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Full text of "Ostwald's Klassiker der exakten Wissenschaften"

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Ostwald's 
Klassiker der 



exakten 
Wissenschaf 





ICAI EIBBAÄ 



J. H. Lambert's 

Abhaudliuigeu zui* Bahnbestimmuiig 

der Comcteii 



Insigniores orbitae Cometarmn proprietates (1761) 
Observations sur TOrbite apparente des Com6tes (1771) 

Auszüge ans den 

»Beiträgeu zum Gebrauche der Mathematik« (1772) 



Deutsch kerausgegebeu und mit Anmerkuugeu verseheu 

von 

J. Bauscliinger 

Hit 35 Figuren im Text 

— r - ■ . • • • 

Leipzig 

Verlag von Wilhelm Engelmann 

1902 

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I. 

üeber die Eigenschaften der Cometenbewepng. 

(Insigniores orbitae Cometarum proprietates, 1761.) 

Vorrede. 

[III] Es gle])t viele Ca})it6l der angewandten Mathematik, 
die trotz mehrfacher Behandlung noch weit von dem nothwen- 
digen Grade der Ausbildung entfernt Bind. Zwei Grttnde sind 
es wohl hauptsächlich, die eine YerzögeruDg hierin yerursachen. 
Wenn nämlich, wie in der Regel der Fall ist, die Theorie der 
Anwendung halber ausgebaut w!rd^ so geht man häufig, erstere 
nur oberflächlich behandelnd, rasch zur Anwendung: über und 
betritt den sich zuersl darbictondeu Weg ohne, Ü Ucksicht, ob er 
[IV] kurz oder ein Umweg ist. Und andcverseita zeigt auch 
die Theorie, wenn man sie sorgfältig entwickeln will, nicht 
selten das rr()l)lcm von einer so verwickelten und schwierigen 
Seite, schon beim ersten Angriff", dass auch ein geduldiger 
Arbeiter, der unverdrossen nach Problemen sucht, abgesehreckt 
wird. Aber welche Hoffnung konnte einen Forscher mehr an- 
reizen, ein Problem nochmals anzugreifen, als die, es schliess- 
lich doch zu ttberwinden oder wenigstens Anderen den Weg zu 
bahnen, die um jeden Preis zum wahren Ziele gelangen wollen. 

Wo ich immer diese Ursachen vorfand, habe ich gesehen, 
dass jedes schwierige Problem eine ihm eigenthflmliche Methode 
und eine besondere Verbindung von heuristischen Kunstgriffen 
verlangt; solange diese nicht beisammen sind, bekommt man 
keine cleganle Lösung oder wenigstens nur auf weiten Um- 
wegen. Häufig wird auch der wahre Kern der Frage noch 
[V| verkannt, oder man sieht nicht, was mau suchen soll, 
und geht so an dem wahren Angelpunkt vorüber. Nach meiner 
Erfahrung empfiehlt es sich, wenn man eine solche schwierige 
Materie zu behandeln hat, unter allen Umständen, einen ein- 
fachen speciellen Fall herauszugreifen; denn nicht selten findet 

1* 



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4 



J. H. Lambert. 



sich, dass die schönsten Eigenschaften desselben sieh mit ge- 
ringen Acnderuugen verallgemeinern lassen; so stellt sich oft 
eine schwierige Bache, wenn gehörig durchgeführt, als leicht 
heraus. Anch deshalb kann eine Sache oft nicht in Fluss 
gebracht werden, weil sie durch zu yiele Nebenumstände ver- 
hüllt ist, und erst wenn sie ganz durchschaut ist^ erkennt man 
diese als fremd oder wülkttrlich. 

Beispiele für diese Behauptungen will ich ans anderen 
Wissenschaften nicht vorbringen, da man ilirer in dem vor- 

[VI] liegenden Werke genug findet. Ich habe darin die wi'lt- 
tigsten Eigenschaften der Cot?ietenbewegung auf dieselbe Weise 
entwickelt wie \ or drei Jahren die der Lichtstrahlen auf ihrem 
Wege durch mehrere durchsichtige, sphärisclie und concentrische 
Medien (»Les proprietes remarquables de la route de la lumiere 
par les airs etc.« A la Haye 1758), 

Methoden, eine Gometenbahn aus drei geocentrischen Beo- 
bachtungen durch Versuche, Constmction oder Messung zu er^ 
mittein, kennt man schon viele; wer meine Vorgänger kennt, 
wird daher glauben, es werde hier eine alte Sache nochmals 
abgewandelt. Ich gebe auch zu, dass ich sehr berühmte 
Vorgänger habe, aber doch eben nur Pfadfinder, die von den 
Quellen an sprungweise dahin gelangt sind, wohin eine gute 
^Theorie auf einem schönen Wege hätte führen mttssen. Die 
ersten Principien und Gesetze des Himmels ausgenommen, 
blieben sie von dem eigentlichen Problem, das hier unser Haupt- 
ziel ist, nämlich die Bahn aus drei Beobachtungen zu entwickeln, 

[VII] sehr weit entfernt. Musste es nicht autiallen, da;?» die 
schönen Eigenschatten der Kigelschnitte, die durch den Wett- 
eifer der gröööten (icumeter aller Zeiten erforscht, wurden, ganz 
unnütz sein sollten, sol^ald es sich um Cometenbahnen handelte? 
Das war doch unter allen Umständen des Versuches werth und 
keine eitle HoÖnung, und der Erfolg hat denn auch gezeigt, 
dass jene schönen Eigenschaften nur noch schöner hervortreten, 
wenn man sie auf die Cometenbahnen in der Weise anwendet, 
dass man an Stelle der Flächen die Zeit setzt. Ich habe die- 
jenigen Sätze, welche die Kegelschnitte unabhängig tou den 
Cometenbahnen betreffen, um ihre allgemeinere Bedeutung 
hervorzuheben, mit ^Lemma* bezeichnet und sie so von den 
übrigen, die sich auf die Cometenbahnen beziehen, unter- 
schieden. Die schon bekannten Sätze habe ich unter die 
neuen eingereiht, damit der Zusammenbang klarer hervortrete. 
Von dem Neuen halje ich jedoch nur das vorgebracht, was 



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Abhandlungen znr Bahnbestimmang der Cometen. 1, 1. 5 



mir schön crsclxien, und dann solches, was Weiterforschenden 
den Weg weisen kuuute, wie ich immer gleich angedeutet 
^VTII] habe. Ich meine hier z. B. die üeberlegungen üb« n die 
niiliographische Projection auf die Ebene der Ekliptik oder 
eine andere zweckmässig gewählte Ebene : dann srewisse Sätze 
im ersten der eigentlichen Abhandlung vorausgehenden Theile, 
und solche im vierten Theile, wo ich kurz den Unterschied 
zwischen parabolischen, elliptischen und hyperbolischen Bahnen 
berühre. Mein n.uiptziel war die parabolische Bahn; hier sind 
die Sätze und Aufgaben so einleuchtend, dass ich auch der 
Beispiele nicht bedurfte, die man sonst binzuftigt. Die ellip- 
tischen Bahnen habe ich im vierten Theile nur so weit aus- 
gefttbrt, dass man den Zusammenhang der schönsten Eigen- 
schaften der parabolischen Bahn mit den entsprechenden der 
anderen Kegelschnitte klar durchschauen konnte. Wer auf 
diesem Gebiete sich gründlicher belehren will, muss zu dem 
ausgezeichneten Werke von Euler » Theona mohium Planctarum 
et Com4itarum*- greifen. 



Erster The iL 
Allgemeinere vorbereitende Sätze über die Parabel. 

[1] § 1. Lemma 1. (Fig. 1.) WM in der Parabel AN, 
deren Axe AF und deren Brennpunkt F ist, ein beliebiger Eadim- 




T Ar KB 



Fig. 1. 

vec^r FN f/' oqen und in seinem JEndpwikt die Tangente N Tf 
80 ist WifM TNF = ^NFB. 



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J. H. Lambert» 



Beweis: Da nach der Natnr der Parabel FT= FN ist, 

so wird Winkel FTN= TNF] nun ist FTN+ TNF== NFB, 
also TNF= \NFB, 

§ 2. Lemma 2. (Fig. l.) Wird im Scheitel A der Parabel 
das Lot AS xur Axe errichtet^ welches die Tangfufe TN m S 
schneidet^ und ivird S mit dem BrennjnmJ'ff F verbunden ^ so 
wird der Wmkel ÄFN durch FS haJbirt und die Dreiecke AFS 
imd F8N werdm ähnHdi, 

[2] Beweis: Da nämlicli TS = SN und FT == FN, so 
wird Winkel TFS = SFK Verner steht FS auf der Tau- 
gente TN senkrecht und das Dreieck FSN ist somit recht- 
winklig. Da aber Winkel aSAF ein Rechter ist, so ist auch 
das Dreieck FAS rechtwinklig. Wegen der Gleichheit der 
Winkel AFS und SFN haben also beide Dreiecke gleiche 
Winkel, sind somit ähnlich. 

§ 3. Zusatz 1. Es ist also: ÄFiFS^ FS: FN oder 
FS ist die miitkre ProporUonale zwischen FA v/nd FN, 

§ 4. Znsatz 2. Da Winkel ASF = SNF, so ^vird 
AF = SF . 9\nASF^ SF • sin SNF= FN - sin FNT\ Ist 
daher der Eadiusrerfor FN gcgrhm qnul der Winkel FNTy 
so wird daraus sehr leicht der Abstand des Brennpunktes vom* 
Scheitel AF imd die Lage der Aze gefunden, 

§ 5. Zusatz 3. Da der Winkel FSN constant ein Rechter 
ist, so können, wenn der Brennpunkt F nnd die Gerade AS 

ihrer Lage nach gegeben sind, durch Zielten von Normalen xu 

den Verbindungslinien von F mit beUebigen Punkten S beliebig 
viele die Parabel einhüllende Tangenten construirt werden. 

§ 6. Auilicrkuil^i:. Die folgendeii Sätze sind längst be- 
kannt und können mit wenig Aenderungen auf die anderen 
[3] Kegelschnitte angewendet werden; in Bezug auf die Parabel 
mögen sie wie folgt dargelegt werden. 

§ 7, Lemma 3. (Flg. 2.) Wenn an xwei Punkte N und 
M der Parabel die Tangenten NB und RM gelegt und vom 
Brennjyunkte. F die Geraden FN^ FMj FE gezogen werden^ 
so si)id die Dreiecke FNE und FEM ähfdich und, wenn die 
Tangente 3/7/ his T verlängert ivirdj ist der Winkel TEN = 
NFE = EFM. 

Beweis: Man errichte im Scheitel A die Normale AT 
zur Axe AF^ verlängere die Tangenten EM und NE biri zu 
ihren Schnitten T und S mit dieser Normalen nnd ziehe FT 



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Abhandlangen zor Bahnbestimmang der Cometen. 1, 1. 7 



und FS, Da dann die Winkel FSB nnd FTR Rechte sind 

(§ 5) und dieselben der Geraden FE gegenüber liegen, so 
liegeu die vier Punkte T, E auf eiuem Kreise, dessen 

Durchmesser FE ist. 
Also ist ^Vinkel FJST 
4- rKT= 180° und 
da\niYASF=FET= 
FNS (§ 2 . Da somit 
die Dreiecke FNS und 
FTE ähnlich sind, so 
wird auch Winkel S'FJN^ 
TFE und Winkel 
SFT=:^NFB^SET. 
Nun ist aber (§ 1) SNF 
= iNFB und TMF 
s= i JfiPB, also SNF 
—TMF^iNFMJet- 
ner im Viereck FNRM: 

Winkel >s'A'i'^ — TMF =^ NFM — TES und daher .V7^Jf 
^ TES = j^NFM oder = ^iV^i^'JW = A^i^'/^. Die 

Gerade FE halbirt also den Winkel NFM, Da Winkel 
SNF= TEF, so wird auch FNE = FEM. Somit sind in 
den Dreiecken FNE und FI?M entsprechende Winkel gleich, 
sie selbst also einander ähnlich. 

[4] § 8. Zusatz 1. Es wird also FN:FE = FE:F2L 
und daher ist FB die mittlere Proportionale xumchen FN uiid 
FM (vergl. § 3). Es ist auch 




Fig. 2. 



FN : FB = FB : FM = VFN : VFM , 

§ 9. Zusatz 2. Wenn also der Brennpunkt und zwei 
Punkte N uud M der Parabel gegeben sind, so erhält mau, 
wenn man den Winkel NFM durch die Gerade FE halbirt 

nnd FE = VFN- FM macht » sofort die Möglichkeit, die 
Tangenten EN und BM zu construiren; fällt man auf sie die 
Lote FS und FTj so erhält man die Gerade TS, welche 
durch den Scheitel geht, und somit diesen selbst und ÄF. 

§ 10. Zusatz 3. Ebenso: wenn das Dreieck FNM ge- 
geben ist, so ist aueh Dreieck FEM bekannt und daher der 
Winkel JIMF: -aUo liat man nach § 4: AF = FM - sin EMF^. 

§ 11. Zusatz 4. Da FEM ^ FNE, so wird, wenn 
wir die Gerade FN und die Tangente NB festhalten, der 



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S J- H. Lambert. 

Winkel FJiM eiu constanter sein, welches auch die Lage von 
F3I gegen FX sei. Hiermit ist die oben (§ 5) angegebene 
Consti'uction der Parabel allgemeiner dargethan. 

§ 12. Zusatz 5. Wird die Sehne NM gezogen, so wird 
die Samme der Winkel 

RNM+ RUN ^ TRS = NFB . 

§ 13. Zusatz 6. Da ierner ist: 

NR .RM^Bisk RMN : sin RNM 

b und, weil Winkel NFM duich Fli halbirt wird: 

NRiRM = ^RMF: smRNF, 

80 folgt 

sin laiN : sin RNM = sin RMF : sin RNF . 

§ 14. Znsatz 7. Wegen der Aehnliehkeit der Dreiecke 
FNR und FEM ist: 

NR:EM= FN:FIl; 

du nun (§ 8) 

FN : FR ^ VFN : VFM , 

so folgt (§ 13) 

VFN: \ FM= sin ILlfF: %mBXF. 

§ 16. Lemma 4. (Fig. 3.) Werden m drei Putzten L, J/, N 
der Parabel die Tangmten LR, PMQ, RN gezogen^ so liegen 

die SeJmitipunkie P, R, 
Q derselben tmd der 
Bren/npunläF auf einem 
Kreise. 

Beweis: Es ist 
nämlich (§ 7) Winkel 

TRL^^^LFN 

^^LFM+iMFN, 

aber (§ 7) 

^LFM=:=^FFM und 
^MFN=MFQ,9Xso: 

TRL = rFM+MFQ 

Im Viereck PRQF sind somit die Summen zweier gegenllber- 
liegender Winkel PFQ + FRQ ^ ISO'', eine Eigenschaft, 




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Abbandlangen zar Babnbestimmung der Cometeo. 1, 1. 9 



die nur dem in einen Kreis eingeschriebenen Viereck zu- 
kommt. 

[6] § 16. Zusatz 1, Sind daher drei Tangenten einer 
Parabel ihrer Lage nach gegeben^ so kann durch ihre Schnitt- 
punkte Py Qj R ein Kreis gelegt werden, der durch den Brenn- 
pnnkt der Parabel hindurchgeht. 

§ 17. Znsatz 2, Sind fernerhin vier Tangenten einer 
Parabel ihrer Lage nach gegeben, so können zwei solche 
Kreise beschrieben werden, in deren einem Schnittpunkte der 
Brennpunkt der Parabel liegt. 

§ 18. Lemma 5. (Fig. 3.) Hält man die heideyi Tangenten 
LR und RN fest und ändert die Lage der dritten PMQ be- 
liebig ^ so bleibt das Verhältmss uswischm dm Absdmüten LP 
und RQ eomtani. 

Beweis: Es ist nftmlich 



•addirt man also zn beiden den Winkel RFM^ so wird 



Es ist aber auch PLF= QRF, also sind die Dreiecke LPF 
und RQF fthnlich und daher das Yerhältniss zinschen LP 
und RQ constant. 

. [7] § 19. Zusatz 1. Es wird sonach: 



Winkel LFP = ^LFM und 
LFR = iLFN, 



also: 



PFR = ^MFN == MFQ ; 



PFM= RFQ LFP. 



LP : RQ = LR : RN ^ LF: RF 



oder: 



LP:RQ ^^VLFiVNF. (§ 8J 



§20. 



Znsatz 2« Daraus folgt auch: 



RP:QN=yLF:yNF, 



§21. 



Zusatz 3. Femer: 




oder: 



PR . RQ 



= 1 . 



LR~^ RN 



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10 



J. H. Lambert 



§ 22. Zusatz 4 Da man hat: 

FFM=LFF 

und 

MFQ = FFB, 
so folgt durch Addition: 

PFQ = LFE=ILFN. 
£s ist aber auch; 

FPM= FLP=zFBQ. 

Also sind die Dreiecke LMF^ MNFy PFQ ähnlich. 

§ 23. Zusatz 5* Welches also auch die Lage der Tan« 
gente PMQ sei, immer wird, wenn die Tangenten LR und 

RN festgehalten werden, das Verhältniss zwischen den Seiten 
FP^ PQ und FQ constant sein. 

[8] § 24. Lemma 6. (Fig. 4.) Von drei ihrer Lage mvlt 
gegebmm Tangenten RQM^ MPr imd qrm einer Parabel werden 
auf einer bdiebigm viertm qPQ Stücke qp und PO ahge^ 

sehnittenj deren Verhält- 
niss constant ist» 

Beweis: NacL§ 23 
ist nämlich sowohl das 
Verhältniss z wis i h cn 
PF lind PQ als auch 
jenes z^vischen PF und 
Pq coustant, also muss 
auch das zwischen Pq 
und PQ constant sein. 

§ 25. Lemma 7* 

Aufgabe L (Fig. 4.J 
Wenn drei Oerade Rr^ 
RQjrq ihrer Lage nach 

gegeben sind, eine vierte 
qQ so XU legen y dass 
die Absehnitte q P und 
PQ in einem gegebenen 
Verhält ?iiss stellen. 

Erste Lösung. Die Aufgabe ist unbestimmt. Wenn eine 
einzige Gerade qQ gezogen ist, die der Bedingung genügt, so 
liegen vier Tangenten einer Parabel vor, mit deren Hülfe der 




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AbhandluBgen znr BahnboBtiBrnrang der Gometen. 1, 1. 11 



Brennpunkt 7^' nach § IT brefuuden wird, und hernach können 
die Parabel selbst nach § iJ oder beliebig viele Tangenten 
derselben nach § 5 constniirt werden. Alle diese letzteren 
aber genügen nach Satz 6 der Bedingung der Aufgabe. 

Zweite Lasung. Da nach § 24 

so folgt 
[9] oder 

SM\Sm = SR:rm. 
£s ist aber auch (§ 19) 

SM:Sm= QMiSq , 

SJR: rm = Q31: Sq, 

Wenn daher das Yerhältniss zwischen qP und PQ gegeben 
ist, se ergiebt die erste Proportion BM und rm und daher 
die Lage der Berührungspunkte M und m. Wird weiter der 
Absehnitt QM beliebig angenonunen, so steht dieser zu Sq in 

dem Constanten Verhältniss SB : rm. Zu jedem beliebigen 
Punkte Q wird also der entsprechende q gefunden werden 
können, so dass die Gerade Qq gezogen werden kann. 

Dritte Lösung. Da 

Pq : biu tjrP = qr : sin ^i^r 
PQ : sin QBP = QR : sin QPR 

und 

Winkel qPr r= QPR , 

so wird 

^ ^ qr • sin qrP ^ QP • sin QPP 

^luqPr diuqPr 

also: 

— smori': sm QPP = QP:qr = — - : — • 
Pq ^ Pq SR 

Wild also QR angenommen, so ist hiernach qr gegeben und 
umgekehrt. 

§ 26. Lemma 8. Aufgabe 2. [Fig. 5.) Man soll die Parabel 
eonsiruiren^ wenn zwei ihrer Punkte M und N und der Brenn- 
punkt F gegeben sind. 



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12 J- H. Lambert. 

[10] Lösung: Mit MN als Durchmesser wird ein Halb- 
kreis MVN beschrieben, dann mache man Fn = FN nnd 

erhalte die Difi'erenz n 31; 
diese wird uus iV nach V 
iiheitrapreü, so dass die 
Sehne A'K= nM wird. 
Dann Avird MV TT ge- 
zogen und darauf aus 
die Normale FH gefällt. 
Diese wird die Axe der 
Parabel sein. Endlich 
macht man 

AF=: 1{FM—FH) 

Fig. 5. und A wird der Scheitel 

der Parabel sein. Mit 
diesen Stücken aber kann die Constmction der Parabel leicht 
ausgefflhrt werden. 

Beweis: In der Parabel ist: 

FM=FH+2AF 
FN=FK+2AF, 

also 

FM — FX = FH— FK = IlK = N V. 

Da aber der Winkel NVM ein Rechter ist, so spannt die 
Sehne NM den Halbkreis NVM nnd NV ist der Axe AH 
parallel. 

§ 27. Anmerkung. Eine andere Lösung des Problems 

haben wir schon oben ^§ 9j augegebeu. 

g 28. Lemma 9. Aufgabe 3. (Fig. 5.) Gogehen i^f dcLs 
Dreieck NFM\ man soll die Fläche des Segmentes NQM er- 
müteln* 

Lösung: Es sei p der Parameter der Parabel und es 
werde gesetzt: 

AH=x HM=y 

[11] dann wird die Fläche 

des Segmentes AMH = 
des Segmentes ANK ^ 
des Vierecks KNMH= \{x-^ 'i)[y + ij) , 




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Abhandlungen zur Babnbestimmung der Cometen. 1. 13 

also wird die Fläche 

des Segmentes JV03I = ^ — | — ^[x — ^j{y + /^j 
oder nach gehöriger Heduction: 

= ii^y — b*; — ^^'i + ^z/?; • 

Nau iät aber: 

JU — — , 1^ , 

p p 

also, nach Substitution, die Fläche des Segmentes NQM 
B = (y' — 3/- q + 3yr}^- t^'} 

oder 

^9 hängt also die Fläche des Segmentes NQM eimig und allein 
von der Differenz der Ordinaten KN tind UM und von dem 
Abstände des Brennpunkten vom Scheitel ab. 
Sei nun 

FiM =a, FN = b 
Winkel NFM 2e 
NM=k, 

so wird 

2 ab cos 2 6* = a- + 6^ — A;* 

oder, da 

cos 2 = 1 — 2 sin c- , 
Aabsmc^ = — (a — br = 
MV= 2\ a^sinc. 

Weiter ist (§ 8) (Fig. 2) 

FE = Vab , 

[12] also: 

MW = a — Vab cos c 
sin RMW* 

5 sine?* 

""' ——————— ' ^ B 

a4-6 — 2 Va^»co8c Fig. 2. 




♦ 



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14 



J. H. Lambert- 



Ferner ist (§ 4j 
also: 



ah sine* 



a b — 2 Vab cosc 
MV 



oder 



und daher wegen B = gj^^ (Fig. 5] und MV= 2Vaü&mc 

B = i Yab {a + b — ^ Vabeosc) sine . 

§ 29. Zusatz. (Fig. 5.) Hieraus wird nun leicbt die 
Fläche des parabolischeu Sectors NFMQ gefunden, indem 
mau dem Segmeute NQ2I die Fläche des Dreiecks FJS'Mj 
welche ist: 

^ ab sin 2g = ab ainc cose y 

bmzufttgt. l^ennt man die Fläche des genannten Sectors 
80 wird man erhalten 

A = -^Vab {a + b) äinc-^- '^absiaceose 

-4 s= } Yab {a + b + Vab cosc) sine . 

§ 30. Lemma 10, 
Aufgabe 4. (Fig. 5.} Gc- 
liehen sind die Seiten des 
Dreiecks NFM\ man soll 
düEntfenmng des Brenn- 
punktes F vom Scheitel A 
ftr/d die Fläche des jwra- 
hol i seilen Sectors NFM 
ftndm, 

Lösung: Nach tri- 

goiiometrischün Formeln 

hat iiian; 

4a6 sine- = [k + a^ b)(k — a -f. 6) = Ä;* — (a — t)« 
4a6 cosc* = (Ä; 4- flj + 6 — k) == (a + h)- — k' . 

13] Da nun ist (§ 28, 29J 

a + 6 — 2 Va^coae 
A:= { Vab (a + h + Vab cosc) sin c , 




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AbkandiuDgen zur Bahubestimmung der Cometen. 1, 1. 15 



80 folgt durch Sabstitation : 

_ (a — 



§ 31. Zasatz L Da 



so hat mau auch: 



a + ^ + y + b)* — 



_ ik* — (g -- + ^> + V{a + - k^) 



§ 32. Zusatz 2. Weun der Winkel c = iNFM gleich 
90*^ wird, so wird k = a + b und daher in diesem Falle: 



ab 



ab 
T 



A = \(a + b) y^^^kVab. 

§ 33. Anmerkung. Die Buclistaben a, <?, A;, von denen 
wir in den vorhergehenden Sätzen Gebrauch gemacht haben, 
werden wir im Folgenden in der gleichen Bedeutung beibe- 
halten, ohne dieselbe Immer zu wiederholen. 

[14] §34. Lemma IL 
Aufgabe 5. (Fig. 2.) 
gd>m sind die Sdtm des 
Dreieckes NFM\ man soll 
dm Winkel BMF bcx., 
SNF finden. 

Lösung: Da nach r 
§28: 

sin RMF^ 
b sing* * 

a + b — 2yab coac 
und nach § 30: Fig. 2. 

4a6 sin S5 ifc« — (a — ft)« 
^ab cosc^ = (a 4- 6]- — k^ , 




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16 J« H. Lambert 

so erhält man nach dui'chgeführter Substitution: 



Qin BMF' = 



4a(a + 6 — y(a + 6)* — Ä*) 
nnd auf äbnUche Weise (§ 14) 



46 (a + 5 — V(a 4- b}^ Ä;*) 

§ 35. Zusatz 1. Da nach § 1 

Winkel MFB ^ 2BMF , 

so wird 

coB MFB =1 — 2 Bin BMF^ 

und daher 

jk« — (a — 



cosMFB = 1 — 



2a(a4-i> — V(a + ^J* — 

§ 36. Zusatz 2. Wenn der Winkel NFM = 180" wird, 
so wird a + b = k und daher 

[15J § 37. Anmerkung. Der Winkel BMF und zudem 
der Winkel MMN können auch noch auf andere Weise durch 
üj c ausgedrtlckt werden ^ wenn man die Ootangente der- 
selben sucht Es ist nämlich: 

FliM = 180** ^c--EMF, 

ul?)o: 

FB __ h'mUMF 
FM ^{EMF-^c) ' 

Nun ist aber nach § 8 

FBiFM^VbiVä, 
Nennen wir also den Winkel BMF = 4?, so wird sein 

Vh: Va = slnv : sinff? + e) , 
oder wegen sin(i; + c) = sinr cosc 4- cosf sine: 

Yb : Va = sinv : (siui." cosc + cosi^ sine) 

1 



Vb :Va=- 



smccotgt^+ cos 6 



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Abhandlnngeii zur BahnbeBtimmiiiig der Cometen. 1, 1. 17 



Hieraus folgt: 



cotg 



'-Vi 



eosecc — eatgc. 



Weiter hat man, wenn man den Winkel RMN s= ai nennt^ 
wegen TRN=RFM= c, (§ 7): 

MNR = c — w 

und daher 

iV^-ß : RM = sin w : 8in(c — w). 
Nun ist aber nach § 14 

^R\RM=n\\a, 

also: 

: Va s= aincü : 8in(c — w) 

oder: _ _ 

1 ö : > a = siutu : (sine- cos w — cos c sin w). 

Hieraus wird: 



cotg CO = \ cosecc + cotgc. 



[16] Da aber 



cotg 



'-VI 



^ coaecc — cotgc, 



90 erheUt, dass mau mir durch Wechsel des Zeichens durch 
dieselbe Formel sowohl die cotg von v als jene vou er- 
halten kauii. 

§ 38. Lemma 12. (Fig. 6.) 

TVenn man durch die Mitte G 
(kr Sehne NM eine Parallele 
RQQW xur Axe and die auf 
dieser Geraden sieh schneidenden 
Tangenten RN und RM an die 
Endpwnkk der Sehne xieht, so 
wirdy wenn noch Q mit dem 
Brennpunkte F durch die Ge- 
rade QEF verhunden wird, 
2iQ=:QQ = QE. ^ 

Beweis: Wird die Tan- 
gente in N von der durch M 
zur Axe parallel gelegten Geraden MP in P getroffen, so 
folgt aus den Eigenschaften der Parabel: 

OstWAld*« Klassiker 133. g 




Fig. 6. 



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18 J* H. Lambert 

JRQ\PM=NR''\NPK 

£a ist aber aucb 

NR:NP= NG:NM^\:2y 

also 

RQ : PM =1:4; 

und ferner: 

RG\PM=:X:2, 

also 

RQ:RG= 1:2 

und daher: 

RQ=.QG. 

Nun ist ferner die Gerade, welche die l'arabel in Q berührt, 
der Sehne XM parallel und gegen die Geraden QF und QU 
gleich geneigt, also wird 

Winkel QEQ = QQE 

und daher 

QE=QG = RQ. 

[17] § 39. Aninerknilg. Man kann eine BeziehiiDg zwischen 
FQy QO und NM nachweisen, nämlich: 

NM' = IQFQ'QG. 

Aehnlich findet manr 

NP^ = IQFN . QR == 16i\Y QG ] 
uud man hat daher 



NP:NM= VFNiYFQ 

oder 

XRiXG = VYX: 



§ 40. Lemma 13. (Fig. 6.) Wenn durch die Mitte O der 
Sehne NM die zur Jxe senkrechte Ordinate JGg gexogen %md 

FN-h FM 

g mit F verbunden wird, so ist gF ^ 5 • 

Beweis: £s ist nämlich 

Fg -^FNz= NK 
F2I^Fg = KV=^NK, 

also : 

Fg — FN^ FM-- Fg 



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Abhandlangen znr Bahnbestimmii&g der Oometen. 1, 1. 19 

oder 

FM-hFN 

Fg. ^ 

§ 41. Anmerkiuig« Dieser Satz wird sehr viel gebraucht 
und ist auch auf die anderen Kegelschnitte anwendbar. 

[18] § 42. Lemma 14. (Fig. 6.) Wetm FQ, QG und Fg 
wie in den beiden voraitsgehenden Sätzen gexogen werden^ so ist 
Fg =^ FQ + QG. 

Beweis: Es ist nämlich: 

G W = IH= FM — Fg 
QW^FM—FQ. 
Also durch Subtraction: 

OTT— QW^Fg-^FQ^QQ 

und daher 

Fg=^FQ+QQ. 
§ 43. Zusatz. WeU QF=QG (§ 38), so ist auch: 

Fg = FQ+ QE, 

§ 44. Lemma 15. Aufgabe 6. [Fig. 6.J Gegeben sind die 
Seiten des Dreieckes FNM\ man soU die Distanz FQ ermitteln. 

LGsung: Da nach § 42 und 40: 

FN 4- FM 
Fg = FQ+QG=rt^l^r^ 

und weiter nach § 39 

NM^ c= IQFQ-QG, 

so wird 

NM' _ FN-^FM 
^'^16FQ'~ 2 

[19J iSennt mau also FQ = so wird 

a + b 



g= — +iV(a + ^J* — A?*. 

§ 45. Aumerkung. Nach Aenderung des Zeichens giebt 
dieselbe Formel QE: 

2* 

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20 



J. H. Lambert. 



§ 46. Zasatz l. Hieraiis folgt: 

FQ^QE=FE==^i y[a + b)* — . 

§ 47. Zasatz 2. £s ist nach § 30 

'^a 4- b)* — Ä;* s= 4a5 cosc* ; 

also: 

FE = Vab cosc = FE • iiosRFM (§ 8). 

§ 48, Lemma 16. (Fig. 6.) Wird van B das Lot EL. 
auf FM gefällt, so ist FL = FE wd RL ^ OK. 
Beweis: Bs ist nämiicii (§ ö) 

FE = yä6 

Winkel EFM^e, 

also: 

FL = Vab oosc 

EL = Va6sin<?» 

[20] Da aber ferner ^§ 30, 47; 

y^sinc = IVA;'— [a ^ bf = JJfF^ GfJT 

yi&eosc=sJ*J?, 



so folgt 



FL=^FE und EL^GK. 



§ 49. Lemma 17. (Fig. 7.) Wenn drei behebtge FuifiMe 
N Ü M der Parabel und ihr Brennpunkt durch dte Oeraden 
' ^' FN, FQ, FM, NQ, QM, NM 

verbunden werden, so verhüten 
sich die Flächen der Dreiecke 
NFQ und QFM ivie die Ab- 
schnitte NE und EM und die 
Segmente NMQ, NQ und QM 
verhalten sich wie die Guben der 
Geraden NM, NG, GM, wobei 
Q Q parallel %wr Axe gezogen ist. 

Beweis: Die Dreiecke NQE 
lind EQMsm^j da sie die gleiche 
Spitze Q haben, gleich hoch und 
7 ihre Flächen verhalten sich also 




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AbhancUangdn zur Bahnbestimmttng der Gometea. 1, 1. 21 



wie ihre örnndlinieii NE und EM\ ebenso sind die Dreiecke 

NEF und EFM^ da sie die Spitze F gemeinsam haben, gleich 
hocli und sie verhalten sich daher ebenfalls wie NE zu EM\ 
also durch Zusammensetzen: 

A NFQ :AQFM=NM: EM. 

Zieht mau sodann V parallel zur Axe und fällt darauf von 
M das Lot MVy so werden nach § 28 die lachen der Seg- 
mente : 



begm. NMQ = 



Segm. NQ = 



Segm. QM = 



MV' 



24: AF 



VW 



r3 



24.AF 



MW 



24AF 



also; 



r^3 



NMQ : MV' = NQ : FIF' = QM:M\V 

[21] Diese Abaeissen MV^ VW nnd MW verhalten sich aber 

wie NM^ NG und (71f, also ist der Sata bewiesen. 

§ 50. Anmerkung. Wenn der Winkel NFM 20 bis 30 Grad 
nicht iib erschreitet, dann kann man die Se^rmente NQ und 03/ 
im \ erhältniss zu den Flächen der Dreiecke NFQ und QFM, 
zu denen sie gehören , ihrer Kleinheit halber vernachlässigen, 
80 dass die Sectoren 
NFQ und QFM sehr 
nahe im Yerhäitniss 
der Abschnitte NE 
nnd EM stehen wer- 
den, welche auf der 
znm ganzen Bogen 
NM gehörigen Seline 
von FQ gemacht wer- 
den. 

§ 51. Lemma 18. 
Auigabe 7. (Fig. 8. ; 

Gegeben seieri vier Gc- 
rade BL, BIj DK, 
DH\ man soU eine 

fünfte LH so ziekm, Flg. 8. 




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22 J* H. Lambert 

dasä die Absehmtte HIj IK, KL in einem gegdmm Verhält 
nisse stehen. 

Erste Lösung. In dem Dreiecke ABC^ welches von 
den in /, L schneidenden Geraden gebildet wird, bestimme 
man auf AB den Punkt e durch 

AB\Be = KI:IH 
und hierauf auf BG den Punkt g durch 

Bö: Cg = LK:KH 
oder auf AG den Punkt f durch 

.IC: C/*= LI'.IH, 

Die Punkte f liegen dann auf einer Oeraden, welche 
die vierte gegebene Gerade ED in dem Punkte H treffe. 
Dann bestimme man den Punkt M durch 

1W:DM==: HKiIK. 

Wird schliesslich durch M eine Parallele txi AO gezogen, so 
wird diese BO in I treffen und HI wird die gesuchte Gerade 
sein (siehe § 62). 

[22] Zweite Lösung. Durch Trigonometrie hat man: 

»in GKI BmBAD 



AL 


KL 


sin CKI 


»in ADE 


DE 


EK 


sin CJK 


sin BEB 


EH 


HI 


sin GIK 


^inABE 



BL IL 
Hieraus kommt: 

AL sin BAD DH%\nADE 

KL ~ HK 

EHmiBEB _ BL sin ABE 
EI IL 

Macht man nun 

KL : HK = 1 : w 

t HI : IL =1:h 



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Abhandlangeh zur Bahnbestimmung der Cometen. 1, 1. 23 

so wird sein: 

m{ÄB + BL) »inBAD » DHimADE 

n(ED + DE) äiuJjEB = BL bIrABE. 

Hieraus folgt aber 

_ m{AB+ BL) sinBAD 
^in ADE 

und 

jj„_ BL BinABE "-n-ED mPEB 

n-smUEB ' 

also: 

n ' sin DEB[m • AB f^BAD + ED sin ADE) 



BL ^= 



sin ABE sin ADE — mn sin B^D 8ini>^^ 



Wird hieraus BL berechnet, so findet man leicht DH und 
damit die Lage der Geraden HL, 

[23] § 52. Anmerkung L Der Beweis der ersten Ldsung 
ergiebt sieb aus Lemma 6 und 7 (§ 24, 25]. Es sind nämlieh 
die Geraden ABy AC^ BC^ eg und LH Tangenten einer 
Parabel. 

Wenn man es vorzieht in der Formel, auf der die zweite 
Lösung beruht, nur von den Strecken Gebrauch zu machen, 
so kann man sie in folgender Weise umändern. Zunächst 
kann man sie in folgende überführen: 

AB^mBAD , 
mn — : — — I- n - ED 
sin .lZ>^ 

sin^^J? sin.g^I> ' 

mDWB ^^^*\mADE 

Zieht man nun Bd parallel zu ED^ so wird sein: 

Winkel AdB = ADE 

ABmBAD _ 
sin ADE 

sin ABE Ea 
BUiDEB^ aB 

mjxBA D aD 
sinADE~~Aä 



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24 



J. H. Lambert 



und daher 



m n- Bd + n ED 

Ea aD 

— • 

aB Äa 



oder 



aB* Aa '{m» Bd'\- ED) 

OMj SS ■ — ■ • 

' Aa — m • u • aD aB 



§53. Anmerkug 2. Eine andere Lösung dieses Probleme 
findet man in Newtons ^ArükmeHm uniwersaH9*. Dieser hat 
es zur Ermittelnng der geocentrisehen Distanz des Oometen 

benutzt, indem er die Annahme machte, dass ein kleines Stück 

der Bahn als eine Gerade betrachtet ^verdell dürfe, und weiter, 
daäs die vier Punkte //, /, A', L die Projectioneu von vier 
OometenÖrtern auf die Ekliptik seien. 

[24] § 54. Lemma 19. Aufgabe 8. (Fig. 9.) Gegeben 
sind vier Gerade AEy AGy BF^ BH\ man soü demelbm ein 
gegelmiea Viereck EFQH einschreiben, 

Lösung: Da die Geraden ihrer Lage nach gegeben sind, 
so kennt man die Winkel CAD, CBD, GAB und CBA, 

Zieht man nun durch gegenflber^ 

' liegende Ecken des Vierecks 
EFGHj nämlich EG einerseits 
und FH andererseits Kreislinien 
so, dass die Bogen EG und FH 
doppelt so j^ross werden, als die 
^Vinkel EAG bez. FBH, so ist 
leicht zu sehen, dass die Punkte 
A und B auf diesen Peripherien 
liegen mtlssen. Macht man weiter 
Ea=2CAB und Fb = 2ABD 
und zieht durch die Punkte a, b 
die Gerade baBA, so wird diese 
auf den beiden Peripherien die 
Lagen der Punkte A und B au- 
geben. Zieht man endlich die 
Geraden HBC und FBD^ so werden EA^ GA, FB und HB 
jene yier Geraden sein, denen das Viereck EFGH einzu- 
schreiben war. 

§ 55. Anmerkung. Ks ist, wie man leicht erkennt, nicht 
nöthig, dass die Seiten des Vierecks EFGH in demselben 




Fig. 9. 



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Abbandlangen zur BahnbeBtimmang der Cometen. 1, 1. 25 



Maaase gegeben seien* wie die Smten des Vierecks AB CD, 

sondern es genügt, dass die Winkel E, G, H und das 
Verhältniss der Seiten bekannt sei. Aus diesem Grunde kann 
das Problem dann von Nutzen sein, wenn die Bahn eines 
Cometen schon srlir nahe bekannt ist. Das Problem wird 
nämlich, wenn die Krümmung desjenigen Theiles der Cometen- 
bahn, den derselbe im Intervall von vier Beobachtungen 
zurücklegt, sehr nahe bekannt ist, besser genügen, als das vor- 
beigehende, welebes einen Theil der Bahn als geradlinig 
voranssetzt. 

[25] § 56. Lemma 20. (Fig. 10.) Wmn man die Seime NM 
einer Parabel in G Jfalbirt, G Q parallel zur Axe A F zieht, Q mit 
dem Bren?iptitikte F verbindet und endlich die Seime NM derartig 
in die Lage n in bringt, 
dass FQ dieselbe rech t- 
winklig halbirt, dann 
liegen die Funkte n 
und ni auf einer Para- 
hd nQm, deren SeJmtd 
Qy deren Axe FQ und 
deren Brempunki F 
ist; ausserdem verhal- 
ten sieh die Flächen 
derSeetorenNFMund 
nFfn wie die Quadrat- 
wurzeln aics den Halb- j1 F 3 

Parametern der beiden Fig. 10. 

Parabeln. 

Beweis: Da. NG = GM und OQ der Axe parallel ist, 
so ist die Sehne NM parallel znr Tangente der Parabel in Q 
und femer ist 

Winkel NEF= \QFB 

und QQ^QE (§ 38). 

Ferner ist: 

nW = UFQQG 

und daher auch: 

nm s= 16 J'O • QE, 

Dies ist aber die Gleicbang einer Parabel, deren Axe nnd 
Focaldistanz FQ ist 




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26 



J. H« Lambert. 



Ferner wird sieh, wegen QG = QE^ die Flftobe des Seg- 
mentes NQM zur Flftche des Segmentes nQm verhalten^ wie 
der Sinns des Winkeis QGB ^ QEG « NEF zn 1; in 
demselben Verhältnisse stehen aber anch die Flächen der 

Dreiecke NFM und riFm^ weil die Grundlinien NM und n m 
gleich sind. Also stehen die ganzen Sectoren iVi^Jf und ni^Vi 
im Verhältniäs des sin NEF zn 1. Nun ist aber (§ 4) 

%\ikNEF: 1 = VlF: VFQ = V2ZF: \2FQ, 

Da nun 2ÄF nnd 2FQ die Haibpaiameter sind, so ist der 
Satz bewiesen. 

[26] § 57. Amnerkug* Dieser Satz lässt sieh mit ent- 
sprechender Begrenzung anch anf die andern Kegelschnitte 

ausdehnen. Es ist auch ohne besondere Darlegung klar, dass 

er in der Weise umgekehrt werden kann, dass man aus der 
Parabel nQm eine beliebige andere ableiten kann, welche 
durch den Scheitel Q hindurchgeht, 

§ 58. Lemma 21. Aufgabe 9. (Fig. 10.) Gegeben sei die 
Sehne NM tmd der Pfeil QG] man soll die Fläche des Seg* 
mentes NQM und des Seetors NFM finden, 

Lösnng: Die Fläche des Segmentes nQm ist ^ QE*nm 

und die des Dreieckes nFm ist ^FE-nm, Also wird 



Nnn ist aber 5G) 

Sector nFm : Sector NFM = Segm. nQm : Segm. NQM 



Sector ü Fm 0 = | QE • mn + ^ FE • mn 



oder 



* nFmQ — -^QE • nm -|- \ FQ • nm. 



VFQ : VäF 



nm = NM 



also wird: 



QE=^QG, 



« 
* 



Segm. NQM^ jNM- Q^Y^ 




Da nnn 



NM' :^XQQG'FQ 



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AbhandlaDgen zur Babnbeatimmsng der Cometen. 1, 1. 27 



[27] so -wird 



Segm. NQM = | Vqg'-AF 

Sector NFM = (f QG* + iNM*) ' 
§ 59. Zasats. Aehnlich erhält man: 

Sector NFM==.\'M(^^+iFQ) ]/^. 

§60. Lemma 22. Aufgabe 10. (Fig. 10.) Gegeben sei die 
Sehic N3I = k tmd die Summe der Seiten FM-^ FN =^ a'\'b] 
man soll die Fläche des Seetars NFM finden. 

Lösung. Da man hat (§ 58): 

Sector NFM =: NM(i QG + ^FQ) |/^^ 
und weiter nach § 44, 45: 



FQ=:\{a + b+V{a + b)* — k*) 
QG = ^(a + b'- + — äM, 
so folgt nach Snbstitation und ansgefUhrter Bednction: 



Sector NFM = — * ^ \ * f yAF. 

sVa 4- 6 -i- y (a -i- bf- — k* 

[28] § 61. Zusatz h Da 

(a + 6 + y{a + 6)* — ifc*)(a + i — y(a + ^)* — &*) 
so folgt andi: 

Seciüi- 2iFM 

§ 62. Z nsatz 2. Der zw eite Faotor dieser Formel, nttmlich 

a + ^ + 4 y (a -|- ft)* — Ä*, geht nach leichter Aendernng 
über in 

i{a + b) + ^ [a + b + y(n + hf — k^) , 

so dass man die Formel selbst in folgende fiberf&hren kann 

3 Sect. NFM 
VAF 



^\[a+b]V[a^b)^V[a+bf'-L'^ 



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28 



J. U. Lambert 



oder wenn man der.KtIrze halber a + b =g setzt, 




§ 63. Zusatz 3. Hieraus aber folgt: 

3 Sect. NFM 



VAF 



Die Flftche Ä des Sectors wird also: 

A = iyAF([ ) - ( ) ). 

§ 64. Anmerkung 1. Für diese sehr schöne Formel, die 
wir hier doroh du weitläufiges Rechnungs verfahren ermittelt 
haben, werden wir unten einen kfirzeren Beweis geben, wenn 
von der Ermittelung der Zeit, in welcher ein Comet eineo 
bestimmten Bogen seiner parabolischen Bahn durehmisst, die 
Rede sein wird. Dann werden wir auch angeben, was man 
erhftlt, wenn die Bahn ein beliebiger Kegelsehnitt ist und 
welche Aendeniniren und Bescliränkungen dann eintreten. 

§ 05. Alimerkuug 2. Das sind die liauptsäcMichÄteu Sätze, 
welche ich vorausschickeu wollte, um die Theorie der parabo- 
lischen Cometenbewegnng um so eleganter darstellen zu können. 
Wir werden in der That sehen, dass die bisher abgeleiteten 
Formeln sich einfacher gestalten, wenn wir an Stelle der Fläche 
des Sectors die Zeit einfthren, die der Oomet zum Durchlaufen 
des Bogens braucht 



und auch: 
3 Sect. NFM 



[99] oder am kürzesten: 







Abbaadlmigeii zur BahnbeBtimmimg der Cometen. 1, 2. 29 



[30J Zweiter TheiL 

Die wichtigsten Eigensohaften der parabolischen 

Bewegung der Gometeni 

§ 66. (leset z 1. Alle Himmdskörpcr^ welche sich um die 
Sonne bewegen, Fhineten sowohl als Gameten ^ werden durch 
Centralkräße getneben und irerden vm der Sonm angezogen^ 
so dass die Jnxwhtmg umgekehrt proporHonal dem Quadrai der 
Distanz ist 

§ 67. Gesetz 2. Die Zeiten^ in welchen sie die Bogen ihrer 
Bahn durchlaufen , sind den Fiärhen proportioyial^ welche der 
Radiusvector ^ d. h. die VcrhimlioigsUnic der Sonne mit den 
Cometen oder rhuu ten, iibrrstreicllL 

§ 68, Clesetz 3. Die Bahnen^ in demn sie sieh um die 
Sonne bewegen^ sind nothwendig Kegelschnitte^ in deren einem 
Brennpunkte sieh die Sonne befmdet. 

[31] § 69. Gesetz 4» We^m verschiedene Cometen und 
Planeten unter sieh verglichen werden, so ist die Zeitj in welcher 
der Comet oder Planet einen Bogen seinn* Bahn durchluufty 
proportional der vom Radiusvector überstrichenen Fhwhey divi- 
dirt durah die fhtndrntururxel aus dem Halbparameter der Bahn^ 

§ 70. Anmerkuag. Es ist hier nicht der Ort aaseinander- 
zusetzen, wa!^ m diesen Gesetzen der Beobachtung und was 
den Principien der Mechanik zu verdanken ist. Die Ornndlage 
hat K^kr gegeben, indem er die drei letzten Gesetze mit 
▼ieler Mflhe ans den Beobachtungen ableitete und sie anf die 
•Planeten anwandte. Das erste Gesetz hat Newton aus Beob- 
achtungen dedueirt, dann aber alles ans den Principien der 
Mechanik abgeleitet, indem er die ersten Fundamente einer 
Tlieorie der Centralkrätte schuf. Das dritte Gesetz und nament- 
lich die Nothweiuli^ckeit desselben hat Joh. BernouUi mit ge- 
wohntem Scharfsiiui ins volle Licht gesetzt. Diese Gesetze 
sind so einleuchtend und so allgemein bekannt, dass es Zeit- 
verschwenduiig wflre, wenn ich von Nenein auf ihren Nachweis 
einginge. Sie sollen hier als Principien hingestellt sein, aus 
welchen die specielleren Eigenschaften der Bewegungen der 
Himmelskörper abzuleiten sind. Diese letzteren aber will ich 
in natttrlicher und stetiger Folge, soweit sie zu unserem Ziele 



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30 



J. H. Lambert. 



beitragen können , ans jenen Gesetzen ableiten, indem ich 
bereits bekannte roransschieke nnd nnter die neuen einfttge. 

[82] § 71. Lehrsatz 1. (Fig. ll.) Wmn xum od&r mehrere 
Gonieten in elliptisckm Bahnen sich heivegen^ deren grosse ukcen 
gleich sind^ so sind auch die Umlaiifsxeiten gleich. 




Pig. 11. 

Beweis: Sei F das Centrnm der Sonne nnd zugleich 

Brennpunkt der Ellipse A])B mit der grossen Axe AB^ der 
kleinen Axe EG und dem Halbparameter FD\ dann ist iiacli 
den Eigenschaften der Ellipse: 

^ das Yerhaltniss des Kreisdurchmessera 



Bezeichnet femer 



7t 



zur Peripherie, so ist die Fläche der Ellipse 

Nach Gesetz 4 (§ 69) ist aber die Zeit proportional der Fläche, 
dividirt durch die Quadratwurzel aus dem iialbparameter. 
Nennt mau aläo T die ümlaufazeit, so wird 

ttAG-ÖE 



Kun ist aber 



also wird: 



mV FD 



CE 

\ FD = , 



7t ^ 

T=—AC^ 
m 



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AbhaiidluugeiL zur Bahnbeäiimmung d^r Cometen. I, 2. 31 



Die Umlaufszeit hängt also einzig und allein von der grossen 
Axe der Ellipse ab. Damit ist unsere Behauptung bewiesen 
zugleich mit dem folgenden 

[33] § 72. Lehrsatz 2. (Fig. 11.) Die UmlaufsxeUm 
der in Eäipsen sich bewegenden Cometen und Pkmeten verhaUen 
sicfi wie die dreihalbten Potenzen der grossen Halbaxen oder 
der mit&eren hdioeenirisehen Entfernungen. 

Beweis: Die mittlere Distanz ist nämlich 

AF-h FB 

nach dem voransgehenden Lehrsatz ist aber 



also ist auch 



m 



§ 73. Aufgabe 12. Man soll die Distanxcn und Umlaufs- 
xeiten der Cometen und Planeten^ sowie auch deren VerMltnisse 
in Zahlen ausdrucken. 

Erste Ldsung. Da die Erde sich in einer £liipse be- 
wegt, so setze man die mittlere Distanz derselben von der 
Sonne s= 100000 und drücke in denselben Einheiten alle 
anderen Diatanzen ans. Sodann zähle man die Zeit in ge* 
wC^hnlichen Tagen und deren Decimaltheilen. Es ist aber die 
Umlanfszeit der Erde gleich 866.25659 Tage. Daher haben wir 
[34} in der Formel des vorhergehenden Lehrsatzes: 

AG = FE= 100 000, r 365.25659 ; 

damit wird der Werth von m gefunden, welcher das gesuchte 
Yerhflltniss ist. Es wird 

7t 'AC^ 
m = - 



und daher 



T 

logJ10*' = 7.600 



log>r 0.497 1499 

7^71499 
log T ^ 2.562 5980 

logwi = 5.434 5519 



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32 



J. H. Lambert 



woraus 

m ^ 271 9S9.4 

und daher 



5r= 



271989.4 



Zweite Lösung. Seit Ki iiiulung der Decimalbrüche ist 
es bequemer^ die mittlere Distanz der Erde gleich 1 zu setzen. 
Setzt man daher 

und nimmt A C = 1 , so folgt 

T 



und man hat 



woraus 



log T 2.562 5980 
log jc = 0.497 1499 

logn = 2.065 4481 

n -i- = 116.2648 . 
m 

35 Ist daher die Flüche eines beliebigen Sectovä gleich ^1, 
der llalbparametev gleich 5, die Zeit, in der der Bogen durch- 
laufen wii'd, in Tagen ausgcdriis kt gleich Tj so wird 

1) wenn die mittlere Distanz der £rde = lOQOOO gesetzt 
wird, 

^ A nA A 

m\ s y s vi - 271 989.4 * 

2j wenn die mittlere Distanz der Lide = 1 gesetzt wird: 

A nA A' 116.2648 



m V s y s V s 



§ 74. Anmerkung. Den Buchstaben t, m, «, A, T 
werden wir im Folgenden meistens dieselbe Bedeutung bei- 
lesren wie liier, wie wir auch die Bedeutnnor der oben ^§ 33^ 
eiii^iretuhrteu Buchstaben a , h, k beiltelialten wollen. Die 
Buchstaben T, .1 hat schon Kuler in der ^Tlteoria Come^ 
mi et Flaneiarum* im selben Sinne benutzt. 



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Abhandlangen zar Bahnbeptimmung der Oometen. I, 2. 33 



§ 75. Aufgabe 18. Man $oU die OesekwindigkeU emes in 
einem Kreise sieh beweffendm HimmekkÖrpers finden* 

Lösung. Ist r der Halbmcssev dos Kreises, r*>"r seine 
Flächtij so wird die Umlauiszeit 

T= — y= = - r*. 
mVT 

[36 lu dieser Zeit wird die Peripherie 2rjc beschrieben. Wenn 
man daher die Geschwindigkeit ausdrtickt durch den Bogen, 
der iu einem Tage dnrchlaafen wird, und sie K nennt, so wird 



2m 

Vr 



§ 76. Lehrsatz 3. (Fig. 12.) Wenn ein Comet sich in 
einer Parabel AM bewegt, so verhält sich seine Geschwindig- 
keif an einer beliebigen SteUc M zu der Geschwindigkeit ^ mit 
ivclchcr er sich in derselben 
Entfernung von der Sonne F 
auf einer Kreisbahn bewegen 

tuUrdSy wie V2 : 1. 

Beweis: Da die Zeiten 
sich wie die Flächen, divi- 
dirt durch die Quadrat- 
wurzeln aus den Halbpara- 
metem verhalten (§ 69), so 
wird die Zeit, in der der 
unendlich kleine parabo- 
lische Bogen MN durch- 
laufen wird, sein 




Plg, 12. 



8ect. MFN 



mV2AF 

die Zeit aber, in der der Kreisbogen MF durchlaufen wird: 

Sect MFP 



i = 



mVFM 



Da aber die (leschwindigkeiteii gleich den Bogen, getheilt 
durch die Zeit sind, so wird, wenn wir sie bez. mit C und A' 
bezeichnen : 



Ostwftld*! Xlanilcer. 13X 



3 



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34 



J. U. Lambert. 



also: 



_ MP^ _ MP ' m VF M 
"7 i "~ &eet(MFF) ' 



Sect. (MFN) ' Sect. (If i^^PJ ' 
Es ist aber (§ 4j ' 

ÄF = MFälnMNF* =i* JlfjP • , 

[87] aJöo: 

mnVJf ^ mpVmf, 

Da nun der Winkel MFP unendlich klein ist, so werden die 
Flächen gleich und daher 

§ 77. Zusatz. Da die Ereisgeschwindigkeit nach § 75 ist 

¥ 

„ 2m 
K = , 

\MF 

so wiril die parabolische (jeschwindigkeit: 

^ 2mV2 

O = — - — • 



VMF 

♦ 

Diese Formel drückt die Strecke aua/ welche der Oomet in 
einem Tage in der Richtung der Tangente dux!chlaiifen würde 
(§ '^^j> wenn er nicht durch die Anziehüng von der geraden 
Linie abgelenkt würde. 

§ 78. Aimierküiii:'. Von dieser Eigenschaft der parabo- 
lischen Bewegung kaiiii man Gebrauch machen, wenn man die 
Länge dos in einem kleinen Zeitintervall dnrclüaufenen Bogens 
genähert anzugeben hat; dieselbe kann aueh mit entsprechen- 
der Beschränkung auf elliptische Bahnen ausgedehnt werden. 
Die schöne Einfachheit des Satzes rührt daher, das3 die 
parabolische Geschwindigkeit ausschliesslich von der helioeen- 
trischen Entfernung des Oometen abhängt und dieselbe bleibt, 
welches auch der Parameter der Parabel sei. Da aber die 
Geschwindigkeit sich von Moment zu Moment ändert, so ist 
der Nutzen des übrigens längst bekannten Satzes ein geringer. 



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Abhandlungen zur Bahnbestimmnng der Cometen* 1, 2. 35 

[38] § 79. Auf- 
gabe R (Fig. 5.) Oe- 
gfibm mm beidm 
BoiUenveeknmNFund 
MF und der Winkel 
NFM; man soü die ZeU 
finden j in wdeher der 
Co m et de nparahüU sehen 
Bogen NM hesclireiht 

Lösung: Die Flä- 
clio des öectors NFM . ^ ^ 
ist (§29) ' ^• 

Der Halbparameter ist (§ 28) 

5= 2Äß': 




2 ab siüß^ 



a-\-h — 2 Vab • cosc 
Da nun die gesaehte Zeit durch (§ 7ö) 

Vs 

' .» • 

gegeben ist, so erhält man durch Substitution: 



T= — =•(« + 6 + Vab cosc).Ka + 6 — 2Vab cosö. 
3V2 

§ 80. Zusatz 1. Diese Formel giebt entwickelt: 

ISw^T" = (a + 6)' — 3(a + b)ab cosc* — 2ai> cosc' 

oder ' 

ISm* T* = + + 3(a + ab sine« — 2a6 Vä& cose», 

so dass also, yvcnn die Zeit ^e^eben ist, jede der Grössen 
bj c durch eine (iieicbimg (Iritten Uradea gefunden wird. 

[3Ö] § 81. Ziisata 2, Wird c = ^NFM= 90^ oder 
NFM = 180", also cos 6 = 0, so wird die Formel sehr kurz: 

T^^{a + b]i. 

Dies ist also die Zeit, die ein Comet braucht, um von einem 
beliebigen Punkte seiner hahn zum entgegengesetzten auf 
demselben Durchmesser zu gelangen. 

3* 



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36 , J- Lambert. 

§ 82. Zusatz 3. Ist also die Zeit bekannt^ die der Gomet 
von einem seiner Knoten bis znm andern bmuoht, so kann 
4ainit die Summe der in der Knotenlinie liegeaden Kadien- 
vectoren a^b angegeben werden: 

a + 5 1^18 

§ 83. Aufgabe 15. (Fig. 5.) Gegeben ist die Summe der 
Badimvectoren NF tmd MF und die Sehne NM^ ivelche das 
Dreieck NFM begrenxt\ mm soU die Zeit finden^ in welcher 
der Bogen NQM durcläaufm wird. 

Erste Lösung: Da nach § 30 ist: 

— — 6)* 
2(a + b'-y{a + b)* — k^) 

und 

Ä^i(a + b + i V(a + 6J« — Ä*) J/Aj* — (a — b)^ , 
so erhftlt man durch Substitution in die Formel (§ 73 j 

Ys 

[40] naeh dniebgefldirter Bedoetion 



T== -^(a+b+iY{a+b)*—K')Va+b-Vl^a + bf — k': 
3 V 2 

Zweite Ldftnng: Gebrmnoht man die Fwrmel (§ 31) 

2AF^(k^-^{a-bY){a + b + y{a + 6)* - k* ) ^-^ , 
so hat man aneh: 



y_ k ja + b + j^Ha b}* — k* ) 
ya + h + fia + bj'^^k^ 
Dritte Lösung; Nach § 63 ist 

3 Ä la -{-b + k\^ la + b — kV 



VAF 



_ 4- ^> + k >^ ^a_Hh_^_:2iy 



n Ä A 

Also hat man nach § 73, wonach T =■ - = =rr — ist, 

auch: U mV2AF 




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Abhandlungen zur Bahnbestimmung der Comoten. I, 2. 37 



2 / ~ l"~2 



3 

)1 



§ 84. Zusatz 1, Nennt mau die Summe der Radienvec- 

torcn a + 6 = ^, so kauu die Formel der ersttüi Lösuug in 
folgende Gleichuug aufgelöst weiden: 

[41] § 85. Zusatz 2. AehTilicli kann die Formel der 
dritten Lösung in die Beihe übergei'übrt werden: 

^ 4 6^^ 4 6 8 10 4 6 Ö lO ia-U^y 



oder wenn die Brilehe aui^geiecluiet werden: 

8 148 ib« 



1024 



98304^'/ 



Diese Reihe iat um so eonTergenter, je kleiner d6r Winkel 
NFM ist. Für grossere Winkel ist die endliche Formel selbst 

vorzuziühen. 

§ 86. Anf^abe 16. (Fig. 6.) Gegeben ist die Sehne NM 
und der Pfeil Q G = Q??, man soll die Zeit finden^ in weki^er 
d&r Comet dm Boge» NM dm-chläuft. 

Ldsnng: Da naeh § 58 

und ferner nach § 73 



\ 2AF 



[42J so wird: 




Fig. 6. 



§87. Aufgaben. (Fig. 6.) 

geben itft die Sehne NM umd dir Radkisvecior FQ] man soll 

die Zeit finden^ in der der Comet den Bogen NM besöhreibt 



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38 J* H. Lambert 

Lösung: ^ach der Jb'ormei der vorhergehenden Aufgabe ist 



Da nun 

ist, so folgt: 



Y2QG 

N3P 



= QG 



1/. 5 + i VI^V)^ 



§ 88. Zusatz. Entwickelt man diese Formel in die 
Gleiehong 

NM' + ASNM'FQ'' = 96 y2m • T- FQ^ 

und wendet dann die Methode an , die ich im Bande III der 
>Acta Helvetica« (1758) beschrieben habe, so ergiebt sich die 

Reihe : 

^ FQ^ FQ^ FQ^ FQ^ ' 
[43] Wenn man die mittlere Entfernung der Erde = 1 nimmt 

und für = — den Werth setzt, den wir oben (§ IS) go- 

funden haben, nAmlich n = 116.2648, so whrd die Beihe, in 
Zahlen ansgedrttckt: 

NM^ 0.024 3275 — 0.000000299 9600 

FQ' FQ^ 

O.OÜO ÜOÜOÜÜOII 094 87 , , H 

FQ' 

Die liOgarithmeu der Coefficienten sind: 

des ersten 0.386 0967 — 2 

dcd zweiten 0.477 0488 — 7 
i des dritten 0.045 1222 — 11 

§ 89. Anmerknn^ 1. Diese Reihe scheint auböerordentlich 
convergent zu sein ; sie coiivergirt um so schneller, je weniger 
Tage die Zwischenzeit T betrügt, vorausgesetzt, dass der Radios- 
vector nicht beträchtUch kleiner als die Einheit ist. 



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Abhandiuiigeu zur BahnbestiiumuDg dai Cometeu. I, 2. 39 



§ 90. Anmerknnp: 2. (Fig. 10.) Unsere Formel wird 
flberdies auch iu dem Falle von Nutzen sein können, wo man 
die Länge der Ordi* 
nafe nm za berech* 
nen hat, wenn die 
Zeit, in welcher der 
Bogen nQm dnrch*^ 
laufen wird, gegeben 
isi 

§91. Aur^abelS. 

(Fig. 10.) Gegeben ist 
der rfcü QG und der 
Radi}(sveetorFQ\ man 
soll die Zeit finden^ in 
tveloher de?- Oomet den 
Bogen NQM dwch- 
läuft, 

[44] Ldsnng. Da (§ 86) 

— :=LJ= 

V2QG 




Fig. 10. 



und 

so folgt: 



^ ^ iQG' + 2FQ^QG 

V2Qa 

§92. Zusatz, iiieraus folgt umgekehrt: 
FQ = 



also: 



V2QG ' 



§ 93. Lehrsjltz 4. (Fig. 10.) Wird dieselbe Constnietion 
ausgeführt ivie in Lemma 20 (§ 50)^ dann, sind die Zeiten^ in 
toeickm die Bogen NQM imd nQm duardürnfm werden^ ein^ 
cmäer gleich. 

Erster Beweis: Ans der 7orhergehenden Anfgabe erhellt 
nftmlich) dass die Zeit gegeben ist durch den Radiusyector FQ 
und den Pfeil U G, Nun sind aber in beiden Parabeln nach 



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40 



dem ftitiitea Mte (§ 56; die BadlenTeotoFM «md die Pfeile 
QO = QE eimmder gleich. Also Bind es «noh die ZeUeB, 

in denen die Bogen NM und nm durchlaufen werden. 

[45] Zweiter Beweis: Da die Zeiten iich wie die Flächei! 
dividirt durch die (^uadiat wurzeln aus den HMlbparameteni 
verhalten (§ 69), so verhalten sie sich also wie 

Sect [NF3i) 8ect.(nF«ij 

V2AF V2~FQ 

Da nun naeh § 56 

Sect. (N FM) _ S ect. (nFm) 

VJaf " y2FQ ' 

80 sind auch die Zeiten gleich. 

§ 94. Zusatz. Da die Zeit gegeben ist dureii die Summe 
der Kadienvectoren Fn + Fm bez. FN+ FM und durch die 
Sehne ?// bez. iY3/, im vorliegenden Falle aber nni = NM 
(§ 56) und die Zeiten gleich, so ist umgekehrt klar, dasa auch 
nF+ mF = NF+ MF oder die Samme der Radienvectoren 
gleich sein mnss. 

§ 95. Anmerkan^. Diese hervorragende Eigenschaft der 
])aiabolischen Bewegung der Cometeu kann auch mit ent- 
sprechender Begrenzung auf die anderen Kegelschnitte aus- 
gedehnt werden. Uebrigens ist auch hier dasselbe zu bemerken, 
was wir schon zum Lemma 20 (§ 5ö) bemerkt haben, nämlich 
ä'A^^ wir, wenn der Brennpunkt F festgehalten wird, statt der 
Paiabel NM eine beliebige andere nehmen können, die durch 
Q hindurchgeht. Und da die Zeit, in welcher die Bewegung 
des Cometen durch den beliebigen Bogen NQM ausgeführt 
wird, einzig und allein abhängt von der Länge der Sehne NM 
und von der Summe der Seiten NF-{-MFj so ist damit gam 
allgemein der Isochrouismus der Cometenbewegung dargethan 
und die Geschwindigkeit ist, weun sie auch selber unbekannt 
[46] ist, in derselben Distanz von der Sonne in allen Parabeln 
dieselbe. Nunmehr wollen wir untersuchen, waa Uerim folgt. 

§ 96. Lehrsatz 5. (Fig. Kl) Wmn die Summr der Radien- 
vectoreu FN -f- FM und die Sdine NM ffegthm siiid^ dann wird 
die Zeif^ in wclchei' der Bogen NQM^ der die Schm spannt^ 
durchlaufen' mirdy stets völlig dieselbe seift, von irelcMr Parabel 
wir auch Gebrauch machen, wofern nur die Sumim der S$ikn 
FN + FM grosser als der Baibparameter ist 



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Abhaadiuugeu zar BaiiabestimLauQg der Cometen. I, 2. 41 



Beweis: Der erste Theii des Satzes folgt daraus, dass 
die Zeit nur von der Sehne NM und der Summe der Seiten 
FN-)r abhängt. W«]iii aber irgend welche Parabel ange* 
nommen wird und die- 
selbe durch den Punkt 
Q gehen nins8| so iBt 
klar, daas der gröaste 
Halbparameter nur 
2 i^Q sein kann. Kun 
Ist aber (§ 94) FN 
FM = Fn + Fm 
und Fm = Fn = FQ 
4- QE und daher Fn 

FQ und mithin 
FN'^FM:> 2FQ. 

§ 97. Anmer- 

kllDg. Man mufls also Fig. 10. 

eine solche Parabel 

auswählen^ dass ihr Halbparameter kleiner als 2FQ wird. 
Wenn daher eine Scala zu constmiren ist, die für beliebige 
Parabeln dienen kann, so wird sich diejenige am meisten em- 
pfehlen, deren rüiamet* r gleich 0 ist, oder was dasselbe ist, 
die gerade Linie, die vum Centrum der Öonne ins Unendliche 
gezogen wird. Wenn nun auch kaum ein Com et sich in einer 
derartigen geradlinigen Parabel bewegt, so kann sie doch mit 
Nutzen verwendet werden und gewiss als Maass dienen, um 
die Bewegung der Cometen in beliebigen anderen Parabeln au 
[47] definiren. Da diese Parabel mit einer Geraden identisch 
ist, so scheint der Comet, der in ihr sich zu bewegen supponirt 
wird, gleichsam auf die Sonne an au fallen. Es Cfgiebt sieh 
so ganz natürlich folgonde 

§ 98. Definition 1. Unter »lajjstcti paraboli€us<^ eitics Cometen 
in Bezug auf dir Sonne versteht man die Bcwrgun/ji de^i^clbot auf 
einer Parabel^ deren I 'ara/neter gleich Ntdl ist^ oder deren Sclmtd 
mit dem Brennpunkte im Ceiitrum de?- Sonne zusamnmifüUt. 

§ 99. Zusatz 1. Da die Parabel ins Unendliche anslftnft, 
80 beginnt der »lapsus parabolicus« mit Null; in irgend einer 
bestimmten Entfernung von der Sonne aber ist er daa wiobU 
definirte Maass der Geschwindigkeit. 

§ 100. Zusatz 2. Da die Geschwindigkeit des Cometen 
in der Parabel nur von seiner Entfernung von. der Sonne 




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42 



J. H. Lambert. 



abhäDgt (§ 78), so wiid sie, wenn diese mit MF bezeichnet 
wird, sein (§77): 

" Vmf 

§ TOI, Zusatz 3. Da ferner der lapaus parabolieus im 

Anfauii xMili ist {§ 99), so ist es bequemer, die Zeiten vom 
Centiuiu der Sonuc nach rückwärts zu zälileii, indem man an 
Stelle des Falles den panibolisclien Aufstieg nimmt. 

[48] § 102. Aufgabe 19. (Fig. 13.) Mm soU die Intervalk 
der Zeiten im Japsus paraboli&us definiren, oder die Zeit, in 
tvelcher der Gamet ^ihM^ einer gegebenen Entfermmg bis xu evn&r 
besHmnUen anderen gdat^, 

Lösung: Sei F das Oebtnim der Sonne, PM die eine 
Distanz, FN die andere, so ist nach der Zeit gefragt, in 

r 

h— r H — H = — - 

Fig. 13. 

welcher der dornet die Strecke MN znrftcklegt. Wir betrachten 
FM und FN als Badienreetoren, MN als die Sehne des zu 
dorehlaufenden Bogens, welcher in nnserem Falle keine Krüm- 
mung hat, dann wird sein (§ 83.) 

_ 1 ii FN-^FM+MN y^ i FN+FM—MN \h 

Nun ist im vorliegenden Falle: 

MN=FM^FN, 

also * 

FN + FM + MN 



2 

FN+FM'-MN 



2 

und daher die gesuchte Zeit: 



=^ FM 

= FN 



— ^ [FM^ - FN^). 
3wV2 



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Abbandlungen zur BabnbeBtimmung der Cometen. I, 2. 4-3 



[49] § 103. Znsatz 1. Die Zeit, in welcher der Comet 
von M bis zum Centrum gelangt, wird also erhalten, indem 
man FN=Q setzt, nämlich: 

§ 104. Zusatz 2. Hieraus toigt umgekehrt: 

oder wenn wir ffir n den Wertb substitniren, der der mittleren 
Entfernung X der Krde von der Sonne entspricht (§ 73) 

log FM =^ I log T — 0.958 5412 . 

Dvttck diese Formel wird also in besümmten Zahlen die Diatanz 
FM durch die Zeit des lapsus parabolicus definirt und umr 
gekehrt. 

§ 105. Aiimcrküu^. Wenn man in die Formel des ersten 
Zusatzes für F3[ der Keihe nach die mittleren Entfernuii^eu 
der Planeten substituirt, so findet man die Zalil der Tage, in 
welchen dm* parabolische Fall des Cometen in die Sonne aus- 
geführt wird, nämlich 

vom "1^ aus in 807.50 Tagen 

> 4. » * 325.00 » 

» cT » > 51.54 » 

» $ » » 27.40 * 

. » 9 > 16.85 . 

. ... » 5J . » » 6.60 • . 
» • • • 

Genauer ist der > lapsus })arabüücus« für die Längeneinheit 
s mittlere Entfernung der Erde: 

27* 9^ 41"» 34«. 

[60' § 106. Zusatz. Da der besprochene Fall schneller 
ist als in jeder beliebigen elliptischen, parabolischen oder kreis* 
förmigen Bewegung, so geben die obigen Zahlen die halbe 
Daner der kürzesten Zeit, welche ein Gomet innerhalb einer 
Planetenbahn zubringen kann. Die kttrzeste Dauer selbst wird 
flu: ^e 



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44 



J. H. Lanbtrt 



^-Bahn 1615.00 Tage 
4-- » 650.00 » 
Cf- » 108.08 » 
» 54,80 * 

Q. > aa.TO » 

g. . 13.20 • 

Wenn ein hyperbolischer Fall angenommen würde, so wflrde 

diese Dauer eine kürzere sein, wie man dnrch leichte Ueber- 

leguug findet. Da aber der parabolisclie Fall die Grenze des 
oliiptischen ist, so haben wir doch lieber den parabolischen den 
kürzesten gouaunt. Es erhellt übrigens hieraus, dass die Oo- 
raetcn, welche sich ünserer Betrachtung darbieten, fast volle 
fünf Jahre innerhalb der Bahn des Saturn verweilen, wenn 
wir sie auch kaum ebeusoviele Monate sehen können. 

§ 107. DeflnitiOB 2« Untc/)- Smh der paraboHschcn Oe- 
s^nffmiigkeUm woUm mr dis DarsteUung der Oeschmnäigkeikn 
eines m emer Parabel sich bewegenden Oameien ßr jede beHeb^ 
Enifemung von der Sonne nenrtekm. 

§ 108. Lehrsatz 6. (Fig. 13.) Wenn F das Gmtnim der 
Sonne hedeutrt und wird zu jedetn hcliehigen Punkte M du 
ZaJil der Tage fjes-rlirtelim^ in weichen der paraboliörJic Fall von 
[51] M nach F ausycjTdn-t wird, so ist die auf die^se Weis( 
gctImUc G&i ade FM dio Soakt der paraboUsdim Ueschunndig- 
keifen. 

Beweis: Es stellt nämlich eine beliebig kleine Abscisse 
Mm die Strecke des Falles dar. Wenn nun die Zeiten bei- 
geschrieben sind, so wird aneb der Zeitraum gegeben sein, in 

I i 1 H 

Flg. 18. 

welchem der Fall Juk h 2lm ausgeführt wird. Wenn man 
aber die Strecke M n> durch diesen Zeitraum dividirt, so hat 
man die (i(^sch windigkeit. Es stellt also FM die Geschwin- 
digkeiten des parabolischen Falles dar. Da nun die Oe- 
schwindigkeit eines in einer beliebigen Parabel sich bewegenden 
Oometen für dieselbe Distanz von der Bonne constant ist (§ 78], 
so folgt; dass die Scala FM ganz allgemein die Geschwindigkeit 
der parabolischen Bewegung darstellt. 



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AbbandlaBgea zur Bahnbestimmang der Cometen. l, 2* 45 

§ 109. Anmerkang. Man kann tnch noch andere Me- 
thoden dieser Art geben, nm die Soala zu constniireii, die bier 
beaeJuriebene ist aber fttr unseren Zweck die angeMssenste« 

§ 110. Aufgabe 20. (Fig. 13.) Man söU die Seaki der 

jjarabolLscJien OescJmindigkeiten conMruiren. 

Lösung. Setzt man die mittlere Entfernung der Erde von 
der Sonne FT = 1 , so kann nach der Formel (§ 104) 

log FM == I log r — 0.958 5il2 

[52] fflr jede Anzahl von Tagen T die entsprechende Distanz 
FM berechnet werden; dieselbe wird ans F anf der Geraden 
FM aufgetragen und zu M die zugehörige Zahl der Tage hin- 
zugeschrieben; dann ist die Scala construirt. 

§111. Aumerkiiiii;'. [Fig. 14.) Beistehende Figur stellt 
eine ScaUi dar, ausgedelint bis auf 100 Tage. F ist das 
Centram der Sonne, FT die mittlere Entfernung der Erde von 




der Sonne; der Punkt T muss also auf 37^ 9^ 41^ 34" fallen 

(§ 105). In einem grösseren Massstab angelegt, werden die 

Theile leichter zu untiirscheiden sein. Ks ist selbstverständlich, 
dass man bei Gonstmction einer Gometenbahn denselben Mass- 
stab, d. h. dieselbe Strecke für die Entfernung FT wählen 
muss, wie in der Bcala. Hieran brauche ich also in Zukunft 
nicht mehr zu erinnern. 

§ 112. Aufgabe iL (Fig. 14, 15.) Wem eine öome$m^ 
hahn, m demeei^ Ifassskie ufie die SeaiOy gex/mhmt vorUegft^ 
so 60Ü mam d^ Ze^ angeben, in wddur ein beliebiger gegebene 
Bogen derselben durehlmfin wird, 

Lösung: I. Sei AM die Parabel, F ihr Brennpunkt, FT 
die astronomische Einheit; gefragt wird, in welcher Zeit der 
Bogen MN durchlaufen wird. Man trage FN in Fr anf. 
halbire vM m r/, dann wird Fg =^ \(FN -\- FM). Fhenno 
halbirt man die Sehne NM in O. Dann trägt man Fjj auf 
der Scala von F aus auf, wo es in 2^6 einschneidet. Ferner 



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46 



J. H. Lambert 



[53] wird die halbe Sehne auf der Scala von g nach beiden 
Seiten auf'getracren, wodurch man ni und n erhält, die in 42^8 
bez. einschneiden. Diese beiden Zeiten von einander sub- 
trahirt, geben 34*?9 und das ist die, Zeit, ia der der Bogen 
MM darchlaafen wird. 



II. Wenn der durchlaufene Bogen MAN' im Brennpunkte 
einen stumpfen Winkel oder einen, der grosser als zwei Rechte 
ist, spannt, so wird anf dieselbe Weise die halbe Summe der 

Radienvectoren \ {MF -f N'F) mä die Hftlffce der Sehne 3IN' 
gesucht. Jene fällt auf 21^2 und die halbe Sehne von 21^2 
aus vorwärts und rückwärts aufgetragen giebt die Punkte 59^'0 
und 0'^8. Da aber der Winkel MFN' ein stumpfer ist, so ist 
die Suiüiue dieser Zeiten zu nehmen, d. h. 59?0 + O'^S = 
ist die Zeit, in welcher der Bogen MAN' durchlaufen wird. 

III. Wenn die Zeit gesucht wird, in welcher der Oomet 
vom Punkte M nach dem enl^egengesetasten Punkte M' kmnmt, 
so fallen hier die Radienvectoren FM und FM* mit der Sehne 
MM' zusammen und die Zeit wird am schnellsten gefonden, 
wenn man die ganze Sehne MM' auf die Scala auflägt; sie 
fällt hier auf 52")2, welches die Zeit sein wird, in welcher 
der Bogen MAM' durchlaufen wird. 



A 




Fig. 15. 




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Ablianüluogeu zar Bahnbefitimmung der Cometen. I, 2. 47 

Beweis: Wenn nämlich die Summe der Radienvectoren 
und die Sehne des darchlanfenen Bogens dieselben sind^ so 
ist die Zeit dieselbe, von welcher Parabel man auch Gebianoh 
maohe (§ 96J ; wenn daher die halbe Summe in Fg aufgetragen 
und die halbe Sehne von p aus nach m nnd so ist m 9» 
die Lftnge der Sehne. Da aber in der Seala die Zeiten ein- 
[54] geschrieben sind, in denen der Comet die Strecke mn 
darchlftnft, so ist klar, dass damit auch die Zeit gegeben ist, 
in der J/A zuriickgekgt wird. 

§ 113. Anmerkung 1. Aua der Formel (§ 104, 110) 
log FM = I log T — 0.958 5412 

oder • 

erhellt, dass das Quadrat der Zeit^ in welcher ein Comet van 
einem gcrjebenen Punkte g i?? paraboUsrJirr B&ivegung zur Sonm 
F gelangt^ ^ich vn-hiilt irio der Cubus der Distanx Fg. Die 
Folge davon ist, dass in der Scala der parabolisdu^n Qeschimn" 
digkeite?i in der vierfachen Etitfermmg von der Sonne die Zeiten 
Brual grösser sind. Ueberhaupt ist der Ciibus des Vierfachen 
gleich dem Quadrate des Achtfachen. Wenn man daher in 
die Scala auch nur die ganzen Ti^pe einschreibt, so können 
doch Bruchtheile derselben abgelesen werden, etwa Intervalle 
von drei Stunden oder halben Tagesquadranten. Ea ist mmliek 
dem inerten Tkeüe der Distanz der uMe Theü der Zeit heim- 
schreiben. 

§ 114. Anmerkung 2. Um iu der Anwendung die Hal- 
bimng der Sehne NM uud der Strecke vM sich zu ersparen, 
ist es gerathen, die Scala im doppelten Massstab zu con- 
struiren. Dann hat man die ganze Summe der Radienvectoren 
FM und FN und die ganze Sehne auf die beschriebene Weise 
auf der Seala abzutragen und es leuchtet ohne Weiteres ein, 
dass man dadurch die doppelte Genauigkeit der Ablesung 
erhält 

[55] § 115. Anmerk 11112; 3. Um die Zeichnung der Scala 
kflr7.er und leichter beweik:^ielligen zu können, kann mau eine 
l'afel berecluien, die d;is Vcrhitltniss zwischen der Zeit uud 
(lern »lapsus paraboliciis'^ eiithfüt. (§ 110.) Diese Tafel wird 
auch von JSutzeu seiu, wenn man die Aufgabe durch Rechnung:? 
lösen will. Wir haben des häufigen Gebrauches halber eine 



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48 



J. H. Lambert. 



solchp Tafel am Schlüsse des Buches angehängt. Uebrigeus 
y^llt von der Tafel dieselbe Bemerkung wie von der Scala (§ 113), 
wenn mm ürachtheiie der Zeit 2a erlhalteii wünscht. 

§ 116. AnMerkmig 4* Aus Vontehendem erhellt, dass 
der Gebrancli der Bcala leiclit und beqaein ist^ wenn mau ans • 
der Summe der Radienveetoren und ans der Sehne die Zeit 

ermitteln will, in der der Böigen dnrehlanfen wird. Wenn 

man aber die Aufgabe umkehrt und aus der Summe der Kadien- 
vectoren und der Zeit die Sehne, oder ans der Sehne und der 
Zeit diö Summe der Kadieuvectoreu oder, was am häufigsten 
vorkommt, aus einem der beiden Radien, der Zeit und dem 
Halbparameter der Parabel den anderen Radius und die Sehne 
ermitteln will, so kann diese nur durch Versuche gelöst werden. 
Damit also der Gebrauch der Scala bei Ermittelung einer 
Cometenbahn sich leichter gestalte , ergiebt sich aus dem > 
Problem selbst^ dass man die Frage umkehren, d. h. die Zeit 
aus der Summe der Badienvectoren und der Sehne suelien 
mttsse. Diese moss dann mit der thatsttohlich beobaohteten 
übereinstimmen. 

[56] § 117. Lehrsatz 7. (Fig. 15.) Wenn d4e Sehne MM' 

dmoii den Brennpuiilä g<'ht^ dann Jüingt die Zeit., in wclclier 
der Bogen MäM\ den die Sehne spannt y durehhiufen wird^ 
einzig und alhin von d^ir Länge der Sehne ab und daher ist 
die Lage des Brentipunktes oder seiner MUferntmg von dm 
Enden der Seltne M und M' gledek^ültig. 

Beweis: In diesem Falle ist nimlich der Winkel c 90^ 
nnd daher (§ 81) 

Da aber a 6 = MM\ so folgt 

I 
I 

T= — MM'K 

§ 118. Zusatz 1. Lä^st man daher den lircunpuukt mit 
dem Anfang der Sehne zusammenfallen, so drückt diese Foi mel 
ebenfalls die Zeit des parabolischen Falles des Cometeu auf 
die 8oune aus (§ 103). 

§ 119. Zusatz 2. (Fig. 13.) Hieraus kann nun umge- 
kehrt die Formel (§ 83) 



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Abhandiimgen znr Babnbefitüumimg dei Cometen. I, 2. 40 



m 



3V2U 



FN+ FM+ NMx* lFN+ FM — NM 



7 



3 

n 



bewiesen werden. Bewegt sich nämlich der Comet von M 
nach so wird die Zeit, welche er braucht, gleich der 
Differenz der Zeiten, in welchen er von M nnd N zum Gentnim 
[57] der Sonne gelangen wfirde, daher nach § 118 gleich 

Nun ist aber 

FM+FN+MN 



FM 



FM+FN—MN 
2 ' 



also kommt durch Substitution unsere Formel. Hieraus erhellt, 

dass dies in der That eine allgemeine Formel ist, weil die 
Zeit einzig und allein von der Sehne und der Summe der 
Radienvectoren abhängt. 

§ 120, Aufgabe 22. (Fig. 6 ) 

Ist alles wie m Lemma 12 (§ 38), 
9Q finde man die Zeit, in toelcher 
der Bogen NQ oder MQ dwrch- 
laufm tmrd, faäs die Seäen des 
JDreieeks NFM gegeben sind, 

Lösung: Da die Sehne iV^J/ 
in G halbirt ist und Q G der 
Axe AF parallel ist, so halbirt 
die Gerade QG das Segment 
ITMQ und die Gerade FG das 
Dreieck FNM. Das von Ge- 
raden und Curven begrenzte 

Flächenstück NQGF ist also die Hälfte des Sectors NQMF. 
Ziehen wir daher das Dreieck NQ Q ah oder addiren dasselbe, 
so wird 

Sector NFQ = \ NQMF ^FQQ 
* MFQ=»lmMF+FQO. 

[58] Nennen wir daher t und r die Zeiten, so wird (§ 73] 
t =^ i {NQMF ^FQQ}:m V 2AF 

r = I {NQMF-\- FQ G) : m \2uiF 

Ostwald' s Klassiker. 133. 4 




Fig. 6. 



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50 J- H. Lambert 

oder wenn wir die Zeit, in der der Bogen NQM dnrchUnfen 
wd| T nennen, so wird: 



mV2AF 
FQG 



mV2AF 

Nun ist aber die Fläche des Dreiecks 

AFQG^iQO'GI 
und nack der Gieickuug der Parabel ist 



Daher 



GI=2y{QF-'AF)AF, 

AFQG 



}äF 



= QGyQF^AF 



oder 



VAF ^ QF 



Weil aber QW und QV der Aze AF parallel sind, so wird 

nach § 4 und § 38 



und daher 



Weiter ist 
oder 



■i/AF . MV 

^ QF'~~ NM'^ k 
NM^ = l^QF- QG 



QG'VQF=\NMyQG 

[Ö9J und daher nach § 45: 

AFQG __ a — b li a + b + k \^ l a + h — k A 
VAF ö H 2 / \ 2 / /' 

Wird also der Kürze halber die Öumme der Seiten a -j- 6 = ^ 
^tzt, so folgt; 



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Abhandlungen zur Balmbestimmung der Cometen. I, 2. 51 

§ 121. Aufgabe 23. (Fig. 6.) Wenn die Summe der 
Eadienvectoren NF MF=a'j-b = g und zugleich die 
Zeit Tj in welclwr der Bogen NM durchlaufen unrdy gegeben 
isty SO soll man die Länge der Sehne NM= h ermitteln. 

Lösung: Nach der ersten Lösung von Aufgabe 15 (§83) 
bat man: 

Daraus folgt: 

6 V2wr= (2^ + 1//^=^) Yg-y^rm^ 

und weiter: 

72 r == (ö^* — Jk* + 4^ /t-) (g — V/ — k^) 

oder 

72 — / — Si^it* = — — Ä;*)^ 
[60] Setzt man nun: 

A«s=«?* nnd 12m^ + 4g^ ^ h, 
so folgt durch Substitution 

Wird diese Qleiclmiig aufgelöst, so erhält man v and dann k. 
Wendet man die oben (§ 88) citirte Methode an, so geht diese 
Gleichung in die eine oder die andere der folgenden Beihen- 
entwiekelnngen über: 

(3# * W ^(3^)V 4.6 M 

_ 9 11 j^S h^ 1Q.12»1416 h* \ 

~T^6T8~ 4 . 6 . 8 • 10 {3gy^ ' * 7 

oder: 

4* 



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52 J- H. Lambert 

7 41 (?,gY , , 11.8-5.2.1 (3^)' 
+ * + 



6-9. 12 • • 6. 9. 12. 15. 18 ^4 

13. 10-7. 4. 12 (3^7)« 



+ 



) 



69. 12. 15. 18. 21 

Die eine oder die andere dieser Reihen ist immer mehr oder 
weniger convergent, aber niemals beide zugleich. 

[61] § 122. Zusatz 1. Da 

= ^* — und g = a'\-by 

so folgt: 

t;« = a* + ft« — Ä;* + 2aft. 
Nim ist durch Trigonometrie 

-j- 5' — = 2 a 6 cos 2c . 

Also: 

t?« x= 2 aö (1 + coa 2cj = 4a6 coso* . 

* 

Nach § 48 wird somit 

V := Syö&COSC = 2J?'-&. 

§ 123. Zusatz 2« Da also 

nnd 

so wird 

Äj« = ^« = ^IPg^ — J'^*). 
§ 124. Zusatz 3. Ferner wird jetzt: 

2FE^ + %Fg'FE^ = %Fg^ —-ISm^T^ 

oder 

2a5 Vö^ cosc* + 3 (a + ft) aft cosc« (a + fc)* — 18 7^ 

ganz wie oben (§ 80j. 

§ 125. Aninerkllllg. Eine andere Reihe, durch welche 
direct k durch die Summe der Seiten a + 6 = ^ ausgedrückt 
[62] wird, kann man aus jener ableiten, die wir oben gefunden 



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Abhandlungen zur Bahnbestimmuug der Cometen. I, 2. 53 

haben (§ böj^ wenn mau sie eatsprechend umkekrt. £s ist 
in der That: 

A rr 1 1 k 1 Ä'^ 3 Je'' 

4m/ = ftV^---5- — -^-j^^-y 

Theiit mau durch gyg und setzt — = ä, so wird 



X 



^ g 24 U; 128 U) 1024 U/ 



Setzt man nun 
so wird: 

128 17) = 128 + 128 + U 

+ 128^*'^+- 

3 , , 21 
(7) =iÖ2i*+i^ + 



1024 \ g 

143 /fci" 143 



9 



9830d-\^/ 98308 

[63] Also folgt; 

1 

a t= — 
24 



+ 



1.1 1.1 5 

^ 8 ^ 128 192 ^ 128 384 

^■"8""*"8'^^"*"l28""*" 1024 " 9216 



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64 



J. H. Lsnibert. 



und daher: 



Ä _ 1 3 5 59 



oder nach Sabatitation des Warthes » = 



* = — i — r 1 h — r —R Tö — r 



4mr 



9 «V 



Da w = — = ^ (§ 73), so ist die Beihe nur daoB 

convergeiit, wenn die Zwischenzeit wenige Tage beträgt. 

§ 126. Aufgabe 24. (Fig. 6.) Gegeben ist der Pfeü QQ 
tmd die Zeity m welcher der Bogen NQM durchlaufen wird; mm 
8oU die Stmme der Eadimveciorm NB'^ MF = g fmdm, 

Lösung: Da nach § 79 



n 



[64] und 



3V2 



— (a + 6 + Vah cosc) Ya -\- b — 2 \ ah cosc 



Vah eosc = FE= Fg — ^QQ^ 



a + h 



so wii'd: 



n 



und daher 



T = — ^ (i(a + b) — 2QG) V 4 Q G 
3V2 

a + b = g= ^^^^ + 1 0 ö^. 



VQG 




Fig. 5. 



§127. Aufgabe 25. 

(Fig. 5.J Gegeben ist der 
Halbparameter utul die 
Ordinate NK; man soll 
die seit dem Perihel- 
durohgang verflossene Zeit 
bestimmen^ d. h. die Zeit, 
in der der Bogen A2t 
darchUmfen wird, 

LGsnng: Sei 2AF 
= s der Halbparametet 



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AbhandluDgeu zur Baimbestimmung der Cometen. I, 2. 55 

und die Ordinate NK=y^ dana wird die Fläche dea 
Sectors AFN 

12s 

j^enut man also die Zeit so wird (§ 7SJ 

§ 128. Zusatz 1. Hieraus folgt: 
Diese Qleiohimg kann, wenn der Kfirze halber 

[65] gesetzt wird, in folgende Beihe entwickelt werden: 

3 - 11- 10 3>14> 13« 12 g** 

2-3-3** Ä«* 2.3-4.3** s'*"^ 

§ 129. Zusatz 2. Aehnlich wird nach der (7ar(2anischen 
Formel: 

YS 

§ 130. Zusatz 3, Da ^J^ = |- , i\ri^ = |- + ist, 

80 wird, wenn die Ordinate y gegeben ist, auch leicht die 

Abscisse ÄK get'uncleu und damit der Kadiusvector oder die 
heliocentrische Distanz FN und hieraus dann weiter der Winkel 
MFE, da 

%mNFE=KN:FN. 

% 131. Aufgabe 26. (Fig. 1.) Qegebm ist die Perihdr 
distam ÄF %md der Badmsvector FN\ man soU die seit dem 

Feriheldurchgang verfJossem Zeit finden. 

Lösung: Da allgemein (§ 79] 



(a 4- 6 + Vab cosc) Va + b — 'iVab cosc, 

3^2 



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56 



J. H. Lambert. 



[W\ so wird in unserem Jb'alle: 

a = FN, h = AF^ Vab==^F8, e ^ AFS 



imd 

also: 



Vabcosc = ÄF^ 



n 



T = — ' (FN + 2 AF] VFN 
dV2 



— ÄF. 




Fig. 1. 

§ 132. Znsatz 1. Hiernach wird also wiederuiu: 
18 ==: FN* + 3FN^ • AF - ^AF* 

oder 

FN* + ZAF' FN* 18 T* + AAF* . 

§ 133. ZasaU 2. Da nach der Natur der Parabel 

FN=AF+AK 

so iulgt durch Substitution: 

n 



T = - _ [AK+ ^AF] VAK 
3V2 

und daher: 

AK' + QAK^'AF+dAK AF* := IBm^TK 

§ 134. Aufgabe 27. (Fig. 1.) Gegeben ist die Perihd- 
(Ji stanz AF mid der Winicel NFA\ man soll die Perüielzeit 
finden. 

[67] Lösung: Wird AF = /*, Winkel AFS = SFN = e 
genannt, so wird (§ 2) 

AS:= / tangc = ^NK = ; 



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Abhandlaugen zux Bahnbeatimmung der Cometen. I, 2. 57 

also: 

y ^ 2f lange 

oder, wenn der Ilalbparameter s ist 

Nun ist aber (§ 127) 

^_ y' + dsUj 

12 jjis^ 

also folgt dorcli Subaütution: 

§ 135. Zusatz. Hieraus folgt nach der Carctomschen 
Fonnel: 

tauge .yr« V6wr+V36m« 2"+?+ K 6mT— V96m«!r*+ *\ 
§ 136. Aufgabe 28. 

(Fig. 12.) Mm gebe die' 
iemge PeriheMistan» oder 
denjenigen HaUtparameter 
an, bei welchem der Comet 
am längsten innerhalb der 
BaJui eines gegebenen Plü" 
neten veiimüt 

Lösung: Sei F das 
Centrum der Sonne, AM 
die Bahn des Oometciij .1 ^ 
dessen Periliei, MF die Bahn Fig. 12. 

des Planeten, so wird die 

[68] Zeit, innerhalb welcher der Bogen MÄ dnrohlaafen wird, 
die halbe Anfenthaltsdaner innerhalb der Bahn MP darstellen. 
Es wird also sein (§ 132) 

18m* == FM^ + ZFM"^ . AF 4:ÄFK 

Durch Diflferenziren eiliält man: 

0 = ^^m'TdT^^FM^dAF-^ 12 AF^dAF, 

£s muss also sein 

^AF^^FM^ oder FM^2AF. 




% 



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68 



J. H. Lambert. 



Es mtiss also der Halbparameier defi* Parabel gleich sein der 
lielioeentrischen Distanz des PlmiPten, damit der Aufenthalt des 
Conieten innerJialb der Plane U nbahn ein Maximum werde. 

§ 137. Aufgabe 29. (Fi^. 12.) Man soll die ZeU des 
längsten ÄufenikaUes eines in emer Parabel sieh bewegenden 
Cometen innerhalb einer gegebenen Planetenbahn berechnen. 

Da 

und für die Maximaldaaer 

IFM = AF 
ist, 80 folgt durch dabstitatioii: 

18 //r = F3P{1 + 1 — i) = 2F2P 

und daher ^ 

T^^nFM\ 

Dies Ist die grösste halbe Dauer und daher die ganze: 

inFM^, 

§ 138. Zusatz. Da die Zeit des kürzesten Aufenthaltes 
nach § 103, 105 ist: 

~ uFM\ 

[69J so erhellt, dass die Maximaldauer xur Minimaldauer sich 

wie V 2 sm 1 verhäU, 

§ 139. Anmerkung 1. Wenn wir fOr die Distanz FM 
die mittleren Entfernungen der Planeten nehmen, so wird die 

Maximal zeit, die ein in einer Parabel sich bewegender Comet 

sich iiiuerlialb der Planeteubahneu autlialtcu kann, gefunden zu 

Fttr ^ 2282.66 Tage 
» %. 919.28 » 

» C;^ 145.80 » 
» 5 77.50 » 
» 2 47.66 » 
» g 18.67 » 

§ 140. Anmerkung 2. Die Maximal- und Minimaldauer 
des Aufenthaltes kann mit der Umlaufszeit der Planeten auf 
folgende Weise verglichen werden. Die Umlaufszeit ist (§ 7&) 



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Abhandlungen znr Bahnbefitimmung der Cometen. I, 3. 59 

m ' 

die kfirzeste Dauer ^r—F3P. 

om 

die Hingste Dauer 

Die ümlaufszeit eines Planeten verhält sieh also zur kürzesten 

Aufenthaltsdauer eines Cometen vie Zn zn V2 (rund wie 20 
zu 3) und znr längsten wie Stt zu 2 (rund wie 33 zu 7)« 



[70] Dritter Theil. 

Die scheinbare Cometenbewegiing. 
Yersohiedene Methoden, eine parabolische Oometenbahn 
aus den Beobachtungen zu bestimmen. 

§ 141. Definition 5. Unter den Elementen einer Cmnetm- 
bahn versteht man die Stücke^ dii^rch welche sieh die Bahn emes 
Oametm von allen anderen untersi^ieidet, 

§ 142. Anmerkung 1. In zwei Punkten stimmen aUe 
Bahnen ttberein, nftmlich dass sie Eegelsehnitte sind und dass 

ihr Brennpnnkt mit dem Mittelpunkte der Sonne zusammen- 

Mlt. Dagegen triebt es sechs Stücke, durch welche sich die 
Üiihiien von eiuaiider nnterscheidcn, nämlich: 

1) Die Distanz der Periheles von der Sonne, 

2) Das Yerhältniss dieser Distanz zum Halbparameter, oder 
was auf dasselbe hinauskommt, die ümlaufszeit, wenn die Bahn 
elliptiseh oder kreisförmig ist. 

[71] 3) Die Zeit, zu der der Comet im Perihel oder in 
einem bestimmten Punkte seiner Bahn sich befindet. 

4) Die Neigung der Bahn gegen die Ebene der Ekliptik. 

5) Die Ls^e der Euotenlinie oder die heliocentrische Länge 
des aufsteigenden Knotens. 

6) Die Entfernung der Axe der Bahn von der Knotenlinie 
oder die heliocentrische Lfinge des Periheles. 

Durch die beiden ersten Stucke wird die Art des Kegel- 
äciuiittes und seine Grösse bestimmt, durch das dritte die 



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60 



J. n. Lambert. 



Epo( ]it' inul durch die drei letzt<Mi die Lage der liitm zur 
Ekliptik. Sind diese Stücke gegeben, so kann jeder Comet 
von allen anderen unterschieden werden. 

§ 143. Anmerkimg 2. Um diese sechs Btttcke zn be- 
atinunen, braucht man drei Beobachtungen oder drei geocen- 
trische Oerter, nämlich drei Längen und drei Breiten, ge- 
messen von der Erde ans. Es steht aber fest, dass der Theü 
der Bahn, welchen der Comet dnrchlänft, während er den 
Erdbewohnern sichtbar ist, sehr klein ist. Daraus folgt, dass 
das zweite Element, die Umlauf.szeiij aas drei nahe benach- 
barteu Beobachtungen kaum bestimmt werden kann. Wenn 
aber ein schon früher beobachteter Comet wiederkehrt, so wird 
hierdurch die Umlaufszeit l)ekannt und damit ist dann auch 
die grosse Axe der Ellipse genau definirt (§ 12), 

§ 144. Anmerkung 8. Ferner hat man durch Beobach- 
tungen constatirt, dass die Bahnen der Cometen, wenn sie 
überhaupt elliptisch sind, sehr langgestreckt sind) so dass 
jener sehr kleine Theil, welchen sie während ihrer Sichtbar- 
[72] keitsdauer durchlaufen, ohne nennenswerthen Fehler als 
Theü einer parabolischen Bahn angesehen werden kann. Da 
nämlich die Umlaufszeit meistens mehrere Jahrhunderte beträgt^ 
so mu89 das Aphelium ungeheuer weit von der Sonne entfernt 
sein. Dagegen befinden üich die Peribele derjenigen Cometen, 
welche uns sichtbar werden, fast immer innerhalb der Erdbahn, 
sind also der Sonne sehr nalie. Daraus folgt, dass das Ver- 
hältniss zwischen der Periheldidluiiz und dem Halbparameter 
sich fast nicht von dem bei der Parabel atattündenden unter- 
scheidet. 

§ 145. Lehrsatz 8. (Fig. 15.) Wenn ein in einer ParaM 
sich bewegender Comet in heidm Knotm N und N' von der 
Erde m E he». E* heobadäet wird^ so ist hierdurch die Lage 
und Grösse der Knotenlinie , die Periheldistanz und die Lage 
der Axe gegeben^ dagegen bleibt die Neigung der Bahn unbekannt. 

Beweis: Wenn nämlich die Punkte der Ekliptik gegeben 
sind, in denen der Comet von der Erde aus gesehen dieselbe 
schneidet, so ist damit die Lage der ( ier*uleu EN und E'N' 
bekannt. Da ferner das Zeitintervall gegeben ist, in welchem 
der Comet von N uaeli N' j^^clangt, so ist damit die Ent- 
fernung der Knotenpunkte oder die Strecke NN' bekannt; es 
ist nämlich nach § 117 : 

NN'^ = %V2mT. 



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Abhandlangen zur BabnbeatimmaBg der Cometea. 1, 3. 61 

Die Frage kommt also darauf hinaus, dass durch das Centmm 
F der 8oiine eine Gerade so gelegt werde, dass auf ihr tob 
den Geraden EN und E'N\ die ihrer Lage naeh gegeben 
sind, ein Stttok von bekannter Länge abgeschnitten verde. Ist 
diese Gerade gefanden, so ist damit die Lage der Axe nnd 
die Periheldistanz, also die ganse Parabel ermittelt Da hin- 
gegen die beobachteten Punkte JV und N' in der Ebene der 
[73] Ekliptik liegen, so kann ans ihnen allein die Neigung 
nicht abgeleitet werden, die also unbestimmt bleibt. 




Fig. 15. 



§ 146. Znsatss. Wenn aber eine dritte Beobachtung dazu* 
kommt ^ so wird hierdurch nicht nnr die Keigung bekannt, 

sondern man kann auch angeben, welche von den vier Lösungen 
des Problems der Wirklichkeit entspricht. 

§ 147. Anmerknn^. Von diesem Theorem kann man 
ausserordentlich selten Gebrauch machen; zumeist nämlich ist 
entweder einer der Knoten zu weit von der Erde entfernt 
oder man kann den Oometen wegen zn grosser Nähe an der 
Sonne nieht sehen, während er in demselben steht 

§ 148. Lekrsatc 9. Wmn em Gamet van der Erde aus 
xweimal heobachM wird und man tmee, dass er sidi mr Zeit 



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Abhandlangen zur Baknbestimmnng der Oometon. 1, 3. 63 

§ 152. Anmerkimg. (Fig. 7.) Dieser Satz kann von 
Nutzen sein, wenn man eine branelibare Formel findet, welche 
das Yerhftltniss zwischen den Winkeln NFQ, QFM und den 
Zeiten, die zum Durchlaufen der Bogen NQ und QM gebraucht 
werden, ausdrückt. Diese Winkel sind nftmlich Bogen des 
Kreises, auf welchen die heliocentrischen Oerter des Cometen 
liegen, und werden von den Kreisen, die durch die Oerter 
der Sonne nnd die geocentrischen Oerter des Cometen gelegt 
werden, ausgeschnitten. 

§ 153. Aufgabe 30. (Fig. 8.) Gegeben sind vier Be- 
obaehttingen eines Cometen , die in kurzen Zeitintervallen auf- 
einander folgen; mm soll Lage und Grösse der Bahn durch 
sttecessive Armahenmg finden, wenn diese cds paraboUsdi vorauS' 
gesetzt toird. 

Lösung: Weil wegen der kleinen Zwischenzeit der Bogen, 
welchen der Oomet von der ersten bis zur Tierten Beobachtung 
durchläuft, als eine Gerade betrachtet werden kann, die mit 
gleichmässiger Geschwindigkeit durchlaufen wird, so kann man 
die vier beobachteten 
Oerter, projicirt uuf 
die Ekliptik , durch 
die vier Punkte II, 7", 
K, L darstellen. Sind 
weiter Ell, EI, AK 
und AL die Geraden, 
die von den Oertem 
der Erde nach den 
Oertem des Cometen 
gezogen werden , so 
sind diese durch die 
geocentrischen Län- 
gen des Cometen ihrer 
Lage nach gegeben. 
Nun erinnern wir uns Fig. 8. 

[76] an Lemma 18 

(§ 51), wonach eine Gerade HL so gezogen werden kann, dass 
sie von den ihrer Lage nach gegebenen Geraden EII^ EI^ AK 
und AL so geschnitten wird, dass die drei Theile Liv, Ä'i, 
IH proportional den Zwischenzeiten werden. Ist die (Jerade 
construirt, so behalten wir nur die beiden äussersten Punkte II 
nnd L bei, errichten in ihiM ii Senkrechte und erhalten auf 
diesen mit Hülfe der geocentriachen Breiten zwei Punkte der 




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64 



J. Q. Lambert 



Cometenbahn, die nicht viel von den wirklichen abweichen. 
Nach Lemma 8 (§ 26) ist dadurch die ganze Bahn gegeben. Da 
aber nach Anfgabe 15 (§ 83] damit gleichzeitig die Zwischen- 
zeit gefunden werden kann, so kann man prüfen , ob sie mit ■ 
der beobachteten flbereinstimmt oder mehr oder weniger ab* 
weicht. Tritt letzteres ein, was sogar die Regel sein mnss, 
so suche muu mit JJülfe der ermittelten Bahn jene Oerter des 

Cometen, in welchen er zu den 
Zeiten der zwischenliegenden Be- • 
obachtnn^en hätte sein müssen, 
wenn die beobachteten Zeiten mit 
den berechneten vertauscht wer- \ 
den. (Fig. 9.) Hierdurch wird ' 
ein Viereck EF G II bekannt, wel- : 
ches Ton dem, das die wahren ! 
Cometenörter bilden, Tiel weniger \ 
abweichen wird, wie die zuerst | 
angenommene Gerade. DiescB ; 
Viereck mnss man auf die Ekliptik , 
projiciren; dann hat man, indem ■ 
man die Winkel nnd das Ver- 
Fig. 9. hältniss der Seiten festhält, ein | 

ähnliches Viereck den vier ihrer ' 
Lage uaeli gegebenen Oorjulen AE^ AG, BE, BII einzn- I 
schreiben, was mit Hülfe von Lemma 19 (§ 54) gelingt, liehäit , 
man dann wiederum nur die beiden äussersten Punkte E 
nnd H bei , so kann aus ihnen wie oben die Bahn ermittelt 
werden, die nun von der wahren gewiss weniger abweiche 
wird. Da man in dieser Weise beliebig lange fortfahren kann, 
so wird schliesslich die Bahn gefunden, welche der Wahrhut 
entspricht. 

[77] § 154. Anmerkung. (Fig. 7.) Von der Hypothese, 
die wir eben benutzt hfiben, nämlich, daas der Comet sich auf 
gerader Linie mit gleichuiilssigcr Geschwindigkeit bewege, kann 
auch noch auf andere Weij^e Gebrauch treniacht werden. Sind 
N und M die beiden äusseren Cometenörter und N3f die 
Sehne zwischen beiden, so wird vorausgesetzt, dass die Sehne 
vom Cometen durchlaufen werde nnd dass er sich zur Zeit, 
einer zwischenliegenden Beobachtung, wo er sich thatsächlich 
in dem Pnnkte Q der Bahn befunden hat, in dem Pnnkte E 
(Schnitt Yon FQ mit NM) befinde. Hieraus entspringen zwei 
Uebelst&ide. Zuerst nämlich hat der Pnnkt E eine andere 




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Abhaudiungeu zur Uabubestimmung der Cometeu. I, 3. 65 

geocentrische Länge und Breite, wie der thiitsäclilieli beobn htete 
Ort Q des Cometen und dann sind die Zeiten, in welchen die 
Bogen MQ und (JN durchlaufen werden, den Abschnitten der 
Sehne ME und EN nicht vollständig proportional. Es erhellt 
jedoch aus Lemma 17 (§49,50), dasä ie Verhältnisse zwischen 
den Flftehen der Sectoren NFQ und QFM Und den Ab- 
Bchnitten NE nnd EM sieh sehr wenig voneinander unter* 
scheiden, wenn der Winkel NFM 20^ bis 30^ nicht ttbeiv 
schreitet. Dem zweiten Uebelstand begegnet man also dadurch, 
dass man zuerst die Abschnitte NE nnd EM als proportional 
den Zeiten annimmt. Hierdurch wird die Bahn sehr nahe 
bestimmt und mau kann dauu das VcrhilUiiiss zNAiaeLen dcu 
Abschnitten NE und V'M genauer augeben, so dass nun die 
eiprentliche Rechnung beginnen kann.- Dem ersten Uebelstand 
kann man auf verschiedene Weise abhelfen. Man bestimmt 
iiäniiich (wie Euler gethan hat) aus dem Mittel zwischen den 
beiden äusseren Distanzen NF und MF^ das durch Versuch 
zu ermitteln ist, und aus den Zeiten, in denen die Bogen MQ 
und QN durchlaufen werden, sehr nahe den Pfeil QE aus 
dem Fall der Körper gegen die Sonne. Wenn jene Zeiten 
nahe gleich sind, so wird der grösste Pfeil QG = QE durch 
[78] die Formel § 92 gefunden, die als sehr nahe zutreffend 
angewendet werden kann. Da man nun mit dem Punkte E 
insofern viele Mühe hat, als die von ihm nach dem Centmm 
der Erde gezogene Qerade auf die Ekliptik projicirt werden 
muss, so wird es dem Vorhaben förderlicher sein, wenn man 
an Stelle der Ekliptik eine andere Ebene einfölli-t, die der 
Aufgabe auzupassen ist. Ls ist leicht einzusehen, dass zu 
dem Ende die Projectionen der vom Centrum der Erde nach 
den Punkten (,) und E gezogenen Geraden auf jene Ebene 
zusammenfallt u uuisHPu. Dieser Bedingung genügt aber jede 
Ebene, weiclif senkreclit zu der Kbene angenommen wird, die 
durch die zur selben Zeit gehörigen Oerter von Sonne, Erde 
und Comet gelegt wird. Um dies noch einleuchtender zu 
machen und zugleich eine Methode der Cometenbahnbestimmung 
«usein nul erzusetzen, behandeln wir die folgende 
. § 15Ö. Aufgabe 31. (Fig. 16.) Gegeben sind drei geo- 
eenirisdie Oerter eines in einer Parabel sich bewegendm Gometen; 
man soU Lage und Grösse der Bahn ermitkiln» 

Lösung: Es seien Dj G, E die senkrechten Projectionen der 
drei Cometenörter auf die Ebene der Ekliptik. Die Erde befinde 
fMn zu denselben Zeiten in B, Nach dem mittleren Ort 

Ostwald's Klassiker. 133. 5 



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66 J' H. Lambert. 

T der Erde ziehen wir von der Sonne S die Gerade und 
erricliten liieranf die Normale T1\. Anf die?^e fällen wir Ton 
den beiden äusseren Uertern der Erde Ä und B die Normalen 
Aa und B[i und ebenso von den Projectionen der Oometen- 
örter D, C, E die Normalen BRH, ÖQK, EPG, Es seien 
femer RII^ QK, Pfr gleich den senkrechten Abständen der 
Cometenörter von der Ekliptik. Endlich sieben vir die Geraden 
aHj TK und ß Q. 




Fig. 16, 



(79] Nach dieser Constvuetiou kann die Ebene aRIIG als 
senkrecht zur Ebene der Ekliptik aUDS und besonders zur 
Geraden TS angesehen werden, und sie enthält die ortho- 
gniplii^ehe Projection der Oerter der Erde (f, 7', ji , und des 
Cunieten IT, /f, 0. Es ist nun klar, dass (iie Gerade TK nicht 
nur die Projection der Geraden ist, welche vom mittleren Ort 
der Erde nach dem Ort des Oometen gezogen wird, der senk- 
recht über C steht, sondern auch jener Geraden, die aus dem 
Oentnun der Sonne nach demselben Cometenort gezogen wird 
und damit der gansen Ebene, in welcher sich sa derselben 
Zeit Sonne, Gomet nnd Erde befinden. 

Da nnn die Geraden ADj TCj BE durch die geocentrisoben 
Längen des Oometen ihrer Lage nach bekannt sind, ebenso 



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AbbaudluDgeu zur BuhubestimmuDg der Cometen. I, 3. 67 

7"^ durch die Länge der Sonne oder der Erde zur Zeit der 
mittleren Beobachtung, nnd AS und BS durch die Lftngen 
der Bonne zu den Zeiten der ftnaseren Beobachtnngen^ so Bind 
damit ersteng gegeben die Btreeken 

liT= BS^TSB; 

zweitens sind die Winkel ADJR, TCQ und BEP die Differenzen 
zwischen den Längen des Cometen und der Länge der Sonne 
zur Zeit der mittleren Beobac)itang, also ebenfalls bekannt 
nnd es wird sein 

aB= AD wiADB 

TQ ^ TC sin TCQ 
ßP=z BEmiBEP. 

Seien ferner k" die geocentriachen Breiten des Cometen 

in Aj B^ so wird 

RH ^ AD i&ü^ l 
QK = TO lang V 
PG=^BEimf^ r. 

Daraus folgt: 

tang Hu Ii 
tang KTQ 
tang GiiP 

[80] £s sind also in der angenommenen Normalebene jetzt 
bekannt 

die Strecken ciT, T^V, aß 
und die Winkel HaR, KTQ, GßP^ * 
die wir wie folgt bezeichnen wollen; 

aT=g, ßT=h, 

Verbindet man die Pnnkte G nnd Hj so ist die Gerade GH 
die Projection der Sehne, deren Bogen vom Cometen iu dem 



lang X 
^ Sin i^Ä 

taug }J 
^ &m~TCQ 

tang r 
~ sin-B^?P ' 



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68 BL Lambert. 

Intervall dor Zeit zwischen den iiusseren Beobaehtinttren durch- 
laufen wiiil. Da TK die Frojection des mittleren Kadins- 
vectors ist, so ist. Z^iC die Frojection des Ffeiles und di€ 
Zwischenzeiten stehen sehr nahe im Yerhältniss: 

GL:LII= FO:OE=-j) : q. 

Wenn es sieh nach vollendeter Reohnnng lohnt^ dieselbe noeb- 
mals zn wiederholen, so kann dieses YerhftltnisB leicht genauer 

angenommen werden. Macht man nun 



so wird 



und ferner: 



P 

OL = X taug t 

P 

HR =\^ + ^ + y^ \Ark%a 
PG ^[x-^h^y] taug . 

^un ist aber 

{OL — GP):[RH— OL)=p:q, 

[81] also 

gajtangr— 3(a?— ^)tang/^=;?|^+»+|^t/j<ga— jE)a;tangr 
oder nach gehöriger Reduction: 

[Q + p) tangr — 7 t&n^ß — p taii^ a nh tano: ; i — p q taug a 

f/SSZ — " ■ ■ tP^T™ ' '- 

q (taug a — taug ^) q (taug a — t&ugfS) 

Da diese Formel numerisch zu berechnen ist, setzen wir kurz 

Es ist also y = PO durch x = TO gegeben. — Daraus folgt 
weiter 

ßPs=X'^yx — d — k 

aß ^ X + — yx + ~ 6 + g 
p p 



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AbhandlaBgen %nt BahnboBtlmmiiiig der Cometen. 1, 3. 69 

und daher 

FE = TW=^ (aj — ya; — d — Ä) eo^j^BEP-^ßB 

Da aber aaeh diese Formeln nnmerisch berechnet' werden 
mfissen, so machen wir 

TX'-TW=WX=:vx+ Q = EV 

[82j Ferner ist 

WE s=: ITP = a; — yaj — a 

XD^TR^x-i-^yx 

nnd hieraus: 

FD = [yx + (5) = + . 

JT' 

Da aber 

VE^vx + ^f 

80 folgt 

ED^ = + p^}x'' + {2ai] + 2pq}x + if + q'. 
Ferner ist: 

ffp = (a? — — (J — Ä) tang/? 

RH = (oj ^ — ya; + — 5 -4- ^/ J tanga 
\ P P I 

und daran» kann die Differenz der senkrechten Abstände des 

(!ümeten über der Ekliptik zur Zeit der üiisseren Beobacbtimgen, 
nämlich RH — GP dargestellt werden durch 

rx + s. 

Damit ist nun das Quadrat der Liiugc der Sehne zu ermitteln, 
welche der Coinet überspannt: 

ED^ + [RH-' GP)^ = Ax^ + Bx+C\ 

Da 

WE = » — yoj — d 

XD = x + ^yx+ ö, 
P P 



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70 * H. Ijambert. 

80 wird: 



2 



FS =» (px + oj 



[83] giebt die Hälfte der Summe der äusseren heliocentri sehen 
Distanzen des Cometen zu: 



Ans dieser Grosse, ans der Länge der Sehne nnd ans der Zeit, 
die zwisehen den äusseren Beobachtungen liegt, kann x durch 
die Aufgabe 15 [§ 83] ermittelt werden« Wenn die Sehne 
klein ist^ wird sekr nahe: 

welches eine Gleichung 6. Grades in x ist. 

Ist X — TO gefunden, so folgt leicht y — PO und dann 
07? und alle Grössen, welche zur Bestimmung der Lage der 
auf die Kkliptik projicirteu Sehne ED und der Lage der 
Sehn« selbst nothweudig sind. Da die äusseren Radien- 
vectoren 

h =F VSW'' + WE^ + TQ^ . 
a = VSX* + XD' + EH* 

sind, so kann die ganse Bahn durch Lemma 8, 10, 11 und 11, 
Zusatz 1 bestimmt werden. 

• 

Lösung durch Conatrnction: Da nun auch durch diese 
recht weitläufige Kechnnug die Bahn des Cometen nnr ge- 
nähert bestimmt wird, so kann man, wenn man diesr nicht 
durchführen will, die ganze Sache auch kürzer und beq^aemer 
durch Construction erledigen. 

Sei S der Mittelpunkt der Sonne, T der Ort der Erde zur 
Zeit der mittleren Beobachtung, B und A die Oerter derselben 
zur Zeit der ersten und dritten Beobachtung. Mit HQlfe der 
bekannten geocentrischen Längen des Cometen ziehe man die 
[84] Geraden TC, BEj AD. Naohdem man dann TB senk- 
recht zu TS gezogen hat, Me man Aa und Bß wie in der 
vorigen Lösung und ähnlich werden entweder durch Reehinung 
oder durch Construction die Winkel GßP^ KTQ und HctR 
gefunden; endlich wird wie zuvor TK die Projection der vom 

I 



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Abbandlniigeii snr Bahnbettinmiiuig der Cometeii. 1, 3. 71 

Centrum der Sonne und der Eide nach dem mittlereü Cometenort 
gezogenen Geraden sein. 

Nun nehme man auf der Geraden TK i'ineu beliebigen 
Punkt L an, welcher dem Schnittpunkte der Sehne mit dem 
mittleren Radrasrector entsprechen aolL Wenn dieser Punkt 
zafällig richtig angenommen worden ist, so wird die wahre 
Cometenbahn bestimmt sein; im anderen Falle wird die Ab- 
weiehnng bekannt nnd es wird dn «nderer Punkt dnreh Versnch 
aaaznwfthlen sein. Die Oonstntetion ist ftLr alle FflUe dieselbe; 
damit also die Figur niebi sa sehr mit Geraden belastet 
werde^ haben wir &b wahre Lage des Punktes L angenommen, 
ihn aber sonst als noch Ungewissen behandelt. 

Durch L werde die Gerade OLH so geführt, dass die 
Theile GL und LH sich wie die Zwischenzeiten verhalten; 
sodann werden von G nnd // die Lothe GPE nnd HUT) auf 
die Linie aR gefällt und bis zum Schnitt mit den früher «be- 
zogenen Geraden BE und AD verlängert. Damit erhält man 
EDj die Frojectlon der Sehne auf die Ekliptik. 

Aus dem angenommenen Punkte L werde ebenfalis das 
Loth auf aR gefilUt; nennt man Z den Schnittpunkt mit ED^ 
so wird sein 

QL:LH^EZ:ZD. 

Ist nun der Punkt L richtig angenommen worden, so mttssen 
die drei Punkte C in einer und derselben Geraden 

liegen, welche die Projection des mittleren Radius vectors auf 
[85] die Ekliptik ist. Da dies aber noch nicht sicher ist, so 
yerbinde man die Oei*ter B der Erde und ziehe aus dem 
Schnitipunkte t mit dem mittleren Radiusvector der Brde die 
Gerade tZ nach dem Punkte Z, Diese Gerade ist von der 
Beschaffenheii, dass sie ftr jede beliebige Lage der auf die 
fikUptik projidrten Sehne dieselbe in demselben Verhftltnisse 
schneidet^ in welchem die Gerade EZD geschnitten wird, d. h. 
sehr nahe im Verhältniss der Zwischenzeiten. 

Nimmt man daher auf der Geraden tT beliebige Punkte Z 
Uli, so können leicht ebensoviele Gerade EZD gezos^eii wi'rden, 
die von den Geraden AD^ BE, fZ in dem gegebenen Ver- 
hältnisse der Zwischenzeiten geschnitten werden. 

Hat man ED^ so werden mit Heranziehung der geocen- 
trisehen Breiten in den Punkten E und D Normale errichtet, 
deren Lftngen gleich GP und ifA'^ sind. Die £ndpunkte der- 
selben mflssen um die Länge der Sehne von einander abstehen 



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I 



72 J* H. Lambert 

uud ihre Verbindungslinien mit der Sonne stellen die änsseren 
ßadienyectoren dar. Mit diesen Distanzen bestimme man nun 
nnter Anwendung der Formeln der Aufgabe 15 (§ 83) oder 
der Scala der parabolischen Geschwindigkeiten (§ 112 ff.) die 
Zeit, in welcher der Comet die mit Httlfe des angenommenen 
Punktes Z bestimmte, Sehne h&tte durchlaufen mflssen. Wenn 
diese Zeit . mit der zwischen der ersten und dritten Beobach- 
tung liegenden Zeit llbereinstimmt, dann war der Punkt Z 
richtig angenommen, wenn nicht, so merke man die Differenz 
und nehme in der Geraden tZ nacheinander andere Punkte Z 
au. Daraus erliült man ebensoviele Difiereuzeu der beoljachteteu 
und der durcli Consti'uction getuüdenen Zeit. Trägt man die 
Distanzen t Z als Abscissen und die Differenzen der Zeiten als 1 
Ordinalen auf, so kann eine Curve gezogen werden, welche die 
[86^ Oerade tTi an der Stelle schneiden wird, die dem wahren j 
I'uukte Z entspricht. Selbstveratändlich sind die Punkte Z so i 
anzunehmen, dass die genannten Differenzen sowohl positi\r als | 
negativ werden. j 

Ist nun der richtige Punkt 7, gefunden, so wird die Con- , 
struction der wahren Projection ED der Sehne gemacht und I 
damit die Gonstruclion der ganzen Bahn sehr leicht zum Ab- 
schluss gebracht. 

Dui'ch diese Construction kann man aber auch sehi* leicht 

einer Prüfung unterwerfen, ol) das Yerhältniss zwischen den 
Theilen GL und hll den Zwischenzeiten proportional ist oder 
merklich davon abweicht. Ist letzteres der Fall, so kann man | 
das Verhältniss genauer ])e.stiiiiiiieu und dann entweder die 
Construction oder die Rechnung einschlagen, um Grösse und 
Lage der Bahn genau zu ermitteln. 

§ 156. Anmerkun^^ 1. Diese Construction der Bahn wird ' 
weitläufig in Folge der Neigung der Bahn gegen die Ekliptik. 
In Folge dieser nämlich muss man die Abstände des Cometen 
von den Punkten E und D auf doppelte Weise, auf die Ebene 
der Ekliptik fibertragen, damit man die Länge der Sehne und 
der äusseren Radienvectoren bestimmen könne. Uebrigena wird ' 
diese Weitläufigkeit, durch die Ersparniss an Arbeit,. welche ■ 
man bei der Bereclmung der Zwischenzeit aus der Benutzung | 
der Scala der parabolischen Gesch¥dudigkeiten ziehen kann, 
zum grossen Theil compensirt. • 

§ 157. Anmerkung 2. Da bei der zweiten Lösung der ' 
Punkt Z durch Versuche zu ermitteln ist, so werden einige 



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Abhandlungen vnt BnfanbeBtimmnng der Cometen. I, H. 73 



[87] Anhaltspunkte hierfür nicht für unnütz erachtet werden. 
Zu diesem Behufe dient der Lehrsatz 3 (§ 76 ff.), mittelst dessen 
aus der heliocentriscben Distanz des Cometeu seine Geschwin- 
digkeit bestimmt werden kann und durch den diese Oeschwin- 
keit mit der eines in gleicher Entfernung beiiudlicheu, auf 
einer Kreisbahn sich bewegenden Planeten verglichen wird. 
Da der Bogen oder die Sehne zwischen der ersten und dritten 
Beobachtung meistens klein ist, so wird die vom Cometeu 
dnrchmessene Sehne, mit jener, welche in derselben Zeit die 
Erde durchläuft, also mit AB in irgend einer Weise verglichen 
werden können. Nehmen wir am, der Gomet sei in T, so ist 

klar, daas die von ihm durchlaufene Sehne sehr nahe V2AB 
(§ 76} sein mttsste, was aber nicht sein kann, da sie zwischen 
den Geraden AD nnd BE liegen mnss. Wenn nnn der Punkt Z 
auf der Geraden tZ so angenommen wird, dass seine Distanz 

von der Sonne kleiner wird, als eben, so wird die Länge der 

St'liuc vergrüssert, welclic er durchlaufen müsste. Man wird 
also Z erst dort annehmen dürfen, wo die Distanz von der 
Souiiü anfängt grösser zu werden. Ist Z angenommen, so 
wird die Lage der projicirten Sehne meist schon nach dem 
Augenmaass allein nahe richtig gewählt und ihre Länge mit 
AB und der Entfernung von der Sonne verglichen. 

§ 168. Aufgabe 32. (Fig. 17.) Mm soll eine eehon nahe 
bekamUe paraboUsche Bahn eines Gameten wrbessmt, 

[88 J Lösung: Da die curtirten geocentrischen Distanzen 
ADy TCj BE in nahe richtigen Zahlen vorliegen, so wollen 
wir annehmen, sie seien zu klein, und die DilVereuzeu, welche 
addirt werden müssen, damit sie in die wahren Werthe über- 
gehen, seien so klein, diiss ausser der ersten alle liöheren 
Potenzen vernachlässig l werden können. Diniii ist es erlaubt 
sie wie DiÜerenziale zu behandeln, die bei der iu Zahlen aus- 
zuführenden Rechnung hinzuzufügen sind. Die Rechniinjr selbst 
aber wird damit zu beginnen haben, dass aus den angenommenen 
Distanzen die Zeiten zwischen der ersten und zweiten, der 
zweiten nnd dritten, der dritten und ersten Beobachtung er- 
mittelt werden. Dann werden die berechneten Zeiten mit den 
beobachteten yergiichen , wodurch man zu drei Gleichungen 
kommt) ausweichen die Differenzen zwischen den angenommenen 
und den wahren Distanzen ADy TC^ BE ermittelt werden 
können, die nun addirt oder subtrahirt werden mflssen, je 
nachdem sie positiv oder negativ sind. 



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74 



Die HerBteUnng jener Qleiohimgeii aber woUen vir dnzdi 
folgendes Beispiel zeigen. 

Sei 8 die Sonne, T und t Oerter der Erde, K nnd k Pro- 

jectionen der beiden Cometenörter (' und c auf die Ekliptik, 
dann werden TK und iL duich die geocentrischen Längen 




Fig. 17. 

gegeben sein und die Winkel CTK und ntk sind die geo- 
eentriachen Breiten. Nun verlilugert man TK und tk bis zu 
ihrem Schnittpunkt in 1, verbindet A mit S und zieht 
parallel zu KL Setzt man dann 

AK^K OTK^C TS^T 



AT= a 

At = ß 

TAt = LQ 



Ak = k 
TK 



ctk = c 
CTS = e 



tS=T 



[89] so wird: 

öe*r=:^ +k^ — 2Kk cosw + A''*tang6'* + Ä'-tangc* 

— 2K'k' tangO tauge. 

Weiter igt: 

GS^ = + K"^ sec C — 2 TK secC coae 

c5* = -h Äc'* aeec' — 2 tä;' seee Cös^ 

Diese Aunilrücke sind in Zahlen zu berechnen. Da ihnen abt'i 
Dilferenziale hinzüzutüi;eii sind, so bemerken wir, diss dir 
Grösseu K, K\ k^ k' als variabel betrachtet werden mUsseD, 
und zwar aind, da 

iC = 4- « 



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Abhandlungen xnr Bahnbestiiumiuig der Cometen. I, 3. 76 

die Differenziale dK, dlC und ebenso dk^ dk' nicht etwa gleich, 
sondera man wird dmxh Differenziation haben: 

dCG^Lz{K'^ K tangC* k cosco — k' tangc tangC?) dK 

Co 

+ i (Ä; — A'coscu + k' tango' — K tangc tangO) dk 

Cc. 



des = (IC secC- - rsecGcoa^?) dK 

CS ' 

dcS = ik' secc* — t secc cos/) (ZA; . 

Da (lie^e Ausdrücke wieder in Zahlen berechnet werden mttssen, 
schreiben wir kuns 



dCc = mdK ndk 



dCS^pdK 



dcS = qdk. 

Durch Gcj CS, cS i^l aber die Zwischeuzeit gegeben nach der 
Formel (§ 83J: 

31 2ml = ( — ) - ( ). 

Da nun die angenommenen cnrtlrten geocentrisehen Distanzen 
TK nnd tk von den wahren yerscbieden sind, so wird anefa die 
Zwischenzeit T, welche diese Formel giebt, von der beobachteten 
[90] verschieden sein. Damit also T zur beobachteten Zwischen- 
zeit werde, mnss man der Formel ihr Differenzial hinzufügen, 
womit sie wird 

, ^ 2mJ = ( ) - ( g ) 

+ HCS + CS+ GoY (dös + dcS -f dcÖ) 
— I (es + cS— Cef (dCS + d^ — dcC) . 



CSf e8f eC sind in Zahlen gegeben, ebenso anch ihre Differen- 
ziale dnrch dK nnd dk\ man hat also anf diese Weise eine 
Gleichung zwischen dK nnd dk erhalten. 



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76 



J. H. Limbert. 



Nimmt man zu den hier benutzten Oertern noch den dritten 

hinzu, 80 erhält man auf dieselbe Weise zwei weitere Glei- 
cliuiigen zwischen dk und r/f einerseits und d K und dl anderer- 
seits und kann also dauu die drei Differenzen dKy dk, d\ 
bestimmen. Sollten sie nach vollendeter Rechnung als beträcht- 
lich sich herausstellen, so wird die liechnung auf dieselbe Weise 
wiederholt, indem mau jetzt für die in Fig. 16 mit AD^ TO, BE 
bezeichneten Di z tanzen die durch die erste Yerbessening corii- 
girten Werthe annimmt. 

§ 159. Aufgabe 34.*) (Fig. 17.) Wenn zwei htnlmigluli 
ndlie gcocentriscfie Ocrter des Cotncien gegeben sind mid ai^sscr- 
dem die geocmtrische Distanx des Gometmi für eine der beiden 
Beohachtimgm^ so soÜ man die Lage und Grösse der Bahn 
ermitteln. 




Fig. 17. 



Lösung: Sei S das Centruni der Sonne, t Oerter der 
Erde, (7, c Oerter des (Jonit ti ii, Ic deren Projeettoiien auf 
die Ekliptik. Dann sind TK und tt durch die beobachtettn 
Längen ji:egeben und die Winkel Cl'K und etk sind die be- 
obachteten Breiten. Es möge nun noch die Distanz TC und 
damit auch TK ^ TöiHQ&UTK gegeben sein. Vod deo 
Punkten K und T filllen wir auf die Gerade ^ A' die NormAleD 
[91] KQ und TIi und ziehen ferner vie. b.ei der vorigen 
Aufgabe AS und CF, Sodann setzen w: 

TK^x ÖTK^l 

Qk = y ' etk — yl 

AT=:p CTS = h , • 

*] Aufgabe 33 fehlt im Original. 



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Abhandlungen zur BahubeBtiminnng der Cometen. 1, 3. 77 

Ua die geoceutrischeu Brciteu / und yl wenig von einander 
verschieden sind; werde gesetzt; 

dann sind ?/, a, lo hiulängiicb kleine Grössen, da wir 7", t 
bez. 6 als nahe beisammen liegende Oerter angenommen 
haben. 

£s wird also sein: . 

AK = X -\~ p 

KQ =s (x + p) amof 

Kk = V/* -J- + sin cü* , 

ferner: 

= j^COSCcI 

AQ = [x -\- j>) 
Ak = {x-^-p) cosw + y 

Rk = (a; -j- })) cos vj — p coü tj + // = cos w + ^ 
= a? cos w + y — « 

uud daher 

eA;=s (o; oosca -f- ^ a)(taiigA 

CK = ic taug ^ . 

Mithin 

eF = x (cos w — 1) tangyl + — «) tangÄ +0;^ cos w + (j^ — a} ^ 
oder 

cP=^(tangA-(-gJ — a(tangA+g)— £c(l — cos<(>)tgA.4-^9COseü. 

[92] Für diese Formel schreiben wir der Kurze halber 

Eb ist aber 
Daher wird 

Co* = + {x +pY sinw' + A^y^ + %AByx + (7* 
— 2ACy^2BCx + B^x^ 

oder 



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I 



78 J. H. Lambert. 

Weiter wird sein 

4 

CS' = r' 4" secÄ* — 2rM &ec/ cos/i. 
Nach der zweiten Lösnng der Aufgabe 15 (§ 83] ist 

oder, da die tieliue k klein nnd auch sehr nahe a = 6 ist, 

3kya 



2 

VSm T 



oder 



Vcs 

und daher .nach Substitution der Werthe 



Vr' + u;" jsecA* — 2rx secA cos/* 



Aus dieser Gleichung kann, wenn die Distanz x gegeben ist 
y gefanden werden nnd damit die Lage der projicirten Sebm 

Kk. Ist dies aber erreicht, so kann die ganze Bahn leichi 

ermittelt werden. 

[93] § 160. Anmerkung. Da die Gleichung, auf welche 
wir schliesslich gekommen sind, quadratisch ist^ so ergebet 
sich zwei Werthe von y und es mnss daher eine dritte Be- 
obachtung zugezogen werden^ um entscheiden zn können, 
welche der Wirklichkeit entspricht. Weiter nahmen wir an* 
dass die Distanz x gegeben sei. Wenn sie aber nnbestioiiic 
ist, so kann man nach einander Ycrschiedene Werthe dafö: 
einsetzen, bis schliesslieli // iniagiiiilr herauskommt. Es Averde: 
hierdurch die Grenzen gegeben, über weloLc die Distanz - 
nicht hinausgehen kann und sie werden gefunden, wenn niai 
in der b-tzten Oleieliun^ ?/ = 0 setzt. Die Gleichung get 
dadurch in eine andere tlber, in welcher x in der sechstca 
Potenz auftritt. 



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AbhandluDgeu zur U:ihube»tiiimiuDg der Cometcn. 1, 3. 79 

§ 161. Anfgabe 35. (Fig. 18.) Gegeben sei dir Ijogc 
einer paraholischrn ComctmhaJni ; man soll dir Lafjr und die 
£Jigmschaften der auf die Ekliptik proficirtm BaJm ermitteln. 

Lösnng: Bei F das Oentnim der Sonne nnd daher der 
Brennpunkt der Balm, Nn die Enotenlinie, NQn die Bahn 
selbst, die gegen die Bbene der Eküplik unter ^em belie- 
bigen Winkd geneigt ist, A sei das Perihel, AFB die Axe. 
Wird ein beliebiger Punkt 
Q angenommen nnd QP 
senkrecht zn Nn gefüllt 
und das Verhältniss QP 
zu qP gleich dem Ver- 
hältniss von 1 zum Cosinuä 
der Neigung gemacht, so 
wird der Punkt q in der 
piojirirten Bahn liegen und 
der i'unkt Q wird senkrecht 
darüber liegen. 

[94] Wenn ^^ r höchste 
i*unkt der Bahn liher ihw 
Ekliptik ist, dann wird die 
Richtung beider Parabeln 
in Q und q der Knoten- 
linie parallel sein. Haihirt 
man Nn in G nnd sieht 
FOj Fq, GQ, Gq, so 
wird GQ der Axe AB nnd 
Gq der Axe der projielrten 
Bahn aß parallel nnd es Fig. 18. 

ist ^0= Oö, Fq=:qG, 

FP = PO. Weiter verhält sich FQ zn Fq me 1 zum 
Oosinns der heliocenMsohen Breite jenes höchsten Punktes Q. 

Da NO — On nnd Gq der Axe aB parallel ist, so geht 
die Gerade qF dnrch den Brennpunkt f der projicirten Bahn 
nnd es ist: 

Nn = IQFQ' = i^Fq ' fq 

und daher 

Fq ; FQ = FQ : fq . 

Da aber beide Parabeln in Q nnd q der Enotenlinie Nn 

parallel sind, so werden die Winkel^ welche sie mit FQ bez. Fq 
bilden, den Winkeln QGF bez. qGF ^Wich und duiier wird: 



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80 J* H. Lambert 

fQ ' Pn^ 

Nennt man die Neigung der Bahn, so ist 



nnd daher 

also feruer 
Ks ist aber 

also: 



__ f(] ' PQ^ cos 
F^ 



= 1^:^ > 



AF: a f = Fq- : FQ coa rf' -fq^ 

FQ' 
Fi 

AF: af^ Fq^ : FQ^ cos 17*. 



[951 Da der Cosinns der heliocentrischen Breite de» 

FQ 

Punktes Q ist, so wird, wenn wir diese mit .^ bezeichnen: 

AF :af =^ coa : coa 



Va/ = ^ • 



cos/. 

Wird vom liadiusvector eiue beliol)ige Flüche besehriehen, il;^ 
wir .1 nennen wollen und ist die dazu gebrauchte Zeit J, ^ 
wird 

T = ' ... 

mV2JF 

Pa aber diese Fläche in der projicirten Bahn verkleinert ist 
im Verhftltniss 1 : cos , so wird sie sein A cos 1; ss Ik 
Da nun 

so folgt 

T 

mV 2a/ cos/' 



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AbbandiuDgeii zur Bahnbestimmung der Cometen. I, 3. 31 



Die Zelt wird also gegeben durch die auf die Ekliptik pro- 
jicirte liiiclie D, durch den Halbparameter dpr projicirten 
Bahn 2a f und durch den Cosmaa der helioceutiischea Breite 
des hdchsten Punktes Q. 

§ 162. Aufgabe 36. [Fig. 18.) Gegeben sei die prafünrte 
Bahn aqn\ man soU die wahre Bahn NQn fmdm tmd deren 

Nehjiiiuj nnd KnotenUnie. 

[96] LOsuu^: Es sei aNqii die projicirte Bahn, ihreAxea/', 
ihr Brennpunkt /*, und das Centrum der Sonne F. Da F der 
Brennpunkt der wahrtu Bahn ist, SO führe man die Gerade 
fFq durch beide Brennpimkre, ziehe die Tangente tq und zu 
ihr die Parallele NF)t durch den Mittelpunkt der Sonne jP; 
das wird dann die Knotenlinie sein. Fällt man auf diese die 
iNormale QqP and macht FQ s=^ so wird der Punkt Q 

qP 

der höchste Punkt der wahren Bahn sein nnd der Cosinus 

der Neigung. Endlich mache man QG = QF oder NG = Gn, 
und siehe zu QG die Parallele AFj dann ist dies die Axe 

PO* 

der wahren Bahn. Da AFs=:—j (g 161), so ist damit 

auch die Periheldistanz AF gefunden. 

§ 163. Lehrsatz IL Die projicirte Bf ihn ist durdi lauter 
geoeentrischc Längen gegeben und fünf BeolmslUungen sind zu 
ihrer Besiimmmg erforderlich» 

Beweis: Die projicirte Bahn ist beslsmmt, sobald der 

Scheitel a und der Brennpunkt f gegeben sind oder die Lage 
dieser beiden Punkte in Bezug auf eine Gerade, die von einem 
gegebenen Ort der Erde nach dein Centruiu der Sonne gezogen 
wird. Es hängt da})er diese Lage von vier zu diesem Ende 
anzunehmenden Unbekannten ab. Sind aber diese angenommen, 
so wird die Knotenlinie nN gegeben sein (§ 162), ferner die 
Distanz af und die beiden Geraden h ij und Fq und dann 
Fq: FO = cos/. [§ IGlj. Da nun diese vier angenommenen 
Unbekannten durch geoeentrische Laugen und durch die in 
der projicirten Bahn zurückgelegten Räume zu bestimmen sind, 
[97^ so werden diese Käume gegeben sein, welclie mit den 
vertiossenen Zeiten verglichen werden können (§ 16 IJ nnd 
jeder Kanm ftihrt zu einer Gleichnng. Weil nun aber vier 
Gleichnngen nöthig sind, so braucht man auch vier projicirte 
Räume nnd daher ftlnf beobachtete geoeentrische Längen. 

üstwald's Klassiker. 133. 6 



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82 



J. H. Lambert. 



164. Lehrsatz 12. Wenn sich ein Caniet zur ZpH rinn- 
BeobachPimg im Pol der Ekliptik ht fntAef, so ist dir prqjidrk 
Bahn durch drei weitere geocmitrisdie Li'ingm bestimmt. 

Beweis: Wenn nämlich der Ort des Cometen im Pol der 
Bkliptik aaf diese projieirt wird, so Mit dieser Pimkt auf 
den Orty wo sieh zur selben Zeit die Erde befindet Welekes 
daher auch Lage und Grösse der projieirten Bahn sein mdge, 
jedenJUls mnss sie durch diesen Ort der firde hindurchgehen. 
Es ist also ein gewisser bestimmter Punkt der Bahn gegeben. 
Daraus folgte dass aus vier anzunehmenden Unbekannten eine 
als überflüssig ausscheidet, wodurch die Zahl der Biume und 
damit der beobachteten Längen vermindert wird. 

§ 165. Anmerkung 1. Es versteht sich von selbst, dass 
wenn der Comet im Pol der Ekliptik stationär gewesen ist, 
dann die projicirto Bahn bereits bestimmt seiu wird, wenn 
man diesen zwei Beobachtungen eine dritte hinzufügt. Uebdgens 
wird die Rechnung, durch welche die Bahn bestimmt wird, anf 
eine wunderbare Weise complicirt, so dass man es unter allen 
[98] Umständen vorzieht, die geocentrischen Breiten zugleich 
mit den Längen zur Bestimmung der Bahn anzuwenden. 

§ 166. Anmerkung 2. Was wir bisher über die Projection 
der Cometenbahn auf die Ekliptik gesagt haben, gilt allgemein, 

da die Projection auf die Ebene der Ekli])tik rein willktirlich 
ist und man aucli eine belieV)io^e andere Ebene wählen kann, 
deren Lage gegen die Ekliptik gegeben ist. Diese tritt dann 
an die Stelle der Ekliptik und auf sie sind die Oerter der 
Erde zu projiciren und ebenso die Geraden, weiche von diesen 
nach den Oertern des Cometen gezogen sind, wie wir dies 
sehen bei der Aufgabe 31 (§ 155) durch ein Beispiel erläuteil 
tindcn. Khf Jim dieser Art, welebc zur Al)kiirznno' der Rech- 
nung beitragen ktinnen, gielit es mehrere. Bo bringt uns z. B. 
die Ebene, welche durcli die Centra von Sonne, Erde und 
Comet geht, dieselbe Vereinfachung, wie die Ekliptik, wenn 
der Comet sich in einem seiner Knoten befindet. Und ähnlich 
bietet uns die Ebene, welche auf der von dem Centrnm der 
Erde nach dem Cometen gezogenen Geraden senlcreeht steht^ 
einen Fall dar, der analog ist zu jenem von Lehrsatz 12 
{§ 164). 

§ 167. Lehrsatz 13* Wenn ein Comet derartig stationär 
istf dass er viermal an demselben Orte des Himmels beobadifet 
wird, so kann seine Balm ohne alle Bedmurig gefunden taerden. 



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Abbandlangexi zur BulinbestimmiiDg der Gometen. I, 3. 83 

[98] Beweis: Wenn er nftmlich statioiiär ist, so sind die 
Germdett, die von den Oeriern der Erde nfteh den Oertem des 
Cometen gezogen werden, parslleL Nimmt man daher eine 

Ebene, die durch das Oentrum der Sonne geht und auf jenen 

GeradtiU senkrecht steht, so sind in dieser Ebene vier Punkte 
der auf sie prqjicirten Bahn gegeben. Da diese paraholisch 
ist, so kann sie construirt werden. Durch die Aufgabe 36 
(§162) wird dann weiter Lagis nnd GrO^jäe der wahren Bahn 
gegeben. 

§ 168. Anmerkimg* Es wird allerdings kaum jemals ein 
Oomet yiennal an derselben Stelle des Himmels beobachtet 
werden, wenn die Zwischenzeiten beträchtlich sind. Sind sie 
aber kurs, so mnss man sehr genaue Be/obachtnngen haben, 
we^ man auf diese Weise die wahre Bahn ermitteln will. 
Man wird aber doch eine angeben können, welche von der 
wahren wenig abweicht, wenn die scheinbare Bewegung des 
Cometen sehr langsam ist. 

§ 169. Lehrsatz 14. (Fig. 19.) Wenti ein Comet zvHmal 
an derselben Stelle des Himmels beobachtet wird^ so falle n die 
Geraden^ weldie von d&ii beiden Erdörtern nach d&n beide^i 
Cometenörtem ffexoffm werdmy in dde Knotmlinie. 




Fig. 19. 

Beweis: Seien T nnd i die Oerter der Erde, (7 nnd o die 
des Cometen. Von letzteren föUe man auf die Ebene die 

Normalen CK nnd ek nnd femer die Normalen GN und cn 

auf die Knotenlinie Nn. Dauu zlclic mau die Geraden XK^ 
[100] nky TKy tk, CcM, TtM. Da nun der Comet stationär 
ist, so sind die Geraden TC' und fc und ebenso TK und fk 
parnllel: überdies sind die Breiten CTK und ctk einander 
gleich. Daraus folgt: 

CK:ch^GT:ct = KT:kt = CM:cM=TM\tM= KM: UM, 

also schneiden sich die Geraden Tt^ Cc, Kk in M. W eiter ist: 

CK: ek=:^CN:en^Kn:kn=^ CM: cM^ KM: kM= NM.nM, 

6* 



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84 



J. H. Lambert 



also geht die Gerade Nn durch denselben Punkt J/, in dem 
sich Ce, Kkj Tt schneiden. Es ist also Nn die Enotenlinief 
worans sieh die Behanptnng ergiebt. 

§ 170. Lehrsatz 15« Wmn ein Cornea sieh in der Mtene 
der Ekliptik hewefft und seine Bahn ist eine paraboUsehe, so 

genügen drei geocentrische Längen^ itm dieselbe zu bestimmen', 
dagegen ist noch eine vierte nothivendig, tvemi ei' sich in einer 
Ellipse betvegtj amser ivenn deren grosse Äxe bekannt ist. 

Beweis: Dass drei Längen zur BestiiDmnng der parabo- 
lischen Bahn genügen, erhellt aus Aufgabe 31 (§ 155^- und 
die Construction der Bahn wird hier noch leichter. Dagegen, 
w(Min diese drei Längen zur Parabel nothwendig sind, so kommt 
bei der Ellipse noch das Verhältniss zwischen der Periheldistanz 
und dem Halbparameter dazu ; dieses bliebe unbestimmt, wenn 
nicht eine vierte Beobachtung dazukäme, ansser es ist die 
Länge der grossen Axe bekannt oder was dasselbe ist, die 
Ümlaufszeit. 

[101] § 171. AumerkiiBg. Ist die parabolische Bahn 
gegen die Ekliptik geneigt, so sind drei Beobachtungen er^ 

forderlich, aber nicht vollständig; man kann entweder die Zeit, 

zu der die zweite Beobaelituug augestellt ist, oder die geo- 
centrische Länge oder die Breite entbehren. Wenn nichtsdesto- 
weniger drei vollständige Beobachtungen herangezogen werden, 
so hat man mehr Daten als nütliig sind und die überfltissigen 
können zur Vereinfachung der liechnung oder wenigstens zur 
Controie derselben benutzt werden. 



[102] Vierter Theil. 

Eigenschaften der elliptif^clien Bahnen der Cometen 

und Planeten. 

^ 172. Lemma 23. (Fig. 20.) Wenn in einer Ellipse 
drei acquidistante O/yJi/tatrn I'Xj QL, RM genommen werden 
und man xieht ans dem Brennpunkt F die liadicnvcctorcn FX^ 
FL, FM, so ist 2 FL = i'A + F3L 



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Abhandinngen znr BahnbeBtimmmig der Gometeii. I» 4. 85 



Beweis: Nach der Natnr der Ellipse ist nftmlich 




daher: 

J D 9 4 TP 

FN+FM^2ÄF+ —^-^-f- [AF + AR) . 

AB 

[103] Nun ist nach der Yoraussetzang: 

AP+AR^2AQ^ 



daher 



FN-^FM=2^AF'\^ 



ÄB^2AF 

AB 



AQ 



2FL. 



§ 173. Lemma 24. (Fig. 21.) Wenn m einer Ellipse 
AQBD em beliebiger Pmkt Q angefnornrnm und dmch ihn der 
Durehmesser QOD, femer die Tangente QT und m ihr eine 
beUebige ParaUde NOM gebogen wird, dann der Brennpunkt 
F mit Q durch die Oerade QFb verbunden und die Strecke NM 
senkaredit in die Lage nEm übertragen wirdj so dass nE = Em 
isty dmn liegen die Funkte n und m ebenfalls auf einer Ellipse 
Qnbm, deren einer Brennpunkt gleichfalls F, und deren grosse 
Äxe Qb der grossen Axe der ersten Ellipse gleich ist, 

Beweis: Da QCD ein Durchmesser der Ellipse und die 
Strecke NM der Tauchente QT parallel ist, so findet nach 
einer bekannten Eigenschaft der Kegelschnitte zwischen der 
Abscisse QG nnd der Ordinate NM eine analoge (ihiihung 
statt, wie zwischen Abscissen in der grossen Axe uml darauf 
senkrecht stehenden Ordinalen. Weil nun nach der Construc- 
tion NM = 71 m und QE dieselbe Rolle hat wie 0(?, ferner 
nwi senkrecht steht auf FQ^ so wird zwischen QE und nm 
dieselbe Gleichung in Bezog auf die Ellipse statthaben, deren 
grosse Äxe Qb ist. Zieht man also Co parallel zu und 



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86 



errichtet cy^e'C senkrecht zur Axe Qh^ so wird oy die 

kleine Halbaxe sein. Wird nnn 

[104] gesetzt und die Gerade Qf nach dem zweiten Brenn- 
punkt /^gezogen, so wird der Winkel TQF = 90** — iFQfmä 

FQ 4- Qf== a 
Ff =^0-^2/. 




Fig. 21. 

Hieraus folgt nach trigonometi*iscbeu Formeln: 



Vax> — 



eoa QFÖ 



, Vax — — (af — P) 



Vax — ;;/^ 



a 



2f) 



sinQFÖ:^ 



2Vaf—f* , 

ii.[a — 2f} \ i I j 



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Abhandlttikgeii zur BahabeBtimmimg der Cometen. 1, 4. 87 
und es wird daher, weil QTC ^ QFÖ — TQF = Föo , 

Es ist aber 

Fc'.^mFCc = FC^: sinOcC 

und daher, wenn die gefandenen Werthe sabatitairt werden 
und redacirt wird: 

Fö^^^ü'^f 

Qb = a^ AB. 

£s ist weiter der conjugirte Halbmesser Ce' = cy = Va» — 
und daher wegen Fy^ ssaFe* + cy* 

Jpy^ (|a — x)^ + {ax — »•) = 

Fy = {a =z Qc, 

Daraus erhellt, dass F Brennpunkt in beiden Ellipsen ist. 
[105] § 174. Zusatz L Aehnlieh erhält man den Halbmesser 

QO = Viia — 2z)*'i-af — P = VFc + CM' 

und weiter: 

smQCc = 



2Va» — z* V\ {a — 2»)« + af-^ f* 

§ 175. Zusatz 2, Da in der Ellipse AHB: 

r^^r^ . (77). CV* 

0(7* 

und in der Ellipse Qyh: 

00* Oc* ' 

so wiri: 

QE Eh* Cc'* 
Oc* 

§ 176. Zusatz 3« Wird daher FE = § gesetzt, so wird: 

4-a* 



a 



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88 J* H. Lambert. 

§177. Lemma 25. (Fig. 21.} WM aUes wie im vorigen 
Lemma angerummen, und weräm noch die Badtenveetoren Fn, 

Fnij FXj FM gebogen, so ist dk Sumine der ersteren Fn + Fm 
glcifh der Sunnac der letzteren FN-\- FM. 

[106] Beweis. Man ziehe durch den Punkt G die Gerade 
POK senkrecht zur grossen Axe ÄB^ und verbinde K mit 
dem Brennpunkt F, Da NG = GMy so wird nacb Lemma 28 

(§ m 

2FK=F'N+FM. 

Da ferner Fn = Fm , so ist uaehzuweiscu, das Fn = FK ist. 
Weil nuu TQ^ EG und cC parallel sind, so wird 

cQiQC^eE: GC 
oder nacb Sabstitution der Werthe: 



Weiter ist durch Trigonometrie 

cosOC7JP= ^^^^ 

also nach äubäütntion der Werthe 

\a{a — 2») 



dQ&QCF^ 



2(a^2f) 

Hierans : 

PF = FC ^CP= - - - 2^) ' -2(a-^2z )S ^ 

Es ist aber nach der Natar der Ellipse 

FK = ^ ^-^H 'FP 

a a 

[107] und daher nach Substitution und gcküriger Keduction 



FK = 



a a 



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Abhandlnngeii zur Bahnbestimmang der Cometen. I, 4. 89 



Denselben Werth aber haben wir für den Kadius Fm (§ 17GJ 
erhalten und es wird daher 

FK = Fm 

2FK = 2Fm = Fn + Fm ^ FN + FM. 

§ 178. Lemma 26. (Fig. 21.) Wird aUea wie m dm 
beiden vorigen Säixen emgenommen, so verhaUen sich die Flädten 
der Seetoren NQMF tmd nQmF wie die Quadraiwurxeln am 
dm Hcdhparametern der Eüipsen AB und Qb. 

Beweis. Wenn nämlich die Ordiuaten NM auf dem Durch- 
messer QD senkrecht ständen, so würde die Fläche des Seg- 
mentes N2I(J im umgekehrten Verhältniss des Sinus der 
Neigung Q 6riV" grösser sein. Wenn sie daher nach n/t/ über- 
tragen zur Axe Qb senkrecht stehen, so wird das Segment 
nQm unter allen Umstünden in diesem Verhältniss grösser 
sein müssen. Da aber die Abscissen QK grösser sind, als 
die Abscissen (J 6', so ist das Segment nQm ebenfalls in diesem 
Verhältniss grösser, d. k es ist 

_ NQM' QE 
^^'^^ üvlQQE'QG' 

Kon ist durch Trigonometrie 

QE 1 1 



QQfmQGE smQEG sin TQF 
[108] und daher das Segment 

NQ3I 

nQm = 



mnTQF 

Nun ist aber (§ 173) 



smTQF^ ^ 

und daher 

nQm^ NQM 



1 / a:^ — 

y 



n Qm : NQM = Vax ^x^zVaf^p, 

Da femer die Dreiecke nFm und NFM gleiche Gnindlinien 
nm und NM haben, so yerhalten sich die Flächen derselben 
wie die ans dem Brennpmikt oder dem gemeinsamen Scheitel F 



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90 



J. H.Lttiiib«rt 



ft«f sie geflUlten Lote und daher wie 1 mun Simu dei Winkels 
NEF^ TQK Äho hat man ebeii&IU: 



und ebeoäo die ganzen Sectoren 



n Q mF : NQMF = Vax — : Vaf — /** . 
Die Halbparameter der beiden Ellipsen sind aber 



a 



2{az — z*) 



a 



also 



Beetoren nQmF: NQMF « "[/""^ : ^YSiVs, 

was zn beweisen war. 

[109] § 179. Zusatz. Es wird daher 

nQmF NQMF 



V8 



Vs 



§ 180. Lemma 27. (Fig. 22.) Beschreibt man um die 
grosse Axe einer Ellipse A B einen Halbkreis y haUnrt eine be- 




Fig. 22. 

liebige Sehne NM dermlhen in Gy zieht aus dem Centmm C 
(He Gerade OGQ^ verbindet Q mit dem Brennpi^tJäe F durek 
die Gfrci/Je Qc und %ieht endlich die Gerade Co parallel xwr 
Sehne NM oder zur Tangenie TQy so güt folgender Sai»: Wem 



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AbhaüdluiLgeii zur Bahnbestimmuiig der Comeieu. I, 4. 01 

durch die Punkte JV, Q, M die Normalen Nn, Qq^ Mm zur 
gössen Axe gcßl/t werden und man verbindet die Punkte m 
und r/, C durch Gerade, so %üird der Bogm nm in q haänri 
und der Ffeü qg QE, 

Beweis: Nach der Nater der Ellipse stehen nftmfioh die 
Ordinaten Pm und PM in dem YerbftlfBiss der grossen zur 
kleinen Axe mid es sehneiden sieh daber die Sebneh mn mA 

MN verlängert in dem Punkte R der grossen Axe. Da mm 
NQ = GM, so folgt ng = gm. Weiter ist CQ'. QO = Cq : qg. 
Da ferner NM und Cc parallel sind^, so wird CQ\ QG = Qc: QE 
und daher 

Gqxqg = QciQE. 

Es ist aber (§ 173] 

Cq = AC z= Qcy 

mithin : 

qg = QE. 

[110] § 181. Znsatz. Da. Qc die grosse Halbaxe der 
zweiten Ellipse Qh (Fig. 21) ist und der Halbaxe ÄC gleich 
ist, so erhellt (Fig. 22), dass der Pfeil QE gleich ist dem 
sinus versus des Kreisbogens nq. Es sind daher nicht nur 
die Sehnen der Ellipsen NM imä n m (Fig. 22) einander gleich, 
sondern anch ^e Sehnen der Kreisbogen, die zu ihnen ge- 
hören. 

§ 182. Anmerkiing. (Fig. 22.) Um dies noch klarer 
auseinanderzusetzen, stellen wir uns yor, dass die Ellipse 

AN MB die orthogi'apliiscbe Projection des Kreises AnmB sei, 
der gegen dieselbe geneigt ist und deasen Ebene mit der 
Ebene der Ellipse sieb in der Knotenlinie AB schneiden und 
der Cosinus des Neigungswinkel.^ L^Ieicb PM: Pm ist. Es wird 
dann die Sehne NM die Projection <itr Kreissebue nm. und 
ebenso wird die elliptische Sehne hEjii iFig. 21; die Projection 
der Sehne desjenigen Kreises, dessen Darchmesser und Schnitt- 
linie die grosse Axe Qb ist und dessen Neigungswinkel durah 
seinen Cosinns = eyiQc bestimmt ist Also sind naeh dem 
vorigen ZosatB nieht nur die KzeissehBen gleich^ sondern aneh 
die elliptischen, die die Projectionen von jenen sind. 

§ 183. Lehrsatz 15\ (Fig. 21.) Wird edles me im Lemma 24 
f§ 173) angemmmen^ so können beide Ellipsen Qm h und A(jB 
Comcünbahiiefi sein imd beide werden in derselben Zeit durch- 
kmfen* 



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92 



J. fi. Lftll!b0Ft> 



[III] Beweis: Es ist nämlich beiden Ellipsen der Brenn- 
punkt F gemeinsam, in welchem nach Gesetz 3 f§ 681 das 
Centrum der Sonne sein wird, welches nothwendig mit dem 
Brennpunkte des Kegelschnittes zusammenfallen muss, in dem 
sich ein Comet bewegt. Weil ferner nach Lemma 24 die beiden 
Axen AB und Qb gleich sind, so mass nach § 71 auch die 
ümlautszeit dieselbe sein. 

§ 184. Lehrsatz 16. (Fig. 21.) ünt&- demdhen Voraus- 
se^vmgm wie zuvor werden die Bogm nQm und NQM in 
derselben Zeü dtvrehlmfen. , 

Beweis: Nach Gesetz 4 (§ 69] verhalten sich die Zeiten 
wie die Flächen, welche der ^tdlnsrector überstreicht, dividirt 
dnreh die Quadratwurzeln ans den Halbparametern; also verhftlt 
sich die Zeit, in welcher der Bogen NM dnrchlanfen wird zur 
Zeit, in welcher nQm dnrchlanfen wird wie 

Vs vs 

Da nun nach § 179 

NQMF ^ nQmF 
Vi ' ' Vs ' 

so folgt nothwendig die Gleichheit der Zeiten. 

§ 185. Aufgabe 37. (Fig. 21.) Wenn ein Coniet in einer 
eUipUschm Bahn einen helirUgm Bogm NQM durchläuft y so 
soll man die unendlich vielen onderen Ellipsen angehen^ in 
weichen er in der itäiJilicJien Zeit Bogen durdüaufen würde^ 
taeldie dieselbe Sehne NM haben und bei weHdim die Summe 
der ämseren BaMemeeioren gleiiä^ der Summe der äusseren 
Badien/veetoren FN + FM ist 

[112] Erste Lösung. Man halbire die Sehne NJlf in G 
und ziehe vom Centruni 0 die Gernde C(t()\ dann w'wil jede 
Ellipse, die mit der gegebeneu isochron ist oder mit ihr gleiche 
Umlaufszeit hat, der Aufgabe geniigen, wenn man sie so legt, 
dass sie dnrch den Pnnkt Q geht nnd ihr Brennpunkt mit dem 
Brennpunkte der gegebenen Ellipse zusammenfällt. 

Zweite Lösung. (Fig. 22.) Man betrachte die £Uipse 
AQB als die orthographische Projection des Kreises AqB^ 
dann wird Sehne NM die Projection der Sehne nm sein. 
Dann verschiebe man den Bogen nm nach Belieben auf dem 
Kreise AqB und suche durch Aendernng der Neigung die 



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Abhandlungen zur Babnbe&timmung der Cometen. 1, 4. 93 

projicirte Sehne, welche der gegebenen NM gleich ist. Da- 
durch erhält man zwei Punkte der zn eonstmirenden Ellipse 
und überdies die beiden Seheitel Ä und B. Die eonstrnirte 
Ellipse hat man dann so zu legen, dass ihr Brennpunkt mit 
dem Brennpunkte F zusammenfällt. 

§ 186. Anmerkung. Xchmeu wir der Kürze halber an, 
um sei die verschobene Sehne selbst, dann fällen wir nN 
und mM zur Axe normal und verlängern die Sehne nm bis 
wo sie die Axo schneidet. 2s im suche man zn nut^ Um und der 
gegebenen Sehne die vierte Proportionale [n m : Rm — XAf: x). 
Mit dieser schneide man aus Jl in M ein, dann werden N 
und 31 jene zwei gesuchten Punkte der Ellipse AN MB sein 
und der Bogen NM wird der Aufgabe genügen. 

§ 187. Deflnition 4, Unier dem ^elliptischen FaU des 
Gameten gcgm die Sonne* verstehen wir dessen Bewegung in 
einer Elli})se^ deren kleine Jjgße oder HaXbparameter gleieh NuU 
[113] i^t odsr deren Scheitel mit dem Brennpunkte im Centrum 
der So}uu zusammenfällt. 

§ 188. Zusatz 1. Weil die grosse Axe der Ellipse endlich 
ist, so ist vom elliptischen Fall der Anfang gegeben und der 
Comet, der auf diese Weise in die Sonne fällt, beginnt seine 
Bewegung vom Zustande der Buhe aus und durchmisst dann 
die ganze grosse Axe. 

§ 189. Zusatz 2. Weil femer die Umlaufszeit eines in 
einer Ellipse wandelnden Cometen nur von der Länge seiner 
grossen Axe abhängt (§ 71], so erhellt, dass wenn diese ge- 
geben ist, damit zugleich die Zeit bekannt ist, in welcher der 

Comet vom Zustande der Kuhe ausgehend in die Sonne fällt. 

§ 190. Aüi'^al^e 38. Gegehcn ist die Etitfrrvuf/g von der 
Sninie i/i dein Mi/ment ^ ivo der Comet sich in lüdie he/htdet'^ 
man soll die Zeit finden^ in welcher er x/ur Sonne gelangt. 

Ldsung: Es sei D jene Distanz; dann wird dies die Länge 
der grossen Axe einer Ellipse sein, deren ümlaufszeit doppelt 
so gross ist als die gesuchte Zeit. Da nun die Umlaufszeit 
nach § 71 gleieh 

ist, so wird die Zeit des elliptischen Faliea in die Sonne gleich 

^ — — 
~ m * 



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94 



J. H. Lambert. 



ril4] § nu. Zusatz. Da die Zeit des paraboiidcheii 
Calles nacli g 103 gleich 

1 Jj'- 

ist, 80 verhält sich die parabolis^ zur el^tiscben Zeit m 

4 an Stt oder nidie wie 14 an 33 oder 73 zu 172. 
« 

§ 192. Anmerkmig. Wenn wir für D die mittleren 
Distanzen der Planeten annehmen, so wird die Zeit ihres 
elliptischen Falles in die Sonne: 

t> 1802.60 Tage 
2|. 764.38 » 
121.42 » 
5 64.57 » 

Q 39.70 » 

g 15.55 » 

§ 193. Aufgabe 39. (Fig. 12.) ^fan enmttle rlir Gf- 
sckwvndigkeU eines in emer Eüipse sich bewegenden Cunieten. 

Loaung: Es aei AM Qm cliipüdclier Bogen, A der Selieitel, 

AF = f seine Distanz vom 
Brennpunkte oder vom Cen- 
trum der Sonne: die grosse 
Axe sei a, die Strecke 
FM = X , der Bogen MS 
nnendlich klein^ MP ein 
um die Sonne concentrischer 
Kreisbogen. Die Zeit, in 
welcher MN durchlaufen 
wird, sei T nnd die, in 
welcher MP dnrchlanfen 
j,. ^2 [115] wird, sei t Da der 

' Halbparameter der Ellipse 

a 

ist, so wird nach Gesetz 4 (§ 69} 




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Abbandluügeu zur Bahnbestimmang der Comt ten. I, 4. ' 06 

3fFK Vä 



mV2af-^2f' 

MFP 



Kennen wir die Qeschwmdigkeiteu in MN s= C und in MF = 
so wird 

MF 



und daher 



MFN'Vä ' MFF 

oder 

Es ist aber 

also nach dnrchgefDhrter Snbstitntion: 



Nun ist nach § 7ö die Gesehwiadigkeit aut' dem Kreise: 



also wird 



O » 

Va 



9i 



Dies ist die Strecke, welche in der Kichtuiig der Tangente 
in einem mittleren Sonnentage dnrchlanfen wird. 

§ 194. Znflatc. Da die eben ermittelte Formel nur die 
grosse Aze nnd die Distanz FM enthält, so ist kiar^ dasa die 
[116] Gesehwiadigkeit Ton der Lage des Brennpunktes in der 
grossen Axe nnabhfogig ist. 



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96 J- H. Lambert. 

§ 195. Lehrsatz Iß**. Wenn die UmJaufszeiten zivcicr oder 
melu erer in Ellipsen wandelnder Comeien gleich sind^ so int die Ger- 
scliwiiidigkeit derseWen in derselben Distanz von der Sonne gleich. 

Beweis: Wenn nämlich die Umlaufszeiten gleich sind, so 
sind auch die grossen Axen gleich (§ 71); da nun die Ge- 
schwindigkeit in der elliptischen Bewegang allgemein gleich 




ist, nnd die grossen Axen und die Distanzen bei allen die- 
selben sind, 80 sind es auch die Geschwindigkeiten. 

§ 196. Lehrsate 17. (Fig. 23.) Wmn ein in ein^ Mipse 
iDanddnder Comet den beliebigen Bogen NM dureMäufl und 

man haUnrt die Sehne 
NM in ö, xidit ans 
dem Centrum G den 
Halhmcmcr CGQ n^td 
aus dem Brennjjiuücte 
F eine der grossen Axe 
AB gleiciie Gerade Fb; 
macht ferner auf dieser 
letzteren Ff/ = |;FiV 

Fig. 23. + ^^^) 9^^ = !/ 

= GNj so wird, wenn 

der Coniet im Punkte b von der Buhe ausgehend gegen die Sonne 

ßUtj die Zeitj in iveMter er den Abschnitt m n durehmisstj gleich 

der Zeit, in ujelcher er den Bogen NM mrüddegt, 

* 

Beweis: Die Gerade Fb kann als eine Ellipse betrachtet 
werden, deren Scheitel mit dem Brennpunkte in F znsammen- 
[117] fiült; wegen Fb = ÄB wird die Zeit, in welcher er 
dieselbe durchläuft, gleich der ümlanfszeit der Ellipse AQB 
(§ 71). Femer ist die Summe der Radlenvectoren Fn-{-Fm 
=5 FN + FM und die durchlaufene Sehne nm = NM; nach 
Aufgabe 37 (§ 185) werden also beide Sehnen in derselben 
Zeit durchlaufen. 

§ 197. Znsatz. Es kann daher die Zeit, in welcher ein 
beliebiger elliptisclier Bogen durchlaufen wird, durch den 
»elliptischen Fall des Gometen in die Sonne« bestimmt werden. 

§ 198. DeflBition 5, Die Scaia der eUipüsdim Geschwindig'' 
keiten ist eine geradlimge Theüung, aufwdcher für jede beUebige 



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Abbandlimgen zur BabnbestimmuDg der Cometen. I, 4. 97 

IHstanA, LOH der Sonni' dir Gpsohvnndighrit eims in eUiptisdv&r 
Bahn sich bewegenden Cometen eninotnmen iverdni kann. 

§ 199. Znsatz. Da die elliptische Geschwindigkeit von 
der grossen Axe abhängt, so ist die Folge, dass die Scaia 
dieselbe bleibt, wenn die grosse Axe festgehalten wird; ftlr 
jede andere grosse Axe aber muss die Scala geändert werden. 

§ 200. Lehrsatz 18. (Fig. 13.) Bexch-htut F das Centrum 
der Somif^ in welches der Comet vom Zustand der Ruhe in A 
auagehend ßUt und tuird xu jedem beliebigen Punkte M die Zeit 
hinxugeechridfen^ wdcke der öomet enlkoeder von Ä naxh M 
oder von M nach F brauehty so stdH die auf diese Weise geikeiUe 
Gerade AFdie Scala der Oesehmndigkeiten dar fu/r aUe EUipsen^ 
deren grosse Axe ghieh AF ist, 

[118] Beweis: Es wird nftmlieh dadurch die Zeit gegeben, 
in welcher die kleine Strecke Mm dnrehfallen wird. Theilt 
man aber diese Strecke durch die Zeit, so hat man die Ge- 
schwindigkeit in M. Da jede grosse Axe eine andere Scala 
der Geschwindigkeiten erfordert ;i? 199) und da die Gerade AF 
eine Ellipse vorstellt, deren Brennpunkt und Scheitel i*' und 
deren grosse Axe AF ist 197), so kann die Scala nur für 
Ellipsen dienen, deren grosse Axe = AF ist. 

§ 201. Lehrsatz 19. (Fig. 24.) Sei A das Cmtrnm der 
Sonns lind der Comet falle von der Riüie in B ousyrjtend 
nach A\ man heschrihe frrncr über AB als Durchmesser einen 
Halbkreis^ nehmr dir helvJji'ic Absrisse AP, die zugehörige Ordi- 
ncite PM und xiehc AM, dann ver- 
heilt sich die Zeit des ganxen Falles 
dnrrh BA zur Zeit des Falles durch 
BPy wie die Fläche des Halbkreises 
AMB km Fläche des Segmentes 
AMB. 

Erster Beweis: Die Gerade 
AB ist nämlich eine Ellipse ohne 
Breite nnd die Flächen, welche der Badinsvector überstreicht 
und welchen nach dem bekanntesten Satz der Astronomie die 
Zeiten gleich sind, werden daher bequemer nnd wohl noth- 
wendig dareh die Flächen des Halbkreises Uber AB ersetzt. 
Es ist aber der Brennpunkt in A nnd AM tritt an Stelle des 
RadinsTcctors; die Zeiten werden sich daher verhalten wie die 
Flachen, die er tiberstreicht. Daher verhält sich die Zeit des 
ganzen Falles zur Zeit des Falles durch BP, wie die Fläche 
des Halbkreises zur Flüche des Sectors MAß. 

Ostwald's Klassiker, l'i'i. 7 




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98 



J. H. Lambert 



ril9j Zweiter Beweis: Ks sei AB = AP=i, 
Pj) = — dz, uuti die Zeil, in der Fp dmchfallen wird, dr; 

dz 

dann ist die Geschwindigkeit in P gleich — - - • Wir sahen aber, 
dass diese ist: [§ 193) 



«in» 



dz 2V2mVax — -J 



-1 zVa 
.9 oder 



— oder 



— c 



2y2mdT %d% 



21 2 m r xdx 



^ 2 V2m ___ r 



Es ist aber — === gleich dem Elementar- 
sector ^mif nnd daher 

2 MAB 2n 'MAB 



* mVZa V2a 



§ 202. Anmerkung 1. Diese Formel giebt 
die Zeit in mittleren Sonnentagen : dieselbe hängt, 
wie man sieht , von der Länge der grossen 
Axe .kB ab. Wenn man aber allgemein ilic 
Umlaufszeit einer Ellipse in lOU gleiche Theile 
theilt und tlit ^loäse Axo in 10000, so kauu 
man eine Tatei des elliptischen i alles berechnen, 
isiehe Tafel II am Schlnss), deren Gebrauch all- 
gemeiner ist. Diese Tnf»'1 kMTin man nach Lehr- 
[120] satz IS 1^0(1 auch benutzen, um Scaleu 
elliptischer Geschwindigkeiten zu construiren. Eine 
solche stellt Fig. 25 vor. Die eingeschriebenen 
Zahlen sind die Zeiten, in welchen der Gomet 
im elliptischen Falle von einem beliebigen ge- 
gebenen Orte aus in die Sonne gelangt, wenn 

I der Fall in B seinen Anfang nimmt und die ganze 

Zeit in 50 gleiche Theile getheilt wird. 

§ 203. Anmerkung 2. [Fig. 23 Seite 96.) Wenn die Gerade 
Fh s=t AB (§ 196] auf diese Weise getheilt wird, dann wird 



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AbhandluDgen zxa BuünbeatimmoBg der Comcten. I, 4. 99 



die Differenz der den Punkten n "und m boigescliriebetten Zeiten 
die Zeit sein^ in welcher die Strecke und daher auch der 
Bogen NM durchlaufen wird. Der Gebrauch der elliptiBchen 
ScaJa ist also derselbe -wie der der parabolischen, den wir 
oben auseinandersetzten. Sobald die grosse Axe gegeben ist, 
ist auch die Scala der Geschwindigkeiten gegeben und es 
genügt dann die Länge der Sehne des durchlaufenen Bogens 
und die Summe der äusseren lladienvectoren FX-^-FM^ um 
die Zeit zu bestimmen. 

§ 2U4. Aufgabe 40, (Fig. 21, Seite 86.) Oegeben ist dir 
Länge der grossen Axe, dk Lage des Brennpunktes und die Lage 
der beiden Funkte N und M; mm soll die JSUipse eonsirmren, 

Lösung: Man ziehe die beiden Radienvectoren FM und 
FN von der grossen Axe ab, dann sind die Differenzen oder 

Reste nach der Natur der Ellipse gleich den Abständen der 

I'üiikte 31 und X vom anderen Brennpunkte f] da die Punkte 
aber ilirer Lage uach gegeben sind, so kann auch der Brenn- 
punkt f ohne Schwierigkeit gefunden werden. Dann wird die 
[121] Gerade Ff in (/ halbirt und die halbe Tj-iiii^e der Ki'Oäseu 
Axe von (' aus nacli .1 und B abgetragen: dann ist AB 
Lage und Länge der grossen Axe. Die übrige Construction 
kann dann sehr leicht erledigt werden. 

§ 205. Anmerkung» Es ist klar, dass die Bestimmung 
von f zweideutig ist, dass daher anderweitig festgesetzt werden 
muss, welche von beiden zu wählen ist. 

§ 206. Lehrsatz 20. (Fig. 15.) Wenn ein (o)nct, dcsaen 
1 '/nluufszeit bekannt isty von der Erde ans in beiden Knoten 
beobachtet icird^ so ist hierdurch die Lage und Lü)ige der 
Knotenlinic und die Lage .der grossen Axe und überliaupt die 
ganze Bahn bestimmt^ tmr die Neigung der Bahnebene bleibt 
unbestmmt. 

Beweis: Sei NAN' ein Theil der Ellipse, F ihr Brenn- 
punkt oder das Centrnm der Sonne, EE' die Bahn der Erde 

und zugleich ihre Oerter zur Zeit der beiden Beobachtungen. 
Die Lagen der Geraden EX und E'y' sind durcli die ^eo- 
cen tri sehen Längen gegeben und NFN' ist die Knotenlinie. 
Da nun die Umlaufszeit und damit die g-rosse Axe ?esrehen 
ist, so kann die Scala der Geschwindigkcitt;u construirt wt* rdeu. 
Auf dieser zäl^e man von der Sonne aus die Zeit ab, die 
Z¥risohen der ersten und zweiten Beobachtung liegt und nehme 
die entsprechende Distanz, so wird dies die Länge NN' der 

7* 



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100 



J. H. Lumbert 



Knotenlinie sein. Da iliese nothwendig durch F ^eht und 
zwischen die Geraden NE und X'E' fallen muss, so kann 
sie nun irezogen wiM-den. Es sind jüso jetzt die beiden Punkte 
[122] N und N' uud der Brennpunkt F gegeben, so dass die 
Constraction der Bahn nach Aufgabe 40 (§ 204) aas^efühn 
werden kann. Da die Punkte N und N' in der Ebene der 
Ekliptik liegen, so kann die Neigong der Bahn ans diesea 
Angaben allein nicht gefanden werden. 




Fig. 16. 



§ 207. AnDierkuilfT. Es ist nooli zu bemerken, dass 
Lösung achtfach ist. Es kann iifinilich zunächst die Strecke, 
NN' auf vierfache Weise zwischen die Geraden NE und N'f^ 
gelegt werden, so dass sie durch F hindurchgeht. Sodann i 
lässt jede Lage der Geraden NN' noch eine zweifache Lagt 
der Bahn zn (§ 205), woraus also eine achtfache Lösnof 
resnltirt. Es ist jedoch nicht schwer, sie auf eine zweifadil 
zarflckzuftthren. Wenn nämlich auch die Strecke NN' aiJ 
vierfache Weise gelegt werden kann, so geht sie doch nur ^ 
zwei Fällen selbst durch wie es sein muss, weil das OentrDai| 
der Sonne nothwendig zwischen den beiden Knoten iV und 'S* 
liegt, lü den beiden übrigen Fällen fällt F ausserliaib dif 
Knoten und diese sind daher auszuschliessen. Sodann maciit 



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Abhandlangen zur BahnbestimmnBg der Cometen. 1, 4. 101 



die doppelte Lage der Bahn ^§ 205; hier keinerlei Schwierigkeit, 
weil ja mit Zuhilfenahme einer dritten Beobachtung die rich- 
tige Lage der Baku zugleich mit dem ^eigungs» winke! be- 
stimmt wird. 

§ 208. Lehrsatz 21. Wenn die ündaiifsxeit eines Cometen 
bekannt ist und ausserdem drei geoeentrisdie Oerter mit den 
Beohaehiungsxeiten^ so kann dadurch die Grösse und Lage der 
Bahn bestimmt werden, 

[123] Bewei^i: Durch die Umlaufszeit ist nämlich die 
grosse Axe mul damit die 8cala der Gesohwindi|K:keiten src- 
geben (§ 71, 200 ft'.'. Da der Gebrauch derselht n genau der- 
selbe ist, wie der der parabolischen Scala, so kann die Con- 
struction der fiahn ebenso absol^irt werden, wie bei der 
Parabel, die wir in der zweiten Lösung der Aufgabe 31 (§ 155) 
gegeben haben. Es wird nämlich zuerst der wahre Ort zweier 
Cometenpositionen bestimmt und dann mit Hülfe der dritten 
Beobachtung die Bahn nach Aufgabe 40 (§ 204) constmirt. 

§ 209. Anmerkung. Ich überriehe nicht, dass die Umlaut's- 
zeit, welche in diesem Satze als gegeben angenommen w urde, 
eigentlich fehlen koimte, da doch drei geocentrische Cometen- 
r>rter genügen müssen. Damit es nun nicht scheine, als ob 
ich ohne Grund die Zahl der Daten vermehrt hätte, will ich 
folgendes bemerken. Zunächst steht fest, dass es eine allge- 
meine Eigenschaft der Cometenbahnen ist, dass der Bogen, 
welcher während der Sichtbarkeitsdauer durchlaufen wird, nur 
ein kleiner Theil der ganzen Ellipse ist. Daher kann man 
von den secbs Bahnelementen (§ 141, 142) die grosse Axe 
ans sich so nahe liegenden Oertern nicht mit Sicherheit ableiten, 
da auch der kleinste kaum vermeidliche Beobachtungsfehler 
einen sehr merklichen Unterschied erzeugen würde. Man muss 
hier auch der Aberration des Lichtes gedenken, welche die 
Beobachtungen melir oder weniger unsicher macliL und dereu 
Effect man nicht berücksichtigen kann, wenn die Cometenbahn 
^124^ nicht schon nahe bekannt ist. Wenn aber die Bahn 
richou nahe bekannt ist, so trifft es sich zuweilen, dass ans 
den übrigen Bahnelementen erkannt wird, dass der Comet 
bereits in früheren Zeiten beobachtet worden ist, und daraus 
kann dann die Umlaufszeit geschlossen werden, zumal wenn 
er schon mehrere Maie beobachtet worden ist. Ist aber die 
Umlaufszeit gegeben, so wird dadurch die Bahnbestimmung in 
allen Fällen sehr erleichtert, weil man nun die Scala der 



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102 



J. H. Lftnibert. 



Geschwindigkeiten gebrauchen oder sich eine Tafel des ellip- 
tiachen Falles berechnen kann, wenn man die Sache g-enauer 
durch Rechnnnor erledigen will. Ist die Umlaiilszeit s^efundtii. 
so hat man noch dasselbe zu beachten, was wir schon bei der 
Parabel angemerkt haben i< 170, 171). 

§ 210. Aufgabe 41. (Fig. 23.) Ea die grosse Jxe AB, 
die Summe der BaMmvectorm FN+ FM und die Sehm MS 
tjcfjehcn: mm soU die Zeit finden^ in weUsker der Bogen NM 
durchlaufen vnrd. 

Lösung: Ist alles wie in Lehrsatz 17 (§ 196], so wird 
der Comet, von h nach F fallend den Abschnitt 7nn in der- 
selben Zeit zurückle};ren , in weicher der Bogen NQM durch- 
laufen wird, und es ist: 




[125] Wird gesetzt: 

Fh = AB = a 
Fm = X. 
Fn=^ 

und sind t und x die Zeiten, in welchen Fni und Fn durch- 
fallen werden, so dass t — z = T die gesuchte Zeit ist, m 
hat mau (§ 201): 

2\2mt p xd% 
V'ä ^ Vax — 
2V2mT_ r CdC 



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Abhandlnngen zur BahnbeBtimmniig der Cometen. 1, 4. 103 

JBntwickelt man in Reihen uud integriit, so kommt: 

» * '.^ 

und daher 

[186] § 211. Zusatz 1. Wenn die grosse Axe tinendlieh 

gross ist, die Ellipse also in eine Parabel übergeht, dann erhält 
man kurz 

wie schon Mher bei der dritten Lösung der Aufgabe 15 (§ 83). 

§ 212. Znsatz 2. Es ist jetzt auch ersirhtliclu was man 
der Zeit, die nach der H3^pothese der Parabel berechnet ist, 
hinzufttgen luuss, um die Zeit zu erhalten, in welcher der 
elliptische Bogen durchlaufen wird. Der erste Term der er- 
haltenen Reihe ist niimlicli von der Axe der Elüpse unabhängig 
nnd dient, allein gebraucht, für die Parabel. 

§ 213. Zusatz 3. Ist FB die Axe der Hyperbel, so wird 
die Zeit des hyperbolischen Falles der Cometen yon m naeh 
F nach § 210 

2y2r 2^a^2-4^a* 2.4.6^a*^ / 

Hieraus kann leicht die Scala der hyperbolischen Geschwindig- 
keiten construirt werden, ähnlich wie bei der Ellipse und 
Parabel. 

[127] § 214. Lehrsatz 22. (Fig. 26.) 117/7/ um die 
grosse Axe der Ellipse AB der Halbkreie AqB geschlagen ^ die 
Sehne NM parcdlel xur Axe AB gezogen^ tmd die OnUnaten 
PNn^ RMm errichtet, so werden ^ wenn für die Eü^se die 
Sonne im Bren/i^nkte Fy für den Kreis aber im Centrum C sich 
befindetj die Bogen NQM wnd nqm in derselben Zeit ämehkmfen. 



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104 



J. H. Lambert. 



Beweis: ErricLtet mau im Ceutrum C die Normale COr 
so halbirt diese die beiden Sehnen XM und tnfi] zieht mitii 
daher i^Q, ao wird QE = qg (§ 180} und die nach den An- 
gaben von Lemma 24 (§ 173) durch Q gelegte Ellipse geht id 
diesem Falle wegen FQ — A C in einen Kreis vQu über, 
der gleich ist dem Kreise AqB, Zieht man daher vEfi normil 
za J^O, so wird der Bogen vQ^i in derselben Zeit dnreli- 
lanfen wie der Bogen NQM (% 183). Wegen FQ = Cq 
QE^qg ist aber der Bogen nqm gleich v()u nnd dit 
Sehne nm gleich rni. Wenn man daher das Centrum de: 
Sonne für den Kreis ÄqD nach C versetzt, so ^vird 
Bogen nqm iu derselben Zeit durchlauien, wie der elliptisclir 
Bogen NQM. 

% 215. Znsatz 1. Wenn also die Zeit gegeben ist, in 
welcher <Ur Comet von Ä nach N gelangt, so ist es nicht 
schwierig die Zeit zu finden, in welcher er von A nach I 
gelangt und umgekehrt. Es ist nämlich nur die Zeit zn 2^ 
diren oder zn snbtrahiren, in welcher der Kreisbogen 
dnrchlanfen wird. Deren Berechnung aber ist sehr leicht 
denn dieselbe verhält sieh zur Umlaufszeit des Cometen, irif 
der Bogen nqm zur l\'ripLeric des ganzen Kreises AqB, 

[128] § 216. Zusatz 2. (Fig. 26.) Da unser Theoicui 
von der Lage des Brennpunktes F unabhängig ist. .so durch- 



die Zeit gegeben ist, iu weicher er von B nach R fällt, sehr 
leicht die Zeit ermittelt werden, in welcher er von B nach f 
fällt, oder auch, wenn die Zeit g^eben ist. in welcher er von 
P nach Ä gelangt, jene, die er von R nach A gebraucht 



§ 217. Lekrsatz 23. (Fig. 21.) Wmn die grosse Ak 
gegeben ist^ so kann die Bewegung eines Cometen über einen 




Fig. 26. 



läuft der Comet, wenn 
das Centrum der Sonne 
nach A versetzt wird,äo 
dass AF=0 ist, vonf 
nach A und wenn er mit 
elliptischer Qeschwb- 
digkeit sich bewegt, die 
Strecke in dersel- 
ben Zeit, iu welcher 
der Kreisbogen nqni 
durchlaufen wird. Und 
so kann wieder, wenn 



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AbhandlttngdB zur Bahnbestimmuiig der Gometen. 1, 4. 105 



beliebigen Bogen NM ersetzt werden durch die Beivegii/ng in 
ei?ier and^cm Ellipse nQm von gleicJier Umlaufsxeit^ und zwar 
so, dass er in dieser letzteren in derselben Zeit die Bogen nQ 
und mO durdiläufty welcJie auf beiden Seiten des Scheitels Q 
gleich gross sind. 

Beweis: Mau halbire die Sehne XM in nehme die 

FN + FM 

halbe Summe der Kadienvectoren , und constniire 

das rechtwinklige Dreieck FEm^ so dass 

Em = ^NM 

wird. Kimmt man dann die Differenz zwisclu^n Fm und der 
Axe -1 B und schneidet mit derselben von 7n aus auf EF in ip 
ein, so ist damit der zweite Brennpunkt der gesuchten Kllipse 
gefunden. Wird daher rpF in c halbirt und cQ = cb = AO 
gemacht, so wird Qb die grosse Axe. Mit ihr und dem Brenn- 
punkte F kann die Ellipse construirt werden und es ist dann 
mQn der gesnchte Bogen (§ 183). 



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m 



J. H. Limbcrt. 



i 



Taiei I. Zur Berechnung des parabolischen falle« 

iu die Sojmo. (§ 115.) 



Zeit 


Ulst. o 


Zeit 


Di8t. S 






\f H flAJ 




0^ 


A OTT 00 






02750 




6 


28866 




6 


043f)6 




12 


29987 




0 


05721 




18 


31088 


0 


12 






0 






1.') 


08042 






33233 




18 


01)082 




12 


34279 




21 


10064 




18 


35311 


1 


0 


1 inn9 


6 


0 








11900 




6 


37326 




6 


1276B 




12 


38318 




» 


18()04 




18 


39294 


1 

a 


12 


V. 1 'i'x 1 O 


7 


0 






15 


15206 




6 


41211 






15976 




12 


42153 




21 


16728 




18 


43085 


2 


() 


/ 1 1 7Aii J_ 

U. 1 • 41)4: 


8 


0 


U.44UUO 






181 8-1 




6 


44919 




6 


I881jl 






45822 




9 


19584 




18 


46712 




12 




9 


0 






15 


2(M>35 




6 


48479 




18 


21595 




12 


49348 




21 


22244 

mm mm mm m» 




18 


50211 


3 


0 




10 


0 






3 


23516 




12 


62753 




6 


24139 


11 


0 


54415 




9 


24754 




12 


56052 


3 


12 


0.25360 


12 


0 


0.57665 




15 


25961 




12 


59256 




18 


26055 


13 


0 


60826 




21 


27142 


14 


0 


63906 


4 


0 


0.27722 


15 


0 


0.66914 




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Abhandlnngen zur Bahnbestimmnng der Cometen. 1, 4. 107 



Zeit. 


Dist. 0 

■ ■ 


Zeit 


DistO 


Zeit 

* 


DiBt 0 


1 o 


U.Ot^t» 1 Hb 






iO 


1 . J.JO. J 


16 


6U85G 


46 


41243 


76 


97394 


17 


72737 


47 


43282 


77 


1.99122 


18 


755B3 


48 


45307 


78 


2.00843 


19 


7Ö336 


49 


47318 


79 


02555 




u. n n »o i 


ou 




wn 
öU 




-21 


83741 


. 51 


51300 


81 


05960 




86379 


52 


53272 


• 82 


07651 


23 


88977 


53 


55230 


83 


09336 


24 


91Ö38 


54 


57176 


84 


11014 




U. . ''*UOO 


OO 


l.OtJl 1 1 


ÖD 




26 


96555 


56 


61034 


86 


14350 


27 


0.99015 


57 


62945 


87 


16009 


28 


1.01442 


58 


64845 


88 


17661 


29 


03846 


59 


66735 


89 


19307 






ou 








31 


08567 


61 


70482 


91 


22580 


82 


10890 


62 


72340 


92 


24208 


33 


13188 


63 


74188 


93 


25829 


34 


15463 

• 


64 


76026 


94 


27445 




1 17717 




1.1* ODO 






36 


19948 


66 


79675 


96 


30660 


37 


22159 


67 


81485 


97 


32260 


38 


24351 


(')8 


83287 


98 


33853 


39 


26523 


69 


85080 


99 


35441 






1 u 


l.ODODO 


IAA 




41 


30812 


71 


88639 






42 


32931 


72 


90106 






43 


35032 


73 


92165 






44 


37118 


74 


93916 






45 


1.39188 


75 


1.95659 







Digitizea by LiOOgle 



108 J* H. Lambert. 



Tafel II. Zar Berechnnng des elliptischen Falles. (§ 202. 















Zeit 


Dist. 0 


Zeit 


Dist 0 






0 


0 


17 


7008 


34 


9355 


1 


1270 


18 


7209 


35 


9434 


2 


1984 


19 


7399 


36 


9508 


3 


2562 


20 


7580 


37 


9577 


4 


3062 


21 


7753 


38 


9642 


5 


3513 


22 


7918 


39 


9699 


6 


3921 


23 


8075 


40 


t 9751 


7 


4298 


24 


8226 


41 


9799 


8 


4647 


25 


8368 


42 


9842 


9 


4973 


26 


8503 


43 


9880 


10 


5279 


27 


8631 


44 


9912 


11 


5567 


28 


8753 


45 


9939 


12 


5840 


29 


SHG9 


46 


9961 


13 


6100 


30 


8978 


47 


9978 


14 


6343 


31 


9081 


48 


9990 


15 


6575 


32 


9178 


49 


9998 


16 


6797 


33 


9269 


50 


10000 


17 


t 7008 


34 


9355 







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n. 

BemerkuDgeQ 
über die scheinbare Bahn der Cometen. 

(Obsenrations sur l'orbite apparente dea Oom^tes, 
Ifouveaux Mämoires de rAoadämie de Berlin Annee 1771.) 

[d52] § 1. Die Astronomen haben bis jetzt mehr Gewieht 
darauf gelegt, die wahren Bahnen der Gometen zn eimittehi^ 
als die Erseheinimgen zu bestimmen, welche man daraus für 
ihre scheinbaren Bahnen ableiten kann. Man kann zwar, wenn 
die wahre Bahn bekannt ist, daraus die scheinbare Bewegung 
sehr leicht ableiten, ja sogar voranssagen, aber man macht 
dies immer nur für bestimmte Fälle und eine allgemeine 
Theorie ist daher nicht ausgebildet worden. Man begnügt 
sich zu wissen, dass drei Beobachtungen zur Berechnung der 
wahren Bahn nöthig sind, und man hat dafür mehrere Me- 
thoden vorgeschlagen, welche alle schliesslich anf Versuche 
und Annäherungen hinauslaufen. Das ist eine lange Arbeit 
und daher verdient Alles Aufmerksamkeit, was sie abkürzen 
kann. In dieser Absieht möclitc ich eine allgemeine Theorie 
der öcheinbareu Bahnen vorschlagen und um nicht blos beim 
Vorschlag zu bleiben, gebe ich hier eine Probe, aus der man 
w ohl ersehen wird, dass es sich lohnt über diese Sache nach- 
zudenken. 

§ 2. Wenn die Erde und der Comet sich in geraden 
Linien mit g-leichförmiger Geschwindigkeit bewegen würden, 
so wäre die scheinbare Bahn des Cometen eine sehr einfache 
und man brauchte keine Theorie ; denn er würde einen grdssten 
Kreis der Sphäre beschreiben. Zwei Beobachtungen würden 
genügen, um die Lage dieses grdssten Kreises zu bestimmen 
und eine dritte wäre nöthig, um die Ungleichförmigkeit der 
scheinbaren Geschwindigkeit zu ermitteln und damit die ganze 



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110 



scheinbare Bewegung des Cumeten. Aber so liegt die Sache 
in Wirklichkeit nicht. Sehr selten liegen mehr als drei Punkte 
^353^ der scheinbaren Bahn genau in einem grössteu Kreise; 
also können ^\eder die Erde noch der Comet sich in gerader 
Linie und mit gleichmässiger Geschwindigkeit bewegen. 

§ 3. Wenn ein Comet sich genau in der Ebene der Ekliptik 
bewegen witrde, so fände seine scheinbare Bewegung ebenfalls 
in der Ekliptik, also in einem grössten Kreise statt. Aber 
dieser Fail tritt nicht ein; wenigstens sind bis jetzt alle 
Cometen ober- oder unterhalb der Eikliptik gesehen worden 
oder sie haben dieselbe nnr in einem Punkte gesehnitten. 
Man weiss sogar, dass die meisten Cometenbahnen sehr starke 
Neigung haben. Wir kdnnen also auch von dem Falle ab- 
sehen^ wo der Comet sieh in der Ebene der Erdbahn bewegt 

§ 4. Wenu wir nun nach die scbeiiibare Bewegung der 
Cometen in grussten Kreisen nicht zulassen können, so werden 
uns diese doch von Nutzen sein, indem sie uns als Vergleichs- 
mittel dienen. Betrachten wir die scheinbare Bahn eines 
Cometen, nehmen darauf zwei Punkte und legen durch sie 
einen grössten Kreis. Ich behaupte, wenn die xivkclienliegen- 
dcn Punkte der scJieifüfaren Balm auf derselben Seite liegen^ 
wie die xiigeitörigen Oertcr der Sonne ^ dann ist der Comet 
weiter von der Smine entfet-nt cUs die Erde und im e/iiigegen- 
gesetsUeu Falle ist er näher, 

§ 5. Da ich hier vorläufig dieses Theorem nmr anfahre, 
um den Nutzen der scheinbaren Bahn erkennen zn lassen, so 
habe ich die nüheren Bestimmungen nicht ausgesprochen. 
Denn es ist nicht gleichgültig, wie die Punkte .4, Bj C ge- 
nommen werden; im Gegentheil, es ist angemessen, eine Wahl 
zu treffen. Abcur all* das wird sich besser durch die Analyse 
zeigen, die mich auf dieses Theorem gefOhrt hat und die ich 
jetzt auseinandersetzen will, zuerst im Allgemeinen und dann 
im Besonderen. 

§ 6. ^Fig. 27.) Sei S das Centrum der Sonne, MX ein 
Theii der Cometenbahn, (J ein zwischenliegender Funkt, der 
ungefähr in der Mitte liegt. Zieht man die Sehne MN und 
die Kadienvectoren SM, SQ^ so behaupte ich erstens, 

dass die Zeiten, die der Comet braucht, um die Bogen MQ 
und QX zu durchlaufen, sehr nahe im Verhältniss der Stücke 
Mq und q iV der Sehne MX stehen. Denn die Zeiten verhalten 
sich wie die Flächen der Sectoren M6Q und SQN ond daher 



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Abhandlungen zur Bahnbegtimmung der Cometen. 11. III 



[354] nahe wie die Dreiecke S3fQ und S(}y. Da nun diese 
Dreiecke die Grundlinie SQ gemeinsam haben, und ihre Höhen 
sich wie Mq zu qN verhalten, so folgt, dass ihre Flächen sich 
wie die Strecken Mq und qN ver- 
halten, und folglich Terhalten sich 
die Zeiten, die der Comet braucht, 
um die Bogen MQ und QN zu 
durchianfenj ebenfalls sehr^ nahe wie 
diese Strecken 3{q und qN. Ich 
bemerke noch, dass man beweisen 
kann, dass es immer einen Punkt Q 
giebt, für den dieser Satz streng 
richtig ist. Aber im Allgemeinen 
gentigt es, den Wiükel MSX hin- 
länglich klein zu nehmen, um den 
Unterschied unmerklich werden zu 
lassen. 

§ 7. Zweitens setzen wir vor- 
aus, dass ftlr jede Cometenbahn die 
Zeit, um den Bogen MN zu durch- 
laufen dieselbe sei und d(.iss sie so 
klein sei, dass der Winkel MSX 
15 bis 20 Grad nicht tiberschreitet. W emi dann der Punkt Q 
ungefähr in der Mitte des Bogens MN lie^rt. so dass der Pfeil 
Qq wenig oder ,?ar nicht sich von seinem Maximum unter- 
scheidet, so behaupte ich, dass (Jq sehr nahe umgekehrt pro- 
portional dem Quadrat von SQ sein wird. Denn da die 
Kxümmui^ des Bogens MQ eine Wirkung der Gravitation ist, 
kann man den Pfeil Qq als Wirkung des Falles des Cometen 
gegen die Bonne betrachten. Es wird also Qq^ wenigstens 
genilhert, proportional dem Quadrat der Zeit und umgekehrt 
proportional dem Quadrat der Distanz SQ sein. Nun Ist die 
Zeit als constant oder gleich fflr alle Fälle vorausgesetzt ; also 
ist Oq einfach und sehr nahe umgekehrt proportional dem 
Quadrat von SQ. In Bezug hi! rauf bemerke ich nocli, «lass 
es Punkte Q giebt, wo das Theorem streng gilt. Al)er da 
man diese Punkte nicht immer :ui> wählen kann, halte ich au 
dem »nahezu« fest, das um so mehr der Wahriieit nahe 
kommen wird, je weniger spitz der Winkel MqS und je 
kleiner der Winkel MSN ist. 

§ 8. (Flg. 28.) Sei jetzt S das Oentrum der Sonne, ^0 die 
Bahn der Erde, MN die Bahn des Cometen, so zwar dass 




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112 



J. H. Lambert. 



der ( 'omet sich in den Punkten 3/, 0, befindet, wenn die Erde 
in Ii, ist. Wir setzen die Zeitintervalle noch als nahezu 
gleich voraus. Ziehen wir dann die Sehnen ^ C* und üfJNT und 




s 



Fig. 28. 



[356J die Badienvectoren SB und SQ^ dann wird nach dem 
zweiten Satz {§ 7) sehr nahe sein: 

und dies giebt: 

§ 9. Nach dem ersten Satze (§6} hat man ebenso sehr 
nahe 

da diese TIk ilr der Sehnen sich nahezu wie die Zwischen- 
zeiten verhalten. 

§ 10. Und daraus folgt nun, dass wir voraussetzen können, 
dass die Erde, statt den Bogen ABC za dorchlanfen, die 
Sehne AbC dnrchlänft und dass der Comet, statt den Bogen 
MQN zu dnrchlanfen, die Sehne MqN durehlftnft, beide in 
gleichförmiger Geschwindigkeit, da die Zeitintervalle, nahe 
wenigstens, im Yerhältniss der Strecken Ab:bO nnd Mq : ^.V 
stehen. 



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Abhaüdluügeü zur l>almbestiiumu,iig der Cometen. iL 113 



§ 11. In diesem Falle aber wird die scheinbare Balm des 
Coraeteu ein gr »>ster Kreis der Sphäre; mid dieser grüsste 
Kreis kann gezeichnet werden mit TTfllfe der in A und G 
angestellten Beobachtungen. Diese beiden Punkte sind dem 
Bogen ABC und der Sehne AbC gemeinsam. Es wird also 
nur die in dem Zwiachenpnnkte B erhaltene Beobaehtung von 
der Voraussetzung geradliniger Bahnen abweichen. Unter- 
suchen wir, in welcher Weise. 

§ 12. Offenbar sieht die Erde in B den Cometen in Q in 
der Richtung der Geraden BQ, und unter der Yoraussetzong 
geradliniger Bahnen wird die Erde in b den Cometen in q in 
der Richtung der Geraden bq sehen. Wenn also die Geraden 
BO und bq parallel zu einander sind, so wird der scheinbare 
Ort des Cometen in dem einen wie in dem anderen Falle 
derselbe sein. Im entgegengesetzten Falle werden sie sich 
von einander unk i scheiden. Das wollen wir nun bestimmen. 

§ 13. Zunächst sieht man, dass die Punkte b und <7, da 
sie den Geraden SB bez. S(j angehören, in der Ebene des 
[356] Dreieckes BS(J liegen, welches auch die Lage der 
Cometenbahn sei. Nehmen wir also den Fall^ wo die Geraden 
BQ und bq VI einander parallel sind, so werden wir haben: 

Bb: Qq = SB: SQ. 

Da aber nach dem zweiten Theorem (§ 7} allgemein 

BbiQq = SQ*:8B* 

ist, so folgt: 

8B:SQ=: SQ^:8B^ 

oder 

SQ = SB. 

Also: die Geraden BQ und bq sind nur dann zu einander 
parallel, wenn der Comet in Q eben so weit von der Sonne 
entfernt ist wie di(^ Erde. Nur in diesem Falle auch kann 
der grdsste Kreis, der durch die scheinbaren Oerter des Co- 
meten zur Zeit der ersten und dritten Beobachtung hindurch- 
gelegt wird, durch den scheinbaren Ort des Cometen zur Zeit 
der zweiten Beobachtung hindurchgehen. 

§ 14. Nehmen wir weiter an: 

SQ>SB, 

dann sieht man nach dem zweiten Satze (§ 7), dass mit noch 
grösserem Rechte 

Ostwald s Klassiker. 133. 8 



< 

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114 



J. H. Lfttnberi. 



Bh^ (Jq 

sein wird. . Abo nähern sich die Geraden BQ und bq um 
so mehr, je näher man an kommt, und dies noch um so 
melir, als in diesem Falle die Gerade SQ gegen die Gerade 
BQ geneigter ist als SB, Sie werden also einen Schnitt- 
punkt R haben, welcher jenseits des Oometen in Q liegt. 
Weiter folgt, dass der Winkel SbB grösser ist, als der Winkel 
8BB. Und daraus ergiebt sich, dass der scheinbare Ort des 
Gometen gesehen von der Erde in B weniger weit von der 
Sonne entfernt scheint, als wenn man ihn vom Punkte b der 
geradlinigen Bahn in der Richtung der Geraden bq sähe. Der 
Winkel BEb ist das Maass der Differenz. 

[357] § lö. Setzen wir allgemein 

Bb. ^ 



0« = 



SB"^ 
n 



so wird: 

EQ iEB^-.^ AinSQB: ^'^,mSBQ 



Da aber 
so folgt: 

d. h. 



^mSQBi&mSBQ =^ SBiSQ, 

BQ:EB = ^SB:J^-,SQ 

IiQ\llB = :SB^ : ^QK 



§ 16. In dem Dreiecke BRb kennt man den Winkel SBB^ 
die Seite Bb und den Winkel BBb^ welcher die Differenz 
ist, fOr die Zeit der zweiten Beobachtung, zwischen der schein- 
baren Bahn und dem grdssten Kreise, der durch die schein- 
baren Oerter des Oometen, gesehen von A und G aus, hin- 
durch^ele^t wird. Das Dreieck BRb ist also nach Grösse, 
GcÄtalt und liUi^e gegeben. Ihi inaii also die Gerade 7>ii', 
den \Viiikel SBL' und die Gerade SB krimt, so ist di^ gauze 
Frage darauf zuriickgelülut, auf der Geraden BB einen Punkt 
Q so zu linden, dass 

QR.BR^BS^iQS^ 



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Abliandlangeu zur Bahubestimmang der Cometen. IL 115 

wird. Man sieht daraus, dass die geoceiitt-i^cJte DisUmSv des 
Coinetm BQ bestimmt isty wenigstens insofern, als es unsere 
nur genäficrt richtigen zwei Theoreme (§6, 7) zulassen. Man 
sieht auch, dass diese Formeln allgemein sind, wie auch die 
Distanz sei. Es muss aber doch ein Wort gesagt werden über 
den Fall, wo diese Distanz kleiner ist als SB, 

[358] § 17. Nehmen wir 

SQ < SB, 

80 wird der Paukt der im vorigen Falle jenseits des 
Cometen lag, nun diesseits der Erde gegen A fallen. Denn 
hier ist Q9 Bb und die Gerade ^SQ ist weniger gegen die 
Gerade BQ geneigt als SB, Die Geraden BQ und bq ent- 
fernen sich also bei der Annäherung an Qq von einander. 
Daraus folgt, dass der Winkel SBQ grösser wird als der 
Winkel Sbq und dass folglich der scheinbare Ort des Cometen, 
gesehen in der Richtung BQ von der Sonne entfernter er- 
scheinen wird, als wenn man ihn in der Bichtung 5 g im Falle 
geradliniger Bahnen sähe. 

§ 18. Diese Resultate können uns mm von den verschie- 
deueu Wendepunkten Rechenschaft geben, die man in der 
Curve der scheinbaren Bahn wahrnimmt. Das einfachste 
^Mittel, diese zu erkennen, ist, diese Bahn [auf eine Ebene] 
zu projiciren, indem man das Auge in den Mittelpunkt der 
Erde versetzt. Denn alle grössten Kreise der Sphäre werden 
dann durch gerade Linien repräsentirt und umgekehrt jede 
Gerade repräsentirt einen ^rössten Kreis an der Sphäre. Die 
scheinbare Bahn wird durch eine gekrümmte Linie dargestellt, 
welche einen Wendepunkt gerade da haben wird, wo der 
scheinbare Ort des Cometen einer heliocentrisohen Distanz 
zugehört, die gleich der Entfernung der Erde von der Sonne 
ist. Denn in allen Punkten, welche einer grösseren heliocen- 
trisehen Distanz entsprechen, wendet die Gurre ihre convexe 
Seite gegen den Punkt der Eklipilk, wo der entsprechende 
Ort der Sonne ist; und fflr jede heliocentrische Distanz, die 
kleiner ist, wenden sie ihre coneave Seite gegen die Sonne. 
Das ist immer so, ausser wenn der Ort der Sonne in der 
Tangente liegt, die im entsprechenden Cometcnort gezogen 
wird; denn dann liat die Curve auch dort einen Wendepunkt, 
weil die convexe Seite zur coneaven >vird. Zuletzt möchte 
ich noch bemerken, dass diese Curven sehr genau gezeichnet 
[359] werden müssen, weil häutig ihre Kiümmung sein* klein 

8* 



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116 



J. H. Lambert. 



ist, besonders wenn der Comet weiter von der Sonne entfernt 
ist als die Erde und die Neigung seiner Bahn nicht gross ist. 

§ 19. (Fig. 29.) Man kann sich auch der Rechnung be- 
dienen und zwar wie folgt. Es seien ES die Ekliptik, j9, C 
drei geocentrische Uerter des Cometen, projicirt auf die Ekliptik, 
Aüj Bhj Cc die zugehörigen Breiten, S der Ort der Sonne, 




Fig. 29. 

der dem in b gesehenen Ort des Cometen entspricht. Man 
ziehe durch ca einen grüssten Kreis der Sphäre, der die 
Ekliptik in E schneide. Dann handelt es sich zuerst darum, 
diesen Punkt zu finden und sodann den Winkel aEA. Nennen 
wir zu dem Ende 

Aa = a A E = e 

Co — y AEa = (p 
AC= l 

dann wird sein 

cotg cp = sin 8 cotg a = sin '/ + e) cotgy , 

also: 

sin [l 4- £) : sin£ = tang;' : tanga , 

woraus : 

tang(€ + J /) : tang 4^ A = sin(/ + a) : sin(/ — a) 

4. ^ I 1 i\ sin(/ + «)tangp. 

tang fc + J / = • 

- sin [y — a) 

Hieraus findet man den Bogen f -f- ^A, worauf der Bogen 
6 = AE und folglich auch der Winkel (p durch 

cotg (p = sin e cotg « 

sich leicht ergeben. 

g 20. Da die Punkte B und 5, ferner die Bogen BS 
und Bb gegeben sind und der Winkel bBS ein Rechter ist, 



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Abhandlangen zur Bahnbestimmnng der Oometenu XL 117 

ho tindet man den Winkel bSB und die Hypotenuse Sb durch 
<lie Formeln 

cot^bSB = cotgjS6 sin^^ 
cos 5 5 s cos Bb cos BS , 

360] § 21. Endlich kennt man im Dreieck EdS die 
Seite ES und die Winkel dSE und dES und findet daher 
die Seite 8d durch die Formeln: 

ED — PS _ tan^i ESsmidSE — dES) 
2 "■ Bm{dSE+dES) 

cotg(i6' = CQsdSD cot^DS. 

§ 22. Wenn man also findet, dass der Bogen Sd grösser 
ist ih der Bogen Sb^ so wird man sclüiessen, dass der in b 
gesehene Comet näher an der Sonne ist als die Erde. Dagegen 
wird er entfernter sein, wenn mau iUm liogen Sd kleiner findet 
als den Bogen Sb. Wir bemerken iiocli, dass die DitTerenz 
beider Bogen, nämlich hd, das Maass für den Winkel BTih 
der P^o:ur 28 ist. Man sieht also, wie dieser Winkel gefunden 
werden kann. 

§ 23. Da alle Folgerungen, welche wir eben ans unseren 
2wei Sätzen gezogen haben, unter den »sehr nahe«, welche 
wir zugelassen haben, zu leiden haben kannten, so müssen 
wir darüber einige Bemerkungen machen. Die erste ist, dass, 
wenn man den Bogen bd sehr klein findet, obwohl der Bogen 
AC 15, 20 oder mehr Grad beträgt, man im Allgemeinen 
schliessen wird, dass die heliocentrisclie Entfernung des Co- 
nieten zur Zeit, ayo er sich in b beiindet, sehr nahe glelcii 
iler heliocentris( Im II Entfernung der P^rde ist; aber man wird 
nicht mit Sicherheit schliessen, ob sie ein wenicr grösser oder 
kleiner ist. Das hängt in diesem Falle von der Wahl der 
zwischenliegenden Beobachtung in b ab, 

§ 24. Femer ist die Differenz bd, für ein gleiches Zeit- 
Intervall, um so beträchtlicher, je näher der Comet an der 
Sonne ist, weil dann seine Bahn eine grössere Krümmung 
besitzt. Wenn der Comet näher an der Erde ist, so trägt 

dies auch dazu bei, den Bogen bd oder den Winkel BBb 
(Fig. 28) zu ver^russern, der in Hinsicht iiuf die beiden Punkte 
i) und h eine Art parallaktischer Winkel ist. Es giebt jedoch 
in dieser Hinsicht ein Maximwn, Denn man sieht leicht, 



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118 



J. H» LambOTt* 



dass, wenn alle anderen Umstände dieselben bleiben, der 
Winkel bRB gleieh Nnll wird, wenn entweder der Winkel 

[361] BSQ gleich 0 oder gleich 180® wird. Nimmt man den 
Winkel BBb als sehr klein an, so findet nianj dass er für 
dieselben Distanzen SB und SQ ein Maxiiiiuiu wu'd, wenn 

S O* — SB* 

^"«^^'^ = Wsl-' 

weil sich dann die Punkte B^ (J auf der Peripherie eines 
Kreises befinden müssen, dessen Mittelpunkt auf der Geraden 
SQ liegt, oder was auf dasselbe hinauskommt, weil die Punkte 
B, B sich finf der Peripherie eine^i Kreises befinden, dessen 
Mittelpunkt auf der Oeraden liegt, welche durch 7? geht und 
parallel zu .S'(^ ist. Aber man sieht, dass diese Umstände 
nicht ausgewählt werden können, weil man die Cometen 
nehmen muss, wie sie sich zeigen. 

§ 25. Wir machen noch einige Anmerkungen, wie man 
die Wahl des Punktes Q treffen muss. Diese Wahl wäre sehr 
leicht, wenn dieser Punkt das Perihel des Cometen wäre. Aber 

dieser günstige Umstand 
kommt nicht vor und kann 
auch nicht im voraus er- 
kannt werden. Sei also 
(Fig. 30) das Centrura 
der »Sonne, A das Perihel 
der Cometenbahn, die ich 
als parabolisch voraus- 
setze. MN sei ein belie- 
biger Bogen. Theilen wir 
die Sehne in zwei 

gleiche Tlicile MH und 
GN und ziehen durch Cr 
die Parallele G Q zur Axe. 
Dann ist das Dreieck J/Cj »9 
gleich dem Dreieck XQ S und das Segment MQ G gleich dem 
Segment NQG^ also: 

SMOGS = SGQNS. 

Dann ziehe mau den Kadiusvector Sh so, dass das gemischt- 
linige Dreieck QGg gleich wird dem Sector hSg und man 
wird haben 

SMkS=^ SNhS. 




Fig. 30. 



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AbbaudluDgen zur Bahubeätimmang der Cometeu. II. 119 

Ist nun der Bogen MK iiiclit sehr gross, so wird Qg als 
Gerade betraclitet werden düri'eu und mau bekommt: 

SgiQg =^ Oy :yh 
Qg ' Gg 



gk = 



[362] DaraiiB sieht man, dass gh eine sehr kleine Grdsse ist 
und dass Oh sehr nahezu parallel m SQ sein wird. 

§ 26. Es sei T die Zeit, welche der Oomet biauchlj um 
den Bogen MN zu durchlaufen. Dumi habe ich in der Ab- 
handlung: Insigniores orbitae cometarum proprietates, er- 
schienen 1761, gezeigt, dass 

V2QQ ^ 2 

In dieser Formel ist die mittlere Distanz der Erde von der 
Sonne gleich 1 gesetzt und 

— = 116.2648 
m 



Es folgt also: 



oder anch 



Also ist 



nnd 



m = 0.008 601 059 . 

7)1' 



2{Sg-iQG]^ 
2SQ* 

771' 



!Nun ist 
wenn man also 



qQ>gG; 



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120 



J. H. Lamboit. 



macht, so wird diese Formel noch genauer sein. Ich schliease 
daraus, dass man iiu Allgemeinen gut thuu wird, drei Lk'ob- 
achtungen zu wählen, welche um dasselbe Zeitintervall von 
einander abstehen. Und dieses Intervall rausä noch so klein 
sein, dass der Winkel ÄfSN20 Grade nicht tibersteigt. Ich lasse 
noch einige Vorseliläge folgen, für die dieselbe Beschränkuug 
[3631 srilt und deren mau sich bei Bestimmung einer Cometeu- 
bahn bedienen kann. 

§ 27. Nach dem, was ich oben (§ 19) sagte, sieht man 
(Fig. 29), dass der Bogen arrjr des grössten Kreises derjenige 
ist; den der Comet scheinbar durchlaufen wttrde, wenn sowohl 
seine Bewegan^ wie die der Erde geradlinig nnd gleichl5rmig 



wäre, nnd dass f&r die Momente der drei Beobaefatungen die 
scheinbaren Oerter des Cometen a, ri, e sein wflrden. Es 
bandelt sich also nur dämm, die Länge der Bogen ad nnd de 
mittelst der Bogen EÄ^ EC und des Winkels ÄEa^ die nach 




Fig. 29. 




e 



§ 19 bestimmt werden, zu er* 
mittein. Sind aber die Bogen 

ad und de gefunden, so kann 

man s^ie mit den Intervallen der 
Zeit zwischen den drei ]>eol)aeli- 
tungen vergleichen, um das Ver- 
hältniss der geocentrisehen Di- 
stanzen des Cometen für die erste 
nnd dritte J Beobachtung zu be- 
kommen, und zwar folgender- 
massen. 



T 



Flg. 31. 



§ 28. Man mache (Fig. 31) 
die Winkel aTd und dTc gleich 
den Bogen ad und de von Fig. 29. 
Nimmt man dann auf der Geraden 
Ta einen beliebigen Punkt a an, 



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Abhandlungen zur Bahnbestimmung der Cometen. IL 121 



so handelt es sich darum, eine Gerade ae zu ziehen, dass sie 
die Geraden T d und Tc so sehneidet, dass die Strecken ad und 
de proportional den Zeitintervall eii zwischen den den Punkten 
€i, V entsprechenden Beol)ai'htungen werden. Seien diese 
Zeiteniutervalle t und r, ferner Winkel aTd = oj, dTo=^(p, 
Macht mau == 1 und setzt Te = so hat mau: 



also 



und folglich 



d. h. 



sin CO : a d = sinat^jT: a T 
sin 9) \de = madT: cT 



9madT=^ - = — 3 — - 

ad de 



de sincü 

cT = al — r 



ad sinr/) 



T sinw 

X = 



^ siu^ 

[3641 § 29. Hat mau das Yerhältniss zwischen f^T und cT 
gefunden, so findet man leicht den Winkel Tac und dann dT 
oder das Verhältniss dieser Geraden lm aT und cT. Dieses 
Verhältnis^ wird nnr sehr wenisr von dem Verliältnisse der 
geocentriscben Distanz des Oometen znr Zeit der zweiten 
Beobachtung zu den beiden anderen geocentriscben Distanzen 
abweichen. Man findet aber anch sehr nahe die mittlere <^eo- 
centrische Distanz zur Zeit der zweiten Beobachtung mittelst 
der Formel des § 16. Man sieht also, dass man auf diese 
Weise die Versuche, die man zur Enuittelong der Bahn an- 
zustellen hat, bedeutend abkürzen kann. Die ganze übrige 
Rechnung kann man anf eine einfache snceessive Annähemng 
zarück£ähren, indem man die Formel anwendet (Fig. 30) 



^ ^ [SM+ SN+ MNf — {SM+ SN — . MNf 

12m * 

welche ich in dem oben (§ 26) citirten Werke gegeben habe 
ond worin T die Zeit bedeutet, welche der Oomet braucht, nm 
den Bogen MN zu durchlaufen. Der Buchstabe m hat die- 
selbe Bedeutung wie in § 26. Diese Formel ist um so ein- 
facher, als sie keiner anderen Daten bedarf, als der Sehne 



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122 J. H. Lambert AMuttdlnngen z. BabnbeBtimm. d. Oometen. IL 



MN und der Summe der beiden Radienyectoren iSfJf und SJN', 
Sie gilt für parabolisehe Bahnen, man kann sie aber leicht 

auch auf elliptische und hyperbolische Bahnen verallgemeinern. 

Ich beschränke mich darauf dies hier anzudeuten und deu 
Leser auf das Werk zu verweisen, woraus ich citire, und 
welches ausserhalb Deutschlands nicht sehr bekannt geworden 
zu sein scheint. 



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^B^r 



Anmerkimgeii. 



I. Allgemeiues. 

Leben nnd Schriften Joharni Heinrich Lamherfs (geb. 
26. August 1728 zu Mttlhansen (Elaass), gest. 25. Sept. 1777 
als Akademiker zu Berlin) sind bereits in den Anmerkungen 
zu seinem dieser Sammlung einverleibten Hauptwerke, der 
Photometrie (herausgegeben von E. Anding] ausführlich be- 
sprochen worden, so dass es genügen wird, hier nur seiner 
Thätigkeit auf dem Gebiete der Bahnbestimmung zu gedenken. 
Ausser den beiden in diesem Heft mitgetheilten Abhandlungen 
hat er noch folgende hierhergehörige veröffentlicht: 

1) Von Beobachtung und Berechnung dar Cometeuj und 
besonders des Cometen mn 17 GH. Beiträge zum Gebranche der 
Mathematik, dritter Theil 1772 Seite 200—322 (Anwendnng 
der constructiTen Methode). 

2] Vm dm Cometm 1773 und 1774 , Berliner Astro- 
nomisehes Jahrbneh für 1777 (Berlin 1775) Seite 127—137 
(Anwendung der Erfimmungsmethode). 

3) lieber die Bestimmu/ig der Laufbahn der Cometen^ 
Berliner Astrouomisehes Jahrbneh für 1779 (Berlin 1777) 
Seite 166— -172 (Kritik älterer Methoden). 

Diese enthalten grösstentheils Wiederhohingen nnd An- 
wenduno^en, so dass es geniio^t, einige Auszüge aus ilineTi in 
den folgenden Anmerknnoren zu geben. Die hier vollständig 
mitgetheilten dagegen gehören wegen ihrer bedeutenden Ke- 
snltate zu den klassischen Schriften der Bahnbestimmung und 
zeichnen sich erfreulicherweise auch durch Knappheit des 
Inhalts nnd abgerundete Form vortlieilhaft vor fast allen 
anderen LamberfschGn Werken ans, die bekanntlich wegen 
ihrer weitläufigen Darstellung dem modernen Leser starke Zu- 
muthungen stellen. 



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124 



AnmerknDgen. 



Die B«aliubestimmnug der Cometeu vor Lambert.*] 

Die Geschichte des Prohlemes der Bahnbestimmung der 
Cometen im heutigen Sinne beginnt erst mit Netoton^B Nach- 
weis, dass anch diese Körper sieb in Kegelschnitten bewegen 

müssen. Vorher hat Kepler versucht, die Bahneu der Cometen 
unter der Yoraiissetzuug, dass sie sich auf gerader Linie mit 
gleichmässiger Geschwindigkeit beweo^en, zu ernjitteln. ' Diese 
iu^>/<^r\scbe Hypothese ist noch im 18. Jahrhundert bei vielen 
Methoden zur Erlangung einer ersten Approximation benutzt 
worden {Ca.'^siiti\ Bouguer^ Boscovirh, (rrpgori)^ sie musste aber, 
wie zuerst Lambert (in der oben unter 3) citirteu Al)handlnngj 
und dann Lagrange (Oeuvres IV p. 464) nachgewiesen habeUi 
zu schweren Irrthümern führen. 

Neivton\ Lösung (Princ. Lib. III, Prop. XLI, in Wolfer^^ 
Uebersetzung Seite 472) ist eine constructive, graphische und 
war brauchbar; Hallcy hat damit eine grosse Zahl von Bahnen 
thatsächlich bestimmt und die Methoden des 18. Jahrhnuderts 
leimen sich alle mehr oder minder an sie an. Newton macht 
bereits von dem Satze Gebrauch, dass die Sehne vom mitt- 
leren Badiusvector im Verhäitniss der Zeiten geschnitten 
werde (wie alle trigonometrischen Methoden) j tmd was ihr zn 
einer vollkommenen Methode fehlt, ist eigentlich nur der 
.£%<2er*sche Satz, wofElr er sich mit einem nnvoUkommeneren 
Anshtilfemittel begnügt. PUmtanMW bat in seiner »Dis- 
quisitio de methodis traditis ad Gometaram orbitas deter- 
minandas 1839« eine analytische Darstellung der Methode 
gegeben. 

Während bei Ncivton als diejenige Unbekannte, die durch 

suecessive Näherung bestimmt wird, die Sehue zwischen der 
ersten und dritten Leo]>.iclituiig iigurirt, kommt Bowjucr (>fem. 
de l'Aead. des sc. Paris Annee 1733) darauf, zwei Distanzen 
des Cometen von der Erde als Unbekannte einzuführen: er 
kann zeigeu, dass man dadurch direct auf Gleiehuugen 1. Grades 
geführt Avird; die Methode selbst ist inusorisch aus dem oben 
angedetUeten Gruud^^ Ein in Frankreieli vor Bekanntwerden 
der I/O^iace'scheu Methode sehr häutig angewendetes Veiiahreu, 

*) Die Gesehichte des Probleius im 18. Jahrhundert beliaiidehr. 
iMijrange. Sur le probleme de la determinaiiou des orbites d apris 
trois observations, I. Mem. Oeuvres IV p. 439, 1778 und mit be- 
sonders eingehender Kritik Olbersy Cometenbahnen 1797. 



/ 

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Anmerkangen. 



125 



parabolische Baliiien zu ermitteln, ist das von Laraille, bekannt 
unter dem Namen »Methode der falschen Voraussetzungen«, 
welches mehr oder minder auf ein Errathen der Elemente 
hinauskommt und nack Newtons Methode einen Elickschritt 
bedeutet. 

Die erste rein analytische, aber sehr unvollkommene Me- 
thode hat Etiler in dem Werke »Theoria motunm planetarum 
et cometarum 1744« (deutsch von Paccassi 1781) gegeben: 
er wählt als Unbekannte die Entfernung des Coraeten von der 
Erde zur Zeit der mittleren Beobachtung, bestimmt dadurch 
Lage und Länge der Behne zwischen der ersten und dritten 
Beobachtung und daraus dann die Elemente; mit diesen wird 
der Ort fflr die Zeit einer vierten entfernten Beobachtung be- 
rechnet, mit der Beobachtong verglichen nnd damit dnrch all- 
mähliche Annäherung die Unbekannte selbst bestimmt. Er 
fibersieht also vollständig das maohtvoUe Mittel, das ihm sein 
schon 1748 bekannter Satz geboten hätte, die Sehne mit der 
Zeit zn vergleichen, und verunstaltet seine Lösung durch Her- 
anziehung von mehr Beobachtungen, als unbedingt nöthig sind. 
Die von ihm durchgefflhrten im Werke selbst mitgetheilten 
'Bahnberechnungen haben ihn wohl auch von der erheblichen 
Recheuarbeit, die seine Methode verlangt, überzeugt und er 
ist auf sie niemals zurückgekommen , sondern hat in dem 
Werke »liecherches et calculs sur la vraie orl)ite de la comete 
1769«, Petersburg 1770, neue Wege eingeschlagen, die aber 
nach Olhers^ Urtheil auch keinen Fortschritt bedeuten (mir 
■war die Abhandlung nicht zugänglich \ 

Die Methoden vor Tjornlrrt bestanden also entweder ge- 
radezu in einem Ausprolüren der Elemente, oder in einer 
graphischen Darstellung derselben oder endlich sie l)eruhten 
auf direct falschen Principien, in Folge deren Anwendung das 
Hauptgeschäft der Elementenermittelung wieder auf ein äusserst 
langwieriges Verbesserungsverfahren verlegt wurde. 

Lambertis Verdienste um das Problem der Bahnbe- 
stlmmuug der Cometeu bestehen in folgenden Punkten: 

1) £ir hat erkannt, dass es. sich in erster Linie um eine 
leicht durchführbare Methode handle, eine erste Appnmmation 
fär eine beliebig einzuführende Unbekannte zu gewinnen und 
dann um Methoden, dieiae zu verbessern. Er hat zu dem 
Ehide eine Gleichung 6. Grades mit einer XJnbekännten auf- 
gestellt, nach deren Auflösung genflherte Elemente sich sofort 



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126 



Anmerkungen. 



ergeben. Er selbst lint «Viesc (Tleiclmug freilich nicht anf- 
gelöst, sondern hat sie durch elu graphisches Verfahren er- 
setzt ^ 

2) Er hat bemerkt, dass das Yerhftltniss, in welchem die 
Sehne zinschen der ersten und dritten Beobachtung Tom 
mittleren Badiusrector geschnitten wird, genau gleich ist dem 
Verhältniss der Dreiecke ^ welehe von der Sonne und dem i 

1. und 2. Cometeiiürt einerseits und der Sonne und dem 

2. und 3. Oometenort andererseits gebildet werden, dass mau 
also an Stelle diesi r Dreiecke die entsprechenden parabolischen , 
Seetoi Ml setzt, wenn man jene Abschnitte der ganzen behae 
den Zeiten ])roportional nimmt. 

3) Er fand den wichtigen Satz, dass die Sectoren sieh 
genau wie die Abschnitte der Sehne TE verhalten, wenn der I 
mittlere Radinsvector dnrch den Schnittponkt der Tangentes 
geht, die parallel zu den Sehnen 12 und S3 an die Parabd 
gezogen werden. 

i) Er hat durch die Entdeckung und sofortiore Verwendung 
seines Satzes, dass di«* Zeit, die mr BescIn-eibuTiL^ rincs lioj^ous 
gebraucht wird, durch die unter«:espniinte Sehne und die 
Summe der Kadienvectoren der Endpunkte ausgedrückt werden 
kann, das bequeme und wirkungsvolle Mittel geschaffen, die 
aufeinanderfolgenden Hypothesen rasch zu eriedigen. 

5) Durch die Projection der Bahn auf eine Ebene, weldie 
auf der durch Sonne, Erde und Comet zur Zeit der mittleren 

Beobachtung ])estimmten Eigene (oder auf der Linie Erde- 
Sonne) si'iikrceht steht, findet er das einfachste Mittel, sofoi-t 
die Riehtimg der Projection des mittleren liadiusvectors auf 
diese Ebene aii;j:ebeii zu kuniieu, da dieselbe oti'enbar mit dor 
Projection dei' bekannten Visirlinie Erde — Comet znsamnieu- 
fallt. Dadurch fällt für ihn die Betrachtung des Pfeiles des 
duichlaufenen Bogens fort, durch welche die Newtoti'Ache 
Methode weitläufig und unsicher wird. 

6} Er giebt in seinem Satze Uber die Erflmmung der 
scheinbaren Bahn einen geradezu genialen Weg, die EHstam 

des Cometen von der Erde zur Zeit der zweiten Beobachtnng 

zu ermitteln. Er zeigt, dass der Abstand des mittleren be- 
obachteten Ortes von dem grössten Kreise, der durch- die beiden 
äusseren beobaehteten Oerter hindnreligelegt wird, von der 
Kriiunnung der Uonieten- und ErdHalin herrührt, von denen 
letztere bekannt, und erstere näher uugä weise aus der Wirkung 



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Anmerkangen. 



127 



der Centralkrall; abgeleitet werden kann; dadurch entsteht eine 
Gleichung, welche als Unhekannte die Entfernung des Gometen 
von der Erde enthält. 

Bahübestiiiiinimg naeh Lambert bis Olbers« 

Lambert selbst hat die vollen Früchte seiner erfolgreichen 
Bemühungen nicht geerntet; ihm fehlte der Sinn für die ana- 
lytische Behandlung des Problems, die doch allein zu exaeten 
Resultaten fuhren kann; gerade am entscheidenden Punkte 
kehrt er, seiner Yorliebe fttr die Geometrie folgend, wieder 
zur Oonstmction zurück und beraubt sich dadurch um den 
vollen Erfolg, den erst Olbers davontrug. Indem dieser, wie 
Encke sich ausdrückt, in glücklichster Weise geometrische und 
analytische Behandlung verknüpfte, brachte er die Methode zu 
einer Vollendung, cüe noch heute nicht übertroiTen ist; aber 
es muss doch hervorgehoben werden, dass sich die Olbcrs^sche 
Methode abgesehen von einem Punkte, <ler zur Kürzung der 
Eeehnuiij^^ beiträgt, kaum von der La mhcrf sehen tmterscbeidet. 

Die von Lambert gegebene Anregung fiel jedoch auf frucht- 
baren Boden und führte das Problem schnell der Lösung 
entgegen. Im Jahre 1777 stellte die Berliner Akademie, wohl 
auf Yernnlassung von LarnJurt und Latjramjc^ als Preisarbeit 
das Cometenproblem auf. Die eingelaufenen Arbeit* ti von 
Condoi'ccf, Hrnnert und Tempelhoff*) fMuden zwar den Deifall 
der Akademie, können a])er nocli nicht als Fortschritt 1)e- 
zeichuet werden, da sie nur in unwesentlichen Punkten über 
Lambert hinausgehen. Auch die Arbeit des Berliner Astro- 
nomen Schulze'^ ist nur eine unwesentliche Umarbeitung der 
Lamher fichea Oonstmction und enthält keine neuen Gesichts- 
punkte. Der Hauptgewinn des Preisausschreibens war jeden- 
falls, dass sich Lagrange selbst mit dem Problem zu be- 
schäftigen anfing und darüber zwei M^moires schrieb (M^m. 
de TAc. de Berlin Ann^e 1778^ Oeuvres Band lY), die hin- 
wiederum die Arbeiten von Du Sejour und Laplace (M^m. de 
TAc. Paris 1779, 1780) veranlassten, worauf Lagrange in 
einem dritten Memoire nochmals auf das Problem zurückkam 



*) Dissertations sur hi tbeorie de^ < rjmt ies. Prix de l'Ac. de 
Berlin. Utrecht 1780 'enthält alle drei Arbeiten;. 

SekiUxe, Heyen simple pour d^terminer etc. Nouv. M6m. 
Berlin Ann^e 1782. 



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128 



Anmerkangen. 



(Mem. de TAc. Berlin 1783). Im zweiten Memoire von 1778 
(das erste enthält die geschichtliche Entwicklung des Pro- 
blems] zeigt Lagramje zuersjt, dass die Einführung der beiden 
Elemente, welche die Bahnlage bestimmen, als Unbekannte 
auf unüberwindliche Schwierigkeiten führt; er entwickelt dann 
aus der Bedingung, dass die drei Oerter in einer durch die 
Sonne gehenden Ebene liegen, die Ausdrücke der geocentrischen 
Distanzen durch die Dreiecksflitchen, und ersetzt diese unter 
Benutzong des Eul6r-La7nbert^ schau. Satzes durch die Zwischen- 
zeiten und die Summen der Badienvectoren. Diese Werthe 
der geocentrischen Distanzen werden schliesslich in aus der 
Betrachtung der Dreiecke Sonne — Erde — Comet hervorgehenden 
Formeln eingetragen, wodurch drei Gleichungen mit den drei 
Radienvectoren als Unbekannten entstehen. Für die Anfldsung 
dieser äusserst con^Ucirten Gleichungen giebt Lagrange ein 
auf die Kleinheit der Zwischenzeiten basirtes, in praxi kanm 
durchführbares Verfahren an. — Im Memoire Ton 1783 strebt 
er Vereinfachungen an, fahrt andere Unbekannte (BadinsTector, 
Parameter und grosse Axe) ein, stellt fttr den Radiusyeetor eine 
Gleichung siebenten Grades auf, zieht aber schliesslich drei 
Gleichungen mit drei Unbekannten vor, deren Auflösung wohl 
noch complicirter ist, als die des zweiten Memoire. Für die 
astronomische Praxis konnten diese Methoden ebensowenig Be- 
deutung gewinnen, wie die im Uerl. Jahrbuch für 1783 
(Oeuvres YII, mitgeteilte, welche seeha Beobachtungen er- 
fordert; trotzdem bedeuten Lagmnge^a Arbeiten, dui'ch die er- 
staunliche Eleo^anz ihrer Analyse und die Klarheit der Auf- 
fassung^, für die analvtisehe Beh;indlung des Pruldemes einen 
grossen Fortseliritt 2;egenut)cr Eulcr und sie haben gewiss 
grossen Antht il an der bald darauf erfolgenden Lösung durch 
Da Sejour und Olbers. 

Die weitere l'>ntwickhing kann hier nur mehr kurz an- 
gedeutet werden. In den Mem. de l'Ac. de Paris 1779 — 80 
veröffentlichte Laplace eine gams neue Methode, die mit den 
früheren kaum einen Zusammenhang hat: er ermittelt aus 
allen vorhandenen Beobachtungen Werthe der ersten und 
zweiten Ditferenzialquotienten der Coordinaten und aeigt, wie 
durch sie die EUemente dargestellt werden können. Diese 
Methode ist reproducirt in M^c. e^l. T. I Livre II (1799), nnd 
ist in Frankreich vielfach gebraucht worden. Die M€m. de 
l'Ac. de Paris 1779 enthalten zwei Methoden von Du Sefaur; 
die principiellen Mängel der ersten hat Olbers ausführlich ans- 



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AnmerkäBgen. 129 

einandergesetzt; die zweite aber, von der merkwttrdiger Weise 
Du Seftmr seibat wenig gehalten zn baben scheint nnd die 

Olbers in seiner Kritik gauz übergeht, bat sich später als 
identisch mit der Olbers schm Tiösung berausgeätellt ^siehe 
Fahrifius Astr. Nachr. Band 106). Abgesehen davon, dass 
(Jlhcrs*) seine Methode, durch die das Problem für lange Zeit 
zum Abschlnss yehraclit war, zweifellos selbständig gefunden 
hat, beruht selu Verdienst darin, dass er kl.u . ikannte, die 
einfachste Lösung gefunden zn haben und dass er sie, nament- 
lich auch durch eine vortreffliche Kritik der älteren Metli'^deii, 
derartig ins Licht stellte, dass sie sofort allgemein ado|)iirt 
wurde. Wir schliessen diese kurze Uebersicht über den (iang, 
den das Problem nach Lambert genommen hat, mit der An- 
gabe des Princips der definitiven Lösung. Die zweckmässigste 
Unbekannte ist die geocentriacbe Entfernung zur Zeit der 
ersten Beobachtung. Mittelst dieser lässt sich durch eine über- 
raschend einfache Gleicbnng die geocentrische Distanz zur Zeit 
der dritten Beobachtung ausdrücken. In der Aufstellung 
dieser Gleichung, deren Einfachheit auf dem Umstand bembt, 
dass anch fär die Sanne angenommen wird, dass der mittlere 
Radlnsvector die Sehne im Verbältniss der Zeiten schneide, 
liegt der einzige Punkt, wo Olbers über Lambert binanageht 
Dnrcb die eingeführte Unbekannte können dann die Äusseren 
Radienvectoren nnd die sie verbindende Sehne ansgedrücki 
werden. Sebliesslicb wird die Unbekannte durch allmjthlicbe 
Annäherung so bestimmt, dass der I<a«t^^'flehen Gleichung 
genügt wird. 



II. Specielle Beiucrkuugeu. 

Zur ersten Abhandlung. 

Die erste diesem Bündchen einverleibte Arbeit hoifhfrf's 
ist als selbständiges Werk — Lnrnhcrt nennt es später einmal 
ein Tractätchen — erschienen und führt den vollständigen 
Titel: 



*; Dr. Tl'. Olbers Abhandlung über die leichteste und be- 
qnemste Methode die Bahn eines Cometen zn berechnen.. Weimar 
r797. 

Oaiwairs Klassiker. 133. 9 



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130 



Anmerkungen 



J. H. Lambert 

Academiae scientiarum Electoriilis iioicae Membri et Professoris 
Honorarü, Soeietatia Physico-^Medioae Basileensis Membri, Regiae 
Societati Scientiarum Goettingensi Commercio Literario adjuncti 

lusigüiores 

Orbitae 
Cometanim 
rroprietates 
Augustae Vindelicorum 
Sumtibns Eberhardi Klett Yiduae 
MDCCLXI 

Lambert verfasste es in der Periode seiner Wanderjahre 
im Jahre 1761, als er iu seiner Eigenschaft als bayrischer 
Akademiker längere Zeit Aufenthalt in Augsburg genommen 
hatte und mit der bayrischen Akademie in München in Ver- 
handlungen stand, nahe gleichzeitig mit seiner Architectonik 
nnd den kosmologischen Briefen. 

Die hier gebotene Uebersetznng des Ulogst sehr selten ge- 
wordenen Baches sehliesst sich genan an das Original an; 
nur die in schwülstigem Latein geschriebene Vorrede habe ich 
nach Möglichkeit gemildert. Das Original enthält eine sehr 
grosse Anzahl von Druckfehlern namt lillich in den Formeln; 
diese habe ich ohne Bemerkung beseitigt; es enthält aber auch 
einige Versehen und Flüchtigkeiten; diese habe ich. wo es 
möglich war, verbessert, darüber aber in den folgendeu oSoten 
berichtet. 

Zu § 29. Dieser elegante Ausdruck fflr den parabolischen 
Sector rührt von Lamhcrt her. Lagi-angc gab dafür einen 
analytischen Nachweis (Oeuvres IV 475 — 478), einen ahn- 
lichen Erwke (Berl. Jahrb. 1833 p. 265). 

Zfu § 39, Man weist diese Sätze leicht durch Einftthmng 
der rechtwinkligen Coordinaten der riinktt^ Q und M nach. 

Zu ^ 40. In diesem fiir die älteren Methoden der Bahn- 
bestimmung wichtigen Satze weist Ijuinhrrt denjenigen mitt- 
leren Jiadiusveetor uacli. der streng gleich dem arithmetischem 
Mittel der beiden äusseren gesetzt werden darf. 

§ 41. Der Nachweis für die Ellipse und Hyperbel 
gelingt leicht dnrch Binführnng der rechtwinkligen Coordinaten 
in Besug^ auf ein durch die Axen gelegtes Coordinatensystem. 



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Anmerkungen. 



131 



Zu § 51 — 53. Diese Aufo^abc wird schon von Neirton 
behandelt und bildet die Grtmdiage seiner ersten Bäbnbestim- 
mungsmetliode. 

In der Lambert^h^tn Figur 8 und ebenso im Text kommt 
der Buchstabe e in zweifacher Bedentang vor. Um die da- 
durch entstehende Verwirrung zu heben, habe ich den einen 
Punkt mit a bezeichnet und den Text (§ 52) entsprechend 
geändert. 

Lambert kam in der oben unter 3j citirten Abhandlung 
auf die Aufgabe nochmals zurück. Er schreibt (Berl. Jahrb. 

1779 p. 171): ». . . Auf diese Art entstand das Problem: durch 
vier Linien von gegebener Lage eine fünfte zu ziehen, welche 
von jenen in Theile getheilt sei, die ein gegebenes Verhältniss 
haben. Die Auflösung findet man in Neivton^ Arith. Univ. 
Probl. 56, bei Gregori L. V. Prep. XF, bei Cn.^sini in den 
M^m. de l'Acad. de Paris 1727, wie auch in meinen Orbitis 
Oometamm § 51, wo ich aber jedoch (§ 54) angebe, was zu 
thun ist, wenn die vier Durchscbnittspunkte nicht in gerader 
Linie liegen. Denn die gerade Linie kam mir schon damals 
als sehr misslich vor. 

»Dermalen kann ich nun 
angeben, worin das missliche 
eigentlich besteht, und wie es 
überaus viel vermindert werden 
k(">nne. Eb sei Fig. 32 , S die 
Sonne P, J/, Q die vier 
Oerter des Cometen zur Zeit, da 
die Erde in .1, B, C, D ist. 
IVfan ziehe die Chorden PQ^ AD 
und die Linien SM, Sm, SN, 
Suy SO, wie auch SA, SB, Sh, 
SC, Sc, SD, so mtissen nicht die 
Linien BM, GN, sondern die 
Linien hm^ en gebraucht wer- 
den. 

»Ungeachtet nun diese Linien 
bm, cn nicht durch unmittel- 
bare Beobachtung bekannt sind, 

Soziussen sie sith tlovh aus den 
Beobachtungen herleiten, weil die 

Punkte SniMBb, sowie auch die Punkte SnNCc iu einer 
Ebene liegen. . 

9* 




Fig. 32. 



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132 



AnmerknDgen. 



>Man zeichne sieh auf der Kugelfläehe die vier beob- 
achteten Oerter des Cometen. Durch die beiden äussersten 
ziehe man einen grüssten Kreis. Ferner durch den zweiten 
und dritten ziehe man zwei grösste Kreise nach den Punkten 
der Ekliptik, wo die Sonne zur Zeit der zweiten und dritten 
Beobachtung war. Diese zwei Kreise werden die Ebenen 
CSN vorstellen, und da wo sie den durch die beiden 
äussersten Oerter des Cometen gezogenen grössten Kreis durch- 
schneiden, werden die Oerter sein, wo man den Cometen zur 
Zeit der zweiten und dritten Beobachtung würde gesehen 
haben, wenn derselbe in 7n und n und die Erde in h und c 
gestanden hätte. Dann aber wtirde die Bewegung sowohl des 
Cometen als der Erde geradlinig, und wo nicht vollkommen 
doch bis auf einen unerheblichen Unterschied gleichförmig ge- 
wesen sein.« 

Dass auch oder vielmehr gerade mit dieser Modification 
die Aufgabe unbestimmt wird, also zu keiner Lösung des 
Cometenproblems führen kann, hat Olbers bemerkt (Cometen 



Zu § 56. Ich habe hier und im Folgenden »semilatus 
rectum« mit Ilalbparameter übersetzt, obwohl für diese Grösse 
Jetzt, wenigstens in astronomischen Schriften, »Parameter« ge- 
gebräuchlich geworden ist. 

Zu § 63. Hier wie in dem ganzen Abschnitt, übergeht 
Lambert den in der Anwendung allerdings selten vorkommenden 
Fall, wo der von den Kadienvectoren eingeschlossene Winkel 
i¥FjV grösser als 180", also c;>90" wird. Es würde hier 
zu weit führen, alle Formeln auch diesem Falle anzupassen; 
es mag genügen anzudeuten, dass dann das Dreieck vom Seg- 
ment subtrahirt werden muss und dass bei der Auflösung der 
vorkommenden quadratischen Gleichungen die andere Wurzel 
gewählt werden muss. Die zuletzt abgeleitete Hauptformel 
(§ 63) lautet allgemein geschrieben: 



Zu § 6'). Es wird hier der geeignetste Ort sein, die 
schönen Untersuchungen Lanibcrfs über den jmraboUfifhen 
Srctor einzufügen, die er in der oben unter 1) citirten Ab- 
handlung angestellt hat. Er resümirt im VII. Capitel der- 
selben zuerst die Resultate der Orb. Com. und fügt dann am 
Schluss folgende neue hinzu. 



. . . § 23). 



A = J VAU 



a + b + L ^_ i g + b — k A c < 9(r 
2 ) \ 2 / / c > 9(y\ 



Anmerkangen 



135 



[263] § 74. üm dieses za beweisen , so nehme man 

Qr:=iQq 

und ziehe i/r, Xr durch gerade Linien zuaaiiuiien. Da nun 
vermöge des vorhin (§ 72) erwiesenen die Segmente 3fSQM, 
NTQN den Dreiecken 3fr Q 31, NrQN gleich sind, so sind 
auch die ganzen Sectoren FMSQh\ FQTNF den ganzen 
Dreiecken FMrF, FNrF gleich. Diese Dreiecke haben aber 
wegen der beiden gemeinsamen Punkte r, F gleiche Höhen 
über und unter der Linie MUN^ demnach verhalten sie sich, 
wie die Grundlinien Mll, RN. Demnach sind auch die 
Flächenräume der Sectoren im Verhältniss von MR zu RN. 

§ 75. Da nun die Zeiten, in welchen die Bögen iVQ, 
QM durchlaufen werden, im Verhältniss der Sectoren sind, 
so sind sie ebenfalls im Verhältniss der Theile MR^ RN der 
Sehne MN, Man sieht leicht, dass es mit diesem Satze dahin 
abgesehen ist, die Bewegung des Cometen durch den Bogen 
MQN anf die Bewegung dnreh die geradlinige 8ehne MN zn 
redttciren. Denn das Verhältniss der Zeiten trifft wenigstens 
bei den drei Punkten MRN genau mit dem Verhältniss der 
Theile MRj UN zusammen. 

[264] § 76. Für andere Punkte, die man sich anf der 
Sehne MN denken kann, ist hingegen dieses Verhältniss nicht 
ganz genau; es weicht aber desto weniger ab, je kleiner der 
Winkel MFN ist. Um dieses aufzukliren, sehe man R als 
einen jeden beliebigen Punkt der Sehne MN an. Zieht man 
die Linien FRQ^ 3IQ^ NQ, so wird immer der Flächen- 
raüm der Dreiecke F3IQF^ FN()F im Verhältniss der Linien 
J/i?, RN sein. Wenn demnach die ganzen Sectoren F3IS(jFy 
FNTQF nicht genau in eben dem Verhältniss sind, so fehlt 
es eigentlich nur an den beiden Segmenten 3[SQ3f, NTQN 
und zwar nur, sofern sie von dem Verhältniss MR '.RN ab- 
weichen. Ist nun aber der Winkel MFN li ichstens nur 
20 Grad, so sind diese Spt^nM iite ein sehr kieiucr Theil der 
ganzen Sectoren und dieses macht, dass das Verhältniss dieser 
Sectoren von dem Verhältniss der Linien J/i?, RN nur un- 
merklich wenig abweichen kann. Da es nun auf 31 N einen 
Punkt R giebt, wo die Abweichung vollends gleich Null wird, 
so trägt auch dieser Umstand mit bei, die Abweichung für 
jede andere Punkte E noch um desto geringer zu machen. 
Wir können aber genauer sehen, wie gross die Abweichung 
jedesmal sein wird. 



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136 



AnmerkiingeQ. 



§ 77. Die Frage kommt darauf an^ dctss ma/ti überhaupt 
[266] das Verhältniss des Dreiecken FMNF zu dem Sector 

FMmNF bestimme (Fig. 35,. 

Haben die Buchstaben b, c 
dieselbe Bedeutung wie in den 
Orbit. Comet. [§ 28^, so lijiben wir 
(Orb. Com. § 29j den Inhalt des 
Dreieckes 

FMNF= As^ab sine cosc, 

des Sectors 




Fig. 35 



so ist 



FMmNF = A = 
\yah sine • (a + ^ + ^ o-b cosc). 
Man setze nun die Winkel 

AFM^%(p 

0} 



c = (p 

und, wemi man AF=f setzt, 

FJV^= /-secw« = 6 
FM = fsecfp* = a 

demnach 

~ s=! See Cd' sec 9)* sin Up — w) cos (<)p — lo) 

= (tgy — tgWj[l -i- tg(/) tgw) 

— = ^sec w sec (p sin(^ — u)) (sec secr/? -+ sec io sec cos [(p 
= i (tg«/> — tgwj (3 4- tgr/)« + tg(U* + tgr/ tgw] . 



Hieraus folgt nun: 

-4 ~ 3 + tgf/- + tg(fj^ + tg(/ tgtu 



3 1 4- tgr/o tgfüi 



Man setze nun ferner 



tgiO = 



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AnmerkuDgen. 



137 



[266] &o ist, 



demnaoh 



1 



A 
Ä 



1 + 



3(l + i&* 4--^) 
oder auch, wenn mau (p — w = c uimmt, 

A 1 ■ ' 



1 + 



3(1 — tgW tgCy 

§ 78. Wenn wir nun in Fig. 34 den mittleren Winkel 
AFQ = 2a) setzen, so ist QFN = 2vj uud ebenso kuuuen 




. Fig. 34. 

wir QFM= — 2y annehmen und wir werden der letzten 
Formel zufolge 

FQNF 1 



FQTNT 



FQMF 

FQSMF 



aeccti- tocf 

1 + 7 



3(1 — tg w tgcjj 
1 



1 + - 



sec tg: y* 



3(l + tgwtg;'j 



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138 



Anmerkungen. 



haben. Sollen nun diese Verhältnisse gleich sein, so wird: 

1 — tgcjtgc 1 + tgwtg/ 

demnach 

Uty 

^ ^ r+lg77ti^ =^ tgy — tgwtg/* + tg£(>*tg/ , 

Hieraus erhellt, dass die Winkel c und y der Gleichlieit desto 
[267] näher kommen, je kleiner sie sind, und je kleiner noch 
ttberdies der Winkel oi ist. 

§ 79. Da man aber diese Winkel nicht so wählen kaim, 
wie sie dieser Bedingnng znfolge sein sollten, so wird man 
dennoch nicht merklich fehlen, wenn sie überhaupt nicht von 
yielen Graden sind, weU das Yerhältnlss der Sectoren zn den 
Dreiecken nnr in der zweiten Potenz der Winkel oder ihrer 
Tangenten tgr-, tgv anfängt, von der Gleichheit abzuweichen. 
Ist z. B. der ganze WinkL*! 31 FX kleiner als 20" und die 
W^inkel / sind nicht merklich verschieden, so ist jeder 
kleiner als 5" und das Quadrat ihrer Tangenten kleiner als 
0.0077. Wenn man «lemiiach um diesen ganzen Unterschied 
fehlte, so wftrde der Fehler auf IBO kaum 1 betrafen. Es 
kann sich aber der Fehler niemals so hoch belaufen, es sei 
denn, dass man einen der Winkel y unendlich klein nnd 

sec (ti* ^ ^ ^ sec ^ ^ 

> 1 oder .. , ^ — - — : > 1 



3(1 — tgto isc) ^ a(X + tg w tgy) 

annehmen wollte. Ersteres kann aber, zumal wo man mehrere 
BeobacliUiugen vurrätliig hat, immer leicht vei mieden werden, 
2681 wenn man die Zeiten zwischen den Beobachtungen nicht 
allzu ungleich nimmt. 

§ 80. Wie aber auch immeir die Sache ausfallen maor, 
so kann man die Voraussetzung, dass die Sectoren den Drei- 
ecken gleich genommen werden, dergestalt gebrauchen, dass 
beide dadurch bis auf einen geringen Unterschied bestimmt 
werden, nnd diese Bestimmung kann sodann dienen, sie noch 
näher zu bestimmen, so oft man es nöthig findet. 



Zu § 73. Bekanntlich ist die von Eiiler /Th. mot. Com. 
et PL § 3) cinsretührte, hier von Lambt/ t adoptirte alier mit 
einem neuen W erth der siderischen Umlaufszeit der Erde be- 
rechnete Grösse m später von Gaiisb' (Theoria motus § Ij 



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Anmerkaugen. 



139 



dnrch die Grösse k (G^attö^'sche Constaute] ersetzt worden, 
die definirt ist durch 

9 ;f 

^ — L- \u = Masse der Erde). 

Euler und Lambert vernachlässigen die Erdmasse und deft- 
niren 

— i- — IL 
n T 

als Constaute des Sonnensystems. Der Zusammenhang zwischen 
n und k ist also 

2 

k =5= 2m = — • 
n 

Mit den 6^ttöd'schen, noch jetzt beibehaltenen Annahmen be- 
rechnet, wird 

■ w = 0.008 601049 47 
n = H6.2649. 

Ich habe die Grössen m und n in der Uebersetzung beibehalten. 

Will man die Formeln in der jetzt gewohnten Schreibweise 

k 2 
haben, so hat man m durch — , n durch -v- zu ersetzen. 

Zu ß 83, Aufgabe 7.7. Hier entwickelt Lambert den 
wichtigen, für die Bestimmung parabolisclier Bahnen grund- 
legenden Satz, der lauge seinen Namen s^etrag-en hat, bis 
Gauss [Theor. mot. § 106) darauf aufmerksam machte, dass 
bereits Euler 1743 in der Al)handhin,2:: Misceli. Berol. Tom. 
VII pag. 20 denselben gefunden hatte, ohne jedoch dessen 
Bedeutung zu erkennen und ohne dass er ihn selbst bei seinen 
Arbeiten über Bahnbestimmung jemals benutzt hätte. Lambert 
hat ihn zweifellos selbständig gefunden und jedenfalls zuerst 
seine Bedeutung erkannt und für die Bahnbestimmung nutzbar 
gemacht. Er selbst sagt darüber (Beitrftge zum Gebrauch der 
Mathematik Theil III pag. 257): »Wer die MUhe kennt, die 
man auf Berechnung der Cometenbahnen bisher verwendet 
hat, wird gar leicht einsehen, dass es noch an einem Satze 
von solcher Geschmeidigkeit fehlte und dass ieh mir allenfalls 
etwas darauf zu gute halten könne, ihn gefunden, und selbst 
auch auf die elliptischen und hyperl)olisehen Laufbahnen aus- 
gedehnt zu hiibeu.« niese Veralltremeinerung wird denn auch 
jetzt als La/Nhrrt^sQhvv batz bezeichnet, während der specielle, 
für die Parabel gültige Fall als Euler'&ahQX Satz citirt wird. 



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140 



Annierkungen. 



Lar/rangc (Xouveaux Mein, de TAcadi^inie de Berlin Annee 
1778) kennt ?Ailfrs Priorität nicht, obwohl er, wie aus der 
prachtvollen historischen Einleitung hervorgeht, die Geschichte 
des Problems genau studirt hatte; er spricht sich über die 
Leistung Lamberts wie folgt aus: »C'est ce que Lambert a 
fait dans son beau Traite »De orbitis Cometarum«, oü il est 
parvenu a un des Th($oremes les plus elegants et les plus 
utiles, qui aient (M trouv^s jusqu'ici sur ce subjet, et qui a 
en rnrnie temps Pavantage de s appliquer aussi aux orbites 
elliptiques« (Oeuvres IV p. 444), und an einer andern Stelle: 
». . . un Theoreme qui, par sa simplicitd et par sa gen^ralite, 
doit C'tre regard^ comme une des plus iug(5nieuses decouveiies 
qui aient ^te faites dans la Theorie du Systeme du monde« 
(p. 447). Von dem Satze, den Lambert durch geometrische 
Betrachtungen findet, gab Lagratic/r zuerst einen analytischen 
Nachweis (Mdm. de PAc. Berlin 1778, Oeuvres T. IV p. 475], 
dann Eti/ke (Berl. Jahrb. 1833). Efwke hat an der citirten 
Stelle auch eine elegante Umformung desselben angegeben, 
durch welche mit Benutzung einer von ihm berechneten Hülfs- 
tafel die Sehne rasch aus den Padienvectoren und der 
Zwischenzeit berechnet werden kann. 

Lambert übergeht auch hier (siehe Anmerkung zu § 63) 
den Fall mit Stillschweigen, wo der zwischen den Radien- 
vectoren eingeschlossene Winkel grösser als 180° wird. Der 
Satz lautet allgemein geschrieben: 

_J_ i: a-}^b + lJ _ . a + b^h .h c<90^ 
^77k3P2\' 2 ) 2 ! I c>m\ 

Zu § <^S. Die Zahlenangaben sind im Original durchweg 
uncorrect; ich habe dieselben verbessert. 

Berechnet man die Reihe mit der G'a^f^s'schen Constante, 
so kommt (FQ = E] gesetzt) 

NM= [8.386 0964-10] ^, — [3.477 0480-io] ^ 

E- 72- 

+ [9.045 1208-20] — 

Zu § 02. Beide Formeln sind im Original uncorrect. 

Zu § 117. Der letzte Theil des Satzes ist im Original 
unverständlich; es ist aber kein Zweifel, dass der Sinn hier 
richtig wiedergegeben ist. 



I 



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Anmerkangen. 141 

Zu § 125. Anf dieser Reihenentwiokelimg bernlit die 

^«^Ae'sche Auflösung des Lambeff^^en Satzes. Das Emker- 
sche ist bei Lambert mit x bezeichnet und das von Emke 
tabulirte /t ist: 

Eneike hat einen endlichen Ansdrack für diese Reihe gefanden; 
wird n&mlieh 



gesetzt, so folgt 



£s wird dann 



sin (j s= -Ti^ 
V8 



Sin 



4wr 



Zi« §155, Dieser § enthält die erste />'//y«öer/'sche Bahn- 
bestimmungsmethode. Lambert führt das Proldem schliesslich 
anf eine Gleichung 6. Grades. Lagrange glaubt, dass dies 
nnr- daron herrflhrt, dass Lambert die halbe Snmme der 
änsaeren RadinsTectoren gleich dem mittleren setzt; denn er 
zeigte, dass der Grad dieser Gleichnng im allgemeinen Fall 
mindestens der 7. sein mnss (Oeuvres lY, 448). Allein 
Cauchy (Oenvres Vol. X) hat später nachgewiesen, dass sich 
die Lüfjnuige^wh» Gleichnng anf den 6. Grad rednciren lässt 
(Siehe hierüber öaUandreau, D4t des orbites p. 26.) 

Die ^^tliiiliclikcit der Lambert' sehen Methode mit der 
0/ißrs'schen ist bchon inelirt'ach hervorgehoben worden. Ich 
weise dies an einer anderen Stelle ausftthrlieli narh und zeige, 
wie die Larnl>frf'%^ht Methode, wenn man .sieh nur die Mühe 
nimmt, seine Ausdrücke vollständisr zu entwiekeln und wenn 
mau die von ihm zuletzt gauz ülxvrtiüssitrei- Weise i^cuiachte 
falsehe Annahme, dass der mittlere Uadiusveetor gleich dem 
iirithmetischeu Mittel der äusseren sei. lallen lässt, zu einem 
schönen imd brauchbaren Verfahren ausgebaut werden kann. 

Eine Anwendung der ursprünglichen Lawi^er^'schen Me- 
thode ßndet man in den »Beitragen znm Gebranch der Math.« 
Theil 3 Seite 270. 



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142 



t 

Anmerkungen. 



Zu § 157. Da sich der Originaltext an einigen Stellen 

speciell auf die von Lamhr^'f entworfene (hier durch eine 
übersichtlichere ersetzte) Figur bezieht, so inuaste er in der 
üebersetzuiig theilweise geändert werden. 

Zu § InS. Diese Bahnverbesseruugsmethode hat Ijambert 
in den »Beiträgen zum Gebrauch der Mathematik« Theil 3 
Seite 280 auf den Coraeten von 1769 angewendet. Die Me- 
tbode ist wegen ihrer Weitläufigkeit in der Praxis verlassen 
worden. 

Zu § 159, Eine »Aufgabe 38« fehlt. 

Zu § 17L Lambert hat in der oben unter 1) citirten Ab- 
handlung Capitel X eine Ergänzung seiner Bahnbestinunnngs- 

metbode gegeben, die wegen der Aehnlicbkeit mit den vier 

Grundgleichiingen, von denen Olbers ausgegangen ist, bemerkens- 
werth ist und daher hier eingefügt werden soll. 

Auszug 

aus den »Beiträgen zum GebranclK der Mathematik« Theil 3 

Seite 203— 2yy. 

[2931 

Einige Betrachtungen über die parabolische Bahn. 

§ 128. So einfach der Lauf eines Cometen in einer para- 
bolischen Bahn ist, so hat man dennoch bisher keine Methode, 
denselben ohne vorläufiges Versuchen zu bestimmen, und wenn 

es hoch kommt, so fäugt man mit einem quam proxime an, 
und holt sodann das übrige nach. Dieses ist auch der Weg, 
den ich genommen habe. I^r l^t indessen ungleich kurzer, als 
[294] derjenige, den Lrwaille und Lalande vorschlagen. Bei 
diesem muss man unzälilige Versuche vornehmen, um nur einer 
einzigen Bedingung Genüge zu leisten, und dann kommen erst 
noch unzählige Versnclie vor, bis auch der anderen Bedingung 
Genüge geschieht. Zuletzt wird alles dennoch nur durch Ein- 
schaltungen und >iäherungen erhalten. 

§ 129. Ungeachtet ich es nun bei der hier gebrauchten 
Oonstruction und Berechnungsart kann bewenden lassen, so 
werde ich doch noch zeigen, dass sich in der That die ganze 
Sache auf diei Gleichungen bringen lässt. Diese Gleichungen 
sind zwar ziemlich verwickelt, indessen werde ich sie dennoch 
angeben, theils weil man bisher noch gar keine gefunden, 
theils auch weil sich Nähevnngsurten daraus herleiten lassen, 
von denen man den Grad der Zuverlässigkeit bestimmen kann. 



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Anmerkimgeii. 



143 



§ 130. (Fig. 36.) Es sei die Sonne in S und zur Zeit 
der drei Beobachtungen sei die Erde in Aj der Oomet 

in 0, y. Die Linien CB, cby yß stellen die Höhe des 

Cometen über der Ebene der Erdbahn vor. Nnn sind gegeben 

I. Die Lage und Länge der Linien SA^ Sa, Sa und daraus 
findet msm 

1) die Sehnen Aa^ Act^ act\ 

2) die Winkel SAa^ SaA\ SAa, SaA\ Saa\ Saa. 

II. Die Lage der Linien AB, ab, aß oder die 
beobachteten Längen des Cometen, ond daraus eigeben sich 

1) die Winkel BAS, baS, ßaS oder die Unterschiede 
der Längen der Sonne und des Cometen; 

2) die Winkel BAa^ BAa\ baA, bac<; ßaA^ ßaa. 

III. Die Winkel GAB, cah, yaß oder die beobachteten 
Breiten des Cometen. 

IV. Ans II und III können auch die Winkel CAS, caS, 
yaS oder die scheinbaren Abstände des Cometen von der Sonne 
berechnet und demnach als gegeben angenommen werden. 



§ 131. 2sun kommt die Keclmimg auf die Distanzen SC, 
Scj Sy und die Sehnen Cc, Cy^ cy an. Man nenne zu 
beiden Absichten 




Fig. 36, 



AC 



X 



SA = ^1 
Sa ^ a 
Sa = a 



ae 



y 



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144 Anmerknngeii. 
und die Winkel 

CAS = C 

caS =■ c 
yaS == y 

so iindet man erstlich die DiätanzcD : 



SC =^ Vaj* + vi* — 2Axc(»C 

Sc = V y ' H- a- — 2a y cos c 



Sy = }/%^ + — 2 cosy , 
[296j ^ 132. Ferner setze man die Sehnen 

Au = k 

aa — 

und die Winkel (die wir sämmtlich als spitz ansehen) 

(lAU = B Aab = b Aaß = ^ 
aAB = B' aab=zb' aa^ = ß' 

und die Breiten (die wir sftmmtlieli nördlich setzen) 
ÖAB^L^ cab^l, yaß^l 
so ist erstßch 

OB = a; sin 1/ ob — y %ml y ß = x&mk 

§ 133. Dieses idt, was sich ftir jede Beobachtung für sich 
finden lässt. Da nnii aber die Sehnen C'\ Cy ^ cy sollen 
gefunden werden, so müssen die Beobaclitungen, je zwei und 
zwei^ verglichen werden, und da haben wir erstlich die Unter* 
schiede 

CB — ob =xsmL — y dinl 
CB — yß ^x sinZi — « sinA 
cb — y(i — ymil — « sin A . 

Von diesen werden wir die Quadrate gebrauchen. 

§ 134. Sodann verstehe man, dass in e, Fj f 

rechte Winkel seien, so ist: 



[297] BD^xco&Ls'mn] BE=:x<iO&LsiüB 
6£{ = ^cos/ sinö I ße=zeo%lBinß 



hF=yGO»l sin b' 
ßf=»t9BlBmß^ 



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Anmerkangen. 145 

and demnach die Unterschiede 

BD — hd = X cosL %mB — y cosl sinb 
BE — X coaL smB — z cosA sinß 

bF jif = y cobI ßinö' — xQOiKBmß'. 

Auch Yon diesen Unterschieden werden wir die Quadrate ge- 
brauchen. 

§ 135. Endlich ist 



ÄE =s X cosl/ cosB' 



a^^=^cos^ cos 6' 
ori^ssjceos^cos)?' 



AD =s X cosü cos J9 
ad = yGOBl cos 6 

und daraas folgt 

Dd =5 JT — x cosL oosJS ^ cos cos^ 

Ee = k — X cos/v cos B^ — z cos A cos ß 

Ff = X — y cos / coab' — cos /. cos 

Auch hiervon werden nun die Quadrate gebraucht werden. 
§ 136. Es sind nämlich die Quadrate der Sehnen 

Cc^ = {OB — rh)^ 4- ^BD — bd]^ + D(P 
öf (ÖB — y/^)»+ (BE — ßef + Ee* 

cy* =r (rh - yß)'-^ [hF- ßf)' -|- /'/*. 

§ 137. Werden demnach die gefundeneu VVerthe hierin 
gesetzt, so erhält man nach gehörigen Reductionen die Sehnen : 
[298] 

Ce a= V{x^ + y* — 2xy(s\nL sin/ + cosl> iml cosfB + b]) 

— 2 Kr cos L cos B — 2 Ky cos / cos b + Ä" *) 
C7y= {x* + z^ — 2a;;;;(sjni^ sin^ + cosL cosA cos(Ä'H- pf)) 

— 2A;i2;cosJ^co8J3' — cosA cos^H- 
cy = 1^(2/* + — // (öin / sin Ä + cos / cos / cos [b' + ß']) 

— 2/.y cos / cos/>' — 2x^ cosA coa/i'+ z*) . 

In diesen Formeln sind die Coefficienten^ womit xy^ xx^ yx 
multiplicirt sind, Cosinus der Seiten von sphärisdien Drei- 
ecken, in welchen der ge^renüberstehende Winkel nebst den 

zwei «iiidcreu Seiten gegeben sind. Es könnte aueli gezeigt 
werden, wie sicli diese sphärischen Dreiecke in der Figur 
bilden. Man gewinnt al)er weiter keine Abkürzung dalu'i, da 
diese Ooefticienten, so wie sie hier sind, ebenso leicht in Zahlen 
berechnet werden. 

Ostwftld's Klassiker m. IQ 



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146 AnmerknngeD. 

§ 138. Ea seien nun fttr die Bögen 

Cc die Zeiten T 
Oy 1^ * t 
ey * * T 

80 ist 

12 m 7' = {SO +Se+ Ocf — (8 O-^^Se^ Oe^ 
12mt = (SC+Sy +Cy]^—(SC + Sy — Oy}' 
12fnt = {Sc + Sy + cy)' — {Sc + Sy — r/jl 

Man darf demnach nnr in diesen Formeln die § 131, 137 

[299 gefundenen Wertho setzen, um für .r, x drei Glei- 
chungen zu erhalten, wodurch diese Distanzen bestininu ?ind. 

§ 139. Ungeachtet nun, um o:, //, z zu bestimmen, drei 
Gleichungen genug sind, ao lässt sich bei der Parabel nocli 
überdies eine vierte finden, und diese beruht darauf, dass die 
Linien «SV', .^V;, Sy in einer und derselben Ebene liegen, 
demnach die Winkel 

( \^r cSy = CSy 

sein mttssen. Dadurch wird von den sechs Linien SOj Se^ 
Sy^ Cr, Cy^ ry eine durch die ttbrigen an sich schon be- 
stimmt Es wird aber auch diese Qleichung, so wie die drei 
vorhin gefundenen so weitläufig, dass sie schwerlich jemals 

werden aufgelöst wrrdrn, ungeachtet mau dadurch, dass man 
eine Oleichung niclir hat als nöthig ist, voraussehen kann, dass 
sieh dir ganze liechüunir endlich auf drei Gleichungen vom 
cräUu Grade herunterbringen lässt. 



Zff ^ 17 P, 17 fK Die Fig. 21 zu diesen iSätzen ist in den 
Ovh. (.'oni. in>oif'ru eine ungeeignete, als in ihr der Schnitt- 
punkt von ('(■ mit Ob und der Schnittpunkt von Cc mit der 
KUipse AHB zuialüg zusammenfallen; beide Punkte werden 
auch mit nur einem Buchstaben r- bezeichnet, wodurch der Text 
theilweise andeutlich wird. Ich habe den ersteren Schnitt- 
punkt Cy den letzteren c' genannt und den Text entsprechend 
geändert. In der Lamö^ 'sehen Figur ftUt anch der End- 
punkt / der kleinen Axe der zweiten Ellipse mfillig anf die 
erste BUipse. was aber weiter xu keinen Zweideutigkeiten 
Anlass giebt. 



Üigiiizeü by <jOü^i( 



Anmerkuageu. 



147 



Zu § 201. Ueber diesen l)emprkeii3werthen Aufdruck der 
Zwischenzeit durch ein bestiniintt s Integral vergleiclie man 
Klinlrrfues Theor. Astronomie Vorl. 72 und Callandreau, Det. 
des orbites § 2 (M^m. de Tübs. de Paris). 

Zu § 210, Hier entwickelt Lambert den berflhmten, seinen 
Nimen tragenden 8&tz. Den Fall, wo die Differens der wahren 
Anomalien grösser als 180^ wird, übergeht er anch hier mit 
Stillschweigen. Betreff anderer Beweise, Yerallgemeineningen 
und Nntzbarmachung des Satzes namentiioh f&r parabelnahe 
Bahnen mnss anf die Lehrbficher der theoretischen Astronomie 
verwiesen werden. Ich citire nnr folgende besonders wichtige 
Abhandlungen, die sich mit dem Law«6er^ 'sehen Satze be- 
schäftigen: 

1) Garns j Theoria motiis § 1( K> ff. 

2) Marth j Auxiliary Taliles for tbe Solution of Lambert^» 
equation. Astr. !Naohr. Band 65, 8. 321. 

3) Oppolzer, Lehrbuch der Bahnbestimmung Bd, II, S, 464. 

4) QxMandreau^ D6t des orbites Oh. I, 1902. 

Zur zweiten Abhandlung. 

In dieser machte Lambert seinen schönen Satz über die 
scheinbare Balm der Cometen bekannt. Die Bedeutung des- 
selben beruht nicht darin, dass er durch den Anblick der 
scheinbaren Bahn einen Schlnss auf die Entfernung des Ko- 
meten zuläöst, sondern, wie Lambert selbst selir wohl erkannt 
hat, in seiner Wichtigkeit für die BahnbeBtiuiuiuug, deren 
innersten Kern er blosslegt. Schon Laffrange hat darauf hin- 
gewiesen, indem er von einer Gleichung 8. bez. 7, Grades ffir 
nachweist, dass dieselbe unmittelbar aus der Betrachtung 
Lamberfs über die scheinbare Bahn fliesse: 

>la Solution pr^c6dente reviendra k celle, qne Lambert 
a propos^e dans les M^moires de 1771. La m^tiiode 
de Lambert est fond^e nniquement sur la consid^ration 
syntii^qne de Torbite apparente de la Oomfete et n'en 
est que plus ingMense; «mais eile ne fait pas voir qne 
la Solution qui en r^sulte a r^ellement le demier degr6 
de simplicite, qu'on puisse donner au Probleme des 
Cometes envisa^(^ directement, et il u'y avait qu'une ana- 
lyse teile que la precedente qui püt lui procurer cet 
avantage.« (Oeuvres IV, Seite 473.) 

10* 



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U8 



AumerkimgcD. 



8päter war es wohl zuerst KUnL'erfiies^ der in seiner »Theo- 
retischen Astronomie« Vorl. 31 — 34 den Lmnbert'schidn äatc 
in den Mittelpunkt rückte and (Vorl. 47) anf seinen Zusammen- 
hang mit der (rottös'echen Grundgleiehnog hinwies, if. Brmt» 
(Der Lamherf ficht 8atz, Astr. Nachr. Bd. 118 8. 241) hat die 
Gleichung achten Grades direct ans dem Lamhert^M^hdn Satw 
abgeleitet nnd zndeni gezeigt, dass darauf eine branchbare 
Methode der Bahnbestiininung aufgebaut werden kann. J. Olauser 
(Balinbcstiniinuug nach Lambert^ Astr. Kachr. 121, S. 65] hat 
sich acK-h näher an die direct von Lambert gegebenen An- 
deutungen augescliiossen und eiue Methode daraus zusammea- 
gcstellt. 

Lcwibert muss also auf Grund der vorliegenden Abhandlung 
als der eigentliche Begründer der directen Bahnbestimmungs- 
methoden betrachtet werden (CkiUafidrea% \)6t des orbites p. 32). 

Zti § 28. Diese Gleichung ist identisch mit der O^^^schen 
llauptgleiehung q"= qM [Vogel, Ueber die Identität der Lambeti- 
scheu und O/^c/VscLcn Methode, Astr. Nachr. 136, S. 83j. 




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Inhalt. 



Seile 

l'eber die Eigenschaften <ler Cometenbewe gung ä 

Vorrede 3 

Erster Theil. Allgemeinere vorbereitende Sätze über 

die Parabel 5 

Zweiter Theil. Die wichtigsten Eigenschaften der para- 
bolischen Bewegung der Cometen 21] 

Dritter Theil. Die scheinbare Cometenbewegung. Ver- 
schiedene Methoden eine parabolische Cometenbahn 

ans den Beobachtungen zu bestimmen 5il 

Vierter Theil. Eigenschaften der elliptischen Bahnen 
der Cometen und Planeten M 

Bemerkungen fiber die scheinbare Bahn der Cometen . . . 11)9 

Anmerkungen 123 

L Allgemeines 123 

Die Bahnbestimmung vor Lambert 121 

Lambert's Verdienste um das Problem der Bahn- 
bestimmung 12a 

Bahnbestimmung nach Lambert bis Olbers 122 

IL Specielle Bemerkungen 12Ü 

Zur ersten Abhandlung 12S 

Auszug aus dem Aufsatze im Berl. Jahrbuch 1779 . 131 
Auszüge aus den »Beitragen zur Mathematik«. 

a lieber den parabolischen Sector 133 

b lieber Bahnbcstimmnng 112 

Zur zweiten Abhandlung 112 



Druck Ton Breitk^pf k Hirtel in Leipu^. 



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TIC. /33 
1901. 



I 



X 



I