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Full text of "CHRONIK DER KONIGLICHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZU BERLIN 17991899"

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CHRONIK DER KÖNIGLICHEN 
TECHNISCHEN,.. 



ENTW. 0. LEWING 



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I799-I899 



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Chronik 



DER 



Königlichen Technischen Hochschule 

zu Berlin 




1799 — 1899 



BKRI.IN i8.,o 

VERLvUi VÜN WILUKLM KKNSl A: SOHN 
OBORO imimHftun suisr 



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100 '15 



HARVARD 
fUNtVERSlTYl 

L n AR y 



Allf Kccble vorl'i lialu ii. 



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Nur noch eine kurze Spanne Zeit trennt un.s von dem Tage, an welchem die 
Königlkhe Technische Hochschule ni Berlin auf eine hunder^hrige Ent- 
wkldung und Arbeit zurQdcschauen wird, einem Tage, an dessen Feier die gesamte 

deutsche Technik freudijun Antheil nimmt. Wird doch in weiten Krei^en die 
Thatsachc gewürdigt, daf< das j^owaltiyi" Fortschreiten der tixhnischtn Wissen- 
schaften und Künste unserem Zeitalter das Gepräge giebt und in dicker Hundert- 
jahrfeier seinen symbolisdien Ausdruck findet. 

Von dem Wunsche atugdiend, dafs in erster Reihe den Festtheilndmiem, dann 
aber auch allen Freunden der technischen Wissenschaften ein Bild der Entwicklung 
der iiochschiile ^'eboten werde, beschkils der Senat, eine Chronik herausiugebett, 
die in diesem Buche vorliegt. 

Der Natur des Gegenstandes entsprechend terfSUt diese Chronik in zwei Haupt- 
theile. Der erste schildert die Geschichte der Bauakademie, der Gewerbeakademie und 
das Zusanunenwachsen diiser lieiden Anstalten sor Tedwischen Hochschule bis aar 
Uebersiedlnng in das neue Gebäude. Dieser Thcil lag in erster Bearbeitung bereits hei 
der l'"eier am 2. November i8s ( vor, die durch die AnwcviMiheit und die unverfjefsliche 
Ansprache des Ilochseligcn Kaisers Wilhehn des Grofsen die höchste Weihe erhielt. 

Der xweite neu verfarste Theil behandelt die letzten f&nfsehn Jahre der Hoch- 
schule. Srine Hauptaufgabe ist, flie Verinderungen im Lidirplan und Lehrkörper zu 
vcrzeiclmen ; er versucht abc-r auch, ein Bild von ih r u ti wältigen Entwicklungs- 
stufe der Lehranstalt und ihren bisher venvirklichten Iii nIh iiuntjcn zu bieten, 

Allen Herren Collcgcn, die durch ihre Unterstützung mit Rath und That das 
Zustandekommen dieser Veröffentlichung während einer verhäUnifsmäfsig sehr knappen 
Vorbereitungszeit ermfigHditen, sei hier nochmals gedankt, und ebenso dem Ver- 
leger, Herrn Georg Eberhard Ernst (Wilhelm Emst und Sohn), der durch Druck 

und Ausstattung dieser Clironik aus eigenen Mitteln den so alten Beziehungen 
seines V'erlages zur Technischen Hochschule von neuem Ausdruck gegeben hat. 

ficrlin-Cbarlottcnburg, im Octobcr tS*fi}. ' 

Rector und Senat 



INHALT. 



I. Bauakademie, Ge\veri)eakaclemie und Technische Hochschule 
bis 1884. Historische Skizze von Eduard Dobbert . 

IL Die Technische Hochschule von 1884 bis 1899. Auf Grund 
von Einxelbericbten bearbeitet von Alfred G. Meyer . 



BAUAKADEMIE. 
GEWERBEAKADEMIE UND TECHNISCHE HOCHSCHULE 

BIS 1SS4 

HISTORISCHE SKIZZE 
von 

EDUARD DOBBERT 




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INHALT. 



Sok« 



Vorbemerkung 15 

L Die Bauakadeni«. 

I. Die Gründunt; der Bauakademie. i;q<) 19 

a. Die kcorßanisation vom Jahre iRoz 33 

3. Ilic l!,.n,;l.iilcm.o mit ili i Ak.'ilcmir der Künste verlniinl: ti 1809—1824 . . 40 

4, Die ('mgcstaltung der Uauakadcmie und das üirectorat Kytelucin. i8a4— 1831 4« 

j. [>ie Allgemdiie Bmichule unter Beuth. ilji— 1845 46 

6b Oer Uetaeiipne von der Aligeneiiien Bnuchule ni der nenbcgifladeten Bau- 
akademie. iil4;--iS49 S4 

;. Du- >i.iu;r>.<i<li'it)ir i:iit<.r dem Dlrectorinm Buwe. 1S49— 1M6 

8. Das Dircctorium (jrund. i8(*- 1873 6a 

9. Das Directorat Lucac. 1873—1877 65 

10. Du interiinistisciie Directorat Hagen und das Directorat Wicbe. Dcccmbcr 1877 

bte April %*n 70 

II« Die f iewer! rak.nlcin;?\ 

i. Die Technische Srhule (seit itüj: tjttu rrbeinstitutl unter Heuth. i8»i — 184;; . 75 
a, Dia <jewcrl>ein!ititut unter der I^itung von Pommer - Kschcs (1845—1848}, 
von Camalls (Augoat (848 bia Januar 1849), Egena (1S49), DruckenmflUen 
(I. October 1849 bia 1. October iS$6) 83 

3. Das Gewerbeinst ilut (seit 1866: Gewerbeakademic) unter dem Directorat Notte- 

bohm. i8c7 his 1. Januar i8t>S 87 

4. Die Geu< ii,< .ik.«i';mie unter dem Directont Reuleanx« 186B — 1B79 .... 9a 
III. Die Technische lIüvim;huleL 

1. Ihre Entstehung 101 

a. (jhronik der Technischen Hochschule vom 1. April 1879 bia cur Uebersicdlung 

in das neue Gebäude 1884 ^ loj 

3- Znr Entstchunffigeachicbte dea neuen Gebtadca irs 

Schlnlawort 114 



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VORBEMERKUNG 




Is ich im Jahre 1884 mit dt ni < hrcnvnlkn Auftiajjc lictraut wurde, fdr die 



Xm. Fcütscbriit der Tcchnisjcben Hociischuie «ur Keicr der Einwciining ihres neuen 
Gebäudes eine Ueberiicbt ihrer Geschidite und eine Sddkleniag der btäden An^ 
stalten, u» deren Verdnlgux^ sie hervorgegai^en, so liefern, entsddo& ich micli, 
die Geschidite der Bauakademie, besonders in ihren Anßn^^'en , weil über dieselbe 
im ZusamTnonhanj»o noch nichts ver<'ifTentlicht wonlon, aii^riihrlichcr zu behandeln, 
über die Geschichte der Gewerheakadcmic aber, unter Hinweis auf die gelegent- 
lich der Feier ihres fünfzigjaiingen Bestehens im Jahre 1871 vom Geh. Ober- 
Baurath Nottehohm veriÜFentlichte Chronilc ehien ldkieren Ueberbiicle xa geben. 
Da die wicht^eren Ereignisse an der damals fQnfjihrigen TechniBdieB Hochsdinle 
vom I. Juli 18^1 an im Anhanj^ der f^cdruckten Prognnunc mitgetbeilt sind, wwde 
auch dieser Zeitraum nur kurz behandelt. 

Diese historische Skizze liegt hier in einer zweiten Auflage vor, welche manche 
genauere Angaben und sonstige Aenderungen enthSlt. 

Gelegendiche biographische Bemerkungen und Charakteristüeen werden nur 
von bereits verstorbenen Angehörigen der drei Anstalten gegeben. 

Die Namen der gegenwärtig an der Hochschule Wirkenden sind, WO sie zum 
ersten Mai erwähnt werden, mit einem Sternchen versehen. 



DobberL 




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DIE BAUAKADEMIE 




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I. DIE GRÜNDUNG DER BAUAKADEMIE. 1799. 



Die Pflcfje der Architektur war bei der Bogriindimi,' der Rt-rlincr Akademie der 
Künsii al« eine der drei Hauptauff^abcn derselben ins Au^je gofafst. Laut der, 
unter dem :ri>. Marz lOgy vom Kurlürstcn l'ricdrich III. vollzogenen Stiltungsurkundc 
war der Akademie neben dem allgemcitien Ziele „der mehreren Etablinmg und 
d!'«.fn nützürhrrrn Fortpflanzung' nllcr Künste und Wissenschaften in den Kur- 
biandcnburjjischen Staaten" die besondere Aufgabe gestellt: zur Aufnalitne der Maler-, 
Bildhauer- und Architckturlcunst mitniwiricen. Dcmgcmäfs finden wir auch im 
l'nterrichtsprogranun neben den auf Malerei und Sculptur bezüt^lichen Fächern die 
Architektur erwähnt. Was specicli diesen letzteren l'nterricht bctriüit, so wurde „ia 
dem Collcgio Ober die Civilt>aulcunst zuerst der allgemeine BegrifT der Wissenschaft 
entwickelt, ihre Eintheilung vorgetragen und sodann die I.itteratur der Haukunst ab- 
gehandelt. Darauf folgte die Lehre von di>r zwcckmäfsigen Linrichtung der Gebäude 
mit liinMcht auf die Eigenthümlichkcitcn des Landes und des Klimas. Sudann 
wurde die Lehre von der ConstmcHon der Gebiude in Hbaicht auf Dauer und 
Snliilität, theils im nl!i;enifinf n , thr-i!« nnrli ["t-n (>t siini!iTen Reiliirfnisscn der Ocrtlich- 
kt it vorgetragen. Dann folgte die Lehre von der Decoration der Geliäude, wobei auch 
ein architclctonischer Schriftsteller (z. B. Vignola) erkifirt und nebst der Litteratur 
dieses Atwihnittes der Architektur auch n<ich die besondere rimamcntenlehre 
abgehandelt wurde*'.') Wie für die besten Arbeiten in der Malerei und Bildhauerei, 
so wurden auch für diejenig( n in der Baukunst I^micn vcrtheilt. 

Wie die nahen Beziehungen der Akademie zum Haufache auch in der Folge- 
zeit fortbestanden, ersieht man u. a daraus, dafs im Jahre 17-0 Friedrich der Gro(se 
„zum V'ortheil der mathematischen Wi^^senschaften und zur Verbindung des .Schönen 
mit dem NOtzIichcn die Akademie der Kflnstc mit dem in demselben Jahre gestif- 
teten Ober -Baudepartement geleg<'ntlich vereinigt wissen wollte imd darüber die 
geprüften Vorschläge die2>es CoUegiums erwartete".^) Das Gutachten des Obcr- 
Boudepartements fiel freilieh t'emcinend aus und somit wurde die geplante Verbin- 
dung nicht ins Werk gesetzt, allein schon der Gedanke einer solchen d&rftc für 

') S. den Ahmuk am denn Confcrcni- Protokoll vom >. Apri] 1706 bei Levesow, Geschichte 
der Kr>in%;1irht n Akademie der bUdcndcn KOnste und mcchanisdicn WisBVMChaficn au Berlin. 
180H. 14. 

*) Lcvezon-, a. a.O. S. >o. 

3* 



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20 



das Interesse bezeichnend sein, welches an höchster Stelle der Baukunst gewidmet 
wurde. 

Am 2 \. Juni 1773 wurde chic Vcrfligimg zur Kcf»diing des Bauconducteurwe<«civs 
erlassen. Dii selbe vcrianjjtc von allen, die eitu- Kaucondiicteurstclle zu erlangen 
wQnschtcn, die Mrlernim^ der JUf Baukunst nothwcndijjen Wissenschaften als: „Alles, 
was von Feld- und Landnic^^ern I' inlt-i t w.u] R. clii nkun-t , t:ic < ii ctiscln- Geo- 
metrie, rianunetric, Lehre vom Wasserwiigen, Zeichnen, llandschritt. Lebung im 
schriftlichen Vortrage',, Temer Mechanik, Hjrdrostatik, Hydraulik, Aerometrie, Civil- 
und Wasscrhaukutisf I 'i.i aber denjenigen, die sir'i diesem Bernte widmen wollten, 
die Miiglichkcit zu geben, sich die crfordcrliclicn Kenntnisse anzueignen, ward fest- 
gesetzt, dafs die HH. Gerhard und Holsehc, Mitglieder des Ober-Baudopartemcnts, 
„und welche hiesige Gelehrte sonst noch Zeit und I^ust hätten", die hetreft'endcn 
Vorlesunjjen ankündi^jen sollten. Gerhard übernahm nun den Unterricht in der 
Physik, Mineralogie und Chemie, Holsehc die theoretische und angewandte Mathe« 
matik, die prakti.sche Geometrie, Markscheidekunst, die Civilbaukunst, die Hütten- 
kunde und di<- Anfertit^un}^ von nauansclilaiien, ' ) 

I>ei Jahre darauf trat in Üerlin für nur kurze Zeit ein Institut im Leben, 
das in <.;ewis8em Sinne ijercits als Vorläufer der heutigen Hochschule anzusehen ist: 
eini' „l-^cole de gänie et d'architecturc", auf den n von 1771 bis 1775 dauernde 
V'firbereitnn}^ un<l KinriclUunj* Prof. l)r, Galland-/ neuerdin^js die Aufmerksaink<it 
fjeknkl hat. Nach den» J'tan dieser l'epinicre, zu deren Studien zunächst nur sechs» 
Ehnrcn und zwar ausgewählte Staatsstipendiaten zugdasscn werden sollten, bestand 
sie au«; twi-' flasM-n: I. ,.Sa1t' dr i;'»-."" fiir anj,'<hende Inj^inieuroffiziere iLeit<r- 
der franzosische Mathematiker .Marsson), II. „Classc d'Architecturc" für angehende 
Staatsbeamte <Leitcr; Architekt Langhans). Die Zeichcnubungen, bei denen aufscr- 
dem ein ..Zeielienineisier und MoiK'Uirer" beschäftiget war, fanden in ein«m ijröfseren 
zweifenstrigen rartcrrcraum des Künii^lichen Schlosses statt. Leber die weiteren 
Schicksale dieser „Eeole" fehlen bislang {gesicherte Nachrichten. 

Als die im letzten Lebensjahre Friedrichs des Grofscn durch den zum Curator 

ernannten Minister von ll< iniiz in .Xn^riff j.;enomnien»- l'icorganisation dir Akademie 
der Künste unter König Friedrich Wilhelm II. ins Lt^iien trat, war, wie daij Reglement 
vom Jahre 1790 lehrt, der Architektur auch wieder Spielraum gewährt. Im $ it 
h< ifst I S „Da die Werke d< r iJaukunst vorziij.;lich den Geschmack der Nation be- 
stimmen, so sollen auch der iet!esniali5.;e Hirector des Bauwesens in Unseren Resi- 
denzen und einer der Ober- nofl)aurUlhe, welcher den «irTentlichcn Unterricht in der 
Architektur ertheilet, im aka<lemisehen Senat aU Miti^lieder de^s» llicn Sitz imd 
.S'.inmie haben, und sollen von den jahrlich aiif/iifiilin-nden Gebäuden tliejenigen 
Zeichnuni;cn und Modelle, welche der C hef des Ober - 1 bifbauamtes für gut finden 
wird der Akademie vorzulegen, in den Versamnilung<'n derselben genau geprüft und 
beurthcill und htcn'on vorzüglich Veranlassung genommen werden, über die wahren 

') S I.iuKk ii; A ul) ili r ■ .1: rhi*<v.i Dtiis« h( n J.< lir.iii--t.ilt ' l>i> /um ti rhnicum" , in «Irr 
WocheriüChlilt .Dn VIII. J:tluj>. insi. S, II, i.v 

'j Vrrjjl. VoÄs. /tu-. Nmnt.iijslK-ilaBe Nr. 3<>, <H<>'*, auch tlie lür »lic (jeivchichte ticn 
terhnisrbcn rnterrichtsweMm in PrcufM'n wichlii^n Acten de> iireufsischcn Geiieifflcn Htaais* 
archiv« im /W/nttf 3li|>e<lnickt Mn«l. 




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BKCHKRER 

OBER - HOFBAURATH 



I. Dk Bmuluwtemic. 



31 



lind einfachen Grundsätze des Schönen seine Ideen sich mitzutheilen, und Ober die 
besten Mittel zur Verbreitung des guten Geschmacks sich gemeinschaftlich zu be- 
rathschlagen. Auch sollen in diesen Sit/.unj^en die l"ortschrittc der Eleven in der 
Baukunst >,'cmcinschaftlich untersucht und Uns die fahijjstcn davtm zur Unterstützung» 
um auf Reisen zu t;i ht n und an den vorzüglichsten Werken der AUen und Neuem 
selbst die Kunst zu studiren, in Votschlag gebracht werden". 

Was den architektonischen Unteiricht an der Kunstakademie selbst betrifft, so 
stand derseihc seit ijo" unter der I>irection des Ober- Hof hauraths Hccherer. 

In dieser „Architektonischen Lehranstalt bei der Ak.idcinie d<T Kiinste" wurden 
Vorlesungen über die Cunstruction und Vcranschlaj^ung der Stadlgebäude, über 
Geschichte und den guten Geschmack in der Baukunst gehalten und ward Unter- 
richt im nichiti^ktonischen Zeichnen ertheilt. Im Jahre i-<»8 wirkten an dii -n 
Institut aufser dem Director Uecherer, der zugleich als erster Lehrer fungirte, der 
Professor und zweite Lelircr Gcntz, der Bau-Inspector Meinecke als dritter Lehrer 
und der Zeichner Koesel. ') Auch Prof. Johann Gcorg Moser hat an der aka- 
demischen Arcbitckturschulc gewirkt. 

War so die Architektur besonders nach ihrer ästhetischen Seife in der Kunst- 
akademie vertreten, so stellte es sich doch bald aufs neue her.iuv, (i.ifs für einen 
auch nach der technischen Seite l.in \i llkommen bcfriedij;enden Unterricht Vcr- 
anfitaltungen zu treffen waren, welche über den Rahmen einer Kunstakademie 
hinausgehen. Treffend sprach sich nach dieser Richtung der Architekt Christian 
G' Hi !!i in einer am .Anfang; iles Jahres 170'» il<'tn Freih«-rrn von Heinitz übt-rreichten 
Denkschrift aus, welche in dem folgenden Jahre unter dem Titel „Idee einer Aka- 
demie der bildenden Künste" im Druck erschien. Hier heirst es: ,.Dic Architektur 
selbst kann in der Akademie nur als schöne l il 'i n !e Kunst Lintjang finden, und 
diese schliefst darum jeden Zweig jener ausgebreiteten Kunstdisciplio aus ihrem 
Kreise aus, der nicht diesen Charakter hat. Die Maschinen- und Mühlen-, die 
Wasser-, die Fesluu^s-, die Sclüflsbiuikunst bUnben tiemnach von ihr entfernt, untl 
nur die Civil - oder die eigentliche schöne Baukunst nimmt sie als Schwester in ihre 
Gesellschaft auf". 

Dafs derartige private Vorlesungen, wie die oben erwähnten, nur ein schwacher 

Nothbehelf war«'n, üej^t auf der Hand. Man versuchte es alier doch noch l inmal 
mit einer ähnlichen Abhülfe. Es vereinigten sich vier Mitglieder des Ober -Bau- 
departements, welche in den Wintermonaten iiber nachstehende Gegenstände Vor- 
lesungen hielten: der (jeh. Ober- Haurath (iilly üixr den .Schleusen-, hriicken- und 
Hafenbau und über Construction der Gebäude; der Geh. Ober-Iiaurath Meneelius 
über ökonomische Baukiuist ; der Geh. Ober-Baurath Eytelwein über Statik, Hydro- 
statik« Hydraulik, Maschinenlehre. Deich- und .Stronibaiikimst , und der ()ber-Ijau- 
dep.nrtoincnts- .Assessor Zitelniann ül>er Arithmetik, Cnonietrie, Trif^'ononutrie und 
Ueldmefskunst. Aufserdevu crthcilte der Ober- Hof bauinsjiectur G iUy jun. Unterricht 
im architektonischen Zeichnen. Dieses Unternehmen erwies sich aber doch nicht ab 



') £rb& des Curatoriums der Akademie tlerKAnatc vom lü. Dcccmhcr tj'fi (in A>>schrift), 
im Archiv der Technischen Hochschule. 

') ,,/ur JuiH liei< r lOgfi- iSgA," KOniüiiche Akadcuiisehc Hachsehuie für die bildenden 
Känüle xu Berim, 46. 




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22 



ind TcchniKlw Hodudiulc Iiis 1M4. 



ausreichend, ditn Hildungsbcdflrfnifi« ansuchender HaiikünMicr „lür die Küni^ticlun 
Provinzen" abtulu-lfcn, weil wegen Ablialtunj^ durch andere GcschSfte und manchi rli-i 
Schwicrinkoitcn die Mitglieder dieser Anstalt «ehr oft gezwungen waren, ihre Vor- 
ksiuiyen tiniu-stcllen. 

So lief« denn das Obcr-Baudcpartement durch die Geh. Räthe Riedel, Gilly 
und Iiytclw» in den I'lan einer l.eliranstaU ausarbeiten, welche die Bildung von 
baukünstlcm zum Zwccic hatte, und legte dcnscllK-n am 15. Februar dem 
Königlichen Generaldirectorium zur Benrtheilong vor. Auf diesen Entwarf bezieht 
^ch eine Cabinet>r>rdrc von» 15. Decembcr 1708, in der es hcifst: 

„Mein lieber Staatsmini>ter Freiherr von Schroetter! Eure Kla^t n über den 
durchf^ehends >tattfindenden Mangel guter Haubedienten sind sehr l;i ;ii ndet. und 
die Abheilung; dieM-> Mangels ist von dem ^nifsten Gewicht. Ihr hal t li.ilu r mit 
Rf rhi ilii Fi-icIk itr'isrHn n aufjjesucht, und ich pflichte Euren l'rtheilcn darül»er 
voiikonimen iny. Daher habe ich auch, was den schlechten Zustand der Bau- 
bedienten und der fibtigcn Cameralsubaltemcn in Ansehung ihrer Besoldung 
bi'triflft, der Finanz (/■ rriniivsion aufj;egelM-n, auf M'fV l zu des'-c 11 \\ rhf.s< nin|; 
zu denken, und dabey Euren Vorschlag in nähere Erwägung zu ziehen. Nuch 
wichtiger aU dies ist aber die Veranstaltung eines Instituts nach Eurem Vorsehlage, 
worin thc(nii-( fnr und praktischer I ntcrricht in der Oekonomic und Baukunst 
rrthcill werde. Ich glaube es wohl, dafs die bey d< : Akailcmie der Klinkte 
befindliche Lehranstalt, da mc den Prachtbau zum Haujit^t^i n»tand hat, in ihrer 
jetzigen Gestalt dazu nicht geschickt ist, darum aber kann Ich mich nicht gleich 
711 einer e"'.;cM(n L,'an/ ni'(i<'ii Anstalt entschlielsen. Die Fundriffunit«- tlrr ri.uht- 
und Oekonomic- Baukunst .sind dieselben, und da diese schon in der Lehranstalt 
der Akademie gelehrt werden, so bedarf es dazu nicht neuer Lehrer mit neuen 
(jehälten; sondern es wird nur damiif ankommen, einige neue I.rnr-t' I'i'ii fiir die 
(Jekonomie und Landbau dabcy zu errichten, die dazu erlordcrlichen Instrumente, 
Modelle etc. anzu-tcbaflen, solchergo.stalt die schon bestehende Anstalt zu crwrttem 
tmd einen zweckm.1f>i^en Plan fiir den I ntcrricht zu machen Hierüber habt Ihr 
Euch mit dem Etatsminister l-'n-ilu-rrn von Ik initz, welcher schr>n damit beschäftigt 
ist, die Art und Weise, wie beide Institute miteinander verbunden werden können, 
zu untersuchen, zu vereinigen und i^enuinsehaftlich mit denj>elben fernere Vor- 
scblaj^e zu tlnin, die aus tier von Euch ^,'e.iur>.erten B -^' rLiniis, daN die zum Bau 
eines neuen llausj s für diese Anstalt ausgcinitteUc lH <|ui iiie Stelle Euch entgehen 
mochte, nicht übereilet werden dürfen, weil das erforderliche Emplacement allen- 
falls «lurch .'\ufselzunt; einer zweiten I^taj^e auf der halben I"i..nte des Akademie- 
gebäudes gc!>ciiafft und also auch das Geld für einen anzukaufenden Platz erspart 
werden kann."M 

Der StaatsiDini^u I I'reiherr von Heinitz, der bei der Reorganisation tler Kun>-t- 
akadcmie, wie >ch<'>n früher it-'^i bei der Stiftunt; iler Ber^jakademie zu I-'ieiberj.;, 
sein bedeutendes organisatorisches Talent an den Tag gelegt hatte, als Curaior der 
Akademie der KCm-ste, und der Minister von Schroetter, als Chef des Ober -Bau- 
dcfiaftcments, schenkten der Angelegenheit warmes Interesse. £s wurde eine Com« 



*t Abschrift der CaMnrtsorilrc im Arehiv der Teclwisrhcn Hochschwle in dem Ilirftc: 
Acta Generalia, hx'KCII ElaiilirunR *Wt KCnitsi. Baiiakademk* und des damit yrrbundcnrn IMrrctorii. 




ifldsäon aus Mitgliedern des Ober-Baudcpaftements (Riedel, Gilly und Eytelwein), 

des Ober -Hof bauamtes und der Akademie der Künste '.Geh. Finanz-Rath Bouniann, 
Kriegs -Rath Langhans, Ober-Hofbauratli Beclicrer, Hofbaurath Hirt, Kector und 
HofbHdiauer Schadow, Arcliitelct Geneiii) unter dem Vorsits des Kancicrs und 
Gehetm-Raths von Hoffmann gebildet und mit der Prüfung des FIane.s betraut. Hier 
wurd»' dcr«-lbe noch einmal überarbeitet und am 14. Ft-briiar lym ein vollständiger 
Entwurf zur Errichtung einer Bauakademie überreicht. lici diesem neuen Plan wurde 
angcnomiaen, da6 die bereits bei der Akademie der Künste bestehende Lehranstalt 
erweitert, in eine alljjemeine Bauunterrichtsanstalt unter Hrm Namen einer Bauaka- 
demie verwandelt werde und mit der Akademie der Künste und mcciianischcn 
Wissenschaften tn Verbindung bleibe. Audi räumlich sollte diese Verbindung fort- 
bestehen, indem fiir die in Aussicht genommene Bauschule der Ausbau des Marstall- 
gebäudcs lind die l-'rrichtnnt; eines zweiten Stock-wrrks auf diesem F"lüj»el geplant w'ar. 

Nachdem dieser Entwurf noch einige Abänderungen erfahren, „apprubirlc" der 
KCnig am 18. Marz die GrOndung der Bauakademie und am 13. April äie ihm von 
den oben n tutiirti Ministem Unter dem 30. VÜn eingereichten „Grundsatze" zur 
Einrichtung derselben.') 

Die Cabinetsordrc vom t8. März ist neuerdings von P. Wallfi in seiner Ab- 
handlung: „Aus der Geschichte der Technischen Hodisduile in Herlin" im Central- 
blatt der Bauverwaltim^' iStm, Mr. 31), S. ijH nach dem, von dem r,<h. Cabinets-Raih 
Mcncken herrührenden, im Geheimen Slaat!>archiv aut bewahrten Entwürfe veröffent- 
licht worden. Sie handelt hauptsächlich von den IQr die Errichtung der Bauakademie 
Crfordrrlirhrn f.nrinr'cllrn Mitteln, .'in vcrhcirvt sie fi:r die „in Verbiri'liin:; mit der 
Akademie der Künste" zu errichtende allgemeine Bauuntcrrichtsanstalt die As>ignirung 
der „tar ersten Einrichtung ein für allemal erforderlichen Summe von dreitausend 
vierhundert Thalem", femer soll zur Unterhaltung dieser Anstalt von dem Geldbetrag 
samtlicher zur Revision an das (.^bcr - üaudepartcmcnt eingehenden Bauanschläge 
derselben ein Procent zugestanden werden, wenn auch der Konig sich vorbehält, 
die auf Soi« Thaler jährlich berechneten Unterhaltungskosten zu erinafsigcn. Dem 
Entwürfe der oben erwähnten Conmiission gemäfs wird auch hii-r noch die räumliche 
Verbindung mit der Akademie der Küastc festgehalten, indem der König gesonnen 
ist, auf der halben Front des AkadcmicgebSudes noch eine Etage aufsetsen m lassen, 
doch erscheinen ihm die daliir erbetenen 3.^000 Thaler alles Vc rhältnifs zu über- 
steigen, da „Ihr, der Etatsministcr bVeihcrr von Schroetter, zum Bau eines ganz 
neuen Hauses nur 18000 Thaler bis 20000 Thaler verlangt habt". 

Suchen wir zunächst an der Hand der Acten*) uns eine Vorstellung von dem 
Wesen der Bauakademie bei ihrer Begründung zu machen. 



') S. KytclwcMii, N.ichricht von ilvr Krrichtuni; «kr KOnii;licIicii RauakaJf'itiiv m Knlin, in 
der Sammlung von AufsAticn und Nachrichten, die Baukunst hetrcflend. Jahr|[.);99, Band II. S.iSff. 

f f iJGnindsatte zur Einrichtung dervon des Kunit^s Majestät darch die AlterliAchste Cabinrls- 
(inlrL- vom iS. Mär/ t-')i) ,t|i|iri>liirt(-n llaiiakadcmii'. [2] .Mlirluk-h-stcr l'rlafs ilrN Kmiiys Krivtlricli 
Wilhtlins III. „an die Ktatsnunistrr l'Veihcrni von lltinit/ und von .Srhroitttr , I'utsil.iin diu 
IJ April \'')') \ Heidt- .Xctt nstückc- in .\l)schnft im .Xrchi^- d(.T Technischen Horhschulc. j] Tulili. 
candum wegen der vorläuligcn Einrichtung der von Seiner Königlichen Majcst&t Allcrhöchstaclbst 
unter dem Namen eine« K^taigUchen BanakiHlrmic «u Berlin {cstiAetcn allgemeinen Banuntcrrlchts- 
anstalt de dato Berlin den 6. Juli 1^9. Gedruckt bei George Decker. 



hraaliadiaiii«, GcwMbcaMcmw uBd TcchBÜdie ilodnrliiik Im 1W4. 



Wif wir bereits oben saben, blieb ein ifcwisscr Zusammenhang zwischen der 

nrm n An>t.ilt und ili r Kunstakadeniic lu stLheii. So Icscn wir »Ic-iin: „Weil der 
L ntorriclu in Jer Baukunst in Verbindung mit dem Unterricht auf di r Ak.uliniic 
drr Künstf 'itrlu t, so ist die Bauakademie ein Eugchöriyer Thci! von der Akademie 
di-r Kiii)>(<- uiul su-ln-t iini<T di-in ;^i-iii<'iiivc)i;iftltchcn Curatorio des jedcitmaligen 
Chvfii »Ii r Kmistakadcniie und ili s <^ >Ih-i - liaiidriiarlfnicnt--". 

Dci Zweck der iKucn Aa^iaU ist „die theoretische und prakti^citc Bilduiij» 
tüchtiger PeldmcsMT, I^nd- und Wasser* Baumeister, auch Baubandwcrker, vorxQ|^ich 
Tur dt<- Kiini'^lichcn Staati-ii, woln-i jcdocli, inxift in es filme Nacfatbeil der EinlSnder 
^cM-hehen kann, auch Ausländer zugelassen werden können". 

7.«r Erreichung dieses Ziele* ist in nachstehenden Wissenschaften und Künsten 
,.in den v<ir^* >chriebrn< n (Irenzon" M l'nti rriclu zu i-rlluilt 11 : 1. Arithm i l , -". A!- 
yi lMa, .i- Geometrie. 4. Optik und 5. l't ispcctive, 6. I'< ldni< Iskunst und Nivt liircn, 
verbunden mit L'cbunj;en aut ticin l-eldo, 7 Statik fester Körpci , ö. Hydrostatik, 
«I. ^k■ch«nik fester Körper, i(<. llvdraulik, 11. Maschinenlehre, i;:, Bauph>iäk, 
I V Cuiistruetion der einzelnen Tlu-üe eines Gelfaudes nel)-t der l.ebre \<)ii den 
Inxtudeien ArLieitcn der D^iuhandwerker, vcibundeii mit praktiMrliein Lnterrtcitt aul 
den Baustellen, 14. Ockonomischc Baukuast, 15. Stadtbaukunst, verbunden mit 
jtraktisciiein rnterricht auf der ISausti-l" . i' Stc 'ii und Deic)ibaukunst, i7.Schleu- 
>en-, liatcn-, Brücken- und Wc^cbaukunst, i b. Kiiti.schc GcsciHchlu der Baukunst, 
i<i. f nierricht im Gcschäftvittl. 30. Freie TIandzeichnung, 2 1 , Architektonische Zeich- 
nun),', -■- Siiuatioiis Kartenztichnunj^, jj. Maseliinenzeichnung. 

Die unniittelfiare Leitung der Anstalt wurde einem aus vier Mit^iirdiMn be- 
stehenden I )irectorium anvertraut, dessen l'räsidium jährlich wechsein sollte. Die 
Reihend il^t- wurde durch das I.oos hi -timnit. 

I)ie Directorrii haben den l'nterricht s« /.u leiten, dafs Vor .illen Oin^^eii die 
Bcdürfiiiisse des Cauieral-Bauwcüens> befriedigt und auf die ICi^enlieilcn dei ver- 
Mchiedenen Provinzen kikksiirht genommen werde. Sic haben den Lehrern AnwciMing 
und Iliitfe in Hetretf des Vortraijs zu ertlu ilen und iTir i^ute I.eln biiclier zu sor;.;en, 
eventuell »olcho durch die Lehrer ausarbeiten zu lassen. Den Dircctorcn ist Icrnur 
die Rmnsinn der Collegia imd die Sorge für den nöthtgen Zusammenhang des Unter- 
richts anv( rliaut \Vichtii,'e und verwickelt«- .\i>tlinlun;^en haben sie selb-t vorzu- 
tragen und den Hauelcvcn zu erläutern. In Betreff des praktischen L'nterrichts halien 
sie die jungen Leute nach ihren Fähi^kc iten zu verlhcilcn und die in jedem Jalirc 
vorzunelim. nd. n öfYentlichen Prüfun^i n der iJ.isi ! vi-n zu veranstalten. 

W'.iv den xnlun erwahnti 11 [»raktisehen rnttiriclit betritft. so war die Kin- 
lichtun^ jjetioifen, daf;» „die /.«ij^linjie die hiesigen Kunii;lielieu Lkmten besuchen 
durften, um unter der Anleitung eines oder des andern Lehrers sinnliche Ueber- 
/eii;:iin.; V'-n dem /u ei!);iltrn, w.is ihnen i>ei den X'orli -.uii.;> n \or^;etrat;i.n worden'-. 
Auch waren die beim Bau angesteiitcn „artis {icriti" verbunden, zur Belehrung der 
Zöjilmge eine jede aufgi'Wi»rfenc Frage ohne Rückhaltting mit Bestimmtheit zu heant- 
H<'it'. n Feiner wurde den Krie^'s- unil noinainenkaiiinK in aut^i tn^en, am l.iiu« s- 
anlang die in ihrt'n res|)cctivcn t'ruvinzcn vorkommenden l.And- und Wasserbauten 

•1 Ih n mri-H-n «I»t !'4H'l«-irh im Text aufiqführciwlen Itnttrriehtsjp-jjciistÄmtc is«l in den 
. (iruiKl!i.ii/en" %-tw kiir/e |iiliaU«.iii];aliv des zu l»cn'äHi]}en4lvn i,chrsii;1Ti'& l^eigcKclicn. 



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L Die BMriuulemie. 



35 



ansuzeigen, um die schon geübteren Zf'glingc der Bauakademie dabei als Aufseher, 
Materialiencmplangcr 11. dcrgl. anzustellen.') 

Den Dircctorcn «iirde ferner eine Aufgabe zugewiesen, welche den Zusammen* 
hang der Bauakademie mit der Kunstakademie näher charakterisirte. 

r^as Reglement I&r die Akademie der biliK-niU-n Ki'instc und mechanischen 
Wisscnscbafttn vom Jahre 1790 hatte neben der Pflege der Kunst auch die 
Fürdciiing den Kunsthandwerks ins Auge gcfafsL Dcmgcmäfs bestand an der 
Akademie der Künste eine „Kunstschule** für „Lehrlinge und Gesdlen soldier 

Ifnui K\ rrkiT und Fnlirikrintcn , tiic 7'\ tjcsrluiiarkvi i!u-ii l'^riiirn und Verzierungen 
ihrer Arbeiten dc^> Unterrichts im Zeichneu oder in der Geometrie und Arcliitckmr 
bedürfen ". Aehnliche Schulen waren auf Grund desselben Reglements auch in den 
IVovinzen, besonders in solchen Gegenden, wo beträchtliche Manufacturen und 
Fabriken bestanden, errichtet worden. Dir <i Kunstschulen sollten nun auch zu der 
Bauakademie in ein nähi-res Verhältnils -.'nacht werden und ihr in die Hand 
arbeiten.-) Sie sollten von nun an «lergestalt eingerichtet WCtden, dafs aufsnr der 
I>;-:;ui ii_;en , n'.if dr.< Ku(i>tlKinilwerk bezüglichen l'ntcnvristing „vorzüglich auch aul 
die Bildung der iJauhandwerltcr Rücksicht genommen werde". Demgcmäfs wurden 
folgende LehrAchcr in das Programm aulgenommen: 1. Anfangsgründe der Arith- 
metik luid Geometrie nebst Unteiricht im gcometri.schen Zrirlmen, .2. Anfangs- 
gründe der Mechanik, 3. freie i4andzcichnung, 4. architektonibchcs Zeichnen, 5. arciii- 
tcktonischer Unterrieht, 6. Modelliren und Bosstren.*) Solchen Bauhandwerkem. 
„welche vorzügücht- l'ähigkeiten und Talente bi-«.itzen und deshalb mit guten Zcug- 
nisücti von der Kunstschule versehen sind, .soll der freie und unentgeltliche Zutritt 
zu denjenigen Vorlesungen der Bauakademie, welche ihnen vor/iiglich nützlich sind, 
gestattet werden". 

denjenigen Directoren der Bauakadetni«'. welche zugleich Mitglieder des Ober- 
LHaudepartcnientä sind, wird es nun zur Pflicht gemacht, bei ihren jälirlichcn Kciseu 
in die verschiedenen Königlichen Provinzen die Provmcial- Kunstschulen „in Absicht 
des zwi ckiriiifsiL^. n Unterrichts fir i!u n.ni;;. .u -'.-!, iit< " zu revidiren und darüber an 
das Curatorium der Kun-stakadcuiie Bericht zu erstatten, „als zu wciciiem Ende sie 
zugleich Mitglieder der Kunstakademie und deren Senats sein sollen, um dadurch 
eine desto genauere Verbindung der Hauakademie mit der Kunstakadenn'e, besonders 
in Ansehung des Pruvincial-Kimstschulwcsens und dessen zwcckmäfsigcrcr Bearbei- 
tung zu bewirken. Die Ernennung der Lehrer (der Kunst- und Handwerfcsacbden), 
welche hauptsichlich aus den geschicktesten Eleven der Kunst- und Bauakademie 

') S. Acta we};c-n l'e.schäftigun}; der B.iutlevMi bei Kuiiigliclu n IJauttn. im ArchlT der 
Technischen Mi>chschulc. 

"'1 In dt r bereits erwähnten (.'al>inL-ts«>rtlrf vom 13. Aprit wird fest^esct»! . ,.<lafs jetzt 
Ul>d in der Fol^e von der jji-'-iimlen Kmnahmc des jährlichen B.iuakadeniieelats der vierte 'I heil 
zum KunstschulM-eacn insufem verwendet «erden soll, als solches ohne Nachtheil der Baoska- 
(temie geschehiM« kann". Dann heifict es weiter: ..In dieser Rflcksicht habt aber Ihr, der Etata- 
iii r--.'. r I t. Ii. rr von Heirni .' I i V< rvollk()[nr in'ir iiid En,veiti runj; der I'i(>\iiu i:d-Kunst.sehulrn 
li'ir BaiiUtHlieiile, Hau- und iiuderc Handaerktr datiin zu stiel>en, ilafs dic>e Kunstschulen der 
Bauakademie in die Hand .itl>eilen". 

*) S. „ürundsitze zur swcckmirsigcn Organislrung der bereits cxistircndcn und neu zu 
entahteiulen Kunst- und Ifandweritsnehttlen, mit besonderer Hinsicht auf die UnterweisunB dvr 
Banhandweiker", im Archiv der Tecbnisdien Hochschule. 

4 



S6 RmiluMlanir, (»rvcfliealMlcaiie ml Tecluixbe HaelMchiile h» iMf. 

XU Betlin erwShh werden »»ilen. bleibt dem pflichtmSfsigen Ermessen des Curatorii 

tjcr Akadfinic iilH-rlasM n . ji Uocl; -I i • i!t , (I if< in Ans« Inin;^ t^Us architcktoniMhcn 
Faches alle dahin einschlagenden baclun vun den Dirt ctnrt-n der Bauakademie b« 
dem Senat der Akademie der KÖnstc in pleno vor^( tiaj^cn und daselbst gemein- 
schaftlich entschieden wertl« n sollen". 

Kehren wir m: Hau.ikadeinic zuiüc):' 

Bezüglich der Aufnahincbtdingunjicii wurde (eÄljiesetzt, dals in der Kejjel keinem 
ein Reoeptfonsschein ertheitt werden solle, wenn er nicht ein Alter von 15 Jahren 

erreicht hat; nur in aufseioidentlichen I'allen kann das iJirectorium eine Au'-nnhnie 
verstatten. Dagegen kann der Ik-^uch dcti Cntcrrichtü in der freien Handzeichnung 
nach Befinden der Umstände schon vom «wölftcm Jahre an stattfinden. 

Was die «rforderlichen \'<>rkenntnis-.f l>etrirft, sfi iiiiif^ der Aiifzun<'hmende 

a) eine gute IcMrrUche liand schreiben und über einen ihm zu bestimmenden 
Gegenstand einen ortho^rraphisch richtigen Auftatz verfertigen können. 

b) eine Grundla<^e in lateinischer und französischer Sprache besitzen. 

r n-At I'crti^kcit alle Rechnungen, welche im gemeinen Ixben vorkommen, 
verrichten können. 

Dem Hauptzweck der An»tah. tOchtigc Baubeamte fiir den Staat zu bilden, 

entspricht die Bestinnmin^; . w<iiiach dicieni'^en Kri(';^s- und nifmainenkaminern , v. . Ichc 
in ihren Departements tüchtige Subjcctc haben, von welclicn zu hotfcn ist, dafs sie 
deriHnst als Fehhnesser oder Baumeister mit Nutzen anfiestellt werden k<*nncn, da- 
für sorjjcn sollen, dafs solchi- vor dem ersu-n Octohier oil< r ersten April jedt s Jahres 
hier eintreffen, weil ihnen »onst der Unterricht im Zusammenhange nicht erthcilt 
werden kann. 

Was die Dauer des Studnuiis anlan;^!. SO tind för die Feldin<-sser anderthalb 
Jahre, die I{aukünsiU-r J ' , J.dire in .Aussicht ^'en"m»>i n Für sulehe |-;ieven also. 
Welche ohne Vorkenntnisse eintreten, wiid ein /.eitraum von vier Jahren lieanspiucht. 
„Sollten indcs.scn Eleven schon mit mehreren Kenntnissen au^geröstct zur Akademie 
kr>nnnen. S'i l- '>Tr.fn s;c vom Besuche iler Col!cM;i;i über cliejiiiii^.n Wisscnscliafttn 
iK-freiet werden, v^onn »le nach dein erhaltenen IvxainiiuitionHattcstc !>ich bchon die 
hinlänglichen Kenntnis«« erworben haben, und es «oll ihnen dagegen freistehen, nur 
diejeni'^en Vorlcsiinj^en mit anzuhören, wijche iluun noch Insonders nöthij^ und 
nützlich itiad; dahingegen auch ein Lilcvc dun Um.ttandcn nach die Bausludicn in 
einem kQrsercn Zeitraum als vier Jahre vollenden kann". 

Ein besondi res Gewicht ist auf <lie .Xusbildun^ im l\ Kinu s.,) n Ii .^t In 
diesem Hetracht lauti>t ein«- lU stimmun'^ ..Da es al« r in ."sondi rhi it ilci K<'ini;;liche 
Allerhöchste Dienst erfordert, dal» vorzuj^licli luehli^e I''e'd!iK>ser ^;ehildct und diese 
bei Vermeskunyen angestellt werden, so soll es einem jeden I-Jevcn freigestellt 
werden, wenn er in di r I'i ldin« -Kimst sirh die ni'ilii^' i) Kenntnisse rrw-Mlii-n h.it, 
auf daj. desfailsige j.;ratis £u eillieilende Examinalionsaiust dei Diicciion die llau- 
akademic zu verlassen und zur Vollendung seiner llaustudicn nach einiger beliebiger 
Zeit wieder einzutreten". 

Nach gemachten guten Korischrinen werden die l;icven bei den vorlalUnden 
Bauten in der Ki'ni^jliehen Residenz und in den Pr«»vlnzen mit Nntzen praktisch be- 
schäftigt und n.ich dem iu rindfu als Cadets i..!et .Xuisehei .hil^, stellt; auch srJlen 
einige Hieven, weiche den mci<Hlon I'l«-ifs und ditr be.sic Application zeigen, auch 



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I. Ple BMuliadeinle. 



'9 



eine Aufgabe von einiger Wichtipkelt am besten bearbeitet haben, zur Belohnung, 

um sich noch mehr vcrv<)!ll<ommncn zu liönncn, auf Reisen i;c>andt und ihnen die zu 
diesem Ende nToidciliclicii I\i-is(;L;ol Jrr aus dr: nanakaiJi'niiokassc bcwiliiflt werden. 

So trat denn die bauai<adcmie wesentiici) als Bau - bcaintcnschuic ins Leben. 
Es war die erste Anstalt dieser Art in Deutschland und hatte ttberhaupt nur dne 
Vorgiin^jcrin tu iln im Jahre gestifteten Ecole polytechnique in Paris, weiche 

aJ>er einen mehr militärischen Charakter hatte und sich aiicli dadurch von der Bau- 
akademie unterschied, dafs einmal ihr Programm weiter ging, insofern es die Vor- 
bildimg zu allen Zweigen des öffentlichen Dirnstes umfafste, welche gründliche 
Kenntnisse in den mathematischen, physikalischen und chemischen Wissenschaften 
erfordern, also dem i in-iraann der späteren Technischen Hochschulen nahe kam; 
dann aber ihr Ziel nur eine aligemein wissenschaftliche Vorbildung war, deren Nach- 
wr(>: nach zwcijährig*»ti) rm-^ti'; ?iim Eintritt in solche Specialschu!ni 1k lechtigti-, 
welche die eigentliche fachmälsige Ausbildung vermittelten, wie die Ecole des ponts et 
chatiss^, des mines, d'artitlerie, des faig^nieurs milit^res, des gfographcs usw.') 

Die neue An-^tnlt wurdf nun doch niclit, wie anfangs licahsichtii,'t war, in der 
Kuitötakademic, i>ondcni in dem von Heinrich Gcntz in den Joltrcn i/vb — löoo 
errichteten GebSnde der alten, damals „neuen" MQnxe am Wcrdcrschen Markt 
untergebracht. Dasselbe war ursprünglich nur für die MOnzc, das Mincraliencabinet 
und das Ober-Iiergdepartcment in Aussicht genommen, wurde jedoch noch während 
des Baues zugleich fiir die Bauakademie und das Obcr-Baudepartcnient eingerichtet 
So ist denn auch in den Darstellungen des nach Friedrich Gillys Entvvurf von 
Schadow a!i^<;:efTi!iiti'ri Frieses, der in »Miseren Ta<^'<>n an das Gebäude der jetzi-^cn 
neuen Münze übergeführt worden ist, mit auf die liaukunst Bezug genommen, und 
die an der alten Mfinse bis zu ihrem Abbrach im Jahre 1884 nod) erhaltene In- 
schrift besagte; 

„Fridericus Guilclmus III Rc.k Roi monetariae, mineralogicae, 
architectonicae MDCCC.** 
Im Friese über den Silulcn der Fa^de las man aber den Vers: 

„Hier belehrt die Nalur liun Ii ihre j;<'urdlietcn Ente, 

llitr veiwandelt in Gt_'!<! ihre Mclalle ilie Kunst. 

Ihr, und den bauenden KUnsten Uber und unter dci Erde 

Oclhiet und weihet «nd KhOtit Friedlich Wübcbn dies Haus.«' 
Das dritte Stockwerk, mit Ausnahme einiger weniger Räume, die für das Berg- 
dcpartcmcnt vorbehalten waren, wurde der tiauakadeinie angewiesen. Die Säle und 
Zhmner wurden durch auf Consolca und Tabletten aufgestellte Modelle verziert,*) 

'J S. Kapport sur rciucignemeot de l'Ecole pobtechnique adresM^ in M. le Minittre de la 
guerre, par la cummisBlon mixte nommfe en ex^cotion de la loi du $ juin iSso. Anfangs hatte 

man <lL'r tcule i>iiKtcclmi<|Ue oder, uic sie zuerst genannt wurde, Kcolc renir.-ilc des trav.iux 
IHiblies auch dtesin yanrun anKcwatnUen Theil «les l'nteiricliti-s zimciscn wollen, iin<l <lem- 
yemUI» die daiti.ils in tieleii Veifall ßcratlKiKti .llten n 1*"achschu!cn , di<- KcoJcs sjHTlalcs d appli- 
cation eirmchen lassen, Bereits im Jahre ij'ij «unkn ahcr die leuicrcn «ic'<Icr eingerichtet, 
nan aber in den im Text angefAluteti Zusammenhang mit der polytechnischen Schule gebracht 
*i S, Genta, BeschreilMtag des tmnesn Kftniglichon Mün^^cb.'iudes, in der „Sammlane von 
Auraltien und Nachrichlen, die Bmikiinst belroAcnd". J<ihr<^ati<< 1800, Bd. I, 5. 140*. mit AWiil- 
düngen. Vergl. audi „ Berlin und seine Bauten", s. AvH. iSgo. Th. II,S. 373. 



BandiMianii, GcwnlMäkadniw iwd Tcchabdie HockM^uk Ins 1M4. 



Nachdem die Vorlesungen bereits am 2 t. April 1799 Vorlauf^ In den Rluoicn 

der Kunstakademie l'nter den Linden cröflhet worden, begann in dem neuen Ge- 
bäude der Unterricht im Octobcr iHi>i>.>) Wie viele Schüler damals aufgenommen 
wurden, läfst sich nicht mit Sicherheit angeben. In dem für i7«»i( 'tH<»o aufge- 
stellten Etat sind an „^^atriculgeldcrn" 100 Thaler „von ungefähr 10 Studenten jähr- 
lich h 10 Thalrr verzeichnet, d.i/u k.imt^n nbor ilii- T"I< \i ii, dnii n die Immatnculation<- 
gcbührcn erlassen wurden auf drund des Abschnittes IX der „Grundsätze" vom 
30. Mänt tjo*), wonach „unvermögende Bauhindwericcr sowohl als andere mit vor- 

zü'jlichtn T.iU-iiti ii .ui--i;Lrii-;t<.'tc Subjecte, bcsondiT-: nlu'r dir rum rlcn Prö\iiici:il 
Kunstschulen mit guten Zeugnissen anhcro iconunendcn fiaubeflisscncn von Erlegung 
der 10 Thater befreit werden konnten". 

Das Directorium bestand aus dem Olu r I Inl lmir.ith Becherer, dem Rkr das 
erste Untirrichtsjahr das Präsidium durch das Loos zu thetl geworden, sowie den 
Geheimen Ober-Bauräihen Eylelwcin, Riedel scu. und David Gilly, Männern, 
deren Namen in der Geschichte der Architeictur und des Ingenieurwesens einen 
guten Klang haben. 

Von Becherer, der 17.47 zu Spandau geboren, in Potsdam imler den Archi- 
tekten Friedrichs des Grofisen, BQrlng, Hildebrand, Manger und Gontard bis 

1:11- thiUiL; war, stammt die alte Ii<">rse in Berlin Auch liat er die Colotniailtri der 
Spittcl- und Künigsbrückc, sowie die beiden Thürme auf dem Gensdanncnmarkt 
nach Gontard'schen Zeichnungen ausgeRihrt. Er starb 1823.*) 

Eytelwein 11764—1848), dem wir im Verlauf der Geschichte der Bau- 
akademie noch wiederh ilt lu -^'nen w(>rdcn, hat sich um \\'i--scnschaft und Technik 
hohe Verdienste erworben und nnnmt in der Fachlitleralur eine hcnorragcndc Stelle 
ein, indem er über die verschiedenartigsten Materien der rcfaiea und angewandten 
MnthctTintth , der In.;rnieurwissenschaften und der Theorie de«; >f,T;rhirn nlKiins zahl- 
reiche Abhandlungen veröffentlichte, die zum Thcil derart erschöpfend sind, dafs 
sie bis heute mafsgebend geblielxn. Im Jahre 1803 zum Mitglied der Akademie 
der Wissenschaften ernannt, hielt er in d<n Jahren iBio — 1S15 auch an der Uni- 
versität Vorlesungen.^) 181 6 wurde er zum Ober- Eandisbaudirector ernannt 

Heinrich August Riedel igeb. 1-4N in Schlciz, f iSiol hatte den ersten 
Unterricht durch seinen Vater Johann (i ittin f) R., Hofarchitekten des Markgrafen 
von Bayrcutli, 1 rhnUfn und bildete sich sodann --i it :"'•<) in IJerlin unl< r ßoumann 
aus. 1775 wurde er Bau - Inspector und drei Jahre nachher Assessor t>eini Ober -Bau- 
departement. 1800 vcrölfentUchte er eine „Ausfiihritche Anleitung zum Strom- und 
Deichbau •-Vi 

David Gill)' (geb. 174» in Schwedt, f iSo«; war ein in hohem Grade begabter 
Techniker auf den drei Gebieten des Land-, 'Wasser- und Meliorationsbaucs. ein 
Mann von grimdlichem Wissen und rastlt)ser Energie. Bereits im Jährt war 
er zum Baudirector lUr Fommern ernannt worden, seit i ^a» hnden wir ihn als Geh. 



't VV.TlIr. a- .1- (). Nr. 2-, S. if). 

*) S, den Artikel: »Bcchcrcr* von Puhmc in der AIIb- Deutschen Biotjrajihic , Bd. II, 
S. ae«. 

'1 S RühliiKinn. Vortr.-tr< Hc trrfrend die UrbcnsKrKChichti: Eytviwcint. Deutsche Bau- 
»cilunj;. .Wll. Jubrgiiij;, i«.'<J, 6. 178. 
*f WaiU. a. a. O. Nr. 29, & tjt. 




1. Ute Banalkademle. 



31 



nhci -Dauiath in Hciiin 'i Sein iKulag' i^^isches Talent hat er durch die t^ediff^ono 
Erziehung, die er seinem jjenialen Sohne von dessen frühester Kindheit an zu theil 
werden an den Tag gelegt. Dafs er ala Lelmr der Bauakademie, an deren 
Bcgründunj» er einen hcn"orrn;,'rndrn Anthci! hatte, sich diT TJetir seiner Srhüler 
erfreute, ersieht man aus d«^ni Nachruf, welchen dieselben ihm nach seinem, durch 
den Gram Ober das ffOhe Dahiiucheiden seines Sohnes beschleunigten Tode widmeten.*) 

Die vier Directorcn lehrten folgende Fächer: Bcchcrer — Constniction ; 
Eytelwein — Mechanik fester Körper und Hydraulik; Riedel — Strom- und 
Dekb-Batikunst; Gilly — Schleusen-, Hafen-, Brücken- und Wegebau. 

Anfter denselben waren folgende Lehrer am Unterricht bctheiligt: Als Doccnt 
der Mathematik wirkte bis ztim Jahre 1831 Prof Grüson it;cb 17' 8 in Neustadt- 
Magdeburg, f 1857 in Berlin), seit 1794 Professor an der Berliner Cadetten&chulc, 
seit 1798 Mitglied der Alcademie der Wissensehaiten, seit 181 6 Professor an der 
Universität.") Obcr-Baudcpartcmen's - A'^^cs5or und Pi'jf. Zitelmann tnii^ iitier 
Statik und Hydrostatik, Prof. und Bau-Inspcctor Simon über Bauphysik vor. Den 
GesdiaAsstil Idute Prof. Rambach. Den Unterricht im Situationslcarteiizeichnen 
wie auch im Fcidmcsscn und Nivelliren versah Bau-Inspcctor Jahn. Die kritische 
Geschichte der Baukunst lehrte der vielgereiste, mannigfaltig gebildete, durch seine 
kunstgeschlchtlichcn Werke, besonders die „Geschichte der Baukunst bei den Alten", 
rühmlichst bekannte Atoys Hirt (1759 — 1836). 

Die ökonomische Baukunst war durch den Geh. Ober-Baurath Heinrich Karl 
Riedel, jüngeren Bruder von Heinrich August R., die Stadtbaukunst durch den 
Prof und Bau-Inspector Johann Heinrich Gentz ^eb. 1766, f t8ti)<) vertreten, 
den bcreit.s oben l;< nannten Erbauer der ersten Heimstädt <li r Akadenue, der zur 
Gruppe jener Berliner Künstler gehörte, welche gegen Schluts des vorigen Jahr- 
hunderts neue Bahnen eingeschlagen hatten, indem sie einerseits die Wicderbdebung 
classisch hellenischer Formen anstrebten, andererseits „eine Befreiung von dem con- 
ventioneüen Schema, sowie eine naive iiiiurii,' d' 1 Ff rmcn im Sinne ihrer 

ursprimglichen Bedeutung in Aussicht nahmen *. Nach dem J-..ntwurtc von Gentx 
ward iin Jahre 1810 der Bau des Mausoleums zu CharlottenlMirg begonnen. 

Den l'ntenicht in der 0!>tik imd IV r-^; 1 ctivf, sowie denjeni;;en im freien lland- 
zeichnen, im architektonischen und Ma.sch)ncnzcichnen crthciltc der Prof. und Bau- 
Inspcctor Friedrich Gilly (geb. 16. Februar 1772, f 5. August 1800.)*) Er hatte die 
Aufsicht über das ganze Zricheninstitut an der Bauakademie. Iti X'erbindung mit 
ihm wirkten die Bau-Inspectoren Meinecke, Schlözer und Mandel, sowie der 
Zeichner, seit i8oj Professor Itösel. 

Leider wurde Gilly bereits im Jahre i.'^ijo ilj einem Alter von nur :!H Jahren 
vom T<ide dahingerafft. L'nd doch ersrfn int es uns heute wie e-n ;:;finstigcs Vor- 
zeichen für die fernere Entwicklung der Bauschule und der vaterlandischen Bau- 

'} S. Adler, Friedrich Gilly, Im Centralblatt der Bauverwaltung. jahrj^g 1, lasi, 

S. 8. (>, 

') S. Kohlhoff, Dunkmal ikr Li«'lic- uiul ViTthrunj^ lhr«m virt«ii;t»n Irhrir [tnvttl 
Gilly gewidmet von den stUilirenUcn >J;1gli(.'t!crn ilt.r Künigiichen Bauakademie. Iktlin itiof. 
*) S. Cantora Artikel in der .'Xllgemeincn Deutschen Blu£ra|»iiic. 
*) Vci]>L „B«a- md Kunstdenkmäler Berlins", bcarbcilvt von Borrmann, S. 157. 
*} Diese Zeitangaben auf Grund rtneü Kirchenbuches bei Waild, a.a.O. Nr. 29, S. (71. 



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BuiikadfMiie. 0««nlMibiAinie wnd T«<biihche HociMdmk bb 1M4. 

kuiMt, dafs dieser genialste unter den damaligen deutschen i\i«hitekten>) bei der 

rii-^TÜndun^ d<.T AI nrlrink- unter den Lehrern derseliien seine Stelle fand und dafs 
gerade daniälh Sciiinkcl sein Schüler war. 

Gilly ist in der That Bahnbrecher (Ur die Richtuni*. welche nach ihm Schinkel 

fin«.chlu},' Kl irstrcbtc eine \Vit<iert,'i-l)urt ihr Architektur »Kirch Vertiefung in dic 
hellenische Kunst und stellte sich und seinem berufe die h'Vchsien Ziele. Wie vicl- 
üciiig iK'i^abt und {gebildet Gilly war. i^eht ans seinen zahlreichen Skizzen hervor, 
unter detien sich, abgesehen von den arciiltcktonischen Arbeiten, l^ndschaftcn, 
Fi^^itren, Zeichnunnt-n von ruT trlu-ri usw. befinden. X'or allein ibrr beweist sein 
Kntwurt /.u dem schon oben t;< nannten Friese <ür das Mün/j^e bände .seine reiche 
Phantasie audi auf dem Gebiete der Figurencomposition. Jenen hohen Sinn nnd 
diese VieKeitij^keit hat Schinkel von Gilly j;eerbt. 

Auch liat Schinkel beiieugl, wie viel er »einem innig geUebtcn Lehrer und 
Fveundc zu verdanken steh bewufst war, indem er ihn „den Sch(>pfer dessen, was 
er sei" nannte. Dafs (iilly in der kurzen Zeit seiner Lehrthätigkcit an der Bau- 
akademie »eine Schüler in hohem Grade bcgci<itcrtc, das kann man wohl itn liin- 
Uick auf seine liebcn.s«iirdi;.^e l'ersönlichkcit, wie dieselbe uns aus der Denk-Hchrilt 
meines l'"reun(i« s Levezow ent^jei^entritt, annihmen. \'or allem al)er ist auch in 
dieser lliii i l.t -^1 n Wrhiiltnifs /.u Schinkel lehrreich, l'r ihkw «in anfseri:< )in- 
licheh Lehrtaleiu gehabt haben, da er seinen jungen Freund m euicm sokhen Grade 
mit sich fortrifs und so vieles von seiner kOnstleriscben Individualität auf ihn m 
iil>ertra<;en wufste, oder wie der alte .Schadow saj^t:'i ,,I)er beiühnite .Schinkel 
war »ein Llevc und kann als eine Naturwiederholung üie^e:» &eine!> Meistcr!> be- 
trachtet werden". 

in der That lehrt ein V'erj^leich der Rauten .Schinkels mit ihn EntwiirfcJl 
Gillys, wie sehr ictxtercr Schule gemacht hat. l>och gicbt es auch bestimmte 
Zeugm'ssc dafür, dafs er als Lehrer sich dic unbedingte iJeho seiner Schüler, die 
^roiste Anerkennunj; seiner \'orgcsetSteil erwarb, dafs er 1 ii Vorbereitung zum 
L'ntcrricht dh -i:. 'i. sti S-r^falt verwandte unel denselben nach • in. 111 s\ sirni.it !n-n, 
wohlgeordneten l'iane cinnchtete. Auch halte er die Absicht, ein i.eiirl>iieh der l'er- 
spcctive auszuarbeiten. In jener Zeit begründete er auch einen kleinen Verein aus 
sieben Architekten, hier übte man sich bei allwi'ichentliclien Versaminlun^en im Ent- 
werfen aus dem Stcgreiic, machte bidi mit neuen lirterariiiciien i^rs^cheinungeii be- 
kannt, gelegentlich wurden Vortrüge gehalten und das Fach berührende Tagesfragen 
besprochen. Alles iLis wurde durch st inen frühen Tod unterbrochen. Wie hoch 
die Bedeutung Giliys schon frühe angeschlagen wurde, geht auch daraus henor, 
dafs das Ober- Baudepartement <ur seinen Sitzungssaal ein Brustbild des Meisters 
giftete und die Kunstakademie die Von Schndow j;eiTiei1sehe Uii-te desselben in 
ihrem Coiifeien/s i.i'.e aiilstellte. £s war „eine Huldigung seiner Schüler", wie 
Schadow sich ausdrückt ^1 

') Als Solcher ^ll er sch»n •lamals, »aj^ duch Sch.t<low in ,KanN|«'erke unU Kunst- 
an»ichtcn~ : .7m ilrr Zeit {{alt der jun^e (iilly für «las };rör!>te Uenie im ILiiHaehv.* 

') A. a o S 

•)l'«l><: Mihi 1.1 VI,-«-«. In In iii l fniliicl) tjillv. !:< ihn ititi; Adler 

a. a O. 



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2. DIE REORGANISATION VOM JAHRE 1802. 



iV/l welchem Interesse der König der Entwicklung des neuen Instituts folgte 
i.VX und wie sehr ihm dasselbe am Herzen lag, ersteht man aus dnem Aller« 

hfichsti-i\ r.rlafs vom js. Fi bruar iSoi an ilie Staatstnintster von Hdoiti uod Von 

Schroetter, den wir hier im Wortlaut fi>''._;( n lassen: 

„Meine liebe Staatsminister Freyherrn von Heinitz und von Schroctterl 
Unter RQckgabe der Anlagen Eures Berichtes vom 18. d. Mts. Qber den Zustand 

der neu errichteten Rauakadomic gebe Ich Eudi ZU erkennen, daft Ich, da diese 
Anstalt noch erst im Entstehen ist, mit den erthcilten Notizen vorerst zufriiden 
bin und mich darauf verlasse, dafs Ihr unausgcssctzt auf die Entdeckung und 
Verbesserung der in der ersten Einrichtung nicht zu vermeiden gewesenen Mängel, 
sowie auf die Vervöllkommnnni,' dieser wichtigen Lehranstalt bedach', s, yn werdet 
Mir selbst siml bis jetzt nur zwey sehr erhel»liche Ausstellunt;en geyen den Plan 
bekannt geworden, nähmlich da& die Gegenstande des Unterrichts tu sehr zer- 
stückelt worden und dafs bey der Aufnahme der jun','< n I.i'Ute nicht ir.i hr il uaii!" 
gesehen werde, dafs sie die gehörigen Vorkenntnisse besitzca Das Ersterc 
überlasse Ich Eurer sachkundigen Prüfung, empfehle Euch aber dabey vorzüglich, 
nie /'I vergessen, dafs praktische Baubediente und keine Professoren in der 
Akademie gezogen werden sollen. Was aber das I.et/tere Intrifft, so ist es 
klar, dafs junge I,«ute, die nicht wenigsten-s gute Schulkenntnissc bereits mit- 
bringen, die Anstalt nicht mit Nutzen frequentiren können und also um so weniger 
aufj;enommen wi rdi !i niüssen, als sie die rahij,'crcn I^iibiecte nur aufhalten imd in 
der Folge dem Staate lästig werden, statt dafs sie als blufse Handwerker dem- 
selben immer noch hätten nützlich werden können, wenn sie in Zeiten dazu wSren 
an;.;ewiesi n worden, leli beli lile Kurl» daher, zweckm.iKiLje \'<ii kehruni.;en .! i.y-Ljen 
zu treffen, auf deren Ikfolgung strenge zu halten und in dem nächsten llaupt- 
berichte davon Anzeige zu thun. Aufserdem was bei der Bauakademie in dicker 
Rücksicht geschehen kann, mufs besondets das Ober- Baudepartement zur i>lhcht- 
mälsigen .Strenije bei den IViifunt^i-n der ( 'unductiuts imd übrigen Baubeilienten 
angewiesen und die Finrichtung g« trotten werden, dals wenigstens die Z<>ghngc 
der Akademie wo mi'iglich von andern als solchen Mi^Hcdem geprüft werden, 
die zugleich Vorsteher oder Lehrer in dcri«clbcn sind. Die dcsfalls erforderlichen 

S 



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34 



BMiakadonie, CtwcriMdkadiraite and TaclmiiclM tiockicbiilc bit 1S84. 



VerTOgungen Ob«rlasse Ich besonders Euch dem Staatsminister Freyhemt von 
Schroetter und Idi verlasse Midi darauf, dafs Ihr denselben Folge zu geben 

wissen werdet. 

Ich vorbleibe Euer wohi ati'cctionirtcr König 

Friedikb Wilhebo. 

Berlin, den 28. Februar i8ot." 

Dieser Erlafe gab den Anstofs tu einer eingehenden Berathung des Directofiiims 

über eine rtwnigc Roor|,'anisation di i Akndrniii , rfin denn nnrh noch in dcmsdhcn 
Jahre auf Grund der Meinungsäulscrun}; des Directoriums eingeleitet und im folgen- 
den Jahre darchgcf&hrt wurde. Ehe wir rar Schilderung dieser Umgestaltung Ober' 
jjchcn, seien einijje Haupt^esichtspiinkte aus dem von den Directorcn Riedel, 
Eytelwein und üiliy unterzeichneten tKdeutsamen Bericht an das Curatorium, 
dessen Concept sich im Archiv der Technischen Hochschule befindet, hervor- 
gehoben. 

Be/i'tt:Hrh flt»r Atiffjnhp, die sich der Unterricht an der Akadt iiiif zu ^teilen 
habe, wird auseinandergesetzt, dafs in erster Reihe allerdings auf die Erziehung 
praktischer Baumeister hingearbeitet werden müsse , aber es sei doch audi „nicht 
ganz unnütz, wenn sich cbenfal'-- arcliitcktonischr Prrifrssnrrn bilden", weil jn dach 
die Dauer der Aliademie mit davon abliängt, „Die \visscn!>cbafUtchcn Collegia", 
heilst es weiter, „IcAnnen wir aber nicht enttwhren, weil diese alldn nur grandlidie 
Urthcilc und Angaben bey dem Baumeister erzeugen können, der Mangel derselben 
aber ihn zum Empiriker, von dem Baimieister zum Bauliandwerker herai}setat| 
welcher bey vorkommenden neuen Füllen nicht neue zweckmlfsige Mittel zu erfinden 
versteht, sondern blofs das nachmachen kann, was er anderwärts schon bauen, oder 
doch gebauet, wcnit^slriis im t.lrin--tcn Dr!.!'! :>ti'^'i hrlil<-t utul hrsrhrii-hcn pc^sc hfn 
hat; dessen ganze Kenntnils daher nur (ledachtnifswerk ist, der immer damit auf 
demselben Fleck stehen bldbet und stets in Ge&br Ist, die gesammelten Muster 
unrecht anz-.iw cndrn . und dachirch wider seinen Willen Kehl' r auf l''chirr zu machen. 
Indc&sen la^iscn .sich allerdings unter den wissenschaftlichen Baukenntni.%sen sowohl 
als unter den blos kCknstlichen solche unterscheiden, welche jedem geschulten Bau- 
mcister beywohnen müssen, und solche, welche nur der braucht, weicher sich in 
höherem Grade ge^ichtckt machen, nicht blus zu einzelnen Zweigen des Camcral- 
Bauwesens, nicht blos zu dem gewöhnlich Vorkommenden vorbereiten, sondern 
VolUtändigere Kenntnisse zur Krledigung wichtigerer weitumfassender oder auch 
Sstlu ti^clv r Cir'jrn stände der Baukunst sich ervverbcn wil! Wir halten daiii-r auch 
datür, dals es am gerathcnstcn sei, den Unterricht in der i^aiiakadcmic einzutheilen : 
in solche», welchen jeder Zögling abwarten mufs, und in solchen, wdchen man ge- 
niefsen kann, wenn man sich dazu geneigt und fähig fiihtt. Diese Abtheilung 
gewährt den Vortheil . . . dab jeder die Freiheit t>chiüt, so weit zu gehen, als 
sdn Talent und seine Wilsijegierde ihn treibt, wodurch man erwarten kann, dafs 
nur eigentliche Genies den höheren Graden sich widmen, mithin auch eher etwas 
wirklich voliständiges leisten werden, als wenn man jeden mit dazu anzMtreil>en und 
abzurichten strebt; dafs bei der Bauakademie selbst nur Lehrer zu dem, d<in 
Camcral- Baumeister unumgänglich nöthigen l'ntcrricht angestellt und besoldet zu 
werden brauchen, in Absicht der Qbrigcn {Fieber) aber den iiöglingen nur Nachricht 



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L Die Baualiadcmie. 



35 



zu lachen nöthii,' ist, WO sie Gelegenheit haben, die höhem Wissenschaften und 

Künste zu erlernen." 

In Betreff der Vorkenntnisse wird auch hier über das zu geringe Mafs der 
Anforderungen geldagt: „Es sind nidit mehr als heutiges Tages bat jeder, der nur 

ein Han<Kvcrk lernen will, besitzen mufs". ,,r>ns h.-it dann den Krfnl'^^, daf^ junge 
Leute, welche am Ende zu einem gründlich geschickten Baumeister doch nicht das 
Zeng haben, sich nicht nur melden, sondern bd der ersten Präfung auch bestehen 
und aufjjenommen werden müssen. Es wird dadurch die Anzahl der Concurrenten 
zu Üaudiensten zu groDi, und die Anzahl der sich qualitkirendcn unter denselben 
bleibt doch klein tmd es entsteht daraus der Nachthcti, dafs der grAfsere Thefl un- 
qualificirter eiuui i!« r brodlos bleibrn und in der Fol^e dem Staate lästig werden, 
anstatt d.ifs --ic a!s hlof^e Handwerktr demsif'fhtMi immer noch hätten nützlich 
werden können — oder dafs solche durch allerhand Schleichwege sich vorzudrängen 
suchen und die IShigeren, dem Staate in iKeser Qualität nützRcberen Subjccte 
zurückhalten. Und da ühridi tri /'i . inr m Baumeister, welcher in so mancher Rück- 
sicht bedeutenden Einüuls auf den 5taat, und viel andere Lx'Ute zu dirigiren und 
in Aulsicht zu halten hat, beträchtliche Gmndbildung sehr nothwendig ist, so ist es 
rathsam, von den jungen Leuten, welche als Baueleven aufgenotnmcn sein wollen, 
mehr als jetzt zu fordern": sie sollen „ein Gymnasium so lange rr<'quentirt haben, 
da(s sie einen leichten lateinischen und französischen Autor exponiren, darüber ein 
gültiges Zcugnifs des Ciymnasiums vorzeigen und allenfalls mündliche Proben davOQ 
an dns I>Mi ct.inum dn n.niakad.-mie ablegen können*'; sie sollen »lAlles wissen» 
was man von einem Landmesser verhuigt". 

Die letzteren Kenntnisse werden aus folgenden Gründen gelbrd^: es werde 

dann nie an Landmessern fehlen, wie doch jetzt der Kall sei; jeder junge trlann 
h:»hr Gf'^cvjcnhcit , ^ii li das Zm i irlu-ndc in A:itlinii , i 'ctttenfarer Grornetric, 
Algebra aulserhalii der Hauakadeniie anzueignen; das praktische Landtnessen und 
Niveltiren könne er besser auf den G3minaBien, den ProvindaU Bauschulen und bei 
den Baubi !i< ii'.i-n selbst lernen, als < s an drr Bauakademie mitit 's drr Anleitungen 
auf dem beeide möglich sei. Bei den Baubedienten fanden solche junge Leute dann 
auch leicht praktische Verwendung, womit oft t>eiden ThcHen gedient sd. Dann 
aber brächten sie als Vorkenntnisse nicht nur theoretische Studien zur Akademie, 
sondern auch praktische Uebiuig und köritum sogleich nicht nur mit dem Büu- 
studium anfangen, sondern auch die Vorttagt , die niui von ihnen schon einiger- 
mafsen bekannten Dingen handeln, besser begreifen und benutzen. Hier liegt 
bereits der Keim zum späteren Elevenjalir. 

„En findet alsdann auch das Gemische nicht statt, dals der, welcher hier nur 
erst Arithmetik, Geometrie, Trigonometrie und Fcldmefsknn<it lernen sollte, auch 

gleich die liau - C'olle^ia mit hört, und von keinem etwas Kt i hit - lemt. . . ." ,|Von 
dem F<-ldniesser- Collegio würde blos das Planzi-ichnen beizubehalten seyn, weil der 
Bauzögling im Zeichnen gar nicht genug geübt werden kann, und das saubere I'lan- 
idchnen ihn flbetdies zur Prücision anhält und zur Genauigkeit bei seinen übrigen 
^bndlimgen gewohnet." 

Von solchen Gesichtspunkten ausgehend, schritt nun zur Reorganisation der 
Bauakademie. 



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36 



Btuludcmir. Gew«rb«al(«<ieiiiie und T«cbniwite Hocbtclutle bi* 1844. 



An die Stelle des Diri^ctfiriums mit \\< cli>< Indem Vorsitz Hat riiic mit dctn 
OlK'r-Haudi |>artcnunt vi-i lniiuli tic „akadcmi^clu- Deputation", mit üuren VorstUE der 
i'railUint jcno Departements Ulraut uurdc.'i 

Die froheren Direcloren: Riedel sen., Gilly, Bcchervr und Eytelwein 
hilditcii nun die Katlic dic»cr Deputation. Als Präsident fungtrte der Ober- 
Finamrath Murgeniändcr. 

In der betreflenden Instruction*) ist der Abschnitt, welcher von der „Visitation 
der Collegia" durch die aka<!<-mischi- I >■ putation bandeil, bcxcichncnd l&r die Streng 
Khulnidf»i(;c Einrichtung der Alcadcmic. 

Sämtliche Collcßia werden zu diesem Bchufe unter die vier Räthe der De- 
putation voitheilt und miisM-n von dl■n^^•liJ^ll uiichrntlich \VL'ni^'-t< ns einmal revidirt 
worden. Die Käthe seilet >ind, insofern und -iolaiit;!' sie Lehrer sin<i, von die«^er 
Cuntrule keincswejjs ausiieschlo^sen, vielmehr liut jeive Vcrtheüung eine Milche 
Controle „unter sich" mit zu begreifen. Bei den Viutationcn haben die Räthe 
Nachstehendem zu l>eacht( n: wie sowohl tlie /"ij^rmj^c die Colle^ia frciiiientiren als 
auch wie die Lehrc-r solche abwarten, und warum die fehlenden ausgeblieben bind. 
Auch sotlen !«ie den Lehrern, wo es mttglich ist, sowohl in An!<chun{; der Materialien 

srllist, al-S drr zu l>c< il iacht»'nden I.ehrmi ihode Iliille und Anwei^iili)^ j^ehen, auch 

darauf achten, ob die zum Grunde gelegten Lehrbücher zweckinabig oder welche 
sonst xU aubsrituircn oder neu anzuferti|;en sem mochten. Zugleich haben sie auf 

Fleil's, Talent und die Art des lii nehmens d< r Z<'>^;linfje Rücksicht zu nehmen und 
dtni i'rasidio der akadiinischen L'ejiutatiim v<in vier zu vier \\'e>chen ihre F{e- 
metkuiiycu darüber, besonders auch vve};cn derjenige» Zojjliiiyc, die den Unterricht 
oder die Matricul frei erhalten haben, schriftlich einzureichen und dieselben entweder 
TU den hall<iahrii;en HaujitUrrichien »ammeln oder lu huf- in'ithi^'c r \\'rlii;^un'^< 11 zimi 
Wirtiag bringen zu lassen. Iis wurden genaue „Loiiduiteniisten" gotuhrt, u) denen 
die Lehrer Ober den „Besuch der Vorlc*ttngen", Ober „FIcifs und I'ortschritte'* der 
einzelnen Schüler ihr l'rtheil ahzti^eUi-n halten. 

Den Käthen der Deputation st. In es ir. i, auch solchen Vortragen, die ihnen 
nidit lugcthcilt siiu!, beizuwohnen. ,.\\it denn gleichfalls von den übrigen Räthen 
des Obcr-Baildeparteinents erwartet wird, dals sie tlie akademischen Collogia und 
sonstij^en l'ntcirichte 7ir-,r l'i u bevuehen". I)a-ieni^i- alur, was ihnen etwa zweck- 
widrig oder sonst mangeiiiaft vorkunuiit, müssen üc nicht gegen die l.eltrer und 
Zfiglinge, weder in noch aufser den Classen iutsem. sondern sie haben ihre Be- 
merkun^;en dem PrasiiUnten sehrifilich aiuiizeir^en , der sie sodann zur näheren 
Dclibcraliou ^uni akademischen Vortrag «uschreibeii wird. 

Bezüglich der Aufnahme neuer J^iglingc war schfin im Jahre iKoi lie.stimmt 
w<ir«ien, <iie keci])!« tideii iiuil>ti II r.n Attr-.t d iiul" i be liringen, daf> sie auf ee: : 1 
groisercn ü>mna&ium die dritte, aut einein gcw<>hniiclicn die zweite Classc absolviit 
hätten, besondere L'mstände, wo die ZiVgHnge durch Privatunterricht gebildet sind, 
wurden dawn eine Ausnahme machen, tmd mit ihnen imtfste eine cigeite Prüfung 

*} Seit <i^m i9. Mai lüui Inidrte ilii* ßauak.vi«*inic einr inli'grin'nde Ahihciluni; des 
Olicr-Itauilejfartemenlii. V«>ii iHc-4 an firoii'ii wir irs ..»tu ii lli-n Schfifutütken ctic !J<-/! !chnunj;: 
„Altailt'inischc t)bi-r- It^iudt j ir stntt «les In«, tiajiiii jjclührKfn TitcU „bauäkailciiiischc 

Depurüti' iri .Ii -. Ki.ii:-"ii Ii. m ' h . : . |;,|.|,:' .utemcnt»". 
•t Arcliiv ürr ieciiDiicfKn Hochschule. 




I. Die BniBkadtinw. 



37 



veranstaltet werden. Der zu dorn eigentlichen Baustudivim Zuzula^ksvnde muls 
schon im praktischen Pcldmpssiti und Nivdltren gefibt sein und demgemifs das 
ZtUjjnifs eines Bau-Olficiantcn oder rfici))irl«n Ki-ldmesstrs über eine <-inj;ihri(;c 
Thäti^jkoit auf diesen Gebieten lieibringc-n. Wer ohne diese Erfordemissv seine 
Studien an der Bauakademie beg^innen will, der kann zwar den t>etreflcnden 
Unterricht in der Arithmetik , Alj^ebra. im P'eldiiMiSscn usw. daselbst nhalten, „nmfs 
aber dit ses in den ersten anderihalb Jahn n vor <!i in . < ntlli lu n Baustudio be- 
sonder:» abmachen".-; Jeder in die Akadcinie Auizunchmende iiat vor dem Pleno 
des Oiier>6aiHkparteincnts über seme Vorkenntnisse sich tentircn zu lassen; wenn 
er f'estcht, wird er einem iK r .il idi i:i'-~rhen Räthc, welcher zu<;ieich wirkliches 
>Utglied des Obcr-baudcpiu-temcnt» ist, iüi Leitung empfohlen. Dieselbe „soll 
darin bestdien, dafs der Rath ihm Anleitung giebt, welche Collegia er nach seinen, 
im Tentameti bewiesen« n Frdiitjkciten und Vorkenntnissen, und demnächst nach der 
Fol^'e des I nterrichts zu frequentircn hat; dafs er ihm auch zu andren, nicht bei 
der Bauakademie gelesen werdenden Colle<^ien, die in sein Fach einschlagen, wenn 
sie gleich mehr zu den theoretischen und (jelehrteii Kenntnissen gehören, Anweisung 
ertheilt; dafs ferner der Rath bey Vi'-itation der Colletjien die x iner I.ehun .,' an 
vertrauten Eleven üeMjndcT!» beobachtet, auf ihre Fortschritte Achtung gicbt, und 
sdbigen mit gutem Rathe wegen ihres Studiums beystehet, wenn er von ihnen, be- 
sonders l)ey Gelegenheit der Visitation der Colicgien» mit gcbiihrcndcr Bescheiden- 
heit darum an^e^^angen wird". 

Es wird gewünscht, dafs auch dicjeni<;en Räthe des Ober -Baudepartements, 
die nicht zur akademischen Deputation ^chureii, sich um die Fortschritte der Elcrcn 
kümmeri>, und zwar soll ii 'I' i R.iüi im Aufm, iksnnkcit namentlich denjenijjen 
unter den Schülern zuwenden, welche m dem ihm anvertrauten I*rovincialdc|>artt'mcnt 
zu Hause sind, „damit er bei vorfallenden Vaeanacn mit desto mehr Scherheit 

pafsliche Subjecte vorzuschlafen wisse". 

Ein Abschnitt der In>>trucuun handelt eingeliend vun dem repetitoriM:hen 
Examen am Schlüsse jedes Semesters. Der Sommercuraus, mit welchem das 
Untcrrichtsjahr bct^innt, dauert vom i. April bis zum 15. September, der Winter- 
cursus vom 1, Octc»ber bis zum 15. .März. Vom 1. I>is » - S. ptembcr, desgleichen 
von» i. bis 13. Marz soll nichts Ncucä mehr gelehrt, somlern nur da» in den vorher- 
gegangenen flinr Monaten Gelehrte repctirt werden. Diesen Repctitioncn haben die 
Räthe der Deputation, sowie auch die übrigen Mitfjliedcr des Ober - Baudepartements 
nach Möglichkeit beizuwohnen. Auch der Präsident hat die Prüfungen „mehrmals 
antuhftrcn'S „wie auch die beiden der Bauakademie als Curatoren vorgesetzten 

Staatsminivier die repetitoiisclKii Fxaniina zuweilen unverinuthet Itc--uchen werden". 
Abgesehen vom mündlichen Examen, sollen die Fleveti der Zeichcnclas.sen unter 
den Augen der Lehrer Probeieichnunjjen verfertigen, welche mit den halbjährlichen 
Berichten dem Curatorium zur wciteien Beförderung an clen König einzureichen 

siiKl, Diese Zeichnun:.;cn können dem Fleven eventuell auch sii;il< r von Nutzen 
bcin, „indem es ihm bei künttiger \'ersorgung zur besonderen Lmpichlung dienen 



'I Kilafs des Curatoriums der Itauakadcmic vom 5. Mal tüoi, im Archiv der Technischen 

Hochschule. 

') Dedaration ilcs Publicandi vom 6. July 1*99. Berlin, den 11. Febrasr tNoj. 



38 



kann, wenn inau von bcineni t-r.sien akadcmiitchcn lialbjabic an bis zum Kndc seines 
groften Baoesiameiu die Beweise seines guten Benehmens in einer Reihe vor sidt 

siebt". Auch kann der Curatnr fiir ( inzcine Stücke, welche '^tit rni«;fa1!cn und etwa 
fQr die Provincialscbtilcn zu gebrauchen sind, Remunerationen bewilligen. 

Was den in der Instruction festgesetzten Studienplan betrifft, so stimmt dss 
Vcrzcichnifs der Lehrfächer im Grofsen und Ganzen mit dem bei der Stiftung ein- 
geführten überein, duch sind folgende Veränderungen im Einzelnen zu vermerken: 
c« wt ein besonderer Unterricht im Zeichnen der architelaonischen VerzierunRcn 
eingetreten, ferner ist der Vortrag über ..Kritische Geschichte der Baukunst" in ein 
Cf'lli-^ ,,i'iln r lincyklopädie der Baukunst ni hsf tincr kurzen kritischen Geschichte" 
Verwandelt. Der Unterricht in der Ojttik und Perspective wird nicht mehr als 
seilMtSndiges Colieg aufgeführt, wohl aber soll bei dem Unterricht in den Bau- 
vet/icriin^'cii iiiicl iiTi Bauzeichnen ..Kiieksicht auf die optischen iin<! pi rnpectivischen 
Gc&ctze" genommen werden, und mit dem Unterricht im .Mobchinetueichnen soll 
„eine giündliche, jedoch praictische Anweisung perspectivischer Vorstellungen, soweit 
es dem Canural-Baumiister nöthig ist", verbunden werden. Auch das selbständige 
Collegium über üauphy&ik ist als solches eingegangen und mit dem Unterricht in 
der Constnictlon verbunden worden. Diese Veränderungen waren in dem oben er- 
wähnten Gutachten der Directoren vorgeschlagen worden und entsprachen der 
Tendenz, an der Bauakademie selbst nur das fQr den Baubeamten Notbwcndigste 
zu lehren. 

Ueber Veränderungen im Lehrerpersonal wahrend des ersten Jahrxehnts des 

Bestehens der Bauakademie läfst sich Folgendes bcüiiin^'on 

An Stelle Zitelmanns hatte im Jahre tüoi Bau - Inspcctor Mandel den 
Unterrieht in der Statik und Hydrostatik Qbemommen; Prof. Hobert trag sdt 
1801 die Maschinenlehre vor; fiir das architektonische Zeichnen war im Studienjahr 
ifSoj 18(15 Bau-Inspector .Sachs hinzugetreten. Den Unterricht im Schleusen-, 
Hafen-, Brücken- und Wegebau übernahm im Jahre 1804 Assessor (seit 1H05 
Geh. Ober- Bauraäi) von Alten. Riedel sen., der, wie wir sahen, Mi^lied des 
Directoriums, resp. der akatlemischen Deputation hlieh, hatte den Unterricht im 
Strom- und Deichbau bald aufgegeben, und derselbe war löoi von Kytciwcin 
übernommen worden. Seit 1804 lehrte Prof. Simon an Stelle Bceherers, der 
aber ebenfalls Mitglied der Dei)utiit;nii l lii li, die Construction. Tii 1 l'nterricht im 
Ge&cbäftsstil war tUoi vom Prof. Ramba(^h an den Prediger Jenisch übergegangen, 
welchem schon 1804 Prof. Heinsius folgte. Im Verzeichnifs fDr das Jahr 1807 
finden wir Rcntz, Inspector bei dem Joachimsthalschcn Gymnasium, als Uehrcr der 
Sitintiiiiis Kartcn/Tichnung, und Zimmermann, Professor am Kriedrichs-Werdcrschen 
Gyninasmm, mit dem Unterricht im Feldmcsscn und Nivcilircn betraut. Bis dahin 
hatte Bau-Inspector Jahn diese Fieber vorgetragen. 

Uelx r tlon Besuch der Akatleiiiie in iler erstt ii Z» it ihres Bestehens geben 
die lmmatriculationbli!»ten und die tabellarischen Verzcichni.ssc der Siudireoden 
folgende Auskunft: 

Im Etatsjabr i»<>i iSoj wurden immatriculirt 49 Eleven, 

1804/1805 „ „ Oy „ 



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I. Dk BamilMdeiBic. 



39 



Im Etatüjahr 1800/1800 wurden immatriculirl 51 Eleven, 

„ „ 1806/1807 „ „ 31 „ 

if » 1807 iSoS „ „ 33 „ 

Die Gesamtzahl der Studirenden betrug: 



1. 


April i8ot bis 1. 


October i8ot: 


59, darunter 


tt 


AuslSader, 




Octobcr 1801 bis 


1 . April 1 >ii>2 : 


1.' 1, 


» 


17 


» 


I. 


April 1Ö02 bis 1. 


Octobcr 1602: 


57. 


» 


6 


•f 


1. 


October 1802 bis 


1. April 1805: 


120, 


n 


19 


n 


I. 


April I Soj bis 1 . 


October 1 803 ; 


50. 


n 


5 




t. 


Octobcr 1803 bis 


1. April 1804: 


127. 










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3. DIE BAUAKADI MIi: MIT DER AKADEMIE DER KONSTE 
VERBUNDEN. 1809—1824. 



Im Jahre 1800 ward, nach L'mfonnun}; des bisherigen Obcr-I3aiidepartcments, die 
Leitung der Bauakademie, welche unterdessen an die Ecke der Zimmer- und 
Charlottenstrafae in ein im Jahre 1806 für dieselbe angekauftes Haus (Zimmer- 
abafsc Nr. 25) {übergesiedelt war, mit derjenigen der Akademie der Künste verbunden. 

Aus finem uns vorliet;rii(lfii rntcrrichivvtT/cifhnifs \niu Jahre i'^u ersehen 
wir, dafs die architektonischen CoUcgia theils in der Kunstakademie, theils in der 
Bauakademie gehalten wurden. In der ersteren lehrte Prof Hummel daa arcliitek- 
tonische und pcrs|u'Ctivischc Zeichnen und Pr<if Mein ecke' das Zcicluicn in der 
Reifsclas&c; die kunstgcschicbtlichen Vorlesungen wurden ebenfalls gemeinsam für 
beide Anstalten von Hirt in der Kunstakademie gehalten. Unter den Lehrern, die 
in der Bauakademie unterrichteten, finden wir an neu hinzugetretenen: Kal t seit 
iHn» für Construction und .Stadtbaukunst an Stelle von Simon und (ientz, 
Dumbtc fiir das Situationszeichnen an Stelle von Rcntz, Schmid fiir das Modclliien. 
Von den frBberen Lehrern sind femer aus^^chieden : Hobert, Sachs und Hcinaias. 
An die Stelle der fr{iher<-n Leiter der Anstalt: Mor^enlänfler, Riedel >.en , 
Bechercr und Eytclwein, ist das Dnectorium der Kunstakademie, be^tehend aus 
dem Historienmaler Frisch als Director, und HofUldhatier Schadow als Vicedircctor, 
getreten 

Im Jahre 1816 wurde Schadow Director der Kunstakademie und somit auch 
der Bauakademie und behielt die Leitung der letatcren bis cum Jahre 1824 bei. 
Als Vict direcior funjjirte der Kujjferstcchcr Berget. 

Kin Vei/< ichnifs vom Jahre 18 1 -^ weist an neuen Lehrern: StoljuK r für Zeichnen, 
Eberhard iiir Modelliren und Levezow für die AUerthumskunde und Mythologie 
auC Von den früheren Lehrern fehlen Riedel jim. und Dumbte. Bechcrer hat 
die Direction der mit der nauak.idemie verbundenen Baugewcrk^^chule iilvcTnonimen. 

Am J.August i8ju wurde Schinkel Professor der Bauakademie und .Mitglied 
des Senats der Akademie der Künste; in den Lehrerveraeichnissen der Bauakademie 
wird er aber nicht mit .iur^< fVilut. 

Seit dem Jahre iKi<i lehlt Schlözer in den listen, seit i8ji auch von Alten, 
Stoipner und Zimmermann. 

Im Jahre 1821 wurde Zielkc als Assistent für den Unterricht in der Architektur, 
der Perspective und dem Planzeichnen angestellt. In dcmselltcn Jahre begann 



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r. Die BMiakadcnfe. 



41 



Berghans mit dem Unterricht im Landmessen und Nivellircn, im Karten- und 

rianzoichncn, sowie nuch in der Maschine niehre, seine erfolgreiche UngjährlgC 
Lchrthätij^kcit an der Bauakademie (bis 1854». 

Heinrich Carl Berghaus (geb. 3. Mai 179; zu Cleve, f 17. Februar 1884 
in Stettin) hatte seinen Schulunterricht hi Mflnstcr, wohin sein Vater 1804 Ober- 

ticsiedclt war, Mnrlmri^ und Berlin erhalten. 1811, also erst vierzehnjährig, als 
Conductcur flir den Brücken- und Stiafscnbau in dem damals zu Frankreich ge- 
hörenden Lippe-Departement angestellt und bei den Vorarbeiten zu mehreren 
gröfserrii, \<in 'S.i]\nlcan geplanten, abn niiht zur Ausführung gekommenen Bauten 
beschäftigt, fand er Gelegenheit, »ich zum Berufe eines Geodäten auszubilden. Als Frei- 
williger machte er den Freiheitskrieg mit. Dann lebte er kurze Zeit in Weimar, bis er 
iHi() als Ingenieur- Geograph in das Kriegsniinisterium nach Berlin berufen ward. 
Durch eine aufserordentlich grofse Anzahl kartographischer, geographischer und ge- 
schichtlicher Arbeiten hat er sich unt die Wissenschaft sehr verdient gemacht. Unter 
anderem gab er in zwei BSnden „die Baudenkmaler aller Völker der Erde, nach 
Bretons Monumenten" heraus. Sein „Phyiukalischer Atlas" gilt ab bahnbrechende 
Leistung.*; 

Eine wesentliche Umgestaltung der Anstalt ward im Jahre 1817 in der Unter^ 

rieht- Verwaltung geplant- Es handelte sich um niciits Cn ringeres. als liui ciiir Tni- 
wandlung der Bauakademie in eine „Mathemalisch -icchni sehr I.phranstnlt , welche 
das Gesamtgebict der Technik umfafst hätte, also um die Hugtiiudung eines Poly- 
(t 1 ums. Mit ähnlichen Gedanken trug sich auch das IlandelsministL-rium, welches 
die Heranziehung auch des Berg- und I'orstwesens ins Auge fafstc.') 

Von diesen vveitgreifenden Ideen kam aber nichts zur Ausfuhrung. Vielmehr 
blieb die Bauakademie wesentlich eine Anstalt zur Ausbildung von Baubeamten, ja 
erhielt, wie wir sehen werden, diesen Charakter liald in noch entschiedenerer Weise. 



•) S. die Nekrologe in der Vo9»isrhcn Zeitung vom 18. Februar 1884 und im Cciitralbhtt 
der Bauvcnvaltung. Jahrg IV. I^S^. S. ;8. 

') Difsc Notiz iüt einer Denkschrift in den Acten de-i Ministeriums der (geistlichen, 
Unteirichts* und Medicinal- Angelegenheiten entnommen, die einzusehen dem Verfasser (;(ktjgit 
geitittet wurde, und die auch in der Folge bei einigen tbatstcblichen Mitüleilungen beautst 
werden durfte. 




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4. DIE UMGESTALTUNG DER BAUAKADEMIE UND DAS 
DIRECTORAT EYTELWEIN. 1824-1831. 



Inf<il|»c einer Cnl>ini-l-inr<Ir<- vom ;i Dccfmbor |S.>^ wurdi- im April i.H.'4 die 
Bauakademie wieder von der Kunstakademie getrennt und dem Ministerium des 
Handels und der Gewerbe sugewiesen. Sic sollte fortan hauptsichlich das Technische 
des Bauwesens ]ini ;.;t'n und die Bildung ti'ichti;,'cr I'eldnifsver iinci r'tnvinri:i! - Bau- 
meister im Auge haben. Der Unterricht in den höheren, ästhetischen Fächern der 
Baukunst sollte aber bei der Akademie der KQnste verbleiben. Und zwar wurden 
nachstehende Vorlesungen und Uebungen auch ferner an der Kunstakademie ab- 
gehalten: I. Anleitung zum Construircn und Zeichnen der Säulenordnungen nach 
Mustern des classischen Alterthums; 2. Theorie und Praxis der Optik und Perspec- 
tive; 3. Uebungen im Zeichnen des menschlichen Körpers nach einem g< u is-.<'n 
Kanon; 4. Verzierungen nacli 7,<ichniini;en und Git)s.ibt:ii4son von antiken Denk- 
mälern; 5. V'orträge iiber die Stadtbaukunst und die Geschichte der Baukunst. 

Mit der Leitung der Bauakademie ward der Ober-Landesbaudirector Eytelwein 
betraut 

Unterdessen waren auch festere Bestimmungen bezüglich der bei der Aufnahme 
hl die Akademie, resp. bei der Zulassung zum Feldmesser- und architektonischen 
F.N.imen nachzuweisenden Vorkenntnisse getroffen wor^i< n I iiv Verfugung des 
Handelsministeriums (von welchem die als PrikAuigsbchürde wirkende Technische 
Ober-Baudeputation ressortirte) vom 12. Januar 1822 setzte nämlich fest, dafs von 
Dstern 182.^ an jeder Candidat, welcher sich zum Feldmesser- oder architektonischen 
E.xamrn nic!<lc-. das /i sii^nifs t-'w- ' lyninasMim-- l)< i?ubrini;rn habe, dafs er au« 
Secunda als tüchtig entlassen wurden, wogegen diejenigen, welche ihre Bildung 
nicht auf einem Gymnashim erhalten haben, das Prüfungsattcst eines solchen bci- 
hrtn^'en vniit-n, daiii sie die zur Entlassung atis Secunda erforderlichen Kenntnisse 
besitzen.»; 

Das Unterriditsjahr sollte fortan am 1. October beginnen. Für die Ferien 
wurden die Monate März und September bestimmt Die Theilnahme der Eleven an 



') S. Zur luli' llVitT I' ,'. Königlichi Akademische Hochschule lur die bilUcnilen Künste 

tu Berlin, s 4- Au! «irunil <!' : ' lir ruk im K-italog der akademischen Ausstellung von 1S14. 
't Wochenblatt far Mch. u. Ing. 1, S. 146. 



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r. Dia 

den Voriesunf;en sollte einer strengen Controle unterworfen und jedes Semester mit 

Rept titinncn i;rsrhlosscn worden. 

Am I. üctobcr 1^24 begann der Unterricht nach dem neuen Studicnplan und 
zum gro(scn Theil mit neuen Lehrltrlften. 

Der Untcrrichtsplan weist Tür das Stiulienjahr 1824/25 nadistebende Gegen- 
stände auf, die in folgender Weise vertreten waren: 

Dr. Ohm, zugleich Professor an der L'nivcrBität 




I. Arithmetik, Algebr«, Elementargeometri«:. 



Uicr jetzt an die Stelle iIcs nach kurzer I.ehr- 
tbatigkcit jin der Bauakademie wieder aus- 
geschiedenen [>r. Lehmas tnt). 
s. Trigonometrie, Körperlehre, beschreibende I j^^^^^ 

Geometrie, Perspcetive. I 

3. Analy»is und highere Geometrie. Geh. Hof-Rath Prof. Grftson. 

^. Praktische Geometrie. Prof, Kcrv'haiis. 

5. Statistik fester Körper und Hydro<itatik Hau • [nspector Dr. Dietleln. 

i>. Mechanik fester Kurper und Hydraulik Prof. Grflson. 

7. Maschinenlehre. Hau • Inspcetor Dr, Die tiein. 

t. AHsemeiiie Bsttlehre mdComtmctioo der 1 Frofeuor und Hof-Bauiiutpector Rabe, Mit' 
eintelnen Thcile eines GcbAudes. I ({iied des Senates der Ataidemte der KOnate. 

i, Siidtbaukunst. sribe. 
I", Ockonomischc Haukunat. Hau-Inspcctor Schramm. 

II. a«f.ea.. Brocken-, Cwöi-BdSthleusen- j B.«.li„pectcr Dr. Diellein. 

IS. Strom-, Deich- und HafeAbsu. Dene1l>e. 

I}. Maschinenbau. Ot'er- Mühtenbaainspector Scilwahn. 

U- PhvMk . ( heinie und Mineralogie in Bc- i r. r . 

■ . ] Prof. Accum, 

wcltuni; auf Haukunst. I 

IS- Situation« -Kancnzcichnung. Prof. Her^haus uml liau-Intpector Julius. 

t6. Freie Handscicbneng und Bauverocmni^ii. ProtRosel. Mit^'li'jd der Akademie der Kflnste. 

A i t. j u f ^ -^u I Assessor Prof. Meineclie und Bau-Isapector 

17. Architektonische und MsschmCMCtchiMing. | schramm. 

tB. Modelllren. Eberhard. 

Die Zahl der Schiilcr stei^^erte sich nun In ,!t utend. Wahrend die Listen fiir 
das Wintersemester iHjj .»4; 50, für da« Sonimerscmcster 37 Schüler auf- 

filliren, ticsucliten im Wintersemester 1B24/25: 113, im Sommer 1825: 8,<^ ScbQlcr 
die Anvtah. T^ie Zahl stieg bis 160 im Winterscrmcstcr i82ft/27, um dann wieder 
allmählich abzunehmen. 

Da» Jahr i^j^ sah aber nicht blofs die Reorganisation der Akademie, sondern 
auch die Entstehung des Architoktcnvcreins, welcher die ikstrebiin^rn der Akademie, 
sowohl nach der wissenschaftlichen als nach der kiinstlerisclu'ii .Seite, in Ix-deutsaitur 
Weise ergänzte ä wurden doch lücr allwöchentlich Vurtru^;c iiljcr alle Zweige der 
Baukunst und Bauwisscnscbafk gehalten, die neuen Erscheinungen auf dem Gebiete 
der liaiitechnischen I.itTeratiir tH-s])rochen , n'^elmäf>i<,'c wissenschaftliche I.chrcursc 
und L'ebungcn im Entwerfen nebst monatlichen Concurren^cn organi^irt, lelirrcicbc 
Excursionen, bald auch littcrarischc Pufalicationen veranstaltet.'; Einen ihntichen 
Verein, wenn auch in viel kleinerem Mafsstabo, hatte, wie wir oben sahen, scboii 

'1 S. Hobrecht, Krde a:n Srhinkellrste und ;c iähri;^>;n .*^rl;uin^>:i>;e <Ui Arch>tcklcn- 
vereiiis, in der .,Ze:^>< iiriTt hir Ii.i4we>en . 1S71. S. 410 tV — , /um ;5)iüiri);en lkstehen des 
Architektenvereins XU Berlin". Von -II-, im„Ccntralblattdcr(iauvcrwaUung'-. 1S99. Xr.43. S. >b|. 

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44 



Friedrich Gilly wenige Jahre vor seinem Tode, in der Entstebungsxeit der Bau- 
akademie, bcLjrülldct 

Wir erinnern uns, «kfs am Schlufs des Jahres 1823 der eigentlicli künstlerische 
Theil der Architeictur der Hauptsache nach von dem Unterrichte an der Baoaicadeinie 

abgezweigt wurde. Noch in einein Ministcrialerlasse vom jj. November iS^8 finden 
wir die Angabe, der ästhetische Theil der Baukunst werde nicht bei der Bauakademie, 
sondern bei der Alcademie der Künste vorgetragen. Offenbar aber hatte sich damats 
bereits der Lt In Ntand, der in einer solchen Zerspaltung des Gesamtgcbietes der 
archit«■kt'1n^^■.lll i\ .\i,-bi!du;iL: fi'ihlbar gemacht, denn durch die Einrichtung eines 
neuen Unterrichts iim Kntwerien und Zeichnen von Gebäuden, der Wilhelm Stier 
vom I. Apr9 1828 an fibertragen worden, hatte man einen Schritt zur Wiederein- 
führung des ästhetischen Theiles der Baukunst oder zur Ert/in/unf,' der geringen 
Ueberreste, welche nach dieser Seite hin der Bauakademie verblieben waren, gethan. 

Und eine glficklichere Wahl de» Lehrers hätte nicht getroffen werden können. 
Wilhelm Stier (geb. 8. Mai i;>>(>, f 10. September iK5<,i hatte, nach Vollendung 
seines Gymnasialunterricht^, von 1^15 bis lüij auf der BcrUner Bauaicademie, an 
welcher, seiner eigenen Aiis.^agc nach, damals frrilich ein eigentlicher Unterricht im 
Entwerlen gar nicht vorhandm war, seine Architckturstudien begonnen und war 
rfann rtwa virr Inhi«* !iiiiilurch als Bautiihrer vtirn« lunlirit in der Rbi itiiirnM';i/ tbiitig 
gewesen, in Dusscidorl hatte er sich mit den dort itetmdlichen litteranschen Hulf's- 
nuttdn bekannt gemacht, und datirte von daher die Grundlage seiner künstlerischen 
Kldung. 

Dann begannen seine Wanderjahrc. Zuerst finden wir ihn in Paiis und im 
aSdöstlichen Frankreich, wo er besonders den zahlreichen Schlössern aus der 
Rcnaissanceperiodc sein Augenmerk zuwendete Fünf Jahre verlebte er darauf in 
Italien. Von der Grofsartigkeit der antiken Baureste ergriffen, versenkte er sich 
vornehmlich ins Studium des alten Rom; auch die antiken Bauten auf Sicilien und 
in Pompeji fesselten seine Aufmerksamkeit. Der Vielseitigkeit seines Geistes aber 
entsprach e-;, dafs er sich auch gegen die Schönheit der mittelalterlichen und 
Kenaissancekunst nicht verschlofs. 

ErfiUlt von all dem Herrlichen, das er auf seinen Reisen in sich aufgenommen, 
trat er v' in Lehramt an der Akademie an. Durch Ilm \.:im ein fr-^clicr Geist in 
das Architckturstudium. Dem ihm zu theil gewordenen Auftrag, eine Clause lUr 
arcMtektonische Erfindung zu begründen, kam er in eifrigster und zugleich geist- 
reicher Weise nach Da Cr fast völligen Mangel an künstlerischer und kunst- 
geschicbtlicher Vorbildimg tinter den Studirenden fand, richtete er einen Vortrag 
Ober „Monumente der Baukunst" ein, welcher sich über alle Hauptepochen der 
Baugeschichte erstreckte und ilurch .Studienreisen in der Ferienzeit ergänzt wurde. 
Seine Ui liiinL;' ii iiti Kntworfcn b. /«jchiieten in gewi>-">eni .Sinne einen Gegrir-rit/ zu 
der datnais waltenden Str<)mung m der Berliner Architektur, insofern in denselben 
dem malerischen Prindp und, bei soigfilltigstcr Behandlung der Antike, doch auch 
dem Mittelalter imd der Renaissance ihr Recht zu theil wurde Di Aiif^rih. n, dir 
er für den Zweck der Erfindung stellte, bestanden in fest umscluricbencn rrugraramen, 
bei denen eine bestimmte Stilform zur Bedingung gemacht wurde. Die Erklärui^ 



Stier, He»peh*che Bt&tter. Berlin iS;;. 



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r. Dto BainiHidcinle. 



45 



derselben nach ihren besonders charakteristischen Zögen ging der Bearlieitunff vor- 

htr. Auf tlie'^i' W' Im- t-rwachtc unter den Studirendon eine rej^e nu-i!r.;)luiic fiir 
die historische Gestaltung ihres Faches». Stier ward der Begründer der „jüngeren 
Berliner Bauschule". 

Nachdem bei der im Jahre 1S31 stattgefundenen, sojjleich zu boprechenden 
nbermaUgen Rcurgani&ation der Bauakademie Stiers Classc für Erfindung auf- 
gehoben worden, widmete er sich noch eingeliender als bisher der Geschichte der 
Baukunst und wufste durch seine geistreichen und phantasievol! belebten Vorträge 
seine Zuht-rrr ebensowohl fiir die lirforschung des Wesens und der Geschichte der 
Architektur wie für neue schüpferii^chc Ver&uchc auf ilircm Gebiete zu begeistern.') 

Als gegen Schiulis dieses Zeitraumes, am Juli 1629, der Olier-Landesbau- 
director Eytelwein das fünfzigste Jahr «riner verdienstvollen Arntswirksamkii*. In - 
schlössen hatte, ward zum Andenken an dicj^en Tag von den im Staats- und 
Communaldienst angestellten Baumeistern ein Eytelwein-Stipendium begründet, 
welches in erster Reihe an der Hauakademie studirenden Söhnen preufsischer Staats- 
odcr Communal- Baumeister zu gute kommen und von der Ober-fiaudeputation 
verwaltet werden sollte,*) 

Bald darauf, im Jahre 1830, sah sich Eytelwein seiner geschwächten Gesund- 
heit wegen gcnöthigt, seine I'^ntla-^^^ting aus di ni Staatsdienst nachzusuchen; doch 
blieb er bis ins hohe Greisenalter litterariscb tfaätig. 



') S. den Nekrolog im IXutschen Kunstblatt. Kcilin 1056. S. *;i ff. 

*) Gegenwlrtig liegt die Verwaltung dioer Stiftang der Akademie des Bauwesens ob. 




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5. DIE ALLGEMEINE BALSCHULE UNTER BEUTH. 

183 I — 184J, 



,\ Is im Jahre 1831 Beuth unter dem Ministerium Schuckmann die I^itun^; der 
MX. Bauakademie Obemahm, ging er an eine Neugestaltung des gesamten \'or- 
bildungs- und PrOfungswcscns für den Staatsbaudienst und dementsprechend auch 
an eine at>ermalige Reorganisation der Bauakademie. 

Alis einem, diosc Verhältnisse behandelnden Immediathcrichte vom ^. August 
183 1 heben wir rol|>endcä hervor: „Das Fehlerhafte des bisherigen Zustandes 
bestand darin, dafs nnn von allen Candidaten eine gleiche und voUstindige Quall- 
fication in allen Zweii,'i-n der Haiikun>-t l'ordiTte: der Camlidat SoHte da-; landwirth 
schaftlicbe Gebiude wie den Palast, den Stralscn- und Hafenbau, den einfachen 
wie den schwierigsten Maschinenbau inne haben." „Die Nachdieile dieser EiO' 
lichtung sind bei dem j^rofsen L'mfan),'e der Bauwiasenschaften augenscheinlich. Alle 
ohne Unterschied, ohne Kück!>icht auf Fähigkeiten und Neigung mufsten einen 
grofäen Aufwand von Zeit, Geld und Kräften machen, um die höchsten Stufen der 
Wissenschaften zu erreichen, um Dinge zu lernen, von welchen sie bei den meisten 
Anstellungen in rhreni übri|^en Leben nie einen Gebrauch zu machen Gelej^enhcit 
hatten." Als gewöhnliche Folge dieses L'mstandes wird „Oberflächlichkeit in allen 
Dingen und Unlcenntnirs des Gew5hnlichen, täglich in Anwendung Kommenden, mit 
der F.inbildiini,'. welche mit (1<t OberfluchÜclikeit verbinidcn ist", hingestellt. 

Von solchen Gesichtspunkten aus wurden nun da» Studiimi auf der bisherigen 
Bauakademie, wdche jetzt den Namen „Allgemeine Bauschule" erhielt, und die 
Prfllui^en für die verschiedenen Kategorien v ii Maubeamten eingerichtet. Da die 
Bestimmungen über diese Prüfungen auf die I jnrichtuntjcn an der Bauschule ent- 
scheidenden FinHufs hatten, müs^sen wir einige Auj^enblicke bei ihnen verweilen. 

In den betreffenden Vorschriften vom «. September heifst es imtcr 

I. Fl hiiiuasi f. § 1: „Per FeSdme-M r soll die Kenntnisse nachwei.scn, weiehe zur 
Entlassung als reif aus der zweiten Llasse eines G> mnasiunis erfordert werden, oder 
die Reife chier Qasse einer andern Lehranstalt, welche das Ministerium des Innern 
tiir Ilandi'l, (iewerhe und Bauw« s<'n ihr ^I' icliachtct , . . Der l-'eldmcsser mufs 
ferner vor bciner Prüfung als .solcher bei cmem oder mehreren l-'cidmesscm oder 
Kalastergeomctem wenigstens überhaupt ein Jahr lang in Ausführung von Ver- 
messung! n und Nivellements gearbeitet . . . haben." § 7: Keldmesser sollen bei 
öffentlichen Bauten nicht beschäftigt werden. 



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I. Die Baukadamk. 



47 



Unter II. Btiuht-anitf lirs Sliia/fs U-scn wir: 

-^oW fortnn ein«- itu'hrf.if he Bi lalii-^nn.: der Baubeamten stattfillden: 

1. AU BaumeisU-r (Wege- untl Land- Hauineist«:r zuglciclij. 

2. Als Bau'lmpectorcn. 
Letztere können sich entweder blofs 

dem Wasserbau und Maschinenbau; oder blofs 

b) dem Stadtbau und Prachttwu widmen; oder 

c) die Kenntnis-;e zu a und b in sich v»Ti-inigcn. 

Dafs durch diese Bestimmung mit der Scheidung der Architektur und des 
Inifenieurwescns doch noch keineswegs Emst »jemacht wurde, yelit daraus hervor, 
dafs nur solche Bau-Inspectoren, welche die Trüfunj^ sowohl im Wasser- als im 
Landbau bi -.tanden. (lir die h/jheren S^c'!. ?) itn Sf i i» lüonste qualificirt sein sollten, 
resp. 2U Regierung»- und Bau-Rüthen avanciren konnt< n. 

g 9. Der Land- und Wege-Baumeister mufs wenigstens die Scbulkenntnisse 
nachweisen, welche für 'ii<' l'r'ldmi^sxT vor^fschrieben sind . . .; er mufs sich ferni-r 
ai» Feldmesser bewährt und aU »ulcher ein unbedingtes Fähigkeitszeugnifs erhalten 
haben. 

Laut § 11 soll für den Land- und We;^e-Baumiister eine doppelte Prüfung 
eintreten: eine V^orprüfung, welche vorzüglich den theoretischen Theil des Lehr- 
ganges üum Gegenstand hat, und eine \achpriifung, die sich hauptsächlich aut 
das Praktische beziehen soll! Die Zulas^unj; zur Xachprüfunj^ ist an den Nachweis 
^eknii])ft, dafs ( .intfiilat nach d<r Vor])rüfun^ zm i \(,r< J Jnt hintlurch unter 
der Leitung eines iiaubeaniten des Staates bei jiraktischen liauausfuhrungcn im 
Land- und Chausscebau bc«chSftigt war 

Zur Bauiiispectorpriifunt; wird nach § 10 nur derjenige zugelassen . der das 
Baumcistercxamen vorzüglich bestanden hat. Auch die Prüfung «um Bau-lnspcctor 
zerfällt nach § 18 in eine Vorpiüfiing und eine Nachjoufung. 

Aus diesen Bestimmungen ergiebt sich, dafs ein Baubeaniter, der auf eine 
höhere Stellung im Staatsdienste Anspruch machte, mindestens llinf Pri^fungen zu 
bestehen halle. 

Der Besuch der Allgemeinen Batlsehule ist zwar nicht zur Vorbetiingung iUr 
die Zulassung zu den l'iüfungen gemacht, doch sollten ihre Zöglinge bei Aa- 
stcllungen „vorzugsweise Berücksichtigung" änden. 

Aus den die Bauschule betrefTeoden Bcstimmtmgen beben wir folgende hervor: 

Dil ii-nigen Candidaten, welche -irh drm Staatsdienste widmen, müssen ihrer 
Anmeldung, aufser dem Zeugnisse ihrer Prüfung als Feldmesser, ein Zeugniis der 
Reife der zweiten Gasse eines Gymnasiums oder einer qualificirt erachteten andern 
Schule s oben) beilegen, l'ür diejenigen, welche sich zu IVivat-Uavimeistem aus- 
bilden wollen, genügen ähnliche Zeugnisse der Reife der dritten Qasse. 

Din Zöglingi-n wurde zur Pflicht geniacht. sämtlichen Vorlesungen, welche 
einen Lehrgang bilden, beizuwohnen. Sie sind wiihreJid di s l'nierrichl» und bei 
der Wiei-lerholung der \'orlesungrn veipllichtet, voii;el<'gte Fr.igen /u lieantwurten 
tuid \'ortrage zu halten. Die Anstalt ertheilt nur Zeugnisse der Reile, welche für 
alle Zweige des Unterrichts gut oder vorzüglich lauten müssen. 

Kurz ilie Reorganisation vom Jahre 1 i t ents]iraoh durchaus dem Geilanken, 
weicher bei der Begründung der Akademie vorgewaltet hatte, sie war und blieb 



4^ Baiulukiemi«. Ge««fbe«ka4«mk wd Tcduibcbc HodiKbole bb ti$^. 

Torwi'"^cnd eine llaiibianitt-ii^clMili-, nui 'J.iK (i"''-* <'i'' L'i l'un^ im IVldmossen bereits 
vor <lc-in Ijntritt ^äiulich nb-M>1viit sein miilstr iin<i daü der Lchrplait im Hinblick 
auf die vcr»cliicdtncn rrülungin streng gtriyclt ward. 

Und zvii'ar wurde ßlr I^nd- und Wege- Baumeister ein zweijähriger, f&r an- 
lu-ndc Haii-Invpecturfn ein cinjähti^or Cuimis finfjctichtct. Das Studienjahr \Mirdi- 
vom I. Aphl an gerechnet. Eini|;c V'oficsuii}{cn wurden |>emein&chaftlicli für das 
mittlcnircilc in« Leben getretene Gewerbeinstitut und die Bauscbole in dem Gebäude 
des crstcrtn ^«.halten. 

Der Baumeistercursu» umfafste nac)isi< hcndc Lehrfächer: 

tistcs Stnustcr. 

I. PhyMtc. Prof. Schubarth, im Gevcrbcinstiiul. 

a. Nirdcrc Anah-Ms; ehtne und t|ihsrisclie Tri' i 

ßononn-tric ; analytische Geometrie, 5tt*reo- | Prof. Dirichl«t, im Gcwcrlx-instimt. 

mrtric und iMMiiK iltendc Geomcltie. 1 

3. liaurtinstructiort-' ehre. liau-lna|M:ctor Linke <t»is 1844,1. 

4 \ ..r.r.iß übrr antike HcMHIIMnte. I Stier 

5. Architrkturicichnen. ' 

6. Geometrische Schatteoconstmction uiKlFcr- | l,,^,,. h.umrlster Brix. 

S(i«TllVC I 

l.anilsch.ilt-.z« ichiicn. l'ruf. Kusvt. 

Unabliängiii von diesem Lehn>ian iiicit Prof. Accum Vorlcsiini^n Aber Phyiilc, Chemie 
und Mincmlogie. 

Zweites Semc«ter. 



1 . 


Chemie. 


I'rof Sthubarth 


J 


Kot.inrk. 


IHrot. Kunih (bis 1H49). 




St;»tiW fiStiT K6:i>rr 


1 Drix, an twei Tagen im Gewcrbcinstitot, m 
1 einem in der Hausehalc. 




B.luroiisTriictionslchrc. 


Bau*In«pector Linke. 




('iiii>trui-tionsIchr<: cinLuhir .MMchinen. 


Ober 'Mahlert' und Bau-Inspcetor Schwahn. 


(1 


Vortrag; üln-r .intikc NlMnumentc. 
A rc hilcV; t u r ; < 1 c hrien. 


J W. Stier. 


C. 


LandaciiaftMcicliaeii. 


l'rol KöscI. 



Dritte» Scmcütcr. 

I. Technisclie MNiendogie. Prof. Köhler (Mit 1*33). 

t. Pr.ikiischc Anicendiuigen der Slatilc fetter | 



KiirjuT. 

1 Vortrar Ober MaaeMnendetails und Zeichnen )_ ... y. . . »r ^ j, 

, „ ! FabrtIten-ConmuMioniralh Weddine- 

derselben. I 

4, Elemente der Wasserbaukunsl. I . , 

_ ,, J Link«.-. 

$. CameraEliatt. J 

6. Freira Iluidaelchnen. W. Stier 

Vierte» Semester. 
I. Mcrbritiik fester Kör)ier, Hydrodynamili und t j^^. 

A( r<M!'. n.iir.ik. f 
» ( I üivTui. t:"n ili r I>r'nn. h"u li-^lfii MaschilK'n ) W f 'i 'i 1 11 1; Ms ; iSnnn liriutf.« istrr (»|»JitCr 

uml .Icrr n K 1 stcnbcrcchnunt;. ^ tit h. Otur- Uauratiu äal2(.-nber|;. 

J. <»niimctii/tK hncn. W. Stier. 



4. l'nicrrirht im Vcranftchlagen. 

Vortrag ülfrr Baufülirunu und Gcsdiäfts- 

o. VurUiijj übet WtjjtSjju. 



I.III 

in di'n JaJiicn 1*4," — li^it aucii iUu-Ralh 
Stein. 



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I. Die BuMluMlHitle. 49 . ; . i 

PQr den einjährigen Cursus iler angehenden Bau-Inspcctoren waren folgende 
Untcrricbt^genstinde bestimmt:') 

Eratc* Scmrstcr. 

1. MöHltc Analysis und Curvcnlebrc. Dr. Minding (seit iSü). 

2. Vortrag Sbcr 1lBiciiin«n iiwammcMgeietiter | Wc^fünfr 

*• Y*'^*'**' StedttauloiiwL I üirector Stüler (»eit 1834). 

4, Entwafen von Sttdtgebaudni. I 

j. HAhfite GeoAiie. PfoT. Berghaat. 

Zweite! Semester. 

1. An.iIytisrJif r\u!riniil.. Dr. Minding. 

2. KiUttcrii II uiul Bcici lun u .;uK,ii!imenßcsct7tcr I , ,. 

. . i c-ddine. . 

Maschinen, ) 

j. Entwerfen von Gebäuden in höherem Stil. St&lcr. 

4. VergidlciKnde Geschichte der Bnatcwiat W. Stier 

$, Allgemeine WaMerbauinoist Ohpr-Baut»th Hagen. 

In den Beginn von Beuths Dircction fällt die Uebersicdelung der Anstalt in 
das nenv, 1832 -1 83 5 errichtete Gebäude am Werderschcn Markt, in die un- 
mittelbare Nähe der ersten Heimstätte der Akademie. 

Als (in tjntr«; X'nrzcichcn für die fernere EntwickhiiiL^ Ji-s Instituts konnte es 
hetrachUt werden, dals der Meister der Berliner Architektur, .Schinkel, der Er- 
bauer des neuen Hauses war. Auch dafs er hier m dem von ihm wieder beleihten, 
schon in .seiner frühen Jujjend liehgewonnenen märkischen Backsteinbati j^iifl", erschien 
bedeutsam, wenn man der ihm gestellten Aufgabe dachte: ein Bauwerk zu er- 
richten. In welchem die vaterländische architektonische Jugend erzogen werden 
sollte.') 

Von den frülieren Lehrern waren im Anfang von Reuths Directorat aus- 
geschieden: Diettein, Grfison, Julius, Meineckc, Ohm, Kabc, Schramm. 

Wenn wir L'mschau halten unter den von Beuth an dir Bauschule neu be- 
rufenen I i hrkräften, so fm Ii n wir nicht wenige rühmlichst bekannte Namen- 

Im Jahre 1834 trat .Stüler (geb. jS. Januar iSoo zu Mühlhau^en in Thüringen, 
'l* 18. Ulftrz 1865 in Berlin) in den Lehrkörper ein. Ol^eich erst 34 Jahre alt, 
konnte er bereits auf eine iiTnfnnijreichc Bauthntigkcit zurückblicken. Stüter hatte, 
nach vullendctcm Gymnohialunterricht, in de» Jahren tHiö — lüio gleichzeitig an 
der Universität und der Bau- und Kunstakademie studirt, war dann nach atnol- 

virtem Feldmesserexamen tirei und ein halbes Jahr mit der I.i itun;4 von Bauten in 
Naumburg und ischulpfortn betraut gewesen und kehrte 10.23 nach Berlin zurück, 
wo er nun füt das KriegsministcHum thätig war. Seine Conducteurpröfung im 
Jahre 1827 fiel glänzend aus. Darauf beschäftigte Schinkel den jungen Künstler, 
dem er das gröfste Interesse widmete, bei seinen Urmti n ?n den Jahren iSju und 
iHju finden wir Stüler mit seinem l-'reunde Knoblauch auf einer Studienreise in 
Frankreich, der Schweis und Italien. 



t) Solchen Besuchern , welche sich zu f'rivBt • Baamcisitcrn aasbilden woNten nnd tien Lehr- 

H'-in\i für U.iumcislcr lii-ri'iiH vkIIi iiiIi-I h.ittrn, wnrdc (ji-st.nirt, nur diejcnijjrn Vorlesungen des 
Lchrjj.nnggs für IS.^u- lns|>rrti>ren zu l><'sufh<n, welche lu ihrem fache gehörten. 

1) VcrgL .\<lli rs Vortrai; iibrr die .. Iiauschule" an> Sdiinkeifeat 1*69; in deri,Zeilsdirilt 
für Bauwest-n*. Jahrg. Xl.\. iSo^. S. 468. 

7 



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r 



50 Bamlndraie» Gewubtahadenie nad Tcehiitiche HodMchute Mt 1SB4. 

An der Bauakademie hat er von 1834 bi» 1842 und dann wieder vtm 1850 

bis i8s4 als Lehrer H'ir das F,nt\\<Tfi i\ öfTtTitlicher d-liäudc segensreich gewirkt 
Seine HaupttMUthätigkeit fällt in die Zeit KOnig Friedrich Wilhelms IV. Es sei hier 
nur beispielsweise an das Neue Museum in Berlin, den Ausbau des von Demmler 
b^onnenen Schlosses in Schwerin, das Nationalmuseum in Stockholm, die Uni- 
versität in Könl'^sberg erinnert. In seinen zahlreichen Ktrchenentwürfen hat er fast 
alle Formen der christlichen Kirche zu cmcr edlen harmonischen Erscheinung 
gebracht. Seine Schfipfbngen teidinen dcb mdst durch malerische Wirleung aus.>) 
Eine fernere besonders glrickliche Berufung war diejenige Gustnv Stiers 
(geb. 1807 zu Berlin, f iSHo), der in Schinkels Atelier, in welchem er vom 
Ende der zwanziffer Jahre bis 1837 thStig war, als bester Zeichner galt Später 
widmete er sich j;anz der T,chrthätigkeit. An der Bauakademie wirkte er von 
bis 18Ö1 mit unermüdlichem Eifer. Zeitweilig übernahm er Stülers Vortrag über 
die wichtigsten Arten von Privat- und CfTcotlichen Bauten, trug Ober ökonomische 
Baukunst vor und ertheiltc nach dem Tode seines Bruders Wilhelm im Jahre 1856 
den rnterrirhl in den Formen der antiken Architektur. S<";ne nenihif^ung zum 
Lehrer war eine aulsergcwühnlichc. Die Gabe eines hinreifsenden Vortrags, wie 
sein Bruder sie hatte, ^tng ihm zwar ab, sein stetig verfolgtes Ziel aber: giilnd- 
liehe, eini^ehond-itf Bf'ehnmg, erreichte er bei jedem, der etwas lernen wollte. Mit 
liebevollem Eiter mühte er sich, auf die Individualität !>cincr Schüler einzugehen.*) 
Die htstofischen Formen der Architektur beherrschte er in hervom^endem Maise. 

Von 1835 bis 1850 wirkte Gotthilf Heinrich Ludwig Hagen (geb. 3. März x'nj 
in Königsberg in Preufsen, f 3. Februar 1884 zu Berlin) als Lehrer an der Bau- 
sdmle. Nach frQher Absolvirung des Gymnasiums besudite Hagen die Universität 
seiner Vaterstadt, wo ihn der A.stronom Hessel besonders anzog. Mit 22 Jahren 
widmete er sich dem Baufache. Noch in (iemselhen Jahrf (iSmi absn!vti-tc ti die 
Fcldmcsserprüiung, lüzi die architektonische. Nun folgte eine an(l<,Tthail>(ahrigc 
Studienreise durch Deutschland, Frankreich, Holland und Norditalien. 1826 ver- 
öffentlichte er seine erste Arbeit: ..Beschreibung nruerrr Wasserwerke in !>eTitsch- 
land usw.", die günstige Aufnahme fand. Eine lunfjährigc Thätigkcit als Hafen • bau- 
inspeetor in Pillau förderte ihn fai seiner wissenschaftlich-technischen Entwicklung. 
1831 ward er als Ober- Baurath in die Technische Ober -Baudeputation in Berlin behufs 
Leitung der Wasserbausachen Rheinland!» und Westfalens berufen, wozu dann die 
I.iehrthätigke{t an der Bauschule sowie an der Vereinigten Artillfwie- und Ingenieur- 
.schule kam. iSj7 erfolgte die BcfJ^rderung zum Geheimen Ober - Baurath , 1850 
der Eintritt in das HandeUministerium als vortragender Rath. Von iS'i'i an be- 
kleidete er den Posten eines Ober- Baudirectorh, in welcher Eigenschaft er den 
wohhhStigsten Einfluls auf die Pflege und Verbesserung der Hiren und Wasser- 
str.ifsen ausiihte Erct im Jahic i'-^'r*' vetüefs der Neunundsicbzigjahrige, der sich 
bei seiner unermüdlichen l~tuiti|;keit eine seltene körperliche und geistige Frische 
bewahrt hatte, den Staatsdienst, wobei ihm der Charakter eines „Wiridichen Ge- 
heimen Rathcs" mit dem Prädicat „Exccilcnz" verlit lien wurde Bis zu seinem 
Lebensende war er wissenschaftlich thälig und wirkte auch nach dem Austritt aus 

t) S.LttC«esAiifntx ober Fr. Ai^.Slftler in der „Zeitschr.fflr Bauwesen". Jahrg XV. itb^. 
1) S. den Nekrolog In der „Deulachen Banieitung'*. Jahrg. XIV. 18S0. S. s>o. 



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3* 



BmidkMkMie, Gcwcrtickliadtinlc und Tcdiabdw HodiiehBie bh 1(14. 



dem Staatsdienste wiederholt ab Sachverstandiger bei wichtigen Fragen mit Hagens 

schriftstellerische Leistungen .sind von h<»chstir Bi l< utnn;; und hatten schon iH|' 
auf Alexander von Humboldts Vorschlag seine Aufnahme in <li<- n«-rliner Akademie 
der Wissenschaften bewirtet. Als Mensch zeichnete sich Ha^^rn durch wahre 
HerzcnsgQtc und echte Bescheidenheit nus. Die allgemeine Hochachtung und Liebe, 
deren er sich erfreute, kam bei seinem 5<i jährigen Dienstjubiläum i8'<i) in 
schöner Weise zum Au:!>druck. Gclcyeiulich dc^cibcn trat die „lla^cn'sche Stipeti- 
dienstiftung xur Unterstütsimg unbemittelter Architekten und Ingenteure während 
der Studienzeit" ins Leben.') 

Kine langjährige erfolgreiche Lehrthäti^kcit widmete Ad. Fcrd. Wenceslaus 
Bri.x igcb. jo. Februar «708 zu Wesel, f 1 |. Februar iS7<< zu Qiarlottenburg» der 
Anstalt, indem er von in,-' bis iSi)i> an derselben wirkte. Am Gewcrbeinstitvit 
lehrte er von iH.>h l)is iS^o. Ks .sei hii i ft-nier ?ni st im- vielseitige Thätitikeit im 
Gebiete der tcchni-schcn Gewerbe und dt .s i-abrikwesens, sowie an seine Bctheiligung 
vornigsweise als Constructcur an öffentlichen Bauten: Fontainenanlagen in Sanssouci, 
Kiscncnnstniction der Schlofskupp»'! in Berlin usw. erinnert. Atich i^utf!r eine Reihe 
wcrthvoller Httcrartschcr Arbeiten, so namentlich durch sein „Lehrbuch der Statik 
und Mechnnik" hat sich Brix hervorgethan.*) Ii» Jahre i8ft6 wurde er xuin Geh. 
über -Regierungsrath befördert. Brix gehörte zu den Begründern des Afchitekten- 
vereins. 

Von 1832 bis 1834 finden wir femer Prof. Peter Gustav Lrjcune-Dirichlet 

(>;eb. 7M Diiren ii,. Februar iHo.s, f zu Göttingen 5, Mai iSs'i) an der Bauschule 
als I.t liM r i!i r Mathematik und I*(u sik thiitit;. Der ruivt tMtät Merlin fjehörte 
Dirichlet bereits seil lH.'9 an und wurd<' 1^32 Mitglied der Akademie der Wissen- 
schaften. Im Jahre 1855 ward er an Gauss' Stelle nach Göttingen berufen. 

„.Seinen Schülern ist die wunderbare Klarheit unvernefslich, mit welcher 
Dirichlet die i lauptinomcntc schwieriger Beweisrührungen im Voraus anzudeuten 
und dadurch ein ununterbrochenes geistiges Mitsciiaffen seinen Zuhc">rern zu ermttg- 
licheri wufete, ebenso imvergi fslich auch die Fülle von kur/en g<'legentlichcn Neben^ 
bcmerkungen, w< lch( ili :i Keim neuer L'ntcrsuchungen in sich trug» n.'*^| 

Auch der Mathematiker Minding hat von 1833 bis zu seiner Berufung an die 
Univcrsi^ Dorpat (1B43) an unserer Aostith gelehrt. An seine Stelle trat Dr. Krick, 
der bis zum Jahre als Profcs.>>or th£iig war. 

I)<r ri'ihmlichst bekannte Botaniker Kunth (geb. zu Leipzig |K. Juni 17SM, 
f in Berlin 22. Mäi2 i^^o) befand sich bis kurz vor seinem l£ndc unter den Lehrern 
der Bauschule. 

In dieser Perifxle begannen auch Böttichcr und Biermann ihre langjährige 

Lehrthätigkeit : ersierei übernahm vom i. November i^.vi an d«n bis dahin von 
W. Stier ertheiltcn Unterricht im Freihand- und rimamcnlzeichnen, letzt* rer er- 



'1 S. ilir NVkrolD^;«.- in der ,, I1< utsclu 1» B,iuzritun[; " istv4, S Sn, <>o, im „Wurhcnlil.'itt für 
Arcl) u Injj " lalir^;, VI. i.''.S4: . S. 5; iiinl edtnila .S, den Am-./!!!; aus Pr< N< l^ K<.<le auf llti;;< n 
am .^»ihinktllVstc <\< s .VrthitektenveriinN, 

'} S.dcn Artikel vonKarmar*chinder „All){.l)t:utschcn Btogia{thi«"llI, S. jjj. — Nekro- 
log In der „Deutschen Baiueitung", Jahrg. IV. 1S70. S.9$flr. 

^ S. Cantors Artikel in der .,Ailg. Deutschen Blograpliic". 





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I. Die BMMliMlcinl*. 



53 



öflhctc 1843 seine re^1mäf»ige LehrthStigheit, nachdem er bereits seit 1835 wieder- 
holt fli ii !'r<if Rr, s, I vrrtK 'cn hatte. 

Von 1837 an wirkte Salzenbcrg an der Bauschule bis zu seiner Reise nach 
Constantinopcl im Jahre 1S47, welche der Wissenschaft die fikr die Kcnntnirs der 
bysantini>clu'n Kiin>i epochemachende Publication der Sophicnktrchc eintrug. An 

seine Stello trat Wiehe. 

In einem ci|^cnthümlichcn Contrast steht zu dem I mstande, dafs so bedeu- 
tende Männer durch Bcuth berufen wurden, die durchaus schulmä&ige Verfassung;, 
die er der Anstalt gegeben hatte. Man sollte dcnkrn ii:n'.;i'rt Männern, denen man 
zutraute, Uic Unterweisung solcher I^hrer in Kunst und Wissenschaft Mch ganz zu 
Nutzen 2U madien, mufste sudi dax Vertrauen geschenkt werden, dafs sie ohne 
rolle^'ienzwan),' den rnterricht !i- urli. n "Aiiulen. Vor allem aber nnifste die indi- 
viduelle Entwicklung des Einzemen und die künstlerische äcite des Haufacheü 
darunter leiden, dalä alle „Z^lin^e" den im Hinblick auf die Staatsprüfungen fest- 
gesetzten Lehrplan in gleichmäfsigcr Weise absolvircn mufsten. 



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DER ÜHFRGANG VON DER ALLGEMEINEN BAUSCHULE 
ZU DER NEUBEGRÜNÜETEN BAUAKADEMIE. 
1845—1849. 



So machte sich denn auch bald nach dem Rücktritt Bcuths im Jahre 1(145, 
unter dessen Nachfolger, dem Geh. Ober-Fin>nsrath von Pommer-Esche, 
das Bcdürfnifs einer abcnnaligcn Reform geltend. 

Stüler, der im Jahre 1842 in die Ober- Baudeputation eingetreten war, wies 
1846 in einer Dcnicschrift auf einige der wesentlichsten Mfsstände hin: 

„Die Bauschule", meinte er, „verfolge nicht genug die Ausbildung der k&nst- 
Irrisclicii Eähiykcit und stelle diese den wissenschaftlichen und theoretischen 
Lei-stungen gegenüber zurück. Diese Richtung der Anstalt erkläre sich zwar aus 
der vomigsweise an rie gestdtten Anfordenmg, Beamte f&r die Bauverwattnng aus- 
zubilden, genüßc aber nicht fi'ir tlit- .Aiishihhin^ von Architekten." Er wies auf den 
Bildungsgang der englischen und französischen Baumeister hin und forderte von den 
BauschQlem eine bereits erlangte Kanatfertigkeit beim Eintritt in die Anstalt Ferner 
wünschte er, dafs der Lehrgang, unter Bcseitit;un^; zu weit gehenden Theoretlsirens 
in den HülfswisNen>chaUen, darauf eingerichtet werde, mehr Zeit Oir die Ausübung 
der Kunstfertigkeit zu gewinnen, dafs dem Vortrag mancher Disciplinen doe mehr 
praktische Richtung gegeben, endlidi, dafs die Fächer der Architektur und des 

Ingenicurwcsens schärfer {jetrennt werden. 

Ini Jahre iH^ü beschwerten sich die Schüler darüber, dafs die Einrichtungen 
an der Sdnde jeder freien und kflnstlerischen Entwicklung hemmend entgegen- 
traten und nur t^cben .schienen, um die angehend» n .Architi kten vchon in der 
Studienxeit an den Zwang der Burcaukratie zu gewöhnen. Sie wünschten Um- 
wandltmg der „Bauschule" in eine „Bauakademie" und Gcwihnn^ voller 
Lemfrclheit. 

Inzwischen hatten sich auch einige Lehrer der Anstalt mit der Reformfrage 
beschäftigt. Sie reichten detaillirte VorschUge ein, welche von ähnlichen Gesichts- 
inmkten ausgingen, wie sie bereits Stüler geltend gemacht hatte. 

Auch der gleichfalls zu Vorschlägen aufgeforderte Archit< ktt nvcrcin erachtete 
eine durchgreifende Umgestaltung sowohl der Einrichtungen der Bauschule als der 
FrQfimgsvorschrifken f&r nothwendig. AUgemcfai forderte man ficsdtiguog der dem 
Studium vorangehenden Ausbildung als Fddmesser und EinfiUirui^ dner an die 



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I. Die Bndndonir. 



55 



Stelle tietenden cinjälirigcn jiraktischen Vorbildung bei einem Baumeister. In Bezug 
auf die wIssensdiafUiche V'orhildung «sollte die Reife fiir die Universität zur Be- 
dingung pfTTiacht woTiJcn. Dio riüfiin<; sollte in eine Bauführer- und eine Plau- 
mdsterprülung getrennt, und bei der letzteren sollten die Architekten von den In- 
genieuren ganz geschieden werden. 

Mittlrrwcilr hatten \-öin Sommer i8.)8 bis zum i. Anj^ii^t 1*^111 rnscli nach- 
einander der Obcr-Baudircclor Schinid, unter Assistenz der Geh. Ober-Bauräthc 
Hagen und Busse, und, nach des ersteren Erkrankung, die Geh, Ober-Batiräthe 
Severin, Busse und Hagen die niiectorialgeschäfte geführt. 

In Betreff des Besuches der Allgemeinen Bauschule ist folgendes zu bemerken: 
Nachdem die Zahl der Akademiker noch im Wintersemester 1820/30: 139, 
und im Wintersemester 1 830/31: 116 betragen hatte, war die Zahl der Zöglinge der 
Bauschule niifrerordentlich htinlij^egangen. Im Winter if<^i/,\2 sind noch t^q ver- 
zeichnet, im darauf folgenden Jahre aber nur 32. Am tiefsten sank die Schülerzahl im 
Wintersemester 1835/36, nämlich auf i6. Von 1838 bis 1842 schwankt sie zwischen 
44 und i'i Dann findet ein allmähliches Ste'ijen statt, soriafs die SchOlerznh! kan 
vor der Wiederherstellung der Bauakademie im Jahre iS4g: 202 erreicht hatte. 

Ehe wir zur Schilderung dieses neuen Absdinittes gehen, ist der in diese 
Uebergangsseit fallenden Begründung eines Vereins an der Anstalt zu erwähnen, 
welcher bis auf den heutigen Tag mittels der in ihm waltenden fröhlichen, durch 
künstlerische Bestrebungen gehobenen GcsciiigLeit ein schönes Band um zahlreiche 
gegenwärtige und frühere Studirende sdlHngt. Zur .Stiftung des ..Motiv" gab die 
Frier <le- Geli.irtsia^^e- Wiüielm Stiers am 8. Mai 1847 den Anlafs. Die I'eier 
fand, wie es schon seit mehreren Jahren Brauch gewesen, in Gemeinschaft mit dem 
verehrten Meister in Tegel statt. Bei den Vorbereitungen dazu war der Wunsch 
rege geworden, an Sti Kc di r zu diesem Zwecke veranstalteten Zusammenkünfte, 
Gesangsübungcn usw. eine ständige Vereinigung treten zu lassen. So entstand der 
Verein „Mothr**, dessen Name ein LieMmgswort Stiers war, und fand dne so 
günstige Aufnahme, dafs sich bald aus dem einfachen Gesangskränzchen ein all- 
gemeiner Verein zur Förderung gesellschaftlicher und künstlerischer Zwecke ent- 
wickelte. Bald hatte derselbe eine schwere Probe zu bestehen, da das Jahr 1848 
nicht dazu angethan war, ein harmloses geselliges I^bcn zu begünstigen. Be- 
zeichnend für die iliiiinl- herrschende .iHtjemeine Erregung ist es, dafs in einer 
Februarsitzung des Verems jene .Statutenbestimmung, wonach Politik und Religion 
von jeder Besprechung ausgeschlossen sein sollten, zeitweilig aufgehoben ward. 
Auch wurden <lie \*i r'-,imnilv;ngen nur '•i hwacli hc^ticht, um bald ganzlich auszu- 
fallen. Die Bauschülcr schlössen sich unter Leitung des Geh. Ober -Bauraths Hagen 
dem KOnstlercorps ao; sie erhielten altdeutsche Wämser, breite Krempenbüte mit 
wallenden I edtm und wurden mit Flinten versehen; die WafTenkammer befand sidi 
in der Bauschule. 

.Seit dem Jahre iH4y blühte der Verein wieder fröhlich auf) 
Alljährlich h< geht das „Motiv" am Geburtstage Stiers eine pietätvolle Morgen- 
feier an dessen Grabe. 



*) & Album des «Motiv', t9i6. — Koas, Geachichte dn Architektenvcrctns ,Motlv', 



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7- DIE BAUAKADEMIE l NTER DKM ÜIRECTORIUM BUSSE. 

I H49 — I Soo. 



Unter dem i, August iSj'i erscliicixn lu-ur ..Vorschriften Tür die naunkademic", 
wonach dieser alte Nnifie wieder eingeführt und die Leitung der Akademie 
einem Directorinm Qbertraf^en wurde, welches am einem vom Minister ernannten 
Diu clor, als ausführenden Vorstand, und zwei Mitgliedern der Ober- Raiideputation, 
„die fiir alle zu collei^ialischer Hehandlunfj j^cei^neten Cief^enstäntir dem Director 
zur Seite stehen", zusammcnt'csctzt wurde. „Die letzteren werden vom Minister so 
«ugewiMt, daft sie die bdden lUditQOgeD für Land- und Sehönbau eineraeits, und 
filr Wct^'e-, Fivcnl>,ilin- und Wasserbau andererseits vertret<-n." 

Ernannt wurden: zum Director — der üeh. Ober-Baurath Busse, zu Mitgliedern 
des THiectoriiinis — der Geh. Ober-Baurath StOler und der Olier-Bauralh Hartwich. 

Cail Ferdinand Busse blickte damals bereits auf ein bewe-^es und thaten- 
rcicbes L<ebcn zurüclc. Im Jahre 1802 auf dem (iutc Prillwitx lici Stargard geboren, 
hatte er seine erste Bildung bei ^oem Dorfpredi^er erhalten und war dann, da sich 
früh die Nei<^ung aar Architektur zeigte, zu < in> m l.^nd- Baumeister in Stargard in 
die I.i-hre i,'ek<>mmen. iSj.- hatte er die nauak.nii-mie bezo^'en »md wirkte dann 
nach Ai)lcgung des ersten Examens eine Zeit lang als I'eldmesser. ibJ5 nach 
Berlin xurQdcgelcehrt, setzte er seine theoretischen Studien fort und wurde gleich- 
zeitig; als Hulfsarbeiter bei der Ober-Baudeiuilation V('rw< ndet. N'.'ichdeiii er ts'-"7 
das grofso architektonische Examen bestanden hatte, ward er mit grüfseren Auf- 
trägen betraut, insbesondere mit der Ausführung der von Schinleel entworrenen 
Kirche zu Straupitz und demnächst mit der Ausarbeitung des Bauplanes für lin 
neues Universttätsgebäudc in Halle, sowie eines Planes zum Ausbau der Moritzburf; 
daselbst. Nach Vollendung dieser Arbeilen wurde Busse als Bau-Inspector nach 
SwinemQnde, darauf im Jahre >h.5<i zum Geholfen des Obcr-Baudirectors Schinleel 
berufen, eine Stellun'fj, welche ihm zuj.;leieh zur praktischen Austil)un;4 sein<T Kunst 
reiche Gelegenheit bot. Im Jahre 1.S37 zum ordentlichen Mitglied der Ober-Bau- 
deputation beiordert, war er besonders mit den fiscalischcn Bauten in der Rhein- 
provinz, \Vi -tfali n und Schti'sirn tu '^(•ll.^^til;t ; i ) i rrful^te ^v\nv BeRMdetim^ zum Geh. 
Ober-Baurath, die Wahl zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste.') 

*) S. Zur Chrunik der Akaiiemir der Kflmle. Katakig der KunstauntelluiiK iKr»*. 



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I. Die B«iMk«kmie. 



57 



Am I. Auj;ust iH^q wurden, unter Berücksichtigung der im vorijjen Abschnitte 
erwähnten Kefonnvorachläge, neue Prürungsvor&chriftcn erlassen, deren wesentlicher 
Inhalt fönender kt: Die Ztdassung zu der, Pur beide Fachriclitunjjcn ^cmdnschaft- 
lieheo BauffihrcrprQfung wurde von dt r Absolvirung einc<> Gymnasiums oder 
cint-r (pinlificirt erachteten höheren Ri alschul' , i liu r einjährigen praktischen Thäti«:;- 
keit unter Leitung eines oder mehrerer geprüticr Haunicistcr und einem hierauf 
folgenden zweijährigen Studium abhingig gemaicht Die BaumeisterprOfung sotlte 
zwar i^t trennt fiir LaiiJ- und SrhÖTihntt, tmd für VVfgc- und Wasserbau abgelegt 
werden können, und in diesem Falle !>ullte, neben einer weiteren, mindestens ein- 
jährigen Stadtciueit, eine praictische Beschäftigung von sweijähriger Dauer nach 
Abli-gung der BaufiihrerprQfung erforderlich sein; es wurde jedoch auch eine gemein- 
schaftliche Äblegung der Uaumeisterprtlfung in beiden Fächern voi|{e»ehcn, und fiir 
diesen Fall da zweijähriges Studimn und eine dreijährige praktiache Tfaätigkeit 
itugeschrieben. 

üchufs Zulassung zur Priifiin^; al-- Pr i \ n t-Baumei st < r isi hei der Meldung 
von den Candidatcn der Nachweis zu Tühren: a) darüber, dafs sie das Handwerk 
eines Maurers, Zimmermanns oder Steinmetien praktiadi erlernt und die betreffende 
iMcisterprürung bestanden haben; b) iiber eine darauf folgende mindestens dreijährige 
Studienzeit. 

Die Onrichtungen der Bauakademie erhielten die entsprechende Form. 

An die Stelle des Cursus fiir Land- und Wcge-Baumeistcr trat detjenigc für 
Bauführer, wiihr. inl lirt !ji-.hcri{je einjährige Cursus (tir Ran - Fnsprc'.orrn ln iilcr 
Fächer in einen einjährigen Baumcistercursus fiir I^nd- und Schönbau und einen 
gletehralls einjährigen Etaumeistcreun>us ßir Wege- und Wasserbau, einscbliefslieh 
dv< IvNrnliahnbaues, /erlegt wurdc. Ein Zwang zum Besuch bestimmter Colinen 
fand ferner nicht statt. 

Bezüglich der Lehrkräfte bestimmte man, dafs IQr die Hauptgegenstände des 

l'nterrichts „ordentliche Lehrer" von dem Minister, auf Vorschlag des Directoriums, 
etatsmäfsig angestellt werden sollten. Diese Form der Anstellung war bei der Bau- 
schule nicht üblich gewesen, vielmehr wurden die Lehrer (in der Kegel gleichzeitig 
in anderen Dienstverhältnissen stehende Männer) lur jeden Cursus gegen ein nach 
der Zahl di r zu gebenilen Unterrichtsstuntl< n hrmessrnes Hnnnrar verpflichtet. Neben 
dem ordentlichen sollte die Erthcilung auls4.rordenthchen L'nterrichts zugelassen und 
mjSglichst gefördert werden: jedem ordentlichen Lehrer, jedem Banmenter, sowie 
jedem Professor oder Lehrer einer aml' i n höheren Lehranstalt konnte von dem 
Dircctorium gestattet werden, Vorträge über hierher gehörige Gegenstände zu halten 
oder Unterricht zu crthcllcn. 

Zur ßeruthung iitK-r den Lehrplan und /ur Erörterung den Unterricht betreffen- 
der Gegenstände sollten fortan regelmäfsig Conferenzen Stattfinden, an welchen Sämt- 
liche ordentliche Lehrer thcil zu nehmen hatten. 

Dem ordentlichen Unterricht wurdc nun folgender Lchiplao zu Grtuide gelegt 

L Lehrgang fär BaafObrer. 
Algebia nnd niedere Analyais. Dr. («pSter Prof.) Kricic (bis iS6f). 

Geometrie und sphäriache Trigonometrie. Derselbe. 
Sterci ni. iiiL . bcsclueibende Geometrie nebst | ,, , _ „ . „ . 

»ru,ecüun.ich«. J ^' 

S 



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58 



FeMmMten und invctümi. 

ri rxiif-ctivi- um! SclKütr nrnri'sIruction, 
LlciucntL- der Sutik uiul Mechanik. 
Chysitc und Chemie. 
Gcognosie und Oryktognokie. 

CQmtniclioinlehre. 

F.ntwerfcn und Zeichnen von 'icbauilen. 
liaumaterialienlehre. Veranschlagung, iiaufüh- 

runj;, I)au|>olizei. 
Landw-irthichaftUche BaukunaL 
Formen antiker Baukumt. 
Linear- und Architektuneichnen. 
Lamlschaftszeichnen. 
Waiaer* und Wegebau. 



Dr. Krick. 

Maler (später Prof.) Pohlke (bia iS??). 
j Prof. Dr Srh harth (bis i*t6i). 

Prof. Ür. Köhler (bis 1856). 

(Hof'Bau-Inspcctor (spater Hof-Banrath and Pro- 
fessor) von Arnim (bia 1S66), der an Linkca 
Steile getreten war. 
Dcndbe. 

j Bau-Tns[ieclor Runge ''bis 

Prof. G. Stier (bis iMt). 
Prof. W. Stier (bii i8s6). 

Prof Dr ür tlicher ibi« i«;;). 
Prof. Kitimunn (bis l8Hi). 
I.and-Hauin«ister Prüfer ibis ll*j7). 

(MQhien- Baumeister (später Prof. und Cieh. Reg.- 
Rath) Wiehe (bia iSli). 



II. Lelirskng ffir Land- und Schftn-Bnunieister. 



Die wichtigMen ISaustile alier LAnder und Zeiten. 

Land- und .Schönbau. 

Nachahmendes Zeichnen und Fntwerfen. 

Entwerfen öfrcntlicbcr Geb&ude. 

Omamentaeichncn. 



Prof W. .Stier. 
Prof. ii. Stier. 
Drrsellw. 

Geh. Oi>er-Baurath StOler (bia (Ksi)- 
Prof. B6tticlicr. 



m. 

Analytische Dyitamik. 
Geod«»ie. 



Wasaer-bttkunat, einachiiefsUch Entwerfen. 



Eiunbahnhau. 

Maschinenlehre und Maschinenbau, einschiiefs- 
lieh Entwerfeni 



Lehrgang (ur Wege- und Wasaer-Bavffleister. 

i Fabriken -Commissionsrath (.sp.liter Geb. Ober- 
Keg.-Rath> Brix (bis 1867;. 
Prof. Dr. BerKhaut (bia i>S4). 

Geh ni)cr- Baurath Haycn; nach dt■^s^.■^ Aus- 
scheiden, im SuininerhaJbjahr iXju Land- 
liautneiater Dihm; darauf Prot Schwärs (bia 

Hau-Ralk Haffmann (bis itsO- 
MQMen' Baumeister Wiehe. 



Im Directorium fanden während dieses Zcitranmes nachstehende Verindenmgen 

statt: Nachdem d«r (ich. Ober-Baurath Hartwich im Jahre iS^d aiif M'incn Antrag 
aus <)ein Staat»dirn&t entlassen wurden, war der (jch. Ober-Baurath Hübncr zutn 
Mit|4liect des Dircctoriums für dt<n Wege-, Eisrnbahn- und WasM'rbau ernannt 
wfirth'H. Als IctXteri'r Obcr-Baudirect<ir imd N'orsitzcndor der Technischen Ober- 
Haudc|iutatiiin geworden, trat der Geh. Obrr-Baunith Lentzc im Mai t85<> an 
desse n Stelle. 

Im Lehrplan und Lehrcrpersonal vollzogen »ich folgende Veränderungen*): Von 

iS^.iMs Ichrlc Dr. (iuhl, zii;;U'tch I'rivaltlucfnt an dir l'niversität imd I.fhror, 

seil 15^54 Professor an der Akademie der Kün>te, die Kuiistycschichle, im üommer- 
scme.sier 1850 und dann wieder iÜ5H/j9 Architekt Merten» — BaugeMChichte. 



') Die nacimtehcndcn Angaben, aowie dir ui*it<T unten fotgenden dvnelben Art sind, so- 
weit ea möglich war, auf Grund |H'niAnlichcr Mittheilungen und amtlicher Sclirift«tiiicke und 
ferner auf Grand der gedruckten UntefTicbtaveReichnissc und Programme lUMunmcngnstellt. 



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L Die fkamliiidciiiie. 



59 



Baumeister Holz begann i8.so einen Unterricht im Entwerren und setzte denselben 

bis 187,^ ffirt Vnn iHs'> l>is iHs'> lehrte Dr. Üi.It/ n-nicie Sprachen. Von 1851 
bis i«33 trug Bau-Iu&pcctor VVoishaupt iibi'r Kisenbahnbau vor. 

Im Wintersemester »851 53 bitjann Dr. 'später Prof.) Aronhotd seinr lang- 
jährij^e Thätijjkeit als Lehrer <ic r Matlumatik, und Haumtistcr ispätir rroi 1 I r.hdc 
den Unterricht in den baulichen Kunsiforinen der (jriechcn nach liöttichers Tek- 
tonik. Von demselben Zeitpunkte bi.s 1853 lehrte Land -Baumeister Wachem ann 
forbige Deoorationen. 

Wintersemester i8s.'/.S,i: Üaumri^tcr ' später Rau-Rath) Rorjj^rrvr .Xnl.ii^i- 
und Betrieb der clcktro-magneti»>chen Iciegraphen '.bi.s »803); Dr. Mcissei: .Mathe- 
malhilc (Ins 1856/57); Prof. Schütze: Proporttonslehre des menschlichen Körpers, 
j^ter Ornamentieichnen ibis tH~(y 

S'.mmersemestrr i'^iV An Stelle Weishaupts begann Prot Schwarz den 
Lntcrricht im Lisciiljahnljau zu ertheilcii (bis i8(j<>i. 

Im Wintersemester i8<;4/ss fiberaahm Hof- Baurath Strack an Stelle des 
Hus^'escluedenen Geh. Ober- Bauraths StQler den Unterricht im Entwerfen öHent- 

licher (it bäudr 

Sommersemestcr iH-jj: IJau-Inspcctor (später Kau-Kath) Kummritz: Bau- 
materialien, Veransdilagung usw., s|^tcr landwirthschaMiche Baukunst (bis 1877); 
r>r. Corsscn; Mühlen und Dampfmaschinen (bis iS^t/.; Prof. D;n i;r l"it,'nren- 
zcichnen; Dr. Bremicker; Geodäsie, an Stelle des Prof. Berghaus (bis t8;jj; 
Prof. Manger: Entwerfen von Bauwerken als Anwendung zur Bauconstnictions- 
lehre (bis 1859). 

Wintersemester tH^s/sf»' Geh. Bau-Rath Flcischinger: Bauconstnictions- 

lehre (biü tCoij. 

Sommersemester 1857; Dr. Lttbke (später Professor In Zürich, Stuttgart 
und Karlsruhe i! Kunst(;cschichtc {bh i86i>; Dr. (spBter Prof.) Wenzlaff: Orykto- 
gnosie und (jeo^jnosie (bis i,H^>S im). 

Im April iK5y begann Baunu't*>ler tj^'t'-t Wirkl. Geh. über - Bauralh und l'rof.^ 
*Adlcr seine Vorlesungen Ober Geschichte der Baukunst, nachdem er bereits vom 
I .Npril iM5i.s bis 30, Dctober iB^s als .-Xssistent im Entwerfen bei von .\inini -^r^ 
wirkt hatte. Am 1, Octubcr ib.s»» ward er aU Lehrer im lüitwerfen einfacher Ge- 
bäude (auf KKndigim^.'). am 1. Octobcr 1860 als ordentlidier Lehrer angestellt und 
am <>. Januar isi.j zum Professor ernannt. Mit PensionslHrecliti^;untj fesi anj;< stellter 
l.£hrer wurde Adler am 1. Octuber |jt<j(>. Zeitweise hat er auch fi'n r .Ijc .vi -hf-'^-ti 11 
Arten von Privat- und Öffentlichen Gebäuden sowie über Städteanl.i};« n \or^eti.it^eii. 
Bei seiner Berufung' in das Ministerium d<>r öffentlichen Arbeiten im Jahre 1877 be- 
hielt er die hrnt:;< tikfi'.lichen Vorträge im Nebenamt bei. 

Sommersemester 1639; Eisenbahn -Baumeiftter (später Geh. Otter- Bauralh r 
Schwvdler: Maschinenbau, an Stelle des Dr. Corssen, (bis ti^Tih Dr. fjrtat Prof) 
•Hertzer, der schon hn Sommersenuster iSiS hei Prof Pohlki .lU llu'fslehrer 
einjjetrcten war: Tri(»onometric und Curvenlehre, Differential- und Inir^ralrech- 
nung, .Mechanik (bis iHosi; Baumeister tsputer Prof. und Keg.-Rath) Schwatlo. 
Entwerfen Von Stadt- und Landgebauden, seit 1806 hauptsächlich Bauconstruc- 
ti<mslehrc. 



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Bmtaliailniic, 



ne und TtclmiiKlie HorinclMlc \m 1M4. 



Wintersemester i^^ii/««): Privat - Baumeister (jetzt i'ruf.) *Brandt, als 
Privatdocent eingetreten: BaucoiHtnictionslebre. Seh dem i. April 1977 etatsmsrs]^ 

angestellter IVr>f«ssor. 

Winicrsemestcr iHijo/m: HaiimcUter Uulk; Elemente des Wege-, WasstT- 
und EtBcnbahnhaus usw. (bis ixjoi. 

Sommcrsemester ih<m: Ttber^Berg- und Bauratb Schönfelder: Baueon« 
Stnictionslehrr , nn Stelle Fleisch in^^ers, (bis 

Winlerüemester ib<>i/'c: BaumeiMer (spater Prof.j Spielbcrg, der bereits 
von 185S ab ab HQlfslehrer thfttig war: die wichtigsten Formen antiker Baukunst, 
spAter auch farbige Decorationt-n. 

Sumnicfiicmcätcr ib02: Dr. (spater iVoU Quincke: Chemie, an Stelle des 
Prof. Schubarth, (bis 1865V. Baumeister (-.pater Prof. und Geb. Rei;.- Rath) Lucac: 
V<)rtr.ij» Iii' '! wichtij^stin Arten vun Privat- und öffentlichen Gebäuden, so^ic 
über StädleanlaK"'". an Stelle t!« ^ Pr»^if G S; ii i , ipäter auch Entwerfen (bis 1877); 
Bauinspcctor MOUcr: landwirthschaltliche Baukunst (bis i^^i). 

Wintersemester 1862/63: Dr. (später Prof.) Weber: bauwiasenachaftliche 
Technologe; Dr. Brix: Telcgraphie, an Stelle von Rorggreve, (bis 1883). 

Sommersemester Dr. Sarres Mathematik ibis isfiS . 

Vom April 1804 an: Dr. (jetzt Prof.; ♦Weingarten: Mathematik. 

Sommersemeater 1865: Maler (später Prof.) Grell: Figuremeichnen, Kintcr 
auch Omamcntackhnen und Modellircn. 

Wintif-cnicstcr Or < jctyt rrf)f. und Cieh. Re^ -Rar!n •Rüdorff: 

Physik und Chemie, an Stelle dch Prof. <juincke; Land-Baumei.stcr i^später Prof., 
Gropius: Baumaterialienlehrc usw., an Stelle des fiau>Raths Kummritx, der von 
nun an über landwirthschaftliche Baukunst, an Stelle Mollers, vortrug;; Prfjf. 
Dr. Ligow«tki {bis 1S1.7, und Baumeister Gr iittefien (bis iS' S,, b»ide .Mntli< inatik. 

Sommcr.tcmester jno: Baumeister 1 später Reg. -Rath; G im bei: Mathematik, 
spltrr Eisenconstruclionen u»w. (bis 1877 78); Ingenieur tierrmann (jetzt Professor 
an r!i r Technischen Hochschule zu Aachen : Maschinenbau 1 bis is'm) '-, n; Hütlh.iiirr 
ispätcr Prof.) Lürsisen: Modelliren; Dr. {^später Prof.^j Vogel; Photographie und ihre 
Anwendung auf Bau- und MasehinenwcMrn. 

Im Jahre t^ ss wurtli n abermals einige Veränderung« n im Priilunijswrscn und 
dcmgemiifs auch in den Ijurichtun^^i u an der Akademie durchgeführt. 

Bezüglich der Vorbildung' wurde jetzt ein Reifcmignif» fDr die Cnirersiiät ge- 
fordert Die Vorbildung' auf Ri aUchulen wurde nicht mehr zugelassen, weil sie 
sich als unj^enii^^cnd erwirscn habe und die in .Aussicht j;<'nnnimen<- R" oi:L;an!satton 
dieser Anstalten nicht erfolgt war. Erst nach eingetretener l'estsclzung des l.chr- 
plans für die Realschulen I. Ordnung im Jahre 1^51» wurde das RetfezetigntfH dieser 
Anstalten als Vorbildui^-snachweis dem Maturitätszeugnis der Gymna-sien glcich- 
ges>teHt. 

Der I.ehrtjang für Bauführer an der Akademie blieb zweijährig, wurde jedoch 

hrziij^lich <l> 1 h uiptsaclilichen technisclu n I )isi;ipltnfn wicdt r für obligatorisch erklärt, 
Wozu durch Verfugung Man . Januar iH^; die Festsetzung eines Minimums von 
in den L'ntcrrichts-stunden der obligjiurischen Di<iciplineR anzufertigenden graphischen 
Arlieiten hinzutrat. 




I. DSc BtaHlmlcniie. 



61 



Die Zulassung tw BainneisterprOfung ward bedingt durch eine sweljShrige 

praktisch' Tliiui^kcit aK Raufilliirr und ein fernrrfs /.wcijahrigcs Studium, wrlcho 
auf der Bauakademie, auf andern verwandton deutschen Anstalten oder auch bei 
preulsischen Baumeistern sollte zurfick^'elc^t wenfen können. 

Die Schcidunj< der Architektur und dos In^cnieurweseiiB V'urd> ^^^^ wh! In i Avn 
Priifuntjrn r«1s auch im akademischen Lchr<;an^ für Daumcister s^ieder auf^efjebcn, 
und zwar geschah dies in Berücksichtigung der im Jahre 18,52 durchgeführten Orga- 
nisation der Battvenvaltung, wonach die loeale Verwaltung der verschiedenen Zweige 
des Bauwesens reyelmäfsig in eiiifr Unnt\ V(^rcini'.;1 s'in snl'te 

Der Grad der bei der Prüfung in der einen oder in beiden Fachrichtungen 
nachgewiesenen Qualification sollte einen UnterKhied in der AnstellungsftUgkcit flir 
die verschiedenen Abstufungen des Baudienstes begründen. Im Jahn- iHo.} wurden 
die bei der Baumctstcrpruiung zu erfüllenden Anforderungen in Bezug auf glcich- 
mifsig gute Ausbildung in beiden Fachrichtungen noch einmal verschärft 

Der Benich der Bauakademie unter Busses Leitung gestaltete sich folgendcr- 
mafscn; 

Das erste W mtcrscmester (1849 50) der neu begründeten Bauakademie begann 
mit 313 Studirenden; hn Sommersemester 1851 besuchten 419 die Anstalt. Dann 
finde t Hn anfangs nüriKihlirhr«; Sinkm /um Wintersemester -tatt, wuruif 

die Zahl plötzlich im Sommersemestcr 1^5^ von JO4 auf ib^ herabgeht. Ziemlich 
stetig ist dann die emporgehende Bewegung bis zum Wintersemester i85o '6o, wo 
die Zahl 547, die höchste in dieser Pi iiuri. , erreicht wird. 

Im Jahre i8ss wurde vom Hochseligen Könige Friedrich Wilhelm dem Vierten 
eine silberne Preismedaille „für Fleifs auf der Bauakademie" gestiftet, welche gegen- 
wärtig infolge Allerhöchsten Erlas-scs vom j;. SejJtember »883 „för erfotgreieben 
F1< ifs atif der Technischen Hochschutc ZU Berlin" Studirenden aller Abtbeilungen 
verliehen werden kann.*^ 

Im Jahre 1 658 trat die von FriUilcin Beuth tcstamentaiiKch begründete „Beuth'sche 
.Stipendienstifluflg" Ins Lcbcn, wckhe neben der Univcrsitit auch die Bauakademie 
bedachte. 



'I I)as Archiv der Technischen Ilochschiili l- 1 In Fil irt m t ikr vim Str.-ick au^;;c• 
führtfn Zrichniinj' /ii jener Mrilnillc, auf ^I^^sl■n Kiick>cjto der Konii; eine von einer K^nd- 
iclchniing iH-ykitele Ik.-merkun;; im ih m I'ntwurfe ni".derk;<>cliriel>fn hat, I>ie jet/i;;e Medaille 
hat, abgcschcwvon der veränderten AurachriA, die Gestalt der froheren; ihre Voir«ler«eitc »chmOckt 
dm Bildnir» des hohen Slifkrrs. 



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8. DAS ÜIRIXTORIL M GRUND. 
I 8<.(i— I 



Nnchdem der Geh. ciK-r-liimiatli Itnssc x jn Amt nicdc-rgc-legt hatte, ward im 
September i8<)() der Gelt. Obcr-tiaurath Grund zum Dircctor ernannt. Gleich- 
leitig wurde das Dtrcctorium durch die Ernennung des Geh. Ober- Bauraths Salzen- 
berg. an Stille des verstorbenen Geh. Ober-Bauraths Stüler, ergänzt. 

Während dieses Zeilraums fanden wieder Umgestahungen im Priifungswesen 
und in der Hinrichtung der Akademie statt. Dieselben hingen zum Theil mit den 
Rücksiditen zusammen, welche nach der Erweiterung des Staatsgebietes infolge des 
Krieges v<in is'^o nut die I'jniiclitunt;in in den nriun I .iindcsthrilcn zu nehmen 
waren. So fiel namentlich die Aur>schliclslichkeit des Bildungbgangcs durch die 
Bauakademie infolge des Hinzutretens der Pdylechnischcn Schule zu Hannover fort. 
In Hannover seibat wurde iTir das Rauführerexamen eine Prüfungscommi.ssion einge- 
setzt. Jetzt war zur Gleich.stcllung nichtprcufsiscbcr bewährter Lehranstalten nur 
noch ein Schritt 

Das Verlangen nach vollständiger Trennung der beiden Baulicher im Studicn- 

•^aiv^c iirul in den Prüfun^ien fand in den lunrichtunj^en und I'rfahninjien der neuen 
l'rovinzen eine bedeutende Unterstützung, ohne gleichwohl zur Zeit durchdringen ZU 
können. Dagegen erkannte man an, dafe der zweijährige Lehrgang der Bauakademie 
fiir l^anführcr, wo/.» in Hannover drei Jahi<' crlordi rt wurdt-n, zu kurz und ilafs t-s 
nicht zweckmäfsig sei, nach abgelegter Hauliihrcrptiifunt^ nochmals die Rückkehr 
auf die Akademie zur Absolvirui^ eines ferneren zwi iiahri;;en Cursus zu verlangen. 

Die Vorschriften vom 5. September iSnS stellten demnach für die Bauftkhrcr- 
Prüfung ein«- dreijährif,'e .Studienzeit al- Rrfordi rnifs !)in. uml nahnu n dav<in nUT 
zwei Jahre tür die Bauakademie oder die Toi) technische Hochschule zu Hannover 
in Anspruch, während im Qbrigen auch fremde höhere technische Lehranstalten zn- 

^e!asvt-n wurden. An .SteMc der beiden Raimieistercurse trat <'in cinjährifjiT höherer 
akademischer Cursu.s, dessen Absolvirung jedoch keine Vorbedmgung für die Zu- 
lassung zur BaumcisterprüAmg bildete. Die letztere blieb IQr beide Fächer gemein- 
schaftlich, d'ich sollten die Prüfungsaufj^abcn je nach Wunsch des Candidaten vor- 
zugsweise dem einen oder dem andern Gebiet entnommen werden. 

Die Aulhahmcbedingungen blieben die frQhem, nur dafii fttr Frivat-Baumeister. 
nach Fortfall der Handwcrkcrprttfungcn, neben dem Nachweise der Ericmung und 



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I. Dit BmdHdHiie. 



des zweijährigen Betridics eines Batdiandwerics, das ReifeMugnifs eines Gyronasiumsi 
einer Realschule I. oder II. Ordnung, oder einer Provincial -Gewerbeschule gefordert 

wurde. 

Nachstehende Veränderungen im Leh rer p er so nal fanden in dieser Periode statt: 
Am 25. Min t866 verstarb der Hof-Baurath und Prof. von Arnim igeborcn am 
15. SejitcrnfxT 711 Tnptnw an der Rcgaj, der FitiaiuT <Ii'! Jagdschln^^'"'- 

Glienicke und zahlreicher l-andi»auscr in der Umgebung Potsdams, nach langjähriger 
segensreicher Thfttigkeit an der Bauakademie. Prof. Adler i^lxmalnn seinen Unter- 
rieht in der Einrichtung und Constructirm einfacher (jebäude. 

Im Wintersemester ibitKi trat Bau- Inspcctor Neumann an die Stelle des 
Prof. Gropius für den Unterricht in der Bauinatcrialicnkundc (bis 187^/74); Ei}.en- 
bahn-Bauinspector Menne an die Steile des Prof. Schwarz filr den Wasser-, 

Wege- und Eisenbnhnbau; Prof. Werner für Mn<>rhinrnhnti nn rlir Stelle Schwfdlers, 
der jetzt den Unterricht in der Hauconstructionslehrc und im Brückenbau über- 
nahm. Bau-Inspector (später Stadt- und Geh. Bau-Rath) Blankenstein eröffnete 
seinen UnterridA in der mittelalterlichen Architektur und setzte ihn bis tH-ji fort. 

Süiiimorsemcster 1K67; Wasser -Rauinspector 'später Ri - hih! Ilim-R.ith) 
Franzius (bis 1874/75J: Wasser-, Wege- und Eisenbahnbau, an Stelle .Mennes, 
dem jetzt der Unterricht im „Eisenbahnbau in seinem gansen Umfange" übertragen 
wiirdc. 

Wintersemester iöoö,oy; Prof. Dr. Eggers; Kunstgeschichte ^bis 1^72); Prof. 
Dr. Grossmann: Graphostatik {bis 1664). 

Sommersemestcr tHm,: Ingenieur (jctztProf. und Geh. Reg. 'Rath) Dr.*Doer- 
gen&: Feldraesscn und NivcUircn. 

Winterseroester 1869 70- Dr. Sadebeck: Orjktognosie und Gcognosic (bis 
1^7- 7.VI'< Hsenbahn-Bauinspcctor Streckcrt: Kisenbahnbau ibis 1S72). 

Sommers»>mcster 1H70: Prof •H<'>rmann: M.T-i.!i5niiili.ni 

Wintersemester 1870/71; Baumeister (jetzt l'rol. und Geh. Keg.-Kathi 
*jacobstbal, der schon seit 1866 als Assistent bei Adler, Ende und Spielberg 
gewirkt hatt<-. f Ornamentik. Seit iK;.^ etatsmäfsigcr I^hrer, seit 1874 Professor. 
Geh. Keg.-Ratb EUasscr: Tcicgraphenlinicnbau. 

Somroersemester 1872: Bau-RatJi Hobrccht: Bauten aus dem Gebiete der 
dffentlichen Gesundheitspflege usw. (bis 1876). 

Wintersomciicr i !^7-'/7.'> : Rautnei>ter I)r. zur Nit'den; HIemenfr ■!( ^ W.isser-, 
Wege- und Ei.senbahnbaues (bis »^75^; Eisenbahn -Bauin.s|K-clür (Jberbeck Eisi-n- 
bahnbau (bis 1875J. 

L eber die Prcqucns der Akademie innerhalb dieser Periode ist nachstehendes 

zu Ju-iiiciki-n" 

Das Wintersemester n>tt*>^o7 begann mit 501 Sludircnden. Die Zahl »tieg bi-s 
655 im Wintersemester iK6g 70. Die Kriegsjahrc brachten natorgemSfs eine starke 
Vcrminderimg mit sich, zogen doch mehr als .hk) Akademiker in den Kampf, von 
denen 21 den lleldcntud iur das Vaterland starben. So finden wir denn im Winter- 
semester 1870 71: 415, im Sommerscmester 413 Studirende verzeichnet. Dann 
wächst der Besuch in hohem Mafsc, weist doch das Wintersemes^ter 1871/72; 78J 
Studirende auf. 



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64 



Seit drm Sommer i86(i hatten steh die Studirendcn eine festere Organisation 

jj< j;< lKn , indini sie einem nn !>< n >!ir.;'ii Ii m licstrhendi-ii Atisschufs die Leitung 
der aJIgvmeinen Angelegenheiten anvertrauten, ßi;» «lahin pflegte das „Motiv" bei 
aiifserordcnllichen Gelegenheiten die FQIintng der Studirenden zu fibemehmen; auch 
jetzt hatte dieser \'crein die Initiative cur Be^jriinduntj der ständigen Vertretung er- 
griffen, bald zeigte stich der Nutzen eines üolchen engeren Zusammenschlusses in 
gemeinsamen wissenschaftliclun und IcQnstlcrischen Unternehmungen, wie den vun 
d« n Studir< nden herausjje^jetx nen „Denkmälern der Baukunst", dem „Technoloyischen 
Ski/zi ritiiii Ii ', <|er X'ervielfaltij^tinß von f'rojecten au^^ dem Infjenii tirfnchf Am Schlüsse 
des -Soiumerseraestcr* iXh^ hat>«:n »ich die Ausschüsse der Irüheren iiauakademie 
und der ehemaligen Gewcrbcakadenne zu einem AusschuiiBe der Studirenden der 
Teclmisdicii Hochschule vereinigt. 





9. DAS DIRECTORAT LUCAE. 
1873—1877. 



Da die bisherige li^nrichtung, wonach die Le itung der Uauakadcmie einem vor- 
tragenden Rathe des MinistcriumH für Mandel, Gewerbe und SfTentliche Arbeiten 
Qbcftragen wiirdc, aiif^jchobcn ward, trat tkt (irh. f >L>cr- IJnuralh (irund, iintcr IJc- 
lassiinj; in seiner StclUinj; als v<.r«r.ii;( n |( r Rath, auf seinen Antrag im Frühjahr 
i^ijj von der Dircctioa der Baiuikailfinic /»iriick. 

Die Verbindung der Baualcademic mit der Technisciien Ober- Baudeputation, 
aK denn Ciiratoriiini, wurr!i ^'rl<»vt, und mit «ler Krnfnnitn^ Lucar> ^in<^ zum 
ersten Mal der üircctor aus der Lehrerschaft hervur. Wohl haben wir in den ersten 
Zeiten der Alradcmie Mitglieder der Dircction aucli als I^lircr wirkend gefunden; 
sie waren alx'r nicitt als sulche. >-ondem wegcn ihrer »ndofweit^cn BcaiutcnstcNung 

mit der Direction Uetraiit worden. 

Haid erfol^ite eine tiel^jehende l'mgestaltun;,'. Ks wurden Einrichtiint^in j^e- 
triifTen, welche der 1 .ihrerschalt Anthcil an der I.eituii*^ der Anstalt t^ew:ihrten. 
Nach di'in X'orbiide der (jewerbeakademie wurde dem l.ehrk<'r])er durcli tiie „ Rt!- 
stiiniitungcn über die Verfassung*' vom 10. November i S;5 eine coUcgidiische Orga- 
nisation gcgelien. Die Leitung und Verwaltung der Bauakademie lag hiemach dem 
iJirector, dem Senat tin ! .!'-m f ,< lin-rcolK-^'iiim ob iJie Scheidiin;^ des Stiidien- 
gangcs für Hochbau und Ingeni» urwescn wurde, wie bei den Staatsiinifung*-« so 
auch im akadcmiüchcn Unterrichts^an^e, nun thatsächlich durch^'< führt. Jedes dii'ser 
beiden Hauinttehrfacht ] \, m! einem X'orsteher initersti llt , iler von dein .Minister aus 
der Zahl der ordcntliclien Lehrer des l'"achs auf zwi-i jalire ernannt wurde. Di r 
Senat bestand aus dem Director, de» Vorsteher« der beiden I-acher und aus zwei 
Lehrern ir< sj> drei, falls einer der Vorsteher der Director war), die durch alliähr- 
liche Wahl aus iK m Lehrcicollii^ium hirvi>r^in;^en. 

In betreff der Aufnahmebedingungen wurde unter di n» 17. September iXj6 
festgesetzt, dafs diejenigen Aspiranten, welche das deutsche lndi){enat br>är>ien und 
sich d -ni preuf'^i'-ehen Staatsdienste wulmen wollten, d.f. '/eiiLjiiifv der Ki Kr \(in 
cinciii Gyninamum oder einer Kcaiitchulc i. Ordnung oder einer, nach Entscheidung 
des Ministers, solclien Schulen gleich-stehenden Anstalt beizubringen hätten. Sofern 
dieselben sclion eine andt re nfVhere technische Li liian^talt b.^ueht li.itt< n, «.n > in 
darüber sprechendes Zeugnifs einzureichen. Al-s gleichberechtigte Lehranstalten 

9 



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BBodidciDtt, GewtibMitadcaie und Tcdtolicfae K«diKlh«ite bb 



galten: die Putytrchniiccn zu Hannover» Aachen, Dresden, Darmsudt, Karlsnihe, 

Stuttgart, Münclun, \Vi«'n um! Zürich. 

l'iir ^<>1cl)c Av[>irant( n, welche sich nicht für den preuiMschen Staat»dien!>t 
au<-;:iibi]iJi>n bcahsfchti^^tcn, j^cnügtc das Zcugnirs der Reife äncr preursiscben Rea1< 
•«chuU- II Orilniin^', einer reorgauisHlcn Gewerbeschule oder einer solchen Schulen 
glcichstchori>!i'n An-fil» 

Das liaiiclcvrnjahr kam in Wegfall, ebenso die Scheidung des Unterrichte in 
einen Lcbr{>ang (lir kitnftige Baufidirer und einen higheren akademischen Cursus. 

Dt-T L nNTrichtN^ani; wiirJe auf vier Jahrr f(sl;;ix,tzt . ilic I.ehr)^<;,'fn><tändc ii\ fiinf 
Haup(gru|»iien gcthcilt: 1. Natur- und mathcmiitische \V'is<>onschäflcni II. Allgemeine 
Baawis«enschalten; III. Manuelle Fertigkeiten; IV. Ingenieurw-issenschaften; V. Archi* 
tckturw is>cnsch;iften, 

Der dcnat setzte sich für die Studienjahre 187Ö bis 1S78 zusammen aus dem 
Geh. Rc(« - Rath Prot Lucae, als Vorsteher der Abthcilun^ für Architektur, dem 
Geh. Bau-l: >'li ll i-;en. als VnrstcluT di-r Abt!)- iain^^ (ür ingcnieurweson, und den 
ProftNsiircii: Hati-Kath Adl* i, S;»icllKr^ und Dr, WVinjjartcn. 

An neuen Dotcnten traten in dievcm Zeiträume der Akademie bei; .Sommcr- 
üemestcr 1875: IIof'Bauinspector (ictzt Geh. Ober-Rcg.-Rath) Pcrsius: Entwerfen 
iiin!'an^rciclur (jebäude, Dr. 1 jetzt Prof.) *D<>!>bert: Kun-^tKeschichtc und Aesthetik 
an ätclic des verstorbenen Prof. Eggcrs; Architekt (;>päter Prof.) Elis: .Mittelalter- 
liche Architektur. 

Im Wintersemester ; l>cgann Dr. is|.ater Prof. und Geh. Re^.-Rath) 

I.essinß seine Vorträge über die Ge.schichtc des Kunstgewerbes. An Stelle de» 
Geh. Obcr-Bauraihs Schwedlor übernahm Eisenbahn • Baumelster Ruttkowski das 
Collcg über BauC<onstraction^1ehre mit mathematischer Ue^iimdun^' und liriickenbau 
(bis 1^7(11 reriUT traten hinzu: Land- Baumeister 1 jetzt Prof und Geh. Hau-Kathj 
*Kuhn, seit HüUskhrer, seit 16-2 Privatdocenl; Einrichtungen und Cun.struc- 

tion einfacher Gebäude, Entwerfen öffentlicher Gebäude nach gegebenen Programmen; 
Ilaumeister Kachel: Entwerfen von kunstj^cwerblichen Ge;,'enstanden ibis zu .seiner 
Berufung nach KarUruhe im Jalue 1^7^, u<> er l^i>J als Director der Kunstgcwcrbc- 
schule in einem Alter von nur v. Jahren j^estorben ist). 

Im Januar 1874 trat Baumeister Schölt/ an die Stelle des Ober-Bauinspectors 
Neumann (ur: naumatcrialien, VeranAchlagungcn, Bauführung, Bauconstruction in 
Bezug auf Heizung, Ventilation usw. 

Im Winter -s las Baumeister llaesecki «las Collcg über Bauconstruc« 
tii>ii>lelire, wuriie aber >ohon im Winter i>7s 70 durch Baumeister llellwi^; er- 
sitzt, terner trug Baumeister ächulze über Euirichtung und Conistruction einfacher 
Gebäude vor. 

An .Stelle des i;isenl>alm- Bauinspcctors Dr. zur Nieden trat im Wintersemester 
iH-t, ;<) Keg.-Baunui.oter ijetzl Prot.j »Dietrich als Ixdircr ein, welcher bereits 
seit dem Wintersemester 1X74 75 an der Banakadcmle als Assistent thätig war; Ele- 
mente des W .ivmt-, W< i^e- und r,i-eiilMlint>.-iue- Ke^ - und B.iu - K.Ith (später Geh, 
( )KiT - B:iur.it]i I I .i L^en iib rnahm in detnselben Semester das Colleg des nach Bremen 
beruleueii l!.iU- Raths i'r.inzius Über Wasserbaukunst. 

Im Wintersemester i'*7<> 77 begann Prof, Si>angcnbcrg sein Cftllcg über 
Berechnung der Bauconstructionen; König!. Eisenbahn 'Maschinenmeister (jetzt Prof. 





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I. Die Bankadcink. 



67 



und Geh. Reg. -Rath) 'Meyci über MaschLncubau, liiscnbulinbetrieb und Eiscnbahn- 
betriebsmittel; Prof. Dr. Kossak fibcr algebraische Analysis, analytische und syn- 

thetische Gcoimtrir; Architekt (jetzt I'iof.. *Strack, der schon seit iH;: nls 
Hülfslehrcr an der Bauakademie thätig gewesen, seinen Liitcrricht im ÜrnamciU- 
zeichncn; Ingenieur *Bösinji seine Vorlesungen über BewSlsserung und Entwässerung 
der Städte. 

Im Sommer 1877 ward an .Stelle des dahingeschit-dt-m n Prof. Pohlkc Prof. 
Dr. 'ilauck (jetzt Geh. Reg. -Rath,/ fiir Prujcctionj^lchrc und graplusche Sutik aus 
Täbingen berufen. Ab aufserordentliche Lehrer traten ein: Baumeister Pcrdisch 
(pcrspectivischcs Zeichnen) und Dr. *Hilse iBaurecht und nnu;> Ii/' 1 in iti^-hiamli. 

In Prof. Pohlke, der am 27. Movember 1870 starb, und bau-Rath Küminrilz 
(f »I. September 1877) vcrbr die Akademie zwo! bewahrte und hochgeachtete 
Lehrer. 

Karl Pohlke war hn Jahre iSio in Herün j^eboren. Nachdem er im franzö- 
sischen Gymnasium vorgebildet worden, absulvirie er den Lehrgang der Kunst- 
äkadcRiie mit mdnftclier Ansseichnung und trat spater in das Atelier des Prof. 

TIensel ein. Wm i>^v5 bis 1817 U-btr ir in Vat'.-. lli»r wendete er sich dem 
Studium der Pvr.spcctive zu und hatte die Genugthuung, daf?) .seine dahingehörenden 
Arbettrn von der Pariser Akademie der bildenden Könste mit der grofsen goldenen 
Mrilaillc ausgezeichnet wurden. .Nach Berlin zuKickt,'ekehrt, enlf i N ti < i < im iinfang- 
und erfolgreiche Lchrtliätigkcit am Gewerbeinstitut, an der l'riedrich-Werderschen 
Gewerbeschule, der Akademie der Könste, der Bauakademie, an welcher er bis 
wenige Tage vor seinem Tode trotz seines leidenden Zustande» den L'nterricht mit 
hf V. i!ndor<;wcrdier Pflichttreue crtheitte. Sein bedeutcnd«tes Weric ist die „Darstellende 
Geometrie'*. 

Diese Periode in der Geschichte der Bauakademie fand ihren jähen Abschluls 
durch den Tod des Directois Lucae am .:(>. Novembt r 1^7-. 

Richard I.ucae war am i.:. April ibJ«) in Berlin ^^boren, als zweiter Sohn 
des Apothekers und Bcsititer!, der berühmten Apotheke zum rothen A<1Ier unter den 
Linden, Dr. A. I.ucae, eines namhaften Botanikers. Er verUbti- t-ine glückliche 
Kindheit im lilternhaiisc und früh schon traten ;\nret,'un(4en k(iiistl. risclier Art an 
den Knaben heran, beM>nderä »eitens des als Kunstkeimer und Kunj>U>chriltätcller 
bekannten, auch dichterisch begabten M. Unger, wie seitens eines vielversprechenden 
Jugendfreundes, des leitler früh verstorbenen Malers Walter. So erwachte denn 
schon früh in Richard Lucae die Liebe zur Maleret, die er sein ganzes i.£ben 
hindurch neben seinem Hau|nl>erufe , namentlich im Aquarell, gepflegt hat. Früh 
durfte er auch die Akaileniii- lier Künste bt suchen un»! dort nach Gips zeichnen, 
unter Leitung seines väterlichen Freundes Schadow. I)in .Schuhinu rricht genofs t r 
anfange in der Pension de-s l'aätor!> Koch itn Dorfe Geltesec bei lüfurt, dann im 
Köllnischen Gymnasium zu Berlin, scbliefslich, da er sich für das Studium der 
Architektur entschieden hatte, in dem damals von Ranke geleiteten Realj,'yinn.iNinm. 
Nach absolvirtem Schulcxamen diente er beim Kaiser Franz -Regiment, trat i^o- 
dann 1847 beim Feldmesser Höne in Naumburg in die Lehre und legte im Herbst 
i8).> sein Feldmesscrcxamen in Merseburg ah. Ostern bex"^ , r die Bau- 

akademie, wo ihn namentlich Botticher und Wilhi lm .Stii r in hohem Grade an- 
regten und fcitbeken. Im Frühjalir machte er das Baufuhtcrcxamcn und 



68 



wtd T«diiiiKlie HoebMhiile M» t9$4. 



leitete s>oiiann ian<;oic Zeit dm Bau einer Kirche in Kattowitz in Obcrschlcsicii. 1^55 
cum weiteren Studium auf die Bauakademie surückgekdiit, abaolvirte er dieselbe 

im llirbst iHs7 "nl bistand i8.v> die Baumeistcqjri'ifunji mit A'.tv7rirlniun{j. 
Nun folgte eine Reise durch Italien im Verein mit dem ilim befreundeten 
Wilhelm Lfibke. 

Nach seiner Heimkehr widmete sich Lucar der Privatarchitcktiir und der 
Lelirthatigkeit, indem er im Herbst 1^51) als Assistent für den Unterricht im Ent- 
werfen in die Bauakademie eintrat, um ^von ibo^ an ali seibstiindiger DocentJ 
18 Jahre lang mit Hingebung lehrend und leitend an ihr zu wirken. „Dies 
Gebiet entsprach so reclit nlüch seiner Neij^inif,'. Man kann ihn mit Recht einen 
geborenen Lxhier nennen, beine Begeisterung liir die Kunst, die Ausgiebigkeit in 
Gedanken und Wort, die anmnthtg scherzende Art, die di-m Schüler auch die Lust 
zu schwierigen und nuilievollen Arbeiten re^e erhielt, das frcundliciie Eingehen auf 
die persünlichen Eigenschaften, dies alles machte ihn bald zu einem der beliebtesten 
l^luer." 

Eatc schöne allgemeine Geistesbildung kam ihm ohne Zweilei in seiner Lchr- 

thätii^'keit -ind im Lni^an^e mit seinen Schülirn sehr 71: --tatten. Wir sehtn ihn in 
freundbclialtlichcm Verkehr ntil vielen bedeutenden Vertretern dcä damaligen geistigen 
Berlin, so mit Schnaase, Kugler, Hitzig, so ferner im Verein „Ellora", einem 
Freundeskreise aus Dichtem, Gelehrten und Künstiern, dessen eifriges Mitglied 
Lucae in jüngeren Jahren war, mit Paul Hcysc, Thi odor Fontane, Otto 
Ruquette, Wilh. Läbke, I''ricdrich Eggers, und als sich später aus diesem 
Kreise der Verein „Rütli" entwickelte, mit Adolph Menzel, C.Zöllner, Karl Eggers, 
August von Heyden u. a. 

LucacsLehrthätigkeit ging Hand in Hand mit steter Baupraxisi. Mit Begeisterung 
bctheiligtc er sich an der Aussehmückut^ der Stadt filr die SiegereinzQgc nach den 
Kriegen von i8uo und i^jo, und bewies hierbei sein Talent auch für solche dcco- 
rative Arbeiten. Im Auftrage des damaligen Erbprinzen von Meiningen fertigte er 
einen Entwurf zum Neubau für ein Schlofs in Altenstein, welchem eine Anzahl voii 
Vilionentwürfen folgte, „alle in Ih llenisch-Schinkel'schem (leiste". Seine kÜnsiU rischc 
Eilt '.\ trl.liing wuriie durch langjährige l'ebung. durch wiederholte Reisen nach Eng- 
ktnd und Frankreich, nach VVien, vur allem aber nach Italien, da.s er mit Strack, 
mit Eggers, mit Lflbkc noch viermal durchstreifte, bedeutend gefördert. Seine 
spillereil Werke /eigen eine eingehende \'ertrautheit mit der Bauweise der Renais- 
sance, so das Theater in Frankfurt a. M. und das im inneren Aust>au unvollendet 
gebliebene Borsig sciie Palais in Berlin. 

An der oben erwalinten durchgreifenden Reorganisation der Bauakademie und 
des *i|iifentlichen Bauwi si ns hatte Eiicae l inen wesentlichen Antiieil. ^ht rückhalt- 
loser Offenheit war er für die ihm eigene hohe Auffassung von der Bedeutung der 
Technik und der Kunst für das Gcmeinw'cscn eingetreten. 

•Als 1,11 cae Direetor der llauak.idemie geworden, galt es zunächst Kaum za 
scltaficn Tür die Maasen der Studirenden, welche aus den alten und neuen l'ruvinzen 
herbeiströmten; stieg doch die Zahl derselben schon im Winter i^ry r t auf 809; 
'**74/75 auf ^:-< ''75/76 auf n.v; 1^7'' 77 auf loS:^ 

So ging d( im I.iieae .m eiti< n TmlMU der .Ak.nleinte, eine dreiarmigc Trej)pe 
wurde in den liot iiineiilgeiiaUl und eine bessere /.tiganglichkeil d« r Geschffsse da- 




I. Die Bmahwltinie. 



69 



mit erreicht. Um dem steigenden Raumtiedflrrniase zu genügen, wurde ai>er auch 

ein sdbstandifjcr Kr\vi:iti'iunf;sbau an Stelle der Werdcrschcn Mühlen in edlem 
italienischen Renaissancestil geplant Als indessen beschiushien wurde, die Gewerbe- 
alcademie, für welche Lticae ebcofatk einen Neubau projcctiit hatte, mit der Bau- 
akademie zu einer Technischen Hochschule zu verbinden, da war es wieder Lucac, 
welchem der Auftrag zu lltcil wurde, das dazu erforderliche Gebäude zu projec- 
tiren, eine Aufgabe, an deren Lusung er mit dem ihm eigenen Feuer ging. Da 
raflle der Tod den geistvollen, edlen Äfami in der BlÜthe seiner Jahre hinweg.*) 

Wähnni'! I.iicnos I")irfctorat trat im Jahre 1876 ein segensreich wirkendes 
Stipendium zur l ürdorung des Studiums der Architektur und des Bau-lngenicurwcscns 
ins Leben. Laut Bestimmung der von Fräulein Nathalie Hcimbürger, nun Andenken 
an ihr<'n friih verNtorbenen \'i IT( ri , (Kn Tnu- Ingenieur I.ouis Boissonnet, begründeten 
„Louis-Boi^sonnel-Stifiung" wird alljährlich abwechselnd einem Architekten und 
einem Bau -Ingenieur, der einen wesentlichen Thcil semer Vorbildung auf der Bau- 
akademie ircsp. der Technischen Hochschule) zu Berlin erlangt hat, ein Stipendium 
Ix-hufs einer mit einer fachwissenschattlichen Aufgabe veriiundenen Studienreise 
zu theil. 



') S. die Rede von Ende bei der vom Architektenvcrein un 1. Februar 1878 veranstalteten 
Lucac-Feier, „Zeittchrilt für Bauwesen*', Jahig. XXVIII. 187S. S. 199 ff. Es konnten ferner 

freundliche T^littheilungen des l!ru<lcrs von R. Lucac, des Gcht-imc-n Mcdicinal-R.ithn I'rnfcssor 
Dr. A. Lucac, Directors der Königlichen Universitätü-Ohrcnklunk zu IScrlui, benutzt tttrdtn, 
der in hohem Grade in Allen, was die Kunst tietraf, mit aeineni Bruder Richard verbunden war. 



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to. DAS INTERIMISTISCHE DIRECTORAT HAGEN UND DAS 

DIRECTORAT WIEBE. 

Dcccmbcr 1877 bis Aj)rl1 1879. 



ach Lucacs Tode übcmahm der Geh. Bau-Rath Hagen, der den Director 



i. ^ licn iis w.ihrrnd dcssen Krankht it vcrtn tcn hatte, aufGnind eines d« ni Wuivvcho 
des Senates Rechnung tragenden Ministcrialerlasses vom 4. Dcccmber 1877, zunächst 
die Portfiihrung der Geschäfte. Zu gleicher Zeit ward er beauftragt , innerhalb des 
Monats Dcccmbcr da?. Lehrercollogium d. r liauakadvmic zu \'<jrschlät;cn liarübcr 
zu veranlassen, in weicht r Weis«- und insln soixlt ro von welclicm seiner Mil{;1iedcr 
filr die voraussichtlich längere Zeit bis zur Neuor^ani.satiun der Bau- und Gewerbe- 
akademte die interimistische Ffihrung der EMrcctorialgcschäfte an der erstercn Anstalt 
zu crfoljjin halle. 

Die Wahl de* l-ehrercolleyiunis fiel auf Prot. \\ lebe, und derselbe wurde 
denn auch mit der Ijeitung der Bauakademie betraut, und fUhrte dieselbe, bis 
die ']'< < l.nischc Hochschule, deren erster Rector er wurde, am i. April 1879 ins 

Leben trat. 

Im Wintersemester 18-8 '70 bestand der Senat aus folgenden Mitgliedern: 
dem Director, Geh. Re^- -Rath ]'u,f \Vicl>i ; Prof. Kühn, als V..r--t«lnr der Ab- 
tlu*ilung lur Architcictur; Prof. Dr .Aroiih-ild, V<>r>t< h( r d« r Abtheiiung für 
Ingcnieurwc&cn, und den ProfesM>un Dr. Weingarten und Jac<d»-.thal. 

Als neu eingetretene Lehrer sind zu verzeichnen: 

Sludicnjahr 1^77 r''' Pr<il, (jetzt Geh. Ri j^.-Rathi *(jocrin^: lj>enl).-ihn • und 
Tunnelbau nebst Rahnhul-anlaj^en; Prof. Dr. Winkler ibis dahin am l'ulytechnicum 
zu Wien): Brückenbau und Statik der Bauconstructioncn; Bau -Rath Prof. Ende, 
I. April 1S7S: Kiilwerfen umfan'^reiclK r TiITl inlichrr und Tri'. .it;4e!iatidr. Dir iit/if;e 
Geh. Ke^.-Kalh und Prä-sident der Akademie der Künste Lnde war bereits in dem 
Prujectircutleg des Prof. von Arnim und zwar in den letzten Jahren vor dessen 
Tc»de (f l^<l)l>) als Assistent thätiiJ ^ewe^en. Auch übernahm er unmittelt>ar nach 
dem Tode Lucacs vcrtretungswci;>c dc!>scn Cullcg Itir Entwerfen. 




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I. Die BM»1i»dtmic 



71 



Studienjahr i«;«/;«»: Bau-Kath (jetzt Geh. K. u -Kailij Prof. ^RaschdorTf: 
Baukunst der Renaissance und „die wichtigsten Arten öffentlicher und Privat-'Hoch- 
bauten und Städtcanln.,'t n", 2. So|>tcmbcr 1H7S, 

Als i'rivatdoccnten habilitirtcn nich: Dr. (jeUct VroLj Scholz, der M:hun seit 
Anftng der siebziger Jahre als Assistent bei Pohlice gewirkt hatte: Pirojcctions- 
lehre 11^7" bis isss s.,); Haumcjstc-r ivpätcr l'rol i Sch.ifcr: Gothik (Ai»ril i "i7"'i; 
Post-Baurath Tuckcrmann: Geschichte di-r Haukunst (i8;8); Reg. -Baumeister 
Luthmen Entwerfen kunstgewerblicher Gegenstände, und Dr. Lehfcidt: Gcschkhtc 
der Baukunst (i 878/79). 



II. 



DIE GHWKKBHAKADliMU: 



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F. Oai)' calw. G. Sdwkm 



I. DIE TECHNISCHE SCHI I.K «SEIT 1S27: GEWERBEINSTITUT) 

UNTER BELTH. 
i«2 I — 1845. 



achdetn im Jahre t8o6 das Polytechniscfie Institut in Prag und 1815 dasjeni|,'c 



Jk ^ in Wien crrichtit \vi)rdcn, }»in|» Preiif^i n 11, it der durch Beiith im Jahre iSji 
errichteten „Technischen Schule" zu Berlin, die freilich von dem Begriffe, dt-n wir 
heute mit dem Worte Polytechnicum verbinden, weit entfernt war, den ül>ri){en 
deutsdieii Staaten mit gutem Beispiele voran. Bereits früher war wiederholt auf 
die Xnthwendi^'keit einer solchen Anstalt zur Förderung des Gewerbfleifses in Prcufscn 
hingewiesen worden. 

Hermbstidt hatte im Jahre 1813 in dem von ihm herausgegebenen „Bulletm** 
diesem Gegenstände eine Abhandlmi;^ gewidmet.') Da heifst es u. a.: „Für die 
Cultur der ästhetischen oder bildenden KQnste hat man eigene Schulen und Aka- 
demien errichtet; man besoldet Lehrer fttr die Theorie und Praxis derselben, man 
sucht Schüler darin auf eine radoncllc und wissenschaftliche Weise zu bilden . . . 
.Sollten die ncccssnircn oder un<Titt)chr!ich<-n Künste, welche doch dit- (irundl.i^je 
der wichtigsten Fabriken, Manufacturen und technischen Gewerbe im Staate aus- 
machen, nicht Werth sein, sie einer gleichen Aufmerksamkeit au würdigen?** Weiter 
folgt der Vorschla}»; ,,Man errichte auf ötT. ntliclu- Kosti n tcclinoloLjischi- Akademien, 
man besolde Ix^hrer für den Unterricht junjjer Männer, die sich den Kunstgewerben 
wMmen wollen, um sie für jedes specielle Fach in den ihnen unentbehrlichen Ilälfs- 
kenntnisscn unterrichten zu lassen. Man ertheile den Hülfs- oder l'nterstützungs* 
bedürft!t,'(.-n dic-rn l'ntrrricht unrntj,M-Ulich . . . Man tnacln- « s <l« n I.rrni-nden zur 
Pflicht, die Lehrstunden rcgelmiil'sig zu besuchen. Man uiitcrwerte sie von Zeit SU 



') Gedanken ülicr ili»' tti>Mnvth.iÜlii hu t ullur d' i KünNti: Manufa! l ru uml tii hniv htn 
Gewerbe, im „Bulletin des Neuesten und Wisscnswürdigstcn aus der Naturui:s»«:a&chaft" usw. 




Bd. XUL Berlin 1S13. S. 71 K 



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76 



SBBabadciiüe, GewtflNiluidenle tmd Tcchniidc H whitfc a te M« tM4. 



Zeit einer Prüfung und belohne diejenigen, die sicli vorsOglidi ausxeichnen, durdi 

besondere Prämien." „Die \vissen«i Iiaftiklu n' Zweige, welche in einer solchen An- 
stalt gelehrt werden müssen, bestehen in Matlicinatilc, Naturbesciireibung, Naturlchre, 
Chemie und Maschincnzelchnung, mit bestandiger Beziehung auf das praktisch zu 
erlernende Kunstj;e\vcrbo.'" ') Der Verfasser spricht dann die Ucbcrzeugung aas. dafs 
infolge einer solchen Mafsrt^ol ,,allc ditjcnijjen technischen Gewerbe, welche bisher 
nur ab> gemeine Handwerke betrachtet wurden, sich bald zu einem Grade der Voll- 
kommenheit emporschwingen werden, der ihnen in jeder Hinsieht einen Wetteifer 
mit den schönen o U r bildenden Künsti n verstattet". 

Auch der um ilundei und Gewerbe in Preufsen hochverdiente Staats -Rath 
Kunth hatte In Briefien und Denkschriften oft den Wnnsch ausgesprochen, dals 
neben oder über den Fadisehalen in der (buptstadt efaie Technische Hochschule 
errichtet werde ■ i 

So entsprach denn Bcuth einem bereits lebhaft fUhlbar gewordenen BedQtf- 

nisse, als er, unterstützt von Kunth, mit der Begründung der Technisdien Schule 
vofginR. 

Wie bescheiden die Anstalt ursprünglich gedacht war, geht aus dem von 
Beuth in Form eines Promemoria dem Staatsminister Grafisn von Bülow vorge< 
legten und von dicsi-ni im April iS^t genehmigten Ofganisationsplan hervor, dessen 

wichtiy^t«" n< -timimin^ien folgt-nde waren! 
Re<|Utsiien für die Aufnahme sind; 

1. Eht Alter von 12 bis 16 Jahren. 

2. Inländische Geburt oder W'ohnmt de- VaU r- m [n'and<- 

3. Eine gute Handscttrirt; die Fälligkeit, sich in der deutschen Sprache fehler- 
frei, richtig schriftlich auszudrücken und dem mündlichen Unterricht schriftlich zu 
folgen; Kenntnifs des Einmaleins und der .so^. vier Species. 

\:u'h!ri'-sij;keit| Manjjel an Aufmerksamkeit, uitl;' -i'.tcti > In uag<'n, Mangel an 
FaiiigkeUen berechtigen den Dirigenten der Schuie, einen .Schiller ohne weiteres 
SU entfernen; ehte Bestimmung, die denn auch Beuth streng befolgte, wurden doch 
am I'ndi- c-in. - jc'lcn Semc>t<'rs dii it'niL{. n 7n^r'in^r,. ( ntlas>en, welche dem scluiell 
fortschreitenden Unterricht nicht folgen konnten oder deren Fortschritte nicht genügten. 

Der Unterricht ist unentgeltlich. 

Die Technische Schule zcrlailt in zwei Classen: 

In der unteren Classe sind Ge^enstrintl' des L'nterrichts, während eine* eiii- 
jälujgen Cursus: Geometrie, Rechnen, .Naturkunde (^Physik und Chemie in emem 
gemeinschaftÜchen Cursus, erstcre m besonderer Beziehung auf die mechanischen 
\Vi>s,.nschalteni, Zeichnen la. Lint arzeichnen, b. freies Handzcichnen). Für Ein- 
zelne: Modelliren in den Werkstätten. 

Die obere Classe theilt den Unterricht in zwei halt>e Jahre, sodafs 
a) in den mathematischen Wissenschaften; Arithmetik und Algebra, Geometrie, 
Stcreomctri' , I' rspective im ersten Hallijahre, im zweiten aber Trifjono- 
nicttie, Statik und Mechanik, jiraktischc Maschincntehre, verbunden mit dem 
dahin einschlagenden Thcilc der Technologie, gelehrt wird; 

*> SeUiütversUndlirh »I bi«T dieser AuMlnick nicht in d<rm bi-ntisen Sinne gemeint. 

*j S. Kr. und Paul Goldschmidt, Da» Leben des Slaats-Raths Kunth. Bcrto iMi. S. 1*9. 





U. Die 



77 



h) in der Cltcmie: im ersten Halbjahre die theoretische Chemie, int zwciti-n 
die Anwendung d«r Chemie auf Gegenständ« unseres Bedürfnisses und auf 

einzelne (lev iTSi , vor^etrat^eii wird; 
c) wa^ das Zeichnen hetrifft, so «gelten in dii>er ( lasse das .Maschinenzeichnen 
und die freie Handzciclinun^, mit Kiicicsicht auf den oben ervväjintcn L'ntcr- 
richt in der Perspective, in erweitertem Mafse fort. 
Im Hinblick auf die lirt^änzunf^ des l'ntt rrichts im neuen Institut durch tlen 
an der Bauakademie wird „dasjenige, wa^ besonders Beziehung auf das Feldmc$M:n, 
auf Planzeichncn usw. hat, absichtlich weggelassen*'. 

Was die Anwendung der Chemie auf einzelne Gewerbe betrifll, so wies Reuth 
auf die von Hennbstiult fiir Färberei, Cieiberei u. ilerjii. ^;ehailenen VorUsun^jen 
hin, welrln- ,,virh ■^chr i^üt an <!!<■ allii<'meiiieti der Technivclu n Sciiule anschlielscn". 

Für den Unierrscht wurden vier Stunden tätlich, von lo bis i2 und von bis 4 
liestinunt. Eine Lehrstunde sollte bei jedem Gegenstande tSgtieh der Prüfung ge- 
widmet sein, Am Schlüsse des Jahres, nach villendetem Cursus, oncurriren die- 
jenigen Schüler, die sich dazu l.ihij^ llihlen, um die I.<'isunji einer l'reisaufKahe. 

Üic Techniscljc Schule ist der Leitung des Dirigenten der tcciini^chen Depu- 
tation für Gewerbe untergeben. In allen, die innere Organisation fler Schute 
betri'ffenden (lej^enständen haben tiic Lein t r eine bcrathende Stimme und äänd befugt, 
ihre abweichende Meinung zur hohem Kenntnifs m brinj^en. 

„Üa kein be.sondcrei litat für diese Schule gemacht werden kann, so bedarf 
CS nur einer Remuneration IQr die Lehrer im Wege des Abkommens für bestimmte 
Zeiträume." 

Am i. Nov< inb<T iS.m lie;;ann der L'nterricht in tlem für die neue Schule 
und behufs Aufhellung und Nutzbarmachung der int Besitze der Gewerbedeputation 
befindlichen gewerblichen Samnihmgen angekauften frühem Gräflich llackc'schcn 
Mause in der Kl<'->terstrals.' Ni. -,<■• Schon im lifw i«J7 winde das angrenzemle 
ehemalige Pagenhaus (Klusterstrafsc 35^ dazu gekautt und bis i6t,i in entsprechender 
Weise umgebaut. In den Jahren |8<J4 und 1855 crfo^e die Erwerbung der Häuser; 
Sieberstrafse i und :! , sowie Kto-<>ter»trafsc 33 Und .M, im Jahre i8tH> des Grund- 
stückes: Klosicrstral'&e 3;. 

Die Zahl der l^chrer betrug vier. Es waren: Dr. Schubarth, zuLjleicli Professor 
an der Universität, (Ur Physik und Cht'mie 'bis is^o, f i>^<.-^\\ Fabriken-t «.mmissions- 
rath Severin — für Arithmetik und Ma-chinen!ilin , Statik, Mechanik bis iSjS ; 
I''abrikcu-Comnusj>ionsrath Frank — für Linearzeicltncn, tieoinetric, I'ersjx ctivc, * 
Maschincnzeiehncn (bis tS.|8, f tS^^i), alle drei: Mitglieder der tcchniNchen Gowerbc- 
deputation, endlich der Arciiitekt (seit 1 vs Prot 1 Manch Tür llandzcichncn (bis tu 
seiner Berufung an das Folytcchnicuin zu Stuttgart it«.f<d. 

Die Xahl der Schßler betrug 13, von denen 0 ein Staat^stipendium von 
300 Thalern bezoi^m. In den folgenden Jahren ward ein solches Stipendium dent 
weitaus grc'ilsti'u Tlieil, in «1» n jähren 1 s." 1 - so.^ur alli 11 /...i^lm^en zu theil. 

In wie patriarchalisclK;r Weise für die jungen Leute gesorgt wurde, ersieht man 
daraus, dafs die Ca^HC von Bcuth angewiesen war, monatlich nur 20 Thaler auszu- 
zahlen, sod.il's jiihrÜch Tlialer liir jeden i^espart wurden, die er bei si inem 
Abgänge oder ausnahmsweise im Fall eines nachgewiesenen Bedtirtiusses früher erhielt. 




78 



Bnukadmife. Gmtbediadniie wd T«cMidM HbAichate bU 1M4. 



Am I. October 1822 fand die Organisation der oberen Classe statt, und es 
traten der Lehrer Wetze I für Arithmetik (bis 1824] und der Bildbauer Prof Wich- 

innnn für Bossiren ihis i. Juti jh^.'": Hin/u. ?i-it i!cir\ ! |, Tiiü fimlct sich 

Prof. Accum mit Vorlesungen über Chemie, Mineralogie und deren Anwendung aul 
Gewerbe vemcichnet. 

Da CS zu jener Zeit an Maschinenfabriken fehlte, in denen die jungen Leute 
sich die nöthige praittUche Bildung hätten erwerben Icönnen, fieuth aber der pralc- 
tischen Aasbildung der Zfiglingc einen breiten Raum gewäbren woUte, ward mit dem 
Institute eine mechanisclu- Wi ikstatt verbunden, in welcher der Unterricht durch 
tüchtig- M< isier erthcilt wurde. Der Eintritt in die Werkstatt am Hnde des wissen- 
schaftlichen Cursu« galt, wie Prof. Fink, der seine Studien unter Bcuth gemacht 
bat,^) berichtet, gewissermafsen als Belohnung. Nicht nur die erforderlichen Iftate- 
rinlirn, auch die sclf)^ti^i f.. rtij^ten Maschinen, mci.stcns Drehbänke, bekamen die 
Zöglinge zum Geschenk. Für Messing- und Kunstgufs wurde eine Kunstgiefscrci m 
Verbindung mit einer Ciselirwerkstatt eingerichtet. Hier ist, aufser andern Kunst» 
gegenständen, die von Kiss modellirte Statue Friedrich Wilhelms III. gegossen und 
ciselirt,') jetzt die Hauptzierde de«J I.ichthrjft s im C f äuilc (Irr Technischen Hoch- 
schule. Ferner sind hier die Statuen auf dem Wilhclmsplatze und diejenige Bcuth s, 
als eine der leisten, hergestellt worden. Auch eine Kupfersteeherei ward durch 
Beuth fu'^|rüm,!ft. 

Als einer der merkwürdigsten Züge in der Geschichte der Anstalt ist mit Recht 
deren altniahliche Entwicklung aus kleinen Anfängen, ihr gleichsam natürliches Wachs- 
thum bezeichnet worden, '1 ein \\ aclistiiuni , welches stets Hand in Haml mit 
der Fortentwickluni; Jct tcchniMihcn Mitit Uoliulen des Landes. Her (irundsai/ (iu-vcr 
Zusanunengehörigkeit bildete den Kern der l'läne Bcuths lange xhon vor dem 
Jahre 1821 sowohl, wie immer nachher. Die auf die Initiative Beuths ins Leben 
getretenen Provincial - ( Ir-A othcschiiI< 11 s.illtt'n \hrvn SchriK-ni lürji hI^mm Kr;intnis-'i" 
vcr&chaßen, welche man von rechtswtgen von einem tüchtigen Gcwerbetrcibendco 
zu fordern berechtigt ist; das Berliner Institut sollte seine Zöglinge zu Vorstehern 
gewerblicher Anstalten ausbilden, die besten Schüler der Gewerbeschulen wurden lu 
demselben einberufen.*) 

Der nächste Furtschrilt war die Einrichtung einer dritten Classe, weiche am 
t« October 1826 als Suprema ins Leben trat. 

Im JnliK i<2- erhielt die Anstalt den Namen: (iewerbeinstitut 

Wiihrend ISeuths Directorat fanden folgende Veränderungen, resp. Erg^lnzungcn 
des Lchrerpersonals statt. Am t. October 1826 trat F. Wolff, Prof am Joachims- 
ihalschen (Jyninasium und an der mcdico-cbirniilischen Militärakadeuue. sowie Mit- 
glied der tcchnisichcn Gewcrbedeputatioti, für den Unterricht in der beschreibenden 



') Festrede bei der Gedaehtnifsfeicr der Königlichen Teehnisehrn HoehMhnie IBr die 

lOOjährii^f Wiril.Tki lii lies <ji lnirl>t.i^tN vim ISi uth. .im Ji. J:siiu;ir i'-Sj. 

'1 /.II (1(11 ornamtiitaltn Tlu ilrn li< ti rtr (iiist.iv .sti« r die /.ru hnun^Mi. 

'1 S. R uU-au.\: Festrede ^i»].!!!.-!;;!:!! .Stifiuii^^-u ^t <l> r Gi wcrbcakademic, in den 
„Verhandlungen des Vereins Sttr Beförderung des Ucweibtieirses in Preufaen". 50. Jahff. iS^t. 
S. j>»ff. 

'1 .S, <|i N St,i;itiniiiisliTs [>r. I>i:!l>rurk YicAr zur l iii r des i'XM.Uirii^cn (Icluirtst.T.;' ^ xnn 
Bt uth, m dt-ii ,,6iUunjjsUtrithtcn de» Vcftiiiiiui U(.lwr«lcfuni; des GcwetUlcilscs ■. iSS:. S. sjff. 




tl. Di« GcwarliMkadamts. 



70 



Geometrie dem Lehrkörper bei (bis 1S54). Am i. April ibj8 schied Severin, der 
sum Geh. Obcr-Banratli ernannt wurde, aus, nachdem er sich die Liebe seiner 

Schüler in ni Malse erworben. Diest lh«n rühmten noch in späten Jahren die 
Kkarheit und Gründlichkeit seines Vortrages. Sein grofses Werk über l>ainpfmai>chinen 
hat allgemein die verdiente Anerkennung gefunden. 1849 wurde ihm der Vorsitz m 
der OI)er-Baudcputatifjn übertragen, i8.sK ward er nntor Verleihung des Titels eines 
\^'■rk-"ichcn Geh. Ober- Baui, Ulis jn-n-^ionirt l'r starb iMi- in i tru-m .Mu-r vin So Lyhren. 
Die höchste Ptlidtttreiie, verbunden nm Humanität und tiekm kechtsgerühl, hat er 
stets an den Tag gelegt.') 

Sevcrin.s Unterricht übernahmen der spätere Geh. Ober -Reg. -Rath Wedding 
(bis i^t'', als Bibliothekar und Cimservntor der SamniUm;;en bis 1. April 1S571 und 
der damalige Uauconductcur, spatere Geh. Ober -Reg. -Rath Brix (bis 1. April lö.^u», 
und zwar der erster« den Unterricht in der Maschinenlehre, im Projectiren von 
Maschinen, Anfertigen von Kostenanschlägen und die Heaufsichtlgimg beim Zeichnen, 
der Ictstcrc den Unterricht in der Statik, Mechanik. Hydrostatik, Hydraulik, im 
Entwerfen von Bauwerken und in der Veranschlagung, sowie ebenfalls die Beauf- 
sichtigung beim Zeichnen. Beule Männer haben in hohem Mafse segensreich 
gew irkt. Von Brix wurde schon gelegentlich seiner Anstellung an der Bauakademie 
gehandelt. 

Wedding war am 2. August 1706 zu Stahlhammcr in ObcrscMcsien geboren, 
wo sein Vater Hütten -Bau)ns|>ector war. Seinen Schulunterricht gcnofs er in Glei- 
witz, sodann auf dem Elisabeth -Gymnasium 7\; Breslau. In der Zeit der Freiheits- 
kriege machte er als Primaner den l-'cldzu^ ^i'^tien Frankreich mit. Nach der Rück- 
kehr aus dem Felde vollendete er .seine Gymnasialstlidtell IXld besog dann die 
l'nivprsitnt zti Breslau, um l'hilologie unH Philosophie zu ■Nturürrn Srinr \r'i;Mmg 
zog ihn jedoch zur Mathematik und Jurisprudenz. Nach BerUn übergesiedelt, betrieb 
er, neben den Universitatsstudicn, die angewandten mathematischen und Natut^ 
Wissenschaften an der Bauakadeniie. 181 S legte er das Feldmesserexamen ab. Nach- 
dem er sich dann mehrere Jahre unter der Leitung seines Vaters, eines der .Schöpfer 
der grofsartigcn Hüttenindustrie Oberschlesicns, wissenschaftlich und praktisch be« 
schäftigt hatte, bestand er im Jahre 1823 das architektonische Examen und wurde 
dann .niif =( in .^^'^uch<-n dem Decerncnten für Bausachen in Breslau als Rrft rrndar 
zugewiesen. Nachdem er kurze Zeit die Bau-lnspectorMcIle zu Bricg interimistisch 
verwaltet hatte, ward er in die Ministerial-BaucommiMion nach Berlin berufen. Hier 
lernte ihn Bcuth kennen und schätzen. Ijnen zw< ijährigen I rlaub verwandte nun 
Weilding zu eingehenden Studien in Holland mit seinen grf»fsartigen Wasserbaut«^, 
in England, welches damals, in der Eutstchungszcit der Iu!>enbahnen, an der Spitze 
der jungen aufblühenden Industrie stand, und In Frankreich. 

Ende i S:;; heimgekehrt, ward er durch Beuth an das Gewerbeinstitut und in 
die technische Deputation, der er bis zum i.e'ien'-entle an.'r horte, berufen. 

Den Elfolg seiner Lehrthaligkeit bekund< n am besten du* zahlreichen Schüler 
im In- und Auslande, die mit Dankbarkeit und Veiehiung an ihm hingen, und die 
cum Thell sowohl in der Industrie selbst, als in der Verwaltung sieh hervorthaten. 

'} ä. Zciuchrift IUI tiauHe»crt. Jithrg. Xll. '»i>'. 



8o BnalMdcinfe. GewabeakiKMe mi Tcduteke «adndide bb 1M4. 

Beitlh setzte ein unbedingtes Vertrauen in ihn: beinalic nidits gescliali in Angelegcn- 

hi iic 11 ili-. C w rrluinstitiits, ohne dat's Wfdilinjj-- An-icht cinjjcbi .It \uirdc. Bald 
nach licuths Rücktritt licls sich Wedding wegen Ucbcrbürdung in seiner weit ver- 
zwfif-tcn Thätitjkcit vom Unterricht entbinden. >) 

Im Octobcr iS.n» wurdt; dorn Lihrcr Frcibcrj^ (f 13. März die Mit- 

aufsiclit b( inj Zrirhi nttntcrricht, und dcni l>r. Tuss ibis r. Octoln-r eS^^) ein praJc* 
liiiCher Unterricht in der Chemie unter l.citunfj Schubarlhs übertrafen. 

Um dieselbe Zeit wurde der Bildhauer Boy (bis 1. April 1873) fÜf die Werk- 
vtntt, 5:;iü!ri 0:1 das ^^o,^rllir(•n fjewonm n. Dinj^cr (f 185 I i, den Beiith bei 
Crosalicr in Paris im Formen und (juh grofser Hronzen hatte au:>bUdcn lassen, 
fibcmahm die Giefserei. Auch Feierabendt if 1^71), der cbenfaUs atif Bcuths 
Veranlassung i)ei Dmitre in l'aris den Gufs kleiner Bronzen und bei Vall das 
Ciselircn und Verj^olden erlernt hatte, erhielt eine Lehrerstelle am Institute. Am 
l. Octobcr ii>.io wurde für den Unterricht in der Geomelrie in der unteren Classc 
ein Repetitor, Bauoonductctir Bohnstacdt, angenommen und dem Bildhauer Kiss 
((< t rutiTtirbt im M' ■l' Uiren, zeitweise im Ciselircn, iilKrtra;;cn. Den Unterricht 
im Rechnen übernahm der Lehrer Bledow (f 1Ö4ÜJ. Am 1. April trat Dr. 

(seit 184J Prof i Kin^'Ieb an die Stelle Bohnstaedts (bis 1850), am i. Octobcr 1634 
Dr. Elsncr an die Stelle i!es Dr. l-'us.s (bis i^^soi. 

Vom 1. Octobcr 1 S v'^ an wurde ein l'iUerricht in lien ItU nu nten der Bau 
und Mas,chinencon.struction.>«lehre eiuüerichtel und dem damaligen Uau-lnspccior, 
späteren Geb. Ober^Baumlh Linke (bis i.October 18.^) Qbrrtragcn. Im Juii ifijv 
trat di r dntnaliye Bauconducteiir G, Stier an &<• Src 'K Mauchs, --chied aber bereits 
am I, Octubcr wieder aus, worauf der Architekt t,^eit Profj Lohde (bis 

1875) den Unterricht im Freihandzeichnen iibemabin. Von Mai 1641 bis i. Octobcr 
iK)<i stand Kampinann, iler seine Studien in Parts und München ^( IHK hl li.itie, 
der Giefserei des (ii Werbeinstituts vor. Am 1. Januar 1^14 übt rnalini .Macken- 
thun einen Unterricht in der Ilolzbildhauerei, starb aber bereits am ji. Aujjust 1Ö45. 

Bei dieser Ucbersicht der von Bcuth fOr das Institut gewonnenen Lehrkräfte 

fallt die btarke Belonunj^ des künstlerischen Eleineiilo auf; ist doch auf den l'nti r- 
riclit im Mmiellirvn ein bedeutende:» Gewicht gelegt, und gehören duch Künstler 
wie Kiss, der Urheber der Amazone am Museum, des heiligen Georg im Schlofs- 
hofc, <ler Statue UeuJis ■,1 il 1 H uiakadeinit , und Wichmann, von welchem 
u. a. die Statue Winck« Imaiins in der Vorhalle dt s .Museums und der von der 
Victoria gekrönte verwundete Krieger auf der Schlofobrücke herrühren, zu den her- 
vorragenden Vertretern der Ocrliner Bildhauerschute. 

Bcuth bi safs einen feinen Kunstsinn, der im rni;^an'; mit drm ihm befreun- 
deten Schinkel »tets neue ^>ah^ung fand und u. h in der treulichen Sammlung 
von Kuprcr«ttchvn und andern Kunstwerken zu Tage trat, welche nach dem Tode 
des Besitzen! dem im Jahre i^tj begründeten Schinkcl-Muscum, da- \on nun an 
den Namen „Beuth- Schinkel -Museum" trug, überwiesen wurden. Zu den Zielen, 

Urhrr Weililiii^s Vt i'liriisri- utn "Iii- |-rt iif>rb.i lir [r-,<l'.vti u -.i.«!!- m inf umf.inun ii lie 
lif 1 1 1 .11 lir 'I li.ii il s ili ti N« kf il' 1^ in ili n .\rrli <lt s \ rr< iii', /ut [!• ■r<KTUllj; des (icvvtrh- 
Hviisis III l'reuiscn", jahrjj $1. ih;2, Ü 75 ti , uml tiu- ,\iilührun|; litr Alihaml]uii|;i'n \Vritdin|>s, 
e1>vnda S. Sj fll 



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n. Die GcweilMiMMBiB. 



81 



die der Bcgrander der Technischen Schule anstrebte, gehörte auch die Veredelung 

dei Gewerbes durch die Kunst. „Der Ausdruck .Kunstgewerbe', heute in Jeder- 
manns Munde, war zu Beuths Zeit unbekannt; das was dieser Ausdruck sagt, hat 
er mit seinem Freunde Schinkel zuerst in Deutschland erfafst und ins Leben zu 
fuhren gesucht" Bezeichnend für seine AufTassung des Verhältnisses der Kunst sum 
Gewerbe i?;t eine Aeufscrung im Vorworte zti den von ihm und Schinkel {;emrin«;nm 
ins Leben gerufenen „Vorbildern für Fabrikanten und Handwerker", einem Werke, 
fQr weiches die ausgeceichnetsten KnpTerstecher Deutschlands, Franicrdchs, Englands 
und It.'ilirnv (häligwart n Da In ii\t i s: ,,Ks Wr^i aufser den Grenzen dieser Hf-ittcr, 
den Gewerbetreibenden auiifuhrlich auseinander zu setzen, wie nölhig und nützlich 
es ist, ihren Arbeiten neben der technischen Vollendung die höchste Vollkoinnien- 
heit der Form zu geben. Nur eine Ausführung, die beides vereinigt, nSibeft die 
Arbeit des Handwerkers dem Kunstwerke, drückt ihr den Stempel der Bildung auf 
und gicbt ilir einen bleibenderen Werth aU die Kostbarkeit des Materials, woraus 
sie gefertigt wurde,'* Gleichaeitig mit dieser Ver5frentlicbung 'von Vorbildem be- 

griindofo Reuth eine Snnmilung von Abflüssen und sonstigen NachbHdiini;t'n hervor- 
ragender kunstgewerblicher Arbeiten des Altcrthums und der Renaissance. In Peters- 
burg, Stockholm und Copenhagen, in London und Paris, in Nürnberg und Wien, in 
Venedig, Florenz, Rom, Neapel und Sicilien wurde für die Sammlung abgeformt, und 
zu Ende der dreifsiger Jahre hatte dieselbe woht nirgends ihresgleichen. Auch Abgiisse 
tiedeutender Statuen erhielten hier ilire Stelle und bilden jetzt einen edlen Schmuck de« 
Hau|)tgebäudcs der Technischen Hochschule. So wurde denn auf den Kuiist>i:ni der 
Zf'iglinge drs Institut^ n-cht hl<ifv <iiiicl! <!irfcte Unterweisung, s<^ndprn mich durch 
das Anschauen der unvergänglichen Schönheit der classischcn Scuiptur hingewirkt 
Wir mfissen es uns hier versagen, über die GesamtthStigkeit des hochverdienten 
Mnnni'v ztir Fi">rr!i n]ni; ('ir Gewc-rtir -/n himfldn, und Harh rrhnit firi";, wns er für 
das Gewerbeinstitut that, erst die richtige Beleuchtung von diesem hoher gegriffenen 
Standpunkt aus.*) 

Als Beuth im Jahre 184s aus seiner Stellung als Director des Instituts, das 
damals 101 ächüler zählte, ausschied, konnte er mit Genugthuung auf das (Geleistete 
zurOckblickctt. Eine grofse Anzahl bewährter Techniker, wctehe an die Spitze ge- 
werblicher Anstalten des In- und Auslandes getreten, waren aus dun Gcwerbe- 
iii>-tilut luTVorgigangin. B<ui1n Biistc mit der Inschrift: Dem Grinntcr (1<^ König- 
lichen Gewerbeinstituts die dankbaren Zöglinge MDCCCXI.V'I, ward im Gebäude 
angestellt. Jetzt xiert sie, als GcgenstUck zu der Büste Schinkels, den Lichthof 
des neuen Haus<.'s der Technischen Hochschule. 

Freilich war die Zeit allmählich eine andere geworden und forderte auch \'cr- 
andemngen am Institut. Jene nahezu militärische Disctplin, welche bei den eigen- 
thümlichcn Verhiiltnissrn ihr „Technischen Schule" ihre I'riichte getragen hatte, 
pafste nicht mehr zu dem Wesen des allmählich zu einer Hochschule sich ver- 
wandelnden Instituts, das naturfremafs auf die Lern- und Lchrfreiheit zustrebte. 

Dafs die von Ik uth geleitete Anstalt sich des Vertrauens im Tublicum er- 
freute, '^'t'ht unter .uuleretii daraus hervor, dafs der nm v MHr? i^ 'm in r'n'Ml.im 
vcislortH ne Kitterjichafts-Kath von Sey dlitz sein beträchtliches Vermögen dem von 



') S. die oiKn genannte Rede DelbrAcIca. 

II 



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thmlcadcmift, ticwcitoikadcmlt md T<clmb(lw Hodndwk bb 1SB4. 



fienth gleichzeitig mit der Technischen Schule begründeten „Verein »ur Beförderung 

des Gewerbfleifscs" mit der Bestimmung testamentarisch überwiesCD hatte: die 
Rfveniicn desselben zu Stipendien fiii Zc'i^lingc des Gmvrrbrin.stituls ZU verwenden. 
Im Jahre löij wurde zur lirinnerung an diesen Wohlthäter im Vcjitibül des Instituts 
ein von Schinkel entworfenes, von Kiss modellirtes und von Feyerabendt 
gegossenes Bronzcdcnkmal auf^stellt, das die Inschrift tragt: 

„E. L A. F. K. von JJevdlii/ seU.ren :,m VUl. April MDCXJLXVIU 
H<>t(»rl>cM am XXX. M.'irz MDCCCWIX." 

„Dein Ucdütfiii3!>(; !>vum Zeit, die Jugend zu Iclireu wüü der Manu brauelit, 
widmete er lein Vermögen " 




F. Uilly ml«, n. S(4i»4a» MM««!. 



2. DAS GEWERBEINSTITUT UNTER DER LEITUNG 
VON POMMER-ESCHES (1845- 1848), VON CARNALLS (AUGUST 1848 
BIS JANUAR 1849), EGENS (18401, I)RL ( KENMÜLLERS (i. OCTOBER 

1849 BIS I. OCTOIiEK 1856). 



ähniul der AmtsfrUininf' von Pommer-Eschcs, der, wie wir sahen, nach 



V V Bcuths Ausscheiden auch an der Spitze der Bauakademie stand, wurden 
folgende Aenderangen im Unterrichtsplan vorgenommen: 

Am I, October 1846 übcrnalim Mühlen -ßaumiister Wicbc einen Thcii des 
bis dahin vom (jch. ü!)cr- Rc^. - Rath Wcddinj^ « rtlu-ilten Unterrichts, nämlich 
Maschinenlehre und Entwerten von Maschinen. Am 1. November desselben Jahres 
ward ein Unterricht in der architektonischen Formenlehre eingerichtet und dem 
Architi-kten I.ohdc iilK'iira<i<n. Dcrsclbr iibrrnahtti :uu 1 Januar 1S4S auch den 
bis dahin von Brix crtheilten UnterriclU im Entwerfen von Gebäuden. Femer wirkte 
vom I. October 1846 bis mm 1. Juli 1849 Noback, Dircctor der Handelslehranstalt, 
als Lehrer im Rechnen. 

Das Jahr 184O bezeichnet einen bedeutenden Abschnitt in dem Leben der 
Studtrcnden an dem Gewerbelnstitiit, indem ein Verein begründet wurde, dem es 
gclanj^, an die Stelle der bis dahin herrschenden Isolirung ein gemeinsames Leben 
und Strclii-ii in Arl" it iiikI VcrijnOgen zu setzen. Bereits im Jahre war der 

Versuch zur Bildung eines Vereins gemacht worden, der Gelegenheit bieten sollte, 
sich naher kennen zu lernen und mehr Einigkeit am Institut hervorzurufen. Doch 
diese Vercinifjnn^'. in w«'Ichcr unter anderem aus technischen Werken vor^jeiesen 
wurde, trennte sich bald wieder. Im Jahre 1840 aber entstand „der Verein der 
Zöglinge des Königlichen Gcwerbdnstituts**, welcher ein näheres Aneinandcrschliefsen 
derscilx n llicils zu gegenseitiger Belehrung, theils zu gesellschaftlicher Unterhaltung 
bezweckte. Einmal wöchentlich versammelte man sich zur Anhörung der von den 
Mitgliedern der Reihe nach gehaltenen Vortrage, und zu darauf folgender fröhlicher 
Geselligkeit. Diesem Verein ward in einer Generalversammlung am 1 1 . Dt ccmber 1847 
der Nnme ,,Hiitto" gegeben, iiiit< i \V( !cli< r I'>e7tichniing derselbe noch hi Ute sich einer 
schönen lilüthe erfreut. Der \'erein hat vorzugsweise den Zweck, die wissenschaftlichen 
Bestrebui^cn seiner jyU^lieder zu unterstützen, denen er durch eine Reihe von Publi- 
cationen brauchbares Material fiir ihre Studien liefert. Bereits 1854 begann die 




II* 



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84 



Btuakadcmie. G«wtH)e*ltaiicMte and T«cbni«die Horüicliule bb tU4. 



HcraiKjjahe von technischen Zeichntin<^en. Im Jahre 1857 erschien ,,dts Ingenieurs 
Taschenbuch", welches bereits zahlreiche Auflagen erlebt hat. Zu diesem Werke 
hat sich seit 1883 „das Taschenbuch Ar Chemiker und HOttealeute'* gesellt tn 
der ,, Hütte" werden auch \'nrtrS'^c von nllf;rnicin htldfndrm Ch,ii;iktci aus ilen 
Gebieten der Kunst und Wissenschaft gehalten, Poesie und Musilc und fröhUches 
geselliges Leben wird gepflegt. Gelegentlich des zehnten Sllftungstages, welcher 
1856 in Halbcrstadt festlich begangen wurde, wud» aus der „Hütte'* der Verein 
deutscher Ingenicure hcr\'or. 

Das bewegte Jahr 1S48 blieb nicht ohne Elnflufs auf das Gewerbcinstitut. Dein 
Bdspide der Universititsstudenten folgend, hatten die Zöglinge des festituts, wie 
diejfnijnn drr Aügemcinen Hati':chule, sich dem Corps der Kiin'^tlcr nn'^c«;chlossen. 
im Institute wurde ein Waffcnsaai errichtet, zu dem der Director den SchlÜ!>scl 
bewahrte. Am 22. Mai desselben Jahres richteten die Zöglinge eine Petition an den 
Director von Pommer-Kscli! , in welcher um eine Acnderung der Organisation 
der Anstalt, soweit dieselbe du Schüler betraf, gebeten wunli Besonders wünschte 
man eine Abstellung der Einrichtung, wonach der Primus der Classe auf Ordnung 
zu sehen, dfe behn Uatmidit fehlenden Conunililonen zu notiten, hSufig audi ifo 

Repetiti'inen nhztihalten hattr, wns zu vielfachen Geh:Usif^'l;r!trn firhrtr Man erbat 
an Stelle de^.scn die Einsetzung eines aus 2^giingcn bestehenden Ehrengerichts 
und Abhaltung der Rcpctitionen nur dtirch die Docenten. Diese Bitte wurde denn 
auch gewährt, sowie den Zöglingen, auf ihr Ersuchen, .ntcli die Berechtigung zum 
Hören der Vorlesungen an der Universität ertheilt ward. Während dos kurzen 
Directorats des Geh, Berg-Raths von Carnall löste sich das Iihrcngericht im 
Oeeember desselben Jahres wieder auf.<) 

Am 15. Mai 1H48 setzte der damalige Chef f!cs Hnnrli-lsininisterittms , Freiherr 
von Patow, die Stipendien auf 300 Thaler herab. Am 10. September kündigte 
der inzwischen zum Handelsminister ernannte ehemalige Zögling des Gewerbe- 
iitstituts Milde das Dienstvcrhältnifs h nmlicliM I ^ Iimt der Anstalt vom 1. April 
1849 ab, imtcr der Motivirung, „dafs die Frage, ob und in welcher Weise das 
Gcwcrbcinstitut fortbestehen sollte, noch der Bcrathung einer Commission unterliege, 
von deren Vorschligen es abhängig gemacht werden müsse , ob und in wie weit 
das jetzige Lehrerpersonal beizubehalten vi " 

Während dieser Wirren schied der Gcheim-Kath von Carnall zu ^Vnfang des 
Jahres t84<> aus, und der bisherige Director der Gewerbeschule zu Elberfeld, Prof. 
Egen, trat an seine Stelle. 

Nach dem bald darauf crf< »igten Tode des letzteren wurde zu Anfang Octobcr 
1840 die Leitung des Instituts dem Director der höheren Bürger- und Provincial- 
Gewerbeschule zu Trier. Dr. DruckenmQllcr, übertragen. Kurz vorher, am 4. Sep. 
tcmbcr, hatte der Handelsminister Freiherr Von der Heydt siWnt'ichen Lehrern 
eröffnet, dafs, da die Berathungen über die Acnderungen des Lehrpianes, in deren 
Voraussicht die Kündigung der Lehrer erfolgt sei, nodi nicht zu einem ddtniHTcn 
y\bschlufs hätten t;cbrncht werdm können, der Cnterricht im Wintersemester l^<4l| 50 
noch nach dem bisherigen I.eluplan erfolgen werde. Die Lehrer wurden zugleich 
ersucht, den Unterricht im bisherigen Verhiltniiä Ibrtzusetzcn. 



■) S. Damm. Geschichte der MOttc. Berlin 




IL Die Gcwtrixilndnnie, 



85- 



Ra«>ch hintereinander schieden damals folgende Lehrer aus: Krank am i. Oc- 
tober 1848; Scbnbarth am 1. October 1S49; Brix am 31. Min 1850; Ringleb am 

I.April, Linkt- .iiii i. October do'iseibon ]ahu-^. 

Dagegen traten neu ein: die Universitals-frofcssoren Dr. Dovc für Physik 
(t. October 1849 bis 1. April 1868); Dr. Magnus IQr cheroisdieTcdinologie 1 1. Oc- 
tober 1K50 bis I. October ii<s<>) und Dr. Rammelsbery für Chemie und Mincra- 
In^R I I. A|iril 1850 bis I. April 188;,); der damalige Bau-IiKprctor seit Prof.) 
Manger für Baucon&trucüonälchre (i. October 1850 bis April 1874); I'uhlke dir 
beschreibende Geometrie (1. October 1849 bis t. October 1865). Vom t. October 
1848 bis zum I. l'ctjiunr iS^ i wirkte Baumristor Malhei jj als Lehrer ^ Maschinen- 
zcicbnens und der Maschiiicnldire, und wurde dann durdi Corsscn 1852) 
ersetzt 

Im Jahre 1 850 wurden die Berathungen Ober die Reorganisation det gesamten 

Gewerbeschulwe'^ins l>n ndi^t Vn< iiUeressirt hier vor allem das aus diesen Be- 
rathungen licrvurgegangenc Regulativ tur die Organisation des Gewerbeinstituts, vom 
5. Juni i8$o. 

Der Reform lag der eine wirkNchr ! lochschulc anbahnende Gedanke zu Grunde, 
dafs der bisher im Gewerbeiiutitut crthcilte elementare Unterricht möglichst voll- 
ständig schon in den Ptovincial-Gewcrbeschden iura Abicbluf» zu bringen, und 
dadurch eine an^< niL sscnc Erweitenu^ und Vertiefung des Unterrichtsfcldes fiir das 

Institut zu ermiiglichen sei. 

Die Aufnahmebedingiuigen wtu-dcn verschallt; 

a) Der Bewerber mufs in der Regel wenigstens 17 und darf höchstens 

27 Jahre alt sein. 

Er mufs sich darüber ausweisen, dafs er wenigstcnü ein Jahr rcgclmäfsig 
piaktischc Arbeiten als Hauptbeschäftij^un-,' getrieben habe, es sd denn, dafs er 
Chemiker werden wolle. 

c) Er hat nachzuweisen, dafs er entweiler bei einer zu Entlassunysprüfunj^in 
berechtigten I'rovincial-Gcwcrbe.schulc oder Realschule, oder bei einem Gymnasium 
das Zcugnifs der Reife ctlangt hat 

So lans;i- jcil'u-h nicht in jedcT Pir.vin^ lic«^ S't.-intr^ mindi 'ti^ns eine Provincial- 
Gewerbeachule besteht, welche das Recht zu Entlassungsprüfungen besitzt, findet 
eventuell am Gewcrbeinsittut eine AufhahmcprOrung statt, durch welche auch Aus- 
lände I dit genügende Vorbildung nachzuweisen haben. 

Die Zöglinge zerfallen in Mechaniker, Chemiker und Bauhamlwerkor. 

Der theoretische Unterricht dauert drei Jaluc und thcill sich in drei Cur.sc. Er 
ist anfangs gcmeinadufUich für die drei Kategorien, splter tritt dne Trennung nach 
FSchem ein 

Oer L'nterricht blieb zunächst noch unentgeltlich. Erst im Jahre 1855 wurde 
ein Honorar von 40 Thalem l&r den Jahrescursus eingeführt, und fOr die Folgexeit 
die Gesamtzahl der Staatsstipendien, der Zahl der Regicrungsbeiirkc cntspieehend, 
auf 26 rcducirt. 

„Um eine stetige Entwicklung des Gewerbcinstituls zu sichern", wurde ein 
Studienrath gcbiklet, wdcher die Veriindcrui^en in dessen Otganisation zu berathen 

imd dem M'ni';ti"r fiir Hnndrl. G< •■vcrbt» vmd öftVntliche Arbttiten rtir Cf-n'-hmigung 
vorzulegen hatte. Derselbe wurde zusammengesetzt aus einem hohem Beamten des 



•86 



BMHdMdende, Gcwcifecakadicnie md TcdhtlHilw Hoehadnile Ui 1884. 



MinUtcriuma. dem Director, dessen Stellvertreter, zwei Lehrern dies Instituts 
und iwci andern Männern der Wissenschaft und Technik. 

Während Druckenmüllers Dircctorat waren femer dem I.ehrcrpcrsonal l)ei- 
gctreten: am 1. Octobcr 1852 Ingenieur (später Prof.) Fink für Maschinenkunde und 
medianiscbe Technologie, und Ingenieur {später Dcharots-I^reetor) Duske (f 1871), 
;ils Vorsteher der Werkstätten; am i. Dec**mher !>^5^ Rnu-Inspect"r f<pstcr Prof. 
und Rcg.-Rath) Schwatlo für Zeichnen und Bauconstruction; am 1. Octobcr 1Ö54 
Ingenieur (spSter Prof.) Werner f&r Entwerfen von Maschtnen und Pahrilnnl^en 
(bis zu seiner Berufung an die Polytechnische Schule zu Darmstadt, iSrud, Dr. Gras- 
hof für Mathematik und Mechanik (bis zu seiner Berufung an das Poly technicum zu 
Karlsruhe, iS't^;; am i. Juni 1856 Prof. Dr. Weycrstras» Kn Mathematik ibis 
1. Januar 1S64). 

[m Jahre 1R56 traten die Stijjendicn der Commcrcien-Rnth Fi finkcl'.schen 
Stiftung zu I3reslau für junge Leute Jüdi^ichen Glaubens aub der Provinz Schlesien, 
welche sich einem technischen Fache widmen, ins Leben. 

Beim Ausscheiden desDirectorsDruckenmQller tihtte die Anstalt 253 Zöglinge. 





V.amrMtm. G.SckMhmai«|«f. 



3. DAS GEWEKBIHX-STITI T uSEIT 1 CKWIIRIiKAKADEMlE; 
UNTER IJEM DIRECTORAi NUTTEBülIiU 
1857 bis I. Januar 1868. 



trctungswcisc an der An-^talt gewirkt. 

Friedrich Wilhelm Nottebohm (geb. am 10. April 1808, f 18. October 1875) 
hatte zu Wattensdidd In Westfalen von Kindheit an dem Gewerbe nahe gestanden, 
indem er als ElementarsehOler in der Werkstatt seines Vaters, eines Mechanikers, 

gearbeitet. Im Alter von 15 Jahren finden wir ihn im Dienste des Wcj;e - Baumeisters 
Diekhuff zu Bochum, bei dem er sechs Jahre verblieb. 18.^4 legte er das Feld- 
mcssercxamen ab und bezog die Allgemeine Bauschule in Berlin, worauf er die 
Pur das Baufach vorfieschricbenen Vorprüfungen bestand- Nachdem er tiann noch 
das Gcwcrbeinstitut besucht hatte, legte er die Nachprüfung als Land- und 

Wasser* Baulnspector ab. Doch betog sich sein späteres Wirken nicht auf das 
Baufach, viclnichi war <s ihm VDrbchalten, sich an tlri LiiNunj" der damals hrrvor- 
trctcnden neuen Aufgaben des Ingenieurs, der Entwicklung und Fürdcrun}^ des Eisen- 
bahnwesens und der Telcgraphie, in hervorragender Weise zu bctheilij,'en , wenn 
auch der Anfang und der Schlufs seiner Beamtcnlaiifb i I i n^swi isc de r lonlc r\ini; 
des Gewerbes gewidmet war, das er schon in der Werkstatt des Vaters lieb 
gewonnen. 

Nachdem Nottebohm die westlichen Provinzen des Staates, England und 

l'rankreich bereist und die wissenschaftlichen Resultate dieser Reise in einem Werke 
über Dampfmaschinen niedergelegt hatte, ward er i»4J zum Assessur bei der 
Königlichen Technischen Deputation fDr Gewerbe ernannt, welcher er bis an seinen Tod 
angehörte und deren Arbeiten er ein» n wesentlichen Theil seiner Thäti^jkeit j,'e\vidm< t; 
1850 wurde er mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Vorstehers der inzwischen 
ins Leben getretenen Teicgraphen-Direction betraut, in welcher Stellung er bis an 
seiner Ernennung zum Geh. Bau -Rath und vottragenden Rath im Handelsministerium 



A 




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86 



AunlnHlcBiiet Gcwcrboikidmia und TtcbniKliB Hnrhvhnlii bii 18(14. 



(1056) verblieb,*) worauf er bereits im folgenden Jahre mit der Direction des 
Gewerbdostituts betraut wurde. 

Das wichtigste Ercignifs während seines Dircctorats ist die Reorganisation vom 
Jahre 1860, weiche mit dem Schuimäfsigen, das dem anfänglichen Charakter der. 
Dcuth'schcn An^tah entsprochen, nim aber sich schon längst überlebt hatte, ent- 
schieden brach, und dem Wesen der an dem Institute betriebenen Stadien, sowie 
dem Lebensalter und Bildungsgrad der Studircnden Rechnung trug. 

Bereits im Jahre 1859 beauftragte das Ministeriiun, im Hinblick auf eine vor- 
zimchmende Reform, den Director des Instituts, ShnKche aoswäiugc Lehran^tahcn 
zu besuchen, demnächst über die Einrichtung derselben zu berichten und zugleich 
für die beschlossene ReorganisatioQ des Gewertwlnstltuts entsprechende Vorsdüäge 
zu machen. 

Bevor nodi die vom Director gemachten Wahmdimungen, sowie die anderweit 

gestellten Anträge auf Abänderung der Verfassung des Gewerbeinstituts dem Studien- 
rathc dt I An>t;i!t zur Prüfung vori;' legt werden konnten» trat ein Conflict zwischen 
den ütudircndcn und der alten Ordnung ein. 

Die Art, wie die Omtrole des Besudies der Vorlesungen in letzter Zeit ge- 
handhabt wurde, erschien den Stttdirenden auf die Davicr nicht erträglich. Sie 
agitirtcn und d< inr n^'.i ii t< n so energisch zu Gunsten der I.crnfn iln it , dafs das Direc- 
torium sich veranlalst sah, die erste und zweite Classc am 4. Februar j86o aufzu- 
lösen, worauf die dritte Cbsse ertclSrte, das Schicksal der lieiden andern theilen 
7.U wollen. Auch ward eine Deputmioti zum Mir.istc r rntsamit. In Anbetracht der 
Richtigkeit des Princips, Cut welches die studircnde Jugend eingetreten w.ir, beschlofs 
man böheren Orts, von den begangenen Verstöfsen gegen die Ordnun«; abzusehen, 
den Studircnden den Wiedereintritt zu gestatten und den, von dem Director in 
(Tst< r IJnie gest« llten Antr.ii; ntif W'r^'fall der Controlc über den Besuch des Unter- 
richts sofort in Ausfuhrung zu bringen. -j 

Unter dem 23. August erfolgte dann die Publication des, mittlerweile auf Grund 

der vom Direitur i^cstilhm und vom Studienrathe berathenen AntrSge, ausge- 
arbeiteten Regulativs, welches am i. Octobcr iSoo in Kraft trat. 

Die Aufnahmebedingungen blieben im wesentlichen die im Jahre 1Ö30 fest- 
gesetzten, doch ist jetzt von einer cventaelkm Aufiiahmcprüfung am Institute 
abgeselien. 

Das Gewerbeinstitut zerfallt hinfort 

I. in eine allgemeine technische Abtheitung, 

II. in eine Abtheilung für die einzelnen technischen Fächer und zwar 

1. für Mechanik, 

2. fllr Chemie und Hüttenkunde, 
5. fllr Secschiffbau. 

'1 S. den Nekrolog in den „Verhandlungen des Vereins zur Beförderung de» Gewerbtteifocs", 

.M- .lahrn.. 1875, S. 173 Ü"- 

' .s Ni.ttcbvhm. Chrunik der Gewerbeakademic, S.3S. — Damm, Geachiclrte der 

Hatte, s. 116 ff. 




n. Die 



«9 



Der Lchrganf» dauert im Ganzen drei Jahre. 

Zu den Vorlesunfen in den Facbabthcilunfcn «rfnl nar sugeteaaen, wer den 

Ixhrfja!!^' in der allgemeinen technischen AhtheiUing vollendet hat. Schifflirntcr haben 
aufscrdem nachzuwciüea, dafs sie wenigstens ein Jahr regelmäfsige praktische Arbeiten 
auf einem SeesebUfswerfte als ihre Hauptliesdiäib'i^nj; getrieben haben. Mecbanlker, 
W( Ichc an den praktischen Ucbungcn in den Werkstätten theilnehmcn wollen, haben 
nachzuweisen, dab sie wenigstens ein Jahr lang praktische Arbeiten getrieben haben. 
Bezüglich der Mecbanilier kam diese Bedingung im Jahre 18(13 wieder tn Weg^. 

Innerhalb einer jeden Abtheilung ist die freie Walil di r I.ehr^'et^enständc gestattet 

Wer ein Stipendium oder eine Unten ichtsfreUtt ile erhulu-ii Iiai, ist indefi mr 
Theilnahmc an allen Icctionsplanmalsigcn Vorlesungen verpflichtet, es sei denn, dals 
er von dem Director mit RHelcächt auf den &ad aebier Vorbilduf^r oder die 
Richtung seines Studiums von der Thcilnahme an einzelnen Vorlesungen dispensirt 
worden. Die.sclbe Kategorie von Studircnden wurde auch verpflichtet, an den 
Rep^titionen theUninclimen, welche bi den theoietisdien Lelirgegenstinden abge* 
halten werden sollten, für die übrigen Studircnden aber nicht obligatorisch waren. 

So ist denn in diesem Regulativ ein bedeutender Schritt auf da» Ziei der 
abaohiten Lemfreibett zu gethan. Lassen wir Nottebohm selbst Aber die Wit- 
fuhrung dieses Princips in die Organisation des losHtUts ZU Worte kommen. In der 
von ilun vcrfafsten Festschrift heif'-t es (S. 37): 

„Bis gegen das Jahr i«4b hm, wo der Staat jedem '^"g\mg ohne Ausnahme 
freien Unterricht und JShrilch 300 Thlr. «1 seinem Lebensunterhalt gewahrte, war es 
gerecht ferfijn. den [;e<iamtcn theoretischen Unterricht obltpntnrisch zu maclun, den 
Besuch der Untcrrlchtsslunden strenge zu überwachen und durch tägliche Repctitlonen 
sidi von den Fortschritten der Z<^linge xu Qbetzeugen. 

Als aber von jenem Zeitpunkte an der Betrag der Stipendien erst auf 200 Thlr. 
herabgeseut, dann später ihre Zahl auf 26 reducirt, und ihre Verleihung an den 
Bestz eines Schulseugnlaaea der Reife mit dem Prildicat „mit Auszeichnimg bestanden" 
gekn&pft wurde, Wälircod alle übrigen Zöglinge, sofern sie nicht ihre Bedürftigkeit 
unzweifelhaft nnchruweisen vermochten, ein nicht unbedeutendes l'nterrichtshonorar 
zu zaltlcn hatten, war das bis dahin obwaltende patriarchalische Verhältnifs zwischen 
Anstalt und Zöglmgen unhaltbar geworden. Zudem war der Grad aligemefaier 
Bilditng der letzteren ein ungleich höherer als früher: ein beträchtlicher Thcil hatte 
die formelle Reife für die Universität. Ks war Thatsachc, dafs der Umwandlungs- 
procefs der einfachen Gewerbeschule in eine höhere technische Lehranstalt sieh im 
Laufe der Zeit vollzogen hatte, während die Stellung der Zöglinge der umgewandelten 
Anstalt gegenüber die der Gewerbeschüler geblieben war. Die Eigenthümlichkeit 
des technischen Unterrichts bedingt einen in sich zwcckmäfsig gegliederten Lections- 
plan, worin die Vorträge Ober die verschiedenen Unterrichtsgegenstände, an richtiger 
Stelle eiriKcfi'igt, ein zusammenhängendes Ganze liiliten. Fs kann jedoch fL'ii^'Hch 
jedem Studircnden überlassen werden, die seiner Individualität und künftigen Lebens- 
stellung entsprechenden Vortrilge selbst auszuwShIen und es empfiehlt sich nicht, 
ihn darin durch eine bestimmt zu^;i schn:ttene obligatori^ebc Schablone zu beschränken. 
Der künftige Gcwcrbtrdbcndc, der keine Aasteilung im Staatsdienst beansprucht 
und in seinem Ringen nach einer lohnenden Stellung im bürgerlichen Leben ledigUdi 
auf sich selbst angewiesen ist, Ixdarf vor allem der Selbständigkeit und mufs sich 

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90 



BMHilitdcmw, Gffirnbtiliadnnie und Tcdwwdw Kodiarb«le Int 1884. 



diese schon in seinen Lehrjahren ansoeignen Sachen. Ucberdi« kann es nidit die 

Aufjjabc einer höheren techni^chcn Lihraiürtalt sein, bei ihren Z<»j;linj;en, die ndl 
bereits in einein völlig zurcchnunKsfahij^en Lebensalter befinden, Vaterstelle zu vor- 
Ucten. Der auü diesen unvermittelten Gegensätzen hcn orgegaiigenc Conflict zwischen 
der Anstalt und der lernenden Jugend konnte nur in einer entsprechenden Aendening 
der Wifavvun;,' i!*'-: GcwerbcinstitUts seine I.M'.iin'^ finden." 

' Im Unterrichtsplan und im Lchreritersonal fanden während Nottcbohms 
Directörat nachstehende Veränderungen statt: 

Im Winter i8s7, ,s.^ und Sommer iSvH hielt Dr. (jetzt Prof.) •Hertzrr ( nie 
Vorlesung; über Differential- und Integralrechnung; derselbe üb«'rnahm sodann im 
Winter 1^5^/59 die Assisteni bei Prof. Pohlkc und lührtc sie bis ii<05 fort. 
Von da ab übernahm er die Vorlesungen über darstellende Geometrie selbstindig. 

Am 1 Octnher 1 8.s8 trat Dr. !s]iaterr'ri>(". \\'( !ht für Chemie ein ; an> i.October 1 S(>n 
Prof. l>r. Quincke, der zugleich an der L niversität lehrte, für Fhysilc (bis 1872); 
zu derselben Zeit: Dr. Baeycr (ebenfalls Prof. an der UnivcrsttSt) f&r organische 
Chemie, und Dr. Stahlschm idt für chemische Technologie und FiU^w i i, n chemischer 
Anlagen (bis zu seiner Berufung an die PoUicchni.schc Schule zu Aachen, 1870). 

In der Fachabtheilun^; für SchiiTbau bepann der vom Wirkl. Geh. AdmiralitäLs- 
Rath Elbertzhägen (bis 1^7 M und dem Marine- Ingenieur (später Geh. AdmiraliUlts- 
Kathi Koch bis ii^-'>) versehene Int stricht zu ()>tern iSi i Zu «gleicher Zeit ward • 
mit den Vorlesungen über Nationalökonomie der Anfang gemacht, und dieselben 
wurden dem Ptofessor an der Universität, Geh. R^.-Rath Dr. Hanssen Obertragen 
(l>is zu seiner Berufung; nach Göttingen, Am t. October ism trat Dr. (siLitcr 

Prot.) Grossmann für die theoretische Mechanik in den Lehrkür|x-r ein. Zu der- 
selben Zeit wurde cfie Photoj^raphie in den I./ehrptan der Anstalt eingelugl. Als 
L<'l>r<r wirkte Dr. 1 später I'r<tf. ; Veigel. Auch wurde als Specialität ein durch 
praktische Versuche zu crlruiUiiKier Unterriclit in der 1-ärberei und Dnickerei ein- 
gerichtet und vom Privatdocenten Dr. Keim an n geleitet. 

Durch die am i. October 1864 erfolgte Berufung des Prof. Reuleaux als 
Lehrer der Maschinenkunde wurde der Cntei i icht in iler F i !i ilnticilung tür Mechaniker, 
den gesteigerten Anforderungen entsprechend, erweitert und eine bis dahin in der 
Anstalt nicht gelehrte rMsciplin, die Kinematik, in den T^chrplan eingefügt. 

Am I. Januar \>><>s trat der spiitere Prof. Grell, Lehrer an der bis zu ihrer 
Aufhebung im Jahre 1804 mit dem Gcwcrbcinstitut verbundenen Mustcnceichcnschule, 
der Anstillt bei. 

Vom t. October 1866 bis zu seiner Berufung an die Unii-crsität Halle im Jahns 
l8<V7 tiTJg der l'rivattlocent Pereis ühei landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe vor. 

In dieser Periode wurden nachstehende Stipendien gestiiiet: im Jahre cs^s ein 
Stipendium der Benny Burchardt'schcn Eheleute zu Ländsbei^ a. d. W., für junge 
IwCUtc iüdisehcn GIauh«ns. zum Besuche des Gewerbeinstiuits; im Jahre l8f>4 das 
Jacob .Saiiuii'sclie .Stiiientituin für Schüler des Gi werbeinstitut'« 

Mit Kücksicht auf die inzwischen stark entwickelte l'rivat- Kuustindustrie wurden 
die Ateliers fürKupfcrstccherei, Kunstgiefserei undCiscIircn aufgehoben. Aus gleichem 
(•runde eriol^^te die riiuniliclie i-ün'^chiänkung der mechanischen W'erkstättc. Von 
nun an hatte dieselbe nur noch die Bestimmung, Versuche anzustellen, sowie die 
mechanischen Sammlungen zu vervollständigen und atif einer den fortschreitenden 




Anfordcrunycn der Wissenschaft entsprechenden Höhe zu erhalten. Namentlich 
wurden die idnematischen Modelic nach Reulcaux's Angaben in der Werlcstätt« 
gefertigt. 

Wir haben gesehen, wie Uo^ Gcwcrbcin.stitut von kleinen Anfangen auü allmählich 
rieh xa einer Alcademie mit der Bestinmiung, Wissenschaft und Kunst in die Gewerbe 

( ifs/iifiihrcn, entwickelt hatte. I)er alle Name entsprach nicht üictir fcht dem Wesen 
der Sache. So ward denn im Jahre löoo daa Institut 2ur „Gcwcrbcakademie'* 
erhoben. 

.Mit dem .Schluls des Jahres 1807 ward Nottebohm von der I.eitunji der 
Anstalt entbunden, um ausschliefslich im Handelsministerium die Bearbeitung der 
auf da5 gewerbliche L'nternchtswesen bezüglichen Angelegenlieiten zu übernehmen. 
Bei seinem Ausscheiden zählte die Gewerbeakadetnie 563 Studirende, mit Einschlufi» 
der Hospitanten. 




j. DIi: GKWKRlil'AKADKMIE 
UNTER DEM DIRECTORAT REULEAÜX. iV68— 1879. 



Gegen Elndc 18'. 7 war Prof. iscit i8<^>9 Geh. Rcg.^Rath) Rculeaux 2um Director 
der Gewerbeakademie ernannt worden. 

In die Zek sdne« Directorats OUIt der glorreiche Krieg, in welchen die aka- 
demische Jagend voll patriotischer Bc^;cistl■run^,' zot;. Schmerzlich waron freilich die 
Opfer, die auch hier der Gtiifse und F.inlieit des Vaterlandes >,>< hiacht wurden von 
den 201 Studircnden der Gewerbeakademie, die hinausgezogen waren, kehrten 30 
nicht wieder heim. Eime Marmortarel, „gewidmet von ihren Conmdlitonen", kfindet 
ihre Namen. Die'-c Tnfe!, -iowie die entsprechende mit den Namen der RaU" 
akademikcr, die ihr Leben auf dem Felde der Ehre heften, bilden einen feierlich 
ernsten Sehnrack der Auhi der Technischen Hochschule. 

Am I. November 1871 beginj; <lie Gewerbeakademie in ihren festlich ge- 
schmQclcten Räumen, in Gegenwart der Minister (iir Mandel und für Unterricht, 
der Vertreter der Stadt und zahlreicher anderer Bircn^äste, das filnf/iKjahrii^e 
Stiftun^jsfest.' I Seine Majestät der Kaiser hatte der Akademie zu ihrem Jubiläum 
das Finivtbild des hohen Stifters, des K<<nij;s Friedrich Wilhelm des Dritten huldvollst 
verehrt, auch waren von der Regierung drei Kei»estipendien von je 500 Thalcm ge- 
stiftet wofdea Zahlreich hatten sich die frülieren und damaligen SchOler angefunden. 
Mit Genugthuung konnte der Director in seiner rrstrnic darauf hinweisen, wie der 
Lchrplan der Anstalt sich allmählich »o erweitert habe, dai's er nunmehr an Reich- 
thum mit in der ersten Reihe der polytechnischen UnterrichtspUnc stehe. In den 
letzten sechs Jahren namentlich war der Lehrstoff auf mehr als das Doppelte ge- 
stiegen. Zum Theil war dies »lern Eingehen auf besondere und neue technische 
Disdplinrn, zum Theil aber der Einfuhrung allgemein bildender Lehrstoffe zuzu- 
schreiben, wobei von dem Gesichtspunkte ausgegangen war, „il.ils die iü/iihung, 
welche das llodiste leisten soll, nicht zu denken sei ohne die Ermöglicbung 
universeller Bildung". 

Freudig wurde die neue Verfassung begrOfst, die an demselben i. November 
1871 ins Leben trat 

') S. drn oben enrihnten Bc licht in den »Verbaadlnngen des Vereins lur Bcl&rdemag 
des GewcfbReilaes". 



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IL Hit GavtriMdwInnii 



93 



(fier war es tum Prindp eriM>b«n, dafs der Director va den Letneni der 
Anstalt zu gehören habe. Durch die neue Verfassung wurde ferner der Lehrerschaft 
eine thätigc Mitwirkung an der Fortentwicklung der Anstalt zur Pflicht gemacht 
Zu diesem Behufe war festgesetzt worden, dafs die allgemeinen Angelegenheiten 
jeder der vier Abtheilungen: für Maschinen- und IngcnicurwcsLn; für Chemie; für 
Hrttfonkunilf ; fiir Schiffbau, dutcli einen %'om Minister jedesmal auf zwxi Jahre 
lum Vorsteher derselben ernannten Lehrer verwaltet werden sollten. In den Ab- 
ÜieUangsGonferenzen sind die Anotdnung und Foftentwieldung des Unterrichts und 
andere, die AbtheiKint; hetrcffciK.!«.- Antjt^lcfjenht'iton tu horatlien. Diu I^hrer der 
Anstalt werden durch einen Ausschufs vertreten, welcher aus dem Director, den 
Vorstehem der Abtbeilungen und Kwei andeni , vom Lehrercotlegiuni aus seiner 
Mitte aüjilKlich gewählten Mitgliedern besteht. Oben wurde bereits erwähnt, dafs 
diese Verfassungsbestimmungen denjenigen der Baualcademie vom Jahre 1873 zu 
Grunde gelegt wurden. 

Für die Studirenden wurden Diplome eingef&hrt, welche, nach vollständig 
zurückgelegtem Lehrgang einer Abtheiluii^, auf fireiwUUge Bewerbung bin durch 
eine Prüfung erlangt werden konnten. 

Durch Ministerialerlafs vom 27. Juni 1876 wurden sodann StaatsprQfungen 
fÖr das Maschincnfach anf^cDidnot, welche denjenigen für das Baufach ent--[ii.ichen. 
Wie dort , so sollte auch hier die erste (Maschinenbaufuiurer-^ Prüfung nach Abschlufs 
dnes vierjährigen Studiums bei einer d» Prüfungscommisaonen in Berlin, Hannover 
oder Aachen, die zweite (Maschinenmeister-) Prüfung nach Abschlufs einer ZWcI' 
{ahnten praktischen V'<rlH'icitung bei der Technischen Ober-PrOfungsoommlssion 
in Berlin abgelegt werden können. 

lo Betreff der VortiUdung wurde auch hier das Rdlbseugnifs ehies Gymnasiums, 
oder einer Realschule I. Ordniin;[j verlangt. T">on Rf^iffpritfiini:^en an diesen Anstalten 
wurde aber für die Maschinenbeamten die Hntlassungsprüfung bei den nach dem 
Reofganisatbnspiane vom 21. März 1870 efaigerichteten Kön^ichen Gewerbeschulen 
(utu! stit iktii -Ii Mai i^y; aiuh bei der I''ricdrichs-Werdcrschen und bei den 
Realschulen II. Ordnung in Kiel und Altona) gleichgestellt 

Bezüglich des Lehrkörpers Ist für diesen Zeitraum folgendes zu erwähnen: 

Der Lehrerausschufs bestand aus dem Director Prof. Keulcau.x, zugleich als 
Vorstand der Abtheilung für Maschinenbau und Fnfjf nicurwcscn; Prof Dr Rammcls- 
berg, als Vorstand der vereinigten Abtheilung für Chemie und i lüttcnwcsen ; dem 
V^rkl. AdmlralHSts-Ratb Koch, als Voisund der Abtbeilong fOr Schiffbau, und 
den Professoren Dr Amnhold und VViebc, an dessen Stelle im Stinlicnj.ihr 
1878/79 Prof. Dr. Grossmann trat Ende 1^07 trat Berg-Rath (jetzt Geh. Berg- 
Rath Prof.) Dr. H. «Wedding fOr die Eisenbfittenkunde ein. 

Von Ende 1807 bis zu seiner Berufung an das Polytechnicum zu Darmstadt, 
1869, wirkte Dr. (später FrQf.) Koquette als Lehrer der Litteraturgeschichte an der 
Gewerbealeademle. 

Am I. April 1868 trat von Gizycki fürs Maschincnzcichncn ein, schied aljcr 
bereits am i. October 1870 wieder aus, indem er einem Rufe an die Polytechnische 



0 Vofsdiriftea Ober die Ausbildiing tnnl PriUtaig fOr den StaatatUenat im Bau- «nd 
HaadiiineBficlL 



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94 



BMufaideBiie, Gcweitetkidmie imd Tedniklie Hodbebiile bb 1M4. 



Schule SU Aachen folgte. Gleichzeit^ wurde Prof, *HSrmano, bis dahin Lehier an 

der BorKakndcmin zu Clausthal, für die Akademie gewonnen, l'ni Jit nämliche 
Zeit wurde der Lebr^tithl für Physik, den bis dabin Prof. Dovc innc gehabt hatte, 
Pfx>f. Quincke Dbertr a ge n . 

In demselben Jahre habilitirte sich Dr. (später Prof.) Liebe fiir Botanik. 

Dr. Cliri'^tfiffcl, !iis dahin Prof. an der Pclytcchniscln-n Schule zu Zürich 
(später an der L nivcrsitat zu Strafsburg) , übernahm am i. Apni ifeoy den Liilcrriclit 
In der Mathematik (bis Sommer 1872). 

Die N.'itionalökonomic wurde vorfjetragen: im Sommer i86q vom Geh. Obcr- 
Rcg.-Rath Dr. Engel, 1869/70 von ProC ür. Dietzel, von 1870 bis 1870 von 
Prof. Dr. Wagner. 

Am I. April 1H70 trat Dr. ijct/t Prof.) *Hirschwald als Privatdocent ittr 
Mineralogie und Geologie ein und wurde, nachdem er den Fcldztig mitgeniBCbt, 
am I. October 1871 rctiumerirtcr, später etatbrnälsig angestellter Doccnt. 

Am I. October 1870 begann fogenietir (später Prof.) Consentlus seine Lebr- 
thitiglceit ;m M.T-chinenzcichncn. 

Zu derselben Zeit trat Dr. (später Prof. und Kaiscrl. Kcg.-Hath; Seil für die 
analjrtisdie Chemie ein. 

Dr, (später Prof. und Geh. Rog.-Rathl Lessing begann in dem nämlichen 
Semester seine Lehrthätigkeit in der Geschichte des Kimstgcwerbos, wodurch diese 
Disciplin als akademisches I-cbrfach begründet worden ist, und Ingenieur ^seit 1S74 
Prof.) Spangenberg, 1^ dahhi Lehrer an der hShem Gewerbeschule su Cassel» 
seinen Unterricht im Ingcricurfnchc 

Am t. Januar 1871 trat Dr. Borsch für Geodäsie und Plauzeichnen ein; auch 
er war b» dahfat in Cassel an der hohem Gcwcrlicschulc th&tig gewesen. Er 
Idirte bis 1874- 

Vom I. April 187 t bis 1875 tnig Land-Baumeister Tuckermann die Bau- 

constructionslehrc vor. 

Am I. April 1872 trat Dr (spater Prof) Kossak an die &e1le Christoffels, 

nachdem er schon seit i86<, als Privatdocent an der Anstalt gewirkt hatte; gleich- 
zeitig folgte Prof. Dr. (jetzt Gdi. Reg. -Rath) *Paalzow dem Prof. Quincke als 
Lehrer der Physik tmd erhielt durch Patent vom 3- Mai 1873 die neu eingerichtete 
ordentliche Lehrstelle für Physik. 

Ostern 1872 wurde Dr. (jetzt Prof und Geh. Kcg.-Rath) *C. Liebcrmann, 
als Nachfolger des an die l'niversiUit Strafslmrg bfrufencn Prof. A. Hacyer, für 
das Lehrfach der organischen Chemie und alü Leiter des Laboratoriums fiir organische 
Chemie anc;' "Stellt ; Ostern i^J^ wurde dersi-lbc zum ordritltchcn I.ehrcr an der 
Gewcrbeukadcmie für den neucreirtcn Lehrstulil für organische Chemie mit dem 
Titel Profes-sor ernannt. 

V«*n I '7^ bis zu seinem Tode s Decenibcr i8«0) hielt Santtäts- Rath Dr. Reincke 
Vortrage über giwerhliche (jesundheilsptkj.|e 

Am II. August lüjz starb Prot Dr. Lggcrs. 

Hartwig Karl Friedrich Eggcrs war am 27. November 1819 in Rostock 

gil>oien. Im Jahtt- is,^ vt rIi<Ts er du- R<'al-chuli' und tr;it in den Kaufmann^vtrintl 
ein, in welchem er vier Jahre verblieb. Nachdem er ih^i das Abiturieutene.xamen 
abgelegt, studtrtc er in Rostock, Leipzig und Mönchen Philologie, Gcsdiichtc tnd 




f . 



II. Di« GcvtriNsIcadciHii«. 



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Archaolcigic, und widmete »ich dann, seit 1^45 in I3criin lohend, gans der Kunst- 
wissenschaft. Im Jahre 1848 proroovirte er in Rostock mit einer Dissertation: „Die 

Kunst als Ei /'KhunL;-;niitl(-t fiii die Jnjjcnd". Heieits in di'mselljen Jahre wart! ihm 
vom Ministerium I.adenbcrg dvr Auftrag, eine Dcnicschnft über die Reorganisation 
der Kunstverwaltunf^ im ()reulsischen Staate «iszuarb^iten. Im Verein mit Kugicr 
bejjrimdett- l'Ijjßcrs im Jahre 1S50 das Dcutsdie Kunstblatt, von welchem nenn 
Jah?{jänge erschienen sind. Si in litt' l uiMlu ^ Hauptwerk, die vorzügliche Hiojjraphie 
Rauchs, ist, bowcit sie von ih») vorbereitet war, nach hcincm Tode durch M:incn 
Bnider Karl Eggers herausgegeben und in trefflicher Weise wcitergeföhrt worden. 
Auch J.Ol ti-rhc Bej^ahun^j zeichnete Ej^yers aus.') Zu dem SIc^m iii/u;; i<ji 
diclitctc er Sinnsprüche lur die via triumpiialis, an deren liünsticrischcr Gesamt- 
anordnung er auch bethciligt war. Seit dem Jahre 1863 ProfrsMr der Kunst- 
geschichte an der yXkademie der Kiuiste, war Kj^gers s|>ät< r auch für dic kunst- 
j;esc!iichtliclicn X'r'rfräfjc an der Gewerbeakademie und an <ii i l),ui.ii..i(lrmic j;ewonnen 
worden, im i-riihjahr 187.2 wurde Eggers aU Dcccrnenl iiir «.lie Kun>tangelcgen- 
beiten in das Unterrichtsministerium berufen, doch raffte ihn bald darauf ein schneller 
Tod dahin. 

Selten hat ein Lehrer in solchem Grade dic Liebe und das Vertrauen seiner 
Schfilcr genossen, wie Friedrich Eg(,'ers. Seine p.idago;^ischc ThStlgkdt be- 
SCblünkte sich nicht auf die Vorträge, er trat seinen Schülern persönlich nahe. In 
dirscm intimen Verkehr konnte er d.i^ ihm t ■■chwi In iiilr hohe Ziel: .,dic Kun.st 
tiir die Erziehung der Menschheit zu reiner Siuiiclikert wirksam zu machen", so 
recht verfolgen. Seine Begeisterung fQr das Schöne und Gute thdttc er seinen 
Schfifcrn mit. ,,1'm ihn sammelten sich Hii if^ni^t r , welche neben den pniktisclun 
Wissenschaften den Sinn für die schönen Künste in sich wach erhalten wollten.** 
Mit ihnen dichtete er und wufste sie in das Reich des Schönen einzufilhren. 

In Cfgrcifeml' I Weise trat sein schönes Verhiiltnifs zur studirenden Jugend 
w-lhrcnd des fjrofsen Jahres tH~,-> zu Tage. Ais die Jünylinge ins Eeld zogen, „da 
schürte er mit wuchtigen Worten dic Begeisterung in ihren Herzen. lirief auf Brief 
sandte er hinaus ins Feld, hier anfeuetnd und ermunternd aum Ausharren, dort den 
tollkühnen Jugendmuth zügelnd und in dir rirhtige Rahn leitend ", m!« i nii h IVfu li< ; 
und andere Gegenstände, von denen er wufste, dafs i>ie seinen jungen Freunden 
besonders ans Herz gewachsen, wurden ihnen su thcil. 

Die Liebe, deren sich der cille Mann bei seinen .Schülern erfreute, kanj bei 
der am 27. November 1.S72 veranstalteten (ied.ichtnifsfeicr deutlich zum .Ausdruck. •) 
Dafs sein Andenken in der Technischen Hochschule tortlebt, beweist der Umstand, 
dafs nach Verlauf von zehn Jahren, am 27. November 1882, die „Vereinigung Iiir 
I.ittt ratur und Kunst" M-^n Zweig des Vereins ,.Hütfe"i. deren Ikstrcbun^jen r'^,'gers 
eifrigst gelurdert hatte, abermals eine i'cicr zur Erinnerung an Friedrich Eggers 
veranstaltete. Eine bald nach seinem Tode ins Leben getretene Friedrich Eggers- 
Stiftung fafstc, neben den Studirenden der Universität und der Kua^takadcmie , aucb 
solche der Bau- und der Gewerbeakademie ins Auge. 

') (iedicht'.- Von Friedrich Ejjjjirs. lirtslau isr4- 

'I An du-, liii ilerHflhen von Julius Lt-ssinu und Adolf htaby j^t hului» n Rtdrii, suttie 

an das, lu i dicsi r G« ic^i nhcit crsrhic nrm- .Schriftchen .Efinncrong an Friedrich Egnt-m* 
haben sich die obigen Mittheilungen gelehnt. 



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BMukadmic. G«faliHl»dHiir nd TcdNitakc HcidiiAalc Ml iS«4. 



Am 1. April 1873 übernahm Dr. (jetzt Prof.) ^Dobbcrt die Vorlesungen Ober 
Kuns^csdiichte. 

Am 1. n<tr.!)t i iK- ^ wurde der spätere Geh Ailitiiralitäts-Rath Brix für das 
SchifTbaufach gewonnen und wirkte in demselben bis iBÜH gleichzeitig begann 
Dr. Reichel seine Vorlesimeen Ober Khdieniatik. 

Unterm 19. Mai 1874 erfolgte die Berarung des Prof. Dr. (gegenwärtig Geh. 

Rt f,' Knth^ *nn( rj;cns als ctatsniäfsijjcr Lehrer nn die Gewcrbcakadetnie, nachdem 
er bereits seit dem 1. October tSA^ hier n's llüllslehrer tjcwirkt hatte. 

Im Jahre 1874 traten die Marine-Schiftbau-lngenieure Schwarz-Flemming 
(bis 1882) und Dietrich (spfiter Wirklicher Geh. Adnüralitats-Rath und Professor) 

in die Abtheilung Air SchifTbau ein. 

Im Summer 18-5 bcjjann Dr. Philipp als Privatdocent seine Vorlesungen 
über Chemie; am i. October 1875 trat Prof. (jctrt Geh. Reg.-Rath) *Jacobsthal 
mit dem CoUeg Qlier mctallotechnischc Kunst formen an die Stelle des am 25. Sep- 
tember dr«;';i Ifirn Inhrrs vcr«-trii !>. nen Prof. Lohde. 1876 be^.inn Dr. Mnritz \te\-er 
seine Vorträge über Xationalolvonomic; Dr. Weyl (als Privatdocent) Vorlesungen 
Ober Technologie. 

Das Dahinscheiden Lohdes beraubte die Gewerbeakademie ihres S^^niors. 
Ludwig Lohde (geb. 11. April i^^i ' in Berlin) hatte in der Schinkel sehen R;tu- 
epochc die licgctätcrung für luillenischc Kun^t in sich aufgenoinmen und blieb 
seinem Ideal auch als Lehrer treu: unermüdlich trat er fOr die Ueberteugung ehi, 
dafs das Organische der Grundgedanke der griechischen Formensprachc sei. Auch 
littcrarisch bctbätigte er diese seine Richtung als Mltari>citer an seines Freundes 
Bötticber epodiemaehender „Tektonik der HeDencn**. Lohdes Lehrthätigkeil war 
eine sehr umfangreiche, indem er auch an der Ingenieurschule, Im HandwericeT' 
ver^n, später auch an der Bauakadcmii^ wirkte. Im Jahn 1^5^ :^um Pr<'ife<;';cir er- 
nannt, machte er eine grüfscrc Studienreise über Wien nach l.strien und Oberitaiien, 
XU deren Ergebnissen die Poblication des Domes von Parcnso gehört. Von seinen 
übrigen Werken seien hier noch genannt : die Abhandlung über die Skenc der Alten, 
die im Verein mit Kugier veranstaltete deutsche Ausgabe des Gailhabaud, der neue 
Text fu Mauehs „Griechisdien und rSmisdien Bauordnungen »owe der Text «im 
„Archiv der Ornamentik" von Groplus.') 

Am I. October i*-;; k.muti f<ih;endc neue Lehrkräfte hinrn 
Königlicher iLi»enbahn- Maschinenmeister (jetzt Professor und Geh. Reg.-Rath) 
Georg * Meyer für Eisenbahn-Maschinenbau und Elscnbahnlietrieb; Baumeister 
I ..Ullis lierg (jetzt Geh. Bau -Rath und Prof der Inyenieur\v'issenschaften und Bau- 
kuiuli: in D.irnistadt) für B:mmerh.iiiik il)is t^-^ii. und tiiL;rn:eur Brauer 'Jetzt Hof» 
Rath und Prof. der thcorct. .Maschinenlehre m Karlsruhe/ tur Maschinenbau i^bls 1883); 
Dr. Biedermann für Technologie; Dr. (jetzt Prof. und Geh. Rcg.-Rath) *Slaby, 
der bereite stellvertretend thätif^ war, für Maschinenbau; Dr. *Hilse für deut- 

sches Gewerberecht und Gewerbcpoiizci (nach der Vereinigung der beiden Akademien 
zur Technischen Hochschule führte Dr. Hilse das Strafsenliahnrecht und die Arbeiter- 



■) s. (Im v<>n Ficchbach verfafsten Nekrolog in der „Zcitschr. für bildende Kwist", Rd. XI, 

i8;ij, Iktbl. .S. SU ff. 




H. Die GewtfbcAidciiile. 



97 



Schutz- und Fursorge{;esctz(;cbung als neue Lehrgegcnstlnde cid); Eisenbahn-Bau» 

roeister Wolf f dir Hydraulik (bis 1884). 

Seit tS" unterrichtet Land-Bauin^pcctor (jetzt Prof. und I5au-Rath) 'Wolff 
im arciiitcktoiiischcn iiiitwcricn, naciidcm er schon seit 1075 zuerst bei Prof. 
Jacobsthal und dann bef Prof. Adler als HlUßldircr thätig gewesen war. 

Im Winter 1877/7S las Prrif. Kprl (gleichzcitit; an der Rcr£;a|.:rK)i»!Ti!c) iHicr 
allgemeine Hüttenkunde; ferner traten Dr. Buka dir Mathematik, und im October 
1678 Ingenieur (jetzt Reg.-Raüi und Prof) *Wehage filr Maschinenlrau der An- 
stalt bei. 

Vorübergehend waren ferner in die&cm Zeitraum als auGserordcntlichc Lehrer 
oder als PHvatdocentcn thatig: Dr. Grothe, 1860 — 7:5, Dr. Scheibler, 1870—71 
(Technologie); Prof. Clement, 18'- illa!i(it'.<\usscnschaftcn); Dr. Schocn- 

fliess, 1873—71 (Fciierungsanlagen); Iiii;eni(:ui K ittershaus (spSicr Prof in Drcsdt nl. 
187J— 74 (Maschinenkunde); Dr. Löwenherz, 1874 — 75 (Mathematik); Dr. v. Dorp, 
1B74 — 7S (Giemle); Dr. Delbrück, 1875—76 (Chemie); Dr. Cech, 1876 — 77 
(Chemie); Ingenieur Rhtm 'spfitor General -Dircrtf r (!er Berlin-Anhalter Maschinen- 
fabrik), 1077—70 (Veranschlagung von Maschinenbauten). 

Nachdem die Zahl der am Unterrichte Thdlnebmenden im Jahre 1869 auf 
()<>8 gestiegen war, erfolgte im Kriegsjahre naturgemäfs ein starkes Zurückgehen, 
und zwar auf 533. Im Jaiire lüji betrug die Zahl der Studirenden, die 1 lospitanten 
mit eingerechnet, bereits wieder 678, und erreichte im Stutüenjalnre 1875/7O die 
Höhe von 722. 



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I 



III. 



DIU TECIINISCHH HOCHSCHULE 



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1. IHRE ÜNTSTEHUNÜ. 



J]r sahen oben, wie bcrtits im Jahiv 1817 von einer in Berlin zu b^rOlldenden, 
das j^csanitc Gebiet der Technik umfassenden Schule die Rede gewesen. Vor 
der Reorganisation der Gewerbeakademie vom Jahre iSoo hatte N'ottebohm den 
Plan angeregt. In einem gBnstig belegenen Stadttbeü ein den gesteigerten An* 

forderunm'n entsprechendes Polytechniciim zu errichten, statt das Gewerbeinstitut 
umzubauen und durch Ankaut bcnaclibarter Grundstücke nothdürftiy zu erweitern. 
Sodann kam im Jahre 1863 die Begründung eines Polytechniciuns im Abgeordneten» 
hause zur Sprache, 

Erst in der zweiten Hälfte der sechziger und in den siebziger Jahren Idärte 
sich der Begriff Technischer Hochschulen. Das Vorbild der Universitäten ward immer 
mafsgebendcr, die Gestaltung eine gtcichm&fsigere. 

Al!t,'eiiKin kam die !!rkcnntnifs zum Durchbruch, dafs die Vorbereitunfj für die 
Hochschule von der Aufgabe der letzteren auszuscheiden und den Vorbildungs- 
anstaltcn zuzuweisen sd. Uelierall ist das Bestreben bemerkbar, den Eintritt in die 
Technischen Hochschulen, „der Vertiefung und wissenschaftlichen Ausbilduni^' der 
technischen Lehrstoffe entsprechend, von einem höheren Mafsc positiver Vorkennt- 
niase und allgemeiner geistiger Keiie abhan^^ig zu machen." 

Muiste die bedeutsame Entwicklung, welche das technische Hochschulwesen 
Überhaupi « rrahren, und namentlich auch der Umstand, dafs liie in Berlin ^;etr< nntt n 
Anstalten einerseits für das Baufach, andererseits für das Moschinenlach usw. ander- 
«rtbts mit Erfolg Abtlieilungen eines und desselben Instituts liildetcn, den Gedanken 
an di<' \'i rschmelzunt; der Bauakademie und der Gewcrheakadcmic nahe legen, .so 
war auch der allmähliche Entwicklungsgang, den diese beiden Institute genommen, 
ein derarti^'er, dafs dieselben gleichsam einer Vereinigung zuzustreben schienen. 

Der frühere durchgreifende Gegensatz der beiden Anstalten, der darin bestand, 
dafs die Bauakadi-inir immer den .Staatsdienst im Auije haben und den L'n'.criicht 
den staatlichen Prüfungsordnungen anpassen niufste, während die Gewcrbeakadcmic 
ihre Directivc allein den Fortsdiritten der technischen Wissenschaften und den Be- 
dürfnissen der gewerblichen Praxis entnehmen konnte, war allmählich abi;csch\v:icht 
worden, indem einerseits, wie wir oben sahen, der jOngsten Umgestaltung der Uau- 
akademie, vor allem der Trennung der AiciUldeMr und des Ingenieurfitches, Er- 




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Bamkadcmle, Gcwortialndcnie und TechniMlie Hodudnd* Ut tW^, 



wagunj»cn zu Grunde lagen, wciclic der Natur der üachc selbst entnommen waren, 
andererseits die Bedingungen IQr den Eintritt in die Gewerbealcademie denen Ar 

die Bauakademie angenähert, und liir das Maschinenfach den Bauprüfunjjen ent- 
sprechende Staatsexamina eingefiibrt worden waren. Wir liaben femer gesehen, 
wie man an beiden Anstalten zur LemfreSidt und m einer Qliereinstiramenden 

Verfassung vorgedrungen war, welche dem LÄrercoUegium einen bedeutsamen 
Antheil an (!<■! l.- iiuir^ ^tnvährtc. Dazu kam, Hafs mclufacli dii sclln-ii Gf^'cn-tritulc 
an beiden Anstalten, und zum grossen I heii von denselben Docenten gelehrt wurden. 

So wurde denn die Vereinigung der Bau- und der GeweriMakademie «i einer 
Technischen H(ic!i*:chiilr im Jahre i -';'^ beschlossen, iiiul noch in demstlbi n Jahre 
an die Vorbereitungen für den >keubau des Polytechnicunts auf Charlottenburger 
Boden geschritten. 

Im Frühjahr 1S77 regte das Abgeordnetenhaus den Gedanken an, daf^ schon 
jetzt und v tr Herstellung eines einheitlichen Gehinalrs für die Polytechnische Hooli- 
schule die zur Zeit getrennten Lehranstalten: bau- und Gewerbealcademie in innere 
Verbindung gebradit und dner coUegialisch geordneten Leitung unterstellt werden 

möchti n 

Die Regierung leitete nun Verhandlungen zwischen Dclegirtcn der beiden Aka- 
demien behufs Vorbereitung eines solchen Schrittes ein. 

Als Ergcbnifs eingehender Erwiigungen und ßerathungen entstand im Handels- 
iiiini'ti ritini der Entwurf eines provi-ori'^rhfn V< 1 fassimtj^stattits der Königlichen 
Technischen liüchschule zu Berlin, welcher dann, in last unveränderter borm, durch 
ein Regulativ über die Organisation der Abtbeilungen ergänzt, ndttds KDnisterial- 
erlasses vom 17. Marz 1870 als provisorisches Verfassungsstatut in Kraft trat.') So 
datirt denn die Technische Hochschule, welche vom i. April an dem Ministerium 
der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal -.Angelegenheiten unterstellt wurde, vom 
Sonimersemester 1879. 

E)as provisorische Verfa-stini,'sstatut behii k -eine Gültigkeit t>is ritm 2 J. August 
ibSj, an weichem Tage das, nur wenige Veränderungen aufweisende üertnitivc „Ver- 
fassungsstatut fOr dl« Teehnisehe Hodischule'* auf Grtuid der am 28. Juli ertheilten 
Allerhöchsten Genehmigung ausgefertigt ward. Die Bestimmung des neuen Statuts» 
wonach die etatsmäfsigen Professoren von Seiner Majestät dem Könige ernannt werden, 
gereichte der Hochschule zu freudiger Genugthuung. 

Der nachstehenden kurzen Schilderung der Verfassung der Hochschule liegt 
das definitive Statut zu Grunde. 

Die Tcchnisclic Hochschule zu Berlin hat tlen Zweck, lur den tcclmischen Beruf 
im Staats- und Gemeindedienst, wie im industriellen Leben die höhere Ausbildung 
m währen, sowie die Wissenschaften und Kflnste ZU pflegen, welche zu dem 
technischen ünicrrichtsgcbiet gehören. 

Sogleich dieser erste Paragraph des Statuts beweist, dafs es sieh nicht mehr 
um eine Anstalt handelt, welche ihre wesentliche Aufgabe erfüllt sieht, wenn sie 
dem Staate gut vorbereitete technische Beamte zufUhrt Sic hat, den Universitäten 

'1 .S I>aN t» cllTiische I 'nti rrirlitsw esen in l'rfiifsi ii. S.immlun^ amtlicher .\ctenstücke des 
Il.indflsmiiiislt riums usw. lierlin i.s-'i, unJ il.irm ilie , LViikschrift über da& technische Unlcr- 
rirht>iwi. scn *, vom llan<tt l^.!nmi^t<TIum ticn lieidc-n ll:iust-rti (!«/s Landtages bein BegiUB der 
Sewion 1878 ütKrrrcicht, - Deutsche Uauzcitung. it(;<>. 145 ti. 




lOJ 



enteprechend, ebenso sehr die Pflicht, die \Anssenschaften und Künste zu fördera, 
MWlche in ihren Bereich gehören. 

Dit sor AnfTasstin;:,» d< i IlochscJniIe, als einer unabhängigen höchsten Bildungs- 
stätte tür die technischen Fächer, entspricht es auch, dafs bei der Aufnahme der 
Studfarenden swiscfaen Aspiranten, welche sic:h dem Stastsdieoftte widmen, und solchen, 
die sich für eine Privatthäti^lccit vorbereiten wollen, ein Unterschied, wie noch in 
den Vorschriften ßir die Baualcadcmic vom Jahre 1876, nicht mehr gemacht wird. 
„Die Attfiiahme ebies Deutschen als Studtrenden ist durch die Beibringung des 
Reifezeugnisses eines deutschen Gymnasiums oder eines prcufsischen Roalgymnasiuins 
(Realschule l. Ordnung) bczw. einer prcufsischen Ober -Realschule (Gewerbeschule 
mit neunjährigem Curaus und zwei fremden Sprachen)') bedingt" (ij zn). 

Dem Wesen einer Hochschule entspricht ferner die den Studirenden gewährte 
(wie wir sahen, auch schon an der Bau- und an der Gewerbeakailt mir eingeführte) 
Freiheit in der Wohl der Vorträge und Uebungen (§ 5). Die von jeder der Ab- 
fheilunsen(t.fiir Architektur, «.Bau-Ingetiieturwesen, 3. Maschmen- Ingenieurwesen mit 
Einschlufs des, Schiffbaus'), .1. Chemie imri Ili'ittenknndf, 5 .M!f;cnirinc Wissen- 
schaften, insbesondere Mathematik und Naturwissenschaften) aufgestellten Studien- 
pläne haben nicht iqj^end bmdende Kraft, sondern nur „den Zweck, zur Erleichte- 
rung der Ucbersicht ein Verzeichnifs sämtlicln r Vork sungon in solcher Anordnung 
zu geben, dafs jede Vorlesung in dasjenige Semester eingereiht ist, in welchem sie 
im allgemeinen am zweckmäfsigstcn gehört wird. Jedoch soll den Studirenden hier- 
durch nicht empfohlen werden , eine ihre Arlieitskraft überschreitende Zahl von Colle- 
gien an7unehmen." ") Vichm lir w ird druniif gerechnet, dafs die Studirenden eine 
ihren spccicUen Studietuwecken ents))rechcndc Auswahl trcflcn, wobei der Ab- 
theilungsvorsteher ihnen mit seinem Rathe tur Seite steht. 

Die Oifvinc für die Leitung und Verwaltung der Technischen TIoc lischule sind: 

1. für jede AbthcUung: der Abtheilungsvorstcher und das Ablheilungscollegium; 

2. ßlr die gesamte Hodischule: der Rector und der Senat, sowie bezOgli^ der 
Verwaltung der ökonomischen Angelegenheiten: der Syndicus. (!ä 8 und t< 28.) 

Jede Abtheilung bildet ein selbständiges Ganzes. Das innerhalb derselben 
nach Mafsgabe besonderer Vorschriften „bis auf weiteres durch Anordnung des zu- 
ständigen Ministers"«) gebildete Abtheilungscollcgiun hat die allgemeinen Intetessen 
des Unterrichts auf dem belrrffendcn C ^«bfrfc wahrzunehmen und für die Vollständig- 
keit und Zwcckmäf^igkcit desselben Sorge zu tragen. Es hat die Aufgabe, die bei 
seiner Abdieilung eingeschriebenen Studirenden in wissenschaftlicher Beziehung tu 
leiten. Der vom Abtheilungscollegium zur Leitung seiner Geschäfte jedesmal auf 
ein Jahr zu wählende Vorsteher vermittelt die Beziehungen des Abtheilungscolicgiums 
ztim Rector und Senat (§ q bis § 1 5). 

Rector und 5< n.it li.ibon die Aufgabe, die gemeinsamen Angelegenheiten der 
Technischen Hochschule zu leiten und die allgemeine Au&icht und DiscipUn über 
die Studirenden zu üben. 



') Seit 1878 bestehend. S. Circolan'crnigung vom 1. Noveml>er 1S78, betreifend die Reform 

•) Gcßcnwärlin biltlet der ScIiifTbau eine t-igc-nc Abtheilang. 
*> S. l'rogramm für (last istuilicnjatir i8S4,8s. S. 12. 

*i Rccttlaliv, tietreflcBd die Oii^aatioa der AbUieiianten vom 17. VUn it79. 



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BuHkadcMte, Gcw«fl)Mk«tanle mä TedmbdM HodudMte V» tIS«. 



Der Senat besteht aus: 
t. dem Rcctor, 

2. dein Vorgänger des Rectors (Prorector), 

3. den AbtheiluDgsvorstehcm, 

4. einer, der Zikl der Abtheiltingen entsprechedden Anzahl von Sc&itofcii. 

von denen jedes Abtheilungscollegium je einen aus seiner Mitte auf den 

Zeitraum von 7wi i !a!i!cn wählt i'i P' bi^ :>-». 
Der Kector wird vom Könige bemfen. Die Amtsperiode des Rectors ist ein- 

jlhrig. 

Der Gesamtheit der Abtheilungscollcgicn steht die Befiignifs m, alljährlich 
durch eine stattfmdende Wahl eines ihrer Mitglieder für das Rectorarot in Vor- 
schlag tu bringen (§ .'<*). Die ^ATicderwahl des Rectors, der Abtbeilungsvotsteher, 
sowie der sonstigen Senatsmitgliefler nach Ablauf ihrer Amtsperioden ist zuUsng 

(§ 271 

Ein Hauptunterschied zw ischen der Verfassung der neu begründeten Technischen 
Hochschule und derjenigen der beiden Anstalten, aus denen sie zusammengewachsen, 
ist, daf-i die I?ecentrali^nti-in . wetchc, wie wir oben sahen, erst in der letzten Zeit 
des Bestehens der Uauakadcmic und der Gewerbeakademie angebahnt war, nun in 
unbedingter Weise dnrd^efuhrt ist. Diesem Princip entspricht auch am besten der 
häufige Wechsel im Rectoramt. Der Schwerpunkt der Organisation liegt nvn nicht 
mehr in ihrer S;iit:'c, ^ond. rn in ilt i niirdenin;^ der Alulieihingen und deren Zii- 
!>ammcnfassung durch den Senat. Die Deccntraiisation ist aber bei einer Hoch- 
schule, welche sämtliche technische Fächer vertritt, eine Grundbedingung ihrer 
Blütde. ,,Dav PMlytcchnicum niufs i^leich^am eine V. reini^um; -o vieler selbst- 
stöndigcr Akademien sein, aU es liauptgcbictc der Technik giebt, die in ihr ver- 
treten sind; nur dafs diese Akademien sieh nidit in beaehrilnkte Specialschulen 
isuliren, sondern den Vomig der unmittelbarsten geistigen Wechsdwiricui^ ge- 
niefsen."*) 

') S. die .Denkichrift über das technis^ Unterrichtswcscn* in der oben seiniuiteQ Sanun- 
lung amtlicher Actcnatücke ä. 6. 



2. CHRONIK DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE VOM i. APRIL 1879 
BIS ZLR ÜBERSIEDLUNG IN DAS NEUE GEBÄUDE 1884. 
I. April 1879 bis 30. Juni i88t. 



In den UcbtTgangs- und Schlufsbcstimmungcn des provisorischen Verfassungs- 
statuts (§ j8) war festgesetzt, dafs für den Zeitraum vom i. April 187«) bis i. Juli 
1S80 der Rector und Prorcctor sowie die Abtheilunjjsvorsteher von dem Minister 
ernannt werden sollten, und erst im Sommer 1880 die Wahl einzutreten habe. Nun 
wurde der Geh. Re^j.-Rath Prof. Wicbc zum Rector, der Geh. Rcji.-Rath Prof. 
Reuleaux zum Prorector ernannt. Da aber letzterer auf länjjere Zeit beurlaubt 
wurde, um bei den VVeltausstelhmgcn in Sydney und Melbourne als Reichscommissar 
zu fungircn, erfoljjte alsbald die Ernennung des Prof. Dr. Aronhold zum Prorcctor, 
der jedoch wegen schwerer Erkrankung, von der er sich leider nicht wieder ganz 
erholen sollte, bereits im Juni beurlaubt wurde. 
Zu Abtheilungsvorstehem wurden ernannt: 

Für die Architektur: der bisherige Vorsteher dieser Abtheilung, Prof. Kühn. 
Für das Bau -Ingenieurwesen, dessen bisheriger Vorsteher Prof Aronhold in 
die 5. Abtheilung übergeführt worden, Prof Winkicr. 

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BMukadeinie, GeiNibetkademte und Tcchaixlie Hodiidiala bis iSSf. 



FQr das Maschinen-Ingenleurwescn: der bisherige Vorstdicr, Geh. Reg.>R«th 
Prof. Rculcaux, und nach dessen Bcurlaubimf» Prof. Fink. 

Für die Section für Schiffbau: Geh Admiralitäts-kath Drix. 

Für Chemie und Hüttenkunde: der bisherige Vor&tcher, Prof. Rammclsberg. 

Für allgemeine Wissenschaften: der bisherige Vorsteher der 2. AbtheOung, 
Pwf. Aronhn'd 

ZuiD Syndiciis wurde der damalige Stadtrichter Kuhnow ernannt 
Zu Senatoren wurden gewählt: Prof. Spielberg (Abth. I); Geh. Bau-Rath 
Hägen (Abth. II); Prof Meyer (Abdi. III); Prof. Dr. Liebermann (Abth. IV); 
Prof. Dr. Weingarten (Abth. Vi. 

In einer ersten Kundgebung des Rectors an die Studirenden, vom 1. April 1879, 
hd&t es: „Mit dem heutigen Tage gehen die Königliche Bauakademie und die Königliche 
Gcwcrhrnkadeinie in ?)■(• neu gegründete Königliche Technische 1 loclT:cfi ilc (ibcr. Hi idr 
Akademien vollenden damit eine lange, erspriefslicbe und ruhmreiche Wirksamkeit, 
welche denselben eine dauernde Erinnerung in der Geschichte des deutschen, be- 
sonders des preufnischcn Bau- und Gewerbewesens sichert, dessen wissenschaftliche 
und künstlerische Entwicldung durch dieselben wesentlich gefördert und gehoben 
worden ist." 

In der Zeit vom i. April 1879 bis i. Juli 1880 wurden berufen die Professoren: 
*Oi/cn für mittelaherlichc rt;iMkT;r!'.t, 1. April 18-1», Schlicht in;^ für W.ssscrbau, 
I. Üctober 1879, Grove für Maschinenbau, der Marine -Schiffbau -Ingenieur Dill, 
T. April 1879, und der Marine -Maschinenbau -Ingenieur *G6rris (jetzt Wirkl. Ad- 
miralitäts-Rath und Professor) für SchifTsniaschinenbau, i. April 1S80. Als Privat- 
docent< n hnliilitirten sich; die Maler 'Thenerkauf und Gracb jun. fiir malerische 
Darstellung; von Architdeturcn, die Reg. -Baumeister Mchrtcns und Hayestadt in 
der Abtheilung lür Bau-Ingcnieurwesen , Dr. Rocmcr fiür Chemie, Dr. (g^cnwärtig 
Prof.) 'Wceren für Hüttenkunde. . ;< t/t Prof j *Hamburgcr hatte durch 
Ministcrialerlafs vom ij. Januar 187«^ die (Jenehmigung zur Abhaltung aufscroi dentlicher 
Vorträge äber mathematisdie Gegenstände an der Bauakademie erhalten. Er be- 
gann den L'nterricht an der Technischen Hochschule im April desselben Jahres. 
Prof. Dr. Liebe (Botanik) hatte schon früher an der Gewerbealiademic gewirkt. 
Reg.-Batmicistcr Luthmer folgte einem Rufe als Director der Kunstgewerbeschule 
in Frankfurt a. M. 

Die Technische Hochschule y'ihlte bei ihrer Begründung 1 180 Studircnd?', von 
denen ju2 der früheren Bauakademie, 43.2 der Gewcrbeakadcniie angehört hatten, 
46 neu immatriculnt wurden. Dasu kamen als Hospitanten oder auf Gnmd besonderer 
BerechtiL^un;^' 124 Zuhörer. 

Im Wintersemester iti7v/tio betrug die Zahl der Studirenden 1284, der Hospi- 
tanten 170; im Sommersemester 1880 die Zahl der Studirenden T030, der Hospi- 
tant iit 

,1. M.^r/,, I. und .'. April ih>M> tagte, unter \'orsitz des Rector-^, eine 
Versatninlung von Dckgiilen sämtlicher deutschen Techni.schen Hochschulen im 
Gebinde der früheren Gewerbeakademie. An dieselbe schlofs sich eine zweite 
Versammlung im Gebäude der Hauakademie, unter \'orsitz des Prof. Dr. Winkler 
an, welche über eine einheitliche Ikzeichnung mathematisch -technischer Gröf»en 
verhandelte. 




m. Die Ttcbiihche KediAalc 



107 



Am H. Mai 1880 fand dio erste Rectorwahl durch das Lchrcrcollcgium der 
Technischen Hochscbule — f&r die Zeit vom t. Juli 1880 bis dahin i8$i — statt. 

Sie fiel auf den Rcct^r \N';. hf 7tt At)t1ic'ilun;^<\rirsti he: n wLiulfn f^ouählt die 
Profc&sorcn: Bau-Ratli Ende {l. Abth.i, Dr. Winklcr ^11. Abth.,;, Fink (III. Abth.), 
Dr. Rammelsberg (tV. Abth.), Dr. WeingarU-n ( V. Abth.); zu Senatoren die Pro- 
fessoren; Kiihn I. Abth). Schlichtin},' (II. Abth.), Dr. Paalzow (V. Abth.i. 

Das Wintersemester 1880/81 weist 886 Studirende und J06 Hosjiitanten auf. 

Die damals wahrzunehmende, aber nur kurze Zeit anhaltende Abnahme der 
Zahl der Studtrendcn, besonders in den Abtheilungen für Architektur und Bau- 
Ini^cnieMirwcscn, ist dem l'mstntule 7i)z(is<-hrrihen . rtnf^ 7ahlreichc Baumeister der 
Staatsansteilung harrten, und überhaupt ein Rückschlag gegen den in den voran* 
gegangenen Jahren Gbeiaus grofsen Zndrang zum Baurachc sich natuigemafs ein- 
stellen mufste 

Im Sommer i88u traf ein harter Schlag die Hochschule. Am ly Juni schied 
der Geh. Ober<Hofbauradi Strack, einer ihrer Iltcsten Lehrer, der mehr als 40 Jahre 
segensreich ao der Bauakademie gewirkt hatte, aus dem Leben. Johann Ilt im u h 
Strack war am .24. Juli 180s zu Biickeburg geboren, woselbst .sein Vater Hofmaler 
und Professor war. Bis zu seinem 19. Jahre besuchte er das dortige Gymnasium 
und beaog sodann, um sich dem Studium der Architektur zu widmen, die Bauschule 
sowie die Kunstakademie zu Berlin. Nachdem er seine Prüfung .il«; Feldmesser 

abgelegt, trat er als I lülfsarbcitcr und Bauführer in das Atelier Schinkels ein und 
erhielt hier seine eigcntliclic kQnstlerische Ausbildung, indem er, unter dem unnuttd- 
baren Einflurs dcv Mi i-.ti !s, Jahre hind.ircli In:: di >.M'n Entwürfi n uml n.ui.iusfuhrungen 
tbätig war. Im Jahre 1834 veröfTentlichtc er, iu Verbindung mit Eduard Meyer- 
heim, eine Sammlung von Backstein-Bauwerken der Mark Brandenburg, und im 
Jahre i8.v=i, geineinsam mit dem ihm befreundeten Stüler, die Vorlagcblätter fÖr 
Möl>cltischler. Nachdem Strack schon vom Jahre 1827 an im Ard'.iti ktenvcrein 
Unterricht im Entwerfen crlheilt hatte, wurde er 1831) als Lehrer iur Architektur 
an der Kunstakademie und etwas später auch an der Bauakademie speciell fllr Ent- 
werfen angestellt, und hat seine Lehrthätigkeit mit dem gröfsten Eifer bis kurz vor 
seinem Tode fortgesetzt. Strack hat den i'rinzen Friedrich Wilhelm, nachmaligen 
Kaiser Friedrich, im Zeidinen unterrichtet und vrar im Jahre 1853 dessen Begleiter 
auf einer Reise durch Italien und Sicilicn; 1876 wurde er Architekt Seiner MaJestAt 
des Kaisers. 

Nachstehende Schilderung der Unterriditsweise Stracks stammt aus der Feder 
eines seiner Schüler' 1: Nicht der ziuidende Vortrag, die begei ti fi ic Rede waren 
es, durch die er seine Schüler zu bilden und anzuregen wufste; er beschränkte sich 
vielmehr nur au( den Unterricht im Entwerfen und bei demselben zumeist nur auf 
eine fcurie, aber immer sachlich klare und das Rechte treffende Kritik. Auf dem 
einfi^chen Hintergrunde seiner antiken Kunstanschauung, getrrtt;< n von dem hier sich 
völlig freie Bewegung gestattenden idealen Grundzuge seines Wesens, war er vor 
aUem bestrebt, den Schülern jene Grundprincipien architektonischen Schaffin» — 
klare Anordnung der Grundrisse, logi-^chen Aufl' r.i di r Räume und organi.sche 
üebcreinstimmung zwischen Aeufscrcm und Innerem, harmonische Entwiclclung der 



*) S. H. Stjer, Nekrolog Strac ks in der „Dciitaclicn Banteitmig«. XIV. Jalirg. iSla. Ss«7 IT. 

•4* 



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BMikadcBilc, 6eweriM*1ta4ciii]e and TcebnliHit Kwb'cinile U« iW^. 



Musen in Vcrbäluiis!>en und Formen — cinzuprigen; dabei grifif er selten selbst 
9 entweffend ein, sondern gewährte dem Schaler den frctestcn .SpK-lraum xur Ent- 

Wicklung der cißcnen ld«i n. Xur die Auswüchse, welche die jn^jendliche Phantasie 
sich wohl zu schulden komincn licfs, beschnitt er unnach>ichtit;, und Stilf xp'T'm*^nto 
nach der jeweiligen Mode des Tagcs wies er entschieden ab. iJic Aniikc war ihm 
hier die aRdm nufsgehende Richtschnur, und wie wohlthitig und grundlegend sein 

Unterriehl, auf dieser einfachen Basis auferhaut, wirkte, das wirr! r?io ^toTm" Zahl 
derer gcwifs gern bez«u|^en, die durch ätrack die erste baukünstierische Schulung 
empfii^en, mdgcn sie gleich späterhin sich in mannigfach andern Richtungen aus- 
gebildet haben. Bei seinem L'nterrichte gab er sich ganz in seiner l.iebenswiii i! 
kdt, seinem personlichen Jntercsiie an dem Eiiuetncn, seiner von allem Ligennutz 
freien, wahrhaft sittlichen Einfachheit Unterricht und Verkehr mit der Jugend war 
sdn Hcrzenabed\lrfm&.** 

Von den Bautrn Str.TrV«; ^rif-n hier n'ir ;;rTtannr' Ht<- Vollendung der von 
Schinkel begonnenen Kaiserlichen Sointncrresidcnz HabelslKrg, der L'mbau des 
Kronprindtchen Palais; die Racsynskische GcmSldcgaleric; die Pciriktrche; die 
Andreaskirche, die Villa Borsig in Mciahit; das Sii gesdrnkmal auf dem Konigsiiiatz ; 
die Ourcbfijhrung und Vollendung des von ötüler entworfenen Baues der National- 
galerie. 

Im Jahre i9tn hat Strack am Fufse der Akropolis die Reste des Dionysos- 

Thf.itcr^ fntdeckt. Hin itn Si>ninHi in Athen '.vcürnfJi r Freund de-; V' r 

htorbcnen hat in der Orchcsira des Theater* eine Tafel mit der pietätvollen In^clirift 
anbringen lassen: „Dem AulHndcr des Dionysos •Theaters, dem Pfleger des Ver- 
atindniSses hellenischer Kunst in Deutschland widmet dii-scn Stein ein Freund." 

Am 13. März beging; de Technische Hochschule den hundcrtjährigi-n 

Cieburtstag Schinkels. Vormittags land eine erhebende Feier vor dem Denkmale 
am SchinkelpUtae statt, bei welcher der Vorsitzende des Ausschüsse» der Studircnden, 
Max Grapo w , i int .\ti^;.r3che hielt D.iraii schlofs sich der Festakt im kathhau.s- 
saale, bei dem sich \'oruäge der Hochschule fui Musik, unter Leitung des Prof. 
Rudorff, eine Ansprache des Rectors und die Festrede des Geh. Obcr-ßauraths 
Adler aneinander reihten. 

i nachdem der Kectfir Wieb«- diesi- < r.ste öffentliche Fi ier d< r Technischen 
I loclvschule in bestem Wohlsein und mit der ihm in so hohem Grade eigenen Würde 
geleitet hatte, wurde er am }b. Man 1881, mitten in seiner Amisthätigkcit, von 
einem ]m t/1 cli. n Tr Ir i t i'T und die llciclischule durch den Verlust ihres hoch« 
verdienten Lehrers und ersten Rectors in tiefe Trauer versetzt. 

Geboren in Thorn am ^7. Ociober besuchte Friedrich Carl Hermann 

Wieb« von 182S bis 18,^5 das Gymnasium au Elbing. Nachdem er dann ittjö 
bis i^vi bei Mühlen - I>auniei>ter Wulff in Danziy den Miihlenbau praktivch erlernt 
hatte, bezog er ii>Mt das Gewcrbeinslilut, dessen vorgeschriebenen Studiengang 
er 1842 vollendete. In demselben Jahre bestand er die Staatsprüfung als Mühlen- 
Baumeister 

Seit dem Herbst i^is vsirktc Wi< be aK I lulf^lehrer, seit .«!•• ordent- 

licher Lehrer der Maschinenkunde an der üeweibeakudeinie und gleichzeitig an 

der Bauakademie. 1853 ward er cum Professor, i>^77 cum Geh. Reg.* Rath ernannt. 



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in. Sic Techabdie Hodndml«. 



All Lehrer verstand Wii be seine Schüler stets Ober die verwirrenden Detail- 
fragen hinaus auf den groisen Zusammenhang zu lenkea') 

Neben seiner erfolgreichen LehrthSttglceit geht die praktiselie und litterarisdie 

einher. So führte er eine Anzahl von Mi'tblrtilj.iutcti fi'ir Priva!pcr<;nnrn nn< , stellte 
Entwürfe zu Militär -Froviantmüblcn für verschiedene Festungen im Auftrage de» 
KriegsminiBteriums auf. 

Zahlreich sind die von Wiehe herrührenden Publicationen. Aufser den .selb- 
ständig^ erschienenen Werken. „Archiv für den prakti-du n Mühlenb.iu", „die Lehre 
von den einfachen Maschinenthvilcn", „Maschinenbau -.Materialien", „die Mahlmühlcn", 
„Skizsenbuch für den Ingenieur und Maschinenbauer", „Angcmeine Theorie der 
Turhin<-n", .,l'< ber d\f D<ir^tclltin>j der V'erhältni'-sc di r Schicl)crbewet;iintj hn den 
DampfmabchincQ durch Schaulinien", hat er viele Abhandlungen in Fachzeitschriften 
ver6frentiieht. 

Nach dem Tode Wicbcs wurde Prof. Fink mit der Fortführung der RectoratS- 
geschäftc bis zum Ablauf des Amtsjahres (30. Juni 18S11 betraut. 

Das Studienjahr läüu öi weist nachstehende Veränderungen im I^hrerpcrso- 
nal auf: 

In der Abtheiinnj; fiir >fn«cbinpn-Ingcnicurwp«;en trnt an dir Stelli- dt-s Prof. 
Grove, der einem Rufe an das Polytechnicum zu München gefolgt war, Prof. 'Lude- 
wig, Us dabin an der zuletzt genannten Hochschule. Als Privatdocent habiUtirte 
sich R^.-Bauineister Bödecker i&r Eisenbahnbau. 

I. Juli i88t bis 50. Juni 1882. 

Am 5. Mai 1881 war Prof. Dr. Winkler zum Rector gewählt worden. 

Als Abtheilungsvorstcher wirkten: die Professoren Jacobsthal i.Abth. I), 
Scblichting i^Abth. Ii), Meyer t^Abth. III); Admiralitäts-I^th Dietrich (Section für 
Schimiau); die Professoren Dr. Lieberntann (Abth. IV), Dr. Paalxow (Abth.V). 

Als Senatoren traten neu ein: die Professoren Brandt (Abth. II), HSrmann 
(Abth. III), Dr. Hirschwald (Abth. IV), Dr. Gros»ni«on (Abth.V). 

Am 2t. Januar 1882 fand eine Gedächtnifsfeier zum htmdertjährigen Geburts- 
tage Beuths statt. Dieselbe bestand in einem, sm festlich geschmückten Vestibül 
des Gel>;iudes der ehcni.il!;.;tMi G^-werbcakadcmic .ih^'rh.ihi non Festact. Nnch einer 
vom Rector gehaltenen, die Bedeutung der Feier charakterisirenden Ansprache und 
einem von den Stadirendcn gesungenen, dem Andenken Beuthi geweihten Licdc 
hielt Prof Fink die Festrede. Eine Hymne besdüofs die Fder. Abends fand ein 
Festcommers statt 

Dem Rechnungs-Ratb Frdauf wurde bd Gelegenheit der Feier sdner f&nfxlg- 
jährigcn dienstlichen Wirksamkeit von Seiner Majestät dem Kaiser der Titel „Geh. 
Rechnungs-Rath" verlieh, n 

Im August löSi schied Prof Bicrmann aus seiner nahezu vierzigjährigen 
LehftiiBtigleeit, wBhrend deren er sahireiche Generationen von Studirenden im Land- 
schaftszeichnen und Aquarelliren ausgebildet hatte. An seine Stelle trat im April 
1882 der Maler (jetzt Prof.) «Jacob. 

Der von b^enteHr Brauer bis dahin alsPrlvatcolleg gehaltene Vortrag Über Berg- 
werks- and Hüttenmaachinen wurde xu einem ordentlichen Colleg eriioben. Dem 



*) S. den Nekrolog von Tuckcrmann in dem „Ccntralblatt der UauvetMaltung". iSSi. S.41. 



MO 



I toiwfcM lf nite, Gcvcttaethidcaile wd Tcdiaiiche HpdutMe 1M4. 



Pnvatdoctnttn (Späteren 1'tu(.) Schacfcr wurde die Abhaltung eines ordentlichen 
Collt'cs über „Formenlehre der mittelalterlichen Baukunst" fibertragen. Dr. *Grun- 
roach h.il>ilitirto >ich al> Privatdoct-nt für F'h\-ik. 

Am o. Augu>l «■"»r.| verschied Prul. Spanyenberg in scinctn 0;. LcLKrn).jahrc. 

Ludwig Spangenberg wurde in Hanau am 2tf. Juni 1814 geboren. In den 
Jahren iS.-j bi> 1 i i besuchte er das ( iymna^iiini zu Speyer, um sfidann bis i«;,s 
am Foi>-tcchnicum und an der L'nivcräität in München Mathematilc, Mechanik und 
Bsttkui»! zu Studiren. Von bis iH^t war er in der Baupraxis thäti;;. Vm 

sich aber nochmals dmi Stiuhum aiti l'oK tcchnicum in Wien widmen /u k<>nnen, 
nahm er dasLll)st eine Sti ll« als I Iai)>-1. hrer an und studirte dann n<Kh ein }nhr 
Ingenieur* is^scnschaftcn in München. Nachdem er von lö j'» bis 1^31 im lüvcnbalin- 
bau bc.<ichiftigt gewesen, trat er als Lehrer der IngenicurwIsscnscHaften in die höhere 
Gewerlieschule /u '".i- ' I ( in: {'■•■-<> ward er an lür K önigliche Gewerbcakadcmtc in 
Berlin als Lxluvr der Ingenicurwissenschaften berufen. 

I. Juli 1882 bis .}<>. Juni 1B83. 

Am 4- Mal 18M2 war die Wahl drs Prof. Kühn mm Rector erfolgt. 

Als Prorector (iinj^irte Prof. Dr W'inkler, aU Al>thi ilunf^N'.urst« lier wirkten 
die Pr«)fesxf>ren -Schwatlo Abth. Ii, Brandt Abth. II , kin inix AU\h. III , 
Dr. Hirschwaldt lAbÜJ. IVr, Dr. llcrtzer u\bth. \"), A.imiralitats-kath Dietrich 
(Sectiun (ur Schiffbau). An Stelle der ausgeschiedenen Senatsmitglicdcr traten ein die 
Professoren; Adler lAlith. h, Goerinj,' tAh'h If) und Dr. Vf>i;i I (Abth IVl 

Im August habiiitirte sich Dr. (später l'roi.) 'Dziobek als Pnvatdoccnt 

för Mathematik. Im September wurde Prof. E. •Dietrich die nculjegründete Pro- 
r< i;i tlir den Strafsenbau und die EncykU>p.idie der I!au • l!ii;enieiir\Ms^en'-c!iaftcn 
iibertrajjcn. Am i. Oet<'l>cr schied Dr. \V. Bri.x, In^mieiir des Kai-crliclK'n Cn neral- 
Telegraphinamtos, nach zwanzi^^jahni^er Lclirtliaii^^keit an der frühi ren Baii.ikademie 
und an der Technischen Hochschule, au.s dem Lehrki-rpor di:r k t/t» ren In d« insdben 
Mi>nat wn: ' IriL- nieur *Konrad llartmann Privatdocent in der Abtheiiung lur 
Maschuien - In^enieurwcsen. 

Am t<f, Deccmbcr fand eine %'<m den Studircndcn der Hochschule veranstaltete 
interne Feier statt zur rinthiillun«^ einer vi<n densellu n /um (ledachtnifs <1> - ver- 
!>torbcncn Dircctors Lucae unter Mitwirkung der Doccnien gcstiitcten marmornen 
Gedenktafel. Dieselbe, ein Werk LQr$!»ens, zd^t uns die «-dien Ztt|;e des Dahin* 
^'(■schiedenen. Nach » mi-m etnk itt niten fievany , > v r \<.n dem X'oi ^It/t udcn dc$ 
.Auvvchussos, dem Stuilircnden Tietze <;< h.ilteiien .Ansprache und n ich i.nihüllung 
dei Tafel gab der Kector m eingehender Kedc einen Abrifs über d.l^ I.» ben Lucaes 
und sein die Hochschule berührendes Wirken. Eine von den Studirenden ge.sungcne 
Hymne schlofs die I'cicr, 

Zum 1. April l5^j trat Prof. Dr. Aronhold ij i,i .Mari i~"4i in den Ruhe- 
stand. Derselbe hatte seine Thiltigkeit an der Banakademie im Jahre fS^i als 

Pri\ .itdMii-tit Ih:;< innen , eiliiih im J:ilire !^ 1 t.iu- <•! .Ii r.tiKiir riiti iklIkssIi ü. an 
dic-ser i^-hranstalt, souh ni detnscllM-n Jahre eine suiehv an der (icweibeakademic 
und wurde etat>tmaf> ange»telit an der Gewerbeakademie i^r>4 und an der Bau- 
akademie 11$ 74. 



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m. Die TecbabclM KodndMilc. 



III 



Schon vor seinem Eintritt als Privatdocent bei der Bauakademie war das Ver- 
dienst Aronhulds um die Mathematik so hervoiTagend« cb& demselben von der 
Universität Könijjsberg der Docti iri^rad honoris causa zuerkannt wurde Eine weitere 
Anerkennung seiner wissenächalclichen Leistungen wurde ihm dadurch zu thuil, dafs 
ihn 1869 die KSnigHelie Gesellsdiaft der Wissenschaften zu Gdttingen so ihrem 
corrcspondin ndi 11 Mil'^'liede ernannte. Sein hiesi;4< r Wirkiii't.'vkrci'- Iül; ili in In lu l.tm 
Lehrer so sehr am Herzen, dafs er ehrenvolle Anträge, die ihn» von TcchnisclK-n 
Hochschulen und Universitäten zugingen, wiederholt ausschlug; so die Berufungen 
an die Universitäten zu Ciiefsen und Heidelljerg, wie auch an die Technischen Hoch- 
schulen zu Zürich und Dresden. 

Durdi seine auropfemde Thätigkeit, seine hohe wissenschaftliche &gabung und 
sdn hervorragendes Lehrtalent bat Aronhold air BlQthe der mathematischen Dis- 
ciplinen an der Hochschule wesentlich beigetragen. 

Die nun vacant gewordene Prufehsur für Itöhcrc Mathematik wurde dem bis- 
herigen Professor an der Universität zu Königsberg, Dr. H. Weber, verliehen. 

P:i>r Pt R.immelsbcrg schied am 1. April nach dreiunddrcifsigjührigcr 

Lehrthätigkeit, aus seiner Stellung an der Technischen Hochschule. Der Lehr»tulil 
für anorganische Chemie wurde Prof. Dr. ftüdorff Qbcruaj^cn. Zu derselben Zeit 
wurde Dr. Slaby, welcher bereits das Collcg Uber elektro- dynamische Maschinen 
las, mit dem Vortrage üljcr ekktiische Tele^raphie betraut. 

Am 6. Juni :>larb Prof. Eduard Üaege, seit 1855 Docent an der ehemaiigen 
Bauakademie und später an der Technischen Hochschule. 

Ceboren am 10. April 1S05 in Berlin, erhielt er seine erste Ausbildung in der 
hiesigen Königlichen Akademie der Künste, arbeitete darauf im Atelier des ProL 
Wach und lebte dann längere Zeit in Italien. Das Bild „die Erfindung der Malerei" 
(jetzt in der Nationalgaleric) machte seinen Namen rasch bekannt; mit Vorliebe 
wendete er sich der Behandlung biblischer Stotfe zu; bei der Auj«schmückung der 
Capelle de^ hiesigen Königlichen Schlosses, sowie des neuen Museums war er in 
hervorr i^. ü K r Weise thätig; Dacge wurde 18,^5 ordentliches Mitfjlied der König* 
liehen Aka ii ni;e der Künste, 18,^« Lehrer der Antiken -Classc derselben, 1840 Pro- 
fessor, 185; lebensiangiichcs Mitglied de» Senats und 1S61 stellvertretender Director, 
welches Amt er bis zu der im Jahre 1875 erfolgten Neuorganisation der Akademie 
tjeibchielt. Er war aufscrdem Mitglird der Akademie der Künste zu Wien ;ind des 
Sachverständigen -Vereins, betreffend die Beurtheilung de» Urheberrechts an Werken 
der bildenden KQnstc. 

Seine \ ieljährige erfolgreiche Thatii^keit an der Bauakademie imd Technischen 
Hochschule sicherte ihm die Hochachtung der Docenten und Studirenden. 

Vom I.Juli 1S83 bis zum .Schluf.s des -Sommerhalbjahres 188 ). 

Am 27. April jSSj war Prof. l^r. Hauck zum Rector gewählt worden und 
verblieb, infolge seiner Wiederwahl am 25. April 1864, auch filr das Amtsjahr 1884/85 

in dieser S'c'lun^' 

Das Prorcctorat hatte Prof. Kühn inne. Als Ablheilungsvorstebcr funkten 
vom I. Juli 1883 bis 3a Juni 1884 die Professoren Otzen (Abth. 1), G Oering 
(Abth. IIJ, Hörmann (Abth. III), Dr. R. Weber (Abth. IV). Dr. Kossak (Abth. V); 



112 



B«iMliadcin3e, G«wciliMlailcaiic iiod Tcdmiailn Hodndia]* lib iat4. 



der Kaiserliche Marine- Ingenieur Dill (Section fllr Schiffbau). — Am t. JuU 1884 

traten als Abtheilungsvorsteher ein: die Professoren Dr. Dobbert (Abth. Ii, Dr. 
Doergens (Abth. II), Consentius (Abüi. Hl), Dr. Vogel (Abth. IV), Dr. H.Weber 
(Aljth. VI, und nach dessen AusBchdden Dr. Weingarten. Marine- Ingenieur Dill 
blieb V()i>tt her der Section für Schiffbau. 

Am I. Juli i8Hj ward der Senat ergänzt dutch du Pr<ifcssr>rrn Dietrich 
(Abth. II), Consentius ^Ablh. III), Dr. Vogel (Abth. IV), Greil (^Abth. V); lur 
das folgende Jahr durch die Professoren: Bau^Rath Raschdorff (Abth. 1), 
Schlichting (Abth. Iii. Lud.-wij: fAl.!li IIIi. Dr, RiUtorfr .Abth. fVi. 

Im October wurde dem Lehrer am Kunst -Gewerbcmuseuni und an der 

Königlichen Kunstschule, tfistorienmalcr Prof. Schaller der Unterricht im Figuren- 
scichnen, als Nachfolger des verstorbenen Prof. Dacgc, Qlurtragen. Mit Beginn 
des Sommersemesters 1SS4 Oherti.ihm Prof Dr. Stafn di n Vortrag über Maschincn- 
me&kundc, Privatdoccnt Ingenieur Hartniann denjenigen über Bergwerks- und 
HQttenmaschhien. 

Ah Privatdocenten h.iMlifirtrn b\ch zum Rfpnn des Unterrichtsjuhre.v 1^03 84 
Architekt Prof.) *Cremer lür das Entwerfen des inneren Ausbaues eines 

Gebäudes nach kunstgewerblichen Gesichtspunkten, und tum Anfang des Sommcr- 
scmestcrs 18 84 Dr. Grosse fllr dio ma^ematiscbe Theorie der Bevölkerungs* 
Statistik und des Lcbensvcrsichrninpswesen? 

Wieder hatte die Hochschule einen schweren Verlust zu beklagen. 

Am 4. Juni 18B4 starb Prof. Dr. Grossmann. Bei voller Frische und Kraft 
ist er einer umfrtnijrrichcn Wirksamkeit entrissen worden: wnr er doch auch Lehrer 
an der LandwirthbchaftUcben Hochschule, Mitglied der Prüfungscommission für das 
Bau&ch und Maschlnenbau&ch und Vonitzender der Prüfungscommission f&r Ldirer 
an Gewerbeschulen. Grossmann war am 11. Juni 1323 geboren; im Jahre 1848 
trat er seine Lehrthätigkeit bei dem hiesigen Köllnischen Gymnasium an; 1855 wurde 
er Director der Provincial- Gewerbeschule in Schweidnitz und folgte 1865 einem Rufe 
als Lehrer der Mechanik an die Gewcrbeakadcmie. Die Verdienste Grossraanoa 

um die letztere iitu? um die TeclinNchr Hochschule erstrecken sich auf dir Hebung 
des technischen Studiums überhaupt. Grossmann bcsafs eine hohe Gelehrsamkeit 
auf dem Gebiete der Mechanik und Physik, sowie die Gabe, alles ihm in der 
Wissenschaft neu Kntgcgcntretcnde .schnell und scharf aufzufassen und mit strenger 
Sichtung und der erforderlichen Verallgemeinerung an die Stelle einzuordnen, welche 
die Einlicitlichkcit der Wissenschaft verlangt. Hierdurch sind seine Vorlesimgen so 
bedeutungsvoll geworden; wie er auch in vielen Fallen zu wichtigen wissensdiaftUchea 
Arbeiten Anregung gt geben hat. 

Prof. Dr. Heinrich Weber folgte am Schlüsse des St>mmcrscmcsters 1884 
einem Rufe an die Universität Marburg. An seine Stelle trat der aus TObii^en 
berufene Prof. Dr. P. du Bois-Rcymond. 

Der am 13. August ii^ sj verstorbene Rentier Schwarz hat in seinem Testament 
der Hochschule ein Capital zum Zwecke der Errichtung einer „Rentier Carl August 
Schwarz'schcn Stipendienstiftung" zur Unterstützung von Studirenden vermacht. 




.V ZUK ENTSTEIII NGSGESCIHCHTE DES NEUEN GEBÄUDES. 



yTährond I.t hrcr, Beamte und Stiidircnde sich allmählich in die neuen Verhält- 
nisse einU htcn und ilie Technische Hochschule nach Mafsgabe ihrer Ver- 
fassung sich innerlich ausgestaltete, ward eifrig daran gearbeitet, diesem neuen 
Organismus auch ein der hohen Auffassung seines Wesens entsprechendes Aeufsercs 
zu schaffen. 

Im Frühjahr 187^ war das Programm für den Neubau aufgestellt worden; im 
Sommer entstanden Entwurfsskizzen für verschiedene zur Wahl gestellte Bauplätze, 
bis schliefslich die Entscheidung fiir das am Hippodrom belegene Grundstück ausfiel. 
Im Februar 1H77 ward dem Oirector Lucae die Anfertigung von Skizzen, sowie die 
Ausarbeitimg des Entwurfs und die künstlerische Leitung de.s Baues übertragen, 
während Bau-kath Stüve den Auftrag erhielt, die Bauten unter eigi-ner V<'rant- 
wortung zur Ausführung zu bringen imd di»- Leitung der Verwaltungsgeschäfte zu 
Übernehmen. Land - Bauinsjtector (gegenwärtig rrof ) Koch ward ihm zur Hülfc- 
leistung beigegeben. 

I.ucae hatte noch die Fretide, si-inen Entwurf genehmigt zu sehen. Nach 
seinem Tode ward der Geh. Reg. -Rath Hitzig, Präsident der Königlichen Akademie 
der Künste, im Januar 1878 mit der künstlerischen Leitung des Baues betraut. Die 
allgt-meine Grundrif>an<>rdnung wurde Iwibehalten. dagegen der Aufbau, namentlich 
das Hauptvestibül, «Icr SäuU nhof, die nördliche Hauptfa^ade mit ihren» grofsartigen 
Mittelbau und den energisch vorgeschobenen Flügelbauten, neu gestaltet. 

Auf dem zunächst überwiesenen Bauplatze war anfänglich nur die Lage des 
Hatiptgebäudes und des Chemischen Laboratoriums bestimmt. Die spätere Ver- 
gröf>erung der Fläche erm<<glichte es indessen, nicht allein das letztere gegen das 
Hatiptgebäude etwas zurücktreten zu lassen, sondern auch die kleineren Nebengebäude: 

'S 



1 14 BMttkadimie, Gcwertwikadcnte mA Tach^vh« Hudtclnd« Ut tU^ 

Kessel- und Maschinenbaus, sowie das Gebäude für die technfechen VersuchsaittUüteo, 
an die Ssäd» Grenie des Gnindstackcs zu verlegen. >) 

Im Frühjahr i8-S begann die Bnnati<;Whnm?^ f)as Haiiyitgtbäudc war im 
Aufccnbau vollendet, als Hitzig am ii. Üctober iHSi aus dem Leben schied. 

Hitzig gehörte fu der damals sdion stark gelichteten Reihe von Aidritekteo, 
welche ihre künstlerische Ausbildung noch unter dem unmittelbaren Einflufs 
Schinkels empfangen hatten. Seine architektonischen Studien hatte er an der 
Allgemeinen Bauschule unter Beuths Directorat gemacht WShrend einer luig- 
jährigen, zahlreiche bedeutsame Erfolge aufweisenden Wlikaamkeit hat er flkr die 
neuere Baukunst Berlins bahnfircclu ml L^ewirki 

Hitzigs Nachfolger in der künstlerischen Leitung des Neubaues wurde Bau-Rath 
(jetzt Geh. Reg.-Rath) Prof. Raschdorff. Von demselben rührt der innere Ausbau 
des Hauptgebäudes, das Chemische Laboratorium, unter Anachlufs an HUxIgS 
Gnmdrifs, und der Entwurf zu den Gartenanl^en her. 



„Mit dem Schlufii des Sommersemestcrs 18H4 hat der provisorische Zustand der 

T( r(iiii^ch( n 1 Inch^chiilc. tic: wrlchcni die Entfernung zwischen den beiden Gebäuden 
am Sciiinkelpiatz und in der Klosterstralse manche Unzuträglichkeiten mit sieb bracbtei 
sein Ende erreicht. 

Das Studienjahr 1884/85 beginnt mk der feieriichen Einwdbung des neuen 

Hauses. 

Die räuntlichc Vereinigung der einzelnen Bestandtheiie der Hochschule wird 
ihr Zusammenwachsen su einem Ganzen vollenden. 

Die gesehichtlicfie l'rlKT-ielit h;it L;i /t :L,'t, wie der Gi-ilankc rinn Trclmi^rlien 
iloclischulc, die itvcn Schwerpunkt in sich selbst liat, nur ganz allmählich durch* 
dringen konnte. 

In der von Seiner Majestät dem Kaiser und König unserer Hochschule huld- 
vollst verüelicnen \'i i fa ^-iitV;^ Im si-.'on wir die sichere Grundlage, auf wclehrt <!:r 
nunmehr verwirklichte l echnische tiochschulc sich itn Einzelnen ausgestalten kann. 

Vtöge CS der Hochschule in ihrem neuen stattlichen Heim beachieden sein, 
imter dem Schutze der hohen Slaatsregieiung, der ihrer Entstehung zu Grunde 
liegenden hohen Jdec immerdar treu zu bleiben. Möge sie imcntwegt ihrem ideale 
nachstreben: eine wahre Bildungsstätte fOr den tediraschen ßemf» rine rechte Pflege- 
stStte liir Wissen.schaft und Kunst zu seinl" 

So schlofs die Chronik im Sommer 1884. 

'1 s. i\' N ubau der Techaischen Hochschule in Berlia. Ccntralblatt der Bauver^ 

waltung. iS8j und iKS4. 



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T ^ int- schwere Füi^unj; VC ran laf^t , i\'\c vnrstilu-iulf Chronik. 

die zur Jiibell'eicr der Hochschule veröffentlicht wird, 
mit eintiii Nnchvv<»rt der TrauiT zu scIiiielNen. Eduard 
Dobbert, ihr X'cf lasser. ist vor wmij^en Ta^en aus »ler Reihe 
der Lebenden geschieden. Fern von der lleimath rallie ilin 
nach längerem Leiden in der rrstrn Stunde des jo. .September 
im einnndsccItiigsteR Lebensjahr ein Herzschlag dahin. 

Scchsundzwansig Jahre waltete Eduard Dobbert des 
Lehramtes der Kunstgeschichte und Acsthvtik, das er als 
Nachfolger von Friedrich Eggers im April 1H7.) an der ehe- 
maligen Bau- und an der Gewerbcakadcmie und gleichseitig 
an der akademischen Hochschule fiir die bildenden Könstc 
übernommen hatte. 

Vielen Hunderten juni>er Architekten und Künstler hat 
Dobhert die Kunstsch'ipfuiiijen der \'ertjan^;t nheit und (i<'t;on- 
wart li'insinni;; nahej,'«' 1 11 h* t In s«'inen von stu n'^; wiesen- 
schal'tliclii-r Anschauuti^^ und von )ii r-.<"inlieher He'^i-isterun^ 
^•elcitef en Vortr.t^en ^]n tidetr ei Anrt^'unt;« n \ on u n In- r« i; h< n - 
l)ateiu Werthe. Au) Ausbau senur l'"aeh v\ i s scn hall ist er, 
ein Freund und Mitarbeiter Carl Schnaases, vor allfin auf 
dem Gebiet der a1tchrt»tlichen und friihmittolaltcrlichon, der 
italienischen und deutschen, der bysaniinischcn und der 
russischen Kunst in hervorra^'rnder Weise bctbcili{;t. 

Die Technische Hochschule verliert an Eduard [>i»bbert 
aber nicht nur einen hochgeschätzten Lehrer und Kachmann, 



sondern auch einen ihrer treusten Freunde. Seine nie er- 
mOdende, herzenswarmc Anthei Inahme yc^taltete ihm das 
Wohl und Wehe der Technischen Hochschule au persönlichen 
Freuden und Sorgen- 
So hat Dobbert die Geschichte unserer Hochschule nicht 
nur geschrieben, sondern er hat sie durchlebt! 

Der schlichte und doch so wohldurchdachte Wunsch, 
mit dem die vorstehende Chronik endet, ist sum Abschieds* 
wort Kduard Dobbcrts an unsere Hochschule ijiworden. 

Wie mit der VorKaiiU^""''eit, so wird sein Name auch 
mit der Zukunft unserer Hochschule auf immer verbunden 
bleiben. 



Chronik 

DER 

Königlichen Technischen Hochschule 

zu Berlin 




1884 — 1899 



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DIE TECHNISCHE HOCHSCHULE 

VON 

1884 BIS 1899 



AUF GRUND VON EINZELBERICI ITEN BEAKbEliET 

VOM 

ALFRED G. MEYER 



DIE TECHNISCHE HOCHSCHULE 
1084 — 1899 



INHALT. 

L Die Eimreihiiqg des Hochachulgiebliides in CbailotteDbaig tti 

II. Ans der allgemeinen G<rs< hirt.:i- i'i-r Jli i hjvrliule von 1884 bis . , , , ijt 

III. lJ«r Untcrriclit in den AUhetlutigcn vim 1^84 hia (899 140 

Abfhdlmq; Air Architektur. 

Zur allgfmcint n r,i schichte der Lt hrr.'irht r 14; 

Chronik des Lchikoipers und des Linlcrrichts vun l8ti4 bis lif^ 148 

Sanimluni^L'n. Architektarmuseum i6e 

Abdusilting fär Bau> IngicineurweMn. 

Zur anicnieineii Gesdhiditc der Lelirftcher < . iC'5 

Chronik des Lehrkörpers und des Unterrichte 171 

Ablhciluug lür Maschmcn- IiigeDieurweseii. 

Zur allgemeinen Geschichte der LebHtcher . td 

AUgemeine Gnmdsitie des l.ehr(snges i() 

Die eintelnefl Lehifebiete 184 

Lahnrnri 'tii ri 189 

Der N<:«l*,ju lui die Abtheilunj; fQr >(a»chincn-Ia]{cnicuru-L'»<:n 192 

Chronik de» Lehrkörpers und des Unterrichts von 1M4 bis 1^99 194 

Abtheilung iUr Schiff« und Schi&maKhin«n>Bau. 

Zur Geschichte der Lehrncher, des Unterrichts md des Lehrkörper» «01 

Abtheilung fUr Clieniie und Haitenkinide. 

Zur allgemeinen Geschichte der Lehrfächer .....an 

Labontoflen, Institate und Sanimhia|^ aaa 

Oironik des Lehrkörpers und des Untcffichts von iSl4 bis 1S99 ........ as] 

Abthciliuig für ullgemcine \Vi«tns<:haflcn. 

Zur allgemeinen Geschichte der Lehrfächer ajl 

Chronik de» Lchrkörpcra nnd des Untetrichtt von 1M4 bis 1999 sjs 

Die Studentenschafi 

BcsuchsjriM «ir r TTOrcr . _ a4( 

Ucbersirht sii»ct die Gesamtzahl der Hmcr vuii 1SK4 bis 1899 346 

L'eber.sicht des Besuchs der einzrliun Al.thcilungcn von 1884 bis ll99 , . , . , m^J 

Auascbuis. Knmkenverein. Sonder -Ausachasse. Vereine afl 

Stipendien 149 

Sammlungen und Institute • s53 

Bibliothek a$7 

Verwaltung afti 

Mechanisch •technische Vetsuchsansult *6$ 

Schhilswott 969 



I. DIE EINWEIHUNG DES HOCHSCHLLGEBÄLDES 
IN CHARLOTTENBURG. 



Mit dpr Ucbcrsicdlimg in don Monumentalbau zu Charlottcnburg im Herbst 1884 
beginnt in der Geschichte der Technischen Hochschule eine neue Epoche. 
Nun erst konnten die beiden Lehranstalten, die Bau- und <lie Gewerbeakademic. 
ihre seit Jahrzehnten erstrebte und vorbereitete, seit 1870 vcrfassungsmafsi^; durch- 
geführte Vereinigung völlig bcthätigcn, nun erst war das neue Werk ganz unter 
Dach gebracht. 

Dieser Bedeutung entsprach die Einweihungsfeicr des neuen Hauses. Der 
Wagenzug, der die Studirendcn am i. November von Berlin nach Charlottenburg 
führte, die Weihe des neuen Banners und der grofsc, dem Rector dargebrachte 
Fackelzug gaben vom Wachsthum der Studentenschaft der Technischen Hochschule 
in so imposantem Mafsstab wohl zum ersten Male den weitesten Kreisen Kunde. 
Ein denkwürdiger Ehrentag in der Geschichte der technischen Studien in Deutschland 
wurde vor allem aber der 2. November j< nes Jahres, als der h<jchselige Kaiser und 
König Wilhelm der Grofse, der damalige Kronprinz, weiland Kaiser und König 
Friedrich III., und unser erlauchtes Kaiserpaar, sowie Ihre Königliche Hoheit die 
Frau Erbprinzessin Charlotte von Sachsen- Meiningen, Prinzessin von Pn-ufsen, 
der Uebergabe des neuen Gebäudes durch den damaligen Unterrichtsminister 




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126 




Die TeehaiMibe Ho^Mhote. 



1*7 



D. Dr. Ton Gossler an Rcctor und Senat inmitten einer glänzenden, die grofsc Halle 
und ihre £mf>orcn rüllcnden Festversammlung bdwobnten. 

Die Rode des Ministors bei diesem Fcstnct iinr} die Erwiderung de Rt rtors, 
Geh. Rag. -Raths Prof. Dr. Hauck sind mit ihrer Rückschau auf die damalige Ver- 
gangenheit und ihrem Atisblick in die Zukunft heute zu gcsehicbdiehen Documcnten 
{•ewordcn, an denen unsere Hochschule auch ihre seitdem eingeSidtlageoen W^e 
und ihre gegenwärtigen Ziele messen Icann. 

Die Rede des Staatsministers D. Dr. von Gossler latitete: 

Kaiserlic he und Kt" lu'sriirhc Majestät! 
Der heutige Tag, wcldicr die B<tuak;iili:niie und lUc Gcwcibculoidcniic, seit wenigen 
Jahien verfasnmgsmablg nir Technischen Hochschule vefbundeo, tarn ersten Male sichtbar 
vereinigt, bringt die ersehntit Erfüllung Jalirzchnt»- lang gcliegtor, zicllx;wurstrr W'üusihc, bildet 
eiuen Marksldn nicht in der Ccscktithtc dieser Anstalt und des technischen t'ntenrichts- 
Wesens allein, sondern darober hinaus in der Entmcklnng der malhemattsch*natttrw{sseDschall> 
liehen Disaplinm, der der Technik zugcwnndttn Künste, dor Industrie in weiten Kreisen 
np«frf«i ' ffi i.ili hcn Ixbciis. Mit nie versiegender Ihild haben F.w. M.tjest.'it <i.;s Wertinn 
und Wa< Ilsen ilcr }ioci>:>chule gefordert, ihr diese &(.hune Stätte bereitet, den F')rl!><.hntten 
dieses herrlichen Baues eine sich stets steuernde Theilnalune gewidmet, die inneren Ver- 
h^ltnisi>e geregelt und dunh All<.'rh>>rhst Ilir [>crs<"'nliches Erscheinen «ler heutigen Feier 
die höciiste Weihe vcrtieheii. Mit innigenr Dank etfutlen uns die wamien Giückwttnsctte 
Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, welche Allerhöchst Ihrem Interesse an diesem 
wichtigen Unternehmen mid seinem geddhlidien AbschluTs gnSd^en Ausdruck zu verieihen 
genilit hat. 

In tcivh gesegneter Regierung haben Ew. MujeüUlt, wie in alU'n Zweigen der Staats- 
Verwaltung, so audi auf dem GeUeie des Untertichti, die Früchte reifen sehen, su wekhen 

F'.v M ijcsi.'lt in Gott ruhciidi-r Herr \'atrr in den Z<'itcn der \\'iodt;:.;> ' i-t! do.s i'rcuI'siM hen 
Staates» den Samen gestreut luil, und auf den in »ehwetcr Zeit iiu N'crtraucii aut Gott und 
die Zukunft unsere« Volkes gelegten Fundamenten segenverheirsende Werke errrbtet In der 
L.andes!iaii]>Litadt liabcn die Friedrii h -Wilhelms - rniversitat und tliv Küuigli. hcn .Mu^i■l•n die 
glSnzemlfn Ucweisc nifhr als fünf/.ijij.ihrigfr Imchtbarrr Gcistcsarbiit geliefert ; in dtan Kun»t- 
gewerbeiuU!M:uin und seiner Lehraii>ialt i»t d^ vollendet, was im Uegiun die-scs Jahrhunderts 
in Anlehnung an die Vorlaufer der Tedinischen Hochschule geplant und erstrebt wurde. 

Und «lic H'Khsehulc selbst, so sehr sie aiuh als ein t iRenarliues Prirtluet der |< t/t;'eit 
erscheinen mag, bildet dwh nur ein neues, ki>stbarcs Glied in der Kette, welche die 
Gegenwart mit der I^ode der Selbstemeuerung des Staates veihindct 

Wendet «ch der Uliik von <!ie>en) Prachtbau, den reichen .^^aninilungrn und Inslituletti 
den trelTlii h ausgestalteten Ht>r- iin«) Zeil tietts^ilen /u der am .Sihlufc de» vorigen Jahr- 
hunderts vun der Akademie der Kuiiiste l>»gelustcn Bauakademie in dem dritten Stockwerk 
fler alten MOue, su der kleinen Technischen Schule, welche swei Jahnehnle später mit 
wenigen .Sthületn in der Kl' ".tetstiafse ei-'ffiut «unle. v) fällt es \»i'lil >i_li«er, in diesen 
bcsdieidcncn Anlagert die gebunden UbeiUikräUigen Anfange der heute vuilendelen Hoch- 
schule «u erkennen. Aber gleichwohl trugen die Widmun4;sinschiiften: „Fridericus 
Guilcitnu.s III. rci auhitecloniiac" und „Friediiih Wiliielni III- dem Ocwerbefleir>e" die 
sicgreii he Verheifsung in siih. Ikruhten du« h dse Neust In ijjfungcn auf der sicheceu 
Erkenntnifs, dals nach dem Zusammcnbiuch der allen ^>ulaisdien und $>ieiaicn Ordniuig, 

t7' 



128 



unter der yleiclueiligcn \itlligen Umgestaltung der Naturwisscnsthaficn, bei ticin Kintritt des 
Danpfes in den Dienst des HenacbeD neue Fonnea Dir das tedinische und indtutrielle 
I.el>en gefunden wcr<ien iiiiir>len! -- 

Die unschoDbaren Bäche wurdeo Stimme. Unter der lebendigeD Thcilnahme des 
Königs gruben ihnen die Männer, deren Statuen und BOsten von den ^oen und Gflngen 
dii*ser Hothsihute auf uns hernieili-r blicken, das Bell, — liier cind4lninieBd, dort erweiternd, 
bald zus.'ininj' iif.i'-^i iLiI , bald Ibeilftid, — und die iK-fnu hi< ridru Ftudicn f^r»«!«!!"!! sith \sxit- 
Uin durch ilie GctiUic uiiöcrcs Landc4>. Durch Abstufung der voriiercitcnden Ciassen und 
Ldtrwerkstailen mit der Verbessermig des Unterrklita in den Proviniea und mit dem Er« 
slrirki ii ili r l'rivatindiistrie, durch die Steigerung der Anforderungen an flic V, rl ildung 
fand die Schülei^haft alimikhlich eine vollständige Umwandlung. Gleichzeitig mit ihr, mit 
dein Aufadiwunge der Wissenschaften und den stets wachsenden AnspiAcben der Technik 
VOllnig >idi die Umgestaltung in dem Inhalte und der Methode des Unterrichts, in der 
Zuwmmcnsetzung der Lehrk>jq>cr, in ihrer Vetbinflnnfr triit diu Atisi.iiicu stll.p! 

Jeder Schiitl aber, welcher die Fadischulen dem Ziele der iidchsvhulc zuführte, 
näherte sudi die beiden Akademien einander, lieft das Ihnen Gemdnsamet die maihe« 
matis< h-naturwis>eTv: li'.fi!', !,(» (irumllage und die darstcllcnclc Kunst, — sowie das Band, 
welches sich mit der Entwicklung des Verkehrs und des Ciewerbes von der Arrhitcktur sur 
Maschmentechnik geschlungen, immer kfaier hervoftreten. So ist die Vereinigung beider 
Akademien /.u einer TechtuNchcn Hoclischule mit Natumothwendigkeit aus der Vergangenheit 
herausgewailiJien; sie hat sich vollzogen unter der Icliendigen, <ipf<>rwilll;:(jti Mitwirkung der 
Landesvcrlrctung; und, nach dem Vurbildc der Schweacranstalten und der Ü'nivci$iiaiai 
Olgaoisitt» fest wuntcind in ihren grofsen Tiaditiooen, angcpafst an ^ Bedflrfn«*« nniects 
Staates, (ritt heute die Hochschule der Landeshauptstadt vor imi als die Amialt, der di« 
ernste Aufgabe gestellt ist, 



fOr den technischen Beruf im Staats» und Gemeindedieiut, «ie im indoMiiellen 
Leben die höhere Ausbildung /u gewahren, üowic die Wisncnschafleo und Kttnsle^ 

wddie zum technischen Untcrriehlsgebietc gehören, zu pflegen. 



Wie jede staatliche Iniiitution. erreicht auch diese HotliMjhule die üir ge&telllen Ziele 
nur durch EhigUederung in den Oiganismtn des Staates und durch harmonischen AnscMnls 

an die iibiigen Aeufserungen und Heth^itigungcn dp5 St.T.it^lcbrni; rihor hei drr Fiu'iuiit dir 
Aufgabe und der ungcmcäscncn Steigerung, welcher die teclmisdien Wis&cnscliaften und 
KOnste fiih^ sind, gHt es, nicht allein fOr die Anschauungen und Bedflifnisse der Gegen- 
wart clic cntsjjref tiendc Organisation zu finden, son»lern ainh für diu lebendige Weiter- 
entwicklung auf jeilem Gebiete des Unterrichts den Wog offen zu halten. Angestrebt und 
wie die Er&hrung der letzten Jahre hülfen laXst, auch erreicht ist diese Absicht durch das 
sorgf^tige Abwägen zwischen Conccntration und Dccentniisatkm, — durch Sondemmg der 
Diw •pl'iii'-n in Gnippen. nach dem Grade ihrer Verwrinflf^ haft. nhnr P.; i. intr.'ichtigung ihrer 
fnu bibaren Wcihscl Wirkungen, — durch die verantwoitmigs volle Mitarbeit der Lehietscitaft 
in den einzchMn Abth<»Iungen, wie in der Gesamtheit 

Die Arbeit bl gcthan, das Werk vollmdet. umstralüt vom GlQck der Gegenwart, ver- 
klärt durch die Hoflhungen auf eine durdi r. j. Uc Trucht gesegnete Zukunft. 

Und nunmehr «beigebe ich ki.ifi Alkrh<xh.->lcn Auftrag:» in Gegenwart Seiner Majestät 
des Kaisers und Königs und vor dem ehernen Bilde des Erlauchten Stiften Ihnen. Herr 
Redor, und dem Senate, als den verfa-suiigMnaf>tigen Organen, die-^e Hulisihule mit ihlCD 
Anlagen und Suwiulmigcn 2ur Obhut und Vcrwaltuqg nach Ma£sgabe des Sutub. 




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Dto Ttc h nii ciw Hochichd « . 



129 



MOgen aus dküser Amialt unter der treuen POrsiHge der Lehrerschaft nhlreiche 

Schülcrgosc hlc< hier in das I.cUn ciiilrtttii. »elclic im iiiimilUli>;ir< ii Dienste «ics Staates 
oder in freier Hcthaiigiirig vull ilire Kräfte für die WolilfaUrt iIcs \ ulkcs eiiisclicnl 

Ihlügc allezeit die H<j>U»cl>ule in der vordmtei) Jic-ilie der lüldungsanslalten stehen 
zur HchninK der Wissensdtaft imd Kinut, zum Gedeihen und zur Ehre des Vaterlandes! 

Darauf erwiderte der Rector Dr. Hauclc: 

Kiiiserlicbc und K>">n!^ti< lic-Majcst;u! 
Schwer wird es mir, unter dem ttberwaltigeDden Eindrucke dieses in der Cc«< tiichtc 
unserer Hochschule einsig dastehenden Augenblickes die rechten Worte zu finden» um den 

(Iffahlcn Aus<)ru<k /u vciltih4ii, die unser Inneres l>ev»ci;cn. Dank und iminer wieder 
Dank ist (Irr Grur»3t< n. iti »!' 11 i •t!<' Geistes- und (icfülii-ircgunc; ntt^klfnct. 

Eurer Kalscriidu-n älnjestai d.inkt uuM:re Hixluscliulc üirc Einheit, ihre Sti-llung, iiircn 
heutige» Glans. 

Aus uns4 hcinharen Anfangen haben sieh ilie tec hnis< hen Wissens« haften entwii kclt. 
Die ein/eltirn Zweige derselben «luden 2ucr»t unabhangiK vuiteiuander m FaciiMhulcn ge- 
lehrt und gc])l1egt. Ivs gab stuiachst hn einseinen ttbergc nug zu ordnen, zu vertiefen,, neu* 
sttbilden. Nachdem aber einmal die Hcrrw liaft der Knipiric gehrorhen und ilie Theurie 
an ilirc Stelle geirrten war, da mat hte si< Ii gar bald auch das rtedürfnifs naeh einheitliehen 
Gt'!>i( Utiii>uiiktcn, naeh gegenseitigen Beziehungen zwisi hen den einzelnen Fachgebieten geltend. 
In unaufbaltsiinieni Etnheitsdninge fdgle sich allmählich die Gesamtheit der technsrhen 
Wi*s<iis<:haften und Kunstr 71: • inem organi^ '1 •_•< ^I^rten einlieiilitlicn flanzen. 

Der Herr Minister hat l>cieitä ausgefdltrt, wie die Geäctiichte der Lehran^Lilten , aus 
denen unsere Hochschule herausgewachsen, sich aufs er^te diesem Entmclilungsgangc der 
Wisaeogchaft ansi hlicfst. 

Aus der Bauschule erwuchs die Bauakademie, aus der Technischen Schule das 
Geweiheinstitut und demnächst die Gewerbeakademie. 

Ein inniges geistiges Band der idealen Interessi-n und der gemeinsamen Arbeil knüpfte 
sich bald enger und enger z\» is< hen beitlen Ansi.iltcii. Immer m.'U liti;:er regle sj. h lU t 
nach Einheit ringende deulselic GeiKt. Eure Kaiserliche MajesLüt liaben denselben wie auf 
politischem, so auch auf diesem engeren cultoreilen Cebicie zum etsi'hnien Ziele gelehrt. 

Die teehnisthcn \Vissens< haft<-n hatten Sich «um einbeitlii hen S\ steni entwii keit. die 
Qbrigcn Wissenschaiten halten sie als ibenbOrtig anerkannt. Deugrinafs si>]ltc au>b ihre 
PllaniuUtte eine einheitliche und den Pt1an%s>taiten der übrigen Wissen»«, haften ebeitburtigc 
sein: Su war es der Wille Euter Kaiserlichen Majesttt 

Im Jahre 1870 crfolgtr die definitivi- \'«-reinigung der Bauak-idcniio und Gcwerbe- 
al^detuie zur T^liui^ühcn lIochM.hule. liit Jahre ibiii etn|iiiitgcu wir au« der H.uid Eurer 
MajcsUt ein VerlaMungsstalut, welches sich in allen weMntlichen Punkten an das Vorbild 
der l'ni\ctsiiaisvcrf.is>ung .inlehnt, und heute h.iben Kute Kaiictlube M.ijestat die Hrxh- 
schule um sich versammelt, um dem Hause, das fortan die Heimstätte ihrer lehrenden, 
fonchenden und gestahenden TiVIrksamlieit bilden soll» die Weihe zu geben. 

Wahilkh! eine raselie F<>li;e bedeutungsvollster Eieiginisüel eise reidie FoUe von Huld, 
die an« «!<T segen>i)entlcnth-n Hand Eurei M.ijoiat uns /.ug>-lli)>scn! 

Indem ich nattietu, des Scualeü Ute»e$ Haus iMUUt äuiseccai und innerem Zubehitr in 
diejcn^e Hut und Wahrung Obemehme, wdcfae nach der Verfassung dem Reiior und 



13© 



Seaale obliegt, nbchc sieb in das C«fabl des ehrftirrhtsvnibten «nd freudig^len Dank«9, der 
unsere H'>r:'<-n ma<iitig bewegt, mglleich dM B«wabt>i«io der enuleo Pflichten, die wir 
üanut auf un'^ nehmen. 

Ein Hau* ist uns bereitet wm einer Srh'tnhdt, in deren Ansdiauen wis anwilHiarlich 

(las (jcfüJil l>c>i lil< i( lit, gi'i>üp und Mttli« h li"li('r gt Uubcn zu » crili-n. Und d' n Ii ist <^ 
ertt unsere eigene Lehrth^iigk<.it, unsere eigene furMitcnde und s<tuiHendc Aibeii, wclctie 
diesem schfinen KCrpei das gustiv;? Leben einzuhauchen vennag, 

Wie es uns liOnflig g<liMK«-n »ird, die I>.-mk< ss< Imld al!ziiir;)i;cn, zu der wir uns be- 
kennen, — mil welcliem iirnkli>i lit-ti Kift.l^c » ir d«-ii Iciti-ndcti ( irtlaiikcn d»-r Meister diC$e$ 
Laues vt-rwirklii lien werden, «(.nai li der iLichc S^lmiucl: dt sselbun ein den Unterricht 
liiaftig förderndes Anschauungsnuiieriai InMcn soll, — welche FrOihte der Erkenntnüs nod 
s» höpferiM:licn llial aU» den trrli lii h nii^getfistt U n Atln-itsräumcTi. I-iilniraturien, Wt rkst.KIrn, 
V'ersucluiaQ^Uilten, Atdic» uiid Sauuulungkiii^siitutrti iiervoigelicn «erden, — wie es lUis 
felingcD sriid, aus diesem Hause eine Centialnleile ftr die Pflege der techniselien Wissen- 
s< haficn und KOnslc zu machen, ilic, mit dem |>raktisihen I.c^M n in irini;.'ster Verbindung 
dai von der l»di»uie ihr zugeführt« ttbeircichc Material wis$«;n<icl)aftiit h verartwitct, um 
hmwiedeium auf diese anregend und fordernd xa wirken, — du Alle« wird die Zukunfk 
Idiren. 

Mr>ge der Segen des AUmAchtigen, dc»eD wir su jedem Werke bcdOrfen, mit wtsem 
Bestrebungen sdnl 

Heute kann ich nur im Namen «amdiclier Lehrer und Beamten der Hocharhule 

nuspreihen, dafs wir alle uns unserer h^>hen Pflii htcn v'ill Ifowiifsi sind. 

An der ikhwclle dieser Halle halten *wci SpJunxc ernsie Wd^Ut. Wir deuten mc im 
Sinne von Goethes Faust: Wenn die Lässigkeit und Selbüigefalligkcit sich «wischen sie 
lagert und qiricht: 

Wie leicht und gern i< h muli hierher gcwOhne, 
Denn ich versteiie Miuin für Miuin, — 

so aotwoften sie: 

Wir haurhen unsre GetstrrtOne, 
Und ihr verkörpert sie sodann. 

Ja' leit ht und s;em werden wir uns hierher g- Wi'linen. Alx r die llistj:< r:illi:;ki it und Be- 
quemlichkeil findet hier keine bchaglidte Ka>t Nur derjenige wird ^leli hier waliihah w<>lil 
niilen, der »in Herz den geheimnils vollen Oeblerti'nen erM'hlicfiit, die dun-h diocn Tcm)H'l 
— den Cicisterti >nen , «lie ilen straft j;es|i.iiintrn S.iilt ii der Ari^i iKlii^t t iitl c kt i.v< id'-u 
dutih das mächtige Wehen der Begeisterung für allc?t Wahre, Sthönc und Erhabene, 
harmonisch zusammeBkRngend mit dem eiomüthigen Herzsrhlagc der elirfuichtiivollrn üebe 
und hingebenden Treue zu Eurer Kaiserlichen Maje-sUt. — der hluyelH-ndcn Ta-ue, die 
keinen jjr jfsereii StuU und k< in ti >ljer«-s (iUi' k kt nnt, .ils mit An-] .llMUlll^ .i!:- r Ki .l'.e /-.i 
uibviten lili die Erreichung der erhabenen Ziele, dm tuic Kjiseilul.e Mujesi.'il fui da» 
Wohl des Vaterlandes einem jnlen vun uns gesteckt haben. 

In duxm Sinne etiieiiein uir heute in diesem fdcriisilcn AngcnUi<k d:ii (iebilmif» 
der Treue an £iue iCaiseritehe Majcbiiit. 

Hierauf yab Seine Majestät tlrr Kaiser in ktit.'on ciiu1rin;,^Iichen Worten Seiner 
freudigen Gcnugtliuung über das Gelingen des Werkes und Seiner ^uvcrMÜiltichen 



Die TedubAe HadnAatei 



131 





I 




M 





Hoffnung auf eine gedeihliche Wirksamkt it der Hochschule Ausdruck. Stets möge 
sich diese bewulst Udben, dals nkbt der iuJsere Schmuck das Mafsgebende sei, 

sondern „der Geist und Sinn, 
der innen waltet, auf dafs 
fai diesen RSumen stets in 
Freudigkeit gelehrt und 
lemt werde, und die Hoch- 
schule sich als eine reiche 
Quelle des Segens für das ge« 
samte Vaterland erweise"! — 

Die Erinnerung an diesen 
Einxi^ der Technischen 

Hochschule in ihr neues 
Heim wird ferner durch zwei 
Ehrenjjaben von bleibendem 
Werth lebendig erhalten. 
Eint; Vom Senat herausge- 
gebene Festschrift, die, ein- 
geleitet von der hier in 
neuer Ri-arljeitnn^; voran- 
gehenden historischen Skizze, 
dreicehn wissensduftUche 
Abhandlungen aus den Lchr- 
gcbicten der verschiedenen 
Abtheilungen vereinte, sollte 
„ein i^i'il \'in tiem in der 
I I<lcll^<■lll^<• waltt nden wis- 
senschaliliciicn Lel>en und 
der in ihr ocmeentiirten gei' 
stigen Arbeitskraft" gewäh- 
ren. Dauernder thatkräftiger 
Förderung der technischen 
Studien scllist aber dient seit 
jenem liinzug in das Weich- 
bild der Stadt Charlotten- 
burg deren damals begrün- 
deter Stiftungsfonds im Be- 
trage von -'ootx) Mark, 
welcher der Technischen 
Hochschule zur Verwendung 
der Erträgnis&e an unbemit- 
telte Studirende sehenlcuogs- 
weise ikbereignet wurde. 





Jmmm. 



Em«. O. Ii fing. 



U. AUS DER ALLGEMEINEN GESCHICHTE DER HOCHSCHULE 

VON 1884—1899. 



< m Aufschwünge deutschen nationalen Lebens, wie den gesteigerten An* 



fordcnin^cn der Gegenwart jremäfs, hat sich die Technische Hochschiilc zU 
Berlin zu einer der ersten aller Culturstaatcn entwickelt. Im Winterhalbjahr |HH^ 85, 
dem ersten Semester im Charlottenbui^er Neubau, zählte sie insgesamt 887 HOrer; im 
verflossenen Wintersemester 3428. Demgemäfs ist sie unter allen deutschen Universi- 
iSten und andcnn Hochschulen die zweitfjröfste Preufsens und di«' viertKröfstC des 
Kelches, und dieser Bedeutung entsprechen ihre Lehrplänc und Lehrmittel. 

Mit dem HocbgefSbl, die Jahriiundertreter unter so sichtlichen Zeichen einer 
unaufhaltsam aursteigenden Entwicklung hcgrhen /.u dürfen, vorhindi-t vich der Dank 
an Allf. die auch aufscrhnlh des unmittelbaren Kreises der Hochschule zu dieser 
gegenwärtigen BlQthe beitrugen. 

I"<irderung jeder Art wurde ihr in reichster Weise zu tlu il. 
An der .Spit/c ist liii-r die Vf>n Allerhöchster Stelle ilen Teelinisclien Hoch- 
schulen Prcufsenü etwa ein Jahr vor der gegenwartigen Jubiläumsfeier gewordene 
Anerkennung von unberechenbarem Wcrthe zu verzeichnen. 

Am 15. Juni iRuS gcniliti-n Seine Majestät der Kaiser und König Wilhelm II 
den Technischen Hochschulen Prcufsens Sitz und Stimme im Herrenhaus zu ver- 
leihen, indem Allerh6chstderselbe je einen Professor dieser Hochschulen aus König» 
lichcm Vertrauen in das Herrenhaus berief. Als Vertreter der Technischen Hoch* 
schule zu Berlin wurde der Geh. Reg -Rath rri>f. Dr. Slab\' auf Lebenszeit ernannt. 

Dem Dank und der Freude, die dieser Gnadenbeweis in allen Kreisen der 
deutschen Technik hervorrief, ist in Form der folgenden Adresse, zu welcher sich 
mit der Berliner Hochschule die in gleicher Weisi- aiisg<veichneten Schwesteranstalten 
zu Aachen und Hannover vereinten, Ausdruck gegeben worden: 



Eurer Kaisefiiclien und Königlichen Majestät nahen, durclMlningen von den GeßUilca 
tivbtcr Ehrfurcht und mw-andclliarer Treue, die Techniichen Hocluchulen Preuftens, tun 




Allerdurehlau« liti^>ler, G rufsnirn liligstrr Kaiser und König, 
Aiiergnadigster Kaiser, Konig und lieir! 



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gcmtiii^Liiu und au^ iiiiacrsteni BoilürfiuA) ihren Dank lür Euiit MatrsU'U (jnadenlK.'weis aa 
den Stufen <k-s Tlironcs nicdrr/iilrgcn. 

Seit den Tagfii, in denen, D.inic <lcr Hinsicht und »eisen Füreorße Sf-incr Majestät 
des Horhsciigen Kaisers Wilhelm des Ersten, T<< hnistlic Hoclii« liulcn in Kurer Majc.stiU 
weiieni Reiche ins Lehen gerufen wurtien, haben wir uns der W.ihlihat Kaiserlicher Und 
Königlicher Gnade und Huld erfTCUen <htrfen. Ahcr kein lU-wcis deTsell>en 1ä£it sich an 
Tiefe der Bedeutung, an Grfilse der Tragweite jenem Zeugni£s \ er^jleirhen . welches Eure 
Maje&iat am fünfzehnten Juni dieses Jahres dafür ahzugcbcn geruhten, wie hoch Eure 
MajcstAt die Enlwicklung der modernen exacten Wissenscbafieo in ihrem Wcitli fitr die 
Hclmng unsere* Volkes veranadilagen. 

Vom ersten Tage ihres Bestehens an sind siih die Technischen Hochscliulen der 
Gröise ihrer Au%ab« bewulst gewesen. Niemals haben «ie e* \-eigessen, dafs sie eine 
Rtö&ene Pflicht zu erflillen haben als die. junge Techniker in herkOmmliclier Weise für ihren 
St.iiiil /.u tj[/irli( i,. Si,' fulilirii si. Ii V«crufen, die ererbten Gewerbe eines ahen Cuiturvolkes 
mit wisäcn&clvaftUclier Erkcuntnif« zu durchdriogen und 2U neuem ■ reicbem Leben zu be- 
fruchten. Sie waren beglOdkt in dem Gedanken, die voo der abatracten WisRenachaft ge- 
sammelten S' lint/r hin.ius/utr.igen in die veilesten Kre»e der Nation, sie ilienatittr tu 
Diachen für des ganzen Volkes Arbdt 

Wohl ist mancher grofiw Techniker in Eurer Majestlt Reictte «tslanden. der aua 
eigener Krnft \Vuri(U rSnres 7u \ ■;l!Niifi.( n wutle. Aber grüfser ist die Zahl d'-rcr, die In 
ihren Lehrjahren an den Tec hnischen Hixlkschulen das Rüstxetig zu späteren bedeutenden 
Leistungen erwarfaea, and dankbar hat «» mraier die gesamte deutsche Indiislrie anerlannt, 
dafs daticnul ans den Tcchni^rhon Hr. -ht' hiilcn strV, irnrr Str. iiu v nlJ-fSLhulter jmiger Kl4lUs 
crgicfst, dutcii segensrciclic AriMnl dtni g.tnzcn Voike zu Gute kommt. 

S<j ward die Deutsche l'e> hnik gescIiafTen, deren Ruhm bis in die entferntesten Länder 
der Erde gedrungen ist. S«Miatze. die verborgen in der Erdi- ruhten, wurden gelinben, 
Kräfte, mit deren Erforschung sich blofs die abstracto Wissenschaft bcfafst hatte, in den 
Dienst der Arbeit und des Verkehrs gcstellL iv i. hi r S>cgen ergitCs sit h über das gante 
Volk, und mit der Mehrung des WolUslandes wuclt» «1er Sinn fOr Bildung und Gesittung. 

Eure Majestät aber haben zu allen Zeiten mit Wr>WgcfaUcn von d« n Erfo^en sulchcr 
erspriefslichcn Arbeit Kenntnifs genommen. Mit Staunen und Bfwundetuiii; sind Zeugen 
davon gewesen, welch tiefes VersUndniCi für die Wege und Aufgaben der technischen Wiaien- 
Schäften unserem Xaberikhen und Kfln^ltchen Herrn innewohnt. Nicht xufrieden damit, 
antuerkennen, dafs ein Ringen nach grofsen Zielen uns boeelt. haben Eure M.ijcst.lt es 
nicht ventdtmabt, die Wege xu durchmessen, aui denen wir diesen Zielen zusueben. 

Zu dem Danke, den wir Eurer MajesUt fitr solche Beweise AUerhfiolister Huld in 
lief--U iu l!( i/rii getragen haben, gesellt siih heute der Dank für die <1;i,nlr, i1 . uns ein]K'r- 
hebt unter Eurer Majestät Berather durch X'erteihung von Sitz uikd Stimme im Hcrrcnluuse. 

Keinen besseren Ausdmck wissen wir unserem tiefempfundenen Danke zu geben, als 
indem wir vor Eurer Kaiscilichen und K "iiiglichen Majestät d.(S Gc|..bnifs .iblrgcn, nimmer- 
mehr zu erlahmen in dem Strebca, das uns allzeit beseelt hat, rastlos fort«u.sclircitcu auf 
der Bahn der wistensdnftliche» Durchdringung der Gewerbe «im Segen fdr unser Volk, 
anr Freude für unseren Kaiserlichen und Königlichen Herrn. 
Eurer Kaiserlidien und Königlich«» Majestät 

aUertunertliänigsle und trengeliorsantste 
Rectoreo und Senate der Königlichen Technisrhcn Hochschulen 

in Treufsen. 

Seine Maic-*..it gcrühhn (larauf in .Icni folgenden ErUfs AUerb6ch»tihrc Ge- 
nugthuung über diese Adresse huidrciciist au*>zui>prcchciK 



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(34 



Ott TcKhglMte »dclMkd» v«5 1M4 bii i«99. 



Aus der Adresxe, welche Mir die Tectiniarhen Haiohschulon at» Anlab der Berufung 

je < in(.> Mit^lK <!< s <ioi^< ili< ii in «i.ts llcncnhaiis iinlnin ^4. Juni <l. J. gcwühnrl halwn. 
etiielte Kit XU Meiner Itcliieiiigung, dal» die Intiiili«>iit:n, «eklie Maii Uei Forderung der 
auf den TecliniM-hcn Hoi hiu-tiuli;n gcpIleRtcii exarien Wmensiluiftrn und Anerkennung de« 
si<"h aus der ircuin Arl'< i't di r IIoi li'.i JiuI'-ti nj-i Ih ikU n i;- ii^ für (.iiic g(.<IciTiIii iie Fort- 
cntvii. Llung »Ilt Lk'Ui.si lit-ii Tt< linik und IikIinIml- gcU ik-l hiUcti, volleiii Vcrstandnifs in 
Ihren Krtuscn lK-(;r^iirn. Mi sj.rcttic Iliiun Uir tl.tv GcHÜMlilSi auf dem iK-tielericii Wege 
unermadlich foiUus« lir'jiton. Meinen K&nigUcticn Dunk aua und v^de aach feiner die Be- 
strebung«! und Erfrlge der von Meinem HoeliSfUgen Heim Grofsi-ater, «-eiland Seiner 
Majc^Ut dem Kaiser un<l K' ni^i- WiUii lni dem (In fsi n ins I.ebcti genifriieti HfwJiSi hulen 
mit bewnUcrroi Inlere#se verfolgten. Die Adroac habe Icii dem Hoheniollcm' Museum zur 
dauernden Auflicwalirung Überwiesen. 

Wiihelnahohe, den 15. AiiguM 1898. gei. Wiliielin R. 

Ad die Rertoren und Senate der Technwrhcn Hodticbuien. 

Auch die Studentcn'jchaft richtete an Seine Majestät zum Zeichen ehrerbietigen 
Dankes eine Adresse. 

In jenem l . ;i die Zeichen .Allerh<ichster Huld, mit denen unser 

t ila\i> hter ^^MH,lrch il is hen der TechiiiNchen H'" h-fhiili- m Ih-ii /iivor wicJerholt 
zu iordcrn geruht hatte Am .'. November iSyi, d« m Mcbenteii Jahr< stayc der Ein- 
weihung des Hocbschulgcbftude.«, war dem jcwcitigca Rcctor als Amtszeichen eine 
f,'r,!rlrnr Krttr, iSo^ die Zuj,'eht"irijiktrit zur zweiten Ran^jklassc der StaatslR-amtco 
und im November 1893 den Mitgliedern der Abthcilungscollc|{icn eine Ainti>tracht 
verliehen worden. 

Das Allerhöchste Interesse an den Fortschritten technischer Wissenschaften 
brachte der Hocb&cbule aber wiederholt auch die grofse £bre, Seine Majestät den 
Kaiser und Kön^ und Sdne hohe Gemahlin zu unmittelbarer Thcibiahnic an 
der in ihr stattfindenden Arbeit bcjjrüfsen zu dürfen, indem unser erlauchtes Kaiser- 
pa:»r den elektrntccfuii-chen Demonstrationen des Geh. Rej;. -Raths I'rof. Dr Slnijy, 
einmal zuj^leich auch den» Experimentalvortrag des iVol. Linde -München über 
VcrflOssigung der Luft beizuwohnen geruhte. An einem diciwr Vortrage, sowie 
an Vorführunj 11 des Prof. Dr. Ruliens im Physikalischen Institut nahmen auch 
die drei ällci>ten Kaiserlichen Prinzen theil. 

Ferner wurde die Versammlung der Institution of Naval Architects, welche am 
II. Juni tSuii in der Aula der Technisehrn Hoch-chule stattfand, durch die fkgcn- 
wart ihres hohen Ebrenmitglicdc», Seiner Majestät des Kaisers und Köni}*», aus- 
gezeichnet. — 

Dafs die Technische Hochschule an allen national bidiuts in ni i n .;I]i^s(■n 
unil Gedenkta^^en, tlie im Leben unseres enj^t ren \'ater!andes und di s l )eutschi-n 
Reiche;» wälircnü der leUtcu fünlzchn JuJire zu verzeichnen sind, amiJitli in Ge- 
meinschaft od<T Vertretung Antheil nahm, bedarf kaum erst der Betonung. 

Noch kurz nach der l'ebersteillunj^ in «las lu uc Haus ist es ihr ver^^rinnt 
gewesen, am 4. Januar iisN<' das füniundzwanzi(;jahnj;;e Kegierungsjubilaum weiland 
Scim-r Majestät Kaiser Wilhelms des Grofsen festlich zu begehen, «-oliet die 
Reiie d< s Rectitts Prof. I>r. Dobl.rrt zugleich die Aufstellung der von Prof. 
Hundriescr geschaffenen Statue des Monarchen in der Aula der Iloch.schulc 



135 



idertc. Bald aber folgte das Jahr, in dem steh mit dem gaiuen deutschen Volke 

die Hochschule zweimal kurz nacheinander in Trauer hüllte, als 1SS8 die Gcdächtnifs- 
Uäer fiir Kaiser Wilhelm den Grofsen, und woni^e Wochen darauf eine zweite 
Gedenicfeier für Kaiser Friedrich, Lehrer und Studentenschaft in der Aula zu den 
Reden des Rcctors Geh. Keg.-Raths Prof. Georg Meyer vereinte. 

Si it ilt III Studienjahr iSS i/Hj gieht nllifHnlxh «He Geburtstagsfeier Seiner 
Majestät des Kaisers und Königs den Mitgliedern der Technischen Hoclischule 
in Gegenwart der Vertreter der staatlichen Behdrden Gelegenheit, in festlicher Zu* 
.sammenkunft tkr iinvcrt)riictiticli<-n Treue und Er^clxniicit AuNiInick zu verlellicn. 
Dabei nimmt die Ft^strcdc dc^ Rcctors meist auf die Entwicklung und Stellung seiner 
Fadidisciplm Bezug. Die seit 1884/85 gehaltenen Recloratsredcn, die adiStienS' 
Warthe Beiträge zur Geschichte der an der Hochscbule vertretenen Fachwissen- 
schaffen enthalten, sind die folgenden: 

1S85. G. Hauck: Die Grenaen iwischen Malerei und Plastik und die Gesetze des 
Kelicfs. 

1880. !•" Dobhcrt: Die Kunst^c^ichichte als Wissenschalt uu l I,. lir^^-m ristaiul. 
lÜSj. F. Riidorff: Die Fortschritte der Cbenue in den letzten fünfundzwanzig 
Jahren. 

18S0. J. Schlichtinj;: Die Aufgaben der 1 1\ Jrotcchnik. 

tHtjo. E, Jacobsthal: Rückblicke auf die baukünstlcrischen Principicn Schinkels 
nnd BSttidieiB. 

iSqt. F. Reuleaux: Deutschlands Leistungen und Ausaiditeit auf technischem 

Gebiete. 

1893. R. Doergcns: U«ber die Ursachen der heutigen socialen Mifsstände. 

1893. E. Lampe: Die Hntwicklung der Mathematik im Zusammenhange mit der 

Ausbreitung der rnltiir 

1894. II. Rictschcl: Der Stand der wissenschaftlichen und praktischen Wohnungs- 

hygiene in Beriehung zur Luft 

1895. A. Slaby: Das Gesetz von der Erhaltung der Eneigie und seine Bedeutung 

(ur die Technik. 

1896. H. Mfillcr-Breslau: Vom Kriege hinter der Front 1670/71. 

18117. G. Hauck: L'eber innere Anschauung und bildliches Denken. 
itir/H. ü. N. Witt: i^e Lebensbedingungen der modernen chemischen Industrie. 
1899. A Göring: Ucber die verschiedenen Formen und Zwcdce des Eisenbahn- 
Wesens. 

Der iS Jannar l3ii6, dn rüiifun l/wanzigjähri-.;. G' Jcrsktag der Proclamiriing 
dci Deutschen Reiches, wurtle durch eine Feier m der Aula begangen, bei welcher 
Geh. Rcg.-Rath Prof. Dr. Lampe die Festrede hielt Die erhebende National- 
feier, zu der die Wiedorln-hr (ics fnin'lfrtj.ilui.: n Geburtstages des luichseligcn 
Kaisers Wilhelm des Grüfscn in den deutschen I..anden Anlafs gab, fand in 
craem Fcstact und in der Festrede des Geh. Reg. -Raths Prof Rictschel ihren 
Wiederhall. 

Das Jubcllicd, mit dem die gesamte deutsche Studentenschaft dem Altreichs- 
kanzler Pürsten von Bismarck bei seinem achtzigsten Geburtstag ihre Huldigung 

darbrachte, war ein Preisgrilieht eines Studircnden der Berliner Hochsciulic (stnd. 
arch. Schmieden, A.V. „Motiv"). Oer Trauer um den am 30. Juli 1898 verstorbenen 



t36 




!. WK TSI4 Ul 1899b 



FQnten verlieh dann am 9. März des folgenden Jahres der Prorector Geh. Reg.-Rath 
Pirof. Dr. Witt bei einer ergreifenden Feier Ausdruck. 

Auch innerhalb des unmittelbaren Wirkungslcreises der Hochschule gab der 

verflossene Zeitraum zu mancher bedeutsamen Feier Antafs. 

Im Dccember 1891 wurde der Grundstein zum eigenen H.nts des Vereins 
„Hütte", des ältesten wissenschaftlichen Vereins der Hochschule, äi'l<^i,'t. das im 
November 18Q4 seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Im Mai i8i|6 beging 
die „Ilültc" das Fest ihres halbhundertjährigcn Bestihcn«, und im Soninirr des 
folgenden Jahres blickte auch der Verein „Motiv" auf seine von künstlerischem 
Sinn getragene fQnra^Sbr^e Geachidite zurOck. 

Aro,24.M9n 1899 veranstaltete die Hochschule im Vndn mit Abordnungen 

aus Aaclirii uml Il.mnovrr eine Feier aus Anlafs der Vollendung des siebzigsten 
Lxbcn5jahrcs des Referenten dir die Technischen Hochschulen Preiükens im Ministerium 
der geistlichen, UnterrichtSo und Medicinal-Angelegenhciten, Geh. Ober - Reg. - Raths 
und vortragenden Raths Dr. Wehrenpfennig, in dankbarer Anerkennung seiner 
lanj^inhiitn n und grofsen Verdienste um die Hochschulen. Die Feier bestand in der 
Uebcrrcichung einer von den Lehrkörpern der drei Anstalten gewidmeten goldenen 
DenkmQn»! mit dem Bfldnbae des Jubilars, ii^ der Darbringung von Adressen und 
Glückwünschen und in einem sich anschlicfsenden Festessen, das duich die An- 
wesenheit des vorgesetzten Herrn Ministers und zahlreicher Hbreogästc ausgezeichnet 
wurde. — 

Von de» seit 1884 ihrem Wirken durch den Tod entrissenen KiGtgliedeni der 

Hochschule haben drei hcr\'orragcnde Persönlichkeiten, Hermann Spielberg, 
Emll Winkler und Carl Böttichcr, in den im Lichthof aufgestellten Marmor- 
büsten dauernde Denkmäler erludten, bei deren Enthüllung die Professoren W^olff, 
Goering und Jacobsthal GedSditnifsreden hielten. 

Seit 1889 bietet aufserdem der Rectoratswcchsel am I.Juli jeden Jahres Ver- 
anlas<5nng zu einer internen Feier, bei welcher der sclu iilende Rector eine Chronik 
des abgelaufenen Verwaltungsjahres vorträgt, die Ergebnisse der seit 18Ö0 in den 
Abtheilungen stattfindenden Wettbewerbe der Studirenden bei der Lösung von 
Prcisnurgnhcn mittheil? nnd d^n neuen Kector itt sein Amt ehiRihrt, das (fieser 
sodann mit einer Ansprache übernimmt. 

Jede dieser bald frohen, bald ernsten Feierlichkeiten trug dazu bei, das Band, 
welches die Vertreter und die Studirenden der verschiedenen Fücher an der Hoch- 
schule vereint, auch j)ersr>nlich zu festigen, sie ihrer vcrhä!tnif>mäfsig noch jungen 
Gemeinschaft bewufst werden zu lassen, und dieselbe auch vor der Aufsenwelt zu 
bekunden. 



* 



* 




Me TeeboiKlie Hoelnehidc. 



»37 



Seit dem Allerhöchsten Erlafs vom ii. Juni 1S94 ist die bis dahin mit der 
AbtheUung fifa* MaseMnea-fiagealeurwesen verbundene „Section Rkr SdiiflTbau" eine 
selbständige Abtheiinng der Technischen I lochschiilc. Die jeUt Ml deiselben be> 
stehenden Abth< iltin)^<>n siml dcmgcmäf»; 

1. Abthciluni; lüi Architektur, 

2. Abtheilung für Bau -Ingenieurwesen, 

3. AbtheUung für Masdiincn-Ingcnieurwesen, 

4. Abtheilung filr Schiff' und Schiflsmaschinen-Bau, 

.5. Abtheilunt; für Chemie und Hüttenkunde, 

0. Abtheilung für allgetneine Wissenschaften, insbesondere für Mathematik 
und Naturwissenscharten. 



Um das der schnellen Gesamtentwicklung der Hoch>.chule entsprechende An- 
wachsen des Lehrkörpers lu kennzeichnen, möge es geniigen, in der folgenden 
Tabelle die Anzahl der im Studienjahr 1884/85 und 1899/1900 tltätigcn Lehrer 
einander gegenüber zu stellen. 



f 




Lchrk 


»rptr 






l.rhrt 








im Stu<ltenjahr i«8^ 85 


im Studienjahr i<)oo 






Nicht- 








NKh«- 










Tiiä f «in«' 


.1,,- 




rt-,*»- 


Vl-.yU- 




1 


Pro- 












nkl 


faanrrn 








fnviren 










8 




6 


»3 


') 


•1 




37 


Atirhci'ijng (ür Bau-Inucnicurwrscii . . . I 


h 


4 


3 


■3 




ä 


8 


»3 


Abthciiung für Maschinen -Ingcnicurwescti 


5 


i 




lu 






7 




Scciion bcz»-. Abthrilung für .Schiffbau . 




4 




4 






■ 


6 


Abtheilung für Chemie und Hättenkunde J 


S 


3 


5 


>3 


# 


8 




»7 


Abthcifaing fAr atlgemehie WisKiischalten J 


6 


s 


t 


1« 


7 


9 




33 


GcsnBtnlil | 


30 


»S 


»4 


79 


4» 


49 


62 


IS3 



13^ Die Tcdui]«dc tlodncbulB von 1BS4 bU 1^919. 

Rcciorcn und Senatsniiti^lieder 





I 

1 K c 4.^ 1 0 r 


1 


Abth«ilun£ 
lilr Architektur 


dir 

iiigcnicarvt'Ckcn 


U) l h (■ 1 1 u n S 

f.ir 




Hauck 


Kahn 


Dobbcrt 


Doci]gens 


Conaentiqi 


iMs— lU« 


Dotbert 


ilauck 




Wmkki- 




)S8« - («87 


RQdorrr 


Dobhcrt 


Kuch 


E. Dietrich 


G. Meyer 


t8<; — 18S» 


Q. Mcycr 


Rüdorff 


Wolff 


Schlichting 


Fink, 
Hfirmann 


- 18S9 


SchlichtiDi^ 


G. Mvycr 






Slaby 


iM» — 1S90 


Jacabsthal 


Schlicbting 


kiet»chel 


Goeiing 


Consentitu 


1890 - tS9i 


K c u 1 c a u X 




Kühn 






IIHf 1 XP'J^ 


I/O vrgc ns 


Reuleaux 


Kuhn 


■Vluik'i - Breslau 


Kicaicr 


1 Bm m ■ ft a « 

199* "95 




Dcicrgcns 


Strack 


ScMichbag 


Contentids 




Kl c i&cn^l 


LantiK' 


Dobbcrt 


Docrgcns 


1 illMllUll» 


1894 — 1*95 


SUi>y 


Rictschcl 


Jacubsthal 


Brandt 


G. M«yer 


1 C*f3 — 1 




Maby 


Koch 


'jocrmg 


Kicdicr 


1896^ 189; 


lUuck 


MOIlcr-BrcsUu 


lli-hl 


Er Dietrich 


Shby 


189* — 1898 


Witt 


Hauck 


VolliiMjr 1 


Müller - Drcsba 


Rdchei 


)89S— 1899 




Witt 1 

1 


Woiir 


Bubettdey 


Kammerer 


1 sg'j 1900 


RiL-vll<:r j 




1 

Ricltchd j 


Docrgeni 


Joaae 



•> Da* Amt^jahr bc-jinrvt am ), Juli, 



ne Tcckaiiclw HoüaMt. 



139 



von 1884 bis 1899. 



V (i I s t <■ h 1- r 

Abtbeilung 
fQr Schiffbau 


Alirlu ilniv^ 
tili ( h< r:i:i; iiiii] 
Huitvnkuiiilc 


AI 'lll t ■ i kl n 1 ' 
Ii'iv .ill^f-iiu'iru; 
\V isät iiM halt 


Senalsmitgltedcr 
neben dtn Abthcilungsvorstehem 




Vosct 


Weber. 
Weingarten 


Ditl, Grell, Lwtewig, Raachilorir. RfidoriT, 
Scbliehtiiig. 


— 


ROdorfiT 


Paaixow 


<lu Bois - Rej'mond , Gfims , KojichiJurlf, 
SchHchting, Slaby, Wecrcn. 


— 


Wceren 


(.ifll. 

r.i.ii.'uu 


(Iii lii.is - K< viiK.nd , dürns, Hirschwald, 

Juli . Sl.ib> , \\'ii;kl< 1 




HirschwaJd 


du üois- 
Rcymond 


BranUt, A, Dietrich, Haock, Jacob;>lhat, 
Reulcanx, V«>get 




Vogel 


Hauck 


A. Dietnch, Docrgens, Paalzow, Reuleaux, 
Rietaehcl, RUdorfT. 




Rfidorir 


Hauck 


I>.j1,1.< Ii I)<M !>;< n«, Görria, H«rt>crt Lieber- 

tr.rmn . '1. Mi. ,11 . 




Liebe ratiuin 


Lampe 


Gorris, Henker, Koch, ü. Mcycr, Möller- 
Breslau, Weeren. 






Lampe 


uoenng, Hirscnwaid, HQnnajiii, von Kwir- 
nwnn, Koch, Zarnack. 






naucK 


K. Dii trifh, u.jitii;i:-.n . vCHi Kauimann, 




Küdorfl 


Hcrtzcr 


E. DicUich, G. Meyer, Stahl, Witt, Wolff, 
Zamack. 




Witt 


11.... _ 1 . 
naticK 


3a__i _ ■ ; 1 ■ t ii t 

*^ams, LicDcrrmann , Luucwi^, .Mui.cr-UrL:.uu, 

Paabow, Strack. 


vorn« 




Lampe 


iiraTKit , A. Dtctncn , Hettner , G. Ucyer, 
Strack. Wecrcn. 


GArris 


Wceren 


llcttner 


Hiiti. n.L , A l>:- iiu::, von Knurre, Kuhn, 

<, M.-V- l i.rv. 


Ciörri» 




Lampe ■ 


iiuLcnUcy, A, Dietrich, Hcrt/er, von Knorre« 
Kühn, Riedler. 


Flmmi 


von Knorrc 


llcttner 


A. Dictntli — iCaxnatk, L)uL4jj^iib, lluKitt, 
Licberman, Riedicr, Rictschel. 


Flamin 


ücbcrroann 


Hertzer 


von Buchka, Dietrich. Heht, Reichet. Rubens, 
Zamack. 




Eiilir.O.LniiV. 



III. DER LNTKRKICIIT IN DKN ABTHElLüNGEN 
VON ibä4 BIS 1899. 




dt dem Eitunig In den Charlottenburger Neubau sind l&n&ehn Jahre Ter* 



k — 7 fl(isvi-n: eine kurze Spanne Zeit, n'Ii-in sie ergänzt das Vorleben der Technischen 
Hochschule zu einer hundertjährigen (jc.schichte. Und diese letzten anderthalb 
Jahrzehnte zeigen in ihrer Verbindung mit dem politischen und socialen Leben 
des deutschen X'nlkrs. niit i!em ;^c\\ alti^'i 11 Aufschwun^j der Naturwis-^i-nschaften 
und der Lci^tungsiahigkeit der Technik und im Zusammenhang mit den gesteigerten 
Aufgaben der deutschen Kunst in der Entwicklung aller im Dasein einer groben 
staatlichen Hochschule in Fratjr kommenden Faciort n i ine weit gröfscrc Schncllig- 
Iceit, als die gesamte vorangehende Zeit. In diesen Jahren galt es nicht nur, im 
neuen Hause selbst »ich einzurichten, sundern zahlreiche zuvur kaum geahnte, mich 
jetzt kaum zu Qberschende neue Fordemngai verschk^lenstcr Art m erföllen. Neue 
Verhaltnisse haben sich '^ihikict, sr.wohl nach nufsen hin, wie im inneren Gcfir^c, 
in den einzelnen Fachwissenschatten selbst, wie in ihren liczichungen zu einander und 
zu dem ihnen allen gemeinsamen Boden, im I^^hrgang, wie in den an ihm bcthd- 
ligten rersönlichkeiti n. Ktaftvnlli s Leben, nicht ohne Kampf, herrscht in diesem 
Heim der technischen Wissenschaften. Bd seine t l!t (Gründung scheinbar fast zu grols, 
erweist es sich jetzt allerorten schon als zu 1 n^ und mufs durch Umbauten and 
neue selhständifje Geli.nide erweitert werden. 

Hunderte vi in lehrenden, viele Tausendc von U rn» nden Kräften haben an diesen 
fünfzehn jalircn der Technischen Hochschule Anthcil, und dieser Zeitraum umfafst 
das Dasein eines reichen, vielseitigen Organismtis, der mit allen Fasern in der 
Gif;enwart wurzelt, und dem zii^jieirh die i;< samte Culnit - uml (iei'vtesijeschichte 
der Vergangenheit mit ihren wissenschaftlichen und praktischen Lrfoigen den Nähr- 
boden schuf. 

Dil -i-r i)"it listcn Hedi \itunc; di ■« in l'i.i^'e strlu ndi n Zi itabsehnitli s auch nur 
theilwei$e gerecht zu werden, ist im Kähmen des lulgcndcn Berichtes vun vornhctein 




IMe Teduiicbe Hadudiiib, 



141 



aasgeschlossen. Nicht eine „Geschichte" dio.scr letelen Jahrzehnte will and kann 

derselbe notxn, sondern nur eine „Chronik". Sciiu- Hanjitaiifj^abo ist, die seUherigcn 
W räiidcruagcti im Lciirplan und Lehrkörper zu verzeichnen, 

Zum grOfsten TheU sind dieselben innerhalb der Geschichte einer staatlichen 
Hochschule fast sell)stvcrsiäiuJ!ich , wie jeder Ersatz einer der Anstalt durch den Tod 
oder durch Ireiwillijjcs Ausscheiden genommenen Kraft. Aüein wenn schon hierliei 
der rer>.oncn\vech.vL'l oft auch einen Systt iiuvechscl bedeutet , so kcniueichnet der 
Eintritt von Lehrern iär bisher garnicht oder nur ncbensücblich bedachte Fächer nicht 
selten eine wesentÜche, zukunftsvillt Erweiterung des Programmes der betreffenden 
Abtheilung, ja auch der ganzen lluchM:huic. 

Das gewaltige Anwachsen des Stoffes bat zur Thcilung der Lehrämter ge- 
fuhrt, eine I'ülle neuer Lchrgebicte iat in die!>en fünfzehn Jahren eröffnet \\ordcn, 
und innerhalb der bereits vertretenen Fächer sind neue Lehrweisen zur Anwendung 
gelangt. 

Damit aber greift die jeweilige Entwicklung der bctreficnden Disciplin un^ 

mittelbar in das l.r'ü ii lier Hochschule ein. 

Der Ver.such. iliesen Zusaninienhan^j wonif^sten'; anzudeuten, ist un- 

crläfslich. Freilich kann er bei der Verschiedenheit der Stolfgebictc und der Un- 
gleichheit der zu Gebote stehenden Quellen nur unvollkommen gelingen. Er lief» 
sich iiberhaupt nur auf Grund der An-^aben wagen, welche di<" \':>r-r'-ier der einzelnen 
Faciter, die hier uli auch selbst das Wort ergreifen, in dank« nswerther Weise bei- 
gesteuert haben. 

Dieses hier allein zu schildernde ,.\eue" bildt t im g.-^enwrirti^,'( n Gesamtleben 
der Hochschule aber naturtjeuiäfs nur einen Bruchtheil. Siiiien Ik.den und seine 
Umgebung bieten ihm die gleichen Verhältnisse, welche im Studienjahr 
herrachten. Wie für jeden gcschichüichcn Rückblick, der aus grofscn Zeitläuften 
nur einen einzelnen Abselmitt heraus;^'reift , ist all^^emein'^ülti'^ zu httonen, dafs eine 
ge.suiide, organische Hnluicklung in erfolgreicher Arbeit natürlicli auch da vor- 
liegt, wo die treibenden Kräfte nch in ruhiger, selbstsicherer Bcthätigung der alt- 
bew.ihrten Mittel bedienen und dadurch einer mtr die Veränderungen hervorhebenden 
Theilchronik entzogen bleiben. 



Wie ^^ell das Leben drr L'ni\ersität au- i\t:m <lti eiiiziliu-n F.iciilt.itin zu- 
samuien.setxl, so da.s der Techui.schen He>chschule aus dem der eu]<:eluea Abthei- 
iungen. Demgcmafs sind auch hier die Ereignisse innerhalb der letzteren in selb- 

ständi<,;cn Finze1al>selinitten zu schildern. 

Allein diese AbthcilunL^en führen kein .Somlet ilasein, und weit mehr als an 
den Universitäten, steht ihre lanwickluni; in « iun ^e^mseiii^jen Wechselwirkung. 
Auch in dieser Hinsicht ist d.i- etier;.^i>cli lUitlu-ndi' I .i l>en der uiuniiti lliareii Gei^cn- 
wart eine nalurj^einitive Fol^e dvi \'er;^.inL;i-nht it. KiaÜi-, liie früher Sat i ' M biii, 
sind mm zu vurherrbclicudcr üethatigung gelaugt, Dasi aul»ert äich nieln nur in 

•9 



Mi 



Pie TtchnUdb« Hodticbule mm 1884 bU 1899. 



der Bc'ZR'hunu der linzclncn Lchrfaclur zu einander, s')ndern auch in der Leltr- 
Wci>e s<ll>st. Durcli(jehcn<is liif>t >icli lin Anwachsen der FaclKli>.ci|ilinen gogen- 
Öbcr den HülfswiNven>chafun wahrnehmen, sowohl im Hinblick auf den Antheil der 
Studircnden, «ic auf die damit verbundene Gestaltung der Lehrplüite, und mehr 
als zuvor l)erückstchlijjen diese die \Vichti;;keit der in den Uelumyen zur Geltuny 
kommenden productivcn Gci.steMluligkeit {{cgenübcr der in den Vorträgen geübten 
rcceptiven. Dafs dieser zwar schon früher zur Geltung gelangte Grundsatz nun 
mir 1n-wufster Fol^erichti^jkeit durchgeführt ist, darf als eine der wesentlichsten all- 
gemeingültigen Wandlungen tiezeichnet werden, welche die Rückschau auf die letzten 
Jahtzchnte im Lchrixtricb der Hochschule zeigt. 




ABTHEILUNG FÜR ARCHITEKTUR 



ZUR ALLGEMEINEN GESCHICHTE DER LEHRFÄCHER. 



Di< Nachwirkungen der grofsen Ereignisse von 1866 und 1870/71 ergaben sidi auf 
a'I< n fnhii-i.Mi i!t 1 seitdem mrichti^' m--tii |,'cnrn Ciilturcntwickhui!:; koincswciis 
sofort; sie traten vielmehr nur allmählich für diu Allgemeinheit erkennbar zu Tajjc. 
Es bedurfte erst der Ijoslüsung von altgewohnten Verhältnissen und Anschauungen, 
erst möhevollcn, stilU-n Kinarbeitens und Einlobcns in <ii< >^i<>|'scn Aufgaben, fUe 
sich so zahlri ich entwiekelti n. \'<-lks!el)en und V<)lk>.arl>cit sind erst im Verlauf etwa 
der letzten beiden Jahrzehnte zu einer all^cnioinon bedeutsamen rmwandtiui^ yelanjjt, 
wie wir sie frOher nicht geahnt und wie wir sie nun staunend gewahren: im steigen- 
den Einflufs der Industrie, im Auf!)!rihin <lrr Si.idte und der ;^rnt'>en (leschäfts- 
betriebe, in den auf alle Erdtheile ausgedehnten Handelsbeziehungen, in dem 
mSchtig entwickeken Vericehr und endlich in dem Wagemuth, auch in fernen I .än- 
dern, in den Colonien, sich ncuschaffend und ordnend den andern CultunrGlkem an 
die Seite zu stellen. 

Es wurde nun schneller, emsige»- und planm;trsi{<er gearbeitet. Das Alther- 
gebrachte muffte dem erprobten Neuen weichen. Ein allgemeines Von^-ärtsdrfti^en 
trat auf allen Gebieten nach langen Jahren des StiINtandes ein I'- .Hnderti-n sich 
die alljjenteinen Lebensanschauungen und somit die Anspriiche des Einzelnen. 

Diese Vorgänge konnten naturgcmafs nicht ohne Einflufs auf die Hochbaukunst 
sein, auf die Kunst, welche die verschiedenartigsten Anforderungen dos Lebens in 
baidichcr Hinsicht zu befriedigen hat. 

Seit vielen Jahrzehnten war der pn iifsische Staat durch die militärischen 
Rüstungen und durch die Nachwehen schwerer Zeiten genitthi^t geblieben, sich bei 
den Hauten aul da>. unhedint,'t Notlnvend i;i m beschränken. Das entsprach der 
knappen Lebcn.'«(ühruny des Volkes; aber die Entwicklung des Bauwesens, zumal 
nach seiner kflnstlerischen Seite hin, ward dadurch gehemmt. Das Kunstgewerbe 
entbehrte der .Aufträge und der Anre^'un^,' zu neuem Scharten. Nur in weni '< n ^m\7. 
vereinzelten Ausliihrungen des Staatis und der grol'sen Städte wurvle aulser den 
Forderungen des praktischen Bedürfnisses den Rücksichten auf kChLstlcrische Durch- 



146 



Di« Teehnhdie Hoctttdralc «w 1884 bii 1899. 



bildung des Aeufsom und auf reichere Auastattung der tnnenrAume genügt, und 
telbvt flanii hticl) dk- Aiisfuhnin.,' luf minder« xTthi;;".- Mntirial iHschränkt. 

Der erweiterte ü«sichlskri i> und der materielle Fortschritt brachten auch hier 
bald eingrrifeade Wandlungen. 0!e veränderte Lebensart crhShte die Anforde- 

ruTifjcn an ein -uii>!cs, bc()U' n;< - . 'm Tnj^lichcs, auf Kunst- iini! N'.ilut ^'i-nufs 
gcrkbtetc!» Wohnen. Die bösere Kenntnirs der Lebensj^epflogenheiten der andern 
CulturrÖlker, namentlidi der EngUnder, beeinflufste den Grandiifs des Einsei- und 
des Miethshauscs, die Ans>tattunß seiner Zininu r und die Ausschmückunj4 seiner 
Treppenriiune und Vestibüle. Die sich alK rortcn erwcitern»Itn Bedürfnisse der 
Staats- und der Rcichsverwaltung ftihrtcn zu nuchti^«:n, oft in monumentalem Sinne 
(;cplanten Anlagen: das Aul'biQhen der Städte lieis iiberall für gcmcinnOttige Zwecke 
Schulen, wissende h.'iftlichc In«.t!!iit»>, Vrnins tmtl Kr;ink«nliauscr cntstflirTi Statt- 
liche Rathhäu<>er wurden in grofser /lahl errichtet. Die Sammlungen erforderten 
MttMen, Ge«cD^ke}t und Vergnügungen eigene Bauten von bisher ungewöhnlicher 
Gröfse nn>I rr.icht, besonders Tin nter und Conct rthrin^r r \'or allem aber waren 
durch die Ei!>cnconstructioncn der Gegenwart die .Xutzbauten dei> Verkehrs tBahn- 
höfie und Bcfldcen) und des Handcia (Markthalten und WaarcnhSuscr) sowie die mannig- 
fachsten Räume fiir Ausstellunjjszwecke \ neuen Typen f^elan^jt und erheisch- 
ten eine kOnstierischc Durchbildung. Die gesteitjerte Selbständigkeit in der Ver- 
waltung der Provinzen und der ciniclnen Kreise crford» rle ^rofsr I.andes- und Kreis- 
h.uix 1 und provinzielle W'ohlfahrtMnstalten , die socialen Hewegunnen Inrderten mit 
der erhöhten .Sorge für die unfrren Vo^k^-chii htrn il. n l'.wt von Armen- uti I Vi-t- 
cinshäusem jeglicher Art. Gleichzeitig aber traten auch die überlieferten Maiipt- 
au^bcn aller monumentalen Baukunst, die der Kirchenarchitektur, gerade in den 
letzt! n j.ibrzehnten, nicht niii !n .Ir r R.-trl>h,ii:| «ttadt, sondern auch in allen Landes- 
UKilen mit gesteigerten Ansprüchen in den Vordergrund. 

Bei vielen dieser neuen Forderungen kam das Concurrenzwesen tu allgemeiner 
Anwendung und gab den tüchti^;sten Kräften Gelegenheit, -ich aiis/uzeichnen. 

Diese erst in den IcUten cwei Jahrzehnten zur allgemeinen Entwicklung gelangte 
Bauthltigkeit hatte naturgemäfs auch die alten bestehenden Bildungsanstalten als 
unailSngllch erschdnen lassen. Kunst-, ßaugcwerks- und llanclAerkersc hnlen verschie- 
denster Art wurden erweitert bezw. neu gi'^,'rün'I' 1 , •!!(• Technischen Hochschulen 
bildeten »ich zu Pflcg&tätten des goamlen tcchnisciicn Wissens aus und ihre der Bau- 
kunst dienenden AbtheSungen mufatcn den veränderten Verhältnissen Rechntmg tragen. 

Waren auch durch .Schinkel und einzelne seiner Narlitotj^er zumal in Berlin 
Bauwerke enu»tanden, die denen der Gegenwart bezüglich der Gesaintanlage , der 
MonumentalitAt und der sorgsamen DurchRihning mindestens gleichkommen, in der 
Feinheit des künstlerischen Empfindens sie oft sf^^'ar übertreffen, sfi bewe;.;te sich 
doch, der Bedürhiilslosigkeit der iScit entsprechend, die L nterwcisung in der iriihercn 
Btuakademie atif nur engen Bahnen. Der Unterricht war faüt lediglich auf die Stil- 
richtung der Antike beschrünkt, die Plle^e der mittelalterlichen und der Renaissance- 
Baukunst in mancher Hinsicht ^.jeheiiiim Dem an sich nur niafsi^,' verbreit« tcn und 
geförderten Studiiun der heimischen allen Baudeiikuuler fehlte od die unmittelbare 
lebendige Aasehauimg, das eindringende Forschen in !iorg>amer Aufme^sung des 

Ganzen und striner Einzelheiten. Der M.iNstah J< r Stiidii nbuitter war zu kli In ^;e- 
wählt, und die Durcharbeitung der Projectc blieb aus Mangel an Z<.it und L utcr- 




AbOcilui« Ar AkUMHi 



147 



Weisung zurück. Die damaligen Prüfungsurdnungcn beeinträchtigten die Unterricbts- 
erfolge, da da* Stadium sowohl den Hoch- wie den Ingenieurbau gleichxdtig 

umfassen sollte. 

Mit der Gründung der Technischen Hochschule und mit der schärferen 
Trennung zwischen dem Hoch- und dem Ingcnienrbanfadie Sndeite sich ^es. Die 

Lchrfrt iheit fl'ihrte innerhalb der nun schärft-r gezogenen Grenzen zu grufterer Viel- 
seitigkeit. Neben der Antike worden jetzt gleich gründlich auch die splteren 
Kauweiifcn behandelt. Das Entwcrfi-n in Werkstein-, HolZ'» uod Badcstdnbau wird 
ntit soi^samer Beachtung der matorialgemäfsen Durchbildung in den veradiiedencn 
Stilrichtungen gelehrt, der innori' Ausliaii und dir Hati'inti'^strittunj; cin'^'rhend be- 
rücksichtigt. Die allgemeinen Vortrage über bau- und ivunstgeschichtc sind durch 
Spedalvorlcsungen erwdtert. Die in allen Provinzen des Staates lebendig gewordene 
Erforschung der alten Kuiistdenkmälcr, die Errunj^enscliaften des Mcfsbildverfahrens, 
che leichte Nachbildung durch Photographie und Lichtdruck, die aufserordcntlichc 
Zunahme des Kidungsmaterials durch den buchhändterischen Verlag erleichtern das 
Studium in jeder Richtung, und die fachmännisch geleiteten E.xcursionen wirken 
stetig,' anregend und befruchtend auf die gestaltende Phantasie der Lehrenden und 
Lernenden ein. 

Den Omamentunterricht ergttnen Voitri^e Ober die Entwicklung der 

OrtKuni iitforiiu ti , und lu i den Zeichenübungen ist das Studium nach der Natur, 
nach lebenden l'tlanzcn, immer mehr zur Geltung gelangt Vortrage über Pro- 
portion und Anatomie sind dem Modellinmterricht angefügt. IKe sehr gesteigerte 
Anwendung des Eisens, die bei den ^löfseren Geldmitteln emtöglichte höhere Ge- 
dief;onh<'it in da Ausfuhr un-^, das Auttu ten /alili riclu r mm schun hi währter 
technischer Neuheiten in Einzclanordnungen hat auch die Handhabung des Unter- 
richts in der Bauconstruction umgestaltet, wie auch die grSlsere RQckskhtnahme 
auf die soci.il« Wohlfahrt, auf Feuersichorheit, Gesundheit, Lüftuni^ uikI Heizung der 
Getiäudc und aul die baupolizeilichen Vorschriften iär die Fortbildung und Erweiterung 
bestehender sowie lUr die Einfähnii^ neuer Collegien bestimmend gewesen ist 

[Kahn.] 

Im Wirkungskreis der Tecbnisdicn Hochschule nimmt die Abdieihmg fQr Archi- 
tektur naturgemäfs eine Sonderstellung ein, denn eine ihrer Hauptaufgaben ist die 
von con>tn]ctiver Gesetzmäisigkcit ausgehende Schulung künstlerischen SchatTcns. 
Daüs hier auch der Begriff der Lehr» und Lemfreiheit noch eine andere, tiefer und 
weiter rttehende persönliche Bedeutung hat, als auf dem Felde technischer und 
nntunvissenschaftlicher Arbeit, ist selbstvcr^tnndlich , und ebenso, daf-i eine Srhildrrung 
dieses Lelirgebietes nach Einzelrichtungen dem lernen diciicr Chronik sich nicht 
filgt Ein Zeitraum von anderthalb Jahrxehnten gehört nicht der Kunstgeschichte, 
sondern der Künstlergeschichte an, zumal in einer Periode, die ein aligemeines 
künstlerisches Glaubcnsbekcnntnifs nicht besitzt, die alle Zeichen eines Uebcrganges 
trägt und auf Grund einer uneingeschränkten Anerkennung pen&önUchcr Eigenart 
die Gleichberechtigung jedes künstlerischen Ausdnicksmittds verkündet 

Dem Wesen einer l ehrnnstalt entspricht es nur, die iinvernicl;h.qren Grutid- 
lagen aller Baukunst zu wahren: cüie dem Material angemessene, tektonisch gesunde 



148 Die Tecbniicbe Hochncbiüe vüD 1884 bis l8i)(). 

Stilistik und die gleichsam grammatikalische Seite der verschiedenen Kunstsprachen, 
deren Hauptre^cln schon die antik - classischc Baukunst bit tet. 

Auch innerhalb dieses Strebens bleibt freilich dem persönlichen künstlerischen 
Wirken noch ein weites Keld. In den geschichtlich i;e<;ebenen Stilformen selbst 
zeigt dieses alle Abstufunj^cn einer bald mehr verstandesmärsi^en, bald mehr 
phantasievollen Auffassimg. einer fast objectiven Strenge und einer malerischen 
Freiheit. Aehnliche Mannigfaltigkeit herrscht in der Art, wie diese Formensprachen 
im baukünstlerischen Unterricht der Hochschule behandelt werden. Das iM-r^önliche 
Element, das schon hier über Richtung und Kraft entscheidet, giebt vollends da 
den Ausschlag, wo man sich auf vitllig neue Pfade wagt, deren Ziele und Frfolge 
erst die Zukunft klar erkennen und bcurtheilen kann. 



CHRONIK DES LEHRKÖRPERS UNI) DES UNTERRICHTS 

VON 1884 BIS i8gi), 

Lehrkörper im Studienjahr 1884 85. 

Elulsiu.'if.si^r l'rofcssorcii uikI Dueciitcn: 

Adler (*>: Geschichte der Kaukunst. 
Dobltcrt it i8<)9i: Kunstjjcschichtc . At-stht-lik. 

Elis (+ 1889): Kornienlflirc. Cunstruclion und Ornamentik des Mittelalters. 
Ende: Entwerfen von Hochbauten mit Detaildurchliildung- l'eltungcn im Stcgreif- 
entuerfrn. 

Jacob f*)-. UtnOschaftszeichnen und At|unrellmalen. 

Jacobsthal Cursorisihe l'eliun^jen im l'r<-ihaiulzeichnen narh r'rnamenten. 

Ornamenticichnen in ausführtichcn Methnd« n. < »manu m>ile .'>tudu n und 
Cumpositioncn. Emu)cklun);»gcschichte der hauptsächlichsten Ornament- 
formen. 

Kühn (*): Entwerfen und Dctaillirrn einfacher llorhl>auten lemschliefslirh land- 
wirth!.c-h,-iftlitlu r Itauteni nach SkizK-n. EntweilVn vun HochUiuten n.irh 
l'nujrammtn. 

Lcs»in^; üeschichte des Kunstjjiwerbes. 

Lürssen (f i*<)t<' Modelljnn. 

Otzen (•): liaukunsl des Mittel.'ilti-rs. Entwerfen von Hi)chl>auten. Hacksteinl>au. 
(Vortran I 

J. Raschdorff (*): Baukunst der Renaissance: Cebungen im Entuerfcn vim llnch- 
Itauten und Steyreifeutwerfen. Vornan: Ucber die wichtigsten .\rten 
offcnilicher un«l i'n\at< r llorhbautcti utid ■Stiidleanla^'en, 

Schäfer: Eurmenlchre der mittelalterlichen Itaukunst. (Vortran und IVbungen.» 

Schallcr (t Fi>;urenzeiehnen. 

Schuatio (t Itaucunstrutticmslehre, ll.nimaterialicn, Vcr.insrhla(jen. Ent- 

werfen einfacher <iebäude. iVurtran umi rcUuni;en.) 
Spiclbei g (f i8»o 1- Antike Itiuikuiist, Itetailüliunni n, Zusammen'^esctite fehun^en. 

Farl'i;;c Decorationen- 
Strack (•»: Ornamentzeichnen nach Vorlajjen und ( ii|ismi>detlen. Architektonisches 

Zeichnen (Säulencirdnuii^en). 
Wolff (•): Entwerfen von Hochbauten. 



•) Noch dem |>e);cnwaiti^eM Lehrkür]>cr angehörend. 



AbiMtaig Mr AidiiidMr. 



149 



Privatdocenleo: 

Crrmer (*): Innenausbau aarh kuns-^< werblichen Gesichtspunkten. (Enbrerfdi.) 
Paul Gracb jr. (f i>9i): Malenache Üantellung voo Architektiuea. 
Lebfeldt: Kumtgeschiclite. 

l'erdisch: Perspectivischts irhnen. Entwerfen cinr irl'.««r Hochbauten. 
Schäfer: Geschichte der Holiarchitcktur. Ausbau gothiscbcr Gebiudc (VortrÄg) 
Tttckermaaii; Abrifr der Geschichte der BankttiiM. 

CfarooCk «an 1884 Iii« 1899. 

Die erste Wandlung betraf den I-ehrstuh1 für Bauconstnictionslehre. Der Rcg.- 
iind Bau-Rath Prof Schwatlo, der donsolbon schon an der Bauakademie seit i^*^' und 
an der Cewerbeakadcmic seit 1877 iniic i;ebabt hatte, wurde seiner weitverxwctgtcn, 
das künstlerische wie praktische Gebiet des Bauwesens- umfassenden Wirksamkeit 
am ; Dt^crmher fhirch den Tod entrissen.') Sein Lehramt übernahm der 

Land - Bauinspector (seitdem Prof.) Koch, und damit begannen einige wesentliche metho- 
(Bsdie Aendeningen, die auch für den Lehr^^ang der aodetn Abtheilongen 1)e- 
dcutsam wurden. Der Unterricht gUcdcrti sich von mm nn in einen Unter- und 
Obercursus, von denen der erstcre lür die Studirenden aller Abtheilungen, der 
letctere nur für die Architekten bestimmt war. Gleichzeitig wurde tür die Studirenden 
der beiden ersten Abtlieüungen den bisher weniger berücksichtigten constnictiven 
Aufgaben des „inncn ti Ausbaues" ein hcsomlcrcs Vortrags- und Ucbungscollcg 
gewidmet, und im Wintersemester 1886/H7 ein Vortrag über „Bauführung und 
Veranschlagen", im folgenden Sommersemester ein soldier über „Bau> 
materialienkunde" eingeführt. Dem letzteren stand seitdem eine im Sommer 
1883 begonnene Sammlung von Baumaterialien, besonders von natürlichrn 
Bausteinen — dieselbe sihlt heute schon Ober 2000 Nummern — nr VcrnitL;ung. 
Vom Studienjahr 18«)'' 97 an kam zum Lehrgang der ersten drei Ablhcilungcn das 
freihändige .'^kiz/ircn nach RauinddclU-n, uiitl fiir drn Ofi< rcTir5tis dir Aufnahme 
gröfserer Dachstuhl- und Thurmconstructioncn und das Auftragen derselben nach 
Mals hnutt. Das stetige Anwachsen der H^rsahl t&hrte t8<>2 zur Einrichtung 

noch eines zwciti n C'illcs^s ül« r Hau constructionsleh n- untcKT Cursus', d^s 
mit dem Octobcr jenes Jahres dem Reg.- und Bau-Rath Prof. Krüger als Doccnten 
übertragen wurde. Femer Wird die &iUConstructions1ehre in gleicher Weise durch 
Vortrag und Uebung seit 189^/9^ vom Bau -Rath Prof Nilka als Privatdöcent 
gelehrt, der M it i^^oi auch über die haiiiuiÜ/i iÜchcn X'Mrschr'fri-" lv--t 

Für das Fach der Hochbauconstructionen mit Be^ug auf 1- euersicherheit 
sowie der Sicherfaeits» und gesundbeitspolizeiiichen Vorschriften, «eiehes 1891 bis 
iK<>^^ durch die Vnrl<''-iinL;iMi des rri\ atdoccnton f'rin - In^^pcctrirK Muh!kr vertreten 
war, hatte Mcb im Studienjahr i^oj 94 der Bau-Inspcctor Wcvcr habilitirt. Bei 
den wachsenden culturellen Aufgalwn der Baupolisei wurde den Bestimmungen der 
verschiedenen Baujwlizei- Ordnungen in ihrer socialpolittschen, nationalökonomischen 
und ästhetischco Bedeutung besondere Beachtung »gewandt. Seit 1898 erstreckt 



>) Ausi&hrliche Nekrotoge der veratorbencn Mit^ledcr LchikOipera und der Beamten 
enthalten die den |ahr«*progfaaiiiien der Anstalt seit iMs/Sj stlndig als Anhang bcicccebenen 

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I50 



Die Tcdinitcbe HodMchate t«o 1884 Wi 1899. 



sich das Lehf|;ebiet des Bau-Inspcctors Wever ferner auf das neben der technischen 
Ausbildung; m-u eingeführte Thema: „Stellung und Aufj^iben des Baubcamten In 
der staatlichen Hochbau Verwaltung". 

Vorträge und Uebungen in der Bauconstructlonslchre hielten als Privatdocenten 

von 18909t bis zum Sommersemester 1898 fenier Bau-Rath Haci<er, und über 
„Technische Einrichtungen in Gebäuden" Reg.- und Bau-Rath Bötiger von 1H92/93 
bis zu seiner Ueberaiedlung nach Danzig 1S9.S. 

Für LOftung lind Heizungswesen besteht an den übrigen Technischen Hoch- 
schulen im f deutschen Reiche kein eigener Lehr^-tiih' An der Berliner Ti chnischen 
Hochschule dagegen wurde ein solcher 1885 dem l'rol. (jetzigen Geh. Keg.-Rath» 
Rietschel Obäwiesen. Diewm Lehramt dient seit 1889 eine Versuchsstation 
fiir Heizungs- und iJiftung'^iiiii iL-litunL;i n, in der seit 18(17 regetmaf-^ifjo l'ebungen 
abgehalten werden, und eint xicmlich umfangreiche Lehrmittelsammlung. Der 
(Jnterridit nmfiifst gegenw-lrtig vier Wochenstunden, von denen die des Winter* 
Semesters filr Architekten, Bau- und Maschinen -Ingenieure gemeinsam, die des 
Sommcrseniestcrs ausschliefslich für Ma-.ctiini n- Ingenieure bestimmt sind. 

Mit besonderer Berücksichtigung der aus der Wohnfrage und der socialen 
Gesetzgebung entstandenen Baubedürrnisse behandelt seit 1895/96 der Privatdocent 
Landes -Bauinspector (jetztL;i ! . indes- Baurath) Goccke die allgemeine GebäudC' 
und Städtebaulebrc, namentlich da^ cotnmunale Bauwesen. 

Die architdctoniache Formenlehre war in der ehemaligen Bauakademie fast aus- 
sch'nMica auf die der antik-classischen StiUvciscn beschrankt geblieben und bei 
dei l'i licrsii iKuni; der Technischen Hochschule vertrnt dieses Fach in erster Reihe 
Prot. Hermann Spielberg. Derselbe hatte i>einc Lehitliatigkeit i86i als Nachfolger 
von Wilhelm Stier imd BMticher begotmen, und zu dem ihm damals über* 
wiesrnc 11 Unterricht in >!c"r antiken Baukunst war seit t^-^' ..Kntwerfen farbiger 
Decorationen" getreten. Auf beiden Gebieten waren seine hervorragenden Leistungen 
in den wdtesten Fachkreisen anerkannt; aber der ganze Umfang seines Schaffens 
und seines Einflusses Ii< n su h erst nach seinem Tode (30. November 18S6) auf 
einer in der Aula der Technischen Hochschule veranstalteten Ausstellung seines 
künstlerischen Nachlasses überschauen. Das ehrende Andenken an ihn hält seine 
am II. MSrz 1891 in der Haopthalle enthtillte MarmorbOste auch Sufscrlidi lebendig. 
— Während dreier Studienjahre wurde sein Unterricht vertretungsweise von Prof 
Strack und Bau-Kath Merzenich als Doccntcn crtheilt; vom October 1891 ab 
wurden dann die LehrAcher: „Antike Baukunst, Detail- und zusammengesetate 
Uebungen", „Ornamentzeichnen nach Vorlagen und (jipsmoii ' ; und ..Uebcrsicht 
der Bauformen für Architekten und Inge nieure " dem dadurch in du? Reihe der etats- 
mäfsigen Professoren eintretenden Prof Strack zugewiesen, während gleichzeitig 
das «Entwerfen fintiger DeooiMionen'* dem Lchrgebiet des Prof., jeungen Geh. 
Reg -Raths Jacobsthal angegliedert ward. Die hierdurch wimschenswerthc Ent- 
lastung des letzteren erfolgte durch Ucbcrtragung seiner bisherigen lur Maschinen - 
sowie für Sdiiffbau- Ingenicure berechneten „Cursorischen Uebungen im Freihand- 
zeichnen nach Ornamenten" auf den Bau -Rath 1 Jetzt Prof.) Merzenich, 

Der von Prof Str.icl: t^eieitde Cursus im Omamentzeichnen steigt sowohl 
im Hinblick auf die Cjc^t nstände, wie auf die zeichnerischen .Mittel der Dar- 
stellung von einfachen Aufgaben zu zusammengesetzten Uebungen systematisch 




Abtbrilnif Ai Aicliilililufa * 



auf. Vonviegend Rtr schon GeQbtere ist dagegen der Unterricht des Geh. Reg.- 

Raths Prof. Jacobsthal bestimmt, der neben den farbigen Decorationen das durch 
entwicklungsgeschichttiche Vorträge erläuterte Omamcntzcichncn in ausführlichen 
Metboden und das Entwerfen nach Programmen umfafst. Hier hat die Ueber- 
sicdlong nach Charlotteiiburg wesentliche Vorthelle gebracht. Das PHanzenstudium, 
da«i HiTcits Hötlicht r in den Vordergrund der ornamentalen l'ebungcn gestellt 
hatte, konnte nun viel systematischer entwickelt werden. Während es früher in 
der Bauakademie nur aunuhmsweise möglich war, lebende P6anzen beim Unter' 
rieht m benutzen, wurde jetzt ilie Anlage eines, wenn .iu< h nur bescheidenen 
PHanzcnhauscs durchgesetzt, und es» glückte, hier sowie im Gartcngclände der Hodi- 
schule fast alle historisch wichtigeren Pflanzen der mediterraneen Flora eüizubfligem, 
und die einheimischen, sowie solche ausländischen Pflanzen, welche durch Schönheit 
der Form oder Farbe ornamentale Anrc^;itngcn bieten, in guten Exemplaren zu ziehen. 
Unter den naturgcmäfe besonders ge(>ikgtcn Acanlhusspecies ist dabei aus zwei 
verschiedenen Arten sogar eine neue, jetzt bereits in der dritten Generation bestän- 
dige Hybride von gesteigerter ornamentaler Vollkommniheit entsprossen. Wie 
hierdurch die >«atur selbst diiiierncl den Zwecken des L nterrichts nutzbar gcinaclit 
wird, so geht das Bestreben auch bei allen übrigen Gattungen omaoientaler Muster 
fi.iliiii, <11<' .\f\L^rii.,s<> iinr! Photographien nU">i:licl;-t durch Original.stiicki"' ^ii t r^^.'inzon, 
welche den Eintlufs der Technik auf die btilisirung unmittelbar zur Anschauung 
bringen. Es ist demgemäß der Grand zu einer Sammlung von keramischen Erteag- 
nissen, Tapeten, Hdzintarsicn , FIcchtwerk, Metalllegirungen, Glasflüssen usw. gelegt 
worden. Die engen Grenzen, in denen dies bisher allein möglich war, werden 
wesentlich erweitert werden nti'issen, um dem Unterricht an der Technischen Hoch- 
schule nein n di n mit Sammlungen solcher Art ^ * reich bedachten kunstgewerb- 
lichen Leliranstalten dir Mitte] angemessener Ausdehnung zu erhalten. — 

Für Ornamentzeichnen hatte sich im Studienjahr 1093/94 ferner der Land- 
Bauinspector (jet«gc Kreis -Bainnspector) Laske habilitirt, der Ostern 1899 eine hier- 
fTit nt 1; bi gründele Docentenstelle erhielt. Zu dii 51 m für Studirende der ersten 
vier AbthcUungen berechneten Ornament •Zeichenunterrichte ist seit dem Herbst 1898 
ein CoUeg für „Entwerfen von Ornamenten** getreten. Ein sog. „Sklaärcolleg'*, in 
welchem »lie Grundformen des Ornaments behandelt werden, soll eine genaue 
Kenntnifs der I^attirvorbilder und eine erliöhte Sicherheit im skizzenbaiten Zeichnen 
ermöglichen. 

T )> r Unterricht im Entwerfen von Hochbauten erfolgt fast aussciiUeislicb in 

seminaristischer Weise. 

Den im «weiten Studienjahr beginnenden, von Vortrigen begleiteten Unterricht 

im F.ntwerfen einfacher I lochbauten, ein^rhli« f-Mt Ii huidwirthschaftlicher Gebiiude, leitet 
seit iä75 Geh. Bau -Rath Prüf. Kühn, dessen höherer Lehrcursus für das dritte und 
vierte Studienjahr umfangreichere Aufgaben nach gegebenen Programmen behandelt. 

Für die höheren Semester waren seit 1S7S zwei Uebungscollegs Vorzugsweise 
für die „Baukunst der Renaissance" eingerichtet worden, von denen das eine im 
April iKjg von dem Bau-Rath (jetzt Geh. Reg. -Rath) Prof Ende, das andere im 
October des gleichen Jahres von dem 15au-Rath :j< tzt Geh. Reg. -Rath) Prof JulittS 
Raschdorff übernommen wurde. Prof. Raschdorff hält dieses Collcg noch gegen- 



•51 



Die Tech »lieb« HocbiHnilr ton 1M4 bfai 1899. 



wärtig. Die Aufgaben «.tcijjrn hier von Lcbun^jcn in den architektonischen Formen 
und kleineren Hauiichkeitcn zu {»rol'seren Arbeiten nutniinientali-r Art auf, wobei 
überall der Gesamtentwurf von einem Detailblatt in ^,'rofs< iu Mafs^taln- bej^ieitel ist. 
Die dabei ein>;efuhrte DarsteliunKsweise betont die plastische p'ormcnwirkun^;. Diesen 
Uebunjjen im Hntwerfen ^;^•ht ein V'ortranscolUy : „L'eber die wichtitjsten Arten 
öffentlicher und Privat - 1 lochbauten und Städteanlagen" parallel, welches besonders 
die Kaunigestaltuny; in praktischer wie in kimstierischer Hinsicht erörtert, aber das 
Hauptziel des Unterrichts bleibt die „Schulung des Lernenden durch seine eigene 
Leistung". 




Das |S-S (ür die Renaissancebaukunst eingeführte Coüeg des Prof Ende 
bot wöchentlich zwölfstündige Uebungen im Hntwerfen von Hochbauten mit I>etail- 
durchbildung und im Stegreifentwerfen. Schon Octobcr 1S77 war femer (zuerst 
provisorisch) als Docent für „Entwerfen von ötfentlichen und Privat -Gebäuden" 
Reg. -Baumeister 1 jetzt Prftf und Bau -Rath) Wulff eingetreten. — Hier führte 
während des in Krage stehenden Zeitabschnittes zunächst die Einrichtung der im 
Verfassungsstatut der Königlichen Akademie der Künste von ih^-' vorgesehenen 
neuen ..Meisterateliers" Veränderungen herbei. AU iS.">5 an die Spitze der beiden 
Meisterateliers (tir Architektur die Professoren Ende und Otzen berufen wurden 
und infolge dessen aus der Reihe der etatsmäfsig angestellten Lehrer der Hochschule 
ausscheiden mufstcn, wurde die etatsniäfsige Professur Endes im März iSsu dem 



AblheOuBg Mr AnUlckluf . 



Prof. WoifT übertragen, wahrend Prof. Ende efai nur noch dreistQndigcs l'cbungs- 

collcj; im „Skizziren nach systematisch jj< tndneten Aulj^alx n aus il» m Gebiete des 
Hochbaues, verbunden mit Vortrag, kritischer Beurtlieihmt; und Leberarbeit iin^^", 
beibehielt. In dieser verkürzten Form führte Geh, Kcg.-Rath Ende sein Lehramt 
an der Hochschule, wo er auch MitgUed des AblheitungüColU^iiims geljlielien war, 
fort, bis er sich im Apri! iS i- inColi'r» f!er anderweitigen starken Inanspnu hnnhme 
seiner Kräfte zum gänzlichen Austritt aus dein Lcbrvcrband der Hociischule ver- 
anlafst sah. 

hn Zusammenhang mit den Erwägungen, die zur Vereinigung der bau- und 
GeWf'rhr;«kadrmie führten, wurden Air den Unterricht im Entwerfen eine gröfsero 
Stundenzahl und reichere Hülfsmittel vorgesehen Gleichzeitig ward der Lehrkörper 
durch den Eintritt der Professoren Ende, Julius Raschdorff und Otzen in der 
oben erörtettt n NVoise erweitert, und damit begann .mich eine Ri ilio wesentlicher 
methodischer Umgestaltungen. Noch unter der Leitung Prof. von Arnims (f lüooj, 
als dessen Assistent Ende seine Lehrthätigkeit begann, war för das „Projectir- 
OOlleg" die Einschränkung .-»uf bescheidenere Profanbauten und auf kleinen Maf>stab, 
sowie die \''>rliche" fiir cuic liililniatVi.;« , r,iilKL;i- RiIiMiuilung der ['r<ijeet^ durch 
landschaftliche Statlagc üblich gewesen. l)er L ntcrncht Lucacs befolgte im .all- 
gemeinen die gleiche Methodik, kgte jedoch — der Begabang des Meisters ent« 
sprechend — auf eine reizvolle An-^'-tattung der Innenräume gröfs n s Tu .vlc ht und 
fiUute ferner das „Stegreifentwerten" ein. das freiUch zunacitst melir im ilinbiick 
auf die Anlbrderungen der Staatsprüfung Schnelligkeit der Coneeption und Gewandt- 
heit der Bearbeitung übte. 

Seit dem Ende der sicbzfi^cr Jahre suchte dir rntcrricht die Studirenden 
unmittelbarer auf die künftige praktische Arbeitsweise selbst vorzubereiten. Für 
die Durchbildung der Grundrisse, Fa^aden und Durchschnitte wurde nun ein 
gröfser«>r Mafsstab gewählt und die con.^tructivc Seite der Aufgalje schärfer 
betont, für wichtigere Details eint! Zeichnung in natürlicher Gröfse verlangt, und 
dabei die frühere coloristischc Behandlung eingeschränkt. Stilistiiich wurden neben 
den Formen der strengeren Antike besonders die der itattenischcii und deut- 
schen Renaissance mit '^'ele'^'rn'lirhfn Antchin^yt ti .in tiiiMcInlterürhe Motive gepflegt 
und die letzteren namentlich beim Landhausbau bevorzugt. Der Unterricht im 
Stegreifentwerfen femer erfuhr dadurch, dals jede Aufgabe mit einer ihre Eigenart 
erläuternden Vorbesprechung verbunden im ! Inr die Bearbeitung eine längn»' Frist 
vorgesehen wurde, eine nicht unw< smtliche W rtiefung. Endlich ward auch eine 
möglichst erschöpfende Kritik der eingegangenen Arbeiten geboten. 

An dieser Reorganisation ist Prof. Ende in hervorragender Weise bctheiligt. 
Den Erf(tlg dieses Unterrichts bezeugen seine Schüler durch ihr eigent s .SchatTcn, 
höher aber noch, als diese Art der Lchrwcisc selbst, steht für äic die pvrüünliche 
Anregung, die sie ihrem einstigen Lehrer danken. — 

Die Leitung der Skizziröbungen, mit der Geh. Reg. -Rath Ende seine Wirksam- 
keit an der fl<<chschule abgeschlossen hatte, Wtvdc vom Octobcr itt<)7 ab ebenfalls 

dem Bau -Rath Prof Wolff üliertragen. 

Seit October itssb hält ferner der Kumgliche Reg. - Baumeister l'rof. Otto 
Raiehdorff, der Sohn und langjährige Assistent des Prof. Julius KaschdorAT, 



154 



Die Tecbaiidi* Hodiadule vm 1984 bb i<99. 



ab Dooent einen Cursus im Perspectivischen Architekturzelchnen. Für 

KntWf^rfcn d<^s inneren AuNhaiies ist seit iS8.^ Prof. Cremer habilitirt, um! iTir Ent- 
werfen und Dctaillirca von 1 luchbauten nebst Skizziren ist terner seit Oettern 1894 
als Privatdocent der Königliche Land-Bauinspector Schmalz tbätig. 

Bei seinem Eintritt in den I.chrverbnnd der Technischen Hochschule (April 
1879) begann Prof. ijetxt (ieh. Rcy.-Rath) Otzen neben seinen IVbungen und 
Vortr^en über „mittelalterliche Baukunst" und „ Backsteinbau " unter der Be- 
zeichnung nPofsnenlehte fbr Infenieure" ein Colleg, welches aufscr einem gröTseten 
Vortraj^ über die Kunst}.je<ichichte iler Ingcirrtirlmuten ein ft4;t'>nisrfic<- 1 'i 'mngs- 
coUeg und ein solches als ik-ihülfe zu den constructivcn Aufj^abcn der Ingenieur- 
abtheilnng umfafstc. In solcher Form wurde dieser Unterricht von Prof. Otiten bis 
1881/S.' fortgeführt. Als „architektonische Formenlehre für InfjenieurL i:nt. t Hinweis 
auf die geschiclitliche Entwicklun|> der Baukunst" wurde dieser Unterricht nach 
längerer Unterbrechung dann von Prof. Elis 1888/89 aufgenommen und nach dessen 
Tod (1889) von 1890 bis 1895 von dem Bau-Rath (jetxt Geh. Bau-Rath) Hossfcld 
als Docenten der Abtheilun^ für Bau - Inj,'enieur\vesen ertheilt. Seit October i'^ v; 
behandelt innerhalb dieser Abtheilung „die aichitcktonische Formenlehre, angewandt 
auf Gegenstände aus dem Ingenieurwesen'* in Vortrügen und Uebungcn der Reg.- 
fiaiimeister (jetzt Prof.) Hoffmann. 

Auch im Lehrfach der mittelalterlichen Baukunst sind seit 188) mehrere 
Wandlungen zu verzeichnen, zu denen ursprünglich ebenfalls die Besetzung jenes 
an der Kunstakademie eingerichteten „Meisterateliers*' den Anlafs gab. Die etats- 
mäfsigc Professur des Prof Otzen an der I i chni>;chi n Ilr chschule wurde damals 
(von October löhj anj dem Prof. Schäfer übertragen, doch blieb auch Prof. Otzen 
Mitglied des AbtheilungscoUcgiums und behielt von seinem früheren Lehigebiet den 
Vortrag über Hacksteinbau bei. Dieser Vortrag, welcher zunächst nur dem Pro- 
jectircoUeg in mittelalterlichen Formen, insbesondere denen des Backsteinbaues, 
eine breitere allgemeine Grundlage geben sollte, ist im Laufe der Zeit hierüber 
hinaus gewachsen. Zwar triidct auch gegenwJirÜg die Vorführung des historischen 
nordisch in l^acksteinbaues die eigentliche Basis der Vorträge; dieselben sind aber 
dahin erweitert, dafs auch die Koitbildung der einzelnen Formen in der ntodernen 
Zeit und deren constnictive und künstlerische Grundlagen in den Kreis der Betrach- 
tung gezogen werden. 

im An5chlufs an dieses Vortragscolicg über den Backsteinbau begann October 
1885 femer der Architekt (jetzt Prof. tmd Mi^lied des AbtheilungscoUcgiums) Voll- 
mer einen l'ebungsunterricht im „Dttailliren mittelalterlicher Formen und Entwerfen 
einfacherer Gebäude mit bi'>on<:lerer Berücksichtig(mg des Hacksteinbaucs", der seit 
October 1090 von sechs auf zehn W'ocheastunden erweitert ist. 

Etwa dn Jahr zuvor, am Wcihnachtsmorgcn 1889, war dagegen ein gesdiStzter 
Lehrer der mittelalterlichen Formen weit, der seine ausg( bn itete, bei zahlreichen 
Restaurationen erprobte Kenntnifs derselben d< r frülu ren Gewerbeakademic schon 
seit 1872, der Bauakademie seit 1S7 ; zur Wrliigung gestcHt hatte, Prof. Elis, seiner 
erfolgreichin Wirksanikiit durch eine HerzlShmung entrissen worden. 

l)urch <ln- Biriufuiig auf ein anderes gro(st s Wirkungsfeld wurde auch Prof. 
Schäfer dem Verbände der Hochschule, dem er seit uso^^j als Ducent, Seit 166^ 
als Nachfolger des Geh. Reg. -Raths Otzen in der ctatsmäfsigcn Professur (ät mittel- 




AIjÜNtlnK Ar Aiditto'ktBr. 



»55 



alterliehe Baidcunst, angehörte, entrückt Er siedelte im October 1694 nach Karlsriihe 

über, wo er an der TechniNchen Hochiichule dasselbe Lehramt wie in Berlin übernahm 
und gleichseitig als Grofslierzt^licher Über-Bauraih eine ausgedehnte praktische 
Thätigkeit fand. Von Jugend auf mit den praictischen Erfordernissen seines Faches 
und als Schüler Ungewittcrs mit dem inittclalterlichon Bauwesen vertraut, brachte 
er fiir (his I.i hramt eine iniL,'i W'-'bntichc Bc^jabung mit. dmcli il.is schnell 

skiuirte hiid und zuglcicli durch das lebendige Wort wirivcndcr Unterricht liefe 
gleichsam den Ton der mittelalterlichen Bauhfltten wiedererstehen und gab de« pensfiu- 
Hellen N'crliältnifs der Studircnden zu ihrrni M- i^!cr « ine cigcrmrti.^c , vr>n kiiTT^^lcrkcher 
Schatt'cnstrcudc belebte Wärme. Zeugnifs dafür bot auch der ihm zu Ehren ge- 
feierte Abschiedscommers. 

An seine Stelle wurde im Jahre 1894 der Architekt (scitiicni Prof.) Hehl 
aus Hannover berufen, der gleich Schäfer aus der l'ngcwitter'schcn Scltule stammt. 
Art und Sele seines Unterrichts sind die gleichen geblieben, nur dafs inhaltlidi auf 
die romanischen und frühmittelalterlichen Formen ein noch gröfserer Nachdruck als 
zuvor j!f!f'^'t, und die durch I'xcu: sinnen ermöglichte unmittclbrire Anschauung 
bedeutender niitteiaiterlichcr Bauten m ausgedehnterem .Malsc den Lehrzwecken 
nutzbar getnaeht wird. 

Auch das Fach der mirtcl.-iltfrlichen Architektur wird durch den SpccialunJer- 
richt von Privatdocenteu gefördert. Seit October 1895 trägt der Reg. -Baumeister 
Härtung über „Constructions- und Formenlehre" des Mittelalters vor und leitet ein 
entsprechendes Ucbungscolleg, und iHijj.ijS habilitirte sich der Architekt Secssclberg 
fdr „constructivc und omamentale EinzctUbungcn in grofscn Mafsstäbcn" zur Vor- 
bereitung ani das Entwerfen in den Stilen des Mittelalters. In dem mit diesen 
Uebungen verbundenen VortraL; i lu i „Entwicklungsgeschichte und Bildung^gcsctzc 
der hauptsächlichsten mittelalterlichen Ornamente und Profile" werdrn he'-fmders 
die Entstchungi-bedingungcn dieser Formen erörtert, um dcu lernenden zu stil- 
sicherem Neuschaflen au beHthigen und hierin von Vorbildersammlungcn oiMbhBn^ger 
zu machen. Im Sommer iS i , tr.-^* ferner Reg.- und Stadt* Baumeister Stiehl als 
Privatdocent für „mittelalterlichen Piofanbau" ein. 

Das in den letsten Jahraehnten zu einer selbständigen Diseiplin entwickelte 
photogrammetrische Mefsbildverfahren hat neuerdings auch an der Technischen 
Hochschule seine Vertretung gefunden. Seine praktische Handhabung für die 
Zwecke des Architekturstudiums vermittelst eines al^ekürzten and technisch 
vereinfachten Reconstructionsverfahrens lehrt seit April iSd'! als Privatdocent der 
Land-Bauinspcctur Ktirber, ein .Schiller des Geh. Bau-Raths Dr. .Meydenbauer. 
Dabei wird zugleich das bisher noch zu wenig gewürdigte, überau-s werthvolle 
Studienmaterial, welches die Bildcrscbätze des in der Königlichen Mcfsbildanstalt ver- 
walteten Denkmälerarchivs enthalten, den Zwecken des Architckturstudiums uimiittelbar 
nutzbar gemacht 

Dem „rSumlichen Denken" und zugleich einer praktischen Schulung dient auch 

die seit dem gleichen Jahre v<>n dein Privatdocenten ket;.-Batinu ister (jetzigen Kreis* 
Bauinspectorj Mü&sigbrodt vorgetragene spcciellc „Lehre vom St< inschnitt". 

Das Aquarediren nach der Natur mit besonderer Berüclcsichtigung der an den 
Architekten herantretenden Aulgaben leitete bis zu seinem frühen To li- ;ini Januar 
1892 als Privatdocent Prof. Paul Graeb, der, gleich seinem Vater, dem bekannten 



IS6 



Vk Tcctatoche HocIntMe «m 1M4 W* 1B99. 



Architekturmalcr Prof. Carl Gracb, das Ziel winer Kunst in der treuen Wiedergabc 

«J. s St<.|t1i<;lH-n. in drr ^^'"'»niic.'n lit .iclitiin;^ der StiltV.rmcn und in der miniaturhafti-n 
I-Vmhcit üiT Tcblinik 5dh. An der Iluch>chulc hatte er seit ibbu eine »ehr frucht- 
bringende Lehrthäti{;ki>it entfaltet 

Sfit <li-m Stuiiiinj.ihr ti*-l di> sc nobon Prof. Jacob, der den l'ntcr- 

richt im Land&chalt>zeichncn und Aquarclimalcn seit itlN.' als Docent ertheilt, neuen 
Kräften, den Malern Theucrkauf, GQnther-Naumburt; ijctzi|,'cn Professoren) und 
Kurt Stnc vini; zu, du- als I'iivatdoccntin citüralen. Ciünthi-r-Naunibur^, dfr iJco 
L'nurriclit . "gleich Theucrkauf. auf alle Techniken der Strich- und Tuschzeichnunj; 
au>dehnte, richti IC euj (ru< ^ L'ebunysculkj; im Slift- und Fcdcrzcichncn von 

landschafthcher Staffaiie für architcktottischc Entwürfe ein. In gleicher Weise wird 
der Unterricht des Prof Iirnn -jfhin, fhi^s: 

Den Unterricht im figtlrhchen Zeichnen cnheiltc bis zu seinem Tode am 
2$. |nnt ta»7 der für monumentale und zu]«leich deeorativ wirkende Malerei besonders 

be^^abte F'r<if Johannes Schaller. An seine Stelle trat dann init dem Wintcr- 
semci^ter 1 Hnjs t^tf der üenremaicr und Lehrer an der i.,'ntcrrichtsao!>talt des 
Königlichen Kunstgewerbemuseums jctzii^c Prof) E. Henselcr. Das in diesem 
Cursus speciell yej>tlejjte ti^iirlichf Zeichnen im Hinblick aul «Ii. Aii.iii'iitie und 
Proportionslehre bildet aber auch einen Thcil des Unterrichts im Modellireni den 
nach dem Ableben des Prof Ed. Lürssen (18. Februar 18111) [auch das Gebäude 
der Hochschule besitzt in dem Medaillonbildnifs Lucaes und in den Mannorhermen 
Spieiber j^s und Winklcrs bleibemle Zeu^^en seines Konn^ V'>m 1. Novembir 
jenes JahrC!) ab der Bildhauer (jetzige Piul.i Oltu Geyer übernahm, nachdem das 
frQhcr mit Lflrssens Lehramt verbundene „Zeichnen nach lebenden Modelkn, 
Stafl'aiie und Gewand" dem Gebiete des Prof Her ^ r / 1 > vie-en worden war 
Prof. Cie> er hatte damals nur emen L'ebungscursu» für ornamentale* und figüriiches 
Modctiiren bcj^onnen, der von Ostern 1804 an in zwei Curse «erlegt wurde. Eine 
Weitere L'm^estaltunjj erfuhr dieser Unterricht und i'^-i', infieoi XU den L'ebunnen 
nun auch Vorträge über ProporUonslchrc und deren Anwendung, sowie über Kürper- 
ponderation und Anatomie hinzukamen. Auch dem ornamentalen Scbriftwesen ist seit 
1891/^2 ein ci;^ener Unterricht dis Prix attiocenten Malers Schoppmcv cr gewidmet. 

Ne!>cn allen diesen mehr oder minder der unmittelbar praktischen Erziehung; 
des Architekten dieiitnden Di.scipiinen stand in der Architcklurabthcilung von An- 
beginn auch das geachichdiche Ijchrfach naturgcnUlfs weitaus bedeutsamer, als in 
den übii'..;en technischi n l".ichal>theilun|.;en, im \'oriierj.;iund. Nachdem schon im 
Anfang des Jaiirhunderts Alo> s liirt iibe-r tiauhistoric gele!M:n, hatte nach lan(;erer 
Pause auch hier Wilhelm Stier organisatorisch cingegrifTen, indem er an der ehe- 
maÜjien Pau.ik.dloniie. be-onders v,-it i> ;i. Wtrira^e iiIxT vei ^1i;chi n.lc Baugeschichte 
begann, die freilich in erster Keilie eine „Proportionsichre" der Baukunst zu baten 
suchten. Nach einer Zwischenzeit, in welcher die BaugeMhichtr von Dr.Guhl« (><.<;o 52)« 
dem Architekten .Mertens i>:<. und v,i und Dr. Lflhke '11 uelchrt 

Worden war. wirkt ui tii< -<in ,\iute si it >lem .'s! .iiiinerx nie--t' r t^vi dir Pro) 1 jeT/i^c- 
Wirkl. Geh. (.>lHr-llaurallii Adler, In den s<.it i-oi wöchentlich aul jcth^. Stundi u 
enkviterteii Vorlestmgcn wird die GcMrhichtc der Baukunst in vier Absichnitten, welch« 
auf \ H t nU I veitlu i t sind, v i . i lr.e^rii uii.l dei .'^^ liw i 1 iiuilkt auf den N.ichw < 

der construciivcn Entwicklung m den vcrä.clucdciien Zcucjiochtn und Siilj>ha!»en gelegt. 




AblheUunc fUr Architektur. 



«57 



Die damals begonnene Sammlung von grofsen. ei^'cns fi'ir die^e l'nrerrirhts- 
zwecke hergestellten architcktonibchen ^icbnungea nach den hervorragendsten Bau- 
werken ist inzwischen stünd^ vennehit worden. Die seit 1870 auf Anregung Prof. 
Adlers von dt-n Stndn ndcn selbst gezeichnete imd vcn'lftentlichte Sammlung: 
„Denkmäler der Üaukunät", in weicher zum ersten Male ein einheitlicher Marsstab 
sämtlicher Aurnahmen streng durchgeführt ist, geht jetzt ihrem Abachhils entgegen. 
"Die umfangreiche Sammlung von Photographien wird ständig erweitert. 

t'",ine Bereiclu Mnu; des \<iti .!< ii Studirenden selbst gc('i tt;;;li n A1>1 iiMiint;s- 
malerials bieten aucii die vervieitaiiigten „Architektonischen Studien- und „Skizzcn- 
heüe", welche der 1894 gegröodete „Akademische Architekten -Verdn*' herausglebt. 

Die l^augcschichte findet sodann neben der nisrliirhir cfcr Scitljitur tind 
Malerei ihre iierücksichtigung auch in der allgemeinen Kunstgeschichte, die nebst 
der Aestbetik seit dem Soromerscmester 1873 durch den von 1678 an etatsmäfsigen 
Prof. Dr. Dobbert vertreten ist. Die Vorträge, welche für die ersten vier Studien- 
Semester die gesamte Kunstgeschichte und ausgewählte Capitci aus der Aesthetik 
umfassen, sind seit dem Beginn des Sommerhalbjahres i8oq auf Antrag des Prof. 
Dobbert von sechs auf vier Wochenstunden beschränkt wordin. Sie werden zum 
Theil in den Königlichen Musern h.iiti n; in di r I Incliscliulc steht ilinen eine reiche» 
rcgelinäfsig vermehrte Abbildungssammiung zur Verfügung. 

In den Lehrkräften, die sieh dksscn Dlsdplinen als Privatdooenten wk&neten, 

hat seit iHR_j mancher Wechsel >*'itr l;i <"'indpn Dir boidcn Privatdocenten für Bau- 
gcschichtc, Dr. Lehfcldt und Post-Haurath luckermann waren, der erstcre 
Anfang 18B6, der letztere 1888/80 ausgeschicdea Von 1885/86 bis i8<)3/93 las 
über Allgemeine Kunstgeschichte fV \'.. r)r rnrnelius Guriitt, der im .Studien- 
jahr i8»9/f;<) als Privatdoccnt für „ Kunstgeschichte" eingetreten war, folgte 1093 
^ncr Berufung fiir praktische Aesthetik und fiaugeschichte an die Dresdener Hoch- 
schule, und ebenso ging Dr. Max Schmid October i8<)^ von der Berliner Hochschule 
aus, wo er seit iSui '<>.! als Privatdocent für Kunstgeschichte des Mittelalters und der 
Neuzeit gewirkt hatti-, als Professor an die Technische Hochschule zu Aachen über. 

In Berlin lesen als Privatdocenten seit dem Studienjahr 1888/89 ^r. (jetrt 
Prof.) Galland über „Kun.stgcschichte der niederländischen Rrn.ii^sance", ,, Ein- 
führung in die Kunstgeschichte" und neuerdings auch über „Deutsche Kunst des 
19. Jahrhunderts", und seit 1889/90 Dr. Ble Über „Ardiiolo^e'S „Aesthetik der 
Architoktui •' un ! nber die Kunstwerke der Berliner Königlichen Mu-i en 

Neben der Baugeschichte und der aligemeinen kunstltislorischcn Disciplin war 
die des Kunatgewerbes an der ehemaligen Gewerbeakademie schon 1870, an der 
Bauakademie i?^;^, : \, durch Dr. f jetzt Geh. Keg.-Ralh und Prof i Julius Lessing zu 
einem seib&tändigcn Lehrfach erhoben worden und später als wöchentlich vierstündiges 
Coltcg in den Lchrptan der Technischen Hochschule übet gegangen. IKe dauernd wacb- 
sendim Anforderungen , welche sein Hauptamt, die Leitung der vorzugsweise durch 
ihn -ins Leben gfrufenen SattMü'nnL'cn des Kiini^lichen Kunstgi-wi'rbemii^etjnis, an 
Prof. Lessing stellten, nütlugten lim, im Studienjahr 1094/95 dieses Colleg aufzugeben 
und nur den inzwisdicn eingeführten zweistündigen Vortrag Bber einzebie kunst- 
gewerbliche <}cbi<'t<' im Museum selbst b<M/ubelialti-n. Im October 1807 .schied 
er aus dem Lehrverband der I luchschule, aus einer nahezu dreifsigjährigen Wirk- 
samkeit, die mit dem Wadisdium der deutschen kunstgewerblichen Bewegung 



»58 



Die TccbniM-tie Hochwliute voo 1S84 lfm. 



j^lcichcn Schritt j^ihaltt^n und für tit n Hund zwischen Technik und Kunst auf dem 
liodcn kunstgewerblicher Arbeit zalilrcichc zukun1U%ollc Kciiiic ycptianzt hatte. Sein 
Lehramt übernahm als Docent in etwas veränderter Form der seit Ostern 1804 
hahilitirte Dr. jetzt Prof i AI fr cd G. Me\ e r. Der Schwerpunkt w urde von nun an 
mehr auf die für Architekten uniniltetbar wichtigen üattungcn decorativcr und 
kunstgewerblicher Arbeit, bcMmders auf die Geschichte der Hausaus^tattung und 

Möbel, {^cle^t, das übrij^'e knnsrj<rwcrb!iche (nbiet mehr encyklopadisch bcliandelt, 
und die tlurch Ilesuclie lier Werkslatten. Sainnihnn^en und der Koni^liclu-n .Schlösser 
geförderte Kenmnifs alterer KunsUveisen in „stilkrUischcn l'cbunj;e«" nach Skioptikon- 

bildern und Originalen geschult. Auch wurde eine Sammlung einschlägiger Ab- 
bildungen und Arbeitsproben begonnen. 

LdirkOrper im Studiei^ahr s899.'s900. 

Etats mafiiige Professoren und Docenten: 

AiiJei: Gtsillichte- <lcr Baukunst. 

DoUbert: Aii-^^cu .ihlti- ( ;i|iiti l ilcr Kunst^i Hrhirliti-, Kunstj^fschir htc i!es i<>. Jahr- 
humliiis Aistlniik. 

ücycr; Ornamentales und tigüriiches .Modelliren nach Vorlagen und nach der Natur 
(Act), verbunden mit Vortrag über Proportion, Attatomic und Entwerfen. 

Mehh Mittt l.il;t rli( he Uriul^miM : Knt\n i len in <ier li.iiisn-m-, Il.ickstrin- untl 
llol/.irchil« kliir, ("i.tis'juctioiis- umJ !• >ii it enli hre. .\i)sl>,iu f;iithisch< r 
f jctiaude llul/l>:iu. 

Uenselcr: Figurcnzcichncn nach Vorlagen, Uipsmodcllcn und nach dem Leben; 
Frgportionsicbre. 

J.icol)! I.aiitisrh;ir(s2ctchneri und Aquarellmaleo nach Vorlagen und nach der Natur. 

Jacübstlial: F.ntwK kliinfjsijt-si-hirhte tlcr hau|)t!.ächlich«tcn Omamentformen. Orna- 
m< ntzt irliiHii 111 atisfiihrlirtu ii M< thuil< n uinl (►rn.imi nfa!e Stiulien. lliit- 
werlen von Ornamenten nach Programmen, Akizziren aus dem Stegreif. 
Farbige Decorattonen. Ausgcwählle Capitel aus dem Gebiete der Orna- 
mentik. 

Koch: ItaucuustriictiKiisii hre n)it l'i liunyi n för alle F.irhabthrilunj!en nebst 

Lel>uin;tti im !Sku^ireii. Ktilweikii eiiil.ichir «irliiiucje (i'ilr Maschinen. 

Ingenieure). Innerer Ausbau. Uauconstructi<>nslchrc (hübcrer Cureus). 

Baufdhnmg und Veranschlagen. BawmiteriBlienkundc. 
Krüger; Bauconstruetionslehre mit Uebungcn fQr alle Fachabtheilungeni 
Ktthn; Einfache Hochbauten (einschliefsitch landwinhschafUiclie Bautenli Entwerfen 

naeh ^c^clienen Sku/.cn itur .\rchitekten ond Ban- Ingenieure). Entwerfen 

von Hochliaiiten nach Programmen. 
Latice: Ornament/c-irhncn. 

Merzenich: Cursorischc l-ebungen im Freihandzeichnen nach Ornamenten för die 
Abtheilun]; für Maschinen- Ingen leun»escn. 

Alfred G Mey< r: I.ncykli)]i;i>lie des Kunstj^f^irl.es utkI ilcr iltci ■rativcn KilnstL-, 
\crl iinili ri mit !>tiiknti»chcn t'ebunj^cn. Geschichte ikr 1 lausaustitiittung 
iinc) ili r MiibeU 

Ottcn; ßacküteinbau. 

), Raschdorff: lieber die wichtigsten Arten ölTentlichcr und Prirathochbauten und 

.vt.i'ltiMiiI::^! !! A'i.rtr.i^; l'.,iiikiiii-t liri Krii.ii.4sance: Entwerfen von Hgch- 

li.iii't n in \ I : I .-.miu'!;; t:iit .s> i^ii in n'urrli. ii. 
O- K ;> <■ Ii 11 1 1 1 f- IN rspt I ii\ i^tln-v Ai cflili killt /< II- lim II. 

kictschel: Lüitung und Heizung (tür die Abtheilungtn lür Architektur, fQr Bau- 
und Maschinen 'Ingenieurwcienk l.'cl>ttn{;en im Laboraiorium fOr WSrmc- 
tcchniic. 



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AMMhne mr ArAileklur. 



Strack: Ofnanuntzcirhiu-n nach Vorlaycn uml Giiisrnrnklli n. rilicrsicht der 
architektonischen Formen <fQr Architekten und logenieurcj. Antike Bau- 
kunst (Dctidl- und iBsammcngieaebitc Ucbunsen). 

Vollmer: lüitu'rftn un<t [}ctainircn in mittvlaltcTliclicn Formen mit besonderer 

Mrriicksichtigung ik-s Badislcinbaucs. 
Wolfr Kiitwcrfcn von lliichljaulcn mit Diirrhhjliluii;; ilcrsclln ii im Detail. Ucbun^fn 
im Skiuiri-n nach !^Y!.tcinatisch gcorüncttrn Autgaben aus dem ücbieic 
des Hochbaues. \ crl>undea mit Vortrag und kritischer Beartheilong, sowie 
Uebenrbcitung derselben. 

r> i V 1 1 iloccntcn: 

Bie: Gang durch die Kunstsammlungen Ucrtins. Aeslhctik der Architektur. 
Crem er: Entwerfen des inneren Ausbaues von Gebinden vom kunstifetirerbHchen 

Stanilpusili 

tjallanO. Nii ilvlIuinJi-*« lu- Kcnaissancp dt s i^i, uml 17. Jahrhiitulrrts. n<;ut>chi: 
KunstKcschirhtc <lcs 19. JahrhumlcrtH in Vi-rbimiunt; mit ikr (Jcsinit- 
entwicklang der bildenden ICflnstc. Einführung in die allgemeine Kunst- 
geacbichtc. 

Goccke: Atlgcmeinc Gebinde- nndStidtebiinlehre mit besonderer BcrIIcksichtigung 
der socialen BcdArTnlsse. 

Gttnthcr-Nauml)urg: Zeichnen untl AtjuarcMircn (I.anii"ichaft uml Architckliir) nach 

V(<rlai;cn uml nach dir Natur. Zt ichTn-n von lantUrhaftlic her .Staffage lür 

arrhitekloniM;iie Entwürfe. 
U. Härtung: Constnictions- und Formenlehre der mittelalterlichen Baukunst 

(Vortrag). Mittelalterliche Baukunst (Entwerfen). 
KArber: L'elmnKen in der ;;eonu trischen Darstelluni; von Uauformen aller Stilaricn 

durch Austragen aus pholojjraphischen Naturaulnahinen. (.MigekCirxtcs 

MelVliildverfalireiij 

Laake: Die Grundlormen des Ornaments unter Berücksichtigung der Naturvorbilder 

(Vortrag). Entwerfen vom Omunenten. 
Hflssigbrodt: Lehre vom Steinachnitt. 

Nitka: Bauconstmctlonslehre mit Uebungen für alle Fachabtheilungen. Bauconstruc- 

liun mit Uci tlcksichtiyunt; kaujmlueiliclur Vjjrschriften. 
Schmalz: Kntuerkn von lloclitiauten mit DurchtOhtung im Detail. 
Schoppmeyer: Die .ScIlnllloriiR'n des .Miendlandes uixl ihre Entwicklung. Kfinat'- 

lerische Ausstattung der Schrift des Mittelaller» und der Neuscit 
Scesselberg: Detail- und Omamcntielchncn lur Vorbereitung auf das Entwerfen 

in dm -Stil» M des MitteialteT-», Entwicklun};si.;eschulile und liildun)j«i;cset/e 
der haiil>t)!.iirl)lich>ten mittelalteilnhen Ornamente untl I'rotile. .Mitltlaltcr- 
liche H<il/arcliitektur iLiitwerkii untl Detail ireiij. 

Stichl: K.ntuieklung de» mitlt:lalterlichL-n i'rulanbaues in Deutschland. 

Stocving: .\rchiteklumalerel. 

Thcuerkauf: AquarcUlren undZddwen von Architektur und Landschaft, maieriache 

Darstellung von Perspectiven und Zeichnen und Malen nach der Natur. 
Wevcr: ( "onstrit<"!i<iii und I- .iitn lilun;^ des \\ ohnliau>f ^ mit Ui rücksirhtij^uni; der 
li4Upoiireiordriuni{ lür U< riin und iür die Vorurle. ätt llung und Aut^abcn 
des Baubcamtcn in der staatlichen Hochbauverwaltung. 

Ständige Assistenten: 
Marx, Ingenieur. 



ZI" 




SAMMLUNGEN. ARCHITKKTL RMl SEL M. 



Von den zahlreichen Samnilun{;en der Technischen HochNchule, welche aus der 
ehemaligen Bau- und der (iewerbeakademie nach Charlottenbur^; übersiedelten, 
dienen das Beuth- Schinkel -Museum, die Sammlunjj von Gipsabgüssen und die 
z. Th. aus der Köni>jlichen Kunstkammer stamminde „Callcnbach-Sammlunf;" von 
Modellen älterer, historisch wichtijjer, deutscher Bauten specicller den Studien- 
zwecken der Abtheilimg iiir Architektur. Vor allem umschlicfst das Schinkel - 
Museum in dem gesamten Nachlafs von Zeichnungen und Entwürfen des Meisters 
einen unvergleichlichen künstlerischen und kunsthistorischen Schatz. Der Gedanke, 
denselben stetig zu mehren und an das Lebenswerk Schinkels durch Erwerb von 
Zeichnungen, Modellen unil würdigen Arlieiten aus dem Nachlafs bedeutender 
Architekten » in Architckturmuseum anziiglirdern, gewann Leben, als 1885 eine eigene 
Commission, bi-.stehend aus il<-in Geh. Reg. -Rath Prof. Jul. Raschilorff, Prof Kühn 
und Prof. Koch, für die Gründimg einer solchen „Sammlung von Entwürfen und 
Modellen auf dem Gebiete des Hochbauwesens der Jetztzeil"' gewählt und auf Antrag 
des Abtheilungscolkgiunis von dem Herrn Minister D. Dr. von Gossler die erste 
hierfür erforderliche Summe bewilligt wurde. Durch Erwerbung des baukünstierischen 
Nachlasset! von Lucae, G Stier und der Schirmacher'schen Zeichnungen war lür 
diese neue Sammlung ein vietvers]irechi'nder Anfang gemacht worden, die Berliner 
Jubiläumsausstellung der Königlichen Akademie der Künste von brachte ihr 

einen wichtigen Zuwachs, und dank des Entgegenkommens des Ministeriums der 
örtentlichen Arbeiten, des Keichsamtes des Innern, der l'rovinzialverwnltungen , Be- 
hörden und Corporationen und der persi'Vnlichen L eberweisung seitens der einzelnen 
Architekten sowie des Verlag'-buchhnmllers Wilhelm Ernst ist die Sammlung, 
obschon zur Zeit keine Geldmittel zur Wrfügung stehen, langs.im aber stetig ge- 
wachsen. 



AMMIw« m AfcUickliir. 



I6t 



Das Beuth-Schinkel'Museutn war nebst dcrCaUeobach^Samnilune, dem Museum 

der aus der i In ni.;!i_«'!» Bau- un»! r;i \vorf)oakademic iilH-rtratjiMTrn f Hpsab^iisic und 
dcu jetzt in den Giingcu der liuchschule, sowie in der Bibliütluk untergebrachten 
Sammlungen wo Bronzen und Majoliken, von Gössen der Gräflich Stolbcrgisch- 
\\'crni^< roder Kisenhiitlc, der i int;orahiutcn Zciclinunt;cn und Stiche, der Siej^i l, 
Medaillen und Gemmen, von an pro\is<irisch d<m Prof. Grell zur Aufsicht 

unterstellt wurden. Nach dessen Au!><>cheiden im April 1891 übernahm die Leitung 
aller dieser der Abüuilung angehörenden Sammlungen Geh. Reg. -Rath Prof. 
Julius Raschdorff. Seitdem wurde besonders das Architekturmuse-tm -t;itt- 
lieh venncbrt. Die grollen dcutachen Wettbewerbe des letzten Jahrzehntes haben 
ihm eine Fülle von Zeichnungen und Modellen zugeführt. Es sind jetzt etwa 
;,oti Architekten durch über .'oixxi Blatt Zeichnun;;en vertreten, imd zu den letz- 
teren gesellen sich neuerdings auch etwa too Skizzenbücher. L'n$.;etähr 50 Modelle 
yon bedeutenden Bauten und Deokmilem fanden hi den Sammlungsräumen Auf- 
stellung. Aueh der öffentliche Besuch ist, wie der des Bcuth-SchiDkcl-Museums, 
gestiegen. 



ABTHEILUNG 

FÜR BAU-INGENIEURWESEN 



Zt'R ALLGEMEINEN GESCHICHTE DER LEHRFACHER. 



fie das heutino Arbeitsgtljict <ks Architekten, so hat auch das des Bau- 
Ingcnifurü den gewaltigen Aufschwung des gesamten deutschen Cultur- 
Icbens in den sechziger und aiebsiger Jahren zur Voraussetzung. 

Dir iii.'ichti'^'e Sti !;^,'iiinj,' aller „W'erthe" erzeu'^rnilen Thätij^keit ^tellte jefjlichcr 
Art dch Verkehrs groüe und zum Tlieil ganz neue Aufgaben, an deren Lösung 
der Bau-Ingenieur in erster Reihe bctheiligt ist 

Das mufetc natur^'eiuäfs auch auf den UnterrichtNl)etrieb im Bau- Ingenieur- 
wesen an der Technischen Hochschule wesentlich einwirken. 

An der ehemaligen Bauakademie zu Berlin wurde daher seit 1H77 in nach- 
drücklicher Weise mit der Neuerrichtung und Aus','estaltun^j ordentlicher Lehr- 
stuhle fi'ir F5a 11 - 1 n t^i-nieu rfScher vorfje;jan^en. Zur Zeit der W-reinigung tler 
Bau- und Gewerbeakademie zur Technischen Hochschule in> Jahre 1874 bestan- 
den demgemafs bei der Abtheilung Itlr Bau -Ingenieurwesen bereits ordentliche t^r- 
stühle für: Gei>i!iisie, Wasserbau, Eisenliahii- iin»l Tunnelbau, Brückenbau 
nebst Statilc der Bauconstructioncn, Eisenhochbau nebst Statik der 
Hochban-Constructtoncn, Strarsenbau und Encyklopadie der ßau-Ingc- 
nieurwissenschaften iseit tüBl etalsmiilsii^i. Auiäerdcm waren verschiedene 
andere I.ellrs^ebiete durch Dncenten nml r'ii\.itil'>celit< n vertreten, s.i He- lin<l Knt- 
Wisserung der Städte, See- und lialenbau u. a. ui. Nach einigen Aenderungen 
iro einzelnen hat dann die Vcrthciltrog des Lehrstoffs die unten ftkr das Jahr 1884,85 
angegebene Gestalt erhalten. 




Eiserne Brücken. Statik der Bauconstructionen. Die grufsartig«- Kntuicklung 
der Brikkcnbaukunst geht Hand in Hand mit den Errungenschaften der Statik der 

Bauconstructioncn und ist nicht zum gerini;-1en Tlieilc der That.^che ZU ver<l.iiik< ti, 
dafs die Brücken - Ingenieure stets besonderen Werth auf streng wissi-nschaftlichc 
Schulung gelegt haben. Bauwerke wie die ihaibrückc bei .Müngsten, wie die zu 

SS 



|A6 



Die TechaiidM Hockidialc 1SB4 Ms 1199. 



Diis,scldorl, bona und Worms den Khein überspannenden Bögen, die IJrückcn über 
den Kaiser- Wilhelm -Canal u. a. sind nicht nar Meisterwerlce der praktischen Bau- 

IngcnkiirkunM, sondern auch hervorragende wissenschaftliche I cistunfjen. 

Als die wicbtijjsten theoretischen Krfjcbnisse der letzten Jahrzehnte sind wohl 
zu b«zeid)nen: die allgemeine analytische und i^raphische Darstellung der elastischai 
Formänderungen und die hierauf sicli gründende, Oberaus fruchtliare Theorie der 
statisch unJiistinimten Systeme, die Erforschung der NeUcnsy>annungen in Ijsen- 
constructionei) und die Auflindung der .Mittel zu deren Ik'kämpfung, die K^-rechnung 
der Spannlcrifte statisch bestimtnter Fadtwerice mit Hülfe der Kinematik und der Aus* 
bau der räumlichen Statik. Hesonders hervorzuheben ist die aufserordentliche \'er- 
cinfachung der allgemeinen Methoden sowohl der analytischen als auch der gra- 
phischen Statik, die naturgcmärs den Hauptinhalt der theoretischen Vorlesungen 
ausmachen, während in scminaristi-^ch «;r:ian'lhaht<'ii Ucbungen den Studirenden Ge- 
leg' nlu it zur selbständigen Hehandluiig tier .S< indrt Hille gegi-beii wird. l-jn im 
Wintersemester i^^vm, «t^<*t», zunächst allerdings nur m bescheidenem Umfange in;» 
Leben tretendes Laboratorium für wissenschaftliche Versuche verschiedener Art 
'\'i ivuche über den Krddruck, das \'i'rhn'ti n von !?< Inn Ki^enconsiructionen, den 
Torsions - Widerstand gewalkter Flufseisenstäbe, die Formänderung von Bassin- 
wSnden usw.) soll den Studirenden künftig in den Stand setzen, sieh in der Ge- 
winnung der auf beobachteten Thatsachcn fufsendcn GruiMllagen noch unaufgeschlos- 
sencr Gebietr h r Theorie zu üfien. (Müller - Breslau.] 

Eisenbahnbau. Die mächtige Steigerung des Verkehrs — des materiellen wie 
des geistigen machte sich anerst f&hlbar auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens. 
Vor allem entwickelte sich 'ias r!''trriii''s n.rrh rrt^rhr r Hrfiirderuni; der Menschen 
und Dinge und nicht minder auch des gedruckten und geschriebenen Wortes auf 
weite Entfernung und in alle, auch die entlegensten Orte. So hatte schon zu Ende 
der sechziger und Anfang der siebziger Jahre in Deut-chiand eine Periodr i!. - Xeu- 
baus und zwar zunächst von Eisenbahnlinien lür grofsen \"erkelu , sogen. Haupt- 
bahnen. Itegoiincn. Allmählich entstantlen dabei in Anlehnung an die schon langst 
wirksamen Vereinbanmgen des Vereins Deutscher Eisenbahn -Verwaltungen auf 
Grund der Gc--etzgebung d«'s Deutschen Reichs einheitliche llestitnmungi'n flir den 
Bau und Uetrieb der Fisenbahnen. je enger dann die Maschen des tiauptbahn* 
netzes sich gestalteten, und je mehr dadurch die Productionskrafl und der Gevkvrfoe- 
fleifs <les zwischenliegcmien Hinterlandes entwickelt wurden, ilesio nrithwmj; (t 
wurde der Ausbau von Nebenbahnen, welche mit geringeren Hau- und Betriebs- 
kosten auch den kleineren lindlichen Ortschaften die Segmmgen des Anschlusses an 
das allgemeine Verkehrsnetz bieten siillti n. Schon im Jahre 187s wurde eine Unter- 
scheidung zwischen Haupt- und Nebenbahnen von Siiten des Reichs aus- 
gesproclKn und den letzteren eine Erleichterung in den für die Allgemeinheit ge- 
forderten Leistungen (fUrPost, MilitSr, Bewachung, Einfriedigung u. s. f.) zugebilligt, 
iüe ieiloch zuiiiiclist riocli wetiig Frfcl'^ hatte. Im l^uile i.ler Ix iden letzten Jahr- 
zehnte trat jedoch eine sehr vicigesullige Entwicklung des Eisenbahnwesens in 
Deutschland zu T.ii^e. alter eine völlige Klärung der hier erforderlichen Unter- 
scheidungen bi.iclii. - ; die zweite Hälfte der nemizigcr Jahre. In dieser Zeit 
st( Ihe (K- -^riifsr \'ei<ui I )t Utweiler luseiibahn \'er\\attim;4i-n i^'7 nel>en den llau|>t- 
bahncn iiiiit GeschwindigkeUen bis zu so und yo Stundenkilumetcrn^ noch zwei 



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AbtMUng Ib BMt-IngHilcivwtMa. 



167 



weitere Gruppen Nebenbahnen und Lucalbahncn auf. Die crstcixn sind 
mit Vollspur und für den Uebergang von fiotriebsmitteln der Hauptbahn«» ein- 

zurichtt-n, miisM-n sich jedoch aiit eine Geschwindi^keitsj^renze von 40 Kilometern 
beschränken, während die I.ocalbahnen mit höchstens 30 Kilometern Geschwindig- 
keit voll- oder schmalspurig' sein können, mit sehr einfachen Bau- und Belricb«- 
vcrhühnisscn hei^esteilt werden und auf Strafsca liegen dürfen. Die Locatbahncn 
iiinfassen ferner auch die in Preufsrn i ' duicli ein hesondrn^ Hcsctz umschriebenen 
Kleinbahnen und berücksichtigen die An\ven<hing von Zahnradstrecken. 

Während so in Deutschland eine weitgehende Vielseitigkeit der verschicflenen 
Arten von I'.isi fihahnen im wirflisrh.il'tlichen Sinne sich t-ntfahet»-. rnt'.vickeUe sich 
zugleich auf technischem Ge-biete in und aufserhalb DeuUichlands. und zwar vor- 
wiegend in den letzten anderthalb Jahrzehnten, eine ungemein grolle Manni^falti'^kcit 
in der Ausgestaltung; von Bau tmd Iktrieb der Bahnen im j,'an/i n und im t inzelnen, 
um der ^rofsvii \'( rschiedenh< it der Zwecke und der j^ei^'t bcnen i-rtlichen Verhält- 
nisse gerecht zu werden. Einmal galt es, die inuncr steigenden Ansprüche des 
Verkehrs an Masscngr&fse, an Geschwindigkeit und Dichtigkeit der Zugfolge, an 

rSerpiemlichkeit der Rri-i nr!rr. und an IliM;-.<kcit zu |ii tVicilii;i-l). Daraus erfj.d» sich 
eine fortwährend zunehmende Belastung und Inanspruchnahme des Eisenbahngleises 
und seines Unterbaues, inabesondere der Brücken, und somit ein stetes Ersinnen 
und Erproben vf>n Verbesserungen des Gleises und aller trat;enden G »nstructiooen. 
Weiter erforiJerte die zunehmende Dichtii;keit <les Eisenbahnnetzes und der Zugfolge 
eine ganz be.sundere Ausbildung der Uahnhofsanlagen mit ihrem verwickelten 
Glci-tgefOge und ihren zahlreichen Einzeltheilcn an Baulichkeiten und Betriebs- 
einrichtun^'i n .i'l. r Art. wie sie hi iitf vi. Ha. Ii d- n Raum au^^^i dehntcr S*a Itrh« ile 
cinnclimen. Dazu erheischte die Sicherheit des Verkehrs eine weitgehende Durch- 
bildung aller Signal- und Stcherunf^sanlagen auf freier Strecke und namentlich 
auf den Bahnhöfen, und so entwickelte sich das Stell werk Wesen mit seimn 
höchst sinnreichen mcchanisclien und elektrischen Einrichtungen als ein besonderer 
Wissenszweig der Eisenbahntechnik, dessen stilles Wirken sich dem An^u« des 
Reisenden entzieht, ohne das aber der heutige Eisenbahnverkehr nicht m<:<i^lich Ȋre. 
Zugleich erschien es zur Sicherung des .Stral-.eii- und des I{;dinv<-rkehrs n»ehr und 
mehr geboten, in und bei grof^en Städten die Strafscn von Scliiencnkreu^eungen gaiu 
zu befreien und zu diesem Zweck oft auf weite Strecken und mit gewaltigen Karten 
dii Hahnen hochzulegen (nler in den Boden zu versenk" 11. sudaw sie viilf.ich 
Viaduct- oder Tunnelfonn annehmen. So entstanden die dem binnen.Mädti.schen 
Schnellverkehr oder auch der Durch- und Cinlühning von Fernbahnen in das Innere 
dienenden straf>ienfteien „Stadtbahnen", die als Hoch- Oller L'nter^rundbahnen, 
in einem m uesti-n l'alle auch als Schwebebahn, oft mit eli kiri>clu in lU trieb, die 
Städte durcluiehen. Andererseits verlangte der gewaltig zunelwnende stadlische 
Verkehr gebieterisch eine Entlastung der Strafscn und eine billige Personen- (neuer- 
dings auch Last -) Ki'forderung durch die iibt'iall erreichbaren Stiafsi nbahni'n mit 
ihren verschiedenen Antriebsarten durch thierische Kräfte, durch imterirdiscben Seii- 
umlauf, durch Prcfsluft oder durch Elektricität. 

Daneben erfuhren auch die Mittel zur L eberwimlun;,' si> iK r Neigungen Während 
der letzten andirthalb Jahrzehnte eine sehr beinerkensw. rthe \'. 1 'i-titunt^ und Aus- 
bildung. Grofse Gebirgsbahnen in den Alpcnlandern und in Italien bis 211 Meere.s- 



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Ote Tcchaliche Hodnehnk *mi tt$^ bb 1(99. 



hohen von 15(17 m (Brennerbahn), mit kunstvoller lJlni;cnrntwtcklung durch Kehr- 

>ctil<M)fn und .Si>ir;i!tunntl , mit Schfitchiiniulti bis zu is km I.an^;i' 1 (jnlthanlhahn » 
und mit Steigungen von 20 bis 27%, waren schon vor dem Jahre i'^-^t mohriach 
auüüi-föhrt worden. Bei der im gleichen Jahre eröffneten Arlbernbahn i^in}> man mit 
der Stci^^n^^ ^■'•n-^f s-".,,, "»«J bei manchen Schroals|iiirl)alinon 4I1T Schwrit 

bt'^ar bi> auf i^" »i, l-aniJ«]iuirt- 1 Javus, i^^i, mit iti; } m Mut rcshühc;. ja bis auf V'" nt- 
Indrsscn wax duch nicht zu vrrkcimvii, d.il*- bei su btcilcn Ncij;uin;cn der jicuohn- 
Uehcn Reibung«baho da» VcrhäItniG> zwischen der todten La»t der schweren Loco- 
motivcn und dem nutzbaren (jcwichtc dos Zu^j' S sich recht nn^jünstij^, die I.< istun^ 
also ziemlich gering gestalten niul», und dats der Betrieb dabei nicht ganz gefahrlos 
eradieint. Iniwischen hatten jedoch die xu einzelnen Hdhen hinaofgelUhrtcn Zahn- 
radbahnen nach dem \'ori^an<;e der Ki^ibaimin von i--;! und if'7> ilas Mittel an 
die Hand gegct>en , weit steilere Mcigungcn als die obigen mit voller Sichcrhi-it und 
grofscr Kraftlcistun^ zu befahren. So entstatKl durch die Verbindunjj des gewöhn- 
Uchen Reibungs- mit dem /..ilün.i l uttrii f> in d^ ri Hahnen ^^emischteii Sv sients 
ein geeignetes Mittel, auch tx i Hahnen ITir schwere l-asien boondi rs sti ile Suecken 
des Geländes ohne kunstliclic I^m^tneutwicklung tmd die dadurch bedingte Hau- 
kostencrhöhung direct zu überwinden. Nach der ersten derartigen Auaiijhning 
(lilankenbur^-'l anne im llar/i im Jahre 1SS5 ^>^l»iiU< dieses gemischte System in 
neuester Zeit mit Vurthcii mehr und mehr zur Anwendung. 

Die bezeichneten Vorgänge stellten selbstrefstindlich auch dem Tunnel- imd 
dem Brückenbau mannij^fache neue Aufnaljeii. l>er Tunnel l)au \Mirde durch die 
vieltache lülahrung und die daraus »ich ergebenden Verbesserungen in den Arbeits- 
methoden und HQir»mittc1n wesentlich x-erbillict und die Herstellung: langer Tunnel 
durch weitere Aushüduny wnd Neuerfmduu;^ von Gestein -Ii<»hrma>chin<n, durch 
Anwendung von hydraulischen und elektrischen Kräften und andeic ^btiel ganz 
erheblich beschleimigt. Dies tritt u. a. deutlich her\*or bei dem etwa si tt Jahresfrist 
im Gange tx-tindlichen Bau des Simplontunncis , filr den die ausführenden Ingenieure 
auf Grund eines jjan/ t itjenarti^; un<l höchst -innreich durclu^e.iilM iti tcn ltaui>lanrs 
trotz der gewaltigen Läi^c von .^o ktn veitiagsiiialsig »icli imt einer Uauzcit von 
nur Jahren (gegen 10 Jahre bei dem km langen Gotthardtunm-Ij bi*gniigt 
Ilaben, i.leicn Inneliaituni^ nach d< n bishent^en Erj^ebni-sen durchaus nicht unwahr- 
scheinlich ist. — Neben solchen Fortschritten im Bau langer üebirgstunncl haben 
andererseits die letzten anderthalb Jahrzehnte her^'orragvndv Erfolge auch auf dem 
Gebiete dei unter Wasser und im Gnindv\asr,i r zu liauendcn TicfbabntUtincI ge- 
zeitigt und hierlür bi soiulns < i;^nete Methoden au^^^< Ijüdet. 

Die hier in Kürze ati^edeuteie Entwicklung ^mg auf allen Gcbieuii mit prak- 
tischen Versuchen und wissenschaftlichen Forschungen Hand in Hand; sie hat daher 
dem I nterriclU in lien betr« tleiideu l'acliwissfiischaften manuii^l.icfie .\nrogung ge- 
boten und ilm in gegenseitiger Wechselwirkung fruchlbriiit^end beeiiitluf-^t. 



StriAenbau. Steinerne Brucken. Strafsenbahnen. I)< r I.ehr^t'ftt■ d« v .Stral^en- 
baue» wurde durch Erw< iii lung des l'rulunv:^vi rt.ihrais lur bauinatenaiicn und die 
danach ermöglichte FeMlci;unt; von VcrWendun;^v-i t u/en lör die einzelnen Stoinartc« 
und Steinbrüche vergrofsert In der Technik des StraSeiif>:uie> sdl-t h.ilnn die 
Versuche mit dem aogenannlen „Kleinpllastcr" und mit den in Fugen abgedichteten 



[Goering] 




AWMiliH« «r ItaB.I^Inir««i*ii. 



169 



Schotterstrafsen , forner die Entwicklung der Asphaltstrafson und anderer Befcsti^jungs- 
arten Fonschrittc angebahnt. 

Durch >li(- WicdRrauftiahmo des Stfinhnnc? hei ^icfsi n-ti S;>,innwcitcn i^t auch 
das Lchrgchift der steinernen Brücken nicht unwesentlich erweitert worden. 
Vorbildlich wirlctcn hier besonders die neuerding!» im Zuge wQrttembergisdier Strafsen 
ausfjefiihrten Brückcnbai!t< 11 , welche neben iler \'er\vendung von Gelenken eine 
ungewöbnlich hohe Au&nutzung der Drucicfestigkcit der Bausteine zeigen, sowie auch 
die giDfaen Eisenbahnbrllckcn Aber den Prath. Aach die Monjerbaiiwcise und die 
Einlegimg von Zugstan^'cn oder biegun^sfesten Waizträgern in Betonbröcken („Mclan- 
brflckcn") haben dem St(-inbaii rii iu' Anre^»nt;cn gebracht. 

Eine vollständige Umwandlung endlich erfolgte im I^rgebiet der Straften- 
bahnen, da man nch bei der HersteHung ihres Oberbaue» mehr und mehr von 
der lanjje Zeit üblichen Benutziinj^ des Holzes als I nterla^je der Schienen abwendete 
und die Dauer de» Obert»ues durch Vcrgröf^erung seiner Tragfähigkeit und Ver- 
besserung der Storsanordnung au erhöhen sucht. In besonderem Mafse wurde dies 
vollends durch die Emf&hruRg des elektrischen, vor allem des Accumulatorenbetrielio» 

nothwemli'^,' j Diet 1 ich | 

Wasserbau. Die Grundlage, auf der die i ecimische 1 locliüciiule den L nu rncht 
im Wasserbau zu gestalten hat, ist die alte geblieben. 

Gleich« n!i! v'n.! die Aufgaben, die den> Ini^enicur auf allen Gebieten des 
Wasserbaucis eutgcgentretcn, derartig erweitert wurden, dafs auch die Methode de» 
Unterrichtes hierauf Rücksicht nehmen mufs. 

In dem für alle Zweige des Bau-Ingcnieurwesen!> bedeutunj^svollcn Gebiete der 
Griindunjjen mufs den neueren Bauweisen, welclie die !'!rrt ichuny einer ;^r" >1-freri 
1 tele und eine stärkere Belastung des Baugrundes criuiVglichen und die ferner daraut 
ahnden, kostspielige Provisorien wie Fangedämroe usw. zu vermeiden, volle Auf- 
m«'iksatnkeit ^'esch< i;l.t v. ( I>ie bessere Ausnutzung ilt:r h> «Iraiilisclu'n Binde- 

iiuttel und die gesteigerten Leistungen der Ei.senindubtrie, welche hier für den tecli- 
niscben Fortschritt in erster Linie marsi;ebend waren, haben auch den Schleusen- 
bau und den Wchrbau, die Methoden zur .Aufspt 1 Ii< ung dos Wa.sseis usW., 
in manchen Beziehungen auch den .See- und llaf< nbau lieeinfluf-^t und auf allen 
diesen Gebieten veränderte Bauweisen entgehen lassen. I^s ist u. x zu erinnern 
an die wesentlich veigröfsertcn Abmessungen der Schleusen und Trockendocks, an 
den Einflufs, den die vennehrten Hafentiefen auf die (jriindiin^'cn der Kaiiiiauirn 
und auf die Anstalten zur Tief haltung der ilateueinfahrt aui»uben. Soweit mit Rück- 
sicht auf die Losung der neuen Aufgaben der Vortrag im Wasserbau in höherem 
MaCse als früher tlu orettscher lüwägungen bed.uf, hmlen lii« Studuemien. Dank der 
ailgcinelnin Entwicklung der Technischen iiochüchulc, Gclegenitett zu genügender 
Vorbereitung. 

Auf manche Theilc des Wasiterbaue;« hat die Theorie indciuen nur in bedingter 

Weise Einflufs gewonnen. Ohne die I .ei-tungen der the<ireti>chen Ilyilraulik uni.l 
die Art und Weise, wie sie das Studium der Bewegung des Wassers unM.rer Elüssc 
befruchtet hat, zu verkennen, kann beispielsweise gesagt werden, dafs es nicht mög- 
lich ist, auf dem Wege theoretischer l'jiii-t.Tung du Ei!^t n>c haften und die Wirkungen 
des fliefsi iidtm Wa>vi>rs sei anschaulich klar/.ul« gen , als t s für die Beurtlu ilung d< r 
Strombaumethoden unei laislich ist. Hier mufs die unmittelbare Anschauung unter- 



I70 



Die TcchniKh* Hodm^ida «oo tW^ bb 1S99. 



Stützend eingreifen. Es ist deshalb su hoffen, dafs die sdt einer Reihe VfHi Jahren 

SU Tage gctntenen Bcstrcf>uii-i n, eine auch an dvr Hochschule fiir das Studium 
des \V:isscrb:iues auszunuUcudc hydraulische Versuchsstation zu schaffen, von 
Erioijj tS^l^rüöt werden. — 

Das Gebiet des Wasücrbaues ist weitverzweigt und die aufrührenden Ingenieure 
hafitn bei I.ijsunt^ rl.-r ihnen j;i-i!c'l!cn Aiif'.;nhf-n r-nr '^rftf'^t- Mminii^'(altink«it von 
IJaulorincn geschaMcn, deren Wrstiindnifs den Studircndcn zu vcnnittdn ist. Besser 
ats durch Modelle konnte hierbei durch Wandtafeln in grofscm Mafsstabe gewirkt 
werden, weil diese einen vollständijjcren Einblick in das constructivc Gcflij^c jjotatii iK 
üs fehlte indessen noch an einem weiteren Untcrrichtsmittei. Die Kraft, (üi den 
t>esondercn Fall ^cei^mete ßauformen zu erfinden, ist bei den In den ersten Semestern 
vorwiegend mit lhef>retischcn Arbeiten besch.ifti^tcn Sludirendcn in der Rege! nicht 
in iflclu ni Mafse ^jeweckt sie mit alleini;;cr Hülfe der in den Vorträgen 

gesammelten Skizzi^n und mit l ntersiützung des Doccnten und der Assistenten die 
Aufgaben in den Constructionsiibimgen den Anforderungen entsprechend su lösen 
vermöcht< n. Die technische I.itteratiir steht bei dt r j,'rofsen Anzahl der auf die Ue- 
nutzung der Bibüotiiek angewiesenen ätudirendcn dem Einzelnen nicht immer recht- 
zeitig zur Verrrigun^' und das Auskunftsmittcl, die Zeichnungen ausgeführter Bau- 
werke als Ankttuni^ /um (."unstruiren zu lx*nutzen, erweist sich als unvollkoimnen, 
weil hierbei \un <ien mancherlei Liaiiart<n, die zur I.osimji der Auf^jabe anwendbar 
sind, intuier nur eine in Betracht kt>niinl. i^t dcsiulb der Verijucb gemacht 
worden, Studienblitter herzustellen, von denen ein jedes nur eitudnc Bauthcile in 

bewahrter AustVihrunji , stets al)er in mehreren verschiedenartigen l'ormen enthält, sodafs 
der (Junstructeiu- in der Lage ist, Vergleiche zu ztelien und für die Losung seiner 
besonderen Aufgabe passende Anhaltspunkte zu gewinnen. Der erzielte gute Erfolg 
ermuntert zu weiterer AusiJehnunj; dieses Verfahrens. [Bubcndey. ] 

Wasserversorgung und Entwässerung der Städte. Hitv ' beiden, in Enijland 
seit dem ersten Aultrcten der Cholera eifrig gepflegten Arten öffentlicher Wohl- 
fahrtseinrichtungen hatten bis etwa zur Mitte der siebziger Jahre in Deutschland 
»las Interesse städtischer \'erwn'tuR-^en nur in beschränktem Mafse in An--;iruch 
genommen. Der lebhafte Aufschwung, den zahlreiche Ölädte nacii dem deutsch- 
französischen Kriege nahmen, die bahnbrechenden Entdeckungen der wissenschaft- 
lichen Hvi^ii iU' und dii statistischen Festsu liun^^on Öbcr die Gesundheits- und Sterb- 
lichkeiisverhiiltnissi- lUr Stadt« bewohner haben einen so voilstandiu'en Wechsel der 
Anschauungen bewirkt, dal» in keinem andern europäisthen l^nde das Bestreben, 
der Forderung der neueren Hygiene: „Reinhaltung von Luft, Boden und Wasser'* 
nach/ukonmien, leln-ndiij ist wie in Deutschland. Demzufolge sind die An- 
sprüche, welche neuerdings an die Baubeaniten der Städte gestellt werden, 
zumThcil andere geworden, tmd es ist sogar eine ganze Reihe von Städten dazu 
übcr<;egangcn, fiir die i'fle^e der Dienstzwei;^« des \Vasserversor;;un<.;s- tmd des 
Entwässerun^swest ns besondere l^amte anzustellen. iNieben ihnen wirkt eine Anzahl 
von Speciali.steu dieser beiden Gebiete. 

Aus diesem Wechsel der Dinge heraus hat sich auch eine Erweiterung der 

bi'ideti l'titernflu->/weii;<- und i,in theiUsfise anderer I5etrieb <ies l'ntrrricht>~ nis 
nulhwendig ergeben. Während c!> bis etwa in die achtzigei Jahre nur darauf ankam, 
einer kleinen Zahl Studirender die Kenntnifs der damals geltenden Grundzfige des 





Wasscrversorgungs- und Entwässcrunjiswescn« zu vcmntttcln, ist iicuerdtni;s ein viel 
tieferes Eindringen nothwendig, um eine Sclnilun^' tl< r Hörer bis zu ih m Punkte 
7u sichrrn . rirtfs sie hi talii^t sittd, kleine Auijgalwn »cll»tändtt; ohne Zuttülfcnahme 
von Spcciatisten zu lübcn. 

Im Gebiete der Wasserversoi^jun^; ist dies mit einigen Schwierigkeiten ver- 
knüpft, wril (iir dii' Aurnabr, di<' Anla<;o technisch liclitii^ tlurch7.wl)il(lfn, «1 < K. unt- 
nifs i\vr Vtüfun j nn.I i:i thoilun;,' di-s W aNM r«; auf »rim- Urauchharkril unciuhchtÜch 
Ut, dithtr (jrgensiand aln-r noch »iclu liinivichiiid klar litgi, ua»i als aUyi'.schUts-.en 
hingenommen werden zu können. Aehnliches gilt auch von dem Gebiete der Ent- 
wässcriinijs-Einrlchlun^in dir Siadic, auf dt in i lu nfalls t iiit},'t- flniiullaf^t n der Auf- 
fassung noch strittig sind, für den Untvrricht.slictrich tritt dann die Thatsache hinzu, 
dafs die technische Lösung der Aufgabe immer mehr su verfeinem i»t. Dies gilt 
nanicntticii in Bc/.ug auf die Reinigung der Schmutzwässer und auf d<-it « ndliirtien 
Verbleib derselben. [fiü.sing.] 



CHRONIK DES LEHRKÖRPERS L'NP DES I N TERRICHTS. 



Etatsmafsige Profesüorcn und Docentcn: 

Brandl (*]: Statik der Hocttlanconslmctionen. Eiscticomtructioncn der Ingenieur- 
hochbautcn. 

Busin}» ttr - uiul Kntw a-svt ruii;; 'Ii r .Stiultc 

Dietrich 1*/; Encvklopäiliu- drr Ilau-In^riii( iirtt:>s< n'sch:il'!( ii. >ti alst iiImu . Striifsen- 

bohncn usw. 

Doergens (*): Niedere Geodäsie. GeoU^ktistctif!« Prakticum. PraktiKcht t'i-l>ungcn 

im Fclümessen. Ptanzcichnen. ilAherc GcmMlsiv. 
(•o<-rin;^< It.ihnhxfs.uil.incn Ei:><.-nl>ahiil>au (elntcM. Tunndliau). 

Hägen (t See- «lul HafcnU.iu. 

Sclilichliiij; i iRo»i: \V;ismt!i,hi. 

Schultz: UaumateriaUenkundc und VeraiiüchkiKvn. Ti-cbnikctic Ankut-n in Gcl>iu«lcn. 
Winkler (f i880>: Statik il«r Bauconslruclionen. BrQckrnlNitt und grüf»cre Üiiwn- 

Hoclil>.iuri>iislnii ti<>in n. 
Wolff; .4\it(<cu'anU(c ll)Llrdulik. 



Hoi ilcckcr: Thron tisrhc < .ipMi l ans ilnii !■ i^viilMhTili.iu 

II a Vi- st a>l l : l' ntvmlrii «iml llananstülu iin;;i it au( dvi» '<i-lui ti «k» Huu-lD^iitKui 



Lehrkörper im Studieiqahr 1884/65. 



Privutdueentcn: 



Wolff: Angewandte Hydraulik. Be- uml £nt«'äsaerttn]{ <l«:r Stidtc. 



Ständige As«i«ienicn: 



Grisebach, Architekt. 

Havest adt , Ri-ij, -llauni'-i''tt'r, 
Keller, Kc]f.-Baumt.'islt.T. 



von Ossowski, Ingenieur. 
Dr. Pict»cl)(*). 



172 



Die T«liniiclic Hocbachnle von 1884 bin 1^99. 



Chronik von 1B84 bis 1899. 



Die steigende Bedeutung, welche die Beobachtungskunde im allgemeinen, und 

besonders dit- Mati i i.il; ii i'ifiinjjt-n für alle Zwvif^e der Technik gewonnen haben, 
fulirtcn in den Ictzvcrgangencn Jahren zu einer erheblichen Erweiterung des Unter- 
richts in der Physik, namentlich der Laboratoriumsfibungen, sowie auch zur 
Einrichtung eines besonderen, mit VersuchsQbunyen verbumienon CoUegs über 
Matcrialiirrifuni^s'A t scn, «las <lcni St< llvei1reter des Dirccturs der ^lecllani^*ch- 
technischcn VcrMiclisanstalt und Vorsteher der Abtheilung für Mctallprülung, 
Prof. Rudcloff, Übertragen worden ist. 

Um die erforderliche Z<'it fiir diese Erweiterung des Stndienplancs sii gewinnen, 
war es nnerläfslicli , den L'nterricht in den mathematischen I »isriplinen theilweis.c 
umzuj^estalten. Die Irüher Von zwei Docenten vorgetragouen Themata: „Diticrential- 
und Integralrechnung" und „Analytische Geometrie'*, welche zusammen acht Vortrags« 
und vier Uebunj^sstimden beanspruchten, winden utitcr der F^tviichnnn;; ..Il 'here 
Matlicmatik" auf einen sechsstündigen Vortrag nebst zwei ücbungsstundcn zusammen- 
gezogen, um nun in einem Jahrescursus den für die grofse Mehrheit der Studirendeo 
nothwendifien Stoff zu bieten. Kür I)iejenit,'cn, welche sich zu tiefer .gehender, 
wis^enschafiliclu r r<>rsclmnj{ vorbereiten wolh ii, sind daim in <len fol^endi n Studien- 
jahren weitere mathematische Vorträge eingtstellt, so der lur da» zweite Studien- 
jahr berechnete Cuisus des Geh. Rcg.-Raths Prof. Dr. I^ampc Ober „Bestimmte 
Integrale um) Difforentiali^leichiinjjen", und für rL-s^ drtnr und vierte Studienjahr 
die Vorträge des l'ruf. Dr. Hamburger über „Pcitentialthcoric" und „Variations- 
rechnung", sowie Ober „Functioncntheoric". 

Auch im maschinentechnischen Lnurricht der Bau -Ingenieure ist eine 
Aenderimg erfolgt. Nach dem Tode des Prof Consentius wurde vr in einer Hand 
(Geh. Rcg.-Kath Prüf. G. Mcycr^ vereinigt, sodafü nunmehr im dritten Semester 
Maschinenkunde, Theil I (Abrifs der Maschincnelemente), im vierten Maschinen» 
künde, Theil II iKraft- und Arbeits- insbcsotidere Baumaschinen 1 gelehrt worden, 
während im dritten Studienjahr Abrifs der Kiscnbahnverkchrsmittcl und im 
vierten Eisenbahnbetrieb usw. (s. u.) folgen. 

Diese allgemeinen, auch die anderen Abtheilungen mitberOhrendcn Veränderungen 
im Studienplan sind seit October i8<-'' in Kraft getreten. 

Auch sonst sind in den einzelnen Lcbriächem seit 1(^84 manntgrache Wand- 
lungen zu verzeichnen. 

Mit der Verlegung der Technischen Hoehschnle aus den RSumen der Bau- 

akademie und Gewerbeakademie nach ( liarlott* nlnirg erfuhr der Lehrstuhl (Vir 
Geodäsie, welchen seit 1674 Geh. Reg.-Ratli Prof. Dr. Doergens (in die ehemalige 
Uauakademie April 1609 als Docent eingetreten) innc hat, insofern eine wesentliche 
Veibcsserung, als die geodätische Sammlung bedeutend verstärkt, die jährlichen 

Fonds für Neuanschaffungen i rhi>ht, und geodätisch - ]>r.iktische Mt-fs'ibungen in 
geschlossenen Räumen, sowie auch solche im Garten der Hochschule selbst, 
begonnen wurden. 

Die geodätische Sammlung setzte sich vor Bezug d N' uhaues zusammen 
aus denjenigen Instrumenten, welche s. Zt. für den Unterricht im „Fcidmesaen und 




AbÜMiJuaji für BaU'Ingi 



Nivellircn" an der AUgcnicincn Bauschule und späteren Bauakademie besonders 
bcM-lkifTt waren, und aus dcnjenig'-n, wilclu- au- ili-r iituNikali^clu-n Saniinlim^' lic; 
Gewerbeinstituts für den geodätischen Unterricht an dieser Anstalt und an der späteren 
Gcwerbeakademie hergegeben wurden. Diese Instrumente wurden mangels geeister 
Räumlichkeiten in Kästt-n VLijiackt nunH-walut uml !)liclu'ii daher schwer zu(;änglich. 
Durch die selten» der vorgesetzten Behörden gewährten Fonds konnte die äanunlung 
nicht nur durch Neuanschaffiingen wesentlich ergänzt, sondern in ihrer Gesamthnt 
auch weit besser nutzbar gemacht werden, indem nun alle Instrumente in Glasspinden 
SO aufgestellt wurden, dafs sie sich von allen Seiten bequem in Augenschein nehmen 
huBen. In ihrer gegenwärtigen Gestalt ist füe Sammlung ein wichtiges Mittel zur 
Förderung des geodätischen Unterrichts. 

Das geodätische Prakticuin i?.t ins Leben j^irufen worden, um den Studi- 
renden dr^ Ini'virt-urbaufaches GclcL't iiht i'i /ur Ivlnnung der sclh^tändi^^cn Hand- 
habung und Behandlung der geodätischen Instrumente zu geben und ihnen ins- 
bescmdere die Anstellui^ von solchen Untersuchungen imd Operationen lu ennöglichen, 
wr'chr sich im Felde nicht wohl ausflihn n lassm, /( R Untersuchungen von Libellen, 
Mefsschraubcu, Fernrohren, getheilten Kreisen, Mafsstäbcn, Einziehen von Kaden- 
kreoten, Feststellung verschiedener Fehler (Collimatiotis-Indexfehler), Ermittlung 
di r Constanten von Baron»etem, von photogrammetrischen Apparaten u. s. f. Alle 
diese Untersuchungen erfordern zum Gelingen günstige äufsere Umstände , besonders 
geschlossene Räume und genOj^end unterbaute Standorte. Diese Uebungen sind 
nicht als Feldmefsiibungcn im eigentlichen Sinne dt s Wortes aufzufas--! ii , soadern als 
X'nrhi rciUinyen für die im S'.nimer stattfindenden Mel"sü!'miL;i n im Freien Sic; 
sind aui die gleiche Stule mit physikalischen und astronomischen Uebungen zu 
stdlea 

Die wöchentlich mit zwei Stunden angesetzten Uebungen tinden im ersten 
Scnü 'stiT im Anschlufs an das Colleg iilH-T ,,Nieilere Gvodä>ir" und im vierten 
Studienhalbjahr im Aiiäclilufs an den Vortrag über „Höhere Geodäsie" in einer der 
Frequenz entsprechenden Zahl von kleineren Gruppen von je 20 bis 2$ TheUnehmem 
statt. Der Sammlungsraum ist ^gleich Prakticanteosaai. [Doergens.] 

Ueber Mechanik lesen bei der .Abtheilung zwei Frivatdocenten: Prof. Dr. Pietsch 
(habilitirt it)ä5) und Prof. Grübler (seit itH/4/V5t dahin etattmälsiger Professor 
am Polytechnicum in Riga). Beide halten die wöchentlich vier Vortrags- und swei 
Uebungsstundcn umfassenden Curse msammenhäogend in den ersten drei Studien- 
aemestcm. 

Die BauconstructionsIdMre für Ingenieure ist seit lüijti^i durch 4:in Privat* 
coll^ des Regieiungs- und Bau-Rattu> Hger vertreten. 

Das früher schon ciomal von dem Geh. Reg. -Rath Prof. Otzen al^ehaltene 
CoHcg Ober architektonische Formenlehre für Bau-Ingenieun wurde nach einer mehr- 
jährigen Unterbrechung im Jahre 1.SS8 endgültig eingeführt und dem Prof. Eli.s über- 
tragen. Nach dessen am Weihnachtsmorgen t8Si^ erfolgten Tode wurde e.s vom 
October 1600 ab von dem Geh. Bau-Rath Hossfeld gehalten und ist nach deaaea 
durch Erkrankung veranlafsten .Austritt seit October 1895 dem Reg.-B«tuneistcr (jetst 
Prof.j Iloffmann übertragen. ^V'ergl. S. 154.) 

•J 



'74 



Di« Tecfanitdie Hodnciinle von 1S84 bis 



Di ll rint-;T H>-it;i'n Lehrstuhl für Statik der Bauconstructionen und Bau 
eiserner Brucken halle seit 1877 Prof. Dr. Winkler bis zu seinem am ^7. August 
1888 erfolgten Tode inne; Sein Hinseheiden raubte ficr Hochschule einen ihrer ge- 
schätztesten Lehrer und der Injjcnicurwisscnschaft cinvn ihrer hervorragendsten Ver- 
treter. Geboren am 18. April 1835 zu Falkenbcrg bei Torj^au, begann Winklet seine 
akademische I^hrthatigkeit 1861 als Assistent und zwei Jahre später als Docent am 
Polytechnicum zu Dresden. Von iS'vs an war er drei Jahre lant; ■ • mii der 
Ingenieurbaukunde an der Technischen Hochschule in Prag und nahezu zului Jahre 
Professor des Eisenbahn- und Uriickcnbaues in Wien, von wo er nach Berlin berufen 
wurde. Er war einer der ersten, die sich die Vertiefung der stteng mathematisdicn 
Wissenschaften in ihm Anwendung auf die Bauconstructionen zur Lebensaufgabe 
machten, „beine wissenschaftlichen Arbeiten haben" ■ — wie Prof. Gocring in der 
Gedächtnilsrede bei der Enthüllung senicr Büste in der grolsen Halle der Hochschute 
am 11. März iy<»i sagte „bei allen Cultui Völkern des Erdkreises Eingang gefunden" 
und ihm seiner Zeit den Ruf als Autorität ■ tstt n Ranges eingetragen. Wenn sieb 
auch stin praktisches Schaffen selbst nur in i iij^m Grenzen hielt, bleibt doch seine 
theoretische Köril«'tung des Ingenieui wcsi-ns, zuniichsi auf dem Gebiete des Kisen- 
bahnl>aues, tlann aber vor allem auf dem der Statik, für die Wissi-nschaft und filr 
die groläartiystcn Bauwerke der Neuzeit von grundlegendem Werth. 

Als Nachfolger Winklers im Lehramt wurde im Octobcr 1888 der jetzige Geh. 
Reg.-Rath Prof. .Miiller-Breslau berufen. Der .Statik der Bauconstructionen sind 
seitdem nelif!i d'-n \'( iti.'it;( n \v'"jrln utlicii auch /.weistiindigc L'ebungcn <.;ewidin<-!, 
in denen neuerdmgs cm Iheil des zuvor in einem Sondcrcolleg al^ „ausgewalill<' 
Capitel** erörterten, theilweise in die Hauptvorlcsung mit fibcmommcncn Ldirstoflfes 
den Studirriul< n zur iclfaataodigen Bearbeitung überwiesen wird. 

Statik der Bauconstructionen behandelt ferner in einem au^^cbtii fslicii für die 
Studirendcn der Abtheilung lur Architektur bestimmten Vortrags- und Lebungs- 
collcg, welches besonders cfie BedOrfmsse des Hochbaues berücksichtigt, seit 1877 
Pfdf V.. I'i.iuilt in dir •.'hemalige Bauakademie im Octobcr i*S5ii a\< Privntdnccnt 
eingetreten«. Derselbe hält aufserdem für die Studirenden des Bauingcmeurwescns 
ein Colleg über EistenconstrucAionen der Ingenieur-Hochbauten mit Uebungin, in 
denen eiserne .-^mi/ und Dachconstructionen fiir BahuhfifshalU-n» Bahnsteigdächer, 
W< rkst.itt^'ebäudc, rechtwinklige und |K>lygonale LocomoUvschuppcn u. a. m. Statisch 
und technisch durchgearbeitet werden. 

1897/98 habilUirte sich für „Eiserne Brücken und Eisenhochbau** Reg.- Bau* 
mcistcr Bernhard. 

D.i-' -li'. 'lau \\'i[Urili.iit iilii 1*^7- .l.iii'Ii Pii.r I^liriiirb vertretene F'ach: 
Strafsenbau, Strafsenbahnen und Brucken in Stein und Holz, und der flu Archi- 
tekten und Maschinen-Ingenieure bestimmte Unterricht in den GrundzUgen des 
Bau-Ingenieurweseos haben in den bt iden letzten Jahrzi linten bexnulers auch 

durch dii- Zuwenillingi n sriten> <'< t' S i .f- tili 1,1 l't li i rien und .Strafsenf>ahn- 
Geaellschallen eine den gesteigerten Anspiuciun aiigerncs.-.t.nc Erweiterung der 
I..chrmittel erhalten. 

DiMu Wasserbau sind im letzten Jahrzehnt zwei im .Schaffen und Ltlimi 
bedeutende Persönlichkeiten entrissen worden: am n». November starb der 




•75 



Geh. Ober - liaurath Prof. Ludwig liagcn uiul zwei Jahre darauf, am iS. N(»V(.iubcr, 
Prof. Julius Schlichting. 

I t!f|wi^' Ha|,'cn atti j^». August iS-'<( in Püinu war von Jiimnd auf 

uncrmiidlich und mit bcstt-m Erfolge bvslreU, seinem Vat< r, dem hochverdienten 
Altmeister deutscher Wasserbauloimt, nacbzueirem. Während seines WirIcenH am 
RuhrorJcr Haftn, bri der Canalisirung der obcnn .Saar, dann in Cicnthin und ( öslin. 
sowie später im .\bnisterium, verband Hagen in so glQcIdicher Weise schöpferische 
Gcstaltunjiskraft mit erfolgreichem Fleifs, dafs er «Is würdiger Nachrol{;cr seines 
Vaters bei dessen AussciKidcn aus dem Staatsdienst in die erlcditjte St. lle l int^s 
v<)rtra<;t ti !i II l\.itl)f> lierufeii wurde N; If-n seiner praklisehen Thäti^keit, von der 
auch ver^chiedeni- V'eroHcntlichungen Kunde geben, hat er von i*>;5 bis. zu .seinem 
Tode als Lehrer der Hochschule gewirkt, seit 1B80 insbesondere das Geiiiet des 
See- und llafenbaues behandelt, und dabei sowohl in den Vorträtjen. wie bei 
den wohlvorbcreitetcn lüccursioncn auf seine Schüler einen äulscrst anregenden 
Einflufs f^cübt. 

Juliu-- Schlichting lg<'b. am j v Januar 1 ''.vs in Gemünd) erhielt, nachdem 
er Im 1 Au'-luhriing des Mosdcanals sowie an den \Vassrr-I5aiii:w[M rtiimcn Tilsit 
und .Memei hervorragendes Geschick gezeigt hatte, i«7i> den Lehrstulil lür Wasser- 
bau an der Technischen Hochschule. Auch an der I^ndwirthschaftKchen i lochschule 
war er als Docent thätig und lu-wäluie sich hier wie dort als ein vorzüglicher 
I^ehrer, der seinen Schülern auch als Freund mit Rath und i'hat zur Seile stand. 
Durch seine zahirdchen VeröfTentiichungen, seine Theilnahme an den internatio- 
nalen Schifiahrtscongresscn und als Iveiter des Centraivereins der deutschen Flufe« 
und Canalscliifi'.ihi t ha" r: ilii Iri'.i>rf^«-i'n <;rine'; I'.ich<'s wesentlich gefiirdert. 

An die .Steile Sciilichtings wurde /u t »siern i&u5 als etat^mäfsiger l'rofe.ssor 
der Wasser-Bauinspector Bubendey aus Hamburg berufen, wälirmd das Lehramt 
Hagens, den .S<'e- unti Hafenbau, zimächst der Geh. Hau ■ Rath unti vortragende 
Rath im Mmistcrium der utfcnilichen Arbeiten Kummer üt>crnahm. Als sich dieser 
jedoch durch seine Ernennung lum Olier-Baudirector vom Wintersemester 1897 \j8 
ab an einer Weiteren Ausübung der l.' h--|i.itigkett behind' ii ^.ih, wurde auch dieses 
Gebiet dem l.ehramte de«^ Prof. Bubendey «-inverh-ibt, sotlafs seitdem der gesamte 
auf fünf Vortrags- und .sieben l'ebungsstunden im dritten und zwei Vortragsslunden 
im vierten Stu<Kenjahrc verteilte Unterricht im Wa-sserl>au, abgesehen von der 
slä lti^i li< n Wasser-Zu- und Abführung, welclu- Gebiete durch Prof Hüsing s u 1 
vertreten werden, bis auf weiteres in einer Hand vereinigt ist. Der Ober-Baudircct<ir 
P^r. Kummer ist auch nach Einstellang seiner regelmafsigcn f^shrthatigkcti Mttgtied 
des Alithi ; 'Icgiiuns geblieben und hat wiednhoU Gelegi nheit gi Uftnunen. die 

in ihrer Ausbiklung vorgerückteren Stiidirendt n auf E-vcursionen mit den wichtigeren 
Oauausfüiirungen des preulsischen .Staates bekannt zu machen. 

Hinsichtlich des jetzigen Lehrganges im Wassierbau sei erwähnt, dafs die Vor- 
lesungen und Lebungen des dritten Studienjahres rieben der Hydroldgie den 
Gründungen, sowie dem Kluis-, Wehr-, Schleiisen-, Canai-, Deichbau usw., die 
des vierten Studienjahres dem See- und Hafenbau gewidmet sind. 

Leber Canalisation und Wasserversorgung tier Städte w«'nifn seit dem Winter- 
semester iü;ti nach dem Ausscheiden des Üau-Rath Dr. iiobrccht von Prof. 
BQsing Vorträge gehalten, au denen seit nodt UcbuDgen hinzugetreten ^nd. 

»3* 



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176 Die TechirfKlw MockN^iili «ob 1N4 b« li«». 

Der grofse Umfang der im Bisenbahnbauwesen zu behandelnden verschiedenen 

Gebiete und der stete Flufs der Entwicklung, in dem sich das Kisenbahnwtsen be- 
findet, hat veranlafst, die beiden unter der Bezeichnung „Rahnhofsanlagen" im 
dritten, „Eiscnbalin- und Tunnelbau" im vierten Studienjahre aufffefiihrtcn 
Lehriächcr so ausnigesUlten, dals sie in Wirklichkeit als Eisenbahnbau, I. und 
II. Theil aufzufassen sind, die in der Hand (!( ;t >^77 an (icr Hochschule 
ihätigen Geh, Reg. -Raths i'rof. Guering ein zusammciigcliörigcs Ganzes bilden. 
Dadurch ist die Möglichkeit geboten, die ersten Monate des dritten Studicn^res, 
wo mangels jeder jiraktischen Kenntnifs die Aufstellung» eijjcner Entwürfe auf diesem 
Gebiete noch nicht angängig ist, vielmeiir der Vortrag erst voraneilcn mufs, zu vor- 
bereitenden Uebungen fQr das Ganse id verwenden und Bod«n durdi beide Jahre 
hindurch erst einfache, dann schwierigere Entwürfe nach Maf^fac der VortrSge ai 
bearbeiten. 

Die neuere lebhafte Entwicklung auf dem Gebiete des Obeibaucs, die immer 
zunehmende Wichtigkeit zwcckmafsiger und betriebssicherer Gleisanlagen, die noth* 

wendijje Berücksichtigung der Neben- und Kleinbahnen und <ler liihnen mit be- 
sonderen Betriebssystemen haben andererseits eine Zusanimendrängtmg des Stotfes 
unter Ausscheidung von weniger wichtigen Theticn «ur Folge gehabt. Dagegen hat 
die von der Abthcslun^ v. i. il< :li<il: angestrebte Einrichtung besonderer \'<>rtrftge über 
Eisenbahnrecht u\v.\ lj>cnbahnverwaltung sich noch nicht verwirklichen lassen. 

Der betriebstechnische Theil des Eisenbahnwesens ist seit längerer Zeit 
in der Weise geordnet, dafs im dritten Studienjahre von demselben Doconten, der 
im zweiten b<reits Maschinenkunde mit Uebungen lehrt, dem Geh. Reg. -Rath f'rof 
Georg Meyer ein „Abrifs der Verkehrsmittel auf Eisenbahnen" (cinscblicfslich der 
Kleinbahnen sowie der besonderen Systeme 1 und im vierten Jahre ein Vorti ag über 
„Ei.M-nbahnbetri( h t-in^i hliefslich Signalwesen und Stelhv» rksanlagen" gt hiilten wird. 
Aufserdem behandelt der s< it nt;<,ht r iHi»H h;ibilitirte iVivatdoceiit Eisenbahn- Ban- 
inspectur Cauur „Ausgewählte Capitei aus den» Eisenbahnbelriebsdiensl nut beson- 
derer Berücksichtigung der Blockirungen und Vcrschlufstabcllen" und trigt hiermit 
einem Sondergebiete Rechnung, dessen eingehende Kenntnifs fiir den Eisenbahn - 
Ingenieur tiei der Iwutigen Vcrkehrsdicbtiglceit auf den deutschen Bahnen greisen 
Werth hat 

Ausgt^chieden sind in den beidi-n letzten Jahrzehnten mehrere Privatdocenten 

der Ahlht i'mi!;" so mit Sohlufs des Sommersemi-sters 1*^85 der Reg. - Baumeisu-r 
B<»edecker 1 i heoretische C apitcl des Eiscnbahnl}aues) und schon üctober i^Ü^ der 
Eisenbahn -Baumeister Wolf f (Angewandte Hydraulik), 1891/4)2 Reg.- Baumeister {j«tzt 
Bau-Rath. Ilavestadt. iSmj'<'> Rig • Baumei>ter ijetzt Kaisirlieher Reg - K.tth 
Donath, der seit iSbj „ätatik der Bauconstructiunen " fiir Maschinen -Ingenieure 
vortrug, ferner Octobcr t8«>2 der Doccnt Baumeister Schölt«, dessen Collcgien 
über Baumaterialienkunde, X'eranschlagen und technische .Anlagen in Gel)äuden 
nn>li I -.veittg vertheilt sind, i-'ii ii-ii <lrr issit eingrtretriie IVivatdoceiit für Statlte- 
remigung. Reg. -Bauführer iMa.x Knaufl, der i S «5 als Stadt Bauiiis|)ector nach 
Cottbus übersiedelte. Durch den Tod verlor die Abtheilnng am i. Mai i»*t6 den Reg.- 
Bautnristcr zur Megede, welcher seit als iVivatdocent i'in Tcbungscolleg über 

„technisches Zciclincn" abhielt und tK-rcits seit ibb; als Assistent in den t'cbungen 
zu Bahnhofsanlagen und Eisenbahnbau mit vortrefflichem Erfolg gewirkt hatte. 



'77 



LdurfcttrpMT im StuAsojahr 1199/1900^ 

Etat9inär>ige Professoren und Docenieo: 

Brandt: Kisoncunstnictionon '1' i T Linicurhochbauten. Statik der Bauconatniclionen 

für die Abtheiltui|; für Architektur. 
liiibcniKy: Wasserbau. 

Basing: Wasaerversofgan( and Entwässerung der Städte. 

Dietrich: BrQcken in Stein und Holz, BoMwerke, Futtcrmaaern. Strabcnba« und 

str»r<> n<i i' rt-n Grun<l/.jti;c des KismlNihn-, Wasser- und StiafsenbaiMs 

(Tir .\rcluK:l.!cii iiml Masrhinfn-Int;<nii-arr. 
Doergens: Nicdrrc Grod.'t'.K'. Gcudntisrhrs Frakticum. Praktische Ucbangcn im 

FcIdmcMcn. Planicichnen. Höhcrc Geodäsie. 
Gocring: Bahnhofsanlsfen. IBscnbahnbau (einschltersiich TunneltMu). 
Hoffmann: Architektonische Komienlehre. angewandt aof Gegensttnde aus dem 

InRcnicurwcsen. 

MAIIer-Brc'slau: Stntik d<T liaiicnnstnictionen. Ueltungen rar Stitik der Bau- 

conütructiuncn. Eiscmc Brücken. 
Rudeloff: Materialprtfnngsvescn mit Versuchen. 

Privatdocenten: 

Bernhard: Ri uc (<lirlu- BrOcken. Festigkeitslehre fOr dieStudirenden der AbUieiking 

für Architektur. 

Cauer: Ausgewihttc Cspttcl aus dem Encnbatinbetriebsdicnst mit besonderer Be- 

riickMrhii<;iiii|; von Blockiriin^rn und Veracbtufstabelten. 
K>'it; B.iucnnstriirtionslihff für Iniiunicuri.'. 
Grilblir: Mvrhanik. (xctfiebetehre fÜr Maschinen •Ingenieure, 
fletsch: Mechanik. 

Slfiiidi;;!' A--s;-!t<jiiten: 

Bernhard, Könif;!. Rig.-lJauiiKistcr. 

Cauer, K'ini^l. Kmnbahn-Hau- und BetfielMinspector. 

Dircksen, Königl. Reg.- Bauführer. 

Eiselen, Stadt -Baumeteter. 

Gianitz.i, Köniyl. Kc^ -KauDihrcr. 
Roloff, Wasser -|!ailiri!*|RC(i>r. 
Schulz, Kiiui)jl. K«j«. [ir - ■ ister. 
Schurich, Königl. Kcg.- Baumeister a.D. 



ABTHHILÜNG 
FÜR MASCIUXEN-INGENIKUKWESKN 



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ZUR ALLGEMEINEN GESCHICHTE DER LEHRFÄCHER. 



Die Kntwicklun;^ der dc-utschrn Maschinentechnik im ^'rofscn htj^innt in don sieb- 
ziger Jahren mit einem mächtigen äpnin^: die politische Einigung und Festigung 
hatte die scfaalTcndcn Kräfte Deutschlands, die Jahrhunderte hindurch gebunden 
lagen, gleichsam mit einem Ruck befreit, und in dem industriellen Leben kam die 
Wirkung d i-,1 r Kräfte am stärkst<Mi zum Ausdruck. 

Bis dahin war Deutschland vorwiegend ein Ackerbaustaat gewesen. Die Industrie 
hatte kaum das geringe heimische Bedürfidrs gedeckt, die Masdrinentechnik wurde 
im profsen nur R'ir Bery!>au- und 1 liitti nhetrieh und für da^ in Fntwicklunp be^^ritTrnc 
Eisenbahnwesen hcrangczugcn. Ein beträchtlicher L'eberschurs der V'olkskralt war 
xur Auswanderung; gezwungen. 

Nunmehr nahm die Industrie auf allen Gebieten rinen schnellen Aufschwung und 
fing an, im Auslamle sicli Al)sat/;.,'el)icle zu schaffen: zuerst in den lnnaclibarten 
nördlichen und östlichen Reichen, dann im industricreichen 1-lngland und bald 
darauf jenseits des Oceans in Central- und SOdamerika, schticfslidi in gröfserem 
Umfenpe in Ostasien und .Südafrika. 

Neben dem Ackcrbaustaat kam der Industriestaat zur Geltung, die schaltende 
VoHcskraft fand ein wachsendes Arbeitsfeld, die Auswanderung nahm ab, die Arbeits» 
gelcgenheit in noch nie dagewesenem Mafsstabe zu, und die Bevölkerungszahl stieg. 
Die .Maschinentechnik tiuifste in erster Linie iJ.i- l'.e.liirfnifs nach vervollkommneten 
Werkzeugen und auch nach Ausnutzung der NalurkräÜe belriedigen. Der auf- 
strebende Bergbau, die neuen Hüttenwerke, die Textil- und Maschinenfabriken, 
Retriehe aller Art verlangten Werkzeuge und Kraftmaschinen, und c!er M;i-i !)iiii'n- 
bau entwickelte sich zu hoher Vollendung. Neue grofse Anforderungen traten an den- 
selben durch die Vervollkommnung der Dektrotechnik und des Schiffbaues heran. 

Mit der Indvistrie wuchs der Verkehr: Hafcnanlagen und r.almhr.te, Sjwicher 
und Waarenliauser erforderten Maschinenausni-!un^,'en. Kür die steigende Bevölkerung 
der Städte waren \S asscrvcrborgungs- und I'ntwasserungsanlagen zu schaffen, Licht- 
lind Kraftwerke, StraCscnbahnen usw. Dem BedOrlhifs nach Betriebskraft kamen die 

»4 



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Dw Tfchnbche Hoduchnie von 1M4 M« 1999. 



Fortschritte der Energie-Gewinnung und -Vcrthoilung entgegen. Die Pemteitung der 

Energie mittels liocIigespatirKer r!i'klri>-chrr Str im- flilirtc zur Ausbildung:; von 
Wa&scrkraftanlagen. Die Gasmotoren und Elektromotoren machten die Naturkraft 
auch dem Kleingewerbe besser ab bisher zugSnglich und ermöglichten die Ver- 
wendung vollkommener Arbeitsmaschinen, wie überhaupt die Verbesserung der 
Werkzeuge hier aUgemeingültig als ein wichtiges treibendes und begleitendes Ele- 
ment außritt. 

Mit dieser sprunghaften Entwicidung der Maschinentechnik hatte die Aus- 
bfldtmg der Maschinen -Ingenieure an der Technischen Hochschule unmöt^'tirh 
Schritt halten können. Galt es vorher hauptsächlich, für den Staat und für gröfserc 
Privatvcrwaltungen geeignete technische Beamte auszubilden, die Otter ein genügend 
umfassendes Wissen zum Abschluls von Verträgen mit der Industrie, zur l\-ber- 
wachtmg von Ausführungen, zu Betriebsleitungen usw. verfügten, so forderte nun 
die Industrie ein ihren Bedürfnissen entatprecbcndes Können in selbi^tändiger Arbeit 
unter voller Verantwortung. Die Hochschule mufste infolge dessen weit mehr als 
früher darauf hi iI;iclM in, In^jenioiiro au-zuhilden, die in das |nakti>cl;c I,< hi n <;rrfnrt 
schaffend eingreifen könnten, und hatte auf die vielseitigen Zwecke der technischen 
Wissenschaften Rücksicht zu nehmen. Es genilgte nicht mehr, bei denjenigen 
wissenschaftlichen Gesetzen stehen zu bleiben, welche sich in bestimmter Ab- 
straction durch Rechnung <Kler Deduction nachweisen lassen, sondern es galt, in 
erster Reihe der Mannigfaltigkeit der pralctischen Bedingungen Rechnung zu trugefi. 
Vor allem waren die Ucbiuigcn und der l^boratoriumsunterricht in weitgehendster 
Wri»ii" 711 pfiffen Ferner mufste iiiiticr iIcmi nuf-x ifirdcntlieh grofsrn Zuunchs 
der Ix-hraufgaben den graphischen Methoden ein breiter Kaum gewährt, und über- 
haupt die Ausbildimg der einfiichsten und vielseitigsten wtssensdiaftlidien Ldir- 
methoden angestrebt werden, während frOher die aoaljrtlsche Mediode alldn im 
Vordergrund gestanden hatte. 

Eine innige Verbindtmg der wissenschaftlichen Lehre mit der schaffenden 
Industrio war uneilafslich, und daher empfahl es ^icli. mehr als bisher wissenschaft- 
lich und praktisch erfahrene InJi' fiir-urc iK T.« tm 1 liri anzu/it In 11 Die Ausfüllung 
von Lehrkräften in der akademischen Laufbahn allein konnte nicht mehr genügen. 

Die von den Fachwissenschaften at^esondertc abstracte Behandlung der Htife- 
und Grundwissenschaft I M üuiKte nach Möglichkeit beseitigt und ein Zusammenwirken 
mit den Fachwissenschaften angestrebt werden. Auf solcher Grundlage ergab sich 
dann von selbst das Bestreben, atich in den vorbereitenden Wissenschaften (^bthe• 
matik, Mechanik und Physik) zunächst die Uebungen möglichst ausgieUg zur Geltung 
zu bringen. 



Dafs die Abtheilung für Maschincn-Ingcnieurwcsen diesen Forderungen 
Rechnung trägt, bezeugen die tief einschneidenden Umgestaltungen, welche der 
Studicnplan hn Laufe der Jahre, insbesondere während des letzten Jahrzehntes, 
erfahren hat 



* 



* 




■^iiaji •otr*"«' ••fnrmr My o mt 




ALLGEMEINE GRLiXDSÄTZE DES LEHRGANGES- 

Seit October 1896 stelU die Abtheiluag eineD Studienplan (ur ein nur drei- 
jähriges Studium auf, der auf dem K^ofsen Felde der Wissenschaft freilich nur den 
Wegweiser für den kürzesten Pfad bieten will. Dem Durchschnitt der Studirenden 
Soll (las Tr'pnniiim tüc nnhfdintjt erforderliche Ausbildung geben, ctncr weiter 
strebenden Minderheit bleibt das vierte Studienjahr für persünlich vertiefte Aus- 
bildaag. Der P&d gabelt sich hierbei in Wege nach gesonderten Richtuagen: 
Allgcmfinfr ^!a "irhiri cn hau . Ti c 11 Ii a !i n 111 ;i ^ c h i n f 11 hn u . Eliktrotcchnik. 

Die hier beigegebene graphi!>chc Zusammenstellung zeigt die bislicrigc Entwick- 
lung des Lehrganges und der Frequens. Sie grQndet rieh nur auf das Trlcnnium 
und greift nur solche Jahre heraus, in welchen tiefere Vcrändt 1 uii'^cn Stattgefondeil 
haben. Die Flächeneinheit bedeutet je eine Stunde Vorlesung bczw. L'ebung in der 
Woche, wobei das arithmetische Mittel aus Winter- und Sommcrscmcstc r gLUommen 
ist. IDiese graphische Darstellung umfafst auch nur diejenigen Disciplinen, welche 
als unbedingt eiforderüch an;;i licii idcn, und läfst diejenigen Fächer unberück- 
sichtigt, die dem Studirenden nur zur vcrtieftcrcn Au^ibildung empfohlen werden. 

In dieser Uebersicht aeigt sich — dem vorwiegend seminaristiicheii Unter- 
richtsbctrieb der Technisrhrn Hochschule geniäfs — auffallig das Vorrücken der 
Uebungen auf ganzer Linie gegenüber den Vorlesungen. 

Unter den HQlfswissenschaften fuhrt im Jahrgang 188t nur die graphische 
Mathematik Uebungen, im Jahre iHf>(t wurden schon sämtliche lUilfswissenschaften 
mit Uebungen betrieben, unter denen die Laboratoriumsäbungen der Physik als 
besonders ^Qcklieher Fortschritt zu begröfsen sind. Mehr und mehr gewloaen 
graphische Mechanik und gra|)hische Mathematik an Raum, entsprechend der Be- 
deutung, welche die zi-ii:lun i isclu n Mi -lvulc n in dvr au^fVihr. nJrn Tn hnik gewonnen, 
und gcmäfä der wissenschattlichen Ausbildung, die sie durch Lehrer der tech* 
nischen Wissenschaften erfahren halien. 

In der Gruppe der allgemetnrn Fnchwis^-rnschaften wachsen <\'.t' V v]ii\v\'^rn, 
und zwar: in der Mechanisch -technischen Versuchüanslalt (J St.); im Gasmaschinen - 
Laboratoriiun (4 St); fan Maschinen -Laboratorium (8 St) und in den Constrnctions- 
übungcn (fj wöchentliche Ucbungsstunden im Jahre 1889 gegen 9 Uebtmgsstunden 
im Jahre lööi). 

Als neues wichtiges Unterrichtsmittel ist im Herbst 180'» das Maschinen- 
Laboratorium eingetreten, nachdem vorher diese Art der Helehrnng nur mit 
sehr beschränkten Mitteln zum Theil auf&erbalb der iiochscbute durchgeiührt 
werden konnte. 

Maschinen-Beschreibung und encyklopädlsche Vorlesungen sind im Hinblick 

auf die rcichhnltic:«^ tf^rhnivchi- Litteratiir fast ganz in den Hintergrund getreten. 
Die Maschinen-L onstruction wird in Vorlesungen und Zeichenübui^en behandelt 
In der theoretischen Maschinen-Lehre wird der Laboratoriumsthätigkeit grofser 
Raum gewährt, während die N'orleMingen auf ein Mindc'-tmafs b<'schränkt bleiben. 
Die Vorlesungsstunden der Maschinenconslructton haben einen mäfsigen Umfang 
nie überschritten, wogegen die Uebungen an Ausddinung und Vertiefung sehr ge- 
wonnen haben. 

»4» 



184 



Die TcchaiRlw Hodudmlc ran 1W4 bb 



Die besonderen Fachwissenschaften kennen der Natur der Sache nach erst 
im vierten Studienjahr kr^iiti^ (insi-t2< n. Immerhin finden Elektrotechnik und 

Ki?^cnhahnii)aschincnl)au schon in diu ersten drei Jahren Tv\<r I'flc|»o. Der 
intensive IJetricl» du ser Wisst nsclialtcn iiu vierten Studienjahre ist in dem Diagramm 
ersichtlich gemacht durch angedeutete Erganxungsflächen. 

Die dem Stiu!ieni)lan der Mascliinen- In^;onii-iire freihleibendi- Zeit, die in 
früheren Jahren inlol^^e de^ zuvor geringen L'nifangcs der Fachwissenschaften 
reichlich veHQgltar war, wurde damals gröfstentheils durch das Studium der 

Architektin und des Hau - Inj^»Miie(ir\vrs< tis aii'-^'cliillt. So /cij^t noch der Jalirgang 
4i> Stunden Kach\vi^scnM;hafl des .Maschtnenwcücns und 50 Stunden für Archi- 
tektur und Itau-Ingcnicurwescn. Bis October i8«ii wurden im ersten Studienjahre 
SO;;ar nur Hftlfswisiteiutchaften K''''<'ti'n- 

Üci der m'<;enwftrtifjfn l'.nlwickhini,' i!er Fachwissenschaften müssen die benach- 
barten Disci|)!ii>cn ang«ghcdeit weiden, aber vurnehmiich erst im vierten Studien- 
jahre, welches der frdrn Wahl jfröfscren Raum gewährt, als die ein i;eschlosscnes 
Studium \<irau^sit/.<MuJen er-tcn drei Jahre, AU neue Fächer, nhcr 711'^lrirh als 
benachbarte Gebiete werden in erster Linie Vulk>wirthschall.sJthre und Kt chtskundc 
gepflegt, und zwar schon in den ersten drei Jahren, und in ausführlicher Behand' 
lung im vierten Studienjahre. 



Eine scharfe Grenze zwischen Grund- und Hülfswisscnschaftcn einerseits 
und PachwisKcnschaften andererseits ist in Wlrktichkoit nicht zu liehen. Beide 
greifen itn grofitcn VpIc im einzelnen ineinander, und diesem inni^jcn Ziisummea' 
hang Kechntinf; zu tr.itJi n, war das 1 laiiptliestreben W\ der Gestaltung der neuen 
Lehfj'läne. Wenn in der lolgenden Darstellung derselben die Grund- und Ilülfs- 
wisscnschaftcn trotzdem äufserlich von den Fachwissenschaften getrennt erbittert 
wer in. su war dabd lediglich die Rücksicht aufleicbtere Uebersichtlichkcit roafs- 
gebend. 



Der Unterricht in der Physik wurde durch die Einruhrung der Laboratoriums- 
flbimgen (ür alle Stuilirinden erweitert, und ein neues l'hysikalische^ Institut 
mit groNem Hörsaal, mit l'et)un;^s>ulen und lu-ui-n I.ehrnüttcln ^^rvcliaffen. 

Der Unterriclit in der .Mechanik wurde durcl) L'ebungcn eigkn^t, und der 
Beginn in das erste Semester verlegt. An die allgemeine Mechanik wurde einheitlich 
auijeKliedert tlir W'arnu-iiu clianrk mit I c liuriLien im GaHma->chinen -I-Tboraturium, 
die iechntlv der Kälteerzeugung und die Eiektrumechanii< mit L'ebungcn 
im Elektrotechnischen Laburaturium, ferner seit die Matcrialtenkundc, mit 
L'ehuti;;. ti \n der Mei liatiisLli - techniM^Iien \■er^uch^aIlstalt, mit de in wesentlichen 
Ziel, verlielle l^msiclil in die l lasiicitats- und Fi stigkeilslehie durch ei^^ene wissen- 
schaftliche Beobachtung und Erkenntnifs des wichtigeren Ma!etiali»iutun^-«escns /u 
crlaiii^eu Die Kiueinatik hat eine Ij 11 schränkung ihres bislieti^eii Umfangs erfahren 
imU wurde mit der kinematischen Geometrie verbunden; dagegen ist die Vor- 



* 



DIE KINZFLNFN LKURGEBIKTE 



Grund- und HiiUsw issenschatteti. 





1S5 



Icsung über Gctricbclchrc hinzugekommen. AuG>crdcm wurde als Fortsetzung der 
Mecliaaik die Vorlesung fiber Slatik der Bauconstruetionen in den Lehrplan der 

Abtheilung aurgenommtn. 

Der mathematische Unterricht hat eine Aenderunj^ dadurch erfahren, dafs 
auf Antrag der AbtheDong die bisher getrennten Gebiete der Differential- und Integral- 

rccliniing und der analytischen Geometrie zu einem Lehrfach unter Verminderung 
der Gcäamtsttmdcnzahl vereinigt, zugleich aber für alle Studirenden die Uebungen 
in der Mathematilc eingeführt wurden. Auf:scrdcm bietet der mathematische Unter- 
richt durch die Vorlesungen: Bestimmte Integrale und Diffisrentialgicichungen, Theorie 
der Raumcnrven und Flhchcn, sowie durch andere mathematische Specialvor- 
lesungen Gelegenheit zu vertiefter mathematischer Ausbildung vom zweiten Studien- 
jahre an. In der darstellenden Geometrie ist der Unterricht onverSndert geblielwn, 
in graphischer Statik ein Parallelcursus eingeführt worden. 

Besonderen Werth hat die Abtheilung auf die Einführung des Unterrichts in 
modernen Sprachen, vorzugsweise im Englischen und Französischen, in allen 
Stu^enjahren gelegt, auch ist auf Anregung der Abtheilung ein Unterricht im Rusm- 
schen .^iif^jenommen werden Mit Nachdruck und liivlv r auch mit Erfolg hat die Ab- 
theilung femer die Einführung volks- und finanzwisi^cnschaftlicher Vorlesungen in 
den ^udicnplan alier vier Studienjahre betrieben, um den Studirenden auch das Ver- 
ständnifs der wirthschaftlichen Verhältnisse der Ingenieurkunst, das schon bei allen 
fachwis£cnscliaftlichen Lehrgebieten eine Hauptrolle spielt, im Zusammenhang zu 
vermitteln. So wird 5m ersten .Studienjahre allgemeine Vulkswirthschaftslehro, im 
zweiten Volkswirthschaftspolitik und im dritten Finanzwissenschaft behandelt, während 
jm vierten Studienjahr« Gelegenheit /.tu I^clchnin;; in /-nfiln leben rechts- und volks- 
wirtlischaftlichen Fächern geboten ist, so durch die Vorlesungen über politische 
TagesGragen, Geschichte des Socialismus, Handelsgeschäfte und Handelspolitik, 
allgemeine Rechts- und Gesetzeskunde, Arbeiterschutz, Gewertiercdlt, BfirgcHiches 
Gesetzbuch, Patentrecht, Baurecht, gewerbliches Urhelterrecbt 



Der Unterricht hat auch hier weitgehende Aenderungcn erfahren, insbeson- 
dere durch das VorrQekeo der Fachwissenschaften l^s in das erste Studienjahr, durch 

S< hei lling der spcciellen Fachgebiete, durch Einrichtung des Maschinen -Laboratorhuns, 
und durch die Begründung von zwei neuen Lehrstühlen lür Maschinenbau. 
Im einzelnen sind namentlich (bigende Wandlungen hervorzuheben: 
Maschinenlehre. Von October 1 s>»'< an w unle mit den U« bungen im Mascbinen- 
zeichnen eine X'oricsung ,,MaM liiii' iil. hn i in:_^( fuhtt , mit der Botimmung, schon 
im ersten Studienjahre Entwerten und berechnen emlacher Maschinentheilc zu be- 
handeln und ferner sur Anwendung und Ausgcstalttmg graphischer Methoden sowie 

zur Darstellung dynamischer Vorgänge anzuleiten. Die Studirenden werden also 
schon im ersten Jahre soweit gefördert, dafs zu Begiim des zweiten Studienjahres 
das Lehrfach „Maschlnenelemente** sofort mit schwierigen Einzelheiten einsetzen 

kann, und für die Uebungen im Maschinen -I-aboratorium, die gleichfalls im zweiten 
Studienjahre beginnen, das nöthige Verst;indnifs bereits \Miti.inden Ut In den 
Uebungen wird das Wesen des Maschinenzeiclmens, Aufnehmen von iMaschmen- 



Die Fachwissenschaften. 




iB6 



IM* TMliiii*cfac HadudMc «ra 1M4 bU 1899. 



theilen, die Beherrschung der graphischen Methoden und das Enbvcrten einfacher 
MaadiineiKlcmcnte gelelurt 

Maschinenelexnente. Dor rntcnicht in ^Ta•^cl^in^n^:•lcInt:•n1cn wird im zwritrn 
Studienjahre fort|:rsct7t und im wesentlichen schon im Wintersemester erledigt. Da- 
durdi wifd es n)«j^;lich, einige wettere Pachwlasenschaften bereits in das swcite 
Studienjahr vorzurücken, während fi'ir die Uebungen im Ennverfen der Maschinen- 
Hemmte noch ausreichende Zeit bleibt. Es wird also dem frühi icn Lrhii^anq •;!'"K''n- 
übcr ein volles Semester an Zeit, und eine zuvor nicht erreichbare Vertiefung im 
Verstindnifs und in der Anwendung des Lehrstoffes gewonnen. 

Materialienkunde. Im Studienjahr t i.- wurden im Zusamincnhnnfj mit l Vhiin'^en 
in der Mechanisch-techni&chcn Versuchsanstalt Voriesuugcn und Uebungen 
bl der Material ienknnde in den 5>tudienp1aa des zweiten Jahres clngelügt. 

Maschinen -Laboratoriu! II. I i ' r -ticht im Ma.sclUnen-Ld>oratDriiini ist so 
gegliedert, dafs .lile .StudireiidcTi ilt-H Maseliinenbaufaches in Gruppen von etu'a 
sechs Theilnehmern die Uebungen im I-aboratorium im zweiten Studienjahre mit 
vier Wochensttmden beginnen und im dritten mit sechs Wochenstunden fortsetaen. 
Im vierten Studienjahre shid eingehende Maschinenversuche mit Vorgeschritteneren 
angcorduct 

Diese Unterweisung soll den Stndirenden Gelegenheit geben, durdi praktische 
Versuche an Maschinen aller Art die Gesetze und Erscheinungen, nach denen 

sie als Constructeurr m arboitrn h.ihen, aus eigener Beobachtung Icennen SU lernen 
und sie an selbständiges Arbeiten und richtiges Beobachten gcwülmcn. 

Der Unterricht ist nun sdion seit drei Jahren durchgefilhrt. Er hat einem 
dringenden Hcdurrnir5^ der Ahthriiung entsprochen und in hohcni Malse iruchtbringend 
in den gesamten Lehrgang eingegriffen. 

ARgemeincr Maactainenbau. Auf der erwihnten Grundlage der Maschinenlehre 
und Maschinenelemente im ersten und zweiten Studienjahre untl der schon im zweiten 
Studienjahre ebenfalls behandelten Mechanik, Wärmemechanik und Materialienkunde 
beginnt der fachwiitsenschaftlichc Unterricht im Maschinenbau. Schon im zweiten 
Studienjahre werden Wasserloaftmaschinen und Hebemaschinen behandelt, im dritten 
Jahre ^chliefsen «^ich hieran tlir Vnrlr-im'^'en ül'er Dampfmaschinen und Dampfkessel 
und die zugehörigen Constructionsübungen an und als besonderes Fachgebiet die 
Voriesungen über Arbeitsroascbinen. 

Im vierten Studienjahre ist eine Trennung nach bestimmten Fachrichtungen vor- 
gesehen und zwar: 

Vertieftere Ausbildung im allgemeinen Maschinenbau durch die Vorlesungen 
Ober Maschinenbau ntbH Uebungen, Fortsetzung der Uebungen im Maschinen- 
r.ahnratr>rtiim und dufch Ausbildung in der Elektrotechnik sowie in benachbarten 

Ingcnieurgebielcn. 

Wettere Ausbildung im Eisenbahnmaschinenbau, <Se den besonderen Vorsdiriilen 
des Staatsbaudienstes entspricht, mit den Sondergebietcn: Eisenbahnmaschinenbau 

und Eisenbalinbetrieb. -- 

Sehr drückend für die Docentcn war die bisherige Nothwendigkcit, für alle 
Hauptfächer ParallelQbungen abhalten zu müssen. Zur Bewältigung der aufser- 

ordentlich angewachsenen Eehraul-.' iI rTi ^ind den l'rofessoren Hiilf^^lohrer be-gr^'r^cn, 
und zwar lür jede Lchrerstellc ein standiger Assistent und aufserdem ein Htüfslcbrer 




AblliciluDg für MaschioeD-Io{eni<urwe*ea. 



187 



für je v Stiidifondo in d' n ersten zwei Sttidirtijalircn, und fi'ir jo 20 .Studirendc 
in den beiden leUtcn Studienjahrea Jcduch reichte dic&e Unterstützung für die 
ParalldQbimgen lucht aus, und zur nothwcndi^jcn Entlnstung der Docenten wurden 
do!>halb aufserdctn tür die Hauptfächer in den Cunstructloiuäbun^cn und zwar: 
ftir Maschincnlehit und Hebemaschinen, fiir Mascliiiu ru-tcmento und Wassi ikt.ift- 
maschincn und iiir Dampf- und Arbcitsma&chincn Constructeursteiien beantragt 
und bewOUgt, die mit dem Studienjahr 1899/1900 besetzt werden. Ent durch diese 
Vcrnielinint,' der Hfilf-kräftc und: durch die ;iiis<;irt)i'4str Erweiterung; der I.t.hrmittcl 
und Lcbrräumc wird die gestellte schwierige Aufgabe lübbar. [Kammcrcr.j 



EiaenlMditunaschinenbati und Eisenbahnbetrieb. 

I-Ün vertieftes Studium iics Ei?.enbahnmasr?iinpnhaues wurde vi Ikhi dm eh die 
Aniorderungen nothwendig, welche in den Vor>.chriftcn über die Ausbildung und 
Pröfiini; (är den Staatsdienat im Baufache, insbesondere fßr den Maschinenbau auf' 
l^estellt sind. Im liebliche Erweiterungen traten hier ein durch die elektrische 
Kraftübertragung, durch die elektrischen Betricbümittel, durch die Ausbildung der 
Klembabnen infolge des Kleinbahngesetzes von 1892 und durch den Ausbau der 
elektrischen Weichen und Signafsichcrungen. 

Nebpn den Vorlestingen über Eisenbahnmaschinenbau, welche die Constnictinn 
und die i•o^t^chrmc im Locomotiv- und Wagenbau behandeln, sowie die i>eim 
Baenbahnbau vorkommenden medianischen Anlagen umfassen, sind besondere 
Ix'bungsstundeii vorgesehen, um eine gründlichece Kenntrafs dieser Befaiebs- 
mittcl usw. zu erlangen. 

Fflr diejenigen Studirenden, denen nur dn allgemeiner UeberbBek Aber diese 
Gebiete genügt, ist eine eigene zweistündige Vorlesung angeordnet. Es wird Ix;- 
ahsichlitjt mit der Sammlung Hir Kiveiih;ihnma<5chinenbat) nnd Fisenbahnbctricb ein 
cisenbahnbetricbstechnisches Laboratorium zu verbinden. [Georg Meyer.] 



Elektrotechnik. 

Die Elektrotechnik, für deren Ausbildung die Hociisciiulc im L;«ulc der letzten 
sehn )ahre aufaerordentUche Fortschritte aufzuweisen hat, grdft tief fai den Wisaen- 

«chaf\sbrtri( h der Abtheilung für Maschinen -Ingenieurwe^^i-n e in und ist hiervon 
überhaupt nicht zu trennen. Die Begründung einer besonderen AbthcUung flir 
Elektrotechnik erscheint nicht wQnscbenswcftb, weil das Verwendui^agebiet fOr rekle 
Elektrophysik gering ist, der ElcictrotechoflGer aber der Ausbildung im Maschinen- 
weson niclu cntrathen kann, und cbcn<;o jeder Maschinen -Ingenieur gegenwärtig 
mit der Elektrotechnik bekannt sein mu&. Eine Abtrennung dieser unmittelbar zu- 
sammenhüngenden Gebiete hätte daher ebensowenig sachlldie Berechtigung wie 
etwa die Abtrennung' dc^ ^:!eich umrangrcichen Und wichtigen Gebiets der Winne- 
technik von der übrigen Maschinentechnik. 

Als Untcfrichtsgegenstand ist die Elektrotedinifc erst jüngeren Datums Ihre 
Aufnahme ist auf ehie Anregung von Werner von Siemens zuiftcksttführen, weicher 



^ kjui^ .o Google 



|88 



Die TcchiMe RoctixWle van tSH Ui 1899. 



aich in dnem am 27. December 1881 zu Berlin gehaltenen Vortlage darllber folgender* 
ma&en anfserte: 

„Es würe sehr zu wünschen, dafs die elektrotechnischen Kenntnisse bald 
eine gröfscrc Ausdehnung erhielten. Es sollten auf allen Technischen Schulen, 
mhidatens auf den Technischen Hochschulen, LdmtiUile IQr Elektrotechmle ge- 
j^ründfl wrrdrn, um wenigstens unsere technische Jugend mehr VCftraut mit 
der Elektricitiitsiehrc und ihrer technischen Anwendung zu nUKhen." 
Dieser Anregtmg folgten sofort fast gleichzeitig die Hochschulen »1 Darmstadt 
und Berlin. Mit der Abhaltung einer zweistündigen Wintervorlesung über „elektrische 
Kraftmaschinen" an unserer Hochschule wurde unter dem 15. September 1882 der 
Unterzeichnete betraut. Der starke Andrang zu dic&cn Vorlesungen und die schnelle 
Entwicklung der teehtdschen Anwendung der Elektricität veranlal&te das vorgescttte 

Minivtrritim, dieselben schon vom i. Januar 1883 ab 7n p'nrtn virr<;tündigen Wintcr- 
colleg zu erweitern und in den Etat (ur 1884 eine Summe von 28000 Mark bereit zu 
stellen, um in dem Neubau der Technischen Hochschule ein Elektrotechnisches 
Laboratorium zu begründen. Zugleich wurde dem Unterzeichneten die vierstündige 
SommcfVorlesimg über elektrische Teiegraphie, welche bis dahin von dem Geh. Rcg.- 
Rath Dr. Brix gelesen war, übertragen und damit ein geschlossenes Lehrgebiet be- 
gründet, das der Abtheilung flir Maschinen •Ingenieurwcscn angegliedert wurde, weit 
man damals schon von der oben dargelegten und seither allseitig als richtig an- 
erkannten AuiTassung ausging, dafs in Zukunft von jedem Maschinen- Ingenieur 
eldctiYrtechnische Kenntnisse gefordert werden mnfsten. Für diejenigen Studircnden, 
welche die Klektrotechnik zu ihrem Specialstudium zu machen wünschten, sollten 
l'ebungs- und L'nt<Trichtsstundcn im Elektrotechnischen Laboratorium Gelegenheit 
zur weiteren Vertiefung bieten. Im wesentlichen ist diese Auffassung an unserer 
Hochschule mafsgebend geblieben, wenn auch die Vermehrung des Lehrstolfiss dazu 
t'rll'ihrt hm, ':nt ihoi die VnrU suni,' auf i Inc vii r'^'ündigc für das ganze Jahr aus- 
zudehnen und die Laboraturiumsubungen auch denjenigen Studircnden zugänglich 
ZU machen, wekhe die Ehsktrotechnik nicht als Specialstudium betreiben. 

In gleich ausgedehnter Weise wie die l'nterrichtsmittcl dieses Laboratoriums 
haben auch die Vorlesungen aus dem Gebiete der Elektrotechnik eine Vermehrung 
und in einzelne Capitel tiefer eindringende Tbeilung erfahren. Die vierstündige 
Jahresvorlesung des Institutsleiters schliefst sich im dritten Jabrescursus der .Maschinen- 
Ingenieure nn dir ;n dem ersten und zweiten voraufgcgangi-nen N'orlesungen über 
Mechanik und Wärniemcchanik an und führt, um diesen organischen Zusammenhang 
auch iufeerlich zum Ausdruck zu bringen, den Titel „Elektromechanik". Sie ist 
für all«' Studircnden des Maschinenwesens bestimmt und bringt einen L'eberblick über 
da.s gesamte Gebiet der Gleichstrom- und W'rchselstromtechnik unter innigem An- 
schlufs an die Ziele des Maschinen -Ingenieurs, der die wissenschaftlichen Gnmdlagcn 
sich so weit zu eigen machen mufs, dafs er beföhigt ist, rechnerische und constructive 
Aufgaben der Elektr' ir. Imik selbständig zu behandeln. D.is Hauv'/it l dieser Vor- 
lesung ist deshalb: klare Bcgriffsbildung und Eindringen in den wisst nschaftlichcn 
Zusammenhang der elektrotechnischen Methoden und Probleme. Für diejenigen 
Maschinen- Ingenieure, welche nicht die Absicht haben, sich als Specialisten (ur 
Elektrotechnik auszubililon, wird diese Vorlesung für ausreichend erachtet, wenn 
sie wahrend eine» Scmcster.s im vieiten Jahrescursus durch Ucbungen Im Laboia« 




AblheSwiB Dir MwrWnwi^lBfimnw«». 



189 



torium, durch selbständige Vertiefung tmd praktische Bethitigung ia der Lösung 

von technischen Aufgaben den (lir jcdi-.s Gebiet dos IngcnicurweseiM crfbrdeiüchen 
Abschlufs findet. Für die eigentlichen Elektrotechniker folgt im vit-rten Jahrcscursus 
ein wvitcTC» fast ausschiefslichc« Studiuin der L-lektrotccbnik, wctchcs durch intensive 
und bis tu den schwierigsten Untersuchungen vordringende Arbeiten im Labofatorium 
sein charnktori^tisches Gepräge crhiilt Dnrtcbcn '.vriili n r.m weiteren wissenschaft- 
lichen Vertiefung eine Reihe von Einzelvorlesungen geboten, welche zumeist auf die 
Nachmittags- und Abendstunden verlegt sind, um die Arbeit im Laboratorium nicht 
zu !)( Iiiiulcrn Iti erster I.liili- stellt liier di r mit Constnictionsiibunj;cn verbundene 
L'ntcrricht im Bau der Dynamomas>chincn und Transformatoren. Eine reiche Aus- 
wahl geiinihren ferner die unten iur das Studienjahr 1 899/1900 aufgeitihrten Vor- 
lesungen Ober besondere Zwdge der Elektrotechnik. [Slaby>] 

LABORATORIEN. 

Selbstvcrvtrindlich mtifHten mit dem raschen Anwacliscn <]it AhihiMlung für 
Maschinen -Ingenicurwesen auch die Laboratorien, Lehrmittel und Lehrräume 
im allgemeinen eine ungewöhnliche Vergröfserung erfahren. Dabei waren mehrere 
jirofse Institute, wie das M.i-^chinen-Lati' iatorium und das Elektrotechnische Labora- 
torium neu zu schaßcn beziehungsweise ganz umzugestalten. 

Maschinen -Lahoratorium. Der Beüchlub, an den prculsischcn Technischen 
Hochschulen Maschinen-Laboratorien zu ( itiLhteu. umde im Jahre 1895 gefafst. Im 
daraußblgendcn Jahre wurden 220000 Mark für die I£rrichtung eines besonderen 
Laboratoriumsgebaudcs an der Technischen Hochschule zu Berlin und für innere 
Ausstattung desselben mit Maschinen und Versuchscinrichtungcn bewilligt 

Bei der grofsen Zahl der Studirenden , wrfchc an dem 1 ..i!)< n atoritimsimterricht 
theilnahnicn, erwies sich dieses ursprüngliche Laboratorium Imld als zu klein und 
es konnte deshalb mit Freude b^rüfet werden, dals durch die Schenkung einer 
Maschinennnlaj:;!- im Werthe von i20fM>o Mark, ui lche der Geh. ReL,' -Ivnth I'rof. 
Riedler iui daraufTolgenden Jahre dem Laboratorium darbot, der Anlafs gegeben 
wurde, das Laboratorium wesentlich zu veigrölscm. 

Die geschenkten Maschinen konnten in dem urs|>rünglichcn Gebäude nicht 
mehr untergebracht werden und, da sie sich vorzüglich als Lichtmaschinen iUr elek- 
trische Beleuchtung eigneten, so wurde beantragt und genehmigt, das Laboratoriums- 
gebäude wesentlich zu vergröfscm und gleichzeitig mit dessen Ausbau die sehr 
erwünschte elektrische Rekuchtung der Hür- und Zeichensäle der Technischen Hoch- 
schule einzurichten, die Anfang dieses Jahres in Iktticb genommen worden ist. 

Das Laboratorium ist jetzt vollendet und därfte eines der grörsten Institute 
dieser Art nicht nur in I)eutschland sein. Es besteht aus einer grofsen Mn-rdinen- 
halle von tum Breite und 5O m Länge, in welcher zwei grofse für Versuchszwecke 
besonders gebaute Dampfmaschinen von je 200 P. S. aufgestellt sind. Aofscrdcm 
befinden sich in dem Laboratorium mehrere kleinere Dampfmaschinen v»)n '10, 50 
und 33 P.S., für Studienzwecke besonders conslruirlc Fumpmaschinen, Gebläse und 
Compressoren, sowie eine ganze Anzahl kleinerer Versuchsmaschmen, Ventilatoren, 
Pumpen usw. Eine wesentliche Beretcherui^ erfuhren die L'nterrichtsmittel in neuester 
Zeit durch weitere bedeutende ächenkungen. Geh. Rcg.-Rath Prof. Ricdler stellte 



I90 



£>M TdftDMch* Hodndde tob 1SS4 bü 1S99, 



dncn fiir V'crsucluizweckt.- ^«bauten Wassermotor und einen Gcbläsec>'liader im 
Gesuntwcrthe von 24000 Mark zur Vcrfüßung; ferner wurde seitens dir Firma 
A. Borsiu (BcHii>) cm ijrnfs, r W.i^^t rrohrkosscl von 150 qm FTcip'fl.iche im WVrthe 
von looüo Mark und ^citcns de> Herrn \Vo)f (^Magdeburg- Buckau) eine vollständige 
Verbundloeomobüe mit Condensation von 40 P.S. Qberwiesen. 

Für Nebenräume, für A -sistriKi n - und Professorcnzimnirr, fiir Strom- 
samroler usw. Ut neben der Maiichincnhalle ein zweistöckiger Anbau aufgeführt. 

Der iiDtar^elmcte Erbauer und Leiter des Mascfainen-Labontioriums «rlrd air 
Hundertjahrfeier der Hocliscliu'< eine besondere Beschreibmig desselben herausgeben. 
Ilirr mn^ nur erwähnt werden, ilaK im Ii t/ten Wintersemester mehr n!s r -m Studiien<ic 
wöchentlich an den L'ebungcn im l^boratorium thcilgenommcn haben, und zwar an 
Uebungen, welche trots der grofsea Zahl der Bcthriligten in so kleinen Gruppen 
aiNi,'i führt werden, dafs die Studirenden Grlr^i nln it finden, stets selbst zu arbeiten 
und nicht den Versuchen nur als Zuscitaucr beizuwohnen. [Josse.] 

Elektroiedinlidiea Labontotium. Nachdem die PrakticantenzaM des 1884 tie- 
grOndeten Elektrotechnischen T>.-ilK>ratoriums von 23 im Jahre 18^4 auf im jähre iS<,2 
gcsticjjcn war, \viii«Ji-ii iliiich 1 inr rm'tite ZiiHv^nihin-; v«n ^'mon Mark die Mittel 
zu einer weiteren Ausdehnung des Laboratoriums geboten und demselben die Aufgabe 
niertheilt, dem 1894 begritauleten Elektrochemischen Laboratorium die erlbrderliclie 
elektrische Kraft zu liefern. F'ür letzteren Zweck war eine Vermehrung der Betriebs- 
kraft ni>thig, welche durch Aufstellung einer weiteren .^n pferdigen Gasmaschine neben 
der bis dahin altein vorhandenen Hpferdigcn Anlage gewonnen wurde. Die AuF- 
stcilung wurde aus den fiir die Einrichtung dos Elektrochemischen Laboratoriums 
bew'lliijti'n ^fittl In mit ptwn joo*-«-» Mark ht^^tritten. \\'cit< ri- ^!ittI•l flössen dem 
Lalx)ratonuni aus dem zur Verliigung des Herrn .Ministers stehenden 1 heile des Lehr- 
mitteironda durch zweimalige Bewilligung von je 2000 Mark za, sodals bis zum 
Jahtc insgesamt 82<k ;> Marie fiir tür Finrichtungen des Laborat"iiuin- nufge- 

wcndct werden koonten. Die für den Betrieb des Laboratoriums Jährlich verfügbare 
Summe war inzwischen von 2000 auf 4000 Mark erhöht und nir Unterstützung des 
Institutsleiters die Annahme von zwei ständigen Assistenten und anderen Hfil&tcrSften 
genehmigt wonii n Die Zahl der im I^boratorium arbeitenden Prakticanten War in 
den ersten zehn Jahren seines Bestehens von 23 auf 105 angewachsen. 

Im Jahre 1896 erfuhr das Laboratorium eine durchgreifende Umgestaltung und 
Er'Ari!( nini; , für welche J40000 Mark hr\\ ill!_;t wurden. Einem dringenden Bedürfnifs 
wurde zunächst abgeholfen durch Ausbau eiucs besonderen Hörsaales iur lilcktro- 
technik mit 300 Sitzplätzen und mit den erforderliehen Einriehtungcn zu experi- 
mentdien Vorführungen. Durch L'eberdachung eines grofscn Lichthofes und durch 
Hinzunahme der bisher von drr Pliy^il a'i-^ch -technisch' n R. iiJi-anstalt benutz'.en 
Räume konnte die für den L'ntt rricht in der Klcktiotcchnik dienende Gcsamttiäche 
auf 2t6o qm ausgedehnt werden. Die Gasmaschincnanlagc wurde auf 150?. S. 
erweitert, sodafs unter Hinzunahme der Accumulatorcnbatt» rie erfortlerlichi n F:\!!rs 
eine Gesamtleistung von 300 P. S, erzielt worden kann. Der überdachte Lichthof 
von 5<>() (|m dient als Maschfnensaal und cnthslt 14 elektrische Maschinenstationen, 
sodafs 14 Gruppen von -Studirondcn /.u gleicher Zeil tlmn .i t n k"i;iun, ohne 
»ich gegenseitig zu sturei). r)er Jahrliche LehriTiittelfonds. welcluin die Kosten für 
Gas und Wasser nicht zur I-ast lallen, beträgt zur Ziit («<ou Mark. Für den 




Atifiiciliuiti Ar MaicfaiBCD-IotBincurwcieii. 



Unterricht und bei den Vorlcsungscxperimcntcn !>ind vier ständ^^e Assistenten thätig. 
In der mit elektrischem Betrieb eingerichteten Werkstatt sind zwei Mechaniker mit 
Reparaturen und Neuanfertigung von Apparaten beschäftigt, während vier Diener zu 
1-IüirsleistuDgcn aller Art herangezogen werden Icönnen. Die Besuchszahl des Labora- 
turiums schwankt zwischen i$o im Sommer- und 175 im Wintersemester. Um den 
Studircnden die Mötjlichkdt zu gewühren, freie Stunden zwisclien den Voil< smi^en 
für die l aboratoriumsübungen auszunntzpn. ist die Einrichtung rrrtrofTon, dafs an 
vier Wochentagen von 8 bii> 5 Uhr das Laboratorium den Prakticanten offen »tehl. 

An Schenkttngen seitens der Industrie «nd dem Laboratorium in den 15 Jahren 
seines Bestehen» Muchinen und Instrumente im Betrage von rund 75000 Mark 
überwiesen worden, sodais der Gesamtwerth der Einrichtungen, abgesehen von 
den Baulichkeiten, dne &uanie von nmd 400000 Mark darsteUt [Slaby.J 

Aufser dem Maschinen- und dem Elcktiotechnlseben Laboratorium stehen der 
AbthdltMig fdgende weitere Laboratorien und Institute zur Verfügung: 

Das Physikalische Laboratorium (Paalzow-Rubenvi 

Das Gasmaschinen-Laboratorium, verbunden mit dem Mascbiaenbetrieb 

des Elektrotechnischen Laboratoriums (Slaby). 
Die Mechanisch-technische Versuchsanstalt (Martens). Ver^. & 367. 

Femer ist 1>eantragt ehi Laboratorium zur Prüfimg von Maschinenthcilen und 
flie VervollstÜndigong der Maschinenbau-Sammlung durch eme Werkstätte. 



Sehr drückend war bei dem zunehmenden I3esuch der Abtheiiung die Raum- 
noth, beitonders in den drei ersten Studienjahren. Die verfügbaren Hörsäle fofsten 
nur 2<'n V\.i\/.r. I - a.ihcr em dringendes Bedürrnifs vor, zunächst innerhalb des 

vorhandenen Hauptj^i tiaiuii rasch Raum zu schaffen. 

Zu diesem Zweck wurden die bestehenden Sammlungen (ur Maschinenwesen, 
die ohnedies einer grilndllchen Auffirlschung bedurften, zusammengelegt und da- 
durch Uebuii^,'ssii!f ^T-^chaffcn. Ein grofscr Sammlungsrauui wiinl« in rhu-n llsirsaal 
lür 360 Plätze umgewandelt, und auf Antrag der Abtheiiung auch ein grofses 
Auditorium zugleidi als Physik-Hörsaal hergestdh. Die zeitweilig verfugte, jetzt 
wieder aufgehobene Ausschliefsung der Ausländer und Einschränkung der Hospitanten 
hat eine erhebliche Verminderung der Zuhörer nicht bewirkt, und die Raumnoth 
i>esteht fort. 



Ow tccbiwcbe HodHcMe von 1814 1» 1844. 



DER NEUBAU 

FÜR DIE ABTHEII.UXG FÜR MASCHINEN - INGENIEURWESEN. 

Ha der Besuch der Al)thcilun^> für Maschinen -Ingenicurwcscn, wie die vor- 
stehende UelHihichl zu S. i6j zeiyt, ycycnwärtig viel rascher anwächst als bei 
den andern Abtheilungen und eine ihnliche Ersdtcinung auch an allen andern 

Technischen Hochschulen zu lirohachten ist, da aufserdem die Krweiteruni,' durch 
neue Lchrgcbietc bevorsteht, so mufstc ein Neubau für die Bcdiirtnisse der Ab- 
theilung IQr Maschinen- Ingenteurwescn beantragt werden, der in diesem Jahre bewilligt 
ist und im westlichen Thcile des Parics ausgeltUut wird. 

Der Entwurf hierfiir wurde im Ministerium der öffentlichen Arbeiten unter 
Oberleitung des Geh. Ober- Bauraths Eggert aulgcstellt, nach dessen Angaben von 
Rcg.-Baufflcister Lcibnttz für die Ausf&hrung durchgearbeitet und im August i8«i9 
zur Fritfiing vorgelegt 




Dieser Entwurf (s. Grundrisse) enthält Tiersehn 2^ichensile Ittr 700 Studirende, 
zwölf Riumc für Sammlungen von lljoqm Flachenmhalt , zwei Hörsäle für 400 
und 150 Sitzplätze, ferner drei Pnifessnrenzimmer. zwei Räume für Assistenten , zwei 
desgleichen für Construcleure, eine Werkstatt usw. Drei Treppen vermitteln den 
Verkehr zwisdicn den Stockwerken; die Verbindung mit dem HauptgelbSude ist 

durch einen überdeckten Gan^' her^jestellt. 

Die äulsere Architektur des Gebäudes soll erheblich einfacher gehalten werden 
als diejenige des HauptgeMttdes und in bescheidenen Formen, aber in charakte- 
risti-cliLi Ausbilihiu^ das .Nutz^jebäude zur Darstellung' biin^jen. Immerhin wird 
.sich bei dem Wechsel der Frontrichtungen und der Höhen iler einzelnen Ge- 
bäudctheile eine gute Gesaniiwirkung der Massen ergeben. Bei dem Bestreben, 
den Sälen möglichst vid Ucht zu geben, ^d die Fronten fast ganz m Pfeiler und 

Fcnsteröffnun'^'cn aufgelöst. Sämtliche Aufscnwände sollen in Sand-tein htT;.;estellt 
werden. Die Centralhei^ung wird mit derjenigen des Hauptgebäudes verbunden; 
die Lüftungsanlage ist fihnlich wie Im Hauptgebäude. Zur Beleuchtui^ des Er- 



Ahikcitang Ar Mikyii— * iB p ii fcuiw wHi. 



»93 




Neubau fSr die Abihvilung fttr MaKhinen-Ingenieujwcseii. 



L.iy,.,^cd by Google 



»94 



Die Tcdinhcbe Uodwclutk voo 1IM4 Us 1B99. 




Nenbau flir die Abüicilung für Mawhiocfi'lngcnicuivetra 



\vf it< run'^"i(i;itu"; voll mir clr ktri-rln s I.irlij dicru'n Pif-i r Neubau wird .TUch die 
Maschincnbausaminluiigcn aulnehmcn, deren WicdcrhcrstcKung und Ergänzung 
bereits im Werke ist. 

Die Gesamtbaukosten werden cinschUefstidi der inneren Einrichtung und der 
Bauleitungskosten etwa 1 160000 Mark bctragca 



CHRONIK DES LEHRKÖRPERS UND DES UNTERRICHTS 

VON 1884 BIS 1899. 

LdiikOrper im Studienjahr 1884^/85. 

Etatsmafsigc Professoren und Docenten: 

Consentins (t 189s): Muchinenzeichnen. Regulatoren. Abrils der Maschinen» 

elemente. 

Fink (t 1M8): Mechanische Tcchni>lo(;ic II. Maschmmrntwrrfrn. I';iliriknnl,igcn. 
K. Hsrtmann (•): B< rt;vi< il,-. ■ uiul HnUomnnNf hint-n 

HOrmann (*): Beschreibende Maschinenlehre. Mechanische Technologie 1. Werk- 
teugmaschinen. 

Ludewig (*): Hebcnunchinen. Hydraulische Motoren. Dampfmaschinen und 
Dampfkessel. 



Ablkdluaf fttr MudiletB > limiiiMiwtM. 



'95 



Georg Mcycr (*); LandtnuMport-MMchinen, insbetondere Eitenbahn-Maicliinen- 

b.m. Kis< nbr)hn%rtrkii vinMiiliiTs'ich Si^^ahroca. EnenlNdiabelrieb^ 

miucl. UaujTia&chmtri lüj Biiu - I;Sj;i;nii.'iirc. 
Reulcaux: Maschintnclcmcntc. Entucrfcn von Maschincnclcmcntcn. Kinematik. 
Slaby (*): Eiektromectaanik. Gaskratt- und Heifslodmaschincn. Elektrotclcgrapbk. 

MuchincnmeMcimde. Pisktiidie Arbeiten im EtektrotedmiKhen labo* 



Privatdoccnicn: 

K. Hartmnnn (*): Seminar für Maschinenbau. Maschincntcchnischt! Einrichtungen 

für H' i/un^; -.hkI Vrii;il:ir<iii. 
Wehagc (*>: Anwendung der Festigkeitslehre auf einzelne Aufgaben des Maschinen' 

tniies. Neuere Dwnpfmnciiineiurtettcnmgen. 

Ständige Assistenten: 
K. Hartmann Ingrnicur 

Die Mitglieder der Sectios lOr Schiffbau «ehe S. tof. 



Kinematik und Kinematiscbe Geometrie, über welche letztere Prof, Dr. Buka 
(Abtheilung für Allgemeine Wissenschaften) bis zu seinem Tode (3. Deoember 1896) 

las, werden jetzt Inder Alitln ilunt; füi Mii^cliint n Iniicnieurwosen in einem zweistündigen 
Jahrescoileg behandelt. Der hierrür Octobcr ibQ-; berufene DocentProf.W.Harttnann 
(1886 habilitirt und neben seinem Lehrauftrag nuch als Privatdocent thStig) nt 
zi^eich Vorsteher der Kinematischen Sammlung („Rculeaux-Sammlung"), 

Für Angewandte Mechanik wurde iSHh eine besondere Lehrstelle geschaflctt 
und dem Kcg.-Rath Prof. Wehage übertragen. 

Am 15. Febniar 1888 war Prof. Carl Fink gestorben, der adt 1852 am da- 
maligen ()r\vrrbcin<<t;tTit n!-; I.chrcr de-; Mnschincnhntic^i f^mvirlct und nelicn seiner 
yrofsen praktischen, besonders im Turbinenbau hervorragenden Wirksamkeit die 
PyoTessiir f&r Mednidsche Technologie und Maschinenbaukunde an der Hof^schule 
innegehabt hatte. Während da-; Lehramt für Mechanische Technologie seitdem 
durch i^of. Hörmann ausgeübt wird, trat als ctatsinäfsigcr Professor fUr Maachinen- 
Iwtt im Octobcr 1888 da von der Technischen Hochschule Aadien berufene E*ror. 
(jetzt Geh. Reg.-Rath) Ricdloi ein und übernahm die Vorlesungen und L'ebungcn 
im Dampfmaschincnbau, Arbeitsmaschinen suwie Hebemaschinen, und im Winter-* 
Semester 1891 audl im Maschinenzeichnen unter gleichzeitiger Angliederung der 
Maschincniehl e. Prof. Consentius wurde vom Unterricht im Masclimen/eichnen 
cntt>iinflen nnd hi'i^'rinn v<>m i A[>i;1 i" • ,if) cinLii fTir die Studirenden der Abthcilimg 
für Architectur und Hau- Ingenicurwesen bcreciineten Cursus „Beschreibende Maschinen- 
lehre". Sein I^hfgebict umfafste aufserdem die Maschinenkunde fiir die Architekten 
und Bati Fn'^'rnieure, sowie für die Chi -nil:! t und I !:'ittenlcute, Regulatoren und land- 
wirtlischaftliche Maschinen. Diesem reichen, durch die Thätigkeit im Kai.serlichcn 
Patentamt und in der KOniglicfactt technischen Deputation für Gewerbe in fierim noch 
vermehrten Wirken wurde er tan 59. Lebensjahr am 1. Decembcr 1605 durch den 
Tod entrissen. 

Der Geh. Reg. -Rath Prof. Reuleaux trat nach lan^eu r Beurlaubimg am 
I. Octobcr i8'i'i von seinem Lehramt zurück. Im Octobcr 1864 von dem I'oly« 
technikum in Zürich an das damalige Königliche Gewerbeinstitut 2U Berlin berufen, 



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Die TcdMkche HadndbMle wn HS« bii itwu 



bat er seitdem als Professor für Maschinenkunde (spiter fOr Maschinenelcmentc) und 

Kim rn.itilc länger aK drei Jahrzehnte an jcnrr An'-tslt h- i'irhunysvn-iso an dir Gc- 
wcrbcakadcmie und an der Tcchniiichcn Hochschule gewirkt und der ehemaligen 
Gewerbeakademie von tWtü Ms nir Vereinigung mit der BanaieadeiDte (1879) als 
Din-ctor vori;»'sl iii(!t n D:»^. langjährige VVrtrctuny wichttj^or Lehrsebirte hat auf 
Richtung und Inhalt dc% ma&cbinentcchniiM:hen tntenichis (;r<ifscn Einflufs geübt 
Rcuieaux' fesselnde geistreiche Vortragsweise hat xaMreiche Jünger in der Zeit der 
ersten Entwicklung dea ivtsscnschaftlichcn Maschinenbauos begeistert und zu wissc-n- 
-schaftlicher Arbeit angeregt. Seine ,.C<>nstructionslihre für den Maschinenbau" 
und sein „Constructour" wirkten Jahrzehnte lang als Vorbild, und durch seine 
Hauptarbeit, die „Theoretische Kinematik" hat Rcuieaux eine die technische Tcr- 
minDlii^'ir tint! Rtf.'rifTsbildung umgc-'ahi ndr wi'^fn^^rhaftlichc Arbeit {^'f1ri<.tt»f , «He 
seitdem Gemeingut aller Ingenieure geworden üst und an allen Hochschulen gelehrt 
wild. Zu scnier Ehrang beschlofs die Abtheihmg bei seinem Scheiden aus dem 
I A'lirvorhnnd, dafs die von ihm mit auf--t !■ rilcntlicli ^iii'"--cni Aufwnnd von ArSi ;t und 
Konten gcscliaflcne kinematische Sammlung, die einzig in ihrer Art isi, künftig den 
Namen „Reuleaux-Saromlung" führen solle 

Mit dem Rücktritt des Geh. Reg. -Rath Prof. Reuleaux von seinem Lchr- 
amtc waren somit die mafsgebcnden Lehrstellen für Maschinenbau im ersten 
und zweiten Studienjahre neu zu besetzen, und gleichzeitig wurden zwei weitere 
Lehrstellen Ar Maschinen- ingenicurwcscn bewilligt. Im S<^)inmer iSuh wurden dem- 
'^^cniäfs vier neue etatsmSf'.i^e Prnf< -.Miii n berufen: für M.i--i:hini i.i !t rn'-nte und 
Wasserkrattmaschinen; Prof. Reichel von der t'echniitchen Hochschule m iMnniiiadl, 
für Maschinenlehre, Hebemaschinen und Maschinenbau: Plof. Kammerer, bisher 

Otu-t - Ini;''ni<'ttr in Ha^■l^lllt^,^ für D.iiii;)rnia-.':hini'nbau : Prof .*^t ;i m [>f, bisher <')ber- 
Ingenicur in Chicago, fiir den Uau des neuen, durch den Staatshau.shaltetat i8>><> 97 
bewilligten Maschinen -Laboratoriums und IDr die Lötung des Umenichts an 
dem.sclben: Prof Josse, der, bisher Ober- Ingenieur der Allgemeinen Elektricitäts - 
GescUscball in Berlin, an der Hochschule schon seit iä<t4 aK Privatdoccnt gewirkt 
hatte. 

Zur I nterstiitzung des Laboratoriumsleitcrs wurde ferner eine ( "onstructi urstelle 
licantragt. deren Inhaber zugleich mit »ler Theilnahme am Labfiratoriumsunterricht 
die Betriebsleitung der Ma.sGhincn der Hochschule zu überwachen hat. Dieses Amt 
«rird vom Studienjahr t8<io 1900 ab Ingenieur Sehuberg verwalten. Nach der Bc- 
tufung dos Pr'if Siiitnj-. f für (K-n sju-ciellen Dampfmascliinenbau übernahm Pr<ir 
Riedlcr die Vorlesungen und Lebungen in Arl>eitsmaschincn und Maschinen- 
anlagen, letztere gemeinsam mit Prof. Kammerer. Ueber \Va$M^rkrafkma»chinen 
und D.iinijrlü'sscl liest in Verbindung mit l'ebungen Prof l.udewig. Drei weitere 
Con)»n-uctcurstt llcn wurden lur lüitlastung der Professoren in den umfangreichen 
Constractlonsfibungt-n der ersten drei Studienjahre fiir die I^itung de.s Coo- 
Structionsuntcrrichts bewilligt- Zwei werden vom nächsten .Studienjahre an durch 
Ingenieur Kranke 1 bt-her Ober- Ingenieur in DreMJem für Üampfmaschinenbau 
und durch den Ingenieur Ziiblin :bi>her in Hrcdijw-Steltin) lur Maschinenelemenlc 
besctst. 

.•Ms Privatdi'C nf fir ,, Ma-chinenbau" wirkte von iSs.| bi.s iS,i der Re^i-- 
üdumeistcr Pfeifer in dem Jahre seuit» Austritt» infolge einer Uciulung als Pro- 




«97 



(essor an die Techiasche Hochschule In Bnunschwdg habiliHrte sich filr das gleiche 

Fach der Ingenieur, jetzige Prof. Leist, der dann vom Octobcr iHgj ab das Collcg 
KBerg\^'crks- und Hüttenmaschinen", später die Vorlesung über „Technik der Külte' 
erzeugung" als Docent Qbemahm und Temer seit iSo'j/o; „Mechanik" als Privat- 

docent liest. Aufserdem waren für Maschinenbau Obor- Ingenieur Schlüter und 
Reg.-Baumci-iter Lvnen, jct/t elat^mäfsiger Profi sMit dci Techn'i>chen Hoch.schulc in 
Aachen, als Privatduccntcn zugelassen. 1899 habtlitirtc sich für Masichiaenbau der 
Ingcoieiir Regenbogen. 

Die <:tatsmäfsigc Professur für Elektrotechnik wurde Vom April 1S86 ab dem 
Frof. (jetzt Geh. Kcg.-Rath) Dr. Slaby übertragen. 

Den Unterridit im Bau der Dynamomasdiiocn vnd Traasfonnatofen ettiieilt 

seit iS(m '95 als Privatdoccnt der Ccneralsecretar des Verbandes Deutscher Elektro' 
tecbniker, Ingenieur Gisbert Kapp. 

Die übrigen elektrotechnischen Spectalvorlesungen werden fai VerMndung mit 

den einschlägigen Uebungen im I^boratorium von den Professoren Dr. \V. Wedding 
und Dr. Roesslcr und von dem Ingenieur Dr. Klingenberg als Privatdoccnt 
gehalten. Vor diesen t>ehandeh Prof. Dr. Wedding (habilitirt 92) seit i8c>6'i)7 
als Docent „Etektrotechnischc Mefskundo", „Encyklopädi-schc Elektrotechnik", „Be- 
leuchtungstechnik" und „Elektrotechnische Anlagen und Betriebe"; Prof. Dr. Roessler 
(habilitirt 1Ö93/94), seit 1Ö9Ü/99 als Docent „EUcktri&che Balincn", als Privat- 
docent „Wechsclstromteehnik", „Elektrische KraftObertragung" und „KabdstrSmc"; 
Dr KMrifjrnhrrg seit 181)7 98 ali fVivat Ji.icr.nt ,, Projcctininf; elektrischer Anlagen 
mit Uebungen im Entwerfen und Berechnung elektrischer Leitungsnetze". 1S90/91 
trat l&r Elektrotechnik femer Prof. Dr. Friedrich Vogel als Privatdoccnt ein. 

Endlich ist .schon seit April 189.! von dem allgemeinen Lchrgebict die „Elektro- 
tclegraphie" besonders Iiir Eisenbahnbetrieb als Sondervorlesung abgezweigt 
und dem Ober-Telegraphen -Ingenieur Dr. Strecker (habilitirt 1880, als CoUeg 
überwiesen. Seit i&gfi besteht hierfür auch eine eigene Lehrmittei-Svmniung. 

Die Vorlesung über Materialienkunde und Materialprüfungswcscn wird 
seit 1892/93 von Prof. Martens, Director der Mechanisch -technischen Versuchs- 
amatak, gehalten, der seit 1894/95 Mitglied des AbtheilungBCoUegiunis ist. (Veigl. 
S. J67.) 

Lehrkörper im Studienjahr 1899/1900. 

EtalsmXfsige Professoren und Docenten: 
W.Hartmann: Kinematische Geometrie und KilMBiatik. 
Hftroianii: Mechanische Technologie. Wcrkzengmiacfaiae». 
Josse: Uebwigen im Maschinen •Laborstoriumi 

Kämmerer: Masrhinrnlehrc. ficl>eirasclliBcn. Maschimabsil. 

Lei»! Technik «Irr Kaltccru-ugung. 

L u . I , u 1 - Dampf kt ssc I. Wasserfciaftmascilinen. 

Hartens: Materi^licnkuniic. 

Georg Mcyt-T: Kis<.-nl>ahnmaschincnbau. Eisenbahnbetrieb. Abrilk der Verketw^ 

mUtel auf Eisenbahnen. Maschinenkunde. 
Reichel: MascMnenetemente. WaMerkiaftauscIiiAen. 

RicOlcr: Arbeitsmaschincn Masclüttenbau. 
Roes») er: ElukUuicbc Bahnen. 

36 



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1SI4 tw Il49- 



SUb; Wärm'-mecliiiiik. ElektramectMiiik. Ucbimgeii im Etektratiecliniacheii 

LalMtatorium. 
Stfecker: Elekirotcf« i;i.->i«hie. 

Stumiif. I )Amprni.isrhinrr>liaii Kntwrrfrn Vf>n Dampf- und Arbcitsmaschinrn. 

W. W't cld i n>; Ki)ryklii|jadisrhc Ulcktrutccbnik roil l'.tnsc)tlu(s der ElckUutcU-graphic. 

KU ktrotcchnischc Mefidoinde. Elektrotechnische Anlagen «nd BetiSebe. 

Beleuchtungstechnik. 
Web«ge: AnK'i'aniite Mechanik. 



W. Hartmann: Ausgewählte Capitel ans der at^vandten Küienalik. Dynamtfcbe 

Theorie iXcT [)ani]>fma5<;hiiic. 
Kap)> rVynamomasthiTifn und Tranvformatort'n. 

Klingende I ^ rii'j'-ctinini; cli-ktritclicr Anliii:''n. Kicktrumcchaniachc Constnictiona» 

elementc. Kcrcchnung elekuiacher Leitun({»nctxe. 
Leist: Mechanik. 
Re(enbogen: MascMnenbm. 

Roetster: Wechscistramtechnik. Elektriichp KraftObrrtiacunK. Au«-<w!lhlte 

('.ipitcl drr I-.li ktri>t< rhnik. K' 1: Ii 1 . \on Wi chn Knörnrn. 
Vogel: Elcktrutcchnischc Bcrcchiuinficn. Ihcorie und Anwendung von Llcktro- 



rrivatdütcuicn: 



notoren. 



Conslrudiuns'Inxenieure: 



Franke , Ingenieur. 

Schoberg, dipl. Inytnifur. 

Züblin, In^'cnimr. 

Die vierte Stelle itt noch unbeaeUL 



Dr. Klingeaberg. Ingenieur. 

Lutt. Rrg.-Ba«meittcr. 

l'rof. Dr. Rorssler. 
Schmidt, Rtg. - Bauführer. 
Siebold, Ingrnlrur. 

Splett, Rcg.-BauflUuer. 



Standige A$$iitet»teti: 

r. Dr. Ticti. 



Wasenbach, dipl. Ini;cnienr. 



Waihfh«, In^'i nii ur. 
Pinf Dr \V Wcdding. 
Witt ror k , Ingenieur. 
Wurl, dipl. Ingenieur. 



ABTHEILUNG 
FÜR SCHIFF- UND SCHIFFSMASCHINEN-BAU 



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7 



oamzasLOOU. 



ZUR GESCHICHTE DER LEHRFÄCHER, DES UNTERRICHTS 
UND DES LEHRKÖRPERS. 



/T it dem Aufblühen unseres flbersedsehen Handels am die Mitte des scheidenden 



1t X Jahrhunderts machte sich das Bedürrnifs nach einer Vermehrung der KriegS- 
achifle immer mehr fühlbar. Neben einer Anzahl Kanonenboote, welche zum gröfsercn 
Theil auf Privatwerftcn hergestellt wurden, erhielt auch die Staatswerft Danzig Auf- 
trüge zur Erbauung von mehreren Ctirvctten, welche namentlich dazu bestimmt 
wan n, die ])r( ufsischc Flagge in den fernen Häfen zu zeigen und unsere Handels- 
intcresscn zu bclesiigen. 

Solange simtliclie SdiiiFe noch in Holz gebaut wurden, war an tOchtig vor- 
^'< t)i1i!< t' n R.iiimeistern und Werkleiiten kein Maii'^^il: di i^olhi' muffte jedcich ein- 
treten, aLs sich die Zahl der Schitfbautcn vermehrte, und das Bedürfnifs nach 
Schiffien von ganz neuem Typ, namentlich aber nach Panserschiflen aus Dscn, ent- 
stan(i, um eine wirksame Wehr g^en gldche, bereits bd andern Nationen vor- 
handene Falu-zeuge zu schaffen. 

Aber nicht allein das neue Baumaterial (Eisen), sondern hauptsächlich die 
verscliicdcnen neuen Arten der Kriegsschiffe und ihre Einrichtungen, wdclie (li<- 
letzten Seekriege der amerikanischen Staaten iN'ord- pt ^^en Südstaaten) sowie der 
Krimkrieg gezeitigt hatten, verlangten cm eingehenderes Studium des Schiffbaues, 
als es bisher auf den bereits bestehenden Schifflnuschulen erzielt werden konnte. 

Bei der {Reorganisation de«; Könlijücht n f 'n v, - rbeinstituts unter dem Direclorat 
Nottebohm im Jahre 18O0 war dcmgcatals eine besondere Abtheilung für Schiffbau 
errichtet und mit dem genannten Institute verlwnden worden. 

Vi in den beiden ersten Lebn rn di< M r hl ii n Abthcilunn, dem fjeh. Admiralitäts- 
Kath Elbertshagcn und dem damaligen Manne -Ingenieur, jetzigen Geh. Admiralität»- 
Rath a. D. Koch, übernahm der erstcre den theoretbchen Thdl des Unterrichts, 
der zweitgenannte die zeichnerischen und constmctiven Arbeiten und die Vor- 
lesungen über den praictischen Schiffbau. 

Elbcrtshatjcn hatte nach Beendigung seiner praktischen Ausbildung im Maschi- 
mn- unil Si Hau, nach Abiolvirung der i'rüfung als Schiffbaumeister (is, »), und 
nach mehreren Informationsrcisen in das Ausland 1^41 die Ldtung der Stettiner Schiff- 




Dte TodhiiiMte Hadhidnl* wi rtB4 bb itn. 



bamchule erhalten. 1842^1844 erbaute er in Stettin unsere erste Segelcorrette 

,, Amazom. " für die K6ni{;liche Marine und schlofs 1846 in England dt n Contract 
zur Erbauung des preufsischfai Postdampfers „Adler"; gleichzeitig beaufciichtigte er 
auch den Bau der Ruderkanonenboote in Danztg. iHy) trat er als Schiffbaudirector 

in den Dii n^t (Ji r preufsi.sclipn Marine und leitete als solcher die Künigliclu- Werft 

in Danzif,». Nach Berlin in liic Admir alität Iicrufi n, führte er daselbst Iiis /u seinem 
Austritt aus dem Staatsdienst im Jahre i6yt das Dcccrnat für die Schifl'bau- 

angdegenbelten. 

Dieser ne^^rüiidcr unserer Fachabtheilung für Schifiljaii auf der Gewcrbe- 
akademic war füglich einer der Schöpfer unserer heimischen modernen Kriegsflotte. 
Er starb 1880. 

Dos von ihm b^onnene Werk wurde von sdnem jSngeren Mitarbdter A. Koch 

in "icincm Geiste fortge setzt Auch er übte einen hervorragenden EinAuls auf die 
Entwicklung unserer deutschen Flotte aus. 

1830 in Königsberg i. P. geboren, Schiflbaumeister seit 1857, trat er als Ingcnietir 
in den preufsischen Staatsdienst und wurde 1870 zum SchifTbau-Constructeur im 
Marineministerium ernannt Neunzehn Jahre lang, von der Gründung der SchilTbau- 
abtheilung i&'io bis zum Jahre 1H79, wirkte Koch mit unermüdlichem Eifer als Lehrer 
an der Gewerbcakademie» und nicht nur die ilteren Pacbgenossen in der Marine, 
sondern auch eine gröfscre Anzahl der leitenden technischen Kräfte auf den Privat- 
werften verdanken ihm ihre Ausbildung und vcreluen ihn noch jetzt als Mit- 
begründer ebier höheren, neueren Fachrichtung. Als fan Jahre 1879 durch das 
provisorische V'erfassimgs^tatut der Teehnisclien Hochschule die l'aclialitliciluii^ für 
Schiffbau mit der Abtheilung für Masciiinen - Ingenieurwesen als „Section für Scbißbau" 
vereinigt wurde, entsagte Koch sdner Thätigkeit als Lehi«r im SchifTbaa und acUed 
auch gegen Ende desselben Jahres aus dem Dienst der Kaiaeriichen Marine. 

Mehrere Jahre zusammen mit dorn Geninntm und zwar seit 187 ? wirkti' ferner 
der Kaiserliche Schiffbau -Obcringcnieur, spatere üeh. Admiralitäls-Kath A. Brix an 
der Tedmiaehen Hochschule, an der er namentlich den piafctisdicn Schiffbau mit 
Ern i^ vertrat. Vom i. April 1879 war Brix Vorsteher der neu geschaffenen Section 

und damit gleichzeitig Mitf^üed dc^ Senates 

Brix (geb. 1832 in Bcriini trat, nachdem er 1850 — 1854 in Colbcrg den 
praktischen Schiffbau erkrat hatte, nach mehreren grsrseren Seereisen 1856 als 

Infjenicur- Aspirant in die Marino, in welcher er sowohl auf den Werften wie auch 
später auf der Admiralität die praktische Ausführung der Bauten imd die technische 
Werftverwaltung leitete. Brix ist auch lange Jahre niehtstimiBgcs Mitj^led des 
Kaiserliclien Patentamtes gi s'.esi n und hat haufits;;eh;ich die schilTljautcchnischcn 
Angelegenheiten dieser Behörde mit grofser Umsicht bearbeitet. Kr schied lÜS^ aus 
dem Verbände der Tedinischen Hodisdiule und starb 1806 infolge eines Hen- 
ftcfalagvs mitten in einer ausgebreiteten Thätigkeit. — 

Da sich mit dem weiteren Aufblühen imsr-er heimischen Schiffbauindustric 
auch der 13esuch der Fachabtlicilung für Schihbau stetig vermehrte, wurden, um den 
gesteigerten Forderungen an die LchrkriUle gcnQgcn su keimten, in den Jaliren 1874 
und liiju dir Marine -Ingenieur Schwarz-Flemmitig, sowie der Kaiserliche Schiff- 
bau -Ingenieur, spätere Chef-Constructeur der Marine, VVirldichc Geh. Admiralitäts- 




20j 



Rath Pn>£ Dietrich in das Lehrercolleginiii der Gewerbeakademi«, betiebitogsweiae 

der Technischen IIochsclni!< berufen. 

A. Dietrich, weicher bereits in der Kaiseriicben Marine als Schifl&coosUuctcur 
tbätig war, übemabm zunächst die Leitung der Uebungen im Zeichnen und Ent- 
werfen von Schiffen. 

Mit der gesteigerten Thätigkcit unserer Schiffbauindustrie machte sich auch das 
Bcdürfnifs nach Specialtechnikcrn für den Schiffsmaschinenbau geltend. Es 
wurden daher redltzeitig Vorträge und Uebungen über dieses wichtige Fach in den 
I,rJirplrin anfgcnnrnmcn und dieselben dem Marine - In^rcniinir Scli warz-Ftcnstning 
übertragen, welcher diese Thätiglceit bis zu seinem Ausscheiden aus dem Verband 
der Teduaiadien Hochschule Im Jahre 18S2 beibehielt. 

Wähnend in f!cn Anfan^,^s--tadi<;n der Eiitwickhing der Krii i.',<^niarine für die auf 
der Küniglichen Werft gebauten Kricg:»!>chiffe die Ma!>cbinen gröfstcntheils aus dem 
Auslände besogen werden mn&ten, war die Marineleitung seit Anfang der «cbzigcr 
Jahre, um sich vom Auslände unabhängig zu machen und die heimische Industrie 
zu unterstützen, bestrebt, auch die grofsen KriegsscbiffMuaschinen auf Privatwerfteo 
und dann auch auf den Kaiserlichen Werften erbauen zu lassen. 

Daraus entsprang für die Scction für Schiffbau die Nothwcndigkcit, auch auf 
diesem Gebiete einen S])c( inltcchniker heranzuziehen, und so wurde im Studienjahr 
1 079/80 der Kaiserliche jMaschincnbau- Ingenieur Görris, später Wirklicher Admira- 
litats-Ratfa und Professor, welcher die eonstnictiven Arbeiten im Schiflsraasdilnen- 
Bnu auf der Kaiserlichen Admiralit.it leitete, als Lehrer für die Section jjewonncn 
und dadurch den Sludircudcn auch das umfangreiche Material aus den neuesten 
Maschinenconstfuctionen und Versuchen zu Gebote gestellt Nash dem Aiissdidden 
von Schwarz -Flcnnning fiel Gonis auch dessen mit dem sebUgen eng verbuodenea 
Lehrgebiet zu. 

An Stelle des im Jahre 1879 zurDckgetretenen Geh. Admiralttäts- Raths Kodi 
übernahm noch in demselben Jahr der Kaiserliche Schiffbau -Untcringcnicur, spätere 
Prof. Dill einen Theil des Unterrichts, einen weiteren nach dem Ausscheiden des 
Geh. Admiralitäts- Raths Rrix 1S85, was zunächst Dills Beurlaubung und im Jahre 
I HSi< seinen Austritt aus dem Marinedienst, sowie seine Anstellung als etatamllsiger 
Professor fv.T Srhifni.ni nir Folge hatte. — 

Hand in Hand mit der Ausgestaltung der Rcichsmarine erweiterte sich auch die 
Leistungsfähigkeit unserer Eisenindustrie und der mit ihr verwandten Industriezweige. 

War dn« Rcirh h:'- zur Mitte dt i siebzit^ct Talite noch gezwungen j^ewescn, 
einen Theil der grüfseren Panzerschiffe im Auslände zu beschaffen, so fiel diese 
Nodiwendigkeit fort, als unsere vatcriändische Industrie sich der Aufgabe gewachsen 
zeigte, selbst die gröfstcn Schiffe und Maschinen der Handels- und Kriegsflotte 
aus eigenem Material und mit eigenen technischen Kräften zu erbauen tmd aus- 
zurüsten. 

Nach der Fertigstellung der Kaiserlichen Werften traten auch diese als 
schaffende Factorcn auf und sorgten dadurch nicht ntir dir die praktisch, \'orhildnn{^ 
unserer jungen SchitVbau-Ai>piranten, sondern waren willige Abnehmer der von der 
Hochschule ausgebiMeten Kräfte. 

Fs ist die's ein fjnind mehr für das Anwat 1im 11 der Frequi i'z di 1 Scliiffhau- 
scction und (Uhrtc naturgcmäfs zu einer immer weiteren Vermehrung dc^ Lehrstoffs 



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4(H 




«M ttl4 M« 1999. 



in den Speciairftchcrn, Schiffe und Schtfrsmaschinen-Bau, besonders aber auch zu 

dem Be^trohrn <;rtti-ns der Lchrt-r, dun T'ntcrricht fftr die Mehrzahl der Sttidirrndrn. 
die sich für dt-n Dienst der Kaiserlichen Marine heranbilden wollten, auch im Kriegs- 
schifrbau möglichst nmßissend ni gestalten und die Candidaten in genfigendeoa 
Ktafsc für den praktischen Dienst auf den Werften vftrzubildcn. 

So wurde im Jahr if>Sj die schon früher bcabsichtijjte Einführung eines vierten 
Jahrcicursus in der Section für Schiffbau genchtnigt. Mit dieser nothwcndi^cn 
Erweiterung des Studiums von drei auf vier Jahre trat aucli ättfseriich eine 
Gleichstellung der Scction für Schiffbau mit den anderen Abtheilungcn der Hoch- 



Da mit der steten Erweiterung des Unterrichtsprogramms tfie um die MMte 

der achtziyt r lahrr v rh ini)> m :i 1 • hrkräftc, welchf durch Dietrich, Dill und 
Görris vertreten waren, Pur die Anzahl der Studircndcn bald nicht mehr aus- 
reichten, wurde 1887 auch der damalige Schiffbau 'Oberingenieur a.D. der Kaiserlichen 
Marine, jetzige .Marine - Baurath und Prof Zarnack als Lehrer herangezogen, und 
gleicfizeitig wurden die vermehrten Unterrichtsstunden nach sdiarfcr getrennten Dia- 
ciplinen tmter die vier Genannten vertheilt. 

Za: iiack übernahm neben den ersten Anleitungen zum Zeichnen und Entwerfen 
der Schiffe auch den ersten vurbereitendcii Theil des praktischen Schiffbaues. 

Dill behielt ilen Unterricht in der „Theorie des Sclüffes" in seinem ganzen 
Umfang, gab die weitere Anleitung zum Entwerfen imd lehrte den aweiten TbeO 
des praktischen SchiffiMues. 

Dietrich fielen die Vorträge und Uebungen im eigentlichen KriegsschUfbau 
(Einrichtung und Construction der Kriegsschiffe) zu. 

Görris bearbeitete das ganze Gebiet der Schiffsmaschinen und Scbiffskessel 

imd erweiterte dasselbe, nachdem er <lurch sein im Jahre iSmo erfulgto Ait^vcheiden 
aus dem ^larincdicnät im stände war, seine Zeit in erhöhtem Mafse der l^ochschule 
ZU widmen, durdi er^lnzendc Vorlesungen Aber Schiffskesscl, üt>er HOlfsmasdiioea 
und besondere Uel)ungen tVir Knt werfen von Kesseln und Maschinen. 

Diese Vcrthi-ilung blieb bis zur l'"rkranknn<» dos Vi^J. iMll im ]:C\nr iMSi) 
mafsgcbend und änderte sich erst, nachdem aul seine \\ ledergenesung nicht mehr 
ZU rechnen war. Dills ThStigkeit an der ihm lieb gewordenen Statte war nur noch 
eine kurze, da er schon im Jahre iSni seinem Leiden erlag. — ii^4<) in Stettin 
geboren, hatte er seine Ausbildung auf der Gcwcrbcakademie erhalten. Seine 
fachmännische Erfahrung verband sich mit einer erfolgreichen Beßhigung zum 
Lehramt. 

T >hre wurde iler dijiloniirte Schiffbau- Int'' tiii 1: Schmidt hetcits liIs 

HülfsteiiieT herangezogen, welcher dann 1H9U als L)occnt die Voilrägc m der 
„Theorie" sowie die Vorträge tmd Uebungen im Entwerfen übernahm, während 
dem Prof Zarnack nun auch der zweite Tlu il des pr.-iktischen SchitTI>aues zugewiesen 
wurde. Schmidt, dem datnals aus dem Lehrgebict Zainacks die ersten Anleitungen 
zum Zeichnen und Entwerfen von Scliiffen übertragen waren, behielt seine Stdlitng 
auf der Hochschule n>ir bis 1 H(j2 und trat d;uui winler in den Privatdienst über. 

Sein Nachftjlyer al-. Docent wurde im A[>n[ iiS i: der dij)li>mirtc Ingenieur 
i-'lamm, auf den im Uctobcr is^J die samlLichen UnterriclUssiundcu des Aus- 



scliule ein. 




AfalhiilBi^ flb SdiilT* nnd Sf hillimf** '"''" - 



geschiedenen übergingen. Derselbe (ligte neue Lchrgebiete insofern hinzu, als es 
dringend erforderlich war, die Vorträge und Uebun(;cn in den Discipünen „Theorie 
des Schiffes" und „Entwerfen von Schiffen" den Anforderungen der Nciueit 
aniupassen und m vervollständigen. Demgemäfs wurden die Capitcl „Ablaufs* 
rechniinjjen der Schiffe", ,,Hi rechnimf; der Fi-sti^'kcit der Schiffe in stilU m W'a^^spr 
und in bewegter See'* sowie „die Ursachen der Schiifsvibrationcn" in die Vorträge 
neu aufgenommen. Beim EotwerTen von Sdiiffeo worden die Uebungen auf dem 
Schnürboden, dns Absctiien von Schiffshathmodellen mit Platten;ibstrakunp t infjt-riihrt 
und die Uebungen selbst ausschJiefaUch an die neuesten Schiff bauten angeschlossen, 
wobd ntcht nur alle Seeschiflstjrpen, sondern auch der geiamte Flufsschiffbau mit 
in den Bereich der Arbeiten gelogen wufde. — 1897 wurde Flamm lum etats- 
mäfsigen Professor ernannt. 

Von i6<)2 hi& 1897 ist daij I^chrercollcgium unverändert geblieben. In dieser 
Zeit wurde der Studienplan der SecHon Itkr Schiffbau qrstemadsdi wdter ausgebaut 

und nicht nur den nettesten tcchnischt n Anfordcninpen der Ilbrinet aondem audl 
der privaten Schittbauindustric immer mehr angepafst. 

Der stärkere Besuch und die vermehrte Thätigkeit der Scction veranlafste 
den Antrag bei dem vorgesetcten Herrn Minister auf Ablfisong derselben von der 
Abtheilung für allgcmtinen Mnschinenbau und Erhtbun«; zur selbständigen Ai)- 
theilung für Schiff- und Schittsmaschincn-Bau. Derselbe wurde durch Aiier- 
hBdisten Erlafs unter dem 11. Juni 1894 genehmigt. Als erster Vorsteher der 
neuen Abtheilung fungirtc Görris, als ristes Mitglied des Senates Dietrich. 

1896/97 liabiittirte sich Dr. Riess als Privatdocent för Schiffsclassification und 
Freibord. 

Im Jahre 1896 wurde dem Prof. Dietrich, als seine dienstlldie Wlrlcsamieelt als 

Departcmentsdirector der tcchni- chen Ahthcilung des Reichs -Marinfruntt-s derartig 
angewachsen war, dafs er seine Lehrthätigkctt auf der Technischen Hochschule nicht 
mehr allein bewiltigen konnte, der Marine -Bauinspector HOllmann vorübergehend 
zur Hülfelei-stung zugetheilt, indem derselbe den Vortrag und die Uebufi^^en in 
MEinrichtuQg der Kricgssclüffe" übernahm. 1897 wurde dieser Unterricht dem 
Marine-Banrath, jetzigen Ober^Barnnth Kretschmer fibertr^en. 

Dietrichs von hervorr^enden Erfolgen gekröntes Wirlcen blieb nur noch von 
kuraer Dauer. Er .starb unerwartet im September i8<»8. Geboren 1843 zu Pirna i.S., 
gehörte er seit 1B67 der Marine an, in der er ausschlici^lich im Consuuctionsbureau 
unter Koch arbeitete. Nadl dem Ausscheiden seines Lehrers, den er aodt bereits 

auf der Gewerbeakademie längere Zeit in den zeichnerischen Arbeiten unterstützt 
h.it(<'. ii!)ern;i!ini er if^jo, die s<-!li>t;iudligc Leitung der ron^truetiven Schiffbauarbeiten 
der Admiralität. Als Lehrer auf der Hocl)&chule wirkte Dietrich in dem letzten 
Jahrzehnt hauptsichUdi ün Kriegsschiffbau, in welchem ihm als Chef-Coiistnicteur 
der Kai-serlichen Marine eine bedeutende Erfahnint,' rn Gebote stand, sodafs er die 
Leistungen der Studirendeu su einer bisher unerreichten Höbe brachte. Dietrich 
gehörte audt zum Curatorium der Phynkalisch- technischen Rdchsanstalt, dessen 
gedciiiÜt lietn Wirken er mit gröfstem Interesse zugcthan war. -Sn t;esellle sich hei 
diesem mit einer seltenen Arbeitskraft und mit voller Hingabe an seinen Lcbens- 
berof ausgecQsteten Manne au den groben Verdtensirai um die WehrtaafUgküt 

*7 



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Die TtAtSiAt Hockidnile «an tM^ Vk 1*99. 



Deutschlands zur See und um die vaterländische Schiffbauindustric auch das des 
erfolgreichen und tinermfldlicheo Wirkens ab akademischer Lehrer. 

Das Collcg: „Conslruction der Kriegsschiffe" wurde nach dem Tode Dii trichs 
Anfang iti99 dem Marine- Ober baurath, jetsigen Geh. Marine* Baurath und Schiff* 
bau-Direclor Brinkmann fibermesen. 

Berdts im Jahre 1873 wurde (lir die Studirenden des Schiffbaues ein Diplom- 
CNamen eingerichtet, dessen Bestehen bis zum Jahre 1890 obligatorisch Hir t!en 
Eintritt in die Kaiserliche Marine war. In diesem Jahre wurde für die Candidatcn 
der KaiserUchen Marine in Verbindung mit dem bereits bestehenden KtoigUdien 
Preufsischrn Prfiftmgsamt für das Baufach eine besondere Bnxiführrrprfifun^ e\n- 
getühn und dieser die Vorschriften für die Ausbildimg, Prüfung und Anstellung im 
Scluir- und Schif&mascbbien -Baufache der Kaiserliehen Marine vom 3. Januar i8qo 
zu Grunde gelegt. Diese letztcirn sinJ durch eine neu redit^'iitc Auflage vom 
3j. März 1^99 ersetzt und bilden im allgemeinen die Gnmdlage des Studicnplanes 
der AbAdlung filr Schiflfbau. — - 

Von den höheren Baubeamten der Kaiserlichen Marine im Schiff- und 
Schifr<maschiiicn-Bau haben mit geringen Ausnahmen sämtliche ihre Ausbildung 
entweder aul der Gewerbcakadernic oder auf der späteren Tcclinischcn Hochschule 
erhalten, ebenso recmtirten sieb seit Jahren die HQtfsarbeiter des Constmctions- 
bureaus des Reichs - Marincamte^ aus den Studirenden der Abtheilun;; flir Schiff- 
bau, von welchen sich gleichfalls eine grolsere Anzahl in leitenden Stellen auf den 
Privatwetften befinden. 

So ist es der Abtheüunj^ (hirch die andauernde Untcrstützting der vorgesetzten 
Behörde möglich gewesen, dem fortlaufend gesteigerten Bedarf an Schiffbautechnikcm 
in weitestem Malse gerecht zu werden und dadurch auch auf dem Gebiete des Schiff* 
baues für die hohen Aufgaben, welche die politische und wirthschaftliche Entwick- 
lung Deutschlands stellt, die heimischen Kräfte zu selbständiger, schöpferischer 
Leistung zu befugen. [Zarnack.] 



Modellsammlüng. Im allgemeinen wunle der Unterricht weit stärker als früher 
auf praktische Anschauung gegründet und zu diesem Zweck eine grofse Anzahl von 
Modellen der eitudnen ScMf&verbindungen in handlichem Mafistab angefertigt. 
Auch Seine Majestät der Kaiser und König geruhten dieser Sammlung gelegentlich 
Modelle zu fiberweisen, und neben friiheren Erweiterungen des Lehrmittelfonds ist 
von dem vofgesetiten Herrn Minister im laufenden Jahr eine einmalige sehr er- 
hel>iu ho Summe rar Vervollständigung der Modellsammlung bewilligt worden. Hier- 
durch gelanti es, seihst dicjeni^'en Stmlin nden, die ki-iiie lujir d<ich nur eine 
geringe praktische Vorbildung haben, mit den schwierigeren Verbanden bekannt zu 
machen. Femer werden mögKehst häufig Studienreisen in die Industriegebiete 
unti m nimi ti, deren vorthcilhaftc Wirkung sich in den .Arbeiten und Prüfungen der 
Studirenden zeigt. Die stete Steigerung der Thcilnahme an den IJebungcn hat 
seit den achtiiger Jahren auch eine beträchtliche Vermehrung der ZeidiensUe 
veianlalkt. 




Lehrkörper der Fachwissenschaften im Studieiyahr 1884,85. 

Docenten: 

Brix <f 1S9«): PnkäMher Schiffbwi. Specieller KrirgncMirbni. 

Dietrich (f 1898): Zeichnen und Entwerfer, von SchiftLn. Anleituag cum Entwerfen 

von Schiffen. Construction der Kncnsachirtc. 
Dill (t 1891): Theoretischer Sfhiflt.iu 
Görris Sciiifli-Mascbincn und •KcsscU 

Ldhifcfliper iia Stodienjilir 1899/19001 

Elatsmafsige ProfcMoren und Docenten: 

Brinkmann: Construction der Kriegsschiffe. 

h'Urom: Theorie des Schiffes. Zeichnen und Entwerfen von Schiffen. Anleitung 

zum Enturridi von Scilllien. Abrili des Scliilfbwwt (Ar Ben- und 

Maschinen- Ingenieure). 
Gftrri«: Schiffskcssel 1 und n> Entwerfen von Schiffskcsseln. Schiffsmaschinen 

1 tind IL Entwerfen von Sdiiffinnucliinen und RohipUUien. ScbiflahOlfa- 

masehinen. 

K rcl s t Ii rn <• r : Kinrichlungcn der Krie'tjssrhilTi-. 

Zarnack. l'raktiM:her Schiffl>au, 1. Thcil: Eisen- und btahischiffbau, Mastenbau. 

Praktischer Schiffbau, II. Theil: Eisen- und SlahlschiffUaa, HollSCldininu, 
Bootsbau. Eatwteeningsaniagen, wasserdichte VerschlOiae. 

J'rivatdiicmlcn: 
Ricas: CiaHiAcation von Schiffen. Freibord von Scbiffcn. 



ABTHEILUNG 
FÜR CHEMIE UND HÜTTENKUNDE 




tat», it. T. Bcckmlk. 



ZUR ALLGEMEINEN GESCHICHTE DER LEHRFÄCHER. 



In den beiden letzten Jahrzehnten ist sowohl die wisscnsichaftlichc Chemie wie die 
chemische Tedmflc in stetem schndlen Portschrdten gebHeben, und dabei steht 
Deutschland noch heute, wie zu Beginn des Zeitabschnitts an der S|>itze alltr con- 
ctirrircndcn Nationen. Der gesteigerte Bedarf an leitenden Kräften vermehrt noch 
dauernd den Andrang zum chemischen Stuifiian. 

Als besondere Errunj^cnschaftcn innerhalb der Gesamtentwicklung seien in 
rr=.trr Rrilic die tirol'si n l'"<irtschrittc der Elektrochemie lu rvdrj^'i-lioticn Sit- liahen 
zunächst aut die Metallurgie mächtig emgcwirkt, .sodann aul die chemische 
Grofsindustrie, «o elektrisdie Ptoceaae die ilteren Verfähien nir Dantellujii; von 
Chlor, Soda, Pottasche, Kali m \ cKlr.itVf^cn bc-^inncn, und wo sie neue Industrie- 
zweige, wie die Acctylen-, Aluminium - und Chrom -Industrie, hervorriefen. Sie haben 
femer auch im Laboratorium rar UmgestaltunK zahlreicher analytischer Metho- 
den j^ofiihtt Dil- namentlich durch die Fli ktricitiit < tmüglichtc I?ehi rrschung früher 
uniwkannter hoher Hitzegrade i&t für die chemische Technilc und den chemischen 
Lehrstoff eine elienso wichtige Enungensdiaft geworden, wie die Beherrschtmg 
früher unb< kannt niedriger Temperaturen, welche letztere zu Iiidu-.trien zur Ver- 
flüssigung der Gase, zuerst der Kohlensäure, dann des Ammoniaks, des Chlors, iler 
schwefligen Säure, schlicfslich der Luft geführt hat. Im Zusammenhang mit diesen 
grofscn Fortschritten snid m UmveratMen und Techiüsdiea IfeelisdMikn neuerdings 
elektrocheiiii>.chc I..ib«iratoricn errichtet worden. Allein die chemischen Lehrstühle 
sind noch keineswegs mit allen den kostbaren Apparaten ausgci>tattet, welche zur 
qrstematisdien VorlDhrung der neugewonnenen Kenntnisse und der neuen Formen 
der M.itcrii- nöthig wären. 

luncn weiteren starken Antrieb — als Folge der Arbeiten von A. W. v. Hof- 
mann, Vict. Meyer, Berthelot, van't Hoff, Arrhcnius. Ostwald, Nernst u.v.a. 
— hat die allgemeine Chemie namentlich durch die Entwicklung der i^ysikaliachen 
Chemie, des so wichtigen, die Chemie mit der Phy.sik verbindenden Grenzgebiets, 
criialten. Die Arbeitsmethoden der Latraranten sind dadurch vielfach umgestaltet 



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212 



Die TtdtaiMte HodHchola voa 1M4 Ui 1199. 



worden und an den meisten Hochschulen hat man infolge dessen bereits speciellc 
Ldirstellen und Laboratoilea iiir phybikalisehe Cheml« neu dnferiebtet. 

{Licberinana] 



Technische Chemie. Die Entwlcklunt; des technisch -chemischen Unterrichts 
an unserer Ifoclischule bietet em interessantes Spiegelbild des EmporUfibens der 

Ctiemic überhaupt in Dcntscbland. 

Zur Zeit der Bfi^rrinfhtn«; der Gewcrhcakadcmic war mit der Anwendung der 
Errungenschaften der chemischen Forschung auf die Technik oben erst begonnen 
worden. Es ^b damals eigemlicb nur eine einzige Rut ausgebildete chemisdie In- 
dustrie, die der SrUin 11 und Alljalien, welche zum Untci^chir Je vfin Jen kleinen 
Anfängen einer sonstigen chemischen Technik als die „ciicmischc Grofsindustrie" 
tieseichnct wurde. Sie bewegte sich in einem äemlich engen, gesdilossenen Kreise 
von Operationen , die in ihrem Zusamnu nhang den Schwefelsäure- und den I^blanc- 
Sodaprocels umfafsten. Mit dem Ikginn der seduiger Jahre entstand die Industrie 
der synthetischen Farbstoffe, welche in Deutschland zwar erst ziemlich spät Uudcn 
gewann, -iich dann aber zu um so grofsarligcrer Bedeutung erhob. Die siebziger Jahre 
sind g« k( ini/( lehnet durcivdit- F.iiiruhnmg der Amnioniaks<Kla-Fal>rikation und die durch 
sie hervorgerufene groisartige und noch heute nicht völlig abgeschlossene Umwälzung 
in der Industrie der Sfturen und Allalien, welche dadurch in ilireni frQher so fest 
gefügten Zusammenhang tief /< rk1ürt( t, annini,'!ir!i in ilircr Exi^tcn/ t)ri!r<>ht , vchliefs- 
iich aber zu freierer Entfaltung angeregt wurde. Erst durch diese Kämpfe, sowie 
durch den immer steigenden Bedarf der nt bdspielloser filüthe gelangten Farben- 
industrie wurde die heutige Entwicklung der anorganisch -chemischen Industrie er- 
möglicht Im L.aufe der achtziger Jahre entwickelte sich in überraschender Weise 
die Industrie der feineren anorganischen und organischen chemischen Präparate, 
Wozu die Vervollkommnung der Phntogtaphie, die Einführimg synthetisrher Riech- 
stoffe und I Iritinitt<_[ I di r w.icliM iide Ausbau der I'^iilKi i ; imd <lcs Zi_ uijdilicks nicht 
wenig beitrugen. Üie in den achtziger Jaliren zu groister Bedeutung gediehene Zellstoff- 
fabdlcation schuf ebenfalls ein neues Absatsgcbiet fBur die Erxeugnisse der chemischen 
Industrie, wilrhr n.nch niul luicli st.uk ^«tuig geworilcn wnr. \im sich Inden neun- 
ziger Jahren dem Ausbau elektrolytischer Arbeitsmethoden zuzuwenden, wie sie in 
der Zerlegung der Chloralkalien, der Darstellung des Aluminiums und Magnesiums, 
der Erschliefsung von Calciumcarbid und Acetylen zum Ausdruck kommen. 

Dieser hier nur ganz kurz skizzirten I nt \'. ii kl.ini; drr chemischen Arbeit in 
Deutschland mufste sich der Unterricht an unserer lechnischen Hochschule im 
wesentlichen anschMelscn. Der anfiinglich Gist ausschlicfstich betriebenen theoretisch - 
cheniisrJirn I 'nti r'.w '-un^ nulfNten nach und nach Vtirtrri;;<- tmd U' liuni;Mi In igesellt 
werden, in welchen die wissensciiaftlichen Grundlagen der Chemisetten Technik ein- 
gehender berücksichtigt wurden, als dies naturgem9fs in den Vortragen {ihtr reine 
Chemie möglich ist. L)ie Anzahl und Mannij,;raltigkeit solcher technisch ti,is< lit t 
Lehrgcbietc mufste ferner in lieni Mafsc steigen und wachsen, wie die Technik 
selbst emporblUhte, und Dinge, welche in den Vorträgen früherer Jahre vielleicht 
kaum gestreift worden waren, cntwickelteo sich ebenso rasch zu wichtigen Vortrags- 





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a»4 



Sh 



«HO itt4 Mi itM. 



und Ucbungsgegenstioden, wie sie unerwartet für den Nationalwohlstand des dcut- 
achieii Volkes nir QueNe von IMionen wurden. 

Hii- Einführung eines retielmafsigen pnkdachen Unterrichts in der technischen 
Chemie an un&ercr Hochschule fällt cin^ Jahre vor den Beginn der gegenwärtig 
so eilri|r betriebenen Erwägungen Ober die Nothwendigiceit und die fweclanllsigate 
Ausgi-^taltvm^' eine- di-rarti^'t>ii l^nlcrrichts, Erwägungen, wi Ichf in der neuerdings er- 
folgten Errichtung besonderer Laboratorien für angewandte Chemie an zahlreichen 
deutschen UntrcnitateD ihren diatdUhlichea Aiudniek geiiindea haben. Wenn heute 
nidit mehr, wie noch tror sehn Jahren, an der tinbcdingten Nothwend^iceit eine« der- 




Oiemiidies Labontorina. 



iutigen Unterrichts gezweifelt werden kaiui, so gehen doch die Anschauungen über 
die Organisation desselben noch siemlich weit auseinander. Dies möge es recht- 
fertigen, die an unserer Hochschule befolgte Methodik hier etwas näher su erOrtem. 

Als feststehend kann anerkannt werden , dafs die Vorführung chemischer Fabri- 
kationsverfahren in Apparaten, welche eine verkleinert! , nl>er getreue Copic der in 
der Industrie thatsächlich benutzten bilden, sich nicht nur als überaus kostspielig, 
sondern auch als ganz (mwissensduftlich erwiesen hat, aodals diese Form der Ein* 
flUirung in die Technik sellist in den Fachschulen fi'ir bestimmte Industrien nur 
noch in be)>chränktem Maf:>c Verwendung findet. Für eine Hochschule, welche nicht 
die einzelnen Gewerbe, sondern die Kunst zu lehren hat, technische Vorginge in 
wissenschaftlicher Weise zu ihirchdringen , konnte diese Methode von vornherein 
nicht in Betracht kommen. i£s ist daher von der Anschaffung irgend welcher Arbeits- 



DigiiizecJ by do 



moddle Rh- das Technisch -chesnisehe Laboratorium ▼ÖlUg Abstand genommen imd 

dem Gan<,'c des Unterrichts der rcgclmäfsigcn Studircndcn, welche das Prakticum 
des Laboratoriums im siebenten und achten Semester, nach Absolvirung des An- 
organischen und Organischen Laboratoriums belegen sollen, der nachfolgende Lehr« 
plan lu Gninde wocden. 




Erster Stock. 



• » • 1 !• 

Gfondrib. 
Oiemiwhes Labontorimik 

Der Unterricht beginnt mit präparativcn Arbdten au> dem Gebiete der anofg»* 

ni^cbon und ori^ani-orhi-n Chemie, wntvi in<li-->-<Ti nur -ulchr Präparate hcr^ritcllt 
werden, welche ein technisches Interesse bieten. Auch werden die von der Technik 
befolgten Darstellungsweisen benutzt, wobei die GrOndc, weshalb (fieae imd nicht 
etwa sonst bekannte, oft (ur da- [,a!)oratoritim bequemere, Mefluxlen X'erwcndunf,' 
finden, dargelegt werden. Die Acndcruogcn, welche bei einer etwaigen Lcbertragung 



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2|6 



n« TcdMbAe HocbMliQle «m tM4 U* 1S9». 



der von dem Praktkanten erprobten Darstellangswcisrn in den Grorsbrtricb bczflt:Uch 

der Ajiparatur rrfoltjcn niiifstcn, werden l»--])roclu-n, wndurch der Studircndc in das 
wicliti^r Gebiet dt-r A|>|iariitcnkundc cingcflihrt wird. All< Arlit itcn sind »trict quan- 
titAtiv, insofern vr>n (^cwciyencn Mengen Rohmaterials au<^^r<^anK« n. die Ausbeute an 
erhaltenem Prodiict fctgcstellt und die Ursache i iiitn ti ridiT W rlu-to « rforscht wird. 
Hand in Hatid T-ntt dus< n |)rli|)ara!iv«'n Arlit-itcn f^i-lil di<' F.mübur.u' t. i hni'ich- ana- 
lytischer Arbciismclhodcn, wilchc zwar nicht in diicr Ciciamthcit bt waitigt Wffdin 
kennen, durch deren Erlernung aber der Studirendc auf die besonderen Erforder- 
nisse praktischi-r rVt'i<^'ingsv<if.ihren im Gcj^t iis.itzi- zu di-n oft um>t:indlichi-n . wenn 
auch gcnaucTi;n Methoden der rctnt:n analytischen Lheniic hii^vwtciH-n wird. Stu- 
dirende, welche sieh in der Erfansung praktischer Probleme durch »oldie Uebungen 
einiyennafM-n ^jeschuh ziij^en, wenlen mit der Durchat beitun^j von niis^cwähltcn 
Patentschriften besciufti^t. In den Angaben der sabircichcn, auf Gegenstände der 
chemischen Industrie bcicCi^lichcn deutschen Retchspatcnte besitzen wir ein ausge- 
zeichnetes Uebiin^jsmatcrial für dm L'ntcrricht in der anv^cwandt« 11 Chiniic. IJie 
Nacharbeitung derselben bietet Auft,'aben von ji dem m<'j^Iichcn Gradi der Scliwicrit;- 
kcit und hat im Vergleich zn [>räparaliven, auf Anj^abcn der cheinii>c!ien Litteratur 
beruhenden Arbeiten dt-n unschätzbaren Vorzug, dafs die l'atcntschriftcn in ihrer 
Unripf^i^ri (ind stets auf Variationen innerhalb der (irenzen der ])atenirechllichen 
Aequivalcnz berechneten Fasbung da^ eigene Nachdenken des Nacliarbeileiiden 
nir Bedingung machen, dabei aber mit ebenso grofser Sicherheit einer uferlosen 
Speciilation Halt R<-bicten. I^edi^^,*un^; für eine richtige Au^nutzun^ dies« r V<irth< ;li- 
ist, dafs den Arbiitcn stets der VVurtlaut der Onginai{>aientscliriit, nicht aber etv^a 
einer der AustOge zu Grunde gelegt wird, «"clehe sich in der Litterattir finden und 
denen das sjR-cifisch Hiidtnde der ratentschriften al'j^iht lunen wichtigen Theil 
der gesciuldertcn (Jcbungcn bilden die von den Prakticanten di^^s Laboratoriums rin- 
gcfofderten schriftlichen Berichte über ihre Arbeiten, welche, passend gcurdnet und 
registrirt, ihrerseits ein Unterrichtsmittel darstellen. [Witt.) 



Elektrochemie. In den letzten fiinfzehn Jahren hat die Anwendiiiij^ der 
Elektrolyse in der chemischen und liUttenuiaitnii^chen Technik gl.inzende Jirfol^je 
lu venddinen. 

Wenn auch das Princij) der iVir die chemische Indiistrii' m erster Rtilie wich- 
tigen Aikalichlohd- Elektrolyse schon ianjjc bekannt war, so lehltc es doch noch 
bis vor kurtem an Verfahren, wekrhe die Durchführbarkeit der elrktrochi-mischen 

Arbeitsweise im ^roUen ^;evtattelen. Ks war daher eine- i!< r lu d- ut^;tm^tei) Atit^.ibeii 
der modernen cluniisclun Industrie, dieses Problem zu l<»M-n. l>ies (gluckte nach 
langjährigen , k<pstspielit;eti Versuchen zuerst der chemischen Fabrik Ciriesheim bei 
Frankfurt a. M. . welche s,-n l^.|>> ilie KlrktroI\-e v<.n l hl<.ika1ium betruSi und als 
Erzeu^misse reines Aet/kali und (lil'n, Ih/v\ (liloik.ilk, lu lett Ant^r d«ti k.m^ti- 
!>chcn Alkalien und Chlorkalk wird auch Kaliumchlotat auf « U kiroctu iiiisdu in We^< 
m grofsem Mafsstabc darge^teth. 

In der EI ektromet all 11 r t^'ic spii'lt »lie e1i ktr. /\ t^i hi' Ku]'N rr,itr'itKi;H 'Ti , fi rner 
die Gewinnung von /Uumimum, Natnum, Magnesium u»vv. eine iicrvurrugende Kulic. 




AMkcOug ito Cbcnle md mtMalhiimae. 



»17 



Wt HiHfe des dektriscben Stromes lassen sich aber nicht nur tedmiseh wichtig« 

Elclttrolyjscn durchführen, sondrrn anc!) t ! ck t k 1 1 hcrmiscfi !■ Rt-actioncn. 

Durch eieictrothcrmischc Erhitzung von Kieselsäure, bezw. Kalle oder Baryt 
mit Kohle im- eiektriachen Ofen eihitt man infolge der nur durch den Strom endel- 
baren hohen Tcmptraturgradc Carbide, welche tur Zeit bcrciss technisch wichtige 
Verwendung finden; besonders bildet das Calciumcarbid die Grundlitge der Acetylen- 
industrie. 

Endlidl wird die Elektrolyse neuerdings auch in der analytischen Chemie zur 
quantitativen Abscheidung von Metallen benutzt. In vielen I.aLoratorien der Grofs- 
iodustrie wird die „I^ektroanalysc" bereits mit iirfolg angewendet. 

Durch die im MMne 181)4 im Preufsischen Abgeordnetenbause angerq^ Eln- 

rühniri!.; (!er F.N. ktroi licm ii« ak sc!b-sländißOS I ehi fach t rhirh der Studienplan der 
Technischen Hochi>chulc dcmgcmäfs eine bedcutung>> volle Erwciteruug. 

Im Anschluls an die vierstQndigen, IQr das vierte Studienjahr bestimmten 
Vorlesungen, die im Wintersemester die allgemeine Elektrochemie und die Anwendung 
der Elektrolyse in der chemischen Industrie, im Sommerlialbjahr die Elektrometallurgie 
und die wichtigsten Capitel der Galvanoplastik und Galvanostcgic, sowie der quan- 
titativen Analyse durch Elektrolyse behandeln, erfolgen die praktischen Uebungen 
im I.ahciatoiiiitn Mit i^^ i'i 7 täglich in je neun Arbeitsstuncicn Dirkes Prakticnni 
setzt eme allgemeine chemische Ausbildung voraus, insbesondere: genügende Kennt- 
nisse in der allgemeinen Chemie und praktische Erfahrungen in der qualitativen 
und quantitativen Analyse, sowie in d. rll< i ';*.eIUin;:^von Präparaten und eine min(!r<,t( ns 
einjährige Arbeit im Organischen Laboratorium, endlich die Vertrautiieit mit den 
grundlegenden Messungen und Uebungsaufgaben des Elektrotechnischen Laboratorhmtis. 
Das eigentliche elektrochemische Prakticum erstreckt slcli dann — abpc --rlu n von 
der Ausfuhrung der wichtigsten lüektroanaiysen — im wesentlichen auf die 
PrQfung des Faraday sehen Gesetiea, die Bestimmung von LeitnUiigkdten, Ueber- 
fiihrungszahlen und Zcrsetiungswerthen, die Ermittlung des Einflusses der Strom- 
dichte, der Concentration und Temperatur des Bades sowie des Elektiodcnmatcrials 
auf den Verlauf elektrochemischer Reactionen, femer auf die Herstellung anorganischer 
und organischer Präparate, Alkalichtoriddektrolyse, Metalldarstellung und Raffination, 

dektrnthcrmisthe Arbeiten usw [von Knornv] 

Mineralogie und Petrographie. Die Fortschritte, welche innerhalb dieser Wisscn- 
schaftsxwdge in neuerer 2^it au verzeichnen sind, beruhen vonugsweise auf der 

Bnführung einer in allen Einzelhritt n aiisj:;4 hil>I< trn optischen L'ntersuchuni|vni< thodr. 

in der Mineralogie sind hierdurch wichtige Ergebnisse auf dem Gebiet der 
theoretischen und bestimmenden Krystallographie eratelt worden; in der Petro- 
graphie wurden umfassende neue Aufschlüsse über die Zusammensetzung, Structur 
und Genesis der Gesteine gewonnen, sodafs die pctrographische Systematik im Ver- 
lauf der letsten swanzig Jahre eine gändiche Umgestaltung crGibren hat 

Aber auch für die Chemie haben diese, auf dem Gebiet der minerak^isdien 
Forschung entwickelten Methoden eine namhafte Bedeutung gewonnen. 

So hat die Möglichkeit einer sicheren Identlficirung mikro>kf>jiischer Krystalle 
durch Feststellung ihrer optischen Eigenschaften zur Begründung einer neuen ana- 
l\i'-( l ' n Methode, der „mikrochemischen Analyse" geführt, welche die chemische 
Untersuchung kleinster Substanzmengen und somit auch diu Bestimmung gering- 



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2l8 



Dte TacfaBbclM Hodikhali «an 1SS4 bb 1B99. 



Hi^^ij^'r r Veninreininungen chemischer Producte gestattet. Andererseits bildet die 
kr>>taIloptis:ti> I ntersuchunf; an und für sich in vielen Fällen ein '.i>!/u^!it-hfs 
Ilülfsinittcl zur L'ntcrsclieiduny homogener chemischer StutiTc von mechanischen 
Gemengen, svr Be.«ümmuiig beteromorphcr Modifieationen und xur Identifieirung 



In Rücksicht auf diese maonigfache Anwendung der mikroiskopischcn Kr)'stallo- 
grapbie ist durch Einfllbning eines Iwsondcmi Uetningtcollegs den &u<fireiideii 
Ge!< ^ n!irit geboten worden, die lietrcfrcnden UnterBucbangsoiethoden praktitA 

kennen zu lernen. 

Der allgemeinen Atudehnung des Unterrichts entsprechend und um die Brgeliaisie 

der neueren Forschung auch in den Vorlesung! n demonstrircn zu können, erhielt die 
Apparatensammlting des Mineralogischen Instituts eine entsprechende Vervollständigung. 

Der sieiiy vermehrten Theilnahme der Stttdtrcnden aus den Abtheilungen 
für Architektur und Hau -Ingenieurwesen an den .Ii »gischen Vorlesungen und 
Uebiin'^rn i>t durcTi spccicllere Ik-rücksichtigunL; '!<■! iMiiwi- cnschaftüchcn Gc-ti-irf;- 
Ichre und der praktischen kartugraphiM;hcn Arb< iten bei der Ausgestaltung des 
betreflenden Lehrplanes Rechnung getragen worden. [Hirschwald.) 

Photochemie und Spectralanaly«e. Die grofsrn Knrtschritte, welche die 
i'hotochcmic im letzten Jahrzehnt zu verzeichnen hat, konnten niciit ohne Ein- 
ilurs auf das Photochemiscbe Institut bleiben, und besonders sind in dessen 
plan allmählich auch diejenigen Zweige der Photographic mitcmbezogcn worden, 
welche sich mit der Hersteltung von photographi^chcn Druckplatten beta&sea Der 
Unterrieht erstreckt sidi demgemlfs jetst nicht nur auf die Pbotochemie und die 
praktische Photographie nebst den dazu gchürigen l'ebuugcn in der Herstellung 
photographischer Aufnahmen und Lichtpausen, in der Erzeugung und Verarbeitung 
photographischcr Präparate , sondern auch auf eine tlu orciischc und praktische Aus- 
bildung in den wichtigsten Rcproductionsverfahren. Bevinders der Lichtdruck, 
der für <!i»- wissenschaftlich • photogra[)hischc Technik eine gro^c F^i-di-nlun-,' gewonnen 
hat, ist in den letzten Jahren dauernd berücksichtigt worden. Kerner hat sich der Unter- 
richt auf die Anwendungen der Photographie auf dem Geliiet der Wissenschaften 
und der Technik ausgedehnt, und es sint! '■j'ri.irn ilii Mikrophotographie, 'Ii' 
Specirographic und die Photograinmetrie gelehrt worden- .^bt dem Lciu^anit 
der Plmtochefflie ist das der Spectralanalyse verbunden, welche letztere sowohl in 
Vorlesungen, als auch in praktischen Uebungcn spcciell mit Rücksicht auf die tcch- 
nisch wichtigen Methoden gepflegt wird. [Mielhc ] 

Nahrungsmittelchemie und Geschichte der Chemie- Der Unterricht in der 
Natii ungsmittelchemie ist erst vcrhältnifsmafsig jungen Datums. Zwar war schon 
durch das Reichsgesetz vom 14. Mai i>S;-i) cim •^tn ngerc Ueberwachung des Ver- 
kehrs nüt Nahrungsmitteln, Gcnufsmilteln und (.lel^rauchsgcgeiisUndcn eingeleitet 
und damit ein BedQtfnifs nach Vervollkommnung der Cntersuchungsmethoden und 
nach der Ausbildung hierzu geeigneter Chemiker entstanden, allein dasselbe konnte 
in den Lehrpiänen der Technischen Hochschulen nur allmahlidi berücksichtigt werden. 
In Berlin war dies von 181)3 ab durch den Lehrauftrag an Prof. Dr. Seil gcsebehen. 
Im fi^lgenden Jahre eini;^teii sich die Hundisiegierun^tn ül>or tinen Hntwuif von 
Vorschriften zur Prüfung der Nahrungsniittclchcmikcr, und un Jahre itivS wurden 
in Preubcn, unter aoderm auch an der Tcdmisclm Ifochsdnile tu Charlottenburg 



isomerer ff'<;»rr Körper. 




für die Vorprüfung, und In Berlin (ur die Hauptprüfung Commissioncn eingesetzt, 
wddiea zur Zeit drei Mitglieder der Abtheilung für Chemie und Hüttenkunde an- 
gehören. Daduich prwann der Unterricht in der Nahrunpsniittclclu n-.ic aiicli für die 
Hochschule grölscrc Bedeutung. Sein Ziel ist die Anwendung aller Fortschritte der 
allgemeinen, besonders auch der analytischen Chemie auf die Nahrungstnitldchemie. 

Wie in iliT allj^emrinf n Chemii'. so ist ;inch bri di r AiishiUIiing in der Nah- 
rungsmittclchcmie das Hauptgewicht auf die praktiiichc Thätigkeit zu legen. Da 
aber nach der Prüftingsordnui^ das Examen als Kahrunfsmittelchemlker erst nadi 
mchrscmestrigcr praktischer Arbeit an einem der durch besondere Verordnung aus- 
drücklich dafür bezeichneten Laboratorien erfolgen kann, so beschränkt sich zur 
T^xt der Unterricht in diesem Fadi an der Technisdien Hoclischule nur atif Vor- 
lesungen mit Demonstrationen. 

Mit dem j^li-ichcn I.<_'fir;imt sind die Vortrri^*e über Geschichte der Chemie 
verbunden, deren Studium gerade bei der schnellen Weiterbildung der Chemie als 
dn den kritischen Sinn f5rdemdes Wiehres HOirsmittel bei der theoretischen imd 
praktischen Arbeit anzusehen i^t [von Rrrchka.] 

Botanik. Der botanische Unterricht an der Technischen Hochschule ist 
mit Rfickstcht auf die Vorblldting imd die durch den Bundesrathsbeschluis von 1894 
eingeführte Prüfung der Nahrungsmittelchcmikir eingerichtet worden. Er beschränkt 
sich auf eine wöchentlich zweistündige Vorlesung über allgemeine Botanik 
(Morphologie und Anatomie der Vegetationsorgane, sowie Physiologie der Gewächse) 
im Winter- und eine gleidw Vorlesung über specielle Botanik im Sommer- 
scmcster des ersten jahroscur«<'s fl'ir tcchni^^chc Chemiker. Die sfacielle Botanik 
behandelt die Systematik auf Grund der Entwicklungsgeschichte und zielt auf die 
Kenntnifsnahme der Homologienldire ab. 

Drn Vorlesungen stehen ergänzend zmt Seite der mikroskopische Ctirsus, 
I. Thcii (Einführung in den Gebrauch des Mikroskopes, mikroskopische Keactioncn, 
Zdle and Gewebelehre) und der mikroskopische Cursus, IL Theil (Specielle 
Mikroakofne der Nahmii^- und Genu&mittel). [Carl Mdll«r.] 

Wenn so die Abtheilung für Chemie und Hüttenkunde, eingedenk ihrer Auf- 
gabe, unserer Indnstrtr tüchtige Hülfskräfte heranzubilden, in ihrer Entwicklung und 
Ausgestaltung .Schritt gehalten hat mit dem Aufblühen der deutschen chemischen 
Industrie, so durfte sie doch niemals darüber vergessen, dafs sie als Abtheilung 
einer HoeliscliLilc ;iiu-h il.ilTjr /u ~nr|.;r;n hat, dafs die nn ihr Stvidireii Jen eine niö;^!ich-st 
umfassende Kcnntniis der theoretischen Chemie und ihrer Anwendungen 
sidi zu eigen machen. Die Rücksicht hierauf hat namentlich bei der Aufstellung 
der LihiiiKine und Prüfungsordnunt,'en zum Ausdnick kommen mfissen, welche so 
eingerichtet wurden, dafs die plangcmäfsc Absolvirung des auf sieben bis acht Semester 
bemessenen Unterrichts den Studirenden beOhigt, sich mmmehr in der Praxis einem 
beliehi^fen S]h i '.ilf.u Iie /n/i:-.!. t-iuleii. Fs jst nicht die Aufgabe einer Tec-hiiisclu-ii 
Hochschule, Spccialistcn für bestimmte Gebiete der chemischen Technik zu erziehen, 
sondern Chemiker im breitesten Sinne des Wortes, welche so viel ah möglieh 
geschult und befähigt süld, die Methoden der chemischen Forschung auf jede Fra|^ 
Eur Anwendung zu brii^eni welche sich ihnen in der Technik bieten mag. 



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,220 



0(e Tcdiabcbe Hockiclnile *m i(t4 bit 1(99. 



LABORATORIEN, INSTITUTE UND SAMMLUNGEN. 



AnofVMiiidies Labontarimn. Die im AnorgBiuscfiat Laboratorium ursprOng- 

lieh vorgesehene Anzahl von 70 Plätzen erwies sich hcsondcrs seit i s<,2 den Mel- 
dungen der Prakticanien gegenüber als weitaus zu gering, sodafs S'i'i^.nM der au^- 
vchliefslich zum Titrircn bestimmte wie der an den Fenstern gelegene kaum mit 
Laboratorium»plätzen besetzt werden mußte. Zur Zeit betrigt die Zahl der im La- 
linratnrinm nrbrircnden Prakticanten 91, und dadurch wird der dem Einzelnen zur 
Verlugung stehende Arbeitüraum schon jetzt auf das Aeufücrste beschränlit. Eine 
Erhöhung der Prakticantenzahl ist jetst uomfigUch, wird jedoeh bd der stetig ge- 
steigerten Hl Jmtung tler an- n ^ani^chcn Chemie und der wachsenden Frequenz der 
Studirendcn unabweisbar hcin und eine wesentliche Erweiterung de« Laboratoriuim 
erheischen. 

DieLehftiiatiglceitimL>alioratorium wird neben dem Vontehervon Tünf Assistenten 
»tttgeiibt 'Riidorff] 

Organisches Laboratorium. Das Organische Laboratorium, welches bei dem 
Neubau der Technischen Hochschule ursprünglich nur für 32 Aifoeitspliitzc einge- 
richtet Word« ti war. nuir^ti' 1in!<l n;ii-li -.cii'.«': I'rüffnung auf die Unterbringung einer 
beträchtlich i^rufberen Zahl von Prakticanten bedactit sein. Dies liefs sich — aller- 
dings unter Cassirung einer Ansah! allgemeiner ArlieitsrSumc — unschwer erreichen, 
weil der Vorsteher des Laboratoriums die Nothwendigkeit einer solchen Erweiterung 
bereits beim Entwerfen der Baupläne nicht aus den Augen gelassen hatte. Seit zwölf 
Jahren wird das Organische Laboratorium von durchschnittlich 4<» — 50 Prakticanten 
im Semester ganztägig besucht Zu ihrem Unterricht stehen aufser d« m Vorsteher 
drei, und Ivir den Fall, dafs die Zahl von Prakticanten fiir d i«; .Si niestor nach- 
gewiesen wird, vier A^ibtentcu zur Verfügung. Durch die Vermehrung lit-r Arbeits- 
pl&txe und die prorisoriache Abtretimg eines Arbeitsraunies 1w den physilcalisch- 
clii m-'-rhrn Unterricht ist das Laboratorium uln r ?iir Zeit --ri vull In -ctzt und so weit 
von allgemeinen Arbeitsräumen entblülst, dafs bei weiterem Anwachsen der Besucbs- 
lifler audi ein Erweiterungsbau erforderücb würe. [Liebermann.) 

Technisch - chemisches LabonlOiiuiii. Die Einrichtung eines besonderen Labo- 
ratoriums lu: ii chni-i lic rfu ivii.- ivi zwar bfi dcrTi Inc.i der •gegenwärtigen Hoch- 
schulgebäiide in C iiarlottenburg als nothwt ndig anerkannt, aber m sehr beschränktem 

Mafostabe durcbgefilhrt worden, und eine Benutzung desselben durch die &udi* 

renden ist in den erst<-n Jahren -eines Besii'hens nur in vereinzelten Emilien erfolgt. 

Gleichzeitig mit der Berufung de» Unterzeichneten als Professor lur technische 
Chemie wurde 180t von dem vorgesetxten Herrn Minister eine Erweiterung des 

Vorhandenen L.iboratoriums, sowie die Einrit-titnr.- eines reg« imäfsigen Prakticums 
in demselben angeordnet. Da ein Neubau zunächst nicht angezeigt erschien, so 
murstc sich die Erweiterung innerhalb der Grenzen des im Laboratoriumsgeliaude 

n«ich verlligb.iren Raumes halten, und es konnten für li.i^ i't.il.ticum zun.ichst nur 
au Arbeitsplätze bereitgesti 11t werden. I)ie erforderlichen baulichen Veränderungen 
wurden während des Sommers des Jahres iSqi vorgenommen, und im October des 
gleichen Jahres konnte das Prakticum eröflhet werden. r)ie Anzahl der vorhandenen 

Platze erwies v ch ^- hr Vi:ild als vüllig ungenügend. Obgleich sie im I.:>ii^ rier Zeit 
durch verbesserte Ausnutzung des Raumes auf .Jb gesteigert wurde, betragt gegen- 




AMbdliHiK Or Chenw ud IMHiHikadt. 



321 



wMig deimodi die Zahl der für jedes Semester erffdgenden Ainnddimg«! meist 

dis Doppeitc der vorhandenen Plätze. 

Zur Unterstützung,' des I'rofessors und seines ihm von Anfang an zugewiesenen 
A&sistcntcn wurde mit Rücksicht auf den wachsenden Zudrang zum Prakticum und 
m den Vortesnngen 1897 die Annalime eines zweiten sttndigen Asristenten ge- 
oehmi^'t fWitt.] 

Chemisch -technologische Sammlung Die Anfänge der chemisch -techno- 
logischen Sammlung reichen bis auf die BegrQndung der Gewerbeakademie zurQck, 
dnch wai t>:> vor kurzem das reiche vorhandrni Materini nicht geordnet wrjfdcn, 
auch bezog äich dasselbe nur auf gewisse Theilc der chemischen Industrie. So fehlte 
s. B. jegliche Beztignahme auf lÜe FMcrstofTe und ihre Verarbeitung, sowie auf 
Farbstoffe aller Art. Diese Lücice konnte dadurch et^änzt werden, dafs die von 
dem Unterzeichneten schon vor seiner Berufung zusammengetragene umlangrdchc 
Sammlung aus diesen Gebieten mit der vorhandenen vereinigt wurde. Eine weitere 
AasiUliung der vorhandenen Lücken fand z. Th. durch Ankauf geeigneter Objecte, 
ganz b^'Sfudti V aber durch zahlreiche Schenkun;:,'t^n seitens der Industrie statt. Be- 
sonders zu erwähnen ist ferner auch die Uebcrweisung der Schwarz'schen Sammlung 
von Mosadcgläaem durcli den Verein xar Beförderung des Gewerbfleifses in Preufsen. 

^),is rasrlic 1 Irranwachsen ficr rhemi'^ch -teehiTito-^i^clu-n Sanittilnnf; fiihrte 
dazu, mehrere früher unbenutictc Räume für ihre Aufstellung zu benutzen. Die 
zur Einriditui^ dieser Räume erforderlichen ftlittel wurden von dem vorgesetzten 
Herrn Minister in mehreren Raten bewilligt. Nachdem im gegenwärtigen Jahre die 
Aufstellut^ und Katalogisirung der Sammlung einen gewissen Abschluß erreicht hat, 
ist «Ue Gewährung freien Eintritts zum Zwecke des Studiums an bestimmten Tagen 
der Woche in Aussicht genommen. [Witt] 

Metallurgisches Laboratorium D.is Metallurgische I^nliorate/riuiii liat sicti vor* 
zugsweise die Aulgabe gestellt, betriebs-Ingenieurc für das Hütlenlach — 
Ekeno und Metall- HQttenleute — auszubilden, und damit ein hervorragendes Be- 
dürfnifs der Praxis erfüllt Pas e im ist die wachsende I-'requenz. Das Laboratorium 
wurde im Jahre iiiä4 von dctu Unterzeichneten neu gegründet. Der Unterridit gUedcrt 
sich in einen Wochencursus, der an den fllnf ersten Wochentagen von 8 Uhr IHlh 
bis T Uhr abends und am Sonnabend von 8 bis 12 Uhr stattfindet, und in den Unter- 
richt in der allgemeinen Probirkunde, der sich durch da>; ganze Untcrricht^ahr 
hinzieht vnd In wSdMntKch zwei drei«tf)ndlgen Uebungc ii abgehalten wird. Das 
Laboratorium selbst ■Stellte sich ( ald iK den Bedürfnissen nicht mehr entsprechend 
herau.s. Es wurde bereits nach anderthalb Jahren ein Erweiterungsbau noth- 
wendig. In den letzten .sieben Jahren wuchs der Besuch zusehends: unter sorg- 
flütigster Ausnutzung jedes verlbgtiaren Raumes wurden allmihlich 29 Piatse einge- 

rirhter, rüi- vnl!t>csctzt waren; die Zahl der Anmeldtinf^en zuletzt bis über 40. 

Gegenwärtig wird deshalb ein abermaliger I£rweitcrungsbau des Laboratoriums aus* 
geläfart, sodafs im ganzen 54 Praltttcanten Platz finden kfinneo. Die ZaM der 
Theifaiehmer an den Hebungen im Probiren bewegte sich in ahnlichen ZitTc m 

[Wecren.] 

Blektroehemischea Laboratorium. Das Elektrochemische Lab<»atorium wurde 

im Wintersemester iS«»^ 115 provi.sorisch in einem Korridor der Hochschule eröffnet und 
crliieli im Sommer i8<j6 einen llieil der durch die Uebersiedlung der Abtheilung 11 der 

s» 



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922 



Die TtdiiiiKlie Hwlsdiide von 1*84 bli 1899. 



Physikalisch -tcchnücbcn RcicbsansUlt in eigene Baulichkeiten frei gewordenen Räume, 
hl denen jetzt 24 ArbdtsplStze untet^ebracht sind. 

Als Stromquelle dient eine Accumuiatorenbattcric von 60 Zellen, deren LadQO|^ 
das bcnachhartr l'Icktrotcchnischc Laboratorium bcsoryt. 

Die jet^i^en Kätmiiichkcitcn des Laboratoriums sind ziemlich beschränkt, es 
fehlt z. B. dn Zimmer (ür feinere Messungen, ein Verbrennungsraum usw. Ferner 
schürfst die Laj;c im I Iaupti,'t'bäiidc manche Arbritrn nii'^, hei dt-nt-n «^ich ymf>>erc 
Mengen schädlicher Gase entwickeln. Eine LrAciterung bezw. Verlegung des Labo- 
ratoriums Gige daher im Interesse des Unterrichts. Dem Vorsteher des Laboratoriums 
ist ein Assistent bdgegeben. {von Knorre.] 

MineraJogisch - geologische Sammlung. Die aus unbedeutenden BestSnrli n im 
Jahre 1872 begründete geologische Abtheiluog ist nantenthch in den letzten zehn 
Jahren durch umfangreiehe Besdailung von ^peclabammluagen deDtscher Gcsteins- 
vorkomnMiissr, •knwie durch Ei^änzung der palSontolo^schen Abdieilung, in ange- 
messener \\'eis<^ Vi rvollständigt worden. 

Die im Auftrage des Königlichen Ministeriums der ößcntlichcn Art>citen seitens 
des Mineralogisch-geolo^sdien Instituts ausgefiihrten Vorantecsudnmgen sur Be- 
gründung einer Mrthorle für diePrüftintj des Wi ttrrheständigkritsfjrades 
natürlicher Bausteine wurden nach fünfjähriger Arbeitszeit im Beginn dieses 
Jahres zum Abschlufs gebracht. Zum weiteren Ausbau der gewonnenen Ergebnisse 

ist eine besondcrf Ahthi ilung, bestehend ati^ < inem chemischen Laboratorium für 
Gesteinsanalyse , einem l^boratorium für mechanische Geste insprüfuog und einer 
Sammlung von Baugesteinsproben, dem Minexabgisch -geologischen Institut ange- 
gliedert worden. Drei Aasistenten untccstQtzen den Vorsteher des Ca i i uts bd 

Ausführung; der Arbeiten. fH i r seh \va id ] 

Pbotochemiscbes Labocatohum. Das Pbotuchcmischc Laboratorium wurde im 
Jahre 1864 an dem damaligen Königlichen Gewerbeinstitut durch Dr. H. W. Vogel 

begründet und hat unter dessen I^itung bis zu seinem Tode (17. Üccember i8<>8) 
gestanden. Mit Vogels Lehrstuhl fiir Spcctralanalyse imd Photochemie waren seit 
iSHi bis zu seinem Ableben auch die Vorlesungen über Beleuchtungstechnik vereint. 

Nachdem im Winter- und Sommersemester des Jahres 1899 unter der Lettung 
des ständigen Assistenten Hanne kc die Uebungcn im Photochemischen und Spectral- 
analy tischen Laboratorium ununtcrbroclteo fortgesetzt worden waren, wurde zum Nach- 
folger H. W. Vogels als etatsroSbiger Professor der Unterzdchnete berufen, welcher 
mit dem Wintersemester 1899/K100 seine Thätigkcit beginnen wird. Da die Be- 
willigung erheblicher Mittel zur Ausgestaltung und zeitgemäfsen Veränderung des 
Photochcmischen I^boratoriuin^ in sicherer Aussicht steht, wird eine wesentliche 
Erweiterung im Leluplan beabsichtigt: spedell der Anwendung der Photographie 
auf den vcr-^chicdcnrn Gfbieten der Wissenschaft und TicliniVr, besonders dem Ge- 
biet der Mikrophotographie, der astronomischen Photographie und der Spcctro- 
graphie soll in noch weiterem Mafse als bisher AufmeHcsamkeit sugewendet werden 
und niith sprcti .il.ui.iK ;ischcii Studli n duicb lü '.'.ritLTivin; der Lehrmittel in gröfscrcm 
Umfange als bisher obgelegen werden. Ferner ist in Aussicht genommen, das Ge- 
biet der photographischen Optik, sowdt es iQr den wissenschalUkh gebildeten 
niotographen und Photochemiker von Interesse ist, besonders au behandeln. 




AbUMhug Ar CboNte aod mtHcakuiidc^ 



AogenbUddicli befindet sidi das Photodiemische Laboratorium mit Rficksicht 

auf diese Vcrändeninfjcn im Umbau, der auch eine räumliche Erweiterung des jetzt 
aus 24 Arbeitsräumen und einem Auditorium bestehenden Instituts herbeiführen 
irird Es stellt aber lu erwarten, dals die Neugestaltung mit Beginn des Winter- 
semesters schon soweit vorgeschritten sein wird, da(s der Unterncbt und die Uebungcn 
rechtzeitig au^enommen werden Icönoen. [Miethe.] 



CHRONIK DES LEHRKÖRPERS UND DES UNTERRICHTS 

VON 1884 BIS 1S99. 



Hirichw^ld KiyauUographic und Mineralogie (Vorlesung und l'rakticum). 

Atlcimrinr Minerale^. Al^encinc Gedogie (Vorleaiuig und Fraliitkum)^ 
üpccicllc Geologie. 

Licberraann |*); Orgaaiidie Chemie. Colidqniiiin Ober neuere ciwndache Litte- 
nitnf. Chemie und TcehnoloKic der FarbMolTe. Fralttleuai im Orguiachen 

Laboratoriam. 

Rttdorffi*!: FN|<t rinicntalchctnic. SpL-cii-lk- anoq>ntiiM h'- Chemie. PrakticUD im 
Anorganischen Laboratorium. Physikalisch -chemische üebungen. 

Seil (t 1I96): Analytische Chemie unter Berüdnichtigung der NalirnogiRdttel- 
ana^e. Geschichte der Chemie; 

Voget (t 1S9S): Spectralm1yse.'(Vorlewngen und Uebungrib) Photocheoiie. Photo- 
Craphic. (Vorlesuncen und l'cbuncm.) I.ichtpwnilbungcn. Etdctrischcs 
Licht und Beleuchtung!»« escn (für Ingenieurcl. 

Weber (t 1*94): Chemische Tci hnuli ^;;r rrilanmCnr des Zuckt rs rrüluii^ von 
Nahrungsmitteln. Ilauwis&cnschaftlichc Tcchnolugie. Arbeiten im Tech- 
nologischen I^boratorium. Eat«erfea chemischer Anisen. 

H. Wedding (*): Elsenhattenkunde. 

Weeren (*): BrennalolTe. MetalhirgiKhe Operxtloaen und Priparate. Danteilung 

der in Hütten eneugten Metalle. Eiscnhöttenkunde. Kinrirhtmi^; ntni Be- 
trieb von Giefsercien. Aufbercitungskundc. Prakticum im Metallurgischen 
Laboratorium, rrubirkunde. Entwerfca von Hltttenanlagen und Auf- 
bereltungsanstaitcn. 



Biedcrntann: Teehnotogic der Steinkohle und ihrer Derivate. 

Kalischer (*): Rcpetitorhim der anorganischen Chemie. Kepctitoriuro der Phyftik. 

Philipp: Anorganische Farbaloirc. 

Rflmer: Chemie techtiisch wichtiger orgsmischcr Verbindungen. 
Weyl: Chemie in ihrer Anwendiiog auf Bau- und Maschinentechnik. 



L«nrkörper im Studienjahr 1884/85. 



E t a t m.T r-<iir'> Professoren und D<?'-enteTi; 



Privatdocenten: 



Aasistcnten: 



Dr. KIsbach. 

Dr. Kleemann. 

Dr. von Knorre (*)- 

Müller (*>• Schulamlscandidat 



Df. Neumann. 

Schultt-Ileneke, LehiwnbicancHdat. 

Sfhr<>dttr, t'hemiker. 
Tcsmcr, Chemiker. 



»9' 



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224 



Die Tcdwbcbe HodMclMile vc« 18S4 bU 1899. 



Chronik von 1884 bis 1899. 



Mit dem t. October 1890 war der etaUmäfsige Professor fiir chemische Tech- 
tMlai^ Dr. Rudolf Weber aus GesundheitsrQcioriclitien ia dea Riihcstaad getreten. 
Während seiner langjährigen Thätigkeit an unserer üochschuf«' h.it er cinr Re ihe 
von sehr werthvollcn Untersuchungen au&gcfiibrt, von denen hier diejenigen Uber die 
Natur des Schwefeltrioxydes, sowie fiber den ZusammenIuB|t swisdien der diemi- 
schen Zusamnu n^etziin^,' und der Wivlc: >tand-srähigkn'r der Gläser hervi »rj^elviben 
seien. Prof. Dr. Weber, der sich nach seinem Rücktritt mit der Fortführung seiner 
wUwnsdufUlchen Arbeiten beschäftigt hatte, starb am 14. Juli 1894, 

Sein im Wintersemester 1890/91 provisorisch verwaltetes Lebrgebiet übernahm 
vom April de? folt^'endcn Jahres ab Dr. Witt (irt/t Professor und Geh R-'i,' -Rath\ 
welcher der Hochschule seit 1805/86 als Privatdoccnt, seit lööüySy als Doccnt für 
Bleicherei, Färberei, Zeugdruck, FarbstoflTabrikation und för Gespinnstfasern ange* 
hörte. Mit di( scr Xeubesetzunj; des erledif^tLii I.r!ir-.tu!ils eiTiilu auch der Lehr- 
plan für den Unterricht in der technischen Chemie die oben erörterte Um- 
gestaltung. 

Den etatsna&igen Lehrstuhl für IfttaUoixie hat seit 1885/86 Prof. Dr.Weeren 

inne. 

Im Studienjahr 1884/85 hatten i^eh Dr. Herzfeld fÖr theoretische und prak- 
tische Chemie der Kohlenhydrate, und 1 HH.H Dr. Jurisch (jetzt Professor) für Ammo- 
niak- Sodaiabrikation habilitirt, von denen 1891/92 der erstcre ein V'ortragscolkg über 
„Landwirtfaschaftliche Gewerbe" und ein Uebun^'scolle^; über „Zuckerunter- 
suchungen", der letztere das Uebungscolleg „Entwerfen chemischer Anlagen" 
übernahm. Dievc F.'ichor hatten früher tm dem l,ehr^;rliirte des Prof Dr. \Ve!>er 
gehört und dem Nachfolger desselben mit Rücksicht auf die von ihm neu über- 
nommenen Gegenstände abgenommen werden müssen. 

Vnm Octobtr 1804 ab wurde ferner Tür FloSctrochemie ein vierstündiges 
CoUcg nebst Frakticum, vom April lii^ä ab eine ctatsmäfsigc Professur bewilligt 
und beide Prof. Dr. von Knorre übertragen, welcher (habilitirt Mai 1886) suvor, 
nach (Jeiii Ki'icktrii! i!i s Prof. \\'r!>er. ii'x r die von dfm^i 'In n i;elegentlich der 
Lcuchtmatcrialien mitbehanUeltc „Gasanalyse" und gleichzeitig über „bauwissen- 
schaitlicfae Technologie'* sowie seit dem Sommersemcster 1893 Ober „Analytische 
Chemie" gelesen hatte. Mit dem Collcg ist die Leitung des seit dem Wintersemester 
1804/0.S eröffneten Elektrochemischen Laboratoriums verbunden. Zu seiner Entlastung 
wurde nun vom April iSgtj ab der Lehrauftrag (ur Hauwisscnschaltliche Tech- 
nologie dem seit 181)^14 habilttirten Privatdoccntcn für anorgamsche Chemie und 
Baktcrienkunde, Di .St .i\ cnhagen ( iet/t Prr>f.-^s/>ri <-riheilt 

Der Docent für analytische Chemie Oeh. Ktg.-Raih Prof. Dr. Seil hatte vom 
Sommersemester 1893 ab statt seines vierstündigen Collcgs über analytische Chemie 
ein solches i Chemie der Nahrungsmittel mit ' • ■■. .nflerer Bcrücksichtij^un;; vt»n 
deren Analyse und der Bakteriologie übeinoinnien und war im folgenden Jahre 
in das Abtheilungscollcgium eingetreten, aber schon am 3. October 1896 raflte ihn 
der Tod fort. 

Seit seinem Eintritt in das Kaiserliche Gesundheitsamt it^jj hatte sich Seil, 
dessen Arbeiten nrsprünglich auf dem Gebiete der reinen organischen Chemie lagen. 




AbAdfau« Mr Cbenite nod HMUdkaKle. 



22S 



fast ausscMicfaUch der Chemie der Nahrunip- und Genurstnittel «igewandt und sich 

dabei vor allem die Vci vollkdmmnunv; der anaK ti-chcn Mi-lho.ti n der Nahrunf^s- 
mittcluntersuchung zum Ziel gesetzt Die wichtigen Ergebnisse seiner Studien .sind 
in seinen Analysen des Wassers, der Speisefette , der alkoholiachen Getrttnke usw. 
in den „Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamtc", sowie in den technischen 
Erläuterungen m der Melmcahl der seit 1879 erlassenen Nahningsmittelgesetze ver- 
oflentUcht. 

Nach Prof, Seils Tode wurde als Doccnt für Chemie der Nahrungsmittel 
mit R<'ri^rk';ich*.i|:;unf^ der NrihmnfjsmittelanaK >c und Baktci inlnji;i(« vom i. April i8<i7 
ab der Vorsteher der natur\\isscnschaltlichcn Vcrsuchsabtheilung im Reichs- Gesund- 
heitsamt Ref.-Rath Prof. Dr. von Bochka bemfen. Das Labontorium des Prof. 
vfiii Buchka im RoirhK-ncsnnithi-iisanit ^^irVit den Studirt'ndf ii der Technischen Ilrich- 
schule, die hierfür kein eigenes I^boratorium besitzt, üclcgerjhcit, unter seiner Lei- 
tung auf dem Gebiete der Nahrungsmittelchemie auch praktisch nt arbeiten. 

Prof Dr. von Buchka, der seit Au^'ust 1807 Mitglied des Abtheitungscollegiums 
ist, liest s<h Ocxuhci desselben Jnhtes auch über die Geschichtf dci Cht niio 

In dem gleichen Studienjahre erhielt der seit 1891/92 tbätigc Privatdoccnt 
Dr. Traube einen Lehrauf\rag Cüt physikaUaetae Chemie, nadidem schon IQr die 
Prakticantcn der chcmii^hen Laboratorien seit i8^.s/H(> wöchentlich xwcistÜndige 
physikali-^che l'cbungen unter Prof. Dr. P.ialzow eingeführt worden waren. 

Seit dieser Zeit besteht femer ein Prakticum üca Prof. £h:. Hirschwald über 
mikroalcoplsche Rryatallographie. 

Den Ix-hrstuhl für Spectralanalyse und Photochemie hatte (seit 187.1 bezw. 1-H64) 
Prof. Dr. n. W.Vogel inne. Dersefbi verschied am 17. Decembcr iÖ>»S nach einem 
(baten- und erfolgreichen Leben, und nachdem es ihm vergönnt war, noch die Früchte 
seiner Wirksamkeit in ihrer Anwendung Ar die aufblOhenden graphisdien Verfahren 
zur Reife kfUTsmcn 711 sehen. Seine bedeutendste Entdeckun'^' , die der npti'^rheTi 
Farbcnsensibilisatoren, weiche der Photographie neue Bahnen gewiesen hat, ist 
in den Räumen des Photochcmisehen Laboratoriums herangeretfk, und auf den 
.Srh'iUrrn dir'?rr Entdeckung <>rwuchs der Dreifarbi ndrin k rinit-i itv, .uidei. i-.eit-. ein«- 
Kcihc verschiedener Verfahren der Photographie in natürlichen Farben und der An- 
wendung der Photographie auf den Gebieten wissenschaftlicher Forschung, gericht- 
licher, medicinischer und physflcaHscher Praxis. Vogels Thiitlgkiit erstreckte sich 
aber auch auf den Ausbau der jmiktischcn Spectralanalyse. Sein Werk über die ^ 
Spectralanalyse irdischer Steife ist von weittragender Bedeutung gewurden, und seine 
Arbeiten auf diesem Gebiet sind d>enso xahlreich wie wichtig. 

AK N'.i lifiil^er \'ogels in der !< -Mir und in der Leitung des Photochemi- 
schen Laboratoriums wurde Dr. Micthe, bii>her Director der Actiengcscll!>chaft 
Voigtländor Sohn, optische Anstalt in Biaunschweig, berufen. 

In den Studienplan dieser Abtheilung ist endlich auch die Botanik als eigenes 

I.chrj^cliiet .iiifjjenommen, welches seit dem April 1^ in Verbindung mit mikro- 
skopischen Uebungen von dem Docenten (jctzig<n Professor; Dr. Carl Müller 
(Privatdoccnt an der Landwirthschaftlichen Hochschule seit 1691/92) behandelt wird. 
Der r'ri\ 1' 1 Cent für specieüc Botanik in d r .Ahtheilung für allgemeine Wissen- 
schaften, Prof. Dr. Liebe, schied iro Studienjahr ihyu^yi aus. 



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»36 Die TcAubdie Uodncbule «nn U» iSm. 

Das Lehrgebfet der Chemie weist natnigeniils ebie besonders grofse AnzaM 

Privatdorentcn auf, in donen sich, abgesehen von den schon oben erwähnten 
Ernennungen, seit dem Studienjahr 1884/85 zahlreiche Veränderungen vollzogen. 

In diesem jähre schieden Dr. Biedermann, Prof. Dr. Delbrflek und Dr. Jul. 
Philipp, 1888/89 Dr. Wey] aus, während Dr. Hcrinaim Rrniier, dtr >ich durch 
eijie Reihe wissenschaftlicher Arbeiten die ScbäUung der Facbgenos&en erworben 
bat, am 27. Januar 1885 durch den Tod abberufen wurde. Daflr habiUtirten sieh: 
i88<) (;o Dr. Brand für Metallurgie, 
1891/92 Dr. Knhiinf; fiir organische rhrmic, 

Dr. Tauber für Chemie der kunstlichen organischen Farbstoffe, 
Dr. Bistriycki, der als Privatdooent iur organische Clieinie ein- 

getreten war, wurde im TIerbst i^nd als ordentlicher Professor an 
die Universität Freiburg in der Schweiz beruten, und 
Dr. Foerster, welcher sich für anorganische Chemie 189^/94 habilltlrt 
hatte, ging im folgenden Jahre an die Techniache Hocteebule in 
Dresden aber, 

1804 05 Assistent an der Landwlrdischaftlichen Hoduchule Dr. Frentael (jetzt 

Professor) für Nahrungsmittelchcmie, 

1895/9') Dr. Wrilfft-nsU-in fiir ni|^anischc Chemie, 

1897^98 Dr. Holde für Untersuchung der Fette, Oelc, Wachse, Hanw und Mi- 
neralöle, 

1898 99 Dr. Voswinckel für ort,'nnischc CheiTiir 

AU Privatdocenten lesen ferner seit dem Studienjahr 1896/97: Dr. Schoch; 
moderne Aufbereitang und FrQfung der Baumaterialien und praktische Ver- 
wendung,' dersellu n in der Technik, und der jet/.it,'i- Ri l,' -Rath Dr. Hecht Keramik. 
Für dynamische Geologie hatte sich im Studienjahr 1893(94 der Ingenieur- 
Geologe Stapf habilitirt, der jedoch schon im folgenden Jahre am ig. October 1895 
auf der Rückreise von einer wissenschaftlichen E.xpedition im Dicn^fc der Deutsch - 
Ostafrikanischen Gesellschaft in Tanga verstarb. .Sein Anthcil am Ran des Gotthard- 
tunnels und seine schriftstellerische Thätigkeit halten sein Andenken in der deutlichen 
Geologie wach. Im Studienjalir 1895/96 habilitirte sich Ahr Mineralogie und 
Geologie der ständige Assistent 'ji fzt rrnft Dr. Wilh MiiHcr. 

Als Ducent dieser Abtheilung liest Geh. Berg-Rath IW. Dr. H. Wedding seit 
(867 für die Studlrenden der Abtheilangen fQr Bau- und Maschhten- Ingenieurwesen 
sowie für SchifT^ und .Scliiffvi;iaschinon - Bau über Eisenhütten!; unde, und seit 1893 
unter dem Namen „Einleitung in die Eisenhüttenkunde" ein mit lksicbtigimg 
zahlreicher technischer Anlagen verbundenes Colleg Ober die Geschichte des Eisens 
und die Anwendung der Chemie und der Physik auf das Eisenhüttenwesen. 

1804 erhielt Dr. Brand einen Lehrauftrag für „Entwerfen von Hütten- und 
Aufbereitungsanlagen ". 

LefarkArper im Sttidlenjahr 1899/19001. 

Ft.tismn r<i2 r Pfufessiireii riuil Doccnten: 
Uranil: KiUwcrkn von iiutti-n. und Aufl'einluiij;,4nlai<en. 

voiiBuchka: <'lu-tnic «irr XahrungMniitct mit Ii> lücksichiigung der Nahrangiiiiittei- 
analyse und Bakteriologie, üeschicbte der Chemie. 



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AtakcÜMii Ut ClMRi» «b4 HflNMlnnde^ 22? 

Herifcld: LuidwiTdwcluMiche Gewerbe. ZackemnlemidiuB^. 
Hirtchwald: Krystallographic und Mineraloge Kr die AbtiMdlHiig Dir Owaole imd 
Hattenkundc. K r>'sUllo|;raphisch- mineralogisches PlrMcaiD and L6ttnili|k 

.iii;iKsc A:lt;< mi iiK- Mini ral<)gic. AUßfir.i ine Geologie. GcologilCliei 
Prakticucn. Mikroskopisch -krj-stallographischc Uebungcn. 
Jorisch: Entwcrit-n von chemischen Anlagen. 

von Knorrc: Analytiadic Clicmie. Pnictitche Arbeiten im Elelctrociicmiaciien labo* 
mtorinm. Allgemeine Etektrochemle und Anwendug der Blelanilyae in 

il' r chc m;<,ch' n Industrie. Angewindle Steteoclwaiie. Alnib der ted»> 

nischcn da-sanalyse. 

Liebcrmann: Or^^anischr Chemie. Culluquium Ober ThcmaU .lus di r oi]|iniichnn 
Cliemie. Pnikctische Arbeiten im Organischen Laboratorium. 

Mlethet SpeotnlanalyM mit Udnugen. Allgemeine Photographie. Die phato> 
gi^pUtcli-oiilisclien Instnunente. Phnto«;r.ir>hiscbe Uebangen. Fhoto- 
chemle. Constructionatyp^n der pl.utograp'nschen Imtramente. Licht' 
|ii\u-<üljun^;rti. 

C. M Olli er: Allgemciin.' Botanik. Spcciclle Botanik. Mikroskopi:.chcr Cursus. 
ROdorff: Kxperimcnca:c)K::H< spccielle anoqgutoehe Owide Piaktiache Arbeiten 

im Anorganischen Laboratorium. 
Stivenhagen: BmwIsaenKliaftllche Technologie. 

Traube: Physikalische Chemie. Thermochemie. Physikalisch-chemische I'efiurif;cn. 

H. Wedding: Kinlcitung in die Eisenhüttenkunde (Geschichte, Chcnuc, Physik de» 
Kisrns , i':ii=.cninitt<Mikundr I ' Roheisenencugung), EiacnliQtlenlittnde II 
(D.irstcllung des schmiedltarcn Eisens). 

Weeren: Allgemeine Hüttenkunde. S|>ecicllc Hüttenkunde I. Thcil. EiBiiditung 
and Betrieb von Gicfacrciea. AUgicmcim) PTobirlcnnde. Praktische Ar- 
beiten im MetallurfTischen Laboratorintn. Eisenhflttenknnde. Aufbereitungs- 
kundc. 

Witt: Chemische Itchnolanie dir .-itiorganisthcn und organischen Vcibindungcn, 
mit Ausschlufs der Metallurgie, der landwirthschaftlichen und OAhrungs- 
Gcwerbe. Glas, Kcramilc, Apftaratenkuode. Farlntoffe, Bleicherei, Flrberei, 
Zengdmck. Praktische Aibeiten im Tcchnotogiachen Labontorium. 



Privnidoceaten: 

Brand: Gewinnung der Edelmelille. Eiekirolytiadie MciaNgewianung. Aafbereitnngfk> 
kwide. 

Frentsel; Chemie der EmUirong de« Menschen. AusgeiriQitte CapiteT ans der 

Chen'.ir i\: I X.-ihruii^;'; ■ iitut Gi;iiufsmittel. 
Hecht: Ausgi uithltc i :ipitei der 1 huiiiiidusirie , mit Excurätuntn. Bauinaterialien- 
kundc mit l)c»iondcrer Berücksichtigung der künstlichen, mittels Thon 
hergestellten BaustolTe. Der Trocken- nnd Brenaprocefs der Thon- 

Hcrifcld: Chemie der Ernährung der Pfiansen. 

Holde; Untersuchung der pflanzlichen und thierischen Fette, Oelc nnd Wachs- 

urtrn l nti TMict unt,' di r .Mlncr.tlölc und der übrigen Naphtapraäucte. 
Kühling: Kepetitonum der organischen f"hemie. Mafs.in.il y.se. 
W. Nilller: Ucber Lagerungsformen, ltddung und Vorkommen der KrztagCrstlttcn. 

Ucbcr die wicbtigfiten Lcitfossiiicn der geologischen FormationeR. 
Sehoeh: Die technische Aufbereitung der Bausteine und MOrtehtoRe. PiaktUche 

Uebungcn in <lcr Rvurthri'u:!^ ilr. r l!aum:t{criallcn , mit Kxcur'-ionrn. 
.Stavenhagcn; 'Juaiiutivi: Analviu, ijuaniiiativc Analyse. Hakteriologic. Cultu- 

quium über anorganische Chemie. 
Tauber: Uelier Thecriarb&tuffe. Farixprakttcum. 



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2«8 



Die TtAMkt HoclHcbttle «m bb tS99. 



Votwinck«!: Tcrpene und Canplier CyclopMufliiie. 

Wolffenstein: Die Chemie der Alkaloide und die FyrkUnreilie. Syntheaen der 
oi]guiiicfaen Chemie. 



Ständige Assistenten: 



Ewald, dipl. HOttcningenienr. 
Hoyer, dipl. techn. CSiemikcr. 

Jaeschki' dipl. Haneniogenieiir. 
Dr. Juiij;hjhn. 
Kerstin);, Chemiker. 
Dr. K&hiing. 
Misehewski, Chemiker. 



Prof. Dr. W. MOllcr. 
Dr. N»s. 

Dr. Peters 

Selm Hütteningenieur. 

I ir S ; m rj f. i s 

Prüf. Dr. Stavenhagen. 
Dr. WolffensteiB. 



üigiiizeü by Google 



ABTHEILUNG 
FÜR ALLGEMEINE WISSENSCHAFTEN 



ZUR ALLGEMEINEN GESCHICHTE DER LEHRFÄCHER, 



Reine Mathetn«tik. Auf eine mehr al.s zweitausendjährige Entwicklung blickt die 
reine Mathematik zurfick; während einer Ictmen Periode von fiknfkehn Jahren 
shid in ihr epochemachende Entdeckungen (Qglich nicht zu erwarten. Aufscrdem 
linden hier naturgemifs alte Erweiterungen der Grenzen unserer Kenntnisse in Ge> 
bieten statt, die das cngumschricbenc Feld der ja doch für Anfänger bestimmten 
mathematischen Vorlesungen der Technischen Hochschule kaum berühren können. 
Daher ^ir^d dir während der li-tzten anderthalb Jahrzehnte vollzojjcncn Verändcrtmj^'en 
in den» l-cl»rgangc der mathematischen Wissenschaften weniger durch die Fortschritte 
der Forschung betbeigeflihrt worden, als durch diejenigen Erwägungen, die hn Hin- 
blick auf die gesteigerte Anzahl der ti chnischcn Fachcollcgicn die Finsclu£nkting dcs 
mathematischen Lelugehictcs als wünschcnswerth erscheinen licfscn. 

Die historischen Arbeiten auf dem Gebiete der Mathematik haben in den 
letzten Jahrzehnten ein gnifM-res Ansehen gewonnen. Durch Einflechtung geschicht- 
licher Betrachtungen über den Entwicklungsgang der treibenden Ideen konnte auch 
der Vortrag Nutzen daratis ziehcm. 

Die in allen Wissenschaften neuerdings hervortretende Nei^,'iin^' zur philo- 
sophischen Vertiefung der grundlegenden Regriff<' bi <nm!< rs auf dem Gebiete 
der lirkenntnifstheorie ist in der reinen Mathematik durch die erneute gnindliche 
Betrachtung der Begriffe des Raumes und tler Zahl, In der Mechanik durch die 
Unterstichiinj^' der Begriffe der Masse, der Kraft, der Bewegunj,', iibcrhau|>t der Prii)- 
cipicn, zum Ausdruck gelangt. Auch in den \'orträgen wird das Interesse solcher 
Ucberiegungen stets durdi die erhohle Aufinerksamkeit bezeugt, wdche die Zuhörer 
bei gcle;.:ent1 icher BcrQhning dieser das innerste Wesen unseres Denkens betrelTendea 
Processc bekunden. 

Der Etnflufs dieser plülosophischen Richtung ist in der genaueren Begründung 

der 0|>erationcn in der Algebra, Zahlentheorie, Functionentheorie erkennbar. 
Durch Weierstrass zum allgemeinen ne\\uf>tsein gebracht, bildet die schärfere 
F'undamentirung der Analysis das Kennzeichen einer exactcn Behandlung der mathe- 
matischen Wissenschaft. Auf der Technischen Hoch>chule kann aus pädagogischen 

Gründen und we^en d>'r Kürze der verfugbaren Zeit hiervon nichts Systematisches 
gegeben werden, allein es bleibt möglich und geboten, auf diese Probleme gelcgent» 



»3» 



Die 'l«-boiti(lK liocbKbatc %tin tHM^ hi> 1899. 



Üch w<■ni^,'^ll•t^^ hin/uwris< n, weil ilcr junji»- Techniker auf Ft-lilschUisse aufmerksam 
gemacht werden touis, di« auf dem scheinbar ftichvrstcn Felde des menschlichen 
D«nk«ns gemacht werden kSnnen. 

Auch auf vielen .-indercn Gebieten haben die letzten Jahrichnte der treinen 
Mathematik neue Wcj^e uml Ziele eröffnet. 

In der Functionciilhcoric seien zunächst die bedeutenden Erweiterungen der 
Methoden mr Untcrauchunf; der IXflerentialgleichuiieen erwähiil. Auf dem durch 
die er.«.t<-n F'irhv' ,rhfii Arheiten j;ewir -' tK n W'i *'i«'*ler auf Ricmann> ein- 

fache Grundgedanken zurückgeht, sind bedeutende Fortschritte zu verzeichnen. Die 
Pot>chungen von Lie, welche die gante Mathematik umspannen, haben eine ein- 
heitliche Zusammenfassung aller \'erfal»run ;-,i:t( n zur Inte^rati' ii '. rii r)ifferential- 
glcichun^en erstrebt, und wir stehen noch mitten in der hierdurch hervoi^erufencn 
BeM e(,'ung. Die Theorie der algebraischen und der automorphen Functionen hat eine 
fortschreiii iiii, rrweitrrunj^ erfahren. Die Ciru|i|>cntheorie, Welche in der Al^:el)^a 
immer mehr der An):;el|)unkt aller tieferen Ünter«.uchun}jen pcworden ist, hat u'uich 
die Arbeiten von Lie, Klein, Frobcnius und vieler Anderer eine bedeutun^; Ltljug!, 
»lor sich kaum ein Zweij" di r Mathematik entstehen kann, Die InvarianlenthoTirie, 
durch Hilbert auf fniu tii .lü^ntheoretische KWnienir yii! ni'k^efiihrt. hat zur Tirtriti-- 
runy auf die Diflerentiaiinvarianten geleitet. Die elliptischen Functionen sind durch 
Kronecker und H. Weber l&r die iMshwIerigKtcn Probleme der Zahtentheorie nutabar 
(,'«'machl \\ r.r,lon, die Abel 'sehen Functinru 'i li il^-n sich eine- v. f iti rm Ausbaues /u 
erfreuen gehabt. Die Transcendens der Zahlen c und <-r ist durch immer einfacher 
gcstahete Gedanken processc dargcthan. Das Gesetz der Frequenz der PHmtahlen 
nach Kiemann wurde durch neuere Arbeiten imiu«'r durclisichtij^er. 

Dazu kommen die Schöpfungen auf dem Gebiete der nichicuklidischen 
Geometrie, der 'ropolo^ie und der Untersuchung,^ n über f^eomctrisdic Verwandt- 
schaften, sowie «irr I.inient;c'>metrie innerhalb der synthetischen Genuietrie. 

\\';ihrend diese junj^en I'.rrtin^^i-nschaften der iiiathi-niatischeii Forschung; in den 
Vortragen an der Tcchm.schen Hochschule nur gelegentlich und nur in den liohcren 
Curiicn gestreift werden können, sind die Vervollkommnungen der graphischen 
Methiulen, die ja /nni '_;r f>-. n Tl'rile (Tir technische Anw«-n<hinu*( m »^•■schaffen sind 
und in der IJerichts|>eriode aufserordcntlich .scharfsinnige Vermehrungen erfahren 
haben, in den Vortrag möglichst einbezogen worden. 

In iler analytischen Geometrie ist hier d«'r \'<-ct<)ranaK sis /u ),;edenk<-n. 
die, besonders in England und Amerika gepflegt, in diesen I .andern itur Schöpfung 
der sogenannten universalen Algebra gcfilhrt hat. Die Rechnung mit Vectoren ist 
unter dem iM^sam wirkenden Einflüsse der Wirke ihrer genialen H.iii]>tschüpfcr 
(Irassiiiann tind Il.iniilton zu stetig steigendem .An^-eln. n gelangt und ihre Ver- 
wentlung in d< r Mi cluinik und ni.ittu'tn.itischen l'hy^ik hat auch unter den thcorc- 
ti.schen Technikern Befürworter gefunden. Bis jetzt ist jcdf>ch an unserer Hochschule 
keine Stel'e vorhanden, Wo man die \'ect<>r;in.il>^is liem Vortr.ii;«' li.itti- einfii^;en 
können. Üic interessanten Untersuchungen aus der algebraischen aiialyti.schen Geo- 
metrie sowie aus der Difierentialgeometric, und die grofsen Umwälzungen, welche 
in der m.ithematisclien l'h\-ik durch die |-".ntstehuii^ U-'"'^ neuer theoretischer Aii- 
ikchauungen .stattgefunden haben, st-icn hier nicht im liiiit>lick aul das mathemati.sche 
Lehrfach der Technischen Hochschule, dem sie aus üufseren Gründen entzi^en 




Afattwilttae for «HucnelNe WiMBidMAeii. 



233 



bleiben , sondern nur zur Vervoilstindiguag dieser skizscnbaften Uebeisidit über die 
jOngste Entwicklani^gcschichle der mathemaiischen Wissenschaft selbst erwähnt. 



Die ptagmÜMliichie Wii nen e ch a ft lut «if allen Gebieten, vieileidit mit Am- 
nahnic der reinen Mechanik und Akustik, in den letzten liinfiehn Jahren grobe Fort- 
schritte aurzuweiscn. 

In der Elcktricitätslehrc bt besonders der Elektromagnetismus durch 
die Anforderuiii^t n ilcr Technik selbst wesentlich erweitert worden. Gegenstand 
bedeutender I'iir--<jhungen wurden ferner die Erseht iniinycn der elektri-clu ii Ent- 
ladungen in Gasen. Als Frucht dieser wichtigen Arbeiten seien nur die Röntgen- 
strahlen erwähnt 

fn der Optik hat sich durch die Versuche vnn Hertz, welche rinr sichere 
experimentelle Grundlage der Maxwell 'sehen elektromagnetischen Theorie des Lichts 
bilden, eine wesentliche Umwandlung der Anschauungen volltogen; mgleich Ist dne 
erhebliche Bereicherung unserer Kenntnifs der Thatsadwn auf diesem Gebiete ein- 
getreten. 

In der Wärmelehre sind neben werthvollen Arbeiten aus dem Berdehe 
der Wärmestrahlunt; besonders die Fortschritit hi rvorzulieben, welche man durch 

Vervollkommniinij cht ,\|i]iarnte zut \\rüüs^\i^nni\ dt: f;.i^r fi/itlt lial Ilieidiirch 
ist die Scal.1 lur tiefe Icmpcraturen erheblich erweitert, und dies wiederum hat der 

Physik und Oieniie neue Forschungsgebiete erSlihet. 

!>icscn Fortsrhrittcn iio'-crer \\'is5;?--nschnft entsprechend ist die Auswahl und 
Gnippirung des Stotles m der Vorlesung über Experimentalphysik sowie in den 
Ucbungen wesentlichen Aenderungen unterzogen worden. 

r>ie fjesteigertrti .Anforderungen, welche diese neuen Errungenschaften an den 
physikalischen Unterricht stellen, vcraolafsten eine Vermehrung der I-iaifskrärte, eine 
Erhöhung des Lehrmittelfinids und die Anlage eines neuen Masdiincnraumes und 
Vorbereitungszimmcis. Ferner wurde ein neues grofscs Auditorium mit 4115 Plätzen 
geschaffen. [Paalzow.] 

Nationalökonomie. Die glänzende Entwicklung, welche die Maschinen- und 
Elektricitatsindustrie, die chemischen Fabriken, die Kohlen- und Eisenwerke, der 
Schiffbau und die Baugewerbe während der Ictrtcn j.ihiTchntc in IViit^rlilruui ge- 
nommen, haben auf den ge.sainten nationalen Wohlstand die segensreichsten Wirkungen 
ausgeübt Diese Industrinwcige verkörpern in sich die praktischen Aufgraben, welche 
die \ntion.il'''ikonMniif in di r Gt ;^'cti\<. ,\rt zu lösen berufen i-.t .Sie -pirL;eln tl.is 
Vcrhältnifs der L'ntcrneluner zu den Arbeitern ab, sie gcwäliren einem greisen Proccnt- 
satz der gewert>lidicn Bevölkerung die M^lichkeit rincs wirthschaitltch gesiclierten 
Daseins, sie sorgen für deren sittliches und geistiges Wohl, sie haben berechtigten 
Einflufs auf die 1 iandelspoliiik gegenüber dem Ausland und sind mit den Strömungen 
des Geldmarktes vielfach verknöpft. Diejenigen, die für die Zukunft berufen sind, 
diese Industriezweige zu leiten, haben dahir das ßewufstscin ihrer beruflichen und 
.Sf}cia1en Pflicliten frühzeitig in sich aufzunehmen So i^t tüe X.iiii n.ilökonomie 
neuerdings ein bedeutungsvolles Fach an der Technischen ll<)chschuic gewurden. In 
inuner höherem Mafse bricht sich die Erkenntnifs Bahn, dafs ein abgerundeter, 

wi-senschaftlich gefafster l'<berblick iil)er die socialen Probleme, Art imd Lage des 
Geldmarktes, die Formen der gcschäitlichcn Unternehmungen, sowie über alle sonstigen 



[Larope.J 




Dil TccIniHft* Hoeliadikle voo 1BS4 liic 1S99. 



Zweige der Nationalökonomie und Finanswissenscliail in Vert>iadung mit praictiacli 

zu h.(iu!h.'it)tTi<!pn Ucbungen eine N'othwcndi^;ki'it fiir die In niflit he Scluifiini; nn<? 
Ausbildung der Ingenieure und Architekten i&t. Der Besuch der Vorlesungen wächst 
demgemftls von Semester m Semester, das wissensdiaftliche Verstindnil^ derStudiren- 
dcn mehrt sich stetig, und mit Sicherheit ist vorauszusehen, dii- in der ferneren 
Entwicklung der gegebenen Vcrliältnisse sowohl die Technik dauernd befruchtet als 
auch die gesamte nationaiölconomisehe Wissenschaft nicht nur wie Irisher, auf 
abstract- philosophischer oder historisch-realistischer, sondern auch auf ökono- 
misch-technischer Grundlage vertieft werden und neue Bahnen umschreiben wird. 



Reditswisaenachaft Der enge Ztisammcnhang zwischen Tecbnilc und Recht 

ist frühzeitig erkannt und gefordert worden, Einfuhrungscursc über Bau- und 
Gewerberecht wurden schon an di-n beiden Lehranstalten abgehalten, aus denen die 
heutige PTochschule liervorgegangcn ist, und der Aufschwung der Technik führte zu 

ciiu i Erweiterung der l^hrgebictc. In der (ic-gcnwart finden die Studirendcn viel- 
seitige Gelegenheit sich Kenntnisse i'il ci d]<- verschiedenen Zvvei<;> <li 1 Krcht^- 
wisscnschaft, besonders für die Urnen naheliegenden Zwecke des Gewerbe-, liaii- 

und Mandelsrechls und der Paten^esetsgebong zu sammeln. 

Gewerbliche Gesundheitslehre. Die 1 88 ) bis 1 SSS erlassenen L'nfallversicherungs- 
gesetzc und die Rcichsgewerbcordnung vom 1. Juni iS m haben der Unfallverhütung 
für alle technischen Gebiete eine erhöhte Bedeutung und weitreichende Ausgestal- 
tung gebracht Die Sicherheitseinrichtungcn sind in den letzt» n zehn Jahren aus 
bescheidenen Anfangen zu w;rht'i.:( ri Th< iKn der Betriebe geworden, deren Kcnntnifs 
schon zur lüfullung der in zahlreichen Lnlallverhütungsvorschririen und eini>chlagigcn 
Polueiverordnungen enUuitenen Forderungen ndtbig istt imd die Durchführung und 
L'eberwachung der letzteren durch eigene Beamtcnk&qier hat der Technik ein neues 
groCscs Arbeitsfeld erötfhet. 

In gleicher Weise wie tSe UnfallverbOtung ist ferner auch de VcrhOtung der 
Gewerbekrankheiten durch die Relchsgewcrbcordnung in ein neues, sehr cr- 
writertfs .'s"!.!!!!!™ i^etretrn 

Diese Errungenschaften niufsteii auch innerhalb des Lchrplanes der Techni)>chen 
Hochschule eine Ausgestaltung der gewerblichen Gesundheitslehre veranlassen. 

Hyvwne. Die olTendiehe Gesundheitspflege ruht in vielen ihrer Ilau])tcapitel 
wie Wasserversorgung , Fntwri'iserung und Rauh> i;i' n< im wesentlichen auf t clini i hcr 
Grundlage. Andererseits werden die für die Auslührung öffentlicher und privater 
Anlagen au^estelhen Projecte in stets wachsendem Umfange durch die neueren 
ErruQgenachaften der praktischen Hygiene beeinflufst. 

Diese Wechselwirkung zwischen Hygiene und Technik darzustellen, ist die 
liauptsüchlichste Aufgabe der Vorlesungen über Hygiene an der Technischen 
Hoduchule, 



[Warschauer.] 




AbtlucUoiiK «Bc al^oDMW WisMnKhafteiL 335 

CHRONIK DES LEHRKÖRPERS UND DES UNTERRICHTS 

VON 1884 BIS 1899. 

LdirkOcptr im Studiei^Ahr i<84/8$. 

Et.itsmrir.sigc Professoren uml Doccnlcn: 

Grell (t <89>}: Modelliren. OrnamenUcicbnen. Figarcnicichncn. 

Mtuck (*): Prajectioiwtehre. Gnphostatik. 

Mertzcr Cr- Darstclli-mlc Geometrie. Synthetische Geometrie, 

Kossak 4t 1^921: Analytische Geometrie. Ausgcwfthltc CapUel der höheren Aiu- 

lysis. Matht 111 itischc Uebangcn.. Vwiationmclnning. 
M. Meyer: N-itionalökonomie. 

Paalfow (*): lvx|>< rimtntalphy!>ik. Physikalischea Prakticnm. PhyiikaKiches Libo- 

tatorium. MathematlBche Physik. 
P. du BoU-Reymond (t iMq): DiflcrentiaN und TntecralRcluNiii(. IfathcimtiKhe 

f 'i-I iiiip'r".. IJrilir-ri- Ans!vf;i<:. 
Rcinckc It i***'»): (ifwerbliche (iesundhcilspflcgf. 
Weingarten n: Medianilt. Mathematlache Physik. 

Piivatdocentca: 

Buka (t i^tb): KinenntiKbe Geometile. AwagewiMle Ctpitel der dantelliniden 
Geometrie. 

Diiobek (*): Ein!!e!taa(> in die DifienentiatrechnunK- Mechanik. 

('•ros'i i Till- rliirilrii i's/.i Miidu iii.i''sflii- Tln-niir (1er Lel»ensvcr'.if!vriiiif;cn. 

Grunmach t*t. Anlcuu^ig zun» physikalischen l'raktieum. Magnetische uniJ elek- 
trische Mafscinhciten «nd Melänetlioden. AtugewlMte Cipitei aus der 
Lehre vom Licht 

Hamburger <•): Differential« und IntegralreciinnnB. 

Hilae BanverualtnnEnecht und BanpoHiei Prenteoa. Deutadie» Gewerlw- 
venira]tun((»echt nnd Gewerlie|ioliiei. BauwirtfuchalWelii«. Geveriic- 
uirt)i<^chartslehre. Bau- und Gcwerbestatiatlk. Eicenbtbn- inid StraTacn» 

l>ahn- Baurecht. 

Liebe (aus;:eschR-(lL'n iBc|o,<m. vergl. S. Speciellc Rotanik. MnrphotOfie der 

Blüthcnpflanzen. Unterweianng im Gclurauchc des Mikroalcopea^ 
J. Schoii: Beleudttungaconttmctionen. 

.•^prai bicbrcr: 

Diekmann: FranaQaiach und Englisch. 
Rotai n: Ildicnisdt 

Ständige Aasiatenten: 

Dr. Grunmach 

Chronik von 1884 bis 1899. 

Mathematische Wissenschaften. Aui \ crarila^sung dcrFachabthcitiingon vvurdt.- 
vom Wintersemester iBg<')/<>7 sm der mathctnatisehe Unterricht fttr die den bdden 

eisten Scniestcrn ans^chörcndcn Stiidirendcn anders jjejjlicdcrt. Währt nd hU d ihin 
der ciuc der beiden elat»niäl'»igen Professoren der reinen Mathematik lür den ersten 
Jahrescurstts der Abthcilungcn filr Architektur, Bau^lngcnieorwesen, Maschinen - 
Ingcnicurwcscn, Schiffbau. Chemie und Hiittfnkundi; Vorlesunj^en über Diffe- 
rential- und Integralrechnung, der andere solche über analytische Oeometric 



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Die TecMtdM Hochtdiot« nn 1U4 Ui ttn- 



abMdt, wurden seitdem beide Disdplinen ni dner einzigen Vorlesung Ober 

höhere Mnthi tn.itik vereinigt. Glcichzeitifj ist die Anzahl der \Vochcn>tunden 
auf sechs Vurtragb- und zwei L'cbungsstunden b«ächräala worden. Für die Ab> 
thcihint; für Chemie und HQttcnkondc sind besondere Vorlesungen von geringcrem 
Umfang' « in^jerichlet. 

Die persc>nlichc Vertretung des Fache« hat seit 1^84 durdi eine Reihe Von 
Todesfällen schnell f;ewcch5elt. 

Im Bcjjinn dieser l'eri<jdc lehrten als etatsmäfsige Professoren lOr hfibCfC 
Mathematik: Prof. Dr Kossrik i'seil iB;.') und Prof Dr. Heinrich \\ i her seit 
April lÖöjj, erstercr anal>-tische Geometrie, letzterer DitTercotial - und Intcgral- 
redurong. 

Pi' r Weber erhielt schon im Sommer iSS.] einen Ruf an die Universität Mar- 
burtj. Seinem Nachfolger, Prof. Dr. Paul du ßoii-Reymond, war nur noch eine 
vierunddnhalbjähri(;e Lehrtbitigkeit gegönnt; er staib am 7. April 18(1(9. Sdne Pro- 
fessur für höhere Mathematik übenuhm vom October jenes Jahres ab Prof. (jetat 
Geh. Reg.-Kath} Dr. Lampe. 

Am 21. Januar 1892 wurde auch Prof. Dr. Kossak seinem lanj^jährij^en Wirken 
an der Technischen Hochschule durch den Tod entrissen, und sein Nachfolger, Prof. 
Dr. Stahl, st.irb bereits am i>). April iSdj. An seine Stelle win Je vnn Octi>!ier 
I an der a. o. Professor der Friedrich - Wilhelms - Universität zu Berlin, 
Dr. Hettoer, berufen. 

Wie 5.chf n iit). 11 erwähnt, hnltcn die beiden jetzigen etatsmäfsigen Vertreter 
der höheren Mathematik, die Profcssuren Dr. Lampe und Dr. Hettner, seit dem 
Wintersemester i8ii<>/97, mit RQcksicht auf die grofse Zahl der Stodlrenden des 
ersten Jahrganges, Parallelvorlcsnngen ab, in denen die Infinite.simalrechnung und die 
analytische Geometrie behandelt werden. Für die Studirenden des aweiten Studien» 
jahres der Abtheitungen (ür Ban-InRcnieurwesen, f&r Maschinen -Ingenieurwesen 
und fiir Schiffbau ist ferner noch ein zweistiintiit; r ( ursus dcs Prof. Dr. Lampe 
über Differentialgleichunt;rn tiru^ licstiMiir.tr Iir.r^r.ilr t>rrfc:;i!u 

Die niedere Analysis und Algebra behandelte für die Jtii Ostern neu em- 
tretenden Studirenden seit 1885 ftot Dr. Hamburger (habilitirt 1879). t8<)i wurde 
ihm femer auch ein ColUg iihcr Differential- und Integralrtrhnun.; i:ti!rtr.iLn>n. 
GIciclizeitig wurde Prof. Dr. Dziobek (habilitirt iii62i mit einer \orlesung über 
analytische Geometrie betraut. Auch diese Curse begannen im Sommersemester. 
Seit der Neuorganisati' n lics mathematischen Unterrichts iHi,<.\,j hat Prof Ham- 
burger den Lchrauftrag für Potential- und Variationsrechnung, Functioncntheoriv, 
niedere Analysis und Algebra, Prof. Dsiobek f&r einen achtstündigen Curaus in 
di-r h<>hcrcn Mathematik, der flir die au Ostern neu eintretenden Studirenden 
bestimmt ist. 

Die darstellende Geometrie wird während der ganzen Periode durch die 
Prufesmrcn Dr. Hertzer und Geh. Reg. -Rath Dr. Hauck vertreten. Die Vorlesungen 
des Prof. Hertaer*) über synthetische Geometrie, die als scIbatAndiges Collcg 



') l*r<il. llerlZLr lii^.mn bcine Vorlc&ungi n im ., aul'Mr<ird' ntlich'ii l"nT«rriclil •' der fhc- 
iii,il:t;< II H.m.ik.Kli lim- ini A|>ril l8S9, nachilcm t r sihon inclirt r>.- .S<::ii<.v;i r /uvMr a't AsMstft« 
<lc» FroL Puhlke besciUltigt gewesen. Gleichzeitig (April 1851» begann Prof. Adler seine Vor- 




MuMimt Ar ■UgemeiB* W^MUckafteii. 



2i7 



an der ehemaltgen Gewerbeakadeoiie merst unter allen Technischen Hochschulen 

Deutschlands von ihm eingef&hrt wurde» sind seit i8<;i ij2 nicht mehr in den Studien- 
plan der Fachabthcilungcn aufj;cnommcn und daher von ihm mit denen über dar- 
stellende Geometrie verbunden worden. Aufserdem sind Prof. Dr. Hertzer und 
PtoU Dr. Hauck seit 1885/86 genöthigt, für die ücbungen in der darstellenden 
Gerimetril fünfstttndit;o Pnraürl - l'ebungscurse einzurichten. - schied der 

Privatdoccnt für l'rojectionslehre (^scit ibji») Prof. Dr. Scholz aus dem Lehnerband. 

Den Lehtauftra^ ftkr kinematische Geometrie hatte seit April r889 bis m 
seinem Tcnl 1 Poe i* 1 Piof I">i. lUik.i. Dann ^'ini; illi ses Collcg ein Mit der 
„Kinematik" vereinigt, wird es jetzt in veränderter Form v«mi Prof. W. Hartmann 
(Abüieilong Itlr Maschinen-Ingenicurwe^icn) gelesen. 

Die graphische Statik behandelt Prof. Dr. Hauck; jedoch hat wegen der 
yrofsen Zahl der die Vorlesungen und Uebunycn dieses Gebietes besuchenden Stu- 
dircnden April 1896 auch Prof. Dr. Joll es, der seit 1892/9^ für daräteilende Geo- 
metrie und graphische Statik babilitift war, fOr das letztere Gebiet dnen Lehr- 
auftrag erhalten. 

Die Mechanik wurde bi.-> ibyo durch Prof. Dr. Weingarten m einem drei 
Semester umfassenden Colleg voigetragen. Seit 1696/97 bdianddt Prof. Dr. Wetn- 

L;aiti'n ,, ;iii^>,'rwnhltc Tapitel" der analytischen Mechanik und die niathe" 
matiächc Physik für höhere Semester. 

Von 1896 '97 an wurden fär die Studlrenden der AbChcilung für Chemie und 
Hüttenkunde die Wtrlcsunj^en über Mathematik und Mechanik auf ein Jahres- 
colieg von wöchentlich vier Stunden, und die über darstellende Geometrie auf 
zwei Vortrags- und vier Uetnmgsstunden im Sommersemester redncirt Der erste 
Cursus wird von Prof. Dr. Dzioliek, der letztere von Pro£ Dr. Jolles abgehalten. 
Seit Ostern is.-|.i ist Prof. I3ziobek hierfür zum Dor<*nton ernannt. 

Auch bei den L'ebungen in der reinen Mathematik, die seit 1889 nach einem 

gcinderten System abgehalten werden, iMt das Anwadisen der Theilnehmcrzahl seit 

1891 die Hti!l'<- von inchieron Honoraras>.istenten beanspnirht. 

Aufiier den schon genannten Privatdocentcn habilitirten sich für .Mathematik 
ferner: 1884/85 Dr. Wendt, 188/1/87 Dr. Kötter (auch filr Mechanik), 1891/92 Ober- 
lehrer Dr. R Müller, 180.; <(]| Dr. Horn, iHq^ o ) Oberlelii< r Dr II.) <■ n t ? '>chel 
(ursprünglich für mathematische Physik und Mechanik, seit 1698 auch fUrMathcmatik^, 
181)7/98 Dr. Steinitz. 

Von diesen traten E)r. Kütter infolj^e seiner Berufung zum etatsmSfsigen 
Professor an die KünigUche Bergakademie in Berlin, und i.s.id 07 Dr. Wendt wegen 
sdner Versetzung als Gymnasial-Oberlchrer nach I^avclberg wieder aus dem Verband 
der Technischen Hochschule aus. 



lesunecn Aber Bati(^*Khiclitc, er nr jrdoch schon vom April iS$s an alt Aamttcnt in den 

l'i liiim;>c<illi-;^-- <1<--. Pnit. v j\rnin> i ImiI« < i fi ii i thätii;. I)i m;;«-in;ifs j-.t ilas am läußslm im 
Cirs.mituntrrrirhl «Irr Horhsrhiilr «iikrtuir Mitf;li< <! «It r hi iitii;<n nor( ntcnsrh.ift ticr Wirk!, 
(ich. ( )ticr • Haur.Kh Prof. Ailli-r. In di r R< ih«- tlrr si.'ll'St;incli}> v or t r.i;jenilc n Doccnton 
sind heute die am Ungstcn amtircndcn: üic Wolessorcn Adler und flertzcr. ImOctobcr 1*591 
also genau vor vierzig Jahren, tnt der Privat- Bwunciatcr, jetzige E*iof. Brandt s]> Privatdoccnt 
in den Lrlirx-crband der ehemaligen Bauakademie ein. 



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Bit Tcdnivbc Hocbidnile voo 18(4 Im l<99. 



Die etatftmätsigc Professur für Physik hat seit 1873 Geh. Reg.-Rath Prof. 
Dr. Paaltow inne, der zugleich Vorsteher des Physikalischen Instituts ist. Die 
sich dauernd steigernden Ansprüche an dieses Lehramt fiihrten, von andern Er- 
weiterungon abgesehen, im Herbst 1896 zur Errichtung einer zweit« ti Dt centcn- 
stcllc für Kxiiprinii nta!physik und phy<ika!t";che Uebungen. welche der bisht n'ge 
Privatdoccnt an der Königlichen Friedrich -Wilhelms- Universität, Prof. Dr. Rubens, 
erhielt Dersell»e ist seit 1897 aueh Mitglied der iUMheilia^. 

Schon ftliclio J.ihfi' ziivor wurtin zwei neue. I.ehr.'mftrrif,'^ für thcoretischi^ unJ 
praktische IHiiilfswissenschaftcn ergangen: im April 1892 übernahm Prof. Dr. Grun- 
mach, welcher schon lange vorher im Hinblick atif den bedeutenden Aufschmtng 
der Präcisions- Mechanik und -Mefskunde eine besondere Vorlesung über „Physi- 
icalische Alafsbestinunungen und Mefsinstnimente" eingeführt hatte, als Docent ein 
Colleg Ober magnetisdie und elektrische MaTseinheiten und Mefsmcthoden, und im 
October 18114 der Privatdocent (jetzt Profi Dr. Kalischcr als Docent Vorträge und 
Ucbungen äf)ei ilit physikalischen Grundlagen der Elektrotechnik. Derselbe hält 
ferner als Privatdocent Vorlesungen über Potcntialtbcoric , lülektromagnctismus und 
Indttction mit besonderer Botek^htigai^ der Elektroteebilk, und fiber verwandte 
Specialgebfcte Al'i Priv.itdor(»nten lesen ?i<-tt i'ss'- ''^« Dr Scrvtis ührr mathematische 
Physik und Mechanik und Dr. Th. Gross besonders über Wärmetheorie, Thermo- 
chemie und Galvanismus. 



Die 1888 8<) angeordnete aafseretatsmafsigc I^hrstelle fßr Nationalökonomie 
wurde bis 1894 durch den Geh.Rcg.'Rath Prof. Dr. von Kaufmann verwaltet, und 
gleichzeitig las Prof Dr. M. Meyer bis zum April iS<y<.. über einzelne Gebiete 
der WIrthschaftslehre. Im Wintersemester iSli3;u4 habililirtc sich Prof Dr. 
Warschauer fUr Nationalökonomie und Socialpolitik, . und seit dem Sommer- 
scnicster i8u5 hrh.itn!. h?» der ordentliche Professor f!<T Universität Marburg, Geh 
Reg.-Rath Prof Dr. Paasche als Nachfolger des Prof von Kaufmann allgemeine Volks- 
wirthschaftstelire und verwandte Fächer. Eine neue Eintheilung des ganzen Lehr- 
•>Tnffc- t,il<}rtc sich, als am t Octf hi'r t*-' c eine neu begründete etatsmarsii^c Pro- 
fesitur für Nationalökonomie dem Geh. Reg.- Rath Prof. Dr. Paaüche übcrtnigcn wurde, 
der sdtdem Ober Allgemeine Volkswirtluchaftslehrc, Volkswirthschaftspolitik, Flnanz- 
vrissenschait und politische Tagesfragen liest Vui I.ehrthätigkeit des Prof Dr War 
schauer crstrcclct sich auf die gleichen Gebiete cinschlicfsiich der Gesciiichtc des 
Socialismus, der Bank-, Börsen- und Handelsgeschifto, und ist mit seminaristischen 
Ueliungen verbunden. 

Rechtswissenschaft. Leber Bau- und Gewerf i r* eht trug an der «■hemaligcn 
iJau- und an cier Gcwerbeakademic seil «6-7 Dr. Karl ICiUc vor. Gegenwärtig 
behandelt er die gleichen Gebiete und im Speciellen die Wasser- und Wegebaugesetie, 
Arbeiterschutz t:nd Für'-orge- Gesetzgebung und die politiscln , v. inh<-chnftlirfir und 
bctricb&rcchtliche Seite des Strafsenbahnwcscns. Aehnliclie /Cielc verfolgt das Lx:hr- 
programm des seit 1 803/94 habiiitirten Kaiserlichen Geh. Reg. -Raths und AbtheilungB- 
vorstchers im l*t Ichs Patentamt Dr. jur. Stc|)han, das neben der allgemeinen Rt chts- 
und Gescucskundu in erster Reihe das gewerbliche Urheberrecht (Patent-, Muster- 
und Marlcenredtt) umfii&t. Seit 1 8^*4/95 liest ferner als Privatdoccnt besonders aber 




239 



Gewerbereeht, Rdebsversicheningsgiesetze, Refonm der gewerblichen Schutsrechte 
sowie über das neue Bürgerliche Gesetzbuch lind das Handel^esetsbocb RcditHinralt 
Dr. Paul Alcxander-Katz. 

♦ 

Der lang)lhf%e Doeent IQr femerbUdie Gesondheiislehre, der ehemalige Leiter 

des La^.^rU'^-Krnnkcnl1au-<e-, Snnitäts- Ratfi Dr, A. Reinrke, rfrr nhcr dieses Stoff- 
gebiet seit 1872 an diu- ehemaligen Gewerbeakademie vorgetragen hatte und dann 
an die Tecluiiscbe Hochschule übcrgcgan^ca war, starb inmitten eines reichen und 
humanitären Wirkens am 8. Deccmber iH8(). Sein Lehramt verwaltete dann bis zum 
März 1893, wo er ausschied, der Kaiserliche Geh. Reg.- Rath Reichel. Von diesem 
Zeitpunkt ab wurde das l^lurgebiet in zwei Curse getheHt. Die bau- und maschinen- 
technischen Vorkehrungen zur Unfallverhfitung und die sanit.ircn Einrichtungen der 
Fat>riks- iitut \\'(rkstatl>rniimf werden nun von dem Kaiverüchim Gtli Ri'g.-Rath 
Proi. K. Hartmann behandelt, während der socialpolitischc, chemische und physio- 
legiache Theil von dem Gdi. Ober- R^- Radi Prof. Dr. Poat Obemommen wurde, der 
schon zuvor, seit Sommersi^nu^tcr tSoj, über „Wohlfahrtscinrichtun^icn" j^-rlcwn knttc 
Ucbcr Hygiene für Architekten und Ingenteure liei»t in Verbindung mit semi- 
naristischen Uebungen mit besonderer RiOcksicht auf Bau- und Wohnui^hj^leiie 
seit dem Sommeraemester 1895 Dr. Th. Weyl als Privatdooeot 

• • • 

Litteraturgeschichtc Schon 18H7 Ms i^i 1 waren an der ehemaligen Gewcrbe- 
akademle von Otto Roquettc litterariiihtorischc Vorlesungen gehalten worden. Nach 
langer Pause wurden dieselben 1805 aus Anlals der Habilitation des seitdem als 
Privatdoccnt für IJttt"ratiitgrMliic!iti thätigen Dr. I.ippstreu von neuem eing< liilu t. 

Sprachen. Die internationalen Wechseibeziehungen der technischen Berufs- 
zweigc machten von Anbeginn einen Sonderunterricht in den fremden Sprachen 
erwünscht. Nachdem der Lehrer des Englischen und F^anzi)^i^>chen , Dr. Otto 
K. A. Dickmann, im Stiidi< iijalu i8<>(i/c)i ausgeschieden war, übt tnahin iSni den 
Unterricht im Englischen der Uberlclirer (jetzt Prof.) Dr. Tanger, dem seit April 
i6qq die neu geschaffene Docentenst^e Ar englische Sprache flbertragen ist. 
Französisch li-hrt ebenfalls seit iSr,2 der Dirrctor der Ckarl<itt!^nburgcr Ober- Real- 
schule Dr. Gropp, Italienisch seit iti62 G. Kossi, und Russisch seit Octobcr 1898 
Ad, Garbell. 

• • * 

Seit Octotier 1889 sind für jedes Semester zwei zwölfstündige unentgeltliche 
Unterrichtscurse in der ersten Hülfileistung bei Unglücksfällen eingeführt, die der 
Bezirks -Physikus Sanitäts-Rath Dr. Becker leitet. 

LefarUrper im Studienjahr 11199/1900^ 

Etatsraafsige Professoren und Doccntcn: 

Dsiobek: Höhere M.ithemaük. Elemente der DifTt-rrntiat- und Integralrechnung 

unti der an.tlytischen Gcotwtrif sowie Klemcnle der Mechanik für di« 
Stuiiirendrn der .\bthrihint; fiir Chemie nnd Hüttenkunde. 
Uruninach: Magnetische und elektrische Maiscinhcitcn und Mctoethotlcn. 

3»' 



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Die Tcchafadw Hoditchule «m iM« Ut iB». 



HanburRcr. rotcntialthcorie. Vwiatkmsrechnang» FunctionciiÜKorie. Niedere 
Aiulysis uml Algebra- 

K. Harrmenn: Gcweibüdie Gesundhcitalchi« {technhche VarkehninKen sur Un- 
fallverhütung, sanitäre Einrichtungtn »Icr Arbeitsräumo. 

tiauck: IVojcctionslchrc I (Darstellende- Geometrie mit projectiver fieomctrir', 
II (l'raktischc Perspective uml Schattenlehre). Graphische Statik. 

Hcrtzcr: Dantcilcndc Gcomctne. (Paralteiprojectioii und projectivc Geometrie 
SdMttenkhre und Abrift der Perspective.) 

Hettner: HAliere llitliemtilc. Tlieorie der Raumeunren und Fücliea. 

Jolle«: Graphische Sbitfle. 

K-Tli-.! hiT Dil (i!iv-iV.ili-^i lien Grundlajjon der Elektrotechnik. 

Lam|>e: Höhere Malhcmaiik. Bestimmte Integrale und Diffcrcnliaigleichunjicn. 

Paaijüw: Experimenlal]ih>>ik. Physikalische rebungen. .S|iecialabungen fSr 
PraliUcanlen der chemiKhen Laboratorien. Mathematiiche Physilc. 

Paaiche: Alleeradne Votkiwirtlisctiafksiehrc. Votkswirthscliaftspolitik, Finani- 
wisscnschaft. Politische Tagesfragen. 

Post; Gewerbliche Gesnmlheitstehrc (socialpolitischer, chemischer und physio- 
logischer Thi h I 

Rubens: Expcrimcntatphy.sik. Physikalische l'ebungen. 

Tanger: Eagiiach. 

Weingarten: Ausgewählte Capitel der analytischen Mechanik. Mathenutiscbe Physik. 

?ri 4 :itil'irriiten: 

Alexandcr-Katc Gcwerbcrccht. Handelsrecht, Patent -, Muster- und Markenrecht 
Banredit. 

Daiobek: Partielle DifTerentialgteichangeR. AuigewAldte Capitel der hAlieTenAiMlyria. 
Grosse Mechanische Wirmethcoric. Thennochcniie. £inlrihin|> in die Poteittial- 

thcoric- T'.( 'iji' ilf's ( iatvanismus. 
Grunmach: Phyiikali!i<hf .Mafsbestimmungen und Mcfsinstrumentc. 
Ilaent/schct: Niedere Algebra. Trigonometric. 
Hamburgcr: Gewöhnliche bifferentialgteichnngen. 

Hilae: Stnfsen- l>e>ir. Kleinbahn-Betrlelw- und Wirthadiaflsiclire. AtbeitcrschnU- 

und Fürsorge - Gesctigebung in Deut«chland und im Ausland. Itaurecht und 

Daupolitei für Architekten. Kleinbahnrecht und Politik, üaurccht für 

Ingenieure < n '.w i Serecht und Pu!i/< i 
Horn: Höhere Matheinaiik. Elemente der aniiiytischen Geometrie. 
Jolle»: Prujectionslehre. Elemente der dar>telletiden GcometCie fOr die SUldirenden 

der Abtheilung für Chemie und Httttenkundc. 
Kaiischer: nrundrQRe der Potentialthcorie und Ihre Anwendung in der Rlektri- 

rif •.Ii hl 1 Cch-rr i lrV.tti.i 'i- Si luv : ii^;ii;-;»rn- Elcktrom.lpt'i ' i-.ümi-. vAXii 
bnluttiuii mit bcsondttcr iJt;iULl.Äii.hugua(i <li;r Elektrotechnik. GfuniUuge 
der Elektrochemie. 

Lippstreu: Goethes FausL (>ie Uttcranschen Strömungen in Deutschland am 

End« des 19. Jahrhondeits. Ausgewählte Tragödien Shakespeares. 
R. Maller: OiHTerential- und Integralrechnui^. 

SerTna: Berechnung von Dynamomaschinen und elcktrisclien Vcrthcilungsnrtzm. 

Mechanische Wärmetheorie. Einführung in d.is Studium der Elektrotechnik. 
Die Lehre von der Elasticitat als Grundlage für die EcstigkcilsberccJwung 
der Bauwerke. 
Steinitz: Mechanik. Synthetische Geometrie. 

Stephan: Einführung in die Rechts- und StaatswiKtenschaften unter besonderer 

HerückNichtigung des bürgerlichen Rechts. Gewerbe-, llandcl-s- und 
\Vech>e!rer1it , gc«erl>ltches Urheberrecht, ,M?^;c meine Goelzeskunde, 
^•iM'rechi und Strafpr<ir<fs Si.iafn.cht , Verl'a>vunv;N ■ und Verw-iltuiiLis- 
rccht. Ucsprcchung interessanter KechUtUltc und pulioscher Tagcsfragen. 



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Warichauer: Gnctiichte der Socialdeniolcntie und de« Anarchiaimia. Bank- und 

Roistiigisrhsrtc. Harnit'I? (Geschäfte und Hanclfls]ii>litik t'i-Iiungfti über 
Baijk ■ utiU UainlclsijcschiiUp. Allßcmt inc \'olk>wirthschaftskhxt. Grund- 
begriffe der Finanzuissenschaft. (jcschi<-htf des Sücialismus. Volkswirth- 
acbafttidics Prakticuin mit bcBondercr Rückuchuubmc auf die ficdOrfniise 
der Ingenkure mA AicUtektea. 
Weyl: Hygiene Mr Architektca wid Inceniegre. Hyi^enitclie» Semliiär. 

Vorleauagen nir Vorbetehung auf die hohereo madMmatiachen CoHegien: 

Hamburger: Niedere An.i'\sis und Algclira. 
HacQtaschcl: Niedere Algebra. Trigonometrie. 
Kora: Eteaeiite der analytiachen Gcometfle. 

Lehrer fAr fremde Sprechen: 

Garbell: Ruaaiaeli. 

Gropp: T^^ctfire frantStiselicr Schrtl^etler und Udieofea im mAndHdieB wid 

schriftliLhcn (ithruurh der französischen Spnclie. 
Rosst: Italienische Grammatik und ücbungcn. 

Ständige Aasistenten: 

Prot Dr. GrunmMta, 
Dr. Aaehltlaasa. 



DIE STUDENTENSCHAFT 



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BESÜCHSZAHL DER HÖRER. 
Erläuterung zu der den Gcsamtbesuch darstellenden Uebersichtstafel. 



Die für die einsclncn Studienjahre angenommene Anzahl der Studirenden, Hospi- 
tanten und sonstii^cn Hörer wurde (als Mittclwcrth fttr die bctreflindcn 
Sommer- uml Wintersemester, nach ilen amtlichen Vfröffi-ntlichunß« n fi-st<^(-.tcllt. 

nhcrhalh der unteren Hoiizontallinio ist zunächst die Anzahl der ni».]iitanten 
aiiltictra^en [^von i'^5'» 51 bis |8;H 71; für i5au- und Gcwerbcakademic, von i.'^.>3 ."^4 
ab für die einzelnen Abtbeilungen der Technischen Hochschule gelrennt und durch 
die Anzahl >i'nsti<;t r ln stimmtcn Atith' ilun^cn nicht zui^cw irs, nrr IKlri r v<'rtiiehrt V 
Oberhalb der J4cfundcncn ßouclislinic der I lu.spitanten i>t die Anzahl der 
Studnenden zur Darstellung gebracht, und z«-ar bis i8;K'7o nach ihrer Zugehörigkeit 
zur Bau- und G( wctheakadi inie, viiiiter nach diu i in/i lnrn Atithciliuii^cn ^;rtrcnnt. 

Die starke Abnahme des Besuchs im Jahre 1S70 ji war durch den deutsch 
französischen Krieg veranlaist worden, während die Verminderung des Besuchs in 
den Jahixn ■H77/7H bis 1890/91 mit dem allgemeinen wirthschaftlichcn RDcIcgangc 
jener Zeit zusammenhängt. 

Im letzten Jahrzehnt fand sich der stärkste Zuwachs bei den Studirenden \md 
Hospitanten des Maschiiunliautaches, deren Ciesamtzahl JelZt fast iler Haltte aller 
Besucher der Tocbniscben Hochschule entspricht. [E. Dietrich.] 



Digitizeci by 



Die Tedmiiche Hocha^uilft tcd 1M4 M» 1S99. 



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248 



Sto Tccloiietie Hochickiil« von 18(4 bis 1S99. 



AUS5CHU5& KRANKENVEREIN. SONDER. AUSSCHÜSSE. 

VEREINE. 

Der in jrdcm Semester neu zu erwSblendc Ausschufs der Studirendcn, dessen 

Statuten i^'ig eine Nciiordmin«,' erfuhren, bestellt aus zwiilf Miljjlicderii. IV 1 zurite 
Vorsitzende und vier weitere Angehörige des Ausschusses bilden zugleich den \'or- 
»tand des Krankcfivcrcin.s der Studbvndcn. 

Neben dicM^m die allgemeinen Interessen der Studentenschaft vertretenden 

Ausscliufs ll<•^tt■ht ferner: 

1. Der Zeichen -Aus.schufä (neun Mitglieder) für die Hcrau»igabc der 
„Denkmäler der Baukunst" (vcrgl. S. 157). 

2. Der Photographien- Ausschufs (begründet i8t)o von dem jetjngen 

Kejj - Baunu ister 15r«-<Iaui r 1. Nehi n Architokturaufnahiiien werden neuer- 
dings auch Abbildungen von Ingenieurbauten hergcMcllt und an die Stu- 
direnden ahgegclien. 



Dil A117.1I1I rier an der Hochschule angemeldeten Corporationcn und Vereine 

betrügt gegenwartig 59. 




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ic Technische Hoclischule besitxt Stipendien für Studien« und Rdsezwecke. 



32 Staats- und Rc(;ierun^s-Stipendicn zu je 600 Mark jShHich, 
•■, Stijicndicn der Jacob Saling'sclicn Stiftung desgleichen, 
j Iii« i Stipendien <it-r Rentier Carl August Schwarz'schen Stipcndien- 

.Sliltung desgleichen, 
2 Stipendien aus dem Stiftungsfonds der Stadt Charlottenburg zu gcgen" 

wiirti'^ ji- Mark j.'ihrüch, 
I StiiHudium der Benny liurchardt sehen Eheleute zu Landf-bcrg a-W. 
zu 600 Marie jslirllch. 
Weitere Slipondien, inei^t von v>" ' Mark, sind den Studirenden n<>ch 
aus der Keiclicrt'sciicn, IIa i^en sehen, liytclwein'schon, von Seydlitz'schen, 
Fracnclccrschen, Friedrich K^;,'ers-, Wilhelm Borchcrt-, Julius Adelheid-, 
Köhler- und Beuth'-chi n Stittun^- zugänglich Zu diesen treten noch Stipendien 
des Landtages der Provinz Sachsen, Gewcrbeschul-Stipcndicn der Stadt 
Berlin u. a. 

Aus ct«-aigcn Ersparnissen bei den staatliehen Stipendien werden aufiierordent- 
lichc L"nter-^tiitziin;,'en, in der Re^'tl v<>n Je i =" Mark, an Studirendc bi-wil'i^. 

Zu einem Kei;><.-sti{H-ndiuni stehen der Hochschule alljährlich au^ den Zinsen 
der Louis Doissonnct-Stiftung ftkr Architekten und Ban-Ingcnirure et«-a 3000 Mark 

zur Verrii;^Mn<,'. 

Drei weitere Keisestipendien von je ijou Mark jährlich können aus den etats- 
mafsi^ Anstaltsmitteln Itir Diplom-Candidaten der Abtheilungm filr Maschinen- 

! nieurwesen, für Schiff- und SchilTsmaschinen-Bau, sowie liir ( hi mir und liiitten- 
kundc, welche die I lauptprüfung mit Auszeichnung besttanden haben, bewilligt werden. 



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4 



SAMMLUNGEN UND INSTITUTE 



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tat». M. T. Bcckcntb. 




Beuch • Schinkc I - Museum 
Sammlonif von Gipaab- 

Callcnbach - Sammlung 
Architckturmuscum 
Baumatcfialicmaininlung 
BaamodcIlMmiiiliiiic 

Sammlung; fOr gCCMlttlSChi ' 
InKirumcntc j 

SHBmtniv niTStnftrnbau 

md Slrafsrnliahncn 



S.iniinliint; fnr W'.i 



rt'.iti 



Sammlung für Eisencun- 
Atructioncn der Inge* 

nirurh'Khlautcn 

Sainmlutit; iiir Ettenbahn- 

Samm!un;j für eiseniC 
Drücken 

Maachineii-Laboratoriam 

Sammlung für Eisenbahn- 
maschincnbau und 
Eisenbahabcttieb 

Kinematische (Rfivleaux-) 

Sammlung 

Sanwilung (ür inccha- 
niKhe Technolog 

Samml'i".:; -.r Inji'nu-ur- 
VDd M^chmcnucscn 



Abthrilungf.Archi- 
tcktur, Vorsteher: 
Geh. R«g.-Kadi 
ProtJ.Rjschdoffi'. 

ProC Koch. 

Prof. Koch. 

r,, h. R, - -Rath 
i'rof. iJr. Oocr(>en». 

Prof. Dieiridi. 

Prof, Bul>cndi-y. 
Truf. Brandt. 



Geh. Kcg.-Kath 
Piol^ GocriiiK. 

(,th R.- -Rath 
l'iof Miillcr-Btcslau. 

Prof. Josse. 

Geh. Rcn -Rnth 
Plrt>r. Georg Meyer. 

Prot W. Martmam. 

Prof. Ilörmann. 
Prof. Kämmerer. 




Königliche Mcchani&ch- j I'rof. Martens, 
technische Vcimicha- 

anstalt 



KIcktrotcchnischcs Lal o- 

ratorium 
Gasmawchincn-Labora- 



Schiflrbamammhmc 



«ic h- R«-^; -k.ath 
Pto(. Dr. SUby. 



Alithcitiing für 
Schiff- und Schiß»' 



I 



Fholochemiache Sanun* Prof. Dr. Micthe. 

lang 

Mineralogische» Museum Prof. Dr. Ilirsch- 

«alil- 

Och. Reg. -Rath 
Prof. Dr.Paaitow. 



Physikalisches Cabinet 



Anorganisches Libora> Geh. Rv^; -K.ath 
tiirium Prof Dr. KüdorfT. 

Organisches Laburatu- (it h R< t;. -Rath 

Prof Hr. Lieber- 
mann. 

Technisch - chemisches 

Lal>oratorium 



Chemisch-technologische 



f.ch. R. « -kath 
IVof. Dr. WilL 



Netalluigisches Laben- Ptoü Weeren. 
torium 

Elektrochemisches Labo- Pruf.Di.vunKnorre. 
latoihtm 



Phutijchrmisches Lsbo* ! Prof. Dr. Iliethe. 

ratoriiun | 

33* 



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Die im Nenbau der KSniglkhen Technischen Hochschule zu Chariottenburg im 
Jahn- \ ^S.\ crfiiljjte räumliche Vereinij^ing dtr zuvor als ^;t tr« nnt<! Ahthiilun^'i-n 
bestehenden Bibliothclvcn der vormaligen Bau- und der Gcwerbcakadcmie zur Hoch- 
schulbib]iothel< ci^ab einen Böchcrbt^uKl von ca. 40000 Binden. Durch Neu- 
erwerbungen sowie geschenkweisc Zuwendungen vermehrte sich dieser Bestand 
während der letzten fiinfzehii Jahre um ca. ?ui.i n R;in<Ie, sodal's die Bililiothek jetzt 
ca. 70000 Bände umlalst. An lautend ersehe uiendc 11 Zeitschriften weist die S.-uiini- 
lung 310 auf. 

Dem 1^85 erschienenen Gcsamtkatalogc der Sammhinj^ schlo-scn --ich i&s^ 
und 1S90 ein erster und zweiter Nachtrag an. Zur Zeit i!>t ein neues Gesamtver- 
zeichnift im Druck, der Januar 1900 vollendet sein wird. 

Dem zuvor stellvertretend amtirenden Bibliothekar Kcmpcrt wurtie im Marz 
1^86 die etatsmäfsige BibliotbekarstcUe verliehen. Nach dem Ausscheiden des als 
Hülfsbeamter fungirenden Ptfvatdocenten (jettt Pkof.) Dr. Dxlobek am 1. ApiÜ 1892 
trat der Civilsupcrnumerar II. Müller zunächst ab Assistcnt und am 1. April 1897 
als Secietär in die fiibliotbcksverwaltung ein. 



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Die Stdlc dl s Svndicus wurde im Jahre iS-q dem Stadtrichtcr Kuhnow 
übertragen, der dieselbe als Regierung»- Rath l)is zum 31. October 1888 be- 
kleidete, und swar bis Mitte Au|^st 18H7 im Hauptamte, sodann nebenamtlich. Sein 
Nachlo'u' ' wurde der CoiisistDrial -Rath Arnold, <ler, inzwischen zum Obcrverwaltungs- 
gerichts-Ratb ernannt , die Stelle noch jetzt nebenamtlich versieht 

BuTMU' und Kassen -BemitK 

Bei der Ucbrrsii lil ing der Technischen Hnchschiile nach rharlottcnbtirg waren 
c^n^clllic^slich der Liibhutlieks-lieamtcn lünf etatsniärsige liureau- und Kassen -Beamte 
und drei Höirsirbciter tMttg; zur Zeit besteht das Peisonal ausschlleblidi der zuvor 
genannten < tnt<-tnarsi;^<'n I!il>liutheks - lii-amten aus sechs etatsmSftigen Beamten, rwd 
Hülfsarbcttern und einem Kanzlei -Diätar. 

Als Bureau •Vorsteher, dessen persönlich ausgestatteter Wh^cungskreis sich mit 
dem Waclisthum «ler Teclinischen Hochschule auCserordentlich erweitert hat, fiingirt 
seit 1891 Keelinun^s-Rath Thier (eingetreten 1881). 

Das \'crwaltungNbure.-iu setzt sich ferner zusammen aus dem expedirenden 
SecretSr und Calculator Haesner, dorn Bureau -Assistenten Pohle, dem Holzarbeiter 
Karwnth und lUin Kanzlei- Diätar Kiesel. 

Der Kasse steht seit October li^fi^ der Rcndant Rechnungs-Rath lloflmeistcr 
vor, der, 1868 als Rcndant und cxpcdircnder Secrctär der Bauakademie eingetreten, 
diese Acmter Iiis zur Vercini,;unfj tier beiden Anstalten 1 .\(>ril i'^^'.i vtrsi-hcn, und 
dann in ihrer Neuordnung weiter geführt hatte. Iloft'meistcr übernahm die Rcn- 
dantur der Technischen Hochschule von dem Geh. Rechnungs-Rath Fröauf, der am 
I. Octc.be I 1^- ^ t)ach fast viet undfiinfzijyährij;er Dienstzeit in den Ruhestand trat» 
Als Kasscncontroleur war in der ehemaligen Gcwcrbcakademic bezw. der Technis^cn 
Hochschule von 187? bis zu seinem Ableben i8<)t der Rechnun^^s-Rath Ullrich 
thätii.,v s. in N.u li!i.'i;< r wui.ie Kt chiuin;^-. - Kath Müller (eingetreten 1879). Ferner 
ist in lUr Kasse di r liülfsatbi iter Fischl>eck beschäftigt. 

Den Posten des llausinspectors hat als Nachfolger des nach mehr als vierzig- 
jähriger Dienstzeit iH()«i in den Ruhestand getretenen Kanzlei -Raths Seiffert der 
cxpedircnde Secrctär und Calculator Wedemeyer inne. 

Untsriwaiiitc 

Dit^ /.ahl der etatffnärsigcn LTntcrbcamten hat sich seit 1884 von 15 auf 29, 
die der Hülfsdiener von 2 auf 6 vermehrt. 





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MECHANISCH-TECHNISCHE VERSUCHSANSTALT 



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Das Matcrialprüfunjjswesen ist seil 1884 wesentlich vervollkotninnet und er- 
weitert wurden. An der Ausbildung der Verfahren haben die mit den Tech- 
nischen Hochsdnilen adt den siebziger Jahren verbundenen &Iaterialprürtuigs- und 

Versuchsanstalten und so auch di«- hiesige Mechanisch -technische Versuchsanstalt 
wesentlichen Antheii genommen. Bestrebungen zur Vereinheitlichung des Material- 
prOfangsweaens werden besonders von den grolsen technischen Vereinen und 
Verbanden anL;i !i .;t und .rdi-rt , / R von ilcn von Bauschinger ins Leben 
gerufenen Cunicrenzen zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungs verfahren, aus denen 
spSter der deutsche und der internationale Verband fär die Materialprüfungen der 
Technik hervorgingen. In Deutschland haben sich der Verein deutscher Ingenietu«, 
der Verein deutscher Eisenhüttenlcutc, der Verband deutscher Architelcten- und 
Ingenteurvereine, der Verein deutscher Porttandcement- Fabrikanten ^roise Verdienste 
um die Förderung des Materialpriifungswcsens erworben. 

Der Anfanj.; (ler \'er-uchs;iii>ta!t faüt in das Jahr is;^. Durch lirlafs des 
Herrn Ministers liir Handel, Gewerbe und oHcntliche Arbeiten vum 15. Juni 1870 
wurde angeordnet, dafs die früher in Frankfurt a. O. von dem Maschinenmeister 
Wühler ausuefiihrten Festij^kcilsversiiciic iti tU-r ("icuribeakadcmie zu Berlin fort- 
zusetzen und zu diesem Zweck die in Frankfurt benutzten Apparate nach Berlin 
OberzuRthrcn seien. Sie tänden bi dem Kcilergcschofs der früheren Gewerbeakademie 
Aufstellung. Als Leiter der \'ersuclie wunlc der Lehrer an der (jewcrheakaderaie, 
Prof. Spangenberg, bestellt. Die .Aufst« llung der Maschinen und Apparate nahm 
die Zeit bis Ende 1871 in Anspruch; iHji begannen die Versuche. Der erste Jahres- 
bericht wurde 1873 erstattet. 

Nachtlem seitens der Industrie der {.»rofse Werth der praktischen Versuche 
anerkannt war, erweiterte sich das Feld der Thätigkeit der Versuchsanstalt un- 
gemein, sodafs im Jahre 1877 ftkr den Ausbau der An.stalt und für die Beschafliing 
von .Maschinen unil Aj'p.iraten beileiitendf .Summen verfiighar ^ji macht wurden. 

Im Jahre 1879 wurde die Versuchsanstalt der Technischen I^ochschulc an- 
gegliedert 

Nach «Irin Tode drs l)i>luT:>^en Vorstehers der Vcrsuchsan>talt, Prof Spangen- 
berg, wurde die Vctsuch-sanstalt von ibbi bis 1884 durch den Vorsteber der 



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Ptüfungsstation ftlr BaumarterUilteii, Dr. Böhme, verwaltet. Seit April 1884 steht 

die Anstalt unter der Leitung des Unterzeichneten. 

Während die Anstalt .sich bis i£)S4 fast ausschlicfsiich mit Festit,'k'-i?«vcrsuchcn 
von Metallen beschäftigte, trat im October 1664 <Ke Abthetiutig fOr i'apKrpriifung 
hinzu, für welche 1S95 chi Neubau auf dem GnindstQclc der Technischen Hoch- 
schule errichtet wurde. 

Im Jahre 1&89 wurde durch Erweiterungsbauten Kaum lur die nn Dcccmbcr 
1887 neu errichtete Abtlieilung fär Oetprorung geschaffen. 

Y>]r seit dem Jahre iB^o bestehentic ..Prittunjisstation für Baumatorialien" 
wurde nach dem Ableben ihres Vorstehers, Prot. Dr. Emil Böhme October it>v4), 
Ende i8(>4 der Versuchsanstalt als „Abtheilung fttr fiaumaterlalprfifung** 

angc^iliedcrt. 

Die Anstalt hat sich in einem Zeitraum von neunundzwanzig Jahren zu einem 
vielglicdrigcn Institut entwickett, das 187t nur einen wissenschaftlichen Beamten 
und einen Mechaniker zählte, heute aber aus vier Abthcilun^rn besteht und ein 
Personal von 25 wi«isonschafllichen Beainlen, 22 technischen Mülfsarbeitem, 0 Bureau - 
und Kanzleibeamten, .:6 .Mechanikern, Gehülfen und Arbeitern, zusammen Ü2 Per- 
sonen beschäftigt. 

Die Gesamtieitung ft'ihrt der untenelchnete Dlrector. 

Den Ablheüungcn stehen vor: 

Der Abtheilung für MetaltprOfung: Prof. Rudeloff. stelivertretender Director; 

stilndig'T M-tnrtiriter: Reg.-Baufiilirer a. D. Stock. 

Der Abiheilung (lir Baumatcrialprüfung: Ingenieur Garyi stäitüigcr iSlit- 
arbdter; Ingenieur Burchartz. 

D' t Al'th' ilimg fiir Papicrprttfuog: Chemiker Herzberg; stindigcr Mit« 
arbeiter: Chemiker Dalen. 

Der Abtheilung für Oelprüfung: Chemiker Dr. Holde; btändigcr Mitarbeiter: 
Chemiker Dr. .Stange. 

Bureau: Expedirender Srcrrtar und Calctilator Hähnel. 

In der Abtheilung für .Metaiiprüfung wurde seit April iS«.»'^ für die /Arbeiten 
der Metallmikroskopie der frühere Lehrer an der Gewerbesdiule in Gleiwitz, Hatten» 
Ingenieur Heyn, g>'\^.iIlnl n 

Die starke Inanspruchnahme der Anstalt seitens der Behörden und Industrie 
hatte zur Folge, dafs die Räumlichkeiten nicht mehr ausreichten. Es wurde deshalb 
i^<~>thi[{, für die Abtheilung für Oelprüfung Privaträume zu miethen. Sie ist seit dem 
I.Juli d. J. in der Uhlandstrafse 194 luiteigebracht worden. 

Die Weikttttt der Technischen Hochsebde wurde im April 1886 mit der Ver> 
snchsanstalt vereinigt. [Martens.] 




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1^ roh und hoffnungsvoll, abor auch ihrer «^rofsin Pflichten panz bcwufst, hat die 
Technische Hochschule 1M84 ihren Einzu^j in ihr ht-uii^'es Heini gefeiert 
Auch ihren Eintritt in das neue Jahrhundert umütrahlt festlicher CJlanz, und mit 
berechdgtem HodigeffihI darf sie dabei auf die verilossenen anderthalb Jahnehnte 
mrOckblielcen. 

Allein solche Röckschau soll nur die Kräfte für die zukünftige Arbeit stählen. 
Mit jedem I-;rfnI<;. den die Technische Hochschule erreicht, steigern sich die An- 
sprüche, denen sie zu genügen hat. Je höher das Ziel, desto schwerer der Weg! 

Ein wesentlicher Thdl der Sdiaflenskraft, die dem B^inn des swanngsten Jahr- 
hunderts das Gepiige verleiht, Ist ihrer Schuhing anvertraut. M6ge unsere Hoch- 
schule dieser hehren Au^be auch femer wOrdiK und gewadisen Ueibenl 




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