CHRONIK DER KÖNIGLICHEN
TECHNISCHEN,..
ENTW. 0. LEWING
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I799-I899
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Chronik
DER
Königlichen Technischen Hochschule
zu Berlin
1799 — 1899
BKRI.IN i8.,o
VERLvUi VÜN WILUKLM KKNSl A: SOHN
OBORO imimHftun suisr
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100 '15
HARVARD
fUNtVERSlTYl
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Allf Kccble vorl'i lialu ii.
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Nur noch eine kurze Spanne Zeit trennt un.s von dem Tage, an welchem die
Königlkhe Technische Hochschule ni Berlin auf eine hunder^hrige Ent-
wkldung und Arbeit zurQdcschauen wird, einem Tage, an dessen Feier die gesamte
deutsche Technik freudijun Antheil nimmt. Wird doch in weiten Krei^en die
Thatsachc gewürdigt, daf< das j^owaltiyi" Fortschreiten der tixhnischtn Wissen-
schaften und Künste unserem Zeitalter das Gepräge giebt und in dicker Hundert-
jahrfeier seinen symbolisdien Ausdruck findet.
Von dem Wunsche atugdiend, dafs in erster Reihe den Festtheilndmiem, dann
aber auch allen Freunden der technischen Wissenschaften ein Bild der Entwicklung
der iiochschiile ^'eboten werde, beschkils der Senat, eine Chronik herausiugebett,
die in diesem Buche vorliegt.
Der Natur des Gegenstandes entsprechend terfSUt diese Chronik in zwei Haupt-
theile. Der erste schildert die Geschichte der Bauakademie, der Gewerbeakademie und
das Zusanunenwachsen diiser lieiden Anstalten sor Tedwischen Hochschule bis aar
Uebersiedlnng in das neue Gebäude. Dieser Thcil lag in erster Bearbeitung bereits hei
der l'"eier am 2. November i8s ( vor, die durch die AnwcviMiheit und die unverfjefsliche
Ansprache des Ilochseligcn Kaisers Wilhehn des Grofsen die höchste Weihe erhielt.
Der xweite neu verfarste Theil behandelt die letzten f&nfsehn Jahre der Hoch-
schule. Srine Hauptaufgabe ist, flie Verinderungen im Lidirplan und Lehrkörper zu
vcrzeiclmen ; er versucht abc-r auch, ein Bild von ih r u ti wältigen Entwicklungs-
stufe der Lehranstalt und ihren bisher venvirklichten Iii nIh iiuntjcn zu bieten,
Allen Herren Collcgcn, die durch ihre Unterstützung mit Rath und That das
Zustandekommen dieser Veröffentlichung während einer verhäUnifsmäfsig sehr knappen
Vorbereitungszeit ermfigHditen, sei hier nochmals gedankt, und ebenso dem Ver-
leger, Herrn Georg Eberhard Ernst (Wilhelm Emst und Sohn), der durch Druck
und Ausstattung dieser Clironik aus eigenen Mitteln den so alten Beziehungen
seines V'erlages zur Technischen Hochschule von neuem Ausdruck gegeben hat.
ficrlin-Cbarlottcnburg, im Octobcr tS*fi}. '
Rector und Senat
INHALT.
I. Bauakademie, Ge\veri)eakaclemie und Technische Hochschule
bis 1884. Historische Skizze von Eduard Dobbert .
IL Die Technische Hochschule von 1884 bis 1899. Auf Grund
von Einxelbericbten bearbeitet von Alfred G. Meyer .
BAUAKADEMIE.
GEWERBEAKADEMIE UND TECHNISCHE HOCHSCHULE
BIS 1SS4
HISTORISCHE SKIZZE
von
EDUARD DOBBERT
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INHALT.
Sok«
Vorbemerkung 15
L Die Bauakadeni«.
I. Die Gründunt; der Bauakademie. i;q<) 19
a. Die kcorßanisation vom Jahre iRoz 33
3. Ilic l!,.n,;l.iilcm.o mit ili i Ak.'ilcmir der Künste verlniinl: ti 1809—1824 . . 40
4, Die ('mgcstaltung der Uauakadcmie und das üirectorat Kytelucin. i8a4— 1831 4«
j. [>ie Allgemdiie Bmichule unter Beuth. ilji— 1845 46
6b Oer Uetaeiipne von der Aligeneiiien Bnuchule ni der nenbcgifladeten Bau-
akademie. iil4;--iS49 S4
;. Du- >i.iu;r>.<i<li'it)ir i:iit<.r dem Dlrectorinm Buwe. 1S49— 1M6
8. Das Dircctorium (jrund. i8(*- 1873 6a
9. Das Directorat Lucac. 1873—1877 65
10. Du interiinistisciie Directorat Hagen und das Directorat Wicbe. Dcccmbcr 1877
bte April %*n 70
II« Die f iewer! rak.nlcin;?\
i. Die Technische Srhule (seit itüj: tjttu rrbeinstitutl unter Heuth. i8»i — 184;; . 75
a, Dia <jewcrl>ein!ititut unter der I^itung von Pommer - Kschcs (1845—1848},
von Camalls (Augoat (848 bia Januar 1849), Egena (1S49), DruckenmflUen
(I. October 1849 bia 1. October iS$6) 83
3. Das Gewerbeinst ilut (seit 1866: Gewerbeakademic) unter dem Directorat Notte-
bohm. i8c7 his 1. Januar i8t>S 87
4. Die Geu< ii,< .ik.«i';mie unter dem Directont Reuleanx« 186B — 1B79 .... 9a
III. Die Technische lIüvim;huleL
1. Ihre Entstehung 101
a. (jhronik der Technischen Hochschule vom 1. April 1879 bia cur Uebersicdlung
in das neue Gebäude 1884 ^ loj
3- Znr Entstchunffigeachicbte dea neuen Gebtadca irs
Schlnlawort 114
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■• 1
VORBEMERKUNG
Is ich im Jahre 1884 mit dt ni < hrcnvnlkn Auftiajjc lictraut wurde, fdr die
Xm. Fcütscbriit der Tcchnisjcben Hociischuie «ur Keicr der Einwciining ihres neuen
Gebäudes eine Ueberiicbt ihrer Geschidite und eine Sddkleniag der btäden An^
stalten, u» deren Verdnlgux^ sie hervorgegai^en, so liefern, entsddo& ich micli,
die Geschidite der Bauakademie, besonders in ihren Anßn^^'en , weil über dieselbe
im ZusamTnonhanj»o noch nichts ver<'ifTentlicht wonlon, aii^riihrlichcr zu behandeln,
über die Geschichte der Gewerheakadcmic aber, unter Hinweis auf die gelegent-
lich der Feier ihres fünfzigjaiingen Bestehens im Jahre 1871 vom Geh. Ober-
Baurath Nottehohm veriÜFentlichte Chronilc ehien ldkieren Ueberbiicle xa geben.
Da die wicht^eren Ereignisse an der damals fQnfjihrigen TechniBdieB Hochsdinle
vom I. Juli 18^1 an im Anhanj^ der f^cdruckten Prognnunc mitgetbeilt sind, wwde
auch dieser Zeitraum nur kurz behandelt.
Diese historische Skizze liegt hier in einer zweiten Auflage vor, welche manche
genauere Angaben und sonstige Aenderungen enthSlt.
Gelegendiche biographische Bemerkungen und Charakteristüeen werden nur
von bereits verstorbenen Angehörigen der drei Anstalten gegeben.
Die Namen der gegenwärtig an der Hochschule Wirkenden sind, WO sie zum
ersten Mai erwähnt werden, mit einem Sternchen versehen.
DobberL
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DIE BAUAKADEMIE
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I. DIE GRÜNDUNG DER BAUAKADEMIE. 1799.
Die Pflcfje der Architektur war bei der Bogriindimi,' der Rt-rlincr Akademie der
Künsii al« eine der drei Hauptauff^abcn derselben ins Au^je gofafst. Laut der,
unter dem :ri>. Marz lOgy vom Kurlürstcn l'ricdrich III. vollzogenen Stiltungsurkundc
war der Akademie neben dem allgemcitien Ziele „der mehreren Etablinmg und
d!'«.fn nützürhrrrn Fortpflanzung' nllcr Künste und Wissenschaften in den Kur-
biandcnburjjischen Staaten" die besondere Aufgabe gestellt: zur Aufnalitne der Maler-,
Bildhauer- und Architckturlcunst mitniwiricen. Dcmgcmäfs finden wir auch im
l'nterrichtsprogranun neben den auf Malerei und Sculptur bezüt^lichen Fächern die
Architektur erwähnt. Was specicli diesen letzteren l'nterricht bctriüit, so wurde „ia
dem Collcgio Ober die Civilt>aulcunst zuerst der allgemeine BegrifT der Wissenschaft
entwickelt, ihre Eintheilung vorgetragen und sodann die I.itteratur der Haukunst ab-
gehandelt. Darauf folgte die Lehre von di>r zwcckmäfsigen Linrichtung der Gebäude
mit liinMcht auf die Eigenthümlichkcitcn des Landes und des Klimas. Sudann
wurde die Lehre von der ConstmcHon der Gebiude in Hbaicht auf Dauer und
Snliilität, theils im nl!i;enifinf n , thr-i!« nnrli ["t-n (>t siini!iTen Reiliirfnisscn der Ocrtlich-
kt it vorgetragen. Dann folgte die Lehre von der Decoration der Geliäude, wobei auch
ein architclctonischer Schriftsteller (z. B. Vignola) erkifirt und nebst der Litteratur
dieses Atwihnittes der Architektur auch n<ich die besondere rimamcntenlehre
abgehandelt wurde*'.') Wie für die besten Arbeiten in der Malerei und Bildhauerei,
so wurden auch für diejenig( n in der Baukunst I^micn vcrtheilt.
Wie die nahen Beziehungen der Akademie zum Haufache auch in der Folge-
zeit fortbestanden, ersieht man u. a daraus, dafs im Jahre 17-0 Friedrich der Gro(se
„zum V'ortheil der mathematischen Wi^^senschaften und zur Verbindung des .Schönen
mit dem NOtzIichcn die Akademie der Kflnstc mit dem in demselben Jahre gestif-
teten Ober -Baudepartement geleg<'ntlich vereinigt wissen wollte imd darüber die
geprüften Vorschläge die2>es CoUegiums erwartete".^) Das Gutachten des Obcr-
Boudepartements fiel freilieh t'emcinend aus und somit wurde die geplante Verbin-
dung nicht ins Werk gesetzt, allein schon der Gedanke einer solchen d&rftc für
') S. den Ahmuk am denn Confcrcni- Protokoll vom >. Apri] 1706 bei Levesow, Geschichte
der Kr>in%;1irht n Akademie der bUdcndcn KOnste und mcchanisdicn WisBVMChaficn au Berlin.
180H. 14.
*) Lcvezon-, a. a.O. S. >o.
3*
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20
das Interesse bezeichnend sein, welches an höchster Stelle der Baukunst gewidmet
wurde.
Am 2 \. Juni 1773 wurde chic Vcrfligimg zur Kcf»diing des Bauconducteurwe<«civs
erlassen. Dii selbe vcrianjjtc von allen, die eitu- Kaucondiicteurstclle zu erlangen
wQnschtcn, die Mrlernim^ der JUf Baukunst nothwcndijjen Wissenschaften als: „Alles,
was von Feld- und Landnic^^ern I' inlt-i t w.u] R. clii nkun-t , t:ic < ii ctiscln- Geo-
metrie, rianunetric, Lehre vom Wasserwiigen, Zeichnen, llandschritt. Lebung im
schriftlichen Vortrage',, Temer Mechanik, Hjrdrostatik, Hydraulik, Aerometrie, Civil-
und Wasscrhaukutisf I 'i.i aber denjenigen, die sir'i diesem Bernte widmen wollten,
die Miiglichkcit zu geben, sich die crfordcrliclicn Kenntnisse anzueignen, ward fest-
gesetzt, dafs die HH. Gerhard und Holsehc, Mitglieder des Ober-Baudopartemcnts,
„und welche hiesige Gelehrte sonst noch Zeit und I^ust hätten", die hetreft'endcn
Vorlesunjjen ankündi^jen sollten. Gerhard übernahm nun den Unterricht in der
Physik, Mineralogie und Chemie, Holsehc die theoretische und angewandte Mathe«
matik, die prakti.sche Geometrie, Markscheidekunst, die Civilbaukunst, die Hütten-
kunde und di<- Anfertit^un}^ von nauansclilaiien, ' )
I>ei Jahre darauf trat in Üerlin für nur kurze Zeit ein Institut im Leben,
das in <.;ewis8em Sinne ijercits als Vorläufer der heutigen Hochschule anzusehen ist:
eini' „l-^cole de gänie et d'architecturc", auf den n von 1771 bis 1775 dauernde
V'firbereitnn}^ un<l KinriclUunj* Prof. l)r, Galland-/ neuerdin^js die Aufmerksaink<it
fjeknkl hat. Nach den» J'tan dieser l'epinicre, zu deren Studien zunächst nur sechs»
Ehnrcn und zwar ausgewählte Staatsstipendiaten zugdasscn werden sollten, bestand
sie au«; twi-' flasM-n: I. ,.Sa1t' dr i;'»-."" fiir anj,'<hende Inj^inieuroffiziere iLeit<r-
der franzosische Mathematiker .Marsson), II. „Classc d'Architecturc" für angehende
Staatsbeamte <Leitcr; Architekt Langhans). Die Zeichcnubungen, bei denen aufscr-
dem ein ..Zeielienineisier und MoiK'Uirer" beschäftiget war, fanden in ein«m ijröfseren
zweifenstrigen rartcrrcraum des Künii^lichen Schlosses statt. Leber die weiteren
Schicksale dieser „Eeole" fehlen bislang {gesicherte Nachrichten.
Als die im letzten Lebensjahre Friedrichs des Grofscn durch den zum Curator
ernannten Minister von ll< iniiz in .Xn^riff j.;enomnien»- l'icorganisation dir Akademie
der Künste unter König Friedrich Wilhelm II. ins Lt^iien trat, war, wie daij Reglement
vom Jahre 1790 lehrt, der Architektur auch wieder Spielraum gewährt. Im $ it
h< ifst I S „Da die Werke d< r iJaukunst vorziij.;lich den Geschmack der Nation be-
stimmen, so sollen auch der iet!esniali5.;e Hirector des Bauwesens in Unseren Resi-
denzen und einer der Ober- nofl)aurUlhe, welcher den «irTentlichcn Unterricht in der
Architektur ertheilet, im aka<lemisehen Senat aU Miti^lieder de^s» llicn Sitz imd
.S'.inmie haben, und sollen von den jahrlich aiif/iifiilin-nden Gebäuden tliejenigen
Zeichnuni;cn und Modelle, welche der C hef des Ober - 1 bifbauamtes für gut finden
wird der Akademie vorzulegen, in den Versamnilung<'n derselben genau geprüft und
beurthcill und htcn'on vorzüglich Veranlassung genommen werden, über die wahren
') S I.iuKk ii; A ul) ili r ■ .1: rhi*<v.i Dtiis« h( n J.< lir.iii--t.ilt ' l>i> /um ti rhnicum" , in «Irr
WocheriüChlilt .Dn VIII. J:tluj>. insi. S, II, i.v
'j Vrrjjl. VoÄs. /tu-. Nmnt.iijslK-ilaBe Nr. 3<>, <H<>'*, auch tlie lür »lic (jeivchichte ticn
terhnisrbcn rnterrichtsweMm in PrcufM'n wichlii^n Acten de> iireufsischcn Geiieifflcn Htaais*
archiv« im /W/nttf 3li|>e<lnickt Mn«l.
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BKCHKRER
OBER - HOFBAURATH
I. Dk Bmuluwtemic.
31
lind einfachen Grundsätze des Schönen seine Ideen sich mitzutheilen, und Ober die
besten Mittel zur Verbreitung des guten Geschmacks sich gemeinschaftlich zu be-
rathschlagen. Auch sollen in diesen Sit/.unj^en die l"ortschrittc der Eleven in der
Baukunst >,'cmcinschaftlich untersucht und Uns die fahijjstcn davtm zur Unterstützung»
um auf Reisen zu t;i ht n und an den vorzüglichsten Werken der AUen und Neuem
selbst die Kunst zu studiren, in Votschlag gebracht werden".
Was den architektonischen Unteiricht an der Kunstakademie selbst betrifft, so
stand derseihc seit ijo" unter der I>irection des Ober- Hof hauraths Hccherer.
In dieser „Architektonischen Lehranstalt bei der Ak.idcinie d<T Kiinste" wurden
Vorlesungen über die Cunstruction und Vcranschlaj^ung der Stadlgebäude, über
Geschichte und den guten Geschmack in der Baukunst gehalten und ward Unter-
richt im nichiti^ktonischen Zeichnen ertheilt. Im Jahre i-<»8 wirkten an dii -n
Institut aufser dem Director Uecherer, der zugleich als erster Lehrer fungirte, der
Professor und zweite Lelircr Gcntz, der Bau-Inspector Meinecke als dritter Lehrer
und der Zeichner Koesel. ') Auch Prof. Johann Gcorg Moser hat an der aka-
demischen Arcbitckturschulc gewirkt.
War so die Architektur besonders nach ihrer ästhetischen Seife in der Kunst-
akademie vertreten, so stellte es sich doch bald aufs neue her.iuv, (i.ifs für einen
auch nach der technischen Seite l.in \i llkommen bcfriedij;enden Unterricht Vcr-
anfitaltungen zu treffen waren, welche über den Rahmen einer Kunstakademie
hinausgehen. Treffend sprach sich nach dieser Richtung der Architekt Christian
G' Hi !!i in einer am .Anfang; iles Jahres 170'» il<'tn Freih«-rrn von Heinitz übt-rreichten
Denkschrift aus, welche in dem folgenden Jahre unter dem Titel „Idee einer Aka-
demie der bildenden Künste" im Druck erschien. Hier heirst es: ,.Dic Architektur
selbst kann in der Akademie nur als schöne l il 'i n !e Kunst Lintjang finden, und
diese schliefst darum jeden Zweig jener ausgebreiteten Kunstdisciplio aus ihrem
Kreise aus, der nicht diesen Charakter hat. Die Maschinen- und Mühlen-, die
Wasser-, die Fesluu^s-, die Sclüflsbiuikunst bUnben tiemnach von ihr entfernt, untl
nur die Civil - oder die eigentliche schöne Baukunst nimmt sie als Schwester in ihre
Gesellschaft auf".
Dafs derartige private Vorlesungen, wie die oben erwähnten, nur ein schwacher
Nothbehelf war«'n, üej^t auf der Hand. Man versuchte es alier doch noch l inmal
mit einer ähnlichen Abhülfe. Es vereinigten sich vier Mitglieder des Ober -Bau-
departements, welche in den Wintermonaten iiber nachstehende Gegenstände Vor-
lesungen hielten: der (jeh. Ober- Haurath (iilly üixr den .Schleusen-, hriicken- und
Hafenbau und über Construction der Gebäude; der Geh. Ober-Iiaurath Meneelius
über ökonomische Baukiuist ; der Geh. Ober-Baurath Eytelwein über Statik, Hydro-
statik« Hydraulik, Maschinenlehre. Deich- und .Stronibaiikimst , und der ()ber-Ijau-
dep.nrtoincnts- .Assessor Zitelniann ül>er Arithmetik, Cnonietrie, Trif^'ononutrie und
Ueldmefskunst. Aufserdevu crthcilte der Ober- Hof bauinsjiectur G iUy jun. Unterricht
im architektonischen Zeichnen. Dieses Unternehmen erwies sich aber doch nicht ab
') £rb& des Curatoriums der Akademie tlerKAnatc vom lü. Dcccmhcr tj'fi (in A>>schrift),
im Archiv der Technischen Hochschule.
') ,,/ur JuiH liei< r lOgfi- iSgA," KOniüiiche Akadcuiisehc Hachsehuie für die bildenden
Känüle xu Berim, 46.
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22
ind TcchniKlw Hodudiulc Iiis 1M4.
ausreichend, ditn Hildungsbcdflrfnifi« ansuchender HaiikünMicr „lür die Küni^ticlun
Provinzen" abtulu-lfcn, weil wegen Ablialtunj^ durch andere GcschSfte und manchi rli-i
Schwicrinkoitcn die Mitglieder dieser Anstalt «ehr oft gezwungen waren, ihre Vor-
ksiuiyen tiniu-stcllen.
So lief« denn das Obcr-Baudcpartement durch die Geh. Räthe Riedel, Gilly
und Iiytclw» in den I'lan einer l.eliranstaU ausarbeiten, welche die Bildung von
baukünstlcm zum Zwccic hatte, und legte dcnscllK-n am 15. Februar dem
Königlichen Generaldirectorium zur Benrtheilong vor. Auf diesen Entwarf bezieht
^ch eine Cabinet>r>rdrc von» 15. Decembcr 1708, in der es hcifst:
„Mein lieber Staatsmini>ter Freiherr von Schroetter! Eure Kla^t n über den
durchf^ehends >tattfindenden Mangel guter Haubedienten sind sehr l;i ;ii ndet. und
die Abheilung; dieM-> Mangels ist von dem ^nifsten Gewicht. Ihr hal t li.ilu r mit
Rf rhi ilii Fi-icIk itr'isrHn n aufjjesucht, und ich pflichte Euren l'rtheilcn darül»er
voiikonimen iny. Daher habe ich auch, was den schlechten Zustand der Bau-
bedienten und der fibtigcn Cameralsubaltemcn in Ansehung ihrer Besoldung
bi'triflft, der Finanz (/■ rriniivsion aufj;egelM-n, auf M'fV l zu des'-c 11 \\ rhf.s< nin|;
zu denken, und dabey Euren Vorschlag in nähere Erwägung zu ziehen. Nuch
wichtiger aU dies ist aber die Veranstaltung eines Instituts nach Eurem Vorsehlage,
worin thc(nii-( fnr und praktischer I ntcrricht in der Oekonomic und Baukunst
rrthcill werde. Ich glaube es wohl, dafs die bey d< : Akailcmie der Klinkte
befindliche Lehranstalt, da mc den Prachtbau zum Haujit^t^i n»tand hat, in ihrer
jetzigen Gestalt dazu nicht geschickt ist, darum aber kann Ich mich nicht gleich
711 einer e"'.;cM(n L,'an/ ni'(i<'ii Anstalt entschlielsen. Die Fundriffunit«- tlrr ri.uht-
und Oekonomic- Baukunst .sind dieselben, und da diese schon in der Lehranstalt
der Akademie gelehrt werden, so bedarf es dazu nicht neuer Lehrer mit neuen
(jehälten; sondern es wird nur damiif ankommen, einige neue I.rnr-t' I'i'ii fiir die
(Jekonomie und Landbau dabcy zu errichten, die dazu erlordcrlichen Instrumente,
Modelle etc. anzu-tcbaflen, solchergo.stalt die schon bestehende Anstalt zu crwrttem
tmd einen zweckm.1f>i^en Plan fiir den I ntcrricht zu machen Hierüber habt Ihr
Euch mit dem Etatsminister l-'n-ilu-rrn von Ik initz, welcher schr>n damit beschäftigt
ist, die Art und Weise, wie beide Institute miteinander verbunden werden können,
zu untersuchen, zu vereinigen und i^enuinsehaftlich mit denj>elben fernere Vor-
scblaj^e zu tlnin, die aus tier von Euch ^,'e.iur>.erten B -^' rLiniis, daN die zum Bau
eines neuen llausj s für diese Anstalt ausgcinitteUc lH <|ui iiie Stelle Euch entgehen
mochte, nicht übereilet werden dürfen, weil das erforderliche Emplacement allen-
falls «lurch .'\ufselzunt; einer zweiten I^taj^e auf der halben I"i..nte des Akademie-
gebäudes gc!>ciiafft und also auch das Geld für einen anzukaufenden Platz erspart
werden kann."M
Der StaatsiDini^u I I'reiherr von Heinitz, der bei der Reorganisation tler Kun>-t-
akadcmie, wie >ch<'>n früher it-'^i bei der Stiftunt; iler Ber^jakademie zu I-'ieiberj.;,
sein bedeutendes organisatorisches Talent an den Tag gelegt hatte, als Curaior der
Akademie der KCm-ste, und der Minister von Schroetter, als Chef des Ober -Bau-
dcfiaftcments, schenkten der Angelegenheit warmes Interesse. £s wurde eine Com«
*t Abschrift der CaMnrtsorilrc im Arehiv der Teclwisrhcn Hochschwle in dem Ilirftc:
Acta Generalia, hx'KCII ElaiilirunR *Wt KCnitsi. Baiiakademk* und des damit yrrbundcnrn IMrrctorii.
ifldsäon aus Mitgliedern des Ober-Baudcpaftements (Riedel, Gilly und Eytelwein),
des Ober -Hof bauamtes und der Akademie der Künste '.Geh. Finanz-Rath Bouniann,
Kriegs -Rath Langhans, Ober-Hofbauratli Beclicrer, Hofbaurath Hirt, Kector und
HofbHdiauer Schadow, Arcliitelct Geneiii) unter dem Vorsits des Kancicrs und
Gehetm-Raths von Hoffmann gebildet und mit der Prüfung des FIane.s betraut. Hier
wurd»' dcr«-lbe noch einmal überarbeitet und am 14. Ft-briiar lym ein vollständiger
Entwurf zur Errichtung einer Bauakademie überreicht. lici diesem neuen Plan wurde
angcnomiaen, da6 die bereits bei der Akademie der Künste bestehende Lehranstalt
erweitert, in eine alljjemeine Bauunterrichtsanstalt unter Hrm Namen einer Bauaka-
demie verwandelt werde und mit der Akademie der Künste und mcciianischcn
Wissenschaften tn Verbindung bleibe. Audi räumlich sollte diese Verbindung fort-
bestehen, indem fiir die in Aussicht genommene Bauschule der Ausbau des Marstall-
gebäudcs lind die l-'rrichtnnt; eines zweiten Stock-wrrks auf diesem F"lüj»el geplant w'ar.
Nachdem dieser Entwurf noch einige Abänderungen erfahren, „apprubirlc" der
KCnig am 18. Marz die GrOndung der Bauakademie und am 13. April äie ihm von
den oben n tutiirti Ministem Unter dem 30. VÜn eingereichten „Grundsatze" zur
Einrichtung derselben.')
Die Cabinetsordrc vom t8. März ist neuerdings von P. Wallfi in seiner Ab-
handlung: „Aus der Geschichte der Technischen Hodisduile in Herlin" im Central-
blatt der Bauverwaltim^' iStm, Mr. 31), S. ijH nach dem, von dem r,<h. Cabinets-Raih
Mcncken herrührenden, im Geheimen Slaat!>archiv aut bewahrten Entwürfe veröffent-
licht worden. Sie handelt hauptsächlich von den IQr die Errichtung der Bauakademie
Crfordrrlirhrn f.nrinr'cllrn Mitteln, .'in vcrhcirvt sie fi:r die „in Verbiri'liin:; mit der
Akademie der Künste" zu errichtende allgemeine Bauuntcrrichtsanstalt die As>ignirung
der „tar ersten Einrichtung ein für allemal erforderlichen Summe von dreitausend
vierhundert Thalem", femer soll zur Unterhaltung dieser Anstalt von dem Geldbetrag
samtlicher zur Revision an das (.^bcr - üaudepartcmcnt eingehenden Bauanschläge
derselben ein Procent zugestanden werden, wenn auch der Konig sich vorbehält,
die auf Soi« Thaler jährlich berechneten Unterhaltungskosten zu erinafsigcn. Dem
Entwürfe der oben erwähnten Conmiission gemäfs wird auch hii-r noch die räumliche
Verbindung mit der Akademie der Küastc festgehalten, indem der König gesonnen
ist, auf der halben Front des AkadcmicgebSudes noch eine Etage aufsetsen m lassen,
doch erscheinen ihm die daliir erbetenen 3.^000 Thaler alles Vc rhältnifs zu über-
steigen, da „Ihr, der Etatsministcr bVeihcrr von Schroetter, zum Bau eines ganz
neuen Hauses nur 18000 Thaler bis 20000 Thaler verlangt habt".
Suchen wir zunächst an der Hand der Acten*) uns eine Vorstellung von dem
Wesen der Bauakademie bei ihrer Begründung zu machen.
') S. KytclwcMii, N.ichricht von ilvr Krrichtuni; «kr KOnii;licIicii RauakaJf'itiiv m Knlin, in
der Sammlung von AufsAticn und Nachrichten, die Baukunst hetrcflend. Jahr|[.);99, Band II. S.iSff.
f f iJGnindsatte zur Einrichtung dervon des Kunit^s Majestät darch die AlterliAchste Cabinrls-
(inlrL- vom iS. Mär/ t-')i) ,t|i|iri>liirt(-n llaiiakadcmii'. [2] .Mlirluk-h-stcr l'rlafs ilrN Kmiiys Krivtlricli
Wilhtlins III. „an die Ktatsnunistrr l'Veihcrni von lltinit/ und von .Srhroitttr , I'utsil.iin diu
IJ April \'')') \ Heidt- .Xctt nstückc- in .\l)schnft im .Xrchi^- d(.T Technischen Horhschulc. j] Tulili.
candum wegen der vorläuligcn Einrichtung der von Seiner Königlichen Majcst&t Allcrhöchstaclbst
unter dem Namen eine« K^taigUchen BanakiHlrmic «u Berlin {cstiAetcn allgemeinen Banuntcrrlchts-
anstalt de dato Berlin den 6. Juli 1^9. Gedruckt bei George Decker.
hraaliadiaiii«, GcwMbcaMcmw uBd TcchBÜdie ilodnrliiik Im 1W4.
Wif wir bereits oben saben, blieb ein ifcwisscr Zusammenhang zwischen der
nrm n An>t.ilt und ili r Kunstakadeniic lu stLheii. So Icscn wir »Ic-iin: „Weil der
L ntorriclu in Jer Baukunst in Verbindung mit dem Unterricht auf di r Ak.uliniic
drr Künstf 'itrlu t, so ist die Bauakademie ein Eugchöriyer Thci! von der Akademie
di-r Kiii)>(<- uiul su-ln-t iini<T di-in ;^i-iii<'iiivc)i;iftltchcn Curatorio des jedcitmaligen
Chvfii »Ii r Kmistakadcniie und ili s <^ >Ih-i - liaiidriiarlfnicnt--".
Dci Zweck der iKucn Aa^iaU ist „die theoretische und prakti^citc Bilduiij»
tüchtiger PeldmcsMT, I^nd- und Wasser* Baumeister, auch Baubandwcrker, vorxQ|^ich
Tur dt<- Kiini'^lichcn Staati-ii, woln-i jcdocli, inxift in es filme Nacfatbeil der EinlSnder
^cM-hehen kann, auch Ausländer zugelassen werden können".
7.«r Erreichung dieses Ziele* ist in nachstehenden Wissenschaften und Künsten
,.in den v<ir^* >chriebrn< n (Irenzon" M l'nti rriclu zu i-rlluilt 11 : 1. Arithm i l , -". A!-
yi lMa, .i- Geometrie. 4. Optik und 5. l't ispcctive, 6. I'< ldni< Iskunst und Nivt liircn,
verbunden mit L'cbunj;en aut ticin l-eldo, 7 Statik fester Körpci , ö. Hydrostatik,
«I. ^k■ch«nik fester Körper, i(<. llvdraulik, 11. Maschinenlehre, i;:, Bauph>iäk,
I V Cuiistruetion der einzelnen Tlu-üe eines Gelfaudes nel)-t der l.ebre \<)ii den
Inxtudeien ArLieitcn der D^iuhandwerker, vcibundeii mit praktiMrliein Lnterrtcitt aul
den Baustellen, 14. Ockonomischc Baukuast, 15. Stadtbaukunst, verbunden mit
jtraktisciiein rnterricht auf der ISausti-l" . i' Stc 'ii und Deic)ibaukunst, i7.Schleu-
>en-, liatcn-, Brücken- und Wc^cbaukunst, i b. Kiiti.schc GcsciHchlu der Baukunst,
i<i. f nierricht im Gcschäftvittl. 30. Freie TIandzeichnung, 2 1 , Architektonische Zeich-
nun),', -■- Siiuatioiis Kartenztichnunj^, jj. Maseliinenzeichnung.
Die unniittelfiare Leitung der Anstalt wurde einem aus vier Mit^iirdiMn be-
stehenden I )irectorium anvertraut, dessen l'räsidium jährlich wechsein sollte. Die
Reihend il^t- wurde durch das I.oos hi -timnit.
I)ie Directorrii haben den l'nterricht s« /.u leiten, dafs Vor .illen Oin^^eii die
Bcdürfiiiisse des Cauieral-Bauwcüens> befriedigt und auf die ICi^enlieilcn dei ver-
Mchiedenen Provinzen kikksiirht genommen werde. Sic haben den Lehrern AnwciMing
und Iliitfe in Hetretf des Vortraijs zu ertlu ilen und iTir i^ute I.eln biiclier zu sor;.;en,
eventuell »olcho durch die Lehrer ausarbeiten zu lassen. Den Dircctorcn ist Icrnur
die Rmnsinn der Collegia imd die Sorge für den nöthtgen Zusammenhang des Unter-
richts anv( rliaut \Vichtii,'e und verwickelt«- .\i>tlinlun;^en haben sie selb-t vorzu-
tragen und den Hauelcvcn zu erläutern. In Betreff des praktischen L'nterrichts halien
sie die jungen Leute nach ihren Fähi^kc iten zu verlhcilcn und die in jedem Jalirc
vorzunelim. nd. n öfYentlichen Prüfun^i n der iJ.isi ! vi-n zu veranstalten.
W'.iv den xnlun erwahnti 11 [»raktisehen rnttiriclit betritft. so war die Kin-
lichtun^ jjetioifen, daf;» „die /.«ij^linjie die hiesigen Kunii;lielieu Lkmten besuchen
durften, um unter der Anleitung eines oder des andern Lehrers sinnliche Ueber-
/eii;:iin.; V'-n dem /u ei!);iltrn, w.is ihnen i>ei den X'orli -.uii.;> n \or^;etrat;i.n worden'-.
Auch waren die beim Bau angesteiitcn „artis {icriti" verbunden, zur Belehrung der
Zöjilmge eine jede aufgi'Wi»rfenc Frage ohne Rückhaltting mit Bestimmtheit zu heant-
H<'it'. n Feiner wurde den Krie^'s- unil noinainenkaiiinK in aut^i tn^en, am l.iiu« s-
anlang die in ihrt'n res|)cctivcn t'ruvinzcn vorkommenden l.And- und Wasserbauten
•1 Ih n mri-H-n «I»t !'4H'l«-irh im Text aufiqführciwlen Itnttrriehtsjp-jjciistÄmtc is«l in den
. (iruiKl!i.ii/en" %-tw kiir/e |iiliaU«.iii];aliv des zu l»cn'äHi]}en4lvn i,chrsii;1Ti'& l^eigcKclicn.
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L Die BMriuulemie.
35
ansuzeigen, um die schon geübteren Zf'glingc der Bauakademie dabei als Aufseher,
Materialiencmplangcr 11. dcrgl. anzustellen.')
Den Dircctorcn «iirde ferner eine Aufgabe zugewiesen, welche den Zusammen*
hang der Bauakademie mit der Kunstakademie näher charakterisirte.
r^as Reglement I&r die Akademie der biliK-niU-n Ki'instc und mechanischen
Wisscnscbafttn vom Jahre 1790 hatte neben der Pflege der Kunst auch die
Fürdciiing den Kunsthandwerks ins Auge gcfafsL Dcmgcmäfs bestand an der
Akademie der Künste eine „Kunstschule** für „Lehrlinge und Gesdlen soldier
Ifnui K\ rrkiT und Fnlirikrintcn , tiic 7'\ tjcsrluiiarkvi i!u-ii l'^riiirn und Verzierungen
ihrer Arbeiten dc^> Unterrichts im Zeichneu oder in der Geometrie und Arcliitckmr
bedürfen ". Aehnliche Schulen waren auf Grund desselben Reglements auch in den
IVovinzen, besonders in solchen Gegenden, wo beträchtliche Manufacturen und
Fabriken bestanden, errichtet worden. Dir <i Kunstschulen sollten nun auch zu der
Bauakademie in ein nähi-res Verhältnils -.'nacht werden und ihr in die Hand
arbeiten.-) Sie sollten von nun an «lergestalt eingerichtet WCtden, dafs aufsnr der
I>;-:;ui ii_;en , n'.if dr.< Ku(i>tlKinilwerk bezüglichen l'ntcnvristing „vorzüglich auch aul
die Bildung der iJauhandwerltcr Rücksicht genommen werde". Demgcmäfs wurden
folgende LehrAchcr in das Programm aulgenommen: 1. Anfangsgründe der Arith-
metik luid Geometrie nebst Unteiricht im gcometri.schen Zrirlmen, .2. Anfangs-
gründe der Mechanik, 3. freie i4andzcichnung, 4. architektonibchcs Zeichnen, 5. arciii-
tcktonischer Unterrieht, 6. Modelliren und Bosstren.*) Solchen Bauhandwerkem.
„welche vorzügücht- l'ähigkeiten und Talente bi-«.itzen und deshalb mit guten Zcug-
nisücti von der Kunstschule versehen sind, .soll der freie und unentgeltliche Zutritt
zu denjenigen Vorlesungen der Bauakademie, welche ihnen vor/iiglich nützlich sind,
gestattet werden".
denjenigen Directoren der Bauakadetni«'. welche zugleich Mitglieder des Ober-
LHaudepartcnientä sind, wird es nun zur Pflicht gemacht, bei ihren jälirlichcn Kciseu
in die verschiedenen Königlichen Provinzen die Provmcial- Kunstschulen „in Absicht
des zwi ckiriiifsiL^. n Unterrichts fir i!u n.ni;;. .u -'.-!, iit< " zu revidiren und darüber an
das Curatorium der Kun-stakadcuiie Bericht zu erstatten, „als zu wciciiem Ende sie
zugleich Mitglieder der Kunstakademie und deren Senats sein sollen, um dadurch
eine desto genauere Verbindung der Hauakademie mit der Kunstakadenn'e, besonders
in Ansehung des Pruvincial-Kimstschulwcsens und dessen zwcckmäfsigcrcr Bearbei-
tung zu bewirken. Die Ernennung der Lehrer (der Kunst- und Handwerfcsacbden),
welche hauptsichlich aus den geschicktesten Eleven der Kunst- und Bauakademie
') S. Acta we};c-n l'e.schäftigun}; der B.iutlevMi bei Kuiiigliclu n IJauttn. im ArchlT der
Technischen Mi>chschulc.
"'1 In dt r bereits erwähnten (.'al>inL-ts«>rtlrf vom 13. Aprit wird fest^esct»! . ,.<lafs jetzt
Ul>d in der Fol^e von der jji-'-iimlen Kmnahmc des jährlichen B.iuakadeniieelats der vierte 'I heil
zum KunstschulM-eacn insufem verwendet «erden soll, als solches ohne Nachtheil der Baoska-
(temie geschehiM« kann". Dann heifict es weiter: ..In dieser Rflcksicht habt aber Ihr, der Etata-
iii r--.'. r I t. Ii. rr von Heirni .' I i V< rvollk()[nr in'ir iiid En,veiti runj; der I'i(>\iiu i:d-Kunst.sehulrn
li'ir BaiiUtHlieiile, Hau- und iiuderc Handaerktr datiin zu stiel>en, ilafs dic>e Kunstschulen der
Bauakademie in die Hand .itl>eilen".
*) S. „ürundsitze zur swcckmirsigcn Organislrung der bereits cxistircndcn und neu zu
entahteiulen Kunst- und Ifandweritsnehttlen, mit besonderer Hinsicht auf die UnterweisunB dvr
Banhandweiker", im Archiv der Tecbnisdien Hochschule.
4
S6 RmiluMlanir, (»rvcfliealMlcaiie ml Tecluixbe HaelMchiile h» iMf.
XU Betlin erwShh werden »»ilen. bleibt dem pflichtmSfsigen Ermessen des Curatorii
tjcr Akadfinic iilH-rlasM n . ji Uocl; -I i • i!t , (I if< in Ans« Inin;^ t^Us architcktoniMhcn
Faches alle dahin einschlagenden baclun vun den Dirt ctnrt-n der Bauakademie b«
dem Senat der Akademie der KÖnstc in pleno vor^( tiaj^cn und daselbst gemein-
schaftlich entschieden wertl« n sollen".
Kehren wir m: Hau.ikadeinic zuiüc):'
Bezüglich der Aufnahincbtdingunjicii wurde (eÄljiesetzt, dals in der Kejjel keinem
ein Reoeptfonsschein ertheitt werden solle, wenn er nicht ein Alter von 15 Jahren
erreicht hat; nur in aufseioidentlichen I'allen kann das iJirectorium eine Au'-nnhnie
verstatten. Dagegen kann der Ik-^uch dcti Cntcrrichtü in der freien Handzeichnung
nach Befinden der Umstände schon vom «wölftcm Jahre an stattfinden.
Was die «rforderlichen \'<>rkenntnis-.f l>etrirft, sfi iiiiif^ der Aiifzun<'hmende
a) eine gute IcMrrUche liand schreiben und über einen ihm zu bestimmenden
Gegenstand einen ortho^rraphisch richtigen Auftatz verfertigen können.
b) eine Grundla<^e in lateinischer und französischer Sprache besitzen.
r n-At I'crti^kcit alle Rechnungen, welche im gemeinen Ixben vorkommen,
verrichten können.
Dem Hauptzweck der An»tah. tOchtigc Baubeamte fiir den Staat zu bilden,
entspricht die Bestinnmin^; . w<iiiach dicieni'^en Kri(';^s- und nifmainenkaminern , v. . Ichc
in ihren Departements tüchtige Subjcctc haben, von welclicn zu hotfcn ist, dafs sie
deriHnst als Fehhnesser oder Baumeister mit Nutzen anfiestellt werden k<*nncn, da-
für sorjjcn sollen, dafs solchi- vor dem ersu-n Octohier oil< r ersten April jedt s Jahres
hier eintreffen, weil ihnen »onst der Unterricht im Zusammenhange nicht erthcilt
werden kann.
Was die Dauer des Studnuiis anlan;^!. SO tind för die Feldin<-sser anderthalb
Jahre, die I{aukünsiU-r J ' , J.dire in .Aussicht ^'en"m»>i n Für sulehe |-;ieven also.
Welche ohne Vorkenntnisse eintreten, wiid ein /.eitraum von vier Jahren lieanspiucht.
„Sollten indcs.scn Eleven schon mit mehreren Kenntnissen au^geröstct zur Akademie
kr>nnnen. S'i l- '>Tr.fn s;c vom Besuche iler Col!cM;i;i über cliejiiiii^.n Wisscnscliafttn
iK-freiet werden, v^onn »le nach dein erhaltenen IvxainiiuitionHattcstc !>ich bchon die
hinlänglichen Kenntnis«« erworben haben, und es «oll ihnen dagegen freistehen, nur
diejeni'^en Vorlcsiinj^en mit anzuhören, wijche iluun noch Insonders nöthij^ und
nützlich itiad; dahingegen auch ein Lilcvc dun Um.ttandcn nach die Bausludicn in
einem kQrsercn Zeitraum als vier Jahre vollenden kann".
Ein besondi res Gewicht ist auf <lie .Xusbildun^ im l\ Kinu s.,) n Ii .^t In
diesem Hetracht lauti>t ein«- lU stimmun'^ ..Da es al« r in ."sondi rhi it ilci K<'ini;;liche
Allerhöchste Dienst erfordert, dal» vorzuj^licli luehli^e I''e'd!iK>ser ^;ehildct und diese
bei Vermeskunyen angestellt werden, so soll es einem jeden I-Jevcn freigestellt
werden, wenn er in di r I'i ldin« -Kimst sirh die ni'ilii^' i) Kenntnisse rrw-Mlii-n h.it,
auf daj. desfailsige j.;ratis £u eillieilende Examinalionsaiust dei Diicciion die llau-
akademic zu verlassen und zur Vollendung seiner llaustudicn nach einiger beliebiger
Zeit wieder einzutreten".
Nach gemachten guten Korischrinen werden die l;icven bei den vorlalUnden
Bauten in der Ki'ni^jliehen Residenz und in den Pr«»vlnzen mit Nntzen praktisch be-
schäftigt und n.ich dem iu rindfu als Cadets i..!et .Xuisehei .hil^, stellt; auch srJlen
einige Hieven, weiche den mci<Hlon I'l«-ifs und ditr be.sic Application zeigen, auch
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I. Ple BMuliadeinle.
'9
eine Aufgabe von einiger Wichtipkelt am besten bearbeitet haben, zur Belohnung,
um sich noch mehr vcrv<)!ll<ommncn zu liönncn, auf Reisen i;c>andt und ihnen die zu
diesem Ende nToidciliclicii I\i-is(;L;ol Jrr aus dr: nanakaiJi'niiokassc bcwiliiflt werden.
So trat denn die bauai<adcmie wesentiici) als Bau - bcaintcnschuic ins Leben.
Es war die erste Anstalt dieser Art in Deutschland und hatte ttberhaupt nur dne
Vorgiin^jcrin tu iln im Jahre gestifteten Ecole polytechnique in Paris, weiche
aJ>er einen mehr militärischen Charakter hatte und sich aiicli dadurch von der Bau-
akademie unterschied, dafs einmal ihr Programm weiter ging, insofern es die Vor-
bildimg zu allen Zweigen des öffentlichen Dirnstes umfafste, welche gründliche
Kenntnisse in den mathematischen, physikalischen und chemischen Wissenschaften
erfordern, also dem i in-iraann der späteren Technischen Hochschulen nahe kam;
dann aber ihr Ziel nur eine aligemein wissenschaftliche Vorbildung war, deren Nach-
wr(>: nach zwcijährig*»ti) rm-^ti'; ?iim Eintritt in solche Specialschu!ni 1k lechtigti-,
welche die eigentliche fachmälsige Ausbildung vermittelten, wie die Ecole des ponts et
chatiss^, des mines, d'artitlerie, des faig^nieurs milit^res, des gfographcs usw.')
Die neue An-^tnlt wurdf nun doch niclit, wie anfangs licahsichtii,'t war, in der
Kuitötakademic, i>ondcni in dem von Heinrich Gcntz in den Joltrcn i/vb — löoo
errichteten GebSnde der alten, damals „neuen" MQnxe am Wcrdcrschen Markt
untergebracht. Dasselbe war ursprünglich nur für die MOnzc, das Mincraliencabinet
und das Ober-Iiergdepartcment in Aussicht genommen, wurde jedoch noch während
des Baues zugleich fiir die Bauakademie und das Obcr-Baudepartcnient eingerichtet
So ist denn auch in den Darstellungen des nach Friedrich Gillys Entvvurf von
Schadow a!i^<;:efTi!iiti'ri Frieses, der in »Miseren Ta<^'<>n an das Gebäude der jetzi-^cn
neuen Münze übergeführt worden ist, mit auf die liaukunst Bezug genommen, und
die an der alten Mfinse bis zu ihrem Abbrach im Jahre 1884 nod) erhaltene In-
schrift besagte;
„Fridericus Guilclmus III Rc.k Roi monetariae, mineralogicae,
architectonicae MDCCC.**
Im Friese über den Silulcn der Fa^de las man aber den Vers:
„Hier belehrt die Nalur liun Ii ihre j;<'urdlietcn Ente,
llitr veiwandelt in Gt_'!<! ihre Mclalle ilie Kunst.
Ihr, und den bauenden KUnsten Uber und unter dci Erde
Oclhiet und weihet «nd KhOtit Friedlich Wübcbn dies Haus.«'
Das dritte Stockwerk, mit Ausnahme einiger weniger Räume, die für das Berg-
dcpartcmcnt vorbehalten waren, wurde der tiauakadeinie angewiesen. Die Säle und
Zhmner wurden durch auf Consolca und Tabletten aufgestellte Modelle verziert,*)
'J S. Kapport sur rciucignemeot de l'Ecole pobtechnique adresM^ in M. le Minittre de la
guerre, par la cummisBlon mixte nommfe en ex^cotion de la loi du $ juin iSso. Anfangs hatte
man <lL'r tcule i>iiKtcclmi<|Ue oder, uic sie zuerst genannt wurde, Kcolc renir.-ilc des trav.iux
IHiblies auch dtesin yanrun anKcwatnUen Theil «les l'nteiricliti-s zimciscn wollen, iin<l <lem-
yemUI» die daiti.ils in tieleii Veifall ßcratlKiKti .llten n 1*"achschu!cn , di<- KcoJcs sjHTlalcs d appli-
cation eirmchen lassen, Bereits im Jahre ij'ij «unkn ahcr die leuicrcn «ic'<Icr eingerichtet,
nan aber in den im Text angefAluteti Zusammenhang mit der polytechnischen Schule gebracht
*i S, Genta, BeschreilMtag des tmnesn Kftniglichon Mün^^cb.'iudes, in der „Sammlane von
Auraltien und Nachrichlen, die Bmikiinst belroAcnd". J<ihr<^ati<< 1800, Bd. I, 5. 140*. mit AWiil-
düngen. Vergl. audi „ Berlin und seine Bauten", s. AvH. iSgo. Th. II,S. 373.
BandiMianii, GcwnlMäkadniw iwd Tcchabdie HockM^uk Ins 1M4.
Nachdem die Vorlesungen bereits am 2 t. April 1799 Vorlauf^ In den Rluoicn
der Kunstakademie l'nter den Linden cröflhet worden, begann in dem neuen Ge-
bäude der Unterricht im Octobcr iHi>i>.>) Wie viele Schüler damals aufgenommen
wurden, läfst sich nicht mit Sicherheit angeben. In dem für i7«»i( 'tH<»o aufge-
stellten Etat sind an „^^atriculgeldcrn" 100 Thaler „von ungefähr 10 Studenten jähr-
lich h 10 Thalrr verzeichnet, d.i/u k.imt^n nbor ilii- T"I< \i ii, dnii n die Immatnculation<-
gcbührcn erlassen wurden auf drund des Abschnittes IX der „Grundsätze" vom
30. Mänt tjo*), wonach „unvermögende Bauhindwericcr sowohl als andere mit vor-
zü'jlichtn T.iU-iiti ii .ui--i;Lrii-;t<.'tc Subjecte, bcsondiT-: nlu'r dir rum rlcn Prö\iiici:il
Kunstschulen mit guten Zeugnissen anhcro iconunendcn fiaubeflisscncn von Erlegung
der 10 Thater befreit werden konnten".
Das Directorium bestand aus dem Olu r I Inl lmir.ith Becherer, dem Rkr das
erste Untirrichtsjahr das Präsidium durch das Loos zu thetl geworden, sowie den
Geheimen Ober-Bauräihen Eylelwcin, Riedel scu. und David Gilly, Männern,
deren Namen in der Geschichte der Architeictur und des Ingenieurwesens einen
guten Klang haben.
Von Becherer, der 17.47 zu Spandau geboren, in Potsdam imler den Archi-
tekten Friedrichs des Grofisen, BQrlng, Hildebrand, Manger und Gontard bis
1:11- thiUiL; war, stammt die alte Ii<">rse in Berlin Auch liat er die Colotniailtri der
Spittcl- und Künigsbrückc, sowie die beiden Thürme auf dem Gensdanncnmarkt
nach Gontard'schen Zeichnungen ausgeRihrt. Er starb 1823.*)
Eytelwein 11764—1848), dem wir im Verlauf der Geschichte der Bau-
akademie noch wiederh ilt lu -^'nen w(>rdcn, hat sich um \\'i--scnschaft und Technik
hohe Verdienste erworben und nnnmt in der Fachlitleralur eine hcnorragcndc Stelle
ein, indem er über die verschiedenartigsten Materien der rcfaiea und angewandten
MnthctTintth , der In.;rnieurwissenschaften und der Theorie de«; >f,T;rhirn nlKiins zahl-
reiche Abhandlungen veröffentlichte, die zum Thcil derart erschöpfend sind, dafs
sie bis heute mafsgebend geblielxn. Im Jahre 1803 zum Mitglied der Akademie
der Wissenschaften ernannt, hielt er in d<n Jahren iBio — 1S15 auch an der Uni-
versität Vorlesungen.^) 181 6 wurde er zum Ober- Eandisbaudirector ernannt
Heinrich August Riedel igeb. 1-4N in Schlciz, f iSiol hatte den ersten
Unterricht durch seinen Vater Johann (i ittin f) R., Hofarchitekten des Markgrafen
von Bayrcutli, 1 rhnUfn und bildete sich sodann --i it :"'•<) in IJerlin unl< r ßoumann
aus. 1775 wurde er Bau - Inspector und drei Jahre nachher Assessor t>eini Ober -Bau-
departement. 1800 vcrölfentUchte er eine „Ausfiihritche Anleitung zum Strom- und
Deichbau •-Vi
David Gill)' (geb. 174» in Schwedt, f iSo«; war ein in hohem Grade begabter
Techniker auf den drei Gebieten des Land-, 'Wasser- und Meliorationsbaucs. ein
Mann von grimdlichem Wissen und rastlt)ser Energie. Bereits im Jährt war
er zum Baudirector lUr Fommern ernannt worden, seit i ^a» hnden wir ihn als Geh.
't VV.TlIr. a- .1- (). Nr. 2-, S. if).
*) S, den Artikel: »Bcchcrcr* von Puhmc in der AIIb- Deutschen Biotjrajihic , Bd. II,
S. ae«.
'1 S RühliiKinn. Vortr.-tr< Hc trrfrend die UrbcnsKrKChichti: Eytviwcint. Deutsche Bau-
»cilunj;. .Wll. Jubrgiiij;, i«.'<J, 6. 178.
*f WaiU. a. a. O. Nr. 29, & tjt.
1. Ute Banalkademle.
31
nhci -Dauiath in Hciiin 'i Sein iKulag' i^^isches Talent hat er durch die t^ediff^ono
Erziehung, die er seinem jjenialen Sohne von dessen frühester Kindheit an zu theil
werden an den Tag gelegt. Dafs er ala Lelmr der Bauakademie, an deren
Bcgründunj» er einen hcn"orrn;,'rndrn Anthci! hatte, sich diT TJetir seiner Srhüler
erfreute, ersieht man aus d«^ni Nachruf, welchen dieselben ihm nach seinem, durch
den Gram Ober das ffOhe Dahiiucheiden seines Sohnes beschleunigten Tode widmeten.*)
Die vier Directorcn lehrten folgende Fächer: Bcchcrer — Constniction ;
Eytelwein — Mechanik fester Körper und Hydraulik; Riedel — Strom- und
Dekb-Batikunst; Gilly — Schleusen-, Hafen-, Brücken- und Wegebau.
Anfter denselben waren folgende Lehrer am Unterricht bctheiligt: Als Doccnt
der Mathematik wirkte bis ztim Jahre 1831 Prof Grüson it;cb 17' 8 in Neustadt-
Magdeburg, f 1857 in Berlin), seit 1794 Professor an der Berliner Cadetten&chulc,
seit 1798 Mitglied der Alcademie der Wissensehaiten, seit 181 6 Professor an der
Universität.") Obcr-Baudcpartcmen's - A'^^cs5or und Pi'jf. Zitelmann tnii^ iitier
Statik und Hydrostatik, Prof. und Bau-Inspcctor Simon über Bauphysik vor. Den
GesdiaAsstil Idute Prof. Rambach. Den Unterricht im Situationslcarteiizeichnen
wie auch im Fcidmcsscn und Nivelliren versah Bau-Inspcctor Jahn. Die kritische
Geschichte der Baukunst lehrte der vielgereiste, mannigfaltig gebildete, durch seine
kunstgeschlchtlichcn Werke, besonders die „Geschichte der Baukunst bei den Alten",
rühmlichst bekannte Atoys Hirt (1759 — 1836).
Die ökonomische Baukunst war durch den Geh. Ober-Baurath Heinrich Karl
Riedel, jüngeren Bruder von Heinrich August R., die Stadtbaukunst durch den
Prof und Bau-Inspector Johann Heinrich Gentz ^eb. 1766, f t8ti)<) vertreten,
den bcreit.s oben l;< nannten Erbauer der ersten Heimstädt <li r Akadenue, der zur
Gruppe jener Berliner Künstler gehörte, welche gegen Schluts des vorigen Jahr-
hunderts neue Bahnen eingeschlagen hatten, indem sie einerseits die Wicderbdebung
classisch hellenischer Formen anstrebten, andererseits „eine Befreiung von dem con-
ventioneüen Schema, sowie eine naive iiiiurii,' d' 1 Ff rmcn im Sinne ihrer
ursprimglichen Bedeutung in Aussicht nahmen *. Nach dem J-..ntwurtc von Gentx
ward iin Jahre 1810 der Bau des Mausoleums zu CharlottenlMirg begonnen.
Den l'ntenicht in der 0!>tik imd IV r-^; 1 ctivf, sowie denjeni;;en im freien lland-
zeichnen, im architektonischen und Ma.sch)ncnzcichnen crthciltc der Prof. und Bau-
Inspcctor Friedrich Gilly (geb. 16. Februar 1772, f 5. August 1800.)*) Er hatte die
Aufsicht über das ganze Zricheninstitut an der Bauakademie. Iti X'erbindung mit
ihm wirkten die Bau-Inspectoren Meinecke, Schlözer und Mandel, sowie der
Zeichner, seit i8oj Professor Itösel.
Leider wurde Gilly bereits im Jahre i.'^ijo ilj einem Alter von nur :!H Jahren
vom T<ide dahingerafft. L'nd doch ersrfn int es uns heute wie e-n ;:;finstigcs Vor-
zeichen für die fernere Entwicklung der Bauschule und der vaterlandischen Bau-
'} S. Adler, Friedrich Gilly, Im Centralblatt der Bauverwaltung. jahrj^g 1, lasi,
S. 8. (>,
') S. Kohlhoff, Dunkmal ikr Li«'lic- uiul ViTthrunj^ lhr«m virt«ii;t»n Irhrir [tnvttl
Gilly gewidmet von den stUilirenUcn >J;1gli(.'t!crn ilt.r Künigiichen Bauakademie. Iktlin itiof.
*) S. Cantora Artikel in der .'Xllgemeincn Deutschen Blu£ra|»iiic.
*) Vci]>L „B«a- md Kunstdenkmäler Berlins", bcarbcilvt von Borrmann, S. 157.
*} Diese Zeitangaben auf Grund rtneü Kirchenbuches bei Waild, a.a.O. Nr. 29, S. (71.
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BuiikadfMiie. 0««nlMibiAinie wnd T«<biihche HociMdmk bb 1M4.
kuiMt, dafs dieser genialste unter den damaligen deutschen i\i«hitekten>) bei der
rii-^TÜndun^ d<.T AI nrlrink- unter den Lehrern derseliien seine Stelle fand und dafs
gerade daniälh Sciiinkcl sein Schüler war.
Gilly ist in der That Bahnbrecher (Ur die Richtuni*. welche nach ihm Schinkel
fin«.chlu},' Kl irstrcbtc eine \Vit<iert,'i-l)urt ihr Architektur »Kirch Vertiefung in dic
hellenische Kunst und stellte sich und seinem berufe die h'Vchsien Ziele. Wie vicl-
üciiig iK'i^abt und {gebildet Gilly war. i^eht ans seinen zahlreichen Skizzen hervor,
unter detien sich, abgesehen von den arciiltcktonischen Arbeiten, l^ndschaftcn,
Fi^^itren, Zeichnunnt-n von ruT trlu-ri usw. befinden. X'or allein ibrr beweist sein
Kntwurt /.u dem schon oben t;< nannten Friese <ür das Mün/j^e bände .seine reiche
Phantasie audi auf dem Gebiete der Figurencomposition. Jenen hohen Sinn nnd
diese VieKeitij^keit hat Schinkel von Gilly j;eerbt.
Auch liat Schinkel beiieugl, wie viel er »einem innig geUebtcn Lehrer und
Fveundc zu verdanken steh bewufst war, indem er ihn „den Sch(>pfer dessen, was
er sei" nannte. Dafs (iilly in der kurzen Zeit seiner Lehrthätigkcit an der Bau-
akademie »eine Schüler in hohem Grade bcgci<itcrtc, das kann man wohl itn liin-
Uick auf seine liebcn.s«iirdi;.^e l'ersönlichkcit, wie dieselbe uns aus der Denk-Hchrilt
meines l'"reun(i« s Levezow ent^jei^entritt, annihmen. \'or allem al)er ist auch in
dieser lliii i l.t -^1 n Wrhiiltnifs /.u Schinkel lehrreich, l'r ihkw «in anfseri:< )in-
licheh Lehrtaleiu gehabt haben, da er seinen jungen Freund m euicm sokhen Grade
mit sich fortrifs und so vieles von seiner kOnstleriscben Individualität auf ihn m
iil>ertra<;en wufste, oder wie der alte .Schadow saj^t:'i ,,I)er beiühnite .Schinkel
war »ein Llevc und kann als eine Naturwiederholung üie^e:» &eine!> Meistcr!> be-
trachtet werden".
in der That lehrt ein V'erj^leich der Rauten .Schinkels mit ihn EntwiirfcJl
Gillys, wie sehr ictxtercr Schule gemacht hat. l>och gicbt es auch bestimmte
Zeugm'ssc dafür, dafs er als Lehrer sich dic unbedingte iJeho seiner Schüler, die
^roiste Anerkennunj; seiner \'orgcsetSteil erwarb, dafs er 1 ii Vorbereitung zum
L'ntcrricht dh -i:. 'i. sti S-r^falt verwandte unel denselben nach • in. 111 s\ sirni.it !n-n,
wohlgeordneten l'iane cinnchtete. Auch halte er die Absicht, ein i.eiirl>iieh der l'er-
spcctive auszuarbeiten. In jener Zeit begründete er auch einen kleinen Verein aus
sieben Architekten, hier übte man sich bei allwi'ichentliclien Versaminlun^en im Ent-
werfen aus dem Stcgreiic, machte bidi mit neuen lirterariiiciien i^rs^cheinungeii be-
kannt, gelegentlich wurden Vortrüge gehalten und das Fach berührende Tagesfragen
besprochen. Alles iLis wurde durch st inen frühen Tod unterbrochen. Wie hoch
die Bedeutung Giliys schon frühe angeschlagen wurde, geht auch daraus henor,
dafs das Ober- Baudepartement <ur seinen Sitzungssaal ein Brustbild des Meisters
giftete und die Kunstakademie die Von Schndow j;eiTiei1sehe Uii-te desselben in
ihrem Coiifeien/s i.i'.e aiilstellte. £s war „eine Huldigung seiner Schüler", wie
Schadow sich ausdrückt ^1
') Als Solcher ^ll er sch»n •lamals, »aj^ duch Sch.t<low in ,KanN|«'erke unU Kunst-
an»ichtcn~ : .7m ilrr Zeit {{alt der jun^e (iilly für «las };rör!>te Uenie im ILiiHaehv.*
') A. a o S
•)l'«l><: Mihi 1.1 VI,-«-«. In In iii l fniliicl) tjillv. !:< ihn ititi; Adler
a. a O.
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2. DIE REORGANISATION VOM JAHRE 1802.
iV/l welchem Interesse der König der Entwicklung des neuen Instituts folgte
i.VX und wie sehr ihm dasselbe am Herzen lag, ersteht man aus dnem Aller«
hfichsti-i\ r.rlafs vom js. Fi bruar iSoi an ilie Staatstnintster von Hdoiti uod Von
Schroetter, den wir hier im Wortlaut fi>''._;( n lassen:
„Meine liebe Staatsminister Freyherrn von Heinitz und von Schroctterl
Unter RQckgabe der Anlagen Eures Berichtes vom 18. d. Mts. Qber den Zustand
der neu errichteten Rauakadomic gebe Ich Eudi ZU erkennen, daft Ich, da diese
Anstalt noch erst im Entstehen ist, mit den erthcilten Notizen vorerst zufriiden
bin und mich darauf verlasse, dafs Ihr unausgcssctzt auf die Entdeckung und
Verbesserung der in der ersten Einrichtung nicht zu vermeiden gewesenen Mängel,
sowie auf die Vervöllkommnnni,' dieser wichtigen Lehranstalt bedach', s, yn werdet
Mir selbst siml bis jetzt nur zwey sehr erhel»liche Ausstellunt;en geyen den Plan
bekannt geworden, nähmlich da& die Gegenstande des Unterrichts tu sehr zer-
stückelt worden und dafs bey der Aufnahme der jun','< n I.i'Ute nicht ir.i hr il uaii!"
gesehen werde, dafs sie die gehörigen Vorkenntnisse besitzca Das Ersterc
überlasse Ich Eurer sachkundigen Prüfung, empfehle Euch aber dabey vorzüglich,
nie /'I vergessen, dafs praktische Baubediente und keine Professoren in der
Akademie gezogen werden sollen. Was aber das I.et/tere Intrifft, so ist es
klar, dafs junge I,«ute, die nicht wenigsten-s gute Schulkenntnissc bereits mit-
bringen, die Anstalt nicht mit Nutzen frequentiren können und also um so weniger
aufj;enommen wi rdi !i niüssen, als sie die rahij,'crcn I^iibiecte nur aufhalten imd in
der Folge dem Staate lästig werden, statt dafs sie als blufse Handwerker dem-
selben immer noch hätten nützlich werden können, wenn sie in Zeiten dazu wSren
an;.;ewiesi n worden, leli beli lile Kurl» daher, zweckm.iKiLje \'<ii kehruni.;en .! i.y-Ljen
zu treffen, auf deren Ikfolgung strenge zu halten und in dem nächsten llaupt-
berichte davon Anzeige zu thun. Aufserdem was bei der Bauakademie in dicker
Rücksicht geschehen kann, mufs besondets das Ober- Baudepartement zur i>lhcht-
mälsigen .Strenije bei den IViifunt^i-n der ( 'unductiuts imd übrigen Baubeilienten
angewiesen und die Finrichtung g« trotten werden, dals wenigstens die Z<>ghngc
der Akademie wo mi'iglich von andern als solchen Mi^Hcdem geprüft werden,
die zugleich Vorsteher oder Lehrer in dcri«clbcn sind. Die dcsfalls erforderlichen
S
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BMiakadonie, CtwcriMdkadiraite and TaclmiiclM tiockicbiilc bit 1S84.
VerTOgungen Ob«rlasse Ich besonders Euch dem Staatsminister Freyhemt von
Schroetter und Idi verlasse Midi darauf, dafs Ihr denselben Folge zu geben
wissen werdet.
Ich vorbleibe Euer wohi ati'cctionirtcr König
Friedikb Wilhebo.
Berlin, den 28. Februar i8ot."
Dieser Erlafe gab den Anstofs tu einer eingehenden Berathung des Directofiiims
über eine rtwnigc Roor|,'anisation di i Akndrniii , rfin denn nnrh noch in dcmsdhcn
Jahre auf Grund der Meinungsäulscrun}; des Directoriums eingeleitet und im folgen-
den Jahre darchgcf&hrt wurde. Ehe wir rar Schilderung dieser Umgestaltung Ober'
jjchcn, seien einijje Haupt^esichtspiinkte aus dem von den Directorcn Riedel,
Eytelwein und üiliy unterzeichneten tKdeutsamen Bericht an das Curatorium,
dessen Concept sich im Archiv der Technischen Hochschule befindet, hervor-
gehoben.
Be/i'tt:Hrh flt»r Atiffjnhp, die sich der Unterricht an der Akadt iiiif zu ^teilen
habe, wird auseinandergesetzt, dafs in erster Reihe allerdings auf die Erziehung
praktischer Baumeister hingearbeitet werden müsse , aber es sei doch audi „nicht
ganz unnütz, wenn sich cbenfal'-- arcliitcktonischr Prrifrssnrrn bilden", weil jn dach
die Dauer der Aliademie mit davon abliängt, „Die \visscn!>cbafUtchcn Collegia",
heilst es weiter, „IcAnnen wir aber nicht enttwhren, weil diese alldn nur grandlidie
Urthcilc und Angaben bey dem Baumeister erzeugen können, der Mangel derselben
aber ihn zum Empiriker, von dem Baimieister zum Bauliandwerker herai}setat|
welcher bey vorkommenden neuen Füllen nicht neue zweckmlfsige Mittel zu erfinden
versteht, sondern blofs das nachmachen kann, was er anderwärts schon bauen, oder
doch gebauet, wcnit^slriis im t.lrin--tcn Dr!.!'! :>ti'^'i hrlil<-t utul hrsrhrii-hcn pc^sc hfn
hat; dessen ganze Kenntnils daher nur (ledachtnifswerk ist, der immer damit auf
demselben Fleck stehen bldbet und stets in Ge&br Ist, die gesammelten Muster
unrecht anz-.iw cndrn . und dachirch wider seinen Willen Kehl' r auf l''chirr zu machen.
Indc&sen la^iscn .sich allerdings unter den wissenschaftlichen Baukenntni.%sen sowohl
als unter den blos kCknstlichen solche unterscheiden, welche jedem geschulten Bau-
mcister beywohnen müssen, und solche, welche nur der braucht, weicher sich in
höherem Grade ge^ichtckt machen, nicht blus zu einzelnen Zweigen des Camcral-
Bauwesens, nicht blos zu dem gewöhnlich Vorkommenden vorbereiten, sondern
VolUtändigere Kenntnisse zur Krledigung wichtigerer weitumfassender oder auch
Sstlu ti^clv r Cir'jrn stände der Baukunst sich ervverbcn wil! Wir halten daiii-r auch
datür, dals es am gerathcnstcn sei, den Unterricht in der i^aiiakadcmic einzutheilen :
in solche», welchen jeder Zögling abwarten mufs, und in solchen, wdchen man ge-
niefsen kann, wenn man sich dazu geneigt und fähig fiihtt. Diese Abtheilung
gewährt den Vortheil . . . dab jeder die Freiheit t>chiüt, so weit zu gehen, als
sdn Talent und seine Wilsijegierde ihn treibt, wodurch man erwarten kann, dafs
nur eigentliche Genies den höheren Graden sich widmen, mithin auch eher etwas
wirklich voliständiges leisten werden, als wenn man jeden mit dazu anzMtreil>en und
abzurichten strebt; dafs bei der Bauakademie selbst nur Lehrer zu dem, d<in
Camcral- Baumeister unumgänglich nöthigen l'ntcrricht angestellt und besoldet zu
werden brauchen, in Absicht der Qbrigcn {Fieber) aber den iiöglingen nur Nachricht
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L Die Baualiadcmie.
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zu lachen nöthii,' ist, WO sie Gelegenheit haben, die höhem Wissenschaften und
Künste zu erlernen."
In Betreff der Vorkenntnisse wird auch hier über das zu geringe Mafs der
Anforderungen geldagt: „Es sind nidit mehr als heutiges Tages bat jeder, der nur
ein Han<Kvcrk lernen will, besitzen mufs". ,,r>ns h.-it dann den Krfnl'^^, daf^ junge
Leute, welche am Ende zu einem gründlich geschickten Baumeister doch nicht das
Zeng haben, sich nicht nur melden, sondern bd der ersten Präfung auch bestehen
und aufjjenommen werden müssen. Es wird dadurch die Anzahl der Concurrenten
zu Üaudiensten zu groDi, und die Anzahl der sich qualitkirendcn unter denselben
bleibt doch klein tmd es entsteht daraus der Nachthcti, dafs der grAfsere Thefl un-
qualificirter eiuui i!« r brodlos bleibrn und in der Fol^e dem Staate lästig werden,
anstatt d.ifs --ic a!s hlof^e Handwerktr demsif'fhtMi immer noch hätten nützlich
werden können — oder dafs solche durch allerhand Schleichwege sich vorzudrängen
suchen und die IShigeren, dem Staate in iKeser Qualität nützRcberen Subjccte
zurückhalten. Und da ühridi tri /'i . inr m Baumeister, welcher in so mancher Rück-
sicht bedeutenden Einüuls auf den 5taat, und viel andere Lx'Ute zu dirigiren und
in Aulsicht zu halten hat, beträchtliche Gmndbildung sehr nothwendig ist, so ist es
rathsam, von den jungen Leuten, welche als Baueleven aufgenotnmcn sein wollen,
mehr als jetzt zu fordern": sie sollen „ein Gymnasium so lange rr<'quentirt haben,
da(s sie einen leichten lateinischen und französischen Autor exponiren, darüber ein
gültiges Zcugnifs des Ciymnasiums vorzeigen und allenfalls mündliche Proben davOQ
an dns I>Mi ct.inum dn n.niakad.-mie ablegen können*'; sie sollen »lAlles wissen»
was man von einem Landmesser verhuigt".
Die letzteren Kenntnisse werden aus folgenden Gründen gelbrd^: es werde
dann nie an Landmessern fehlen, wie doch jetzt der Kall sei; jeder junge trlann
h:»hr Gf'^cvjcnhcit , ^ii li das Zm i irlu-ndc in A:itlinii , i 'ctttenfarer Grornetric,
Algebra aulserhalii der Hauakadeniie anzueignen; das praktische Landtnessen und
Niveltiren könne er besser auf den G3minaBien, den ProvindaU Bauschulen und bei
den Baubi !i< ii'.i-n selbst lernen, als < s an drr Bauakademie mitit 's drr Anleitungen
auf dem beeide möglich sei. Bei den Baubedienten fanden solche junge Leute dann
auch leicht praktische Verwendung, womit oft t>eiden ThcHen gedient sd. Dann
aber brächten sie als Vorkenntnisse nicht nur theoretische Studien zur Akademie,
sondern auch praktische Uebiuig und köritum sogleich nicht nur mit dem Büu-
studium anfangen, sondern auch die Vorttagt , die niui von ihnen schon einiger-
mafsen bekannten Dingen handeln, besser begreifen und benutzen. Hier liegt
bereits der Keim zum späteren Elevenjalir.
„En findet alsdann auch das Gemische nicht statt, dals der, welcher hier nur
erst Arithmetik, Geometrie, Trigonometrie und Fcldmefsknn<it lernen sollte, auch
gleich die liau - C'olle^ia mit hört, und von keinem etwas Kt i hit - lemt. . . ." ,|Von
dem F<-ldniesser- Collegio würde blos das Planzi-ichnen beizubehalten seyn, weil der
Bauzögling im Zeichnen gar nicht genug geübt werden kann, und das saubere I'lan-
idchnen ihn flbetdies zur Prücision anhält und zur Genauigkeit bei seinen übrigen
^bndlimgen gewohnet."
Von solchen Gesichtspunkten ausgehend, schritt nun zur Reorganisation der
Bauakademie.
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Btuludcmir. Gew«rb«al(«<ieiiiie und T«cbniwite Hocbtclutle bi* 1844.
An die Stelle des Diri^ctfiriums mit \\< cli>< Indem Vorsitz Hat riiic mit dctn
OlK'r-Haudi |>artcnunt vi-i lniiuli tic „akadcmi^clu- Deputation", mit üuren VorstUE der
i'railUint jcno Departements Ulraut uurdc.'i
Die froheren Direcloren: Riedel sen., Gilly, Bcchervr und Eytelwein
hilditcii nun die Katlic dic»cr Deputation. Als Präsident fungtrte der Ober-
Finamrath Murgeniändcr.
In der betreflenden Instruction*) ist der Abschnitt, welcher von der „Visitation
der Collegia" durch die aka<!<-mischi- I >■ putation bandeil, bcxcichncnd l&r die Streng
Khulnidf»i(;c Einrichtung der Alcadcmic.
Sämtliche Collcßia werden zu diesem Bchufe unter die vier Räthe der De-
putation voitheilt und miisM-n von dl■n^^•liJ^ll uiichrntlich \VL'ni^'-t< ns einmal revidirt
worden. Die Käthe seilet >ind, insofern und -iolaiit;!' sie Lehrer sin<i, von die«^er
Cuntrule keincswejjs ausiieschlo^sen, vielmehr liut jeive Vcrtheüung eine Milche
Controle „unter sich" mit zu begreifen. Bei den Viutationcn haben die Räthe
Nachstehendem zu l>eacht( n: wie sowohl tlie /"ij^rmj^c die Colle^ia frciiiientiren als
auch wie die Lehrc-r solche abwarten, und warum die fehlenden ausgeblieben bind.
Auch sotlen !«ie den Lehrern, wo es mttglich ist, sowohl in An!<chun{; der Materialien
srllist, al-S drr zu l>c< il iacht»'nden I.ehrmi ihode Iliille und Anwei^iili)^ j^ehen, auch
darauf achten, ob die zum Grunde gelegten Lehrbücher zweckinabig oder welche
sonst xU aubsrituircn oder neu anzuferti|;en sem mochten. Zugleich haben sie auf
Fleil's, Talent und die Art des lii nehmens d< r Z<'>^;linfje Rücksicht zu nehmen und
dtni i'rasidio der akadiinischen L'ejiutatiim v<in vier zu vier \\'e>chen ihre F{e-
metkuiiycu darüber, besonders auch vve};cn derjenige» Zojjliiiyc, die den Unterricht
oder die Matricul frei erhalten haben, schriftlich einzureichen und dieselben entweder
TU den hall<iahrii;en HaujitUrrichien »ammeln oder lu huf- in'ithi^'c r \\'rlii;^un'^< 11 zimi
Wirtiag bringen zu lassen. Iis wurden genaue „Loiiduiteniisten" gotuhrt, u) denen
die Lehrer Ober den „Besuch der Vorlc*ttngen", Ober „FIcifs und I'ortschritte'* der
einzelnen Schüler ihr l'rtheil ahzti^eUi-n halten.
Den Käthen der Deputation st. In es ir. i, auch solchen Vortragen, die ihnen
nidit lugcthcilt siiu!, beizuwohnen. ,.\\it denn gleichfalls von den übrigen Räthen
des Obcr-Baildeparteinents erwartet wird, dals sie tlie akademischen Collogia und
sonstij^en l'ntcirichte 7ir-,r l'i u bevuehen". I)a-ieni^i- alur, was ihnen etwa zweck-
widrig oder sonst mangeiiiaft vorkunuiit, müssen üc nicht gegen die l.eltrer und
Zfiglinge, weder in noch aufser den Classen iutsem. sondern sie haben ihre Be-
merkun^;en dem PrasiiUnten sehrifilich aiuiizeir^en , der sie sodann zur näheren
Dclibcraliou ^uni akademischen Vortrag «uschreibeii wird.
Bezüglich der Aufnahme neuer J^iglingc war schfin im Jahre iKoi lie.stimmt
w<ir«ien, <iie keci])!« tideii iiuil>ti II r.n Attr-.t d iiul" i be liringen, daf> sie auf ee: : 1
groisercn ü>mna&ium die dritte, aut einein gcw<>hniiclicn die zweite Classc absolviit
hätten, besondere L'mstände, wo die ZiVgHnge durch Privatunterricht gebildet sind,
wurden dawn eine Ausnahme machen, tmd mit ihnen imtfste eine cigeite Prüfung
*} Seit <i^m i9. Mai lüui Inidrte ilii* ßauak.vi«*inic einr inli'grin'nde Ahihciluni; des
Olicr-Itauilejfartemenlii. V«>ii iHc-4 an firoii'ii wir irs ..»tu ii lli-n Schfifutütken ctic !J<-/! !chnunj;:
„Altailt'inischc t)bi-r- It^iudt j ir stntt «les In«, tiajiiii jjclührKfn TitcU „bauäkailciiiischc
Depurüti' iri .Ii -. Ki.ii:-"ii Ii. m ' h . : . |;,|.|,:' .utemcnt»".
•t Arcliiv ürr ieciiDiicfKn Hochschule.
I. Die BniBkadtinw.
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veranstaltet werden. Der zu dorn eigentlichen Baustudivim Zuzula^ksvnde muls
schon im praktischen Pcldmpssiti und Nivdltren gefibt sein und demgemifs das
ZtUjjnifs eines Bau-Olficiantcn oder rfici))irl«n Ki-ldmesstrs über eine <-inj;ihri(;c
Thäti^jkoit auf diesen Gebieten lieibringc-n. Wer ohne diese Erfordemissv seine
Studien an der Bauakademie beg^innen will, der kann zwar den t>etreflcnden
Unterricht in der Arithmetik , Alj^ebra. im P'eldiiMiSscn usw. daselbst nhalten, „nmfs
aber dit ses in den ersten anderihalb Jahn n vor <!i in . < ntlli lu n Baustudio be-
sonder:» abmachen".-; Jeder in die Akadcinie Auizunchmende iiat vor dem Pleno
des Oiier>6aiHkparteincnts über seme Vorkenntnisse sich tentircn zu lassen; wenn
er f'estcht, wird er einem iK r .il idi i:i'-~rhen Räthc, welcher zu<;ieich wirkliches
>Utglied des Obcr-baudcpiu-temcnt» ist, iüi Leitung empfohlen. Dieselbe „soll
darin bestdien, dafs der Rath ihm Anleitung giebt, welche Collegia er nach seinen,
im Tentameti bewiesen« n Frdiitjkciten und Vorkenntnissen, und demnächst nach der
Fol^'e des I nterrichts zu frequentircn hat; dafs er ihm auch zu andren, nicht bei
der Bauakademie gelesen werdenden Colle<^ien, die in sein Fach einschlagen, wenn
sie gleich mehr zu den theoretischen und (jelehrteii Kenntnissen gehören, Anweisung
ertheilt; dafs ferner der Rath bey Vi'-itation der Colletjien die x iner I.ehun .,' an
vertrauten Eleven üeMjndcT!» beobachtet, auf ihre Fortschritte Achtung gicbt, und
sdbigen mit gutem Rathe wegen ihres Studiums beystehet, wenn er von ihnen, be-
sonders l)ey Gelegenheit der Visitation der Colicgien» mit gcbiihrcndcr Bescheiden-
heit darum an^e^^angen wird".
Es wird gewünscht, dafs auch dicjeni<;en Räthe des Ober -Baudepartements,
die nicht zur akademischen Deputation ^chureii, sich um die Fortschritte der Elcrcn
kümmeri>, und zwar soll ii 'I' i R.iüi im Aufm, iksnnkcit namentlich denjenijjen
unter den Schülern zuwenden, welche m dem ihm anvertrauten I*rovincialdc|>artt'mcnt
zu Hause sind, „damit er bei vorfallenden Vaeanacn mit desto mehr Scherheit
pafsliche Subjecte vorzuschlafen wisse".
Ein Abschnitt der In>>trucuun handelt eingeliend vun dem repetitoriM:hen
Examen am Schlüsse jedes Semesters. Der Sommercuraus, mit welchem das
Untcrrichtsjahr bct^innt, dauert vom i. April bis zum 15. September, der Winter-
cursus vom 1, Octc»ber bis zum 15. .März. Vom 1. I>is » - S. ptembcr, desgleichen
von» i. bis 13. Marz soll nichts Ncucä mehr gelehrt, somlern nur da» in den vorher-
gegangenen flinr Monaten Gelehrte repctirt werden. Diesen Repctitioncn haben die
Räthe der Deputation, sowie auch die übrigen Mitfjliedcr des Ober - Baudepartements
nach Möglichkeit beizuwohnen. Auch der Präsident hat die Prüfungen „mehrmals
antuhftrcn'S „wie auch die beiden der Bauakademie als Curatoren vorgesetzten
Staatsminivier die repetitoiisclKii Fxaniina zuweilen unverinuthet Itc--uchen werden".
Abgesehen vom mündlichen Examen, sollen die Fleveti der Zeichcnclas.sen unter
den Augen der Lehrer Probeieichnunjjen verfertigen, welche mit den halbjährlichen
Berichten dem Curatorium zur wciteien Beförderung an clen König einzureichen
siiKl, Diese Zeichnun:.;cn können dem Fleven eventuell auch sii;il< r von Nutzen
bcin, „indem es ihm bei künttiger \'ersorgung zur besonderen Lmpichlung dienen
'I Kilafs des Curatoriums der Itauakadcmic vom 5. Mal tüoi, im Archiv der Technischen
Hochschule.
') Dedaration ilcs Publicandi vom 6. July 1*99. Berlin, den 11. Febrasr tNoj.
38
kann, wenn inau von bcineni t-r.sien akadcmiitchcn lialbjabic an bis zum Kndc seines
groften Baoesiameiu die Beweise seines guten Benehmens in einer Reihe vor sidt
siebt". Auch kann der Curatnr fiir ( inzcine Stücke, welche '^tit rni«;fa1!cn und etwa
fQr die Provincialscbtilcn zu gebrauchen sind, Remunerationen bewilligen.
Was den in der Instruction festgesetzten Studienplan betrifft, so stimmt dss
Vcrzcichnifs der Lehrfächer im Grofsen und Ganzen mit dem bei der Stiftung ein-
geführten überein, duch sind folgende Veränderungen im Einzelnen zu vermerken:
c« wt ein besonderer Unterricht im Zeichnen der architelaonischen VerzierunRcn
eingetreten, ferner ist der Vortrag über ..Kritische Geschichte der Baukunst" in ein
Cf'lli-^ ,,i'iln r lincyklopädie der Baukunst ni hsf tincr kurzen kritischen Geschichte"
Verwandelt. Der Unterricht in der Ojttik und Perspective wird nicht mehr als
seilMtSndiges Colieg aufgeführt, wohl aber soll bei dem Unterricht in den Bau-
vet/icriin^'cii iiiicl iiTi Bauzeichnen ..Kiieksicht auf die optischen iin<! pi rnpectivischen
Gc&ctze" genommen werden, und mit dem Unterricht im .Mobchinetueichnen soll
„eine giündliche, jedoch praictische Anweisung perspectivischer Vorstellungen, soweit
es dem Canural-Baumiister nöthig ist", verbunden werden. Auch das selbständige
Collegium über üauphy&ik ist als solches eingegangen und mit dem Unterricht in
der Constnictlon verbunden worden. Diese Veränderungen waren in dem oben er-
wähnten Gutachten der Directoren vorgeschlagen worden und entsprachen der
Tendenz, an der Bauakademie selbst nur das fQr den Baubeamten Notbwcndigste
zu lehren.
Ueber Veränderungen im Lehrerpersonal wahrend des ersten Jahrxehnts des
Bestehens der Bauakademie läfst sich Folgendes bcüiiin^'on
An Stelle Zitelmanns hatte im Jahre tüoi Bau - Inspcctor Mandel den
Unterrieht in der Statik und Hydrostatik Qbemommen; Prof. Hobert trag sdt
1801 die Maschinenlehre vor; fiir das architektonische Zeichnen war im Studienjahr
ifSoj 18(15 Bau-Inspector .Sachs hinzugetreten. Den Unterricht im Schleusen-,
Hafen-, Brücken- und Wegebau übernahm im Jahre 1804 Assessor (seit 1H05
Geh. Ober- Bauraäi) von Alten. Riedel sen., der, wie wir sahen, Mi^lied des
Directoriums, resp. der akatlemischen Deputation hlieh, hatte den Unterricht im
Strom- und Deichbau bald aufgegeben, und derselbe war löoi von Kytciwcin
übernommen worden. Seit 1804 lehrte Prof. Simon an Stelle Bceherers, der
aber ebenfalls Mitglied der Dei)utiit;nii l lii li, die Construction. Tii 1 l'nterricht im
Ge&cbäftsstil war tUoi vom Prof. Ramba(^h an den Prediger Jenisch übergegangen,
welchem schon 1804 Prof. Heinsius folgte. Im Verzeichnifs fDr das Jahr 1807
finden wir Rcntz, Inspector bei dem Joachimsthalschcn Gymnasium, als Uehrcr der
Sitintiiiiis Kartcn/Tichnung, und Zimmermann, Professor am Kriedrichs-Werdcrschen
Gyninasmm, mit dem Unterricht im Feldmcsscn und Nivcilircn betraut. Bis dahin
hatte Bau-Inspector Jahn diese Fieber vorgetragen.
Uelx r tlon Besuch der Akatleiiiie in iler erstt ii Z» it ihres Bestehens geben
die lmmatriculationbli!»ten und die tabellarischen Verzcichni.ssc der Siudireoden
folgende Auskunft:
Im Etatsjabr i»<>i iSoj wurden immatriculirt 49 Eleven,
1804/1805 „ „ Oy „
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I. Dk BamilMdeiBic.
39
Im Etatüjahr 1800/1800 wurden immatriculirl 51 Eleven,
„ „ 1806/1807 „ „ 31 „
if » 1807 iSoS „ „ 33 „
Die Gesamtzahl der Studirenden betrug:
1.
April i8ot bis 1.
October i8ot:
59, darunter
tt
AuslSader,
Octobcr 1801 bis
1 . April 1 >ii>2 :
1.' 1,
»
17
»
I.
April 1Ö02 bis 1.
Octobcr 1602:
57.
»
6
•f
1.
October 1802 bis
1. April 1805:
120,
n
19
n
I.
April I Soj bis 1 .
October 1 803 ;
50.
n
5
t.
Octobcr 1803 bis
1. April 1804:
127.
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3. DIE BAUAKADI MIi: MIT DER AKADEMIE DER KONSTE
VERBUNDEN. 1809—1824.
Im Jahre 1800 ward, nach L'mfonnun}; des bisherigen Obcr-I3aiidepartcments, die
Leitung der Bauakademie, welche unterdessen an die Ecke der Zimmer- und
Charlottenstrafae in ein im Jahre 1806 für dieselbe angekauftes Haus (Zimmer-
abafsc Nr. 25) {übergesiedelt war, mit derjenigen der Akademie der Künste verbunden.
Aus finem uns vorliet;rii(lfii rntcrrichivvtT/cifhnifs \niu Jahre i'^u ersehen
wir, dafs die architektonischen CoUcgia theils in der Kunstakademie, theils in der
Bauakademie gehalten wurden. In der ersteren lehrte Prof Hummel daa arcliitek-
tonische und pcrs|u'Ctivischc Zeichnen und Pr<if Mein ecke' das Zcicluicn in der
Reifsclas&c; die kunstgcschicbtlichen Vorlesungen wurden ebenfalls gemeinsam für
beide Anstalten von Hirt in der Kunstakademie gehalten. Unter den Lehrern, die
in der Bauakademie unterrichteten, finden wir an neu hinzugetretenen: Kal t seit
iHn» für Construction und .Stadtbaukunst an Stelle von Simon und (ientz,
Dumbtc fiir das Situationszeichnen an Stelle von Rcntz, Schmid fiir das Modclliien.
Von den frBberen Lehrern sind femer aus^^chieden : Hobert, Sachs und Hcinaias.
An die Stelle der fr{iher<-n Leiter der Anstalt: Mor^enlänfler, Riedel >.en ,
Bechercr und Eytclwein, ist das Dnectorium der Kunstakademie, be^tehend aus
dem Historienmaler Frisch als Director, und HofUldhatier Schadow als Vicedircctor,
getreten
Im Jahre 1816 wurde Schadow Director der Kunstakademie und somit auch
der Bauakademie und behielt die Leitung der letatcren bis cum Jahre 1824 bei.
Als Vict direcior funjjirte der Kujjferstcchcr Berget.
Kin Vei/< ichnifs vom Jahre 18 1 -^ weist an neuen Lehrern: StoljuK r für Zeichnen,
Eberhard iiir Modelliren und Levezow für die AUerthumskunde und Mythologie
auC Von den früheren Lehrern fehlen Riedel jim. und Dumbte. Bechcrer hat
die Direction der mit der nauak.idemie verbundenen Baugewcrk^^chule iilvcTnonimen.
Am J.August i8ju wurde Schinkel Professor der Bauakademie und .Mitglied
des Senats der Akademie der Künste; in den Lehrerveraeichnissen der Bauakademie
wird er aber nicht mit .iur^< fVilut.
Seit dem Jahre iKi<i lehlt Schlözer in den listen, seit i8ji auch von Alten,
Stoipner und Zimmermann.
Im Jahre 1821 wurde Zielkc als Assistent für den Unterricht in der Architektur,
der Perspective und dem Planzeichnen angestellt. In dcmselltcn Jahre begann
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r. Die BMiakadcnfe.
41
Berghans mit dem Unterricht im Landmessen und Nivellircn, im Karten- und
rianzoichncn, sowie nuch in der Maschine niehre, seine erfolgreiche UngjährlgC
Lchrthätij^kcit an der Bauakademie (bis 1854».
Heinrich Carl Berghaus (geb. 3. Mai 179; zu Cleve, f 17. Februar 1884
in Stettin) hatte seinen Schulunterricht hi Mflnstcr, wohin sein Vater 1804 Ober-
ticsiedclt war, Mnrlmri^ und Berlin erhalten. 1811, also erst vierzehnjährig, als
Conductcur flir den Brücken- und Stiafscnbau in dem damals zu Frankreich ge-
hörenden Lippe-Departement angestellt und bei den Vorarbeiten zu mehreren
gröfserrii, \<in 'S.i]\nlcan geplanten, abn niiht zur Ausführung gekommenen Bauten
beschäftigt, fand er Gelegenheit, »ich zum Berufe eines Geodäten auszubilden. Als Frei-
williger machte er den Freiheitskrieg mit. Dann lebte er kurze Zeit in Weimar, bis er
iHi() als Ingenieur- Geograph in das Kriegsniinisterium nach Berlin berufen ward.
Durch eine aufserordentlich grofse Anzahl kartographischer, geographischer und ge-
schichtlicher Arbeiten hat er sich unt die Wissenschaft sehr verdient gemacht. Unter
anderem gab er in zwei BSnden „die Baudenkmaler aller Völker der Erde, nach
Bretons Monumenten" heraus. Sein „Phyiukalischer Atlas" gilt ab bahnbrechende
Leistung.*;
Eine wesentliche Umgestaltung der Anstalt ward im Jahre 1817 in der Unter^
rieht- Verwaltung geplant- Es handelte sich um niciits Cn ringeres. als liui ciiir Tni-
wandlung der Bauakademie in eine „Mathemalisch -icchni sehr I.phranstnlt , welche
das Gesamtgebict der Technik umfafst hätte, also um die Hugtiiudung eines Poly-
(t 1 ums. Mit ähnlichen Gedanken trug sich auch das IlandelsministL-rium, welches
die Heranziehung auch des Berg- und I'orstwesens ins Auge fafstc.')
Von diesen vveitgreifenden Ideen kam aber nichts zur Ausfuhrung. Vielmehr
blieb die Bauakademie wesentlich eine Anstalt zur Ausbildung von Baubeamten, ja
erhielt, wie wir sehen werden, diesen Charakter liald in noch entschiedenerer Weise.
•) S. die Nekrologe in der Vo9»isrhcn Zeitung vom 18. Februar 1884 und im Cciitralbhtt
der Bauvcnvaltung. Jahrg IV. I^S^. S. ;8.
') Difsc Notiz iüt einer Denkschrift in den Acten de-i Ministeriums der (geistlichen,
Unteirichts* und Medicinal- Angelegenheiten entnommen, die einzusehen dem Verfasser (;(ktjgit
geitittet wurde, und die auch in der Folge bei einigen tbatstcblichen Mitüleilungen beautst
werden durfte.
6
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4. DIE UMGESTALTUNG DER BAUAKADEMIE UND DAS
DIRECTORAT EYTELWEIN. 1824-1831.
Inf<il|»c einer Cnl>ini-l-inr<Ir<- vom ;i Dccfmbor |S.>^ wurdi- im April i.H.'4 die
Bauakademie wieder von der Kunstakademie getrennt und dem Ministerium des
Handels und der Gewerbe sugewiesen. Sic sollte fortan hauptsichlich das Technische
des Bauwesens ]ini ;.;t'n und die Bildung ti'ichti;,'cr I'eldnifsver iinci r'tnvinri:i! - Bau-
meister im Auge haben. Der Unterricht in den höheren, ästhetischen Fächern der
Baukunst sollte aber bei der Akademie der KQnste verbleiben. Und zwar wurden
nachstehende Vorlesungen und Uebungen auch ferner an der Kunstakademie ab-
gehalten: I. Anleitung zum Construircn und Zeichnen der Säulenordnungen nach
Mustern des classischen Alterthums; 2. Theorie und Praxis der Optik und Perspec-
tive; 3. Uebungen im Zeichnen des menschlichen Körpers nach einem g< u is-.<'n
Kanon; 4. Verzierungen nacli 7,<ichniini;en und Git)s.ibt:ii4son von antiken Denk-
mälern; 5. V'orträge iiber die Stadtbaukunst und die Geschichte der Baukunst.
Mit der Leitung der Bauakademie ward der Ober-Landesbaudirector Eytelwein
betraut
Unterdessen waren auch festere Bestimmungen bezüglich der bei der Aufnahme
hl die Akademie, resp. bei der Zulassung zum Feldmesser- und architektonischen
F.N.imen nachzuweisenden Vorkenntnisse getroffen wor^i< n I iiv Verfugung des
Handelsministeriums (von welchem die als PrikAuigsbchürde wirkende Technische
Ober-Baudeputation ressortirte) vom 12. Januar 1822 setzte nämlich fest, dafs von
Dstern 182.^ an jeder Candidat, welcher sich zum Feldmesser- oder architektonischen
E.xamrn nic!<lc-. das /i sii^nifs t-'w- ' lyninasMim-- l)< i?ubrini;rn habe, dafs er au«
Secunda als tüchtig entlassen wurden, wogegen diejenigen, welche ihre Bildung
nicht auf einem Gymnashim erhalten haben, das Prüfungsattcst eines solchen bci-
hrtn^'en vniit-n, daiii sie die zur Entlassung atis Secunda erforderlichen Kenntnisse
besitzen.»;
Das Unterriditsjahr sollte fortan am 1. October beginnen. Für die Ferien
wurden die Monate März und September bestimmt Die Theilnahme der Eleven an
') S. Zur luli' llVitT I' ,'. Königlichi Akademische Hochschule lur die bilUcnilen Künste
tu Berlin, s 4- Au! «irunil <!' : ' lir ruk im K-italog der akademischen Ausstellung von 1S14.
't Wochenblatt far Mch. u. Ing. 1, S. 146.
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r. Dia
den Voriesunf;en sollte einer strengen Controle unterworfen und jedes Semester mit
Rept titinncn i;rsrhlosscn worden.
Am I. üctobcr 1^24 begann der Unterricht nach dem neuen Studicnplan und
zum gro(scn Theil mit neuen Lehrltrlften.
Der Untcrrichtsplan weist Tür das Stiulienjahr 1824/25 nadistebende Gegen-
stände auf, die in folgender Weise vertreten waren:
Dr. Ohm, zugleich Professor an der L'nivcrBität
I. Arithmetik, Algebr«, Elementargeometri«:.
Uicr jetzt an die Stelle iIcs nach kurzer I.ehr-
tbatigkcit jin der Bauakademie wieder aus-
geschiedenen [>r. Lehmas tnt).
s. Trigonometrie, Körperlehre, beschreibende I j^^^^^
Geometrie, Perspcetive. I
3. Analy»is und highere Geometrie. Geh. Hof-Rath Prof. Grftson.
^. Praktische Geometrie. Prof, Kcrv'haiis.
5. Statistik fester Körper und Hydro<itatik Hau • [nspector Dr. Dietleln.
i>. Mechanik fester Kurper und Hydraulik Prof. Grflson.
7. Maschinenlehre. Hau • Inspcetor Dr, Die tiein.
t. AHsemeiiie Bsttlehre mdComtmctioo der 1 Frofeuor und Hof-Bauiiutpector Rabe, Mit'
eintelnen Thcile eines GcbAudes. I ({iied des Senates der Ataidemte der KOnate.
i, Siidtbaukunst. sribe.
I", Ockonomischc Haukunat. Hau-Inspcctor Schramm.
II. a«f.ea.. Brocken-, Cwöi-BdSthleusen- j B.«.li„pectcr Dr. Diellein.
IS. Strom-, Deich- und HafeAbsu. Dene1l>e.
I}. Maschinenbau. Ot'er- Mühtenbaainspector Scilwahn.
U- PhvMk . ( heinie und Mineralogie in Bc- i r. r .
■ . ] Prof. Accum,
wcltuni; auf Haukunst. I
IS- Situation« -Kancnzcichnung. Prof. Her^haus uml liau-Intpector Julius.
t6. Freie Handscicbneng und Bauverocmni^ii. ProtRosel. Mit^'li'jd der Akademie der Kflnste.
A i t. j u f ^ -^u I Assessor Prof. Meineclie und Bau-Isapector
17. Architektonische und MsschmCMCtchiMing. | schramm.
tB. Modelllren. Eberhard.
Die Zahl der Schiilcr stei^^erte sich nun In ,!t utend. Wahrend die Listen fiir
das Wintersemester iHjj .»4; 50, für da« Sonimerscmcster 37 Schüler auf-
filliren, ticsucliten im Wintersemester 1B24/25: 113, im Sommer 1825: 8,<^ ScbQlcr
die Anvtah. T^ie Zahl stieg bis 160 im Winterscrmcstcr i82ft/27, um dann wieder
allmählich abzunehmen.
Da» Jahr i^j^ sah aber nicht blofs die Reorganisation der Akademie, sondern
auch die Entstehung des Architoktcnvcreins, welcher die ikstrebiin^rn der Akademie,
sowohl nach der wissenschaftlichen als nach der kiinstlerisclu'ii .Seite, in Ix-deutsaitur
Weise ergänzte ä wurden doch lücr allwöchentlich Vurtru^;c iiljcr alle Zweige der
Baukunst und Bauwisscnscbafk gehalten, die neuen Erscheinungen auf dem Gebiete
der liaiitechnischen I.itTeratiir tH-s])rochen , n'^elmäf>i<,'c wissenschaftliche I.chrcursc
und L'ebungcn im Entwerfen nebst monatlichen Concurren^cn organi^irt, lelirrcicbc
Excursionen, bald auch littcrarischc Pufalicationen veranstaltet.'; Einen ihntichen
Verein, wenn auch in viel kleinerem Mafsstabo, hatte, wie wir oben sahen, scboii
'1 S. Hobrecht, Krde a:n Srhinkellrste und ;c iähri;^>;n .*^rl;uin^>:i>;e <Ui Arch>tcklcn-
vereiiis, in der .,Ze:^>< iiriTt hir Ii.i4we>en . 1S71. S. 410 tV — , /um ;5)iüiri);en lkstehen des
Architektenvereins XU Berlin". Von -II-, im„Ccntralblattdcr(iauvcrwaUung'-. 1S99. Xr.43. S. >b|.
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44
Friedrich Gilly wenige Jahre vor seinem Tode, in der Entstebungsxeit der Bau-
akademie, bcLjrülldct
Wir erinnern uns, «kfs am Schlufs des Jahres 1823 der eigentlicli künstlerische
Theil der Architeictur der Hauptsache nach von dem Unterrichte an der Baoaicadeinie
abgezweigt wurde. Noch in einein Ministcrialerlasse vom jj. November iS^8 finden
wir die Angabe, der ästhetische Theil der Baukunst werde nicht bei der Bauakademie,
sondern bei der Alcademie der Künste vorgetragen. Offenbar aber hatte sich damats
bereits der Lt In Ntand, der in einer solchen Zerspaltung des Gesamtgcbietes der
archit«■kt'1n^^■.lll i\ .\i,-bi!du;iL: fi'ihlbar gemacht, denn durch die Einrichtung eines
neuen Unterrichts iim Kntwerien und Zeichnen von Gebäuden, der Wilhelm Stier
vom I. Apr9 1828 an fibertragen worden, hatte man einen Schritt zur Wiederein-
führung des ästhetischen Theiles der Baukunst oder zur Ert/in/unf,' der geringen
Ueberreste, welche nach dieser Seite hin der Bauakademie verblieben waren, gethan.
Und eine glficklichere Wahl de» Lehrers hätte nicht getroffen werden können.
Wilhelm Stier (geb. 8. Mai i;>>(>, f 10. September iK5<,i hatte, nach Vollendung
seines Gymnasialunterricht^, von 1^15 bis lüij auf der BcrUner Bauaicademie, an
welcher, seiner eigenen Aiis.^agc nach, damals frrilich ein eigentlicher Unterricht im
Entwerlen gar nicht vorhandm war, seine Architckturstudien begonnen und war
rfann rtwa virr Inhi«* !iiiiilurch als Bautiihrer vtirn« lunlirit in der Rbi itiiirnM';i/ tbiitig
gewesen, in Dusscidorl hatte er sich mit den dort itetmdlichen litteranschen Hulf's-
nuttdn bekannt gemacht, und datirte von daher die Grundlage seiner künstlerischen
Kldung.
Dann begannen seine Wanderjahrc. Zuerst finden wir ihn in Paiis und im
aSdöstlichen Frankreich, wo er besonders den zahlreichen Schlössern aus der
Rcnaissanceperiodc sein Augenmerk zuwendete Fünf Jahre verlebte er darauf in
Italien. Von der Grofsartigkeit der antiken Baureste ergriffen, versenkte er sich
vornehmlich ins Studium des alten Rom; auch die antiken Bauten auf Sicilien und
in Pompeji fesselten seine Aufmerksamkeit. Der Vielseitigkeit seines Geistes aber
entsprach e-;, dafs er sich auch gegen die Schönheit der mittelalterlichen und
Kenaissancekunst nicht verschlofs.
ErfiUlt von all dem Herrlichen, das er auf seinen Reisen in sich aufgenommen,
trat er v' in Lehramt an der Akademie an. Durch Ilm \.:im ein fr-^clicr Geist in
das Architckturstudium. Dem ihm zu theil gewordenen Auftrag, eine Clause lUr
arcMtektonische Erfindung zu begründen, kam er in eifrigster und zugleich geist-
reicher Weise nach Da Cr fast völligen Mangel an künstlerischer und kunst-
geschicbtlicher Vorbildimg tinter den Studirenden fand, richtete er einen Vortrag
Ober „Monumente der Baukunst" ein, welcher sich über alle Hauptepochen der
Baugeschichte erstreckte und ilurch .Studienreisen in der Ferienzeit ergänzt wurde.
Seine Ui liiinL;' ii iiti Kntworfcn b. /«jchiieten in gewi>-">eni .Sinne einen Gegrir-rit/ zu
der datnais waltenden Str<)mung m der Berliner Architektur, insofern in denselben
dem malerischen Prindp und, bei soigfilltigstcr Behandlung der Antike, doch auch
dem Mittelalter imd der Renaissance ihr Recht zu theil wurde Di Aiif^rih. n, dir
er für den Zweck der Erfindung stellte, bestanden in fest umscluricbencn rrugraramen,
bei denen eine bestimmte Stilform zur Bedingung gemacht wurde. Die Erklärui^
Stier, He»peh*che Bt&tter. Berlin iS;;.
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r. Dto BainiHidcinle.
45
derselben nach ihren besonders charakteristischen Zögen ging der Bearlieitunff vor-
htr. Auf tlie'^i' W' Im- t-rwachtc unter den Studirendon eine rej^e nu-i!r.;)luiic fiir
die historische Gestaltung ihres Faches». Stier ward der Begründer der „jüngeren
Berliner Bauschule".
Nachdem bei der im Jahre 1S31 stattgefundenen, sojjleich zu boprechenden
nbermaUgen Rcurgani&ation der Bauakademie Stiers Classc für Erfindung auf-
gehoben worden, widmete er sich noch eingeliender als bisher der Geschichte der
Baukunst und wufste durch seine geistreichen und phantasievol! belebten Vorträge
seine Zuht-rrr ebensowohl fiir die lirforschung des Wesens und der Geschichte der
Architektur wie für neue schüpferii^chc Ver&uchc auf ilircm Gebiete zu begeistern.')
Als gegen Schiulis dieses Zeitraumes, am Juli 1629, der Olier-Landesbau-
director Eytelwein das fünfzigste Jahr «riner verdienstvollen Arntswirksamkii*. In -
schlössen hatte, ward zum Andenken an dicj^en Tag von den im Staats- und
Communaldienst angestellten Baumeistern ein Eytelwein-Stipendium begründet,
welches in erster Reihe an der Hauakademie studirenden Söhnen preufsischer Staats-
odcr Communal- Baumeister zu gute kommen und von der Ober-fiaudeputation
verwaltet werden sollte,*)
Bald darauf, im Jahre 1830, sah sich Eytelwein seiner geschwächten Gesund-
heit wegen gcnöthigt, seine I'^ntla-^^^ting aus di ni Staatsdienst nachzusuchen; doch
blieb er bis ins hohe Greisenalter litterariscb tfaätig.
') S. den Nekrolog im IXutschen Kunstblatt. Kcilin 1056. S. *;i ff.
*) Gegenwlrtig liegt die Verwaltung dioer Stiftang der Akademie des Bauwesens ob.
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5. DIE ALLGEMEINE BALSCHULE UNTER BEUTH.
183 I — 184J,
,\ Is im Jahre 1831 Beuth unter dem Ministerium Schuckmann die I^itun^; der
MX. Bauakademie Obemahm, ging er an eine Neugestaltung des gesamten \'or-
bildungs- und PrOfungswcscns für den Staatsbaudienst und dementsprechend auch
an eine at>ermalige Reorganisation der Bauakademie.
Alis einem, diosc Verhältnisse behandelnden Immediathcrichte vom ^. August
183 1 heben wir rol|>endcä hervor: „Das Fehlerhafte des bisherigen Zustandes
bestand darin, dafs nnn von allen Candidaten eine gleiche und voUstindige Quall-
fication in allen Zweii,'i-n der Haiikun>-t l'ordiTte: der Camlidat SoHte da-; landwirth
schaftlicbe Gebiude wie den Palast, den Stralscn- und Hafenbau, den einfachen
wie den schwierigsten Maschinenbau inne haben." „Die Nachdieile dieser EiO'
lichtung sind bei dem j^rofsen L'mfan),'e der Bauwiasenschaften augenscheinlich. Alle
ohne Unterschied, ohne Kück!>icht auf Fähigkeiten und Neigung mufsten einen
grofäen Aufwand von Zeit, Geld und Kräften machen, um die höchsten Stufen der
Wissenschaften zu erreichen, um Dinge zu lernen, von welchen sie bei den meisten
Anstellungen in rhreni übri|^en Leben nie einen Gebrauch zu machen Gelej^enhcit
hatten." Als gewöhnliche Folge dieses L'mstandes wird „Oberflächlichkeit in allen
Dingen und Unlcenntnirs des Gew5hnlichen, täglich in Anwendung Kommenden, mit
der F.inbildiini,'. welche mit (1<t OberfluchÜclikeit verbinidcn ist", hingestellt.
Von solchen Gesichtspunkten aus wurden nun da» Studiimi auf der bisherigen
Bauakademie, wdche jetzt den Namen „Allgemeine Bauschule" erhielt, und die
Prfllui^en für die verschiedenen Kategorien v ii Maubeamten eingerichtet. Da die
Bestimmungen über diese Prüfungen auf die I jnrichtuntjcn an der Bauschule ent-
scheidenden FinHufs hatten, müs^sen wir einige Auj^enblicke bei ihnen verweilen.
In den betreffenden Vorschriften vom «. September heifst es imtcr
I. Fl hiiiuasi f. § 1: „Per FeSdme-M r soll die Kenntnisse nachwei.scn, weiehe zur
Entlassung als reif aus der zweiten Llasse eines G> mnasiunis erfordert werden, oder
die Reife chier Qasse einer andern Lehranstalt, welche das Ministerium des Innern
tiir Ilandi'l, (iewerhe und Bauw« s<'n ihr ^I' icliachtct , . . Der l-'eldmcsser mufs
ferner vor bciner Prüfung als .solcher bei cmem oder mehreren l-'cidmesscm oder
Kalastergeomctem wenigstens überhaupt ein Jahr lang in Ausführung von Ver-
messung! n und Nivellements gearbeitet . . . haben." § 7: Keldmesser sollen bei
öffentlichen Bauten nicht beschäftigt werden.
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I. Die Baukadamk.
47
Unter II. Btiuht-anitf lirs Sliia/fs U-scn wir:
-^oW fortnn ein«- itu'hrf.if he Bi lalii-^nn.: der Baubeamten stattfillden:
1. AU BaumeisU-r (Wege- untl Land- Hauineist«:r zuglciclij.
2. Als Bau'lmpectorcn.
Letztere können sich entweder blofs
dem Wasserbau und Maschinenbau; oder blofs
b) dem Stadtbau und Prachttwu widmen; oder
c) die Kenntnis-;e zu a und b in sich v»Ti-inigcn.
Dafs durch diese Bestimmung mit der Scheidung der Architektur und des
Inifenieurwescns doch noch keineswegs Emst »jemacht wurde, yelit daraus hervor,
dafs nur solche Bau-Inspectoren, welche die Trüfunj^ sowohl im Wasser- als im
Landbau bi -.tanden. (lir die h/jheren S^c'!. ?) itn Sf i i» lüonste qualificirt sein sollten,
resp. 2U Regierung»- und Bau-Rüthen avanciren konnt< n.
g 9. Der Land- und Wege-Baumeister mufs wenigstens die Scbulkenntnisse
nachweisen, welche für 'ii<' l'r'ldmi^sxT vor^fschrieben sind . . .; er mufs sich ferni-r
ai» Feldmesser bewährt und aU »ulcher ein unbedingtes Fähigkeitszeugnifs erhalten
haben.
Laut § 11 soll für den Land- und We;^e-Baumiister eine doppelte Prüfung
eintreten: eine V^orprüfung, welche vorzüglich den theoretischen Theil des Lehr-
ganges üum Gegenstand hat, und eine \achpriifung, die sich hauptsächlich aut
das Praktische beziehen soll! Die Zulas^unj; zur Xachprüfunj^ ist an den Nachweis
^eknii])ft, dafs ( .intfiilat nach d<r Vor])rüfun^ zm i \(,r< J Jnt hintlurch unter
der Leitung eines iiaubeaniten des Staates bei jiraktischen liauausfuhrungcn im
Land- und Chausscebau bc«chSftigt war
Zur Bauiiispectorpriifunt; wird nach § 10 nur derjenige zugelassen . der das
Baumcistercxamen vorzüglich bestanden hat. Auch die Prüfung «um Bau-lnspcctor
zerfällt nach § 18 in eine Vorpiüfiing und eine Nachjoufung.
Aus diesen Bestimmungen ergiebt sich, dafs ein Baubeaniter, der auf eine
höhere Stellung im Staatsdienste Anspruch machte, mindestens llinf Pri^fungen zu
bestehen halle.
Der Besuch der Allgemeinen Batlsehule ist zwar nicht zur Vorbetiingung iUr
die Zulassung zu den l'iüfungen gemacht, doch sollten ihre Zöglinge bei Aa-
stcllungen „vorzugsweise Berücksichtigung" änden.
Aus den die Bauschule betrefTeoden Bcstimmtmgen beben wir folgende hervor:
Dil ii-nigen Candidaten, welche -irh drm Staatsdienste widmen, müssen ihrer
Anmeldung, aufser dem Zeugnisse ihrer Prüfung als Feldmesser, ein Zeugniis der
Reife der zweiten Gasse eines Gymnasiums oder einer qualificirt erachteten andern
Schule s oben) beilegen, l'ür diejenigen, welche sich zu IVivat-Uavimeistem aus-
bilden wollen, genügen ähnliche Zeugnisse der Reife der dritten Qasse.
Din Zöglingi-n wurde zur Pflicht geniacht. sämtlichen Vorlesungen, welche
einen Lehrgang bilden, beizuwohnen. Sie sind wiihreJid di s l'nierrichl» und bei
der Wiei-lerholung der \'orlesungrn veipllichtet, voii;el<'gte Fr.igen /u lieantwurten
tuid \'ortrage zu halten. Die Anstalt ertheilt nur Zeugnisse der Reile, welche für
alle Zweige des Unterrichts gut oder vorzüglich lauten müssen.
Kurz ilie Reorganisation vom Jahre 1 i t ents]iraoh durchaus dem Geilanken,
weicher bei der Begründung der Akademie vorgewaltet hatte, sie war und blieb
4^ Baiulukiemi«. Ge««fbe«ka4«mk wd Tcduibcbc HodiKbole bb ti$^.
Torwi'"^cnd eine llaiibianitt-ii^clMili-, nui 'J.iK (i"''-* <'i'' L'i l'un^ im IVldmossen bereits
vor <lc-in Ijntritt ^äiulich nb-M>1viit sein miilstr iin<i daü der Lchrplait im Hinblick
auf die vcr»cliicdtncn rrülungin streng gtriyclt ward.
Und zvii'ar wurde ßlr I^nd- und Wege- Baumeister ein zweijähriger, f&r an-
lu-ndc Haii-Invpecturfn ein cinjähti^or Cuimis finfjctichtct. Das Studienjahr \Mirdi-
vom I. Aphl an gerechnet. Eini|;c V'oficsuii}{cn wurden |>emein&chaftlicli für das
mittlcnircilc in« Leben getretene Gewerbeinstitut und die Bauscbole in dem Gebäude
des crstcrtn ^«.halten.
Der Baumeistercursu» umfafste nac)isi< hcndc Lehrfächer:
tistcs Stnustcr.
I. PhyMtc. Prof. Schubarth, im Gevcrbcinstiiul.
a. Nirdcrc Anah-Ms; ehtne und t|ihsrisclie Tri' i
ßononn-tric ; analytische Geometrie, 5tt*reo- | Prof. Dirichl«t, im Gcwcrlx-instimt.
mrtric und iMMiiK iltendc Geomcltie. 1
3. liaurtinstructiort-' ehre. liau-lna|M:ctor Linke <t»is 1844,1.
4 \ ..r.r.iß übrr antike HcMHIIMnte. I Stier
5. Architrkturicichnen. '
6. Geometrische Schatteoconstmction uiKlFcr- | l,,^,,. h.umrlster Brix.
S(i«TllVC I
l.anilsch.ilt-.z« ichiicn. l'ruf. Kusvt.
Unabliängiii von diesem Lehn>ian iiicit Prof. Accum Vorlcsiini^n Aber Phyiilc, Chemie
und Mincmlogie.
Zweites Semc«ter.
1 .
Chemie.
I'rof Sthubarth
J
Kot.inrk.
IHrot. Kunih (bis 1H49).
St;»tiW fiStiT K6:i>rr
1 Drix, an twei Tagen im Gewcrbcinstitot, m
1 einem in der Hausehalc.
B.luroiisTriictionslchrc.
Bau*In«pector Linke.
('iiii>trui-tionsIchr<: cinLuhir .MMchinen.
Ober 'Mahlert' und Bau-Inspcetor Schwahn.
(1
Vortrag; üln-r .intikc NlMnumentc.
A rc hilcV; t u r ; < 1 c hrien.
J W. Stier.
C.
LandaciiaftMcicliaeii.
l'rol KöscI.
Dritte» Scmcütcr.
I. Technisclie MNiendogie. Prof. Köhler (Mit 1*33).
t. Pr.ikiischc Anicendiuigen der Slatilc fetter |
KiirjuT.
1 Vortrar Ober MaaeMnendetails und Zeichnen )_ ... y. . . »r ^ j,
, „ ! FabrtIten-ConmuMioniralh Weddine-
derselben. I
4, Elemente der Wasserbaukunsl. I . ,
_ ,, J Link«.-.
$. CameraEliatt. J
6. Freira Iluidaelchnen. W. Stier
Vierte» Semester.
I. Mcrbritiik fester Kör)ier, Hydrodynamili und t j^^.
A( r<M!'. n.iir.ik. f
» ( I üivTui. t:"n ili r I>r'nn. h"u li-^lfii MaschilK'n ) W f 'i 'i 1 11 1; Ms ; iSnnn liriutf.« istrr (»|»JitCr
uml .Icrr n K 1 stcnbcrcchnunt;. ^ tit h. Otur- Uauratiu äal2(.-nber|;.
J. <»niimctii/tK hncn. W. Stier.
4. l'nicrrirht im Vcranftchlagen.
Vortrag ülfrr Baufülirunu und Gcsdiäfts-
o. VurUiijj übet WtjjtSjju.
I.III
in di'n JaJiicn 1*4," — li^it aucii iUu-Ralh
Stein.
uiyiii^ed by Google
I. Die BuMluMlHitle. 49 . ; . i
PQr den einjährigen Cursus iler angehenden Bau-Inspcctoren waren folgende
Untcrricbt^genstinde bestimmt:')
Eratc* Scmrstcr.
1. MöHltc Analysis und Curvcnlebrc. Dr. Minding (seit iSü).
2. Vortrag Sbcr 1lBiciiin«n iiwammcMgeietiter | Wc^fünfr
*• Y*'^*'**' StedttauloiiwL I üirector Stüler (»eit 1834).
4, Entwafen von Sttdtgebaudni. I
j. HAhfite GeoAiie. PfoT. Berghaat.
Zweite! Semester.
1. An.iIytisrJif r\u!riniil.. Dr. Minding.
2. KiUttcrii II uiul Bcici lun u .;uK,ii!imenßcsct7tcr I , ,.
. . i c-ddine. .
Maschinen, )
j. Entwerfen von Gebäuden in höherem Stil. St&lcr.
4. VergidlciKnde Geschichte der Bnatcwiat W. Stier
$, Allgemeine WaMerbauinoist Ohpr-Baut»th Hagen.
In den Beginn von Beuths Dircction fällt die Uebersicdelung der Anstalt in
das nenv, 1832 -1 83 5 errichtete Gebäude am Werderschcn Markt, in die un-
mittelbare Nähe der ersten Heimstätte der Akademie.
Als (in tjntr«; X'nrzcichcn für die fernere EntwickhiiiL^ Ji-s Instituts konnte es
hetrachUt werden, dals der Meister der Berliner Architektur, .Schinkel, der Er-
bauer des neuen Hauses war. Auch dafs er hier m dem von ihm wieder beleihten,
schon in .seiner frühen Jujjend liehgewonnenen märkischen Backsteinbati j^iifl", erschien
bedeutsam, wenn man der ihm gestellten Aufgabe dachte: ein Bauwerk zu er-
richten. In welchem die vaterländische architektonische Jugend erzogen werden
sollte.')
Von den frülieren Lehrern waren im Anfang von Reuths Directorat aus-
geschieden: Diettein, Grfison, Julius, Meineckc, Ohm, Kabc, Schramm.
Wenn wir L'mschau halten unter den von Beuth an dir Bauschule neu be-
rufenen I i hrkräften, so fm Ii n wir nicht wenige rühmlichst bekannte Namen-
Im Jahre 1834 trat .Stüler (geb. jS. Januar iSoo zu Mühlhau^en in Thüringen,
'l* 18. Ulftrz 1865 in Berlin) in den Lehrkörper ein. Ol^eich erst 34 Jahre alt,
konnte er bereits auf eine iiTnfnnijreichc Bauthntigkcit zurückblicken. Stüter hatte,
nach vullendctcm Gymnohialunterricht, in de» Jahren tHiö — lüio gleichzeitig an
der Universität und der Bau- und Kunstakademie studirt, war dann nach atnol-
virtem Feldmesserexamen tirei und ein halbes Jahr mit der I.i itun;4 von Bauten in
Naumburg und ischulpfortn betraut gewesen und kehrte 10.23 nach Berlin zurück,
wo er nun füt das KriegsministcHum thätig war. Seine Conducteurpröfung im
Jahre 1827 fiel glänzend aus. Darauf beschäftigte Schinkel den jungen Künstler,
dem er das gröfste Interesse widmete, bei seinen Urmti n ?n den Jahren iSju und
iHju finden wir Stüler mit seinem l-'reunde Knoblauch auf einer Studienreise in
Frankreich, der Schweis und Italien.
t) Solchen Besuchern , welche sich zu f'rivBt • Baamcisitcrn aasbilden woNten nnd tien Lehr-
H'-in\i für U.iumcislcr lii-ri'iiH vkIIi iiiIi-I h.ittrn, wnrdc (ji-st.nirt, nur diejcnijjrn Vorlesungen des
Lchrjj.nnggs für IS.^u- lns|>rrti>ren zu l><'sufh<n, welche lu ihrem fache gehörten.
1) VcrgL .\<lli rs Vortrai; iibrr die .. Iiauschule" an> Sdiinkeifeat 1*69; in deri,Zeilsdirilt
für Bauwest-n*. Jahrg. Xl.\. iSo^. S. 468.
7
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r
50 Bamlndraie» Gewubtahadenie nad Tcehiitiche HodMchute Mt 1SB4.
An der Bauakademie hat er von 1834 bi» 1842 und dann wieder vtm 1850
bis i8s4 als Lehrer H'ir das F,nt\\<Tfi i\ öfTtTitlicher d-liäudc segensreich gewirkt
Seine HaupttMUthätigkeit fällt in die Zeit KOnig Friedrich Wilhelms IV. Es sei hier
nur beispielsweise an das Neue Museum in Berlin, den Ausbau des von Demmler
b^onnenen Schlosses in Schwerin, das Nationalmuseum in Stockholm, die Uni-
versität in Könl'^sberg erinnert. In seinen zahlreichen Ktrchenentwürfen hat er fast
alle Formen der christlichen Kirche zu cmcr edlen harmonischen Erscheinung
gebracht. Seine Schfipfbngen teidinen dcb mdst durch malerische Wirleung aus.>)
Eine fernere besonders glrickliche Berufung war diejenige Gustnv Stiers
(geb. 1807 zu Berlin, f iSHo), der in Schinkels Atelier, in welchem er vom
Ende der zwanziffer Jahre bis 1837 thStig war, als bester Zeichner galt Später
widmete er sich j;anz der T,chrthätigkeit. An der Bauakademie wirkte er von
bis 18Ö1 mit unermüdlichem Eifer. Zeitweilig übernahm er Stülers Vortrag über
die wichtigsten Arten von Privat- und CfTcotlichen Bauten, trug Ober ökonomische
Baukunst vor und ertheiltc nach dem Tode seines Bruders Wilhelm im Jahre 1856
den rnterrirhl in den Formen der antiken Architektur. S<";ne nenihif^ung zum
Lehrer war eine aulsergcwühnlichc. Die Gabe eines hinreifsenden Vortrags, wie
sein Bruder sie hatte, ^tng ihm zwar ab, sein stetig verfolgtes Ziel aber: giilnd-
liehe, eini^ehond-itf Bf'ehnmg, erreichte er bei jedem, der etwas lernen wollte. Mit
liebevollem Eiter mühte er sich, auf die Individualität !>cincr Schüler einzugehen.*)
Die htstofischen Formen der Architektur beherrschte er in hervom^endem Maise.
Von 1835 bis 1850 wirkte Gotthilf Heinrich Ludwig Hagen (geb. 3. März x'nj
in Königsberg in Preufsen, f 3. Februar 1884 zu Berlin) als Lehrer an der Bau-
sdmle. Nach frQher Absolvirung des Gymnasiums besudite Hagen die Universität
seiner Vaterstadt, wo ihn der A.stronom Hessel besonders anzog. Mit 22 Jahren
widmete er sich dem Baufache. Noch in (iemselhen Jahrf (iSmi absn!vti-tc ti die
Fcldmcsserprüiung, lüzi die architektonische. Nun folgte eine an(l<,Tthail>(ahrigc
Studienreise durch Deutschland, Frankreich, Holland und Norditalien. 1826 ver-
öffentlichte er seine erste Arbeit: ..Beschreibung nruerrr Wasserwerke in !>eTitsch-
land usw.", die günstige Aufnahme fand. Eine lunfjährigc Thätigkcit als Hafen • bau-
inspeetor in Pillau förderte ihn fai seiner wissenschaftlich-technischen Entwicklung.
1831 ward er als Ober- Baurath in die Technische Ober -Baudeputation in Berlin behufs
Leitung der Wasserbausachen Rheinland!» und Westfalens berufen, wozu dann die
I.iehrthätigke{t an der Bauschule sowie an der Vereinigten Artillfwie- und Ingenieur-
.schule kam. iSj7 erfolgte die BcfJ^rderung zum Geheimen Ober - Baurath , 1850
der Eintritt in das HandeUministerium als vortragender Rath. Von iS'i'i an be-
kleidete er den Posten eines Ober- Baudirectorh, in welcher Eigenschaft er den
wohhhStigsten Einfluls auf die Pflege und Verbesserung der Hiren und Wasser-
str.ifsen ausiihte Erct im Jahic i'-^'r*' vetüefs der Neunundsicbzigjahrige, der sich
bei seiner unermüdlichen l~tuiti|;keit eine seltene körperliche und geistige Frische
bewahrt hatte, den Staatsdienst, wobei ihm der Charakter eines „Wiridichen Ge-
heimen Rathcs" mit dem Prädicat „Exccilcnz" verlit lien wurde Bis zu seinem
Lebensende war er wissenschaftlich thälig und wirkte auch nach dem Austritt aus
t) S.LttC«esAiifntx ober Fr. Ai^.Slftler in der „Zeitschr.fflr Bauwesen". Jahrg XV. itb^.
1) S. den Nekrolog In der „Deulachen Banieitung'*. Jahrg. XIV. 18S0. S. s>o.
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3*
BmidkMkMie, Gcwcrtickliadtinlc und Tcdiabdw HodiiehBie bh 1(14.
dem Staatsdienste wiederholt ab Sachverstandiger bei wichtigen Fragen mit Hagens
schriftstellerische Leistungen .sind von h<»chstir Bi l< utnn;; und hatten schon iH|'
auf Alexander von Humboldts Vorschlag seine Aufnahme in <li<- n«-rliner Akademie
der Wissenschaften bewirtet. Als Mensch zeichnete sich Ha^^rn durch wahre
HerzcnsgQtc und echte Bescheidenheit nus. Die allgemeine Hochachtung und Liebe,
deren er sich erfreute, kam bei seinem 5<i jährigen Dienstjubiläum i8'<i) in
schöner Weise zum Au:!>druck. Gclcyeiulich dc^cibcn trat die „lla^cn'sche Stipeti-
dienstiftung xur Unterstütsimg unbemittelter Architekten und Ingenteure während
der Studienzeit" ins Leben.')
Kine langjährige erfolgreiche Lehrthäti^kcit widmete Ad. Fcrd. Wenceslaus
Bri.x igcb. jo. Februar «708 zu Wesel, f 1 |. Februar iS7<< zu Qiarlottenburg» der
Anstalt, indem er von in,-' bis iSi)i> an derselben wirkte. Am Gewcrbeinstitvit
lehrte er von iH.>h l)is iS^o. Ks .sei hii i ft-nier ?ni st im- vielseitige Thätitikeit im
Gebiete der tcchni-schcn Gewerbe und dt .s i-abrikwesens, sowie an seine Bctheiligung
vornigsweise als Constructcur an öffentlichen Bauten: Fontainenanlagen in Sanssouci,
Kiscncnnstniction der Schlofskupp»'! in Berlin usw. erinnert. Atich i^utf!r eine Reihe
wcrthvoller Httcrartschcr Arbeiten, so namentlich durch sein „Lehrbuch der Statik
und Mechnnik" hat sich Brix hervorgethan.*) Ii» Jahre i8ft6 wurde er xuin Geh.
über -Regierungsrath befördert. Brix gehörte zu den Begründern des Afchitekten-
vereins.
Von 1832 bis 1834 finden wir femer Prof. Peter Gustav Lrjcune-Dirichlet
(>;eb. 7M Diiren ii,. Februar iHo.s, f zu Göttingen 5, Mai iSs'i) an der Bauschule
als I.t liM r i!i r Mathematik und I*(u sik thiitit;. Der ruivt tMtät Merlin fjehörte
Dirichlet bereits seil lH.'9 an und wurd<' 1^32 Mitglied der Akademie der Wissen-
schaften. Im Jahre 1855 ward er an Gauss' Stelle nach Göttingen berufen.
„.Seinen Schülern ist die wunderbare Klarheit unvernefslich, mit welcher
Dirichlet die i lauptinomcntc schwieriger Beweisrührungen im Voraus anzudeuten
und dadurch ein ununterbrochenes geistiges Mitsciiaffen seinen Zuhc">rern zu ermttg-
licheri wufete, ebenso imvergi fslich auch die Fülle von kur/en g<'legentlichcn Neben^
bcmerkungen, w< lch( ili :i Keim neuer L'ntcrsuchungen in sich trug» n.'*^|
Auch der Mathematiker Minding hat von 1833 bis zu seiner Berufung an die
Univcrsi^ Dorpat (1B43) an unserer Aostith gelehrt. An seine Stelle trat Dr. Krick,
der bis zum Jahre als Profcs.>>or th£iig war.
I)<r ri'ihmlichst bekannte Botaniker Kunth (geb. zu Leipzig |K. Juni 17SM,
f in Berlin 22. Mäi2 i^^o) befand sich bis kurz vor seinem l£ndc unter den Lehrern
der Bauschule.
In dieser Perifxle begannen auch Böttichcr und Biermann ihre langjährige
Lehrthätigkeit : ersierei übernahm vom i. November i^.vi an d«n bis dahin von
W. Stier ertheiltcn Unterricht im Freihand- und rimamcnlzeichnen, letzt* rer er-
'1 S. ilir NVkrolD^;«.- in der ,, I1< utsclu 1» B,iuzritun[; " istv4, S Sn, <>o, im „Wurhcnlil.'itt für
Arcl) u Injj " lalir^;, VI. i.''.S4: . S. 5; iiinl edtnila .S, den Am-./!!!; aus Pr< N< l^ K<.<le auf llti;;< n
am .^»ihinktllVstc <\< s .VrthitektenveriinN,
'} S.dcn Artikel vonKarmar*chinder „All){.l)t:utschcn Btogia{thi«"llI, S. jjj. — Nekro-
log In der „Deutschen Baiueitung", Jahrg. IV. 1S70. S.9$flr.
^ S. Cantors Artikel in der .,Ailg. Deutschen Blograpliic".
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I. Die BMMliMlcinl*.
53
öflhctc 1843 seine re^1mäf»ige LehrthStigheit, nachdem er bereits seit 1835 wieder-
holt fli ii !'r<if Rr, s, I vrrtK 'cn hatte.
Von 1837 an wirkte Salzenbcrg an der Bauschule bis zu seiner Reise nach
Constantinopcl im Jahre 1S47, welche der Wissenschaft die fikr die Kcnntnirs der
bysantini>clu'n Kiin>i epochemachende Publication der Sophicnktrchc eintrug. An
seine Stello trat Wiehe.
In einem ci|^cnthümlichcn Contrast steht zu dem I mstande, dafs so bedeu-
tende Männer durch Bcuth berufen wurden, die durchaus schulmä&ige Verfassung;,
die er der Anstalt gegeben hatte. Man sollte dcnkrn ii:n'.;i'rt Männern, denen man
zutraute, Uic Unterweisung solcher I^hrer in Kunst und Wissenschaft Mch ganz zu
Nutzen 2U madien, mufste sudi dax Vertrauen geschenkt werden, dafs sie ohne
rolle^'ienzwan),' den rnterricht !i- urli. n "Aiiulen. Vor allem aber nnifste die indi-
viduelle Entwicklung des Einzemen und die künstlerische äcite des Haufacheü
darunter leiden, dalä alle „Z^lin^e" den im Hinblick auf die Staatsprüfungen fest-
gesetzten Lehrplan in gleichmäfsigcr Weise absolvircn mufsten.
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DER ÜHFRGANG VON DER ALLGEMEINEN BAUSCHULE
ZU DER NEUBEGRÜNÜETEN BAUAKADEMIE.
1845—1849.
So machte sich denn auch bald nach dem Rücktritt Bcuths im Jahre 1(145,
unter dessen Nachfolger, dem Geh. Ober-Fin>nsrath von Pommer-Esche,
das Bcdürfnifs einer abcnnaligcn Reform geltend.
Stüler, der im Jahre 1842 in die Ober- Baudeputation eingetreten war, wies
1846 in einer Dcnicschrift auf einige der wesentlichsten Mfsstände hin:
„Die Bauschule", meinte er, „verfolge nicht genug die Ausbildung der k&nst-
Irrisclicii Eähiykcit und stelle diese den wissenschaftlichen und theoretischen
Lei-stungen gegenüber zurück. Diese Richtung der Anstalt erkläre sich zwar aus
der vomigsweise an rie gestdtten Anfordenmg, Beamte f&r die Bauverwattnng aus-
zubilden, genüßc aber nicht fi'ir tlit- .Aiishihhin^ von Architekten." Er wies auf den
Bildungsgang der englischen und französischen Baumeister hin und forderte von den
BauschQlem eine bereits erlangte Kanatfertigkeit beim Eintritt in die Anstalt Ferner
wünschte er, dafs der Lehrgang, unter Bcseitit;un^; zu weit gehenden Theoretlsirens
in den HülfswisNen>chaUen, darauf eingerichtet werde, mehr Zeit Oir die Ausübung
der Kunstfertigkeit zu gewinnen, dafs dem Vortrag mancher Disciplinen doe mehr
praktische Richtung gegeben, endlidi, dafs die Fächer der Architektur und des
Ingenicurwcsens schärfer {jetrennt werden.
Ini Jahre iH^ü beschwerten sich die Schüler darüber, dafs die Einrichtungen
an der Sdnde jeder freien und kflnstlerischen Entwicklung hemmend entgegen-
traten und nur t^cben .schienen, um die angehend» n .Architi kten vchon in der
Studienxeit an den Zwang der Burcaukratie zu gewöhnen. Sie wünschten Um-
wandltmg der „Bauschule" in eine „Bauakademie" und Gcwihnn^ voller
Lemfrclheit.
Inzwischen hatten sich auch einige Lehrer der Anstalt mit der Reformfrage
beschäftigt. Sie reichten detaillirte VorschUge ein, welche von ähnlichen Gesichts-
inmkten ausgingen, wie sie bereits Stüler geltend gemacht hatte.
Auch der gleichfalls zu Vorschlägen aufgeforderte Archit< ktt nvcrcin erachtete
eine durchgreifende Umgestaltung sowohl der Einrichtungen der Bauschule als der
FrQfimgsvorschrifken f&r nothwendig. AUgemcfai forderte man ficsdtiguog der dem
Studium vorangehenden Ausbildung als Fddmesser und EinfiUirui^ dner an die
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I. Die Bndndonir.
55
Stelle tietenden cinjälirigcn jiraktischen Vorbildung bei einem Baumeister. In Bezug
auf die wIssensdiafUiche V'orhildung «sollte die Reife fiir die Universität zur Be-
dingung pfTTiacht woTiJcn. Dio riüfiin<; sollte in eine Bauführer- und eine Plau-
mdsterprülung getrennt, und bei der letzteren sollten die Architekten von den In-
genieuren ganz geschieden werden.
Mittlrrwcilr hatten \-öin Sommer i8.)8 bis zum i. Anj^ii^t 1*^111 rnscli nach-
einander der Obcr-Baudircclor Schinid, unter Assistenz der Geh. Ober-Bauräthc
Hagen und Busse, und, nach des ersteren Erkrankung, die Geh, Ober-Batiräthe
Severin, Busse und Hagen die niiectorialgeschäfte geführt.
In Betreff des Besuches der Allgemeinen Bauschule ist folgendes zu bemerken:
Nachdem die Zahl der Akademiker noch im Wintersemester 1820/30: 139,
und im Wintersemester 1 830/31: 116 betragen hatte, war die Zahl der Zöglinge der
Bauschule niifrerordentlich htinlij^egangen. Im Winter if<^i/,\2 sind noch t^q ver-
zeichnet, im darauf folgenden Jahre aber nur 32. Am tiefsten sank die Schülerzahl im
Wintersemester 1835/36, nämlich auf i6. Von 1838 bis 1842 schwankt sie zwischen
44 und i'i Dann findet ein allmähliches Ste'ijen statt, soriafs die SchOlerznh! kan
vor der Wiederherstellung der Bauakademie im Jahre iS4g: 202 erreicht hatte.
Ehe wir zur Schilderung dieses neuen Absdinittes gehen, ist der in diese
Uebergangsseit fallenden Begründung eines Vereins an der Anstalt zu erwähnen,
welcher bis auf den heutigen Tag mittels der in ihm waltenden fröhlichen, durch
künstlerische Bestrebungen gehobenen GcsciiigLeit ein schönes Band um zahlreiche
gegenwärtige und frühere Studirende sdlHngt. Zur .Stiftung des ..Motiv" gab die
Frier <le- Geli.irtsia^^e- Wiüielm Stiers am 8. Mai 1847 den Anlafs. Die I'eier
fand, wie es schon seit mehreren Jahren Brauch gewesen, in Gemeinschaft mit dem
verehrten Meister in Tegel statt. Bei den Vorbereitungen dazu war der Wunsch
rege geworden, an Sti Kc di r zu diesem Zwecke veranstalteten Zusammenkünfte,
Gesangsübungcn usw. eine ständige Vereinigung treten zu lassen. So entstand der
Verein „Mothr**, dessen Name ein LieMmgswort Stiers war, und fand dne so
günstige Aufnahme, dafs sich bald aus dem einfachen Gesangskränzchen ein all-
gemeiner Verein zur Förderung gesellschaftlicher und künstlerischer Zwecke ent-
wickelte. Bald hatte derselbe eine schwere Probe zu bestehen, da das Jahr 1848
nicht dazu angethan war, ein harmloses geselliges I^bcn zu begünstigen. Be-
zeichnend für die iliiiinl- herrschende .iHtjemeine Erregung ist es, dafs in einer
Februarsitzung des Verems jene .Statutenbestimmung, wonach Politik und Religion
von jeder Besprechung ausgeschlossen sein sollten, zeitweilig aufgehoben ward.
Auch wurden <lie \*i r'-,imnilv;ngen nur '•i hwacli hc^ticht, um bald ganzlich auszu-
fallen. Die Bauschülcr schlössen sich unter Leitung des Geh. Ober -Bauraths Hagen
dem KOnstlercorps ao; sie erhielten altdeutsche Wämser, breite Krempenbüte mit
wallenden I edtm und wurden mit Flinten versehen; die WafTenkammer befand sidi
in der Bauschule.
.Seit dem Jahre iH4y blühte der Verein wieder fröhlich auf)
Alljährlich h< geht das „Motiv" am Geburtstage Stiers eine pietätvolle Morgen-
feier an dessen Grabe.
*) & Album des «Motiv', t9i6. — Koas, Geachichte dn Architektenvcrctns ,Motlv',
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7- DIE BAUAKADEMIE l NTER DKM ÜIRECTORIUM BUSSE.
I H49 — I Soo.
Unter dem i, August iSj'i erscliicixn lu-ur ..Vorschriften Tür die naunkademic",
wonach dieser alte Nnifie wieder eingeführt und die Leitung der Akademie
einem Directorinm Qbertraf^en wurde, welches am einem vom Minister ernannten
Diu clor, als ausführenden Vorstand, und zwei Mitgliedern der Ober- Raiideputation,
„die fiir alle zu collei^ialischer Hehandlunfj j^cei^neten Cief^enstäntir dem Director
zur Seite stehen", zusammcnt'csctzt wurde. „Die letzteren werden vom Minister so
«ugewiMt, daft sie die bdden lUditQOgeD für Land- und Sehönbau eineraeits, und
filr Wct^'e-, Fivcnl>,ilin- und Wasserbau andererseits vertret<-n."
Ernannt wurden: zum Director — der üeh. Ober-Baurath Busse, zu Mitgliedern
des THiectoriiinis — der Geh. Ober-Baurath StOler und der Olier-Bauralh Hartwich.
Cail Ferdinand Busse blickte damals bereits auf ein bewe-^es und thaten-
rcicbes L<ebcn zurüclc. Im Jahre 1802 auf dem (iutc Prillwitx lici Stargard geboren,
hatte er seine erste Bildung bei ^oem Dorfpredi^er erhalten und war dann, da sich
früh die Nei<^ung aar Architektur zeigte, zu < in> m l.^nd- Baumeister in Stargard in
die I.i-hre i,'ek<>mmen. iSj.- hatte er die nauak.nii-mie bezo^'en »md wirkte dann
nach Ai)lcgung des ersten Examens eine Zeit lang als I'eldmesser. ibJ5 nach
Berlin xurQdcgelcehrt, setzte er seine theoretischen Studien fort und wurde gleich-
zeitig; als Hulfsarbeiter bei der Ober-Baudeiuilation V('rw< ndet. N'.'ichdeiii er ts'-"7
das grofso architektonische Examen bestanden hatte, ward er mit grüfseren Auf-
trägen betraut, insbesondere mit der Ausführung der von Schinleel entworrenen
Kirche zu Straupitz und demnächst mit der Ausarbeitung des Bauplanes für lin
neues Universttätsgebäudc in Halle, sowie eines Planes zum Ausbau der Moritzburf;
daselbst. Nach Vollendung dieser Arbeilen wurde Busse als Bau-Inspector nach
SwinemQnde, darauf im Jahre >h.5<i zum Geholfen des Obcr-Baudirectors Schinleel
berufen, eine Stellun'fj, welche ihm zuj.;leieh zur praktischen Austil)un;4 sein<T Kunst
reiche Gelegenheit bot. Im Jahre 1.S37 zum ordentlichen Mitglied der Ober-Bau-
deputation beiordert, war er besonders mit den fiscalischcn Bauten in der Rhein-
provinz, \Vi -tfali n und Schti'sirn tu '^(•ll.^^til;t ; i ) i rrful^te ^v\nv BeRMdetim^ zum Geh.
Ober-Baurath, die Wahl zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste.')
*) S. Zur Chrunik der Akaiiemir der Kflmle. Katakig der KunstauntelluiiK iKr»*.
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I. Die B«iMk«kmie.
57
Am I. Auj;ust iH^q wurden, unter Berücksichtigung der im vorijjen Abschnitte
erwähnten Kefonnvorachläge, neue Prürungsvor&chriftcn erlassen, deren wesentlicher
Inhalt fönender kt: Die Ztdassung zu der, Pur beide Fachriclitunjjcn ^cmdnschaft-
lieheo BauffihrcrprQfung wurde von dt r Absolvirung einc<> Gymnasiums oder
cint-r (pinlificirt erachteten höheren Ri alschul' , i liu r einjährigen praktischen Thäti«:;-
keit unter Leitung eines oder mehrerer geprüticr Haunicistcr und einem hierauf
folgenden zweijährigen Studium abhingig gemaicht Die BaumeisterprOfung sotlte
zwar i^t trennt fiir LaiiJ- und SrhÖTihntt, tmd für VVfgc- und Wasserbau abgelegt
werden können, und in diesem Falle !>ullte, neben einer weiteren, mindestens ein-
jährigen Stadtciueit, eine praictische Beschäftigung von sweijähriger Dauer nach
Abli-gung der BaufiihrerprQfung erforderlich sein; es wurde jedoch auch eine gemein-
schaftliche Äblegung der Uaumeisterprtlfung in beiden Fächern voi|{e»ehcn, und fiir
diesen Fall da zweijähriges Studimn und eine dreijährige praktiache Tfaätigkeit
itugeschrieben.
üchufs Zulassung zur Priifiin^; al-- Pr i \ n t-Baumei st < r isi hei der Meldung
von den Candidatcn der Nachweis zu Tühren: a) darüber, dafs sie das Handwerk
eines Maurers, Zimmermanns oder Steinmetien praktiadi erlernt und die betreffende
iMcisterprürung bestanden haben; b) iiber eine darauf folgende mindestens dreijährige
Studienzeit.
Die Onrichtungen der Bauakademie erhielten die entsprechende Form.
An die Stelle des Cursus fiir Land- und Wcge-Baumeistcr trat detjenigc für
Bauführer, wiihr. inl lirt !ji-.hcri{je einjährige Cursus (tir Ran - Fnsprc'.orrn ln iilcr
Fächer in einen einjährigen Baumcistercursus fiir I^nd- und Schönbau und einen
gletehralls einjährigen Etaumeistcreun>us ßir Wege- und Wasserbau, einscbliefslieh
dv< IvNrnliahnbaues, /erlegt wurdc. Ein Zwang zum Besuch bestimmter Colinen
fand ferner nicht statt.
Bezüglich der Lehrkräfte bestimmte man, dafs IQr die Hauptgegenstände des
l'nterrichts „ordentliche Lehrer" von dem Minister, auf Vorschlag des Directoriums,
etatsmäfsig angestellt werden sollten. Diese Form der Anstellung war bei der Bau-
schule nicht üblich gewesen, vielmehr wurden die Lehrer (in der Kegel gleichzeitig
in anderen Dienstverhältnissen stehende Männer) lur jeden Cursus gegen ein nach
der Zahl di r zu gebenilen Unterrichtsstuntl< n hrmessrnes Hnnnrar verpflichtet. Neben
dem ordentlichen sollte die Erthcilung auls4.rordenthchen L'nterrichts zugelassen und
mjSglichst gefördert werden: jedem ordentlichen Lehrer, jedem Banmenter, sowie
jedem Professor oder Lehrer einer aml' i n höheren Lehranstalt konnte von dem
Dircctorium gestattet werden, Vorträge über hierher gehörige Gegenstände zu halten
oder Unterricht zu crthcllcn.
Zur ßeruthung iitK-r den Lehrplan und /ur Erörterung den Unterricht betreffen-
der Gegenstände sollten fortan regelmäfsig Conferenzen Stattfinden, an welchen Sämt-
liche ordentliche Lehrer thcil zu nehmen hatten.
Dem ordentlichen Unterricht wurdc nun folgender Lchiplao zu Grtuide gelegt
L Lehrgang fär BaafObrer.
Algebia nnd niedere Analyais. Dr. («pSter Prof.) Kricic (bis iS6f).
Geometrie und sphäriache Trigonometrie. Derselbe.
Sterci ni. iiiL . bcsclueibende Geometrie nebst | ,, , _ „ . „ .
»ru,ecüun.ich«. J ^'
S
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58
FeMmMten und invctümi.
ri rxiif-ctivi- um! SclKütr nrnri'sIruction,
LlciucntL- der Sutik uiul Mechanik.
Chysitc und Chemie.
Gcognosie und Oryktognokie.
CQmtniclioinlehre.
F.ntwerfcn und Zeichnen von 'icbauilen.
liaumaterialienlehre. Veranschlagung, iiaufüh-
runj;, I)au|>olizei.
Landw-irthichaftUche BaukunaL
Formen antiker Baukumt.
Linear- und Architektuneichnen.
Lamlschaftszeichnen.
Waiaer* und Wegebau.
Dr. Krick.
Maler (später Prof.) Pohlke (bia iS??).
j Prof. Dr Srh harth (bis i*t6i).
Prof. Ür. Köhler (bis 1856).
(Hof'Bau-Inspcctor (spater Hof-Banrath and Pro-
fessor) von Arnim (bia 1S66), der an Linkca
Steile getreten war.
Dcndbe.
j Bau-Tns[ieclor Runge ''bis
Prof. G. Stier (bis iMt).
Prof. W. Stier (bii i8s6).
Prof Dr ür tlicher ibi« i«;;).
Prof. Kitimunn (bis l8Hi).
I.and-Hauin«ister Prüfer ibis ll*j7).
(MQhien- Baumeister (später Prof. und Cieh. Reg.-
Rath) Wiehe (bia iSli).
II. Lelirskng ffir Land- und Schftn-Bnunieister.
Die wichtigMen ISaustile alier LAnder und Zeiten.
Land- und .Schönbau.
Nachahmendes Zeichnen und Fntwerfen.
Entwerfen öfrcntlicbcr Geb&ude.
Omamentaeichncn.
Prof W. .Stier.
Prof. ii. Stier.
Drrsellw.
Geh. Oi>er-Baurath StOler (bia (Ksi)-
Prof. B6tticlicr.
m.
Analytische Dyitamik.
Geod«»ie.
Wasaer-bttkunat, einachiiefsUch Entwerfen.
Eiunbahnhau.
Maschinenlehre und Maschinenbau, einschiiefs-
lieh Entwerfeni
Lehrgang (ur Wege- und Wasaer-Bavffleister.
i Fabriken -Commissionsrath (.sp.liter Geb. Ober-
Keg.-Rath> Brix (bis 1867;.
Prof. Dr. BerKhaut (bia i>S4).
Geh ni)cr- Baurath Haycn; nach dt■^s^.■^ Aus-
scheiden, im SuininerhaJbjahr iXju Land-
liautneiater Dihm; darauf Prot Schwärs (bia
Hau-Ralk Haffmann (bis itsO-
MQMen' Baumeister Wiehe.
Im Directorium fanden während dieses Zcitranmes nachstehende Verindenmgen
statt: Nachdem d«r (ich. Ober-Baurath Hartwich im Jahre iS^d aiif M'incn Antrag
aus <)ein Staat»dirn&t entlassen wurden, war der (jch. Ober-Baurath Hübncr zutn
Mit|4liect des Dircctoriums für dt<n Wege-, Eisrnbahn- und WasM'rbau ernannt
wfirth'H. Als IctXteri'r Obcr-Baudirect<ir imd N'orsitzcndor der Technischen Ober-
Haudc|iutatiiin geworden, trat der Geh. Obrr-Baunith Lentzc im Mai t85<> an
desse n Stelle.
Im Lehrplan und Lehrcrpersonal vollzogen »ich folgende Veränderungen*): Von
iS^.iMs Ichrlc Dr. (iuhl, zii;;U'tch I'rivaltlucfnt an dir l'niversität imd I.fhror,
seil 15^54 Professor an der Akademie der Kün>te, die Kuiistycschichle, im üommer-
scme.sier 1850 und dann wieder iÜ5H/j9 Architekt Merten» — BaugeMChichte.
') Die nacimtehcndcn Angaben, aowie dir ui*it<T unten fotgenden dvnelben Art sind, so-
weit ea möglich war, auf Grund |H'niAnlichcr Mittheilungen und amtlicher Sclirift«tiiicke und
ferner auf Grand der gedruckten UntefTicbtaveReichnissc und Programme lUMunmcngnstellt.
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L Die fkamliiidciiiie.
59
Baumeister Holz begann i8.so einen Unterricht im Entwerren und setzte denselben
bis 187,^ ffirt Vnn iHs'> l>is iHs'> lehrte Dr. Üi.It/ n-nicie Sprachen. Von 1851
bis i«33 trug Bau-Iu&pcctor VVoishaupt iibi'r Kisenbahnbau vor.
Im Wintersemester »851 53 bitjann Dr. 'später Prof.) Aronhotd seinr lang-
jährij^e Thätijjkeit als Lehrer <ic r Matlumatik, und Haumtistcr ispätir rroi 1 I r.hdc
den Unterricht in den baulichen Kunsiforinen der (jriechcn nach liöttichers Tek-
tonik. Von demselben Zeitpunkte bi.s 1853 lehrte Land -Baumeister Wachem ann
forbige Deoorationen.
Wintersemester i8s.'/.S,i: Üaumri^tcr ' später Rau-Rath) Rorjj^rrvr .Xnl.ii^i-
und Betrieb der clcktro-magneti»>chen Iciegraphen '.bi.s »803); Dr. Mcissei: .Mathe-
malhilc (Ins 1856/57); Prof. Schütze: Proporttonslehre des menschlichen Körpers,
j^ter Ornamentieichnen ibis tH~(y
S'.mmersemestrr i'^iV An Stelle Weishaupts begann Prot Schwarz den
Lntcrricht im Lisciiljahnljau zu ertheilcii (bis i8(j<>i.
Im Wintersemester i8<;4/ss fiberaahm Hof- Baurath Strack an Stelle des
Hus^'escluedenen Geh. Ober- Bauraths StQler den Unterricht im Entwerfen öHent-
licher (it bäudr
Sommersemestcr iH-jj: IJau-Inspcctor (später Kau-Kath) Kummritz: Bau-
materialien, Veransdilagung usw., s|^tcr landwirthschaMiche Baukunst (bis 1877);
r>r. Corsscn; Mühlen und Dampfmaschinen (bis iS^t/.; Prof. D;n i;r l"it,'nren-
zcichnen; Dr. Bremicker; Geodäsie, an Stelle des Prof. Berghaus (bis t8;jj;
Prof. Manger: Entwerfen von Bauwerken als Anwendung zur Bauconstnictions-
lehre (bis 1859).
Wintersemester tH^s/sf»' Geh. Bau-Rath Flcischinger: Bauconstnictions-
lehre (biü tCoij.
Sommersemester 1857; Dr. Lttbke (später Professor In Zürich, Stuttgart
und Karlsruhe i! Kunst(;cschichtc {bh i86i>; Dr. (spBter Prof.) Wenzlaff: Orykto-
gnosie und (jeo^jnosie (bis i,H^>S im).
Im April iK5y begann Baunu't*>ler tj^'t'-t Wirkl. Geh. über - Bauralh und l'rof.^
*Adlcr seine Vorlesungen Ober Geschichte der Baukunst, nachdem er bereits vom
I .Npril iM5i.s bis 30, Dctober iB^s als .-Xssistent im Entwerfen bei von .\inini -^r^
wirkt hatte. Am 1, Octubcr ib.s»» ward er aU Lehrer im lüitwerfen einfacher Ge-
bäude (auf KKndigim^.'). am 1. Octobcr 1860 als ordentlidier Lehrer angestellt und
am <>. Januar isi.j zum Professor ernannt. Mit PensionslHrecliti^;untj fesi anj;< stellter
l.£hrer wurde Adler am 1. Octuber |jt<j(>. Zeitweise hat er auch fi'n r .Ijc .vi -hf-'^-ti 11
Arten von Privat- und Öffentlichen Gebäuden sowie über Städteanl.i};« n \or^eti.it^eii.
Bei seiner Berufung' in das Ministerium d<>r öffentlichen Arbeiten im Jahre 1877 be-
hielt er die hrnt:;< tikfi'.lichen Vorträge im Nebenamt bei.
Sommersemester 1639; Eisenbahn -Baumeiftter (später Geh. Otter- Bauralh r
Schwvdler: Maschinenbau, an Stelle des Dr. Corssen, (bis ti^Tih Dr. fjrtat Prof)
•Hertzer, der schon hn Sommersenuster iSiS hei Prof Pohlki .lU llu'fslehrer
einjjetrcten war: Tri(»onometric und Curvenlehre, Differential- und Inir^ralrech-
nung, .Mechanik (bis iHosi; Baumeister tsputer Prof. und Keg.-Rath) Schwatlo.
Entwerfen Von Stadt- und Landgebauden, seit 1806 hauptsächlich Bauconstruc-
ti<mslehrc.
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Bmtaliailniic,
ne und TtclmiiKlie HorinclMlc \m 1M4.
Wintersemester i^^ii/««): Privat - Baumeister (jetzt i'ruf.) *Brandt, als
Privatdocent eingetreten: BaucoiHtnictionslebre. Seh dem i. April 1977 etatsmsrs]^
angestellter IVr>f«ssor.
Winicrsemestcr iHijo/m: HaiimcUter Uulk; Elemente des Wege-, WasstT-
und EtBcnbahnhaus usw. (bis ixjoi.
Sommcrsemester ih<m: Ttber^Berg- und Bauratb Schönfelder: Baueon«
Stnictionslehrr , nn Stelle Fleisch in^^ers, (bis
Winlerüemester ib<>i/'c: BaumeiMer (spater Prof.j Spielbcrg, der bereits
von 185S ab ab HQlfslehrer thfttig war: die wichtigsten Formen antiker Baukunst,
spAter auch farbige Decorationt-n.
Sumnicfiicmcätcr ib02: Dr. (spater iVoU Quincke: Chemie, an Stelle des
Prof. Schubarth, (bis 1865V. Baumeister (-.pater Prof. und Geb. Rei;.- Rath) Lucac:
V<)rtr.ij» Iii' '! wichtij^stin Arten vun Privat- und öffentlichen Gebäuden, so^ic
über StädleanlaK"'". an Stelle t!« ^ Pr»^if G S; ii i , ipäter auch Entwerfen (bis 1877);
Bauinspcctor MOUcr: landwirthschaltliche Baukunst (bis i^^i).
Wintersemester 1862/63: Dr. (später Prof.) Weber: bauwiasenachaftliche
Technologe; Dr. Brix: Telcgraphie, an Stelle von Rorggreve, (bis 1883).
Sommersemester Dr. Sarres Mathematik ibis isfiS .
Vom April 1804 an: Dr. (jetzt Prof.; ♦Weingarten: Mathematik.
Sommersemeater 1865: Maler (später Prof.) Grell: Figuremeichnen, Kintcr
auch Omamcntackhnen und Modellircn.
Wintif-cnicstcr Or < jctyt rrf)f. und Cieh. Re^ -Rar!n •Rüdorff:
Physik und Chemie, an Stelle dch Prof. <juincke; Land-Baumei.stcr i^später Prof.,
Gropius: Baumaterialienlehrc usw., an Stelle des fiau>Raths Kummritx, der von
nun an über landwirthschaftliche Baukunst, an Stelle Mollers, vortrug;; Prfjf.
Dr. Ligow«tki {bis 1S1.7, und Baumeister Gr iittefien (bis iS' S,, b»ide .Mntli< inatik.
Sommcr.tcmester jno: Baumeister 1 später Reg. -Rath; G im bei: Mathematik,
spltrr Eisenconstruclionen u»w. (bis 1877 78); Ingenieur tierrmann (jetzt Professor
an r!i r Technischen Hochschule zu Aachen : Maschinenbau 1 bis is'm) '-, n; Hütlh.iiirr
ispätcr Prof.) Lürsisen: Modelliren; Dr. {^später Prof.^j Vogel; Photographie und ihre
Anwendung auf Bau- und MasehinenwcMrn.
Im Jahre t^ ss wurtli n abermals einige Veränderung« n im Priilunijswrscn und
dcmgemiifs auch in den Ijurichtun^^i u an der Akademie durchgeführt.
Bezüglich der Vorbildung' wurde jetzt ein Reifcmignif» fDr die Cnirersiiät ge-
fordert Die Vorbildung' auf Ri aUchulen wurde nicht mehr zugelassen, weil sie
sich als unj^enii^^cnd erwirscn habe und die in .Aussicht j;<'nnnimen<- R" oi:L;an!satton
dieser Anstalten nicht erfolgt war. Erst nach eingetretener l'estsclzung des l.chr-
plans für die Realschulen I. Ordnung im Jahre 1^51» wurde das RetfezetigntfH dieser
Anstalten als Vorbildui^-snachweis dem Maturitätszeugnis der Gymna-sien glcich-
ges>teHt.
Der I.ehrtjang für Bauführer an der Akademie blieb zweijährig, wurde jedoch
hrziij^lich <l> 1 h uiptsaclilichen technisclu n I )isi;ipltnfn wicdt r für obligatorisch erklärt,
Wozu durch Verfugung Man . Januar iH^; die Festsetzung eines Minimums von
in den L'ntcrrichts-stunden der obligjiurischen Di<iciplineR anzufertigenden graphischen
Arlieiten hinzutrat.
I. DSc BtaHlmlcniie.
61
Die Zulassung tw BainneisterprOfung ward bedingt durch eine sweljShrige
praktisch' Tliiui^kcit aK Raufilliirr und ein fernrrfs /.wcijahrigcs Studium, wrlcho
auf der Bauakademie, auf andern verwandton deutschen Anstalten oder auch bei
preulsischen Baumeistern sollte zurfick^'elc^t wenfen können.
Die Schcidunj< der Architektur und dos In^cnieurweseiiB V'urd> ^^^^ wh! In i Avn
Priifuntjrn r«1s auch im akademischen Lchr<;an^ für Daumcister s^ieder auf^efjebcn,
und zwar geschah dies in Berücksichtigung der im Jahre 18,52 durchgeführten Orga-
nisation der Battvenvaltung, wonach die loeale Verwaltung der verschiedenen Zweige
des Bauwesens reyelmäfsig in eiiifr Unnt\ V(^rcini'.;1 s'in snl'te
Der Grad der bei der Prüfung in der einen oder in beiden Fachrichtungen
nachgewiesenen Qualification sollte einen UnterKhied in der AnstellungsftUgkcit flir
die verschiedenen Abstufungen des Baudienstes begründen. Im Jahn- iHo.} wurden
die bei der Baumctstcrpruiung zu erfüllenden Anforderungen in Bezug auf glcich-
mifsig gute Ausbildung in beiden Fachrichtungen noch einmal verschärft
Der Benich der Bauakademie unter Busses Leitung gestaltete sich folgendcr-
mafscn;
Das erste W mtcrscmester (1849 50) der neu begründeten Bauakademie begann
mit 313 Studirenden; hn Sommersemester 1851 besuchten 419 die Anstalt. Dann
finde t Hn anfangs nüriKihlirhr«; Sinkm /um Wintersemester -tatt, wuruif
die Zahl plötzlich im Sommersemestcr 1^5^ von JO4 auf ib^ herabgeht. Ziemlich
stetig ist dann die emporgehende Bewegung bis zum Wintersemester i85o '6o, wo
die Zahl 547, die höchste in dieser Pi iiuri. , erreicht wird.
Im Jahre i8ss wurde vom Hochseligen Könige Friedrich Wilhelm dem Vierten
eine silberne Preismedaille „für Fleifs auf der Bauakademie" gestiftet, welche gegen-
wärtig infolge Allerhöchsten Erlas-scs vom j;. SejJtember »883 „för erfotgreieben
F1< ifs atif der Technischen Hochschutc ZU Berlin" Studirenden aller Abtbeilungen
verliehen werden kann.*^
Im Jahre 1 658 trat die von FriUilcin Beuth tcstamentaiiKch begründete „Beuth'sche
.Stipendienstifluflg" Ins Lcbcn, wckhe neben der Univcrsitit auch die Bauakademie
bedachte.
'I I)as Archiv der Technischen Ilochschiili l- 1 In Fil irt m t ikr vim Str.-ick au^;;c•
führtfn Zrichniinj' /ii jener Mrilnillc, auf ^I^^sl■n Kiick>cjto der Konii; eine von einer K^nd-
iclchniing iH-ykitele Ik.-merkun;; im ih m I'ntwurfe ni".derk;<>cliriel>fn hat, I>ie jet/i;;e Medaille
hat, abgcschcwvon der veränderten AurachriA, die Gestalt der froheren; ihre Voir«ler«eitc »chmOckt
dm Bildnir» des hohen Slifkrrs.
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8. DAS ÜIRIXTORIL M GRUND.
I 8<.(i— I
Nnchdem der Geh. ciK-r-liimiatli Itnssc x jn Amt nicdc-rgc-legt hatte, ward im
September i8<)() der Gelt. Obcr-tiaurath Grund zum Dircctor ernannt. Gleich-
leitig wurde das Dtrcctorium durch die Ernennung des Geh. Ober- Bauraths Salzen-
berg. an Stille des verstorbenen Geh. Ober-Bauraths Stüler, ergänzt.
Während dieses Zeilraums fanden wieder Umgestahungen im Priifungswesen
und in der Hinrichtung der Akademie statt. Dieselben hingen zum Theil mit den
Rücksiditen zusammen, welche nach der Erweiterung des Staatsgebietes infolge des
Krieges v<in is'^o nut die I'jniiclitunt;in in den nriun I .iindcsthrilcn zu nehmen
waren. So fiel namentlich die Aur>schliclslichkeit des Bildungbgangcs durch die
Bauakademie infolge des Hinzutretens der Pdylechnischcn Schule zu Hannover fort.
In Hannover seibat wurde iTir das Rauführerexamen eine Prüfungscommi.ssion einge-
setzt. Jetzt war zur Gleich.stcllung nichtprcufsiscbcr bewährter Lehranstalten nur
noch ein Schritt
Das Verlangen nach vollständiger Trennung der beiden Baulicher im Studicn-
•^aiv^c iirul in den Prüfun^ien fand in den lunrichtunj^en und I'rfahninjien der neuen
l'rovinzen eine bedeutende Unterstützung, ohne gleichwohl zur Zeit durchdringen ZU
können. Dagegen erkannte man an, dafe der zweijährige Lehrgang der Bauakademie
fiir l^anführcr, wo/.» in Hannover drei Jahi<' crlordi rt wurdt-n, zu kurz und ilafs t-s
nicht zweckmäfsig sei, nach abgelegter Hauliihrcrptiifunt^ nochmals die Rückkehr
auf die Akademie zur Absolvirui^ eines ferneren zwi iiahri;;en Cursus zu verlangen.
Die Vorschriften vom 5. September iSnS stellten demnach für die Bauftkhrcr-
Prüfung ein«- dreijährif,'e .Studienzeit al- Rrfordi rnifs !)in. uml nahnu n dav<in nUT
zwei Jahre tür die Bauakademie oder die Toi) technische Hochschule zu Hannover
in Anspruch, während im Qbrigen auch fremde höhere technische Lehranstalten zn-
^e!asvt-n wurden. An .SteMc der beiden Raimieistercurse trat <'in cinjährifjiT höherer
akademischer Cursu.s, dessen Absolvirung jedoch keine Vorbedmgung für die Zu-
lassung zur BaumcisterprüAmg bildete. Die letztere blieb IQr beide Fächer gemein-
schaftlich, d'ich sollten die Prüfungsaufj^abcn je nach Wunsch des Candidaten vor-
zugsweise dem einen oder dem andern Gebiet entnommen werden.
Die Aulhahmcbedingungen blieben die frQhem, nur dafii fttr Frivat-Baumeister.
nach Fortfall der Handwcrkcrprttfungcn, neben dem Nachweise der Ericmung und
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I. Dit BmdHdHiie.
des zweijährigen Betridics eines Batdiandwerics, das ReifeMugnifs eines Gyronasiumsi
einer Realschule I. oder II. Ordnung, oder einer Provincial -Gewerbeschule gefordert
wurde.
Nachstehende Veränderungen im Leh rer p er so nal fanden in dieser Periode statt:
Am 25. Min t866 verstarb der Hof-Baurath und Prof. von Arnim igeborcn am
15. SejitcrnfxT 711 Tnptnw an der Rcgaj, der FitiaiuT <Ii'! Jagdschln^^'"'-
Glienicke und zahlreicher l-andi»auscr in der Umgebung Potsdams, nach langjähriger
segensreicher Thfttigkeit an der Bauakademie. Prof. Adler i^lxmalnn seinen Unter-
rieht in der Einrichtung und Constructirm einfacher (jebäude.
Im Wintersemester ibitKi trat Bau- Inspcctor Neumann an die Stelle des
Prof. Gropius für den Unterricht in der Bauinatcrialicnkundc (bis 187^/74); Ei}.en-
bahn-Bauinspector Menne an die Steile des Prof. Schwarz filr den Wasser-,
Wege- und Eisenbnhnbau; Prof. Werner für Mn<>rhinrnhnti nn rlir Stelle Schwfdlers,
der jetzt den Unterricht in der Hauconstructionslehrc und im Brückenbau über-
nahm. Bau-Inspector (später Stadt- und Geh. Bau-Rath) Blankenstein eröffnete
seinen UnterridA in der mittelalterlichen Architektur und setzte ihn bis tH-ji fort.
Süiiimorsemcster 1K67; Wasser -Rauinspector 'später Ri - hih! Ilim-R.ith)
Franzius (bis 1874/75J: Wasser-, Wege- und Eisenbahnbau, an Stelle .Mennes,
dem jetzt der Unterricht im „Eisenbahnbau in seinem gansen Umfange" übertragen
wiirdc.
Wintersemester iöoö,oy; Prof. Dr. Eggers; Kunstgeschichte ^bis 1^72); Prof.
Dr. Grossmann: Graphostatik {bis 1664).
Sommersemestcr tHm,: Ingenieur (jctztProf. und Geh. Reg. 'Rath) Dr.*Doer-
gen&: Feldraesscn und NivcUircn.
Winterseroester 1869 70- Dr. Sadebeck: Orjktognosie und Gcognosic (bis
1^7- 7.VI'< Hsenbahn-Bauinspcctor Streckcrt: Kisenbahnbau ibis 1S72).
Sommers»>mcster 1H70: Prof •H<'>rmann: M.T-i.!i5niiili.ni
Wintersemester 1870/71; Baumeister (jetzt l'rol. und Geh. Keg.-Kathi
*jacobstbal, der schon seit 1866 als Assistent bei Adler, Ende und Spielberg
gewirkt hatt<-. f Ornamentik. Seit iK;.^ etatsmäfsigcr I^hrer, seit 1874 Professor.
Geh. Keg.-Ratb EUasscr: Tcicgraphenlinicnbau.
Somroersemester 1872: Bau-RatJi Hobrccht: Bauten aus dem Gebiete der
dffentlichen Gesundheitspflege usw. (bis 1876).
Wintersomciicr i !^7-'/7.'> : Rautnei>ter I)r. zur Nit'den; HIemenfr ■!( ^ W.isser-,
Wege- und Ei.senbahnbaues (bis »^75^; Eisenbahn -Bauin.s|K-clür (Jberbeck Eisi-n-
bahnbau (bis 1875J.
L eber die Prcqucns der Akademie innerhalb dieser Periode ist nachstehendes
zu Ju-iiiciki-n"
Das Wintersemester n>tt*>^o7 begann mit 501 Sludircnden. Die Zahl »tieg bi-s
655 im Wintersemester iK6g 70. Die Kriegsjahrc brachten natorgemSfs eine starke
Vcrminderimg mit sich, zogen doch mehr als .hk) Akademiker in den Kampf, von
denen 21 den lleldcntud iur das Vaterland starben. So finden wir denn im Winter-
semester 1870 71: 415, im Sommerscmester 413 Studirende verzeichnet. Dann
wächst der Besuch in hohem Mafsc, weist doch das Wintersemes^ter 1871/72; 78J
Studirende auf.
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Seit drm Sommer i86(i hatten steh die Studirendcn eine festere Organisation
jj< j;< lKn , indini sie einem nn !>< n >!ir.;'ii Ii m licstrhendi-ii Atisschufs die Leitung
der aJIgvmeinen Angelegenheiten anvertrauten, ßi;» «lahin pflegte das „Motiv" bei
aiifserordcnllichen Gelegenheiten die FQIintng der Studirenden zu fibemehmen; auch
jetzt hatte dieser \'crein die Initiative cur Be^jriinduntj der ständigen Vertretung er-
griffen, bald zeigte stich der Nutzen eines üolchen engeren Zusammenschlusses in
gemeinsamen wissenschaftliclun und IcQnstlcrischen Unternehmungen, wie den vun
d« n Studir< nden herausjje^jetx nen „Denkmälern der Baukunst", dem „Technoloyischen
Ski/zi ritiiii Ii ', <|er X'ervielfaltij^tinß von f'rojecten au^^ dem Infjenii tirfnchf Am Schlüsse
des -Soiumerseraestcr* iXh^ hat>«:n »ich die Ausschüsse der Irüheren iiauakademie
und der ehemaligen Gewcrbcakadenne zu einem AusschuiiBe der Studirenden der
Teclmisdicii Hochschule vereinigt.
9. DAS DIRECTORAT LUCAE.
1873—1877.
Da die bisherige li^nrichtung, wonach die Le itung der Uauakadcmie einem vor-
tragenden Rathe des MinistcriumH für Mandel, Gewerbe und SfTentliche Arbeiten
Qbcftragen wiirdc, aiif^jchobcn ward, trat tkt (irh. f >L>cr- IJnuralh (irund, iintcr IJc-
lassiinj; in seiner StclUinj; als v<.r«r.ii;( n |( r Rath, auf seinen Antrag im Frühjahr
i^ijj von der Dircctioa der Baiuikailfinic /»iriick.
Die Verbindung der Baualcademic mit der Technisciien Ober- Baudeputation,
aK denn Ciiratoriiini, wurr!i ^'rl<»vt, und mit «ler Krnfnnitn^ Lucar> ^in<^ zum
ersten Mal der üircctor aus der Lehrerschaft hervur. Wohl haben wir in den ersten
Zeiten der Alradcmie Mitglieder der Dircction aucli als I^lircr wirkend gefunden;
sie waren alx'r nicitt als sulche. >-ondem wegcn ihrer »ndofweit^cn BcaiutcnstcNung
mit der Direction Uetraiit worden.
Haid erfol^ite eine tiel^jehende l'mgestaltun;,'. Ks wurden Einrichtiint^in j^e-
triifTen, welche der 1 .ihrerschalt Anthcil an der I.eituii*^ der Anstalt t^ew:ihrten.
Nach di'in X'orbiide der (jewerbeakademie wurde dem l.ehrk<'r])er durcli tiie „ Rt!-
stiiniitungcn über die Verfassung*' vom 10. November i S;5 eine coUcgidiische Orga-
nisation gcgelien. Die Leitung und Verwaltung der Bauakademie lag hiemach dem
iJirector, dem Senat tin ! .!'-m f ,< lin-rcolK-^'iiim ob iJie Scheidiin;^ des Stiidien-
gangcs für Hochbau und Ingeni» urwescn wurde, wie bei den Staatsiinifung*-« so
auch im akadcmiüchcn Unterrichts^an^e, nun thatsächlich durch^'< führt. Jedes dii'ser
beiden Hauinttehrfacht ] \, m! einem X'orsteher initersti llt , iler von dein .Minister aus
der Zahl der ordcntliclien Lehrer des l'"achs auf zwi-i jalire ernannt wurde. Di r
Senat bestand aus dem Director, de» Vorsteher« der beiden I-acher und aus zwei
Lehrern ir< sj> drei, falls einer der Vorsteher der Director war), die durch alliähr-
liche Wahl aus iK m Lehrcicollii^ium hirvi>r^in;^en.
In betreff der Aufnahmebedingungen wurde unter di n» 17. September iXj6
festgesetzt, dafs diejenigen Aspiranten, welche das deutsche lndi){enat br>är>ien und
sich d -ni preuf'^i'-ehen Staatsdienste wulmen wollten, d.f. '/eiiLjiiifv der Ki Kr \(in
cinciii Gyninamum oder einer Kcaiitchulc i. Ordnung oder einer, nach Entscheidung
des Ministers, solclien Schulen gleich-stehenden Anstalt beizubringen hätten. Sofern
dieselben sclion eine andt re nfVhere technische Li liian^talt b.^ueht li.itt< n, «.n > in
darüber sprechendes Zeugnifs einzureichen. Al-s gleichberechtigte Lehranstalten
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BBodidciDtt, GewtibMitadcaie und Tcdtolicfae K«diKlh«ite bb
galten: die Putytrchniiccn zu Hannover» Aachen, Dresden, Darmsudt, Karlsnihe,
Stuttgart, Münclun, \Vi«'n um! Zürich.
l'iir ^<>1cl)c Av[>irant( n, welche sich nicht für den preuiMschen Staat»dien!>t
au<-;:iibi]iJi>n bcahsfchti^^tcn, j^cnügtc das Zcugnirs der Reife äncr preursiscben Rea1<
•«chuU- II Orilniin^', einer reorgauisHlcn Gewerbeschule oder einer solchen Schulen
glcichstchori>!i'n An-fil»
Das liaiiclcvrnjahr kam in Wegfall, ebenso die Scheidung des Unterrichte in
einen Lcbr{>ang (lir kitnftige Baufidirer und einen higheren akademischen Cursus.
Dt-T L nNTrichtN^ani; wiirJe auf vier Jahrr f(sl;;ix,tzt . ilic I.ehr)^<;,'fn><tändc ii\ fiinf
Haup(gru|»iien gcthcilt: 1. Natur- und mathcmiitische \V'is<>onschäflcni II. Allgemeine
Baawis«enschalten; III. Manuelle Fertigkeiten; IV. Ingenieurw-issenschaften; V. Archi*
tckturw is>cnsch;iften,
Der dcnat setzte sich für die Studienjahre 187Ö bis 1S78 zusammen aus dem
Geh. Rc(« - Rath Prot Lucae, als Vorsteher der Abthcilun^ für Architektur, dem
Geh. Bau-l: >'li ll i-;en. als VnrstcluT di-r Abt!)- iain^^ (ür ingcnieurweson, und den
ProftNsiircii: Hati-Kath Adl* i, S;»icllKr^ und Dr, WVinjjartcn.
An neuen Dotcnten traten in dievcm Zeiträume der Akademie bei; .Sommcr-
üemestcr 1875: IIof'Bauinspector (ictzt Geh. Ober-Rcg.-Rath) Pcrsius: Entwerfen
iiin!'an^rciclur (jebäude, Dr. 1 jetzt Prof.) *D<>!>bert: Kun-^tKeschichtc und Aesthetik
an ätclic des verstorbenen Prof. Eggcrs; Architekt (;>päter Prof.) Elis: .Mittelalter-
liche Architektur.
Im Wintersemester ; l>cgann Dr. is|.ater Prof. und Geh. Re^.-Rath)
I.essinß seine Vorträge über die Ge.schichtc des Kunstgewerbes. An Stelle de»
Geh. Obcr-Bauraihs Schwedlor übernahm Eisenbahn • Baumelster Ruttkowski das
Collcg über BauC<onstraction^1ehre mit mathematischer Ue^iimdun^' und liriickenbau
(bis 1^7(11 reriUT traten hinzu: Land- Baumeister 1 jetzt Prof und Geh. Hau-Kathj
*Kuhn, seit HüUskhrer, seit 16-2 Privatdocenl; Einrichtungen und Cun.struc-
tion einfacher Gebäude, Entwerfen öffentlicher Gebäude nach gegebenen Programmen;
Ilaumeister Kachel: Entwerfen von kunstj^cwerblichen Ge;,'enstanden ibis zu .seiner
Berufung nach KarUruhe im Jalue 1^7^, u<> er l^i>J als Director der Kunstgcwcrbc-
schule in einem Alter von nur v. Jahren j^estorben ist).
Im Januar 1874 trat Baumeister Schölt/ an die Stelle des Ober-Bauinspectors
Neumann (ur: naumatcrialien, VeranAchlagungcn, Bauführung, Bauconstruction in
Bezug auf Heizung, Ventilation usw.
Im Winter -s las Baumeister llaesecki «las Collcg über Bauconstruc«
tii>ii>lelire, wuriie aber >ohon im Winter i>7s 70 durch Baumeister llellwi^; er-
sitzt, terner trug Baumeister ächulze über Euirichtung und Conistruction einfacher
Gebäude vor.
An .Stelle des i;isenl>alm- Bauinspcctors Dr. zur Nieden trat im Wintersemester
iH-t, ;<) Keg.-Baunui.oter ijetzl Prot.j »Dietrich als Ixdircr ein, welcher bereits
seit dem Wintersemester 1X74 75 an der Banakadcmle als Assistent thätig war; Ele-
mente des W .ivmt-, W< i^e- und r,i-eiilMlint>.-iue- Ke^ - und B.iu - K.Ith (später Geh,
( )KiT - B:iur.it]i I I .i L^en iib rnahm in detnselben Semester das Colleg des nach Bremen
beruleueii l!.iU- Raths i'r.inzius Über Wasserbaukunst.
Im Wintersemester i'*7<> 77 begann Prof, Si>angcnbcrg sein Cftllcg über
Berechnung der Bauconstructionen; König!. Eisenbahn 'Maschinenmeister (jetzt Prof.
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I. Die Bankadcink.
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und Geh. Reg. -Rath) 'Meyci über MaschLncubau, liiscnbulinbetrieb und Eiscnbahn-
betriebsmittel; Prof. Dr. Kossak fibcr algebraische Analysis, analytische und syn-
thetische Gcoimtrir; Architekt (jetzt I'iof.. *Strack, der schon seit iH;: nls
Hülfslehrcr an der Bauakademie thätig gewesen, seinen Liitcrricht im ÜrnamciU-
zeichncn; Ingenieur *Bösinji seine Vorlesungen über BewSlsserung und Entwässerung
der Städte.
Im Sommer 1877 ward an .Stelle des dahingeschit-dt-m n Prof. Pohlkc Prof.
Dr. 'ilauck (jetzt Geh. Reg. -Rath,/ fiir Prujcctionj^lchrc und graplusche Sutik aus
Täbingen berufen. Ab aufserordentliche Lehrer traten ein: Baumeister Pcrdisch
(pcrspectivischcs Zeichnen) und Dr. *Hilse iBaurecht und nnu;> Ii/' 1 in iti^-hiamli.
In Prof. Pohlke, der am 27. Movember 1870 starb, und bau-Rath Küminrilz
(f »I. September 1877) vcrbr die Akademie zwo! bewahrte und hochgeachtete
Lehrer.
Karl Pohlke war hn Jahre iSio in Herün j^eboren. Nachdem er im franzö-
sischen Gymnasium vorgebildet worden, absulvirie er den Lehrgang der Kunst-
äkadcRiie mit mdnftclier Ansseichnung und trat spater in das Atelier des Prof.
TIensel ein. Wm i>^v5 bis 1817 U-btr ir in Vat'.-. lli»r wendete er sich dem
Studium der Pvr.spcctive zu und hatte die Genugthuung, daf?) .seine dahingehörenden
Arbettrn von der Pariser Akademie der bildenden Könste mit der grofsen goldenen
Mrilaillc ausgezeichnet wurden. .Nach Berlin zuKickt,'ekehrt, enlf i N ti < i < im iinfang-
und erfolgreiche Lchrtliätigkcit am Gewerbeinstitut, an der l'riedrich-Werderschen
Gewerbeschule, der Akademie der Könste, der Bauakademie, an welcher er bis
wenige Tage vor seinem Tode trotz seines leidenden Zustande» den L'nterricht mit
hf V. i!ndor<;wcrdier Pflichttreue crtheitte. Sein bedeutcnd«tes Weric ist die „Darstellende
Geometrie'*.
Diese Periode in der Geschichte der Bauakademie fand ihren jähen Abschluls
durch den Tod des Directois Lucae am .:(>. Novembt r 1^7-.
Richard I.ucae war am i.:. April ibJ«) in Berlin ^^boren, als zweiter Sohn
des Apothekers und Bcsititer!, der berühmten Apotheke zum rothen A<1Ier unter den
Linden, Dr. A. I.ucae, eines namhaften Botanikers. Er verUbti- t-ine glückliche
Kindheit im lilternhaiisc und früh schon traten ;\nret,'un(4en k(iiistl. risclier Art an
den Knaben heran, beM>nderä »eitens des als Kunstkeimer und Kunj>U>chriltätcller
bekannten, auch dichterisch begabten M. Unger, wie seitens eines vielversprechenden
Jugendfreundes, des leitler früh verstorbenen Malers Walter. So erwachte denn
schon früh in Richard Lucae die Liebe zur Maleret, die er sein ganzes i.£ben
hindurch neben seinem Hau|nl>erufe , namentlich im Aquarell, gepflegt hat. Früh
durfte er auch die Akaileniii- lier Künste bt suchen un»! dort nach Gips zeichnen,
unter Leitung seines väterlichen Freundes Schadow. I)in .Schuhinu rricht genofs t r
anfange in der Pension de-s l'aätor!> Koch itn Dorfe Geltesec bei lüfurt, dann im
Köllnischen Gymnasium zu Berlin, scbliefslich, da er sich für das Studium der
Architektur entschieden hatte, in dem damals von Ranke geleiteten Realj,'yinn.iNinm.
Nach absolvirtem Schulcxamen diente er beim Kaiser Franz -Regiment, trat i^o-
dann 1847 beim Feldmesser Höne in Naumburg in die Lehre und legte im Herbst
i8).> sein Feldmesscrcxamen in Merseburg ah. Ostern bex"^ , r die Bau-
akademie, wo ihn namentlich Botticher und Wilhi lm .Stii r in hohem Grade an-
regten und fcitbeken. Im Frühjalir machte er das Baufuhtcrcxamcn und
68
wtd T«diiiiKlie HoebMhiile M» t9$4.
leitete s>oiiann ian<;oic Zeit dm Bau einer Kirche in Kattowitz in Obcrschlcsicii. 1^55
cum weiteren Studium auf die Bauakademie surückgekdiit, abaolvirte er dieselbe
im llirbst iHs7 "nl bistand i8.v> die Baumeistcqjri'ifunji mit A'.tv7rirlniun{j.
Nun folgte eine Reise durch Italien im Verein mit dem ilim befreundeten
Wilhelm Lfibke.
Nach seiner Heimkehr widmete sich Lucar der Privatarchitcktiir und der
Lelirthatigkeit, indem er im Herbst 1^51) als Assistent für den Unterricht im Ent-
werfen in die Bauakademie eintrat, um ^von ibo^ an ali seibstiindiger DocentJ
18 Jahre lang mit Hingebung lehrend und leitend an ihr zu wirken. „Dies
Gebiet entsprach so reclit nlüch seiner Neij^inif,'. Man kann ihn mit Recht einen
geborenen Lxhier nennen, beine Begeisterung liir die Kunst, die Ausgiebigkeit in
Gedanken und Wort, die anmnthtg scherzende Art, die di-m Schüler auch die Lust
zu schwierigen und nuilievollen Arbeiten re^e erhielt, das frcundliciie Eingehen auf
die persünlichen Eigenschaften, dies alles machte ihn bald zu einem der beliebtesten
l^luer."
Eatc schöne allgemeine Geistesbildung kam ihm ohne Zweilei in seiner Lchr-
thätii^'keit -ind im Lni^an^e mit seinen Schülirn sehr 71: --tatten. Wir sehtn ihn in
freundbclialtlichcm Verkehr ntil vielen bedeutenden Vertretern dcä damaligen geistigen
Berlin, so mit Schnaase, Kugler, Hitzig, so ferner im Verein „Ellora", einem
Freundeskreise aus Dichtem, Gelehrten und Künstiern, dessen eifriges Mitglied
Lucae in jüngeren Jahren war, mit Paul Hcysc, Thi odor Fontane, Otto
Ruquette, Wilh. Läbke, I''ricdrich Eggers, und als sich später aus diesem
Kreise der Verein „Rütli" entwickelte, mit Adolph Menzel, C.Zöllner, Karl Eggers,
August von Heyden u. a.
LucacsLehrthätigkeit ging Hand in Hand mit steter Baupraxisi. Mit Begeisterung
bctheiligtc er sich an der Aussehmückut^ der Stadt filr die SiegereinzQgc nach den
Kriegen von i8uo und i^jo, und bewies hierbei sein Talent auch für solche dcco-
rative Arbeiten. Im Auftrage des damaligen Erbprinzen von Meiningen fertigte er
einen Entwurf zum Neubau für ein Schlofs in Altenstein, welchem eine Anzahl voii
Vilionentwürfen folgte, „alle in Ih llenisch-Schinkel'schem (leiste". Seine kÜnsiU rischc
Eilt '.\ trl.liing wuriie durch langjährige l'ebung. durch wiederholte Reisen nach Eng-
ktnd und Frankreich, nach VVien, vur allem aber nach Italien, da.s er mit Strack,
mit Eggers, mit Lflbkc noch viermal durchstreifte, bedeutend gefördert. Seine
spillereil Werke /eigen eine eingehende \'ertrautheit mit der Bauweise der Renais-
sance, so das Theater in Frankfurt a. M. und das im inneren Aust>au unvollendet
gebliebene Borsig sciie Palais in Berlin.
An der oben erwalinten durchgreifenden Reorganisation der Bauakademie und
des *i|iifentlichen Bauwi si ns hatte Eiicae l inen wesentlichen Antiieil. ^ht rückhalt-
loser Offenheit war er für die ihm eigene hohe Auffassung von der Bedeutung der
Technik und der Kunst für das Gcmeinw'cscn eingetreten.
•Als 1,11 cae Direetor der llauak.idemie geworden, galt es zunächst Kaum za
scltaficn Tür die Maasen der Studirenden, welche aus den alten und neuen l'ruvinzen
herbeiströmten; stieg doch die Zahl derselben schon im Winter i^ry r t auf 809;
'**74/75 auf ^:-< ''75/76 auf n.v; 1^7'' 77 auf loS:^
So ging d( im I.iieae .m eiti< n TmlMU der .Ak.nleinte, eine dreiarmigc Trej)pe
wurde in den liot iiineiilgeiiaUl und eine bessere /.tiganglichkeil d« r Geschffsse da-
I. Die Bmahwltinie.
69
mit erreicht. Um dem steigenden Raumtiedflrrniase zu genügen, wurde ai>er auch
ein sdbstandifjcr Kr\vi:iti'iunf;sbau an Stelle der Werdcrschcn Mühlen in edlem
italienischen Renaissancestil geplant Als indessen beschiushien wurde, die Gewerbe-
alcademie, für welche Lticae ebcofatk einen Neubau projcctiit hatte, mit der Bau-
akademie zu einer Technischen Hochschule zu verbinden, da war es wieder Lucac,
welchem der Auftrag zu lltcil wurde, das dazu erforderliche Gebäude zu projec-
tiren, eine Aufgabe, an deren Lusung er mit dem ihm eigenen Feuer ging. Da
raflle der Tod den geistvollen, edlen Äfami in der BlÜthe seiner Jahre hinweg.*)
Wähnni'! I.iicnos I")irfctorat trat im Jahre 1876 ein segensreich wirkendes
Stipendium zur l ürdorung des Studiums der Architektur und des Bau-lngenicurwcscns
ins Leben. Laut Bestimmung der von Fräulein Nathalie Hcimbürger, nun Andenken
an ihr<'n friih verNtorbenen \'i IT( ri , (Kn Tnu- Ingenieur I.ouis Boissonnet, begründeten
„Louis-Boi^sonnel-Stifiung" wird alljährlich abwechselnd einem Architekten und
einem Bau -Ingenieur, der einen wesentlichen Thcil semer Vorbildung auf der Bau-
akademie ircsp. der Technischen Hochschule) zu Berlin erlangt hat, ein Stipendium
Ix-hufs einer mit einer fachwissenschattlichen Aufgabe veriiundenen Studienreise
zu theil.
') S. die Rede von Ende bei der vom Architektenvcrein un 1. Februar 1878 veranstalteten
Lucac-Feier, „Zeittchrilt für Bauwesen*', Jahig. XXVIII. 187S. S. 199 ff. Es konnten ferner
freundliche T^littheilungen des l!ru<lcrs von R. Lucac, des Gcht-imc-n Mcdicinal-R.ithn I'rnfcssor
Dr. A. Lucac, Directors der Königlichen Universitätü-Ohrcnklunk zu IScrlui, benutzt tttrdtn,
der in hohem Grade in Allen, was die Kunst tietraf, mit aeineni Bruder Richard verbunden war.
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to. DAS INTERIMISTISCHE DIRECTORAT HAGEN UND DAS
DIRECTORAT WIEBE.
Dcccmbcr 1877 bis Aj)rl1 1879.
ach Lucacs Tode übcmahm der Geh. Bau-Rath Hagen, der den Director
i. ^ licn iis w.ihrrnd dcssen Krankht it vcrtn tcn hatte, aufGnind eines d« ni Wuivvcho
des Senates Rechnung tragenden Ministcrialerlasses vom 4. Dcccmber 1877, zunächst
die Portfiihrung der Geschäfte. Zu gleicher Zeit ward er beauftragt , innerhalb des
Monats Dcccmbcr da?. Lehrercollogium d. r liauakadvmic zu \'<jrschlät;cn liarübcr
zu veranlassen, in weicht r Weis«- und insln soixlt ro von welclicm seiner Mil{;1iedcr
filr die voraussichtlich längere Zeit bis zur Neuor^ani.satiun der Bau- und Gewerbe-
akademte die interimistische Ffihrung der EMrcctorialgcschäfte an der erstercn Anstalt
zu crfoljjin halle.
Die Wahl de* l-ehrercolleyiunis fiel auf Prot. \\ lebe, und derselbe wurde
denn auch mit der Ijeitung der Bauakademie betraut, und fUhrte dieselbe, bis
die ']'< < l.nischc Hochschule, deren erster Rector er wurde, am i. April 1879 ins
Leben trat.
Im Wintersemester 18-8 '70 bestand der Senat aus folgenden Mitgliedern:
dem Director, Geh. Re^- -Rath ]'u,f \Vicl>i ; Prof. Kühn, als V..r--t«lnr der Ab-
tlu*ilung lur Architcictur; Prof. Dr .Aroiih-ild, V<>r>t< h( r d« r Abtheiiung für
Ingcnieurwc&cn, und den ProfesM>un Dr. Weingarten und Jac<d»-.thal.
Als neu eingetretene Lehrer sind zu verzeichnen:
Sludicnjahr 1^77 r''' Pr<il, (jetzt Geh. Ri j^.-Rathi *(jocrin^: lj>enl).-ihn • und
Tunnelbau nebst Rahnhul-anlaj^en; Prof. Dr. Winkler ibis dahin am l'ulytechnicum
zu Wien): Brückenbau und Statik der Bauconstructioncn; Bau -Rath Prof. Ende,
I. April 1S7S: Kiilwerfen umfan'^reiclK r TiITl inlichrr und Tri'. .it;4e!iatidr. Dir iit/if;e
Geh. Ke^.-Kalh und Prä-sident der Akademie der Künste Lnde war bereits in dem
Prujectircutleg des Prof. von Arnim und zwar in den letzten Jahren vor dessen
Tc»de (f l^<l)l>) als Assistent thätiiJ ^ewe^en. Auch übernahm er unmittelt>ar nach
dem Tode Lucacs vcrtretungswci;>c dc!>scn Cullcg Itir Entwerfen.
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I. Die BM»1i»dtmic
71
Studienjahr i«;«/;«»: Bau-Kath (jetzt Geh. K. u -Kailij Prof. ^RaschdorTf:
Baukunst der Renaissance und „die wichtigsten Arten öffentlicher und Privat-'Hoch-
bauten und Städtcanln.,'t n", 2. So|>tcmbcr 1H7S,
Als i'rivatdoccnten habilitirtcn nich: Dr. (jeUct VroLj Scholz, der M:hun seit
Anftng der siebziger Jahre als Assistent bei Pohlice gewirkt hatte: Pirojcctions-
lehre 11^7" bis isss s.,); Haumcjstc-r ivpätcr l'rol i Sch.ifcr: Gothik (Ai»ril i "i7"'i;
Post-Baurath Tuckcrmann: Geschichte di-r Haukunst (i8;8); Reg. -Baumeister
Luthmen Entwerfen kunstgewerblicher Gegenstände, und Dr. Lehfcidt: Gcschkhtc
der Baukunst (i 878/79).
II.
DIE GHWKKBHAKADliMU:
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F. Oai)' calw. G. Sdwkm
I. DIE TECHNISCHE SCHI I.K «SEIT 1S27: GEWERBEINSTITUT)
UNTER BELTH.
i«2 I — 1845.
achdetn im Jahre t8o6 das Polytechniscfie Institut in Prag und 1815 dasjeni|,'c
Jk ^ in Wien crrichtit \vi)rdcn, }»in|» Preiif^i n 11, it der durch Beiith im Jahre iSji
errichteten „Technischen Schule" zu Berlin, die freilich von dem Begriffe, dt-n wir
heute mit dem Worte Polytechnicum verbinden, weit entfernt war, den ül>ri){en
deutsdieii Staaten mit gutem Beispiele voran. Bereits früher war wiederholt auf
die Xnthwendi^'keit einer solchen Anstalt zur Förderung des Gewerbfleifses in Prcufscn
hingewiesen worden.
Hermbstidt hatte im Jahre 1813 in dem von ihm herausgegebenen „Bulletm**
diesem Gegenstände eine Abhandlmi;^ gewidmet.') Da heifst es u. a.: „Für die
Cultur der ästhetischen oder bildenden KQnste hat man eigene Schulen und Aka-
demien errichtet; man besoldet Lehrer fttr die Theorie und Praxis derselben, man
sucht Schüler darin auf eine radoncllc und wissenschaftliche Weise zu bilden . . .
.Sollten die ncccssnircn oder un<Titt)chr!ich<-n Künste, welche doch dit- (irundl.i^je
der wichtigsten Fabriken, Manufacturen und technischen Gewerbe im Staate aus-
machen, nicht Werth sein, sie einer gleichen Aufmerksamkeit au würdigen?** Weiter
folgt der Vorschla}»; ,,Man errichte auf ötT. ntliclu- Kosti n tcclinoloLjischi- Akademien,
man besolde Ix^hrer für den Unterricht junjjer Männer, die sich den Kunstgewerben
wMmen wollen, um sie für jedes specielle Fach in den ihnen unentbehrlichen Ilälfs-
kenntnisscn unterrichten zu lassen. Man ertheile den Hülfs- oder l'nterstützungs*
bedürft!t,'(.-n dic-rn l'ntrrricht unrntj,M-Ulich . . . Man tnacln- « s <l« n I.rrni-nden zur
Pflicht, die Lehrstunden rcgelmiil'sig zu besuchen. Man uiitcrwerte sie von Zeit SU
') Gedanken ülicr ili»' tti>Mnvth.iÜlii hu t ullur d' i KünNti: Manufa! l ru uml tii hniv htn
Gewerbe, im „Bulletin des Neuesten und Wisscnswürdigstcn aus der Naturui:s»«:a&chaft" usw.
Bd. XUL Berlin 1S13. S. 71 K
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76
SBBabadciiüe, GewtflNiluidenle tmd Tcchniidc H whitfc a te M« tM4.
Zeit einer Prüfung und belohne diejenigen, die sicli vorsOglidi ausxeichnen, durdi
besondere Prämien." „Die \vissen«i Iiaftiklu n' Zweige, welche in einer solchen An-
stalt gelehrt werden müssen, bestehen in Matlicinatilc, Naturbesciireibung, Naturlchre,
Chemie und Maschincnzelchnung, mit bestandiger Beziehung auf das praktisch zu
erlernende Kunstj;e\vcrbo.'" ') Der Verfasser spricht dann die Ucbcrzeugung aas. dafs
infolge einer solchen Mafsrt^ol ,,allc ditjcnijjen technischen Gewerbe, welche bisher
nur ab> gemeine Handwerke betrachtet wurden, sich bald zu einem Grade der Voll-
kommenheit emporschwingen werden, der ihnen in jeder Hinsieht einen Wetteifer
mit den schönen o U r bildenden Künsti n verstattet".
Auch der um ilundei und Gewerbe in Preufsen hochverdiente Staats -Rath
Kunth hatte In Briefien und Denkschriften oft den Wnnsch ausgesprochen, dals
neben oder über den Fadisehalen in der (buptstadt efaie Technische Hochschule
errichtet werde ■ i
So entsprach denn Bcuth einem bereits lebhaft fUhlbar gewordenen BedQtf-
nisse, als er, unterstützt von Kunth, mit der Begründung der Technisdien Schule
vofginR.
Wie bescheiden die Anstalt ursprünglich gedacht war, geht aus dem von
Beuth in Form eines Promemoria dem Staatsminister Grafisn von Bülow vorge<
legten und von dicsi-ni im April iS^t genehmigten Ofganisationsplan hervor, dessen
wichtiy^t«" n< -timimin^ien folgt-nde waren!
Re<|Utsiien für die Aufnahme sind;
1. Eht Alter von 12 bis 16 Jahren.
2. Inländische Geburt oder W'ohnmt de- VaU r- m [n'and<-
3. Eine gute Handscttrirt; die Fälligkeit, sich in der deutschen Sprache fehler-
frei, richtig schriftlich auszudrücken und dem mündlichen Unterricht schriftlich zu
folgen; Kenntnifs des Einmaleins und der .so^. vier Species.
\:u'h!ri'-sij;keit| Manjjel an Aufmerksamkeit, uitl;' -i'.tcti > In uag<'n, Mangel an
FaiiigkeUen berechtigen den Dirigenten der Schuie, einen .Schiller ohne weiteres
SU entfernen; ehte Bestimmung, die denn auch Beuth streng befolgte, wurden doch
am I'ndi- c-in. - jc'lcn Semc>t<'rs dii it'niL{. n 7n^r'in^r,. ( ntlas>en, welche dem scluiell
fortschreitenden Unterricht nicht folgen konnten oder deren Fortschritte nicht genügten.
Der Unterricht ist unentgeltlich.
Die Technische Schule zcrlailt in zwei Classen:
In der unteren Classe sind Ge^enstrintl' des L'nterrichts, während eine* eiii-
jälujgen Cursus: Geometrie, Rechnen, .Naturkunde (^Physik und Chemie in emem
gemeinschaftÜchen Cursus, erstcre m besonderer Beziehung auf die mechanischen
\Vi>s,.nschalteni, Zeichnen la. Lint arzeichnen, b. freies Handzcichnen). Für Ein-
zelne: Modelliren in den Werkstätten.
Die obere Classe theilt den Unterricht in zwei halt>e Jahre, sodafs
a) in den mathematischen Wissenschaften; Arithmetik und Algebra, Geometrie,
Stcreomctri' , I' rspective im ersten Hallijahre, im zweiten aber Trifjono-
nicttie, Statik und Mechanik, jiraktischc Maschincntehre, verbunden mit dem
dahin einschlagenden Thcilc der Technologie, gelehrt wird;
*> SeUiütversUndlirh »I bi«T dieser AuMlnick nicht in d<rm bi-ntisen Sinne gemeint.
*j S. Kr. und Paul Goldschmidt, Da» Leben des Slaats-Raths Kunth. Bcrto iMi. S. 1*9.
U. Die
77
h) in der Cltcmie: im ersten Halbjahre die theoretische Chemie, int zwciti-n
die Anwendung d«r Chemie auf Gegenständ« unseres Bedürfnisses und auf
einzelne (lev iTSi , vor^etrat^eii wird;
c) wa^ das Zeichnen hetrifft, so «gelten in dii>er ( lasse das .Maschinenzeichnen
und die freie Handzciclinun^, mit Kiicicsicht auf den oben ervväjintcn L'ntcr-
richt in der Perspective, in erweitertem Mafse fort.
Im Hinblick auf die lirt^änzunf^ des l'ntt rrichts im neuen Institut durch tlen
an der Bauakademie wird „dasjenige, wa^ besonders Beziehung auf das Feldmc$M:n,
auf Planzeichncn usw. hat, absichtlich weggelassen*'.
Was die Anwendung der Chemie auf einzelne Gewerbe betrifll, so wies Reuth
auf die von Hennbstiult fiir Färberei, Cieiberei u. ilerjii. ^;ehailenen VorUsun^jen
hin, welrln- ,,virh ■^chr i^üt an <!!<■ allii<'meiiieti der Technivclu n Sciiule anschlielscn".
Für den Unierrscht wurden vier Stunden tätlich, von lo bis i2 und von bis 4
liestinunt. Eine Lehrstunde sollte bei jedem Gegenstande tSgtieh der Prüfung ge-
widmet sein, Am Schlüsse des Jahres, nach villendetem Cursus, oncurriren die-
jenigen Schüler, die sich dazu l.ihij^ llihlen, um die I.<'isunji einer l'reisaufKahe.
Üic Techniscljc Schule ist der Leitung des Dirigenten der tcciini^chen Depu-
tation für Gewerbe untergeben. In allen, die innere Organisation fler Schute
betri'ffenden (lej^enständen haben tiic Lein t r eine bcrathende Stimme und äänd befugt,
ihre abweichende Meinung zur hohem Kenntnifs m brinj^en.
„Üa kein be.sondcrei litat für diese Schule gemacht werden kann, so bedarf
CS nur einer Remuneration IQr die Lehrer im Wege des Abkommens für bestimmte
Zeiträume."
Am i. Nov< inb<T iS.m lie;;ann der L'nterricht in tlem für die neue Schule
und behufs Aufhellung und Nutzbarmachung der int Besitze der Gewerbedeputation
befindlichen gewerblichen Samnihmgen angekauften frühem Gräflich llackc'schcn
Mause in der Kl<'->terstrals.' Ni. -,<■• Schon im lifw i«J7 winde das angrenzemle
ehemalige Pagenhaus (Klusterstrafsc 35^ dazu gekautt und bis i6t,i in entsprechender
Weise umgebaut. In den Jahren |8<J4 und 1855 crfo^e die Erwerbung der Häuser;
Sieberstrafse i und :! , sowie Kto-<>ter»trafsc 33 Und .M, im Jahre i8tH> des Grund-
stückes: Klosicrstral'&e 3;.
Die Zahl der l^chrer betrug vier. Es waren: Dr. Schubarth, zuLjleicli Professor
an der Universität, (Ur Physik und Cht'mie 'bis is^o, f i>^<.-^\\ Fabriken-t «.mmissions-
rath Severin — für Arithmetik und Ma-chinen!ilin , Statik, Mechanik bis iSjS ;
I''abrikcu-Comnusj>ionsrath Frank — für Linearzeicltncn, tieoinetric, I'ersjx ctivc, *
Maschincnzeiehncn (bis tS.|8, f tS^^i), alle drei: Mitglieder der tcchniNchen Gowerbc-
deputation, endlich der Arciiitekt (seit 1 vs Prot 1 Manch Tür llandzcichncn (bis tu
seiner Berufung an das Folytcchnicuin zu Stuttgart it«.f<d.
Die Xahl der Schßler betrug 13, von denen 0 ein Staat^stipendium von
300 Thalern bezoi^m. In den folgenden Jahren ward ein solches Stipendium dent
weitaus grc'ilsti'u Tlieil, in «1» n jähren 1 s." 1 - so.^ur alli 11 /...i^lm^en zu theil.
In wie patriarchalisclK;r Weise für die jungen Leute gesorgt wurde, ersieht man
daraus, dafs die Ca^HC von Bcuth angewiesen war, monatlich nur 20 Thaler auszu-
zahlen, sod.il's jiihrÜch Tlialer liir jeden i^espart wurden, die er bei si inem
Abgänge oder ausnahmsweise im Fall eines nachgewiesenen Bedtirtiusses früher erhielt.
78
Bnukadmife. Gmtbediadniie wd T«cMidM HbAichate bU 1M4.
Am I. October 1822 fand die Organisation der oberen Classe statt, und es
traten der Lehrer Wetze I für Arithmetik (bis 1824] und der Bildbauer Prof Wich-
innnn für Bossiren ihis i. Juti jh^.'": Hin/u. ?i-it i!cir\ ! |, Tiiü fimlct sich
Prof. Accum mit Vorlesungen über Chemie, Mineralogie und deren Anwendung aul
Gewerbe vemcichnet.
Da CS zu jener Zeit an Maschinenfabriken fehlte, in denen die jungen Leute
sich die nöthige praittUche Bildung hätten erwerben Icönnen, fieuth aber der pralc-
tischen Aasbildung der Zfiglingc einen breiten Raum gewäbren woUte, ward mit dem
Institute eine mechanisclu- Wi ikstatt verbunden, in welcher der Unterricht durch
tüchtig- M< isier erthcilt wurde. Der Eintritt in die Werkstatt am Hnde des wissen-
schaftlichen Cursu« galt, wie Prof. Fink, der seine Studien unter Bcuth gemacht
bat,^) berichtet, gewissermafsen als Belohnung. Nicht nur die erforderlichen Iftate-
rinlirn, auch die sclf)^ti^i f.. rtij^ten Maschinen, mci.stcns Drehbänke, bekamen die
Zöglinge zum Geschenk. Für Messing- und Kunstgufs wurde eine Kunstgiefscrci m
Verbindung mit einer Ciselirwerkstatt eingerichtet. Hier ist, aufser andern Kunst»
gegenständen, die von Kiss modellirte Statue Friedrich Wilhelms III. gegossen und
ciselirt,') jetzt die Hauptzierde de«J I.ichthrjft s im C f äuilc (Irr Technischen Hoch-
schule. Ferner sind hier die Statuen auf dem Wilhclmsplatze und diejenige Bcuth s,
als eine der leisten, hergestellt worden. Auch eine Kupfersteeherei ward durch
Beuth fu'^|rüm,!ft.
Als einer der merkwürdigsten Züge in der Geschichte der Anstalt ist mit Recht
deren altniahliche Entwicklung aus kleinen Anfängen, ihr gleichsam natürliches Wachs-
thum bezeichnet worden, '1 ein \\ aclistiiuni , welches stets Hand in Haml mit
der Fortentwickluni; Jct tcchniMihcn Mitit Uoliulen des Landes. Her (irundsai/ (iu-vcr
Zusanunengehörigkeit bildete den Kern der l'läne Bcuths lange xhon vor dem
Jahre 1821 sowohl, wie immer nachher. Die auf die Initiative Beuths ins Leben
getretenen Provincial - ( Ir-A othcschiiI< 11 s.illtt'n \hrvn SchriK-ni lürji hI^mm Kr;intnis-'i"
vcr&chaßen, welche man von rechtswtgen von einem tüchtigen Gcwerbetrcibendco
zu fordern berechtigt ist; das Berliner Institut sollte seine Zöglinge zu Vorstehern
gewerblicher Anstalten ausbilden, die besten Schüler der Gewerbeschulen wurden lu
demselben einberufen.*)
Der nächste Furtschrilt war die Einrichtung einer dritten Classe, weiche am
t« October 1826 als Suprema ins Leben trat.
Im JnliK i<2- erhielt die Anstalt den Namen: (iewerbeinstitut
Wiihrend ISeuths Directorat fanden folgende Veränderungen, resp. Erg^lnzungcn
des Lchrerpersonals statt. Am t. October 1826 trat F. Wolff, Prof am Joachims-
ihalschen (Jyninasium und an der mcdico-cbirniilischen Militärakadeuue. sowie Mit-
glied der tcchnisichcn Gewcrbedeputatioti, für den Unterricht in der beschreibenden
') Festrede bei der Gedaehtnifsfeicr der Königlichen Teehnisehrn HoehMhnie IBr die
lOOjährii^f Wiril.Tki lii lies <ji lnirl>t.i^tN vim ISi uth. .im Ji. J:siiu;ir i'-Sj.
'1 /.II (1(11 ornamtiitaltn Tlu ilrn li< ti rtr (iiist.iv .sti« r die /.ru hnun^Mi.
'1 S. R uU-au.\: Festrede ^i»].!!!.-!;;!:!! .Stifiuii^^-u ^t <l> r Gi wcrbcakademic, in den
„Verhandlungen des Vereins Sttr Beförderung des Ucweibtieirses in Preufaen". 50. Jahff. iS^t.
S. j>»ff.
'1 .S, <|i N St,i;itiniiiisliTs [>r. I>i:!l>rurk YicAr zur l iii r des i'XM.Uirii^cn (Icluirtst.T.;' ^ xnn
Bt uth, m dt-ii ,,6iUunjjsUtrithtcn de» Vcftiiiiiui U(.lwr«lcfuni; des GcwetUlcilscs ■. iSS:. S. sjff.
tl. Di« GcwarliMkadamts.
70
Geometrie dem Lehrkörper bei (bis 1S54). Am i. April ibj8 schied Severin, der
sum Geh. Obcr-Banratli ernannt wurde, aus, nachdem er sich die Liebe seiner
Schüler in ni Malse erworben. Diest lh«n rühmten noch in späten Jahren die
Kkarheit und Gründlichkeit seines Vortrages. Sein grofses Werk über l>ainpfmai>chinen
hat allgemein die verdiente Anerkennung gefunden. 1849 wurde ihm der Vorsitz m
der OI)er-Baudcputatifjn übertragen, i8.sK ward er nntor Verleihung des Titels eines
\^'■rk-"ichcn Geh. Ober- Baui, Ulis jn-n-^ionirt l'r starb iMi- in i tru-m .Mu-r vin So Lyhren.
Die höchste Ptlidtttreiie, verbunden nm Humanität und tiekm kechtsgerühl, hat er
stets an den Tag gelegt.')
Sevcrin.s Unterricht übernahmen der spätere Geh. Ober -Reg. -Rath Wedding
(bis i^t'', als Bibliothekar und Cimservntor der SamniUm;;en bis 1. April 1S571 und
der damalige Uauconductcur, spatere Geh. Ober -Reg. -Rath Brix (bis 1. April lö.^u»,
und zwar der erster« den Unterricht in der Maschinenlehre, im Projectiren von
Maschinen, Anfertigen von Kostenanschlägen und die Heaufsichtlgimg beim Zeichnen,
der Ictstcrc den Unterricht in der Statik, Mechanik. Hydrostatik, Hydraulik, im
Entwerfen von Bauwerken und in der Veranschlagung, sowie ebenfalls die Beauf-
sichtigung beim Zeichnen. Beule Männer haben in hohem Mafse segensreich
gew irkt. Von Brix wurde schon gelegentlich seiner Anstellung an der Bauakademie
gehandelt.
Wedding war am 2. August 1706 zu Stahlhammcr in ObcrscMcsien geboren,
wo sein Vater Hütten -Bau)ns|>ector war. Seinen Schulunterricht gcnofs er in Glei-
witz, sodann auf dem Elisabeth -Gymnasium 7\; Breslau. In der Zeit der Freiheits-
kriege machte er als Primaner den l-'cldzu^ ^i'^tien Frankreich mit. Nach der Rück-
kehr aus dem Felde vollendete er .seine Gymnasialstlidtell IXld besog dann die
l'nivprsitnt zti Breslau, um l'hilologie unH Philosophie zu ■Nturürrn Srinr \r'i;Mmg
zog ihn jedoch zur Mathematik und Jurisprudenz. Nach BerUn übergesiedelt, betrieb
er, neben den Universitatsstudicn, die angewandten mathematischen und Natut^
Wissenschaften an der Bauakadeniie. 181 S legte er das Feldmesserexamen ab. Nach-
dem er sich dann mehrere Jahre unter der Leitung seines Vaters, eines der .Schöpfer
der grofsartigcn Hüttenindustrie Oberschlesicns, wissenschaftlich und praktisch be«
schäftigt hatte, bestand er im Jahre 1823 das architektonische Examen und wurde
dann .niif =( in .^^'^uch<-n dem Decerncnten für Bausachen in Breslau als Rrft rrndar
zugewiesen. Nachdem er kurze Zeit die Bau-lnspectorMcIle zu Bricg interimistisch
verwaltet hatte, ward er in die Ministerial-BaucommiMion nach Berlin berufen. Hier
lernte ihn Bcuth kennen und schätzen. Ijnen zw< ijährigen I rlaub verwandte nun
Weilding zu eingehenden Studien in Holland mit seinen grf»fsartigen Wasserbaut«^,
in England, welches damals, in der Eutstchungszcit der Iu!>enbahnen, an der Spitze
der jungen aufblühenden Industrie stand, und In Frankreich.
Ende i S:;; heimgekehrt, ward er durch Beuth an das Gewerbeinstitut und in
die technische Deputation, der er bis zum i.e'ien'-entle an.'r horte, berufen.
Den Elfolg seiner Lehrthaligkeit bekund< n am besten du* zahlreichen Schüler
im In- und Auslande, die mit Dankbarkeit und Veiehiung an ihm hingen, und die
cum Thell sowohl in der Industrie selbst, als in der Verwaltung sieh hervorthaten.
'} ä. Zciuchrift IUI tiauHe»crt. Jithrg. Xll. '»i>'.
8o BnalMdcinfe. GewabeakiKMe mi Tcduteke «adndide bb 1M4.
Beitlh setzte ein unbedingtes Vertrauen in ihn: beinalic nidits gescliali in Angelegcn-
hi iic 11 ili-. C w rrluinstitiits, ohne dat's Wfdilinjj-- An-icht cinjjcbi .It \uirdc. Bald
nach licuths Rücktritt licls sich Wedding wegen Ucbcrbürdung in seiner weit ver-
zwfif-tcn Thätitjkcit vom Unterricht entbinden. >)
Im Octobcr iS.n» wurdt; dorn Lihrcr Frcibcrj^ (f 13. März die Mit-
aufsiclit b( inj Zrirhi nttntcrricht, und dcni l>r. Tuss ibis r. Octoln-r eS^^) ein praJc*
liiiCher Unterricht in der Chemie unter l.citunfj Schubarlhs übertrafen.
Um dieselbe Zeit wurde der Bildhauer Boy (bis 1. April 1873) fÜf die Werk-
vtntt, 5:;iü!ri 0:1 das ^^o,^rllir(•n fjewonm n. Dinj^cr (f 185 I i, den Beiith bei
Crosalicr in Paris im Formen und (juh grofser Hronzen hatte au:>bUdcn lassen,
fibcmahm die Giefserei. Auch Feierabendt if 1^71), der cbenfaUs atif Bcuths
Veranlassung i)ei Dmitre in l'aris den Gufs kleiner Bronzen und bei Vall das
Ciselircn und Verj^olden erlernt hatte, erhielt eine Lehrerstelle am Institute. Am
l. Octobcr ii>.io wurde für den Unterricht in der Geomelrie in der unteren Classc
ein Repetitor, Bauoonductctir Bohnstacdt, angenommen und dem Bildhauer Kiss
((< t rutiTtirbt im M' ■l' Uiren, zeitweise im Ciselircn, iilKrtra;;cn. Den Unterricht
im Rechnen übernahm der Lehrer Bledow (f 1Ö4ÜJ. Am 1. April trat Dr.
(seit 184J Prof i Kin^'Ieb an die Stelle Bohnstaedts (bis 1850), am i. Octobcr 1634
Dr. Elsncr an die Stelle i!es Dr. l-'us.s (bis i^^soi.
Vom 1. Octobcr 1 S v'^ an wurde ein l'iUerricht in lien ItU nu nten der Bau
und Mas,chinencon.struction.>«lehre eiuüerichtel und dem damaligen Uau-lnspccior,
späteren Geb. Ober^Baumlh Linke (bis i.October 18.^) Qbrrtragcn. Im Juii ifijv
trat di r dntnaliye Bauconducteiir G, Stier an &<• Src 'K Mauchs, --chied aber bereits
am I, Octubcr wieder aus, worauf der Architekt t,^eit Profj Lohde (bis
1875) den Unterricht im Freihandzeichnen iibemabin. Von Mai 1641 bis i. Octobcr
iK)<i stand Kampinann, iler seine Studien in Parts und München ^( IHK hl li.itie,
der Giefserei des (ii Werbeinstituts vor. Am 1. Januar 1^14 übt rnalini .Macken-
thun einen Unterricht in der Ilolzbildhauerei, starb aber bereits am ji. Aujjust 1Ö45.
Bei dieser Ucbersicht der von Bcuth fOr das Institut gewonnenen Lehrkräfte
fallt die btarke Belonunj^ des künstlerischen Eleineiilo auf; ist doch auf den l'nti r-
riclit im Mmiellirvn ein bedeutende:» Gewicht gelegt, und gehören duch Künstler
wie Kiss, der Urheber der Amazone am Museum, des heiligen Georg im Schlofs-
hofc, <ler Statue UeuJis ■,1 il 1 H uiakadeinit , und Wichmann, von welchem
u. a. die Statue Winck« Imaiins in der Vorhalle dt s .Museums und der von der
Victoria gekrönte verwundete Krieger auf der Schlofobrücke herrühren, zu den her-
vorragenden Vertretern der Ocrliner Bildhauerschute.
Bcuth bi safs einen feinen Kunstsinn, der im rni;^an'; mit drm ihm befreun-
deten Schinkel »tets neue ^>ah^ung fand und u. h in der treulichen Sammlung
von Kuprcr«ttchvn und andern Kunstwerken zu Tage trat, welche nach dem Tode
des Besitzen! dem im Jahre i^tj begründeten Schinkcl-Muscum, da- \on nun an
den Namen „Beuth- Schinkel -Museum" trug, überwiesen wurden. Zu den Zielen,
Urhrr Weililiii^s Vt i'liriisri- utn "Iii- |-rt iif>rb.i lir [r-,<l'.vti u -.i.«!!- m inf umf.inun ii lie
lif 1 1 1 .11 lir 'I li.ii il s ili ti N« kf il' 1^ in ili n .\rrli <lt s \ rr< iii', /ut [!• ■r<KTUllj; des (icvvtrh-
Hviisis III l'reuiscn", jahrjj $1. ih;2, Ü 75 ti , uml tiu- ,\iilührun|; litr Alihaml]uii|;i'n \Vritdin|>s,
e1>vnda S. Sj fll
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n. Die GcweilMiMMBiB.
81
die der Bcgrander der Technischen Schule anstrebte, gehörte auch die Veredelung
dei Gewerbes durch die Kunst. „Der Ausdruck .Kunstgewerbe', heute in Jeder-
manns Munde, war zu Beuths Zeit unbekannt; das was dieser Ausdruck sagt, hat
er mit seinem Freunde Schinkel zuerst in Deutschland erfafst und ins Leben zu
fuhren gesucht" Bezeichnend für seine AufTassung des Verhältnisses der Kunst sum
Gewerbe i?;t eine Aeufscrung im Vorworte zti den von ihm und Schinkel {;emrin«;nm
ins Leben gerufenen „Vorbildern für Fabrikanten und Handwerker", einem Werke,
fQr weiches die ausgeceichnetsten KnpTerstecher Deutschlands, Franicrdchs, Englands
und It.'ilirnv (häligwart n Da In ii\t i s: ,,Ks Wr^i aufser den Grenzen dieser Hf-ittcr,
den Gewerbetreibenden auiifuhrlich auseinander zu setzen, wie nölhig und nützlich
es ist, ihren Arbeiten neben der technischen Vollendung die höchste Vollkoinnien-
heit der Form zu geben. Nur eine Ausführung, die beides vereinigt, nSibeft die
Arbeit des Handwerkers dem Kunstwerke, drückt ihr den Stempel der Bildung auf
und gicbt ilir einen bleibenderen Werth aU die Kostbarkeit des Materials, woraus
sie gefertigt wurde,'* Gleichaeitig mit dieser Ver5frentlicbung 'von Vorbildem be-
griindofo Reuth eine Snnmilung von Abflüssen und sonstigen NachbHdiini;t'n hervor-
ragender kunstgewerblicher Arbeiten des Altcrthums und der Renaissance. In Peters-
burg, Stockholm und Copenhagen, in London und Paris, in Nürnberg und Wien, in
Venedig, Florenz, Rom, Neapel und Sicilien wurde für die Sammlung abgeformt, und
zu Ende der dreifsiger Jahre hatte dieselbe woht nirgends ihresgleichen. Auch Abgiisse
tiedeutender Statuen erhielten hier ilire Stelle und bilden jetzt einen edlen Schmuck de«
Hau|)tgebäudcs der Technischen Hochschule. So wurde denn auf den Kuiist>i:ni der
Zf'iglinge drs Institut^ n-cht hl<ifv <iiiicl! <!irfcte Unterweisung, s<^ndprn mich durch
das Anschauen der unvergänglichen Schönheit der classischcn Scuiptur hingewirkt
Wir mfissen es uns hier versagen, über die GesamtthStigkeit des hochverdienten
Mnnni'v ztir Fi">rr!i n]ni; ('ir Gewc-rtir -/n himfldn, und Harh rrhnit firi";, wns er für
das Gewerbeinstitut that, erst die richtige Beleuchtung von diesem hoher gegriffenen
Standpunkt aus.*)
Als Beuth im Jahre 184s aus seiner Stellung als Director des Instituts, das
damals 101 ächüler zählte, ausschied, konnte er mit Genugthuung auf das (Geleistete
zurOckblickctt. Eine grofse Anzahl bewährter Techniker, wctehe an die Spitze ge-
werblicher Anstalten des In- und Auslandes getreten, waren aus dun Gcwerbe-
iii>-tilut luTVorgigangin. B<ui1n Biistc mit der Inschrift: Dem Grinntcr (1<^ König-
lichen Gewerbeinstituts die dankbaren Zöglinge MDCCCXI.V'I, ward im Gebäude
angestellt. Jetzt xiert sie, als GcgenstUck zu der Büste Schinkels, den Lichthof
des neuen Haus<.'s der Technischen Hochschule.
Freilich war die Zeit allmählich eine andere geworden und forderte auch \'cr-
andemngen am Institut. Jene nahezu militärische Disctplin, welche bei den eigen-
thümlichcn Verhiiltnissrn ihr „Technischen Schule" ihre I'riichte getragen hatte,
pafste nicht mehr zu dem Wesen des allmählich zu einer Hochschule sich ver-
wandelnden Instituts, das naturfremafs auf die Lern- und Lchrfreiheit zustrebte.
Dafs die von Ik uth geleitete Anstalt sich des Vertrauens im Tublicum er-
freute, '^'t'ht unter .uuleretii daraus hervor, dafs der nm v MHr? i^ 'm in r'n'Ml.im
vcislortH ne Kitterjichafts-Kath von Sey dlitz sein beträchtliches Vermögen dem von
') S. die oiKn genannte Rede DelbrAcIca.
II
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thmlcadcmift, ticwcitoikadcmlt md T<clmb(lw Hodndwk bb 1SB4.
fienth gleichzeitig mit der Technischen Schule begründeten „Verein »ur Beförderung
des Gewerbfleifscs" mit der Bestimmung testamentarisch überwiesCD hatte: die
Rfveniicn desselben zu Stipendien fiii Zc'i^lingc des Gmvrrbrin.stituls ZU verwenden.
Im Jahre löij wurde zur lirinnerung an diesen Wohlthäter im Vcjitibül des Instituts
ein von Schinkel entworfenes, von Kiss modellirtes und von Feyerabendt
gegossenes Bronzcdcnkmal auf^stellt, das die Inschrift tragt:
„E. L A. F. K. von JJevdlii/ seU.ren :,m VUl. April MDCXJLXVIU
H<>t(»rl>cM am XXX. M.'irz MDCCCWIX."
„Dein Ucdütfiii3!>(; !>vum Zeit, die Jugend zu Iclireu wüü der Manu brauelit,
widmete er lein Vermögen "
F. Uilly ml«, n. S(4i»4a» MM««!.
2. DAS GEWERBEINSTITUT UNTER DER LEITUNG
VON POMMER-ESCHES (1845- 1848), VON CARNALLS (AUGUST 1848
BIS JANUAR 1849), EGENS (18401, I)RL ( KENMÜLLERS (i. OCTOBER
1849 BIS I. OCTOIiEK 1856).
ähniul der AmtsfrUininf' von Pommer-Eschcs, der, wie wir sahen, nach
V V Bcuths Ausscheiden auch an der Spitze der Bauakademie stand, wurden
folgende Aenderangen im Unterrichtsplan vorgenommen:
Am I, October 1846 übcrnalim Mühlen -ßaumiister Wicbc einen Thcii des
bis dahin vom (jch. ü!)cr- Rc^. - Rath Wcddinj^ « rtlu-ilten Unterrichts, nämlich
Maschinenlehre und Entwerten von Maschinen. Am 1. November desselben Jahres
ward ein Unterricht in der architektonischen Formenlehre eingerichtet und dem
Architi-kten I.ohdc iilK'iira<i<n. Dcrsclbr iibrrnahtti :uu 1 Januar 1S4S auch den
bis dahin von Brix crtheilten UnterriclU im Entwerfen von Gebäuden. Femer wirkte
vom I. October 1846 bis mm 1. Juli 1849 Noback, Dircctor der Handelslehranstalt,
als Lehrer im Rechnen.
Das Jahr 184O bezeichnet einen bedeutenden Abschnitt in dem Leben der
Studtrcnden an dem Gewerbelnstitiit, indem ein Verein begründet wurde, dem es
gclanj^, an die Stelle der bis dahin herrschenden Isolirung ein gemeinsames Leben
und Strclii-ii in Arl" it iiikI VcrijnOgen zu setzen. Bereits im Jahre war der
Versuch zur Bildung eines Vereins gemacht worden, der Gelegenheit bieten sollte,
sich naher kennen zu lernen und mehr Einigkeit am Institut hervorzurufen. Doch
diese Vercinifjnn^'. in w«'Ichcr unter anderem aus technischen Werken vor^jeiesen
wurde, trennte sich bald wieder. Im Jahre 1840 aber entstand „der Verein der
Zöglinge des Königlichen Gcwerbdnstituts**, welcher ein näheres Aneinandcrschliefsen
derscilx n llicils zu gegenseitiger Belehrung, theils zu gesellschaftlicher Unterhaltung
bezweckte. Einmal wöchentlich versammelte man sich zur Anhörung der von den
Mitgliedern der Reihe nach gehaltenen Vortrage, und zu darauf folgender fröhlicher
Geselligkeit. Diesem Verein ward in einer Generalversammlung am 1 1 . Dt ccmber 1847
der Nnme ,,Hiitto" gegeben, iiiit< i \V( !cli< r I'>e7tichniing derselbe noch hi Ute sich einer
schönen lilüthe erfreut. Der \'erein hat vorzugsweise den Zweck, die wissenschaftlichen
Bestrebui^cn seiner jyU^lieder zu unterstützen, denen er durch eine Reihe von Publi-
cationen brauchbares Material fiir ihre Studien liefert. Bereits 1854 begann die
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Btuakadcmie. G«wtH)e*ltaiicMte and T«cbni«die Horüicliule bb tU4.
HcraiKjjahe von technischen Zeichntin<^en. Im Jahre 1857 erschien ,,dts Ingenieurs
Taschenbuch", welches bereits zahlreiche Auflagen erlebt hat. Zu diesem Werke
hat sich seit 1883 „das Taschenbuch Ar Chemiker und HOttealeute'* gesellt tn
der ,, Hütte" werden auch \'nrtrS'^c von nllf;rnicin htldfndrm Ch,ii;iktci aus ilen
Gebieten der Kunst und Wissenschaft gehalten, Poesie und Musilc und fröhUches
geselliges Leben wird gepflegt. Gelegentlich des zehnten Sllftungstages, welcher
1856 in Halbcrstadt festlich begangen wurde, wud» aus der „Hütte'* der Verein
deutscher Ingenicure hcr\'or.
Das bewegte Jahr 1S48 blieb nicht ohne Elnflufs auf das Gewerbcinstitut. Dein
Bdspide der Universititsstudenten folgend, hatten die Zöglinge des festituts, wie
diejfnijnn drr Aügemcinen Hati':chule, sich dem Corps der Kiin'^tlcr nn'^c«;chlossen.
im Institute wurde ein Waffcnsaai errichtet, zu dem der Director den SchlÜ!>scl
bewahrte. Am 22. Mai desselben Jahres richteten die Zöglinge eine Petition an den
Director von Pommer-Kscli! , in welcher um eine Acnderung der Organisation
der Anstalt, soweit dieselbe du Schüler betraf, gebeten wunli Besonders wünschte
man eine Abstellung der Einrichtung, wonach der Primus der Classe auf Ordnung
zu sehen, dfe behn Uatmidit fehlenden Conunililonen zu notiten, hSufig audi ifo
Repetiti'inen nhztihalten hattr, wns zu vielfachen Geh:Usif^'l;r!trn firhrtr Man erbat
an Stelle de^.scn die Einsetzung eines aus 2^giingcn bestehenden Ehrengerichts
und Abhaltung der Rcpctitionen nur dtirch die Docenten. Diese Bitte wurde denn
auch gewährt, sowie den Zöglingen, auf ihr Ersuchen, .ntcli die Berechtigung zum
Hören der Vorlesungen an der Universität ertheilt ward. Während dos kurzen
Directorats des Geh, Berg-Raths von Carnall löste sich das Iihrcngericht im
Oeeember desselben Jahres wieder auf.<)
Am 15. Mai 1H48 setzte der damalige Chef f!cs Hnnrli-lsininisterittms , Freiherr
von Patow, die Stipendien auf 300 Thaler herab. Am 10. September kündigte
der inzwischen zum Handelsminister ernannte ehemalige Zögling des Gewerbe-
iitstituts Milde das Dienstvcrhältnifs h nmlicliM I ^ Iimt der Anstalt vom 1. April
1849 ab, imtcr der Motivirung, „dafs die Frage, ob und in welcher Weise das
Gcwcrbcinstitut fortbestehen sollte, noch der Bcrathung einer Commission unterliege,
von deren Vorschligen es abhängig gemacht werden müsse , ob und in wie weit
das jetzige Lehrerpersonal beizubehalten vi "
Während dieser Wirren schied der Gcheim-Kath von Carnall zu ^Vnfang des
Jahres t84<> aus, und der bisherige Director der Gewerbeschule zu Elberfeld, Prof.
Egen, trat an seine Stelle.
Nach dem bald darauf crf< »igten Tode des letzteren wurde zu Anfang Octobcr
1840 die Leitung des Instituts dem Director der höheren Bürger- und Provincial-
Gewerbeschule zu Trier. Dr. DruckenmQllcr, übertragen. Kurz vorher, am 4. Sep.
tcmbcr, hatte der Handelsminister Freiherr Von der Heydt siWnt'ichen Lehrern
eröffnet, dafs, da die Berathungen über die Acnderungen des Lehrpianes, in deren
Voraussicht die Kündigung der Lehrer erfolgt sei, nodi nicht zu einem ddtniHTcn
y\bschlufs hätten t;cbrncht werdm können, der Cnterricht im Wintersemester l^<4l| 50
noch nach dem bisherigen I.eluplan erfolgen werde. Die Lehrer wurden zugleich
ersucht, den Unterricht im bisherigen Verhiltniiä Ibrtzusetzcn.
■) S. Damm. Geschichte der MOttc. Berlin
IL Die Gcwtrixilndnnie,
85-
Ra«>ch hintereinander schieden damals folgende Lehrer aus: Krank am i. Oc-
tober 1848; Scbnbarth am 1. October 1S49; Brix am 31. Min 1850; Ringleb am
I.April, Linkt- .iiii i. October do'iseibon ]ahu-^.
Dagegen traten neu ein: die Universitals-frofcssoren Dr. Dovc für Physik
(t. October 1849 bis 1. April 1868); Dr. Magnus IQr cheroisdieTcdinologie 1 1. Oc-
tober 1K50 bis I. October ii<s<>) und Dr. Rammelsbery für Chemie und Mincra-
In^R I I. A|iril 1850 bis I. April 188;,); der damalige Bau-IiKprctor seit Prof.)
Manger für Baucon&trucüonälchre (i. October 1850 bis April 1874); I'uhlke dir
beschreibende Geometrie (1. October 1849 bis t. October 1865). Vom t. October
1848 bis zum I. l'ctjiunr iS^ i wirkte Baumristor Malhei jj als Lehrer ^ Maschinen-
zcicbnens und der Maschiiicnldire, und wurde dann durdi Corsscn 1852)
ersetzt
Im Jahre 1 850 wurden die Berathungen Ober die Reorganisation det gesamten
Gewerbeschulwe'^ins l>n ndi^t Vn< iiUeressirt hier vor allem das aus diesen Be-
rathungen licrvurgegangenc Regulativ tur die Organisation des Gewerbeinstituts, vom
5. Juni i8$o.
Der Reform lag der eine wirkNchr ! lochschulc anbahnende Gedanke zu Grunde,
dafs der bisher im Gewerbeiiutitut crthcilte elementare Unterricht möglichst voll-
ständig schon in den Ptovincial-Gewcrbeschden iura Abicbluf» zu bringen, und
dadurch eine an^< niL sscnc Erweitenu^ und Vertiefung des Unterrichtsfcldes fiir das
Institut zu ermiiglichen sei.
Die Aufnahmebedingiuigen wtu-dcn verschallt;
a) Der Bewerber mufs in der Regel wenigstens 17 und darf höchstens
27 Jahre alt sein.
Er mufs sich darüber ausweisen, dafs er wenigstcnü ein Jahr rcgclmäfsig
piaktischc Arbeiten als Hauptbeschäftij^un-,' getrieben habe, es sd denn, dafs er
Chemiker werden wolle.
c) Er hat nachzuweisen, dafs er entweiler bei einer zu Entlassunysprüfunj^in
berechtigten I'rovincial-Gcwcrbe.schulc oder Realschule, oder bei einem Gymnasium
das Zcugnifs der Reife ctlangt hat
So lans;i- jcil'u-h nicht in jedcT Pir.vin^ lic«^ S't.-intr^ mindi 'ti^ns eine Provincial-
Gewerbeachule besteht, welche das Recht zu Entlassungsprüfungen besitzt, findet
eventuell am Gewcrbeinsittut eine AufhahmcprOrung statt, durch welche auch Aus-
lände I dit genügende Vorbildung nachzuweisen haben.
Die Zöglinge zerfallen in Mechaniker, Chemiker und Bauhamlwerkor.
Der theoretische Unterricht dauert drei Jaluc und thcill sich in drei Cur.sc. Er
ist anfangs gcmeinadufUich für die drei Kategorien, splter tritt dne Trennung nach
FSchem ein
Oer L'nterricht blieb zunächst noch unentgeltlich. Erst im Jahre 1855 wurde
ein Honorar von 40 Thalem l&r den Jahrescursus eingeführt, und fOr die Folgexeit
die Gesamtzahl der Staatsstipendien, der Zahl der Regicrungsbeiirkc cntspieehend,
auf 26 rcducirt.
„Um eine stetige Entwicklung des Gewerbcinstituls zu sichern", wurde ein
Studienrath gcbiklet, wdcher die Veriindcrui^en in dessen Otganisation zu berathen
imd dem M'ni';ti"r fiir Hnndrl. G< •■vcrbt» vmd öftVntliche Arbttiten rtir Cf-n'-hmigung
vorzulegen hatte. Derselbe wurde zusammengesetzt aus einem hohem Beamten des
•86
BMHdMdende, Gcwcifecakadicnie md TcdhtlHilw Hoehadnile Ui 1884.
MinUtcriuma. dem Director, dessen Stellvertreter, zwei Lehrern dies Instituts
und iwci andern Männern der Wissenschaft und Technik.
Während Druckenmüllers Dircctorat waren femer dem I.ehrcrpcrsonal l)ei-
gctreten: am 1. Octobcr 1852 Ingenieur (später Prof.) Fink für Maschinenkunde und
medianiscbe Technologie, und Ingenieur {später Dcharots-I^reetor) Duske (f 1871),
;ils Vorsteher der Werkstätten; am i. Dec**mher !>^5^ Rnu-Inspect"r f<pstcr Prof.
und Rcg.-Rath) Schwatlo für Zeichnen und Bauconstruction; am 1. Octobcr 1Ö54
Ingenieur (spSter Prof.) Werner f&r Entwerfen von Maschtnen und Pahrilnnl^en
(bis zu seiner Berufung an die Polytechnische Schule zu Darmstadt, iSrud, Dr. Gras-
hof für Mathematik und Mechanik (bis zu seiner Berufung an das Poly technicum zu
Karlsruhe, iS't^;; am i. Juni 1856 Prof. Dr. Weycrstras» Kn Mathematik ibis
1. Januar 1S64).
[m Jahre 1R56 traten die Stijjendicn der Commcrcien-Rnth Fi finkcl'.schen
Stiftung zu I3reslau für junge Leute Jüdi^ichen Glaubens aub der Provinz Schlesien,
welche sich einem technischen Fache widmen, ins Leben.
Beim Ausscheiden desDirectorsDruckenmQller tihtte die Anstalt 253 Zöglinge.
V.amrMtm. G.SckMhmai«|«f.
3. DAS GEWEKBIHX-STITI T uSEIT 1 CKWIIRIiKAKADEMlE;
UNTER IJEM DIRECTORAi NUTTEBülIiU
1857 bis I. Januar 1868.
trctungswcisc an der An-^talt gewirkt.
Friedrich Wilhelm Nottebohm (geb. am 10. April 1808, f 18. October 1875)
hatte zu Wattensdidd In Westfalen von Kindheit an dem Gewerbe nahe gestanden,
indem er als ElementarsehOler in der Werkstatt seines Vaters, eines Mechanikers,
gearbeitet. Im Alter von 15 Jahren finden wir ihn im Dienste des Wcj;e - Baumeisters
Diekhuff zu Bochum, bei dem er sechs Jahre verblieb. 18.^4 legte er das Feld-
mcssercxamen ab und bezog die Allgemeine Bauschule in Berlin, worauf er die
Pur das Baufach vorfieschricbenen Vorprüfungen bestand- Nachdem er tiann noch
das Gcwcrbeinstitut besucht hatte, legte er die Nachprüfung als Land- und
Wasser* Baulnspector ab. Doch betog sich sein späteres Wirken nicht auf das
Baufach, viclnichi war <s ihm VDrbchalten, sich an tlri LiiNunj" der damals hrrvor-
trctcnden neuen Aufgaben des Ingenieurs, der Entwicklung und Fürdcrun}^ des Eisen-
bahnwesens und der Telcgraphie, in hervorragender Weise zu bctheilij,'en , wenn
auch der Anfang und der Schlufs seiner Beamtcnlaiifb i I i n^swi isc de r lonlc r\ini;
des Gewerbes gewidmet war, das er schon in der Werkstatt des Vaters lieb
gewonnen.
Nachdem Nottebohm die westlichen Provinzen des Staates, England und
l'rankreich bereist und die wissenschaftlichen Resultate dieser Reise in einem Werke
über Dampfmaschinen niedergelegt hatte, ward er i»4J zum Assessur bei der
Königlichen Technischen Deputation fDr Gewerbe ernannt, welcher er bis an seinen Tod
angehörte und deren Arbeiten er ein» n wesentlichen Theil seiner Thäti^jkeit j,'e\vidm< t;
1850 wurde er mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Vorstehers der inzwischen
ins Leben getretenen Teicgraphen-Direction betraut, in welcher Stellung er bis an
seiner Ernennung zum Geh. Bau -Rath und vottragenden Rath im Handelsministerium
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AunlnHlcBiiet Gcwcrboikidmia und TtcbniKliB Hnrhvhnlii bii 18(14.
(1056) verblieb,*) worauf er bereits im folgenden Jahre mit der Direction des
Gewerbdostituts betraut wurde.
Das wichtigste Ercignifs während seines Dircctorats ist die Reorganisation vom
Jahre 1860, weiche mit dem Schuimäfsigen, das dem anfänglichen Charakter der.
Dcuth'schcn An^tah entsprochen, nim aber sich schon längst überlebt hatte, ent-
schieden brach, und dem Wesen der an dem Institute betriebenen Stadien, sowie
dem Lebensalter und Bildungsgrad der Studircnden Rechnung trug.
Bereits im Jahre 1859 beauftragte das Ministeriiun, im Hinblick auf eine vor-
zimchmende Reform, den Director des Instituts, ShnKche aoswäiugc Lehran^tahcn
zu besuchen, demnächst über die Einrichtung derselben zu berichten und zugleich
für die beschlossene ReorganisatioQ des Gewertwlnstltuts entsprechende Vorsdüäge
zu machen.
Bevor nodi die vom Director gemachten Wahmdimungen, sowie die anderweit
gestellten Anträge auf Abänderung der Verfassung des Gewerbeinstituts dem Studien-
rathc dt I An>t;i!t zur Prüfung vori;' legt werden konnten» trat ein Conflict zwischen
den ütudircndcn und der alten Ordnung ein.
Die Art, wie die Omtrole des Besudies der Vorlesungen in letzter Zeit ge-
handhabt wurde, erschien den Stttdirenden auf die Davicr nicht erträglich. Sie
agitirtcn und d< inr n^'.i ii t< n so energisch zu Gunsten der I.crnfn iln it , dafs das Direc-
torium sich veranlalst sah, die erste und zweite Classc am 4. Februar j86o aufzu-
lösen, worauf die dritte Cbsse ertclSrte, das Schicksal der lieiden andern theilen
7.U wollen. Auch ward eine Deputmioti zum Mir.istc r rntsamit. In Anbetracht der
Richtigkeit des Princips, Cut welches die studircnde Jugend eingetreten w.ir, beschlofs
man böheren Orts, von den begangenen Verstöfsen gegen die Ordnun«; abzusehen,
den Studircnden den Wiedereintritt zu gestatten und den, von dem Director in
(Tst< r IJnie gest« llten Antr.ii; ntif W'r^'fall der Controlc über den Besuch des Unter-
richts sofort in Ausfuhrung zu bringen. -j
Unter dem 23. August erfolgte dann die Publication des, mittlerweile auf Grund
der vom Direitur i^cstilhm und vom Studienrathe berathenen AntrSge, ausge-
arbeiteten Regulativs, welches am i. Octobcr iSoo in Kraft trat.
Die Aufnahmebedingungen blieben im wesentlichen die im Jahre 1Ö30 fest-
gesetzten, doch ist jetzt von einer cventaelkm Aufiiahmcprüfung am Institute
abgeselien.
Das Gewerbeinstitut zerfallt hinfort
I. in eine allgemeine technische Abtheitung,
II. in eine Abtheilung für die einzelnen technischen Fächer und zwar
1. für Mechanik,
2. fllr Chemie und Hüttenkunde,
5. fllr Secschiffbau.
'1 S. den Nekrolog in den „Verhandlungen des Vereins zur Beförderung de» Gewerbtteifocs",
.M- .lahrn.. 1875, S. 173 Ü"-
' .s Ni.ttcbvhm. Chrunik der Gewerbeakademic, S.3S. — Damm, Geachiclrte der
Hatte, s. 116 ff.
n. Die
«9
Der Lchrganf» dauert im Ganzen drei Jahre.
Zu den Vorlesunfen in den Facbabthcilunfcn «rfnl nar sugeteaaen, wer den
Ixhrfja!!^' in der allgemeinen technischen AhtheiUing vollendet hat. Schifflirntcr haben
aufscrdem nachzuwciüea, dafs sie wenigstens ein Jahr regelmäfsige praktische Arbeiten
auf einem SeesebUfswerfte als ihre Hauptliesdiäib'i^nj; getrieben haben. Mecbanlker,
W( Ichc an den praktischen Ucbungcn in den Werkstätten theilnehmcn wollen, haben
nachzuweisen, dab sie wenigstens ein Jahr lang praktische Arbeiten getrieben haben.
Bezüglich der Mecbanilier kam diese Bedingung im Jahre 18(13 wieder tn Weg^.
Innerhalb einer jeden Abtheilung ist die freie Walil di r I.ehr^'et^enständc gestattet
Wer ein Stipendium oder eine Unten ichtsfreUtt ile erhulu-ii Iiai, ist indefi mr
Theilnahmc an allen Icctionsplanmalsigcn Vorlesungen verpflichtet, es sei denn, dals
er von dem Director mit RHelcächt auf den &ad aebier Vorbilduf^r oder die
Richtung seines Studiums von der Thcilnahme an einzelnen Vorlesungen dispensirt
worden. Die.sclbe Kategorie von Studircnden wurde auch verpflichtet, an den
Rep^titionen theUninclimen, welche bi den theoietisdien Lelirgegenstinden abge*
halten werden sollten, für die übrigen Studircnden aber nicht obligatorisch waren.
So ist denn in diesem Regulativ ein bedeutender Schritt auf da» Ziei der
abaohiten Lemfreibett zu gethan. Lassen wir Nottebohm selbst Aber die Wit-
fuhrung dieses Princips in die Organisation des losHtUts ZU Worte kommen. In der
von ilun vcrfafsten Festschrift heif'-t es (S. 37):
„Bis gegen das Jahr i«4b hm, wo der Staat jedem '^"g\mg ohne Ausnahme
freien Unterricht und JShrilch 300 Thlr. «1 seinem Lebensunterhalt gewahrte, war es
gerecht ferfijn. den [;e<iamtcn theoretischen Unterricht obltpntnrisch zu maclun, den
Besuch der Untcrrlchtsslunden strenge zu überwachen und durch tägliche Repctitlonen
sidi von den Fortschritten der Z<^linge xu Qbetzeugen.
Als aber von jenem Zeitpunkte an der Betrag der Stipendien erst auf 200 Thlr.
herabgeseut, dann später ihre Zahl auf 26 reducirt, und ihre Verleihung an den
Bestz eines Schulseugnlaaea der Reife mit dem Prildicat „mit Auszeichnimg bestanden"
gekn&pft wurde, Wälircod alle übrigen Zöglinge, sofern sie nicht ihre Bedürftigkeit
unzweifelhaft nnchruweisen vermochten, ein nicht unbedeutendes l'nterrichtshonorar
zu zaltlcn hatten, war das bis dahin obwaltende patriarchalische Verhältnifs zwischen
Anstalt und Zöglmgen unhaltbar geworden. Zudem war der Grad aligemefaier
Bilditng der letzteren ein ungleich höherer als früher: ein beträchtlicher Thcil hatte
die formelle Reife für die Universität. Ks war Thatsachc, dafs der Umwandlungs-
procefs der einfachen Gewerbeschule in eine höhere technische Lehranstalt sieh im
Laufe der Zeit vollzogen hatte, während die Stellung der Zöglinge der umgewandelten
Anstalt gegenüber die der Gewerbeschüler geblieben war. Die Eigenthümlichkeit
des technischen Unterrichts bedingt einen in sich zwcckmäfsig gegliederten Lections-
plan, worin die Vorträge Ober die verschiedenen Unterrichtsgegenstände, an richtiger
Stelle eiriKcfi'igt, ein zusammenhängendes Ganze liiliten. Fs kann jedoch fL'ii^'Hch
jedem Studircnden überlassen werden, die seiner Individualität und künftigen Lebens-
stellung entsprechenden Vortrilge selbst auszuwShIen und es empfiehlt sich nicht,
ihn darin durch eine bestimmt zu^;i schn:ttene obligatori^ebc Schablone zu beschränken.
Der künftige Gcwcrbtrdbcndc, der keine Aasteilung im Staatsdienst beansprucht
und in seinem Ringen nach einer lohnenden Stellung im bürgerlichen Leben ledigUdi
auf sich selbst angewiesen ist, Ixdarf vor allem der Selbständigkeit und mufs sich
it
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90
BMHilitdcmw, Gffirnbtiliadnnie und Tcdwwdw Kodiarb«le Int 1884.
diese schon in seinen Lehrjahren ansoeignen Sachen. Ucberdi« kann es nidit die
Aufjjabc einer höheren techni^chcn Lihraiürtalt sein, bei ihren Z<»j;linj;en, die ndl
bereits in einein völlig zurcchnunKsfahij^en Lebensalter befinden, Vaterstelle zu vor-
Ucten. Der auü diesen unvermittelten Gegensätzen hcn orgegaiigenc Conflict zwischen
der Anstalt und der lernenden Jugend konnte nur in einer entsprechenden Aendening
der Wifavvun;,' i!*'-: GcwerbcinstitUts seine I.M'.iin'^ finden."
' Im Unterrichtsplan und im Lchreritersonal fanden während Nottcbohms
Directörat nachstehende Veränderungen statt:
Im Winter i8s7, ,s.^ und Sommer iSvH hielt Dr. (jetzt Prof.) •Hertzrr ( nie
Vorlesung; über Differential- und Integralrechnung; derselbe üb«'rnahm sodann im
Winter 1^5^/59 die Assisteni bei Prof. Pohlkc und lührtc sie bis ii<05 fort.
Von da ab übernahm er die Vorlesungen über darstellende Geometrie selbstindig.
Am 1 Octnher 1 8.s8 trat Dr. !s]iaterr'ri>(". \\'( !ht für Chemie ein ; an> i.October 1 S(>n
Prof. l>r. Quincke, der zugleich an der L niversität lehrte, für Fhysilc (bis 1872);
zu derselben Zeit: Dr. Baeycr (ebenfalls Prof. an der UnivcrsttSt) f&r organische
Chemie, und Dr. Stahlschm idt für chemische Technologie und FiU^w i i, n chemischer
Anlagen (bis zu seiner Berufung an die PoUicchni.schc Schule zu Aachen, 1870).
In der Fachabtheilun^; für SchiiTbau bepann der vom Wirkl. Geh. AdmiralitäLs-
Rath Elbertzhägen (bis 1^7 M und dem Marine- Ingenieur (später Geh. AdmiraliUlts-
Kathi Koch bis ii^-'>) versehene Int stricht zu ()>tern iSi i Zu «gleicher Zeit ward •
mit den Vorlesungen über Nationalökonomie der Anfang gemacht, und dieselben
wurden dem Ptofessor an der Universität, Geh. R^.-Rath Dr. Hanssen Obertragen
(l>is zu seiner Berufung; nach Göttingen, Am t. October ism trat Dr. (siLitcr
Prot.) Grossmann für die theoretische Mechanik in den Lehrkür|x-r ein. Zu der-
selben Zeit wurde cfie Photoj^raphie in den I./ehrptan der Anstalt eingelugl. Als
L<'l>r<r wirkte Dr. 1 später I'r<tf. ; Veigel. Auch wurde als Specialität ein durch
praktische Versuche zu crlruiUiiKier Unterriclit in der 1-ärberei und Dnickerei ein-
gerichtet und vom Privatdocenten Dr. Keim an n geleitet.
Durch die am i. October 1864 erfolgte Berufung des Prof. Reuleaux als
Lehrer der Maschinenkunde wurde der Cntei i icht in iler F i !i ilnticilung tür Mechaniker,
den gesteigerten Anforderungen entsprechend, erweitert und eine bis dahin in der
Anstalt nicht gelehrte rMsciplin, die Kinematik, in den T^chrplan eingefügt.
Am I. Januar \>><>s trat der spiitere Prof. Grell, Lehrer an der bis zu ihrer
Aufhebung im Jahre 1804 mit dem Gcwcrbcinstitut verbundenen Mustcnceichcnschule,
der Anstillt bei.
Vom t. October 1866 bis zu seiner Berufung an die Unii-crsität Halle im Jahns
l8<V7 tiTJg der l'rivattlocent Pereis ühei landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe vor.
In dieser Periode wurden nachstehende Stipendien gestiiiet: im Jahre cs^s ein
Stipendium der Benny Burchardt'schcn Eheleute zu Ländsbei^ a. d. W., für junge
IwCUtc iüdisehcn GIauh«ns. zum Besuche des Gewerbeinstiuits; im Jahre l8f>4 das
Jacob .Saiiuii'sclie .Stiiientituin für Schüler des Gi werbeinstitut'«
Mit Kücksicht auf die inzwischen stark entwickelte l'rivat- Kuustindustrie wurden
die Ateliers fürKupfcrstccherei, Kunstgiefserei undCiscIircn aufgehoben. Aus gleichem
(•runde eriol^^te die riiuniliclie i-ün'^chiänkung der mechanischen W'erkstättc. Von
nun an hatte dieselbe nur noch die Bestimmung, Versuche anzustellen, sowie die
mechanischen Sammlungen zu vervollständigen und atif einer den fortschreitenden
Anfordcrunycn der Wissenschaft entsprechenden Höhe zu erhalten. Namentlich
wurden die idnematischen Modelic nach Reulcaux's Angaben in der Werlcstätt«
gefertigt.
Wir haben gesehen, wie Uo^ Gcwcrbcin.stitut von kleinen Anfangen auü allmählich
rieh xa einer Alcademie mit der Bestinmiung, Wissenschaft und Kunst in die Gewerbe
( ifs/iifiihrcn, entwickelt hatte. I)er alle Name entsprach nicht üictir fcht dem Wesen
der Sache. So ward denn im Jahre löoo daa Institut 2ur „Gcwcrbcakademie'*
erhoben.
.Mit dem .Schluls des Jahres 1807 ward Nottebohm von der I.eitunji der
Anstalt entbunden, um ausschliefslich im Handelsministerium die Bearbeitung der
auf da5 gewerbliche L'nternchtswesen bezüglichen Angelegenlieiten zu übernehmen.
Bei seinem Ausscheiden zählte die Gewerbeakadetnie 563 Studirende, mit Einschlufi»
der Hospitanten.
j. DIi: GKWKRlil'AKADKMIE
UNTER DEM DIRECTORAT REULEAÜX. iV68— 1879.
Gegen Elndc 18'. 7 war Prof. iscit i8<^>9 Geh. Rcg.^Rath) Rculeaux 2um Director
der Gewerbeakademie ernannt worden.
In die Zek sdne« Directorats OUIt der glorreiche Krieg, in welchen die aka-
demische Jagend voll patriotischer Bc^;cistl■run^,' zot;. Schmerzlich waron freilich die
Opfer, die auch hier der Gtiifse und F.inlieit des Vaterlandes >,>< hiacht wurden von
den 201 Studircnden der Gewerbeakademie, die hinausgezogen waren, kehrten 30
nicht wieder heim. Eime Marmortarel, „gewidmet von ihren Conmdlitonen", kfindet
ihre Namen. Die'-c Tnfe!, -iowie die entsprechende mit den Namen der RaU"
akademikcr, die ihr Leben auf dem Felde der Ehre heften, bilden einen feierlich
ernsten Sehnrack der Auhi der Technischen Hochschule.
Am I. November 1871 beginj; <lie Gewerbeakademie in ihren festlich ge-
schmQclcten Räumen, in Gegenwart der Minister (iir Mandel und für Unterricht,
der Vertreter der Stadt und zahlreicher anderer Bircn^äste, das filnf/iKjahrii^e
Stiftun^jsfest.' I Seine Majestät der Kaiser hatte der Akademie zu ihrem Jubiläum
das Finivtbild des hohen Stifters, des K<<nij;s Friedrich Wilhelm des Dritten huldvollst
verehrt, auch waren von der Regierung drei Kei»estipendien von je 500 Thalcm ge-
stiftet wofdea Zahlreich hatten sich die frülieren und damaligen SchOler angefunden.
Mit Genugthuung konnte der Director in seiner rrstrnic darauf hinweisen, wie der
Lchrplan der Anstalt sich allmählich »o erweitert habe, dai's er nunmehr an Reich-
thum mit in der ersten Reihe der polytechnischen UnterrichtspUnc stehe. In den
letzten sechs Jahren namentlich war der Lehrstoff auf mehr als das Doppelte ge-
stiegen. Zum Theil war dies »lern Eingehen auf besondere und neue technische
Disdplinrn, zum Theil aber der Einfuhrung allgemein bildender Lehrstoffe zuzu-
schreiben, wobei von dem Gesichtspunkte ausgegangen war, „il.ils die iü/iihung,
welche das llodiste leisten soll, nicht zu denken sei ohne die Ermöglicbung
universeller Bildung".
Freudig wurde die neue Verfassung begrOfst, die an demselben i. November
1871 ins Leben trat
') S. drn oben enrihnten Bc licht in den »Verbaadlnngen des Vereins lur Bcl&rdemag
des GewcfbReilaes".
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IL Hit GavtriMdwInnii
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(fier war es tum Prindp eriM>b«n, dafs der Director va den Letneni der
Anstalt zu gehören habe. Durch die neue Verfassung wurde ferner der Lehrerschaft
eine thätigc Mitwirkung an der Fortentwicklung der Anstalt zur Pflicht gemacht
Zu diesem Behufe war festgesetzt worden, dafs die allgemeinen Angelegenheiten
jeder der vier Abtheilungen: für Maschinen- und IngcnicurwcsLn; für Chemie; für
Hrttfonkunilf ; fiir Schiffbau, dutcli einen %'om Minister jedesmal auf zwxi Jahre
lum Vorsteher derselben ernannten Lehrer verwaltet werden sollten. In den Ab-
ÜieUangsGonferenzen sind die Anotdnung und Foftentwieldung des Unterrichts und
andere, die AbtheiKint; hetrcffciK.!«.- Antjt^lcfjenht'iton tu horatlien. Diu I^hrer der
Anstalt werden durch einen Ausschufs vertreten, welcher aus dem Director, den
Vorstehem der Abtbeilungen und Kwei andeni , vom Lehrercotlegiuni aus seiner
Mitte aüjilKlich gewählten Mitgliedern besteht. Oben wurde bereits erwähnt, dafs
diese Verfassungsbestimmungen denjenigen der Baualcademie vom Jahre 1873 zu
Grunde gelegt wurden.
Für die Studirenden wurden Diplome eingef&hrt, welche, nach vollständig
zurückgelegtem Lehrgang einer Abtheiluii^, auf fireiwUUge Bewerbung bin durch
eine Prüfung erlangt werden konnten.
Durch Ministerialerlafs vom 27. Juni 1876 wurden sodann StaatsprQfungen
fÖr das Maschincnfach anf^cDidnot, welche denjenigen für das Baufach ent--[ii.ichen.
Wie dort , so sollte auch hier die erste (Maschinenbaufuiurer-^ Prüfung nach Abschlufs
dnes vierjährigen Studiums bei einer d» Prüfungscommisaonen in Berlin, Hannover
oder Aachen, die zweite (Maschinenmeister-) Prüfung nach Abschlufs einer ZWcI'
{ahnten praktischen V'<rlH'icitung bei der Technischen Ober-PrOfungsoommlssion
in Berlin abgelegt werden können.
lo Betreff der VortiUdung wurde auch hier das Rdlbseugnifs ehies Gymnasiums,
oder einer Realschule I. Ordniin;[j verlangt. T">on Rf^iffpritfiini:^en an diesen Anstalten
wurde aber für die Maschinenbeamten die Hntlassungsprüfung bei den nach dem
Reofganisatbnspiane vom 21. März 1870 efaigerichteten Kön^ichen Gewerbeschulen
(utu! stit iktii -Ii Mai i^y; aiuh bei der I''ricdrichs-Werdcrschen und bei den
Realschulen II. Ordnung in Kiel und Altona) gleichgestellt
Bezüglich des Lehrkörpers Ist für diesen Zeitraum folgendes zu erwähnen:
Der Lehrerausschufs bestand aus dem Director Prof. Keulcau.x, zugleich als
Vorstand der Abtheilung für Maschinenbau und Fnfjf nicurwcscn; Prof Dr Rammcls-
berg, als Vorstand der vereinigten Abtheilung für Chemie und i lüttcnwcsen ; dem
V^rkl. AdmlralHSts-Ratb Koch, als Voisund der Abtbeilong fOr Schiffbau, und
den Professoren Dr Amnhold und VViebc, an dessen Stelle im Stinlicnj.ihr
1878/79 Prof. Dr. Grossmann trat Ende 1^07 trat Berg-Rath (jetzt Geh. Berg-
Rath Prof.) Dr. H. «Wedding fOr die Eisenbfittenkunde ein.
Von Ende 1807 bis zu seiner Berufung an das Polytechnicum zu Darmstadt,
1869, wirkte Dr. (später FrQf.) Koquette als Lehrer der Litteraturgeschichte an der
Gewerbealeademle.
Am I. April 1868 trat von Gizycki fürs Maschincnzcichncn ein, schied aljcr
bereits am i. October 1870 wieder aus, indem er einem Rufe an die Polytechnische
0 Vofsdiriftea Ober die Ausbildiing tnnl PriUtaig fOr den StaatatUenat im Bau- «nd
HaadiiineBficlL
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BMufaideBiie, Gcweitetkidmie imd Tedniklie Hodbebiile bb 1M4.
Schule SU Aachen folgte. Gleichzeit^ wurde Prof, *HSrmano, bis dahin Lehier an
der BorKakndcmin zu Clausthal, für die Akademie gewonnen, l'ni Jit nämliche
Zeit wurde der Lebr^tithl für Physik, den bis dabin Prof. Dovc innc gehabt hatte,
Pfx>f. Quincke Dbertr a ge n .
In demselben Jahre habilitirte sich Dr. (später Prof.) Liebe fiir Botanik.
Dr. Cliri'^tfiffcl, !iis dahin Prof. an der Pclytcchniscln-n Schule zu Zürich
(später an der L nivcrsitat zu Strafsburg) , übernahm am i. Apni ifeoy den Liilcrriclit
In der Mathematik (bis Sommer 1872).
Die N.'itionalökonomic wurde vorfjetragen: im Sommer i86q vom Geh. Obcr-
Rcg.-Rath Dr. Engel, 1869/70 von ProC ür. Dietzel, von 1870 bis 1870 von
Prof. Dr. Wagner.
Am I. April 1H70 trat Dr. ijct/t Prof.) *Hirschwald als Privatdocent ittr
Mineralogie und Geologie ein und wurde, nachdem er den Fcldztig mitgeniBCbt,
am I. October 1871 rctiumerirtcr, später etatbrnälsig angestellter Doccnt.
Am I. October 1870 begann fogenietir (später Prof.) Consentlus seine Lebr-
thitiglceit ;m M.T-chinenzcichncn.
Zu derselben Zeit trat Dr. (später Prof. und Kaiscrl. Kcg.-Hath; Seil für die
analjrtisdie Chemie ein.
Dr, (später Prof. und Geh. Rog.-Rathl Lessing begann in dem nämlichen
Semester seine Lehrthätigkeit in der Geschichte des Kimstgcwerbos, wodurch diese
Disciplin als akademisches I-cbrfach begründet worden ist, und Ingenieur ^seit 1S74
Prof.) Spangenberg, 1^ dahhi Lehrer an der hShem Gewerbeschule su Cassel»
seinen Unterricht im Ingcricurfnchc
Am t. Januar 1871 trat Dr. Borsch für Geodäsie und Plauzeichnen ein; auch
er war b» dahfat in Cassel an der hohem Gcwcrlicschulc th&tig gewesen. Er
Idirte bis 1874-
Vom I. April 187 t bis 1875 tnig Land-Baumeister Tuckermann die Bau-
constructionslehrc vor.
Am I. April 1872 trat Dr (spater Prof) Kossak an die &e1le Christoffels,
nachdem er schon seit i86<, als Privatdocent an der Anstalt gewirkt hatte; gleich-
zeitig folgte Prof. Dr. (jetzt Gdi. Reg. -Rath) *Paalzow dem Prof. Quincke als
Lehrer der Physik tmd erhielt durch Patent vom 3- Mai 1873 die neu eingerichtete
ordentliche Lehrstelle für Physik.
Ostern 1872 wurde Dr. (jetzt Prof und Geh. Kcg.-Rath) *C. Liebcrmann,
als Nachfolger des an die l'niversiUit Strafslmrg bfrufencn Prof. A. Hacyer, für
das Lehrfach der organischen Chemie und alü Leiter des Laboratoriums fiir organische
Chemie anc;' "Stellt ; Ostern i^J^ wurde dersi-lbc zum ordritltchcn I.ehrcr an der
Gewcrbeukadcmie für den neucreirtcn Lehrstulil für organische Chemie mit dem
Titel Profes-sor ernannt.
V«*n I '7^ bis zu seinem Tode s Decenibcr i8«0) hielt Santtäts- Rath Dr. Reincke
Vortrage über giwerhliche (jesundheilsptkj.|e
Am II. August lüjz starb Prot Dr. Lggcrs.
Hartwig Karl Friedrich Eggcrs war am 27. November 1819 in Rostock
gil>oien. Im Jahtt- is,^ vt rIi<Ts er du- R<'al-chuli' und tr;it in den Kaufmann^vtrintl
ein, in welchem er vier Jahre verblieb. Nachdem er ih^i das Abiturieutene.xamen
abgelegt, studtrtc er in Rostock, Leipzig und Mönchen Philologie, Gcsdiichtc tnd
f .
II. Di« GcvtriNsIcadciHii«.
05
Archaolcigic, und widmete »ich dann, seit 1^45 in I3criin lohend, gans der Kunst-
wissenschaft. Im Jahre 1848 proroovirte er in Rostock mit einer Dissertation: „Die
Kunst als Ei /'KhunL;-;niitl(-t fiii die Jnjjcnd". Heieits in di'mselljen Jahre wart! ihm
vom Ministerium I.adenbcrg dvr Auftrag, eine Dcnicschnft über die Reorganisation
der Kunstverwaltunf^ im ()reulsischen Staate «iszuarb^iten. Im Verein mit Kugicr
bejjrimdett- l'Ijjßcrs im Jahre 1S50 das Dcutsdie Kunstblatt, von welchem nenn
Jah?{jänge erschienen sind. Si in litt' l uiMlu ^ Hauptwerk, die vorzügliche Hiojjraphie
Rauchs, ist, bowcit sie von ih») vorbereitet war, nach hcincm Tode durch M:incn
Bnider Karl Eggers herausgegeben und in trefflicher Weise wcitergeföhrt worden.
Auch J.Ol ti-rhc Bej^ahun^j zeichnete Ej^yers aus.') Zu dem SIc^m iii/u;; i<ji
diclitctc er Sinnsprüche lur die via triumpiialis, an deren liünsticrischcr Gesamt-
anordnung er auch bethciligt war. Seit dem Jahre 1863 ProfrsMr der Kunst-
geschichte an der yXkademie der Kiuiste, war Kj^gers s|>ät< r auch für dic kunst-
j;esc!iichtliclicn X'r'rfräfjc an der Gewerbeakademie und an <ii i l),ui.ii..i(lrmic j;ewonnen
worden, im i-riihjahr 187.2 wurde Eggers aU Dcccrnenl iiir «.lie Kun>tangelcgen-
beiten in das Unterrichtsministerium berufen, doch raffte ihn bald darauf ein schneller
Tod dahin.
Selten hat ein Lehrer in solchem Grade dic Liebe und das Vertrauen seiner
Schfilcr genossen, wie Friedrich Eg(,'ers. Seine p.idago;^ischc ThStlgkdt be-
SCblünkte sich nicht auf die Vorträge, er trat seinen Schülern persönlich nahe. In
dirscm intimen Verkehr konnte er d.i^ ihm t ■■chwi In iiilr hohe Ziel: .,dic Kun.st
tiir die Erziehung der Menschheit zu reiner Siuiiclikert wirksam zu machen", so
recht verfolgen. Seine Begeisterung fQr das Schöne und Gute thdttc er seinen
Schfifcrn mit. ,,1'm ihn sammelten sich Hii if^ni^t r , welche neben den pniktisclun
Wissenschaften den Sinn für die schönen Künste in sich wach erhalten wollten.**
Mit ihnen dichtete er und wufste sie in das Reich des Schönen einzufilhren.
In Cfgrcifeml' I Weise trat sein schönes Verhiiltnifs zur studirenden Jugend
w-lhrcnd des fjrofsen Jahres tH~,-> zu Tage. Ais die Jünylinge ins Eeld zogen, „da
schürte er mit wuchtigen Worten dic Begeisterung in ihren Herzen. lirief auf Brief
sandte er hinaus ins Feld, hier anfeuetnd und ermunternd aum Ausharren, dort den
tollkühnen Jugendmuth zügelnd und in dir rirhtige Rahn leitend ", m!« i nii h IVfu li< ;
und andere Gegenstände, von denen er wufste, dafs i>ie seinen jungen Freunden
besonders ans Herz gewachsen, wurden ihnen su thcil.
Die Liebe, deren sich der cille Mann bei seinen .Schülern erfreute, kanj bei
der am 27. November 1.S72 veranstalteten (ied.ichtnifsfeicr deutlich zum .Ausdruck. •)
Dafs sein Andenken in der Technischen Hochschule tortlebt, beweist der Umstand,
dafs nach Verlauf von zehn Jahren, am 27. November 1882, die „Vereinigung Iiir
I.ittt ratur und Kunst" M-^n Zweig des Vereins ,.Hütfe"i. deren Ikstrcbun^jen r'^,'gers
eifrigst gelurdert hatte, abermals eine i'cicr zur Erinnerung an Friedrich Eggers
veranstaltete. Eine bald nach seinem Tode ins Leben getretene Friedrich Eggers-
Stiftung fafstc, neben den Studirenden der Universität und der Kua^takadcmie , aucb
solche der Bau- und der Gewerbeakademie ins Auge.
') (iedicht'.- Von Friedrich Ejjjjirs. lirtslau isr4-
'I An du-, liii ilerHflhen von Julius Lt-ssinu und Adolf htaby j^t hului» n Rtdrii, suttie
an das, lu i dicsi r G« ic^i nhcit crsrhic nrm- .Schriftchen .Efinncrong an Friedrich Egnt-m*
haben sich die obigen Mittheilungen gelehnt.
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BMukadmic. G«faliHl»dHiir nd TcdNitakc HcidiiAalc Ml iS«4.
Am 1. April 1873 übernahm Dr. (jetzt Prof.) ^Dobbcrt die Vorlesungen Ober
Kuns^csdiichte.
Am 1. n<tr.!)t i iK- ^ wurde der spätere Geh Ailitiiralitäts-Rath Brix für das
SchifTbaufach gewonnen und wirkte in demselben bis iBÜH gleichzeitig begann
Dr. Reichel seine Vorlesimeen Ober Khdieniatik.
Unterm 19. Mai 1874 erfolgte die Berarung des Prof. Dr. (gegenwärtig Geh.
Rt f,' Knth^ *nn( rj;cns als ctatsniäfsijjcr Lehrer nn die Gewcrbcakadetnie, nachdem
er bereits seit dem 1. October tSA^ hier n's llüllslehrer tjcwirkt hatte.
Im Jahre 1874 traten die Marine-Schiftbau-lngenieure Schwarz-Flemming
(bis 1882) und Dietrich (spfiter Wirklicher Geh. Adnüralitats-Rath und Professor)
in die Abtheilung Air SchifTbau ein.
Im Summer 18-5 bcjjann Dr. Philipp als Privatdocent seine Vorlesungen
über Chemie; am i. October 1875 trat Prof. (jctrt Geh. Reg.-Rath) *Jacobsthal
mit dem CoUeg Qlier mctallotechnischc Kunst formen an die Stelle des am 25. Sep-
tember dr«;';i Ifirn Inhrrs vcr«-trii !>. nen Prof. Lohde. 1876 be^.inn Dr. Mnritz \te\-er
seine Vorträge über Xationalolvonomic; Dr. Weyl (als Privatdocent) Vorlesungen
Ober Technologie.
Das Dahinscheiden Lohdes beraubte die Gewerbeakademie ihres S^^niors.
Ludwig Lohde (geb. 11. April i^^i ' in Berlin) hatte in der Schinkel sehen R;tu-
epochc die licgctätcrung für luillenischc Kun^t in sich aufgenoinmen und blieb
seinem Ideal auch als Lehrer treu: unermüdlich trat er fOr die Ueberteugung ehi,
dafs das Organische der Grundgedanke der griechischen Formensprachc sei. Auch
littcrarisch bctbätigte er diese seine Richtung als Mltari>citer an seines Freundes
Bötticber epodiemaehender „Tektonik der HeDencn**. Lohdes Lehrthätigkeil war
eine sehr umfangreiche, indem er auch an der Ingenieurschule, Im HandwericeT'
ver^n, später auch an der Bauakadcmii^ wirkte. Im Jahn 1^5^ :^um Pr<'ife<;';cir er-
nannt, machte er eine grüfscrc Studienreise über Wien nach l.strien und Oberitaiien,
XU deren Ergebnissen die Poblication des Domes von Parcnso gehört. Von seinen
übrigen Werken seien hier noch genannt : die Abhandlung über die Skenc der Alten,
die im Verein mit Kugier veranstaltete deutsche Ausgabe des Gailhabaud, der neue
Text fu Mauehs „Griechisdien und rSmisdien Bauordnungen »owe der Text «im
„Archiv der Ornamentik" von Groplus.')
Am I. October i*-;; k.muti f<ih;endc neue Lehrkräfte hinrn
Königlicher iLi»enbahn- Maschinenmeister (jetzt Professor und Geh. Reg.-Rath)
Georg * Meyer für Eisenbahn-Maschinenbau und Elscnbahnlietrieb; Baumeister
I ..Ullis lierg (jetzt Geh. Bau -Rath und Prof der Inyenieur\v'issenschaften und Bau-
kuiuli: in D.irnistadt) für B:mmerh.iiiik il)is t^-^ii. und tiiL;rn:eur Brauer 'Jetzt Hof»
Rath und Prof. der thcorct. .Maschinenlehre m Karlsruhe/ tur Maschinenbau i^bls 1883);
Dr. Biedermann für Technologie; Dr. (jetzt Prof. und Geh. Rcg.-Rath) *Slaby,
der bereite stellvertretend thätif^ war, für Maschinenbau; Dr. *Hilse für deut-
sches Gewerberecht und Gewerbcpoiizci (nach der Vereinigung der beiden Akademien
zur Technischen Hochschule führte Dr. Hilse das Strafsenliahnrecht und die Arbeiter-
■) s. (Im v<>n Ficchbach verfafsten Nekrolog in der „Zcitschr. für bildende Kwist", Rd. XI,
i8;ij, Iktbl. .S. SU ff.
H. Die GewtfbcAidciiile.
97
Schutz- und Fursorge{;esctz(;cbung als neue Lehrgegcnstlnde cid); Eisenbahn-Bau»
roeister Wolf f dir Hydraulik (bis 1884).
Seit tS" unterrichtet Land-Bauin^pcctor (jetzt Prof. und I5au-Rath) 'Wolff
im arciiitcktoiiischcn iiiitwcricn, naciidcm er schon seit 1075 zuerst bei Prof.
Jacobsthal und dann bef Prof. Adler als HlUßldircr thätig gewesen war.
Im Winter 1877/7S las Prrif. Kprl (gleichzcitit; an der Rcr£;a|.:rK)i»!Ti!c) iHicr
allgemeine Hüttenkunde; ferner traten Dr. Buka dir Mathematik, und im October
1678 Ingenieur (jetzt Reg.-Raüi und Prof) *Wehage filr Maschinenlrau der An-
stalt bei.
Vorübergehend waren ferner in die&cm Zeitraum als auGserordcntlichc Lehrer
oder als PHvatdocentcn thatig: Dr. Grothe, 1860 — 7:5, Dr. Scheibler, 1870—71
(Technologie); Prof. Clement, 18'- illa!i(it'.<\usscnschaftcn); Dr. Schocn-
fliess, 1873—71 (Fciierungsanlagen); Iiii;eni(:ui K ittershaus (spSicr Prof in Drcsdt nl.
187J— 74 (Maschinenkunde); Dr. Löwenherz, 1874 — 75 (Mathematik); Dr. v. Dorp,
1B74 — 7S (Giemle); Dr. Delbrück, 1875—76 (Chemie); Dr. Cech, 1876 — 77
(Chemie); Ingenieur Rhtm 'spfitor General -Dircrtf r (!er Berlin-Anhalter Maschinen-
fabrik), 1077—70 (Veranschlagung von Maschinenbauten).
Nachdem die Zahl der am Unterrichte Thdlnebmenden im Jahre 1869 auf
()<>8 gestiegen war, erfolgte im Kriegsjahre naturgemäfs ein starkes Zurückgehen,
und zwar auf 533. Im Jaiire lüji betrug die Zahl der Studirenden, die 1 lospitanten
mit eingerechnet, bereits wieder 678, und erreichte im Stutüenjalnre 1875/7O die
Höhe von 722.
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I
III.
DIU TECIINISCHH HOCHSCHULE
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1. IHRE ÜNTSTEHUNÜ.
J]r sahen oben, wie bcrtits im Jahiv 1817 von einer in Berlin zu b^rOlldenden,
das j^csanitc Gebiet der Technik umfassenden Schule die Rede gewesen. Vor
der Reorganisation der Gewerbeakademie vom Jahre iSoo hatte N'ottebohm den
Plan angeregt. In einem gBnstig belegenen Stadttbeü ein den gesteigerten An*
forderunm'n entsprechendes Polytechniciim zu errichten, statt das Gewerbeinstitut
umzubauen und durch Ankaut bcnaclibarter Grundstücke nothdürftiy zu erweitern.
Sodann kam im Jahre 1863 die Begründung eines Polytechniciuns im Abgeordneten»
hause zur Sprache,
Erst in der zweiten Hälfte der sechziger und in den siebziger Jahren Idärte
sich der Begriff Technischer Hochschulen. Das Vorbild der Universitäten ward immer
mafsgebendcr, die Gestaltung eine gtcichm&fsigere.
Al!t,'eiiKin kam die !!rkcnntnifs zum Durchbruch, dafs die Vorbereitunfj für die
Hochschule von der Aufgabe der letzteren auszuscheiden und den Vorbildungs-
anstaltcn zuzuweisen sd. Uelierall ist das Bestreben bemerkbar, den Eintritt in die
Technischen Hochschulen, „der Vertiefung und wissenschaftlichen Ausbilduni^' der
technischen Lehrstoffe entsprechend, von einem höheren Mafsc positiver Vorkennt-
niase und allgemeiner geistiger Keiie abhan^^ig zu machen."
Muiste die bedeutsame Entwicklung, welche das technische Hochschulwesen
Überhaupi « rrahren, und namentlich auch der Umstand, dafs liie in Berlin ^;etr< nntt n
Anstalten einerseits für das Baufach, andererseits für das Moschinenlach usw. ander-
«rtbts mit Erfolg Abtlieilungen eines und desselben Instituts liildetcn, den Gedanken
an di<' \'i rschmelzunt; der Bauakademie und der Gewcrheakadcmic nahe legen, .so
war auch der allmähliche Entwicklungsgang, den diese beiden Institute genommen,
ein derarti^'er, dafs dieselben gleichsam einer Vereinigung zuzustreben schienen.
Der frühere durchgreifende Gegensatz der beiden Anstalten, der darin bestand,
dafs die Bauakadi-inir immer den .Staatsdienst im Auije haben und den L'n'.criicht
den staatlichen Prüfungsordnungen anpassen niufste, während die Gewcrbeakadcmic
ihre Directivc allein den Fortsdiritten der technischen Wissenschaften und den Be-
dürfnissen der gewerblichen Praxis entnehmen konnte, war allmählich abi;csch\v:icht
worden, indem einerseits, wie wir oben sahen, der jOngsten Umgestaltung der Uau-
akademie, vor allem der Trennung der AiciUldeMr und des Ingenieurfitches, Er-
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102
Bamkadcmle, Gcwortialndcnie und TechniMlie Hodudnd* Ut tW^,
wagunj»cn zu Grunde lagen, wciclic der Natur der üachc selbst entnommen waren,
andererseits die Bedingungen IQr den Eintritt in die Gewerbealcademie denen Ar
die Bauakademie angenähert, und liir das Maschinenfach den Bauprüfunjjen ent-
sprechende Staatsexamina eingefiibrt worden waren. Wir liaben femer gesehen,
wie man an beiden Anstalten zur LemfreSidt und m einer Qliereinstiramenden
Verfassung vorgedrungen war, welche dem LÄrercoUegium einen bedeutsamen
Antheil an (!<■! l.- iiuir^ ^tnvährtc. Dazu kam, Hafs mclufacli dii sclln-ii Gf^'cn-tritulc
an beiden Anstalten, und zum grossen I heii von denselben Docenten gelehrt wurden.
So wurde denn die Vereinigung der Bau- und der GeweriMakademie «i einer
Technischen H(ic!i*:chiilr im Jahre i -';'^ beschlossen, iiiul noch in demstlbi n Jahre
an die Vorbereitungen für den >keubau des Polytechnicunts auf Charlottenburger
Boden geschritten.
Im Frühjahr 1S77 regte das Abgeordnetenhaus den Gedanken an, daf^ schon
jetzt und v tr Herstellung eines einheitlichen Gehinalrs für die Polytechnische Hooli-
schule die zur Zeit getrennten Lehranstalten: bau- und Gewerbealcademie in innere
Verbindung gebradit und dner coUegialisch geordneten Leitung unterstellt werden
möchti n
Die Regierung leitete nun Verhandlungen zwischen Dclegirtcn der beiden Aka-
demien behufs Vorbereitung eines solchen Schrittes ein.
Als Ergcbnifs eingehender Erwiigungen und ßerathungen entstand im Handels-
iiiini'ti ritini der Entwurf eines provi-ori'^rhfn V< 1 fassimtj^stattits der Königlichen
Technischen liüchschule zu Berlin, welcher dann, in last unveränderter borm, durch
ein Regulativ über die Organisation der Abtbeilungen ergänzt, ndttds KDnisterial-
erlasses vom 17. Marz 1870 als provisorisches Verfassungsstatut in Kraft trat.') So
datirt denn die Technische Hochschule, welche vom i. April an dem Ministerium
der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal -.Angelegenheiten unterstellt wurde, vom
Sonimersemester 1879.
E)as provisorische Verfa-stini,'sstatut behii k -eine Gültigkeit t>is ritm 2 J. August
ibSj, an weichem Tage das, nur wenige Veränderungen aufweisende üertnitivc „Ver-
fassungsstatut fOr dl« Teehnisehe Hodischule'* auf Grtuid der am 28. Juli ertheilten
Allerhöchsten Genehmigung ausgefertigt ward. Die Bestimmung des neuen Statuts»
wonach die etatsmäfsigen Professoren von Seiner Majestät dem Könige ernannt werden,
gereichte der Hochschule zu freudiger Genugthuung.
Der nachstehenden kurzen Schilderung der Verfassung der Hochschule liegt
das definitive Statut zu Grunde.
Die Tcchnisclic Hochschule zu Berlin hat tlen Zweck, lur den tcclmischen Beruf
im Staats- und Gemeindedienst, wie im industriellen Leben die höhere Ausbildung
m währen, sowie die Wissenschaften und Kflnste ZU pflegen, welche zu dem
technischen ünicrrichtsgcbiet gehören.
Sogleich dieser erste Paragraph des Statuts beweist, dafs es sieh nicht mehr
um eine Anstalt handelt, welche ihre wesentliche Aufgabe erfüllt sieht, wenn sie
dem Staate gut vorbereitete technische Beamte zufUhrt Sic hat, den Universitäten
'1 .S I>aN t» cllTiische I 'nti rrirlitsw esen in l'rfiifsi ii. S.immlun^ amtlicher .\ctenstücke des
Il.indflsmiiiislt riums usw. lierlin i.s-'i, unJ il.irm ilie , LViikschrift über da& technische Unlcr-
rirht>iwi. scn *, vom llan<tt l^.!nmi^t<TIum ticn lieidc-n ll:iust-rti (!«/s Landtages bein BegiUB der
Sewion 1878 ütKrrrcicht, - Deutsche Uauzcitung. it(;<>. 145 ti.
lOJ
enteprechend, ebenso sehr die Pflicht, die \Anssenschaften und Künste zu fördera,
MWlche in ihren Bereich gehören.
Dit sor AnfTasstin;:,» d< i IlochscJniIe, als einer unabhängigen höchsten Bildungs-
stätte tür die technischen Fächer, entspricht es auch, dafs bei der Aufnahme der
Studfarenden swiscfaen Aspiranten, welche sic:h dem Stastsdieoftte widmen, und solchen,
die sich für eine Privatthäti^lccit vorbereiten wollen, ein Unterschied, wie noch in
den Vorschriften ßir die Baualcadcmic vom Jahre 1876, nicht mehr gemacht wird.
„Die Attfiiahme ebies Deutschen als Studtrenden ist durch die Beibringung des
Reifezeugnisses eines deutschen Gymnasiums oder eines prcufsischen Roalgymnasiuins
(Realschule l. Ordnung) bczw. einer prcufsischen Ober -Realschule (Gewerbeschule
mit neunjährigem Curaus und zwei fremden Sprachen)') bedingt" (ij zn).
Dem Wesen einer Hochschule entspricht ferner die den Studirenden gewährte
(wie wir sahen, auch schon an der Bau- und an der Gewerbeakailt mir eingeführte)
Freiheit in der Wohl der Vorträge und Uebungen (§ 5). Die von jeder der Ab-
fheilunsen(t.fiir Architektur, «.Bau-Ingetiieturwesen, 3. Maschmen- Ingenieurwesen mit
Einschlufs des, Schiffbaus'), .1. Chemie imri Ili'ittenknndf, 5 .M!f;cnirinc Wissen-
schaften, insbesondere Mathematik und Naturwissenschaften) aufgestellten Studien-
pläne haben nicht iqj^end bmdende Kraft, sondern nur „den Zweck, zur Erleichte-
rung der Ucbersicht ein Verzeichnifs sämtlicln r Vork sungon in solcher Anordnung
zu geben, dafs jede Vorlesung in dasjenige Semester eingereiht ist, in welchem sie
im allgemeinen am zweckmäfsigstcn gehört wird. Jedoch soll den Studirenden hier-
durch nicht empfohlen werden , eine ihre Arlieitskraft überschreitende Zahl von Colle-
gien an7unehmen." ") Vichm lir w ird druniif gerechnet, dafs die Studirenden eine
ihren spccicUen Studietuwecken ents))rechcndc Auswahl trcflcn, wobei der Ab-
theilungsvorsteher ihnen mit seinem Rathe tur Seite steht.
Die Oifvinc für die Leitung und Verwaltung der Technischen TIoc lischule sind:
1. für jede AbthcUung: der Abtheilungsvorstcher und das Ablheilungscollegium;
2. ßlr die gesamte Hodischule: der Rector und der Senat, sowie bezOgli^ der
Verwaltung der ökonomischen Angelegenheiten: der Syndicus. (!ä 8 und t< 28.)
Jede Abtheilung bildet ein selbständiges Ganzes. Das innerhalb derselben
nach Mafsgabe besonderer Vorschriften „bis auf weiteres durch Anordnung des zu-
ständigen Ministers"«) gebildete Abtheilungscollcgiun hat die allgemeinen Intetessen
des Unterrichts auf dem belrrffendcn C ^«bfrfc wahrzunehmen und für die Vollständig-
keit und Zwcckmäf^igkcit desselben Sorge zu tragen. Es hat die Aufgabe, die bei
seiner Abdieilung eingeschriebenen Studirenden in wissenschaftlicher Beziehung tu
leiten. Der vom Abtheilungscollegium zur Leitung seiner Geschäfte jedesmal auf
ein Jahr zu wählende Vorsteher vermittelt die Beziehungen des Abtheilungscolicgiums
ztim Rector und Senat (§ q bis § 1 5).
Rector und 5< n.it li.ibon die Aufgabe, die gemeinsamen Angelegenheiten der
Technischen Hochschule zu leiten und die allgemeine Au&icht und DiscipUn über
die Studirenden zu üben.
') Seit 1878 bestehend. S. Circolan'crnigung vom 1. Noveml>er 1S78, betreifend die Reform
•) Gcßcnwärlin biltlet der ScIiifTbau eine t-igc-nc Abtheilang.
*> S. l'rogramm für (last istuilicnjatir i8S4,8s. S. 12.
*i Rccttlaliv, tietreflcBd die Oii^aatioa der AbUieiianten vom 17. VUn it79.
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BuHkadcMte, Gcw«fl)Mk«tanle mä TedmbdM HodudMte V» tIS«.
Der Senat besteht aus:
t. dem Rcctor,
2. dein Vorgänger des Rectors (Prorector),
3. den AbtheiluDgsvorstehcm,
4. einer, der Zikl der Abtheiltingen entsprechedden Anzahl von Sc&itofcii.
von denen jedes Abtheilungscollegium je einen aus seiner Mitte auf den
Zeitraum von 7wi i !a!i!cn wählt i'i P' bi^ :>-».
Der Kector wird vom Könige bemfen. Die Amtsperiode des Rectors ist ein-
jlhrig.
Der Gesamtheit der Abtheilungscollcgicn steht die Befiignifs m, alljährlich
durch eine stattfmdende Wahl eines ihrer Mitglieder für das Rectorarot in Vor-
schlag tu bringen (§ .'<*). Die ^ATicderwahl des Rectors, der Abtbeilungsvotsteher,
sowie der sonstigen Senatsmitgliefler nach Ablauf ihrer Amtsperioden ist zuUsng
(§ 271
Ein Hauptunterschied zw ischen der Verfassung der neu begründeten Technischen
Hochschule und derjenigen der beiden Anstalten, aus denen sie zusammengewachsen,
ist, daf-i die I?ecentrali^nti-in . wetchc, wie wir oben sahen, erst in der letzten Zeit
des Bestehens der Uauakadcmic und der Gewerbeakademie angebahnt war, nun in
unbedingter Weise dnrd^efuhrt ist. Diesem Princip entspricht auch am besten der
häufige Wechsel im Rectoramt. Der Schwerpunkt der Organisation liegt nvn nicht
mehr in ihrer S;iit:'c, ^ond. rn in ilt i niirdenin;^ der Alulieihingen und deren Zii-
!>ammcnfassung durch den Senat. Die Deccntraiisation ist aber bei einer Hoch-
schule, welche sämtliche technische Fächer vertritt, eine Grundbedingung ihrer
Blütde. ,,Dav PMlytcchnicum niufs i^leich^am eine V. reini^um; -o vieler selbst-
stöndigcr Akademien sein, aU es liauptgcbictc der Technik giebt, die in ihr ver-
treten sind; nur dafs diese Akademien sieh nidit in beaehrilnkte Specialschulen
isuliren, sondern den Vomig der unmittelbarsten geistigen Wechsdwiricui^ ge-
niefsen."*)
') S. die .Denkichrift über das technis^ Unterrichtswcscn* in der oben seiniuiteQ Sanun-
lung amtlicher Actcnatücke ä. 6.
2. CHRONIK DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE VOM i. APRIL 1879
BIS ZLR ÜBERSIEDLUNG IN DAS NEUE GEBÄUDE 1884.
I. April 1879 bis 30. Juni i88t.
In den UcbtTgangs- und Schlufsbcstimmungcn des provisorischen Verfassungs-
statuts (§ j8) war festgesetzt, dafs für den Zeitraum vom i. April 187«) bis i. Juli
1S80 der Rector und Prorcctor sowie die Abtheilunjjsvorsteher von dem Minister
ernannt werden sollten, und erst im Sommer 1880 die Wahl einzutreten habe. Nun
wurde der Geh. Re^j.-Rath Prof. Wicbc zum Rector, der Geh. Rcji.-Rath Prof.
Reuleaux zum Prorector ernannt. Da aber letzterer auf länjjere Zeit beurlaubt
wurde, um bei den VVeltausstelhmgcn in Sydney und Melbourne als Reichscommissar
zu fungircn, erfoljjte alsbald die Ernennung des Prof. Dr. Aronhold zum Prorcctor,
der jedoch wegen schwerer Erkrankung, von der er sich leider nicht wieder ganz
erholen sollte, bereits im Juni beurlaubt wurde.
Zu Abtheilungsvorstehem wurden ernannt:
Für die Architektur: der bisherige Vorsteher dieser Abtheilung, Prof. Kühn.
Für das Bau -Ingenieurwesen, dessen bisheriger Vorsteher Prof Aronhold in
die 5. Abtheilung übergeführt worden, Prof Winkicr.
■4
io6
BMukadeinie, GeiNibetkademte und Tcchaixlie Hodiidiala bis iSSf.
FQr das Maschinen-Ingenleurwescn: der bisherige Vorstdicr, Geh. Reg.>R«th
Prof. Rculcaux, und nach dessen Bcurlaubimf» Prof. Fink.
Für die Section für Schiffbau: Geh Admiralitäts-kath Drix.
Für Chemie und Hüttenkunde: der bisherige Vor&tcher, Prof. Rammclsberg.
Für allgemeine Wissenschaften: der bisherige Vorsteher der 2. AbtheOung,
Pwf. Aronhn'd
ZuiD Syndiciis wurde der damalige Stadtrichter Kuhnow ernannt
Zu Senatoren wurden gewählt: Prof. Spielberg (Abth. I); Geh. Bau-Rath
Hägen (Abth. II); Prof Meyer (Abdi. III); Prof. Dr. Liebermann (Abth. IV);
Prof. Dr. Weingarten (Abth. Vi.
In einer ersten Kundgebung des Rectors an die Studirenden, vom 1. April 1879,
hd&t es: „Mit dem heutigen Tage gehen die Königliche Bauakademie und die Königliche
Gcwcrhrnkadeinie in ?)■(• neu gegründete Königliche Technische 1 loclT:cfi ilc (ibcr. Hi idr
Akademien vollenden damit eine lange, erspriefslicbe und ruhmreiche Wirksamkeit,
welche denselben eine dauernde Erinnerung in der Geschichte des deutschen, be-
sonders des preufnischcn Bau- und Gewerbewesens sichert, dessen wissenschaftliche
und künstlerische Entwicldung durch dieselben wesentlich gefördert und gehoben
worden ist."
In der Zeit vom i. April 1879 bis i. Juli 1880 wurden berufen die Professoren:
*Oi/cn für mittelaherlichc rt;iMkT;r!'.t, 1. April 18-1», Schlicht in;^ für W.ssscrbau,
I. Üctober 1879, Grove für Maschinenbau, der Marine -Schiffbau -Ingenieur Dill,
T. April 1879, und der Marine -Maschinenbau -Ingenieur *G6rris (jetzt Wirkl. Ad-
miralitäts-Rath und Professor) für SchifTsniaschinenbau, i. April 1S80. Als Privat-
docent< n hnliilitirten sich; die Maler 'Thenerkauf und Gracb jun. fiir malerische
Darstellung; von Architdeturcn, die Reg. -Baumeister Mchrtcns und Hayestadt in
der Abtheilung lür Bau-Ingcnieurwesen , Dr. Rocmcr fiür Chemie, Dr. (g^cnwärtig
Prof.) 'Wceren für Hüttenkunde. . ;< t/t Prof j *Hamburgcr hatte durch
Ministcrialerlafs vom ij. Januar 187«^ die (Jenehmigung zur Abhaltung aufscroi dentlicher
Vorträge äber mathematisdie Gegenstände an der Bauakademie erhalten. Er be-
gann den L'nterricht an der Technischen Hochschule im April desselben Jahres.
Prof. Dr. Liebe (Botanik) hatte schon früher an der Gewerbealiademic gewirkt.
Reg.-Batmicistcr Luthmer folgte einem Rufe als Director der Kunstgewerbeschule
in Frankfurt a. M.
Die Technische Hochschule y'ihlte bei ihrer Begründung 1 180 Studircnd?', von
denen ju2 der früheren Bauakademie, 43.2 der Gewcrbeakadcniie angehört hatten,
46 neu immatriculnt wurden. Dasu kamen als Hospitanten oder auf Gnmd besonderer
BerechtiL^un;^' 124 Zuhörer.
Im Wintersemester iti7v/tio betrug die Zahl der Studirenden 1284, der Hospi-
tanten 170; im Sommersemester 1880 die Zahl der Studirenden T030, der Hospi-
tant iit
,1. M.^r/,, I. und .'. April ih>M> tagte, unter \'orsitz des Rector-^, eine
Versatninlung von Dckgiilen sämtlicher deutschen Techni.schen Hochschulen im
Gebinde der früheren Gewerbeakademie. An dieselbe schlofs sich eine zweite
Versammlung im Gebäude der Hauakademie, unter \'orsitz des Prof. Dr. Winkler
an, welche über eine einheitliche Ikzeichnung mathematisch -technischer Gröf»en
verhandelte.
m. Die Ttcbiihche KediAalc
107
Am H. Mai 1880 fand dio erste Rectorwahl durch das Lchrcrcollcgium der
Technischen Hochscbule — f&r die Zeit vom t. Juli 1880 bis dahin i8$i — statt.
Sie fiel auf den Rcct^r \N';. hf 7tt At)t1ic'ilun;^<\rirsti he: n wLiulfn f^ouählt die
Profc&sorcn: Bau-Ratli Ende {l. Abth.i, Dr. Winklcr ^11. Abth.,;, Fink (III. Abth.),
Dr. Rammelsberg (tV. Abth.), Dr. WeingarU-n ( V. Abth.); zu Senatoren die Pro-
fessoren; Kiihn I. Abth). Schlichtin},' (II. Abth.), Dr. Paalzow (V. Abth.i.
Das Wintersemester 1880/81 weist 886 Studirende und J06 Hosjiitanten auf.
Die damals wahrzunehmende, aber nur kurze Zeit anhaltende Abnahme der
Zahl der Studtrendcn, besonders in den Abtheilungen für Architektur und Bau-
Ini^cnieMirwcscn, ist dem l'mstntule 7i)z(is<-hrrihen . rtnf^ 7ahlreichc Baumeister der
Staatsansteilung harrten, und überhaupt ein Rückschlag gegen den in den voran*
gegangenen Jahren Gbeiaus grofsen Zndrang zum Baurachc sich natuigemafs ein-
stellen mufste
Im Sommer i88u traf ein harter Schlag die Hochschule. Am ly Juni schied
der Geh. Ober<Hofbauradi Strack, einer ihrer Iltcsten Lehrer, der mehr als 40 Jahre
segensreich ao der Bauakademie gewirkt hatte, aus dem Leben. Johann Ilt im u h
Strack war am .24. Juli 180s zu Biickeburg geboren, woselbst .sein Vater Hofmaler
und Professor war. Bis zu seinem 19. Jahre besuchte er das dortige Gymnasium
und beaog sodann, um sich dem Studium der Architektur zu widmen, die Bauschule
sowie die Kunstakademie zu Berlin. Nachdem er seine Prüfung .il«; Feldmesser
abgelegt, trat er als I lülfsarbcitcr und Bauführer in das Atelier Schinkels ein und
erhielt hier seine eigcntliclic kQnstlerische Ausbildung, indem er, unter dem unnuttd-
baren Einflurs dcv Mi i-.ti !s, Jahre hind.ircli In:: di >.M'n Entwürfi n uml n.ui.iusfuhrungen
tbätig war. Im Jahre 1834 veröfTentlichtc er, iu Verbindung mit Eduard Meyer-
heim, eine Sammlung von Backstein-Bauwerken der Mark Brandenburg, und im
Jahre i8.v=i, geineinsam mit dem ihm befreundeten Stüler, die Vorlagcblätter fÖr
Möl>cltischler. Nachdem Strack schon vom Jahre 1827 an im Ard'.iti ktenvcrein
Unterricht im Entwerfen crlheilt hatte, wurde er 1831) als Lehrer iur Architektur
an der Kunstakademie und etwas später auch an der Bauakademie speciell fllr Ent-
werfen angestellt, und hat seine Lehrthätigkeit mit dem gröfsten Eifer bis kurz vor
seinem Tode fortgesetzt. Strack hat den i'rinzen Friedrich Wilhelm, nachmaligen
Kaiser Friedrich, im Zeidinen unterrichtet und vrar im Jahre 1853 dessen Begleiter
auf einer Reise durch Italien und Sicilicn; 1876 wurde er Architekt Seiner MaJestAt
des Kaisers.
Nachstehende Schilderung der Unterriditsweise Stracks stammt aus der Feder
eines seiner Schüler' 1: Nicht der ziuidende Vortrag, die begei ti fi ic Rede waren
es, durch die er seine Schüler zu bilden und anzuregen wufste; er beschränkte sich
vielmehr nur au( den Unterricht im Entwerfen und bei demselben zumeist nur auf
eine fcurie, aber immer sachlich klare und das Rechte treffende Kritik. Auf dem
einfi^chen Hintergrunde seiner antiken Kunstanschauung, getrrtt;< n von dem hier sich
völlig freie Bewegung gestattenden idealen Grundzuge seines Wesens, war er vor
aUem bestrebt, den Schülern jene Grundprincipien architektonischen Schaffin» —
klare Anordnung der Grundrisse, logi-^chen Aufl' r.i di r Räume und organi.sche
üebcreinstimmung zwischen Aeufscrcm und Innerem, harmonische Entwiclclung der
*) S. H. Stjer, Nekrolog Strac ks in der „Dciitaclicn Banteitmig«. XIV. Jalirg. iSla. Ss«7 IT.
•4*
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BMikadcBilc, 6eweriM*1ta4ciii]e and TcebnliHit Kwb'cinile U« iW^.
Musen in Vcrbäluiis!>en und Formen — cinzuprigen; dabei grifif er selten selbst
9 entweffend ein, sondern gewährte dem Schaler den frctestcn .SpK-lraum xur Ent-
Wicklung der cißcnen ld«i n. Xur die Auswüchse, welche die jn^jendliche Phantasie
sich wohl zu schulden komincn licfs, beschnitt er unnach>ichtit;, und Stilf xp'T'm*^nto
nach der jeweiligen Mode des Tagcs wies er entschieden ab. iJic Aniikc war ihm
hier die aRdm nufsgehende Richtschnur, und wie wohlthitig und grundlegend sein
Unterriehl, auf dieser einfachen Basis auferhaut, wirkte, das wirr! r?io ^toTm" Zahl
derer gcwifs gern bez«u|^en, die durch ätrack die erste baukünstierische Schulung
empfii^en, mdgcn sie gleich späterhin sich in mannigfach andern Richtungen aus-
gebildet haben. Bei seinem L'nterrichte gab er sich ganz in seiner l.iebenswiii i!
kdt, seinem personlichen Jntercsiie an dem Eiiuetncn, seiner von allem Ligennutz
freien, wahrhaft sittlichen Einfachheit Unterricht und Verkehr mit der Jugend war
sdn Hcrzenabed\lrfm&.**
Von den Bautrn Str.TrV«; ^rif-n hier n'ir ;;rTtannr' Ht<- Vollendung der von
Schinkel begonnenen Kaiserlichen Sointncrresidcnz HabelslKrg, der L'mbau des
Kronprindtchen Palais; die Racsynskische GcmSldcgaleric; die Pciriktrche; die
Andreaskirche, die Villa Borsig in Mciahit; das Sii gesdrnkmal auf dem Konigsiiiatz ;
die Ourcbfijhrung und Vollendung des von ötüler entworfenen Baues der National-
galerie.
Im Jahre i9tn hat Strack am Fufse der Akropolis die Reste des Dionysos-
Thf.itcr^ fntdeckt. Hin itn Si>ninHi in Athen '.vcürnfJi r Freund de-; V' r
htorbcnen hat in der Orchcsira des Theater* eine Tafel mit der pietätvollen In^clirift
anbringen lassen: „Dem AulHndcr des Dionysos •Theaters, dem Pfleger des Ver-
atindniSses hellenischer Kunst in Deutschland widmet dii-scn Stein ein Freund."
Am 13. März beging; de Technische Hochschule den hundcrtjährigi-n
Cieburtstag Schinkels. Vormittags land eine erhebende Feier vor dem Denkmale
am SchinkelpUtae statt, bei welcher der Vorsitzende des Ausschüsse» der Studircnden,
Max Grapo w , i int .\ti^;.r3che hielt D.iraii schlofs sich der Festakt im kathhau.s-
saale, bei dem sich \'oruäge der Hochschule fui Musik, unter Leitung des Prof.
Rudorff, eine Ansprache des Rectors und die Festrede des Geh. Obcr-ßauraths
Adler aneinander reihten.
i nachdem der Kectfir Wieb«- diesi- < r.ste öffentliche Fi ier d< r Technischen
I loclvschule in bestem Wohlsein und mit der ihm in so hohem Grade eigenen Würde
geleitet hatte, wurde er am }b. Man 1881, mitten in seiner Amisthätigkcit, von
einem ]m t/1 cli. n Tr Ir i t i'T und die llciclischule durch den Verlust ihres hoch«
verdienten Lehrers und ersten Rectors in tiefe Trauer versetzt.
Geboren in Thorn am ^7. Ociober besuchte Friedrich Carl Hermann
Wieb« von 182S bis 18,^5 das Gymnasium au Elbing. Nachdem er dann ittjö
bis i^vi bei Mühlen - I>auniei>ter Wulff in Danziy den Miihlenbau praktivch erlernt
hatte, bezog er ii>Mt das Gewcrbeinslilut, dessen vorgeschriebenen Studiengang
er 1842 vollendete. In demselben Jahre bestand er die Staatsprüfung als Mühlen-
Baumeister
Seit dem Herbst i^is vsirktc Wi< be aK I lulf^lehrer, seit .«!•• ordent-
licher Lehrer der Maschinenkunde an der üeweibeakudeinie und gleichzeitig an
der Bauakademie. 1853 ward er cum Professor, i>^77 cum Geh. Reg.* Rath ernannt.
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in. Sic Techabdie Hodndml«.
All Lehrer verstand Wii be seine Schüler stets Ober die verwirrenden Detail-
fragen hinaus auf den groisen Zusammenhang zu lenkea')
Neben seiner erfolgreichen LehrthSttglceit geht die praktiselie und litterarisdie
einher. So führte er eine Anzahl von Mi'tblrtilj.iutcti fi'ir Priva!pcr<;nnrn nn< , stellte
Entwürfe zu Militär -Froviantmüblcn für verschiedene Festungen im Auftrage de»
KriegsminiBteriums auf.
Zahlreich sind die von Wiehe herrührenden Publicationen. Aufser den .selb-
ständig^ erschienenen Werken. „Archiv für den prakti-du n Mühlenb.iu", „die Lehre
von den einfachen Maschinenthvilcn", „Maschinenbau -.Materialien", „die Mahlmühlcn",
„Skizsenbuch für den Ingenieur und Maschinenbauer", „Angcmeine Theorie der
Turhin<-n", .,l'< ber d\f D<ir^tclltin>j der V'erhältni'-sc di r Schicl)crbewet;iintj hn den
DampfmabchincQ durch Schaulinien", hat er viele Abhandlungen in Fachzeitschriften
ver6frentiieht.
Nach dem Tode Wicbcs wurde Prof. Fink mit der Fortführung der RectoratS-
geschäftc bis zum Ablauf des Amtsjahres (30. Juni 18S11 betraut.
Das Studienjahr läüu öi weist nachstehende Veränderungen im I^hrerpcrso-
nal auf:
In der Abtheiinnj; fiir >fn«cbinpn-Ingcnicurwp«;en trnt an dir Stelli- dt-s Prof.
Grove, der einem Rufe an das Polytechnicum zu München gefolgt war, Prof. 'Lude-
wig, Us dabin an der zuletzt genannten Hochschule. Als Privatdocent habiUtirte
sich R^.-Bauineister Bödecker i&r Eisenbahnbau.
I. Juli i88t bis 50. Juni 1882.
Am 5. Mai 1881 war Prof. Dr. Winkler zum Rector gewählt worden.
Als Abtheilungsvorstcher wirkten: die Professoren Jacobsthal i.Abth. I),
Scblichting i^Abth. Ii), Meyer t^Abth. III); Admiralitäts-I^th Dietrich (Section für
Schimiau); die Professoren Dr. Lieberntann (Abth. IV), Dr. Paalxow (Abth.V).
Als Senatoren traten neu ein: die Professoren Brandt (Abth. II), HSrmann
(Abth. III), Dr. Hirschwald (Abth. IV), Dr. Gros»ni«on (Abth.V).
Am 2t. Januar 1882 fand eine Gedächtnifsfeier zum htmdertjährigen Geburts-
tage Beuths statt. Dieselbe bestand in einem, sm festlich geschmückten Vestibül
des Gel>;iudes der ehcni.il!;.;tMi G^-werbcakadcmic .ih^'rh.ihi non Festact. Nnch einer
vom Rector gehaltenen, die Bedeutung der Feier charakterisirenden Ansprache und
einem von den Stadirendcn gesungenen, dem Andenken Beuthi geweihten Licdc
hielt Prof Fink die Festrede. Eine Hymne besdüofs die Fder. Abends fand ein
Festcommers statt
Dem Rechnungs-Ratb Frdauf wurde bd Gelegenheit der Feier sdner f&nfxlg-
jährigcn dienstlichen Wirksamkeit von Seiner Majestät dem Kaiser der Titel „Geh.
Rechnungs-Rath" verlieh, n
Im August löSi schied Prof Bicrmann aus seiner nahezu vierzigjährigen
LehftiiBtigleeit, wBhrend deren er sahireiche Generationen von Studirenden im Land-
schaftszeichnen und Aquarelliren ausgebildet hatte. An seine Stelle trat im April
1882 der Maler (jetzt Prof.) «Jacob.
Der von b^enteHr Brauer bis dahin alsPrlvatcolleg gehaltene Vortrag Über Berg-
werks- and Hüttenmaachinen wurde xu einem ordentlichen Colleg eriioben. Dem
*) S. den Nekrolog von Tuckcrmann in dem „Ccntralblatt der UauvetMaltung". iSSi. S.41.
MO
I toiwfcM lf nite, Gcvcttaethidcaile wd Tcdiaiiche HpdutMe 1M4.
Pnvatdoctnttn (Späteren 1'tu(.) Schacfcr wurde die Abhaltung eines ordentlichen
Collt'cs über „Formenlehre der mittelalterlichen Baukunst" fibertragen. Dr. *Grun-
roach h.il>ilitirto >ich al> Privatdoct-nt für F'h\-ik.
Am o. Augu>l «■"»r.| verschied Prul. Spanyenberg in scinctn 0;. LcLKrn).jahrc.
Ludwig Spangenberg wurde in Hanau am 2tf. Juni 1814 geboren. In den
Jahren iS.-j bi> 1 i i besuchte er das ( iymna^iiini zu Speyer, um sfidann bis i«;,s
am Foi>-tcchnicum und an der L'nivcräität in München Mathematilc, Mechanik und
Bsttkui»! zu Studiren. Von bis iH^t war er in der Baupraxis thäti;;. Vm
sich aber nochmals dmi Stiuhum aiti l'oK tcchnicum in Wien widmen /u k<>nnen,
nahm er dasLll)st eine Sti ll« als I Iai)>-1. hrer an und studirte dann n<Kh ein }nhr
Ingenieur* is^scnschaftcn in München. Nachdem er von lö j'» bis 1^31 im lüvcnbalin-
bau bc.<ichiftigt gewesen, trat er als Lehrer der IngenicurwIsscnscHaften in die höhere
Gewerlieschule /u '".i- ' I ( in: {'■•■-<> ward er an lür K önigliche Gewerbcakadcmtc in
Berlin als Lxluvr der Ingenicurwissenschaften berufen.
I. Juli 1882 bis .}<>. Juni 1B83.
Am 4- Mal 18M2 war die Wahl drs Prof. Kühn mm Rector erfolgt.
Als Prorector (iinj^irte Prof. Dr W'inkler, aU Al>thi ilunf^N'.urst« lier wirkten
die Pr«)fesxf>ren -Schwatlo Abth. Ii, Brandt Abth. II , kin inix AU\h. III ,
Dr. Hirschwaldt lAbÜJ. IVr, Dr. llcrtzer u\bth. \"), A.imiralitats-kath Dietrich
(Sectiun (ur Schiffbau). An Stelle der ausgeschiedenen Senatsmitglicdcr traten ein die
Professoren; Adler lAlith. h, Goerinj,' tAh'h If) und Dr. Vf>i;i I (Abth IVl
Im August habiiitirte sich Dr. (später l'roi.) 'Dziobek als Pnvatdoccnt
för Mathematik. Im September wurde Prof. E. •Dietrich die nculjegründete Pro-
r< i;i tlir den Strafsenbau und die EncykU>p.idie der I!au • l!ii;enieiir\Ms^en'-c!iaftcn
iibertrajjcn. Am i. Oet<'l>cr schied Dr. \V. Bri.x, In^mieiir des Kai-crliclK'n Cn neral-
Telegraphinamtos, nach zwanzi^^jahni^er Lclirtliaii^^keit an der frühi ren Baii.ikademie
und an der Technischen Hochschule, au.s dem Lehrki-rpor di:r k t/t» ren In d« insdben
Mi>nat wn: ' IriL- nieur *Konrad llartmann Privatdocent in der Abtheiiung lur
Maschuien - In^enieurwcsen.
Am t<f, Deccmbcr fand eine %'<m den Studircndcn der Hochschule veranstaltete
interne Feier statt zur rinthiillun«^ einer vi<n densellu n /um (ledachtnifs <1> - ver-
!>torbcncn Dircctors Lucae unter Mitwirkung der Doccnien gcstiitcten marmornen
Gedenktafel. Dieselbe, ein Werk LQr$!»ens, zd^t uns die «-dien Ztt|;e des Dahin*
^'(■schiedenen. Nach » mi-m etnk itt niten fievany , > v r \<.n dem X'oi ^It/t udcn dc$
.Auvvchussos, dem Stuilircnden Tietze <;< h.ilteiien .Ansprache und n ich i.nihüllung
dei Tafel gab der Kector m eingehender Kedc einen Abrifs über d.l^ I.» ben Lucaes
und sein die Hochschule berührendes Wirken. Eine von den Studirenden ge.sungcne
Hymne schlofs die I'cicr,
Zum 1. April l5^j trat Prof. Dr. Aronhold ij i,i .Mari i~"4i in den Ruhe-
stand. Derselbe hatte seine Thiltigkeit an der Banakademie im Jahre fS^i als
Pri\ .itdMii-tit Ih:;< innen , eiliiih im J:ilire !^ 1 t.iu- <•! .Ii r.tiKiir riiti iklIkssIi ü. an
dic-ser i^-hranstalt, souh ni detnscllM-n Jahre eine suiehv an der (icweibeakademic
und wurde etat>tmaf> ange»telit an der Gewerbeakademie i^r>4 und an der Bau-
akademie 11$ 74.
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m. Die TecbabclM KodndMilc.
III
Schon vor seinem Eintritt als Privatdocent bei der Bauakademie war das Ver-
dienst Aronhulds um die Mathematik so hervoiTagend« cb& demselben von der
Universität Könijjsberg der Docti iri^rad honoris causa zuerkannt wurde Eine weitere
Anerkennung seiner wissenächalclichen Leistungen wurde ihm dadurch zu thuil, dafs
ihn 1869 die KSnigHelie Gesellsdiaft der Wissenschaften zu Gdttingen so ihrem
corrcspondin ndi 11 Mil'^'liede ernannte. Sein hiesi;4< r Wirkiii't.'vkrci'- Iül; ili in In lu l.tm
Lehrer so sehr am Herzen, dafs er ehrenvolle Anträge, die ihn» von TcchnisclK-n
Hochschulen und Universitäten zugingen, wiederholt ausschlug; so die Berufungen
an die Universitäten zu Ciiefsen und Heidelljerg, wie auch an die Technischen Hoch-
schulen zu Zürich und Dresden.
Durdi seine auropfemde Thätigkeit, seine hohe wissenschaftliche &gabung und
sdn hervorragendes Lehrtalent bat Aronhold air BlQthe der mathematischen Dis-
ciplinen an der Hochschule wesentlich beigetragen.
Die nun vacant gewordene Prufehsur für Itöhcrc Mathematik wurde dem bis-
herigen Professor an der Universität zu Königsberg, Dr. H. Weber, verliehen.
P:i>r Pt R.immelsbcrg schied am 1. April nach dreiunddrcifsigjührigcr
Lehrthätigkeit, aus seiner Stellung an der Technischen Hochschule. Der Lehr»tulil
für anorganische Chemie wurde Prof. Dr. ftüdorff Qbcruaj^cn. Zu derselben Zeit
wurde Dr. Slaby, welcher bereits das Collcg Uber elektro- dynamische Maschinen
las, mit dem Vortrage üljcr ekktiische Tele^raphie betraut.
Am 6. Juni :>larb Prof. Eduard Üaege, seit 1855 Docent an der ehemaiigen
Bauakademie und später an der Technischen Hochschule.
Ceboren am 10. April 1S05 in Berlin, erhielt er seine erste Ausbildung in der
hiesigen Königlichen Akademie der Künste, arbeitete darauf im Atelier des ProL
Wach und lebte dann längere Zeit in Italien. Das Bild „die Erfindung der Malerei"
(jetzt in der Nationalgaleric) machte seinen Namen rasch bekannt; mit Vorliebe
wendete er sich der Behandlung biblischer Stotfe zu; bei der Auj«schmückung der
Capelle de^ hiesigen Königlichen Schlosses, sowie des neuen Museums war er in
hervorr i^. ü K r Weise thätig; Dacge wurde 18,^5 ordentliches Mitfjlied der König*
liehen Aka ii ni;e der Künste, 18,^« Lehrer der Antiken -Classc derselben, 1840 Pro-
fessor, 185; lebensiangiichcs Mitglied de» Senats und 1S61 stellvertretender Director,
welches Amt er bis zu der im Jahre 1875 erfolgten Neuorganisation der Akademie
tjeibchielt. Er war aufscrdem Mitglird der Akademie der Künste zu Wien ;ind des
Sachverständigen -Vereins, betreffend die Beurtheilung de» Urheberrechts an Werken
der bildenden KQnstc.
Seine \ ieljährige erfolgreiche Thatii^keit an der Bauakademie imd Technischen
Hochschule sicherte ihm die Hochachtung der Docenten und Studirenden.
Vom I.Juli 1S83 bis zum .Schluf.s des -Sommerhalbjahres 188 ).
Am 27. April jSSj war Prof. l^r. Hauck zum Rector gewählt worden und
verblieb, infolge seiner Wiederwahl am 25. April 1864, auch filr das Amtsjahr 1884/85
in dieser S'c'lun^'
Das Prorcctorat hatte Prof. Kühn inne. Als Ablheilungsvorstebcr funkten
vom I. Juli 1883 bis 3a Juni 1884 die Professoren Otzen (Abth. 1), G Oering
(Abth. IIJ, Hörmann (Abth. III), Dr. R. Weber (Abth. IV). Dr. Kossak (Abth. V);
112
B«iMliadcin3e, G«wciliMlailcaiic iiod Tcdmiailn Hodndia]* lib iat4.
der Kaiserliche Marine- Ingenieur Dill (Section fllr Schiffbau). — Am t. JuU 1884
traten als Abtheilungsvorsteher ein: die Professoren Dr. Dobbert (Abth. Ii, Dr.
Doergens (Abth. II), Consentius (Abüi. Hl), Dr. Vogel (Abth. IV), Dr. H.Weber
(Aljth. VI, und nach dessen AusBchdden Dr. Weingarten. Marine- Ingenieur Dill
blieb V()i>tt her der Section für Schiffbau.
Am I. Juli i8Hj ward der Senat ergänzt dutch du Pr<ifcssr>rrn Dietrich
(Abth. II), Consentius ^Ablh. III), Dr. Vogel (Abth. IV), Greil (^Abth. V); lur
das folgende Jahr durch die Professoren: Bau^Rath Raschdorff (Abth. 1),
Schlichting (Abth. Iii. Lud.-wij: fAl.!li IIIi. Dr, RiUtorfr .Abth. fVi.
Im October wurde dem Lehrer am Kunst -Gewerbcmuseuni und an der
Königlichen Kunstschule, tfistorienmalcr Prof. Schaller der Unterricht im Figuren-
scichnen, als Nachfolger des verstorbenen Prof. Dacgc, Qlurtragen. Mit Beginn
des Sommersemesters 1SS4 Oherti.ihm Prof Dr. Stafn di n Vortrag über Maschincn-
me&kundc, Privatdoccnt Ingenieur Hartniann denjenigen über Bergwerks- und
HQttenmaschhien.
Ah Privatdocenten h.iMlifirtrn b\ch zum Rfpnn des Unterrichtsjuhre.v 1^03 84
Architekt Prof.) *Cremer lür das Entwerfen des inneren Ausbaues eines
Gebäudes nach kunstgewerblichen Gesichtspunkten, und tum Anfang des Sommcr-
scmestcrs 18 84 Dr. Grosse fllr dio ma^ematiscbe Theorie der Bevölkerungs*
Statistik und des Lcbensvcrsichrninpswesen?
Wieder hatte die Hochschule einen schweren Verlust zu beklagen.
Am 4. Juni 18B4 starb Prof. Dr. Grossmann. Bei voller Frische und Kraft
ist er einer umfrtnijrrichcn Wirksamkeit entrissen worden: wnr er doch auch Lehrer
an der LandwirthbchaftUcben Hochschule, Mitglied der Prüfungscommission für das
Bau&ch und Maschlnenbau&ch und Vonitzender der Prüfungscommission f&r Ldirer
an Gewerbeschulen. Grossmann war am 11. Juni 1323 geboren; im Jahre 1848
trat er seine Lehrthätigkeit bei dem hiesigen Köllnischen Gymnasium an; 1855 wurde
er Director der Provincial- Gewerbeschule in Schweidnitz und folgte 1865 einem Rufe
als Lehrer der Mechanik an die Gewcrbeakadcmie. Die Verdienste Grossraanoa
um die letztere iitu? um die TeclinNchr Hochschule erstrecken sich auf dir Hebung
des technischen Studiums überhaupt. Grossmann bcsafs eine hohe Gelehrsamkeit
auf dem Gebiete der Mechanik und Physik, sowie die Gabe, alles ihm in der
Wissenschaft neu Kntgcgcntretcnde .schnell und scharf aufzufassen und mit strenger
Sichtung und der erforderlichen Verallgemeinerung an die Stelle einzuordnen, welche
die Einlicitlichkcit der Wissenschaft verlangt. Hierdurch sind seine Vorlesimgen so
bedeutungsvoll geworden; wie er auch in vielen Fallen zu wichtigen wissensdiaftUchea
Arbeiten Anregung gt geben hat.
Prof. Dr. Heinrich Weber folgte am Schlüsse des St>mmcrscmcsters 1884
einem Rufe an die Universität Marburg. An seine Stelle trat der aus TObii^en
berufene Prof. Dr. P. du Bois-Rcymond.
Der am 13. August ii^ sj verstorbene Rentier Schwarz hat in seinem Testament
der Hochschule ein Capital zum Zwecke der Errichtung einer „Rentier Carl August
Schwarz'schcn Stipendienstiftung" zur Unterstützung von Studirenden vermacht.
.V ZUK ENTSTEIII NGSGESCIHCHTE DES NEUEN GEBÄUDES.
yTährond I.t hrcr, Beamte und Stiidircnde sich allmählich in die neuen Verhält-
nisse einU htcn und ilie Technische Hochschule nach Mafsgabe ihrer Ver-
fassung sich innerlich ausgestaltete, ward eifrig daran gearbeitet, diesem neuen
Organismus auch ein der hohen Auffassung seines Wesens entsprechendes Aeufsercs
zu schaffen.
Im Frühjahr 187^ war das Programm für den Neubau aufgestellt worden; im
Sommer entstanden Entwurfsskizzen für verschiedene zur Wahl gestellte Bauplätze,
bis schliefslich die Entscheidung fiir das am Hippodrom belegene Grundstück ausfiel.
Im Februar 1H77 ward dem Oirector Lucae die Anfertigung von Skizzen, sowie die
Ausarbeitimg des Entwurfs und die künstlerische Leitung de.s Baues übertragen,
während Bau-kath Stüve den Auftrag erhielt, die Bauten unter eigi-ner V<'rant-
wortung zur Ausführung zu bringen imd di»- Leitung der Verwaltungsgeschäfte zu
Übernehmen. Land - Bauinsjtector (gegenwärtig rrof ) Koch ward ihm zur Hülfc-
leistung beigegeben.
I.ucae hatte noch die Fretide, si-inen Entwurf genehmigt zu sehen. Nach
seinem Tode ward der Geh. Reg. -Rath Hitzig, Präsident der Königlichen Akademie
der Künste, im Januar 1878 mit der künstlerischen Leitung des Baues betraut. Die
allgt-meine Grundrif>an<>rdnung wurde Iwibehalten. dagegen der Aufbau, namentlich
das Hauptvestibül, «Icr SäuU nhof, die nördliche Hauptfa^ade mit ihren» grofsartigen
Mittelbau und den energisch vorgeschobenen Flügelbauten, neu gestaltet.
Auf dem zunächst überwiesenen Bauplatze war anfänglich nur die Lage des
Hatiptgebäudes und des Chemischen Laboratoriums bestimmt. Die spätere Ver-
gröf>erung der Fläche erm<<glichte es indessen, nicht allein das letztere gegen das
Hatiptgebäude etwas zurücktreten zu lassen, sondern auch die kleineren Nebengebäude:
'S
1 14 BMttkadimie, Gcwertwikadcnte mA Tach^vh« Hudtclnd« Ut tU^
Kessel- und Maschinenbaus, sowie das Gebäude für die technfechen VersuchsaittUüteo,
an die Ssäd» Grenie des Gnindstackcs zu verlegen. >)
Im Frühjahr i8-S begann die Bnnati<;Whnm?^ f)as Haiiyitgtbäudc war im
Aufccnbau vollendet, als Hitzig am ii. Üctober iHSi aus dem Leben schied.
Hitzig gehörte fu der damals sdion stark gelichteten Reihe von Aidritekteo,
welche ihre künstlerische Ausbildung noch unter dem unmittelbaren Einflufs
Schinkels empfangen hatten. Seine architektonischen Studien hatte er an der
Allgemeinen Bauschule unter Beuths Directorat gemacht WShrend einer luig-
jährigen, zahlreiche bedeutsame Erfolge aufweisenden Wlikaamkeit hat er flkr die
neuere Baukunst Berlins bahnfircclu ml L^ewirki
Hitzigs Nachfolger in der künstlerischen Leitung des Neubaues wurde Bau-Rath
(jetzt Geh. Reg.-Rath) Prof. Raschdorff. Von demselben rührt der innere Ausbau
des Hauptgebäudes, das Chemische Laboratorium, unter Anachlufs an HUxIgS
Gnmdrifs, und der Entwurf zu den Gartenanl^en her.
„Mit dem Schlufii des Sommersemestcrs 18H4 hat der provisorische Zustand der
T( r(iiii^ch( n 1 Inch^chiilc. tic: wrlchcni die Entfernung zwischen den beiden Gebäuden
am Sciiinkelpiatz und in der Klosterstralse manche Unzuträglichkeiten mit sieb bracbtei
sein Ende erreicht.
Das Studienjahr 1884/85 beginnt mk der feieriichen Einwdbung des neuen
Hauses.
Die räuntlichc Vereinigung der einzelnen Bestandtheiie der Hochschule wird
ihr Zusammenwachsen su einem Ganzen vollenden.
Die gesehichtlicfie l'rlKT-ielit h;it L;i /t :L,'t, wie der Gi-ilankc rinn Trclmi^rlien
iloclischulc, die itvcn Schwerpunkt in sich selbst liat, nur ganz allmählich durch*
dringen konnte.
In der von Seiner Majestät dem Kaiser und König unserer Hochschule huld-
vollst verüelicnen \'i i fa ^-iitV;^ Im si-.'on wir die sichere Grundlage, auf wclehrt <!:r
nunmehr verwirklichte l echnische tiochschulc sich itn Einzelnen ausgestalten kann.
Vtöge CS der Hochschule in ihrem neuen stattlichen Heim beachieden sein,
imter dem Schutze der hohen Slaatsregieiung, der ihrer Entstehung zu Grunde
liegenden hohen Jdec immerdar treu zu bleiben. Möge sie imcntwegt ihrem ideale
nachstreben: eine wahre Bildungsstätte fOr den tediraschen ßemf» rine rechte Pflege-
stStte liir Wissen.schaft und Kunst zu seinl"
So schlofs die Chronik im Sommer 1884.
'1 s. i\' N ubau der Techaischen Hochschule in Berlia. Ccntralblatt der Bauver^
waltung. iS8j und iKS4.
Digui^uo Ly Google
T ^ int- schwere Füi^unj; VC ran laf^t , i\'\c vnrstilu-iulf Chronik.
die zur Jiibell'eicr der Hochschule veröffentlicht wird,
mit eintiii Nnchvv<»rt der TrauiT zu scIiiielNen. Eduard
Dobbert, ihr X'cf lasser. ist vor wmij^en Ta^en aus »ler Reihe
der Lebenden geschieden. Fern von der lleimath rallie ilin
nach längerem Leiden in der rrstrn Stunde des jo. .September
im einnndsccItiigsteR Lebensjahr ein Herzschlag dahin.
Scchsundzwansig Jahre waltete Eduard Dobbert des
Lehramtes der Kunstgeschichte und Acsthvtik, das er als
Nachfolger von Friedrich Eggers im April 1H7.) an der ehe-
maligen Bau- und an der Gewerbcakadcmie und gleichseitig
an der akademischen Hochschule fiir die bildenden Könstc
übernommen hatte.
Vielen Hunderten juni>er Architekten und Künstler hat
Dobhert die Kunstsch'ipfuiiijen der \'ertjan^;t nheit und (i<'t;on-
wart li'insinni;; nahej,'«' 1 11 h* t In s«'inen von stu n'^; wiesen-
schal'tliclii-r Anschauuti^^ und von )ii r-.<"inlieher He'^i-isterun^
^•elcitef en Vortr.t^en ^]n tidetr ei Anrt^'unt;« n \ on u n In- r« i; h< n -
l)ateiu Werthe. Au) Ausbau senur l'"aeh v\ i s scn hall ist er,
ein Freund und Mitarbeiter Carl Schnaases, vor allfin auf
dem Gebiet der a1tchrt»tlichen und friihmittolaltcrlichon, der
italienischen und deutschen, der bysaniinischcn und der
russischen Kunst in hervorra^'rnder Weise bctbcili{;t.
Die Technische Hochschule verliert an Eduard [>i»bbert
aber nicht nur einen hochgeschätzten Lehrer und Kachmann,
sondern auch einen ihrer treusten Freunde. Seine nie er-
mOdende, herzenswarmc Anthei Inahme yc^taltete ihm das
Wohl und Wehe der Technischen Hochschule au persönlichen
Freuden und Sorgen-
So hat Dobbert die Geschichte unserer Hochschule nicht
nur geschrieben, sondern er hat sie durchlebt!
Der schlichte und doch so wohldurchdachte Wunsch,
mit dem die vorstehende Chronik endet, ist sum Abschieds*
wort Kduard Dobbcrts an unsere Hochschule ijiworden.
Wie mit der VorKaiiU^""''eit, so wird sein Name auch
mit der Zukunft unserer Hochschule auf immer verbunden
bleiben.
Chronik
DER
Königlichen Technischen Hochschule
zu Berlin
1884 — 1899
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DIE TECHNISCHE HOCHSCHULE
VON
1884 BIS 1899
AUF GRUND VON EINZELBERICI ITEN BEAKbEliET
VOM
ALFRED G. MEYER
DIE TECHNISCHE HOCHSCHULE
1084 — 1899
INHALT.
L Die Eimreihiiqg des Hochachulgiebliides in CbailotteDbaig tti
II. Ans der allgemeinen G<rs< hirt.:i- i'i-r Jli i hjvrliule von 1884 bis . , , , ijt
III. lJ«r Untcrriclit in den AUhetlutigcn vim 1^84 hia (899 140
Abfhdlmq; Air Architektur.
Zur allgfmcint n r,i schichte der Lt hrr.'irht r 14;
Chronik des Lchikoipers und des Linlcrrichts vun l8ti4 bis lif^ 148
Sanimluni^L'n. Architektarmuseum i6e
Abdusilting fär Bau> IngicineurweMn.
Zur anicnieineii Gesdhiditc der Lelirftcher < . iC'5
Chronik des Lehrkörpers und des Unterrichte 171
Ablhciluug lür Maschmcn- IiigeDieurweseii.
Zur allgemeinen Geschichte der LebHtcher . td
AUgemeine Gnmdsitie des l.ehr(snges i()
Die eintelnefl Lehifebiete 184
Lahnrnri 'tii ri 189
Der N<:«l*,ju lui die Abtheilunj; fQr >(a»chincn-Ia]{cnicuru-L'»<:n 192
Chronik de» Lehrkörpers und des Unterrichts von 1M4 bis 1^99 194
Abtheilung iUr Schiff« und Schi&maKhin«n>Bau.
Zur Geschichte der Lehrncher, des Unterrichts md des Lehrkörper» «01
Abtheilung fUr Clieniie und Haitenkinide.
Zur allgemeinen Geschichte der Lehrfächer .....an
Labontoflen, Institate und Sanimhia|^ aaa
Oironik des Lehrkörpers und des Untcffichts von iSl4 bis 1S99 ........ as]
Abthciliuig für ullgemcine \Vi«tns<:haflcn.
Zur allgemeinen Geschichte der Lehrfächer ajl
Chronik de» Lchrkörpcra nnd des Untetrichtt von 1M4 bis 1999 sjs
Die Studentenschafi
BcsuchsjriM «ir r TTOrcr . _ a4(
Ucbersirht sii»ct die Gesamtzahl der Hmcr vuii 1SK4 bis 1899 346
L'eber.sicht des Besuchs der einzrliun Al.thcilungcn von 1884 bis ll99 , . , . , m^J
Auascbuis. Knmkenverein. Sonder -Ausachasse. Vereine afl
Stipendien 149
Sammlungen und Institute • s53
Bibliothek a$7
Verwaltung afti
Mechanisch •technische Vetsuchsansult *6$
Schhilswott 969
I. DIE EINWEIHUNG DES HOCHSCHLLGEBÄLDES
IN CHARLOTTENBURG.
Mit dpr Ucbcrsicdlimg in don Monumentalbau zu Charlottcnburg im Herbst 1884
beginnt in der Geschichte der Technischen Hochschule eine neue Epoche.
Nun erst konnten die beiden Lehranstalten, die Bau- und <lie Gewerbeakademic.
ihre seit Jahrzehnten erstrebte und vorbereitete, seit 1870 vcrfassungsmafsi^; durch-
geführte Vereinigung völlig bcthätigcn, nun erst war das neue Werk ganz unter
Dach gebracht.
Dieser Bedeutung entsprach die Einweihungsfeicr des neuen Hauses. Der
Wagenzug, der die Studirendcn am i. November von Berlin nach Charlottenburg
führte, die Weihe des neuen Banners und der grofsc, dem Rector dargebrachte
Fackelzug gaben vom Wachsthum der Studentenschaft der Technischen Hochschule
in so imposantem Mafsstab wohl zum ersten Male den weitesten Kreisen Kunde.
Ein denkwürdiger Ehrentag in der Geschichte der technischen Studien in Deutschland
wurde vor allem aber der 2. November j< nes Jahres, als der h<jchselige Kaiser und
König Wilhelm der Grofse, der damalige Kronprinz, weiland Kaiser und König
Friedrich III., und unser erlauchtes Kaiserpaar, sowie Ihre Königliche Hoheit die
Frau Erbprinzessin Charlotte von Sachsen- Meiningen, Prinzessin von Pn-ufsen,
der Uebergabe des neuen Gebäudes durch den damaligen Unterrichtsminister
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126
Die TeehaiMibe Ho^Mhote.
1*7
D. Dr. Ton Gossler an Rcctor und Senat inmitten einer glänzenden, die grofsc Halle
und ihre £mf>orcn rüllcnden Festversammlung bdwobnten.
Die Rode des Ministors bei diesem Fcstnct iinr} die Erwiderung de Rt rtors,
Geh. Rag. -Raths Prof. Dr. Hauck sind mit ihrer Rückschau auf die damalige Ver-
gangenheit und ihrem Atisblick in die Zukunft heute zu gcsehicbdiehen Documcnten
{•ewordcn, an denen unsere Hochschule auch ihre seitdem eingeSidtlageoen W^e
und ihre gegenwärtigen Ziele messen Icann.
Die Rede des Staatsministers D. Dr. von Gossler latitete:
Kaiserlic he und Kt" lu'sriirhc Majestät!
Der heutige Tag, wcldicr die B<tuak;iili:niie und lUc Gcwcibculoidcniic, seit wenigen
Jahien verfasnmgsmablg nir Technischen Hochschule vefbundeo, tarn ersten Male sichtbar
vereinigt, bringt die ersehntit Erfüllung Jalirzchnt»- lang gcliegtor, zicllx;wurstrr W'üusihc, bildet
eiuen Marksldn nicht in der Ccscktithtc dieser Anstalt und des technischen t'ntenrichts-
Wesens allein, sondern darober hinaus in der Entmcklnng der malhemattsch*natttrw{sseDschall>
liehen Disaplinm, der der Technik zugcwnndttn Künste, dor Industrie in weiten Kreisen
np«frf«i ' ffi i.ili hcn Ixbciis. Mit nie versiegender Ihild haben F.w. M.tjest.'it <i.;s Wertinn
und Wa< Ilsen ilcr }ioci>:>chule gefordert, ihr diese &(.hune Stätte bereitet, den F')rl!><.hntten
dieses herrlichen Baues eine sich stets steuernde Theilnalune gewidmet, die inneren Ver-
h^ltnisi>e geregelt und dunh All<.'rh>>rhst Ilir [>crs<"'nliches Erscheinen «ler heutigen Feier
die höciiste Weihe vcrtieheii. Mit innigenr Dank etfutlen uns die wamien Giückwttnsctte
Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, welche Allerhöchst Ihrem Interesse an diesem
wichtigen Unternehmen mid seinem geddhlidien AbschluTs gnSd^en Ausdruck zu verieihen
genilit hat.
In tcivh gesegneter Regierung haben Ew. MujeüUlt, wie in alU'n Zweigen der Staats-
Verwaltung, so audi auf dem GeUeie des Untertichti, die Früchte reifen sehen, su wekhen
F'.v M ijcsi.'lt in Gott ruhciidi-r Herr \'atrr in den Z<'itcn der \\'iodt;:.;> ' i-t! do.s i'rcuI'siM hen
Staates» den Samen gestreut luil, und auf den in »ehwetcr Zeit iiu N'crtraucii aut Gott und
die Zukunft unsere« Volkes gelegten Fundamenten segenverheirsende Werke errrbtet In der
L.andes!iaii]>Litadt liabcn die Friedrii h -Wilhelms - rniversitat und tliv Küuigli. hcn .Mu^i■l•n die
glSnzemlfn Ucweisc nifhr als fünf/.ijij.ihrigfr Imchtbarrr Gcistcsarbiit geliefert ; in dtan Kun»t-
gewerbeiuU!M:uin und seiner Lehraii>ialt i»t d^ vollendet, was im Uegiun die-scs Jahrhunderts
in Anlehnung an die Vorlaufer der Tedinischen Hochschule geplant und erstrebt wurde.
Und «lic H'Khsehulc selbst, so sehr sie aiuh als ein t iRenarliues Prirtluet der |< t/t;'eit
erscheinen mag, bildet dwh nur ein neues, ki>stbarcs Glied in der Kette, welche die
Gegenwart mit der I^ode der Selbstemeuerung des Staates veihindct
Wendet «ch der Uliik von <!ie>en) Prachtbau, den reichen .^^aninilungrn und Inslituletti
den trelTlii h ausgestalteten Ht>r- iin«) Zeil tietts^ilen /u der am .Sihlufc de» vorigen Jahr-
hunderts vun der Akademie der Kuiiiste l>»gelustcn Bauakademie in dem dritten Stockwerk
fler alten MOue, su der kleinen Technischen Schule, welche swei Jahnehnle später mit
wenigen .Sthületn in der Kl' ".tetstiafse ei-'ffiut «unle. v) fällt es \»i'lil >i_li«er, in diesen
bcsdieidcncn Anlagert die gebunden UbeiUikräUigen Anfange der heute vuilendelen Hoch-
schule «u erkennen. Aber gleichwohl trugen die Widmun4;sinschiiften: „Fridericus
Guilcitnu.s III. rci auhitecloniiac" und „Friediiih Wiliielni III- dem Ocwerbefleir>e" die
sicgreii he Verheifsung in siih. Ikruhten du« h dse Neust In ijjfungcn auf der sicheceu
Erkenntnifs, dals nach dem Zusammcnbiuch der allen ^>ulaisdien und $>ieiaicn Ordniuig,
t7'
128
unter der yleiclueiligcn \itlligen Umgestaltung der Naturwisscnsthaficn, bei ticin Kintritt des
Danpfes in den Dienst des HenacbeD neue Fonnea Dir das tedinische und indtutrielle
I.el>en gefunden wcr<ien iiiiir>len! --
Die unschoDbaren Bäche wurdeo Stimme. Unter der lebendigeD Thcilnahme des
Königs gruben ihnen die Männer, deren Statuen und BOsten von den ^oen und Gflngen
dii*ser Hothsihute auf uns hernieili-r blicken, das Bell, — liier cind4lninieBd, dort erweiternd,
bald zus.'ininj' iif.i'-^i iLiI , bald Ibeilftid, — und die iK-fnu hi< ridru Ftudicn f^r»«!«!!"!! sith \sxit-
Uin durch ilie GctiUic uiiöcrcs Landc4>. Durch Abstufung der voriiercitcnden Ciassen und
Ldtrwerkstailen mit der Verbessermig des Unterrklita in den Proviniea und mit dem Er«
slrirki ii ili r l'rivatindiistrie, durch die Steigerung der Anforderungen an flic V, rl ildung
fand die Schülei^haft alimikhlich eine vollständige Umwandlung. Gleichzeitig mit ihr, mit
dein Aufadiwunge der Wissenschaften und den stets wachsenden AnspiAcben der Technik
VOllnig >idi die Umgestaltung in dem Inhalte und der Methode des Unterrichts, in der
Zuwmmcnsetzung der Lehrk>jq>cr, in ihrer Vetbinflnnfr triit diu Atisi.iiicu stll.p!
Jeder Schiitl aber, welcher die Fadischulen dem Ziele der iidchsvhulc zuführte,
näherte sudi die beiden Akademien einander, lieft das Ihnen Gemdnsamet die maihe«
matis< h-naturwis>eTv: li'.fi!', !,(» (irumllage und die darstcllcnclc Kunst, — sowie das Band,
welches sich mit der Entwicklung des Verkehrs und des Ciewerbes von der Arrhitcktur sur
Maschmentechnik geschlungen, immer kfaier hervoftreten. So ist die Vereinigung beider
Akademien /.u einer TechtuNchcn Hoclischule mit Natumothwendigkeit aus der Vergangenheit
herausgewailiJien; sie hat sich vollzogen unter der Icliendigen, <ipf<>rwilll;:(jti Mitwirkung der
Landesvcrlrctung; und, nach dem Vurbildc der Schweacranstalten und der Ü'nivci$iiaiai
Olgaoisitt» fest wuntcind in ihren grofsen Tiaditiooen, angcpafst an ^ Bedflrfn«*« nniects
Staates, (ritt heute die Hochschule der Landeshauptstadt vor imi als die Amialt, der di«
ernste Aufgabe gestellt ist,
fOr den technischen Beruf im Staats» und Gemeindedieiut, «ie im indoMiiellen
Leben die höhere Ausbildung /u gewahren, üowic die Wisncnschafleo und Kttnsle^
wddie zum technischen Untcrriehlsgebietc gehören, zu pflegen.
Wie jede staatliche Iniiitution. erreicht auch diese HotliMjhule die üir ge&telllen Ziele
nur durch EhigUederung in den Oiganismtn des Staates und durch harmonischen AnscMnls
an die iibiigen Aeufserungen und Heth^itigungcn dp5 St.T.it^lcbrni; rihor hei drr Fiu'iuiit dir
Aufgabe und der ungcmcäscncn Steigerung, welcher die teclmisdien Wis&cnscliaften und
KOnste fiih^ sind, gHt es, nicht allein fOr die Anschauungen und Bedflifnisse der Gegen-
wart clic cntsjjref tiendc Organisation zu finden, son»lern ainh für diu lebendige Weiter-
entwicklung auf jeilem Gebiete des Unterrichts den Wog offen zu halten. Angestrebt und
wie die Er&hrung der letzten Jahre hülfen laXst, auch erreicht ist diese Absicht durch das
sorgf^tige Abwägen zwischen Conccntration und Dccentniisatkm, — durch Sondemmg der
Diw •pl'iii'-n in Gnippen. nach dem Grade ihrer Verwrinflf^ haft. nhnr P.; i. intr.'ichtigung ihrer
fnu bibaren Wcihscl Wirkungen, — durch die verantwoitmigs volle Mitarbeit der Lehietscitaft
in den einzchMn Abth<»Iungen, wie in der Gesamtheit
Die Arbeit bl gcthan, das Werk vollmdet. umstralüt vom GlQck der Gegenwart, ver-
klärt durch die Hoflhungen auf eine durdi r. j. Uc Trucht gesegnete Zukunft.
Und nunmehr «beigebe ich ki.ifi Alkrh<xh.->lcn Auftrag:» in Gegenwart Seiner Majestät
des Kaisers und Königs und vor dem ehernen Bilde des Erlauchten Stiften Ihnen. Herr
Redor, und dem Senate, als den verfa-suiigMnaf>tigen Organen, die-^e Hulisihule mit ihlCD
Anlagen und Suwiulmigcn 2ur Obhut und Vcrwaltuqg nach Ma£sgabe des Sutub.
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Dto Ttc h nii ciw Hochichd « .
129
MOgen aus dküser Amialt unter der treuen POrsiHge der Lehrerschaft nhlreiche
Schülcrgosc hlc< hier in das I.cUn ciiilrtttii. »elclic im iiiimilUli>;ir< ii Dienste «ics Staates
oder in freier Hcthaiigiirig vull ilire Kräfte für die WolilfaUrt iIcs \ ulkcs eiiisclicnl
Ihlügc allezeit die H<j>U»cl>ule in der vordmtei) Jic-ilie der lüldungsanslalten stehen
zur HchninK der Wissensdtaft imd Kinut, zum Gedeihen und zur Ehre des Vaterlandes!
Darauf erwiderte der Rector Dr. Hauclc:
Kiiiserlicbc und K>">n!^ti< lic-Majcst;u!
Schwer wird es mir, unter dem ttberwaltigeDden Eindrucke dieses in der Cc«< tiichtc
unserer Hochschule einsig dastehenden Augenblickes die rechten Worte zu finden» um den
(Iffahlcn Aus<)ru<k /u vciltih4ii, die unser Inneres l>ev»ci;cn. Dank und iminer wieder
Dank ist (Irr Grur»3t< n. iti »!' 11 i •t!<' Geistes- und (icfülii-ircgunc; ntt^klfnct.
Eurer Kalscriidu-n älnjestai d.inkt uuM:re Hixluscliulc üirc Einheit, ihre Sti-llung, iiircn
heutige» Glans.
Aus uns4 hcinharen Anfangen haben sieh ilie tec hnis< hen Wissens« haften entwii kclt.
Die ein/eltirn Zweige derselben «luden 2ucr»t unabhangiK vuiteiuander m FaciiMhulcn ge-
lehrt und gc])l1egt. Ivs gab stuiachst hn einseinen ttbergc nug zu ordnen, zu vertiefen,, neu*
sttbilden. Nachdem aber einmal die Hcrrw liaft der Knipiric gehrorhen und ilie Theurie
an ilirc Stelle geirrten war, da mat hte si< Ii gar bald auch das rtedürfnifs naeh einheitliehen
Gt'!>i( Utiii>uiiktcn, naeh gegenseitigen Beziehungen zwisi hen den einzelnen Fachgebieten geltend.
In unaufbaltsiinieni Etnheitsdninge fdgle sich allmählich die Gesamtheit der technsrhen
Wi*s<iis<:haften und Kunstr 71: • inem organi^ '1 •_•< ^I^rten einlieiilitlicn flanzen.
Der Herr Minister hat l>cieitä ausgefdltrt, wie die Geäctiichte der Lehran^Lilten , aus
denen unsere Hochschule herausgewachsen, sich aufs er^te diesem Entmclilungsgangc der
Wisaeogchaft ansi hlicfst.
Aus der Bauschule erwuchs die Bauakademie, aus der Technischen Schule das
Geweiheinstitut und demnächst die Gewerbeakademie.
Ein inniges geistiges Band der idealen Interessi-n und der gemeinsamen Arbeil knüpfte
sich bald enger und enger z\» is< hen beitlen Ansi.iltcii. Immer m.'U liti;:er regle sj. h lU t
nach Einheit ringende deulselic GeiKt. Eure Kaiserliche MajesLüt liaben denselben wie auf
politischem, so auch auf diesem engeren cultoreilen Cebicie zum etsi'hnien Ziele gelehrt.
Die teehnisthcn \Vissens< haft<-n hatten Sich «um einbeitlii hen S\ steni entwii keit. die
Qbrigcn Wissenschaiten halten sie als ibenbOrtig anerkannt. Deugrinafs si>]ltc au>b ihre
PllaniuUtte eine einheitliche und den Pt1an%s>taiten der übrigen Wissen»«, haften ebeitburtigc
sein: Su war es der Wille Euter Kaiserlichen Majesttt
Im Jahre 1870 crfolgtr die definitivi- \'«-reinigung der Bauak-idcniio und Gcwerbe-
al^detuie zur T^liui^ühcn lIochM.hule. liit Jahre ibiii etn|iiiitgcu wir au« der H.uid Eurer
MajcsUt ein VerlaMungsstalut, welches sich in allen weMntlichen Punkten an das Vorbild
der l'ni\ctsiiaisvcrf.is>ung .inlehnt, und heute h.iben Kute Kaiictlube M.ijestat die Hrxh-
schule um sich versammelt, um dem Hause, das fortan die Heimstätte ihrer lehrenden,
fonchenden und gestahenden TiVIrksamlieit bilden soll» die Weihe zu geben.
Wahilkh! eine raselie F<>li;e bedeutungsvollster Eieiginisüel eise reidie FoUe von Huld,
die an« «!<T segen>i)entlcnth-n Hand Eurei M.ijoiat uns /.ug>-lli)>scn!
Indem ich nattietu, des Scualeü Ute»e$ Haus iMUUt äuiseccai und innerem Zubehitr in
diejcn^e Hut und Wahrung Obemehme, wdcfae nach der Verfassung dem Reiior und
13©
Seaale obliegt, nbchc sieb in das C«fabl des ehrftirrhtsvnibten «nd freudig^len Dank«9, der
unsere H'>r:'<-n ma<iitig bewegt, mglleich dM B«wabt>i«io der enuleo Pflichten, die wir
üanut auf un'^ nehmen.
Ein Hau* ist uns bereitet wm einer Srh'tnhdt, in deren Ansdiauen wis anwilHiarlich
(las (jcfüJil l>c>i lil< i( lit, gi'i>üp und Mttli« h li"li('r gt Uubcn zu » crili-n. Und d' n Ii ist <^
ertt unsere eigene Lehrth^iigk<.it, unsere eigene furMitcnde und s<tuiHendc Aibeii, wclctie
diesem schfinen KCrpei das gustiv;? Leben einzuhauchen vennag,
Wie es uns liOnflig g<liMK«-n »ird, die I>.-mk< ss< Imld al!ziiir;)i;cn, zu der wir uns be-
kennen, — mil welcliem iirnkli>i lit-ti Kift.l^c » ir d«-ii Iciti-ndcti ( irtlaiikcn d»-r Meister diC$e$
Laues vt-rwirklii lien werden, «(.nai li der iLichc S^lmiucl: dt sselbun ein den Unterricht
liiaftig förderndes Anschauungsnuiieriai InMcn soll, — welche FrOihte der Erkenntnüs nod
s» höpferiM:licn llial aU» den trrli lii h nii^getfistt U n Atln-itsräumcTi. I-iilniraturien, Wt rkst.KIrn,
V'ersucluiaQ^Uilten, Atdic» uiid Sauuulungkiii^siitutrti iiervoigelicn «erden, — wie es lUis
felingcD sriid, aus diesem Hause eine Centialnleile ftr die Pflege der techniselien Wissen-
s< haficn und KOnslc zu machen, ilic, mit dem |>raktisihen I.c^M n in irini;.'ster Verbindung
dai von der l»di»uie ihr zugeführt« ttbeircichc Material wis$«;n<icl)aftiit h verartwitct, um
hmwiedeium auf diese anregend und fordernd xa wirken, — du Alle« wird die Zukunfk
Idiren.
Mr>ge der Segen des AUmAchtigen, dc»eD wir su jedem Werke bcdOrfen, mit wtsem
Bestrebungen sdnl
Heute kann ich nur im Namen «amdiclier Lehrer und Beamten der Hocharhule
nuspreihen, dafs wir alle uns unserer h^>hen Pflii htcn v'ill Ifowiifsi sind.
An der ikhwclle dieser Halle halten *wci SpJunxc ernsie Wd^Ut. Wir deuten mc im
Sinne von Goethes Faust: Wenn die Lässigkeit und Selbüigefalligkcit sich «wischen sie
lagert und qiricht:
Wie leicht und gern i< h muli hierher gcwOhne,
Denn ich versteiie Miuin für Miuin, —
so aotwoften sie:
Wir haurhen unsre GetstrrtOne,
Und ihr verkörpert sie sodann.
Ja' leit ht und s;em werden wir uns hierher g- Wi'linen. Alx r die llistj:< r:illi:;ki it und Be-
quemlichkeil findet hier keine bchaglidte Ka>t Nur derjenige wird ^leli hier waliihah w<>lil
niilen, der »in Herz den geheimnils vollen Oeblerti'nen erM'hlicfiit, die dun-h diocn Tcm)H'l
— den Cicisterti >nen , «lie ilen straft j;es|i.iiintrn S.iilt ii der Ari^i iKlii^t t iitl c kt i.v< id'-u
dutih das mächtige Wehen der Begeisterung für allc?t Wahre, Sthönc und Erhabene,
harmonisch zusammeBkRngend mit dem eiomüthigen Herzsrhlagc der elirfuichtiivollrn üebe
und hingebenden Treue zu Eurer Kaiserlichen Maje-sUt. — der hluyelH-ndcn Ta-ue, die
keinen jjr jfsereii StuU und k< in ti >ljer«-s (iUi' k kt nnt, .ils mit An-] .llMUlll^ .i!:- r Ki .l'.e /-.i
uibviten lili die Erreichung der erhabenen Ziele, dm tuic Kjiseilul.e Mujesi.'il fui da»
Wohl des Vaterlandes einem jnlen vun uns gesteckt haben.
In duxm Sinne etiieiiein uir heute in diesem fdcriisilcn AngcnUi<k d:ii (iebilmif»
der Treue an £iue iCaiseritehe Majcbiiit.
Hierauf yab Seine Majestät tlrr Kaiser in ktit.'on ciiu1rin;,^Iichen Worten Seiner
freudigen Gcnugtliuung über das Gelingen des Werkes und Seiner ^uvcrMÜiltichen
Die TedubAe HadnAatei
131
I
M
Hoffnung auf eine gedeihliche Wirksamkt it der Hochschule Ausdruck. Stets möge
sich diese bewulst Udben, dals nkbt der iuJsere Schmuck das Mafsgebende sei,
sondern „der Geist und Sinn,
der innen waltet, auf dafs
fai diesen RSumen stets in
Freudigkeit gelehrt und
lemt werde, und die Hoch-
schule sich als eine reiche
Quelle des Segens für das ge«
samte Vaterland erweise"! —
Die Erinnerung an diesen
Einxi^ der Technischen
Hochschule in ihr neues
Heim wird ferner durch zwei
Ehrenjjaben von bleibendem
Werth lebendig erhalten.
Eint; Vom Senat herausge-
gebene Festschrift, die, ein-
geleitet von der hier in
neuer Ri-arljeitnn^; voran-
gehenden historischen Skizze,
dreicehn wissensduftUche
Abhandlungen aus den Lchr-
gcbicten der verschiedenen
Abtheilungen vereinte, sollte
„ein i^i'il \'in tiem in der
I I<lcll^<■lll^<• waltt nden wis-
senschaliliciicn Lel>en und
der in ihr ocmeentiirten gei'
stigen Arbeitskraft" gewäh-
ren. Dauernder thatkräftiger
Förderung der technischen
Studien scllist aber dient seit
jenem liinzug in das Weich-
bild der Stadt Charlotten-
burg deren damals begrün-
deter Stiftungsfonds im Be-
trage von -'ootx) Mark,
welcher der Technischen
Hochschule zur Verwendung
der Erträgnis&e an unbemit-
telte Studirende sehenlcuogs-
weise ikbereignet wurde.
Jmmm.
Em«. O. Ii fing.
U. AUS DER ALLGEMEINEN GESCHICHTE DER HOCHSCHULE
VON 1884—1899.
< m Aufschwünge deutschen nationalen Lebens, wie den gesteigerten An*
fordcnin^cn der Gegenwart jremäfs, hat sich die Technische Hochschiilc zU
Berlin zu einer der ersten aller Culturstaatcn entwickelt. Im Winterhalbjahr |HH^ 85,
dem ersten Semester im Charlottenbui^er Neubau, zählte sie insgesamt 887 HOrer; im
verflossenen Wintersemester 3428. Demgemäfs ist sie unter allen deutschen Universi-
iSten und andcnn Hochschulen die zweitfjröfste Preufsens und di«' viertKröfstC des
Kelches, und dieser Bedeutung entsprechen ihre Lehrplänc und Lehrmittel.
Mit dem HocbgefSbl, die Jahriiundertreter unter so sichtlichen Zeichen einer
unaufhaltsam aursteigenden Entwicklung hcgrhen /.u dürfen, vorhindi-t vich der Dank
an Allf. die auch aufscrhnlh des unmittelbaren Kreises der Hochschule zu dieser
gegenwärtigen BlQthe beitrugen.
I"<irderung jeder Art wurde ihr in reichster Weise zu tlu il.
An der .Spit/c ist liii-r die Vf>n Allerhöchster Stelle ilen Teelinisclien Hoch-
schulen Prcufsenü etwa ein Jahr vor der gegenwartigen Jubiläumsfeier gewordene
Anerkennung von unberechenbarem Wcrthe zu verzeichnen.
Am 15. Juni iRuS gcniliti-n Seine Majestät der Kaiser und König Wilhelm II
den Technischen Hochschulen Prcufsens Sitz und Stimme im Herrenhaus zu ver-
leihen, indem Allerh6chstderselbe je einen Professor dieser Hochschulen aus König»
lichcm Vertrauen in das Herrenhaus berief. Als Vertreter der Technischen Hoch*
schule zu Berlin wurde der Geh. Reg -Rath rri>f. Dr. Slab\' auf Lebenszeit ernannt.
Dem Dank und der Freude, die dieser Gnadenbeweis in allen Kreisen der
deutschen Technik hervorrief, ist in Form der folgenden Adresse, zu welcher sich
mit der Berliner Hochschule die in gleicher Weisi- aiisg<veichneten Schwesteranstalten
zu Aachen und Hannover vereinten, Ausdruck gegeben worden:
Eurer Kaisefiiclien und Königlichen Majestät nahen, durclMlningen von den GeßUilca
tivbtcr Ehrfurcht und mw-andclliarer Treue, die Techniichen Hocluchulen Preuftens, tun
Allerdurehlau« liti^>ler, G rufsnirn liligstrr Kaiser und König,
Aiiergnadigster Kaiser, Konig und lieir!
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gcmtiii^Liiu und au^ iiiiacrsteni BoilürfiuA) ihren Dank lür Euiit MatrsU'U (jnadenlK.'weis aa
den Stufen <k-s Tlironcs nicdrr/iilrgcn.
Seit den Tagfii, in denen, D.inic <lcr Hinsicht und »eisen Füreorße Sf-incr Majestät
des Horhsciigen Kaisers Wilhelm des Ersten, T<< hnistlic Hoclii« liulcn in Kurer Majc.stiU
weiieni Reiche ins Lehen gerufen wurtien, haben wir uns der W.ihlihat Kaiserlicher Und
Königlicher Gnade und Huld erfTCUen <htrfen. Ahcr kein lU-wcis deTsell>en 1ä£it sich an
Tiefe der Bedeutung, an Grfilse der Tragweite jenem Zeugni£s \ er^jleirhen . welches Eure
Maje&iat am fünfzehnten Juni dieses Jahres dafür ahzugcbcn geruhten, wie hoch Eure
MajcstAt die Enlwicklung der modernen exacten Wissenscbafieo in ihrem Wcitli fitr die
Hclmng unsere* Volkes veranadilagen.
Vom ersten Tage ihres Bestehens an sind siih die Technischen Hochscliulen der
Gröise ihrer Au%ab« bewulst gewesen. Niemals haben «ie e* \-eigessen, dafs sie eine
Rtö&ene Pflicht zu erflillen haben als die. junge Techniker in herkOmmliclier Weise für ihren
St.iiiil /.u tj[/irli( i,. Si,' fulilirii si. Ii V«crufen, die ererbten Gewerbe eines ahen Cuiturvolkes
mit wisäcn&clvaftUclier Erkcuntnif« zu durchdriogen und 2U neuem ■ reicbem Leben zu be-
fruchten. Sie waren beglOdkt in dem Gedanken, die voo der abatracten WisRenachaft ge-
sammelten S' lint/r hin.ius/utr.igen in die veilesten Kre»e der Nation, sie ilienatittr tu
Diachen für des ganzen Volkes Arbdt
Wohl ist mancher grofiw Techniker in Eurer Majestlt Reictte «tslanden. der aua
eigener Krnft \Vuri(U rSnres 7u \ ■;l!Niifi.( n wutle. Aber grüfser ist die Zahl d'-rcr, die In
ihren Lehrjahren an den Tec hnischen Hixlkschulen das Rüstxetig zu späteren bedeutenden
Leistungen erwarfaea, and dankbar hat «» mraier die gesamte deutsche Indiislrie anerlannt,
dafs daticnul ans den Tcchni^rhon Hr. -ht' hiilcn strV, irnrr Str. iiu v nlJ-fSLhulter jmiger Kl4lUs
crgicfst, dutcii segensrciclic AriMnl dtni g.tnzcn Voike zu Gute kommt.
S<j ward die Deutsche l'e> hnik gescIiafTen, deren Ruhm bis in die entferntesten Länder
der Erde gedrungen ist. S«Miatze. die verborgen in der Erdi- ruhten, wurden gelinben,
Kräfte, mit deren Erforschung sich blofs die abstracto Wissenschaft bcfafst hatte, in den
Dienst der Arbeit und des Verkehrs gcstellL iv i. hi r S>cgen ergitCs sit h über das gante
Volk, und mit der Mehrung des WolUslandes wuclt» «1er Sinn fOr Bildung und Gesittung.
Eure Majestät aber haben zu allen Zeiten mit Wr>WgcfaUcn von d« n Erfo^en sulchcr
erspriefslichcn Arbeit Kenntnifs genommen. Mit Staunen und Bfwundetuiii; sind Zeugen
davon gewesen, welch tiefes VersUndniCi für die Wege und Aufgaben der technischen Wiaien-
Schäften unserem Xaberikhen und Kfln^ltchen Herrn innewohnt. Nicht xufrieden damit,
antuerkennen, dafs ein Ringen nach grofsen Zielen uns boeelt. haben Eure M.ijcst.lt es
nicht ventdtmabt, die Wege xu durchmessen, aui denen wir diesen Zielen zusueben.
Zu dem Danke, den wir Eurer MajesUt fitr solche Beweise AUerhfiolister Huld in
lief--U iu l!( i/rii getragen haben, gesellt siih heute der Dank für die <1;i,nlr, i1 . uns ein]K'r-
hebt unter Eurer Majestät Berather durch X'erteihung von Sitz uikd Stimme im Hcrrcnluuse.
Keinen besseren Ausdmck wissen wir unserem tiefempfundenen Danke zu geben, als
indem wir vor Eurer Kaiscilichen und K "iiiglichen Majestät d.(S Gc|..bnifs .iblrgcn, nimmer-
mehr zu erlahmen in dem Strebca, das uns allzeit beseelt hat, rastlos fort«u.sclircitcu auf
der Bahn der wistensdnftliche» Durchdringung der Gewerbe «im Segen fdr unser Volk,
anr Freude für unseren Kaiserlichen und Königlichen Herrn.
Eurer Kaiserlidien und Königlich«» Majestät
aUertunertliänigsle und trengeliorsantste
Rectoreo und Senate der Königlichen Technisrhcn Hochschulen
in Treufsen.
Seine Maic-*..it gcrühhn (larauf in .Icni folgenden ErUfs AUerb6ch»tihrc Ge-
nugthuung über diese Adresse huidrciciist au*>zui>prcchciK
Digui^uo Ly Google
(34
Ott TcKhglMte »dclMkd» v«5 1M4 bii i«99.
Aus der Adresxe, welche Mir die Tectiniarhen Haiohschulon at» Anlab der Berufung
je < in(.> Mit^lK <!< s <ioi^< ili< ii in «i.ts llcncnhaiis iinlnin ^4. Juni <l. J. gcwühnrl halwn.
etiielte Kit XU Meiner Itcliieiiigung, dal» die Intiiili«>iit:n, «eklie Maii Uei Forderung der
auf den TecliniM-hcn Hoi hiu-tiuli;n gcpIleRtcii exarien Wmensiluiftrn und Anerkennung de«
si<"h aus der ircuin Arl'< i't di r IIoi li'.i JiuI'-ti nj-i Ih ikU n i;- ii^ für (.iiic g(.<IciTiIii iie Fort-
cntvii. Llung »Ilt Lk'Ui.si lit-ii Tt< linik und IikIinIml- gcU ik-l hiUcti, volleiii Vcrstandnifs in
Ihren Krtuscn lK-(;r^iirn. Mi sj.rcttic Iliiun Uir tl.tv GcHÜMlilSi auf dem iK-tielericii Wege
unermadlich foiUus« lir'jiton. Meinen K&nigUcticn Dunk aua und v^de aach feiner die Be-
strebung«! und Erfrlge der von Meinem HoeliSfUgen Heim Grofsi-ater, «-eiland Seiner
Majc^Ut dem Kaiser un<l K' ni^i- WiUii lni dem (In fsi n ins I.ebcti genifriieti HfwJiSi hulen
mit bewnUcrroi Inlere#se verfolgten. Die Adroac habe Icii dem Hoheniollcm' Museum zur
dauernden Auflicwalirung Überwiesen.
Wiihelnahohe, den 15. AiiguM 1898. gei. Wiliielin R.
Ad die Rertoren und Senate der Technwrhcn Hodticbuien.
Auch die Studentcn'jchaft richtete an Seine Majestät zum Zeichen ehrerbietigen
Dankes eine Adresse.
In jenem l . ;i die Zeichen .Allerh<ichster Huld, mit denen unser
t ila\i> hter ^^MH,lrch il is hen der TechiiiNchen H'" h-fhiili- m Ih-ii /iivor wicJerholt
zu iordcrn geruht hatte Am .'. November iSyi, d« m Mcbenteii Jahr< stayc der Ein-
weihung des Hocbschulgcbftude.«, war dem jcwcitigca Rcctor als Amtszeichen eine
f,'r,!rlrnr Krttr, iSo^ die Zuj,'eht"irijiktrit zur zweiten Ran^jklassc der StaatslR-amtco
und im November 1893 den Mitgliedern der Abthcilungscollc|{icn eine Ainti>tracht
verliehen worden.
Das Allerhöchste Interesse an den Fortschritten technischer Wissenschaften
brachte der Hocb&cbule aber wiederholt auch die grofse £bre, Seine Majestät den
Kaiser und Kön^ und Sdne hohe Gemahlin zu unmittelbarer Thcibiahnic an
der in ihr stattfindenden Arbeit bcjjrüfsen zu dürfen, indem unser erlauchtes Kaiser-
pa:»r den elektrntccfuii-chen Demonstrationen des Geh. Rej;. -Raths I'rof. Dr Slnijy,
einmal zuj^leich auch den» Experimentalvortrag des iVol. Linde -München über
VcrflOssigung der Luft beizuwohnen geruhte. An einem diciwr Vortrage, sowie
an Vorführunj 11 des Prof. Dr. Ruliens im Physikalischen Institut nahmen auch
die drei ällci>ten Kaiserlichen Prinzen theil.
Ferner wurde die Versammlung der Institution of Naval Architects, welche am
II. Juni tSuii in der Aula der Technisehrn Hoch-chule stattfand, durch die fkgcn-
wart ihres hohen Ebrenmitglicdc», Seiner Majestät des Kaisers und Köni}*», aus-
gezeichnet. —
Dafs die Technische Hochschule an allen national bidiuts in ni i n .;I]i^s(■n
unil Gedenkta^^en, tlie im Leben unseres enj^t ren \'ater!andes und di s l )eutschi-n
Reiche;» wälircnü der leUtcu fünlzchn JuJire zu verzeichnen sind, amiJitli in Ge-
meinschaft od<T Vertretung Antheil nahm, bedarf kaum erst der Betonung.
Noch kurz nach der l'ebersteillunj^ in «las lu uc Haus ist es ihr ver^^rinnt
gewesen, am 4. Januar iisN<' das füniundzwanzi(;jahnj;;e Kegierungsjubilaum weiland
Scim-r Majestät Kaiser Wilhelms des Grofsen festlich zu begehen, «-oliet die
Reiie d< s Rectitts Prof. I>r. Dobl.rrt zugleich die Aufstellung der von Prof.
Hundriescr geschaffenen Statue des Monarchen in der Aula der Iloch.schulc
135
idertc. Bald aber folgte das Jahr, in dem steh mit dem gaiuen deutschen Volke
die Hochschule zweimal kurz nacheinander in Trauer hüllte, als 1SS8 die Gcdächtnifs-
Uäer fiir Kaiser Wilhelm den Grofsen, und woni^e Wochen darauf eine zweite
Gedenicfeier für Kaiser Friedrich, Lehrer und Studentenschaft in der Aula zu den
Reden des Rcctors Geh. Keg.-Raths Prof. Georg Meyer vereinte.
Si it ilt III Studienjahr iSS i/Hj gieht nllifHnlxh «He Geburtstagsfeier Seiner
Majestät des Kaisers und Königs den Mitgliedern der Technischen Hoclischule
in Gegenwart der Vertreter der staatlichen Behdrden Gelegenheit, in festlicher Zu*
.sammenkunft tkr iinvcrt)riictiticli<-n Treue und Er^clxniicit AuNiInick zu verlellicn.
Dabei nimmt die Ft^strcdc dc^ Rcctors meist auf die Entwicklung und Stellung seiner
Fadidisciplm Bezug. Die seit 1884/85 gehaltenen Recloratsredcn, die adiStienS'
Warthe Beiträge zur Geschichte der an der Hochscbule vertretenen Fachwissen-
schaffen enthalten, sind die folgenden:
1S85. G. Hauck: Die Grenaen iwischen Malerei und Plastik und die Gesetze des
Kelicfs.
1880. !•" Dobhcrt: Die Kunst^c^ichichte als Wissenschalt uu l I,. lir^^-m ristaiul.
lÜSj. F. Riidorff: Die Fortschritte der Cbenue in den letzten fünfundzwanzig
Jahren.
18S0. J. Schlichtinj;: Die Aufgaben der 1 1\ Jrotcchnik.
tHtjo. E, Jacobsthal: Rückblicke auf die baukünstlcrischen Principicn Schinkels
nnd BSttidieiB.
iSqt. F. Reuleaux: Deutschlands Leistungen und Ausaiditeit auf technischem
Gebiete.
1893. R. Doergcns: U«ber die Ursachen der heutigen socialen Mifsstände.
1893. E. Lampe: Die Hntwicklung der Mathematik im Zusammenhange mit der
Ausbreitung der rnltiir
1894. II. Rictschcl: Der Stand der wissenschaftlichen und praktischen Wohnungs-
hygiene in Beriehung zur Luft
1895. A. Slaby: Das Gesetz von der Erhaltung der Eneigie und seine Bedeutung
(ur die Technik.
1896. H. Mfillcr-Breslau: Vom Kriege hinter der Front 1670/71.
18117. G. Hauck: L'eber innere Anschauung und bildliches Denken.
itir/H. ü. N. Witt: i^e Lebensbedingungen der modernen chemischen Industrie.
1899. A Göring: Ucber die verschiedenen Formen und Zwcdce des Eisenbahn-
Wesens.
Der iS Jannar l3ii6, dn rüiifun l/wanzigjähri-.;. G' Jcrsktag der Proclamiriing
dci Deutschen Reiches, wurtle durch eine Feier m der Aula begangen, bei welcher
Geh. Rcg.-Rath Prof. Dr. Lampe die Festrede hielt Die erhebende National-
feier, zu der die Wiedorln-hr (ics fnin'lfrtj.ilui.: n Geburtstages des luichseligcn
Kaisers Wilhelm des Grüfscn in den deutschen I..anden Anlafs gab, fand in
craem Fcstact und in der Festrede des Geh. Reg. -Raths Prof Rictschel ihren
Wiederhall.
Das Jubcllicd, mit dem die gesamte deutsche Studentenschaft dem Altreichs-
kanzler Pürsten von Bismarck bei seinem achtzigsten Geburtstag ihre Huldigung
darbrachte, war ein Preisgrilieht eines Studircnden der Berliner Hochsciulic (stnd.
arch. Schmieden, A.V. „Motiv"). Oer Trauer um den am 30. Juli 1898 verstorbenen
t36
!. WK TSI4 Ul 1899b
FQnten verlieh dann am 9. März des folgenden Jahres der Prorector Geh. Reg.-Rath
Pirof. Dr. Witt bei einer ergreifenden Feier Ausdruck.
Auch innerhalb des unmittelbaren Wirkungslcreises der Hochschule gab der
verflossene Zeitraum zu mancher bedeutsamen Feier Antafs.
Im Dccember 1891 wurde der Grundstein zum eigenen H.nts des Vereins
„Hütte", des ältesten wissenschaftlichen Vereins der Hochschule, äi'l<^i,'t. das im
November 18Q4 seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Im Mai i8i|6 beging
die „Ilültc" das Fest ihres halbhundertjährigcn Bestihcn«, und im Soninirr des
folgenden Jahres blickte auch der Verein „Motiv" auf seine von künstlerischem
Sinn getragene fQnra^Sbr^e Geachidite zurOck.
Aro,24.M9n 1899 veranstaltete die Hochschule im Vndn mit Abordnungen
aus Aaclirii uml Il.mnovrr eine Feier aus Anlafs der Vollendung des siebzigsten
Lxbcn5jahrcs des Referenten dir die Technischen Hochschulen Preiükens im Ministerium
der geistlichen, UnterrichtSo und Medicinal-Angelegenhciten, Geh. Ober - Reg. - Raths
und vortragenden Raths Dr. Wehrenpfennig, in dankbarer Anerkennung seiner
lanj^inhiitn n und grofsen Verdienste um die Hochschulen. Die Feier bestand in der
Uebcrrcichung einer von den Lehrkörpern der drei Anstalten gewidmeten goldenen
DenkmQn»! mit dem Bfldnbae des Jubilars, ii^ der Darbringung von Adressen und
Glückwünschen und in einem sich anschlicfsenden Festessen, das duich die An-
wesenheit des vorgesetzten Herrn Ministers und zahlreicher Hbreogästc ausgezeichnet
wurde. —
Von de» seit 1884 ihrem Wirken durch den Tod entrissenen KiGtgliedeni der
Hochschule haben drei hcr\'orragcnde Persönlichkeiten, Hermann Spielberg,
Emll Winkler und Carl Böttichcr, in den im Lichthof aufgestellten Marmor-
büsten dauernde Denkmäler erludten, bei deren Enthüllung die Professoren W^olff,
Goering und Jacobsthal GedSditnifsreden hielten.
Seit 1889 bietet aufserdem der Rectoratswcchsel am I.Juli jeden Jahres Ver-
anlas<5nng zu einer internen Feier, bei welcher der sclu iilende Rector eine Chronik
des abgelaufenen Verwaltungsjahres vorträgt, die Ergebnisse der seit 18Ö0 in den
Abtheilungen stattfindenden Wettbewerbe der Studirenden bei der Lösung von
Prcisnurgnhcn mittheil? nnd d^n neuen Kector itt sein Amt ehiRihrt, das (fieser
sodann mit einer Ansprache übernimmt.
Jede dieser bald frohen, bald ernsten Feierlichkeiten trug dazu bei, das Band,
welches die Vertreter und die Studirenden der verschiedenen Fücher an der Hoch-
schule vereint, auch j)ersr>nlich zu festigen, sie ihrer vcrhä!tnif>mäfsig noch jungen
Gemeinschaft bewufst werden zu lassen, und dieselbe auch vor der Aufsenwelt zu
bekunden.
*
*
Me TeeboiKlie Hoelnehidc.
»37
Seit dem Allerhöchsten Erlafs vom ii. Juni 1S94 ist die bis dahin mit der
AbtheUung fifa* MaseMnea-fiagealeurwesen verbundene „Section Rkr SdiiflTbau" eine
selbständige Abtheiinng der Technischen I lochschiilc. Die jeUt Ml deiselben be>
stehenden Abth< iltin)^<>n siml dcmgcmäf»;
1. Abthciluni; lüi Architektur,
2. Abtheilung für Bau -Ingenieurwesen,
3. AbtheUung für Masdiincn-Ingcnieurwesen,
4. Abtheilung filr Schiff' und Schiflsmaschinen-Bau,
.5. Abtheilunt; für Chemie und Hüttenkunde,
0. Abtheilung für allgetneine Wissenschaften, insbesondere für Mathematik
und Naturwissenscharten.
Um das der schnellen Gesamtentwicklung der Hoch>.chule entsprechende An-
wachsen des Lehrkörpers lu kennzeichnen, möge es geniigen, in der folgenden
Tabelle die Anzahl der im Studienjahr 1884/85 und 1899/1900 tltätigcn Lehrer
einander gegenüber zu stellen.
f
Lchrk
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l.rhrt
im Stu<ltenjahr i«8^ 85
im Studienjahr i<)oo
Nicht-
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Scciion bcz»-. Abthrilung für .Schiffbau .
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Abthcifaing fAr atlgemehie WisKiischalten J
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13^ Die Tcdui]«dc tlodncbulB von 1BS4 bU 1^919.
Rcciorcn und Senatsniiti^lieder
I
1 K c 4.^ 1 0 r
1
Abth«ilun£
lilr Architektur
dir
iiigcnicarvt'Ckcn
U) l h (■ 1 1 u n S
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t8<; — 18S»
Q. Mcycr
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Wolff
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Fink,
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- 18S9
SchlichtiDi^
G. Mvycr
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iM» — 1S90
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Schlicbting
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1890 - tS9i
K c u 1 c a u X
Kühn
IIHf 1 XP'J^
I/O vrgc ns
Reuleaux
Kuhn
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1 Bm m ■ ft a «
199* "95
Dcicrgcns
Strack
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Kl c i&cn^l
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Dobbcrt
Docrgcns
1 illMllUll»
1894 — 1*95
SUi>y
Rictschcl
Jacubsthal
Brandt
G. M«yer
1 C*f3 — 1
Maby
Koch
'jocrmg
Kicdicr
1896^ 189;
lUuck
MOIlcr-BrcsUu
lli-hl
Er Dietrich
Shby
189* — 1898
Witt
Hauck
VolliiMjr 1
Müller - Drcsba
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)89S— 1899
Witt 1
1
Woiir
Bubettdey
Kammerer
1 sg'j 1900
RiL-vll<:r j
1
Ricltchd j
Docrgeni
Joaae
•> Da* Amt^jahr bc-jinrvt am ), Juli,
ne Tcckaiiclw HoüaMt.
139
von 1884 bis 1899.
V (i I s t <■ h 1- r
Abtbeilung
fQr Schiffbau
Alirlu ilniv^
tili ( h< r:i:i; iiiii]
Huitvnkuiiilc
AI 'lll t ■ i kl n 1 '
Ii'iv .ill^f-iiu'iru;
\V isät iiM halt
Senalsmitgltedcr
neben dtn Abthcilungsvorstehem
Vosct
Weber.
Weingarten
Ditl, Grell, Lwtewig, Raachilorir. RfidoriT,
Scbliehtiiig.
—
ROdorfiT
Paaixow
<lu Bois - Rej'mond , Gfims , KojichiJurlf,
SchHchting, Slaby, Wecrcn.
—
Wceren
(.ifll.
r.i.ii.'uu
(Iii lii.is - K< viiK.nd , dürns, Hirschwald,
Juli . Sl.ib> , \\'ii;kl< 1
HirschwaJd
du üois-
Rcymond
BranUt, A, Dietrich, Haock, Jacob;>lhat,
Reulcanx, V«>get
Vogel
Hauck
A. Dietnch, Docrgens, Paalzow, Reuleaux,
Rietaehcl, RUdorfT.
Rfidorir
Hauck
I>.j1,1.< Ii I)<M !>;< n«, Görria, H«rt>crt Lieber-
tr.rmn . '1. Mi. ,11 .
Liebe ratiuin
Lampe
Gorris, Henker, Koch, ü. Mcycr, Möller-
Breslau, Weeren.
Lampe
uoenng, Hirscnwaid, HQnnajiii, von Kwir-
nwnn, Koch, Zarnack.
naucK
K. Dii trifh, u.jitii;i:-.n . vCHi Kauimann,
Küdorfl
Hcrtzcr
E. DicUich, G. Meyer, Stahl, Witt, Wolff,
Zamack.
Witt
11.... _ 1 .
naticK
3a__i _ ■ ; 1 ■ t ii t
*^ams, LicDcrrmann , Luucwi^, .Mui.cr-UrL:.uu,
Paabow, Strack.
vorn«
Lampe
iiraTKit , A. Dtctncn , Hettner , G. Ucyer,
Strack. Wecrcn.
GArris
Wceren
llcttner
Hiiti. n.L , A l>:- iiu::, von Knurre, Kuhn,
<, M.-V- l i.rv.
Ciörri»
Lampe ■
iiuLcnUcy, A, Dietrich, Hcrt/er, von Knorre«
Kühn, Riedler.
Flmmi
von Knorrc
llcttner
A. Dictntli — iCaxnatk, L)uL4jj^iib, lluKitt,
Licberman, Riedicr, Rictschel.
Flamin
ücbcrroann
Hertzer
von Buchka, Dietrich. Heht, Reichet. Rubens,
Zamack.
Eiilir.O.LniiV.
III. DER LNTKRKICIIT IN DKN ABTHElLüNGEN
VON ibä4 BIS 1899.
dt dem Eitunig In den Charlottenburger Neubau sind l&n&ehn Jahre Ter*
k — 7 fl(isvi-n: eine kurze Spanne Zeit, n'Ii-in sie ergänzt das Vorleben der Technischen
Hochschule zu einer hundertjährigen (jc.schichte. Und diese letzten anderthalb
Jahrzehnte zeigen in ihrer Verbindung mit dem politischen und socialen Leben
des deutschen X'nlkrs. niit i!em ;^c\\ alti^'i 11 Aufschwun^j der Naturwis-^i-nschaften
und der Lci^tungsiahigkeit der Technik und im Zusammenhang mit den gesteigerten
Aufgaben der deutschen Kunst in der Entwicklung aller im Dasein einer groben
staatlichen Hochschule in Fratjr kommenden Faciort n i ine weit gröfscrc Schncllig-
Iceit, als die gesamte vorangehende Zeit. In diesen Jahren galt es nicht nur, im
neuen Hause selbst »ich einzurichten, sundern zahlreiche zuvur kaum geahnte, mich
jetzt kaum zu Qberschende neue Fordemngai verschk^lenstcr Art m erföllen. Neue
Verhaltnisse haben sich '^ihikict, sr.wohl nach nufsen hin, wie im inneren Gcfir^c,
in den einzelnen Fachwissenschatten selbst, wie in ihren liczichungen zu einander und
zu dem ihnen allen gemeinsamen Boden, im I^^hrgang, wie in den an ihm bcthd-
ligten rersönlichkeiti n. Ktaftvnlli s Leben, nicht ohne Kampf, herrscht in diesem
Heim der technischen Wissenschaften. Bd seine t l!t (Gründung scheinbar fast zu grols,
erweist es sich jetzt allerorten schon als zu 1 n^ und mufs durch Umbauten and
neue selhständifje Geli.nide erweitert werden.
Hunderte vi in lehrenden, viele Tausendc von U rn» nden Kräften haben an diesen
fünfzehn jalircn der Technischen Hochschule Anthcil, und dieser Zeitraum umfafst
das Dasein eines reichen, vielseitigen Organismtis, der mit allen Fasern in der
Gif;enwart wurzelt, und dem zii^jieirh die i;< samte Culnit - uml (iei'vtesijeschichte
der Vergangenheit mit ihren wissenschaftlichen und praktischen Lrfoigen den Nähr-
boden schuf.
Dil -i-r i)"it listcn Hedi \itunc; di ■« in l'i.i^'e strlu ndi n Zi itabsehnitli s auch nur
theilwei$e gerecht zu werden, ist im Kähmen des lulgcndcn Berichtes vun vornhctein
IMe Teduiicbe Hadudiiib,
141
aasgeschlossen. Nicht eine „Geschichte" dio.scr letelen Jahrzehnte will and kann
derselbe notxn, sondern nur eine „Chronik". Sciiu- Hanjitaiifj^abo ist, die seUherigcn
W räiidcruagcti im Lciirplan und Lehrkörper zu verzeichnen,
Zum grOfsten TheU sind dieselben innerhalb der Geschichte einer staatlichen
Hochschule fast sell)stvcrsiäiuJ!ich , wie jeder Ersatz einer der Anstalt durch den Tod
oder durch Ireiwillijjcs Ausscheiden genommenen Kraft. Aüein wenn schon hierliei
der rer>.oncn\vech.vL'l oft auch einen Systt iiuvechscl bedeutet , so kcniueichnet der
Eintritt von Lehrern iär bisher garnicht oder nur ncbensücblich bedachte Fächer nicht
selten eine wesentÜche, zukunftsvillt Erweiterung des Programmes der betreffenden
Abtheilung, ja auch der ganzen lluchM:huic.
Das gewaltige Anwachsen des Stoffes bat zur Thcilung der Lehrämter ge-
fuhrt, eine I'ülle neuer Lchrgebicte iat in die!>en fünfzehn Jahren eröffnet \\ordcn,
und innerhalb der bereits vertretenen Fächer sind neue Lehrweisen zur Anwendung
gelangt.
Damit aber greift die jeweilige Entwicklung der bctreficnden Disciplin un^
mittelbar in das l.r'ü ii lier Hochschule ein.
Der Ver.such. iliesen Zusaninienhan^j wonif^sten'; anzudeuten, ist un-
crläfslich. Freilich kann er bei der Verschiedenheit der Stolfgebictc und der Un-
gleichheit der zu Gebote stehenden Quellen nur unvollkommen gelingen. Er lief»
sich iiberhaupt nur auf Grund der An-^aben wagen, welche di<" \':>r-r'-ier der einzelnen
Faciter, die hier uli auch selbst das Wort ergreifen, in dank« nswerther Weise bei-
gesteuert haben.
Dieses hier allein zu schildernde ,.\eue" bildt t im g.-^enwrirti^,'( n Gesamtleben
der Hochschule aber naturtjeuiäfs nur einen Bruchtheil. Siiiien Ik.den und seine
Umgebung bieten ihm die gleichen Verhältnisse, welche im Studienjahr
herrachten. Wie für jeden gcschichüichcn Rückblick, der aus grofscn Zeitläuften
nur einen einzelnen Abselmitt heraus;^'reift , ist all^^emein'^ülti'^ zu httonen, dafs eine
ge.suiide, organische Hnluicklung in erfolgreicher Arbeit natürlicli auch da vor-
liegt, wo die treibenden Kräfte nch in ruhiger, selbstsicherer Bcthätigung der alt-
bew.ihrten Mittel bedienen und dadurch einer mtr die Veränderungen hervorhebenden
Theilchronik entzogen bleiben.
Wie ^^ell das Leben drr L'ni\ersität au- i\t:m <lti eiiiziliu-n F.iciilt.itin zu-
samuien.setxl, so da.s der Techui.schen He>chschule aus dem der eu]<:eluea Abthei-
iungen. Demgcmafs sind auch hier die Ereignisse innerhalb der letzteren in selb-
ständi<,;cn Finze1al>selinitten zu schildern.
Allein diese AbthcilunL^en führen kein .Somlet ilasein, und weit mehr als an
den Universitäten, steht ihre lanwickluni; in « iun ^e^mseiii^jen Wechselwirkung.
Auch in dieser Hinsicht ist d.i- etier;.^i>cli lUitlu-ndi' I .i l>en der uiuniiti lliareii Gei^cn-
wart eine nalurj^einitive Fol^e dvi \'er;^.inL;i-nht it. KiaÜi-, liie früher Sat i ' M biii,
sind mm zu vurherrbclicudcr üethatigung gelaugt, Dasi aul»ert äich nieln nur in
•9
Mi
Pie TtchnUdb« Hodticbule mm 1884 bU 1899.
der Bc'ZR'hunu der linzclncn Lchrfaclur zu einander, s')ndern auch in der Leltr-
Wci>e s<ll>st. Durcli(jehcn<is liif>t >icli lin Anwachsen der FaclKli>.ci|ilinen gogen-
Öbcr den HülfswiNven>chafun wahrnehmen, sowohl im Hinblick auf den Antheil der
Studircnden, «ic auf die damit verbundene Gestaltung der Lehrplüite, und mehr
als zuvor l)erückstchlijjen diese die \Vichti;;keit der in den Uelumyen zur Geltuny
kommenden productivcn Gci.steMluligkeit {{cgenübcr der in den Vorträgen geübten
rcceptiven. Dafs dieser zwar schon früher zur Geltung gelangte Grundsatz nun
mir 1n-wufster Fol^erichti^jkeit durchgeführt ist, darf als eine der wesentlichsten all-
gemeingültigen Wandlungen tiezeichnet werden, welche die Rückschau auf die letzten
Jahtzchnte im Lchrixtricb der Hochschule zeigt.
ABTHEILUNG FÜR ARCHITEKTUR
ZUR ALLGEMEINEN GESCHICHTE DER LEHRFÄCHER.
Di< Nachwirkungen der grofsen Ereignisse von 1866 und 1870/71 ergaben sidi auf
a'I< n fnhii-i.Mi i!t 1 seitdem mrichti^' m--tii |,'cnrn Ciilturcntwickhui!:; koincswciis
sofort; sie traten vielmehr nur allmählich für diu Allgemeinheit erkennbar zu Tajjc.
Es bedurfte erst der Ijoslüsung von altgewohnten Verhältnissen und Anschauungen,
erst möhevollcn, stilU-n Kinarbeitens und Einlobcns in <ii< >^i<>|'scn Aufgaben, fUe
sich so zahlri ich entwiekelti n. \'<-lks!el)en und V<)lk>.arl>cit sind erst im Verlauf etwa
der letzten beiden Jahrzehnte zu einer all^cnioinon bedeutsamen rmwandtiui^ yelanjjt,
wie wir sie frOher nicht geahnt und wie wir sie nun staunend gewahren: im steigen-
den Einflufs der Industrie, im Auf!)!rihin <lrr Si.idte und der ;^rnt'>en (leschäfts-
betriebe, in den auf alle Erdtheile ausgedehnten Handelsbeziehungen, in dem
mSchtig entwickeken Vericehr und endlich in dem Wagemuth, auch in fernen I .än-
dern, in den Colonien, sich ncuschaffend und ordnend den andern CultunrGlkem an
die Seite zu stellen.
Es wurde nun schneller, emsige»- und planm;trsi{<er gearbeitet. Das Alther-
gebrachte muffte dem erprobten Neuen weichen. Ein allgemeines Von^-ärtsdrfti^en
trat auf allen Gebieten nach langen Jahren des StiINtandes ein I'- .Hnderti-n sich
die alljjenteinen Lebensanschauungen und somit die Anspriiche des Einzelnen.
Diese Vorgänge konnten naturgcmafs nicht ohne Einflufs auf die Hochbaukunst
sein, auf die Kunst, welche die verschiedenartigsten Anforderungen dos Lebens in
baidichcr Hinsicht zu befriedigen hat.
Seit vielen Jahrzehnten war der pn iifsische Staat durch die militärischen
Rüstungen und durch die Nachwehen schwerer Zeiten genitthi^t geblieben, sich bei
den Hauten aul da>. unhedint,'t Notlnvend i;i m beschränken. Das entsprach der
knappen Lebcn.'«(ühruny des Volkes; aber die Entwicklung des Bauwesens, zumal
nach seiner kflnstlerischen Seite hin, ward dadurch gehemmt. Das Kunstgewerbe
entbehrte der .Aufträge und der Anre^'un^,' zu neuem Scharten. Nur in weni '< n ^m\7.
vereinzelten Ausliihrungen des Staatis und der grol'sen Städte wurvle aulser den
Forderungen des praktischen Bedürfnisses den Rücksichten auf kChLstlcrische Durch-
146
Di« Teehnhdie Hoctttdralc «w 1884 bii 1899.
bildung des Aeufsom und auf reichere Auastattung der tnnenrAume genügt, und
telbvt flanii hticl) dk- Aiisfuhnin.,' luf minder« xTthi;;".- Mntirial iHschränkt.
Der erweiterte ü«sichlskri i> und der materielle Fortschritt brachten auch hier
bald eingrrifeade Wandlungen. 0!e veränderte Lebensart crhShte die Anforde-
ruTifjcn an ein -uii>!cs, bc()U' n;< - . 'm Tnj^lichcs, auf Kunst- iini! N'.ilut ^'i-nufs
gcrkbtetc!» Wohnen. Die bösere Kenntnirs der Lebensj^epflogenheiten der andern
CulturrÖlker, namentlidi der EngUnder, beeinflufste den Grandiifs des Einsei- und
des Miethshauscs, die Ans>tattunß seiner Zininu r und die Ausschmückunj4 seiner
Treppenriiune und Vestibüle. Die sich alK rortcn erwcitern»Itn Bedürfnisse der
Staats- und der Rcichsverwaltung ftihrtcn zu nuchti^«:n, oft in monumentalem Sinne
(;cplanten Anlagen: das Aul'biQhen der Städte lieis iiberall für gcmcinnOttige Zwecke
Schulen, wissende h.'iftlichc In«.t!!iit»>, Vrnins tmtl Kr;ink«nliauscr cntstflirTi Statt-
liche Rathhäu<>er wurden in grofser /lahl errichtet. Die Sammlungen erforderten
MttMen, Ge«cD^ke}t und Vergnügungen eigene Bauten von bisher ungewöhnlicher
Gröfse nn>I rr.icht, besonders Tin nter und Conct rthrin^r r \'or allem aber waren
durch die Ei!>cnconstructioncn der Gegenwart die .Xutzbauten dei> Verkehrs tBahn-
höfie und Bcfldcen) und des Handcia (Markthalten und WaarcnhSuscr) sowie die mannig-
fachsten Räume fiir Ausstellunjjszwecke \ neuen Typen f^elan^jt und erheisch-
ten eine kOnstierischc Durchbildung. Die gesteitjerte Selbständigkeit in der Ver-
waltung der Provinzen und der ciniclnen Kreise crford» rle ^rofsr I.andes- und Kreis-
h.uix 1 und provinzielle W'ohlfahrtMnstalten , die socialen Hewegunnen Inrderten mit
der erhöhten .Sorge für die unfrren Vo^k^-chii htrn il. n l'.wt von Armen- uti I Vi-t-
cinshäusem jeglicher Art. Gleichzeitig aber traten auch die überlieferten Maiipt-
au^bcn aller monumentalen Baukunst, die der Kirchenarchitektur, gerade in den
letzt! n j.ibrzehnten, nicht niii !n .Ir r R.-trl>h,ii:| «ttadt, sondern auch in allen Landes-
UKilen mit gesteigerten Ansprüchen in den Vordergrund.
Bei vielen dieser neuen Forderungen kam das Concurrenzwesen tu allgemeiner
Anwendung und gab den tüchti^;sten Kräften Gelegenheit, -ich aiis/uzeichnen.
Diese erst in den IcUten cwei Jahrzehnten zur allgemeinen Entwicklung gelangte
Bauthltigkeit hatte naturgemäfs auch die alten bestehenden Bildungsanstalten als
unailSngllch erschdnen lassen. Kunst-, ßaugcwerks- und llanclAerkersc hnlen verschie-
denster Art wurden erweitert bezw. neu gi'^,'rün'I' 1 , •!!(• Technischen Hochschulen
bildeten »ich zu Pflcg&tätten des goamlen tcchnisciicn Wissens aus und ihre der Bau-
kunst dienenden AbtheSungen mufatcn den veränderten Verhältnissen Rechntmg tragen.
Waren auch durch .Schinkel und einzelne seiner Narlitotj^er zumal in Berlin
Bauwerke enu»tanden, die denen der Gegenwart bezüglich der Gesaintanlage , der
MonumentalitAt und der sorgsamen DurchRihning mindestens gleichkommen, in der
Feinheit des künstlerischen Empfindens sie oft sf^^'ar übertreffen, sfi bewe;.;te sich
doch, der Bedürhiilslosigkeit der iScit entsprechend, die L nterwcisung in der iriihercn
Btuakademie atif nur engen Bahnen. Der Unterricht war faüt lediglich auf die Stil-
richtung der Antike beschrünkt, die Plle^e der mittelalterlichen und der Renaissance-
Baukunst in mancher Hinsicht ^.jeheiiiim Dem an sich nur niafsi^,' verbreit« tcn und
geförderten Studiiun der heimischen allen Baudeiikuuler fehlte od die unmittelbare
lebendige Aasehauimg, das eindringende Forschen in !iorg>amer Aufme^sung des
Ganzen und striner Einzelheiten. Der M.iNstah J< r Stiidii nbuitter war zu kli In ^;e-
wählt, und die Durcharbeitung der Projectc blieb aus Mangel an Z<.it und L utcr-
AbOcilui« Ar AkUMHi
147
Weisung zurück. Die damaligen Prüfungsurdnungcn beeinträchtigten die Unterricbts-
erfolge, da da* Stadium sowohl den Hoch- wie den Ingenieurbau gleichxdtig
umfassen sollte.
Mit der Gründung der Technischen Hochschule und mit der schärferen
Trennung zwischen dem Hoch- und dem Ingcnienrbanfadie Sndeite sich ^es. Die
Lchrfrt iheit fl'ihrte innerhalb der nun schärft-r gezogenen Grenzen zu grufterer Viel-
seitigkeit. Neben der Antike worden jetzt gleich gründlich auch die splteren
Kauweiifcn behandelt. Das Entwcrfi-n in Werkstein-, HolZ'» uod Badcstdnbau wird
ntit soi^samer Beachtung der matorialgemäfsen Durchbildung in den veradiiedencn
Stilrichtungen gelehrt, der innori' Ausliaii und dir Hati'inti'^strittunj; cin'^'rhend be-
rücksichtigt. Die allgemeinen Vortrage über bau- und ivunstgeschichtc sind durch
Spedalvorlcsungen erwdtert. Die in allen Provinzen des Staates lebendig gewordene
Erforschung der alten Kuiistdenkmälcr, die Errunj^enscliaften des Mcfsbildverfahrens,
che leichte Nachbildung durch Photographie und Lichtdruck, die aufserordcntlichc
Zunahme des Kidungsmaterials durch den buchhändterischen Verlag erleichtern das
Studium in jeder Richtung, und die fachmännisch geleiteten E.xcursionen wirken
stetig,' anregend und befruchtend auf die gestaltende Phantasie der Lehrenden und
Lernenden ein.
Den Omamentunterricht ergttnen Voitri^e Ober die Entwicklung der
OrtKuni iitforiiu ti , und lu i den Zeichenübungen ist das Studium nach der Natur,
nach lebenden l'tlanzcn, immer mehr zur Geltung gelangt Vortrage über Pro-
portion und Anatomie sind dem Modellinmterricht angefügt. IKe sehr gesteigerte
Anwendung des Eisens, die bei den ^löfseren Geldmitteln emtöglichte höhere Ge-
dief;onh<'it in da Ausfuhr un-^, das Auttu ten /alili riclu r mm schun hi währter
technischer Neuheiten in Einzclanordnungen hat auch die Handhabung des Unter-
richts in der Bauconstruction umgestaltet, wie auch die grSlsere RQckskhtnahme
auf die soci.il« Wohlfahrt, auf Feuersichorheit, Gesundheit, Lüftuni^ uikI Heizung der
Getiäudc und aul die baupolizeilichen Vorschriften iär die Fortbildung und Erweiterung
bestehender sowie lUr die Einfähnii^ neuer Collegien bestimmend gewesen ist
[Kahn.]
Im Wirkungskreis der Tecbnisdicn Hochschule nimmt die Abdieihmg fQr Archi-
tektur naturgemäfs eine Sonderstellung ein, denn eine ihrer Hauptaufgaben ist die
von con>tn]ctiver Gesetzmäisigkcit ausgehende Schulung künstlerischen SchatTcns.
Daüs hier auch der Begriff der Lehr» und Lemfreiheit noch eine andere, tiefer und
weiter rttehende persönliche Bedeutung hat, als auf dem Felde technischer und
nntunvissenschaftlicher Arbeit, ist selbstvcr^tnndlich , und ebenso, daf-i eine Srhildrrung
dieses Lelirgebietes nach Einzelrichtungen dem lernen diciicr Chronik sich nicht
filgt Ein Zeitraum von anderthalb Jahrxehnten gehört nicht der Kunstgeschichte,
sondern der Künstlergeschichte an, zumal in einer Periode, die ein aligemeines
künstlerisches Glaubcnsbekcnntnifs nicht besitzt, die alle Zeichen eines Uebcrganges
trägt und auf Grund einer uneingeschränkten Anerkennung pen&önUchcr Eigenart
die Gleichberechtigung jedes künstlerischen Ausdnicksmittds verkündet
Dem Wesen einer l ehrnnstalt entspricht es nur, die iinvernicl;h.qren Grutid-
lagen aller Baukunst zu wahren: cüie dem Material angemessene, tektonisch gesunde
148 Die Tecbniicbe Hochncbiüe vüD 1884 bis l8i)().
Stilistik und die gleichsam grammatikalische Seite der verschiedenen Kunstsprachen,
deren Hauptre^cln schon die antik - classischc Baukunst bit tet.
Auch innerhalb dieses Strebens bleibt freilich dem persönlichen künstlerischen
Wirken noch ein weites Keld. In den geschichtlich i;e<;ebenen Stilformen selbst
zeigt dieses alle Abstufunj^cn einer bald mehr verstandesmärsi^en, bald mehr
phantasievollen Auffassimg. einer fast objectiven Strenge und einer malerischen
Freiheit. Aehnliche Mannigfaltigkeit herrscht in der Art, wie diese Formensprachen
im baukünstlerischen Unterricht der Hochschule behandelt werden. Das iM-r^önliche
Element, das schon hier über Richtung und Kraft entscheidet, giebt vollends da
den Ausschlag, wo man sich auf vitllig neue Pfade wagt, deren Ziele und Frfolge
erst die Zukunft klar erkennen und bcurtheilen kann.
CHRONIK DES LEHRKÖRPERS UNI) DES UNTERRICHTS
VON 1884 BIS i8gi),
Lehrkörper im Studienjahr 1884 85.
Elulsiu.'if.si^r l'rofcssorcii uikI Dueciitcn:
Adler (*>: Geschichte der Kaukunst.
Dobltcrt it i8<)9i: Kunstjjcschichtc . At-stht-lik.
Elis (+ 1889): Kornienlflirc. Cunstruclion und Ornamentik des Mittelalters.
Ende: Entwerfen von Hochbauten mit Detaildurchliildung- l'eltungcn im Stcgreif-
entuerfrn.
Jacob f*)-. UtnOschaftszeichnen und At|unrellmalen.
Jacobsthal Cursorisihe l'eliun^jen im l'r<-ihaiulzeichnen narh r'rnamenten.
Ornamenticichnen in ausführtichcn Methnd« n. < »manu m>ile .'>tudu n und
Cumpositioncn. Emu)cklun);»gcschichte der hauptsächlichsten Ornament-
formen.
Kühn (*): Entwerfen und Dctaillirrn einfacher llorhl>auten lemschliefslirh land-
wirth!.c-h,-iftlitlu r Itauteni nach SkizK-n. EntweilVn vun HochUiuten n.irh
l'nujrammtn.
Lcs»in^; üeschichte des Kunstjjiwerbes.
Lürssen (f i*<)t<' Modelljnn.
Otzen (•): liaukunsl des Mittel.'ilti-rs. Entwerfen von Hi)chl>auten. Hacksteinl>au.
(Vortran I
J. Raschdorff (*): Baukunst der Renaissance: Cebungen im Entuerfcn vim llnch-
Itauten und Steyreifeutwerfen. Vornan: Ucber die wichtigsten .\rten
offcnilicher un«l i'n\at< r llorhbautcti utid ■Stiidleanla^'en,
Schäfer: Eurmenlchre der mittelalterlichen Itaukunst. (Vortran und IVbungen.»
Schallcr (t Fi>;urenzeiehnen.
Schuatio (t Itaucunstrutticmslehre, ll.nimaterialicn, Vcr.insrhla(jen. Ent-
werfen einfacher <iebäude. iVurtran umi rcUuni;en.)
Spiclbei g (f i8»o 1- Antike Itiuikuiist, Itetailüliunni n, Zusammen'^esctite fehun^en.
Farl'i;;c Decorationen-
Strack (•»: Ornamentzeichnen nach Vorlajjen und ( ii|ismi>detlen. Architektonisches
Zeichnen (Säulencirdnuii^en).
Wolff (•): Entwerfen von Hochbauten.
•) Noch dem |>e);cnwaiti^eM Lehrkür]>cr angehörend.
AbiMtaig Mr AidiiidMr.
149
Privatdocenleo:
Crrmer (*): Innenausbau aarh kuns-^< werblichen Gesichtspunkten. (Enbrerfdi.)
Paul Gracb jr. (f i>9i): Malenache Üantellung voo Architektiuea.
Lebfeldt: Kumtgeschiclite.
l'erdisch: Perspectivischts irhnen. Entwerfen cinr irl'.««r Hochbauten.
Schäfer: Geschichte der Holiarchitcktur. Ausbau gothiscbcr Gebiudc (VortrÄg)
Tttckermaaii; Abrifr der Geschichte der BankttiiM.
CfarooCk «an 1884 Iii« 1899.
Die erste Wandlung betraf den I-ehrstuh1 für Bauconstnictionslehre. Der Rcg.-
iind Bau-Rath Prof Schwatlo, der donsolbon schon an der Bauakademie seit i^*^' und
an der Cewerbeakadcmic seit 1877 iniic i;ebabt hatte, wurde seiner weitverxwctgtcn,
das künstlerische wie praktische Gebiet des Bauwesens- umfassenden Wirksamkeit
am ; Dt^crmher fhirch den Tod entrissen.') Sein Lehramt übernahm der
Land - Bauinspector (seitdem Prof.) Koch, und damit begannen einige wesentliche metho-
(Bsdie Aendeningen, die auch für den Lehr^^ang der aodetn Abtheilongen 1)e-
dcutsam wurden. Der Unterricht gUcdcrti sich von mm nn in einen Unter- und
Obercursus, von denen der erstcre lür die Studirenden aller Abtheilungen, der
letctere nur für die Architekten bestimmt war. Gleichzeitig wurde tür die Studirenden
der beiden ersten Abtlieüungen den bisher weniger berücksichtigten constnictiven
Aufgaben des „inncn ti Ausbaues" ein hcsomlcrcs Vortrags- und Ucbungscollcg
gewidmet, und im Wintersemester 1886/H7 ein Vortrag über „Bauführung und
Veranschlagen", im folgenden Sommersemester ein soldier über „Bau>
materialienkunde" eingeführt. Dem letzteren stand seitdem eine im Sommer
1883 begonnene Sammlung von Baumaterialien, besonders von natürlichrn
Bausteinen — dieselbe sihlt heute schon Ober 2000 Nummern — nr VcrnitL;ung.
Vom Studienjahr 18«)'' 97 an kam zum Lehrgang der ersten drei Ablhcilungcn das
freihändige .'^kiz/ircn nach RauinddclU-n, uiitl fiir drn Ofi< rcTir5tis dir Aufnahme
gröfserer Dachstuhl- und Thurmconstructioncn und das Auftragen derselben nach
Mals hnutt. Das stetige Anwachsen der H^rsahl t&hrte t8<>2 zur Einrichtung
noch eines zwciti n C'illcs^s ül« r Hau constructionsleh n- untcKT Cursus', d^s
mit dem Octobcr jenes Jahres dem Reg.- und Bau-Rath Prof. Krüger als Doccnten
übertragen wurde. Femer Wird die &iUConstructions1ehre in gleicher Weise durch
Vortrag und Uebung seit 189^/9^ vom Bau -Rath Prof Nilka als Privatdöcent
gelehrt, der M it i^^oi auch über die haiiiuiÜ/i iÜchcn X'Mrschr'fri-" lv--t
Für das Fach der Hochbauconstructionen mit Be^ug auf 1- euersicherheit
sowie der Sicherfaeits» und gesundbeitspolizeiiichen Vorschriften, «eiehes 1891 bis
iK<>^^ durch die Vnrl<''-iinL;iMi des rri\ atdoccnton f'rin - In^^pcctrirK Muh!kr vertreten
war, hatte Mcb im Studienjahr i^oj 94 der Bau-Inspcctor Wcvcr habilitirt. Bei
den wachsenden culturellen Aufgalwn der Baupolisei wurde den Bestimmungen der
verschiedenen Baujwlizei- Ordnungen in ihrer socialpolittschen, nationalökonomischen
und ästhetischco Bedeutung besondere Beachtung »gewandt. Seit 1898 erstreckt
>) Ausi&hrliche Nekrotoge der veratorbencn Mit^ledcr LchikOipera und der Beamten
enthalten die den |ahr«*progfaaiiiien der Anstalt seit iMs/Sj stlndig als Anhang bcicccebenen
JO
^ kjui^ .o Google
I50
Die Tcdinitcbe HodMchate t«o 1884 Wi 1899.
sich das Lehf|;ebiet des Bau-Inspcctors Wever ferner auf das neben der technischen
Ausbildung; m-u eingeführte Thema: „Stellung und Aufj^iben des Baubcamten In
der staatlichen Hochbau Verwaltung".
Vorträge und Uebungen in der Bauconstructlonslchre hielten als Privatdocenten
von 18909t bis zum Sommersemester 1898 fenier Bau-Rath Haci<er, und über
„Technische Einrichtungen in Gebäuden" Reg.- und Bau-Rath Bötiger von 1H92/93
bis zu seiner Ueberaiedlung nach Danzig 1S9.S.
Für LOftung lind Heizungswesen besteht an den übrigen Technischen Hoch-
schulen im f deutschen Reiche kein eigener Lehr^-tiih' An der Berliner Ti chnischen
Hochschule dagegen wurde ein solcher 1885 dem l'rol. (jetzigen Geh. Keg.-Rath»
Rietschel Obäwiesen. Diewm Lehramt dient seit 1889 eine Versuchsstation
fiir Heizungs- und iJiftung'^iiiii iL-litunL;i n, in der seit 18(17 regetmaf-^ifjo l'ebungen
abgehalten werden, und eint xicmlich umfangreiche Lehrmittelsammlung. Der
(Jnterridit nmfiifst gegenw-lrtig vier Wochenstunden, von denen die des Winter*
Semesters filr Architekten, Bau- und Maschinen -Ingenieure gemeinsam, die des
Sommcrseniestcrs ausschliefslich für Ma-.ctiini n- Ingenieure bestimmt sind.
Mit besonderer Berücksichtigung der aus der Wohnfrage und der socialen
Gesetzgebung entstandenen Baubedürrnisse behandelt seit 1895/96 der Privatdocent
Landes -Bauinspector (jetztL;i ! . indes- Baurath) Goccke die allgemeine GebäudC'
und Städtebaulebrc, namentlich da^ cotnmunale Bauwesen.
Die architdctoniache Formenlehre war in der ehemaligen Bauakademie fast aus-
sch'nMica auf die der antik-classischen StiUvciscn beschrankt geblieben und bei
dei l'i licrsii iKuni; der Technischen Hochschule vertrnt dieses Fach in erster Reihe
Prot. Hermann Spielberg. Derselbe hatte i>einc Lehitliatigkeit i86i als Nachfolger
von Wilhelm Stier imd BMticher begotmen, und zu dem ihm damals über*
wiesrnc 11 Unterricht in >!c"r antiken Baukunst war seit t^-^' ..Kntwerfen farbiger
Decorationen" getreten. Auf beiden Gebieten waren seine hervorragenden Leistungen
in den wdtesten Fachkreisen anerkannt; aber der ganze Umfang seines Schaffens
und seines Einflusses Ii< n su h erst nach seinem Tode (30. November 18S6) auf
einer in der Aula der Technischen Hochschule veranstalteten Ausstellung seines
künstlerischen Nachlasses überschauen. Das ehrende Andenken an ihn hält seine
am II. MSrz 1891 in der Haopthalle enthtillte MarmorbOste auch Sufscrlidi lebendig.
— Während dreier Studienjahre wurde sein Unterricht vertretungsweise von Prof
Strack und Bau-Kath Merzenich als Doccntcn crtheilt; vom October 1891 ab
wurden dann die LehrAcher: „Antike Baukunst, Detail- und zusammengesetate
Uebungen", „Ornamentzeichnen nach Vorlagen und (jipsmoii ' ; und ..Uebcrsicht
der Bauformen für Architekten und Inge nieure " dem dadurch in du? Reihe der etats-
mäfsigen Professoren eintretenden Prof Strack zugewiesen, während gleichzeitig
das «Entwerfen fintiger DeooiMionen'* dem Lchrgebiet des Prof., jeungen Geh.
Reg -Raths Jacobsthal angegliedert ward. Die hierdurch wimschenswerthc Ent-
lastung des letzteren erfolgte durch Ucbcrtragung seiner bisherigen lur Maschinen -
sowie für Sdiiffbau- Ingenicure berechneten „Cursorischen Uebungen im Freihand-
zeichnen nach Ornamenten" auf den Bau -Rath 1 Jetzt Prof.) Merzenich,
Der von Prof Str.icl: t^eieitde Cursus im Omamentzeichnen steigt sowohl
im Hinblick auf die Cjc^t nstände, wie auf die zeichnerischen .Mittel der Dar-
stellung von einfachen Aufgaben zu zusammengesetzten Uebungen systematisch
Abtbrilnif Ai Aicliilililufa *
auf. Vonviegend Rtr schon GeQbtere ist dagegen der Unterricht des Geh. Reg.-
Raths Prof. Jacobsthal bestimmt, der neben den farbigen Decorationen das durch
entwicklungsgeschichttiche Vorträge erläuterte Omamcntzcichncn in ausführlichen
Metboden und das Entwerfen nach Programmen umfafst. Hier hat die Ueber-
sicdlong nach Charlotteiiburg wesentliche Vorthelle gebracht. Das PHanzenstudium,
da«i HiTcits Hötlicht r in den Vordergrund der ornamentalen l'ebungcn gestellt
hatte, konnte nun viel systematischer entwickelt werden. Während es früher in
der Bauakademie nur aunuhmsweise möglich war, lebende P6anzen beim Unter'
rieht m benutzen, wurde jetzt ilie Anlage eines, wenn .iu< h nur bescheidenen
PHanzcnhauscs durchgesetzt, und es» glückte, hier sowie im Gartcngclände der Hodi-
schule fast alle historisch wichtigeren Pflanzen der mediterraneen Flora eüizubfligem,
und die einheimischen, sowie solche ausländischen Pflanzen, welche durch Schönheit
der Form oder Farbe ornamentale Anrc^;itngcn bieten, in guten Exemplaren zu ziehen.
Unter den naturgcmäfe besonders ge(>ikgtcn Acanlhusspecies ist dabei aus zwei
verschiedenen Arten sogar eine neue, jetzt bereits in der dritten Generation bestän-
dige Hybride von gesteigerter ornamentaler Vollkommniheit entsprossen. Wie
hierdurch die >«atur selbst diiiierncl den Zwecken des L nterrichts nutzbar gcinaclit
wird, so geht das Bestreben auch bei allen übrigen Gattungen omaoientaler Muster
fi.iliiii, <11<' .\f\L^rii.,s<> iinr! Photographien nU">i:licl;-t durch Original.stiicki"' ^ii t r^^.'inzon,
welche den Eintlufs der Technik auf die btilisirung unmittelbar zur Anschauung
bringen. Es ist demgemäß der Grand zu einer Sammlung von keramischen Erteag-
nissen, Tapeten, Hdzintarsicn , FIcchtwerk, Metalllegirungen, Glasflüssen usw. gelegt
worden. Die engen Grenzen, in denen dies bisher allein möglich war, werden
wesentlich erweitert werden nti'issen, um dem Unterricht an der Technischen Hoch-
schule nein n di n mit Sammlungen solcher Art ^ * reich bedachten kunstgewerb-
lichen Leliranstalten dir Mitte] angemessener Ausdehnung zu erhalten. —
Für Ornamentzeichnen hatte sich im Studienjahr 1093/94 ferner der Land-
Bauinspector (jet«gc Kreis -Bainnspector) Laske habilitirt, der Ostern 1899 eine hier-
fTit nt 1; bi gründele Docentenstelle erhielt. Zu dii 51 m für Studirende der ersten
vier AbthcUungen berechneten Ornament •Zeichenunterrichte ist seit dem Herbst 1898
ein CoUeg für „Entwerfen von Ornamenten** getreten. Ein sog. „Sklaärcolleg'*, in
welchem »lie Grundformen des Ornaments behandelt werden, soll eine genaue
Kenntnifs der I^attirvorbilder und eine erliöhte Sicherheit im skizzenbaiten Zeichnen
ermöglichen.
T )> r Unterricht im Entwerfen von Hochbauten erfolgt fast aussciiUeislicb in
seminaristischer Weise.
Den im «weiten Studienjahr beginnenden, von Vortrigen begleiteten Unterricht
im F.ntwerfen einfacher I lochbauten, ein^rhli« f-Mt Ii huidwirthschaftlicher Gebiiude, leitet
seit iä75 Geh. Bau -Rath Prüf. Kühn, dessen höherer Lehrcursus für das dritte und
vierte Studienjahr umfangreichere Aufgaben nach gegebenen Programmen behandelt.
Für die höheren Semester waren seit 1S7S zwei Uebungscollegs Vorzugsweise
für die „Baukunst der Renaissance" eingerichtet worden, von denen das eine im
April iKjg von dem Bau-Rath (jetzt Geh. Reg. -Rath) Prof Ende, das andere im
October des gleichen Jahres von dem 15au-Rath :j< tzt Geh. Reg. -Rath) Prof JulittS
Raschdorff übernommen wurde. Prof. Raschdorff hält dieses Collcg noch gegen-
•51
Die Tech »lieb« HocbiHnilr ton 1M4 bfai 1899.
wärtig. Die Aufgaben «.tcijjrn hier von Lcbun^jcn in den architektonischen Formen
und kleineren Hauiichkeitcn zu {»rol'seren Arbeiten nutniinientali-r Art auf, wobei
überall der Gesamtentwurf von einem Detailblatt in ^,'rofs< iu Mafs^taln- bej^ieitel ist.
Die dabei ein>;efuhrte DarsteliunKsweise betont die plastische p'ormcnwirkun^;. Diesen
Uebunjjen im Hntwerfen ^;^•ht ein V'ortranscolUy : „L'eber die wichtitjsten Arten
öffentlicher und Privat - 1 lochbauten und Städteanlagen" parallel, welches besonders
die Kaunigestaltuny; in praktischer wie in kimstierischer Hinsicht erörtert, aber das
Hauptziel des Unterrichts bleibt die „Schulung des Lernenden durch seine eigene
Leistung".
Das |S-S (ür die Renaissancebaukunst eingeführte Coüeg des Prof Ende
bot wöchentlich zwölfstündige Uebungen im Hntwerfen von Hochbauten mit I>etail-
durchbildung und im Stegreifentwerfen. Schon Octobcr 1S77 war femer (zuerst
provisorisch) als Docent für „Entwerfen von ötfentlichen und Privat -Gebäuden"
Reg. -Baumeister 1 jetzt Prftf und Bau -Rath) Wulff eingetreten. — Hier führte
während des in Krage stehenden Zeitabschnittes zunächst die Einrichtung der im
Verfassungsstatut der Königlichen Akademie der Künste von ih^-' vorgesehenen
neuen ..Meisterateliers" Veränderungen herbei. AU iS.">5 an die Spitze der beiden
Meisterateliers (tir Architektur die Professoren Ende und Otzen berufen wurden
und infolge dessen aus der Reihe der etatsmäfsig angestellten Lehrer der Hochschule
ausscheiden mufstcn, wurde die etatsniäfsige Professur Endes im März iSsu dem
AblheOuBg Mr AnUlckluf .
Prof. WoifT übertragen, wahrend Prof. Ende efai nur noch dreistQndigcs l'cbungs-
collcj; im „Skizziren nach systematisch jj< tndneten Aulj^alx n aus il» m Gebiete des
Hochbaues, verbunden mit Vortrag, kritischer Beurtlieihmt; und Leberarbeit iin^^",
beibehielt. In dieser verkürzten Form führte Geh, Kcg.-Rath Ende sein Lehramt
an der Hochschule, wo er auch MitgUed des AblheitungüColU^iiims geljlielien war,
fort, bis er sich im Apri! iS i- inColi'r» f!er anderweitigen starken Inanspnu hnnhme
seiner Kräfte zum gänzlichen Austritt aus dein Lcbrvcrband der Hociischule ver-
anlafst sah.
hn Zusammenhang mit den Erwägungen, die zur Vereinigung der bau- und
GeWf'rhr;«kadrmie führten, wurden Air den Unterricht im Entwerfen eine gröfsero
Stundenzahl und reichere Hülfsmittel vorgesehen Gleichzeitig ward der Lehrkörper
durch den Eintritt der Professoren Ende, Julius Raschdorff und Otzen in der
oben erörtettt n NVoise erweitert, und damit begann .mich eine Ri ilio wesentlicher
methodischer Umgestaltungen. Noch unter der Leitung Prof. von Arnims (f lüooj,
als dessen Assistent Ende seine Lehrthätigkeit begann, war för das „Projectir-
OOlleg" die Einschränkung .-»uf bescheidenere Profanbauten und auf kleinen Maf>stab,
sowie die \''>rliche" fiir cuic liililniatVi.;« , r,iilKL;i- RiIiMiuilung der ['r<ijeet^ durch
landschaftliche Statlagc üblich gewesen. l)er L ntcrncht Lucacs befolgte im .all-
gemeinen die gleiche Methodik, kgte jedoch — der Begabang des Meisters ent«
sprechend — auf eine reizvolle An-^'-tattung der Innenräume gröfs n s Tu .vlc ht und
fiUute ferner das „Stegreifentwerten" ein. das freiUch zunacitst melir im ilinbiick
auf die Anlbrderungen der Staatsprüfung Schnelligkeit der Coneeption und Gewandt-
heit der Bearbeitung übte.
Seit dem Ende der sicbzfi^cr Jahre suchte dir rntcrricht die Studirenden
unmittelbarer auf die künftige praktische Arbeitsweise selbst vorzubereiten. Für
die Durchbildung der Grundrisse, Fa^aden und Durchschnitte wurde nun ein
gröfser«>r Mafsstab gewählt und die con.^tructivc Seite der Aufgalje schärfer
betont, für wichtigere Details eint! Zeichnung in natürlicher Gröfse verlangt, und
dabei die frühere coloristischc Behandlung eingeschränkt. Stilistiiich wurden neben
den Formen der strengeren Antike besonders die der itattenischcii und deut-
schen Renaissance mit '^'ele'^'rn'lirhfn Antchin^yt ti .in tiiiMcInlterürhe Motive gepflegt
und die letzteren namentlich beim Landhausbau bevorzugt. Der Unterricht im
Stegreifentwerfen femer erfuhr dadurch, dals jede Aufgabe mit einer ihre Eigenart
erläuternden Vorbesprechung verbunden im ! Inr die Bearbeitung eine längn»' Frist
vorgesehen wurde, eine nicht unw< smtliche W rtiefung. Endlich ward auch eine
möglichst erschöpfende Kritik der eingegangenen Arbeiten geboten.
An dieser Reorganisation ist Prof. Ende in hervorragender Weise bctheiligt.
Den Erf(tlg dieses Unterrichts bezeugen seine Schüler durch ihr eigent s .SchatTcn,
höher aber noch, als diese Art der Lchrwcisc selbst, steht für äic die pvrüünliche
Anregung, die sie ihrem einstigen Lehrer danken. —
Die Leitung der Skizziröbungen, mit der Geh. Reg. -Rath Ende seine Wirksam-
keit an der fl<<chschule abgeschlossen hatte, Wtvdc vom Octobcr itt<)7 ab ebenfalls
dem Bau -Rath Prof Wolff üliertragen.
Seit October itssb hält ferner der Kumgliche Reg. - Baumeister l'rof. Otto
Raiehdorff, der Sohn und langjährige Assistent des Prof. Julius KaschdorAT,
154
Die Tecbaiidi* Hodiadule vm 1984 bb i<99.
ab Dooent einen Cursus im Perspectivischen Architekturzelchnen. Für
KntWf^rfcn d<^s inneren AuNhaiies ist seit iS8.^ Prof. Cremer habilitirt, um! iTir Ent-
werfen und Dctaillirca von 1 luchbauten nebst Skizziren ist terner seit Oettern 1894
als Privatdocent der Königliche Land-Bauinspector Schmalz tbätig.
Bei seinem Eintritt in den I.chrverbnnd der Technischen Hochschule (April
1879) begann Prof. ijetxt (ieh. Rcy.-Rath) Otzen neben seinen IVbungen und
Vortr^en über „mittelalterliche Baukunst" und „ Backsteinbau " unter der Be-
zeichnung nPofsnenlehte fbr Infenieure" ein Colleg, welches aufscr einem gröTseten
Vortraj^ über die Kunst}.je<ichichte iler Ingcirrtirlmuten ein ft4;t'>nisrfic<- 1 'i 'mngs-
coUeg und ein solches als ik-ihülfe zu den constructivcn Aufj^abcn der Ingenieur-
abtheilnng umfafstc. In solcher Form wurde dieser Unterricht von Prof. Otiten bis
1881/S.' fortgeführt. Als „architektonische Formenlehre für InfjenieurL i:nt. t Hinweis
auf die geschiclitliche Entwicklun|> der Baukunst" wurde dieser Unterricht nach
längerer Unterbrechung dann von Prof. Elis 1888/89 aufgenommen und nach dessen
Tod (1889) von 1890 bis 1895 von dem Bau-Rath (jetxt Geh. Bau-Rath) Hossfcld
als Docenten der Abtheilun^ für Bau - Inj,'enieur\vesen ertheilt. Seit October i'^ v;
behandelt innerhalb dieser Abtheilung „die aichitcktonische Formenlehre, angewandt
auf Gegenstände aus dem Ingenieurwesen'* in Vortrügen und Uebungcn der Reg.-
fiaiimeister (jetzt Prof.) Hoffmann.
Auch im Lehrfach der mittelalterlichen Baukunst sind seit 188) mehrere
Wandlungen zu verzeichnen, zu denen ursprünglich ebenfalls die Besetzung jenes
an der Kunstakademie eingerichteten „Meisterateliers*' den Anlafs gab. Die etats-
mäfsigc Professur des Prof Otzen an der I i chni>;chi n Ilr chschule wurde damals
(von October löhj anj dem Prof. Schäfer übertragen, doch blieb auch Prof. Otzen
Mitglied des AbtheilungscoUcgiums und behielt von seinem früheren Lehigebiet den
Vortrag über Hacksteinbau bei. Dieser Vortrag, welcher zunächst nur dem Pro-
jectircoUeg in mittelalterlichen Formen, insbesondere denen des Backsteinbaues,
eine breitere allgemeine Grundlage geben sollte, ist im Laufe der Zeit hierüber
hinaus gewachsen. Zwar triidct auch gegenwJirÜg die Vorführung des historischen
nordisch in l^acksteinbaues die eigentliche Basis der Vorträge; dieselben sind aber
dahin erweitert, dafs auch die Koitbildung der einzelnen Formen in der ntodernen
Zeit und deren constnictive und künstlerische Grundlagen in den Kreis der Betrach-
tung gezogen werden.
im An5chlufs an dieses Vortragscolicg über den Backsteinbau begann October
1885 femer der Architekt (jetzt Prof. tmd Mi^lied des AbtheilungscoUcgiums) Voll-
mer einen l'ebungsunterricht im „Dttailliren mittelalterlicher Formen und Entwerfen
einfacherer Gebäude mit bi'>on<:lerer Berücksichtig(mg des Hacksteinbaucs", der seit
October 1090 von sechs auf zehn W'ocheastunden erweitert ist.
Etwa dn Jahr zuvor, am Wcihnachtsmorgcn 1889, war dagegen ein gesdiStzter
Lehrer der mittelalterlichen Formen weit, der seine ausg( bn itete, bei zahlreichen
Restaurationen erprobte Kenntnifs derselben d< r frülu ren Gewerbeakademic schon
seit 1872, der Bauakademie seit 1S7 ; zur Wrliigung gestcHt hatte, Prof. Elis, seiner
erfolgreichin Wirksanikiit durch eine HerzlShmung entrissen worden.
l)urch <ln- Biriufuiig auf ein anderes gro(st s Wirkungsfeld wurde auch Prof.
Schäfer dem Verbände der Hochschule, dem er seit uso^^j als Ducent, Seit 166^
als Nachfolger des Geh. Reg. -Raths Otzen in der ctatsmäfsigcn Professur (ät mittel-
AIjÜNtlnK Ar Aiditto'ktBr.
»55
alterliehe Baidcunst, angehörte, entrückt Er siedelte im October 1694 nach Karlsriihe
über, wo er an der TechniNchen Hochiichule dasselbe Lehramt wie in Berlin übernahm
und gleichseitig als Grofslierzt^licher Über-Bauraih eine ausgedehnte praktische
Thätigkeit fand. Von Jugend auf mit den praictischen Erfordernissen seines Faches
und als Schüler Ungewittcrs mit dem inittclalterlichon Bauwesen vertraut, brachte
er fiir (his I.i hramt eine iniL,'i W'-'bntichc Bc^jabung mit. dmcli il.is schnell
skiuirte hiid und zuglcicli durch das lebendige Wort wirivcndcr Unterricht liefe
gleichsam den Ton der mittelalterlichen Bauhfltten wiedererstehen und gab de« pensfiu-
Hellen N'crliältnifs der Studircnden zu ihrrni M- i^!cr « ine cigcrmrti.^c , vr>n kiiTT^^lcrkcher
Schatt'cnstrcudc belebte Wärme. Zeugnifs dafür bot auch der ihm zu Ehren ge-
feierte Abschiedscommers.
An seine Stelle wurde im Jahre 1894 der Architekt (scitiicni Prof.) Hehl
aus Hannover berufen, der gleich Schäfer aus der l'ngcwitter'schcn Scltule stammt.
Art und Sele seines Unterrichts sind die gleichen geblieben, nur dafs inhaltlidi auf
die romanischen und frühmittelalterlichen Formen ein noch gröfserer Nachdruck als
zuvor j!f!f'^'t, und die durch I'xcu: sinnen ermöglichte unmittclbrire Anschauung
bedeutender niitteiaiterlichcr Bauten m ausgedehnterem .Malsc den Lehrzwecken
nutzbar getnaeht wird.
Auch das Fach der mirtcl.-iltfrlichen Architektur wird durch den SpccialunJer-
richt von Privatdocenteu gefördert. Seit October 1895 trägt der Reg. -Baumeister
Härtung über „Constructions- und Formenlehre" des Mittelalters vor und leitet ein
entsprechendes Ucbungscolleg, und iHijj.ijS habilitirte sich der Architekt Secssclberg
fdr „constructivc und omamentale EinzctUbungcn in grofscn Mafsstäbcn" zur Vor-
bereitung ani das Entwerfen in den Stilen des Mittelalters. In dem mit diesen
Uebungen verbundenen VortraL; i lu i „Entwicklungsgeschichte und Bildung^gcsctzc
der hauptsächlichsten mittelalterlichen Ornamente und Profile" werdrn he'-fmders
die Entstchungi-bedingungcn dieser Formen erörtert, um dcu lernenden zu stil-
sicherem Neuschaflen au beHthigen und hierin von Vorbildersammlungcn oiMbhBn^ger
zu machen. Im Sommer iS i , tr.-^* ferner Reg.- und Stadt* Baumeister Stiehl als
Privatdocent für „mittelalterlichen Piofanbau" ein.
Das in den letsten Jahraehnten zu einer selbständigen Diseiplin entwickelte
photogrammetrische Mefsbildverfahren hat neuerdings auch an der Technischen
Hochschule seine Vertretung gefunden. Seine praktische Handhabung für die
Zwecke des Architekturstudiums vermittelst eines al^ekürzten and technisch
vereinfachten Reconstructionsverfahrens lehrt seit April iSd'! als Privatdocent der
Land-Bauinspcctur Ktirber, ein .Schiller des Geh. Bau-Raths Dr. .Meydenbauer.
Dabei wird zugleich das bisher noch zu wenig gewürdigte, überau-s werthvolle
Studienmaterial, welches die Bildcrscbätze des in der Königlichen Mcfsbildanstalt ver-
walteten Denkmälerarchivs enthalten, den Zwecken des Architckturstudiums uimiittelbar
nutzbar gemacht
Dem „rSumlichen Denken" und zugleich einer praktischen Schulung dient auch
die seit dem gleichen Jahre v<>n dein Privatdocenten ket;.-Batinu ister (jetzigen Kreis*
Bauinspectorj Mü&sigbrodt vorgetragene spcciellc „Lehre vom St< inschnitt".
Das Aquarediren nach der Natur mit besonderer Berüclcsichtigung der an den
Architekten herantretenden Aulgaben leitete bis zu seinem frühen To li- ;ini Januar
1892 als Privatdocent Prof. Paul Graeb, der, gleich seinem Vater, dem bekannten
IS6
Vk Tcctatoche HocIntMe «m 1M4 W* 1B99.
Architekturmalcr Prof. Carl Gracb, das Ziel winer Kunst in der treuen Wiedergabc
«J. s St<.|t1i<;lH-n. in drr ^^'"'»niic.'n lit .iclitiin;^ der StiltV.rmcn und in der miniaturhafti-n
I-Vmhcit üiT Tcblinik 5dh. An der Iluch>chulc hatte er seit ibbu eine »ehr frucht-
bringende Lehrthäti{;ki>it entfaltet
Sfit <li-m Stuiiiinj.ihr ti*-l di> sc nobon Prof. Jacob, der den l'ntcr-
richt im Land&chalt>zeichncn und Aquarclimalcn seit itlN.' als Docent ertheilt, neuen
Kräften, den Malern Theucrkauf, GQnther-Naumburt; ijctzi|,'cn Professoren) und
Kurt Stnc vini; zu, du- als I'iivatdoccntin citüralen. Ciünthi-r-Naunibur^, dfr iJco
L'nurriclit . "gleich Theucrkauf. auf alle Techniken der Strich- und Tuschzeichnunj;
au>dehnte, richti IC euj (ru< ^ L'ebunysculkj; im Slift- und Fcdcrzcichncn von
landschafthcher Staffaiie für architcktottischc Entwürfe ein. In gleicher Weise wird
der Unterricht des Prof Iirnn -jfhin, fhi^s:
Den Unterricht im figtlrhchen Zeichnen cnheiltc bis zu seinem Tode am
2$. |nnt ta»7 der für monumentale und zu]«leich deeorativ wirkende Malerei besonders
be^^abte F'r<if Johannes Schaller. An seine Stelle trat dann init dem Wintcr-
semci^ter 1 Hnjs t^tf der üenremaicr und Lehrer an der i.,'ntcrrichtsao!>talt des
Königlichen Kunstgewerbemuseums jctzii^c Prof) E. Henselcr. Das in diesem
Cursus speciell yej>tlejjte ti^iirlichf Zeichnen im Hinblick aul «Ii. Aii.iii'iitie und
Proportionslehre bildet aber auch einen Thcil des Unterrichts im Modellireni den
nach dem Ableben des Prof Ed. Lürssen (18. Februar 18111) [auch das Gebäude
der Hochschule besitzt in dem Medaillonbildnifs Lucaes und in den Mannorhermen
Spieiber j^s und Winklcrs bleibemle Zeu^^en seines Konn^ V'>m 1. Novembir
jenes JahrC!) ab der Bildhauer (jetzige Piul.i Oltu Geyer übernahm, nachdem das
frQhcr mit Lflrssens Lehramt verbundene „Zeichnen nach lebenden Modelkn,
Stafl'aiie und Gewand" dem Gebiete des Prof Her ^ r / 1 > vie-en worden war
Prof. Cie> er hatte damals nur emen L'ebungscursu» für ornamentale* und figüriiches
Modctiiren bcj^onnen, der von Ostern 1804 an in zwei Curse «erlegt wurde. Eine
Weitere L'm^estaltunjj erfuhr dieser Unterricht und i'^-i', infieoi XU den L'ebunnen
nun auch Vorträge über ProporUonslchrc und deren Anwendung, sowie über Kürper-
ponderation und Anatomie hinzukamen. Auch dem ornamentalen Scbriftwesen ist seit
1891/^2 ein ci;^ener Unterricht dis Prix attiocenten Malers Schoppmcv cr gewidmet.
Ne!>cn allen diesen mehr oder minder der unmittelbar praktischen Erziehung;
des Architekten dieiitnden Di.scipiinen stand in der Architcklurabthcilung von An-
beginn auch das geachichdiche Ijchrfach naturgcnUlfs weitaus bedeutsamer, als in
den übii'..;en technischi n l".ichal>theilun|.;en, im \'oriierj.;iund. Nachdem schon im
Anfang des Jaiirhunderts Alo> s liirt iibe-r tiauhistoric gele!M:n, hatte nach lan(;erer
Pause auch hier Wilhelm Stier organisatorisch cingegrifTen, indem er an der ehe-
maÜjien Pau.ik.dloniie. be-onders v,-it i> ;i. Wtrira^e iiIxT vei ^1i;chi n.lc Baugeschichte
begann, die freilich in erster Keilie eine „Proportionsichre" der Baukunst zu baten
suchten. Nach einer Zwischenzeit, in welcher die BaugeMhichtr von Dr.Guhl« (><.<;o 52)«
dem Architekten .Mertens i>:<. und v,i und Dr. Lflhke '11 uelchrt
Worden war. wirkt ui tii< -<in ,\iute si it >lem .'s! .iiiinerx nie--t' r t^vi dir Pro) 1 jeT/i^c-
Wirkl. Geh. (.>lHr-llaurallii Adler, In den s<.it i-oi wöchentlich aul jcth^. Stundi u
enkviterteii Vorlestmgcn wird die GcMrhichtc der Baukunst in vier Absichnitten, welch«
auf \ H t nU I veitlu i t sind, v i . i lr.e^rii uii.l dei .'^^ liw i 1 iiuilkt auf den N.ichw <
der construciivcn Entwicklung m den vcrä.clucdciien Zcucjiochtn und Siilj>ha!»en gelegt.
AblheUunc fUr Architektur.
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Die damals begonnene Sammlung von grofsen. ei^'cns fi'ir die^e l'nrerrirhts-
zwecke hergestellten architcktonibchen ^icbnungea nach den hervorragendsten Bau-
werken ist inzwischen stünd^ vennehit worden. Die seit 1870 auf Anregung Prof.
Adlers von dt-n Stndn ndcn selbst gezeichnete imd vcn'lftentlichte Sammlung:
„Denkmäler der Üaukunät", in weicher zum ersten Male ein einheitlicher Marsstab
sämtlicher Aurnahmen streng durchgeführt ist, geht jetzt ihrem Abachhils entgegen.
"Die umfangreiche Sammlung von Photographien wird ständig erweitert.
t'",ine Bereiclu Mnu; des \<iti .!< ii Studirenden selbst gc('i tt;;;li n A1>1 iiMiint;s-
malerials bieten aucii die vervieitaiiigten „Architektonischen Studien- und „Skizzcn-
heüe", welche der 1894 gegröodete „Akademische Architekten -Verdn*' herausglebt.
Die l^augcschichte findet sodann neben der nisrliirhir cfcr Scitljitur tind
Malerei ihre iierücksichtigung auch in der allgemeinen Kunstgeschichte, die nebst
der Aestbetik seit dem Soromerscmester 1873 durch den von 1678 an etatsmäfsigen
Prof. Dr. Dobbert vertreten ist. Die Vorträge, welche für die ersten vier Studien-
Semester die gesamte Kunstgeschichte und ausgewählte Capitci aus der Aesthetik
umfassen, sind seit dem Beginn des Sommerhalbjahres i8oq auf Antrag des Prof.
Dobbert von sechs auf vier Wochenstunden beschränkt wordin. Sie werden zum
Theil in den Königlichen Musern h.iiti n; in di r I Incliscliulc steht ilinen eine reiche»
rcgelinäfsig vermehrte Abbildungssammiung zur Verfügung.
In den Lehrkräften, die sieh dksscn Dlsdplinen als Privatdooenten wk&neten,
hat seit iHR_j mancher Wechsel >*'itr l;i <"'indpn Dir boidcn Privatdocenten für Bau-
gcschichtc, Dr. Lehfcldt und Post-Haurath luckermann waren, der erstcre
Anfang 18B6, der letztere 1888/80 ausgeschicdea Von 1885/86 bis i8<)3/93 las
über Allgemeine Kunstgeschichte fV \'.. r)r rnrnelius Guriitt, der im .Studien-
jahr i8»9/f;<) als Privatdoccnt für „ Kunstgeschichte" eingetreten war, folgte 1093
^ncr Berufung fiir praktische Aesthetik und fiaugeschichte an die Dresdener Hoch-
schule, und ebenso ging Dr. Max Schmid October i8<)^ von der Berliner Hochschule
aus, wo er seit iSui '<>.! als Privatdocent für Kunstgeschichte des Mittelalters und der
Neuzeit gewirkt hatti-, als Professor an die Technische Hochschule zu Aachen über.
In Berlin lesen als Privatdocenten seit dem Studienjahr 1888/89 ^r. (jetrt
Prof.) Galland über „Kun.stgcschichte der niederländischen Rrn.ii^sance", ,, Ein-
führung in die Kunstgeschichte" und neuerdings auch über „Deutsche Kunst des
19. Jahrhunderts", und seit 1889/90 Dr. Ble Über „Ardiiolo^e'S „Aesthetik der
Architoktui •' un ! nber die Kunstwerke der Berliner Königlichen Mu-i en
Neben der Baugeschichte und der aligemeinen kunstltislorischcn Disciplin war
die des Kunatgewerbes an der ehemaligen Gewerbeakademie schon 1870, an der
Bauakademie i?^;^, : \, durch Dr. f jetzt Geh. Keg.-Ralh und Prof i Julius Lessing zu
einem seib&tändigcn Lehrfach erhoben worden und später als wöchentlich vierstündiges
Coltcg in den Lchrptan der Technischen Hochschule übet gegangen. IKe dauernd wacb-
sendim Anforderungen , welche sein Hauptamt, die Leitung der vorzugsweise durch
ihn -ins Leben gfrufenen SattMü'nnL'cn des Kiini^lichen Kunstgi-wi'rbemii^etjnis, an
Prof. Lessing stellten, nütlugten lim, im Studienjahr 1094/95 dieses Colleg aufzugeben
und nur den inzwisdicn eingeführten zweistündigen Vortrag Bber einzebie kunst-
gewerbliche <}cbi<'t<' im Museum selbst b<M/ubelialti-n. Im October 1807 .schied
er aus dem Lehrverband der I luchschule, aus einer nahezu dreifsigjährigen Wirk-
samkeit, die mit dem Wadisdium der deutschen kunstgewerblichen Bewegung
»58
Die TccbniM-tie Hochwliute voo 1S84 lfm.
j^lcichcn Schritt j^ihaltt^n und für tit n Hund zwischen Technik und Kunst auf dem
liodcn kunstgewerblicher Arbeit zalilrcichc zukun1U%ollc Kciiiic ycptianzt hatte. Sein
Lehramt übernahm als Docent in etwas veränderter Form der seit Ostern 1804
hahilitirte Dr. jetzt Prof i AI fr cd G. Me\ e r. Der Schwerpunkt w urde von nun an
mehr auf die für Architekten uniniltetbar wichtigen üattungcn decorativcr und
kunstgewerblicher Arbeit, bcMmders auf die Geschichte der Hausaus^tattung und
Möbel, {^cle^t, das übrij^'e knnsrj<rwcrb!iche (nbiet mehr encyklopadisch bcliandelt,
und die tlurch Ilesuclie lier Werkslatten. Sainnihnn^en und der Koni^liclu-n .Schlösser
geförderte Kenmnifs alterer KunsUveisen in „stilkrUischcn l'cbunj;e«" nach Skioptikon-
bildern und Originalen geschult. Auch wurde eine Sammlung einschlägiger Ab-
bildungen und Arbeitsproben begonnen.
LdirkOrper im Studiei^ahr s899.'s900.
Etats mafiiige Professoren und Docenten:
AiiJei: Gtsillichte- <lcr Baukunst.
DoUbert: Aii-^^cu .ihlti- ( ;i|iiti l ilcr Kunst^i Hrhirliti-, Kunstj^fschir htc i!es i<>. Jahr-
humliiis Aistlniik.
ücycr; Ornamentales und tigüriiches .Modelliren nach Vorlagen und nach der Natur
(Act), verbunden mit Vortrag über Proportion, Attatomic und Entwerfen.
Mehh Mittt l.il;t rli( he Uriul^miM : Knt\n i len in <ier li.iiisn-m-, Il.ickstrin- untl
llol/.irchil« kliir, ("i.tis'juctioiis- umJ !• >ii it enli hre. .\i)sl>,iu f;iithisch< r
f jctiaude llul/l>:iu.
Uenselcr: Figurcnzcichncn nach Vorlagen, Uipsmodcllcn und nach dem Leben;
Frgportionsicbre.
J.icol)! I.aiitisrh;ir(s2ctchneri und Aquarellmaleo nach Vorlagen und nach der Natur.
Jacübstlial: F.ntwK kliinfjsijt-si-hirhte tlcr hau|)t!.ächlich«tcn Omamentformen. Orna-
m< ntzt irliiHii 111 atisfiihrlirtu ii M< thuil< n uinl (►rn.imi nfa!e Stiulien. lliit-
werlen von Ornamenten nach Programmen, Akizziren aus dem Stegreif.
Farbige Decorattonen. Ausgcwählle Capitel aus dem Gebiete der Orna-
mentik.
Koch: ItaucuustriictiKiisii hre n)it l'i liunyi n för alle F.irhabthrilunj!en nebst
Lel>uin;tti im !Sku^ireii. Ktilweikii eiiil.ichir «irliiiucje (i'ilr Maschinen.
Ingenieure). Innerer Ausbau. Uauconstructi<>nslchrc (hübcrer Cureus).
Baufdhnmg und Veranschlagen. BawmiteriBlienkundc.
Krüger; Bauconstruetionslehre mit Uebungcn fQr alle Fachabtheilungeni
Ktthn; Einfache Hochbauten (einschliefsitch landwinhschafUiclie Bautenli Entwerfen
naeh ^c^clienen Sku/.cn itur .\rchitekten ond Ban- Ingenieure). Entwerfen
von Hochliaiiten nach Programmen.
Latice: Ornament/c-irhncn.
Merzenich: Cursorischc l-ebungen im Freihandzeichnen nach Ornamenten för die
Abtheilun]; für Maschinen- Ingen leun»escn.
Alfred G Mey< r: I.ncykli)]i;i>lie des Kunstj^f^irl.es utkI ilcr iltci ■rativcn KilnstL-,
\crl iinili ri mit !>tiiknti»chcn t'ebunj^cn. Geschichte ikr 1 lausaustitiittung
iinc) ili r MiibeU
Ottcn; ßacküteinbau.
), Raschdorff: lieber die wichtigsten Arten ölTentlichcr und Prirathochbauten und
.vt.i'ltiMiiI::^! !! A'i.rtr.i^; l'.,iiikiiii-t liri Krii.ii.4sance: Entwerfen von Hgch-
li.iii't n in \ I : I .-.miu'!;; t:iit .s> i^ii in n'urrli. ii.
O- K ;> <■ Ii 11 1 1 1 f- IN rspt I ii\ i^tln-v Ai cflili killt /< II- lim II.
kictschel: Lüitung und Heizung (tür die Abtheilungtn lür Architektur, fQr Bau-
und Maschinen 'Ingenieurwcienk l.'cl>ttn{;en im Laboraiorium fOr WSrmc-
tcchniic.
^ kjui^ .o Google
AMMhne mr ArAileklur.
Strack: Ofnanuntzcirhiu-n nach Vorlaycn uml Giiisrnrnklli n. rilicrsicht der
architektonischen Formen <fQr Architekten und logenieurcj. Antike Bau-
kunst (Dctidl- und iBsammcngieaebitc Ucbunsen).
Vollmer: lüitu'rftn un<t [}ctainircn in mittvlaltcTliclicn Formen mit besonderer
Mrriicksichtigung ik-s Badislcinbaucs.
Wolfr Kiitwcrfcn von lliichljaulcn mit Diirrhhjliluii;; ilcrsclln ii im Detail. Ucbun^fn
im Skiuiri-n nach !^Y!.tcinatisch gcorüncttrn Autgaben aus dem ücbieic
des Hochbaues. \ crl>undea mit Vortrag und kritischer Beartheilong, sowie
Uebenrbcitung derselben.
r> i V 1 1 iloccntcn:
Bie: Gang durch die Kunstsammlungen Ucrtins. Aeslhctik der Architektur.
Crem er: Entwerfen des inneren Ausbaues von Gebinden vom kunstifetirerbHchen
Stanilpusili
tjallanO. Nii ilvlIuinJi-*« lu- Kcnaissancp dt s i^i, uml 17. Jahrhiitulrrts. n<;ut>chi:
KunstKcschirhtc <lcs 19. JahrhumlcrtH in Vi-rbimiunt; mit ikr (Jcsinit-
entwicklang der bildenden ICflnstc. Einführung in die allgemeine Kunst-
geacbichtc.
Goccke: Atlgcmeinc Gebinde- nndStidtebiinlehre mit besonderer BcrIIcksichtigung
der socialen BcdArTnlsse.
Gttnthcr-Nauml)urg: Zeichnen untl AtjuarcMircn (I.anii"ichaft uml Architckliir) nach
V(<rlai;cn uml nach dir Natur. Zt ichTn-n von lantUrhaftlic her .Staffage lür
arrhitekloniM;iie Entwürfe.
U. Härtung: Constnictions- und Formenlehre der mittelalterlichen Baukunst
(Vortrag). Mittelalterliche Baukunst (Entwerfen).
KArber: L'elmnKen in der ;;eonu trischen Darstelluni; von Uauformen aller Stilaricn
durch Austragen aus pholojjraphischen Naturaulnahinen. (.MigekCirxtcs
MelVliildverfalireiij
Laake: Die Grundlormen des Ornaments unter Berücksichtigung der Naturvorbilder
(Vortrag). Entwerfen vom Omunenten.
Hflssigbrodt: Lehre vom Steinachnitt.
Nitka: Bauconstmctlonslehre mit Uebungen für alle Fachabtheilungen. Bauconstruc-
liun mit Uci tlcksichtiyunt; kaujmlueiliclur Vjjrschriften.
Schmalz: Kntuerkn von lloclitiauten mit DurchtOhtung im Detail.
Schoppmeyer: Die .ScIlnllloriiR'n des .Miendlandes uixl ihre Entwicklung. Kfinat'-
lerische Ausstattung der Schrift des Mittelaller» und der Neuscit
Scesselberg: Detail- und Omamcntielchncn lur Vorbereitung auf das Entwerfen
in dm -Stil» M des MitteialteT-», Entwicklun};si.;eschulile und liildun)j«i;cset/e
der haiil>t)!.iirl)lich>ten mittelalteilnhen Ornamente untl I'rotile. .Mitltlaltcr-
liche H<il/arcliitektur iLiitwerkii untl Detail ireiij.
Stichl: K.ntuieklung de» mitlt:lalterlichL-n i'rulanbaues in Deutschland.
Stocving: .\rchiteklumalerel.
Thcuerkauf: AquarcUlren undZddwen von Architektur und Landschaft, maieriache
Darstellung von Perspectiven und Zeichnen und Malen nach der Natur.
Wevcr: ( "onstrit<"!i<iii und I- .iitn lilun;^ des \\ ohnliau>f ^ mit Ui rücksirhtij^uni; der
li4Upoiireiordriuni{ lür U< riin und iür die Vorurle. ätt llung und Aut^abcn
des Baubcamtcn in der staatlichen Hochbauverwaltung.
Ständige Assistenten:
Marx, Ingenieur.
ZI"
SAMMLUNGEN. ARCHITKKTL RMl SEL M.
Von den zahlreichen Samnilun{;en der Technischen HochNchule, welche aus der
ehemaligen Bau- und der (iewerbeakademie nach Charlottenbur^; übersiedelten,
dienen das Beuth- Schinkel -Museum, die Sammlunjj von Gipsabgüssen und die
z. Th. aus der Köni>jlichen Kunstkammer stamminde „Callcnbach-Sammlunf;" von
Modellen älterer, historisch wichtijjer, deutscher Bauten specicller den Studien-
zwecken der Abtheilimg iiir Architektur. Vor allem umschlicfst das Schinkel -
Museum in dem gesamten Nachlafs von Zeichnungen und Entwürfen des Meisters
einen unvergleichlichen künstlerischen und kunsthistorischen Schatz. Der Gedanke,
denselben stetig zu mehren und an das Lebenswerk Schinkels durch Erwerb von
Zeichnungen, Modellen unil würdigen Arlieiten aus dem Nachlafs bedeutender
Architekten » in Architckturmuseum anziiglirdern, gewann Leben, als 1885 eine eigene
Commission, bi-.stehend aus il<-in Geh. Reg. -Rath Prof. Jul. Raschilorff, Prof Kühn
und Prof. Koch, für die Gründimg einer solchen „Sammlung von Entwürfen und
Modellen auf dem Gebiete des Hochbauwesens der Jetztzeil"' gewählt und auf Antrag
des Abtheilungscolkgiunis von dem Herrn Minister D. Dr. von Gossler die erste
hierfür erforderliche Summe bewilligt wurde. Durch Erwerbung des baukünstierischen
Nachlasset! von Lucae, G Stier und der Schirmacher'schen Zeichnungen war lür
diese neue Sammlung ein vietvers]irechi'nder Anfang gemacht worden, die Berliner
Jubiläumsausstellung der Königlichen Akademie der Künste von brachte ihr
einen wichtigen Zuwachs, und dank des Entgegenkommens des Ministeriums der
örtentlichen Arbeiten, des Keichsamtes des Innern, der l'rovinzialverwnltungen , Be-
hörden und Corporationen und der persi'Vnlichen L eberweisung seitens der einzelnen
Architekten sowie des Verlag'-buchhnmllers Wilhelm Ernst ist die Sammlung,
obschon zur Zeit keine Geldmittel zur Wrfügung stehen, langs.im aber stetig ge-
wachsen.
AMMIw« m AfcUickliir.
I6t
Das Beuth-Schinkel'Museutn war nebst dcrCaUeobach^Samnilune, dem Museum
der aus der i In ni.;!i_«'!» Bau- un»! r;i \vorf)oakademic iilH-rtratjiMTrn f Hpsab^iisic und
dcu jetzt in den Giingcu der liuchschule, sowie in der Bibliütluk untergebrachten
Sammlungen wo Bronzen und Majoliken, von Gössen der Gräflich Stolbcrgisch-
\\'crni^< roder Kisenhiitlc, der i int;orahiutcn Zciclinunt;cn und Stiche, der Siej^i l,
Medaillen und Gemmen, von an pro\is<irisch d<m Prof. Grell zur Aufsicht
unterstellt wurden. Nach dessen Au!><>cheiden im April 1891 übernahm die Leitung
aller dieser der Abüuilung angehörenden Sammlungen Geh. Reg. -Rath Prof.
Julius Raschdorff. Seitdem wurde besonders das Architekturmuse-tm -t;itt-
lieh venncbrt. Die grollen dcutachen Wettbewerbe des letzten Jahrzehntes haben
ihm eine Fülle von Zeichnungen und Modellen zugeführt. Es sind jetzt etwa
;,oti Architekten durch über .'oixxi Blatt Zeichnun;;en vertreten, imd zu den letz-
teren gesellen sich neuerdings auch etwa too Skizzenbücher. L'n$.;etähr 50 Modelle
yon bedeutenden Bauten und Deokmilem fanden hi den Sammlungsräumen Auf-
stellung. Aueh der öffentliche Besuch ist, wie der des Bcuth-SchiDkcl-Museums,
gestiegen.
ABTHEILUNG
FÜR BAU-INGENIEURWESEN
Zt'R ALLGEMEINEN GESCHICHTE DER LEHRFACHER.
fie das heutino Arbeitsgtljict <ks Architekten, so hat auch das des Bau-
Ingcnifurü den gewaltigen Aufschwung des gesamten deutschen Cultur-
Icbens in den sechziger und aiebsiger Jahren zur Voraussetzung.
Dir iii.'ichti'^'e Sti !;^,'iiinj,' aller „W'erthe" erzeu'^rnilen Thätij^keit ^tellte jefjlichcr
Art dch Verkehrs groüe und zum Tlieil ganz neue Aufgaben, an deren Lösung
der Bau-Ingenieur in erster Reihe bctheiligt ist
Das mufetc natur^'eiuäfs auch auf den UnterrichtNl)etrieb im Bau- Ingenieur-
wesen an der Technischen Hochschule wesentlich einwirken.
An der ehemaligen Bauakademie zu Berlin wurde daher seit 1H77 in nach-
drücklicher Weise mit der Neuerrichtung und Aus','estaltun^j ordentlicher Lehr-
stuhle fi'ir F5a 11 - 1 n t^i-nieu rfScher vorfje;jan^en. Zur Zeit der W-reinigung tler
Bau- und Gewerbeakademie zur Technischen Hochschule in> Jahre 1874 bestan-
den demgemafs bei der Abtheilung Itlr Bau -Ingenieurwesen bereits ordentliche t^r-
stühle für: Gei>i!iisie, Wasserbau, Eisenliahii- iin»l Tunnelbau, Brückenbau
nebst Statilc der Bauconstructioncn, Eisenhochbau nebst Statik der
Hochban-Constructtoncn, Strarsenbau und Encyklopadie der ßau-Ingc-
nieurwissenschaften iseit tüBl etalsmiilsii^i. Auiäerdcm waren verschiedene
andere I.ellrs^ebiete durch Dncenten nml r'ii\.itil'>celit< n vertreten, s.i He- lin<l Knt-
Wisserung der Städte, See- und lialenbau u. a. ui. Nach einigen Aenderungen
iro einzelnen hat dann die Vcrthciltrog des Lehrstoffs die unten ftkr das Jahr 1884,85
angegebene Gestalt erhalten.
Eiserne Brücken. Statik der Bauconstructionen. Die grufsartig«- Kntuicklung
der Brikkcnbaukunst geht Hand in Hand mit den Errungenschaften der Statik der
Bauconstructioncn und ist nicht zum gerini;-1en Tlieilc der That.^che ZU ver<l.iiik< ti,
dafs die Brücken - Ingenieure stets besonderen Werth auf streng wissi-nschaftlichc
Schulung gelegt haben. Bauwerke wie die ihaibrückc bei .Müngsten, wie die zu
SS
|A6
Die TechaiidM Hockidialc 1SB4 Ms 1199.
Diis,scldorl, bona und Worms den Khein überspannenden Bögen, die IJrückcn über
den Kaiser- Wilhelm -Canal u. a. sind nicht nar Meisterwerlce der praktischen Bau-
IngcnkiirkunM, sondern auch hervorragende wissenschaftliche I cistunfjen.
Als die wicbtijjsten theoretischen Krfjcbnisse der letzten Jahrzehnte sind wohl
zu b«zeid)nen: die allgemeine analytische und i^raphische Darstellung der elastischai
Formänderungen und die hierauf sicli gründende, Oberaus fruchtliare Theorie der
statisch unJiistinimten Systeme, die Erforschung der NeUcnsy>annungen in Ijsen-
constructionei) und die Auflindung der .Mittel zu deren Ik'kämpfung, die K^-rechnung
der Spannlcrifte statisch bestimtnter Fadtwerice mit Hülfe der Kinematik und der Aus*
bau der räumlichen Statik. Hesonders hervorzuheben ist die aufserordentliche \'er-
cinfachung der allgemeinen Methoden sowohl der analytischen als auch der gra-
phischen Statik, die naturgcmärs den Hauptinhalt der theoretischen Vorlesungen
ausmachen, während in scminaristi-^ch «;r:ian'lhaht<'ii Ucbungen den Studirenden Ge-
leg' nlu it zur selbständigen Hehandluiig tier .S< indrt Hille gegi-beii wird. l-jn im
Wintersemester i^^vm, «t^<*t», zunächst allerdings nur m bescheidenem Umfange in;»
Leben tretendes Laboratorium für wissenschaftliche Versuche verschiedener Art
'\'i ivuche über den Krddruck, das \'i'rhn'ti n von !?< Inn Ki^enconsiructionen, den
Torsions - Widerstand gewalkter Flufseisenstäbe, die Formänderung von Bassin-
wSnden usw.) soll den Studirenden künftig in den Stand setzen, sieh in der Ge-
winnung der auf beobachteten Thatsachcn fufsendcn GruiMllagen noch unaufgeschlos-
sencr Gebietr h r Theorie zu üfien. (Müller - Breslau.]
Eisenbahnbau. Die mächtige Steigerung des Verkehrs — des materiellen wie
des geistigen machte sich anerst f&hlbar auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens.
Vor allem entwickelte sich 'ias r!''trriii''s n.rrh rrt^rhr r Hrfiirderuni; der Menschen
und Dinge und nicht minder auch des gedruckten und geschriebenen Wortes auf
weite Entfernung und in alle, auch die entlegensten Orte. So hatte schon zu Ende
der sechziger und Anfang der siebziger Jahre in Deut-chiand eine Periodr i!. - Xeu-
baus und zwar zunächst von Eisenbahnlinien lür grofsen \"erkelu , sogen. Haupt-
bahnen. Itegoiincn. Allmählich entstantlen dabei in Anlehnung an die schon langst
wirksamen Vereinbanmgen des Vereins Deutscher Eisenbahn -Verwaltungen auf
Grund der Gc--etzgebung d«'s Deutschen Reichs einheitliche llestitnmungi'n flir den
Bau und Uetrieb der Fisenbahnen. je enger dann die Maschen des tiauptbahn*
netzes sich gestalteten, und je mehr dadurch die Productionskrafl und der Gevkvrfoe-
fleifs <les zwischenliegcmien Hinterlandes entwickelt wurden, ilesio nrithwmj; (t
wurde der Ausbau von Nebenbahnen, welche mit geringeren Hau- und Betriebs-
kosten auch den kleineren lindlichen Ortschaften die Segmmgen des Anschlusses an
das allgemeine Verkehrsnetz bieten siillti n. Schon im Jahre 187s wurde eine Unter-
scheidung zwischen Haupt- und Nebenbahnen von Siiten des Reichs aus-
gesproclKn und den letzteren eine Erleichterung in den für die Allgemeinheit ge-
forderten Leistungen (fUrPost, MilitSr, Bewachung, Einfriedigung u. s. f.) zugebilligt,
iüe ieiloch zuiiiiclist riocli wetiig Frfcl'^ hatte. Im l^uile i.ler Ix iden letzten Jahr-
zehnte trat jedoch eine sehr vicigesullige Entwicklung des Eisenbahnwesens in
Deutschland zu T.ii^e. alter eine völlige Klärung der hier erforderlichen Unter-
scheidungen bi.iclii. - ; die zweite Hälfte der nemizigcr Jahre. In dieser Zeit
st( Ihe (K- -^riifsr \'ei<ui I )t Utweiler luseiibahn \'er\\attim;4i-n i^'7 nel>en den llau|>t-
bahncn iiiiit GeschwindigkeUen bis zu so und yo Stundenkilumetcrn^ noch zwei
^ kjui^ .o Google
AbtMUng Ib BMt-IngHilcivwtMa.
167
weitere Gruppen Nebenbahnen und Lucalbahncn auf. Die crstcixn sind
mit Vollspur und für den Uebergang von fiotriebsmitteln der Hauptbahn«» ein-
zurichtt-n, miisM-n sich jedoch aiit eine Geschwindi^keitsj^renze von 40 Kilometern
beschränken, während die I.ocalbahnen mit höchstens 30 Kilometern Geschwindig-
keit voll- oder schmalspurig' sein können, mit sehr einfachen Bau- und Belricb«-
vcrhühnisscn hei^esteilt werden und auf Strafsca liegen dürfen. Die Locatbahncn
iiinfassen ferner auch die in Preufsrn i ' duicli ein hesondrn^ Hcsctz umschriebenen
Kleinbahnen und berücksichtigen die An\ven<hing von Zahnradstrecken.
Während so in Deutschland eine weitgehende Vielseitigkeit der verschicflenen
Arten von I'.isi fihahnen im wirflisrh.il'tlichen Sinne sich t-ntfahet»-. rnt'.vickeUe sich
zugleich auf technischem Ge-biete in und aufserhalb DeuUichlands. und zwar vor-
wiegend in den letzten anderthalb Jahrzehnten, eine ungemein grolle Manni^falti'^kcit
in der Ausgestaltung; von Bau tmd Iktrieb der Bahnen im j,'an/i n und im t inzelnen,
um der ^rofsvii \'( rschiedenh< it der Zwecke und der j^ei^'t bcnen i-rtlichen Verhält-
nisse gerecht zu werden. Einmal galt es, die inuncr steigenden Ansprüche des
Verkehrs an Masscngr&fse, an Geschwindigkeit und Dichtigkeit der Zugfolge, an
rSerpiemlichkeit der Rri-i nr!rr. und an IliM;-.<kcit zu |ii tVicilii;i-l). Daraus erfj.d» sich
eine fortwährend zunehmende Belastung und Inanspruchnahme des Eisenbahngleises
und seines Unterbaues, inabesondere der Brücken, und somit ein stetes Ersinnen
und Erproben vf>n Verbesserungen des Gleises und aller trat;enden G »nstructiooen.
Weiter erforiJerte die zunehmende Dichtii;keit <les Eisenbahnnetzes und der Zugfolge
eine ganz be.sundere Ausbildung der Uahnhofsanlagen mit ihrem verwickelten
Glci-tgefOge und ihren zahlreichen Einzeltheilcn an Baulichkeiten und Betriebs-
einrichtun^'i n .i'l. r Art. wie sie hi iitf vi. Ha. Ii d- n Raum au^^^i dehntcr S*a Itrh« ile
cinnclimen. Dazu erheischte die Sicherheit des Verkehrs eine weitgehende Durch-
bildung aller Signal- und Stcherunf^sanlagen auf freier Strecke und namentlich
auf den Bahnhöfen, und so entwickelte sich das Stell werk Wesen mit seimn
höchst sinnreichen mcchanisclien und elektrischen Einrichtungen als ein besonderer
Wissenszweig der Eisenbahntechnik, dessen stilles Wirken sich dem An^u« des
Reisenden entzieht, ohne das aber der heutige Eisenbahnverkehr nicht m<:<i^lich Ȋre.
Zugleich erschien es zur Sicherung des .Stral-.eii- und des I{;dinv<-rkehrs n»ehr und
mehr geboten, in und bei grof^en Städten die Strafscn von Scliiencnkreu^eungen gaiu
zu befreien und zu diesem Zweck oft auf weite Strecken und mit gewaltigen Karten
dii Hahnen hochzulegen (nler in den Boden zu versenk" 11. sudaw sie viilf.ich
Viaduct- oder Tunnelfonn annehmen. So entstanden die dem binnen.Mädti.schen
Schnellverkehr oder auch der Durch- und Cinlühning von Fernbahnen in das Innere
dienenden straf>ienfteien „Stadtbahnen", die als Hoch- Oller L'nter^rundbahnen,
in einem m uesti-n l'alle auch als Schwebebahn, oft mit eli kiri>clu in lU trieb, die
Städte durcluiehen. Andererseits verlangte der gewaltig zunelwnende stadlische
Verkehr gebieterisch eine Entlastung der Strafscn und eine billige Personen- (neuer-
dings auch Last -) Ki'forderung durch die iibt'iall erreichbaren Stiafsi nbahni'n mit
ihren verschiedenen Antriebsarten durch thierische Kräfte, durch imterirdiscben Seii-
umlauf, durch Prcfsluft oder durch Elektricität.
Daneben erfuhren auch die Mittel zur L eberwimlun;,' si> iK r Neigungen Während
der letzten andirthalb Jahrzehnte eine sehr beinerkensw. rthe \'. 1 'i-titunt^ und Aus-
bildung. Grofse Gebirgsbahnen in den Alpcnlandern und in Italien bis 211 Meere.s-
^ kjui^ .o Google
Ote Tcchaliche Hodnehnk *mi tt$^ bb 1(99.
hohen von 15(17 m (Brennerbahn), mit kunstvoller lJlni;cnrntwtcklung durch Kehr-
>ctil<M)fn und .Si>ir;i!tunntl , mit Schfitchiiniulti bis zu is km I.an^;i' 1 (jnlthanlhahn »
und mit Steigungen von 20 bis 27%, waren schon vor dem Jahre i'^-^t mohriach
auüüi-föhrt worden. Bei der im gleichen Jahre eröffneten Arlbernbahn i^in}> man mit
der Stci^^n^^ ^■'•n-^f s-".,,, "»«J bei manchen Schroals|iiirl)alinon 4I1T Schwrit
bt'^ar bi> auf i^" »i, l-aniJ«]iuirt- 1 Javus, i^^i, mit iti; } m Mut rcshühc;. ja bis auf V'" nt-
Indrsscn wax duch nicht zu vrrkcimvii, d.il*- bei su btcilcn Ncij;uin;cn der jicuohn-
Uehcn Reibung«baho da» VcrhäItniG> zwischen der todten La»t der schweren Loco-
motivcn und dem nutzbaren (jcwichtc dos Zu^j' S sich recht nn^jünstij^, die I.< istun^
also ziemlich gering gestalten niul», und dats der Betrieb dabei nicht ganz gefahrlos
eradieint. Iniwischen hatten jedoch die xu einzelnen Hdhen hinaofgelUhrtcn Zahn-
radbahnen nach dem \'ori^an<;e der Ki^ibaimin von i--;! und if'7> ilas Mittel an
die Hand gegct>en , weit steilere Mcigungcn als die obigen mit voller Sichcrhi-it und
grofscr Kraftlcistun^ zu befahren. So entstatKl durch die Verbindunjj des gewöhn-
Uchen Reibungs- mit dem /..ilün.i l uttrii f> in d^ ri Hahnen ^^emischteii Sv sients
ein geeignetes Mittel, auch tx i Hahnen ITir schwere l-asien boondi rs sti ile Suecken
des Geländes ohne kunstliclic I^m^tneutwicklung tmd die dadurch bedingte Hau-
kostencrhöhung direct zu überwinden. Nach der ersten derartigen Auaiijhning
(lilankenbur^-'l anne im llar/i im Jahre 1SS5 ^>^l»iiU< dieses gemischte System in
neuester Zeit mit Vurthcii mehr und mehr zur Anwendung.
Die bezeichneten Vorgänge stellten selbstrefstindlich auch dem Tunnel- imd
dem Brückenbau mannij^fache neue Aufnaljeii. l>er Tunnel l)au \Mirde durch die
vieltache lülahrung und die daraus »ich ergebenden Verbesserungen in den Arbeits-
methoden und HQir»mittc1n wesentlich x-erbillict und die Herstellung: langer Tunnel
durch weitere Aushüduny wnd Neuerfmduu;^ von Gestein -Ii<»hrma>chin<n, durch
Anwendung von hydraulischen und elektrischen Kräften und andeic ^btiel ganz
erheblich beschleimigt. Dies tritt u. a. deutlich her\*or bei dem etwa si tt Jahresfrist
im Gange tx-tindlichen Bau des Simplontunncis , filr den die ausführenden Ingenieure
auf Grund eines jjan/ t itjenarti^; un<l höchst -innreich durclu^e.iilM iti tcn ltaui>lanrs
trotz der gewaltigen Läi^c von .^o ktn veitiagsiiialsig »icli imt einer Uauzcit von
nur Jahren (gegen 10 Jahre bei dem km langen Gotthardtunm-Ij bi*gniigt
Ilaben, i.leicn Inneliaituni^ nach d< n bishent^en Erj^ebni-sen durchaus nicht unwahr-
scheinlich ist. — Neben solchen Fortschritten im Bau langer üebirgstunncl haben
andererseits die letzten anderthalb Jahrzehnte her^'orragvndv Erfolge auch auf dem
Gebiete dei unter Wasser und im Gnindv\asr,i r zu liauendcn TicfbabntUtincI ge-
zeitigt und hierlür bi soiulns < i;^nete Methoden au^^^< Ijüdet.
Die hier in Kürze ati^edeuteie Entwicklung ^mg auf allen Gcbieuii mit prak-
tischen Versuchen und wissenschaftlichen Forschungen Hand in Hand; sie hat daher
dem I nterriclU in lien betr« tleiideu l'acliwissfiischaften manuii^l.icfie .\nrogung ge-
boten und ilm in gegenseitiger Wechselwirkung fruchlbriiit^end beeiiitluf-^t.
StriAenbau. Steinerne Brucken. Strafsenbahnen. I)< r I.ehr^t'ftt■ d« v .Stral^en-
baue» wurde durch Erw< iii lung des l'rulunv:^vi rt.ihrais lur bauinatenaiicn und die
danach ermöglichte FeMlci;unt; von VcrWendun;^v-i t u/en lör die einzelnen Stoinartc«
und Steinbrüche vergrofsert In der Technik des StraSeiif>:uie> sdl-t h.ilnn die
Versuche mit dem aogenannlen „Kleinpllastcr" und mit den in Fugen abgedichteten
[Goering]
AWMiliH« «r ItaB.I^Inir««i*ii.
169
Schotterstrafsen , forner die Entwicklung der Asphaltstrafson und anderer Befcsti^jungs-
arten Fonschrittc angebahnt.
Durch >li(- WicdRrauftiahmo des Stfinhnnc? hei ^icfsi n-ti S;>,innwcitcn i^t auch
das Lchrgchift der steinernen Brücken nicht unwesentlich erweitert worden.
Vorbildlich wirlctcn hier besonders die neuerding!» im Zuge wQrttembergisdier Strafsen
ausfjefiihrten Brückcnbai!t< 11 , welche neben iler \'er\vendung von Gelenken eine
ungewöbnlich hohe Au&nutzung der Drucicfestigkcit der Bausteine zeigen, sowie auch
die giDfaen Eisenbahnbrllckcn Aber den Prath. Aach die Monjerbaiiwcise und die
Einlegimg von Zugstan^'cn oder biegun^sfesten Waizträgern in Betonbröcken („Mclan-
brflckcn") haben dem St(-inbaii rii iu' Anre^»nt;cn gebracht.
Eine vollständige Umwandlung endlich erfolgte im I^rgebiet der Straften-
bahnen, da man nch bei der HersteHung ihres Oberbaue» mehr und mehr von
der lanjje Zeit üblichen Benutziinj^ des Holzes als I nterla^je der Schienen abwendete
und die Dauer de» Obert»ues durch Vcrgröf^erung seiner Tragfähigkeit und Ver-
besserung der Storsanordnung au erhöhen sucht. In besonderem Mafse wurde dies
vollends durch die Emf&hruRg des elektrischen, vor allem des Accumulatorenbetrielio»
nothwemli'^,' j Diet 1 ich |
Wasserbau. Die Grundlage, auf der die i ecimische 1 locliüciiule den L nu rncht
im Wasserbau zu gestalten hat, ist die alte geblieben.
Gleich« n!i! v'n.! die Aufgaben, die den> Ini^enicur auf allen Gebieten des
Wasserbaucis eutgcgentretcn, derartig erweitert wurden, dafs auch die Methode de»
Unterrichtes hierauf Rücksicht nehmen mufs.
In dem für alle Zweige des Bau-Ingcnieurwesen!> bedeutunj^svollcn Gebiete der
Griindunjjen mufs den neueren Bauweisen, welclie die !'!rrt ichuny einer ;^r" >1-freri
1 tele und eine stärkere Belastung des Baugrundes criuiVglichen und die ferner daraut
ahnden, kostspielige Provisorien wie Fangedämroe usw. zu vermeiden, volle Auf-
m«'iksatnkeit ^'esch< i;l.t v. ( I>ie bessere Ausnutzung ilt:r h> «Iraiilisclu'n Binde-
iiuttel und die gesteigerten Leistungen der Ei.senindubtrie, welche hier für den tecli-
niscben Fortschritt in erster Linie marsi;ebend waren, haben auch den Schleusen-
bau und den Wchrbau, die Methoden zur .Aufspt 1 Ii< ung dos Wa.sseis usW.,
in manchen Beziehungen auch den .See- und llaf< nbau lieeinfluf-^t und auf allen
diesen Gebieten veränderte Bauweisen entgehen lassen. I^s ist u. x zu erinnern
an die wesentlich veigröfsertcn Abmessungen der Schleusen und Trockendocks, an
den Einflufs, den die vennehrten Hafentiefen auf die (jriindiin^'cn der Kaiiiiauirn
und auf die Anstalten zur Tief haltung der ilateueinfahrt aui»uben. Soweit mit Rück-
sicht auf die Losung der neuen Aufgaben der Vortrag im Wasserbau in höherem
MaCse als früher tlu orettscher lüwägungen bed.uf, hmlen lii« Studuemien. Dank der
ailgcinelnin Entwicklung der Technischen iiochüchulc, Gclegenitett zu genügender
Vorbereitung.
Auf manche Theilc des Wasiterbaue;« hat die Theorie indciuen nur in bedingter
Weise Einflufs gewonnen. Ohne die I .ei-tungen der the<ireti>chen Ilyilraulik uni.l
die Art und Weise, wie sie das Studium der Bewegung des Wassers unM.rer Elüssc
befruchtet hat, zu verkennen, kann beispielsweise gesagt werden, dafs es nicht mög-
lich ist, auf dem Wege theoretischer l'jiii-t.Tung du Ei!^t n>c haften und die Wirkungen
des fliefsi iidtm Wa>vi>rs sei anschaulich klar/.ul« gen , als t s für die Beurtlu ilung d< r
Strombaumethoden unei laislich ist. Hier mufs die unmittelbare Anschauung unter-
I70
Die TcchniKh* Hodm^ida «oo tW^ bb 1S99.
Stützend eingreifen. Es ist deshalb su hoffen, dafs die sdt einer Reihe VfHi Jahren
SU Tage gctntenen Bcstrcf>uii-i n, eine auch an dvr Hochschule fiir das Studium
des \V:isscrb:iues auszunuUcudc hydraulische Versuchsstation zu schaffen, von
Erioijj tS^l^rüöt werden. —
Das Gebiet des Wasücrbaues ist weitverzweigt und die aufrührenden Ingenieure
hafitn bei I.ijsunt^ rl.-r ihnen j;i-i!c'l!cn Aiif'.;nhf-n r-nr '^rftf'^t- Mminii^'(altink«it von
IJaulorincn geschaMcn, deren Wrstiindnifs den Studircndcn zu vcnnittdn ist. Besser
ats durch Modelle konnte hierbei durch Wandtafeln in grofscm Mafsstabe gewirkt
werden, weil diese einen vollständijjcren Einblick in das constructivc Gcflij^c jjotatii iK
üs fehlte indessen noch an einem weiteren Untcrrichtsmittei. Die Kraft, (üi den
t>esondercn Fall ^cei^mete ßauformen zu erfinden, ist bei den In den ersten Semestern
vorwiegend mit lhef>retischcn Arbeiten besch.ifti^tcn Sludirendcn in der Rege! nicht
in iflclu ni Mafse ^jeweckt sie mit alleini;;cr Hülfe der in den Vorträgen
gesammelten Skizzi^n und mit l ntersiützung des Doccnten und der Assistenten die
Aufgaben in den Constructionsiibimgen den Anforderungen entsprechend su lösen
vermöcht< n. Die technische I.itteratiir steht bei dt r j,'rofsen Anzahl der auf die Ue-
nutzung der Bibüotiiek angewiesenen ätudirendcn dem Einzelnen nicht immer recht-
zeitig zur Verrrigun^' und das Auskunftsmittcl, die Zeichnungen ausgeführter Bau-
werke als Ankttuni^ /um (."unstruiren zu lx*nutzen, erweist sich als unvollkoimnen,
weil hierbei \un <ien mancherlei Liaiiart<n, die zur I.osimji der Auf^jabe anwendbar
sind, intuier nur eine in Betracht kt>niinl. i^t dcsiulb der Verijucb gemacht
worden, Studienblitter herzustellen, von denen ein jedes nur eitudnc Bauthcile in
bewahrter AustVihrunji , stets al)er in mehreren verschiedenartigen l'ormen enthält, sodafs
der (Junstructeiu- in der Lage ist, Vergleiche zu ztelien und für die Losung seiner
besonderen Aufgabe passende Anhaltspunkte zu gewinnen. Der erzielte gute Erfolg
ermuntert zu weiterer AusiJehnunj; dieses Verfahrens. [Bubcndey. ]
Wasserversorgung und Entwässerung der Städte. Hitv ' beiden, in Enijland
seit dem ersten Aultrcten der Cholera eifrig gepflegten Arten öffentlicher Wohl-
fahrtseinrichtungen hatten bis etwa zur Mitte der siebziger Jahre in Deutschland
»las Interesse städtischer \'erwn'tuR-^en nur in beschränktem Mafse in An--;iruch
genommen. Der lebhafte Aufschwung, den zahlreiche Ölädte nacii dem deutsch-
französischen Kriege nahmen, die bahnbrechenden Entdeckungen der wissenschaft-
lichen Hvi^ii iU' und dii statistischen Festsu liun^^on Öbcr die Gesundheits- und Sterb-
lichkeiisverhiiltnissi- lUr Stadt« bewohner haben einen so voilstandiu'en Wechsel der
Anschauungen bewirkt, dal» in keinem andern europäisthen l^nde das Bestreben,
der Forderung der neueren Hygiene: „Reinhaltung von Luft, Boden und Wasser'*
nach/ukonmien, leln-ndiij ist wie in Deutschland. Demzufolge sind die An-
sprüche, welche neuerdings an die Baubeaniten der Städte gestellt werden,
zumThcil andere geworden, tmd es ist sogar eine ganze Reihe von Städten dazu
übcr<;egangcn, fiir die i'fle^e der Dienstzwei;^« des \Vasserversor;;un<.;s- tmd des
Entwässerun^swest ns besondere l^amte anzustellen. iNieben ihnen wirkt eine Anzahl
von Speciali.steu dieser beiden Gebiete.
Aus diesem Wechsel der Dinge heraus hat sich auch eine Erweiterung der
bi'ideti l'titernflu->/weii;<- und i,in theiUsfise anderer I5etrieb <ies l'ntrrricht>~ nis
nulhwendig ergeben. Während c!> bis etwa in die achtzigei Jahre nur darauf ankam,
einer kleinen Zahl Studirender die Kenntnifs der damals geltenden Grundzfige des
Wasscrversorgungs- und Entwässcrunjiswescn« zu vcmntttcln, ist iicuerdtni;s ein viel
tieferes Eindringen nothwendig, um eine Sclnilun^' tl< r Hörer bis zu ih m Punkte
7u sichrrn . rirtfs sie hi talii^t sittd, kleine Auijgalwn »cll»tändtt; ohne Zuttülfcnahme
von Spcciatisten zu lübcn.
Im Gebiete der Wasserversoi^jun^; ist dies mit einigen Schwierigkeiten ver-
knüpft, wril (iir dii' Aurnabr, di<' Anla<;o technisch liclitii^ tlurch7.wl)il(lfn, «1 < K. unt-
nifs i\vr Vtüfun j nn.I i:i thoilun;,' di-s W aNM r«; auf »rim- Urauchharkril unciuhchtÜch
Ut, dithtr (jrgensiand aln-r noch »iclu liinivichiiid klar litgi, ua»i als aUyi'.schUts-.en
hingenommen werden zu können. Aehnliches gilt auch von dem Gebiete der Ent-
wässcriinijs-Einrlchlun^in dir Siadic, auf dt in i lu nfalls t iiit},'t- flniiullaf^t n der Auf-
fassung noch strittig sind, für den Untvrricht.slictrich tritt dann die Thatsache hinzu,
dafs die technische Lösung der Aufgabe immer mehr su verfeinem i»t. Dies gilt
nanicntticii in Bc/.ug auf die Reinigung der Schmutzwässer und auf d<-it « ndliirtien
Verbleib derselben. [fiü.sing.]
CHRONIK DES LEHRKÖRPERS L'NP DES I N TERRICHTS.
Etatsmafsige Profesüorcn und Docentcn:
Brandl (*]: Statik der Hocttlanconslmctionen. Eiscticomtructioncn der Ingenieur-
hochbautcn.
Busin}» ttr - uiul Kntw a-svt ruii;; 'Ii r .Stiultc
Dietrich 1*/; Encvklopäiliu- drr Ilau-In^riii( iirtt:>s< n'sch:il'!( ii. >ti alst iiImu . Striifsen-
bohncn usw.
Doergens (*): Niedere Geodäsie. GeoU^ktistctif!« Prakticum. PraktiKcht t'i-l>ungcn
im Fclümessen. Ptanzcichnen. ilAherc GcmMlsiv.
(•o<-rin;^< It.ihnhxfs.uil.incn Ei:><.-nl>ahiil>au (elntcM. Tunndliau).
Hägen (t See- «lul HafcnU.iu.
Sclilichliiij; i iRo»i: \V;ismt!i,hi.
Schultz: UaumateriaUenkundc und VeraiiüchkiKvn. Ti-cbnikctic Ankut-n in Gcl>iu«lcn.
Winkler (f i880>: Statik il«r Bauconslruclionen. BrQckrnlNitt und grüf»cre Üiiwn-
Hoclil>.iuri>iislnii ti<>in n.
Wolff; .4\it(<cu'anU(c ll)Llrdulik.
Hoi ilcckcr: Thron tisrhc < .ipMi l ans ilnii !■ i^viilMhTili.iu
II a Vi- st a>l l : l' ntvmlrii «iml llananstülu iin;;i it au( dvi» '<i-lui ti «k» Huu-lD^iitKui
Lehrkörper im Studieiqahr 1884/65.
Privutdueentcn:
Wolff: Angewandte Hydraulik. Be- uml £nt«'äsaerttn]{ <l«:r Stidtc.
Ständige As«i«ienicn:
Grisebach, Architekt.
Havest adt , Ri-ij, -llauni'-i''tt'r,
Keller, Kc]f.-Baumt.'islt.T.
von Ossowski, Ingenieur.
Dr. Pict»cl)(*).
172
Die T«liniiclic Hocbachnle von 1884 bin 1^99.
Chronik von 1B84 bis 1899.
Die steigende Bedeutung, welche die Beobachtungskunde im allgemeinen, und
besonders dit- Mati i i.il; ii i'ifiinjjt-n für alle Zwvif^e der Technik gewonnen haben,
fulirtcn in den Ictzvcrgangencn Jahren zu einer erheblichen Erweiterung des Unter-
richts in der Physik, namentlich der Laboratoriumsfibungen, sowie auch zur
Einrichtung eines besonderen, mit VersuchsQbunyen verbumienon CoUegs über
Matcrialiirrifuni^s'A t scn, «las <lcni St< llvei1reter des Dirccturs der ^lecllani^*ch-
technischcn VcrMiclisanstalt und Vorsteher der Abtheilung für Mctallprülung,
Prof. Rudcloff, Übertragen worden ist.
Um die erforderliche Z<'it fiir diese Erweiterung des Stndienplancs sii gewinnen,
war es nnerläfslicli , den L'nterricht in den mathematischen I »isriplinen theilweis.c
umzuj^estalten. Die Irüher Von zwei Docenten vorgetragouen Themata: „Diticrential-
und Integralrechnung" und „Analytische Geometrie'*, welche zusammen acht Vortrags«
und vier Uebunj^sstimden beanspruchten, winden utitcr der F^tviichnnn;; ..Il 'here
Matlicmatik" auf einen sechsstündigen Vortrag nebst zwei ücbungsstundcn zusammen-
gezogen, um nun in einem Jahrescursus den für die grofse Mehrheit der Studirendeo
nothwendifien Stoff zu bieten. Kür I)iejenit,'cn, welche sich zu tiefer .gehender,
wis^enschafiliclu r r<>rsclmnj{ vorbereiten wolh ii, sind daim in <len fol^endi n Studien-
jahren weitere mathematische Vorträge eingtstellt, so der lur da» zweite Studien-
jahr berechnete Cuisus des Geh. Rcg.-Raths Prof. Dr. I^ampc Ober „Bestimmte
Integrale um) Difforentiali^leichiinjjen", und für rL-s^ drtnr und vierte Studienjahr
die Vorträge des l'ruf. Dr. Hamburger über „Pcitentialthcoric" und „Variations-
rechnung", sowie Ober „Functioncntheoric".
Auch im maschinentechnischen Lnurricht der Bau -Ingenieure ist eine
Aenderimg erfolgt. Nach dem Tode des Prof Consentius wurde vr in einer Hand
(Geh. Rcg.-Kath Prüf. G. Mcycr^ vereinigt, sodafü nunmehr im dritten Semester
Maschinenkunde, Theil I (Abrifs der Maschincnelemente), im vierten Maschinen»
künde, Theil II iKraft- und Arbeits- insbcsotidere Baumaschinen 1 gelehrt worden,
während im dritten Studienjahr Abrifs der Kiscnbahnverkchrsmittcl und im
vierten Eisenbahnbetrieb usw. (s. u.) folgen.
Diese allgemeinen, auch die anderen Abtheilungen mitberOhrendcn Veränderungen
im Studienplan sind seit October i8<-'' in Kraft getreten.
Auch sonst sind in den einzelnen Lcbriächem seit 1(^84 manntgrache Wand-
lungen zu verzeichnen.
Mit der Verlegung der Technischen Hoehschnle aus den RSumen der Bau-
akademie und Gewerbeakademie nach ( liarlott* nlnirg erfuhr der Lehrstuhl (Vir
Geodäsie, welchen seit 1674 Geh. Reg.-Ratli Prof. Dr. Doergens (in die ehemalige
Uauakademie April 1609 als Docent eingetreten) innc hat, insofern eine wesentliche
Veibcsserung, als die geodätische Sammlung bedeutend verstärkt, die jährlichen
Fonds für Neuanschaffungen i rhi>ht, und geodätisch - ]>r.iktische Mt-fs'ibungen in
geschlossenen Räumen, sowie auch solche im Garten der Hochschule selbst,
begonnen wurden.
Die geodätische Sammlung setzte sich vor Bezug d N' uhaues zusammen
aus denjenigen Instrumenten, welche s. Zt. für den Unterricht im „Fcidmesaen und
AbÜMiJuaji für BaU'Ingi
Nivellircn" an der AUgcnicincn Bauschule und späteren Bauakademie besonders
bcM-lkifTt waren, und aus dcnjenig'-n, wilclu- au- ili-r iituNikali^clu-n Saniinlim^' lic;
Gewerbeinstituts für den geodätischen Unterricht an dieser Anstalt und an der späteren
Gcwerbeakademie hergegeben wurden. Diese Instrumente wurden mangels geeister
Räumlichkeiten in Kästt-n VLijiackt nunH-walut uml !)liclu'ii daher schwer zu(;änglich.
Durch die selten» der vorgesetzten Behörden gewährten Fonds konnte die äanunlung
nicht nur durch Neuanschaffiingen wesentlich ergänzt, sondern in ihrer Gesamthnt
auch weit besser nutzbar gemacht werden, indem nun alle Instrumente in Glasspinden
SO aufgestellt wurden, dafs sie sich von allen Seiten bequem in Augenschein nehmen
huBen. In ihrer gegenwärtigen Gestalt ist füe Sammlung ein wichtiges Mittel zur
Förderung des geodätischen Unterrichts.
Das geodätische Prakticuin i?.t ins Leben j^irufen worden, um den Studi-
renden dr^ Ini'virt-urbaufaches GclcL't iiht i'i /ur Ivlnnung der sclh^tändi^^cn Hand-
habung und Behandlung der geodätischen Instrumente zu geben und ihnen ins-
bescmdere die Anstellui^ von solchen Untersuchungen imd Operationen lu ennöglichen,
wr'chr sich im Felde nicht wohl ausflihn n lassm, /( R Untersuchungen von Libellen,
Mefsschraubcu, Fernrohren, getheilten Kreisen, Mafsstäbcn, Einziehen von Kaden-
kreoten, Feststellung verschiedener Fehler (Collimatiotis-Indexfehler), Ermittlung
di r Constanten von Baron»etem, von photogrammetrischen Apparaten u. s. f. Alle
diese Untersuchungen erfordern zum Gelingen günstige äufsere Umstände , besonders
geschlossene Räume und genOj^end unterbaute Standorte. Diese Uebungen sind
nicht als Feldmefsiibungcn im eigentlichen Sinne dt s Wortes aufzufas--! ii , soadern als
X'nrhi rciUinyen für die im S'.nimer stattfindenden Mel"sü!'miL;i n im Freien Sic;
sind aui die gleiche Stule mit physikalischen und astronomischen Uebungen zu
stdlea
Die wöchentlich mit zwei Stunden angesetzten Uebungen tinden im ersten
Scnü 'stiT im Anschlufs an das Colleg iilH-T ,,Nieilere Gvodä>ir" und im vierten
Studienhalbjahr im Aiiäclilufs an den Vortrag über „Höhere Geodäsie" in einer der
Frequenz entsprechenden Zahl von kleineren Gruppen von je 20 bis 2$ TheUnehmem
statt. Der Sammlungsraum ist ^gleich Prakticanteosaai. [Doergens.]
Ueber Mechanik lesen bei der .Abtheilung zwei Frivatdocenten: Prof. Dr. Pietsch
(habilitirt it)ä5) und Prof. Grübler (seit itH/4/V5t dahin etattmälsiger Professor
am Polytechnicum in Riga). Beide halten die wöchentlich vier Vortrags- und swei
Uebungsstundcn umfassenden Curse msammenhäogend in den ersten drei Studien-
aemestcm.
Die BauconstructionsIdMre für Ingenieure ist seit lüijti^i durch 4:in Privat*
coll^ des Regieiungs- und Bau-Rattu> Hger vertreten.
Das früher schon ciomal von dem Geh. Reg. -Rath Prof. Otzen al^ehaltene
CoHcg Ober architektonische Formenlehre für Bau-Ingenieun wurde nach einer mehr-
jährigen Unterbrechung im Jahre 1.SS8 endgültig eingeführt und dem Prof. Eli.s über-
tragen. Nach dessen am Weihnachtsmorgen t8Si^ erfolgten Tode wurde e.s vom
October 1600 ab von dem Geh. Bau-Rath Hossfeld gehalten und ist nach deaaea
durch Erkrankung veranlafsten .Austritt seit October 1895 dem Reg.-B«tuneistcr (jetst
Prof.j Iloffmann übertragen. ^V'ergl. S. 154.)
•J
'74
Di« Tecfanitdie Hodnciinle von 1S84 bis
Di ll rint-;T H>-it;i'n Lehrstuhl für Statik der Bauconstructionen und Bau
eiserner Brucken halle seit 1877 Prof. Dr. Winkler bis zu seinem am ^7. August
1888 erfolgten Tode inne; Sein Hinseheiden raubte ficr Hochschule einen ihrer ge-
schätztesten Lehrer und der Injjcnicurwisscnschaft cinvn ihrer hervorragendsten Ver-
treter. Geboren am 18. April 1835 zu Falkenbcrg bei Torj^au, begann Winklet seine
akademische I^hrthatigkeit 1861 als Assistent und zwei Jahre später als Docent am
Polytechnicum zu Dresden. Von iS'vs an war er drei Jahre lant; ■ • mii der
Ingenieurbaukunde an der Technischen Hochschule in Prag und nahezu zului Jahre
Professor des Eisenbahn- und Uriickcnbaues in Wien, von wo er nach Berlin berufen
wurde. Er war einer der ersten, die sich die Vertiefung der stteng mathematisdicn
Wissenschaften in ihm Anwendung auf die Bauconstructionen zur Lebensaufgabe
machten, „beine wissenschaftlichen Arbeiten haben" ■ — wie Prof. Gocring in der
Gedächtnilsrede bei der Enthüllung senicr Büste in der grolsen Halle der Hochschute
am 11. März iy<»i sagte „bei allen Cultui Völkern des Erdkreises Eingang gefunden"
und ihm seiner Zeit den Ruf als Autorität ■ tstt n Ranges eingetragen. Wenn sieb
auch stin praktisches Schaffen selbst nur in i iij^m Grenzen hielt, bleibt doch seine
theoretische Köril«'tung des Ingenieui wcsi-ns, zuniichsi auf dem Gebiete des Kisen-
bahnl>aues, tlann aber vor allem auf dem der Statik, für die Wissi-nschaft und filr
die groläartiystcn Bauwerke der Neuzeit von grundlegendem Werth.
Als Nachfolger Winklers im Lehramt wurde im Octobcr 1888 der jetzige Geh.
Reg.-Rath Prof. .Miiller-Breslau berufen. Der .Statik der Bauconstructionen sind
seitdem nelif!i d'-n \'( iti.'it;( n \v'"jrln utlicii auch /.weistiindigc L'ebungcn <.;ewidin<-!,
in denen neuerdmgs cm Iheil des zuvor in einem Sondcrcolleg al^ „ausgewalill<'
Capitel** erörterten, theilweise in die Hauptvorlcsung mit fibcmommcncn Ldirstoflfes
den Studirriul< n zur iclfaataodigen Bearbeitung überwiesen wird.
Statik der Bauconstructionen behandelt ferner in einem au^^cbtii fslicii für die
Studirendcn der Abtheilung lur Architektur bestimmten Vortrags- und Lebungs-
collcg, welches besonders cfie BedOrfmsse des Hochbaues berücksichtigt, seit 1877
Pfdf V.. I'i.iuilt in dir •.'hemalige Bauakademie im Octobcr i*S5ii a\< Privntdnccnt
eingetreten«. Derselbe hält aufserdem für die Studirenden des Bauingcmeurwescns
ein Colleg über EistenconstrucAionen der Ingenieur-Hochbauten mit Uebungin, in
denen eiserne .-^mi/ und Dachconstructionen fiir BahuhfifshalU-n» Bahnsteigdächer,
W< rkst.itt^'ebäudc, rechtwinklige und |K>lygonale LocomoUvschuppcn u. a. m. Statisch
und technisch durchgearbeitet werden.
1897/98 habilUirte sich für „Eiserne Brücken und Eisenhochbau** Reg.- Bau*
mcistcr Bernhard.
D.i-' -li'. 'lau \\'i[Urili.iit iilii 1*^7- .l.iii'Ii Pii.r I^liriiirb vertretene F'ach:
Strafsenbau, Strafsenbahnen und Brucken in Stein und Holz, und der flu Archi-
tekten und Maschinen-Ingenieure bestimmte Unterricht in den GrundzUgen des
Bau-Ingenieurweseos haben in den bt iden letzten Jahrzi linten bexnulers auch
durch dii- Zuwenillingi n sriten> <'< t' S i .f- tili 1,1 l't li i rien und .Strafsenf>ahn-
Geaellschallen eine den gesteigerten Anspiuciun aiigerncs.-.t.nc Erweiterung der
I..chrmittel erhalten.
DiMu Wasserbau sind im letzten Jahrzehnt zwei im .Schaffen und Ltlimi
bedeutende Persönlichkeiten entrissen worden: am n». November starb der
•75
Geh. Ober - liaurath Prof. Ludwig liagcn uiul zwei Jahre darauf, am iS. N(»V(.iubcr,
Prof. Julius Schlichting.
I t!f|wi^' Ha|,'cn atti j^». August iS-'<( in Püinu war von Jiimnd auf
uncrmiidlich und mit bcstt-m Erfolge bvslreU, seinem Vat< r, dem hochverdienten
Altmeister deutscher Wasserbauloimt, nacbzueirem. Während seines WirIcenH am
RuhrorJcr Haftn, bri der Canalisirung der obcnn .Saar, dann in Cicnthin und ( öslin.
sowie später im .\bnisterium, verband Hagen in so glQcIdicher Weise schöpferische
Gcstaltunjiskraft mit erfolgreichem Fleifs, dafs er «Is würdiger Nachrol{;cr seines
Vaters bei dessen AussciKidcn aus dem Staatsdienst in die erlcditjte St. lle l int^s
v<)rtra<;t ti !i II l\.itl)f> lierufeii wurde N; If-n seiner praklisehen Thäti^keit, von der
auch ver^chiedeni- V'eroHcntlichungen Kunde geben, hat er von i*>;5 bis. zu .seinem
Tode als Lehrer der Hochschule gewirkt, seit 1B80 insbesondere das Geiiiet des
See- und llafenbaues behandelt, und dabei sowohl in den Vorträtjen. wie bei
den wohlvorbcreitetcn lüccursioncn auf seine Schüler einen äulscrst anregenden
Einflufs f^cübt.
Juliu-- Schlichting lg<'b. am j v Januar 1 ''.vs in Gemünd) erhielt, nachdem
er Im 1 Au'-luhriing des Mosdcanals sowie an den \Vassrr-I5aiii:w[M rtiimcn Tilsit
und .Memei hervorragendes Geschick gezeigt hatte, i«7i> den Lehrstulil lür Wasser-
bau an der Technischen Hochschule. Auch an der I^ndwirthschaftKchen i lochschule
war er als Docent thätig und lu-wäluie sich hier wie dort als ein vorzüglicher
I^ehrer, der seinen Schülern auch als Freund mit Rath und i'hat zur Seile stand.
Durch seine zahirdchen VeröfTentiichungen, seine Theilnahme an den internatio-
nalen Schifiahrtscongresscn und als Iveiter des Centraivereins der deutschen Flufe«
und Canalscliifi'.ihi t ha" r: ilii Iri'.i>rf^«-i'n <;rine'; I'.ich<'s wesentlich gefiirdert.
An die .Steile Sciilichtings wurde /u t »siern i&u5 als etat^mäfsiger l'rofe.ssor
der Wasser-Bauinspector Bubendey aus Hamburg berufen, wälirmd das Lehramt
Hagens, den .S<'e- unti Hafenbau, zimächst der Geh. Hau ■ Rath unti vortragende
Rath im Mmistcrium der utfcnilichen Arbeiten Kummer üt>crnahm. Als sich dieser
jedoch durch seine Ernennung lum Olier-Baudirector vom Wintersemester 1897 \j8
ab an einer Weiteren Ausübung der l.' h--|i.itigkett behind' ii ^.ih, wurde auch dieses
Gebiet dem l.ehramte de«^ Prof. Bubendey «-inverh-ibt, sotlafs seitdem der gesamte
auf fünf Vortrags- und .sieben l'ebungsstunden im dritten und zwei Vortragsslunden
im vierten Stu<Kenjahrc verteilte Unterricht im Wa-sserl>au, abgesehen von der
slä lti^i li< n Wasser-Zu- und Abführung, welclu- Gebiete durch Prof Hüsing s u 1
vertreten werden, bis auf weiteres in einer Hand vereinigt ist. Der Ober-Baudircct<ir
P^r. Kummer ist auch nach Einstellang seiner regelmafsigcn f^shrthatigkcti Mttgtied
des Alithi ; 'Icgiiuns geblieben und hat wiednhoU Gelegi nheit gi Uftnunen. die
in ihrer Ausbiklung vorgerückteren Stiidirendt n auf E-vcursionen mit den wichtigeren
Oauausfüiirungen des preulsischen .Staates bekannt zu machen.
Hinsichtlich des jetzigen Lehrganges im Wassierbau sei erwähnt, dafs die Vor-
lesungen und Lebungen des dritten Studienjahres rieben der Hydroldgie den
Gründungen, sowie dem Kluis-, Wehr-, Schleiisen-, Canai-, Deichbau usw., die
des vierten Studienjahres dem See- und Hafenbau gewidmet sind.
Leber Canalisation und Wasserversorgung tier Städte w«'nifn seit dem Winter-
semester iü;ti nach dem Ausscheiden des Üau-Rath Dr. iiobrccht von Prof.
BQsing Vorträge gehalten, au denen seit nodt UcbuDgen hinzugetreten ^nd.
»3*
^ kjui^ .o Google
176 Die TechirfKlw MockN^iili «ob 1N4 b« li«».
Der grofse Umfang der im Bisenbahnbauwesen zu behandelnden verschiedenen
Gebiete und der stete Flufs der Entwicklung, in dem sich das Kisenbahnwtsen be-
findet, hat veranlafst, die beiden unter der Bezeichnung „Rahnhofsanlagen" im
dritten, „Eiscnbalin- und Tunnelbau" im vierten Studienjahre aufffefiihrtcn
Lehriächcr so ausnigesUlten, dals sie in Wirklichkeit als Eisenbahnbau, I. und
II. Theil aufzufassen sind, die in der Hand (!( ;t >^77 an (icr Hochschule
ihätigen Geh, Reg. -Raths i'rof. Guering ein zusammciigcliörigcs Ganzes bilden.
Dadurch ist die Möglichkeit geboten, die ersten Monate des dritten Studicn^res,
wo mangels jeder jiraktischen Kenntnifs die Aufstellung» eijjcner Entwürfe auf diesem
Gebiete noch nicht angängig ist, vielmeiir der Vortrag erst voraneilcn mufs, zu vor-
bereitenden Uebungen fQr das Ganse id verwenden und Bod«n durdi beide Jahre
hindurch erst einfache, dann schwierigere Entwürfe nach Maf^fac der VortrSge ai
bearbeiten.
Die neuere lebhafte Entwicklung auf dem Gebiete des Obeibaucs, die immer
zunehmende Wichtigkeit zwcckmafsiger und betriebssicherer Gleisanlagen, die noth*
wendijje Berücksichtigung der Neben- und Kleinbahnen und <ler liihnen mit be-
sonderen Betriebssystemen haben andererseits eine Zusanimendrängtmg des Stotfes
unter Ausscheidung von weniger wichtigen Theticn «ur Folge gehabt. Dagegen hat
die von der Abthcslun^ v. i. il< :li<il: angestrebte Einrichtung besonderer \'<>rtrftge über
Eisenbahnrecht u\v.\ lj>cnbahnverwaltung sich noch nicht verwirklichen lassen.
Der betriebstechnische Theil des Eisenbahnwesens ist seit längerer Zeit
in der Weise geordnet, dafs im dritten Studienjahre von demselben Doconten, der
im zweiten b<reits Maschinenkunde mit Uebungen lehrt, dem Geh. Reg. -Rath f'rof
Georg Meyer ein „Abrifs der Verkehrsmittel auf Eisenbahnen" (cinscblicfslich der
Kleinbahnen sowie der besonderen Systeme 1 und im vierten Jahre ein Vorti ag über
„Ei.M-nbahnbetri( h t-in^i hliefslich Signalwesen und Stelhv» rksanlagen" gt hiilten wird.
Aufserdem behandelt der s< it nt;<,ht r iHi»H h;ibilitirte iVivatdoceiit Eisenbahn- Ban-
inspectur Cauur „Ausgewählte Capitei aus den» Eisenbahnbelriebsdiensl nut beson-
derer Berücksichtigung der Blockirungen und Vcrschlufstabcllen" und trigt hiermit
einem Sondergebiete Rechnung, dessen eingehende Kenntnifs fiir den Eisenbahn -
Ingenieur tiei der Iwutigen Vcrkehrsdicbtiglceit auf den deutschen Bahnen greisen
Werth hat
Ausgt^chieden sind in den beidi-n letzten Jahrzehnten mehrere Privatdocenten
der Ahlht i'mi!;" so mit Sohlufs des Sommersemi-sters 1*^85 der Reg. - Baumeisu-r
B<»edecker 1 i heoretische C apitcl des Eiscnbahnl}aues) und schon üctober i^Ü^ der
Eisenbahn -Baumeister Wolf f (Angewandte Hydraulik), 1891/4)2 Reg.- Baumeister {j«tzt
Bau-Rath. Ilavestadt. iSmj'<'> Rig • Baumei>ter ijetzt Kaisirlieher Reg - K.tth
Donath, der seit iSbj „ätatik der Bauconstructiunen " fiir Maschinen -Ingenieure
vortrug, ferner Octobcr t8«>2 der Doccnt Baumeister Schölt«, dessen Collcgien
über Baumaterialienkunde, X'eranschlagen und technische .Anlagen in Gel)äuden
nn>li I -.veittg vertheilt sind, i-'ii ii-ii <lrr issit eingrtretriie IVivatdoceiit für Statlte-
remigung. Reg. -Bauführer iMa.x Knaufl, der i S «5 als Stadt Bauiiis|)ector nach
Cottbus übersiedelte. Durch den Tod verlor die Abtheilnng am i. Mai i»*t6 den Reg.-
Bautnristcr zur Megede, welcher seit als iVivatdocent i'in Tcbungscolleg über
„technisches Zciclincn" abhielt und tK-rcits seit ibb; als Assistent in den t'cbungen
zu Bahnhofsanlagen und Eisenbahnbau mit vortrefflichem Erfolg gewirkt hatte.
'77
LdurfcttrpMT im StuAsojahr 1199/1900^
Etat9inär>ige Professoren und Docenieo:
Brandt: Kisoncunstnictionon '1' i T Linicurhochbauten. Statik der Bauconatniclionen
für die Abtheiltui|; für Architektur.
liiibcniKy: Wasserbau.
Basing: Wasaerversofgan( and Entwässerung der Städte.
Dietrich: BrQcken in Stein und Holz, BoMwerke, Futtcrmaaern. Strabcnba« und
str»r<> n<i i' rt-n Grun<l/.jti;c des KismlNihn-, Wasser- und StiafsenbaiMs
(Tir .\rcluK:l.!cii iiml Masrhinfn-Int;<nii-arr.
Doergens: Nicdrrc Grod.'t'.K'. Gcudntisrhrs Frakticum. Praktische Ucbangcn im
FcIdmcMcn. Planicichnen. Höhcrc Geodäsie.
Gocring: Bahnhofsanlsfen. IBscnbahnbau (einschltersiich TunneltMu).
Hoffmann: Architektonische Komienlehre. angewandt aof Gegensttnde aus dem
InRcnicurwcsen.
MAIIer-Brc'slau: Stntik d<T liaiicnnstnictionen. Ueltungen rar Stitik der Bau-
conütructiuncn. Eiscmc Brücken.
Rudeloff: Materialprtfnngsvescn mit Versuchen.
Privatdocenten:
Bernhard: Ri uc (<lirlu- BrOcken. Festigkeitslehre fOr dieStudirenden der AbUieiking
für Architektur.
Cauer: Ausgewihttc Cspttcl aus dem Encnbatinbetriebsdicnst mit besonderer Be-
riickMrhii<;iiii|; von Blockiriin^rn und Veracbtufstabelten.
K>'it; B.iucnnstriirtionslihff für Iniiunicuri.'.
Grilblir: Mvrhanik. (xctfiebetehre fÜr Maschinen •Ingenieure,
fletsch: Mechanik.
Slfiiidi;;!' A--s;-!t<jiiten:
Bernhard, Könif;!. Rig.-lJauiiKistcr.
Cauer, K'ini^l. Kmnbahn-Hau- und BetfielMinspector.
Dircksen, Königl. Reg.- Bauführer.
Eiselen, Stadt -Baumeteter.
Gianitz.i, Köniyl. Kc^ -KauDihrcr.
Roloff, Wasser -|!ailiri!*|RC(i>r.
Schulz, Kiiui)jl. K«j«. [ir - ■ ister.
Schurich, Königl. Kcg.- Baumeister a.D.
ABTHHILÜNG
FÜR MASCIUXEN-INGENIKUKWESKN
Google
ZUR ALLGEMEINEN GESCHICHTE DER LEHRFÄCHER.
Die Kntwicklun;^ der dc-utschrn Maschinentechnik im ^'rofscn htj^innt in don sieb-
ziger Jahren mit einem mächtigen äpnin^: die politische Einigung und Festigung
hatte die scfaalTcndcn Kräfte Deutschlands, die Jahrhunderte hindurch gebunden
lagen, gleichsam mit einem Ruck befreit, und in dem industriellen Leben kam die
Wirkung d i-,1 r Kräfte am stärkst<Mi zum Ausdruck.
Bis dahin war Deutschland vorwiegend ein Ackerbaustaat gewesen. Die Industrie
hatte kaum das geringe heimische Bedürfidrs gedeckt, die Masdrinentechnik wurde
im profsen nur R'ir Bery!>au- und 1 liitti nhetrieh und für da^ in Fntwicklunp be^^ritTrnc
Eisenbahnwesen hcrangczugcn. Ein beträchtlicher L'eberschurs der V'olkskralt war
xur Auswanderung; gezwungen.
Nunmehr nahm die Industrie auf allen Gebieten rinen schnellen Aufschwung und
fing an, im Auslamle sicli Al)sat/;.,'el)icle zu schaffen: zuerst in den lnnaclibarten
nördlichen und östlichen Reichen, dann im industricreichen 1-lngland und bald
darauf jenseits des Oceans in Central- und SOdamerika, schticfslidi in gröfserem
Umfenpe in Ostasien und .Südafrika.
Neben dem Ackcrbaustaat kam der Industriestaat zur Geltung, die schaltende
VoHcskraft fand ein wachsendes Arbeitsfeld, die Auswanderung nahm ab, die Arbeits»
gelcgenheit in noch nie dagewesenem Mafsstabe zu, und die Bevölkerungszahl stieg.
Die .Maschinentechnik tiuifste in erster Linie iJ.i- l'.e.liirfnifs nach vervollkommneten
Werkzeugen und auch nach Ausnutzung der NalurkräÜe belriedigen. Der auf-
strebende Bergbau, die neuen Hüttenwerke, die Textil- und Maschinenfabriken,
Retriehe aller Art verlangten Werkzeuge und Kraftmaschinen, und c!er M;i-i !)iiii'n-
bau entwickelte sich zu hoher Vollendung. Neue grofse Anforderungen traten an den-
selben durch die Vervollkommnung der Dektrotechnik und des Schiffbaues heran.
Mit der Indvistrie wuchs der Verkehr: Hafcnanlagen und r.almhr.te, Sjwicher
und Waarenliauser erforderten Maschinenausni-!un^,'en. Kür die steigende Bevölkerung
der Städte waren \S asscrvcrborgungs- und I'ntwasserungsanlagen zu schaffen, Licht-
lind Kraftwerke, StraCscnbahnen usw. Dem BedOrlhifs nach Betriebskraft kamen die
»4
L.iy,.,^cd by Google
Dw Tfchnbche Hoduchnie von 1M4 M« 1999.
Fortschritte der Energie-Gewinnung und -Vcrthoilung entgegen. Die Pemteitung der
Energie mittels liocIigespatirKer r!i'klri>-chrr Str im- flilirtc zur Ausbildung:; von
Wa&scrkraftanlagen. Die Gasmotoren und Elektromotoren machten die Naturkraft
auch dem Kleingewerbe besser ab bisher zugSnglich und ermöglichten die Ver-
wendung vollkommener Arbeitsmaschinen, wie überhaupt die Verbesserung der
Werkzeuge hier aUgemeingültig als ein wichtiges treibendes und begleitendes Ele-
ment außritt.
Mit dieser sprunghaften Entwicidung der Maschinentechnik hatte die Aus-
bfldtmg der Maschinen -Ingenieure an der Technischen Hochschule unmöt^'tirh
Schritt halten können. Galt es vorher hauptsächlich, für den Staat und für gröfserc
Privatvcrwaltungen geeignete technische Beamte auszubilden, die Otter ein genügend
umfassendes Wissen zum Abschluls von Verträgen mit der Industrie, zur l\-ber-
wachtmg von Ausführungen, zu Betriebsleitungen usw. verfügten, so forderte nun
die Industrie ein ihren Bedürfnissen entatprecbcndes Können in selbi^tändiger Arbeit
unter voller Verantwortung. Die Hochschule mufste infolge dessen weit mehr als
früher darauf hi iI;iclM in, In^jenioiiro au-zuhilden, die in das |nakti>cl;c I,< hi n <;rrfnrt
schaffend eingreifen könnten, und hatte auf die vielseitigen Zwecke der technischen
Wissenschaften Rücksicht zu nehmen. Es genilgte nicht mehr, bei denjenigen
wissenschaftlichen Gesetzen stehen zu bleiben, welche sich in bestimmter Ab-
straction durch Rechnung <Kler Deduction nachweisen lassen, sondern es galt, in
erster Reihe der Mannigfaltigkeit der pralctischen Bedingungen Rechnung zu trugefi.
Vor allem waren die Ucbiuigcn und der l^boratoriumsunterricht in weitgehendster
Wri»ii" 711 pfiffen Ferner mufste iiiiticr iIcmi nuf-x ifirdcntlieh grofsrn Zuunchs
der Ix-hraufgaben den graphischen Methoden ein breiter Kaum gewährt, und über-
haupt die Ausbildimg der einfiichsten und vielseitigsten wtssensdiaftlidien Ldir-
methoden angestrebt werden, während frOher die aoaljrtlsche Mediode alldn im
Vordergrund gestanden hatte.
Eine innige Verbindtmg der wissenschaftlichen Lehre mit der schaffenden
Industrio war uneilafslich, und daher empfahl es ^icli. mehr als bisher wissenschaft-
lich und praktisch erfahrene InJi' fiir-urc iK T.« tm 1 liri anzu/it In 11 Die Ausfüllung
von Lehrkräften in der akademischen Laufbahn allein konnte nicht mehr genügen.
Die von den Fachwissenschaften at^esondertc abstracte Behandlung der Htife-
und Grundwissenschaft I M üuiKte nach Möglichkeit beseitigt und ein Zusammenwirken
mit den Fachwissenschaften angestrebt werden. Auf solcher Grundlage ergab sich
dann von selbst das Bestreben, atich in den vorbereitenden Wissenschaften (^bthe•
matik, Mechanik und Physik) zunächst die Uebungen möglichst ausgieUg zur Geltung
zu bringen.
Dafs die Abtheilung für Maschincn-Ingcnieurwcsen diesen Forderungen
Rechnung trägt, bezeugen die tief einschneidenden Umgestaltungen, welche der
Studicnplan hn Laufe der Jahre, insbesondere während des letzten Jahrzehntes,
erfahren hat
*
*
■^iiaji •otr*"«' ••fnrmr My o mt
ALLGEMEINE GRLiXDSÄTZE DES LEHRGANGES-
Seit October 1896 stelU die Abtheiluag eineD Studienplan (ur ein nur drei-
jähriges Studium auf, der auf dem K^ofsen Felde der Wissenschaft freilich nur den
Wegweiser für den kürzesten Pfad bieten will. Dem Durchschnitt der Studirenden
Soll (las Tr'pnniiim tüc nnhfdintjt erforderliche Ausbildung geben, ctncr weiter
strebenden Minderheit bleibt das vierte Studienjahr für persünlich vertiefte Aus-
bildaag. Der P&d gabelt sich hierbei in Wege nach gesonderten Richtuagen:
Allgcmfinfr ^!a "irhiri cn hau . Ti c 11 Ii a !i n 111 ;i ^ c h i n f 11 hn u . Eliktrotcchnik.
Die hier beigegebene graphi!>chc Zusammenstellung zeigt die bislicrigc Entwick-
lung des Lehrganges und der Frequens. Sie grQndet rieh nur auf das Trlcnnium
und greift nur solche Jahre heraus, in welchen tiefere Vcrändt 1 uii'^cn Stattgefondeil
haben. Die Flächeneinheit bedeutet je eine Stunde Vorlesung bczw. L'ebung in der
Woche, wobei das arithmetische Mittel aus Winter- und Sommcrscmcstc r gLUommen
ist. IDiese graphische Darstellung umfafst auch nur diejenigen Disciplinen, welche
als unbedingt eiforderüch an;;i licii idcn, und läfst diejenigen Fächer unberück-
sichtigt, die dem Studirenden nur zur vcrtieftcrcn Au^ibildung empfohlen werden.
In dieser Uebersicht aeigt sich — dem vorwiegend seminaristiicheii Unter-
richtsbctrieb der Technisrhrn Hochschule geniäfs — auffallig das Vorrücken der
Uebungen auf ganzer Linie gegenüber den Vorlesungen.
Unter den HQlfswissenschaften fuhrt im Jahrgang 188t nur die graphische
Mathematik Uebungen, im Jahre iHf>(t wurden schon sämtliche lUilfswissenschaften
mit Uebungen betrieben, unter denen die Laboratoriumsäbungen der Physik als
besonders ^Qcklieher Fortschritt zu begröfsen sind. Mehr und mehr gewloaen
graphische Mechanik und gra|)hische Mathematik an Raum, entsprechend der Be-
deutung, welche die zi-ii:lun i isclu n Mi -lvulc n in dvr au^fVihr. nJrn Tn hnik gewonnen,
und gcmäfä der wissenschattlichen Ausbildung, die sie durch Lehrer der tech*
nischen Wissenschaften erfahren halien.
In der Gruppe der allgemetnrn Fnchwis^-rnschaften wachsen <\'.t' V v]ii\v\'^rn,
und zwar: in der Mechanisch -technischen Versuchüanslalt (J St.); im Gasmaschinen -
Laboratoriiun (4 St); fan Maschinen -Laboratorium (8 St) und in den Constrnctions-
übungcn (fj wöchentliche Ucbungsstunden im Jahre 1889 gegen 9 Uebtmgsstunden
im Jahre lööi).
Als neues wichtiges Unterrichtsmittel ist im Herbst 180'» das Maschinen-
Laboratorium eingetreten, nachdem vorher diese Art der Helehrnng nur mit
sehr beschränkten Mitteln zum Theil auf&erbalb der iiochscbute durchgeiührt
werden konnte.
Maschinen-Beschreibung und encyklopädlsche Vorlesungen sind im Hinblick
auf die rcichhnltic:«^ tf^rhnivchi- Litteratiir fast ganz in den Hintergrund getreten.
Die Maschinen-L onstruction wird in Vorlesungen und Zeichenübui^en behandelt
In der theoretischen Maschinen-Lehre wird der Laboratoriumsthätigkeit grofser
Raum gewährt, während die N'orleMingen auf ein Mindc'-tmafs b<'schränkt bleiben.
Die Vorlesungsstunden der Maschinenconslructton haben einen mäfsigen Umfang
nie überschritten, wogegen die Uebungen an Ausddinung und Vertiefung sehr ge-
wonnen haben.
»4»
184
Die TcchaiRlw Hodudmlc ran 1W4 bb
Die besonderen Fachwissenschaften kennen der Natur der Sache nach erst
im vierten Studienjahr kr^iiti^ (insi-t2< n. Immerhin finden Elektrotechnik und
Ki?^cnhahnii)aschincnl)au schon in diu ersten drei Jahren Tv\<r I'flc|»o. Der
intensive IJetricl» du ser Wisst nsclialtcn iiu vierten Studienjahre ist in dem Diagramm
ersichtlich gemacht durch angedeutete Erganxungsflächen.
Die dem Stiu!ieni)lan der Mascliinen- In^;onii-iire freihleibendi- Zeit, die in
früheren Jahren inlol^^e de^ zuvor geringen L'nifangcs der Fachwissenschaften
reichlich veHQgltar war, wurde damals gröfstentheils durch das Studium der
Architektin und des Hau - Inj^»Miie(ir\vrs< tis aii'-^'cliillt. So /cij^t noch der Jalirgang
4i> Stunden Kach\vi^scnM;hafl des .Maschtnenwcücns und 50 Stunden für Archi-
tektur und Itau-Ingcnicurwescn. Bis October i8«ii wurden im ersten Studienjahre
SO;;ar nur Hftlfswisiteiutchaften K''''<'ti'n-
Üci der m'<;enwftrtifjfn l'.nlwickhini,' i!er Fachwissenschaften müssen die benach-
barten Disci|)!ii>cn ang«ghcdeit weiden, aber vurnehmiich erst im vierten Studien-
jahre, welches der frdrn Wahl jfröfscren Raum gewährt, als die ein i;eschlosscnes
Studium \<irau^sit/.<MuJen er-tcn drei Jahre, AU neue Fächer, nhcr 711'^lrirh als
benachbarte Gebiete werden in erster Linie Vulk>wirthschall.sJthre und Kt chtskundc
gepflegt, und zwar schon in den ersten drei Jahren, und in ausführlicher Behand'
lung im vierten Studienjahre.
Eine scharfe Grenze zwischen Grund- und Hülfswisscnschaftcn einerseits
und PachwisKcnschaften andererseits ist in Wlrktichkoit nicht zu liehen. Beide
greifen itn grofitcn VpIc im einzelnen ineinander, und diesem inni^jcn Ziisummea'
hang Kechntinf; zu tr.itJi n, war das 1 laiiptliestreben W\ der Gestaltung der neuen
Lehfj'läne. Wenn in der lolgenden Darstellung derselben die Grund- und Ilülfs-
wisscnschaftcn trotzdem äufserlich von den Fachwissenschaften getrennt erbittert
wer in. su war dabd lediglich die Rücksicht aufleicbtere Uebersichtlichkcit roafs-
gebend.
Der Unterricht in der Physik wurde durch die Einruhrung der Laboratoriums-
flbimgen (ür alle Stuilirinden erweitert, und ein neues l'hysikalische^ Institut
mit groNem Hörsaal, mit l'et)un;^s>ulen und lu-ui-n I.ehrnüttcln ^^rvcliaffen.
Der Unterriclit in der .Mechanik wurde durcl) L'ebungcn eigkn^t, und der
Beginn in das erste Semester verlegt. An die allgemeine Mechanik wurde einheitlich
auijeKliedert tlir W'arnu-iiu clianrk mit I c liuriLien im GaHma->chinen -I-Tboraturium,
die iechntlv der Kälteerzeugung und die Eiektrumechanii< mit L'ebungcn
im Elektrotechnischen Laburaturium, ferner seit die Matcrialtenkundc, mit
L'ehuti;;. ti \n der Mei liatiisLli - techniM^Iien \■er^uch^aIlstalt, mit de in wesentlichen
Ziel, verlielle l^msiclil in die l lasiicitats- und Fi stigkeilslehie durch ei^^ene wissen-
schaftliche Beobachtung und Erkenntnifs des wichtigeren Ma!etiali»iutun^-«escns /u
crlaiii^eu Die Kiueinatik hat eine Ij 11 schränkung ihres bislieti^eii Umfangs erfahren
imU wurde mit der kinematischen Geometrie verbunden; dagegen ist die Vor-
*
DIE KINZFLNFN LKURGEBIKTE
Grund- und HiiUsw issenschatteti.
1S5
Icsung über Gctricbclchrc hinzugekommen. AuG>crdcm wurde als Fortsetzung der
Mecliaaik die Vorlesung fiber Slatik der Bauconstruetionen in den Lehrplan der
Abtheilung aurgenommtn.
Der mathematische Unterricht hat eine Aenderunj^ dadurch erfahren, dafs
auf Antrag der AbtheDong die bisher getrennten Gebiete der Differential- und Integral-
rccliniing und der analytischen Geometrie zu einem Lehrfach unter Verminderung
der Gcäamtsttmdcnzahl vereinigt, zugleich aber für alle Studirenden die Uebungen
in der Mathematilc eingeführt wurden. Auf:scrdcm bietet der mathematische Unter-
richt durch die Vorlesungen: Bestimmte Integrale und Diffisrentialgicichungen, Theorie
der Raumcnrven und Flhchcn, sowie durch andere mathematische Specialvor-
lesungen Gelegenheit zu vertiefter mathematischer Ausbildung vom zweiten Studien-
jahre an. In der darstellenden Geometrie ist der Unterricht onverSndert geblielwn,
in graphischer Statik ein Parallelcursus eingeführt worden.
Besonderen Werth hat die Abtheilung auf die Einführung des Unterrichts in
modernen Sprachen, vorzugsweise im Englischen und Französischen, in allen
Stu^enjahren gelegt, auch ist auf Anregung der Abtheilung ein Unterricht im Rusm-
schen .^iif^jenommen werden Mit Nachdruck und liivlv r auch mit Erfolg hat die Ab-
theilung femer die Einführung volks- und finanzwisi^cnschaftlicher Vorlesungen in
den ^udicnplan alier vier Studienjahre betrieben, um den Studirenden auch das Ver-
ständnifs der wirthschaftlichen Verhältnisse der Ingenieurkunst, das schon bei allen
fachwis£cnscliaftlichen Lehrgebieten eine Hauptrolle spielt, im Zusammenhang zu
vermitteln. So wird 5m ersten .Studienjahre allgemeine Vulkswirthschaftslehro, im
zweiten Volkswirthschaftspolitik und im dritten Finanzwissenschaft behandelt, während
jm vierten Studienjahr« Gelegenheit /.tu I^clchnin;; in /-nfiln leben rechts- und volks-
wirtlischaftlichen Fächern geboten ist, so durch die Vorlesungen über politische
TagesGragen, Geschichte des Socialismus, Handelsgeschäfte und Handelspolitik,
allgemeine Rechts- und Gesetzeskunde, Arbeiterschutz, Gewertiercdlt, BfirgcHiches
Gesetzbuch, Patentrecht, Baurecht, gewerbliches Urhelterrecbt
Der Unterricht hat auch hier weitgehende Aenderungcn erfahren, insbeson-
dere durch das VorrQekeo der Fachwissenschaften l^s in das erste Studienjahr, durch
S< hei lling der spcciellen Fachgebiete, durch Einrichtung des Maschinen -Laboratorhuns,
und durch die Begründung von zwei neuen Lehrstühlen lür Maschinenbau.
Im einzelnen sind namentlich (bigende Wandlungen hervorzuheben:
Maschinenlehre. Von October 1 s>»'< an w unle mit den U« bungen im Mascbinen-
zeichnen eine X'oricsung ,,MaM liiii' iil. hn i in:_^( fuhtt , mit der Botimmung, schon
im ersten Studienjahre Entwerten und berechnen emlacher Maschinentheilc zu be-
handeln und ferner sur Anwendung und Ausgcstalttmg graphischer Methoden sowie
zur Darstellung dynamischer Vorgänge anzuleiten. Die Studirenden werden also
schon im ersten Jahre soweit gefördert, dafs zu Begiim des zweiten Studienjahres
das Lehrfach „Maschlnenelemente** sofort mit schwierigen Einzelheiten einsetzen
kann, und für die Uebungen im Maschinen -I-aboratorium, die gleichfalls im zweiten
Studienjahre beginnen, das nöthige Verst;indnifs bereits \Miti.inden Ut In den
Uebungen wird das Wesen des Maschinenzeiclmens, Aufnehmen von iMaschmen-
Die Fachwissenschaften.
iB6
IM* TMliiii*cfac HadudMc «ra 1M4 bU 1899.
theilen, die Beherrschung der graphischen Methoden und das Enbvcrten einfacher
MaadiineiKlcmcnte gelelurt
Maschinenelexnente. Dor rntcnicht in ^Ta•^cl^in^n^:•lcInt:•n1cn wird im zwritrn
Studienjahre fort|:rsct7t und im wesentlichen schon im Wintersemester erledigt. Da-
durdi wifd es n)«j^;lich, einige wettere Pachwlasenschaften bereits in das swcite
Studienjahr vorzurücken, während fi'ir die Uebungen im Ennverfen der Maschinen-
Hemmte noch ausreichende Zeit bleibt. Es wird also dem frühi icn Lrhii^anq •;!'"K''n-
übcr ein volles Semester an Zeit, und eine zuvor nicht erreichbare Vertiefung im
Verstindnifs und in der Anwendung des Lehrstoffes gewonnen.
Materialienkunde. Im Studienjahr t i.- wurden im Zusamincnhnnfj mit l Vhiin'^en
in der Mechanisch-techni&chcn Versuchsanstalt Voriesuugcn und Uebungen
bl der Material ienknnde in den 5>tudienp1aa des zweiten Jahres clngelügt.
Maschinen -Laboratoriu! II. I i ' r -ticht im Ma.sclUnen-Ld>oratDriiini ist so
gegliedert, dafs .lile .StudireiidcTi ilt-H Maseliinenbaufaches in Gruppen von etu'a
sechs Theilnehmern die Uebungen im I-aboratorium im zweiten Studienjahre mit
vier Wochensttmden beginnen und im dritten mit sechs Wochenstunden fortsetaen.
Im vierten Studienjahre shid eingehende Maschinenversuche mit Vorgeschritteneren
angcorduct
Diese Unterweisung soll den Stndirenden Gelegenheit geben, durdi praktische
Versuche an Maschinen aller Art die Gesetze und Erscheinungen, nach denen
sie als Constructeurr m arboitrn h.ihen, aus eigener Beobachtung Icennen SU lernen
und sie an selbständiges Arbeiten und richtiges Beobachten gcwülmcn.
Der Unterricht ist nun sdion seit drei Jahren durchgefilhrt. Er hat einem
dringenden Hcdurrnir5^ der Ahthriiung entsprochen und in hohcni Malse iruchtbringend
in den gesamten Lehrgang eingegriffen.
ARgemeincr Maactainenbau. Auf der erwihnten Grundlage der Maschinenlehre
und Maschinenelemente im ersten und zweiten Studienjahre untl der schon im zweiten
Studienjahre ebenfalls behandelten Mechanik, Wärmemechanik und Materialienkunde
beginnt der fachwiitsenschaftlichc Unterricht im Maschinenbau. Schon im zweiten
Studienjahre werden Wasserloaftmaschinen und Hebemaschinen behandelt, im dritten
Jahre ^chliefsen «^ich hieran tlir Vnrlr-im'^'en ül'er Dampfmaschinen und Dampfkessel
und die zugehörigen Constructionsübungen an und als besonderes Fachgebiet die
Voriesungen über Arbeitsroascbinen.
Im vierten Studienjahre ist eine Trennung nach bestimmten Fachrichtungen vor-
gesehen und zwar:
Vertieftere Ausbildung im allgemeinen Maschinenbau durch die Vorlesungen
Ober Maschinenbau ntbH Uebungen, Fortsetzung der Uebungen im Maschinen-
r.ahnratr>rtiim und dufch Ausbildung in der Elektrotechnik sowie in benachbarten
Ingcnieurgebielcn.
Wettere Ausbildung im Eisenbahnmaschinenbau, <Se den besonderen Vorsdiriilen
des Staatsbaudienstes entspricht, mit den Sondergebietcn: Eisenbahnmaschinenbau
und Eisenbalinbetrieb. --
Sehr drückend für die Docentcn war die bisherige Nothwendigkcit, für alle
Hauptfächer ParallelQbungen abhalten zu müssen. Zur Bewältigung der aufser-
ordentlich angewachsenen Eehraul-.' iI rTi ^ind den l'rofessoren Hiilf^^lohrer be-gr^'r^cn,
und zwar lür jede Lchrerstellc ein standiger Assistent und aufserdem ein Htüfslcbrer
AblliciluDg für MaschioeD-Io{eni<urwe*ea.
187
für je v Stiidifondo in d' n ersten zwei Sttidirtijalircn, und fi'ir jo 20 .Studirendc
in den beiden leUtcn Studienjahrea Jcduch reichte dic&e Unterstützung für die
ParalldQbimgen lucht aus, und zur nothwcndi^jcn Entlnstung der Docenten wurden
do!>halb aufserdctn tür die Hauptfächer in den Cunstructloiuäbun^cn und zwar:
ftir Maschincnlehit und Hebemaschinen, fiir Mascliiiu ru-tcmento und Wassi ikt.ift-
maschincn und iiir Dampf- und Arbcitsma&chincn Constructeursteiien beantragt
und bewOUgt, die mit dem Studienjahr 1899/1900 besetzt werden. Ent durch diese
Vcrnielinint,' der Hfilf-kräftc und: durch die ;iiis<;irt)i'4str Erweiterung; der I.t.hrmittcl
und Lcbrräumc wird die gestellte schwierige Aufgabe lübbar. [Kammcrcr.j
EiaenlMditunaschinenbati und Eisenbahnbetrieb.
I-Ün vertieftes Studium iics Ei?.enbahnmasr?iinpnhaues wurde vi Ikhi dm eh die
Aniorderungen nothwendig, welche in den Vor>.chriftcn über die Ausbildung und
Pröfiini; (är den Staatsdienat im Baufache, insbesondere fßr den Maschinenbau auf'
l^estellt sind. Im liebliche Erweiterungen traten hier ein durch die elektrische
Kraftübertragung, durch die elektrischen Betricbümittel, durch die Ausbildung der
Klembabnen infolge des Kleinbahngesetzes von 1892 und durch den Ausbau der
elektrischen Weichen und Signafsichcrungen.
Nebpn den Vorlestingen über Eisenbahnmaschinenbau, welche die Constnictinn
und die i•o^t^chrmc im Locomotiv- und Wagenbau behandeln, sowie die i>eim
Baenbahnbau vorkommenden medianischen Anlagen umfassen, sind besondere
Ix'bungsstundeii vorgesehen, um eine gründlichece Kenntrafs dieser Befaiebs-
mittcl usw. zu erlangen.
Fflr diejenigen Studirenden, denen nur dn allgemeiner UeberbBek Aber diese
Gebiete genügt, ist eine eigene zweistündige Vorlesung angeordnet. Es wird Ix;-
ahsichlitjt mit der Sammlung Hir Kiveiih;ihnma<5chinenbat) nnd Fisenbahnbctricb ein
cisenbahnbetricbstechnisches Laboratorium zu verbinden. [Georg Meyer.]
Elektrotechnik.
Die Elektrotechnik, für deren Ausbildung die Hociisciiulc im L;«ulc der letzten
sehn )ahre aufaerordentUche Fortschritte aufzuweisen hat, grdft tief fai den Wisaen-
«chaf\sbrtri( h der Abtheilung für Maschinen -Ingenieurwe^^i-n e in und ist hiervon
überhaupt nicht zu trennen. Die Begründung einer besonderen AbthcUung flir
Elektrotechnik erscheint nicht wQnscbenswcftb, weil das Verwendui^agebiet fOr rekle
Elektrophysik gering ist, der ElcictrotechoflGer aber der Ausbildung im Maschinen-
weson niclu cntrathen kann, und cbcn<;o jeder Maschinen -Ingenieur gegenwärtig
mit der Elektrotechnik bekannt sein mu&. Eine Abtrennung dieser unmittelbar zu-
sammenhüngenden Gebiete hätte daher ebensowenig sachlldie Berechtigung wie
etwa die Abtrennung' dc^ ^:!eich umrangrcichen Und wichtigen Gebiets der Winne-
technik von der übrigen Maschinentechnik.
Als Untcfrichtsgegenstand ist die Elektrotedinifc erst jüngeren Datums Ihre
Aufnahme ist auf ehie Anregung von Werner von Siemens zuiftcksttführen, weicher
^ kjui^ .o Google
|88
Die TcchiMe RoctixWle van tSH Ui 1899.
aich in dnem am 27. December 1881 zu Berlin gehaltenen Vortlage darllber folgender*
ma&en anfserte:
„Es würe sehr zu wünschen, dafs die elektrotechnischen Kenntnisse bald
eine gröfscrc Ausdehnung erhielten. Es sollten auf allen Technischen Schulen,
mhidatens auf den Technischen Hochschulen, LdmtiUile IQr Elektrotechmle ge-
j^ründfl wrrdrn, um wenigstens unsere technische Jugend mehr VCftraut mit
der Elektricitiitsiehrc und ihrer technischen Anwendung zu nUKhen."
Dieser Anregtmg folgten sofort fast gleichzeitig die Hochschulen »1 Darmstadt
und Berlin. Mit der Abhaltung einer zweistündigen Wintervorlesung über „elektrische
Kraftmaschinen" an unserer Hochschule wurde unter dem 15. September 1882 der
Unterzeichnete betraut. Der starke Andrang zu dic&cn Vorlesungen und die schnelle
Entwicklung der teehtdschen Anwendung der Elektricität veranlal&te das vorgescttte
Minivtrritim, dieselben schon vom i. Januar 1883 ab 7n p'nrtn virr<;tündigen Wintcr-
colleg zu erweitern und in den Etat (ur 1884 eine Summe von 28000 Mark bereit zu
stellen, um in dem Neubau der Technischen Hochschule ein Elektrotechnisches
Laboratorium zu begründen. Zugleich wurde dem Unterzeichneten die vierstündige
SommcfVorlesimg über elektrische Teiegraphie, welche bis dahin von dem Geh. Rcg.-
Rath Dr. Brix gelesen war, übertragen und damit ein geschlossenes Lehrgebiet be-
gründet, das der Abtheilung flir Maschinen •Ingenieurwcscn angegliedert wurde, weit
man damals schon von der oben dargelegten und seither allseitig als richtig an-
erkannten AuiTassung ausging, dafs in Zukunft von jedem Maschinen- Ingenieur
eldctiYrtechnische Kenntnisse gefordert werden mnfsten. Für diejenigen Studircnden,
welche die Klektrotechnik zu ihrem Specialstudium zu machen wünschten, sollten
l'ebungs- und L'nt<Trichtsstundcn im Elektrotechnischen Laboratorium Gelegenheit
zur weiteren Vertiefung bieten. Im wesentlichen ist diese Auffassung an unserer
Hochschule mafsgebend geblieben, wenn auch die Vermehrung des Lehrstolfiss dazu
t'rll'ihrt hm, ':nt ihoi die VnrU suni,' auf i Inc vii r'^'ündigc für das ganze Jahr aus-
zudehnen und die Laboraturiumsubungen auch denjenigen Studircnden zugänglich
ZU machen, wekhe die Ehsktrotechnik nicht als Specialstudium betreiben.
In gleich ausgedehnter Weise wie die l'nterrichtsmittcl dieses Laboratoriums
haben auch die Vorlesungen aus dem Gebiete der Elektrotechnik eine Vermehrung
und in einzelne Capitel tiefer eindringende Tbeilung erfahren. Die vierstündige
Jahresvorlesung des Institutsleiters schliefst sich im dritten Jabrescursus der .Maschinen-
Ingenieure nn dir ;n dem ersten und zweiten voraufgcgangi-nen N'orlesungen über
Mechanik und Wärniemcchanik an und führt, um diesen organischen Zusammenhang
auch iufeerlich zum Ausdruck zu bringen, den Titel „Elektromechanik". Sie ist
für all«' Studircnden des Maschinenwesens bestimmt und bringt einen L'eberblick über
da.s gesamte Gebiet der Gleichstrom- und W'rchselstromtechnik unter innigem An-
schlufs an die Ziele des Maschinen -Ingenieurs, der die wissenschaftlichen Gnmdlagcn
sich so weit zu eigen machen mufs, dafs er beföhigt ist, rechnerische und constructive
Aufgaben der Elektr' ir. Imik selbständig zu behandeln. D.is Hauv'/it l dieser Vor-
lesung ist deshalb: klare Bcgriffsbildung und Eindringen in den wisst nschaftlichcn
Zusammenhang der elektrotechnischen Methoden und Probleme. Für diejenigen
Maschinen- Ingenieure, welche nicht die Absicht haben, sich als Specialisten (ur
Elektrotechnik auszubililon, wird diese Vorlesung für ausreichend erachtet, wenn
sie wahrend eine» Scmcster.s im vieiten Jahrescursus durch Ucbungen Im Laboia«
AblheSwiB Dir MwrWnwi^lBfimnw«».
189
torium, durch selbständige Vertiefung tmd praktische Bethitigung ia der Lösung
von technischen Aufgaben den (lir jcdi-.s Gebiet dos IngcnicurweseiM crfbrdeiüchen
Abschlufs findet. Für die eigentlichen Elektrotechniker folgt im vit-rten Jahrcscursus
ein wvitcTC» fast ausschiefslichc« Studiuin der L-lektrotccbnik, wctchcs durch intensive
und bis tu den schwierigsten Untersuchungen vordringende Arbeiten im Labofatorium
sein charnktori^tisches Gepräge crhiilt Dnrtcbcn '.vriili n r.m weiteren wissenschaft-
lichen Vertiefung eine Reihe von Einzelvorlesungen geboten, welche zumeist auf die
Nachmittags- und Abendstunden verlegt sind, um die Arbeit im Laboratorium nicht
zu !)( Iiiiulcrn Iti erster I.liili- stellt liier di r mit Constnictionsiibunj;cn verbundene
L'ntcrricht im Bau der Dynamomas>chincn und Transformatoren. Eine reiche Aus-
wahl geiinihren ferner die unten iur das Studienjahr 1 899/1900 aufgeitihrten Vor-
lesungen Ober besondere Zwdge der Elektrotechnik. [Slaby>]
LABORATORIEN.
Selbstvcrvtrindlich mtifHten mit dem raschen Anwacliscn <]it AhihiMlung für
Maschinen -Ingenicurwesen auch die Laboratorien, Lehrmittel und Lehrräume
im allgemeinen eine ungewöhnliche Vergröfserung erfahren. Dabei waren mehrere
jirofse Institute, wie das M.i-^chinen-Lati' iatorium und das Elektrotechnische Labora-
torium neu zu schaßcn beziehungsweise ganz umzugestalten.
Maschinen -Lahoratorium. Der Beüchlub, an den prculsischcn Technischen
Hochschulen Maschinen-Laboratorien zu ( itiLhteu. umde im Jahre 1895 gefafst. Im
daraußblgendcn Jahre wurden 220000 Mark für die I£rrichtung eines besonderen
Laboratoriumsgebaudcs an der Technischen Hochschule zu Berlin und für innere
Ausstattung desselben mit Maschinen und Versuchscinrichtungcn bewilligt
Bei der grofsen Zahl der Studirenden , wrfchc an dem 1 ..i!)< n atoritimsimterricht
theilnahnicn, erwies sich dieses ursprüngliche Laboratorium Imld als zu klein und
es konnte deshalb mit Freude b^rüfet werden, dals durch die Schenkung einer
Maschinennnlaj:;!- im Werthe von i20fM>o Mark, ui lche der Geh. ReL,' -Ivnth I'rof.
Riedler iui daraufTolgenden Jahre dem Laboratorium darbot, der Anlafs gegeben
wurde, das Laboratorium wesentlich zu veigrölscm.
Die geschenkten Maschinen konnten in dem urs|>rünglichcn Gebäude nicht
mehr untergebracht werden und, da sie sich vorzüglich als Lichtmaschinen iUr elek-
trische Beleuchtung eigneten, so wurde beantragt und genehmigt, das Laboratoriums-
gebäude wesentlich zu vergröfscm und gleichzeitig mit dessen Ausbau die sehr
erwünschte elektrische Rekuchtung der Hür- und Zeichensäle der Technischen Hoch-
schule einzurichten, die Anfang dieses Jahres in Iktticb genommen worden ist.
Das Laboratorium ist jetzt vollendet und därfte eines der grörsten Institute
dieser Art nicht nur in I)eutschland sein. Es besteht aus einer grofsen Mn-rdinen-
halle von tum Breite und 5O m Länge, in welcher zwei grofse für Versuchszwecke
besonders gebaute Dampfmaschinen von je 200 P. S. aufgestellt sind. Aofscrdcm
befinden sich in dem Laboratorium mehrere kleinere Dampfmaschinen v»)n '10, 50
und 33 P.S., für Studienzwecke besonders conslruirlc Fumpmaschinen, Gebläse und
Compressoren, sowie eine ganze Anzahl kleinerer Versuchsmaschmen, Ventilatoren,
Pumpen usw. Eine wesentliche Beretcherui^ erfuhren die L'nterrichtsmittel in neuester
Zeit durch weitere bedeutende ächenkungen. Geh. Rcg.-Rath Prof. Ricdler stellte
I90
£>M TdftDMch* Hodndde tob 1SS4 bü 1S99,
dncn fiir V'crsucluizweckt.- ^«bauten Wassermotor und einen Gcbläsec>'liader im
Gesuntwcrthe von 24000 Mark zur Vcrfüßung; ferner wurde seitens dir Firma
A. Borsiu (BcHii>) cm ijrnfs, r W.i^^t rrohrkosscl von 150 qm FTcip'fl.iche im WVrthe
von looüo Mark und ^citcns de> Herrn \Vo)f (^Magdeburg- Buckau) eine vollständige
Verbundloeomobüe mit Condensation von 40 P.S. Qberwiesen.
Für Nebenräume, für A -sistriKi n - und Professorcnzimnirr, fiir Strom-
samroler usw. Ut neben der Maiichincnhalle ein zweistöckiger Anbau aufgeführt.
Der iiDtar^elmcte Erbauer und Leiter des Mascfainen-Labontioriums «rlrd air
Hundertjahrfeier der Hocliscliu'< eine besondere Beschreibmig desselben herausgeben.
Ilirr mn^ nur erwähnt werden, ilaK im Ii t/ten Wintersemester mehr n!s r -m Studiien<ic
wöchentlich an den L'ebungcn im l^boratorium thcilgenommcn haben, und zwar an
Uebungen, welche trots der grofsea Zahl der Bcthriligten in so kleinen Gruppen
aiNi,'i führt werden, dafs die Studirenden Grlr^i nln it finden, stets selbst zu arbeiten
und nicht den Versuchen nur als Zuscitaucr beizuwohnen. [Josse.]
Elektroiedinlidiea Labontotium. Nachdem die PrakticantenzaM des 1884 tie-
grOndeten Elektrotechnischen T>.-ilK>ratoriums von 23 im Jahre 18^4 auf im jähre iS<,2
gcsticjjcn war, \viii«Ji-ii iliiich 1 inr rm'tite ZiiHv^nihin-; v«n ^'mon Mark die Mittel
zu einer weiteren Ausdehnung des Laboratoriums geboten und demselben die Aufgabe
niertheilt, dem 1894 begritauleten Elektrochemischen Laboratorium die erlbrderliclie
elektrische Kraft zu liefern. F'ür letzteren Zweck war eine Vermehrung der Betriebs-
kraft ni>thig, welche durch Aufstellung einer weiteren .^n pferdigen Gasmaschine neben
der bis dahin altein vorhandenen Hpferdigcn Anlage gewonnen wurde. Die AuF-
stcilung wurde aus den fiir die Einrichtung dos Elektrochemischen Laboratoriums
bew'lliijti'n ^fittl In mit ptwn joo*-«-» Mark ht^^tritten. \\'cit< ri- ^!ittI•l flössen dem
Lalx)ratonuni aus dem zur Verliigung des Herrn .Ministers stehenden 1 heile des Lehr-
mitteironda durch zweimalige Bewilligung von je 2000 Mark za, sodals bis zum
Jahtc insgesamt 82<k ;> Marie fiir tür Finrichtungen des Laborat"iiuin- nufge-
wcndct werden koonten. Die für den Betrieb des Laboratoriums Jährlich verfügbare
Summe war inzwischen von 2000 auf 4000 Mark erhöht und nir Unterstützung des
Institutsleiters die Annahme von zwei ständigen Assistenten und anderen Hfil&tcrSften
genehmigt wonii n Die Zahl der im I^boratorium arbeitenden Prakticanten War in
den ersten zehn Jahren seines Bestehens von 23 auf 105 angewachsen.
Im Jahre 1896 erfuhr das Laboratorium eine durchgreifende Umgestaltung und
Er'Ari!( nini; , für welche J40000 Mark hr\\ ill!_;t wurden. Einem dringenden Bedürfnifs
wurde zunächst abgeholfen durch Ausbau eiucs besonderen Hörsaales iur lilcktro-
technik mit 300 Sitzplätzen und mit den erforderliehen Einriehtungcn zu experi-
mentdien Vorführungen. Durch L'eberdachung eines grofscn Lichthofes und durch
Hinzunahme der bisher von drr Pliy^il a'i-^ch -technisch' n R. iiJi-anstalt benutz'.en
Räume konnte die für den L'ntt rricht in der Klcktiotcchnik dienende Gcsamttiäche
auf 2t6o qm ausgedehnt werden. Die Gasmaschincnanlagc wurde auf 150?. S.
erweitert, sodafs unter Hinzunahme der Accumulatorcnbatt» rie erfortlerlichi n F:\!!rs
eine Gesamtleistung von 300 P. S, erzielt worden kann. Der überdachte Lichthof
von 5<>() (|m dient als Maschfnensaal und cnthslt 14 elektrische Maschinenstationen,
sodafs 14 Gruppen von -Studirondcn /.u gleicher Zeil tlmn .i t n k"i;iun, ohne
»ich gegenseitig zu sturei). r)er Jahrliche LehriTiittelfonds. welcluin die Kosten für
Gas und Wasser nicht zur I-ast lallen, beträgt zur Ziit («<ou Mark. Für den
Atifiiciliuiti Ar MaicfaiBCD-IotBincurwcieii.
Unterricht und bei den Vorlcsungscxperimcntcn !>ind vier ständ^^e Assistenten thätig.
In der mit elektrischem Betrieb eingerichteten Werkstatt sind zwei Mechaniker mit
Reparaturen und Neuanfertigung von Apparaten beschäftigt, während vier Diener zu
1-IüirsleistuDgcn aller Art herangezogen werden Icönnen. Die Besuchszahl des Labora-
turiums schwankt zwischen i$o im Sommer- und 175 im Wintersemester. Um den
Studircnden die Mötjlichkdt zu gewühren, freie Stunden zwisclien den Voil< smi^en
für die l aboratoriumsübungen auszunntzpn. ist die Einrichtung rrrtrofTon, dafs an
vier Wochentagen von 8 bii> 5 Uhr das Laboratorium den Prakticanten offen »tehl.
An Schenkttngen seitens der Industrie «nd dem Laboratorium in den 15 Jahren
seines Bestehen» Muchinen und Instrumente im Betrage von rund 75000 Mark
überwiesen worden, sodais der Gesamtwerth der Einrichtungen, abgesehen von
den Baulichkeiten, dne &uanie von nmd 400000 Mark darsteUt [Slaby.J
Aufser dem Maschinen- und dem Elcktiotechnlseben Laboratorium stehen der
AbthdltMig fdgende weitere Laboratorien und Institute zur Verfügung:
Das Physikalische Laboratorium (Paalzow-Rubenvi
Das Gasmaschinen-Laboratorium, verbunden mit dem Mascbiaenbetrieb
des Elektrotechnischen Laboratoriums (Slaby).
Die Mechanisch-technische Versuchsanstalt (Martens). Ver^. & 367.
Femer ist 1>eantragt ehi Laboratorium zur Prüfimg von Maschinenthcilen und
flie VervollstÜndigong der Maschinenbau-Sammlung durch eme Werkstätte.
Sehr drückend war bei dem zunehmenden I3esuch der Abtheiiung die Raum-
noth, beitonders in den drei ersten Studienjahren. Die verfügbaren Hörsäle fofsten
nur 2<'n V\.i\/.r. I - a.ihcr em dringendes Bedürrnifs vor, zunächst innerhalb des
vorhandenen Hauptj^i tiaiuii rasch Raum zu schaffen.
Zu diesem Zweck wurden die bestehenden Sammlungen (ur Maschinenwesen,
die ohnedies einer grilndllchen Auffirlschung bedurften, zusammengelegt und da-
durch Uebuii^,'ssii!f ^T-^chaffcn. Ein grofscr Sammlungsrauui wiinl« in rhu-n llsirsaal
lür 360 Plätze umgewandelt, und auf Antrag der Abtheiiung auch ein grofses
Auditorium zugleidi als Physik-Hörsaal hergestdh. Die zeitweilig verfugte, jetzt
wieder aufgehobene Ausschliefsung der Ausländer und Einschränkung der Hospitanten
hat eine erhebliche Verminderung der Zuhörer nicht bewirkt, und die Raumnoth
i>esteht fort.
Ow tccbiwcbe HodHcMe von 1814 1» 1844.
DER NEUBAU
FÜR DIE ABTHEII.UXG FÜR MASCHINEN - INGENIEURWESEN.
Ha der Besuch der Al)thcilun^> für Maschinen -Ingenicurwcscn, wie die vor-
stehende UelHihichl zu S. i6j zeiyt, ycycnwärtig viel rascher anwächst als bei
den andern Abtheilungen und eine ihnliche Ersdtcinung auch an allen andern
Technischen Hochschulen zu lirohachten ist, da aufserdem die Krweiteruni,' durch
neue Lchrgcbietc bevorsteht, so mufstc ein Neubau für die Bcdiirtnisse der Ab-
theilung IQr Maschinen- Ingenteurwescn beantragt werden, der in diesem Jahre bewilligt
ist und im westlichen Thcile des Parics ausgeltUut wird.
Der Entwurf hierfiir wurde im Ministerium der öffentlichen Arbeiten unter
Oberleitung des Geh. Ober- Bauraths Eggert aulgcstellt, nach dessen Angaben von
Rcg.-Baufflcister Lcibnttz für die Ausf&hrung durchgearbeitet und im August i8«i9
zur Fritfiing vorgelegt
Dieser Entwurf (s. Grundrisse) enthält Tiersehn 2^ichensile Ittr 700 Studirende,
zwölf Riumc für Sammlungen von lljoqm Flachenmhalt , zwei Hörsäle für 400
und 150 Sitzplätze, ferner drei Pnifessnrenzimmer. zwei Räume für Assistenten , zwei
desgleichen für Construcleure, eine Werkstatt usw. Drei Treppen vermitteln den
Verkehr zwisdicn den Stockwerken; die Verbindung mit dem HauptgelbSude ist
durch einen überdeckten Gan^' her^jestellt.
Die äulsere Architektur des Gebäudes soll erheblich einfacher gehalten werden
als diejenige des HauptgeMttdes und in bescheidenen Formen, aber in charakte-
risti-cliLi Ausbilihiu^ das .Nutz^jebäude zur Darstellung' biin^jen. Immerhin wird
.sich bei dem Wechsel der Frontrichtungen und der Höhen iler einzelnen Ge-
bäudctheile eine gute Gesaniiwirkung der Massen ergeben. Bei dem Bestreben,
den Sälen möglichst vid Ucht zu geben, ^d die Fronten fast ganz m Pfeiler und
Fcnsteröffnun'^'cn aufgelöst. Sämtliche Aufscnwände sollen in Sand-tein htT;.;estellt
werden. Die Centralhei^ung wird mit derjenigen des Hauptgebäudes verbunden;
die Lüftungsanlage ist fihnlich wie Im Hauptgebäude. Zur Beleuchtui^ des Er-
Ahikcitang Ar Mikyii— * iB p ii fcuiw wHi.
»93
Neubau fSr die Abihvilung fttr MaKhinen-Ingenieujwcseii.
L.iy,.,^cd by Google
»94
Die Tcdinhcbe Uodwclutk voo 1IM4 Us 1B99.
Nenbau flir die Abüicilung für Mawhiocfi'lngcnicuivetra
\vf it< run'^"i(i;itu"; voll mir clr ktri-rln s I.irlij dicru'n Pif-i r Neubau wird .TUch die
Maschincnbausaminluiigcn aulnehmcn, deren WicdcrhcrstcKung und Ergänzung
bereits im Werke ist.
Die Gesamtbaukosten werden cinschUefstidi der inneren Einrichtung und der
Bauleitungskosten etwa 1 160000 Mark bctragca
CHRONIK DES LEHRKÖRPERS UND DES UNTERRICHTS
VON 1884 BIS 1899.
LdiikOrper im Studienjahr 1884^/85.
Etatsmafsigc Professoren und Docenten:
Consentins (t 189s): Muchinenzeichnen. Regulatoren. Abrils der Maschinen»
elemente.
Fink (t 1M8): Mechanische Tcchni>lo(;ic II. Maschmmrntwrrfrn. I';iliriknnl,igcn.
K. Hsrtmann (•): B< rt;vi< il,-. ■ uiul HnUomnnNf hint-n
HOrmann (*): Beschreibende Maschinenlehre. Mechanische Technologie 1. Werk-
teugmaschinen.
Ludewig (*): Hebcnunchinen. Hydraulische Motoren. Dampfmaschinen und
Dampfkessel.
Ablkdluaf fttr MudiletB > limiiiMiwtM.
'95
Georg Mcycr (*); LandtnuMport-MMchinen, insbetondere Eitenbahn-Maicliinen-
b.m. Kis< nbr)hn%rtrkii vinMiiliiTs'ich Si^^ahroca. EnenlNdiabelrieb^
miucl. UaujTia&chmtri lüj Biiu - I;Sj;i;nii.'iirc.
Reulcaux: Maschintnclcmcntc. Entucrfcn von Maschincnclcmcntcn. Kinematik.
Slaby (*): Eiektromectaanik. Gaskratt- und Heifslodmaschincn. Elektrotclcgrapbk.
MuchincnmeMcimde. Pisktiidie Arbeiten im EtektrotedmiKhen labo*
Privatdoccnicn:
K. Hartmnnn (*): Seminar für Maschinenbau. Maschincntcchnischt! Einrichtungen
für H' i/un^; -.hkI Vrii;il:ir<iii.
Wehagc (*>: Anwendung der Festigkeitslehre auf einzelne Aufgaben des Maschinen'
tniies. Neuere Dwnpfmnciiineiurtettcnmgen.
Ständige Assistenten:
K. Hartmann Ingrnicur
Die Mitglieder der Sectios lOr Schiffbau «ehe S. tof.
Kinematik und Kinematiscbe Geometrie, über welche letztere Prof, Dr. Buka
(Abtheilung für Allgemeine Wissenschaften) bis zu seinem Tode (3. Deoember 1896)
las, werden jetzt Inder Alitln ilunt; füi Mii^cliint n Iniicnieurwosen in einem zweistündigen
Jahrescoileg behandelt. Der hierrür Octobcr ibQ-; berufene DocentProf.W.Harttnann
(1886 habilitirt und neben seinem Lehrauftrag nuch als Privatdocent thStig) nt
zi^eich Vorsteher der Kinematischen Sammlung („Rculeaux-Sammlung"),
Für Angewandte Mechanik wurde iSHh eine besondere Lehrstelle geschaflctt
und dem Kcg.-Rath Prof. Wehage übertragen.
Am 15. Febniar 1888 war Prof. Carl Fink gestorben, der adt 1852 am da-
maligen ()r\vrrbcin<<t;tTit n!-; I.chrcr de-; Mnschincnhntic^i f^mvirlct und nelicn seiner
yrofsen praktischen, besonders im Turbinenbau hervorragenden Wirksamkeit die
PyoTessiir f&r Mednidsche Technologie und Maschinenbaukunde an der Hof^schule
innegehabt hatte. Während da-; Lehramt für Mechanische Technologie seitdem
durch i^of. Hörmann ausgeübt wird, trat als ctatsinäfsigcr Professor fUr Maachinen-
Iwtt im Octobcr 1888 da von der Technischen Hochschule Aadien berufene E*ror.
(jetzt Geh. Reg.-Rath) Ricdloi ein und übernahm die Vorlesungen und L'ebungcn
im Dampfmaschincnbau, Arbeitsmaschinen suwie Hebemaschinen, und im Winter-*
Semester 1891 audl im Maschinenzeichnen unter gleichzeitiger Angliederung der
Maschincniehl e. Prof. Consentius wurde vom Unterricht im Masclimen/eichnen
cntt>iinflen nnd hi'i^'rinn v<>m i A[>i;1 i" • ,if) cinLii fTir die Studirenden der Abthcilimg
für Architectur und Hau- Ingenicurwesen bcreciineten Cursus „Beschreibende Maschinen-
lehre". Sein I^hfgebict umfafste aufserdem die Maschinenkunde fiir die Architekten
und Bati Fn'^'rnieure, sowie für die Chi -nil:! t und I !:'ittenlcute, Regulatoren und land-
wirtlischaftliche Maschinen. Diesem reichen, durch die Thätigkeit im Kai.serlichcn
Patentamt und in der KOniglicfactt technischen Deputation für Gewerbe in fierim noch
vermehrten Wirken wurde er tan 59. Lebensjahr am 1. Decembcr 1605 durch den
Tod entrissen.
Der Geh. Reg. -Rath Prof. Reuleaux trat nach lan^eu r Beurlaubimg am
I. Octobcr i8'i'i von seinem Lehramt zurück. Im Octobcr 1864 von dem I'oly«
technikum in Zürich an das damalige Königliche Gewerbeinstitut 2U Berlin berufen,
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Die TcdMkche HadndbMle wn HS« bii itwu
bat er seitdem als Professor für Maschinenkunde (spiter fOr Maschinenelcmentc) und
Kim rn.itilc länger aK drei Jahrzehnte an jcnrr An'-tslt h- i'irhunysvn-iso an dir Gc-
wcrbcakadcmie und an der Tcchniiichcn Hochschule gewirkt und der ehemaligen
Gewerbeakademie von tWtü Ms nir Vereinigung mit der BanaieadeiDte (1879) als
Din-ctor vori;»'sl iii(!t n D:»^. langjährige VVrtrctuny wichttj^or Lehrsebirte hat auf
Richtung und Inhalt dc% ma&cbinentcchniiM:hen tntenichis (;r<ifscn Einflufs geübt
Rcuieaux' fesselnde geistreiche Vortragsweise hat xaMreiche Jünger in der Zeit der
ersten Entwicklung dea ivtsscnschaftlichcn Maschinenbauos begeistert und zu wissc-n-
-schaftlicher Arbeit angeregt. Seine ,.C<>nstructionslihre für den Maschinenbau"
und sein „Constructour" wirkten Jahrzehnte lang als Vorbild, und durch seine
Hauptarbeit, die „Theoretische Kinematik" hat Rcuieaux eine die technische Tcr-
minDlii^'ir tint! Rtf.'rifTsbildung umgc-'ahi ndr wi'^fn^^rhaftlichc Arbeit {^'f1ri<.tt»f , «He
seitdem Gemeingut aller Ingenieure geworden üst und an allen Hochschulen gelehrt
wild. Zu scnier Ehrang beschlofs die Abtheihmg bei seinem Scheiden aus dem
I A'lirvorhnnd, dafs die von ihm mit auf--t !■ rilcntlicli ^iii'"--cni Aufwnnd von ArSi ;t und
Konten gcscliaflcne kinematische Sammlung, die einzig in ihrer Art isi, künftig den
Namen „Reuleaux-Saromlung" führen solle
Mit dem Rücktritt des Geh. Reg. -Rath Prof. Reuleaux von seinem Lchr-
amtc waren somit die mafsgebcnden Lehrstellen für Maschinenbau im ersten
und zweiten Studienjahre neu zu besetzen, und gleichzeitig wurden zwei weitere
Lehrstellen Ar Maschinen- ingenicurwcscn bewilligt. Im S<^)inmer iSuh wurden dem-
'^^cniäfs vier neue etatsmSf'.i^e Prnf< -.Miii n berufen: für M.i--i:hini i.i !t rn'-nte und
Wasserkrattmaschinen; Prof. Reichel von der t'echniitchen Hochschule m iMnniiiadl,
für Maschinenlehre, Hebemaschinen und Maschinenbau: Plof. Kammerer, bisher
Otu-t - Ini;''ni<'ttr in Ha^■l^lllt^,^ für D.iiii;)rnia-.':hini'nbau : Prof .*^t ;i m [>f, bisher <')ber-
Ingenicur in Chicago, fiir den Uau des neuen, durch den Staatshau.shaltetat i8>><> 97
bewilligten Maschinen -Laboratoriums und IDr die Lötung des Umenichts an
dem.sclben: Prof Josse, der, bisher Ober- Ingenieur der Allgemeinen Elektricitäts -
GescUscball in Berlin, an der Hochschule schon seit iä<t4 aK Privatdoccnt gewirkt
hatte.
Zur I nterstiitzung des Laboratoriumsleitcrs wurde ferner eine ( "onstructi urstelle
licantragt. deren Inhaber zugleich mit »ler Theilnahme am Labfiratoriumsunterricht
die Betriebsleitung der Ma.sGhincn der Hochschule zu überwachen hat. Dieses Amt
«rird vom Studienjahr t8<io 1900 ab Ingenieur Sehuberg verwalten. Nach der Bc-
tufung dos Pr'if Siiitnj-. f für (K-n sju-ciellen Dampfmascliinenbau übernahm Pr<ir
Riedlcr die Vorlesungen und Lebungen in Arl>eitsmaschincn und Maschinen-
anlagen, letztere gemeinsam mit Prof. Kammerer. Ueber \Va$M^rkrafkma»chinen
und D.iinijrlü'sscl liest in Verbindung mit l'ebungen Prof l.udewig. Drei weitere
Con)»n-uctcurstt llcn wurden lur lüitlastung der Professoren in den umfangreichen
Constractlonsfibungt-n der ersten drei Studienjahre fiir die I^itung de.s Coo-
Structionsuntcrrichts bewilligt- Zwei werden vom nächsten .Studienjahre an durch
Ingenieur Kranke 1 bt-her Ober- Ingenieur in DreMJem für Üampfmaschinenbau
und durch den Ingenieur Ziiblin :bi>her in Hrcdijw-Steltin) lur Maschinenelemenlc
besctst.
.•Ms Privatdi'C nf fir ,, Ma-chinenbau" wirkte von iSs.| bi.s iS,i der Re^i--
üdumeistcr Pfeifer in dem Jahre seuit» Austritt» infolge einer Uciulung als Pro-
«97
(essor an die Techiasche Hochschule In Bnunschwdg habiliHrte sich filr das gleiche
Fach der Ingenieur, jetzige Prof. Leist, der dann vom Octobcr iHgj ab das Collcg
KBerg\^'crks- und Hüttenmaschinen", später die Vorlesung über „Technik der Külte'
erzeugung" als Docent Qbemahm und Temer seit iSo'j/o; „Mechanik" als Privat-
docent liest. Aufserdem waren für Maschinenbau Obor- Ingenieur Schlüter und
Reg.-Baumci-iter Lvnen, jct/t elat^mäfsiger Profi sMit dci Techn'i>chen Hoch.schulc in
Aachen, als Privatduccntcn zugelassen. 1899 habtlitirtc sich für Masichiaenbau der
Ingcoieiir Regenbogen.
Die <:tatsmäfsigc Professur für Elektrotechnik wurde Vom April 1S86 ab dem
Frof. (jetzt Geh. Kcg.-Rath) Dr. Slaby übertragen.
Den Unterridit im Bau der Dynamomasdiiocn vnd Traasfonnatofen ettiieilt
seit iS(m '95 als Privatdoccnt der Ccneralsecretar des Verbandes Deutscher Elektro'
tecbniker, Ingenieur Gisbert Kapp.
Die übrigen elektrotechnischen Spectalvorlesungen werden fai VerMndung mit
den einschlägigen Uebungen im I^boratorium von den Professoren Dr. \V. Wedding
und Dr. Roesslcr und von dem Ingenieur Dr. Klingenberg als Privatdoccnt
gehalten. Vor diesen t>ehandeh Prof. Dr. Wedding (habilitirt 92) seit i8c>6'i)7
als Docent „Etektrotechnischc Mefskundo", „Encyklopädi-schc Elektrotechnik", „Be-
leuchtungstechnik" und „Elektrotechnische Anlagen und Betriebe"; Prof. Dr. Roessler
(habilitirt 1Ö93/94), seit 1Ö9Ü/99 als Docent „EUcktri&che Balincn", als Privat-
docent „Wechsclstromteehnik", „Elektrische KraftObertragung" und „KabdstrSmc";
Dr KMrifjrnhrrg seit 181)7 98 ali fVivat Ji.icr.nt ,, Projcctininf; elektrischer Anlagen
mit Uebungen im Entwerfen und Berechnung elektrischer Leitungsnetze". 1S90/91
trat l&r Elektrotechnik femer Prof. Dr. Friedrich Vogel als Privatdoccnt ein.
Endlich ist .schon seit April 189.! von dem allgemeinen Lchrgebict die „Elektro-
tclegraphie" besonders Iiir Eisenbahnbetrieb als Sondervorlesung abgezweigt
und dem Ober-Telegraphen -Ingenieur Dr. Strecker (habilitirt 1880, als CoUeg
überwiesen. Seit i&gfi besteht hierfür auch eine eigene Lehrmittei-Svmniung.
Die Vorlesung über Materialienkunde und Materialprüfungswcscn wird
seit 1892/93 von Prof. Martens, Director der Mechanisch -technischen Versuchs-
amatak, gehalten, der seit 1894/95 Mitglied des AbtheilungBCoUegiunis ist. (Veigl.
S. J67.)
Lehrkörper im Studienjahr 1899/1900.
EtalsmXfsige Professoren und Docenten:
W.Hartmann: Kinematische Geometrie und KilMBiatik.
Hftroianii: Mechanische Technologie. Wcrkzengmiacfaiae».
Josse: Uebwigen im Maschinen •Laborstoriumi
Kämmerer: Masrhinrnlehrc. ficl>eirasclliBcn. Maschimabsil.
Lei»! Technik «Irr Kaltccru-ugung.
L u . I , u 1 - Dampf kt ssc I. Wasserfciaftmascilinen.
Hartens: Materi^licnkuniic.
Georg Mcyt-T: Kis<.-nl>ahnmaschincnbau. Eisenbahnbetrieb. Abrilk der Verketw^
mUtel auf Eisenbahnen. Maschinenkunde.
Reichel: MascMnenetemente. WaMerkiaftauscIiiAen.
RicOlcr: Arbeitsmaschincn Masclüttenbau.
Roes») er: ElukUuicbc Bahnen.
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1SI4 tw Il49-
SUb; Wärm'-mecliiiiik. ElektramectMiiik. Ucbimgeii im Etektratiecliniacheii
LalMtatorium.
Stfecker: Elekirotcf« i;i.->i«hie.
Stumiif. I )Amprni.isrhinrr>liaii Kntwrrfrn Vf>n Dampf- und Arbcitsmaschinrn.
W. W't cld i n>; Ki)ryklii|jadisrhc Ulcktrutccbnik roil l'.tnsc)tlu(s der ElckUutcU-graphic.
KU ktrotcchnischc Mefidoinde. Elektrotechnische Anlagen «nd BetiSebe.
Beleuchtungstechnik.
Web«ge: AnK'i'aniite Mechanik.
W. Hartmann: Ausgewählte Capitel ans der at^vandten Küienalik. Dynamtfcbe
Theorie iXcT [)ani]>fma5<;hiiic.
Kap)> rVynamomasthiTifn und Tranvformatort'n.
Klingende I ^ rii'j'-ctinini; cli-ktritclicr Anliii:''n. Kicktrumcchaniachc Constnictiona»
elementc. Kcrcchnung elekuiacher Leitun({»nctxe.
Leist: Mechanik.
Re(enbogen: MascMnenbm.
Roetster: Wechscistramtechnik. Elektriichp KraftObrrtiacunK. Au«-<w!lhlte
('.ipitcl drr I-.li ktri>t< rhnik. K' 1: Ii 1 . \on Wi chn Knörnrn.
Vogel: Elcktrutcchnischc Bcrcchiuinficn. Ihcorie und Anwendung von Llcktro-
rrivatdütcuicn:
notoren.
Conslrudiuns'Inxenieure:
Franke , Ingenieur.
Schoberg, dipl. Inytnifur.
Züblin, In^'cnimr.
Die vierte Stelle itt noch unbeaeUL
Dr. Klingeaberg. Ingenieur.
Lutt. Rrg.-Ba«meittcr.
l'rof. Dr. Rorssler.
Schmidt, Rtg. - Bauführer.
Siebold, Ingrnlrur.
Splett, Rcg.-BauflUuer.
Standige A$$iitet»teti:
r. Dr. Ticti.
Wasenbach, dipl. Ini;cnienr.
Waihfh«, In^'i nii ur.
Pinf Dr \V Wcdding.
Witt ror k , Ingenieur.
Wurl, dipl. Ingenieur.
ABTHEILUNG
FÜR SCHIFF- UND SCHIFFSMASCHINEN-BAU
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oamzasLOOU.
ZUR GESCHICHTE DER LEHRFÄCHER, DES UNTERRICHTS
UND DES LEHRKÖRPERS.
/T it dem Aufblühen unseres flbersedsehen Handels am die Mitte des scheidenden
1t X Jahrhunderts machte sich das Bedürrnifs nach einer Vermehrung der KriegS-
achifle immer mehr fühlbar. Neben einer Anzahl Kanonenboote, welche zum gröfsercn
Theil auf Privatwerftcn hergestellt wurden, erhielt auch die Staatswerft Danzig Auf-
trüge zur Erbauung von mehreren Ctirvctten, welche namentlich dazu bestimmt
wan n, die ])r( ufsischc Flagge in den fernen Häfen zu zeigen und unsere Handels-
intcresscn zu bclesiigen.
Solange simtliclie SdiiiFe noch in Holz gebaut wurden, war an tOchtig vor-
^'< t)i1i!< t' n R.iiimeistern und Werkleiiten kein Maii'^^il: di i^olhi' muffte jedcich ein-
treten, aLs sich die Zahl der Schitfbautcn vermehrte, und das Bedürfnifs nach
Schiffien von ganz neuem Typ, namentlich aber nach Panserschiflen aus Dscn, ent-
stan(i, um eine wirksame Wehr g^en gldche, bereits bd andern Nationen vor-
handene Falu-zeuge zu schaffen.
Aber nicht allein das neue Baumaterial (Eisen), sondern hauptsächlich die
verscliicdcnen neuen Arten der Kriegsschiffe und ihre Einrichtungen, wdclie (li<-
letzten Seekriege der amerikanischen Staaten iN'ord- pt ^^en Südstaaten) sowie der
Krimkrieg gezeitigt hatten, verlangten cm eingehenderes Studium des Schiffbaues,
als es bisher auf den bereits bestehenden Schifflnuschulen erzielt werden konnte.
Bei der {Reorganisation de«; Könlijücht n f 'n v, - rbeinstituts unter dem Direclorat
Nottebohm im Jahre 18O0 war dcmgcatals eine besondere Abtheilung für Schiffbau
errichtet und mit dem genannten Institute verlwnden worden.
Vi in den beiden ersten Lebn rn di< M r hl ii n Abthcilunn, dem fjeh. Admiralitäts-
Kath Elbertshagcn und dem damaligen Manne -Ingenieur, jetzigen Geh. Admiralität»-
Rath a. D. Koch, übernahm der erstcre den theoretbchen Thdl des Unterrichts,
der zweitgenannte die zeichnerischen und constmctiven Arbeiten und die Vor-
lesungen über den praictischen Schiffbau.
Elbcrtshatjcn hatte nach Beendigung seiner praktischen Ausbildung im Maschi-
mn- unil Si Hau, nach Abiolvirung der i'rüfung als Schiffbaumeister (is, »), und
nach mehreren Informationsrcisen in das Ausland 1^41 die Ldtung der Stettiner Schiff-
Dte TodhiiiMte Hadhidnl* wi rtB4 bb itn.
bamchule erhalten. 1842^1844 erbaute er in Stettin unsere erste Segelcorrette
,, Amazom. " für die K6ni{;liche Marine und schlofs 1846 in England dt n Contract
zur Erbauung des preufsischfai Postdampfers „Adler"; gleichzeitig beaufciichtigte er
auch den Bau der Ruderkanonenboote in Danztg. iHy) trat er als Schiffbaudirector
in den Dii n^t (Ji r preufsi.sclipn Marine und leitete als solcher die Künigliclu- Werft
in Danzif,». Nach Berlin in liic Admir alität Iicrufi n, führte er daselbst Iiis /u seinem
Austritt aus dem Staatsdienst im Jahre i6yt das Dcccrnat für die Schifl'bau-
angdegenbelten.
Dieser ne^^rüiidcr unserer Fachabtheilung für Schifiljaii auf der Gewcrbe-
akademic war füglich einer der Schöpfer unserer heimischen modernen Kriegsflotte.
Er starb 1880.
Dos von ihm b^onnene Werk wurde von sdnem jSngeren Mitarbdter A. Koch
in "icincm Geiste fortge setzt Auch er übte einen hervorragenden EinAuls auf die
Entwicklung unserer deutschen Flotte aus.
1830 in Königsberg i. P. geboren, Schiflbaumeister seit 1857, trat er als Ingcnietir
in den preufsischen Staatsdienst und wurde 1870 zum SchifTbau-Constructeur im
Marineministerium ernannt Neunzehn Jahre lang, von der Gründung der SchilTbau-
abtheilung i&'io bis zum Jahre 1H79, wirkte Koch mit unermüdlichem Eifer als Lehrer
an der Gewerbcakademie» und nicht nur die ilteren Pacbgenossen in der Marine,
sondern auch eine gröfscre Anzahl der leitenden technischen Kräfte auf den Privat-
werften verdanken ihm ihre Ausbildung und vcreluen ihn noch jetzt als Mit-
begründer ebier höheren, neueren Fachrichtung. Als fan Jahre 1879 durch das
provisorische V'erfassimgs^tatut der Teehnisclien Hochschule die l'aclialitliciluii^ für
Schiffbau mit der Abtheilung für Masciiinen - Ingenieurwesen als „Section für Scbißbau"
vereinigt wurde, entsagte Koch sdner Thätigkeit als Lehi«r im SchifTbaa und acUed
auch gegen Ende desselben Jahres aus dem Dienst der Kaiaeriichen Marine.
Mehrere Jahre zusammen mit dorn Geninntm und zwar seit 187 ? wirkti' ferner
der Kaiserliche Schiffbau -Obcringcnieur, spatere üeh. Admiralitäls-Kath A. Brix an
der Tedmiaehen Hochschule, an der er namentlich den piafctisdicn Schiffbau mit
Ern i^ vertrat. Vom i. April 1879 war Brix Vorsteher der neu geschaffenen Section
und damit gleichzeitig Mitf^üed dc^ Senates
Brix (geb. 1832 in Bcriini trat, nachdem er 1850 — 1854 in Colbcrg den
praktischen Schiffbau erkrat hatte, nach mehreren grsrseren Seereisen 1856 als
Infjenicur- Aspirant in die Marino, in welcher er sowohl auf den Werften wie auch
später auf der Admiralität die praktische Ausführung der Bauten imd die technische
Werftverwaltung leitete. Brix ist auch lange Jahre niehtstimiBgcs Mitj^led des
Kaiserliclien Patentamtes gi s'.esi n und hat haufits;;eh;ich die schilTljautcchnischcn
Angelegenheiten dieser Behörde mit grofser Umsicht bearbeitet. Kr schied lÜS^ aus
dem Verbände der Tedinischen Hodisdiule und starb 1806 infolge eines Hen-
ftcfalagvs mitten in einer ausgebreiteten Thätigkeit. —
Da sich mit dem weiteren Aufblühen imsr-er heimischen Schiffbauindustric
auch der 13esuch der Fachabtlicilung für Schihbau stetig vermehrte, wurden, um den
gesteigerten Forderungen an die LchrkriUle gcnQgcn su keimten, in den Jaliren 1874
und liiju dir Marine -Ingenieur Schwarz-Flemmitig, sowie der Kaiserliche Schiff-
bau -Ingenieur, spätere Chef-Constructeur der Marine, VVirldichc Geh. Admiralitäts-
20j
Rath Pn>£ Dietrich in das Lehrercolleginiii der Gewerbeakademi«, betiebitogsweiae
der Technischen IIochsclni!< berufen.
A. Dietrich, weicher bereits in der Kaiseriicben Marine als Schifl&coosUuctcur
tbätig war, übemabm zunächst die Leitung der Uebungen im Zeichnen und Ent-
werfen von Schiffen.
Mit der gesteigerten Thätigkcit unserer Schiffbauindustrie machte sich auch das
Bcdürfnifs nach Specialtechnikcrn für den Schiffsmaschinenbau geltend. Es
wurden daher redltzeitig Vorträge und Uebungen über dieses wichtige Fach in den
I,rJirplrin anfgcnnrnmcn und dieselben dem Marine - In^rcniinir Scli warz-Ftcnstning
übertragen, welcher diese Thätiglceit bis zu seinem Ausscheiden aus dem Verband
der Teduaiadien Hochschule Im Jahre 18S2 beibehielt.
Wähnend in f!cn Anfan^,^s--tadi<;n der Eiitwickhing der Krii i.',<^niarine für die auf
der Küniglichen Werft gebauten Kricg:»!>chiffe die Ma!>cbinen gröfstcntheils aus dem
Auslände besogen werden mn&ten, war die Marineleitung seit Anfang der «cbzigcr
Jahre, um sich vom Auslände unabhängig zu machen und die heimische Industrie
zu unterstützen, bestrebt, auch die grofsen KriegsscbiffMuaschinen auf Privatwerfteo
und dann auch auf den Kaiserlichen Werften erbauen zu lassen.
Daraus entsprang für die Scction für Schiffbau die Nothwcndigkcit, auch auf
diesem Gebiete einen S])c( inltcchniker heranzuziehen, und so wurde im Studienjahr
1 079/80 der Kaiserliche jMaschincnbau- Ingenieur Görris, später Wirklicher Admira-
litats-Ratfa und Professor, welcher die eonstnictiven Arbeiten im Schiflsraasdilnen-
Bnu auf der Kaiserlichen Admiralit.it leitete, als Lehrer für die Section jjewonncn
und dadurch den Sludircudcn auch das umfangreiche Material aus den neuesten
Maschinenconstfuctionen und Versuchen zu Gebote gestellt Nash dem Aiissdidden
von Schwarz -Flcnnning fiel Gonis auch dessen mit dem sebUgen eng verbuodenea
Lehrgebiet zu.
An Stelle des im Jahre 1879 zurDckgetretenen Geh. Admiralttäts- Raths Kodi
übernahm noch in demselben Jahr der Kaiserliche Schiffbau -Untcringcnicur, spätere
Prof. Dill einen Theil des Unterrichts, einen weiteren nach dem Ausscheiden des
Geh. Admiralitäts- Raths Rrix 1S85, was zunächst Dills Beurlaubung und im Jahre
I HSi< seinen Austritt aus dem Marinedienst, sowie seine Anstellung als etatamllsiger
Professor fv.T Srhifni.ni nir Folge hatte. —
Hand in Hand mit der Ausgestaltung der Rcichsmarine erweiterte sich auch die
Leistungsfähigkeit unserer Eisenindustrie und der mit ihr verwandten Industriezweige.
War dn« Rcirh h:'- zur Mitte dt i siebzit^ct Talite noch gezwungen j^ewescn,
einen Theil der grüfseren Panzerschiffe im Auslände zu beschaffen, so fiel diese
Nodiwendigkeit fort, als unsere vatcriändische Industrie sich der Aufgabe gewachsen
zeigte, selbst die gröfstcn Schiffe und Maschinen der Handels- und Kriegsflotte
aus eigenem Material und mit eigenen technischen Kräften zu erbauen tmd aus-
zurüsten.
Nach der Fertigstellung der Kaiserlichen Werften traten auch diese als
schaffende Factorcn auf und sorgten dadurch nicht ntir dir die praktisch, \'orhildnn{^
unserer jungen SchitVbau-Ai>piranten, sondern waren willige Abnehmer der von der
Hochschule ausgebiMeten Kräfte.
Fs ist die's ein fjnind mehr für das Anwat 1im 11 der Frequi i'z di 1 Scliiffhau-
scction und (Uhrtc naturgcmäfs zu einer immer weiteren Vermehrung dc^ Lehrstoffs
^kj . uy Google
4(H
«M ttl4 M« 1999.
in den Speciairftchcrn, Schiffe und Schtfrsmaschinen-Bau, besonders aber auch zu
dem Be^trohrn <;rtti-ns der Lchrt-r, dun T'ntcrricht fftr die Mehrzahl der Sttidirrndrn.
die sich für dt-n Dienst der Kaiserlichen Marine heranbilden wollten, auch im Kriegs-
schifrbau möglichst nmßissend ni gestalten und die Candidaten in genfigendeoa
Ktafsc für den praktischen Dienst auf den Werften vftrzubildcn.
So wurde im Jahr if>Sj die schon früher bcabsichtijjte Einführung eines vierten
Jahrcicursus in der Section für Schiffbau genchtnigt. Mit dieser nothwcndi^cn
Erweiterung des Studiums von drei auf vier Jahre trat aucli ättfseriich eine
Gleichstellung der Scction für Schiffbau mit den anderen Abtheilungcn der Hoch-
Da mit der steten Erweiterung des Unterrichtsprogramms tfie um die MMte
der achtziyt r lahrr v rh ini)> m :i 1 • hrkräftc, welchf durch Dietrich, Dill und
Görris vertreten waren, Pur die Anzahl der Studircndcn bald nicht mehr aus-
reichten, wurde 1887 auch der damalige Schiffbau 'Oberingenieur a.D. der Kaiserlichen
Marine, jetzige .Marine - Baurath und Prof Zarnack als Lehrer herangezogen, und
gleicfizeitig wurden die vermehrten Unterrichtsstunden nach sdiarfcr getrennten Dia-
ciplinen tmter die vier Genannten vertheilt.
Za: iiack übernahm neben den ersten Anleitungen zum Zeichnen und Entwerfen
der Schiffe auch den ersten vurbereitendcii Theil des praktischen Schiffbaues.
Dill behielt ilen Unterricht in der „Theorie des Sclüffes" in seinem ganzen
Umfang, gab die weitere Anleitung zum Entwerfen imd lehrte den aweiten TbeO
des praktischen SchiffiMues.
Dietrich fielen die Vorträge und Uebungen im eigentlichen KriegsschUfbau
(Einrichtung und Construction der Kriegsschiffe) zu.
Görris bearbeitete das ganze Gebiet der Schiffsmaschinen und Scbiffskessel
imd erweiterte dasselbe, nachdem er <lurch sein im Jahre iSmo erfulgto Ait^vcheiden
aus dem ^larincdicnät im stände war, seine Zeit in erhöhtem Mafse der l^ochschule
ZU widmen, durdi er^lnzendc Vorlesungen Aber Schiffskesscl, üt>er HOlfsmasdiioea
und besondere Uel)ungen tVir Knt werfen von Kesseln und Maschinen.
Diese Vcrthi-ilung blieb bis zur l'"rkranknn<» dos Vi^J. iMll im ]:C\nr iMSi)
mafsgcbend und änderte sich erst, nachdem aul seine \\ ledergenesung nicht mehr
ZU rechnen war. Dills ThStigkeit an der ihm lieb gewordenen Statte war nur noch
eine kurze, da er schon im Jahre iSni seinem Leiden erlag. — ii^4<) in Stettin
geboren, hatte er seine Ausbildung auf der Gcwcrbcakademie erhalten. Seine
fachmännische Erfahrung verband sich mit einer erfolgreichen Beßhigung zum
Lehramt.
T >hre wurde iler dijiloniirte Schiffbau- Int'' tiii 1: Schmidt hetcits liIs
HülfsteiiieT herangezogen, welcher dann 1H9U als L)occnt die Voilrägc m der
„Theorie" sowie die Vorträge tmd Uebungen im Entwerfen übernahm, während
dem Prof Zarnack nun auch der zweite Tlu il des pr.-iktischen SchitTI>aues zugewiesen
wurde. Schmidt, dem datnals aus dem Lehrgebict Zainacks die ersten Anleitungen
zum Zeichnen und Entwerfen von Scliiffen übertragen waren, behielt seine Stdlitng
auf der Hochschule n>ir bis 1 H(j2 und trat d;uui winler in den Privatdienst über.
Sein Nachftjlyer al-. Docent wurde im A[>n[ iiS i: der dij)li>mirtc Ingenieur
i-'lamm, auf den im Uctobcr is^J die samlLichen UnterriclUssiundcu des Aus-
scliule ein.
AfalhiilBi^ flb SdiilT* nnd Sf hillimf** '"''" -
geschiedenen übergingen. Derselbe (ligte neue Lchrgebiete insofern hinzu, als es
dringend erforderlich war, die Vorträge und Uebun(;cn in den Discipünen „Theorie
des Schiffes" und „Entwerfen von Schiffen" den Anforderungen der Nciueit
aniupassen und m vervollständigen. Demgemäfs wurden die Capitcl „Ablaufs*
rechniinjjen der Schiffe", ,,Hi rechnimf; der Fi-sti^'kcit der Schiffe in stilU m W'a^^spr
und in bewegter See'* sowie „die Ursachen der Schiifsvibrationcn" in die Vorträge
neu aufgenommen. Beim EotwerTen von Sdiiffeo worden die Uebungen auf dem
Schnürboden, dns Absctiien von Schiffshathmodellen mit Platten;ibstrakunp t infjt-riihrt
und die Uebungen selbst ausschJiefaUch an die neuesten Schiff bauten angeschlossen,
wobd ntcht nur alle Seeschiflstjrpen, sondern auch der geiamte Flufsschiffbau mit
in den Bereich der Arbeiten gelogen wufde. — 1897 wurde Flamm lum etats-
mäfsigen Professor ernannt.
Von i6<)2 hi& 1897 ist daij I^chrercollcgium unverändert geblieben. In dieser
Zeit wurde der Studienplan der SecHon Itkr Schiffbau qrstemadsdi wdter ausgebaut
und nicht nur den nettesten tcchnischt n Anfordcninpen der Ilbrinet aondem audl
der privaten Schittbauindustric immer mehr angepafst.
Der stärkere Besuch und die vermehrte Thätigkeit der Scction veranlafste
den Antrag bei dem vorgesetcten Herrn Minister auf Ablfisong derselben von der
Abtheilung für allgcmtinen Mnschinenbau und Erhtbun«; zur selbständigen Ai)-
theilung für Schiff- und Schittsmaschincn-Bau. Derselbe wurde durch Aiier-
hBdisten Erlafs unter dem 11. Juni 1894 genehmigt. Als erster Vorsteher der
neuen Abtheilung fungirtc Görris, als ristes Mitglied des Senates Dietrich.
1896/97 liabiittirte sich Dr. Riess als Privatdocent för Schiffsclassification und
Freibord.
Im Jahre 1896 wurde dem Prof. Dietrich, als seine dienstlldie Wlrlcsamieelt als
Departcmentsdirector der tcchni- chen Ahthcilung des Reichs -Marinfruntt-s derartig
angewachsen war, dafs er seine Lehrthätigkctt auf der Technischen Hochschule nicht
mehr allein bewiltigen konnte, der Marine -Bauinspector HOllmann vorübergehend
zur Hülfelei-stung zugetheilt, indem derselbe den Vortrag und die Uebufi^^en in
MEinrichtuQg der Kricgssclüffe" übernahm. 1897 wurde dieser Unterricht dem
Marine-Banrath, jetzigen Ober^Barnnth Kretschmer fibertr^en.
Dietrichs von hervorr^enden Erfolgen gekröntes Wirlcen blieb nur noch von
kuraer Dauer. Er .starb unerwartet im September i8<»8. Geboren 1843 zu Pirna i.S.,
gehörte er seit 1B67 der Marine an, in der er ausschlici^lich im Consuuctionsbureau
unter Koch arbeitete. Nadl dem Ausscheiden seines Lehrers, den er aodt bereits
auf der Gewerbeakademie längere Zeit in den zeichnerischen Arbeiten unterstützt
h.it(<'. ii!)ern;i!ini er if^jo, die s<-!li>t;iudligc Leitung der ron^truetiven Schiffbauarbeiten
der Admiralität. Als Lehrer auf der Hocl)&chule wirkte Dietrich in dem letzten
Jahrzehnt hauptsichUdi ün Kriegsschiffbau, in welchem ihm als Chef-Coiistnicteur
der Kai-serlichen Marine eine bedeutende Erfahnint,' rn Gebote stand, sodafs er die
Leistungen der Studirendeu su einer bisher unerreichten Höbe brachte. Dietrich
gehörte audt zum Curatorium der Phynkalisch- technischen Rdchsanstalt, dessen
gedciiiÜt lietn Wirken er mit gröfstem Interesse zugcthan war. -Sn t;esellle sich hei
diesem mit einer seltenen Arbeitskraft und mit voller Hingabe an seinen Lcbens-
berof ausgecQsteten Manne au den groben Verdtensirai um die WehrtaafUgküt
*7
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Die TtAtSiAt Hockidnile «an tM^ Vk 1*99.
Deutschlands zur See und um die vaterländische Schiffbauindustric auch das des
erfolgreichen und tinermfldlicheo Wirkens ab akademischer Lehrer.
Das Collcg: „Conslruction der Kriegsschiffe" wurde nach dem Tode Dii trichs
Anfang iti99 dem Marine- Ober baurath, jetsigen Geh. Marine* Baurath und Schiff*
bau-Direclor Brinkmann fibermesen.
Berdts im Jahre 1873 wurde (lir die Studirenden des Schiffbaues ein Diplom-
CNamen eingerichtet, dessen Bestehen bis zum Jahre 1890 obligatorisch Hir t!en
Eintritt in die Kaiserliche Marine war. In diesem Jahre wurde für die Candidatcn
der KaiserUchen Marine in Verbindung mit dem bereits bestehenden KtoigUdien
Preufsischrn Prfiftmgsamt für das Baufach eine besondere Bnxiführrrprfifun^ e\n-
getühn und dieser die Vorschriften für die Ausbildimg, Prüfung und Anstellung im
Scluir- und Schif&mascbbien -Baufache der Kaiserliehen Marine vom 3. Januar i8qo
zu Grunde gelegt. Diese letztcirn sinJ durch eine neu redit^'iitc Auflage vom
3j. März 1^99 ersetzt und bilden im allgemeinen die Gnmdlage des Studicnplanes
der AbAdlung filr Schiflfbau. — -
Von den höheren Baubeamten der Kaiserlichen Marine im Schiff- und
Schifr<maschiiicn-Bau haben mit geringen Ausnahmen sämtliche ihre Ausbildung
entweder aul der Gewerbcakadernic oder auf der späteren Tcclinischcn Hochschule
erhalten, ebenso recmtirten sieb seit Jahren die HQtfsarbeiter des Constmctions-
bureaus des Reichs - Marincamte^ aus den Studirenden der Abtheilun;; flir Schiff-
bau, von welchen sich gleichfalls eine grolsere Anzahl in leitenden Stellen auf den
Privatwetften befinden.
So ist es der Abtheüunj^ (hirch die andauernde Untcrstützting der vorgesetzten
Behörde möglich gewesen, dem fortlaufend gesteigerten Bedarf an Schiffbautechnikcm
in weitestem Malse gerecht zu werden und dadurch auch auf dem Gebiete des Schiff*
baues für die hohen Aufgaben, welche die politische und wirthschaftliche Entwick-
lung Deutschlands stellt, die heimischen Kräfte zu selbständiger, schöpferischer
Leistung zu befugen. [Zarnack.]
Modellsammlüng. Im allgemeinen wunle der Unterricht weit stärker als früher
auf praktische Anschauung gegründet und zu diesem Zweck eine grofse Anzahl von
Modellen der eitudnen ScMf&verbindungen in handlichem Mafistab angefertigt.
Auch Seine Majestät der Kaiser und König geruhten dieser Sammlung gelegentlich
Modelle zu fiberweisen, und neben friiheren Erweiterungen des Lehrmittelfonds ist
von dem vofgesetiten Herrn Minister im laufenden Jahr eine einmalige sehr er-
hel>iu ho Summe rar Vervollständigung der Modellsammlung bewilligt worden. Hier-
durch gelanti es, seihst dicjeni^'en Stmlin nden, die ki-iiie lujir d<ich nur eine
geringe praktische Vorbildung haben, mit den schwierigeren Verbanden bekannt zu
machen. Femer werden mögKehst häufig Studienreisen in die Industriegebiete
unti m nimi ti, deren vorthcilhaftc Wirkung sich in den .Arbeiten und Prüfungen der
Studirenden zeigt. Die stete Steigerung der Thcilnahme an den IJebungcn hat
seit den achtiiger Jahren auch eine beträchtliche Vermehrung der ZeidiensUe
veianlalkt.
Lehrkörper der Fachwissenschaften im Studieiyahr 1884,85.
Docenten:
Brix <f 1S9«): PnkäMher Schiffbwi. Specieller KrirgncMirbni.
Dietrich (f 1898): Zeichnen und Entwerfer, von SchiftLn. Anleituag cum Entwerfen
von Schiffen. Construction der Kncnsachirtc.
Dill (t 1891): Theoretischer Sfhiflt.iu
Görris Sciiifli-Mascbincn und •KcsscU
Ldhifcfliper iia Stodienjilir 1899/19001
Elatsmafsige ProfcMoren und Docenten:
Brinkmann: Construction der Kriegsschiffe.
h'Urom: Theorie des Schiffes. Zeichnen und Entwerfen von Schiffen. Anleitung
zum Enturridi von Scilllien. Abrili des Scliilfbwwt (Ar Ben- und
Maschinen- Ingenieure).
Gftrri«: Schiffskcssel 1 und n> Entwerfen von Schiffskcsseln. Schiffsmaschinen
1 tind IL Entwerfen von Sdiiffinnucliinen und RohipUUien. ScbiflahOlfa-
masehinen.
K rcl s t Ii rn <• r : Kinrichlungcn der Krie'tjssrhilTi-.
Zarnack. l'raktiM:her Schiffl>au, 1. Thcil: Eisen- und btahischiffbau, Mastenbau.
Praktischer Schiffbau, II. Theil: Eisen- und SlahlschiffUaa, HollSCldininu,
Bootsbau. Eatwteeningsaniagen, wasserdichte VerschlOiae.
J'rivatdiicmlcn:
Ricas: CiaHiAcation von Schiffen. Freibord von Scbiffcn.
ABTHEILUNG
FÜR CHEMIE UND HÜTTENKUNDE
tat», it. T. Bcckmlk.
ZUR ALLGEMEINEN GESCHICHTE DER LEHRFÄCHER.
In den beiden letzten Jahrzehnten ist sowohl die wisscnsichaftlichc Chemie wie die
chemische Tedmflc in stetem schndlen Portschrdten gebHeben, und dabei steht
Deutschland noch heute, wie zu Beginn des Zeitabschnitts an der S|>itze alltr con-
ctirrircndcn Nationen. Der gesteigerte Bedarf an leitenden Kräften vermehrt noch
dauernd den Andrang zum chemischen Stuifiian.
Als besondere Errunj^cnschaftcn innerhalb der Gesamtentwicklung seien in
rr=.trr Rrilic die tirol'si n l'"<irtschrittc der Elektrochemie lu rvdrj^'i-lioticn Sit- liahen
zunächst aut die Metallurgie mächtig emgcwirkt, .sodann aul die chemische
Grofsindustrie, «o elektrisdie Ptoceaae die ilteren Verfähien nir Dantellujii; von
Chlor, Soda, Pottasche, Kali m \ cKlr.itVf^cn bc-^inncn, und wo sie neue Industrie-
zweige, wie die Acctylen-, Aluminium - und Chrom -Industrie, hervorriefen. Sie haben
femer auch im Laboratorium rar UmgestaltunK zahlreicher analytischer Metho-
den j^ofiihtt Dil- namentlich durch die Fli ktricitiit < tmüglichtc I?ehi rrschung früher
uniwkannter hoher Hitzegrade i&t für die chemische Technilc und den chemischen
Lehrstoff eine elienso wichtige Enungensdiaft geworden, wie die Beherrschtmg
früher unb< kannt niedriger Temperaturen, welche letztere zu Iiidu-.trien zur Ver-
flüssigung der Gase, zuerst der Kohlensäure, dann des Ammoniaks, des Chlors, iler
schwefligen Säure, schlicfslich der Luft geführt hat. Im Zusammenhang mit diesen
grofscn Fortschritten snid m UmveratMen und Techiüsdiea IfeelisdMikn neuerdings
elektrocheiiii>.chc I..ib«iratoricn errichtet worden. Allein die chemischen Lehrstühle
sind noch keineswegs mit allen den kostbaren Apparaten ausgci>tattet, welche zur
qrstematisdien VorlDhrung der neugewonnenen Kenntnisse und der neuen Formen
der M.itcrii- nöthig wären.
luncn weiteren starken Antrieb — als Folge der Arbeiten von A. W. v. Hof-
mann, Vict. Meyer, Berthelot, van't Hoff, Arrhcnius. Ostwald, Nernst u.v.a.
— hat die allgemeine Chemie namentlich durch die Entwicklung der i^ysikaliachen
Chemie, des so wichtigen, die Chemie mit der Phy.sik verbindenden Grenzgebiets,
criialten. Die Arbeitsmethoden der Latraranten sind dadurch vielfach umgestaltet
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Die TtdtaiMte HodHchola voa 1M4 Ui 1199.
worden und an den meisten Hochschulen hat man infolge dessen bereits speciellc
Ldirstellen und Laboratoilea iiir phybikalisehe Cheml« neu dnferiebtet.
{Licberinana]
Technische Chemie. Die Entwlcklunt; des technisch -chemischen Unterrichts
an unserer Ifoclischule bietet em interessantes Spiegelbild des EmporUfibens der
Ctiemic überhaupt in Dcntscbland.
Zur Zeit der Bfi^rrinfhtn«; der Gewcrhcakadcmic war mit der Anwendung der
Errungenschaften der chemischen Forschung auf die Technik oben erst begonnen
worden. Es ^b damals eigemlicb nur eine einzige Rut ausgebildete chemisdie In-
dustrie, die der SrUin 11 und Alljalien, welche zum Untci^chir Je vfin Jen kleinen
Anfängen einer sonstigen chemischen Technik als die „ciicmischc Grofsindustrie"
tieseichnct wurde. Sie bewegte sich in einem äemlich engen, gesdilossenen Kreise
von Operationen , die in ihrem Zusamnu nhang den Schwefelsäure- und den I^blanc-
Sodaprocels umfafsten. Mit dem Ikginn der seduiger Jahre entstand die Industrie
der synthetischen Farbstoffe, welche in Deutschland zwar erst ziemlich spät Uudcn
gewann, -iich dann aber zu um so grofsarligcrer Bedeutung erhob. Die siebziger Jahre
sind g« k( ini/( lehnet durcivdit- F.iiiruhnmg der Amnioniaks<Kla-Fal>rikation und die durch
sie hervorgerufene groisartige und noch heute nicht völlig abgeschlossene Umwälzung
in der Industrie der Sfturen und Allalien, welche dadurch in ilireni frQher so fest
gefügten Zusammenhang tief /< rk1ürt( t, annini,'!ir!i in ilircr Exi^tcn/ t)ri!r<>ht , vchliefs-
iich aber zu freierer Entfaltung angeregt wurde. Erst durch diese Kämpfe, sowie
durch den immer steigenden Bedarf der nt bdspielloser filüthe gelangten Farben-
industrie wurde die heutige Entwicklung der anorganisch -chemischen Industrie er-
möglicht Im L.aufe der achtziger Jahre entwickelte sich in überraschender Weise
die Industrie der feineren anorganischen und organischen chemischen Präparate,
Wozu die Vervollkommnung der Phntogtaphie, die Einführimg synthetisrher Riech-
stoffe und I Iritinitt<_[ I di r w.icliM iide Ausbau der I'^iilKi i ; imd <lcs Zi_ uijdilicks nicht
wenig beitrugen. Üie in den achtziger Jaliren zu groister Bedeutung gediehene Zellstoff-
fabdlcation schuf ebenfalls ein neues Absatsgcbiet fBur die Erxeugnisse der chemischen
Industrie, wilrhr n.nch niul luicli st.uk ^«tuig geworilcn wnr. \im sich Inden neun-
ziger Jahren dem Ausbau elektrolytischer Arbeitsmethoden zuzuwenden, wie sie in
der Zerlegung der Chloralkalien, der Darstellung des Aluminiums und Magnesiums,
der Erschliefsung von Calciumcarbid und Acetylen zum Ausdruck kommen.
Dieser hier nur ganz kurz skizzirten I nt \'. ii kl.ini; drr chemischen Arbeit in
Deutschland mufste sich der Unterricht an unserer lechnischen Hochschule im
wesentlichen anschMelscn. Der anfiinglich Gist ausschlicfstich betriebenen theoretisch -
cheniisrJirn I 'nti r'.w '-un^ nulfNten nach und nach Vtirtrri;;<- tmd U' liuni;Mi In igesellt
werden, in welchen die wissensciiaftlichen Grundlagen der Chemisetten Technik ein-
gehender berücksichtigt wurden, als dies naturgem9fs in den Vortragen {ihtr reine
Chemie möglich ist. L)ie Anzahl und Mannij,;raltigkeit solcher technisch ti,is< lit t
Lehrgcbietc mufste ferner in lieni Mafsc steigen und wachsen, wie die Technik
selbst emporblUhte, und Dinge, welche in den Vorträgen früherer Jahre vielleicht
kaum gestreift worden waren, cntwickelteo sich ebenso rasch zu wichtigen Vortrags-
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und Ucbungsgegenstioden, wie sie unerwartet für den Nationalwohlstand des dcut-
achieii Volkes nir QueNe von IMionen wurden.
Hii- Einführung eines retielmafsigen pnkdachen Unterrichts in der technischen
Chemie an un&ercr Hochschule fällt cin^ Jahre vor den Beginn der gegenwärtig
so eilri|r betriebenen Erwägungen Ober die Nothwendigiceit und die fweclanllsigate
Ausgi-^taltvm^' eine- di-rarti^'t>ii l^nlcrrichts, Erwägungen, wi Ichf in der neuerdings er-
folgten Errichtung besonderer Laboratorien für angewandte Chemie an zahlreichen
deutschen UntrcnitateD ihren diatdUhlichea Aiudniek geiiindea haben. Wenn heute
nidit mehr, wie noch tror sehn Jahren, an der tinbcdingten Nothwend^iceit eine« der-
Oiemiidies Labontorina.
iutigen Unterrichts gezweifelt werden kaiui, so gehen doch die Anschauungen über
die Organisation desselben noch siemlich weit auseinander. Dies möge es recht-
fertigen, die an unserer Hochschule befolgte Methodik hier etwas näher su erOrtem.
Als feststehend kann anerkannt werden , dafs die Vorführung chemischer Fabri-
kationsverfahren in Apparaten, welche eine verkleinert! , nl>er getreue Copic der in
der Industrie thatsächlich benutzten bilden, sich nicht nur als überaus kostspielig,
sondern auch als ganz (mwissensduftlich erwiesen hat, aodals diese Form der Ein*
flUirung in die Technik sellist in den Fachschulen fi'ir bestimmte Industrien nur
noch in be)>chränktem Maf:>c Verwendung findet. Für eine Hochschule, welche nicht
die einzelnen Gewerbe, sondern die Kunst zu lehren hat, technische Vorginge in
wissenschaftlicher Weise zu ihirchdringen , konnte diese Methode von vornherein
nicht in Betracht kommen. i£s ist daher von der Anschaffung irgend welcher Arbeits-
DigiiizecJ by do
moddle Rh- das Technisch -chesnisehe Laboratorium ▼ÖlUg Abstand genommen imd
dem Gan<,'c des Unterrichts der rcgclmäfsigcn Studircndcn, welche das Prakticum
des Laboratoriums im siebenten und achten Semester, nach Absolvirung des An-
organischen und Organischen Laboratoriums belegen sollen, der nachfolgende Lehr«
plan lu Gninde wocden.
Erster Stock.
• » • 1 !•
Gfondrib.
Oiemiwhes Labontorimik
Der Unterricht beginnt mit präparativcn Arbdten au> dem Gebiete der anofg»*
ni^cbon und ori^ani-orhi-n Chemie, wntvi in<li-->-<Ti nur -ulchr Präparate hcr^ritcllt
werden, welche ein technisches Interesse bieten. Auch werden die von der Technik
befolgten Darstellungsweisen benutzt, wobei die GrOndc, weshalb (fieae imd nicht
etwa sonst bekannte, oft (ur da- [,a!)oratoritim bequemere, Mefluxlen X'erwcndunf,'
finden, dargelegt werden. Die Acndcruogcn, welche bei einer etwaigen Lcbertragung
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2|6
n« TcdMbAe HocbMliQle «m tM4 U* 1S9».
der von dem Praktkanten erprobten Darstellangswcisrn in den Grorsbrtricb bczflt:Uch
der Ajiparatur rrfoltjcn niiifstcn, werden l»--])roclu-n, wndurch der Studircndc in das
wicliti^r Gebiet dt-r A|>|iariitcnkundc cingcflihrt wird. All< Arlit itcn sind »trict quan-
titAtiv, insofern vr>n (^cwciyencn Mengen Rohmaterials au<^^r<^anK« n. die Ausbeute an
erhaltenem Prodiict fctgcstellt und die Ursache i iiitn ti ridiT W rlu-to « rforscht wird.
Hand in Hatid T-ntt dus< n |)rli|)ara!iv«'n Arlit-itcn f^i-lil di<' F.mübur.u' t. i hni'ich- ana-
lytischer Arbciismclhodcn, wilchc zwar nicht in diicr Ciciamthcit bt waitigt Wffdin
kennen, durch deren Erlernung aber der Studirendc auf die besonderen Erforder-
nisse praktischi-r rVt'i<^'ingsv<if.ihren im Gcj^t iis.itzi- zu di-n oft um>t:indlichi-n . wenn
auch gcnaucTi;n Methoden der rctnt:n analytischen Lheniic hii^vwtciH-n wird. Stu-
dirende, welche sieh in der Erfansung praktischer Probleme durch »oldie Uebungen
einiyennafM-n ^jeschuh ziij^en, wenlen mit der Durchat beitun^j von niis^cwähltcn
Patentschriften besciufti^t. In den Angaben der sabircichcn, auf Gegenstände der
chemischen Industrie bcicCi^lichcn deutschen Retchspatcnte besitzen wir ein ausge-
zeichnetes Uebiin^jsmatcrial für dm L'ntcrricht in der anv^cwandt« 11 Chiniic. IJie
Nacharbeitung derselben bietet Auft,'aben von ji dem m<'j^Iichcn Gradi der Scliwicrit;-
kcit und hat im Vergleich zn [>räparaliven, auf Anj^abcn der cheinii>c!ien Litteratur
beruhenden Arbeiten dt-n unschätzbaren Vorzug, dafs die l'atcntschriftcn in ihrer
Unripf^i^ri (ind stets auf Variationen innerhalb der (irenzen der ])atenirechllichen
Aequivalcnz berechneten Fasbung da^ eigene Nachdenken des Nacliarbeileiiden
nir Bedingung machen, dabei aber mit ebenso grofser Sicherheit einer uferlosen
Speciilation Halt R<-bicten. I^edi^^,*un^; für eine richtige Au^nutzun^ dies« r V<irth< ;li-
ist, dafs den Arbiitcn stets der VVurtlaut der Onginai{>aientscliriit, nicht aber etv^a
einer der AustOge zu Grunde gelegt wird, «"clehe sich in der Litterattir finden und
denen das sjR-cifisch Hiidtnde der ratentschriften al'j^iht lunen wichtigen Theil
der gesciuldertcn (Jcbungcn bilden die von den Prakticanten di^^s Laboratoriums rin-
gcfofderten schriftlichen Berichte über ihre Arbeiten, welche, passend gcurdnet und
registrirt, ihrerseits ein Unterrichtsmittel darstellen. [Witt.)
Elektrochemie. In den letzten fiinfzehn Jahren hat die Anwendiiiij^ der
Elektrolyse in der chemischen und liUttenuiaitnii^chen Technik gl.inzende Jirfol^je
lu venddinen.
Wenn auch das Princij) der iVir die chemische Indiistrii' m erster Rtilie wich-
tigen Aikalichlohd- Elektrolyse schon ianjjc bekannt war, so lehltc es doch noch
bis vor kurtem an Verfahren, wekrhe die Durchführbarkeit der elrktrochi-mischen
Arbeitsweise im ^roUen ^;evtattelen. Ks war daher eine- i!< r lu d- ut^;tm^tei) Atit^.ibeii
der modernen cluniisclun Industrie, dieses Problem zu l<»M-n. l>ies (gluckte nach
langjährigen , k<pstspielit;eti Versuchen zuerst der chemischen Fabrik Ciriesheim bei
Frankfurt a. M. . welche s,-n l^.|>> ilie KlrktroI\-e v<.n l hl<.ika1ium betruSi und als
Erzeu^misse reines Aet/kali und (lil'n, Ih/v\ (liloik.ilk, lu lett Ant^r d«ti k.m^ti-
!>chcn Alkalien und Chlorkalk wird auch Kaliumchlotat auf « U kiroctu iiiisdu in We^<
m grofsem Mafsstabc darge^teth.
In der EI ektromet all 11 r t^'ic spii'lt »lie e1i ktr. /\ t^i hi' Ku]'N rr,itr'itKi;H 'Ti , fi rner
die Gewinnung von /Uumimum, Natnum, Magnesium u»vv. eine iicrvurrugende Kulic.
AMkcOug ito Cbcnle md mtMalhiimae.
»17
Wt HiHfe des dektriscben Stromes lassen sich aber nicht nur tedmiseh wichtig«
Elclttrolyjscn durchführen, sondrrn anc!) t ! ck t k 1 1 hcrmiscfi !■ Rt-actioncn.
Durch eieictrothcrmischc Erhitzung von Kieselsäure, bezw. Kalle oder Baryt
mit Kohle im- eiektriachen Ofen eihitt man infolge der nur durch den Strom endel-
baren hohen Tcmptraturgradc Carbide, welche tur Zeit bcrciss technisch wichtige
Verwendung finden; besonders bildet das Calciumcarbid die Grundlitge der Acetylen-
industrie.
Endlidl wird die Elektrolyse neuerdings auch in der analytischen Chemie zur
quantitativen Abscheidung von Metallen benutzt. In vielen I.aLoratorien der Grofs-
iodustrie wird die „I^ektroanalysc" bereits mit iirfolg angewendet.
Durch die im MMne 181)4 im Preufsischen Abgeordnetenbause angerq^ Eln-
rühniri!.; (!er F.N. ktroi licm ii« ak sc!b-sländißOS I ehi fach t rhirh der Studienplan der
Technischen Hochi>chulc dcmgcmäfs eine bedcutung>> volle Erwciteruug.
Im Anschluls an die vierstQndigen, IQr das vierte Studienjahr bestimmten
Vorlesungen, die im Wintersemester die allgemeine Elektrochemie und die Anwendung
der Elektrolyse in der chemischen Industrie, im Sommerlialbjahr die Elektrometallurgie
und die wichtigsten Capitel der Galvanoplastik und Galvanostcgic, sowie der quan-
titativen Analyse durch Elektrolyse behandeln, erfolgen die praktischen Uebungen
im I.ahciatoiiiitn Mit i^^ i'i 7 täglich in je neun Arbeitsstuncicn Dirkes Prakticnni
setzt eme allgemeine chemische Ausbildung voraus, insbesondere: genügende Kennt-
nisse in der allgemeinen Chemie und praktische Erfahrungen in der qualitativen
und quantitativen Analyse, sowie in d. rll< i ';*.eIUin;:^von Präparaten und eine min(!r<,t( ns
einjährige Arbeit im Organischen Laboratorium, endlich die Vertrautiieit mit den
grundlegenden Messungen und Uebungsaufgaben des Elektrotechnischen Laboratorhmtis.
Das eigentliche elektrochemische Prakticum erstreckt slcli dann — abpc --rlu n von
der Ausfuhrung der wichtigsten lüektroanaiysen — im wesentlichen auf die
PrQfung des Faraday sehen Gesetiea, die Bestimmung von LeitnUiigkdten, Ueber-
fiihrungszahlen und Zcrsetiungswerthen, die Ermittlung des Einflusses der Strom-
dichte, der Concentration und Temperatur des Bades sowie des Elektiodcnmatcrials
auf den Verlauf elektrochemischer Reactionen, femer auf die Herstellung anorganischer
und organischer Präparate, Alkalichtoriddektrolyse, Metalldarstellung und Raffination,
dektrnthcrmisthe Arbeiten usw [von Knornv]
Mineralogie und Petrographie. Die Fortschritte, welche innerhalb dieser Wisscn-
schaftsxwdge in neuerer 2^it au verzeichnen sind, beruhen vonugsweise auf der
Bnführung einer in allen Einzelhritt n aiisj:;4 hil>I< trn optischen L'ntersuchuni|vni< thodr.
in der Mineralogie sind hierdurch wichtige Ergebnisse auf dem Gebiet der
theoretischen und bestimmenden Krystallographie eratelt worden; in der Petro-
graphie wurden umfassende neue Aufschlüsse über die Zusammensetzung, Structur
und Genesis der Gesteine gewonnen, sodafs die pctrographische Systematik im Ver-
lauf der letsten swanzig Jahre eine gändiche Umgestaltung crGibren hat
Aber auch für die Chemie haben diese, auf dem Gebiet der minerak^isdien
Forschung entwickelten Methoden eine namhafte Bedeutung gewonnen.
So hat die Möglichkeit einer sicheren Identlficirung mikro>kf>jiischer Krystalle
durch Feststellung ihrer optischen Eigenschaften zur Begründung einer neuen ana-
l\i'-( l ' n Methode, der „mikrochemischen Analyse" geführt, welche die chemische
Untersuchung kleinster Substanzmengen und somit auch diu Bestimmung gering-
^ kj .i^ .o Ly Google
2l8
Dte TacfaBbclM Hodikhali «an 1SS4 bb 1B99.
Hi^^ij^'r r Veninreininungen chemischer Producte gestattet. Andererseits bildet die
kr>>taIloptis:ti> I ntersuchunf; an und für sich in vielen Fällen ein '.i>!/u^!it-hfs
Ilülfsinittcl zur L'ntcrsclieiduny homogener chemischer StutiTc von mechanischen
Gemengen, svr Be.«ümmuiig beteromorphcr Modifieationen und xur Identifieirung
In Rücksicht auf diese maonigfache Anwendung der mikroiskopischcn Kr)'stallo-
grapbie ist durch Einfllbning eines Iwsondcmi Uetningtcollegs den &u<fireiideii
Ge!< ^ n!irit geboten worden, die lietrcfrcnden UnterBucbangsoiethoden praktitA
kennen zu lernen.
Der allgemeinen Atudehnung des Unterrichts entsprechend und um die Brgeliaisie
der neueren Forschung auch in den Vorlesung! n demonstrircn zu können, erhielt die
Apparatensammlting des Mineralogischen Instituts eine entsprechende Vervollständigung.
Der sieiiy vermehrten Theilnahme der Stttdtrcnden aus den Abtheilungen
für Architektur und Hau -Ingenieurwesen an den .Ii »gischen Vorlesungen und
Uebiin'^rn i>t durcTi spccicllere Ik-rücksichtigunL; '!<■! iMiiwi- cnschaftüchcn Gc-ti-irf;-
Ichre und der praktischen kartugraphiM;hcn Arb< iten bei der Ausgestaltung des
betreflenden Lehrplanes Rechnung getragen worden. [Hirschwald.)
Photochemie und Spectralanaly«e. Die grofsrn Knrtschritte, welche die
i'hotochcmic im letzten Jahrzehnt zu verzeichnen hat, konnten niciit ohne Ein-
ilurs auf das Photochemiscbe Institut bleiben, und besonders sind in dessen
plan allmählich auch diejenigen Zweige der Photographic mitcmbezogcn worden,
welche sich mit der Hersteltung von photographi^chcn Druckplatten beta&sea Der
Unterrieht erstreckt sidi demgemlfs jetst nicht nur auf die Pbotochemie und die
praktische Photographie nebst den dazu gchürigen l'ebuugcn in der Herstellung
photographischer Aufnahmen und Lichtpausen, in der Erzeugung und Verarbeitung
photographischcr Präparate , sondern auch auf eine tlu orciischc und praktische Aus-
bildung in den wichtigsten Rcproductionsverfahren. Bevinders der Lichtdruck,
der für <!i»- wissenschaftlich • photogra[)hischc Technik eine gro^c F^i-di-nlun-,' gewonnen
hat, ist in den letzten Jahren dauernd berücksichtigt worden. Kerner hat sich der Unter-
richt auf die Anwendungen der Photographie auf dem Geliiet der Wissenschaften
und der Technik ausgedehnt, und es sint! '■j'ri.irn ilii Mikrophotographie, 'Ii'
Specirographic und die Photograinmetrie gelehrt worden- .^bt dem Lciu^anit
der Plmtochefflie ist das der Spectralanalyse verbunden, welche letztere sowohl in
Vorlesungen, als auch in praktischen Uebungcn spcciell mit Rücksicht auf die tcch-
nisch wichtigen Methoden gepflegt wird. [Mielhc ]
Nahrungsmittelchemie und Geschichte der Chemie- Der Unterricht in der
Natii ungsmittelchemie ist erst vcrhältnifsmafsig jungen Datums. Zwar war schon
durch das Reichsgesetz vom 14. Mai i>S;-i) cim •^tn ngerc Ueberwachung des Ver-
kehrs nüt Nahrungsmitteln, Gcnufsmilteln und (.lel^rauchsgcgeiisUndcn eingeleitet
und damit ein BedQtfnifs nach Vervollkommnung der Cntersuchungsmethoden und
nach der Ausbildung hierzu geeigneter Chemiker entstanden, allein dasselbe konnte
in den Lehrpiänen der Technischen Hochschulen nur allmahlidi berücksichtigt werden.
In Berlin war dies von 181)3 ab durch den Lehrauftrag an Prof. Dr. Seil gcsebehen.
Im fi^lgenden Jahre eini;^teii sich die Hundisiegierun^tn ül>or tinen Hntwuif von
Vorschriften zur Prüfung der Nahrungsniittclchcmikcr, und un Jahre itivS wurden
in Preubcn, unter aoderm auch an der Tcdmisclm Ifochsdnile tu Charlottenburg
isomerer ff'<;»rr Körper.
für die Vorprüfung, und In Berlin (ur die Hauptprüfung Commissioncn eingesetzt,
wddiea zur Zeit drei Mitglieder der Abtheilung für Chemie und Hüttenkunde an-
gehören. Daduich prwann der Unterricht in der Nahrunpsniittclclu n-.ic aiicli für die
Hochschule grölscrc Bedeutung. Sein Ziel ist die Anwendung aller Fortschritte der
allgemeinen, besonders auch der analytischen Chemie auf die Nahrungstnitldchemie.
Wie in iliT allj^emrinf n Chemii'. so ist ;inch bri di r AiishiUIiing in der Nah-
rungsmittclchcmie das Hauptgewicht auf die praktiiichc Thätigkeit zu legen. Da
aber nach der Prüftingsordnui^ das Examen als Kahrunfsmittelchemlker erst nadi
mchrscmestrigcr praktischer Arbeit an einem der durch besondere Verordnung aus-
drücklich dafür bezeichneten Laboratorien erfolgen kann, so beschränkt sich zur
T^xt der Unterricht in diesem Fadi an der Technisdien Hoclischule nur atif Vor-
lesungen mit Demonstrationen.
Mit dem j^li-ichcn I.<_'fir;imt sind die Vortrri^*e über Geschichte der Chemie
verbunden, deren Studium gerade bei der schnellen Weiterbildung der Chemie als
dn den kritischen Sinn f5rdemdes Wiehres HOirsmittel bei der theoretischen imd
praktischen Arbeit anzusehen i^t [von Rrrchka.]
Botanik. Der botanische Unterricht an der Technischen Hochschule ist
mit Rfickstcht auf die Vorblldting imd die durch den Bundesrathsbeschluis von 1894
eingeführte Prüfung der Nahrungsmittelchcmikir eingerichtet worden. Er beschränkt
sich auf eine wöchentlich zweistündige Vorlesung über allgemeine Botanik
(Morphologie und Anatomie der Vegetationsorgane, sowie Physiologie der Gewächse)
im Winter- und eine gleidw Vorlesung über specielle Botanik im Sommer-
scmcster des ersten jahroscur«<'s fl'ir tcchni^^chc Chemiker. Die sfacielle Botanik
behandelt die Systematik auf Grund der Entwicklungsgeschichte und zielt auf die
Kenntnifsnahme der Homologienldire ab.
Drn Vorlesungen stehen ergänzend zmt Seite der mikroskopische Ctirsus,
I. Thcii (Einführung in den Gebrauch des Mikroskopes, mikroskopische Keactioncn,
Zdle and Gewebelehre) und der mikroskopische Cursus, IL Theil (Specielle
Mikroakofne der Nahmii^- und Genu&mittel). [Carl Mdll«r.]
Wenn so die Abtheilung für Chemie und Hüttenkunde, eingedenk ihrer Auf-
gabe, unserer Indnstrtr tüchtige Hülfskräfte heranzubilden, in ihrer Entwicklung und
Ausgestaltung .Schritt gehalten hat mit dem Aufblühen der deutschen chemischen
Industrie, so durfte sie doch niemals darüber vergessen, dafs sie als Abtheilung
einer HoeliscliLilc ;iiu-h il.ilTjr /u ~nr|.;r;n hat, dafs die nn ihr Stvidireii Jen eine niö;^!ich-st
umfassende Kcnntniis der theoretischen Chemie und ihrer Anwendungen
sidi zu eigen machen. Die Rücksicht hierauf hat namentlich bei der Aufstellung
der LihiiiKine und Prüfungsordnunt,'en zum Ausdnick kommen mfissen, welche so
eingerichtet wurden, dafs die plangcmäfsc Absolvirung des auf sieben bis acht Semester
bemessenen Unterrichts den Studirenden beOhigt, sich mmmehr in der Praxis einem
beliehi^fen S]h i '.ilf.u Iie /n/i:-.!. t-iuleii. Fs jst nicht die Aufgabe einer Tec-hiiisclu-ii
Hochschule, Spccialistcn für bestimmte Gebiete der chemischen Technik zu erziehen,
sondern Chemiker im breitesten Sinne des Wortes, welche so viel ah möglieh
geschult und befähigt süld, die Methoden der chemischen Forschung auf jede Fra|^
Eur Anwendung zu brii^eni welche sich ihnen in der Technik bieten mag.
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,220
0(e Tcdiabcbe Hockiclnile *m i(t4 bit 1(99.
LABORATORIEN, INSTITUTE UND SAMMLUNGEN.
AnofVMiiidies Labontarimn. Die im AnorgBiuscfiat Laboratorium ursprOng-
lieh vorgesehene Anzahl von 70 Plätzen erwies sich hcsondcrs seit i s<,2 den Mel-
dungen der Prakticanien gegenüber als weitaus zu gering, sodafs S'i'i^.nM der au^-
vchliefslich zum Titrircn bestimmte wie der an den Fenstern gelegene kaum mit
Laboratorium»plätzen besetzt werden mußte. Zur Zeit betrigt die Zahl der im La-
linratnrinm nrbrircnden Prakticanten 91, und dadurch wird der dem Einzelnen zur
Verlugung stehende Arbeitüraum schon jetzt auf das Aeufücrste beschränlit. Eine
Erhöhung der Prakticantenzahl ist jetst uomfigUch, wird jedoeh bd der stetig ge-
steigerten Hl Jmtung tler an- n ^ani^chcn Chemie und der wachsenden Frequenz der
Studirendcn unabweisbar hcin und eine wesentliche Erweiterung de« Laboratoriuim
erheischen.
DieLehftiiatiglceitimL>alioratorium wird neben dem Vontehervon Tünf Assistenten
»tttgeiibt 'Riidorff]
Organisches Laboratorium. Das Organische Laboratorium, welches bei dem
Neubau der Technischen Hochschule ursprünglich nur für 32 Aifoeitspliitzc einge-
richtet Word« ti war. nuir^ti' 1in!<l n;ii-li -.cii'.«': I'rüffnung auf die Unterbringung einer
beträchtlich i^rufberen Zahl von Prakticanten bedactit sein. Dies liefs sich — aller-
dings unter Cassirung einer Ansah! allgemeiner ArlieitsrSumc — unschwer erreichen,
weil der Vorsteher des Laboratoriums die Nothwendigkeit einer solchen Erweiterung
bereits beim Entwerfen der Baupläne nicht aus den Augen gelassen hatte. Seit zwölf
Jahren wird das Organische Laboratorium von durchschnittlich 4<» — 50 Prakticanten
im Semester ganztägig besucht Zu ihrem Unterricht stehen aufser d« m Vorsteher
drei, und Ivir den Fall, dafs die Zahl von Prakticanten fiir d i«; .Si niestor nach-
gewiesen wird, vier A^ibtentcu zur Verfügung. Durch die Vermehrung lit-r Arbeits-
pl&txe und die prorisoriache Abtretimg eines Arbeitsraunies 1w den physilcalisch-
clii m-'-rhrn Unterricht ist das Laboratorium uln r ?iir Zeit --ri vull In -ctzt und so weit
von allgemeinen Arbeitsräumen entblülst, dafs bei weiterem Anwachsen der Besucbs-
lifler audi ein Erweiterungsbau erforderücb würe. [Liebermann.)
Technisch - chemisches LabonlOiiuiii. Die Einrichtung eines besonderen Labo-
ratoriums lu: ii chni-i lic rfu ivii.- ivi zwar bfi dcrTi Inc.i der •gegenwärtigen Hoch-
schulgebäiide in C iiarlottenburg als nothwt ndig anerkannt, aber m sehr beschränktem
Mafostabe durcbgefilhrt worden, und eine Benutzung desselben durch die &udi*
renden ist in den erst<-n Jahren -eines Besii'hens nur in vereinzelten Emilien erfolgt.
Gleichzeitig mit der Berufung de» Unterzeichneten als Professor lur technische
Chemie wurde 180t von dem vorgesetxten Herrn Minister eine Erweiterung des
Vorhandenen L.iboratoriums, sowie die Einrit-titnr.- eines reg« imäfsigen Prakticums
in demselben angeordnet. Da ein Neubau zunächst nicht angezeigt erschien, so
murstc sich die Erweiterung innerhalb der Grenzen des im Laboratoriumsgeliaude
n«ich verlligb.iren Raumes halten, und es konnten für li.i^ i't.il.ticum zun.ichst nur
au Arbeitsplätze bereitgesti 11t werden. I)ie erforderlichen baulichen Veränderungen
wurden während des Sommers des Jahres iSqi vorgenommen, und im October des
gleichen Jahres konnte das Prakticum eröflhet werden. r)ie Anzahl der vorhandenen
Platze erwies v ch ^- hr Vi:ild als vüllig ungenügend. Obgleich sie im I.:>ii^ rier Zeit
durch verbesserte Ausnutzung des Raumes auf .Jb gesteigert wurde, betragt gegen-
AMbdliHiK Or Chenw ud IMHiHikadt.
321
wMig deimodi die Zahl der für jedes Semester erffdgenden Ainnddimg«! meist
dis Doppeitc der vorhandenen Plätze.
Zur Unterstützung,' des I'rofessors und seines ihm von Anfang an zugewiesenen
A&sistcntcn wurde mit Rücksicht auf den wachsenden Zudrang zum Prakticum und
m den Vortesnngen 1897 die Annalime eines zweiten sttndigen Asristenten ge-
oehmi^'t fWitt.]
Chemisch -technologische Sammlung Die Anfänge der chemisch -techno-
logischen Sammlung reichen bis auf die BegrQndung der Gewerbeakademie zurQck,
dnch wai t>:> vor kurzem das reiche vorhandrni Materini nicht geordnet wrjfdcn,
auch bezog äich dasselbe nur auf gewisse Theilc der chemischen Industrie. So fehlte
s. B. jegliche Beztignahme auf lÜe FMcrstofTe und ihre Verarbeitung, sowie auf
Farbstoffe aller Art. Diese Lücice konnte dadurch et^änzt werden, dafs die von
dem Unterzeichneten schon vor seiner Berufung zusammengetragene umlangrdchc
Sammlung aus diesen Gebieten mit der vorhandenen vereinigt wurde. Eine weitere
AasiUliung der vorhandenen Lücken fand z. Th. durch Ankauf geeigneter Objecte,
ganz b^'Sfudti V aber durch zahlreiche Schenkun;:,'t^n seitens der Industrie statt. Be-
sonders zu erwähnen ist ferner auch die Uebcrweisung der Schwarz'schen Sammlung
von Mosadcgläaem durcli den Verein xar Beförderung des Gewerbfleifses in Preufsen.
^),is rasrlic 1 Irranwachsen ficr rhemi'^ch -teehiTito-^i^clu-n Sanittilnnf; fiihrte
dazu, mehrere früher unbenutictc Räume für ihre Aufstellung zu benutzen. Die
zur Einriditui^ dieser Räume erforderlichen ftlittel wurden von dem vorgesetzten
Herrn Minister in mehreren Raten bewilligt. Nachdem im gegenwärtigen Jahre die
Aufstellut^ und Katalogisirung der Sammlung einen gewissen Abschluß erreicht hat,
ist «Ue Gewährung freien Eintritts zum Zwecke des Studiums an bestimmten Tagen
der Woche in Aussicht genommen. [Witt]
Metallurgisches Laboratorium D.is Metallurgische I^nliorate/riuiii liat sicti vor*
zugsweise die Aulgabe gestellt, betriebs-Ingenieurc für das Hütlenlach —
Ekeno und Metall- HQttenleute — auszubilden, und damit ein hervorragendes Be-
dürfnifs der Praxis erfüllt Pas e im ist die wachsende I-'requenz. Das Laboratorium
wurde im Jahre iiiä4 von dctu Unterzeichneten neu gegründet. Der Unterridit gUedcrt
sich in einen Wochencursus, der an den fllnf ersten Wochentagen von 8 Uhr IHlh
bis T Uhr abends und am Sonnabend von 8 bis 12 Uhr stattfindet, und in den Unter-
richt in der allgemeinen Probirkunde, der sich durch da>; ganze Untcrricht^ahr
hinzieht vnd In wSdMntKch zwei drei«tf)ndlgen Uebungc ii abgehalten wird. Das
Laboratorium selbst ■Stellte sich ( ald iK den Bedürfnissen nicht mehr entsprechend
herau.s. Es wurde bereits nach anderthalb Jahren ein Erweiterungsbau noth-
wendig. In den letzten .sieben Jahren wuchs der Besuch zusehends: unter sorg-
flütigster Ausnutzung jedes verlbgtiaren Raumes wurden allmihlich 29 Piatse einge-
rirhter, rüi- vnl!t>csctzt waren; die Zahl der Anmeldtinf^en zuletzt bis über 40.
Gegenwärtig wird deshalb ein abermaliger I£rweitcrungsbau des Laboratoriums aus*
geläfart, sodafs im ganzen 54 Praltttcanten Platz finden kfinneo. Die ZaM der
Theifaiehmer an den Hebungen im Probiren bewegte sich in ahnlichen ZitTc m
[Wecren.]
Blektroehemischea Laboratorium. Das Elektrochemische Lab<»atorium wurde
im Wintersemester iS«»^ 115 provi.sorisch in einem Korridor der Hochschule eröffnet und
crliieli im Sommer i8<j6 einen llieil der durch die Uebersiedlung der Abtheilung 11 der
s»
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922
Die TtdiiiiKlie Hwlsdiide von 1*84 bli 1899.
Physikalisch -tcchnücbcn RcicbsansUlt in eigene Baulichkeiten frei gewordenen Räume,
hl denen jetzt 24 ArbdtsplStze untet^ebracht sind.
Als Stromquelle dient eine Accumuiatorenbattcric von 60 Zellen, deren LadQO|^
das bcnachhartr l'Icktrotcchnischc Laboratorium bcsoryt.
Die jet^i^en Kätmiiichkcitcn des Laboratoriums sind ziemlich beschränkt, es
fehlt z. B. dn Zimmer (ür feinere Messungen, ein Verbrennungsraum usw. Ferner
schürfst die Laj;c im I Iaupti,'t'bäiidc manche Arbritrn nii'^, hei dt-nt-n «^ich ymf>>erc
Mengen schädlicher Gase entwickeln. Eine LrAciterung bezw. Verlegung des Labo-
ratoriums Gige daher im Interesse des Unterrichts. Dem Vorsteher des Laboratoriums
ist ein Assistent bdgegeben. {von Knorre.]
MineraJogisch - geologische Sammlung. Die aus unbedeutenden BestSnrli n im
Jahre 1872 begründete geologische Abtheiluog ist nantenthch in den letzten zehn
Jahren durch umfangreiehe Besdailung von ^peclabammluagen deDtscher Gcsteins-
vorkomnMiissr, •knwie durch Ei^änzung der palSontolo^schen Abdieilung, in ange-
messener \\'eis<^ Vi rvollständigt worden.
Die im Auftrage des Königlichen Ministeriums der ößcntlichcn Art>citen seitens
des Mineralogisch-geolo^sdien Instituts ausgefiihrten Vorantecsudnmgen sur Be-
gründung einer Mrthorle für diePrüftintj des Wi ttrrheständigkritsfjrades
natürlicher Bausteine wurden nach fünfjähriger Arbeitszeit im Beginn dieses
Jahres zum Abschlufs gebracht. Zum weiteren Ausbau der gewonnenen Ergebnisse
ist eine besondcrf Ahthi ilung, bestehend ati^ < inem chemischen Laboratorium für
Gesteinsanalyse , einem l^boratorium für mechanische Geste insprüfuog und einer
Sammlung von Baugesteinsproben, dem Minexabgisch -geologischen Institut ange-
gliedert worden. Drei Aasistenten untccstQtzen den Vorsteher des Ca i i uts bd
Ausführung; der Arbeiten. fH i r seh \va id ]
Pbotochemiscbes Labocatohum. Das Pbotuchcmischc Laboratorium wurde im
Jahre 1864 an dem damaligen Königlichen Gewerbeinstitut durch Dr. H. W. Vogel
begründet und hat unter dessen I^itung bis zu seinem Tode (17. Üccember i8<>8)
gestanden. Mit Vogels Lehrstuhl fiir Spcctralanalyse imd Photochemie waren seit
iSHi bis zu seinem Ableben auch die Vorlesungen über Beleuchtungstechnik vereint.
Nachdem im Winter- und Sommersemester des Jahres 1899 unter der Lettung
des ständigen Assistenten Hanne kc die Uebungcn im Photochemischen und Spectral-
analy tischen Laboratorium ununtcrbroclteo fortgesetzt worden waren, wurde zum Nach-
folger H. W. Vogels als etatsroSbiger Professor der Unterzdchnete berufen, welcher
mit dem Wintersemester 1899/K100 seine Thätigkcit beginnen wird. Da die Be-
willigung erheblicher Mittel zur Ausgestaltung und zeitgemäfsen Veränderung des
Photochcmischen I^boratoriuin^ in sicherer Aussicht steht, wird eine wesentliche
Erweiterung im Leluplan beabsichtigt: spedell der Anwendung der Photographie
auf den vcr-^chicdcnrn Gfbieten der Wissenschaft und TicliniVr, besonders dem Ge-
biet der Mikrophotographie, der astronomischen Photographie und der Spcctro-
graphie soll in noch weiterem Mafse als bisher AufmeHcsamkeit sugewendet werden
und niith sprcti .il.ui.iK ;ischcii Studli n duicb lü '.'.ritLTivin; der Lehrmittel in gröfscrcm
Umfange als bisher obgelegen werden. Ferner ist in Aussicht genommen, das Ge-
biet der photographischen Optik, sowdt es iQr den wissenschalUkh gebildeten
niotographen und Photochemiker von Interesse ist, besonders au behandeln.
AbUMhug Ar CboNte aod mtHcakuiidc^
AogenbUddicli befindet sidi das Photodiemische Laboratorium mit Rficksicht
auf diese Vcrändeninfjcn im Umbau, der auch eine räumliche Erweiterung des jetzt
aus 24 Arbeitsräumen und einem Auditorium bestehenden Instituts herbeiführen
irird Es stellt aber lu erwarten, dals die Neugestaltung mit Beginn des Winter-
semesters schon soweit vorgeschritten sein wird, da(s der Unterncbt und die Uebungcn
rechtzeitig au^enommen werden Icönoen. [Miethe.]
CHRONIK DES LEHRKÖRPERS UND DES UNTERRICHTS
VON 1884 BIS 1S99.
Hirichw^ld KiyauUographic und Mineralogie (Vorlesung und l'rakticum).
Atlcimrinr Minerale^. Al^encinc Gedogie (Vorleaiuig und Fraliitkum)^
üpccicllc Geologie.
Licberraann |*); Orgaaiidie Chemie. Colidqniiiin Ober neuere ciwndache Litte-
nitnf. Chemie und TcehnoloKic der FarbMolTe. Fralttleuai im Orguiachen
Laboratoriam.
Rttdorffi*!: FN|<t rinicntalchctnic. SpL-cii-lk- anoq>ntiiM h'- Chemie. PrakticUD im
Anorganischen Laboratorium. Physikalisch -chemische üebungen.
Seil (t 1I96): Analytische Chemie unter Berüdnichtigung der NalirnogiRdttel-
ana^e. Geschichte der Chemie;
Voget (t 1S9S): Spectralm1yse.'(Vorlewngen und Uebungrib) Photocheoiie. Photo-
Craphic. (Vorlesuncen und l'cbuncm.) I.ichtpwnilbungcn. Etdctrischcs
Licht und Beleuchtung!»« escn (für Ingenieurcl.
Weber (t 1*94): Chemische Tci hnuli ^;;r rrilanmCnr des Zuckt rs rrüluii^ von
Nahrungsmitteln. Ilauwis&cnschaftlichc Tcchnolugie. Arbeiten im Tech-
nologischen I^boratorium. Eat«erfea chemischer Anisen.
H. Wedding (*): Elsenhattenkunde.
Weeren (*): BrennalolTe. MetalhirgiKhe Operxtloaen und Priparate. Danteilung
der in Hütten eneugten Metalle. Eiscnhöttenkunde. Kinrirhtmi^; ntni Be-
trieb von Giefsercien. Aufbercitungskundc. Prakticum im Metallurgischen
Laboratorium, rrubirkunde. Entwerfca von Hltttenanlagen und Auf-
bereltungsanstaitcn.
Biedcrntann: Teehnotogic der Steinkohle und ihrer Derivate.
Kalischer (*): Rcpetitorhim der anorganischen Chemie. Kepctitoriuro der Phyftik.
Philipp: Anorganische Farbaloirc.
Rflmer: Chemie techtiisch wichtiger orgsmischcr Verbindungen.
Weyl: Chemie in ihrer Anwendiiog auf Bau- und Maschinentechnik.
L«nrkörper im Studienjahr 1884/85.
E t a t m.T r-<iir'> Professoren und D<?'-enteTi;
Privatdocenten:
Aasistcnten:
Dr. KIsbach.
Dr. Kleemann.
Dr. von Knorre (*)-
Müller (*>• Schulamlscandidat
Df. Neumann.
Schultt-Ileneke, LehiwnbicancHdat.
Sfhr<>dttr, t'hemiker.
Tcsmcr, Chemiker.
»9'
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224
Die Tcdwbcbe HodMclMile vc« 18S4 bU 1899.
Chronik von 1884 bis 1899.
Mit dem t. October 1890 war der etaUmäfsige Professor fiir chemische Tech-
tMlai^ Dr. Rudolf Weber aus GesundheitsrQcioriclitien ia dea Riihcstaad getreten.
Während seiner langjährigen Thätigkeit an unserer üochschuf«' h.it er cinr Re ihe
von sehr werthvollcn Untersuchungen au&gcfiibrt, von denen hier diejenigen Uber die
Natur des Schwefeltrioxydes, sowie fiber den ZusammenIuB|t swisdien der diemi-
schen Zusamnu n^etziin^,' und der Wivlc: >tand-srähigkn'r der Gläser hervi »rj^elviben
seien. Prof. Dr. Weber, der sich nach seinem Rücktritt mit der Fortführung seiner
wUwnsdufUlchen Arbeiten beschäftigt hatte, starb am 14. Juli 1894,
Sein im Wintersemester 1890/91 provisorisch verwaltetes Lebrgebiet übernahm
vom April de? folt^'endcn Jahres ab Dr. Witt (irt/t Professor und Geh R-'i,' -Rath\
welcher der Hochschule seit 1805/86 als Privatdoccnt, seit lööüySy als Doccnt für
Bleicherei, Färberei, Zeugdruck, FarbstoflTabrikation und för Gespinnstfasern ange*
hörte. Mit di( scr Xeubesetzunj; des erledif^tLii I.r!ir-.tu!ils eiTiilu auch der Lehr-
plan für den Unterricht in der technischen Chemie die oben erörterte Um-
gestaltung.
Den etatsna&igen Lehrstuhl für IfttaUoixie hat seit 1885/86 Prof. Dr.Weeren
inne.
Im Studienjahr 1884/85 hatten i^eh Dr. Herzfeld fÖr theoretische und prak-
tische Chemie der Kohlenhydrate, und 1 HH.H Dr. Jurisch (jetzt Professor) für Ammo-
niak- Sodaiabrikation habilitirt, von denen 1891/92 der erstcre ein V'ortragscolkg über
„Landwirtfaschaftliche Gewerbe" und ein Uebun^'scolle^; über „Zuckerunter-
suchungen", der letztere das Uebungscolleg „Entwerfen chemischer Anlagen"
übernahm. Dievc F.'ichor hatten früher tm dem l,ehr^;rliirte des Prof Dr. \Ve!>er
gehört und dem Nachfolger desselben mit Rücksicht auf die von ihm neu über-
nommenen Gegenstände abgenommen werden müssen.
Vnm Octobtr 1804 ab wurde ferner Tür FloSctrochemie ein vierstündiges
CoUcg nebst Frakticum, vom April lii^ä ab eine ctatsmäfsigc Professur bewilligt
und beide Prof. Dr. von Knorre übertragen, welcher (habilitirt Mai 1886) suvor,
nach (Jeiii Ki'icktrii! i!i s Prof. \\'r!>er. ii'x r die von dfm^i 'In n i;elegentlich der
Lcuchtmatcrialien mitbehanUeltc „Gasanalyse" und gleichzeitig über „bauwissen-
schaitlicfae Technologie'* sowie seit dem Sommersemcster 1893 Ober „Analytische
Chemie" gelesen hatte. Mit dem Collcg ist die Leitung des seit dem Wintersemester
1804/0.S eröffneten Elektrochemischen Laboratoriums verbunden. Zu seiner Entlastung
wurde nun vom April iSgtj ab der Lehrauftrag (ur Hauwisscnschaltliche Tech-
nologie dem seit 181)^14 habilttirten Privatdoccntcn für anorgamsche Chemie und
Baktcrienkunde, Di .St .i\ cnhagen ( iet/t Prr>f.-^s/>ri <-riheilt
Der Docent für analytische Chemie Oeh. Ktg.-Raih Prof. Dr. Seil hatte vom
Sommersemester 1893 ab statt seines vierstündigen Collcgs über analytische Chemie
ein solches i Chemie der Nahrungsmittel mit ' • ■■. .nflerer Bcrücksichtij^un;; vt»n
deren Analyse und der Bakteriologie übeinoinnien und war im folgenden Jahre
in das Abtheilungscollcgium eingetreten, aber schon am 3. October 1896 raflte ihn
der Tod fort.
Seit seinem Eintritt in das Kaiserliche Gesundheitsamt it^jj hatte sich Seil,
dessen Arbeiten nrsprünglich auf dem Gebiete der reinen organischen Chemie lagen.
AbAdfau« Mr Cbenite nod HMUdkaKle.
22S
fast ausscMicfaUch der Chemie der Nahrunip- und Genurstnittel «igewandt und sich
dabei vor allem die Vci vollkdmmnunv; der anaK ti-chcn Mi-lho.ti n der Nahrunf^s-
mittcluntersuchung zum Ziel gesetzt Die wichtigen Ergebnisse seiner Studien .sind
in seinen Analysen des Wassers, der Speisefette , der alkoholiachen Getrttnke usw.
in den „Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamtc", sowie in den technischen
Erläuterungen m der Melmcahl der seit 1879 erlassenen Nahningsmittelgesetze ver-
oflentUcht.
Nach Prof, Seils Tode wurde als Doccnt für Chemie der Nahrungsmittel
mit R<'ri^rk';ich*.i|:;unf^ der NrihmnfjsmittelanaK >c und Baktci inlnji;i(« vom i. April i8<i7
ab der Vorsteher der natur\\isscnschaltlichcn Vcrsuchsabtheilung im Reichs- Gesund-
heitsamt Ref.-Rath Prof. Dr. von Bochka bemfen. Das Labontorium des Prof.
vfiii Buchka im RoirhK-ncsnnithi-iisanit ^^irVit den Studirt'ndf ii der Technischen Ilrich-
schule, die hierfür kein eigenes I^boratorium besitzt, üclcgerjhcit, unter seiner Lei-
tung auf dem Gebiete der Nahrungsmittelchemie auch praktisch nt arbeiten.
Prof Dr. von Buchka, der seit Au^'ust 1807 Mitglied des Abtheitungscollegiums
ist, liest s<h Ocxuhci desselben Jnhtes auch über die Geschichtf dci Cht niio
In dem gleichen Studienjahre erhielt der seit 1891/92 tbätigc Privatdoccnt
Dr. Traube einen Lehrauf\rag Cüt physikaUaetae Chemie, nadidem schon IQr die
Prakticantcn der chcmii^hen Laboratorien seit i8^.s/H(> wöchentlich xwcistÜndige
physikali-^che l'cbungen unter Prof. Dr. P.ialzow eingeführt worden waren.
Seit dieser Zeit besteht femer ein Prakticum üca Prof. £h:. Hirschwald über
mikroalcoplsche Rryatallographie.
Den Ix-hrstuhl für Spectralanalyse und Photochemie hatte (seit 187.1 bezw. 1-H64)
Prof. Dr. n. W.Vogel inne. Dersefbi verschied am 17. Decembcr iÖ>»S nach einem
(baten- und erfolgreichen Leben, und nachdem es ihm vergönnt war, noch die Früchte
seiner Wirksamkeit in ihrer Anwendung Ar die aufblOhenden graphisdien Verfahren
zur Reife kfUTsmcn 711 sehen. Seine bedeutendste Entdeckun'^' , die der npti'^rheTi
Farbcnsensibilisatoren, weiche der Photographie neue Bahnen gewiesen hat, ist
in den Räumen des Photochcmisehen Laboratoriums herangeretfk, und auf den
.Srh'iUrrn dir'?rr Entdeckung <>rwuchs der Dreifarbi ndrin k rinit-i itv, .uidei. i-.eit-. ein«-
Kcihc verschiedener Verfahren der Photographie in natürlichen Farben und der An-
wendung der Photographie auf den Gebieten wissenschaftlicher Forschung, gericht-
licher, medicinischer und physflcaHscher Praxis. Vogels Thiitlgkiit erstreckte sich
aber auch auf den Ausbau der jmiktischcn Spectralanalyse. Sein Werk über die ^
Spectralanalyse irdischer Steife ist von weittragender Bedeutung gewurden, und seine
Arbeiten auf diesem Gebiet sind d>enso xahlreich wie wichtig.
AK N'.i lifiil^er \'ogels in der !< -Mir und in der Leitung des Photochemi-
schen Laboratoriums wurde Dr. Micthe, bii>her Director der Actiengcscll!>chaft
Voigtländor Sohn, optische Anstalt in Biaunschweig, berufen.
In den Studienplan dieser Abtheilung ist endlich auch die Botanik als eigenes
I.chrj^cliiet .iiifjjenommen, welches seit dem April 1^ in Verbindung mit mikro-
skopischen Uebungen von dem Docenten (jctzig<n Professor; Dr. Carl Müller
(Privatdoccnt an der Landwirthschaftlichen Hochschule seit 1691/92) behandelt wird.
Der r'ri\ 1' 1 Cent für specieüc Botanik in d r .Ahtheilung für allgemeine Wissen-
schaften, Prof. Dr. Liebe, schied iro Studienjahr ihyu^yi aus.
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»36 Die TcAubdie Uodncbule «nn U» iSm.
Das Lehrgebfet der Chemie weist natnigeniils ebie besonders grofse AnzaM
Privatdorentcn auf, in donen sich, abgesehen von den schon oben erwähnten
Ernennungen, seit dem Studienjahr 1884/85 zahlreiche Veränderungen vollzogen.
In diesem jähre schieden Dr. Biedermann, Prof. Dr. Delbrflek und Dr. Jul.
Philipp, 1888/89 Dr. Wey] aus, während Dr. Hcrinaim Rrniier, dtr >ich durch
eijie Reihe wissenschaftlicher Arbeiten die ScbäUung der Facbgenos&en erworben
bat, am 27. Januar 1885 durch den Tod abberufen wurde. Daflr habiUtirten sieh:
i88<) (;o Dr. Brand für Metallurgie,
1891/92 Dr. Knhiinf; fiir organische rhrmic,
Dr. Tauber für Chemie der kunstlichen organischen Farbstoffe,
Dr. Bistriycki, der als Privatdooent iur organische Clieinie ein-
getreten war, wurde im TIerbst i^nd als ordentlicher Professor an
die Universität Freiburg in der Schweiz beruten, und
Dr. Foerster, welcher sich für anorganische Chemie 189^/94 habilltlrt
hatte, ging im folgenden Jahre an die Techniache Hocteebule in
Dresden aber,
1804 05 Assistent an der Landwlrdischaftlichen Hoduchule Dr. Frentael (jetzt
Professor) für Nahrungsmittelchcmie,
1895/9') Dr. Wrilfft-nsU-in fiir ni|^anischc Chemie,
1897^98 Dr. Holde für Untersuchung der Fette, Oelc, Wachse, Hanw und Mi-
neralöle,
1898 99 Dr. Voswinckel für ort,'nnischc CheiTiir
AU Privatdocenten lesen ferner seit dem Studienjahr 1896/97: Dr. Schoch;
moderne Aufbereitang und FrQfung der Baumaterialien und praktische Ver-
wendung,' dersellu n in der Technik, und der jet/.it,'i- Ri l,' -Rath Dr. Hecht Keramik.
Für dynamische Geologie hatte sich im Studienjahr 1893(94 der Ingenieur-
Geologe Stapf habilitirt, der jedoch schon im folgenden Jahre am ig. October 1895
auf der Rückreise von einer wissenschaftlichen E.xpedition im Dicn^fc der Deutsch -
Ostafrikanischen Gesellschaft in Tanga verstarb. .Sein Anthcil am Ran des Gotthard-
tunnels und seine schriftstellerische Thätigkeit halten sein Andenken in der deutlichen
Geologie wach. Im Studienjalir 1895/96 habilitirte sich Ahr Mineralogie und
Geologie der ständige Assistent 'ji fzt rrnft Dr. Wilh MiiHcr.
Als Ducent dieser Abtheilung liest Geh. Berg-Rath IW. Dr. H. Wedding seit
(867 für die Studlrenden der Abtheilangen fQr Bau- und Maschhten- Ingenieurwesen
sowie für SchifT^ und .Scliiffvi;iaschinon - Bau über Eisenhütten!; unde, und seit 1893
unter dem Namen „Einleitung in die Eisenhüttenkunde" ein mit lksicbtigimg
zahlreicher technischer Anlagen verbundenes Colleg Ober die Geschichte des Eisens
und die Anwendung der Chemie und der Physik auf das Eisenhüttenwesen.
1804 erhielt Dr. Brand einen Lehrauftrag für „Entwerfen von Hütten- und
Aufbereitungsanlagen ".
LefarkArper im Sttidlenjahr 1899/19001.
Ft.tismn r<i2 r Pfufessiireii riuil Doccnten:
Uranil: KiUwcrkn von iiutti-n. und Aufl'einluiij;,4nlai<en.
voiiBuchka: <'lu-tnic «irr XahrungMniitct mit Ii> lücksichiigung der Nahrangiiiiittei-
analyse und Bakteriologie, üeschicbte der Chemie.
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AtakcÜMii Ut ClMRi» «b4 HflNMlnnde^ 22?
Herifcld: LuidwiTdwcluMiche Gewerbe. ZackemnlemidiuB^.
Hirtchwald: Krystallographic und Mineraloge Kr die AbtiMdlHiig Dir Owaole imd
Hattenkundc. K r>'sUllo|;raphisch- mineralogisches PlrMcaiD and L6ttnili|k
.iii;iKsc A:lt;< mi iiK- Mini ral<)gic. AUßfir.i ine Geologie. GcologilCliei
Prakticucn. Mikroskopisch -krj-stallographischc Uebungcn.
Jorisch: Entwcrit-n von chemischen Anlagen.
von Knorrc: Analytiadic Clicmie. Pnictitche Arbeiten im Elelctrociicmiaciien labo*
mtorinm. Allgemeine Etektrochemle und Anwendug der Blelanilyae in
il' r chc m;<,ch' n Industrie. Angewindle Steteoclwaiie. Alnib der ted»>
nischcn da-sanalyse.
Liebcrmann: Or^^anischr Chemie. Culluquium Ober ThcmaU .lus di r oi]|iniichnn
Cliemie. Pnikctische Arbeiten im Organischen Laboratorium.
Mlethet SpeotnlanalyM mit Udnugen. Allgemeine Photographie. Die phato>
gi^pUtcli-oiilisclien Instnunente. Phnto«;r.ir>hiscbe Uebangen. Fhoto-
chemle. Constructionatyp^n der pl.utograp'nschen Imtramente. Licht'
|ii\u-<üljun^;rti.
C. M Olli er: Allgemciin.' Botanik. Spcciclle Botanik. Mikroskopi:.chcr Cursus.
ROdorff: Kxperimcnca:c)K::H< spccielle anoqgutoehe Owide Piaktiache Arbeiten
im Anorganischen Laboratorium.
Stivenhagen: BmwIsaenKliaftllche Technologie.
Traube: Physikalische Chemie. Thermochemie. Physikalisch-chemische I'efiurif;cn.
H. Wedding: Kinlcitung in die Eisenhüttenkunde (Geschichte, Chcnuc, Physik de»
Kisrns , i':ii=.cninitt<Mikundr I ' Roheisenencugung), EiacnliQtlenlittnde II
(D.irstcllung des schmiedltarcn Eisens).
Weeren: Allgemeine Hüttenkunde. S|>ecicllc Hüttenkunde I. Thcil. EiBiiditung
and Betrieb von Gicfacrciea. AUgicmcim) PTobirlcnnde. Praktische Ar-
beiten im MetallurfTischen Laboratorintn. Eisenhflttenknnde. Aufbereitungs-
kundc.
Witt: Chemische Itchnolanie dir .-itiorganisthcn und organischen Vcibindungcn,
mit Ausschlufs der Metallurgie, der landwirthschaftlichen und OAhrungs-
Gcwerbe. Glas, Kcramilc, Apftaratenkuode. Farlntoffe, Bleicherei, Flrberei,
Zengdmck. Praktische Aibeiten im Tcchnotogiachen Labontorium.
Privnidoceaten:
Brand: Gewinnung der Edelmelille. Eiekirolytiadie MciaNgewianung. Aafbereitnngfk>
kwide.
Frentsel; Chemie der EmUirong de« Menschen. AusgeiriQitte CapiteT ans der
Chen'.ir i\: I X.-ihruii^;'; ■ iitut Gi;iiufsmittel.
Hecht: Ausgi uithltc i :ipitei der 1 huiiiiidusirie , mit Excurätuntn. Bauinaterialien-
kundc mit l)c»iondcrer Berücksichtigung der künstlichen, mittels Thon
hergestellten BaustolTe. Der Trocken- nnd Brenaprocefs der Thon-
Hcrifcld: Chemie der Ernährung der Pfiansen.
Holde; Untersuchung der pflanzlichen und thierischen Fette, Oelc nnd Wachs-
urtrn l nti TMict unt,' di r .Mlncr.tlölc und der übrigen Naphtapraäucte.
Kühling: Kepetitonum der organischen f"hemie. Mafs.in.il y.se.
W. Nilller: Ucber Lagerungsformen, ltddung und Vorkommen der KrztagCrstlttcn.
Ucbcr die wicbtigfiten Lcitfossiiicn der geologischen FormationeR.
Sehoeh: Die technische Aufbereitung der Bausteine und MOrtehtoRe. PiaktUche
Uebungcn in <lcr Rvurthri'u:!^ ilr. r l!aum:t{criallcn , mit Kxcur'-ionrn.
.Stavenhagcn; 'Juaiiutivi: Analviu, ijuaniiiativc Analyse. Hakteriologic. Cultu-
quium über anorganische Chemie.
Tauber: Uelier Thecriarb&tuffe. Farixprakttcum.
^kj . .-.o uy Google
2«8
Die TtAMkt HoclHcbttle «m bb tS99.
Votwinck«!: Tcrpene und Canplier CyclopMufliiie.
Wolffenstein: Die Chemie der Alkaloide und die FyrkUnreilie. Syntheaen der
oi]guiiicfaen Chemie.
Ständige Assistenten:
Ewald, dipl. HOttcningenienr.
Hoyer, dipl. techn. CSiemikcr.
Jaeschki' dipl. Haneniogenieiir.
Dr. Juiij;hjhn.
Kerstin);, Chemiker.
Dr. K&hiing.
Misehewski, Chemiker.
Prof. Dr. W. MOllcr.
Dr. N»s.
Dr. Peters
Selm Hütteningenieur.
I ir S ; m rj f. i s
Prüf. Dr. Stavenhagen.
Dr. WolffensteiB.
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ABTHEILUNG
FÜR ALLGEMEINE WISSENSCHAFTEN
ZUR ALLGEMEINEN GESCHICHTE DER LEHRFÄCHER,
Reine Mathetn«tik. Auf eine mehr al.s zweitausendjährige Entwicklung blickt die
reine Mathematik zurfick; während einer Ictmen Periode von fiknfkehn Jahren
shid in ihr epochemachende Entdeckungen (Qglich nicht zu erwarten. Aufscrdem
linden hier naturgemifs alte Erweiterungen der Grenzen unserer Kenntnisse in Ge>
bieten statt, die das cngumschricbenc Feld der ja doch für Anfänger bestimmten
mathematischen Vorlesungen der Technischen Hochschule kaum berühren können.
Daher ^ir^d dir während der li-tzten anderthalb Jahrzehnte vollzojjcncn Verändcrtmj^'en
in den» l-cl»rgangc der mathematischen Wissenschaften weniger durch die Fortschritte
der Forschung betbeigeflihrt worden, als durch diejenigen Erwägungen, die hn Hin-
blick auf die gesteigerte Anzahl der ti chnischcn Fachcollcgicn die Finsclu£nkting dcs
mathematischen Lelugehictcs als wünschcnswerth erscheinen licfscn.
Die historischen Arbeiten auf dem Gebiete der Mathematik haben in den
letzten Jahrzehnten ein gnifM-res Ansehen gewonnen. Durch Einflechtung geschicht-
licher Betrachtungen über den Entwicklungsgang der treibenden Ideen konnte auch
der Vortrag Nutzen daratis ziehcm.
Die in allen Wissenschaften neuerdings hervortretende Nei^,'iin^' zur philo-
sophischen Vertiefung der grundlegenden Regriff<' bi <nm!< rs auf dem Gebiete
der lirkenntnifstheorie ist in der reinen Mathematik durch die erneute gnindliche
Betrachtung der Begriffe des Raumes und tler Zahl, In der Mechanik durch die
Unterstichiinj^' der Begriffe der Masse, der Kraft, der Bewegunj,', iibcrhau|>t der Prii)-
cipicn, zum Ausdruck gelangt. Auch in den \'orträgen wird das Interesse solcher
Ucberiegungen stets durdi die erhohle Aufinerksamkeit bezeugt, wdche die Zuhörer
bei gcle;.:ent1 icher BcrQhning dieser das innerste Wesen unseres Denkens betrelTendea
Processc bekunden.
Der Etnflufs dieser plülosophischen Richtung ist in der genaueren Begründung
der 0|>erationcn in der Algebra, Zahlentheorie, Functionentheorie erkennbar.
Durch Weierstrass zum allgemeinen ne\\uf>tsein gebracht, bildet die schärfere
F'undamentirung der Analysis das Kennzeichen einer exactcn Behandlung der mathe-
matischen Wissenschaft. Auf der Technischen Hoch>chule kann aus pädagogischen
Gründen und we^en d>'r Kürze der verfugbaren Zeit hiervon nichts Systematisches
gegeben werden, allein es bleibt möglich und geboten, auf diese Probleme gelcgent»
»3»
Die 'l«-boiti(lK liocbKbatc %tin tHM^ hi> 1899.
Üch w<■ni^,'^ll•t^^ hin/uwris< n, weil ilcr junji»- Techniker auf Ft-lilschUisse aufmerksam
gemacht werden touis, di« auf dem scheinbar ftichvrstcn Felde des menschlichen
D«nk«ns gemacht werden kSnnen.
Auch auf vielen .-indercn Gebieten haben die letzten Jahrichnte der treinen
Mathematik neue Wcj^e uml Ziele eröffnet.
In der Functionciilhcoric seien zunächst die bedeutenden Erweiterungen der
Methoden mr Untcrauchunf; der IXflerentialgleichuiieen erwähiil. Auf dem durch
die er.«.t<-n F'irhv' ,rhfii Arheiten j;ewir -' tK n W'i *'i«'*ler auf Ricmann> ein-
fache Grundgedanken zurückgeht, sind bedeutende Fortschritte zu verzeichnen. Die
Pot>chungen von Lie, welche die gante Mathematik umspannen, haben eine ein-
heitliche Zusammenfassung aller \'erfal»run ;-,i:t( n zur Inte^rati' ii '. rii r)ifferential-
glcichun^en erstrebt, und wir stehen noch mitten in der hierdurch hervoi^erufencn
BeM e(,'ung. Die Theorie der algebraischen und der automorphen Functionen hat eine
fortschreiii iiii, rrweitrrunj^ erfahren. Die Ciru|i|>cntheorie, Welche in der Al^:el)^a
immer mehr der An):;el|)unkt aller tieferen Ünter«.uchun}jen pcworden ist, hat u'uich
die Arbeiten von Lie, Klein, Frobcnius und vieler Anderer eine bedeutun^; Ltljug!,
»lor sich kaum ein Zweij" di r Mathematik entstehen kann, Die InvarianlenthoTirie,
durch Hilbert auf fniu tii .lü^ntheoretische KWnienir yii! ni'k^efiihrt. hat zur Tirtriti--
runy auf die Diflerentiaiinvarianten geleitet. Die elliptischen Functionen sind durch
Kronecker und H. Weber l&r die iMshwIerigKtcn Probleme der Zahtentheorie nutabar
(,'«'machl \\ r.r,lon, die Abel 'sehen Functinru 'i li il^-n sich eine- v. f iti rm Ausbaues /u
erfreuen gehabt. Die Transcendens der Zahlen c und <-r ist durch immer einfacher
gcstahete Gedanken processc dargcthan. Das Gesetz der Frequenz der PHmtahlen
nach Kiemann wurde durch neuere Arbeiten imiu«'r durclisichtij^er.
Dazu kommen die Schöpfungen auf dem Gebiete der nichicuklidischen
Geometrie, der 'ropolo^ie und der Untersuchung,^ n über f^eomctrisdic Verwandt-
schaften, sowie «irr I.inient;c'>metrie innerhalb der synthetischen Genuietrie.
\\';ihrend diese junj^en I'.rrtin^^i-nschaften der iiiathi-niatischeii Forschung; in den
Vortragen an der Tcchm.schen Hochschule nur gelegentlich und nur in den liohcren
Curiicn gestreift werden können, sind die Vervollkommnungen der graphischen
Methiulen, die ja /nni '_;r f>-. n Tl'rile (Tir technische Anw«-n<hinu*( m »^•■schaffen sind
und in der IJerichts|>eriode aufserordcntlich .scharfsinnige Vermehrungen erfahren
haben, in den Vortrag möglichst einbezogen worden.
In iler analytischen Geometrie ist hier d«'r \'<-ct<)ranaK sis /u ),;edenk<-n.
die, besonders in England und Amerika gepflegt, in diesen I .andern itur Schöpfung
der sogenannten universalen Algebra gcfilhrt hat. Die Rechnung mit Vectoren ist
unter dem iM^sam wirkenden Einflüsse der Wirke ihrer genialen H.iii]>tschüpfcr
(Irassiiiann tind Il.iniilton zu stetig steigendem .An^-eln. n gelangt und ihre Ver-
wentlung in d< r Mi cluinik und ni.ittu'tn.itischen l'hy^ik hat auch unter den thcorc-
ti.schen Technikern Befürworter gefunden. Bis jetzt ist jcdf>ch an unserer Hochschule
keine Stel'e vorhanden, Wo man die \'ect<>r;in.il>^is liem Vortr.ii;«' li.itti- einfii^;en
können. Üic interessanten Untersuchungen aus der algebraischen aiialyti.schen Geo-
metrie sowie aus der Difierentialgeometric, und die grofsen Umwälzungen, welche
in der m.ithematisclien l'h\-ik durch die |-".ntstehuii^ U-'"'^ neuer theoretischer Aii-
ikchauungen .stattgefunden haben, st-icn hier nicht im liiiit>lick aul das mathemati.sche
Lehrfach der Technischen Hochschule, dem sie aus üufseren Gründen entzi^en
Afattwilttae for «HucnelNe WiMBidMAeii.
233
bleiben , sondern nur zur Vervoilstindiguag dieser skizscnbaften Uebeisidit über die
jOngste Entwicklani^gcschichle der mathemaiischen Wissenschaft selbst erwähnt.
Die ptagmÜMliichie Wii nen e ch a ft lut «if allen Gebieten, vieileidit mit Am-
nahnic der reinen Mechanik und Akustik, in den letzten liinfiehn Jahren grobe Fort-
schritte aurzuweiscn.
In der Elcktricitätslehrc bt besonders der Elektromagnetismus durch
die Anforderuiii^t n ilcr Technik selbst wesentlich erweitert worden. Gegenstand
bedeutender I'iir--<jhungen wurden ferner die Erseht iniinycn der elektri-clu ii Ent-
ladungen in Gasen. Als Frucht dieser wichtigen Arbeiten seien nur die Röntgen-
strahlen erwähnt
fn der Optik hat sich durch die Versuche vnn Hertz, welche rinr sichere
experimentelle Grundlage der Maxwell 'sehen elektromagnetischen Theorie des Lichts
bilden, eine wesentliche Umwandlung der Anschauungen volltogen; mgleich Ist dne
erhebliche Bereicherung unserer Kenntnifs der Thatsadwn auf diesem Gebiete ein-
getreten.
In der Wärmelehre sind neben werthvollen Arbeiten aus dem Berdehe
der Wärmestrahlunt; besonders die Fortschritit hi rvorzulieben, welche man durch
Vervollkommniinij cht ,\|i]iarnte zut \\rüüs^\i^nni\ dt: f;.i^r fi/itlt lial Ilieidiirch
ist die Scal.1 lur tiefe Icmpcraturen erheblich erweitert, und dies wiederum hat der
Physik und Oieniie neue Forschungsgebiete erSlihet.
!>icscn Fortsrhrittcn iio'-crer \\'is5;?--nschnft entsprechend ist die Auswahl und
Gnippirung des Stotles m der Vorlesung über Experimentalphysik sowie in den
Ucbungen wesentlichen Aenderungen unterzogen worden.
r>ie fjesteigertrti .Anforderungen, welche diese neuen Errungenschaften an den
physikalischen Unterricht stellen, vcraolafsten eine Vermehrung der I-iaifskrärte, eine
Erhöhung des Lehrmittelfinids und die Anlage eines neuen Masdiincnraumes und
Vorbereitungszimmcis. Ferner wurde ein neues grofscs Auditorium mit 4115 Plätzen
geschaffen. [Paalzow.]
Nationalökonomie. Die glänzende Entwicklung, welche die Maschinen- und
Elektricitatsindustrie, die chemischen Fabriken, die Kohlen- und Eisenwerke, der
Schiffbau und die Baugewerbe während der Ictrtcn j.ihiTchntc in IViit^rlilruui ge-
nommen, haben auf den ge.sainten nationalen Wohlstand die segensreichsten Wirkungen
ausgeübt Diese Industrinwcige verkörpern in sich die praktischen Aufgraben, welche
die \ntion.il'''ikonMniif in di r Gt ;^'cti\<. ,\rt zu lösen berufen i-.t .Sie -pirL;eln tl.is
Vcrhältnifs der L'ntcrneluner zu den Arbeitern ab, sie gcwäliren einem greisen Proccnt-
satz der gewert>lidicn Bevölkerung die M^lichkeit rincs wirthschaitltch gesiclierten
Daseins, sie sorgen für deren sittliches und geistiges Wohl, sie haben berechtigten
Einflufs auf die 1 iandelspoliiik gegenüber dem Ausland und sind mit den Strömungen
des Geldmarktes vielfach verknöpft. Diejenigen, die für die Zukunft berufen sind,
diese Industriezweige zu leiten, haben dahir das ßewufstscin ihrer beruflichen und
.Sf}cia1en Pflicliten frühzeitig in sich aufzunehmen So i^t tüe X.iiii n.ilökonomie
neuerdings ein bedeutungsvolles Fach an der Technischen ll<)chschuic gewurden. In
inuner höherem Mafse bricht sich die Erkenntnifs Bahn, dafs ein abgerundeter,
wi-senschaftlich gefafster l'<berblick iil)er die socialen Probleme, Art imd Lage des
Geldmarktes, die Formen der gcschäitlichcn Unternehmungen, sowie über alle sonstigen
[Larope.J
Dil TccIniHft* Hoeliadikle voo 1BS4 liic 1S99.
Zweige der Nationalökonomie und Finanswissenscliail in Vert>iadung mit praictiacli
zu h.(iu!h.'it)tTi<!pn Ucbungen eine N'othwcndi^;ki'it fiir die In niflit he Scluifiini; nn<?
Ausbildung der Ingenieure und Architekten i&t. Der Besuch der Vorlesungen wächst
demgemftls von Semester m Semester, das wissensdiaftliche Verstindnil^ derStudiren-
dcn mehrt sich stetig, und mit Sicherheit ist vorauszusehen, dii- in der ferneren
Entwicklung der gegebenen Vcrliältnisse sowohl die Technik dauernd befruchtet als
auch die gesamte nationaiölconomisehe Wissenschaft nicht nur wie Irisher, auf
abstract- philosophischer oder historisch-realistischer, sondern auch auf ökono-
misch-technischer Grundlage vertieft werden und neue Bahnen umschreiben wird.
Reditswisaenachaft Der enge Ztisammcnhang zwischen Tecbnilc und Recht
ist frühzeitig erkannt und gefordert worden, Einfuhrungscursc über Bau- und
Gewerberecht wurden schon an di-n beiden Lehranstalten abgehalten, aus denen die
heutige PTochschule liervorgegangcn ist, und der Aufschwung der Technik führte zu
ciiu i Erweiterung der l^hrgebictc. In der (ic-gcnwart finden die Studirendcn viel-
seitige Gelegenheit sich Kenntnisse i'il ci d]<- verschiedenen Zvvei<;> <li 1 Krcht^-
wisscnschaft, besonders für die Urnen naheliegenden Zwecke des Gewerbe-, liaii-
und Mandelsrechls und der Paten^esetsgebong zu sammeln.
Gewerbliche Gesundheitslehre. Die 1 88 ) bis 1 SSS erlassenen L'nfallversicherungs-
gesetzc und die Rcichsgewerbcordnung vom 1. Juni iS m haben der Unfallverhütung
für alle technischen Gebiete eine erhöhte Bedeutung und weitreichende Ausgestal-
tung gebracht Die Sicherheitseinrichtungcn sind in den letzt» n zehn Jahren aus
bescheidenen Anfangen zu w;rht'i.:( ri Th< iKn der Betriebe geworden, deren Kcnntnifs
schon zur lüfullung der in zahlreichen Lnlallverhütungsvorschririen und eini>chlagigcn
Polueiverordnungen enUuitenen Forderungen ndtbig istt imd die Durchführung und
L'eberwachung der letzteren durch eigene Beamtcnk&qier hat der Technik ein neues
groCscs Arbeitsfeld erötfhet.
In gleicher Weise wie tSe UnfallverbOtung ist ferner auch de VcrhOtung der
Gewerbekrankheiten durch die Relchsgewcrbcordnung in ein neues, sehr cr-
writertfs .'s"!.!!!!!™ i^etretrn
Diese Errungenschaften niufsteii auch innerhalb des Lchrplanes der Techni)>chen
Hochschule eine Ausgestaltung der gewerblichen Gesundheitslehre veranlassen.
Hyvwne. Die olTendiehe Gesundheitspflege ruht in vielen ihrer Ilau])tcapitel
wie Wasserversorgung , Fntwri'iserung und Rauh> i;i' n< im wesentlichen auf t clini i hcr
Grundlage. Andererseits werden die für die Auslührung öffentlicher und privater
Anlagen au^estelhen Projecte in stets wachsendem Umfange durch die neueren
ErruQgenachaften der praktischen Hygiene beeinflufst.
Diese Wechselwirkung zwischen Hygiene und Technik darzustellen, ist die
liauptsüchlichste Aufgabe der Vorlesungen über Hygiene an der Technischen
Hoduchule,
[Warschauer.]
AbtlucUoiiK «Bc al^oDMW WisMnKhafteiL 335
CHRONIK DES LEHRKÖRPERS UND DES UNTERRICHTS
VON 1884 BIS 1899.
LdirkOcptr im Studiei^Ahr i<84/8$.
Et.itsmrir.sigc Professoren uml Doccnlcn:
Grell (t <89>}: Modelliren. OrnamenUcicbnen. Figarcnicichncn.
Mtuck (*): Prajectioiwtehre. Gnphostatik.
Mertzcr Cr- Darstclli-mlc Geometrie. Synthetische Geometrie,
Kossak 4t 1^921: Analytische Geometrie. Ausgcwfthltc CapUel der höheren Aiu-
lysis. Matht 111 itischc Uebangcn.. Vwiationmclnning.
M. Meyer: N-itionalökonomie.
Paalfow (*): lvx|>< rimtntalphy!>ik. Physikalischea Prakticnm. PhyiikaKiches Libo-
tatorium. MathematlBche Physik.
P. du BoU-Reymond (t iMq): DiflcrentiaN und TntecralRcluNiii(. IfathcimtiKhe
f 'i-I iiiip'r".. IJrilir-ri- Ans!vf;i<:.
Rcinckc It i***'»): (ifwerbliche (iesundhcilspflcgf.
Weingarten n: Medianilt. Mathematlache Physik.
Piivatdocentca:
Buka (t i^tb): KinenntiKbe Geometile. AwagewiMle Ctpitel der dantelliniden
Geometrie.
Diiobek (*): Ein!!e!taa(> in die DifienentiatrechnunK- Mechanik.
('•ros'i i Till- rliirilrii i's/.i Miidu iii.i''sflii- Tln-niir (1er Lel»ensvcr'.if!vriiiif;cn.
Grunmach t*t. Anlcuu^ig zun» physikalischen l'raktieum. Magnetische uniJ elek-
trische Mafscinhciten «nd Melänetlioden. AtugewlMte Cipitei aus der
Lehre vom Licht
Hamburger <•): Differential« und IntegralreciinnnB.
Hilae BanverualtnnEnecht und BanpoHiei Prenteoa. Deutadie» Gewerlw-
venira]tun((»echt nnd Gewerlie|ioliiei. BauwirtfuchalWelii«. Geveriic-
uirt)i<^chartslehre. Bau- und Gcwerbestatiatlk. Eicenbtbn- inid StraTacn»
l>ahn- Baurecht.
Liebe (aus;:eschR-(lL'n iBc|o,<m. vergl. S. Speciellc Rotanik. MnrphotOfie der
Blüthcnpflanzen. Unterweianng im Gclurauchc des Mikroalcopea^
J. Schoii: Beleudttungaconttmctionen.
.•^prai bicbrcr:
Diekmann: FranaQaiach und Englisch.
Rotai n: Ildicnisdt
Ständige Aasiatenten:
Dr. Grunmach
Chronik von 1884 bis 1899.
Mathematische Wissenschaften. Aui \ crarila^sung dcrFachabthcitiingon vvurdt.-
vom Wintersemester iBg<')/<>7 sm der mathctnatisehe Unterricht fttr die den bdden
eisten Scniestcrn ans^chörcndcn Stiidirendcn anders jjejjlicdcrt. Währt nd hU d ihin
der ciuc der beiden elat»niäl'»igen Professoren der reinen Mathematik lür den ersten
Jahrescurstts der Abthcilungcn filr Architektur, Bau^lngcnieorwesen, Maschinen -
Ingcnicurwcscn, Schiffbau. Chemie und Hiittfnkundi; Vorlesunj^en über Diffe-
rential- und Integralrechnung, der andere solche über analytische Oeometric
^kj . .-.o uy Google
Die TecMtdM Hochtdiot« nn 1U4 Ui ttn-
abMdt, wurden seitdem beide Disdplinen ni dner einzigen Vorlesung Ober
höhere Mnthi tn.itik vereinigt. Glcichzeitifj ist die Anzahl der \Vochcn>tunden
auf sechs Vurtragb- und zwei L'cbungsstunden b«ächräala worden. Für die Ab>
thcihint; für Chemie und HQttcnkondc sind besondere Vorlesungen von geringcrem
Umfang' « in^jerichlet.
Die persc>nlichc Vertretung des Fache« hat seit 1^84 durdi eine Reihe Von
Todesfällen schnell f;ewcch5elt.
Im Bcjjinn dieser l'eri<jdc lehrten als etatsmäfsige Professoren lOr hfibCfC
Mathematik: Prof. Dr Kossrik i'seil iB;.') und Prof Dr. Heinrich \\ i her seit
April lÖöjj, erstercr anal>-tische Geometrie, letzterer DitTercotial - und Intcgral-
redurong.
Pi' r Weber erhielt schon im Sommer iSS.] einen Ruf an die Universität Mar-
burtj. Seinem Nachfolger, Prof. Dr. Paul du ßoii-Reymond, war nur noch eine
vierunddnhalbjähri(;e Lehrtbitigkeit gegönnt; er staib am 7. April 18(1(9. Sdne Pro-
fessur für höhere Mathematik übenuhm vom October jenes Jahres ab Prof. (jetat
Geh. Reg.-Kath} Dr. Lampe.
Am 21. Januar 1892 wurde auch Prof. Dr. Kossak seinem lanj^jährij^en Wirken
an der Technischen Hochschule durch den Tod entrissen, und sein Nachfolger, Prof.
Dr. Stahl, st.irb bereits am i>). April iSdj. An seine Stelle win Je vnn Octi>!ier
I an der a. o. Professor der Friedrich - Wilhelms - Universität zu Berlin,
Dr. Hettoer, berufen.
Wie 5.chf n iit). 11 erwähnt, hnltcn die beiden jetzigen etatsmäfsigen Vertreter
der höheren Mathematik, die Profcssuren Dr. Lampe und Dr. Hettner, seit dem
Wintersemester i8ii<>/97, mit RQcksicht auf die grofse Zahl der Stodlrenden des
ersten Jahrganges, Parallelvorlcsnngen ab, in denen die Infinite.simalrechnung und die
analytische Geometrie behandelt werden. Für die Studirenden des aweiten Studien»
jahres der Abtheitungen (ür Ban-InRcnieurwesen, f&r Maschinen -Ingenieurwesen
und fiir Schiffbau ist ferner noch ein zweistiintiit; r ( ursus dcs Prof. Dr. Lampe
über Differentialgleichunt;rn tiru^ licstiMiir.tr Iir.r^r.ilr t>rrfc:;i!u
Die niedere Analysis und Algebra behandelte für die Jtii Ostern neu em-
tretenden Studirenden seit 1885 ftot Dr. Hamburger (habilitirt 1879). t8<)i wurde
ihm femer auch ein ColUg iihcr Differential- und Integralrtrhnun.; i:ti!rtr.iLn>n.
GIciclizeitig wurde Prof. Dr. Dziobek (habilitirt iii62i mit einer \orlesung über
analytische Geometrie betraut. Auch diese Curse begannen im Sommersemester.
Seit der Neuorganisati' n lics mathematischen Unterrichts iHi,<.\,j hat Prof Ham-
burger den Lchrauftrag für Potential- und Variationsrechnung, Functioncntheoriv,
niedere Analysis und Algebra, Prof. Dsiobek f&r einen achtstündigen Curaus in
di-r h<>hcrcn Mathematik, der flir die au Ostern neu eintretenden Studirenden
bestimmt ist.
Die darstellende Geometrie wird während der ganzen Periode durch die
Prufesmrcn Dr. Hertzer und Geh. Reg. -Rath Dr. Hauck vertreten. Die Vorlesungen
des Prof. Hertaer*) über synthetische Geometrie, die als scIbatAndiges Collcg
') l*r<il. llerlZLr lii^.mn bcine Vorlc&ungi n im ., aul'Mr<ird' ntlich'ii l"nT«rriclil •' der fhc-
iii,il:t;< II H.m.ik.Kli lim- ini A|>ril l8S9, nachilcm t r sihon inclirt r>.- .S<::ii<.v;i r /uvMr a't AsMstft«
<lc» FroL Puhlke besciUltigt gewesen. Gleichzeitig (April 1851» begann Prof. Adler seine Vor-
MuMimt Ar ■UgemeiB* W^MUckafteii.
2i7
an der ehemaltgen Gewerbeakadeoiie merst unter allen Technischen Hochschulen
Deutschlands von ihm eingef&hrt wurde» sind seit i8<;i ij2 nicht mehr in den Studien-
plan der Fachabthcilungcn aufj;cnommcn und daher von ihm mit denen über dar-
stellende Geometrie verbunden worden. Aufserdem sind Prof. Dr. Hertzer und
PtoU Dr. Hauck seit 1885/86 genöthigt, für die ücbungen in der darstellenden
Gerimetril fünfstttndit;o Pnraürl - l'ebungscurse einzurichten. - schied der
Privatdoccnt für l'rojectionslehre (^scit ibji») Prof. Dr. Scholz aus dem Lehnerband.
Den Lehtauftra^ ftkr kinematische Geometrie hatte seit April r889 bis m
seinem Tcnl 1 Poe i* 1 Piof I">i. lUik.i. Dann ^'ini; illi ses Collcg ein Mit der
„Kinematik" vereinigt, wird es jetzt in veränderter Form v«mi Prof. W. Hartmann
(Abüieilong Itlr Maschinen-Ingenicurwe^icn) gelesen.
Die graphische Statik behandelt Prof. Dr. Hauck; jedoch hat wegen der
yrofsen Zahl der die Vorlesungen und Uebunycn dieses Gebietes besuchenden Stu-
dircnden April 1896 auch Prof. Dr. Joll es, der seit 1892/9^ für daräteilende Geo-
metrie und graphische Statik babilitift war, fOr das letztere Gebiet dnen Lehr-
auftrag erhalten.
Die Mechanik wurde bi.-> ibyo durch Prof. Dr. Weingarten m einem drei
Semester umfassenden Colleg voigetragen. Seit 1696/97 bdianddt Prof. Dr. Wetn-
L;aiti'n ,, ;iii^>,'rwnhltc Tapitel" der analytischen Mechanik und die niathe"
matiächc Physik für höhere Semester.
Von 1896 '97 an wurden fär die Studlrenden der AbChcilung für Chemie und
Hüttenkunde die Wtrlcsunj^en über Mathematik und Mechanik auf ein Jahres-
colieg von wöchentlich vier Stunden, und die über darstellende Geometrie auf
zwei Vortrags- und vier Uetnmgsstunden im Sommersemester redncirt Der erste
Cursus wird von Prof. Dr. Dzioliek, der letztere von Pro£ Dr. Jolles abgehalten.
Seit Ostern is.-|.i ist Prof. I3ziobek hierfür zum Dor<*nton ernannt.
Auch bei den L'ebungen in der reinen Mathematik, die seit 1889 nach einem
gcinderten System abgehalten werden, iMt das Anwadisen der Theilnehmcrzahl seit
1891 die Hti!l'<- von inchieron Honoraras>.istenten beanspnirht.
Aufiier den schon genannten Privatdocentcn habilitirten sich für .Mathematik
ferner: 1884/85 Dr. Wendt, 188/1/87 Dr. Kötter (auch filr Mechanik), 1891/92 Ober-
lehrer Dr. R Müller, 180.; <(]| Dr. Horn, iHq^ o ) Oberlelii< r Dr II.) <■ n t ? '>chel
(ursprünglich für mathematische Physik und Mechanik, seit 1698 auch fUrMathcmatik^,
181)7/98 Dr. Steinitz.
Von diesen traten E)r. Kütter infolj^e seiner Berufung zum etatsmSfsigen
Professor an die KünigUche Bergakademie in Berlin, und i.s.id 07 Dr. Wendt wegen
sdner Versetzung als Gymnasial-Oberlchrer nach I^avclberg wieder aus dem Verband
der Technischen Hochschule aus.
lesunecn Aber Bati(^*Khiclitc, er nr jrdoch schon vom April iS$s an alt Aamttcnt in den
l'i liiim;>c<illi-;^-- <1<--. Pnit. v j\rnin> i ImiI« < i fi ii i thätii;. I)i m;;«-in;ifs j-.t ilas am läußslm im
Cirs.mituntrrrirhl «Irr Horhsrhiilr «iikrtuir Mitf;li< <! «It r hi iitii;<n nor( ntcnsrh.ift ticr Wirk!,
(ich. ( )ticr • Haur.Kh Prof. Ailli-r. In di r R< ih«- tlrr si.'ll'St;incli}> v or t r.i;jenilc n Doccnton
sind heute die am Ungstcn amtircndcn: üic Wolessorcn Adler und flertzcr. ImOctobcr 1*591
also genau vor vierzig Jahren, tnt der Privat- Bwunciatcr, jetzige E*iof. Brandt s]> Privatdoccnt
in den Lrlirx-crband der ehemaligen Bauakademie ein.
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238
Bit Tcdnivbc Hocbidnile voo 18(4 Im l<99.
Die etatftmätsigc Professur für Physik hat seit 1873 Geh. Reg.-Rath Prof.
Dr. Paaltow inne, der zugleich Vorsteher des Physikalischen Instituts ist. Die
sich dauernd steigernden Ansprüche an dieses Lehramt fiihrten, von andern Er-
weiterungon abgesehen, im Herbst 1896 zur Errichtung einer zweit« ti Dt centcn-
stcllc für Kxiiprinii nta!physik und phy<ika!t";che Uebungen. welche der bisht n'ge
Privatdoccnt an der Königlichen Friedrich -Wilhelms- Universität, Prof. Dr. Rubens,
erhielt Dersell»e ist seit 1897 aueh Mitglied der iUMheilia^.
Schon ftliclio J.ihfi' ziivor wurtin zwei neue. I.ehr.'mftrrif,'^ für thcoretischi^ unJ
praktische IHiiilfswissenschaftcn ergangen: im April 1892 übernahm Prof. Dr. Grun-
mach, welcher schon lange vorher im Hinblick atif den bedeutenden Aufschmtng
der Präcisions- Mechanik und -Mefskunde eine besondere Vorlesung über „Physi-
icalische Alafsbestinunungen und Mefsinstnimente" eingeführt hatte, als Docent ein
Colleg Ober magnetisdie und elektrische MaTseinheiten und Mefsmcthoden, und im
October 18114 der Privatdocent (jetzt Profi Dr. Kalischcr als Docent Vorträge und
Ucbungen äf)ei ilit physikalischen Grundlagen der Elektrotechnik. Derselbe hält
ferner als Privatdocent Vorlesungen über Potcntialtbcoric , lülektromagnctismus und
Indttction mit besonderer Botek^htigai^ der Elektroteebilk, und fiber verwandte
Specialgebfcte Al'i Priv.itdor(»nten lesen ?i<-tt i'ss'- ''^« Dr Scrvtis ührr mathematische
Physik und Mechanik und Dr. Th. Gross besonders über Wärmetheorie, Thermo-
chemie und Galvanismus.
Die 1888 8<) angeordnete aafseretatsmafsigc I^hrstelle fßr Nationalökonomie
wurde bis 1894 durch den Geh.Rcg.'Rath Prof. Dr. von Kaufmann verwaltet, und
gleichzeitig las Prof Dr. M. Meyer bis zum April iS<y<.. über einzelne Gebiete
der WIrthschaftslehre. Im Wintersemester iSli3;u4 habililirtc sich Prof Dr.
Warschauer fUr Nationalökonomie und Socialpolitik, . und seit dem Sommer-
scnicster i8u5 hrh.itn!. h?» der ordentliche Professor f!<T Universität Marburg, Geh
Reg.-Rath Prof Dr. Paasche als Nachfolger des Prof von Kaufmann allgemeine Volks-
wirthschaftstelire und verwandte Fächer. Eine neue Eintheilung des ganzen Lehr-
•>Tnffc- t,il<}rtc sich, als am t Octf hi'r t*-' c eine neu begründete etatsmarsii^c Pro-
fesitur für Nationalökonomie dem Geh. Reg.- Rath Prof. Dr. Paaüche übcrtnigcn wurde,
der sdtdem Ober Allgemeine Volkswirtluchaftslehrc, Volkswirthschaftspolitik, Flnanz-
vrissenschait und politische Tagesfragen liest Vui I.ehrthätigkeit des Prof Dr War
schauer crstrcclct sich auf die gleichen Gebiete cinschlicfsiich der Gesciiichtc des
Socialismus, der Bank-, Börsen- und Handelsgeschifto, und ist mit seminaristischen
Ueliungen verbunden.
Rechtswissenschaft. Leber Bau- und Gewerf i r* eht trug an der «■hemaligcn
iJau- und an cier Gcwerbeakademic seil «6-7 Dr. Karl ICiUc vor. Gegenwärtig
behandelt er die gleichen Gebiete und im Speciellen die Wasser- und Wegebaugesetie,
Arbeiterschutz t:nd Für'-orge- Gesetzgebung und die politiscln , v. inh<-chnftlirfir und
bctricb&rcchtliche Seite des Strafsenbahnwcscns. Aehnliclie /Cielc verfolgt das Lx:hr-
programm des seit 1 803/94 habiiitirten Kaiserlichen Geh. Reg. -Raths und AbtheilungB-
vorstchers im l*t Ichs Patentamt Dr. jur. Stc|)han, das neben der allgemeinen Rt chts-
und Gescucskundu in erster Reihe das gewerbliche Urheberrecht (Patent-, Muster-
und Marlcenredtt) umfii&t. Seit 1 8^*4/95 liest ferner als Privatdoccnt besonders aber
239
Gewerbereeht, Rdebsversicheningsgiesetze, Refonm der gewerblichen Schutsrechte
sowie über das neue Bürgerliche Gesetzbuch lind das Handel^esetsbocb RcditHinralt
Dr. Paul Alcxander-Katz.
♦
Der lang)lhf%e Doeent IQr femerbUdie Gesondheiislehre, der ehemalige Leiter
des La^.^rU'^-Krnnkcnl1au-<e-, Snnitäts- Ratfi Dr, A. Reinrke, rfrr nhcr dieses Stoff-
gebiet seit 1872 an diu- ehemaligen Gewerbeakademie vorgetragen hatte und dann
an die Tecluiiscbe Hochschule übcrgcgan^ca war, starb inmitten eines reichen und
humanitären Wirkens am 8. Deccmber iH8(). Sein Lehramt verwaltete dann bis zum
März 1893, wo er ausschied, der Kaiserliche Geh. Reg.- Rath Reichel. Von diesem
Zeitpunkt ab wurde das l^lurgebiet in zwei Curse getheHt. Die bau- und maschinen-
technischen Vorkehrungen zur Unfallverhfitung und die sanit.ircn Einrichtungen der
Fat>riks- iitut \\'(rkstatl>rniimf werden nun von dem Kaiverüchim Gtli Ri'g.-Rath
Proi. K. Hartmann behandelt, während der socialpolitischc, chemische und physio-
legiache Theil von dem Gdi. Ober- R^- Radi Prof. Dr. Poat Obemommen wurde, der
schon zuvor, seit Sommersi^nu^tcr tSoj, über „Wohlfahrtscinrichtun^icn" j^-rlcwn knttc
Ucbcr Hygiene für Architekten und Ingenteure liei»t in Verbindung mit semi-
naristischen Uebungen mit besonderer RiOcksicht auf Bau- und Wohnui^hj^leiie
seit dem Sommeraemester 1895 Dr. Th. Weyl als Privatdooeot
• • •
Litteraturgeschichtc Schon 18H7 Ms i^i 1 waren an der ehemaligen Gewcrbe-
akademle von Otto Roquettc litterariiihtorischc Vorlesungen gehalten worden. Nach
langer Pause wurden dieselben 1805 aus Anlals der Habilitation des seitdem als
Privatdoccnt für IJttt"ratiitgrMliic!iti thätigen Dr. I.ippstreu von neuem eing< liilu t.
Sprachen. Die internationalen Wechseibeziehungen der technischen Berufs-
zweigc machten von Anbeginn einen Sonderunterricht in den fremden Sprachen
erwünscht. Nachdem der Lehrer des Englischen und F^anzi)^i^>chen , Dr. Otto
K. A. Dickmann, im Stiidi< iijalu i8<>(i/c)i ausgeschieden war, übt tnahin iSni den
Unterricht im Englischen der Uberlclirer (jetzt Prof.) Dr. Tanger, dem seit April
i6qq die neu geschaffene Docentenst^e Ar englische Sprache flbertragen ist.
Französisch li-hrt ebenfalls seit iSr,2 der Dirrctor der Ckarl<itt!^nburgcr Ober- Real-
schule Dr. Gropp, Italienisch seit iti62 G. Kossi, und Russisch seit Octobcr 1898
Ad, Garbell.
• • *
Seit Octotier 1889 sind für jedes Semester zwei zwölfstündige unentgeltliche
Unterrichtscurse in der ersten Hülfileistung bei Unglücksfällen eingeführt, die der
Bezirks -Physikus Sanitäts-Rath Dr. Becker leitet.
LefarUrper im Studienjahr 11199/1900^
Etatsraafsige Professoren und Doccntcn:
Dsiobek: Höhere M.ithemaük. Elemente der DifTt-rrntiat- und Integralrechnung
unti der an.tlytischen Gcotwtrif sowie Klemcnle der Mechanik für di«
Stuiiirendrn der .\bthrihint; fiir Chemie nnd Hüttenkunde.
Uruninach: Magnetische und elektrische Maiscinhcitcn und Mctoethotlcn.
3»'
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Die Tcchafadw Hoditchule «m iM« Ut iB».
HanburRcr. rotcntialthcorie. Vwiatkmsrechnang» FunctionciiÜKorie. Niedere
Aiulysis uml Algebra-
K. Harrmenn: Gcweibüdie Gesundhcitalchi« {technhche VarkehninKen sur Un-
fallverhütung, sanitäre Einrichtungtn »Icr Arbeitsräumo.
tiauck: IVojcctionslchrc I (Darstellende- Geometrie mit projectiver fieomctrir',
II (l'raktischc Perspective uml Schattenlehre). Graphische Statik.
Hcrtzcr: Dantcilcndc Gcomctne. (Paralteiprojectioii und projectivc Geometrie
SdMttenkhre und Abrift der Perspective.)
Hettner: HAliere llitliemtilc. Tlieorie der Raumeunren und Fücliea.
Jolle«: Graphische Sbitfle.
K-Tli-.! hiT Dil (i!iv-iV.ili-^i lien Grundlajjon der Elektrotechnik.
Lam|>e: Höhere Malhcmaiik. Bestimmte Integrale und Diffcrcnliaigleichunjicn.
Paaijüw: Experimenlal]ih>>ik. Physikalische rebungen. .S|iecialabungen fSr
PraliUcanlen der chemiKhen Laboratorien. Mathematiiche Physilc.
Paaiche: Alleeradne Votkiwirtlisctiafksiehrc. Votkswirthscliaftspolitik, Finani-
wisscnschaft. Politische Tagesfragen.
Post; Gewerbliche Gesnmlheitstehrc (socialpolitischer, chemischer und physio-
logischer Thi h I
Rubens: Expcrimcntatphy.sik. Physikalische l'ebungen.
Tanger: Eagiiach.
Weingarten: Ausgewählte Capitel der analytischen Mechanik. Mathenutiscbe Physik.
?ri 4 :itil'irriiten:
Alexandcr-Katc Gcwerbcrccht. Handelsrecht, Patent -, Muster- und Markenrecht
Banredit.
Daiobek: Partielle DifTerentialgteichangeR. AuigewAldte Capitel der hAlieTenAiMlyria.
Grosse Mechanische Wirmethcoric. Thennochcniie. £inlrihin|> in die Poteittial-
thcoric- T'.( 'iji' ilf's ( iatvanismus.
Grunmach: Phyiikali!i<hf .Mafsbestimmungen und Mcfsinstrumentc.
Ilaent/schct: Niedere Algebra. Trigonometric.
Hamburgcr: Gewöhnliche bifferentialgteichnngen.
Hilae: Stnfsen- l>e>ir. Kleinbahn-Betrlelw- und Wirthadiaflsiclire. AtbeitcrschnU-
und Fürsorge - Gesctigebung in Deut«chland und im Ausland. Itaurecht und
Daupolitei für Architekten. Kleinbahnrecht und Politik, üaurccht für
Ingenieure < n '.w i Serecht und Pu!i/< i
Horn: Höhere Matheinaiik. Elemente der aniiiytischen Geometrie.
Jolle»: Prujectionslehre. Elemente der dar>telletiden GcometCie fOr die SUldirenden
der Abtheilung für Chemie und Httttenkundc.
Kaiischer: nrundrQRe der Potentialthcorie und Ihre Anwendung in der Rlektri-
rif •.Ii hl 1 Cch-rr i lrV.tti.i 'i- Si luv : ii^;ii;-;»rn- Elcktrom.lpt'i ' i-.ümi-. vAXii
bnluttiuii mit bcsondttcr iJt;iULl.Äii.hugua(i <li;r Elektrotechnik. GfuniUuge
der Elektrochemie.
Lippstreu: Goethes FausL (>ie Uttcranschen Strömungen in Deutschland am
End« des 19. Jahrhondeits. Ausgewählte Tragödien Shakespeares.
R. Maller: OiHTerential- und Integralrechnui^.
SerTna: Berechnung von Dynamomaschinen und elcktrisclien Vcrthcilungsnrtzm.
Mechanische Wärmetheorie. Einführung in d.is Studium der Elektrotechnik.
Die Lehre von der Elasticitat als Grundlage für die EcstigkcilsberccJwung
der Bauwerke.
Steinitz: Mechanik. Synthetische Geometrie.
Stephan: Einführung in die Rechts- und StaatswiKtenschaften unter besonderer
HerückNichtigung des bürgerlichen Rechts. Gewerbe-, llandcl-s- und
\Vech>e!rer1it , gc«erl>ltches Urheberrecht, ,M?^;c meine Goelzeskunde,
^•iM'rechi und Strafpr<ir<fs Si.iafn.cht , Verl'a>vunv;N ■ und Verw-iltuiiLis-
rccht. Ucsprcchung interessanter KechUtUltc und pulioscher Tagcsfragen.
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Warichauer: Gnctiichte der Socialdeniolcntie und de« Anarchiaimia. Bank- und
Roistiigisrhsrtc. Harnit'I? (Geschäfte und Hanclfls]ii>litik t'i-Iiungfti über
Baijk ■ utiU UainlclsijcschiiUp. Allßcmt inc \'olk>wirthschaftskhxt. Grund-
begriffe der Finanzuissenschaft. (jcschi<-htf des Sücialismus. Volkswirth-
acbafttidics Prakticuin mit bcBondercr Rückuchuubmc auf die ficdOrfniise
der Ingenkure mA AicUtektea.
Weyl: Hygiene Mr Architektca wid Inceniegre. Hyi^enitclie» Semliiär.
Vorleauagen nir Vorbetehung auf die hohereo madMmatiachen CoHegien:
Hamburger: Niedere An.i'\sis und Algclira.
HacQtaschcl: Niedere Algebra. Trigonometrie.
Kora: Eteaeiite der analytiachen Gcometfle.
Lehrer fAr fremde Sprechen:
Garbell: Ruaaiaeli.
Gropp: T^^ctfire frantStiselicr Schrtl^etler und Udieofea im mAndHdieB wid
schriftliLhcn (ithruurh der französischen Spnclie.
Rosst: Italienische Grammatik und ücbungcn.
Ständige Aasistenten:
Prot Dr. GrunmMta,
Dr. Aaehltlaasa.
DIE STUDENTENSCHAFT
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BESÜCHSZAHL DER HÖRER.
Erläuterung zu der den Gcsamtbesuch darstellenden Uebersichtstafel.
Die für die einsclncn Studienjahre angenommene Anzahl der Studirenden, Hospi-
tanten und sonstii^cn Hörer wurde (als Mittclwcrth fttr die bctreflindcn
Sommer- uml Wintersemester, nach ilen amtlichen Vfröffi-ntlichunß« n fi-st<^(-.tcllt.
nhcrhalh der unteren Hoiizontallinio ist zunächst die Anzahl der ni».]iitanten
aiiltictra^en [^von i'^5'» 51 bis |8;H 71; für i5au- und Gcwerbcakademic, von i.'^.>3 ."^4
ab für die einzelnen Abtbeilungen der Technischen Hochschule gelrennt und durch
die Anzahl >i'nsti<;t r ln stimmtcn Atith' ilun^cn nicht zui^cw irs, nrr IKlri r v<'rtiiehrt V
Oberhalb der J4cfundcncn ßouclislinic der I lu.spitanten i>t die Anzahl der
Studnenden zur Darstellung gebracht, und z«-ar bis i8;K'7o nach ihrer Zugehörigkeit
zur Bau- und G( wctheakadi inie, viiiiter nach diu i in/i lnrn Atithciliuii^cn ^;rtrcnnt.
Die starke Abnahme des Besuchs im Jahre 1S70 ji war durch den deutsch
französischen Krieg veranlaist worden, während die Verminderung des Besuchs in
den Jahixn ■H77/7H bis 1890/91 mit dem allgemeinen wirthschaftlichcn RDcIcgangc
jener Zeit zusammenhängt.
Im letzten Jahrzehnt fand sich der stärkste Zuwachs bei den Studirenden \md
Hospitanten des Maschiiunliautaches, deren Ciesamtzahl JelZt fast iler Haltte aller
Besucher der Tocbniscben Hochschule entspricht. [E. Dietrich.]
Digitizeci by
Die Tedmiiche Hocha^uilft tcd 1M4 M» 1S99.
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Sto Tccloiietie Hochickiil« von 18(4 bis 1S99.
AUS5CHU5& KRANKENVEREIN. SONDER. AUSSCHÜSSE.
VEREINE.
Der in jrdcm Semester neu zu erwSblendc Ausschufs der Studirendcn, dessen
Statuten i^'ig eine Nciiordmin«,' erfuhren, bestellt aus zwiilf Miljjlicderii. IV 1 zurite
Vorsitzende und vier weitere Angehörige des Ausschusses bilden zugleich den \'or-
»tand des Krankcfivcrcin.s der Studbvndcn.
Neben dicM^m die allgemeinen Interessen der Studentenschaft vertretenden
Ausscliufs ll<•^tt■ht ferner:
1. Der Zeichen -Aus.schufä (neun Mitglieder) für die Hcrau»igabc der
„Denkmäler der Baukunst" (vcrgl. S. 157).
2. Der Photographien- Ausschufs (begründet i8t)o von dem jetjngen
Kejj - Baunu ister 15r«-<Iaui r 1. Nehi n Architokturaufnahiiien werden neuer-
dings auch Abbildungen von Ingenieurbauten hergcMcllt und an die Stu-
direnden ahgegclien.
Dil A117.1I1I rier an der Hochschule angemeldeten Corporationcn und Vereine
betrügt gegenwartig 59.
Üigiiizeü by <jOO^
ic Technische Hoclischule besitxt Stipendien für Studien« und Rdsezwecke.
32 Staats- und Rc(;ierun^s-Stipendicn zu je 600 Mark jShHich,
•■, Stijicndicn der Jacob Saling'sclicn Stiftung desgleichen,
j Iii« i Stipendien <it-r Rentier Carl August Schwarz'schen Stipcndien-
.Sliltung desgleichen,
2 Stipendien aus dem Stiftungsfonds der Stadt Charlottenburg zu gcgen"
wiirti'^ ji- Mark j.'ihrüch,
I StiiHudium der Benny liurchardt sehen Eheleute zu Landf-bcrg a-W.
zu 600 Marie jslirllch.
Weitere Slipondien, inei^t von v>" ' Mark, sind den Studirenden n<>ch
aus der Keiclicrt'sciicn, IIa i^en sehen, liytclwein'schon, von Seydlitz'schen,
Fracnclccrschen, Friedrich K^;,'ers-, Wilhelm Borchcrt-, Julius Adelheid-,
Köhler- und Beuth'-chi n Stittun^- zugänglich Zu diesen treten noch Stipendien
des Landtages der Provinz Sachsen, Gewcrbeschul-Stipcndicn der Stadt
Berlin u. a.
Aus ct«-aigcn Ersparnissen bei den staatliehen Stipendien werden aufiierordent-
lichc L"nter-^tiitziin;,'en, in der Re^'tl v<>n Je i =" Mark, an Studirendc bi-wil'i^.
Zu einem Kei;><.-sti{H-ndiuni stehen der Hochschule alljährlich au^ den Zinsen
der Louis Doissonnct-Stiftung ftkr Architekten und Ban-Ingcnirure et«-a 3000 Mark
zur Verrii;^Mn<,'.
Drei weitere Keisestipendien von je ijou Mark jährlich können aus den etats-
mafsi^ Anstaltsmitteln Itir Diplom-Candidaten der Abtheilungm filr Maschinen-
! nieurwesen, für Schiff- und SchilTsmaschinen-Bau, sowie liir ( hi mir und liiitten-
kundc, welche die I lauptprüfung mit Auszeichnung besttanden haben, bewilligt werden.
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4
SAMMLUNGEN UND INSTITUTE
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tat». M. T. Bcckcntb.
Beuch • Schinkc I - Museum
Sammlonif von Gipaab-
Callcnbach - Sammlung
Architckturmuscum
Baumatcfialicmaininlung
BaamodcIlMmiiiliiiic
Sammlung; fOr gCCMlttlSChi '
InKirumcntc j
SHBmtniv niTStnftrnbau
md Slrafsrnliahncn
S.iniinliint; fnr W'.i
rt'.iti
Sammlung für Eisencun-
Atructioncn der Inge*
nirurh'Khlautcn
Sainmlutit; iiir Ettenbahn-
Samm!un;j für eiseniC
Drücken
Maachineii-Laboratoriam
Sammlung für Eisenbahn-
maschincnbau und
Eisenbahabcttieb
Kinematische (Rfivleaux-)
Sammlung
Sanwilung (ür inccha-
niKhe Technolog
Samml'i".:; -.r Inji'nu-ur-
VDd M^chmcnucscn
Abthrilungf.Archi-
tcktur, Vorsteher:
Geh. R«g.-Kadi
ProtJ.Rjschdoffi'.
ProC Koch.
Prof. Koch.
r,, h. R, - -Rath
i'rof. iJr. Oocr(>en».
Prof. Dieiridi.
Prof, Bul>cndi-y.
Truf. Brandt.
Geh. Kcg.-Kath
Piol^ GocriiiK.
(,th R.- -Rath
l'iof Miillcr-Btcslau.
Prof. Josse.
Geh. Rcn -Rnth
Plrt>r. Georg Meyer.
Prot W. Martmam.
Prof. Ilörmann.
Prof. Kämmerer.
Königliche Mcchani&ch- j I'rof. Martens,
technische Vcimicha-
anstalt
KIcktrotcchnischcs Lal o-
ratorium
Gasmawchincn-Labora-
Schiflrbamammhmc
«ic h- R«-^; -k.ath
Pto(. Dr. SUby.
Alithcitiing für
Schiff- und Schiß»'
I
Fholochemiache Sanun* Prof. Dr. Micthe.
lang
Mineralogische» Museum Prof. Dr. Ilirsch-
«alil-
Och. Reg. -Rath
Prof. Dr.Paaitow.
Physikalisches Cabinet
Anorganisches Libora> Geh. Rv^; -K.ath
tiirium Prof Dr. KüdorfT.
Organisches Laburatu- (it h R< t;. -Rath
Prof Hr. Lieber-
mann.
Technisch - chemisches
Lal>oratorium
Chemisch-technologische
f.ch. R. « -kath
IVof. Dr. WilL
Netalluigisches Laben- Ptoü Weeren.
torium
Elektrochemisches Labo- Pruf.Di.vunKnorre.
latoihtm
Phutijchrmisches Lsbo* ! Prof. Dr. Iliethe.
ratoriiun |
33*
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Die im Nenbau der KSniglkhen Technischen Hochschule zu Chariottenburg im
Jahn- \ ^S.\ crfiiljjte räumliche Vereinij^ing dtr zuvor als ^;t tr« nnt<! Ahthiilun^'i-n
bestehenden Bibliothclvcn der vormaligen Bau- und der Gcwerbcakadcmie zur Hoch-
schulbib]iothel< ci^ab einen Böchcrbt^uKl von ca. 40000 Binden. Durch Neu-
erwerbungen sowie geschenkweisc Zuwendungen vermehrte sich dieser Bestand
während der letzten fiinfzehii Jahre um ca. ?ui.i n R;in<Ie, sodal's die Bililiothek jetzt
ca. 70000 Bände umlalst. An lautend ersehe uiendc 11 Zeitschriften weist die S.-uiini-
lung 310 auf.
Dem 1^85 erschienenen Gcsamtkatalogc der Sammhinj^ schlo-scn --ich i&s^
und 1S90 ein erster und zweiter Nachtrag an. Zur Zeit i!>t ein neues Gesamtver-
zeichnift im Druck, der Januar 1900 vollendet sein wird.
Dem zuvor stellvertretend amtirenden Bibliothekar Kcmpcrt wurtie im Marz
1^86 die etatsmäfsige BibliotbekarstcUe verliehen. Nach dem Ausscheiden des als
Hülfsbeamter fungirenden Ptfvatdocenten (jettt Pkof.) Dr. Dxlobek am 1. ApiÜ 1892
trat der Civilsupcrnumerar II. Müller zunächst ab Assistcnt und am 1. April 1897
als Secietär in die fiibliotbcksverwaltung ein.
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Die Stdlc dl s Svndicus wurde im Jahre iS-q dem Stadtrichtcr Kuhnow
übertragen, der dieselbe als Regierung»- Rath l)is zum 31. October 1888 be-
kleidete, und swar bis Mitte Au|^st 18H7 im Hauptamte, sodann nebenamtlich. Sein
Nachlo'u' ' wurde der CoiisistDrial -Rath Arnold, <ler, inzwischen zum Obcrverwaltungs-
gerichts-Ratb ernannt , die Stelle noch jetzt nebenamtlich versieht
BuTMU' und Kassen -BemitK
Bei der Ucbrrsii lil ing der Technischen Hnchschiile nach rharlottcnbtirg waren
c^n^clllic^slich der Liibhutlieks-lieamtcn lünf etatsniärsige liureau- und Kassen -Beamte
und drei Höirsirbciter tMttg; zur Zeit besteht das Peisonal ausschlleblidi der zuvor
genannten < tnt<-tnarsi;^<'n I!il>liutheks - lii-amten aus sechs etatsmSftigen Beamten, rwd
Hülfsarbcttern und einem Kanzlei -Diätar.
Als Bureau •Vorsteher, dessen persönlich ausgestatteter Wh^cungskreis sich mit
dem Waclisthum «ler Teclinischen Hochschule auCserordentlich erweitert hat, fiingirt
seit 1891 Keelinun^s-Rath Thier (eingetreten 1881).
Das \'crwaltungNbure.-iu setzt sich ferner zusammen aus dem expedirenden
SecretSr und Calculator Haesner, dorn Bureau -Assistenten Pohle, dem Holzarbeiter
Karwnth und lUin Kanzlei- Diätar Kiesel.
Der Kasse steht seit October li^fi^ der Rcndant Rechnungs-Rath lloflmeistcr
vor, der, 1868 als Rcndant und cxpcdircnder Secrctär der Bauakademie eingetreten,
diese Acmter Iiis zur Vercini,;unfj tier beiden Anstalten 1 .\(>ril i'^^'.i vtrsi-hcn, und
dann in ihrer Neuordnung weiter geführt hatte. Iloft'meistcr übernahm die Rcn-
dantur der Technischen Hochschule von dem Geh. Rechnungs-Rath Fröauf, der am
I. Octc.be I 1^- ^ t)ach fast viet undfiinfzijyährij;er Dienstzeit in den Ruhestand trat»
Als Kasscncontroleur war in der ehemaligen Gcwcrbcakademic bezw. der Technis^cn
Hochschule von 187? bis zu seinem Ableben i8<)t der Rechnun^^s-Rath Ullrich
thätii.,v s. in N.u li!i.'i;< r wui.ie Kt chiuin;^-. - Kath Müller (eingetreten 1879). Ferner
ist in lUr Kasse di r liülfsatbi iter Fischl>eck beschäftigt.
Den Posten des llausinspectors hat als Nachfolger des nach mehr als vierzig-
jähriger Dienstzeit iH()«i in den Ruhestand getretenen Kanzlei -Raths Seiffert der
cxpedircnde Secrctär und Calculator Wedemeyer inne.
Untsriwaiiitc
Dit^ /.ahl der etatffnärsigcn LTntcrbcamten hat sich seit 1884 von 15 auf 29,
die der Hülfsdiener von 2 auf 6 vermehrt.
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MECHANISCH-TECHNISCHE VERSUCHSANSTALT
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Das Matcrialprüfunjjswesen ist seil 1884 wesentlich vervollkotninnet und er-
weitert wurden. An der Ausbildung der Verfahren haben die mit den Tech-
nischen Hochsdnilen adt den siebziger Jahren verbundenen &Iaterialprürtuigs- und
Versuchsanstalten und so auch di«- hiesige Mechanisch -technische Versuchsanstalt
wesentlichen Antheii genommen. Bestrebungen zur Vereinheitlichung des Material-
prOfangsweaens werden besonders von den grolsen technischen Vereinen und
Verbanden anL;i !i .;t und .rdi-rt , / R von ilcn von Bauschinger ins Leben
gerufenen Cunicrenzen zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungs verfahren, aus denen
spSter der deutsche und der internationale Verband fär die Materialprüfungen der
Technik hervorgingen. In Deutschland haben sich der Verein deutscher Ingenietu«,
der Verein deutscher Eisenhüttenlcutc, der Verband deutscher Architelcten- und
Ingenteurvereine, der Verein deutscher Porttandcement- Fabrikanten ^roise Verdienste
um die Förderung des Materialpriifungswcsens erworben.
Der Anfanj.; (ler \'er-uchs;iii>ta!t faüt in das Jahr is;^. Durch lirlafs des
Herrn Ministers liir Handel, Gewerbe und oHcntliche Arbeiten vum 15. Juni 1870
wurde angeordnet, dafs die früher in Frankfurt a. O. von dem Maschinenmeister
Wühler ausuefiihrten Festij^kcilsversiiciic iti tU-r ("icuribeakadcmie zu Berlin fort-
zusetzen und zu diesem Zweck die in Frankfurt benutzten Apparate nach Berlin
OberzuRthrcn seien. Sie tänden bi dem Kcilergcschofs der früheren Gewerbeakademie
Aufstellung. Als Leiter der \'ersuclie wunlc der Lehrer an der (jewcrheakaderaie,
Prof. Spangenberg, bestellt. Die .Aufst« llung der Maschinen und Apparate nahm
die Zeit bis Ende 1871 in Anspruch; iHji begannen die Versuche. Der erste Jahres-
bericht wurde 1873 erstattet.
Nachtlem seitens der Industrie der {.»rofse Werth der praktischen Versuche
anerkannt war, erweiterte sich das Feld der Thätigkeit der Versuchsanstalt un-
gemein, sodafs im Jahre 1877 ftkr den Ausbau der An.stalt und für die Beschafliing
von .Maschinen unil Aj'p.iraten beileiitendf .Summen verfiighar ^ji macht wurden.
Im Jahre 1879 wurde die Versuchsanstalt der Technischen I^ochschulc an-
gegliedert
Nach «Irin Tode drs l)i>luT:>^en Vorstehers der Vcrsuchsan>talt, Prof Spangen-
berg, wurde die Vctsuch-sanstalt von ibbi bis 1884 durch den Vorsteber der
s68
Ptüfungsstation ftlr BaumarterUilteii, Dr. Böhme, verwaltet. Seit April 1884 steht
die Anstalt unter der Leitung des Unterzeichneten.
Während die Anstalt .sich bis i£)S4 fast ausschlicfsiich mit Festit,'k'-i?«vcrsuchcn
von Metallen beschäftigte, trat im October 1664 <Ke Abthetiutig fOr i'apKrpriifung
hinzu, für welche 1S95 chi Neubau auf dem GnindstQclc der Technischen Hoch-
schule errichtet wurde.
Im Jahre 1&89 wurde durch Erweiterungsbauten Kaum lur die nn Dcccmbcr
1887 neu errichtete Abtlieilung fär Oetprorung geschaffen.
Y>]r seit dem Jahre iB^o bestehentic ..Prittunjisstation für Baumatorialien"
wurde nach dem Ableben ihres Vorstehers, Prot. Dr. Emil Böhme October it>v4),
Ende i8(>4 der Versuchsanstalt als „Abtheilung fttr fiaumaterlalprfifung**
angc^iliedcrt.
Die Anstalt hat sich in einem Zeitraum von neunundzwanzig Jahren zu einem
vielglicdrigcn Institut entwickett, das 187t nur einen wissenschaftlichen Beamten
und einen Mechaniker zählte, heute aber aus vier Abthcilun^rn besteht und ein
Personal von 25 wi«isonschafllichen Beainlen, 22 technischen Mülfsarbeitem, 0 Bureau -
und Kanzleibeamten, .:6 .Mechanikern, Gehülfen und Arbeitern, zusammen Ü2 Per-
sonen beschäftigt.
Die Gesamtieitung ft'ihrt der untenelchnete Dlrector.
Den Ablheüungcn stehen vor:
Der Abtheilung für MetaltprOfung: Prof. Rudeloff. stelivertretender Director;
stilndig'T M-tnrtiriter: Reg.-Baufiilirer a. D. Stock.
Der Abiheilung (lir Baumatcrialprüfung: Ingenieur Garyi stäitüigcr iSlit-
arbdter; Ingenieur Burchartz.
D' t Al'th' ilimg fiir Papicrprttfuog: Chemiker Herzberg; stindigcr Mit«
arbeiter: Chemiker Dalen.
Der Abtheilung für Oelprüfung: Chemiker Dr. Holde; btändigcr Mitarbeiter:
Chemiker Dr. .Stange.
Bureau: Expedirender Srcrrtar und Calctilator Hähnel.
In der Abtheilung für .Metaiiprüfung wurde seit April iS«.»'^ für die /Arbeiten
der Metallmikroskopie der frühere Lehrer an der Gewerbesdiule in Gleiwitz, Hatten»
Ingenieur Heyn, g>'\^.iIlnl n
Die starke Inanspruchnahme der Anstalt seitens der Behörden und Industrie
hatte zur Folge, dafs die Räumlichkeiten nicht mehr ausreichten. Es wurde deshalb
i^<~>thi[{, für die Abtheilung für Oelprüfung Privaträume zu miethen. Sie ist seit dem
I.Juli d. J. in der Uhlandstrafse 194 luiteigebracht worden.
Die Weikttttt der Technischen Hochsebde wurde im April 1886 mit der Ver>
snchsanstalt vereinigt. [Martens.]
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1^ roh und hoffnungsvoll, abor auch ihrer «^rofsin Pflichten panz bcwufst, hat die
Technische Hochschule 1M84 ihren Einzu^j in ihr ht-uii^'es Heini gefeiert
Auch ihren Eintritt in das neue Jahrhundert umütrahlt festlicher CJlanz, und mit
berechdgtem HodigeffihI darf sie dabei auf die verilossenen anderthalb Jahnehnte
mrOckblielcen.
Allein solche Röckschau soll nur die Kräfte für die zukünftige Arbeit stählen.
Mit jedem I-;rfnI<;. den die Technische Hochschule erreicht, steigern sich die An-
sprüche, denen sie zu genügen hat. Je höher das Ziel, desto schwerer der Weg!
Ein wesentlicher Thdl der Sdiaflenskraft, die dem B^inn des swanngsten Jahr-
hunderts das Gepiige verleiht, Ist ihrer Schuhing anvertraut. M6ge unsere Hoch-
schule dieser hehren Au^be auch femer wOrdiK und gewadisen Ueibenl
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