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Full text of "Private und amtliche beziehungen der brüder Grimm zu Hessen"

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Private und 
amtliche 
Beziehungen 
der Brüder 
Grimm zu ... 





Jacob Grimm, 
Wilhelm Grimm, 
Paul Wigand 




' Private und amtliche Bczieliimgcu 



der 



Brüder Grifflw zu Hessen. 



Eine 

Sammlimg Ton Briefen und Aetenet&oken 

als Festsckriit zam 

hundertsten Geburtstag Wilhelm Grimms 

den 9i. Vebraur ISSe 

zusammengestellt uud erläutert 

E. Stengel. 



Band II: 



Actenstucke über die Tbätigkeit der Brüder Grimm 
im hessischen Staatsdienste. 



Zweite Ausgabe. 
Marburg. 

N. G. Elwert'sche Verlagsbuchhandlung. 

1895. 



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1^ 



I 

i 



I. Acten Uber Wilhelm Grimm als Secretär bei 

der Museumsbibliothek in Cassel. 



Das Acten fascikel des Marhurger Staatsarchivs 
^Den Sekretär bei der Bibliothek hierselbst (d. h, in 
Cassel, wo steh vordem das Archiv befand) betrefiPend** 

(Sign. 0. St. S. aus Gef. 865 G) ergibt folge}ide 
Ausbeute : 

1) Gesuch TF. Griwm's cm den Kurfürsten 
noegen der SteUe eines Seeräarii hei der Bibliothek: 

Durchlauchtigster Kurfürst, 

Gnädigster Kurfürst und Herr. 

Ich habe auf der Universität Harburg in den 

Jahren 1804 — G nach erhaltener gnädigsten Erlaub- 
uisz jura studirt und mich im Sommer 1806 daselbst 
öffentlich examiniren laszen, worüber ich ein gün- 
stiges Zeugnisz der Facultät besitze. Kaum war ich 
zurückgekehrt und im Begriffe um eine Stelle bei 
Ihro kurfürstlichen Durchlaucht anzuhalten, als die 
unglückliche französische Occupation eintrat. 

Es war meinen Neigungen zuwider, sowuhi das 
neu aufgedrungene Recht zu studiren, als überhaupt 

E. Stangti. Acten der Brftder Gximm. 1 



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2 L Wilhelm Grimm als Bibliothekssecretar. 

unter dieser Regierung Dienste zu nehmen. Ich 

habe daher, so bedrängt meine Umstände wurden, 
in diesen sieben Jahren zurückgezogen und ohne 
jemals em Amt zu bekleiden , bei meinem altem 
Bruder gelebt und mich allein und anhaltend mit 
den VViszenschaften bescliäftigt. 

Nach der glücklichen Befreiung des Vaterlands 
wünsche ich diesem mit meinen geringen Kräften 
zu dienen, sowie es die Nothwendigkeit erfordert, 
da ich selber ganz ohne Vermögen bin, mir meinen 
Unterhalt zu erwerben. Eine schon zehn Jahre 
dauernde und mit heftigem Aiifüllen begleitete 
Brustschwäche macht es mir unmöglich, wie ich 
wünsche und es meine erste Pflicht wäre, in den 
Krieg gegen den Feind zu gehen; sie würde selbst 
bei einer Anstellung in der Administration die mit 
körperlichen Bewegungen und Anstrengungen yer- 
bunden ist, mir hinderlich seyn. 

Indeszen bietet sich eine Gelegenheit dar, mit 
dem wenigen, was ich vermag, nützlich zu seyn, die 
Stelle eines Secretarii bei der hiesigen groszen 
Bibliothek ist seit längerer Zeit unbesetzt und eine 
solche Assistenz könnte dem würdigen Herrn Ge- 
heimenhofrath Strieder bei seinen herangerückten 
Jahren Tielleieht eine Hilfe seyn. Und da eine 
solche Anstellung zugleich meiner Neigung mich 
femer den Studien und wissenschaftUchen Arbeiten 
widmen zu können, entspricht, so wage ich Ew. kur- 
fürsthche Durcliliiiicht unterthänigst zu bitten: 

mir die Stelle eines Secretarii bei der hiesigen 
Bibliothek huldreichst zu verleihen. 



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I. Wilhelm Gxiinm als Bibliothekssecretar. 



Ich würde mich bestreben mit gleicher Treue, 
wie mdine Vorfahren, dem hohen Hause zu dienen; 
der ich in tie&ter Ehrerbietang yerharre 

Ew. Kurfürstliche Durchlaucht 

unterthänigster, treu-gehorsamster, 

pfiicht-schuldigster 

Wilhelm Carl Grimm. 

Cassel am 11 Decembr 1818. 

Am 14, Jan. 1814 wurde Bericht vm Sirieäer 

und Völkel eingefordert, der unier dem 18. Jan. er- 
stattet wurde und von Völkel ahg^asst'ist. Es werden 
dann «die rühmlichen Proben von Wissenschafib, 
welche er abgelegt hat** hervorgehoben, — Unter 
dem 4. Febr, 1814 wird dann folgendes ,Grn. Be- 
steliungs und Besoldungs Bescript für den Secretarius 
Orimm bei der grosen Bibliothek des Musei* ous- 
gefertigt : 

Demnach Wir den Candidaten Wilhelm Carl 
Grimm ailhier, zum Secretarius bey Unserer hie- 
sigen grosen Bibliothek im Museo gnädigst ernannt, 
ihm auch vom 1^ Febr. d. J. an einen monatlichen 

Gehalt von 8 ^ 10 alb. 8 H. mithin jährlich 100 ^ 
aus Unserer Cammer-Casse bewilligt haben, so hat 
Unsere Direction besagter Bibliothek ihn, Secretarius 
Grimm, zu seinen Obliegenheiten anzuweisen, Unsere 
Begierung denselben auf deren treue Verrichtung 
zu verpflichten, Unsere 0. B. Gammer aber die Aus- 
zahlung obigen Gehalts zu verfügen.* 



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4 I* Wilhelm Qrimm als Bibliothekssecretar. 

^) Gesuch W, Grimmas um Gehaltserhöhung vom 
5. April 1814: 

^£w. KurfÜrstl. Durchlaucht haben die Grnade 
geliabt, mich im Monat Februar zum Sokretarius 
bei der Bibliothek des Museums zu ernenuen und 
mir einen Gehalt von Einhundert Thalem jährlich 
zu bestimmen. Geruhen Hdchstdieselben folgendes 
huldreich anzuhören. 

Nicht in diesen Zeiten, sondern schon seit 
8 Jahren habe ich die Universität verlaszen; während 
der feindlichen Besitznahme IiüIm- ich keine Dienste 
genommen, sondern auf das tingeschränkteste bei 
meinem älteren Bruder gelebt. — Ich habe kein 
eigenes Vermögen, und mein ältester Bruder, 
welchen Ew. Kurfürstl. Durchlaucht zum Legations- 
secretär im Hauptquartier der alliirten Mächte zu 
ernennen geruht, erhält nur einen geringen Gehalt, von 
welchem er mir nichts abgeben kann, ja er hat selbst 
Sorgen sich in seiner gegenwärtigen Lage seinen 
eigenen Unterhalt damit zu verschaffen. 

Zwei meiner Brüder sind in der Armee Ew. 
Kurfürstl. Durchlaucht gegen den Feind gezogen. 
Beide sind deshalb weit her aus dem Ausland ge- 
kommen. Der eine hat in Hamburg, wo er ein- 
geäcüioszen war, auswandern müszen und alles ver- 
loren. Er hat sich ihm darbietende Yortheile nicht 
geachtet um als Freiwilliger Jäger zu Pferd gegen 
die Franzosen zu dienen. Ihre Reisekosten und 
einen Theii ihrer Ausrüstung habe ick tragen müszen. 
Dafür und weil ich auszerdem noch zwei jüngere 
Geschwister zu versorgen habe, endlich für meinen 



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L WilheluL Grimm als Bibliothekssecretar, 



nofhwendigsten Unterhalt habe ich jeder möglichen 

Einschränkung ungeachtet mich gezwungen gesehen 
Geld aufzunehmen, deszen Betrag schon sechsfach 
meinen ietadgen jährlichen Oehalt übersteigt, von 
welchem ich nicht im Stand hin blos die Kosten 
der Wohnung und unauihörlichen Einquartirung zu 
bestreiten. 

Ich würde gewisz noch länger gewartet haben, 
bis Ew. KurfOrstl. Durchlaucht sich selbst meiner 
giükligbt erinnert, es ist aber die naiiiiegeiide Koth, 
die ich auf keine Weise mehr abzuwenden oder auch 
nur noch auf eine Zeit zu entfernen weisz, die mich 
drängt, und ich wage es daher im Vertrauen auf 
die landes väterliche Gesinnung Ew. Kurfürstl. Durch- 
laucht, die auf eine Familie, die seit Jahrhunderten 
dem hohen Hause treu gedient, huldreich Rücksicht 
nehmen wird, die Bitte Höchstdenselben unter- 
thänigst vorzutragen: 

mir gnädigst einen Gehalt zu bestimmen, 
der mich aus den dringenden Sorgen fttr 
meinen und meiner Geschwister Unterhalt 

reiszt. 

Ich werde diese Gnade mit bestandiger Dank- 
barkeit und in der tiefsten Verehrung anerkeimen, 
in der ich verharre Ew. Kurfürstlichen Durch- 
laucht etc. 

Die darauf am 19. April 1814 erfolgte Eesolution 
UnUä: «Dem Gesuch steht um so weniger zu fugen, 
da eben erst den Bitten des Supplicanten um eine 

Anstellung deferirt worden ist.* 



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6 



I. Wilhelm Grimm als Bibliothekssecretar. 



1814: 

Ew. KurfÜrsU. Durchlaucht haben die Gnade 

gehabt mich zum Secretarius der p*oszen Bibliothek 
im Museo zu ernennen mit einem Gehalt von Ein- 
hundert Thalem, so wie die huldreiche Versicherung 
zu geben, sich memer bei vorkommender Gelegenheit 
zu erinnern. Durch den Tod des Registrators 
Enzeroth bei der Bibliothek ist ein Gehalt von 
zwdhundert Thalern erledigt und da nach der Ton 
dem Herrn Director Strieder und Herrn Ober- 
Hofrath Völkel schon früher gemachten Bemer- 
kung eine besondere Besetzung dieser Stelle nicht 
nöthig ist, und ich die Arbeit derselben zugleich 
besorgen kann, so bitte ich £w. Kurfürstliche Durch- 
laucht unterthänigflt: 

mir diesen Gehalt von 200 Thalem zu dem 
meinigen gnädigst zuzulegen. 

Umsomehr wage ich diese Bitte, vertrauend auf 
die Täterliche Gesinnung Ew. Kurfürstlichen Durch** 
laucht, da Höchstdieselben gewisz in Betrachtung 

zu ziehen geruhen werden , dasz ich schon in einem 
Alter Ton 28 Jahren bin, ohne alles Vermögen, und 
dasz noch drei jüngere Geschwister von mir Unter- 
stützung verlüiigen, endlich auch, dasz diese Er- 
höhung meiner Besoldung mich nur gegen die höchste 
Noth schützen würde, in welcher ich bisher gelebt 
habe. Der ich in tiefster Ehrfurcht verharre etc. 

Am 8* Nav* ergM ämoAUif ei» Gmcft gtwäih- 



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I. Wilhelm Grimm als Bibliothekssecretar. 7 

4) Urlaiulfsgesueh wm 17. Äug. 1816 mf wir 

Wochen vom 31. Aug, m mt folgender Motivirung: 

Bei meiner sitzenden Lebensart und schn^ch- 

lichen Gesundheit hat mir mein Artzt schon voriges 
Jahr eine Bewegung durch eine kleine Reise und 
Genusz der frischen Luft im Herbst als nöthig und 
sehr heilsam verordnet, inclesz machten die Umstände 
die Ausführung unmöglich. Jetzt wiederholt er 
dasselbe und bittet mich, um ihn selbst spredien zu 
können, nach Heidelberg zu kommen. Da nun 
ferner der Umstand eintritt, dasz einer besonderen 
Angelegenheit wegen meine Gegenwart zu Frank« 
furt unumgänglich nöthig geworden, so wage ich 
um beide Zwecke verbinden zu können, an Ew, 
Königliche Hoheit die unterthänigste Bitte etc. 

Nachdem Strieder cm Aug, die Gewähnmg 
h^ilrmrteit und hervorgehet ^ dem ,der in Marburg 
gestandene und nun zu Heidelberg angesetzte Dr. 
und Prof. Conradi* der Arzt W. Grimmas sei^ er- 
folgt am Aug. 1815 die Besolution: „fiaf*. 

5) Bitte des BibliothekS'Secräarius Dr. Wilh, ö. 
Qrmm um die SttßiU emes mrUiche» Btbliotheka^B und 
des damit verbundenen Qeha^ vom 23. Oct. 1821 : 

Ew. Königliche Hoheit geruhen ailergnädigst an- 
zuhören: Ln Anfang des Jahres 1814 wurde ich 
als Secretarius bei der Bibliothek im Museo an- 
gestellt und habe dieses Amt bis dahin, seit bei- 
nahe 8 Jahren, nach meinen besten Biräften yer- 
sehen. Der damit verbundene Gehalt von 300 Thalem 
gewährte mir nur die nöthigsten Bedürfnisze und 



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8 I. Wilhelm Grrimm als Bibliothekssecretar. 

den dürftigsten Unterhalt. — Ich habe jede dar- 
gebotene Gelegenheit, eine Verbesserung im Aus- 
lande zu erhalten, ausgeschlagen, da es stets mein 
Wunsch war, in meinem Vaterlande zu dienen. 

Dennoch habe ich mich einer allergnädigsten 
Beförderung bis dahin nicht zu erfreuen gehabt und 

iii meinem 36sten Jahre nach treu ^geleisteten 
Diensten befinde ich mich in einer bedrängten, un- 
yersorgten Lage. Ew. Königl. Hoheit haben mit 
Landesväterlicher Huld und Milde über so viele 
Allerhöchst dero treue Diener (xiück verbreitet, ge- 
ruhen Allerhöchst dieselben auch mir diese Qnade 
angedeihen zu lassen, ich würde sie mein ganzes 
Leben in ehrerbietiger Dankbarkeit anerkennen. 

An der Museumsbibliothek sind zu allen Zeiten 
auBzer dem Director zwei Bibliothekare angestellt 
gewesen. Im Jahre 1784 zum Beispiel war das 
Personale noch mehr als einmal so stark, als gegen- 
wärtig, es bestand nämlich, den Director des Mu- 
seums mit eingeschloszen , aus sieben Personen, 
während es gegenwärtig nur aus dreien besteht; in 
gleichem Verhältnisz war der Gehalt gröszer. Ich 
habe bisher die Bibliothekars Geschäfte mit versehen 
und mein eifrigstes Bestreben seyn lassen, durch 
fortgesetztes Studium meine in dieses Fach ein- 
schlagenden Kenntnisse zu erweitem. Im Vertrauen 
daher auf £w. Königl. Hoheit Gnade und wohl* 
wollende Gesinnung wage ich es: 

um die Stelle des wirklichen Bibliothekars 
bei der Bibliothek im Museo und um einen 



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I. Wilhelm Grimm als Bibliothekssecretar. 



angemeszenen, mir meinen Unterhalt sichern- 
den Gehalt 

Alleronterthänigst zu bitten. 

Ich würde mich bestreben, mich dieser Gnade 

auf jede Art, die in meinen Kräften steht, Avürdig 
zu machen. — Der ich in tiefster Mirerbietung 
lebenslang yerharre etc« 

JDie darauf unter dm 11. Novhr. 1821 erfolgte 
SesölitHan lautet: Beruhet. 

6) Antrcuf des Oberhofmareehaüamte t?. 9. Apr, 1S25 

auf Gewährung des nachgesuchten Heiraikscoiisenses von 
W, Grimm. 

W, Grimm hatte sich irrthümlkh anfangs März 7vie 
bisher direkt an den Kurfürsten geivandt und hatte des- 
halb am 7m März dur(^ das OherhoJmarsehaUamt (wie 
näher aus den Acten dieser BMhrde : ^ Heirath sconsens- 
Gesuche der Hof- und Marstallsdieuerschaft betr. 
1825-6*^ hervorgeht) einen Verweis erhalten ssugleia^ aber 
emfßi die Aufforderung wegen Beibringung der dterlichen 
Eimvittigung soivie einer gerichtlichen Bescheinigung über 
das der Braut zusiehenide oder noch zufallende Ver- 
mögen. 

Unter dem 9. Aprü 1S25 reichte Dr. W. Gr. ein neues 
Gesudi ein, sowie die erforderlichen Pa^piere, nämUidi: 

1) den Geburtsschein meiner Braut, welche am 

23. Mai 1793 geboren mithin 32 Jahr alt ist. 

2) Den Todesschein von den Eltern meiner Braut, 
woTon der Vater Johan Rudolph Wild am 



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10 I* Wilhelm Grimm als Bibliothekssecretar. 

25* Dec. 1814, die Mutter Dorothea Gatharina 
Wild geb. Huber d. 20. Septbr. 1813 gestorben 
ist, 

3) den Todesschein meiner Mutter, welche als 

Wittwe den 27. Mai 1808 gestorben ist. 

4) den gleichfalls befohlenen Vermögensschein 
der Braut, wonach dieselbe ein Vermögen von mehr 
äl8 7000 Thaler hesass. 

Er bittet zuqUich ihm diese Papiere nach gemachten 
Grebramh zurückzugeben, was auch geschehen ist. 

Am 10. Äprü wird der Cl<m8ent0 vom Kurßtrstm 

eigenhändig zugestanden t und die vom 13. datirte l/r- 
kmde darüber W« Grimm am 18, April unter Auflage 
eines Stempds von S Thlr. guges^tML 

7) Anzeige des Ober-Hof-Marschall-Amts an das 
GeJieime Cabinet vom 6. Febr, 18^9 von deyn Ableben 
des Bü^licihekdirectore Oberhofraths Voelhel und Auf- 
forderung das G-ehalt der leiden Grimms aneueeigen, 

6) Beschlusz im Geh. Kabinet vom 5. Febr. 1829: 

Der Bibliothekar Dr. Jacob Grimm und der 
Bibliothek-Secretar Dr. Wilhelm örimm .... 

bitten allerunterthanigst dem Bibliothekar die erste 
und dem Sekretär die dadurch erledigt werdende 
zweite Bibliothekarstelle huldreichst zu verleihen. 

[das Gesuch s. unten III €).] 

Mesolution: Beyde Gesuche werden abgeschlagen; 
welches das Oberhofmarschall-Amt denselben be- 
kannt zu machen hat. 



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I. Wilhelm Grimm als Bibliotiiekssecretar. 



9) Ameige des O.KMrÄnUs, dass Bihl, O-rimm 

einen Gehalt von jährl. 600 der Secreiar Grimm 
aber einen solchen von jährlich 300 9rf zu he- 
Miehm hat» 

BesoL vom 10. Febr. 1829: Ad acta. Vorher 
aber iiacliziii«ragien, was jene Grinuiis jahrlick an 
Praseni-Gelder empfangen. 

Wühelm TL 

10) BesoMungS'Rescript vom IL Fe^., wodurdi dem 
Bibliothek- Sekretär W. Qrimm eine Gehaltszulage von 
Einhundert Thaiem vom !• k* Monats howiUigt wird^ 

11) Verfügung an das 0,H,M.-Amt und den Hof" 
Archiv-Dir. v. BmmeL WüheHmshöhe d, 30. OcL: 

Die beiden angebogenen A])schiedd-Gei3uche der 
zeitigen Bibliothekare ärimm gehen 

1. an das 0. H. M.-Amt wegen Besorgung der 

Ausfertigung der flachen Abschiede und deninächstigen 
Vorlegung, wenn der Museums- und Archiv-Director 
Bommel beseheinigen wird, dasz die genannten 

Grimms alles wohl abgeliefert haben werden. Die 
Gehalte der Gedachten sind vorzulegen. 

2. an d. Museums- n. Archiv-Dir. Rommel um 
zweckmäszigere und für den Dienst vortheillmftere 
Vorschläge wegen Wiederbesetzung eines Biblio- 
thekare nebät eines Scribenten zu thun und die 
Instruction vorschläglich dahin abzuändern, dasz 
gedachte bei der Bibliothek angestellt Werdende 
mehr für die Eibl, selbst als für sich selbst arbeiten. 



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12 Wilhelm Grimm als Bikliothekssecretar, 



IJS) Eine weitere BeeoluHon vm gleichen Tage: 

Das 0. H. M.-Amt hat die unterm heutigen Tage 
durch allerhöchstes Kescript befohlene Ausfertigung 
der flachen Abschiede fiir die p. Ghimms fordersamst 
zur iiilerhöchsten Vollziehung allerunterthänigst ein- 
zureichen, auch alsbald die Verfügung zu treffen, 
dasz vom 1. November d. J. an die öebalte der^ 
selben nicht mehr ausgezahlt werden. 

13) Ähs(^ied für den Bibliothek' Sekretär Dr. Grimm: 

Nachdem Wir dem bisher bei Unserer Bibl. im 

Museum angestellten Sekretär Dr. Wilhelm Carl 
Grimm die gebetene Entlassung aus ünsern Diensten 
allergnädigst zugestanden haben; so hat sich hier- 
nach ein jeder den es angehet, ulieiuuterthünigst zu 
achten, 

Wilhehnshahe, am 30. Oci 1829. 

11 j Anmge d. 0*H,M.-Ämts, das Gehalt d, beiden 
Grimm betretend, 

Besol. Wilhelmshöhe den 1. Nov. 1829: Die 

Gehalte sind nicht richtig angegeben, der des Bibl. 
betrug 758 '^f u. des See. 435 'ftf nach dem Be- 
soldungs-Etat für den Hof. 



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II. J. Grimm's Mksion jiach Paris 1815. 13 



IL Acten über Jacob Grimms Mission nach 

Paris im Herbst 1815. 

Zur VorgescMchte der Mission sei bemerUf dass nach 
Aden dm des Greh, Ministerium des Kurßrsten Wil- 
helm L die Ahsendung des Geh, Baths von Carls- 
hausen nach Paris betreffend diese am 25, Juli 
« erfolgte und dose ihm der van Cassd entführten Kunst^ 
schätze halber der QeMerie-Inspectcr Bohert und 
Insj^ect&r Döring heigegeben wurde. Am 4, August 
traf V. Carlsha/usen in Forts ein. In seinem 9. JBerieht 
vom J96. Aug. 181$ findet sich folgender Passus : 

Hier befindet sich eine in wissenschaftlicher 
Hinsicht höchst schätzbare Sammlung you Manuscrip- 
ten. Man hat die Idee sie für die gar nicht mehr 
vorhandenen , in Teutschland geholten Kunstsachen 
wegzunehmen, und verhältniäsmäszig zu vertheilen. 

Einer von den Gebrüdern Grimm in Cassel, 
wahrscheinlich der in Wien gewesene Legations- 
secretair, soll sich während seines früheren hiesigen 
Aufenthalts vorzüglich mit diesen Mannscripten be- 
schäftigt haben, und man wünscht daher yon Seiten 
der Königl. Preusischen Behörde , dasz Ew. Königl. 
Hoheit adlergnädigst gemhen möchten, denselben 
hierher zu senden, und ihm seinen Oehalt bis zur 
Vollendung der von ihm zu bewirkenden Zusammen- 
tragung und Ordnung der Manuscripte zu lassen. 
Hier soll er mit Yerköstigung einquartieret werden 
und die Reisekosten will man unter die Fürsten, 



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14 n. J. Grimm's Mission nach Paris 1815. 

welche daxan Theil erhalten, repartireiL Ich • « • 

bitte den L. S. Grimm . an den Preusiechen 
Eammergericiitsrath von Eichhorn weisen zu 
lassen, wenn ich nicht mehr hier seyn sollte. 

Da/rauf erfolgte miter dem 9. 80UhM an dm 
h Preiiss. Generalintendanten Staatsrath Eihhentropp 
wie an den k. H'euss, Herrn KammergerichU-Baih von 
Eiehhorn van SeUen des heeeiaeken SkiaimnimsterimM 
Benachrichtigungy dasz Grimm dort hin gesamlt sei. 
Leidere lauiä: Der G. R. u. Cammerpräsident v. Carls- , 
hausen hat des Kurfürsten K. fi. angezeigt, wie man 
eine dort befindliche schazbare Sammlung von Hand- 
schriften zum theilweiseu Ersaz der aus Teutscblaud 
weggebrachten, nicht mehr vorhandenen Eunstsachen 
zu verwenden und verhältnismäsig unter die be- 
theiligten Regierungen zu vertheilen gedenke; zu 
welchem Ende man, besonders K. Preussischer Seits, 
wünsche, dasz der bereits mit jenen Handschriften 
bekannte diesseitige Legations - Secretair Grimm 
dorthin gesandt werden möge. . . . 

Indem S. k. H. der Kurfürst diesen Antrag mit 
vorzüglicher Berücksichtigung des E. Preussischer 
Seits geäuszerten Wunsches Statt zu thun kein Be- 
denken getragen u. d. Leg. Secr. Grimm nicht nur 
die fernere Beziehung seines Gehalts, sondern auch, 
zur demnächstigen Abrechnung mit den Theilnehmem 
einen Vorschusz zu den Reisekosten bewilligt haben; 
sind Wir zugleich alleirgnädigst beauftragt, gedachten 
L. S. Grimm dem K. Pr. H. KG.R. v. Bichhorn 
mit dem Ersuchen zu empfehlen, Sich mit demselben 
wegen der von ihm zu übernehmenden Geschäfte zu 



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• A 



U. J. Grimm's Mission nach Paris 1815. 15 

Terabreden, und Sich des diesseitigen Interesses bey 

dieser Angelegenheit gefällig anzunehmen. 

Jon Eklihorn lief ein von Faris 30. Sept, 1815 
datkies AnkoorUchreibm an das Ministeriim em, 
aius dm «c^ folgenden Saig heraw$M>e: 

Ich habe das Vergnügen Herrn L. S. Grimm 
persönUch zu kennen, und wo und wie ich persön- 
lich ihm in seinen Geschäften nützlich sein kann, 
werd ich es mit dem gröszten Vergnügen thun. 

Am ^0* S^U verwendet v. CarWiausen Grfinm bereits 
als Seeretoiirf indem sem an diesem Tage abgesandter 

16. Bericht, der die in Maimaiüson hefindJichen Casseler 
jBilder betrijft und Grimmas Ankunft erwähnt t von 
Ormrn geschrieben, van Carlshausen nur unterzeichnet 
ist. 

Eine Anerkennung für seine, wie die naclistehetiden 
Beriekte ergeben, doch recht eifrige md, soweit die Ver- 
JMtnisse es gesUxtteten, aneh recht erfolgreiche Thätigkeit 
ist Jacob Grimm von seilen seines kurfürstlicJien Herren^ 
soviel die Aden ergeben, nicht zu Theü geworden. Awh 
ist sonst nUhts dcarüfffer bekannt geworden, wie man dem 
überhaupt bis jetzt von dem, tvas Jacob Grimm bei 
diesem AmIoss für sein engeres Vaterland gethom hat, 
so gut wie niMs wuszte. Er selbst hat sii^ nur am 
21, Od. 1615 seinem Bruder gegenüber darüber aus- 
gestochen (Briefe aus d. Jugendzeit S. 479): 

„Endlich hat mich auch des Buderus Abreise... 
ganz in die diplomatische Bahn, aus der ich eben 
frei geworden war, wieder gebracht ; ich bin so gut 
ais hessischer Geschäftsträger und habe fünf oder 
sechs angeknüpfte schwierige Beclamationen und 



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16 II. J. Grimin'ö Mission nach Paris 1815. 

Berichte darüber auf dem Hals, die mir eigentlich 
mehr Mühe kosten, als das andere Geschäft. ^ 

Sein Vorgesetzter, der Cammer^räsident v. Carls- 
hausen t wdchem bei seinem Weggang van Paris der 
Kurförst wegen seiner ThMigheit seine voUe Skiftieden- 
lieit ausgedrücM hatte (dat. vom 29. Sept. 1815), hat i)i 
den sanieren in Cassel geschriebenen JBeridUen an dm 
Kurßirsten kein einysiges Wart der Anerkemung ßir die 
selbständige Handlungsweise Grimms einßlessen lassen, 
anch ist in den späteren Aden vimner nur von v. Carls- 
hausens Verdiensten um die Wiedererlangung der Bilder 
die Bede. Die einzige Erwähnung Grimms findet su^ 
in V. Carlshausens Bericht v* 19» Od, 1815, worin es 
heisst: Bei meinem Abgange von Paris habe ich dem 
Legations-Secretair Orimm die in der abschriftlichen 
Anlage naciigewieseueii Punkte zur weiteren Be- 
treibung Yorgeschrieben. 

Biese Instruction lautet: 

Den Herrn Legations-Sekretair Grimm bitte ich : 

1) von Zeit zu Zeit beim Herrn Kammergerichts- 
rath y. Eichhorn in der Eue de VÜniifersiU no 8 
anzufragen, ob wegen des Kurhessischen Truppen- 
Corps und sonst nichts an mich zu erlassen sey? 

2) Den Hm. geh. Staatsrath t. Gruner, in der 
Bite de V Universite no 15 von Zeit zu Zeit zu be- 
fragen, ob durch die Einwirkung des fr. Kriegs- 
ministers, der Besitz der vom General la Grange 
genommenen Gegenstände wieder erlangt werden 
könne. 

3) Bei dem Hrn. Fürsten v. Hardenberg zuweilen 
die, nach der abschriftlichen Anlage zugesagte Ver- 



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11. J. Grimm's Mission nach Paris 1815. 17 



wendong zur Wiedererlangimg der vom Gen. La 
Grange genommenen und nach Halmaison ge- 
schickten 48 Gemähide, worauf ich 3 Stück zurück 
erhalten habe, in Anregung zu bringen; auch 

4) die Aushändigung der Tom Grafen Defermon 
über den Verkauf der Kurhessi scheu Kapitalien ge- 
führten Acten, bei dem Grafen von JPradel, di- 
reeteur giniral du Miwiatdre de la maison du Soi. 

Ich benachrichtige dabei zugleich dasz 5) der 
Mahler Unger, auf dem Qmi des Äugustina no 15 
wohnend, die Gemähide genau kennt, die Yerzeich- 
nisse davon besitzt, und auf die Auslieferung von 
21 Gemählden, welche von auswäortigen Muaeen nach 
anher geschickt werden müssen, bei der Direction 
des hiesigen Museums fleisig erinnern wird. 

6) der Königl. Hanü versehe H. Legatioubrath 
V. Bodenhausen in der Eue de la Victoire no 20 
überall nöthige Auskunft und Hülfe zugesagt hat; 
und 

7) der Hr. Handelsmann Toussaint aus Hanau 
in der Strasze de ölery no 20 mit der Einziehung 
der Nachrichten: wo sich noch Gemähide von den 
sub no 3. bemerkten Stücken befinden beschäftigt ist. 

8) Die zu erlangenden Gemähide werden den 
Mr. Bourget ft Qt«- in der Bue Denis no 152 
zum Transport nach Cassel übergeben. 

Paris am 24. Sept. 1815. 

JSonrt finden eid^ noch Äiii80&ge am Schreib van 
Carlshausen an J. Grimm hei den Aden, doHrt v, 16. 
u, 19» Od., welclhe aber nur die Conveniim iiiber den 
Sold und die BekHeidwngegelder hedr^en* 

8. Stengel. Aetea der BrAder Glimm. 2 



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18 n. J. Grimmas Mission nach Paris 1815. 



Qrmms eigmUidien Berichten tforattf gd$en folgende 
mei huree Sdireüben: 

1. 

Ew. WoMgeb. 

bin ich genöthigt, da mich Hr. Minister von 
Schmerfeld dennoch wieder zurückrerweist, dessen 
beifolgendes Billet mit der ergebensten Bitte zu 
übermachen, dasz mir der Vorschusz von 40 Louisd'or, 
als woran sich allein meine Abreise aufhält, baldigst 
geschehe. Falls die Summe vorrSthig, können Sie 
solche dem Ueberbringer mitgeben; sonst bitte ich 
nur ein Wort Nachricht: wann heute oder vielleicht 
Morgen früh erst, ich mir darauf gewisze Rechnung 
machen darf, um weitere Maasregei danach zu 
nehmen. 

Mit bekannter Hochachtung 

Ew. Woblgeb. ergebenster Dr. 
Grimm. 

In Eile. Samstags [d. 9. Sept. 1815] Nachmittag. 

Sr. Wohlgeb. des Herrn Kriegs Rath Knatz. 

Ew. Wohlgeb. 

Danke zwar verbundenst für die laut beUieg. 
Qtg. richtig erhaltenen 40 Frdor, war aber be- 
stimmter Äusserung d. Hm. Minister v. Schmer- 
feld zufolge auch der Meinung, einen Credit nach 
Paris, auf eine gleiche Summe sprechend zu em- 
pfangen. Falls Ew. Wohlgeb. dazu nicht autorisirt 



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II, J. Grimmas Misaian nach Paris 1815. 19 

sind, ersuche ich gegenwärtiges Billet, weil ich 
selbst mitten in Reiseanstalten begriffen bin, an 
Hm. Kriegsrath Bivalier zu senden , welcher 
zweifelsohne die Gfite haben wird, deszfalls bei Sr. 

Exc nähere Erkundigung darüber einzuhohlen: von 
welcher Seite her mir dieser Credit eröffnet werden 
wird, damit ich nicht zu Paris, bei der zu ver- 
mutlienden Abreise des Herrn von Carlsbausen 
in Verlegenheit gerathe. 

Mit ToUkommner Hochachtung 

Ew. Wohlgeb. ergebenster 
Grimm. 

Sonntags 10 V«» 

Herrn Kriegsrath Knatz Wohlgeboren. 

Es foHgm mm die Berichte: 

Bericht L 

Paria 1. Octob. 1815. 

Hochwohlgeborener 
Hochzuehrender Herr Geheimerath 

Mein erstes Schreiben habe ich in beständig ge- 
täuschter Erwartung einiger bestimmten Auskunft 
über die Yerschiedenen mir zu Theil gewordenen 
Aufträge mebrere Posttäge aufschieben zu mfiszen 
geglaubt. Beror ich mich zu jedem derselben im- 
einzelnen wende, will ich einiges allgemeinere über 
den Stand der hiesigen Angelegenheiten Yorans- 
schicken , welches auch Licht mit auf jene werfen 
kann. 

2* 



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20 Grimm 8 Mission nach Paris 1815. 

Der Frieden ist, was auch die pariser Zeitungen 
dayon Yersichem , in den letzten Tagen Septembers 
noch nicht unterzeichnet worden und dürfte es erst 
im Verlaufe dieser Woche werden. Die Schwierig- 
keiten liegen nicht in der fehlenden Ueberein- 
stimmung der alliirten Mächte, unter denen glück- 
licherweise das beste Vernehmen herrschen soll, 
sondern in den Einwendungen, welche das firanzös. 
Ministerium gegen die ihm vorgelegte Basis zu 
machen sucht. Diese sollen vornämlich auf die von 
Frankreich in mehrem Terminen zu entrichtende 
Kriegs Contrihutiuii gehen; allein man hat üllen 
(jrrund zu glauben, dasz die Vorschläge der Alliirten 
auch in diesem Punct durchdringen werden. Was 
die neue Ländergrenze betrifft, hofift man nicht nur, 
die definitive Abtretung des der £rone Frankreich 
im vorigen Frieden annoch verbliebenen saarbrücker 
Landstrichs, sondern auch der Festung Landau an 
Oesterreich, und selbst einiger anderer festen Plätze, 
wie Philippeville und Gfivet an die Niederlande. 
Wenigstens werden letztere nebst noch einigen 
anderen zu Unterpfändeni der zu erfüllenden übrigen 
Friedensbediagungen auf bestimmte Zeit alliirten 
Besatzungen eingeräumt, die grdszeren Grenz- 
festungen auch blos von Bürgersohhiten und nicht 
von Linientruppen besetzt werden. Hüningen bleibt 
geschleift und Frankreich verpflichtet sich, keine 
Festung im Umkreis von 3 Meilen um Basel herum 
wieder aufzubauen. 

Talleyrand unterhandelt beim Frieden nicht 
mehr mit, sondern der Herzog v. Richelieu allein. 



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IL J. Ghimm^s MisBion nach Paria 1S15. 21 



Der endlich aus Marseille eingetroffene neue Mi- 
nister des Innern, Graf Vaubianc, wird allgemein 
als einer der eifrigsten BoyaUsten dargestellt. Die 
Eröffnung der Cammer war noclimals weiter bis 
zum 9. d. M. verschoben worden. Doch ich ent- 
halte mich weiterer Neuigkeiten dieser Art, die sich 
sonder Zweifel auch in den Zeitungen finden werden. 

Der russ. Kaiser reiste zuerst von hier ab, 
am 28. Sept., ihm folgte Tags darauf Kaiser 
Franz. Ersterer begibt sich nach Brüssel, von 
da nach Dijon, wo 70—80,000 M. Oestreicher ge- 
mustert werden sollen. Sodann reist er über Carls- 
mhe und Stuttgart nach Berlin, wo er den 18. Oc- 
tober gewisz zu seyn denkt. Um gleiche Zeit oder 
wohl einige Tage früher will der preusz. Mona rch 
in seiner Residenz eintre£Pen, welcher bis auf diesem 
Augenblick noch hier zu Paris ist und erst nach- 
dem er übermorgen (Dienstag) in der Umgegend 
von Versailles Revue über 50,000 M. seiner Truppen 
gehalten haben wird, in der Mitte der Woche 
Frankreich zu verlassen gesonnen ist. 

Die Zurücknahme des hier Torhandenen fremden 
Kunsteigenthums hat seither ununterbrochen fort** 
gedauert. Nach den Niederländern räumten die 
Oestreicher, unter noch etwas härteren Formen, auf. 
Die medicäische Venus war bereits vorigen Donners- 
tag für Florenz eingepackt worden, eine Menge 
italienischer Gemähide trat hernach die Reihe. Am 
Samstag wurde auch an die berühmten venetianischen 
Rosse, die auf dem Triumphbogen vor den Tuilerien 
aufgestellt standen, geschritten. Der König, hiesz es 



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22 Grimmas Mission nach Paris 1815. 

in deszen Angesicht die Herabnahme geschehen 

niuszte, habe sich ausgebeten, dasz sie schonend zur 
Nachtzeit erfolgen möge. Sej es aber, dasz dieses 
mit der Arbeit selbst unverträglich gewesen , oder 
man gern den l'aiisern zeigen wollen, wie wenig 
man sie scheue, man nahm gestern und heute alles 
bei lichtem, hellem Tage yor; auf dem Platz 
bivouacquirte eine Compagnie Ungarn, welche keinem 
Franzosen den Eintritt Terstattete, Cavallerie- 
patrouUlen mit entblösztem Schwert ritten langsam 
auf und ab, und die Ruhe wurde nicht gestört. Seit 
einigen Stunden ist alles vollbracht und die bitteren 
Äuszerungen femer iianzdsischer Zuschauer ver- 
hallen in die leere Luft. Vermuthlich wird der 
ganze nun seiner Zierde beraubte Bogen demnächst 
völlig abgebrochen. 

Der Pabst, deszen Reclamationen der Scheingrund 
des Tolentiner Friedens in etwas beschränkt, wird 
vielleicht doch noch auf ein oder die andere Art 
vor dem Abzug der allürten Truppen zum Zweck 
gelangen. Sein Abgeordneter, der berühmte Bild- 
hauer Canova selbst, ist ein halb träger, lang- 
samer Mann, den die Allürten selbst erst antreiben 
müszen, sie um Verwendung zu bitten. Die Cabinette 
verwenden sich aber nicht gern entschied en in irgend 
etwas, aber sämmtliche militärische Behörden, die 
jetzt die Gewalt in der Hand halten, scheinen zu 
kräftigen Maasregeln entschloszen. In dieser an- 
genehmen und mehr als einer deutschen Angelegen- 
heit erspriesziich werdenden Hoffnung bin ich durch 
einige Äuszerungen des £. preusz. Ministers Generals 



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'n. J. Griinm's Miasion Back Paris 1815. 23 



T. Gneisenati, bei dem icli ror einigen Tagen zu 

speiszen die Ehre hatte, bestärkt worden. 

Der König v. Prenszen hat die bekannte, 
freilich TOT einigen Jahren noch prachtigere G-e- 
mähldegalerie Guistiniani um 450,000 oder 
500,000 Franken erkauft ; Berlin wird nun bald sehr 
ansehnliche Sehenswürdigkeiten aufzuweisen haben. 

Ich gehe zu unsern hessischen Anc^elegen- 
heiten über, worin, so wenig diesmal von Erfolg 
berichtet werden kann, dennoch hoffentlich keine 
Saumseligkeit meinerseits gespürt werden wird. 

1) Die Malmaisoner Gemähide be- 
treffend, Herr Toussaint konnte den Grafen 
Capo d 'Istria verabredetermaszen weder den 
Dienstag noch die folgenden Tage sprechen, welches 
schon ein übles Zeichen war. Auch noch andere 
eingezogene leidige Nachrichten schienen anzudeuten, 
dasz die Zierden unserer Gah rie nach Kuszland be- 
stimmt wären; YonFur:ät Hardenberg ging keine 
Antwort ein, ich suchte persönlich vor ihn zu 
kommen, wurde aber nicht voro( lassen und erfuhr 
freilich aus guter Hand, dasz er mir wenig tröst- 
liches würde haben sagen können, in dem die 
allürten Ministerien über Abs prineipiim resHtuenäonm 
zu gar keinem festen Entschlusz kommen könnten, 
vielmehr alles, was geschehen sey, sich halb un- 
diplomatisch habe anknüpfen und sodann analogisch 
weiter iurtbilden müszen. Von einer anderen Seite, 
wo ich Gelegenheit nahm, das so ungerechte und 
undelicate Benehmen des russ. Kaisers in dieser 
Sache vorzustellen, wurde mir vertraut gerathen, 



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24 J* Grimm's MiBsion nach Paris 1815. 

den einzigen Iiier überbleibenden, yielleicbt noch 

fruchtenden Schritt einer unmittelbaren, die 
Gefühle, welche ßecht und Wahrheit hierbei ein- 
geben müszen, unTerhüllenden Yorstellung an den 
Kaiser selbst zu thun. Der gewöhnliche dipionia- 
tische Weg durch den üraien Nesselrode und 
Fürsten Wolko wsky, die nicht einmal geantwortet 
hatten oder ausgewichen waren, hatte sich schon als 
unzulänglich bewiesen; auch stand zu hoffen, einige 
Abweichung yon dem gewöhnlichen öeschäftsstil 
würde eher die Anfmerksamkeit des Monarchen an- 
regen. Da er indeszen gerade Tags vorher verreist 
war, blieb mir nichts übrig, als das (in Abschriffc bei- 
liegende [S. 27—31]) Schreiben ihm auf seiner Reise 
nachzusenden und es ist mit einer sicheren oest- 
reichischen öelegenlieit nach Dijon abgegangen. In- 
struction über diesen Schriti; vorher von Cassel einzu» 
hohlen und zu erwarten, hätte ihn völlig gelähmt iiud 
paraljsirt; auch Hr. v. Bodenhausen, den ich be- 
frug, meinte, dasz er wenigstens nicht schaden könne. 
Dasz ihn Se. Kön. Höh. nicht misbilligtn werde, 
wage ich zu hoffen. Die ganze Sache liegt so, dasz 
sie mit der Zeit einmal öffentlich in Deutschland 
zur Sprache gebracht werden mnsz, wenn gleich in 
diesem Augenblick noch nicht, um andere wichtigere 
Bücksiebten zu schonen. Auf dieses öffentliche 
Interesze, welches man in Deutschland an unsem 
Gemählden nehme, wies ich darum vorsätzlich liiii 
und sollte einiges andere überhaupt zu frei aus- 
gedrückt scheinen, so kann allenfalls immerhin der 
Allergnädigste Herr das ganze Schreiben als un- 



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n. J. Grimm*8 Mission nach Paris 1815. 25 

officiell desavoiüren, du ich hier im Fall dringender 
Hoih ohne specielien Befehl habe Yorschreiten 
müszen. Gott gebe dasz es yielleicht noch einige 
Wirkung thiie! 

Am folgenden Tage erfuhr ich denn (durch das 
ebenfalls beigeschloszene [nicht mehr vorhandene] 
Schreiben Herrn Toussaints), dasz die Bilder 
wirklich eingepackt und auf der Reise nach ßusz- 
land wären. Mithin war auf keinen Fall etwas zu 
▼erderben, und umgekehrt, wenn der Kaiser sich 
hier Yon Ehre und Gerechtigkeit leiten laszen will, 
musz er sie dennoch herausgeben. 

Da indeszen nur yon den fünf yorzüglichsten 
Gemähkicn die Rede ist, werde ich in Ansehunof 
der etwa noch zurückgebliebenen mich nicht un- 
thätig zeigen, sondern dieser Tage dem Ghey. Sou- 
lanpfe mit erbetener Militärhülte zusetzen, und ihn 
so etwa zu näheren Auszerungen zwingen. Sodann 
denke ich die Liste der anderen, yermuthlich gar 
nicht in die Oewalt der Beauharnais gerathenen, 
sondern sonst veruntreuten Bilder in die Categorie 
der von Preuszen jeteo verzeichnet werden[den], in 
specie nicht restituiben, aber anderweit zu vergütenden 
Gegenstände zu bringen. Ob man mit dieser ge- 
forderten Compensation durchdringt P ist freilich noch 
die Frage. 

2) in der Angelegenheit der zwei Kisten war 
ich bei dem Geh. Staats Rath Gruner, der mich 
sehr freundschaftlich aufnahm, und bereits vor 
einigen Tagen die Sache bei dem neuen Kriegs- 
minister Duc de Feltre wieder monirt zu haben 



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26 (^rimm's MiBsion nach Paris 1815. 

yersicherte. Ich gedenke indeszen auch hier in 

einigen Tagen vorzuschreiten und dem Intendanten 
des Lagrangischen Hotels hierselbst mit Soldaten- 
execntion auf den Leib zu rücken, um ihn so zu 
zwingen, da»z er schleunig die Antwort seines Herrn, 
der sich über das Schicksal der Kisten irgend aus- 
weisen musz, herbeischaffe. Falls deszen Güter in 
dem noch besetzten Theile Frankreichs lägen, worüber 
ich auch sogleich Erkundigung einzuziehen suchen 
werde, könnte auch da mit Gewalt vorgeschritten 
werden. Ich hoffe übrigens in Eurer Hochwol- 
geboren nächsten Schreiben in Ansehung dieses so 
bedeutenden Gegenstands nicht allein unterrichtet 
zu werden: ob Se. Edn. Höh. diese Sache gerichtlich 
und proceszualisch betreiben zu laszen Willens sind? 
sondern wünsche auf allen Fall auch eine ungefähre 
Aestimation des WerÜies dieser Kostbarkeiten zu 
erhalten. 

3) Auch der Graf von Pradelles hat in Be- 
tracht der Deffermon sehen Papiere noch nichts 
geantwortet, weszhaib ich ihn gestern schriftlich 
erinnert habe. 

4) Ebensowenig hat mir der 0. G. B. Eichhorn 
die versprochene Auskunft über den Sold der Truppen, 
seines besten Willens ungeachtet, zu geben ver- 
mocht. Die Schuld der verschobenen Auseinander- 
setzung liege theils am oestr. Minister Baldacci, 
theils und vorzüglich am unordentl. Rechnungs- 
wesen der englischen Armee. 

Dieser mein Brief hat wegen gerade eingefallener 
überhäufter und unaufschieblicher Arbeit in der 



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n. J. Grimm's Mission nach Paris 1815. 27 

Manuscripten Angelegenheit erst einen Tag spiiter 
aus dem Concept mundirt werden können. Ich habe 
selbst den gröszten Theil der yorigen Nacht schreiben 
müszen; man bü8zt hier leider so viel Stunden mit 
Herumlaufen und Fahren ein. Mein nächster Brief 
soll desto schneller folgen. Mit schuldigster Hoch- 
achtung habe ich die Ehre zu beharren 

Ew. Hochwülügeboreu * 

gehorsamster Dr. 
Grimm. 

N. S. ich wohne fortwahrend rue de VuniversiU 

no 7. Schwerlich werde ich unter drei Wochen, 
gewisz nicht vor 14 Tagen abreisen können, es 
müszte sich denn etwas auszerordentliches zutragen. 
Also wird [mich] die Antwort auf gegenwärtigen 
Brief vermuthlich noch treffen. 

Hr. von Bothmer soll hier seyn^ um gegen 
den in dem traurigen Zwist zwischen Kurprinz 
iiiid Kurprinceszin, wunach mich hier jedermann 
fragt, vorgeschlagenen preusz. Vermittler, Fürsten 
7. Wittgenstein aus Berlin Einsprache zu thun. 
Das Nähere ist mir unbekannt. 

Anlage: 

Sire 

Le Soussigne Charge par S. A. R. TElecteur 
de Hesse de reclamer differens objets d^artenlev^s 
et transportes en France, prend la liberte d'avoir 
recours immediatement a Votre Majeste Imperiale 
dans un cas, oü il parait n^etre reserr^ qu'ä Elle 
mdme, d^ordonner et de faire ezecuter une juste 



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28 J> Grimm's Mission nach Paris 1815. 



reparation. Lefait, qu'ilaura a exi^oser, est aussi simple, 
que le droit incontestable, sur lequel ce fait repose. 

La Hesse envahie en 1806 se yü, ä la saite 
de la plus injuste ajjgression et des dispositions 
les plus dures prises contra eile, privee de presque 
toutes les collections pr^cieuses, dont ses princes 
Favaient enrichie pendant une longue serie d'annees. 
La süperbe galerie des tableaux fut uu des premiers 
objets, qui attirereut la cupidite de Toppresseur. 
La proie comme tant d'autres arriva a Paris, cette 
fois cependant eile n'entra pas totalement dans le 
grand Musee, mais tout ce qu'elle coutenait de plus 
precieux, les quatre Claude Lorrains, lefameux 
Pott er et beaucoup d'autres tableaux, dont il serait 
superflu, de faire ici renumeration, furent exposes 
au chateau de Malmaison. L'on apprit depuis, 
que Bonaparte les avait donnes ä Josephine, 
son epouse. 

Les trois demi^res annees ont ramen^ la justice 
en Europe. T-aurait^il de plus sacr^e que celle qui 

doit s'etendre aux monumeiis d'antiquite et d'art, 
propriete inviolable et inappreciabie des etats, qui 
l'ont acquise ä juste titre? Aussi la restitution de 
ces objets a-t-elle ete generalement reconnue et 
admise en principe et plusieurs princes Tont deja 
fiut yaloir avec tout le succ^s, auquel on etait f ondä 
II s'iittendre. Si des goiiveriiemens, dont les pro- 
Yinces avaient ete cedees en vertu de traites solem- 
nels et qui se yojaient fore^ ä conclüre la paix 
avec la France sans pouvoir s'opposer aux enl^vemens 
exerces dans leurs niusees, si ces princes revendiquent 



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n. J. Grimm'a Mission nach Paris 1815. 29 

maintenant lenr propriete; les iitres et les recla- 

mations de FElecteur de Hesse doivent etre d'autant 
moius equivoques et acquerir d^autant plus de force, 
que ce prince n'a jamais renonc^ ä ses etats dans 
aucun traite et qii'il n'est jamais entre en negociatioii 
avec Teimemi. L'acte de donatione qui pourrait 
§fare pr^tezfce pour les coUections de Malmaison, 
suppose qu'effectivement eile etlt eu lieu, ne saurait 
deroger en aucune mauiere au droit du vrai pro- 
prietaire, puisqu'fl est constant que ce demier ne 
peut jamais souffrir par Palienation, que Tinjuste 
possesseur voudrait iaire de la chose mal-acquise. 
Gelui-ci n'ayant pas la propiiet^, ne ponrra non plus 
la transferer sur un troisidme. 

II etait ä prevoir, que la famille Beauharnais, 
heritiere de Josephine et sana doute infomee de 
lai v^table condition des tableaux en question, ne 
negligerait rien pour les soustraire a une juste re- 
clamation. En effet, non seuleinent eile les &i 
cacher et eloigner de Malmaison^ mais eile eut encore 

soiii, de repandre le bruit, que Y. M. J. les avaifc 
fait acheter et les euYerrait en Bussie. Cette 
assertion, ä laqueUe pendant longtems personne ne 
pouvait attacher foi, n'est cependant pas encore de- 
mentie et le Chevalier Soulange, actuellemeut 
Charge des affaires de cette famille, declinant de 
PaYOuer publiquement, ya m^me jusqu^a dire , qu'il 
n^a aucune connaissance de cette collection de tableaux» 
ce qu'il serait presqu' absurde de vouloir refiiter. 

La famille Beauharnais tout en se 
prevalant de telles excuses et en osant proposer 



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30 J. Grimmas Misi^ion nach Paris 1815. 

Taehat d'une coUection de tableaaz, qui ne lui 

appartenait point, a espere, que V. M. J. ne serait 
pas rnise au fait des circonstances. 

G^est Tons Sire, qui pendant toute votre marche 
glorieuse et bienfaisante avez suivi et pour ainsi 
dire reconduit la morale dans la politique. Vous 
ne soufPhrez jamais^ qu^il se commette un acte 
d'injustice ouverte et qu^un pays accable de soufP- 
rances, mais toujours fidele a la bonne cause ne soit 
pas redmtegre dans la jouissance d un bien, dont 
ü a tonjouis conserrä le souyenir. Yons aimerez 
mieux, faisant preuve de cette noble generosite, qui 
Tous a excite rappiaudissement du monde, vous 
concilier encore dans cette occasion la reconnaissance 
de la Hesse, j'ose dire de Allemagne entiöre, 
dout le(s) regard ne laisse pas d'etre fixe sur le sort 
de ces tableaux universellement connus. Qu^il soit 
permis, d^ajouter la simple mais frappante Obser- 
vation, que si Tentiere collection avait reste au 
musee de Paris, eile nous aurait deja ete restituäe 
dans ce moment, ainsi que Test reellement la partie 

qui s'y trouvait. Comment et par (juelle raison le 
seul hazard, quila conduisit ä Malmaison, saurait- 
il affaiblir ou diminner la legitimit^ de nos droits? 

Sire, les ^y^nemens pressent ; apr^s le depart des 
troupes alliees de la capitale de France, il se 
presenterait d'autres obstacles et par de nonvelles 
intrigues la famille Beauharnais tacherait de se 
maintenir en possession. C'est donc cette necessite 
d^eviter un plus long retard qui a force le soussigne 
de soliidter la puissante interrention de V. M. J. 



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II. J. Grimmas Mission nach Paris 1815. 31 



pendant meme qu^Elle est en Toyage. U se flatte » 
ETee la pIuB entiere conviddon, qu^ Elle daignera 

donner P ordre pour que la restitution des tableaux 
provenant de Cassel et tombes dans las mains de 
la famille Beauharnais seit faiie et execnt^e 
Sans obstacle. S. A. iL l'Electeur, qui certaine- 
ment ayait peuse en euvojant ses commissaires ä 
Paris, que la seiile justice de la canae triompherait 
de toutes les difficult^s, sera penetree de la plus 
vive gratitude envers V. M. J. en apprenant, qu'ElIe 
ama bien touIu par une reaolution, digne d^Elle 
fidre droit a une reclamation foud^e a tous les 
^gards contre des pretentions egalement condem- 
nables sous le rapport de la justice que celui de 
l'equite politique. Je suis avec un profond respect 
Sire de V. M. J. le tres humble et tres soumis 
s^Titeur 

Orimm, 

Secretaire de la leg. ^lectorale de Hesse et Charge, 
apres le depart de Mr. le Göns. int. de Carlah. 

des affaires de S« A. ß. 

Paris, ce 29. Sept. 1815. 

Bericht 2. 

Paris, 5« October 1815. 

Hochwohlgeborener 
HochzuTerehreuder Herr Geheimerathl 

Es ist nun keinem Zweifel mehr unterworfen, 
dasz die Basis des Briedens unterzeichnet worden 
sey ; Hauptbedingnugen deszelben sind : Abtretung von 



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32 I^« Onnims Hisdon nach Park 1815. 

Saarbrück und äaarlouiSf der ganze Strich längs der 
Saar fallt an Preuszen; Oesterreich erhält definitiT 
niclit blüs J.andau (weswegen es ohne Zweii'ei nach 
Mainz tortwährend besetzen wird) sondern auch 
Hüningen, das jedoch geschleift werden soll. Die 
an die Niederländer zu cedirenden Festungen und 
Districte weisz ich nicht i^^enau anzugeben. Die 
Contribution soll 700 Mill. Fr. betragen, übersteigt 
mithin den Jahresbetrag der Einkünfte des jetzigen 
Frankreichs nur etwa um 100 Millionen ; also ge- 
wisz gar keine mit dem was einzelne deutsche 
Länder haben zahlen müszen im Yerhältnisz stehende 
Autlage. Zur Sickerstellung werden 150,000 Mann, 
wozu OestreicL , Ruszland , Preuszen und England 
jedes 30,000 die deutschen BundesfÜisten gleichyiel 
stellen sollen, gewisze Landstriche Frankreichs be- 
setzt halten. £inzelue Puncte und Bestimmungen 
werden noch in diesem Augenblick überlegt und 
xmterhandelt. Obgleich man diesen Frieden für 
keinen Deutschland schimpflichen halten kann, so 
erreicht er doch unsere Erwartungen lange nicht, 
und die allgemeine Stimmung wird mit ihm unzu- 
frieden seyn. Der König v. Preuszen ist fort- 
während noch hier, nachdem er schon vorgestern seine 
Revue, aber ganz in der Nähe der Hauptstadt abge- 
halten. Von einem Tag zum andern schiebt sicli seine 
Abreine auf und er wird auch über Brüszel gehen, ver- 
muthlich also nicht über Dijon. Fürst Staats 
Ganzler soll Paris den IS. oder 14. d. H. zu 
verlaszen Willens sein ; Alles übrige dürfte dann sehr 
schnell nachfolgen. 



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II. J. Grimm*8 Minion naeli Paris 1815. 33 



Der pübstliche Abgesandte Canova hat endlich, 
besonders durch £uglAnd unterstützt, im Museum zu 
rUtimen angefangen, dann ist es sehr rasch gegangen. 
Apollo und die Transfiguration , um von Antiken 
und (jremählden gleich die Hauptsache zu benennen, 
sind gepackt und fort; nunmehr ist das Museum, 
die gern sogenannte europSische Ennstkammer, ent- 
schieden zu Grunde gerichtet. Den venediger Löwen, 
übrigens Ton keinem Kunstwerth, haben die Oest- 
reieher beim Abnehmen zerbrochen; die Pferde, wie 
ich bereits ^^laube gemeldet zu haben, sind mit ver- 
dienterer Vorsicht behandelt worden. In der Bib« 
liothek wird Ganova heute angehoben haben; die 
früheren oeatreich. Reclamationen von Büchern und 
Hss. für Italien leitete ein Freiherr von Orten- 
f eis. Dem gleichfalls hier anwesenden Heidelberger 
Professor Wilken wird von Preuszen besonders, 
jedoch auch von Oestreich und England emiger- 
maszen Vorschub in seinem Versuch gethan: ob man 
dem Pabst nicht, weniger aus einem diplomatischen 
Grunde, als aus dem der Dankbarkeit (die etwas 
sehr undiplomatisches ist) für so mancherlei wichtigere 
Restitutionen die Herausgabe der bekanntlich im 
30jährigen Krieg aus Heidelberg geschleppten 
Universitätsbibliothek zur Bedingung machen könne? 
Canova scheint wirklich darauf einzugehen, die 
Sache wäre für die Deutsche Gelehrsamkeit von den 
erwünschtesten Folgen, in sich selbst aber das kaum 
erhörte Beispiel einer seit fast 200 Jahren wieder 
gültig gewordenen Reclamatiüii. Uebrigens darf 
man diese Universitätsbibliothek mit der späteren 

B. Steng«!. Acten Br&der Orlmm. 3 



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34 IL J. Grimmas Mission nach Paria 1815. 

PabtinatbiblioiJiek, welche unter Orleans, Heszen 

und Brandenburg vertheilt wurde, nicht verwechseln; 
jene hängt mit dieser Erbschaft gar nicht zusammen. 

Die Einleitong meines eigentlichen hiesigen Ge- 
schäfts, nämlich die Beitreibung von Handschriften 
zur Compensation andrer Kunstgegeustände, ist leider 
noch wenig yorgerdckt und findet auf allen Seiten 
Anstosz. 

Die Soldaugelegenheit hat sich immer noch 
nicht entschieden, weil man ihre Beendigung mit 
der Nachforderung des fOr die unter Oestreich 
gestandenen Bundsfürsten Contingente zu verlangen 
vergeszenen habillement^s verbunden hat. Ver- 
muthlich fallen die kleinem, dahin zu rechnenden 
Pürsten nun gänzlich durch, während Baiern und 
Würtenberg sich besonders vorgesehen hatten. Man 
ist hier sehr unwillig über unterschiedliche Bundes- 
staaten, die ihre Truppen höchst unvollständig ge- 
stellt hatten und nun dennoch den Sold für das 
ganze Gontingent ansprechen« Mecklenburg trifft 
der Vorwurf ganz besonders und es dürften ihm 
vielleicht einige Bedingungen über die Verwendung 
der zu beziehenden Summe gemacht werden. Wir 
Heszen stehen in der Hinsicht gut, wenn wir in 
anderer nur nicht zu Wien unser Gontingent selbst 
auf 7500 Mann beschränkt hätten, während und 
indem wir 12,000 ausrücken lieszen! 

lieber die anderen mir aufliegenden Geschäfte 
berichte ich mit einer der nächsten Posten; der Er- 
folg meiner darin gethanen Schritte ist gerade noch 
nicht zu einem Aufschluss geeignet. Morgen und 



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II. J. Grimmas Mission nach Paris 1815. ; 35 



übermorgen erwarte ich solchen und dann mag das 
Datum des gepflogenen Schriftwechsels aliein schon 
bezeugen, "wie wenig ich bisher gefeiert habe. Ich 
wünsche nichts mehr, als dabei noch ein oder das 
andere taugliche thun zu können. 

Mit schuldigster Hochachtung beharrend 

Ew. Hochwohlgeboren gehorsamster Diener 

Orimm. 

P. S. Lord Wellington hatte neulich im 
Theater Favart einen unangenehmen Vorfall. Als 

er etwas spät erschien, waren aiie Logen schon be- 
setzt; worauf ihm Marschall Grouchy begegnet 
seyn und yorgeschlagen haben soll, in der Ednigl. 

Loge niederzusitzen. Als er dies gethan, erhub sich 
bald ein solches Gelärm unter dem Volk, dasz der 
engl. Marschau sich bewogen fand, das Theater zu 

verlaszen. Den folgenden Tag spielte eine Zeitung 
gleich darauf an, ohne den Namen zu nennen. Das 
Ganze erhöht die seit einiger Zeit merklich ge- 
stiegene Bitterkeit zwischen den Franzosen und 
Engländern. 

Bericht 3. 

Paris, den 8. October 1815. 

Hochwohlgebomer 

Hochzuehrender Herr Geheimerath ! 

Die in meinem letzten Schreiben als näher be- 

Torstehend betrachtete definitive Absclilieszung des 
Friedens ist immer noch mcht erfolgt und es gibt 

8* 



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36 



IL J. Grimm's Missioii nach Paris 1815. 



Leute, welche sogar meinen, dasz sie nocb Tierzehn 

ganzer Tage auätehen, andere aber auch, dasz sie 
taglich erfolgen könne, nachdem sich diese oder jene 
ZufUle ereignen. Die wirkliche Abtretung Hüningens 

an Deutschland musz ich zurücknehmen, da es in 
dieser Absicht bei den früheren Gerüchten der blossen 
Schleifung zu bleiben scheint Landau wird gewiss 
abgetreten , soll a])er dem Venii^hinen nach von 
Oesterreich an Baiem überiaszeu werden, das sich 
von dieser Seite her ausdehnen, dagegen Salzburg 
an erstcres zurückgeben dürfte. Vielleicht wirkt 
dieser Umstand, insofern er Baiems Neigung, sich 
auf der rechten Mainseite auszudehnen, ableitet, 
günstig fftr unsere bessere Ausrundung in den ehe- 
mals fuldischen Aemtern und wenigstens für die 
Erwerbung der unmittelbar zwischen denen des 
Oberftirstenthums Hanau einliegenden. Es stehet 
dahin, ob auf dem zu eröffnenden Frankfurter 
Bundestag die nähere innere Ländertheilung sammt 
der davon abhängenden Aufhebung der verschiedenen 
drückenden Provisorien alsbald zur Sprache kommen 
wird. Des Königs von Preuszen Abreise ist 
nunmehr erfolgt. Vorher wohnte er incognito der 
Eröii'iiung der Cammer bei. Die vom französ. 
Könige gehaltene ßede und andere Umstände stehen 
in den Zeitungen. 

Um also zu unseren Angelegenheiten überzu- 
gehen, so war mir 1. in Absicht der aus den Pro- 
vindalsammlungen hierher zu schaffenden 21 äe- 
mählde vor allen Dingen die verzögerte Ankunft 
derjenigen bedenklich, welche nur in unbedeutender 



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II. J. Grimmas Mission nach Paris 1815. 37 

Entfernung von Paris stehen. Ich ging daher zu 
den Herrn Denon und Layalee, wovon der 
erstere ganz gewöhnliche ausweichende Redensarten 
Torbraehte, der zweite mir endlich zu meinem Er- 
staunen versicherte, dasz zwar werfen der zu Stras- 
burgs Lion etc. yorändüchen Bilder das nöthige zu 
deren Anherotransport verftlgt worden sey, in Ab- 
sicht auf die in Fontainebleau und Rambouillet 
Torhandenen aber deshalb von Directions wegen kein 
Schritt geschehen wäre, noch geschehen könntCi 
weil man sich Uber königliche Schlöszer keinen Be- 
fehl anmaszen dürfte. Was das eine im Hotel de 
TEmpire zu Paris selbst aufgehängte Bild betreffe, 
so stehe auch dies Haus unter dem Ministerium der 
ausw. Angel, und müsze bei diesem die etwaige Er- 
laubnis zur Abnahme ausgewirkt werden. Um diese 
habe ich nun alsbald dem Herzog von Richelieu 
geschrieben, auch die ausbleibende Antwort noch 
dieser Tage bei deszen Priucipalsecretär Benneyal 
schriftlich angeregt, nachdem mehrere Versuchef 
persönlicli und uiiuuUich die Sache schneller aus- 
zurichten, scheiterten. l?'ür die Bilder von Fon- 
tainebL und Bambouillet drang ich vor allen Dingen 
und auf der Stelle auf Zeugnisze der Direction des 
Museums, dasz die befragten Gemählde zu der an 
Kurheszen zu restituirenden Sammlung gehörten. 
Nach nochmaligem Fordern, weil mittlerweile die 
vom päbstl. Abgeordneten Canova bewerkstelligte 
Hauptausleerung des grand mus^e Unruhe und Ver- 
• wirrung aller Art nach sich zog, erhielt ich endlich, 
was ich suchte, und reichte sodann beide Zeugnisze 



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38 Ii« Grimm's Mission nach Paris 1815. 

mittelst SchreibenB an den Grafen Pradel ein, 
(mit dem hier unter mehrem andern ziemlich fpit 
auszukommen ist) dasz er darauf die Conciergeii der 
gedachten .beiden Schlöszer znr Verausüeferong 
autorisiren möge. Dieser Autorisation sehe ich 
nun stündlich entgegen und werde sodtiim den 
Mahler Unger, mit dem ich alles Nöthige ver- 
abredet habe, an Ort und Stelle reisen, die Bilder 
abnehmen und cUiber schaffen laszen. Die tibrip^en 
aus den Departementern treifen hoffentlich sowohl 
für nns als für Preuszen und Brannschweig inner- 
halb acht Tagen ein. Ich habe die preusz. Behörde 
gebeten, deszhalb der Direction des Museums keine 
Ruhe zu laszen, sondern ihr zu drohen, dasz im Fall 
des Nichteintreffens man sich auf andere Weise 
werde Sicherheit nehmen müszen. Dann will ich 
das Ganze noch vor meiner Abreise einpacken und 
yersenden laszen. Bios wegen der beiden in Brüszel 
befindlichen öemählde von Titnm und Tintoretto 
bin ich, was zu thun sey? unschlüszig. Hierher- 
geschickt werden sie vermuthlich nicht, weil die 
brüszeler Behörde dermalen nicht mehr unter Den uns 
Befehlen stehet. Es wird daher kaum etwas anders 
übrig bleiben, als dasz ich bei meiner Bfickreise 
den nicht viel verschlagenden Umweg über Brüszel 
nehme, und mit den nöthigen Zeugnissen ausgerüstet, 
die Bilder, deren ers^enanntes zu den bedeutendsten 
unserer Gallerie [ge]h5ren musz, abnehmen und 
packen lasze. Der Mahler Unger, der überhaupt ' 
seines uns sehr nützlich gewordenen £ifers wegen 
dem AUergnadigsten Herrn empfohlen zu werden 



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II. J. Grimm ä Mission nach Paris 1815. 39 



verdient, aber auch eben durch die öffenÜich ge- 
leistete Beihülfe iiier in Paris und unter den französ. 
Künstlern zu sehr compromittirt worden ist, um noch 
länger hier bleiben zu wollen, würde mich auf dieser 
Reise begleiten. Käheres werden die Umstände zu- 
künftig erst bestimmen. Von den aller dieser Dinge 
wegen an die französ. Behörden erlaszenen Schreiben, 
deren Inhalt sich ohnedem von selbst verstehet, 
glaube ich nicht nöthig zu haben, Abschrift beizu- 
fügen. 

2. m der weit ungünstiger stehenden Malmaisoner 

Gemähideangelegenheit empfing ich bald Xachricht 
durch Hrn. Toussaint von der Antwort des Graieu 
Gapo d'Istria mit dem Zusatz, dasz er darüber 
bereits unmittelbar an Ew. Hochwohlgeboren ge- 
schrieben habe. Jene Antwort gibt wenig Trost 
und gleicht einer bloszen Wendung, andere, unserer- 
seits etwa zu thuende Schritte damit zu verhindern. 
In Petersburg nach Verlauf emes halben Jahrs, 
wenn der Kaiser einmal zu Ruhe gekommen, auf 
Entschädigung zu unterhandeln, nicht auf wirkliche 
Restitution, würde meines Erachten^ aller schönen 
Versprechung des Grafen, sich zur Einleitung her- 
zugeben, unerachtet die grdszte Schwierigkeit haben. 
Man weisz , wie ungeneigt uns der rusz. Hof ins- 
gemein zu seyn pflegt. Ich bereue daher nicht, den 
unmittelbaren Schritt bei dem Kaiser selbst gethan 
und darin absichtlich die früheren bei dem Grafen 
Nesselrode und Fürsten Wolkovsky ignorirt 
zu haben; wiewohl mein Schreiben zufolge seither 
eingezogener Erkundigung ihm vielleicht nun erst 



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40 ^ J* Orimm's Missioxi nach Paris 1815. 

ZU Berlin, statt zu Dijon zukommen dürfte, indem 
der Reisende, der es mitgenommen, einer anderen 

Richtung hat folgen müszen. Ohnedem, da die G-e- 
mählde selbst abgereist sind, schadet dieser Versuch 
in der Hauptsache nichts, weil nun doch ihrethalben 
in Paris selbst nichts mehr auszurichten gewesen 
seyn würde. Auszerdem habe ich nicht nur Hrn. 
Toussaint noch gebeten, sieh womöglich eini^^^en 
Aufschlusz über den Kaufpreis, namentlich aber 
über die Zahl der erkauften öemählde aus der- 
selben Quelle zu yerschaffen zu suchen, sondern auch 
geglaubt mit dem Chevalier Soulange noch 
einmal anbinden zu münzen. Ich fing damit an, 
ihm ziemlich derb und bündig Antwort und x\us- 
kunft abzufordern; darauf erfolgte alsbald seine Er«* 
klärung, dasz die (jcmählde in Kraft eines Kauf- 
vertrags an Ruszland abgeliefert worden seyen, wo- 
bei er sich auf eine ihm von dem preusz. Commiszarius 
Herrn von Martens eingehändigte Liste bezog. 
Ich erkundigte mich sogleich und erfuhr, dasz 
letztere keine andere gewesen seyn könne, noch ge- 
wesen sey, als die unsrige, verlangte ihm indeszen 
Iii meinem zweiten Schreiben Mittheilung und förm- 
liche Anerkennung gedachter Liste sowie Bezeugung 
des geschehenen Kaufs sämmtlicher darauf ver- 
zeichneter Genülhide ali. Auf das fehlende vierte 
Bild, was nebea jenen befragten dreien noch un- 
längst gehangen inquirirte ich besonders und sehe 
nun einer neuen Antwort des Herrn Soulange 
entgegen, der inmittelst nicht mehr im Hause der 
Caisse d'amortisBemeiü^ sondern rue neuve des 



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IL J. Grimm's Miasion nach Paris 1Ö15. 41 

9 

a/iAgudins No. 20 wohnt. Ich gestehe, dasz es mir 

kaum glaublich erscheint, alle diese 48 oder jetzt 45 
uuä tebiende Bilder seyen jemals zusammen iu Mal- 
maison und Josephinens Besitz gewesen. Die 
Caritii des Leonardo da Vinci erinnert sich auch 
niemand je wiedergesehen zu haben, weder daselbst 
noch anderswo. Sollte nicht sie nebst einigen anderen 
Bildern von Lagrange oder Martelliere sonst- 
hin gebracht worden seyn? Das wird sich vielleicht 
noch aufklären. — 

Ich verfehle nicht, Abschrift der sonlangischen 
Correspoudenz hier beizulegen, [vgl. S. 45 — 7.] 

Ob sich in Zukunft statt der in S. Petersburg 
anzuknüpfenden Unterhandlung nicht mit mehr Er- 
folg an die Familie Beauharnais oder die Krone 
Jb rankreich selbst zu halten sey ? bleibt reiferem 
Ermeszen heimgestellt. Erstere wäre als mähe 
fidei possessor zu haften; letztere für den durch den 
französ. General verursachten so ansehnlichen Schaden 
umso mehr einzustehen schuldig, als das Princip 
der Wiederherausgabe der Kunstwerke bestimmt 
durchgeführt worden, das der Compensation ab* 
handen gekommener vielleicht noch durchzusetzen 
ist Dazu tritt, die Familie Beauharnais soll 
auch die Einrede für sich haben, dasz ihr diese 
Bilder nicht pure geschenkt , sondern zur Tilgung 
einer andern Forderung an den franz5s. Staat ge- 
geben worden wären. Aus diesem Grund seyen 
auch frühere , wirklich stattgehabte Versuche der 
französ. Minister gescheitert, welche die Sammlung 
lieber im groszen Museum, als im ScUosz 



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42 ^ Grimmas Mission nach Paris ISlo. 

Malmaison gesehen, es aber nie dahin gebracht 

hätten. 

Beim Fürsten Hardenberg war ich wieder- 
holt, allein man kommt nie vor; ich bin indesßsen 
leider überzeugt, dasz die alliirten Minister zu gar 
keinem für diese Sache vortheilhaft zu brauchenden 
formellen Schiosz oder selbst Prinzip gelangt sind. 

In einem der hiesigen Journale, das ich jedoch 
nicht selbst gelesen habe, erzählte mir neulich der 
preusz. Minister von Altenstein eine Nachricht 
gefunden zu haben, dasz Kaiser Alexander 
Gemäblde und Statuen aus Malmaison käuflich an 
sich gebracht habe. Yermuthlich ist solches auf 
des Soulange Yeranlasznng eingerückt worden. 

3. Ueber die Angelegenheit der zwei Kisten mit 
Pretiosen erwarte ich täglich Nachricht oder Ant- 
wort von dem Geh. Staats-Bath Gruner, dem ich 
gleichfalls, seit ich ihn gesprochen, nochmals ge- 
schrieben habe, und der preusz. Gesandter nach 
Dresden ernannt worden ist, auch bald dahin ab- 
reisen will. Lagrange soll gegenwärtig hier seyn 
und wie ich höre ein hötel in der rue St HonorS 
haben. Nähere Auskunft verspricht mir unter 
andern über ihn und seine Güter Hr. Godillot, 
ein französ. Officier (deszen sich Hr. Minister v. 
Schmerfeld vielleicht noch erinnert) der mir 
neulich auf der Strasze aufstiesz, beizubringen. Ick 
entbehre leider den näheren Inhalt der von Ew. 
Hoch wohlgeboren bereits an den General Lagrange 
erlassenen, aber ohne Antwort gebliebenen Erläsze, 
sehe aber noch begieriger den in dero erstem 



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II. J. Grimmas Mission nach Pam 1815. 43 



Schreiben Ton Caazel aus mir zukommen müszenden 

Instructionen in dieser Sache entgegen, bevor ich 
weiter schreiten kann. 

4. wegen der Capitalienpapiere erhielt ich end- 
lich vom Grafen Pradel eine auf Hrn. fi.ouxei, 
Chßfdes Buream du Domains esdraord. verweisende 
Antwort. Ich erliesz unver weilt an diesen das 
Nöthige. Seme in diesem Augenblick einlaufende, 
hier originaliter beifolgende Erwiederung enthält das 
sonderbare Ansinnen: dasz ich ihm gegen Heraus- 
gabe der Papiere zuvor eine völlige Sicherstellung 
der mit der franz. Administration abgefundenen De- 
bitoren leisten solle. Dazn bin ich freilich nicht 
ermächtigt, würde gewisz auch nie dazu autorisirfc 
worden seyn, weil es uns gerade auf diese Bechte 
der Dritten abgesehen seyn mnsz und wenn wir auf 
unser stärkeres dagegen gelten zu machendes Recht 
entsagen sollten, so möchte das Domaine extra- 
ordinaire diese Papiere immerhin behalten oder 
verbrennen. Ich werde zwar einen wiederholten 
Versuch bei Hm. Bouxel machen, indeszen um so 
weniger hier gerade die strengsten Mittel wählen, 
als Sich Ew. Hochwohlgeb. erinnern werden, mir 
gesagt zu haben, dasz Sie bereits auf anderem Wege 
sich die fiesultate verschafft hätten, die aus den be- 
fragten Papieren folgen könnten. Auf allen Fall 
dürfte diese Angelegenheit zu denjenigen gehören, 
die noch späterhin in diplomstischer Unterhandlung 
mit der Krone Frankreich leichter als manche andere 
betrieben werden können. 



44 ^* Grimm s Misäioxi nach Paris 1815. 

Mittlerweile ist 5. bereits Tor einigen Tagen der 

kurhesz. General Engelhard mit einem kleineu 
Gefolge von Staabsotücieren aus seinem Haupt- 
quartier hier eingetroffen, um über nachfolgende 
drei Puncte, vermuthlich mit der K5n. Preusz. 
Generalarmeeiütendantur zu unterhandeln: a) über 
das HabiUemenii b) den Sold, c) die eroberten Ga- 
nonen. Was die beiden ersten Puncfee angeht, schien 
S. £xcellenz von den desfallsigen durch Ew. Hoch- 
wohlgeb, geschehenen Schritten gar nicht unter- 
richtet. Ich glaubte bemerken zu müszen, dasz 
solche bereits als abgemacht und erledigt angesehen 
werden könnten; (über das Detail der Soldvertheilung 
werde ich von einem zum andern Tag vertröstet) 
der dritte Punct hingegen durch per^önl. Be- 
sprechungen mit dem jb ürsten Blücher und General 
Gneisenan etc. nicht anders als gefördert werden 
würde. Diese sollen sich denn auch darüber billig 
und gerecht geäuszert haben und preusz. Officiere, 
die ich befragt, bestätigen mir stets, dasz Heszen 
seinen Antheil dieser Kriegsbeute, sobald sie be- 
stimmt von Frankreich abgetreten worden wäre, ge- 
wisz erhalten werde. 

Hiermit schliesze ich meinen heutigen Bericht, 
den ein badischer Curier mitnehmen soll. Wie sehr 
ich mich nach der Heimreise sehne von hier weg, 
wo einem alles und jedes durch stetes Herumlaufen, 
Fahren, Warten und Verweisen von einem Ort an 
den andern erschwert und verdorben wird, brauche 
ich kaum zu bemerken. Ein ganzer Tag dieser 
leereu Fülle von Geochätten führt oft zu keinem 



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IL J. Grimia*8 Mission nach Faris 1815. 4S 



einzigen Zweck. Ich habe die Ehre mit der gröszten 
Hochachtung mich zu neimen 

Ew. Hoehwohlgeb. 

gehors. Dr. 
Grimm. 

N. S. Eben hat 68 wieder eine unrnhige Seena 
auf dem Pont S. Michel gesetzt. Das Volk drängte 
eine preiisz. Patrouille, aber das Vorfahren der Ca- 
nonen und öffentl. Gewehrladen stäubte alles aus- 
einander. Indeszen fangen jetzt auch die National- 
garden an, feindseliger und tückischer auf die alliirten 
Truppen zu werden. 

Anlage: (Ähsdmft des Sriefie&^ksds mit dm ChevcMer 

So ulatige,) 

1. Erlasjs an denselben vom 4. Octoher: 

Le sonssigne est Charge de demander a le 
Ghey. Sonlange administratenr des biens de la famille 

Beauharnais de la maniere la plus formelle: ou 
que les tableaux provenant de la galerie de S. A. 
R.rElectenr de Hesse et places aprte leur enldre- 

ment de Cassel ä Malmaison soient restitues ä 
leur juste proprietaire ou bien, dans le cas qae la 
totalit^ ou une partie de ces tableaux ne se trouvSt 

plus entre les niaiiis de la dite famille B. qu'il lui 
seit donne connaissance positiYe de ce qulls pourraient 
Itre devenns. U a Phonnenr d'obserrer, qua dans 

le dernier cas il ne se conteiitera pas du pretexte, 
que le sort de cette coliection etait incounu ä Mon- 



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46 IL J. Orimm's Miasicm nach Paris 1815. 

sieur le Clievalier et il regretterait de se voir 
oblige d'user dea mojens, qui sont en son pouvoir 
pour se procurer les renseignemens necessaires. II 
prie le Chev. d'avoir la bonte de lui faire par- 

venir sa reponse encore aujourdhui. 

2n AinUocH dea OhevaMeTf daUrt vom Sm, eingegangen 

den Sien, 

Le soussign^ ne peut pas repoudre d'une mamere 
plus cathegorique ik la note, qae le Charge 

d'affaires Grimm vient de lui adresser, qii'en se 
referant ä la lettre, qull a precedemment ecrite äM' le 
B**'^ de Mar tens, Commissaire prussien et pariaquelle 
il a (If ( laiH^ a ce dernier, qu'il etait a sa connaissaiice, 
que certains tableaux ayant autrefois fait partie de 
randexme galerie de Malmaison et designes dans 
une note plus ^tendue par lui remise au soussigne. 
avaient ete livres en vertu d'ancienues Conventions 
d'achat äS. M. TEmp. de toutes les Russies aprte 
Fentree des armees ali^es ä Paris. Le soussigne 
en se flattant que cette declaration equivaudra aux 
renseignemens, que Monsieur le Charg^ d^aff. parait 
desirer, doit ajouter, que trois des susdits tableaux, 
qui se trouvaient encore a Malmaison en ont ete 
enleves en demier lieu par des commissaires prussieus 
et il ne lui reste qu^ä le prier d^agreer Tass. de sa 
parfaite considei ation. 

Le Chev. So u lange Bodin 
secretaire de cabinet et Intendant g^n^ral 
des biens de S. A. le Prince Eutrene, ä 
rhotel de son alt. rue de Bourbon. 



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n. J. Grimm*8 Mission nach Paris 1815. 47 

8. Schreiben m denselben vam 6. October: 

Le Soiissign^ a eu rhonneur de recevoir la 

reponse de le Chevalier ä sa lettre du 4 Octobre. 
U doit maintenant le prier 1^ de lui adresser le 
plutöt possible copie de la designation detaillee 
remise par de Martens et reconnue veritable 
par de Soulange, avec un cerüficat y annexe 
portant: que toua les tableaux y compris ont eie 
livres ä S. M. J. de toutes les Russies en vei*tu 
d'anciejuies couveutioiis d'achat. Oes tableaux doiyeut 
etre an nombre de 44. 2^ de lui donner quelqu* 
eclaircissement sur le tableau de Berchem repre- 
seutant un paysage, lequel tableau pour s'etre trouve 
encore ä Malmaison longtems apres Tentree des 
troupes alli^eSf en sanrait aueanement Mre compris 
daus le nombre de ceux livres älaßussieala 
dite €poque. Les commissaires hessois Vj ont vu 
ayec les trois antres, que depuis ils ont fait enlever 
mais alors ce quatrieme avait disparu. Le sousäigue 
renouyelle etc. 

Beriolit 4. 

Nur hire, datirt vom 9 Od. 1815 betrifft Convat" 
tian über 2 monatlichen Sold und Kleidung verschiedener 
deutscher ContingeMef darauf bezieht sich ein Bericht 
des Cammerpräsidenten V. Carlshausen vom 19 Oct, 1815, 
der in der Yorbmerhung S. « « erwählt ist. 



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48 Qrimm'8 Miasion nach Paris 1815. 

Berieht 5. 

Paris am ISten October 1815. 

Hochwolilgebonier Herr 
Hocfazuehrender Herr Oeheimerath! 

Zu meinem Bedauern wurde mir mein drittes 
Schreiben Tom 8ten dieses einige Tage, nachdem 
ich es bereits abgereist glaubte . weil unterdessen 
aus der Gelegenheit nichts geworden war, wieder 
znrückgesteUt, und ich war genöthigt es auf dem 
gewöhnlichen Weo;e durch das Haus Rothschild zu 
befördern, so dasz es erst nacii meinem vierten ein- 
getroffen seyn wird. Gegenwärtiges fdnftes hofft 
sehr bald in Gassei anzulangen, da es Hr. von 
Bodenhausen mit demselben heute Abend ab- 
gehenden hanö verseben Curir, der auch die aus- 
gewechselte Urkunde mitbringt, absenden will. 

Mit Verp Hilgen habe ich die Ehre zu melden, 
dass ich vom örafen Pradel ein sein höfliches 
Schreiben erhielt^ worin er mich von den bereits an 
die Gouverneure von Fontainebleau und Rambouillet 
ergangenen Befehlen zur Abnahmelassung unserer 
Gemähide unterrichtete. Hierauf sandte ich den 
Mahler Tin g er ohne Zeitrerlust nach dem ersteren 
Ort, von wo er gestern Abend zurückgekehrt ist 
und dort das sehr grosze auf Holz gemahlte Bild 
von Rubens hat abnehmen und in eine Eiste ein- 
packen lassen. Ich erwarte heute noch dessen An- 
kunft. Mittlerweile ist Hr. Unger heute nach 
Rambouillet, der zwei Bilder von Mignon wegen, 
gefahren und gedenkt morgen wieder hier zu sejn. 



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IL J. Grimm's Mission nach Paris 1815. 49 

Diese drei Gemähide sind also so gut wie gereift 
zn betrachten und ich freue mich die deszfallsigen 
Schritte um so mehr gethan zu haben, als es täglich 
sichtbarer wird, mit welcher Saumseligkeit und 
hinterliegenden falschen Absicht die Franzosen die 
Herbeischaffung der sogeiiamiten Departementsbilder 
betreiben. Jenen beiden Schlöszem war ohnedem 
so wenig als der brüszeler Behörde nidit der mindeste 
Befehl sur Ablieferung, oder wenn er formell nicht 
stattfinden konnte « nicht die mindeste Benach- 
richtigung ziigt gangen. Wegen der brüszeler Bilder 
werde ich daher nach dem in meinen letzten Briefe 
gemeldeten und Aller - Höchsten Orts hoifentlich 
gebilligten Vorschlage yerfahren, vor meiner Abreise 
mich aber mit den nöthigen Bescheinis^ungen von 
Seiten La?allees (denn D e n o n hat den Abschied) 
Tersehen, wo möglich anch noch mit der niederlSn- 
dischen Oesandtschaft hierselbst Rücksprache pflegen. 

In Absicht der strasburger und lioner äemäklde 
hoift man dieser Tage bestimmtere Auskunft zu 
hören: ob und wann sie ankommen. Im Fall der 
Verzögerung wird man preusz. Seits vielleicht einen 
Gommissarium, wenigstens an ersteren Ort abordnen, 
der die Bilder dort anerkennt und dann sogleich 
nach Frankfurt abgehen läszt. Diesem werde ich 
dann unser Interesse angelegentlich empfehlen, und 
die öemählde mit Hm. Ungers Hülfe auf das 
möglichste beschreiben. Was in betreff des einen 
toulouser und der vier iionner geschehen kann, wird 
die Zeit der, immer noch nicht naher zu bestimmenden^ 
Abreise von hier lehren. 

£. 6t«iigei. Acten der Brüder arimm. 4 



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50 n. J. Grimu'a Husion nach Paris 1815. 

Zu Caeu hatten wir gleichfalls ein wichtiges 
Bild stehen, gerade das Seitenaiück zu dem aus 
Foutainebleau ; es ist aber vor einigen Tagen Mel- 
dung eingelaufen, dasz die Preuszeu bei ihrem Abzug 
dort alle Gemähide efaigepaekt und mitgenommen 
hatten. Äof meine Vorstellung haben mir die preosz. 
Behörden alsobald bestmimt zugesichert, dasz wir 
unser Bild unfehlbar erhalten sollten und Tielleicht 
ist die ganze Maasregel ein günstiger, die Sache 
befördernder ÜDistrind gewesen. Das nähere erwarte 
ich auch noch erst über diesen Vorgang. 

Vom Gheyallier Soulange empfing ich gleich 
nach Abgang meines letzten Schreibens nach Caszel 
eine nochmalige Antwort, die ich im Original bei- 
Ittge* [fMt in dm Ääm.] Mittlerweile wnszte ick 
durch Toussaints Ausmittelung, dasz 38 Stück 
Oemählde aus Malmaison für den rusz. Kaiser ein- 
gepackt worden und in diesem Augenblick bereits 
zu Havre befindlich seyen. Nimmt man an^ dasz 
dieses lauter heszische gewesen, ferner, dasz ein 
ruszischer tieneral, nach deszelben Toussaints 
Versicherung f voriges Jahr auf seine eigene Hand 
vier Stücke mitgenommen; so ergibt sich mit Hin- 
zuzählung der drei uns wieder gewordenen so ziem- 
lich die Anzahl der fehlenden Oemählde. Unter 
diesen Umständen halte ich mich überzeugt, dasz 
gegen Soulange mit Gewalt nichts mehr auszu- 
richten stehe, sondern nun vor allen Dingen , was 
Suszland thun oder nicht Üiun will, abzuwarten sejr. 
Indeszen will ich nochmals persönlich dem Soulange 
die Gemähideliste vorhalten und sehen: ob er mir 



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II. J. Gnmm's Mission nach Paris 1815. 51 

den geschehenen Verkauf aller darauf yerzeidmeien 
attestiret, auch was er mir auf die Frage antworten 
kann: ob denn der msz. Kaiser zweimal gekauft? 
und falls er alle Bilder gekauft, warum er die 

Wegnahme dreier durch uns zugclaszen habe? Man 
sehe die in Soulanges Brief unterstrichenen Steilen. 

Von einer anderen Seite wurde mir gestern 
Abend vertraute Eröffnung gethan: Pozzo di 
Borgo sej jederzeit entschieden gegen die Acqui- 
sition der hesz. Gemähide gewesen, Woikonsky 
und Neszelrode aber daftir; des ersteren (Wol- 
konskys Frau) mit der Königin Hortensia oder 
einer ihrer Damen genau bekannt, habe lebhaft in- 
triguirt und so sey die Sache endlich dabei geblieben« 
Es wird also nicht schädlich seyn, wenn ich an den 
erstgedachten hier anwesenden, beim französ. Hofe 
accreditirten Minister schreibe, und ihn um Unter- 
stützung meiner an den Kaiser erlaszenen Yorötellung 
bitte. Ich denke dies noch heute zu thun. 

Eure Hochwohlgeb. erzählten mir beiläufig, dasz 
Lavallee einen Marschallsstab und Scepter, in der 
Meinung, dasz solche heszisches Eigenthum wären, 
an uns ausgeliefert hätte. Bald darauf hörte ich, 
dasz der Fürst Putbus beide Stücke auf das an- 
gelegentlichste reclamirte, ersteren als den pom- 
merischen Erbmarschallsstab, letzteren als den ihm 
ebenfolls zuständigen Scepter Qustays Wasa. La- 
vallee hat darauf endlich Ew. Hocbwohlgeb. aus- 
gestellte Quittung vorgelegt und der geflügelte 
Löwe, (oder Oreif) beweist deutlich den nicht hesz- 
ischen, sondern pommerischen Ursprung. Der 

4* 



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52 J. Grimm'a Miflsion nach Paris 1815. 



Mmister Altenstein hat mich also eniuchi, Ew. 

Hochwohlgeb. hiervon zu unterrichten und zu bitten, 
dasz beide Stäcke mit sicherer Gelegenheit an das 
Kdn. preusz. Hofinarschallamt zu Berlin (znr Abgabe 

an Hm. Rechnungsrath von Schütz, der das weitere 
besorgt) abgesendet werden mögen« 

In der Truppe nsoldangelegenheit ist die Aus- 
Stellung der Zahlungsmandate inmier noch nicht 
erfolgt. Ich bedauere sehr, in dieser Sache nicht 
iustruirt zu seyn, namentlich nicht über den Punct: 
wer unsrerseits zur Empfangnahme der Mandate 
autorisirt ist? Ohne eine solche Autorisation wurden 
sie die Franzosen nicht aushändigen« Den Staats- 
rath Bippentrob habe ich noch jedesmal yerfehlt, so 
oft ich zu ihm gegangen, übrigens weisz er meine 
Adresze. Baiem und Wtirtenberg (also auch Darm- 
stadt) scheinen die Sache am besten und practisch 
angegriffen zu haben; gegen 7% Verlust sind ihnen 
sofort zahlbare Wechsel auf Frankfurt gestellt 
worden. Preuszen hat zwar nur mit 2 7o Verlust 
jene Mandate an französ» Handelshäuser yerkanft, 
diesen aber auch den wirklichen Eingang der 
Gelder garantiren müszen. Und wer weisz, was 
sich nach Ablauf der ersten Termine ereignen kann, 
selbst ohne an neue Staatsumwälzung zu denken 
bei der bekannten iranzös. perfidia in servatidis jpra- 
prmissis. 

Die sfiddeutschen Fürsten scheinen wie bereits 
gemeldet, durch Oestreidhs Fahrlaszigkeit die fünf'/o 

Zuschusz beim hoMUemetit einzubüszen. 



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n. J. Grimm's Mianon nach Paris 1815. 53 

. Den Fürsten, die ihre Contiugeiite so unYoUständig 
gestellt haben, will man zwar an der Somme nichts 
abziehen, allein es wird dadurch eine anf dem 
Bundestag bald zur Sprache zu bringende strengere 
deutsche Kriegsordnnng, welche för die Zukunft der- 
gleichen Hiszbranchenyorbeugt, yeranlaszt werden. 

Die in ÖÖentl. Zeitungen erwähnte Bestellung 
des Frbrn. von Stein zum preusz. Hauptminister 
auf den Bundestag acheint nichts weniger als aus- 
gemacht. Der Geh. Rath von Küster dürfte, wie- 
wohl mit eingeschränkterer Macht, zu diesem Posten 
gebraucht werden, und Humboldt vielleicht die 
Versammlung blos eröffiien und nachher zur Oesandt- 
schaft an den französ. Hof zurückkehren« 

Der General Engelhard ist bereits Yor mdireren 
Ti^n in sein Hauptquartier Bhetel zurfie^ereist. 
Von allen Seiten her wird mir versichert, dasz 
H^zen nicht um seinen verdienten Theil der eroberten 
Canonen kommen solle. 

Um die gute Gelegenheit nicht zu verfehlen, 
habe ich zu diesem Schreiben kein Concept vorher 
entwerfen können und musz mir daher den Nachtn^ 
der etwa übersehenen Umstände vorbehalten. Noch 
bis auf diesen Augenblick sehe ich der ersten Nach- 
richt von Dero Wiederankunft in Gaszel und den 
weiteren Instructionen entgegen. 

Mit der Tollkommensten Hochachtung habe ich 
zu seyn die Jl^e 

Ewer Hochwohlgeboren 

gehorsamster Dr. 
Grimm. 



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M IL J. Grimm*« Mission nach Paris 1815. 



N. S.' 80 sehr sich die Beendigung des Friedens 
und unsere Abreise verziditf holte ich doch in Zeit 
Yon 14 Tagen Paris yerlaezen zu haben. 

Bericht 6. 

Paris, 20. Oct. 1815. 

Ho ch wohlgeborner 

Hochzuverehrender Herr Geheime Jäath! 

Vergeblich habe ich dieser Tage einem Schreiben 

Ew. Hochwohlgeb. entgegengesehen, und nähere 
darin für mich enthaltene Instructionen erwartet. 
Wenn ich ännehme, dasz dero Ankunft in Gaszel 
bereits um den 4**^ oder 5**° erfolgt seyn musz, 
könnte der Zeit nach längst die Antwort auf meine 
Briefe eintreffen und ich musz lediglich dafOr halten, 
dasz man dort meine xlbreise als immittelst eingetreten 
angesehen hat, während sich hier der dehnitive Ab- 
schlusz des Friedens Ton einem Tag zum andern 
schiebt und schwerlich vor Ausgang dieses Monats 
statthaben dürfi;e. Es scheint nämlich alles im 
Beinen bis auf den schwierigen Punct der zahl- 
rBiehen Privainreclamationen , derentwegen Hum- 
boldt mit dem Staatsrath Portal Unterhandlung 
pflegt. Letzterer ist aus Bordeaux und wird als 
brayer Mann gerühmt. Dem Vernehmen nach wird 
die Tilgung solcher Privatforderungen erst nach dem 
Abtrag der öffentl. Contribution geschehn; allein 
erstere stehen, meiner Ansicht nach, dennoch beszer 

als letztere, weil sobald sie einmal anerkannt sind, 
ein yielleicht nicht unmöglicher ßegierungswechsel 



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II. J* Grimmas MiBuon 2iach Paris 1815. 56 

weniger schädlichen Einflusz auf ihre Bezahlung 
äuszefm wixd, als auf die der an ganze Staaten zu 
entriclitenden Summen. — Die öffenti. Papiere 

waren diese Tage her bedeutend gefallen, doch ver- 
muthet man, dasz sie wieder steigen werden, wenn 
schon nicht so hoch, ab sie vor 14 Tagen standen. 

Den Abgang aller Vorsclirift vermisze ich be- 
sonders in Hinsicht der boidangelegenheit. Die 
Zahlung und Austheilung der Mandate musz nun 
bald beginnen und ich werde preusz. Seits ver- 
schiedentlich befragt: ob ich die nöthigen Voll- 
machten habe? Ich befragte Tor einigen Tagen 
Rothschild: ob er von Ew. Hochwohlgeb. des- 
halb beauftragt worden sey? er verueinte es aber. 
Im Nothfall werde ich, da das Abwarten einer selbst 
p. Estafette einzuhohlenden Antwort zu viel Zeit- 
verlust nach sich ziehen würde, mich mit Hrn. von 
Bodenhausen und andern Bekannten über das, 
was zu thun ist, herathen. — Wfirtenberg und 
Baiern sollen dadurch hierbei ansekniich gewonnen 
haben, dasz sie ihre Truppenzahl über den effectiven 
Stand hinaus angeschlagen. 

Was das ItabUlcment l)etrifft, setze ich voraus, 
dasz Ew. Hochwohlgeb. bereits alles nöthige be- 
zogen und verrichtet haben. 

Hr. Unger hat auser dem Rubens in Fontaine- 
bleau nun auch die beiden Mignons in Rambouillet 
abgeholt und letztere mit den neuen Bahmen em- 
pfangen, wie ich ihm denn aufgetragen hatte, auf 
solchen mitzubestehen. Ich werde sie nicht eher 
absenden, als bis der Bembrand aus dem hfM de 



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56 Grimm'B Misnon nach Paris 

Vempire dazu gekommen ist. Dieser kostet aber 
viel Mühe. Weder zwei Schreiben an den Herzog 
y. Richelieu^ noch eins an seinen Principal- 
secretür , noch mehmiaiige persönliche Versuche 
Audienz zu erlangen, haben Wirkung gethan. In 
dieser Verlegenheit habe ich in einer schriftL Note 
den preusz. Minister v. Altenstein um Verwendung 
gebeten, der denn auch gestern das mir in Copie 
mitgeiheiite (hier angeschloszene) Schreiben [fehU 
in den Acten] an den Herzog mit groszer Bereit- 
willigkeit erlaszen hat. 

Da die Provincialgemählde ausbleiben, wird 
man preusz. Seits Tielleicht dieser Tage wenigstens 
nach Strasburg, wo die meisten hängen, einen be- 
sonderen Abgeordneten senden, der dortseibst die 
iünpacknng besolden soll. Ich werde nicht mangeln, 
ihm eine genaue Beschreibung unserer Bilder mit- 
zugeben und ihn zu deren Abnahme zu ermächtigen. 
Alsdann wird er solche auf dem Rhein und Main 
nach Frankfurt senden, und ich lasze die Spedition 
an das Haus Rothschild zur weiteren Beförderung 
und Bezahlung der Fracht geschehen. 

Wegen der malmaisoner Bilder habe ich, auf 
die erhaltene Nachricht von des Ministers P o z z o 
di Borgo Denkungsart über diesen Punct, nicht 
för unpaszend gehalten, demselben Copie des 
Schreibens an den Kaiser mittelst des liier abschriftl. 
angefügten Briefs \_Änlage A."] zu senden, jiline Ant- 
wort ist noch zur Zeit nicht erfolgt und er mag sich 
wohl nicht gern über diese delicate Sache blos geben. 

In Hinsicht der Capitaiienpapiere habe ich einen 



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n, J. Gri]iiia*s Miflaion nach Paris 1815. 57 

nochmaligen Schritt versucht. Ich hörte aus dritter 
Hund, dasz vieüeicht doch noch wichtige Ver- 
briefungen fttr una dahinter stecken könnten nnd 
schrieb darum, nicht an Kouxel sondern wiederum 
an Pradel abschriftlich anliegenden Brief, den ich 
gleichfalls Hm. Min. yon Altenstein [JnlagB AJ] 
zn unterstützen ersuchte. So viel ich weisz, ist 
letzteres auch bereits geschehen. 

Ich glaubte endlich des Generals Lagrange 
Adresze erforscht zu haben und erliesz ein nach- 
drückliches Monitorium. Allein meine Kimdschaft 
war wiederum trügerisch nur die originaliter hier 
beigeachloszene Antwort des Marquis La Orange 
[fehlt in den Acten] belehrte mich nicht nur meines 
Lrrthums, sondern wies auch aus, dasz Ew. Hoch«* 
wohlgeb. auf die nämliche falsche Spur gerathen 
waren. Die beiliegende Antwort [fehlt] hatte gedachter 
Marquis aus ünkunde der Adresze nicht besorgen 
können. Auf sein Billet nahm ich Anlasz, den Lr- 
thum sogleich zu entschuldigen und ihn um Anzeige 
der Wohnung des Grafen Lagrange zu bitten, ' 
habe aber darauf keine Erwiederui^ erhalten. 

Schlieszlich bin ich so frei einen Brief an meinen 
Bruder zur gütigen Abgabe einzufügen, und zu 
bitten, allenMlsige Antwort nicht direct an mich, 
sondern an Rothschild zu adresziren, damit im 
Faü meiner früheren Abreise die Briefe nicht in 
unrechte Hand fallen. 

Der ich die Ehre habe mit yollkommenster Hoch- 
achtung zu bestehen 

Ew. Hochwohlgeboren gehorsamster Dr ärimm. 



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58 J* Grimin^a Miasioii nach Paris 1815. 

Anlage A. 

Copie de la lettre ä M'^* le B^^ Pozzo di Borgo, 
Miiiisfare de S. M. J. de ioutes les B. prte la cour 
de France: 

Monsieur le Baron! Votre Excelience est sans 
doate infoim^e du sort des tableaux provenant de 
la galerie de Cassel et plac^s depuis ä M almaison. 
Elle en sera mieux encore instruite par la lettre, 
qne j'ai pris il y a quelque tems la liberte d^eciire 
immediatement ä S. M. J. de toutes les Russies 
et dont j'ai Thonneur de Lui adresaer ci Joint ia 
copie. 

Apres plusieuTS demarclies inutiles et dans la 
necessit^ oa j'etais, de ne plns perdre du tems, le 

chemm le plus court m'a paru le meilleur de tons 
et j^ai ose m'expliquer sans retenue devant Fauguste 
monarque, dont le caractire est aussi simple que 

juste. 

J'ai cependant lieu de croire que ma lettre, qu'au 
moment du depart de S. M. J« je pris le parti 
d^adresser ä Dijon, oü EUe comptait de se rendre 
apr^s le sejour de Bruxelles, pounrait ayoir 
nianque de Tatteindre, ou que du moins eile ne 
Tatteindrait qu^ä Berlin et meme plus tard» Si 
dans cette supposition les diffieult^s qui s^opposent 
ä la restitutio!! des tableaux en question, ne peuvent 
qu^avoir augmente, Votre Excellence sera peutetre 
a port^e de me donner de conseils salutaires. Je 
La prie d'excu^er ma liberte et d'etre convaincue 



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IL J. Grimiiti's Mission nach Paris 1815. 59 



de ia haute consideration avec laquelle je suis 
Monsieur le Baron de Yotre Excellence le trea 
himble et tres obeissant semteur 

Grimm, 

secretaire de iegation et charge d'affaires de S. A, B. 

FMecteur de Hesse. 

Paris, ce 15. Oct 1815, rue de rouiversite no 7. 
Anlage £. 

Copie de Ia lettre adress^e au de Pradel, 

15. Oct. 

M'* le C^^ 1 permettez que je yous remercie da- 
boid de la bonte avec laquelle yous avez bien voulu 

faire droit a, ma, demande relative aux tableaux de 
TElecteur de Hesse places aux chateaux royaux 
de Fontainebleau et de Bambouillet. 

Quant anx papiers concernant les capitaux de S. 
A. E. dont j'ai re^u Tordre de reclamer i'extradition, 
YOUS m^aYiez fait Tboimeur de m'ecrirei que c'est a 
M'* Bouxel chef des bureaux du Domaine extraoid* 
que je devais m'adresser pour cet eflfet. Je n'ai 
pas manqu^ de me confoimer ä cette inYitatioiL 
n se presente cependant des difficult^, que je ne 
saurais mieux applaiiir, qu'en ayant encore une fois 
recours ä votre bienveillante interveution. Elles 
se fondent dans deox objections« Fune formelle, 
Tautre materielle que M'- Rouxel croit devoir 
opposer ä ma reciamation. 

Ja premiere objectiou porte, que pour ma per- 
sonne je n'etais pas suffisamment autorise a me 
faire eifectuer la remise des papiers eu questiou. 



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gO n. J. Grimmas Mission nach Paris 1815« 

Kien ne serait plus facile, que de lever ce doute et 
je n'aurais qua ecrire ä Cassel pour me faire 
munir de tous les poQYoirs qai pourraient %bte ezig^ 
dans un cas, oü mon gouvernement etait bien loin 
de preYoir les moindreä obstacies. Dans la necessite 
oü je suis cependant, de quitter bientöt eette capitale, 
je me flatte qu^^tant accredit^ dans ce moment prte 
la Cour de Prusse, vous voudrez bien, M'- le C**, 
accepter la declaration de S. E. M*"» le d'Alten- 
stein, Ministre d'etat de S. M. prussieiine, qu^BlIe 
peut repondre tont de moi, que de Tintention de 
ma cour au sujet de la remise des papiers menüouiies 
enfare mes mains. Tont apres aroir de cette manitee 
supplee, au defaut momentane d^une legitimation 
formelle, je me reserve eacore de tous la faire 
transmeitre plus tard de Cassel, si tous le jagez 
n^cessaire* 

Le deuxieme poiut sur lequel plus paiiiculiere- 
ment insiste M^ Bouzel est la garantie solemnelle 
des droits des tiers, qui ont transige avec Fad- 
ministation fran^aise a Pegard des capitaux de S. A. 
K. TElecteur. Je ne suis aucuaement autorise 
a domier cette garantie, m§me je ne sanrais jamais 
Tetic, puisqu'il me parait impossible, que la France 
ait le droit de former une demande aussi inutile ou 
bien illnsoire que Celle ]k. Le Gouvernement de 
Bonaparte, comme tous ne Fignorez pas Monsieur 
le Comte, ayant a la suite de son injuste aggression 
et oppression enlev^ ä la Hesse la presque totalite 
de ses domaines et reussi a s^emparer peu ä peu de 
ses capitaux et autres fonds places, ne pouvait trans- 



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n. J. Grimm's Mission nach Paris 1815. gl 

ferer rar le goOTemement firan9ais dWjonrdhui« 

juste et reconcilie ä la justice generale aucunc Ob- 
ligation ni aucune pretention provenant des con- 
Tentions et aiipulationB, qui fnrent paaaees entre les 
agras de rnanrpateiir et les debitenrs de la Hesse. 
Des le momeat, on la violence a cesse, S. A. R. est 
rentree dans la jocuBsance de tous ses droits et la 
France n'a point d^inter^t k proteger nos debiteurSf 
qui oiit abBolüinent cess^ d'^tre les siens. Au con- 
traire, apres neus avoir prives d'une partie aussi 
consid^xable de notre propriete nationide, dont la 
restitutio!! lui a ete epargnee , eile devrait , il me 
paralt, Toir avec plaisir sauver les debris du nauiirage 
et nou8 faciliter tous les moyens propres a y par^ 
venir encore. Ges moyens reposent en partie snr 
Tinspection de tous les titres et contrats passes entre 
Tadministration franfaise et les debiteurs* Ges 
demiers n^ont aueun droit, de les eziger, puisqu^il 
en possedent deja Pampliation , la France nVn a 
aucun de les garder dans ses archives, ils doivent 
donc reyenir au cr^cier legitime. G'est aux tri- 

bunaux de juatice qu'il appartiendra, de demeler les 
acquittemens et iiberations, qui effectivement ont 
eu lieu d^avec ce qu'il pourrait y avoir de faux et 
de simul^ dans les transactions intervenues; et 
quoiqu^il en seit, ce seront uniquement les debiteurs 
qui en auront ä souffirir dans le demier cas. 

Je prends la libert^ de tous prier, H'* le G*^, de 
vouloir bieu , en m'epargnaut les detours d'une de- 
marche encore plus longue, donner les ordres ne- 
cessaires, afin que Monsieur Bouxel soit mis en 



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^ n. J. Gnmm's Miagion nach Fark 1815. 

etat, de ee deseaisir de cee papiers. Je ne me re« 
ftaseiaiB pas mdme k ce qu^fl mette a lenr remiBe 

franche et loyale toutes les reserves et conditions, 
qu^il jugera convenables, mais dont ä la verite je ue 
preToie ga^s ni le bat ni ratilit^. Agr^ez etc. 

Bericht 7. 

Paris, 22. Oct 1815, Abends. 

Hochwoiügebomer 

Hocbzuehrender Herr Geheime Bath! 
Kurz nach Abgang meines Yorigen Schreibens 

erfuhr ich endlich mit Bestimmtheit, dasz die Sold- 
Zahlungen eben angefangen hätten und dieser Tage 
fortgesetzt würden. Bei dem Ausbleiben aller In- 
struction und da mir Hr. t. Bodenliiiusen ver- 
sicherte, über diesen Punkt ebensowenig £wr Hoch- 
wohlgeb. Meinung zu wiszen, schien es mir gleich- 
wohl klar und unbedenklich, dasz das in dem ersten 
Termin baar zu entrichtende Zehntel der uns ge- 
bührenden Summe von 510,355 ^ unverzüglich in 
Empfang genommen würde. Um mich dazu legiti- 
miren zu können, überreichte ich dem K. Preusz. 
Min» V, Altenstein eine kurze Note, die den Er- 
folg hatte , dasz er meinetwegen ein Schreiben an 
den Finanzminister Corvettu alsbald abgehen liesz 
und darin meine Eigenschaft als Geschäftsträger 
Sr. Kön« Höh, ünsers Allergnädigsten Herrn in dieser 
Allgelegenheit bestätigte. Ich erkundigte mich dar- 
auf im Finanzministerium sowohl ak in dem Tresor 
nach den näheren Umständen und gelangte endlich 



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IL J. Grimmas Mission nach Paria 1815. g3 



nach manchem Terlorenen Gang vor die rechte 
Quelle, nämlich den Siaatsratti Dndon, denselben 

der auch die Convention vom 3*®° mit abgescfaloszeu 
hat. Diesen fand ich bereitwillig, mich anzuerkennen 
nnd demzufolge nicht nur die Zahlung der baaren 

Summe von 51,035 Franken, sondern auch die Aus- 
händigung der bereits ialligen weiteren Mandate an 
mich bewirken zu laszen. Meinerseits habe ich da- 
her dem Banquier Rothschild die erforderliche 
Yoümacht ertheilt, diesen Betrag zu erheben und 
denselben alsbald nach Cassel zu Übermadien auf- 
getragen. 

In Ansehung der Mandate fragte mich Baron 
Duden: ob ich über eine der franzOs* Behörde zu 
bewilligende Remise , falls sie die auf die Departe- 
ments angewiesenen Summen hier in Paris zahlen, 
desgleichen die weiteren, erst künftigen Monat zahl- 
baren Mandate anticipiren wolle, zu unterhandeln 

autorisirt wäre? Dieses verneinte ich natürlich, 
mit dem Zusatz: dasz ich ehstens Instruction über 
die Absicht meines Hofes, wie er mit diesen Man- 
daten verfahren wolle, zu erhalten hoffte. Roth- 
schild hält freilich fiir den sichersten und ein- 
fachsten Weg, dasz ich mir die falligen Mandate 
ansh&ndigen lasze und bei ihm zur weiteren Ver- 
fügung Ew. Hochwohlgeb. hinterlege. Ich werde 
mich indeszen morgen über die näheren Umstände 
und das Verfahren anderer gleicher Intereszenten 
möglichst befragen und weiter, nöthigenfalls 'per 
Estafette Bericht thun. — Die Kurheszen für das 
Habillement gebührende Summe, sagte Herr Dudon , 



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64 n. J. (himm^s Hisaioii nach Paris 1815. 

sej uns bereits durch Vermittlung der preusz. Be- 
hörde zugekommen, welches, soviel ich weisz, seine 
Richtigkeit hat und wogegen ich nichts einwendete. 

Ohne meine zufällige nähere Bekanntschaft mit 
dem preusz« Minister y. Altenstein wfirde ich 
weder in dieser Geldangelegenheit noch in einigen 
andern mir anbefohlenen etwas auszurichten im 
Stande gewesen seyn, weil ich so zu sagen gänzlich 
blos stehe und ohne YoUmacht und Yorschrift bin. 
Dieses musz ich zwar meiner dort wohl früher ver- 
mutheten Abreise zuschreiben; auf der andern Seite 
wäre wiederum, wenn ich auf den jedesmal in Fn^ 
stehenden Punct liiltte Antwort aus Caszel einhohlen 
und erwarten wollen, die Gunst des Zeitpuncts, 
auf den gegenwartig hier soviel ankommt, geföhrdet 
worden. So vorsichtig hoffe ich wenigstens dabei 
zu gehen, dasz ich nichts verderbe, wenn mir 
auch der Gang solcher Geschäfte bisher nicht sehr 
bekannt gewesen ist und ich jetzt durch mancherlei 
andere Arbeit sonst beschäftigt bin. 

Mit derselben, sehr zu rOhmenden, ünterstützong 
von preusz. Seite habe ich auch heute in Betreff 
der Capitaiienpapire einen wiederholten Schritt und 
zwar diesmal an den Herzog v. Itichelieu un- 
mittelbar gethan, sobald nämlich verlautete, dasz 
Pradel die Sache der Entscheidung dieses Ministers 
vorlegen würde. Beinahe alles suchen die Franzosen 
jetzt auf die lange Bank zu schieben, ich musz mir 
aber heute die umstäiidiicliere Meldung bis auf ein 
nächstesmal nachzusehen bitten. — Bei dem nieder- 
länd. Minister Frhm. v. Gagern war ich, mn die 



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IL J. Qrimm'a Mission aach Park 1815. g5 

Herausgabe der brfiszeler Gemäblde zu besprechen. 
£r bat um eine schriffcliche Kote, die üm yeranlaszen 
wHide, semem Hof deshalb za berichten. Daher 
ich ihm eine solche Note bereits zugesandt habe, 

wogegen er versprochen hat, die Sache dem Minister 
Y. Nagele besonders dringend zu empfehlen. 

Bodenhansen wollte schon vor 8 Tagen die 
Bestätigung des Zeitungsartikels, wonach blos die 
X ö nigl. deutschen Bundesstaaten Truppen in Frank- 
reich laszen sollen, an Ew. HocbwoUgeb. melden. 
Ich berühre es Uos, auf den Fall er es vergeszen 
haben sollte. 

Mit Yollkommensier Hoofaaehtung harrend 

Ew. Hochwohlgeboreii gehorsamster Dr. 

Grimm. 

Bezieht 8. 

Paris, 28. Oct. 1815. 

Hochwohlgebomer Freiherr 

HochzuTcrehrender Hexr Oebeimeiath und Cammer- 

Präsident * 
Eurer Hochwohlgeboren lange nnd sduneizUeh 
▼enmszte verehrL Schreiben sind nunmehr hinter- 
einander und zwar das vom 15*®^ am 24*®°, das vom 
18^° am 27^" und das vom 19^^" heute eingelaufen. 
Was darauf in Antwort zu berichien ist, fiasae vAl 
matenenweise zusammen. 

1. schon zu Anfang dieser Woche hat Banqui^ 
Bothsehildt wie nach meiner letzten Meldung 
Toyansrasehen war, bereits das eisle Zehnlei im 

S. StoDgeL Acten der BrMer Orimm. ^ 5 



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68 IL J. Grimm's Mission nach Paris 1815. 



Soldsrumme, atif meine Torlänfige Vollmaclit, baar 

eingezogen. Ich habe ihm nun zu Bewerkstelligung 
des Nöäiigen in Absicht der neun übrigen Mandate 
Ew. Hocbwohlgeb. VoUmadit, sobald sie gestern 
eingegangen war, überantwortet, darauf noch zur 
Ükitfemunp^ alles Anstoszes wegen meiner vor- 
gängigen Einmischung in diese Sache das Erforder- 
liche bemerkt und ihn aus der Convention vom 3*®° 
in allen Stücken voliständig instruirt. Ich bin froh, 
der nicht geringen Sorge, wie ich mich in diesen 
Dingen yerhalten sollte, los und ledig zu seyn, da 
ich mich weder mit der französ. Finanzbeb örde noch 
mit einem andern Banquier (einem Hm. Thür et, 
niederland« Consul dahier) der einige Tage früher 
bei mir war, um wegen eines baaren Abkaufs der i 
übrigen neun Zehntheile zu unterhandeln, einlaszeE { 
konnte. Die Bedingungen, die er machte, schienen 
mir ohnedem nicht anlockend; er begehrte über 
15 Procent Nachlass, meinte aber auch, dasz die ' 
Zahlung der in den November fallenden Mandate 
manchen Schwierigkeiten ausgesetzt sein würde. | 
Staatsrath Dudon hätte, soviel ich aus seinen bei- 
läufigen Aeuszerungen zu entnehmen vermochte, 
wohl weniger Procente verlangt, vielleieht aber 
auch nicht alle Mandate, namentlich die vier letzten 
nicht, bei welchen der Umstand des neunten Ar- 
tikels obwaltet, abgelöst 

Da mir die früheren Verhandlungen, die vor- 
herige vortheiihattere Ansetzung Kurheszeus und 
der Plan einer neuen Forderung völlig unbekannt 
waren, so konnte ich vorhin weder die ndthige Ver^ 



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IL J. 6rimm*8 Mission nach Paris 1815« 67 

Wahrung einlegen noch Erkundigung einziehen. 
Jenes habe ich nun, der Instruction gemäsz sogleich 
heute gethan, und dieses in der abschriftlich an- 
gefögten Note [Anlage Ä,] an den Minister von 
Altenstem mit berührt. Emen wiridichen Erfolg 
dieses Schriiiias musz ich jedoch um so eher be- 
zweifeln, als seither nirgends von einer Nach- 
forderung etwas mir zu Ohren gekommen, die An- 
nahme der deutschen Gontingente aber wenigstens 
auf den Fusz der Accessionsverträge, insofern nicht 
besondere die Truppeuzahl erhöhende Conventionen 
(wie bei uns namentlich) im Mittel liegen ^ als 
Grundsatz, so viel ich weisz, durchgegangen ist. 
Staaten, deren Factum so wenig der Theorie ent- 
sprochen hat . wie z. B« Sachsen, werden also 
diesmal den Vortheil davon ziehen; aber auch, wie 
ich bereits gemeldet zu haben glaube, eine Bundes- 
berathung über eine solchen Unordnungen inskünftig 
steuernde strengere Eriegswesenseinrichtung haupt- 
sächlich veranlaszen. 

Sobald ich in dieser Angelegenheit etwas in Er- 
fahrung bringe, werde ich ungesäumt unsere Rechte 
wahren und unsem Antheil an etwaigen neuen Aus- 
gleichungen auf das bestimmteste fordern. 

2. Ton der Gapitalienpapier-Sache hoffe ich jetzt 
den besten Erfolg. Mein Schreiben an Pradel 
hat gewirkt, dasz er statt unter sich an Rouxel 
zu weisen, an die obere Behörde des Herzog von 
Richelieu die Entscheidung überlassen. Sobald 
ich davon, bereits einige Tage vor dem Eingang 
des (hier originaliter beigelegten [in den Aden nidU 

6* 



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^ IL J. Grimia's Miwion nsuck Pam 1815. 

J^tßndlidkJ pradelischea Schreibm^ ^evtrante Mii- 

theilung bekam, schrieb ich sogleich au den Herzc^ 
von Jäichelieu, wie die aagescMoszeiie Abschxift 
[Amla§e B,J naher besagl;; ersudite audi den Ifiniafor 

A 1 1 e Ii ä i e i n nochnuils um Unter Stützung. Letztere 
erfolgte auf der Stelle und muszte, ungeachtet £w« i 
Hochwohlgeb. mich dem Gmfea Pradel als aar 

Empfangnahme der Papiere bezeichnet hatten, zu 
meiner näheren Legitimation dienen, weil ich durch 
lefaiteren Umatand noch nieht nr achnfttichen Be> 
trdibuBg der Sache und Widerlegung der gemachten ' 
Schwierigkeiten autorisirt schien; auch französischer^ 
wts zu Terstehen gegeben weiden war, due kh 
nicht accreditirt eey. Idi sehe nun täglich einer 
ginstigen Entscheidung des Herzogs (d. h. der 
am Schlusz Ton R o u x e 1 s Brief gedachten atdorisatüm 
fameüe) entgegen, worauf sodann die Aualiefierujag 
4ßX Papiere erfolgen musz. 1 
3) die mannichfaltigen Schliche und Umstände j 
der Franzosen in Absicht auf die. anszuHeferndeB I 
Departementsgemähide können sich Ew, Hochwohl- ^ 
geb. nicht genug Yorstellen. Zu Anfang dieser • 
Woche standen ^e Aspecton zmaal übet ujsd ich 
setzte beiliegende [Anlage C] Note aa den Minister 
Altenstein auf, liesz sie auch den braunschweig. 
BeroUrnchtigten nutnnterschreiben. Damals hielt 
man den Abschlusz des Friedens für nSher, der min 
seit gestern wieder femer steht. Darum ist denn 
noA gestern entschieden worden, dasas kein preuss. 
Commiszar nach Strasburg geschickt werden, sondern 
nochmals deä Lavaliee erneuerten Yersicherungen | 



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n. J. Qrimm'a Mimioii nach Paris 1815. g9 

getraut werden soll, wonach die Bilder denn wirk- 
lich bald eintreffen müszen. Wirklich sind gest^ 
andere ftus Orenoble (für • PreuBzen) und Ton** 
Ion 8 6 (fttr vom) angelangt; aber noch nichts ans 
Lion. Ueber das Vorgeben, als ob das preusz. 
Militär die Oemählde ans Gaen gewaltsam mit* 
genommen, habe ich gestern in der Oeneral«* 
intendiintur die Auskunft empfangen, dasz dies blos 
von den braunschweigischen gelte, deren sich Capitan 
Mahner (ein naher Verwandter Bibbentrops) 
auf diesem Wege, mir unbewuszt, zu versichern 
gesucht hat. Ich wünschte freilich nichts mehr, . 
als dasz auch unser Rubens möchte darunter ge- 
wesen seyn; habe aber, da es nun zu spät ist, heute 
morgen an Lavallee seinetwegen ziemlich nach- 
drücklich geschrieben, weil er sich gestern gegen 
tJnger sonderbar dartlber ansgelaszim z. B. sehr 
albern gefordert hätte: wir sollten ihm erst be* ' 
weisen dasa die Preuszen das Bild zu Caen gdaszmi 
hätten, da ihm im Oegentheil der Beweis aufliegen 
würde, dasz sie es mitgenommen. Durch alle solche 
einfältige Einwendungen und iSchwierigkeiten suchen 
die Franzosen nicfats wie Zeit zu gewinnen. 

Wegen des Bilds im hotel de Vemjyire mangelt 
stets noch die laug erwartete Antwort Eichelieus. 
Di« brüszeler «Sn» gßm gewisz nie w«der hiet^ 
her gefordert, noch ausgeliefert worden. Der sar- 
dinische Gesandte hat, wie mir Hr. von Qagern 
erzftUte, eme der meinen ähnliche Note eines naek 
Tarin gehörigen Stftckes halber tiberreicht. 

4. Zu meinem Leidwesen ist die in Ew. Hoch«- 



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70 Grimmas Mission nach Paris 1815. 

wohlgeb. letztem SchreibeiL mii^etheilte Nach- 
forderung von uns fehlenden Gemählden, von denen 
ich seither nichts ahnen konnte, so befremdend spät 
eingegangen und die ganze verlaufene Zeit für deez- 
halbige Nadiforschnngen und Unterhandlungen un- 
benutzt verloren worden. Da Hr. Unger aas 
einem Privatbrief des Prof* Bob er t schon aeit 
einigen Tagen bereits davon unterrichtet war, habe 
ich alsobald, wie das Datum beweist, an Hm. 
Quatremere das abschriftlich anliegende [Anlage DJ 
erlaszen zu müszen geglaubt. 

Am allerwenigsten weisz ich in den zwei übrigen 

Angelegenheiten etwas auszurichten, nämlich in der 
von den zwei Kisten und der von den malmaisoner 
BUdern« 

Der äeneral Lagrange ist schlechterdings nicht 
zu erfragen und H'* Godillot, der mir nie du 

faubourg S. Honore, en face la place de Beauvais 
No. 142 oder 144 angab, entw. damit angefahrt 
worden, oder hat mir die Unwahrheit selber sagen 
wollen. Mein Lohnbedienter glaubte endlich auf 
eine wundergute Spur gerathen zu seyn, als er den 
Brief in der rue St. Lazare wirklich anbrachte; das 
war aber der Marquis La G r a ii g e , bei dem ich 
wenigstens den für Ew. Hochwohlgeb, bereit 
liegenden Brief dadurch entdeckte. Auf mein BiUet 
an letzteren mit der Bitte um die Adresze jenes ist 
gar keine Antwort gefolgt. Auch Gruner, deszen 
Thätigkeit hier jetzo , so zu sagen , aufgehört hat^ 
verhilft mir zu nichts. 



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II. J. Grimm's Mission nach Paris 1815. 71 

Von Pozzo di Borgo, wie halb Yorausza- 

sehen war, erfolgt keine Antwort; vermuthiich mag 
er sich auf keine Weise compromittiren und ich 
darf ihn daher nicht Yon neuem angehen. Wenigstens 
ist meine bei dem Kaiser gethane Einsprache durch 
diesen Schritt gewiszermaszen controllirt worden 
und kann nicht so leicht ignorirt werden. Ich hoffe 
immer noch einiges. — Was soll ich unter diesen 
Umstiliideii mit dem So u lange beginnen? Ich 
habe ihn schon zweimal! vergebens persönlich heim- 
gesucht und stets yerfehlt. 

Das dem Schreiben vom 19. eingelegene Prome- 
moria an Hrn. y. Altenstein habe ich sogleich 
abgehen laszen. Der Cammergerichts Rath Dich- 
horn, seine rechte Hand, ist seit mehreren Tagen 
leider von einer Nervenkrankheit befallen worden 
und zu allen Geschäften jetzo yöUig unfähig. Diesen 
unglücklichen Umstand bedauere ich auch meiner- 
seits gar sehr. 

Der Staats Ganz! er wollte den 4^" Nov. abreisen 
und alle fibrige bis zum 8^ folgen; neuerdings aber 
glaubt man wieder, dasz es noch wohl drei Wochen 
dauern könne, so dasz mich vermuthlich noch eine 
etwaige Antwort auf gegenwärtigen Brief hier 
treffen würde. Ich weisz nicht, was mir unangenehmer 
ist, die yerzögerte Friedensabschlieszung selbst oder 
der Aufenthalt in Paris. 

Bei dem Staatsrath und Generalintendanten 

Ribbentrop habe ich einen von ihm an tJnsern 
All^^gnädigsten Berm erstatteten Bericht im Concept, 
das er mir selbst mittheilte, eingesehen, aber eben 



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72 Ii. J. Grimm'a Mifision nach Paris 1815. 

< 

mchi sehr beMedigend und intermant gefanden. 
Die Aaeälefliing der eroberten Guionen etc. ver* 

sicherte er mich, wiederholt bei dem Ptlrsten B 1 li eher 
angeregt zu haben. Unterdeszen habe ich dem Hm. 
Oeneral Engelhard^ an den ich in Terechiedenen 

mir hinterlaszenen Aufträgen von hier nach Rhetel 
ZU schreiben hatte, anbeimgestellt : ob er nicht auch 
unmittelbar die letastgedachte Sache fernerhin be* 
treiben wolle. Die hiesigen Lieferanten haben eich 
nicht auf das Tuch für unsere Truppen einlaszen 
mögen. 

Ich muez noch erz&hlen, dasz Torgestem der in 

oestreich. Diensten stehende Major v. Hayn au zu 
mir kam und mich um eine Anweisung auf Act h- 
schildt über circa 280 4^ als ein aconto auf die 
Ton ihm zu beziehende Zulage ersuchte. Weil mir 
nun gar nichts von seiner Auseinandersetzung und 
den ihm gebührenden Geldern bekannt ist, glaubte 
ich dies Ansinnen von mir weisen zu müszen. 

Zu der Ew. Bochwohlgeboreu zu TheU ge- 
wordenen auszeichnenden Ernennung statte ich 
meinen schuldigsten Glückwunsch, neben dem Dank 
fttr die mir gefälligst mitgetheilte mich selbst an- 
gehende Nachricht ab. Ich hoffe dafür mit der bei- 
geschloszenen unterthanigsten Vorstellung [s. Bd. L 

S' 6]^ um deren gütige Ueberreichung ich so frei 
bin, gehorsam zu bitten, zeitig genug zu kommen, 
damit ein anderweiter Nachfolger an meine Stelle 
yerordnet werden könne. Ew. Hochwohlgeboren 
wiszen aus einer mündlich mit mir hier zu Paris 
gepflogenen Unterredimg, insofern Sie Sich deren 



Digiiizuu Ly ^K)\.>-^i\. 



IL J. Gximm'a Mission naoh Paris 1815. 73 

erinneni, oder ersehen «is dem Inhalt der gegen- 
wärtigen Einlage des nähreren , dasz , warum, und 
wie lange sckon, ick aus der diplom. JLaufbahn 
heraussntrefcen entsehlosBen bin. Dieses steht bei 

mir fest , so gewisz ein Mann mit sich selbst über 
etwas eins werden kann und ich fühle , dasz ich 
mich leiblich und geistig zu Grund richtete, wenn 
ich anders denken wollte. Den Verdrusz, den mir 
persönliche Verhältnisze in Wien bereiteten, würde 
ich sicher in £w. Hochwohlgeb. Nähe nicht zu er- 
warten haben, allein das Geschäft steht mir sonst 
ganz entgegen: zehn andere werden es beszer, und 
zwanzig andere eben so gut versehen. Wie ich 
hier, ganz unerwartet und gleichsam wider meinen 
Willen, da ich zu andern Arbeiten von anderer 
Seite berufen ward, in den diplomatischen Wirkungs- 
kreis zurückversetzt scheine, nachdem ich eben dar- 
aus losgerathen war, ist bekannt. Vielleicht darf 
ich hoffen, dasz auch die Treue und Sorgfalt, womit 
idi die mir zu Theil gewordenen Aufträge, mitten 
unter andern Beschäftigungen zu erfilllen strebe, 
den Kurfürsten geneigt machen wird, meiner Bitte 
Gehör zu geben. 

Ich habe fortdauernd die Ehre mit der schuldigsten 
Hochachtung zu beharren 

£w» Hochwohlgeboren gehorsamster Diener 

Grimm. 

N. S. es ist doch Allerhöchsten Orts nicht mis- 
fallig vernommen worden, dasz ich mich in einigen 
Ausfertigungen des mir ofBciell nidit zustehenden 



Digiti^uu Ly LiUv.*v.i^ 



7i U. J. Grimm s Misöiou nach Paris 1815. 

Titels Ohargi Haffawe» bedient habe ? Ich that dieses 

lediglich, um der Sache etwas mehr relief zu geben, 
da ein bloszer Secretair, ohne zugleich in präsum-* 
tiyer Abwesenheit des Gesandten Beauftragter 
zu seyn, nichts ausrichten kann« Uebrigens bin ich 
von jeher höchst gleichgültig gegen Titel und dergl. 

Anlage A: 

Note an den Minister yon Altenstein: 

Sr. Exellenz dem Kön. Pr. Geh. Staats Minister 
Frhr. von A. ist eine am 3ten d. M. über die unter 
87,130 Hann Bundestmppen, als zweimonatliche 

Sold zu vertheilende Summa von 3,705,609 Franken 
abgeschloszeue Convention, so wie, dasz dasKurhesz. 
12,000 Mann starke Armee-Corps darin zu 510,355 

Franken angesetzt worden ist, iiiureichend bekannt. 

Es hat hierbei meinem Hofe, der obige Truppen- 

zahl vollständig und gleich im Anfang des aus- 
brechenden Kriegs erstellt hat, auffallen luüssen, 
dasz er mit anderen z. B. den sehr unvollständig 
und spät ins Feld gerückten Kön. sächs. und groszh. 
mecklenb. Contingenten auf eine Keihe gesetzt 
wird, während nicht nur die groszen alliirten Mächte 
selbst sondern auch andere geringere Bundesstaaten 
früher ungleich vortheilhaftere Bedingungen erlangt 
haben. Unterzeichneter hat demzufolge Befehl er- 
halten, im Namen seines Hofes gegen alle und jede 
Verkürzung, die aus der ohne Kurheszens Zuthuii 
geschioszenen Convention vom erwächst, hiermit 
zu protestiren« 



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II. J. Griiuxu's Mission nach Paris lbI5. 75 

Nach einer vorher statfcgefandenen Vertheiliiiig, 

worin Sachsen nur mit 8000, Coburg mit 600 M. 
angeschlagen stand, sollte Eurheszen 528,611 Fr. 

beziehen, und sieht sich also ohne sein Verschulden 
numnehr bedeutend gekürzt* 

Unterzeichneter musz sich daher noch vorzüglich 
gegen den achten Artikel mehi^edachter Convention 
um so ausdrücklicher verwahren, als einem früheren 

Verlauten nach auf eine neue Verwilligung für Sold 
und Bekl^dung angetragen werden sollte; so wie 
auch sdiwerlich aus dem neunten Art. Kurheszen 

irgend ein Ab/Aig zur Last fallen dürfte, indem die 
von seinem Armee-Corps gemachten , ohnehin sehr 
unbedeutenden Requisitionen von Frankreich auf die 
anPrenszen zu bezahkiiden Bokleidungsgelder notirfc 
werden und uns von dieser Macht, infolge der 
mit ihr getroffenen Übereinkunft in Zurechnung 
kommen. 

Da das kurhesz. Gontingent unter K5n. Preusz. 

Oberbefehl stehend auf den Schutz der Preusz, Be- 
hörden vorzüglich Anspruch hat, so glaubt Unter- 
zeichneter gegenwärtige Note mit voUem Yertrauen 
in die Hände Sr. Exc. des etc. zur weiteren Ein- 
leitung niederlegen zu dürfen und erneuert zugleich 
die Versicherung seiner vollkommensten Verehrung 

Paris 28. Oct. 1815. 

ärimm 

Kurhesz. Leg. SecreiSr und 

Geschäftsträger. 



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76 n. J« Grimm*« Miaaion nach Paris 1815. 



A. S. E. M** le Duc de Richelieu Miuistre 
aecretaire d^etat et des äff. etrangdree de S. M. Tr. 
Chr. Pair de France. M^etant adresse successive- 
ment tant ä M'- le de Pradel. Dir. g*^ de la 
maison du ßoi qu'a H'* Bouxel Chef des b. d. d. 
extr. ponr obtenir lextradition de ious les papiers 
concernant les capitaux de »S. A. £. r£l. d. H.; je Yieuä 
d^apprendre^ que le premier a jug6 necessaire d^en 
&ire un rapport a V. E. et de soumettre par con- 
sequent cet objet ä sa decision pr^alable. — Je 
prends la liberte, de Lui präsenter copie de la lettre, 
qu'en deniier lieu j'ai eu rhonneur d^toire j relative* 
ment a M^- le C** de Pradel. Je ne saurais rien 
ajouter aux motifs qui j sont exposes et je puis 
me passer d^appuyer encore d'ayantage nne recla- 
mation, qui est des plus justes et d'ailleurs ne coute 
rien aux iaterets de la France. 

V* E. Tondra bien agr^er rintercession, que S. 
E. M** le d'Altenstein etc. a eu la hovM 
de m'accorder dans cette circonstance afin de couper 
tonte objection qui pourrait ötre tir^e du defaut de mon 
antorisation fanaelle. Je suis etc. 22. Oct. 1815. 

Afüage C: 

An Se. Exe. den K. Preusz. Staatsmin. Frbm. 
von Altenstein f dahier. 

Die unterzeichneten Geschäftsträger ihrer resp. 
Höfe sind so frei, im Vertrauen auf Ew. Excellenz 
fiereitwül^keit jede Maasregel , die zur Sicherung 
der durch Frankreich zwar versprochenen, aber 



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n. J. Glimm'« iMisnon nach Paris 1815. Xl 

häufig umgangenen und gern vereitelten Wieder- 
erstattung geraubter Kunstschätze gereichen kann, 
XU befördern und kräftig zu imtenstatieii , nach« 
steheades Yorzustell^: 

Die französ. Behörden legen, wie nun täglich 
aiehtbarar wird« in die übemonuiieiie Hierherschaffong 
der am den ProTinziabammlungen m restituirenden 
Gemähide alle mögliche Saumseligkeit und Zwei- 
deutigkeit. Was in längstens yierzehn Tagen ein<- 
iveffen aoUie^ ist es noeh nicht nach vier abgelaafenen 
Wochen, xlnfaugs stellten sie den schon an sich 
unangenehmen und unnöthige Kosten nach sich 
sdehenden Transport der Bilder hierher als etwas 
leichtes und unfehlbares dar. Mittlerweile erfuhr 
man, dasz nach Fontainebleau , Rambouillet und 
firOsael, wo auch manche öemählde hangen, mdii 
der mindeste Befehl oder Antrag zur AbKefemng 
ergangen sey, weil diese Orter nämlich nicht unter 
d^ Direetion des Museums, und Brfiszel selbst nicht 
mehr unter Frankreicfa stehe. Die Unterzeichneten 
haben daher dieses eigens betreiben niüszen, um 
ihres Eigenthums habhaft zu werden. Ein aus- 
gesprengtes Gericht, dasz preusz. Militärbehörden 
die zu Caan hängenden Bilder gewaltsam ab- 
genommen, scheint grundlos und hlos um diesseitige 
Bemühungen zu hintertreiben oder doch au&uhalten 
ersonnen. Die wegen der zahlreichen aus Strasz- 
bnrg anher zu sendenden Gemähide bereits ver- 
Yersuchten Hin^ nnd Herwendnngen sind bekannt. 

Da nun lekU; noch aholielie hervortreten un!l 
der günstige Zeitpixnct Tor djem definitiven Friedens- 



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78 



IL J. Grimm 's Mission nach Paris 1815. 



abschluaz und Abzug der Heeresmacht am Ende ver- 

streiclit, so wäre als das beste zu der nöthigen 
Sidxerstellung reichende Mittel vorzuschlagen, dasz 
man der Direction du Musie oder der sie befehligenden 
Oberbehörde unumwunden erkläre, man werde statt 
der seit länger als Monatsfrist gar nicht hergeschaflPten 
Bilder, wenn und insofern sie nicht Tor dem Aus- 
marsch der preusz. Macht aus Paris hier eintnlfen, 
eine yerliältmszmäszige Zahl französischer Bilder 
mitnehmen und diese solange in einer deutschen 
Stadt (etwa Frankfurt) hinterlegen laszen, bis Frank- 
reich seine Verbindlichkeit creleistet habe. Ein 
französ. Commissariiis könne solche begleiten und 
demnächst unberührt zurückbringen. 

Wir stellen diese Maasregel (die wenn sie auch 
blosz vorgeschlagen bleiben sollte, den Transport 
der Bilder beschleunigen würde) ihre Modification 
und Einleitung dem Ermessen Ew. Excellenz um 
so mehr anheim, als unsere Höfe ohne die Unter- 
stützung Freuszens in diesem Fall selbst rorzuschreiten 
auszer Stande sind. 



Paria 23 Oct. 1815. 



Grimm Kurhesz. L. S. 
Mahner Hauptmann in 
Braunschweig. Dienst. 



Änhge D: 

A M' Quatremere de Quincy 
Directeur g^ du muste du Roi. Membre de 
rinstitut. — Monsieur, Outre et independanmient 



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II. J. Grimm '8 Miasion nach Paris 1815. 79 

des etats , que je vous ai adresses apr ina 
lettre du 18. ä la quelle, vous ue m^avez poiat 
encore repondu, j^ai rhonnenr, de yous communiquer 
ci joint un troisieme etat portant sur plusieurs 
tabieaux, qui immediatement apres le depart de 1) e - 
non de Cassel ont et^ reconnus manquer dans nos 
eollections. Je yiens de receyoir les ordres les plus 
precis de ma cour, de poursuivre la recherche de 
ces tableaux ä reclamer, avec tous les moyens, qui 
sont en mon pouYoir. M*^ Larall^e pr^tend de 
n eu avoir, ni d'en connaitre aucun, mai8 il n'est 
pas moins vrai, que M^ Uuger, peintre demeuraot 
ici , a TU, il y a quelques ans dans une ezposition 
du Musee leis troiä Ostade, indiques sous les n®^ 
123. 124. et 126 et sur lesquels il serait impossible 
qu'il se trompat, attendu qu'il les avait copi^s autre- 
fois. Or, Fexistence de ces trois tableaux a Paris 
justifiant et prouvant notre reclamation de tous les 
autres, qui ont disparu de chez nous en mfime tems; 
TOUS Toudrez , M'- le Directeur g*^ ayoir la bont^, 
d'obliger M'^- Denen, votre pr^deceaseur, d'indiquer 
«ans retard Tendroit, oü il a fait placer les tableaux 
en question, ou de hire connaitre, ce qu'ils seraient 
devenus. — L'on me mande egalement de Cassel, que 
PElzheimer , qui nous a ete restitue n'est pas le 
nOtre. Comme il ne tiendra pas difficile, de reparer 
cette meprise , j'ai l'honneur de vous prier, d'ordonner 
aM' Lavallee, que le n^ 294 du catalogue fran- 
fais (ecole alleniande) nous soit deli?r^ au lieu de 
celui 292, que nous ne manquerons pas de tous 
rendre. 



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80 IL J- Crrimm's Miasion nach Paris 1815. 

En m^attendaiit ä iine reponse prochaine et sati»* 

faisante je saisis cette occasion etc. 

Paris 26 Oct 1815. 

Gr. 

Boriobt 0, 

Paris, 7. Kov. 1815. 

Hochwohlgebomer Freiherr 
Hochzuehrender Herr Geheimerath! 

Der Baaqmer Bothsekild wird ohne Zweifel 

selbst melden : wann und ob er alle fällige Zahlungs- 
mandate erhalten hat und wie er sie zu realisiren 
gedenUr. Vor «iiuigen Tagen waren tde indteezen 
noch nicht in seinen HSndm. 

Anf meine vorgesckriebenennaszen eingelegte 
und das letotemal abeohriftUch beigefügte Proteetation, 
wegen des uns zugewandten ThdOb iet Soldsunune, 
habe ich bald darauf die hier originaliter ange- 
schloszene Antwort [mM in dm Actm hefindiich} 
des Frenaz. MinisterB y. Altenstein empfangen, 

mich jedoch des darin erwähnten weiteren Schritts 
bei dem Conseü der vier Hauptmächte umsomehr 
enthalteii eu mflszen geglaubt, ala alle mator der 
Hand eingezogene Naohrichten m erkennen gaben, 
dasz an eine Abänderung nicht zu denken, und von 
einer weiteren Soldsahlung niobt die Bede sey, So* 
baU mit Ausgang des laufenden Monats diese 
Zahlungen endigen, hebt nämlich , dem Vernehmen 
naeh, gleiiob die Zahlung der grosz^ Coutributu» 
an. Ob wir mit einigem Erfolg, zudem bereitai 



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II. J. Grimm's Mission nach Paris 1815. 81 



unsere Trappen auf dem Büökmarsch begriffen seyn 
sollen, etwas weiteres för Sold und Kleidung in 

Anspruch nehmen können und wie dieses am besten 
einzuleiten sein dürfte, stelle ich höheren Einsichten 
anheim. 

Nachdem der Herzog von Richelieu in Ab- 
sicht auf die Gapitalienpapiere endlich eine will- 
fahrige Antwort ertheilt hatte, wandte ich mich un- 
Terzögert an den etc. IL o u x e 1 und forderte ihn auf, 
ZU der Auslieferung derselben Zeit und Stunde fest- 
zusetzen. Als ich mich auf seine, im Original an- 
gefügte [nicht in dm Adm 'befindliche] Erwiederung 
in sein Bureau verfügte, erklärte er sich bereit, so- 
wohl die mit den Schuldnern abgeschloszenen Gon- 
ventionen im XTrtezt, ab auch die darauf Bezug 
habenden kaiserl. Decrete und Decisionen mir ein- 
zuhändigen ; sodann einen Generaletat aller Capitalien 
und der darauf bezahlten Summen aufstellen zu 
laszen; begehrte jedoch bis vauw künftigen Donners- 
tag Jb'rist, weil er noch von verschiedenen Stücken 
zn behaltende Abschriften fQr sich anfertigen laszen 
wolle. Ich fand keinen Anstand, in dies Begehren 
zu willigen und sehe nun übermorgen der Beendigung 
dieser Angelegenheit entgegen. Originalschuldver- 
sehreibungen versicherte er gar keine zu besitzen und 
entschuldigte den in seinem Schreiben gebrauchten 
ungenauen Ausdruck (aux titres originaux des crtames). 
Dieses ist mir selbst wahrscheinlich, da so viel ich 
weisz, der Allergnädigste Herr die Originale ge- 
flüchtet und in Sicherheit gebracht hatte und der 
Feind sich anderwärts her, z* B. aus dem Eintrag 

B. StengeL Aot«i der Brflte Oifmin. % 



Dig 



82 ^ Orimm's Mission nach Paris 1815. 

in die Hypothekenbücher , orientiren muszte. Was 
die Correspondenz mit den französ. ünterbehörden 

betreffe, so glaubte der etc, R o ux e 1 , es würde uns 
nicht darum zu ihm seyn, weil sie sich ohnedem aus 
den in Hanau und Caszel (bei dem Dir, Beanfort) 
liegen gebliebenen und gegenwärtig in unseren 
Händen befindl. Acten ergäbe. Ich behielt mir in- 
deszen yor, dasz auch diese Papiere, wenn es nöthig 
erachtet werden sollte, noch von uns nachgefordert 
werden dürften imd stelle darüber das weitere an- 
heim. 

Mit den Genukhiden geht es höchst langsam; 

vorige Woche sind endlich drei für uns aus L i o n 
eingetroffen, ein viertes eben daher soll noch nach- 
kommen; wegen der strasburger werden wir, die 
Preuszen, Braunsclnveiger etc. von einem zu dem 
andern läge vertröstet. In dieser üücksicht ist die 
über alles Erwarten sich verzögernde Abschlieszung 
des Friedens von Vorfcheil, weil die alliirten Be- 
hörden darum länger zu Paris weilen. Allein die 
Zeit der kräftigen Maasregeln ist längst vorüber 
und der Abzug der Preuszen aus hiesiger Stadt, an 
deren Stelle Engländer die Wachen (aber viel 
schwächer und ohne ausgestellte Ganonen) besetzen 
dem ganzen Reelamationswesen naditheilig. 

Das Bild im hotd de Vempire, oder wie es jetzo 
heiszt, Thekmon ist durch einen unangenehmen 
Zufall wiederum von den Buszen abhängig geworden. 
Der D. de Richelieu nämiich hat endlich geant- 
wortet, dasz der König Ludwig dieses Hotel nebst 
Ameublement der rusz. Ambassade zur Disposition 



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II. J. Grimm's Mission nach Paris 1815. 83 

gestellt habe, daher jetzt das befragte GemSblde 
nicht abnehmen laszen könne, vielmehr die Sache 
bei dem maz. Gesandten zu betreiben sey. So elend 
diese Ausflucht ist, blieb dennoch nichts übrig, als 

an den G*^ Pozzo di Borgo zu schreiben, wie 
die abschriftliche Beilage [A] näher besagt, und 
ihn um die Verstattung das Bild, welches die Fran- 
zosen durch ein anderes, ihnen eigenes ersetzen 
könnten, abhoblen zu laszen, zu bitten. Da nun 
dieser General wieder nicht antwortete, habe ich vor 
einigen Tagen mir preuszische Vermitüuiig erbeten 
und warte vorerst deren Jhirfolg ab. 

Hdchst unangenehm ist es, dasz die im Caszeler 
Schlosz geraubten jetzt erst nachgeforderten 6e- 
mählde weder voriges Jahr, noch diesesmal früher 
zur Sprache gekommen sind, ja dasz man weder 
Quittung noch Angabe der wegnehmenden Autorität 
zu erbringen vermag. — Quatremere de Quincy 
ist leider nicht wirklich zum Director des Museums 
bestellt gewesen, sondern seine Ernennung war ein 
bioszes durch einige unoliicielie Zeitungsnachrichten 
ausgesprengtes Gerücht. Er war also genöthigt, 
mir die an ihn gesandten Yerzeichnisze, ohne etwas 
ilalür tliuii zu können, zurückzup:eben. Ich sprach 
ihn mündlich und fand seine Aeuszerungen gerecht, 
seine Ansichten liberal, wie man selten bei Fran«- 
zosen ähnliche hört. Er sagte , was vollkommen 
wahr ist, wir schämten uns mehr bei Zurückforderung 
des Baubes, als seine li^ation bei der Wegnahme 
deszelben gethan hätte. Was bleibt aber jetzt gegen 
Phrasen und Lugen auszurichten, sobald man keine 

6* 



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34 Giimm'a Mission nach Paris 1815« 

Gewalt mehr, das einzige einfache Mittel dawider, 
brauchen darf ? L a v a Ii e e versichert auf alle W eise, 
die befragten Stücke gar nicht zu kennen. Ich 
schrieb an Denon selbst darum und empfing die 
hier beigelegte [nicht äbgedrucktej Antwort, worin 
er zwar der Bildergalerie von Gaszel ein CompUment 
macht, allein yon den fehlenden Schloszbildem nicht 
das mindeste wiszen will. 

Ich yerzweifle also an einer Restitution derselben, 
und habe sie mittlerweile dem Verzeichnisz der 

Conipen.sa.tion8gegenstände einverleibt. 

In diesem, meinem eigentlichen Geschäft, sind 
bisher prenszischerseits folgende Schritte geschehen: 
man suchte, vor allen Dingen, die aus den 
preuszischen Staaten überhaupt , yorzüglich jedoch 
aus dem neuen Kheinherzogthum, entwendeten Kunst- 
und wiszenschaftlichen Gegenstände zu eruiren und 
zu constatiren. Dieses war schwer und weitläuüg, 
weil blos in den seltensten Fällen Quittungen der 
firanzös. CommiszSre, gewöhnlich nicht einmal An- 
gaben der Ortsbehörden vorhanden sind, also wirk- 
lich der Zufall das beste thun muszte. Darauf 
folgte das noch unangenehmere Geschäft, an ver* 
schiedenen Oertem der Bibliothek , im Archiv imd 
Museum nachzuspüren und durch Einsicht der Gata- 
loge etc. herauszubringen, ob noch einige der ge» 
raubten Gegenstände vorhanden seyeu und in diesem 
Fall ihre Auslieferung zu betreiben. Die Franzosen 
suchten das auf alle mögliche Art zu Hemmen, 
schwer zu machen nnd zu hintertreiben; on ne peut 
j^as aller au äevant des redamatians, pflegten sie sich, 



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II. J. Grimmas Miasion nach Paris 1815. 8^ 



wenn etwas abgeleugnetes hernach doch gefunden 
wurde, zu entschuldigen. Mittlerweile wurde, auf 
mein stetes Betreiben, an Aufstellung eines Etats 
aller Kunst- und wiszenschaftl. Gegenstände, die 

als nicht mehr restituirbar und verloren anzu- 
sehen seyeu, gearbeitet. Ich entwsnrf ein Memoria, 
um darzuttiun, dasz Deutschland diesen Verlust 
nicht, wie den so vieler andern Dingte verschmerzen, 
sondern auf eine Compensation, nicht in Geld, sondern 
gleichart^en Gegenständen, dringen müsze. Es 
kam darauf an, den Plan dieser Compensation fest- 
zusetzen und die Abtretung eigener Bücher, Hand- 
schriften etc* den Franzosen so annehmlich als 
möglich darzustellen. TJebrigens habe ich Tor- 
bedächtlich in diesem Memoire allgemein und nicht 
blos Ton Preuszen gesprochen, sondern Heszen 
und Braunschweig als Länder, die sich damit 
in gleichem Fall befinden , ausdrücklich erwähnt. 
Sobald man nun französischerseits das Princip der 
Compensation einmal zugestanden haben würde, war 
meine Absicht, darauf zu fuszen und auch für so 
yiele aus Heszen entführte und verlorene Kunst- 
gegenstände irgend einen ähnl. Ersatz zu begehren, 
wiewolil bei den dreien hier in ßeiruclit kommenden 
Verzeichniszen (1. dem der 45 malmaisoner Bilder, 
2* der 18 aus dem Schlosz geraubten, 3. der 2 Kisten 
mit Kostbarkeiten) stets besondere unangenehme 
Umstände eintreten, nämlich nicht das französ. 
OouYemement unmittelbar als einzuhaften schuldig 
betrachtet werden kann, sondern bekanntlich die 
Familie Beauharnais und der G^^ Lagrange 



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gg U. J. Grimm s Mission nach Paris 1815, 



dazwischen stehen. Dies ist bei den prensz. Gom- 
pensationsgegenstinden nieht der Fall. 

Auch versteht es sich von selbst, dasz nicht auf 
▼olls tändigen, oder nur zu yergleichenden Er- 
satz gedrungen werden , sondern nur eine dadurch 
begründete Wd weitere Schritte in der Haupt- 
sache nicht gerade abschneidende französ. Gegen- 
gabe bezweckt werden soll. 

Obiges Memoire ging nun bereits am 7. October 

mit einem Schreiben des Min. Aitenstein an den 
Grafen Vaublanc begleitet, ab, und wurde, als 
die Antwort ausblieb, monirt; darauf erfolgte eine 
Mos dilatorische, und es wurde vor einigen Tagen 
preusz. seits wiederholt auf Entscheidung gedrungen. 

So stehet die ganze Sache, d. h. nicht günstig 
und wenn der Frieden und die Abreise erfolgt, ehe 
sieh der Min. Yaublanc auf den Ghmndsatz der 

Compensation bejahend einläszt, so dürfte aus dem 
Ghmzen nichts werden und spätere Nachverhandlungen 
wenig fruchten. Um wenigstens ftlr He szen nichts 
zu versäumen, setzte ich abschriftl. angeschloszenen 
[Anlage B.] Brief an etc. Vaublanc auf und über- 
reichte ihn dem Minister Altenstein mittelst 
Schreibens zur unterstützenden Empfehluno-, da mich 
ohnedem etc. Vaublanc nicht anzuerkennen braucht. 
Min. Altenstein hat mich indeszen ersucht, das 
Schreiben dermalen noch nicht abgehen zu laszen, 
weil durch eine neue, so ansehnliche, Nachforderung 
unsererseits, Frankreich yon Anerkennung des prinh 
dpe de la com^tmatum abgeschreckt werden 



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II; J. Orimm's Mission nach Pafis 1815. 87 

dürfte. Dringt Preuszen nicht durch, so werden 
wir gewisz auch nichts ausrichten; laszt sich Franko 
reich darauf ein, so treten wir Heszen ebenfalls 
auf und es ist , wie erwähnt , im Aufsatz Torläufig • 
darauf hingewiesen. 

Noch lege ich die^ron etc. Soulange endlich 
nach mehreren Versuchen, erwirkte Erklärung: dasz 
sich keins der 45 Bilder in der Gewahrsam des 
PrinzEugen gegenwärtig hier befinde, im Original 
[fehlt hei den Acten] bei und habe die Ehre mit der 
schuldigsten Hochachtung zu seyn 

Ew. Hochwohlgeboren gehorsamster Dr. 

Grimm. 

Paris, 10. Nov. 1815. 

N. S. 

Mein Schreiben vom 7^** d. war auf eine 
besondere Gelegenheit eingerichtet die sich über die 
Gebühr verzögert, so dasz ich es nun mit der Post 
abgehen lasze. — Gestern habe ich geiueiuschaftlich 
mit Hrn. ßouxel die Auslieferung der Capitalien- 
papiere beendigt und lege das darüber aufgenonunene 
ProtocoU zur Einsicht in orig. bei [fehlt hei den Acten], 
Da der gewesene Director Gentil an Ew. Hoch- 
wohlgeb, die früher schon empfangenen Acten blos 
provisorisch herausgegeben hatte, schien es mir gut, 
auch noch ihren t wegen auszudrücken, wie geschehen 
ist, dasz sie definitiv zurückgestellt sind. Auch 
habe ich darauf bestanden, dasz der Gten. secretar 
Bouxel mir noch am Schlusz bezeugte, auszer den 
abgelieferten Papieren keine weitere zu besitzen* 
Die Summe der in Empfang genommenen Acten 



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g8 I^« Gnuun's Mission nach Paris 1815. 

macht nur ein mittelniäezig dickes Pack aus, das 

ich daher lieber nicht zu den Gemählden packen 
laszen, sondern selbst zu mir in den Wagen nehmen 
will. Sollte das Hauptyerzeichnisz , worin alle 
Schuldner sammt den bezahlten und restirenden 
Posten notirt stehen, Ew. Mochwohlgeboren firüher 
nothig sejn, so belieben Dieselben es nur zu fordern^ 
damit ich es durcli die Briefpust sende. 

bonst nichts neues; der Mahler Unger fangt 
mir auch an ungeduldig zu w^en, darüber^ dasz 
sich unsere Abreise so verzieht, er hatte sich darauf 
eingerichtet, schon in der Mitte Octobers fortzu- 
kommen« Auch dürfte mein Aufenthalt seit einiger 
Zeit kostspieliger werden, indem man nun auch in 
Ansehung der Einquartirung, sowie früher schon in 
Absicht auf Yerköstigung , schonendere Grundsätze 
f»r die hiesigen Einwohner anzunehmen scheint, 
ut in literis. Gr. 

Anlage 

Lettre au General Pozzo di Bor^o: 
Monsieur le General, Dans l'un des appajrtemens 
de rhdtel Thelusson, rue de Gerutti, ü se trouve 
place un tableau de l'ecole de ß e m b r a n d , re- 
presentant un vieiilard, qui ecrit, et provenant de 
la galerie de GasseL II n^ayait ete detachä de la 
coUection du mus^e de Paris que pour faire partie 
du mobilier dudit hötel , dependant du gouvernement 
&an9ais. 

S. M. le Boi, de France ayant fait droit ä la 

reclamation de tous les tableaux enleyes des etats 



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n. J. Onmm's Mission nach Paris 1815. g9 



de S. A. IL TElecteiir de Hesse, je n'ai pa» 
manque de m'adresser ä ä. K le Duc de KichelieUf 
potir obtenir rautorisation necessaire ä &ire retirer 
ce tableau. Le Minist ere de S. M. Tr. Chr. iie se 
croit cependant autorise ä. disposer d'aucuu des 
objets se trouyant dans#an hdtel, que le Roi a mis 
ä la disposition du gouveniemeiit russe pour servir 
d'habitation ä son ambassadeur pres la cour de 
France; maia il a^est borne au conseil de s'adresser 
a Votre Excellence afin de faire valoir cette recla- 
matiüii. 

Supposant que ce tablean a entierement cease 
d'appartenir a la France, et que pour completter 
rameublemeut de Tb, Tb. eile peut tres facilement 
le remplacer par un auire ä choiair dana aes propres 
collectioas, je prenda la liberte de prier Totre Ex- 
cellence, de vouioir bien permettre, que j'envoye 
chercher le tableau en question a Tbeure, qu'il Lui 
plaira de fixer. — Je m'empresse de renouTcUer ici 
rassurauce de la plus haute consideratiou avec la- 
quelle je aois Monsieur le General De votre Ex- 
cellence le trda humble et tr^s ob**^ aenr. 

Grimm 

secretaire de legation et Charge d^aff* de S. A. ß. 

TElecteur. 

Paris, 81. Oct 1815 me de roniversitö no 7. 
Anlage B. 

Copie de ma lettre au C^® de Vaublanc, 
Min. secretaire d'etat et de Tinterieur. 

M'- le G^, Le sousaigne en se ref($rant ä la 



uiyiii 



1 



90 IL J. Grimm's Missioii nach Paris 1815. 

note, qui a ete adressee ä V. E. en date du 7 Oct. 
par le d'Alten stein, Min. d'etat de S. M. f*r. 
a l^egard des objets d^art et de science enlev^ en 
Allemagne par ordre du gouy^ fran^is et dont la 
restitution est devenue impracticable , attendu que 
les objets en question n^e^istent plus dans les col- 
lections publiques de la France, ou que les conser- 
vateurs des dits etablissements pr^tendent n'en avoir 
aucune connaissance; en se referant egalement aa 
memoire accompagnant la dite note, dans lequel se 
trouvent developpes les principes proiivant jusqu'a 
revidence et la necessite et la justice de compenser 
ces objets par autant d'autres a prendre dans les 
collectirms propres de la France; a rhonneiir de 
presenter a V. E. les trois etats ci joints reufermant 
la liste de semblables objets d^art et sciences en- 
leves des collections de S. A. R. TElecteur de 
Hesse, 

n prend la liberte d^obserrer senlement, qu'nne 
grande parHe des tableaux design^s dans Pinventaire 

n^ II est successivemeut tombee eutre les maius 
de Josephine epouse de Bonaparte et apres 
dans Celles de la famille B. mais qu^enfin, ä en 
croire des bruits, eile aurait ete vendue ala Russie. 
Non obstant cela plusieurs autres tableaux compiis 
dans le dit inventaire ne semblent jamais Mre yenus 
h Malmaison , mais autrement employes par les 
agens du cideyaut gouY^ tran9ais. V. £. convieudra 
que toutes les transactions intervenues ou pr^tendues 
ne sauralent, qirelles qiielles soient, deroger aux 
droits incoiitestables du \mx propnetaire. 



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n. J. Qrimm'ci Mission nacli Paris 1815. 91 



Le soussigne a re^u 1 ordre de sa coiir de re- 
clamer aupres de V* £• pour autant d'objets precieux 
et presqu^in^Tflluables , dont notre pays se voit 
prive maintenant, les m^mes compensations et in- 
demnites, qua la Prusse obtiendra en pareil cas. 
U s'empresse d'offrir eioi — Die drei BeHofftn sind: 
I. inventaire du contenu des deux caisses tombees 
entre les mains de Lagrange. JI. inv. des 45 tab- 
leaiix. III. iny. des 18 tableaux. [Ähs^triß dieser 
Beiktgen ist nUM vorhanden J 

» 

Bericht 10. 

Paris, U. Nov. 1815. 

Hochwohlgeborner Freiiierr 

Hocbzuverebreuder Herr Geheimerath ! 

Ew. Hochwohlgeboren so eben empiaugenes 
Schreiben (yom 9. d. M. aus Frankfurt erlaszen) 
belebrfc mich, dasz dero Abreise ans Caszel früher 
erfolgt ist, als wenigstens die hiesigen Zeitungen, 
die Ton einer abermaligen Weiteraussetzung der 
Bundesversammlung reden, erwarten Ueszen. 

• 

Ich bedaure, dasz Dieselben, wiewohl ich die 

gute Absicht dabei unmöglich verkenne, meine Vor^ 
Stellung an den Kurfürsten einstweilen aufhalten 
zu mfiszen geglaubt haben. Da ich mich nun be* 
stimmt ausgesprochen hatte, so dasz ich nichte 
weder zu- noch abzuthun wüszte, und der Meinung 
bin, mir selbst vor allen Dingen treu bleiben zu 



4 



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92 IL J. Grimmas Mission nach Paris 1815. 

müszen, so nehme ich. mir die Freiheit angelegent- 
lichst zu bitten, mein Gesuch nunmehr sogrleich ab- 
gehen zu laszeu und bin voraus für die gütigst zu- 
gesagte ünterstntznng deszelben zu grSsztem Dank 
yerbunden. Ew. Hochwohlgeboren haben mir sicher 
nie etwas zu Leid gethaii, soudem sind in den 
frfiherhin - bestandenen Dienstrerhältniszen stets zu- 
vorkommend und mit mir zufrieden gewesen; hätten 
diese nunmehr erneuert werden sollen, so würde ich 
hoffentlich auch meinerseits zu keinen Klagen An- 
lasz gegeben haben. TJeber mich selbst mache ich 
nicht gern viel Worte, allein ich war bereits seit 
verwichenem Frühjahr fest entschloszen, falls der 
Allergn. Herr der erbetenen, bescheidenen, ander- 
weiten Anstellung mich nicht theilhaftig werden 
laszen würde, mich eher alles Anspruchs auf eine 
durch zehnjähr, treuen Dienst wohl verdiente Ver- 
sorgung zu begeben, als femerhm m der diplo- 
matischen Laufbahn gebrauchen zu laszen. 

Zu Ende voriger Woche erfuhr ich, der Staats- 
Rath La Bouillerie, unter welchem der tresor 
du domaine extraord, stehet, dürfte gleichfalls noch 
verschiedene, die kurheszischen Gapitalien betreffende 
Papiere in Händen haben; begab mich sogleich zu 
demselben und bin nach verschiedenen Gängen und 
Beredungen so glücklich gewesen, ihn zu erfolg- 
habenden Kachforschungen und der Versicherung 
der Auslieferung zu bringen. Morgendes Tags 
sollen mir nämlich die von einten Schuldnern zur 
Bezahlung ihrer Abfindung mit den Franzosen aus- 
gestellten Verbriefungen, zusammen über eine Mil- 



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II, J. Grimmas Mission nach Paris 1815« 93 

lion Franken betragend, eingehändiget werden, wo- 
von mein nächstes Schreiben das genauere berichten 
wird. Wenn gleich diese Papiere ihre Kraft ver- 
loren haben, ist es dennoch gut, solche zu besitzen. 

Neulich, um Lagrange zu erforschen, war ich 
auf dem Bureau des Etat Major der hiesigen DiTision, 
Temahm aber nichts wie — alte Adressen und bin 
darauf drei bis vier Stunden vergebens in der Stadt 
umher angefahren, ohne den ihm längst zugedachten 
Brief los werden zu können. Dagegen hat mich 
der ehemalige französ. Domainendirector Graf 
Be au fort aufgespürt und mir die anliegende [nicht 
mehr vorhandene] Vorstellung, worin er, wie es 
scheint, mit Grund, drei Spiegel reclamirt, zugestellt. 
Haben Ew. Hochwohlgeb. die Güte solche nach Caszel 
zur Einleitung des weiteren abgehen zu laszen. 

Dermalen erregt hier der Ney 'sehe Process 
alle Aufmerksamkeit und man glaubt, die Pair 
Canmier werde diesen Marschall Todes yerurtheilen. 
Der Publication des Friedens sieht man noch Ende 
laufender Woche entgegen ; das vorzüglich preuszi» 
scherseits betriebene Princip der PriTatrecIamationen 
hat die Verhandlungen zinneist angehalten, dafür 
aber auch heilsame Wirkung gehabt. Ohne Zweifel 
sind auch in Heszen längst alle hierhin ein« 
schlagende Gegenstände verzeichnet und eingetragen, 
damit wenn die Anerkennung des Grundsatzes fest- 
stehet, onyersäumt die Summen liquidirt und ge- 
fordert werden können ? Hamburg allein verlangt 
50 Mill. und Hannover 40 Mill. für seine Unter- 
Ulanen. 



94 XL J. Grimmas Mission nach Paris 1815. 

Der Staats Canzler will, heiast es, zu Anfang 

künftiger Woche Paris verlaszen , der Minister 
Altenstein aber wird 14 Tage länger zur Be«^ 
tvaibnng der gar noch nicht weit gediehenen Com- 
pensatlüiLsangelegenheit blei])en. 

Unter diesen leidigen Umständen kann auch ich 
Tor Anfang December nicht an meine Aüekreisa 
nacli C a s z e 1 denken, 

Herr v. B Odenhausen hat mir neulich eben- 
falls bestätigt, dasz aus der vorgewesenen zweiten 
Soldforderung gar nichts geworden ist. 

Mit unveränderlicher Hochachtung habe ich die 
Ehre zu bestehen 

Ew. Hochwohlgeb. gehorsamster Dr* 

Grimm. 

In Eile. 

Bericht U und 12. 

An» diesen beiden BeruMen seien Htir einige SteUen 
umgAdben: 

XI. £w. Hochwohlgeboren fünf letzte, schnell 
auf einander eingetroffene Schreiben vom 16. 20« 
23. 25 und 28ten Not. liegen zur schuldigsten Be- 
antwortung vor mir. Diese würde indeszen schon 
langst erfolgt seyn, wenn ich Ton hier aus irgend 
einen der darin zu berührenden Gegenstände schneller 
zu besprechen vermocht hätte, als es der mittler- 
weile allgemein bekannt gewordene f riedenstractat 
ihut .... 

Öffentliche Reclamationen , d. h. diejenigen von 
Gouvernement zu Gouvernement, sind ihrer Uber- 



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9 



IL J. Grimmas Mission nach Paris 1815. 95 

schwänglichkeit w^en, als der Krone Frankreich 

erlaszen und als niedergeschlagen zu betrachten. 
Es stehet daher den von Ew. Hochwohlgeboren 
dem Minister Altenstein überreichten Yerzeichniszen 
(in sofern mir solche bekannt geworden sind) kein 
Erfolg bevor . • • • 

Endlich gedenke ich nächsten Freitag sammt 
Hm. Unger von hier abreisen zu können. Vielleicht 
gehen die fehlenden Bilder bis dahin noch ein, im 
gegentheiligen Falle bitte ich den preusz. Gesandten 
Y, Goltz deren Empfangnahme zu übernehmen. 
Auch fOr Preuszen etc. fehlen noch einige. .Die Ver- 
schlage gehen vorgeschriebenermaszen an Ew. 
Hochwohlgeb. nach Frankfurt zur weiteren Be- 
sorgung ab. Wir behalten nns Yor, Hr. Unger oder 
ich, näheren Bericht über allea abzustatten .... 

Das Entschädigungsproject für Manuscripte und 

Bilder hat leider noch keinen Erfolg gehabt, u. aus 
diesem Örund habe ich für Hessen keinen Schritt 
thun kdnnen, auch das firüherhin erwähnte Sdireiben 

au Yaublanc zurückgenommen. 

Paris 4. Dee. 1815. 

XU .... Ob es nicht rathsam sein dürfte, für 
die Beclamationen ' der kurhessischen Länder einen 

Liquidator hierher zu senden, oder wenigstens den Ab- 
geordneten einer befreundeten Macht speciell damit 
za beauftragen, stelle ich höherem Ermeszen anheim. 
Es ist dermalen nicht einmal jemand hier, der sich 
der hessischen Unterthanen in Pasz- und Schutz- 



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96 I^* Orünm's Mission nach Paris 1815. 

angelegenheiten annimint und ich bin mehrmals ▼on 
Leuten überlaufen worden .... 

Morgen soll uns endlich nach vielen neuen 
Schreibereien und unnötbigen Vermitteiungeii das 
Qemählde aus dem Hotel Thelusson ausgeliefert 
werden, yielleicht auch noch eins ans Toulouse an- 
langen. Ende der Woche reise ich sodann ab . . • • 
Paris 6 Dec« 1815. 

Bericht 13. 

Allerdurchlauchtigster Kurfürst t 

AUergnädigster Kuriürst und Herr 

Durch dasjenige, was der Herr Oeheimerath you 
Carlshausen aus meinen an ihn erstatteten Berichten 
zweifelsohne vorgetragen haben wird, musz es 
bereits zur Allerhöchsten Kenntnis Eurer König- 
lichen Hoheit gelang^ seyn, dasz zwei der kur- 
hessEischen Gemähide nachBrüszel gerafhen waren 
und die Umstände es nöthig machten, selbige von 
der könig. niederländischen Regierung unmittelbar 
zu reclamiren. TJnterm 22ten October erliesz ich 
demzufolge eine desfallsige Note an den dazumal 
in Paris befindlichen niederländischen Minister Frei- 
herm von Gagern, welcher sich der Angelegen- 
heit bei dem Haag er Hofe aufs dringi ndste an- 
zunehmen versprach, damit ich, wie es am paszendsten 
erschien, bei meiner Böckkehr nach Deutschland 
den kleinen Umweg über Brüszel nehmen und dort 



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II. J, Grimm'8 Mission nach Paris 1815. 97 

beide Qemälilde in Empfang nehmen könnte. Lange 
Zeit erwartete ich vergebens die günstige Ent- 
sebeidung des niederländischen Ministeriums und 
muszte endlich ohne sie abreisen und in Begleitung 

des Mahlers Unger zu Brüszel mich darauf be- 
schränken, das Dasejn der Bilder zu constatiren und 
bei dem dortigen Maire anzufragen: ob er noch 
keinen Befehl zur Auslieferung erlanjs^ habe ? welches 
er verneinte, auch in Ermangelung eines solchen 
die Aushändigung der Gemähide verweigerte. Von 
allem diesem habe ich nicht gesäumt, Ew. Königl. 
Hoheit Gesandten am Bundestage austuhrlich zu 
unterrichten. 

In diesem Augenblick erhalte ich die ehrfurchts- 
voll angebogene pder nicht abgedruckte] willfährige 
Antwort des niederländischen Gesandten am fran- 
zösischen Hofe, Freiherm von Fagel, nach welcher 
nichts übrig bleibt, als nunmehr die beiden Gemähide 
in Bräszel in Empfang zu nehmen und verpacken 
zu lassen, indem der des Bildes von Tintoretto 
halben obwaltende Zweifel theils durch das Zeugniss 
der Direction des pariser Museums, theils durch die 
von dem Mahler Unger neulich geschehene Recog- 
niiion gehoben zu werden scheint. In Brüszel würde 
vielleicht ein daselbst wohnhafter Mahler Rochard 
am schicklichsten mit dieser Sache beauftragt werden 
und der ihn genau kennende, in diesem Augenblick 
noch zu Frankfurt verweilende Mahler Unger das 
erforderliche instruiren können. Ich habe daher ehr- 
erbietigst hiermit anheimzustellen : ob es Aller Höchst 
gefällig sey, dem Frhm. von Carlshausen £x- 

E. Stengel. Aetm der Bruder Oiinun. 7 



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98 6ruiiQä*8 Mifision nach Paris 1815. 

eelleoz die in dieser Angelegenlieit baldmöglichst zu 
nehmenden weiteren Maasregeln anbefehlen zu laszen. 

In tiefster Ehrfurcht beharre ich 
Ew. Eönigl. Hoheit 

allerunterthäni^ster, treugeh orsamsfcer und 
püichtschuldigster 
Grimm. 

Caszel den 28 December 1815. 

Bericht 14. 

Allerdurchlauchtigster Kurfürst, 
AUergnädigäter Kurfürst und Herr. 
Aus der ehrerbietigst angebogenen [nielU rnOr 
vorhcmäenen] Rechnungsablage über die seit meiner 
verwichenen Herbst auf Allerhöchsten Befehl nach 
Paris unternommenen Heise gehabten Unkosten, 
wird huldreichst entnommen werden können, dasz 
ich für Quartier und Kost während meines dortigen 
Aufenthalts nichts angesetzt habe. Durch besondere 
Vermittlung der kön. Preusz. Autoritäten wurde 
ich nämlich in der Stadt einquartirt und beköstigt. 
Mit dem 20 November hörte indeszen diese Maas<- 
regel natttrlich völlig auf; in der Wohnung eines 
Bekannten fand ich jedoch für die drei Wochen, 
weiche ich länger verweilen muszte, solange Unter- 
kunft und ersparte dadurch die Ausgabe für Quartier- 
miethe. Sämmtlichen preuszischen Angestellten, die 
gleich mir bequartirt und beköstigt waren , sind 
gleichwohl von dem Könige, während der ganzen 
Zeit, die üblichen, für einen CancelHsten 14 Franken 
betragenden, Diäten zugestanden worden, weil man 



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« 



n. J. Gri]iini*8 Misaion nach Paris 1815. 99 

in Paris zu manchen unvorherzusehenden Ausgaben 
gezwungen wird. Ob nur inzwischen, auszer den 
mir za gut kommenden 552 Franken noch Diäten 

(zu 12 Franken) vom 18. Sept. bis 20. November 
zusammen für 63 Tage von 756 Franken liuldreichst 
Yerwilligt werden wollen, stelle ick ehrforchtsyoll 
anheim. Zu gleicher Zeit überreiche ich eine mir 
Yon dem Mahler Unger eingehändigte Rechnung, 
226 Fr. ro Gt betragend, welche derselbe bei Ge- 
legenheit der aus Fontainebleau und Ram- 
bouillet abgeholten tiemäklde ausgelegt hat. 

In tiefster Ehrfurcht beharre 

Eurer Königlichen Hoheit 
allerunterthänigster, treugehorsamster 
mid pflichtschuldigster 

Grimm. 

Cassel 9 Febr. 1816. 

prs. cl 14. Fehr. 1816. Auf. S. 4 steht die Be- 
Bolutiotht dasz der (Jreimme Bath u, Cammer-Fräsident 
ClarWiausm suvar guiaekUid^ im J^eriMm habe. 

Bitses Gutachten liegt aber nicht Lor^ chemo wenig die 
erfolgfte Entscheidung. 



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100 ^ ^- Grimm als Bibliothekar in CasseL 



IIL Acten über 1. Grimm als Bibliothekar in Casael. 

A. 

J)as Aäenfascikel des Marburger Staatsarchivs ube- 
treffend den L Bibliothekar der Bibliothek im Museum 
zu Cassel 1815— 30" fSign.: 0. St. S. aus Gef. 8856) 
ergibt folgende Nummern: 

1) Eztract Oeheimen Raths Protocolls. Gassei d. 
25. Aug. 1815 no. 16: Der Legations - Secretär 
Grimm allbier bittet allerunterthänigst um Über- 
trägung der 2tea Bibliothekar-Stelle am hiesigen 
Museo und der Hof- Archivarienstelle. Res.: Sup- 
plicant hat zuvor unter der Direction des Geheimen 
Regierungs-BAths YonLepel, die Wiener Gongresa- 
Acten zu complettiren, und rspve abzuschreiben. 

2) Allerguädigstes Rescript für den Bibliothekar 
Jacob Ludwig Carl Grimm« da^irt: Cassel den 
16. April 1816. härug 600 -^f jährlin^ 
und wurde vom 1, Mai an gemhlt (bis dahin erhielt 
J. Gr, den gleichen Gettalt als Legations-Secretär). 

3) Der zweite BibUothecar am Museo Orimm 
bittet um Huldreichste Verwilligung benöthigten 
Reiseurlaubs: 

Allerdurchlauchtigster Kurfürst, 
AUergnädigster Kurftirst u. Herr! 
Eure Königliche Hoheit haben vor einem 
halben Jahre nicht die Gnade gehabt, meinem ehr- 
furchtvoUsten Gesuch um Urlaub zu einer Reise 
nach Heidelberg, wo ich verschiedene aus Rom 
angelangte wichtige Handschriften benutzen möchte, 



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UI. J. Grimm als Bibliothekar in Cassel. 101 

zu willfahren. In der Hoiinuiig daaz die Gründe zu 
dieser Verweigerung nunmehr wegfallen und in Er- 
wägangf dasz diese Beise keineswegs auf mein Ver- 
gnügen oder blosze Zerstreuung hinauslauft, sondern 
die Vermehrung meiner Uterarischen und biblio- 
graphischen Kenntnisse bezweckt, wie ich denn auch 
allein in solcher Absicht die für mich nicht un- 
beträchtlichen Kosten dazu aus meinen beschränkten 
Mittehi aufwende; wage ich hiermit aufs neue um 
die Allergnädigste Verstattung eines Urlaubs von 
wenigstens sechs Wochen ehrerbietig anzuhalten und 
lebe um so mehr der ToUen Zurersicht,. in meiner 
unterthänigsten Bitte nicht fehl zu gehen, als mein 
gleichfalls bei der Bibliothek angestellter Bruder 
sich bestreben wird, so lange meine Dienst Obliegen* 
heit mit zu rersehen. In tiefeter Ehrfurcht Eurer 
Königlichen Hoheit etc. Cassel am 14. März 1817. 

Darmf erfolgte die allerh. EesoltUion: Cassel den 
17. Merz 1817. Der gebetene Urlaub zu dem er- 
wähnten Zweck wird auf sechs Wochen allergn. 
zugestanden. 

4) Urlaubsgesuch J. QrJs: 

Kurfürstl. Oberhofinarschallamt ! 
Um yierzehntögigen Urlaub zu einer Reise nach 
Frankfurt und Schlangenbad bitte ich in demjenigen 
schuldigen Eespect womit verharre« 

Eurfdrstl. Oberhofmarschallamts 
unterthiiniger 
Bibliothekar ärimm. 
Cassel 4. Aug. 1823. 



102 ni. J. Grimm als Bibliothekar in Cassel. 



Dasselbe wurde an den Kurfürsten abgegeben und 
unter dem 26. Aug. 1823 allergnädigst zugestanden, 

5) S. 10 no. 7. 

6) Gesuch der Brüder Grimm an den Kurförsten: 

Allerdurchlaachtigflter Kurfürst, 

Ailergnädigster Kuiiüxät und Herr! 

Bei dem Tode des Directors der Kurfürstl. Bibl. 
im Museo wagen wir es, £w* Königlicken Hoheit 
in tiefster Ehrerbietung uns zu nähern und Yor 
Allerhöclistdenselbeu unsere allerunterthänigste Bitte 
niederzulegen. Einen Theil unseres Lebens haben 
wir beide nach unsem Kräften der Verwaltung der 
Bibliothek vorgestanden , der jüngere als Secretar 
seit fünfzehn Jahren, der ältere als Bibliotkecar seit 
dreizehn Jahren, nachdem er bereits zehn Jahre 
vorher in andern Amtern dem Allerhöchsten Hause 
gedient hatte. Wir haben unsere i^iiicht mit ge- 
wiszenhafter Treue erfüllt und mit dem unabläszigen 
Streben, alles, was der Bibliothek zum Nutzen ge- 
reichen könnte, auf jede mögliche Weise zu fördern. 

Beide in das Mannesalter herangerückt , von 
einem geringen Gehalt lebend, bitten wir ehrfurchts- 
voll auf Ew. Königlichen Hoheit Gnade, von welcher 
das Glück unseres Lebens abhängt, vertrauend: 

dem Bibliothekar die erste, dem Secretar, die 
dadurch erledigte zweite Bibliothekarstelle 
huldreichst zu verleihen. 



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UL J. Grimm als Bibliothekar in Cassel. 108 

Wir würden niemals aufhören £w* Königlichen 
Hoheit Gnade mit dem Tollkommensten Danke zu 

verehren, die wir in tiefster Ehrerbietung ersterben. 
Ew. KönigL Hoheit allerunterthänigste, 
treugehorsamste, pflichtschuldigste 
Jacob Grimm Dr. Wilhelm Grimm 
der phil. und beider Hechte Bibliotheksecretar. 
Doctor, Bibliothecar. 
Cassel d. 2. Febr. 1829. 

Auf dieses von W, Grinm geschriebene Gesuch hat der 
Kwfförst eigmkändig geseUi: Cassel d. 5. Febr. 1829. 
Beyde Gesuche werden abgesdilagen. Wilhelm E. 

7) S. 11 no. 9. 

8) Äüerhöchstea Besoldungsetdag^Bescript für den 
SiblDr. Qrimm. Die Zulage Mrägt Eiwhmä^ 2%aler 

(der Gehalt mithin 700 Thlr,). 

9) u. 10) b. 11—2 no. 11—2. 

11) Das 0.*H.'M.'Anii iAerreiM die ÄuaferHgungm 
der dem Bibl. Grimiti $<Hoie d, Bibl. - Sekret. Grimm 
allergn. ertheiUen flachen Abschiede zur allerhöchsten Voll- 
zi^wng. Cassel am 31. Oet. 1S29. Darauf hai der KurfSirst 
bemerkt: „Gehet an das Geh. Cabinett um den ge- 
eigneten flachen Abschied yorzulegen cum remiss. 
Wühelm K. Whhe. d.d. 1. Not. 1829.*" 

12) und 13) = S. 12 no. 13—4. 

B. 

Die den Geldverlag und die VeneaUmgskoeUn der 
Museumsbihliothek betreffenden Aden Fasdkel ( Gef 8855t 
S854)eiahaUenaiiuhdie Verhandlungen MwieeimJ. Qrimm 
und dm ihm itofgwltslen Oher-Hqf'MarsMtt-Ämk 



* 



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104 lU. J. Griuim als Bibliothekar in Cassel. | 

Auf Aniraff VölkeVa, der 1BJ91 eum Directar des • 
Mumum und der BMioih^ emaiMd warf wurde unier \ 

dem 20* Od. 1823 die Verwaltung des für An- 
scha^ungm ausgeworfenen BMia^wkfonds an Jaeo^ 
Grimm Übertragen. Aber in Folge der Neuordnung des 

Bechnungstveseyis hei der Hauptcasse wurde ihm die biölwrige 
freie Verfiigung iiber den Anscke^ungsverlag enUfogen,fBr 
dUe Neuanschaffungen das MUwissen Völhels verlangt 

tmcl hatte er überdies nur die Rechnungen rücksichtlich 
der JAeferutig und der Fr eise zu attestiren, von Völkd 
dam Visiren zu lassen und dem Oberhofinarsehallamt \ 
zur Zahl ungs- Verfügung einzureichen. Vergtblich wurde 
J. Grimm gegen diese Neuerung vorstellig. 

Die mit Antiquasehr\ft geschri^me bezügliche Eingäbe 
landet: 

Kurfürstlichem Ober-Hof-Marschallamt ! 
Die mir bekannt gemachte Begchluaznahme Etu> ' 
ffirstlichen Ober-Hof-Marschallamts, wodurch in der 
bisherigen Verwaltung des ßibliothekfonds eine 
wesentliche Abänderung getroffen worden ist, ver- 
pflichtet mich zu nachstehenden ehrerbietigen Be- 
merk ungeu : 

1. auf allen Bibliotheken Deutschlands, meines 
Wiszens auch des Auslands, ist es althergebracht, 
dasz der jedesmalige Bibliothekar den ausixe wo ri'eneu 
Fonds, sey es auf einmahl oder quartalsweise, aus 
der herrschaftlichen Casse zieht, verwahrt und ver- 
ausgabt, über geschehene Verausgabung aber am 
Schlusze des Jahrs belegte Rechnung einreicht. 

2. Diese Einrichtung gründet sich auf Natur der 
Sache und geprüfte Erfinhrung. Vielleicht nicht die 



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m. J. Qrimm als Bibliothekar in Cassel. 105 

Hälfte der jährlich zu erkaufenden Bücher nimmt 
' der Bibliothecar von anwesenden Buchhändlern. £r 
masz Besteiluttgen ins ferne Ausland machen, 
Anetionen und andere sich unTorausgesehen dar- 
bietende Gelegenheiten benutzen, häuiig vorschieszen 
oder Torauabezahlen. 

3. Die Preise des Buchhandels sind in den meisten 
Fallen reguliert und werden von keinem Buch Iii hui 1er, 
wenn er sich nicht um den Credit bringen wül, 
überschritten. Der Buchhändler ist kein Hand- 
werker, der Hilf Bestellung arbeitet und sich vom 
Preise noch abziehen läszt. 

4. Kann der Bibliothekar zur nöthigen Zeit nicht 
selbst zahlen, sondern soll er einzelne grosze und 
kleine Rechnungen nur bescheinigen und dem Buch- 
händler etc. sich die wirkliche Zahlung zu erwirken 
überlaszen; so wird das Geschäft gelähmt und dem 
Bibliothecar die nöthige freie Hand, der Überblick 
im ganzen entzogen. £r wird dennoch und zu seinem 
Privatnachtheil manchmal gezwungen sejn, Vor- 
schüsze aus der eignen Tasche zu machen. Buch- 
händler und Buchbinder gerathen in Abhängigkeit 
▼on dem Gassenbeamten, der nach mir zwar nicht 
näher bekannten aber möe^lichen Casseneinrichtiingen 
die Zahlung hinhalten, vieUeicht auch Procente ab- 
zudingen suchen kann, welches zuletzt einen ver- 
hältnismäszigeu Preisaufächlag nach sich ziehen 
wird. 

5« Der ausländische Buchhändler oder Verkäufer 
kann seine Rechnung nicht selbst auf der Casse zur 
Zahlung einreichen, musz also emen Dritten wieder 



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±QQ in. J. Grimm als Bibliothekar in Cassel. 

beauftragen, wenn er sich anders überhaupt dazu 

versteht, welches Kosten verursacht, die er natürlich 
wieder auf den Preis schlagen wird. 

6. Der Bibliotbecar wird durch jährliche Bech- 
nungsablage und ein nunmehr (gegen die frühere 
Einrichtung) noch hinzuerfordertes Visa des Di- 
reciorst das ich mir gern gefallen lasze, weil ich 
den dermahligen Direetor persönlich verehre, hin- 
länglicli controUirt. Ich werde dieses Geld mit der- 
selben Treue und Pünctliciikeit verwalten, mit der 
es ohne Zweifel meine Vorgänger verwaltet haben« 
Dasz gerade in dem Zeitpuncte, wo mir herkömm- 
licher Weise nach dieses Geschäft übertragen wor- 
den ist, neue und meiner Überzeugung nach der 
Bibliothek schädliche Cautelen verordnet werden, 
musz mir empündück sejn und ich berge nicht, 
das2 wenn das geringste, von mir nicht auf das 
leiseste verschuldete Mistrauen stattfinden sollte, ich 
es lieber sehen werde, wenn eine anderweite Hoch- 
gefällige Bestimmung mich gänzlich von einer 
Bechnungsftthrung dispensiert, deren Beschnlnkuiig 
und Controile ich meines Gewiszens und Standes für 
gleich unwürdig erachte. 

Mit schuldigem Respect verbleibe ich übrigens 
Kurfürstlichen Oberhofmarschallamts 

unterthäniger Diener 
Grimm.. 

Gassei 19. Dec 1823. 

* 

Durch Verfügung vom 22. Dee. 1823 wurde Qrum 
abschlägig hesdUeäm^. Vergdbikh uniersHMe auA 



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in. J. Grimm als Bibliothekar in Casael* 107 

sein Vorgesdßter Völkd, vergeblich wies Grimm endlich 
in einer Eingabe vom 7. Merz 1824 attf die sich bereits 
geüend moAenden Übkn Feigen hm. 

Diese Eingäb$p ebenfaUs in Antiquaechirißt lauUt: 

Kuriurstliches Oberhofmarscliallaixit ! 

In dem vor Ablauf yerwichenen Jalires er- 
statteten Bericht habe ich mit der Offenheit, welche 
Dienstpflicht gebietet, keinen der aus verändertei' 
Verwaltnng des BibliothekfondB entspringenden 
Nachtheile verhehlt. Einige derselben stehen nicht 
an , sich bereits zu zeigen. Da nämlich seit drei 
Monaten kein Heller in Gassa ist, indem ich beim 
Rechnungsabschlusze mit einem Thaler und einigen 
Groschen überzahlt hatte, so liegen nicht nur ver- 
schiedene beträehtliche BuchhändlemoteDf die ge- 
wöhnlich auf Neujahr einkommen, unbezahlt da, 
auch sind 121 tiulden frankf. Währung Snbscriptions- 
gelder per Wechsel nach Stut^art zu berichtigen, 
sondern wir haben auch yerschiedene sich in 
Auctionen dargebotene Ankaufgelegenheiten und ein 
uns neulich aus Italien geschehenes Bücberanerbieten 
geradezu tou Hand weisen müssen. Für Porto, 
Fracht und andere Ivleinigkeiten habe ich niichst" 
dem einige Carolins aus meinem Beutel vorzuschieszen 
nicht umgehen können. Oeht es auf diesem Fusze 
noch länger fort, so wird die Bibliothek, um aller 
anderen Verlegenheiten zu geschweigen, ihre besten 
seitherigen Handelsverbindungen im Auslände ab- 
brechen müszen; zum offenbaren Schaden ^es her- 
schaftlichen Interesses. 



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10g III. J. Grimm ala Bibliotliekar m Cassel. 

Obgleich mir diese yor^esetzie Behörde die Re- 
solution erfcheilt hat, dasz von Ihr aus hierunter 
nichts anderes zu verfügen stehe; so glaube ich 
doch, dasz der Allergnädigste Herr, wenn Ihm die 

Nothwendigkeit und Nützlichkeit der bisher, und 
seit Errichtung der ganzen Anstalt bestandnen Ein- 
richtung vorgestellt wird, eine höchst motivierte 
Ausnahme von einer verordneten allgfemeinen Cassen- 
einrichtung zu bewilligen geruhen werde. Vielleicht 
dürfte es der guten Sache förderlich seyn, meinen 
gegenwärtigen Bericht, durch geei<rnete weitere 
Gründe, die ich dem Ermeszen dieser hohen Behörde 
überlasze, unterstützt, vor den Allerhöchsten Ort zu 
bringen. 

Mittlerweile und bevor eine Entscheidung er- 
folgen kann, bin ich jedoch so frei, um die nöthige 
VerfQgung zu bitten, dasz ein Wechsel auf 121 Ghilden 
frankf. Währung nach Stuttgart zu meiner Dis- 
position ausgestellt werde, weil es dringt, diesen 
Posten zu tilgen. 

In schuldigem Bespect bin ich Kurf. Oberhof- 
man^challamts etc. — 

Darauf morde Grimm ufder dm 13, Märs lediglidi 
aufgegeben zuvörderst die Rechnung über die 121 fl. 
Sttbscriptions Gelder und die von ihm gemachten Aus- 
Jagen eimusmden. Seine weiteren Anträge wurden mU 
SHUsehweigen ühergangen. 

Am 22. Merz reicht Grimm mittelst kurzem Bericht 
die georderten Fapiere Mn^ welche dann der Caleutaituf 
vorgelegt wurden. Unter dem 7. AprÜ werden deren 
Bemerkungen dem BibUotJ^kar Grimm unter der Auf 



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HL J. Orimni als Bibliothekar in Cassel. 109 

l(ige eugeferiigt mich AnMtung der am Ilande der Be- 
tmrkungen niedergeschriebenen Besolutionen zu verfahren 
mid die Um mUMtOkeUmdm Bedimmg8'ürhimdm und 
Bdege demnäeksi hMigsi eurüekßusmdm. Diese Ver- 
fügung wurde aber nach dem in den Acten vorßndlichen 
Vermerk erst am 8* Mai abgesanü. 

Darauf erwidert Grimm am 10. Mai: 
Kurfiirstliclies Oberhoftnarscliallamt! 

Die hohe Resolution Tom 7« April d. J. »meine 
Bemerkungen zu den Ftobaturmonitis baldigst 
rortickzusenden.* [Diese Worte stehen in dem Coticept 
der Besolution, welches bei dm Acten liegt, nicht,] kann 
ich nicht genügend befolgen , indem mir diese Re- 
solution erst gestern am 9 Mai zugefertigt worden 
ist. Kurfürstliches Oberhofinarschailamt ermesse 
selbst, ob diese^ Verzögerung der Expeditionen dem 
herrschaftlichen Interesse nachtheilig sey. Aus 
meinen Bemerkungen ergibt sich hoÜentlich die 
LrreleYanz sammtlicher Moniten. 

Dringende Ausgaben för Kurfttrstl. Bibliothek 
aus meiner Tasche zu zahlen halte ich mich ftir 
onTerbunden. Dringende Ausgaben sind Porto-, 
Fracht- Subscriptions- und Auctions-posten. Ich 
kann das mit der Post oder mit dem Fuhrmann 
anlangeade Paquet nicht unabgehohlt, noch weniger 
znrttckgehen laszen. pie Subscription musz bei Ab- 
lieferung des Werkes entrichtet, in der Auction 
musz baar bezahlt werden. Seit Merz habe ich 
wiederum einige Carolins ausgelegt. Falls mir hier- 
zu nicht der nöthiae Verlag bewilligt werden 
kann, so bitte ich gehorsamst mich zur Aufnahme 



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110 III* J* Grimm als Biblioteekar in Cassel. 

von halbjährlich circa 50 <^ zu ermächtigen, deren 
Zinsen ich sodann anrechnen werde .... 

SchlieszUch wird es mir diese hohe Behörde 
nicht verargen, dasz ich midi Aber die Form der 
Unter- und Überschrift der Ausfertigungen an mich 
beschwere* Alle übrigen Coll^pa geben den Hono- 
ratioren den Titel Herr, ich glaube, dasz er mir 
geinüirt und bitte das Secretariat darauf anzuweisen. 
Mit schuldigem Bespect etc. 

Am dm 9 Bemerkungen des iVobo^ Werner 
hebe ich nur Funkt 2 hercm, da sich aus ihm weitere 
Coneeg^nungen ergaHm^: 

Auf den Buchhändler Rechnungen oder auf den 
dieselben vertretenden sonstigen Belegen dürfte zu 
bescheinigen sein: dasz und auf welcher Seite des 
Katalogs der Bibliothek der Eintrag der respektiyen 
Schriften und Werke stattgefunden hat. Die auf dem 
Bande vermerkte JResolutian des 0.'M*'M» Amtes labtet: 
Nach dem Monito. Orimm erwiderte darattf: Pro- 
bater Bionens würde dieses Monitum weggelaszen haben, 
wenn er von dem Wesen und der Einrichtung einer 
Bibliothek einigen Begriff hätte. Es ist durchaus im- 
befolgbar und seine Befolgung wäre zwecklos. Jeder 
Bibliothekar ist päichtmäszig verbunden alle accesiones 
in die Cataloge einzutragen« Die ungefähr 80 Bände 
des Catalogs sind nicht pagiiiirt und können nicht 
paginirt werden. Wollte ein Bibliothekar wider 
seine Pflicht handeln, so würde jene Controlle 
nicht helfen, denn die Probaturbehörde wüste 
ja nicht, ob an den angegebenen Stellen der 
Eintrag wirklich geschehen sey. Sollten über die 



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III. J. Grunm als Bibliothekar in GasseL Hl- 

TJnzuläszigkeit dieses moniti noch irgend Zweifel 
bleiben, so wird ein Bericht des Directors sie YöUig 
beben könneiL 

Hiergegen wendet sich eine in harschem Ton 
gehaltene Eesolutim <ks 0.'IL'M.-Amtc8, welche ^ wie 
äüe hierher gMSrigen Veraränrngen^ van HoßBommerraSh 
Hof mann abgefasst nnd in der Sitzung vom 17. Mai 
lescMossen wwrde. In derselben Hitzung wurde folgende 
ZwreMiweMmg m Qrinm erkasm: Da die Abfassung 
und der Inhalt der vorliegenden Gegenbemerkungen 
und des Schreibens des Bibliothekars Grimm, neben 
einer mehr als gewöhnlichen Unbescheidenheit, einen 
gänzliclien Mangel an Begriffen vom Eechiiung^wesen, 
zugleich aber auch einen gewissen Hang zur Uuge- 
bundenheit in der Verwendung der allergnädigst be- 
willigten Bibliothek- Verlagsgelder, auf Seiten des Be- 
richtstellers an den Tag legt; so gibt das Oberhof- 
marschaUamt seine voUeMisbilligung darüberdemBibL 
Grimm hiermit zu erkennen . . . und warnt ihn endlich, 
mit dem Bemerken, vor künftigen ähnlichen Ungebühr- 
Uchkeiten, dasz man widrigenfalls davon aller höchsten 
Orts aller nnterthänigst Anzeige machen werde. 
Hierauf erwiderte Grimm am 24. Mai folgendermassen: 
Kurfürstliches Oberhofmarschallamt! 

Gegen den mir von Kurfürstl. Oberhofmarschallamt 
gemachten Vorwurf der Unbescheidenheit hoüe icii 
mich vollkommen rechtfertigen zu können. Ich würde 
ihn verdient haben, wenn ich meine auf die Probatur- 
monita gemachten Bemerkungen an diese hohe Be- 
hörde selbst zu richten mir angemaszt hätte* Das 
iflt mir nie in den Sinn gekommen , vielmehr habe 



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112 III. J. Grimm als Bibliothekar in Cassel. 

ich geglaubt^ dasz solche Angelegenheiten Z¥rii8chen 

Rechnungsführer und Probater abgemacht zu werden 
pflegten. Ich hatte jene Erwiderungen Torher dem 
Herrn Director Völkel mitgetheilt und er sie ganz 
in dem Sinne genommen, wie ich, ohne sie zn mis- 
billigen. Ich war der Meinung, dasz ein Verrechnen 
oder Verzählen von 10 Hellem weiter keine Folgen 
haben würde, als dasz mir solche Yon derProbatur 
absque monito gestrichen und zu meinem Schaden 
abgezogen werden würden ; eine weitere Erläuterung 
aber konnte ich der Natar der Sache nach nicht 
geben. Die Rechnungen bei Verwendung der Bib- 
liotheksgelder sind 80 einfach, dasz ich wohl hoffen 
darf, sie genan und in hergebrachter Ordnung zu 
führen ; Mangel an Fertigkeit und Einsicht in jedes 
feinere Rechnungswesen schreibe ich mir selbst zu. 
Ich werde nicht verfehlen in Zukunft die Er- 
läuterungen der Moniten so abzufaszen, als wären 
sie an Kurf. Oberhotmarschaiiamt selbst gerichtet 
und bitte mir meinen seitherigen Irrthum geneigtesi 
nachzusehen. 

Paginirung des Catalogs ist aus folgenden Gründen 
nicht möglich: die Bücher werden darin nicht fort- 
laufend, weder nach der Zeit des Ankaufs noch nach 
dem Formate noch nach irgend einem andern äuszern 
Grunde eingetragen. Diese Methode wird man heut- 
zutage schwerlich bei irgend einer namhaften 
Bibliothek befolgt finden. Sie gestattet nümlich 

• ■ 

keine wiszenschaftliche Ubersicht der Fächer und 
würde den Gebrauch der Bücher ausnehmend er- 
schweren. Diese werden daher nach den Wiszen- 



Üigiiizea by L^OOgle 



in. J. Grimm als Bibliothekar in Cassel. 113 

Schäften geordnet und zwar nicht blosz nach Haupt- 
eintheüuugen, sondern nach mannigfalten zahlreichen 
Unterabtheilungen. Hierbei treten besondere Fälle 
ein, wovon ich blosz die häufigsten nenne: 1. ein Buch 
ist bisher an einen unrichtigen oder nicht ganz ge- 
nauen Platz gestellt worden, musz daher anders ein- 
gestellt werden. 2. es erscheint die Fortsetzung 
eines Werks und sind die neuen oft zahlreichen 
Bände einzureihen oder es erscheint ein so nahe 
Terwandtes, dasz dieses unmittelbar daran seinen 
Platz verlangt. 3. beszere Einsicht oder eine neue 
äestaltung der Wiszenschaft fordert Abänderung in 
dieser oder jener Unterabtibeilung. 4. gröszere Werke, 
z. B. CoUectiones, scriptores, opera omnia sind früher 
nur unter dem allgemeinen oder Haupttitel ein- 
getragen. Sie mtiszen jetzt detaiUirt werden. Das 
heiszt, es musz der Inhalt eines jeden Bandes einzeln 
angegeben werden, und wenn nun gar Abhandlungen 
yerschiedener Yerfaszer in einem einzigen Bande sich 
befinden, müszen auch diese in den zweiten Nominal- 
catalog (der aus lauter einzelnen, ungebundnen 
Blättern bestehet, um jeden Augenblick einen neuen 
Namen dazwischen legen zu können) eineretragen 
werden. Ein Werk also, das wenn der Hauptitel 
aUein angegeben wäre, z. B. Corpus historiae byzan- 
tiiiae, nur ein Paar Zeilen einnimmt , kann , sobald 
es detaiilirt wird, leicht 20 — 30 Seiten erfordern. 

Diese Fälle enthalten nun hauptsachlich die 
Gründe, warum die eigentlichen Hauptcatalogc nicht 
können paginirt werden , auch bei keiner andern 
Bibliothek z. B. in Göttingen, die bekanntlich für 

£. StengeL Acteu der Brüder Grimm. 3 



114 in. J. Grimm als Bibliothekar in Cassel. 

ein Muster gilt, paginirt sind. Nicht blosz hinter 
jeder Unterabtheilung ist weiszes Papier eingebunden, 
sondern auch fortlaufend häufig zwischen drei 

oder vier beschriebenen Blättern. So oft ein Buch 
umgestellt, etwas detaillirt, eine Unterabtheilung 
beszer geordnet whrd, musz das fehlerhafte heraus^ 

geschnitten, das richtigere auf das reine Papier ge- 
schrieben werden. Auf diese Art vervollkommnet 
sich der Gatalog, ohne dasz die alten Fehler und 
und viel ausgestrichenes sichtbar würde. In den 
meisten unserer Oataloge sind bereits ausgeschnittene 
Blätter bemerkbar, in einigen sehr häu^. Würden 
nun die 80 Folianten auf Anordnung Kurf. Ober- 
hofmarschallamts jetzo paginirt, so würden doch 
durch die nothwendige Auscheidung und Ersetzung 
des Verderbten Lücken in der Zahlenfolge entspringen, 
die Citate bald nicht mehr treffen und der Zweck 
der Pagination von selbst yereitelt werden. 

Nächst dem gibt es noch einen zweiten Orund, 
weshalb die Pagina des Eintrags nicht sogleich bei 
Überreichung der Bechnung könnte angegeben 
werden. Weil gewisse Bücher, obgleich erkauft 
und bezahlt , noch nicht eintragbar geworden sind. 
Dahin gehören viele noch unvollendete Werke, solche 
von denen etwa noch Eupfertafeln oder Register 
nachgeliefert werden. Sie liegen vorerst in einem 
Schranke aufbewahrt. Bei einigen Bibliotheken, 
holländischen z. B«, wird durchaus kein Werk ein- 
gebunden, dessen Fortsetzung noch erscheint, so 
dasz manche 6 — 10 Jahre roh aufgehoben bleiben. 
Sodann kaufen wir kleine Schriften von Werth, 



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in» J. Grimm als Bibliothekar in Cassel. 115 

academische Programme, Dissertationen etc. Diese 
werden gesammelt, bis sich yon einem nnd demselben 

Gegenstand genug Yortindet, einen Band zu füllen; 
dann erst werden sie gebunden und eingetragen. 

Ich bin hier so kurz als möglich gewesen, hoffe 
aber Kurf. Ober-Hofmarschallamt überzeugt zu haben, 
dasz bei gegenwäitiger und doch offenbar loben«- 
weither Einrichtung es nicht angeht, die Cataloge 
zn beziffern und paginam zu nemicn, auf welcher 
ein kürzlich erkauftes Buch eingetragen steht. Das 
was ich gesagt, würde ein allenfalsiger Bericht von 
dem Director der Bi])liothek nicht blosz besiatigen, 
sondern vielleicht noch einleuchtender daistellen. 

Zur Sicherung gegen mögliche Veruntreuung 
waren bisher folgende Maszregeln getroffen. Jedes 
Werk, welches erkauft wird, findet sich namentlich 
in der Rechnung des Uefemden Buchhändlers auf- 
geführt. Alle, jederzeit in duplo ausgefertigten 
Jttechnungen bleiben im Original bei der Behörde, 
welche sie durchsieht und liquidirt, deponirt. Seit 
einigen Jahren bei Kurf. Oberhofmarschallamt. Diese 
hohe Behörde besitzt also genaue und authentische 
Übersicht alles dessen, was seit Ihrer Administration 
ftir die Bibliothek angeschafft worden ist, und die 
Bibl. kann jeden Augenblick danach revidirt werden. 
Ausserdem wird jedes erkaufte Werk alsobald ein- 
getragen, in ein Buch, das zur Gontrolle gegen die 
Buchhandlungen dient, nach Ordnuni^ der Buchhändler 
und der Zeitfolge. Ich brauche kaum ausdrücklich 
anzufiOhren, dasz Director, Bibliothecar und Secretar 
darauf beeidet sind, alle Acquisitionen einzutragen 

8* 



* 

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116 Grimm als Bibliothekar in CasseL 

und aufznstellen, folglich einander gegenseitig con* 

trolliren. Sollte aber Kurf. Oberhofmarscballamt 
noch weitere Sicherheit wünschen, so erlaube ich mir 
den unmaszgeblichen Vorschlag zu tiiun, dasz beim 
Abschlusz der Jahresrechnung der Director jedesmahl 
bescheinige: sämtliche in der Rechnung genannte 
Werke seyen wirklich auf der Bibliothek vorhanden. 

Den mir von kurfürstl. Oberhofmarschallamt ge- 
machten weiteren Vorhalt eines Hanges zur Un- 
gebundenheit in Verwendung der Allergnädigst be- 
willigten Yerlagsgelder hoffe ich gleichfalls in ganz 
ein anderes Licht zu stellen. Betrifft er das Finan- 
zielle dabei, so spricht mich mein Grewiszen davon 
völlig fm. Welche Berechnungsart auch Kurförstl. 
Oberhofmarschallamt dabei vorschreiben wird, diese 
werde ich, sobald sie mir bekannt geworden ist, und 
weshalb ich um Ertheilung der allergenauesten Be- 
fehle bitte, pünctlich zu beobachten suchen. Sollte 
aber unter jenem Tadel auch das Wiszenschaftliche 
begriffen seyn , so bitte ich mir zu erlauben in 
gröszter Bescheidenheit folgendes zu bemerken. Mein 
Amt bestehet auszer in der Erhaltung, Bewahrung 
und Bearbeitung des bisherigen Bücher- und Hand- 
schriftenvorraths auch in der Fortführung der 
Bibliothek oder im Ankauf derjenigen Werke, welche 
der Anlage des Ganzen und dem Gange der Wiszen- 
scbaften nach für die Bibliothek uiigeineszen sind. 
Wenn sich der Bibliothecar beides genau zu berück- 
sichtigen bestrebt, so kann die Wahl der zu kaufen- 
den Bücher zuletzt nur von semer iniiern Uber- 
zeugung abhängen. Doch entscheidet sie nie allein. 



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« 



m. J. Grimm als Bibliothekar in Cassel. 117 

buiKlem es wird über den Ankauf jedes neuen 
Werkes yorHer mit den andern Mitgliedern der . 
Bibliothek gerathschlagt , und es ist mein gröszter 
IVuuscii, dasz Kurfürstl. Ober-Hof marschaliamt sidi 
in einzelnen Fällen zu fiberzeugen geneigt wäre, 
wie vielfache Rücksicht jedesmahl genommen und 
wie sorgfältig überlegt wird, um den allergnädigst 
verliehenen Fonds so zu verwenden, wie es der 
Bibliothek im ganzen und im Yerhältniss der ein- 
zelnen Fächer zueinander vortheilhaft ist. Da dieser 
' Fonds so sehr beschränkt ist, können wir nicht das 
nöthige, sondern fast nur das allemoÜhwendigste 
anschaffen. Wir nülszen jede günstige Gelegenheit 
nutzen, um bei Privaten oder in Auetionen das 
fehlende, zum YorÜieil des Allerhöchsten Interesses, 
oft für den dritten Theil des eigentlichen Preises, 
zuweilen noch darunter zu erwerben. So habe ich 
kürzlich von dem Herrn Oeneral von Müller die 
12 Bünde der neuen Encycluprulie, die im Laden- 
preise gegen 50 -^f stehen, für 25 erkauft und in 
der Arandschen Yerganthung 36 Bände Herders 
Werke, im Buchladen über 50 'tf^' kostend, gebunden 
für 8 9f i was der Jiliubaiid allein wer Mi ist, er- 
standen. Es müszen nur von beiden Werken die 
Fortsetzungen zugekauft werden. 

Hier wünschte ich näher ausführen zu dürfen, 
in welchem Verhältnisse sich der Bibliothekar bei 
jeder bedeutenden Bibl. Deutsclilands , also z. B. zu 
Dresden, Gotha, Weimar, Darmstadt, Berlin, München 
etc. befindet, welche freie Hand ihm, sicherlich 
zum Vortheil der Anstalt, von seiner Regierung ge- 



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118 HL J. Grimu aU JJibliothekar in OasseL 

laszeu wird. Nicht bei allen, aber bei den meisten 
dieser Bibliotheken ist auszer dem fest bestimmten 
Fonds, den die Bibliothecare ganz in ihrer (meines 
Wiszens nie gemisbrauchten) Gewalt haben, ihnen 
erlaubii für sich unerwartet bietende Gelegenheiten, 
zum Yortheilhaften Ankauf einzelner Werke, bis zn 
einem gewissen Punct, unangeiragt Geld zu ver- 
wenden. Ans eigner Erfahrung weisz ich, dasz in 
Oöttingen jeder Bibliotbecor solche Ankänfe macht 
und ihm, ohne Bescheinigung, auf sein bloszes Wort 
die Auslage vergütet wird. Es herrscht ohne Zweifel 
da die sittliche Überzeugung, dasz kein Pfennig auf 
diesem Wege je ist veruntreut worden. Vergleiche 
ich diese Verhältnisse und die vielen Rücksichten, 
die wir zu nehmen haben, so wage ich die Be- 
hauptung, dasz ich mehr als irgend ein Bibliothecar 
gebunden bin. Bestände eine Bibliothek blosz in 
der Anhäufung, Aufstellung und B^gistrirung von 
Büchern, fürwahr, es würde kein leichteres Amt 
geben, als das eines Bibliothecars. Soll sie aber 
nur das aufnehmen, was den Fortschritt der Wiszen- 
scliaftenbezeichnet, den lebendigen Zusammenhang der- 
selben darstellen, so wird dieses Amt schwer und müh- 
sam, weil das fehlende aufgefunden, das neue aber in 
allen Wiszenschaften übersehen und Ijeurtheiltseynwill. 

Selbst den empfindlichen Ton meiner (irrthümlich, 
weshalb ich nochmals um Verzeihung bitte) an die 
Probatur gerichteten Gegenbemerkungen, hoffe ich 
nun mehr, wird Kurt. Oberholmarschailamt aus 
einem andern Gesichtspuncte beurtheilen, zumahl, 
wenn es sich die Lage vurütellt, worin ich mich be- 



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III, J. Grimm als Bibliothekar in Cassel. 119 

finde. Zum Kechnungsführer bestellt, ohne seit 
länger als fünf Monaten das geringste in Gassa zu 
Haben ; genöthigt, vielmehr durch die Anhänglichkeit 
an das mir anvertraute Amt bewogen, über 50 
von dem meinigen auszulegen oder sonst herbei zu 
schaffen, unbekannt mit den Abweichungen von der 
bisher gutgefundenen und wenigstens bei Kurf. 
Bibliothek hergebrachten Art und Weise, unschul- 
dige, kleine Posten zu belegen — glaubte ich mich 
vertiicidigen zu müszeu gegen jeden Schein von 
Tadel : als hange ich sträflichem Privatvortheil nach, 
ab sey eine Veruntreuung angekaufter Bücher 
möglich, als bröuche diese durch neue Mittel ver- 
hütet zu werden. Dasz diese hohe Behörde selbst 
ihn jemahls anders ansehen und behandeln würde, 
als einen dem Staate seit 19 Jahren in Terschiedenen 
Verhältnissen unbefleckt-treu dienenden Mann, ist 
dem gehorsamst unterzeichneten zu bezweifeln nicht 
eingefallen. Und ich glaube auch als Aufiseher oder 
Mitaufseher einer Bibliothek, in die ich (wessen ich 
mich vielleicht sonst nie gerühmt hätte, denn es ist 
kaum Rühmens werth und alle meine GoUegen thun 
desgleichen) wohl schon 30 — 40 Bände, die mir 
geschenkt worden sind, gestellt habe, Vertrauen zu 
verdienen. Die mir yerwilligten 6874 reichten 
nicht zur Bezahlung der 121 Gulden in Stuttgart 
hin, sondern ich habe nach Ausweis der Anlage 
dem Banquier Amthai 2, 1, iVu zulegen müszen. 
Hit schuldigem Respect Kurf. Oberhofmarschallamts 
unterthäniger Diener Dr. Grimm* 



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120 "tlL J. Grimm als Bibliothekar ia Cassel. 

JHeses Sehreiben wurde DWector VStkel dur<^ Besch 

vmn 14, Juni IS 2 4 zur gutachtlichen Äuszerung darüber 
zugesteht j »ob einer Paginirong des Yorhandenen 
alphabetisclieu Katalogs der Museums -BibUothek 

gleich nrrosze Schwierigkeiten entgegen stehen, als 
die lueriu angegebenen, welche die Seitenbezifferung 
der wissenschaftlich-systeiDatischen Yerzeichmsse un« 
aubiuhi'bar zu lUcicheu scheinen. Hoffmann. 

Arth 22, Juni erfolgte Völkeis Antwort, die selbst- 
verständlich die MögliMeii einer Faginirung des ZetteU 
kaialogs bestreitet. Darauf ergeht unter dem 17. Juli 
1824 eine ßesolution des 0.-11 -M.- Amts ^ welche vor- 
läufig von dem Eintragsvermerh auf den Bettungen 
absehen lässt, dann aber fortfährt: 

„Da indessen der Mangel eines feststehenden 
Verzeichnisses der Bibliothek mit einer guten Ord- 
nung nicht zu vereinigen stehet, auch in einer aller- 
höchsten Resolution Sr. Königlichen Hoheit des 
Kurfürsten der Befehl enthalten ist, dasz der Catalog 
der Museums Bibliothek vorgelegt werden soll, so 
ist es unerlässlich einen solchen unter Annahme des 
Status vom 31. Dec. 1823, baldmöglichst und zwar 
längstens bis zum Ablauf von Sechs Monaten nach 
dem dermaligen System und zwar dergestalt mit 
doppelten Nummern, dasz die eine fortlaufend für 
den Catalog, die zweite aber für jede abgetheilte 
Wissenschaft gelte, aufzustellen und anher einzu- 
seiidt n, worauf es alsdann nicht schwer fallen wird, 
die jährlichen Nachträge, wenn auch nicht in den 
systematischen Abtheilungen, doch, am Ende des 
Verzeichnisses, mit Beibehaltung des Eintheilungs- 



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III. J. Glimm aJs Bibliothekar in Cassel« '121 

Princips, zu machen. Vorstehendes wird dem Hrn. 
Director V ö 1 k e 1 auf dessen Bericht vom 22. Juni d. J. 
mit dem Aufiari^e bekannt gemacht, dafür zu sorgen, 
dasz dieser Verfügung gehörige Folge gegeben werde." 

In dm Erläuterungen J. GrJs zu den im Mai 1825 
mfgesteiUm (kik>iäaturbmerkungm über die Bü>liothek$- 
Iltcliniuig vo7n Jahre löJJ3f hemerkt eudlich Grimm 
unter dem 25. Juli 1825: 

«ad 3. An dem hier angeregten extractu ecMogi 
wird, so weit es die currentc Dienstarbeit gestattet, 
auferlegtermaszen gearbeitet. Was den Zweck dieser 
Arbeit betrifft, bezieht sich Unterzeichneter auf 
seinen darüber pflichtmäszig erstatteten unter- 
thänigen Bericht. Er begreift nicht, wie die beab- 
richtigte ConteoUe aiif solche Weise erreicht werden 
kann und ist der bescheidenen Überzeugung, dasz 
diese hohe Behörde, sobald Ihr die unvermeidlichen 
Schwierigkeiten näher einleuchten, geneigen werde, 
die ganze Arbeit für das anzuerkennen, was sie ist, 
— für eine verlorne. Wegen der ordentlichen Ein- 
richtung und Gatalogisierung unserer Bibl. kann 
Kurf. O.H.M.A. in der That yoUkommen ruhig 
sein; ich nehme mir die Freiheit, deshalb auf das 
neulich öffentlich gefällte Urtheil eines competenten 
Sachkenners gehorsamst zu yerweisen: Wachlers 
Handbuch der Geschichte der Litteratur. Frankf. 
1824. Theil 3 pag. 74.*" 

Die hierzu ndirte BesohUian des O^-K-ILrÄmts vom 
27. Aug, 1825 lautet: 

»ad S bleibt es bey den auf allerhöchste Befehle 
gegründeten Verfügungen des Oberhofinarschallamts.'* 



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122 Orimm, Mitglied <L CeDflor-OommissioiL 

Weiteres in dieser AngelegcnJieit weisen die Aden 
nicht auf, awch die Übrigen BeruMe J. Grinms, welche 
im Jahre 1BJ97 ^Übrigens iMig o^ifMitm imd ilurdb 
soJcJie Völkdö ersetzt iverden , sind rein formaler Art, 
JEs scheiyit als ivärm die Beziehungen Grimms mm 
O.'H.-M.'Ä. fnedUekere geworden, namenüiek seit nüM 
mehr Hoffmann sondern v. Canitz das Referat über 
die Bibiiotheksangelegenheiten besorgte. 

Bemerken wiU ic^ hier noch, daes «on Joe GHrmm 
ThätigJceit aus der Zeit, in der er Bibliothekar Jeröm^s 
war, nur ein kleines Äctenstück auf hiesigem titaats- 
arehiü erhaUe» ist 9 ein 85 Nummern umfassendes 
yResmn^ des livres qui se trouvent doubles dans la 
bibliotheque de S. M.** 



lY. Acten über Jacob Grimm aie Mitglied der 

Censur-Commiseion. 

Die Acten der Censwr-Comnission sind bis 1830 
sehr unvoUständig erhalten und beginnt das „Selecta*^ 
betitelte Faseikd. erst mit 1820. Die Mitglieder der 
Clommissio7i -waren damals ausser J. Grimm: der 
&eneraisuipmntendent Dr. Justus Bhilipp Bommel und 
der BUi^ioihekS' und Museumsdirector Völhel Nae^ 
dem Tode des letztern und dem Ausscheiden Gr i tum 
und Bommeis^ wurden 1830 neuemannt: Archipdirector 
jDr. Chr. v. Bommel, der an^aU J. Grimms in Wlkds 
Stelle emgcrückt war, und Dr. Karl Chr, Sigism, Bern- 
hardi, der an SteUe J. Grimms getretene Bibliothekar 
bei der Museums-Biblio^ek. 



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IV. J. Qrimm, Mitglied d. Censvr-Comimssion. 123 

1) Die ersten erhaUenen Verhandlungen der Censur- 
Cammissum daüren vom 15, u. ^3. OeL 1820 und 
treffen einen von ihr zu erstattenden Bericht smoie eine 
Erwiderung auf eine Begierungsverfügnng über die ohne 
^lavibmss der Comimmon gedruckte Flugschrifl des 
Dr. jur, Schaumann in Giessm: «Die reehtliclien 
Verhältnisse des legitimen Fürsten, des Usurpators 
u. des unterjochten Volkes. Die Schrift war direkt 
vom Kurfürsten gMUigt worden. Beide SeMftstüeke 
sind von J. Grimm concipirt, doch ist das letztere, da 
die andern Com,'Mitglieder für Stülsdmeigen stimmten^ 
m €tbgesandt. Jcft unierlasse sie mUtgutheUen, da sie 
kein allgeiyieines Inieresse bieten. 

Weitere Verhandlungen sind: 

2) In Sachen d. Bheinprovinzen von Görres. 
Stuttg. bei Metzler 1822. Völkel beantragte bei dem 
Minister d. ausw. Angelegenheiten anzufragen, wie es 
damU gekaUen werdensoU. Bommel trat hei. Grimms 
Votum vom 12. Febr. 1822 lautet: 

„Dieser Abstimmunc^ vermag ich nicht beizu- 
treten. 1) dasz die befiragte Schrift schon hier cir- 
culirt, ist wie auch Hr. Dir. Völkel andeutet, för 
uns gleichgültig ; wir können blosz lüländischen Buch- 
händlern den Verkauf von Schriften verbieten^ aber 
niemanden wehren, sie ans dem Auslande zu beziehen 
und zu lesen. Dasz in dieser Hinsicht unser Wirkungs- 
kreis ganz illusorisch sey und höchstens inländische 
Buchhändler beeinträchtige, hat die Commission gleich 
bei ihrer Constituirung pflichtmäszig vorgestellt. 

2) Das Verbot der befragten Schrift scheint mir 
mconsequent, da die ungleich stärkere Auszerungen 



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124 ^* G^nnimi Mitglied d. Censar-OommisBion. 

enthaltende Schrift desselben Verf. und Verlegers: 
„Europa u. die Revolution 1821** nicht untersagt, 
yielmehr damahls unanstöszifif befanden worden ist. 

3) Auch an sich betrachtet kann die vorliegende 
Schrift meines Erachtens ruhig passiren« Sträflich 
sind demagogische, die bestehende Yerfaszung ver^ 
giftende u. beleidigende Werke; nicht solche, die 
mit Freimuth und nothgedrungen Gebrechen einzelner 
Regierungen aufdecken, in dem keine Regierung 
Yollkommen seyn kann. Den Satz: 'keinen Tadel 
fremder Beg. zu dulden' finde ich weder in der 
Censurinstruction von 1816 noch in dem späteren 
Buiidesgesetz (Völkel hatte von einem dies be- 
sagenden Edict gesprochen). Jene untersagt § 1 
Schriften 'wodurch die guten Verhältnisse mit aus- 
wärtif^en Staaten beeinträchtigt werden'; kein Staat 
wird aber dem andern Verletzung des guten Ver- 
hältn. vorwerfen, welcher eine Schrift circuliren 
lässt, die jener höchstens selbst aus Gründen, die 
ihn allein angehen, in seinem Lande verbieten 
würde. Es kann z. B. angemeszen seyn, dasz 
hiesige Behörden einen Tadel unserer Einriclitungeu 
verhindern, wie gewisse Dinge, ins Gesicht gesagt, 
die Würde verletzen, durch einen Dritten oder 
Vierten hingegen zur Sprache gebracht werden 
mögen; in Preuszen, Baiern etc. würde jener Tadel 
laut werden dürfen, wenn er nur selbst anständig 
ausgesprochen wäre. 

Es ist meine Uberzeugung, dasz vorliegende 
Schrift ungehindert in ganz Deutschland (Preuszen 
und höchstens Oesterreich abgerechnet, in jenem, wegen 



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IV. J. Grimm, Mitglied d. Censur-Commisaion. 125 

der nahern Beziehung, in diesem wegen der überstrengen' 

Censiir) umlauft; warum wollen wir auf Kurhessen 
den Schein einer lUiberalität laden? Unterläszt 
Preuszen, am Bundestag wider den Druck der Schrift 
bei Würierabura- vai protestiren, so willit^t es tacite 
in ihren Vertrieb a\iszerhaib seiner Staaten ein. 

4) es ist nicht bekannt, dasz Knrhessen zu 
Preuszen in näherer Verbindunf^ stehe, als zu einem 
der übrigen Bundesstaaten; wenigstens nicht oiäciell 
und keine Behörde darf auf andere ßücksichien 
achten. Wollte ich auf unofficielle Geftthle achten, 
so würde ich meinestheils keine besondere Neigung 
empfinden, in diesem Augenblicke einem Staat be- 
sondere Zartheit angedeihen zu laszen, der die be- 
kannte bernburg-bonner Geschichte mit aller 
ünschonung gegen Kurhessen betreibt und unter 
seinem Einflusze anstöszige Artikel in Zeitungen 
erscheinen läszt. 

5) gegen die vorgeschlagene Anfirage beim Mi- 
nister der auswärt. Angel, habe ich, dasz die von 
dem höchstseel. Kurfürsten nur von Ihm selbst 
abhängig gestiftete Censur-Comm. durch die neue 
Staatsoi^nisation keiner andern Ober[be]hörde 
unterworfen worden ist, vielmehr in dem ganzen 
Edict ihrer gar keine Erwähnung geschieht. Jeden- 
&Us scheint sie eher der Regierung oder dem Mi- 
nister des Innern zuzufallen. Der Min. der aus- 
wärtigen Angel, wird die befr. Schrift weder an- 
stösziger noch unanstösziger finden, als die Censur- 
Commission selbst und da, wenn zwei Behörden über 
einen solchen Gegenstand correspondieren, das Ver- 



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126 -^V* Grimm, Mitglied d. Ceiisur-Uommission. 



dammungsurtheil leichter gesprochen zu werden 
pflegt, so würde uns die empfangene Resolution 

wiederum für folgende FäUe noch ängstlicher 
machen, 

6) ohne Bezug auf den fragl. oder irgend einen 

besondern Fall läge uns vielleicbt näher, unmittel- 
bar Allerh. Orts vorzustellen: dasz die Comm. sich 
mr aufgehoben erachten müsze , weü ihrer in dem 
Org. edict nirgends Meldung geschehe; dasz wahr- 
scheinlich hierbei höhere Einsicht in die Unwirk- 
samkeit des Gensurwesens, wie es dermalen ange- 
ordnet ist vorwalte. Diese Unwirksamkeit wäre 
alsdann zu erörtern und der Antrag zu machen: 
Gensur blosz fßr die im Land gedruckt werdenden 
Sachen zu verordnen, dagegen den Debit der in 
* anderen Bundesstaaten , voraussetziich mit deren 
Gensur gedruckten Bücher frei zu laszen, wobei 
vielleicht nur solche, in denen sich Auszerungeii 
über Kurhessen befinden auszunehmen seyn dürften. 

Qrimm.* 

Völle el trat diesem Vot%m entgegen , und wurde 
auf Bammels Antrag an dm Minister des Innern 
heriehtet aber das Sachdienliehe, aus Q-rimms Vcivm 

dahci mit angedeutet, 

3) GutaMen Q-rimms vom 14. Dec* 18^2: 
„Beifolgende Schrift von Görres über den 
Gongress zu Verona ('Die heii. Allianz u, die Völker 
auf d. Gongr. zu V/) scheint mir passiren zu können, 
Sie ist in der bekannten Sturm und Drangvollen 
Manier des Autors abgefaszt und stellt die ver- 



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lY. J. Grimm, Mitglied d. Censur-Commission. 127 

schiedenen Ansichten der Zeit greli^ doch freimüthig 

gegen einander. In Würtemberg soll zwar ein 
Verbot erfolgt seyn, vermuthlich aber aus eigenen 
Gründen (etwa wegen S. 82), welche auf unser Land 
nicht anwendbar sind. Auch die andere Flugschrift 
von Tschirner über eine deutsche Revolution ( Die 
Gefahr einer deutschen Aevolution betrachtet' etc.) 
acheint unbedenklicb.* 

Auf Völkeis Gutachten, dem Bommel beitrat, 
murde G&rre^ Schrift verbaten. 

4) Über Zeitgenossen. Neue Reihe no. X. Leipzig 
Brockiiaus 1822 (darin: 'Wilhelm L, Kurfürst von 
Hessen'). 

<r. Qrmms &utacMen tautet: 

„Nach dem neulichen Präjudiz, welches die 
Flugschrift über den Gongresz zu Verona yerdammt 
hat, muss Unterzeichneter ftir das Verbot dieser 
Biographie stimmen. Sie enthält scharfe Aussprüche 
über den Gharacter des HöchstseeL Kurfürsten (zu- 
mahl S. 23. 25. 26. 27. 30. 41) und würde bei dessen 
Lebzeiten alsogleich verboten worden sein. Die 
(xründe warum es geschehen wäre, dauern nach 
seinem Tode fort. S. 33 unter sehr richtigen Be- 
merkungen über das Hess. Censurwesen liefert auch 
die unrichtige : dasz em censirendes Personal abgehe. 
Wir wiszen leider seit manchen Jahren, dasz wir 
auf ein so trauriges und eiteles Geschält Zeit ver- 
wenden. Unterzeichneter hat seit Erscheinung des 
Bundes Preszgesetzes daf&r gehalten, dasz dieses 
fortan die einzige Norm und die ältere blosz auf 
Kurhessen bezügliche Instruction dadurch aufgehoben 



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128 Grimm, Mitglied d. Censur-Commiasion. 

sey. Er hat darum auch mehrere Schriften passiren 
laszen, welche nach letzterer Instruction verurtheil- 
bar gewesen wären, Seme verehrten Herrn Collegen 
scheinen nach dem neulichen (hier wieder angelegten 
vato) anderer Meinung ; ihre Stimmenmehiheit ent- 
scheidet, folgerichtig musz aber dann auch die 
gegenwärtige Biographie verboten werden. Das 
Bundestagscresetz läszt sowohl die Schrift Ton 
Görres, als die vorliegende zu. s. m. den 13. Jan. 
1823. Grimm.« 

Jm Schlmsvotumf in weichem er das erfolgte Verbat 
canstatirt, fügt Grimm nach Mnm: 

„Die beigefügte Nota der Dieterichschen Buch- 

handiuncr bewährt die Richtigkeit meiner im voto 
aufgestellten Ansicht, rlnsz andere Bundesstaaten^ 
welche sich blosz an das Bnndespreszgesetz halten^ 
die befragte Schrift über die heil. Allianz nicht 
verboten haben, ärimm.'' 

5) Anffordertnig des Ministeriums des Innern vom 
28* JiUi 1823 an die Censur-Commission eine Dienst* 
iHMrsehrifl für die Kreisräthe hinsiciküieh der «Aimh 
mittelst Verordnung vom 29. Juni 1821 auferlegten 
AufsidU i'iber die Leihbibliotheken zu entwerfen, 
Tölhel steQi einen solchen Ihntwurf auf G-rimm 
voiirt dazu [am 3. S. 23]: 

„Ehe mir vorstehende Abstimmung zukam, hatte 
ich schon meine Gedanken über die Sache aufgesetzt, 
welche ich . wenn sie auch nicht passend erscheinen 
sollten, mittheile. Sie gehen davon aus, dasz eine 



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IV« J. Gnmmy Mitglied d. Ceiisur-GommiBsioii. 129 

Aufsicht über die Bibliotheken der Censur-Commission 
fremd sey, der Ereisrath aber auch nicht tauge, eine 
solche mit wirklichem Nutsen anszuübeii. Es 
ist beszer, dasz der Staat solche Institute dulde, als 
stell einikische; er unterdrücke nur notorischen 
Scandal. Die Ministenalresolutioii fordert freilich 
nicht unsere Meinung von der Sache selbst, son- 
dern einen Reglementsentwurf für das, was bereits 
gut befanden scheint. Indessen nützt yielleieht eine 
offene Sprache, damit etwas XTnnöthiges nneingefthrt 
bleibt. Der Mensch läszt sich von einer Regierungs- 
behörde nicht gern vorschreiben, was er lesen und 
nicht lesen soll; gute Bücher finden sich in allen 
Leihbibliotheken, rentiren vsicli aber immer schlecht. 
Weit nützlicher würde noch die Aufsicht über solche 
Dinge in die Hände der geistlichen Obrigkeit, welche 
sich mehr langsamer und nioralisch wirkender Mittel 
bedienen kann, (auch hat der Prediger einer Land- 
stadt in der Regel mehr literarischen Tact als der 
Kreisrath) gelegt werden, s. m. Grimm.* — 
Der beigelegte Berichtsentwur/ Grimm's latdet: 
«Meiaes Erachtens kommt es darauf an, damit 
nicht der Gensur-Gom. auch noch Aufsicht über die 
Leih- und Lesebibiiotheken aufgebürdet werde, den 
ganz yerschiedenen Zweck des rein politischen Gen- 
snramts und der rein sittlichen LesebibL-polizei dent- 
hch vorzustellen und dürfte ungefähr, wie nachsteht 
zu berichten seyn: Unterzeichnete Behörde, seit und 
vermöge ihrer Errichtung, hat nie das geringste 
mit den hier, noch weniger den sonst im Lande be- 
findlichen Leih- und Lesebibliotheken zu thun gehabt. 

B. Si0Dg»i Aeton der Bxfld«r Oxlmm. 9 



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130 Crrimm, Mitglied d. Censur-Comuüasion« 

Diese sind, gleich den Zeitungen und Wodienblattem, 

zuweilen besonderer, zuweilen gar keiner Aufsicht 
oder nur im Allgemeinen der Polizeigewalt unter- 
worfen gewesen. Der Nachiheil^ welchen Lese- 
bi])liotheken stiften können liegt in so weit gänzlich 
auszer dem Gesichtspunkt der Gensur-Commission. 
Gensuranstalten in protestantischen Landern wurden 
zuerst in den bewegten Zeiten der franz. Kevulution 
für gut gefunden, unter der eingreifenden Napoleoni- 
schen Verwaltung aUerwärts ausgebildet, in Deutsch- 
land aber seit dem letzten Pariser Frieden und den 
Beschlüssen derßundesversammiung förmlich errichtet. 
Die Regierungen wollen dadurch den Druck und die 
Verbreitung freier und ausgelaszener Meinungen über 
Gebrechen der Staatsverfaszung hemmen, den ge- 
fQrchteten schädlichen Einflusz derselben plötzlich 
ersticken. Religion und gute Sitten pflegen zwar 
nebenbei genannt zu werden, scheinen aber in der 
That blosz prätextiri Besprechungen religiöser 
ßegenstönde zu yerhindem, sogar von halb oder 
ganz weltlichen Behörden verhindern zu laszen, 
widerstreitet dem protestantischen Lehrbegriffe. 
Gotteslästerliche und unzüchtige Bücher sind in der 
deutschen Literatur unerhört oder doch so selten, 
dasz sie ohne Dazwischentritt einer Staatsgewalt die 
allgemeine öffentliche Verachtung ächten würde. 

Der Zweck des Censuiamts ist denmach rein 
politisch. 

Leihbibliotheken hingegen sind politisch ge- 

lionimen ungefährlich. Das Volk holt sich aus 
ihnen weder öffentliche Flugschriften, noch neue 



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IV. J. Grimm, Mitglied d. Censur-Commisaion. 131 

Zeitungen, sondern eine ungeheure Masse yon Bomsnen 

und Schauspielen. Ernst-wiszenschaftliche und ge- 
schichtliche Werke figuriren höchstens in den Gata- 
logen, bleiben aber im Durchschnitt ungelesen. Die 
von den Censoren verbotenen Werke hätten ihren 
Weg in die Leihbibliotheken ohnehin nicht gefunden. 

Ohne den Schaden, der durch solche Leihbiblio- 
theken unter dem Volk gestiftet wird, zu verkennen, 
sieht unterzeichnete Behörde nicht ab^ durch welche 
Mittel der Regierung diesem Übel gesteuert und 
kräftig begegnet werden könne. 

Man kann behaupten, dasz das Bestehen der 
Lesebibliotheken im Ganzen, und sollten sie kein 
an sich verdauimliclies Buch enthalten, weit gefähr- 
licher sey, als das gefährlichste Buch, das sich in 
ihnen befinden dürfte. Allein sie sind ein Übel der 
Zeit, das ans anderen Vortheilen der Zeit herflieszt 
und sich nur durch eine innere, sittliche Verbesserung 
der Menschen, nicht durch die äuszere Macht der 
Regierung aufheben läszt. Will jemand seine Zeit 
an das erschlaffende Lesen fader Bücher wenden, 
wer kann es ihm wehren? gesundere Speise verträgt 
er vielleicht nicht einmahl. 

Der Staat wird also Lesebibliotheken überhaupt 
tolexiren müssen und sich darauf beschränken, einzelne 
mehr oder weniger schlüpfrige und unsittliche 
Schriften aus der Circulation zu setzen. ,Doch selbst 
dieses letztere ist sehr schwer und von der Behörde 
des Kreisamts am schwierigsten zu erreichen. Die 
Menge der Komane und Schauspiele ist so ansehn- 
lich, die Leetüre der meisten so widerlich und müh- 

9* 



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T 

I 



132 Qrinmi, Mitglied d. Cen8iu>-Coiiimis8ion. 

I 

sam, dasz es schon für den bloszen Literator eine ' 
Last wirdf sich mit solchen Büchern obenhin, ge- 
schweige genauer bekannt su machen. Die Grond- 
sStze, welche über die TJnsittlichkeit eines Buches 
zu entscheiden hätten, sind sodann der Natur der 
Sache nach mibestiniint und schwankend und es 
würde Ton der Einsicht, Stimmung und Laune des 
einzelnen Beurtheilers abhängen, eine unschuldige 
Schrift zu verdammen , eine andere schädliche zu 
zu erlauben. Unter den Kreisr&tiien dürfte vielleicht 
kein einziger dem Geschäft gewachsen seyn, noch 
weniger seine Untei^ebenen, denen er es über- 
laszen müste. Dasz sie die mit jeder Messe wachsende 
Zahl neuer Unterhaltuugsschriften durchlesen und 
gehörig beurtheilen werden, steht folglich gar nicht 
zu erwarten. Eine allgemeine Centralbehdrde die 
für das ganze Land sich diesem Ausscheidungs- 
geschäft unterzöge, wird, wo nicht unausführbar, 
doch ganz unrathsam seyn. Denn die Gründung 
einer solchen Anstalt, die damit verbundene Mühe, 
Schreiberei, die daraus entspringenden Kosten müszen 
mit dem geringen Vor&eil, den sie leisten kann, 
auszer allem Verhältnis stehen. 

Unter diesen Umständen scheinen ans höchstens j 
folgende dem Ereisamt zu ertheilende Vorschriften 
zweckraäszig und von einigem practischen Werth: 

1) die Anlegung neuer Leihbibliotheken zu erschweren 
und in kleinen Landstädten ganz zu untersagen. 

2) den Buchhändlern und Unternehmern der Leih- 
bibliotheken die Aufnahme jedes unsittlichen Buchs 1 
bei Strafe der Gonfiscation und daneben beliebiger i 



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IV. J. Grimin, Hitglied d. GensOur-OonumBsioii. 188 



Oeldstraie zu verbieten. Buchhändler pflegen solche 
Bächer am ersten %n erkennen und irürden sich am 
leichtesten Tor Übertretungen hüten. Einzehie 

Straf fälle bleiben dem Ermessen des Kreisratlig fög- 
lich überlassen. 3) sich die Verzeichnisse und deren 
Fortsetsungen zur Genehmigung vorlegen zu lassen« 
Auch diese Vorschrift ist nicht durchgreifend, wird 
aber theils den Besitzer der LeihbibL abschrecken 
ihm bekannte, verdächtige Bücher au&nnehmen, 
theils dem Kreisrath Gelegenheit geben, notorisch 
schlechte Artikel zu streichen, oder ihm bedenklich 
scheinende vorher zu prüfen« s. m« Grimm.^ 
Nicht dieser sondern ein neuer Berichtsentwurf von 
Völkel wurde abgesobndt, 

6) ^Gastro Lamengo von Egloffstein« 
Hof buchhändler Luchhard.^ 

„Da dieser Eoman Thaten von ßäubera und 
Au&ührem gegen die spanische Begierung in Schutz 
nimmt und mehrere anstöszige Stellen enthält so 
bin ich der Meinung, ihm das Impr. zu verweigern. 
8. m. Grimm 16 Sept.*^ Bas Verbat wurde erlassen* 

7) ^Darstellung der Denkwürdigkeiten europäischer 
Weltereignisze. Memmingen 1823 bei Chiistoph 
Müller.^ Eominel findet nichts anstösziges darin md 
Witt danach berichten. — 

„acc. Grimm, doch könnte yielleicht bemerkt 
werden, wiewohl dem Vertrieb dieser weitläufigen, 
mittelmäszigen, die sogenannte liberale Ansicht der 
franz. Revolution begünstigenden Compilation censur- 
mäszig nichts entgegenstehe, so dürfte es doch aus 
Gründen einer guten Landespolizd angemeszen 



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134 ^* Grimm, Mil^lied d. Cenfiiir-CommiBBion. 

scheinen, zu verhindern, dasz eine Masse dieses 
Products im Lande abgesetzt werde. Der Supplicant 
hat nicht näher belegt, welche Behörde ihm das 
Subscribentensammeln erlaubt hat. Solche Muster- 
reiter obscuxer Buchhandlungen, wie die Müllersche 
in Memmingen ist, Terdienen auf keinen Fall Be- 
günstigung;.* 

8) V. Horn: Uber die Verschwörung gegen des 
Kurfürsten Königl. Höh. BericM darüber m das 
Ministerium des Innern von Grimm concipirt und von 
Bommel und Völkel genehmigt: 

^Es ist uns eine im Auslande gedruckte Flug- 
schrift über etc. v. Johan v. Horn zugekommen, 
welche sich verschiedene Details theils über die 
Sache selbst theils über das von der Polizei sowie 
von der zur Untersuchung der ausgestoszenen 
Drohungen verordneten Kurf. Commission eingeleitete 
Verfahren öffentlich zu machen erlaubt. Da wir 
nun nicht unterrichtet sind in wie weit die von ge- 
dachten Autor wiederholentlich geäuszerte Behaup- 
tung, dasz er mit Vorwissen der Kurffirstl. Behörden 
seine Schrift herausgebe, in der Wahrheit gegründet 
sey, so sehen wir uns genöthigt, für diesen in der 
Censurordnung unvorhergesehenen Fall, bei Kurf. 
Ministerio hierdurch gehorsamst anzufragen, ob es 
der Allerhöchsten Intention gemäsz sey, den Verkauf 
der Homischen Schrift hier im Lande zuzugeben 
oder zu untersagen? ... 19. April 1824. Dur<^ 
Yerfügung vom 21. April ivurde die Schrift untersagt. 

9) ^Der Sturm von Missolunghi. Hersfeld £uU- 
mannsche Buchhandlung*. 



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ly. J, Qnmm, Mitglied d. Oensur-CommiBsion. 13Ö 

„Da wir zu der Formel typum non mere tiir, 
die hier die schicklichste wäre, nicht berechtigt 
sind 9 so wird wohl das Imprimatur zu ertheilen 
seyn. s. ni. Grimm 30 Juli 1826." 

1 0) 'v. Horn Diplomatischer Bericht über die in Cas- 
sel eingelaufenen Drohbriefe« Zerbst bei Kummer 1^26/ 

^Ton dem bekannten Horn ist soeben ein neues 
Buch, betitelt: « . • erschienen, welches ganz im 
Geiste des früheren abge&szt ist und daher unbedenk- 
lich zu verbieten seyn dürfte. Cassel 10 Aug. 1826. 
8. m. Grimm." 

acc. Völkel. 

11) ^. Thumb: über die schlechten Zeiten. 
Hersfeld 1826.' 

„Enthält einige ziemlich freie ßedensarteu, doch 
habe ich keine unanständige darunter bemerkt, s. m. 
15. Aug. 1826 Grimm.** 

12) »Der Buchhändler Luckhardt bittet um das 
Imprimatur für beifolgende Predigten des Hm. G. 
R. Ernst, wobei nicht das f^eringste Bedenken seyn 
wird. Zugleich bittet unterzeichneter seine verehrten 
Herrn CoUegen, ihm selbst zu gestatten, dasz er 
einigen Bogen grammatischen Inhalts das Impr. er- 
theileii dürfe. Das Ms. ist schon in der Druckerei, 
weil es zufaUig damit eUt Es wird aber demnächst 
durch Vorlegung des Impressi den ganz unschuldigen 
Iniialt darthun. Cassel 22 juni 1826 Grimm. 

1.^) ^Poetische Versuche'. 

«Schmeicheleieu haben an sich nichts censur- 

widriges, so widrig sie seyn mögen. Ich bin daher 
mit Herrn Dir. Völkel einverstanden, dasz der 



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136 Glnmm, Mitglied <L Censur-Commifidioiu 

Yerfaazer der besagten Oediclite daa unangenehme 

der Zusammenstellung sich selbst beizumeszen hat, 
ebeu weil er sich doch einmahl zu den, wahrschein- 
lich öffentlich recitierten, Liedern hergegeben hat. 
Wäre er nicht Autor, oder wären die Gedichte ver- 
fälscht, so möchte er es mit dem Verleger oder dem, 
auf welchen dieser yerweiat, auazumachen haben. 

Nur eins scheint mir hier bedenklich, um dessen 
willen meines Erachtens das Imprimatur zu ver- 
weigem ist. Die Zusammenstellung soll den Kreis- 
rath Schödde persiflieren, also den obersten Staats- 
diener der Verwaltung in dem Orte, wo sich Drucker 
und Verleger (Schmalkalden Varnhagenache Verlaga- 
handl.) befindet. Dies streitet wider die gute Ord- 
nung. Der Zusammensteller kann ja leicht in einer 
auswärtigen Druckerei seine Absicht enreichen. 

Da wir blosz erlauben oder yerbieten dfirfen, 
und uns weder damit abgehen können, Erläuterungen 
einzuziehen, noch zu warnen, so schlage ich den 
Terehrten Herrn GoUegen Yor, ob nicht folgendes 

an den Varnhagen zu erlaazen seju möchte : 'Ob- 
wohl die zurückgehenden Gedichte an sich nichts 
censurwidriges enthalten, und ihr Verfaszer, wenn 
Ihm deren Zusammenstellung unlieb wäxe, dies mit 
dem Verleger oder Zusanmiensteller hernach auf 
anderem Wege auszumachen hatte, so kann jedoch, 
weil ea auf die Persiflage eines im Amt atehenden 
Staatsdieners, der an dem Ort wo der Druck ge- 
schehen soll, die oberste Verwaltungsbehörde aus- 
macht, abgesehen ist, das nachgesuchte Imprimatur 
nicht ertheilt werden.' s. m. 2. Sept. 1826 Grimm*. 



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IV. J. Qiinmi, Mitglied d. Genanr-Cominiasioii. 137 

2>a5 Imprimatur wurde ohne weitere Motivirmig ver* 
sckgt. 

Die sauMgen Verhandkm^ der (Jonmiasian 
von keinem Interesse. 



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Anmerkungen. 



Band I. 

S. 1. Wigand. Paul, aus CasselJ geb. 1786, besonders 
mit Jacob vom Lyceum her (hielt allerdings erst am 1.4. 1803 
seine Valedicentenrede als Schüler d. U. T.) befreundet, stiidirte 
später zusammen mit den Brüdern in Marburg und bewohnte 
auch kurze Zeit mit Wilhelm, als Jacob nach Paria gereist war, 
ein Zimmer. Am 28. Sept. 1805 bestand er seine Facnlt&tsprüfung. 
Er starb als Stadtgerichtsdirector a. D. in Wetzlar 1866. Ueber 
das Verhältniss der Brüder zn ihm geben zahlreiche Stellen 
ihrf^s Briefwechsels aus d<^r Jugendzeit Aufschluss. Die an 
ihn gerichteten Briefe der lirüaer sind jetzt in den Besitz 
der Kasseler Landesbibliothek übergegangen, deren zeitii^er 
Vorstand Herr Dr. A. Duncker sie demnJichst zupubliuiren 
gedenkt. Er war so freundlich, mir die unter Nr. 1—3 mit- 
getheilten Anszüge zukommen zu lassen, ebenso auch einen 
Abzug seines im Casseler Tageblatt u. Anzeiger 1885 no. 1—4 
abgedruckten Aufsätze : r Jacob u. Wilhelm (j. in den Jahren 
1812 — 15«, welchem no. 4 — 8 meiner Sammlung entnommen 
ist. Ein Auszug eines weiteren Briefes von .l;ieol> stpht in 
desselben Gelehrten Aufsatz: ,Aus den Jugendjahren der 
Brüder Grimm" in der Deutschen Eundschau 1885, Januar- 
heft. 

S. 1. M ar b u r g.] Nach dem handschriftl. VerzeichniBS der 
von Osteni bis Michaelis 1802 in Marburg Studierenden (die 
Verzeichnisse der folgenden Semester sind, scheint es ver> 
loren) wurde Jacob Gr. am 80. April 1802 als Jurist ein- 
geschrieben (sein Lycealzeugniss nat A. Reifferscheid in 
Zacher's Zeitschrift f. deutsche Philologie VT, 108 mitgetheilt ; 
ältere Urtheile seiner Lehrer in Cassel s. Anm. zu 8. 84) 
und wohnte no. 39 bei Kaufmann Heckmann. Es ist dies 
das vwc Zeit Herrn Sattlermeister Heuser gehörige Haas 
BarfOsserstrasse no. 85. Sj^ter Ostein 1808 (vgl. Anm. zu 



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Anmerkimgen za B. L S. 1. 139 



II S. 1) zof^ Wilhelm Gr. zu dem Bruder. Als aber Jacob 
1805 Savigny nach Paris begleitete, siedelte Wilhelm in das 
Hans HO. 149 va A. Rudolph über (schwerlieh haben beide 

Brüder hier gewohnt, 1802 wohnte da dem Studenten ver- 
zeichnisB nach ein Hanauer Landsmann Wilhelm Schraidt, 
der Cameralwissenschaften studierte und Wilhelm beschreibt 
Jacob im Briefwechsel aus d. Jugendzeit S. 46 die Wohnung : 
,Das Bett steht wie beim Schraidt/ Yg\. ib. S. 43) und 
wohnte hier kurze Zeit mit Wigand zusammen. Daraus 
erkläi*t sich , dass die Tradition beide Brüder nur hier 
wohnen lieas. Das Haus no. 149 ist übrigens jetzt = Wendel- 
gasse no. 4 (sayor hatte es no. 144). Das erwähnte 
Studentenverzeichniss führt noch folgende Namen an, die 
im Briefwechsel aus d. Jugendzeit wiederkehren: Bang, 
Daniel, aus Gossfelden, Theol., ein Bruder des Freundes der 
Brüder, der. scheint es, frühzfiti^ starb. — B'^Titheim, 
Erbgraf Alexis B. Steinfurt, studierte Jura und kaufte Wilh. 
Gr. Collegieniiufte ab, vgl. S. 8 u. 13 der Br. aus d. Jugend- 
zeit. — B u c h e r , Carl Franz Ferd. , aus Rinteln , wohnte 
bei Prof. Bncher. «— Dehnhard, Fried. Wilh., ans Brann- 
fels, Theol. = ? Briefw. 43, 131, 223 etc. — Grosse, Bein- 
hard, aus Eschwege = ? ib. 49. — Koch, Christian, ans 
SterbfrigimSchwarzenf., oderK., Friedr. Wilh. aus Singlis 
ib. S. 40. — Laroche, Joh. David Aug., aus Basel — ib. 
231. — Lötz. Phil. Friedr. Carl, aus Borken, Jur. — den 
hier melu- erwähnten v^^'l. *Anm. S. *202. — Malsburg, 
Friedr. Ernst v. d. , aus i^^schenberg , Jur., wohnte bei Prof. 
Baner. vgl. Anm. zuS. 231. — Müller, Bemh. Hyeronim., 
ans Caldern in Hessen, Jnr. = Briefvr. a. d. J. 61, 64. «— M n r - 
hard, Beruh. Aug. aus Both in Oberhessen, Jnr. = ib. 84 
etc. — Reinhard, Carl Friedr., aus Carlsruhe, Jur. = ib. 
312, 444. — Schlarbaum, Christ. Adolph aus Berlenburg, 
Jur. = ib. 65 (fälschlich ist ^Schlarbanin** gedruckt). — 
Wal per, Just. Dan., aus Eiterhagen in Hessen, Theol. = 
ib. 55. — Wange mann, Carl Phil. Theod., aus Neu- 
kirchen, Jur. s= ib. 40. — Zimmermann, Christ., aus 

Marbnrg, Banknnst, wohnte bei Weinwlrth Zimmermann 
ib. & ff. 

Im Sept. 1814 anf der Dnrchreise nach Wien besuchte 

J. Gr. seinen Philister Heckmann und stieg in der Post, dem 
hentigen Schwanenhof, ab. (vgl Briefw. S. 847). Ebenso war 

er schon am 1. Jan. 1814 durch Marburg gekommen und 
war ihm da nur aufgefallen, dass jetzt Laterm n brennen«* 
(S. 212), obwohl es ihm immer noch ».inwendig so dorf- 
mässig* vorkam (S. 216). Längere Zeit scheint J. überhaupt 
nie mehr in Marburg verweilt zu haben, doch ist er noch 



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140 



AnmerkoDgen »i B. I S. l*-4. 



Öfters tlurciigekomuien , so 1817 (vgl. oben S. 36 u. 39) und 
1828 (vgl. oben 8. 226), 1881 (QtSm. Xm, 375). Ton der 
Stndentenseit her behielt er aber das Bild von Marburg fest 
im OedächtDiss. Das beweist die so oft citirte Stelle aus 
seiner 1850 geschriebenen Glückwunschschrift zu Savigny's 
(Kl. der 1. 115>, sowie seine Autobiographie von 
1830 bei Justi u. oben S. 109. — Auch Wilhelm kam, i^achdem 
er hier 1806 eine Prüfung abgelegt hatte (vgl. Anm. zu II. 
S. 1. J. hatte sich nicht prüfen lassen vgl. Anm. z. S. 109), 
erst 1815 wieder nach Marburg (vgl. oben S. 27), später öfter, 
namentlich svSnabedissen (vgl. oben S.69, 89, 119, 22^, 258, 264, 
275, Anm. i. 241). Während seiner Studien war W. nur einmal 
nach Gossfelden gewandert (vgl. S. 27). Längere Zeit war er 
1853 in Marburg. Seine Frau war hier erkrankt. Sie wohnten 
damals bei rier Nichte von Dortchen, bei der Frau Oberst- 
lieutenant Wegner im Klöffler'schen Haus an der Schloss- 
treppe. (Vgl. Brief an Dahlmann vom 28. Juli 1853.) Auch 
W. behielt Marburg in treuer und lieber Erinner^mg (vgL 
oben S. 210). So dachten denn auch die Brüdor 1888 nach 
ihrer Vertreibung ans Güttingen allen Ernstes daran nadi 
Marbnrg überzusiedeln — vgl. Frenndesbr. 152, Briefw. mit 
V. Meusebach S. 265, mit Dahlmann S. 137 f. Dass anch 
von Marburg aus nichts versäumt wurde, bewei^^t ihre Ehren- 
promotion [vgl. Anm. zu S. 46] und der zu ihren Gunsten 
vom Vertreter der Universität in der Ständekammer ge- 
stellte, von der Reprierunp^ aber zurückgewiesene Antrag, 
über welchen man Duncker ,Die Brüder Grimm" S. 89 
nachlese — nnd schon 1881 kam ihnen ein ähnlicher Ge- 
danke (vgl. oben S. 117, Bang dachte schon 1817 daran; 
vgl. Anm. an 8. 88 no. 28). 

S. 3 no. 4. Ein braves Volk wie wir Hessen 
sind] vgl. W. Qr. an Oörres v. 80. Jan. 1815 (Oesammelte 
Br. U 458). 

S. 4 no. 6 n. 8] vgl. IL S. 8 ff.). 

S. 4 no. 7. Görres, Joseph.] Ueber die Beziehungen 
der Brüder an ihm s. Brieiw. d. Frn. t. Meusebach m. Sl n. 
W. Grimm S. 302 Anm.'*' Ihre Briefe an ihn stehen in 
Görres Gesammelte Briefe II— hn^. y. Binder, München 
1874. — Eine ähnliche Aeussening über den rhein. Merkur 
von J. Gr. an Tydeman v. 5. Mai 1815 s. Briefe an T. 8.54; 
vgl. femer hier Anm. zu S. 146. 

S. 4 no. 9.] Vgl. Jac. Gr 's Selb.stbiog-raphie : «Ichstand 
doch noch gut angeschrieben** etc. sowie seinen Brief an 
W. V. 21. Oct. 1815 aus Paris (S. 478). vgl. ferner Brief W.'s 
an J. in Wien v. 12. ^'ov. 1814 (S. 384) u. J.'s Antwort v. 



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Anmerkungen zo B. I S. 4—^. 



23. Nov. (S. 387). # — Die Gesnche unter no. 9^12 waren 
bereits ^edmckt, als mir das übrige Actemnat^al bekannt 
-wnrde, sie würden sonst mit diesem im zweiten Bande ver- 
einigt worden sein. — Auf J. Grimm'a GeRuch ist folgendes 
gnädigste Rescript (enthalten m dem Acten-Fascikei B. K. IV. 
HO. 1 den Legationssecretar Grimm betreifend) an ihn ergangen: 
,,Nachdem Wir den vorhin bey ünserm Kriegs CoUegio ge- 
standenen Secretariats-AooesButen Jacob LndwigOarl^rimm 
ünsenn Geheimen Staats Minister und ausserordentlichen 
Gesandten bei den Allerhöchst-verbündeten Mächten, Grafen 
von Keller, als Gesandtschafts-Secretair gnädigst beigeordnet 
haben ; So hat Unser gedachter Geheimer Staats-Minister, 
denselben in dieser Eiffenschafb zu den Geschäften zu ad- 
hibiren , er Leg'ations siecretair Grimm aber sich sofort an 
den Ort des Aufenthalts Desselben zu begeben , und denen 
ihm au^etragen werdenden Arbeiten nnd Geschäften, mit 
Pfinctlicttkeit, Verschwi^nheit nnd Treue sich m. unter- 
ziehen. Cassel den 28. December 1813.* Gleichzeitig er- 
folgte gnädigster Befehl an dieO. Rent-Cammer und das 2te 
Depart. des "Krif^gs CoUegii, wonach ihm vom 1. Jan. k. J. 
an ein monatlicher Gehalt von Zwanzig fünf mithin 
jährlich Dreyhundert <^ während dieser Mission gnädigst 
oewilligt sei. Damit ist ein im selben Personalacten-Fascikel 
liegender ^Extraci Auswärtigen rrotokoUä : Cassel den 15. Sept. 
1815. Die dem Legations Secretair Grimm durch aUerhdclistes 
fiescript 7om 23. Decbr. 1818 verordnete Besoldung von 
Sechshundert halb aus der Kriegs- und halb aus der 
Oammer-Casse , betr. : BesoL Ist solche demselben bis auf 
anderweite Verordnung fernerhin auszuzahlen. " zu ver- 
gleichen. Gr. erhielt demnach aus jeder der zwei oben er- 
wähnten Caasen 300 Thlr. Gehalt. 

S. 5. Vormals K riegs e er e t a r.] vgl. darüber J.'s 
Angabe in der Autobiographie bei Justi S. 154. In den 
Acten des Kriegskollegiums hat sich seine Eingabe um An- 
stellung nicht erhalten, nur im Kriegszahlamt^Manual von 
1806 Bd. U S. 620 findet sich folgender Eintrag: «Der 
Seciet iriats-Accessist Grimm soll laut höchsten Rescript y. 
16. Jan. ä 1™» Febr. monatl. holz 8Vs Thlr. empfangen.'' 
und sind nach den gemachten Vermerten J. Gr. auch that- 
sächlich 11 Monate (am 1. Nov. zugleich mit für den 1. Dec.) 
ausgezahlt worden. ' Im Januar 1856 gratnlirten die Casseler 
Bibliothek are Jac. Grimm zu semem 60jährigen Dienst- 
iubiläum und er erwiderte darauf mit einem freundlichen 
Brief aus welchem A. Dunker „Die Brfider Grimm*' S. 112 
eine Stelle mittheilt. (Das Original ist in der Casseler 
Landesbibliothek.) 



142 Axunerkungen zu B« I S. 5. 



S. 5 no. 10.] Auf Grimm's Vorstellung ist als Aller- 
höchste Resolution verzeichnet: ^Wilhelmsnöhe d. 16. Aug-. 
1815. Poüatur ad acta.*' — Das Beschwerdeschreibeu von 
Georg FerdjBaad Lepel, dat. Cassel d. 12. Aug. 1815, 
lautet: ,Ew. Königliche Hoheit haben Allergnädigst Selbst 
bemerkt, und ich kann nicht umhin es zu bestätigen , dan 
der Legations Secretär Grimm seine Dienstgeschäne keines- 
wegs mit dem Eifer nnd der Accuratesse verrichtet habe, 
als billig von ihm zu erwarten war. Kurz vor meiner Ab- 
reise von Wien s;ih ich mich genöthigt ihm deshalb einen 
derben Verweis zu ertheilen und jetzt binich sogar m dem Falle, 
AllerhOchBt-Denenselben eine beschwerende Anzeige thnn za 
mtuBsen. — Wie nothwendig es sey, daaz alle allerhöchsten Orts 
eingeschickten Berichts Beilagen anch zu den Acten geschrieben 
werden, und dasz die Besorgung dieser Abschriften zum 
Amt eines Legations Secretärs gehöre, bedarf wohl keines 
Beweises. Aus den Manual-Acten der Congresz Gesandt- 
schaft, welche Graf Keller mitbringt, wird sich ergeben, 
wie viele Berichts Beylagen fehlen. Die nächste Ver- 
anlassung meiner Beschwerde sind jedoch die ProtocoUe der 
letsten Conferenzen über die deutsche Constitution. In wie 
fern es thuidich gewesen wäre, sie zu den Acten zu schreiben, 
will ich dahin gestellt seyn lassen. Es gab damals der 
Schreibereyen vi^^l . und des\veir<^ri bestand ich nicht auf 
doppelter Ausfertigung der Protocolle sammt Beylagen, da- 
gegen gab ich ihm gemessenst auf, wenigstens für ein voll- 
ständiges Exemplar der i'rotocolle, noch während seines 
Aufenthalts in Wien Sorge zu tragen ; und er versprach 
mir, solches zu thun. Bey genauer Durchsicht der theils 
mir überlieferten, theils nach meiner Abreise hieher ge- 
schickten Protocolls Beylagen, fand ich indessen nicht nur 
dasz er das Verzeichnisz der Beylagen nachlässig verfertigt, 
und bey der 8ten 7ten und lOten Conferenz, Beylagen auf- 
zuführen unterlassen habe, sondern auch dass ausser diesen, 
von denen von ihm bezeichneten Mehrere fehlen. [Dieselben 
sind aber in dem betreffenden Acteniascikel alle yorhanden 
und scheinen nicht erst nachträglich er^^änzt zu sein.] Ich 
liesz ihn vor etlichen Ta^g^en zu mir entbieten um ihm diese 
Nachlässigkeit zu verweisen, zu meinem Erstaunen erwiderte 
er mir aber,: nachdem er Ew. Königliche Hoheit gebeten, 
ihn von der Stelle eines Legations Becretärs zu dispensiren, 
80 habe er keinerley Vorw'ürfe von mir anzuhören ; hätte 
ich eine gegründete Beschwerde gegen ihn, so möge ich 
solche bey Allerhöchst Denenselben anbringen. — Dieses 
geschiehet denn hiermit. Der Beweis seiner Saum- 
seeligkeit und Nachlässigkeit liegt in dem bejge* 



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Anmerkongeu zu B. I S. 5 — 6. 143 



schlossenen von ihm an^i^etzten Elenchns der Protocolls 
Beylaffen, und meine allerunterthäniffste Bitte geht dahin: 
dasz ihm der Verweis, zu dessen Ertneilung er mich nicht 
mehr berechtigt glaubt, allerhöchsten Orts, nebst dem ge- 
messensten Auftrag ertheilt werde , schleunigist lür Bey- 
briü^ung aller iehJenden Protocolk Bey lagen zu sorgen, 
inxwuchen aber während seiner jetzigen yollkommenen 
QeschftftBfrejheit , s&mmtliche Protooolle nnd Beylagen« 
welche snin Behuf der Arbeiten der Bundes Versamlung 
durchaus nothwendig sind, noch einmal sauber absnschreibeiif 
Ich bestehe in tiefster Submission etc/ 

Darauf erfolgte nachstehende allerhöchste Resolution: 
,Wilhelmahöhe d. Ifi. Aug. 1815: Dem Legations Secretair 
Grimm wird allergniidigst befohlen, nicht nnr die nnch dorn 
anliegenden Auszug aus dem eingeöchiciiten Elenckus 
fehlenden Beilagen der Wiener Protokolle, sondern auch 
eine vollständige Abschrift sämtlicher Protokolle und Bei- 
lagen annoch zu tetigen nnd einsnreiehen.* t. Lepel 
wurde hiervon Nachricht gegeben. Hierzu gehört noch die 
Bd. II S. 100 no. 1. abgedruckte Resolution vom 26. Aug., 
welche auf J. Gr's. zurückgegebnes Gesuch um die 2te Bib- 
liothekar- und die Hofarchivarst^lie erfolgt war. [J. Gr. war 
also im Irrthum wenn er am 21. Oct. 1815 (S. 478) an 
W. schreibt, es liege über sein Gesuch um die Biblio- 
thekarstelle in den Acten nichts mehr voi.J Ausgeführt 
scheint übrigens die Resol. nicht zn sein , da ja bereits am 
9. Sept. J. 9.*s Absendung nach Paris gemeldet wird (s. 
Bd. n S. 14 1.). Höchstens könnte die in der Anm. zu 
S. 4 no. 9 angeführte Bes. vom 15. Sept. 1815 andeuten, 
dacq die Zahlung seines Gehaltes zeitweise sistirt war. — 
i'ic l'rotocolle fibor dio Conferenzen , die Feststellung des 
deutschen Bundes betretend, von denen die Beschwerde 
V. LepeFs spricht, sind auf dem Marburger Archiv erhalten. 
Nur wenige der Beilagen sind von Grimm's Hand, dagegen 
sind die sehr amfan^eichen ProtocoUe von ihm sehr sanber 
geschrieben. Auf diese seine Schreiberarbeit bezieht sich 
Grimm in no. 10 S. 6. Vgl. dazn auch seinen Brief an W, 
V. 23. Nov. 1814 (S. 387), worin er sich auch schon abtälHg 
über V. Lepel ausspricht, von dem er vermuthet, dn^^? er es 
gewesen, der ihn bei dem Kurfürsten nach Wilhcim's Brief 
vom 12. Nov. 1814 (S. 384) angeschwäorzt hatte; vgl. auch 
Bd. Ii S. 73. 

S. 6 ff. no. IL] Anf dem Gesnch findet sich der Yer- 
merk: »Besol. Cassel d. 24. Not. 1815: Bleibt offen.« Dar- 
unter mit Bleistift: »Als erledigt ad acta 16/4 1816." Tgl. 
Bd. n S. 72 £ 



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144 Anmerkungen zu 6. 1 8. 8 — 13. 

S. 8 no. 12] Dap Gesach trägt folgenden Bleistift- 
vermerk: „Zm Laudesbibl. absngeben. 16/4 16." Ygl. Bd. II 
S. 100 no. 2. 

S. 9 no. 18 n. 8. 10 no. 14.] Charlotte liamus war 
damals aehon mit Dr. B a n e r (vgl. S. 136 n. F^eundesbr. 8. 79) 
verlobt (8. 168.) Bure Hochxeit &iid am 21. Oct. ISlSstatt (vgl. 
S. 131), Bauer starb als Obermedicinalrath am 18. April 
1835, seine Frau am 12. Jan. 1858. Ihre Tochter ist die 
Gern ahlin des Herrn G eh . 0>>erjustizrath S c h n U h e i ß , 
derzf it Präsident des königi. Landgerichte in Mar bur^^'. Von 
ihm wurden mir die Originale von no. 13 und 14 freund- 
lichst mitgetheilt. Briefe von Bauer oder seiner Frau an 
^e Br&der Gr. sind nicht erhalten. 

S. 11 no. 15J Das Original dieses Briefes ist mir von 
Arcluyrath Dr. Könnecke freundlichst snr Terfugung ge- 
stellt worden. Prof. G ö d e k e stand seit 1887 mit J. Gr. in 
brieflichem Verkehr, 1855 besuchte ihn J. in Celle. Die 

zahlreichen an ihn gerichteten Briefe von Jacob mag Prot 
Göfleke, wie er mir schreibt, der Oeffentlichkeit nicht über- 
geben. In einem noch ungedrackten Brief an Pertz vom 
7. Dec. 1858 verwendet sich J. Gr. in warmer Weise für 
Gödeke, hat dabei, wie mir Herr Prof. Gödeke ebenfalls 
mittheilt, allerdings ans HersensgUte etwas dnnkle Farben 
über dessen damalige Lage ffewänlt. (vgL wegen d. Grimm- 
Briefe an Pertz Anm. m cL 267.) 

S. 12 Z. 13 V. u. handiertj b. scandiert. 

S. 13 ff. no 16 — 7.] Diese Briefe an S. Berlit wurden mir 
vom Sohne des Adressaten Herrn Gymnasialoberlehrer Georg 
Berlit in Leipzig gütigst zugestellt. Derselbe machte mir 
auch freundlichst noch folgende Mittheiluugen : rDie an 
meinen Täter gerichteten Briefe Jacob Grimm*s sind eigent- 
lich nnr wie dnrch einen Zufall erhalten worden. Ichhabe 
als Sekundaner die Briefe einmal aus alten Gerümpel vom 
Boden aufgelesen. Geboren ist raein Vater den 7. Febr. 
1808, als Sohn eines armen Leinewe^pr- in Kleinschmal- 
kalden, studirt hat er in Marburg Theologie, ohne Zweifel 
aber auch neuere Sprachen. Mit Interesse scheint sich seiner 
Vilmar angenommen zu haben , wenigstens erfreute er sich 
seines Rates als er Mai 1841 ein Gymnadallehrer-Ezamen 
in Kassel ablegte. Zuvor, vom Dec. 1835 an, war er mehrere 
Jahre Hanslehrer in Frankfbrt a/M. gewesen. Von hier aus 
wandte er sich an J. Grimm um Rat wegen deutscher 
Studien. Seit 1840 war er in Hersfeld am Gymnasium als 
Lehrer des Französischen u. s. w. ; um diese Zeit verheirathete 
er sich und hatte dann später für den Unterhalt einer zahl- 
reichen Familie zu sorgen, wodui'ch er an grösserer wissen- 



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Anmerkungen zu ß. I S. 13 — 16. 



145 



Bcbaftlicber Betbätigung gebindert wurde. Docb bat er 

umftTTiijreiche , jetzt allorain^^'^ worthlose, Vorarbeiten zu 
einem mbd. Handwörtorbuche hinterlassen, IS"! den mhd, 
• Weinschwelg* übersetzt (Kassel, Raabe), ebenso aucb 
Stricker's Schelmenstreiche des Pfatfen Ameis (Leipzig, 
O. Wigand 1851), üebersetzungen, die es noch heute mit 
jeder ähnlichen an&ehmen. Eine weitere üebersetmngaiu 
dem Flämischen „der Kaufmannsdiener* von P. F. van 
Kerckhoven erschien schon Kassel 1850. Auch ein ganz 
ausführliches Glossar zu Andreas und Elene, von welchen 
Gedichten ihm J. Grimm nach Brief 16 einen Correetur^ 
bogen übcrsandt hatte, hat ersieh angeJegt gehabt. Seine 
Teilnahme an der Bewegung der 40er Jahre (er gab 2 Jahre 
hindurch den Hessenboten heraus, und war auch 185? jUit- 
glied des Landtags) brachte ihm in der Zeit der Beaction 
oie Redncinmg seines Gehaltes am ^« Auch mit Vilmar 
kam er dnrch die Politik anseinander. Dennoch gedenkt 
dieser seiner mit Anerkennung in seinem Idiotikon. Im 
Oct. 1855 starb mein Vater.* Die Gegenbriefe B's. fehlen. 

S. 13. B 0 s w 0 r t b.] A Dictionary of tbe Anglo-Saxon Lan- 

guage 1838. Als Assistent v. Bosworth habe ich die Richtiprkeit 
von Grimin's Urtheil nur zuaehr kP7inen gelernt. Bekannt- 
lich erscheint jetzt nach B.'s Tode eine neue, von Toller 
besorgte Ausgabe, an der B. lange bat arbeiten lassen, aber 
ohne eigentlich neues Material herbeizuschaffen, als ge- 
legentlich eine Eraftstelle ans einer ags. Predigt. ToUer 
selbst scheint das yersSrUmte etwas nachgeholt zu haben 
(vgl. Litteraturbl. f. germ. u. rom. Philol. 1882 S. 386 ff.). 

R ask.] Der Briefwechsel d. Brüder Gr. mit Rask 1 1832 
steht in E. Scbmidt's Sammlung: Briefw. d. Br. Gr. mit 
nordischen Gelehrten. Berlin 1R^5. Er reicht von 1811 — 26, 
wo er in Folge einer literarischen Fehde plötzlich abge- 
brochen wurde. Die erste (dänische) Ausgabe d. Grammatik 
erschien 1817. 

S. 14. Leo] Beownlf . . . nach seinem Inhalte n. nach 

s. bist. u. mythol. Beziehungen betrachtet. Halle 1839. 

ich lasse 2 bedeutende ags. gedichte drucken] 
Andreas u. Elene, hrsg. v. J. Grimm, Kassel 18dO. 

• S. 16 no. 18 — 20.] Diese Briefe sind hier nach Dr. A. 
Duncker's Veröffentlichung in der Hanauer Zeitung vom 
24. Januar 1885 no. 2u wiederholt. In einer spateren 
Kummer derselben Zt-itung, welche mir nicht vorliegt, ist 
auch daa (S. 19 oben) erwähnte Blatt für Fhilippine Höne, 
eine Verwandte der Brüder, abgedruckt. — Zu diesen be- 
sonders wegen der darin enthaltenen Jugenderinnerungen 
interessanten Briefen ist ein Brief Jacobs an seinen Bruder 

E. BtengeL Aeten der Brüder Orlnun. 10 



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146 



Anmerkuugen zu B. 1 S. 10. 



Ferdin. v. 2G. Felir. 1829 zu vergleichen, ab^^edruckt in den 
klein. iSch ritten 1, 28 if. — Die drei Gegenbriete v. Frl. Louise 
Gies V. 26. 12. 58, 16. ;i. r)9, 29. 12. 59 sind erhalten. Aus 
Br. 2 folgende Stelle: ,lhre Mittheilung! Sie seien nicht in 
unsern Hause geboren, enttäuschte uns ; nichts destoweniger 
waren wir eifrig bestrebt, nach Ihrer wahren Geburtsstätte 
KU forschen. Mein Vater, welcher sich warm fär die Sache 
interessirt, Fk ^s in den Kirchenbüchern durch seinen Frennd, 
den Herrn Metropolitan Calaminus , Nachforschungen an- 
stellen, deren Resultat jedoch nur dio boifolf^ondp, Ihre von 
Ber<7en nnd Hanau stammenden Voreltern Ijetrt'tiVnde, Ur- 
kunde war. Vielleicht ist ea iiineu von eini«^em Intere>?e. 
dieselbe zu besitzen. Unter weiteren erlolgloyen Er Kün- 
digungen vergingen alsdann Tage, Wochen, selbst Monate. 
Da brachte uns ein glückliches Znsammentreffen von Um- 
ständen auf eineSpnr, welche uns endlich zum Ziele führte. 
Vater hatte sich schon yor einiger Zeit an die ältesten Be- 
wohner und Bewohnerinnen Hanaus pfewandt, in der Hoff- 
nung in dem guten Gedächtniss derselben Auskunftsquellen 
zu entdecken. Auch dies schien erfolglos; bis endlich eine 
alte Dame ihm niittheilte, es lebe hier in Hanau noch eine 
Cousine der Gebrüder Grimm, welche vielleicht im Stande 
sein dürfte, nns das Gebnrtshans derselben anzngebexi. — 
Vater begab sich za derselben, nnd fand in Frl. H5hn[e] 
eine 82jährige Matrone, deren lebhafter Geist nnd gutes Ge- 
dächtniss den mangelhaften Kirchenbüchern zu Hülfe kam. 
Dieselbe theilte ihm mit, dass die Gebrüder Jacob und 
Wilhelm Grimm in dem jetzigen Polizeigebäude, einom 
grossen Hause an der JSüdseite des Paradeplat/es. preboren 
seien. Frl. Höhn[e] erinnerte sich noch sehr genau, dass Ihr 
Herr Vater selig seine junge Fran in dies aaxiB eingeführt, 
daselbst einige Jahre gewohnt habe, nnd alsdann in das jetet 
uns zugehörende Haus gezogen sei. Ihre Angabe bezüglich 
Ihres Geburtshauses war also xiemlich richtig; das jetzig 
Polizeigebäude ist das 4te Haus von dem Weissen Löwen. 
Wir glaubten, es würde Ihnen vielleicht einiges Vergnüg-en 
machen, eine Ansicht Ihrer Geburtsstätte zu oesitzen, lieber 
Herr ; daher Hessen wir beifolgende recht treue, wenn auch 
nicht nach allen liegein der Kunst ausgeführte Photographie 
anfctrtigen.* — Von no. 18 stehen einige Stellen bereite in 
der Angsb. AUg. Z. t. 9. 3. 70 S. 1085 f. in der Antiqua- 
schrift des Originals. Abweichend steht . da rbegränzten 
Hof* (S. 16 Z. 12 V. u.) ,rathh ausgarten; im rathhaushofe* 
(ib. Z. 10), ,oft." (ib. Z. 9), ^lange** (ib. Z. 7). Die beiden 
letzten Sätze des letzten Absatees anf S. 17 f. sind um- 
gestellt. 



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Anmerkungen asn B. I S. 16—19. 147 



S. 16. Steinau.] vgl. S. 226 , 247 und Brief Jacobs 

an Lach mann vom 10. Juni 1823 (s. Briefwr, d, Frhrn. von 
Meusebach S. 361) und einen Brief JacoVs an Wilhelm 
(Briefwechsel aus d. Jugendzeit S. 469). 

S. 16. Hanau.] Üeber die Erinnemngen der Brüder 
an Hanau und ihre Besuche vgl. einen I^rief W.'s an Jacob 
vom 14. Oct. 1815 (Briefw. a, d. Jugendzeit S. 47(1), fernor 
einen Brief Jacobs an v. Meusebach vom 26. Nov. 1831 (s. 
Briefireclisel S. 139 no. 67) sowie über Jugenderinnerungen 
V. J. Grimm in Germ. XIII, 367, 

S. 17. Oelbild.] Dieses kleine Oelbild ist jetzt im 
Besitze des Herrn ßeconde-Lieutenants und Adjutanten im 
11. Artillerie-Regiment, Otto Victor Kühne zn Fritzlar, der 
mit einer Grossnicbte Jacob Grimms . einer Knkelin .meines 
Bruders Liirlwig, vermählt ist. Herr Lieutenant Kühne war 
so ircundlicli , das Original 7A1 der auf die Brüder Grimm 
nnd ihre Verwandten und Freunde bezüglichen Ausstellung 
von Bildern» Drucken und Autographen zu senden, die vom 
4. bis 17. Januar in der Landesbibliothek zu Kassel statt- 
fand. Das von Jacob Fräulein Gies geschenkte Bild war 
eine Badirung nach jenem Oelgemälde, die Ludwig Grimm, 
als Kupferstecher ein ganz ausgezeichneter Künstler, an- 
fertigte. Der Maler des Oelbildes, von Jacob mit Urlaub 
bezeichnet, war ohne Zweifel unter den verschiedenen Miilern 
ditjses Namens Georg Carl Urlaub, der 1787 in Hanau lebte. 
[Anm. von A. Duncker.] — Weiteres über Urlaub s. in Hof- 
meister^B Nachrichten Über Künstler etc., herausgeg. y. G. 
Prior. Hannover 1885. 

S. 18. mit dem Bilde] Die Photographie seines 
Geburtshauses am Paradeplatz no. 1. Es ist bekanntlich 
1870 mit den Bronzerelie& der Brüder von A. v. Nordheim 
geschmückt. Das Haus in der Langgasse trägt jetzt no. 41. 

S. 19. eine wahre Geschieht e.] vgl. Freundes- 
briefe S. 189: ,,Sie haben wohl von dem Märchengroschen 
gelesen , den uns ein kleines Mädchen brachte ; die Ge- 
schichte hat die Runde in den Zeitungen gemacht. Man 

Slaubt sie sei erfunden, sie ist aber wahr. & war ein feines 
[ind mit schönen Augen. Es war erst bei dem Jacob, dann 
brächte es Dortchen zu mir. Es hatte das Märchenbuch 
unter dem Arm und fragte : *darf ich Ihnen etwas daraus 
vorlesen?' und las dann das Märchen, an dessen Schlusz 
steht 'wers nicht glaubt bezahlt einen Thaler', gut und mit 
natürlichem Ausdruck. 'Da ich es nun nicht glaube , so 
musz ich Ihnen einen Thaier bezahlen, ich erhalte aber 
nicht viel Taschengeld und kann es nicht auf einmal ab- 
tragen.* Es holte aus seinem Hosageldtäschchen einen 

10* 



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148 



Anmerkungen zu B. I S. 19 — 20. 



Groschen und reichte mir ihn hin. Ich sagte 'ich will Dir 
den Groschen wiederschenken.' 'Nein\ antwortete es, 'die 
Mama sagt, Geld dürfe man nicht sroschenkt nehmen.' Dann 
nahm artig den Abnchied.'* Diese Darstellung ist vom 
2. März 1859. Sie wird durch einen (ib. S. 253) von Reiffer- 
scheid wieder abgedruckten Bericht der Kölnitichen Zeitung 
(bo. ?) ergänzt, der indessen zurechtgemacht ist, da der 
Abschluss jedenfalls erst bei Wilhelm gespielt hat, w&hrend 
der Zeitung nach die ganze Scene als in Jacobs Zimmer 
spielend geschildert wird. Die Biographien reprodaciren 
meist die drastischere Zeitongsnachrichtt 

S. 19. Zwei 1815 n. 1845 ge^iiachte Zeich- 
nungen.] Beides Radiningen Ludwig UnminV'. Die vnn 
1815 stellt Jacob en face im Mantelals kiirhes.s. Legations- 
sekretär dar, die von 1845 Jacob und Wilhelm im Profil. 
Die letztgenannte Radirung diente A. v. Nordheim bei 
der Anfertigung seines Medaillons am Oebnrtshanse zur 
Grundlage. [Anm. v. A. Dnnker.] 

kleine Schrift] B. Denhard*s .Die Gebrüder 
Grimm*. Ein Vortrag. Hanau 1860. [Anm. v. A. D.} 

S. 20. Eine Photographie.] Sie stellt Jacob in 
ganzer Figur, mit dem Hute auf dem Kopfe dar. Sie war, 
ebenso wie die vorher erwähnten Bilder, mit einer grösseren 
Anzahl anderer Photographien, Zeichnungen und Radiningen 
des Brüderpaares in der Kasseler Grimm-Ausstellung ver- 
treten. [Anm. V. A. D.J 

S. 20 no. 21.] Herrn Prof. Oetker in Bonn, der mir 
den Brief freundliclist mittbfn'lfe. verdanke ich auch folgende 
Erläuterung dessell'^n : Zur Zeit des zweiten kurhessischen 
Verfassungskampfes \^vun 1859 bis Juni 1862) erschien in der 
von Friedrich Oetker redigirten „Hessischen Morgenzeitung* 
am 9. Febr. 1860 ein Artikel, an dessen Schlüsse es hiess: 
^Wir haben den Znstand des deutschen Bundes in's Auge 

fsfasst. Wir fanden diesen Zustand in vieler Hinsicht 
eillos. Läncrst hat sich Alles in der Weit ringsumher 
geändert, nur in dem Eschenheimer F^nlaste ist Allrs beim 
Alten geblieben, da spukt noch immer ilerr von Linde und 
macht mit seinen guten Freunden reactionäre Beschlüsse für 
Deutschland/ In dem Ausdrucke „spuken"* erblickte der Staats- 
nroknrator eine Beleidigung des liechtensteinVhen Bundes- 
tagsgesandten V. Linde, und Oetker ward unter Anklage 
gestellt. „Der Spuk-, erzählt Oetker in Nord und Süd XI. 
ö. 186, „ward mit heiterer (Gründlichkeit behandelt, sogar 
die Bprachliche Belesenheit und Autorität lacob Grinim's 
nahm ich zu Hülfe. (No. 21 enthält die Auskunft Grimm's.) 



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Anmerknngen tn B. I 8. 20 — 24. 



149 



Am 2. Noveniljer stand der VerhandlunofstermiTi. Allein 
weder die Benutzung dieser Mittheilungen noch die Beru- 
fung auf Goethe: 

Tom Vater hab ich die Statur, 

Des Lebens ernstes Führen, 

Vom Mutterchen die Frobnatar 

Die Lust zu fabnliren, 

Grossvater war den Schönen hold, 

Das spukt so hin und wieder' 
vermochte das Vcrhängniss abzuwenden. Der 'Spuk' kostete 
50 Thaler. — Der Fragebrief Oetkers fehlt, statt dessen findet 
dcb-Ton ihm in der Grimm-Gorrespondenz ein Br. 11. 
55 aus Brakel, als Begleitschreiben, bei Übersendung seines 
Buches über Helgoland. 

S. 22—3 no. 22 — 8] sind mir von Herrn Landgerichts- 

director Dahlmann mitgetheilt. Dorothea, seine 
Schwester heirathete 22 Jahr alt am 22. Nov. 1844 den 
späteren Abgeordneten Prof. T;. Reyscher (nicht Keysiher, 
wie S. 28 verdruckt ist) in Tübingen (vgl. das von ihm ver- 
fasste als Ms. gedruckte R-eyscher'sche Familien inich, Cann- 
btatt 1869 S. 108). Ihre Tochter Luise (vgl. kio/ wurde 
nach dem Tode ihrer Mntter (Dec 1847) von ihren Gross- 
eltem Dahlmann in Bonn erzogen und kehrte erst im Herbst 
1861 nach des Gross vaters Tode (5. Dec. 1860) in das väter- 
liche Haus zurück, heirathete 1865 den Dr. E. Veiel, ist aber 
seit 1^*^4 verwittwpf. Der Briefwechsel zwischen Chr. Dahl- 
iiiiiiiii und den Brüdern ist Anfang ISS^ von Dr. Ippel vcr- 
öiientlicht. Die hohe Achtung der Brüder vor Dahlmann 
findet auch an verschiedenen St^illen unserer Briefe Aus- 
druck (vgl. oben S. 114, 120, 267; ausserdem Freundesbr. 
S. 138 n. Briefv. mit Meusebach 8. 865). — Unbekannt 
dürfte es sein, dass die Marburger phü. Faeultät nach der 
Vertreibung der Göttinger Sieben, im Mäiz 1838 Dahl- 
mann für die Professur der Nationalökonomie vorschlug, 
allerdings nicht wie Hupfeld wollte, allein, sondern neben 
ibm noch zwei andere Candidaten: Hansen und Schön. Im 
beuat wurdp dann freilich Dahlmann'« Name gestrichen. 

S. 24 f. no. 24 if.] Diese Briefe sind mir von den Kindern 
des ältesten Sohnes des Adressaten freundlichst übergeben 
worden, ansser no. 86 und 37, welche mir das Pathenkind 
der Brüder Grimm Herr Kaufmann Ferdinand Bang in 
Marburg zustellte. No« 53 erhielt ich durch Yermittiiuig 
Hf'r Frl. Minna Bang in Wildungen von Herrn Amtmann 
Hille in Darmstadt , der mir später noch einen Briet von 
J. Gr. an Bang in Abschrift zustellte, welchen ich weiter 
Unten (Anm. zu S. 105 no. 55 a.) mittheile. 

\ 



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150 



.Anmerkungen zu B. I S. 24. 



Bang] Joh. Heinr. Christ, vgl. Brief J. Gr.'s an von 
Meusebacn (Briefwechsel S. 342 Anm. zu S. 82). Herrn 

Amtmann Hille, einem Schüler des ^alten Bang* verdanke ich 
folg-cnde Angaben über denselben. Er war der Sohn des 
als Philolo^ gloichfiills bekannton Pfarrer*: Mn£fister Job. 
Christ. Baii,«^' in (iossicklen, des Freundes von Wittenbach. 
Seine ]\Inltur Marie (jkristina war eine geb. Conradi. Er 
war am 14. Auj». 1774 geb. und wurde auf der Latina der 
Franke'schen Stiftungen in Halle ausgebildet, studirte dann 
1793^5 in Göttingen und wurde wahrscheinlich 1798 ordiniri. 
Von dieser Zeit an wird er seinem Vater, der 1803 starb, 
assistii-t haben. Am 18. Mai 1804 heirathete er Sophie 
Kleeberger aus Bottenhausen , welche 1784 geboren war. 
Aus dieser Ehe entsprossen 12 Kin<]<T. Ein Vetter Bang's 
war der Heidelberger F. Crenzer, der eben;^o wie»Savigny von 
dem Mag. Bang im Grieclnscljen unterrichtet war. Beide ver- 
kehrten viel im iiaus, ebenso Prof. Loiuadi, der ebemalis 
Bang's Vetter war. Durch Savigny wurden auch die Brentano*s 
nndUrimm^B mit ihm bekannt und so erfreute sich das Pfarr- 
haus in Go.<sfelden geraume Zeit eines beneidenswerthen 
geistigen Verkehrs. Das von Bang hier ins Leben gerufene 
Institut genofs einen gnten Knf im'l ruhte auf streng humanisti- 
scher B:i is. Xf r.i rt^ Literatur und Literatnrge.^chichte war 
vüUii^' ausgescbiossen. (Vgl. dazu J. Gr.'s analoge Ansichten 
S. 84 f.) 1821 am 1. Sept. wurde Bang von der phil. Fakul- 
tät in Marburg der Doctortitel ertheilt, 1839 wurde er nach 
Haina bei Rosenthal als Oberpfarrer versetzt und starb da- 
selbst am 2. Sept. 1851. Aus seinen Briefen an die Brüder, 
von welchen 34 erhalten sind, ergiebt sich, dass kaum einer 
der Grimm-Briefe an ihn verloren ist, fnur zwischen no. 49 
u. 50 fehlt mindestens ein Br. ; vgl. Anm. zu S. 286) \ind 
dass die Corres])ondenz wohl mit der Übersiedlung der 
Brüder nach Berlin aufhörte. Auch mit .Savigny und Creuzer 
unterhielt Bang einen ununterbrochenen Briefwechsel. 

S. 24 no. 24] erwidert auf B.'s Br. 1. v. 25. 2. 1814, 
worin er die Subscribcnteiiiiste von S, 25 mittheilt, die sich 
danach erfiH&nsen lässt: 1) Wilhelm Krücke, Stud. Theal. aus 
Detmold; 2) Dickerhof, Stud. Theol. aus d. Grafschaft Marb. ; 

3) Stud. TheoL aus Elberfeld; 4) u. 5) Stud.; 6) WUh. 
Theobald, Cand. d. Theol. aus NicKlerrodenbach ; 7} Wilb. 
Weis7 , Cand. d. Theol. aus Hof^rpisraar; ^) T. G. C. Bang-, 
Pfancr vn Goszfelden; 9) in Marburg; 10) m Groszseelheim ; 
11) ^Veiiiwirth (also nicht wie gedruckt: Vdecan) Creuzer 
in Marburg; und am Schluss sagt: rZu Ihrer Anstellung an 
der Bibl. wünsche ich den Wissenschaften Glück, und auch 
— wenn Sie es von einem Landpfarrer annehmen wollen^ 



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Anmerkimgen zu B. I S. 24—26. 1 51 



iniifc;n selbst.** — Auf no. 24 erwidert B.'s Br. 2. vom 18. 5. 
1814, in welchem er das Geld für den »Armen Heinrich** 
überscbickt, von dem Znsammentr^en mit einem von W/a 

Brüdern in Marburg spricht, und W. ersucht, für die Er- 
haltung Conradis in Marburg (vgl. S. 26) zu wirken. »Wann 

wird man, wann werden doch dio Fiir^^ton u. die. welche in 
ihrem Ruth sitzen, einsehen, das2r groszentheils die wahren 
Gelehrten den deutschen Geist wach erhalten haben? Mir 
scheints, als thue man das in Frenssen seit der Gründung 
der Universität Berlin.** 

S. 24 — 26. Arme Heinrich.] Vgl. Briefe aus der 
Jugendzeit S. 319, Freundesbriefe 8. 207, Briefe v. J. Gr. an 
Tjdeman S. 136, Anm. zu S. 59. Den Aufruf u. die Vor- 
rede s. in W.'s Kleineren Schriften II 504 f. 

S. 24. Conradi, Prof.] ans Marburg gebürtig, bis 1814 
Prof. in Marburg, gieng dann nach HeidelbprjT und 1823 
nach Göttingen, wo er sich mit des Philos. Schulze Tochter 
Ende 1823 verlobte. J. Gr. erwähnt seiner gegenüber seinem 
Bruder schon den 11. April 1805, so duas Letzterer schon 
damals auf sehr vertrautem Fuss mit ihm gestanden haben 
muss. Er hatte ^sses Zutrauen zu ihm als Arzt und be- 
suchte ihn 1815 in Heidelberg (vgl. Bd. II. S. 7 no. 4 und 
Wilhelm's Autobiogi*. bei Justi S. 170). In Göttingen ver- 
kehrten die Brüder auch mit ihm, doch entfremdeten sie 
sich späterhin. — Der Brief, auf welchen Wilhelm hier 
anspielt, ist erhalten und vom 27. 1. 1814 datirt. C. 
bezieht sich darin auf einen Brief W.'s und theilt das vor- 
läufige Besultat seiner Snbscribentensammlung fib* d. armen 
Heinrich mit; ausser ihm: Primarius Anioldi, JP^f. Greuzer, 
Snperint.Ju8ti. Pfarrer Usener, Con6i8t.-R. Wachler. Letzterer 
baue die Studenten im CoUeg ermuntert. Viele Andere 
machten Ausflüchte. 

S. 24. einer meiner beiden Brüder] Karl oder 
Ludwig. Vgl. II. S. 4, Br. ans der Jugendzeit S. 248, 259, 
Freundesbr. S. 20, Br. v. Wilh. au Ferd. v. 31. Jan. 1814 in 
der Biogr. Ludw. Grimmas in Erscb u* Gr.^a Üncjcl. (S.309). 

S. 25. ein dritter ist bei den B ai er nj Ferdinand 
(▼gl. Acten S. 5 u. Br. aus der Jugendzeit S. 248). 

S. 26. Krieger,] Joh. Konr. Chr., Universitäts-Buch- 
händler und Drucker, seit 1783 in Marburg. S. über ihn 
Jnsti, Grundlage zu e. hess. Gelehrten- etc. Geschichte von 
1806-1830. Marb. 1831. S. 870—2. 

S. 26. wie wenig sind die frischen u. jugend- 
lichen Hoffnungen erfüllt.] VgL Freundesbriefe S. 80 
^e ähnlichen Aeusserungen J. Gr.*s an A. ▼. Haxthausen 
T. 4 Seiyt. 1815 u. eb. S. 206 die an E. v. Groote y. 1.Not. 



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152 Anmerkimgeii za B. 1 S. 27—28. 



1816, sowie die an Tydeman v. 5. Mai 1815 (Briefe an Tjd. 
S. 54); vgl. auch Anm.'za S. B no. 4. 

S.27. Ich bin Willens nach Frankf. zu reisen.] 
Vgl. Freundesbriefe S. 28, 35 ff., femer Briefir. cL Brtlder 
ans der .Tug. S. 474 ff. 

S. 27. Savigny,] Fr. Karl v., derjenige der Marbnrj^pr 
Rechtslehrer, welchem die Brüder Griram am meisten ver- 
dankten und mit welchem sie dauernde Freundschaft ver- 
knüpfte (Vgl. Anm. zu S. 107 u. Briefe an Meusebach S. 335 
ff.)* hatte auch mit Bang und dessen Vater intimen 
Verkehr (s. Anm. zu S. 24). Seine Frau Kunigunde (gewöhn!, 
genannt ,Gundel*) war eine Brentano. Den £influss dieser 
aufgeregten Frau und eifrigen Katholikin auf S. schildern 
die Brüaer u. Ban«^ als einen unglücklichen, ebenso Lachmann 
(Briefw. V. Meusebach mit J. u. W. Gr. b. 3-Jl, Anm. z. S. 40, 
vgl. ib. S. 369). Leider habe ich nicht vermocht mir die 
jedeniaila interessanten Briefe der Brüder an S. zu ver- 
schaffen« (Einer derselben steht in den Anm. des Meusebach- 
scheu Briefwechsels S. 358. Er ist yom 25. 1. 31 datirt.) 
Auf meine briefliche Anfrage an einen Nachkommen S.*s 
ist jegliche Antwort ausgeblieben, lieber S. vgl. Enneccerus* 
Festschrift ^liirbnrfTf 1879. Auch v. "Monsebach. der witzige 
Freund der iküder, trat später mit S. m nähere Beziehungen, 
namentlich seit beide Mitglieder des Kassationshotes in 
Berlin waren (vgl. Briefw. des Freih. v. M. mit J. u. W. Gr. 
S. 842). 

S. 28 no. 26] darauf erwidert B.'s Br. 3. v. 18. 6. 1816 : 
Bank für die Sagen, Bitte um die Mährchen, Uebersendung 
der Bibelstellen in die Mundart „meines Kirchspiels über- 
setzt. Die Variationen sind unendlich, immer eine andere, 
sowie man über einen Berg hinüberschreitet. Es ist aber 
schwer für den Ungeübten Mundarten gehörig mit Zeichen 
wiedergeben zu können. Euch = Ich dürfen Sie nicht 
aussprechen wie euch =• vobis, sondern müssen sozu- 
sagen, es weit dunkler betonen. . . . Bald sollen aber auch 
Sagen kommmi. Jene gute gesunde Zeit, wo mir . . nur 
allein die deutsche Bibel u. der Nepos u. die Odyssee in 
Händen waren, wo mir die unkindlichen Kinderschriffcen 
mit ihren Geschmacklosigkeiten u. den dummen realistischen 
Auskramuni^^en da?i nnhekannteste l>inrr von der Welt oliehen, 
wo aber mit Heiszhunger u. unnennlKirer Sehnsucht die Er- 
zählungen der Mä^de u. Knechte von Prinzen u. Biesen u. 
Geistern etc. versclilungen wurden — diese Zeiten sind mir 
noch in gutem Andenken.* . . . Bang bittet dann sein 
iPrivatinstitut fOr solche, die studiren wollen, eu empfehlen, 
erzählt dasB Creuzer aus Heidelberg, aus Dankbarkeit für 



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Anmerkungen zn B. I 3. 28-^. 153 



seine Wiederaufnahme in H. 1809, nicht nach Göttingen 
gehen wolle, wohin Heynianer u. Anti-Heynianer ihn wollten. 
Goetliii Tractatiui Kunst am Rhein n. Mavn hat viel 
Schönes n. Wahres aber es strömt anch darin alles über Ton 
einer vornehmen Zufriedenheit mit allem, Güte u. Sehens- 
würdigkeit (?) u. Ministerlentseeligkeit, dasz einem bange 
werden kann " 

S. 28. Ein Sprachforscher,] Radlof, vgl. S. 29, 
Freundesbriefe S. 210 f., Briefe J. Gr/s anTydemannS. 133, 
Briefe v. K. v. Meusebach an J. u. W. Grimm S. 322 ; und 
die 1820 veröfi'entiichte öffentliche Erklärung über den Prof. 
extiaord. Radlof in Bonn in J. Gr.*8 kl. Schriften VII, 596. 

S. 29 no. 21] erwidert auf B.'s Br. 4. vom 30. 9. 1816, 
worin er znnächst 4 Sagen sandte, am Nachrichten von 
Sarigny, GL Brentano n. Arnim bat, sowie nm Zusendung 
von Büchern. 

S. 30. Wolke,] Ch. H. , Anleit. zur deutsch. Gesamt- 
sprache etc. Dresden 1812. 8. 460 S. (vgl. ßriefw. mit v. 
Meusebach S. 329 Anm. zu S. 35). 

S. 31. Entdeckung des Niebuhr: Codex re- 
scriptus der Institutionen des Gaius zu Verona] 
v^. S. 41, 51, Briefe v. J. Gr. an T^deman S. 68. 

S. 81. Arnim war gefährlich krankj vgl. S« 151. 

S. 31. Clemens] Brentano. 

S. 82. die Gründung Prags] Schauspiel von 

Clemens Brentano Pesth u. Leipz. 1815. 

S. 33 no. 28] erwidert auf B.'s Br. 5. vom 6. 3. 1817, 
worin er die übersandten Bücher zurückschickt, sich über 
sie ausspricht u. um neue bittet. Von Hadlof heisst es: 
»Ja wohl ist der Mann steif u. eigensinnig, wie alle Gram- 
matiker der Art, die die Sprache als ein todtes Instrument 
ansehen u. daran flicken; daher glaubt er auch thörigt, 
Provokationen an einen Bundestag könnten eingreifen. Aber 
ein Sprachatlas, der dann auch wirklich ein Atlas, mithin 
weit mehr als so ein Bürhlciri wäre, müszte unendlich 
fördern und gar niclit vermuthete Schätze öflnen. Auf ihn 
erst kann eine deutsche Sprachlehre folgen, als wozu irühere 
Versuche nicht viel dienen. Ich hätte wohl Lust bej so 
einem gemeinsamen Unternehmen mit thätig zu seyn. . . 
Er fragt dami ob auch Regen Ton öfiTn, abgeleitet werden 
könnte, wie Eoggen, Strasse von govog, atQöfftg^ lobt Sa- 
rignj's 'Stimmen'. . . . „Sie sind nun Bioliothekarius ? Mich 
freut diese potenzirte Potenz; wäre ich aber ein Curator, 
80 würde ich Sie auf die Universität Marburg schicken, 
"^'^rsteht sich mit einer ^mten Genossenschaft, an der Sie 
ireude hätten. Marburg wird immer leerer u. das Be- 



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154 Aziinerkangexi za B. I & ^3-38. 



deatendere verliert sich, sobald es sich zeigt. Munke geht 
nach Heidelberg.«^ 

S. 83— 4. Golownins Reise] = Begebenlieiteii des 
Capitains ... G. etc. aus d. niss. übersetzt von Dr. C. J. 
Schultz ; vgl. die Anzeige W.'s in seinen Kl. Sehr. I. 560 ff. 

S. M. .Tnnirs Leben] f^emeint i^^t Jung Stüling. 

S. 36. Geriin^^l s. Aum. zu S. 12o. 

Vater] der bekannte hallenser Theolog und Sprach- 
forscher, vgl. Uriefw. m. v. Meusebach S. 332 f. 

S. 87. y. Haustein] Reg.-Bath in Marburg, später 
Begierungsdirector in Hanau und dann Minister in Cassel. 
Er hat sich um das Armenwesen in Marburg verdient ge- 
macbt (vgl. S. 128). 

S. 88 no. 30] erwidert auf B.'sBr. 6. v. 9. 11. 1817: Mit 
ihsot werden die in no. 29 reciamirten Bücher zurückgeschickt 
Chr. Brentano, der 8 Tage bei ihm gewesen, habe sie schon 
mitnelinien ^sollen. Jacob Gr. v Mitte May ]?r»i ihm gewesen. 
Da.« Wesen, welches Chr. Brentano be«?eiötert, habe sehr 
wohlthätig auf ihn gewirkt. Gerade nach Jacob's Abreise 
sey ein Brief v. Savigny gekommen, der auch ein herrliches 
testimonium über Jacob enthalte. Herr Rommel habe mit 
seinem Gaul auf seinen Wanderungen durch Hessen ent^ 
deckt, dasz die Bauern an der Schwalm mit ihren langen 
Haaren u. Pudelmützen eine Colonie aus der Ukraine seien. 
Neue Bitte um Zuweisung von S*"hülern. „Schelling hat 
kürzlich einen Bekannten von feavi^niy gefragt, ob denn iu 
Berlin noch immer die grosse Hinneigung zum Katholicismus 
herrsche, wie sie sich in neueren Schriften offenbart habe? 
Und als dieser weiter inquirirte , zeigte er ihm im Beruf 
S* 160 die Geschichte vom wnnderthätigen Obristasbild. 
Ich mögte wohl fragen, ob der Mann je gewnsst, was Ge- 
schmack u. was Methode sey." — Auf no. 30 antworten B.*b 
Br. 7. u. 8. V. 18. 4. u. 11. 12. 1818, womit die geschickten 
Bücher zurückgehen. Der Anfang von }h'. 8 lautet: ,.Liebe 
Herrn u. Freunde! So inuss ich Sie anreden u. Beyde zu- 
gleich. Ob ich gleich nichts weisz von der Duas u, mein 
Lebstage kein dualistisches System studirt habe, so schweben 
Sie m& doch immer nur in Verbindung, zwej vor Augen 
— n. das geschieht sehr oft* . . . Prof. Börsch in Marburg, 
ein rühriges polyhistorisches Männchen, das auch Ihre 
Studien treibt n. humanissimis anditoribus der 
Nibelunge Liet zu erklären erbötig ist, die'sz Männchen 
kann gar nicht Tmkle werden, so oft es inich sieht, nach 
Ihrer historischen Grammatik zu fragen, ob sie denn endlich 
einmal erscheine; es freue sich, sagt es, dasz endlich einmal 
60 was unternommen sey, u. das gestehe es gerne, wenn es 



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AnmerkQDgen zu B. I S. 38—41. 



gleich sagen müsse, dasz es selbst so eine Aulgabe sich ge- 
maclit, deren Vollendung aber noch weit von der Beife ent- 
fernt sey. Ich sage ihm dann: Macte! so giebts zweyu. 
zwey vermöf][en mehr als Eine. Habe ich recht daran?* 
B. dankt dann für die Bekanntschaft mit Gerling, den er 
f?olir schätze, klagt über die Zu^v5;^el von ProfeRsoron, fragt 
ol) die Fortsetzung der Bilder, von denen ihm Göthe u. 
Wieland, ,i(estoehen von Müller in Weimar, gesehenkt sey, 
an»chali"enöwerth sey, bittet um der Brüder 13ilder, sowie 
um neue Bücher und um Nachrichten von den gemeinsamen 
Freunden. 

S. 39. Ich schicke das Paket an Hrn. Prof. 
Gerling] vgl. S. 129. 

S. 40 f. Clemens [Brentano] ... ist mit einer 
Liebschaft b eschäff tigt.| Aehnlich W. Grimm an 
Görres v. 20. Marz 1817 (Görres Briefe H S. 517). 

S. 41. PiommeL] Dietrich Christoph Rommel, Prof. 
der Philol. u. Geschichte in Marburg (vgl. Jugendbr. S, 29, 
4öj, eine Zeit lang Professor in Charkow, kehrte später nach 
Marburg zurück, wurde dann 1820 Director des Staatsarchivs 
in Cassel und Historiograph des hess. Fürstenhauses, 1828 
wurde er geadelt und im Febr. 1829 erhielt er die durch 
VölkePs Tod erledigte Stelle des Museums- und Bibliotheks- 
directors. welche J. Gr. abges^'hlagen wurde. Geboren war 
er am 17. April 1781 und starb am 21. Jan. 1859 in Cassel. 
Über seine litterar. Thätigkeit s. A. Duncker, Zeitschr. des 
Ver. für hess. Geschichte. N. Folge X. Supplem. S. 14 ff. 
Obige Stelle wie S. 59 ergeben, dass weder W. noch J« Gr* 
je in freundschaftlicher Beziehung zu ihm standen. Mit 
J. Gr. oorrespondirte er freilich seit 1817. Der erste in der 
Grimm-Correspondenz erhaltene Brief RommePs ist Marburg 
d. 10. 2. 1817 datirt. J. Gr. hat darauf bemerkt: resp. 
2'i. Febr. R. schreibt darin, er habe einige Sagenerklärungen 
der Brüder gelesen und tiaraus die Wichtigkeil einer hessi- 
schen Sagengeschichte (als Tiieii der Einleitung zur hessischen 
Geschichte) entnommen. Er bittet daher, die Brüder 
mochten ihn aus ihrem mythologischen Vorrath unter- 
stfitzen, oder mit ihm einen Plan zu gemeinsamer Arbeit 
vereinbaren. — Br. 2 (nach J. Gr. 's Vermerk vom Jan. 1818) 
erkundigt sich nach Vorarbeiten zu einem von ihm ge- 
planten hessischen Idioticon: „Da Sie nämlich puncto aer 
Volksthümlichkeiten gewisz omve scihile erschöpft haben, so 
zweiüe ich nicht, dasz das auch in Hinsicht der Sprache 
unserer biederen Hessen pta Provinzialsprache geschehen ist.** 
Einige Ausdrücke schienen auf das Angelsächsische zu 
führen. Vielleicht wäre hier auch gothisehes zu finden, be- 



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156 AnmerknngeD va B. I. S. 41. 

sonders da die bey Williogshausen entdeckte vermuthliche 
Bunenechrift als Indicinm nicht zu Teracfaten sei. In der 
Kachschrift findet sich die Frage: «Ist Ihr Lied von Hilde- 
brand in Cassel zu haben?** 

Was ihn speciell veranlasste bei der philos. Fac. in Marburg 
am 12. Dec. 1818 den Antrag auf die Promotion der Brüder 
Grimm zu stellen, welche dann auch am VS. Jan. 1819 erfolgte, 

bleibt unklar; <lns Universit. -Proper, für die am 18. Jan. 1885 
stattfindende Grimm-Feier, worin ich die betretenden Pro- 
motionyverhandhingen nebst einer, auch der gegenwärtigen 
Pnblication beigegebnen Uepioduction der Doctordiplome 
mittheilte. Als Ergänzung zu den Promotionsvernand- 
Inngen dienen Kommers Br. Br. 3 y. 19. 12. 1818: 

-Ew. Wohl gebohr, bin ich so frey bekannt zu machen, 
dasz die hiesige philosophische Facultiit, schon längst über- 
zeugt von Ihren gewisz daur enden Verdiensten um die 
teutsche Literatur mich offiziell durch ihren Decan Herrn 
Prof. Hartmann benachrichtigt hat, da^z sie selbst pro virüi 
parte Ihnen und Ihrem Herrn Bruder mit \'ergnügen die 
höchsten Würden in der Philosophie honoris yratta ertheilen 
würde ; und dasz zugleich vorläufig sämmtliche Theil habende 
Mitglieder derselben auf die ihnen gewöhnlich zukommen- 
den Gebühren wegen des Ihnen und Ihrem Herrn Bruder 
^onorts graüa zu ertheilen den (doppelten) diploms, obser- 
vanzmäszig Verzicht geleistet haben. Da nnn aber auszer 
b e y feierlichen G e l e g" e n h e i t e n und 1 >ey etwaiger 
Berührunnf mit niilitairischeu oder civilen Potentaten, von 
solchen zusammen a oO Rthlr. sich belaufenden Promotions- 
gebühren die frommen Stifftungen allhier namentlich die 
wittwencasse nebet einigen andern Personen (als dem Buch- 
drucker) etwas mehr als ein Drittheil bekommen I sodass 
von einer zu promovirenden Person an diese Stifftungen 
und Personen etwa 12 Rthlr. abfallen] und die Aende- 
1- n Ti g dieser K i n r i c Ii t n n g ausser dem K o s' e o r t 
der philosop iiisch • n Facultät liegt, so halteich 
mich für verpliichtet, vorher bey Ew. Wohlgeb. privatim 
anzufragen, ob Sie mit Rücksicht auf diese Umptände, gleich 
andern auswärtigen Gelehrten, welche hierüber befragt 
worden sind, die von der philosophischen Facultftt Ihnen 
zugedachte Ehren-Ernennung gern annehmen würden; in- 
dem ich zugleich bemerke , dmi die Abtragung dieser fOr 
fromme Stiftungen etc. etc. bestimmten 12 Rthlr. für das 
£hren Diplom als pietatis* causa angesehen v.w werden pflegt. 
Indem ich auf jeden Fall Ihre disposition befolgen und erst 
nach erhaltener Antwort da.s Weitere besorgen werde, er- 
suche ich ISie sowohl als Ihren Herrn Üruder die aus- 



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AnmerkuBgen zu B. 1. 4L 



157 



^zeichnete Hochachtong zu genelunigen, womit ich beharre 

Kw. Wohl«:^el)ohr. ganz gehors. Diener Chr. Rommel. — 
Br. 4: ^Dienstag üen 26t€n Jan. 1819. Verehrtester Herr 
Doctor. Unter sehr ehiv^nvollen Ausdrücken ist heute das 
Uecret die Promotion von ihnen und Ihren Herrn Bruder betref- 
fend durch die Facultfit (sowie durch das Medium des Pro- 
rectors und Yicekanzlers an mich ergangen» mit dem AuiU ag 
beyde Promotionen zn besorgen. Ich äseile mig Ihnen das 
za melden mit der Bitte zur Bestreitnng des Dmcks n. der 
andern Auslagen (nnd Trinkgelder) in snmma snmniarum 
18 Rthlr. ä Person mir gefälligst einzusenden. Hochacb- 
tungsvoll Ew. Wohlgeb, ergebenster Dr. C. Bommel. — 
Br. 5 V. 3. 2. 1819. Begleitworte bei Uebersendung der 
Diplome. — Br. 6 v. 17. 2. 1819 meldet, nebst Danksagung 
für übersandte Bücher, dasz K. die Danksagung an die 
Facnlt&t mit allen gewöhnlichen Formen in Ifamen Beider 
besorgt habe. 

Ansser diesen 6 sind noch 10 weitere Briefe RommePs 
an J. Gr. erhalten. Br. 7: [Pfingsten 182B.1 «Den Herrn 

Dr. J. Grimm n. C. W. Grimm übersendet diesen zweyten 
Band vaterländischer Geschichte hochachtungsvoll der Ver- 
fasser.'* — Br. 8 V. 12. G. 1^*27 unter Ueberspnduug des III. 
Bandes H. G. „Jede Bemerkung, Aus^^tellung und Berich- 
tigung von Ihrer Hand werde ich als einen Gewinn für die 
"Wissenschaft mit der gröszten Bereitwilligkeit annehmen.« 

Br. 9 1. 2. 1829 bittet nm Notizen zn einem nekro- 
logischen Aufsatz über Völkel. — Br. 10 vom gleichen Tage 
lantet: „Mit wahrer Freude erfüUt mich Ihr Entschlnss, den 
pecligen Völkel betreffend , nnd es versteht sich nun von 
selbst, dass ich michbes^^nüge Ihnen feiles wasich habe nämlich 
beyliegendes aus 2er AerzteMund aulgesetztes Promemoria über 
V."s lezte wahrhafft antike Momente zu beliebiger Berüh- 
rung zu übersenden. Es war nämlich meine Absicht ganz 
allein, fttr die hiesige A. Z. theils aus Strieders Nachricht 
einen Anszüg zn g ben theils die Folgen einer klassischen 
Bildung, deren Würkung in den letzten Momenten Y.^s so 
augenscheinlich sind, durch einige der angemerkten Züge 
oder <lnrch andere Winke vorAngen zulegen. Sie werden 
die» eben so gut und noch besser thun als ich; denn es 
ist nicht zu verkennen, dass hier wieder ein durch den 
Druck der Zeit zusammengedrückter Character erscheint, 
den der letzte Moment verräth. (Man mnss in dieser Hin- 
sicht nicht zu wenig sagen.) (Vielleicht übersehen Sie auch 
nicht dass Wenk besonders dnrch Völkeis Hülfe die Ur- 
kundenabschriften aus dem Hofarchiv erhielt.) Ganz der 
Ihrige Kommei. PS. Ich bitte Sie recht sehr aus beyder Hamier's 



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158 



Anmerkungen zu B. I. S. 41, 



und 0.-(J.»R. Schottens Munde sich die letzten Momente V. 
schildern zn lassen, es dient theils zur B^ rit litigung meines 
Bronillons, thoils Thnon .--clbst die Seltonlieit nnd Trcfflicb- 
heit eines solchen Beys])it'l.s khirer 7ai machen. Vcri^'c-^vn 
Sie (loch ja nicht, wie er in seinen früheren Jahren ^jere- 
nissimi Lehrer gewesen und wie aufrichtig der letzte Auf- 
trag durch s. Schwiegersohn pto. seiner Treue etc. gemeint 
war. Dies wünscht besonders Letzterer.*^ — Br. 11 t. 11. Aug. 
1829: „Nicht nur die Lippoldsbergcr sondern alle Urkunden 
des R.- Archivs stehen Ihnen za Diensten, ich wollte wünschen 
dass Sie Zeit hätten nach und nach alle diese paläographi- 
ßchen Schätze besser als ich zu benutzen. Ein kurf. Lakay 
Namens Goede od. (TÜde der sich nach und nach durch 
historische Leetüre unterrichten will hat sich mir persönlich 
empfohlen. Er wird sich melden und seinen Namen unter- 
zeichnen. R.' — Br. 12 T. 8. 10. 1880: «Dem Herrn Professor 
u. Bibliothekar J. Gr. hochachtungsvoll n. frenndscha^cb 
gewidmet von dem Verfasser/ — Br. 13. v. 14. 12. 1838: 
,Verehrtestor Herr Hofrath. Ohnü^e achtet ich wegen drin- 
gender Arbeit zu der Morgen stattfindenden historischen 
Y er 0 i ns-Öitzung die Stellvertretung des Herrn Biblio- 
thekars Bernhardi in Anspruch genommen habe, so zweifle 
ich doch nicht, dass die siimmtlichen Mitglieder Ihrem 
freundlichen Anerbieten eines Vortrags mit demselben Ver- 
gnügen entgegensehen, wie Ich, Hochachtungsvoll Ganz der 
ärige Chr. Kom mel." Br. 14*— 16 sind undatirte Zettel 
mit Anfragen u. Mittheilungen ohne Interesse. ^Ein vom 17. 
10. 1851 aus Frankfurt datirter Brief rührt von einem hessi- 
schen Namensvetter Rommel's her, der seinen Sohn, welcher 
17a Jü,hr in Bonn Jurisprudenz studirt habe und nun nach 
Berlin ^ehe, den Brüdern empfiehlt und sich auf frühere 
persönliche Bekanntschaft beruft.) — Br. 10, 12 und wohl auch 
13 ergeben denn doch wohl, dass Bommel 1829 bei Ver- 
drängung der Brtlder Grimm nicht die erbärmliche Rolle 
gespielt nahen kann , welche ihm auf Grund einer wenig 
glaubwürdigen Quelle (Fr. Müller: „Kassel seit 70 Jahren*, 
Kassel 1876, 1, 159) zugeschrieben wird (s. Briefw.m.v. Meuse- 
bach S. 352 Anm. zu S. 117, S. 353 Anm. zu S. 124.) Er 
wird allerdings durch Reichenbuch'sche Protection die Stelle 
erlangt haben. — Rommers Vater war der in obigen Briefen 
mehriach erwähnte Generalsuperintendent, der als Aiitgiied 
der Censur-Commission J. OrJa College war, aber eine sehr 
schwächliche Bolle spielte, vgl. Anm. zu S. 165. — Wegen 
Rommers Entdeckungen vgl. Germania XXII. 380 ff., wo 
übrigens fälschlich » Wittingshausen* statt «Willingshansen* 
gedruckt ist. 



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Anmerkungen zu B. I S. 41—47. 159 

S. 41. Handschrift zu Verona] s. Anm. zu S. Sl. 

S. 41. ülphilas] vgl. Germania XXII. 380 f., Briefw. 
des Frh. v. Meusebach Ö. 317, Briefe d. Br. mit nord. Ge- 
lehrten 8. 117 n. iJr. v. J. Gr. an Tydemann S. 67. 

S. 41. den bedächtigen Ho 1 1 Uti d er n , wie 
einer in einem Brief geäuszert.] Ottenbar Ty d <> - 
man (vgl- Briefe v. J. Gr. an T., herau^g. v. A. lieitterscheid, 
Heübronn 1883. . S. 69 no. XVI). der auch 1816 inCaseeldie 
Brüder Gr. besucht hatte (vgl. ib. S. 137 Anm. zu S. 62). 
Den Inhalt der Gegenbriefe Tyderaan's an J. Gr. theüte 
E. Martin im Anz. f. d. Altert. X 160 ff mit. 

Ö. 41. Schwälmer Tanz.] Derselbe soll jetzt ausser 
Brauch gekommen sein. Eine beliel)if:fe Anzahl Paare sind 
dabei betheiligt, während des von allen gesungenen Refrains: 

^Sind Dir denn die Hosenbäng (= Hoseubänder) 
Länger als die Strümpfe, 
Ist Dir denn das rechte Bein 
Kürzer als das linke ?•* 
macht jedes einzelne Paar beliebige Beweg^un^dn , worauf 
sich alle mit einem Male zu drehen beginnen. 

S. 46. Universität Marburg] vgl. .S. 18G, B's ßr. 6 
in Anm. zu S. 33 u. W. Gr. an Görres, Görresbr. II, 452. 

Doc torwürde] vgl. S. 186 u. d. Anm. zu S. 41. 

ob in Bonn die verschiedenartigen Elemente 
zusammengehen] vgl. Görresbr. II. 582. 

S. 47. Prof. BörschJ F.A.B. Vgl. über ihn Ger- 
land^s Forts, y. Jiisti I (1863), 265. u. B.^s Br. 8. — Jedenfalls 
hat B., wenn er den Plan eine deutsche Gr. zu verfassen, je 
ernstlich ins Auge gefaast hatte, davon gänzlich abgestanden, 
wenn er sich auch in den um diese Zeit gepflogenen Pro- 
motion ^Verhandlungen (s. Anm. \\hrr Rommel zu S. 41) als 
sachkundigstes Mitglied gerirt. Ueurigens ist sein dortiges 
ürtheil über die Ausgabe des Hildebrandliedes nach Jac. 
Gr.*B eigenem Urtheil zutreffend; vgl. Brief an Lassberg 
▼om 15. März 1829 Germania XIII, 866. 

S. 47. es geht noch auf einen dritten [Band 
deutscher Sagen] hinaus] vgl. Freundesbriefe S. 216. 

S. 47 no. 32] erwidert B.'s Br. 9. vom 15. 1. 1819 „Unter 
Bücksendung einiger Bücher bittet B. darin : „Fahren Sie auch 
fort, wie bisher in die Specification Ihr Urtheil einzuflechten, 
sintemahlen dies einer der herrlichsten Genüsse der Briefe 
ist, der so angenehm erinnert an die ehemalig[e dassische 
Sitte sein hescheidenes Gutachten hrieflich auszusprechen. 
Die Sammlung Epistolarum virorum doctorum be- 
zeugen diesz. Die öffentliche Critilc hat die Scham ver- 
lohren, u. ich hoü'e, wenn wir länger leben, den Untergang 



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160 Anmerkungen zu B. I S. 47 — 53. 



der Recensiranstalten zu sehen." Von den Bildern gefalle 
ihm Jacob am besten. Wilhelms Tiefsinn könne er wohl 
begreifen. Gar nicht ^^^efalle ihm dieser Savigny auch nicht 
im Vergleich mit dem Berliner. Liidw. Grimm habe einen 
Zug hervorgehoben, der dem Origmai nur in manchen 
Stimmungen eigen sei» Er habe wohl S. nicht oft genug gesehen. 
Das Bild ähnle dem Prof. Fries. B. richtet dann der Fr. 
Y. Hanstein Bitte um die Märchen aus und sagt, dasx er 
Bd. II d. Sagen noch nicht gesehen. Nach Cassel käme er 
gern, sobald einmal v i c t n s q u o t i d i a n n s einii^e Thaler 
übrig- la«so. — Auf no. S2 erv. irlert dann B.'s Br. 10. v. 27. 3. 
1819, in tiem er betreffs der Grammatik (vgl. S. 52) sagt: j 
rEin eignem Urtheil wird mir wohl noch lange abgehen, 
aber das sehe ich wohl, dasz man groszen llespect dafür 
haben müsse, ünd die Zueignung sammt der Vorrede ist 
das Herrlichste, "was mir nur ]e vorgekommen. 

S. 49. Genz] srFr.T.Gentz. Seine kleineren Scbriften 
sind von Schlesier, Mannheim 1838-9 in 5 Bänden heraus- 
gegeben, ebenso erschien sein Briefwechsel mit Ad. Müller 
1800 - 29 Stuttgart 1859, und 1870 v. C. v. Klinkowström 
herausgegeben : Briefe politischen Inhalts 1799 — 1827. 

S. 50. CreuzerjK. ^^♦•b. den 10. Miirz 1771 zu Marburg, 
wurde 1802 daselbst Prot., siedelte 1804 nach Heidelberg 
über und starb daselbst am 16. Febr. 1859. vgl. B. s Br. 3 
in Anm. zu S. 28 n. seine Autobiographie in den deutschen 
Lehr- und Wanderjahren U. Berlin, Fr. Vahlen 1874 (vgl. 8. 78). 

S. 50. Hermannianer*] Joh. Gottfried Jac. Her^ 
mann. 1818 erschienen seine nnd Orenzer's Briefe über 
Homer u. Hesiodos. 

vS. 51, Reimer,] Georg Andreas, Inhaber der Real- 
schuibuchhaiidlung in Berlin. Die Brüder standen mit ihm 
von sehr früher Zeit in Verbindung und hat er eine Anzahl 
ihrer Schriften verlegt. 1809 hatte W. ihn in Halle kennen 
gelernt (vgl. Jugenbr. S, 101). 

S. 52. Kamptz.] Karl Alb. Christ. Heinr. y. E., war 
seit 1817 Director des Polisei-CoUeginms und leitete als 
solcher die Untersuchung gegen die sogenannte demagogische 
Bewegung der damaligen Burschenschaft. 

S. 53. jit oder get ii.s. w.] Nach gütiger Angabe von 
Dr. Wenker in Marburg verhält es sich mit diesen Formen, über 
die er im kommenden Frühjahr detailliite Karten in spe- 
cieller Publication herausgeben wird, folg^endermassen : Das 
westf&lisclie Gebiet^ in welchem heute die alten Dnalformen 
der II. Fers, in Pluralverwendung herrschend sind, hatznm 
Oentrum etwa Herdecke an der Buhr und uraschliesst an 
den Grenzen folgende Orte : Gummersbach, Neustadt, Pletten- 



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Anmerkongen sa B. I S. 53—56. Igl 



berg, Neuemade, Iserlohn, Menden, Unna, Hamm, Olfen, 
Haltern, Dorsten, Holten, Mflhlheun a/d. Ruhr, Kettwig, 
Velbert, Elberfeld, Kronenberg, Remscneid, Hückeswagen, 
Wipperfürth. Gegenüber Orsoy berührt es den Rhein. Die 
hier vorkommenden Formen sind für den Nominativ in der 
Osthillfte it, iät, ät, in der We^thillfte git, get, göt 
und in Kettwig und Umgegend gönt. Für die Casus obl. 
und das Possessivum ink resp. inker im überwiegenden 
Theil, enk resp. enker um Mühlheim ad. Ruhrund önk 
resp. ö n k e r in einem Streifen am Südwestrande des Ge- 
bietes, von Kettwig über Elbetfeld und Barmen bis bei 
Wipperfürth. 

S. 53. Mftrehen] vgl. i^nndesbr. S. 198, einen Brief 
J. Gr.'s an Görres v. U. Nov. 1812 (Görres Ges. Briefe II), 
n, einen an Pfeiffer v. 19. Febr. 1860 (Germania XI). Ueber 
^ den Antheil der Familie v. Haxthansen an den deutschen 
Märchen s. Freundeabr. S. 200. 

S. 53 no. 34] Hierauf B.'s Br. 11. vom 22. 12. 1819. Er 
spricht hier zunächst über böckh's Buch, mit dessen Zurück- 
sendung er gezaudert, um sich mahnen zulassen, „was doch 
nicht ohne Brief geschehen konnte". Er dankt dann für 
die Mährchen, für die Stelle aus Savignys Brief, „der un- 
streitig im Prenssenthum etwas zu sehr befangen" u. spricht 
sich über Vossens Aufsatz trotz dessen Eitelkeit anerkennend 
ftus. „Man sagt mir, heiszt es weiter, Sie wären chur* 
hessischer Landes Censor, der ut- und auswendig an der 
Grenze wachen müsse, aasz ohne Ihre Erlaubnisz nichts 
Gedrucktes oder Zudruckendes herein oder hinausgehe'', ob 
er auch etwaige Beiträge zum griech. Lexicon ihm schicken 
müsse. Er bittet dann von neuem um Zuweisung von 
Schülern. 

S. 54. Sophronizon V. Paulua.] Freimüthige Bei- 
träge d. neueren Gesetzgebung u. Statistik d. Staaten und 
Kirchen. Frankfurt a M. 1819— BO. — Paulus Tochter verlobte 
sich 1818 mit A. W. Schlegel (vgl. S. 180, Görresbr. II, 578, 

S. 54. in den Briefen, welche Körte bekannt 
machte.] Gemeint sind wohl die Briefe zwischen Gleim, 
Wilhelm Heinse u. Job. v. Müller aus Gleim's litter. Nachl. 
hrsg. V. Wilh. Körte, Zürich 1806. 2 Bde. 8o. 

S. 55. Zoe<;ras Leben] von Welker, Güttingen 1819. 
Z. war 1755 in Jütland geboren, reiste mehrmals nach 
Italien, wurde katholisch und 1798 Prof. der Archä*ologie in 
Kiel. Er starb 1809 in Horn. 

S. 55— C. Kraus,] Christian Jak. Als Bd. VIII seiner 



£. SteDgeL Acten der Brüder Grxlmm. 



11 



132 Aamerkuugen zu B. I S. 55^61. 

vermischten Schriften erschien K({nig8b. 1819 sein Leben 

von Job. Voigt. 

S. 55 no. 35] Darauf erwidert B.'s Br. 12. v. 18. 7. 1820: 
B. kündigt seinen Besuch an, schickt Bücher zurück, äussert 
sich über Creuzer's Symbolik, vertheidigt u. critisirt Heyne, 
bekennt mehr Hermaimianer zu sein als Creuzerianer, spottet 
über Rommers hessische Geschichte. 

S. 57. Heyne,] Christian Oottl., schrieb eine Ein- 
leitung in das Stndinm der Antike, und Antiquarische Auf- 
sähe; vgl. Heeren*s Biogr. H.*8, Göttingen 1813. 

S. 57. Rühs,l Prof. in Berlin. Sein Buch über die 
Frldn besprach 1812 sowohl J. (Kl. Sehr. VI, 106) wip W. 
Gr. (Kl. Sehr. II, 80 fif., 100 ff.); vgl. Br. v. J. Gr, an Tyde- 
man S. 132 Anm. zu S. 35. 

S. 58. Die Marburger sind eifrige Disser- 
tationstausche r.] 1817 wurde bekanntlich von Marburg 
ans der Tanschverein für akademische Schriften, welchem 
jetzt anch Frankreich angehört^ ins Leben gerufen. 

Artikel wider Jean Panl] s. Kl. Sehr. 1, 403 ff. 

Dasz Savigny vor. Jan. ein Sohn gebohren] 
vgl. J. Gr. an Tydeman S. 71. 

S. 59. Görres haben Sie doch gelesen?] Seine 
Schrift: Deutschland u. die Revolution. Coblrnz 1819. in 
Folge deren von Berlin der Befehl ergieng ihn zu verhaften. 
Ygl. Görresbr. n, 594. 

FerdnsL] Vgl. über Görres* üebersetKnng desHelden- 
buchs von Iran aus dem Schah Nameh des Firdusi, welche 
1820 in 2 Bänden erschien, zahlreiche Stellen in Görres 
Freundesbr.; s. anch Br. V. J. Gr. an Tydeman S. 1S2 
Anm. zu S. 37. 

der Vicecanzler.] Georg Friedr. Carl Robert, Prof. 
der Rechte. Vgl. Anm. z. S. 135. 

S. 60. Rector des hies. Lyceums.] Nathanael 
Caesar, welcher 1815 nach Snabedissen^s Weggang von 
neuem die Leitung übernahm, die er schon vor der west* 
phälischen Zeit innegehabt hatte, (vgl. S. 85 n. Anm. zu 
S. 84 u. J.'s Aeossernngen in seiner Autobiographie bei Justi 
S. 150). 

S. 60. Inscription auf dem Schloszgrundstein 
von meinem gelehrten College n.] Generalsuper- 
intendent iiommei, der mit Grimm u. Völkcl die Censur- 
Cosunission bildete, vgl. Fr. Müller : Cassel seit 70 Jahren. 
I, S. 125 ff. Die Grundsteinlegung erfolgte am 29. Juni 
1820. 

S. 61 no. 36.] Der am 8* Oct. eingetroffene Gevatter- 
brief fehlt B.*8 Br. 13. v. 28. 12. 1820 erwidert auf no. 36. 



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Anmerkungen zu B. I S. 61. 



Er lantet: ^ Meine freundliche Oevatter! Je älter ich werde 

u. |e Öfter ich in die Nothwendigkeit komme, Gevatter für 
meine Kinder einzuladen, desto zaghafter thue ich das* 

Aber desto innif^er ist dann auch die Freude, wenn dem 
gehotften Zutrauen und Vertrauen begegnet wird. Ihr liebe 
Herren! habt meiner Frau u. mir diesze Freude gemacht. 
Wir danken Euch darob herzlichst u. wünschen, dasz der- 
maleinstens Eucii auf ähnliche Art freundlich gedient werde. 
— Der Tanftag war am 29. Oct. , also aber f&nf Wochen 
nach dem Geburtstag. Lassen Sie das ja keinem jPonti fax 
maximus gewahr werden, sonst könnte diesze Liebhaberey 
am Heidenthum übel g:edeatet werden. Grenzer hat getanft u. 
dabey gesprochen, wie es christlich n. für alle Anwesende 
passendst, also erbaulich war ; Herr Wurzer, der Magnificus, ge- 
ziert mit den Insio-nien des Löwen-Ordens hat das Kind getragen 
u. ihm alle Keimen gegeben , die Er u. Sie bei ähnlicher 
Gelegenheit erhalten haben. Nun haben wir grosze Wahl. 
Und dann wnrde auch bey einem^ Ehrentmnk der abwesen- 
den Gevattern fleiszig gedacht, wie Ihnen das Ohrenklingen 
wird verkündigt haben. Das ist der Hergang, den Sie 
wissen wollten. — Übrigens ist so ein unbedeutender Wicht, 
wie dieszer Euer Pathe, schuld, dasz ich mich wegen seiner 
Ankunft in diesze allerbesste Welt vor Ihnen noch recht- 
fertigen musz. Sie urgiren das, dasz ich im Julius schon 
von Cassel wegeilte vorschützend die nahe Niederkunft. 
Aber liebe Herren I bedenket, es geschehen auch seltsame 
Dinge, die gegen Erfahrung u. Obschait (Praxis) sind. . . . 
Und was war das für ein Kerl, der da kam! Wurzer XL 
Busch, die doch Hofräthe sind n. Mitglieder d. Kaiserlichen 
Naturforschenden Gesellschaft, versicherten, noch nie so ein 
starkes Kind bey seiner Geburt gesehen zu haben. Es wog 
über eilf Pfund, u. wollt Ihr gelehrte Ignoranten in Eurem 
Junggesellenstand wissen, was das sage, so fragt nur den 
Präsident des Ober-Sanitäts-CoUegii. Kommt so ein un- 
gewöhnlicher Bnbe zur gewöhnlichen Zeit?* Im weiteren 
Sreut B« sich der Erfolge von Jacob's Grammatik, bittet um 
BOcher und die vom Bruder MaliVr versprochenen Bilder 
und grüszt die ganze Familie am Wilhelmshöher Thor. 

S. 61. mein College Völkel] vgl. über sein Leben 
A. Duncker Zeitschrift des Ver. f. hess. Gesch. N. F. IX. 
249 ff. und Jac. Grimm's Nekrolog fkl. Schriften VI, 405 ff.) 
u. zu diesem Nolvioloi^ Rommels Briet 10 in Anm. zu S. 41. 
Zu folgender Steile desselben (ib. 8. 407): „in der Unter- 
suchung .... über den olympischen Jupiter war er ganz 
an seinem platz ; eine dem letzten gegenständ sngjewandte 
neuere, den bestimmungen Quatrenäres znm theü inder* 

11* 



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164 Aiuncrkungen zu B. I S. 61. 

sprechende abhaiuUung war für die Amalthea anstrearbeitet. 
ist aber noch nicht gedruckt und wahrscheinlich von ihm, 
d«'r sich selbist am schwersten ^^enü^te , zarückgenommen 
worden."' ist ein Brief J. Gritnm's an seinen Schwieg'ersohn 
Geh. Ju8tizrath Schotten (s. Anm. zu S. 125), der zur Zeit 
im BriUschen MoseDin aufbewahrt wird (Anm. su 8. 74) zu 
vergleichen. Kr lautet: «Zu einer Abhandlung Ihres seeL 
Herrn Schwiegervaters über den Tempel des olymp. Jupiters 
gehört eine bereits gestochene Kupferplattc , von welcher 
sich ein Abdruck bei den Manuscripton findet, r>a <lips<^ 
KuptertatV'l nothwendif^ den Druck des Autsatzes begit itm 
musz, so haben Sic doch die Güte nachzusehen, ob die Platte 
unter der Hinterlassenschaft Yölkels noch vorräthi^ ist, wie 
ich vermnthe, ttnd mich davon baldig zn benachnchügen. 
Denn es würde Kosten verursachen sie von neuem stehen 
za lassen. Vielleicht weisz Ruhl, Vater oder Sohn davon? 
An jenen bitte ich die Einl. zu bestellen und diese höchst 
eiligen Zeilen zu entschuldigen. 9. Jan. 1831. Grimm.«* 
— Der Adressat hat auf den Brief die Notiz vermerkt: 
„Beantw^ortet am 14. 1. 31 dahin, dasz sich Platte nicht 
vorfände, Kühl, Vater und Sohn nichts davon würzten, und 
gebeten den Abdruck hierher zn schicken, da J. Rnhl 
eine Platte stechen solle.** 

Vier firähere Briefe in derselben Angelegenheit, v. 31. 1. 13. 
3., 24. 4. und 13. 9. Ift^O, sowie einen fünften vom 10. 12. 1833 
an einen andern Schwie^^ersobn Völkel's, Assessor ii. .später 
Überappellations -Gerichtsrath Knatz veröffentlichte 18b2 
A. Diincker in der Zeitschr. d. Vereins f. hess. Gesch. und 
Landeskunde IX. iS. 343-7 . ebenda S. 332 f. auch einen 
kurzen Dankbrief an Amalie Yölkel (spütere Frau Enats) 
geschrieben im April 1829 aus Anlass des von ihr am 14. 4. 
1829 im Namen der Geschwister den Brüdern übersandten 
Bildes von Völkel. Der Begleitbrief dieser Dame ist in 
der Grimm-Correspondenz vorhanden. 

Von Vulkel selbst sind 21 meist geschäftliche Zuschriften 
an die Brüder aus den Jahren 1814-28 erbnUcn. Ich führe 
nur an Br. 8. v. 11. 3. 1821: „P.P. Dem gestern mir zuge- 
kommenen Schreiben der allerhöchst verordneten Commis^ion 
zulolge soll sich jede Behörde ihren Marschall selbst wählen, 
welchem der Stao aus der Hofkämmerev gegen Bescheini- 
gung der Direction geliefert wird. Bej der Regierung, dem 
Kriegs Collegium u. a. vertrit, wie ich höre, diese Stelle der 
Secretariüs , ii. demnach musz 'vh also Sie bitten, unsem 
Zug bey dem Leichenbec^änfjnisz anzuführen." — Br. 4. vom 
5. 11. 1821 bezieht sich auf Wilhelm 's Gesuch (IL 8. 7 no. 5), das 
er, V., noch nicht habe überreichen können, Kivaiier werde 



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Anmerkungen za B. L S. 61. Ig5 



eher dazu im Stande sein. — Br. 5. v. 26. 12. 1822 lautet: 
yHoch^eacl^tzter Herr Secretarina ! Es ist mir lejd, dasz 
H. D.H [armer?] anders erzählt, als ^hört hat: aber noch 
leyder dasz seine Bede Gedanken bey ihnen erregte, welche 
meinen Greeinnungen gegen Sie, u. dem Wunsche Ihrer Be- 
förderung widerstreiten. — FTilioscheiden wäre meine Fra'jfe 
j^ewesen, wie viVl Sie für den Unterricht des Kur Prinzen 
erhalten. Sie 8elb.^t haben mir weder zufällig noch ge- 
legentlich etwas davon gesagt. Warum hätte ich also nicht 
glauben sollen, was ich vor der Abreise des K. Pr. schon 
darüber hörte, von wem, kann ich mich nicht besinnen. 
Und als etwas mir erzähltes habe ich es neulich nachge- 
sprochen, jedoch mit dem Zusätze, dasz ich nicht wisze* ob 
Sie jetzt na,ch der Rückkunft nor-li die 800 bekommen, 
Tiirj^eiids hint^egen dieser JSebenemnahme loit einem Worte 
gedacht, wo etwa darauf hätte Rücksicht genommen , und 
deswegen die Vermehrung Ihres Gehalts gehindert werden 
können. Auf keinen Fall also kann sich die Aeuszeruug 
Über Ihre Bittschrift weiter als auf Ihr wirkliches £in- 
kommen von dem Unterricht beziehn, welches, auch noch 
80 klein , doch hoch genug angeschlagen wird ; u. keines- 
wegs! hat sie ihren Grund in derselben unrichtigen Angabe, 
die mir zu Ohren gekommen ist. Man weisz einmahl, dasz 
Sie au5?zer Ihrer Hc^^ohlung vom Secretiiriat ein Monaths- 
geld beziehn, und ohne Zweifel weisz man dies ganz genau ; 
es wird, wie Ihnen bekannt ist, aller Anregung ungeachtet, 
auf das Museum kein Bedacht genommen: dies ist die Ur- 
sache, warum Ihre Bitte kein G«hdr fand, jenes giebt eine 
Vc^ranlassung , sie zurücklegen zu lassen. Soviel aber wer^ 
den Sie mir zutrauen, dasz, hätte man mich über Ihre An- 
gelegenheit befragt, ich ohne alle Rücksicht auf Neben- 
Ümstände, blos aas, was Sie Ihrer Stelle u. Kenntnisze 
wegen längst verdienen, in Erwägung gebracht, u. der Er- 
folg Ihres Gesuchs Ihren gerechten Verlangen u. meinen 
emstlichen Wünschen hätte entsprechen mflszen. Dasz ich 
im vorigen Jahre, wo wegen der Wahl eines Begleiters des 
Kurprinzen mit mir gesprochen wurde, die Gelegenheit zu 
Ihrer Refördemng nicht unbenutzt liesz, würde ich nicht 
erwähnen , noch mirh auf das Zeugnisz des Herrn 0. C. 
V. Bardeleben berufen, wenn es nicht schiene, als hielten 
Sie mich für gleichgültig gegen Ihr Ui sLes. Wie ich da- 
mals gegen Sie gesinnt war, bin ich es noch jetzt, u. werde 
es jeder Zeit seyn u. nunmehr musz es mir angelegener als 
sonst seyn, Sie davon zu überzeugen, u. zur baldigen Er- 
füllung Ihres Wunsches beyzutragcn. Es kann nur mittel- 
bar geschehn, u. noch heute will ich mich erkundigen, ob 



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166 



Anmerkungen sn B. I S. 61 — 65. 



sich jetzt von einem neuen Versuche eine beszere Wirkung 
Tersprechen l&szt. Was ich erfahre, werde ich Ihnen ohne 
Verzug mittheilen. Möchte dann das nene Jahr Ihnen das 
bisher entzogene bringen, ii. Ihre begründeten Ansprüche 
geltend machen !* — Auch die weiteren Briefe zeigen, dass 
V. sich fernerhin ffir Wilhelm V)emühte. Der letzte Brief 
V. 7. Jan. 1828 lautet : ,Mit dem verbin<^1lir]isten Dank ver- 
ehrter Herr CoIlef:re! schicke ieh die griechinche Grammatik 
iiurück. — Prof. Wagner in Mai burg ersucht mich. Sie an 
die Erfüllung seiner Sitte nm IhreMeynnng über h im seif 
nnd themselYes kd erinnern. Wollen Sie mir das Be- 
sponsuni zuschicken, so kann ich es dem Buche beyschliessen, 
welches in den nächsten Tagen an ihn abgehn wird." Die 
Briete der Brüder an Völkel sind vermnthlich derzeit im 
Besitz seines Enkels. Amtsgerichtyrath Knatz in Cassel. Von 
dem im obigen Brief Jacob's an Schotten erwähirten jüngeren 
L. S. Ruhl (Geh. Hofrath in Cassel. Sohn des 1842 ebenda 
verstorbnen Bildbauer J. Chr. K. u. älterer Bruder dei> Land- 
banmeister Julias Engen K.] sind Erinnerungen an J. und 
W. Gr. in der zum 4. Jan. 1885 veröfPentHchen Festnummer 
der Hessischen Blätter mitgetheilt. Dieser Artikel enthält 
auch einen an ihn gerichteten Brief W. Gr. 's v. 22. 12. 1825. 
R. hatte W. Or. am 10. 6. 1825 von Perlin ans zur Hoch- 
zeit hef]flück\vünscht. Noch 21 weitere Briefe K/s an W, Gr. 
aus den Jahren 1825 — 47 liegen mir vor. Demgemäss wird 
sich eine entsprechende Zahl Briefe v. W. Gr. im Besitz des 
Herrn R. befinden. Eine Publication derselben ist erwünscht. 
Ich wurde ihrer Existenz zu spät gewahr. Raummangel 
nöthigte mich daher, von einer Bitte um Ueberlassung iür 
meine Sammlung abzusehen« 

S. 62. Grammatik] vgl. Index und Briefe v. J. Gr. 
an Tydeman S. 72 sowie 140 Anm. zu S. 69, femer Briefe 
an Lachmann u. Holl mann (Briefw. v. Meusebachs 8. 828), 
an Görres II, 577, an Frommann (Germ. XTT, 118). nn Lass- 
berg (Germ. XIII, 247) und die schöne Vertheidi^ung der- 
selben ^^egen Frl. A. v. Haxthausen vom 10. Sept. 1822 
(Freundesbr. S. 87 f.). 

S. 64 no. 87] wird durch B.'8 Br. U. y. 81. 12. 1820 be- 
antwortet. B. spricht sich über Yosz, Stollberg u. Christian 
Brentano ans und bittet um einige neue Bücner während 
er die früheren zurückschickt. 

S' ^5. dasz ich seit dem November dem Kur- 
prinzen T' n t e r r i c h t in der Geschichte geben 
niusz.] Hinüber war bisher ausser kurzen Erwähnungen 
in einem Brief an Frl. L. v. Haxthausen vom 27. Mai 1821 
(Freundesbriefe S. 83} u. in einem an Lachmann (Briefw. m. 



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Anmerkungen zu B. I S. 6^ 



167 



Meusebach S. 369) niclits bekannt Wie wenig W. diese 
Tfaätigkeit befriedigte, zeigt noch deutlicher di Aeuseerung 
gegen Suabedissen (S. 198), welcher bekanntlich bislang 

(ler Erzieher des nachmnlii^^en letzten Kurfürsten unfl, «einen 
Urieten an W. nach, mit ihm e^^rnfall'^ recht unzufrieden 
gewesen war. Wie lange W. Grimm diese Stunden fort- 
gesetzt hat , ist ungewiss ; wohl nicht über Anfan^^ Sept. 
1821 hinaus, da er nach dem Brief v. 19. Sept. (S. 202) 
schon frei gewesen zn sein scheint. Seine damalige Hoff- 
nung auf Anstellnng (ib. 8. 203) blieb unerfüllt, und da 
auch sein Gesuch um Beförderung zum Bibliothekar vom 
23. Oct. 1821 (vgl. II, S. 9) nicht gewährt wurde, darf man 
wohl annehmen, das8 diese seine Thäti^^keit keine Aner- 
kennung^ bei dem Kurfürsten land, otfenbar deshalb, weil 
ihm auf Wunsch d<'r Kurfürstin Auguste die Stunden über- 
tragen waren. Vgl. noch Vöikel's Brief 5 in Anm. zu S. Ül. 

S. 65 no. 38] erwidert auf B.'s Br. 15. u. Ib. v. 16. 4. 
u. 16. 5. 1821. In 1'». meldet B. die RückHendung von Büchern, 
die ihm Mahler Müller (oder Müller Mahler) im Winter 
überbracht hätte. ,, Müller ist doch ein herrlicher Mann*, 
wenn auch manche gegen sein Qeschäftsleben etwas ein* 
zuwenden hätten. . . „Sie haben reiche Gelegenheit, zumahl 
jetzt aus Ihrer Hauptstadt viele goldne Hoffnungen über 
den Neuen Regenten auf uns Leute in der Provinz auszu- 
streuen.* . . . Wurzer habe als Prorector geistreich über 
den verstorbenen Fürsten gesprochen, ,.nicht allein mit 
rhetoridcher Kunst, im allgemeinen, obenhin schwebend in 
Worten, sondern ganz tief daa Einzelne der Sache berührend 
u. aus dem Standpnncte eines — mags auch sejn bornierten 
Hessen.'' Rehmes Mittelaltergeschichte mache ihm nicht 
den Eindruck als sey sie aus Forschungen entstanden. 
Kimo"'s Tendenz im Hermes sey die edelste. In 16. ruft B., wie 
schon in 15. den Brüdern sich, den Pfarrer in Gosnlelden, ins 
Gedächtuiss. — Auf no. 08 u. o9 fS. 68) antwortet B.'s Br. 17. 
V. 29. 8. 1821: Die übersandten Bücher folgen zurück, die 
Beisebeschreibung von Mayr entrolle ein unerfreuliches Bild 
von den Griechen. „Hat ein Herr Schmidts ein Zettelchen 
Ton mir überbracbt? Wie hat Ihnen der Mann und sein 
Unternehmen behagt? Es war nur zuf^ipr, dasz ich ihn 
pinige Stunden lang sprach, aber der ernste Enthusiasmus, 
mit dem er die Sache betreibt, lint wa^ sehr Ehrwürdiges." 
. . . Lob der Schrift über die Kunen, neue Aeiisserunof über 
den Streit zwischen Creuzer u. Voss. Bedenken una Hoff- 
nungen über den (S. (i6) angekündigten Studiendirector. 
Daiä für Lotte's Bild und Bitte um neue Bücher für den 
Winter. 



168 



Anmerkuogen zu B. I S. 68 — 7L 



S. 68. hweinichen's Leben] hrsg. von Büsching, 
Breslau 182U. vgl. J. Gr.'s Anzeige (Kl. Sehr. IV, 158). 

S. 70. einen jungen Prof. Namens S a r 1 o r i u 8 ,] 
ausserord. Prof. der Theologie. Er ist 1859 als Geiieral- 
ßuperintendeut ni Königsberg gestorben; vgl, Herzog'«* iieal- 
encyclopädie der prot. Kirche. Bd. XIU. 

S. 71. P raa JordisJ Ludowica, geb. Brentano. Ihrer 
geschieht in den Briefen der Brüder aus der Jugendz. sowie 
in den mit Thomas aus Frankfurt (vgl. Anm. S. 74) sehr 
oft Erwähnung ; vgl. Näheres über sie in dem allerdi-ncrs 
weni^ zuverliissigen Lebensbild Clemens Brentano ö von Diel 
n. Kreiten, Freiburg 1877. J, 232 Anm. 

S. 73. Mone,] Franz Jos. — J. Grimm bat ihn 1881 in 
Heidelberg besucht und stand auch mit ihm in Correspou- 
denz (vgl. Germania Xm, 375 u. 874). Schon 1818 geht er 
Wilh. in der mythol. Deutung der Siegfriedsage zu weit 
(8. dessen £1. Schriften II, 220). 

S. 74 no. 41] erwidert auf B.'b Br. 18. v. 12. 5. 1822, 
worin dieser sich über das lange Schweigen beklagt, dann 
aber bittet ihm behilflich zu sein an das Frankfurter Gym- 
nasium zu kommen, wohin man ihn sehon vor 5 Jahren 
habe ziehen wollen n. wo durch Groteiends Abgang und 
Mattliiiis Tod 2 Stellen frei wiiren. 

iS. 74. Senator Thomaa] iSenator und iiiugermeister 
in Frankfurt. VgL über ihn Jac. an Wilh. am 4. Jan. 1814 
(Br. a. d. Jugendz. S. 212), Wendeler^s Angaben im Briefw. 
Ton Meusebach's S. 361 und die Einleitung zu: 'Der Oberhof 
za Frankf. a/M. etc. Nachlass v. J. Gerh. Ohr. Thomas, 
heran^«;'. v. Dr. L. H. Euler u. bevorwortet v. J. Grimm. 
'FraTik'iii t 1841. 8^.* Die Briefe, welche die iJrüder an ihn 
richteten, sind, wie mir Dr. Jung in Frnnkfnrt IVenndlich-at 
angab , mit den anderen Papieren von Thomaa nach dcb.sen 
Tode vollständig zersplittert. In das Franfurter Stadtarchiv 
kam keiner derselben. Ein ganz kurzer findet sich mit 
zwei weiteren Grimmbriefen (s. Anm. zu S. 61, 318) nach 
freundlicher Mittheilung des Herrn Prof. Kluge derzeit im 
Brittischen Museum (Egerton Hs. 2407 p. 162) und lautet 
nach von Prof. Kolbing gütigst l'Of^orgter Abschrift: ^Herrn 
Senator Thomas zu Frankfurt enipüehlt seinen l^ reund August 
von Haxthausen. Cassel 8. Sept. 1816. Jacob Grimm.* 
Ein anderer im Besitz des Justizrath Dr. Euler wird dem- 
nächst abgedruckt in den MittheU. des Frankf. Vereins f. 
Gesch. u. Alterthnmskunde Bd. VII. Heft 6. Die Zahl der 
ursprünglich vorhandenen Briefe mnss eine sehr beträchtliche 
gewesen sein, da die Grimm*Correspondenz nicht weniger 
als 128 Briefe von Thomas u. seiner zweiten Fran, welche von 



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Anmerkimgen zu fi. I S. 74. 169 



1812—43 reichen, enthält« und da noch eine Anzahl andere ver- 
streut oder verloren eind. So besitzt Herr Landgerichtsdirector 
Dahlmann in Marburg aus seines Vaters Nachlass einen 

solcben ohne Datum, der von einem der Brüder einst nn 
Dah] rn ;?nn überschickt war. Auf dem Brief v. 15. 10. 1888 
bem.jikie J. Gr.: Letzter briet von Thomas, er starb ])lötz-' 
lieh am 1. nov. zwischen 8—9 morgens 53 j. alt geb. 5. febr. 
1785* nnd Rudolf Gr, bemerkte dazu: „Jacob liebte ihn mit 
einem Gefühl, das an Zärtlichkeit gränzte.* Diese Gorre- 
spondenz ist also für die Biographie der Brüder von gröszter 
Wichtigkeit und wird es hoffentlich noch gLÜii^en, die 
Briefe der Brüder Grimm an Thomas wieder aufzunnden u. 
dann einen Briefwechsel mit den Frankfurter Freunden, 
Thomas, Scharff, Böhmer. Gnaita, Jordis u. andern zu- 
sammenzustellen. Ich beschränke mich deshalb hier die 
Stellen aus Tiioma;s' Briefen auszuheben, welche auf Baii^ 
Bezng haben. Am 8. 8. 1822 schreibt er: ^ Auf Ihren Freund 
Bang wird wohl bey der Wiederbesetzung der Stelle am 
Gymnasium ernstliche Rücksicht genommen werden. Er ist 
auch von Savigny u. Creatzer empfohlen. Nur wird er nicht 
Matthias Stelle erhalten könnon ; da man im Plan hat, 
Vömel zum Rector u. Schäfer von Heidolhersr . . zum Con- 
rector zu ernennen. . . . Creutzer erlaubt, da B. 10 Kinder 
habeu soll, er werde nicht auökounncn liier, wenn er nicht 
Gelegenheit habe, fremde Schüler in Kost u. Logis zu 
nehmen, woran es Jedoch memes Erachtens nicht fehlen 
wird. Er hat überdiesz nur einen Competenten, der über- 
diesz noch zweifelhaft ist.^ . .—Am 18. 11. 1822: „Wegen 
des Gymnasium ist Entscheidung eingetreten. Ytfmel nnd 
Schäfer sind, wie ich voraus schrieb, Keetor u. Conrector 
geworden. Für die dritte iSteiie ist Bang vom Consistorium 
vorzüglich empfohlen an den Senat, von dem die Sache nun 
abhängt. ... Es iot allerdings bei so zahlreicher Familie 
ein wichtiger wohl zu überlegender Schritt, den zu tbnn, 
ihm, wie ich weis, ein Universiätsfreund, der Rathsschreiber 
Usener bestimmt abgerathen hat. Das ist übrigens Bangs 
Sache.** — 11. 2. 1822 (lies: 1823): „Die üngewiszheit wegen 
Weber von Wetzlar, der, wie ich Ihnen schrieb ;ins Gym- 
nasium gerufen war, von dem ich aber nicht glaubte, dasz 
er die Stelle annehmen werde, waren die Ursache, warum 
ich 80 lange schwieg, Weber hat sieh jetzt entschieden zu 
kommen, ich musz also meine iiolnungeu für Bang auf- 
geben, so wehe es mir thut; denn Alles, was ich von ihm 
^eitts, hat mir sehr wohl gefallen u. da Anfangs, yor der 
l^werbung Webers die besten Aussichten waren, meine 
wünsche würden erfüllt werden, so hatte ich mir ein an- 
genehmes Zusammenleben mit ihm ganz ausgemahlt. 



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170 Anmerkungen zu B. I S. 74—82. 



Grüasen Sie ilm von mir herzlich u. versichern ihn, dasz es 
an meinem guten Willen nicht gefehlt habe, seinen Wunsch 
zu erfüllen." . . . Die Bedürfnisse seien übrigens in Frankf. 
wirklich unglaublich. Er brauche bei höchst einfachem, 
stillen L('l)cn jährlich über fl. 5000. — Andere Stellen aus 
Briefen von Thomas, vgl. Anm. zu !S. 121, 2iO u. 266. 

S. 74. Guaita] Meline Brentano's Mann. 

S. 75. Corpus juris.] vri. J. Gr. an l^deman vom 
2e. Män 1820 (Briefe S. 71) : .^Bs soU eine neue critische 
Ausgabe d. c. j. c. erscheinen etc.* 

S. 76. Schubert über Gothel Gemeint ist doch 
wohl *Karl. Ev. fechubartb. Zur Beurtheil. Göthens mit Be- 
ziehung auf verwandte Literatur u. Kunst. (2 Bde. Breslau 
1817. 2. Aufl. 1820. r? 

Th Orb ecke] vgl. S. 226. Es ist der spätere hollän- 
diBche Beformminister Joh. Budolf Th., geb. 1796. 

S. 77 no. 42] erwidert anl B.'s Br. 19. v. 28. 7. 1822, 
worin den Brüdern ein Bang empfohlener TynoT Martin 
weiter empfohlen war. 

S. 78. Koch,] Chr. H.. Lehrer am Pädago«^. u. ausser- 
ord. Prof. in Marburg? (vgl. seine Autobiographie in Jnsti 
S. 335 fl*.), später ord. Prof. daselbst. Er btarb am 28. April 
1861 (s. das Marburger Bectoratoprogramm y. 1861). 

8. 80. Gramer,] Andr. Wilh. Seine Autobiographie 
steht in den Brockhausischen Zeitgenossen. 

S. 80. Savisrny's Schilderung von Bologna] 
im dritten 1822 erschienenen Band seiner Geschichte des 
röm. Rechts im Mittelalter. 

S. 82. no. 45j erwidert ;nif B.'s Br. 20. v. 13. 12. 22: 
BetrifiTt B.'s Berufungsangelegeuheit nach Frankt. Creuzer 
hatte ihn empfohlen, aber seine grosze Zahl Kinder er- 
wähnt. Ein Concurrent sei Schwenck, denWelcker u. Eich- 
hof empfohlen hätten. Usener habe ihn nicht bestimmt 
abgerathen aber angegeben, dasz er mit Frau, einem Kinde 
u. einer Magd jährlich gegen 5000 fl. gebrauche. Eine von 
Grimm Thomn5> mitgetheilte Stolle aus Bangs Brief werde 
ihn doch nicht compromittiren V In Peantwortnng von no. 
43 folgt Lob d. Grammatik, aber Bedauern über Wegfall von 
Dedication u. Vorrede (vgl. S. 86). Kuithan solle ein tüchtiger 
Schulmann sein , die Freunde des Realismus dürften sich 
nicht auf Emesti berufen. Greuzer^s Biographie habe ihn 
wegen ihrer Unterlassungssünden geärgert. Grimm halie sie 
zu milde , Savigny sch£fer beurtheilt. C.'s Rückkehr aus 
Hollancl F;ei jedoch so erfolgt, wie er erzählt. Seine Span- 
nung mit f^iiilus habe ihn aber zu einem Amit lironisiims ver- 
führt, deun 1791 als er sich die Psalmen-Erklaiung durch 



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Anmerkimgen ssn B. I S. 82—84. 171 



die Homerprolegomena erträglich habe machen wollen, 
hätten diese noch nicht ezistirt. Wolf hofiere er zn sehr. 
Ein liebes Büchlein sei das von Gramer. Bnttmann's Un- 
tersnchnDgen im Lexilogus seien verfrüht. Das neugriechische 

"werde noch vieles aufklären. Der jnnge Creuzer, der seine 
Dissertation über das Nibelungonlind schreiben wolle, habe 
gebeten ihn den Brüdern zu em} t t hloi]. Es folgen dann 
Bücher, welche B. aus Cassel geliehen wünscht. — no 45 u. 
46 beantwortet B.'s Br. 21. v. 22. 2. 23. : B. schickt damit die 
Bücher zurück and bittet um nene, meint Grenzer werde 
ihm doch in der Frankfurter Angelegenheit geschadet 
haben. Nach Ankunft vonBr. 46 bittet er um baldige Nach- 
rieht über Wilhelm 's Gesundheit. Er selbst will sich wegen des 
Misling^ens seiner Frankfurter Pläne kein graues Haar mehr 
wachsen lassen. Weber, der die Stelle erhalten, sei ^>in ge- 
lehrter Mann. Man habe ihm lür seine Privatschule den 
Knaben eines Hofmarschalls aus Cassel auf -hausen ange- 
tragen ; er habe aber nicht gern mit sn Tomehmer Leute 
Kindern za thnn. 

S. 83. Schwende,] Conrad, geb. d. 21. Oct. 1793 in 
lieh b. Glessen, Schüler Welcker's und Jugendfreund von 
li'riedr. Diez. 1823 ging Schwenck nach Frankfurt, obwohl 
er die Stelle, um welche er sich gleichzeitiq- mit Bang be- 
warb, auch nicht erhalten hatte, erst 1825 wurde er zum Lehrer 
der Geschichte am Gymnasium daselbst ernannt. 1853 
wurde er als Conrector des Gymnasiums pensionirt und starb 
am 14. Febr. 1864; vgl. Dr. E. Neubürger: „Einige Blätter 
zur Erinnerong an Konrad Schwenck*^ Frankf. a/M. 1867, 
sowie meine ^jSrinnerungsworte an Fr. Diez" S. 17 ff. ; ferner 
eisen Br. v. Diez an J. Grimm in Z. f. rem. Phil. VII, 489. 

S. 88. p t y m ol n gisirt in KRnnescher Art.] Offen- 
bar Anspielung a,n Kanne's Pantheum, worüber vgl. J.*s u. 
^V/s Aeusf?erungen gegenüber Görres vom 5. Dec. 1811 und 
dessen Erwiderung in seinen gesammelten Briefen 11 261 f., 
268 f., 283 f., wieder abgedr. in: Briefe v. J. Gr. an Tyde- 
man 8. 131. Naturgemäss iat J.'s Urtheil 1822 weniger 
günstig, üeber eine andere Schrift Eanne*8 s. Anm. zu S. 150. 

S. 84. Hier in Cassel war zu meiner Zeit 
Richter . . Rector] vgl. die Antobiographie bei Justi. 
An die Schuljahre ennnerte sich J. spiitor ^^f^rn : vgl. 
Frenndesbr. S. 91, Brief v. 28. Merz 1824 , sowie einen Br. 
an Lassberg V. 24. Aug. 1829, d. h. in der Zeit geschrieben, wo 
die Berufung nach Göttingen bereits so gut wie sicher ge- 
stellt war (Germ. XIII, 867): Jugenderinnerungen sind doch 
clie schönsten und werden immer schöner, ich möchte mich, 
so oft ich daran gedenke, in meine Schuljahre zurückver- 



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172 



Anmerkungen zu B. I S. 85^89. 



Betzen (viel lieber als in die atudentenjahre) die bücher 
nnter den arm nehmen und fröhlich über den markt springen. 
So Udcht ums herz wirds einem hernach doch nie wieaer, 
wie damaU; wie Yoll und 7erw»'iiend ist die zeit der jagend, 

ein tag mehr als jetzt eine schnell vorranschonde woche.* 
JacoV) war übrif^ens auch ein musterhaftor Schüler gewesen. 
Aus dem Festprogramm des Casseler (Tymuasium von 1879: 
«Zur Statistik des Lyceum Fridericianum während feines 
Bestehens von 1779-1835 von Dr. F. G. K. Gross** S. V 
ergiebt sich, dass aehon beim Herbstexamen 1799 Nathanael 
Caesar über Jacob Grimm als Primus der Oberquartaner 
schrieb: «Mit Vergnügen kennen ihn die Lehrer als einen 
der fähigsten, fleiszisr^ten und gesittetsten Schüler nmpfehien'* 
und 1801 beim Frühjahr^examen über Ilm als Primns der 
Untersecunda urtheilt : „Macht Vxm nr.tadeihatter Aurtührun^ 
mit gewohntem ilci.sz rühmliche Fortschritte**, und bei 
seinem Abgänge aus Unterprima Ostern 1802 : dass ^ er durch 
seinen ausnehmenden Fleisz völlig die Kürze der auf dem 
Lyceo zugebrachten Zeit ersetzte." Seine am 9. April 1802 
gehaltene Yaledicenten-Rede : «De ingeniorum certaminibus 
in sacris Graecorum ludisque solemnibus" fehlt nach der- 



Casseler Gyiimasiuni. Ueber W. Grimm sind ähnliche 
Notizen nicht überliefen (Vgl. Anm. zu IIS. 1), ihn ängstigt 
noch 1824 im Traum der Gedanke, dasz er in die Schme 
gleiige u. dieses n. jenes nicht wiese S. 238). 

ä. 85. Jetzt siehts mit dem hies. Lyc. nicht 
gut aus] vgl. S. 60. ^ 

S. Sf). Creuzer, der junge] Sohn des Consistorial- 
rath Crcuz.T in Marburg n. ^s'offo dos Heidelberger Prof.. 
vorlifT HüU.slehrer bei Han,!; ia Gossl'eiden und dann Gym- 
nasiallehrer in Marburg und Uersfeld. 

S. 86. Vorrede u. Einl. musste wegbleiben] 
vgl. Briefw. m. v. Meusebach S. 309 Anm. zu S. 7. 

S. 87. Eichhorns Jahrh.J gemeint ist offenbar Job. 
Gott. E.'s Gesch. d. 3 letzten Jahrh. 3. Aufl. 1817. 

S. 88. C ollmann] Pfarrer, welcher in Cassel eine 
Erziehungsanstalt hatte. 

S. 88 no 48]. Darauf erwidert B.'s Br. 22. v. 9. 1. 24: 
Pank für die Mittheilnngen , niiheres über üonradis Ver- 
lobung. Bücher brauche er wohl. „Brod u. Bücher. Lan^e 
habe ich mich danach gesehnt. Aber der Gevatter Wil- 
helm hat alle die Aufträge vergessen in den glänzenden 
Circeln Marburgs. Aber so seyd Ihr Urbani mit Eurer ür- 
banitas. Dennoch soll er ht rzlichst gegrüszt sein.** 

8. 89. serbische Gr.] Wuk's Stephanowitsch (vgl 




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Anmerkimgeii za B. 1 S. 89 — ^90. 



Axim. S. 228) kleine serbische Gr., yerdeutscht u. mit einer 
Vofrede v. X Gr. Leips. tl Berl. 1824. Vgl. Germ. XI, 885 

und Kl. Sehr. J. Gr.'s IV, 22. 

S. 89. Freisschrift über die deutschen Ad* 
jectival vgl. Br. v. J. Gr. an Tydeman S. 142 Anm. zu 
S. 78. Sie war veranlasst durch ein Preisausschreiben der 
deutschen Gesellschaft zu Königsberg, doch wurden nur die 
beiden ersten Kapitel fertig gestellt. Sie sind zum ersten 
Mal abgedr. in J. Gr. 's Kl. Schriiien Vi, 307 Ü. 

S. 89 no 49.] Darauf erwidert B.'s Br. 23. iindatirt 
(Postst. 21. April j. Die Bücher folgen zurück, Eichhorn 
tange nichts. Jacobs letzter Brief vom Jan. sei tiübsinnig 
gewesen. Dass man ihn kränke sey ihm unbegreiflich, dasz 
J. aber denken könne, er. B., glaube ihn anf falschem Wege, 
das ginge übor die Schnur. 

S. 90 no üO] Darauf erwidern B .s Br. 24 u. 25 v. 16. 7. 
u. 26. 8. 25 — Br. 24: Glückwunsch. Das Verbot der An- 
spielung auf die Namen Grimm und Wüd veranlasste B. 
an Ghrimhieldzu denken nnd flnon Jacob einige Lob- 
verse der £he zu citiren. Im übrigen spricht er über die 
anbei zurückgehenden Bücher . über seine drei ältesten 
Söhne , über seinen Gehülfen Dr. Creuzer, über Savigiiy's 
Befinden. Ein Bonner Brofess. habe ihm Ostern erzählt, 
S. habe mit der Familie vielen Kampf über das Nicht- 
cathoJischwerden seiner Kinder gehabt, er habe aber fest 
widerstanden. ,A1h icii in der Zeitung las, dasz ein anderer 
Minister der Justiz geworden, alo nicht 8. , habe ich eine 
BouteÜle alten Rheinwein, die noch bey mir lag als Ge- 
schenk, ganz allein getrunken.** B. bimt dann um Für- 
sprache und Hath wegen eines Stipendiums für seinen 
iSohn. — Br. 25 empfiehlt den Doctorandus Creuzer, seinen 
Gehülfen, welcher bei M. R. Graft Hauslehrer werden solle. 
C. thue es noth , etwas unter die Menschen zu kommen. 
Nachhage nach Savigny. „Habt ihr gelesen 'Vosz und die 
Svmbolik' von einem gewissen Menzel ? Der hat aber den 
alten Steinbock mächtig gepackt.*^ B. bittet um Auskunft 
über^ Menzel und andere Schriften von ihm, möchte nur 
"wenige Buchstaben wieder einmal von Jacob sehen und grüszt 
die Mi'mner nnd die Frauen im Grimmachen Hause herz- 
lich und freuiidachaftlichst. 

S. 90. Meine Braut heiszt Dorothea.] Das 
Heirathscon-rrjsgcsuch Wilhelm Grimm's ^ Bd. TT, S. 9 fl'. 
Die Heirath fand am 15. Mai 1825 statt. L'nl( t diesem Tag 
findet sich im Kirchenbuch der Kasseler Hofg^enu-mde Bd. E. 
. 411 folgender Eintrag: rHerr Wilhelm Carl Grimm 
ecretarius bej Eurfoistlicher Bibliothek des in Hanau (!) 



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174 AnmerkuQgen zu B. 1 S. 90—92. 



▼entorbenen Stadtachreibers H. Wilhelm Carl Grimm hinted. 

S. und Jungfrau Henriette Dorothea Wild, des verstorbenen 
Apothekers Herrn Joh. Rudolph Wild hinter!. T." Vgl. sonst 
hier S. 238, sowie Görresbriefe III. 190 f., Briefw. mit von 
Meusebach S. 322, Freundesbr. S. 231 und .luiT.'iul!ir. 8. 506 
no. 34 den Eintrag in die Grimni'sche Famiiienbibel : ,Im 
Jahre 1825 den 15. Mai verheirathete sich mein lieber 
Bruder Wilhelm mit Dorothea Wild, Tochter des verstorb. 
Herrn Wild, Apotheker dahier. Die Einsegnung geschah 
Morgens V2I2 Uhr im^ Schmerfeldischen Gartenhaus. Der 
Himmel gebe ihnen seinen Segen, Cassel. Jacob Grimm.*" 
— Da53 schöne Verhilltnis?, welches zeitlebens nicht nur W. 
sondern auch J. niit Dortchen verband, pfcht aus zahlreichen 
Stellen ihrer Briefe hervor. Ich erinnere nur an folgende : 
J.Gr, an V.Meusebach v. 15. Nov. 1829 (S. 120): ^Dortchen 
kommt mir ordentlich wie meine iiau vor, weil ich nach 
der Iran bibliothecarin nnd nicht mehr nach der frau se- 
cretarin fragen höre/ W. Gr. an Lachmann 18. Jan. 1838 
(Briefw. mit Meusebach 8. 415): «Jacob sitzt in Cassel. . . . 
Die Trennung thut ihm weh wie uns. *Sie thun dort alles 
für mieli, schreibt er, aber sie können mir nicht ge^^en, was 
ich vermisse.* Zu seinem Geburtf^tag am 4. Jan. reiste 
Dortchen, da sich eine Gelegenheit darbot, sammt allen 
Kindern hin. Sie langte den Abend vorher an, stieg bei 
ihrem Bruder ab, und sie machten sich den andern Morgen 
auf den Weg in die Belleyne*^ etc.— Anspielungen auf ihre 
Namen mussten zieh die Brüder offenbar oft gefiedlen lassen 
vgl,: ,Es ist mir nur lieb, dass Sie nicht . . . meine 
Grammatik eine Grimm atik j^escholten haben.« (Brief J. 
Gr.'fl an v. Meusebach vom 24. Dec. 1822, S. 6), vgl. auch 
L.Diefenbach an Weigand vom 11. Jan. 1851 (Anm. Z.S. 388). 

S. 02 no 51.] erwidert auf B.'a Br. 26. V. 14. 2. 26: 
Bang beginnt mit verspäteten Neujahrs wünsch, erkundigt 
sich nach dem Hofmeister Creuzer, dessen sich die Brüder 
annehmen sollen. ,Ich hoffte viel, da^z ilim das Anschauen 
Ikrer ebenso geräuschlosen als ffroszen Thätigkeit ein 
Centmm geben sollte.' Gerücht, der Heidelberger Crenser 

Sehe nach Berlin, seine nnd Danbs Sache sei allerdings in 
l bedeutend gesunken. „Clemens Brentano hat vorigen 
SortHiier in Wiesbaden eines Pfarrers Tochter zum Catno- 
licismus verführt. Der Pfarrer ist ein Jncfpndlehrer von 
Savigny und hat vor langen Jahren schon einmal die 
Schmach gehabt, dasz Clemens eines seiner Gedichte so 
jämmerlich mißhandelte .... Lassen Sie doch wieder 
dnrch einige Bücher es hier sichtbar werden, dass Sie noch 
über eine Exurfürstl. Hessische Hof*Bibliothek zn befehlen 



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AiimerkiiBgen zu B. 1 S. 96^97. 17ö 



haben. Zwar weis ich von Prof. Hupfeld, dasz Sie dieszes 
drückend gena^ fühlen; aber ich möchte doch wieder aicht- 
bare Proben ouivon haben. Herzlichste GrüBze an die 
Frauen, Brüder, Schwester nnd an £nch." 

S. 97. Wer wird nun curator der Universität? 
ich denke m in ist er i alrath Ries]. Es handelt sich 
hier nicht um den Curator in dem heutig'en Sinne, der da- 
mals den Titel landesherrlicher Commis.sarius führte (diese 
Stellung bekleidete seit 1821 bis in die 30er Jahre der 
Begierungsrath Hast), sondern um den Vorstand des Mini- 
eterinmsBes Innern, von welchem die Universität ressortirte. 
Nach der Entlassung von Kraft (Anm. S. 100) ans diesem Amt^ 
wurde der Vorstand des Justizministeriums Riesz zunächst be- 
auftragt, auch die Geschäfte des Ministeriums des Innern zu 
führen. Später gab er dann das Justizministerium ganz ab. 

S. 97 no 58. 1 erwidert auf B/s Br. 27 v. 30. 3. 2ß. : 
.Tiiebe Gevattern und Freunde! Der jimf^^p Hauer aus meiner 
Gemeinde, 20 Jahre alt, der im Sommer Maurer und Lehm- 
arbeiter und Weisbinder ist , legt sich in den müssigen 
Stunden des Winters aufs Zeichnen and Mahlen. Bej mir 
holt er sich immer Bilder sum Oopiren, und hat nebst den 
Göttinger Professoren, Ihrem Geschenk, auch Ihr Bild, lieber 
Jacob, gemahlt. Weil ich glaube, es mache Ihnen Freude, 
80 einen Bauer unter meinen geistlichen Söhnen zu wissen, 
80 schicke ich Ihnen die Copie dieses Bildes. Was sagen 
Sie dazu? und was die Brüder V Vorgestern stand erlange 
vor Ihrem Bild lieber Wilhelm ! zweifelte aber, oba ihm ge- 
lingen werde.* Herr Kraft habe ihn besucht, er verstehe 
die Kunst sich schnell zu orientiren, habe nach allem 
ezaminirt, nach Waschen wie nach Methode u. Stoff. Er 
fiey ihm immer noch als ein Minister des öffentlichen Unter- 
richts erschienen u. habe förmlichen Unterricht im Deut- 
s'cbeTi narh A.deluni^ oder Schmicdcr verlangt. ^Der Debel 
hohl mich, was halt ' ich gleich zur Hand Ihre Grammatik 
1. Ausg. u. liesz ihn sehen, was noth thue. Ehe bis wir 
80 weit wären, dasz diesz Buch in die gelehrten Schulen 
eindringe, läugnete ich jeden anderen Unterricht im Deut- 
schen, sagend, die Jungen mttssten es lernen, wie es 8a- 
vigny gelernt, der es bekanntlich gut gelernt habe.* 
Kraffc habe Lust gezeigt ihm seinen Jungen anzuvertrauen, 
doch habe er ihn nicht darin bestärkt, übrigens habe er 
i^osse Achtung vor dem Ma^in „u, rlie "Rrfahrung wirds 
lehren, ob jener Riese diesze ivr.it t habe." Die Schilderung 
J.'s von dem jungen Creuzer stiiume ganz mit seinem Ur- 
theil überein. Er habe sie dem Vater gezeigt. Der Sohn sey 
jetzt in Marburg krank, solle aber nach Cassel zurück u. die 



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176 Anmerkungen zu 6. 1 S. 97—101 



Brader, welche er verehre, iii(Iehten ümsar Arbeit ennontem 
und an ( ine Bibliothek empfehlen. Den Trw^eiten Bd. d. 

nrammatik habe er noch nicht gelegen. Buttmann's Lexi- 
]o^m sey frei von der kahlen Speculation sonstiger Etymo- 
locren. Riemer sej ^wohl geistreich n. witzig; aber auch 
naseweis u. verwegen, ein leichter Husar, der die schwere 
Cavallerie der Philologen oft ärgert/ Passow müsse in 
der Metrik noch Manches lernen. SeyffEkrt solle dem Her* 
mannschen System einen heftigen Stoss versetzt haben. Er 
habe endlich an Savigny geschrieben «Glaubet fest, dasz 
auch ich innigst froh seyn werde, wenn bey Euch der Ruf 
erschallet: 'Es ist ans ein Mensch geboren worden/'' — 
Auf no 58 erwidert B/s Br. 28. v. 11. 5, 26. betitelt: /Aus- 
zug eines Briefs, den ich meinen lieben Gevattern Grimm 
schreiben wollte: Glückwunsch wegen des kleinen Jacob, 
Bitte B.*8 Sohn , welcher über Cassel nach Göttingen reise 
Bibliothek n. Museum zu zeigen. , Herrlicher Brief v. Sa- 
•vigny. So menschlich rein, so gelehrt! aber leider auch 
sehr IvlajL^end besonders über Gesundheitszustand u. ül>er 
spotenartige Widersacherei der Hegelianer." Die llegierung 
liuMi' Vosz u. Paulus den Streit mit Creuzer verboten. Vosz 
sey mit dem Rei?crii)t auf dem Krankenlager verschont. Die 
Fama verbreite dennoch, er sey daran gestorben. Bitte um 
Savigny*s Abhandinngen über das Colonat n. d. Stenerrer- 
fassnng. Er nenne sie seine gelongensten. „Der S . . dasz er 
8ie mir nicht geschickt! Da er doch weiss, wie mich jedes 
Büchlein erfreut. Der junge Crenzer ist am Marbnrger 
Gymn. mit 100 Thlr. angestellt." 

S. 97. Jacob) Wilh. Grimm's ältester noch im selben 
Jahr verstorbener (S. 241 f.) Sohn. Vgl. über seine Geburt 
Freundesbr. S. 2'61 f. sowie Brief w. m. v. Meusebach S. 362 
Anm. KU S. 31 no. 22-3. Im Eirchenbnch der Kasseler 
Hofgemeinde Bd. E finden sich folgende 2 Einträge p. 133: 
^Getaufte 1826. April am 16. Jacob des Bibliothek Secretars 
H. Dr. Wilhelm Grimm et ux. Dorothea geb. Wild S. n. 
8. April h. p. 2. Gcv. H. Bibliothekar Jacob Grimm, de? 
Kindes Oheim" und p. 534: »-Begrabene 1826. Deceniber 
am 18. Jacob, des I^ibliotheks-Secretarius Herrn Dr. W. C. 
Grimm et ux. Dorothea Henriette geb. Wild Ö., j am lo. Dec. 
h. m. V, alt 8 M. 5 T.* 

S. 100. diesen Staatsmann] Mimsterialrath Kraft 
in Cassel, dann Obergerichtsdirector in Marburg (vgl. S. 85 
u, 96). Er starb als Meiningischer Staatsminister a. D. 

S. 101. Der junge ^IcTiscli j Hi^rr Amtmann Hille 
in Darmstadt, der zu jener Zeit Bang s ^Schüler war, und in 
dessen Besitz dieser unser Brief sich derzeit befindet, theilt 



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Anmerkangen zu B. I S. 101—104. 



177 



mir mit: ^Ea handelt sich unfehlbar um den Weiszbinder- 

Seeellen Bosz aus Sarnau, der allherbstlich die frischen 
[alkwände der Schnlstnbe in Bang\s Haus mit einer Rosen- 
goirlande sni schmücken pflegte. Ich habe ihn Wünsche 
aussprechen hören, die Bang — unter Umständen ein Bischen 
Idealist — nls Ausflüsse verborgenen Talents gehalten haben 
mag, erinnere mich auch, dasz Bosz Bang was gezeichnetes 
brach to." 

S. i. ii u m 0 h r ü b e r d i e Ko c h k u n s t.J Dr. Reimer, 
Archivar in Marbnr^ theilt mir mit, dass sich im Besite 
seiner Verwandten ein Kochbuch befindet, in welches von 
allen möglichen Freunden, darunter auch von den Brftdem 
Grimm, je ein Hccept eigenhändig eingetragen sei. Dasselbe 
ist jetzt in Prof. A. Tobler's Häiiüon. 

S. 103. In diesen Monaten streichen die 
Professoren wie Zugvögel] vgl. : ^ A l^o mit den ge- 
lehrten Vögeln, die im Frühjahr u. Herbst von einer Univ. 
zur andern ziehen , haben Sie diesmal nicht streichen 
wollen?* Brief W. Gr/s an Lachmann im Briefw. mit 
V. Mensebach S. 382 (datirt v. 13. April 1838). 

S. 103. Offenbarungen der Dülmer Nonne] 
▼gl« Briefw. m. v. Meusebach B. 363, Görresbriefe II, 576. 

8. 103. Ich höre, dasz man in Marburg viel 
von der Versetzung der Universität hierher 
spricht.] Im Marburger Uni versitätsarchiv befindet sich 
unter den Senatsacten ein eigenes Fascikel über die Irrig- 
keit dieser durch Zeitungsartikel ausgesprenf^ten Cxerüchte, 
welche den Senat aber doch veranlasst liaLLen, m Cassel 
darftber anzufragen. Vgl. Anm. zu 8. 241 Snabedissen^s 
Br. 47. 

S. 104. no 55. ) ist datirt vom 18. Juni ( Jnr. ist verdruckt) 
1827 und erwidert auf B.'s Br. 29. v. 16. 6. 1827. Danach 

hofft B. Passavants Stelle an der reformirten Kirche in Frank- 
furt zu erhalten u. bittet urn luii])ltihlung. Director Vömel, 
der die Schule mit dem MystLsciien der Religion überfülle, 
bewerbe sich allerdings auch darum, habe aber z. B. die 
Neufville's gegen sich. „Ich sage nichts, wie es mir zuletzt bei 
Omen gefaflen . . . wie ich 8chlegel bey allen seynen unange> 
nehmen Manieren u. Grimassen dennoch sehr achte.* — 
Auf no 55 erwidert B.'s Br. 30. v. 29. 6. 1827 : B. ist in 
Frankfurt gewesen u. sehr freundlich v. Thomas aufgenommen. 
Der mystische Scholarch habe keine Aussicht, er aber wahr- 
scheinlich auch nicht, da viele sich schon gebunden hätten. 
Clemens LSrentano sei von einer Reise nacn Paris auch in 
Frankfurt , u. sage, er B. passe als Prediger nichi für die 
Frauen. Als schönsten Gewinn seiner Reise betrachte er 

£. Stengel. Acten der Brüder Grimm. 



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1 



178 Anmerkungen zu B. I 104—105. 

die Bekanntschaft mit Görm, dessen hohe Einfalt u. Klar- 
heit ihn entzückte u. den er über Schlegel stelle. Er arbeite 
jotzt eifrig an einem ethnologischen Go9rhichtswerk. das, 
wie er gerade heraussage, gewaltig aufräumen würde. Eine 
seiner Hauptquclicn sejen die dazu noch gar nicht be- 
nutzten Scholien der Alten. Er hoÜe im Herbst in München 
angestellt zu sein. Sein Sohn, Guido, habe ihm auch gefallen, 
er wolle bald die Grimms aufbuchen* Frau Thomas lasse 
die ganze Grimmsche Familie grüssen. Christian Brentano 
komme bald von Kom zmrftck. Savigny u. Frau seien ge- 
sund, über den Sohn klagen alle. Bitte um Biiener 
namenti. um 2te Aufl. v. Niebuhrs Rom. Gesch. über deren 
Umänderungen .sich Görres sehr gefreut habe, sowie um 
2 Aufsätze Savigny'b*. 

S. lüü vor no. 56.] Hier schiebt sich folgender mir 
nachträglich von Herrn Amtmann JBlille abschnfUich Über- 
sandter Brief ein : 

55a. Jacob Grimm an Bang. 

Der neue Niebuhr, lieber Bang, den Sie haben 
wollten, ist sclmlcl. dafs auf Ihren brief vom 29 jnni so 
späte antwort erfolgt, das buch war nicht gleich in meinen 
bänden, hernach wollte ich selbst wenigstens durchlaufen 
und auch jetzt kann ich es ihnen nur auf drei, vierwochen 
lafsen. Es haben sich noch mehrere derglciche leser dazu 
gemeldet, übrigens ünde ich es zwar weit auagearbeiteter 
nnd reicher, worüber er in der vorrede mit schönem stolze 
spricht, aber doch nicht so gnmdTerSndert, wie Görres 
meint. Ein werk, das einem sn schaffen macht, wie wenige, 
man mufs überall streng aufmerken um zu verstehen and 
zu behalten: Ich lece Ihnen Ranke und Schlossf^r? 
nme aiis<^Mbe bei. Von Ranke ist eben ein frisches w< rk 
heraus über das 16. 17 jh. mit gleichem geiste und fleiise 
geschrieben, das Sie haben sollen, wenn Ihnen jenes gefällt. 
— Menzels reformationsgesch. (die meinen Sie dodi?) ist 
ausgeliehen. ^ Es frent uns, dafe es Ihnen za Frankftirtxiaeh 
wünsch ergangen ist, wenn auch aus der hanptsache, wie es 
scheint, wieder nichts werden sollte. Thomas ist ein ehr- 
licher, verständiger mann; der andere der nach mir fragte 
wird Senator Scharf gewfF;en sein. Dafs Ihnen die männer 
von allen parteien recht smd, wo sie geist und gelehrsamkeit 
offenbaren und ein redliches herz zeigen, ist ein schönes 
zeugnifs für Ihren eignen sinn. Die ^ofsen entdeckimgen 
des Gör res ans den scholiasten begreife ich noch sar seit 
nicht, wiUs aber abwarten« überhaupt vermag ich den gang 
nicht 2a verfolgen den seine studien in den letzten zehn 
jähren, seit er wenig wiftenschaftlicher art hat dmcken 



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Anmerkmigeii sa B. I S. 105—108« 179 



lafsen , genommen haben. Den söhn habe ich auch von 
anderen loben hören. — Für die mittheilungen über Clemens 
und Christian danke ich« Von Savigny lauteten die 
letzten meidungen gut, sind aber freilich etwas alt; doch 
muts keine neue gefahr eingetreten sein, — Senden Sie mir 
doch die beiden abharjdlungen S a vi pny s über die röm. 
Colonen und abcraben bald wieder, ich brauche sie. — Luis 
ist nach Westpbaien gereist, Wilhelm und Dortchen 
wohl, wir grüfsen Sie von herzen: Ihr treuer freund und 
gevatter 

Cassel 20 aug. 1827. Jac. Grimm. 

S. 105. no 55. a]. Anf diesen Brief erwidert B/s Br. 
81. V. 4. 10. 27: B. sendet Bücher zurfick und bittet um 

neue, beschreibt das Universitätsfest, welches die Brftder, 
wie fast alle Cassler verschmäht hätten. Savi^j werde 
krank in Tra^^eg zurück erwartet und solle nie mehr in 
Berlin auftreten wollen. Creuzer habe Gans ins Gesicht ge- 
sajrt: danz er S.'s Buch ganz anders habe behandeln sollen, 
und habe seinen Namen auf der Berliner Recensentenliste aus- 
streichen lassen. £r Bang k5nne eine gute Portion Wünsche 

S brauchen, da seine «Frau jetzt zum zwölften mal eine 
ilbkogel tragend*" von Tag zu Tag der Erlösung ent- 
gegensehe. Sonst wäre er ein Paar Tage nach Cassel ge* 
kommen. Thiersch: ,Über OffenÜ. Schulen' habe ihm sehr 
gefallen. 

S. 108. Wit. Dörring.l Wit j^enannt y. Dörring. 
1827 — 30 erschienen von ihm ,Fiai|m. aus meinem Leben 
u. meiner Zeit*, 1827 in Brannschweig : Lncubrationen eines 
Staatsgefangenen. 

S. 108. no 57] erwidert auf B.'s Br. 32. v. 16. 1. 1829: 
„Meine liebe freunde! folgendes Bruchstück aus einem 
Dialog mit meinem dritten Sohn, der ein Jurist ist, g^iebt die 
erste Veranlassung zu diesem Brief: — Sohn : Ich mag nun 
im nächsten Semester das Germaiiicuin in Marburg oder 
Heidelberg hören, so will ich mich immer im voraus be- 
kannt machen mit Eichhom*s dahin gehörigen Schriften ; 
gebe mir doch zu dem Ende das Buch des Herrn Grimm.— 
Ich: Diesz Buch habe ich nicht; es mag noch nicht heraus 
seyu. — Sohn: Heraus ist's; schon im Herbst habe ichs bey 
Herrn Carl in Hanau gesehen. — Ich: Aber ich hnhp es 
nicht. — Sohn: Warum nicht? — Ich: Der Verfasser hat 
roirs nicht geschickt. — Sohn : Warum ? — Ich : Herr 
Grimm denkt vielleicht, ein Buch solchen Inhalts nütze mir 
nichts. — Sohn: Das ist wohl richtig, aberSavignv hat Dir 
doch alle seine Schrüten, die noch in weit strexigerem 
Sum nur juristischen Inhalte sind geschickt — Ich: Ja 

12» 



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180 



Anmerkungen zn B. I 8. 108—111 



80 . . . .* Er hoffe diese neue Art Betteley werde J. nicht 
ganz verwerflich finden. Thomas denke ihn immer noch 
Ton 6o8zfelden fortzubringen, doch bliebe er nnn gern da 

(vgl. Thomas an J. Gr. v. 20.8.1827). Creuzersei im Herbst 
viele Tu|2^e dagewesen munter und spasRhaft, Savigny sei 
wohl. ^Nun ist noch Kaum Ihnen eine Sprachbemerkung 
mitznthcilen , dasz Ewart i. o. Gosetzbewahrer in Ober- 
hessen noch im Munde des Volkes lebe. So ist z. B. das 
Währ-Ewart eine (Tpsellschaft von Bauern, welche das 
Flusz-wiihr behufs der VVässeiiing der Wiesen in einem 
grossen Umkreise anfrecht hält, daa Recht selbst zu strafen 
ausübt etc. Irre ich nicht, so giebts eine Dissertation de 
judieiis ad Lanam.** 

S. 109. Bauer, Prof. in Marburg.] Die Urtheile 
fler Brfiflor über ihn waren schon in der Studentenzeit sehr 
ungiiri-l 11^'. wie ihre Briefe aus der Jugendzeit ergeben (vgL 
S. 9, 2h, 55). Ebenso urtheilt J, Gr. in einem Brief an 
Tydeman vom 8. Dec. 1812 S. 43: „An Goedes Stelle ist 
Bauer aus Marburg versetzt, ein mittelmäijsiger Docent, der 
sich nur mit unbeneidenswerthem Eifer auf das neue Recht 
geworfen hat." Vgl. S. 289 Wilhelms Urtheil. 

S. 109 den Hufe 1 and]. Gottlieb H. seit 1788 Prof. fElr 
deutsches Recht in Jena starb 1817 als Prof. in Halle. 

er wollte mir nicht behagen] ^so könnte ich 
mich jetzt nicht mit Staats-, Privatrecht etc. abgeben. Briet 
an W. V. 12. 7. 1805 (Jufft'ndbr. S. 58). Dennoch beabsich- 
tigte J. sich damals der Prüfung pro advocatura zu unter- 
liehen (vgl. ib. S. 36, 39, 57), hat aber die Absicht nie ver* 
wirkliebt, wenigstens findet sich in den Acten der jur. Fa- 
cnltät nichts darüber. Über Wilhelms Prüfung s. II. S. 1, 

S. 110. Berliner Facultilt ... das Diplom 
ausgefertigt] vgl. Br. an v. MeuprOMiU S. 317. 

S. 110. die a ta t u t e der o be r he s s i s c h e n w u h r e- 
warte]. Gemeint sind die Währ-Ewart e in Bangs 
Br. 32. Vgl. dazu : Das Wehreinwart im Amte Wetter von 
Landau (Sd. 4 d. Zeitschrift d. hess. Geschichtsvereins 
Kassel 1847 S. 167 ff.) 

den impertinenten Gans] E. f 5. 5. 1839^ vgl 
über ihn Briefw. m. v. Meusebach S. 335 ff« 

S. 110. Holweg]. Bethmann - Holwcg der bekannte 
spätere prenssische Unterrichts-Minister der neuen Aera. 

S. III ein Heft der Zeitschrift] für geschichtl. 
Rechtswissenschaft heraus^eg. v. v. Savigny , Eichhorn u. 
Göschen. Berlin 1828. Die 2 Aufsätze Savignys sind be- 
titelt: ,Ȇber den juristischen Untemcht in Italien* u. 
Jther das Interdict quornm bonorum (Nachtrag zn 
Bd. VI.)* 



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Anmerkungen sn B. I 8. 111—115. 181 



S. III. vielleicht den Heffter]. Heffter wurde in 
der That 1833 nach Berlin berufen. 

ib. daBz Eichhorn G-Öttingen yerläsEt]. E. 
Friedr. £., der Begründer der deutschen Frivatrechts-Dis- 
ciplin verliesz aus Gesundheitsrücksichten Güttingen 1829 
und zo^ sich auf ein Landgut bei Tübingen zurück. Vgl. 
über ihn Schulte's Biographie 2te Auü. 

S. III. das kleine Hermännchen gedeiht zu 
unserer Freude]. Wie rührend sieh Jacob des Kindes 
annahm erweist auch der Schlusz seines Briefes an v. Meuse- 
bach V. 7. Oct. 1828 (S. 99 f.): .Wilhelm ist heute morgen 
5 Uhr mit Dortchen . . . nach Marburg gereist . . . Leben 
Sie wohl, das Kind schreit, ich mnsz es warten helfen.* 
FrL Minna Bang theilte mir folgende idyllische Scene mit^ 
die sich um diese Zeit zugetragen haben wird: ^Mein Vater 
(der spätere Pastor in Kosenthai) hatte im Auftrage seines 
"Vaters (des alten BaTio-; Orimms ein Buch zn überbringen. 
Boini Eintritt in ihr Zimmer sieht er Wilhclia (irimm mit 
einem Wickelkind auf dem Schosz» vor ihm Jacob, der sich 
bemüht demselben Brei einzufiltriren.* — Tra Kirchenbuch 
der Kasseler Hofgemeinde Bd. E. p. 148 findet sich folgender 
Eintrag : «Getaufte 1828 Jan. am 27ten Hennann jmede- 
rich des Bibliothek-Secretars Wilh. Carl Grimm et ux. 
Henr. Dorothea geb. Wild n. am 6. Jan. Morgens 11 Uhr 
Gevatter Jacob Carl Grimm.* 

S. 112. Abschied von Cassel], vgl. den Brief- 
wechsel mit Hupfeld in Anm. zu S. 280, sowie Anm. zu 
S. 266,. einen Brief Jacobs n. Wilhelms an v. Meusebach v. 
15. Nov. 1829 (S. 117 ti.j u. Brief Jacobs v. 8. Febr. 1830 
(8. 354 Anm. a(. S. 125). Brief Jacobs an Lassberg vom 
17. Not. 1829 (Germ. Sin., 369). 

S. 112—8. Louis . . . ist mit der Tochter der 
Wittwe des Prof. Böttner versprochen.] vgl. 
S. 408 und I^ricfw. mit v. Meusebach S. 352 z. S. 119, .Die 
Hochaeit fand am 20. Mai 1832 statt (ib. S. 368 f.) 

S. 114. Jacob hat Rechtsalterthümer ange- 
kündigt] vgl. W. an V. Meusebach 19. 12. 18^0 (S. 136). 

ib. werden nur Brodcoiiegia gehört] vgl. Briefw. 
m. T. Mensehach S. 368. ^ 

S. 115. dasz ich diearheiten^ die ich im Kopfe 
trage,. . . vollführen könnte.] vgl. S. S14, 332, 
Brierw. m. t. Meusebach S. 341 Anm. z. S. 80, Germ. Xin. 
374. no 14. 

S. 115. Diene Bibliothek ist ein stets um- 
laufendes Rad öder ein stets hungriges thier). 
Tgl. Briefe v. J. Gr. an Lassberg v. 20. April u. 8. Aug. 1830 



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182 



Anmerkungen sa B. I S. 115 — 117 



(Germ. Xm. 370. ff.), Tjdeman (S. 148 Anm. zn S. 82. eb. 
S. 145 Anm. zn 8. 87) u. besonders an Lachmannv. 21. Juli 1839 
(Briefw. m. v. Meusebach S. 854 f.) 

S. 116. Zum pro fe SSO r 1 e ben . . musz man sich 
vom doctorauf anschicken u. bilden, später 
Vi III 8 c h m e ck 1 8 nicht mehr]. Schon am 17. Nov. 1829 
schreibt J. an Lassberg (Germ. XUl., 369): »Es hätte schon 
zehn jähre früher geschehen sollen , damals waren unsere 
Organe noch weicher, nnser ganzes wesen noch f&gsamer*, 
am 15. Nov. an v. Meusebach (S. 120): »Der professor ge- 
mahnt mich noch seltsam, aber die mägde werfen schon 
ganz fertipf damit herum.* u. am 26. Nov. 1831 (ib. S. 14"^): 
J<*h hoffte diesen winter sollte die angeschlagne gramma- 
tik nicht zu stände kommen . . . Diese Vorlesung macht 
mir keine frende, aber viel mühe ; ich muss mich besinnen^ 
was den Studenten aus meinem kram taugt, und es für sie 
ordnen und einrichten. Ich lerne nichts dadurch. Das auf- 
treten zu bestimmte stunde auf dem catheder hat etwas 
theatralisches u. ist mir zuwider.* Aehnlich schreibt er an 
Lti9Rberrr am 8. Aug. 1830 (Germ. XIIT., 372): , Daneben 
nun auch coUeg zu lesen ist für einen professor, der in 
seinem leben noch nie gelesen hat, eine tüchtige austren- 
gung; ein solches colleg ist wie eine predigt, in der Diau 
nicht stecken bleiben soll, und kehrt täglich zu bestimmter 
seit wieder, und in den 50 minuten, cue es dauert, musz 
man eine menge werte sprechen. Dergleichen kostet reif- 
liche und mühsame Vorbereitung.*^ Dagejlfen hatte J. am 
leS. Juli 1805 an seine Tante Zirmy^ er geschrieben (Jugendbr. 
S. 57): „Ich würde gewiss iiit iir Lust am ProIVssorfach 
haben, wenn mir nicht dabei die äuszere Lage sehr misz- 
fiele, abgesehen, dasz die Universität auch nicht in Cassel, 
sondern in Marburg ist, also immer in Entfernung von den 
Heinigen.* Aus demselben Grund lehnte er die Bonner 
Professur ab (vgl. S. 175). Bekannt ist, dass J. in Berlin 
nur kurze Zeit Vorlesungen gehalten hat, i^lhrend W. der 
Docontenthätigkeit mehr Freude abgewann und auch länger 
Vorlesungen hielt. Was Jacob von den Aufgaben der 
deutschen Universitäten dachte, hat er mehrfach ausge- 
sprochen (vgl. Anm. zu iS. 120). 

S. 116 — 7. unsere revolution . . . "Wilhelms 
Erkältung . . Arnims Tod] vgl. darüber den schönen 
Brief J.*8 an Savignj t. 25. Jan. 1831 im Briefw. m. Meuse> 
bach S. 858 f. 

S. 117 Iii SS. Constitution], vgl. Anm. z. S. 271. 

S. 117. Schenck]. F. K. W. H. Freih. v. Sch. zu 
Schweinsberg. Seit 1830 Minister und wesentlich bei der 



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Anmerlmiigen za B. I S. 117— 12D. 183 



Eiüiüiuimg der Verfassung betheiligt, wurde im Herbst löcJl 
noch Ton Wilhelm II. vor seinem Rttektritt von der Re- 
gierung entlassen und durch Wiederhold ersetsst* (ygl. Wip- 
permann 'KurhoHson seit dem Freiheitskriege* S. 245). 

Er starb 1843. Seine Tochter war Sophie v. Witzleben 
(vi^l. Anm. S. 264). An v. Meusebach schrieb J. Gr. am 15. 
Nov. 1629 (Briefw. S. 120): „Um die ycbenckische Familie 
habe ich schon hinge stilles verdienst, uämlich grammatik 
2, 13 thut dar, dasz Schwemsberg nicht von dem thier, son- 
dern von dem göttlichen sanhirt zu verstehen ist^ das liest 
aher der präsident noch viel weniger als Ihr distichon ant 
die Weisheit/ 

S. 118. Jiisti . . . möge . . ausdrücklich be- 
merken etc.] Es handelt sich um die Autobio !Trnphie 
J. Gr's. Es lag J. Gr. offenbar daran, dasz man wisze, er 
habe sie vor den bedeutungsvollen Ereignissen in Hessen 
im Herbst 1830 niedergeschrieben. Der gewünschte Ver- 
merk steht denn ancn 8. IH, ist aber wohl nnr von 
wenigen beachtet. 

S. 118. no 60] erwidert anf B/s Beileidsbr. 38. v. 6. 7. 183a. 

8.119. war die 1 iebe Lotte schon ei nen hal- 
ben tag todtj. vgl. Brioi an Lachmann v. 20. Juni 1833. 
(in Briefw. m. v. Meusebach S. 386.) Sie starb am 15. Juni 
1833, wegen iiirer Hochzeit vgl. Anm. S. 140, wegen ihrer 
Abneigung vor dem Hoüeben vgl. Briefw. m. v. Meusebach 
S. 369. Die Grabschrift, welche ihr, ohne Hasaenpflugs Mit- 
irirknng die Brüder später setsen Hessen, laniet nach 
Fr. HWer (Kassel seit 70 J. IL, 10): ,.Un8erer hier in Gott 
ruhenden liebsten Schwester Lotte Amalie, geb. 10. Mänsl798. 
Verheirathet 2. Juli 1822 mit Ludwig Hassenpflug. Gest. 
15. Juni 1833, haben wir diesen Stein im Jahre 1843 setzen 
lassen. 1! rüder Grimm.* Das Denkmal ist nach einer Zeich- 
nung von Ludwig Grimm durch den Bildhauer Uenschel 
(vgL Anm. zu 8. 146) ausgeführt. 

8. 120. die gegen meinen Schwager an- 
hängige Klage] Hassenpfing (vgl. Anm. s. 8. 140) war 
im Märs 1833 von der hessischen Ständeversaminlung wegen 
Verfassungsverletzung angeklagt, wurde aber mittelst eines, 
für ihn allerdings nicht sehr schmeichelhaften Erkenntnie^ses 
freigesprochen. J. Gr., der hier ziemlich mild über seinen 
Schwager urtheilt, hat bekanntlich sein politisches Auf- 
treten öciiart verurtheilt , ähnlich Wilhelm (vgl. Briefw. m. 
Meusebach 8. 369). 

S. 120. Die Universitäten haben viel feinde.] 
Bezieht sich anf Zöpfl's Anträge in den badischen Land- 
rtänden. Die hier angeführte Aenssening Qrimm*s worde 



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184 



Anmerkungen zu B. 1 S. 120—221. 



1844 Ton nenem in d. Allgemeinen Zeitong no. 36 abge- 
druckt und steht in den kleineren Schriften V , 151 iF. Un- 
mittelbajf daran schliesst sich hier eine Besprechung J. 
von Savigny's Aufsatz, der in Ranke's Zeitschrift erschienen 
war. Auch diese Besprechung ist aus d. Gött. Anz. 1833, 
St. 34-5. Ueber die Aufgabe der üniv. hat sich Grimm in 
seiner Schrift ,über meine Entlassung' und in einer akade- 
mischen Vorlesung (Kleinere Schriften I, 211) ausgesprochen. 
• (vgl. auch Anm. zn S. 116). 

S. 121 no. 61] erwidert anf B.*8 Br. 34. (den letzten der 
erhaltenen) ▼.. 28. ö. 1888: .Lieber Frennd n. GeTatter. 

Endlich sehe ich heute ans der Zeitang, dasz Sie in Cassel 
sind , u. der Entschlusz an Sie zu schreiben wird auf der 
Stelle zur That . . . I>ie Noth u. die Angst, die ich in 
meiner Einsamkeit um Euch Alle j^i-ehabt habe u. noch habe, 
vergesse ich nie . . . Ihr u. Georgia Augudta seid Eins. Sie 
hat kaum den ersten Gipfel ihres Ruhms, das erste Hundert 
erlebt n. gefeiert, so sinkt sie hinab, n. ihre «edelsten 
Häupter, clara capitay werden ihr entrissen theils dnrchden 
Tod, theils durch GewaUstreiche . . . Ich habe mich manch- 
mal in meinen vier Wänden nicht lassen können vor Freude, 
wenn ich hörte von der unsterblichen Ehre, die Euch im 
L'Dglücke bei der gebildeten Welt wird. Geben Sie mir 
bald ein Zeichen, dasz Sie mich nicht vergessen haben, dasz 
Sie mich noch ein Bischen lieben. Dem vierten Theil der 
Grammatik, der Schrift ans Basel, den Mfthrchen u. was Sie 
sonst f&r mich passend halten, sehe ich mit Sehnsucht ent- 
fliegen. £& ist nichts als Bescheidenheit, dasz ich jiicht 
früh ler mit einem Brief Sie oder Wilhelm aufgesucht u. zu 
trösten u. zu verherrlichen unternommen habe. Welche 
Menge guter u. schlechter Briefe werden Sie haben lesen 
müssen. Nachdem es sich abgekühlt hat, komme auch ich 
80 schlicht als herzlich.** — Hier seien auch die Aeusserungen 
▼on Thomas in Frankfurt (Anm. zu S. 74) in seinen cra 
letzten Briefen angef&hrt, welche sich auf den Protest der 
Brüder beziehen. 1) Tom 2. 1. 1838 : ^Ich darf es nicht erst 
sagen, da Sie sich von selbst denken können, wie sehr uns 
Jacob u. Sie , seit Ihrer kundgewordenen Erklärung be- 
schäftigt u. welchen Antheil wir genommen haben. Hassen- 
pflug^ war kurz nachher hier u. ich besprach die ganze Sache 
mit ihm oft u. vielfach. Von meiner urBprün^flichen An- 
sicht, Ihnen die nnsrige mitzntheilen, kamen wir znrflck, da 
es mlslich ist zu rathen ohne an Ort nnd Stelle sa aeyn a. 
ohne die Verhältnisse ganz genau zu kennen, was jetzt noch 
der Fall ist \\. wozu noch kommt, dasz Alles zur Ent- 
scheidung gediehen ist Inzwischen sind wir aUe bewegt o. 



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Anmerkungen zn B. I S. 121. 185 

müflasen wünschen zn wissen, wie es mit Ihrer Gesnndhett 
geht u. was Sie zunächst beabsichtigen, anch sind wir be* 
reit, wie es geschehen kann n. saweit unsere Erfifte reichen 

Ihnen die alte Freundschaft zu erweisen, die von äuszeren 
Verhältnissen und Ansichten nicht abhängig ist/ — 2) vom 
5. 5. 1838: . . . Zudem bin ich mit der ganzen, ohnehin ver- 
wickelten Sache zu unbekannt, um ein anderes ürtheil zu 
fallen, als das: daäz ich nicht zweifle, wie ich Sie kenne, 
l& irerden nach aufrichtiger Übenen^ng aber das. wa^ 
Ihr Rechtsgefühl u. Rechtdbewusztseyn Ihnen sa^t, handeln 
u. gehandelt haben. So finde ich Sie auch in der ge- 
druckten Brochüre wieder, die ich mit Interesse gelesen u. 
es wiederholt sich mir, wie damals die, wie aus einer Be- 
täubung auftauchende Frage: wie kann es geschehen, dasz 
unser Jacob in eine politische Verwicklung geräth? Sie 
thun sich noch in dieser Brochüre die Frage u. beantworten 
sie, ganz so, wie ich es mir dachte u. sie Ton andern er- 
Ufiien hörte. — Was ich, wäre ich anwesend gewesen, ge- 
fragt, gedacht u. gesagt haben würde, oder auch, nach voll- 
ständiger Kenntnisz der Verhältnisse unterlassen hätte , zu 
fragen, zu denken u. zu sagen, das ist jetzt nicht mehr :m 
der Zeit, zu erwähnen. Darüber war ich immer sicher, bie 
würden wäre ich auch nicht mit dem Resultate Ihrer Ent- 
schlüsse einverstanden, au&ichtig, ehrlich u. ehrenhaft grade 
so änsaerlieh handeln, wie Sie inwendig denken/ — 3) vom 
15. 10. 1838: ^Von Hassenpflug, der eben hier durchkommt, 
höre ich , dasz Sie beide wieder in Cassel , . in der alten 
Heimath, im selben Hause sind. Ihren Brief, lieber Jacob, 
habe ich ott u. ott zur Hand genommen, um ihn zu beant- 
worten u. immer gefunden, dasz es schwierig ist, über solche 
Sachen sich schriltlich zu verständigen, ohne Misverständ- 
nisse, denn Vieles, ja das Meiste, was Sie mir schreiben, ist 
anch meine Ansicht, denn ich bin weit entfernt, schwarz, 
weiss zu nennen, nur thut es mir leid, dasz Ihr Sieben jetzt 
dem Lande entzogen seyd u. ich hätte gewünscht, es hätte 
sich gpfü^,''t , dasz Alles, was zur Geltendmachung des Borhts 
geschehen sollte, namentlich von Dahlmann in der Staiide- 
Versammlung selbst vorgetragen worden wäre, weil ich in 
solchen Dii^en die äuszerste Anstrengung zur Verständigung 
für geboten halte. ^ Aach aus DsSilmanns Schrift ersehe 
ich , dasz dnrch eine eigpe Verwickelung, die Sache so ge- 
kommen ist u. dasz er nicht daran dachte sie aufs Äuszerste 
zu steUen. Das Alles läszt daher keine schriftlichen Expli- 
cationen zu n. wir müssen es, da Ihr nun so viel näher seyd 
u. wir auf einen Besuch fürs nächste Jahr hoffen dürfen, 
bis zur mündlichen Besprechang aufschieben. Streiten ist 



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186 Ajuaerkungen zu, B. I S. 121—124. 



ohnehin nichii meine Sache n. zwischen nnaeren freund- 
schaftlichen Verhältnissen hat sich nichts geändert, es vA 
Alles beym .\lten gebliehen, da ich nicht behaupteu kann, 
dasz uii'^orp Ansichten und wie Yerschieden sind, ehe wir 

nns gesprochen. 

§. 121. meiner kleinen Schrift] Über lueme Ent- 
lassung, Basel 1S38. 

8. 121. ^.deutschen Wörterbuchs*.] Den Plan 
des Wörterbuchs setzte J. Gr. umständlich Lachmann am 
24./31. Aug. 1888 auseinander (Biiefw. m. Mensebach S. 416 ff.) 
Aebnlicho Aufforderungen ergiengen an Berlit (S. 15), 
Hnpfold (S. 282), Vilmar (S. 2% L.Diefenbach (Anm. S. 388 
Br. D.'h an W. v. 26. 10. 1668), Lachmann (S. 338 Anm.). 
Göthe wurde excerpiert von Klee (s. Germania 26, 127), 
Tiiiiuimel von Schwabe (S. 336), vgl. auch noch Anm. zu 
8. 867 u. zn S. 377, Roth an W. t. S». 8. 1852, sowie Briefw. 
m. V. Meusebach S. 459. Weigand*s treuer Mitarbeit ist hier 
wiederholt Erwähnung geschehen. Auch Damen haben zn 
den Au.szügen beigesteuert, so Hedw. u. Eleonore Wallot; vg-l. 
J. ^ 'r.'s JJankbriefe an sie im Anz. f. deutsches Alterth. 
X. 280-1. 

S. 122. Cal antra] vgl. Anm. zu S. 305. 

S. 123. Gerling] Chr. Ludw. geb. am 10. Juli 1788 
in Hamburg , kam nachdem er das Studium der Theologie 
mit dem der Naturwissenschaften vertauscht hatte am 
1. Oct. 1812 als Lehrer an das unter Suabedissen's Direktion 
neu zu organisirende Lycenm in Kassel. 1814 heiratete er 
Suabedissens jüngere Schwester Christine Wilhelmine Eli- 
sabeth. Dadurch wurde er ivAt den Brüdern Grimm be- 
kannt. Am 22. März 1814 schreibt W. an J. (Br. aus d. 
Jug. S. 275) : „Ein neues Kränzchen, es . . . sind unser nur 
vier, nämlich der kleine Doctor Gerling ist der vierte."* 
1816 stand er in Unterhandlung wegen eines Rufes nach 
Stralsund (vgl. S. 154) und kam dann an Munke*8 Stelle als 
Prof. der Mathemat. u. Physik nach Marburg (vgl. S. 36)» 
wo or als Geh. Hofrath 1864 .starb, lieber Dm vgl. Justi 
S. 140—8. - Die vorstehenden an ihn gerichteten Briefe 
wurden mir von seiner Tochter, Frau Obergerichtsrath 
P 1 atn er hiersei bst übergeben. In der Grimui-Correspon- 
denz sind nur vier Briefe von ihm erhalten. Vgl. Anm. zu 
S. 124 BO. 63, S. 128 no. 66, S. 185 no. 72 u. S. 188 no. 73. 

S. 128: GOrres sendet mir hundert Loose] vgl. 
S.126, 128—9, Freundesbriefe S. 211 (Anm. z. S. 49), Görres 
an J. Gr. 7. 6. u. 29. 6. 1817 (IL, 680 u. 686) u. J. Gr. an 
Görres v. 18. 6. 1817 (Tl., 5:^ tf.) 

S. 124. no 63J erwidert auf Gerling s Br. 1 v. 16.7. 1817: 



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Anmerkimgen za B. I S. 124—128. 187 



G. iiofft, dasz auch die Brüder nach Marburg kommen werden. 
Am 28. 6. habe er an Jacob den Betrag von 10 Losen der 
Goblenzer Armenlotterie flbermacht, Bericht über seine 
Lehithätigkeit, die gesellschaftlichen Verhältnisse Marburgs, 
über sein Kind. ^Beiliegend bin ich so frei Ihnen einen 
Wechsel auf Schotten zu senden . . . und mich dadnrcb der 
Schuld zu entledigen, womit ich Ihnen verhattet bm. Ich 
sage Ihnen nochmala meinen herzlichen Dank für diese Ge- 
fö;Iligkeit u. verspreche dieselbe so Gott will noch Ihren 
Kindern n. Eindeskindem mit Zinsen zu vergelten." Grass 
an Bamus, Baner w«rde von Perthes die bewnsste Disser^ 
tation erhalten. 6erling*s verwittwete Schw&gerin könne 
erst jetzt von Spangenberg abziehen nnd hoffe er sie bald 
bei sich zu sehen. 

vS. 125. Hummel] doch wohl der Maler Louis H., 
dessen schon in den Jugendbriefen der Brüder mehrfach 
gedacht wird und der aia Academiedirector in Cassel starb. 

ib. Bftthin Pfeiffer] doch wohl die Frau des in 
dem hessischen Yerfassnngskampf später so stark bethei» 
ligten 0. Appell. Bath Pf. 

ib. Glimmerode] vgl. Freondesbr. S. 62 u. 67—8. 

S. 125. Schotten] wohl der 1878 in Cassel als Geh. 
Justizrath verstorbene frühere Obergerichtsrath und Schwie- 
gersohn des Bibliotheksdirectors Vöikel. Vgl. über ihn die 
Statistik des Lyceum Frideric. v. Gross im Casseler Gj^mn. 
Progr. 1879. über die an ihn gerichteten Briefe v. J. Grimm 
8. Anm. zu S. 61. 

S. 127. Ankündigungen] von Beinhart Fnchs vgl. 
8. 170. 

S. 127. Justi d. Dichter] - W. K. vgl. seine Selbst- 
biographie in Strieder's Hess. Gelehrten- u. Schriftsteller- 
Geschichte, sowie in Justins Fortsetzung S. 320 if. Er war 
ein semor Zeit bekannter Localpoet Marburgs und hat das 
Denkmal auf d. Augustenruhe bei Marburg veranlasst. 

R. 127. Arnoldi d. Sprachforscher] Prof. d. 
Theologie u. Orientalist in Marburg f 5* Sept. 1835, stn- 
dirte in Leiden. Er hiess in Marburg allgemein pPrimarins 
Amoldi*. 

S. 1*27. Wagner] K. F. Chr. s. seine ausführliche 
Autobiographie bei Justi 671 ff.; vgl. Br. Yölkels v. 7. 1. 28 
in Anm. zu S. 61. 

S. 12ö. no 66]. Antwort auf Gerlings Br. 2 v. 5. 11. 
1817. G. empfiehlt darin den Universitäts-Mechanicus Schubart 
und seinen eifrigen Znhörer stnd. mechanices Tasch, welche 
das Kasseler Museum besichtigen möchten. Die Einlagen seien 
^^^vgt) gelegentlich bitte er einiger Bekannten wegen um 



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188 



Anmerkungen zu Ii. I S. 128 — 138. 



speciello Nachricht über den Ausg-ang der Görresscben Lot- 
terie, er v,'ünsche nichts sehnlicher als dnsz sie einmal u. 
wer weiss wie es kommt, CoUegen würden u. zwar hoc 
loco. «Von manchen unserer akademischen Angelegen- 
heiten haben auch Sie vielleicht wunderliche Dinge gehört. 
Snspendiren Sie ja ihr Urtheil. Es echeint sich aus scbmen- 
liehem An&ng ein sehr fröhliches Ende entwickeln m 
wollen.* 

S. 129. des Mathesius PredigtenJ vgl. W. Gr.'g 
Anzeige in s. kl. Schriften I. 569 f. 

S. 135. no 72J Antwort auf" G.'s Hr. 3 v. 29. 5. 1820: 
Er habe seit einem halben Jahre nicht geschrieben u. anch 
nichts von Wilhelm gehört. Dank für die freundliche Aui- 
niJime seines ßraders, der sich seit kursem in BamboEg 
als Kaufmann niedergelassen habe. Der zweite Bruder 
Gottlieb, den Gr. vor 2^/2 Jahren freundlich empfangen habe, 
verwalte jetzt in Ditmarsen, ohnweit Meldorf u. der Nord- 
see ein Gut. Ob denn wirklich die Universität in Kassel 
so gewaltig angeschwärzt sei (vgl. S. 59, 137) ? So viel er 
sehe, gienge alles seinen gewiesenen Weg, auch die Studen- 
ten führten sich ordentlich auf. Wichtigthuerei und die 
Sncht nach Titeln, Orden u; Geld schienen die Hauptmotive 
der Denunciationen. Auch er selbst sei gewarnt, dass er 
suspect sey, er denke aber, ehrlich währt am längsten u. 
hoffe, dass in Kassel von redlichen Leuten solchen Ans» 
Sprengungen entgegengetreten werde. Er sey ausgezogen 
u. hoflV, nnn werde Gr. den schon seit drei Jahren ver- 
sprochenen Besuch ausführen. Hinsicht iich P^auers habe 
Gr. richtig gerathen, er hätte doch die Universität, der er 
sein Herkommen angezeigt, von seinen veränderten Lebens- 
{dänen unterrichten müssen. Snabedissen, werde auf künf- 
tige Michaelis, wenn sein Amt in Leipzig ein Ende habe, 
zum Besuch nach Marburg kommen, demnächst aber nodi 
ein halbes Jahr in Leipzig privatisiren. 

S. 137. Minister v. Witzleben] vgl. Anm. S. 264 
u. Bnefw. d. Frh. v. Meuseb. mit d. Br. Gr. S. 16. 

S. 138 uo. 73] Antwort auf G.'s Br. 4. v. 19. 4. 18'21. 
Bitte um Auskunft iiber einen metallenen Himmeiselobus, 
der von der Univtrsitatsbibl. dem physicalischen mstitut 
überlassen sei [u. daselbst noch jetzt auf bewahrt wirdj. Der- 
selbe sei fOr die Geschichte der Uhrmacherkuitet sehr inter- 
essant und solle aus Wilhelm IV. Zeiten herstammen. Ihm 
sei die Sache nicht klar, er bitte deshalb um die 8. 138 
angegebnen Bücher [1. daselbst 2): Stegmann st. Bergniannj 
und um Nachforschung nach ähnlichen Globen. (Später hat 
Gerling in Justi's Vorzeit 1825 S. 153 dargethan, dass der 



Anmerkungen za B. I S. 138-141. Ig9 



Alarburger Globus in der That aus der Zeit Wilh. IV. stamme 
(vgl. aucli Ch. V. Bammel, Neuere Gesch. v. Hessen. I. 
Cassel 1835 S. 787]. In den Sammlungen des Unterstocks 
der neuen Bildergallerie zu Kassel sind zwei ähnliche, aber 
weit kleinere Globen, ebenso in Gotha einer, als de.^sen 
Verferti<^er s\ch der bukunnte i^Iechanikcr Byrpfi nennt. Von 
dein8elV)en Meister rührt auch eine astronomische Vhv der 
Cussolor Sammlungen her, mit deren Werk eine Hinuut'is- 
ku«^el in Verbindung steht. [Vgl. Lenz, Leitfaden f. den Besuch 
d. Samml. etc. Cassel 1881, Ö. 15 no. 24—25 u. S. 17 no. 63.]) 
Man hoffe allgemein , dass die bevorstehenden Änderungen 
und Einrichtungen mit den allgemeinen Wünschen überein- . 
stimmen würden. Ob denn nun auch einmal die Reihe an * 
die Univer5;it;it kommen werde, welche bei der vorigen 
Regierung in Vergessenheit gerathen sei. Wenn doch ein 
wohl qualificierter Referent für Universitäts- u. Gymnasial- 
Angelegenheiten bestellt würde? Schliesslich bittet er ihm 
anzugeben, warum Below von Cassel fort gegangen sei. 

S. 139. Below] preuss. Ober.st v. B. , Militärgouvern. 
des hess. Prinzen Friedr. \\ liiielm, war 18 1;^ von Berlin mit 
nach Cassel gekommen, und lernte alsbald, wohl durch 
Suabedissen, die Brüder Grimm kennen. In den Briefen aus 
der Jugendzeit geschieht seiner bereits mehrfach Erwähnung. 
Wilhelm wechselte mit ihm Briefe. Später findet er sich 
wieder in dem Freundeskreise von Meusebach's , mit dem 
er wohl durch die Brüder Grimm bekannt geworden sein 
wiiii (v-1. Briefw. d. Freili. v. M. mit J. u. W. Gr. S. XV.) 

S. 140. Hassenpflugj Lotte Grimm's Mann, vgL 
8. 77. 212. Am 13. Sept. 1815, also auf der Reise nach 
Paris, schreibt Jac. an W. (Br. aus der Jug. S. 469). ,In 
unserm Haushalt zu Cassel war auch eine kleine Ver^ 
wirrung, die Lotte ist zu Hassenpflugs gezogen, die Louise 
heim auf Urlaub und also alles zugemacht." Schon am 
3. Sept. 1809 (ib. S. 161) schreibt er an W. „durch sie [die 
Engclhardin] haben mir Hasseniifiugs (die mir auch sonst 
gefallen) einige ganz neue [Mährchen] erzählt.«* Am 25. Jan. 
1816 bestellt er Grüsse an Hassenpflug nach Güttingen. Am 
2. Juli (nicht 22. wie oben yeraruckt und auch nicht am 
2. Juni wie S. 212 v. Wilh. verschrieben wurde) fand die 
Hochzeit statt. Wegen Lotte's Tod. s. Anm. z. S. 119. 
H. ist der bekannte spätere kurhessische Reactionsminister 
(vgl. Anm. z. S. 120), gest. 1862 in Marbnrnr. 

S. 141. Suabedissen.] David Theodor Aug. S., geb. 
14. April 1773 zu Melsungen, war seit 1800 Prof. d. Philo- 
sophie au der Landesschule Hanau und ging 1805 nach 
iHkbeck. Seines Rufes dahin thut Wilh. (in einem Brief an 



190 Aumerkimgen za B. I S. 141—143, 



J. ans der Jngendz. S. 55) Erwähnnng. Schon in dieser Zeit 

war er also den Briidern bokannt, 1812 wurdp er Director 
des Lyccnms in Cassel und miis;^ schon ein Jahr vorher mit 
den Briidern in nähere Berühning gekommen aein (vgl. S. 281), 
woraus nich bald ein intimer Freundschaftsbund gerade mit 
Wilh. (vgl. oben S. 78 Jacob's Worte) entwickelte. In den 
Brielen der Brüder ans der Jugendzeit kehrt sein Name 
schon häufig wieder. Da er 1815 zum Instroctor des Prinzen 
ernannt und diesen nach Leipzig begleitete, so wirderaneh 
die Bekanntschaft der Brüder mit v. Below vermittelt haben. 
Die wpiteren Daten von Suahedissen's Leben ergiebt der 
Briefwechsel, vgl. ausserdem Justi 651-9 u. Geriand's Forts. 
V. Justi I 1863, 307. Eine ausführliche Biogrraphie Suabe- 
dissens bereitet sein Enkel David H up f e 1 d , Superintendent 
a. D. in Eisleben vor, welcher aucn gfitigst aen Abdmck 
der an Snabedissen gerichteten Briefe der Brüder gestattete, 
ebenso wie auch derer, welche sein Vater Prof. Hupfeld und 
9om Schwieg'^rvRter J. Müller von ihnen erhielten. Einen 
warmen Nachruf an b. veröffentlichte Ib.i') E. Plattner. Es 
heisst darin: «S. gehörte zu den seltenen Männern, bei denen 
das Wissen aus dem Leben u. dessen Tiefen entspringt, u. 
in deren Leben das Wissen sich reflectirt, so dass Dei<&8 in 
einer unzertrennlichen Einheit verknüpft ist.' Die Grimm- 
Correspondenz enthält 71 Briefe 70Suabedissens, an W. Grimm 
aus den Jahren 1812—35, und einen (Br. 19) an J. Gr. vom 
7. 5. 1819 als Antwort auf no. 77, welcher lautet: 

„Leipzig, am 7. May 1819. Eine Reise nach Dresden 

und der inliegenden Gegend, von der ich erst vorgestern 
zurückgekommen bin, hat mich verhindert, verehrter Freund, 
Ihnen früher für das w- rMic Ocschenk des ersten Theils 
Ihrer deutschen Graiiimatik zu danken. Ich sehe es dem 

Buche an , dass es fBr mich nicht zum Lesen und Beur- 
theilen, sondern nur zum Lernen da ist, und habe mich da- 
ssn mit dem Pflichtgefühl eines guten Schülers angeschickt. 

Ihrem lieben Bruder Wilhelm sagen Sie den herzlichsten 
Gmss von mir, und durch ihn grüsse ich auch den Prinzen 
Friedrich und Ob. v. Below, wenn sie noch dort sind. Ich 
würde allen dreyen geschrieben haben, wenn ich nicht an- 
nehmen müszte, dasz Letztere bei der Ankunft dieser Zeilen 
schon ab^reist seyen, und Ihr Bruder? — sollte er eich 
durch kein Wünschen und Hoffen haben bewegen lassen, 
sie zu begleiten? Den Auftrag an Prof. Krug haoe ich be- 
sorgt. Mit der aufrichtigsten Hochachtung Snabedissen.* 

S. 141. ii rup',] Wilh. Traugott, Prof. in Leipzig, Her- 
ausgeber des Hermes; vgl. S. 184, 262. II, 167 {B.\ Br. 15). 

S. 143 no. 77.J Vorauf gehen zwei Einladungsbriefchen 



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Anmerknngen za B. I S. 143—146. 191 



Suabedissens 1) ohne Datum: «Wollen Sie mir die Freude 
machen den heutigen Tag bey mir zu beachUessen u. Ihr 

Frl. Schwester mitbringen?* 2) C. den 6. Oct. 1812 : .Yillers 
will heute den Thee bey mir trinken. Ich weisz, dasz ea 
ihm eine Freude sjejn würde, den Abend in Ihrer Gesell- 
schaft znaubringen, u. hotte , dasz Sie seinetwegen meiTie 
Einladung willfahren werden.* (Briete v. J. Gr. an Villerü 
veröft'entlichte M. Isler, Hamburg 1883, zugleich mit solchen 
von ßeni. Constant, Görres, Göthe an denselben,) — 
no. 77 ist die Antwort auf S.*8 Br. 3. Leipzig, L 12. 1815 : 

»Dasz ich Sie von ganzem Herzen liebe, mein guter 
Grimm, das ist das einsige, was ich Ihnen jetzt schmbe, 

weil mich das Herz dazu treibt. — Noch fühle ich mich 
hier nicht zu Hause. Gearbeitet habe ich noch niclits ; nur 
Einrichtunf^en u. Verhältnisse zu bestimmen gesucht, Lehrern 
nachgefra^rt , Lehrstunden geordnet, u. dgl. Meine Bücher 
liegen noch ungerührt im Koffer. Noch habe ich keinen 
Sitz und Tisch. Aber in den nächsten Tagen gedenke ich 
mich so lange herum zu drehen, bis ein Nest wird. — 
Manchmal bmlileicht mich noch die Reue. Und doch ist 
nichts anders, als ich mir*s vorher dachte. Aber es ist ge- 
rade so. — Below u. seine Frau lassen Sie grüszen. Bie 
erwarten ein Bild von Ihnen. — Leben Sie wohl, mein 
Freund. Möge es Ihnen wohl ^ehen! Suabedissen. — 
N. S. Meine Frau n. Kind« i sind gesund. Grüszen Sie 
Bauer. — Herrn Bibiiotheksecretarius Grimm zu Cassel.* 

S. 144. unserer lieben Mutter] vgl. die Stellen 

aus den Autobiographien der Brüder, weicht' ihre Liebe zu 
ihrer Mutter bezeugen ; vgh auch noch unten Anm. zu S. 240. 

S. 144. Schmalz,] Theodor Ant. Heinr. Gemeint ist 
hier: Ueber polit. Vereine u. Ein Wort über Schamhorst's 
n. meine Verhältnisse zu ihnen. Berlin 1815; vgL Görres 

Briefe II, 487. 

S. 146 no. 78.] Antwort auf S.'s Br. 4: „Leipzig, 26. 1. 
1816. Vorgestern las ich in der hiesigen schaalen Zeitung, 
dasz der Rfaeimsche Merkur suspendirt sey. Sollte das 
wahr seyn — wie es mur denn nach dem Benehmen der 
Pr. Eejjirung bey der Schmalzisch. Cteschichte nicht unwahr- 
scheinlich ist — so wäre es wohl Zeit, Ihren Gedanken in 
Au8ffihrnn[r 7.n bringen, u. dem braven Görres zum Zeichen 



zeichnen Sie für mich 4 — Sie haben recht gehabt, 
mein guter, weiser Freund, meine neue Lage einem neuen 
Bocke zu yergleichen, der anfangs nie bequem ist Schon 
liat sich Alles cienilich geweitet, gereckt, em- u. angepaszt* 



der Liebe u. Achtun 




Becher zu schicken. Unter- 



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192 Anmerkungen zu B. I S. 146. 



Zwar spannt micli*s noch biBweilen hier u. da; aber wo ist 

ein Rock I tv uns knappen Abendländern, der nirgends 
nnjrete? Doch liabo ich noch immer das Gefühl, als würde 
ich diesen Rock nielil Liustrag-cn. — Ubricfcns finde ich mich 
auch schon dadurch ei« wenig behaglicher, dasz ich mcht 
mehr so viel Zeit durch bloszes Fflastertreten verliere, u. 
die meisten Abende zu Hause zubringen kann. Sie wissen, 
ich tauge nichts für die gute Gesellschafb, u. was man hier 
so nennt, widersteht mir. Also, wenn ich nicht musz, bleibe 
ich zu Hause. Da habe ich nun auch endlich, u. mit rechter 
Freude Ihre Edda gelesen. Verlan<:(end sehe ich dem 2. u. 
3. Bande entgegen. — Meine Frau u. Kinder grüszen Sie 
herzlich. Auch Ihrem Bruder meinen Grusz ! Hat er sieh 
bestimmt? Erhalten 6ie Ihre Liebe Ihrem treuen Freunde 
Suabedissen.* — Herrn Bibliothekssecret. Grimm zu Cassel." 

Auf no. 78 antwortet S.'s Br. 5. Leipzig 6. 4. 1816: 
,Mit nicht geringem Jubel kamen mir vor acht Tagen 
meine Kinder entgegen gesprungen mit einer Rolle und 
einem Zettel in der Hand. Sie hatten erkannt, dasz er von 
Ihnen kam : Unser aller Freude ward noch grdszer, als sich 
Ihr Bild hcrauswickelte, Ihr liebes Bild, woran wir Sie uns 
sichern und festhalten wollen. Ich danke Ihnen, auch für 
den lieben Brief. — Wie Heb mir auch gewesen wäre, wenn 
Görres den Becher bald hätte bekommen kunnen, so bin ich 
doch ganz Ihrer Meinung, dasz er nach Ihrem u. HenscheU 
erstem Entwürfe ausgearbeitet werde, nnd sollte es anch 
noch länger anstehen. Er soll auch für sich was bedenten 
n. das deutsche Gemüth ansprechen ; auch wird Görres mehr 
Freude daran haben. Ihre Beschreibung des Bechers ist so 
gut i^'clunf^Gn , dasz ich mir ihn reelit anschaulich vorstelle 
und ]neine Freude daran wird immer gröszer. Auch Below 
u. seine Frau finden Alles schön, und sind ganz der Meinung, 
dasz er so ausgeführt werden müsse. — Auch über Ihren u. 
Ihres Bruders wackem Fleisz freue ich mich, n. sehe den 
deutschen Sagen mit Lust entgegen. Koch gründlicher ist 
mein Verlangen nach der Fortsetzung der Edda. Ich habe 
jetzt das Nibelungenlied wieder gelesen; es hat einen mäch* 
tigern Kindruck auf mich gemacht, als das erstemal. Xun 
will ich das lleldenbuch lesen. Hat man davon mehrere 
Ausgaben u. welche ist die beste? — Das Buch von Kanne 
habe ich nun erst gelesen, von Ihnen aufmerksam gemacht. 
Ich habe das Vertrauen zu seinem kräftigen Leben, dasz in 
ihm noch die Wissenschaft mit dem Ohristusbewusztseyn in 
Eins gehen wird, wenn nur erst seine Eitelkeit gänzlich 
ausgetilgt ist. — Was Sie ßelow von Qdthe's Anzeige seine« 
Ost-Westlichen Divans schreiben, ist uns noch nicht klar. 



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Anmerkimgeii zu B. I S. 146^150. 



193 



da wir bis jetzt nur ein Gedieht mit der Überscliriffc: Ost- 
westl. Diyan — im Morgenblatt gelesen haben, das uns zum 
Theil unvent&ndlich , überhaupt unbedeutend scheint* -~ 

Mit der Hessischen Verfassung glaubten wir wäre es schon 
sicherer und weiter. In der Ferne eilt die gute Meinung 
immer voraus. Im Allgemeinen aber, nämlich für Deutsch- 
land überhaupt, halte ich mit Ihnen an der Hotfnung u. am 
Glauben fest; es wird gehen, denn es musz gehen. — Auch 
im hiesigen Lande sollen bald, sagt man, die Landstände 
zusanunenkommen, und berathsch lagen, ob keine neue Ver- 
fassung nöth ig sey. Übrigens will man hier vom Deutsoh- 
thum nicht viel wissen; sie wollen nur Sachsen seyn. — 
Harnier hat versprochen , mich bald von Frankfurt her zu 
besuchen: dann werde ich hören, was für Triebe jetzt im 
Herzen von Deutschland sich regen; hier ista wie in einem 
Ljmphgerdsz, . • . N. S. Wird denn mit dem Leben der Natur 
nicht anch die Beiselnst in Ihnen erwachen ?** 

S. 146. Verbot des Merkurs] von Görres heraus- 
gegeben; vgl. S. 4 no. 7 u. Freundesbriefe S. 209 u. Brief 
Jacob's an Görres v. 10. Juni 1816 (Görresbriefe II, 500). Die 
Cabinetsordre , welche den Merkur verbot, erhielt G. am 
12. Januar 1816. 

S. 146. unsern Becher] vgl. Freundesbriefe S. 34 ; 
„Ich habe gestern mit dem Henschel über einen schönen 
und künstlichen Becher von Eisen nnd Gold gesprochen, den 
wir dem Görres zum Andenken verehren wollen." 

ib. Henschel,] Joh. Werner, geb. 1782, gest. 1850 in 
"Rom, Bildhauer, schon seit 1805 mit den Brüdern bekannt; 
vgl. W.'s Brief an J. vom 10. Aug. 1805 (Jugend br. S. 64), 



v. Strieder ö u. Justi's Hessischer Gelehrten-Geschichte, Kasse 



8. 149. Mein Bruder [Jacob] ist noch nicht 
wieder angestellt] vgl. oben 8. 8. Mein Bruder 
ist eben auf ein paar Tage nach Göttingen] vgl. 
Freutidesbriefe S. 34 u. 209. An letzterer Stelle wird (wegen 
S. 83) angegeben, er sei Ende Februar dorthingereist, unser 
Brief ergiebt, dass die Reise Ende Miirz stattfand und kurz 
zuvor ist auch der betreffende undatirte Brief W. Gr.'s an 
A. Haxthansen geschrieben. 

8. 150. Kanne] vgl. 8. 88 nnd nach Freundesbriefe 
S. 211 f. folgende Stelle aus einem Brief J. Gr.'s an Dr. 
V. Ringseis vom 31. Mai 1816: „Mein Bruder hat auch Kannes 
Bekenntnisse mit auf den Weg genommen, ich kann Ihnen 
daher meine Meinung über einiges im Buch nicht so genau 
schreiben, als ich mir früher vorgeaetzt*^ etc. 

S. SiengeL Aetm der Brüdmr Oriaun. 13 



sowie Kl. Schriften 




1863, 8. 212 ff. 



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194 Anmerkungen zu B. 1 S. 1^—155. 



S. 150. Die Bauern vom D ieme Ist rom], Ihre Ein- 
gabe theilt Fr. Müller .Cassel seit 70 Jahren* S. 99 f. mit; 
vgl. auch Wipppermann S. 58 f. 

S. 151. Arnim ist krank geworden] vgl. S. 31 u. 
Freundesbriefe S. 211 (Anm. zu S. 43). 

S. 152 no. 80] daraui antwortet S. s Br. 6. Leipz. 27. 7. 
1816 : „Ihr lieber Brief war mir einiger Trost in der Tmoer 
fiber Ihr schnelles Hinreisen. Lieb war mir's auch, za ver* 
nehmen, dasz Sie noch ziemlich bald den Juden losgeworden, 
und dafür Göthe gesehen haben. Und was Sie miru. Below 
von ihm schreiben, hat mich sehr erfreuet, — Jetzt arbeiten 
Sie wohl mit Ihrem Bruder recht wacker drein. So d^nke 
ich Sie mir weni^-stens, und wie Sie dabey ruhig glücklich 
sind. Doch möchte ich Sie manchmal hierher entrücken 
können, nicht bloss für mich; bisweilen anch zum swey- 
oder dreystimmigen Gesänge eines lieben Volksliedes. Da 
nun aber das Entrücken in di< ser Zeit unsers Daseyns so 
leicht nicht gehen wird, so sollten Sie bisweilen so ein Lied 

— Worte u. Weise — aus der Ferne spenden. . . 

8. 154. Schuckmann,] Preussischer ünterrichts- 
minister u. Vorgänger v. Altenstein's ; vgl. Görres Gesammelte 
Briefe 11 481, 487, 544, 554. 

S. 155 no. 81] beantwortet S.'s Br. 7. Leipzig 20. 11. 
1816: „Haben Sie Dank, geliebter Freund, für Ihren Brief 
nnd die Beylagen. Sie haben ans allen damit die srGszte 
Freude gemacht. — Göthe's Italienische Reisen lese ich eben 
jetzt, u. erfreue mich recht sehr an der Lebendigkeit und 
Klarheit. Welch ein ^^lückl icher Mensch ist Göthe ! Freilich 
giht es auch Menschen, die sieh an der Geistesfrc^-lieit, 
welche in diesem Huche dartn'lci^'t ist, hall» krank ärgern. 

— Die ewige Jugend u. TiiaLiy;keit de« Mannes beweist sich 
auch jetzt wieder in dem Wunsche, die Anerkennung der 
altdeutschen Kunst nnd Wissenschaft m fördern. Möge er, 
von Ihnen zu bestimmten Zielen gerichtet, wirksam werden ! 

— In den Bundestags-Reden u. Vorträgen ist mir die Menge 
de? Unbestimmtgelassenen erfreulich. So läszt sich hoffen, 
dasz der Volksdrang nachbelf*Mi n. ausfüllen werde. . . . Bcy 
den von allen Seiten her engenden Verhriltnissen, worin jetzt 
der Bundestag steht, müssen wir schon zufrieden «eyn, wenn 
dort die Idee des deutschen Volksthums auch nur mit 
wenigen Wuraelfasem Boden erreicht. — Soli ich Urnen 
auch etwas von mir schreiben? — Seit einigen Monaten 
habe ich die Ansarbeitnnr^ des dritten Bandes meines 
Buches über den Menschen vorgenommen. Ihm widme ich 
Morgens vor nenn Uhr eine Stnmlo oder zwey. Wäre ich 
nur rüstiger, um früher auf seyn zu können. So aber habe 



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Anmerkungen zu B. 1 S. 155 — 164. 195 



ich gewöhnlich kaum angefangen, wenn ich schon endigen 
mmz. Um 9 Uhr gehe ich zum Prinzen, u. nun ist die übnge 
freye Tageszeit dem Ungefähr hingegeben; es wird noch 
AUerlej gelesen, aber nichts mehr gearbeitet. — Das nächste 
Französische, was ich lesen werde, soll das Buch seyn, das 
Sie mir loben. — Liegt's Ihnen nicht zu weit ab, so lesen 
Sie Daub's Judas Ischarioth. Ich selbst habe zwar nur erst 
die Yorrrrlp gelesen . rO^er die ist von einer so würdigen 
Haltung und gewaltigen Ironie, dasz ich mich recht daran 
erfreuet habe. — Eine Bitte noch! Der, jetzt sechszehn- 
jährige, älteste Sohn des Generals von l'Estocq (der jetzt in 
der Festung Königstein gefangen sitzt) , einst einer meiner 
Schüler in dem Lycenm zu Cassel, hat mir geschrieben nnd 
wünscht zu wissen, ob er wohl in Kurhessen als Jnnker in 
Dienst kommen könne, u. was in diesem Falle er oder seine 
Eltern zu thun haben. Können Sie das erfahren , so haben 
Sie die Güte mich — bald — davon zu benachrichtigen. — 
Sie haben mir einmal geschrieben , dasz von der deutschon 
Gesellschaft in Berlin ein Diplom für mich dort angeko mm 
sey. Nun besorge ich, dasz man mein langes Stillschweigen 
Übel denten möchte; daram wünschte ich es bald zuhaben, 
oder zu wissen« wem ich darüber schreiben musz. ... N. S. 
Von Clodius hierbey nebst einem Grusze die verlangte Ab- 
schrift. Zugleich macht er Sie aufmerksam auf die eigne 
Lebensbeschreibung des Kephalides in den theologischen 
Nachrichten (von Wachler) im August d. J." 

S. 156. Zwehrner Märchenfrau] vgl. Freundes- 
briefe S. 203 u. Hessische Blätter vom 3. 1. 188-5 S. 2. 

S. 158. Hans, Lehne] = Hannchen und Helene Molter, 
Nichten y. S/s Frau. Täubchen, Brummbasz] = Marie 
u. Elise, S.'s Töchter, vgl. S. 145. 

S. 160. Leist] vgl. S. 157 u. Brief v. J. an W. vom 
10. Juli 1809 (Jugendbr. S. 127) : , Gestern kommt der St.-R. 
von Leist . der an [J. v.] Müllers Stelle Generalstudien- 
director geworden, zu mir und trägt mir die Generalsecretär- 
stelle dabei an, ich hatte aber innerlich keine Lust dazu* 
etc. Leist war vordem Prof. in Göttingen, wurde 1810 
Freiherr ^ trat später in hannoversche Dienste über und 
vurde nach Kom geschickt, um über Concordat zu verhandeln. 

S. 160 no. 83] Antwort darauf ist S.'s Br. 8 v. 31. 1. 
1817 ; "Dank für den Neujahrsgruss. Für Brentanos Lied 
8ei man dankbar. Mit der deutschen Spr;i( lio'rsellschaft 
werde er es wie W. Gr, halten. Bitte um deutsciie Sagen. 

S. 163-4. S m i d ,] J. vgl. S. 196 u. Brief v. J. an W. 
T. 10. März 1814 (Briefw. aus d. Jug. S. 266): .Mein liebster 
Umgang ist der Senator Smid aus Bremen, ein herzensguter 

13* 



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196 



Anmerknngen sa B. I S. lö^-^ldö. 



TL vernünftiger Mann, niit dem ich die Verbindung auch in 
Zulraiift zu behalten hoffe.* Er war am 5. Nov. 1778 in 
Bremen geb., war erst Gymnasiallehrer, dann seit 1800 
Bathsherr, aiif dem Wiener Congresse vertrat er Bremen, 
wurde 1821 zum Bürgermeister erwählt, gab 1830 Ver- 
anlassung zur Anlage von Bremerhafen und starb am 7. Mai 
1857 in Bremen. Auch Smid interessirte sich und zwar schon 
im Mürz 1829 ffir die Berufung* der Bruder nach Göttingen, 
wie ein Brief von Tiiomas an J. ür. ergiebt, s. Anm. zu S. 266. 

8. 164. Litthanen] vgl. eine Stelle ans einem Brief 
T. Friedr. Perthes an seine Fran ans Goblens am 2. od. 8. 
Au^. 1816 geschrieben (Fr. Perthes Leben II. 1851 S. 115 ff. 
eitirt von Wendeler Briefw. des Freih. v. Meusebach mit 
J. n W. Grimm VIII.) ,Der heutige Mittag war sehr 
lebhaft und sehr interessant ; Meusebach u. ein eiserner 
Kreuzritter, welche die Preuszenpartei gegen den Rhein- 
Görres bildeten, nannten alle aus der Revolution hervur- 

fegan^enen liberalen Ideen and Institute Kapoleonismus n. 
er sei es eigenÜieb, den die Hheinl&nder liebten n. den 
sie nicht fithren lassen wollten. — *Litthauer seid Ihr, rief 
ihnen dagegen Görres zn, Litthauer, denen die Leibeigen- 
schaft noch an der Ferse klebt!' ferner Görre? an 

W. Gr. V. 15. 1. 1817 (IL, 508) u. an J. Gr. v. 7. 6. 1817 
n,, 5U0), dagegen nimmt J. Gr. an Görres vom 20. 12. 1822 
III. 10 f.) die Litthauer in Schutz. 

S. 165. Berlepsch]. Etwa der vormalige Hofrichter 
V. Berlepsch, der in westphälischer ZeitStaatmth in Cassel 
war (vgl. Justi S. 185)? Dasselbe Buch wird in W. Qr.*s 
KL Sehr. I., 558 erwähnt. 

S. 165. no. 85] erwidert auf S/s 6r. 9. u. 10. 1) Leipzig, 
24.5. 1817: «...nan ist's doch seit drey Wochen recht herr- 
lich , und wo nur ein Lebenskeim ist , thut sich alles so 
wohif^emuth hervor, flasz mir manchmal ist, al^ wäre selbst 
Leipzig ein freundlich gelegener Ort. Ein kleines Hofl- 
nungsninkchen , Sie auch in diesem Jahre zu sehen . ist in 
meine Seele gefallen, seit Eeimer — ich sprach ihn nur 
einige Minuten — ftnsserte, Sie würden in diesem Sommer 
nach Berlin kommen. Nun wiederhole ich, was ich Ihnen 
vor zwej Monaten in Below*s Namen schrieb, dasz Sie doch 
nach Berlin reisen u. in Leipzig sitzen bleiben mögen. 
Aber haben Sie auch meinen Rriei erhalten? Es war darin 
die Ankündig"ung und Prolit' einer Sammlung von Gedich- 
ten von Wellentroter (Ht^mroth) auf Subscription . mit der 
Bitte, sie Freunden und Bekannten mitzutheiien. Isun 
konnte ich zwar dem Vf. zum Voraus keine sonderliche 
Hoffnung machen; aber Sie lassen doch auch keinSylbchen 



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AnrnM-kungen m B. I 8. 168. 



197 



darüber fallen. . . . Was Sie mir von Görres und den Rhein- 
preuszischen Dingen schreiben, ist nur leid. Diese Regier- 
ung hat wirUieh Unglück in ihren Maszregeln. Auch im 
Hersogthnm Sachsen soll man jetzt noch nnzuMedenerseyn, 
als im Anfange. Aber gegen nnsere Bundesversammlung 
sollte man gerechter seyn, als man häufig ist; die Lente 
thrrn, -WMR fip TiTiter den ungünstigen VerhältniRpen können, 
ja vielleicht mehr als sie wollen. Möchten nur nicht so 
viele unserer Fürsten sich wieder imTiifr mehr , fast feind- 
lich abwenden von dem , was deutsch und des deutschen 
Volkes Art n. Bedtlrfniss ist! Aber Deutschland steht in 
Gottes Hand, wie SteflPens sagt. Es kann nicht sn Omnde 
gehen, wie viel Verkehrtes auch geschehe. Wnnderbarer 
Weise arbeitet sich das Bessere immer wieder aus der Tiefe 
empor. — Wissen Sie ?^chon , was Görres vom Mittelalter 
schreiben wird? — Tch habe angefangen, mit Prinz Frie- 
drich Vorlesungen des Pr. Kruse über die Geschichte des 
Mittelalters zu hören. Wie da aber das gewaltige Gebäude 
umsprungen u. beguckt wird! Es ist, als halte man ein 
Kartienhftnschen in der Hand. Doch fftr den F^sen nicht 
nnsweckmäszig , da er nur noch das Aenssere kennen ler- 
nen mnsB, da ihm fQr das Innere n. Grosze noch der Sinn 
nicht aufgegangen ist. Indessen werde ich in den Wieder- 
holungen andeuten und anregen, wie möglich. . . 

2) Leipzig 7. 6. 1817.: Wahrscheinlich, lieber Grimm, 
haben Sie m Ihrem Leben noch keinen Fasanenhandel ver- 
mittelt. Jetzt bietet sich die Gelegenheit. Ein hiesiger 
Hofrath Keil wünscht seinen Garten mit Gold- u, Silber- 
Fasanen zu zieren, hat gehört, dass dergleichen in Cassel 
zu haben wftren, aber nur anf Empfehlung Ton einem dort 
bekannten Manne abgelassen würden, n. wendet sich an 
mich; ich aber weiss mich mit seinem Anliegen an Nie- 
mand, als an Sie zu wenden. Vielleicht können Sie es bej 
einem Spaziergange abmachen Dafür sollen Sie, wenn 
Sie herkommen, bey besagtem Fasanenliebhaber einige 
recht schöne Bilder sehen. - Meinen Sie, es gehöre diese 
Liebhaberei mit zur Bezeichnung des Leipziger Geschmackes, 
so habe ich nichts dagegen ; auch das gehört dazu, dass 
man in vielen H&mem ein Papchen findet. . . ,** 

S. 166. Wellentreters AnkündigangJ „Ge- 
sammelte Blatter von Treumund W. (Pseudonym für Joh. 
Chr. A. Heinroth , Prof der Psychiatrie in Leipzig, geb. 
1788, gest. 1843) worin prosaische und poetische Keäexionen 
über das Lehen enthalten sind. 

S. 166. stadtdirector BurchardiJ weitläufiger Ver- 
wandter von Grimms* 



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198 



Anmerkungeii za B. I S. 167^170. 



S. 167. deshalb aber ist sich an . . . . zti wen* 

den] damaliger Kanzleistil. 

S. 168. V. Schelmnfsky]. ^Sch/s Abentheaer zn 

Lande und zur S<^o" wplchen hnmAriptisclten Roman Aug. 
V. Haxthausen, der Freund dei* Brüder Grimm gerade da- 
mals von neuem verött'entlicht hatte. Vgl. F. L. A. Maria 
Freiherr von Haxthausen. Ein photographischer Versuch 
Ton Freundeshand. Als Ms. gedruckt Hannover 1868 (Göt- 
tinger Bibl. Hist. lit. part 2018*) S. 6 ff. Danach ist wohl 
Wendeler*B Anm. zu S. 16 des Briefvir. des Frh. y. Menee- 
bach m. J. u, W. Gr. (S. 320—1) zu berichtigen. 

S. 169. Von Arnim ist ein neuer Roman die 
,K r 0 n e n w ä c h t e r" erschienen] vgl. Freundesbriefe 
S. 55 und 213 u. W. Gr.'s Anz. in den Heidelb. Jahrb. 1818 
(Kl. Sehr. I. 298 tf.) 

S. 170 no. 86J. Antwort auf S.'e Br. 11 n. 12 1) Leip- 
zig. 12. 8. 1817: «. . . . Ich laufe in diesem Sommer viel 
herum in den Eomfeldern, a. erfreue mich oft an der unter- 
gehenden Sonne, u. arbeite wenig. Doch musz ich virieder 
etwas nebenher vornehmen, selbst zu meiner Befriedigung, 
die ich leider in meinem Amte nicht ganz finde. Darum 
will ich mir den dritten Band meines Buches über den 
Menschen au^ dem Wege schaffen . . . . " 

2) Leipzig 26. 9. 1817: ^Icii iühio, dasz ich's zu arg 
mache, dasz ich unausstehlich werde. Kaum kann ich's 
geradezu heraussagen, was ich Dinen, liebster Freund, an- 
sinne. Ich musz erst mit den Gründen vorrücken, um Sie 
nicht zu sehr zu erschrecken. — Mein Buch, das bey Wittwe 
Aubel ^pdruckt wird, wünschte ich so fehlerfrey gedruckt, als 
fiich's thun lässt. Darum wollte ich die Corroctiir selbst be- 
sorgen. Nun aber finde ich erstlich, dasz diesz kostspielig ist, 
zweytens, dasz es den Druck aufhält. Aus letzterem Grunde 
wünscht die Aubel selbst einen Corrector in Cassel. Und ich ? — 
Sie haben nun den Schrecken weg — ich kannte das Ihnen 
zumuthen? — Kein, Lieber, — und doch ja! Ich meine 
n&mlich, vielleicht übernähmen Sie es mit Bauer's Hülfe, 
abwechselnd wie es jedem von ihnen die Zeit und die 
Geduld erlaubte. Darumschreibe ich auch an Bauer. Aber 
schlagen Sie mir's nur beide geradezu ab; ich erwarte 
nichts ändert;.^. — Oder wollen Sie vielleicht einen Versuch 
machen, einen kleinen Anfang, ob's erträglich sein wird? — 
In den ersten zwey Bogen waren wenig Fehler ; ich schöpfe 
eamffe Hoffnung. . . 

S. 170 den zweiten Bogen von ihrem Buch] 
,,Die Betrachtung des Menschen** in 3 Bden., von denen 
die beiden ersten in KiRsel bei Krieger, der dritte 1818 in 
Leipzig bei Cnobloch erschien. vgL S. 173. 



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Anmerkungen zu B. I 8. 170—173. 



199 



S. 170. drei Tage im Grünen] vgl. S. 125. 

S. 170. auf dem Haxtkaasiselien Gute] Böken- 
dorf, wohin aach A. v. HaxÜi. naeli AbsolTirnn^ seiner 
Studien Michaelis 1817 von Göttingen aus zurückkehrte. 
In der (Anm. zu S. 168) erwähnten Biogr. A. v. H.'s steht 
S. 10 eine nähere BeHphrei>nin<:^ diosA^^ Gutes. Den ver- 
traulichen Briefwechsel der Brüder Grimm mit verschiede- 
nen Gliedern der Haxthauaenschen Familie veröffentlichte 
Heilbronn 1878 A. Reifferscheid, lieber den hier erwähnten 
Aufenthalt s. daselbst S. 50 ff., woraus anch hervorgeht, 
dan *incognito* hier *ohne UrlanV bedeutet. J. Gr.^s Empfeh- 
lung V. A. V. H. an Thomas s. Anm. zu S. 74. 

S. 170. Reinhart Fuchs] vg:l. S. 38 n. Briefe Ton 
J. Gr. an Tydeman S. 138 Anm. zu S. 64. sowie Briefw. m. 
Mensebach 8. 870 ff. Rr. an Diez. Z. f. rem. Phüol. VL 503. 
üeber Wilhelm s Antheil vgl. hier S. 179. 

S. 171. Geschichte auf der Wartburg] vgl. Br. 
V. J. Gr. an Tydeman S. 138 Anm. zu S. 66. 

S. 178 no. 87] Antwort auf S.'s Br. 13, 14. 1) Leipzig, 
9. 12. 1817 : ^Beiliegender kleine Zettel enthält alle Sub- 
flcribenten auf Beinhart Fuchs , die sich hier bisher ange- 
geben haben. Sollte sich noch einer oder der Andere 
melden, so werde ich den oder die Namen nachsenden. 
Man liebt hier das Altdeutsche nicht , weder in Röcken, 
noch in Schriften, man denkt es mit dem Neudeutschen in 
Verbindung, u. das körmen die Sachsen noch nicht ver- 
dauen. — Vor einem Monate lernte ich Frau Schopenhauer 
aus Weimar kennen. Sie gab mir Auftrag, Ihnen zu 
schreiben, dasz sie auf einen baldigen Besuch von Ihnen 
rechne u. sich sehr darauf freue. Damit vereinigen sich 
die Wfinsche Ihrer Lei]^ziger Freunde 2) Leipzig, 13. 1. 
1818: . . . „Noch immer ist Frau von Krüdener hier, und man 
hört allmählig auf, von ihr zu sprechen. Anfangs waren 
die Menschen hier auf manchertey Weise erregt. Viele 
sind bei ihren Gottenverehrungen , Manche allein bey ihr 
gewesen, Einige Hind von ihr gewonnen worden, für Andere 
ist sie Veranlassung zu tieferer und festerer Be^ündung 
der eignen Überzeugung geworden. Soviel ist gewisz, sie u. 
ihre Tochter meinen es gut u. reden mit voller Aufrichtig- 
keit ; weniger sicher ist man dessen von dem Hm. Kellner, 
der bey ihren Gottesverehrungen den Prediger macht. Die 
Menschen dieser Zeit , lehren sie , besonders die Deutschen, 
Seyen so verderbt, dasz sie alle jämmerlich zu Grunde 
gehen würden , wenn ihnen nicht noch von der heiligen 
Allianz, u. ihrem Vollstrecker, dem heiligen Alexanaer, 
Bettung XL Heil komme; u« s. w. Anfangs gedachte 



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200 



ABmerknngen sm B. I S. 175. 



ich ancb so ihr eq geben. Nachdem ich aber l>ald 

mverlässige Kunde von ihren Lehren und ihrer Art, 
SU den Menschen zu reden, erhalten hatte, habe ich den 
Oedanken aufgegeben. Nach meiner Über7.eü^niig ist sie 
selbst, die als eine von Gott gesandte Busspredi^^erin auf- 
tritt , noch nicht zum rechten Glauben durchgedrunrj</n. 
Ich müzste ihr das sagen u. würde sie ohne Nutzen kx'kii- 
ken ; denn sie nimmt allee, was gegen sie gesagt wird, mir 
als Prfifung anf und danket (JoH f&r das nen m^Mgte 
Leid. Unrecht aber ist es offenbar , dasz die gutmeinende, 
mildthätige Frau polizeilich fast wie eine Verbrecherin 
behandelt wird. Oenn anch hier steht eine Wache vor 
ihrem Wohnzimmer und niemand darf zu ihr, der nicht von dem 
Polizeydirector besondere Erlaubnisz erhalten hat. Eh 
herrbciit überLiiupi emü fast lächerliche Aen^stlichkeit bey 
unseren Regierungen. Die leigt s^ auch in den Erki&* 
mngen über die Wartbnrger Siegebenheit, doch wohl mehr 
traurig als lächerlich. Man kann das thdrichte, in seinen 
Folgen nothwendig traurige, Mizatrauen gegen das Volk 
immer weniger veniehlen. Hierbey eine — verspätete — 
Rede vom Reformationsfest. Bey ihrem Niederschreiben 
dachte ich nicht, dasz sie gedruckt werden sollte. . . .* 

Auf no. 87 antworU»t S.'b Br. 15. Leipzig 'S. b. 1818: 
„. . . Was Sie , yeranlasat durch meine Rede znr Reformations- 
feier, über die reine Verehrang eines einzigen Gottes, die 
der heidnischen Natunrergötterung vorhergegangen sey, 
sagen , hat in seiner Einfachheit eine Fülle des Sinnes , die 
mich zu öfterm weilenden Lesen angezogen hat. Aus den 
Thälern u. von den Gebirgen Tibets her wird man, hoffte 
ich , dereinst auch ziemlich bestimmte historische Bestäti- 
gungen erlangen. — Sehr wohl hat mir gefallen, was Görredi 
gesagt n. ffeschrieben hat. Anch bin ich überzeugt, dass 
von Hardenberg das Beste zu erwarten ist. Er scheint offnen 
Sinn für das Gute u. Grosse zu haben; auch hat man hier 
sehr günstige Aeusserungen von ihm über die Bewohner 
des Rheinlandea gehört. Wenn ihm nur nicht Verhältnisse 
u. Personen in den Weg treten; man sagt, er gebe zu leicht 
nach. — Unangenehm ist mir, dasz man dem Bundestage 
die Sache der deutschen Landesverfassungen ganz entziehen 
zu wollen scheint. Wohl mttssen die Eigenuiümlichkeiten 
bleiben; aber das gesammte deutsche Volk hat doch auch 
ein Gemeinsames. Reiszt man erst die Glieder vollends aus* 
einander, ro wird nachher Alles beliebig zerstückt oder in 
einander verschwemmt. . . " 

S. 175. Oppositionszeitunff] oder Weimarische 
Zeitung, erschien von 1817—20. pro Jahr zu 10 Thlr.: vgl. 
8. 184. 



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Anmerkongen zu B. I S. 175—179. 201 

S. 175. Wir beide sollten an die neue rheini- 
«ehe nniyersitftt.] Ueber die MoÜTe der Ablehnunf^ 
Tgl. Gteesbr. II, 5S4 tu Wilhelm*» Autobiogr. bei Jnsti 
S. 181. Schon 1816 war ein solcher Huf ergangen und 
Savignj gegenüber abgelehnt (vgl. J.'s Kl. Schriften I, 182 
xmd auch onpn S. 8 no. 11). Die ersten Aussichten mochten 
J. Grimm schon 1815 in Pari?? von Kiclihorn gemacht sein 
(s. Acten S. 15 u. Jacob's Autobiographie bei Justi S. 161), 
der auch später die Berufung der Brüder nach Berlin 
ausitlhrte (s. Briefw. m. v. Meusebach S. 296). 

S. 176 no. 88] Antwort auf 8. s Br. 16. Leipz. 16.7. 1«18: 
^Die freundliche Güte des Fräuleins von Scheel, einen Brief 
an Sie, lieböter Ireuud, mitnehmen zu wollen, kann ich 
nicht nnbenntst lassen n« schicke Ihnen hiermit wenigstens 
einen der hendicbsten Frenndesgrüsze. In meinem häus- 
lichen u. meinem Freundeskreise wird Ihrer oft mit Liebe 
gedacht, u. immer schlieszt sich der Wunsch an: Wenn er 
aoch pinmnl wieder herkäme ! — Den 2. Theil Ihrer deutschen 
Sagen habe ich mit Freude gelesen. Sondern Sie nur nicht 
da^ alles von der Ge>chichte! Wie dürr würde sie worden, 
wenn Sie allen Saft auascheiden. — Was arbeiten Sie jetzt? 
Wie 8teht*8 um das Edda-Werk? — Indem ich denke, data 
Sie immer so recht« wie es seyn mnss, eine Arbeit, ein 
Werk vorhaben, fallt mir*8 traurig auf, wie zerstückelt 
meine Zeit n. Kraft hingeht, besonders auch in diesem 
Sommer. Zum dritten Bande meines Buches über den 
Menschen habe ich eine kleine Nachlese von Ürucktehlern 
gehalten u. sie der Frau Aubel zugesandt. Das bezeichnet 
all mein Thun. Es ist ein beständiges Druckiehler-Ver- 
bessern. Und könnte ich sie nur ausmerzen , die fatalen 
Dmckfehler! Aber zu meiner Pein bleiben sie nnverAndert 
stehen u. sehen mir jeden Tag von neuem ins Angesicht, 
wie oft ich ihnen auch zurufe: Ihr sejd Druckfehler, Fort 
mit euch ! — Unter die hiesigen Studenten ist eine Rührung 
u. RegTing gekommen, seit ein halbes Dutzend Jenaer die 
allgemeine Burschenschaft hierher gepflanzt hat. Noch 
widerstreben manche Landsmannschaftler, aber nur noch 
schwach. Ich — ein bemoostes Haupt — habe mich bey 
diesem Streite ganz verständig benommen.«» 

S. 176. Frl. V. Scheele] = v. Scheel S. 262, Hof- 
dame der sp&teren Knrffirstin Angnste. 

S. 179. EddaJ Vgl. Thorlacius Briefe an W. Grimm 
Tom 7. Febr. 1817 n. 31. Febr. 1818 (in Briefw. der Br. mit 
nord. Gelehrten S. 129 ff.), femer Br. v. J. Gr. an Tydeman 
(8. 124). Es erschien bekanntlich kein weiterer Band. 



Ltoogie 



202 Anmerkungen za B. I S. 179—182. 

S. 179. Obersicht der altnord. Lit.] s. W. Gt.*8 
klein. Schriften lU, S. 1-84. 

S. 180. Schlegel ist nun Prof. in Berlin]. A.W. 
Schlegel wurde 1818 Prof. in Bonn, nicht in Berlin, lieber 
sein Verhältn. zu den Brürlpm vgl. Brief w. mit v. Meusebach 
S. 338 f.» sonst über ihn noch Anm. zu S. 54. Einen von 7 
vorhandenen Briefen J. Gr/s an ihn theilte Klette im Ver- 
zeichniss der v. A. W. Schlegel hinterlaösenen Briefsamml. 
Bonn 1868 XL mit. 

S. 181. DasK sie sich z. B. grosze Zöpfe . . . 
anhi engen], vgl. Fr. Müller, Cassel vor 70 Jahren I, 115 
if. : , Jedesmal Pfingsten strömte die ganze Studentenschaft 
von Göttingen, Mnr>>iirg u. Gieszen dahin; auch Jena und 
Halle stellten ihr Conting'ont. . , . Niemals liess fich der 
Kurfürst Wilh. 1. durch den studentischen Uebermuth be- 
irren, selbst nicht einmal dadurch, dasz derselbe seine Lieb- 
haberei am Zopfe in drastischer Weise verhöhnte. Viele 
Studenten hatten sich Biesenexemplare zugelegt und nidit 
wenige trugen zwei Zöpfe. Einer erschien sogar mit einem 
in solcher Länge, dasz ihn zwei andere Burschen wie eine 
Schleppe ihm nachtragen mussten. Man sah darin nichts 
anderes als einen Fastnachtsscherz im Sommer.'* 

S. 182 no. 89] Antwort auf S.'s Brief 17: ^Tjpipzii:^ am 
26. Novbr. 1818. Liebster Freund! Nicht ohne Verwunde- 
rung sehe ich, dasz Ihr letzter lieitr Brief schon drev 
Monate alt ist. Noch keine Zeit ist mir hier so schnell 
hineega Ilgen, als der jetzige Herbst; und doch kann ich 
mich eben nicht rühmen, etwas Tüchtiges darin j^than 
oder vor mich gebracht zu haben. Nicht einmal viel ge- 
lesen habe ich. Einige Arbeiten für den Prinzen beschäf- 
tigten den gröszten Theil meiner Freystunden; vorzüglich 
ein Abrisz der christlichen Kirchengeschichte. Den eigent- 
lichen Religionsunterricht habe ich mit ihm f^eendigt; auf 
meine Bitte hat denselben für diesen Winter ein hiesij^er 
wackerer i^iediger übernommen , der sicii es ernstlich aii- 

felegen seyn läszt. auf das Gemüth zu wirken. Ich besorge 
ameben den Unterricht in der chrisÜichen Kirchen- 
geschichte. So, hoffe ich, wird gethan, was gethan werden 
kann. — Nach der Einsegnung jjedenke ich dem Prinzen 
auch von anderen Religionen eine Vorstellung zu geben. 
Wippen Sie mir ein dazu brauchbares Lehrbuch zu nennen? 
Ausserdem beschäftigt mich auch zu Hause der Unterricht, 
den ich dem Prinzen in der Hessischen Geschichte gebe. 
Sie werden sich wundern, dass ich ihn gebe ; aber wer 
sonst sollte es hier? Zum Grunde lege ich das Lehrbu<^ 
Ton Curtius. Doch habe ich nebenher auch Einiges gelesen. 



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Amnerkangen zu B. I S. 184— 187« 



203 



Danmter Steffens Oarricaturen des Heiligsten« 

Gedanken- n. Gemütfasfülle hat auch diesz Buch des treff- 
lichen Mannes, dem ich mit Liebe ergeben bin. Aber ich 

vermisse im Ganzen, dass die Mitte, die das Mannichfaltige 
tragen und einen soll , nicht genufi^ emporgehoben , oder 
vielmehr eigentlich noch ganz im Dunkel gelassen ist. Das 
scheint mir nemlich der Gedanke , dasz unser Vaterland 
seine Einheit nur in einer neuen Kirche finden könne und 
&iden werde. Meine Ahndung von dieser Kirche ist za 
unbestimmt geblieben , als dass ich mich nicht vor der 
Hand alles Urtheils begeben müszte. Darum nun ist mir 
das Buch selhtst , besonders die erste niilfte , schwankend 
erschienen. Dabey ein wenig zu reich an Worten. Das erste 
Heit des Hermes soll in acht Tasten ausgegeben werden. Der 
Wille des Heransgebers ist ^v,l^ker. Dass Ihr Bruder Fer- 
dinand nicht zu uns gekommen ist, hat uns leid gethan. 
Wir hatten nns Alle anf ihn gefreut. Denn alles, wa» 
Grimm heiszt n. von Grimm kommt» regt unser Aller 
Herfen an. Hannchen ist, dem Verlangen der Grossmutter 
folgend, in Lübeck. Die Andern grüszen herzlich. Auch 
Direm ältesten Bruder Grusz u. Segen zu rlem grossen 
Werke, der historischen Grammatik. Belows lassen sehr 
grüssen. Beide lieben das angenommene Kind mit aller 
Innigkeit und Freude. Auch von dem Prinzen habe ich 
einen Grusz zu besteUen. 

S. 184. Prof. Beneck e] über ihn u. seine Besdehungen 
zu den Brüdern s. J. Gr. 's Kleinere Schriften I, III. Die 
Briefe der Brüder an ihn sind noch nicht bekannt. 

S. 185. Steffens C arri catu r e n]. Carricaturen d^s 
Heiligsten. Leipz. 21. 2 Thle. Heinrich St. war 

1773 geb. , war 1809 i'rof. d. Mineralogie in Hallt' und zu 
dieser Zeit lebte Wilhelm in seinem Hause [vgl. Briefw. d. 
Brüder aus d. Jug. S. 7fJ tf.] Er starb 1845 in Berlin. 

S. 187no.90], Antwort auf S.'s Br. 18. Leipz. 29. 3. 1819: 
^ . . In der Trauer der Abwesenheit tröstet mich eine geheime 
Freude, ein Gedanke, den ich wohl noch nicht sagen sollte, 

— dass Sie mit dem Prinzen bey seiner Rückkehr hierher 
kommen könnten. Thun Sie es, liebster Gr.! Die Gelegen- 
heit ist vortrefflich, die Jahreszeit die beste, Ihrer Gesund- 
heit wird es zuträglich scyn . hier werden Sie Vielen , be- 
sonders mir und den Meinigen, grosze Freude niachfn. 



TL ihre Bedfirfoisse. Es ringet ja doch einmal das Ge- 
schlecht nach Selbstbewusrtsejn; u. dazu möge es der Geist 
der Wahrheit ftthren* u. es vor WiUkQhr u. Faseley be- 



Bann werden wir 
behaglich ergehen 




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204 



Anmerkongen m B. I S. 187. 



wahren! Bewusstlos kann sich wohl die Zeit nicht mehr 
avsffebftren; was sie in ihrem Schooee trägt, iniisa savor 
anen in den Geist, in Gedmke u. Wille, üoergehen, anf 
daSB es mit Ordnung an den Tag gebracht u. im äusseren 
!Da«pyn p^ehfilten werr!e. Da habe ich ietzt ein Buch in 2 
Bänden vor mir: Versuch einer Darstellung unserer Zeit, 
Berlin 1819, das mich anfangs gewonnen hatte. Der 
YerfaBser (vielleicht Buchholz V) tritt gewichtig auf, mit 
einer Fülle von Gedanken. Weiterhin aber — doch Inn 
ich erst bis in die Mitte des ersten Bandes — habe ich 
angefongen, mich zurückzanehen, denn es kommt mir vor, 
als wäre das Herz des Mannes nicht dabey. Es sollte aber | 
Keiner, dünkt mir, fibpr f?<^ine Zoit sprpclien, der nicht mit 
seinem Her7.en, obgleich gegründet im Kwigen, auch in ihr 
lebt. Wärmer ist Steffens, auch wohl in Manchem klarer. 
Übrigens haben Sie recht, was die iiage betrifft. Es ist so 
etwas Ton der Berserker-Wnth. Doch thnt er mir leid. 
Die Berliner fahren wohl zu leicht ins Aensserste; Alles 
muss sich da parteyen. Steffens hatte doch wenigsteiM 
darin Recht , dasz er sagte , es müsse eine Zeit kommen, 
worin mim den Turnplatz so besuche, wie die Reitbahn u. 
den Fi ( lilboden. Hätte doch die Preussische Regierung 
einstweilen alles ^ehen lassen, wie es p;"eht, bis ihr allge- 
meiner ünteirichlsplan zur Ausführung reif geworden. Ihr | 
UrtheU über die Üebersetsnngen Shakespeares habe ich mit 
Vergnügen gelesen. Vom Hermes wird bald der 2. Band | 
ausgegeoen, worin Ihres Bruders Bemerkungen über i 
J. Paul's Sprache befindlich sind. Für den 3. Band erwar- i 
tet Prof. Krug Ihren Aufsatz. Mit meiner Gesundheit geht 
es viel besser , so dasz ich mich des nahenden Frühlings 
freuen kann. Nur dasz mich noch p^eringe Arbeit bald er- 
schöpft. Uarnier wird mich besuchen u. hat mich ein- , 
geladen, ihn auf der Reise, die er von hier nach Berlin n. ' 
von da zurück Über Dresden u. durch Böhmen machen will, 
soweit es mir gefalle, zu begleiten. Ich weiss noch nicht, 
was ich thun werde. In Berlin möchte ich wohl einige ' 
Menschen sehen; übrigens hat da«? Leben dort, nach mei- i 
nem Vorurtheil davon , gar keinen Reiz für mich ; auch ' 
scheue ich das lange Fahren. Gern aber ginge ich nach 
Dresden: da er&eut und erquickt, was draussen u. waa 
drinnen ist. ... * 

S. 187. dasz ich keinen Urlaub erlangen 
kann]. Die Urlaubsertheilung erfolgte stets durch den 
Kurfürsten selbst und wurde , wie aus Bd. IL S. 7, 101 n. 
Briefw. m. v. Meusebach S. 17, 830 hervorgeht, ziemlich un- 
gern bewilligt Nach dem Urlaub im Binde August 1815 



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Anmerkungen zu B. L 8. 189. 



erhielt W. allerdings einen nenen grossen schon im Früh- 
jahr 1816 um Arnim besuchen zu können (vgl. 8. 151 n. 

Görresbriefe IL, 504). Aus den Preundesbriefen ergiebt eich 
(S. 39, 52, 68) dasz W. npäter einige Mal ohne Urlaub 
verreiste (vgl. auch Aiim. z. S. 170) und einmal dabei vom 
Kurfürsten selbst Leinahe ertappt wäre. Wie wenig Ver- 
ständniss sowohl Wilh. 1. wie Wilh. II. für die Leistungen 
der Brader zeigten, ergeben zwei Br. J.'s an Lachraann v. 
2. M&rs n. 12. Jlai 18& (Briefw. m. Menseb. 8. 329—80) 
und die Resointion behn& Wiederbesetenng ihrer Stellen 
1829 (n, S. 11 no. 11). 

S. 189 no. 91]. Antwort auf S.'s Br. 19 (Br. 18, s. 
Anm. zu S. 141.) Leipz. 16. IL 1819: «Wie Einer, der 
durch ein wildes und seltsames Land gezoifen wäre , und 
nun zurückkäme zu dem alten Freunde , anfangs von der 
Menge der Schreckbilder, die noch vor seiner öeele schwe- 
ben, nichts enählen , sondern sich nnr frenen würde, den 
Freund nnd die Liebe wieder gefunden zu haben : so geht 
mir^s jetzt nach diesem halben Jahre, in dem ich Innen 
nicht geschrieben habe. Ich freue mich der alten, unver- 
änderlichen Liebe zu Ihnen und mag nichts von all dem 
Zeu^ reden, besonders da Sie ja auch selbst in das wüste 
Treiben hineingeblickt haben und hineinblicken, u. zwar 
wohl mit sichrerm Gemüthe und klarerm Bhcke, als ich. 
Zwar weiss auch ich, dasz das Gute, seines gewissen Siemes 
ungeachtet, in jeder bestimmten Zeit mit starren Ein- 
seitigkeiten zu kämpfen haben wird; doch scheint mir 
jetst des Rohem, Unedlem u. Gehässigem mehr, als billig 
ist. Darum habe ich in diesrri Tagen die Rede von 
Weiller: 'Über die religiöse Aufgabe unserer Zeit' mit 
einer Art von Erquickung gelesen; denn es spricht der 
Geist der Liebe in ihr. Weiller — > und noch mehr — 
J. M. Seiler in Landshut m^n dort mäehtig Gutes wirken 
in ihren Kreisen, und den Grlauben, die Hoffnung u. die 
Liebe in yielen Seelen stärken, üeberhaupt mag es jetzt 
in Altbaiern ganz anders aussehen, als zur Zeit, da Nicolai 
seine Briefe schrieb, u. wieder ganz anders, als zur Zeit 
der Illuminaten. . . . N. S. Bey der hiesigen Univ^rt^ität ist 
zülolge der Carlsbader Beschlüsse noch keine Veränderung 
eingetreten; auch sind diese Beschlüsse überhaupt, soviel 
ich weiss, hier im Lande noch gar nicht als Gesetze be- 
kannt gemacht worden. Wenigstens hat die hiesige Zei* 
tung mchta darüber enthalten.* 

Auf no. 91 antwortet 8. Br. 21: „Leipz. am Himmel- 
fahrtstage 1820. Möge Ihnen, liebster Freund, der Himmel 
im Gemüthe heute so klar erscheinen, als er AUes besee- 



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206 Anmerkimgen zn B. I S. 189. 



ligend, dranasen über der Natur ausgebreitet liegt ! Eb ist 
die Himmelfahrt doch ein berrUchea Fest ! Auch äusser- 
lich ist der Tag fast immer schön nnd herrlich. Freund- 
lich scnlit sidi der Himmel herunter, ura nns in sich auf- 
zunehmen. Wie habe ich heute gefeiert V — Früh war ich 
in der Kirche bev nnserm, der Liebe und des Glaubens 
vollen, Woli, mit Andacht. Dann bey dem Prinzen. Nun 
schreibe ich meinem lieben Freunde; und dann laufe Ich 
mit meinen guten Kindern in das Feld, bis die schSne 
Sonne untergeht. Zuerst haben Sie Dank für Ihren lieben 
Brief vom 20. Februar (den ich erst am 5. April erhielt). 
Sie hatten mir, ich Ihnen lange nicht firesehneben ; aber 
meine LieV)e war n ist die alte, unverändert. — Vor acht 
Tagen besuchte nncli Iteinier n. brachte den Prof. Rauoier 
von Halle mit; aie blieben den Abend bey mir, u. waren 
mir auch deszhalb lieb, weil wir da alle zusammen Ihrer 
mit Liebe gedenken konnten. Reimer brachte meinen Kin- 
dern die 2. Ausg. Ihrer Märchen als Geschenk mit Das 
machte grosze Freude ; Elise besonders ist mit der gröszt-en 
Liebe darüber her geweHen . n. hat mir schon Vieles von 
den herrlichen neuen Sachen erzählt . die darin sind. 
Meiner Frau hat die Vorrede sehr cfefallen ; ich konnte 

noch nicht« davon lesen Wohl hoÜe ich u. sehne mich, 

Sie, lieber Freund, wie auch andere Freunde u. meine Vor* 
wandten in Hessen im Herbste dieses Jahres wieder zu 
sehen. Mein vorläufiger Reisegedanke ist folgender: Ent- 
weder ich begleite aen Prinzen ; dann komme ich zuerst 
zu Ihnen nach Cassel, eile aber von danach meiner Mutter, 
n. 8. w. Oder es ist nicht nöthior ^ dag.s ich den Prinzen 
l)egleite; dann verlasse ich ihn in (lotha u. gebe zuerst zu 
meinem Bruder im Schmalkaldischen, wende mich von da 
in das Fuldathal, u. besuche in Rotenburg eine Schwester, 
dann in Melsungen meine Mutter, komme dann zn Ihnen, 
u. reise von Ihnen nach Marburg. Meine Frau u. Kinder 
bleiben einstweilen hier u. ich selbst kehre hierher zurück 
n. bringe den Rest des Winters hier zu. Denn ich habe 
ein groszes Bedürfnisz, einige Zeit lur mich zu sein. Dann 
auch erst wünsche ich mich in Hinsicht des Aeussern meines 
künftigen Lebens zu entscheiden. Entschieden zwar bin 
ich in der Neigung u. dem Entschlüsse , mein dann noch 
übrig[e8 Leben der Wissenschaft, ich meine der Philosophie, 
zu widmen. Ob aber nur stille für mich oder auch münd- 
lich lehrend, um das zu entscheiden, musz ich erst wieder 
ganz zu mir gekommen spyn , u. inne werden ob mein 
Leben nicht schon zu tiet angeiressen ist, als dasz es noch 
zu mündlicher Lehre Kraft haben könnte. — Doch, es ist 



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Anmerkungen zu B. I S. 189 - 192. 



ja noch, wenigstens meinem Gefähle nach, sehr lange bis 
zum Herbst . . . 

S. 189 f. Streit zwischen Vosz u. Stolbergl. 
Tgl. Freundeabriefe v. 5. Mai 1820 iS. 80 u. 217). 

S. 191. Tante] Zimmer vj^l. Briefe v. J.Gr, an Tyde- 

man S. 184. Sie starb am 15. April 1815. 

S. 192 no. 98J Antwort auf S.'s Br. 22 : ^Leipzig am 29. 
Dcbr. 1820. Mein geliebter Freund. Dasz ich vor einigen 
Wochen von meiner Reise wohlbehalten bej den Meinigen 
angekommen bin, werden Sie durch Ob. t. Below erfahren 

haben. Ich hatte darauf den besten Willen, mich den 
Büchern u. Gedanken zuzuwenden, wenn nur nicht das 

menschliehe Leben unstet u. Tinrnhio", n. das menschliche 
Herz ein trotziges u. verzagte;? ^^i^ig wäre. Es hat sich 
nämlich die Fraffe, wo ich künftig wohneu und was ich 
treiben solle, so nahe herangedrängt, dasz sie erst beantwortet 
u. abgethan seyn musz, ehe ich etwas mit rechter Ruhe u. Frey- 
heit unternehmen kann. Ich selbst fühle mich aber so un- 
sicher u. unbestimmt in meinem Wollen u. Wünschen, dasz ich 
nie mehr des Rathes bedurfte. Damm will ich Ihnen, lieber 
Freund, das Für u. Wider darstellen, wie es sich mir dar- 
stellt. 11. l>itte nm den Rath, den Ihnen Gefühl zugleich n. 
Gedanke eingibt. — Du solltest — so sage ich zu mir von 
der einen iSeite — den Werth des freyen Lebens, das Dir 
jetzt zu Theil geworden, zu »eiiätzen wissen. Dein Leben 
o. Deine Kraft ist auf der Neige; benutze, was Dir davon 
übrig ist, um Deine Überzeugungen von dem Menschen u. 
seinem Verhältnisse zu Gott u. der Welt auszubilden u. 
schriftlich darzustellen. So wirst Du Dir selbst genügen u. 
Andern nützlich soyn! — Ich kann al)Or — orwioderc ich 
vrin der andern Seite — nicht sorgenfrey von meiner Pension 
leben. Schulden mochte ich gern bezahlen, nicht mehrere 
machen. Und wenn man nicht unbekümmert lebt, kann 
das Gemüth sich nicht frey u. tief der Betrachtung ergeben. 
Dazu kommt, dasz ich glaube, durch mündliche Mittheilung 
meiner Überzeugungen sicherer wirksam zu seyn, als durch 
schriMiche. — Du wünschest also — spricht es wieder 
von der ersten Seite — doch kein anderes Amt, als ein 
Lehramt der Philosophie. Ein solches aber ist in dieser 
Zeit, da man die Freyheit der Lehre mi5?ztramsch bewacht 
n. beschränkt, mit Gefahren n. Verdrieszlichkeiten ver- 
bunden. Und, was das Auskommen mit Deiner Pension 
betrifft, so ziehe nach einem andern Orte, wo wohlfeiler zu 
leben ist, nach Hanau etwa oder einer Hessischen Landstadt, 
oder suche irgend eine einträgliche Nebenbeschäftigung I — 
Man soll wirken — antworte ich hierauf — so lange es 



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208 Anmerkangen zu B. I S. 192. 



Zeit igt, n. Gefahren nicht achten. Die Kosten der Reise an 
einen anclern Ort u. der Einrichtung an demselben möchten 
leicht mehr betragen, als in dniß^en Jahren durch die I 
gröszere Wohlieilhi'it gewonnen würde. Die Nebenbeschai- 
tigung aber — worin sollte sie bestehen? Etwa in Privat^ 
Unterricht oder EecensLren V leicht möchte das meine Zeit u. 
Krall hinnehmen n. vor Hauptbeschäftigung werden. — So 
warte doch wenigstens, bis die Zeiten günstiger werden. 
Dann kannst Du einer Anstellung entgegensehen, die in 
jeder Hinsicht Deinen Wünschen entsprecnen wird ! — Aber, 
wie lange warten ? Es sieht nicht darnach aus, als wenn 
bald günstigere Verhältnisse eintreten würden ; u. weder ' 
mein Alter, noch meine Vermögensumstände gestatten ein i 
langes Warten. Dazu kommt, dasz indessen Lust zugleich ' 
u. Fähigkeit, Philosophie zu lesen, schwinden möchten. — l 
So weit, lieber Freund, Qrilnde u. G^engründe im All- | 
gemeinen. < ! ptzt , es entschiede sich Ihre Meinung dafür» 
dasz ich jetzt ein Lehramt der Philogophie wünschen müsse; 
so entsteht nun die zweite Frage: ob ich ein solches in >. 
Marburg wünschen solle. - Da würdest Du nicht viel 
wirken können - heiszt es dagegen — da die Zahl der j 
Studirenden so gering ist! - Aber doch etwas; auch ist die 
Wirksamkeit nicht immer nach der Menge der Schfiler zu 
.messen, sondern öfter noch nach dem vorhandenen Be- 
dürfniss. — Aber scheue die ungnädige Stimmung gegen 
Pich von oben her. Bei irgend einer Veranlassung könntesd; : 
Du Amt zugleich u. Pension verlieren! Das ist wahr und ' 
scheint sehr bedenklich. Aber wahrscheinlich ist es dock 
nicht, wenn man mir einmal (was man ja wohl nicht thun i 
würde, wenn man mich nicht haben wül) das Amt gegeben, ! 
u. die Beibehaltung der Pension f&r jeden Fall versprochen 
hat. Auch ist auf der andern Seite zu bedenken, dasz jetzt 
wohl an keinem Hofe in Deutschland eine gute Meinoug 
von den Universitäten , am wenigsten von der Philosophie, 
7Ai finden seyn möchte; nicht weniger, dasz, hinsichtlich i 
meiner, bey einer etwaigen Anstellung an einer andern 
Universität eher eine Anzeige oder Verdächtigmachung zu 
befürchten seyn möchte, als bey einer Anstellung in Hessen. 
— Dazu kommt, dasz mir jetet keine Anstellung auf einer 
andern Universität geboten wird. <— Nun sagen Sie mir, ob 
meine Gegenstellung richtig ist, u. wohin sich Ihr ürtheil 
neigt. Ich habe absichtlich nichts von den Gründen gesagt, 
welche die Logiker subjective nrnn» n. Sie sind auch auf 
beiden Seiten ungefähr gleich. — Beiowa Kath habe ich; 
doch mögen Sie die Sache gelegentlich noch einmal mit 
ihm besprechen; — u. schreilmD Sie mir bald • 



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ABmerkmigeii ni B. I S. 196—198. 209 

B. 196 no. 94] hiemitf wie auf no. 93 antwortet S.*8 
Br. 28: «Leipziff, am 2. Män 1821. . . . Ihrem Broder, dem 
Maler, soll ich nendkhe Grüsze von dem Maler Blum sageii, 
den ich in der vorigen Woche bey Marheinecke in Berlin 
kennen lernte. Reimer war verreist. Interessant ist mir 
Berlin erschienen, aber es hat mich nicht angemuthet. 
Ausser dem Mangel an Berg nnd Thal — wonach ich immer 
sehnaiichtig bleibe — ist mir unter den Menschen ein Par- 
tef en entn^ifengetreteii, das mir in allen Dingen, am meiileft 
in der Beligion, Terhant iit* — Bey der Umversität scheiBi 
viel geistige Lebenarmuig. — Auf die erhaltene bestimmte 
Nachricht, dasz unter der Professur, wovon man mir, ali 
icb in Cassel war, sagte, nicht die durch Tennemanns Tod 
erledigte, wie ich »laubte, sondern eine bis jetzt noch nicht 
erledigte zu verstehen sey, habe ich mich entschlossen, 
Ostern einstweilen mit den Meinigen nach Lübeck zu reisen. 
Ich befinedige dadnrch die immer grauer gewordene Sehn- 
sucht meiner Frau, u. weiss, dass wir dort benBlich will- 
kommen sind. Den Gedanken, wenn icb mieb entschiede 
oder entscheiden müszte, noch mehrere Jahre oder immer 
ohne amtliche Wirksamkeit zu leben, Hanau zu meinem 
Wohnorte zu wählen, habe ich noch nicht in meinen Willen 
aufgenommen. — Von Bremen habe ich die frohe Nachricht 
erhalten , dasz meinem Üruder ein tiobn |^eboren worden, 
leb soll Patiie suyn, n. wmrde darum yielletcht, da das Kind 
erst in swey Monaten getanft werden wird, den Weg über 
Bremen nehmen. — Sass Sie bey Ihrem Unterrichte viel 
Gelegenheit haben werden, Geduld und Glauben zu üben, 
kann ich mir wohl denken. Wie oft hat das schmerzliche 
Geiühl, nichts wirken zn können, mein Innerstes durch- 
schnitten! Aber man musz immer von Neuem Muth fassen. 
Seelen kann man nicht verändern — u. das ist gut! — aber 
es gibt Seelen, die zwar selten, aber doch bisweüen ange- 
sprochen werden, n. dann, ohne siebte merken lassen so 
wollen; — unter diese gehört die, womit Sie es zn thun 
haben. — Für den gründlich freundschaftlichen Rath, den 
mir Ihr Brief vom 7. Januar überbracht hat, sage ich herz- 
lichen Dank. — Von Hannover ist mir nichts zugekommen; 
auch würde ich mich schwerlich darauf eingelassen haben. . . .* 

S. 198. Was meine Stunden etc.] vgl. Anm. zu 
8. 65. 

S. 198. Der Mahler scheint ein grösseres Bild 
▼orznbaben] vgl. Frenndesbr. y. 27. Mai 1821 (8. 8$ und 
die Biographie von Ludwig Grimm in d. Allg. EncycL t. 
Ersch und Gruber aus der ^eder von HermEum Grimm. 

8. 19S no. 95] Antwort auf S.*s Br. 24: 

M, Stengel* Aetan 4tr Brüder Orbnm. |4 



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210 Anmerkungen zu B. I S. 198. 



jyLeipzig, am 10. April 1821. Durch Below habe loh die 
angenehme Versicherang Erhalten, dasz Sie, liebster Fronnd, 
eich wohl befinden. Er kam am 31. März Nachmittags hier 
an, und reisete schon den folgenden Tai? um 10 weiter. Es 
war nur lieb, ihn zu sehen. Er war zufrieden, schien sich 
auch, so wie seine Frau und das Kind, wohl zu befinden, 
obgleich er viel mit meinem ehemaligen Arzte übeor seinen 
GesundheitSEUstand redete. — Auch ich werde nun Leipzig 
bald Yerlanen« Morgen über acht Tage werden meine 
Kinder eingesegnet, an einem der Festtage werden sie zum 
h. Abendraal gehen, und dann, wahrscheinlich den 25., ziehen 
wir fort. Ich verhisse Leipzig mit einem gemischten Ge- 
fühle. Freundschaft u. Wohlwollen habe ich hier gefunden, 
doch ist mir nicht heimathlich geworden, hanitHieiilich 
wohl, weil ich in meinem Berufe Keine Befriedigung £and. 
Die luerans entstandene Seelenbeklommenheit liess mich 
auch der Liebe der Menschen nicht recht firoh werden. — 
Wenn Sie mir schreiben wollen , guter Grimm , so schicken 
Sie mir die Briefe bis in die Mitte Maj nacb Bremen. . . . 
Hierbey ein Friedensbüchlem, zunächst geschriebi n zu einer 
Vorlesung unter Freunden Die Hannoversche Schul- 
angelegenheit ist nun doch noch an mich getreten; aber 
ich habe keine Neigung, u. me^e entscheidende Antwort 
nur yerschoben, weu ich doch nächstens selbst durch Han* 
noTer komme 

Auf no. 95 antwortet 8.*8 Br. 25: «Lflbeok, am 20. 
Junius 1821. Liebster Freund. Gleich nach dem Em- 
pfange Ihres Briefes vom 23. May habe ich meinem 

Bruder in Bremen Ihres Bniderf? Carl we^^en ü'e<^cli rieben, 

u. weisz, dasz rr sich dafür bemühen wird Es sind nun 

schon bald sechs Wochen, dasz ich mit den Meinigen hier 
bin, es ach eint uns aber kaum 14 Tage. Täglich erhalten 
wir Ton unsem Verwandten u. Freunden Beweise groszer 
Liebe, u. ich föhle schon, was ich zum voraus befBnshtete 
— dasz der geringe Eisengehalt, den meine Seele hat^ (im 
Leben doch so nothwendigtj, hier vollends in FIusk kommt 
Es ist hier, dünkt mir, und zwar nicht blosz bey meinen 
Verwandten, sondern im Allgemeinen hier in der Stadt u. 
auf dem L;indo umher, eine stillere u. innigere Liebe u. 
Frömmigkeit in den Familien , bei geringerer Sorge um 
Literatur und i^olitik, als wo ich sonst war. Mein Schwager 
lebt ganz in diesem Sinne ; seine Frau ist ganz Herz, ganz 
Lauterkeit n. Verst&ndigkeit; sein Haus ftberhaujpt ein 
Heüigthum der Liebe. Ausserdem lebe ich viel mit GeibeL 
Bey unverminderter Bilstigkeit ist er zu seltener Gediegen- 
heit der Ueberzeugung gäanget, ist ganz Theologe oder 



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Aamerkanffen zu B. I S. 198—205. 



211 



'vielmehr Christologe, n. in seinem Hause ein Patriaroii in 

^er Mitte seiner acht blühenden Kinder, vier Söhnen u. 
vier Töchtern. Freilich gibts daneben anch bisweilen Ein- 
ladungen anf halbe Ta^^e, wo einem die Güte der Menschen 
7.U lang wird. — Für Ihre Bemerkunsren über meine letzte 
kleine Schrift page ich Ihnen Dank; ich habe sie beherziget. 
Wir hätten uns wohl noch über Das, was eigentlich die 
Geschichte ist, zu verständigen^ welches aber schriftlich 
nicht ohne grosze AnsfEIhrlichkeit n. (Gefahr des Miszver- 
standes würde geschehen können. — Gerling hat mir vor 
einigen Tagen geschrieben, dasz die phüoflophische Facnl- 
tät auf Wiederbesetznng der Tennemann*scnen Stelle an- 
tragen u. mich dazu vorschlagen wolle. Ich bin es zu- 
frieden, hinsichtlich des Erfolges aber sehr zweifelhaft 

S. 202no. 961. Antwort auf S.'s Br. 26: »-Melsungen, am 
17. Sept. 1821. MeiD geliebter Freund. Seit kurzem bin ich, 
einer nrüheren Verabredung getreu, hier, um meine Mutter 
und Schwestern zu besuchen. Mächtig zog es mich, als ich 

bei Cassel vorbeikam, hinein zu Ihnen Wann aber werde 

ich Sie wiedersehen ? Wie sehr würde ich mich freuen, 
wenn Sie der Einladung do?? "Roi^.rathes Lötz folgen und 
hierher kommen wollten ! Dasz man in Marburg den Ge- 
danken gehabt hat, mirh da als Lehrer der Philosophie 
zu haben, in Cassel aber mich lieber als Schulrath bei der 
dortigen RegierunjB^ anstellen wollte, haben Sie vielleicht 

SMrt Ich schrieb dem Ministerialrath Er^, dasz mir 
e Anstellung in Marburg angemessener seyn würde; doch 
wolle ich mich, wenn etwa besondere Gründe dafOr ent- 
schieden, auch der Anstellung in Cassel nicht versagen. 
Seitdem sind schon zwei Monate vergangen, ohne dasz ich 
weiter etwas gehört habe. Darum vermuthe ich, dasz beide 
Anstellungsgedanken aufgegeben worden sind , u. bereite 
mich, einstweilen den nächsten Winter hier zuzubringen...** 

S. 202. Lötz], Reg. R. Derselbe, wie der Auditor Lötz 
der S. 330, 412 der Briefe aus d. Jugendz. erwähnt wird; nach 
dem Marburger Studentenverzeicbnisz yom Sommer 1802 war 
er ans Borken gebürtig und am 16. Nov. 1800 als Jurist in 
Marburg eingeschrieben. Seine Vornamen sind Phil. Friedr. 
Carl. Er war später während der vierziger Jahre Re^ie- 
rungsdirAetor in Hanau, wo ihm, wie mir Herr F. Bang hier- 
selbst niittheiit Grimm einmal bt sitchte, später kam er als 
Regierungsdirector nach Marburg, wo er starb. 

S. 205 DO. 98]. Antwort auf S.'s Br. 27 v. 20. 1. 1822, 
in welchem S. meldet, dasz es nun entschieden sei, dasz er 
nach Bremen gehe, aber noch um einige auf Spener be- 
zügliche Bücher bittet, und sich über das erste Heft der 

14* 



Anmerkungen sn B. I 8. 205—209* 



Morpholopfie von W. v. Schütz ansspricht, sowie nach der 
dritten Auflage von Schleiermachere Reden über die Reli- 

fion erkundigt. — Auf no. 98 antwortet S/s Br. 28 v. 18. 
. 1822, mit welchem er die überfiandt/en Bücher zurück- 
acbickt, von den unvermuthet wieder zu tage getretenen 
Atuwiehieii , daM er nach Marbnrff an Tennemanns Steile 
kommen konnte, meldet, n. nm Maehrieht bittet sobald 
etwas entschieden eei. 

S. 205. Spener]. Snabedissen schrieb nm diese Zeit 
einen Abrisz v. Rpener's Leben, welcher 1824 in Eockliii 
^Jährliche Mittheiinngen III. S. 1 — 120 erschien. 

S. 207 no. 99). Antwort auf S.'s Br. 29. Melsungen 
d. 17. 3. 1822 : Bitte um die zweite AuEage v. Creuzer's 
Symbolik n. Mytholojgrie, welehe der Bote von R. E. Lots 
aofaolen werde. «Meine sweite und angelegenere Bitte ist, 
dasz Sie reeht gesund eeyn sollen I In der -vorigen Nacht 
sind Sie mir so krank vorgekommen, als gar nicnt erlaubt 
ist, so dasz ich schelten möchte, wenn ich nicht lange her 
selbst nichts getaugt hätte. Mit herzlicher Liebe Ihr S.*» 

S. 209. no. lOOJ. Antwort auf b. s Br. 30: 
„Marburg am 6, Tunius 1822. Es ist wohl unrecht, 
liebster Freund, wenn Einer, der in eine neue Lebenslage 
versetzt worden ist, seine Freunde nicht bald benach- 
richtigt, wie er stell darin befindet^ oder vielmehr, wie er 
sich in dieselbe findet. I>as scheint noch mehr nnrecht, 
wenn die Veränderung in einem Alter, wie das meinige, 



pflegt n. sich weniger bequem m m ne Lebensverhältnisse 
fegt; — weil dann die Freunde Ursuhe haben, besorg- 
licher zn seyn. — Damm will ich ihnen nun gleich vor 
Allem sagen, dasz es mir, meinem Gefühle nach, wohlgeht. 
An diesem Gefühle ma^ wohl die Herstellung meiner Ge- 
snndheit einigen Antheil haben, n. zu dieser Herstellung 
mag wohl gewirkt haben u. fortwährend zu meinem Froh- 
BiTiTi wirken die herrlich^ Jahreszeit, der prächtige Hirn niel, 
das heile Licht, die reine Luft, und die freie Lage meiner 
Wohnung, die mich wie in die Mitte dieser Kiemente 
hineingehoben hat. Zwar dröhnet mein liäuächen, erschüt- 
tert in seiner Grondreste dnrch m&chti^e Schläge ^ man 
bauet da eine Küche, hant Fenster in die Manem, etc. 
aber das kümmert mich wenig; ich sitee oben, wie ein 
Vogel in seinem Bauer; habe auch — zum Beweise, dasz 
ich hier zu nisten gedenke — auf drcy Jahre gemiethet, ob- 
g]nirh yonn]s/n>f hen ist, dass im Winter durch die schlot- 
ternden u. zerrissenen Fensterrahmen oft mehr frische Luft 
einströmen wird, als zum Leben nothwendig lut. . . .* 



geschehen 




Starrheit in haben 



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AmnerkimgeB m B. I S. 909 



213 



Auf no. 100 erwidert S.*8 Br. 31: ^Marburg am 4. 

Jantiar 1823. Liebster Freund Nun hole ich, da ich 

Sie doch nicht äclbst hier habe , Ihren lieben liriel vom 
17f Jiily herbej, ihn noch einmal rai leBon. Dm Sie ffch 
meiner Wohnung noch so gut erinnern — denn damit 
ginnt Ihr Brief — ist mir nicht wenig lieb, da Sic deas* 
wegen bisweilen auch unwillkürlich durch Vorstellungen 
aus friiberer Zoit mit Ihren Gedanken zn mir hergeleitet 
werden müssen. Eine meiner liebsten Hotfiuinc^en für 
dieses Jahr ist, daaz Sie selbst nachgezogen werden mögen. 
Freilich werden Sie dann die Wände, wo sonst die schönen 
Kupferstiche hingen, leer finden; jetzt noch, wie sonst, ist 
mem Zimmer puritanisch einfach; es ist nur ein Bild 
darin, das Ihrige. Aber die Natur umher ist doch noch 
frenndlich. wie immer; u. selbst in der jetadgen Jahreszeit 
sehe ich, als Ersatz für das Grün der Bäume u. Felder, die 
Sonne, die sich im Sommer hinter dm Dammeisberg wen- 
det, vor mir über Ockershausen untergehen In ihrem 

Briefe weiter lesend komme ich über die Ausgleichungs- 
aufgabe Ihres Nervensystemes mit dem Staabstrompeter u. 
dem Schmidt — die non hoffentlich gans geltet ist — sn 
der mir stets in frischer Erinnerung ffebliehenen höchst er- 
firenlichen Nachricht von der Herstellung Ihrer Gesundheit 
durch Milch u. andere milde Nahrungsmittel. Ich hoffe, 
daBs sie indessen bis zum Wasser vorgedrungen sind ; dann 
wird nicht leicht wieder ein böser hitziger Dämon in 
Ihnen autkommen können. Dann folgt ein Absatz in Ihrem 
Briefe, der mich beunruhigt iiat, weil ich ihn nicht 
recht verstanden habe. £& ist darin die Rede von 
innerlicher Krankheit, aber auch von innerlicher Qesund- 
heitskraft. — Letatere wird vollends gesiegt u. aus- 
geworfen haben, was nicht ins Innere gehört, gewiszlichl 
Damm hätte ich dieses pafsua gar nicht erwähnen sollen ; 
da es nun aber geschehen ist, liebster Freund , so lassen 
Sie uns bey dieser Veranlassung uns einander versprechen, 
dasz das Leben, das Lebenaus dem Urgründe, dab gerade, auf- 
richtige Leben, in uns feststehen u. den Tod nicht an sich kom* 
men lassen soll. Tivat das Leben, pereat der Tod! — Dae 
ist mein Wahlspruch, u. soll es auch dann noch seyn, wenn 
mein schwaches Daseyn vollends zusammensinkt. Zum Be- 
schlösse enthält Ihr Brief einige freundliche Nachrichten u. 
Mittheilungen, deren letzte ein herrliches Urtheil über Göthe 
ist, veranlaszt durch den zuletzt erschienenen Theil semer 
Lebensdaratellung. Das Buch habe ich nun endlich auch 
erhalten, aber noch nicht gelesen. . . . Gern möchte ich auch 
Ihr Uruieil Aber Pustkudiens: Meisters Wandeijahre 



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214 Anmerkimgeii m B. I S. 209—210. 



wiaseii, obgleich ich selbst ftnch dieses Bnch noch niebt 

feiesen habe, föe werden lachen Über mein : Nicht geleftea 
aben. Aber so gebt'8 jetzt hier am Berge! Ich halte 
Vorlesungen, n. arbeite dafür, u. weiter nichts 1 — Uebrigens 
befinde ich mich ziemlich wohl. . . / 

S. 210. D :t ich inirh e nii n Ihrer jetzigen 
Wohnung erinner <] vgl. Anm. zu S. 1. Marburg]. 

S. 210. Ich bin endlich an meine Wohnung 
gewöhnt] vgl. hier Ö. 2;iii, Freundesbr. S. 89 u. 91, so- 
wie ans emem Br. von Thomas an J. Gr. 11. 2. 1823 
folgende Stelle: |,Der Verlnst Ihrer schOnen Wohnnng thnt 
mir recht leid, besonders da Sie eine engere getrofiPen. 
Das letste fühle ich aus eigner Erfahrung.^* Diese interims- 
■wohnung, welche die Rrüd^T narli Lottes Heirath im Som- 
mer 1822 bezogen haben müssen und bis Ende April 1824 
inne hatten, ist bisher nicht feistgestellt ; (vgl. Duncker, Die 
Brüder Grimm S. 53 f.) Herr Cand. Euler benachrichtigt 
mich freundlichst, dasz dieselbe nach Angabe der in Cassel 
wohnhaften Wittwe des Kupferstecher n. Prof. Grimm 
in der jetzigen Fünffensterstrassse belegen war, also 
in der Nähe der Gardeducorps-Easerne. Die Hausnummer 
vermochte er bisher nicht zu ermitteln, dn eine Schmiede, 
welche sich nach obigen Angaben im Hau>f> l-efand, dort 
nicht mehr vorhanden ist. l)as/. Jacob aus .'deinem Fen.ster- 
chen dort ein Stück Nordwesthimmel mit dem groszen Bar 
sehen konnte , dentet er auch in den Kl. Schiifken I, 186 
an. — Nnr anf eine Verlegung Ton J.^s Stodirsimmer dentet 
es hin, wenn Thomas unter d. 2. 8. 1826 an J. Gr. schreibt: 
„HofiFentlich ist ihr Auszug vorüber u. der wackere Schrift- 
stelb'r Jacob II. (v. Meusebach hatte scherzweise dem kleinen 
JafO!) am 25. 5. 1826 ein Exemplar des Dasjpodins über- 
sandt, s. HriefSv, m. v. Meusebach S. 327 f.) hat sich an die 
neue Wohnung schon gewohnt, ich wünache Ihnen Glück, 

diisx es überstanden ist.« 

Harnier] der ältere [K geb. 1775] n. jüngere [£. geb. 
1790], beide Aerzte. Schon in den Brief, aus der Jug. b€>- 
gegnet der Name H. sehr oft seit Anfang 1814, doch lassen 
sich beide Brüder (172) nicht deutlich auseinander halten. 
E. Harnier der Jüngere scheint früher verheirathet gewesen 
zu sein als R., aber mit den Brüdern nicht viel verkehrt 
zu haben, der ältere war Boüalh und hatte sich iin. April 

mit der Tochter des hannoverischen Ministers Rnhmann 
verlobt (S. 139), im September &nd die Hochzeit statt. 
(S. 208, 206). Anch die vielen Stellen der Jngendbr. der 
Brüder scheinen sich anf ihn zu beziehen. Er starb als 
nrf. Geh. üofr. 18^, sein Bruder £. starb 1857 als Geh. 



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Aamerknngen za B. I S. 210—216. 215 

0. Med. Rath. Verl. Gross Statistik des Lyo, Fhderic. Cas- 
seler Gjmria.sialproi^amm 1879. 

Es gibt ein geistiger Schmerz,]. So im Original. 

8. 212. 2. Jnni] Terscnrieben fOr: ,2. Jnii** vgl. Anm. 
za S. 140. 

S. 212. Wilhelmshoher Bibl.] rgl Briefe mit 
T. Menseb. S. 8. 

S. 213. Kopp] Ulrich, Friedr. geb. 18.8.1762 in Cassel. 

Er ist besonders als Verfasser der P a 1 aeographia cri- 
tica bekannt u. stand hp'^onders mit Völkel in freund- 
schat'tlii liem Verkehr und regem Briefwechsel. Vgl. über 
ihn noch : Briffw. der Brüder Grimm m. nord. Gelehrten 
S. 119, Görreä' Bnele Iii. oL 

S. 214. Es klebt Goethes Werken su viel 
Studium an] vgl. S. 74 und dagegen einen Brief an 
Lacbmann (Briefw. m. v. Meusebach S. 368). 

S. 215. no. lOlJ gehört zwischen no. 105 u. no. 106, in- 
dem 1828 statt 1824 verschrieben ist. (Vgl. Suabedissens Br. 
85 in Anmerk. zu S. 226, auf welchen no. 101 
antwortet.) Auf no. 101 antwortet S.'s Br. 86 v. 
11. 2. 1824: S. schickt die Bücher zurück und dankt für 
W. Gr.*8 Mittheilungen. Die Frage, ob, was vom altdeutschen 
Epos erhalten, Ansflnsz eines einzigen höchst Tollkommenen 
Gedichtes sei, sei eine tiefe, „die bei allen nicht gemeinen 
Dingen des Lebens wiederkehrt. Ich nach meiner Eigen- 
thftmlichkeit, bin immer, wo zwischen der Annahme einer 
zeitlichen oder überzeitlichen Einheit und Ursprünglichkeit 
die Wahl ist, zunächst geneigt, mich zum Ideale zu wen- 
den, und es für die Lebenswurzel (die immer zeitlos gegen- 
wäitigej der zeitlichen Versuche zu halten, ohne darum zu 
bertreiten, dasz es anch irgendwo n. irgendwann tu zeit- 
Heher Herrlichkeit vorgetreten seyn könne. Nicht selten 
aber wandelt mich Trauer an , wenn ich gewahr werde, 
dasz 80 viele Menschen das Ideale für das Nichtwirkliche, 
Kichtwesenhafte, blosz Gedachte halten " 

S. 215. des wunderlichen u. ängstlichen 
Hoftmanns Leben], gemeint ist der bekannte Dichter 
£. Amadeus H., der 1822 gestorben war, 1828 erschien: 
Ans H.*s Leben u. Kaehlass (v. I. £. Hitzig) Berlin. vgL 
8. 227. 

ib. Weitzels Leben], J. W. 1771 im Kbeingau ge- 
boren, bekannt als Publicist, er starb 1837 in Wiesbaden, 

wo er seit 1820 BibUntheknr war. 1821 erschien: «Dai 
Merkwürdigste ans meinem Leben* Leipz. 2 Bde. 

S. 216. dasz cb nicht die Nase u. das Wesen 
des Groszvaters üassenpflug bekommt]. Der 



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jM6 Aiuntrkimgen ni B. I S. 216^926* 



üblte üassenpliug iät jedenfalls derselbe, dem W. nach seiner 
HÜlheiliiiiff an J. (Briefe an« d. Jngendz. S. 250) bei seiner 
Anstellu ng den Eid nachsprechen monte. Er war Begieranga- 
xaftb. Vgl. auch FrenndeslMr. £L 84. 

S. 217. Mir kommt es zumeist anf die Ent- 
stehung ti. Entfaltnng d. Dichtungen an] wL 
Anm zu S. 308. 

S. 222. HO. 102.] der Brief ist erst nach dem 7. Oct. 
1828 geschrieben. S. a Br. 56 undatirt bildet die zusagende 
Antwort; vgl. einen Brief J. Gr.*8 an v. Meusebach (Briefw. 
8. 99 ne. 52) : Wilhelm ist heute morgen 5 nhr mit Dotb" 
chen und Frau Sophie von Witileben (vgl. Anm« S. 264^ 
über Ziegenhain nach Schweinsberg und Marburg gereist. 
Dass der Brief nicht Mitte August 1829 geschrieben sei 

ivgl. S. 264), geht aus einem Brief W.'s an v. Meusebach 
123) hervor. «Nach Schweinsberg u. zum Tanz auf der 
Kirmes konnte ich leider dieses Jahr nicht mitgehen, weil 
eben meine Verwaudelung m emen Hannoveraner vor sich 
gehen sollte.* — Ko. 102 sollte also nach no. 118 stehen. 

a 223. Fran v. Scbwertsell] vgl* S. 204 Herr 
Georg T. Schwertzell in Willingshausen tSeilte mir, anf 
meine Aniiage, mit, dasz er Briefe W.'s an seine Matter 
besitze u. dasz deren Inhalt die freundlichen Beziebiinj^en, 
welche zwischen W.Gr. u. seinen Eltern bestanden, berühre. 

S. 224. E. Pin tri er] Seit 1811 Profi der Kechte in 
Marburg, starb daselbst lun 5. 6. 1860. 

S. 224 no. 104.] Antwort auf S.'s Br. 32 u. ;]o v. 22. 6. 
u. 2. 7. 1823, worin er meldete sein Nachbar Kessler [Zeiclien- 
lehrer in Marburg] sei gestorben, u. den jüngeren Brader 
W.*s, den Maler, aufforderte, sich nm seine Stelle sn bewerben» 

S. 226. no. 105.) Antwort auf S.'s Br. 34 v.20.a 1823, 
welcher Bücksendung geliehener Bücher nnd Bitte mn neue 
im Herbst betrifft. 

Auf no. 105 antwortet dann S.'s Br. 35 v. 23. 11. 1823: 
S. schickt die 5 Hefte von Göthe über Kunst u. Alterthum, 
an welchen er sich sehr erfreut habe, zurück. »Es war 
mir oft, als wäre ich mit in dem engern Kreise, dem diese 
mannigfaltigen Mittiieilangen swar mit Selbstgef&hL aber 
immer mit wfh!diger Haltung gemacht werden. Ins beson- 
dere ireute es mich , dasz auch noch das , was G. nach 
seiner Krankheit geschrieben , so vollgeh altig ist u. noch 
so vieles verspricht. Ueber manche Aeusserungen möchte 
ich Sie gern fragen, wenn Sie hier wären, z. B. od auch nach 
Ihrer Meinung Lord Byron der gröszte Dichter ist." Weitere 
Urtheile über Sckioaaer s Gesch. des 18. Jh. u. TiecksPhan- 
taros, Bitte um Hoffmanna u. Werners Biogr., das letste Heft 



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Anmerkongen sn B. I S. SM-*229. 217 

enr Natnrwissensch. v. Goethe u. um Calderon's Tochter der 
littft (v. Grieä); Tiieilnabme an den Mittiieilungeu über die 
•erlnacben Gedichte; BesdiFaibiiDjr der Feneareise nadi 
IMaugim ; Fomilieimachriohien. Ser Schlnas diese« BmfiM 
Imtet: »Möchten Sie, liebster Freuod, recht getiuid eeja 
u. weder €ber Brust u. Herz , noch über den Magen sn 
klagen haben. Sie bedürfen nicht des Pfahles im Fleische, 
oder vielmehr da dieser Pfahl so lange her doch nicht den 
Schalksgeist (wie die Leute meinen) austreiben konnte, so 
wäre wohl einmal zu sehen, wie sich dieser zweideutige 
Genius ohne jenen verdrieszlichen Gesellen gehaben u. be- 
aeJunen würde.* (Die Antwort auf diesen Brief bildet 
Brief no. 101, dessen Datining irrifr ist). 

8. 228. Wnkl Stephanowitseh« serbische Lieder ygL 

J. Gr/s Anzeigen derselben (Kl. Sehr. I\r. 197 ff., 218 ff.) 
«. Freandesbriefe S. 92 u. 221. Wegen seiner serbischen 
Gram. s. Anm, zn S. 89. 

S. 229. no. 106]. Darauf antwortet S.'s Br. 37 v. 15. 10. 
1824: ,Ich danke Ihnen, liebster Freund, dass Sie mir etwas 
zu lesen zugeschickt haben , waa sich zwischen das einför- 
xmge Ackerland meiner gewöhnlichen Beschäftigungen wie 
ein Wieseogmnd gelegt hat. Zuerst habe ich die Hefte 
von GMie gelesen : gern und mit Behagen , denn 
ich lasse mir Aller, was er giebt. Kleines und Groszes, 
Wohlgefallen. Dann las ich die beiden letzten Stücke 
von Lope u. von Calderon das erste. Schon seit 
einigen Jahren habe ich die Erfahrung an mir ge- 
macht, dasz dramatische Sachen vorzüglich der tragischen 
Gattung, mich nicht mehr so anziehen , wie äon^t. Lat es 
Folge des Alters ? nämlich der mit den Jahren mnehmen- 
den Zorflcksiehunff der TheUnahme an dem treibenden n. 
wirkenden Leben ? ~ Doch glanbe ich, dass ich Shakespeare 
bis zu mmnem Tode gern lesen werde, o. nach Shakesj^eare 
Calderons ernste Stücke. — Von Lope hatte ich noch nichts 
gelesen, Nach den zwey jetzt gelesenen Stücken zu ur- 
theüen, scheint er mir mehr auf dem irdischen Boden der 
herrschenden Denk- u. Gefühlsweise seines Volkes zu stehen, 
als Calderon, dessen Geist den Glauben u. die Begriffe seines 
Volkes In den reiaern Aether der Freiheit n. der Idee em- 
porgehoben zu haben, n. eben darum sngleich ernster o. 
künstlerisch spielender mit denselben zu verfahren scheinet. 
Auch daher vielleicht die gröszere Liebe des Spanischen 
Volkes zu Lope. Aber ich kenne weder diese Dichter, noch 
dieses Volk hinlänglich, um ein bestimmtes Urtheil darüber 
zu haben! Meine Seele aber ist wuüd für das jetzige 
Schicksal dieses Volkes , u. darum habe ich einige tScheu, 



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218 



Anmerkangeii sa B. I 8. 229—237. 



den Alonzo des Salvandy zu lesen. Docli will ich dies» 
Buch lesen, u. bitte Sie, es mir, wann Sie es nicht mehr 
brauchen werden, zu ächickeu. . . . Kommen Sie einmal in 
gaier Jahreneeit za uns, -wie wir alle gar sehr wfbDscben, 
so wollen wir nuaminen nach dem Stanffenherge fahren. 
Man hat da eine reizende Aussicht. Zwar Sie können 
darnach kein Verlangen haben, da Sie sich aus Ihrer 
Wohnujipr ohne alle Mühe der freundlichsten erfreuen, nnd 
dasz dem so ist, dasz Sie wieder eine Wohnung haben, die 
Ihnen zusagt, ist mir nicht wenig angenehm * 

S. 231. Mals bürg] Ernst Freiherr v. d. M. , geb. d. 
23. Jan. 178G in Hanau, gest. 1824. Er verlieps gleichzeitig^ 
mit den Brüdern Grimm das Caaseler Lyceum, als Schüler 



Marburg. Nach dem Marbnrger Stadentenverzeichniss wurde 
er als Jurist am 8. Mai 1802 eingeschrieben u. wohnte bei 
Prof. Bauer no. 160. Die auf S. 230 erwähnte Oalderonr 

Uebersetzung ist offenbar riirht die «pinicfe, sondern die von 
Gries. Vgl. über ihn u. seine Schriften .iusti S. 437 — 41. 

S. 233. weil ich ihn [diesen Sommer] in meiner 
Wohnung recht habe genieszen künnenj ygl.Anm. 
zu S. 210. 

8. 234 no. 107]. Darauf antwortet S.*s Br. 38 v. 22. 12. 
1824^ worin er für Luis' radirte Blätter, von denen er durch 
GOthe in Kunst u. Alterthum erfahren hatte, dankt, nnd 

von Krankheitsanfallen seiner Frau u. eignen berichtet. 

S. 236 no. 108]. Darauf antwortet S.'s Br. 39 v. 31. 12. 
1824: S. sendet Alonso Bd. 1 u. 2 zurück. Pfarrer Bange 
habe die Bücher noch nicht holen lassen. Der Brief, welcher 
dem Pfarrer Bang die Uebersendun^ der Bücher an S. mit- 
theilte, ist nicht erhalten, in dem Antwortsbrief auf no. 50 
schickt B. aber die hier erwähnte Sendung Bücher zurück. 
— Nach no. 108 fehlt ein Brief W. Gr.*8, in dem er seine 
Verlobung anzeigte. Darauf antwortet 8.*s Br. 40 v. 9. 1. 
1825 : ^Wir nehmen alle den herzlichsten Antheil an der 
lieben iNeui^^keit , die Sie uns zum Neuen Jahre gesagt 
haben. Für Sie also, liebster Freund wiid dieses Jahr eine 
vorzügliche Wichtigkeit haben, wird die Mitte Ihres Lebens 
ausmachen. So müsse auch fortan Ihr Herz — das früher 
oft ängstlich kranke von Befriedigung durchdrungen, der 
Mittel- u. Quellpunct Ihrer steten Gesundheit werden. Ich 
kenne Ihre Braut nicht» aber ich darf doch vohl bitten, sie 
von Ihrem Freunde zu grüszen •* 

S. 237 no. 109j wird von S.'s Br. 41 v. 24. 1. 1«?5 be- 
antwortet: S. sendet den letzten Theil des Alonzo zurück. 
Er habe das Buch gern gelesen. Die Erwähnung, dass die 





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Anmerkungen zu B. I 8. 237—240. 



Prinzessinnen das Buch gelesen hätten, Hesse ihm wünschen, 
dass auch der Kurprinz dergleichen Bücher lesen möchte. 
pAber ich bin am wenigsten in dem Verhältnisse zu ihm, 
um solchen Rath geben sn können, denn er iBt fremd gegen 
mich * 

S. 238 no. 110] beantwortet dnich S.*8 Br. 42 t. 27. 5. 
1825. 

S. 239 no. Uli. Antwort auf S.'s Br. 43 u. 44 v. 20. 10. 
n. 25. 12. lS2.n, Br. 43 überbrachte Freund Clodius aus 
Leipzig u. seine Frau. Br. 44 lautet: ^Mit dem Grusze, den 
Sie vor zwey Monaten bei Clodius auf ein ßlättchen 
schrieben, hatten Sie mir anigleich eine liebe Hoffnung sn- 
gesandt, die Ton mir nnd den Meinigen so gut gehegt nnd 
gepflegt worden ist , daaz wir nun die groszgezogene nicht 
lange mehr werden abhalten können, zu Ihnen zurückzu- 
flieg"en. S^ie müssen also nun cntwpdpr kommen, oder unsere 
liebe, alier ungeduldige Hoifnung durch eine neue bestimmte 
Zusage beruhigen. — Es ist wahr, einladen darf ich eigent- 
lich nicht. Waa Marburg Freundliches hat, sind seine 
Hügel und Thäler in der Zeit des Grünens u. Blühens. Von 
einem ersten Besnche im Winter zu Marburg wftrde Ihrer 
lieben Fran nur der Gedanke u. das Gefühl zurückbleiben: 
•Diesmal nnd nicht wieder I*^ Dazu kommt bey mir das 
Unangenehme , dasz ich Sie in meiner kleinen Wohnung 
Nachts nicht beherbergen kann; dasz Sie also, wie Clodius 
u. seine Frau, die Nacht in einem Gasthause würden zu- 
bringen müssen. Also: einladen darf ich eigentlich nicht ! 
Aber die Wünsche sind unbescheiden. Ich bin gewisz, 
wenn meine Fran n. Kind«r ra entscheiden h&tten, nnd ich 
fragte sie: ob Sie nnd Ihre liebe Fran jetst, in der un- 
günstigen Jahreszeit, oder im Frühling kommen sollten, — 
alle würden rufen: Jetstl^ und ich seUwt würde mich wohl 
kaum erwehren können einzustimmen ' 

S. 239. C 1 o d i u sj Chr. Aug. Heinrich. Prof. in Leipzig, 
(vgl. S. 49, 184) V^esuchte 1825 mit 'meiner Frau die Brüder 
in r'aPRel (vgl. Briefwechsel m. v. Meusebach S. 25 no, 16), 
t lÖ^ö : A. D. B, IV, 384. 

S. 240. Ähnlichkeit mit der seel. Mutter.] 
vgl. 243, Anm. zu S. 144 u. Freundesbriefe S. III f. Wilh, 
an Frl. L. u. A. y. Haxthausen yom 5. Jan. 1826. 

S. 240. Dortchen . . ist vor 15 Jahren in Mar- 
burg bei einer nun yerstorbenen sehr geliebten 
Schwester gewe<^en]. vgl. Briefwechsel der Brüder a. 
d. Jugendz. S. 93, 108 no. 34. — Gretchen Wild war in Mar- 
burg verheirathet (vgl. ib. S. 173 oben). Später 1814 lebte 
sie wieder in Cassel (vgl. ib. 263, 399). 



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1 



220 Anerlmiigeii n a I & Sil— m 

S. 241 no. 1121 beantwortet durch S/s Br. 45 r. dO. 4. 
1896: GlIlflkwiuMcli «ir Geburt dei kldnen Jakob. — Im 
insii 1626 hatte W. Gr. Saabedissen emen Besuch ab^tstftet» 
wie ane 8.*« Br. 46 y. 23. Jnny 1826 hervorgeht, womit er ihm 

einen nachträglich eingetroffnen Brief nach Cassel nach- 
Bchickt«. Beide waren in dieser Zeit einmal gemeinsam nach 
üosHiL'lden zu Banfi^ gewandert u. unterwegs von emem 
Eegengusse überfallen. — Am 10. 9. 1826 folgt S.'s Br. 47 : 
. . Man hat hier viel davon gesprochen, dasz die Univer* 
•it&t aacb Caatel eoUe; n. was mieh betrifft, to lieeee kik 
mir'a gefallen, wenn man mich unter andern Mobilien auch 
dorthin echaffen wollte. — Doch wird man uns wohl noch 
vorher hier jubiliren lassen. Und wollen Sie dann nicht 
dabey seyn ? Zwar wird man Mühe haben , schon alle die 
Pastoren, die dann heraufziehen werden, unterzubringen; 
aber das eben wird der Hauptspasz seyn. — Vor Kurzem 
war Ulrich Peter Kopp vierzehn Tage hier. Er machte sich 
«nd den Studenten aen Spasz, sichimmatriknlirensnlaesm, 
u. zog dann Abends mit einer Fackel in der Hmd im Zuge 
mit, bey einer Mnsik, die dem Prorector n* s. w. gebtacnt 
wurde. Heute vor acht Tri^]^en verliesz er Marburg auf 
einem Philister-Miethgaul vor seinem Wagen her, nachdem 
er vorher einen gedruckten Zuspruch an die Studiren den 
hatte ausgeben lassen. — Was ich aber eigentlich wollte 
mit diesem Briefe V Nur Sie recht herzlich gruszen, liebster 
F^nnd, n. Ihnen sagen, dass leb Sie aofricbtig liebe» n. 
dasz Sie es nicht genau nehmen sollen, wenn ich mich nn- 
ffeschiekt benehme n« ausdrücke» — Ich wünsche, dasz Sie 
indessen mit Ihrem Heidelberger Pickbauche zu Stande 
gekommen seyn mögen. — Meine 1 r iu u. die Kmder (sie 
waren letzte Nacht auf einem Balle bey Schenka) lassen 
gar sehr grüszen, u. letztere auch danken für die bternchen; 
sie hätten schon manche KUe Erinnerung auf- u. i^ge* 
wiekelt . . . / 

S. 242 no. 113] Antwort auf S.'s Br. 48 u. 49 T. 8L 12. 
1826 u. 1. 1. 1827. — Br, 48: .Das beste Glück zum neoen 
Jahre! zunächst, dasz Sie ea Alle recht g^esund beginnen 
mögen! Ich denke dabei vorzüglich au liir lii ljes Kind, weil 
mir vor drey Wochen Frau v. Sehf nk sagte , daaa ea lange 
Zeit krank gewesen sey. Da^ möge gewesen seyn! . . . . 
Ich habe mich in diesen Ta^en an den Irischen Blfen- 
mftrcben erfirent n. aas der Binleitiing belehrt. . . / — Br. 49: 
«Heute habe ich von Frau v. Wiizleben gehört, dasz Ihr 
liebes Kind gestorben ist. Welch ein Schmerz für Sie u. 
Ihre liebe Frau! . . — Auf no. 113 ioh^t S.'s Br. 50 vom 
27. 4. 1827, in welchem er seine glückliche Eückkchr von 
Cassel meldet. 



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AnmerkungeQ B. I S. 24^254. 221 



S. 243. Meiner Schwester Kind hat mir eben 
so leid gethaii wie mein eiffnesj vgl. Frenndeabr. 
S. 118, ferner Briefw. mit Y* Meoseoach S. £m Amn. sa S. 
62, S. 335 Anm. zu S. 66. 

8. 244. habe . . in Ihrem Buche gelesen] Die 
Betraehtmig des MentdieiL Otmel iL Leipzig 8 Bde. 
Yg\. Anm. zu S. 170. 

ib. Ich glaube, wie Sie, dasz Liebe . . . da»8 
einzige ist. was un s anfrech t erhält] Vgl. W. Qr.'g Br. 
an Lacomann v. 17. Oct. 1833: ^das habe ich lebendiger als 
empfunden , dasz die Liebe das einzige ordentliche Ding 
ist, dag wir auf der Welt davon trag^en und das widerhält, 
wenn die anderen Lumpereien zu Grund gehen.* (Briefw. 
mit Meoeebaeh 8. 889 Anm. vi S. 196.) 

8. 246. die kleine Schrift] »Znr Einleitong in die 
Philosophie". Marburg 1827. gr. S«. 

S. 246 no. 114] Darauf erwidert S.'s Br. 51 v. 13. 10. 
1827: •Besuch gehabt, Herbarta Psychologie gelesen etc, 
lange nichts von W. Gr. gehört. Was W. Gr. ihm über 
Philosophie u. Poesie geschrieben . habe er mit Nachsinnen 
gelesen und werde es gelegentlich wieder lesen. 

S. 247—501 vgl. Tiecks Einl. zu seiner £inL von Leezens 
Werken, nnd 6 255-6. . 

S.248. Scheidler Einleitung zur Philosophie] 
Propftdentik nnd Grundriss der Psjchologie von Dr. 0. H. 
Scheidler. Jena 1827. 

ib. J. J. Wagner], wohl in .Religion, Wissenschaft, 
Kunst u. Staat in ihren gegenj^eitigen Verhältnissen be- 
trachtet.* Erlangen 1819. (?) Wegen anderer Schriften von 
J. J. Wagner Tennemann's Grundriss d. Geschichte der 
Philosophie. 5. Anflage von A. Wendl Leipzig 1829. 8. 552« 

& 252 no. 115] beantwortet durch S.*8 Br. 52 vom 9. 1. 
1828: Glückwunsch . . ,Von Elise soll ich sagen, das Süsse 
Q. Freundliche sey ihr jetzt lieber als das Saure/ 

S. 254 no. 116] vorauf ^eht S.'s Br. 53 : Melsungen 6. 4. 
1828, worin er seine baldige Ankunft in Cassel ankündigt 
und S.'8 Br. 54 Marb. 30. 6. 1828; „Herr Oand. Münscher 
hat, wie einst sein Vater, eine vorherrschi nde Neigung zu 
historischen Studien, u. hofft darin dnrch Ihre r4üte mit 
Büchern unterstützt zu werden. Ich gebe ihiu die helrz- 
lichsten Grflsze von mir n. den Meinigen an Sie, liebster 
Freund, an Ihre liebe Frau u. an Ihre Brfider mit* Er habe 
Besuch von seinem Schwager [Molter] aus Lübeck gehabt 
u. erwarte ebendaher Pastor Geibel, der mit seiner Tochter 
nach Ems gehe. Wie es mit des Bruders Gesundheit und 
mit der des lieben Kindes stehe. 



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222 



Anmerknngett sa B. I S. 254—264. 



S. 254. Hr. Hünscher] derzeit Geh. Begimngsr&th 
und Gymnasialdirector a. D. in Marburg. Ihm verdanke ich 
mancherlei mündliche Mittheilnngen über PerBÖnlichkeiten 
dieser Briefwechsel. 

S. 256. Hegels Recension vonSolger]. Heg'els 
Recension von Solgtis nachgelassenen Schriften und Brief- 
wechsel, herausgegeben von L. Tieek und Fr. v. Räumer, 
II Bde. 1826, steht im Jahrbuch für wissenschaftl. Kritik 
1828 v. ist wieder abgedruckt in Hegels Werken Bd. 16 
S. 486 ff. 

S. 256 no. 117] Antwort auf S.*8 Br. 55 v. 7. 9. 1828 : 
S. bittet nm W. frr.'s versprochenen Besuch im Herbst. ,Ist 
Ihnen das kleine 7imm<^r, das Sie schon einmal aufnahm, 
Raumes genug, so hrni^^en Sie diesesmal auch die Nächte 
bei uns zu. Wir wünschen es sehr u. bitten darum ■ 

S. 258. Landgrebe] Dr., Privatdocent in Marburg" 
für Geologie bis Sommer 1836, siedelte später nach Cass^ 
über, wo er starb, vgl. S. 261. 

S. 258 no. 119) beantwortet durch S.*8 Br. 57 fBr. 56 
8. Anm. zn 8. 222 no 102) y. 5. 11. 1828. S. dankt fBr W.*8 
Besuch. ^Lassen Sie's uns doch so halten, dasz wir alle 
Jahre einmal eine Weile zusammen leben." Eine Ausgabe 
von Lazius Antwerpen 16d8 werde Bibliothekar Behm ihm 
selbst schicken 

S. 261 no. 121] Antwort auf S.'s Br. 58 v. 18. 2. 1829, 
worin S. den Tod seiner Mutter u. den am 5. Dec. erfolg- 
ten der Professorin Clodius meldet. Weiter heiszt es darin : 
„Hierbei das Buch, Ton dem Sie wissen, [dnindzüge d. Lehre 
vom Menschen, Marb. 1829]. Als ein Schnlbnch ist es be- 
scheiden IL macht nicht einmal den Ansprach, von Ihnen 
gelesen zu werden , wenigstens nicht (was auch wohl ein 
mühsam Stück Arbeit wäre) in einem Zuge. Das Buch, 
an welchem Sie arbeiten, mag wohl zu gelehrt für mich 
werdt n; aber ich nehme es doch gern, wenn Sie ein Exem- 
plar übrig haben werden Recht geärgert hat es 

uns, dass Ihr Bmder n. Sie nach VölkeFs Tode nicht vor- 
gerftckt sind.*^ 

S. 268 no. 122]. Antwort auf S.'s Br. 59 9. 8. 1829, 
worin S. mit Bezug auf eine Mittheilung v. Hannchen 
[Molter], er wolle beglichen, wenn S. erst 'j^osunder u. 
kranker' wäre, zu iinnmehrigfem Besuch auifordert , da er 
kränker gewesen, jetzt aber wieder besser sei. Auch Frau 
v. Witzleben lasse ihn auÖbrdern u. wolle Frau u. Kinder 
bei sich aufnehmen. 

S. 264. Witxleben, Sophie v.] Frau des 1825 Ter^ 
storbenen Oborgerichtsraths v, W., des Schwagers Fireih. 



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Anmerkungen zu B. 1 264 — 266. 



T. McTigebacli und Sohnes d. hes?. MinisierR (vp^l. S. 137). 
Sie war eine geborene Freiin Schenk zu Schwei nsber^, 
Tochter des Min. Ferd. Schenk (vgl. S. 117) und am 24. 
Jan. 1796 zu Marburg geboren. In zweiter Ehe war sie 
mit dem hesa. Regierungs-Prasid. Freih. v. Dörnberg ver- 
heiratet und starb als Wittwe in Marburg am 17. Dec. 1873 
rWendeler giebt im Briefw. v. Meusebachs S. 326 irrig an, sie 
habe noch 1880 gelebt). Vgl. Anm. S. 222. Nach gütiger 
Mittheilung ihres Bruders des Herrn Erbschenk Emst 
Schenk zu Schweinsberg haben sich in ihrem Kachlaas 
keine Briefe von W. Grimm vorgefunden. 

— ib. Schwester der Frau Platner]. Die Frau 
E. Platners war eme Tochter des bekannten Kanzelredners 
Wolf in Leipzig, v^l. S/s Br. 21 in Anm. za 8. 189. 

S. 265 no. 124]. Antwort auf S.*8 Br. 60 y. 16. 10. 1829. 
8. schickte ihm damit sein Bild, welches der Maler Hach 
gezeichnet und nebst andern Professoren-Bildern hatte 
fithograpbiren ]as!sen (ein Exemplar davon hängt in den 
Bäumen des Marburger Museums), ferner seine Abhandl. Von 
dem Begriffe der Psychologie' und äusserte sich über seine 
weiteren wissenschaftlichen Pläne. — Auf no. 124 antwortet 
S.'s Br. 61 V. 3. 11. 1829: ^Wohl kann ich fühlen, geliebter 
Freund, dass Sie Cassel mit 8chmer2 verlassen ; amr es ist 
60 recht u, gut n. so werden Sie am neuen Wohnorte sich 
bald zu Hause fühlen, u. sich der neuen Verhältnisse er- 
mächtigen. Dasz Ihnen aber Hessen immer lieb bleiben 
wird, dessen bin ich gewiss; u. darum hoffe ich, dasz Sie 
die Grenze nie iiir eine Abscheidung u. den Lutterberg für 
kemon unübersteiglichen Hämus halten werden . . . Scheid- 
ler hat mir seine Schrift über die Duelle zugeschickt. . . .* 

S. 265. Ihre Religionslehre] S.'s 'Grundzöge der 
philos. Eeligionslehre* erschienen Marburg u. Cassel 1831. 

8. 266. yerlasse Cassel mit bitterm SchmerxJ 
vgL 8. 404 und Anm. s. S. 112. Jedenfalls war Suabedissen 
schon im August mündlich v unterrichtet worden. Die 
früheste, flüchtige Andeutung von der möglichen Verän- 
deniTif^ der Stellung findet sich in einem Brief an flen 
Bruder Ferdinand. Lachmann erfuhr davon am 1^ Aug. 
(Briefw. m. v. Meusebach S. 351), Lassberg schon ziemlicn 
bestimmt am 24. Aug. (Germ. 13, 368). AufBenecke's Ver- 
anlassung (vgl. Germ. 13, 367 no. lOj wurden die Verhand- 
lumpn wegen Berufung der Brftder nach 66ttingen in An* 
^nS genommen. Sie wurden durch ein Schreiben 
Heeren^ an den Geh. Cabinetsrath Hoppenstedt v. 15. Febr. 
1829 eröffnet, nachdem, wie II. S. 10. no. 8 ergiebt, bereits 
unter den 5. Febr. das v. 2. Febr. datirte Gesuch der Brü- 



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224 



Anmerkungen zu 6. I S» 869. 



der um Beförderung, zu welchem der Tod Völkels (t 31. Jan.) 
Veranlassung geg(?ben hatte, abschläglich beacbieden war. 
Die Verhandlungen wurdpn zunächst nur f(ir den Fall der 
Amtsniederlegung des derzeitigen ersten Bibliothekars Hof- 
rath Heusz geführt, ^in^en dann aber m i<'olge Buttmaung 
Tod, der in Berlin BiUiotbekar war, seit £n& Juni danuif 
hin, die Brüder sofort su bemCeik Sie worden durch dell- 
sitive Annahme J. Qr.*8 am 4. Aug. som Absohlnsz ge- 
bracht. (Vgl. darüber wie über den ganzen Göttinger 
Aufenthalt F. FrensdorfT? Mittheilung-en in den Nach- 
richten d. Ges. d. W. zu Güttingen 1885 I.] — Ich setze hier 
noch 2 interessante Stellen aus den Briefen von Thomas 
an die Brüder her: 1) v. 17. 3. 1829: „Da ich so lange 
nichts gehört, so mnss ich wieder anUofifen. Smid sehrieb 
mir unlängst, ob Sie denn nicht nach Göttingen gehen 
wollten. Im Fall Sie Keigun^ hätten, will er dam mit- 
wirken. Nun sehe ich , dass Eichhorn von Göttingen "we^ 

feht , den Jacob mehr als ersetzen kann und lür Wil- 
eini dürfte sich auch etwas angemeszenes finden laszen. 
Schreiben Sie mir darüber Ihre Ansicht. Ich würde hieran 
nicht denken, wenn ich nicht glauben dürfte , Sie könnten 
iettt Motive haben zu einem JSntschlnss der Art* (Das 
klingt fast wie auf den Busch klopfen.) 2) der nächste Er. 
V. 2. 18. 1829: „Lieber Freund (d. h. Wilhelm)! In dem das 
lange Erwartete endlich eingetreten u. ich den herzlichaten u. 
fireudigsten Antheil mit allen hiesigen Freunden daran nehme, 
im voraus mich freue, Sie in einem angemeszenem Beruf, mit 
dem Bruder Jacob zu sehen, zu gleicher Zeit die Hofnung be- 
lebt wird, dasz Sie beyde, sich freyer bewegen können u. 
wir Sie beyde nun örter hier sehen werden, begreife ich 
doch ganz Ihre Gefühle beym Abschiede aus einer Stadt, 
wo Sie 80 viel Liebe u. Leid erfahren haben xu so viele 
Freunde zurücklassen. Und wenn auch Göttingen nahe ist, 
mithin häufiges Wiedersehen ^ngelaszen wird , Sie leben 
doch nicht mehr an demselben Orte." (Vgl. auch Eupfeld s 
Br. V. 29. 12. 1829 in Anm. zu S. 280). 

S. 266. Zwischen no. 124 u. 1251 fehlen mehrere Briefe, 
wie ai|s den dazwischen gehörigen Br. 62 — 67 S.'ö hervor- 
geht. Br. 62 V. 27. 3. 1830 wünscht die schwere Zeit fOr 
W. möge nun bald Torftber sein und sie sich, wenn sie im 
May in die bessere Wohnnng gezogen, alle in Ctöttingen 
heimathlich fühlen. Ihm selbst ^ienge es noch schlecht, 
Brnstbeschwerdcn maohten ihm alles! Schreiben zur Arbeit. 
„Au den Kurprinzen kann ich nicht ohne ein Getühl den- 
ken , in welchem sich Trauer u. Unwille mischen. Vor 
sechs Wochen etwa ist seine Rückkehr mit Bestimmtheit 



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Anmerkangen zu B. I S. 266. ^^25 



von seiner Mutter erwartet worden. Jetet sagt man, er 
richte sich in Frankfurt, wo er bisher in dem Hof von 
England gewohnt hat, häuslich ein. Immer noch habe 

ich i"hm bisher, um mohf gilnzlich ;i>>7.nrpi«son. jährlich 
einmal, an seinem GeLnrtstage, geschrieben, aber schon 
seit vielen Jahren, hat er iiiir nicht mehr geantwortet.* — - 
Br. 63 V. 7. 9. l&^O, ebenso me 64 u. 65, von Marie Suabe- 
di8sen*8 Hand, dankt für die liebevolle Gesinnung, womit 
ihm am 21. 7. geschriehen hätte , kla^ über immer 
noch schlechtes Befinden, verspricht aber einen Besuch in 
Göttingen, sobald er wieder hergestellt sei Sechs Stunden 
täglich ein so einförmiges Geschäft fin der Bibliothek! zu 
treiben, müsze wohl sehr beschwerlich sein. Bitte um Be- 
such in den Ferien, Gnipz an Lücke. Gerling werde dem- 
nächst durch Göttingen konuuen. — Br. 64 v. 2. 11. 1880 
lautet: , Herzlichen Dank, geliebter Freund, für den Brief, den 
Sie Gerling mitgegeben haben. Dasz Sie Ihren Reiseplan 
nicht durchfahren konnten mnss ich beklagen; doch ist 
mir's lieb für die Kurfürstin, dwz Sie bis Fulda gekommen 
sind; sie wird sich über Ihren Besuch sehr gereuet haben. 
Was SiP vom Kurprinzen melden, freut mirh : ps ist merk- 
würdig. Einst sähe ich während eines Jahres seine physische 
Constitution sich gänzlich verändern; sollte nun etwas 
Aehnüches mit dem Psychischen geschehen seyn? Wir 
wollen indessen wünschen, dasz die Veränderung innerlich, 
nnd zwar nicht in bioser Elngheit gegründet, und dasz sie 
'Yon Bestand sej, — Die Ereignisse in Frankreich sind mir 
von Anfang an wenig erfreulich gewesen. Meine Gesinnung 
erklärt sich für das Benehmen von Chateaubriand; wohl 
aber erkenne ich, daöz die Andern den Drang der Umstände 
für sich haben ; es muszte gehandelt werden , in solchen 
Zeiten ergreift, die Noth wendigkeit den Menschen. Und 
loben musz ich das bisherige mäszige Bestreben der neuen 
Kegierung. Im Gänsen steint die Richtung- daranf zu 
gehen den blosen Verstandeabm^ff einer bürgerlichen Ge* 
Seilschaft zn verwirklichen« Darans kann wohl zunächst 
Gutes kommen; im Fortgange aber wird's doch auch die 
Franzoser» nicht befriedigen. Widrig wäre , wenn sich 
die Keguiuni^ ^r^'?^wungen sehen sollte, dem Pöbel das 
blutige bchauspiei der Hinrichtung der gewesenen Miniftter 
zu geben. — Bei den traurigen Ereignissen in den Nieder- 
landen mö^en wohl allerdings Leidenschaften, Aufreizungen 
nnd einseitige Ansichten mancher Art mitgewirkt haben* 
Im Ganzen aber erscheinen sie mir, als die früher oder 
Bp&ter nothwendi^e Folge einer falschen Politik, welche 
ohne Berücksichtigung der Eigenthümlichkeit des Lebens 

B* Stengel. Aeten der Brfidar Gxliimi. 15 



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226 



AumerkuBgen zu B, I S. 266, 



der Völker, ku einem blosz äusserlichen Zwecke, Unveiein* 
bares zusammengebracht hatte. — Bei den Volksbewegun- 
gen in deutschon Staaten scheint ea charakteristisch für 
unsere Zeit, dasz das, wns von einseitigen Richtnn^en roher 
Pöbe ige walt angefangen worden, von dem Bür^erverstande an 
den meisten Orten aufgenommen, und iür allgemeinere Be* 
dürfiiisse geltend gemacht wird. MWbe es auch bei uns in 
Hessen zn einem endlichen goten Sele führen. Aber idi 
ersehe leider anch aus Ihrem Briefe, wie grosse Schwierig- 
keiten entgegen stehen. Zu besorgen ist ausserdem , daaz 
aiich nnsre Banern, die sich his jetzt zurückg'ehalten haben, 
wenn -le nicht liald die bestimmt von dem Landtage er- 
warteten Erleichterungen erfahren, sich endlich wilden Auä- 
brüchen überlassen werden. — Hierbei meine Keligions- 
lehre. Wenn ich das Buch recenairen sollte, würde ich 
etwa anfangen: ,Dcm Ver&sser ist wider&hren, dass der 
Anfang seines Buches an das Ende getreten ist. Der Ge- 
danke nämlich : der Mensch weiss von Gott, weil sich Gott 
ihm offenbart , ist die Grundlage des Buches. Es ist ein 
Versuch zu verdeutlichen wsts der Mensch durch Gottes ur- 
sprüngliche Oticnliiirung von ihm weisz. Nun aber wird 
von der Ofienbaiuug Gottes erst am Ende gehandelt' 
n. 8. w. Wenn Sie das Buch lesen wollen so wird sich 
dnrch diese Ansicht vielleicht das AbstCesdge, das es von 
vom herein für Sie haben mögte, mn etwas Termindem. — 
Mit meinem Befinden isVs seit einigen Wochen wieder 
schlecht gegangen; darum mosz ich auch jetet wieder 
Mariens Hülfe zum Schreiben in Anspruch nehmen. Es 
möpfe Ihnen und den Ihrigen recht wohl gehen. Mit der 
herzlischsten Liebe Ihr Suabedissen/ 

Br. 65 V. 12. 3. 1831: „Liebster Freund. Ich danke 
Ihnen herzlich für Ihren lieben Brief vom 6ten dieses Mo- 
natb. kicbon lange wu.szte ich von ihrer Krankheit, aber 
mit der ersten Nachricht vereinigte sich auch schon der 
Trost, das» die gröszte Ge^hr überstanden sej, und seit-* 
dem erwartete ich vertrauensvoll dasz Sie mich Über den 
Fortgang Ihrer Genesung selbst in Gewiszheit setzen wür- 
den. Möchte nun Ihre Gesundheit mit dem FrühUng wie 
der Frühling wachsen ! Welche Freude v/ürde es mir seyn, 
wenn ich Sie dann zur Zeit der vorgetretenen Frühlings- 

S rächt tageweise hierher versetzen könnte, dasz Sie sich 
ieser Lebensherrlichkeit theils von dem kleinen Eckzim- 
mer ans, theils in dem Garten, den ich am Schlossberge 
gemiethet habe, erfreuen möchten ! . , , . Die Gdttinger Re- 
volution war freilich ein tolles Unternehmen und es ist 
seltsam imd bedenklich, dasz so etwas in dem Hauptsitse 



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r 



Anmerknngen zu B. I S. 266. 227 

der Yeistftndigkeit aoebreclien konnte. Gut aber dasz nun 
den gestrengen Herren za Hannoyer die Augen aufgegangen 
sind nnd icn wfinaohe den besten Erfolg. Indessen haben 
wir vor ^anz kurzem nun auch hier unsre Unruhen gehabt. 
Dasz R-eich der Bürgerwache ist in ^ich solbst zerfallen 
über einen Biirgerkapitän, den die Emen ausstoszen, die 
Andern behalten wollen. Daher ein Dnrchzielien der Stadt 
von beiden Parteien und viel Lärm, auch Stösze und Püöe. 
Ikdlich hat das ordentliche Militttr in Verbindung mit der 
einen Partei zugegriffen nnd den strittigen KapitAn einst* 
weilen aufs Schlosa gesetzt. Dazu kommt dasz seit einiger 
Zeit die Bauern umher sich Holz und Wild nach Belieben 
7/u holen angewöhnt hatten und meinten das Naturrecht 
^f'stiitte es. Nun sind aber Jäger und Husaren von Cassel 
g<;kommen um diese Theorie handgreiflich zu bestreiten. — 
Gestern hat die Universität den Professor Jordan von 
neaem cn ihrem Landtagsdepntirten erwählt. Der bevor- 
stehende Landtag, der erste auf der Basis der emenerten 
Verfassung wird, meine ich, dadurch wichtig werden, dasz 
durch ihn erst die erneuerte Verfassung, die bis jetzt noch 
unstät woget, ihre zugleich gemäszigte und feste Haltung 
wird bekommen können. Es wird sich nämlicli. glaube ich, 
bei uns von nun an von dem Militär und von der Beamten- 
weit aus eine sich allmählig steigernde Rückwirkung gegen 
die Verfassnng büden, wodurch sie um so mehr in G&£fthr 
kommen wird in ein dürres Sandufer hingeworfen zu wer- 
den, als der hessische Bürgeratand noch keine hinlängliche 
Selbstständigkeit erlangt zu haben scheint, um dann, wann 
die jetz^e Aufregung vorüber gegangen, eine ruhige und 
sichere Kraft zu behaupten ** 

Br. 66 v. 2;}. 12. 1831 : ^Liebster Freund, ihre liebe- 
volle Thcünahme an der Verlobung meiner Marie mit Prof. 
Hupteld ist mir recht rührend. . . Auch vor einigen Monaten 
haben Sie mich durch einen lieben Brief ertrenet, wofElr 
ich henlich danke. . • . Nachmittags. Heute gegen Mittag 
wurden wir alle freundlich überrascht durch das Kindes- 
bild meiner Marie, das Sie ihr geschickt . . . Des Briefwechsels 
zweier Deutschen von Pfizer konnte ich bisher nicht habhaft 
werden, obgleich in < iner lUK-hiiandiun^ jder Elwertschen] 

wohnend Am 24. Der widrigen Vorfälle in Cassel mag 

ich kaum gedenken. Zu wünschen ist nur, dasz dieser ge- 
waltsame Ausbruch den Übergang zu einer Ausgleichung 

gemacht haben m($ge, die den Landesangelegenheiten 
reien Fortgang gestatte. — Die Kurfürstin schrieb mir 
vorgestern, ihr Gemüth u. ihre Gesundheit sey durch die 
Anwesenheit des Prinzen Albrecht u. seiner Frau sehr auf- 

15» 



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228 Anmerkiiiigeii zu B. I S. 266- 267. 



ffericfaet worden. ^ Hier ist alles ganz ordentlich n. stille. 
Ich bahe in meiner jetzigen Wohnnng so heiden Seiten 
Weinhäuser n. gegenüber die Policei; wenn aber niebt der 
Nachtwächter sich hier m^hr befleissigte seinen Pflichteifer 
durch F^ein dröhnendes Horn zu verkündigen, so wäre aiich. 
T^achtrf alles so ruhig wie bei meiner vorigen Wohnung. 
An freundlicher u. freier Aussicht aber habe ich allerdings 
viel verloren, werde Ihnen aber doch, wenn Sie mich 
n&chsten Sommer beeuehen wollen, ein Zimmer mit der 
Morgensonne n. einem freundlichen n. mannichfaltiMi 
Vorgi-unde geben können. — Es ist wohl merkwürdig, aus 
die politischen Erregungen unserer Zeit (ganz anders als 
in den Jahren 1789 ff.) die Gemüthpr unserer Studiren- 
den fast gar nicht berührt haben; — vielleicht zum Theil 
darum, weil sie die Bürger bewegt sehen. So möchte es 
wohl geschehen (oder vielmehr, es ist schon geschehen), 
dasx das eigentliche Pbilisterthnm mitten nnter den Stu- 
denten u. den aus ihnen hervorgehenden Ständen seine 
Heimath angeschlagen hat. — Ist das aber nicht haupt- 
sächlich dem Prof. d. Philosophie zur Last zu legen? Mass 
nicht alles Leben der Lebenswissenschaft erlosclien sejm, 
wo solch eine Ideenlähmung, solch ein Tod in den jugend- 
lichen Gemüthern Platz greifen kann? * — Dabei 

lie^ ein Brief v. Marie Suabedisben vom ^rleichen Taire: 
•Lieber Herr Gnmml Herzlichen Dank für das Bild- 
chen das Sie mir geschickt haben nnd für die Freude 
die Sie mir dadurch gemacht haben. Ihre liebe- 
volle Theilnahme, und Ihr firenndlicher Gedanke 
auch Hupfeld zu Weihnachten eine Freude 7a\ machen, 
rührt mich '^ohr, und ich bitte Sie, dasz Sie mich 
auch ferner lieb behalten. Wir hoffen Sie nächstem Früh- 
jahr hier zu sehen und freuen uns alle sehr darauf und 
wenn Sie dann den Hupfeld näher kennen lernen, werden 
Sie ihn auch gewiss lieb gewinnen, denn er ist eine gute 
liebe Seele. . . .* — Br. 67 v. 6. 3. 1832: S. meldet die Verlobung 
seiner Tochter Elise mit dem Obenrerichtsassessor Jäger in 
Marburg, ihre Hochzeit werde erst im Herbst stattfinden, 
Mane's im nächsten Monat. Vgl. Anm. zu S. '^T^. 

S. Die wohlwollende..... wei.se des 

Herzogs] von Cambridge, des von König Wilhelm T. im 
voranfgehenden .laine ernannten Vicekönigs von Hannover. 

ib. die Hannoversche von Pertz redigirte 
Zeitung] Wegen dieser Zeitung vgl. J. Gr.s Kl. Schriften 
Vn, 536 f. Die Briefe der Brüder -an Portz sind, bis auf 
einen, der sich auf Pro£ Göd eke in Göttingen bezieht^ 
von Bibliothekar Dr. Müller in der Beilage z. Leips. Z, 



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Anmerlnuigeii sa B. I S. 267^277. 



229 



1882 no. 91—3 u. in Zachers Zeitschr. f. d. Piniol. XVL 
8. 232 ff. TerOffentUcbt (vgl. Anm. m 8. 11 no. 15). 

a 269 no. 126] Antwort anf S.*s Br. 68 v. 13. 10 1832, 
worin dieser bedauert , dass W. ihn nicht besucht habOi 
über seine Gebrechlichkeit klagt, seiner Töchter Zufrieden- 
heit lind Glück schildert, und xor Geburt der Tochter 
^atulu't. 

S. 271. In Hessen hindert . . . einen . . . glück- 
licheren Zustand] vgl. S. 117 u. Briefw.m. v. Meuseback 
8. 854 Anm. z. 8. 127, sowie 8. 857, Anm. z. 8. 187. 

8. 270. über die Nibelungen gelesen] vgLBriefw. 

m. Meusebach S. 368. 

S. 273. Frau Nimrodl = Frau Geh. Justizrath 
Jäger , derzeit in Cassel lebend , eine Tochter von Prof. 
Suabedissen. Vgl. S.'a Br. 67 in Anm. z. S. 266. 

S. 278. Kurfürstin) Auguste s. Anm. zu S. 404. 

S. 274: no. 127] gehört offenbar nach no. 128 und datirt 
10. 1. 1884 (nicht 1888), denn er wird beanwortet durcb 
S.'8 Br. 69 V. 2. 2. 1834: S. meldet darin, dass sein Gesundheits- 
zustand befriedit^end, dankt fÜr das scbmackhafte Geschenk, 
und hegt keine Besorgnis filr die üniversitäton. 

S. 275. Unser neuer Philosoph Herbart] 
Herbart war schon früher 1805—9 in Göttingen gewesen, 
und kehrte jetzt dahin von Königsberg aus zurück. Er 
starb 1841. 

ib. dasz Twesten ans Kiel Plancks Stelle be- 
setzen sollte] Twesten ist nicbt nach Göttingen, sondern 
an Schleiermachers Stelle 1835 nach Berlin berufen. Neben 
P, wirkte bereits zu dessen Lebzeiten seit 1831 Giesel er. 

S. 275. Planck] Gottl. Jao., Senior der theol. Facul- 
tät war am 31. Aug. 1883 geatüiben. Vgl. über ihn: 
Lücke's Biogr. Göttingen 1835 u. Herzog's Encyclopädie. 

S. 276. Tod d. Königs von Spanien] Ferdinand VII. 
am 29. Sept. 1833. Ihm folgte in Folge des 1830 wieder 
eingeführten weiblichen Snccessionsrechtes seine 8 jährige 
Toditer Isabella nnter Vormnndschafb ihrer Mntter Mana 
Christine. Gegen sie trat Don Carlos als Kronprätendent 
auf. was zu den langwierigen noch immer nicht völlig er- 
loschenen Carlistenaufständen führte. 

S. 277. Es war innere GichtJ vgLBriefw. m. Meuse- 
bach S. 395. f. 

S. 277 no. 129] Vorauf ging ein verlorener Brief v. 
11. Sept. 1884 , wie sich ans a's Br. 70 y. 2. 10. 1884 er- 
giebt, welcher über die Hitze des Sommers klagt, die Ein* 
Stellung seiner Lehrthätigkeit für den Winter mittheilt^ 
die geplante Verbindung der theologischen Professur mit 



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230 



Anmerkungen sn B. 1 & 277. 



der Direction des zu errichtenden Predigersemmars miB»- 
billigt und einige Familiennachrichten erzählt. — Anf no. 
129 erwidert Br. 71, geschrieben y. dO. 8. —1. 4. 1835: 

«Mit trauernder Theilnahme, mein geliebter Freund, 
nnd nicht ohne Besorgniss habe ich den Winter über oft 

von Ihrem Krankseyn gehört. Desto ^röszer war meine 
Freude, als ich auf dem Briefe, der mir am 24. gebracht 
wurde, die lieben Züge Ihrer Handschrift erblickte. Möchte 
doch der milde, belebende Frühliiigsathem nun bald kommen 
u. Ihnen alles leisten was die Aerzte davon versprechen! 
Hier aber herrscht seit 14 Tagen ein feindseliger Luftgeiat 
bei einer hinanslockenden Sonne. Ich wünsche sehr, dass 
Sie sich gehütet haben mögen. — Mit meinem Befinden 

fing's bis zum Ende des vorigen Jahres fortwährend schlecht, 
eit dem Anfange des jetzigen sind wieder bessere Zwischen- 
zeiten eingetreten. Ick habe dann bisweilen wieder etwas 
lesen können, was nichrblosz Zeitung war; aucli sogar bis- 
weilen, wie heute, einige Zeilen schreiben können. Und 
ich halte es für thnnlich, n. bin stark Willens, im nächsten 
halben Jahre wieder Vorlesungen m halten. Überhaupt 
habe ich in solchen Zwischenzeiten gar zu leicht einen fast 
jugendlichen Muth, u. habe doch schon so oft von der st^ts 
lauernden Tücke meiner Krankheit Erfahrung gemacht. 
Ich träume dann auch wohl von Reisen, nach Gieszen etwa 
oder nach Rotenburg, am liebsten zu Ihnen, u. habe doch 
seit dem Tauftage iQ^ines jüngsten Enkelchens nicht zum 
Hanse hinans kommen können. Wohl sollte meine Philosophie 
meditatio mortis seyn, ist aber noch immer meditatio vitae. 
— Am 31. März, Lücke's Urtheil über meine Religions« 
Philosophie ist mir erfreulich. Sonst kann ich mit den 
öfTentHrhen Urtheilen über mein Philo-^ophiren , die rrür 
voi i^^ekommen sind , nicht sehr zufrieden seyn. In keinem 
iiude ich aufgefaszt, was die Mitte u. Einheit meines 
Philosophirens ist. Das würde sich bestimmter als bis jetzt 

geschehen in meiner Metaphysik darlegen; n. anch ans 
iesem Grunde sollte ich mich aufgefordert finden, meine 
bereits erschienenen Lehrbücher der Philosophie dnrch die 
noch zurückstehenden zu ergänzen. Ich sehe aber voraus, 
dasz meine Lehren, wenn man überhaupt Notiz davon 
nehmen wollte, bei den Bestrebungen welche jetzt den Markt 
des Philosophirens in Deutschland beherrschen, vielen An- 
fechtungen ausgesetzt seyn würden; n. ich hätte dann 
weder Sie Kraft noch die Neigung das was ich in die Welt 
geschickt in ihr anch zu vertreten. Doch habe ich bereits 
vor einigen Jahren die Grundsätze meiner Vorlesunffen über 
die Metaphysik in's Reine schreiben lassen, n. bin jetzt 



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Anmerktmgen sa B. I S. 277—279. 



231 



daran, mitunter das Wesentliche meiner Vorträge über die 
Tn^nd' n. Eeehtslehre za dictiren. Vielleicht wird*s nach 
meinem Tode erscheinen. — In dem Repertorinm yon Gera- 

dorf habe ich gestern gelesen, clasz Sie bereits im vorigen 
Jahre den Freidank herausgegeben haben. Das ist wohl 
eine grosze u. schwere Arbeit gewesen , u. ich wuszte gar 
nicht, dasz Sie damit beschäftigt waren. ~ "Was Sie von 
den Casselschen Keligionsunruhen urtheilen , ist auch ganz 
meine Ansicht. Ick habe in diesen Tairen dne jetet nier 
cnrsirende Predigt von Emst in Cassel .über die nnzer- 
trennliche Verbindung der Vernnnft n. des Christenthumes*, 
nebst einer Gegenrede (angeblich von einem Studenten der , 
Theologie) mit ('.er Aufschrift: „Die Vernunft ist dem 
Christenthume untergeordnet*, gelesen. Jene schmeckt wie 
ein Sti'ick derbes Schwarzbrod , diese wie ein Fetzen Leb- 
kuclieii. Weder dort noch hier eine Aiinung, da^iz Christus 
die Vernunft ist. — Von Mttller's Predigten habe ich die 
sechs ersten gelesen; mit Wohlgefallen. Von der Er» 
richtung eines Tredigerseminars nna der Veranstaltung einer 
Kirchensynode ist jetzt alles stille. — Göthe's Briefwechsel 
mit einem Kinde ist jetzt nicht hier. Ich habe ihn mir 
bestellt. — Mein erstes Enkelchen ist heute schon zwei 
Jahre alt geworden. Eb ist zugleich der Gehurtstag seines 
Vaters, u. morgen ist der Geburtstag seiner Mutter. Der 
• wird bei mir gefeiert werden, — Am 1. April. . . . Prof. Müller 
wird sich durch das Geschenk, das er uns von Ihnen mit- 
bringt, sehr empfehlen. Ich werde es vertheilen, mich aber 
dabei am meisten bedenken. Sie können von allen Em- 
pfängern der gerührtesten Dankbarkeit versichert, seyn. — 
Ihrer Frau u. Ihrem Bnider meine herzlichen Grüsze. Auch 
die Meinigen alle (so viei ihrer erfahren haben dasz ich 
Ihnen schreibe) lassen herzlich grüszen. Mit unverauder- • 
lieber Liebe Ihr Suabedissen.^ 

Auf diesen Brief hat W. Grimm bemerkt : „Sein letzter 
Brief an mich, er starb am 14 Mai Abends 6 Uhr." 

S. 278. Müller], J., (Bruder v. Ottfried M. (s. Anm. 
zu S. 290), geb. d. 10. April 1«01 in Brieg, war von 1831-5 
üniversitätsprediger in Böttingen, seit Sommer 1835 o. Prof. 
d. Dogmatik in Marburg, kam 1839 nach Halle, t 1878 da- 
selbst (vgl. Anm. zu S. 141). 

ib. Lücke] vgl. Anm. zu S. 291. — Schleiermacher] 
Er war am 12. 2. 1834 gestorben. 

S. 279. Lang in Cassel] Lutherischer Pfarrer da- 
s'elbst. Kr hatto naraentHch durch Veranstaltung religiöser 
Frivuitveraaramiungen An^toss erregt. Dadurch war anch 
ein Votum von Prof. Hupield in Marburg (Darmst. Kirchen- 
^ Zeitung 1837 no. 29—32) veranlasst. 



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232 Anmerkungen zu B. I S. 279—280. 

S.279. eine tiefe u. reiche menschliche Seele] 
Bettine v. Arnim ; vgl. Briefw. m. v. Meusebach S. 369, 394 
397 f., 410 f. und die zur Feier ihres hundertsten Geburts- 
tageä erschienene Festschrift v. Conrad Alberti, Leipzig 188d. 

S. 280. Prof. Hup fei d], H. geb. 179(Un Marburg, 
wurde hier 1830 Prof. der Theologie, siedelte 1843 nach Halle 
über, wo er 1866 starb. Vgl. Anm. zu S. 278, 22 u. Justi S. 
277 n. Von Hnpfeld sind m der Grimm-CorrespondenE drei 
Briefe an W. erhalten , ausserdem aber noch 27 Briefe an 
J., denen 19 v. J. an Hupfeld entsprechen, welche mir Herr 
Superintendent Hupfeld noch nachträglich zustellte, und 
, ich daher hier zusammen mit denen Hupfeld^s mittheile: 

1. Hapfeld an J. Grimm. 

„Spangenborg, den 7. Jul. 1823. Hochgeehrtester Herr! 
Erst gestern kam mir Ihr Schreiben vom 30. Juny zu 
Banden, und ich beeile mich daher um so mehr, Ihnen die 
▼erlangte Auskunft zu geben, so gut ich sie geben kann. 
Vorerst eine kurze Beschreibung des erwähnten Reliefs 
selbst, da ich nicht weiss, inwiefern es Ihnen bekannt ist. 
Es zieht sifli an dem vordem T?n n de eines Rauebfangs (über 
dem Kamiu) hin, ungefähr 4 Schuh lan^f, 1 Schuh hoch, u. 
besteht aus ziemlich grob aber deutlich gearbeiteten, und 
gefärbten, Figuren. Aui linken Ende steht ein Bogenschütze 
unter Bäumen, etwas weiter noch ein andrer, aber grOseten- 
theils verdeckter, u. dann ein Hirsch. Wo die Bäume aof- 
hOren, sieht man einen Eber, von der Lanze eines Ritten 
durchbohrt, der aber selbst — das Pferd ist gestürzt — 
hoch aus dem Sattel fli'"j:t u. seiner Lanze zu folgen scheint. 
Hinter ihm eine Menge Hunde, dann wieder iiäume mit 
rotben Aepfeln, u. am Ende eine offne Thüre, also An- 
deutung eines Gartens. Vor der Thüre äteht eine kurze, 
dicke weibliche Figur, u. vor dieser ein Bursch mit einem. 
Vogel auf der Hand, der denBescbiusz macht* Ueber jeder 
dieser beyden Figuren hängt eine bandförmig gewundene 
Inschrift (ad modum derer, die sonst in dergleichen 
Bildern den licuten aus dem Maule heraushängen), die die 
Anrede der erstem, u. die Antwort des letztem enthalten. 
Dieses sind die Inschriften , von denen die Rede ist. Sie 
sind nicht etwa auch erhobene Arbeit , sondern schwarz 
geschrieben mit unserer gewöhnlichen Fracturschrift, also 
nicht aus dem Mittelalter. Die Anrede der weiblichen Kif^^ur 
besteht aus den Worten: ,Was suchet ir was bringt ir mir, 
das sagett alhier.* Die Antwort der männlichen lautet : 
Ich, bringe ein — lein (wahrscheinlich ,VögU^in' — das übrigpe 
ist vor iöchmutz nicht zu erkennen) aufl meiner handt zu 



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Briefe zwischen J. Grimm u. Hapfeld. 233 



enerm gartn aus frembdem landt YÖ/splein sn fangen bin ich 
gesandt/ Es besteht also jede ans einem 8 fachen Reim.«.. 
Anch die Figuren haben nichts Alterthümliches — der 
Bogenschüts 8. B. hat rothe Hosen. — Das Alterthnm dieses 

Denkmal'^ mag- nlso wohl nicht weit her seyn. Da der 
Booßen noc h divraut erscheint, so ist es wahrscheinlich l»ar- 
steiiung ir^^f tk] einer altern Sage, nicht einer pfleichzeitigen 
Begebenheit. Das ist Alles, was ich darüber muthmaszen 
kann. So wenig ich auch in dieser Art von Archäologie be- 
wandert bin, so glaube ich doch, dass sich das Stück nicht 
ta einer archftologischen üntersnchnng eignet. . . . .'^ 

Auf den Briet hat J. Gr. mit Antiquaschntt bemerkt: 
, hiernach ist kein ^]^edanke an den nibelungischen tod Sieg- 
frieds auf diesem bilde, weder den figureu, noch den werten, 
noch der zeit nach, worin dies Steinbild ^hanen worden 
sein mag: aus der Sprache jener bandschrift zu schlieszen, 
etwan erst im 16 oder gar l7 jahrh/ und anf der Adresse: 
,An Archivdirector Rommel zur Einsieht." Dieser hat dazu 
geschrieben: , Zurückgestellt. 1827. May." Es handelt sich 
also hier wohl um eine der vermeintlichen Entdeckungen 
Bommels vgl. Anm. zu S. ^8 liaugs Br. 6 u. Anm. zu S. 41. 

2. Hnpfeld an J. Grimm. 

„Hic^* Verehrtester Herr Doctor, folgt das gütig geliehene 
mit meinem lebhaftesten Danke wieder zurück. Entschul- 
digen Sie nur, wenn, wie ich fürchte, das Büchlein du^h 
das Herumtragen mit mir auf der Reise u. das häiihge. 
Oeffnen etwas im Aeuszem gelitten haben sollte. Die 
grammatiüche Bekanntschaft mit Hrn. Bopp, dessen combi- 
natorificher Sehar&inn sich in seinem Lehrgebäude durch 
die dort gebotene Zurückhaltung dem Anfänger verbirgt, ist 
mir so erfreulich gewesen, dasz ich auf eine fernere Gabe, 
die der Titel: .erste Abhandlung* ankündigt, sehr begierig 
bin, und mir die Freyheit nehme, Sie zum voraus um deren 
>littheihing zu bitten, da dergleichen Abdrücke nicht in 
den Biiphhandel zu kommen scheinen, und die gesammelten 
Abhandlungen der Berliner Akademie, wie ich sehe, nicht 
Alles enthalten. lUch Ihrem Wohlwollen empfehlend Ihr 
inniger Verehrer H. Hupfeld. Marburg, 4. Mai 1827.'' 

3. J. Gr im m an Hupf eld. 

„Verehrter Herr Profefsor, Ich besitze keine weitere Ab- 
handlung von Bopp. Seine Beurtheüung meiner Gramm, 
in der neuen Berliner Lit. zeitunfi^ werden Sie gelesen haben, 
eie ist gelehrt und lehrreich, auch mir ganz rechte wiewohl 
keine Becension meines Buchs. Kann ich Ihnen mit dem 



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234 



Anmerkmigen im B. I S. 280. 



'eflsai snr le Pali par Burnoiif et heaaen,^ Paris 1826' dienen ? 
es scheint eine tüchtige Arbeit, so wie mir auch Lassen, der 
vorigen Monat mit Schlegel hier war, Wohlgefallen hat. 
Schlegf^l rührnfp pinf* npno Abhandlung von Humboldt 
aufserordentlif h. \v. h lie Kemusat soeben hat drucken lafsen, 
obgleich ^ip ilui ^clKst widerlegt. Zu Göttiugen hat Heeren 
den Schiegel hütiichsL auf der Bibl. herumgeführt; schön 
würe gewesen, wenn auch Niebnhr dazu bekommen w&re. 
Heerens Antwort ist in Bezng anf den Vorwurf wegen 
Robertsons allerdings treffend. — Die Marburger Bibl. ist 
wahrscheinlich, von Estors und Hoffmanns Zeiten her, mit 
publici'^ti^rhen Deductionen wohl ausgoftattet. Sollten sich 
nachstehende, die mir hier ab^^ehen und die ich sogar in 
Göttingen vor einigen Tagen vergeblich gesucht habe, vor- 
finden, so bitte ich solche iür mich auf ganz kurze Zeit zu 
leihen und durch Krieger herzuschicken: abhandlnng von 
den fi^erechtsamen eines obermärkers in anwendnng auf die 
mark bei Miltenberg. 1757. fol. (aoctore Ohlnhausen) 
— deduction von Wülften. Wien 1766. 1768. (auctore 
V. Taube) — Vorstellung die red Integration der grafschaft 
Schleiden (in Westpnalen) betr. (annum et auctorem 
ignoro) — reichsfreiheit der gemeinden Sulzbach und 
Soden (auctore Fr. C. v. Aloser) 1753. — Herrn Rehm 
kenne ich nicht, sonst würde ich mich gerade an ihn wen- 
den; Empfangscheine werde ich nöthigenfalls übermachen. 
Mit wahrer Hochachtonff n. Ergebenheit der Ihrige Grimm. 
Cassel 10. Mai 1827." 

4. Ilupfeld an J. Grimm. 

„Marl uig 14. IVtay 1827. Hochverehrter Herr Doctor! 
Sie machten mir eine grosze Freude, indem Sie mir eine 
Gelegenheit zuzuweisen schienen, Ihnen eine kleine Ge- 
fälligkeit zn erzeigen. Allein leider mnss es dieezmal be^r 
dem guten Willen sein Bewenden haben. Ich war am Sonn- 
al M ii T auf der Bibliothek .... aber fimd die Schriften nicht. 
Die Marburger Bibliothek kann also auch hier ihrer reichen 
Schwester in Göttingen nichts zuvor thnn, wie ich gehofft 
hatte. Möchte ich bald eine andre (Gelegenheit erhalten, 

f lücklicher als dieszmal zu seyn! — Ihr gütiges Anerbieten 
er Mittheilung von Burnouf & Lassen essai nehme ich mit 
dem gröszten Danke an« Ich kenne Bomonf ans dem asia- 
tischen Jonmal als einen Philologen, der sich Aber die 
französische Empirie zn erheben nnd namentlich den 
deutschen Sprachforschungen zugewendet zu seyn scheint. 
Wenn es nicht Miszbrauch Ihrer Güte wäre, so möchte ich 
auch wohl um eine Abhaudl. von Humboldt über die 

» 

♦ 

i 



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Briefe swiachen J. Grimm n. Hupfeld. 230 



BncliBtabeiisclirift n. ihren Znsammenbaiiff mit dem Sprach- 
bau, die in den Schriften der Berl. Akaaemie, so weit wir 
sie hier haben, nicht steht, bitten. Es ist jetzt eine ach5ne 
Zeit für die Sprachforschung, dasz höher stehende u. um- 
fassendere Geister, die nicht prrade im Schulstaube leben 
und ums Brod specuiiren , sich bey uns nicht mehr zu vor- 
nehm für diese Studien dünken sondern so wacker zugreifen, 
und dasz drej Länder, die sich sonst so selten zusammen- 
▼erstehen, Deutschland, England u. Prankrei«^ hierin wett- 
eifernd die Hände zu bieten anfangen. Wenn nur auf dem 
edeln Kampfplatz nicht so viel kleinliches, unedles Leiden- 
schaften-Getriebe zu sehen wäre, und unsre vornehmen 
Schriftsteller etwas mehr vornehmen Anstand im Fernhalten 
oder Ignoriren von Persönlichkeiten zeigen wollten! Der 
Streit zwischen Schlegel u. Heeren, den Sie berühren, scheint 
mir doch rein vom Zaun gebrochen, so weit ich ihn aus 
der indischen Bibliothek kenne (die Antwort Heerens ist 
mir nicht bekannt); und so hat in den meisten jetet 
laufenden Fehden die Wissenschaft den geringsten, un- 
p^PTTiessenes Persönlichkeitsgefühl u. kleinliche Eitelkeit, die 
durch (^^^• <^prinj:;-st(? Wort zu einer Ergieszung gereizt wird 
(auch eine imuotentia, wie die der Despoten) den aller- 
gröszten Antheil. Damit scheint tieylich die Höflichkeit des 

Sersönlichen Verkehrs zu contrastiren, aber ich glaube, dasz 
lese eben beweist, wie unmächtig u. kleinlich diese Leiden- 
schaften sind — die Herren haben entweder zu wenig Hasz, 
oder zu wenig Courage, um es persönlich auszufechten. — 
Mich Threr fernem Gewogenheit empfehlend mit bekannter 
Verehrung ihr gehorsamster Hupfeld.*' 

5. Hupfeld an J. Grimm. 

„Mit herzlichstem Danke, verehrtester Herr Doctor, sende 
ich hier das gütigst Mitgetheilte zurück. Der , Essai sur le 
Pali* seheint mir ein Muster, wie eine in DeukmSJem neu 
aufgefundene Sprache, die sich an einen schon bekannten 
Stamm anschlieszt, darzustellen ist. Ein neulich hier durch* 
reisender Orientalist, der von Paris kam, behauptete, dasz 
der junge Burnouf (der auch das Zend bearbeitet, wie 
Olshausen u. llaskj es weiter bringen werde ala alle lebenden 
Orientalisten in Paris. Der Abhandlung von Humboldt über 
die grammatischen Formen und ihr Verhilltnisz zur geistigen 
Bildung der Völker verdanke ich mehr Belehrung u. Zu- 
rechtweisung als ich je geahndet hätte , und ich bewundre 
den feinen Qeist, der, nreylich durch umfassende Empirie 
unterstützt, so geheime Verrichtungen des unbewuszten 
Sprachgenius u. ihre unsichtbare geistige Macht zu erspähen 



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236 Anmerkungen zu B. I 280. 



u. zu ermessen vermag. Er acheint sich mit Yorliebe auf 
diesem Gebiete sa bewegen, nur meine idi« dass sein Vor* 

trag etwas weniger abstract u. abgemessen seyn könnte. 
Der Abbfindhmg über die Bnchatabenschrift , so wie einer 
frübern über iSprachvergleichung babe icb aus diesem 
Gruiule noch keinen rechten Ge^ichmack abgewinnen können 

— vielleicht bey einer wiederholten Lesung auf einer etwas 
hohem Stnfe der Reife. Mit Verehniikg u. Dankbarkeit dar 
Ihrige Hnpleld. M. 6. Jimi 1827/' 

6. J. Grimm an Hupfeld. 

„Den bflchem, die ich nim schon wieder von Ihnen, 
Terebrter proferaor, xorückerhakten habe, war ein blatt bei- 

znlegon vergessen worden, worin ich für die verlorne mühe 
dankte, die Sie sich meinetwegt^n um die anfsncbung der 
gewünschten deductionen gemacht hatten, ich wiederhohle 
also meinen dank. — Humboldt i^t sehr geistreich, aber doch 
scheinen mir seine Untersuchungen von der art, daXs man sie 
kaum für die eignen stodien verwenden darf wenigstens mir 
geht es so. er ist nicht materiell genug, allein der materiellste 
und abstracteate müfsen bewundern , wie viel ihm gelingt 
nnd wie hoch er schwebt. Hätte doch solch ein mann, und 
nicht erst im u1t»^r, sich nmüirffenden arbeiten über die 
Sprachen der erde hingegeben, das wäre ein anderer Mitbri- 
dates geworden, als der unter Adelungs und Vaters band! 

— Scnlegel, statt die ausg. seines ind. gedichts zu fördern, 
hält diesen sommer über Berliner herm nnd damen Vor- 
lesungen über literatur, aber schwerlich mit (L m sdten er- 
folg und beifall. — Zieht Sie Lachmanns Waither von der 
Vogelweide nicht einmal zur altdeutschen poesie? inhalt 
und critische behandlun<7 scheinen mir gleich vortrefflich. 
[Unterschrift weggeschnitten.) Cassel, 13. Juni 1827.'' 

7. Hupfeld an J. Grimm. 

„Marburg 2. Aug. 1827. Verehrtester Herr Doctor ! 
Ich neliJiK' mir die Freyheit , Ihnen hier, -nirht nur in 
eigenem sondern auch in d#^s Prof. Bickells, eines eifrigen 
Verehrers Ihres Geistes, Namen eine kleine Schrift zu 
Überreichen, die durch unser neuliches Jubiläum veranlasst 
worden ist, n. deren Zweck nnsüreitig das Verdienstlichste des 
ganzen Unternehmens ist, wenigstens was meine Arbeit betrijR» 

— Denn die gründlich gelehrte, mühsam aus seltnen, (schwer 
zufr;nif,'liehen) Quellen cfpschöpfte Abhandlung Bickells, die 
Miiniier wiu Sie u. Savi-niy zn würdigen wissen werden, 
kann ich füglich mit meiner, die ein £rzeugnisz des Augen- 



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Briefe swischen J. Grimm n. Hupfeld. 23U 

blickB kt^ nieht in eine Kategorie stellen. Eine Dorchricht 
der leistem wird Ihnen zeigen, dasz das Beste darin noch 
dazu Ihnen angehört^ also auch des Verdienstes der Neu* 

heit, das solchen Erzeu^issen des Augenblicks sönst einigen 
Werth giebt, entbehrt, und sich auf das kleine Verdienst 
beschränkt, einige Ihrer Ideen, die für die Lexikographie 
von fruchtbarer An wen duner zu seyn scheinen, den Männern 
meines Facha näher vor Augen zu rucken , u. den herr- 
schenden Empirismns dnrch YoreteUnng des hohen Ziels 
wo möglich ans seiner selbstzufriedenen Behaglichkeit zu 
rütteln. Ich fühle es, wie unbefriedigend ein allgemeines 
Raisonnement ohne gehöriges Material von Beyspielen n. 
Anwendung ist, u. bedaure es daher den oft aiiegirten 
Lexilogug , nicht sogleich mit^reben zu können, aber ich 
musz zu meiner Entschuldigung anführen , dasz ich ur- 
sprünglich gar nicht an eine allgemeine Abhandlung 
dieser Art dachte, sondern lediglich einen Lezilogus d. h. 
eine Zusammenstellnn^ von lexikoloipschen Thatsacnen beab- 
sichtigte, ans denen ich nachher einige allgemeine Folge- 
rungen zu ziehen gedachte, und erst wenige Tage vor dem 
Jubiläum, als ich sah, dasz dieser Lexilogus aus Mangel an 
Zeit u. Typen nicht mehr gedruckt werden Vönne, mich 
schnell entschloss, jene allg. Folgerungtii nebst einigem Ge- 
schichtlichen als Einleitung vorangehen zu lassen. Bey der 
Ansarbeitnnff dieser Einleitung selbst bin ich erst auf die 
meisten der hier geäusserten allg. Ideen n. Analogieen ge- 
kommen, indem der Bück, früher durch das Material ge- 
fesselt u. beengt, nun. jemehr dieses zurücktrat, u. jemehr 
die Aniilogie u. die Idee, besonders von ihnen angeregt, 
einzuwirken anfieng, pich ins Allgemeinere hob. Doch 
hoffe ich nicht meinem Material ungetreu geworden zu 
seyn, u. wenn es auch in Einzelnem hinter der Idee zurück- 
bleiben sollte, so doch .gewiss nicht im Ganzen , n. was 
mich in dieser Sache am sichersten macht , ist der von 
einem kleinen, nnbewussten Anfang ausgehende n. sich 
allmählig, nur bey Gelegenheit, erweiternde Gang meiner 
BeobachtuniT , und die Erfahrung, mit die^^in Schlüssel 
Licht u. Ordnung in diese rudis larrago , hundert einzelne 
Fälle darnach berichtigt, geordnet u. in überraschende 
Analogie gebracht zu haben, u. bey jedem Ansatz mit 
reicher Beute zurückgekehrt zu seyn. piese innere Erfah- 
rung gilt mir mehr als alle äuszeren Stimmen u. giebt mir 
die feste Ueberzeugung, dasz wir vor pinem öeheimnisz der 
Sprachbildung stehen, das schon die Alten geahnt haben, 
n, die Folp:ezeit vielleicht lösen wird, wenn auch Einzelnes 
auf immer unlösbar oder zweifelhaft bleibt, und wenn auch 



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238 



Anmerkungen xn fi. I S. 280. 



einige meiner praecepta sich nicht bewähren. — Ich lege 
andi ein Exemplar m Ihren Herrn Bmder, dem ich miä 
Tsa empfehlen bitte, u. für die Bibliothek bey. BickeU 
wünscht auch seinem Meister Savigny ein Exemplar zn 

schicken, der ist aber in Italien — wissen Sie keinen Weg 
zu ihm. u. dürfte ichs alleiif^il I-^ Ihnpn zur Besor^nni^ zu- 
schicken.«' Mit bekannter GesiniiniiLT ihr Verehrer Hupf eld." 

Das mit diesem Brief übersandte Programm bildet« die 
am Tage des Universitätsjubiläums veröffentlichte Gratu- 
lationsschrift zum 50 jährigen DienotnJnbilftnm dee Herrn 
Primarins Amoldi nna entä&lt die 2 Abhandinngen 1) ^De 
paleis quae in Gratiani decreto inveninatur disqnintio 
historico-critica auctore Bickellio', 2) Hupfei d's ,Comment. 
de emendanda ratione lexicographine semiticae * — Ueber 
J. W. Bickell (geb. 1799 m Marburg und s,At 1826 ord. Prof. 
der Rechtswissenschaft daselbst, später Vorsteher des Justiz- 
minist, in Cassel, gest. 1848 daselbst) vgl. Justi's Grundlage ^ 
zu einer hess. Gel. etc. Geschichte S. 24 



8. J. Grimm an Hup fei d. 

„Werthester Frennd, ich habe es fast zu lange aotgeschoben, 
Ihnen und herrn professor Bickell für das auch durch diese 

gemeinschaft sowie seiner veranlaszung wecken anziphendf^ Pro- 
gramm zu danken. Mir ist dnrin von [luien offenbar zu viel 
ehre angethan worden, mi^me (Jeutsciipn grammaticaiien 
dachten ur^ipriinglich sicher nicht daran, dal's Sie einen mafs- 
Btab hergeben sollten, der einmal an semitische Sprachen ge- 
setzt werden k($nnte nnd doeh sind solche vergleichnngea 
natHrlich nnd liegen noch weit näher, als die blofse ab» 
straction, worin wir nns so leicht versteigen. Ich firene 
mich nnn anf Ihre versprochone eigentliche ausfühmn^, 
soweit ich sie werde fafsen können, denn ich spüre bis 

i'etzt von Kopps muthe noch wenig in mir, mich an das 
lebräische ordentlich zu wa^en. überhaupt ziehen mich 
schon in meinem engeren kreise allgemeine Untersuchungen 
xwar an, aber ich fliehe Sie doch anch wirklich znweiien, 
ich f&rchte sie verlocken mich und nehmen mir den stand- 

Sunct weg, von welchem aus ich nach meinen krSften 
as beste leisten könnte. Mit dem capitel von den ab- 
leitnno-on bin ich, aber nicht aus diesem Grunde allein, in 
meinem buche am weniorsten zufrieden. Da würde beson- 
ders das indische nnd persische auf belehrende ähnlich- 
keiten fuhren und doch möchte ich lieber recht von grund 
ans litthanisch nnd slavisch wifiwn als Zend nnd Sanskrit 
Gegen das Stndinm des hebräischen nnd arabischen habe 



uiyiü^üd by GüOgl< 



Briefe zwischen J. Grimm u. Hupfeld. 



ieh das vomrUieü, daCs sie nns Japhetiden sar Sprach- 
vergleichnng vfemg^ haltpnncte darbieten. Den Schaltens 
lobäi und tadeln Sie wahrscheinlich mit grolÜsem fag, ich 

mafse mir "kein nrtheil an, aber fast in allen wifsenschaften 
sind nur dio Holländer unausltehlich pedantisch. Welch 
ein frix her mann ist z. B. der deutsche Heiske (der auch 
mit Schultens zu thun hatte) gegen sie gehalten. — GiiiTsen 
Sie herrn prol Bickell. ich habe seine gründliche abhandl. 
mit vergnügen gelesen nnd schon der name pancapalea ist 
mir merkwürdig. Savign^ ist noch nicht ans Italien 
zurück« näheres hoffe ich diese herbstferien Ton Hngo oder 
Göschen v.n hören. Soll ich einem von diesen das exem- 
piar für 8avi<^ny zusenden? die werden es am besten be- 
sorgen; oder will es Bickell selbst dem Hugo schicken? 
— Wilhelm empfiehlt sich und ich bin mit ireundschaft- 
licher hochachtung der Ihrige Grimm. Cassel 1. Sept. 1827.'^ 

9« Hnpfeld an J. Orimm. 

„M. 20. Sept. ,1B27. Yerehrtester Herr Doctor! Hier 
kommt endlich mit meinem herzlichsten Danke Humboldts 
lettre k M. Abel Remusat wieder zurück, die Sie mit so zu- 
vorkommender Güte mir mitgetheilt haben. ... .Po sehr die 
Schrift den Stempel des Humboldtschen Genius trägt, so 
weisz ich doch nicnt. warum Schlegel sie grade so vorzüg- 
lich vor den frühern hervorhebt. Nach dem Totaieindnick 
einer raschen Lesnng za nrtheilen, siehe ich jene deutsche 
Abhandlang über die Entstehnni^^ der grammatischen Formen 
vor, in der ich das Alles, was hier m ungleich gröszerm Umfang 
behandelt wird, mit gröszerer Schärfe u. Bündigkeit gefunden 
zu hahen meine, u. deren Verhältnisz zn dieser lettre mir, ab- 
gesehen von der Anwendung auf die chinesische iSprache, 
fast wie das eines deutschen Originals zu einer französischen 
Uebersetzung vorkommt. Das ist nun ireylich, da sie iür 
FranEOsen geschrieben ist, ganz in der Ordnung, u. mag in 
künstlerischer Hinsicht ein Kunststftek seyn, das ihm so 
leicht kein Deutscher nachmacht, aber ich sehe doch die 
deutsche Sprachphilosophie wie die Philosophie überhaupt 
lieber im heimischen schulgerechten Aufzug. Die Noten 
von A. R. scheinen mir verwundersam. Bey aller franzö- 
sischen Verständigkeit zeigt sich doch darin noch bedeutende 
"Verstocktheit gegen H.'s Beiehrungen. — Den versprochenen 
Lezilogus würde ich schon ans lAeht gefordert haoen, wenn 
ich nicht, um die Druckkosten zu sparen, mich nach einem 
Plate in einem Journal hätte umsehen müssen. . . . Nachdem 
ich nun endlich auch die Boppschen Recensionen Ihrer 
Grammatik gelesen, bin ich sehr begierig zu hOren, wie Sie 



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240 



Anmerkungen zu B. I S. 280. 



in Abflicht auf die Ablaute nun gesinnt sind. Es hat mir 

schwer gehalten, in diesem lieblichen Farbenspiel etwas 
Unursprünj^liches zu sehen, aber bejr wiederhoftor u. ge- 
nauerer Betrachtung konnte ich doch B.'s kühner aber 
scharfsinniger Deduction nicht widerstehen, wenn man gleich 
hey solchen transcendenten Fragen sich des Gefühls der 
Unsicherheit nicht erwehren kann nnd sich gern bescheidet, 
dasz nene Thatsachen manche Reihe von Folgerungen 
gradezn nmkehren n. ein entgegengesetstes Resultat liefern 
Können. Die Behauptung B/f, dasz innere Ablautunpr ein 
späteres Fiexionsprincip «^oy als äuszere Ableitung , findet 
Oorigens auch in den semitischen Sprachen ihre Anwendung, 
wo der ursprüngl. Bildung der Verbalien durch äuszere 
Zusätze in reicheren Dialecten zugleich eine vocalische zur 
Seite tritt n. einen wahren Ueberflnsz herrorbringt, den die 
Sprache noch nicht hinl&nglich vertheilt hat. — Sehen Sie 
es nnr als ein Zeichen meines ^ten Willens, Ihnen etwas 
aus meiner Armuth niitzutheilen , was Interesse für Sie 
haben könnte, wenn ich Ilinen hi^r einige Producta würtem- . 
bergischer Volkspoesie oder vielmehr politischer Volks- 
schriftstellerev beyiege. Was ihnen an poetischer Kraft ab- 
geht (wiewohl ich als Kenner schwäbischer Bauemsitten 
bezeugen kann, das2 die Zeichnnnff trenist, wennaach eini<e 
nicht zu diesem Kreis gehörige Personen matt sind), das 
mag da.s sprachliche Interesse ersetzen. Der merkwürdige 
DijHithong oa (ua, uo) der hier eine so grosze Rolle spielt 
ist Ihnen aus der bairischen Mundart bekannt, n. wechselt 
in andern Gegenden mit oi, welches ich öfter geiiort habe 
als jenen, z. B. in dem Munde meiner Groszmutter. Der 
Üebergang des oi in oa findet seine Parallele im franz. oi, 
welches ebenfalls aus urspr. e verdorben ist. Diese Diph- 
thonge oi, oa finden sich, nämlich nur in solchen Wörtern, 
die im niederdeutschen mit e gesprochen werden (goth. ai), 
während das hochdeut^L h- ei, welches aus i entstanden ist 
(wie noch jetzt in der schweizerischen Mundart) unverän- 
dert gelassen wird. Merkwürdig ist , dasz dieser Triter- 
schied auch in der Sprache der gebildeteren iSchwaben 
eine genaue Analogie findet, die, als gänzlich bewusztlos, 
reine Sache der Tradition ist. Sie sprechen nftml. das 
ei i ganz gedrückt, wie die Elberfelder, u. wie vielleicht 
das gothischo ei , dagegen das ei = e breit wie ai z. B. 
Weisheit wie Weishait, u. so hat also der uralte L'oth. 
Diphth. ai sich in der schwäbischen Mundart als Diphtong 
oi, oa; ai erhalten, und sich von der Vermischung mit ei (i) 
frej gehalten. Doch das werden für Sie keine Neuig- 
keiten sejn. Ich werde leicht verleitet, sie dafür zu halten, 



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Briefe zwischen J. Grrimm n. Hapfeid. 241 



da ich sie durch Beobachtung auf meinen Wanderungen in 
Nord- Q. Süddentscbland gelernt habe. Leben Sie wohl n. 
bleiben Sie gewogen Ihrem ergebensten H. Hnpfeld/* 

10. Hup fei d an J. Grimm. 

Marburg 4. November 1827. Verehrtester HerrDoctor! 

Hier sende ich Ihnen ein merkwürdiges Ding: meine 
erste Recension; eine Arbeit, die mir vorigen Som- 
mer viel Mühe u. Zeit gekostet hat, bey der ich viel gelernt 
habe — wahrscheinlich mebr als der daraus lernen wird, 
dem sie bestiuimt i^t — ^ die mir aber unter der Hand zu 
einem kleinen Ungehener aDgewa^haen ist. Der Gregenatand 
brachte dieses gewissermaszen mit sich. Ich hatte es nicht 
bloss mit Hm. Ewald za thun , sondern auch mit dem Pu- 
blicum; die Recension enthält nicht sowohl die Kritik 
eines einzelnen Werks, als der Wissenschaft sellKst, und 
stellt ein neues System in seinen Hauptpartieen dar. Da- 
durch bin ich nun in eine Verlegenheit gerathen. Sie war 
von drey verschiedenen kritischen Instituten bestellt; von 
einer theologischen Zeitschrift, die nächstes Jahr hervor- 
treten will, einer philologischen, u. von der Hall. Lit. Zei* 
tung. Ich bestimmte sie für die letztere. Während ich 
daran arbeitete, schrieb mir Gesenius, dem ich kurz vor- 
her gelegentlich meine Absicht ii. Ansicht geäuszert hatte, 
dasz ich ihm die Recension einschicken möchte, er wollte 
ihr auf jeden Fall einen guten Platz ausmachen. Mir be- 
hasrte das nicht, wei! ich alles Partheygängerwesen hasse 
und mich nicht einem Verdacht aussetzen wollte, dem ich 
selbst das ürUieil in der Recension gesprochen habe. Ich 

gestand daher Ges. meine Bedenklichkeiten offen, die Ree. 
urch einen Betheiligten ins Publicum zu bringen, u. mei- 
nen Wunsch, auch äusserlich so unpartheyisch u. rück- 
sichtslos dazustehen, wie es der innere Charakter der Eec 
sey. Der Erlolg war, dasz die Redaction der Hall. L. Z. 
ihren Auftrag zurücknahm, weil Geseniii« selbst die Ree. 
übernommen habe. Nun blieben mir zwar die beyden an- 
dern Zeitschriften noch übrig, allein für diese, bey denen 
die hebr. Philologie nur ein unbedeutendes Nebenfach aus^ 
macht, war der Anfang der Ree. durchaus nicht geeignete 
An die Jenaer L.-Z. mochte ich mich nicht wenden, weil 
ich mit Hrn. Eichstädt u. seinem immer gehaltloser wer- 
denden Institute nichts zu thun haben will, u. an die 
Berlmer Jahrbücher eben so wenig, weil mir diese ganze 
sich vornehm spreizende Clique zuwider ist (weszhalb ich 
mich auch höchlich gefreut habe , Ihren u. Ihres Herrn 
Bruders Namen nicht mehr darunter su finden, und wünsche, 

£. Stengel. Acten der Brüder Grimm. \iß 



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242 Anmerkungen zu B. I S. 280. 

dasz Ihr Beispiel von einigen andern, die ich ungern dann 
sehe, befolgt werdpn möge). Der liebste Platz wäre mir 
der Hermes oder die Wiener Jahrbücher — aber ich stehe 
in gar keiner Verbindun«^ mit den iiedactionen derselben, 
u. mag mich als junger ^ unbekannter Mann nicht auf- 
dringen. Da ist mir endlich eingefallen, dasz Sie mir viel- 
leicht dazu verhelfen könnten, wenn Sie die Arheit Ihrer 
Empfehlung u. des Platzes würdig fänden. Ob sie dieses 
ist, und ob sie, wie ich mir einbilde, ein mehr als blosB 
hebriiische«' Interesse hat. werden Sic. ob^rleich nicht eigent- 
licher Orientalist, und vielleicht gerade deszweg'en am 
beszten, ihr leicht ansehen. Im Falle einer günstii^en Ent- 
scheidung mache ich jedoch zur Bedingung, dasz Sie alle 
Portoauslagen, die Ihnen Ihre Verwendung in dieser An- 
gelegenheit verursachen sollte, zu meiner Knnde kommen 
lassen. — Ob der Ton der Ree. bei der oft zur Indignation 
herausfordernden Besch aüenheit der Schrift und der mir 
natürlichen Freymüthigkeit und Rücksichtslosiglreit . nicht 
znv^Hen den Geboten der Schicklichkeit xi. Humanität zu 
nahe getreten ist, ist mir nicht ^anz klar. Mein Freund 
Bickell, dem ich meine Sachen mitzuiheileu pflege, wie er 
mir, meint es; allein ich kann mich geracie hierin am 
wenigsten auf sein Urtheil verlassen, da er durch eine 
weibische Erziehung, verbunden mit seiner natürlichen 
Gutmüthigkeit, eine oft an Feigheit gränzende Aengstlich- 
keit erhalten hat. Wolltor Sie in dieser Hinsicht an der 
Öchrilt einige Freundsciiaitsrechte ausüben . so würde ich 
das mit dem ^röszten Danke anerkennen. — Das Manuscript 
ist nicht so rem als ich es wünschte, allein so sind last 
alle meine sogenannten Reinschriften. Sie tragen das Ge- 
präge meiner Grübeley und die Stigmaten meiner Leiden 
bey der Darstellung an si' Vi. Die Ideen strömen bey mir 
schnell, die Abwägung u. Untersuchung geht schon lang- 
sam, aber gar die Darptellnng ist ein wahres Märtyrerthura, 
durch eine gewisse Negativität des Geschmacks, der sich 
zu keiner bestimmten Form entsichiieszen kann, weil meh- 
rere gleich gut möglich sind; die Folge einer mathe- 
matischen Erziehung, die das kritische Gefühl zu früh 
weckte, und Phantasie und plastische Kraft zurftckdrängte. 
Das macht mir die schriftstellerische Laufbahn einiger- 
masssen zur Dornenbahn, und nimmt der wissenschaftlichen 
Forschung und Ausbildnng viel köstliche Zeit weg. — Ich 
war neulich auf einer Kheinreise in Honn , mochte aber 
die Männer, die ich gern gesehen hätte, Niebuhr u. 
Schlegel, nicht mit einem Besuch belästigen. Wenn ich 
einmal wieder die Reise mache, will ich sehen, dasz ich 



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Briefe swiechen J. Grimm o. Hnfpeld. 



243 



vorher einen Auftrag von Ihnen oder sonst jemand be- 
komme, um mit Anstand zu ihnen geben zn können. — 
Leben Sie wohl und bleiben Sie gewogen Ihrem ergebensten 
H. Hupfeld. — N. 8. Hat das Qbersandie schwäbische Büchlein 
einiges Interesse für Sie gehabt? Ich filrchte, meine Vor- 
liebe fi\r solche Sachen (ob ich mich gleich darin mit dem 
Herrn Massmann nicht messen kann) , die ich alle wie ein 
Eingeborener spreche u. für mein Tiebfn gcni vorlese, hat 
mir einen Streich gespielt, u. Sie mit einem unbedeutenden 
Ding beläi^tigt. Es handelt sich um (lic Bd. XXXI Heft I 
des Hermes abgedruckte Recension von Ewalds hebräischer 
Grammatik. 

U. Hnpfeld an J. Grimm. 

„Ich bedaure sehr, verehrter Freund, dasz Sie von der 
Ihnen gegebenen Vollmacht einen so eingeschränkten und 
für Sie belästigenden Gebrauch <:femacht , und nicht die 
Ihnen an<jtöszigen Stellen brevi manu durchgestrichen 
haben (denn das verstand ich un*'M- dem Freundesrechtf, 
das ich von Ihnen gebraucht wüiiüchte). Die letzte Stelle 
hatte ich besonders bey diesem Wunsche im Auge, u. ich 
würde sie selbst schon gestrichen haben, wenn ich nicht ge- 
dacht hätte, es würde sicher von Ihnen geschehen. Um 
jedoch nicht bey Ihnen in den Verdacht des Leichtsinns 
oder der Frivolität ge<[^en einen groszon Mann zu fallen, 
inupz ich Ihnen pfesteh''!], <Va<z die Stelle meine vollkom- 
mene Ueberzeu^ung ausdrückt, die fich auf That^^^achen 

f rundet, die Ihnen unbekannt zu seyn scheinen. Eichhorn, 
nrch eine an Vergötterung gränzende Schmeicheley seiner 
Zeitgenossen verwohnt (und, setze ich hinzu, vielleicht weil 
ihm sein Ruhm zu leicht geworden war, den er mehr sei- 
nem Geschmack als tiefer Forschung verdankte), hatte 
5?chon frfihzeitipr Widerspruch 7,u vertragen verlernt, und 
schon bei der '6ten An?^^. seiner Einleit. in^ A. T. I8O0 seine 
Forschung für abgeschlossen erklärt, mit dem fast belei- 
digenden Zu.satz ,dasz ihm .seine Zeitgenossen keine Veran- 
lassung gegeben hätten, die Resultate seiner frühem Unter- 
suchung mit andern üeberzeugungen zu vertauschen' 
(NB. seit 1787!) Diese Stellung hat er auch nachher, nach 
dem Auftreten von Vater, de Wette, Geaenius u. A., 
die der Wijssenschaft eine fast .q^änzliche Umwandlung ge- 
geben haben, bejbelialten und in der 4. Auj^g. 1824 die 
Ötirne gehabt, nicht nur die ebenerwähntc Aeuszeruncr zu 
wiederholen, sondern auch alleb was jene geschrieben aus 
persOnliehen Ghroll gegen ihn abzuleiten! In seinen Yor- 
lesungen hat er von einem gewissen Gesenius gesprochen, 

16* 



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244 



Anmerkungen zu B. I S. 2d0. 



dessen Schriften er aber nicht kenne. Berüchtigt sind anch 
einige niedrige Angriffe auf Gesenins durch CTienten von 
ihm, namentlich der des Prof. Mahn, eines miserabeln 

Scribenton, der Abbitte thun imT^ztfv Dasz auch Ewald von 
einiger Augendienerey nicht (^anz Irey ist. bin ich ebrnfalls 
überzeugt. Kr hat zuerst den Krieg gegen Ges. in einem 
kleinen, Eichhorn gewidmeten Büchlein über das Hohelied 
mit einigen vom Zaun gebrochenen u. ganz schiefen Be- 
merkungen, denen man einstweilen nur den gnten Willen 
ansah, eröffnet. Darauf verbreitete Eichhorn den Rnf von 
einem grammatischen Werk des jungen Helden, das G^e. 
todt machen würde (mir kam der Ruf schon J'» .T:ihr vor 
der Erscheinung desselben durch den Prof. Hartmann von 
Rostock zu, der von Eichhorn kam , u. auch eine kleine 
Malice auf Ges. hat). Wissenschaftl. ibt übrigens Eichhorn 
bey diesem Werke ganz nnbetheiligt, denn als Grammatiker 
ist er nie aufgetreten. Ich kann nun nichts weniL^er leiden, 
als den hi iligen Dienst der Wissenschaft mit solchen un- 
lautern Schildknanpendiensten vermengt zu sehen; und Sie 
werden sich nun nie Bitterkeit der Stell«* denken können, 
die F?chon gedacht war, ehe Eichhorn starb n. einem 
höhern Kichter anheimfiel. — Wenn ich die Wahl habe, 
80 ziehe ich den Hermes vor. Ich füge hinzu , dasz die 
Yerlagshandlung vielleicht wohl thäte. einen besondern 
Abdruck nebenher zu veranstalten , weil die Ree. zugleich 
eine unabh. Abhandlung bildet. — Vorläufig meinen 
wärmsten Dank; u. Verzeihung, da^z ans den beabsichtigten 
zwey Zeilen wieder ein voll gerüttelt Masz geworden ist. — 
Inliegend eine in der Eile ausgefertigte Antwort von 
BickelL Der Ihrige Hupfeld.* 

'12. Hupfeld an J. Grimm. 

„Marburg 16. Jan. 1828. Verehrter Freund 1 Ich hatte vor 
etwa acht Tagen, um Sie nicht schon wieder mit Briefechreiben 

zu beschweren, meinem Freunde Schröder in Kassel aufgetragen, 
sich bey Ihnen zu erkundigen, ob Sie noch keine Nachi i ht von 
dem Schick-Hai meiner Recension hätten. Während ich 
seiner Antwort entgep^ensehe, kömmt in diesen Tagen ein 
Brief von den Redactor der Zeitschrift, für die sie ursprüng- 
lich bestimmt war (Jahrbücher der Philologie u. Päda^o^ik 
in Leipzig), der mich doch nun bestimmt, mich schrütlich 
an Sie zu wenden. Ich hatte diesem vor einiger Zeit 
Kachncht gegeben, dasz die versprochene Becension zu 
dickleibig für seine Zeitschrift, die eigentlich nur der das- 
sischen Philologie bestimmt ist, geworden wäre und Sie die 
Güte haben wollten, ilir einen andern Platz zu verschaffen. 



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Briefe zwischen J. Grimm u. Hnpfeld. 245 

iSun dringt der Manu m mich, ihm doch, wenn es möglich 
wäre, die Sache zu redreasireiit die Becension zuzuwenden, 
da sie bey der Wichtigkeit des Werks keineswe^ für seine 

Zeitschrift zn lang sey. Wenn daher die Ree. im Hermes 
keine Aufiaahme gefunden hat, und noch nicht nach Wien 
abgefT^Ti^en oder dort noch nicht angenommen i«t fwa«', 
wie mir nachher bevgefallen ist, vielleicht wegen einiger 
Stellen Bedenken haben könnte), ho möchte ich allerdings 
dem Redactor jener Zeitschrift, dem ich auch hinsichtlich 
eines andern Versprechens schon lan|[e verschuldet bin, 
gerne den Ge&Uen thnn, besonders da ich hier ein baldiges 
Erscheinen derselben erwarten n. mir einen besonderen 
Abdruck derselben, woran mir gelegen ist, ausbedingen 
kann. Ist aber schon Alles in Ordnung, oder mnf^hte Ihnen 
die Sache eine neue Mühe . so bleibt es natürlich bevm 
Alten. — Mit herzlicher Empfehlung an Ihren Herrn Bruder 
iiir ergebenster ilupfeld.* 

13. J. Grimm an Hnpfed. 

„Cassel 16 merz 1828. Werthester irennd, endlich folgt 
hierbei das geliehne schwäb. bnch mit dem gröfsten 6smk 

zui-ück, einige meiner bekannten wollten es gern lesen und 
daher rührt die verspStung". Alle vier stücke sind vortrefflich, 
herrlich aber besonders madame Jnntitia. In aJlen ist zehn- 
mal mehr geist als im frankfurter bürgercapitain , der sie 
vielleicht veranlafzt hat und der nur theatralischer ist. 
ich habe mir sie selbst verschrieben. Dafz ich in be- 
sorgung Ihrer recension durchaus nichts versäumt habe, 
wird Ihnen schon hr. Schröder gemeldet haben. Da Sie 
Hermes den Wienern vorzogen , sandte ich bereits vorigen 
noveraber da*? manuscript nach Jena mit dem ersuchen, 
falls unerwarteter weise kein gebrauch davon gemacht wer- 
den könne, es alsbald zurückgehen zu lafsen. Dieses ge- 
schah nicht, folglich war icli der aufnähme sicher. Schmidt 
meldet mir eben, dafz der abdruck erst im mai erscheinen 
wiinL Ich lege Ihnen lieber hier seinen brief bei. An 
Jahns Zeitschrift dachte Ich hinterher auch, als es bereits 
zu spät war. doch hat Hermes ein ausgebreiteteres publicum. 
— Ich bin seit anfang decenib. fortwährend brustkrank 
^ewespTi, zwar nicht bettlägerig, aber doch verstimmt über 
das beständige stubenhocken und das versäumen der noth- 
wendigsten arbeiten. Seit vierzehn tagen befsert es sich 
nun ernstlich und ich bin schon einigemal in der luft ge- 
wesen. Heine brieftohreiberei hat unter diesen umständen 
sehr gelitten und auch darum entschuldigen Sie mein 
langes stillschweigen. (Unterschrift ist weggeschnitten.)" 



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246 



Anmerkungen zu B. I S. 280. 



14. Hiipfeld an J. Grimm. 

„Marburg 2L Märs 1828. Verehrter Freund ! Indem ich 
hier den mitgetheUten Brief des GR. Schmid in Jena wieder 
zurückwichen lasse, sajsre ich zugleich meinen herzlichsten 
Pünk für die Mühe, der Sie sich in dieser Angelogonhcit 
uiiterzof^en haben. Mein Dank hätte billig früher kommen 
sollen, da ich von dem Erfolp^ Ihrer gütigen Verwendung 
schon lange Nachricht habe , und ich hole ihn jetzt um so 
mehr mit einiger Beschämung nach, da Sie sich sogar wegen 
der Nichtbeantworttmg einer unnöthigen Anfrage von meiner 
Seite entschuldigen. Wenn Sie nur wüszten, wie theaer 
mir Tliiv Zeit ist, u. vr\e wenig es meinem Sinne gemäszLst, 
wenn »Sie ohne Noth nur einen Theil derselben durch Brief- 
schreiben opfern, so würden Sie sich wegen 80 etwas nicht 
entschuldigen u. es überhaupt mit der Etiquette gegen mich 
nicht so genau nehmen. Mein Zugaii;^ zu Ihnen darf Sie 
nicht belästigen, sonst werde ich ängstlich n. befangen: 
und ich bin selbst so ein Freund der Bequemlichkeit untl 
Zwancriosigkeit , dass ich nur da in meinem Elemente bin, 
wo ich sehe, das'z ich nicht störe. Es ist nicht hlo^z Ihre - 
Musze zu Ihren vvissenschiil'tlichen Arbeiten, die ich zu 
stören besorge, sondern bie werden auch, denk ich, der 
Correspondeuz ohnehin bchon übergenug Zeit opfern müszen. 
— Der Hermes ist mir in der ganzen Journalwelt der liebste 
Platz, nnd ich freue mich nicht wenig darauf, meine erste 
Recension so breit darin prangen zu sehen. Ich bin auch 
nun der Sorge wegen des zwejten Artikels, der künftig 
folgen ^»oll , überhoben — denn der erste wurde unter der 
beständigen Besorgnisz geschrieben, dasz das Alles vielleicht 
blosz zu meiner eigenen Gemüthsergözung diene, und um 
öffentlich erscheinen zu können vieles von diesen schönen 
Sachen, die ich der Welt sagen wollte, würde jämmerlich 
beschnitten und verschnitten werden müszen. Ich bin in- 
dessen mit einer selbsteigenen Gramoiutik nachgeruckt, u. 
wenn ich auch nur eine erträgliche Methode zum Schrift* 
stellern hätte, so mviszte sie bereits längst fertig seyn. So 
aber hat jetzt erst der Druck angelangen , u. es wird vor- 
läufig nur ein erstes Heft, die Laut- und Sehriftlehr*^ ent- 
haltend, erscheinen. Die systematische Form in Anordnung 
u. Schreibart, verbunden mit dem genetischen Gang u. Ton 
einer Untersuchung, was mir meme Natur beydes zum 
Gesetz machte, hat mich wieder mehr als bey irgend einer 
frühern Arbeit um viel edle Zeit gebracht, die oesser der 
Forschung selbst gewidmet gewesen wäre; und ich sehne 
mich sehr nach der Zeit, wo ich dieses Jochs entledigt 
wieder fortstudiren kann ohne über der Darstellung grübeln 



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Briefe zwisclieii J. Grimm u. Hnpfeld. 



und brüten zu luüszen. Ich will mich dann wieder der 
Lexikographie zuwenden, in der ich, weil es hier kein zu- 
sammenbäB^endea Gedankensystem herzaatellen gibt nnd 
jeder flüchtige Einfall sogleich seine Stelle findet, eben 80 
leicht und ergiebig arbeite, als in allen übrigen Dingen 
mühsam n. spärlich. — Nach Ostern wnrde ich nach Ca^;scl 
kommen und mir dann das Vergnüj^'cn machon Sic zu be- 
suchen. Ich gedachte früher raein Büchlein bey dieser Ge- 
legenheit ülfcrreichen zu können, aber ich musz nun doch 
mit leeren Händen kommen. — Sehr hat michs gefreut, 
dasz Ihnen mein Schwabenbüchlein ffefallen hat. Dasz Sie 
es dem Bürgercapitain sogar vorzienen würden, hatte ich 
mir nicht einfallen lassen — ich fürchtete immer, es wäre 
nur so eine Narrheit von mir; oder eine Wirkung meiner 
Vorliebe für jenes Land. Nun sehe ich doch, dasz Ranren- 
witz auch bey Ihnen wa?? cni^i. u. mehr als Pflastertreter- u. 
Philisterwitz. Ich habe ihn wenigstens auf meinen Fusz- 
reisen in Wirthshäusern u. sonst immer viel frischer u. er- 

tnicklicher gefnnden als Stadtwitz. Sollten Sie Lvst tragen, 
ie Sprache der guten, Schwaben auch mit leiblichen Ohren 
zu vernehmen , so steht Ihnen mein Mund , der nach dem 
Kennerurtheil meiner Mutter den Dialekt in seiner ganzen 
Breite n. Pracht darstellt, zu einer Probe zu Diensten. Mit 
Verehrung u. Liebe der Ihnge H. Hupfeld. — N. S. Haben 
Sie was mich oder aus Indien zu bestellen V Ich hatte im 
vorigen Jahre einen Engländer bey mir, dessen Bruder ein 
Ostindi erfahr er ist, und kürzlich bey mk anfragen liesz, ob 
er mir etwas von dort mitbringen könne? Im Juny geht 
er ab. Yielleicht wäjre das eine gnie Gelegenheit für die 
Herren, die sich unlängst über ihre indischen Studien gegen- 
seitig explicirt haben." 

15. Hu})teld an J. Grimm. 

^Verehrter Freund ! Hier einstweilen eine ganz kleine 
Gabe für Sie und Ihren Herrn Bruder (besondre Abdrücke 
von ein paar Abhandlungen in den Jahrbüchern der Philo- 
logie [Über den gramm.-hist. Werth d. bessern deutöchen 
Volksmnndarten , hinsichtl. d. Bewahr, d. wichtigsten in d« 
Schriftspr. untergegang. Vocalunterschiede in Jahns Jahrb. 
f. Ph. u. Päd. 1829 Heft 3. 'Von d. Natur u. d. Arten d. 
Sprachlantc' ebendas. Heft 4.] etc., die ich mir zum Ver- 
schenken an Freunde habe machen lassen), bis ich end- 
lich im Stande bin auch einmal etwas, was einigermaszen 
einen Körper hat , zu geben. Es verzögert sich damit 
länger als ich je gedacht hätte. Meine Natur hat 
eine zn entschiedene Neigung sich in Einzelnheiten zu 



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« 



248 Amnerkuugen zu B. I S. 280. 

* 

vergraben und resp. m verirren So ist denn seit 

fast einem Jahre meine hebr. Gramm, noch auf dem alten 
Fleck mitten im Pruck stehen geblieben, weil ich ein paar 
früher übersehene Lücken ausfüllen wollte; die mich all- 
mählich in die weitschichtigsten theils philosophischen 
theils literarhistorischen Untersuchungen verwickeU haben, 
ans denen ich noch nicht ganz heraus bin. Ich habe mich 
Monate lang mit dem Wesen des Accents und semem Ver* 
hältnisz zu den verwandten Begrifi'en der Quanticät, Modu- 
lation, Rhythmus beschäftigt, dann Monate lang den Schlüssel 
der beriichtigteü liebr. Accentuation gesucht, dann dem 
Ursprung und Bildung unsrer masorethischen Glossen in der 
Bibel, endlich dem ungrer Veraabtheiiung etc. nachgeforscht, 
und ich bin noch jetzt in Folge dieser letztern in Ver- 
folgung der Interpnnction nnd SinnabÜieilnn^ in nnsem 
Ältesten' sowohl morgenländischen als abendländischen Denk- 
mälern begriifen — lauter Untersuchungen, die zu den 
feinsten u. schwierigsten im philosophischen u. lit. hiätorischen 
Gebiete gehören, die aber ein Anderer in Verfolgunpr eines 
gröszern Zwecks nur leicht berühren und das üneriorachte 
bei Seite liegen laszen würde. Das istö eben was ich nicht 
kann, und was ich noch lernen musz. Zwar habe ich auf 
diesem Wege manchen Fund gethan, manches alte B&thsel 
mir aufgeklärt^ nnd manchen GennsK gehabt den das Finden 
gewährt (am stolsesten bin ich gewesen als sich mir das 
rhythmische Gesetz in seiner ganzen Allmacht aufthat, wie 
ich 68 nun :niR nnsrer innersten Lebensquelle sich ergieszen 
sah und imch auf seinen stolzen Wogen wiegte): aber ich 
habe mirs doch dabei nicht verbergen können, dasz solche 
extemporirte üuterouchungen , in die man zufallig und un- 
wülkührlich verwickelt w&d, mit weit mehr Zeitverlust vesr- 
bonden sind, als wenn man mit Vorbedacht, planmäazi^ 
nnd wohlgerüstet daran geht. Mein Trost ist dasz daran 
auch literarische ünerfahrenheit ihren ^roszcn Antheil hat, 
also die Versuchung sich mit zunehmender Bekanntschaft u. 
Erfahrung in der Literatur von selbst raäszio^en wird, auch 
wird ja wohl die Kraft der Selbstbeherrschung und Be- 
schränkung desto mehr eintreten je mehr man sich orientirt, 
nnd so der Spruch : was man in der Jugend wünscht hat 
man im Alter genug, auch an mir in Ermllung gehen.. , . 
Wir haben diesen Winter bei einer und der andern Ge- 
legenheit viel und lebhaft von Ihnen gesprochen. Obgleich 
bei dem gegenwärtigen Zustand der Dinr^o in unserm Vater- 
land Alle leiden, und daher der lunzchie im Gefühl des 
allgemeinen Elends seine eigne Kränkung leichter ver- 
schmerzt, so hätten wir Sie doch in unsrer Indignation gern 



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Briefe zwiflchen J. Grimm u. Hupfeld. 249 

augenblicklich und bis auf bessere Zeiten in ein etwae 
freundlicheres Klima versetzt , und ich für meine Person war 
80 detenhinirt dasz ich auch gleich den Ort wiiste wohin 
ich Sie bringen wollte, nämlich Göttingen (denn den Ber- 
linern gönne ich Sie nicht). H;iben Sie gar keine Neigung 
zum Professorleben? (Ich memestheils möchte nicht exi- 
ßtiien ohne die Gelegenheit das auszusprechen was mir die 
Brost bewegt, besonders da mir die Feaer so langsam geht). 
Genug, auf welche Weise es auch sey, wir dürsten nach einer 
Satisisiction für Sie an dem undankbaren Vaterland, ond so 
denken grade diejenigen, die sich dieses Mitbürgers bisher 
am meisten freueten. — Mit dem Hofr. SnaV edissen geht es 
leider immer schlechter, und ich kann mir die traurige 
Aussicht nicht mehr verhelen, dasz er nicht mehr lange 
unter uns weilen wird. Er ist so schwach dasz er längst 
nicht mehr aasffehen kann, nnd ich zweifle ob er seine 
Yorlesnnffen wira wieder anfangen können, ob er es gleich 
bis zum Schlüsse des Winterhalbjahrs erzwungen hat. Seine 
Familie scheint noch ohne Arg. — Sie Ii iben doch wohl 
nicht die M a r ti a n ay sehe Ausgabe des Hieronymus 
auf der Bibliothek? In dem Fall -würde ich um den 1. Band 
bitten, den ich im Begriff bin von l>öttingen zu verschreiben. 
So auch Jos. Mar. Oarus (Card. Toinmasi) Psalterium, 
Rom 1683. n. 1697 n. in Tommasis Werken. — Mich Ihrem 
fernem Wohlwollen empfehlend ganz der Ihrige Hapfeld. 
M. la Apr. 1829." 

16. J. Grimm an Hupfeld. 

„Verehrter freund , ich habe Ihren brief vora 18 april 
durch die saumseeligkeit der Kriegerachen buchhandlinig 
erst den 21^^^ erhalten und bin vorige Woche durch eine 
augenentzündung gehindert worden zu lesen und zu ant- 
worten. Denn allerdings hätte ich Ihnen auf der stelle 
melden sollen, das« wir weder die yerlangte ausg. des 
Hieronymns noch des Tommams psalterinm auf der bibl. 
haben, damit Sie nicht nnnCthig warten, ehe Sie darum 
nach Göttingen achreiben. — Ihre beiden abhandlungen 
habe ich mit qroszer freude nnd belehrung gelesen. In der 
ersten entwickeln Sie die eleiuente der spräche scharfsinnig 
und viel feiner und genauer, als ich es an dem bloszen 
deutschen konnte. Bei einer Umarbeitung des ersten theils 
meiner grammatök (wovor mir ordentlich bange wird,) will 
ich grossen vortheil daraus ziehen. Sie gehen fast zu gut 
mit mir um , indem Sie mich nnr da anfahren, wo Sie mir 
beifallen können, nicht aber da, wo Sie mich tadeln müsten. 
Was die consonanten betrifft, so glaube ich hätte sich aus 



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250 



Anmerkimgen zu B. 1 S. 280. 



näherer berücksichtigimg der slayischen sprachen noch 
einiges Achöpfen laszen, freilich nicht zur berichtiguog des 
reinen semitisclicn nrsystems, sondern zur erforsckim^ der 
späteren modificaiionen. — Erfüllen Sie ja Ihr Tersprechen 

und schre iben Sie liegen Bloch, dessen buch mir anÄ nicht 
behagt hat. Wie mag man der altgriecb, anssprache zu- 
trauen, das/. Hie ihre schöne maniiigtaltiLrkcit von lauten 
nicht wirklich beseszen, sondern etwa nur gebchrieben habe ? 
Die neugriech. nronuntiation kann darüber sicher nicht ent- 
scheiden. Ist doch anch die nns jetzt schwer erreichbare 
yermählnng des accents mit dem princip der Quantität 
untergegangen. Und wir sehen, was ans derdeatschen aus- 
spräche geworden ist, verglichen mit der alten. Zwei fühl- 
bare l>edfirfniss-e sind noch da, eine or*]f^ntliche grammatische 
Untersuchung der eeltischen (galischen) sprachen und eine 
gelehrtere entwickelung der romanischen aus dem latein. 
Eayuouard hat für letztere viel zu wenig gelciötet. — Ks 
hat mich in Ihrer zweiten abhandlung überrascht, wie tief 
Sie in das deotsche eingegangen sind. Von der hessischen 
mundart weisz ich gar wenig, weil ich nie in das land ge- 
kommen bin. Ihr gedanke, dasz man jedem volksdialect, 
um über ihn aufs klare zu kommen, seinen mittelpunct auf- 
suchen nuiszo , seheint mir schwierig in der austührung. 
Gil)t es üuerall solche bezirke, so kann das nicht zufällig 
sein, sondern mubz sogar zu historischen folgerungen über 
die Völkerstämme führen. Ich lasze mir aber alle versuche 
und beispiele gefallen. — Kein zweifei, der organismns oder 
die eehtheit der laute und formen ist in unserer heutigen 
spräche vielfach gestört und «n^trübt. Ich weisz abernicht, 
00 sich jetzt noch etwas bedeutendes ändern und zurück- 
bringen läszt. Es scheint, dasz der geist der menschen und 
die zeit beide darauf hinarbeiten, die spräche undurch- 
sichtiger zu niaelioii. Man kann sagen, zugleich herV*er 
und milder. Oft bricht ein neuer wohllaut an einer andern 
ecke heraus. An sich klin^ nns der unechte diphthong, 
wie sonst der echte und ein gewisses gleichgewicht stellt 
sich immer leidlich her; ja es können artikei, hilfswörter 
und alles geschleppe, wovon die alte spräche nichts weisz, 
eine gefüge gefälligkeit bewirken , wozu sich die verlornen 
sinnlicheren lautverhältnisse nicht mehr recht schickten. 
Ein freund der alten spräche darf das auch so ausdrücken: 
unsere heutigen armen Üexionen sind der alten schönen 
laute nicht mehr wcrth. ^ Die beiden neusten lustspiele 
des Würtenbergers sind mir viel geringer vorgekommen, 
als die vorausgegangnen , obgleich noch viel schönes an- 
gebracht ist, z. b. die treffliche letzte scene des handstreicha. 



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Briete zwischen J. Grimm n. Hupfeld. 2öl 



— Ihre freundsehaüJiche theilnahme an dem, was mich 

Sersönlich betroffen hat, musz mir wohl thun. Mich h&lt 
ier nichts zurück auszer mir selbst. Ich bekenne indessen, 

dasz alles mögliche geschehen ist um mir meinen dummen 
Patriotismus auszutreiben. Die wenigen, die mich zurück- 
halten wurden, vermÖ<^en gar nichts, und die etwas ver- 
mögen, werden mich olnie mülie und selbst mit vergnügen 
lortlaszen. Es hätte aber noch weit ärger kommen können, 
lüs es gekommen ist, und hatte alles ansehen dazu. — Ihre 
nachricht von dem guten Suabedissen ist betrübend ; der 
leidige trost, dasz er sich schon öfter aus einem fast yer- 
zweiielten zustand erholt hat, kann die länge auch nicht 
mehr hinhalten. — Wilhelm grüszt öie mit mir auf das 
herzlichate. Gr. 0. 9 Mai 1829/ 

17. J. Grimm an Hupfeld. 

„Cafsel 21 dec. 1829. Zu guter letzt, lieber freund, sende ich 
Ihnen meinen herzlichen scheidegrusz aus Cassel. Der ent- 
schlnsz dem geliebten vaterlande zu entsagen ist uns schwer 
geworden ; allein wir waren zu empfindlich gekränkt, ohne aus- 
sieht, es hier unser lebenlang weiter zu bringen und die luft 
hatte, auch wenn alles übrige geboten worden wäre, etwas be- 
engendes und drückendes. Niemand nnter meinen freunden 
und bekann ton verdenkt es mir da Lei-, so und nicht anders 
gehandelt zu haben, und Ihrer biiligung war ich schon 
voraus sicher, da Sie mir, es ist noch kein halbes jähr, selbst 
riethen wegzuziehen und weissagend sogar den ort angaben, 
wohin. Ob ich nun dort der erwartung, die man sich von 
mir macht, entsprechen kann, mag die /ukunft lehren, an 
redlichem willen mangelt es mir nicht ; ich wollte aber das 
Probejahr wäre schon überst inden und ich werde meine 
YoUe last bekommen, da ich eben auch den dritten band 
meines buches ausarbeiten musz; es sind schon zwölf bogen 
gedruckt. Der abschied wurde uns hier auf der stelle er- 
theilt. Sechs wochen später, nachdem längst alles in Han- 
nover richtig gemacht und unsere emennung der Universität 
angekündigt war, erfolgte ein unerwarteter versuch, uns 
zurückzuhalten, ich weisz nidit. durch welche art von Über- 
legung veranlaszt. War es ernst damit, so verfuhr man 
sebr linkisch ; sollte es im publicum nur irgend einen schein 
hervorbringen, da man fast sicher war, dasz wir nicht gegen 
alle pflicht und ehre, wieder abkünnig werden würden, so 
sehmerzt es mich, auch diese erinnerung mitzunehmen. — 
Hier haben sich viele, zum theil sonderbare leute zu dem 
Schlüszel für die nun seit zwei monaten gesperrte bibliothek 
gemeldet, ich höre, dasz man mit Börsch in Marburg, und 



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202 



Anmerkungen zu B. I S. 280. 



nun auch mit Bernhardi in Löwen (aber einem ^bomen 
Zierenberger) unterhandelt. — Erhalten Sie mir Ihre freund- 
schaftliche gesinnung, in zwei oder drei tagen reisen wir 
mit sack und pack ab. Stets der Ihrif^e Jac. Grimm. — 
ich bitte die enilMi^e abzugeben; auch an prof. Bickell 
meine herzl. emplehlung.** 

18. Hnpfeld an J. Grimm. 

,Marbur«j 29. Dec. 1829. Verehrter Freund! i)ai> iiatte 
ich nicht yermuthet, dasz meine WeisBagung oder vielmehr 
der Wunsch meines somigen Herzens so bald und so genau 
in Erfüllung ^^ehen würde! Meinen herzlichen Glückwunsch 
zu Ihrer Befreiung aus dem schwülen drückenden Dunst- 
kreis Ihrer bisherigen Stt'llung! Freilich sollte ich nicht 
jubeln über einen Verlust den das Vaterhind leidet: aber 
dieses arme von Barbaren beherri^chte Vaterland ist es 
schon gewohnt seine besten Söhne auatreiben zu müszen, 
weil es sie auf die Länge nicht mehr nähren und pflegen 
kann — grade die Söhne die am ungemsten sehen. Das 
ist einmal der Fluch der auf diesem Lande rimt, daaa es 
sein bestes hergeben und fast nur für die Fremde erziehen 
rausz — alle wiszen nicht analer.*? und bescheiden sich dasz sie 
wie Savojarden und Piemontest.u ihr Glück auswärts suchen 
müszen. Und das tliut auch am Ende nicht viel, da man 
immer im deutschen VaLerlande bleibt, wenn man nur der 
Heimath im Hersen treu bleibt. Dasz Sie dies thun und 
dem Vaterlande nur mit Schmerz entsagt haben, hat mich 
besonders gefreut u. erhoben. Auch ich bin ein guter Hesse, 
u. bin stolz auf mein Vaterland u. mein Volk. Wie un- 
scheinbar e.s seyn mag, es ist ein edles Land, das — von 
keinem Strahl fürstlicher Gnade erwärmt, in rauhem 
Himmeisstrich — doch so fruchtbar an tüchtigen Männern 
ist, und unermüdet, wie eine treue Mutter sie füi- Andre 
groszdeht. Ob ich gleich oft recht auf unsre Hessen schelte, 
wegen ihrer Apathie und tiefen Prosa, so wfrd es doch nicht 
leicht noch einen deutschen Stamm geben wo so viel Be- 
sonnenheit und gesundes Urtheil sich findet , und so viel 
Tüchtic^keit ohne Grimasse (um mit Ihrrm s^el. Vorfahr, 
dem aiten 8tried(>r zu reden), die einen in Süchsen, Freuszen 
u. anderwärts so anwidert. — Dasz Sie unseru Grenzen so 
nahe sind, ist recht tröstlich : man kann sie nun fast noch 
eben so leicht besuchen als in Kassel — Suabedissen meint 
sogar leichter, weil dem Kassel zuwider ist. Ich habe 
nun einen Antrieb mehr, auch einmal Göttingen zu sehen; 
was nnn — nachdem ichs immer wieder aufgeschoben — 
künftige Ostern ganz gewiaz ausgeführt werden soll. Ich 



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Briefe zwischen J. Girimm n. Hupfeld. 253 

bin l>egierig zu sehen wie Ihnen das akademische Leben 
zusagt — denn wie ich ans der Frankf. OPAZeitqng er- 
sehen habe, sind Sie auch in meinen Orden getreten, worüber 

ich mich sehr gefreut habe. Ich habe immer gedacht, das 
Katheder müsse Ihnen wohl anstehen, und ea müsse Ihnen 
Freude machen nicht blosz durch das todte Wort sondern 
auch durch das lebendige zu wirken. Freilich ist dAeaer 
mündliche Wii kungskreis beschränkter, und man musz sich 
weit mehr herantenaszen als im Bnch, hat anch wohl mit 
Stumpfheit eine Zeitlang seinen Kampf: aber es ist doch 
anch ein eigner Genusz eine junge Welt endlich beseelt o. 
begeistert zu sehen, und eine lebendige Pflanzschule und 
Tradition zu gründen — die Kückwirkuni^ einer solchen 
Gemeinschaft auf den Lehrer gar nicht einmal zu rechnen! 
— Der irritus conatus Sie zu halten hat uns, Bickell u. mich, 
nicht wenig s^ewundert, nachdem wir gehört hatten dasz 
Seren, die Gelegenheit Leute die so weniff nach seinem 
Geschmack waren los zu werden mit einiger Ilastigkeit 
benutzt hatte. Was sagen Sie dazu dasz mir Ihre Stelle 
angeboten worden i<st? Die Versuchung" wäre vielleicht in 
spätem Jahren reizend für mich gewesen (abgesehen von 
den Hofverhaltnissenj: aber jetzt ist mir das Lehren noch 
zu sehr Bedürinisz, u. meine Lehrerlaufbahn kaum erst 
recht im Beginnen, als dasz ich nicht sogleich entschlossen 
gewesen wäre sie abzuweisen. Ich habe Börsch lebhaft 
empfohlen (der meiner Meinung nach ganz dazu paszt) 
und bin begierig ob es was helfen wird. — Sie werden sich 
wundern diesen Brief durch Prof. Ewald zu erhalten. Er 
hat jTiirh rteulich mit einem Brief überrascht, worin ersieh 
zwar über mich beschwert, aber sich doch em weiteres Irei- 
müthiges Urtheii über seine kleinere Gramm, ausbittet. 
Ein Zeichen dasz ich ihm doch nicht so sehr Unrecht ge- 
than haben kann, weil man sich dergleichen eben nicht 
zum zweitenmal erbittet. Ich habe diese Gelegenheit be- 
nutzt mich über meine ganze wissensch. Stellung zu ihm zu 
erklären, um mich wo möglich mit ihm zu verstand i^ifen. 
(ich fürchte nur meine Weise ist ilnn zn derb freimüthig, 
und ich werde ihn wohl abgeschreckt hLil en yich mit mir 
einzulassen.) — Möge Ihnen ihr neuer Woiinort u. Wirkungs- 
kreis an Leib u. Seele zuschlagen und einigermaszen die 
Belohnung gewähren die das Vaterland unter den jetzigen 
Umständen nicht geben konntet Vergessen Sie nicht in 
der freundlicheren Fremde des armen schlichten Vater- 
landes, dessen Stolz Sie sind, das Sie mit Schmerzen ent- 
läazt, aber sich freut den heR^ischen Namen au einer be- 
rühmten Stätte durch Sie verherrlicht zu sehen! Gedenken 



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254 Amnerkmigeii zu B. I S. 280. 



Sie unter Ihren hessischen Freunden fernerhin auch dessen 
der Ihnen u. Ihrem Herrn Brader yon Herzen zugethan ist- 

H. Hnpfeld. 

N. S. Ich habe den Jo. Morinus exerc. hibl. nebst 
andern Büchern, die ich von der Göttinger Bibliothek hatte, 
im Octobor mit der Post abgeschickt, aber keine weitere 
Naehrirht von ihrem Schicksal: sie sind doch wohl richtif:^ 
angeküiiiinen ? — Mit Snabedissen ^ehts wieder recht 
schlimm seit Anfang dieseti Monats. In wenig Ta^en war 
er wieder auf dem alten Puncte vom vorigen Frühjahr/ 

19. Hupfeld an J. Grimm. 

„Marburg 4. März 1830. Hier, verehrter Freund, wieder 
ein kleines Büchlein von mir, statt des lang versprochenen 

frÖßzern, das aber nnn (freilich für die lange Zeit die 
aran gedrnckst wird ziemlich dünn aussenend] bald 
naehlolgcn wird — ich habe inicli nämlich entschlossen die 
Schriftlehre der hebr. Sprache (die eigentlich nur die 
erste Hälfte der Eiern '^ntarlehre ausmacht) vorläufig an 
ein P&nd des übrigen allein ausfliegen zn lassen (als erstes 
Theils erstes Heft seines kritischen Lehrbuchs d. hebr. 
Sprache u. Schrift Marb. b. Krieger], um nur einmal 
eine Epoche in meiner sanern Arbeit zn bekommen. — 
Nun es wird ja anch für mich die Zeit der Erndte wohl 
noch kommen. Ich möchte freilich manchmal vergehen 
vor Ungeduld u. Eckel, wenn ich mich herumschlagen musz 
mit wahren Gespenstern und meine Kraft daran zersplittere, 
während platte Gesellen sich breit machen und das grosze 
Wort führen, die ich ganz aufs Maul schlagen könnte wenn 
ich meiner überströmenden Brust nur Luft machen könnte. 
Es häuft sich durch diesen gezwungenen Zustand eine Galle 
in mir an, die nicht ermangeln kann sich bei Ge]eLr«^nheit 
recht bitter zu entladen , und die mir einmal (wenn ich 
erat mehr freie Hand bekomme und mich öfter äuszore) 
noch viel Verdrusz machen wird. Ich freue mich sehr der 
herannahenden Ferien, weil ich mir vorgenommen habe Sie 
in Göttingen zu besuchen. . . . Bickell aer vielleicht noch 
etwas für Sie beilegen wird, wird wieder nach Paris wall- 
fahrten, wohin auch Biener u. Raumer von Berlin in die>'em 
Augenblick hier durchreisen. Ich werde den Ganf? anch 
noch einmal thun , aber erst dann wenn meine Bildung so 
weit ist dasz mir die groszen Bibliotheken mehr nütze sind. 
Die literarhistorische Richtung fängt aber jetzt erst bei 
mir an sich mit Macht zu entwickeln« da bisher die 8]9ecu- 
lative zu vorherrschend war. — Mit Ewald bin ich wieder 
nach einigem Briefwechsel auseinandergekommen. Es war 



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Briefe zwischen J. Grimm u. Hupfeld. 



255 



ihm blosz um eine Ehrenerklärung von mir zu thnn, um 
die Autorität seiner hebr. Grammatik von meinem ihm 

liistigen Widerspruch zu befreien. Er sprach zwar viel von 
hoilir^PTii Wahrheitsstreben u. dgl. , aber ich habe ihm zu 
erkennen geben wie wenig ich auf diese Redensarten halte. 
Es gefiel mir von vorn herein nicht dasz er sich an mich 
wandte, wenn er (wie sich bald nur zu sehr zeigte; gar 
nichts von mir angenommen hatte, und sich in allen 
Stücken für gravirt hielt. Ich weisz nicht wie unsre meisten 
jungen Leute jetast sind: so Tiel Eitelkeit u. Ehrgeiz, u. doch 
so wenig wahres Ehrgefühl u. Würde ! Da sind auch so 
ein paar leipziger (irr)Msen in unserem Fach, die unter der 
üand — wie man gewahr wird — wahre Kriecher sein 
können. Ewald scheint mir ein junger Fant zu sein dem 
seine Successe in der Wissenschaft zu Kopfe gestiegen sind, 
weil ihm der Geist der Selbstkritik noch wenig an seinen 
Einfällen (wie sie jeder gute Kopf reichlich hervorbringt) 
verdorben hat, u. ihm der Beifall des grossen Haufens 
für das Ziel gilt. Ich habe ihm ge^^agt , das sei eine ge- 
meine Eitelkeit sich mit deren Beifall zu kitzeln : man musz 
einen höhern Ehrgeiz haben u. um den Beifall der ersten 
seines Fachs ringen. Er will nun eine Antikritik schreiben, 
womit ich mich auch ganz zufrieden erklärt habe, u. auf 
die ich schwerlich etwas antworten werde, wenn er mir sie 
nicht etwa zuschickt, was ich ihm vorgeschlagen habe, mit 
dem Erbieten was ich milderndes u. anerkennendes wüste 
beizusetzen.... N. S. Prof. Bickell, der sieh Ihnen empfehlen 
läszt, hat mir h fliegendes theils für Sie iheils zur gütigen 
Besorgung gegeben/ 

20. J. Grimm an Hupfeld. 

, Göttingen 13 merz 18oÜ. Während ich mir schon heim- 
liche vorwürfe machte , verehrter freund , auf Ihren brief 
vom 29 dec. nichts erwiedert zu haben, beschämen Sie mich 
durch einen neuen. Ich bin hier noch nicht recht wieder 
in meinen fugen und der hauptgrund liegt mit in der be- 
engten Wohnung, die wir jetzt einstweilen einnehmen, nach 
Ostern werden wir m dio eigentliche einziehen und die 
nachricht von Ihrem iH sucii würde mich noch mehr gefreut 
haben, wenn ich ihnen schon in der letztern ein gastzimmer 
hätte bereit halten dürfen. Dies versteht noh wenigstens 
für künftige fälle. — Ich danke für die übersandte ab- 
handlung. Soviel ich beurtheilen kann, was darin ver- 
handelt wird, musz ich Ihrer ansieht beistimmen; das aber 
fühle ich ganz klar, mit welchem innerlichen drang Sie 
schreiben. Aus dieser bewegung hoffe ich wird einmal ein 



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256 Anmerkangen zu B. I 3. 280. 



rnhiges und bedeutendes werk herrorffehen. Gegen Ewald 
mögen Sie in dieser sache recht haben. Ihn dachte ich 
mir perBönlich ganz anders, ich glaubte einen sehr deier* 
minierten jnnpi'en raann zu finden, wie er sich in seinen 

recensiöTi»M\ nusspricht. l^r redete ganz Bchüchtem und sah 
kränklich aus, ihrer wurde bei dem ersten antrittsbesnch 
gar nicht gedacht. Später kam er v.u. uar und brachte 
Ihren brief, wurde aber in seiner explication durch andere 
besuchende, die dazwischen kamen, gestört. Seitdem habe 
ich ihn nicht wieder gesehen, eben weil ich meine, dasz ich 
in der Sache doch nichts vermitteln kann: Mag er Ihnen 



kommt mir Tlir rückhaltloses urtheil darüber doch Iiiist 7.u 
hart vor. So weit ich hier höre, steht Ewald bei allen in 
achtung und seine Vorlesungen werden zahlreich besucht. 
Er ist von armen eitern und doll als schüler und student in 
ihrer kleinen stöbe nnd bei ihrer spärlichen lampe alles 
erlernt haben. Jetzt geht es ihm beszer, nnd seit einem 
monat ist er mit einer tochter des hofrath Gaufs verlobt. 
Nehmen Sie sich also vor zürnenden gestirnen in acht! — 
Von meinem dritten theil sind erst 300 Seiten gedruckt; 
ich kann jetzt wirklich nur langsamer daran fort arl)eiten, 
die bibliothek nimmt mir mehr zeit weg, als ich wnini>che, 
und es fehlt nicht an andern abhaltungen , über die ich in 
Cassel hinaus war. Das alles musz sich erst setzen, ehe ich 
gründlich vortheil nnd nachtheil abwägen kann : Ich wollte 
mit einer Vorlesung über Otfried beginnen, aber die er- 
wartete Graffische ausgäbe wird erst den sommer erschein n 
und nichts anders kann man den zuhörem in die hand 
geben. Also müszen mir die rechtsaHerthümer zuerst ans 
der noth helfen, die ich noch ziemiicii im köpf habe. — 
Aus München habe ich vor einigen tagen aushängebogen 
der längst ersehnten Evangelienharmonie , die aber unter 
dem passenderen litel Heliand (salvator) herauskommt, er- 
halten. Ein alliterierendes gedieht des nennten jh. nnd 
überaus lehrreich. Ich bin voller freuden darüber. — Meinen 
schönsten dank an Bickell für die berichtigung der Würz- 
burger j'-lossen , ich wünsche ihm ver^^nügte reise. Hugo 
meint er werde bald dio iTingste 7jAf zu Marburg gewesen 
sein. — Mein bruder grüszt} mündlich bald mehr. Ihr 
Jacob Grimm. 

21. Hnpfeld. an J. Grimm. 

,M. 3. Sept. 1830. Verehrter Frennd! Hier die Fort- 
setzung der nüher überreichten kleinen Gabe. Leider ist 
grüezeres das ich bereite, noch immer nicht fertig. Doch 




gramm. blöszen geben; so 



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Briefe sswischeii J. Grimm n. Hnpfeld, 257 



wird eins davon hoffentlich in den nächsten Monaten upter 
dem Preszbengel heryorkommeii. Dann will ich mich ein- 
mal mit meinen Sachen dem Hrn. von Hnmboldt prftsen- 
tlren — etwa dnrcb Ihre Yermitielung. Mit B o p p bin ich 
neulich dorch persönliche Bekanntschaft in Verbindung ge- 
kommen. Wahrscheinlich verdanke ich TTitiph (diesen Besuch : 
denn pr brachte mir einen Grusz von ihnen. Sein Sie 
schönstens bedankt dafür , und weisen Sie mir mehr solche 
Bekanntschaften zu. Er schenkte mir seine letzte Abhandl. 
über die Yergleichung des Sanskrit, auf deren Studium ich 
mich frene. — Ich bin sehr begierig zu hören wie Ihnen 
der Katheder zusagt. Bisher habe ich noch nichts darüber 
in Erfahrung bringen können. Meine Absicht Sie diesen 
Herbst in G. zu sehen wird zu Wasser. Wird Ihr Herr 
Bruder uns nicht (wie ich neulich von Suabedissen hörte) 
vielleicht auf dem Durchfluge nach Steinau erfreuen? 
Mit Suabedissen hat es diesen Sommer sehr schlecht ge- 
gangen. Keine der doch im vorigen Jahr von Zeit zu Zeit 
sich einstellenden Ebben ist diesmal eingetreten. Doch liest 
er mit ünterbrechnngen u. unter grossen Leiden fort. Es 
ist ein wahrer Jammer. — Inlage bitte ich an Ewald zu 
senden. Grüezen Sie die Ihrigen herzlich und leben Sie 
wohl: Der Ihrige Hupfeld.** 

22. J. Grimm an Hupfeld. 

,Gött. 24. asov. 1830. Mit einer gelegenheit überaende 
ich beifolgendes pro^ramm fHjmnorum veteris ecclesiae XXVI 
interpretatio Theodisca nunc primum edita Gött. 1830 4.], 
nicht weil ich mir denke dasz es Sie besonders interessiert, 
sondern weil Sie mich so freundschaftlich mit Ihren auf- 
walzen, die mehr werth sind, beschenken. Vielleicht komme 
ich pin andernial auch mit etw^i« bosi^prem nach. Es ist 
keme zeit da mehr hinzu zu setzen, leben Sie in diesen 
vielfach bewegten tagen so vergnügt als es geht und 

S:rÜ8zen mir Bickell Von herzen Ihr Grimm. — einlage an 
usti bitte zu besorgen.*^ 

23. Hupfeld an J. Grimm. 

^Marburg 12. Dec. 1830. Verehrter Freund ! Herzlichen 
Dank für das Geschenk womit Sie n)ich in der Yori^n 

Woche erfreut haben. Dasz es Interesse für mich 
bnlM'Ti werde, dürfen Sic nicht zv tm+cIu. Für jeden Deut- 
i:chen dem die Ueb«'rjieferungen seines Volks werth sind» 
müsaen die Früchte ihrer Studien Interesse haben; wie viel 



althochdeutsche Text der — abgesehen von einer kleinen 



mehr für einen Philolo, 




Profession ! Es ist der erste 



£• Stengel. Acten der Brader Grimm. 



17 



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258 



Anmerkimgeii su B. I 8. 280. 



Schrift Lachmanna — in meinen Besite kommt« Meine 
Zusendungen machen durchaus keinen Anspruch auf Er- 
wiederung, mi gehen lediglich von dem einem jungen 
Manne natürlichen Triebe aus nach einem Kampfe den man 

ehrenvoll bestanden zu habe^i <]flaubt (und Sie wissen schon 
wie heisz und sauer sie mir werden), sich einem verehrten 
Meiiäter zu zeigen und die Degenspitze vor ihm zu senken, 
zufrieden wenn er einen th eilnehm enden Blick daraut wirft. 
Wollte Gott dasz Sie vermöf^e Ihrer Studien EampfHchter 
sein könnten: aber leider sind die Gegenstände an die ich 
durch eine Bizarrerie meiner Natur meist gerathe von so 
beschrfinktem Interesse u. dorniger Natur dasz ich selbst 
unter den Männern vom Fach nur auf äuszerst wenige 
Leser und auf noch weniger competent« Beurtheiler rech- 
nen kann. Mein Trost ist , dasz meine Stimme doch bei 
einzelnen derjenigen Männer um derer willen es allein sich 
der Mühe verlolmt m schreiben, nicht Überhört werde, 
folglich nicht wirkungslos Terhalit. Diesen Trost haben 
Sie mir vornehmlich bisher durch Ihre freundliche Theil- 
nahme gewährt und ich musz Ihnen nur gestehen, dasz Sie 
mir beim Arbeiten oft gegenwärtig sind , und so oft ich 
etwas in Ihrem Geiste getnan zu haben glaube, mir denke 
wie Sie eine Freude daran halien müszten wenn ich Sie in 
den Zusammenhang einführen und orientiren könnte. Auch 
Bopps mündliches ürtheü hat mich vorigen Herbst ge- 
stärkt. Dagegen habe ich auf Ewald , der jetzt auf völlig 
freundschaftlichem Fusze mit mir steht und sich sehr gntr 
müthig u. gefällig erwiesen hat, bisher wenig Wirkung ge- 
habt, und seine vSachen stoszen mich fortwährend, wie viel 
treffliches ieh im einzelnen finde und wie sehr ich die Fülle 
seiner Kenntnisse bewundere, im ganzen sowohl der Form 
als dem Geibt nach ab, u. ich erkenne hier ein völlig dis- 
parates Ingenium, das an mir, wenn ich mich noch einmal 
öffentlich äuszem müszte, einen eben so entschiedenen Geg- 
ner haben würde als früher. Namentlich musz ich ihm 
allen gesunden historischen Geschmack n. Sinn absprechen. 
— Wie ist Ihnen denn bei den UmwnlznTv:r''n der letzten 
Zeit zu Muthe gewesen? Tch habe mich hier sehr bald in 
einer gewissen Oppoöition gegen die herrschende Ansicht 
befunden, die alle die Tumulte und Unordnungen grosz u. 
klein als Eegungen des seine Menschenrechte reclamiren- 
den und eine schönere Zukunft verheiszenden Freiheitesinnes 
betrachtet und mit ungetheiltem Jubel aufnahm, während 
ich schon in den auf die wirklich schönen 8—4 Juliustage 
folgenden Vorgängen des August zu Paris nur die pure 
Anarchie (die Grundsuppe die gewöhnlich auf die erste 



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Briefe swiMhen J. Qrimm n. Hapfeld. 



259 



schöne Begeisterung des Befreiungskarapfes foio;t), n. in 
dem was darauf in aiidern Ländern gefolgt ist meist nur 
eine Nachäfferei der Pariser (wie einer Modej zum Theil 
mir miBerabelen Pöbelnnfuge, der die Feii^lieit der Behörden 
benutzte um sich einmal ungestraft ein Gütchen zu thon, 
erblicken nnd nur mit wahrem Schrecken wahrnehmen 
konnte, wie schlaff die Banden der bürgerlicheu Ordnung, 
wie außgehölt die moraliscbon Grundlagen der Gesellschaft 
selbst in den GpTiiüthprn der gebildeten Stände sind. Ich 
habe zwar schon lange m dieser Hinsicht nicht das beste 
Zutrauen zu unaern gebildeten Ständen u. dem unter ihnen 
henraehenden LiberaUsmus oder pol. Rationalismus, dessen 
reTolntionftre >iatnr freilich die Wenigsten einsehen : aber 
diese Schwindelei in unserem Volk, diese pflicht- u. ehr- 



Anarchip. die nicht einmal die Entschuldigung der Leiden- 
schaft für sicli hat. f^ondfrn blosz die Charakter- und Hal- 
tungslosigkeit unserer Zeit kundgibt, hat doch meine Er- 
wartung weit übertroffen. Ich versichere vSie, mit Ausnahme 
des 15. Sept. in Kassel (wovon die Begeisterung allerdings 
reell nnd schön, der ihr vorhergehende Heroismus aber von 
diesem theatralischen nnd seine Zustände immer mit einem 
ZQ grossen Maszstabe messenden Volke hinterher sehr 
übertrieben worden ist) hat sich das Städtevolk in ganz 
Hessen, auch da wo es nicht zu eclatanten Excessen ne- 
kommen ist wio hier , auf eine solche Weise benommen, 
dasz ich imin*n heimlich erröthe wenn ich von pbied»'rn* 
Hesiöen reden höre. Diesen Ruhin haben wir m. E. voll- 
ständig verwirkt. Gott gebe dasz die Landstände uns statt 
papiemer Freiheiten wie sie unsere süddeutschen Landslente 
sich aus den Constitutionen aller Welt copirt haben, einige 
lebendige kräftige Institutionen für unser verödetes aller 
Tradition u. Eigenheit beraubtes Volksk'V)on schenken, 
woruntf»r ich die Emancipation d^r Gein<M Tiden in bür- 
gerl. wie kirchl. Hinsicht ak die Grundbedingung ansehe. 
— Dasz ich in Folge eines Rufs nach Gieszen Ordinarius in 
der theol. Fac. (mit Beibehaltung des Sitzes in der philos. 
Fac) nebst einer vorläufigen baaren Zulage von 100 Thlr. u. der 
AnwM^chaft einer weitern von 200 Thlr. bei der ersten Yacanz, 
geworden bin, haben Sie wohl schon durch Gerling erfahren. 
Ich weisz nicht recht , wem ich eigentl. den Ruf zu ver- 
danken habe (ich vermuthe aber Schleiermachern in 
Barmstadt . der sich wenigstens gegen einen Bekannten 
günstig iilK*r meine äthiop. bchrift geäuszert hat). — Einen 
schönen Grusz von Bickell, der sich Ihres Andenkens freut, 
u. einige Wünsche an Ihre U.-Bibliothek auf beilieg. Zet- 



vergeasene Gleichgültigkeit 




der 



17» 



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260 



Anmerkungen zu B. I 8. 280* 



teln verzeichnet hat, so wie auch ich Sie in dieser Hinsicht 
zu belästigen so frei Inn, da ich ToraoMetze , dass Sie die 
Verpackung u, Yersendnng einem Diener auftragen werden, 
dem ich für seine Mühe etwas schicken werde, wie ich das 
schon früher so gehalten habe. Empfehlen Sie mich Ihrem 
Hrn. Brud* r n fhrer Frau Schwägerin, n. bleiben Sie ge- 
wogen Ihrem getreuen Hupfeld. " 



/xottingen 20 dec. 1830. Hierbei erhalten Sie, lieber 
freund, die verlangten bücher alle, bis auf das von Bickel 
geforderte von Wansleb über die alex. kirche, das wir zwar 
auch haben , das sich aber seiner Ueinheit iregen an den 
nnrechten ort verkrochen haben mnsz, wenigstens habe ich 
es mit aller anstrcn^ng vergeblich gesucht. In der hof- 
nung es noch hinterher zu finden will ich indesRcn Hiekels 
Schein noch au i heben. — An den groszen und schweren 
Zeitbegebenheiten nehme ich den eifrigsten innerlichen an- 



theil seiner röm. geschichte hat sich Niebnhr merkwürdig 

ausgesprochen, er sieht aber zu dunkel, und gibt znvid 
verloren, die barbarei des 2jh, nnd der Völkerwanderungen 
könne wieder einkehren. Was mich anbelangt, ich glaube 
doch mehr an einen fortschritt des guten , vieles wurm- 
stichige kann durch die ereignisse weggeschafft werden. 
Das revolutionäre würde man gern von sich halten, stände 
es nur im innern Deutschland kräftiger und beruhigender; 
es läszt sich doch unmöglich verkennen , dasz in Braun- 
schweig, Hessen und Sachsen heilsames erreicht worden ist^ 
im gewohnttUK gleise wäre gar nichts auszurichten ge- 
wesen, sondern es muszte in dieser etwas rauhen fractur 
geschrieben worden. Gewiszermaszen läszt sichs unter 
einer despotischen Verfassung am sichersten und ruhigsten 
leben una arbeiten, wiewohl dadurch zähheit und eintönig- 
keit der gedanken auch begünstigt wird , die öiFentlicne 
Freiheit theilt dagegen den arbeiten und studien bewegung 
und Bchwung mit, die nicht zu verachten sind. — MOge 
der himmel wachen , dasz die eigenthümlichkeit unseres 
Volkes nicht unterliege , sondern aus solchen prüfungen 
neugestiirkt hervorgehe. — Ich schreibe jetzt wieder gram- 
matik, aber etwas langsam; was Sie meisterhaft an mir 
nennen, erscheint mir dabei oft als etwas gewaltig stümj)er- 
haftes. Von Grafts Otfried sind schon drei bQcher hier, 
auch der altsächs. Heiland ist mir sehr viel wertb. — 
Dortchen und Wilhelm grüszen Sie und ich den Bickell. 
Bleiben Sie gut Ihrem Jac. Gr. — in eile, V»12uhr nachts/ 



24. J. Grimm an Hupfeld. 



theil und mache 




edanken darüber. Im neusten 



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Briefe zwischen J. Grimm n. Hapfeld, 



261 



25. Hapfeld an J. Grimm. 

„Marburg, 9. März 1831. Verciirter Frcuiid 1 liier 

aende ich endlich die Ton Ihrer Ü.-Bibliothek geliehenen 
Bücher zurück, auch das znleizt angekommene von 
A. R^musat, welches mir von grteerem Nutzen gewesen 
sein würde wenn der darin stets angeführte Append. mit 
Alphabeten und Schrifttafeln dabei gewesen wäre, der dem- 
nach noch ^'dv nicht erschienen zu < lu scheint. Meinen 
herzlichen Dank für die Sorgfalt womit Sie sich meiner 
Wünsche angenommen haben, wiewohl mir bei jeder kSüh- 
dnng — 80 thener mir anch die Zeilen sind^ die sie jedes- 
mal begleiteten — der Gedanke schmerzlich war Ihnen 
auch meinerseits durch solche Geschäfte, die ich bei Ihnen 
sehr beklage, Ihre edle Zeit verdorben zu haben. Beil. 12 
Groschen für den Diener. — Die Nachricht von der gefähr- 
lichon Krankheit Ihres Herrn Bruders, die ich im Januar 
durch Ewald erhielt, hat uns hier sehr geängstigt, und wir 
haben sie dem guten Suabedissen , dessen Zustand höchst 
elend ist und von so etwas leicht af&cirt wird, verschwiegen, 
bis bald darauf von Kassel aus die Nachricht von der Bes- 
zerun^ kam. Heute hörte ich auch dasz bereits ein Brief 
von ihm angelangt ist. Wünschen Sie ihm in meinem 
Namen Glück zu dieser Rettung aus so gros/er Gefahr. 
Möchte er uns im nächsten Frühjahr oder Pommer — je 
bälder je beszer — einmal wieder hier mit seiner beleben- 
den Gegenwart erfreuen: ich fürciite er darf einen solchen 
Vorsatz wohl nicht mehr lange anftchieben wenn er seinen 
Freund Suabedissen noch einmal sehen will. Sie haben 
inzwischen auch etwas von der uBewegnng'^ nnserer Zeit 
zu schmecken bekommen, u. zwar gerade, wie oj? scheint, 
eine der piquantesten Manifestationen derselben. Ich hätte 
die Scene wolil mögen mit ansehen, wenn ieli nur den 
hohlen Enthnsiasmu«« der Philister und Sti'ohrenoui misten 
ohne Aerger sich spreizen sehen könnte. Diese tolle Göt- 
tin^er Revolution, deren gescheidteste Seite war dasz sie 
nicht lan|^ dauerte, hat nur zu yerwünschte Aehnlichkeit 
mit den italienischen Farcen dieser Art, und für hte ich 
den Ausländem wieder etwas auf Kosten des deutsehen 
Charakters zu lachen gef^cben. Leider i«t di^ Sachr über- 
all nicht viel beszer bestellt, u. die meisten unsrer deut- 
schen Revolutionen, wo nicht alle (die Braunschweiger 
nehme ich allein auaj würden schwerlich die Probe einer 
englischen Policei, die in dergleichen Auftritten ziemL 
ung hat, bestanden haben. Da musz man Bespect vor 
den Polen haben, deren Revolution mir zwar von vom 
herein höchst toll erschienen ist, die aber den Math zeigen 



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282L Anmerkungen ni B. I S. 280. 



die angefangene Bolle anch würdig zu Ende sa spielen, 

nnd wirklicli das zu thun was die Revolntionshelden ge- 
wönlich nur im Monde führen, nämlich zu siegen oder za 

sterben. Selbst unsere Staatsmänner und Gesetzgeber glau- 
ben es käme nur daraut an dasz ein Regent liberal oder 
schwach genug wiire deju Volk brav Rechte einzuräumen, 
dann wäre die Freiheit gemacht, und jemehr man ihm ab- 
zupreszen wisze desto volUtändiger sei der Zweck erreicht. 
Ich will wünschen dasas sie in unsenn Lande nicht za un- 
sanft aus ihrem Traume gerüttelt werden, und die 160 §§ 
unserer Verfassung aus todten Buchstaben lauter Leben 
werden möchten; aber ich habe wenig Hoffnung zur Er- 
füllung dieses Wunsches. Das unruhige Treiben und die 
Gesetzlosigkeit die maii Vüsher mit der Ungewissheit unse- 
res pol. Znstandes entschuidigte und die man mit dem Ein- 
tritt der Constiluüou mit einem Schlag beendigt zu sehen 
hoffte, hat nicht nur nicht aufgehört , sondern noch zuge- 
nommen, und die Bürgergarde, die ich immer als einen 
Misgriff (eine franz. Schwindelei) betrachtet habe und die 
bei uns der eigentliche Heerd der Unruhe war, ist nun in 
YÖllige T)pmorali>'ation gerathen und wäre am Sonntag bei- 
nahe handgemenge miteinander geworden. Die Haupt- 
anstif'ter sind endl. heute arretirt worden, aber mit einem 
lächerlichen Aufgebot von militärischer Macht, die jetzt 
die Stadt und Umgegend so stark besetzt hat, dasz man 
im Kriegszustand zu sein glaubt. Wkre es Hessen allein, 
so wäre es mir nicht bang dasz, bei einiger Festigkeit und 
besonders Gesetzlichkeit im Verhalten der Regierung, 
die Ordnung sich allmählich wiederherstellen würde, da 
wirs mit keinen gewaltigen Leidenschaften und einem im 
ganzen pflegmatischen Volke zu thun haben : aber wenn 
ich dran denke , dasz in ganz Deutschland, ja in g-anz 
Europa derselbe Geist der Unruhe u. Gährung herrscht, da- 
bei die sehr geringe moralische Kraft, die den guten Aus- 

Sang einer Krise allein verbürgen kann, in Anschlag bringe : 
ann wird mirs allerdings bange für unsre n&here oder ent- 
ferntere Zukunft (denn über kurz oder lang musz jedenfalls ein 
Ausbruch erfolgen), u. Niebuhrs bekanntes Wort, zwar 
em(^^ schon kranken Mannes , ist nicht so gar weit von 
meiner Ansicht entfernt. Auch dünkt mich dasz ein 
groszer Theil des Publikums etwas von der früheren Zu- 
versicht verloren habe u. die Sache ernsthafter zu nehmen 
anfange. Was solls am dürren Holz werden, wenn am 
grünen Holz von Paris die „glorreiche Revolution* wie ein 
Döser Wurm zu nagen antUngt? Bs ist ein böses Ver- 
hängniss für Deutschland, dasz es seine Freiheitsbegriffe, 



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Briefe swiflchen J* Grimm u. Hupfeld. 263 



wie seine ganze so^nannte CiTilisation von einem so ober- 
Mchliehen und der wahren Freiheit und Cultar unfähigen 
Volke wie die Franzosen übernahm und dasjenige ger- 
manische Volk bei welchem die ächten und ^ermaniscnen In- 
stitutionen der Freiheit zu voller historischer Ausbildung 
gekommen sind, unserm Gesichtskreis zu fern liegt. Und 
so fürchte ich dasz wir auch eine französische llevolution 
dorchEnmachen bestimmt sind, die das leichtsinnige Volk — > 
nach den Faseleien seiner Wortführer, namentlich der über- 
wiegenden Majorität seiner JourDale zn schlieszen — noch 
einmal mitenmaehen leicht sa bewegen wäre.*' 

26. Hupfeld an J. Grimm. 

, Marburg 8. Dec. 1831. Ich habe Ihnen eine Nach- 
richt mitzutheilen die Sie, da Sie an meinem Wohl 
und Wehe freundlichen Antheil nehmen und zugleich 
mit dem üuabedissenöchen Hause befreundet sind, dop- 
pelt erfreuen wird. Dasz ich ein Bräutigam geworden 
bin mit Marie Suabedissen, der ältesten Tochter 
S.*8. Das Ereignis ist ein so natürliches, . . . wenn ich 
daran denke dasz ich schon über 6 Jahre im S.'schen 
Hause aus und eingehe, schon seit mehr als S Jah- 
ren mit meiner Braut in einem nähern freundschaftlichen 
Verhältnisse stehe , sie aufs genauste kenne , das edelste 
Herz mit seinem ganzen unendlichen Schatz von Liebe u. 
Liebenswürdigkeit offen vor mir ausgebreitet sehe. . . . Nnn 
Gott gebe, dasK ich noch nicht ganz zum £hemann ver- 
dorben bin, und meine gute Marie glücklich mache, was 
mein ernstlicher Vorsatz und ein fiist noch älterer Ge- 
dankt; als meine Lielie zu ihr ist. Da ein Professor, be- 
sonders wenn er ein neues Colleu^ liest, im Laufe des Halb- 
jahrs nicht gut Hochzeit macheu kann, so werden dazu die 
nächsten Osterierien abgewartet werden. Meine Braut hat 
mir noch vorhin die herzlichsten Grüsze an Sie, Ihren Herrn 
Bmder u. Fran Schwägerin aufgetragen. Auch Snabedissen 
läszt grüszen n. wird nächstens selbst schreiben. Es geht, 
nachdem es vonp^cn Sommer sehr schlecht mit ihm ge- 
standen hatte, seit September bewunderungswürdig beazer 
mit ihm. . . . Dasz die Landstände unsrer Universität einen 
Zuschusz von 12—15000 Thlr. verwilligt haben, werden Sie 
in den Zeitungen gelesen haben. . . . Mir scheint es für unser 
Land aller Ehren werth, und ich glaabe dasz damit, wenn 
sie weise vertheilt und angewendet werden, sich etwas 

tüchtiges ans der Univ. machen läszt Was die Haupt- 

pache ist , die vorhandenen Lücken mit tüchtigen L e n - 
rern zu besetzen, durch zweckmässige Berufungen und 



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264 Anmerknngezi sn B. I S. 280. 



Pflege einheimisclier Talente, damit wird es , ffirchte ich, 
den alten Qanff nehmen, solange das Ministerinm, als eine rein 
mechanische Qeschftftsbehörde, dergleichen Angelegenheiten 
wie alle andren auch durch Senats- u. resp. Facultäts- 

berichte entscheiden läszt, und es an einer sachkundigen 
Universitiltscuratel pfo>iricht. Sie sollten nur einmal unsre 
Facultäts- u. iSenatt^deiiberationen über solche wichtige 
Gegenstände anhören oder lesen: ich versichere Sie die 
Urtheile und Motive der Mehrzahl geben denen hei der 
Schalmeisterwahi in Blindheim um kein Haar nach. Wenn 
ein gedeihliches Resultat dabei herauskommt, so ist es ein 
purer Zufall. Doch bin ich bis jetzt in beiden Facultäten, 
der philosophischen n. theologischen, glücklicher j^ewesen 
a]'^ if'h je gehofft. In der phiios. ist hauptsächl. ein Phi- 
lo loi^'-i' zu oerufen und da wird auszer Lach mann in 
Berlin (was ich freilich für thöricht halte, da L. über die 
Zumuthung lachen wird von B. nach M. zu gehen) der 
junge D. Hermann in Heidelberg vorgeschlagen werden, 
welches ich in jeder Hinsicht für eine passende Partie für 
uns halte. Auszerdem wird En bin o von Kassel herkom- 
men, der bereits ein Expectanzrescript vom J. 1829 hat, den 
aber die Univ. nur als Privatdocent (mit Gehalt) zulassen 
will, bis die staatsrechtl. Frage weg. der Juden entschieden 
ist, u. R. sich auf dem ak. Katheder gezeigt hat. Die Phi- 
lologie scheint demnach künftig hier gut besetzt zu wer- 
den. In der Theologie ist es mir gelungen den Vorschlag 
de Wette's, dem sie im Gmnde alle abhold sind, priino 
loco durchzusetzen. Ob aus der Berufung etwas wird, ist 
freilich noch sehr problematisch. Die Idee ist unter unsem 
Studenten schon seit vorigfcm Winter im Gange und würde, 
dünkt mich, wenn sie ^'elänge allgemein einen guten Ein- 
druck machen . unsrer abgestorbenen Facultät aber eine 
eigentl. beele geben. — Herzliche Grü&ze an Ihren Herrn 
Bmder! Wird er uns denn nicht bald einmal wieder mit 
seiner Gegenwart erfreuen? Alle freuen sich darauf.^ 
Ich wollte an Ewald ein Briefchen beilegen n. ihni meine 
Verlobung bekannt machen, aber die Zeit ist mir jetzt zu 
kurz: wollten Sie wohl bei Gele^'-cnheit ihn von mir 
grüszen und ihm die Nachricht naittheiien?" 

27. J. Grimm an Eupfeld. 

„Göttinnen l:^ dec. 1881. Auf eine so erwünschte mit- 
theilung musz man es nicht machen, wie ich sonst mit mei- 
nen antworten, sondern seine freudige theilnahme gleich za 
erkennen geben. Also herzlichen glückwunsch; wir kom- 
men einander durch diese yerbindung noch näher, denn ich 



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Bnele zwischen J. Grimm u. Hupfeld. 



260 



achte Ihren Schwiegervater und seine familie schon lange 
sehr hoch, obgleich Wilhelm genauer mit ihnen bekannt 
^^eworden ist. Grüszen Sie Ihre braut von mir, von Wil- 
helm und von Dortchen und sagen ihr, wie aufrichtig wir 
tms freuen. Auch die frohe nachricht dasz sich Suabedis- 
sens gesundbeit erholt hat uns wohlgethan. — Ich habe 
eine vergnügte und erquickende herbstreise gemacht, nach 
welcher das hiesige enge und einförmige leben mir noch 
nicht behagen wiTl. Ich war in Carlsmlio. Stuttgart und 
einem theil der Schweiz ; aus Inbliotheken und archiven ist 
mir manches willkommne, j^t suchte und gefundne zu theil 
geworden. So frei möchte ich immer arbeiten. Auf dem 
weg durch Schwaben dachte ich mehrmals an Sie, au Ihr 
zweites Vaterland und was Sie mir davon erzählt, ühland 
verfehlte ich leider, bei dem ehrlichen Schwab sah ich 
Gustav Pfizer und trug ihm grusz und dank auf an seinen 
bruder Paul für das l>nch über nmcv Vaterland. [Gemeint 
ist: Der Briefwechst l zweier Deutschen, Stuttg. 1831, dessent- 
wegen Paul Pfitzer aus dem würtemb, Staatsdienst entlassen 
aber dann von Tübingen in den Landtag geschickt wurde.] — 
Durch Marburg kam ich beide mal bei nacht und konnte mich 
nicht aufhalten. ^ Die jüngsten Casseler auftritte sind 
wieder sehr niederschlagend; das wird auch den voderten 
ausländem keine lust erregen, in einem so bewegten stür^ 
mischen land sich niederzulassen. Von den fürsten ge- 
schieht alles, um die letzten reste ihres ansehens zu zer- 
stören. — Sollten »Sie oder Suabedissen beruf und anlasz 
haben, sich über politische und literarische angelegenheiten 
in Hessen zu äuszem, so kann ich alles an Pertz befördern, 
der von neujahr an eine zeitung zu Hannover redigirt und 
in so edelm sinn, dasz er von allen wohlmeinenden red- 
lichen männem unterstützt zu werden verdient. Richten 
Sie diese bitte in meinem Namen auch an Eickel. — Den 
anftrag an Ewald hätte ich vorgestern ausrichten können, 
wo ich mit ihm in gesellschaft war. Er ist noch immer 
hölzern und trocken unter den leuten, mit der feder in der 
band aber desto eifriger und heftiger. — Mit herzlicher 
freundschaft Ihr Jacob Grimm/ 

28. Hupfeld an J. Grimm. 

„Kassel 17. Jan. 1832. Verehrter Freund! Ich bin mit 
Bickell vom Ministerium hieher berufen worden um an 
einer obem Kirchencommission Theil zu nehmen, die für 
die Verbeszerung des hessischen Kirchenwesens Vorschläfre 
machen und der zu dem Ende zusammenzurufenden Synode 
vorarbeiten soll. Ob ich mir gleich von dem guten Willen 



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I 



266 Anmerkangen zu B. I S. 280. 



und der EinBicht vnsrer Staatsmänner, besonders im Drange 
der gegenwärtigen Zeitnmstftnde, nicht viel reelles von, 
dieser Operation verspreche, und meine und Bickells An- 
sichten hierüber, unbeachtet des >>iRher erhaltenen BeifaHs, 
zu weit von der bisher üblichen btaata- und Kirchenpraxis 
abstehen als dasz wir damit durchzudringen hoffen dürften, 
so wollen wir doch daa unsrige thun , und ich will es 
namentlich nicht an der Mühe n. den Studien fehlen lassen 
meine Ansichten möglichst m begründen, zu yervoUatändi^n 
nnd zu vermitteln. In dieser Hinsicht wünschte ich 
namentlich ein Buch, das ich früher einmal in Händen ge- 
habt habe aber hier nicht auftreiben kann, nämlich 
V. Schuberts Werk über die schwedische Kirchen- u. 
Schulvert'aszung 1820 in 2 Bd. erschienen, zur Hand zu 
haben. Ich wei«z daher keinen andern Rath als mich an 
Ihre Bibliothek m wenden und Sie nm gefällige Znsendung 
desselben zu bitten. — Ihrem Bruder Wilhelm bin ich sehr 
dankbar für die grosze Freude die er mir mit dem Bilde 
meiner Braut gemacht hat. Es war ein schöner Gedanke 
u. ich wüste nicht was mir für ein lieberes Christgeschenk 
hütte gemacht werden können. Grüszen Sie ihn wie Ihre 
Schwägerin anfs herzlichste. Von ganzem Herzen der Ihrige 
H. Hupfeld. — Ich wohne hier im Kömischen Kaiser. In 
Eüe/ 

29. J. Grimm an Hupfeld. 

, Göttinnen 5 sept. 1832. Lieber freund, eine sonderbare 
frage, die ich aber hier doch keinem bekannten vorlet^en 
kann. Im Keineke de vos buch 3 cap. 6. (oder wenn Ihnen 
das buch nicht zur hand ist, selbst in Göthes bearbeitung, 
gleich zu eingang des X. gesangs) geschieht eines Juden 
Abrion von Trier erwähnnng, der alle snngen und 
sprachen verstanden, alle krftuter und steine gekannt habe. 
Möglich dasz alles erdichtung ist, doch nicht unwahrschein- 
lich, dasz eine wirkliche person zum gmnd liegt. Kann 
nun die form Abrion ein gerechter hebr. name sein? 
oder ist sie entstellt aus Abraham? Aaron ? schwerlich der 
verfluchte name Abiram? ich habe in Wolis bibl. hebr. 
vergebens geblättert. Vielleicht ialit Ihnen etwas ein, wiis 
auf eine spur leitete? JedenfiiUs mflste der Jude mindestens 
im 15 jh. gelebt haben, wo nicht früher. — Dasz Dortchen 
am 21 vor. monats dem Wilhelm eine gesunde tochter ge- 
boren hat, wird zu Ihren und Ihrer Schwiegereltern obren 
l&ngst gedrungen sein. Von herzen der Ihrige Jac. Grimm.* 



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Briefe nriachen J. Grimm n. Hnpfeld. 



267 



30. Hupfeld an J. Grimm. 

^Marbiir^ 19. 8ppt. 82. Entschiildi<ren Sie, verehrter 
Freund, nieine sauuiselige Antwort. Ihr Brief fiel in den 
Schluöz des Halbjahrs, der für mich mit vielerlei Geschäften, 
Bamentlich einer Reihe Yon FrlUnngen, verbunden ist, so 
dasz ich erst jetzt meine Ferien bekomme, die Andre län|^t 
angetreten haben. Am meisten aber bedaure ich dasz ich 
Ihnen über den Gegenstand Ihrer Frage nichts erkleckliches 
melden kann. . . Ihre Nachricht von dor Anl^unft eines 
Tücht^rleins in Ihrem Hause war hier neu und wurde mit 
groszer Theilnahme vernommen. Ich erwiedere sie durch 
die von der am 2. Sept. stattgehabten Hochzeit derKliseS. 
mit dem Assessor Jäger, wozu sich eine fast 80jährige 
jugendlich rüstige Groszmutter des Bräutigams ans Hanau 
eingefunden hatte. . . / 

31. Hupfeld an J. Grimm. 

,Marb. 19. Jan. 1833. Verehrter Freund ! De Wette in 
Basel trägt mir auf ihm einen Philologen für deutsche 
Sprache u. Literatur zur Anstellung an der dortipfen Uni- 
versität vorzuschlngen , ontweder als' Lp<^tor mit 300 Kron- 
thaler oder als Professor mit 400 Krthl. Gehalt; ersteres 
würde man zur vorläufigen Probe vorziehen. Kr soll da- 
neben 6—8 Stunden am Paedagog Unterricht geben. Sehr 
pasaend fände man es wenn er zugleich Lehrer der eng* 
fischen Sprache werden könnte. Wäre es ein Mann yon 
Geist, 80 würde er durch Vorlesungen über deutsche Literatur 
für ein gemischtes Publicum sich viel verdienen können. 
Man wünscht aber einen g-emaszigten Mann, keinen Mittel- 
alters- Adepten und enragirten Romantiker. An Wackernagel 
in Berlin ist schon gedacht u. geschrieben. Könnten Sie 
mir wohl noch einige zur Auswahl nennen? Denn ich bin 
mit JSiemand der Art bekannt. ... Grüszen Sie die Ihrigen 
berzlicb , u. besorgen Sie gefälligst die Inlage , die mir de 
Wette zugeschickt hat. Von ganzem Herzen der Ihrige 
Hupfeld.*" 

32. Hup leid an J. Grimm. 

,Marbur<T i;^. Sept. 1837, Anbei, verehrter Freund, nach 
langer Zeit, wahrend deren ich von Jahr zu Jahr vergebens 
hoffte ein wissenschaftliches Lebenszeichen von mir geben 
zu können u. nur darum geschwiegen habe, endlich ein 
kleines Zeichen, das freilich wenig Interesse für Sie haben 
kann, da es einen sehr abstrusen Gegenstand in trockner 
Form behandelt, das ich Ihnen aber doch als Fortsetzung 



268 Anmerkimgen sa B. I S. 280. 



einer früher mttgetheüten Ar1>eit glaubte senden zn dfirfen, 

in Ermangelung einer beezenL .... Mein Bruder rühmt 
sehr die Güte die er in Ilurem Hanse erfälirt Auch meinen 
herzlichen Dank dafür. . . * 

33. Hnpfeld an J. Grimm. 

„MiirourGf 1. Dec. 1837. Verehrter Freund: Herzlichen 
Dank für cUt.s .schöne Geschenk womit 8ie mein Haus «ge- 
segnet haben : Denn ich denke dasz eö ein rechter Raus- 
schätz werden soll, für meine Kinder n. für die Alten. 
Meine Frau kennt sie von der frühem Ansjgabe her halb 
auswendig , u. hat sie schon vielfach den Kmdem erzählt« 
wird aber hier, wie es scheint, auch neue Bekanntschaften 
machen; u. ich f^elbst gedenke mich mit dieser Welt nun 
auch etwas vertrauter zu machen als ich es bisher war; 
wie ich denn überhaupt in reil'ern Jahren viel in meiner 
nnpra-ktischen Erziehungöweide versäumteü nachzuholen habe, 
was Glücklichere zu einer günstigem Zeit sich eingeprägt u. 
eingebildet haben. Meine Frau wird ihren Dank noch selbst 
bei Ihrem Hrn. Bruder ausrichten. — Wollte <3k>tt dasz wir 
Ihren freundlichen Besuch, womit Sie mir die angenehmste 
Überraschung, die mir seit lange widerfahren bereitet, und 
die sonst öden Ferien auf einen Tag belebt haben, auch für 
Sie etwas belohnender hätten machen können. Aber ich 
fürchte nur zu sehr dasz Sie nichts gefunden haben wan »Sie 
nur einigeriiiaüzen für die Mühen der Keise hätte ent- 
schädigen können, u. dasz Sie sie bereut haben. Wie oft 
habe ich die Ungunst des Wetters beklagt, das schon den 
andern Tag so schön wurde als man es für diese Zeit 
wünschen konnte; aber auch mir Vorwürfe gemacht dasz 
ich die wenigen Stunden Ihrer Anwesenheit so schlecht zu 
verwenden verstanden ! Möge ich bald Gelegenheit haben 
das verfehlte wieder gut zu machen, u. Marburg, sich in 
einem schönen Lichte zu zeigen u. in ihrer Phantasie zu 
erneuem! — Seit dem Erscheinen des berüchtigten Patente 
habe ich Ihrer n. der Göttin ger Gollegen ül^rhaupt viel 
mit Sorgen gedacht, da ich von Müller gehört hatte dasz 
man dort keineswegs sich neutral zu halten gesonnen sei; 
nnd diese Sorge ist nun zu einer ordentl. Spannung ge- 
steigert, seitdem uns die Kunde von der Protestation der 
sieben, worunter wir mit Bewegung auch Ihre Namen 
lasen, überraschte. Merkwürdigerweise haben sich bei dem 
Eindruck den diese Nachricht auf mich u. meine Frau 
machte, die B.ollen vertauscht: meine Frau nahm sie mit 
ungemischter männlicher Freude u. Begeisterung auf (die 
ihr freilich, wie Sie sie als die Tochter ihres Vaters kennen 



Ltoogie 



Briefe zwischen J« Grimm n. Hnpfeld 



209 



werden, überhaupt eigen idtj; ich tiagei'en, was man woiil 
nieht Ton mir erwarten soUte, mit dem überwiegenden 
weibL (Mühl der Bangigkeit n. des Schreckens Sie so vor- 
gewagt u. ausgesetet zu sehen, mitten unter einer, wie es 
nach allen Zeitungsnachrichten schien, gleichgültigen u. 
passiven Masse. Es ist zwar inzwischen der Trost ge- 
Konimen dasz der Senat überhaupt als Wahikörper seinen 
Protest ausgesprochen (u. das war es worauf ich ge- 
wartet hatte) : aber von andern Corporationen, namentl. 
den Städten, hat bis jetzt nichts sicheres verlautet; im 
Gegentheil sind die Zeitungen yoU von den in einem solchen 
Augenblick widerlichen Huldigungen der Slftdter u. Bauern 
welche die Reise des Königs berührt, u. woran sich jetzt 
sogar eine mir nicht recht begreiö. Deputation der 
Universität anschlicszt. Möchte das hanoversche Volk 
(wenigstens derjenige Theil der politisch allein in Betracht 
kommen kann) diese Prüiuug beszer bestehen als ich von 
ihm n. den Dentschen überhaupt erwarte n. als das (fOr 
die Ehrbegriffe unsers Adels charakteristische) Benehmen 
der Minister erwarten lässt! Die Universität hat ihre 
politische Ehre bereits glänzend eingelöst, u. ein Beispiel 
gprfphen das die herrschende Meinung von den deutschen 
Geieiirten, namentl. den Göttinger Professoren, erfreul. 
widerlegt — wie ich denn nicht zweifle dasz \v;ih in Deutsch- 
land von höherer Ansicht u. Gesinnung sich iiudf.t, sich 
hanptsftchl. in diesem Stande finde» n. weit mehr als in dem 
sich spreizenden Staatsdienerstande. Als ein solches Zeichen 
n. Beispiel ist mir Ihre Ftotertation ein Gegenstand auf- 
richtiger Freude u. Bewunderung, die ich mit Müller theile 
(der sie Ihnen, wie er mir sagt, schon ausgedrückt hat), u. 
ich wünsche dasz es nicht ohne Wirkung u. Nachfolge 
bleibe, nicht blosz in Ihrem Lande, Hondern auch ander- 
wärts; ob ich gleich ehrlich bekennen münz dasz ich mich, 
in einer solchen politischen Frage, wenn ich nicht der ^ten 
Gesellschaft wegen ein übriges gethan, mehr anf eine rein 
defensive Rolle beschränkt haben würde, n. so edles Blnt 
für eine Verfaszung die das übrige Volk preisgibt nicht ohne 
Bedauern aufs Spiel gesetzt sehen kann. Gott gebe du>7 Sie 
viele Mitstreiter finden, wodurch allein <l»'r Wurf gcimi^en 
kann , vor allen aber dasz der Muth womit Sie sich aus 
Ihrer stillen Werkstätte in diesen Kampf geworfen haben, 
Ihnen auch femer nnerschüttert zur Seite stehe n. Sie mit 
Freudigkeit u. Kraft zur Ansdaner erfülle, u. dasz alles zu 
einem triedlichen Ausgang komme! Unsre Wünsche und 
Gebete begleiten Sic. — Noch in der fatalen GeaangV>uchs- 
geschichte begrifl'en u. durch das Dräugen des Minist, zu 



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270 



Anmerkmigen va B. I S. 280. 



Ziuammenraffen aller Zeit sar Beendigung derselben ge- 
nOthigt, mnsz ich mir hier Einhalt thnn, o. es bei so nn* 

genfigenden Auszerungen wie die obij^n bewenden lassen, 
80 gern ich mich auch über ein so wichtiges Thema etwas 
weiter ansliesze, jetzt da es für so verehrte theure Freunde 
eine persönliche Beziehung bekonimen hat. Ich hotte es 
ein andermal zu thnn, u. kann einstweilen nur noch die 
Bitte hinzufügen da^sz Sie, wenn ich ihnen bei dieser Ge- 
legenheit etwM mattherzig erscheine, besonders im \ ergleich 
mit dem was selbst Fremde (ich lese eben in der Zeitung 
yon einer Hamburger Addresse) Ihnen zuzurufen sich ge- 
drangen fählen« weder an meiner politischen Gesimmng 
Tiofh ;in meiner Liebe u. Ergebenheit irre werden mögen, 
ich fühle allerdings einen gewissen Zwiespalt der Gefühle 
in mir , über den ich noch nicht ganz im reinen bm , von 
dem ich mir aber wenigstens so viel bewust bin dasz er 
weder auf etwas Ünlauterm noch auf politischer Feigheit 
beruht. — Leben Sie wohl, grüszen Sie herzl. Ihren Herrn 
Bruder (von dessen Befinden Ihr Brief nichts erwähnt) a. 
bleiben Sie gewogen Ihrem tren ergebenen Hnpteld.* 

84. Hup fei d an J. G-riinm. 

.Marburg 27. April 181^8. Verehrter Freund! Wie viel 
wir diesen Winter an Sie gedacht u. von ihnen gesprochen 
haben, werden Sie mir leicht glauben, wenn ich auch nicht 
dazu gekommen bin Ihnen raeine Theilnahnie schriftlich 
zu bezeugen. Ich dachte wohl zuweihjn daran, u. es drängte 
mich von Zeit zn Zeit dazn : aber (abgesehen davon dasz 
Schreiben wie Handeln bei mir schwer vom Oedanken zur 
That wird) hielt mich immer wieder ein Gefahl ab dasz 
Sie in dieser Sache vom deutschen Publicum nur gar zn 
viel Phrasen bei k ihl rThat haben über sich ergehen lazsen 
müszen, u. ich gedaciite wenigstens das Gednänge sich erst 
verlaufen zu laszen . wozu bei un.s nicht viel Zeit gehört. 
Mittlerweile hat Bich die Sache auf eine so traurige und 
meine finstem Erwartungen noch überbietende Weise ge- 
staltet, dasz man kanm den Ekel überwinden kann von 
den Dingen zu sprechen die dabei zum Vorsc-hein gekommen 
sind. Wenn ich in meinem letzten Briefe Zweifel äusserte 
ob Ihr Schritt nicht zu weit gegangen sei, u. darüber noch 
eine weitere Erörterung in Au-sicht stellte , so ist mir jetzt 
diese Präge durch die Ereignisse ziemlich in den Hinter- 
grund geschoben. Ich hatte mir damals, gleich nach Er- 
scheinung des Patents als ich dadurch eine so erntite Ent- 
scheidungsfrage anf den Frieden meiner Göttinger Frennde 
n. CoUegen losrOeken sah, eine Ldsnng ausgedacht die die 



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Briefe swiachen J. Grimm u. Hopfeld. 271 

Fra^e vom Gebiete des Gewissens auf das des Rechts o. der 
Kationalehre schob, u. die, wenngleich nicht mir n. meines^ 
gleichen , doch allen denen die sich nm Verfasrang u, d^l. 
nicht SU bekümmern gewohnt sind, zu Gute kommen, n. in 

(lif'sem Conflict, dessen frlf'ichfn ich in meiner Jugend in 
Uüserm Vaterland an der Kmdräno[ung einer unrechtmäszipren 
Fremdherrschaft erlebt hatte, die (iewissen schonen solite. 
Ich mag dabei leicht zu weit gegangen u. zum Theil durch 
den Widerspruch gegen einen unnüteen Schwätzer in meiner 
Kfthe dahin getrieben worden sein: Aber es liegt mir jetist 
fem mein Recht oder Unrecht m untersuchen, nachdem auf 
der Gegenseite solche Thaten geschehen u. Reden gefallen 
sind, die das tiefste Rechts- u. Ehrgefühl empören müszen. 
Damals hatte das Patent in meinen Augen noch einen ge- 
wissen Schein n. Anstand einer politischen Kechtssache: 
aber nachdem nun dieser so schnöde abgeworfen ii. alle 
Würde u. Khre veriaugnet worden : wer möchte noch dar- 
über rechten ob solcher Macht gegenüber der rechtmässige 
Widerstand etwa zu früh oder zu wenig schonend gewesen 
sei? Was ist zu scharf gegen einen solchen Feind? Und 
was ist nnter solchem Regiment an der Universität zu 
ruiniren? Wer kann hiebei «r» oin Gedeibpn oiner solchen 
Anstalt denken? Wenn man nun aber gar sieht, welche 
ijrundsätze bei dieser Geleqr**nhpit in dem gepriesenen 
Preuszen «ich nicht geschämt iiab^n hervorzutreten (wie in 
dem Briefe des Ministers Rochow an die Elbinger): dann 
entdeckt man erst die ganze Bodenlosijgkeit unseres öffentl. 
Zustande n. die weite Kluft zwischen Regierenden u. Regierten, 
deren Gemeinschaft selbst einer nothdürftigen moralischen 
Basis, geschweige einer rechtlichen, zu entbehren scheint. 
Es hat mir von Anfang nichts gutes geahnt. ;ibpr so ruii u. 
schlimm dachte ich mirs nicht. Der Friedensstand deckt 
das Elend zu u. wiegt in Sk lierheit, aber iede Bewegung, 
jede irgend entschiedene That die au8 dem gewöhnlichen 
Geleise heraustritt , zieht es schreiend ans Licht. Solche 
Enthüllungen, die das herrschende öffentliche Lü^ensystem 
nnterbrechen, mögen, wie alle anch die traurigste Wahrheit, 
zur Entwickelung dienen u. sofern heilsam sein : nnr sehe 
ich eben keine Entwickelung vor uns deren wir uns zu 
freuen liiitten. Wo auf beiden Seiten so wcni^^ Eechtlichkeit 
u. moralische Kraft ist als sich bei jciler Gt le^j^enlieit zeigt, 
was kann da am Ende der Ausgang anders dein als eine 
wüste Revolution? Solche Betraditnngen n. Erfahrungen 
über nnsem öffentlichen Zustand müszen Ihnen Ihr eignes 
XJnglück, das an sich schon hart genug ist, noch bedeutend 
erschwert haben, ja es ist vielleicht für Sie grade das 



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272 



Anmerkongeii m B. I S. 280. 



schwerste dabei gewesen. Doch trOste ich mich noch einiger- 
massen damit dasz Ihre Ansicht, nach frühem Erfahrungen 
zu sdilieszen, yielleicht eine weni^r hypochondrische ond 

hoffnungsvollere ist als die meinige, ii. da^n wollte ich 
Ihnen denn jetzt mehr als je Glück wünschen, ihrepersönl. 
Lage betreffend , bin ich auch nicht so hoffnungslos als in 
jener öffentl. Hinsicht. Ich kann mir nnroöglich denken 
dasZf wie auch die Gesinnungen der Regenten sein mögen, 
man noch lange übers Hene bringen wird Sie und Ihre Ge- 
fährten in dieser Lage m lasssen. Der Scandal ist zu grosz, 
das Princip zn erbärmlich n. unhaltbar, u. der deutsche 
Charakter nicht schroff* genug um das schlpchte n. von df^r 
öftentlirli*'!! ^Stimme verworfene nuf die Länge zu beh.uipten. 
Auch ist nun durch die Entsciiloszenheit der Würtem- 
bergischen Regierung schon ein Loch in das System ge- 
macht. Das wird hoffentl. der Unentschloszenheit anderer 
einen Impnls geben nnd^ baldige Nachfolge finden, da bei 
nns, wo in der erbärmlichsten n. unbedenklichsten Sache 
niemand gern vortreten u. das Signal geben will, der erste 
Schritt das schwerste i-t. Und dann, wie wenipr ich auch 
von der Rechtlichkeit der Regierungen u. des Bunde?? 
warte, kann ich doch nicht umhin zu denken dasz der Herr 
Bruder von Hannover, der alle Tricks eines Orangisten- 
häupÜings entwickelt, es ihnen doch zu bunt treibt, n. den 
Skandal — den man bei nns mehr als alles andre schent 
zu grosz macht, als dasz sie auf die Länge G^fiiUen daran 
finden könnten, u. sich nicht am Ende bewogen finden 
sollten dem Skan<lal durch irgend eine Verwickelung, wie 
sie auch ausfallen ma^, ein Kude zu machen; wobei man 
doch auch die Universität nicht leicht vergeszen würde, da 
eben ihr Zustand einen llaupttheii des Skandals ausmacht 
n. sie zn bedeutend n. wohlgelitten bei den Machthabem 
ist als dasz sie ttbersehen weiden könnte. Parlamentarisch 
scheinen nnn auch die Halbheiten u. Vermittelungen , die 
die Sache zu verderben drohten, sich ausgespielt zu haben 
u. die Sache nun wirkl. auf den Punct gekommen zu sein 
wo man sie von Anfang wünschen mustle, so dasz nichts 
nl)rig zu sein scheint als ein Auszerstes , also Skandal, den 
man eben vermeiden wollte. Wenn es erst da ist, ist mir 
für das weitere nicht mehr bang.^ . . — Da nun die schöne 
Jahreszeit im Anznge ist, so wiederholt sich bei mir der 
schon in dem letzten Brief geänszerte Wunsch, dasz Sie die- 
selbe zu einem Besuche bei uns verwenden nulchten , unter 
den g( q-'^nwärtigon Umständen um so mehr. Bickeil wird 
um Plingsten , also gerade in der schönsten Zeit, herrcisen. 
Haben Sie nicht Lust ihn zu begleiten, oder die Zeit während 



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Briefe zwischen J. Grimm u. Hupfeld. 273 

seines Hierseins, etwa die Pfingstwoche, wo wir überdies 

Ferien haben, dazu zu wählen? Auch wäre Ihnen wohl 
eine kleine Abwechselung in Ihrem jetzigen Aufenthalt, der 
eine schwüle Atmosphäre haben musz, wohlthätig. ... — 
HaHsenpfiiifi; bitte ich zu jrrüszen , der mir zwar auf raeinen 
Brief nicht geantwüi tet hat, aber hofi'entlich mir nicht böse 
ist. Sein SehicIcBal macht mir die grtate Sorge , n. ich er- 
kenne auch darin den bösen kleinlichen Qein der jetzigen 
Zeit, die filr einen Mann von seiner Kraft keine Stäle hat, 
weil er — das unverzeihliche Verbrechen begangen hat sich 
nicht mitFüszen treten laszeyi zn woIIpti. ^VgtI. unten S.288J. 
Bleiben Sie gewogen Ihrem getreuen H. Hupfeld.* 

d5. J. Grimm an Hnpfeld. 

j^Lieber freund , eine ftniSiernng Bickells macht , dalii 
ich nicht erst seine nahe reise nach Marburg abwarte und 
ihm die herzlichsten frenndschaftsversicherungen an Sie 

auszurichten auftrapfe, sondern gleich anf der «teile einige 
zeileTi pTitsende, die Ihnen hoffentlich alles mistrauen be- 
nehmen, ich hätte Ihren letzten brief vom 27. apr. und 
den viel früher empfangnen , in welchen beiden Sie die 
offenste theilnahme an unserm ^eschick so wohlthuend dar- 
legen, längst beantwortet« wenn ich zum briefschreiben au^ 
gelegter und &higer gewesen wäre, und nicht andere ge- 
schälte (auch ein fertig zu machendes buch) auf mir ge- 
lastet, vielfache stOmngen mich unterbrochen hätten. Ihre 
liebe und Zuneigung ist mW von lange her zn werth , als 
dafs ich sie verletzen Icninite oder fahren lassen möchte, 
wenn auch jetzt einige meinnnjErsverschiedenheit zwischen 
uns sich hervorthun sollte , wie mir scheint eine weit ge- 
ringere , als sie wirklich in dieser seit von einüben mir säur 
nahen nnd thenem freunden, ja verwandten (Vgl. II 184 f.] 

Seäufsert worden ist. An Ihnen kenne nnd schätze ich eben, 
als Sie allem schlechten nnd aller Ungerechtigkeit und lüse 
von grund aus zürnen, und so wü'^te ich gar nicht, wie me 
Sache meiner gegner Ihnen nur irgend gefallen könnte. 
Meine innerste gesinnun>< vor der weit darzulegen bin ich 
nun bewogen und gedrängt worden, ich brauche darum 
wenig über mich hinzuzufügen , sondern habe mir nur von 
dem eindmck rechensehaft zu geben den die nrtheile ande- 
rer redlicher lente anf mich machen. Da finde ich denn^ 
um Ton der beistimmnng zn schweigen, die freigesinnte 
unserm schritt geben , dafs die partei der monarchisten 
zwar nicht verkennen kann, da& wir grund und antrieb ge* 

E. StooiCiL AelM der Mder CMnun. 18 



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274 



Anmerkungen zu B. I S. 2ö0. 



nng hatten zu handeln, aber die verschiedensten bedingun- 

gen aufstellt, an die wir uns hätten binden inüs^en. alles 
ans furcht und scheu, e.s möchten revolutionaire t]^efahren 
daraus entspringen. Ks hat sich in den letzti^n zehn oder 
fünfzehn jähren ein so überfeines, parfümirtes und unnatür- 
liches System von monarchismus festgesetzt, das nicht den 
p^snndesten kämpf gestattet, and neulich von einem pren&- 
ischen minister, gegen welchen im ganzen königreich keine 
einzige stimme laut zu werden wa^t, so widrig zur schau ge- 
tragen wird , dafs man ordentlich froh <ein sollte, wenn 
durch unsere sache die nnverjährbaren ir( hte der mensch- 
lichen natur, allem bösen, woher es aucii komme, zu wider- 
streben, gestärkt und hervorgehoben werden. Wozu ein- 
gebildete gefahren fürchten, wenn das gegenwärtige leben 
schon in einem sostande nnsftglicher knechtschaft befangen 
ist, in dem zu verharren wahrlich keine wohlthai sein 
kann? Der himmel läfst den unfug und die anmafsung 
der Kömer in der catholischen sache als ein zweites zeichen 
hart daneben erscheinen, um uns Deutschen die äugen zu 
öfnen, dafs unsere regieruno^en endlich wieder freier und 
mannhafter verfahren müssen und das gängelnde «ystem 
aufgeben, das sich weder für die nnterthanen noch für die 
fürsten der heutigen weit schickt Ich heüse die rohen 
und gewaltsamen neuerungen nicht gut, aber eben so wenig 
billige ich die aufrechterhaltung des abgelebten durch 
jesuitische lügen und Kunstgriffe; Gott läfst überall und 
immer keime des besseren aufgehn, über die wir uns 
freuen und die wir hegen sollen. Solche keime sind auch 
in die ständischen Verfassungen gelegt, es ist eine neue 
noch unscheinbare frncht die aber fSlr die felder taugen 
kann, auf welchen der alte same entartet ist. — Die mu 
in Göttingen schelten dafs wir zu früh und unzeitig ge- 
redet, die hätten sicher auch später das maul gehalten, 
und wären um so schmiegsamer geworden, wenn wir ge- 
schwiegen hätten; jetzt verleiht ihnen unser beispiel einige 
aber gefahrlose scheinstärke, wer sich den eidbruch auf- 
bürden läfst, was hätte sich der wider die wähl gesträubt; 
jene anmntnng war viel factischer nnd aufregender, ich 
preise Gott, dafs er uns regiert hat, dafs wir gerade zur 
rechten zeit den rechten fleck getroffen haben; seine gnade 
wird nicht nur mit uns sein , er wird auch segen in die 
folgen und Wirkungen unserer that legen , die kein licht 




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Briefe zwiachen J. Grimm u. Hapfeld. 275 

36. Hupfeld an J. Grimm. 

„. . . Meinen herzlichen Dank für Ihren letzten tröstlichen 
Brief. ... Ich war dieses Trostes sehr bedfirftig, da mir der 
Gedanke Ihre Gnnst oder wohl gar Ihr Vertrauen verloren 
sm haben za unerträglich war ; u. ich hatte grade in jenen 
Tagen mehrmals Briefe an Sie angefangen, um Sie sell)st 
um ein tröstliches Wort zu bitten, aber wieder unterdrückt 
weil ich Sie immer noch nicht sanft genuin: angefaszt zu 
haben CTlaulite. und neuen Entwürfen Raum gegeben, als mich 
Ihr Brief zu meiner nicht geringen Freude all dieser 
Sorgen enthob. Ich hatte mir nämlich ich weisz nicht 
recht warum — Ihre Stimmung so gedacht, dasz Sie, im 
BewuRRt^ein des reinen grossen offen vorliegenden Principe 
Ihrer That aller Erörterung darüber abgeneigt wtlreii — 
wie mjiTi jii grade das was aus dem tiefsten lierzen-dning 
gekommen ist am wenigsten beschwätzen u. sich bekriteln 
laszen mag — ja wohl auch durch Ihr Unglück in diesem 
Punct reizoar geworden. Ich hatte längst meine Pedan- 
terie verwünscht, dasz sie, nichts bergen könnend, in mei- 
nem ersten Briefe den Ausdruck meiner aufrichtigen Be- 
wnnderung sich nicht hatte enthalten können eine Mäkelei 
über die lorm bcizninischcn, durch die ich mich hatte 
stören lazsen, ob wohl wiszend, dasz eirip f^ro«;7e That sel- 
ten ganz fornigerecht, u. umgekehrt au8 knti ( licn Form- 
erwägungen selten eine grosze That hervorgeht. Zu mei- 
ner Entschuldigung darf ich sagen, dasz die kritische 
Regung hier hauptsächlich aus der Liebe stammte, zu 
den Männern n&mlich die ich eben durch die ge- 
wählte Form ohne Noth n. Tielleicht ohne Nutzen 
so viel preisofeben sah. . . . Besonder^ war rairs ein trauriger 
Gedanke, eine stille nur den Heiiigthümern unsrer Vorzeit 
geweibete Werk taHe (deren Frieden auch in Ihrer letzten 
FlugschrilL bo rüiirend vor die Seele des Lesers tritt) nun 
durch die Kampfe des Tages gestört, u. ihre Priester in 
die wtkste Welt hinausgeworfen u. dem Kampf um eine 
neue Existenz ausgesetzt, denkm zu müszen. In dieser 
Hinsicht bin ich nun schon durch Ihre Flugschrift sehr be- 
ruhigt worden, aus der ein starker muthiger. von der 
Gnade der Machthaber nichts hottender u. nichts fürchten- 
der Sinn, u. mehr Theil nähme an den Angelegenheiten der 
Gegenwart u. den Kämpfen des Tages als man erwarten 
konnte hervortritt. Meine Einwürfe gegen die Form der 
Protestation waren bereits durch die folgenden Ereignisse 
u. die moralische Indignation die sie erwecken müssen« 
ziemlich in den Hintergrund getreten, d;i einem solchen 
Feinde gegenüber der oü'enste Angrüf der paszendste er- 

18* 



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276 Anmerkungen su B. 1 S. 280. 

ecbeint. Ana Ihrer u. Dahlmanns Schrift aber ersah ich 
zugleich dara swei Hauptbedenken anf fiÜBcher factischer 
YorausseiziiD^ beruhten. Die erste war, dasz der Zweck 
der Protestation auf die Veröffentlichung mitborechnet «e- 
wes«n sei, um ein Beispiel zur Nachfolge zu geben: da sich 
nun evident zeigt dasz eine solche nicht beabsichtigt, son- 
dern rein zufällig ^zewesen. Die zweite, dasz durch dieses 
sa frühe Vortreten vu Ausscheiden der besten Elemente 
ans der Masse eine Vereinbaning zu gemeinsamem Han- 
deln vereitelt worden sei : während ich nun sehe dasz an 
eine solche schon damals nicht mehr zu denken u. Gefahr 
bei längerm Verzuge war. . . . Dasz in dem engern Kreise 
Ihrer Freunde Ihr Schritt auf wesentliche Meinungsver- 
schiedenheit gestoszen ist, war mir unerwartet und betrü- 
bend. Wenn ich freilich an die Aeuszerungen des poli- 
tischen Wochenblatts denke, mit dem doch wohl mehrere 
dieser Freunde zosammenhängen , so hätte ich auch dies 
leicht denken kOnnen. Ich musz aber gestehoa dass ebm 
diese Aeuszerungen des pol. Wochenblatts so wie die ganze 
Rolle die es in der Hannoverschen Sache gespielt hat, für 
mich zu den betrübendsten Erfahrungen dieser Zeit gehö- 
ren. Ich kann zwar nicht rühmen dasz ich dem darin sich 
spreizenden Junkerthum u. Monarchismus volle Zuneigunjg 
n. Vertrauen hätte schenken kOnnen — es geht mir damit 
wie mit so manchen Aeuszerungen heutiger Frömmigkeit 
n* Orthodoxie: sie sind mir zu gepfeffert u. sublimirt oder, 
wie Sie es nennen, zu parfumirt, als dasz ich so etwas für 
ehrliche u. gesunde Überzeugung halten u. erwarten könnte 
sie auch in der Praxis bethätigt zu sehen. Ich freute mich 
eigentl. nur des Gegensatzes darin gegen die traurige Mo- 
notonie des Liberalismus in den öffentlielien Blftttem u. be- 
sonders der Preuszischen Bureaukratie u. Hierarchie, die 
m. W. sonst durch keine einzige einigermaszen lebendige 
Stimme in diesem groszen Reiche unterbrochen wird. Aber 
eine solche niederträchtige freche Verläugnung alles Rechts- 
u. Ehrgefühls hätte ich doch nimmermehr erwartet. Seit 
der Zeit sehe ich das Blatt nicht mehr an : das piquanteste 
Gerede ist mir in einem ehrlosen Munde gleichgültig, u. 
wenn ich Gelegenheit h&tte, ich würde ihnen zurufen: tur> 
nirt nur immer hin ihr Cavaliere, filr eure auserwfthlten 
Cirkel, aber ein ehrlicher Mann hebt euch keinen Hand- 
schuh mehr auf. Wenn's noch eine Gerechtigkeit gibt, so 
kann solche Frechheit nicht ungestraft bleiben. Was Sie 
über diesen unlautern krankhaften Monarchismus des 
neuesten Schnitts sagen, ist mir ganz aus dem Herzen ge- 
sprochen, ebenso wie der Zweifel ob denn der gegenwärtige 



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Briefe (wischen J. Qrimin n. Hapfeld. 



277 



Zustand solche zärtliche Aengste vor jeder Bewegung auch 
nur verdient u. entschuldigt. — In der katholischen 
Anffelegenheit denke ich etwas anders weil ich in Ehe- 
sachen die Rechte der Kirche , anch der protestantischen, 
▼on dem Staate seit lai^e misachtet sehe, u. es schon 
recht ist wenns darüber einmnl Geschrei gibt. Erst dieser 
Rechtspunct zwischen Staat u. Kirche festgesetzt u. der 
Kirche gegeben was der Kirche ist, dem Staat was dem 
Staate ist; dann erst ist die Zeit mit der katholischen 
Kirche für gemischte Ehen zu vertragen, wozu es jetzt noch 
am gehörigen Fundamente fehlt. Lieber Civilehe» wenns 
nicht anders ist, als durch Staatsgesetze erzwungene kir^L 
Weihe* . . . Von Heizen der Ihrige Hupfeld. M. 30. Mai 1888.* 

37. J. G r i m m an H up f e 1 d. 

^Cassel 28 aug. 1838. Lieber freund, Als ich zu anfang 
dieses monats hifThor zurückkehrte, betrübte es mich zu hören, 
dafs Sie krank geworden und in ein bad gereist seien. 
Neuerdings wird mir jedoch Ihre heimkunft und besserung 
gemeldet. Mögen Sie bald vollends hergestellt sein! — 
von mir kann ich wenig sagen, anfser dau ich gesund und 
beherzt bin; das gilt auch von Wilhelm. Wir wollen un- 
bekümmert darum, wo lir Welt mit uns vorhat, selbst 
vor den rifs stehen. Wir haben uns in eine grofse, weite 
arbeit eingelassen, die uns auch äursfM-lich halt und stütze 
gewähren soll, wir denken ein ausfiih: liehe« deutsches Wör- 
terbuch von Luther an bis zu Göthe zu uiiternehmen und 
haben es schon mit einem Verleger [ Weidmann in Leipzig) 
verabredet. Alle Schriftsteller sollen dafQr gründlich aus- 
gezogen werden. An gelehrten und tüchtigen mitarbeiten! 
soll es dabei nicht fehlen , und kommt die sache, wie ich 
hoffe, in rechten zug, so wollen wir froh sein, dafs unsere 
mufse und unser beruf da'/n nicht durch anitslast ge- 
schmälert wird. Soviel trotz iühle ich dann auch in mir, 
dafi^ ich den verspäteten antragen absaofo. — Da Sie Ihre 
Vorlesungen jetzt doch nicht wieder aufnehmen, will ich 
Sie mit einer kleinigkeit bemühen. In Hermanns verzeichn. 
der marbnrger hss. steht 2, 38, dafs der cod. D. 21 einen mir 
unbekannten tractat des Jacobus de Chiäa 'de super- 
stitionibus' enthalte. Haben Sie einmal eine viertel 
stunde lust und mufse, so sehn Sie doch zu, ob es nur all- 
gf-meinc theologische betrachtungen über zauboroi und 
aberglaube sind (wie ich vermute), oder ob einzelne super- 
stitionen beschrieben werden. Im letzten fall könnte mich 
die abhandl. interessiren. — p. 8 hält Hermann die cleri- 
calis disciplina des Alfonsns fttr ungedrackt Sie ist von 



278 



Aumerknngen za B. I S. 280. 



Fr. Wh. Val. Schmidt Berlin 1827 herausgegeben nnd swei 
jähre später noch einmal zu Paris erschienen. — Sein Sie 
mit Ihrer frau gegrfifflt und halten sich frisch. Bickell 
verzärtelt sich immer noch ein wenig. Jacob Grimm. ' 

^i8. Hupt'old an J. Grimm. 

^Marburg lo, Dec. 88. Verehrter Freund! Anbei wie- 
der einmal ein Fragment in meiner alten Weise. . . . Durch 
Ewalds dringende Llitten um einen Beitrag für seine Zeit- 
schrift veranlaszt« glaabte ich allerdings etwas zn liefern 
was aach für Japhethische Philologen Interesse haben 
würde. Es war zwar nichts als eme kl. Tafel der ge- 
bräuchlichsten Sem. Pronominal bil düngen. . . . Aber meine 
Pedanterie konnte sifii wieder nicht enthalten nach einer 
Vollständigkeit zu streben auf die ich nicht gerüstet war. . . , 
So kommt mir denn die Arbeit in dieser Gestalt . unge- 
achtet aller Mühe die ich daran verschwendet, viel schlech- 
ter vor als in ihrer orsprüngl. Gestalt. . . . Die Sache spinnt 
sich mir unter den Händen so aus, dasz ich wahrscheinlich 
noch einen dritten Artikel werde hinzunehmen müszen um 
fertig zu werden. Ihre Entwickelung der Deutschen Pro- 
nomina im 3. H. der Oranim. (den ich zu meiner Schande 
bis jetzt noch ungebraucht da stehen hatte) habe ich nun 
auch gelesen, u. fühle mich zieml. beschämt mit meiner 
Armuth so breit gethan zu haben. — Im vorigen Sommer 
bin ich während meiner Krankheit wo ich grdsztenth. nnr 
leichtere Lesereien treiben durfte, an die deutsche Helden- 
sage, u. dadurch an die nordische Sage gekommen, u. da 
ich eine VorHel)e für diest^n Zweig der deutschen Helden- 
poeaie gefaszt habe, so dasz ich mich darin heimisch zu 
machen wünsche, so habe ich mich auch an die nordischen 
Sprachen gemacht (die altnordische nach ihrer Grammatik 
u. ich will nun, da ich einmal daran bin , soviel meine 
nähern Beru&stndien erlauben, sachte im Studium der alt- 
nordischen Literatur fortfahren, an deren EinjOfange ich 
stehe. Hierbei vermisse ich nun vor allen Dingen die 
Sämundische Edda, die auf der hiesig. Bibl. fehlt. . . . Viel- 
leicht ist aber was uns hauptsächl. noth thut mit wenigen 
Namen genannt, die Sie die Güte hätten mir an Hand zu 
geben. ^ Auch möchte ich wissen ob die dänischen Kjämpe 
Vilser in einer neuen Ausg. erschienen sind« wie ich mich 
gelesen zu haben erinnere. — Endl. noch eine Frage: Ken- 
nen Sie eine Sammlung : Kerum Hibernicarum scriptores 
veteres ed. O'Connor 4. Bde. 4^., welche grade die wich- 
tigsten u. ältesten Denkmäler des Galischen rcsp. Irlän- 
dischen, meistens aus d. 10.— Jh., ja bis zum 6. u. 7. 



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Briefe zwischen J. Grimm u. Hnpfeld. 



Jahrh. hinaufsteigend, enthalten soll, wie ich bei A. Pictet 
*de Taffinite des Umgnes Celtiques avec Ic vSanscr. (Par. 
1837)" b. IX üude V . . . In dem Ihnen gewidmeten Buch von 
Ptiehard — das Übrigens fOr einen £ng[lftnder n. noch dazu 
einen Ant alles mCgliche ist — kann ich das meiste nicht 
beweisend finden u. meine Scmpel sind dadarch nicht ge- 
hoben ; interessant ist was über die Pronomina beis^ebracht 
wird: aber graclo hier hahen die verschiedensten »Sprachen 
Berührungen, vgl. z. B. die T-f^tari^chen. — Von Göttin[Ton 
ist ja wieder ein neuer Gestank ausgegangen — in der Be- 
schreibung des Jubiiäums. Nach Zeitungsnachricht hätten 
wir den Verf. dieser edlen Schrift in unsrer Facoltät! 
Warnm haben aber die Göttinger einen so yerdienten nnd 
brauchbaren Mann nicht festgehalten u. uns zugeschoben? 
Wie ich höre, soll Bergmonn dabei den Censor gemacht 
u. die Scheere geführt haben. Welch ein Abgrund von 
Unehrlichkeit doch heut zu ^^ige in sog. ehrenhaften u. an- 
gesehenen Männern steckt. — Einen nicht minder ekel- 
haften Anblick von der pöbelhaftesten Gemeinheit u. nie- 
derträchtigsten Servilität verbunden mit groszer Virtuosität 
in banalen Phrasen bietet mir eine Fraction des jungen 
Deutschlands die ich das junge Preuszen nennen 
möchte n. die z. Th. in d. Hallischen Jahrbb. ihr Organ ge- 
funden hat. Welch ein schauerlicher Auswurf junger 
Sophisten, denen . wie ihrem Patriarchen Heine , alle Ge- 
sinnung n. ehrliche Überzeugung abzugehen u. Alles für den 
Llit t t einer Phrase oder d. Beifall der hohen Gönner feil 
zu sein scheint. Abgesehen von der Fehde mit Leo — der 
sich Aber die gröbsten Prü|rel nicht beschweren kann 
aber eibt es etwas unwürdigeres als die Art wie diese 
Menschen alles was es von hochstehenden Notabilitäten 
noch unter uns gibt, Männer wie Schleiermacher, Niebuhr, 
Savigny zu begeifern und in den Koth zn ziehen suchen, 
blosz weil obwohl bewährte Patrioten , ihr Knie nicht 
vor d iesem hohlen Götzen des 'P r e u s z e n t h u m s' beugten ? 
Die kath. Sache hat das Gesindel vollends munter gemacht- . . . 
Ihr getreuer H. H. — Hermann läszt fragen ob in dem cod. 
theol. D. 2 der hies. Bibi. (i. s. Yerzeichniss Pars U. p. 13) 
die zuletzt angeführten Elegien wohl schon irgendwo 
abgedruckt wären oder nicht* 

39. J. Grimm an Hupfeld. 

^Hassel 8 febr. 1889. Ihrem briefe vom 15 dec. ist es 
toigendermalsen ergangen, lieber freund, ich reiste um diese 
zeit gerade nach Jena , um das weihnachtsfest und neujahr 
bei Dahlmann zuzubringen, zurückgerufen durch die leidige 



280 



Anmerkiuigen sa B. I S. 280. 



botflchall Ton Dortchens schweFer erkrankimg, verlebten wir 
den jahnwecluel und die erste hSlfte jannara in beelÄndig 

schwankender sorge und angst; nach dem sich die genesnng 
kaum entschieden hatte, wurde Gustchen von der bösen 
bräune befallen . was aber nun auch glücklich vorüber ist. 
g-earbeitet wurde wvnigvr als es nach den getrofnen vor- 
bni eitnngen dringend nöthig gewesen wäre und das nach- 
zuholende lastet nun desto schwerer auf den schultern. — 
Ihr paket nun hatte Wilhelm in meiner abwesenheit er- 
Ufoet und mir zugestellt ich glaubte dafs es blofs der 
anfiiats über das demonstrativ etc. wftre, und nahm mir vor, 
ihn bei erster mufse ordentlich au lesen, heute als ich mich 
dazu anschicke, fällt mir daraus Ihr brief entgegen, da 
Ihnen vielleicht daran gele*jen hat, auf die darin enthaltne 
anfrage wegen der altnord. literatur einigen bescheid zu 
empfangen, so zögere ich damit, keinen augenblick, denn es 
ist ebenso nehön als selten, dal'ä ein theoiog nach i<olchea 

SroÜuien büchern greift. Da die dortige hiSi, einmal Finn 
[agnussens myth.lexicon besitzt, welches den dritten theil 
der copenh. edda bildet, scheint es freilich rathsam die 
beiden ersten noch dazu anzuschaffen, zumal sie selbst dem 
der die wolfeilere und bessere stockholmer ausg. hat , noch 
manches bietet, namentl. eine Übersetzung daneben. Vor 
einigen monaten hat ein strai'sbnrgt'r namens Bergmann 
[Vgl. 3 Briefe J. Gr.'s au ihn im Anz.. f. d. A. 11., 92J 
einige lieder der alten edda unter dem titel *po$me8 ia- 
landais tir^ de V edda Paris 1838* recht tüchtig behandelt» 
text und Übersetzung, es sind aber nur erst vier stücke, dock 
das buch ist leicht zu haben und nicht unlesenswerth. Die 
übrige literatur liietet leidlich und genau genucr dar : literar. 
einleitung in die nord - mythologie von C. F. K n 
Berlin 1837.' Die lieder von den NibeluDgen verdeutsche 
Ettmüller, Zürich 18o7 und es ist eine seiner besseren 
arbeiten, doch gibt er das original nicht daneben. Ich 
würde der bibl. rathen Rafns *fomaldarsögur Nordrlanda.' 
drei bände Copenb. 1829. 1830 zu erwerben, worin sich die 
mythischen sagen in gutem isländ. text, ohne Übersetzung, 
finden, das werk ist völlig verschieden von den fornmanna- 
sögur. Auch die 'Isländinga sögur Copenh. 18*29. 1830' sind 
kaufenswerth. Von der Snorra edda mufs man freilich die 
Stockholmer au.sg. von 1818 besitzen ; es kommt sicher bald 
zu einer neuen und verbesserten. Da hätten bie vorlauii^ 
genug zu lesen. Die dftn. kämpeviser sind von Njrerupund 
Babbek 1812^1814 in 5 bänden herausg., ich ziehe aber, 
was lieder und was ausg. betrift, die schwedische samlupg 
vor. *sTenska fomiE^ger af Arwidsson* , wovon erst 2 tiieile 



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Briefe zwischen J. Grimm n. Hufpeld. 281 

Stockh. 1834. 1837 erschienen sind. Oconnors sarnl. ist 
allerdinga ein bibliothekBartikel vind bereits in Göttingen 
imd Berlin vorhanden , aber selbst in England wenig ver- 
breitet, die critik wird manches daran ausstellen müssen, 
obgleich es Pictet (in seiner recht lobenswerthen preis- 
schrifi) gerade als critisch rühmt; ich habo das buch 
Göttingen erst flüchtig gekannt, nachher hatte es Lappen- 
berg entliehen, der für die haller encycl. den artikel Irland 
ausarbeitet, und wahracheiulich ist es noch jetzt bei ihm 
zu Hamburg. Die ^lischen und welschen sprachen mit 
ihren denkm&lem ziehen genu^ an und weraen es sicher 
bald noch mehr. — Ich muls mich f&r meine arbeiten sehr 
ZQS. raffen; wenn ich recht gesund werde und bleibe, er- 
scheinen dies ydhr weni^tens zwei bände, ein band der 
weisthümersamiung und der erete th. der grammatik völlig 
umgearbeitet. Ans den einheimischen quellen war so viel 
neues zuzulernen, dals ich mich der vertührerischen ver- 
gleichung des fremden so viel es nnrjfeht, entschlage, be- 
sonders seitdem ich gesehn, dafs Grans wdrterbnch dadurch 
nur verloren hat. Je näher mir das steht was ich entdecke, 
desto sicherer ist meine freude. — Aus den wenigen zeilen 
die Hermann p. 131 von den lat. elegien anführt kann ich 
mich nicht auf etwas j^'edrucktes besinnen. — Dieser monat 
wird, wie es scheint, in der politik aufräumen; das treiben 
zu Hannover ist immer giftiger geworden, eine kleine 
Schrift über das verfahren der hsänCv. geistlichkeit (aus 
dem polit. joum. auch besonders abgedruckt) zeigt ehren- 
werthe gesinnung, beweist aber dals es an mut und ent- 
schlufs fehlte, nicht bei Lücke allein. Grüfsen Sie Jul. 
Müller, ich fürchte, dafs er die längste zeit in Marburg ge- 
wesen ist. — Sie aber halten 8ie sieh vor allem gesund auf 
und bleiben zugethan Ihrem Jac. Grimm."* 

40. J. Grimm an Hupfeld. 

„Lieber freund, Weil ich zu viel briefe schreiben muis, 
bin ich ein schlechter briefsteller geworden, und mag mir 
meine alten Sünden nicht gern vorhalten. Ihre herzliche 
Zuschrift vom 11 nov. [fehlt] hatte uns aber so wol gethan, dals 
ich Wilhelm, den es auch zur antwort drängte, bat, mir 
diesmal die vorband zu lassen. Nun winde ich krank und 
habe vierzehn taf?e das bett [hüten] nuis>en , g^anz wiüer 
meine natur; darum schreibe ich erst heute. Einer von " 
uns, haben wir uns schon vorgenommen, wird auch vor 
nnserm abzng ans Hessen^ erst einmal nach Marburg zu 
Ihnen kommen; es war ein alter wünsch und bedürfnis, 
Ihnen nnd Ihrer firan för so viel erwiesne theilnahme nnd 



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* 



282 



Anmerkungen zn B. I 8. 280* 



freundschafb persönlich zu danken. Dieser tage reise ich 
nach Berlin, um zu recognoscieren, denke aber noch vor 
nenjahr zurück zn kehren, und dann ivird rieh answeiwn, 
wie lange wir noch hier bleiben. — Wir ziehen gar nicht 
mit nl>erspannten bofnungen nach Preulaen; was Sie über 
die dortigen zustände äufsern ist p;i-öfstentbeils anch meine 
Stimmung und eniptindung. Der könior hat reinen, edeln 
willen und der kann ihn aus fehltritt^n und irthüniern 
reil'öen, in denen er jetzt noch befangen scheint. Was dort 
von beiden Seiten geredet wird , ist mir zu fett und hat za 
wenig mager fleisch ; die gedrehten phrasen weisen nicht auf 
tiefe und stärke gesunder gesinnungen. Sie haben recht, es 
gibt keine politik als j^^erecbtigkeit und Wahrheit; es ist 
vor allem königlich, wort zu lialten, und das 1813 g-ot^ebne 
unerfüllte wort läfst sich nicht weo-sehaffen . sondern r ird 
immer nh Vorwurf auftauchen. Keine lialbheit nnd windung 
hilft dagegen. Hassenptlugs anstellung ist biuises partei- 
spiel ; wenn ich bedenke, dafs Dahlmann, einer der reinsten, 
edelsten menschen, dessen wirknng zn Berlin die heilsamste 
gewesen wäre, verschmäht und genöthigt wird, dem vater- 
lande den rücken zu kehren , bin ich tief betrübt. — Das 
letzte jähr über habe ich doch nur ein stück der lautlehre 
nmnrbeiten können; über die art und weise meiner studien 
spricht sich die vorrede so a^^i^, dafs ich fürchte mebrernzu 
misfallen. Es sehien mir jedoch nöthig an mich, und die 



halten. Was ich dadurch einbfilse , gewinne ich an Sicher- 
heit und präzis für das deutsche selbst. — Sein Sie nnd 

Ihre frau aufs treuste gegrüfst. Jacob Grimm. — Um ab- 
gäbe der ein lagen bitte ich. Cassel 5 dec. 1840.* 



„Cassel 12 merz 1841. Der entschlnfs Sie , geliebter 
freund, vor nnserni aljzug aus Hessen noch zu besuchen, 
ist uns vereitelt worden, ich für mein theil habe seit neu- 
jähr in einem fort gekränkelt, die stube und da^ haus ein- 
gehalten, und fühle mich immer noch nicht wie es sein 
sollte ; von der grdlseren reise und dem frühlingswetter ef 
warte ich ganzliche heilung. Wilhelm, der sich jetzt viel 
taptrer hält, hat es anfangs zu lange yerschoben, in der 
letzten zeit häuften sich bei ihm correctnrgesc hafte und 
♦ Dortchen wurde bettlägerig, dafs er sie nicht zu verlassen 
wagte. In diesem augenbiick hat sie sich ieidlich erholt, 
80 dafs sie übermorgen die reise mit uns unternehmen 
kann. Wie gern hätten wir beide, Wilhelm und ich, die alten 
Marburger erinnerungen aufgefrischt, und mit Ihnen und 




öglichst vom leibe zu 



41. J. Grimm an Hupfeld. 



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Briefe zwischen J. Grimm u. Hupfeld. 283 

Ihrer guten frau ein paar veignügte tage zugebracht. 
Fristen Sie uns nnn bis auf eine ferienherbstreisei wo nicht 
dieses, doch das nächste jähr, es wird uns doch immer in 
die heimat am meisten ziehen. — Von Berlin aus sollen 

Sie bald einmal hören, ob und wie wir anwachsen und ge- 
deihen. Die ilufseren bediniriin^on ries daseins sind so wie 
sie uns nirgend anders hatten können geboten werden. 
Wir erkennen Gottes fügung und geben uns ihr willig hin. 
Die drei Jahre des banns und Unglücks möchte ich auf 
keine weise aus meinem leben wissen, so yiel erhebungund 
innere Freudigkeit haben sie mir gebracht. Auf Ihre 
Freundschaft und anhänglichkeit rechnen wir als auf eine 
gewisse sache, nnd- wird auch in Ihren img-en keiner 
neuen Versicherung unsrer beständigen gesinnung bedürfen. 
GrüJfeen Öie von mir Hubers und Vümar. Jac. Grimm/ 

42. Hup fei d an W, Grimm. 

, Halle 17. .Tan. 1844. Verehrter Freund! Ich habe 
Ihnen herzzerreiszendes zu melden. Das himmlische Wesen 
das mich bisher liebend u. schützend umgab, das mir das 
höchste Glück bereitete das je ein Mann in der Ehe ge- 
nosz, das mich erst im verflossenen Jahr durch seine un- 
^müdete Pflege in schwerer Krankheit dem Tode ent- 
riszen u. mich dann sicher in das fremde Land geleitet u« 
mit Überwindung so mancher Widerwärtigkeit mir eine 
Stätte bereitet hatte, ist mir plötzlich von der Seite ge- 
riszen worden, u. läszt mich mit meinen G unmündigen 
Kindern u. meiner nlten Schwiegermutter, die nur. aus Au- 
iiänglichkeit an uieiu Haus gefolgt ist , ui iurchterlicher 
Vereinsamung u. Hülflosigkeit zurück, mitten unter fremden 
Henschen, da unsre Herzen noch voll Heimw:eh8 u. Ünbe- 
haflrlichkeit in dieser Einöde sind! .... Auch Sie werden 
um meinen Engel trauern , den Sie von seiner frühesten 
Entfaltung an kannten n schätzten. Sie war ein leben- 
diges Glied in jedem edlen Freundschaftsbund ihres Vaters 
wie ihres Mannes, und Hie wiszen wie sehr sie vor allen 
dem Namen Grimm zugethan war. Grüszen Sie herzlich 
Ihren Herrn Bruder und Ihre 1. Frau, u. erhalten Sie mir 
u, meinem Hause Ihre Theilnahme u. Freundschaft. Ihr er- 
gebenster H, Hupfeld. — Darf ich bitten die Trauerkunde 
auch Hassenpflug u. Huber nebst einem Grusze mitzutheilen?** 

43. J. Grimm an Hup leid. 

, Berlin 4 april 1844. Lieber freund, ich lasse bei seite 
was Ihnen und uns in der letzten zeit schmerz gemacht 



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• 



284 Anmerknngeii zn B. 1 S. 280. 

hat, und tiiue iieute blolö eine frage: wie kommt es daXs 
hebräisch (oder doch jüdisch, in der Gaunersprache) asch- 
kenas deutsch bedeutet ich sehe wol« dan dieser name 
Busammenhängt mit ^en. 10, 3 und Jerem. 51, 27; doch 
seit wann bat man ihn auf Deutschland , und etwa den 
deutschen Stammherm Ascanius bezogen? Herzlichen 
GruTs von Ihrem Jacob Grimm/ 

44. J. Grimm an Hupfeld. 

«Berlin 20 juni 1844. Durch herm Dr. Sommer über- 
mache ich Ihnen, lieber Hupfeld, ein kalbfell zur ansieht, 
welches mein freund Hazthkusen neulich aus Foodosia in 
der Krim mitbrachte, dort schenkte es ihm nebst andern 
stücken derselben art ein karaitischer rabbiner, der ein 
übertrieben hohes alter diifür hehanptete. Sie werden 
gleich sehn , dafs es aus dem ])entateueh und zwar dem 
leviticus ist, und es wird Ihnen leicht sein das ungefähre 
alter der schrift zu bestimmen, die züge sind schön und 
regelmäTsig, aber datt&r bestand ja eben alte regel. Diese 
Karaim benaupten unabhängig von den andern Juden und 
unmittelbar aus der babylonischen gefan^enachaft nach 
Taurien gelangt zu sein. Neulich wurde uns durch Mül- 
lers Unfall ein sehrfMken eingdagt, gottlob dafs die gefahr 
weit geringer war und ich hone sie wird jetzt völlig vor- 
über sein. — meine schwügerin hütet schon drei wochen 
das bett und machte uns auch sorge , die sich nunmehr 
auch wieder yerUert. Möge es Ihnen wol ergehn. 

Ilur Jac. Grimm.* 

45. J.Grimm an H u p f e 1 d. 

•Berlin 5 dec 1848. Lieber freund, nach langer zeit 
einmal ein brief, und nicht einmal zum dank tür Ihre 
letzte zuschritt, welche hefte über theologische zeitfragen mit- 
theilte [tehltl sondern mit unschuldigen philologischen fragen. 
— Lftbt sich von den frauennamen der genesis Eva Bm 
Rebecca Lea Habel BUha Silpa Dina (um der Ada, Ahali- 
bama und Basmath zu geschweigen) eine leichte deuttmg 
geben? die Ihnen auf der stelle beiniUt, Sie mcht zu ge- 
lehrter forscbung verleitet? — hat nicht Hieronymus schon 
alle biblischen namen ausgelegt? in welcher seiner Schrif- 
ten? doch sind das wol herbeigezogne erklärunj^en die 
irgend einen sittlichen begrif enthalten oder aufi N. T. 
anspielen sollen. Wir leben noch alle fort, leidlich ge- 
sund, wenn ich Wilhelm ausnehme, der voriges jähr herun- 
tergekommen war» Gott sei dank sich allmälich erholt. 

Ihr Jacob Grimm/ 



« 



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Briefe zwischen J. Grrimm n. Hnpfeld» 



46. Hnpfeld an J. Grimm. 

, Halle 10. Dec. 48. Verehrter Freund! .... Dieweib» 
liehen Namen des A. T. nach denen Sie fragen laszen sich 
swar, wie alle Namen des A. T. u. der orientalischen Völ- 

kef, auf eine Etymologie im Hebräischen oder einen an- 
dern der Semitischen Dialekte zurückführen , wofern Hie 
Wurzel nicht etwa ganz untergegangen ist: aber sie sind 
nicht bedeutsam im engern Sinn d. h. nymbolisch, was 
allein der Etymoiogie ein Interesse geben könnte; wie es 
einige der an der Spitze der Geschichte stehenden Manns- 
namen sind z, B. Adam (Mensch), Eain (Schmid), Habel 
(Vergänglichkeit), Enosch (wieder Mensch, Anfang einer 
zweiten B ihe. worfiber Bnttmanns höchst scharuimiige 
Abb. im Mytliologus 1. B. zu vergleichen) , Noah u. seine 
3 Söhne (worunter wenigstens Cham = Hitze , u. Japhet 
= Weite, von der weiten Zerstrounng dieser Völker, eine 
deutliche Beziehung auf ihre ba^e u. Geschicke haben); 
wie denn einige der in der theokratischen Geschichte an 
der Spitse stehende Namen, die der ersten Patriarchen 
Abraham, I^aak u. Jakob nebst seinen Söhnen ansdrück- 
lieh im A. T. gedeutet werden. Bei den Weibernamen 
ist dies nicht der Fall, mit Ausnahme der Eva — welche 
Gen. 8 ^Mntter nller Lebendigen**, beszer „Lelvendige" oder 
Lebengebende gedeutet wird. Sarah, als Stammutter des heil. 
Volks erleidet mit ihrem Mann eine Namensänderung, die 
eine Epoche in der heil. Geschichte bezeichnet, aus Sarai in 
Samh, aber nur das letztere Wort hat eine Bedeutung 
(Fürstin), das erste nicht, während Abram^ n. Abraham 
beide eine E^n^ologie geben ; jedenfalls ist dieser Namens- 
wechsel, der auch noch bei Jakob vorkommt, nur ein 
epischer Schmuck der Geschichte, u. bei Israel i^t er Gen. 
8§ durch f^ne eigne bedeutsame Scene begründet (Gottes- 
kämpfe), deren Bedeutung freilich nicht ganz klar ist. Die 
Etymologie der fraglichen Weibemamen (worunter Ahali- 
bamah vielmehr Oholibamah, zu sprechen ist) gibt übrigens 
jedes Lexikon. Die Bedentnng ist im ganzen wie die 
der Arab. u. orientalischen Weibernamen überhaupt, von 
weiblidlien Thieren, Tugenden, Zierden, Begegnissen etc. 
hergeuommPTi. — Hieronymus hat ein Onomasticon der 
Ortsnamen des heil. Landes geschriel^en (oder vielmehr 
das des Eusebius übersetzt aber ein dergl. Buch \\hcv 
die heil. Personen ist mir nicht bekannt. — Ich habe ^jie 
im Herbst an dem verhängniszvollen 18. Sept. inderPauls- 
Idrche ans der Diplomatemoge gesehen. Der Belagenni(|;s- 
stand machte alle Besuche zn sichte« Nor - Arndt sah ich 



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286 



Anmerkmigen za B. I S. ^0.' 



den Tag zuvor im Garten der Fran Lindbeimer, wo ich mit 
meinen Kindern Gast war, n. von ihm hatte ich das Bület 
in die Panlakirche. Ich wünsche Ihnen * Glflck , dasz Sie 
ihr entronnen sind, wie ich alle die ehrenwerthen Leute 
die noch darin sitzen bedanre, an einem rk arbeiten zu 
mÜ8zen das einen zu revolutionären UrapmüLr u. Charakter 
hat als dafjz es Segen bringen und auch einen nachhaltigen 
Erfolg haben könnte, das leider, fürchte ich, nicht einmal 
die 80 ersehnte deutsche Einheit weiter bringen sondern 
eher gefährden wird u. mit dem Schicksal des Bab. Thnrm- 
banes bedroht i^^t. Und wie kann es ein ühland aushalten 
unter dem Gesindel wo er sitat u. stimmt! Dies u. so 
vieles andere j^ehört zu den schmerzlichsten Erfahrungen 
die es gibt. Das vorige Jahrhundert hat , nach Joh. Mül- 
lers Ausdruck bei der Polnischen Theilun^ die „Moralität 
der Groszen" gezeigt u. gerichtet; das gegenwärtige wird 
fürchte ich die der Völker noch schrecklicher ofFenbarea, 
n. vor allem das Jahr lg48 för das Deotsche eine Schand- 
B&nle sein. — An Ihren Bmder Wilhelm n. Ihre Fran 
Schwägerin meinen herzlichen Grusz u. Wunsch fernerer 
Erstarkung. Mit alter Treue der Ihrige H. Hupfeld.* 

S. 280 no. 130J. Antwort auf den S/s Tod meldenden 
Brief Hupfekr« v. 15. r, 18^5: 

„Verehrti^r Freund! Ich Iiabe die traurige Pflicht m 
erfüllen Ihnen den gestern erfolgten Heimgang meines 
Schwiegervaters zu melden. Wir hatten .uns an seine lei- 
densvolle Krankheit u. seine verfallene Gestalt so gewöhnt, 
dasz wir noch vor Enrsem an eine baldige Katastrophe 
nicht 70n ferne dachten. Der Verewigte selbst, der vorigen 
Winter im ganzen leidlicher als den vorhergehenden Som- 
mer zugebracht hatte, hatte die Freude am Leben u. die Hoff- 
nung auf eine längere Fortsetzung «o wfnifi' vorloren dasz 
.er fest entschlossen war die im vorigen Winterhalbjahr 
ausgesetzten Vorlesungen in diesem Sommer wieder aufzu- 
nehmen. Er war eben im Begriff sein Sommerzimmer neben 
dem Aaditorinm wieder zu beziehen und Anstalten für die 
in Enrzeni beginnenden Vorlesungen zu treffen, als gegen 
Ende A]3ril ihn ein fOrchterlicher Brustkrampf befiel , der 
ihn in einem nie zuvor gesehenen Grade von Abends 9 Uhr 
an fast 12 Stunden schüttelte und zur äuszersten Kraftlosig- 
keit herunterbrnr-hte. . . . Sem Trsd wnr ganz sanft, das un- 
merkliche Auslöschen eines gliinii]' iidtm Dochtes, n. dauerte 
von 10 Uhr Morgens bis 6 ühr Abends. Ihm ist wohl, aber 
wir haben den Mittelpunct unseres Familienglücks verloren, 
das seine Tage noch erheiterte n. nm dessen willmi er das 
Leben noch länger wünschenswerth fand. Bis za seinem 



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Briefe zwischen J. Grimm o. Hupfeld. 287 



leisten Tage dauerte diese Tbeilnabme, besonders an mei- 
nen Kindern, fort, er liesz sie sich noch am letzten Mor|^en 
bringen n. das letzte Wort ans seinem Munde war eine 
Frage nach den Blattern des kleinsten. Es ist ein unend- 
licher Schatz von Liehe mit ihm aus unserm Kreise ge- 
schwunden u. wir fühlen uns wahrhaft ver^vaist. Unaus- 
sprechl. ist der Schmerz meines guten Weibs, die von Kind 
auf mit allen Fasern der Seele an seiner Seele hin^, u. 
nnn von ihr wie ans einem mfitterlichen Boden losgerissen 
wird. Sie hat den Trost, ihn die letzten T^e n. namentl. 
die letzte Nacht gepflegt zu haben . wie sie es früher ge- 
wohnt war. Denn seine gewöhnliche Pflegerin , Karohne 
Suabedissen feine jüngere Schwester) erlag im Laufe dieser 
letzten Krankbeitsperiode der überraäszigen Anspannung 
Tagr u. "Nacht u. liegt noch fast hoffnungslos danieder, da 
ihre Krankheit einen nervösen Charakter hat u. ihre Kräfte 
ohnehin sehr schwach sind. Sie hat ihren schönsten 
Lebenssweck in der mehijährigen treuen Pflege unseres 
Vaters gefunden, u. in dieser Hinsicht genug gelebt. — 
^\"n haben letzten^ Winter viel Sorge um Sie gehabt. 
Möchten wir bald wieder tröstliches von Ihrer Gf^snndheit 
vernehmen. (Trüszen Sie herzlich Ihren Herrn Bruder, u. 
wir alle emplehien uns Ihrer ferneren Freundschaft u. Liebe. 

Hupfeld/ 

S. 281 no. 131]. Eine Antwort H.'8 auf diesen Brief 
liegt nicht vor, doch geht ihm ein Br. H.'s v. 26. 4. 1837 
vorauf: , Verehrter Freund! Ich kann meinen Bruder, der 
nach beendigtem hiesigen Studienlanf u. gemachtem phÜoL 
n. theolog. Examen sich noch ein halb Jahr in Göttingen 
auf dem arehaeologisohen Gebiete umsehen will, nicht ab- 
gehen la?5sen, ohne mich n. die meinigen wenigstens durch 
ein paar Zeilen ins Andenken zurückzurufen u. Hir unserer 
fortaauemden Liebe zu versichern. Wir haben zn s« mer 
Zeit mit groszem Leidwesen Ihre schwere Krankheit er- 
fahren u. sind dem Fortgange, so weit wir ihn erkunden 
konnten, mit bangem Bensen gefolgt , haben uns aber seit 
eini^r Zeit, da Sie wieder in OflÜentlicher Wirksamkeit er- 
scheinen, mit der Voraussetzung getrOstet, dasz es nach- 
grade wieder ins alte Geleise gekommen sei, obgleich die 
letzten mündlichen Nachrichten durch Lücke von der Ver- 
änderung in Ihrer Stimmung und Lebensfreudigkeit nicht 
gerade tröstlich waren. Gott gebe , dasz Sie bald wieder 
Ihrer alten schönen Heiterkeit zm-ückgegeben werden, u. 
dasz auch wir noch einmal etwas yon Ihnen zu geniesxen 
haben! Werden Sie nicht wieder einmal eine Gtesundheits- 
reise nach dem Süden machen, wenns auch nicht gerade in 



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288 



Anmerkungen zu B. I S. 281—283. 



ein Bad wäre? Dann rechnen wir daranf daaz Sie uns 



mbon Das soll ich Ihnen namentl. anch im Namen meiner 
Frau ans Herz legen, u. mein Bruder hat schon den Auf- 
trag dasselbe mündlich zu thun. — Ihrem Herrn Bruder 
einstweilen meinen herzlichen, Grus^. l)aä^ ich aus dem 
achriftl. Verkehr mit ihm schon so lange herausgekommen 
bin, kommt daher, dass ich literftriach seit Jahren in Rack- 
stand gekommen bin, ohne Gabe mag ich nicht erscheinen. 
— Ihr ^h wager Hassenpflug |Vgl. S. 278 o.] entwickelt sich 
anf'-*Mnem Posten in neuester Zeit so, dn«?: Reine Freund die es 
wahrhaft gut mit ihm u. zugleich mit der guten Sache meinen, 
eich darüber betrüben, u. ich mich wohl ganz werde von 
ihm abwenden müszen. Auch Sie werden sich über manche 
Vorgänge wenig erbant haben* Patriotische Hoffnungen 
die ich ehedem auf ihn bante, habe ich längst autgegeben. 
Es handelt sich, wie ich immer dentlicher sehe , nur am 
alten faulen Herrendienst, um mj^gliche Wiederherstellung 
des uncien regime, n. daneben nm persSnl. Ehre n. Glanz. 
Da.s neue*jte mit der Universität wird Ihnen Huber erzählt 
haben. Wohl dem der sich von den öft'entl. Angelegen- 
heiten so ganz abwenden kann wie das den Göttinger 
Herren im allgemeinen nachgesagt wird. Ich möchte mir 
jetzt etwas von dieser Gabe wünschen. . . . 

S. 282. Mitarbeiter am WOrterbnch] vgl. Anm. 
zn S. 121. 

8. 288 wie sorgenToll seine [J. Müllers] läge ist 
Vgl. Anm. S. 278. 

S. 283. In Hanover stehen die Sachen so]. 
Vgl. Briefwechsel der Brüder mit Dahimann , der auch 
alle anderen mit der Vertreibung der Sieben zusammen- 
hängenden Ereignisse die beste Auskunft gewährt. 

S. 28B. Hermann habe einen rnf nach GOt- 
tingenj. K. Fr IT. 1804 in Frankf. a M geb., war seit 
1832 Prof. in Marburg und ging 1842 in der That als Nach- 
folger Ottfried Müller 8 (vgl. Anm. s. S. 290) nach Göttingen, 
wo er 1856 starb. 
S. 288 no. 182] daranf erwidert Hupfeld am 9. 10. 1840: 
, Verehrter Freund! Ich habe erst heute jemand finden 
können der mit auf die Bibliothek ging , da diese in den 



sind. Ob nun gleich mehreres von Jac. Grethe vorhanden 
war, namentlich ein ganzer Foliant *opera omnia de 
cruce Christi, '^o hat doch die Hoffnun*];' die Schrift 
selbst zu finden getauscht. Können Sie vielleicht jenen Fo- 
lianten de cruce Chr. brauchen, so dürfen Sie nur befehlen. — 



nicht vorbeigehen, und «ich 




Tage bei nns an»- 




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Anmerknagen xn B. I S. ^—284 289 



Dass Hennaaii nach Göttingen berufen werden würde, hatte 
ieh ebenfalls schon lftn|f8t TOn einem dnrohreiaenden Wflrt 
Candidaten gehört, n. ich erwartete es nicht anders. Anch 
wäre H. wahrscheinlich ff^^angen, da keiner der an dem 
Wohl erflehen der Univ. leoendigen Antheil nimmt wie er 
sich unter dieser Curatel hier gefallen kann^ u. er überdies 
von nenem durch die hirnlobe Verzögerung Beiner Bestäti- 
gung seiner Wahl zum Prorector — wozu mau iliu, nach 
der eben so himiasen Verweigerung der Bestätigung Ger- 
lings - schon wieder gewählt halte - schndife vor den 
Kopf geetoszen war. Indessen hat H. selbst « . . die lieber- 
Zeugung mitgebracht, dasz man . . . nur einen eigentlichen 
Archäologen (Kunstarch.) sucht. Das ist . . . für uns gut, und 
wohl auch für ihn, da ich wenigstens ihm wünschen möchte 
unter günstigem Umständen nach Göttingen zu kommen 
als die jetzigen sind. Mir ist jetzt Göttingen und das ganze 
Hannoversche Land wie nnter einem Fluch nnd in Iraner 
stehend, während es seine Restitution erwartet — wer 
möchte, der nicht schon daran gefessedt ist, jetzt sein Ge- 
schick daran fesseln. Ich freue mich zu hören, dasz Sie 
beide sich frisch halten und kräftig in der Arbeit sind, u, 
Ihr Brief fügt dazu die erfreuliche Kunde dasz Ihre L Fran 
sich auf dem Lande gestärkt hat. Meine Frau, die an 
allem dem ^roszen Antheil nimmt, läszt Sie alle recht 
ordentlich — mit diesem Ansdruck, den sie mir beson- 
ders aufgetragen — grüszen, u. ich nicht minder die Ihrigen. 
Von Herzen Ihr H. Hupfeld." 

S. 284. Prof. J. Müll er] s. über ihn Anm. zu S. 278. 
In der Grimm-Correspondenz sind von ihm 3 Briefe an 
u. 1 an J. Grimm erhalten. 

S. 284 no. iaS] Antwort auf J. M.'s Br. y. 25. Ii. 1837: 
, Hochverehrter , theurer Freund, Es ist swar etwas 
Lächerliches, was ich thue; aher ich föhle mich nun ein- 
mal in meinem Herzen gedrungen, Ihnen meine innigste 
IVende an Ihrer und Ihrer 6 Kollegen Erklärung, die ich 
dimn Augenblick gelesen habe, zu bezeugen. Doch ist ja da- 
bei die Meimmi^^ ni( ht. als könne diese Zustimmung für Sie 
irgend einen Werth haben, sondern nur darum drängt es mich 
Ihnen zu schreiben , weil ich mich Ihnen zum innigsten 
Danke verpflichtet fühle fOx die Herzerquiekung , die eine 
solche That zweifach gewähren mosz in einer Zeit, die wohl 
an nichts so arm ist, als an kräftiger entschiedener Gesin- 
nung und an Gewissen der Macht gegenüber. — Gott segne- 
und stärke Sie. geliebter, verehrter Freund und lasse bie- 
und Ihre trefflichen Mitstreiter heilsame Früchte Ihrer Ihm 
wohlgefälligen That sehen. — Verzeihen Sie mir diese aon- 

E, 8teiig«L Acten der Bruder örlixua* 19 



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290 



Anmerkmigeii zu B. I S. 284—285. 



derbare Explosion eines überatrömenden Gefühls. Von 
ganzem Herxen Ihr treuergebener Jnl. Müller.« 

8. 285 no. 134] beantwortet dnrch J. M.'8 Br. 27. 

12. 1837 : ,Theurer, verehrter Freund, Sie verlangen von mir 
Auskunft über eine bei Rothschild in Ka&sel für Sie depo- 
nirte Summe (eigentlich hatto pr Auftrag Ihnen sogleich 
einen Wechsel dnraiif eiiizusrnden : er hat aber, Ihre Wei- 
gerung der Anniilnne bpsorgend, diesen Weg vorgezog'eni, 
und icn halte es iiir meine Pflicht, Ihrem Verlangen schleu- 
nigst zu entsprechen. Die Snmme kommt der Haoptsache 
nach von yier Freunden [Gerling, Hupfeld, Huber, Müller], 



nächsten zu stehen. In diesen regte sich sogleich bei 

der Nachricht von Ihrer Entlassonof die Resorgnisz , daaz 
Sie für den Aii^'oni)lii k in irgend eine pekuniäre Verlegen- 
heit gerathen könnten , und sie glaubten sich durch ihr 
Verhältnisz zu Ihnen berechtigt, Ihnen diesz unbedeutende 
Zeichen freundschaftlicher Theilnahme und Bereitwilligkeit 
XU geben. Zwei davon haben den Gedanken ein Paar anderen 
yertrauten Freunden [wohl Bickell und Hermann] mit- 
getheilt, und diese haben in derselben Gesinnung es sich 
nicht nehmen lassen, mit einem kleinen Beitrag hinzuzu- 
treten. Die ^anze Sache ist in diesem allerengsten Kreise 

f geblieben ; Niemand sonst hat hier etwas davon erfahren, 
hren Andeutungen, wie Sie sich gec^enüber dem unvermeid- 
lichen Andrängen der liberalen Partei zu verhalten gedenken, 
mu82ich yon ganzem Herxen beistimmen; aber damit hat unere 
einf&ltigen Sinnes dargebotene Freundesgabe auch nicht 
das Mindeste zu schaffen. Wir freuen uns sehr der Hoff- 
nung, die Ihr Brief uns läszt, dasz Sie das so Dargebotene 
freundlich annehmen wollen. — Durch Ihre freundliche 
Vermittelung, mit einigen lieben Worten von Ihnen über- 
schrieben, habe ich kürzlich eine Schrift gegen Strausz im 
Auftrage ihres Verfassers erhalten , und sa^e auch ihnen 
herzlich Dank dafür. Mir ist das ernste religiöse Interesse 
und die entschiedene und doch freie Behandlung des Gegen- 
standes sehr zusagend und erfreulich und zwiefach erfreulich, 
wenn wirklich, wie ein Artikel der Allg. Zeitung andeutet, Herr 
V. Kanitz, dessen Persönlichkeit mich auf Ihrem verhängnisz- 
voUen Jubiliium sehr angezogen hat, dor Verfasser ist. Aber 
wenn er es ist, will er gewisz nicht erkannt sein, und ein Dank 
von mir würde ihn nur verletzen. — Wir freuen uns herz- 
lich, dasz es mit Ihrer Gesundheit doch leidlich gut geht, 
und nehmen den lebhaftesten Antheil an Allem, was wir 
über Sie und die theuern Ihrigen erfahren und erkund- 
schaften können. Hupfeld, Gerling, Huber tragen mir aut 



die unter uns Marbu 




am 



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Amnerknnfveii za B. I S. 285^291. 



Sie herzlich zu grüszen. Bitte, p^rüszen Sie iiuch von uns 
tausendmal Ihre liebe, muthvolle Frau. In treuer Ergeben- 
heit und Verehrung Ihr Jnl. MQller." 

8. 285] ein paar Zeilen von unbekannter 

H u n dj. Dieselben waren in der That von Suabedisseos 
Tochter, Marie Hupfeld geschrieben, und zwar deshalb weil der 
MarVjurg^r FrtMinae«!kreis meinte, ihre Hand würde YOU den 
Brüdern Gr. nicht erkkiTint werden. 

S. '287 If.] Die hier iolgende Schildprnng, welche Stel- 
lung jeder einzelne College zu dem Proteste der Sieben 
einnahm, liegt offenbar der Stelle von Jacobs'Schrift : «Über 
meine Entlassung" , welche von der Stellung der Fakul- 
täten zu dem Protest handelt (Kl. Sehr. I, 43) zu Grunde. 
Die Worte auf S. 290 „Es ist unglaublich, wie etc. kehren 
darin sogar fast wörtlich als ein Ausspruch Wilhelm's 
wieder: ^die Chirnktore fieugen an sich zu entblättern 
gleich den Bäumen des Herbstes bei einem Nachtfrost : da 
sah man viele in nackten Reisern, des Laubes beraubt, wo- 
mit sie t»ich lu dem Umgang des gewöhnlichen Lebens ver- 
hüllten/ (ib. a 37 f.) 

S. 290. so wie Ihr Bruder wollte]. Ottfried 
Mfiller (geb. 1797) war seit 1819 Prof. der Archäologie in 

Göttinnen und st. 1840 in Athen. Seine Frau, die 'schöne 
Müllerin* FBriefw. v. Meusebachs mit J. u. W. Grimm S. 188] 
war eine Tochter des Pandectisten Huf^o. über seine Stel- 
lung zu den Göttin rrcr Sieben vgl. J. Grimms Kl. Sehr. I. 
54 — 6. Es handelt sich hier um die Erklärung, welche am 13. 
12. 1837 K. 0. Müller, Kraut, Ritter, Schneidewin, H. Thöl 
und E. V. Leutsch in Kasseler Blättern zu Gunsten der 
sieben gemaszrcgelten CoUegen, veröffentlicht hatten. 

S. 291. Über den Tag in Witzenhausen] ge- 
meint ist die bei Vertreibung von Dahlmann. .Jacob Grimm 
und Gervinus in Witzen hausen improvisirte Abschiedsfeier. 
Zu Fu.sz waren hunderte von StndMuten den Wasfen voraus- 

Seeilt, da den Fuhrleuten untersagt war, ihnen Wagen zur 
»isposition zu stellen. Unter denen , welche jenseits der 
hanuöverschen Grenzen, die Pferde der Verbaunteu aus- 
spannten, befand sich auch ein Glied der Familie Roth- 
schild. Noch 1852 schreibt J. (jrr. an Hofmann v. F. ((>erm. 
XL 511) von dem «glorreichen studentenauazug nach Witxen- 
hausen.* 

S. 291. Lücke's Frau sagte etc.] vgl. S. 2R7, v-1 
Freundes})r. S. 150 : „ Der 'tJnfi^lücklichste hier von uns 
allen ist Lücke.** Lücke ^eb. 1791 war seit 1818 Prof. der 
Theol. in Bonn, seit 1827 in Göttingen, wo er 1855 starb. 

ib. Huber] Prof. Vict. Aim^ seit 1836 in Marburg, 

19* 



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292 Anmerknagen »i B. I S. 292—295. 

spftter in Berlin, wo er auch mit den Brüdern Gr. verkelirte. 

Vgl. Anm. zu S. 318 Br. 2. [II S. 808.] 

8. 292. Bei nnserm Schritte lag bloss die 

relijjiöse Überzeugung zuOrundcJ vgl. Freun- 
desbr. S. 149 f.: ^ich besorge, man wird nirgends glauben, 
dasz wir (jott mehr als den Menschen haben gehorchen 
wollen, u. die in Parteien getheilte Welt glaubt nicht, dass 
jemand anders als aus Parteiansichten habe handeln kön- 
nen. Ich man entweder abgcnclumaekte Lobpreiaiingen 
(einige anufenommen, welche die Wahrheit fühlen) oder 
hoffärtige Verhöhnung ertragen, ich weias nicht, was Ton 
beiden mir mehr zuwider ist.* 

Über die sonstige polit. Gesinnung der Brüder vgl. 
Briefw. m. v. Meusebach ö. 357 f. u. Beiträge zu Görres Khein. 
Merkur in dessen kl. Schriften Bd. I. 536 ff. sowie hier be- 
sonders II 260, 265, 310 no 5, 318 n« 7. 

S. 292. Dasz der König von Sachsen unä Sieben 
erlaubt hat, Yorleenngen in LeipEi|[ aU prof. 
honor. zu eröffnen]. Ans den Briefen mit Dahlmann 
ergiebt sich, dasz diese Erlanbnisz doch nur mit Cantelen 
gegeben war nnd daher Ton ihr kein Gebranch gemacht 
iPFUrde. 

S.*294 no. 136] Voran« geU ein Br. J. M.'s v. 11. 6. 1839; 

finnig verehrter Freund, Hier sende ich Ihnen das ge- 
wünschte Document, von meiner Tochter Klara abgeschrie- 
ben. Es kann Einem ein Qranen ergreifen , .wenn man in 
diese bodenlose Sicherheit der verstocktesten Verblendung 
— oder ist es qnasi Heuchelei? — hineinsieht. — Die un- 
geheure Plattheit auf S. 2 ist nun wohl zu ergötzlich, als 
dasz man es sich versagen könnte sie vertrauten Freunden 
gelegentlich mitzutheilen. Was aber den Brief selbst be- 
trifft, so habe ich Huber gesagt, dasz Sie ihn treulich für 
Sich in Ihren Akten zu dieser denkwürdigen Qeschichte be- 
wahren wollen. • . . Wenn ich von Ihnen bin , so fftilt es 
mir immer anfs Hen&i über wie Manches ich noch hätte mit 
Ihnen reden mögen, nnd wie wenig ich Ihnen meine innige 
Anhänglichkeit nn Sie 7.u erkennen pfpf^ebnn habe. — Gott 
schütze die gerechte Sache und die um ihretwillen leiden. 
Von ganzem Herzen der Ihrige J. Müller.* 

S 295. Schönlein] Geh. Obermedicinairath u. Leib- 
arzt des Königs. Der König hatte ihn anf die Nachricht 
YOn W. Gr.*s Erkrankung xn denselben geschickt. Lasst 
uns dem Aesculap einen Hahn ^ opfern, rief Sch. mit lauter 
Stimme durch das Zimmer als die Fieberkrisis überwanden 
war. Im Fieberschaner hatte W. zuvor aus dem Bett steigen 
wollen und Dahlmann s Sohn« dessen mündlichem Bericht 



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Anmerkongen sa B. I 8. 295—296^ 



ich diese Daten entnehme , vermochte seiner nicht mehr 
Herr m werden. Da rief er den im Nebemnmmer arbei- 
tenden Jacob herbei. Er kam schweijrend, setste sieh an 
^ Bett dem Kranken gegenüber und schaute ihn emat 
mit seinen treuen Augen an. Da legten sich die Fieber- 
schauer und der Kranke sank riihiff zurück in die Kissen 
und in erquickenden Schlaf. Ein Bezeichnendes Beispiel, 
welche moralischf^ Gewalt Jacob über seinen Bruder beatisz. 
Vgl. über diese Krankheit Wilhelm's noch J. Gr. 's Brief au 
K. A. Hahn (Germania XIL, 117.) 

8. 296. diese Blatte r] Ȇber meine Entlaaenng'*. 

S. 296 no. la?.] Darauf antwortet J. M.*b 6r. t. 16. 
5. 1888 : .Thenrer, innig verehrter Freund, Empfanden Sie mei- 
nen herzlichen Dank ffXr das Geschenk, das Sie mir, von 
so freundlichen lieben Zeilen begleitet» gesandt haben. Wie 
Hohr ich mich an Threr Schrift erquickt und erbaut habe, 
brauche ich Ihnen nicht zu sa^^en ; Sie kennen meine Ge- 
sinnung. \V er es ernstlich wohl meint mit unserm armen 
Vaterlande, und nicht will, dasz es dem perfidesten Treiben 
und den wildesten Revolutionen Preis gegeben werde, der 
mun e« Ihnen und Ihren Kampfgenosaen ungemeesenen 
Dank wissen , dass Sie es gewagt haben , Sich vor die 
Breäche zu werfen, im Unterhegen gewisz den Sieg berei- 
tend, weil die heilige Macht Gottes mit Ihnen ist. Auch 
haben gerade Sie durch Ihre Schrift allen denen , weiche 
sich gerne damit V)es( hwichtigen möchten, dasz sie ihren 
Schritt auf R-echnung eines politischen Parteiinteresses 
setzen, alle Entschuldigung abgeschnitten , und wenn sie 
vielleicht nicht %n heüen sind, doch ein klares Zeugnis« 
über flie abgelegt, das sie scheuen müssen. — Mir ist mehr 
als einmal beim Lesen das Hen vahrhaft aufgefangen, 
und ich hätte viel darum gegeben einen Augenblick bei 
Ihnen zu sein, um Ihnen mit Einem Worte H!i<^'en zu kön- 
nen, wie innig ich mich mit Ihnen einverstanden ttihle. — 
Diesz fuhrt mich darauf einen Wunsch gegen Sie aus- 
zusprechen, den ich schon lange im Herzen tragt, und den 
hier Viele mit mir theiien. Möchte es Ihnen doch gefid- 
len, ehe Sie Kassel verlassen, Tielleicht während der Pnngst- 
zeit, wo unsere Gegend sich am schönsten herausputzt, 
einige Tage bei uns zuzubringen. Bickell will ja , soviel 
ich weisz, kommen; könnten Sie ihn nicht bepfl ei ten? Und 
wenn Sie kommen, nicht wahr, denn kehren JSie bei uns 
ein, und nehmen mit einem dazu bereiten Zimmer, wie Sie 
es eben finden, vorlieb? Meine Frau, die sich Ihnen herz- 
lich empfiehlt, würde sich sehr betrüben, wenn sie in diesem 
Fatte nicht die Freude haben sollte , auf einige Tage Ihie 



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294 



Anmerkungea za B. X S. 296—297. 



Hauswirtbin zu sein. Am allersdiCnsten wäre es, wenn Ihr 
Bruder Wilhelm , den ich tausendmal m grüszen bitte, 

wenn Sie ihm schreiben, mit Ihnen "kommen Könnte. Viel- 
leicht ziehen Sie es' Hann noch »'inmid m l'rwiigun^, und 
wählen zu Ihrem künftigen Autenthaitsorte statt Leipzig 
unser stilles Marburff, wo Sie gewisz von herzlicherm, un- 
eigennützigerm Wohlwollen umgeben, und allen Zudring- 
lichkeiten des Parteiwesens viel mehr üherhoben sein wür- 
den als dort Gott leite nnd schütse Sie, geliehter, ver- 
ehrter Frennd. Von ganzem Herzen Ihr treuergebener 
J. Müller. — PS. W« im Sie uns die Freude Ihres Hcsnches 
machen wollen, lassen 6ie es uns wohl vorher wissen, wann 
wir Sie erwarten dürfen; ich könnte sonst am Tage ihrer 
Ankunft zufällig abwesend sein.** 

S. 297. Vilmar] Aug. Friedr. Christ. Der bekannte 
hessische Theolog und Literarhistoriker, geb. 1800 gest. 30. Juli 
1868 in Marbnrff. In dem Briefwechsel Weigand's befinden 
sich 21 Briefe Vilmar's yon 1843—67, darunter einer von 
1867 auf roth gerändertem weissem Panier mit dem photo* 
graphischen Bildniss des letzten Kuriürsten. Natürlich er- 
wähnt Vilmar in diesen Briefen verschiedene Mal die Brüder. 
Ich hebe einige Stellen heraus: 20. Merz 1845: , Jacob Gr. 
klagt gegen mich sein- über das abnehmende interesse der 
weit an unserer Wissenschaft; aber woher kommt diese ab- 
nähme?* — 18. Aug. 1846: «bis dahin (eintreffen W. Gr.*8 
Athis n. Prophilias) hatte ich mich an J. Grimm*B Geten- 
Gothen und etymologischen kühnheiten in der Tocal- 
abhandhmg erfreut ... es mögen also diese Rimberge ur- 
!^prüngiich reg in berge gewesen sein, u. somit uralte 
culturstätten der rag ine. In der nähe dieses oberhess. 
Kimbergs bei Caldern sucht bekanntlich Mone nicht ganz 
ohne Wahrscheinlichkeit die Gnitaheide." — 28. Dec. 1846: 
, Wir Philologen nnd Dichter haben uns fanf d. Germ.-Vers.] 
gut mit einander verschlagen, bis auf die kleinen spitzen, 
welche ich notgedrungen gegen W. Grimm in angelegenheit 
der zu erneuernden Hauptschen Zeitschrift herauskehrte, und 
die auch J. Grimm in seinem bericht in der allg. zeitung nicht 
ganz übergangen hat. das ding kam beinahe heraus, als wenn 
Haupt die Zeitschrift gepachtet hätte, während er doch aus 
freien stücken die sache niedergelegt hat. F. Pfeiffer, den 
ich in den Vordergrund rückte, schienen die Grimm die 
Zeitschrift nicht recht gönnen zu wollen. ... die übrigen 
exnectorationen in Fft. n&tte ich den herm Juristen hm- 
lich gern geschenkt; ... u. Reyschers eseleien gegen J. 
Grimm in d. allg. zeitung lialjen ebenso [bös"! anf viele 
andere gewirkt.** ^ 31. Mai 1849: »Ich habe 6ie beneidet. 



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.Anmerkungen zu B. I S. 297. 



295 



dasz Sie am 18. sept. r. J. in aller gemütfaliclikeit sich 
haben bibliotheken ansehen und Codices untersuchen und 
ezcerpieren kennen, das wäre mir völlig unmöglich ge- 

J. Grimm that auch wohl, dasz er sich von Frankf. 
eritlVriit»'' : thnt mir leid, dasz ihn seine eitelkeit vcr- 
tiihi t«\ ^u h iur F. zuzudrängen (denn das hat er getban), 
u. wählen zu lassen , um sich — lächerlich zu machen. 
J. Qr.*s ezistenz in der Nat. Y, ist unsem Studien oder viel- 
mehr deren geltung nicht förderlich ^wesen. doch darnach 
fragen wieder die Urimms nicht — sie wollen ihresachen 
eben nicht aus dem kreise der gelehrsamkeit gerückt sehen ; 
exclusiv oder gar nicht! ist ihr alter wenn auch nn- 
ansgesprochener Wahlspruch. — L. Uhland ist weniger klug 
als die Grimms, und scheint sich völlig ruiniren zu wollen. 
— 6. Aug. 1867: ,üen Tod Jacob Grimms habe auch ich 
auf das Schmerzlichste empfunden; es macht sich dieser 
Verlust auch sonst durch die einreiszende Meisterlosigkeit 
auf dem deutschen Sprachgebiet und den bittern Hader, 
welcher überall auftaucht, empfindlich bemerkbar." 

In der Grimm-Correspondenz haben sich nur 4 Briefe V.'s 
an J. Grimm erhalten. Auf den ersten derselben fehlt die 
Antwort v. J. Gr. Er lautet: »»Wohlgeborener , Hochver- 
ehrtester Herr Professor! Ein Neuling überrciciit Ihnen 
hierbei seine Arbeit ~- nicht, als ob er meinte, es sei die- 
selbe an sich Ihrer An^erksamkeit wllrdig, wohl aber, um 
Ihnen durch ein finsseres Zeichen darzuthun, dass die Zahl 
Ihrer, für ein ganzes Leben dankbaren Schüler sich um 
Einen vermehrt hat, der, freilich nun schon vor Jahren, an 
Ihren Schriften lernte , zu lernen . und sich mit seinen An- 
sichten von den Dingen den Dingen selbst unterzuordnen. 
Möge der verehrte Meister auch die geringe Leistung eines 
seiner schwächeren Schüler nicht verschmähen, der, fiber 
zwei Jahre lang aus der Bahn der Wissenschaft in das 
Gebiet des Geschäftslebens verschlagen , mit dieser Arbeit 
zuerst wieder den wissenschaftlichen Boden betritt. — Ich 
hätte sehr gewünscht, diese Abhandlung voll^täiifliger ans- 
reitpn hissen zu können, indesz geboten die Amtsverhältnis&e 
Elle in der Ausarbeitung und Herausgabe, und so kann und 
soll sie denn nichts anderes £ein, als eine kleine syntaktische 
Concordanz iür den GenitiY im Heliand. — Die Gmnd- 
linien einer Theorie des Genitive, die ich zu ziehen yersucht 
habe, mögen, von einem höheren Standpunkte ans an- 
gesehen, unhaltbar erscheinen — ich gebe sie gern daran 
~ indcsz konnten mich die bisherigen Theorien noch weniger 
befriedigen, weil diese auch nicht einmal einen beschränkten 
Kreis von Thatsachen mit Vollständigkeit zu Ihrer Grund- 



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296 Anmerkaugen sa B. I a 297— m 



läge genommen hatten. — Mit lebenslftnfliclier Dankbarkeit 
und Yerehning habe ich die Ehre, mich za nennen Ew. 
Wohlgeboren ergebensten Dr. A. Vilmar, GymnariaLdirector. 
Marburg am 29. März 1834.' 

Die übersandte Arbeit ist V.'s (Tymn.-ProgT. : ,De ^eni- 
tivi caäUä syntaxi quam praebeat Uarmoma Evaugeliorum, 
aaxoniea duJeoto seenlo IX conscripta, commentaMo/ 

S.297 no. 138] Antwort auf V.'s Br. 2: ^Hochwohlgeborener, 
HochyerebrteBter Herr Hofrath! Gestatten Sie mir, daas 
ich, ermuthigt durch die nur zu gütige Aufnahme meines 
Schalprogrammes Tor anderthalb Jahren, auch das an- 
liegende [von der stete ampten und der fursten ratgeben 
1835. 4.] ihnen überreiche. Dasz ich dios kleine Stück her- 
ausgegeben, hat freilich zunächst mehrere äuszere Ver- 
anlaszungen — welchen auch die, so wie sie da (S. 4 — 5) 
stehen, sehr überflüszigen Bemerkungen über u und ü an- 
frehören — ^ indesz spracn mich doch auch das frische Leben 
in diesem derben, einem noch gesunden Boden entsproszten 
Gewftchse an. Wie ich es herausgegeben — darüber ist 
eben nichts ZU sagen. Abschreiben ist keine Knnst, doch 
wuszte ich hier ernstlich nicht, was ich beszeres hätte thun 
sollen. — Unter den vielen freudigen Stimmen, welche von 
allen Enden her sich über Ihre deutsche Mythologie er- 
heben werden, erlauben Sie auch der meinigen, sich hören 
va lassen. Die fielen einzelnen, leisen Töne und Stimmen, 
die fast verhallend an Ber^ und Wald vorüberziehen, klingen- 
nun zusammen in einem einzigen, lauten und hellen Klange. 
Mit wem jene Töne ans der frühen Kindheit her durcos 
Leben gegan<ren sind, der wird sich noch ehe er den vollen 
Xlaii*^^ den (ianzen technisch bewundert, daran persönlich zu 
freuen im Stande sein. Den wissenschaftlichen Gewinn 
nnd das Lernen ans Ihrem Werke theile ich mit sehr Vielen, 
die Frende mit nicht Wenigen; jeder hat denn nnn seine 
besondere und besonderste Freude. So ist es nnter Vielem 
kein geringes Vergnügen, die auch in Hessen wohlbekannten 
Elbentröt sehen ^Hilpent^t^Jchen) in so guter Gesellschaft 
auftreten zu sehen. Dit^ J.Ltrd der H. Tr. bestand noch vor 
zwanzig Jahren als ein sehr alter Pennalismus in Hersfeld. 
Seitdem ist auch diese letzte schwache Spur erloschen und 
lediglich der Tradition anheimgefiftllen. — Hit der innigsten 
Verehrung habe ich die £bre, mich zu nennen Ew. Hoch- 
wohlgeboren gehorsamster Dr. A. Vilmar. Marbnrg 7. Not. - 
1835.** 

S. 298. über den horsfelder Hi Ipen tr it er de] 
verdruckt für H i 1 p e n t r i t s c h*. Vgl. noch Vilmar's Idio- 
tikon von Kurhessen Marburg 1868 8. V. Hilpentritsche : „Dasz 



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Anmerkiiiigeii m B. I 8. 298-dOi. 297 

die Hüpentritechen in Heraföld yorkommen, hat er (d. h. 
J. Qr.) am meiner Mitteünng.* 

S. 298. Mohr] vgl. folgende Stelle eines Briefes von 
Vilmar an Weiijrand v. 5. jan. 48 : ,Sind Sie gemeint, wenn 
der hsrdfessör JÖsnft Eiselein' von einem ^pröfessdr Weigand 
in MMias^ spricht? der mann acheint zn den vielen halb- 
tollen Bu ffehOren, die wir in unsern disciplinen haben auf- 
tauchen senen : Berndt, Radioff, K. Roth , Crüger, Wil- 
brand, Mohr (dieser ist denn doch im irr en hause gestorben 1) 
und viele andere geben eine Rcliöne reihe." 

S. 298. ob Sie neigt .. . beitrag für das 
deutsche wb. zu liefern?] vgl. Anm, z. S. 121. 

S. 299. Blackert]. Lehrer am Gymnasium in Mar- 
burg wurde 1845, wie ein Brief Vilmara an Weigand er- 
giebt, nach Rinteln versetzt, wurde dann Pfarrer, trat 
später zum Katholizismus über und starb als Professor in 
CemoTitK. Er wird wohl nie etwas für das Wörterbach 
geliefert haben. 

S. 901. mein brnder will das programm in 

dem gött. anz. beurt heilen]. Vffl. die Anzeige in 
W. Grimm s kl. Schriften U, 481. 

S. 802. Dem münchener Roth]. K. Roth am 
Reichsarchiv zu München geb. 1802 t 1880. vgl. S. 403, 
J. Gr. an K. Frommann v. 10. apr. 1839 (Germ. XII, 119) 
u. Anm. ?Ai S. *298 : Mohr. — Über seine Schriften vgl, 

K. V. Bahder's Deutsche Philologie. 

S. 803. bogen etymoiogie über ^.aünde"! in 
Theol. Studien u. Kritiken hbg. v. UUmann u. Umbreit 
1839 B. 747-52 (= Kl. Sehr. IV, 288 ff.) 

S. 303. Bemerkungen über hesRiHche orts- 
nameuj in d. Zeitschr. d. Vereins f. hesö. Geacii. u. Lan- 
deskonde. Bd. 2 (1840) S. 132-54 (= Kl. Sehr. V. 297 ff.) 

S. 304. Uaupt.] vgl Anm. zu S. 314. Von ihm 
liegen mir 4 Znsdinften an Weigand vor, ans den Jahren 
1841^8. Ich setae ans dem letaten 27. Oct. 1848 datirten 

Bri« f den Eingang her: «Haben Sie freundlichsten Dank 
für die Zusendang Ihres evangelien-brnchstücks. ich habe 
es soeben erhalten u. mich über den schönen anch durch 
groF^^e reinheit des versmaazes merkwürdigen iund sehr 
gefreut u. werde dafür sorgen, dasz Jacob Grimm an sei- 
nem Geburtstage abdrücke erhält\ (Im weiteren bean- 
standet er die Ansetztmg desAnfanje^s d. 11 Jh. für die Hs. 
nnd Weigand aooeptirte seine Ansicht, dasa sie dem An- 
fimg des 18. Jh.*s angehöre) YgL Anm, sn 8. 327. 



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298 



AnmerkuDgen zu ß. l S. 305—307. 



S. 305. Stielers Sprachschatz]. Der deutschen 
Sprache Stammbaum u. Fortwaehs od, deutscher Sprach- 
schätz etc. Nürnberg 1691 4o. 

S. 305. Hör US n. KiliandrI vgl. S. 122 femer 
einen Brief v. Vilmar an Weigand v. 18. 8. 1846 (in Anm. 
z. S. 297) und v. MüUenhotf aii Weigand v. 25. 1. 1857 (in 
Anm. zu S. 359). In der zweiten von Müllenhoff* 1867 be- 
sorgten Aüä^abe von W. Grimmas Heldensage ist der Iden- 
tität von Kuiandr mit Calantra, welche Mone ohne weite- 
res annahm, ebensowenig gedacht, wie in der ersten. 
Nach W. Kolbe : 'Die Sehenswürdigkeiten Marburgs u. s. 
Umgebungen. Marb. 1884' S. 145 ist allerdings nocn heute 
in Kernbach eine vor den Ohren der Städter wohl o-p- 
hütete Überlieferung lebendig, wonach dort der Lindwurm 
gehaust iuibe, den Jungsiegfried erschlug. 

S. 307 no. 144] Antwort auf V.'s Br. 3: j,Hochver- 
ehrtester Herr Professor! Inliegende kleine Schnft, nicht 

die Oeffentlichkeit bestimmt, vielmehr nnr ein in groszer 
Eile beschafftes Surrogat für Dictate, würde an sich nicht 
gewagt haben, sich Ihnen zu zeigen, und nur gelegentlich 
würde ich e - al - rin Ouriosum — damit Ibnen auch der- 
gleichen Dinge wejiigstens zu Gesicht gebracht würden — 
ihnen vorgelegt haben. Die Indiscretion des Buchhändlers, 
welcher das Stück wider die bestimmteste Abrede ver- 
sendet, erinnert mich, ihn nicht an ünTerschämtheit sn 
überbieten, indem ich es darauf ankommen liesze , dasz 
Ihnen das Stück anderwärts zu Gesicht käme, nicht durch 
mich. Die Absicht ist nicht eben, dasz Sie es le^^en soll- 
ten ; denn wer kann solchen Abhub (und mehr können 
freilich alle dergleichen Schuihefte nicht sein) ohne schmäh- 
liche Zeitverderonis durchgehen V — Für Ihren LWühelm's] 
Wemher habe ich nicht einmal gedankt; was werden Sie 
von mir denken? Der Wunsch, mit mehr als der allge- 
meinen Formel, mit Beweisen des Gelesen-Habens und aes 
Nutzens aus dem Lesen, zu danken, Hess mich im Anfange 
Aufschub suchen ; nachher traten die seit einem Jahre wieder 
uiiabläszig andringenden Amtshindernisae , wie diese bei 
unsern Verhältnissen so häufig kommen , in den Weg. — 
Beiliegendes Citat wird Ihnen wohl längst bekannt sein; 
seit drei Vierteljahren liefft es nun schon bei mir. Ein 
wirklich interessantes , Ihnen Tielleicht unbekanntes und 
nicht ganz unwichtiges Zeugnis werden Sie neulich von 
Dr. Dietrich erhalten haben oder doch in der Kürze erhal- 
ten. — An Ihrer [Wilhelm\s] goldenen Schmiede habe ich 
viel lache Freude gehabt : zunächst die billige und milde und 
doch entschiedene Abwehr des fremden Maszstabes ; vor allem 



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Amnorkungeii zu B. I S. aOT—m 



aber das theologisch-poetische Glossar, welches für die 
innere Eirchengeschichte nicht hoch genug in Anschlag 
kommen kann. Wie reich ist diese Fundgrube, und wie 

wenige kennen sie; denn seit Peschek meine ich kaum 
eine Andeutung dieser Dinf]:? gelesen zu halben. Ohne 
Eingehen darauf, von d^n anLrelsächsischen Stücken, Otfried 
und Heliand an hin hinab iu das 15. Jh., werden wir aber 
niemals eine Geschichte des Christenthums in Deutschland 
bekommen. Mit der herzlichsten Verehrang und Ergeben- 
heit Ew. Woblgeboren ergebenster Yilmar. — Marburg, 
28. Sept 1840.*' 

S. 307. Ihre m ir ... übersandte schrift] Deutsche 
Schulgrammatik etc. Marb. 1840, 7. Aufl. 1871. 

ib. unserer grammati k i hre eigenthümlich- 
keit zu bewahren] vgl. S. 334. 

S. 308. die . . rednetion des textes prschreckt 
doch ein wenig] vgl. 6. 314, 3o2, 217 u. J. Gr. a Anzeige 
T. Lacbmann\s Scnnft über die ursprüngliche Ctestalt der 
Nibelunge Noth. Berlin 1816. (El. Sehr. I V 92 ff.) sowie die 
W.'s (Kl. Sehr. II, 176 ff.) und W. Gr. an GGrres v. 6. 12. 
1816 (Görresbriefe II 506). Die spätere Correspondenz Lach- 
mann's u. Wilh. Gr.'s über diis Nibelungenlied steht in 
Zacher's Zeitschr. 11, vgl. dazu Wegener's Anm. in dem 
Briefw. m. v. Meusebach S. 366 f. Jacob's Correepond. mit L. 
begann 1819, vgl. ib. S. 303 f. 

S. 308. Gervinus fünften Theil] Gesch. d. poeti* 
sehen NaUonalliteratur d. Deutsehen. 1 — 5. Bd. Leipzig 
1835—40. 5. Aufl. bes. v. K. Bartsch 1871-74. 8* — Be- 
kanntlich war Gervinus mit Dahlmann und J. Grimm 1837 
gemeinsam aus Hannover verbannt. Aus den 7 mir vor- 
liegenden Briefen an Wc ii^and (von 1847 — 53) hebe ich fol- 
gende seinen Berliner Aufenthalt 18.52-3 beleuchtende Stellen 
heraus: Heidelberg 28. 9. 1852: „Ich würde Sie dann bitten, 
mir dasselbe maier J. Grinim*s Adresse nach Berlin zu 
schicken, wohin ich fibermorgen abreise, yielleicht um den 
ffanzen Winter dort zu bleiben.* — Berlin Behrenstr. 6. — 
18. 12. 1852: »Ich werde hier wohl noch längere Wochen 
oder selbst Monate aushalten müssen. Die Masse des Vor- 
rathes ist gewaltig.* — H. 1. 3. 1853: ^üie lange Ver- 
schleppung dieser Antworten entschuldigen Sie gewisz gerne 
mit den häszlichen Zwischeniailen , die mich, zum Schaden 
auch meiner neuen Aufla(||e der Lit. Gesch. vorschnell aus 
Berlin ndthigte. Es ist ein seltsames Schicksal, dasz ich 
über der Überarbeitung des 8. Bandes genule so aus Berlin 
vertrieben wurde (u. vielleicht noch weiter aus Baden u. 
Deutschland weg) wie ich bei der ersten Ausarbeitung eben 



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300 



Anmerkangen am B. I S. 808-^lB. 



dieses Bajides ans Göttingen verjagt wurde . . . ich könnte 
wahncheinlich in Wochen noch nicht hier weg, weil mit 

einer demnächstigen Freisprechung, an der ich nicht zweifle, 
die Sache noch nicht zu Ende sein wird.* — 28. 9. 1852: 
nJ. Grimm war schon weg; er blieb nur 1 — 2 Tage, n. sah 
leider recht verarbeitet aus.* (vgl. Fr. Roth an Weigand 
12. 9. 1852. Anm. zu S. 377). — Gervinus' Briefwechael mit 
den Brfidem wird demnftehst von Dr. I|ypel ▼eröffentlicht 

8. 308. Ihre Kationalliteratur] Geschichte der 
dentflch. N. Harb. 1845. 8. 22. Aufl. 1886. 

S. 309. theilnahme d. publicnms an der altd. 
lit. nimmt ab.] vgl. Vilmar's Aeuseemng anWeigandin 
Anm. zu S. 297. — Seifrid Helblinfr steht in Bd. IV 
Haupt's Zeitschr. 

ib. Müllers u. Schaumanna leere Einbil- 
dunfj^en] vgl. L. Diefenbach an Weigand v. 5. 6. u. 28. 7. 
1845 in Anm. zu 8. 388, sowie J. Gr.'s Recension v. W. MüUer*8 
Geschichte n. Syst. d. altd. B^ligion. Göttingen 1844 (Kl. Sehr, 
y S. 336 ff.) u. seine weitere Sklftrung in der AUg. Zeitung 
1845 (Kl. Sehr. VII Ö. 600). Wegen Schaumann'g vgl. J. Gr.'s 
Bemerkungen zu Schaumann's Aufsatz über das wehr<?eld 
d. freien nacb d. Lex. Saxonam in Bd. 11 d. Zeitschr. £* 
gesch. rechtswisnensch 885 ff. 

S. 310. pholj vgl. „Schon mehr über phol*^ in der 
Zeitschr. f. das Alterthnm t. Haupt Bd. 2. K42. S. 252-7 
(s= Kl. Sehr. Vn 8. 101). 

ib. Ihrer abhandlung über den Heliandj 
Deutsche Alterthümer im Heliand etc. Progr. 1845. 

S. 311 z. 1 V. u.] lies: 'des von 1594* st. *der'. 

S. 312. Pertz davon benachrichtigt] Vgl. Anm. 
S. 267. Pert? war lekanntlich Oberbibliothecar an der 
königl. Bibliothek in Berlin. 

ID. SchadewitzJ Vgl. in Anm. zn S. 318 Y.^s Br. 4 
auf S. 302. 

ib. Pfeiffer will . . . neue Zeitschrift be- 
ginnen, was mir lieb ist]. Vpl. S. 314, Germania XT, 122. 
Die 22 mir vorliegenden Briefe ranz Pfeiffer's an Weigand 
von 184^^—68 bieten keine Ausbeute für Pf.'s VerhÄltnisa 
zu jedem der beiden Brüder, das, wie auch deren Briefe an 
Weigand ergeben, ein sehr verschiedenes war. Vgl. noch 
Wühelm^s Kl. Sehr, n, a 508 ff. 

S. 318 no. 148] Antwort auf V.*s Br. 4: ^Marburg 
4. Januar 1859. Hochverehrtester Herr Hofrat I Nicht um 
die gratulantenschar zu vermehren, welche, erwünscht und 
unerwünscht, an diesem tage sich Ihnen zu nahen ptiegt, 
komme ich, wol aber, um doch wenigstens einmal an diesem 



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Anmerkungen ra B. I S« 313* 



tage Urnen, mein hochverelirteater meister, meine Verehrung 
aneh brieflieh anaxndrQekeii, die- mich ja freilich seit non* 

mehr länger als dreifsig jähren keinen tag verla&en hat. 
leider bin ich seit zehn Jahren fast gana« seit i&nger aJe 

drei jähren gänzlich nup dor bahn hcransfT^eworfen worden, 
auf der ich Ihnen von fern tol^^en konnte, wenn gleich aller- 
din<:^s auch in jenen ersten zwanzig jähren die geschälte des 
aiutti nur ein sehr fernes und langsames folgen erlaubten; 
aber anch auf dem felde, auf welches ich, viel zu spät, 
sorückgeworfen worden bin, frent es mich, die nach- 
wirknngen Ihrer meisterschaft, wenn auch für jetzt noch in 
den ersten anfängen, zu bemerken, ganz junge aber tüchtige 
kräfte be^^innen die ausgefahrenen f^-leise der alten exeg^ese 
zn verlafsen, und eine gründliche forschung sich zur aufgäbe 
zu machen, dieselbe von Ihnen vorgezeichnet worden 

ist, so z. b. dl'. Zückler in Gie&en und prof. v. Zezschwitz 
in Leipzig. — Dagegen ist es mir schmerzlich , in einem 

Soncte, und einem sehr wesentlichen, einen abfail gerade 
etjenigen jüngern weit bemerken zu müljBen^ welche Ihre 
pfade einzuhalten berufen ist. das wirmis, welches Holz- 
mann in der ansieht von den Nibelungen angerichtet hat, 
trägt je länger desto üblere früchte, weiche wiederum ihre 
pamen auf weite gebiete, nicht blofs der deutschen literatur 
and sprach wxfaenschaft hinaus tragen wird, die ganze an- 
sieht von dem was volkspoesie, was epos, ja was poesie 
Qberhan||t ist, gerät in schwanken, Verwirrung und, — schon 
jetzt — in yerfall. ich yerkenne ja nicht, dafs Lachmann, 
der in allem guten seine silfte aus Ihnen zog, und nur wo 
er sein Ich ungehemmt walten liefs, formell fehlte, durch 
seine abstruse raethode an dem abfail — nicht schuld ist, 
aber seinen anteil hat; denn die schuld liegt an denen, die 
zu träge sind, sich durch das Lachmanusche gestein hin* 
durchzuarbeiten, aber dals man nun die sachen auf den 
köpf stellt, und Lachmann als auf dem köpf stehend dar- 
stellt, das ist mir zu arg« wie hat sich Zarncke dazu her- 
bei lafsen kcmnen, die schülerhaften misverständnisse, welche 
Holzmann, und noch neuerlichst Fischer, zu tage bringen, 
nur gelten zu lafsen V ist denn niemand da, welcher, mafs- 
voUer und geschickter als der gute MüUenhoff, für die 
meister einträte? — geht es so lort, so ist ein Untergang 
der wilsenschaft, welche lange zeit die kOnigin gewesen ist, 
auf dem gebiete der literatur der poesie nicht schwer zu weis- 
sagen, warum schweigt Haupt? — Herr Wurm ist ja nun mit 
seinem Anti-Grimm, wenigstens mit einem probebogen, 
heraus gekrochen, er wird niemanden überreden . dafs er 
ein drache sei. möge es Ihnen aber vergönnt sein, Ihr 



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302 Anmerkungeit zu B. I S. dia*-315. 



Wörterbuch zu einem frölichen und aiegreiciieii ende zu 
bringen! Mit den heraliehsten wünschen für Ihr ftnberes 
nnd inneres wolerffehen in bekannter innigster Verehrung 
Ihr ergebenster Vilmar, prof. d. th. u. Cons. B. -~ Es fällt 

mir ein, dafs ich Ihnen noch die beantwortung einer frage 
schuldig bin; fall? Sie die antwort noch interessiert, so folgt 
sie hier: der buchdrucker iSchadewitz in Kassel führte 
diesen namen wirklich, und es lebt in Kassel sogar noch 
ein nachkomme des buchdruckers , welcher diesen namen 
fthrf 

S. 314. anderes in sich verschlossen halten 
mnsz] Tffl. Anm. zn S. 115. 

S. 314 Dem Wörterbuch ist., wenig aner- 
kennung zu theil geworden] vgl. Germ. XL. 252. 

ib. 8. deutsche Wb. nnter der presse] vgl. 
S. 852. 

ib. Lach man HS ansieht) s. Anm. z. S. 308. 

ib. Haupt ist ... in seine Fusztapfen getre- 
ten], vgl. Brief w. mit v. Meusebach S. 395. Wegen 
Hanpt Tgl. noch Anm. zu S. 804. 

S. 314. Meyenbergs] verdruckt st. Megenbergs. 

S. 314. Conrad heiszt sicher nicht von Würz- 
burg nach der stube (?) in Baapl]: Vgl. Wackernagel 
Joh. Fischart S. 78 Anm. 170 u. Germania IV. S. 113 ff., so- 
wie Jac. Grimm an Pfeiffer v. 8. 2. 1859 (ib. XI. S. 113 ff. 
no. 28) : ,Conr. v. W, hat lange zu Basel gelebt und ibt da 
gestorben ; doch kommt mir der beweis , den Wackernagel 
ans dem Baseler h^nse zieht, bedenklich vor.' 

S. 315. Wer den Gargantua endlich heraus- 

fibt , wo llen wi r se h en, Meuseba c h sah vieler- 
ei ein], ver^l. Fischartstudien d. Frh. K. H. Gregor v. 
Meusebach. Mit einer Skizze s. liter. Bestrebungen heraus- 
ireg. V. Dr. Camillus Wendeler Halle 1879. Demselben 
Herausgeber verdanken wir auch den hochinteressanten Brief- 
wechsel des Frhn* y. M. mit Jac. n. Wilh. Grimm Heilbr. 
1880 , desnen so werthvoUem Oommentar leider ein leicht 
orientirender Index fehlt. 

S. 315, Prof. Weigand]K. in Giessen, wohl der wärmste 
und aufopferndste Frennd der Brüder. Über ihn vgl. be- 
sonders 0. Bindewald : Zur Erinnerung an Friedr. Ludwig 
K. Weigand Gieszen 1879, wo auch verschiedene Aeusze- 
rungen W.'s über die Brüder mitgetheilt sind. Die Briefe 
der Brüder an ihn, so wie seine gesammte sauber aufbe- 
wahrte wissenschaftliche Correspondenz , eine Anzahl von 
ihm gehaltene Vorträge , seine Collegienhefte sowie eine 
Anzahl CoUectaneen sind mir von seiner Tochter, der Fran 



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Anmerkangen zn B. I 8. 315. 308 



Oberlehrer Dr. i lach in Wiesbaden freundlichöt anver- 
traat worden. Das seit langer Hand von W. gesam- 
melte Material zn einem Wetteraner Idioticon hat Prof. 
Crecelins in fiSlberfeld in Hftnden nnd denkt es demnächst 
nm anderes vermehrt zu veröffentlichen. Das Material 
über Lamprechts Tochter Sion hat Prof. Weinhol rl ver- 
werthet (v^l. Anm. zu S. 316). Emen Vortrag über ickel- 
samer hat Fechn^r iv^\. 8. 340) abgedruckt, einer über die 
Beziebuugen der einzeiuen Landestheile des Groszherzog- 
thum Hessen zur deutschen Literatur sollte im Feuilleton 
der Frankfurter Zeitung 1885 mitgetheilt werden. Ausser- 
dem liegen mir noch je ein Vortrag über Jacob nnd Wil- 
helm Grimm nnd einer über Schmeller aus den Jahren 
1863, 1870, 1869 vor. Sie spiegeln die aufrichtige Ver- 
ehrunnf Weigands für diese drei seinem Herzen so nahe 
stehenden Männer wieder. Die anderen Vorträge handeln ; 
über die deutsche Lexicographie (26.1. 1855), die Forschung 
in den deutschen Mundarten , deutsche Etymologie (2. 8. 
1867)« den Buchstaben R im Deutschen (29. 11. 1861), BOr- 

Sers Lenore (2. 2. 1872), den Gdttinger Dicbterbund oder 
en Hainbund (4. 7. 1873), Max u. Thekla in Schillers Wal- 
lenstein (19. 2. 1875), Bürgers Ballade „des Pfarrers Tochter 
zu Taubonhain* (24. 11. 187fi), von welchen der eine oder 
andere auch jetzt noch verörtentiicht zu werden verdient. Von 
der sehr umt ingreichen wissenschaftlichen Correspondenz 
habe ich iüi meine Anm. verwerthet, die Briefe v. L. Diefen- 
bach (s. Anm. zu S. 388), Ph. Dieffenbaeh (S. 370), Dietrich 
(S. 372 n. 377), Gervinns (3. 308), Grieshaber (S. 321), M. Haupt 
fS. 304), Ad. V. KeUer (S. 333), K. MüUenhoff (S.359). Franz 
Pfeiffer (S. 312), Franz Roth (S. 377), Heinr. Bttckert (1 Br. 
V. 16. 10. 1851), J. A. Schmeller (S. 333), Vilmar (S. 297). 
W. Wackemagel (S. 338), .T. W. Wolf (S. 318). — Vgl. auch 
noch Anm. zu S. 353 einen Brief Weigands an S. Hirzel, 
von dem natürlich ein dicker Pack Briefe , welche das 
deutsche Wb. betreffen, vorliegt. — Wie pietätvoll Wei- 
gand bis ins kleinste gegen die Br&der gesonnen war, geht 
unter anderem daraus hervor, dasz mir nicht nur die 
Couverte zu no. 149, 152, 182 vorliegen, sondern auch 
1) ein Sedezzettel mit der Adresse: ^An Frau Professorin 
Dorothea Grimm Bad Heringsdorf bei Swinemünde. — fr. 
Jac. Grimm Abg[pordiir ter] zur N[ational] V[er8ammlung|'* 
(Poststempel: Franli^iurt d. 9. (?) Aug. 1848), dessen Rückseite 
von Dorothea Grimms Hand folgende zweite Adresse trägt: 
«Herrn Professor Wilhelm Grimm Berlin 20 Post- 
stempel : Swinemünde 11. (V) 8. — 2) der Entwurf einer auf 
die Anzeige von Jacob Grrimms Tod hin aufgegebenen De- 



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304 



Änmerkmigeii sa B. I S. 815. 



peaehe: ,Fhia Professor Wilhelm Grimm Berlin. Tie&ter 
Schmerz. Qott mit Urnen l Bitte gleich Nachricht, wenn 
die Beerdigung morgen nachmittags* Weigand/, sowie der 
telegraphischen Antwort: «Professor Weigand Gieseen in 
Hessen. Die BeerdigTjnGr ist Donnerstag früh um 9 Ühr. 
Professorin (Irimm Linkstr. 7." Das^ Weigand sich ein 
eigenes Grimm zim nie r eingerichtet hatte, wird allen denen 
die, wie ich, das Glück hatten den freundlichen alten Herrn 
m seiner Wohnung zu besuchen, bekannt sein. — In der 
OrimmoCorresponctens sind nachstehend angesogene 98 Briefe 
von ihm erhalten. 

S. 315 no. 149]. Voraus geht W.'s Br. 1, womit er 

seine 'Kurze deutsche Sprachlehre fttr Real-, Bürger- ü. 
Volksschulen Mainz 1838* an J. Gr. übersendet. Bindewalda 
Darstellnn^ 1. r. S. 45 f. u. 49 wird durch diesen Brief et- 
was berichtigt. Er lautet: „Woblgeliomer , Hochzuver- 
ehrender Herr Hofrath ! Wenn ich es hiermit wage. Eurer 
Wohlgeboren das anliegende kleine Schriftchen zu übei*- 
senden, so folge ich dem Drange meines mit Verehrung 
gegen Sie erfnllten Herzens. Als ich frflhe schon, mit mei- 
nem Adelung beschäftigt nnd dann in den mittelhoch- 
deutschen Sprachdenkmälern, die ich erlangen konnte, 
lesend, das Studium der deutschen Sprache lieo gewonnen 
hatte und mit der gröszten Freude in demselben weiter zu 
kommen suchte, zeigte mir Hire Sprachlehre erst, was ein 
solches Studium sei und wie dasselbe betrieben werden 
müsse. So ward ich Ihr Schüler und lernte Sie verehren, 
und diesE um so mehr, je mehr sich mir unter Anleitung 
und Hufe des Herrn Geheimen Begierungsrathes Schmitt- 
henner dahier schon in den Jahren meiner Studienzeit auf 
der Universität die althochdeutschen Quellen mit denen der 
übri<]!:en Mundarten im Altdcntschen aufschlössen. Wiesehr 
würde es mich nun treuen, wenn Eure Wohlgeboren dem 
hier übersendeten wenn auch geringen Büchlein, das unter 
gröszeren Arbeiten und während meines Unterrichts sich 
bildete, eine freundliche Aufiiahme und gütige Nachsicht 
nicht Tersagen wollten! — Ich habe Bedeutendes zu einem 
Wetterauiscnen Idiotikon gesammelt und geordnet, und 
dabei mancherlei Freude gehabt. Diese ffewfthrte mir 
theils das Auffinden alter aus der Schriftsprache verschwun- 
dener Wörter, die in der Wetterau noch gang und gäbe 
sind, z. B. die Ü8sel *(agf. ysla) = Funke und fiinkenasche: 
iderüchen (ahd. itaruhhan) == wiederkäuen, Athem holen; 
die Urschwinge (ahd. aiwinka) , die bei dem Brechen des 
Flachses abgefiaJlenen gröberen Fasern^ b. Alberus: eh- 
schwingen *, aut etwas und naut nichts ; die Schnübe 



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Anmerknngen zu B. I S. 315—318. 



305 



=s Eopfbedecknn^ , Haube (ahd. fnuaba); Walt. y. d* 
Vogelw. 'Schapei und Qebäade*; die Semde = Binse 

11. B. w. Theils freuten mich manche Formen, z. B. beede, 
bode, beide, ähnlich dem daselbst beobachteten zween, zwo« 
zwei ; die regelmässige Bildung der Diminntivformf^n auf i 
bei Sauselauten : f, fe, fch, z, Inn den ül)ri«^(Mi Anslaiiten auf 
chen. ü. dgl. m. Ehen zeichne ich aus Alberus auf, 
welcher ehedem Pfarrer zu Staden in der Wetterau, eine 
Masse Ton Wörtern und Formen jener Gegend enthalt. — 
Mit inniger Verehrung and Liebe verharret Eurer Wohl« 
geboren <^anz ergebenster Dr. Weigand. ^ Gieszen, am 
6. Dec. iHiT/ 

S. 315. Ihre f 1 e i f s i g e arbeit] Wörterbuch der 



S. 316. Wörterbuch da^ AlberusJ Erasmus A. 
geb. zu Sprendlingen 1500 yerfasste: Novnm dictionarii 
genus, in quaultimis sen terminalibns germanieanim vocam 
syllabis observatis latina vocabnla sese offernnt Francof. 
1640 40. Vgl. oben W.'s Br. 1. 

ib. ande lagen] s. Doutschos Wb. 8. V. handlangen, 
u. Weigand's Br. 10 Anm. zu 6. 829. 

S. 816. Lamprechts ,tochter Sjou"]. W. ist 
nie zur herausgäbe dieses mhd. allegorischen Gedichtes von 
der Seele und ihrem himmlischen Bräutigam gekommen, 
doch zeugt eine ausgedehnte Oorrespondenz mit dem Gym- 



f9 Briefe von 1855 — 73), sowie zwei Bnofo dos Prof. Kelle 
in Vra^, dasz er bis in späte Zeit seinen Plan im Auge be- 
hielt und .sorgfältige Vorarbeiten dazu angestellt hat. Diese 
sind nach der Biographie von Bindewald S. 88 in die 
Hände des Prof. Weinhold in Breslau übergegangen, der 
bald darauf das Gedicht auch wirklich zusammen mit 
Sankt Francisken Leben desselben Autors Lamprecht YOn 
Regensburg (Paderborn 1880) veröffentlicht hat. 

S. ^{17. K a s a e] der Verleger der Quedlinburprer National- 
bibliothek, welche von 1835 — 75 in drei Abtheilungen von 
im ganzen 47 Händen erschien und manchen \vichti;j;-en 
Text der älteren deutschen Literatur zu Tage gefördert hat. 
ib. D a s y p 0 d i u sj vgl. Anm. S. 335. — z. 2. v. u. 1. *war*. 
S. 318. no. 153J. Antwort auf W.'s Br. 2 t. 15. 9. 184» 
an beide Brüder: W. Übersendet Bd., 3 seines Wörterb. d. 
d. Syn., fragt ob der früher geschickte 2. Bd. und die 
Wei.sthümer von Beienheim u. Fauenbach in der Wetterau 
riehtif^ ein<^etroffen seien, macht auf Einzelnes im Bd. 3 
aufmerksam, theilt mit, dasz seine nächsten Arbeiten ein 

S. Stengel. Acten der Br&der Gzüom. 20 



deutschen Synonyme 
ygl. S. 318. 





Leitmeritz 



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306 



Anmerkungen zu B. I S. 318, 



kloincs deutsclies Wörterbuch u. eine Ausgabe der Tochter 
8y .sein würden und überschickt den Flau u. Proben des 
Wörterbuchs. 

S. 318. pro f. D ie ff en b ac h . . seine schrift 
Über dieWetterauJ vgl. Br. Ph. D.'s an Weigand v. 
8. Dez. 1843 in der Anm. z. S. 870. 

8. 818. Die neae ausgäbe meiner my thologi ej 
▼gl. hierzu einen im Britiscnen Mnaeum befindlichen (vgl. 
Anm. zu S. 74) Brief v. J. Grimm an selm n Verleger 
Dieterich in Göttingen : «Berlin 25. 1. 1844. Hochgeschätzter 
herr und freund, es that mir vorigen 3ommer recht leid, 
dafa ich nach dem rath der ärzte eine reise nach Italien 
machen und dadurch den druck der mythologie unter- 
brechen muste. Sie haben zwar mit meiner be willigung, 
dodi Bo dafa es mir eigenil. unangenehm war die 44 fer- 
tigen bogen unterdessen ausgegeben, in diesem werk ist 
alles auf einander berechnet und ein stück nicht recht 
brauchbar, namentlich kommt es auf die einleitende vor- 
rede an, welche den leser über vieles erst ins klare setzt. 
— Ich dachte nach meiner rückkehr würde der abge- 
brochne druck desto rascher tortgesetzt werden, allein es 

feht zu meinem bedauern ganz schläfrig. Seit anfang nov. 
is jetzt, also in drei monaten sind blofs vier bogen 
(46. 47. 48. 49) fertig gebracht , denn 44. 45 waren schon 
vor meiner reise gesetzt, wenn auch nicht gedruckt. Auf 
solche weise wird der druck , der im juli 1842 begann, 
ausserorrlrritlich in die länge gezogen , und meine lust an 
der arbeit gestört, Manuscript ist bis zu cap. SS oder bis 
zu p. 548 der ersten ausg. dort ; ich bat unterm 18. Dec. 
um schnellere förderuug, es hat jedoch nichts geholfen- - 
Wenn Sie das buch nicht zu gründe richten wollen, so 
bitte ich in der druckerei die nöthi^e Vorkehrung zu tief- 
fen. Hochachtend und freundschaftlich Jac. (rrinim.'' 

Hiersei auch der Beziehungen der Brüder zu dem bekannten 
Mytholo^en Joh. Wilh. Wolf gedacht. — (Mir liegen auch 
zwölf Briefe Wolfs an Weigand v. 1850 — 5;J und zwei Ant- 
wortschreiben des letzteren vor, die sich auf seine Märchen-, 
Volkslieder- und Sagensammlungen, sowie auf seine mytho- 
logischen Arbeiten beziehen. Aus ihnen hebe ich folgende 
zwei Stellen aus 1) 18. Merz 1850 . . dank ftlr Ihre mir 
höchst werthvoUe sendung; die mir nicht nur zu meiner 
sagensammlung , sondern auch zn 'heiträgen zur deutschen 
mythologie' [erschienen Böttingen 1852 u. Abth. 2 nach 
des Verfasser.«? Tod 1857] mit deren ausarbeitung ich 
auf Jacob Grimms mahnung beschäftigt bin, viele und 
kostbare notizen brachte/ 2) 27. dec. 1852 : »Von beiden 



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Briefe zwischen J. o. W. Grimm n. J. W. Woi£ 307 



Grimms hörte ich seit l&ngerer zeit nichts; *der abg^nd 
des Wörterbuchs* scheint sie yerschlnn^n zn haben." — 

14 Briefe der Brüder Grimm an ihn sind mir noch nach- 
träglich von Wolfs Wittwe in Darmstadt freundlichst zu- 
gestellt und lasse ich sie daher hu^r zugleich mit den 
7 in der Grimmcorrespondeuz erhalteuen Briefen Wolfs folgen : 

1. X Grimm an J. W. Wolf 

, Hochgeehrter herr, schon am 27. febr. kam mir Ihr 
brief vom 25. jan. nebst dem übersandten heft der Wodana 
richtig zn banden, ich wollte den eintritt der ferien ab- 
warten, nni Ihnen ansfQhrlicher antworten zn können, bin 
aber seit dieser zeit fortwährend krank gewesen und fühle 
mich immer noch nicht wieder hergestellt. Nehmen Sie 
daher mit diesen wenigen zeilen memes herzlichen danks 
filr Ihre gute vorlieV». — Ihrer begonnenen Zeitschrift 
wünsche ich rege theilnahnie, damit Sie zur fort«jetznng 
schreiten können. Uns in Deutschland und vor allen mir 
sind diese stndien nnd nntersuchunjg^en sehr willkommen ; 
beim ausarbeiten der neuen hoffentlich viel besseren ausg. 
meiner mythologie , wovon jetzt die hälfte gedmckt ist, 
liegt es mir besonders an, das material aus dem staub zn 
wecken. Belgien wo das feld so lange brach lag ninfs 
schon darum äulserst ergiebig sein, und in der erwartnnij 
täglich neue entdeckungen zu machen tcuschen Sie sich 
kaum. — Die stelle aus Gramayes Taxandria ist merk- 
würdig. Woensel stelle ich mrth. s. 144 (der zweiten ausg.) 
znm nordischen Odinssalr, nnd es mnfs früher Woedenssele 
geheifsen haben, wie Woensdrecht = Wodani traiectum 
war. den seltsamen namen der spanne Woenslet (Wodani 
membmm nnd den grund der V)enennung müssen Sie dort 
zu erlorschen suchen. Wo liegt Roy sei? und wie hiefs 
der ort in alten Urkunden? an der mythischen beziehung 
zweifle ich beinahe nicht, den Holländern zum trotz, roy- 
dach für dies Martis las ich sonst noch nie, aber es könnte 
recht sein; sollte Roydach nicht der ahd. name 
Hmodtac, also sächsisch Hröddag, Höddag scheinen? 
Hmod gemahnt an die ags. göttin Hr^de und an Krodo, 
der vielleicht noch zn ehren kommt (myth. s. 186, 227. 
267): Hrede steht dem merz monat vor ; da hätten wir 
wieder Mars, wo nicht im tag, doch im monat. Eersel 
müste auf Kra, Erde bezogen werden. Suchen Sie doch 
ältere namenslormen und die quelle aus der Gramaye 
schöpfte herauszubringen. — Auch die mitgetheilten volks- 
sagen und märchen haben mir sehr gefallen. - Sicher sind 
8ie mit Willems befreundet, an den ich einen Grufs be- 

20» 



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308 



Anmerkuiigen za £. I S. 31d. 



stelle, mein coUege Ranke, der nach Paris gereist ist, 
sollte diesen briet mitbringen, er hat aber einen andern 
weg einj];cs{ hlaj]fen, und kommt diesmal nicht nach Belgien, 

— Mit aiift ichtigpf hochachtung und eri]fobenheit Jacob 
Griram. — Berlin 10 mai 1843." — Adr.: „Monsieur Monsieur 
J. W. Wolf Membre de plusieurs societes savantes k Gand 
(Belgit^ue) Ackergem. Reuodynstraet 15.* 

2. J. Grimm an J. W. Wolf. 

, Berlin 25. april 1844. Hochgeschätzter herr, ich bin 
mit dank und antwort auf Ihre freundschaftlichen Zu- 
sendungen lange zurück geblieben; in der zweiten hälfte 
des Vorigen jaars war ich verreist nnd diesen winter über 
kr&nklich. da brauche ich Ihnen nicht erst zu erklären, 
wie manches vorhaben onansgeführt wurde. — Mit ^naner 
noth reicht die neu«' aufgäbe meiner mythnloi^ie zum 
schluTs. fie ist fast um das doppelte vermehrt und doch 
mufd ich den ganzen anliang, der sogar einigen ledern das 
liebste am buch war , diesmal auslassen, es hätte einen 
fibitten band gegeben. — Aus Ihrer Wodana habe ich mir 
in den nachträgen noch ein nnd das andere zu gute kommen 
lassen, die sarnlnngen über die alte kosmogonie werden Sie 
beträchtlich vermehrt, und auch sonst vielerlei nachgetragen 
finden, aus dem aberglauben und den segensformeln wird 
sich vortheilhatt ein eignes buch machen lassen. Zum boch 
de Biterne (Wodana p. XL) bedürfen wir Leos hiife nicht, 
vgl. m^ thol. p. 1019 (und schon p. 601 der ersten ausgäbe.) 

— Es ist mir |^leich erfreulich nnd förderlich, dafe Sie auf 
die niederländischen Überbleibsel nnarer mythologie so be- 
dacht sind nnd selbst unter uns in Deutschland sind nur 
wenige so sinnig und mit erfolg in meine combinationen 
eingegangen. Ich hoffe dafs dies goständnis Ihnen will- 
kommen ist, und niemand wünscht aufrichtiger als ich die 
fortsetzung Ihrer arbeiten, Avobei ich Ihnen nur beliulsam- 
keit empfehle, ihren fleifs und sinn zu loben habe ich 
nicht nöthig. *- Dieser brief erfolgt mit gelegenheit, (durch 
prof. Huber von hier, der nach England reist. [Rand- 
bemerkung.]) die mir zugleicli ihn abzukürzen auflegt. Mit 
herzlicher ei^benheit Ihr Jacob Grimm/ 

3. J. Grimm an J. W. Wolf. 

.Berlin 7 augiist 1844. Geehrter herr, vorige woche 
habe ich Ihren bricf vom 25 juni nebst d^m dritten stück 
der geschiedenis van Antwerpen eni|)lai)^- ri , lür dessen 
gütige Zusendung ich der dortigen Kederykkamer meinen 



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Briefe swisdien J. u. W. Grimm n. J. W. Wolf. 309 



dauk zu melden bitte. Im april hatte ich dem prof. Huber 
briefe an Sie und Willems mitgegeben; er ist aber erst 
nach Enjfflaiid gereist und wird sie nun auf dem rüekweg 
von da überbringen. Den herzlichsten dank für Ihre nieder- 
lldid. Tolkssagen, für die beiden hefte der Wodana und 
andere handschriftliche mittheilung^en glaubte ich längst 
erstattet zu haben. Sollte es noch nicht geschehen sein, so 
entschuldigt mich kränkeln und vielfache arbeit. Ich hoffe 
nicht dafa die Zeitschrift, die so angenehm begonnen hatte, 
wieder abgebrochen werden soll. Meine mjthologie ist 
fertig geworden nnd ein ezemplar ist an Sie und an Willems 
über Bonn (durch Marcus) abgegangen. Sie werden dem 
buch mancherlei nachtragen können, so wenig ich es selbst 
schon an nachtragen habe fehlen lassen. — Dafs Sie nach 
Berlin zu kommen gedenken freut mich sehr, obgleich es 
mir leid thut, ilals Sie einen ergibigeren boden verlassen, 
auf dem Sie unsern studien grolsen Vorschub thun konnten, 
wie Sie es schon bewiesen haben. — Ich stehe auf dem 
Sprung einer reise nach Dänmark und Schweden, die meiner 
gesunuheit nützen soll; eben so gern hätte ich den weg 
nach Belgien eingeschlagen. — Das chronicon blandiniense 
will ich kiinftig einnral liier bei Ihnen einsehn, wir wollen 
es den weg nicht zweimal machen lassen. Mit bestem gruls 

Jacob Grimm, 

4. J. Grimm an J. W. Wolf. 

„Berlin 25 oct. 1845. Lange habe ich nichts von Ihnen 
gehört nnd weüs nicht einmal, wo Sie jetsst Ihren aufenthalt 
aufgeschlagen haben ? ich denke in Brüssel und sende diese 
Zeilen an Willems in Gent , der wol näheres wissen wird. 
l>er minister Thiele versicherte mir, abor freilich schon vor 
langen monaten, dafs Ihnen unterstüt/uug werden solle, und 
seitdem können sich plane und an^^K I ton wieder geändert 
haben. Ihre neue samlung von voiii.öäagen ist mir noch 
nicht zu gesiebt gekommen , obgleich sie längst erschienen 
sein soll. — Können Sie mir anskunft darüber geben, ob su 
Antwerpen ein nachdmck vonWeilands hoUänd. Wörterbuch 
fertig erschienen sei und was er dort koste? auch ob ihn 
Marcus in Bonn oder Leipziger ^ nc hhändler lier»'rn können? 
— Nicht wahr von Ihrer Wodana waren nie mehr als zwei 
hefte herausgekommen? neulich hörte ich behaupten, auch 
ein drittes. — Ich habe, seit mein buch erschienen ist, für 
die mythologie viel nachgearbeitet; die wunderbare yer- 
breitung der märchen kommt immer deutlicher an tag. 
nächst den norwegischen und schwedischen sind jetzt auch 
walachische aus mündlicher Überlieferung, von Alb. Schott 



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310 



Anmerknngeu bq B. I 8. 318. 



herausgegeben worden , die von neuem bestätigen und er- 
läutern. — Diese zeilen sollen blols herausbringen wie es 
jetzt am Sie steht, damit der «wischen unn angeknüpfte 
verkehr fernem fortgan^ haben könne. Sein Sie also herz- 
lich gegrttfst. Jacob Gnmm/ 

5. J. Grimm an J. W. Wolf. 

^Werthester iieir und freund, Über eine ganze woche 
haben die gebnrtswehen der, wie sie nndeotsch heifst, provi- 
sorischen centralyerwaltnng tägliche sitsangen erfordert^ da 
ist es kein wunder, dafs ich im unablässigen getdse der 
gegenwart zu Wuotan und Donar gar nicht sammeln konnte, 
deren treiben uns jetzt ganz still erscheint . gewünscht hätte 
ich wol, dals sie mitten unter uns geritten und gefahren 
wären und gewaliitf und zoriüf^- an das Vaterland gemahnt 
hätten, die unsinnigen de moeraten achten weder götter 
noch göttersage und geschichte; sie machten das ganze land 
anfreifsen und den samen ihres nnkrants answenen: ihre 
apnr dnrch die äcker wird nicht durch höhere halme, blolk 
dmrch zertretene bezeichnet. — Ihre abhandlung, die Sie so 
freundlich gewesen sind mir zuzueignen, mit dpm frischen 
kränz EiTi^^n'hänfrtpr volksagen, wird mir in rnhii^n ii tagen 
noch wiilküiiimiiei sein, als aie es jetzt schon ist. ich habe 
alles erst einmal durchlaufen und mich darüber gefreut. Es 
kann sein dafs Sie recht haben, den Schnellertanf Wuotan, 
den Rodensteiner anf Donar zu ziehen, und der name *iand- 
geist', wiewol er anch einmal jenem zusteht, scheint ganz 
eigentlich diesen zu bezeichnen, doch wissen Sie wie spär- 
lich unsre künde von beiden göttern im innern Deutschland 
lautet, und es bleibt unsicher ob vater und söhn ebenso zu 
einander sich veriialten, wie im Norden. Wir wollen daher 
was Sie sinnig mutmafsen noch ferner prüfen und zu be- 
stätigen suchen. Auf allen fall haben Sie die gOttematnr 
der oeiden geister über jeden zweüel erhoben. — Leider 
wurde aus dem vorgehabten ausflug über Darmstadt nach 
dem Melibocus nicht.s; der himmel zeigte sich bedeckt und 
arbeiten versetzten in bewegte Stimmung. Unser aufenthalt, 
fürchte ich, in Frankfurt wird sich noch so in die länge 
ziehen , dafs ich hoffen darf in sich darbietenden ferien- 
tagen Sie noch einmal zu besuchen. Mit herzlichem dank 
Ihr ergebenster Jacob Grimm. Frankfurt 28 jnni 1848/ 
Adr. : „Herrn Dr. Joh* Wilh. Wolf Darmstadt Lmsenstr. bei 
Kanfin. Yeith/ 

6. J. W. Wolf an J. Grimm. 
sVerehrtester Herr und Freund; Wie Vieles und 

Schweres ging an uns vorüber, seitdem ich Sie zuletzt in 



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Briefe zwischen J. u. W. Grimm u. J. W: Wolf. 311 



Frankfurt sah und sprach ! Mich veröchlugen die Stürme 
in daö stille und abgeschiedene Jugenheim und ich danke 
es ihnen, denn sie gaben mir dadurch* Zeit und Musze, die 
alten Studien mit neuer Kraft aufzugreifen und endlich an 
die Ztisammeikstellniig und Ausarbeitung des seit so lange 
Gesammelten emstlich za denken. Freilich stiegen dal^i 
mancherlei Aengstlichkeiten auf, aber ich tröstete mich mit 
nnserm rheinischen Sprichwort: Wer thut, was er kann, ist 
Werth, dasz er lebt. Wenn auch ^kühne Grifte"* unterlaufen, 
so kühn sind sie keinesfalls, wie der von Menzel, der die 
Katzen und Kiiiiuicbfn in der belgischen Saofe zu Katten 
und Kaninefaten macht. — Ich habe die ilotinung, manchem 
Kapitel der Mythologie, ja wol den meisten, Interessantes 
nachtragen su können; ein paarmal üherraschte mich selbst 
der Umfang des ftlr einzelne angewachsenen Materials und 
der noch immer neue Zuflusz desselben. Diesz war be- 
sonders bei näherm Ausw?\hlen für die Nornir der Fall. 
Sie führen 388 einen schweizeriBchen Kinderreim an, den 
ich mit wichtigen Abänderungen in Michelstadt und Darm- 
stadt wiederfand. Hier steht nämlich die dritte „Jungfer* 
am Brunnen und hat ein Kind gefannen. (Bhuet mer Gott 
mis Ghindli au!) Der Brunnen ^findet sich als „Mägda- 
brunnen'^ in Baden an den Ghräbern dreier Jungfrauen ans 
der Gesellschaft der h. Ursula wieder; sie heiszen Kune- 
gundis, Meistundis, Wiljnindis. Von einer andern Trias 
derselben Gesellschaft erzählt Caesarius VIII, 85. (Meine d. 
M. u. Sagen No. 182) eine ganz heidnisch klingende Legende. 
Die darin vorkommenden Namen sind Theomata, Cleomata, 
Christiancia. Einer dritten Gräber bestreiten sich Strasburg 
und Worms; sie heissen dort Einbetta, Vorbetta, Willbetta 
(bei BoUandus mens. Sept. V p. 315) auf dem Grabmal im 
Wormser Dom Embede, Warbede, Wilibede. Andre drei 
Jnngfirauen fand ich in Kyllthal in der Eifel: Irmindis, 
Adela . Clotildis ; ohne Namen welche in Landskron und 
Luxemburg — in Lüttich eine Kapelle der drei Marien — 
bei Thienen die Gräber dreier Jungfrauen: Helwigis, Jutta, 
Giselindis — in Gent drei Jungirauen in Brusthem die 
Gr&ber dreier Schwestern mit drei heilkräftigen Brunnen — ^ 
drei solcher Brunnen ohne Gräber in Nordbrabant — drei 
weisse Frauen endlich in Holland. Vielleicht liesze sich 
auch noch Troisfontaines und der Maidebrunn bei Lembach 
im Elsasz hipfh^rziehn. Wie verschieden die Logenden von 
diesen Jungtrauen auch klingen mögen, ^^ie hären alle den 
einen Zug gemein, dasz dieselben aln verfolgt dargestellt 
werden, viele finden wunderbare Rettung, Entrückung. 
Innerer Zusammenhang kt ganz unleugbar« . In Strasburg 



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312 Anmerkungen zn B. I S. 818. 



kommt noch daa Merkwürdige hinzu, dasz die meisten 
Martjrrologen nur die Einbette kennen, die ältesten aJle 
drei ignoriren, während die Sage auf den dreien besteht. 

,Tres virgines istae ignotae fuerunt omnibus omnino mar- 
tyrologi^ ünticjuioribus et duae posterioros etiiim recentio- 
nbus. Solu Einbetta mutatsi aliqnantuiura nominis scriptione 
occvirrit hodie apud varios" (Kimbetha, Eimberta, Aimbertha.) 
Boll. 1. c. Die Anlehiiung an die Geöchicbte der Ursula 
(plura ad eam historiam p^inentia proraus fobulosa. Pagius 
zu Baron. V, 55 L) ist oarum noch interessant, weil sich 
diese Sagen, Brunnen und Griiber so viel mir bekannt nur 
in den Strichen längs des Rheines finden , den Ursula auf 
ihrer Fahrt nach Rom hinauffuhr, an dessen Ufer sie ge- 
martert wurde. Wäre nur mit den Namen mehr anzufangen, 
nur mit einem derselben! — Eljen h^be ich in dem Eldorado 
der legenda aurea; sie i«t eine sehr reiche Fundgrube für 
mich und ich wünsche nichts mehr, als noch einige ihr 
ähnliche zu finden, aber sie sind allzuselten. VieUeicht 
kennen Sie noch andere und machen mir die Freude, mir 
deren Titel mitzutheilen. — Durch Buchhändlergelegenheit 
sende ich Ihnen einen kleinen Aufsatz über den „heiligen 
Berf^**, in dessen Hut ich wohne; er erschien in dem Archiv 
für hessische (ücschichte und Landeskunde. — Wüszten Sie, 
mit welchem Verlangen ich wieder einigen Zeilen von Ihrer 
theuren Hand ent^egenharre, dann schrieben Sie mir gewisz 
bald. Doch ich bin nicht unbescheiden und warte gem. * 
Empfangen Sie mit herzlichstem Grusz die Versicherung 
meiner tiefsten Verehrung. Ihr ergebenster J. W. Wo lt. 
Jugenhf iiu a/Bergstrasze 21. July 1S49. poste restante 
Zwingenberg.* 



Sie sind diesmal, werthester freund, nicht weit ver- 
schlagen worden, und immer noch in der Katzenelnbogischen 
grenze geblieben; ich wünsche nur wovon Sie nichts be- 
rühren, Ihre äuüsere läge möge sich dort so gestalten, daCs 
Sie getrost in die Zukunft blicken können. Voriges jähr 
konnte ich Ihrer schönen einhidung leider nicht folgen, einen 
theil der reizenden bergstral'se und vielleic ht des Od en- 
walds mit Ihnen zu bereisen, der codex lanreshaiii* nsi.- 



liphen namen und sagen nicht gebricht, den letstem wer- 
den Sie treulich nadizuspüren fortfahren. — Bei Ihren 

forschungen über die namen, über Einbetta, Vorbeita und 
Wiilbetta dürfen Sie nicht säumen Panzers 'beitrag zur 
deutschen mythologie. München 1S48' einzusehen, wo sich 



7. J. Grimm an J. W. Wolf. 



versetzt mich zuw^eil 




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BriefB sEwischen J. u. W. Grimm u. J. W. Wolf. 313 



reichlich über aie gesammelt findet, die weifzschwarze 
kleidung iät gewis nichts neupreufsisches , sondern uralt 
nordisches. — Die sündliche Verkehrtheit des süddeutschen 
particnlarismns steht der einigung des Vaterlandes schroffer 
als je entgegen, was den thoren an Freufsen undentsch 
vorkommt würde ja durch den beitritt aller verwischt wer- 
den, ein jammer daiä wir nicht erleben sollen, was der Zu- 
kunft doch bevorsteht. — Mit Üelgien bin ich seit Willems 
tode nicht mehr in verkehr, — Ich wünsche iimeii dafs Sie 
so ruhig und vergnügt fortarbeiten können als es geht. — 
Berlin 28 jnh 1849. Jacoh Grimm. 

8, J. Grimm an J. W. Wolf. 

Hochgeschätzter freund, eine von Ihnen heute morgen 
mit der brief post empfangene Sendung läfst mich einen 
irtum vermuten , weshalb ich gleich schreibe. — es war 
kein brief in dem paket, sondern zwei exemplare Ihrer abh. 
ftber den heil, berg, deren eins mir genügt hätte, und dann 
handächriftliche auszüge aus beimischen cartularien auf 
dickem papier, mit wichen ich nichts anzu&ngen weiÜs. 
ich denke also sie waren einem andern zugeiucht, der 
vielleicht den mir bestimmten brief erhalten hat. Sagen 
Sie mir also wem ich alles zu schicken habe und ob es 
damit eilt ; «onst gebe ich es in buchhändler^el^cfenlieit. 

— Schon neulich liefs ich antwort auf Ihre frühere Zu- 
schrift, wie Sie bestellt hatten, poste restante Zwingenberg 
abgehn und mache es diesmal wiederso. Hoachtend Ihr 
ergebenster Jac. Qrimm. 23 aug. 1849. — das eine ez. vom 
Jugenheimer buch darf ich wol för mich zurückbehalten. 

— Unsere posteinrichtungen sind unverschämt, da Sie ver- 
säumt hatten auf den brief zu setzen fahrende post 
(die so schnell wie die briefpost mit der eisenbahn geht) 
und gedr. machen; so kostete der brief was 5 einfache, 
nemlich 351/2 groschen ; ich lege Ihnen die adreäse bei, 
wenn Sie sie etwa in Dcirinstadt vorzeigen wollen." 

9. J.W. Wolf an Jacob G rimm. 

»Hochverehrtester Herr und Freund. Eben von Basel 
zurückkehrend, finde ich Ihre Zeilen. Gewisz, es ist ein 
Irrthum und zwar ein doppelter. Gleich vor meiner Ab- 
reise gab ich unserer Botin eine Anzahl dicker Briefe und 
Packete mit der Weisung, sie der Pal)st^Li)en Buchhand- 
lung in Darmstadt zur Versendung durch Buchhäudler- 
gelegenheit zn ^ben. Statt dessen warf sie alles auf die 
Post nnd bereitete mir so mehr als eine Verlegenheit. 
Anszerdem vergasz ich in der Eile, Ihrem Päckchen den 



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314 Anmerknniireii zn B. I S. 818. 



ihm bestimmten Brief beiznfngen , worin ich Sie bat, der 
wol in Folge der Beschlüsse des ersten Germanistencongresses 
in Franktot in^s Leben getretenen Gommission znr Sammlung 
älterer Namen von Orten nnd Personen die beigelegten Auszüge 
gefälligst übergeben zu wollen. Die beiden Exemplare der 
Abhandlung über den heil. Berg waren für Si^ und Ihren 
Herrn Bruder bpstimrat. Entschuldigen bie gütigst den 
unangenehmen Vorfall und erlauben Sie mir zugleich, 
Thnen die unnützen Kosten, welche er Ihnen verursachte, 
a peu pres wiederzuerstatten. — Meine heszischen Märchen 
nnd Sagen, Lieder nnd Gebräuche gehen nnn endlich nnter 
die Presse. Die Märchen enthalten manches Nene nnd 
recht Frische; die Sagen sind leider weniger bedeutsam, 
obwol sie auf eine ganze Reihe halbgöttlicher Wesen oft 
helle Lichter werfen. An ihnen wie an Oebräuchen sind 
wir hier viel ärmer» als der Norden Deutschlands. Die 
Poesie des Volkslebens wich und weicht immer mehr 
zurück bei uns und was an ihre Stelle tritt, das ist eben 
nicht tr^Jstlich, wie Baden nnd jetst Württenberg nns 
sattsam zeigen. Ihnen im Norden ist die Regenerirung 
nnseres Südens vorbehalten; diese seine grosze Mission hat 
Preuszen erkannt. Gebe Gott seinen Segen , dasz es sie 
seiner würdig erfülle ! — Ich s])rach Ihnen in meinem 
letzten Brief von Jacobs a Voragine legenda aurea. Das 
Buch wurde mir je tiefer ich hineindrang , so lieber und 
werther, eine rechte Goldgrnbe. Ist Ihnen, um ein Beispiel 
anzufahren, die folgende offenbare Göttersage schon be- 
kannt? ,Dnm (Germanus ep.) in Brittannia praedicaret et 
sibi et sociis rex Brittanniae hospitium denegasset, subul- 
cus regis regressus a ]>Hsruis acceptam praebendam in 
palatio ad proprium tugurium referens, vidit beatura Ger- 
manuni cum sociis fame et frigore laboiniitem , quos in 
domo sua benigne recepit et unicum vitulum quem habe- 
bat, hospitibns occidi mandayit. Post ooenam S.v« Ger* 
manns omnia ossa vitnli snper pellem vitnli componi fecit 
et ad eins orationem vitulns sine mora snrrexit. Sequentl 
die Germanus regi festinus occurrit, cur ei hospitium dene- 
^averit potenter inqnirit. Tunc rex vehementer attonitus 
sibi respondere non potuit. Et ille, egredere, inquit et reg- 
num meliori dimitte. Germanus igitur dei mandato su- 
bulcum cum uxore sua venire fecit et universis stupendi- 
bns regem constitnit et extnnc reges ex genere snbnlcipro- 
deuntes dominantnr genti Brittanniae." [Vgl. Vita S* 6er- 
mani Legenda anr. Venet 1516 r III c] Dieser letztere 
Theil der Thorsage wurde so viel mir bewuszt noch von 
Niemanden angeführt. Wir hätten sie somit auch &a: 



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Briefe zwischen J. u. W. Grimm u. J. W. Wolf. 315 

Brittannien gesichert und noch dazu in Verbindung mit 
dessen Königshaus. — Zu jenem Roy dag von Gramaye 
kommt noch in den Auszügen aus brüszler CartuJarien eine 
oft erscheinende ,via dicta Roy weg in parochia de Winczele* 
(Winsele) and ans der Legende des heil. Mellon, zweif.en 
Bischo& von Bönen, das ,idolum Roth**. In einer 
alten Prosa kommt namentlich, wie Amelie Bosquet, in 'ia 
Normandie pittoresqtie r^f Tnerveilleuse' p. 421 sagt, der 
Vers vor: ^extirpato Roth idolo"*, und von diesem Abgott 
soll Kouen, Kothomagns, seinen Namen haben. Ist diesz 
Letztere auch nicht ^anz unverdächtig , dann bleibt der 
Royweg doch von Bedeutung. — Unser ters fand ich als 
Eigennamen a. 1280 auf p. 73 des Oartularinm 8.^ Michaelis 
(Antv.) wo ein ^Walterus dietus ters** vorkommt. Eben- 
daselbst steht p. 65 a. 1154 ein Henricus Magathoc(Matoc?), 
p. 108 a. 1179 henrir-Tiw enrtibold. p. a. 1346 arnoldus 
monimaert. Im Cartuiar. 6.^ Petri altiighemeusis etwa 100 
Seiten nach jrnif'm Roy weg (welches tom. II pp. 609, 611. 
617 a. 1424 vorkümmt) p. 702 a. llö^i fand ich Rogerus de Can- 
dast. Im tom I. p. 325 a. 1329 (dess. Cart.| CTaefi sdnnels- 
sone. — In Cart. abbat, helencyrensis p. 60 a. 1262. Wal- 
terus dictus cobout. Jammerschade, dasz sich weder Hände 
noch Mittel finden , diese , wie noch ein Dutzend anderer 
sehr bedeutsamer belgischer Cartularien herauszugeben! — 
Auf Panzers Beitrag, den ich mir verschrieben, bin ich sehr 
gespannt. Mein eigner schwillt immer mächtiger an, und 
iih darf hoffen, wenn auch weniger für die dii majorum 
gentinm doch für die andern manche Frage ihrer Lösnng 
n&her zn führen. Mit herzlichsten Grüszen in bekannter 
Verehrung Ihr ergebenster J. W. Wolf. — Jugenheim 
15. Sept. 1849 poste rest. Zwingenberg. — P. S. Dürfte 
ich Bif wohl bitten, eingeschlossenes Zettelchen zur Stadt- 
post geben zu lassen?" 

10. J. W. Wolf an J. Grimm. 
,.Hochgeehrte.ster herr professor ; Erlauben Sie mir, 
Ihnen beifolgend meine neueste arbeit zu überreichen, sie 
wird Ihnen weniger durch das interessant sein, was daran 
mein werk ist, als durch den theil^ der meinem freunde 
Hefner an^^ehört. wissen wir doch noch so wenig über 
Waffen, kleidung und g^te des ma., daiÜB jeder beitrag sei 
er auch noch so klein willkommen sein mufs. die sagen- 
ausbeute war wie Sie bemerken werden nur gering. — 
Aufser diesem buche wurde eine sammlung von etwa 50 
märchen fertig, deren erste bogen gedruckt sind und die ich 
Ihnen hald yoUstftndig senden kann, sie enthält durch- 
gängig neues und hochwichtiges, ihr schliefsen sich eine 



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316 



Anmerkimgen za B. I S. dl8. 



von ca. 250 sagen und eine andere ziemlich reiche von 
bräachen, segen und aberglauben ana Henen an« die alle 
nnr des setzen harren. — Ans meinem back ^zor dentschen 

mvthologie*^ erlaube ich mir eine kleine probe beiznlegen. 

icn habe in ähnlicher weise die meisten Ihrer Unter- 
suchungen da wo Sie dieselben verlassen aufgenommen und 
soviel es raeine kräfte erlanbte^T weiter zu führen gesucht, 
mir scheint als habe ich manelu s neue gewonnen ; ganz 
unbeachtet blieb nicht«; mehr wäre geschehen, wenn mir 
mehr nordische quellen zu gebot gestanden hätten, binnen 
einigen monaten, wol noch vor ablauf des jahres gedenke 
ich den ersten band des Werkes abznschliefsen, der Beiträge 
zu cap. T — XIV und XVII Ihres unvergleichlichen buches 
bringt, cap. XVI beiden lasse ich vor der band unberührt» 
da sich meine collectaneen dazu so reich gestalteten, dafs 
ich sie zu einem eigenen buche ausarbeiten möchte, von 
den andern cap. sind die über Wuotan und Donar die um- 
fassendsten und es gelang mir (ob gut oder schlecht, dar^ 
über können nur Sie richten) besonders den ersten meder 
in ziemlich klares licht zu stellen, wie seine äufsere er^ 
scheinung, so sein wesen und die ihm heiligen orte, so 
führte mich z. b. was die letztern betriftt die bemerkung, 
dafs Bonifaciuö seine meisten kirchen den heil. Michael und 
Petrus weihte, zu einer grofsen zahl von uralten (sec. 8 — 11) 
Michaels- und Peterakirchen und bergen, die mitunter in 
Verbindung stehen wie der Snellerts mit dem Rodenstein. 
— Je mehr ich mich so in Ihr schönes werk hineinlebte, 
um so mehr mu&te mir seine gröfse aufgehen und so mehr 
beugte nTKl b-uge ich mich vor dem wunderbaren p-ciste 
der es sehnt, wol wirkte jene oft fast erdrfirVend auf iiuch, 
doch rifs es mich bald wieder nm so gewaltiger empor und 
mit sich fort, die massen sind so siegreich bewältigt, wie 



thront der geist , wie dks goldene kreuz auf hoher thurm- 
spitze, gestatten Sie mir denn, meinem danke für die 
reichen tunden, die Ihr buch mir geschaffen bat, und 
meiner hohen Verehrung für Sie einen ausdruck dadurch zu 
geben, dafs ich Ihnen meine arme aehrenlese weihe. Sie 
geben mir dadurch neuen muth, die bahn zu verfolgen auf 
die ich wieder ganz und ausschlieTslich eingelenkt bin und 
die ich auch nicht mehr verlassen zu müssen hoffe. — Meine 
Verhältnisse sind zwar noch dieselben, wie seit Jahren, doch 
der alte gott lebt noch und der hilft immer meder und 
wird wol auch fürder helfen, auch mir bringt die zeit wol 
einmal rosen. Mit herzlichstem grufse Ihr treuergebenster 



Joh. Wilh. Wolf. Jugenheim a/Bergötral'se. 20. Oct. 50.** 



etwa in 




dome, und über ihnen 



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Briefe zwiflehen J. o. W. Grimm n. J. W. Wolf. 317 



IL J, Grimm an J. W. Wolf. 

«Werthester freund , Sie werden yon aelbat ermessen 
was scknld ist , dafs ich anf Ihren willkommnen brief vom 

20 oct. so spät antworte und für das gesandte prachtwerk 
vom Tannen berof erst jetzt danke, die zeit in diesen mo- 
nateu war und ist so unruhig und gespannt, wie als ich 
zuletzt Sie persönlich sah , nur weit trüber und hofnungs- 
loser. alle gedanken, die sich zum briefschreiben sammeln 
müssen, vergehn einem da, diese wenigen worte sollen Ihnen 
bloft den empfang bezeugen. M(Sgen in Ihrem winkel an 
der bergstrafse Sie auch ferner unangetastet leben. — Die 
ausstattung des Tanncnbergs ist sauT)cr und fleifsig, zumal 
zog mich die dem Hamelnschen rattentanger ähnliche sage 
an, die Sie nur echter auftreiben müssen. Reichhaltiger 
noch als dies werk wird Ihi' verheifsnes märchenbuch sein, 
auf das ich mich freue. Ergibige und biegsame mythische 
combinationen haben Sie mir abgelernt, besser als irgend 
wer, das ist mir natftriich lieb. Mit buchhändlergelegenheit 
sende ich Ihnen ein paar academische kleinigkeiten , denn 
sonst ist wenig dies ^ahr von mir heraus gekommen: doch 
eine vorrfdc ziii- lex. salica und eine abh. über den loichen- 
brand. — (ieljen Sie die einlage nach Mainz zur post und 
sein mir iierzlich gegrüfst. Jac. Grimm. 28 nov, 50/ 

12. W. Grimm an J. W. Wolf. 

„Hochgeehrtester heir, Sie haben für die anffassmig 
lebendiger überliefemngen, wie sie noch immer im dentschen 
volk fortdauern, so viel theilnahme, sinn und liebe gezeigt, 

und selbst so schätzbare beitrage in verschiedenen werken 
geliefert, dasz ich hoflen darf Sie werden der neuen nusgabe 
aer kinder- und hausmärchen, die ich Ihnen hierbei zusende, 
einen platz bei sich gönnen, mein brnder hat schon nach 
der ersten ausgäbe, von gröszeren arbeiten abgehalten, mir 
die pflege und weiterführnng der sammlnng überlassen, und 
es ist mir geglückt sie nach nnd nach um ein viertel zu 
vermehren, auch diese neuste ausgäbe enthält wieder ein 
paar neue stücke, und ich habe bei einem sommeraufenthalt 
m Schlf^sien rausze gefunden eine abhaiiflluTig hinzuzufügen, 
welche überschaut was in den letzten di^-iszig jähren für 
diese sache geschehen ist. auch Ihrer neusten Sammlung 
hessischer märchen habe ich nach einer mittheilung meines 
bmders schon gedacht, wovon ich mit vergnügen das erste 
heft gesehen habe und der ich einen glücklichen fortgang 
wünsche, als ich im jähr 1821 den dritten band unserer 
Sammlung schrieb, war er wohl ziemlich vollständig, aber 



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318 



Anmerkungen zu B. I S. 318. 



jetzt nach so reichem Zuwachs, möchte ich ihn (fern um- 
arbeiten und ergänzen: es ist keine schwierige, aber eine 

mnhsamp arbeit, die viel zeit kostet, die sich nicht h'icht 
auftreiben lä.8/t. Di»' besten wünsche für Ihr Wohlergehen 
und den glücklichen fortganf]^ Ihrer wissenschaftlichen 
arbeiten wie die Versicherung aufrichtiger hochuchätzung 
und ergebenheit. Wilhelm Grimm. Berlin 2. märz 185 

13. J. W. Wolf an J. Grimm. 

^ Verehrtester herr professor; Die anshängebogen meines 
buches werden Ihnen regelmäfsig zugekommen aein , das 

ganz fertige wird wol jetzt in Ihren bänden liegen, jeden- 
falls dieser tage bei Ihnen eintreffen. nf>hnien 8ie es als 
einen neuen beweis meiner tiefen Verehrung für Sie auf 
und seien Sie ihm der g^ewohnte nachBichtsvolle beurtheiler. 
ich weifs , dafs ich an mehr als einer stelle darin Ihrer 
mahnung an «Vorsicht'' vergessen habe, aber mitunter 
mufs man ja einmal frisch wagen, will man gewinnen, sind 
Sie auch nur einigermafsen mit der arbeit zufrieden, dann 
bin ich für dieselbe reich belohnt, denn nächst dem wnnsche, 
unsere wissenschnft om einen schritt zu fördern, war der 
mir Ihre Zufriedenheit zu errintren der mächtigste sporn 
zur ausarbeitung des werkes. ob ein zweiter theil erschei- 
nen wird, steht noch dahin, da es von dem absatze dieses 
ersten abhängt. - Zugleich mit diesem buche laufen meine 
,,deutschen hausm&rchen" bei Ihnen ein, für welche ich 
freundlich um ein plätzchen unter Ihren büchem bitte, 
ich hotte. Sie werden freude an ihnen haben, eben wächst 
ein zweiter band ^«^hon wieder so rasch heran . dafs ich 
mich vor material iiaum zu retten weifö. die zahlreich eich 
hiiuiüiidcn Varianten werde ich in einem ,,beitrag zur ge- 
schichte und kritik der märchen* niederlegen, zu dem be- 
reits bedeutend vorgearbeitet ist — Ein herr G. von 
Meyem sammelt eben eifrig am Bodenstein und findet 
wieder manche werthvollen sajgen. man soll oft lauten 
sprechen und hellen ir^'s/ing im Schnellerts hören ; der 
au»zug tindot stots vom iSchnellerts aus statt, auch ein in 
der nähe wohnender geistlicher beiiümmert sich jetzt dar- 
um , 80 dafs wir noch njauchev ausbeute entgegen sehen 
können, das wichtigste was ich von ihnen errahr, ist dafe 
noch ein dritter berg bei Berfurt mit den zweien in sagen- 
hafter Verbindung steht; die ritter seien vettern <3:ewesen 
und man soll sich über sie manches erzählen. — Wo sind 
denn die sa^en des Saurlandes von Rousch erschienen? 
vergebens habe ich die darmstädtcr Inichhändler in be- 
wegung gesetzt, sie mir zu verschatfen. — Darf ich Sie 



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Briefe awischen J. u. W. Grimm u. J. W. WoU. 319 



wohl bitten, einliegende briefe besorgen za lassen? Mit 
den herzlichsten ^rttfsen Ihr Sie innig verehrender J. W. 
Wolf. — Jugenheim 2 dec* 51/ 

14. J. Gri mm an J. W. Wolf. 

„Sie haben, lieber freund, Ihr wort gelöst und mich 
durch Zueignung Ihrer beiträjife zur deutschen mythologie 
geehrt wie erfreut, ich empfing das buch vor acht ta^en 
aus Göttingen nnd sage Ihnen aen herzlichsten dank, eine 
woche früher war eine andere gäbe, nicht minder willkom- 
men, ans Leipzig voransgegangen, Ihre überraschend reich- 
haltigen hausmärchen. Ua giot es nun für mich vieles zn 
lesen, zn erw'ij:^on und einzutragen, und doch bin ir4i rUpcen 
au^enblick ungeschickter du zu als je, ich habe mich seit 
einigen monaten in den abgrund des deutschen Wörterbuchs 
gestürzt, der nun über mir zusammenschlagt und fast kein 
ende absehen läfst. freade ist swar anch bei der arbeit, 
doch der mühe weit mehr; die zeit mnfs erleichtemng 
' echaffen. Sie entschnldigen mich aber dafs ich jetzt aia 
gar nichts näheres Über Ihre bücher eingehe; ich kann sie 
noch nicht recht zur hnnd nehmen. — Wilhelm ^rüfsst mit 
mir aufs herzlichste und dankt gleichfalls für beide ge- 
schenke. — Freundschaftlich der Ihrige Jacob Grimm. — 
3 dec 1851." 

15. W. Grimm an J. W. Wolf. 

, Hochgeehrtester herr. Nehmen Sie meinen groszen 
dank für die werthvollen geschenke an , die Sie mir mit 
den Beiträgen zu der deutschen mythologie und den Haus- 
märchon gemacht haben. beide bücher sind mit soviel 
sinn und geschick geschrieben . und von so einer warmen 
liebe zur sache belebt, dasz ihnen jeder, der diese Vorzüge 
zn schätzen weisz, geneigt sein masz. die märchen habe 
ich gleich in ein paar abenden durchgelesen und viel 
hübsches und manches nene darin gefunden, ein besonderes 
vergnügen haben mir die neuen thiermärchen gemacht, es 
macht einen eigenen eindruck, wenn manches märchen 
gleichsam ins soldatische übersetzt ist . aber das hat auch 
ansprach auf geltung und Sie thun recht dicöe quelle aus- 
zuschöpfen; ich hoffe bald die fortsetzung zu sehen. Mit 
der anfrichtigsten hochachtnng nnd ergebenheit Wilhelm 
Grimm. — Berlin 7. Dec. 1851." 

16. J. W. Wolf an W. Orimm. 

„Hochverehrtester herr profossor ; vor einigen Wochen 
schrieb ich Ihrem herrn bruder Jacob [fehlt] und bat ihn am die 



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Anmerkungen za B. I S. 3 



erlaubnis, eine bearbeitong der «dentBchen mjthologie* mit 
benntzung seiner worte herausgeben zu dünen, natürlich 
mit gewissenhafter angäbe in der Yorrede nnd nöthigen* 

falls in eigenen Anmerknngen , was '*'f>in piL^enthum und 
was mein werk sei. meine absieht mit dem buche ist 
einzig (denn die 150 fl, honorar konnten mich 
nicht dazu bestimmen [Randbemerkung]) , dieser dis- 
ciplin einen gröfseren mreia von ^ firennoen zn erwer- 
ben , dem weitern publicum die resnltate der bis* 
herigen forschungen zugänglich zu machen, da ich bisher 
keine antwort auf meinen briet* erhielt, so muTs ich fast 
vermnthen , ^ImT^ flu' nibeiten am Wörterbuch — dessen 
erste lieterung ich j^estern mit hohpr freude begrüfste — 
Ihren herrn bruder zu sehr in anspiuch nehmen, denn ihn 
auch nur entfernt beleidigt zu haben , bin ich mir mcht 
bewnlst. soUte er aber meine arbeit nicht billigen nnd mir 
die benntznng von theilen seines textes nicht gestatten 
wollen, 80 win ich gern meine obgleich vollendete arbeit 
vernichten und sie von neuem beginnen , da es mir rein 
um die sache zu thun ist und nur die gröfste pietät 
gegen Ihren herrn brnder mich seine worte beibehalten 
liefs. Erlauben Sie mir denn iVeundlich, Sie zu bitten, mir 
seinen entschlulb, der Ihnen ja nicht unbekannt sein wird, 
gütigst selbst, oder, da anch Ilire zeit jetzt aenfserst beschränkt 
sein wird, dnrch eine andere hand mittheilen zu wollen, 
da der Verleger mit der sache eilt, und ich cien arglos be- 
gonnenen druck in gewissem fall auf meine kosten zurück- 
nehmen werde. — Empfangen Sie, hochverehrtester herr 
Professor, dn' ver.-^icherung meiner ausgezeichneten hoch- 
achtung, der ich memeu herzlichen grula an Sie wie an 
ihren herrn bruder Jacob anzuschliefsen mir erlaube. 

Ihr ergebenste diener J. W. Wolf. 
Jugenheim 18 Mai 1852. 

17. J. Grimm an J. W. Wolf. 

^Hochgeschätzter freund, ich kann mir gar nicht den- 
ken, dal's Sie meine mythologie beeinträchtigen wollen, habe 
also gar keine einwilligung zn ertheilen für das buch, 
welches Sie bekannt zu machen beabsichtigen, jedes werk 
mufs sich selbst tragen, Ihre forschende thätigkeit ist mir 
längst bekannt, hlScnstens kQnnte mir bedenkEch scheinen, 
dafs Sie die ergebnisse derselben vielleicht allzascbnell mit- 
theilen, das aber habe ich nicht zn verantworten, und 
wünsche Ihnen allen erfolg. Die ausarbeitung des wb. 
gibt mir unmässig zu schaffen und absorbiert jetzt nllf^s 
andere, vorige woche gab ich einem reisenden eine hier 



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Briefe zwischen J. u. W, Grimm u. J. W. Wolf. 321 



erschienene InterefsaBte diss. über abergläubische gebräuche 
f&r Sie mit, welche in Ihre hände gelangt sein wird, mit 
aufrichtiger hochachtong nnd ergebenheit Jac Grimm. — 
22 mai 1852.^ 

18. W. Grimm an J. W. Wolf. 

, Hochgeehrtester herr, Ihr brief vom 25. Aug. ist mir 
hierher , wo ich am fusz des Thünuger waides mit einem 
theil meiner familie den Spätsommer zubringe , nach- 
gesendet worden, weshalb ich ihn erst hente beantworte, 
mit vergnügen nehme ich das geschenk an, welches Ihr 
herr schwager mir mit einer ausgäbe der Gudrun zuge- 
dacht hat und freue mich jeder neuen Untersuchung über 
diesf's ausgezeichnete gedieht, bei der mhd. metrik scheint 
es mir ein wichtiger punct die eigenthümlichkeiten der 
liuuptdichter neben dem allgemein geltenden festzustellen, 
ich habe über einen nahe hegenden gegenständ , Über den 
reim , eine Vorlesung in der academie gehalten, die eben 
gedruckt ist, und von welcher ich Ihnen, wenn ich nach 
Berlin werde zunickgekehrt sein , ein exemplar snsenden 
will, um es Ihrem herrn schwager mitzut heilen. — Em- 
pfangen Sie im voraus meinen besten dank für das hand- 
ouch der d. mythologie: es wird mit derselben siuBvollen 
Sorgfalt und liebe gearbeitet sein, die Ihre anderen Schrif- 
ten anszeichnet. — Mit der erneuten Versicherung anfirich- 
tiger hochachtnng nnd ergebenheit Wilhelm Grimm. — 
Friedrichsroda bei Gotha 10. Sept. 1852.' 

19. J. W. Wolf an J. Grimm. 

^Hochverehrtester herr und freund, nur auf einen 
augenblick möchte ich Sie dem 'abgrund" des Wörterbuches 
entreifsen und Ihren Blick verlassenen studim zawenden, 
deren fördemng Ihnen Ja doch noch nahe lie^. ich 
möchte n&mlich vom 1. juIi an eine der Wodana im plan 
ähnliche „Zeitschrift für deutsche mythologie , rechts- nnd 
Sitten künde* herausgeben, von der alle drei monat 
heft a 7—8 Bogen erscheinen soll, neben abhandlungen 
will ich besonders frisehps material darin bringen und habe 
dazu freunde aus allen gegenden des Vaterlandes gefunden, 
vom Süden Tirols bis an die Kordsee, vom Rhein bis za 
den Donanmündungen ! wenn aber dies nntemehmen eine 
Zukunft haben soll, dann meine ich, mnls es Ihren segen 
haben und mufs Ihre theure band den grundstein dazu legen. 
Sie haben mir schon so viol unverdiente liebe und gute 
bewiesen, dafs »Sie mir die bitte auch wohl gestatten 
werden, mir wenigstens für das erste heft eine wenn 

£. Stengel. Acten der Brüder anmm. 21 



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322 « Anmerkungen zu B. I S. 318. 



anoh kleine abhaAdlang sn schenken und auch in 

der folge, wenn es Ihnen gerade pafst, sich der 
Zeitschrift freundlich erinneni zu wollen, ohne diese Ihre 
weihe hätte ich ja keinen glauben, kein vertrauen zu dem 
werk. — Das handbucb der götterlehre hat eingeschlagen, 
ich hofife dieses jähr noch an die 2. aufläge zu gehn. über- 
haupt regt es sich aller enden für unsere Wissenschaft, die 
liebe m mr greift mSchtig um sich nnd wenn Sie eiamal 
die vorrede zur dritten aufläge der mrthologie schreiben, 
wahrlich dann mnfs sie anders enden als jene vom 
april 1844. — Die hessischen sagen laufen dieser tage nebst 
einer mit abhandlungen begleiteten Übersetzung ( mit gegen- 
überstehendem Originaltext) der Gudrun meines Schwagers 
Wüh. von Floennies bei Ihnen ein und für beides bitte ich 
Sie um wohlwollende anfinahme. den 2. band der beiträge 
hoffe ich Ihnen noeh im lauf des iahxes überreidien zu 
können. Nodnagel ist gestorben und hinterlies eine hübsche 
Sagensammlung, die ich herausgebe. — Der wohlgeneigten 
ernillung meiner bescheidenen bitte harrend . bringe ich 
Ihnen neb^t den herzlichsten wünschen für Ihr wohl und 
besten grüisen die veibicoerung meiner alten Verehrung 
und treuen liebe. Ihr ergebenster J. W. Wolf. — Jugen- 
heim a. Bergstrafse 16 apr. 1858. p. r. Zwingenberg.* 

20. W. Qrimm an J. W. Wolf: 

«Hochgeehrtester herr, yor kurzem habe ich Ihnen ein 
paar märchen aus der hebräischen Sammlung des rabbi 
j^aiadga für Ihr neues unternehmen zugesendet, ich wsr 

damals noch der allgemein verbreiteten meinung, dasz 
Barachia im anfang des 15. jahrh. geschrieben habe, bin 
aber jetzt überzeugt dasz er in viel ältere zeit jrehört , ich 
bitte Sie daher einige änderungen in dem manuscript vor- 
zunehmen und zusetzen , thierfabeln die der rabbi Baracbja 
in der zweiten hftlfte des 13. {ahrhunderts m 
hebräischer spräche dichtete" und weiter unten «deren 
hohes alter dadurch nachgewiesen ist.** — Mit erneuter 
▼ersifdierung meiner hochaclitung und ergebenheit Wilhelm 
Qrimm. - Berlin 12. mal 1853.' 

21. J. W. Wolf an W. Grimm. 

.Hochverehrtester herr ; Sie haben mich mit so schönen 
und reichen beiträgen überrascht und mich durch diese 
Ihre groüse güte so glücklich gemacht, dafs ich Ihnen meinen 
wärmsten und herzlichsten dank darzubringen mich beeile, 
wenn irgend etwas, dann ist es Ihre freundliche Unter- 
stützung, die mir vertrauen auf die zukunft der Zeitschrift 



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Briefe xwilclien J, xl W. Grimm il J. W. Wolf. 323 

einzuüörsen vermag, sie ist mir ein neuer sporn, alles dafür 
aufzubieten, dafs sie der grofsen ehre würdig werde. — 
Anfaer reichen beitrftgen ans Ungarn liegen mir noch ^e 
grofse zahl von märchen aus der Bukowina vor. Waldburg 
und Stanfe (recte Simiginowicz) haben sehr bedeutende 
Sammlungen, die noch nnanPG^'earhoitot nnd durch die 
Zeitschrift angeregt, sind <Iort nocli andere s.unmler erwacht, 
es regt sich stets nnd überall lebendiger und es sind mir 
bereits so viele nnd grofso manuacripte von traditionen 
ieder art nur Verfügung gestellt, dafii ich nächstens an die 
heranagabe einer grofsen bibliothek dieser Überlieferungen 
zu gehen gedenke, in der ich ganze sammlnngen anfnehmen 
kann; der Zeitschrift bleiben dann nur abhandhingen nnd 
kleinere beitrage, die in masse einlaufen, vorbehalten, 
o unsere alterthümer haben eine herrliche zukunft nnH es 
ist mir ein seeliger genufs, unsern forschungen täglirli last 
neue jünger zueilen zu sehen, nach allen selten hin das 
fener der begeisterten liebe sa ihnen week^ und sdillren 
zu können, selbst ihre bisherigen feinde kommen, sie sehen 
es ruht ein grofser, reicher segen anf diesen arbeiten, und 
sie helfen mit bauen an dem ewigen denkmal, das Ihren 
thenren namen trägt, welchem deutschen mann schuldete 
auch das Vaterland das, was es Grimm schuldet? — Noch- 
mals meinen vollsten dank und indem ich Sie noch bitte, 
Ihrem herm bmder meine freundlichen grüfse in den ab- 
gnmd des lezicops bringen en wollen, zeichne ich mit der 
▼enichemng meiner aufrichtigsten Verehrung und liebe Dir 
ergebenster diener J. W. Wolf. Jugenheim a/Bergsfaratse 
20 jan. 1854.- 

S. 319. Soldan hat fleissi^ über die hexen- 
processe geschrieben]. Gemeint ist seine cre'^ehichte 
der Hexenprocesse, sie wurde von H. Heppe 1880 neu be- 
arbeitet. Grimm äuazerte darüber in der Vorrede z. zwei- 
ten Aufl. der Mythologie. 

S. 319. Ihren plan zu einem handwOrterbuchl 
Tgl. S. 336, einen Brief L. Diefenbachs an W. y. 2. 12. 1843 
(Anm. zu S. 388) und eine Aeuaserung W.'s gegen Diefenb. 
V. 17. 3. 1844: „Auszerdeni habo ich noch Auszüge für mein 
Wörterbüchlein zu machen, für welches ich bereits viel vor- 
bereitet habe, was neu ist. J. Grimm . . . möchte mich in- 
dessen lieber an eine andere, die Forschung fördernde Arbeit 
haben, als diese. Doch wird auch das Wörterbüchlein dem 
Forscher manches bieten (freilich in populärem Kleide).*^ 

ib. meine vor jährige ReiseJ nach Italien; vgl. 
Schmeller an W. v. 9. 9. 1843 (Anm. zu S. 333) u. J.s Ab- 
handLung: it. u. scandinay. eindrücke (Kl. Sehr. I, 57). 

21» 



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324 



Anmerkungen zu B. I S. 321—326. 



S. 821. Grieshahn] verdnickt st. Grieshaber, geist- 
licher Rath zu Bastati. fir wechselte von 1846—50 einige 
Briefe mit Weipfand, wegen der von W. beabsiclit listen Ge- 
schichte d. deutschen Predigt bis Luther u. seiner deutfechen 
Predigten ans dem 13. Jh. 2 Abth. (Stuttg. 1844-6 j Er 
starb 18ÜG in FrtnV)urg i/Breisgau. 

ib. Nächstens . . . kleines gegengesch enk 
mit einer akademischen Vorlesung etc.] Vgl. 
Weigand an L. Diefenbach y. 29. 8. 1846: i^vor seiner (d.lL 
J. Gr.*s] abreise [nach Lippspringe ygl. I S. 324) erfreute er 
mich noch durch zwei schöne geschenke , Vorlesungen in 
der ncademie: 'über Jemandes n. die Geten' und 'über 
diphthonge nach weggefallnen consonaTiten'.* 

S. 323. den fertigen Athis] s. \V. Grimra's Kl. 
Schriften III, S. 212 If. Auszüge aus Weigand'a Antwort- 
schreiben auf no. 155 u. 156 stehen ib. S. 333 ff., woraus 
hervorgeht, dass Geh. R. Prof. Dr. Nebel in GKessen, ein 
heiterer freundlicher Greis, der Wilh. Gr. einige Mal flüchtig 
gesehen hatte, die ihm gehörigen Athis bruchstüoke durch 
Weigand's Vermittlung W. Gr. geschenkt hatte. 

S. 324 no. 157.] Vorauf gehen W.'s Br. 8-5. — Mit 
Br. 3 V. 12. 11. 1846 überschickt W. 5 weitere Nunimtrn d&i 
Friedberger Intelligenzblattea , worin wetterauer Wörter 
besprochen waren, weiterhin eine Urkunde Yon 1898 aus 
einem Hausarchiv. Er fragt dann, ob die giessener Marien- 
Ueder sich in anderen Hss. f&nden und bedauert durch seine 
Krankheit um die Frankfurter Germanistenversammlung 
gebracht zu sein. — Mit Br. 4 v. 27. 7. 1847 folgen wieder 
Nummern des oberh. Intelligenzblattes und d. Vaterlandes. 
W. theilt weiter mit, Prof. Nebel habe eine Papierhs. der 
von Grieshaber herausgeg. Predigten gekauft, firagt im 
Kamen von Adrian nach dem Titel eines Buches, dessen 
Anfang u. Schluss er beilege und grüsst von Fr. Roth. — 
Br. 5 V. 24. 10. 1847 begleitet ein i£n übergebenes Buch y* 
Ph. Dieffenbach mancherloi Interessantes mi^ der Wetterau 
enthaltend, und fügt einige Bemerkungen hinzu. — no. 1-^7 
beantwortet W.'s Br. 6 v. 10. 1. 1848: Dank für J. Gr. s 
Brief, Glückwunsch zum Geburtstag, Freude über wieder- 
hergestellte Gesundheit u. baldiges Erscheinen der Geschichte 
d. deutschen Spr., Üebersendung von 3 Nummern des oberh« 
Intelligenzbl. und Mittheilung über seine wetterauischen 
Studien. Einsseine Lautbrechungen würden schwer zu 
deuten sein. 

S. 325. Adrian] Prof. u. Bil)liothecar in Gicssen. 
S.826. Friedberger pa s s i (i n spiel] Vgl. Weigand's 
Aufsatz: ,Über das Fr. Pasä.' m Haupts Zeitschriil Bd. VII 



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Anmerkunfiren zu B. I 8. 826—328« 325 



545 — 56, Das weitere von W. gesammelte Material hierüber 
befindet sich noch in ür, Milchsack's Händen. 

ib. ruhe für Vilmar] vgl. V.'s Aeusserung gegen 
Weigand von 1849 in Anm. za S. 297. 

S. 327. Ihren hübschen fund zu Friedberg] 
vg;l. Haupt's Zeitschr. VII S. 442-8: .Bruchstück einer Alt- 
mitteldeutschen Evangelien-HarmoTiie mit Vorrede." Es 
wnrde am 18. Sept. 1848 im FrifMlberger Seminar gefunden 
und .schleunigst an Haupt übersaudt um Jacob Gr. zu sein t iu 
Geburtstag überreicht zu werden (vgl. Anm. zu S. 304). hu 
Bd. VlU S. 258-74 erschien dann das eanze Bruchstück, 
welches später von MWenhoff in den Dei&mälem als Christ 
n. Antichrist bezeichnet wnrde, wie auch schon in einem 
Briefe an Weigand. 

ib. zu Frankfurt . . konnte es . .nicht länger 
ausli alten] Vgl. II 295, 310, J.'s Brief an v. Lassberg v. 
20. Juli 1848 (Germania XIH, 384j u. den Adresszettel, dessen 
Anm. zu S. 315 gedacht wurde. 

ib. durch starke prüfungen sind wir ge- 
gangen] Vgl. II 818 n. den interessanten Br. v. W.Gr, an 
Laseberg y. 15. 2. 1849, (Germ. Zill 487 f.) worin er schildert, 
wie er in der aufgeregtesten Zeit Vorlesungen gehalten habe. 

ib. Meinbnch] Geschichte d. deutschen Sprache, vgl. 
325, SSS. 

S. 328 no. 160] Antwort auf W.\s Br. 7 v. 12. 7. 1849: 
W. schickt 2 Nummern des oberh.Int.-Bl. ,In dem kirehen- 
zinsbuch kommt s. 32 (zinsposten nr. 102) vor , aber nach 
dem jähre 1471 eingetragen: ^ei/n gertgin liget hinder der 
bürg den Uzt Ueintzgin Welcher halt vnd höret zu dem acker 
der dar ffein ^ber liget am breidenwege den man nennet der 
totde* das wort wäle* ist hier merkwürdig und scheint 
sich mir auf den acker zu beziehen. ..." 

no. 160 beantwortet W.'s Br. 8 v. 2. 11.1849: Dank für 
die Abhandlungen, flen eingelegten Brief an J. W. Wolf [fehlt] 
der wieder in Jugenheim sei, habe er besorgt. Vergebliche 
Nachforschungen nach altdeutschen Hss. im ehemaligen 
Klobter ilben.sLadt. Einige Reste aus Eneiikci u. dem alten 
Passional seien ihm von Banr in Darmstadt mitgetheilt. 
J. Gr. werde wohl am Wörterbuch arbeiten: «Vor längerer 
zeit bin ich anf eine erscheinung im neuhochdeutschen auf- 
merksam geworden, über die ich noch nicht ins reine 
kommen konnte, nilmlich das in einigen Wörtern, welche 
'ür' hatten und diesz später in 'auer' zerdehnten . vor- 
kommende zwischeneintreton des d. so haben wir z. b. 
Schauder neben schauer aua mhd. schür ahd. scür; haudern 
(süddeutsch s. t. a. kleinhandel anf karren n. s, w« treiben) 



326 Anmerkungen sa 6. I S. 328. 

neben dem nach Ettmüller m Ftanenlob a. 274 in sftdd. 

mundarten vorkommenden hanern, hanren, von dem ältem 
hüren, welckes sich in behüren = durch kanf^ miethe er- 
werben (frauenleich 17, 19) mehr dem begrifl'e des nhd. 
Wortes nähert; schlauderafi* (m hiesig^er gebend familien- 
name) = sclilaraffe aus älterm sluratfe. was übrigens das 
letzte wort anbelangt, so meine ich schon in einer schrift 
des 15. ihdts. schlüderaffe angetroffen zu haben, ob auch 
nnser nnd. schleudern (oberd. schlaudem) auf älteres sldzen 
zurü(/kgeht? vocabularien aus den letzten jahrzehenden 
des 15ten und Schriftsteller des löten jhdts. haben slawder» 
«rhlndcr, Bchleuder und das verb schludern, schleudern für 
lunda und fundibalare. endlich möchte vielleicht selbst bei 
zaudern ein wort mit ür zu ^^runde liegen? — Ihr mythol. 
s. 'Md angeführte« ags. Aegles thoip erinnert mich an das 
gleichnamige an dem Yogeisberge gelegene Eichelsdorf, im 
jähre 1187 Jßigelesdorph und Eigelesdon. diesem gans nahe 
aber liegt ein ZV*. ' It 8, Eigil in dem namen führendes dorf: 
Eichelsachsen, 1187 Eigelessachscen, im 14. jhdt. Eygelsahsen 
(Würdtwein d. M. Iii, 1287. Eygelhassen ist verschrieben). 
Wie möchte sich wol dieses -sahsen, das in Ortsnamen der 
Wetterau und Oberhessens mehrmals begegnet (Saasen — 
1125 Sachsun bei Guden. c. d. I, 397 — , Wettsaasen, König- 
saasen, Mtthlsachsen), erklären lassen? ich habe daran ge- 
dacht, ob das deutsche wort dem lat. saxum entsprechen 
m(tohte. betrachtet man aber die tiefe der läge der meisten 
der genannten orte, so ist keine Wahrscheinlichkeit. — 
Vo^t ist zwar in der Schweiz, alier seine zahlreichen an- 
häiiger hier hoffen auf seine rückkehr und möchten ihn 
gern bei der nahe bevorstehnden abgeordnetenwahl zu 
unserm landtage durchbringen. dies2 werden vielleicht die 
mit der stadt stimmenden ddrfer vereiteln, und jene rück- 
kehr dürfte schwer auszuführen sein, der ehrgeiz bat ihn 
weit geführt: bis zum bewerbenden redner in den niedem 
wirthshäusern und dunn bis zum regenten, der froilich ohne 
land war. im umgange war er allerdings rerlit ;in*^renehm. 
— Was wäre aus unserm armen vaterlande gewoi clen, wenn 
die revolutionäre genoszenhchait ihre pläne hätte durch- 
setzen können! ihre auf die demoraiisation und die herbei* 

geführte Verarmung gegründete herrscbafb würde eine zeit 
er grösten rohheit über uns gebracht haben [Vgl. IL 310J, 
und wahrlich! deutliche anzeichen waren schon da. Wie 
schön wäre es gewesen, wenn sich die deutschen Staaten 
um Preuszen vereinigt hatten ! der anschlusz unsrea grosz- 
herzog^hums hat mich sehr gefreut. . . 

S. 328, zwei akademische Abhandlungen]. 



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Anmerkimgen sa B. I S. 828—329. 327 



Wohl die im Jahrgang 1849 d. Abh. d. berliner Akademie 
enthaltenen: 'Ober schule, universit., akad.' u. 'Über d, 
yerbrenneD d. leiohen/ (El. Sehr. I. 211 C, IL 211 ff.) 

S. 329. Den Vogt sind sie nun in Giessen los]« 
Der bekannte Prof. K. Vogt , welcher im Frankfurter Par- 
lament der äUBseraten Linken angehörte und 1849 seines 
Amtes als ausserordentl. Prof. der Medizin in Giessen ent* 
setzt wurde. Vgl. W.'s Br. 8: II 326. 

S. 829 no. 161]. Antwort auf W.'s Br. 9 u. 10. — Br. 
9 V. Himmelfahrtatage 1850 : W. schickt einige Recensionen, 
erwähnt die ergiebigen Auszüge Phil. Dieffenbacha aus dem 
Kloster Arnsburger Salbuch, die Synonyma Jac. Schöppers, 
Dorimnnd 1550, frafft för Prof. Kenaud nach der Beden* 
tirni? von Quercrecnt (Weisthfimer III. 698) und theilt 
mit , dasz sein Friedberger Fond sich vermehrt habe. — 
Br. 10 : ,Thr gütiges geschenk, verehrtester Herr Hofrath, habe 
ich erhalten und sage Ihnen für dasselbe auf das herz- 
lichste dank, es hat mich sehr gefreut, sowol als ein 
neues freundliches zeichen Ihrer mir so werthen gewogen- 
heit, als auch in wiszenschaftlicher beziehung , denn wie 
sollte ein jeder , der ein hers fClr das deutsche alterthnm 
hat, nicht erfreut sein, dasz Sie der verwaisten und lange 
verwahrlosten reste der alten fränkischen spräche, welche 
die beute eines allerdings gespenstischen und ohne zweifei 
gespenstisch bleibenden gastes zu werden drohten, Sich an- 
genommen haben ! doch wer hätte es auch vermocht, sich 
ihrer so anzunehmen, wie 8ie. zwar war schon, jener jagd 
Leo 's auf keltisches in deutschem walde entgegen, die er- 
klärung der malbergischen gl osse durch den auslauf in der 
gesch. d. deutsch, spr. nach meiner überzeugunff vortrefflich 
gefordert; aber sie ist nun eben in Ihrer abhandlung zu der 
neuen vorzüglichen ausgäbe der lex. Salica [v. J. Merkel] so 
durchschlagend, dasz rfpr zweifei, ob jene glo^se wirklich 
deutsch sei, für immer gehoben sein wird, ich bin mit gröster 
Spannung den erkiärungen gefolgt, von welchen manche 
überraschen, mehreres wird sich mit der zeit sicherer 
stellen lassen, so scheint mir das s. LXXXIII aus Schm eller 
angeführte bayerische rennferkel, rennsan nicht wol auf alt- 
hr&uk. chranne zurfickzuführen ; denn jene ausdrücke wer- 
den mit dem wetterauischen und oberhessiachen der sprenger 
ein'^ sein , wnlchcs wort das schwein bezeichnet, das nicht 
mehr eigentliches ferkel , aber auch noch nicht recht ^au 
ist, und zur heerde getrieben werden kann, hier m Gieszen 
und der umgegend wendet man diesz „sprenger" auch auf 
einen knaben an, der etwa 5 — 8 jähre alt ist. das wort 
gehört aber zu springen , wie niederd. sprenger s= hen* 



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328 



Anmerkungen sn B. I S. S29. 



schrecke (brem. nieders. wtbch. 4, 974); und so wird auch 
das bayer. rennferkel, rennsan sn rennen zn stellen sein. — 

Bei besprechnng des ausdrucks andelagen in Ihren rechts- 
alter thümern [196 ff.] weisen Sie neben anderm auf 'Ich Andel 

Ministro* bei dem Wt^tterauer Erasmus Alberus hin. in einem 
briete, welchen ich vor zehn jähren an Sie schrieb, [fehlt] 
bezweifelte ich , dasz dieses wort wetterauisch sei, denn es 
komme weder in wetterauischen Urkunden noch jetzt in der 
mundart vor. ich kann es aber nnn ans ungeounckfcen Ur- 
kunden der kirche nnd p&rrei des swischen Glessen 
und Butzbach liegenden dorfes Polgöns nachweisen, das 
buch 'Jerlich einkomm ens vnd gebrauch der pfarr vnnd 
kastens zu polguns jm ITittenberge' v. j. 1536 hat nemlich 
8. 8. den rtns<rabeposten : 'xiiii gl. (d. i. gülden) gegeben das 
hausz zu st ir Ifen (d. i. die gefache der wSnde mit stick- 
steckeu zu versehen) vnd kleyben (,) drey bön (= bühnen 
, d. i. gerüste ? oder bänme ?) smsehlagen vnd dem decker 
KU an de In/ worin ich vor das letzte 'vnd* ein komma 
setze und das folgende so verstehe: 'dem dachdecker beim 
decken des daches handreichung zu thun.* andeln wäre 
also 8. V. a. darreichen , handreichuug thun , was auch zu 
dem bei Frisch I, 26 c aus Aiberus Wörterbuch angefiihrten, 
von mir in diesem übersehenen Substantiv der aiideler = 
opera stimmt, übrigens wUl ich, da es vielleicht für Sie 
Interesse hat, bei Polgöns nicht unerwähnt lassen, dasz der 
Ffahlgraben dort schlechthin der Pol heiszt, nnd ich habe 
mir für mein wetterauisches wörterb. aus , dem 16. jhdt. 
angehörigen Polgönser pfarracten aufgemerkt: 'vor dem pole.* 
*der boler berg', *der boler weg.' [Vgl Br. 11] — Ich weisz 
nicht, ob ich Ihnen für Ihr neuhochd. Wörterbuch zu 
blöken bereits mitgetheilt habe 'Balare bleckchen' aus 
*liber ordinis rerum' (ein wol in Osterreich geschriebener 
Tocabnlar v. j. 1429., mscrpt. in Nebels besitz) bl. 24 b. im 
mhd. findet sich das wort bekanntlich noch nicht. Zu 
gramm. P, 867 unterste zeile habe ich mir neben pittan u. 
sizan noch'likkan aufgezeichnet, auf dessen schwaches praes. 
der im ahd. Tat. XXVIII., 1. (Schmellers Matth. 5, 27) vor- 
kommende imp. hinweist. Das Tatianische mandwäri 
(gramm. IV, 479. steht nicht mehr a sondern a) ist doch 
wol wie gramm. II, 553. man-dwäri (nicht, wie s. 577. ver- 
muthet wird, mand-wftri) zu theilen und etwa wie unser 
menschen-freundlich zu faszen ? — Schmitthenners tod, den 
Sie aus den zeitungen erfahren haben werden, war und ist 
mir noch sehr schmerzlich, schon seit vielen jähren plngte 
den sonst kräftigen mann von zeit zu zeit ein leberieiden, 
das er irrig für magenschwäche hielt und darnach selbst 



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Anmerkungen sa B. I S. 329. 329 



zu curieren suchte, aber den letzten wiuter über nahm die 
krankheit so zu, dass er nach osiem sehr ftbel aussah und 

mit anfang des juni's die ärzte wenig hoffnung mehr hat- 
ten. Er hat auch in den letzten jähren sich noch viel mit 
deutschen Sprachstudien beschäftigt und sich namentlich 
der angelsächs. mundart zugewandt, vieles ist von ihm 
zur erklärung der deutschen ei^ennamen autge^eit hn ^t. 
wie sehr er Sie hochachtete, habe ich oft aus seinem munde 
gehört, wenn wir, was häufig geschah, sprachliche erschei- 
nungen hesprachen. eins seiner liebsten bücher war ihm 
Ihre deotsehe mythologie« — Der landtag fär das grosz- 
herzogthum ist anfs nene eröffnet, wird aber, nach seiner 
Zusammensetzung zu nrth<^i!f'n . schwerlich lange beisam- 
menbleiben, die demokraton hatten bei den wählen meistens 
freien Spielraum, denn die conatitutionellen und conserva- 
tiven haben, groszentheüs aus verdruäz über das Jaup'äche 
Wahlgesetz, nnr sehr schwach sich betheiligt, Es ist bei 
nns überaus th&tig gewühlt worden , nnd die staatsregie- 
mng hat ihre gröszten feinde zum theil unter ihren eignen 
angestellten gehabt. — Die herzlichsten grüsze an Sie und 
Thr»^n herrn bruder. mit unwandelbarer Verehrung und 
liebe Ihr Dr. Weigand. — Gieszen 14. September 1850." 

Auf no. 161 antwortet W.'s Br. 11 v. 1. 1. 1851: W. 
dankt für die Schrift zu l^nvigny's Jubiläum: 'Das Wort 
des Besitzes*. Die andern Ex. seien besorgt. Glückwünsche 
zum Geburtstag. , Dürfte ich gegen eine der in Ihrer schritt 
gegebenen vergleichungen einiges bedenke n auszern, so wäre 

es gegen die von ^x*'* ^' ^ ^* (^fO^- S^^» ^ ^* ^P^* 

s. 410).^ trotz Potts zweifei (etymol. forsch. 1, 283, 373) möchte 
irm mit sanskr. sah = perforre, sustinere zusammengehören, 
den Spiritus asper zeigt das fut. ?|ai und das abgefallene 
a der aor. ^ff^oy. ist aber bei anlautendes s weg- 

gefallen, so könnte es nicht mit aih zusammengehören. . . . 
Aus Baurs Amsburger urkundenbuch . . . hft. 2. s. 298 f. nr. 
441 ersehe ich denn auch, dasz ich in meinem letzten 
briefe an Sie unrichtig die in Polgönser kirchenacten j. 
1569 vorkommenden namen Boler weg, der Boler berg mit 
dem pole (= Pfahlgraben) zusammengestellt habe, oeide 
namen sind völlig verschieden, wie eben in der nrkunde 
nr. 441. *offe deme boiiirwege* zeigt • . / 

8. 829 pro f. £nobel] seit 1839 Prof. d. Theologie in 
Glessen. 

S. 329. Baurs Arnsberger Urkunden]. Vgl. 
Weigands Br. 11. Mit Baur hat Weigand eine ziemlich 
umfangreiche Correspondenz gefährt, welche mir vorliegt. 



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390 



AnmerkimgeB zn B. I 8. 890—881 



S. 330. Die sache dea yaterlaudeä u. s. w.] 
Am 1. Nov. 1850 rückten tzots PrenssenB Frotiest dieBiioni 
Q. Oesierreiclier in Heesen ein. Das prense. Heer wurde in 

Fol^e dessen mobil gemacht u. am 8. Not. kam ea sa dem 
berüchtigten Rencontre bei Bronzell. 

S. 880. Wigand] Paul vgl. Anm. zu S. 1. 

S. 380. BöhmerJ. Mit J. F. Böhmer hat J. Gr. auch 
einige Briefe gewechselt. Nach Reifferscheid (Vorwort zu 
den Freundschaftisbr.) sind 2 Briefe J. Gr.'s an ihn gedruckt. 
Wo? Vgl. noch Brie^. m. t. Mensebach S. 361. 

S. 830. no. 182). Dieser Brief ist die Antwort auf 
folgenden nur im Concept erhaltenen Weigand'a: „Hier- 
mit, verehrtester Herr Professor, sende ich Ihnen genaue 
vollständige abschritt der in meinem briefe vom 2. d. m. 
[fehlt) erwähnten Sprüche, welche in nr. 1247 der hiesigen 
hss. enthalten sind, sie bilden, wie es scheint, eine ähnliche 
Spruchsammlung, wie die, nach s. 22 über Freidank, Ihnen 
von Diemer mitffetheilte. nur ist die Oiessener nicht bu 
ende geführt, dem mit „Yil geiaget Tnd nit gefangen*' 
beginnt, nachdem ein strich die mit namen übersehriebe- 
nen ge8chloa5?en hat , offt^nbar eine neue reihe , die aber 
nach dem ersten sjjruche nicht fortgesetzt ist. Adrian •^iht 
an, die hn. gehöre in das 15. jahrh. ; was die aprüclie be- 
trifft, 80 sind sie ohne zweifei in dieser zeit aui^eschrieben. 
. . . Herr prof. Braun hat die güte , gegenwärtiges an Sie 
mitsninehmen. 

Auf no. 162 folgt W.'s Br. 12 v. 10. 7. 1851: W. über- 
sendet Abschrift der Carber Markordnung, „es freut mich, 
mit Zusendung derselben "inem wünsche nachkommen zu 
können, den fcJie, als ich vSie zu Frankfurt besuchte (die 
freundlichen stunden werden mir immer eine der ange- 
nehmsten erinnerungen sein) , gegen mich aussprachen, 
aber leider kann ich das weisthum in seinen beiden &8* 
Zungen nur nach einer alten dem markbuche entnomme*- 
nen abschrift mittheilen, nicht aus diesem selbst, ich habe 
lange vergeblich mühe aufgewendet , des buches habhaft 
zu werden, es scheint verloren, auch im archive zn Dann- 
stadt, wo ich selbst nachfragte, war es nicht zu finden. — 
Die beigelegten sprüche bitte ich Ihrem herrn bruder zu 
geben, den lieben brief desselben vom 19. mai habe ich 
erhalten nnd werde demnftchst schreiben . . .* 

S. 330. Bernhard Fr e i d an kl Vgl. Germania XI, 
112, m Q. W. Or/s kl. Sehr. II. 449 S:, 508 f. 

S. 381 no. 1631 Antwort auf W.'s Br. 13 v. 1. 1. 1852 : 
Neujahrs- und Geburtstagsglückwunsch, Mittbeilung seiner 
am Vorabend des Christfestes ihm mitgetheilten £rnennnng 



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Anmerktmgen %n B. I S. Sai. 331 



zum auHäerürd. Prof. Bei Abfassung seiner Anzeige der 
giessenor Ha. y, Hans Bosenblnt*« Sohwftakm, sei Oim ent- 
gangen, daes die Erz&hlong von dem Ritter mit den Nfizsen 
schon in v. d. Hagens Gesammtabenteuer no. XXXiX stehe. 
Freude über das aem nächstige Erscheinen der ersten Liefe- 
rung^ des Grimm'schen Wörterljuchs. Er selbst habe die 
Bearbeitung der 3. Anfl. v. Schmitthenners kurzem deutschen 
Wörterbuch übeniümmen und hoffe, dasz Anfang Febr. der 
Druck beginuen könne. (Die beigefügten Zeilen an W. Gr. 
sind nicbt vorhanden.) — Auf no. 16o antwortet W/s Br. 14 
Gründonnerstag 1852: «Empfangen Sie, verehrtester herr 
hofrath, für Ihren herzlichen giflckwunsch meinen besten 
dank, theilnahme thut wol, aber von Ihnen wie von Ihrem 
herrn bruder hat sie mich doppolt gefreut, möchte mein 
wirken in meinem neuen amte i min er so sein, dasz Sie mir 
Ihren beifall zu theil werden Uiszen können! — Die von 
Weidmanns ausgegebene probe des deutschen Wörterbuches 
war mir eine höchst freudige erscheinung. erst ietzt, mit 
diesem werke, liegt der gesammte nhd. eprachschate klar 
YOr nnd dessen grösze und ftllle wird in erstaunen setzen, 
was die an Ordnung betrifft, so sind die artikel, wie sich 
auch nicht anders erwarten liesz , so schön angelegt und 
aufgebant . dasz wol itipniimrl sie anders wünschpn niöchte, 
und das, was sich über die Entstehung des wortes sa^en 
läszt, findet sich kurz, aber ausreichend gegeben, dürfte ich 
mir eine bemerkung erlauben, so wäre sie über die ent- 
faltong des aber^ znm beispiel in aberwits ans ahd. mhd. 
ft-y welche mir bedenklich scheint, sie stünde zn un- 
gewöhnlich da und würde einen durchgang dnreh abe- 
als zerdehnung des a- voraussetzen, die meines wiszens 
nicht zu erweisen ist, denn mhd. abe-getroc neben ä-getroc 
gehört nicht hierher, ich ziehe das graram. 2, 709 — 710 
gesagte vor. den ältesten beleg übrigens für aberwitz finde 
ich in dem vocabular. predicaat. (IM Urenberg 1483) bl. f2'> 
wo „Delims homo. der da get in die aberwitz. pneriliter 
agens.*'. ein ans Hoffmeisters näcÜese zu Schillers werken 
8, 85 genommenes xenion, in welchem Gdthe aberwitz und 
Wahnwitz scheidet, habe ich in der neuen ausg. meines 
syn. wtbcbs. T, 12 angeführt. - Dasz das ganze, wie Sie in 
Ihrem lieben briefe bemerken, eine mühevolle arbeit ist und 
Sie bei derselben auf viele unvorhergesehene Schwierigkeiten 
ötoszen, die aufhalten und nur duixh neues nachsuchen m 
den qnellen zu überwinden sind, kann ich mir wol denken, 
ich bin sehr begierig, wie Sie mit manchen ausdrücken bei 
Luther, Fischart u. & zu rande kommen werden, kann ich 
Ihnen bei manchen artikeln irgend beihilfe ans meinen 



332 Anmerkangen 2u B. 1 S. 881. 



auizeichnungen und auszü^eu aus glossarien und hss. oder 
den idiotismen leisten, so bitte ich über mich m yerfügen ; 
ich werde nach möfflichkeit und mit vergnügen zu will- 
iahren suchen, über der al = «zwinger oder winkel zwischen 

gebäuden"' und die ahno = »das von flachs oder hanf 
beim brechen oder schwin'^fpn nborpfnllf^ne steugelsplitterehen* 
ist eini;^es in den limen niitgetheiiten nummeni des ober- 
hess. inteiligenzbl. v. j. 1844 (ur. 95) und 1845 (nr. 6),- dock 
habe ich daselbst neben der a I die noch in der Wetteran 
vorkommende nnd auch von Albems angeführte form der 
aln in (Albems fabeln s. 44: Bisz er gieng ansx dem aln 
herfür, — Und macht sich vor der Geyssen thür) unerwähnt 
gelaszcn , eben '^o bei iihne, dasz man dieses wort auch in 
einem theile der Wetterau noch von den stachelsplittem 
der ähreu gebrauche, z. b. gerstenahn. das Zeitwert a n d e 1 n 
. . . eine stelle habe ich Ihnen, schon früher [Br. lOJ mit- 
gjBtheilt. ich nehme das wort hier von dem darreichen der 
Siegel oder schiefer an den dachdecker, der im decken be- 
griffen ist. es geschah diesz darreichen nämlich früher in 
aer Wetterau immer durch knaben, die von der erde bis 
zum dache auf der leiter saszen und von dem eigenthünaer 
eine besondere bezahhing" erapfiengen. ist Ihnen das südlich 
in der Wetterau vorkommende §men = ätzen (den jungen 
vögeln futter geben), z. b. der vogel hat seine jungen geemt, 
nicht bekannt? es kommt auch intrans. von wunden vor, 
2. b. die wund' gmt = zieht eitor (?), und wird wol zu mhd. 
am , om (Benecke-MüUer 27, Schmeller 1, 53) gehören. — 
Sie fragen über willetzknaben , willetzkinder bei Schmeller 

4, 58. auch mir ist der ausdruck dunkel. Iriszt sich Schweiz, 
willen = wickein (Aalder II. 451) vergleichen, so mochte 
man wickelkinder denken, wenn diesz in das fastnachtsspiel 

Sasste. — Der Verleger uieines synonym, wörterb. wünschte 
asselbe, das in sehr starker aufläge gedruckt ist neu aus- 
zugeben. . . . ich machte den verschlag, eine anzahl blätter 
umzudrucken und so nicht allein verbeszerungen, sondern 
auch einige neue artikel mitzugeben, was dem Verleger 

ganz genehm war Sie werden es bereits in bänden 

haben, ich bin begierig , ob Sie die ableitung von auf- 
wiegeln 8. 127 und die zurückführung von der backe s. 158 
auf das bei Grafik fehlende ahd. braccho billigen werden, 
dieses backe würde einen neuen beleg zu gesch. d. deutsch, 
spr. 314 geben. . . .* 

Auf das gegen die Deutung von aber geltend ge- 
machte Bedenken bezieht sich auch eine Stelle in einem 
Briefe v. L. Diefenbach an W. v. 27. 6. 1852 (vgl. Anm. zu 

5. 388). 



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Anmerkangen sn 6. I a dd2--8d3. 



S. 332. mehr freie ruhe... einige Ii eblinors- 
gegenstände unter die hand zu nehmen] vgl. Anm. 
znail5. 

ib. get^en meines .. freundes behandlungd. 
Nib.l vgl. Anm. zu S. 308. Rede auf Lachmann (Kl. Sehr. 
I. 14" ff ). Die Ree. d. gdti. ans. steht jetzt auch in Kl. 
Schritten V, 476 ff. 

8. 333. Die v. Keller jetzt gesammelten fast- 
nachtöpielej. Ans den mir vorliegenden 8 Briefen Ad. v. 
Kellers an Weigand v. 1846—72 ergibt sich, dass Keller mit 
Grimm über diese Stücke snyor correspondirt hatte : Keller 
an Weigand Tübingen 3. Dec. 1851: „J. Grimm schreibt mir 
gestern , m Gieszen liejgfe eine hs. mit fastnachtspielen n. 
macht mir hoffming Sie w^rrl^n die gute haben mir dazu 
zu verhelfen." (Von seiner Arbeit seien bereits 2Ü Bogen 
gedruckt.) — Bis jetzt ist nur ein Brief von J. Grimm an 
Keller aus dem J. 1862 bekannt geworden (Germania XiX, 
S. 504 f.). 

S. 333. Schmeller 4, 58]- Bayerisches Wörterbuch 
4 Bde. Stuttg. u. Tüb. 1827—37. Es erschien 1869 - 78 in 
8 weiter Aufl. bearbeitet von Frommann, mit einer Vorrede 

von Weigand , mit welchem 8chmol]pr längere Zeit cor- 
respondirte. Mir liegen 9 Briete bchmellera an W. von 
1841 — 52 vor, sowie ein handschriftlicher in Giessen 1869 

gehaltener Vortrag Weigands über Schmeller. Aus den 
iriefen hatW. schon einzelnes in der Vorrede nnd in seiner 
Besprechung der neuen Aufl. des hayt. Wh/s in ^^mckes 
Gentraiblatt 1869 mitgetheilt. Ich theile hier ans den- 
selben mit, was allgemeineres Interesse beanspruchen kann : 
2) München, 1. 9. 1842: ^Mit foppl worden Sie ganz rocht 
haben. Der Grundbegritf liegt vielleicht ebenso gut in dem 
tupfen, eintupfen unserer Volkssprache als in dem 
romanischen to^par , toper. Eine andere frage wäre, ob 
das eine u. welches aus dem andern entstanden ? Deutsche 
Eriegsknechte haben auch trincar, trinquer ^ 5rtn-' 
disi u. dergl. nach dem Süden gebracht. Bek inntlich 
waren sie auch starke Liebhaber des Toppein (Spielena 
mit Würfeln). Dagegen heiszt am Westende Europas im 
romanischen Portugal iopa eine Art Kinderspieles mit 
einem vierkantigen iinochen. Die ältere französische 
Sprachformel tope et tingue ist augenscheinlich die 
spanische [yo] topo y tengo. Und so sind andre Haupt^ 
kunstwdrter der Spieler /es. äaiu9. muiier, cinq u. 
dergl.] romanischen Ursprungs. Es wird also keinesfalls 
gefehlt seyn, auch jenes topp zunächst auf das spanische 
topo zurückzufahren, das weiland mit andern hoffähigen 



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334 



Amnerkongen sa B. I 8. SdB. 



Fremdlingen (wie tantas, ayo , parte f gaaios, ucreU») 
noh eingeflehliclieii haoen mag. — Anch gegen 
Ihre romanische Ableitung yon humen, Degen n. 
matt wüszte ich für den Augenblick nichts baltbares zu 

eag-en. Auffallend braiicht anch der Böhme sein kund- 
dwati unter anderen für verhunzen. Wenn erst aus dem 
Deutschen, w;u um hätte er für den Zischlaut sein t gesetzt? 
Oder [er] nahm es aus dem Niederdeutschen u. also schon 
sehr frah. — Ungäk&m isl mir ein rechtes üngethüm. 
Deutsch scheint es auf jedem Fall* Nach Analogie mit 
un-gihiuri schliess ich aof ein gituomi in gutem, 
dem besten Sinne, tuomjan , ags. dömian ist judi- 
care, censere. Besser freilich würde ein dem alten 
zeman entsprechendes Wort passen Es findet sich etwa 
mit der Zeit noch ein historischer thatsachlicher Aufschlusz 
über dieses Ungethüm. Unsere Nachkommen müssen auch 
noch zu thnn miben. Trost des faulen, was ich die eben 
angetretenen Yakanzwochen noch mehr als sonst zu s^yn 
mir vorgenommen habe. Ich werde sie^zu einer Reisenach 
dem Lande unserpr j^ntfni Nachbarn dor Corhpn, verwenden. 
Bleiben ^'io nach wie vor gewogen ihrem eiir^bensten 
J. A. Schmelier/ — 8) 9. 9. 1843 : , Von einer Erholungsreise an 
den Oberrhein zurückgekommen, eile ich Ihnen anzugeben, 
was sich von ^en Schriften des Erasmus Albems anf unserer 

Bibliothek befindet Ein kleines d. ^ HandwOrterbttch- 

lein von der Art, die Sie andeuten u., bei Ihrem Überblick 
des ganzen in allen seinen Einzelheiten, vor Andern durch- 
zuführen im Stande sind, käme obno Zweifel einem wahren 
Bedürtnisz entgegen. — J. Grimm ist, wie mich ein in 
Leipzig auf die Post gegebener von ihm Ende Juli's in 
Berlin geschriebener Brief belehrt, auf einer Reise nach 
Italien begriffen, die sehr kurz seyn wird , da er mich die 
Freude erwarten Iftssti ihn im October hier zu sehen. Al- 
lerdings ein {%Ur die, Gesundheit halber angerathene, Reise 
sehr kurzer Zeitraum. Er spricht von einer neuen bis zum 
46. Bogen gedruckten Ausgabe der Mythologie , und von 
einer 'Nebenstunden' betitelten Sammlung vermischter 
Abhandlungen, die er, heimgekehrt, in die Welt schicken 
wolle. Von d. Wb. nichts" .... — 4)22.3.1846: ,HöchUch 
lobe ich Ihren Gedanken den Sinn fCbr Forschungien dieser 
Art auch in den weniger gelehrten Lebenskreisen dadurch 
anzuregen, dasz sie unter dem Gesichtspunkte einer prak- 
tischen jedermann einleuchtenden orthosrrf^phi sehen Ange- 
legenheit dargestellt werden. — Was die romanischp Ab- 
leitung von Garge f G är gelsack , peisen oder pa.icJten^ 
pfeeschen betrifft, so käme es woL mit darauf an, ob 



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AamerkiiDgen sa B. I S. 333. 



fär iene Gegenden solche Fonnen, die sich im he- 
nachbartesten Romaniechen, dem FransOsischeii, nicht fin- 
den, in dem entfernteren Spanischen oder Italienischen ffe- 
sncht werden dürfen. Näher l^e vielleicht daa Latein der 
frühem Klosterwelt. Bei garge^ gärgd, wenn es 7nnäch8t 
einem Sacke ^alte, der. wip man noch bei 6chaclieijndrn 
eieht, vom Nacken nach beiden Seiten vorne herab han^t, 
habe ich an Kilian's goreel, ^orellus (helcium) gedacht. 
Pii9in ist dem nahen franflOneeh ptnr fthnlieh genug. 
"Über pfendwn , das freilich kanm deutscher Abkonll so 
seyn scheint, fällt mir unser püschen^ Hnpüsiektn d. h. 
pischen bei. So möchte ich bei dem seltsamen Augen' 
gleff an unser Laffen. Lauf, Lofel (Schale) , wozu sich das 
cechische leb (HirDScnale, Helm) halten läszt, lieber als an 
Lippe j Lefze denken. — Wenn der Günter nicht etwa 
von ßiner Person als Erfinder oder erstem Verbreiter her- 
stammt, so ist freilich sehr nattirlich die Znflncht m dem 

Slabiachen ans ^ra plnr. entstellten gutUra, Toraosgesetzt 
S£ das hauptsächlichste oder doch ein wesentliches In- 
^ediens eben die Leber ist.* — 5) 21. 2. 1847 : ,,Der Beziehung* 
des räthselhaften häfixr auf Baumfuchs steht der einfache 
n. dennoch entscheidende Umstand entgegen, dasz in jenem 
Falle nicht bä sondern bd gehört werden müszte. So wich- 
tig ist es, bei allen Untersuchungen solcher Art die ört- 
lidien Lantverh&ltniase klar vor Angen oder vielmehr 
Yor Ohren zu haben. Ich freue mich anf Ihre Leistungen 
lÄr die Wetterau, von welchen Sie so ansprechende Proben 
gegeben. Auch auf die Bedeutsamkeit der jüdischen Ele- 
inente in unsern Volkssprachen machen Sit», n. wie es am 
wirksamsten, q^leich durch die That, aulmerksam. Diese 
Elemente woi durch ganz Dcutschlaud dieselben u. nur 
^rtUchTerschieden gefärbt, yerdienten, fBbr einen ebenso kun- 
digen eine eigene Aufgabe zu teyn, eine dankbarere als 
etwa die Schatzgräberej nach Keltischem. Vielleicht, doch 
musz ich zweifeln, wäre ein Dr. Anton R ^ e der Mann dazu, 
der mir von Hamburg aus eine Broschüre von 146 Seiten 
8": ,Die Sprach Verhältnisse der heutigen Juden im In- 
teresse der Gegenwart u. mit besonderer Rücksicht auf 
Volkserziehung'' Hamburg 44, zugesendet hat. Seine Be- 
8prechnng[ ist mir nnr etwas zu allgemein n. zn sehr in 
philosophischen Höhen gehalten, als dasz sie anch das ge- 
hörige Vermögen im Concreten sicher voraussetzen liesze. — 
Ihr Lieh (um vom Semitischen wieder auf unser unb^- 
zweifelt altheimisches zu springen) , nach der alten Form 
Leoh auf Loh zu beziehen scheint mir etwas gewagt, ob- 
schon solche Beziehung durch Grimm s fünfte Ablautreihe 



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336 



Anmerlraiigeii zu B. 1 8. 383. 



m begranden wftre. Des entschiedenen und scharfen eh 

wegen, würde ich liebiT an eine Wurzel lühan (für liukna^ 
liechen i denken.* — 6) 11. 9. 1847 : „Verehrter Freand. So jfe- 

iv'Ami ich mir 810 anzureden: denn dazn berechtipfen mich, 
die wiederholten Beweise freundschaftlicher Gesinnuno*, die 
in zweyen , durch diesen allzuspät beantworteten Briefen 
vor mir liegen. Keine Floskeln der EnLüchuldigung und 
statt jener des Dankes blos die Anzeige, dasz Ihre gütigen 
Mittheilungen gehörigen Ortes eingetragen sind. — Ganz 
erwünscht ist mir die Stelle gekommen , in welcher des 
Laberera Erwähnung geschieht , obschon der gute Geselle, 
allerdir!f»-s «n ziemlich fertig zum Ausfahren, noch immer 
in meinem Schranke still liegt. . . . Die Monatsnamen 
Ihres cod. 878 halte ich geradezu für böhmisch, nemlich 



Aosflüge nahe, einer nach Norden, Lüheok, wo wahrschein- 
lich auch Sie zu treffen sejn werden, ein anderer nach 
Süden zu den SeienziaH in Venedig. Mir wird es so gut 

nicht , an dem einen oder dem andern Orte gegenwärtisp 
seyn zu können. Die Krankheit eines Stiefsohns (Lpjrations- 
rnth Fr. Auer, Herausgeber des Münchner Stadtbuchs) legt 
mir die Pflicht auf. ihn nach Meran zu begleiten, von des- 
sen Klima u. Trauben die Aerzte ihm Heilung versprechen, 
üeherhanpt hangen, so scheint mir mehr als je, am poli- 
tischen Himmel ringsnm die Wolken so tief u. drohend 
nieder, dasz man sich kaum irgendwo so gat oder besser 
als in der Studirstube des Lebens freuen mag. Da ist ein 
Trost, zu dem ich schon oft u. viel meine Zuflucht genom- 
men habe. Dasz dieser Ihnen stäts nichts weniger als der 
einzige sey , wünscht von ganzer Seele Ihr ergebenster 
J. A.DchmeUer.' — 7)6.5. 1849: ^iVerehzter Frennd. Ihre wie 
immer firenndliche n. gütige Zuschrift v. 25. v. M. erinnert 
mich an eine vor mehr als Jahresfrist empfangene, für 
welche gebührend zu danken ich damals leider wenig in 
Verfassung war, so dasz sie beinahe in VerGfessenheit ge- 
rathen iBt. Damals lag ich , ein Lahmer an das Kichtholz 
ih-fi Arztes gefesselt, zu Bette; heute dem Himmel sey Dank,, 
kann ich, ein Hinkender zwar, zu meinem Berufstagewerk 
wieder den kurzen Weg über die Strasze gehen. Das 
Qasteiner bad hat weniger als ich gehofft hatte, geholfen, 
n. ich bin noch unschlüssig , ob ich's diesen Sommer aber^ 
male u. etwa mit dem Wildbade im SchwarzwalÄ versuchen 
soll. Dazu die Unsicherheit in den öö'entlichen Verhält- 
nissen, an denen man als Deutscher nicht umhin kann den 
lebhaftesten Antheil zu nehmen, so dasz Einem von Zei- 
tungsankunft zu Zeitungsankunft fortwährend zu muthe ist 



einer früheren Zeit 



Für diesen Herbst 1 




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Anmerkasffen sa B. I S. 333. 



337 



wie einem Spieler um nicht viel Geringeres a]s Hab n, Gut, 
Leib n. Leben. Ans solcher Stimmnng kein wirksameres 
Retinngsmittel als Arbeit — n. Arbeit auch in den Stun- 
den der £rholung. — Zu dem tercius in mayo lupus et 

septhnuff anguis Ihres KaleiKlerl>rnchstncks vom vonj»en 
.TahiH^ lallen mir manche abnlicbe dio hosen oder verwor- 
leuen Tage jedes Monats aushebende Verse früherer Calen- 
der bey, z. B. anfangend : Prima dies mensis et septima 
truncat ui ensis od. Prima dies Jani septenaque datur inani 
od. Frifna dies Jani iimor est et septima vani, — Ihr Fried" 
berger Passionssmel erinnert mich an ein ähnliches frühe" 
res, das Sie uns Docen's Miscell. kennen, das aber nebst 
einem WeihnachtsH])iel anch in dem Carmina hxirana be- 
titelten Bändchen enthalten ist ... Fiir die jüngsten 
Notizen zum b. Wb. wie für die früheren danke ich herz- 
lich, trom (Balken) lebt noch luatig bei uns fort. Es ist 
auch richtig I. 489 vorgetragen. Dejito willkommener ist 
mir die Anfklärniig Über Ihre Termntbnng slawischer 

Herkunft theile ich ohne weiteres. Zwar finde ich in sla- 
wischen Wörterbüchern ein entsprechendes materielles Wort 
nicht; aber als Grund desselben bietet sich das Verb imati, 
jitnatt , imai (fassen ergreifen) wie von selber an — 7. 5; 
Ich habe gestern nicht weiter <j^eschrieben. Ks kam 
die Zeitnn^u:, die mich aus dem friedlichen gemüthlielien 
in einen ganz andern Gedankenkreis riaz. Also Blut auch im 
mhigen lovalen Dresden! 0 des beschränkten Unterthanen* 
yerstandes! Der will nicht begreifen, wie viel besser, 
weiter jener unbeschränkte sehe. Genüg. Nnr soviel: 
wenn Deutschlands Schmach rino ewige seyn soll, — wenn 
es. wie sich von Osten Imt nllrs da/Ai anläszt — ein zweites 
Polen werden soll, man wird wissen, wer die Schuld trägt. 
— Ich werde nächstens ins fünfundsechzigijte Lebensjahr 
treten; aber ferne von mir der gros/sinnige Trost: apres 
ifiOf dilugeX Leben Sie wohl, so wohl als ein Deutscher 
es kann anter solcher Folterung des armen Vaterlandes. 
Ihr J. A. Schmeller.* —9)4. 1. 1852: ^Frennd, weit frennd- 
licher u. ehrender scheint es mir einen Freund zur Mit- 
freude als ihn zum Mitleiden aufzufordern. Klage drückt, 
Freude hebt. Und so danke ich Ihnen wahrlich nicht 
minder herzlich für den zweiten als für den ersten 
Ihrer Decemberbriefe. — In meinem Leben und Treiben 
hat sich in ^ dem sonst nicht sonderlich lobenswerthen 
J. 1851 keine wesentliche Verändening weder znm 
Bessern noch vom Schlimmem ergeben. Vom Besach 
einer Heilquelle habe ich diesmal Umgang genom- 
men ; doch hab ich das Geltlhl , im nächsten, hoffentlich 



B. Stangsl» Aeten dtr Brfidar Gvünm. 



22 



338 Auinerkuiigeii za B. I S. 333. 



besseren, Sommer sey abennal in den säuern Apfel zu 
beiszen. — Dr. Schaum war mir eine frenndliche Erschei- 
nung. Er hat sich was Unser einer nur durch Routine 
lernt zum Gej^enstand eines speciellen methodi^5chen 
Studiums gemacht, und sollte was er errungen nicht für 
sich behalten. Grüszen Sie ihn bestens. — Von Dingen 
die jetzt die Welt bewegen, und worüber ieh die Freude n. 
Hofnung Vieler nicht tneilen kann , sej unter am keine 
Kede. — Retten wir uns aus dem Getümmel der Meuschen 
u. Ihrer Leidenschaften auf da> stille friedliche Gebiet der 
Wörter. — Tn dem dula v. 14Ö2 kann dn*? n dialektisch 
bereits das sonst auch in o übergehende d vertreten. 
Ob bacco aua bracco entstanden? Das r von br, dr, er 
Tor dem Yocal ausfalle, begreift sich, meine ich, weniger 
leicht, als dasz dies in hr, tcr geschehen könnte^ 
Deshalb ist mir anch Grimm*8 adagean aus adr.,,, noch 
zweitelhaft« Specan aus aprecan möchte sich aus dem 
schweren sp erklären. Grosz ist indessen die Wahrschein- 
lichkeit für Ihre Vermuthung. Richtig ersetzen Sie [Haupts- 
Zs. 9, 174] in Kosenblut's Spiegl im Bech das pleen Ihrer 
Hs. durch p lecken. In unserer Hs. 713 f 54 heiszt es: 
Sank für den cfen in die aseken Und lieazpleeken ire rawe 
ta8chen. . , . Ich finde es nnn, in meinem 67ten Jahre, hoch 
an der Zeit, endlich die Nachtr-l<,'e z. b. Wrtbch., da beim 
Verleger etwa über eine zweite Ausgabe altum Silentium^ 
in Angriff zu nehmen, nachdem ich ein lange vorbereitetes 
Vocabular der VII u. XIII Communen, wenigstens was an 
mir ist, (einen Verleger habe ich noch nicht) hinter 
mir habe.* 

Von der Gorrespondenss J. Grimmas mit Schm. auf die 
anch der Brief v. 9. 9. 1843 als vorhanden hinweist ist bis- 
her nichts bekannt geworden. 

S. 333 no. 164]. Voraufgehen W.*8 Br. 15- 23 : Br. 15 
V. 28. 4. [1852] dankt für die Vorlesung über eine Corveier 
Urkunde: „Es ist aurt'alleud, dasz in der alten freien reichs- 
stadt Friedberg die alten benennungen der häuser mit den 
angebrachten figuren schon ian^e verschwunden sind, 
während sich wenigstens jene zu Frankfurt a. M. erhalten 
haben, alle nachfiage nach dem hanse der Nibelungen 
war yergeblich nnd auch nrof. Philipp Diefenbach wüste 
keine aosknnft zu geben, eoen so wenig kommt von irgend 
einem hause oder puncte der stadt noch der name 'zu dem 
vogelsanof' vor, der in der nämlichen Urkunde erwähnt ist. 
den von ihnen erklärten beinamen Halbir nehme auch ich 
als Halbbier, wie denn die neben der mitteldeutschen form 
*Halbir' ohne e bei Baur urk. nr. 108 vorkommende 



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Aninerkimgeii za B. I S. 883. 



'Haibeir* pranz dafür spricht, diese nämlich ist der mnnd- 
art gemäsz, welche 'beir' statt 'bier', überhaupt ei (wie 
äi lautend) statt ie hat. Ovenhüson s. 16 haben Sie un- 
erklärt gelaszen. sollte hier ein ahd. ovanhüa zu gmnde 
Heften? oder ist vielmehr in Oven ein persDnname O70 
sa suchen ? — Ich weisz nicht, ob Sie für Ihr wörterb. auch 
des Erasmus Alberns 'der barfuser münche Eulenspiegel 
vnd Alcoran mit einer vorrede D. Martini Luth.* haben 
ausziehen laszen. ich habe unlängst die Wittern berg-. aus- 
gäbe von 1542 benutzt, in den auszügen aus Alberus 
wörterb. tbeilte ich Ihnen mit 'Schlarr, Aci^of, i. stupidus', 
und diesz auch Frisch 2, 198^ seltene nnd somt unbekannte 
wort begegnet wieder in jener barfuser münche Eulenspiegel 
nr. B43. *Ich (nämlich Christas) habe dich (näml. Fran- 
ciscus) gesetzt zum zeichen, das sie fnänil. die Ordensbrüder) 
dir sollen nachfolgen, wollen sie nicht, so mögen sies lassen, 
leufft Schlarr hinweg, so kompt iSchlaudrant im sein stat, 
Ich wil dir wol brüder verschaffen.' mit slarren = schlarfen 
(brem.-nieders. wtbch. 4, 816) hängt das wort nicht zn- 
sammen, und in der Wetterau kommt es nicht vor. — 
Vogt, an den man hier jetzt kaum mehr denkt, soll noch 
in Nizza sein, wohin er sich aus der Schweiz begeben hatte, 
um den flüchtlingen zu entgehn, die von ihm unterstützt 
sein wollten, die beste ernte aus dem Jahre 1848 haben 
die Jesuiten und ihre partei gemacht, in denen aber den 
regierungen ein noch viel schlimmerer feind erstehn wird, 
als die demokraten. selbst strenge katholiken, entschiedene 
anhänger des früheren erzbischofö von Cöln, sind über das 
jesuitische treiben angebracht, unlängst waren in Wis- 
baden missionsprediger und sollen dort einige mädchen 
katholisch gemacht haben, unsere katholische faenltTit ist 
auszer thätigkeit und der bischof in Mainz. d<'n wir unserm 
frühern minister Jaup verdanken, hat eine aui eigene faust 
an seinem sitze errichtet, ohne sich um die regierung zu 
kümmern, solche Vorgänge müszen den freund des Vater- 
landes mit trauer erfüllen, und wir haben noch bei dem 
gedanken an Schleswig-Holstein zu trauren. doch ich will 
schweigen, ich weisz, wie dieser gedanke Ihren schmerz neu 
anfregt ..." 

Br. 1^ V. 9. 6. 1852 schickt auf die von den Brüdern 
im liter. l-entraJb]. veröffentlichte Bitte Beitriii^e für die 
beiden nächsten Lieferungen des Wb. : „Mit wdcher freude 
ich die erste lieferung durchgegangen habe, können »Sie 
Sich wol denken, auf jeder seite gibt es für mich neues 
zu lernen, und auch das sp* 151 nachgewiesene *abewitze* 
ist mir nun nicht entgangen, von allen neuem schrift- 

22» 



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340 



AnmerkDngen zn B* I S. 383. 



stellern scheint tüir Göthe am sorgfältigsten ausgezogen, 
doch vermisse ich 'adler^jüngling* (2, 77) und ^abtreiben' in 
der atellnng 2. 76. auszerdem *adlerfittich* bei Bürger, 'adlen- 
schwinge' bei Wieland (ObefOn 1, 7), 'abtröseln'aosThümmelB 
reise in die mittägl. prov. v. Fr. Ihre ableituhg von 'abersei' 
scheint mir nns vocab. incip. tent. ante lat. bestntiirt 

zu werden, wo sich findet 'AuswurÜing, Arnla . volgariter 
abei>el oder vrpitz.* aber was ist vrpitz? . . 

]>r. 17 V. 19. 6, 1852 beq-loitot neuu BeitrSpfe aus Erasmus 
Allierus Ehbüchlein. Wüste ich nur, wa.s 6ie etwa noch 
durchgelesen wünschten» das mir zur hand wärel . . .* 

Br. 18 V. 5. 7. 1852 : Nene Zettel für's Wb. ans Andreas 
Tscbeming's Dentscher Gedichte -Frfihling (Breslau 1642), 
ans Ickelsamer^s Gram. u. ans Dicteria proverbialia .... 
cum vprsiono Germanica Andreae Gartneri Mariae montani 
15DH I rancjof. ad M.J. Bedauern über Liebig's Weggang 
nach München. 

lir. Iii. V. 18. 8. 1852: Dank iÜr die Schrift über den 
Ursprung der Sprache, »wenn irgend ein sprach torscher, so 
waren Sie berufen, Ihre ansichten über den höchst schwie* 
rigen gegenständ auszusprechen, und schon lange hegte ich 
im stillen den wünsch, Sie möchten diesz einmal thun. für 
mich war es dämm auch eine grosze fronde, dasz Ihre ab- 
handluni^, wie sich denn auch nicht anders erwarten liesz. 
80 reichen beilall fand, dasz übrigens die spräche keine 
geotlenbarte sei, geht, wie Sie mit recht behaupten , schon 
aus den alttestamentlichen Urkunden hervor una 1 Mos. 2, 19 i 
spricht deutlich dagegen, vor einigen tagen snrach ich 
prof. B^obel, dessen auslegung der genesis eben bei Weid- 
manns gedruckt wird, über Ihre schrift. auch er gibt 
Ihnen vollen boifall. — Ihr deutsclu's wtbch. schmitet trotz 
der ül)eraus mühsamen und schwierigen arl^eit zur groszen 
freiule aller , die für das Vaterland und seine spräche ein 
herz haben , rasch vor , und die zweite lieferung hat den 
lauten beifall fär das werk noch gesteigert, mich freut 
sehr, dasz es auch, wie ich aus erfahrung weisz, anregt, der 
Sprache des Volkes (^szere aufmerksamkeit zuzuwenden, 
als bisher geschehen, wie sich aber Wörter in alter be- 
deutung noch unter dem volke erhalten haben, dnvon bot ' 
sich mir unlängst abermals ein schönes beispiel. aul der 
nicht weit von hier gelegenen Rabenau nämlich . deren 
voikbmuudart manches alterthümliche bewahrt hat, ist noch 
die 'sänge' ausdruck für den ährenbüschel, wie er beim 
Ährenlesen aufgesammelt wird, ganz ahd.^ sanga gemSss, 
das Sie gramm. 2, 86 treffend Ton goth. siggvan ableiten, 
insofern diesz ursprünglich 8» y. a. aufsammeln bedeutet 



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Aumerkungeu zu B. i S. 333 — 335, 



hiitte. bayer. sänpfeln — ilhren lepen (Schmeller 8, 270) da- 
gegen kommt auf der R;ib*'nau nicht vor. Schiiiellors tod 
hat mich tief betrüht. seinem letzten L>ri(»t<^ | vi^l. oben S. 837 
no. 9J nach vermuthete ich den trefflichen maun, dessen freund- 
licher gewogenheit ich mich erfreuen durfte, in einem bade, 
und plötzlich bringen die zeitnngen die todesnacbncht. wm 
meinen schmerz vermehrt, ist, dasz ich ihn nicht von angesicht 
kannte, und vergeblich habe ich mich schon früher nach 
einem hildnisse umgethan. wie ansriohrnpiid viel hat die 
wiszenschaft in ihm verloren! der beabHiclitigte fünfte band 
seines biiyer. wtbchs. würde noch viel ' des vortreii liehen 
gebracht iiaben. . . 

6r. 20 18. 8. 1852 an Wilh. Gr. gerichtet, Einlage za 
Br. 19. W. dankt darin für die nenen Athis- Brachstücke« 
— Br. 21 V. 2. 1. 1853: Glückwunsch zu J. Gr. 's Geburts- 
tag. — Br. 22 v. 26. 4. 1853 begleitet W.'s Abliandlung 
über die hem. Ortsnamen. Berichticrnncr der [II 319] ge- 
geVjnen Deutung von Helmannshausen, welrhes aus Helmirs- 
hüsen entstellt, das seinerseits wohl auf einen Mannsnamen 
Helm-mär zurückzuführen sei, wie Germanshausen auf Ger- 
märshüsen. Auch in dem verschwundenen Dorfe Hnfbirs- 
heim bei Obermörle (Amsb. ürk. s. 10 nr. 17. 494, 801) 
stecke ein ihm dunkler Mannsnaine. — Br. 23 v. 13. 5. 
1853: Neue Zettel. ^Die letzte liefernnj? des Wörterbuchs 
habe ich. wie Sie denken können, gleich mit grö^^ter freude 
durchgegangen und l)in nun. so viel es mir die zeit ge- 
stattet, mit dem einzelnen beschäftigt, zu balzen fehlt 
ihnen, wie es scheint, ein beleg aus der mhd. zeit, das kloster- 
Bngelthaler salbnch v. j. 13^ hat ans der Wetteran den 
flnmamen ,ame hanenbaltzen*. . . 

S.%d33. manche andere . . . sich gar nicht 
rühren.] vgl. S. 838. 

S. 334. forschung über die Ortsnamen]. Aus 
zwei Vorträgen ging Weigand's Aufsatz ^ über Oberhessische 
Ortsnamen" im Archiv f. hess. Landesgeseh. VIT, 1853, her- 
vor. Wegen J. Gr.'s ähnlicher Arbeit vgl. Anm. z. 8. 303. 

S. 334. dasz die ergebnisse der indogerm. 
sprachvergl. zurückstehen müssen] vgl. S. 807. 

S. 835. DasypodiusJ Dictionarinm Latino ^ermani- 
cum et vice versa Germanico latinum. Argen torati 1585. 4. 
Ein exerapl. desselben hatte v. Meusebach mit einem sehr 
launigen Brief 1826 dem kleinen Jacob Grimm übersandt 
(vgl. ßriefw. m. v. M. 8.327 1".). Auf D. basiert: J. Öerranus 
Dictionarinm latinogermanicum Norimb. 1539. 

S. 335 no. 165J. Antwort auf W.'s Br. 24 u. 25. — Br. 
24 y. 6« 12. 1858: W. übersendet den AnÜEUig seiner Be- 



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AnmerkDngen xn B. I S. 335. 



arbeitung v. bchmitthenner's Wb. ,So wie es vorlag, ge- 
nügte es nicht, es muste gänzlich umgearbeitet werden, 
sehr wird mich freuen, wenn Sie u. Ihr herr bruder mit der 
neuen abfaasung zufrieden sind.* Nene Zetfcel f&r*8 Wb. 
»sp. 1609 besprechen Sie 'besebeln, besefeln*, n. bemerken, 
diusz beide Wörter keinen hebr. Ursprung hätten, aber 
'baal-sebul' ist 'dens stercoris', also 'sebhuF = 'stercus' und 
in der judensprache hört man 'seibele , seiwele' (also ins 
deutsche aufgenommen 'sebeln') = 'cacare'. — Br. 25 vom 
3. 2. 1854: Neue Zettel für 's Wb. , nebst Auszügen aus 
Thümmel von sind. Schwabe, nach W.*8 Anleitung an- 
gefertigt. Nachriebt yom Darmstädter Nibelungen-Brach- 
stück. — Auf no. 166 antwortet W.*s Br. 26 10. 4. 1854: 

„Der recensent des Wörterbuches in der Darmstädter 
Schulz, ist dr. Karl Wa^er, ^rofessor am symnasium zu 

Darmstadt und seit neujahr mitherausgeber der Zeitschrift, 
der mann meint es gut, sollte sich aber nicht unterfangen, 
in einem fache, welches ihm fremd ist, mit berichtigungen 
hervorzutreten. . . . Sie haben recht, wenn Sie in ansebung 
solcher recensenten sagen, dasz es mit unserer deutschen 
Philologie Übel bestellt sei. aber in unserem groseherzog- 
thume steht es damit an den gjmnasien besonders übel, 
nicht ein einziges hat einen lehrer, der auf dem gebiete 
drT deutschen sprachwiszenschaft bewandert wäre, una doch 
wir»! deutsche literatur gelehrt, unter den gymnasiallehr- 
amtöcandidaten dagegen sieht es beszer aus. manche haben 
sich auch im deutschen schöne kenntnisse gesammelt und 
studieren fleiszig fort, es macht mir diesz besondere freude, 
denn sie besuchten alle bis auf einen meine Vorlesungen, 
in diesen gilt es zunächst auf den rechten weg zu leiten 
und anzuregen. Beckers grammatiken haben in unserem 
lande, l>esonfler.^ unter den lehrern. zu viel eingewirkt und 
einem i^ründiicbeu Studium geschadet. — Was meine Um- 
arbeitung des schmitthennerischen wtbcbs. betrifft, »o konnte 
mir natürlich nichts erwünschter sein , als dasz Sie Sich 
offen darüber aussprachen, und ich war auch fest überzeugt, 
dasz Sie diesz thun würden, ich musz gestehn, dasz ich auf 
die herausgäbe des buches nicht eingegangen sein würde, 
hätte mich nicht rücksicht auf die familie bestimmt, ich 
musz es ja doch völlig neu herstellen und von dem alten 
texte bleiben kaum einige zeilen stehn. hätte ich nur 
nicht stets auf den räum zu achten und könnte mich hie 
und da mehr gehn laezen. — Die redactiou der Darmstädter 
Schulz, hat mich um eine anzeige Ihrer geschichte der 
deutschen spräche angegangen und ich habe zugesagt, böte 
sich mir auch nur recht b^d die nOthige freie zeit, meinem 



Anmerlraiigeii za B. I 335—887. 343 

versprechen nachzukommen, sie ist mir durch meine stelle 
au der realschule zu sehr beschränkt und ich musz beinahe 
tag für tag bis tief in die nacht arbeiten, ob ich das für 
die daner ansstihalteii yermag, fragt sieb. . 

S. 386. u m a r beitan g des schmittlieiiner- 
sehen w b.] Dieselbe erschien 1857—71 u. Yon neuem 
1872 — 76 und fand groszcn Beifall bei allen compctenten 
Beiirtheiiern. .1. Gr. hatte ^?egen Seh. wegen semer Re- 
cension d. deutschen (Grammatik einen alten Groll. (Vgl. 
Briefw. m. v. Meusebach 8. 331 Anm. z. S. 331.) Schon 
1843 hatte W. den Plan eines Handwörterbuch.s auf An- 
regung Diefenbacbs gefaazt (Vgl* S. 819). Über Scbmitir 
henner vgl. noch W.'s Br. 10 hier 11 328-0. 

S. 33& Schwabe auszüge ans Tbtlmmel gesandt]. 
J. Grimm erwähnte ihn in der Vorrede zum Wörterbuch 
und liegt mir ein schwungvoller Brief F. L. Schwabens aus 
Göttingen v. 18. Juni 1854 an Weigand vor, in welchem 
er voll Freude darüber ist. 

S. 337. Vom Darmstädter Nib. Fragment], 
vgl. Haupts Zeitschr. X. 142—6. 

S. 337 uo. IGüJ. Voraufgehen W. 3 ßr. 27—31. — Br. 
27 y* 18. 8. 1854: Nene Zettel. «-Die beiträge ans dem 
fürstlicben arcbive zu Büdingen rubren von ar. Crecelias 
her, einem jungen philologen, der bis vor knrsem haus- 
lehrer am hofe war. er hat auch eine alte gedruckte hess. 
fischcroiordnuncf und Wilh. v. Humboldts sonette für das 
Wörterbuch ausgezogen und mir die zettel übergeben. Sie 
sind in meine eingeordnet und kommen Ihnen nach und 
nach mit diesen zu. er hat genau und sorgfältig auf- 
gezeicbnet« nur ist bei den sonetten das absetzen der vers- 
zeilen unterblieben. — Über Ihre vorrede znm wörterbnebe, 
welcher allerseits mit gröszter Spannung entgegengesehen 
worden war, habe ich nun viele reden liören. Sie finden 
sich sämmtlich in vollem masze befriedigt und gestehen 
wie sehr sie dieselbe angezogen habe. aV'»'r ich wüste auch 
in der that nicht, was treffender hätte gesagt werden kön- 
nen und wo mehr oder minder zu geben gewesen wäre, 
dürfte ich mir jedoch eine bemerkung erlauben, so möchte 
es die sein, dasz mir sp. zzvi der name Moritz nicht wol 
zu passen scheint, das wdrterbnch von Moritz nämlich ist 
kein deutsches, sondern fremdwörterbach und grammatik 
in alphabetischer folge ihrer iil liehen ausdrücke. ;iuch 
sagt ja Moritz in seiner knr/t u zugleich die steile der vor- 
rede einnehmenden Zueignung an Katharine IL , er habe 
einen versuch in dem werke gemacht, 'die deutsche spräche 
von unnöthigem fremden zusatze zu säubern und sie in 



344 



AnmerkungeB zu 6. I S. 387. 



ihrer ursprünglichen kraft und reinigkeit aufzustellen/ da 



ras Wörterbach ist nirgends erwähnt, auch im quellen- 
Verzeichnisse nicht hier wäre auch später der titel der 
von mir ausgezogenen schrift wider Jörg Witzel niich- 
y/dhML'-en und ich lege ihn deshalb hier bei, ich hätte ihn 
Irühcr übersandt, versäinuto diesz aber, da der erste band 
anfangs mit dem vollständigen B schiie.szen sollte und ich 
die genauen titel mit den letzten zetteln zu diesen buch- 
staben schicken wollte. ^ Das älteste eigentlich dentsehe 
Wörterbuch (s. sp. xz) ist der *vocabnlariu6 thentonicos' 
V. j. 1482, ,in quo vulgares dictiones ordine alphabetico 
preponuntur et latini termini ipsas directe significant^s se- 
quntur' , und zu Serranus wollte ich bemerken, dasz sein 
Wörterbuch blosz lateinisch-deutsches ist, dem kein deutsch- 
lateinisches verzeichniaz fol^t, wie bei Dasypodius. Sie 
haben von J. Ii. Voss einen irisch und einen Adelung mit 
beigeschriebenen znsätzon zur hand. ich besitze einen zwei- 
ten Frisch, welchen ich ans Vossens bibliothek ersteigert 
habe, er enthält zierlich und reinlich beigeschriebene 
stellen aus den Nibelungen, aus Luther. Opitz. Zinkf:,'reff, 
Zesen. Wizel u. ;i. ich werde Ihnen einzelne unter meinen 
zetteln mittheilcn. vorn ins buch ist der name eingeschrie- 
ben und *Eutin. 1797.' — Wie ich üehe, ist die Übersetzung 
des Horaz von Voss für das Wörterbuch nicht ausgezogen, 
die bemerkenswerthesten wdrter mit den stellen habe ich 
mir vor 26 jähren in eine zn einL-m wörterbuche angelegte 
sammlang eingetniigen, woraus ich sie für Sie ausschreiben 
werde, in dem jüngsten hefte Ihres Wörterbuches fehlt 
aus dem Horaz die beb': 'stracks auf dem fnsz hin Trat^^en 
in mächiiger hole di^ biirsi-h' ein gehacktes vom krauich.' 

8 a t. 2, 8, 86 Aiachen Sie in diesem Jahre keine er- 

holungsreise ? es wäre doch schön, wenn Sie auch einmal 
unser Glessen besuchten . . Br. 28 v. 30. 8. 1854: Neue Zettel. 
„Aber ein ausdruck bei Serranus ist mir entgangen, bl. n 1 b. : 
*limbn8, ein l) leide oder vmbleg an eines weibs kleid.* 
Dasypodius hat dns wort bei limbua nicht, wol aber *lim- 
bolärius, ein biegen Schneider.' diesz biege, bleige. ver- 
zeichnen auch Sie im wörterbuche, aber nicht blcide in der 
hier in betrachtung kommenden bedentuug. wie ist die 
form zu faszen? vielleicht Uesze sich unter streif, sanm, 
das wort nachtragen.** — Br. 29 v. 25. 9. 1854 : Nene Settel. 
„Unter den beifolgenden ausgezognen Stellen finden Sie 
auch einige aus Sturz Schriften. Sie sind von dem jungen 
philologen Schwabe fi nf gezeichnet , der auf meinen antrieb 
jenen Schriftsteller für das Wörterbuch auszieht und schon 



gegen wäre vielleicht 




nennen gewesen. Albe- 



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Anmerkonffen za B. I S. d37--m 845 



ziemlich vorgerückt ißt. was er iliueu jüngst mit einein 
beischludz von mir zugesandt, werden Sie erhalten liaben« 

— Das studentische ^balken* = hausmagd scheint Dinen 
wtbch 1, 1089 entgangen zu sein. Sollte dieses wort mit 
die balge = situla zasammenfallen und ähnliche ent- 
stehung, wio das ebonfnlls studentische 'besen' haben V 

— Br. 30. V. 2rt. 12. 1854. Zettel ans cU in vocab. tjMiton v. j. 
1482 für den Buchstaben D. Drängende Arbeiten hätten 
die Arbeit verzögert und selbst an den Feiertagen, an 
welchen er zweimal zu predigen gehabt, habe er die letzten 
Zettel nicht zufügen können. Die jüngste Lief, des Wb. 
ziehe um so mehr an, als auf die deutschen Eigennamen 
grOszere Bücksicht genommen sei. Dr. J. W, Wolf zu 
Jnirenheim leide, wie er höre, an Gehirnerweichung. Prof. 
Knobel habe .T. ih\ vorigen Herbst bei der Durchreise durch 
Berlin aufgetiucht, aber verlehlt. — Br. 31 v. 4. 1. 1855: 
oi Utk wünsche, weitere Zettel. 

S. ^37. Biegers vertheidi g un gl. V^l. Haupts Zs. 
X 241, XI 206 u. sein Buch: Zur Kritik d. Nibelungensage 
Glessen 55, 

8. 388. die Geten u. Gothen sind unaufge- 
gebenj vgl. die erst 18GG erschienene Abb.: 'Über .lor- 
nandes u. die Geten' (Kl. iSchriften III 171 Ii'. i i'erner Mül- 
lenholis Aeusserung gegen Weigand v. 8. 4. 1850 in d. Anm. 
zu S. 859 und die auf diese Fragen bezüglichen Schritten 
bei V. Bahder 'die deutsche Philo!.' no. 3875 ff, 

S. 838. Wackernage 11. Bie Correspondenz der 
Brüder mit W. ist noch uuverOffentlicht. Prof. Jac. Wacker- 
nagel in Basel theilt mir mit , es sei die Absicht der Fa- 
milie aus W. Wackernagels Briefwechsel demnächst eine 
Publication zusammenzustellen. Bekanntlich iiatte J. Gr. 
seinerzeit W. Wackernagels Promotion angeregt (vgl. 
Briefw. m. v. Meusebach 8. 381). A on Briefen Wackern. 's 
an Weig. liefen mir 5 von 1846—62 vor, doch werfen die- 
selben auf aem Verhältniss zu Grimms kein Licht. 

S. 888. Lach mann] vgl. 8. 883 no. 164, vgl. ans 
Jacobs Brief an Lachmann t. 24./31. Aug. 1888: «es ist 
schon dankbar £u erkennen, wenn Sie uns den auszug aus 
Le'äsing verschaffen wollen'', und ans Lachmanns Antwort 
V. 8. Oct. : vVon hier bekouinien Sie Kxcerpte aus Lessing, 
Logau etc Ib. Briefw. in. v. Meusebach S. 416, 4l8l 

S. 339. no. 167], Auf no. 166 u. 107 antwortet W. 's 
Br. 32 V. 27. 4. 1855 : W. dankt lur die beiden Briefe und 
die Mittheilung über Ickelsamer, «Schwabe hat auf 
meinen rath Sturz, dann Bosts epistel des teufels 
an Gottsched, Overl)ecks Sammlung vermischter gedichte 
und nun auch Göckingks lieder zweier ] lebenden (in 



346 Anmerkungen zu B. I S. Sad— 340. 



der letzten und vorletzten ausgäbe) ausgezogen, ein 
anderer meiner snlidrer, atnd. KMer, Matthiasons ge- 
dichte. (He anflzflge aus den beiden letzten Schrif- 
ten werden in knrzem an Sie abgehn. Köetem hatte ich 

schon beim ausziehen des Pyrker angegeben, wie die zettel 
einzurichten seien . und ihm die ^rä^te Genauigkeit und 
deutliche schritt em])t*ohlen. beides hat er auch in den 
auazügen, die er mir zeigte, beobachtet. Overbeck und 
Göckin^k habe ich gern an Schwabe Überlassen, dafür 
wende ich mich lieber den frühem werken sn, wie denen 
von Alberus , von dessen Schriften mir neulich noch die 
Widder die verfluchte lehre der Oarlstadter in die bände 
f.'f'fallen ist, leidfT in der späteren an«i^';}>>e v. j. 1594. — 
Dem neulich durch Holtzmann li(MiH^igetührten streit bin 
ich mit interesse pfefolgt. Hoitzmann trat nicht gehörig 
gerüstet auf den kampiulatz und seine neueste schritt, in 
welcher er sich Teitheidigt, macht die gegebenen bltaen 
keineswegs gut. wie sich aber sein bach über Germanen 
nnd Kelten beifall erwerben will, begreife ich nicht, mein 
urth'eil, das ich mir über dasselbe gebildet hatte, stimmte 
mit dem überein. welcbn^? Sie in Ihrem briefe aussprechen. 
— Landmis ])ueh über die Wetterau hat mich angesprochen; 
doch vermisse ich manches im einzelnen. 

S. 340. IckelöaiuerJ Valentin. Teutsche Gram- 
matiea, wahrscheinlich 1531 erschienen. Weigaud hat sich 
lange Zeit mit diesem Bache beechäftigt nnd in Giessen 
anch einen Vortrag darüber gehalten, welcher nach seinem 
Tode von H. Fechner in seinen: Vier seltne Schriften des 
sechzehnten Jahrhunderts Berlin 1882 als Einleitung ab- 
gedruckt int, nach Pietseh's Anzeige im Literat. Bl. 188-3 
op. 212 aUerdingH nunmehr von den gleichzeitig erschiene- 
nen Untersuchungen v. Joh. Müller mehrfach berichtigt 
wird. Weigand sagt am 9. 4. 1872 gegen Kehrein darfifaK^r 
folgendes : ,üeber 1. habe ich eine oesondere Studie ge* 
macht und, was ich erforscht^ znm dmcke niedergeschrieben, 
die für eine Zeitschrift [Germania, vgl. W.'s Br. 72 an J. Gr.J 
versprochene abhandlung aber bis jetzt zurückgehalten, weil 
ich noch manchem zufügen wollte, wozu mir bis jetzt die zeit 
fehlte, mit Jacob Grimm sprach ich sehr viel darüber, und 
was er in seinem wörterouch von ihm und über ihn 
bringt, ist von mir. seine Zustimmung zn den ergebnissen 
meiner forschnng hatte mich sehr gefreut.*^ 

S. 340 no. 168]. Voranfgehen W.'s Br. 33»37. — Br. 
33 V. 17. 11. 1855. Der Dank fttr die Abhandlung über die 

Marcellischen Formeln erfolge erst so spät, da zu seinen 
sonstigen Arbeiten nun auch die Direction der Bealschule ge* 



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Anmerkungen za B. I S. 340. 



koniTnen sei, »iWenn man nur auch immer bei den be- 
hördea in Diirmstadt die anerkennung tliide, die man nach 
seiner stillen Überzeugung erwarten durlte 1 ich kann mich 
dessen gerade nicht rfihmen; wol aber bat die nniversitftt 
immer farmicb getban, was sie zn tbnn yermocbte, und 
zwar mit gröster bereitwilligkeit. eine Stellung indessen 
hier zu lande zu erringen, in welcher ich vorzugsweise oder 
ganz meinen studien mich hingeben könnte , wollte bis 
•jetzt nicht gelingen, und können iSie glauben, das?, nach- 
dem die Universität vor beinahe einem jähre einen geiialt 
für mich als prot'essor an ihr in Darmätadt beantragt hat 
(bisher bin ich blosz als lehrer an der realschule besoldet), 
das ministerium daselbst bis beute in tiefem schweifen 
verbarrt und unlängst bei ertheilnng von Zulagen mich 
tibern-ieng. doch ic-n will Sie nicht mit solchen dingen be- 
helligen, und die worte entschlüpften mir auch nur in dem 
gedanken an Ihre freundliche theilnahme und Ihr wohl- 
wollen. . . . Für Ihr Wörterbuch , von welchem mich jede 
weitere lieferung mit neuer freude erfüllt, habe ich trotz 
meinen arbeiten tbätig zu sein fortgefahren und jüngst 
noch in abendstunden Keisersbergs predigten über Mariä 
himmelfahrt und Adam Rysens altberühmtes rechenbuch 
ausg'ezogen. von ersteren hatte ich die ausg'abe Strasz- 
burg 1512. von Irt'/tornm dif-' 1544 zu Frankfurt a. M. bei 
Christian Kgeiioiph erschienene, zu meinem schrecken sah 
ich nach Vollendung des ausziehens , dasz jene predigten 
schon im Wörterbuch citiertsind. doch wird meine arbeit 
wol nicht vergeblich sein und an Sorgfalt wie an umfang 
die bereits in Ihren bänden befindlichen auszüge überbieten 
bei bocherei 2,200 z. b. ist das buch angezogen, aber Keiser 
berg schrieb böchery/— Br. 34 v. ß. 12. l5eue Zettel. — Br35 v. 
19. 12: W. empfiehlt Dr. Zöckler aus Solms-Laubach an 
J. Gr. — Br. 86 v. 3. 1. 185{) Glückwunsch zu J.'s Geburts- 
tag u. ueuc Zettel. — ßr. 37 v. 29. 5. 1856: Neue Zettel u. 
die Lieferung seines Wbs., dessen erster Bd. in der nächsten 
Lieferung abgeschlossen werden solle. Er bittet das Wb. 
den Brüdern u. W. Wackernagel widmen zu dürfen. — Auf 
no. 168 erwidert W.'s Br. 38-40. — Br. 38 v. 9. 10. 1856: 
W. bittet die lange Verschiebung des vei*sprochnen Briefes 
zn ontschuldif^en , spricht sich sehr erfreut über die Äb- 
handl. 'iilier den Personenwechsel* aus, theilt mit was er 
von Ph. Dieiieiibacii über die Schuianrede 'wir' erkundet 

(v^L Anm. zu S. 370 Br. U, 7. 1856), stellt etwaige Auf- 
zeichnungen SU den Märchen, deren 3. Bd. von W. Gr. so 
voltstäniug ausgestattet sei, für diesen in Aussiebt und 
schickt neue Zettel f&rs Wb.: «unter die noch hier befind- 



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348 



Anmerkungen zn B. I S« 340. 



lieben hat dr. Crecelius einige gethan , auch drei bücher- 
titel sar besorgung an Sie dagelaazen, titel von Schriften, 
die er für daa Wörterbuch ausgezogen hat und ausziehtb — 

Dif' aufzeichnungen aus Eeisersbergs postill (Siraszburg 

1522) werden Ihnen, wie ich hoft'e , willkommen sein. — 
die aufzeichmnif^on bei Frisch sind wie dio ans dorn Nürn- 
berger voc;il)ular. teuton. v. j. 1482 nicht immer zuver- 
lässig, auch hat Frisch eine andere, jedenfalls spätere aus- 
gäbe der postille gehabt. Dann habe ich aus der gewöhn- 
lichen Umgangssprache manche Wörter auszeichnet, die 
in den bisherigen Wörterbüchern fehlen, und werde diese 
aufzeichnungen fortsetzen, aus der übersetznuir der Ver- 
wandlungen nach Ovid von Voss hat Ihr herr brnder schon 
Zettel erhalten, sie bietet son«t nicht leicht vorkommende 
a\i.<(lrü('k'*, namentlich seltnere mit ge- zusammengesetzte 
hauptwörter. — Dr. Crecelius erfreute mich mit einem 
grusze von Ihnen, er wird in preuszischen Staatsdienst 
treten und dieser gewinnt an ihm einen sehr tüchtigen 
mann. — In der ausarbeitung meines Wörterbuches stehe 
ich im M, das L ist glücklich beendigt, bot aber auch 
manche Wörter, die sorge und mühe machten, z. b. Mosnng' 
= feldgPHchrei, das zuerst bei Luther. Dasypodius und 8er- 
ranus vorkommt. — Philipp Diefenbach trägt mir einen 
grubz an Sie auf." 

Br. S^J V. 3. 1. 18.j7 : Glückwunsch zu T V Geburtstag. 
Die 5. Lieferung seines Wbs. sei leider noch nicht fertig. 
fiBei dem niederschreiben sehe ich oft auf Ihr bild Ober 
meinem schreibpulte und denke, ob und wie Sie mit meiner 
arbeit zufrieden sein möchten und ob einzelnes neue Ihre 
billif^nng erhalten werde. — Ich stehe eben im M, an markt, 
bei ab- und ausmergeln haben Sie die ganz richtige 
ableitnng. und meine von mergel, die auch Schnieller 
hat, beruht auf irriger ansieht, die Ihrige wird schön be- 
kräftigt durch 'adv. Medullitas [verdruckt statt meduUitus] 
gantz von marck yszgemergelt. Medulliter idem' im to- 
cabular. gemmagemmarum (Straszburg 1505) bl. p8c. 
woher das k in mark? doch wol aus der ausspräche in 
mitteldeutschland , wie denn auch der Wetterauer berk, 
• wek. stek n. s. w. für borg, weg, steg u. s. f. spricht, merk- 
würdiger weise hat der voc. theut. v. j. 1482 bl. t6a 
*mack mit ausgestoszenem r: ^mack in den knucheu oder 
gepain , medulla* u. s. w. und *maek in der federn, ylua*.* 
— Br. 40 T. 27. 6. 1857: »Sie haben, verehrtester herr hof- 
rath, mit Ihrem herrn bruder mir freundlichst gestattet, 
Ihnen beiden mein Wörterbuch widmen zu dürfen, von 
welchem ich nun den ersten band übersenden kann, nehmen 



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Anmerkungen zn B. I S. 840—348. 349 



Sie beide das buch als ein kleines zeichen der herzlichsten 
verehrnnff und liebe gfitig anf. ich darf wol sagen dasz 
ich bei .leder zeile an Sie und Ihren herm bmder gedacht 
habe, nnd meine gröstG freude wird sein, wenn Sie die 
arbeit Ihres beifalles würdig halten. — Zugleich lege ich 
die fünfte lieferun<:2f bei . welche ans'zer zweien znm ersten 
bände gehörigen bogen bereit«? acht (b's zweiten enthält, 
anszerdem empfangen Sie noeh ein»* inizahl zettel znm D. 
— Ich hatte die absieht, im juli nach Berlin zu kommen, 
um die biblioihek zu benutzen, und meine tochter dahin 
mitzunehmen, ich fürchtete aber, Sie nnd Ihren herm 
bruder um diese zeit, die badezeit, wol nicht zu treffen, nnd 
ich will doch nicht in Berlin sein, wenn Sie beide abwesend 
sind, dazn kommt, dasz durch ein^Oilnger andanernde reise 
meine Vorlesungen und auch meine nnterrichtsslnnden an 
der realschule zu sehr unterbrochen werden würden, ich 
habe deshalb meine reise nach Berlin bis zur mitte des 
Septembers verschoben, zn welcher zeit die universitäts- 
ferien eingetreten sind und die schule ihre ferien beginnt. 
Sie und Ihr herr bruder sind doch in dieser zeit anwesend ? . . 

S. 341. abhandl. über «Personenwechsel«'] ab- 
gedr. Kl. Sehr. Hl. 236 ff. 

S. 341 no. Itiii] nicht im April, sondern im Anfang Juli 
ist dieser Brief geschrieben , wie W.'s Br. 40 ergiebt. Auf 
ihn erwidert W.'s Br. 41 v. 31. 7. 1857 : Dank für neue Auf- 
lage der Märchen u. freundl. Aufnahme seines Wörterbuchs. 
Freut sich auf baldiges Wiedersehen J.'s und die persönl. 
Bekanntschaft Wilhelms. Ladet die Nichte (tvi tchen nach 
Giessen ein. »-S. 510 in meinem wörterbuche 'hoch tütsch' 
ist ans Tschudis Khr^tia (Wackornn^f^l'^ lesebnch thl. 1. bd. 
8p. 385), 'hochteutisch' aber aus öa^Uuw 1, 65. zwei stellen 
aus Helbers sylbenbüchlein lege ich in abschrift an. die 
eine hatte ich früher schon Wilhelm Wackernagel mit- 

getheilt, der sie auch in seiner geschichte der deutschen 
teratur s. 378 in einer anmerkung abdrucken Hesz. sollte 
ich weitere belege aus dem 16. jahrh. oder aus noch früherer 
zeit auffinden, so 55chicke ich dieselben ihnen gleich zu, 
Ihren auf trag an prof. Klein habe ich gleich besorgt.'* 

S. 843. Prof. Klein . . . mit seinem werk über 
Gr oszen linden] Joh. Val. Klein. Die Kirche zu Grossen- 
Linden , bei Giessen in 0})erhessen. Versuch einer histor.- 
sjmbol. Ausdeutung der Bauformen u. ihrer Fortal-Reliefs. 
Qiessen 1857. 

ib. Kaszmann mein landsmann]* lebte damals 
als Bibliotheksbeamter in Marburg, wurde später Pfarrer ; 
Yon ihm rühren die umfangreichen Artikel über J. u. W. 



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350 



Anmerkanffen sa B. I S. 343—352. 



Gr. in Erscii u. Gröberns Enejclopftdie her. In der Grimm- 

CorrespondeDz befinden sich 5 Briefe B/s aus den Jahren 
1856-9. Die letzten 3 beziehen sich anf R.'s vergebliche 

NachforHcliun^cn nach dein vollständioren Hildebrand.sliede 
in Fulda, wo sirh d^Hfaflbe nach der ottVnbar irrigen An- 
^alüp eines Militärgelangenen v. Lossberg, dvr später waiiQ- 
öinuig wurde und auf dem Transport nach Haina starb, in 
einer Pergamentrolle nebst anderen wichtigen altdeutschen 
Hss. erhalten haben sollte. Vgl. über diese Hs, einen 
Äofsatz von Dr. Grosz in der Zeitschr. d. Vereins f. hess. 
Gesch. N. F. Bd. Vlil (1879) S. 143 ff. 

S. 344 DO. 170] Vorauf? geht W.'s Er. 42 an J. Gr. v. 
25. 11. 1857 : Viele Arbeit habe ihn am Schreiben u. Zettel- 
schicken gehindert. Er u. seine Tochter dächten oft nach 
Berlin zurück. Beschreibung der Rückreise über Weimar, 
Eisenach, Cassel. Ueber Wendungen, wie die [S. 344J an- 
gegebenen, gäben seine Aufzeichnungen keinen AofbchlnsB. 

S. 34ß no. 171] beantwortet durch W.*b Br. 43 y. 25. 4. 
1858: Ph. Dieffenbachs Mittheilung, von der er im jüngsten 
Brief gemeldet hätte, in Darmstadt sei ein Verzeichniss der 
im Druck des cod. Lauresh. falsch wiedergegebnen Namen 
nebst der richtiL^pn Lesung der Hs. , sei irrig. Er habe 
F. Rüth in irankiart besucht. 

8. 346. Dören] ar in pago Erdehe] vgl. dazu die 
Aeusserung von Phil. Dieffenbach an Weigand y. 1. 4. 1858 
(in Anm. zu S. 370). 

ib. Förstemann vermutet] im Altdeutschen 
Namenbuch II, Ortsnamen 56-9. 

S. 351. Vermählung d. k ö n i t( i n von P o r t n g a UJ 
Stephanie, die Tochter des Fürsten Karl Anton von Hohen- 
zollern-Sigmaringen heiratete im Mai 1858 den jungen 
KGnig Pedro V, sie starb bereits 1 Jahr darauf. 

S. 352 no. 174] Voraus gehen W.'s Br. 44 u. 45. — Br. 44 
T. 29. 6. 1858: W. überschickt ein für J. Gr. erworbenes 

Exemplar v. Gottscheds Deutseher Gramm. — Br. 45 vom 
27. 9. 1858: J. Gr. u. seine Nichte, welche in Giessen vor* 
gesprochen hatten, würden nun wohl ?a\ Hause angekommen 
sein, demnächst erhotle er und die Seinen längeren Besuch. 
Einige Zettel für8 Wh. lägen bei. Dr. Creceliu.s werde 
Körners Werke ausziehen. — Auf no. 174 antwortet W.'s 
Br. 46 V. 24. 12. 1858: Dank fOr die übersandten Bücher. 
Neue Zettel. Er habe schon bisher einigermaszen auf 
Schriften wie die von Gr. bezeichneten Bedacht genommen 
„und bei mehreren erwerbungen für mich wie auch für die 
hiesige Universitätsbibliothek hatte ich das ausziehen für 
das Wörter buch im auge. ein schriftsteiler, der sonst nicht 



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AnmerkoDgen 20 B. I S. 352. 351 



leicht Torkommende ausdrücke aus dem Volksleben bietet 
und ausgezogen zu werden verdiente, ist Schmidt von 
Werneuchen, aber ich habe bisher weder seiner gedicht- 
sammlungen noch der von ihm herausgegebenen almanache 
habhaft werden können. — Ühoi- die in iienester zeit er- 
scheinenden deutschen Wörterbücher wird Crecelius eine 
recension in Jahns Jahrbüchern liefern, was läszt sich aber 
dazu sagen, wenn solche kenntnislose schreier, wie Wurm 
und Sanders, die da, wo sie tiefer liegendes zu tage zu 
fördern genöthigt sind, nur armuthszeugnisse bringen, 
lobende oder doAi billigende worte in manchen organen 
der tagespresse finden konnten, ich habe schon manchmal 
im stillen gedacht , oh hier feilheit der presse zu gründe 
liegt oder unverzeihliche unwiszenheit und leichtsinn mit 
anmaszung im bunde. wer möchte wol eine schlechtere 
arbeit liefern , als das nun begonnene deutsche Wörterbuch 
von Wurm, der sich rühmt, Schmellers nachlasz benutzt zu 
haben, ohne doch nur entfernt die einsieht zu besitzen, ihn 
benutzen zu können. Sanders aber wird, nach seinem pro- 
^amm zu m-theilen, schwerlich beszeres bringen und kehrt 
in seiner Ordnung der zusammengesetzten Wörter in die zeit 
vor Frisch zurück, von beiiien spinnen ist mir die letzte 
die widerlichste, mit einem katholi8ch-deut.sehen wörter- 
buche dürfte es vor der hand nichts werden, denn wo wäre 
der katholische gelehr Le, der es ausarbeiten sollte, etwa 
Kehrein, mit dem die katholiken hie und da grosz thun? 
da müste erst ein werk vorliegen, an das er sich anlehnen 
und woraus er in den schwierigen partien ausschreiben 
könnte, es ist in der that eine betrül)eiide erscheinung bei 
unserem volke dasz neben Ilirfni und Ihres herrn bruders 
werke noch solche bücher iiutzutauchen vermögen wie die 
von Wurm und Sanders. — Osann war nur wenige tage 
krank. . . sein tod hat mich sehr geschmerzt, obgleich ihm 
die deutschen studien fremd waren, so nahm er doch leb* 
haften antheil. ... oft sprach er den Wunsch aus dasz ich 
ganz der Universität angehören möchte. . . . Haben Sie die 
gfite den hier eingelegten brief an ihre frau Schwägerin zu 
geben, an welche auch das in demselben anj]femeMele pack- 
chen geschälten kümmere adressiert ist, worin zugleich 
schon lange bereit liegend«" Zettel zum K. . .* 

S. 352. sieben deutsche w ö r t e r l > ü c h e r] vgl. 
S. 314. Es sind: 1) W. lloilniann, Vollst. Wb. d. deutsch. 
Spr. 1-6 Bd. Leipz. 59 61 (vgl. dazu I. 380). 2) Deutsches 
Wb. V. J. u. W. Grimm, nach Weigands Tod fortgesetzt v. 
If. Heyne, Hildebrand und Lezer (abfällig krittsirt von D. 
Sanders, Hamb. 185:2-8. 2 Hfte. u. Wurm, München 1852-8, 



352 



Anmerkungen zu B. I S. ^2*>354. 



sonst noch von B. Ranmer in d. Zs f. Oster. Gymn. 1858, iriedsr 

abgedr. in seinen gesammelten sprachw. Schriften S. 331 - 62 
[v<,'l.T o401 und von einom Karl Wagner [ygl 1 336,11 
Deutsches \Vb. von Weigand. 2 H<le.Gies«en 1857- 71. nei \ul 
1872- 76 (v^rl S. 342). 4) J. Gir. L. Kosegart<^n , Wi.. der 
niederdt^uUchen Sprache. Lief. 1— o. fireif^wald 18oo— CO. 
5) Mittelhd. Wb. v. Benecke, W. Müller u. Zanicke. 3 Bde. 
Leipzig 1854—68. 6) Cb. F. L. Wnrm, Wb. der dentscben 
Sprache. Bd. I. Freibnrg i/B. 1858- 59 (angez. v.Weigand 
in Zani l s Central blatt 1860 u. nicht fortgesetzt, vgl. 

1 355, 371). 7) Dan. Sanders, Wb. d. deutschen Sprache. 

2 Bde. Leipz. 1859—65 (angez. v. Weigand, ib. 1861, vgl. 
I 355. 857. 372). Dns arlito, dessen 1 314 gedacht wird, 
ist "^V. V. Giiizeit's Vv .ü rorschatz d. deutschen Sprache Liv- 
landö. Riga 1859 ff. (vgl. 1 355). 

S. 853. keine comödie ans dieser Zeit etc.] 
Vgl. hierzu folgende Stelle ans einem nndatirten Brief- 
Entwurf Weigand's an S. Hirzel [aus dem Jahre 1861, vgl. 
Weigand's Br. 69 in Anm. zu S. 372], welcher ihm die vier 
Bücher von IL L. Wagner übersandt hatte : ^ . . . be.«!OTiders 
verzögerte meinen briet, dasz ich mich beeilte, Jacob Grimm 
aus jenen wagnerschen Schriften und andern, die ich nicht 
früher zur hand bekommen konnte, für die nächste lieferung 
des Wörterbuches, deren drack nach Ihrer gütigen mit- 
theilung zu anfange des mais beginnen sollte, stellen mit- 
zutheilen. ich bin eben noch im ausziehen begriffen und 
sobald ich mit den Schriften fertig bin, sende ich sie Ihnen 
mit dem besten danke zurück, auch in anderer hinsieht, 
als der sprachlichen, waren mir die wagnerschen stücke von 
hohem Interesse, die reue nach der that ist ein vorlauter 
von Schillers cabale und liebe. Evchen Humbrecht ist gegen 
die kindermörderin nm den ersten act verkürzt nnd der 
ansgang des stücks wesentlich verändert, auf dem Macbeth 
beruht wirklich der schillersche nnd in die hezenscenen ist 
volksmilsziges eingcfloszen. die frohe frau wird dnn'h. 
Klincfcrs erklärung in den beigebnndenen nummern der 
Fr.il; kl'urter gelehrten anzeigen erst recht interessant und 
diu dialoge sind vortrefflich, auch in ihnen zeigt sich die 
Verehrung Göthes, die man bei Wagner keimt, die confia- 



durchblicken, in allem erscheint Wagner von nicht ge- 
ringer begabung und hätte schon darum mehr beachtet 
werden sollen, weil er dem freundeskreise des jungen Göthe 

angehörte." 

S. 354. Osann 's früher tod] Fr. Gotth. 0., geb. 1794 
in Weimar, war seit 1825 Prof. der alten rhilologie u. Dir. 
d. philol. Seminars in Qiessen. Er starb am 80. 11. 1858. 




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Anmerkungen zu B. I S. 354—358. 353 



S. 354. dict bist, de la 1. fr.] das Werk ist nicht fori» 
setzt, an seine Stelle ist das Dict. bist, de langoe fr. Yon 

Litträ getreten. 
S. 354 no. 175] Antwort auf W.'s Br. 47 v. 2. 1. 1859: 
Glückwunsch zu J. Gr.'s Gt burtstaf;^. In der sechsten Liefe- 
rung seines eigenen Wbs. habe er in dem Worte *die dürft' das 
ursprüngliche part. praet Ton dürfen gesehen, wo er glaube, 
dass J. Gr. ihm Recht gebe. Dieses Wort würde also m 
*macbt, schuld, kunst u. lißt' G anim. 4. 255 zu setzen sein. 
— Auf no. 175 erwidert W.'h Br. 48 v. 18. 2. 1859: Dank 
fOr die neue Büchert^rndung, Freude über die er-ste Lieferung 
von E. Zusätze werde er später schicken, anbei folge eine 
neue Lief, seines Wb. u. 2 Päckchen Zettel. Abfälli^'es 
ürtheil über Lief. 1 von Sanders Wb., ebenso über Wutm, 
deB sogar die Heidelb. Jahrb. im Decemberheft lobend re- 
censirt hätten. GutzeiVs Wb. kenne er noch nicht. 

S. 355 „Kummer'^ oder ^dinkel*-] vgL Vilmar*B 
Idiotikon v. Kurhessen. 

ib. wb. V. Gutzeit] vgl. .Anm. z. S. 352. 
S. 858. no. 177). Darauf antwortet W.'h Br. 49 u. 50. 
Br. 49 V. 15. 4. 1859 lautet: „Über das adv. enke, lieber 
Verehrtester herr hofrath, eile ich ihnen mitzutheilen, was 
ich weisz und nach empfang Ihrer lieben zeilen noch er- 
kundet habe, das wort ist allerdings auch oherhessisch. in 
unserm hessen-darmstädtischen Oberhessen ist es ganz ge- 
läufig in der gegend von Gladenbach und Biedenkopf, aber 
auch auf der unfern Gieszen nach FIoml»er^ an der Ohm 
zu liegenden Rabenau , weiter in der «fegend dieses Hom- 
berg selbst und in der von Alsfeld. Sicher wird man es 
aiso ebensowol in den zwischen Biedenkopf oder (Gladen- 
bach u. Homberg gelegenen kurhess Oberhess. d. h. der gegend 
Ton Marburg u. s. w. hören, ausserdem kommt es noch in 
der zwischen waldeckischem gebiete bei Corbach liegenden 
hessen-darm städtischen herrscbaft Itter vor. merkwürdig 
aber bleibt dasz es in der nördlich von T^ied^-nkopf lie<^en- 
den gegend von Battenberg nicht gehört wird. in der 
Wetterau kennt man es nicht und auch auf dem Yo^els- 
berge ist es, soviel ich erfragen konnte, unbekannt, in den 
von Grünberg nach Alsfeld hin, z. b. an der in die Ohm 
sich ergiessenden Felda gelegenen orten beginnt es auszu- 
sterben, auch hier in Gieszen wird das wort nicht gehört; 
aber in dem nahe gelegenen Busecker thal (es liegt von 
Gieszen aus so ziemlich in der richtung zu der vorhin ge- 
nannten Rabenau hin) kommt 'enklich' vor und zwar ganz 
so wie *en"keV welches durch das thal hin nicht gebraucht, 
sondern eröt, wie ich oben angegeben habe, auf der jßaben- 




S. Stanftel. Aetm der Brflder Oilinm. 



28 



354 



Anmerkungen zu B. I S. 358—359. 



ati gfebört wird. Der sinn, in welchem das volk enke ge- 
braucht, ist; ß^enau iaccurate) bestimmt, gewis, wahrlich 
und wirklich (profecto), z. b. ^er weisz fBandbemerkong: 
die mandart soricht waess (langes ä » ei).] es enke, er 
weisz es gar enke « es ist enke wahr.' im Busecker thale 
z. b. *er weisz es eiiklich*. — Ich weisz nicht ob Ihnen bei 
enVo das von Valentinus Ickelsamer erwähnte *Däncke' vor- 

felegen hat, welches wol nicht unwichtig scheint, bl. C. 
b {in meiner d. h. der ältesten ausgäbe). — In dem Ber- 
liner exemplar von Ickelsamers grammaiik iindet sich die 
stelle auf bl. C. 4b; auch kommt Ickelsamer auf das wert 
n&icke in seinem auf der Berliner bibÜothek befindlichen 
sehr seltenen büchlein 'Die rechte weis auffs kürtzist lesen 
XU lernen' (Marburg 1534 , neue ausgäbe) bl. A. 3 b zu 
sprechen und nennt es auch hier nach seiner sonderbaren 
ansieht undeutsch. . . . Luthers 'enne' = thor, narr, war mir 
ganz unbekannt, in den nmndarten findet sich nichts, und 
der henneber^idclie pi. *önn' 1 ivandbemerkun^: (Reiuwald 1, 
113)1, welches auf einem mhd. *egeue' (Grieshabers pred. 1, 
56j beruht , bedeutet brechahnen , stengelsplitter vom ge- 
brechten flachse. — ßr. 50 (offenbar eine Beilage zu einem 
verlorenen Br. an W. Gr.) v. 24. 4. 1859 lautet: ;,Nachträg- 
liches über enke. Auf weiteres befrag-en wurden mir aus 
der gegend von Gladenbach folgende Verbindungen ange- 
gegeben, in welchen enke gebraucht wird: 'ich weisz es 
euke (= genau, bestimmt, gewis), ich bin dabei 
gewesen, er sieht nicht enke (= genau), er hört [Rand* 
bemerkung: 'in der mnndart 'hört.'J nicht enke. 
ich habe es enke gesehen*. — *ich weiss (es) enke* gilt in 
jener gegend als feste Versicherung dasz man es genau und 
ne?;timmt weisz, und sagt jemand *ich sag's enke\ so sieht 
es der sprechende wie eine beleidigung an, wenn das, was 
er so bekräftigt, noch bezweifelt wird . . 

S. 358. Estor oberhess. idiot.] Probe eines 
oberhessischen Wörterbuchs in Estors Teutsche Bechts- 
gelahrtheit Frankf. 1767 III. S. 1403-23. 

S. 859. Müilenhoff]. Die mir yorliegenden 35 
Briefe M.*s an Weigand (von 1^50—76) beginnen mit einer 
Anfrage M.'s nach Hss. des Wolfdietrich. Aus dem man- 
nigfacn interessanten Inhalt der Briefe seien hier folgende 
Stellen ausgehoben: Kiel 8. 4. 1850: „meine deutsche alter- 
thumskunde, deren leitende ideen Sie, wenn e^ Ihnen darum 
zu thun ist, auä der abh. de poesi chorica, aus einem 
au&atz in Schmidts Zeitschrift fBr gesch. bd. Vill. u. einem 
auf der Lübeker yersammlung gehaltenen vortrage ungefähr 
errathen werden, muss ein jakr lang ruhen; aber mit neuem 



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AmnerkoBfien zu B. I 8. 859. 



3ÖÖ 



eifer werde ich wieder daran gehen, sobald ich den Wolf- 
dietrich abgethan, und so Gott will, wird es mir noch ein- 
mal gelingen atu dem znaammenhang der mythen tmd 
mythischen vorstellnngen mit der heimischen nator unseres 
landes, der religion iVberhaupt mit dem p^nnzen sittlichen 
staatlichen und geselligen leben des volki ^ und endlich des 
epos mit der geschiente u. dem beldeuieben zu zeigen, 
welchen geistigen Inhalt das leben unserer alten hatte u. 
wt'lche entwiälung es bereits durchgemacht, als das 
chriatenthnm aufgenommen wurde sogleich mit einer frem- 
den coltar. Einen grossen schmerz habe ich inmitten 
solcher Studien pr li ibt imd noch nicht überwunden: Jac. 
Grimms geschichtc der deutschen spräche, die thorheit 
seines alters, es wird hohe Zeit etwas rechtes und ern^^tes 
dawider zu setzen, damit uns forschungen dieser art iiicht 
zurückführen in einen zustand der Wissenschaft der ärger 
wäre als er je zuvor auf diesen gebieten gewesen, eine 
recension, die mir Waits und andre, die mit meinen ar- 
beiten vertraut sind, fast zur pfiicht machen, vermag ich 
indes bis jetzt nicht übers herz zu bringen, obgleich der 
alte selbst mich dazu herausgefordert hat. aber es i^t mir ein 
bedürfnis von kundigen u. solchen die Grimm zugleich lie- 
ben u. ihm nahestehen, ein urtheil zu hören über das buch, 
ich kann mir gar uicUt denken, daüz man mit aufrichtiger 
Überzeugung ^e dort geführten beweise für den getisch 

tothi sehen nram u. was damit zusammenhängt, aufnehmen 
ann ; ich vermag schlechterdings in dem buch im ^nzen 
weder sinn noch verstand zu entdecken, wenn Sie mir 
einmal gelegentlich schreiben, so vergessen Sie nicht mir 
Ihre meinung zu sagen." — 24. 2. 1855: wenn man so viele 
Jahre im Stoff u. Detail gelebt hat, so wird einem das ab- 
stractere Denken doch beinahe tremd u. es gehört ein har- 
tes Ringen dazu ehe man das wieder in das Leben der Er- 
fahrung umsetzt. Jetzt bin ich am Ziel u. brenne &st vor 
Ungeduld die solang bedachte Sache [d. h. die deutsche 
Altertumskundel zu Papier zubringen. Der Aufgabe gegen- 
über, die wir Philologen, die wir überhaupt in der Wissen- 
schaft haben, fühle ich mich ungeheuer klein u. alles was 
wir leisten ist eigentlich nichts im Verhältnis zu dem was 
wir sollen. Und jemehr ich dies einsehe, desto zorniger 
werde ich jedesmal, wenn Mensehen, die davon keine Ahnung, 
dafür kein Gefühl haben, mit Anmaszung, wie lloltzmann, 
oder mit spatzenhafter Leichtfertigkeit u Eit-ikeit. wie..., 
auftreten. Das was wir sollen, unsere Aufgabe, die hoffe 
ich allerdinors so bej^timmt u. klar, u. so groaz zugleich 
jetzt hinsteilen zu können, dasz ein sicherer Maszatab da- 



V 



23* 



356 Anmerkiingeii zu 6. I 8. 859—860. 



nat ge^'eben eeiu wird uud es leicht sein wird hinfort die 
Qecken Ton den Treuen zu nnterscheiden. [Vgl. II 813 
u.: Villmars Br. 4] Hab ich die Einleitung nur erst 
überwunden, a. zu Ostern hoffe ich Ihnen gute Nach- 
richt geben zu können, so wird die letzt« Ausarbeitung 
des ersten Theils rascher von k^tatten gehen und zu Ende 
der Michuelisferien hoffe ich ziemlich am Ende zu sein. 
[Der erHte Band der Alterthuraskunde erschien thatsäcblich 
erst 1870]. Erhalten bie mir Ihre freundliche Theilnahme u, 
Qesinnnng. Ich weisz wohl was die Leute von mir denken, 
und da.sz ich äuszerlich betrachtet anders erscheine, als ich 
bin. Dem tiefer Blickenden kann es nicht entorehen , dasz 
mein böses Wessen einen ernsten u. gerechten Grund hat. 
Werden Sie nicht irrp an mir. Eh wird .sich allf^s offen- 
baren. .Sie aber gehören zn den wenigen Mtii^ciien, von 
denen ich nicht möchte, dasz sie auch nur einen Augen- 
blick an mir zweifelten/ -» Berlin, ächellingstr. 7. 25. Jan. 
1857: -Gerade hente kam ich in meiner Vorlesung Ober 
die Kibelungen anf einen Punkt, über den ich Sie längst 
habe einmal fragen wollen. Sie wissen, dass WUh. Grimm 
in d. Hcldeüqaj^e 8. 41 n. Mone in d. seinigen S. 45 die 
beulen Orte Hör US u. Kiliandr, zwischen denen Sieg- 
fried nach dem Itinerar des Abt Nicoiai)« den Fafnir er- 
schlagen haben soll, auf Horhausen u. Kaldrrn (Kalantra) 

gedeutet haben. Ich möchte von Ihnen hören, was 
ie nach Ihrer genaneren Localkenntniss von diesen 
Namen nnd Deutungen hatten nnd ob Sie nichti 
besseres wissen. Es ist immer schon mein Gedanke ge- 
wesen einmal die Grenzen von Niedersachsen u. Hessen u. 
was sich daran schlieszt zu besuchen , bet^onders um der 
Heldensage willen , dann aber freilich auch weil meine 
Familie gerade dorther ,au8 Winterberg' stammt.* — 
11. 5. 62: ,Jac. Orimm ist nnverwfistlich, wenn ersieh anch 
znweilen durch Kindereien allerlei zuzieht, z. B. eine Er- 
kältung dadurch , dasz er in der N'acht das Bettzeug von 
sich wirft.* — 11 Br. d. Br. an M. s. Anz. f. d. A. 11, 235 ff, 

S. m. no. 179]. Voraufgeht W.\s Br. 51 an J. Gr. v. 
2. 6. 1H59: W. dankt darin liir die Aljh. üt)er die Göttin 
Tanfana, freut sich auf die zweite Wb-Lief. vom E., schickt 
weitere Zettel und berichtet über seinen, letzten Freitag ge- 
haltenen Vortrag über V. IckeUamer. - An diesen Brief 
schlieszt sich W.'a Br, 52 v. 6. 8. 1859, worin er J. Gr. för 
den Vortrag über die Göttin Freia dankt und sich über die 
2. Lief, vom E äussert: «besonders begierig war ich auf 
den artikel *emesz* . . . Ihre darlegung ist überzeugend, und 
ie haben anch darin recht dasz das anlautende e gewis 



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Anmerkungen sn B. I 8. S60^67. 



nicht ursprünglich, sondern nur in der ausspräche lang ist. 
übrigens wird, da die Wetterau neben 'emsz' häufig genug 
'imsz' spricht und luitunter il'ür den umlaut e setzt, wol in 
'emas* das e dem 9 TOrsiuBiehen sein, das wort erstem, 
welches Sie sp. 399 haben, ist in der Wetterao so volks- 
Üblich, dasz es kanm fremdher sein dürfte, ich hab<^ es 
extern geschrieben und werde einen zettel darüber ein- 
senden. Campe ftihrt es beiläufig in abextern nnd ab- 
äschem an, und in dem Aachener Idiotikon von Müller und 
Weitz 8 44 steht extere . . . von wörlern finde ich nicht 
eisenätimme aus Herders Cid und eisgangslied aus üiop- 
stock 1. doch wer kann alle Zusammensetzungen ver^ 
zeichnen , sie sind zahllos. — Die anszflge aus unsem 
Schriftstellern haben sich auch in der neuen lieferung ver- 
mehrt, und es freut mich dasz unter den ausgezogenen 
Schmidt von Werneuchen ist, der so vieles aus dem Volks- 
leben bringt, aus den anliegenden zetteln werden Sie er- 
sehen dasz ich auch die trauerspiele von Weisze für das 
Wörterbuch durchgehe. Sie geben aber geringe ausbeute. 
Franz Roth , der einige tage oei mir war, hat die absieht^ 
die ihm erreichbaren Schriften Rists auszuziehen. 

S. 862. no. 180]. Voraus geht W.*8 Br. 53 (ein kurzer 
Begleitzettel) an J« Gr. y. 29.^. 1859: Neue Zettel, darun- 
ter Aufzeichnungen aus einer Schrift des Franz v. Sickin- 

fen. Dr. Crecelius theile ihm mit dasz dns.- Citat im Wb. 
, 158 'unten) lauten müsse: 'Widerlegung des calvinischen 
Testaments Casp. Peucers.* In einigen Tagen werde er 
weiteres an W. Gr. schreiben. 

S. 363. die luft in Pillnitz]. In dem in mtinpra 
Besitz befindlichen Exemplar des 1858 erschienenen i^arl 
Meinet, (welches aus W. Qr/s BibUothek in die Weigand's 
[vgl. Weigand*s Br. 93 in Anm. zu S. 880) (Ibergegangen 
war und 1879 vom Kerler'schen Antiquariat in Ulm von 
mir gekauft wurde), findet sich eine getrocknete Pechnelke 
in ein weisses Blättchen gezogen mit der Beiachrift ^Rninon- 
berg bei Pillnitz am 9. Sept. 1H59'* v. Wilhelm's Hand. 
Ausserdem finden sich auf dem vorderen Einbanddeckel und 
Vorsatzblatt eine grosse Zahl von kurzen Bleistift- Notizen, 
welche bekunden, dass W. Gr. das Buch fleissig durch- 
studiert hat. 

ö. 3(i5 no. 1811. Darauf erwidert W.'s Br. 54 v. 27. 11. 
1859: Dank fAr die Rede auf Schiller, neue Zettel Der 
Aufsatz über die Göttin Bendis sei ihm nicht zugekommen. 
An Schwabe werde er den Dank ausrichten. 

S. 867. OreceliusJ zur Zeit Professor am Gymnasium 



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358 Aomerknngen zn B. I 8. 967—969. 



in Eiberff^ld Kr wird das von Weigand geplactp -wett^^rmier 
Wb. veruäentlichen (vgl. Anm. zu S. 315). — Folgenden von 
J. Gr. an ihn gerichteten Br., welcher sich auf seine Mit- 
theilungen für das Wb. bezieht, theilte er mir frenndlicbat vor 
kurzem mit: «Hochgeehrter herr doctor« willkommen waren 
die auBzüge aus Amadis und Körner, for deren übersendmig 
ich noch nicht habe danken können, behalten Sie ferner 
lust und mns7e riTiser wer"k 7u fördern, von dem nächstens 
zwei hefte auf einmal erscheinen sollen, so wünsche ich, 
dasz Sie auf die buchst. ¥ und G rücksicht nehmen, zumal 
in werken von 1650 — 1750 danach suchen möchten, denn 
in dieser zeit, wo die spräche gesunken und noch nicht er- 
hoben war, gewfthren selbst mittelm&ezigeachriftsteller noch 
hergebrachte Wörter und redensarten, die sich später ver- 
kriechen, nachdem bedeutendere geister die poesie nea an- 
gezündet haben, die gewöhnlichen autoren werden dann zn 
nloszen nachahmern und lassen alle eigenthümlichkeit 
fahren, doch in der wiihl seien Sie unbeschränkt. — Fröh- 
liches neuinhr wünschend verbleibe ich Ihr ergebenster 
J a c. G r i m in. Silvesterabend 1858 • 

S. 367, anfsats über die güttin Bendis ... 
damit Sie ihn zu Tanfana n. Freia legen]. Alle 
3 Aufsätze erschienen 1859 in den Monatsberichten d. BerL 
Akademie, wieder abgedruckt sind sie in den kl. SehrÜten 
V, 416 tf. 

S. 368] Ueber Wilhelms letzte Krankheit und Tod vsrl. 
besonders noch, was sein Sohn Herman darüber im Anschluss 
an Jacobs Rede auf den Bruder mittheilt. (J. Gr. s Kl. Sehr. 
I, 178 f.) — In no 182 1. Lappenbergs Jnbilftnm. 

S. 369 no. 1831 Vorauf gehen W.'s Br. 55-59. - Br. 
55 V. 3. 1. 1860: Tröstender herzlicher Glückwonsch warn 
Geburtstag. — 6r. 56 vom 11. 1. 1860: Kurzes Begleit- 
schreiben zu neuen Zetteln. — Br. 57 v. 21. 1. 1860: Neue 
Zettel. Aeusserung über die neue Lieferang von E. In 
Glessen wfirden die neuen Lieferungen von Verschiedenen 
eifrig durchgelesen. Grecelius werde er an seine beab- 
sichtigte Recension erinnern und srlli^t eine für das Central- 
blatt liefern. Die Rede auf Schiller habe allgemein gefallen. 
Den Dank an Schwabe für die Abh. über die Diminutive 
habe er ausgerichtet. — Br. 58 21. 2. 1860: Dank f&r 
übersandte Schriften, neue Zettel und Notizen daza. - Br. 
59 T. 10. 6. 1860 : Nene Zettel, Erwähnung seiner Beeension 
von Wurms Wb. in no. 20 des lit. Centralbl., eine Ober 
Sanders solle in kurzem folgen. — Auf no. IH-l antwortet 
W.'s Br. 60 V. 5. 8. 1860: W. dankt für das ül) ersandte Bild 
und hofft, dass die Krankheit bald überstanden und er J. 



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Anmerlrangeii so B. I S. 369—370* 350 



in Glessen sehen werde. Die Bruchstücke aus dem Rosen- 
garten habe er mit gleicher Wefamnth durchgegangen wie 
die Schlwlieferung des zweiten Bandes des Wb. Die vierte 
Lieferung Toro E habe ihm auch sehr gefallen. Als An« 

deri"ken aus Wilhelm.^ Bücher bitte er nm ein Exeiuplar der 
Abb. über die Sage v. Ursprung der Christusbilder , welche 
er noch nicht besitze, , sonst würde mir eine mhd. dichtung 
lieb sein, besonders ein exemplar, in welchem sich kleine 



herra bnidere bei- oder einge8cbriel>en befänden, und ich 
überlasse ganz Ihrer gflte, welches buch Sie fftr mich be- 
stimmen wollen. • . 



2. 10. 1860: Neue Zettel aus Joannes Nasus heftiger 

fegen Schrift gegen des Georg Nigrinus buch *von bruder 
ohann Nasen eseV, welches er für dieOiessenor Universitäts- 
bibliothek gekauft, habe. Sie hätten vergeblich mehrere 
Wochen in den Abend-Eilzug von Norden her nach ihm 
ausgeschaut. — Br. 62 y.25. 11. 1860: Neue Zettel. — Br.6S 
11. 12. 1860: Neue Zettel, «nur swei, die obenaufliegen- 
den zu *fa8znacht* und zu *feenland* erscheinen nach- 
träglich, der zettel zu jenem worte ergänat die bereits 
übersHTidfen stellen aus deii ersten drucken von Schillers 
Wailenstein und Teil und zeigt dasz Schiller stets fz setzte, 
nicht ft. der zettel zu 'feenland' bringt eine hübsche stelle 
aus den Uedem Schmidts von Lübeck, die für das Wörter- 
buch ausgezogen xn werden verdienten, ich will sehen dasa 
ich jemand veranlassen kann die geeigneten stellen auszu- 
schreiben. In den weihnachtsferien werde ich die schon 
lange beabsichtigte recension über Sanders liefern. ... — 
Wird wol in München an dem ergiin^nngs^bandc zu den 
weisthümern schon vorbereitet oder gar gedruckt? . . sollte 
ich noch irgend ein ungedrucktes weisthum auffinden , so 
werde ich es gleich abschreiben und an Sie senden. — Dasz 
Philipp Dieffenbach in Friedberg zu ende des octobers ge- 
storben ist, wissen Sie viell eicht noch nicht, er litt an 
einem ausgetretenen brnche und es scheint noch ein lungen- 
leiden dazu gekommen zu sein, nur 5 tage lag er zu bette, 
die trauernachricht hat mich recht betrübt. — Gymnasial- 
lehrer Dithmar in Marburg will in dem osterprogramm des 
gymnasiums eine abhandlung über die deutsche gram niatik 
des 16. jahrh. liefern und ich glaube dasz eine gründliche 
arbeit zu erwarten ist. . . — Auf no. 184 feigsten W.*b Br. 
64-8 — Br. 64 31. 12. 1860 : W. dankt für das gütige Geschenk 
des letzten vollendeten Werkes von W. Gr. f Freidank], welches 
schon in der ersten Ausgabe sein Lieblingsbuch gewesen 



bemerkungen, wenn auch 




der band Ihres 




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I 



360 Anmerkuogen zu B. I & 370. 

seL Aach die beiden Abhandloiigeii in Haupts Zb. werde 
er demnächst genauer lesen. Er freut sich über J/s Ge- 
nesung, schickt neue Zettel , spricht sich anerkennend über 
L. Diefenbachs Gloss. lat.-genn. an^ Rompelts Lautlehre 
habe ihn beim ersten Einblicke zui üekgc*t^68en. Die Grüsse 
au i'iiüdichum habe er bestellt und öoUe sie erwidern. Ein 
Weliiham von Rodheim , welcbes wahncheinlich feblerhaft 
bei Scbatzmann gedruckt sei, habe J. Gr. von Tb. zDgeechickt 
erhalten. Th.*8 'Gau- u. Markveifa.^sung* sei recht fleissig 
und scheine werthYoU, doch seien seine spracblicben Be- 
merkungen nicht immer von«ichtiof. Dieser Tage werde er 
Sanders recensiren, Wurm scheine ohne Titelblatt erloschen. 
Dr. F. Roth in Frankfurt sei weisen eine«> Brustleideus in 
Ruhestand vernetzt. — Ur. (tö v. d. 1. 1861 enthält W.'s Geburts- 
tagswünsche u. eine Aeusserung über Kehreins Volkssprache u. 
Yolkssitte im Herzogtbnm Nassau. So wie das Idioticon yorliege 
genfige es trotz der fleissigerr Sammlungen nicht. — Er. 66 
10. 2. 1861: W. schickt eine neue Lief, seines Wbs. «wie 
wenig man sich aber in ansetzung der formen immer auf 
Graff verlaszen darf, habe ich wieder einmal bei rathfrajjpn 
geaehen, für welches derselbe im ahd. zwei formen, rät- 
frägön und rätfragen . hat. nach dem Substantiv rutfräga 
iöt die erdte zu erwarten, richtig stellt sich auch seine 
zweite anf »Sn, die Zamcke bei Benecke 3, 390 b nach* 
geschrieben hat, als nnbegrfindet heraus, denn die gl. herrad., 
ans welchen Graff sein r&tfrftggn hernehmen will, enthalten 
bereits Schwächung des -dn zu -en. so musz man eben 
überall selbst nachsehen, um sicheres geben zu können, wie 
oft di nk ' i h bei meinen Untersuchungen au i^ie und spreche 
im iieiste rnit Ihnen. . .* — Br. 67 v. osti'rtlienstiicr 1861: 
W. freut sich über die neue Lieferung des VV^bs „aber 
doch waren mir die artikel über 'es', aufweiche Sie mich 
bereits aufmerksam gemacht hatten, eine besondere firende 
und wie sollte man diese nicht haben, wenn man die groszen 
Schwierigkeiten so BchÖn überwunden und sich tief in die 
geschichte des Wortes und in die feinsten fasern der Stellung 
iiTid des gebrauches eingeführt sieht, dabei trotz der um- 
faszendstcn Vollständigkeit überall mit der wünschen«- 
werthesten einfachheit und klarheit. es ist eine wahre lust, 
den gegenständ so durchgearbeitet und abgerundet vor 
äugen zu haben, ein anderes 'es* sp. 1138 haben Sie fiber- 
raschend und vortrefflich aus *sich* nachgewiesen, dieses 
' s' ist in Volksliedern hiesiger gegend fiberaus häufig, in der 
Wetierau viel weniger gehört, aber merkwfirdig bleibt in 
dieser ein eindringliches 'sichste sich' d. i. siehst du sich 
= siehst dul z. b.: 'sichste sich, er hats gethan, und alles, 



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Anmerkangen zu B. I S. 870. 361 



was er sagte , war gelogen' ; ^sichste sich , er wollte uns 
betriegen'; 'sidiate sidi, wir aind um unser geld« wie ich 
prophezeit habe* o. s. w. -te, -de ist das aWeschwftehte 
du. ^sich' ^ uus sp. 11B9 ist hier und in der Wetterau das 
allübliche ; aus dem Simplicissimus habe ich mir nicht 
wenige stollon in mein wetteraniaches %v(>rtorbnch ein- 
getrnfien. auch *sen' sp. 1139 erscheint hu r und in der 
Wetterau durchweg geUiu6g, z. b. *e8 la kern waszer da, 
du naust sen holen'; ,ich hab kein brot mehr, bring mr 
(mir) sen' u. s. w. klar über dieses wort, das offenbar ge- 
kürzt ist, bin ich noch nicht geworden. . • — hier erhalten 
Sie eine nachlese von stellen, eine weitere sende ich ganz 
in der kürsee nach, bei den lustspielen von Kretschmann 

aber kann ich nur die einzelnen stücke citieren * — 

Br. 68 V. '21. Tl. 1881: Neue Zettel, einige würden wieder 
zu spät komiiien, ho die Stellen für 'sich fachen', für welche 
kein deutsches Wb. belegende Stellen vorzubringen wusste. 
Leider sei der 'Schoözhund von Dusch' erat weit wenigen 
Tagen 'in seinen Händen. Die Becension t. Sanders sei ab- 

fesandt. Er habe sich noch manchen Trumpf znrück- 
ehalten. Fr. Roth sei am Archire mit Tollem Gehidte 
angestellt. 

S. 370. Ph. Di effe Ubach]. Director des Schul- 
lehrer-Seminars in Friedberg und um die Localgeschichte 
der Wetterau hoch verdient. Aus den 28 Brieten dieses 
Gelehrten an Weigand von 1841 — 58 reichend , hebe ich 
folgende Stellen aus , in welchen er J. Gnmm erwähnt : 
Fried berg 8. Dez. 1843: , Durch meinen Sohn Eichard 
habe ich Herrn Jacob Grimm ein Exemplar meines Werkes 
über die Vorgeschichte der Wetteran fibersandt; hoffent- 
lich wird dieses und Jenes darin yon einigem Interesse für 
ihn seyn." — 24 12. 1846: ,Lieb war mir in Frankfurt 
iTK'hrere der ausgezeichnetsten Männer unsere Vaterlandes 
persönlich kennen gelernt zn liaben. Unter diesen wird 
Sie hauptsächlich Jac. Grmiiu, Schmeller und Wilh. Wacker- 
nagel interesniren .... Jac. Grimm fragte mich nach 
Ihnen.* — 14. 7. 1856 : „Sie erwähnen Jacob Grimms neue 
Abhandlung Über den Personenwechsel in der Bede\ Wie 
freue ich mich, dasz dieser Mann , der mir beinahe gleich* 
alterig n. dabei so lieb und werth , immer noch so jung 
und frisch in der literarischen Welt dasteht. Ich werde 
freilich in der Begel erst ein halbes Dezennium nachher 
mit seinen Schriiten bekannt. Seine Abhandlnng 'über 
das Verbrennen der Leichen* habe ich erst dieses Frühjahr 
zu lesen Gele^^enheit gehabt, dabei wieder seine Schärfe 
nnd Belesenheit bewundert und h&tte ihm gerne wegen 



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362 ABmerkangen zu B. I S. 870« 



einiger Punkte, über die ich nicht mit ihm einverstanden 
sein kann, geschrieben, wenn sich gerade Gelegenheit da- 
vn gefnnden h&tte .... Über Ihre Anfrage in Betreff des 
*Wir als Anrede he^ Lehrer kann ich Ihnen keine ge- 
nügende Antwort ertheilen. So weit ich erfahren, war £e- 
ser pluralis majestaticus mehr nur persönlicher Nator.* — 
1. 4. 1858: ^Ich haVp zwar in früheren Jahren Dorlar 
worüber Sie in Ihrem gestrigen Schreiben für nnsem lieben 
Jacob Grimm anfragen, öfter besucht .... Ich meine, in 
früheren Jahren einmal eine alte Urkunde gelesen zu haben, 
worin Dorlnnlar vorkam, doch ist mir^ das Nähere ent* 
fallen nnd es kann sein, dasz ich es mit Holnnlar ver- 
wechsele. Die Stelle im Cod. Lanr. III. p. 1. No. 3032, wo 
OS Dorlenlar heiszt, wird Ihnen bekannt sein. Da aber 
dort so viel verschrieben ist, so möchte es nöthi^^ sein, vor- 
erst bei Herrn Baur in Darmstadt, wo sich ein Verzeich- 
nis/, der falschen iS^imen des Cod. Laur. u. die Verbesserung 
nach einem sorgfältig verglichenen Ms. (zu München?) be- 
findet [Vgl. II 850 : no. 17 IJ, hierüber anzufragen. — Von da an 
kenne ich nnr Urkunden, in welchen immer Dorlar steht . . . 
Über den Erdahegau finden sich bekanntlich Nachrichten 
bei Wenck (II, 445 Note o) u. kurz bei Schmidt (I, 69 Not c 
nnd 154). Interessnnt ist aber besonders die Angabe im 
Cod. Laur. III. p. 46 No. 3181: 'in payo Kr d ehe in Erd- 
eher marca juxta fluviuni A r d a h a ' , weil noch jetzt die 
Ard (Ahrd) ihren Namen hat. Dieser Bach entspringt 
(wie auch auf der groszen Gen. Stabskarte Sect. Gladenbach zu 
ersehen) auf der Ur&nze des Gr.-H. Hessen am Hol f holz 
(worüber ich an Ort u. Stelle eine Sage gesammelt) zwischen 
Hohen Solms u. Frankenbach, flieszt zuei'st bei dem Dorfe 
Erda, dann bei Ahrdt (beide Preuszisch) vorbei u. er- 
gieszt sich bei Riirg, nördl. von Herborn m die Dill. 
Der "Name des Gaues existirt aber soviel mir bekannt, im 
Munde des Volkes durchaus nicht mehr. Doch habe ich 
hierüber keine besondere Nachfrage gethan. (Der Aar- 
bach, welcher bei Diez in die Lahn ffillt, kommt Ton 
Süden n. kann hier wohl nicht berücksichtigt werden.)* 

8. 370. Dithmars* grammatishe Th&tigkeit]. 

D. hatte sich anri 1. Nov. an Weigand mit der Bitte nm 
Hilfsmittel für sein 1862 veröftentlichtesGymnasialprogramm: 
•Einleitung in die Geschichte der neuhochdeutschen Gram- 
matik" gewandt. Später erschien von ihm noch eine 
längere Abhandlung über die altdontsche Negation ne m 
abhängigen Sätzen im Ergänzungsband zu Zacher's 2^it8chr. 
f. deutsche Philologie 1874 8. 183—318. 

ib. Rumpelts lautlehrej. H. Bh. R. Deataohe 



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Aiiinerfauigen m B. I 8. 872. 



363 



Grammatik mit Rücksicht auf vergl. Sprachforsch. 1. Th. 
Lautlehre Ber). 1860. 

S. 370. ein band weisthümer] der vierte, welchei 
1863 enchien. Th. erdchienen 1840—2, Th. 5 u. 6eni 
1866-9; vgl. S. 384. 

S. 372. HO. 1851. Darauf antwortet W*8 v. Br. 69. 11. 

6. 1861: W. schickt iZettel zum Wb. Weisze*8 Instspiele habe 
ich erst seit kurzem in der hand. sie bieten, wie die traner^ 
spiele, für das wörtfrVauh wenig-er, als die komiRchrn opern, 
und ich freue mich dasz ich diese zuerst auszuziehen be- 
gonnen habe, überhaupt stehn dieselben auch viel höher, 
als jene lust- nnd trauerspiele. — Durch Hirzeis ^üte bin 
ich in den stand gesetzt, noch vier Schriften von Heinrich 
Leopold Wagner filr das Wörterbuch auszuzieheii. . . . 
Wagner schöpft in seiner spräche mehr aus dem volke und 
so bieten seine stücke stellen, wie man sie nicht leicht bei 
andern Schriftstellern findet. Göth*^ hatte den grösten ein- 
tiusz auf ihn. ... — Eben da ich weiter schreiben will, er- 
halte ich Ihren lieben brief . . . und ich fühle mich wie zu 
Ihnen in Ihr zimmer versetzt und mit ihnen redend, ich 
war sehr gespannt, wie Sie über meine anzeige des Sanders 
urtheüen würden, and Ihre billigung ist mir eine wahre 
fireude. . . . dasz Sanders so schändlich gegen Sie handeln 
konnte, hat mich wahrhaft empört, doch in meinem nächsten 
briefe mehr über ihn. ich bin be^^^ierig, ob er ent<7pgnen 
wird , und dasz er diesz thut , wahrscheinlich auf dem um- 
schlage eines heftes, läszt sich . . . erwarten. . . .* 

S. 372. wenn zehn, zwanzig unbeantwortete 
BriefeTor mir liegen]. Vgl. hierzu einen ^ef Prof. F. E. 
Chr. Dietrich's in Marburg an Weigand t. 16. Noy. 1861 : „Sehr 
vermisse ich es aber, dasz er mich auf meinen schon vor 
mehreren Monaten an ihn gerichteten Brief über mein Vor- 
haben, die Aussprache des Gotbischen zu behandeln, keiner 
Antwort gewürdigt hat, obwohl ich mich zu seinen treuesten 
Schülern und Verehrern rechne.* — Hier sei bemerkt, dasz 
mir noch Z andere Briefe Dietrichs an Weigand aus 1861 
«. einer ans 1855 Torliegen, aus dem vom 25. Febr. 1861 
folgende Stelle wegen ags. reöfan: ,Da es in der Zusam- 
mensetzung btrdfe 'beraubt' heiszt, so erklärt sich der alte 
Trrthum, dasz es mit redfian, bereäfian zusammengehöre, 
obwohl dies schwach ist, und ein reduplicirendes heredfan 
als Particip heredfen voraussetzen würde. Bouterwecks 
Schreibung röfen (S. 238 seines Glossars) gehört einfach in 
die Reihe seiner Sprachschnitzer. Lye hatte es unter einem 
f&lschlich angenommenen r^aii, u. kein reöfan angesetzt, 
daher letzteres aueh bei Bosw. fehlt. Erst Jac. Grimm hat 



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364 Amaerknngen »i B. I S« 372—374. 



es auä dem gauz üblichen altn. riufa richtig erkannt, und 
Bouterweck hat es offenbar besser wissen wollen, indem er 
ein redfan erfand." Vgl. auch Anm. sn 8. 377. — Briefe 
J. Grimmas an Dietrich sind nicht erhalten, wie auch die 
übrige wisaenschaftl. Correspondenz Dietrichs abhanden ge- 
kommen zu sein scheint. Der oben erwähnte Brief Diet- 
richs an J, Gr. Viefindet sich dagegen in der Grimm-Cor- 
respondenz und ist v. 19. 0. 18(jl datirt. Die Schrift derent- 
wegen D. um Mittheil uugen bat erschien 1862 in Mar- 
burg : *Über die Aussprache des Goth. während d. Zeit 
seines Be8tehen8\ 

8. 372. Ihre anzeige des Sanders]. Weigand*s 
Polemik mit Sanders setzte sich fort. Er liesz sp&ter, 

ferade wie Grimm, bei der Portsetzuug des Wörterbuchs 
anders völlig bei Seite, und wünschte, dasz es auch von 
andern geschah. So schrieb er einem mir vorliegenden 
Concept nach am 9. 4. 1872 an Kelirein: „Meine empfeh- 
lende recensioii des von Ihnen und Ihrem pohne erschiene- 
nen wörterbuchö der weidmannsprache (Wiesbaden 1871 8") 
ist abgegangen . , • . wie Sie aber bei der so schwierigen 
ableitung Ton ,jbalzen'* s. 51 auf einen Sanders rückfiicht 
nehmen Konnten, begreife ich nicht, denn dieser versteht 
doch, wie sich in seinem dicken Wörterbuch fast unzählige 
mal zeigt, von unserer deutschen spräche in ihrer entwick- 
lung nichts . . . Jacob Grimms urtheil über ihn bringt die 
vorrede zum Wörterbuch bd. 1 s. LXVil in kurzen schlagen- 
den Worten; ausführlicher spricht er sich in einem briefe 
an mich ans.*^ 

8. 373. des kdnigs letzte rede die mit einer 
phrase schlieszt welche ich fClr einen Sprachfehler erkläre]. 
Gemeint ist die Thronrede vom 5. 6. 1861, welche mit: 
'Das walt*^ Gott' schliesst. Gr. meint, es müsse entsprechend 
dem früheren Sprachgebrauche : *Des walte Gott' lauten. 

S. 874. no. 18f)]. Antwort auf W.'s Br. 70 u. 71 und 
auf einen Br. seiner Tochter v. 11. 7. 1861, womit sie ihm 
ihre Photographie zusendete : W/s Br. 70 7. 7. 1861 
dankt für die Abhandlung ^er Maue* (El. Sehr. V 441), 
Übermittelt neue zettel für's Wb. , so wie den Über- 
sandten Brief Sanders und bringt verschiedene Aeusserungen 
über Sanders. Vor S. sei ihm nur ein Jude bekannt, der 
sich mit Forbchen im deutschen abgegeben, Prof. Joel 
Loewe zu Breslau. — Br. 71 v. 17. 7. 1861: Begleitworte 
SU neuen Zetteln. — Auf no. 186 folgen W/s Br. 72 -a 
— Br. 72 y. 11. 8. 1861. Bankt für das £xemplar v. Wil- 
helms Abhandl. über die Christusbilder und ebenso in sei- 
ner Tochter Namen für das Geschenk Ton Frl. Augnstchen, 



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Anmerknngen ro B. I 8. 874. 



365 



bestellt Grüäze an Prof. Pfeiffer falls er noch in Berlin sei. 
Er habe ihm seinen Vortrag über Ickelsainer für die Ger^ 
mania noch nicht zusenden können, da noch einiges anders 
zu fassen sei u. er auch eine in Weimar befindliche kleine 

Schrift Tckelsamers noch nicht hnbe bekommen können. Auf 
Sanders Antwort denke er in der That nur zu erwidern, 
falls Zarncke einige Worte wünsche. «Die abscheuliche 
that gegen könig Wilhelm , der auch in unserm grosz- 
herzogthum sehr beliebt ist, hat hier wie überall aufs 
höchste erschreckt n. entrüstet — Br. 73 v. 26. 8. 1861 : 
Dank für Abb. über einige goth. Wörter (KL Sehr. V, 445) 
neue Zettel, am 8. Sept. feiere Gervinun ?* ine silberne Hoch- 



Bibliothek verkaufe? — Br. 74 u. 76 v. 20 9. ii. 29. 10. 
1861; Neue Zettel. - Br. 75 v. 19. 10. 1861: Neue Zettel. 
,Bei der philologenversaramlung wird nun, durch einstim- 
migen beschlusz zu Frankfurt a. M., eine germanistische 
seetion gebildet und tritt im nächsten jähre zo Augsborg 
ins leben, hätte sie gleich in Frankfnrt erstehen können, 
Bo würde sie recht zahlreich geworden sein, indem viele 
jjymnasiallehrer ^^rt ihr theil genommen haben wfirden. es 
ist diesz i2:*'wis ertreulich, denn es zeigt, wie die erkenntnis 
und der smn liir die dputsche sprachwiszenschait gewachsen 
sind, und ich denke dm^L tut diese die bildung der aection 
noch stärker wirken soll, die bei der Tersammlung an- 
wesenden germanisten wissen Sie ans dem telegramm, des- 
sen abfaszung Wackernagel übernommen hatte, es gieng 
alsbald nach dem bei dem festeszen auf Sie und Uhland 
ausgebrachten hoch , welches das nächste auf das anf 
Deutschland war, nn Sie ab. Ihre antwort hat uns neiir 
gefreut und Ihr wünsch „seid froh* hat sich erfüllt, wir 
waren recht froh, wären es aber doppelt gewesen , w eun 
wir Sie noch bei nns gehabt hätten, wir waren, selbst in 
den Sitzungen, fast immer beisammen, nur Rudolf von 
Ranmer verliesz uns schon am zweiten tage, indem ihn die 
auf diesen fallende goldne hochzeit seiner eitern zur rück- 
reise nöthigto. seine 'thesen über die behandlnng des alt- 
deutschen auf gymnasien und über die heranbildung der 
dazu nöthigen lehrkräfte' hatte er in den Sitzungen der 
pädagogischen section am ersten und zweiten tage mit ge- 
wandtheit nnd beifall vertheidigt. es ist doch nnternnsem 
philolof^n ein ganz andrer geist, was deutsche spräche 
nnd literatur betrifft, als früher, wo sich dieselben starr 
und steif abschloszen. — Gestern abends waren weithin auf 
den höhen teuer angezündet und auch hier in der nähe der 
Stadt brannte eines zur feier des tages. das sind herrliche 




einen Theil seiner schönen 



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366 



Anmerkungen zu B. I S. 374. 



tengesk dea friacheren geistes, der sich gewaltig in unserem 
volEe regt, besonders dem erbfeinde mueres Vaterlandes, 

den franzo^en, gej?enüber. für Preuszen ist der tag ein 
dopps'lter festtag, und von hier aus sieht man auf dem 
thurtue der nahen buigruine Gleiberg eine mächtige fahne 
wehen, aber auch viele deutsche auäi^erhalb Preuszens 
feiern mit, denn auf dem könige Wilhelm nilien grosse 
hoffnuDgen ivLr das ganse vaterland. — Plrofessor Diez war 
mehrere wochen hier, der erste band der neuen aufläge sei- 
nes etymoL Wörterbuchs der romanischen sprachen wird in 
kurzem ausgegeben wf^rden und am zweiten gedruckt, er 
sagte mir dasz vieles Liidert sei, doch habe er wegen der 
kürze der zeit nicht alles aufs neue durcharbeiten können, 
wie er es gerne gewünscht hätte, jedenfalls hat das vor- 
treffliche werk auch ohne diese völlige durcharbeitnng noch 
bedeutend gewonnen . . . • — Br. 77 v. 7. 11. 1861 : W. dankt für 
die neue Lieferung des Wb., schreibt über Wurms Tod. — Br. 
78 V. 8. 12 : Neue Zettel, er habe Freitag vor 8 Tagen über 
den Buchataben R einen Vortrag gehalten, sich aber da- 
bei auf die deutsche Sprache beschrankt. Fr. Pfeiffers Er- 
krankung vor vier Wochen habe ihn erschreckt, er sei nun 
wohl wieder hergsstellt. 

S. 374. abhandl. v. den C hristu sbild ern). Sie 
steht jetzt auch in W/s kleineren Schriften m. S. 138 

c B76 no* 1871. Darauf antwortet W.*s Br. 79 v. Sl. 

12. 1861: Dank fOr Wilhelms Bild u. neue Zettel. Bei 
öffentlichen Versammlungen würde zwar manches leere 
stroh gedroschen, aber er freue sich doch, dasz sogar die 
Philologen alten Schlages , die sich sonst «regen deutsche 
Sprachwissenschaft sträubten, dieser sich jetztgeneigter zeigten. 
— Es folgen VV.^s Br. 80-4. — Br. 8Ö v. 1. 1862:^ Ge- 
burtstagsglückwunsch, neue Zettel, der Director des giesse- 
ner Gymnasiums sei ein eifriger Leser des Wb.'s — Sr. 81* 
83 u. 85 V. 12. 1., 2. 2., 23. 2., 5. 5. 1862. Begleitworte fär 
neue Zettel. - Br. 8i v 21. 4. 1862 : Neue Zettel aus dem Alma- 
nach der deutschen Musen von 1774 u. 1776 sowie Beleg z. 
'fliesner' aus Klamer Schmidt. „Herzlichsten Dank für das 
gütigst übersandte schriftchen zur begründung des in der 
Sitzung des Göthecomites am 7. april eingebrachten an- 
trags. es ist mir yon hohem interesse, das n&here über die 
angelegenheit, die mir aus den Berliner Zeitungen nicht eben 
YoUständig bekannt war, zu erfahren, was mich am meisten 
interessierte, war Ihr brief s. 8 — 11, der sich so kurz und 
treü'end über die aufrichtung der Standbilder und die Stel- 
lung der drei hcroen in unsrer iiteratur zw einander aus- 
spricht, nach meiner vollen Überzeugung konnten Sie nach 



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Anmerkongen ni fi. I S. 874—377. 



367 



dem Terkehrten beschlum der yersammlong vom 16. joli 
y. j. nicht anders handeln, als anstreten. wer mdehte auch 
an den yerkehrtheiten nur irgend antheü haben 1 der neue 
antrag bahnt an , aus diesen herauszukommen , und ich 
wünsche dasz er achon darum den überwiegendsten beifall 
finden möge . . .* 

S. 876. ein von den Leipziger druckerraben 
angeschrieenei' aulurj. Vgl. J. Gr. au v. Lassberg v. 
19. oct 1886: .der dnicker, der wie ein rabe nach ms. 
hungert» xwingt mich unablässig das grammatische feld zu 
IRflügen.* 

S. 377. Vorigen herbst, ja was solte ich in 
Frankfurt!) Nach dem als Einladung versandten Pro- 
gramm sollte in der pädagogischen Section Prof. Rudolf 
V. Raum er: ,,über die Bobandhinf^ de.« Altdeutschen auf 
Gymnasien u. über die Heranbildung der dazu nöthigen 
Lehrkräfte'' sprechen, femer wollte Prof. Dr. Bursian: , Vor- 
schläge zur Einigung über die Aussprache des Griechischen 
auf deutschen Gymnasien und Universitäten'* machen. 

S. 377. Roth.] gemeint ist Franz Roth t 1869 in 
Frankfurt a. M. der unter anderem lange an Konrads von 
Würzburg Trojanischem Krieg arbeitete. Das Gedicht 
wnrde dann von Keller für den Stuttg. litt. Vornin 1858 heraus- 
gegeben. Er stand mit den Brüdern in brieÜichem Verkehr, 
wie folgende Stellen aemer Briefe an Weigand (52 der- 
selben von 1844 — 67 liegen mir vor) ergeben: Frankfurt 
6. 2. 1846 : „ Wissen Sie, dasz W. Grimm (wenn ich mich 
recht besinne) über 'Athis u. Prophilias' in der akademie 
d. Wissenschaften einen vertrag gehalten hat'" [vgl. S. 322J. 
— 14. 10. 1846, „Ihnen etwas ansführlicher über die Ver- 
sammlung [d. Germanisten] zu schreiben . . ist mir sogar 
jetzt noch nicht möglich . . und bemerke nur, dasz ich den 
orief an Wilhelm Gnmm besorgt, alle giübze ausgerichtet 
habe.' — 15. 7. 1851 : «Ich wollte nun rar diese gesehenke 
[über Freidank u. altdeutsche bespräche u. s. w.] nicht 
mit leerer hand [kommen] u. scnneb für W. Grimm die 
deutschen sprüche des Freidanks aus einer Aschaffenburger 
hdschr. in Aschaffenburg ab , strengte meine äugen etwas 
an u. erkältete mich, so dasz ich ein sehr schlimmes auge 
bekam , in meinen ferien nur einen brief an W. Grimm 
schrieb und anstatt nach Heidelberg zu gehen, das zimmer 

hüten musste Uhland der v. 80. juni an hier war, 

einige ausflüge in die umgegend machte d. 8. juli zu Wolf 
nach Jugenheim, dann nach Marburg ging (sich in Gieszen 
nicht amhieit?) u. am donnerstag zurück nach Tübingen 
ist ... . Als Uhland da war, stöberte ich meine notizen 



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368 



Anmerknilgen zn B. I S. 377» 



über hiesige h$8. durch uud fand dadurch noch spräche aus 
dem Freidanke in einer hs. der bies. stadtbibliothek, die 

icb sogleich an Wilhelm Grimm schickte u. für die er in 
dem 80 eben angekommenen briefe dankt ; in dem vorigen 
briefo schrieb er, dasz er erst 2 abhandl. für die aki^demie 
vollenden müsse, ehe er an eine nochmalige durch arheitung 
des Freidank komme , wozu ihn neuer Ötotf nöthige , aus 
diesem entnehme ich , dasz er einige tage in Freien walde 
wohl zu seiner erholung zubrachte. Doch Sie müssen diese 
briefe, wie manchen andern b. b. von Karl Roth, Scbmeller 
u. 8. w. selbet lesen/ — 11. 7. 1852: ,Ich will meine 
ferien zu einer reise nach Leipzi^r u. Berlin benutoen, wo 
ich Sie bei meiner flnrchrpi^^e heute über 8 tage zu sehen 
jredenke u. alles in auftrag nehmen will , was Sie mir an 
Haupt oder Grimm u. s. w, zu bestellen geben." — 28. 8. 
1852: ,Von Jacob Gnmni die herzlichsten ^rübiie u. 
schönsten dank fDr die mittheilungen , denen er in betreff 
der answahl, snTerlässigkeit n. nettigkeit, wie allen ihren 
arbeiten das gröszte lob spendete. Auch Wilhelm grüsst 
herzlich u. bittet um Zusendung der für ihn in anssicht ge- 
stellten Schriftstellpr , die mir Williplm Grimm als noch 
nicht für das wörterliuch auagezogen angab (nicht auf der 
Frankfurter bibhothek befindlich) sind : Fuchs ameisen- u. 
mückenkrieg, Sibylle Schwarz , Ernst Christoph Homburg, 
Jacob Schwiger, Nicolans Penker, Benjamin iS'enldrch (s. 
Wachler III, 279. 281. 283. 285). Was ist davon anf der 
Gieszener bibliothek?' — 12. 9. 1852: ^ Soeben war Jacob 
Grimm bei mir, der nach Heidelberg ist.* (vgl. Gervinus 
an Weiganrl \>:\. 9. 1852. Anm. zu S. 308). — 17. 11. 1^52: 
^In der einleitun<r. die mir recht wohl geföllt [es handelt 
sich jedenfalls um d. 2. Aufl. von W.'s Wörterbuch d. Sy- 
nonymen Mainz 1852], finde ich alles dahin gehörige an- 

?ef&hrt Auch dürfte noch nntersucht werden, ob 

acob Grimm im 2. bände d. grammatik nach den *nenen 
abkürzungen* (francof. frankfurter glossen) diese glossen 
oder andere meint: denn Jacob Grimm besitzt, wie AVilh. 
Grimm mir d. 26. 9. 1851 schrieb, von di^'sen glossen eine 
absclirift Maszmanns, welche Wilhelm bei den Wiesbader 
glossen. benutzt haben wird , weshalb ihm die lesefehler 
nicht zur last fallen. Wilhelm setzte damals hinzn *6in 
genauer abdrack, etwa in Uanpts Zeitschrift, würde immer 
verdienstlich sein**. — 20. 12, 1852: nmahren steht in der 
hs. des herrn v. Aufsesz (in der sich Albrechts von Keme- 
naten Zwerg Goldmar findet) nr. 1859 b in einem verzeig- 
nisse von pflanzennamen, das ich für Jacob Grimm abge- 
schrieben habe und das ich im concepte noch besitze: es 



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Anmer^ngen m B. I S. 377—379. 3S9 



ist nirgends gedruckt.* — 9. 9. 1855: ^Dasz W. Grimm in 
Soden war, naben Sie wohl ans der seitung erfahren; er 
liees mich es wivssen n, ich habe so einen herrlichen tag in 
[»einer Gesellschaft] verlebt. Anch Ihrer wurde gedacht". 

— 80. 8. 1857: ^Zu fhror Berliner reise flns' «chönste wetterl 
an herzlichster aufnähme Viei den beiden (iriinm, bei Masz- 
mann u. s. w.. . wird es nicht fehlen . . . GrüszenSie mir doch 
J.U.W. Gr., sowie Wilhelms frau recht herzlich u. die söhne 
Wilhelms — die tochter, die ich wohl den 20. Juli 1840 in 
Cassel sah, war ende Juli 1852 (als ich inBerÜn) imHam.* 

— 5. 1. 1860: ,|Leider hat Ihnen u. mir der schlnss des 
jahrs dnrch das abieben Wilhelm Grimms noch nneriietip 
liehen verhist p^ebracht. Möge Jacob uns und der Wissen- 
schaft iioeb recht lange -erhalten bleiben!** — 2.^. 1. 1862: 
,.Mit diesem briefe ^eht auch ein päckchen zeitcl fürs 
Wörterbuch an Jacob Griinm ab, von dem ich lange nichts 
gehört habe.* 

Von den Briefen der Brüder an i r. Roth scheint keiner 
erhalten zn sein , wenigstens sind meine Narhforscbnngen 
nach denselben bei dem Sohne erfolglos gewesen. In der 

Orimm-Correspondenz finden sich auch nur zwei Briefe 
Fr. Roth an J. Gr. Der erste v. 2. 1. 60 ist der Beileids- 
brief aus Anlass v. Wilhelms Tod. Dr. Th. Creizenach habe 
dem auch in Frankfurt tief empfundenen Verluste am 
29. Dec. in d. lit. Section des Vereins f. Gesch. u. Alterthiuu 
würdige Worte verliehen. Der zweite vom 13. 5. 180 1 ent- 
halt Mittheilungen über Weisthümer und einige Zettel 
fSn Wb. 

8. 878. ob das wb. gelesen wird von andern 
als von Hildebrand u. von IhnenJ vgl. J, Grimm an 
Franz Pfeiffer v. 11. 4. 1862 (Germ. XI, 252). 

S. 379. WaR Sie von Pfei fer melden]. Ein 
Brief Pfeiffers an Weigand vom 8. 11. 1861 beginnt: „Da 
ich an einem Fieber zu Bett liege, so musz ich mich zu 
Beantwortung Ihres Briefes der Hand meiner Fron be- 
dienen." — L. ,Megenberg'. 

S. 379 no. 1881 Darauf antworten W.'s Br. 86—90. — 
Br. 86 V. 8. G. 18r.2: Neue Zettel. „Wenn ich früher ein- 
mal Ihre gedrangtheit im wähnte, so bezog sich diesz auf 
die faazung Ihrer forschungen und der aus diesen gewonnenen 
ergebnisse, und gerade die inhaltvolle kmze art ihrer dar- 
legung ist mir besonders lieb. begriiFe und belebe, über- 
haupt die ausfilhrung der artikel sind nach memem er- 
messen nicht zu kurz und es ist gewis höchst wünscbens- 
werMi, wenn 6ie hier so ausführlich, als möglich sind. 
. . . « — Meinen besten dank iür das schdne büd 

S. flttngSL Aeton Am Bvftd»r Gilffliii. 24 



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370 Anmerkangeii zu B. I S. 379. 



Fichte«. Ihrem urtheil über seine philosophie stimme ich 
Tollkommen bei» aber seine reden an die deutsche nation 
habe ich immer geschätzt, besonders angfezogen hat mich 

von nnsern philosophen überhaupt nur einer, nämlich Kant, 
und ich habe in ihm stets den scharfen deriker bewundert. 
— Wilhelm Hoft'mann ist nichts anders als ein buchmacher, 
dem es nur auf den verdienst ankam. . . bei der von mir 
beabsichtigten recension gilt mir es weniger um das buch 
selbst, vielmehr darnm, manches sagen m können, woza 
sich hier gelegenheit bietet. . . .* — Br.87T. pfingstsonntag 
1862 : W. theilt einige Bemerkungen zur neuen liiefening des 
Wb. mit. ^zn diesen rechne ich zunächst wenn ich die 
Wörter "telddieiisf und 'felddienstzeichen' vermifst habe, 
welche bei unsern öoldatpn sehr gelaufig sind. . . vielleicht 
waren noch 'teifel' und ^finkler' in der alpiiabetischen 
folge zn erwähnen gewesen, nm auf 'feibel' nnd *finkeler* 
zu verweisen , wo jene beiden formen anch angeftlhrt sind, 
bei *feldbett' fiel mir aus Wallensteins tod au&, 3 anftr. 
10 ein : ,was sagst du ? dreiszig jähre haben wir 

zusammen ausgelebt und ausgehalten. 

in ^inem feldbett haben wir geschlafen, 

aus äinem glas getrunken, ^inen bissen 

getheilt* — 

und die stelle ist schön, aber sie konnte auch wegbleiben, 
da das geläufige wort an sich in seiner bedeutung keines 
beleges bednrne. das 'ein so' in der stelle ans Schwabes 
tintenfäszl auf sp. 1Ü4 z. 8 v. n. ist nach der Volkssprache 
nicht ganz durch *so einer' zu deuten, sondern diese faszt 
vielmehr dn s sp. 299 f, behandelte wort scharf in dem sinne 
*80 und nicht anders* (= in der und keiner andern weise 
des handelns oder handelnd, in ddr und keiner andern weise 
beschaffen, überhaupt in d6r und keiner andern weise), die 
von Alberas in seinem dictionar, ans der Dreieich angeführte 
redensart 'der alb feist so' anf sp. 1466 stand bereite voll- 
ständiger 1,245 unter 'alp*, nnd ich hatte übersehen, sie 
noch einmal bei 'feisten* zu wiederholen, jetzt hört man 
sie in jener gec^cnd nicht mehr. sp. 16R4 in der zweiten 
bedeutung von 'tinkeln' wird funkeln zu schreiben sein und 
ich werde einen zettel zu diesem worte nachbringen, der 

ausdruck gehört der Volkssprache an füge zwei be- 

merkungen von dr. Christian Biimj»f bei, einem meiner 
ersten zuhorer, der namentlich im niederländischen und im 
friesischen sehr schöne kenntnisse besitzt. . . Rumpf ist ein 
sehr eifriger leser Ihres Wörterbuchs. — Die Kölner zeitung 
meldet von einem am 30. v. m. in der acadcmin zu Wien 
gehaltenen Vortrag Franz Pfeiiters über das iSibeiungeiied, 



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Anmerfamgen sa B. I S. 879—380. 



371 



auf den ich begierig bin. es soll nicht aus Volksliedern 
entstanden sein, sondern den von Kürenberg zum verfaazer 
haben. ^ Pfeiffer wird jeden&lls für seine behanptnng seine 
gewicbtif^en gründe baben; wie ich die sacbe vor der band 
ansehe, glaube ich kaum dasz er völlig überzeugen dürfte. 
— Unsere vörstor^onc gi*oszherzogin war im lande sehr be- 
Uebt. — ]ir. 88 v. 26. 6. 1862: xMoue Zettel. .Eine 

bildung Göthes vermisse ich in der neuen lieferung des 
Wörterbuches, 'felsenmütze' aus bd. 13 s. 54, und es scheint 
hßt als habe der sonst so überaus sorgfaltige auszieher des 
grösten dichters das wort ans irgend einem ^sondern gnmde 
siebt aof£[ezeichnet. wäre nur der anszieher Höltvs mit der 
genanigkeit Klees [der Göthe auszog; s. J. Gr/s Br. an ibn 
O^^rm. 26, 127] verfahren, aus diesem dichter sind viele 
aiiizeichnenswerthe stellen unausgezogen geblieV»rii. und ich 
habe in meinen zetteln, wie Sie bemerkt haben werden, 
nachzuhelfen gesucht, da ich aber bei manchen bildungen 
^hte, sie möchten Ihnen bereits von dem früheren aus- 
zieher yorliegen, und sie deshalb nicht gleich ansschrieb, so 
sind sie im wdrterbuche weggeblieben, dahin gehören, wie 
ich nun sehe, in der neuen lieferung 'feuerschmatz* und 
'feueratrand^ Hölty (1804) s. 27 imd 2-^. ich werde künftig 
aufmerksamer sein und ohne rücksicht auf jenen auszieher 
aus Hölty ausziehen, was mir für das Wörterbuch zu taugen 
scheint, bisher hatte ich mein augenmerk mehr auf die 
eijgentUchen früheren texte von Hölty und die von Voss 
nicht aufgenommenen gedicbte gerichtet . . . * — Br. 89 v. 16. 8.: 
Neue Zettel.— 90 v. 31. 8. 1862: Zettel zum Quellenverzeich- 
nisse. ,es ärgert mich dasz ich Ihnen ein paar zettel nicht zeitig 
zusenden können, so z. h. zu 'der fliedermus' mit dem be- 
lege aus Schmidts von Werneuchen almauach der musen und 
grazien für 1802 s. 285, wo : 'kocht steifen fliedermus, macht 
saure kirschen ein' und zu 'der fliesz', wozu «ich bei eben 
diesem dichter, doch ohne dass sich das geschlecht er- 
kennen Iftszt, ^erlenfliesz* bietet. . . . habe bei Schmidt ge- 
sehen dasz er, wie ich früher bereits aus einzelnen gedichten 
schlosz, für das Wörterbuch eine bedeutende ausbeute ge- 
währt * 

S.' '380. Wh. Hoff mann] vgl. Anm. zu S. 352. 

S. 880 no. 189] Darauf erwidern W.'s Br. 91—93. - Br. 91 
V. 4. 10. 1862: Neue Zettel, Erwähnung der Augabur^^er 
Philologenversaiiiuilung. — Br. 92 v. 8. 11. 1862: Freude 
über neue Lieferung, neue Zettel. , Fladungen sp. 1709 ist 
Bicher dativ plur. eines mannsnamens Fladung; ich kannte 
einen mann zu St^aen in der Wetterau, der sich so schrieb, 
dasz ich bei der sp. 1800 unter *flink* angegebenen belegstelle: 

24* 



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372 Atunerkangen xa B. I S. 382—383. 

im ganzen dorf \Ht kein gesieht 

der flinken Hanne gleich 
Adelung» fehler aut einem zettel nicht berichtigt habe, 
ärgert mich nmi. die stelle i«t nämtich nicht von Weisze, 
•ondeni toh Hagedorn und sieht in der 1800 ra Hamborg 
erschienenen gesanimtansgabe bd. 3 s. 80. der name dürft« 
sich berichtigen laszen , wenn die stelle nnter dem artikel 
*gesicht\ wohin sie auch treftÜch pHfst, wiederholt würde. 
. . . ich hnhf' Ihnen doch wol früher einen zf ttel mit dem 
Worte iorstteich' = im oder am forst befindlicher teich 
und der stelle von Salia 8. 51 'der forstteich matt versilbert 
(vom m o n d e) glimmt durch sarten nebeldnft* zngesendet? 
es wftre mir leid, wenn der habsche ansdmck Ihnen viel- 
leicht nicht vorgelegen haben sollte. . Br. 93 v. 11. 11. 
1862: W. dankt für die übersandten Bücher, die mir steta 
höchst werthe und li^be andenken sein werden. aU ich 
beim aufpacken den Karl Meinet auf^*chlllg nnd auf den 
ersten blick Pillnitz mit bleistift eingeschrieben las, ergriff 
mich ein bchmerziiches gefühl, denn gerade über den auf- 
enthalt so PiUnita verbreitete sich der letzte brief^ welchen 
ich von Ihrem lieben herrn bmder erhielt» nnd dort, wo er 
demnach die dichtung durchgegangen, hatte es ihm so wol 

ffeiallen. mit welchem fleisze aber und welcher Sorgfalt hat 
hr seliger herr >>nirlpr die einzelnen werke durchgegangen 
nnd durchgearbeitet, letzteres zeigt sich namentlich bei 
dem Eraclins, bei welchem eine menge verbeszerungen mit 
der grösten genauigkeit eingeschrieben sind. . . ,* !Neue 
Zettel. 

S. 383 no. 190] Darauf antwortet W/s Br. 94 v. 23. 12. 

1862: W. übersendet die nene Liefemnff seines Wbs. bis 
'schmiegen'. ^Mit den auszügen aus dem vocabularios 
teutonicus von 1482 bin ich nicht fertig geworden. . . auszer 
den bisher angezogenen werken aber werden Sie auf dt^n 
zetteln manche neue finden, bo Frevers an Weisung zur 
teutschen Orthographie (Halle, 1722), Gries gedichte, Gries 
fibenetzung von Fortignerras Richardett, Dreyers gedichte, 
Tiedges elegien dritter band und frauenspiegel. die anf- 
zeichnnngen dr. Bindewalds ans Bist f&r das F werde ich 
in meine zettel einordnen, so dasz Sie diese auch gleich bei 
der ausarbeitung benutzen können. . .* 

S. ^^P'^. dasz ich anfangs october zur histori- 
sehen commission nach München mustel .1. Gr. 

Senosa das specielle Vertrauen von König Max, mit dessen 
nterstützung auch der vierte Band der Weisthümer (S. 370) 
erschi^. Aus dem Brief eines jüngeren Germanisten an 
Weigand vom 24. Dec* 1863 geht hervor» dass er sich noeh 



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Anmerkungen m B. I S. 383—385. 



373 



20 Taee vor seinem Tode für denselben durch ein direct an 
den König gerichtetes Schreiben^ vei*wandte. In der hist. 
Commission hatte J. Gr., als es sich um die nene Ausgabe 
Ton 8cbmeller*8 bajriseliem W^^rterbnch handelte, anfänglich 
beantragt nor die nackten Nachträge von Schmeller selbst 
abdrucken zu lassen. 

S. 884 no. 191] Darauf antworten W.'s Br. 95-96. — 
Br. 95 V. 14. 2. t8f'8: , ... so empfangen Sie erst jetzt die 
noch übrii^en auszüge aus dem vocabular. teutonicus v. j. 
1482 iür aas F nebst weitereu aus Schillers Teil , den ich 
eben in der obersten dasse der realsehnle mit den schülem 
lese, doch vielleicht liegen Ihnen bereits zettel yon dem 
ausasieher der schillerschen werke vor, der aber Tuanches 
ausgelassen hat, z. b. eben im Teil den ausdruck *fluch- 
gebäude'. dann werden Sie einige zettel mit bele^r^n aus 
Kists neuem deutschen Parnasz finden, die dr. Hnidewald 
ansorezogen hat, ebenso einige auszüge aus kirchfiiiiiedern 
von demselben. . . . auffällig ist das von mir aua Vossens 
briefen aufgezeichnete wort *firägler\ und ich bin begierig 
ob Sie sonst noch einen beleg haben werden, hoffentlich 
kommt der zettel nicht zu spät . • . — Br. 96 v. 18. 3. 
1863: Neue Zettel. „K. v. Kaumer hat in no. 9 des lit. 
Centralbl. die deutsche Orthographie des 19. jahrh. v. d'Hnrprnes 
(semin arlehrer in Berlin, wenn ich nicht irre) angezeigt, 
ohne djis mangelhafte des buches u. seines Verfassers mit 
schürfe hervorzuheben " 

S. 385 no. 192] Darauf antworten W.'s Br. 97 u. 98. — 
Br. 97 V. 30. 4. 1863: ,,Den herzlichsten dank, lieber ver- 
ehrtester herr hofrath , für das unter dem 23. t. m. gutigst 
übersandte, es war mir lieb, das in Riga erschienene buch 
über Mas schreiben des deutschen* kennen su lernen, zumal 
da es nicht im buchhandel ist. bei nllen Wunderlichkeiten, 
die darin vorkommen, erncheint es, wie Sie mit vollem 
rechte bemerken, viel beazer , als die mit Selbstgefälligkeit 
geschriebene schlechte arbeit von d'Hargues. . . . sowie es 
mir möglich ist , werde ich die beiden bücher anzeigen, 
wahrscheinlich in der Darmstftdter schulsseitung , und da 
keine so zahme recension des buches von d*Hargues liefern, 
wie R. T. Kaumer. . . — Die g&tigst übersandten aushänge- 
bop:pn haben mir grosze freude gemacht . . . übrigens hat 
das hin dübliehe, auch in der Wetterau vorkommende *fort- 
8( hiistei n' sp. 31 den genaueren begrifl': einen durch freund- 
liches zuthun sich fortbegeben machen, so bciiustert man 
s. b. einen betrunkenen aus einer Gesellschaft fort, wenn 
man ihn sum mitgehn mit einem sich wegbegebenaen be- 
redet, ihm auch wol vorspiegelt, es warte jemand auf ihn 



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374 



Anmerkniigeii zu B. I S. 385*-3d7. 



zu hause u. s. w. Kehrein hat eich aln director des schul- 
lehrerseminars zu Montabaur groszeutbeiKs durch seine semi- 
iiariäten die Idiotismen in Nassau aufsammeln laszeu, ohne 
selbst gewissenhaft zu prüfen ob auch alles richtig steht, 
zumal da er alles nicht geschwind genug gedruckt sehen 
kann theils um des geldes theils um der ehre willen, und 
so kommt es ihm auf «genaue und scharfe begriflsbestimmun^ 
eben nicht an, leichter hatte er es bei sein»^!n ononiatischen 
wörterbuche . denn hier hat er ^^roszentheils mein Wörter- 
buch der deutschen synonymen ausgeschrieben, weshalb ich 
auch eine recension, die er von mir wünschte, ablehnte, 
tadeln mochte ich nicht, weü ich ihn aus meiner Studien- 
zeit her kannte, und loben konnte ich nicht. — Zu dem 
wOrterbuche lege ich hier eine anzahl Wörter bei . . . manches 
darunter ist aus ötfcntHchen blättern niid dem gewöhnlichen 
leben. — Mit ;;^rüstem bedauern }i;i1m' ich den tod Ihres 
herrn briiders in Kassel in den 'itungeu gelesen und es 
schmerzt mich tief, dasz Sie wieder m trauer versetzt sind, 
gott sei mit Ihnen und verleihe Ihnen trost in diesem neuen 

Befen leide " — Br. 98 v. 17. 6. 1863: Neue Zettel. 

Er habe sein Wb. im S in Stück weiter gebracht, »in 
Notkers aristotelischen abhandlungen s. 58 der ausgäbe 
Graffs findet sich ein *Fcrei]ff'h6ri.' das ist doch wol aus 
einem aüd. scregi unserm nhd. schräge und einem ad j. höri, 
von höran, börran unserm hören, erwachsen? aber wie Avird 
da bei diesem höri zu erklären sein? etwa gehörig? und 
also scregehdrl gehöri^keit zum schrägen, schragbeit? 
Graff läszt wie gewöhnlich bei schwierigen wörtem, so auch 
hier im stich. — Ags. 'snican* = kriechen nehmen Sie doch 
wol auch nicht als stark biegend. ... — Mit dem tode des 
profrssor-^ Kr.obel ist in der hiesi<:^eii t}i"ologischen facultät 
eine höchst emplindliche lücke eiug* ti eren. . . in der grab- 
rede wurde erwähnt, dasz er, als er hierher berulen worden, 
auch nach Göttingen einen ruf erhalten habe, um an Ewalds 
steUe zu treten, diese letzte bemfung aber abgelehnt habe, 
weil es ihm widerstanden, das amt des widerrechtlich ent- 
setzten a^unehmen. da^ war auch ganz Knobeis fester 
gesinnung gemäsz, die jeder an ihm achten muste und die 
er unverholen und ohne scheu aussprach. . . * 

S. 386. das elende buch von d'Hargues] F. d'H. 
Die deutsche Orthogr. im 19. Jahrb. Berlin 1862. 8. ÄVeigand 
scheint sein Vorhaben das Huch zu recensiren, aufgegeben 
zu haben, so kann ich auch nichts über das ihm von Grimm 
übersandte, in Biga erschienene sagen. 

S. 387 no. 193.1 Vgl. auch einen schon von Bindewald 
angeführten Brief Weigands an L.Diefenbach y.SL 10. 1863: 



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Anmerkimgen za B. I S. 387» 



376 



. . . ,ISie erwähnen, lieber Diefenbach, den io<\ Jiicob 
Grimms und drücken Ihren schmerz aus. ich dachte Ihnen 
an dem tage, an weichem ich an dem grabe des manues, 
an dem ich mitgaDBer seele hing, gestanden hatte, von 
Berlin ans m schreiben, aber ich brachte nur wenige seilen 
fertig , mich überwältigte die wehmath und so blieb der 
briel' unvollendet, dasz er krank gewesen war , hatte ich 
nicht gewuszt, noch den 21. v. m., also den taj^ nach sei- 
nem tode, hatte ich ihm aufzeichnungen für das Wörter- 
buch geschickt und ihm geschrieben, dasz ich über Weimar 
und Leipzig zur philologenversammlung nach Meiszen zu 
gehn vorhabe nna von da nach Berlin, falls er zu der zeit 
nicht verreist sei. während aber dieser hrief nach Berlin 
lief, lief ein an demselben tage in der frühe geschriebener 
bricf von Grimms nichte Auguste an mich [ein] und meldete 
mir das am tage vorher bald nach 10 uhr abends erfolgte 
hinscheiden sowie die vorausgegangene krankheit, eine 
leberentzündung, und dann den nach beszerung derselben ein- 
getretenen Schlaganfall, der den tod herbeiführte, meinen 
schmerz können Sie Sich denken, ich eilte gleich, nach- 
dem ich mich etwas gesammelt hatte, anf das telegraphen- 
bureau und fragte bei fran professor Grimm an, wann die 
beerdigung stattfinde, worauf ich alsbald die antwort er- 
hielt, dasz sie doTinerstags früh um 9 uhr sei. So eilte ich 
denn mittwo' Iis — dienstags hatte ich Augustcheus brief 
erhalten — luxt dem morgens abgehnden eiTzng nach Ber- 
lin, wo ich abends gegen halb zehn eintraf, donnerstags 
Irfih gieng ich zuerst zu Hüllenhoff, um mich zu befragen, 
in weicher weise die begleitung zum Friedhofe statthabe, 
und begab mich dann etwa um acht uhr in Grimms wohnung, 
wo der sarg in der "wohrr^tube aufgestellt war. er war 
schon geschlossen und so konnte ich die theuern züge nicht 
noch einmal sehen, oben, zu beiden seiten und an den 
beiden enden war er mit kränzen geschmückt, am obern 
ende hieng ein^ kränz von weiszen rosen mit zwei nieder- 
hangenden breiten weiszen bändem, worauf die werte ^e- 
stickt waren „dem freund der jugend von dankbaren kin- 
dem.* ich blieb hier bis zur bestimmten stunde, die 
trauerversammlung war grosz. propst Nitzsch hielt die 
rede, die begleitung , die sich von dem hause nach dem 
friedhofe bewe^'te war eine so zahlreiche, wie sie Berlin 
selten sieht, am grabe, in welches der sarg gesenkt wor- 
den war, sprach prediger Buttmann, ein söhn des berühm- 
ten Philologen, beide brüder ruhen neben einander, ich 
habe mir das bild, wie ihre särge stehn, wol eingeprägt, 
sonntags nachmittags war ich mit Müllenhoff noch emmal 



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376 



Anmerlraageii ni B. I 8. 887— d88. 



an der FtHlle; ich wollte gerne die gräber seiieo, ehe ich 
von Berliu abreibie. t^s ist die schönste Stelle des kirch* 
hofs, wo das einzige brüderpaar ruht, an einer sanften an- 
hohe, von welcher man gerade hier eine schöne anasidit 
hat. ich war viel in Grimms wobniing, und es ergriff mich 
tiefe wehmuih, als ich die zimmer beSnit, in welchen ich 
vor sechs jähren bei den Ivnden brödem so frohe stunden 
verlf'bt hatte, höchst schmerzlich war es für mich, als ich 
dann den 28. v. M. von Wilhelmsi familie schied, um dpQ 
darauf folgenden Tag morgens früh nach Meiszen zu reiseu. 

Über die pfailologenTeraammliin(( an diesem orte wissen 
Sie wol alles ans den zeitangen , wie^ schön wäre es doch 
dort gewesen, wenn Jacob Grimm, wie M yor seiner krank- 
heit seine absieht war, anch hingekommen wäre, mich er- 
füllte der schmerz um ihn und ich kann danirn nicht von 
heitern tagen sprechen, wie andei i' bei der gedächtnis- 
feier, der die gesammtversanimluag anwohnte, sprach 
Zarncke ganz vortrefflich, und was die grenzboten darüber 
berichten, ist Töllig der Wahrheit gemäss. — Ich habe es 
ftbernommen, vorerst das F zn ende zu föhren, nnd Hilde* 
brand, dem Grimm schon vor etwa sechs jähren das K 
übertragen hatte , wird auch das G ausarbeiten. Grimm 
ist im artikf'l 'fnicht* stehn geblieben und von da habe ich 
dann weiter zu arbeiten. der winter wird demna<?h ein 
schwerer für mich sein , indem ich zugleich an nipinpiii 
«ignen buche arbeiten musz. konnten Sie mir vieiieicht 
gütigst mittheilen, ob in den von Ihnen ausgezogenen 
glossaren irgend *frühling* sich findet und in welchen, so 
wChrde ich Ihnen dafär herzlich danken.* 

S. 88!). L. Diefenbach]. Der berühmte Sprachforscher 
stand sowohl mit Fr. Diez, wie mit Weiland in intimen Ver- 
kehr. Diez Briefe an ihn habe ich mit denen, die er an 
Weipfand schrieb, (vergl. hier 11.866) in meinen Erinnerungs- 
worten an Fr, Diez Marb. 1883 veröffentlicht. Seine eige- 
nen an Diez gedenkt Prof. Tobler zu veröffentlichen, einige 
der, welche Weigand an ihn richtete, besitzt jetet Dr. 0. 
Bindewald in Gieszen nnd hat mir Einsieht in dieselben 
gestattet ; (s. v. Anm.) ; anch die, welche er an Weigand schrieb 
(77 von 1837— 1872j liegen mir vor. Ich theile daraus das auf 
Grimm bezügliche mit : Br. 17 Fv. 1842:1 ,Die merkwiirdij^en 
V. J. Grimm entdeckten aha. Gedichte aus heidnischer 
zeit, Berlin 1842, werden Sie nun auch aus d. Rhein. Zei- 
tung oder aus Grimms Broschüre kennen ?" — Br. 21. v. Hanau 
2. 12. 1843: „Sobald [meine Grammatik] im Dmckist« werdeich 
jie Ihnen zusenden, um .... Ihre Ansichten über viele 
wiehtige Punkte zu hören, daranter gar manche, in welchen 



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Anmerkangen sa B. I 8. 888, 



377 



ich selbst v. J. Grimm abzuweichen wage .... Wenn die 
Grimms noch zaudern, kommeB Sie ihnen doch mit einem 
nhd. Wb. zuvor , ehe Ihr monutnentum aere perennim [d. 
Wb. d. Syponvnieiit von andern Lexikographen, vielleicht 
B. B. von mir, a» Spicker benatzt wird". — Br. 24 v. 11. 3. 1844 : 
„Besonders freue ich mich , dasz Qrimm Sie sum Idiotikon 
antreibt; wir sind ja wohl alle von der unschätzbaren u. 
vielpoitigen Wichtipr^^^f^it idiotischer Studien überzeugt; be- 
halten Öie nur in Gottes IS amen meine Papiere länger . . . 
Wenn Sie Hrn. J. Grimm wieder schreiben , so fragen Sie 
ihn doch einmal über die captatio benevoleiitiae durch die 
Titel vetter n. base in hiesif^er gegend , auch anderswo in 
Deutschland (dem Ruggau, Rnd-Rnthgau; beiläufig versteht 
das Volk hier auch das Wort gan). Dass ein Engel anf 
dem Brodlaib sitzt, weshalb man ihn nicht verkehrt legen 
darf, wird er wissen ; sodann dasz bei Finsternissen bift 
auf die Erde fällt u. dasz der Vogelflug Was bedeutet. 
Sehreiben Sie ihm diese Kleinigkeiten einmal gelegentlich, 
so bitte ich meine Empfehlung zuzufügen, sowie noch eine 
Üeine Bemerkung, die mir gerade beiföllt: dasz zn seiner 
Erklärung von 'hlaford* (lord) ags. (noch mehr als z. B. 
unser Brotherr in seiner speciellen Bedeutung) der Umstand 
passe: dasz das Bulgarische Volk den Sultan 'unsern Sup- 
penherrn' nennen soll, wenn der Bcrichter nn^e corhag'i 
nicht falsch verstanden hat. Meine Mutter will ich nochmals 
nach dem Nornebörnche [vgl. 11 381 u.J fragen oder lieber aus 
den Dauernheimer Flurbüchern die älteste Schreibung etc. zu 
erkunden soeben.** — Br. 25 y. 9. 4. 1844: „Über den Nomen- 
brunnen erwarte ich noch Auskünfte; einstweilen: Der ganse 
Grund heiszt beim Volke nerrnburrem und wird Nornboden ge- 
schrieben ; dort der nerrn-bom (närn-). Die durch eine 
noch ( xistirende Geldstiftuni^ bestätigte neuere Volkssage 
von (It r Altenburg bei Dauernheira ist, erlaube ich, Ihnen 
n. Grinim bekannt. In der Dau. Ciemarkang ist auch der 

Sglle (gille, güUe) -born, dessen gelbes Waszer nurflieszt, wanns 
[rieggiebt [vgl. II 882 o.l. Fieberfurcht hält, wie an vielen 
Orten, die Leute vom Trincen aus diesem Brunnen zurück. 
Die Notiz über Alahstat aus Schannat (cf Alahdorp-Allen- 
dorf?) bei Grimm A. 428 werden Sie kennen." ~- Br. 2G v. 28. 
5. 44: „Nach Absendung meines Briefes an Sip, lieber Weigand! 
kamen mir noch einige Teufeinamen ganz zufallig in die Hände, 
über die ich Sie u. J. Grimm fragen möchte, vorausgesetzt 
dasz sie in der Mythologie (deren Studium ich demnächst 
Torhabe) nicht berührt waren. 'De olle Firk* der Teufel 
nnd.) hängt doch mit dem e. firth nicht zusammen? Das 
e. firk (vgl. ferkeln u. ferl bei Klein? gehOrt wol auch nicht 



378 



Anmerkongen m B. I S. 888^ 



dazu. Steht es in Verbindung mit gth. fairhvus ahd. ^tira- 
hira) lerh etr., wozu wol dän. fyr Bursche, Kerl ; Geliebter, 

f ehört; vgl. altu. fiör — ferh. Verschieden iüL dän. schwed. 
Or gesund, tüchtig, das m afrs. fere id. Bktst 734 gehört 
Ist das dort erw. altn. faere habilis, sufiSciens, eine Yer- 
wechselnng mit foer meabilis Grm. 2,9 Nr. 73V? foer passt 
durch (P besser zu dän. för — woher das glbd. lörlig, 
schwed. tyrlij^; foere (faere) beszer zu den fries. Formen, an 
welche sich ferner altengl. schott. fere , fiere , fier sound, 
(nicht von frz. fier, ferus), healthy , knüpft. Letzteres be- 
deutet auch sodalis, Freund, Bruder, Ehemann etc. u. mag 
in dieser Bd. ^ ags gefi&ra (Syn. 833) sein. Wie? — nn£ 
Pfänder, fanner* Teufel ist doch wol der viant e. fiend , der 
böse Feind? fankerl bei Klein 106 bed. eig. Funken 
(vanke). westerw. 'ü'iwer ist wol jedenfalls enpbemistisch aus 
deiwel gebildet; indessen mag zum Anl. f irgend ein sinn- 
verw. Name mitgewirkt haben. Es ist Schlafenzeit, gute 
Nacht ! Ihr alter Freund Lorenz D.'* — Br. 27 v. 2. Pfingststag: 



anch nicht lesen. Deshalb mögen vielleicht folgende ganz 
gelegentliche Notizen, die ich Sie ihm mitzutheilen bitte, 
überflüszig sein. Dfrniederd. 'Budde' (di ward de Budde 
nig biten Dähnert 59) ist wol trotz des d Eins mit dem 
Butzemann frf. Gf v. Buzo)." — Br. 29 v. 23. 1. 1845: „Ich werde 
gel. in i ranklurt noch einmal Bd. 70 der Wiener Jahrbücher 
nachsehen; alle übrigen Gothica Grimms habe ich, denke 
ich, erschöpfend benntzt; in neuester Zeit fängt er an, sehr kühn 
exoterisch zu vergleichen.* — Br. 31 v, 3. 4. 1845: „Ihre Iii 
Neuigkeiten Ton Grimm u. Vilmar sind mirnoch fremd ; letztere 
werde ich mir verschaffen , ob ich schon (wenn ich nicht 
irre!) bört^, dasz Vilmar zu der pietistischen, germanisch- 
christlichen oder protestantisch-ronuschen Partei neige, die 
mir mit allen ihren Producten widriger ist, als das Pabät- 
thnm selbst." — Br, 32 v. 5. 6. 1845 : „Auf Grimms Fortsetzung 
[der Grammatik] habe ich nicht gewartet, sondern mir Th. 1 
Ausg. 2 för 3 fl. gekauft . . . Von Grimms Streite mit 
Müller, dessen mitunter phantastisches Werkichdurchblätterte 
u. für Sprachliches excerpierte, babf ich nur i^ehört: der 
Streit mit Schauniann — worüber .'' — ist mir ganz unbe- 
kannt, da ich hier die A. ZZ. nicht lese .... Vilmars 
Idiotismen in der Kasseler Zeitschrift laszen mich das beste 
yon seinen Sprachkenntnissen erwarten.**—* Br. 84 v. Offenbach, 
28. 7. 1845 : „Ich fQrchte, unser J. Qrimm hat in dem Streite 
mit Müller u. Schaumann neue Blöszen gegeben , um so 
mehr, da er die zu seinen Arbeiten Hel&nden nicht eben 




Ausg. besitze ich 
nicht binden lasi 




. -d by Googl 



Anmerkungen zu H. I S. 388. 



immer nennt." — Br. 35 v. 16. 3. 1846 : Neulieb las ich irgendwo 
die Notiz . dasz ersdlifth der erste Band des Grinnn.scheu 
Worh rl^uchis herauskommen sollte. Wenn J. Grimm nur 
erst feeiue Grammatik fortsetzte — Br. 37 v. 10. 5. 1846 : ,,Was 
wissen Sie vom Grimmachen Wörterbuch , dessen baldiges 
Erscheinen (d. h. des 1. Heftes) alle Zeitungen ausrufen 
Br. 30 Y. 13. 10. 1846 ; „IhrergÜtigen Darleihun^ der Grimmschen 
Abhandlungen (worunter die über Jomandes besonders in- 
terossirte) bedarf ich -nun nicht, da mir sie der Verf. selbst 
verehrt hat . . Jac. Griram wird zunächst eine Geschichte 
der deutschen Sprache herausgeben. Ob wir aber das grosze 
Wörterbuch erleben, fragt sich — eher am Ende noch 
Weigands wetterauisches Idiotikon!" — Br. 40 v. 9. 12. 1846. 
,,Über Grimms interessante Abhandlungen sage ieh Ihnen später 
Manches mündlich oder schriftlich. Mit J. Gfrimm habe 
ich öfters verkehrt [auf der Germanistenversammlun*:^ in 
Frankfurt]; er ist überaus gemüthlich n. -^prjich mich «^^leich 
von Weitem viel mehr an, als sein Bruder, mit welchem ich 
zutallig auch nicht einmal zusammentraf .... W. Grimm 
hat sogar einen Vortrag über das künftige grosze Wb. ge- 
halten, aber nur fflr das gröszere Publicum, darum gar 
Nichts Über die Art der Benandlunf^ im Einzelnen; an ein 
Erscheinen desselben ist noch lange nicht zu denken. Machen 
Sie nur zu, dasz Ihres herauskommt! J. Grimm wird zu- 
nächst eine Geschichte der d. Sprache h* rnusgeben, — nach 
seinen Aeuszerungen bald — , worauf wir uns gewisz treuen 
dürfen. Von der Tjeucn Ausgabe seiner R. A. weisz ich 
Nichtb." — Br. 44 v, 2. i. 1848: „Haben iSie nicht vernommen, ob 
Qrimms Sprachgeschichte bald herauskommt. Ich fürchte 
nur, Grimm stirbt uns einmal weg, ehe er Grammatik, 
Mythologie, Wörterbuch, Rechtaalterthümer etc. nach Ver- 
sprechen completirt hat." — Br.45 v. Frankf. a. M. 19. 5. 1849: 
„J. Grimm hat in seiner Schrift über die Diphthongen viele 
geniale Forschungen gegeben oder eingeleitet. In den 
meisten Fällen indessen , wo er die ursprüngliche Einheit 
verwandter Wortstämme durch einen uicUr mechanischen 
Ausfall von Consonanten erklärt, nehme ich lieber die or- 
ganische Entfaltung mehr oder minder synonymer Neben- 
wurzeln aus je einer Primitivwurzel an" — Br. 46 v. 11. 1. 1851: 
„Wird denn endlich einmal das Grimmige Wörterbuch den 
Kopf aus der Decke stecken?" — Br.49 v.27. 6. 1Ä''2 : „Ich unter- 
schreibe willig Weigands Witz contra Gnuima Aberwitz 
(vgl. Anm. zu S. 331 W.'s Bedenken gegen Grimms Deu- 
tung) u. darf mich als propheta post eventnm berühmen, 
von selbst auf Ihre Ansiäit gekommen zu sein, jedoch 
mehr an *aber* st. 'aft er' denkend vgl. Ihre no. 18.** — Br. 



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380 Anmerkimgeii so B. I 8. 388, 



60 V. Bornheira b. Frankf. a. M. 24. 1. 1860 : „Unser J. Grimm 
wird wegen seiner Schillerrede mehrfach angefochten , in 

Sewohnter ungezogener Weise von Schwenck im CoiiTers. 
er hiesigen (sehwarzgelben) Posteeitniig.* — fir. 68 t. 26. 10. 
1863: „Wollen Sie... . mir gelegentlich sagen : ob die Verbal- 
endnng at der 2. p. sing, statt der älteren 8 ans Anleh- 
nnng aen Pfrsonfürwortes entstand oder wie anders? Ver- 
geblich suche ich bei Ihm n u. Grimm Auskunft. Indem 
ich diesen theuren Namen schreibe, thut es mir aufs neue 
weh, dasz ich seine Ansprache um Beiträge zu s. Wb. bis 
anf nnbestimmte Zeit niiians ablehnte, gleichwohl eine 
Sammlung begann, aber sie noch zu unbedeutend fand um 
sie ihm zu senden. Da er nicht in meine erdrückende Ar- 
beitslast hineinsehen konnte , hielt er mich vielleicht für 
undankbar. Have pia animar Br. 64 v. 5. 11. 1863 : 
„Ihre Erzählung ans Berlin (die ßegräbnisfeierlichkeiten 
i. Gr.'s betreffend. Vgl. II, 375) rief mir eine Aeuszerung Ad. 
Kuhns in einem Briefe an mich in den Sinn. Er war bei 
W. Grimm« Begräbnisse gewesen u. war sehr bewegt yon Jacobs 
Anblick, der immer nur stumm in das Grab gestarrt habe. 
fYgl. J. Gr;s Kl. Sehr. I. 179.] Die Tragödien des Lebens 
stimmen wenig zu dem anthropomorphen Gotte des 'Kad- 
dibeemes'! . . . Wer iUiernimmt die exotischen Sprach- 
ver^leichun<xen in Grimma Wb.V Haben ISie nicht an mich 
gedacht? Für jetzt freilich dürfte ich nicht darnach 
streben« Den anliegenden Anfang einer Sammlung zu Gr. 
Wb. benutzen Sie nach Belieben und geben ihn s. Z. mit 
den Glossarauszügen zurück." 

Die 8 Briefe v. J. Gr. an D. wurden mir von D.'s Nichte, 
Frau Prof. Bose in Glessen freundlichst mitgetheilt. In der 
Grimm-Correppondenz befinden sich nur 6 solcher, welche 
D. an J. Gr. .schrieb. 

S. 1388 no. 194) Antwort auf D.'s Br. 1 [praes. 22. doc. 
1835J, womit er seine Schrift 'Über Leben, Geschichte 
und Sprache. Giessen 1835' übersandte: .Wolgeborener 
Herr! HochTerehrtester Herr Professort Ew. Wolgeborea 
wollen mir nicht als Anmaszung oder Zudringlichkeit 
auslegen , dass ich wage , dem hohen Priester des 
Tempels, in dessen Vorhofe ich diene, mit meinem 
kleinen (Geschöpfe näher zu treten. Ihre Forschungen und 
noch mehr Ihr frommer, milder Sinn lehrten Sie ja längst, 
auch das Kleine nicht zu verachten ; und in .jedem Indi- 
viduum — Menschen oder Buche — wohnt ja doch ein 
Funken der unendlichen Lebensgluth. Diese ^ Gedanken 
geben mir den Muth, auch fftr mich und mein Büchlein 
eine Stunde Ihrer unsch&tsbaren Zeit su erbitten. Ich er^ 



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Anmerkungen m B. I S. 388—889. 381 



lanbe mir nur noch zu erwähnen, dasz ich die Lyrik, mit 
der mein Schriftchen beginnt, von dem philologischen 
Theile dt^HHelben fern zu halten gesucht habe. - Noch be- 
merke ich , dasz unsre hiesige — übrigens an 60,000 Bände 
zahlende — Bibliothek nichts Interessantes für Dentsche 
Sprache darbietet, als etwa eine, zum Theile auf Pergament, 
zum Theile auf Papier geschriebene Handschrift des Barlaam. 
Mit herzlicher Verehrung zeichne ich mich Ew. Wolgeboren 
gehorsamster Diener Dr. Diefenbach. Laubach in Ober Hessen." 

S. 389 no. 195] Antwort auf D.'s Br. 2. Laubach 27. 3. 
1836: „Es war längst mein Wunsch, pin Autograph von Ihrer 
Hand v.u besitzen; ein so freundliches, an mich selbst ge- 
richtetes lauözte mir dreifache Freude machen und ich will 
es gleich einer Relii^uie aufheben. Ich bin aber nun so 
nnbescheiden nnd bitte Sie um Auskunft Aber folgende 
literarische Angelegenheit: Auf unserer Bibliothek befindet 
sich nämlich eine Handschrift des Barlaam. . . Eine Probe 
liegt hierhoi. iinoh deren Verschiedenheit von dem Köpke- 
schen Barlaam JSie auf den Rest schlieszen mög'en. Ich 
laufe wol nicht Gefahr, mich bei Ihnqn lächerlich zu machen, 
indem ich in aufrichtiger Demuth frage; ob diese ver- 
schiedenen Barlaame nicht schon eine weltbekannte Sache 
sind? Ich bin nämlich f&r meine philologischen Studien 
hier so isolirt, dasz nur die treueste Liebe aazu mich daran 
festhalten lässt; das genuszreiche Studium jenes monu- 
mentum aere perennius, Ihrer nraramatik, habe ich erst 
kürzlich vollendet; den ersten Band hatte ich schon öfters 
ganz durchgelesen , die beiden letzteren vor Ausarbeitung 
meines Ihnen übergebenen Büchleins erst cursorisch, was 
ich nun, da ich auch diese beiden Bände genauer erkannte 
und genosz, sehr bereue früher herausgegeben zu haben. — 
. . . Archäologisches aus diesen Gegenden weis?, ich Ihnen 
bis jetzt wenig zu bringen , theils weil ich selbst weniger 
niein Augenmerk auf dasselbe — mit Ausnahme der Sprache 
— gerichtet hatte, theils weil die raschere Modernisirung 
der Wetterau das Alterthümliche in Sprache, Sitten und 
»Sagen sehr verwischt. Stehen Sie vielleicht schon in Corre- 
spondenz mit Professor Dieffenbach in Friedberg (einem 
Verwandten yon mir)? Wo nicht, so denke ich von diesem 
Notizen für Sie zu verschaffen. Indessen erlauben Sie mir, 
Einiges zu bemerken. 1) Im Felde von Dauernheim, Dorfe 
bei Sidda (Turenheim . von Karl d. Groszen an Fulda ge- 
schenkt) ist ein Ii rund mit Brunnen, vom Volke Nörn- 
burreni u. Nörnborn , oder Nornb., von den Gebildeteren 
Nornenb. etc. genannt. Wenn ich nicht irre gehört zu 
diesem Brunnen die Quelle, von der das dortige Volk be- 



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382 



Anmerkimgeii zu B. I S. 389. 



hauptet, dasz sie nur fliesze, wann es Krieg geben solle [vgl. II 
8776r.25J. — 2) An der AI tenburgbei Dauernheim (einem Berge 
mit Gemäuer oder vielleicht nur Steinhaufen; eine Stunde 
davon bei Nidda ist eine andre Altenbnrg, aof der sicher ein 
Schlosz stand; im letzten Sommer fand mein genannter 
Vetter bei einem flüchtigen Gange darüber einen antiken 
Pfeil in den Steinen) fand ein ßaner eine schöne fremde 
Blume, die er auf den Hut öteckte. Bald fühlte er etwa« 
»Schweres auf dem Hute, fand statt der Blume einen Schlüssel 
u. gewahrte zugleich eine Tbürc im Berge, die sich seinem 
ScDlÜflsel Öffnete. Drinnen war reieher Glans von MetaUen 
n. Edelsteinen, n. der Bauer griff wacker kq als eine Stimme 
ertönte : vergisz das Beste nicnt ! Er versah sich nun noch 
reichlicher ; als er aber gehen wollte, rief die Stimme wieder 
das Selbe u. so noch mehrmals ; als er keinen Raum mehr 
hatte zu weiterem Einpacken, ging er ungeachtet jenes 
Rufes weg; hinter ihm fiel die Thüre donnernd zu und 
schlug ihm noch ein Stück von der Ferse (wett. fearschte) 
u. siehe, da erst bemerkte er, dass er den Schlflssel in der 
Hohle liegen gelassen. Ähnliches wird auch anderswo er^ 
zählt. Vgl. deutsche Sagen I No. 303. — 3) Ergänzung zu 
ib. Xo. 166. Zwischen meinem früheren Wohnorte , Leid- 
hecken, u. dem genannten Dauern heim liegt ein Waldberg, 
der hüe beark (hohe Berg) genannt. In diesem sah ich ort 
selbst die Stätte, woher jener Steintisch in Bingenheim ge- 
nommen wurde: des welle-irä-geschtoils (wUde-Frau-Gestühls) 
genannt^ ein wunderbares Natorspiel. Auf einem ungeheuren 
u. hohen Steine sind die posteriora u. Hände sswei er» 
wachsener Personen u. eines Kindes eingedrückt, an ent- 
sprechender Stelle unten am Yordertheile die Fuszzohon des 
Kindes, wie beim Hinaufsteip^^^i eingedrückt, oder nach 
Variation der Sage, die Zehen eines zur Familie gehörigen 
Hündchens. Dasz von keiuer Sculptur die Rede sein kann, 
zeigt der Augenschein ; das wUde Ehepaar mit seinem Kinde 
hauste hier *wel di schtän n&ch mOll w&m*; nachher wurde 
es verfolgt, der Mann entfloh, Frau u. Kind lebten in Ver- 
wahrsam zu Dauernheim bis zu ihrem Tode. Auszer jenem 
Steine ist noch der Heerd mit Feuerstätte sichtbar. So das 
Volk noch heute. Drauds Aussage (s. Sagen) befindet sich 
wirklich noch unter den Urkunden, die von Bingenheim 
nach Nidda gekommen sind. War hier eine Opferstätte V 
Später eine Malstätte? — 4) Auf dem Glauberge unfern 
Bödingen, auf welchem eine Ritterburg u. früher wol ein 
Römercastell stand, erscheinen Bömergestalten ; noch bei 
Menschengedenken kamen gerichtliche Verhandlungen dar- 
über vor. Der Berg ist überhaupt interessant u. war in der 



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Anmerkungen zu B. I S. 389—392. 



Urzeit ein feuerspeiender Berg. — 5) Hier in Lanbaeh be- 
steht noch em sonderbarer Rest früherer Zeit: die Blasius- 
Gesellschaft mit ei^ifnen Gütern, Rechten u. Lasten, die mit 
jenen komischen Gebräuciien, welche das Mittelalter u. die 
daran stoazende Zeit in ihrem sonderbaren Hnmore zeigt, 
en^ verwachsen sind. Sollten genauere Angaben Sie inter- 
essiren , so stehn sie mit Vergnügen zu Diensten. — .... 
Zugleich wird es Sie vielleicht nicht belästigen , wenn ich 
Ihnen — bi^^ jotzt erst unter der Hand zusammengestellte 
— lexikalisciie u. grammatische Notizen üb. den Wetterauer 
Dialekt mitthoüe ; Sie wissen, dasz kein Volksdialekt ganz 
ohne Frucht für die historische Sprachforschung studirt wird. . .* 

S. 390 no. 195] Der Brief D.*8, auf welchen no. 195 
antwortet, liegt nicht vor. Er bat darin J. Gr. sein *Ver- 
gleichendes Wb. d. gothisohen Sprache. Frankf. 1846.* zor 
eignen zu dürfen. 

Ihre persönliche Bekanntschaft] Auf der Ger- 
manistenvf rsammlung in Frankfurt. Vgl. D.'s Brief an 
Weigand m Anm. zu S., 388. 

8. 391 u.] Ähnliche Äusserung im Vorw. z. Gesch. d. d. Spr. 

iS. 392 no. 198] Antwort auf einen weiteren verlornen 
Brief D.*8, womit er Gr. den Bd. II des 'Vgl. Wb. d. goth. 
Sprache* übersandte. Diesem yoranf ging D.*8 Br. 3 von 
Wrzskkf, a/M. 15. 7. 1849 : Dank für J. Gr.'s ♦Marcellus*, der 

manchen Satz seiner eigenen 'Celtica' bestätige oder be- 
richtige, ^Noch überraschender aber war mir unsere Be- 
gegnung in der Hypothese über gth. sanls st. stauls, welche 
ich erst kürzlich in dem Msc. der Fortsetzung meines ?oth. 
Wtb. nebst den weiteren Vergleichungen Marc. 30 nieder- 
gelegt hatte. Übrigens yerliert am Häufigsten, namentlich 
m den lita-slavischen u. der galischen Sprache st sein t vor 
Liqniden n. ohne Zweifel durch deren Einflosz, so auch in 
slup &c. — kein sulp &c. ; sollte dennoch vielleicht auch in 
sauls die Liquide über den Vocal hinaus wirken? . . . Ich 
habe den 2. Band (Rest, die mit L R S anl. Wörter enth.) 
vollendet u. den dritten und letzten seit einigen Tagen be- 
gonnen. Ihre so liebevollen Worte über mein Buch in der 
vorrede zn Schnlzes Wtb. trieben mich nm so kräftiger 
wieder in meine Forschungen hinein, als die Politik mich 
gänzlich mifismütig u. müde gemacht hatte. . . . Aber mm 
Kann ich keinen Verleger finden, u. hatte schon lange vor, 
für eine Kntdeckungsreisp nach einem solchen Ihre gütieje 
Unterstützung nachzusuchen , was ich denn hiermit an- 
gelegentlich thue Ich erlaube mir , einige flüchtige 

Bemerkmagen ^ m. Ihrer Geschichte d. d. Spr. Ihnen Yorsa* 
legen u. dabei der Etae wegen mitunter auf den in meinen 



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384 



Anraerkungen zu B. I S. 392. 



eigenen Schriften zusammenlest eilten Stoff zu verweisen. 
Wahrscheinlich sind sie für Sie zum Theiie überüüszig, 
sollen al)er auch wirklich nur als anspruchslose Aphorismen 
erscheinen. — G. d. d. Spr. S. 10 ~11. 'arame' aus alramen 
ftc. vffl. Ootli. Wtb. J. 8. 15. — S. 12. *ezfi&t, esüs* medo- 
persisehen Ursprungs, wie viele Wörter der finn. n. kankas. 
Sprachen vgl. oeset. avsizt, dug. azuesta, klpr. ta^nr. 
ävzist, dif^^or. avzeste, Ljogr. argentnm. Nurdiedugor. l«orm 
hat tucht die in den übrigen Mundarten übliche Umstellung 
u. zeigt die wahrscheinliche Verwandtschaft mit sskr. ^n-Pta 
id. Weiteres s. Celtica I. 1. S. 29 tf. — *bronze'&c. doch wol 
zu braun, brunire gehörig, vU. von der Bed. politum = bru- 
nitnm, 'staBiio Incidissimo i. e. bene bmnito* Glösa, man. 
1, 812 ausgehend, i fiel aus in mit. bruntus, bnmtiaaagiiun 
ib. — 'brasB* = gal. praia f. ^mr. prta m. eom. biest — 
esthn. 'werrew' ruber von werri sanguis, wie finn. werewä 
sanguineus, pulcher von weri sanguin. — S. 80. Über cymr. 
osw, *echwa, ep.' Ac, wie übh. über Pierdenanien 3. Gth. Wtb. 
I. S. 28 ff. — nnl. *ruin\ mnnd. rüne, aachen. rong, ä. nhd. 
raun, esthn. ruun equus castratus. nnl. niinen, nnd. rünen, 
rflnken, lett. rünlt, estfan. runama castrare. vgl« ylL abd. 
ronen (rimen Qraff 2, 526) mntilare; u.a. m. wabracbeinlich 
andern Urspningea, als warannio. — 'page* equus machten 
Sie mir scbon hier bemerklich. Hat das wort etwa noch 
andre Bedeutungen? Ist nnd. pageminte mentastrum neben 
poggeminte menta palustris Br. Wtb. 3, 288. 348. zu beachten? 
vgl. die entspr. Namen bei Nemnich vv. mentha aquatica, 
arvensis, sylvestris. Mit afrz. paqui^e mauvais cheval hat 
wol page eben so Wenig zu schaffen, als mit port faca^ sp. 
haca mannnlos, das wiederum schwerlich mit alm 
filkr zusammenhängt. Nach mehrfacher Analogie kann 
eher mit dän. dial. plagföll, föllplack, n. süddän. norafnf. 
plagge Füllen zusammenhangen. — Hän^t apan. 'burro', 
borrico Esel. frz. bourrique, mlat. (früh) buricus, burncus kc. 
mgr. ßyq^X^i iiia.n. 1, 846 mit burdo ^ib. 837 zusammen? 
— S. id. cvmr. 'da&d* t com. darat, davaa, brt. dan^ad, 
vann. davad comm. Schaf, vll. mit dant Zahn znaammen- 
hangend, wie bidens ftc Qeach. S. 85? — 8.85. cymr. 
'Uamp* agnus ist, wenn ich nicht irre, eine der zahlreichen 
Fictionen Lpos , der das malb. lamph, lamb keltisieren 
wollte ; dagegen gehört gal. lumhan, lubhan m. agnus hier- 
her; luan finde ich, auszer bei Nemnich, nirgends, woi aber 
uan , dessen vollere (wenn nicht blosz phonetißch oder 
graphisch za nehmende) Fonnen naghn , uaghan Geech. SS 
den Ton mir Gth. Wtb. 1, S. 82 oelen^eten Znsammenhaog 
mit agnus mOglich machen f ygl. meine Ntrr. in Bd. IL L 



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Anmerkungen zu B. I S. 392. 38ö 



S. 123. Zu *lamm' vgl. noch eathn. lammas, gen. lamba» 

lapp. lamb neben libba, libbe agnus, letzteres vll. zu 
trennen u. zu libbes mansuetuH, mitis zu stellen. — S. 38. 
über slav. 'uysü, pes' &c. caniö habe ich Gth. Wtb. 1. S. 351 
eine andre Hypothese gewagt. — S. 95 ff. Weigand in Gieszen 
hat Ihnen wol die von ihm in einer Hb. gefundenen slav. 
Monatsnamen sujircsandt? — 8. 169 ff. Den lithanischen 
Sprachen weise ich ein nahes patriarchalisches yerhSltnias 
m den slavischen za, ähnlich wie der gothischen zu den 
neudeutschen Sprachen. — letf. Guddi Weiszrcussen. 
S. 211. dak. (f*t7c*a (doch nicht st. /9**Af*«VV) beziehe ich 
(Celt. 1. 1. S. 203) zu alban. diet, dieti bonne (vg-l. die Insel 
Jfjiiog, von vorgriechischer Bevölkerung benannt, oder: 
diiXbg &C.V) nach Analogie anderer Namen dieser Pflanze. 
Überhaupt verdient die alban. Sprache Berücksichtigung bei 
allen osteuropäischen Forschungen ; leider mangeln nns 
Boch gnie Hillfsmittel. — S. 236. edga caput (vll. = gr. 
xäQa urverw.) gehört einer medopers. Sprache an v^l. pers. 
sar u. kurd. afghan. ser , afghan. osset. digor. aar, esset, 
tagaur. sar caput. — S. 843. Das armen. Alphabet beginnt, 
wie das griechische (auf welches es sich auch meist graphisch 
zurückführen läszt) mit a, b, g, d u. ist nicht in Unoranung, 
Bondem später regelmäszig lantverschoben. Alle Mediae 
•haben nachweislich später mit den Tenues die Aussprache 
ausgetauscht. Noch ist dieser interessante Zweig des medo- 
pers. Sprachstammes wenig durchforscht. — S. 433. slav. 
*vjetrü' steht wol näher an wetter, weather als an wind, 
vgl. goth. Wtb. V. 27. Vgl. noch Ith. n( widtmaa Miös- 
gönner, Feind, kurd. na-bmum, osset. ne-fettun udi, eig. non 
yideo , vgl. goth. Wtb. L S. 224. 225, wo ich auch neith 
hinzugezogen habe, doch nnr mit Bedenken; vgl. ib. II. 1. 
S. 106 ff. — S. 968. Auch einer der sorbenwend. Dialekte 
besitzt noch einen schönen Dual. — S. 974. Zu den nieder- 
he«B. Formen vgl. wettorau. was-, ob-, dasz-, wie fwei)- der, 
tvT — was ihr, worin nicht die Part, dar (Schmeiier 1, 389), 
boiideni nur das enklit. Personfürwort steckt. Gehört hier- 
her wett. da-t habter, sing, da hastuV Ich habe meine 
Notizen Über Letzteres verlegt. — S. 973. zigeun. ^stvngo- 
nester' (flectierte Form) stammt von dakorom. sti'ngu, ste'nga 
link, i, sti'nga* linke Hand, nach Ofen. Wtb. = it. man 
stanca. Auen dieses stanco bprührt sich mit deutschen 
Wörtern; ich habo borpit^^ nit lirerea darüber gesammelt. — 
Erlebe ich die Vollendung und Herausgabe meines goth. 
Wörterbuchs u. bin dann nicht geuöthigt, einen schleunigen 
Broterwerb zu suchen ; so werde ich vor Allem meine zahl- 
reichen sprachvergleichenden Brouillons eichten u. ordnen, 

Eu Stengel. Acten der Brüder Grimm. 25 



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386 



Anmerkusgeu eq B. I S. 392-^94. 



Immer mehr wird mir bei dieeeii Studien meine Ifatter* 

Sprache in allen ihren zeitlichen n. räumlichen Phasen das 
ientrum n. Hauptziel. Leider bin ich hier sehr isoliert f&r 
dieses Fach. Nehmen Sie mich als Famulus an ! Yieüeickt 
findet sich einmal eine halbe Sinecare för mich in Berlin, 
etwa an der Bibliothek, die bei mäazigem Salare auch nur 
mftezige ^Amtspfliokten gibt n. Zeit sii itillem Foceofaen 

8. d98 no. 199] Darauf antwortet D.*b Br. 4. Fraakfart a/K. 

16.6.1854: pMein verehrter Meister und Freund l Von einer 
Heise zurückgekehrt werde ich durch Ihren lieben Brief und 
durch die T?rnlwolleride AnknndTf:fiing meines nenen Wörter- 
bucha in Ihrer Vorrede überrascht. Letzteres wird, für Sie 
wenigstens, luulta. non multum, enthalten; ich werde iiber- 
zufrieden aein, wenn Sie es einst für eine brauchbare Schiiler- 
arbeit Ihres SchQlers erkl&ren u. hier mod da gar noch 
Einiges von meinem Steinffebröckel swiseken die Quadern 
Ihres mächtigen Baues eint&gen mSgen. . . , Baer daJuer 
gedenkt « im nächsten Jahre die Herausgabe zu bewerk- 
stelligen, wenn bisz dahin — Europa die Wahl zwischen 
Kosackisch u. Republikanisch getroffen hat. Leider beweg-t 
diese Wahl auch mich unReligen Europäer lebhafter, al3 
einem Alterthumsforscker beihsam lat, u. über die Telegraphie 
verffesse ich oft die Lexikographie. . . . Bizarrer Weise 
denke ich manchmal bei meiner Arbeit, dasz einst Hercules 
bei Augias zwar die unreinlichste , aber darum nicht die 
uninteressanteste seiner Arbeiten fand. Eine ähnliche Ge- 
schmackslaune »^ah mir früher Geduld zu meinen Forschungen 
über die Zigeunersprache. . . . Ich freue mich auf jede neue 
Lieferung Ihres Wörtorbnclis, beklage aber oft, dasz Sie 
nicht mindestens ein Uutzend Leben, wenn auch aul Kosten 
müsziger Inhaber, vom lieben Gotte als Zalsm fUr jete 
Ihrer Jahre erhalten — damit Sie auch in den Seiten- 
kapeilen Ihres Domes Amt halten können bisz in die tiefsten 
Krypten hinab, ohne dem Dienste des Hochaltars Etwas 
abzubrechen. Mit den Meinen Ihnen u. Ihrem ganzen lieben 
Hause empfohlen Ihr Lorenz iiietenbach." 

S. 398. Halbertsma] 12 Briefe J. Gr.*s an Halbertema 
stehen in Zacheres Zs. f. d. PhüoL 17, 257 ff. 

S. 394 no. 200] Antwort auf D/s Br. 5. Frankf. 
15. 6. 1857, wo er Gr. sein Qloss. Latino~Oermanicum etc. 

übersandte. „Endlich sende ich Ihnen mein Glossar . . . , 
Freilich hätte ich noch die Bibliotheken der Universitäten. 
Kirchen u. Klöster durchstöbern sollen; aber in beiden 
letzteren hätte ich als persona ingrata selten Zugang ge- 



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fttaden, und jea Rnnen 1lb«rhaapt felilte mir Zeit und Oeld« 
Ich habe Gründe «i ffUiiben, dass in der That auch Tide 
von mir unbenntate Glossarien mir verhältnismaszi/a: wenig 

wesentlich Neues o-eboten haben würden — während freilich 
selbst anf Misthaufen ungesuchte Perlen gefunden werden. 
MasHinann hat mir Hülfsmittel au6 Berim versprochen, aber 
nicht gesandt. Seit dem Schlüsse des Druckes habe ich 
selbst noch einige hübsche Voce, erhalten, namentlich eine 
rein niedarländu^e Gfemina Gemmaram. leh will auch 
unter dar Hand, je nach Erftften u. Gelegenheit, weiter 
sammeln, um über kurz oder lang ein Nachtragsheft her' 
ansziigeben; die Anflji^^e ist zu stark, um Aussicht auf eine 
künftige Umarbeitung zu gestatten. Meine Manuscript- 
nuraer 26 stammt, wie ich zufällig kürzlich von Weigand 
erfahr, aus Nebels Bibliothek in Gieszen u. lät Ihnen von 
W. ezcerpiert worden. *— loh war kürsUefa nahe daran, mich 
aas der Zersplitterung a. dem Dilettantiamns zn retten» 
denen ich mich in Frankfart, trota meiner EingeEOgenheit, 
nicht entziehen kann. Aber Familienverhältnisse u. wieder- 
holte finanzielle Schläge hemmten meine Bewegungen, und 
ich habe wieder auf ein Jahr in Frankfurt gemiethet, eine 
sehr freundliche Wohnung unmittelbar vor dem AUerheiligen- 
thore — wo mich Ihre freundlichen Augen gewiss einmal 
&iden werden, wann Sie wieder gen Süden wandern. Wäre 
ich nicht aneh dem Könige von Preussen gegenüber ein 
Ungiftnbiger, ao würde ich Sie um Rath a. That bitten, nm 
von Jenem eine Sinecure an einer Bibliothek zu erhalten, 
in welcher ich in friedlicherer Weise der Welt nutzen könnte, 
als hier, wo ich nicht aus den Katzbalgereien mit den 
ültramontanen herauskomme. — Mit meinen warmen 
Grüszen an Sie u. an die edle Familie Wilhelm Grimm ver- 
Inndet meine Fran die ihren. Gedenken Sie Ihres treu- 
ergebenen Lorenz Diefenbach/ 

S. 395 no. 201] Antwort auf einen verlorenen Begleit^ 
brief D.'s und erwidert durch D.'s Br. 6 v. Bornbeim bei 
Frankf. 14. 2. 1861 : ^Mtnn hochverehrter Freund! Nicht l.mger 
will ich auf die Ankunft des Diplomes warten, um Ibnen zu 
sagen, dasz dieses überraschende Ehrenzeugniss mir dadurch 
noch eine höhere Weihe erhält, dasz ich es annftchst Ihrer 
thenrenHand verdanke. - Seine, Yon Ihnen fragweise bertlhrte, 
günstige Einwirkung anf meine änszeren Verhältnisse wird 
leider durch die immer noch dauernde Verfehmung meiner 
Confession (der deutsch-katholischen) aufgewogen werden, 
ob ich gleich länf^st jüngeren Kräften meinen Platz in der 
ecclesia militans überlaszen habe. Meine biszherigen Ver- 
suche , ein Lehr-, Bibliothekar- oder Archivar-amt zu er- 

25* 



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388 



Anmerkongoa m B. I a ad5-^98, 



halten (am liebsten eine halbe Sineeore mit iblglich auch 
nur halber BeBoldnng) , blieben erfolglos , anch fehlte es 

-wirklich an passender Gelegenheit, oder si entg^eng meiner 
Aufmerksam K ei t in meinem Stilleben. Wäre ich für pa- 
pistische u. habsburglothringer Zwecke so thätig gewesen, 
wie l\ir protestantische n. preussischdeutsche, so wäre mir 
äuszerlich geholfen, was mir freilich weder Ehre noch Freude 
machte. Im Vertrauen gesagt, Hr. Max Duncker hätte 
mehrerlei Wege gehabt, mieh zn fördern, n. schien einmtd 
dazu geneigt, rechnete aber auf mehr Zudrin<.:Hchkeit, als 
ich besitaie. - Was Sie mir von Ihrem OesundheitazDStaiide 
schreiben. Virlnlht micb sehr, u. ich empfinde es nm so 
deutlicher mit, weil auch ich Winterleiden (des Jahres u. 
des Lebens) trage. Es ist ein Jammer, dnsz der Geist so oft 
mit der Materie unterhandeln musz! — Was mögliche Bei- 
träge sa Ihrem WOrterbnche betrifft , so halte ich mich zu 
Diensten flr dieses Volksdenkmal verpflichtet, wage aber 
keine bestimmter zu versprechen, solange meine Zeit und 
Zukunft nicht bestimmter vor mir steht. Augenblicklich 
ist meine Arbeitszeit fast ausschlieszlich durch übernommene 
novellistische Verpflichtungen in Anspruch geii trii men. — 
Auch auf diesem Gebiete fällt es mir schwer, so weit aus 
mir selbst herauszutreten, als es das Publicum verlangen 
darf, selbst das wahWerwandte, das ich znnftchst im Ange 
habe« Sollte Ihre, mit so freundlichem Beisatze gemachte, 
RÜ|^ der «schwierigen Anordnnnf<* in meinen Orifrines dem 
Lexikon gelten u. ieh Ihnen dessen Benutzung durch ein 
h5^. Ken-i^^ter der d innii besprochenen deutschen Wortreihen 
erleichtern können, so veriui^^en Sie über mich. — Auch für 
die Reliquie Ihres lieben Bruders meinen besten Dankl 
Eine Begegnung mit Ihm, Frau o. Tochter (die auch ein- 
mal mit Ihnen nns besnehte) zwischen hier n. Gieszen (auf 
dem Bahnhofe) bleibt mir * ine werthe Erinnerung. Dank- 
baren Grusz XL Händedruck Ton Ihrem getreuen Lorenz 
Diefenbach.* 

S. 397. Landau]. Archivar, geh. in Cassel 26. 10. 
1807, gest. ebenda 15. 2. 1865. vgl. über ihn Gerlands 
Fortsetzung zu Strieder-Justi S. d23 ff. u. Zs. d. V. f. h. 
Ges. N. F. X. Suppl. S. 19. In der Grimm-Correspondenz 
befinden sich 7 Briefe Landaus an J. Gr. 

S. 397 no. 202]. Antwort a nf L/s Br. 1 16. 2. 1833, 
mit welchem er J. Gr. Abschrift eines Rulaer Weisthnms 
nach dem Original des Gasseier Archivs übersandte jl sich 
SU weiteren Mitt Ii eilungen erbot. 

S. 39S no. 203]. Antwort auf L.'s Br. 2 v. 22. 10. 1833, 
mit welchem L. Abschrift eines im Besitz des Prof. Nebel 



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Anmerkungen zu B. I S. 898. 



3S9 



in Gieszen befindlicliPTi Weisthums schic"k:tp , auch von 2 
Weistbümern aus Kaltennordheim bericlitet, die er in 
einem alten Copialbiich in Fulda gesehen 

S. odS adv. Carl], auch erwähnt in iiangs Brief 32 
in Anm. zu S. 108. 

S. 398. Bibl. Bernhard]]. Der hier erwähnte 
Brief Bemhardi's ist nicht erhalten. In der Giimm-Cor- 
respondenz sind nur 8 Briefe von ihm vorhanden. — Br. 1, 
Kassel 26. 6. 1830, ;,Ich benutze da« freundliche Anerbieten 
des Überbringers, um durch Sie bey kommende AnkündigTing" 
des thesaur. Stephan., an die Göttingische Bibliothek ab- 
zülietern. ... Zu gleicher Zeit freue ich mich Ihnen bey dieser 
Gelegenheit sn bezeigen dass ich es mir za einer vorzüg- 
lichen Ehre schätze Dir Nachfolger geworden zu seyn, und 
dasz es mein herzlichster Wunsch ist, Ihnen näher bekannt 
zu werden. Sollte ich Ihnen bey Ihren wissenschaftlichen 
Forschungen hier von einigem Nutzen seyn Ivönnen, so er- 
suche ich vSie nur trey über mich zu beschick 'ii. . . 

Br. 2. Kassel, 20. 6. 1831 : ;,Mit Vergnügen übersende 
ich Ihnen die verlangten Bücher. Sie wissen wahrscheinlich 
dasz die Bibliothek an das Land abgetreten worden ist; 
jedoch will der Kurfürst alle die Bücher zurücknehmen, 
welche er aus der Wilhelmshöher Bibliothek ins Museum 
gegeben hat. Da ich kein Yerzeichnisz dieser Bücher unter 
den Papieren der Bibliothek vorgefunden habe, so konnte 
ich biHher diesz Geschäft, alle Cataloge mit Federstrichen 
zn durchkreuzen, als unthunlich zurückweisen. Nun hat 
man mir aufgetragen, an Sie zn schreiben, um zu erfahren, 
ob kein Katalog aieser Bücher aufgestellt und besonders 
bewahrt worden ist. Ich bitte Sie daher, mir sobald lüs 
möglich ein officielles Schreiben, welches ich den Herren Kom- 
missaren vorlegen kann, Über diesen Gegenstand zukommen 
zn lassen.*^ 

Br. 4. Kassel, 8. 2. 1835 : Verehrtester Freund ! Ihr 
beiföüiges Urtheil in Beziehung auf die Bildung eines Ver- 
eins für hessische Geschichte und Landeskunde hat unsern 
Muth bedeutend erhöht. Im Auftrage des Ausschusses er- 
suche Sie zugleich, uns womöglich nUr das erste Heft eine 
kleine Gabe zugehen zu lassen. Ihren besonderen Rath 
und Ihre gütige Mitwirkung nehmen wir dann noch in 
einer Angelegenheit in Anspruch, die wir ohne Ihre Lei- 
tung schwerlich genügend würden durchiühren können. 
Wir beabsichtigen nämlich die Grenzen der verschiedenen 
hessischen Mundarten zu ermitteln und das Gebiet einer 
jeden topographisch darzustellen, als Vorarbeit zu einer 
S^rachkajte von Deutschland. Grewisz haben Sie dazu schon 



390 Anmerkungen zu B. X S. 808. 



Torftrbeiteii, wir werden Ihnen gern, nach einer von Ihneft 
zn entwerfenden Anweisnntf, alle erforderlichen Materialien 
liefern, und Ihnen die Arbeit soviel Daöcr'ich erleichtern, 
wenn Sie die Leitung dieser Forschnngen übernehmen wol- 
len. Zu gieichtr Zeit würde eine von Ihnen anstehende 
Aufforderung an alle deutschen Oeschichts vereine zu einer 
gemeintchaftlichen Anearbeitnng einer Spr ac h k art e für 

f anz Deutschland nach denselben GmndsfttBen und 
emselben Maaeetab gewiss überall Anklang und will^ 
Arbeiter finden. Es wäre diesz öbenms wichti^zr fiir me 
Geschichte eo wie fnr din Sprachforschung, und diiruni hotie 
ich keine abschlägige Antwort zu erhalten. "Wenn Öie es 
Wünschen und wenn Sie eine mündliche Beredung dieser 
Sache für ersprieszlieher halten , bin ich bereit nächstens 
nach Güttinji^n zn kommen» denn ich verkenne keineswegs 
die Schwierigkeiten^ welche bei der vorgSngigen Feststel'- 
Inng der Mundarten zu überwinden sind, und weisz auch 
wie wenig Männer im Stande sein werden» die erforder- 
lichen Nachrichten gehörig einzuziehen: es wird daher 
ein( r rerht ausiührlichen Erläuterung bedürfen, damit un- 
stre zukünftigen Berichterstatter erst lernen , wie sie ihre 
Studien beginnen müssen.* 

Br. 7. Kassel, 4, 12. 1837 : ,Verehrte Herren Kollegen 
und Landsleute! Dass sich das Herz Ihrer alten Lands- 
leuto höher hob, als sie unter denen, welche bei der Wahl 
swischen Vortiieil nnd Pflicht anbedenklich und laut 
ihre Überzeugung aussprachen, zwei In ganz Pentschland 
gefeierte Namen sah[enj, die Hessen noch näher aniiehören 
sollten, als diesz seit acht Jahren der Fall ist, dds kann 
Ihnen wohl keinen Augenblick zweifelhaft sein^ und darum 
bedarf es keines öffentlichen Ausdrucks der m dieser Be- 
ziehung hier allgemein herrschenden Gesinnung. Ich aber 
kann unmöglich diese Gelegenheit Torüber geben lassen, 
ohne Ihnen , als Stellvertreter eines wahrhaft deutschen 
Händedrucks von meinem Kollegen Schubart und mir einen 
vaterländischen Grusz zu senden, womit sich der herzliche 
"Wunsch und die Hoffnung verbindet, daaz diese Verhält<- 
nisse Gelegenheit geben mögen, unserem Hessenlande ein 
yerlorenes Gnt wiederznerwerben. Frenndschaftlichst Karl 
Benühaidi.* 

Br. 8. Kassel, 19. 4. 1848 an W. Gr. gerichtet: «Hodlf 
verehrter Freund ! Mit der gewünschten Anzeige , dasz 
nnsere Handsehrift glücklich an die Bibliothek znrfickgelangt 
ist, verbinde ich Namens der Bibl. den freundlichsten Dank 
für das stattliche Exemplar Ihrer *Exhortatio*. Die Zeit- 
ereignisse haben mir kaum eine flüchtige Ansicht gestattet 



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Anmerkungen zu B. I S. 398-^99. A9| 

und da man mioh nach Frankfurt schicken will, so werden 
die Sprachstudien und die 2. Auflage meiner »Sprachkarte 
auch in diesem Jahre ruhen. Es freut mich , daez Beszen* 
bergers Arbeit Sie befriedigt hat, er ist bis jetzt fast der 
Einziffe, den ich hier in Kassel fflr ein ernstere« deutsches 
SfnradiBtndinm habe gewinnen können. Wir hahen hier 
vorausjB^esetzt dasz Ihr Hr. Bruder Jakob in Preosien för 
Frankftirt gewählt wird, da Sie 110 Abpfeordnete schicken. 
Sollte dazu keine Aussicht sein, so wrirf es mir lieb, um- 
gehend Nachricht zu erhalten, indem hier wahrschemlilOh 
Doppelwahlen Statt linden. ..." 

Br. 3, 5, 6 V. 22. 10. 1833. 17. 12. 1835, 1. 8. 1837 sind 
mir knne Begleitschreiben ra Bdchersendongen. Auch von 
Bemhardi'a CoUegen 8chubart liegt in der Gnmm-Conee« 
pondens ein Brief vom 16. 3. 1842 vor, womit er ditrdk 
feergl? nn die Bnidor ein neues Heft des Opschichkvereina 
sendet und seine Freude über ihre Widerhersteilung aus- 
spricht. — Von Brieff^n der Brüder an Bemhardi scheint 
wenig erhalten zu sein. Seme Tochter theilt mir mit, dasz 
bei ihres Vaters Tod 1874 sich keine solche mehr vorfanden. 
In der Zeitechr. d. Vereins f. hess. Gesch. Nene Folge X. 
Snppl. S. 10 ist eine Stelle aus einem Br. J.*s an Bernnardl 
Y. 12. 12. 1834 mitgetheilt u. ebenda S. 9 eine solche ane 
einem etwa? älteren Br. Wilhelm's an Dr. Schubart. Wegen 
eines weiteren Briefes s Anm. z. I, 5. üeber Bern* 
hardi wie Scbubart vgl. vorgenannte Zs. S. 17 u. 22. 

S. 399 no. 204 undatirt aber wegen der Erwähnung 
Ton Schräders Tod (t Not. 1834) wohl vor no. 205 ge* 
schrieben. Die diesen beiden Briefen n. no. 206 entsprechenr 
den Bi iefo L.'s liegen nicht Tor. 

S. 399. K i n d e r 1 i n er s c h e Bände]. K. war Archi- 
var in Fulda u. starb 1819 zu Mainz. 

S. 399. Schraderl, L. , Lieutnant in Cassel. Seine 
1832 von Dieterich in Göttingen verlegte (vgl. S. 400 no. 
206) Geschichte der Grafen von Nordheim u. Kaltenburg 
^d. 1. Ton: *Die ftlteren Dynastenstämme zwischen Leine» 
Weser u. Diemel* u. s. w.) war den Brüdern Grimm gewid* 
xnet. Von Sehr, finden sich in der Grimm-Oorrespondeu 
14 Br. aus den Jahren 1829 — 1833, welche im wesentlichen 
das vorgenannte Buch, welches J. Gr. auch in dem Gött. 
Anzeiger besprochen hat, betreffen, u. die hohe Verehrung 
Sch.'s für die Brüder bekunden, ebenso auch die freund- 
liche ünterstfttinng, welche ihm Jacob Gr. in seinen wis« 
•enschafüichen Bestrebungen gew&brte. Die B. 1 8. 400 er* 
wfthnten nachjy^elassenen Abhandlungen Schr.^s scheinen ob- 
gedruckt geblieben zu sein , wenigstens ist keine in der 
Zeitschrift d. hess. Geschichtsyereins veröffentlicht worden* 



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392 Aomerkungen zu B. I S. 399—402. 



S. 399. Falkenhainer] == Fnlkenheincr, welcher 
in Bd. I — III d. Xa, d. V. f. liess. Ges. eine Anzahl AoMiae 
veröffentlichte. 

S. 400 no. 206]. Antwort auf L.s Br. 3 v. 13. 1. 1886: 
. . . . yHinBichtlicn des Christenbergs erlaube ich mir noch 
einige Bemerkungen. 1240 findet sich Kesterbnrg snerst 
nnd diese Namensform bleibt bis gegen das Ende des 15. 
Jahrh. Erst im 16. Jahrb. finde ich Christenberg. Schon 
1240 findet sich K. als der Sitz eines LanddocVinntpn. wa^u 
doch nur die ältesten, wonio-stens wichtigern, Kirchen erwählt 
wurden. . . . Wie aber konnte sich Kesterburg in Christen- 
berg verwandeln. . . . Diese Umwandlung schien mir einiges 
Analoge mit dem hessischen Eespem fiir Kirschen m 
haben. Wenn Ew. Wohlgeboren mir hierüber eine nnr 
etwas bestimmte Ansicht mittheilen könnten, bo würde mir 
dieses sehr angenehm seyn, indem ich eine Geschichte die- 
ser Kirche, wozu ich Verschiedenes gesammelt, für eines 
der nächsten Hefte unserer Zeitschrift bestimmt habe. . . .* 

ö. 401 no. 208]. Darauf erwi(].-rt L.'g Br. 4 v. 8. 5. 
1836: .... , Morgen ^ehe icii nacli Marburg. .. Namentlich 
werde ich nach Nachrichten über den Ghristenherg forschen. 
Ihrer in Ihrem letzten gütigen Schreiben geäuszerten Ver- 
muthting, dasz Kester sich wohl anf den h. Castor be- 
ziehen möchte, kann ich nicht beistimmen, weil nie Castor 
sondern st^ts Kester gof^^hrieben wird und sich dann ^e- 
wi«?z auch der Zusatz heilig finden würde, wie dieses st^ts 
bei den Orten der Fall ist, die ihren Namen einem Hei- 
ligen zu vfcidankeu haben. ..." — Vgl. auch W. Kolbe: 'Der 
Christenberg im Borgwald' Marb. 1879. 

S. 402 no. 209]. Antwort anf L.*s nndatirten Br. 5 
(praes. 5. 1. 1855J: «Thenerster Landsmann I Unmöglich 
kann ich die Anlagen an Sie abgehen las?^en, ohne den- 
selben einige Zeilen beizufügen. Gewisz ik hm» n auch Sie 
Interesse an der projektirten Beschreibung der deutschen 
Gaue. Um das grosze Unternehmen zu fördern habe ich 
ein Exemplar der Beschreibung der Wetterau der dortigen 
Akademie übersendet nnd dieselbe gebeten , dnrch einen 
Ansspmch das Vorhaben zu empfehlen. Es würde dadurch 
eine Anregung gegeben werden, welche sicher heilsame 
Folgen haben würde. Haben Sie die Gfite das Gepnch 
durch Ihren Einflusz zu unterstütztMi. Indesz wäre e.«i mir 
auch sehr angmehm, wenn Sie sich persönlich gegen mich 
aussprechen wollten. . . . Was sa^en iSie aber zu der von 
mir nachgewiesenen eigenthümlichen Dreitheilonff. Als 
ich snerst WaitE davon schrieb , hat dieser meine SUtthei- 
Inng dnrch Schweigen beantwortet. Ich habe es ihm nicht 



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Anmerkangeii za B. I S. 402-400, 



393 



übel genommen, denn riufT einfachen Versicherung würde 
ich eben so wenig Glauben schenken. Indessen überzeuge 
ich mich immer mehr von der Wahrheit , denn auch im 
fränkischen Hessen n. im Oberlahngaue , mit denen ich 
jetct beschäftigt bin, wiederholt sich fort und fort dieselbe 
Thatsache. Ja, was den letztern betrifft, so erhält meine 
frühere Bohanptunc: ^ (Territorien etc.) dav^7 derselbe ein 
von den Hessen unterworfenes Gebipt sey, durch Jone Drei- 
theilnno; eine auffallende Bestätigung. Der Niedcrlahngau 
hm IIa mi ich d, der Oberlahngau 3 Centra, also waren beide 
ein Ganses, Dasn kommt dann noch , dasz der Oberlahn* 
ean keinen Centralpunkt hat, sondern aas drei abgeson- 
derten nnter verschiedenen Grafen bestehenden Theilen 

besteht " — Auf no. 209 erwidert L.'s Br. 6 v. 1. 5. 1855, worin 

L. für Gr.'s Urtheil i\her seine Arbeit dankt und sich weiter 
über sein Unternehmen verbreitet. L.'s Br. 7. v. 28, 1. 1862, 
womit er eine neue Abhandlung übersendet, beschiieszt die 
Correspondenz. 

S. 403. DroTikr] Ernst Fr. .lob. T). Codex diplom. 
Fuldensis Cassel lb5ü 4. Erst 1862 erschien dazu ein 'Register' 
V. Jul. Schmincke. 

S. 404. Kurfürstin Auguste] Tochter des Königs 
Friedr. Wilh. II. v. Preuszen, sie starb 1841. Über die freund- 
lichen Gesinnungen, welche sie ^egen die Brüder hegte, die 
schon von 1809 her datirten, aber dem Fortkommen der Brüder 
in Cassel am meisten geschadet haben werden. Tgl. noch 
Briefe m. v. Meusebach S. 356 f. u. 369. Wie hoch diese 
unglückliche Frau in der Achtung ihrer hessiscb u Unter- 
thanCTi F^tfinr!, dnfnr 7e'^^^ aucb das schlichte Denkmal nuf 
der nach ihr benannten herrlichen Kuppe ,iAugustenruh- 
in Marburg (v^l. S. 125 u. Anoi. zu S. 127 .Tusti). — 
1830 hatte die Kuriürstin die Brüder in Göttingen besucht 
(vgl. W. Gr. an v. Meusebach S. 136) und im Herbst 1830 
war Wilhelm bei ihr in Fulda (vgl. II. 225 S.*s Br. 64.) Dass W. 
in den 20er Jahren bei ihr die Stellung eines Vorlesers versehen 
hatte, ergiebt der obige Briefwechsel ; ygl. dazu die Stellen aus 
VölkeFs Brief in Anm. zu S. 61. — Die „Briefe aus der 
Correspondenz der Brüder mit der Kurtürstin Auguste u. 
ihrer Tot litcr Marie", wnrdpn mir von Herrn Regierun^srath 
Budolph Grimm ^ütigat zugeMtellL. Sie ergeben überdies, 
dass die Knrfarstin bei W.*8 Tochter Pathe stand und sie 
reichlich beschenkte. 

S. 400. Leben d. Herzogin von Brieg]. toL 
8. 411. Gemeint ist das seiner Zeit Aufsehen erregenae 
Buch des Synd^cns von Brieg Koch: ^Denkwftrdigkeiten ans 



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394 Aimierkungen zu B. I S. 409—416 u. B. II S. L 



dem Leben der .Si"bylla* Brieg 1830, welchps das Hans- nnd 
Tagebuch Val. Gierth's, Rotbgerbermeisters zu Brieg wieder- 

geben will und reichliche Nachriehtpn von Dorothea 
ibilla Herzogin von LiegniU u. Brieg (Tochter dea Kurf. 
Ml Geor^ y. Brandenb.) eatliilt. Naeh einer Breda« 
1888 erachieneneB Untersnchnng v. H. Wuttke ist dieaes 
Buch indessen grOsztentheis Koches Erfindung. Die Fälschnng 
hatte Forscher wie Stenzel und Menzel irregeleitet. 
hierüber noch Grünhagen in d. allg. deutschen Biograi^hie 
V 359. 

S. 411. die letzten traurigen Auftritte] welche 
durch das Zerwür&iss der Eurfürstin mit ihrem Sohne dem 
KnriirmaeD Teranlaszt waren. Siehe eine Schilderung der- 
selben in Fr. Müller, Kassel seit 70 Jahren S. 264 ff. Vgl. 
anszerdem hier II 227 Saabedissens Br. 66 23. 12. 1831 
IL II 265 einen Br. J. Gr.*s an Hupfeld. 

S. 418 Z. 6.] 1. Ffofr=^pnr st. Prosaor. 

S. 416. die Prolessoren in alt er th üm liehen 
Talaren n. Baretten]. Bekanntlich war aus Anlassder 
Einführung dieser Festkleidung zwischen J. Grimm u. 
Chr. Dahlmann eine Torfibergehende MeinnngsYerachieden* 
heit entstanden, worüber ygl. AUg. Zeit* 1^ BeiL no. 
168-9. 



Band IL 

8. 1. Ich habe . . . nach erhaltener gn&* 
digster Erlanbniss jura studirt.] Für Jacob 
fehlt eine derartige Notiz. Bis 1830 bedurften alle Lan* 
deskinder die nicht einer schriftsässigen Beamtenfamilie 
angehörten, eine ausdrückliche Erlaubnisz dea Kurfurstea 
wenn sie sich den Universitätsstudien widmen wollten. 

S. 1. Ich habe mich im Sommer 1806 in Mar- 
burg öffentlich examiniren lassen.] Die wider- 
•precnende Angabe in der Autobiographie ^Im Frülgafar 
1807 wurde ich examinirt* (Justi S. 171) ist unrichtig. Aus 
den von mir nach langem Suchen au%efundenen Acten 
der Jurist. Facultät (Decanalien vom Jahre 1806) geht her- 
vor, dasz Wilhelm Grimm , der seit Jacobs Rückkehr aus 
Paris d. h. seit £nde September 1805 mit ihm in Cassel 
bei der Mutter lebte (vgl. Justi S. 154), am 14. Mai 1806 
geprüft werden sollte. Er reichte jedoch f^endes Gesuch 
um Aufisohub ein : , Wohlgeborener Heir, Eochnmrelimr 



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4 



Anmerkungen za B. II S. 1. 396- 

doT Herr Professor! Die Heftigkeit eines wiederholten 
Anfalls meiner Krankheit macht es mir leider unmöglich, 
£11 der so gütig bpstimmten Zeit in Marbnrg zn erscheinen, 
nnd die Bitte oei Eurer Magnificenz nothwendig: meinen 
Examen noch 8 Tage aufzuschieben, nnd mir daher den 
21. Mai festzusetzen, oder, wo diesz iiLclit geht, den nachät 
möglichen Tag. — Ich hoffe, dasz, weil ich ohne alle Schuld 
hin, Eure Ma^ificenz die Bitte um Venseihnng, durch diese 
Sache, Ihre vielen Geschäfte noch vermehrt zn haben, gütig 
aufnohmon Tverden, wie die Versicherung der ffröszten Ehr- 
erbietuTiLT. mit der ich verharre Eurer Magnificenz gehor- 
samster Diener Wilhelm Carl Grimm, Cassel am 6. Mai 1806.* 
Der Aufschub wurde bewilligt und die Prütuug land am 
21. May 1806 statt. Das Protocoll darüber von Decan 
Bobert aufgestellt besagt: „Die hentiffe Yersammliiiiff war 
ED dem Examine pro advocatura des Gandidaten Wilhelm 
Grimm aus Hanaa bestimmt. Es examinirte A) Herr Vice- 
kanzler Erxleben: 1^ an*^ d^^m bürgerlichen Rechte die 
Lehre von den Erbschafts- Klagen ; 2) aus dem Kirchen- 
rechte die allgemeinen He^niffe von der Kirche, Kirchen- 
Gewalt, dem j'ure circa sacrUf der in Teutschiaud recipirten 
Kirchen nm ihren Verhältnissen; B) Herr Ftofessor 
Bücher ans dem teutachen Staatsrecht die Lehre Yon der 
Regierungsform des Reichs, der Person des Kaisers, dem 
Reichstage : C) Herr Prof. Weis fragte : 1) aus der Rechts- 
gpfchichte von den Bestand t heilen des corporis iuris 
romani; 2) auH dem bürgerlichen Recht von der testamen- 
tarischen Erbfolge; D) Herr Prof. Bauer examinirte: 
1) aus dem teutächen Privatrecht die Lehre von der Güter- 
gemeinschaft nnter Eheleuten ; sodann : 2) ans dem pein- 
lichen Rechte von dem Begriffe und den Erfordernissen des 
Verbrechens; £) Ich fugte einige Kragen hinan 1) aus dem 
Lehnrecht von der Infeudation; 2) aus dem bürgerlichen 
Process von dem Einreden. — Das Conclusum ging dahin, 
dasz dem Cand. bezeugt werden solle : er habe aus allen 
Theilen zur Zufriedenheit der Facultät geantwortet. Ich 
nahm hiervon das Staatsrecht in meinem ixfto ans/ — 
Hieranf wurde dem Examinanden folgendes Zeugniss ans^ 
, gestellt: «Qui per bienninm annique dimidium in hac 
alma nostra studiis legitimae in|)rimis scientiae laudabili 
diligentia incubuit Guilielmus Grimm , Hanoniensis, vitae 
integritate morumque probitate conspicuus, ad examen pu- 
blicum, forum petituris praescriptnm, hac ipsa die ab ordme 
nostro admiäsus , responsionibuä äuis ad quaestiones ex 
historia inns de partibns corporis inris romani, ex iure pn- 
blico germanioo de forma regiminis Imperii , persona Im- 



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396 



Anmerkungen z. ß. II S. 1 — 



peratoris, deqnf coraitiis impf rii , ex jure criminali de 
notione et requisitis delicti, porro ex iure ciuüi romano de 
diuiflione hereditatis in succeasione testamentaria, 
atque de actionibuä ex iure hereditario descendeu- 
tiboB, ex iure f^ermanico prinato de commnnione bo- 
norum inter coniuges, ex iure ecclesiastico de notione eccle- 
nae, poieetate ecclesiaätica et iure circa sacra maiestatico» 
nec non de relip^ionibus in Germania receptis earumque 
ncxu, ex iure feudali de infeudatione, deniqne ex proceasu 
ciuili de notione et distinctionibus exceptionum, ipsi pro- 
poaitas nobis Batisfecit. Quapropter hoc ei testimonmm 
sifirillo ordinis nostri munitum decreuimus. D. in Academia 



Marpurgica d. XXL m. Mail d. MDCCGVL* Die Angabe im 
Eingang dieses Zengnisses, dasz Wilhelm 5 Semester in 
Marburg stndirt habe, stimmt nicht sn der Angabe seiner 

Eingabe vom 11. 12. 1813, wonach er nur von 1804—6 da- 
selbst studirt habpTi will, eine Angabe, welche bestätigt zu 
wer'^lon scheint, wenn W. in seiner Autobiocrraphie (Justi 170) 
sagt: „Ich hatte mich einiger Maszen erholt, als mich im 
Frühjahr 1804 Jacob nach Marburg abholte, wohin er voraus- 
gegangen war". Dem gegenüber sagt aber Jacob in seiner 
Autobiographie (ib. 151) ausdrücklich : »Im Frühjahr 1802, ein 
Jahr früher als Wilhelm, der um diese Zeit lange und ge- 
fährlich krilnkelte, bezog ich die Universität " Diese Angabe 
wird durch die weitere, dasz im Sommer 1804 Savigny, von 
dessen Vorlesungen auch Wilhelm mehrere gehört zu haben 
angiebt, iMarburg verliesz. (Aua der Statistik des Lyceum 
Fndericiannm von Orosz, Gymnasialprogr. von 1879 ergiebt 
sich nur dasx W. 1799 der Qnarta angehörte und 1802 ans 
Obersecunda znr TTniversität abging. Wie W/s obige Worte 
andeuten, bezog er krankheitshalber nicht sofort mit Jacob 
die Universität). W. hat sich wie hinsichtlich der Prü- 
fangszeit, also auch hinsichtlich des Hprrinns -leiner Studien 
geirrt (vgl. auch Rassraann in Krs( h u. Grubers Encycl. 
8. 276, Anm. 3.) Auch das Datum der Doctorpromotion 
giebt er (Jnsti S. IBB} unrichtig an, ebenso anch den Hoch* 
zeitstag seiner Schwester Lotte (vgl. LS. 212) nnd die Jahres- 
zahl einiger nach Neujahr geschriebener Briefe. — J. Gr. hat 
scheint es die Facultätsprüfung nicht abgelegt vgl. I. S. 109. 

S. 3. Zur Ernennung v. W. Grimm zum Secretarius 
vgl. I. S. 4 u. 6 , Freimdesbhefe S. 20 u. Briefe aus d. 
Jugendzeit S. 224, 248. 

S. 4. 2) vgl. Br. an Jacob v. 5. Mai Briefe aus d. 
Jngendseit. 8. 320. 

S. 4. Zwei meiner Brüder] Karl n. Lndwig. Der leti- 
tere als Offtcier, ygL Anm. za L S. 24. 




Anmerkongen zq B. II S. 5—12. 397 



S. 5. zwei jüngere GeschwiaterJ Ferdinand 
Vgl. L S. 25) v. Lotte. 

S. 6. 8) vgl. I, S. 4 no. 8, Br. an Jacob v. 3. n. 12. 
Kot. (ib. S. 376, 384). 

S. 6. Enseroth], vgl. (Iber ihn Briefe ans d* 
Jugendzeit. 

S. 7. Zwischen 4) u. 5) sollte ein neues Gesuch v. "W. 
Gr. um Gehaltsvermehrung und die zweite Bibliothekar- 
steile stehen, welches nach einem Brief W.'s an J. v. 5. 11. 
1815 (Jugendbr. 8. 482) mit •bemhet'^ abgewiesen war. Eb 
findet sich aber in den Acten davon keine Spur. 

S. 7. Wegen dieser Reise nach Frankfurt u. weiter 
vgl. Anm. zu T. S. 27. Auf der' Rückreise muss W. eine 
spassige Verwechslung widerfahren sein. Thomas schreibt 
ihm darüber am 22. 10. 1815: „Dasz Sie als Kron-Prinz 
von Preuszen im Postwagen den Magistrat in Wabern im 
Schlafe fanden, wird diesem znr ewigen Schande gereichen 
n. ich weis nicht wie er das gut machen kann. Ich wfürde 
ihm rathen, in Zukunft so weine, wie die zn Schiida 
zu werden, seine Thaten u. Reden aufzuzeichnen und sie 
Ihnen mit goldnen Buchstaben auf Purpurpergament, etwa 
in einer Hs. aus dem b. Jh. zu überreichen, damit sie in 
den giObzen Vorrath kämen, wo die geladenen Flinten von 
hinten feuern.* 

8. 7« Prof. Conrad!], vgl. I. 8. 24. 

ib S. 10. Ableben Voelkels]. Er war am 81. Jan. 
1829 gestorben, vgl. Anm. I, 8. 61, 125, 266. 

ib. S. 12. no. 13] vgl. Briefw. m. v. Meusebach S. 122 
wo Wilh. Gr. im Nov. 1829 schreibt : ,ünser am Mittag 

eingereichtes Abschit dsgesuch erhielten wir schon am an- 
dern MorfTpn f3:e%vahrt, die einzige schnelle Beförderung, 
der wir uuh im li^^ssischen Dienste zu erfreuen gehabt. Der 
Kurfürst hat geäussert : 'Die Herrn Grimms ^ehen weg! 
groszer Yerlnstl sie haben nie etwas für mich gethan!' 
Als eine besondere Anfmerksamkeit dürfen wir betrachten, 
dasz, wälurend die Bescheinigung der Behörde, worauf die 
£ntiai88ung erst konnte ertheilt werden, dasz Archiv, Siegel 
in ordentlichem Zustande übergeben worden, erst am 2. 
Nov. auszustellen möglich war, doch der förmlich' Abschied 
in den Oct. zurückdatiert wurde, um uns den Anspruch auf 
die laufende Besoldung zu entziehen. Den 2. Nov. um halb 
12 Uhr habe ich das leMe Bnch , ein jnristisches anfge- 
stellt u. 8. w." Vgl. auch oben I. S. 404 Anm. zu I. a 112, 
sowie TL 251 u. 253 m., wo ebenso wie im Briefwechsel m. 
V. Meusebach S. 124 des! 6 Wochen später erfolgten 'lirritus 
conatus* die Brüder zu halten, gedacht wird. Vgl. U 158 u. 



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388 



Anmerkangen sa H £L IS. 



8. 18. Die Acten über J. Chr/s Kiesion uind ent seit 
dem 3. Aug. 1881 dem hiesigen Arehiv ei&varlaibt, nämlich 

mit den Acten der Verwaltung des ehemaligen kurfürst- 
lichen Hausschatzes, welche erst nach Res]rclung des Agnaten- 
Processes an das Archiv abgegeben worden sind. Archiv- 
rath Dr. Könnecke hatte die Freundlichkeit uuch auf die- 
selben aufmerksam zn machen und mir die Veröffentlichong 
deneiben bo überlaMen. Hierfür, wie fOr die IreandUdie 
Hilfe bei diesem wie bei so mmnahem andern Anläse meinen 
besten Dank, der sagleieh anoh den andern Beamten des 
Archive. insbcRondere den Herren Archivaren Dr. Reimer 
and Dr. Wmter gebührt. 

ib. V. Carlshausen]. Buderus v. C. hatte sich in unter- 
geordneter Stellung das Vertrauen des ii-urlürüteu ei worbßu 
und hatte während der westphAliscben Zeit in Prag seine 
Geldangelegenheiten besorgt Er wurde nack dar Raek- 
kehr d. Kurfürsten geadelt u. vom geh. Kriegirath zum 
Kammerpräsidenten ernannt. In diesen Stellungen gelangte 
er (nach Wippermann 8. zn Keichthümern. Nach sei- 
ner Hückkehr von Fans wurde er Gesandter des Kurfürsten 
beim BnndeHtai^ iv^^l, Anm. II. 72) u. danach Präsident der 
Regierung m Uaiiau. In der Correspondenz der Brüder 
dnmm ans der Jngendseit wird er immer als Bndents er- 
wftkntw Wie nnbeliebt er in Cassel war, geht ans einer 
Correspondenz, welche W. Gr. dem Rhein. Merkur ein- 
sandte, hervor, (no. 224 Mont. d. 17. 4. 1815 =- Kl. Sehr. 
1. 546 — 7). Zum Bundestag sollte ihn Jacob als Socretär 
begleiten und auch Thomas hätte ea gern gesehen, weim dieser 
die Stellung angenommen hätte. So schreibt er an Wilhelm 
d. 12. 12. 1815 : «Senator Smid ist hier .... Er glaubt, dasz 
der Mensch Garlsbansen) die Oesckäfte nicht verstebe n. 
dasz Jacob sie fSÜbren könne, mithin die Sache in die 
Hände bekäme ; was doch va vielem gut wäre." 

S. 13. Dip Angelegenheit der Rückerstattnnf^ der aus 
Cassel entführten Gemälde hatte nach Geheimrath Buderus 
von Carlshauaens Berichten an den Kurfürsten bis zu seiner 
Abreise Ende Sept. folgenden Verlaufgehabt: 

Bericht 1. (v. 5. 8. 1815): „Über die Kunstsachen . . ist 
befohlen worden, dasz alles erst im diplomatischen Wege 
ausgeglichen werden müsse nnd ich habe alle Einleitungen 
daan schon gemacht.' 

2. 9, 8.) bestätigt den ausdrücklichen Befehl des 
König"?^ von Preuszcn , dasz hinsichtlich der Abgabe der 
Kunstsachen die Berechtigten ihre Ansprüche bei den ver- 
bündeten Mächten geltend machen müssen; doch habe er 
den Fürsten Blücher Wahlstadt in Rambouillet bewogen, 



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AnmerkmigeB ni B. n S. IS. 



sich zu Hesaens GuBsten bei dem Fürsien v. Hardenberg 
la Terwendeii, ebenao habe derselbe den Steatem 

Bibbentrop brieflkb ersucht , für möglichst schnelle Ab* 
gäbe der Kunstsachen zu wirken. Er habe aich dann ebenio 

wie der Braunschweigische Commissar von Münchhausen 
direct an den Direeteur gener al du Mus^e Denon gewandt. 

4. (v. 15. 8.); „Vom frühen Morgen bis in die späte 
i^acht bin ich wegen der Eunstsachen herumgelaufen und 
doch noch nicht am Ziele/ Nach uDzäbligen iiemüimugen 
«et ünn militoirisolie Hilfe suge^a^gt, wenn die gntwilufe 
Böckgabe verweigert würde. Denon habe sich wie ein 
wahnsinniger Mensch bei der Rückgabeforderang betragen 
und gerufen : aemt le$ kHom du Mmh^ on m doU pas 
UiS renäre'. 

5. (v. 17. 8.): ,Mit den Kunstsachen bin ich noch um 
nichts weiter." ... In einem Schreiben des Ministers des k. 
Palastes Qraf v. Pradel an Staaterath Ribbentrop, sei 
«UerdinjKS «ine befriedigende Antwort an ihn, ¥. Gaikhausen« 

in Aussicht gestellt. 

6. (v. 18. 8.) Die Antwort v. Pradels sei voUstftndig 
xnfriedenstellend. (Sie ist in den Acten). Er, v. C, werde nun 
mit möglichstem Fleisse in r'aris und in den auswärtigen 
Schlössern nach dienen Gegenständen forschen und seine 
Abreise thunlichst beschleunigen. (Unter dem 27. 9. erfolgte 
hierauf von Cassel aus ein Dankschreiben an den König v. 
Frankr. sowie die Genehmigung, dass G. seine Rückreise 
nach R&okgabe der Knnstsachen antreten kdnne.) 

7. (v. 22. &j: «Bis hente habe ich nnn 205 Gemihlde 
in EmpUatg genommen.* Er sei so schnell warn ge- 
kommen, weil er die Vorsteher des Mus^e schon 2 mal zum 

Essen gebeten hätte. Die Franzosen suchten sich auf alle 
Weise der Rückgabe zu entziehen. ^Mehrere Gemähide be- 
finden sich in Compiegne, Rambouillet, Lyon, Brüssel, 
Strasburg u. an anderen Orten, deren Wiedererlangung noch 
manche Schwierigkeit haben wird. Von den48QemUilden, 
welche der General la Grange tot der Ankunft des Di- 
raetors Denon aus Cassel hatte wegbringen lassen*, seien 
überhaupt nur 36 nach Malmaison gelangt, die andern seien 
niemals zum Vorschein gekommen [vgl. II 406 zu S. 50]. ..Die 
Direction des Musäe hat sich in früherer Zeit die gröste Mühe 
gegeben, um diese Gemähide zu erlangen, alle ihre Nach- 
fi>rschuiigen musten aber aufhören, als Napoleon auf ihre 
AnBcige von der Weigerong der Kaiserin aar Herausgabe 
die Entechesdimg ertheihe : eile ne seroit pas Impiratri/ce^ »i 
slh Offiroit autrement. Nach BngeUand soll nichts von 
diesen Gem&hlden verkanft werden seyn.* 



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400 



Anmerkongen xu B. II S. 18. 



9. (v. 26. 8.): Gestern sei Halmaison dnrehsnchtt 

doch seien nar 4 der 48 Gemählde daselbst vorgefunden 
^lrgL oben S. 47) und su deren Wiedererlangung die nÖihiflen 

Vorschrittc gemachi. Nach dem Tode der Kai^^rrin Jo- 
seph ine hätten die Directorfn des Museums wieder alle 
möglichen Schritte gethan um die 48 Bilder in das Museum 
zu bekommen, aber vergeblich. Die Franzosen hätten die- 
selben auf 780,000 Franken gesch&tzt .... Von den von 
La Grange ans dem Museo in Cassel genommenen n* in 
2 Kisten verpackten Sachen , von welchen von Oberbofrath 
YSlkel am 16« 9. 1806 ein Verzeichnis aufgestellt worden 
sei, befinde sich nirhts in den Museen. Er werde ev. einem 
Advoc. die Vcifoigung der Sache gegen La Grange über- 
geben und wenn die übrigen Sachen fertig seien abreisen. 

11. (v. 30. 8.) Betritit die Verschickung der Gemählde. 

12. 4. 9,)i »Nacb den von Pro£ Robert mit- 
gebrachten Yerzeicbnissen bat der Director D e n o n in 
Cassel überhaupt 299 Gemählde genommen. Hiervon sind 
abgeliefert 271 Stück**, 1 sei beim Einpacken in Cassel ge- 
stonlen, 1 ein Kind mit einer SeifenVdase v. Mieris soll 
nicht in das Museum gekommen sein. In den Zwischen- 
jahren seien entwcmlet in auswärtifren Schlössern 4. „Es 
hängen in Strasburg 9, Brüssel 2, Lyon 4, Tcmlouse 1, 
Gaen 1, Rambouillet 2, Fontainebleau 1, H6tel de TEmpire 
in Paris 1." Das Zimmer, in welchem letzteres sich be» 
finde, sei derzeit unzugänglich. „Eine Kirche von Peter 
Neefs findet sich nicht mehr.^ Die 21 somit restirenden 
Bilder sollten mit anderen Preuszen gehörigen nach Paris 
gebracht werden. ;,Ich bin gesonnen, den hiesigt n Mahler 
Unger, welcher ein Schwenteraohn vom verstorbenen iii- 
spector Tischbein — u. in der GaUerie zu Cassel erzogen 
worden ist, zum Empfange dieser 21 Gemfthlde, u. zar Be- 
sorgung des Transports nach Cassel zu bevollmächtigen, 
wen mehrere Monate verstreichen werden, bis sie zusammen- 
gebracht worden sind. Er kennt die Gemählde ebenso gu*» 
wie der Prof. Robert. 2 Gemählde, welche nicht in aem 
Verzeichnisse der genommenen Sachen ständen, seien ihm 
noch übergeben , er habe also 278 erhalten. Die aus dem 
Museo durch Denon entnommenen Sachen seien ihm eben- 
&lls zum TheU schon übergeben." 

14. (v. 14. 9. 1815) stellt den Bericht 16 in Aussicht. 

16. (v. 20. 9. 1815, bis auf die Respectformel u. Unter- 
schrift V. Grimmas Hand) r 

,Mit Beziehuno- auf meinen ailerunterthänigaten Bericht 
vom 14. d. widme ich diesen submiszen Vortrag lediglich 
den vom Gouverneur La Grange in Caszei vor der An- 



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Anmerkungen za B. II S. 13. 



401 



kiinft des Directon Denon genommenen nnd der ver- 
storbenen Kaiaerm Josephine nach Malmaiaon geechicktim 

Gemählden. 

Ich hatte den Staatsrath Ribbentrop um die nöthi^^e 
Hülfe zur Wegnahme der an letzterem Orte noch befind- 
lichen Tier Gemähide ersucht und von diesem wurde der 
Kriegs Commissarins von Martens beauftragt dem Geschäfte- 
trftger der Beauharnaischen Familie, Chevalier Sou- 
lange zu bedeuten, dasz man die befragten vier Gemähide 
mit Gewalt nehmen werde, wenn man sie nicht gutwillig 
aushändigen wolle. 

Der Chevalier Sonlui^ge antwortete in dera sub 1 bei- 



gehOrten, welche von 8r. Maj. dem Kaiser Ton Rnsuand in 
Qefolg älterer Unterhandlungen gekauft und dem Forsten 
yon Wolkonsky seit dem Einmarsch der allürten Armeen 
in Paris übergeben worden seyen. 

Niemand hielt den Handel für richtig, der General 
VOnGneisenau, an welchen ich wegen der Auswirkung 
der militairischen Hülfe zur vorläufigen Wegnahme der vier 
Gemähide in dem von den Engelländern besetzten Schiosze 
Halmaison gewiesen wurde, verweigerte aber auf mehr- 
maliges Ersuchen seinen Beistand gänzlich nnd der Staats- 
rath Ribbentrop ertheilte keine Antwort mehr. — Ich 
habe raich darauf an den ruszischen Staats-Minister Grafen 
KeHsdrode und den Fürsten von Wolkonsky, nach- 
dem mehrere Bemühungen eine Unterredung zu erlangen, 
vergeblich gewesen sind, in den Anlagen sub 2 u. 3 schrift- 
lich gewendet und ge^en den Ankauf der 48 Gemähide 



Dis heute noch keine Antwort — u. von diesem in der An« 
läge sub 4. die Nachricht erhalten , dasz er einige von den 

in Malmaison zu verkaufen gewesenen Gemählden angekauft 
und in das russische Gesandtschaftshaus hätte bringen 
lassen. 

Da hiernach die verkauften Geraählde weggebracht 
worden sind, so fand ich gut, den Herzog von Welling- 
ton in der Anlage sub 5. um eine Ordre an den englischen 
Gteneral in Malmaison, dasz er sich der Wegnahme der 
vier Gem&hlde daselbst nicht wiedersetzen möge — den 
Fürsten von Wolkonsky in der Anlage snb 6 nmdie Be- 
zeichnnn«^ der angeblich gekauften einigen Gemflhlde in 
dem ihm mitgetheilten Verzeichnisse der 48 Stücke titkI den 
Fürsten von Hardenber^^ in der Anlage sub 7. um seine 
Verwendung zur Wiedererlangung der 48 Gemähide zu 
bitten. — Der erste hat mir auf einmalige Erinnerung in 

£. btengeL Acten der Brüder Grimm. 26 





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402 Attmerkimgeii sa B. II S. 18. 

der Anlage sub 8. geantwortet, dasz nach dem Beschlusze 
der Minister von den verbündeten Mächten die vier Ge- 
mfthlde nicht weggenommen werden konnten, man nch aber 
über die Zurückgabe der sämmtlichen Gemähide berath- 
schlage nnd ich weiter beschieden werden solle; vom zweite 
ist anf vifTmflligo Erinrjprnnfii'en (rar keine Antwort gep^eben 
worden und der dritte hat auf zweimalige Erinnerung in 
der Anlage snb 9. die Antwort an mich gelangen laszen, 
dauz das Ministerialconseil der verbündeten Höfe sich schon 
mit diesem wichtigen Gegenstand beachftftige, nnd ich anf 
die lebhafteste Theilnahme nnd Unterstüttnng des prenni- 
achen Ministerii rechnen kOnne. — Dnrch den hier an* 
wesenden Handelsmann Toussaint den jüng. ans Hanau, 
welcher lange in Petersburg war und viele ruszi^^cbe Con- 
nexionen hat, habe ich zu erfahren gesucht: welche Ge- 
mählde des Kaisers von Ruszland Maj. besitzen; mein 
Bemühen ist aber ebenso wenig von Erfolg gewesen , als 
nnifthlige andere Terrache, welche ich cur Bemrdemng der 
Wiedererlangung gemacht habe. — Ich bef&rchte nicht den 
Yorwurf irgend einer Versäumnis in dieser Angelegenheit 
und der indoggen hier eingetroffene Leg'ationffecretarius 
Grimm wird entweder dnrcn den Mahler Unger die Ge* 
mählde in Empfang nehmen laszen können oder von der 
Unmöglichkeit der Wiedererlangung Anzeige machen. — 
Vertraulich ist mir eröffnet worden, dasz nach den öster» 
reichiachen, englischen nnd preiwachen Abstimmnngen die 
Wiederaushäncugnng der Gemähide ganz bestimmt — nach 
der rusiischen aber gar nicht zu erwarten ist. — Der Lord 
Oastlereagh hat vorzüsfl ich mit dem grOssten NaAhdmcke 
auf die Zurückgabe angetragen.* 

Aus J. G r i m m 's Berichten ergiebt sich , dasz von den 
21 restirenden Bildern nach und nach abgeliefert wurden 
aus Fontainebleau (II S. 48) 1 Rubens, der von der Sieges- 
göttin gekrönte Mars (no. 5d nach dem Catalog von 17'S3, 
jetzt no. 188), das Gegenstück sn dem ans Caen nicht m- 
rückgelieferten (vgl. Anm. in II 8« 69), ans Rambouillet 
(II 8. bb) 2 Miffnon (alt no. 68 n. 70, jetzt no. 597 u. 596), 
aus Lyon 3 Bilder (II S. S2), das vierte dort befindliche wird 
noch in den letzten Tagen vor (jnmtii's Abreise ihm zu- 
gestellt sein (vgl. II S. 95u. 82), aus dem Hotel derRmpire 
n*helusson} 1 Bembrandt, Alter Mann mit Winkelmasz u. 
Feder an einem Tische (alt no. 18, jetzt no. 350), endlich 
gleichfalls in letzter 8tnnde 8 Bilder ans Strassbnrg (ein 
nenntes blieb daselbst zurück). Im ganzen also 16 Bilder, 
welche nach Roberts Angabe (s. Anm. U 69) Grimm und Unger 
mit nach Cassel brachten. Dazn kamen sp^r noch die 9 



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Anmerkmigeii sa B. II 8. 13* 



aoB Brfinel. Wegen dieser, sowie der 8 nieht sorück- 

ge^ebenen Bilder s. Änm. sa II S. 69. Vergeblich waren 
Bemühungen : 

1) wegen 45 Bildern von 48, welche General Lagrange 
bereits 1800 nach Frankreich schickte, und welche zum grossen 
Theil (8. II 406 Anm. z. 69) nach Schloss Malmaison ge- 
langten; V. Carlshausen (vgl. Anm. zu II S. 17 no. 3) hatte 
nur 3 Stück zurück erhalten, ein viertes, welches anfangs 
vorhanden war (eine Landschalt Berchem nach II 8. 47), 
war bei der Ablieferung auch verschwunden. Nach Toussaints 
BrmiUelnngen waren 88 dieser fehlenden 45 Bilder vom 
ru88. Kaiser angekauft (vgl. Anm. zu II S. 50) und 4 bereits 
früher von einem russ. General weggenommen worden 
(ib.). Unter diesen Bildern befanden sich (ib. S. 28) 4 Claude 
Lorrain 'die vier Tageszeiten' (no. 8, 17, 32, 41) u. der be- 
rühmte Potter *Jagdstück' (no. 62). Die *Carith' Leonardo da 
Yi]iei*s (no« 46) scheint nie nach Malmaison gekommen an 
sein (ih. 8. 41, TgL anch Anm. zu II S. 24). 

2) wegen der erst unter dem 19. October 1815 (vgl. II 
S. 69 f.) nachträglich reclamirten 18 Bilder (ib. S. 85) aus 
dem Casseler Schloss (ib. S. 83), unter denen sich (nach S. 79) 
3 Ostade befanden, welche in einer Ausstellung des Pariser 
Museums einige Jahre früher vom Maler Unger gesehen u. 
copirt waren nnd die Nummern 123, 124 n. 126 trafen. 
Von der Bttckliefenmg dieser Bilder mnsste nach Absdunss 
dea Friedens Abstand genommen werden (vgl. S. 94). 

3) wegen der 2 Kisten mit Kunstscb ätzen des Kasseler 
Museums (vgl. Anm. zu II S. 25). Bei der Aushändigung 
der grossen Masse der Bilder war ein Elzheimer verwecJ iselt 
worden, nämlich no. 292 (ecole allemande) des franz Cat. 
statt no. '294 abgeliefert. Auch hinsichtlich des Tintoretto 
in Brüssel bestanden Zweifel (vgl. 8. 97, Anm. ra n 8. 69). 

8. 18. man wünscht von Seiten d. k. pr. Be« 
hörde .... denselben hierher zu senden]. Man 
vgl. hierzu eine Aeusserung J.'s gegen W. v. 21. 10. 1815 
(Jugendbr. S. 479): „Die Freunde, die mich, da ich kaum 
los geworden war, nun wieder nach Paris jagten, haben mir 
einen ungebetenen Dienst erwiesen u. s. w. Unter diesen 
Freunden sind Savigny nnd Thomas gemeint Am 27. 7. 
1815 sehreibt Thomas an Wilhelm : .Richhom ist dieser 
Tftge durch nach Paris. Kr hatte Sie, ueber Jacob, der Sie 
nun zu Haus sejn werden, anf der Liste derer, die die fran«* 
zösischen Bibliotheken examinieren und respective leeren 
sollen. Savi^^ hat Sie ihm dazu empfohlen. Ich habe 
auch das memige gethan und wünsche, dasz die Sache zu 
Stand käme, es Ihnen auch nicht unangenehm wäre." VgL 
Idemi J.*s Br. an W. t. 13. 9. 1815 (von Maina ans ge- 

26* 



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404 



ÄamerkniigeB ra B. II 8. 18-~25. 



schrieben): »Am Samstag fd. 9. 9.) bekam ich plötzlich 
Befehl zufolge der noch eingetroffenen Berufung, von der 
Ihr beide wiast, woxaa meme Seele aber nicht mehr dachte, 
schleimig nach Parie m reisen.* 

S. 15. Bude ms] s. v. Carlshausen Anm. zu S. 13. 

S. 14—5. Kammergerichts-Bath Eich- 
horn] vgl. Anm. zu I. S. 175. 

S. 17. Z. 3. worauf ich 3 zurückerhalten] näm- 
lich zwei von Nicolas Pousäin und eins von Guido Rani ; vgl. 
Duncker in d. Zeitachr. d. Vereins f. hess. Gesch. u. Lau- 
desk. IX. S. 324. 

S. 24. Die Sache liegt so d*a8z sie mit der 
Zeit einmal Öffentlich in Deutschland zur 
Sprache gebracht worden musz.] Das f^eschah 
denn auch durch W. Gnram im Kheinischen Merkur no. 
Ö40 Mittw. d. 6. 12. 1815 = Kl. Sehr. I. 556 .hier werden 
berühmte Stücke vom ersten Hang: die vier Tageszeiten 
yon Claude Lorraine, eine heilige i amilie von da Vinci, die 
wnnderherrliche Charitas, die Kuh yon Potter tu a. ver^ 
misst .... Niemand dachte . . dasz sie könnten sorflck- 
gehalten werden, dennoch haben es . . . die Hussen gethan 
.... Der riiRPische Hof hat diese Gemälde fi'ir eine halbe 
Million i«ranken gekauft . . . Er schickte diese Artikel 
an Görrea am 21. 11. 1815 mit einem Brief (Görres Briefe 
n. b. 478) m dem (Mi iieiäzt : ^Eä ist doch schändlich, 
gerade die Meisterstttcke für dies Lnmnengeld ftr sicli ni 
nehmen. Ich überlasse Ihnen m müdem, wie es Ihnen 

fltdünkt." Nach Waagen ,Die Gemäldesammlung der 
remitage" S. 16 u. 20 zahlte der Kaiser für 38 dieser Bil- 
der sowie für drei Marmorstatuen Canovas 400,000 Rubel 
(vgl. noch Anm. zu II. , 17 u. 50 und die Angabe in 
V. Carlshausens Bericht no. 9 in Anm. zu II. S. 13). Wilh. 
Gr. 's Angabe beruht auf einer Mittheilung von Thomas vom 

22. 10. ^15: «W.*8 Bmder Lndwig der Haler habe einen 
grossen Arger gehabt Bethmann kam von Paria zurück 
n« ersfthlte, wie der Kaiser v. Russland die Gallerie v. Mtü« 
maison um 500,000 fr. gekauft. ■* lAehniich schrieb Th. an 

23. 10. 181Ö an ,J ] 

S. 25. in Angelegenheit der zwei Kisten] vgl. 
Ii. »S. 16 2) u. V. Carlshausens Bericht 9 (Anm. zu II. S. 13). 
Das in diesem Bericht erwähnte Verzeichniss ist 18^ in 
der Zeitschr. des Vereins t hess. Gesch. n. Landeskonde 
Bd. IX. S. 336 ff. von A. Doncker mitgetheilt. Sben da ist 
auch von ihm angegeben, dasz 1816 ein erneuter Versuch 
gemacht wurde dem Geraubten anf die Spur zu kommen, 
aber ebenso vergeblich. Die näheren Umstände des Raubes 



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Anmerkungen zu B. II S. 3S— 48. ^QÖ 

erpfeben sich ant den dort voranfgehenden Aufzeichnungen 

Völkcls viTid den dazu ^efiigten Krläuterungen Dunckers. 
Letztere erfahren hinsichtlich der geraubten Bilder durch 
vorstehende Anmerkungen einige Berichtigungen und Er- 
gänzungen. 

8. 38. Der Mahler Unger, der . . . dem Aller» 

fnftdigsten Herrn emptohlen zu werden ver- 
i e n t etc.] Nach v. Carlehausens Bericht 12 (Anm. za IL 
S. 13) war W. Ünger ein Neffe Tischbeins. Des weiteren 

8. ül)or ihn J. Hofmeister's gesammeltn Nachrichten über 
Künstler u. Kunsthandwerker in Hesaen herausgeg. v. Prior 
Hannover 1885 , wo indessen dessen Verwandtschaft mit 
Tischbein unerwähnt geblieben ist. Wegen der wieder- 
holten Erw&faniiBgeB seiner thfttigen Hilfe s. den üidez, 
erw&hnt mag besonders werden, dasz er nach II 8.88 seine 
Abreise von Mitte October bis in den December venchoboi 
nm Grimm in Brüssel bei ReclamirTing der dorthin gerathe- 
nen Bilder behilflich zu sein. Trotz alledem scheint U. für 
alle seine Opfer von der hesBiycben Regierung nicht die 
mindeste Entschädigung , ja nicht den mindesten Dank er- 
halten zu haben, wie das mehrfach erwähnte Actenfascikel 
Uber T. Garlshavaens Miidon ergiebt* Am 1. Oet. 1817 
ftberreiebte er endlicb dem Korfilriten eine Eingabe, worin 
er um Schadloshaltung fttr die gehabten Unkosten bittet 
und hervorhebt , dasz verschiedene Erinneninr^en bei 
V. Carlshauaen vergeblich gewesen seien. Letzterer und da- 
nach auf seinen Antrag der Gallerieinspector Robert wurden 
Uber dieses Gesuch zum Bericht aufgefordert. Obwohl nun 
beide, besonders aber Robert in energischer Weise Ungers 
Ansprueh anf EntBchftdigung befSrwoiteteoL lantete die am 
7*lUnl818 ffefasste Resolution: «bleibt omi* nnd weitere« 
bemgen die Acten nicht* 

S. 40. eine ihm v. dem preusz. C om mi ss. Hr. 
T. Martens eingehändigte Liste]. TgL v. Carla* 
bausens Bericht 16 in Aum. zu II S. 13. 

ib. auf d as fehlende vierte BildJ. vgl. S. 17 
oben n. S. 47, sowie v. Carlshausens Bericht 9 in Anm. sn 

n 8. 18. 

S. 41. Ich gestehe, dasz es mir kaum glaub* 
haft erscheint etc.] TgL Bericht 7 ▼. CarlabanB«» üi 

Anm. sa II S. 13. 

ib. Versuche der Minister ges chei tert etc.] 

vgl. ib. Bericht 7 u 9 v. Carlahausens. 

S. 48. der auch die ausgewechselte Urkunde 
mitbringt]. Vgl. dazu die Stelle aus dem nicht abge- 
druckten Bericht 4 (v. 9. 10.): .Gestern habe ich von 



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406 Anmerkungen zu B. II S. 48—09. 



Cassel mit der Briefpost den engl. Acceszvertrag richtig 
empfangen u. dafür 36 Franken Porto erlegen müszen. Dem 
zur Auswechselung dieser Urkunde Allergnädigst beordneten 
hanuov. LegaÜons-Rath von Bodenhausen habe icli 
Bolche nngesännit selbst Überbracht und er behält sich vor, 
in einem eigenen Schreiben seine Dankbarkeit für das ihm 
geschenkte Zutrauen auszudrücken." 

S. 50. dasz 38 Stück Gemähide für den 
rnsz. Kaiser eingepackt]. Diese Angabe Toussaints 
wird durch die von Waagen (Die GeraäMesammiung der 
Eremitage S. 16 u. 20; vgl. hier II 404 Anm. z. 24) be 
stätigt. y. Carlshausen war also falsch unterrichtet, wenn . 
er in seinem Bericht 7 (Anm. m U 13) behauptete es seien 
überhaupt nur 36 diener Bilder nach Malmaison gekommen. 

n S. 57. Brief an meinen Bruder], vgl. Er. 
aus d. Jugendzeit. S. 477. 

S. 69. wir sollten . . beweisen, dasz die 
Preuszen das Bild zu Caen gelaszen hätten., 
suchen die Franzosen . . Zeit Zugewinnen]. 
In diesem Falle war es ihnen thatsrichlich geglückt, das 
Bild (ö. unten) vo> zuenthalten und trotz der Warnungen 
Orimms und der Erinnerung des Galleriedirectors Robert 
kümmerte sich die hessische Regierung nach Grimms 
gang von Paris nicht weiter um dasselbe. Erst 1826 erin- 
nerte sie sich desselben und nun begannen breitspurige und 
kostspielige Verhandlangen zwischen dem hessischen Ge- 
sandten Kiviere und der französischen Kegierung , welche 
endlich \6S0 dazu führten, dasz der König der Stadt Caen 
das Bild abkaufen und dem Kurfürsten schenken wollte. 
Thatsächlicb ist auch daraus nichts geworden. Das näheie 
ergiebt das II S. 13 erwähnte Actenfascikel über v. Carls- 
hausens Sendung nach Paris, aus welchem auch hervor- 
geht, dasz laut einem Bericht des Oallericinspectors Robert 
über das Gesuch des Maler ünger (vgl. Anm. zu II S. 38) 
vom 3. 8. 1818 von den restirenden 21 Bildern 16 im Decem- 
ber 1815 zurückkamen und noch 4 Bilder vorenthalten 
waren: 1) Distribution de pain k des Soldats; 
oder Abraham u. Melchisedec etc. t. P. P. Rubens zu Caen | 
(alte Nummer 9G). 2) JJn Paysage; oder eine Land* | 
Schaft mit vielen Bäumen und einem Wasser auf dem Vor- 
grunde einige Bauern u. Ziegen. Von Johann Roth. In 
Strasliourg. (alte Nn tu in er 7(3). o) Tete d'homme oder 
Huijo (irotius in seinem mittleren Alter, mit einem nieder- , 
ländischen Kragen von Arnold von Kavesteyn. In Tou- I 
louse (alte Nummer 199). 4) Int^eur d'Eglise oder ein , 
Prospect einer Kirche mit Sftulen, und in derselben eine 



Anmerkungen sn B. II S. 69—122. 407 



Menge Menschen. Von Peter Neefs. In Paris (alte Nummer 
175). Das letzte Bild war nach v. Carlshaasens Bericht 13 
fAnm. m n 8. IHj in Paria nicht mehr vorhanden. Die beiden 
Bilder in BrttBsel ein Titian (LebenagroBses BÜdmss des Alfonso 
d* Avalos Marohese del Gnasto) und ein Tintoretto deren 
Auslieferung bereite Dec. 1815 (vgL S, 97) von der nieder- 
ländischen Regierung ztigpf^tanden war, sollen im August 
1817 abgelief^^^t worden sein ; falto no. 2u. 76, npue no. 25 
u. 11). Hinbiciitlich des Tintoretto (Bildniss eines alten 
Mannes) soll Kobert bestritten haben, dasz es das nach 
Cassel gehörige Bild sei, der KnrflUrst aber befohlen haben 
TOB weiteren Reclamationen Abstand zn nehmen. Tor- 
stehende Angaben ergänzen und berichtigen mehrfach 
Duncker's Aufsatz in d. deutschen Rundschau 1883 Febr. und 
noch mehr das in jeder Hinsicht ungenügende Schriftrhen: 
,Die GrOndiins^ der Hessen-Casserschen Gemälde-Gallerie u. 
ihre nachmaligen Schicksale. Cassel 1880.* 

S. 72. Ew. Hochwolilgel) auszeichnen- 
den K r 11 e n n u n g ] offenbar zum Bevollmächtigten beim 
Bundestage; vgl. II S. 91 Bericht 10. Auszerdem musz 
V. Carlshausen damals den Freiherrntitel erhalten haben 
und znm Camm^räudenten ernannt worden sein, darauf 
bin deutet die veränderte Anrede von Bericht 8. Vgl. 
Anm. KU II S. IB. 

S. 85. den Plan dieser Compensation fest- 
zustellen und . . . den Franzosen so annehmlich 
als möglich darzustellen] vgl. Jacob an Wilhelm 
V. 23. 9. 1815. (Briefe aus d. Jng. S. 471). 

S. 96. vielleicht auch noch eins aus Tou- 
louse]. Dasselbe ist überhaupt nicht eingetroffen, obwohl 
es schon S. 69 als angelangt bezeichnet wurde. VgL Anm. 

zu II S. 69. 

S. 100. Vor einem halben Jahre nicht Gnade 
gehabt . . . Gesuch um Urlaub . . . zu willfah- 
ren]. Otit ubar weil im Frühjahr 1816 Wilhelm einen 
längeren Urlaub erhallen hatte ^vgL Anm. zu I S. 187). 
Auch später wurde Jacob noch einmal ein nachgesuchter 
Urlaub versagt, vgl. seinen schönen Br. an Hoffm. v. Fal- 
lertfleben v. 6. 3. 1826, in Germ. XII, 500. 

S. 103. Über sein Verhältnisz zum Ober-Hof-Marschall- 
Amt hat sich J. Gr. schon in seiner Autobiographie bei 
Justi 8. 159 f. ausgesprochen. 

S. 122. Seine Thätigkeit in der Censur-Commission be- 
friedigte J. Gr. durchaus nicht, wie er das auch gegen 



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408 



Beasenmgeu und Nachträge. 



Menaebaeh unter dem 25. 11. 1829 (Briefw. S. 119) ge- 
&Q88ert hat. Vgl. überdies seine Autobiographie bei Jasti 
S. 159» Brief, an Tydemann v. 12. 5. 1824 (Briefe an T. S. 
W), Germ. XII 499 u , sowie hier I S. 165 und BangsBr. 11 

22. 12. 1819 in Anm. zn S. 53. 

S. 133. 7)1 Dl. sea Votum datirt v. 9. 7. 1828, wie ans 
den Voten voD Rommel n. Völkel hervorgeht. 

ioii. einigen Bogen gramm. Inhalt »]. Zur 
Recension der deulschen Grammatik onwiderlegt herag. 
Cassel 1826. 8. 



Besserungen und Nachträge. 



I Vorwort S. YHl 1. MüUenhoff. 

— 139 Z. 10 V. 0. 1. Wülen st. Wille ; vgl. S. 145 Z. 9 v. n. 
389 Abs. 3 Tgl n 182: 116 — ib. Z. 6 1. studiere st 

sudiere. 

395 Z. 3 Y. u. 1. originea euiopaeae st. origiueä. 
europaeae* 

n 24 und 39 1. Wolkonsky. st Wolkowsky, WolkoTsl^. 

— 25 Z. 9 V. Q. L restitaiblen st res^tniben. 
47 Z. 1 V. u. 1. S. 17 nnd 405 n. st S. . . . 

140 0. füge hinzu: 1837 war Jacob während der Herhat- 
ferien einen Tag bei Hapfeld in Marburg, Vgl, U 268 
Br. 33. 

«— 144; 11 no 15. Dieser Brief ist, wie mirDr. Stosch nach- 
träfflich niittbeilte, znm grOssten Theil schon Ton 

Göaeke selbst in der Einleitung seiner für die Ootla^sche 
Bibliothek d. Weltliteratur besorgten Flatenau^gabe 

I s. 45 f. mitgetheilt. 

— 149: 22—3 füge hinzu: schon am 3. 4. 30 erklärt sich 

Thomas W. Grimm gegenüber gern bereit ,wenn Dahl- 
manns kommen, Ihnen soviel Angenehmes zu erzeigen, 
als in seinen Kräften steht*. W. Gr. hatte ihm also in 
diesem Sinne geschrieben. 
^ 150» IHe Briefe von Thomas an die Brüder geben über 
die Geschichte der Ausgabe d. Armen Heinricn spedelle 
Auskunft. Thomas besorgte die Corrector allein. 

— 152 Z. 4. Vgl. noch Anm. H S. 7. . 

— 168 : 73 s. ^amen-Verzeichnias. 



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Besser ungen und Nachträge. 



409 



168 Z. 6 V. n. u. 170 Z. 6 v. o. s. Namen-Verz. u. Thomag. 

169 0. füj?e noch hinzu: Am 29. 11. 15 schreibt Thomas 
an Wilh. Gr.: „dasz meine gute Frau nun schon seit 
mehreren Wochen recht bedenklich krank ist. Sie hat 
Sie besonders Heb v. mich Öfters gefragt« ob ich an 
Sie gesdirieben. Wenn Qrimm wüszte, sagte sie, daas 
ich krank wäre, der bäte den lieben Gott um Besserung, 
denn der steht gut bey ihm ang:cschrieben'*. Einige 
Ta^e Rpäter am 5. 12. 15 in der Fortsetzung desselben 
Briefes musste Th. den Tod seiner Frau melden. 

170 füge ein : S. 7G falsche Wanderjahre Wilh. Meister's] 
¥. Pustkuchen; vgl. U 213 u. 

181: 112 Ygl. noch Anm. z. II 12. 

190 Abs. 1, Z. 1 V. u. 1. no 75 st. no 77. 

191 : 144 Schmalz vgl. noch Br. y. Thomas an W. Gr. v. 
22. 10. 15: ,Das Schmalzische Buch ist sicher anf Be- 
stellung der Recrierung geschrieben u. macht mich 
sehr trüb. Der üeist der Freyheit kann nur dadurch 
beängstigend werden, dasz man ihn so hartnäckig 
widerstrebt." 

214 Z. 12 o. 1. : S. 211. Harnier]. 

221 fttge m: S. 243 etwas Gothisohee etc.] s= Zur Lüeratar 
«U Äinen, Kl. Sehr. IV 83 ff. 

224 Mitte 1.: v. 2. 11. 1829 st. v. 2. 18. 1829. 
Abs. 1 Z. 3 V. u. 1. : belästigt.*' — Es ©tc 

247 Abs. 1 Z. 5 V. u. 1.: Ostindienfahrer. 

251 u. Vgl. Anm. zu U S. 12. 

255 Br. 20 Z. 7 L: ostem st Ostern. 

a25: 988 Ahe. 2 Z. 2. tUge: [fehltj. 

845: 888 Z. 2 L : schon ß46 st erst 1868. 



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Chronologische Tabelle 

der in dieser Sammlung entiialtenen Grimroliriefe. 



X. Bvt«f# Ton J. artmnu 



Jibr 

1802 



Honst 



Mai 
Juni 
Aug. 

1813 Dec. 16. 

1814 Auir. 3. 

1815 Aug. 10. 
Sept. 9. 10. 
Sept. 29. 
Oct. 1. 

4. 
5. 

e. 

8. 

9. 
15. 
15. 

20. 
22. 
22. 
23. 
26. 
28. 
28. 
3t 



AdTMMt 

P. Wigand 



Kurfürst . . . , 

P. Wigand . . . 
Kurfürst . . 

K.-E. Knatz . . . 
Kaiser Rnasland 

T. CarUhanaen . . 

Chev. SoQlange . . 

V. Carlshausen . , 

Chev. Soulange . . 

V. Garlshausen . . 



t» 
II 



Fozso cu Borgo . 
Comte de Pradel 
Y. Oarlshausen . 



Duc de Richelieu 
V. Alt^nstein . . 
Quatrem^re . . 
V. Altenstein . . 

Garlshavsen . 
Pozzo di Borgo . 
Yaublanc . • . 



8«tt6 

1 
1 

2 
4 

2 

5 

II 18 

n 27 

II 19 

II 45 

II 31 

II 47 

II 35 

n 47 

n 48 

n 58 

n 59 

II 54 

II 62 

II 76 

II 76 

11 78 

n 74 

II 65 

II 88 

n 89 



Digiiizuu Ly LatA.'^ii^ 



L Briefe von J. Grimm. 411 



Jahr Monat Adressat Seite 

1815 i^ov. 7. n. 10. t. Carlshaasen II 80 

„14. „ II 91 

Dec. 4. „ II 94 

„ 28. Karffint II 96 

1816 Febr. 9. II 98 

AprU 14. „ 9 

Juni 12. Biuirr 28 

Sept. 8. Thonias II löB 

1817 März 14. Kurfürst II 100 

Juni 17. GerUng 123 

Dee. 5. Frl. Bamva 9 

1818 Jon. 22. Bang 42 

1819 Jan. 3. Bang 47 

April 15. Suabedissen 141 

Aug. 18. Bang ■ . . . 5o 

Sept. 3. Gerling 133 

Dec. 7. Bang 55 

1820 Jörn 28. „ 55 

Oct. 8. „ ; . 61 

„ 15. 23. Censor-Gommission .... II 123 

Dec. 22. Bang 64 

1821 Juni 14. „ 68 

Nov. 12. Suabedi.ssen 142 

1822 Febr. 12. Censur-Coninüssion .... II 123 

Mai 14. Bang 74 

Aug. 11. „ 77 

Sept. 6. „ 78 

Nov. 21. „ , . Antiquaschrift*) 81 

Dec. 14. Censur-Commission .... II 126 

„ 19. Bang 82 



*) Erster Brief mit Antiquaschrlft. Die Voten für die Cen8nr-Ck>m- 
miaslon sind der Mebrsahl nach In Fractnrschrlft, in Antiquaschrift (ausser 
2 ungedruckten vom 28.5. und 3. 9. 1824) nur das vom 2. Sept. 1826, aber 
den dazugehörigen (nicht mitgetbellien) Aasfertlgongsentwurf vom 6. 10. 
1826 schrieb 3. Gr. in Fractnrschrlft, ebenso wie noch eine Ausfisrtigung vom 
30. 10 1)^27. wribicml ein Votum vom 12. 12. 1827 wiederum Antiquaschrift 
zeigt. Im Verkehr mit dem OberhofmarschaJlamt bedient« sich i. Qr .durch- 
weg (aiieh In den sililvefeheii nngedroekteii Bohrefben) der AntlqnMolirift. 
Nur die erste Eingabe an diese Behörde vum 4 R. ist In Fractur- 
schrift abgefasat. Wie sehr sich J. Gr. in den nächsten Jahren schon der 
7r»etnneliTlft entirfthiit hatte, zeigt Mtne ünteitolirlft unter die von 
WUhelm geschriebene Eingabe an den Kurfürsten vom 2. 2. 18?9, ^\-n er 
bei den wenigen Worten fortwährend aus der Fraoturschrift in die Antiqua 
▼«rlUli. Anfflnig Ist literbel, dass er lo seinem Namenssog das FrsAtur r 
bis zum 24, Nov. 1830 durchweg beibehält. Später begegnet diese Form 
4es r nur noch in den sorgfältig gescbdebenen Br. vom 27. 13. 1838 an 
die Kmlfintüi Auguste. 



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412 Obronologiaclie Tabelle. 



1823 Jan. 18b Geiiiiii^mnuaBioii • • • • II 127 

87 



Vehr. 19. Bang 

26. 



88 

n 128 
n 101 
n 133 



Äug, 3. Censur-Commission 

„ 4. O.-H.-Marschall-Amt 

Sept. 16. Censnr-Cominisaion 

Dec. 19. O.-U.-Marschall-Amt Ant-Schr. II 104 

1824 Jan. 5. Bang Ant-Schr. 88 

„14. M .... Fract-Sehr. 89 

März 7. O.-H.-Manchall- Amt Ant-Schr. II 107 

April 19. Censur-Commission Fract.-Schr. II 184 

Mai 10. 0.-H.-MancliaU-Amt Ant-Schr. n 109 

„ 24. „ Ani-Schr. II 111 

[Jnli 9.] Cenfiur-CommissionFract.-Schr. II ISS 

1825 Juli 25. 0.-H.-Marsciiaü-AmtAiit.-öchr. 121 
1886 Febr. 28. Baog Ant-Schr. 92 

„27. „ Ant-Schr, 96 

Jnni 22. Cennir-CommiagionFract-Schr. n 185 

Juli 30. „ Fract.-JScbr. „ 

Aug. 10. „ Fract.-Schr. „ 

„ 15. „ Fract-Schr. „ 

Sept 2. „ Ant-Schr. „ 

1827 Jan. 18. Bang 104 

Mai 10. flnpleld n 284 

Juni 13. „ n 236 

Aug. 20 Bang « . . II 178 

Sept . 1 Hupfold IT 238 

1828 März 16. „ H 245 

1829 Jan, 19. Ban^ 108 

Mai 9. Hupfeld H 249 

Dec 2L „ n 251 

1880 Hftnia „ nss» 

Nov. 24. „ n 257 

Dec. 20. , II 260 

1831 Jan. 9. Scbotten II 164 

Febr. 22. Bang 115 

Dec. 13. Hupfeld II 264 

1832 Sept 5. „ H 266 

1888 Fetir. 95. Landau 397 

Juli 9. Baoff 118 

1834 April 25. Lfodau 398 

1835 ? ? , 399 

Mftrs 8. „ 399 

April 22. Frau Bauer, geb. Bamus . . 10 

Aug. 5. Landau 400 



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IL Briefe von J. Grimm. 413 

Jahr Monftt AdxMMt Seite 

1836 Nov. 25. Vümar '298 

1896 Jan. 17. Laadan 40O 

? ? „ 401 

März 20. L. Diefenbach 888 

Mai 10. „ ^ 389 I 

1888 April 12. Gödete 11 ' 

Mai 5. J. Müller 296 

„ 15. Hupfeld U273 

Aug. 28. „ n 277 

Nov. 4. Vümar . 299 

D6C. 1. ...••«•• SOO 

27. KurfEtantin Angnate .... 419 

1889 Jan. 20. Bang 121 

Febr. 8. Hnpfeld • . • U 279 

April 9. Yilmar 301 

Mai 19. „ 302 

Sept. 22. „ 304 

Oct 23. Berlit 13 

? • ? ? Dorothea Dahlmann .... 22 

1840 März 15. Weigand 815 

Mai 29. „ 316 

Oct. 10. „ 317 

Dec. 5. Vilmar 307 

1841 März IL Weigand 317 

„ 12. äupfeld n282 

1843 Mai 10. J. W. Wolf H 307 

1844 Jan. 25. Weigand 318 

„ 25. Dieterich Ud06 

April 4. Hnpfeld fl 283 

„ 25. J. W. Wolf II 308 

Jnni 20. Hupfeld ; . . H 284 

Aug. 7. J. W. Wolf U 308 

1845 Febr. 1. Vümar 308 

? „ 310 

Oct 25. J. W. Wolf n 309 

1846 Jan. 12. Weigand 820 

Nov. 12. L. Diefimbaeh 390 

Dec. 30. „ 391 

1847 Dec. 30. Weigand 324 

Juni 28. J. W. Wolf n 310 

1848 Juli 23. Weigrand 326 

Dec. 5. Hupfeld U 284 

1849 Jan. 7. Weigand 327 

JnU28. „ 828 



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414 Chroaologiache Tabelle. 



Jahr Moast IAmmI Mte 

1849 JaH 28. J. W. Wolf USW) 

Aug. 28. „ n 313 

[18501 Oct. 31. Weiland 329 

Nov. 28. J. W. Wolf U 317 

1851 Juli 15. L. Diefenbach 892 

Dec. 3. J. W. Wolf n 319 

1852 Jan. 10. Weigand 331 

Mai 22. J. W. Wolf H 320 

Aug. 3. Berlit 15 

1853 Mai 25. Weigand ........ 333 

1854 April 4. „ • • 335 

25. L. Diefcnbaoh 393 

1655 Fehl. 1 Weigand 337 

„ 22. Landau 402 

Juli 16. Vümar 311 

1856 Juni 27. Weigand d4D 

mi Juni 28. L. XKefenbach SM 

Juli ? Weigftnd 341 

1858 Febr. 12. 346 

Dec 10. „ 352 

„ 30. Frl. Gies lö 

„ 31. Creceliua 11357 

1859 Febr. 6. Weigand 354 

„ 28. yilmar 315 

April 11. Weigand 853 

„ 18. Frl. Gies 18 

Nov. ? Weiffuid 365 

Dec. 17. „ 368 

1660 Juli 31. 369 

„ 31. Frl. Gies 20 

Oct. 29. Fr. Oetker 21 

Dec 13. Weigand 370 

1831 Febr. 2. L. Diefenbooli 895 

Mai 4. H. DahlmanA 23 

Juni 9. Weigand 872 

Aug. 6. „ 374 

Dec. 21. „ ........ 876 

1862 Mai 29. „ 379 

Sept. 5. „ 380 

Not. 29. „ 333 

1338 Jan. 5 „ 384 

Män23. „ 335. 



*) Dieü Ist der II 8. Sas irzig als foMend besololuivtß JBclet 



Digitizeci Ly v^oogle 



n. Briefe von W. Grimm* 



415 



XX. Bviaf« von W. Orlmnu 



Jabr Hon«t Adressat Seite 

1806 Mai 6. Rector d. UniT. Marburg . . II 394 

1813 Mai 29. P. Wigand 3 

Dec 11. Kurfürst Wilhelm I II 1 

1814 Febr. 9. P. Wigand 4 

„ 2a Bang 24 

Ami 5. Kurfllrst Wflhelm 1. . . . . H 4 

mS ? P. Wigand 4 

Nov. 4. Kurfürst Wilhelm L . . . . EL 6 

Ende P. Wigand 4 

1815 Aug. 17. Kurlürat Wilhelm I II 7 

„ 28. Bang 25 

Dec. 15. Snabedissen 143 

1816 März 23. „ 146 

Mai 10. H l&l 

JiiU 3. „ . 152 

Nov. 10. „ 155 

Dec 12. M 159 

„23. „ 160 

1817 Jan. 7. Bang 29 

Osterfeiertag 2. Suabedissen 162 

April 25. Bang ^ 

Jiuri 24. 8QabediflBe^ 165 

Juli 24. Gerling 124 

Kot. 5. Bang 37 

„ 5. Gerlmcr 126 

„ 6. . Suabedissen 170 

„ 26. Gerling 128 

1818 Jan. 20. „ 129 

22. Bang 88 

M&rz 10. Suabediasen 173 

Aug. 25. „ 176 

Nov. 9. Gerling 130 

1819 Jan. 3. Bang 42 

„ 3. Gerling 132 

„ 29. Bang 47 

4. März Suabedissen 182 

Mai 9. „ 187 

Oct. 25. Gerling 134 

Dec. 7. Bang 53 

1820 Febr. 20. Suabedissen 189 

Juni L Gerling 135 

Oot a Bang 63 



416 



Chronologische TabeQe. 



Jahr Monat Adressat 8«ite 

1820 Oct. 27. Suabedissen 191 

1821 Jan. 7. „ 192 

ff 90« ••••••• 196 

Mai 2. Gerling ' . 138 

„ 28. Snabemflsen 198 

Jnm 14. Bang 65 

Aug. 16. 68 

Sept. 19. Suabedissen 202 

Oct 15. Bang 69 

„ 23. Kurfürst Wilhelm IL . . . ü 7 

„ 29. Snabedissen 204 

1822 Jan. 22. 205 

Febr. 19. (?) , 207 

Mai 14. Bang 75 

Juli 22. Suabedissen 209 

Aug. 12. Gerling 140 

1828 Mai 16. Suabedissen 222 

JaU25. „ 224 

Oct. 19. ff 226 

1824 Jan. 12. „ • 215 

Oct. 2. „ 229 

Dec. 17. „ 2U 

„ 23. (?) „ m 

1825 Jan. 12. „ 237 

Marz 10. Bang 90 

April 9. 0«-Hl-Mar8chall-Amt ... II 9 

2. Ffinosttag Saabedisson 288 

Dec. 27. „ 239 

1826 April ? Bang . . . ' 97 

„ 21. Suabediasen 241 

Sept. 15. Bang 101 

1827 Jan. 3. Suabedissen 242 

Mai 28. 246 

1828 Jan. 7. „ 252 

Febr. 24. Bang 105 

Juli 10. Soabedissen 254 

Sept. IL „ 256 

)t 28. ff ••••••• 257 

Oct. ? „ 222 

18« ff ....... 258 

1829 Jan. 2. ff 259 

Febr. 2. KurfÜnt Wflhelm IL. ... II 102 

Mai 7. Snabedissen 261 

Ang, 13. „ 263 

« 22. 264 



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U. Briefe von W. Urimm. 



417 



Jalir 

1829 

1880 

isai 

1832 



1883 

1835 

1837 



1838 

18:39 
1840 
1842 
1846 

l>t51 



1852 
1853 
1855 
1857 
1858 

1859 



Monat 

Not. 1. 

„ 25. 
Marz 15. 
Dec. 4. 

März i;l 
Mai 25. 
Oeb. 18. 
Jan. 10. 
Oct. 9. 
Marz 22. 
Mai 19. 
März 24. 
Dec. 3. 

. 23. 

n 80. 
Jan. 3. 
Jnli 14. 
Oct. 7. 
April 23. 
Febr. 2. 
JuU 12. 
M&n 2. 
Mai 19. 
Dec. 7. 
Sept. 10. 
Mai 12. 
März 3. 
Dec. 30. 
Febr. 18. 
Mai 11. 
Febr. 27. 
April 16. 
Aug. 5. 
Nov. 6. 



AdretMt 

Suabedissen . . , 
Kurfürstin Anfpiste 



Bang 



Kurfurstin Auguste 
Öuabedisseu . . . 
KnrftratiD Auguste 
Saabediflsen . . 



HupfeM 
KLiriürütin Auguste 
J. Müller 



»» 



Hnp^eld 



1» 



Antiqna-Sohrift *) 



J. Müller 
Weigand 

J. #. Wolf 
Weigand . 
J. W. Wolf 



Weigand 

« 
n 
n 
tf 
1» 
«» 



Seite 

265 
407 
112 
409 
266 
411 
269 
274 
274 
277 
280 
415 
284 
285 
286 
292 
28 1 
283 
294 
322 
323 
U817 
860 

n 319 
n 321 

II 322 
339 
344 
348 
849 

. 356 
359 
360 
362 



«) BffBtor Bxtof Wülielin Offmm's in Antiquftsohrlft, .alle folgendaa 

MMUO gMObztalMB. 



S. StengeL Acten der Brüder Qrixsin. 



27 



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« 



Namen- und Wort-Verzeichniss. 



(Gnrslv - Zahlen deuten auf Anmerkungen, [ ] dass der Name nicht an- 
geföh^ Ist, ( ) dass die Erwähnung sich nicht in einem Grimmbxlefs 

findet.) 



abersel (II 340 o). 

aberwitz (H m, m., 33Ö n., 

Abrion U 2^1 29. 
abtröseln (II 3^ o.) 
Adelung 36, H 23ß : 6, (344 m.) 
adlerfittig , adlerajüngling, 

adlersachwinge (II 340). 
adogean (Ii 338 m.) 
Adrian 5^ (II 324 : 324,330 m.) 
Aeglesthorp (II m m.) 
ahne (II 332 o.) 
Ahrd 8. Ard. 
äih (n 32a m.) 
al (n 332 0.) 

Alberua 316-1 (U 305, 332 o., 
332 o., 34Ü Br. 17, 344 o.. 
846 0.) 

Albrecht 293, 

Alfonsus, Petr. II 272 u. 

Alfred, König 14. 

Allianz heil. 68. 

aln (II 332 o.) 

Altenburg fll 382.) 

Altenstein, Minister v.94. 110, 
II 42, ^ 56-7, 60^ 62, 
64, 62 ITIL 76, 80, 86. 90, 
94—5 ; an A. II 74. 76, 9a 

Amadis (II 358 o.) 

andelagen andeln 316 , (II 
328 0, 332 m.) 



Anhalt, Herzogin [Friederike] 

V. 16L 16L II [125). 
arabisch II 238 : £ 
ararae (II 384 o.) 
Aristoteles 217. 
armenisches Alphabet (II 

385 m.). 

Arnim, Achim v. 31, 44, 46^ 
48, 64-5, 8L, 102^ 1Ö7, 
117, 129, 151^ 169^ 171. 
m, 195. 202. 

— , Bettine v., geb. Brentano 
117 , 233 r^V^. 

Ard [FlussJ 346^ (H 362 o.) 

Arndt (II 285 uj 



Arnoldi 127^ 186(11151,238:7 ). 
Arnsberger Urkunden (IT 

329 Br. lU 
Arnstadt 38Ö7 
Arwidsson II 280 u. 
Ascanius, aschkenas II 283 o. 
Ast 38 no. 30. 
aswinka {IT. 304 u.) 
Anbei , Wittwe 173, (H 198i 
170). 

Auebenfurt, Friedr. v., 310. 
Auerhahnpfalz 335. 
augenglerf (II 335.) 
Augsburg 383* 
Augusti 89- 
aut (II 304 u.) 



Namen- und Wort-Verzeichniss. 



419 



bacco (II 338 m.) 

backe (H 332 n.) 

bkfixr (U mj 

Baiem II 52, 55 ; Kronprinz 
V. i08i TOnig V. B. 416. 
(II Ö2 

Baldacci II 26, 

balken II 345 o. 

balzen (II Ml m., 364J 

Bang, Dan. (II 139:) 

Bang (Bange), Job. Chr. 
82, 125, 129, 132, 236, II 
150. 218 rm7^2(Iä) ; an 
B. no. 24— n. II. 178 no. 
55a ; von B. II 15ü ff. ; sein 
Sohn Ql UßjL 97h dritter 
Sohn atud. jur. (II 179:108). 

Barakja II 322:^ 

Bardeleben, v. (II 165). 

Barlaam ^ (U 381)7 

base (II 377 o). 

Basse 317. 

Bauer, Prof. 109, 289, [407], 

(II 395), 
— , Dr. ig, 127, 130-1. 135-6, 

168, ITöf 173, 176, (IlTT^ 

135, IM: 170], 
— , Charlotte geb. Kamns 

fl68J; an Ch. B. no. 13^ 

Banr 329^ (II 325 ; 328 , 329 
Br. TTr3^ii. 3ß2 o.) 

Beanfort II, 82, 93. 
Beauharnais (II 25_. 29-31. 
41, 85, 401 0.) 

Becker (II 342 m.) 
beede, bode, beide (II 3Q5 o.) 
Beienheim [II 30^ u.) 
Belgien U 30L 313:7. 
Belli 393. 

Below 139, 145, 150, 156, 169, 
172, 182, 187-8, 192, 195; 
157, ^(irm 192 Br. 5, 
196:165, 207: 192, 208 n., 
210 0.) 

Benecke 184, 246, 257, 389, 



Bentheim, v. (II 13?1. 
Beowulf 13^ 
Berfurt (II 318 n.) 
Bergen (II 146), 
Bergk (II 391). 
Bergmann, Prof. in Göt- 
tingen 289, (U 279). 

Bergmann , Prof. in Strass- 
burg II 280 m. 

Berlepsch Ißä, 

Berlin 17, 145. 193, 318, 331, 
345 , 360, 410, n (154rM. 
204, 209 0.), 236-: 6, (249: 
15, 282 o.) ; Akademie 39ß ; 
üniv. II 151 no. 24^ jur. 
Fak. UÜ ; deutsche Sprach- 
gesellschaft 155 y 159, (II 
195 m., u.); Hotel z. Stadt 
Braunschw. 358. 

Berlit, S., an B. no. 16-1. 

Bernhardi 398, 399, (II 122), 
252 : 17; von ihm 389 ~Sr 

Bernwalde 145, 15L 

Bertheau 29L 

Berthold v. Chiemsee 352. 

Bertuch 43-4. 

besebeln (II 342 0). 

besen II (3M o.) 

Bethmann, v. (II 404 n.) 

Bezzenberger (II 391 o). 

Bickel II (236:7), 238:8, 
239:8, (242m.), 252 : 17, 
(254 : 19), 256 : 20, 257:22, 
260 : 24, 2ß5j_27 n., (266 0., 
272 n.), 273 : 35, 27HT37, 
293 u.) 

Biener (II 254 n.) 

Bindewald (II 372 u., 373 m.) 
Bingenheim (II 382 m.) 

Blasius-Gesellschaft (II 883o.) 
Blackert 122, 299-300 
blandiniense, chron. 11309:3. 
bleckchen (II 32B m.) 
bleide (n 344 n.) 

27» 



420 



Namen- and Wort- Verzeich niss. 



Blindheim, Scholmeisterwahl 

zü B. nnd Ernennung u. 

Heiratb d. Schulm. zu B. 

[2 dram. Stücke in schwäb. 

Mundart, s. Jahns Jahrb. 

IX (1829) S. m Anm.] 

II m m.) 
Blücher, v. 67, H 44. 1?, (397 u.) 
Blum, Robert m 
— , Maler (II 209). 
Blumenbach 114, ilß. 
Bodenhauaen, v. II 17, 24, 48, 

55, 62, 65, 94, (406oX"^ 
Böckh 43, 55, 105, (II IfiL: 

53). 
BöHmer 330. 

böhmisch (II 3M o, 33ß m.) 

(Bökendorf] 170. 

Börsch, Prof. 41 Ol 154:38), 

^iVh (253). 
Böttner, Wittwe 113, 4Ö8, 
— , Tochter, L. Grimms Frau 

113, m 
bol (II 328 m., 329 nj 
bole (U 344 m.) 
Bologna 8£L 

Bonaparte, s. Napoleon. 
Bonimcius (II 31ß m.) 
Bonn, Univ. M \175\. 
Bopp 38, II 233737(239:9, 

257:21, 258 m.) 
Bosz, Weiszbind. in Sarnau 

[lOfl 

Bosworth 13^ (II 369 u.) 
Bothmer, v. II 27. 
Bouquet 38. 
Bourget et Cie. II IL 
Bouterweck (II 363 n.) [5Br. 

J. Gr.'s an ihn V. 1849—57 s. 

Germ. 19, 247 ff.] 
braccho (IT 332 u.) 
brass (II ^ m.) 
Braun 330—1, (II 33ü m.) 
Braunschweig 320, II 85,260; 

24, (261 n.); Herzog v. 

108. — 



Bremen 2QL 

Brentano 70, 74:^ 93, 104, 
154, 1M=1 , 202^ (U 
152 : 27.) 

— , Clemens 31, 40, 45, 49, 
64^ 94^ 103^ (H 153:32. 
174 : 92, 177 : 104), 179. 

— , Christian 32, 37, 39, 4L 
45, 55, 64, 70, 24, 76, U 
(154:38. 178 : 104), 129. 

— , Franz 64^ 

— , George 94. 

Kunigunde, s. Savigny. 

— , Ludovica, s. Jordis. 

— , Meline, s. Guaita. 

Brieg, Doroth. Sibylla, Her- 
zogin V. 409, 411. 

Brockes 122. 

bronze (II 384 o.) 

Bucher (II 139. 395]. 

Buchholz (II 204). 

Budde (II 378 m.) 

Buderus, s. v. Carlshausen. 

Büdingen 226, (II 343: 337). 

Burchardi 166. 

Burnouf II 234 : 3.(4, 235 : 5). 

burro (II 384 u.) 

burachenschaft , (II 201 : 176.) 

Buttlar, Treusch v., 305. 

Buttmann 8Ü, 93^ (II lli^ 
82, 17ßj97J 

— , Pfarrer, söhn d. v. {TL 
375 u.) 

Byrgi (II 189 : 138.) 

Byron 208, 22Ü. 

Caesar in Cassel [60]. 
Caedmon 14. 
Caen II 50, 69. 
Caldern, s. Kaldern. 
Calderon 44^ 230-1,(11217:229.) 
Cambridge, Herzog v. 267. 
Campe mL 

Canitz, V. lOL [II 122] 

s. Kanitz. 
Canova H 22, 33, 37. 



Namen- und Wort-Verzeichniss. 



421 



Capo d'Istria, Graf II 23, 39. 
Carber , Markordnung (II 

m m.) 
Cardale, 14^ 

Carl, Adv., 398, (II IIS : 108), 
Carl d. Grosze, 306, s. KärP 

meinet. 
Carlsbader beschlösse (II 
u.) 

Carlshausen , v. 6, II 13-1, 
46, 91 4405m.) ; an C. II 19 fF. 
Carlsruhe II 2ß5 0. 
Casanova 76, 89, 
Cassel, iL. Ii2-S, 123-4. 266, 
269, 380, TOr407-8, 11(227 
u., 2310.), 251: 17, (259), 
265 m ; Wilhelinshöher Thor 
(II 163); Fünffenöterstrasse 
(II 213 m., 214:210); Belle- 
vuestrasse (U 218:233). 

Bibliothek 116. II. 8, ( 174 : 
92) , 256 : 20 , (389 Er. 2). 
Hofarchivar !L 
Gymnasium 60, M. f. 
Bildergallerie II 28, 38, 
41, 47:8, 55, 69, 79, 83, 85, 
88, 96:L (398 ff., 4ÖÖ m., 
402 f., 404 : 17. 

Verein f. hess. Gesch. 
299 u, 399. 400, (U 158. 389 
Br. 4), 

Oberhofmarschallamt (II 
9-12, im 4), 1Ü3 tf. 

Censur-Commisaion 165, 
Verhandl. d. C. II, 122 ff. 
(Vgl, II 161:53). 
Castlereagh (II 402 m.) 
Castorkirche 401-2. . 

Bechen (II 334) 
celtisch II 250 m. 
Cervantes 44. 
Chateaubriand (II 225 m.) 
chranne (II 327 u.) 
Chrimhild (II 173:90], s. Grim- 

matik. 
Christenberg 400-2. 



Christian, s. Brentano. 
Clemens, s. Brentano. 
Cleve, Graf v. 14L 
Clodius 49, 184, (II 195^ 

155, 219: 239); "seine Frauf 

(Tr ^22:26l). 
Clusa, Jac. de, II 222 u. 
Coblenz 402. 
CoUmann M. 
Colmar 306. 

Conrad v. Würzburg 214, 
Conradi 24^ 26-7. 88. 113.116. 

289. 407. II 7, im 151); 

von ihm 1 Br. II 151. 
Corpus juris Z5. 
Corvetto II 62, 
Cramer, 80, 84, 213, (II 121; 

82). 

Crecelius 378, (II 34a: 

33L 348 m., 35Q u., 351 o.. 
358 : 369 ; an ihn II 352: 

m. 

Credner 33ä 

Creizenach. Th. (II 369 m.) 

Creuzer, Prof. in Heid., 50, 
56-7. 68-9. 73, 78, 80, 82:4, 
86, yM, HL (II 150, 
28^ 163. 169, 170:82. 124: 
92, 179 : 105, 212:207.) 

— rProf. in Marb. (II 151). 

— , Gymn. Lehrer, Sohn d. 
V. 8g. 95. 99. 104. (H 121: 
82, 173:90, 174:92, 176:97). 

— , Weinwirtb 25. (H l^Oj. 

Curländer Studenten IfiL 

Curtius (II 202 u.) 

Dänmark II 309 : 3. 

dafad (II 384 u.) 

Dahlmann, Chr., Prof. 114. 
117, m 267, m 418, II 
(185. 226 o.), 229 u., 282: 
40, (394:416). 

— . Dorothee, Tochter d. Prof. 
D., verh. m. Reyscher; an 
sie no. 22. 



422 



Namen- and Wort-Yerzeichnisa. 



Dahlmann , Herman , Land- 
gerichtsdir., Sohn d. Prof. ; 
(II 292:295), an ihn no^ 

Dahme 145, 15L 

Darmstädter Schalzeitung. 
33ß; D. Nibelungenfragm. 

Dasypodins 317, 335. 

Daab (II 174 : 92. 195:155). 

Daaemheim (II 381 a., a82a.) 

Deffermon II 17, 2ß. 

Dehnhard (II 139). 

Denhard, B. inÄ : 19. 

Denon II 37^, 49, 79, 84, 
(399 o., a.. 4ÖQ m.) 

Deutschland \327, 3301, II 30, 
886 u., 331 m. ; SücTD. 362, 
n 52, 313 o. 

deatsche Constitution, Pro- 
tocoUe d. Conferenzen über 
(n 142-3). alt-, neu-deatsch 
(II^SST173\ hochtütsch 
(II 349:341); d. postein- 
richtnngen II 313:8. 

de Wette, s. Wette. 

Dickerhof 2& (vgl. II S. IMl 

Diefenbach, L. 826, 343, 353, 
320; an D. no. 194-m\ ; von 
D. II 376 ff. 

Dieffenbach, Ph., 318j 325, 
370, (11324:324. 3^., 347 
a., 34a m., 350i346 no. 17L 
359 u., 381 a. ; von ihm II 
361 m. ; sein Sohn Richard 
(II 361 m.) 

e^iXeia (n E85 o.) 

Diemeistrom IM. 

Diemer (II 330 m.) 

Dieterich, Verleger ; an ihn II 
306. 

Dietrich, Franz, (II 298 u.); 

von ihm II 368 m. 
Diez (U 366, 376}, [J, Gr.'s 

Corr. m. ihm s. Ze. f. r. 

Ph. VI 501 ff., VU 481 ff.] 
Dithmar 370^ (II 359 u.) 



Docen 56, 133. 
Döbel 15. 
Döring II IE. 

Dörnberg, s. Frau v. Witz- 
leben. 
Dohm 43. 

Donar II 310:5. (316 m.) 
Dorlar 346^ (U 362 0:) 
Draud n 382 u. 
Dresden ai 204 u., 337 m.) 
Dreyer (II 312 u.) 
Dronke 

Dudou II 63, 66. 

Dülmen, Nonne in 45, 10^ 

Dürer, Alb. 2. 

dula (II 388 o.) 

dulths 390. 

Duncker, Max II 388 o. 

dürft (II 353 o.) 

Dusch, schosshand von (II 

361 0.) 
dutte, dütte 360. 

fy« (n 329 Br. 11). 
Kckhart 814. 

Edda, samundische (II 278) ; 

Snorra E. II 280. 
Edinburgh Review 48. 
Eersel II 307 u. 
Egloffstein II 133. 
ehachwingen (II 304 u.) 
Eichels-dorf, -Sachsen (II 326 

m.) 

Eichendorf 352. 
Eichhof (II 170 : 82). 
Eichhorn , J. Gottfr. 87, 89, 

(II 173:89, 243:111 
K. Fr. III, (n 179:108). 
-, Joh. Albr. Fr. II 14-67^ 

71, (201:175), 403 a. 
EicFst&dt (U 241 u.) 
Einbetta II (311), 812 u. 
ein so (n 370 m.) 
ekstem (II 357). 
elbentrötschen8.hilpentritsch. 
Elberfelder mundart (II 240 a.) 



Namen- und Wort-Verzeichniss. 



423 



Elgersburg SSL 
€men (11 332 m.) 
emesz (II 85ß u.) 
emet (U 337). 
Ems, 8. Rudolf v. E. 
Enenkel (II 32^ u.) 
Engelhard ü ^ 53, 22. 
engl. Sprache 86^ (II 166, 

262 : 31] ; s. firS/himsell; 
enk, en^r 53- 
enke (U 3^:358, 3M m.) 
enken, enkede 358. 
enne 352. 
Enzeroth II 
Eos, Zeitschrift 133. 
Eracliua (II 322 m.) 
Erdehe 346, (II 362 mj 
Erfurt 3gL 
Emesti 79, BL 
Ernst 11^5, (231 o.) 
Entlehen (U 395], 
es (II 36Q ra.) 
Estor 358^ II 234:3. 
Estocq, i: 159-60. (H 195 : 155.) 
Ettmüller II 280. 
euch (n 152 : 28). 
Eugen, Prinz II 81 
Euler, Dr., s. Thomas 2£ 
Eusebius (II 285 u.) 
Ewald 288, (II 24L 244:11, 

254:19)7 256 c, 258 m., 

(261 m.), 265 : 27 u., 228_: 

387(374 u.) 
ewart (II 180 : 1Ö8 u. 110). 
ezüst (II 384 0.) 

fachen, sich {TL 361 Br. 68,] 
Fafnir 3Ö5. 
Fagel ; V. II 92. 
Falkenheiner 399. 
fander, fanner II 328 o. 
fasznacht (II 359 m.) 
Fauenbach (II 305 u.) 
feifei, feisten, feld-bett, -dienst 

(II 370). 
feiwel"(Tr378 m.) 



felsenmütze (II 321 o.) 
Feltre, duc de II 25. 
Feodosia II 284 : 44. 
Ferdusi 51, 56, 55. 
feuer - schmatz , -Strand (II 

321 m.) 
Fichte 380. (U 32Q o.) 
Filidor mL 

finkein, finkler (H 3701 
firk (II 322 u.) 
Fischer (II 301 u.) 
Fischart 311, 315, 352. 
Fladungen (II m u.) 
Flaxmann 235. 
Fleckenland, Harnisch v. 312. 
Flemming 301. 
fliedermus, fliesz, flink (II 
321 u.) 

Florenz , medic. Venus von 

II 2L 

fluchgebäude (II 323 m.) 

Förstemann 387i 346^ 386, 

Fontanus, Conradus 399. 

forstteich [U 322 o.) 

fortschustern (II 323 u.) 

Fox, Sarauel 14. 

frägler (U 323 m.) 

fränkische spräche (II 322 m.) 

Freyer (II 322 u.) 

Franck, Seb. 300, 304. 

Frankfurt a/M. 27, 36, 70, 77, 
202, 263, 27L 324, 327^W, 
39|j U 7, lOL 1338 u.)l 
Bundesversammlung 7^ (II 
194 : 155, 197: 165); Paria- 
ment in d. Paulskirche II 
(285 u.), 310 : 5, (391 Br. 8)i 
Gymnasium 74j fr. Bürger- 
capitain II 245 : 13. 

Frankreich 4h 60-1.(225 m.); 
Kön. V. 11^,82; Akademie 
V. 354. 

Franzosen 177, II 52, 64, 68, 
83. 

Freidank 330^ (II 330 m.) 
Freygang 38. 



424 



Namen- und Wort-Verzeichniss. 



Friedberg (II 33a u.) 

Fried berger Passionsspiel 326, 

(II 332 0.); F. Christ u. 

Antichrist ä2Z 
Friedrichsroda II 321: 18. 
FriöchUl m., a48o., 351 m.) 
frucht, frühling (II 326 m.) 
Fulda 226, 270, U 

Gagern, v. 64, 69, 96. 
Gaius 5i, [ffl 51 
galische spräche II 281 o. 
Gans nq, [II m : 105). 
garbe 821. 
Gargantua 

garge, järgel (II 33ii o.) 
artner II Ml Br. 18j 

gau (U 322 m.) 
ausz 290, II 256 : 20. 
Geibel (II 210 u., 221 u.) 
Geliert 35L 
Genelli 85. 
Gentü II 8L 
Genz i& 
Gercken 40Ö. 

Gerling, 36, 42, 143. 154-5, 
158, 161, 163, lü6. 186, 192, 
200, 204. 213. 228. 234, 238, 
242, 245, 260. 274. 282, (II 
154 : 38. IjjfL: 123.2110.. 225 
Br. 63, 290j; an G. no. fi2z2i; 
von ihm II 186 ff. 

— , Christiane, Wilhelmine, 
geb. Suabedissen, Frau d. 
Vor. 154-5, 259, 280. 

— , Emma, Tochter d. Vor. 
127, m 

Germanus, Leben d. h. (II 314). 

Gervinus 308^ (Iiaßüo.j; von 
ihm II 299. 

Gesellschaft f. deutsche Ge- 
schichte 35. 

Gesenius 347, (II 241], 

gesiebt (II 322 o.) 

Geszler 395. 

get 



getraide 22. 
Gierth, Val. (U 394). 
Gies, Luise; an sie no. J8— 
20; von ihr II 146. 

Giesel er 288. 

Glessen 226, 380^ (H 350 : 352, 
388 u.); ünivers. (II 347 0.); 
kath. theoL Facult. (II 339); 
Univers.-Bibl. (II 35Ö u.); 
Hs. (385 0.); Hs. 878 (II 
336 mj; Hs. 1247 (II 33öj 
330i. 

Giuatiniani, Galerie II 23. 
Glauberg (11 382 u.) 
Glimmerode^ 12JL 
Gneisenau II 23, 44^ (401 m.) 
Gnissberg, Gnitberg 122. 
Gnitaheide 305-6. 
Godillot II 42, 20. 
Göcking (II 345 u.) 
Gödeke, K. 352 (U 228 u., 
365 0.); an G. no. 15^ s. 
Nachtr. S. 408. 
Görres, Jos. v., 4, 51 56, 5P, 
94. 103, 107, m, 125. 129. 
\146l 147, 164. 174; 11123, 
1267" 128, (178; 104), 178, 
(188; 128, 191 ; 146 , 19L: 
165. 2öQ Br. 15), 
— , Guido, Sohn d. v. (ü 128i 

104. 179; 105 t. 
Göschen 114, H 239 : 
Göthe 12, 32, 35, 37, 43, 50, 
55-6. 59, 64, 70^ IM. 7^ 
153. 157, 168, 213. 214, 215. 
227. 229, 231, 234, 255, 279. 
339, 350-2, 364, 366, 373. 
382, 412. 11(153:28, 155:38. 



194: 152. 1-^5, 213 u., 216 : 226, 
218 : 234), 266 : 29, (340 o., 
352 J7 363. 321 o.); Frau 
Göthe's t 1^ 
Göttingen 121, 123, 149, 181, 
266, 274, 294, 386, 403-4. 
II (249 : 15)7^ : 17, (268 : 
33)7224 u., [279 o., 289 m., 



Namen- und Wort-Veraeichniss. 



425 



324. u.); üniversitätsjubil. 
416, (II 184 : 121) ; üniv.- 
Curat. 285, Bibliothek UÄ 
—115, 408, II 1225 Br. 63], 
284: 3, 256:20, (389 o.); 
Societät d. Wissensch. 91, 
Alleestr. 407^ Gött. Revo- 
lution (n 22fi u., 2fil u.) 

Golownin /?.^-4 

Goltz, V. II 

Gossfelden 39, 82, (II 22Ö o.) 
Gotha 32a 

Gottsched (II 350 : 3521- 
Gräffendorf, Frl. v. 263, 
Graff 322, II (260 u ), 2ai m. 

(360 m.). 
Gramaye II 307, (315 o.) 
greizzet 321. 
Grethe 2M. 
Griechen 68, 22, 
Gries 44i (H äl2 u.) 
Grieshaber 

Grimm, Vorfahren d. Bruder 
n 3, 5, ( 146). 

— , Orossvatt^r 16^ 

— , PhiL, Wilh. Vater, Iß. 

— , Dorothea, geb. Zimmer, 
Mutter U4, 240^ 243, 261 
266, 404i~T lü. 

— , Tante, s. Zimmer. 

— , Base, s. Höhne. 

— , Carl, Bruder (geb. 24. 4, 
1787, t 5, 1852) 131, 
136, 140, 177, m 190. lüg 
201, 241, II 4,(151, 210 m.) 

— , Ferdinand, Bruder (geb. 
18. 12. 1788, t L 1845) 
86, 131, 178_, II 4, (151, * 
203 : 182). 

— , Ludwig Emil , Bruder, 
(geb. 14. 3. 1790, f 4. 4. 
1863) 106, 112, 128, 136, 
150, lÖT I5?r 1727 M 
190, 198, 224. 234; 258, 
262, ?ö8l II (147: 17, 
148": 19, 151, 160 : 4], 179, 



(209 0., 216:224, 218:234, 
324 m. , 404 u.) (dessen 
Frau, geb. Böttner). 

Grimm, Charlotte Amalie, 
SchweHter(geb. HL 3, 1793, 
t 15, 6. 1833) verh. ra. 
Hassenpflug 77, 88, 118-5, 
124. 128-80, 133. 140, 163, 
168, 176-7, m 212, 216, 
289, 243, 253. II 4. 

— , Dorothea, geb. Wild, W.'s 
Frau, 23, 90, 96, 105, 
112, 118-9. 121, 238, 24Ü^ 
243, 246, 251-2. ^5, 258, 
263, 268, 270. 275, 278. 
284. 296, 354-5, 363, 369, 
380-1, 385, 408, 418, 11 9 
f., 179, 28Ü 0., 282 u. ; von 
ihr no. 14, II 304 

— , Jacob, W.'s Sohn 97^ 241- 
3, 266, 404. 

— , Herman Friedrich , W.'s 
Sohn, 105, 111-2, 342, 345, 
363^4. 375. 4ÜL 

— , Gisela, geb. Arnim, IL!fl 
Frau 3M. 

— , Kudolf, W.'s Sohn 113, 
252, 255, 257, 260, 342. 345. 
356, 360-1, 415. 

Auguste, W.'s Tochter, 
273, 342. 354-6, 360 f., 363. 
367, 369, 376, 380, 385, 4TB; 
415, 419, U 2ßfi:29, 280.^ 
(349 : 341), 364 u. ; von ihr 
no. 

— , Jacob Ludwig Karl (geb. 

4 L 1785, t 20. 9. 1863) 

145 etc. 
~, Wilhelm Carl, (geb. 24, 

2. 1786, t Iß^ 12. 1859) 

3ß8. etc. 

Schriften der Brttder: 

(t von beiden gemeinsam. • von 
Wllh. [ ] nicht erschienen.) 

Adiectiva, Preisschrift über 
die deutschen 8^ 



426 



Namen- und WortrVerzeichniss. 



Andreas n. Helene« Ausg. 

n M5:U. 
Antrittsrede, göttin^er (De 

desiderio patriae) Ilß. 
t Armer Heinrich 24^ 26, 

4üaill IML 

• Athis u. Prophilias 322, 

225 (II 2M m,) 
Autobiographie J. Gr.'s 

Bendia, Uber die Göttin, 

Besitzes, das Wort des, 
32a Ol E2a m.) 

* Christusbilder, Sage v. Ur- 

sprung d., 313^ (II 359 0.) 
Corveier ürkunae (d. XH 

Jh.)« über eine II 338 u. 
Diphthonge nach weggef. 

Conson. II 2M m. , 324 : 

321, 319 u. 
t Edda 149, 179^ (II 192, 

201 : 176). 
t Elfen m ärchen , irische 243. 
Entlassung, über meine 121, 

[287 ff.], 296^ n (185). 

2iru., (276 o.) 

• Exbortatio ad plebem ehr., 

(U 39Ö u.) 
Freia, über die Göttin 3fiZ. 

♦ Freidank, 270-1, [330], 348, 

Gedichte aus d. Zeit des 
deut. Heidenthuma, über 
zwei entdeckte (II32fiu.) 

* [Gesch. d. deutschen epi- 

schen Poesie] s. Helden- 
sage. 

Gesch. d. deutschen Sprache 
325, [3271, 391, (H 322 m., 
342 u., 355 0., 329 o., 
383 XL.) 

Gött. Gel. Anz. 1824 no. 
143 etc. : m ; 1883 no. 12: 
120; 1852 no. 175 : 332. 



* Goldene Schmiede Konrads 

V. Würzburg (H 298 u.) 
gothische Wörter , über 

einige (U 3ß5 o.) 
gothisches Glossar v. Emst 

Schulze, Vorrede zu (H 

883, 386 0.) 

* Graf Rudolf m 
Grammatik, deutsche 42, 

46-7. 52, 68, 78-9, 86, 
92, 116, 132, 141, 179, 
198. 305, 30L U ( 160 : 47, 
12ü:82, 228 m.), 281:39, 
(379 o., 381 m.) 

— , Zur Recension d. d. Gr. 
[II 1351. 

— , serbische 55. 

* Heidensage, die deutsche 

[216, 2601 , (H 356 vgl. 
2987305). 
t Hildebrand u. Hadubrand 
u. das Weissenbrunner 
Gebet (II IM Z. 3], 

[hochdeutsch, über~a. Be- 
griff] 344. 

Hymnorum veteris ecclesiae 
XXVI interpretatio Theo- 
disca II 252 ; 22. 

Jean Paul , Artikel wider 
(Hermes 1819) 158. 

Jemandes u. d. Geten [338^ 
391, (n 294 m., 324 : 321, 
;M5: 338, 329 0., (409: 345.) 

Lachmann, Rede auf 3ß2^ 

Leichen, über das Ver- 
brennen der 328 II 311: 
11, (327 qA 

Lex salica hersg. v. Joh. 
Merkel , Vorrede zur H 
312:1L 322. 

* Literatur, die altnordische, 

in der gegenw. Periode 
179, 184. 

t Märchen, Kinder- u. Haus- 
80, 50, 53, 190, 228, 11 
(206,268o.),817:12,(847u.) 



Namen- und Wort-Verzeichniss. 



427 



MarcelÜBche Formeln (II 
846 n.) 

Marcellus Burdigalensis, 
über (n aaa m.) 

maue, über (IL äM u.) 
Mythologie, deutsche IL 

29L m 310, 518, n 

^ m.), ML 3Q9 : 3. 4, 
MTtlL (322:19, 329 o.), 
334 u. 

rNebenstundenl (U 33i u.) 
i^eujahrswunsch, poetischer 

Ortsnamen, Bemerkungen 
über hessische 303, 

Personenwechsel in der 
Rede, über den MLl U 
847 u. , 

♦ Poesie, Verhältniss der 

Philosophie zur 24L 
Rechtsalterthümer.deutsche 

[114], (U 179 : 108. 379 m.) 
t Beinhart Fuchs, 38, [127J, 
im m (Ö 199:l73)r~ 

♦ Rosengarte, der 359. 

♦ Runen, über deutsche 66, 

218, (II Ißl u.) 
— , zur Litterat. d. [243 u.] 

t Sairen, deutsche 28, 30, 47^ 
' Is, 149, 179,(0201:1® 
Schiller, Rede auf (II 358 

m., m. o.) 
Schule, Universität, Aka- 
demie, über [328] , (U 
227 0.) 

Sprache, Ursprung der (II 

340 m.) 
Sünde, Abstammung des 

Wortes m 
Taciti germania 297. 
Tanfana, über die Göttin 

3ß7^ 

Volkslieder , Übersetzung 
serbischer 229. 



Weisthümer 110, 299, 370^ 
373, 377, 384, 397, II 281: 
89, 1372 u.) 
♦ Wernher v. Niederrhein (U 

2^ m.) ^ 

t Wörterbuch,Deut8che8 14::5, 

1^ m 298, 303, 30L 
313-4. 332-6, 338-42. 344* 
349. 1352], 355, 357-60, 
m 365^ 371. 373-86, 
396, n 277 : 37, 3WI4. 
(331, 340 u., 343 u., 
krän o., 379, 380], 
Grimmatik (II 174 : 90h vgl. 

grimmige Wb. (II m Br. 

46) und Chrimhild. 

Grosse (U 139]; ^ 
Grotefend 60786, (II IßS ^ 

Groth, Kl. aSL 
Grouchy II 35* 
Gruner U 16, 25, 42, 7(L 

Gryphiua 301. 

Guaita, Mann von Meline 

Brentano 7^-5. 
guddi (II 385 0.) ♦ 
&udrun, 21L II 321 : 18, 

(322:19), 
günter (II 335). 
Gustav Wasa II 5L 
Gutzeit. 355, 
Hach (II 223 : 265), 
Hagedorn 351, (U 322 o.) 
hahnenbalze 335. 
Haiti, Majestät zu 15S. 
Halbertsma 39$, 
Halbir (II 338 u.) 
Halle 145; hallische Jahrb. 

U 279 m. ; h. Literat. Zeit. 

Ol 24IL 
Haller 43, 122. 
halsmeni 311. 

Haman 215, ^ 
Hamburg 17L iMi 367-8; 

U 9sL 

Hameln, Rattenfänger v., II 
317 ! 11. 



Namen- und Wort-Verzeichnias. 



Hammer 59. 

Hanau 16-7, II 36. 146; 
Marktpl. no. 1 und Lang- 
gasse 41 (II m : 18}, 

Hanncben s. Molter. 

Hannover 196. ^ 270, 283^ 
404, II [281 m- ; König vTÄ 
404, (II 269, 272), Reg. v. 
tili 222 o.) 

hannöversche Zeitung 267, 
n 265:21 

Hans 8. Hannchen Molter. 

Hansen (II U9). 

Hanstein, v., 37, 123, 395 
Frau V. IL 5(L 

Hardenberg, Fürst 174. II 16, 

23, 32, 42, 71, 94, 2DQ Br. 
15, 399 o., 401 u.) 

Hargues, d' 386^ (II 323 m., 

Harles 29. 

Harnier [R.], 129. 139. 141, 
154. 157, 160-1. 167. 172. 
186. 200. 203, 209. 211, 
2157225,(11165?, 193. IM: 
152?: 204), 

— , E.. 2iir 

Hartmann (II 244: 11). 

Hasaenpflug TL 120. IM 
212. II (184 :mT 185, 
223:34). 282:40,^283:^ 
288 o. 

— , Vater d. Vor. 21^ 
Hatto, Bischof 148. 
haudem, hauem (U 325 u.) 

Haupt. Mor., 304, 306 308>9, 
[8121, 314, 337-8 343. 352. 
86IT ml 32^ (II 294 
u. 301 u.); von ihm II 
292. 
Jos.. ML 

Hausmann 29£L 

Haxthausen, v., 170, II 168: 

24. 284:44. 
Haynau, Major, II 72. 
hebräisch Jl 238 : 8. 



Heckmann (H 138). 

Heeren 87, 89, II 234 : 3 

(235:4). 
Hefeer, ^Jacob, IL v.] (II 

315:101 
Hefter LLL 

Hegel 94. 110-1. 255, 262^ 

(II 176:97). 
Heidelberg 36. 163. 266, H 

L 33 lÖQ (220 m.) ; Pro- 
fessoren V. ILi 46. 
Heine (II 229 m.) 
Heinrich, Kaiser 34.S. 
Heinroth. s. Wellentreter. 
Helbling, Seifr., m 
Helene s. Molter. 
Heliand 310, ü 256 : 20, 260 

u., (295 u.) 
Helmannshausen (II 341). 
Henschel 146^ 148. 
Heppe 15* 
Herbart 22^ 
Heringsdorf H ^ u. 
Hermann, [Joh. Gottfr.] 50^ 

85 202* 
— , [Karl, Friedr.l 283, U 264 

m , 222 u., (279 u., 281 m., 

289 o.) 

Hermes, Zeitschr. 48. 58, 95. 
179. 183-4 . n 067, 2ö3_: 
182, 204), 245:1S 

Herodot 52. 

Hersfeld 226. 298. 

Herzog s. Cambridge, Sachsen- 
Meiningen. 

Herzogin s. Anhalt. 

Hessen (H UOl 

Heasen-Darmatadt U 52, (326 
u.); Landtag (H 329 o.); 
Ministerium (H 342 o.) 

— Grossherzogin v. 879, (U 
321 o.) 

Hessen-Cassel 66, 74, 271, 334. 
380, 404 ; n, 34, g^lsO-L 
66, IM. 85, 87, 93 , 125. 
II (252 : 18), 260 m.,"^H2j41j 



. Lj oogle 



Namen- und Wort-Verzeicbnisa. 



429 



Hessen-Cassel, Oberhessen 20 ; 
Conatitotion v. H. 117. 1^ 
(II IM. 221 m.) ; Landstände 
34 ; Landtag(226 o.) ; Kriegs- 
Colleg II Uli Staatsminist, 
an V. Eichhorn II U. s.Qassel. 

— Kurfürst Wilhelm I v.: 2j 
66. 16L Ifi^ U 127, (167); 
Leichenbegängniss (II 164). 
an ihn no. 9^2, II, L l)-4), 
II,U. 13):4], II,m. A3);von 

ihm II UL 

— Kurfürstin Wilhelrame v. 

(t 1820 , m, 202. 

— Kurprinz, seit 1821 Kurfürst 
Wilhelm II V. 3, H 27, 067, 
389 m.); an ihn II L5).n, 
III A 6), . 

— , Kurprinzessin, sp. Jvur- 
furatin Auguste v. 26, 125i 
148, 194, 235, 273, II gli 
(225 m., 227 u.); an sie no. 
21ö; 212-;l 215, 219-20; von 
IhTm, 214. 216-7. 

, Princessin Friederike v., 

sp. Herzogin von Anhalt. 

Prinz Friedrich sp. Kur- 
fürst Friedr. Wilh. I v. ^ 
131-2, 142, 152, 169, 172, 
183. fl98l, 201, 224, 240, 
(H 165, 190, • 2Ö2: 
182, 203 :m 206, 20^ m., 
210 m., 2ia o., 221 u., 
22ä m.) 

— , Princessin Marie V, sp, Her- 
zogin V.Sachsen-Meiningen. 

— , Princessin Caroline V. 406j 
408, 410, MM. 417, m 

— , Princessinen v. 235, (II 

219 o.) 
Hexenprocesse 303, 3X9, 

Heyne ^ ^ 

Hieronymus 11284:45, (285 u.) 
Hildebrand, R. 372 , (ÜT m 

fliWebrandslied 345, (H 350 o.) 



hilpentritsch, hersfelder 298, 

(II 29ß : 1381, 
himself iUlM). 

Hirtel, S. 3757(11 352 : 3531. 

hlaford (lord) (ü 327 m.) 

Höfer 4QL _ _ 

Höhne, Philippine, Tochter 
des Pfarrer Höhne in Hoch- 
stadt u. dessen Frau, geb. 
Zimmer, Base der Brüder 
Grimm 19, (H 145-6). 

Hölty (n 321 m.) 

Hoffmann U 234 : 3. 

— , FAmad.] iJA 

[W.] 380 (II 370 o.) 

— , Hot kammerrath in Cassel 

n S. IIL 
— , in Friedberg 328. 
Hohenlohe, Fürst 70.. 
Holländer 45, H 239:8, a. 

Niederlande. 
Holtzmann 331 (H 301 

346 m., 355 u.) 
Holweg lliL 

Homer 211 229i Odyssee (H 

152 : 28). 
Hopf, Pfarrer 25, (II 150). 
Horn 39. 

— , Joh. V. II 134-5. 

Hortensia, Königin II 5L 
Horns 305, 

Hrede, Hruodtac II 307 u. 
Huber, Prof. 291i H 283:41. 

(42, 288 m., m 292:294), 

308 : 2. 3Qä o. 
— , Dorothea. Catharina verh. 

m. J. R. Wild. 
Hüningen II 20, 32, 36. 
Hufeland m 
Huftirsheim (II 341 m.) 
Hugo 41, 103 , 114, m 296, 

U 25ß u. 
Humboldt, [W.] U 53-4, 234 
(4, 235:5), 236 : 6, (239 

l9I. 
[A.] 44. 



430 



Kamen- und W ort-Verzeichniss. 



Hummel 125, 

bunddwati, hunzen (II o.) 

Hupfeld 25, (n 150} 279, (H 
149, 175:92 , 227 Br. 67. 
228 m., 231 m., u., 280, 
290); an ihn no. 130-2; von 
u. an ihn II 2£i2 IF. ; seine 
Grosamutter (II 240) ; sein 
Bruder (II 268 o.," W : 281). 

— , Marie, T. v. Suabedissen. 

Hutten m 

Ickekamer 3^ (II 340^ Er. 

18, li54 m., 3ß5 o.) 
iderüchen (U Bü4 u.) 
Ihre 36. 

Ilbenstadt, Kloster (II 325.) 
Ilmenau 380. 
indisch II 238 : 8. 
ink, inker 53. 

Isländinga sögur II 280. 

Italien 168^ [319] , II 306, 
(334 ^ j 

itaruhhan (II 304 u.) 

Jacobus a Voragine (II 312: 

6, 314 m.) 
Jäger II 228 n.); s. Elise 

Suabedissen. 
Jahnas Jahrb. 11 245 : 13. 
Japan 34. 

Jaup (II 329 m., 339 n.) 

Jean Faul 58, m 

Jena 182, 418, II 279:39. 

Jesuiten (II 339 m.) 

jit (vo8) 53. 

Jordan (II 227 m.) 

Jordis, Frau Ludowica, geh. 

Brentano 71. 
Josephine, Kaiserin II, 28-9, 

41, 91 (399 u., 4DD 0,, 401 o.) 

jüdische Elemente in der 

deutschen Spr. (II 335.) 
Jung 34. 

Justi 118j 127^ II (151), 251j 
22. 



Jnstitia, madame J. im Guck- 
kasten II (240), 245: 13; 
8. Blindheim. 

Kaldern 122, 3QiL 
Kaltennordheim, weisthum 

(II 389). 
Kamptz 52. 

Kanitz, v. (II 29Q n.) s. Canitz. 
Kanne 83, 150. 
Kant 122, (II 370 o.) 
Karaim II 284:44. 
Karlmeinet, W. Grimms Er. 

V. (II 35L 372 m.) 
kassen, kassbeeren 400. 
Katholik, Zs. y. Görres 103. 
Kaupen, v. 398. 
Kehrein (H 351 m., 36Q o., 

364. 374: 0.) 
Keü U 197 : 165. 
Keisersberg II 347 m., 348 o. 
Kelle 371, (II 305 : 316). 
Keller, Ad. v. 333, von ihm 

II 333. 
— , Graf V. (H 141-2). 
Kellner II 199 u. 
Kemble 13. 

Kephalides (II 195 : 155). 
kersbeeren, kerstnen, kespem 
iöö. 

Kessler (II 216). 
Kesterburg iOiL 
Kiliandr 205=6. 
Kindlinger 
klecke ML 
Klee (II 321 m.) 
Klein 3A3. 
Kleist 32. 
Klenze IIL 
Klinger (II 352 u.) 
Knatz, an ihn II 18. 
— , O.-A.- Gerichtsrath, varL 
U 164. 

Knebel 329^ 347^ (II 340 m., 

345 o., 374 u.) 
Koch, Chr., Prot in Marb.. 

78. (II 139). 



d by Google 



Namen- und Wort-Verzeichniss. 



431 



Koch, Synd. v. Brieg (II 393 
u.) 

Kochelsee 865. 

Kochern 

Köllner m 

Koppen II m 

Körner (II 350 u., 358 o.) 

Körte 54i 58. 

Kösen 152. 

Köster (II m o.) 

Kopp ^ II [2^ m.).238:8. 

Kosegarten 34, 852. 

Kotze bue 52- 

Kraft 85, 96, flOOl (U 125: 

9L 211 m.) 
Kraus 55-6. 62. 
Krause 30. 
Kraut 29(L 

Krieger 26^ 32:3, 37. 227. II 
2M:'S. 

Krodo U 307 u. 
Krücke 25, (II 1501 
Krüdener, Frau v. 184^ (II 

139:173), 
Krug 141, 184. 262, (II 16L 

204). 

Kruse, Prof. (II 192 : 165), 
Kühne, 0. V. (H 147). 
Kürenberg (II miöT 
Küster, V. n 53. 
Kuhn, A. (n 38Ü m.) 
Kuithan 79, (H 170:82.) 
kummer 355^ (II 351 u.) 

Laberer (II 386J 
La Bouillerie II 92. 
Lachmann 85, 298, 308, 314, 

332. 337-8, 345, 357, 37£ 

1036 : 6, (264 m., 301 m.) 
Lacomblet 322-3. 
Lagrange II 16^7, 26, 41, 57, 

70, 85, 93, [399 u., 400 o.) 
Lamprecht 316± 1321]. 
Lanclau 3QÖ, 339i 347_i an 

ihn no. 20 2 -2 0d. 
Landgrebe 258, 26L 



landamannschaft 182t (U 

201 : 176). 
Lang 279. 

Langenbeck 288i 293. 
Laplace 14Ü. 

Lappenberg 367-8, II 281 0. 
Laroche (U 139]. 
Lassen II 2M : 3. (4). 
Laubach (U 381 o., 383 o.) 
Laureshamensis. cod. II 312: 

L (350:346, 362) 
LavalW ITIL 49, 51, 6M, 

79, 84 
Lazius 25d. 
Ledebur 4Ö2. 
Leipold 25, (II, 150). 
Leipzig 145i 292; Feier d. 

Schlacht bei L. 155-6, 17 L 

259. 223. 
Leist 157, ML 
Lene s. Holter. 
Lenz 255-6. 

Leo U, 293, II 229 : 38, 308 : 

2. (327 m., m u.) 
Lepel, V. 5=6 irloo, (143) 

von ihm an d. Kurf. II 

Lessing 338, 350. 
Letzner 399. 
Lieh (U 335). 
Licherhof s. üickerhof. 
likkan (II 328 u.) 
Lindheimer (II 2m. 
Line. s. Caroline Suabedissen. 
Lippspringe 324 
Litthauen IßA ; litthauisch 
U 238:8, (285 o). 

llamps (U H84 u.j 
Lobeck 58, 86, 93. 
Löwe, Joel (II 364), 
Lope de Vega s. Vega. 
Lossberg, v. (II 350 o.) 
Lossius 48. 
losung (II 348 m.) 
Lötz, R. R. 202i 207-8. 228, 
(U 139, 211 no. 96. 212 : 207.) 



432 



Namen- und Wort-Verzeichniss. 



Lücke 114. 275, 278, 287, 
291, n (225, 2M m.), 2ai : 

39, (287 : 281). 
Lüder 3Sr 

Luther 70, 122, 174, 190.311. 

Lye 13 (n 3ß3 u.) 

Mackeldei IM. 
Magnussen II 9.9,0. 
Mahn (II 244:11}, 
Mahner II 69, Tß. 
Mailand 41Ü. 

Mainz II 32; Bischof v. M. 

(11 339 u.) 
Maio 4L 

Maistre, Xavier de 108. 
M al berj^sche glosse (II 327m.) 
Malmaison Schloss II 23 28- 
30, 70, (399 u. 4üao., 4Ülo.) 
Malsburg, Frau v., 125. 
— , Ernst, Fr. v.. 23t (II 139). 
mandwari II 328 u. 
Manso 38, QI. 

Marburg 2, 27, 4ß. 58^ 69, 
77, 89 . 96-7, 103, 109, 

119, 123. 130. lÄ 
186, 194-5, 205, 2m 222. 
226, 240, 246, 258. 264, 
274. 283, 285. 294. 306, 
310, 407j ri L im 22TÖ0 
2fiü m., (268:33], 281:39. 

40, 282 u.. (290 o.); Uni- 
versität (II 153 ! 33 159: 
46, Uli 103, 188:135 189: 
m 208, 219:239, 220, 
222 m., 263 : 2ß 288 m., 
289 0.) . Univ.-Jubiläum II 
179:105, 220) ; phil Facult. 
(II 149 : 22 . 156, 211 o.) ; 
jur. Facult.. Prüf. W. Gr. 's 
vor d. (U 394 ff. Bibl. d. 
Univ. (II 234:4)j Forst- 
hof (U 242 u., 213, 22fi u.) 

Marcus. Buchh. in Bonn II 
309:4. 



Marheinecke (II 209 o.) 

Mark Grafschaft 53. 

Marlowe 48. 

Martelliere II 4L 

Martens, v. II 40. (405 : 40), 

Martin TL 

Marx 289. 

Massmann 300-1. 

mat m 

Mathesius 39-40, ITJj 
174. 320. 

Matsko 138. 
Matthiae (II IßS : 74L 
Matthisson 382 (U 34ß o.) 
Mecklenburg II 34, 24. 
medum 308. 
Megenberg 314, 222. 
Megerle 352. 

Meiningen 418 > s. Sachaen- 

Meiningen. 
Meisner 125. 
Meiszen (II 32^0.) 
Melanchthon 39, 124. 
Melsungen 135. 2Ü2. 
Menontes 350. 

Menzel II (173 : 90) , 178, 
(311 o.) 

mergel (II 348 : Br. 39.) 
Merkur, rheinischer 4, 146, 

(II m : 146], 
Mertin 22. 

Metternich, Fürst, 49. 
Meusebach, v. äl5^ 
Meyenberg s. Megenberg. 
Meyern, G. v. II 31B. 
Michel-Angelo 379. 
Michelbach 306. 
Moser 33, 125. 
Mohr 2M^ 

Molter in Lübeck, Schwager 
Suabedissens (II 210 u., 

221 u.) 

Molter , Hannchen (Hans), 
Nichte V. Suabedissens 
Frau u. in S.'s Haus er- 



Namen- und Wort-Verzeichniss. 



*35 



zogen 145. m lß2. 175- 
6, 251-3. 260. 263, m 

Molter, Lene Schwester d. v., 
158, 251, 253. 213. 

Mone (Briefe an ihn be- 
sitzt seit kurzem die hei- 
delb. Bibl.) 

Moritz (II 343 u.) 

Moser E 234 : 8 . 

MüUenhoff 359^ 371,(11301 m., 
375 m., u.); von ihm II 
359 f. 

Müller 3IL 

Mahler (II 167). 

— , Adam 153. 

— , Bemh., (U 139), 

— . Julius 278-9 , 2gIT 283, 
n (231 m., 2fi8 Um 269 m..) 
281 : 39 284 : 44 ; an ihn 
nö^ 133-7. ; von ihm II 
289 ff.; seine Tochter 
Klara (II 222i 294J 

— , Ottfried 90, 114, [290]. 

— , Wilh. 309^ (II 328 u.) 

München 365, 377i Universi- 
tät M. IÜ2 ; historische 
Commission 3R-t. 

Münchhausen, v. (II 399 o.) 

Münscher 254^ (II 221 u.) 

Munke 36, II 154 : 33. 

Murhardt (II 139]. 

Mumer, Th., 3017 

Mythologie, Zs. für 11(321 : 19), 
f 322 : 201. 

nachahmen 317. * 
nänke (II 354 o.) 
Nagele, v. II 65. 
Napoleon Bonaparte 180, II 

28, 60, 90, (399 u.) 

narrenbrunnen 389. 
Nasus, Joh. (II 35Ü o.) 
naut (II 304 u.) 
Neander 32, 48. 
Nebel 323AU 382 m., 38Su.) 
Nepos (II 152 ; 28). 

E. Stengel. Acten der Brüder Orimm. 



Nesselrode II 24, 39. 5L 

(401 m.) 
Neufville (II 122 : 104), 
Ney 93. 

Nibelungen 216^ 270^^ 308, 
314, 332, 557, (II 192 Br. 
5, 338 u., 321 0.) 
Niebuhr 33. 41, 94, III, 117, 
144. m; II 178_, 234 : 3, 
260:Sr(279 u.) 
Niederlanden 96. (225 u.) 
Nissberg, Nussberg 122. 
Nitzsch (H 325 u.) 
Nodnagel (U 322 : 1?J 
Nordheim, v. (ü 147-8). 
Nomen II (311, 322 m., 381 u.) 
Nyerup II 280 u. 
Nürnberg 383. 

O'Connor II (278 u.), 281 o. 
Odinssalr II 30L 
Odsleben 39. 
Oehlenschläger 222. 
önn (II 354 m.) 
Oesterreich II 52, 124; Kaiser 

Franz v. Oe. U 21. 
Oetker, Fr., an ihn no. 21. 
Ohlnhausen II 234 : 3. 
Olshausen (U 235 : 5J 
Opitz 3QL 

Oppositions-Zeitung 17 5 ^ 184. 
Ortenfels II 33. 
Osann 55^ (II 351 u.) 
Osterhausen 88, H 121 : 82. 
Otfried 310, 37r, H 25fi 

260 u. 
ovanhüson (II 339 o.) 
Overbeck II 345 u. 

?age, paqu^e (II 384 m.) 
anzer 395, II 312:7. 

Paris 36 ; theatre Favart II 35 ; 
pont S.Michel II 45; hötel 
de l'Empire (Thelusson) II 
3L, 82, 88i nie de Tuni- 
versit^ no. 2 : II 22. 



28 



434 



Namen- und Wort-Verzeichnias. 



Passavant (H 122 : 104). 
passional (11 Ji25 u.) 
Passow 93, II 12ß : 02. 
Paulus 54, 142, 180, (II 12Q : 

82, 176 : 97). 

peltenere 32fi. 
persisch II 238 : 8. 
Pertz 267'S, 306, 312, II 265 : 
2L 

Peachek II 2Mo, 

Petters (U m5 : 316). 

pfeeschen (II 335). 

Pfeiffer, Räthin. mi 

— , Franz 512, 314, 357. 375^ 

379, [U 29ru7möO 

Pfizer, G.. II 265 m. 

Pfizer, P. II (227 : 67), 265 m. 

Philippeville U 2ir^ 

Philologenversammlung, 
germanistische Section (II 
3 65.) 

phol 31IL 

Pictet II 281 o. 

Pillnitz ^ 365, (II 322 m.) 

Planck 22iL 

Platen 12, 97, (II 408:144) 
Platner, E. 22£ 
— , Frau 2M. 
plecken (II 338 m.) 
Plönnies, W. v. II [321:18], 
(332 : 19). 

Polen (II 2fil u.) 

Polgöns (II 328, 329 u.) 

Portal n 54. 

Porter 33, 32. 

Portugal Königin v. 351, 

Pott, Prof. d. Theol. 2 87-8 . 

— , Prof. d. vgl. Sprachw. 300- 
1, 393, n 329 Br. IL 

Pozzo di Borgo II 51, 56, 71, 
83 ; an ihn II 587m 

Pradel, Graf v. II VL 26, 

38, 43, 48, 57, 64, 67^8, 76, 
(399 m.JTan ihn II 59. 



Preussen 35, 59, 164. §62; 
II 52. 807, 124-5. (151, 
27a2S2o.,f314m., 32^üT; 
Rheinpr. II 191: 165i neupr. 
Farben II 313 o. ; Preussen- 
thum II 229 u.); preusai- 
sche Kegierung IL, 204; 

— , König V. 373; II 21, 23, 
32, 36, (II 292 : 2957365, 
387 m., 398 u.); Kronprin- 
cessin 3^ 348^ Prinz Wü- 
helm 355 ; Prinz Albrecht 
u. FrarTTlI 227). 

Prichard (K 27 9). 

Pustkuchen Jl^ (Ii 213 u., 
409 : 170). ' 

Putbus, Fürst II 5L 

Pyrker 367, (II 346 o.) 

pysü (II 385 0.) 

Quarterly Review 48. 
Quatremere II 70, 83i an 

ihn U 28. 
quercrecht (II 327). 

Rabbek II 280 u. 
Rabenau (11 340 u.) 
Kadlof 29 39, (II 153:28. 3:3.) 
Rambouillet II 37, 48. 
Ramus 127, 163, 125. 
— , Charlotte, s. Bauer. 
— , Julie 10. 

Ranke 273, 293, II 178, 308 o. 
Raak 13, (II 235 : 5]. 
Raszmann 343. 
rathtragen II äßü. 
Raumer 76, (II 206, 254: u.) 
— , R. v., 349-50, [377, 385], 
(II 352 0., 313 m., u.) 

Ravnouard II 250 m. (s. Zs. 
l r. Ph. VI 504). 

Redwitz 352. 
Köe, Dr., (II 335). 
Reformationsfest 171, 17:1 
regen 35 (II 15:]:33>. 



Namen- und Wort-Verzeichnias. 



435 



Rehm II (167 , 222 : 258), 

2M:3. 
lleiche 288, 

Reimer 5j, 167. (II 126 : 206. 
2üft o.) 

Reinecke Fuchs II 2M: 29. 
Reinhard (II 139). 
Reiuwald 3Ö5, 
Keiske II 2M : 8. 
Rcmusat II 2M : 3, (239 : 9). 
Renaud, Prof. (II 327). 
Renneval II 32. 
rennferkel (II 322 u.) 
reöfan (II m) 
Rettberg 2SSr 
Reuter, Fritz BEL 
Reyscher (II 29i u.) 
Reyscher, Dorothee, geb. 

Dahl mann. 
— , Luischen 23: verh. m. 

Dr. Veiel (II 149L 
Ribbentrop 289. II (U), 52, 

69, TL ti?? 0., 401 o.) 
Richelieu n 20^ 37, 56, 64, 

67-9, 81-2, 89; an ihn II 2fi. 
Richter Hi-b. 
Rieger 

Riemer 93, (II 126:97). 
Ries 

Rigi 410. 

Rimberge (II 294 m.) 
Rist (II 322 u., 323 o.) 
Ritter, K., 5L 
— , Aug. Heinr. 2ML 
Rivalier II 19, (164 u.) 
Riviere (II 406 m.) 
Robert, Prof. [591 H 395. 
— , Galerieinspector II, IB, 70, 

(400 m., 40^ m., 406 m.) 
Robertson II 234 : 3. 
Rochard II 92. 
Roche - Jaquelein , Marquise 

de la 32, 152. 

Rochow, V. 11(271 m.), [274 o.] 
Rodenstein 11 310 : 5, (316 m., 
äl8 u.) 



Rodheim (II Mi o.) 
roggen 36i (H 153 : EEJ 

Rohde bß. 

Rollenhagen 300. 302. 
Rom, Museum : Transfign- 

ration, Apollo II 33. 
Römer = Ultramontane II 

224 m. ; vgl. II. 32h m. 
romanische Sprachen II 250m. 
Rommel , Cren.-Superint. 60^ 

171. (II 222 ff., 2ü8 u.) 
— , Archivdirector , 4i, 59, 

116. 401. II 11 , (154: :3g, 

162 : 55, 233: 1); von ihm 

16 Br., II 155 ff. 
Rosenblüth (II 331 o., 

33a m.) 
Rost 353, (II 345 u.) 
Roth , [Franz] 374. 377, iU 

360 o., 3fil m.) 
— , [K.] 302^ 403. 
Roth8chiTdr285, II 48, 55-7, 

63, 65, 72, 80, (290 o.) 
Ronen II 315. 

Rouxel II 43. 57, 59-61, 67-8, 

76, 81:2, 81 
roydach, Roysei II 302 (315 o.) 
Eubino (II 264 m.) 
Rudolf V. Ems 301, 304.310. 

312. 314. 
— , v.Montfort 380 g. Barlaara. 
Rudolph in Marburg (II 139). 
rücken 36. 
Rückert 12. 
Rühs 52. 
Knhkopf 196. 
Ruhl, J. Chr. (II 164), 
Rnhl, L.S., (11164); von ihm 

22 Br. II m 

Ruhmann 139. 

ruin, rünen (II 384 m.) 

Rulaer weisthum (II 388 u.) 

Rumohr 101, 41L 

Rumpelt 820. 

Rumpf, Chr. (II 320 u.) 

Ruozelenswilre 320. 



28» 



436 



Namen- und Wort-Verzeichniss. 



Russen 4L 

Russland TI 9D; Kaiser v. R. 

II 2L 28, 39, 42, 50. (402 

m.), Alexander (II IM u.) ; 

an ihn II 22. 
russische Botschaft in Paris 

II S. 82. 
Ryse, Adam (II 347 m.) 

Saarbrucken II 20, 32. 
Saarlouis II 32, 
Sachs, Hans 

Sachsen , II 67, 74-5, (193> 

123 :193), 2ᚠm. ; Prinz 
Anton in S. 153; König 
292. 364; Könißrin 364. 

Sachsen-Coburg II 75. 

— , -Meiningen, Herzog Bern- 
hard 92 ; Herzogin Marie 
92, 132, [406] , 413, 419; 
von ihr böTzISl; Prinz 
Georg [413], 414. 

sah (II 322^. 11), 

Sailer 45. 

Salis (II 372 o.) 

Salomen, Sage von 34* 

Salvandy 231, 235-7, {TL 218 
0., u.) 

Salzburg II 36. 

Sand 52. 

Sanders 352 , 355 , 357. 367. 

371, 572,873,375 (II3Mo.) 
sänge (11 34Ü u.) 
Sanskrit II 23H ! ft. 
cdQa (II 385 m.) 
Sardinien, Gesandter v. II 62, 
Sartorius 7Ö. 
sauls (II 283). 

Savigny , K. Fr. v. , 27, 31^ 
35, 40 , 42 , 44=5 , 49 , 51, 
54-5. 58, 61, 65, 7i 76, 
9L 98, 97, 102-3 . 106-7. 

IM, 110, UL 120, 12a 202, 
210, 24L II (154:38. IMZ 
3, 169, 170 : 82, 173:90, 
174:92, 176:97, 178: 104), 



179, (179: 108. 180 : 108, 
184:120, 236 : 7 , 238 : 7), 
239 : 8, (279 u., 403 u.) 
Savigny, Kunigunde v., Frau 
d. V. geb. Brentano 71^ 81^ 

9L m 

— , Franz v., 49. 
— , [KarlJ V. , 1Ü3 , (H 178 : 
104.) 

— , Bettinchen 71, 103. 
— , Victoria 45. 
Scaurus 85. 

Schadewitz 312 (II 3ö2 o.) 
Schäfer aus Heidelb. (II 169). 

Schannat 306. 
Scharf 11 12a 

Schauder, schauer (II 32a u.) 
Schaum, Dr. (II 338 o.) 
Schaumann 309, (II 378) 

— , Dr. II mr 

ScheeUe), Frl. v. 176. 262, (H 
201 Br. IG), 

Scheffer 165. 

Scheidler 248^ 260, 262. 

Schelling 107. (II IM: 38). 

schelmacker H^^H- 

Schelmufsky, v. ififi. 

Schenk, F. K. W. Freih. v. 
89, HL 

— T^ohn d. v. 222^ (II 220). 

— , Tochter, verh. m. v. Witz- 
leben. 

Schiller 12, 350-2 , 365 , (H 

352 : 353, 359 m., 373 o.) 
Schlangenbad (II lül 4), 
Schlarbaum (II 139). 
schlar-,schlaiider-affe(11326 0.) 
schlarr (II 332 o.) 
Schlegel, A. W. 24. 49, 180. 

184-5. U ai7:104)i 234:3, 

(235 :4), 236:6. 
— Friedr. 56, 153. ISl. 
Schleiermacher 54, 206, 278, 

(II 212 0., 229 u.) 

Schlesien II 317 : 12. 
Schleswig-Holstein (11339 u.) 



Namen- und Wort- Verzeichnisa. 



437 



schlendern (II 32fi o.) 
Schlosser 85, 90, 227, II m 
Schmalz 157, (U läL: 

146). 

Schmeller 355, (II 341 o., 34S 
Br. 89. 3hl m., 323 o.) ; von 
ihm II 3Hß ff. 

Schmerfeld, v. II 18, 42. 

Schmidt, G.-R. in Jena II 
24a:13, (246 : 14). 

— , Fr. W. Val. II 228. 

Kl. 353. 
— , V. Lübeck II 359 m. 
Schmidt v. Werneuchen 382, 

(II 351 0., 321 u.) 
Schmidts II 162, 
Schmieder 85, 

Schraitthenner 336, 338, 342, 
.385, (II 3Ö4 m., 3231!., 331 
o., 342 0., u.) 

Schneider, Leop. ߣL 
Schnellert II 31Q:5 (316 m., 
318 u.) 

schnübe (304 u.) 
Schüdde 11 m, 
Schönlein 2^ 

Schopenhauer, Frau (II 199: 
173). 

Schott, A. II 3Ü9 u. 
Schotten 12ä (vgl. II ia2_: 

124); an ihn 1 Br. II 164. 
Schräder 5.9.9-400. 
Schraidt (II im 
Schröder 3977 II (244 : 12), 

245: 13. 

Schubart (II 890-1). 
Schubert Tß. = Schubarth ? 
Schuckmann 

Schütz, W. 206, (II 212 o.) 
— , Rechnungsr. II 52- 
Schultens II 2Ü9 : 8. 
Schulz 25, (U 150). 
Schulze SH. 
— (II 383 u.) 
Schwab II 265 m. 



Schwabe 55^ 86L (H 342 o., 
344 u., 345 u., 352 u.) 

Schwaben (II 240, s. Blind- 
heim, Justitia). 

schwälmertanz £L 

Schwanritter 147. 

Schwarzkopf 166x 

Schweden II 309 : 3. 

Schweinichen ß&. 

Schweinaberg, von no. 102^. 

Schweitz 410, II 265 o. 

Schwenk 83A^ 86. (11 170:82, 
380 0.) 

Schwertzell 204, 

— , Frau V. 22ß. 

Scott 108. 208. 

scregehöri (II 824 m.) 

Sebiz, Melchior 300. 

Seiler (II 205 : 189], 

semde (II 305 o.) 

sen (II 361 o.) 

Serranus 555, (II 344 u.) 

Seyffart (II 125:97). 

Shakespeare 49, 185, 214, (II 
204). 

sich, sichste sich (II 360-1). 

Siebold 289- 

Sigurd 305. 

slavisch II 238 : 8. 

slup (II 383 u.) 

Sraid m-i, 196, (II 224 m., 

398 m.) 
smcan (II 324 m.) 
snuaba (II 305 o.) 
Soden (II 369]. 
Soldan 310. 
Solger 33, 
Sommer II 284 : 44. 
Sophronizon, Zeitschr. 54^ 142. 
Soulange, Chev. II 25, 29, 40, 

42, 50:1, 71, 87, (401 o.) 

Corresp. m. ihm 45-7. 

Spangenberg, Wolf v. 800. 
Spanien, König v. 22iL 
Spee 32, 46. 
Spener 205. 



438 Namen- und Wort-Verzeichniss. 



Sprenger (II 327 u.) 
spuken 2.1^ 

Stael, Fr. v. 43>4, 47, 180, 226. 
Starenbergersee 865. 
Steffens 185, (11203: 182, 204). 
Stegmann 138, vgl. ITlSS:^ 
Stein, Frh. v. II 53. 
Steinau 16, 226, 247. (II 252 : 
21). 

Stephanowitsch s. Wuk. 

Stieglitz Bfi. 

Stieler 305, aiL 

Stollberg 45, 54, 58, ^89-90. 

Stourdza 184. 

Strasse 36, (II 153 : 33). 

Strausz (II 290L 

Strieder II 2, 6, 7, (252 u.) 

Sturz (II 344L 

Stuttgart II 2fi5 o. 

Stuttgarter Verein 333. 

styngonester II 385 u. 

SuabediHsen 32, 49^ 76, 78, 
119, 125-6, 129, 131. 13^ 
13L 139, m 279-80 , U 
(188 : 141), 251: 16, 

(257 :2L 261 mX ^G5,(283 : 
42 r286 : 280) ; an ihn no. 
75-129; von ihm II 190 ff ; 
seine Mutter 135 206, 261^ 
8. Frau geb. Molter (II 206. 
283 : 42). 

— , Marie, Tochter, verh. m. 
R Hupfeld 15L 176, 
251, 253, 264, 223=4, 276. 
280-2 , 285, II (227 Br. 67, 
263 : 26)"7 2fi5 o., 268 u., 
281:40 , 282 u., (283 : 42) 
== Täubchen 158 , Lach- 
täubchen 145; von ihr II 
228. 

— , Elise, Tochter, verh. m. 
Geh. Justizraih Jäger, ver- 
wittwet, lebt in Cassel. 
176. 210. 254. 266. 274. 

280. 282. (II 206L 221:252, 
228 Br. 6L 261 : 3ü = Brum- 



basz 145, 158, Frau Nim- 
rod 27^ 

Suabedissen, Christiane, Wil- 
helmine, verh. m. Gerling, 
Schwester v. S. 

— ,Caroline, unverh. Schwester 
V. S. 135, 145. 28L — Vgl. 
auch Molter. 

Tacitus 30. 

Tänzer 15. 

tage, böse II 337 o. 

Talleyrand U 20. 

Tatian (II 328 u.) 

Taube II 234 : 3. 

Tennemann 25, (II 150). 

Teplitz 324. 

Ters (U 315:9], 

Teutonia 394. 

themselves (II 166L 

Theobald 25, II IML 

Thiele, Minister 11 3Ü9 : 4. 

Thiersch (II 123 : lObl 

Thomas 74, 77. 82-3, 104, III. 
II (177:104)71^8; IBr. an 
Tb. II 168 (der von Dr. 
Euler eben veröffentlichte 
Grimm-Brief soll nicht an 
Thomas sondern an ihn 
selbst gerichtet sein); von 
ihm II 168, 184, 214:210, 
224. 397 : 7, 398 m., m u., 
404 u., 4Qai 14iL 150, 4Qäj 
169. läL 

Thorsage (II 314 u.) 
Thorbecke 76^ 226. 
Thorpe 13-4, 

Thudichum 371,373, (II 36Qo.) 
Thümmel, G. 160, 336. 
Thüringer 380. 
Tbumb, V. II 135. 
Thuret II 66. 
Tibet (200 Br. 151. 
Tielge (II 322 u.) 
Tieck 34, 96, 227, 244. 247. 
255-6. 



1- ^ 



Namen- und Wort-VerzeichniBs. 



439 



Tischbein (II 400:12}, 
Tochter Sion s. Lamprecht. 
Tolentino, Frieden v. II 22. 
Tommaseo 3IiL 
topp (II 333.) 

Toskana, Princessin v. 364. 
Toussaint II 17, 23, 25, 39-40, 

50, (402 m.) 
trenken ÜüS. 
treusch 305. 
trincar (II 333 u.) 
Troisfontaines (II 311 u.) 
trom (U 332 m.) 
Trost ]IlL 

Tscheming, A. II 340 Br. 18. 

Tßchirner II 12L 
Türken 1± 
tupfen (II 333 u.) 
Turin II 6^ 
Twesten 215. 
Tydeman [41j. 

üssel (II 304 u.) 

Uhland, L. II 2fi5 m., (286 o., 

295). 
Ukraine 4L 
ülpbilas 4JL 

Unger U 17, 58, 48:?, 55, 69- 
70, 79, 88, 95, 97, ??, (400: 
12, 402 m., 403 m.) 

ungethüm (II 334 o.) 

Urlaub 17, (II 147). 

urschwinge II 304 u. 

Ursula, h. (II 811). 

Usener 82 (II m 120 : 82), 

— , Pfarrer (U 15?}, 

Varnhagen 231-2. 
Vater 36, IL 23fi:ß. 
Vaublanc, Graf II 2L 86, 89, 

Ve^ 230-1, (II 212 : 229). 

Veiel 8. Reyscher. 

Venedig, Rosse von Ii 21, 38; 

Löwen von II 33. 
vetter (II 322 o.) 



vietrü (II 385 m.) 

Villers (II lai : 148^ 

Vilmar 122, 2M7 326j^ II 
(144: 13}, 283, 1378^^77 an 
ihn no. 138-148 ; von ihm 
II 294 fp., 292 : 298 u.,299. 

Vinke 33, 32. 

Vocabular. praedicant. (II 
381 u.); V. teutonicus (II 
844 o., 322 m., 323 o.) 

Völkel 61, 138, 256-7. 403, 
II 3. 6. 7. 10, 102. 103, 
107, [112^ 120 ff.], 123, (157, 
400 o., 405 0.); von ihm 
21 Br. II 164. 

— , Amalie; 1 Br. von ihr 

II m 

Vömel Ol 169). 

Vogelsang, zu den I I (388 u.) 

Vogt , [K.] 329, (H m~m. , 

339 ra.) 
Voigt 32, 44. 
Voigtei II (m 0.) 
Volkssagen 319^ 
voUborn = Januar 321. 
Voltaire 2L 

Vorbetta U (311). 312 u. 

Voss 36, 49, 54, 58, 64, 67, 
69, 22, 90, 91 93, 184-5, 
189, 382, (II mi:53, 123: 
90, 126:97, 344 m., 348 m.) 

Vulpius 34. 

Wabern (U 3?7J 
Wachler U 121 u., (151.) 
Wackemagel, W. 298, 338, (II 
262 : 3L 342 u., 349:341.) 
währe warte, oberhessische 

Wagner, K. F. Chr., Prof. in 
Marb. 127, 139^ VlI 166). 

— , J, J. , Prof. in Erlangen 
2M, 

— , H. L. (II 352 m., 363 o.) 
— , Dr. Karl, in Darmstadt 
(II 342 m.) 



440 



Namen- und Wort-Verzeichniss. 



Waitz (II m., 392 n.) 
Waldis, Burkhard 300, ^02. 
Walper (II m] 
walten {3731 

Walther u. Hildegund 321 
WansfPmann (II 139.) 
Wartburg 171. 
Weber (II 169, 171:82.^ 
Weigand, an ihn no. 

von ihm II 3M fl', 352! 

m m., m f., m u. 

— , Mathilde, verh. m. Ober- 
lehrer Dr. Flach 342, 345, 
348, 351, 354, 358-60, 362. 
367, "572, 374-5, 379, 386, 
(II M9 0.) iTöiTihr II SMI 
374. 

Weiland II 3Q9 ! 4, 

Weiller (II 2D5 : 189J 

Weimar 152- 

Weis, Prof., (II 395.) 

Weismann 393. 

Weisz 25, (U 150). 

Weisze 353, (lim o., 322 o.) 

Weitzel 21L 

Welker 83, 87, 90, 103, (ü 
161 : 55, 170 : 8^ 171:83.) 

Wellentr eterr —Hein r oth),igg, 
IV I, Cü liiii:l6o). 

Wellington 33^ II 35, (401 u.) 

welsche Sprache II 2H1 o. 

Wenk 122, 306. 

Werlaulf m 

Werner 222. 

— , W., Probator II 110. 

werrew (II 384 m.) 

de Wette (II 264. 2fi2 : 311. 

Wetterau 316, 318-21, 325. 
330, 339, 347, 402, (11^ 
S^aai u., 383 0., 302 u.) 

Wetzlar 821. 

Wieland 34, 43, (II 155 : 38 ) 
Wien 36; Cöngress zu W, 

(II Wiener Jahrb. 

II 2^: la (378 m.) 
Wiesbaden TO, ?74, 22Z 



Wigand, P. 330; an ihn no. 

J-8; (II 138}^ 
Wild, Joh. Rud. U KL 
— , Dor. Cath., geb. Huber, 

Frau d. v. II KL 
— , Dorothea, Tochter, verh. 

m. W. Grimm. 
— , Grethchen, Tochter f240], 
Wildt 223. 
Wildungen 122. 
Wilhelmshöher Biblioth. 212, 

{II m. m.) 
Wilbetta II (311), 312 u. 
Wilken n 32r^ 
Willems II 302 u., 303:3- 

4, 312:L 

willetzknaben 333, (II 332 m.) 
Willingshausen 41^ 223^ II 

IM Z. 1^ MS Z. 2 V. u. 
Windischmann 103. 
wir 34L (n aß2 o.) 
Wippersdorf 151. 
Witt, Dörring IQiL 
Wittgenstein II 2L 
Witzenhausen 
Witzleben, Minister 
— , Frau V., Schwiegertochter, 

geb. V. Schenk ^(TI 220 

u.) 

Wochenblatt, polit. (II 276). 
Wodana, Zeitschr. II SÖTo., 
308:2, 309:3. 4. 

Woensdrecht, Woensel II 307. 

Wolf, II 2ßfi : 29. 

— , Pfarrer in Leipz. (II 202 : 

182 ?, 206, 223 : 264). 
— , Fr. A. 38,217. (II 171:82). 
— , Joh. Wilh. (II 325 u.. 345 

o.) ; von u. an ihn II 3Ü6 ff. 

Wolfdieterich 359. 
Wolfenbüttel, Bibl. in 115. 
Wolke 3Ö. 

Wolkonsky II 24, (verdr. Wol- 
kowsky), 39 (verdr. Wol- 
kovsky), 51, (401 m., u.) 



Namen- und Wort^Verzeichniss. 



441 



Würtenberg IT 52^ 55, (240, 
8. Blindheim, Ju8titia),(272). 
wuhrewarte = währewarte. 
Wuk Stephanowitsch [89] y 

22H. 
wnol 320. 

Wnotan H älü : 5 (316 m.) 
Wurm 352, 355, 857, 367, 371, 
(II m. u.,^ 0., 3ßß m.) 
Wurzer 61, 186, (II 163, 167]. 

ysla (II 3Ö4 u.) 

Zamcke 376, II 3Ü1 u., 365 o., 
376 m. 



Zend U (235 : 5), 23« : 8. 
Zenodot 21L 
Zezschwitz (U 301 m.) 
Zimmer, Henriette Philippine, 
Tante der Brüder Grimm 

[ML 

Zimmermann (II 139). 
Zöckler (H aül m. , 342 Br. 

35). 

Zoega 5M. 62. 
Zöpü (II 1S3 : 120). 
zween, zwo, zwei (II 305 o.) 
Zwehren IM. 



Inhalt 



Sefto 



I. Acten über Wilhelm Griinm als Seccetär bei der 

Mnflenmsbibliothek in Cassel 1 

il. Acten über Jacob Grimm 0 Mission nach Paris 

im Herbst 1815 13 

III, Acten fiber Jacob Grimm als Bibliothekarin Cassel 100 

IV. Acten über Jacob Grimm als Mitglied derCensniv 
Commission in Cassel 122 

Anmerkungen zn Band I 138 

Briefe zwischen Jacob Orimm und Hupfeld . . 232 • 

, , , , J. W. Wolf . 307 

Anmerkungen zu Band II 394 

Bessemngen und Kachtrftge 408 

Chrunologishe Tabelle der in dieber Sammlung ent- 
haltenen Urimmbriefe 410 

Namen- und Wort-Verzeichniss 418 



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