.st, denn viele Sa\an1-1i iiurlü-i- waren ausgespült und lageti
m Un hlini^ der Slrianung. Auch frisclie Mosclicln hat Lupandini in alten liiesel-
gnlben und im l'sitoj selbst gefunden, was die Angabe seiner Führer bestätigt, dass
nämlich in Jahren, in denen der .\nni bedeuterid anschwillt, das Wasser bis unge-
filhr 4ü Werst von Tscheryschli \oriliingt. In den vierziger .lahren soll sogar
Wasser, wenn auch nicht in grosser Menge, aus dem Amu in den Usboj gelassen
wonlen sein. Auch d«M' ausgeirneknete Salz.see Kupiljarn-Knl soll, nach Aussage
der Turkmenen, vor inclil lunger Zeit mit Wasser gefüllt gewesen .sein.
Hier sto.sscn wir auf einen Wid«M'spruch zwi.schcn l*elrussewilsch und Lupan-
dini : nai h den .\ngaben des erstei en lie^t das .Niveau des Sees Sara-kamysch 7 Klafter
unter dem Niveau des Kaspischen Meen s; nai li den .Vngabcn des letzlei'n beniei kle
man im Jahre 187'* spuren davon, da.ss erst vor Kur/em W.isser durch den Usboj
KtrOmte. Diesen Widerspiinrh wird wohl die im Somnier 187U zur Kiforschung der
Möglichkeit, den Amu in sein altes Bett zu leiten, entsandte Kommission aufklären.
Die Länge des Usboj beträgt vom Kaspisfihen Meere bis zum Bmnnen Kur-
tysch 4oU \Ver.st ; vom Br. Kurtysch bis an den See Sara-kamvsch 202 Werst und
von hier bis an den Anui bei Urgendsch 3ü<> W., zusannnen 4072 NVerst (=153'|'7 M.).
Nun noch einige! Worte über das trockene Flussbelt, das, wi(! man sagt, sich
bei Tschard-schu vom Amu abzweigt und beim Brunnen Kurtysch mit dem Usboj
verbindet. Stebnitzki, der im Jahre 1872 an einer Kxpedition zur Erforschoog des
Usboj bcllii-ili}:! w.ir. sagt liitTuber. dass nach mündlichen MittlK'ilungen, denen man
die Glaubwürdigkeit nicht absprechen kann, der Usboj von dem Brunnen Kiurtjnsch
noch einen Arm nach dem Amu und zwar in direkt nstlicher Richtung auf Tschard-
schu am Amu entsende. Dicsci- Ann zieht sich, wii^ gesa^it wird, bei den Brunnen
Miirse, Dambla, Jusy und Janadschu vorbei, und liegt am Wege, den mehrere
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Ueusendo juirückgek'i^l liabiMi, uhne ihti xu bemerken. Ani:h die im Jtthre 1^ vom
Geneml lgnalj*'^v iK'WciUstclliijlr Anriialiiue ilt-s Aimi Ix'i Tsclirinl-si-hu t'iwalinr
dieses Armes iiiclit, und dies erici^l Zweil'el ua der iiichli};kcU der Ani;:ibcii ilur
Turkmenen ; diese aber, welche häulig die Gegend besuchen « sprechen mit einer
solchen l'>< stiiniHiiitit von diesem trockenen Flussbetto, dass es unmöglich ist, ihre
Aii'X.ibcii /.II ij^uoriren.
Geschichte unserer Kenntnis des Himälaja-Syslems.
Von Dr. Kaariid tiauzewnilUer.
(Scblusä.)
Der KOnig Friedrißb Wilhelm IV. von Preussen war auf die „Untersuchungt^i'*
der Gübrüdcr Herm.nin, Hoheit unil A d o I p Ii von Schlagint-
\v r i l ..ülitT iÜl' pliysik.-ilisclie Geo;j;r;i|ilii(' ilci Alpi-ir' aiil'mtMks.iiii «^ewiirilen und
hatte grossi's liilere^ioe an denselben yt'nuiniiii'ii. Diis hat (li'ii ersti'n Impuls zu
der „w i s s 0 II s c h a f 1 1 i c h 0 n Mission" dei- drei Brüder „in Indien und
Hoch-Asien** g^eben. Im Februar 1854 theillen Alexander von Humboldt»
der sieh selbst lan}.'e Zeit mit dein Godankt-n getragen halle, das erhabenste Gebirge
di'r Kid«' zu lii'surhfii, inid Fn-iheiT von lJunsen die Absicht des Kiinijjs dem
Mirektort'uhnf der nsl iiiili-^cheii Koi)i[»agnie olliziell mit; bald darauf beigab sich
Adolph von Schlayintwett von MUnelien naeli London und durch energische Unler-
stotxung Colonel Syfce*s, General Sabine's und Sir Murchison's wurden alle Vor-
bereitungen ohne Vemig becndiKt. Einer der Hauptzwecke der Mission wai* die Voll-
endung der „niai^nctisehen Auliiahiiic Indiens", welche i. .1. 18'j(i \nii dem llaiiptniaiin
KIliot im öatlichei) Archipel bei^unnen uuriien war. '/n^li'icli aiici- nahm duieh das
hohe wissenscbaltliclie Interesse, welches der Direkluienhol der oslindischen Koui-
pagnle an den Tag legte, die Expedition einen sehr urafiissenden Charakter an.
Jeder offlsielle Beistand sowohl in Indien, als in England wurde den Gebrildern von
Schla^intwi'it gewährt; sie wurden mit den nölhi^'en Hetehlen an di<; Zivil- und
Militiirbehiirtien, sowie niil diplumati^chen Einptehlungen an die Itegierunj^en der
einheiiuischen Stauten reii^hlich versehen; die Gouverneure und höchsten lieanilea
leisteten nach Kriftra Beistand ; zahlreiche Gelehrte, Offiaere u. a. w. unterstQtxten
sie mit Kath und That und theilten ihnen willig ihre Erfiaüirungen und Kenntnisse mit.
So kotmte es ni<'ht fehlen, dass bei der vielseitigen wissenschaftlichen Bildimi: der
(hei HrUdiM" ihie idjer t:an/, Indien, viele Theilc des Him;\laja, Tibet 's
und Turkistan's uusi^cdchnten Ueisen bedeutende Ilesultale zu Tage loiderlen. ')
„Im Auftrage der ostindischen Kompagnie" und „auf englische Kosten'" ver-
liesscn sie, mit ausgezeichneten Instrummten und Hilfemitteln versehen, Southampton
am 20. September 185.1, erreichten am ^5. Gibraltar, am 90. Malta, am r> Oktober
Alexandria, am 8. Suez, am Ii. Aden, mid landeliui am '26 in Boiidiay, Sie
blieben das4'lbst bis zum Üezember und besuchten unterdessen die beiiachbarlen
Orte. Von da reisten sie mit Kameelen und mit Kulis, welche die Inslrunienle
trogen, nach Madras, wo sie am 10. Februar 1855 anlangten.') — Die Einzelheiten
dieser lloule sind von uns hier nicht weilei- zu verfolgen. — Am 2. Miirz verliessen
sie Madi'as und reisten /n Wasser nach Kalkutta, das sie am 5. eiii'iclilen. Sie
beabsichtigten, nach Nepal zu gehen; eingezogeni! Kikundijjungcn belehrten sie
indess, duss sie nicht im Stande sein würden, von Kathnuindu aus auf irgend euie
bßtruchtliche Entfernung vorzudringen. Sie mussten daher den Plan ändern. 3)
Adolph und iloberl wählten sich für den Sommer 1855 zu ihren Untersuchungen
Kamaon und Gerliwal Sie verliessen Kalkutta am '21. Mihy, und erreichten Nai-
nital, die erste Station im Himalaja, am lü. Ajud. Diesen malerisch
gelegenen Ort machten sie auf vier Wochen zu ihrem Hauptquartier. Sie stellten
eine sehr vollständige Reihe wiederholter magnetischer Beobachtungen an, machten
') P. I. (IÜ55) Ö. 142. VII. (18Ü1) Ö. m tichlugiutwt'it, Kesults (abgek. Sehl. Res.) i.
p. 5. VergL Sehl. Rds. UI. Kurte. — *) ili. pp. 14. 15. — *) P. 1. S. 143.
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— 215 —
viele yeitlogibflic Exkiusiuiieii iii veisetiieileiie Tlieile lier iiu.sseiel» iieigzüye des
Hinidluju und bestiet^en zwei in der Nähe gelegene Si>ii/eit, die eine weite AuDsicht
Uber dits ganze Gebir^ K a in a o n ' s gewährten. Auf jedem der beiden Berthe
Mielioi) sie drei Tage und hatten Gelei^eiiheit, eine zieiulich vollstäncüge Reihe
nieteorolot;isc'hoi" iiiid physikalisclit>r Ht'i»l»arhtiingon zu samiueln und /ujileich einen
ächr guten allgeaieinen Einblick in die Urographie dieser liegend zu gewinnen. ')
Was ihnen bei dem eraiea Eindruck d«r Vittelatufe des Himalaja im Gegensatz zu
den 'Alpen am lebbaftedten entgegentrat, war die Ueppigkeit und Mannigfaltigkeit
der Vegetation. -) Sie beabsichtigten, auf zw*- i \eisehiedeii. ii \Vi'n;en nach Miluin
zn peheii. Uöbert si iiiess Nainital am 17. Mai und m hliiu Air ;^<nvi«hiilii'he
ll.uulel.s.>lia»<' zwischen der Ei)ene und den höheren Theilen Ivaniauns ein. Der
Weg führte ilui über Almura am 21. naeh Bugeser, um 27. nach Girguun,
um ti9. nach Rilkot, am 91. nach Milum.') — Adolph kooate erst am
'jo Mai aun)iechen. Kr aUr^ eljcnfalls über Ahnoi a und Bageser, wandte sicli
aber dann das S e r d s c b u - T h u I aufwürls nach Kathi, iibcrstii'ir :M ilm
T r a i I I s - 1' a s s ' ) und eiteiclite M i I u ni am i. Juni.'') Von hier aus besuihlen
die beiden Bruder vom U. bis Juni die Umgebung der NanUa üewi; am
10. gelang es ihnen» einen Gipfel auf dem nach Osten auslaufenden Kamrae zu
erreichen : das P a d s c h n - H o rn , wie er von den Eingeborenen bezeichnet wurde ;
von hier jienossen sie .einen ausi^edelmten Blick übei' einen -grossen Theil d('r
H i ni a I a j a - K e 1 1 e II vmi Dliurma und I) s c h n h a r. *') Am lü. Juin brachen
sie genieinschaltlich von .Mduin uut, um den 17 km langen M il u »n- G I etsc he r')
zu untersuchen. Vom 8. bis 9. Juli hielten sie sich auf der Höhe des Dschanti-
Passes (5,646 ni) nordostwärts von llilum auf und machten physikalische Versuche ;
>nn H. erreichten sie den K i n n g e i- - 1* a s s und hatten von da aus /.um ersten-
mal den Aidilick lihelischei- I,ands< liall. Sie beabsichiigten, unerkanrd Uber die
Grenze zu konnnen, wurden aber durch eine etwas weiter nordwürls bei Laptel
stehende chinesische Grenzwache daran verhindeit. *) Am 15. Juli gingen sie gegen
Niti bis zu dem Lt^rplatz Scheltschel; in der Nacht vom 16. zum 17. suchten
sie heimlich ftber den Sakh-I'ass zu kommen, ritten mit vit r Dc^^leitern am
folgendi-n Ta;: last ohne Autenthalt weiter und erreichten am .\beud die Kbeiie am
Set I eds c h - 11 o c h t liul , aber plötzlich kam eine Wache der lluniaä schreiend
. und lärmend im Galopp herangceilt. Nach langen Unterhandlungen erhielten sie
die Erlaubnis, bis an den Seticdsch zu gehen und dort drei Tage zu verweilen.
An <ler Vereinigung des G y u ngul»FI usses mit dtun Seticdsch si'ldngen sie ihr
l-ager auf, ifi dessen Nähe sich eini^-e Hunius als Wäclilcr' nicijcrlicssr-n. '') In Kolj^c
weiterer Verhandlungen eines Kingeijornen, eines Verwandten des Ueisevorsleliers
der 6d>rttder von Schlogintweit, mit dcui Dsongpon vom Daba wurde genehmigt,
dass die Reisenden bis zum Tschuko-la vordringen dorften. Sie orreichten
den Siidfuss desselben am Sr». Juli; sechs Tii'^v sollten sie daselbst bleiben, aber
unter keiner Bedin^ruui; den l'ass gegen Noi-den bin idiciscin-oiteii diUten. Am -Hl
kaujen sie aui" dem höchsten Punkte (.'>,:{51 nt) an und ritten au den linden tol;:eu-
den Tagen heimlich bis zur Thalsohle hinab etwas uberlialii Gar Lok. Um aber
neue Schwierigkeiten zu vermeiden, mussten sie sich versagen, in die hochgelegene
Stadt selb.st hineinzugehen. Sic kclulcn wieder um und es gelang ihnen, am
.luli an dem Giiilel (j u n s c Ii ,i n k a r , der .^icli sudr.sllich vom Tsi-hako-lit erllebt,
bis zu ciiK i- llt'ilic von (i,(M)4 iii hinanzureiten. Von da kehrten sie zum St.'lledsch-
Ufer zunick.'") .MImülilicli waren die Tilieler .sehr treuudlich gegen sie geworden,
') P. I. S. 144. — Schi. Reis. II. S. SU".. - il). S. V.Jl. ') iHoser l'ass wurtlc von
Trailt entdeckt und daher von den (icbrüdern Scldagiotwcit mit diebciu N'uiiicii Ix^zeicbaet. Schi.
Rm. I. p. 17. - •) SebL B«i«. II. 8. 828. - •) ib. S. 385. - Dar AletBch-Gletidier ist 20
Kilometer lang. - ') Seht Reis. II. S. 844. HI. fik 65. - •) Ib. 8. 72. - »•) Ib. 8. 73-81.
Sehl Res. J. p. 18.
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— 246 —
soüaäA Alt' vuni 5. Iiis 8. August sM^tbsl G> u ii ij ii I und Mangnun^' la'.Miclien
durften. Von bicr aus hKtle der gewöhuliclie Vurkubi'swet^ noch eine Stracke am
Setiecfaich'Uror entlang und dann Ober den Mana-Pass nach Gerbwal gefbhrt Robert
und Adolph von S c Ii I a ;^ i n t wo it versuchten nher oincn atidern bOberen
l'clnTj^.in^' : <l<Mi iTii- die IviMinfnis di-r tnpii;.M-a|ilii srlnüi Vri luiltiiissf \ n'IviM-spit'chen-
don Wi'y din cli die ll>i G a ni i ii - G r u p p e. Sio ei ivichten da> unlere Kiido des
Gletischers, dus ^c\iou zieiniicli liuch licijt (5,ü73 in) um 13. August. Khe sie die
Be»teigun(( des Ahhani^es vcrsuitbeii konnten, mussten sie Ober den gewöhnlichen
l'as<i in der NUli.", uliff den Manu-ghat» die für ein län^roivs Vemeiion in unbewohnten
HiUi.-ii ni".tlii;;cn Leltensnntlci kommen Iassi»n. Am 1(3. August Ix'i^nniH'n si<', von
I I Leuten li»>^leitel, auf der ntM-illichen Seite des Passes hinan/.usteiiien ; am IS.
scillugen sie auf einer .Muräne ilu- Lu^er in einer iltihe vun r),8iK) m uut'. In der
Nacht war es sehr kalt und ausserordentlich stürmisch; am nlcbsten Morgen den
10. Au<.!ust alter uemlich klar und heiter. Sie versuchten, wie hoch etwa un dem
ästliehni d.»r Ix-ideii riiptcl, ilei- zwar der höhei'e, a I »er /njileieh günstiger ^.'eslultele
war, hiiiaiit'zukciiiineii wiii«'. Nur iiclil Leute Lei^leiteten sie; die anderen waieu in
Folge tier Külte in viillige Apathie versunken. Sie gingen Uber teslgclrornen
Sithnct% der oft von niilchtigon Spalten durchzogen war. Um zwei Uhr Nachmitta(;s
war es nnmSglich, weiter hinanzusteigen. Es ffthlten sich Alle auf so eigentlunn-
liche W»'ise einuidel und ersehüpft, wie sie es früher nie empfunden hatten. Die
.Vussiehl war, da Wolken und Nehel auf den umf,'eltenileii Hei>:eii la^en, iiielit sehr
umlassend; dueh erhielten sie einen helehrenden Leberbhck übcv die Gletscher
. und Uauptbergzi'ige der Ibi.Gamin-Grupiie und ihre nilchsle Umgebung. Sie hatten
kaum das Uaromeler aafgcstellt, als ein wOthender Nordwest zur schleunigen, augen-
blickliehen ömkehr ndthigte. Die Herechnung der Höhe des ei n iehlen Punkte»
erji.d» iiaeh kori e>iinndirendoti l$ettliai lilun'r:en ü,78-4 m ('i'J.'J.'»!) eii^^!. Fuss). Der
Wind nuhm beim lierai '.steigen un iletiigkeil zu; doch erreichten Alle das kleine
Lager, f&blten aber Kupfweh und mehr oder minder Augenschiuei'zen ; trobt der
dichten Schleier, mit denen sie sich gegen die blendend weisse Sehneeflttche zu
schützen suchten, hatte der Wind ilmen loitwührend feinen Si'hnee;-.laub in's (le^i.-hi
^jeirieLeii. Wühlend der Nacht vom |!). zimi '20. Au^;u>t wutliete der Stiinii fort;
die Kiille war sehr emplindlieh ; noch uin 1) Ulir des niii hsti-n Murgens stand das
Thermometer 4" C. unter Null. Die kühnen Ueiseiulen beeilten sieh, zu dem früheren
Lagerplatz zuillckzukommen, welcher, obwohl nur wenig tiefer ^,570 m), in einer
weit geschOtzteren Lage sieh befand. Am 21. August gingen sie bei heilerer
Witterung an der Seite des nr>i dlir|i(Mi (Ih'lsehers hinauf und schliefen auf der linken
Seilen-.MurUne in einer Hr>he v«»ii r>,SIO in. .\in frühen .Morgen des fol^ienden ganz
wolkenlosen Tages brachen sie auf und nachdem sie häutig durch falsche Uich-
tungen zu grossen Umwegen gent^thigt worden waren, erreichten sie endlich Nach-
mittags zwei Uhr den Pass (U,2.*)5 m). Sic kamen am ä4. August nachdem frcund-
lichcii. bei iiliniten Teinpeloite lladrinath; rier {grösseren Hulu- wegen uiltilten
.sie imiess das naliegele^eiie Mana zu einein viertä^i;^en Auleutliall. liier wiinle
am 1. Si'pletnbur eine komplette Ueihe magnetisciier Ueobachlungen uusgeführl. '>
Am 2. September verlioss Adolph allein Badrinatb, um nochmals nach
Tibet zu gehen; am 5. Oberstieg er den Mana- oder Tschirbitta Dhura-
Pass; am 10. erreichte er, absichtlich ziemlich spül des .\bend> , um niiV'ichst
wenig aufzufallen, den Hoko-la und kam um Iti. nach P u I i ii g. Den liiickwe^i
nach Gerhwal wühlte er so, dass er ihn nur durch zwei grössere bewohnte Urlc ;
durch Tholing und Tschaprang, führte. Von dem letzteren Dorfe ging er
in sOdwestUcher Dichtung nach dem Nelong-Pass, übei'scbritt denselben am
'} Sehl. Keis. U. b. *4Ö. 349. bchl. lle». l. p. 18. Jouru. -WVil. (Ittöij p. üLYill. -
Sehl. Reis. n. S. 851.
— 247 —
1!). Si'|il. iiili. r, Mi)>i) \uiii '27. bis M). in Mnkha, iluirlizi»^ Vdiii I. hi^ <». (>kt<il>er
die liolu^ i; 1 o t s c h e r t; r u p p e , welcUc ilas Ü Ii u i r a 1 1 i- vom T o iiac- T h u 1
liuiml, hielt sich vom 6. bis 9. in Usllla not und ktitii am 17. imtili Mosasuri.*)
Hobert vei'lioäs Budrinath am 7. September und kam um 9. mich Dach o>
> i III ;t I h , iibcr f. o I) e s e r am 15. nach O k i in a t h , um Ü). nach K i d a r n a t h ,
\V(i tT bis y.uin "II. hli<'b. Von da ^iiti^i er Wfstu ili ls in ilas lUi a i r a l l i - T Ii a I
bei Sa lang, dann aulwüi U bi:> S u k ii i und Ulier den Tseiiaia- und Bum-
auru-Pass, die beide an einem Tage, den 11. Oktober, Oberachritten werden
konnten, obwohl sie schon stark beschneit waren. Er erreichte um 14. das
L) s 0 h c m n a-T ii a 1 bei Khersuli, wo er mit .•meinen voiansfieschioktcn Leuten
•/.nsamincnkain. .Nai-Inlfiii er am nik-listcn Ta^^c die liei.sse Hnelle vun Llassu bei
l) :? h e in n ü t r i besucht liattu, jielan;;te er, das D *; c h e m n a- T Ii a i ubwürts
|;ehend, am iO. Okt. nach Messui i, wo Adulph um 17. oingetrolfea war.'«')
Hermann reiste am 5. April 1855 von Kalkutta ab; er kam am 18. in
ha cd sc h i I i nt; an der Grenze Sikkinrs an und bheb daselbst bis /um 7. Mai.
Seine I "nU'rsuchnn^'i'fi er>frcrktrn sieh lüiij^s der Siii;i.ilil,i-Keüe. Von Dardschilin;^
ans kam er am !) nach S.iini.iiihoii^, am 10. nach Tun^lo, am '20. nach Tsciian-
luliu, am '2*2. nach Fehlt, am 23. nacli Go-sa ; am 2. Juni kehrte er wieder um und
erreichte am 12. Felut, am 17. Uardschiling ; dies verliess er am 13. .\ut;ubt und
kam am 1 i. nachSiügori am Fusse des Himalaja.') Trotz der un^'Unstiücn
Jahreszeit nnlcrn.dmi er von hier an- eine grosse Tour an den Fuss der Kassi;i-
Heriie und von da durch das Tielland nach Kalkutta, wo er am 2!>. Fdir. I>sr)()
eintrat und bis /um 30. Marz verweilte. .Am Jl. reiste er wieder ab und kam Uber
Benaros, Agra, Deli um tfö. April nach S i m I a.
Nachdem die beiden andern UrUder vom November 1855 bis Ende Märx 18.*iti
Mindust.iii, /eiilril und Siid-Indien bereist liallen, traf 11 (»her t am '2'). Milrz,
.Vdulpli am 2»i. April ehenriills in S i m I ri ein. Ue^^charti'r-'l mit dem IJeiechnen
iler lleubachlungen und mit den Vorljcrciluiiyen Tür die neuen Unteräuchuuijen,
blieben sie alle drei daselbst bis suni 28. Mai. ^) Am 29. brachen sie gemeinachafl-
liuh von Simla auf und trranten sich am 31. im Nugkanda.^)
Hermann, der die Krtbrsrhun;^ von Bisahir, Spiti und Pangkong K^nvahlt
halte, kam zuniichst nach K o t e r h , wo er von dem deutsclieii Missionar l'rock-
nuw »citv t'reundlich aiiti^enommen wurde, äudami am !2. Juni nach 11 a ni [> u r und
am 5. zu der Wa n ^ t u - Brfic ke, wo er sich eines kleinen Unfalls wegen einige
Tage aufliuiten musste.?) Am 11. oberschriti er den Tari-Pass und kam
nach Spiii, wo er /um erstenmal eine tibelisehe Land.sc|i;irt erblickte.**) — Er
erreicliir Mnd,') IoIlI.' ijeiii T o d i -T h a I . OlK'rstie^,' d«'n I' a r a n - P a s s, ")
kam nacii Norbu uml hielt aich vom 21. bis 21. am T.so Moriri in K u p-
tschu auf. Dann Ubersuhritt er den Indus bei Debra llaldun^' und blieb
in Pangkong mit dem Hauplorte Tschuschul und dem Tso Mognolal*)
vom 2(>. Jmii bis zum 2. Juli, '^i Ks ^elau}; ihm aus Schliuchen und Schuf-Iläuten,
welche an Zeltslanj.'en. Sir»cke, Stiele mmi Ackcr^eiiUhen \i \v licti -fi-t wurden,
ein kleines Flo.ss herzustellen und mit (leiiiselben den S.il/.-Srr zu I ( laliren. ")
Von Iiier aus wandte er sicli westwärts und kam am (i. Juli nach Lc, wo Hubert
bereits am 29. Juni eingetroffen war.
Der von Adolph und Robert eingeschlagene Weg hatte von Nugkanda
zunächst nach Komharsen gefahrt. Am 1 . Juni Dhersliegen sie den T s c h e-
') Schi. Keis. in. S. .«0. 92. Sehl. U. s. I. pag. 10. ') Schi. K.'i8. II. S. t -.-{.ST.
Schi. Res. I. p. If». •) ib. pp. 20. 2t. - •) ib. p. 21. - •> S«hl. Reb. II. 8. 3(?2.
ib. 8. ;{72. - ') ib. S. .".s >. ^ Schi. Ueis. III. S. Ins. _ ") il,. s. 112. - "') W,. S 132.
— »') ib. S. 12.% ' ) S. hl. l!i >. I. ]K - ") Schi. Reis. III. S. 183. — — ib. S. 17«
bis 172. — '*) ib. S. j:]!. Sehl. Reis. 11. S. 3»!».
*
— 2*8 —
l u r 1 - 1' u öS und li'Hfvn am ö. in S u 1 1 a n i» u r oiii. \ uii tlu wiunllcii sie sich
nach K a r d o n g , wo sie ISngei^i 'IxM zur Ausführung von niagnetischon Bcobach->
tungen tnch authielton. Daselbst trafen sie mit den di«i deutschen Miseionai«n
iSscbke, Ueyde und Pa^el zusaiuinen. 2) Bei Daitsrhe in La hol trennleii sie
sich um ITi. .luni. Hubert ging nordwftrts Uber den Uara Latscha-Puss nach
der tluupUludt vuii Ludak. ')
Nachdem Hermann und U o b e r t eine Zeit lang in L e zugebracht hatten,
drangen sie gemeinschaftlich nach Noixlen Ober den Karakorum und Kttn-lan
bis nach Khot.-in vor. Sie verliossrn — mit i9 riorilen — Le am 24. Juli, k.iiii<'n
am '20. nach PaiiAm i^r, Uboi-siliritlen am *J. \u<j;ii>t <ltMi Sassor-, am !<. ilcii
K u ru k u r u ui - 1' u j s, waren vom 12. bis 14. an dem Sitl/^ace Iviul-Kiöl und kanieii
am 33. durch den Eltscbi-ru:^ über den KQn-lün. Sm !28. kehrten sie um und
trafen am H. September wieder in Le ein. Sie veriiessen diese Stadt am 4. Okt.
und kamen zusammen am 6. nach Lama Vuru, am 8. nauh Kbargii. Von
fiior ans \i\\v^ Hermann am iL über den Suru-I'a»s, kam am nach
1' US eil min, am 17. nach Islamabad und am Ii), nacli Srinugcr, wo
Hubert, der den \Vo}{ über D r a ä und den T s u d s c h i - 1' u ä s eingesehlugcn,
l>ereiti» am 17. eingetroiren war.^)
Adolph's Uoute führte von Dartsche in nordwestlichor Uichtung am
\\). Juni über den Schinkn-Ia nach l'adun in Zanskhar. ') Vom bis
7. Juli wai' ei- in D ah, vom I L bis L'». in H usc Ii e;' ) vom '2:5. bis :J0. Iiielt er sicli
an einem Gletscher uut, welcher das Dort T s c Ii o r k o n d u bedroht. Er ging
fünf Tage lang an der Moi'Sne «ufwilrts und erstieg am 39. an einem isolirten Gipfel
eine HOhe von ungeAhr 5,U50 ra.^) Von hier in bewohnte Theile zurQckkehrend
kam er naeh Sc Iii gar am linken LTer des gleic!iiiaii:i;:eii Flusses. .\m L August
ubeiscliritt er den Thale-la in ILilli und wandle sicli dem Musta^:h-i*ass zu,
den er nni "JM. eiToiehle und dessen Hohe er bestieg. \Veil(!r vorzugehen war
unmOgliob, da die nördlich wohnenden Huiise als olTeae iläuber leben. Vom Mus-
tagh-Pass kehrte er auf einem anderon Wege Ober den Skora>la nach Schigar
zurück und ermehte Skardo am I. September. \vu » i bis /um 5. blieb. l'eber
den Hurse-l'ass gelangte er in den nordwcstlii-hen riieii von l)ra> und t'ri"^:iclitt;
am i*2. Hasura;") vom L'». bis lU. durelixog er die Gebirgs-(.lrn|i|ie des 1) i y a in i r
oder Na II gu Parbut und besuchte vom 27. bis 21). den K i n i b a r i - P i k ;
am i. Jüktober ging er aber den Dorikon-Pass nach Süden und traf am U.
in Srinager ein. ^i)
Hi('r in Kusch m i r haben sich also die llouten der d i e i W v U d e i- wiederum
vi-reinigl. Sie bewohiilen eine Zeitlang zusammen ein lililieres Palais Si-hek Uagh,
djis in einem Garten unmittelbar am Uler ties Üsi liilum neleyen ist und dem da-
maligen Beherrscher an> Kaschmir: Gulab Singh, gehörte. Am 9. November vcr-
Itessen H o r m a n n und Adolph das Dschilum-Thal und erreichten M e r r
am Li. Dort hielten sie sich einige Tage aul und traten am i7. in Haulpindi
mit Dobert zusammen, wclchrr am 2. November Srinager vorlassen und über
Nuuschcra und .MozeHeraliad dorthin gekominon war.")
Diesen Oil verliess II i- r m u n n am 18. Dezember, kam am !27. nach Lahor,
am 30. Januar 1857 nach .\.gra, am 5. Februar nach Patna und am 14. nach
Sigauli. Von hier aii^ w.mdte er sich nordwäii^. erreichte Kathmandu am 18.,
bestieg am 38. den Kukani-Pik, am 1. März den Kaulea-Pik, kehrte am
') SoU. RiiB. n. S. m. — ') ib. 8. 395. - Sehl. Km. I. p. 84. -> ') Sehl. Res. I.
p, 27. - Schi. Rtns. II. S. 31^*;. - ") Schi. Res. 1. p. -'•!. - Schi. Rois. III. S. 'IM. -
•>) ib. S. 209. — ib. S. 25n. — ib. S. 253. 256. - "} ib. S. 257. — '■) Schi, ileis. II.
S. 4 IG. - '») ib. 8. 435.
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- «4§ —
4. wii'di-r luirii K.ithmantlu ziirQck> langte am 13. in Sigauli an und traf am S7.
in Kalkutta rio. >)
RohiTt hulte llauljiiiHii obenlalls am 18. Dezember verlassen und den
Weg durch das Pendschab und durch Sindh gewählt. Rr war am 4. April 1857
in Bombay eingotrofTen und von da nach Ceylon gereist. *)
Ilorniann st'jiolto ;im 23. April von Kalkutta, B o h e r t am It. M.ii von
(lalle auf Ceylon ali; dci' erstore landete in Sutv. nn 'JH.. der lefzti're .im '■iS. M.-ii ;
di(? beiden 1» rüder verliej^-seu den 'i. Juni .\le\andria, yolaii;len am H. nach
Triest und kehrten von da wohlbehalten in ihr Vaterland zurQck/^
Adolph war am 13. Dezember 18S6 von Raulpindi abgereist, um
Kleieli Riili-Tl, mir auf ••iiiiT anderen Route, nach Bombay zu «.'eben. Er kam am
1<>. nach Attok unil bielt .sich vom 18. nezcmbcr I8,"><; bis zum Jantmr 1857
in l'eäcliauer, vom 9. bis 20. Marx in Lahor unil vom 5. bis April in Kangra
auf. Von hier aus unternahm er eine neue Reise nach dem Norden, erreichte am
5. Mai Saltanpur, war vom 15. bis S6. am Kardong in Lahol, Qberschritt
am den Rara I. a t s c h a - P a s s, am 14. .!nni den Tschangtschenmo,
am 9. .Inli deti K a i :i k n r u m . .un tit>. den Kün-Iün in fler Niibe des unbewohnten
Lagerplatzes Karangolak und besuchte vom 1. bis 3. August die Umgegend von
Jarkend. Dann gelangte er bis nach Raschgar, wo er in der BiQthe des Lebens^)
als ein Opfer seines Forschungseifers gegen Ende August 1857 ermordet wurde, i^)
Die üebrOder von SehIaL:in! writ engagirten auf ihren Reisen tüchtige
R i n s e b o rn e als Assislniten. l nter diesen war der Lieutenant .\ d a m s ans
Kalkutta vom Man \Hi>n bis /.um April 18.57 bestfindig l»ei Hermann von Seldaj^int-
weit, ja er wurde auch nachher noch zur Fortsetzung der Benbachtungen verwendet
bis zum MIrz 18S8. Abdul, ein Muselmann aus Madras, war der zweite Gehilfe
Hermann's von Februar 185.5 bis zu seinem im April iR.*>9 In Kalkutta erfolgten
Tode. Adolph und liobert wai" diT Doktor II ar k i s e b e n von dem Hospit.-d
in Ahuora zugetheilt, der namentlieh durch die Genamgkeit seiner Beobaeluunjien
die vorzQglichsten Dienste leistete. Unter den Reise- Begleitern, welche sowohl
das Hindustanische, als auch die Sprache der im HiroAhya wohnenden vei^iedenen
Stilmme verstanden und als Dolmetscher dienten, sind hier besonders anzuführen :
Mani S i n li h von Dscbobar im nr>rdlichen Kaniaon . ein Sohn von Dewi Sinjib,
dem Begleiter von Mooreroft i. .1. ISItJ, und Naiji Singh, ein Verwandter von
Mani Singh, c'in „st^hr intclli{,'entor Eingeborener", der im Dienste von Straclioy
i. J. 1840 seine Thätigkeit als Reisender begonnen hatte, ^) und der 1856 Hermann
und Robert nach Ladnk begleitete. An den (Operationen derselben zeigte er gi-osses
Inten'sse und war l>ald mit rlem (lebraneli der Instnnnente vertraut. Kr konnte
d»s Tibetisebe lesen und sebreibeu. Die (b-bruder b.Mtten vor, ihn not naeb Kuropa
zu nehmen; allein er hing zu sehr an den IkM-yen seinei- Heimat, als dass er die-
selben hfltte vo-lassen kOnnen. Ausser diesen und einigen Anderen hatten sie auf
ihren Reisen auch stets eine mehr oder minder zahlreiche Dienerschaft von Ein-
gebornen bei sich.
Von den genannten .Assistenten wiir l^- dem T> o k t o r TIarkisebi'n im
Frühling 18.*>7 von Adolph eine Beute durch Labol, Spili, Kauaur und Bi.sahir auf-
getragen. Derselbe untersuchte vom 31. Mai bis 9. Juni die Berge und Glet-
scher-Gruppe im Soden des Bara Latachn-Passes; vom 14. Iiis S5.
.luli w.ir er in K a r d o n g, vom 11 . bis '21 . August zu D r a n g k h a r in S p i t i , am
2^?. /.u Sehalk bar, am '2. SepIfMuber zu Nisang in Bisabii', vom 3. bis 30.
im Baspa-Thal, am (i. t)kt. zu Khalsi an der Dschemna, vom H. t)kt.
Sehl. Res. L p. .10. — •) ib. p. Äl. — •■•) ib. p. 88. — *) Er war gebormi in Mflneben
«Ion !•. .lAnaar P^'^f». Portrails von Alolpti uii<t Bcrtnann in: Die Nutiir, isso, Nr. 21, S. .^02,
m. — ■•) Schi. Res. 1. pp. 4.1-0r>. _ Journ. .\LVIL (1H77) p. CLXXXllI. - Sclil. Res. 1.
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— 250 —
bis 7.11111 11. Mi'/.i'inlMT zu I>>'hi ;i D ii ii. M Als <'i' lHH;4»',ir Zeil kriii.' .N;u liiii-Iit
mehr von A<lolph erhalten liallc, sel/.te er seinen Mui-scli weiter tnrt uml luni am
14. Mexembw nach Tiri, am 18. nacb Sri na gor in Gorhwalt «vn 25. nach
A 1 mora. Gr hat auf dieser Reiito mehrere HnhenmcsäUDgen mit ((rosiger Genauig-
iceit aus^'ofQlirt.
(Nach (It'in Tmli' \ii(il|iirs fiihrte desx'ii Hi'>,'leiler .\l"hil oini'^o Honten ans:
so von Kascti<;ar nach Kukan nnil von da üher SauKirkaiul naeli liuehura und ülier
Kundus und Badaicschan nach Kabul und Peschauer, ^) worauf hier nicht nfther ein-
zugehen ist.)
Die 0 s a in m t e n I>pi.sen der Gehriidei- von Sch I ag i n t w e i t
erstreekfeit sich von (!c\lon his Kaschsur vom »r. I>is :iS\ N.. nnd von Sindh his
Assani vom Ü7. his !).">. (). (ir. Die l.ünge der vörschicdcnen Uonlen, welehe sie
zurUekleglon, beli*agt ungeftiUr 2H,8IK) km. (18,000 engl, oder 3,840 ^QOf/ir. Meilen.)
Die xurockgebrachten Sammlunften bestehen in etwa 2,000 Gesteins-Proben und
Fossilien, 1400 Proben von Knlarlen und von Niederschlügen, einem roiehlialligen
Hci h.iriiiin. sowie zalilreiehen gcolo^'isclien nnd ethnographischen (",.'.j,>n>;tiii)(|cn, unter
welchen letzteren die 275 Gesichtsmasken nnd die :t7 Ahgüsse von Händen und
Fussen verschiedener Bewohner der bereisten Gebiete ) den wichtigsten Tlieil bilden.
Er wurden im Ganzen wfthrend der Expedition 23 vollstftndige Positionft-Bestim-
mungcii ausgeführt.*)
Vor ilirer .\hrei>c aus Kaschmir waren die drei Brüdci- m der .Vaeht vom
1. anl den 2. Novemher ISÖli ,,im /cltc l.m^'e heim Licht mit Feder nnd l'a|>icr im
Gespräch verlieft geblieben*' und sie haben damals in ihren Beoha< hlung.s-Mann-
skripten den Titel des herauszugebenden englischen Reise-Werkes und das Objekt
eines jeden der nenn grossen Bände eingetragen in der Form, die bei der Publi-
kation beiltehalten ist. ,,Nur in der Zeil der Vollendung hatten sie sich getäuscht.""^)
D.'is Werk') soll eine vollständige Uehersicht des in den hctielVenden Wissenschafts-
zweigen auf indischem Gebiete Geleisteten geben. Die Ansichten und l'unorainen
des Atlasses sind unier 7S0 Original-Zeichnungen ajjsgewfihit. — Um die Ergebnisse
ihrer Forschung«) auch einem grosseren Publikum zi^f^ieh m machen, hat
Hermann von S c h I ii g i n t w e i t - S a k ü n I ö n s k i die „Reisen in In-
dien nnd H o !• h - A s i c n" ") verölTentliehl. — Ganz hesonders ancrkennens-
werthc Sorgfalt haben die sehr verdienten Uei.senden auf die T ransskription — und
wo mriglich Erklfirung — der orientalischen Namen verwendet. Wo die Positionen
spttlerhin von der „indischen Landesvermessung** unKweiÜBlhaft genauer festgestellt
sind, geben die ,,Results" die letzteren Angaben als die defmitiven Hesultate.
Er httt sieh gezeigt, dass die Beobachtungen der Gebrüder von Schlagintweit mit
') SchL Res. L ib. p. 34. Sehl. ReU. II. 8. 847. 888. - *> Sebl. R«a. L p. 35. - *) Metal«
litelia Abgtsie ethnographiielipr Köpfe aas Indien und Hoehasfen. Leips^. Barth.
(Prpi<! il<r f.ur/.pn Sorif ?,<") M.l — 'j 1'. II. (lK."t!J S. 105. ) Sctil. Rei^. II. S. Alo. -
*) „Resultä of u Scientific Missinn to India and High Asia." London (Lcipiig)
— VoL L Attronomieal and Hagnetfe Observation«. — II. Qeneral'HypMmetiy. Dieser Baad ent-
hält die Angabe der Ilülien von :i,IO.'» runkteii, von denen 1,6]& su Indien und I.80U an Iloeh*
ÄBien gehören: unter (Imscllien siml 1.113 von «len Gebrüdern von Schlagintweit gemessen. K'»
wurde bei der iiearbeitung allci» erreichbare Matf^^ial herbeigezogen und in seinen Einzelheiten
vergltehen, aueh bei den Orten, deren HRhen sie selbst besrimmten. Tergl. Res. II. p. IX. p.
:!. III. Itouiebook of tho Himidaya and Tibet, with a Glossary. (Rrkl&rnng einer ieri)-;<<en
Anzahl orientalischer Namen enthalt''n(l.| — IV. n. V. Meteorolopy and Tlimate in General VI.
tieology. VII. liotany and Zuulugy. Vlll. Kthnugraphy. IX. Geiigraphical Aspects of India, the
IliniAlaya. Tibet aod Tnrkistao. Vergl. Res. I. p. 8. — ') Band I —IV. — ') Wir richten nns
genan nach derselben, nur wenden wir durchgängig die deutsche Schreibweise an. ■
(Q. Tib. S. 2.) — Daher mag es kommen, dass im II. Hand der Ke«. mitunb'r andere Angabi^n
sieh ßnilen. als im I. — Bis jotxt ersehif>aen : I. - IV.
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— Sai-
den Bt'<ti!uniiiii^t'n (lor ./Invit Ti'i}/ononu'li i<-;i| Siii voy" meist ^'t'iiaii ziis.itiimenlrt'lVeii.
In (leiii liiiiialaja von kainaon und Gei hwal iiiid in der l i be l i s c Ii e n Pruvinz
G n a r i Khorsam zeigten die Messungen oine befriedigende Uebereinstimmong mit
schon gemessenen Breiten. Nur die Längen fanden die Reisenden mehr westlich,
als sie früher angegeben wurden: doch betrug der Unterschied nicht mehr als iO'
in den i'islliclien Theilcn von Gn.iri Khnrsnm tmd nicht mehr als 8' in rlcn west-
lichen. Die breiten von Spiti und Lmiak waren iVüber etwas zu hoch oiigeseLzl,
doch beträft die DiATerens nicht mehr als iO* ; grtleser tet dieselbe bei den Angaben
der Lflngen. Der nördliche Theil von Ladalc und Bniti mum nach den OlMervafionen
der rubrllder Schlagintwcit ^2.7 weiter nach Wösten gesetzt werden. Hicscs
Pw-siiUal hat zuerst Überrascht; aber es hat spHter auch die (Ircat 'rrigonomelrical
Survey die Länge des Wuller-Sees äti* westlicher als früher uul den Karten eni-
{^ezeichnet.
Die zahlreidien Daten über Buddha^RuUus, die sie in Tibet erhielten, ebenso
die tibetischen Bucher und Manuskripte ihrer grossen ethnographischen Sammlung
sind von ihrem Hiihler Dr. Emil S o h la g i n t w i' i t , als IMiilologen, in Kuropa
selbständig Iteai heilet worden ; er verölTentliclite darül»er nebst verschiedenen Mit-
theilungen in der kgl. bayer. Aicademie der Wisäenschuften seinen „B u d d h i s in
in Tibet.«»)
Die i. i, 1803 begonnene Vermessung und Aufnahme Indiens durch die „G rca t
T r i g 0 n 0 m c t r i c a I Sur v o y" schritt rastlos vorwilrts. .Ttnies .lahr werden in
hügeligem Lande :^,»i<M, in flachem nur etwa iO(X) englisdie (.>ua(irat-Meilen ver-
messen; das giebt im Durchschnitt '2,3(Ki. Da in sieben Abllicilungeu gearbeitet
wird, so mossen jlbrlich ungeflllir 46,000 englische QuadrntoMeilen zur Vermes-
sung gelangen. Die Kosten für eine englische Quadrat-Meile Im tragen in hüge-
liger Gegend 10 bis 12 M., im Flacliland 20 bis 30 M., im Durclisohnitt 15» , M.
oder für eine deutsclie (Juadrat-Meile ') :{2(i M. ') Diese GeneralsLidjs-.Vulnahme
wurde i. J. 1848 ausgedehnt bis nach Durdsehiling, und die Höhe des Dlia-
walagiri and Kant seh indschinga im Allgemeinen bestimmt. Indemselbeo
Jahie wurde der Hauptmann DuVernetzur Triangulation der Hill-Staaten
Mun<li und B ilaspur abgesandt.'') Bis 18.")! bntte sich die riesammt-.\usgahe
Inr die Great Ti-igonometrical Survey auf 3(i<),0iH) IMund Sierluiti itelaulen, ohne die
Ausgaben für die Instrumente. 1849—54 wurde unter der Duektion von Andrew
Waugh die Vermessung von Tiri und Gerhwal mit einem GeaammirAraal
von 26,700 engl. Quadrat-Meilen durehgelfihrt und eine grosse Kftrte dieser Länder
hergastellt. ') isr>4 wurde die Forschung vom Setledsch bis an die Grenze
von Ladak uusgedelmt und 18r>5 auf Befehl des Obersten Waugh unter Leitung
v<in Montgomerie die Aufnahme von Kaschmir begonnen. Am
1. Marz 1856 erschien in Dehra Dun von Waugh der offizielle Bericht Ober seine
Vermessung der HimftlajarGipfol und es sind darin besonders genau die Bestim-
mungen der Höhe des T s c h a m a I h a r i , *|es K a n t S C h i n d s c h i n g a uml
il<'s Kveret aufgefillH-t. ■') 1S"»ti winde von llodgson und VV e I) b aucli der
l'ik Naiula Dcwi gemessen imil durch Slrachcy die Karle der westlich v<»n
Tib(>t gelegenen IJlnder vei-vollsUlndigt.'^) In demselben Jahre erhielt H. H. ßnd-
win Austen den Refehl, Montgomerie in Kaschmir zu unterstützen.**) 1850
SeU. Rm. I. p. 27L — *) London. Trabner. Leipzig, Brockhaus (G. Tib. 8. 13). —
') I Rooitr. Qtmtl.-MHlo ^ 2I,2n oiij;! Qun.lr. - Moilm. - ' 1'. VI. (l<t;ii) s. Uic. - ) .lourn.
XIX. (184HJ p. lAVIlI. '•) „bat moucy was iiever betl«r oxpendoil." (Capl. W. H.
Mtl.) Jaam. X.XI. (I«r,l) p. l^XXVIII. - ') Journ. XLV. (1K7:-|) p. OXC. - ") Joam. XXV.
(I8!»R> p. CXIL - •) P. II. (1«^'-) S. :57() - "') .Imini. XXVIH. (IS.^S). p. CbXXWI. -
") ..Nntps on a» Valley of Kasbnir. ByUptaialLH. Aasten" in: Journ. XXXI. (ISOI)
pp. :io— :i7.
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^ SS2 ^
wurdmi ilit' Arbeiten in Giilab Sin^li's I'oirli rifriri fortgesetzt. ') Die Messungen
erstivckt>Mi sich liisweilim .-mt' i-iin' H.ihi> Vfin 0,(MK) m über ilein Meeresspiegel. In
dem llereicli (lerselhen l.ij^: nimini-lir ;tn<Mi <ler K ;i r a k o r u m luid Hie einstmalige
Angabc der au.'^serürdenlliclien Höhe des D a p s a n g. Später wunlo die Position
vofi Le genau bestimmt und ein trigonometrisches Signal auf oiner HOhe von
ßjTiiG m (21.8i() engl. Fuäw) aufj^eiichtet. Der rtapport über die Operali i.in n v(»n
186*2 Jjn ist voll inferessanfer Kin/eibeiten. Besonders hervtuv.uiieben sind die Heob-
ttchtun^^'en \ <iu r. odwin A u s t imi über die G I e t s e h e r des nordwest-
lichen Himalaja.^) Derselbe Forscher begab sich i. J. 1863 nach Le und
Ober den Tschang-In an den Pangkong-See, dessen Ufer er bis nach Noh
näher untersuchte. ') 1864 wurde die Autnalime von Kaschmir und D s c h o m m
(21,006 engl. Qnadrat-Mi'ilt'ti), so \vii> der el)enf;ills zu Cnial» Sirijjbs TIeicb gi-bnren-
den r.andei- L.id.tk uml 1^ i I t i ir)t2,iiiH) (Jii.id. M.) in'list cinr-m Theil des chine-
sischen T i b »* t Vollendet ; iiiul 1865 die Vermessung wm K a ni a (» n angefangen.")
In demselben Jahre hat Missionar J S s c h k e einen neuen Beitrag zur nRhercn
Kenntnis der in einem grossen Theil des östlichen tind in verschiedenen Gebieten
des westlichen Him-llaja verbreiteten tibetischen Sprache geliefert, indem
er eine tibetische G r a in in .i t i k berausgab.
Am 27. Mai 18lir> reiste Johnson von Dehrn Dun ub und erreichte am
S7. Juli die Stadt Le. Von da wandte er sich nordw&rts nach dorn Pnngkong-
See, ging aber den Tschangtschemno und kam bis Eltschi. Am 16. Okt.
trat er die Diickreise an, schlug einen mehr westlich gelegenen Weg ein und gelangte
nbt'r den K a r a k o r n m - P a s s am 1. Dezember nach L e. Von da ging er
durch Kaschmir und über U a r a m u I u und M i r z a p u r wieder nach D c h r a
Dun zurück, das er am S8. Februar 1S66 erreichte
Da es tOr EurofAer ein Ding der Unmöglichkeit war, in die unter chinesischer
HeiTschafl stehenden Gebiete vorzudringen, so machte. Montgomerii' i. J. 4861
den Vorscblng, instiMiiile Kingrborne fdr Donten-.Vnfnrdim'^ nnd Orls-l1<'stimtniingen
in jenen («egemlen zu verwenden. ") Unter den zu diesem Zwecke von der indisehen
l«indesvj'nne.s.sung Ausgewählten hat sich der schon früher erwöhnte Pnndit N a i n
8 i n g h durch seine weiten Reisen ganx besondere Verdienste erworben. Derselbe
Öberscln itt i, .1. 1865 die nepalesische Grenze und wamlte sieb auf der Hauptslrasso
naeb K at Ii m a n d ii llii'r zog ei* Rrkuntlignngen über den besten Weg n.u li T.asa
ein. Kr verliess dir Hauptstadt von Nepal am 20. Miliv. nnd kam trotz versebie-
deiu'r Sehwierigkeiten und Hindemi.sse Ober den K i r o n g - P a s.«! nach Tibet
und bis nach Tadum am Brahmaputra. Von da reiste er mit einem Handels-
mann aus Kaschmir am '^. Oktober 1865 auf der Hauptslrasse nach I.asa gegen
Osten ab, erreichte nni l'l. Okt. D < e M ,i n hi I s e h e, ,'im 'IT). 1 )i'/cnd)er G y a n z o,
am III. den Palti-See inid lant^te am 10. Januar 1SrMi in Lnsn an. von wo aii^
er mit demselben Handelsmann am 21. April die Ilüekrei.se antrat und am 1. Juni
') Jonrn. XXXI. p. CLXV, Vorcl. ..On thc TrigonomPtriral Siinoy and PhyiMl ronfigum-
tion of the Valley of Kashmir. By William H. Purdon" in: .Tourn. XXXI. pp. H-30. ■) Per
höchste Oipfßl, spiter DnpsanK genannt, wurde mit der Bezeichnung ,.K. 2" in die Karten ein*
getragen. P. II. 8. 521. - •) P. III. 8. 14a — «) Joaro. XXXIV. (1804) p. CXLVO. „OUeler*
of tlio Iii ni.'i layan Mountains r\nil \pw-Zoaland onmparod witli thogo of Europa'' in; .Tourn.
XX.ViV. pp. ("liX— CLXXX. „On Ihc Olaciers of Mnstakb Hange." ib. pp. 19— .'iG. —
*) P. Xin. (18ß7) S. m Jonrn. XXXVIT. (1R67) p. CXLIX. Vergl. „Notes on «le Pangnng
l^ake, Di'strict «f badakh. from a Journal nade dnring a Surrey in l^cn. By fapt. H. H. Ciod-
win Auston" in: .Itnirn. XXXVII. pp. rin-:?r,3. — «■) .Tourn. XLV. y. (XC. • P. VII. S. I.
— ") „A Short Practical Orammar of tho Tibetan Langungo with Rcference to the
Spolrän Dialeoto." Kyelmig 1865. (O. TU». 9. 18). — *} Joum. XXXVII. p. 2. — '•) „Report on
bis Journoy to Ilchi, tlip Capitil of Khotan in Chinese Tartatf W. II. Johnion" in:
Joom. XX.\VJ|. pp. 1-41. — ") 1». IX. S. m
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— 253 —
»ItMi Ausj^'.iiivrspinikt Tu«liim wiedn- ('ri *'i<'lil<\ Von hier aus zo«; mit tlcr j^lrichon
Kaniwatic \veil< r bis zum M .1 n s a r o \v a r - S (M', so dass er ein»* vollständige Auf-
nahme der „grossen Slmsse" ausführen und den Lauf des Brahmaputra
bis zu seiner Quelle feststellen konnte. Jenseits des M a r y t m - 1 a trennte
er sich von seiner Grsellsrhaft, kam auf Sclilcicliwt'j^en Uber die Grenze und traf
am Tl. Oktolu r 1866 wohlbehalten in dem Hauptquartier der indischen Landes-
vemit'ssnnjx «'in.
I. J. 1867 verband sich Nain Singh mit einem „anderen engagirten
Manne**, verliess am 2. Juni Messuri, passirte den Manä-Pass, erreichte
Tholing am Selledsch, kam am 9. August über den Boko-lri, die Waaser-
srheide zwisdien Indus und Sctlrdsch, ^'elanjzl«' bis zvi fieii G <i I d f 1' 1 d o r n von
Thok D s I- Ii .1 l u n g, stellte versiliiedene Messungen an und kehrte gegen hnde
November uioder auf britisches Gebiet zurUck.^)
Die Aufnahme der Himälaja-Lfinder nahm unter Oberst Walker
weiteren gcdeihlich<'n Fortgang und erstreckte sich End*' der sediziger und Anfang
der siebt-nziger Jahre Obrr K a in a o n und fl e rli \v a I einsehliesslicli der t,)u c I I n n
des Gan^M's und aulsiii;.'('ud bis Maua und Nili.^) sind grosse Koi'ten
angefertigt und 187') veroirealliclU Würdi u,^)
WRhrend des Herbstes 1871 verweilte W. T. Blanford, hauptsächlich mit
dem Studium der Geologie beschSftigt, an den nördlichen Grenzgebieten
des britischen Sikkim's;^) er erreichte den Donkia-la und gewann auch
einen Einblick in das Land Tibt't.f')
In demselben Jahre 1871 hat Oberst Walker den 1. Band seiner „G e-
schichtederind o-b ri tischenGeneralstabs-Aufnahme'* vollendet,
welche die Zeil von 1803—30 umfasst. Wie zu erwarten steht, wird ein zweiter
Band nachfolgen und eingehender idier die Hesultate der Vermessung in den Ge-
bieten berichten, webdie hier unser besonderes Interesse in Anspmch nehmen.
In dem ollii iellen Happori von 1872 giebt M o n t g o m e r i e Details Uber
eine zurockgelegte Tour zwischen Dardschiling und Nepal im Soden
und Schigatse in Tibet im Morden. Der Rdsende war ein 'Eingebomer.
Er ging im Ostlichen Nepal das Tlia! des Tambur aufwärts bis zum
VVa 1 1 an t sc h u n - P a SS, überschiilt den Nila, gelangte znui T s c h 0 m d o-
long-See, Uberstieg den Lagalung-la, welcher die Grenze zwischen S i k k i m
und Tibet bildet, und kam bis nach Schigatso, 8 km vom rechten Ufer des
Brahmaputra entfernt, wo er dem Taschi-Lama seine Hochachtung bezeugte. Dann
kehrte er wieder um und ging über Dingri Maidan und Nilam und durch
"das Thal des Bhotia Kosi nach Nepal zurück.'') — Ein anrlerer lu isender kam
von I* i t o r a g e r h in K a m a o u über D s c h u m 1 a nach T a d u m am B r a h m a-
putra und gelangte durch das Thal des Kali Gandak in Nepal wieder auf
britisches Gebiet.»)
Als Mohammed Jakub sich zum milchtigsten Herrscher Inner-Asiens
') ..Report of a Route Sar1^cy made by Paadit from Nopal to Lasa and thence
throngb the üpper Valley of the Brahmapatra to its Soaree by Capt. T. 6. Montgomerie"
in Joarn. XXXVIII. pp. lJ0-2lft. (G. Tib. S. U-IO.) — ») „Report of the Trans Iliinä.
layan Exploration» Hiirin^ 1867. By Capt. T. 0. Montgompri«^" in .loiirn. .XWl.K. (1869.)
p. 116—187. — •'i JoufD. XLI. (1871) p. GLXXII. — In demselben Rande lüidet sich aach
lU« Abbaadloag „On tb« HymAUyan TatUys: Kooloo, Lahol aod Spitt. By Capt
Harcourt" pp. 2ir. -257. — ♦) Journ. XLV. p. CXC. — *) Jonm. XLII. i». ( IV. Markham,
Bojflfi and Mannin(( pp. «IUI. CIV. — *) ib. p. CCI. — ') „Joarney to Schigatze in Tibet,
and lleturn by Dingri Maidan in Nepal, by thc Native Explorer Nr. d. By Lieut.
Col. P. 0. llontgom«rie" in: Journ. XLV. pp.' 830— 849. — *) „Eztraet from a Narrative
rrotn Pitoragarh in K.imaon viA J omla io Tadaoi sod tMusk sloag the KAU Oangs to
Rriltsb Territory." ib. pp. 350— 3t>7. —
KMMt ZaitMhrift. L -Bd. 17
— »4 —
einporgescbwungen und zum Herrn vuii ganz Ost-Turkistan ^emaclit iiutle, .schickte
zunädist 1873 der russische Zar eine Gesaiidtschafl ntdi K&schgar zur Aabdinung
freundsehaftlicher Besiehungen. Jakub dagegen sandte «nen BevoUmlchtigten,
einen seiner Verwandten, an den Vicokünig von Indien zur Abschlicssung eines
II;indels-Vi>i lr.'i!.'nf?. Der Böllens« hiT Indion's f:in^' .-iiif die vorgebrachten Wnnsche
ein und beschluss, eine Gesandlschatt nach Kaschyar abzufertigen. Die Führung
derselben wurde Sir S. D o ug 1 a s F o r s \ t h übertragen. Die Expedition, an welcher
unter anderen Dr. Beilew und der Geolog Dr. Stolicska Theil nahmen, ging
am 19. Juli ISTH von Mcrri im F'endschab ab und erreichte Le am 20. September;
von da win de dann der Wc<i nach Nniden anj^uMrclen. Sie hat für die Gebiete von
Turkistan beiieulende Resultate zu Tage Kcnirdcrt;') fur uns hier ist nur das von
Bedeutung, dass Dr. B e 1 1 e \v .s|)äter ein Werk Uber „Kaschmir und Kascbgar''
verOfTentlicht hat.*) Er versteht gut zu erzählen und anschaulich zu besehreiben,
sodass sein Buch eine angenehme LektOre bildet; ja es enthält mch für die mit
der betreirendcn I-itoratur Ycrf raiiten manches Neue und Belehrende. Die Haupt-
sache sind Schddcrungcn von Land und I.culcri. •'')
Im Juni 1873 hatte der Radscba von S i k k i m in üegieilung seines Brudei^s
und seines obersten Ministers dem Gouverneur von Bengalen in Dardsdiillng (nicht
weit südwärts von der Gienzo Sikkim's) einen Besuch abgestattet. Dieser wurde
bald nachher von dorn Fni^länder Edgar erwidert, der in Tuniling von dem
Radscha sein- freumilich .•tufgenonuTien ward, und dem Gi'legcnheit geboten wurde,
auf der Route nach Osten gegen T s c h u m b i bis zum T s c h o - 1 a an der Grenze
von Tibet vorzudringen. Nach seiner Rückkehr verfosste er einen Bericht ober
seine Reise ' )
Lange Jahre snchli- mit grossem, unermüdlichen Kifer Brian Hodgson
die Kenntnisse über den Himalaja, namentlich aber id)er Nepal tuid
T i b e l zu erweitern. Kr liat zuerst entdeckt und darauf aubuerksam gemacht,
'dass die Dokumente der buddhistischen Religion in der Sanskrit-
Sprache in den Klöstern von Nepal aufbewahrt sind. Vorher hatte man diese
Religion nur ans chinesischen Quellen kennen gelernt. Er machte Ko|»ien von
die-;< n WcikiMi und schickte eini; volistiindi^^e Sanuniung an die „Asiatic Society"
in London, st>wie an die „Sociele AsialHpie" in l'aris. Seine Arbeiten und For-
schungen erstreckten sieh bis Lasa und der Dalai Lama eröffnete eine l^ndschaft.
liehe Korrespondenz mit ihm. Er verßOentlichte i. J. 4841 ein hervorragendes Werk
iibtr die Literatur und die Religion der Buddhisten.*^) Seine
übrigen wisseii--i li.(ftlichen Arbeiten sind zum grössten Theil in vei-sehiedenen Jahr-
gürigen des „Journal of the Rengal Asiutic Suciot)'' zenstreut und wir erwähnen
seinen Namen erst an dieser Stelle, weil im Jahre 1874 die "bedeutendsten seiner
Abhandlungen in einem Bande vereint in London herausgegeben und auf diese
Weise leichter zugänglich gemacht worden sind. *•)
In dem folgenden .bihri^ ers<'hien von Frede ri c Drew ein sehr ninfassenries
Werk über Dschemu und Kaschmir.") Der .Vutor hat alle Lilnder und Ge-
biete, welche der Maharads(;lta Gulab Singh unter seiner Herrschaft vereinigte,
') Deutsch bparbcilpt von .T I Kettlcr; in Pptormanns MiUlioiKingon, Frpjrinzmi'jrsliand XL
Nr. 52. — ') Kashmir and Kashgar of the Journey of tbe Embassy lo Kasligar in 1873
bis 1874. London 1875. — •) P. XXIT. 8. 109. — «) Report on a Viait to Sikkim and tho
Tiiietan Frontier, in Octobor, November aud December 1873. Kalkutta 1874. Vergh Mark-
li;itn. Hoglo aml Manning pp. TIV ('VI und Map p, '201. — *) „Uliistrnf ions of the Ijitera-
tiir and Religion of the Üiiddhists." Scrampore 1841. — *) „Essays on the Langiiages,
Literatnre and Beligion of Nepdl and Tibet; togethor with (bnrtfaer Papers on the
Goography. Kthnologiy and Commerce nf thnso Cnuntrics." London. TrOboer 1874.
V.Tgl. Markluin, Hogle and ManninR jtp. I, XXXIV- lAX.WL — ') „The Jiimmoo and
Kashmir Tcrritories. A Geographica! Account." London, Edward Stanford. 1875.
uiyui-n-ü üy Google
— 255 —
(79,784 engl, oder 3,753 geogr. Quudrat-Meilen) im Verlaufe von 10 Jahren aus
dgener Anschauung kennen gelernt und kwwt hat er jedon Theil des Gebietes
längere Zeit bewohnt oder doch wiederholt besucht, so dass seine Kenntnis des
Landes in der That eine so vollstündigp ist, wie sie wohl sonst Niemand besitzt. ')
In systematischer' Anoninung wird von ihm die Oeotrraphie und Kthno;,'raphie jener
in beiden Uezieliungon äusserst aianniglaltigen und interessanten Gegenden dar-
gestellt. —
lieber die leiste grosse Rtise Nain Singh's, welche in dem eigentlichen
HimiHaja bej^ann und endete, hat Trotter in dem Jahre 1877 in einer Sitzung; der
geographischen Gesellschaft in London Bericht erstallet. 2) Der sehr verdiente
Reisende verlicss Le in Ladak am 15. Juli 1874 und erreichte Tankse in
Pangkong am Sl. Von dort flUirte ihn ein sehr schwieriger Marsch über das
Hochplateau von Tibet auf einer vorher noch niemals von ^em Forsdiungs-
Reisenden betretenen Route. Er entdeckte ein „binnenländisches Seen-
Gebiet" und gelappte endlich zu dem Tengri-nur. Am 12. November stieg
er von dem bis dahin verfolgten Hochland herab gegen Lasa. Aus Furcht, erkannt
ZU wtfden, verlieas er diese Stadt so schleunig als möglich, und fuhr in einem Boot
am 30. November Ober den Brahmaputra. Er folgte dem Stnume, aber den
noch so viel Unklarheit herrscht, bis T s c h c t a n g und bemerkte, dass von da aus
sein allgemeiner Lauf nach Ost auf eine Knlfernon^' von etwa 30 engl. Meilen sicht-
bar sei, bis ihn die Bei'ge, welche ihn zu einer .südiislhchen Richtung zwingen, ver-
decken. Das Stromthal ist hier reich und fruchtbar und enthält zahlreiche Dürfer
und Kloster, Grasplätze, Getreidefelder und Fruchtbftume. Aehnlich sieht das Thal
einee Nebenflusses aus, in dem Nain Singh gegen Sud hin aufwärts ging. Wmter
oben kam er aber wieder in Gebiete von Nomaden. Auf der 4,950 m hoch liegen-
den Wa.ssei'seheide angelangt, bot sich ihm eine, grossartige Aussicht dar auf die
sclmeubedeckten Gipfel, welche sich im Süden, Osten und Westen majestätisch
erheben, während sich nach Nord hin mehr ebenes Land ausbreitet, welches aber
in der Feme, jenseits des Brahmaputra, ebenfalls durch beschneite Ber^e abge-
schlossen wird. Weiter fahrte ihn der Wi'g über ein wellenfTirmi;ies Plateau-Land
nach dem Kya K \ a - 1 a. 30 km sinlwüits von dem Pass folgte er eine Zeit lan;^
dem nach Südost lliessenden Sikung Sangpo, welcher sich in Assani mit dem
Brahmaputra vereinigen soll. Dann verliess er den grosseren Fluss und folgte einem
Seitenthal auf eine Entfernung von 32 km. Nachdom er den Oden Serasa-Pass
Oberschritli'n hatte, stieg er in da.s Thal des Tauong-tsctm herab und erreichte die
Stadt T a u o n g am 24. December. Da es lange dauerte, bis er die Krlaubnis zur
Weiterreise erwirken konnte, so musslc er bis zum 17. Februar 1875 daselbst ver-
weilen. Von da aus kam er auf einer vielfach mit Schnee bedeckten Strasse, welche
Ober vier Pässe führte, nach Udelguri und damit auf britisches Territorium. Am
11. Mftiv. traf er in Kalkutta ein. Für die hervr)rragenden Verdienste, welche er
sich durch seine l'.cisen nm die geographische Wissenschalt ei worben hat, ist ilun
von der Royal Geographica! Society in London die goldene .Medaille zuerkannt worden.
Bei Haramosch errächt der Indus 8«nen nördlichsten Punkt; dann nimmt er
auf weithin im Allgemehien sodwestUdM Richtung an. Obwohl die Lage und auch
die Huhe siim ml lieber in dieser Region gelegenen halbweg hervorragenden Berg-
•,'i|>fel von der indischen Landes-Vermessung durch die sorgfliltigen Beobachtungen
des Kapitän Carters schon längst bestimmt worden ist, so ist doch in dieses Gebiet
noch niemall ein Europäer voi^edrungen. Nach dem auf 1876 und 1877 bezüg-
lichen Bericht der Great Trigonometrical Survey of India hat ein Hu Iah, einer
') r. -XXII. (1871) S. 110. - •) „Account of the Pundits Jotirncy in Great Tibet
from Leb ia Ladak to Lhasa, sad of bi> Keturn to India Ti& Assam." Joura. XLVII,
pp. 86—136.
— 456 —
der HuupUheilaeliiner der Vennesäungs-Kxpedition , der das Privilegium besitst,
als Hand««l8mann jene von unabhängigen Bergvölkern bewobnten Gasenden durch-
reisen zu dürfen, den bisher noch unerforschten Laufdes Indus von der Stelle,
wo pr in die F, b o ii e ointritt. .lufwürls bis zum Kinfluss des Gilgit,
sowie mehrere N e Ii e n l h li l e r des S t r o m e s, j^eiiau »intersucht. ')
Der Rapport für 1877 und 78 eiilbüll unter Anderem die Ucsultate einer im
Sommer 1874 au^efilhrten Reise von C. E. Ryall. Derselbe kam von M i 1 u m
uufsvärts am 8. Juni an die chinesische Grenze, durfte dieselbe Qberschreiten , trat '
in die tilietische Provinz G n a r i Khorsum ein und konnte die Höhen von 38
Gipfehi in der Nahe der heiÜL^en Seen trinononietriscli nUher beistimmen. — Femer
erforschte T. Kinne y das wcstliclie Gebiet des Ganges über Nelong
hinauf bis sur Wasserscheide und kam bis in die G^end um Tschaprang in Tibet.*)
Eine iiöchst bemerkenswerthe Forschung wurde endlich im Östlichen Hunil-
l.ija in Tibet im .labie 1878 von einem ein<;eb()rnen Geometor ausgeführt. Sie
besteht in einer A u t n a Ii m e des Flusses Sangpo durch einen neuen llei-
senden : „iS-m-g".auf eine Strecke von ca. :JüO km (2üU Meil.^ unterhalb Tsche-
tang, dem untersten von Nain-Singh fixirten Punkt. Dort auf die Nordseite des
Flusses übersetzend, folgte er demselben etwa 50 km (30 Meil.) weit nach Ost,
musste aber dann einen Boj^en \nu XI) km (fiO Meil.) nach Norden machen, während-
dessen sicti der Fliiss :{() km f-JO Meil.) dui-eli das Gebirgi» hindurch frewimden.
Bei Gyalssa Dschang kam er wieder an den Sangpo, der noch liU) km (80 Moden),
weiter gerade nach Osten fliesst. Dann nimmt er aber nordostliche Richtung an
und erreicht seinen nördlichsten Punkt etwa unter 94** 0. Gr. und 39* N., ungetthr
49 km (l'i NIeil.) von dem Ort Tschamkar (welcher mit dem ,,Tschamca" auf
D'Anville's Karte idenliliiirl wird.) Nach KiTeiehun}-' fbeses I'unktrs wendet sieh
der Fluss nach Südosten. • Dur iudisehe Keisende konnte i)m nur noch 24 km
(15 Meil.) weit bis Gyala Fingdon verfolgen (2,450 m oder 8000«), sah ihn aber auf
eine bedeutende Strecke in derselben Richtung weiter fliedsen. ')
Karten.
Die chinesische Kartenaufnahme durch Jesuiten und tibetische
Lamas unter Kaiser Kang-hi — vollendet 1718 — erstreckte sich nur auf den
nördlichen Tlu-il des östliclien UimAlaja.*)
Von Samuel van de l'utte ist t-in uiu's Jahr 17:^0 entworfenes
Karte ubild der Länder zwischen Ganges und Hrahmaputra
erhalten. ^) Im Jahre 1783 kehrte Major R e n e 1 1 von Indien nach England zurück
und verOlfentliclite seinen „Alias of Ben gal"; aber er war nicht im Stande,
der Karte D'Anvillc's nb^r den östlichen Himalaja nml Tibet viel Neues hiiizuziifagen.'')
Tu r n e r zeichnete eine Karte idier seinen /niuck|je!e;jlcii W-'i^' durch
Bhutan nach T as c h i l h u n p o, die i. J I8(M> mit siineui Heisewerk ver-
OlTentlidit wurde. ') Aus dem Jahre 1793 ist in Indien eine Manuskript^Karte
Ober einen Theil Nepals vorhanden, auf welcher Kirpatrik's Zttge dar-
gestellt sind. — Dessgleichcn hat Major C r a w fo r il einige Manuskript-Karten
binteilassen über Ne p a I und andere T h e i 1 e d e s H i m a I a j a mit den Q u e 1 1 e ii
des Ganges nach den Aussagen der l'il^er. Auf dieses Material hat iVaron
Arrowsmith seine „Map of India from all the latest and most
autbenticmaterials, 1816'*, basirt, wahrend Tibet eine Kopie vonD*Anville
') Geographica! Magazine 1878. p. Ii'. ] Mit Karte. — *) Proceedings of the Royal Geo-
graphica! Society. July 1879. pp. 444-452. Petermann, Mittheil ungea XXV. (1879) 8. 908. —
— ■) PctermuiB, MitthriluDg«!! XXTI (1880) 8. 16. 17. - ') D'Anville Atlas Nr. 32: ..Carte
C'ii'ral du Tibet." — ""1 Ti j d s rh r i Ft- A a r dr ij ksk u n dig Oenootscbap Deel II.
Kaart I. — Markhatn. Bogle aod Maniiiag pp. C\\.\. C.XXVI. — A Sarrey of road
fem Bttxadewar aail Tassltvdon aod Teshoollinnpo.
oiyui^uu Ly Google
- 257 —
isl. ') — Iii doinselhen Jahr wurde eine M a n n s k r i p t - K a r t nhov 0 c h t e r-
lonys's Züge in Nepal «Mitworfen, und Haiiiillon hat während seines Auf-
enthalts in Kathinandu Itinl Karlen Uber Nepal und Sikkiin gezeichnet; doch sind
diem letzteren verloren gegangen. Seinem Weric aber Nepal i8t,^Mapofthe
Dominions of the House of Oorkha*' beigegeben.^
Nach allen im Anfang der dreissiger Jahre ihm zti r.t>l)ot stchonden Daten
und wissenschaftlichen Original-Arbeiten und nach unermüdlichen Anstrengungen
ö»» Geunieters J. L. Griuint hat Karl Ritter im Maasstab vun 1 : 900,000 der
wahren Grösse eine Karte') der Gebirgslandschaften des ganzen
HimAlaja und zwar die erste dieser Art herausgegeben.
Im Jahre 1835 erschien zu Paris Klaproth's grosse Karte von Con-
tra I - A s i e n in vier BUlttern. ')
Eine Karte des nordwestlichen Himälaja ist Moorcroft's
Reisen von Wilson (1841) beigegeben und einefhnliche von „Kaschmir,
Ladak und Balti*' hat Vigne zu seinem Werk Ober Kascbmir gezeichnet (18tö).
Alexander von Humbdlilfs Karte von C e n t r a 1 - A s i e n')
(4843) reicht auch bis zu dfiu den huhis sich entlang' erstreckeiiiicn Hiiii;il.ija-Zug;
der Karakomm fehlt daselbst noch ganz, selbst in seinem westlichen und nurdwest-
Uchen Theil.
Zu Karl von Hogel^s Reisen in Kaschmir und dem Pendschab wurde
von Arrosinith eine Karle dieser LSnder hergestellt (1845).
Die 1850 orschiiMUMH' AMiandlung von Ilouker Uher seine Kxknrsionen bis
zum Donkia-la wui'dc durch eine Karte von A. 1' e t e r m a n n Uber S i k k i m
illustriit. <»)
• Neue Daten für den nordwestlichen Himfllaja gab Dr. Thomson. Auf der
seinem 1 852 ersi;hienenen Werke beigefQgten Karte von Arrosmithist zum
erstenmal der K a r a k o r u m - V a s s anj^piiehen. ")
Von Walker wurde eine Karte des nordwestlichen II i m •! laj a")
entworfen und mit Cunningham's Ladak im Jahre 18.5i verülVentlicht.
In demselben Jahre erschien Hook er' s ,,I]imAlayan-Joumal*' mit einer
Karte von Sikkim und dem östlichen Nepal.*)
Alle bisher genannten Leistungen werden weit übertrolTen durch die vorzOg-
1 i c h e n A r b e i t e n der indischen Landes v e r m e s s u n g. Ks wurde
von derselben wälu'end der Aufnahme von Tschumbi, Tiri und Gerhwal
1848—54 eine General-Karte jener Gebiete in dem Maasstab: 1 englische Heile
auf V4 enftl' Zoll hergestellt und Purdon's Bericht Ober die Operationen in Kasch-
mir (1859) ist ein grosses schRnes Kai'lenblatt jenes Landes beige^jeben.
Im Atlas'" zu Band I der ,,I\esults" haben die Gebrüder von Schlag-
intwcit eine ,,T e r r a i n - K a r t e von Indien und Hoch- Asien" ver-
öffentlicht, auf welcher „die Karakorum-Kette selbständig und dominirend, sowie in
ihrem Anschluss an den Hindukusch'* dargestellt ist.
Mit Vollendung der Aufhahroe der Llind(M' des Maharailscha Gulab SIngh von
Kaschmir und Dschemu wurde aueh di» G e n e r a 1 - K a r t e In dem Maass-
stab: 1 engl. Meile auf '/^ engl. Zoll zu Ende gutührt 18(}i.
')Markhara, Bogle and Manniog p. CXXVI. — •) Ib. p. CXXVII. — •) Yergl. Entwurf
in einer Karte des Himalaja nebet 8peeitt*Blatt eines Theili denelben in: -Abbandlunien
dpf Reriiner Akademie. Hlst. phil. ("1. S. 9\ -- ♦) Carte do TAeie centrale. —
L'Aeie «eftral«. FSne 1843. - <>) Joura. B. Q. 8. XX. (1850) p. 49. — Map of the
Ifouataiat of Nortkern ladia, to niastrate I)r. Tbomeon^ Trarelt fn fflnillaja and Weeteni
Ttttet — •) Map of tbe Panjab, Western Iltmiklaya and a.ljoinin<j; parte of Tibet
— *) Map of \^'est Nari witb tbe adjoining Prorinoee of lodian iliaaUja. — Tibet
i, 8. VIIJ. - ") Journ. B, G, S, XLV. p. CXC.
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— 258 —
Im Jahre 1870 hat Saundcrs zwei Karlen von dein Gebiet des
obern Indus und des ohern Setledsch entworfen. Auf denselben ist
zum erstenmal eine grosse Reihe vun l'iks aufitS^^^'^' ^ welche eine „äussere Kette"
reprtaentiron und dorch mehrere Tbaier von einer „inneren Kette" getrennt ^d,
weldie die WaeserBchdde zwischen Ganges und Brahmaputra bildet.
Dem Bericht M o n t o m e r i e's Uber die Beise des Pnndit Nain Singh
1865|66 ist eine <,'enaue Z e i c h n u n tr d e s H r a Ii in a ji u t r a - T h a 1 e s in Tibet
beigegeben und darnach ist Tafel \I in Peterniunn's Mittheilungen, .lahrgang
1868, ausgearbeitet. Der folgende Band der letztgenannten Zeitschrift bringt auf
Tafel VI das Gebiet dee obern Indus, Jahrgang 1871 auf Tafel XX das
Gebiet des obern Indus und Setledsch zur Anschauung.
Ferner findet sich eine Karte von Kulu, Lahol und Spiti hei der
Abhandlung über diese Gebiete von llarQOurt,^) und eine solche des ganzen
nordwestlichen Himtlaja am Schlüsse des UI. Bandes der „Rdeen in
fiidien und Hochasien" von Sehlagintweit.')
Montgomerie hat eine Karte veröffentlicht, auf welcher alle im
Norden u n il Nordwesten von Indien ausgeführt e n H oute n ein"
gezeichnet siml, ebenso hat er seinen weiteren Berichten über Reisen Einyeborner
ein kartographisches Bild von Tibet und Nepal hnizugefugt. ^)
Gegen Ende 1874 wurde von der Great Trigonometrical Survey
in Indien die grosse General-Karte von Kamaon und Gerhwalim
llaasstab: 1 cnpl. Meile auf 1 i-npl. Zoll vollendet.^)
In Petermann's Mittheilungen von 1875 findet sich auf Tafel VUI: ,,das
Hochgebiet der Him&laja-Länder nach dem Standpunkt der
Kenntnis in 1875" und in dem Jahrgang 1880 auf Tafel U eine „Karte von
einem Theil des Sangpo- Flusses in Tibet," aufgenommen von i,N-m-g,
einem Inder bei der indischen Landesvermessunfj, 1878."
Die schönste, genaueste, vortrefflichste Karle, welche wir zu Gesicht bekommen
konnten, ist als Beigabe zu dem Werke Drew's über Kaschmir und Dschemu
erschienen. Sie enthttlt, in dem Maasstabe 1 : 1,013,760 oder: 16 engl. Meil. auf 1
engl. Zoll gezdohnet, eine sorgHlItige Darstellung der gesammten LSn-
dermasso von Onlab Singh's Reieh und uiofasst, wenn aueh nicht den
ganzen, so doch den bei weitem grösslen Theil des nordwestlichen Himalaja. •■')
Grosse Anstrengungen wurden in den letzten Jahrzehnten gemacht, kein Opfer
an Zeit und Geld gescheut, um den Schleier zu IQflm, der Jahrhunderte, Jahr-
tausende das erhabenste Gebirge des Erdballs verhüllte; und viel, in der Tliat, ist
des 7.U Tage gcHnderten Materials. Noch aber ist hier der wissenschaftlichen For-
schung ein weites und fruchtbares Feld geülfnet!
Vertheilung der Niederschläge.
Tod A* Widetkel*.
CSdiluss.)
Wir haben noch die Länder der grossen Monsune zu betrachten. Im Allge-
meinen haben hier die Winde im Winter und Sommer fast entgegengesetzte Rich-
tung; im Allgemeinen wehen sie auch des Winters von den Kontim ritcn her, Sommers
von den Ozeanen, und bringen im Winter trockene Lufl und heiteren Himmel,
dagegen im Sommer reidillche Regen. — Die wichtigste Monsunregion ist die
') Joum. XLI (1871) p. CLXXVII. - ») ib. p. 245. — ib. XLIII. p. CCVIL -- *) ib. XLV.
p. m — *) Joora. R O. a XLV. p. CXC. — *) Tb« Terrltorias of tbe Maliaradja
of Jurnraoo and Kaschmir. With Portion« of tbe adjoining countries. Comjnled
ehiefly fmm the Map« of tho Oreat TiisoiioiaotriieBl Sprvejr of ladia. (Loadoa. PabUahod bj
£dward Stanford),
u.^uu Ly Google
— '259 —
a*ialische, wcUtlie den Süden und Osten dieses Krdtheils uinfassl, sowie die benach-
barten Meere und Inseln, In diesem ^'aiizen uiierniesslichcn Gtsbiei weht der Wind
des Winters vom Innern des Kontinents nach dem Meere hin, und Sommers in Her
umgekehrten Richtun;,'. Wenn die Erscheinung der Monsune in diesem Theile der
Welt derarliji }irossurti;;e Dimensionen annimmt, so erklürt sich das daraus, da^s
hier der massivste Erdtheil zwei prössten Weltmeeren benachbart ist. Daher ent-
steht eine sehr energische Reaktion des Kontinents auf den Ozean und umgekehrt.
— Man kann die Repion der asiatischen Monsune in zwei Hauptgebiete theilen: das
indische umi das üstiusiatische. Das erstere umfusst die dem Indischen Ozean und
seinen Meerbusen (Arabische See und Bengaliscber Meerb.) zugewandte Seite des
Kontinents, mitsaromt den genannten Meeren und ihren Inseln ; das zweite begreift
die pazifische Seite in sich nebst den betr. Moei en (Chinesische, Gelbe und .laiianist-he
See) und zahlreichen Inseln von der NurdkUste Borneos bis nach Sachalin und den
Marianen. — Nach meiner Ansiebt erstreckt sich demnach dos Monsun-Klima viel
weiter nach Norden und Westen, als |,'cinein!!_'liih angenommen. Die Seelente
pflegen die Grenze der asiatischen Monsune dort zu ziehen, wo der Wechsel nurd-
Ostiicher Winterwinde und sQdwestlicber Sommerwinde nicht mehr stattfindet. Aber
jenseits dos Wendekreises, an den chiii' -^i-if Inn , japanischen und ostssibirischen
Ktteten bis zum (J0° n. Br. tretfen wir einen Wechsel nordwestlicher Winter- und
lAdOstKcher Sommerwinde ; und da diese Winde regelmlssige sind, und da femer
ebenfiüls der Winter die trockene, der Soinrner di.« nasse .lalui's/.eit ist, halte ich
mich für berechtigt, die Länder, in denen man diesen Verlaut der Jahreszeiten findet,
dem Gebiet der asiatischen Monsune zuzurechnen. — Wir mtlssen noch einige Aus*
nahniefÄUe erwähnen. Dort, wo re^'clmiissiger Weclisol nonlf sllicliei- und Südwest
licher Winde stattfindet, werden die Nord- und Ostküsten der Konlmenle und Inseln
selbstverstfindlich im Winter Niederschlüge erhalten, denn der nordostliche Monsun
kommt über das Meer zu ihnen. Das bemerkt m:m z. B. an der Ostkiiste Ceylons
sowie den Nord- und Oslknsten der Philippinen. Weiter nördlich, wo der Wechsel
statt dessen zwischen Nordwest und Siidost staltfindet, sehen wir Winten-ej/en ent-
lang der Westküste Nippons. ') Die West- und Nordwestwinde, kalt und trocken
über dem Kontinent, beladen sich mit DümpCen wiiluend des Ueberschreitcns der
Japanischen See; daher reichliche Regen- und Schneefillle!
Südlich der asiatischen treten die australischen Monsune auf Sie ent-
stellen durch die Wechselwirkung des auslrali.schi'ii Koiiliiienls un<i der n'>rtllich
gelegenen Meere. W'Uhrend des Winters haben wir im Norden Australiens Siidost-
passat und i^ewtihnlich trcjckenes Wetter . Im Sommer erwfirmt sicfi der Kontinent
stark. Nordwestliche Winde strömen dem Inneren zu, die von einem relativ warmen
Meere kommen und daher reichlichen Degen mit sich tiilu en. Die wftlireiid di'r letzten
Jahre auf den Stationen des tnmskonlinentalen 'i'ele;^raph(Mi angestellten Beobach-
tungen bewr'isen, dass diese Niedei-schlüt^e viel weiter süillich reichen , als man
frülu'r annahm. Die Iti-j^ion der australischen Moosune dehnt sich auch iiher Neu-
Guinea und die Sunda-Inseln aus. Auf di -sen letzteren ist übrigens, wenn auch
der Wechsel des Windes etwa zu densellx'ii Zeiten stattfindet, die Ilegenzeit weniger
regelmüssi^;, namentlich in den gel»irgi^;en Theilen von Java und Sumatra. — Im
Westen von Australien treffen wir auf dem Indischen Ozean zwischen 0" und 10"
S. Br. dieselito Monsunerschoinung, mit Nordwoslwinden uml reichen Begen von
November bis Miir/. Ks ist schwer, dieses Faktum mit uii-eren gcgcnwflrtigen
Kenntnissen zu erklüren, aber dasselbe ist immerhin festgestellt
Die Kalle zeigt uns afrikanische M on.su ne, welche ganz Afrika zwischen
5" und IS" II. Br. einnehmen. Seil langem kennen die Seeleute die Mkusuui' der
Guineaküslen ; aber die Ausdehnung der Monsune Uber das Innere des Kontinents
ist neu. — Studiren wir auftnerksam die Mitthetlungen fiher den Verlauf der Jahres-
zelten, welche wii- lier\ oirayenden Uei.seiiden über ilie Ni;^n-l.:iudiM", den zenti.ileii
wie den östlichen Sudan verdanken! Ks geht aus denselben hervor, duss im Winter
ein sehr hestündiger Nonlostwind daselbst herrscht, mit trockener I.uft und kinrem
llinnnel. Wir erkennen darin die Kortsi i/un',; des Niinlost|'as> ils der Sali iia, welche
sich alsdann Ober den Sudan ausdehnt, lia Summer herrschen Winde aus Südost,
Söd «nd Sftdwest, begleitet von Hegen und heftigen Sttirmen. Das ist der Cliarif
d'T Aiabr. dl.' IU>^en/.eit. Wir rmdeii liici- alle Cl) n akteizü^'c der Mimsiine:
Süinmei wiiide mit fast entgegengesetzter Bichtung, wie die Wmterwinde, beide sehr
regelmftssig, ebenso die Herrschaft charakteristischer Regen. — Die Grenze der
Monsunregen ist auch diejenige, welche Sudan und Sahara trennt. Im Norden die
') «. Peremaoiis MittboiL, 1878, S. 178,
— 360 —
Wüsli', im Süden das F,and des Ackti liaues und dei' retreltnä?si^:en Niedei-schlüge!
Diese Grenze dc'i:kt >ii h so ziemlich mit dem niedrigsten Luftdruck des Sommers
unter den vers<'hiediMien Mcridiaticti d<'.s nördlichen Afrika. Im Noi-deii dieser Linie
klimmt der Wind vom Mittrllündischen Meere, im Summer verljältnisinässijj; kalt
und doher trocken; im Süden dt rselben kommt er vom Atlantischen und Indischen*
Ozean, die viel wUnner sind, nml fuhrt reichliche \Vasserdiiin|>fe mit sich, .h' mehr
wir sudwiirts gehen, desto länger wührt die Zeit der liegen der Sudmonsune. Die
Nordgrenze iat nicht fest und der sQdlicbe Theil der Saliara empOiigt von Zeit zu
Zeit Sommerregen.
Es erübrigt noch, einige Bemerkungen Uber die Abgrenzunj^ der einzelnen
Gebiete etc. zu machen.
Die ozeanische Passatzone ist sehr rcf^enann. wie schon früher bemerkt,
aber bei dem Mangel an Beohachtunt,'»-» der Menge des Niedersclilages auf SchilTen
kann das Maass nicht bestinunt werden. Ich bin jedoch der Meinung, dass die
jährliche Menge 300 Mill. nicht ubersteigt, und so von dieser oberen Grenze bis
nahe an 0 variirt. So z. B. geben die Beobachtungen auf der Insel Ascension im
Südatlantischen Ozean, 8° S, nur 84 Mill. im Jahre. Auf der Insel Baker im grossen
Ozean. VH, iWU^W, fielen in den ^% regenreichsten Monaten nur 47 Mill., sodass
im Jahre etwa 100 Mii|. zu envarten wären.
Als obere Grenze der Regemnenge der WUstengebiete wären etwa 200 —250
Mill. zu setzen. Beobachtungen sind natmiich viel häufiger in dieser Region, und
Beispiele lassen sich in Masse anführen. So z. 6. haben wir in Alexandrien 915,
in Biskra ( Al|.'enen) 221, beide an der Nordgrenze der Sahara. Natürlich würden
in den inneren .Theilen der Waste noch viel kleinere Quantitäten gemessen werden.
Auch in der Aralo-Kaspischen Region haben wir: Astrachan 14S, St. Alexandrowsk
(Ostküst(> dl - Kas|). Sees) 131, in Niikus am ,\mu-Darja alter nur 71. In Indien sind
am unteren und mittleren Indus an einigen Orten weniger als 100 gemessen. In
der australischen Wdstenzone haben wir an einigen Stationen des Ueberland«
telcLTiMplirn 1S7; 27" i2' S; 129. In der südatnerikanisehen Wilstenzone westlich
von den Anden in Copiapo {2T S) 8, in Serena (30° S) 38. In Nordamerika, am
ColoradO'Flusse, 63 und 87. Man muss Oberhaupt bedenken, dass meistens nur
dir ilusst'isten Tlieile der Wüstenzunen permanent besiedelt sind, in den innersten
truckensten Thellen ist keine Ursache zu Ansiedelungen vorbanden, wenn auch
Wasser genug da wfire, was natürlich nicht immer der Fall ist.
Die subtropische Zone ist von mir sm ali'^'i^i,'ienzt , dass dazu Gegenden
gehören, wo im Jahre mein- als 200 .Mill. Wasser lUIll, davon weniger als i2\ in
den 3 Sommermonaten und weniger als 3% in der nOrdliehen Heroisphlre im Juli,
in der südlichen im Januar.
Zu der Zune der vorwaltenden Herbst regen zähle ich die Gegenden,
W(» in ilrei aufeinander folgenden Monaten zwischen September und Januar in der
iiürdlii lifii nnil Miirz Iiis Juli in diM- südliehen Hernis|ihUre nicht wenigei- als 3->%
der Jalii csiiii-ii;;!' liilli, und dabei in den 3 Sumnu rmunaten nicht weniger als 12%.
Zu der Zone der vorwaltenden Sommerregen mittlerer Breiten
habe ich die ( i- Mciidcn init über ilS",, in den drei Scunmermonaten gerechnet In
die.-?er Zont^ in Luropa und Nordamerika hat. ürlliche Ausnahmen abgerechnet, keiner
auch der Wintermonate weniger als 3";,, der Jahre.3menge; aber im Inneren der
drei Kuntivietite d*'r Südlieiui>p1iärf -^iiid die Wintfrmonale fast garr/ regenlos,
namcntluli in Stidaun'i ika. Auch in >sdiMien ist liit; .Menge in den Winler-
monaten klein.
Zu der Zone der gleiclunü ss i verl heilten liegen der mittleren
Breiten müssen also die (legenden genclinet werden, welch»? weder so vorwalteii-
den Sonunerregen wie die vorige, nodi llerbstregen wie die vorletzte haben. Da.«*
Verhältnis der regenärmsie II Monate zu dem regenreichsten übersteigt meistens nicht
das Verhältnis 1 : 2, selten kommt es auf I ; 2,,..
Um die Vertheihmg der Regen auf die Monate graphisch darzustellen, sind
Diagramme gemacht worden, wo dieselbe in Theilen der Jahresmenge ausgedrückt
ist. Wegen Mangel an Baum mussten dabei die schon hitilünglich bekannten l-ünder,
wie W est-. Zentral- und Sudeuropa we.;.:bieibpn.
Auf der grossen Osteuropäischen Ebene sind namentlieh die 3 Diugruinme:
Ufer des Weissen Meeres, Nord-Zenlralrussland und sudrussische Steppen zu be-
achten. Iii allen ',i Cie;.'cndcii .<cheti wir ein zienilich starkes Vorwallen der Somnier-
i>;gen, über das Ma.vimuni fällt im Norden auf August, im Zentrum auf Juli« im
Snden auf Juni. Am meisten dilTeriren der Noitlen und Sttden im September,
\\c!< her im Norden nächst August der regenreichste, im Süden ab^ einer der
trockensteil Monate ist.
uiyiu^-Cü Ly Google
— 261 —
inuss hesuiiders das relative Vorwalten der Somnierre^jen in den sUd-
russiselien Steppen betonen, denn dies ist hänfig und von bedeutenden Gelehrten
oinie allen Grund bestritten worden.') Der Grund dieses Irrlhums ist leicht zu
iiiidt.'ii; (ÜH Men^e des Niederschlai^'cs im Jahre ist unj?eniitiend , und trntz <l''r
t;üiislii,'(;n ViMthcilung leidet die Vegetatiim häufig an Dürre (wozu natürlich auch
der Waldiuaii-t l viel beitriit;!, denn der Wald »chützt vor heftigen, austrocknenden
Winden) und daraus wurde in allzu oberflächlicher Art auf einen regenloeen Sonuner
geschlossen.
Am Osthisse des l'ial ist das Vurwalten der Sünimenregen grOeser als im
europäischen Uus.slatnl. und zwar weil das Gebirge den Soimneriegen mit Gewittern
sehr günstig ist, dann aber auch, weil die niedriger zieheiuirii Wolken des Winters
durch den ür«! ab^'chalten und «ladurrh mächtige Schneefiille auf den westlichen
Abdachungen veraidasst wciiien, und relative ScliiitMvu-muth auf den östlichen.
Im zentralen Transkauk;i.sien, wie aucii am Nordabhang«; des Gebii^ges und aul
dem hocharroeiiisehen Plateau ist schon Mai (tor regmreichste Monat, und der
Winter sehr arm an Nieileischliigen. während hingegen an der (^stküste des Scliwar-
zen Meeres April und Mai die trockensten, Juni bis September die regeincichsten
Monate sind; in den Sommermonaten ist der Luftdruck niedrig über den hcissen
Gegenden Transkaukasiens , und ein Monsnnwind wird vom Schwaiv.en Meere aus
ins Land gezogen, welcher den ohnedies regeiu'eichen Gegenden der üstküste» das
Maxinnun der jährlichen Niederschläge bringt.
üestlich vom Jenissei, und namentlich restlich vom Baikal ist der Winter äusserst
schneearm, bei meist klarem Himmel und Windstille. Wir befinden uns in der
Region des ssibirischen Kältepols. Im Sonuner sind die Regen ergiebig genug , die
Dämpfe scheinen schon vom p:izilischen Ozean gebracht zu werden. So ergiebt sich
ein relatives Vorwalten der Sommerniederschläge, wie es selbst in tropischen Gegen-
den selten ist, und an die ausgesprochensten HonsunverfaAltnisse erinnert (s. Dii^.
nOrdl. Mongolien, östl. Transbaikalien).
Leider besitzen wir nur hinlängliche Beobachtungen von dem südlichen Theile
der Re^'ion des .^jsibirisehen Kältepols. Jedoch aus den Erkundigungen, welche ich
sammeln konnte, sind weiter im Norden, d. h. im Gebiete der Lena, die Winter nicht
so schneearm, die Sommer nicht so regnerisch wie in Transbaikalien, sodass dort
jedetifalls kein 80 enormer Unterschied zwischen Winter und Sommer sich er>
geben würde.
Ich habe schon oben die Gründe gegeben, warum ich die Monsunrepion Asiens
.so weit nach Norden ansdelme. Ich bin leider ausser Stanile, die Verliiiltnis-e im
nördlichen Theilu der Munsunzone (nürdi. vom AT N> durch Diagnunnie darzustellen,
denn an und nahe der KOste sind die Beobachtnngen zu kurz, und daher wirken
die uniierinilisrlieti Aeiiderim^:eii /.n >ebr dar.nit" (^iii. im Inneren des .\murlandes und
der Mandschurei lehlen noch Uegenbeubachlimgen ganz. Nach den kurzen Ueubach-
tungen haben wir, in Prozenten der Jahresmenge:
Aj.ui (")(>' N) Februar und Mür/ I.,; Atij^nsl '2Ü ,,; September 29.5,
Wiadiwostuk (43° N) Januar und Februar l.i; August 41.^,
also Monsunverfaältnisse sehr ausgesprochener Art. Noch stärker niarkirt sind diese
Verhältnis.se in Peking (s. Diagi-amm 1. wo wir latitxc- niul /nx ei lässige I!eoba<-lilunj^eti
haben. Kin so starkes relatives Vorwalten der Sonunerregen wie m Peking (und
wohl auch überall in Nordnhina und der Mandschurei) ist selbst in Indien nur an der
Malabarküste wieder /.n lindeM.
Weitei südlich wir<l die Periode der starken Regen länger als bei Peking- und
es finden sieii deutlich zwei Maxinia, eins im Mai oder Juni, das andere im Septem-
ber oder nkfolier, d. h. die er}.Mebigsten I\ej.'eii freien bei .\idang und Kmle des
Monsun, wemi derselbe von hettigt-n Gewiileni und Stürmen begleitet i.st, eni. im Juli
und August, wenn der Monsun ganz immitei brochen herTSchend ist und Stürme selten
sind, ist die P,e^'rnmenge kleiner. In Japan heii-selit das, w;is ich den gemildeilen
Moiisiml) |ins nenne, d. h. ein minder bedeutender I nterschied zwischen Trocken-
uii l Kegenzeit, Verhältnis etwa 1 : (i nn<i nicht I : fit) und mehr wie in Nordchina.
Auch in dem mittleren Hieile der chinesiselien Oslkii~-te ist ein keitierei' l'fder-
schied /wiseb''ii Trocken- und Itegenzeil als in Peking und Sudelima, aber im Inneren
Chinas ( h iiM ti die Munsunregen des Sommers wieder äusserst stark vorzuwalten,
nachdem Verhalten der grossen Flüsse zu lU'llii'ileM, welche im Sonuner enorm Imk-Ii
steigen, was, bei den unbedeutenden Schnt-eniengen der üebnge, nur durch selu"
ergiebige Sommerregen bewirkt sein kann.^)
') U. a. QriMbteh. VsgetBtkm der ISr^i PnebH, Neu« Probleme
'} Olmbam: iDundatioiiB of the Yaag-lse-biang, Joura. R. Geogr. 80c 1875.
uiyiu^-Cü Ly Google
— m —
Die l^ej,'onverhillUiisse im sQdlifheii Indien sind so bekannt, sie werden auch
in populär-wissenschaftlichen Werken wie z. IL lleclus (ieDj^raphic universelle so gut
daii^tellt, dass ich micli lieber auf Nordindien beschränke, wo die Beobachtungen
noueren Matnins sind. V-*r}-'leichpri wii' z. B. Assani mit der mittleren Oanfjr's -I itio.
so findet sieh im ersleren, ausser l iner jfrüsseren lle;;eiinieii!^'e, ein früherer A nluii^;
dei- Hegen und regelmfissige Zunahme bis zum Juli, dann ebenso regehnäissii,' eine
Ahnahme bis zum Dezember; in der (lan^iesebetu; ist der Mai sehr heiss und trocken,
und die r>e;:en nehmen sehr schnell zu vom Mai zum Jtmi und vom Juni zum Juli.
Weiter im Nordwesten, im Pendsi hal) , sind schon neben den Monsunrejien auch
Hegen des Vorfrühlings, wenn auch viel sehwächer, aber doch deutlich niarkirt,
mit Maxiu)um im März. Diese Hegen, welche auch in der Gangesebene, aber firüher
(im Januar) fallen, sind wohl schon ein Anklang der Fruhlingsr^en, welche weiter
im Westen, in den Gebirgen l*ersiens und Afghanistans fallen.
Wie die Aullockermig der Lufl in Süd- und Ostasien die Luft der umgebenden
Meere nach dem asiatischen Kontinente zieht und so die Monsunregen veranlasst,
SO mft auch die «ionimerliche Auflockerung in Australien einen Nordwestmonsun
hervor, welcher dem nördlichen Australien und den Sundainseln Regen bringt (s.
Diagramme). Im nördlichen Ausli'alien ist die Monsun|>eri()de d'M' Hegen sehr scharf
niarkiil. Weniger schon auf den Sundainseln^, denn wie der austmlische Kontinent
relativ hiein und die Auflockerung relativ schwach ist, so ist auch der Sommer-
monsun nicht besonders stark.
Sehr interessant ist der Uutei-schied zwischen Butavia und dem nur 40 Kil.
entfernten, nur 27i m höheren und an derselben Seite der Berge liegenden Buiten-
Zorg. Ks betra^ien in der Jahresmenge
liatavia trockenster Monat JuU 2.7, regenreichster Januar 21 .4 Verhältnis 1 : 8
Buitenzorg „ „ Juni 5.4, Mftrz ii.^ „ 1:3.
d. h. Hatuvia hat eine scharf ausgesprochene Monsimperiode der Hegen, Hnitenzor?
aber sein- gleichmftssig auf alle Monate vertheiile Hegen und — jeden zweiten Tag
ein Gewitter. So wichtig sind LokalverhBltnisse in warmfeuchten Tropenlllndeni !
Wie vorsichtig tmiss ni.ui dabei zu Werke gehen, mu nicht fehl zu greifen I
Wenn der regelmässige australische Monsun auch nur bis 18*^ s. herrscht, so
finden sieh doch sehr vorwaltende Sommerregen an der Ostkfiste bei etwa 280 s.
imd noch mebi- im iVvtlulicii Innern. l<is zu derselbiMi Breite etwa, oder sogar bis
:K)^* 8. In Sidney ist dies nicht mehr der Fall, und un der Südküste, in Victoria
und SQdaustralien, findet schon ein Vorwiegen der Herbstr^en statt, und in West-
ansfi'alicn aiisges|)ri)chene subtropische Verbilltnisse. In ganz .\uslr:tli'Mi kdtnmen
diü Winde im Sonmier von den Meeren, aber im Norden und Osten smd die Meere
relativ warm, und die Seewinde kOnnen daher Regen bringen (die Gebirge im Osten
tragen auch dazu beii, wahrend im Süden und Westen kalllere Mooresgegenden
sieh Imden, daher Irocki'ui" Summier.
Sehr Uberraschend ist die Gleichmilssigkeit der Hegen an der steilen West-
küste Neusei'lands. An ähnlich situirten r egneris<'h(Vi ^Veslkilsten . selbst in weit
höheren Breiten, wie Nurwegen, Grossbritanmen, dem westlichen Nordamerika, [illegen
Herbst- und Winterregen vorzuwalten. Ich erkläre dies so : in Ktu'opa und Nord-
amerika ist überliaiipt das M(H'r viel wärnier als das Land im Herbst und Winter,
urul dies allein erkläit schon das Vorwalten der Hegen in diesen Jahreszeilen,
aussenlem aber sind im Sonum i- die Wuule mehr NW, wegen dei' Autlockerung der
Luit auf dt ni Konlim-nte. In der DZeanischen (legend, wo Neiisr. land liegt, giebt
es einen uniM'diiiicnden l'Uler.sehied der TemiM'ratur , des l.ulhhau'kes und der
Winde im .laine, m allen Monaten ist der Luftdruck niedriger im Süden, es walten
dahi'i- starke NW-Winde vor, nml diese entladen sich in heiligen Regengüssen an der
steilen Westküsli«. Dii' Verhüllnisse Neuseclanrjs sitid also als die normalen ozeani-
schen zu betrachten.
In Südafrika finden sich, wie in Australien, .'^ehr vorwaltende Sommerregen im
Osten (Natal) und .subtropische im Westen (Kapstadt).
Sehr interessant sind die Verhältnisse der aeipiatoriali'u Insel St. Thomas bei
Westafrika. Es zeigen sieh 'J Maxima, im April und November, und dies entspricht
so ziemlich den gewöhnlichen Vorstt'llungen ; nicht aber, dass im Januar doch noch
7.« % der jährlichen Hegenmenge fallen, im Juli aber 0, und tlberhaupt von Juni
bis September äussei-st wenig. Um zu sehen, woher dies kommen könne, betractitete
ich auch die anderen meteor. Verhältnisse 2), und es fand sich, diiss im Juli die
Prüf Nciimayn- war dr'r orsto. *lor in tien vou ihm Ii«rau8£egebenea lieobacbtungea in
Mdbourne auf dii .scn Mousundiaraktor der Winde in Altttntliea dl« AnteerifWaiksH iMritto.
*) Zeitschria fOr Meteorologie. Bd. XIV. 58,
oiyui^uu Ly Google
— 263 —
n'u'diiKstc Tcm|»('rutur, die kleinste rolalivc FeuchliMkeil und das grösste Vorwalten
der S-Winde sichjlndet, ebenso in den 3 Monaten Juni —August die ^'rösste Wind-
stilrko. Die K e e n u i m u t Ii dieser M o n a l ».^ rührt also d u Ii e r , cl a s s
der 8 ü d i iche 1' a s s at dann besonders stark ist und den Gang
der Witt e r u na b e h e r r s cht, in den anderen Monaten aber hiiufigere Caitnen
und sdnvRchere VVinde dem Regen günstifier sind. Sonst ist es in so niederen
Breiten die Hegel, dass die Temperatur der trockenen Monate höher ist als der
regnerischen, hier aber kühlt der S so ab, das3 es nicht der Fall ist. St. Thomas
ist ein Beispiel mehr, und zwar nach Beobachtungen auf dem Lande, dass die Äqua-
torialen Begen nicht das ganze Jahr dauern.
Weiter nördlich, schon 4" n., befinden wir uns in der afrikanischen Monsunzone,
mit sehr ergiebigen Regen im nöidlichen Sommer mit SW-Winden und trockenem
Winter mit Nü (s. Sierra Leone). Weiter nördlich, in Senegambifu, ist schon die
Nordgrenze der Monsune nahe erreicht, die Regen sind schon kurz, im August fällt
55 der jahrlichen Menge (ein Verhältnis, welches mir sonst auf der Eroe nicht
bekannt ist). Leider bin ich nicljt im Stande, Diagramme über die Regen im
Inneren von Afrika in den Breiten 4^— 17^ n. zu gehen, wo nach allgemeinen Be-
schreibungen die Periode dieselbe ist wie an der Westküste in denselben Breiten.
Nördlich von der Sahara besteht in den Mitlclmeerländeni lii'kunntlich die
subtix)pi8che Kegenzone. Die Verhältnisse in Sudeuropa und den Azoien, Madeira
und den Canaren sind durch die Arbeiten von Dove, Hann etc. so bekannt, dass ich
mich auf Palästina und die Küste und das Plateau von Algerien beschränke. In Jeru-
salem sind 4 Monate regenlos, also ganz ausgebildete subtropische Verhältnisse ; in
Algerien zei|^ sich im mnem, was auch sonst oft beobftchtet wird, eün Zurücktreten
der Wi-^on des SpiUherbstes und Winter, und das MaxUnum im lUrz und April statt
November bis Januar wie an der Küste.
Das Östliche Nordamerika ist mit Ostasien verglichen worden, aber jedenfoUs
ist es in der Vertheilunr; der- l\e^'en sehr abweichend davon, namentlich in lii'eiten
von 38^' und darüber, denn es iiudel sich an der Küste und auch ziemlich weit ins
Innere hinein eine Susserste Gleichförmigkeit in der Vertheiiung des Regens auf die
Monate. Die Ursache ist dririn zu suchen, dass, wenn auch im Winter kalte NW-
Winde vorwalten, von einem Monsun doch keine Rede sein kann, und die oft ein-
tretenden feuchten SW von dem mexikanischen Meerbusen ergiebigen Regen bezw.
Sclinee liringen. So konnnt es denn, dass z. R. Unter-Canada den Winter Zenlral-
russlands besitzt, was Temperatur anbelangt, abt.>r eine 3 -4 Mal höhere Schneelage.
Weiter im Inneren, am oberen Mississippi, ist schon ein ziemlich grosses Vor-
walten <ler Soniiiierre'.'en mit Maximum im Jinii zn sehefi, wie in den Steppen
SQdrusslands, denen diese Gegenden auch sonst ähnlich sind.
Je weiter südlicib an der allantischen Koste, desto mehr walten die Sommer-
regen vor, durch einen monsunai-li^'eii Wind (SO) von dein nnliVtruine erzeii^zf.
Westlich vom IW w. siml wüslenartige Strecken vorwaltend, wo aber Gebirge
und höhere Plateaux die Kondensation der Dämpfe befördern, da sehen wir sehr
vorwaltende Sonimerrpf^en (Nen-Mexiko z. B ).
Die Westküste Noidanierikas bietet uns die Gelegenheil, ganz andere Verliält-
nis.se zu beobachten, in Kalifornien die deutlichsten subtropi.schen Regen, weiter
nünilich <ler Sommer nicht so regenarm, aber doch voi\v;dteiide Herbstregen. Tn
Europa hnden wir denselben Uebergan},' von Portugal bis Norwegen wie in Amerika
von Kalifornien bis nach Sitka. Nur heri-schen im westtt^ien Nordamerika sub-
tropische Verhültnisse d. h. weni^ier als PJ" im Sommer iiis zinii '^S n , an der
Westküste Europas aber bloss bis — i'.y n. Ein schiirterei kunliiisl als zwischen
den Regen des westlifdien Nordamerika un i Ostasiens in den Breiten 35" — 40° n.
lässt sich kaum denken, so z. B. in Prozenten der Jabresmenge
Dexember JoH
Mittleres KaUfomien 23.| 0.,
Peking 0,a 86.4
Im Ostlichen tropischen Nordamerika und Westindien ist das, was ich tro-
pische Regen genannt habe, zu linden, d. h. stärkere Nieileisehliige im Sommer,
aber keine Monsune. Dadurch, duss hier die Beobachtungen zaUlreiclier sind, als
in anderen tropischen Lfindem (Indien ausgenommen), ist diese Gegend besonders
inteicssiint. Cewtilinlich wird angenoimnen, es mdsse in tropischen r.ejieiMlen etwa
zwischen 15°— ein Maximum der Regen bestehen, in niedrigeren Breiten aber
zwei Maxima, weil dort die Zeit der Kulminationen der Sonne schon so weit differirt,
um eine? Unterbrechung zu veiursacben. Für manch(> tropi.sche G«'gend<Mi will irli
dies gur nicht in Abrede stellen, aber die Ursachen der Regen in den Tropen sind
so mannigfaltig, dass es einfoch die Naturverhlltnisse vericennen und schablonenhaft
uiyii.-iCü üy Google
— 264 —
vorgehen hiesso, wollten wir überall in flcn (Mifsprcclit'nilen Breiten das einfache
und doppelte Maximum durülellen; Km Blick auf dif Dia^iramme der Antillen zeigt,
dass im Getrentheil das doppelte Ma\imum sich im Nordi ii llndel (18"^ '2:1°), nicht
im Süden (11" n.)- SoUist auf Barhadoos entspricht d.is dopin-lto Maximum nicht
den beiden Kulminationen der Sunne, sondei n beide fallen während und nach der
zweiten (erste Kulmination 24. April, zweite IH. An^^mst). Üie Insel Barbadoes ist
besondei-s wicbtifx für mich, weil sie klein, nicht fjebirtiiii (liöeh.ster Punkt 'XM m)
und auf ihr ein sehr dichtes Net/ vim Statiuncn viele Jahre thätip war; also sind
die Mittel flrei von lokalen und zeilliehen Siöiungen. Aufßarbadoes also
regnet es in allen M u n a t e n ; das M i n i m u >ii , '25 fällt auf den
März; der ersten Kulmination entspricht kein Maximum der
Regenmenge; das H auptmax i m u m ffillt S Monate nach der
zweiten Kulmination; sehr erfiiebige Regen fallen noch ZUr
Zeit d e r s ü d 1 i c h e n S o n n e n w e n d e , so lautet das Hosultat.
Das überall, auch an den niadliehen Antillen, ebenso auf der Ostküste von
Mittelamerika hervortretende Oktober-Maximum kann ich dadurch erklären, dass zu
dieser Zeit, wenn die Kalmenzone im östlichen atlantischen Ozean wieder nadi Süden
rückt und die l'assalwinde ebenso, letztere dann eine Menpe stark erwärmten
Wassers nach dem Karibischen Meere bringen; die Oberflüche des Atlantischen
Ozeans zwischen 6°— KP N. und '20"— 30° W. ist am wärmsten im Oktober, und laei
der schon etwas niedrigen Temneratur des Landes verursacht dies ergiebige Regen.
Sehr zu bemerken ist auch, dass in Westindien, noch so weit vom Aequator,
die Trockenzeit weit weniger markirt (1.,, bis 3.;, '^'o im trockensten Monate) als auf
der aeqnalorialen Insel S. Thomas und auch in Para (s. Uiagranmi). Hier, an der
Mündung des Amazonas, haben die Regen eine viel schärfere Periode als in Bar-
bndoes, VerhSltnis der regenärmsten Monate zum re«:enreichsten Para 17, Bar-
badoes 1 : G. Au.sserdem ist in Para nur ein Maximum der Rogen, sich auf die vier
Monate Februar — Mai erstreckend, welche zusammen 62.t ^' o Jahresmenge liefern, in
Barbadoes aber die 4 Monate August — November nur 50.., In Guayana ist das
Hauptmaximmu zu derselben Zeit wie in Para.
Auf den Plateaux und den Westküsten von Muxiku und Zentralamerika ist die
Periode der Regen mehr ausgp|>riigt. Der Passat im Winter kommt tkber Land, ist
also relativ kalt und trocken (s. Stadt Mexiko).
Die Regenverhältnisse im Oston und Innern des ausscrtiupiscben Südamerika
zeigen an der Kflste das Minimum im Winter, das Maximum im Fri)hling und Herbst,
die Periodt! wenig markirt. Im Innern ist es südlich vom 30" S. ineislcMis sehr tiMcken,
die Regen, welche fallen, zeigen ein sehr ausgesprochenes Maxinmm im Sonuner, und
wo Gebirge den Niederschlag befördern, dort sind die Sommerregen ergiebig, im
Winter aber auch dni f unbedeutend.
Dort wo die früheren schablonenhaften Darstellungen subliopiscbe Verhältnisse
zeigten, haben alle Beobachtungen, ohne eine einzige Ausnahme, ein sehr be-
deutendes II c b 0 r e w i c h t d e i* S o ni in e r r e gen g e z e i lt t . I) i e s i s t
für die Region zwischen 25" — 40' S. und von den Anden bis etwa
ÜOO Kil. von der Ostküste bewiesen. (Beispiele: Telotas und
J o i n V i I I e in S ü d b r a s i I i e n , \ s u n r- i o n in P a r a e n ^ \ ^ P a r a n ,
C o r d o b .1 , r u c u m a n , Salto, M e u d o z a in A r g e n t i n i e n.)
Auch in Südafrika und Australien zeigt sich ein Uebergewicht der Sommm^
regen im Innein. alter d.-i sich diese Kontinente nichi so weil nach Siiden «Mstiecken,
und auch weil diese Ki-sdieinung dort ebenso scharf au den Ostkusten hervortritt,
ist sie oft als eine Art Ausdehnung der tropischen Regen, dureh vorbeltbessende
warme MeoresstHime verstärkt, oi-kläit worden. In Siidamei-ika, wo die Krscheiiunig
weit .schärfer im limern sich zeigt, sehe ich darin eher die normalen kontinentalen
Erscheinungen, eine Annäherung an die Kontinental|»enf»de par excellence, diejenige
des risi;itisc)ien Monsuns. Die W- >tUiiste von Siidani4'rika, mit ihi'em ausgesprochenen
Seeklmia, /.cij^t uns einen ganz .indercri Typus der Regen, vorwaltende Herkstiegen
in höhei-eii Breiten. sid)ln)pische in Zentral-Chile.
Folgende r.ihelli' ilhislrirl die liegenverliftltnisse im Osten un<l Westen der drei
Kontinente dei' Suilhemisphäre, in Breiten von 30"— 35" S. Prozente der Jahresmenge:
Westliches Oeslli(!hes
Südafrika
(KspftMlO (Ur.inf Kcin»l>
Januar und t ebruar 5.7 "20.^
Juni und Juli 32.; 4.;^
oiyui^uu Ly Google
— «B -
Jnnuar und Februar
Juni und Juli
.Tanunc umi FVI»raar
Juni und Juli
Westliches Uesthches
Aufttralien
(pBrth) (QAbirte von
N«»SlidiralM)
Westliches Oestliches
Südamerika
<8«iitiac»> (Coidoba)
0.5 40.«
45.3 u
Also auch aut der SiidhemispMre übei-wießen in diesen Breiten subtropUKibe
\Vinterrp{,'en im Westen, Süiiii!H'TTe}.'en im Osten. Am sihiiitVtr-n treten ersteige
hervor in Südamerika, dann m Ausliaiien. endlich in Südalnk.t, wührtMiil die SuiniiKT-
regen am meisten vorwalten im Osten und Innern von Südamerika, dann von Siid-
afrika, nnd nur schwach in Australien, sodass der Osten dieses KiMiiinciitcs iliiich
seine ziemlich pleielnnilssig verlh<'ilten Hegen sich an das üstliehe Nonlaineiika
anscbliesst.
Eine fihidiclie Tabelle ^'rlte ich zum Schlüsse noch für den Osten und Westen
der Kontinente der nördlichen Flt'nns|ihäre und zwar lln- die H reiten 37°-- iO° n. Am
schflrfirten ist hier der Gegensai/, zwischen Ostasjcn mit seinen Monsmn 1 ^en und
dem ßegenüberhej?enden westlichen Nordamerika mit einem el>enso s< hart auspe-
prägten subtropischen He^ien. Westeuropa in diesen Breiten hat denselben Typus,
aber etwas gemildert, während d;is östlK lic Nordamerika mit stinen ziemlich gleicb-
mfissig vertheilten Hegen sich in der Mitte hält.
Produkte der Jahresmen^'e:
Westeuropa
luli und August
Dezember und Januar
U
25.5
Ostasien
(P«ktw)
59« I
0.8
Westiiclies Oestliches
>]ordaraerika
(8. AmmImo. (PUteMpUa)
SMTUMato)
0.0 19«9
43.8 *Ö-2
Kartographische Besprechungen.
L. Ravenstein: Karte der Westtiroler uud Eugadiner Alpen. (Karte der Ost-
alpen, Bl. IV.) Bearbeit. unt. Mitwirkung d. Deutsch*, und Oesterreich. Alpen-
vereins. 1 : 250,000. Frankfurt a. M., Ravenstein, 1880.
Unter <lon zunächst fOr toorUtischo Zweck« bestimmten Karten nimmt die vorliogeiule
durch ihro vorzüglich«' Rciirbf^ittinc wif dnrrh ibrp r«»iche Aussi.itlunir »»inen hervorrapcndon l'lntz
ein. bie darf beanspruchen, für geugrapliische Studien in ebenso liuhem, wenn nicht huheren;
Grade ImaehlMur m sein, wie fbr den pnktlsehen Zweek des Reisenden.
Die sorgfältige Bearlieitung tritt besonders in der Behandlung des Terrains hervor. Zur
Darstellung desselben sind I'^hypsen und Fl&cbcnkolorit der Höbenschicbten verwandt, ohne ein-
geseioiinete Schraffiriuig oder Schammerung. Wiedergabe kleinerer Details des Heliefs und ein-
fehendere Abbttdaaf der BflsehnnfsverblltniMe sind MOMi In Folge desen nldit gegeben. Jedoch
wird dif'scr Manpfl weniiror fiihlhnr pr^macht durch die im VfrbMtni'^ zum Mii.issbib der Karle
and den Höbenvcrbältnisson des dargesteUten Gebiets sehr geringe Al>8tand8gr6sse der Isohypsen;
denn da dimdbe SSO m betrftgt, treten die Horfsontalkanren in den netetea Thelleii des Blattes
hinreichend eng zusammen, um ein |)lastisches IVild y.a erm&gliehen. Bei derartiger Darstellungs-
weise liept nun der Hchwerfmnkt der Wirkiiiip in der zwi'ckenfsjirt'chenden Fnrbenwahl für das
FlAchenkolorit der Höhenschichten. Die unterste Schicht (unter 250 m) hat K. weiss gelassen;
dann folgen, mit nnnefaniender Erhebnng dunkler werdend, lehn braune Far b enst n fen und sehKes».
lieh für die b&cbsten Schichten swri blau-graue Töne. Die Gebiete des ewigen Schnees sind weiss
mit ffinen blauen QuersohrafTen: fflr die Ebenen nnd Tbalweitangen w&hlte der Autor grünes
KUicbcnkulorit, dam mit der ilt>he derüctben nicht zuiiunuufnbängt. — Wir sehen, dass Ü. dem
Handab'sdien Prinrip der Sobl^tenkolorirung (.Je hfther, desto donkW) ftilgt, nnd kOnnen nns
damit nur vollkommen einverstanden erklfiron. Denn Aber die Frage, ob die Hauslab'sche oder
die das entgegengesetzte Frinsip verfolgende .Sonklar'sche Methode den Hauptzweck (Erzielung
dnes plastischen Bildes) besser erreicht, lisst sich onaerea Ermessens nicht wohl streiten, da das
Digitized by Google
OlUt
*
eben QeseluDMlrsaelie iat Bdd« Methoden durften to dieser Besietmo^ gleichverthig sein, wie
jn anch beide :iuf verschiedenen Karten mit hoher Voneuiinm; mul Wirkung stur BraatMUS
gekommen sind. Wenn wir dennoch die Hauslab'sche Methode als dii- praktischere ansehen, so
geschieht das im Hinblick auf andere, nebengeordnete Zwecke, welchen uns dieselbe in höherem
Mnane Qenflge su leisten ecbeint. Znnlebet ktanen wir nur viederbolen, wu wir in anieran
Om Broc]Lbaus*Mhen Conversationslcxikon , 12. Aufl.) entlnllenan Aufsatxe Aber das Situations-
zeichnen in dieser Rfai»'liunp äusserten: ,,Da in unseren Verh&Itnissen die meiste Kultur, die
meisten Wobnsiätteu, also auch die meisten Namen, lieb aaf den Ebenen und in den Thälem
finden, so enebeint die Haoslab^sdie Methode, naeb der die niedrigem Ludesthefle am beHstea,
dort also die Schrift u. s. w. am deutlichst<>n or>cheint, fflr uns als die zwpckmüssigere." H&tte
die vorliegende Karte die Farben dagegen mit abnehmender Höhe dunkler werden lassen, so
wOrde s. B. das mit Ortszeicben und Namen (llieniete ffinterrbein-Thal ausserordentlich gelitten
balwn. Bin «eiterer Yortbeil der Hanslab'seben Methode ist, dass sie erlaubt, die OeUete ewigen
Sclinncs (Inn]) WrissLisson übersichtlich hervorzuheben, da die diesfn rirhioton sonlcbst bonach-
bartcn Gegenden bei ihrer Metbode naturgcm&as zu den dunkelsten geboren und das Weiss daher
wirkungevoll sieb von danklerem Grunde abbebt Anders bei der entgegengesetsten Kolorirange-
weise, in der das Weiss der Schneegebiete nur ini ' iiüpi-nd von den anderen benachbarten Land-
Strecken abstiebt (da letztere hier wegen ihrer Holn- zu den hellsten Schichten gehören), auch
macht ja eigentlich das Weiss hier den Eindruck einer letzten Fortsetzung, einer höchsten Zone
der Hftb(>nicbiebteiiskata, wihrend ihm (falls es eben die Sebneegebiete beseiebnen soll) dedi
niclit sowohl ein hypsometrischer, als vielmehr ein phpischer Werth innewohnt. - Freilieb bat
das Weisslassen zur Oarstellung der H' pinn ewigen Schnees (iberliaupt mehrere Schattenseiten.
Zunächst ist es ja an sich unsystematisch, eiueu Fliicbeu-Farbton (und als solchen müssen wir hier
seiner Wirkung naeb auch das Weiss ansehen) auf einer hypsometriseh kolerirten Karte snr
Darstellung eines Verhältnisses zu benutzen , das nicht ein rein-hypsometrisches ist. Ferner
erscheinen dann gar zu leicht die ausgedehnteren Schneegebiete als Hucbplaleaux; ihre vertikale
Gliederung ist sehr schwer klar übersichtlich darzustellen, da der Uebergang vom System kolorirter
HSbenschiebten su der gew&hnlieb hier angewandten UaterstHtsung der Isohyiieen dnrei Uaae
Qurrsrbraffen ein pli'ifzlielier , unvermittelter i«t, und da zudem noch die Querschraffen nur
diskret gehalten werden dürfen, um die beabsichtigte Wirkung des Weiss nicht wieder zu beein-
trichtigen. Diese Schwierigkeit ist aneh auf der R.*sehen Arbeit ilebt immer gloeklieh umgangen
(man vergleiche s. Ii. die Darstellung des Piz Bemina und seiner Umgebung). Wenn wir die
weisse Furbe fdr die Hegion de-j ewigen Schnees nehmen, durfte streng genommen Weiss nicht
noch einmal in anderer Bedeutung wiederkehren, wie das bei Ii. der Fall ist, wo aneh die
unterste Höbenscblebt nnkolorirt gelsssen wurde; frdlieb kommt dieser tbeoretisdie Fehler beim
vorliegenden liLitte ih der Praxis di^weuen nicht zur Geltung, weil das Weiss In der let^st-
erwiibnten Heilputung nur an verschwindend kleinen Stellen des Blattes iiuffritt. — Die Farbtöne
der Karte sind sehr gut gewählt, mild und doch hinreichend deutlich trennbar; nur will es uns
seheinen, als ob die blau<granen der höchsten Stufen etwss wkrmer, brlunlieber sein durften; im
allgemeinen aber, wie gesagt, darf dss Kolorit 7.weckni.l8sig und schön genannt werden. —
Felsen und Schuttkarren sind in der meist üblichen Weise angedeutet, durch schwarse Fels*
schraffen und Pnnktirung.
Das hydrographisehe Nets ist blau eingetragen; dass die FUtase sehon bei verhlltnismlssilg
perinper Ureitenzun.ihni ' nicht mehr in einfacher breiter Linie, sorulern dnrch „ripplewater" dar-
gestellt sind, verdietit rühmend hervorgehoben su werden gegenüber dem bequemen, aber jedes
empfindfidiere Auge verietaenden AuidehneB der tmammenbängenden dnakdiblMten Fariiiftdi«
auch auf breitere Flnssbelten, des nns heute nur su oft entgegen tritt.
Die Schrift der Karte ist (iberall klar und geschmackvoll und drängt sich nicht auf Kosten
des Terrains ungebnbrlicb vor; die orographischen Namen sind in verschiedenen Schriftarten
geieiehnet, wihrend es sur Henrorbebung ihrer versehleden hohen Bedeutung wohl genOgt haben
wflrde, die Buchstaben ans Terschiedcnen Grossen ein und derselben Schriftart zu w&blen; es
scheint nns nicht ganz unwesentlich, mit einer bestimmten Schriftart auch immer eine bestimmte
Art geographischer Objekt« zu bezeichnen, anstatt damit zu wechseln.
Wir enrilhnten sehen oben, dass die „Ebenen nnd Thalwdtnngen^ ohne RBdmieht auf die
Höhenlage grün kolorirt sind. Es ist das dieselbe Inkonsequenz, wie bei den weiss gelsssenan
Stellen: Hineintragen einer nicht rein-hypsometrischen Bedeutung in das I'litchenkoloril.
Die Ortschaften sind nicht nach ihrer Einwohnerzahl, sondern nach ihrem ofiiziellen
Charakter duroh die Schriftart gekmuneichnet (ab Stadt. Markt, Pfiurrdorf, Dorf, Weilar,
— 267 —
Haas etc.). Dreiecke kennxeichnen die trigonometrischen Punkte, während zahlreidic Ilühenkoten
in HetenBU» du Stndtam des BeBefo erletdtem.
Dem nilchston Zwrck drr Kart<^ pnt<ipri'oh(>n(I i^t d:\i KommunikatioiMoetS dataiUirt einge-
tragen, mit einer Unterscheidung von sechs verschiedenen Strassenarten.
Sollen wir unser ürtheil ober die Ailieit km lawinimenfawen, se ktanen wir nor wieder*
holen, dass die Karte nach Besrbeitaninreiie wie Auntattnng sn den TorsOgliehsten neueren
Spexi&lkartcn gebftrt.
Lahr i. ß. J. L^KetUer.
Wetteteln, H.: Schiil-Allas in 29 Bl., be;irb. von J. Randeggcr. 2. Aufi. Zürich,
Die Sehwdi ist das kbarisehe Land der Hefmatsknnde. Das dureli ^e Eintlieilnng und
Verfassung der Eidgenossenschaft so kräftig Tirderte und gestärkte ^imatsbewusHtscin hnt
der Heimatskunde hier den !:ooi[Tnot>^ten Hoili-n tifroitot iiml ilurT einpn wf»i;pntlich8ten TIi<>il des
hoben Ruhmes, den die schweizerische Kartographie geniesst, seinem Verdienste zuschreiben.
Denn je besser und eingdiender die Heimntskunde gepflegt wird , desto hShere Anforderungen
mQssen an die kartographische Daratellnng des eigenen Landes gestellt «erden. I'nd bekanntlich
ist in der That die Schweiz hinsichtlich dieses Punktes von keinem anderen Lande übertroffen,
▼ielleicht von keinem erreicht. Auch die Obertlächcngcstaltung der Schweiz kam der Entwick-
lung der eittbefanisdien topographisdien Knnst sehr zn statten, da ste speslell die Terminseiehnung
des Hochgebirgs aiisbiMt n mn-^-tf». In der zwL'ckeiitsitr<'(-b(<iMl<Mi, scliönon Wiedergabe dor figent-
lich schweizerischen, der liocbgebirgsformen liegt denn auch besonders die (mit Kecht so oft
bewunderte) Meisterscbafk der belretlaeben Tembisdcbnung; ebenso wie Oberhaupt die viekeitige
Darstellung der Heimat nach den verschiedensten Gesichtspunkten das von ihren KarUtgr.iphen
am lirbstpn und besten bearbeitete Feld ist iKigcgen hat die BearbeitunR freindor Liinder in
der Schweiz mit der hohen Entwicklung der kartographischen Darstellung der Heimat durchaus
nicht Sehritt gehalten, Tielmehr anderwfirti eine Iwdeatend bShere Ansbildnng gefonden.
So findet auch der Werth des vorliegenden .\tlas seinen Scliwer])unkt in der Berflck^ich-
tigung der Gebirgszeichnnng und in der Heimatskiiinic. D.is lii^st sich schon im Inhaltsverzeichnis
erkennen; Iii. 1, Planiglubeu; 2, Erdkarten; Isulhermen, liegi.nkarte ; 4, Isogonen, Isoklinen,
Hafen ton Gennn; h, Terrainlebre, Horiaontalen; 6, Terrainlehre, Sehnffirung; 7, Heimatsknnde;
S. HfiiiiaLskiinde; 9, Schweiz, orohydrograph ; Oa, Schweis, politisch; 10, Europa; 11, West-Europa;
IZ, Alpcnland; 13, Frankreich, Spanien und Portugal; H, Italien, TOrkei und Griechenland;
15, Orossbritannien , Belgien, Niederlande, Dänemark; 16, Deutsches Reich und Oesterreich;
Um, Morddentsciibuid, Niederlande, IMnenark; 17, Nordost-Europa; 18, Afrika; 19, Asien;
lOn. SFi(hvf>st.i<3i«'M. Nordoslafrika ; 2*», Nord- und Südamerika; 21, Vereinigte Staattn, Mrxifeo
und Zeatralamerika; 22, der nördliche Thcil von Südamerika; 28, Australien und der Grosse
Osean; 23a, NeohoUaad und der bffiidie Archipel; 24, mndientttiBehe Geographie; 25, mathe-
matisehe Geographie.
Dass dfr allgemeinen Geographie neben dor speziellen Länderkunde ein
grösserer Raum gewidmet ist, als in den meisten Schulatlanten zu geschehen pflegt, können wir
nur lobend anerkennen. Denn wenn aueh bis jetst erst nur sehr aporadtsoh im deatsehen Sprach-
gebiete höhere Schulen existiren dürften, in denen der erdkundliche tbterridlt bereits die volle
ihm gebührende Würdigung gefunden hat, d. h. tlurch alle Kla^^sen ausgedehnt ist, so lässt sich
ja doch heut« nicht mehr bestreiten, dass diese Einsetzung des Geographie-Unterrichts in sein
Reeht nur noch eine Frage der Zdt isi, Dann aber, wenn wir anf den m^ten höheren Sehnten
die Erdkunde auch in den obersten Kissn» treffen werden, wird sieh das Bedürfnis nach solchen
Schulatlanten dringpnd zitr Geltung bringen, die phen einer höboren Unterrichtsstufe genügen.
Das Letztere ist ja bei den weitaus meisten, selbst an sich vorzüglichen der exislirenden Schul-
Kartensannnlnngen nicht der Fall; Ober die BedOrfbine des Unterridils in nrittleren Klassen gehen
sehr wenige hinaus. Es genügt nicht, einfach topographische Karten beim höheren Unterricht
SU benutzen; wir bedürfen in einem dafür bestimmten Atlas sablrcicher kartographischer Dar-
stellungen aus der physischen und ethnischen G<-ogruphic. Der von M. Oppermacn in Hannover
tn Ende der rieniger Jahre pnblisirte SehuhUas (der leider, wril fan Selbitverlage des Anton
erschienen, ansserhalh Hannovers nicht hpknnnt geworden) ist der fVlto^te dem lief, bekannte
Versuch eines derartigen Atlas und erscheint ihm sugleich hinsichtlich der Methode und der
dnheitHchen DnrehniMtnng von ketaem andeieo wrdeht; leider heeintrSehtigt eine abadnt
Wurster & Co., 1880.
— MB —
ungenügende technische Ausführung den Nutzen des (ausserdem in seinen Details natarlich
b«reili veralteten) vonaglieh entworfenen Weikes. Aneh der Wettstein'eehe Atlni nimmt dordi
stärkere Berück-irlitl^'ung des „AlIgfiiH-iiicn" Thei!-< auf rlcn rntorrirht in huhoron Klassen
lobensverthe Rücksicht. Wie billig, cröü'net ihn eine Keibe von Aiibildungon der Erde in ver-
achiedenen Projektionsarten, die zugleich benutxt sind lur DarsteUung der matbematischen Zonen,
der MemaatrOmnogen (die Ol»rigenn eine angehendere nnd esnktere Behandlung Terdienten),
der TiUft<;trön)unj?en und einiger etlinopr.iphischen nnd phytofrengraphisclipn Verhältnisse. fT>ie
Karte der Verbreitunt: der Menschenrassen l&sst freilich sehr zu wUnscbeo übrig; auch die
Thier- und Pflanzen^engraplrfe bitte entsprechendere BerOcIksiehtignng Tertnngt — Das dritte
Blatt bringt iln i 1- iilicrnu'iikart)-n und eine Regenkarte. Uebercinslimmend ist bei allen vier
ein geradezu abschn-rkenilHs Kolorit hässlich und unzweckmässig zugleich; die Regf^nkarte
zeigt eine ziemlich vcralteie Auifassuog. Auf dem folgenden Blatte ünden «ir Karten der
IsoUinen nnd Isogonen (freilich ohne Angabe des Zei^nnkte, (br den dieadben gelten). Im
Ganten verdient hinsiehtlidi dieser phyititich-geographischen Abtheilnng des Atlas wohl das auf
Berflrksichtignng der Bedürfnisse des höheren Unterrichts gerichtete Streben des Autors volle
Auerkeuuuug, nicht aber in gleichem Masse die Art der Ausführiuig, die oft einer grQudlichen
Reviaien bedOrfte.
I)e-to un!)f'srhriinkter znlL^n « ir dieses L<>li der fnlpi^niicii Alithi'ilung des Werkes, welche
zur Kicführung in das Verstikodnis kartographischer Abbildungen beatironit ist. Oerade dieser
fOr den nvtsbringenden Gebraneb dea Atlas ao wesentBeben Vorbedingung wird sehr selten
genag<>nd Rechnung getragen, obwohl sie sicherlich in keinem höhere Ziele Tsrlolgenden Sdinl»
Htliis felilen sollte. Wettslein i\u <ert sicli in dt-ni Vorwort folgeiide-rnia-siMi fllu-r die Zifliv die
er mit den betr. Blättern seines Atlas verfolgte: „Uiatt 5 und 0 gelten eine Anleitung zum Ver-
ständnis der Terrainlebre. der Bergsricbnnng dnreh Horinontalen (Isohypsen) und dnreb SebraM-
rung, und Blatt 7 und 8 setzen diese Belehrungen firt und vermitteln snf^iSieb die Heimatskande.
Die Üildt-rreihen 5 — 8 (Bl. •> und r»i und 1 und <l— 10 (Hl. Hi lassen ztiiinchst crkenn-n, wie
mit Verkleinerung des Maaastabes immer weniger Detail auf der Karte gegeb(>u werden kann,
nnd wie damit an die Stelle der Grundrisse konventionelle Zeichen treten mflaaen. Eigi-ndieb
.>'illte in jeder Sdinle das Relief der Gemeinde Torhanden sein (aber ja die Höhen im gleichen
V'rliältnis verjüngt, wie die Ohrigen Dimensionen!); denn die Al)straktion von der Natur ;uif
das Kartenbild ist sehr schwer, verbältnism&ssig leicht dagegen diejenige von der Natur aul das
Retief und sodann von diesem auf die Karte. Es ist aber von entsebeidender Widitigkeit« dass
der Schiller von Anfang an das VerbUtnis zwi-chcn dem Land Und der Karte richtig auffasse,
weil namentlich durch Vergleiehung der Karienbilder richtige Vorstellungen von dem entwickelt
werden mOassn, was der Schüler nicht selbst in natura gesehen hatte. Wo kein Relief sur Ver-
fllgvng steht, da kann ctam HOhmisahiebtsnkarte in die Lfieke treten, Mem nach dieser mit
Leichtigkeit auch vom Srhüler Querdurcbschnitte nach verschiedenen Richtungen angefertigt
werden künnen, wodurch ebenfalls ein richtiges Bild von der plastischen tiestaltung des Bodens
gewsBoen wird. N«r durch derartige Uebnngen bringt »an ss dasn. daas die Sebfller aneh eine
aebrafBrte Karte recht verstehen, lesen können. Uebrigens muss das Hauptgewicht beim
I'nterricht immor mehr auf die H()h ensch iehten -Karten gelegt werden, da sich diese
nicht allein zur Anregung der Selbstth&tigkeit der Schüler besser eignen, sundern auch ungleich
grossere praktische Bedeutung besitxen. sobald es sidi wenigstens um Karten von grosserem
Haasstabc handelt." — Hl. 8 giebt in 1h 1 ig, 1, 3 und 8 die Regionen, die GrundzOgc des
Baues der (Jebirge und «He Verhältnisse der iJevölkerung der Schweiz in Berug auf Dichtigkeit
und Sprachen, und in den Kig. > und zwei Abschnitte aus der Dufourkarte. Letztere sind
sugleicb Bilder sweier der bekanntesten Gebirgsgruppen, des Gotthard und des Monte Rosa, nnd
sehr instruktiv in Bezug auf die Erscheinungen der Gletscher. Als Beispiel einer Seekarte ist
der Hafen von Genua gegeben; wir würden eine Flachküste vorgezogen haben, z. B. die Weser-
Mündung, um dem SchQler auch ein detaillirtes Bild der Terraingesultung des FUchlandea
und der Waitenbildnng su bieten. — Dieser Abschnitt ist der verthvollste ThaD des Atlas;
hier ist j i auch das Gebiet, auf dem, wie wir schon oben erwälmten , die schweiMrische Karto-
graphie besonders sich heimisch fühlt: Darstellung der Uebirgsfurmen. und zwar nanentUch des
Hochgebirges.
Es folgen dann drei der üeimatskunde gewidmete Blätt(>r. Schon das letste Blatt der
vorigen Abtheilunt' entli ilt /iigloich drei kle ine hierher gehörige Kärtchen: Isohypsen. ge<d"gische
Skizze, Bevülkeruugsdichtigkeit und Ethnographie der Schweiz. Die Isobypsenkartc unterscheidet
folgende „B^fkmen": Hflgelregion O-'TOO m, Bergregion 700—1200 m, Alpenregion 1900— 2500 a,
— 269 —
Schneeregion über '25' lO ni. Das geulogisclie Kürtclieii vonvisehailltcht den Gebirgsbait ilt>s L^intles
durch Untcnschcidung dreier Zonen: Urgebirgc, KalkütAin nnd Molasse. Das Kfirtdion il^r
BevöUcerungsdicbUgkeit der Schweiz unterscheidet vier Stufen der Dichtigkeit. Leider ist die
▲bgNnsuiig der DiektigkeitBoneii in «He ZwMg^aeke politieeber Grundlagen eingejoreast, KidaM
der gooRraphischr Werth ilo^ Bildes nur ein sehr liosrliranklcr ist; I'cfcrent hat in der eine
ähnliche Arbeit begleitenden Abhandlung eingebend ausgeführt, dass diese Art der Kurven-
Konstruktion aolcher Karten geographischen Anforderungen abwdnt oicbt zu genügen vermag ;
nur eine von pditianben Grenzen gSnslicb abstrabirende Zcichnaog der Diehtigkeitacotten kann
als eine werthvollc Karte eines geogra])hi.schen Atlas gelten, — Die Sprachgrenzen konnten
exakter eingetragen sein. — Zu Blatt 'J und 9a bemerkt der Autor: „In der Generalkarte der
Sehwdi, Bl. 9 nnd 9 a, ist das Topographlsdie, Folitisohe nnd die KomenUator ton dem Oro-
Hydrographischen getrennt, um auf den Schaler ein ungetrabtes Bild der plastiKhen Gestaltung
unseres Land<^s wirken zu lassen und um ihm überdies Anl;v5> zu l'obunL'en zn gobon , welche
den üifgcnstand seinem Uedacbtni.-» einzuprägen geeignet sind und ihn auf Dinge aurmerksam
machen, die er sonst flbersehen wOrde. Bei dem Pro6l (Bl. 9 a) sind die Höhen Im gleichen
Maaaitab .infgctragen wie die Längen. Thut man das nicht, so entstehen naturwidrige Bilder,
die sich fa«it nicht mehr aus dem Gedächtnis auslöschen lassen." Die orobydrograpbiscbc wie
die politische Karte sind beide sehr gut ausgeführt. Das in braunen Schraffcn ausgeführte
Terrain der efsteren ist Qbrigeos sehen Beleg fDr unsere Ansieht, dass gewOhnlieh die Dar^
Stellung des Hochgebirges die eigentliche Stiirke der meisten schweizerischen Karten ist; die
Zeichnung des Mittelgebirges auf diesem Blatt steht erheblich dagegen zurück ; ganz vorzüglich
klar und flbersicbtlich sind dagegen die Seen gehalten. (Die Karte ist gänzlich scbriftleer
gdassen, waa, der Theorie nach seiir empCthlenswerth, in dar Praxis doch erheblidie Schatten-
seiten haben dürfte. Die klare und schone politische Karte würde durch verschiiMlene-; Kläclien-
kolürit der Kantone an Uebersichtlichkeit gewinnen. — Im Grossen und Ganzen kann der Atlas
heall^h der auf die Terrainlehre und Hetmatdrande besOgliehen Theile den metaten anderen
Sehulkartcnsammlungen dringend als Muster empfohlen werden.
Nicht dasselbe Lob verdienen die der speziellen, nichtschweizerischen Länderkunde gewiM-
meten Karten. Die Vertheil ung der Maasstäbe ist freilich hinsichtlich der Einheitlichkeit schon
besser, als die so vieler dentaeher Atlanten, Hesse aber noeh nieht umresentliehe Yerbessernngen
zu. So finden wir folgende Maasstäbe der Erdtheilskartcn: Europa 1 : 20,000,000; Afrika, Asien.
Nord- und Südamerika 1 : SO.OOO.üOO; Australien und der Grosse Ozean 1 : (^0.000,000. Gut
harmoniren unter einander die Maasstäbe der einzelnen europäischen Länder: West- nnd Miltel-
Enropa 1 : 10,000,000; Snadasd nnd ShnndfaiaTien 1 : 13,000.000; die Obrigen eoropüsehen
Staaten l : 6,000,000; Alpenland (nnd SQddeutschland) , sowie Norddeutschland in 1 : 3,0(i0,0üo.
Die meisten Blüttcr enthaltnn ansser der Hauptzeichnung mehrere Cartons mit Pliliien der Haupt-
städte oder geographisch besonders interessanter kleinerer Gebiete; bei den ausscreuropäischen
Lladem dicaeB die Cartons snr etwas eingehenderen Darstellung der dem Enropier wichtigeren
Gebiete des betr. Landes oder Erdtheils.
Die Terrainzeichnung dieser Abtheilung ist von sehr ungleichem Wcrthe auf den verschie-
denen Blutern. Am besten ist wiederum die des 12. Blattes („Alpenland"; dass manche sonst
Torslli^iehe dentsebe Atlanten keine susanunmihtngende Darstellung des Alpenlandea bringen, ist
sehr zu tadeln!), bedeutend weniger gut sind die Darstellungen anderer Gebiete, namentlich der
FUchländer. Auf den meisten Krdtheilskarten ist das Terrain xiemlicb ausdruckslos abgebildet,
ohne rechten geographischen Typus; etwas plastischer trirkt dieZeiehnnng der anderen Blitter. Alk
aber treten bedeutend zurück gegen die entsprechenden Darstellungen der besseren deutschen At«
lanten, sowohl bezüglich der eigentlii'h zeichnerischen Technik, wie der geogranbischen Gründlich
keit Der ganze Typus der Schraü'eubebandlung lässt auf den Wetistcin'äcben Karlen fast immer
auch im Ftoeblaiidtmain nnd im Mittelgebirge sofort erkennen, dass die AuHSsssung des Zeichners
rieh vom Hochgebirgstypus nie gani losreissen konnte; die unbedeutendsten Erhebungen, die
weichsten Formen nehmen hier mitunter die Schärf.* und Energie des Charakters an, die eben daa
alpine Terrain kennzeichnet. Im Einzelnen treten uns nicht selten UuricUiigkeiten entgegen. Die
Karte von Europ« delmt s. B. den alier die WesergeUrge bis Preuasisch-Minden ans, den
Thüringer Wald bis Münden a d. W. , als ,.Vogesen" zeichnete der Kartorrraph einen ununter
brochenen geradlinigen Kamm von der Schweizergrenze bis nahe Mainz, als „Uauhe Alp" eine
») J. I. Kettler: Karte der BevWkerungsdiehtigkeit DentschUnds, mit Text; in Peschel-Andree's
Physika! siKist AMas •le^ iletiisdien Reichs. Leipzig, 1878.
KeUlers KMUebriil. l. Bd.
uiyiu<.Cü Ly Google
V.MI Stiiltü.irt Iiis zum Möhiner WaM ^icll ftstreckcndo Kotte. I51at( 11 vcrle^rt »U'ii ILirz in das
Kiclisfelil umi dt-u Solling; das Fichtolgcbirgf ist hier eine von ISuriibcrg bis iiurdlicb von Eger
reichende Oebirgakette. Der Wasgeowald ist anob hier grandfiüaeb dargestellt Das Auffallendite
iiidcsson bringt Hiatt 1'». Hie Landdrostoien Hannover und Osnabrück und d;i> sfidlicbc Olden-
burg «T^chcinen da als wirkliche Bcrglandschaftcn. So ht der harmlose liUmling zu einem ausehn-
liehen ilasäiv aufgewachsen, das die ganze Gegend zwischen der uiittlereu Hunte, der Hase und
Bms erflUlt (damit auch die weiten Hmi« der Tdme nad Lahe). Ein anderer Bei^nig durdi-
zieht die Moore zwi-dioii Lingen und fli>s' jn'r Twist. Das Wiebengebirge entsendet ein anspbn-
licbes zusaiumenhängeudes Vorbergiand bis tief in die ürafscbafl Hoya hinein. Die unbe-
dentende Anschirellang des Oriaderwaldea xwiwhen Nienborg und Nenntadt a. B. wlehet tu ebier
ansehnlichen Erhebung heran, die das ganze nOrdltehe Calenberf ansfülUt — ebenfalls bekauntlich
oin f;. !iift. il.i^ in Wirklichkeit zum grossen '{'heile aus weiten Mooren besteht I Auch die ubripen
('ingezeicbneteu Erbeb uugea Niedersachseos erinueru nur entfernt an die Wirklichkeit. Ebenso
nnbegreiflieh i$t die Terralnseichnung in England, das durehweg nrit Gebirgen angemiH erseheint.
Aehnlicber FftUe Hessen sich mehrere aiifübien, auch in den fremden Erdthcilen: > ' Ii n wir
in A^ien vergebens oinen richtigen Ausdruck des armenischen Honlilandes; die ost-brasilianisclii-n
Kastengebirge sind im Vorhitltnis zu den Anden sehr übertrieben. — Auf allen Blättern
dieser letsten Abtheilung des Atlas ist das Land von weniger als 800 m abseluter Hdhe
durch einen bräunlichen Ton ausgezeichnet, was sehr zu loben ist. Viele Karten (leider aber
nicht alle!) verdienen auch ein Lob wegen der Aufnahme von Seetiefenschichten. Dringend
wüuschen8wt;rth wäro jedoch einheitliches Maaj>s für die liuiicn- und Tiefenaogaben (erstere haben
das fraiiaiMsehe Uaass, letstere sihleit nach Faden). Sehr zu loben riai fimer die den flroimden
Erdtheilen häutig beigegebenen Darstellungen aehweizerischcr Gegenden im Haasstabe der Haupt*
Zeichnung, die recht geschickt gew&hlt sind für interessante Vergleiche.
Den Scbluss des Atlas bilden zwei RUtber mit Darstellungen zur uiathematiscben Geographie.
So erscheint der Wettslein'sehe Atlas, der greese yonfl^ nad grosse äehwichen vereinigt,
jedenfalls :i!< eine durehaus originale Arb^t, die sich von ilen zahllosen SrhiMenenarbeiteii durch
ihre Eigenartigkeit scharf abhebt. Die betcuten M&ngel machen ihn fiir den Gebrauch als Unter-
richtsmittel in deutsehen Scholen uogeeigaet, wohl aber wird der Geographie-Lehrer ihn vidfaeb
mit Nutzen für sich verwenden.
J. 8. Gentor: Oeographlsehe AaseliaBaiigslehre. Wandkarte in 6 Bl., Farbendr.
Fioilmi^', Iloidor, 1880. — Roh IJü; auf Leinw. in M. I0,r>0 m. Släli. 12 ,M
,.F'ür alle Zweige des rntcrrichts", sagt der Verfasser in dem seiner Karte beigegebenen
iiegieitwort, „wurden in der neueren Zeit An«ohauung8mittel gescbalTeu. FUr den geograithischen
Unterrieht allan gebricht es zur Stande noch an grossen Ansehauungsbitdeni, welche alle wesentF-
liehen geographischen Hegriffe, die EinfQbrung in die Karteulehre, in das Kartenlesen und Kartan-
zeichnen uiethutlisch für liie elementaren, mittleren und höheren UnterriclitsstutVn als zusammen-
hängendes (ranzes vorfuhren." Verf. sucht ciu solchem Anscbauuugsbild dadurch zu erreichen,
dass er sunhebst eine ideale Gegend in drei Weisen abbildet: als landsdhafkliehes „Natoibild",
sodann in Schraffenzeichnunts' , n\u\ drittens in bobypsendarstellung; ferner eathilt die Tafel
Elemente der Kartenlebre in grossen Formen.
Der Entwurf eines solchen „Naturbüdes" hat immer etwas Bedenkliches, denn um dasselbe
geographisch brandibar zu machen, milssea wir, falls uns nur ein Bild zu Gebote steht, in dem«
selben alle wesentlichen »graphischen Charaktere anbringen, also auf dem engen Rntime eines
zusammenhangenden L&ndschaftsbildes die wichtigsten CharakterzUgc de^ Hochgebirges, Mittel-
gebirges und Flachlandes zu einem Ganzen vereinigen. Selbstversandlieb entsteht dadurch ein
,, Naturbild", dessen Original in der Natur eben nicht vorkommt Sodann zwingt uns der Zweck
des Bildes, eine .\nsicht zu geben, die sich sehr der .Vufn ihnie aus der Vogelperspektive nilhert,
W4S die Anschaulichkeit für ein ungeübtes Auge keiacswogs erhöht. Die liücksicht auf den zu
Gebote stehenden Raum fahrt dann, die Kolturobjebte in unnatarlichem GrOsienverh<nis an den
Natnrobjckt'^n darzustellen. Üers-Ibe Grund bringt es auch mit sich, d.i-^ Ii- weniger scharf
sieh kennzeichnenden Typen der Ebene, wie Sikmpfe, Moore, Watten, doch mehr oder weniger
scheraatisch gezeichnet werden müssen.
Den oberen gebirgigen Tbeil de; Naturbüdes hat Verf. dann daneben in Ludkarteaseieh-
nwig ubsrsetst; ijleich irt'ge IJ^birf^tzun^eu d >s u iterea, ebenen Thoihs sind nicht beigegeben.
Die Nebeneioanderdtollung dea Schraffon- und isohypiinbilUei ist Iclirreieh; auch sind bside gut
Lahr i. B.
J. 1. Kattler.
S7i -
untl dem Zwecke enlsprochend kräftig ausgi-fülirl; das Is^lhyll^^:■nbild würde durch Kolorit ulli r
oder einiger Höh enschichten sehr An i'lai^tik gewinnen (vielleicht kuunte, eben des Ycrgleicbä
halber, die Uälfte desselben derartig kolorirt sein). — Der zweite Tbeil des Blattes enthält die
Element« der Temdailwntellttng ia beiden geowniw MMatoren, ebeafiüls Idar und deutlieh
gehalten. — Den Sclihis-^ inf\<'li"n i'inisie w.^if^re Beigaben zum Vcrstilinlni^ der Karten; eiMens
die Darstellung einer Gebirgsgegend in drei verschiedenen lieduktiousmaass«u, und zweitens Erd-
leerten in ftnf verseltiedeBen Projdttionaireiaei». Zeicbmiiigen der letzteren Art können dem
Schüler nicht oft genug vorgeführt werden, am die Tenehiedenartige Tersenrung der Brdtlieile
in den abweichenden Projektionen erkennen z« lassen.
Als Supplement der Karte dient eine „Uebrauchä- Anleitung zur geographischen Auscbauunga-
lehre**; 8**, 125 8. und 8 Karten (2 JL)y welche weitere Anhaltspunkte beim Unterrichte und
Ergänzungen zur Karte zu geben bestinunt ist. I)ies>elbe gliedert ilirni Inhalt tulgenderniaasscn :
Kinleitnng; das Natnrbild: spezielle Orngrviiltie ; allpemeine Orograiiliie ; die Hydrograjihie; l eber-
sichl des Wandkarteubildeä nach den Uegiuucui iiückblick auf die Bedculuug der Bodentigurution
der Gebnrge, Thiler, Flüsse und des Meeres; TopographisGhesi allmlhliok erweiterte Betraehtung
des BQdea von der engeren Heimat ans im Nator» und Schrailenbilde; die Darstdlnng der
Unebenheiten.
Lahr i, B. J. L Kettler.
Notizen.
Beiti*ago ffii* t^B» PL*ojekt einei* Vei'eiiiiisuiiisr der dent&ohen
^l oixi aph. Gesellschaften.
L £ntwiokelang des Projekts.
(S«UllM.)
Das in den froheren Zeiten erwfthnte Körnitz, welches gclegentlieb des Berliner RjUterfestes
zur Kedaktion eines Einiguugsentwurfes der geographischen Kreise Deutschlands enrttit war, hat
sich, wie wir bereits erwähnten, über einen gemeinsamen Entwurf nicht geeinigt Eines der Mit-
glieder dieses Koniitt-'s, Herr Dr. Nachtigal zu Berlin, arbeitete iu Vcrbiuduug mit mehreren
aaderen Angehörigen der Berliner Gesdischaft für ürdktmde einen „Statutenentwurf fikr eine
[leutsdie Qesgraphische Gesellschaft" ans, den er dann den anderen Herren des Komite's, sowie
mehreren sonstigen Freunden des Kinigungsprojektes vorleL'te <lei -. l!ie in der neuesten Enl-
wickelungsperiode dieses Projektes den ersten bcstimmU'a und äUitubiiiäch deidillirten Vorschlag
bildet, geben wir ihn im Nachstehenden in seinen wesentliehsten Punkten wieder.
§ 1. Ks liildel -icli unter il''ni Natmn ..l»eiit->< lie neogrt|ihivi hf fli selK. IliIV- ciru- Vereini-
guiig aller Freunde der Geographie iu üeiit^ütilaiid, deren Zweck es ist, mit vereinten Ki°anen die geo-
graphischen Wmsrtnschaften zu Rlrdem und geographische Kenntnisse ta verbreiten.
5 'J. Die rii -i-ll>< li;ifl verfolgt ihre AiilValie lim i h Aide^-miy einer lübliolliek , weit he alh'ji
Mitgliedern möglichst nutzbar gemacht werden soll; durch iU-rausgabe eines Jahrbuches mit besonderer
llerüclniehlignng kartographischer Arbeiten; durch lahresverüammtungen ; durch Anregung and Unter-
slQtXUiig « issensi hafllii her Arbeiten und si hmv:^"'!^''''
% 3. Die GeselUi iial't hat ihren Sit/, in der Reichshaupt^taiit.
Aus einer Anmerkung tu § 4: Der Jahresbeitrag hat die HAbe desjenigen, den die anawlrtigen
Milgliedrr der lieiliiier (le-ellM li.ift tili I idl^uu l'' lie/aldeti , «T könnte, wenn die neue nesellschafl
vtuklich Etwas leisten suil, nur bei einer Ixdciitenden Anzahl von Mitgliedern eima»sigl wenlcn.
I 6. Jedes zahlende Ifitglied empfangt ein Exemplar in von der Ges<*lisrhafl herausgegebenen
Jahrbuchs Uüd d^t " in Anrei ht .Mif ilii lii iiiil/ II j der lüMinfhek
I 7. Die Ge»ellschalt wählt aus ihrer Mitte in jerier ordeiitliclieii Jahres- tGeiicial-) Versammlung
einen Vorstand, welcher aus 10 tlilgliedem besteht, von denen 5t Und zwar der Pnsident , der stell-
veiii . ti II le Prasiileiit, der Sehrinnibrer, der Scbaltmeister and der Bibliothekar, ihren Wobnsiti in der
IlcichsliauptAtddl haben müssen.
{ 11. Die in der lleicbsbaH|»li>tadt anstSssigen Vorstands -Mitglieder besorgen die laufenden
Geschalte; zu allen wichtigen Bei.itlnm^;eii , soweit dievpltien iiiidit In (Ifti .l:ilir(»5ver^ iintnliiinren erle-
digt werden können, müssen die aii»wartigi'ii Mitglieder eingeladen o<li;r ihre Vota ^chli^licll ciiigclioll
werden. (Itcmerkung des Kniwurfes : Sollten etwa wicMigere Entscheidungen statutarisch auf die Jahres-
versammlungen veiseholii ii werd-n ')
§12. Der Vur^lalld ei nennt einen General -.Sekretär, wcdcher miter Aulsicht des Hra»iileiiten
den Schriftweebsel erledigt und Sitz und ätinme im Vorstande hat.
% 13. IHe Reanten verwalten ihr Amt unentgellUeh (vorbehaltlich ihrer etwaigen baren Aua-
18»
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— 27S —
la^i'ii) mil .\ii»iialiiii«^ ilt's Gi-iit rai^i kK^tai!), Redaktoui-s uiul den Uibliullickai-» , insofern dICM Aenter
nicht bei ciiioi und ilei-sclben Person vereinigt werden können.
g tÜ. Kit' Horansgabo des J:ihi lmi Iis licj^t dom Vorst;uul ob.
Ji 18. Itie allgemeinen Vci .siiiimUiin;«>n der üi st llsi liall linden alljaUi iit h zu einer Zeit Malt,
itie Honiijglit Ii mit Rerficksichtigung der Univer^itäts- und ^ichulfe^iell gewablt werden sotl. Der Urt
derselben wird in der vorjahrij^en Vpi-sammlung bfsfimmf. (Remerkunu' des Entwurfes: ."^ull gesagt
werden . . . .,a]ijahrlicli im Auyust oder J^eplemlier, worrmglicli mit Benieksu litigung lier L'nivcrsilWs-
und ächuirerion'S oder etwa „in den Plingstferion'S oder „in den Oüterferien"?)
ij !'.>. Die allgemeinen Vei-sammhingcn liabeii ihn n eigenen Vorstand, der aus einem PrAsi-
denlen, stellvertretenden l'rasidentun und zwei Srlinlllutii ern bestellt. D-fselbe wird am ^cbliwse jeder
Jahresversammlung gewählt und tat die n^ehütjahrige voi^ul^eroiten und m leiten. Der Vorstand der
tieselUchafl hat in der Jahresversammlung einen lieehenscbaftsbericbt über die Thatigkeil derselben
seit der let/ten (jeneralveraammlung tu erstalten , und wird event. für das abgelaufene Geschftflsjabr
entlastet. iJie Jaliresversammluilg setzt das Bu<]^> I >)< i (ie^elUcbaft Tür die Zeil bis zur nächstjährigen
fcbt. Jedes an der Jahresvenanmtung theilnehmeude Mitglied hat tur Deckung der Kosten einen
Ueitrag von 3 Mark zu zahlen.
S 80. SUmnibereehUct sind nur die persOoIieb anwesenden Uilglieder.
Die Meinungen der .intleren Mitgliedpr des Redaktions -Koroit^'s Aber diesen ihnen nnter-
breiteten Vorschlag gingen sehr aoseioander. Professor Bein hatte schon am 12. Oktober 1879
dM, «ts diflten Entwarf kemueidinet, also eine stnffa ZentmHsatioo, beflirwortet; Proftnor
Bndim Idalt ihn wenigstens für diskutirbar; Generalarzt Roth (Dresden) glaubte die Zentralisation
dagegen für unpraktisch erklären zu raflssen, indem er die Ansicht aussprach, d;iss die Mitglieder
der bereits bestehenden geographischen Gesellschaften der von Berlin aas projektirtea festen
Zentnlisntion nieht zmdnmeo vlirden. Profenor Nemnayer (Hambarg) mlibitligte gut enU
Mhi6d«n den Berliner Vorschlag. In seinem Antwortschreiben sagte er anter Anderem :
„Die geographische Arbeit ist In Deutschland in erfreulicher Weise in vollem Zuge, so das« ich
mieh nicht von d«r Notbwendigkeit oder seihst von der Rfttblichkelt einer so straffen Organisation,
wie sie dt t Kntwurf in sich schliesst, überzeugen kann. Vielmehr bin ich der Meinung, dass das gedeih-
liche Wirken der einseinen geographischen Gesellscinflea in emptindlichkter Weise geschadigt werden
müsste, wenn die beantragt« Zentmllsation auf diesem CMiiat« durcbgelQhrt werden könnte. Ich sage
„könnte", \«ei! ich der Hoffnung lebe, dass tiiaii aacb von anderen Seiten Umliclie Bedenken, wie sie
mich erfiillen, h^en wird, sodass sich der Durchfübrung des Gedankens der SEantralisation nieht uner-
hebliche Schwierigkeiten in den Weg stellen dürften.
Alles, was nach mriiu r unrnaa^sgebliehen Meinung unter den gegen« itrtigeii in Deutschland be-
stehenden Veriialtnissen gefordert werden sollte, lOsst sich in den folgenden 4 funkten zusammen fassen.
1. 1^ ist wänschenswerth , dass «ine Vereinigung der deatscben geographischen GeseUschaAen
un<l denselben verwandten Vereine (etwa ein Konvent der Vorstlnde derselhen) mit einem BÜreau in
der Reichshauptstadt ins l.«ben tritt.
t. Es sollten diesem BAreau, beriebangsweise der beieichneten Vereinigung deutscher geographi-
seber tiixdlselial'ten, lleliliiiitli-l zur Verrngiiiig slelien, ilie ttieil^ rlui i li Aversal-I?ei1rage der einzelnen
Geographischen Uesellsclialteu, tüeils durch eine bestimmte Subvention aus Rcichsmitlcln zu ttcschaffcn
sein würden.
.T Das IStiiraii Irruft alle Jahre eine tleneialversaNimlung di-r ,. Vereinigung deut-elier Geo-
graphischer Gesellscliallen" zur Zeit und nach dem Orte der deutschen Naturforscher- Vcrsamiiüung
und sichert mit allen entsprechenden Mitteln die rege Bethellignng an den Verhandlungen der Sektion
Wir Geographie und Hydi o;;r:ipliif der V(M>arnmlung deutscher Naturforsrher und .\crzte.
4. Es sollte das UesUeben darauf gerichtet weitleu, möglichste Einheitlichkeit (Uebereinstimroung
in Form and Charakter) in den Jahres-Verfiflientlielnragen der einaelnen geographischen Gesellsrhallen
Dcul^i lilundb lierlK'i/iifülirt'ti , waliii'nd das liüi eaii die Herausgabe eines gi'Ognijihi^i licn Alinanaehs,
welcher die Personal- oder sonstigen Verbaltnisse der geographischen (jeiellscbancn darlegt und Mit-
Iheilangen von allgemeinem Vereinsinteresse macht, zu b eso r ge n hätte.
Wie K\v. Ilücliuolilgeboren aus diesen ^miiz .■ill^.'i un in gclialteiuMi Zügi-n erkennen wei.len, so
gehen meine Ansichten über die Pllege der gcmeinsaiiien luteretsen der geographischen Forschung in
Deutschland dabin, da» das bereits Bestehende und segensreich Wirkende sorgsam erhalten werde,
w.iIiii imI ijrr \ nrlieyi'iide Knlwuif, wenn er 7iir Diirelifüluung gelangt, jedenfalls ilie gegenwärtig
bestehenden Mutzen der geugraphisiiien Arbeit erbcbhch gcrährden «iirde. Namentlich vermochte
ich kaum einen andern Weg au erkennen , um sofort tum erstrebten Ziele an gelangen, ab jenen der
Auflösung und Neubegiün<liiiig der Gesellschaft für Knikunde • als Deutsehe Geographische Gesell-
schaft, eine Eventualität, welche gewiss jeder, der mil der Geschichte jener Gesellschaft vertraut ist,
nur beklagen könnte.*'
Gewissermaasscn als ein GegenstOck zu dem so ausierordentlich nach Kerlin zentralislrendcn
Entwürfe Nachti{;als k.ann ein anderer ebenfalls aus Berlin stammender Vorschlag angesehen werdan»
welcher Herrn Dr. Martbe tum Verfasser hat. Derselbe lautet fuigendermaassen:
— 273
^ I. Dil- b<'>ti'ii( iidt'ii gr<igta|>iii>rii< ii (;i-.i-il>< hifit ii [l<Mlt!>^lll.>ll•[^ v<T8migen »icb loeiiMtD Ver>
bände, weliriter den Namen „Deutsche Gcfieilsctialt für tii-dkundc" Tulirt.
{ 9. Die Lokalvmine f&hren ein dardiatuc selhstflndiges Dasein, nennen sich aber fortan
..Zwoigvori'iit ')> r ntMitschm r.osellschaft rür Fidkniiiii ■■. (Also Z.B. nBcrlinori Hünctaener, ümdencr etc.
Zwrigvcrein der Ueulsclien Gesellschall für Erdkunde".)
S 3. Einen persönlichen Ausdruck empGtoigt die Gemeinsainkeit dadurch, das« Jeder, der als
Mil^'lir.l in (MMi'iii Zwr i^v. i rill ilri Doutst bcii Goscllschafl für Endkunde aurgoiiommrii isl. ohne woÜimvs
VON jedem anderen gegen Zahlung des lokalen Beitrages als Mitglied angenommen «erden rauss, ferner
das Recht hat, den Verhandlungen jedes Zweifprereins nach gehSrtger I^egitimirung beim Vorsitzenden
dCfSelben als Zuhorci liri^msoluirn. jedoch ohn>> Stimmrn'iit l)i>i <-t\\,ii|^>Mi Hosi lilii^sra^>iin^i-u.
t 4. Als sachUcher Ausdruck der Gemein^mkeit dienen erstens der gegenseitige Austausch der
«iflsenschafUlchen Pablikationcn der Zwefgrareine, zweitens WandarvenaromluDgen, die alljlihrtich in
derPrni;;-<tsvot h(> :in <|pn sitien der Zweigvarein« abcehalten werden and lu denen jedes Mitglied eines
Zweigvereins Zutritt hat.
§ 5. Die Verhandhingen der Jahresveraanmlang leitet der Vorstand des Örtlichen Zweigvereins.
§ <i. In ,l.^r ffi'mr-insaiiii'n Jalui-^\ •^r-ainmliinj,' wini Hosohlii--^ gpr.L-,st üImt Klirfnl>r>7.tnipiingeii.
die deutschen oder auswärtigen um die ii^rdkunde verdienten Männern im Namen der deutschen Gcsell-
schafl IBr Erdkunde sn erweisen sind. Bei solchen Beschlüssen Kkhrt jeder Zweigverein nur eine
Stinuno. die ein dazu Dolp^lrtci il git 1 1
S 7. Vorschläge von Mannern, die soK-her Auäzeiclmung lür wiirhg erachtet werden, müssen
von den eimelnen Zweigvereinen an den tur LeHoBg der Jahresversammlung benirenen VorMand min-
dcstoiis () WochPti vor Kniirmiiij; ilcr-plh>-ii, uiul von ili^^^ifm dit» i'iiii^i'^'.ni^i ii'Mi NaiiiPiisvoischllge nun»
destens i Wochen zuvor an die Vorstande der übrigen Zweigvercinc uberanllolt « erden.
I 8. Die Kosten , die aus der Anfertigung und Abeendong der etwaigen Ehrendiplome etc.
erwachsiMi, worJm von «Ion Zwi'igv. ioiiien zu gloirhen Thoilcii grlr;i^'<i!i.
J 9. Das Recht der Zwei|$vereine zu s<>lbstündigcr tirweisung von Ehrenliezeugungen in hcrkümmo
lieber Weise bleibt hiervon unberührt.
Hoeh aine »ndere durch den Nachtigarscben Vorschlag angeregte Behandlung des Projekts
ist hier zn erwüthnen; dieselbe rOlirt von Profosor Zöpprits (GieiMn) her. Wir entaebmen ihr
die wesentlichsten Punkte:
,, — Dil' Idee der allgemeinen deutschen geographischen Gesellschall aehlummerte, bis sii' in den
geograpliisi liiMi Scktioiim ilrTlolztjälirigcii NiitiirforscIicrvors.inimliMignn wiorlr^rcrwpckl wtinlo. Hier w.ucn
es aber, so »i'it mir dckaiiDt i>t. aiidi-ic Krwügungen tiiul lleilorrnissp, vkflohe t'iruMi oiigoren Zii!>.iiiimrn-
scblUM der Geognplion uiinschenswerth erscheinen hcssen. Es bandelte sich hier zunächst darum,
der ßoographist lien Sektion dieser Vcrsaniinlungen auf die Dauor lio^^tand zu verK^ilien durch Sicherung
an Vflrtrai;!,sto(l und dadurch von Mitgliedern; denn mau hotlU* — »icberhch mit Hecht — die Sektion»-
zu!Siimnionkünne ZU einer Quelle gegenseitiger Belefarang und wksenschaftUdi fhiehtbaren Verkehrs IQr
die Geographen zu gestallen.
Ehe noch diese» rein akadomlf-i he Bedürfnis aiil'jjctaut ht war, hallo sii Ii aber eine Vnemigung
nnt bestimmt umgroiiztem prakliM'hen Zwecke sthon vollzogen, indem sii h unter der Mitwirkung
der deutschen gcogi aphischeu Vcieiiii' die denNehe GesellKchart zur Ki rDisetiiiiig von Aequatorial-Afrilui
gebildet hatte. In ihr tritt der Pt tci mann sehe IMan, wenn atii li mH lte>i brankung hinsichtlicli des
Zieles, verwirklicht auf. Die afrikanische Gesellschan hat sich, obwohl zeitweise durch Mi»^gl■^c■llick
ihrer Sendlinge schwer bedrückt, sowohl in ihrer fiüheren wie in ihrer jetzigen Gestaltung als i^weig
4er internationalen Assoziation die Unter>«lützung den l^aisers wie des Reiches in vollem Maasse tu ver-
Hchaffen genusst und damit gezeigt, dxss einem nationalen Vereine dieser All die Unterstützung des
HcrrKhertaause« wie der Volksvertretung nicht fehlen können. Die HolTnung. dass die von dieser Seite
»I erwartende Beihilfe in dem Maasse zutu lmien werde, als das Ansetu ii dci Ccsetlschan durch Ver^
mehrung ihrer Mitgiiedersabl sowie <ltin ii Ausdehnung und Verallgemeinerung ihrer Ziele sich hebe,
hat von Neuem den Gcdanlwn erstehen la».sen. entweder eine Umwandlung der afrikanischen in eine
allgemein« deatsche GesellacbafI lar Parderung geographischer Entdeckungen vorzunehmen oder aof
ahnlichen Grundlagen eine solche Vereinigung ins l^ bon zu rufen Vor Allem muss man sich
darüber klar werden, üaas zwei eigentlich ganz verschiedene Zielpunkte vorzugsweise ins Auge gefaaal
worden sind, die mit wenigen Worten so ausgedrCckt werden kOnnen: 1) BeschalAing von Geld zur
ünterslülziiiig peograpliisi her Unternelimungen, 2) gegenseitige wissenschaltlit he Belehrung und Eur-
derang. Obwohl die Vertreter beider Hauptrichtungen sich in manchem sekundären Wunsche begegnen,
so mässen doch die Pllne zur Verwirklichung der Vereiniguiigsidee ttretentlich sndere Formen annehmen,
je nachdem das erste oder das zweite Ziel im Vordergrund >teht, eine Thalsa« be, die durch die bis-
her aufgestelllea ^atzungscntwürfe hiareicbciid belegt wird. £s ist einleuchleiHl . dass das zweite Ziel
vorzugsweise den wissenschafllichen Vertretern der Erdkunde, namentlich deren Lehrern und den Vor^
ständen \vis-.>'iis<-hal1lirlii'r lintiliite am Herzen lie^'cn iiiiis>; ni.in k.inn es daher wohl das akad«'
mische, gegenüber dem ersten, dem praktischen Ziele nennen.
OerNachtifatlKhe Enlwnrl scheint sich zwar in seinem ersten Paragraphen auch das akademische
Ziel vorzustecken, aber wie das Begleitschreiben deutlich sagt, isl bei demselben hauptsichlich darauf
— 274
ni'il.ichl gonoimiicn, ncliliiiillrl 711 Imm ImITi ii. »rlrlio in n -Iit l inic /m Il< r --Ii'lliiii^' mmi PnMil. ilinn- 11.
nameiiUicii kartographischen, dann zur liogrüiiiJuii;} einer Bibliothok, ouUUch zur Aiiu-gung und llnlei -
stfitziing wissenscbafllicher Ariicilcn ami ForechnnKsreisen dienen soll*. — Dus mno Gcsellscliall, wplrhe
bcliächllii'ho (toMinitt)-! auflTingcn und verwenden will, lini- stiiitTprc ()ri.'Tni<:ilinn n;un<^iillirh •'in
sUndiges Bureau Itabvu tiiuss, leuchtet ein, oh al>er zu diesoni Behüte oino Zentralisirung in dem
MaasM nflthig »ei, wie sie der Berliner Knlwarf vorschttgt, wird von den Meisten verneint werden.
Pieseni Knlwin fe lif f;t oflVnL;(i tlio Ahsichl ru ('<ruui\>\ ihv Tli itigki il der noiion Gesellschan /iisanimen-
zusetzen luta den bisher von ilcr Berliner G«>seU$i'.hatt lur Knikunde und der alrikauiiicben Gosellsctiafl
bebauten Arbeilsfeldem, unter entsprechende Krveiteruni; derselben. In derThat wird dieneno
(tespllyc'i iff l;,iuin i'iiu'ii''hlen Iiism'ii. tilmc il;i>s dii^ Ucilincr ("Ji-M-IKchall l'üi' Krdkimtlc >l.iiin. pleich der
aliikanibihcn Gesellschafl, aufgeht und den Grundstock tur «lie zu schalTende Bibiiolhek hergicbl. II»
ist leicht erltlftriich , dss«. vor dieser Aussicht stehend , der Verfiisser des Entwürfe auch den fibrig en
|.'eo- i:i|!iisi|)(>ti ViTcinf-n einen Tlicil . und zwar den « i i Ii l i c n ji u bl i z i sl i s c den Tliei I . iliier
^eib•^tilndlgen ibutigkeit nehuien und auf den Hauptverein übertragen will. Hierdurch wird aber
der Widerstand aller jener Vereine hervorgerufen und sie werden sich einer solchen
K onzent r i ni des M at ei i :il > energ i s 1 Ii i r) crset a c n , weil a u f kei nem Gebiete die Dejf en-
tralisation so viel bcrecbtigung, weil viel l.eistungütahigkeit, besitzt als auf dem
der Wissenschartspflege. Es handelt sich deshalb darum. atnowSgen, welr.hes von den beiden
Hauptzielen das erstrelienswcitlierc ist, oiler nh uml wie beide zugleich erreicht werden krmnen.
Die Klasse derjenigen, denen das akadenii^ichc dos wichtigere ist, wurde oben schon citarakteri-
sirt. Mag aber dieses Ziel auch norh weiteren Kreisen als das htthere idealere erscheinen — niemals
ttinl es gelingen, tiiofui' :illrin ifi ■ ;.'to~^<' 7;ihl lierjrnii^en zu lio^'d^ti ? n, die iiborliaii|>t in d'T l.n jc
.>>ind, lur die Erdkunde etwas zu Ihun. Die grosse Mehrzahl derjenigen, die schon Mitglieder geo-
graphischer Vereine sind oder auf welche ha Zukunfl wa rechnen wftre, wird tu Opfern an Zeit and
Geld nur dun h Ii - Hoflhung auf Aussei lirh glänzende Zi. !«• v. ianl.issl, vor Allem durch Euldeckunt;*.
reisen in unlK>kanute LAnder, in tweiler Linie durch unterhaltende, schon ausgestattete Yereinsschrineii.
Nur durch Vorstechung solcher Ziele wird man eine an Zahl und GeMaaitteln-Jimposante Gesellsrhaft
7tis;inimi'n1)i-innen kiinnen. wie sit- I'''ti'rmarin, nll'enliar im niiiMick auf die LondoinM Lc ijt i| ihm Ii.
Gesellscliaft, begi-ünden wullti>. Zwar durfte sich die von ihm gehegte HoUhuiig auf luet.iAA) Mitglu dei
(bei 3 *M Jahresbeitrag) als alliu sanguinisch erweisen, doch aber ist an einer nach Tausenden lablon«
den ßetbciligung und bei etw.as hniier (aui T> bis 10 .>f) anzusetzendem Jahretbeitraf an der jährlichen
Aufbringung einer erheblichen aumiiie kaum zu zweifeln.
Bei einem solchen Vereine würde aber auch das akademische Ziel nebenher leicht su erreichen
sein. d'Min die liiezil nothwendi^en Zusalziiaiagraphan <ler Statuten winden nur den Heainten einige
Geschäfte mehr auferlegen, den übrigen Vcreiusmitgliedein aber nur eine weitere (Quelle der Belehrung
und Unterhaltung erschliessen. Die Frage ist also lediglich auf die Untersuchung der Opportunitit
ein* r illi^eineineii deutschen Gesellsi bafl von möglic hst vielen beisteuernden Mitgliedern lUr .Ausrüstung,
Aussendung und Untei-slülzuiig wisscnschaniicher Reisenden und Forscher turOckgeführt. Der Aus-
draek Unterstützung bezieht sich namentlich auf Beihilfe zur Herausgabe von wissenschaftlichen Werken.
zinii il lii iseresullaten, die ohne solrhe Mille gar nit ()t äder nur in unvollkommener Au>sl »liuiij;
et'scheinei) könoten. Die Gcsellsehaft müssle nalüriich die von ihren Ueisenden eingesandten Berichte
mfigliehst rasch verttffentlichen und nach der Rfirkicehr jener das Rrscheinan ihrer definitiven Reisr-
werke mit allen KrAllen fordern hellen, was zumal der kai togra|]liiM'hen Ausstattung dpis.-llien /ugule
kommen wird. Die Gesellschaflsthatigkeit würde sich also Ahnlich gestallen, wie die gegenwartige
der afrikaniscben Gesdischaft. Von weiteren .\iifgahen. wie sie als erstrebenswerlh hingestellt sind,
kann die Gesellsehafl ohne Kinbusse Abslaml iiflnin n. Ihe Krriihlung • iiiri I'j'ili itlH k /. Ii. sowir
die Aufnahme aller aus dem Schoosse der Lokalvereine hervorgegangenen Ui iginalurbeitt^n t>ind für die
Krreichung des „praktischen Zieh»" ohne Cinftuss und kennen ohne .*<chaden dafiir wegfallen: Man
kann es den Vereinen überbisäen, ihn' Thaligkeit in i|. r bisherigen \V. i^i> l.it t/u-elzen, nain>-nllieh
ihre eigenen Bibliotheken durch fortgesetzten Sehriltenaustausch und andere .Milte! zu vcitiiehrcn.
Auch wenn den Vereinen die Herausgabe eigener Schriften gewahrt bleibt, wird es dem Hauptverein
für seine Publikationen an Slolf nieht fehlen. Sie nnissen eben so rasi b das Neueste bringen und
andererseits so trerHi<:h ausgestaltet sein, dass jeder .\ulor daraul bedacht sein muss, sein Werk unter
den Auspizien der Gesellschaft herauszugeben.
Wenti al--o unter Wegl.issung s'drb.T im bi'n~:i' hli. 'ici /ndpiiiikle rlie fiesidl<5< liaflsthiilijikeit sieh
bezüglich des praktischen iüeles von derjenigen der alrikanischen Gesellscliall nur dadurch zu unter-
scheiden hlltte, dass nicht nur die Erforschung Afrikas, nondem die der ganzen Erde, sowie geo-
i;raphisehe .Vibi ilm überhaupt ins Auge gel'a-vt w.^i.ini. -ii ist <Im' I'iiit;.^ l iiif In . iinende : Ist esmüg-
lieh, dass eine so organisiiie Gesellst^liall noch neben der alrikantsch«ii bestehen und auf hinreichende
Bfltheiligung rechnen kann. Diese Frage kann, wie irb glanhe. nur verneint werden. Das-
jenige Piiblikurn. «nr.iul die tieiie Gesellsihafl in eitler l.iiii'- z;iblen inüsste. sind die Mitglieder di r
bestehenden Vereine, einsicbliesslich der afrikaniM-hen Gesellscliall; wa;« norh hinzutreten soll, wird
hauptsttchlich durch die von jenem ansgeliende Propaganda zu beschaOen sein. Die pekuniftren Lei-
stungen der Mitglieder jener Vereine sind aber bereits derart in Anspruch genommen, daas neue Zah-
— «75 —
lungen IQr «■meii tei iieroii verein eiheLiiiulii-u ^^i hwierigki-ilcn Ih-^i-^iiou mukIcii, mi*- denn i>i:huii einige
Vereine twibst aüp bisher ril»li«hen Deitrftge an die arrikaniwhe Ge»ell»chan zu koch eeftiiulen babtti.
Nim ilaif iritii /^<. II wnlil niisM'li;<'ri. rl.i-i zu (iuii^ti'n einer 4ll;.'<<iniMn ilr'utM-lien (ipscllsciiafl die
Miljjlieilcr Miii /n etwas erli»lit<-n Opicrti tMiUclilies8<*n Munleu, imlit uIht Jass »ie für 'd tb^Uweike
kookurrirende UliMlischaftcn Beitrage lahlen würden. Das Zustandekommen einer deutschen Ge-
■ellschan mit .iltjit'ini'iin'ii (>r iktiM lu-n Zielen si ticint mir nur <l.inn m"i;lit"h. wenn >1ie jel/ige afHka»
nische GfselUi-lialt aich, wie im Jalire 18il die weiland African Society /u London, in dem anfe>
deuteten Sinne erweitert. Hierbei «ml zwei PiUle möglich. 1) Entweder roaciit »icb di« Geaelbehaft
Ijrinz nnaliliän^^ii.' von ili'ti l""sti-li>>nil>>n Ver eim'ii. >(i dass <li>-ie itn e l>i-lief ;;fzahllen [?eiti:ij;e iVi ner liin
auftieben, ihre Mit^lu-derU'itrage aber enl^|lrel-lM'nd (also wenigslens um 3 UL) heiab»et£en nnd ihieii
Mitgliedern empfehlen, in die allgemeine denlselie Geseliactiafl einiutretett. AH« Mitglieder des Haupt-
vercin-i. eineifei <>1< gleicli/eitii; «joli-tie eines I.nkiilveroins oder niclil. ?itünden in diesem Falle dem
Verein völlig gleich gegenüber. 2) Oder dn- (ie^elUc-liail Inssl wie bisher aul den bestehenden Vereinen,
diese abi>r eriifthen ihre Ueitnge sbweit, da» sie IQr den Kopl einen hiliiereu Betrag (5 bis 10 JL
stall bisher 3 e<IJ) an die Haiiptkc-s.- nliliefern ki>nm ti. Nii lil I.okiU ereinen angebörige I'er^nnen
zahlen den^elbtin oder einen etwas huheren lieUrag dnekt an jene Ka%>e. UieM> zweite Kmm liiung
leimt sich an das Bestehende an und sichert von vornherein eine bestimmte Mitgliedenahl, indessen
würden ilic I «k ilvereitie vielleicht aus Pnrcht vor Einbttsse an Mitgliedern Bedenken tragen, auf die
Ueitrag^erhtitiun^' einzugehen.
Ob nun die Vorbedingung zu diesem Plan, die Umwandlung der aftikamüchen GesellschaA,
erfüllt werden k:mti. Iihh^I /ihkh (ist vmi ilereii ei^eiifi Kiit-.< li.-id(nn5 ab, welche durch formelli- |!e-
denken wegen ihi< i Stellnii^ /ui inteni.itiun.iieit Aä>uziaUon iKt-inllu^al werden dürlle. Unter keinen
Umstlndeii wäre eine solche Fnlscheidung binnen kuner Frist su erwarten. Es wiri Sicfc desknlb
wolil empfehlen, bei den Verelnlsrnnffsbestrebnnijen wenigstens das Ziel tn verfolcreu,
irelclioa acbon jetzt leicht erreieht werden kann, das akademische. I»t eist eine hmigung.
wenn auch in lockerem Bande, hergeateltt, so werden fernere Schritte »ir Anidehnung der Gesell»
rjcharistb.'ltigkeit auf piakti-ehe Zwecke w ihr^. Iieiiilirli aus ihrem Scboosse heraus mit mehr Naehtirnck
und mit mehr Aussicht auf Krfolg, d. Ii. Verwirklichung geschehen können. Indem man diesen Weg
einschlägt, wird der Bildungsweise der definitiven Gesellschaft (mit beiden Zielen) nur inaofem prit-
jiidizirt. .-iis .i.inii ieiienfalls der /.weitr M.i in^. wniKtch jedes Mitglied einet Lokalvereins von telliet
auch dein llauplvereiu zugeliurt, eingehalten »erden müsste.
SeUiessUdi sei ans noch gestattet, die Beurtbeilung jener Yonehlftgf BiliatlieH«D, wdehe
Dr. E. Bebm (Gotha) ausgesprochen bat:
„Hält man daran fest, dass die Lokalveieine in ihrer für die Verbreitung geographischer Kennt-
nisse und des [ntere^-se^ daran gewiss unschätzbaren l'hatigkeit keine lieeintrachtigung erleiden dürfen
und dass eine über ganz Deutschland verbreitete Gesellschaft, den n Mitglieder kein Aequivalent für
ihren Beitrag in häutigeren Sitzungen mit mündlicher Anregung und lielehrung, sowie in der Benutzung
einer Vereins-Dibliolhek finden können, eine Wirksinikeit nur in Wanderversamnilungen und in der
Aussendung lesp. Unterstützung geographischer hApeiliUonen entfallen kann, so s(tllte man auf diese
beiden Punkte alles Gewiclit legen und aus den verschiedenen Vorschlagen das auf sie tiesügUche ent-
nehmen. Mitglied der deutschen geographischen (iesellscliaft sollte ein Jeder, nicht bloss das Iföglied
eines Zweigvereins, weiden käntien; der .lahn^beilrag erscheint mit 15 M. durchaus nicht sa hodl,
wenn man eine DcutM-liland» würdige ßetheiligung an der ferneren Erforschung der Ki-doberllftche beab-
sichtigt ;. die Herausgabe eines Jahrbuches ist daneben von untergeordneter Bedeutung und dürfte jeden-
falls die Publikatifiiieti ih r .'iii/elnen Vereine nicht stören; die jahrliclien Versaminluü^. ii abei sidlten
unabhängig von denen der Nalurfürschei und Aerzte nach Marthe's Voi-schlag abwechselnd an den .Sitzen
der Zweigvci-eine stallfinden. Wir sollten meinen , dass sich auf Grund solcher allgemeiner Bestim-
num^i'M eine Organi-saiion linden la«ten oiAssle, die, ein richtiges Maass von Zentralisation haltend,
allen Jnteiessen gerecht wiiidv.'-
Dem von Züppritz und Uehm ausgesprochenen Wunsche, dass man vorläufig wenigstens
das idioD jetat Erreiehbara «adKob einmal stöbern nSge, sebUeasea wir uns vollkonunen an; wie
wb ja öfter schon ( und' bereits vor mehr als Jahresfrist) dafür plaidirt haben.
Jedenfalls sollten die geographischen Kreise nentschlands. wenn eine Kiniguiig über alle
Det^ls ein(>g Verbandes vorläutig nicht erzielt werden kann, doch wenigstens das ins Lehen rufen,
waswobl nirgends aaf Widersprach stossen wird: man sollte sorgen, dass der projektirte Pflngst-
Kniigress des nächsten Jahres nicht ein ,,ad hoc'' berufener bleibt; die deutschen geogra|)hischen
Gesellschaften mögen einen V'erband konstituiren, der die regelmässig periodische Wiederkehr und
das zweckuiüssige Arrangement solcher Kongresse bezweckt und organisirt, und der zugleich
gelegSBtlieb der letitarea (eograpblsche Ausstellangea reraiMtaltet Das wir« wabrileh
für den Anfluig «iiw Uordchead leimende Angabe eines Verbandea der deotseben geogn^hisdieii
(jescllschaftenl
Und damit, mit der Koaiiltvirang eines selebeii VerbattdeSt seUtea — so
— «76 —
idwliit nM — die EinzelgcsellscbaftCD baldigst vorgehen; sie UflMe rieh wohl auch
ohne Konferemen, dnreh den aehriftUchen BleiBniigBaintoin^ der Yontlade smngiren. Sei es
nan, dass dann spätor stnrkcr zontralisiromlo EinricJitungpn sich allminiüflt den HpifliU der Mehrzahl
erriogen, sei es, dass mau eine die grussero Selbat^digkeit der Kiiuelvoreiue sicbcradc Vereioi-
gungsfora eiDriehien will — aaf jeden Fall bitten wir so doch znaldiit wenlgsteiu ein feetes
Fuudameot, auf dem der weitere AashM in der einen oder anderen Riehtiuig leichter aldi eot'
fiUiren Hesse!
Lahr ia Baden. J. I. Kettler.
Vortrage in den Greoßraph. GtoeeUsohaften.
1 . Europa.
Coello: Vi'U. d. gegenwärt. I'erritorial-Kinthciluiig Spaniens. (Madrid, 18. V. Su.)
Corona, G.: Montblanc und Simplon. (Rom, 27. VI. >?0.)
FeriuuideK-GiMmi: £>. gegen wart. Teiritorial-fiiutbeilung Spaniens. (Madrid. 25. V. 80.)
fidmirei de Arledie: D. gegenwlrt. Bintbeilnng Spaniens. (Madrid, 8. VI. 80.)
Hayes: Die Auswandenin«; bei d. verschied. V.dkern EuropM. (Pwis, So«. d. tl^Mgr., 11. VI. 80.)
Neuwel, 0.: D. heutige Kusslaud. (Madrid, 18. V. 80.)
S. Aliea.
Chalx: lieb. e. selir alte Karte der Insel Cypern im Mercatorschcn .\tlas. (Genf, 12. HL 80.)
Dtita-euil de Rhins: Die Krage der Entdeckung des Song-Kol. (Paris, 7. V. 80.)
Dutreuil da Rhins: Kartograph. Arbeiten flb. Cochincbinn. (Paris. 5. TIL 80.)
Lapayrftre: Ueb. d. Tong-Kiog. (Roehefort, 12. III. 80.)
tMMma: Ueb. d. Wem rem Kasp. Meere nach Merw. (Montpellier, lu. III. HO.)
iqhkqb Ueb. d. Beben des Dr. P. Petagoe in Asien. (Paria, 7. T. 80.)
8. Afrika.
Frifnad: D. projekt Eisenbahn v. S. Louis am Senegal n. Timbiiktu.^ontpellier, 4. II. 80.)
P se h wi lisc b e (a. Leiiurig): Ueb. d. relig. Yontelluagea der Baftote. (Halle a. S.. 13. X. 80.)
4. Amerika.
Anmen, 0.: D. projekt lUnal durch Nicaragiia. (New- York, 9. XU. 70.)
tM, H.: D. Weg ab. d. Iithin. TehnaBtepee. (Kew^Tork, SO. XIL 70.)
Jardin: Uob. Chili u. Peru. (Rochefort. 30. I ^^o.)
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Trivier: Ueb. Uruguay. (Roehefort, 21. II. 80.)
HfcMWsra M H i a a : D. Projekte eines Durchstichs durch d. Isthmus v. Panama u. d. letzte Lesscp'sche
Kontesni. (Antwerpen 17. VI. 81)
ö. Pular^ebiete.
Novo: D. letzten arktischen Ueiscn. (Madrid, 4. V. 80.)
8. VenehledenM.
Cazalis de Fondouce: Ueb. d. Bildung der Gletscher. (Montpellier. 2.'». II, 80.)
Delgeer, L: D. geograph. Karten der Alten. (Antwerpen, U!. VII. 80.)
fiarawln: Ueb. d. steierischen Reisenden Strobelherger. (Montpellier. 14. IV. 80.)
Meynert d^Estrsy, Graf: Eine neue Interpretation der Karte des l't<dotnäus. (Paris. 7. V. 80.)
Po«n|uisr: Ueb. d. Viehhandel zwischen Frankreich und Algerien. (Montpellier, 21. I. 80.)
Imbeinw: D. Haadel m. SstUrien dureh d. Kar. Meer. (MontpeUisr. la U. 80.)
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JUDEN IN NIEDERSACHSEN
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J. I. KETTLER.
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£, Zuriohtowe.
6. Arfow».
L Uf»owe.
ValleoRis.
2. Ringowe.
Ül Retin.
IL Valli« Eniadin«.
1^ Sandargowe.
L 2, ß.
13. Briaigowe.
11 Alpegowe.
Ifi. Klelgow».
Iii Arrangow«.
IL Albekew*.
L a, 3, «.
Ii Hegowe.
W ünt»r«pegowe.
21L Linigowe.
Argungowe ÜüL
2L Eritgcwe.
22. Nibelg'iwf.
23. Raiumekewe.
24 ini»rgi>we.
Albekewe tili
i'-'i Keltin'tein.
2fi. Ougotgnwe.
2L Dort».
2lL Reti».
1^ a, 3j ß.
2a. P»r» (Pershloltw
imrit).
ao. SuUebgaa.
aL N»g"Itg»a.
22. Obere Neek»rgow».
33. Fwiggenitnl.
'M Kamexdal.
ai. Nibelgowe.
■Vi. Piwilisgawe.
SL Traohgowe.
SB. Alba.
Retia {ML
L 1.
32. Nortgofre.
iO. Bnheinia.
L l>, «•
IL Westergowe.
Sundargawe ;'12).
12. VenuHla vallif.
42. Norital.
PlistriMa.
IL PinuzgDW«.
4(1 Bongowe.
47 Balxparag-'we.
Ih. Atargawe
4^- Matixhgiiwe.
ijU. I»anag<>we.
M. Tuonnbgewe.
ü Chelewowe.
Nortgowo
^ Quiniingowe.
£lL .Sweinahgowe.
^ Rotahgowe.
M. TruDgowe.
L l>. iL ü.
Oitmark (OtUriohi).
Miiravin.
Lama.
CiL Crowatia.
fiL Uuroatal.
fi2. liUDgowe.
na. Kniital.
tV4 Untlrimatal.
fi£L Lavantal.
e&. Comiutui Hengest
BlL KiabeneUl.
££L Muuriia.
II, a, ül M.
fiä. Marra«hgr>we.
TSL Untere Neokargowe
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Krlllrr'k Zeitsdiri(\ .
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I.Jahr^anif. Tafel (i.
Rrd f J.I.KrMlrr
DigitizG^, L , .'^le