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Full text of "Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete"

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ARCHIV  FÜR  PAPYRUSFOItöCHUNG 


UND  VERWANDTE  GEBIETE 


Otto  OiuoBinnTz  n Kfimosaraa,  Bismabo  P.  Obbhfbll  n Oxtobd, 
Abthuk  8.  Hinrr  m Ozrosu,  Pibrsb  Jonomr  m Lillb,  Fredmuo 
G.  Kbhtom  m Lokdon,  Giaoomo  Lumbboso  ih  Bob,  Jobs  P.  MABAnnr 
IM  Dobuh,  Ludwig  Mrrrxu  n LsiPEia,  Julbs  Nioolb  n Obmt, 
Wilbbui  Sgeubabt  ib  Bbbijii,  Paul  Vibbbck  n Bbbuh 


DNTEE  MITWIBKÜNG  VON 


HBSAU80E0KBEN  TON 


ULRICH  WILGKEN 


IR  HALLS  A.8. 


D^TSR  BAND. 


EBSTES  HEFT. 


C t > 

1|V4.V 


Anag«geb«ii  ab  8.  Oktober  1908. 


LEIPZIG, 

DRÜCK  ÜND  YEBLAQ  TON  B.  G.  TEÜBNEB. 


Dm  Arehlv  fBr  Pi^ynufonohang  und  Terwaadte  G«btot« 
erfclieiiit  ia  Heften  sn  je  etwa  9 Druckbogen,  tou  denen  4 einen  Band  bilden. 
Der  Frei*  des  Handel  betrigt  M ICark. 


Druck  und  Veriag  ron  B.  O.  Teubner,  Leipng,  Poititr.  $. 


InliallBTeTzeiclmiB. 


L lafsitie. 

Mt« 

Die  Hedeia  dei  Heophron.  Von  Wllbeln  CrVaeH 1 

Obeervationonlae  ad  papyroi  juridioae.  (Continuantur.)  Von  J.  C.  Mabw  . . 6 

Om  Oeriaht  der  Chiematiften.  Von  Otto  Oradeawitl 20 

Komfracbten  im  Fajrum.  Von  Friedrich  Preiiigke 44 

PapjTui  Cattaoni. 

L The  text  Von  Berurd  P.  Orrafell  and  Arthir  8.  Hut 65 

n.  Kommentar.  Von  Paal  H.  Meyer 67 

P.  Lipi.  18.  Von  L.  Mittele  und  D.  WUekra 106 

IL  Bespreehnngen  and  Mltteilangen. 

Papymi-Drkanden.  Von  Dlrieh  Wilekea 115 

Zn  P.  OrenfSell  1 und  □.  Von  Dlridi  Wilekea HO 

Inachriiten  am  ptolemliacher  Zeit  HL  Von  Max  L.  Strack 

EngUiche  Amgrabnngen  in  Hibeb  nnd  Oxyrhynehoi  1908.  Von  Beraard 

P.  Breafell  und  Arthur  8.  Hut ISO 

m.  Bibliographische  Notizen. 

Von  Dlrieh  Wilekea 


Alle  fOr  die  Redaktion  beitimmten  Sendungen  (Manuekripte,  B«aeaaioiia> 
ezemplare  n.  i.  w.)  wolle  man  richten  an: 

Prat  Br.  Ulrich  WDekea,  Halle  a.  S.,  Am  Kiiobthor  84. 

Ebendahin  iit  auch  dm  korr.  Exemplar  der  in  8 Abiflgen  nur  Yersmadung 
gelangenden  Druckkorrekturen  tu  lenden;  dM  andere  Exemplar  sowie 
Mannikript  bleiben  im  Besitse  der  Herren  Verihiaer. 


ARCHIV  FÜR  PAPYRU8F0RSCHUNG 

UND  VERWANDTE  GEBIETE 


UNTER  MITWIRKUNG  VON 


Otto  Gradenwitz  in  Kökiosbero,  Bernard  P.  Grenfell  in  Oxford, 
Arthur  S.  Hunt  in  Oxford,  Pierre  Jououet  in  Liijjä,  Frederig 
G.  Kenfon  in  London,  Giacoho  Lumbroso  in  Rom,  John  P.  Mahaffy 
IN  Dubun,  Ludwig  Mitteis  in  Leipzig,  Jules  Nicole  in  Genf, 
Wilhelm  Schubart  in  Berlin,  Paul  Viereck  ln  Berlin 

herausoeoebkn  von 

ULRICH  WILCKEN 

W LEIPZIG 


DRITTER  BAND. 

JOT  VIER  ABBILDUNGEN  IM  TEXT  UND  EINER  DOPPELTAPKL  IN  LICHTDRUCK. 


1SK)6. 

LEIPZIG, 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON  B.  G.  TEUBNER. 


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Zvoö 

■ Ao 

N)  «3 


AI.LK  UKCHTK,  KINSCHUKS8UCM  I»KS  Ü«KRSKTZI:N68 


SCHUKS8UCM  I»KS  tmKRSKTZl.NG 


RKCHTS,  VORBKHALTEN. 

2 1937 


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I 


Inhaltsverzeichnis  des  III.  Bandes. 


I.  A u f 8 ä t z e. 

Seit« 

l.  Bäclutrüm,  Fragment  einer  medizinischen  Schrift 158 

Borrhardt,  liriechische  Bauinschriften  ptulemüiscber  Zeit  auf  i'hilae  . . H6U 
I.  Bresslau,  Kin  lateinischer  Kmpfchlnngsbrief  (Pap.  lat.  Argent.  1)  mit  einer 

Doppeltafel*)  in  Lichtdruck 168 

Callinet,  P.  Jonguet,  Papyrus  biliiigue  du  Musile  du  Cairo 8.HU 

f.  Crönert,  Die  Medeia  des  Neophton 1 

. Festa,  II  papiro  filosofico  del  Museo  Kgizio  Vaticano 161 

tiradenwitz,  Das  Gericht  der  Chrematisten 22 

Kin  neuer  Alypios-Brief 406 

. (irenfell,  A.  Hont,  Papyrus  Cattaoui  1,  The  text 55 

. Hont,  s.  Grenfell. 

. Jongnet,  s.  Collinet. 

. Lnubrosu,  Lettere  al  signor  professore  Wilcken  V — IX 16S 

„ „ „ X— XVI 849 

. M.  Meyer,  Pa|pyrus  Cattaoui,  Kommentar 67 

Zum  Drusilla-ProzeB  (BGU  1019) 247 

. .Mittels  und  ü.  Wileken,  P.  Lips.  13 106 

Adoptionsurkundc  v.  Jahre  381  n.  Chr 173 

Über  die  Freilassung  durch  d.  Teileigentümer  eines  Sklaven  . . 262 

. C.  Naber,  Observatiunculac  ad  papyros  juridicae 6 

. Nicole,  I.  Le  domaine  du  roi  Ptobhnee.  II.  Le  cachet  du  Stratege  et  les 

arcbepbodes 225 

. Preisigke,  Komfruchten  im  Faijüm 44 

Ein  Sklavenkanf  des  6.  Jahrhunderts . . 415 

[.  Kostowzew,  Komcrhebting  und  -trausport  im  griechisch-röm.  Ägypten  201 

. Rnbensohn,  Griechische  Bauinschriflen  ptolemüischer  Zeit  auf  Philoe  . . 356 

. Wileken,  Zu  Mommsens  Gedilchtnis 147 

— Ein  vöftof  TtXavixoi  aus  der  Kaiser/.eit 185 

— Xeue  Nachträge  zu  P.  Lond.  II 232 

Sarapis  und  Osiris-Apis 249 

- — Nachwort  (zu  Rnbensohn) 366 

— Zu  den  Genfer  Papyri 368 

■ VgL  Mitteis  zu  S.  106 


*1  Diese  Tafel  (das  Faksimile  des  lateinischen  Briefes  der  StraBburger  Sammlung) 
ist  einzeln  käuflich  und  in  der  üblichen  Weise  durch  den  Buchhandel  zu  beziehen. 


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IV 


InhalUvenieichnia  des  III.  Bandes 


II.  Referate  nnd  Besprechungeii. 

Sfiw 


F.  BlaMt,  Literarische  Texte  mit  Ausschluß  der  cliristlichen 267 

n »»  1»  I»  M 1»  473 

M.  L.  Strack,  Inschriften  ans  ptol.  Zeit.  III 126 

A.  Thninb,  Die  Forschungen  über  d.  hellenistische  Sprache  in  d.  J.  1902  4 , 443 

U.  Wilcken,  Papyrus-Urkunden 113 

„ 300 

602 

über  W.  Dittenberger,  Orientis  Gr.  Inscr.  Sei.  I ......  . 313 

Zn  P.  Grenf.  I und  II 119 


III.  Mitteilungen  und  Bibliographie. 

B.  ürenfell,  A.  Uuot,  Englische  Ausgrabungen  in  Hibeh  u.  Oxyrhynchns  1903  139 

Englische  Ausgrabungen  in  Oxythynclios 387 

L.  Mittei.s  nnd  U.  Wilcken,  Papyrus-Chrestomathie 333 


U.  Wilcken,  Bibliographische  Notizen 141 

I.  Sachregister 670 

II.  Griechisches  Wörterverzeichnis 672 


III  Papyri,  die  im  vorliegenden  Bande  behandelt  sind 674 


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I.  Aufsatze. 


Die  Medeia  des  Neophron. 

Londoner  BmchstQcke  eines  ^iechischen  Dramas. 

Der  Papyrus  Nr.  CLXXXVI  des  Britischen  Museums  enthält  auf 
der  Rückseite  nach  F.  G.  Kenyons  kurzer  Inhaltsangabe  (P.  Lond.  II 
Einleit.)  die  'Reste  yon  drei  oder  vier  Kolumnen  eines  unbekannten 
Dramas,  dessen  Held  lason  sei.  Die  Schrift  gehöre  dem  2.  oder  3.  Jahrh. 
n.  Chr.  an’.  Kenyon  fertigte  von  dem  wichtigen  Texte  eine  vorläufige 
Abschrift  an,  die  er  nun  in  großer  Liebenswürdigkeit  mir  zur  Ver- 
fügung stellt.  Ich  zögere  nicht,  die  besser  erhaltenen  Teile  des  Textes 
sofort  kurz  bekannt  zu  geben,  damit  eine  gründliche  Behandlung  dieser 
wichtigen  Reste  um  so  schneller  und  wirksamer  einsetzen  kann. 

Der  Papyrus  zerfällt  in  zwei  Stücke.  Das  erste  enthält  die  meist 
bis  auf  geringe  Buchstaben  zerstörten  Reste  von  2 Kolumnen  (I  II), 
das  zweite  ist  wiederum  geteilt,  es  bilden  diese  von  Kenyon  zusammen- 
gestellten Teile  (HI)  wohl  sicher  zwei  weitere  Kolumnen.  Die  Kolumne 
hat  etwa  40  Zeilen;  von  Lesezeichen  erscheint  nur  die  Paragraphos 
beim  Personenwechsel. 

Aus  I ist  nur  ^fiäg  27  und  Tdxvo[v  32  zu  erwähnen. 


II. 

övrog  

ivTKv9u  dvSlTCCl . 

xal  vvv  rpnalov  iS  otov 

fto/Uov 

AlyBvg’y4[dT]v]äv . AO 

däiu(p[r .]  KOI 

ravt’  ovv  «frpwv  AY 

fovx  olöa  

...Y4>Y '.nop 

...olce 

ov«|  ’läaov 

fuvpw 

xtxsv^s  IC 

«itl  NA 

Arctair  f.  PApyriufonobaDg  III.  1. 


m. 


.A 

P0J6H 


fAl doxfl 

epoYCMe..  6 

...en...  .xwA[t)]tf<ovA... 

HQ . . evTÖvcj  q>lpcvi 

(jJ B....A6... 


I Aeieyfi^vo ....  I 

A.nieiCAQp..  10 

AN  & xQ'^l  [A^yeiv. 

HA  . . egialXtiv 

Toiavr'  ög  yijs  ügtav 

[AfVi«. 


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2 


I.  Aufsätze 


xaUt  yäff 

16  OYTOI 

A...APA... 

....(iJCe.... 

....  PCY 

T€ 

20 A.P 

.pe..e 

A 

A . PYC 

P.C0.. 

26 IC.... 

ÜYK....AA 

N 


.0H 

80  C 

AT 

rä  XQo . . u 

.C 

.C0 

86  . . M 


AP 


1)  Über  K ist  ein  € geschrieben  ( 

2)  Oder  ^lA.  8)  Ober  C ein 


AIC  xäet  xrjQvx^’Tj . . A . . 

(ifll^ov  ^pov]ovvTfg  (bg  xccAüg  iyvti- 
xörfg 

ryipsdövos  £v<Jd|ot>A€Y- 

NPY 

avri  Toüfixaiiv  ff[o]9ol 

A6T7. 

CCOTTAN-.IVieN  fti?polg 

06QNTO <pX^ßeg  xf  ap 

^(O  ....  &&Uug  dd|ijg 

KP..') 

tCgoy&v  o60oig 

[^iXov 

N xoijiiie  tfag  x(5pa[g, 


..Hre..  . ToO]to  y«p 

[ff£rta 

..PA*) N voaeiv  lq>v, 

xixvov 

H x£xpv^ft/vov  M . . . 

tSivde  äa>ncitco[v]  a«[o 

XO^flljaOV  . . 

QNO.KAKGJ 

(OT“  sptlp«»' 

e<D...CIMA 


NH 

NOC 

N6A KHAdyovg 

6<DOC«) 

j']tfP((lxfg,  al  Koqiv&iov  xiöov 
o^xflrf],  X'^Q^  [r^0]df  xaxQÖoig 
v6yiOig 

ro  xal  i^extaxafiai  [xaAä]g 

ÖQfpav (jJN 


>*?). 


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Wilhelm  CrSnert;  Die  Medeia  des  Neophron 


3 


Die  ersten  neun  Verse  von  Kol.  II  sind  ohne  Zweifel  das  Ende 
des  Prologs.  Nachdem  vorher  die  Geschichte  der  Medeia  und  die  Hei- 
ratsangelegcnheit  des  lason  erzählt  war,  erfahren  wir  zum  Schlüsse 
von  der  Ankunft  des  Aigeus,  der  später  im  Angelpunkt  des  Dramas 
stehen  soll.  Alsdann  tritt  lason  auf.  Eine  unbekannte  Person,  wohl 
die  nämliche,  die  den  Prolog  sprach,  begrüßt  ihn  und  berichtet  dann 
von  dem  veränderten  Wesen  der  Medeia.  Darauf  folgt  nach  einer  ziem- 
lichen Lücke  III  31  ff.  Die  feierliche  Art,  in  der  der  Chor  angeredet 
wird,  deutet  auf  den  Anfang  des  Dramas  hin.  Es  ist  Medeia,  die  den 
Chor  begrüßt.  Daran  wird  sich  nach  geringem  Zwischenräume  III  1 — 30 
angeschlossen  haben.  Hier  ist  zunächst  von  dem  x^pvyfia  des  Kreon 
die  Rede  (III  14  ist  sicher  «oiliT|o;ts  xStfi  zu  ergänzen),  worauf  wir 
eine  Wechselrede  verfolgen  können.  Mit  xoi'fu^t  gdg  xdpocg  kann  nur 
Medeia  gemeint  sein,  deren  unheilverkündender  Blick  (Eur.  Med.  92,  271) 
den  Alten  in  Wort  und  Bild  geläufig  war;  ebenso  sind  die  Worte 
Tvg)td6pos  eväö^ov  und  dö^tjg  igäv  der  bitteren  Rede  der  Ver- 

schmähten zuzuschreiben.  Die  andere  Stimme  sucht  die  Medeia  zu 
besänftigen  und  bittet  sie,  sich  in  das  Unvermeidliche  zu  fügen.  Da 
mit  Ttxvov  wohl  nur  Medeia  selbst  genannt  sein  kann  (denn  ein  Kind 
oder  eine  junge  Dienerin  der  Medeia  wird  man  nicht  vermuten  wollen, 
überdies  hatte  der  Vers  wahrscheinlich  den  Sinn;  Man  muß  ausheilen 
las.seu,  was  krank  geworden  ist,  so  daß  er  eben  der  anderen  Person 
in  den  Mund  zu  legen  ist),  muß  die  Gegenrede  einer  Person  angeboren, 
die  viel  älter  ist  als  Medeia,  wohl  ihrer  alten  Amme.  Reste  eines 
Chorliedes  fanden  sich  bis  jetzt  noch  nicht. 

Mit  Euripides  stimmt  überein,  daß  gleich  nach  dem  Prolog  der 
Hörer  auf  Medeias  fürchterliche  Stimmung  hingeleukt  wird,  daß  der 
Chor  aus  korinthischen  Frauen  besteht,  daß  Medeia  ihn  begrüßt  und 
daß  darauf  Kreons  Ausweisungsbefehl  bekannt  gemacht  wird.  Im 
Gegensätze  zu  Euripides  steht,  daß  im  Prolog  auf  das  Kommen  dos 
Aigeus  hingewiesen  wird,  daß  die  Handlung  mit  dem  Auftreten  lasons 
begann  und  daß  auf  Medeia,  als  der  Befehl  des  Kreon  eintrifit,  be- 
gütigend eingewirkt  wird.  Im  allgemeinen  aber  ist  zu  sagen,  daß  die 
Ähnlichkeit  beider  Stücke  ziemlich  groß  ist. 

Medeiadramen  sind  noch  von  Neophron  (Nauck*  729 — 732),  Di- 
kaiogenes  (775),  Karkinos  (798),  Diogenes  (807)  und  Biotos  (825)  über- 
liefert. Bei  Diogenes  hat  sich  nur  der  Titel,  bei  Biotos  nur  eine  kleine 
Stelle,  bei  Dikaiogenos  und  Karkinos  nur  eine  kurze  Nachricht  er- 
halten, dort  über  Medeias  Rache,  hier  über  den  Bruder  der  Medeia, 
Metapontios  (=  Apsyrtos).  Nur  von  Neophrons  Drama  wissen  wir 
mehr.  Das  zweite  Fragment,  ein  längerer  Monolog  der  Medeia  vor 

!• 


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4 


I.  Aufsätze 


dem  Morde,  und  das  dritte,  das  vom  Tode  des  lason  handelt  (Neophron 
läßt  ihn  sich  aufhängen),  kommen  für  unsem  Papyrus  nicht  in  Betracht. 
Aber  das  erste  ist  sehr  wichtig.  Schol.  Eur.  Med.  666:  Ns6g>Qav  di 
tlg  KÖQivd'ov  rbv  Alyia  xoQayBviötai  »pdg  Mi^Suav  tvexa  tov 

6a(pi]viod'fivai  aiiTCn  rbv  j;()z;ffgöv  vx'  tcvrijs,  ygdtpaiv  ovrog' 
xal  ydg  riv  ainbg  ^Iv&ov  ivoiv  (iu9elv 
aov.  TIv%Cav  yuQ  öffffav,  »Jv  I fioi 
Oolßov  XQÖfiavTig,  av(ißai.elv  äy,r^jiav3)' 

Col  d’  flg  Aöyovg  (toXav  dv  ijXxiSov  Xaßelv. 

Bei  Euripides  ist  Korinth  für  Aigeus  nur  ein  Durchgangsort,  der 
König  will  zu  Pittheus  nach  Trozen,  um  sich  bei  ihm  die  Erklärung 
des  Delphischen  Orakelspruches  zu  holen.  Wie  zufällig  erscheint  er 
auf  der  Bühne.  Aber  im  Londoner  Papyrus  wird  Aigeus  schon  im 
Prolog  angekUndigt,  imd  wenn  es  heißt,  daß  er  schon  seit  drei  Tagen 
in  Korinth  weilt,  so  muß  dieser  Aufenthalt  einen  wichtigen  Zweck  ge- 
habt haben.  Damit  vereinigt  sich  gut,  daß  der  Aigeus  des  Neophron 
ausdrücklich  sagt,  daß  er  zur  Medeia  gekommen  sei,  um  sie  um  die 
Auslegung  des  Delphischen  Spruches  zu  bitten. 

Die  Nachricht  am  Ende  der  Uypothesis  zur  euripideischen  Medeia: 
TÜ  ÖQßfia  doxtt  (Euripides)  vxoßaXde^ai  xu^ä  NeötpQOvog  äiaaxsvdaag, 
äg  ^ixaluQiog  Jtoü  t*  'EXXdäog  ßiovj  xal  ’/^ptffTortAijg  dv  ixofivtjfiaai 
gilt  heute  für  abgetan.  Die  Hjrpomnemata  des  Aristoteles  sind  il>svöc- 
niyffatpu,  den  Dikaiarchos  erklärt  Nauck,  der  den  etwas  verderbt  über- 
lieferten späteren  Zusatz  richtig  entfernte,  für  den  Grammatiker,  die 
ganze  Nachricht  aber  geht,  wie  Wilamowitz  (Hermes  XV  487)  ausführt, 
auf  eine  mißgünstige  peloponnesische  Quelle  des  vierten  Jahrh.  v.  Chr. 
zurück,  die  den  Athenern  den  Ruhm  der  euripideischen  Medeia  ent- 
reißen wollte.  Schon  vorher  hatte  Wilamowitz  (Analecta  Euripidea  155) 
die  Nachricht  der  Hypothesis  dadurch  entkräftet,  daß  er  darauf  hin- 
wies,  daß  die  erhaltenen  Reste  aus  Neophrons  Medeia  eine  deutliche 
Nachahmung  des  euripideischen  Stückes  zeigen.  Der  gewaltige  Mono- 
log der  Medeia  (Eurip.  1021 — 1080),  in  dem  das  zerrissene  Herz  des 
Weibes,  das  Rachegefühl  der  verstoßenen  Gattin,  das  Zartgefühl  der 
liebenden  Mutter  in  dramatischster  Weise  hervortreten,  ist  bei  Neophron 
zu  einer  kalten,  rhetorisch  gefärbten  Ethopoie  verändert.  Und  Wila- 
mowitzens  Beobachtung  bestätigt  mm  der  Papyrus  durch  neue,  die 
Nachahmung  noch  deutlicher  offenbarende  Anzeichen. 

ln  einem  wichtigen  Punkte  aber  ist  Neophron  seinem  Vorbild 
nicht  gefolgt,  in  der  Behandlung  des  Aigeus.  Euripides  hatte  den 
Aigeus  ganz  ohne  Vermittelung  in  die  Handlung  eingreifen  und  an 
dem  Ausgange  mitarbeiten  lassen.  Im  Prologe  kündigt  er  ihn  nicht 


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Wilhelm  Crönert:  Die  Medeia  des  Neophron 


5 


an.  Das  Konkurrenzdrania  aber  hat  gerade  die  Rolle  des  Aigens  aus- 
und  umgestaltet.  Hier  deutet  schon  der  Prolog  auf  Aigeus  und  die 
durch  seine  Anwesenheit  erleichterte  Flucht  der  Medeia  hin,  und  später 
tritt  Aigeus  gleich  offen  mit  seiner  Absicht  hervor.  In  Neophrons 
Behandlung  sehen  wir  zugleich  eine  Wirkung  der  Kritik,  die  an  dem 
älteren  Stücke  geübt  werden  mußte  (Wilamowitz,  Hermes  XV  4SI  ff.). 

Wenn  es  noch  einer  weiteren  Stütze  für  die  Ansicht  bedarf,  daß 
die  Londoner  Verse  aus  der  Medeia  des  Neophron  sind,  so  ist  darauf 
hinzuweisen,  daß  von  keiner  der  übrigen  verlorenen  Medeiadramen  mehr 
als  eine  einzige  Nachricht  erhalten  ist.  Aber  das  Stück  des  Neophron 
ward  eifrig  von  den  Grammatikern  gelesen,  es  gehörte  zu  den  Quellen 
der  gnomologischen  Literatur  und  die  ihm  imtergeschobene  Bedeutung 
für  Euripides  war  von  vielen  gekannt.  Lehrreich  ist  besonders  Dio- 
genes Laertios  H 134  (es  gehen  zwei  von  Menedemos  gesprochene 
Verse  vorher):  ruvta  d’  i’orlv  'Axaiov  i’x  tt)s  aarvQixfjg  ’Ofiq>ähjs‘ 
äöTS  xraiovoiv  ol  As'j'ovrfg  /itjöiv  ccvtöv  äveyvaxivai,  xXijv  Ttjg  Mr^- 
btiag  Ttjg  EvqixCöov  (>}v  Iviot  Nt6(pQovog  tlvai  toü  üixvmvi'ov  q>aalv). 
Dies  hat  Diogenes  nicht  so  in  seiner  Quelle  gefimden.  Denn  zuge- 
geben, daß  die  Worte  äatc  ntaiovoiv  u.  s.  w.  nicht  seine  eigene  Fassung 
sind,  obwohl  sie  ganz  seinen  Stil  zeigen,  so  kann  doch  der  gelehrte 
Zusatz  erst  durch  Diogenes  hineingebracht  worden  sein.  Zusätze  dieser 
Art  findet  man  anf  jeder  Seite.  Seine  Quelle  war  vielleicht  Favorinus, 
der  eine  solche  Geschichte  seinen  Lesern  sicher  nicht  erspart  hätte. 

Sprachlich  ist  rvtpadövog  (III  16)  nicht  ohne  Bedeutimg;  das  mögen 
die  Grammatiker  sich  gemerkt  haben,  denn  sie  führen  Tvtpedätva  bei 
Kallimachos  (98’’  Schn)  als  Ausnahme  an.  Sophokleisch  ist  HI  37j  vgl. 
Totirong  i^ssfiOraiiat  xaiag  Ant.  293  xdiixüfraif&av  xaAäg  OC  417. 
Daß  gewöhnlich  nicht  elidiert  wird,  entspricht  einem  antiken  Branche, 
an  den  wir  uns  endlich  gewöhnen  sollten. 

Ich  habe  die  mir  freundlich  überlassene  Abschrift  ohne  Zögern 
einer  Bearbeitung  zu  Grunde  gelegt,  weil  ich  Kenyons  Übung  und 
Gewissenhaftigkeit  kenne  und  schätze.  Indessen  wird  man  durch  eine 
neue,  gründliche  Vergleichung  imd  eine  eingehende,  daran  sich  an- 
schließende Auslegung  zu  weiteren  Lesungen  und  Ergebnissen  kommen: 
auf  diese  Arbeit  sollte  vorbereitet  werden. 

Bonn.  Wilhelm  Crönert. 


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Observatimiculae  ad  papyros  juridicae. 

(continnantar.) 

§ 21.  (Ad  P.  Grenf.  I 17  (=  P.)  et  Taur.  1 VII  3 — 13).  Vixit 
sub  Philometore  TZroArfiafog  'Epfioxparovg')  pater  Apolloniae,  quae 
Drytoni  postea*)  nupsit,  quae  papyris  aliquot  superstitibus’)  immorta- 
litatcm  sibi  peperit.  Erat  is  KvQijvaiog,  hoc  eniin  ideo  efficitur,  quod 
Hlia  perpetuo  audit  KvQrjvcdu-,  quapropter  P.  lin.  4/5  supplendum  reor 

UtoXtfittt'ov  'EpjaoxpaTou<(g)>,  og  f/v  [KvQijvutog ],  quuin  prae- 

sertim,  quod  inira  demonstrabitur,  causa  fuerit  cur  ibi  civitas  testato- 
ris  corameiuoraretur.  Contiuet  autem  hic  papyrus  querelani  filiarum 
Ptolemaei  de  liereditate  patema  a Calliinede  sibi  erepta.  Cui  papyro, 
quia  sinistra  portio  deest*),  mirum  non  est  filiarum  nomina  sicut  multa 
alia  tnmcata  esse.  Initium  habet:  [tm  öeivi  sive  rolg  öftvu^)  nugä 

]g  T^g  xal  EififiCviog  xal  'HQCtxXelag  q (=  rijg 

xal)  Etvanäd'ig,  ergo  deficit  integram  nomen  eius,  quae  Drytoni  postea 
nupsit,  ’AjtoklavUtg  Trjg  xul  2.’fppwv0-tog‘)  et  Graecum  £tfifiiviog.  Fult: 
[tofg  äclvtt  xuQU  'AnoXXtoviag  rfjg  xal  £tfiiiäv&ing  xal  rijg  dflro]g  Tijg 
xal  £efificviog  xal  'HgaxXeiag  ^ <(xal)>  Afi/osräfrig,  iam  sequitur:  [röv 
TQiäv^  xaTlayivofitvmv  iv  Ilad"VQei.  ’ASixovfifd’’  vxb  KaXXifin\Sov(^gy 

[ ]i>*)  xal  KaXtßtog  yvvaixbg  abrov  xal  xäv  tov- 

zav  [r^xvav.  Ouroi  yäp®)  t]oö  ;rarpög  rjiiäv  ÜToXiiiaiov  rov  'Eg/io- 
xgÜTov^gy,  ög  fjv  [Aupijvafog '®),  xaTa]Xtxövrog  lä  vxdg%ovx'  avzä 


1)  Plenum  nomen  occurrit  P.*  Grenf  I 17,4;  18,  S. 

2)  OmneB  fUias  PtolemaeuB  moriens  impuberes  reliqneiat  (P.  Grenf.  I 17,1 1/3). 

3)  P.  Grenf,  1 18 — 21;  12.  Accedit,  quod  latuit  editorem,  I 17. 

4)  Quaedam  per  conjectnram  suppleta  nunt  quum  ilico  tum  rol.  II  pag.  211. 

5)  Demonstrabitur  infra  regibue  tiXo/iTfrofaiv  qucrelam  datam  esse. 

6)  Hane  non  inter^enisee  hereditatis  patemae  petitioni,  pamm  est  rerisimile. 

7)  dvo  Bupplevit  editor. 

8)  Suppleo;  [tcov  xaTo>xm]t'  vel  rär  xarolxmjv.  Cf.  P.  Lond.  23,  7/8 

(1  pag.  38). 

9)  OvTOc  yaff  ipBC  supplevi. 

10)  Kvtt]va!ct  ipse  Buppleri.  Cf.  supra. 


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J.  C.  Naber:  Obeervatiuncalse  ad  papyroB  juridicae 


7 


äicd9fra  [Ätä  rö  fiövag  flT»y«]r£pag  *)  dxo/ieJLftipd'ai,  wg  di  (=  ötftf) 
x<rrä  TÖ  6vyytvixbv*)  ixtl[&6vTBg  otke  äyzt]<fTeiut>*)  «xoyQatpdfuvoi 
BVT£  xaxd  diu9^xt]v  dxoif[Xtt(p9ai*) , ifißccTe]voavres^)  tlg  Ttjv  vxdp- 
XOvOav  ijutp  olxiav  iv  tfj  TladvQH  [iv  tmdelvi.  ft£i*)  tä  xaTa]Xttq>^dv&' 
ijittv  vTtö  Tov  xarpbs  ixixXa'’)  [xävza  /Ji“®)  dx]r)ve'yxavxo, 

xal  dx’  ixetpov  dtd  xttgevpiaeag  Xiixoxe\XCov  rjiiäg  dtl  xaxa-^)]ßXaxx6v- 
xeg  dutatiovdiv.  Scilicet  didicimns  ex  P.  Taur.  1 VII  9 — 13;  xaxd 
xovg  xoXixixovg  vbfiovg  xal  xd  i>Tj<p(efiaxa,  id  est  eecundum  ins  Grae- 
cum et  noToram  regnm  constitutiones,  fiij  e^elvai  ixl  xd  xäv  xixeXtv- 
xr/xoxav  ixixopeve69-ai  — similiter  habet  lex  Attica'®):  dvtxidixov  (li) 
eltlvai  ix^iv  /xiytf  xXfjpov  itt'jxt  ixixXrjgov  — ergo  xaxd  xovg  xoXixi- 
xovg vofiovg  xal  xd  ilrr,(pi0fiaxa ^lij  i^iCvai  ixl  xd  xäv  xexsXtvxr/- 

xöxmv  ixixopsvea&ai,  antequam  publicnm  ixiexaXfia  impetraverit  quis, 
quod  vocabulum  non  est  quidem  in  P.  Taur.  cit.,  sed  superest  BGU 
241, 42  (Gradenwitz,  Einführung  I p.  81),  ubi  lacunam  sic  suppleo: 
[dMrypdgiojrrog  £XKff]Tov  avx&v  xd  vxip  xov  iäiov  (tipovg  xa&r]xov[xa 
X<oplg  av  »pög“)  tö  i]xiaxaX(ia  xijg  diaipioemg  xaxißX’^dxj.  Neque 
enim  ixlCxaXga  aut  diaipioeag,  quum  plures  essent  heredes,  aut 
ifißaxevoeag^^  uni,  gratis  dabatur,  sed  erat  ante  solvenda  ^ 
dxapx^f  id  rectigal  necessarium'^),  cuius  de  quantitate  ut  consta- 
ret,  iusserant  reges  xa^dfuvov^*)  xijv  dxapx^v^^')  xXtjpovofiiav  dxoygd- 

1)  Supplevit  cum  loanne  Mahaffy  Grenfell  (II  pag,  211):  [diä  ro  xjta- 
ixoliXil<f9cci,  quasi  usquam  terraium  filiae  maiores  natu  praeferantur, 

nam  ne  maxima  quidem  vel  maiorca  filii. 

2)  Quid  Bit  t4  avyYtvitidv,  statim  dicetnr, 

3)  o^Tc  dy^tjaTiiat'  supplevit  cum  loanne  Mahaffy  Grenfell  (II 
pag.  211). 

4)  Kltifopditoi  scilicet.  ’AnoU[Uifiii{voc  suppleveront  Mahaffy  Grenfell. 

&)  KorraljvaavTec  aupplevemnt  Mahaffy  Grenfell.  Tu  vid«  P.  Taur.  8,  20 — 22 ; 
P.  Lond.  401, 19. 

6)  ’£»  xä  ietvi  het  ipse  snpplevi.  Cf  P.  lin.  13,  18,  27. 

7)  "Entxla  sunt  omnes  res  mobiles.  Cf.  P.  Grenf.  I 12,  18  (div4  Törr  vxae- 
Xopxap  fioi  TfdvTcov  iyyaimv  xal  inlnXtav)'^  21,3.  16. 

8)  ndrxa  xfj  ßia  supplevi  ego.  Cf  P.  Im.  19. 

9)  Lacunam  snpplevi  ego.  10)  Demosth.  XLVI  § 22. 

11)  Gradenwitz:  xafftbc  xoi,  ubi  nos  zcopic  <hv  xedg. 

12)  Haec  appellatio  aliqnando  prodibit. 

13)  Paul.  Sent.  IV  6 § 3.  14)  Ta\6fuvov  potius. 

15)  'AxafxrtP  hnius  papyri  esse  rectigal  hereditatium  videmnt  Lumbroso, 
Hecherehts  (1870)  p.  307;  Wilcken,  Ostr.  I (1899)  cap.  IV  § 140;  Meyer,  Ztschr. 
der  Sor.-St.  XVlil  (1897'i  p.  58/9.  Ergo  divcrsum  est  vectigal  dnodenum  drachmum, 
quod  solvitnr  pro  aperiundo  testamento  (Wessely,  SiUungtberichte  (Wien)  124 
(1891)  IX  p.  26),  diversa  denique  dnagyij,  quam  sistunt  [BGU  80,1;  P.  Cattaoui, 
col.  ni;  P.  Vindob.  sine  no.  (Wessely,  Studien  z.  Pataeographie  u.  Papgruskunde 


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8 


I.  Aufsätze 


il>a69’ai')  Bub  iureiurando  aestimandam’)  ivrög  tivatv’')  bgiO^tioStv  iifie- 
Qüv.*)  At  ne  sic  quidem  venire  in  posBessionem  licebat,  nisi  quis  tag  avrag 
xon}ffa(no),  quas  praestare  eum  oporteret,  si  Ätl  Xuoxpiräv 
ex  causa  hereditaria  res  singulas  vindicaret,  id  est  inprimis  heredem  se 
esse  testati  vel  intestati,  deinde  vero  ipsam  rem  esse  ex  hereditate. 
Verba  papyri  (Taur.  1 VII  3 — 12)  haec  sunt:  el  xal  ixl  iUoxpirüi/ 

öuxqCvovto, XQ&ttQov  tlvcu  ixidtixvvtiv  ag  iöriv  vtög  xri . . 

xal  (UTa  rag  iniäeC^tig  ravtag  alrelöd'ai^)  avxbv  rag  »fpl  t^s 

olxCag  dxoÖei%Hg.  Thv  ainbv  äh  zqöxov  xal  xatä  rovg  xoh.xixovg  v6- 
/lovg  xal  rä  ^tpCefiaxa  xug  avxag  iatätC^Eig  xoiijOafiivov^)  — 
id  est  post  probationem  generis,  nam  verisiinile  non  est  xltjQovoniav 
probandum  fuisse  de  omnium  singularum  rerum  dominio^ 
— xal  xa^dfievov  xi/v  äxafzv^  xitjpovofi^av  dxoypätfiaO^ai  ij  dxoxivftv 
avxbv  äpaxfiäg  (ivpiag  xal  ag  dv  xoi^6ijxai  oixovofu'ag  dxvpovg  sivai. 
Apparet,  quid  intersit  inter  xbv  t^g  vöfiov^),  quem  scrvant  ILao- 

xptTai*)  et  xbv  xoXixixov,  siqnidem  iure  Aegyptio  licet  ei,  qui  beredem 
se  dicit,  ifißaxtvtiv,  salvo  adversus  töv  ifxßaxivöavxa  petitorio  iudicio, 
ex  diverso  iure  Graeco  prohibitum  est  iußaxtvHv,  antequam  heres  quis 
legitime  constituatur,  xlt]Qovo(tiav  äxoypai(>d/itvog. '")  Simul  apparet 
adversus  Ptolemaei  Hermocratis  filias  Callimedes  quid  commentus  sit. 
Venit  in  possessionem  hereditatis  ipse  uxoris  nomine,  quao  fuerit 


I pag.  10).  — confuniüt  Meyer,  Ztsdir.  der  Sav.-St.  XVIII  (1897)  p.  68/9, 

quem  sequi  videtur  Wilcken,  ibid.  XXTll  (1902)  p.  313’. 

1)  P.  Taur.  1 VII  10/1.  — Sistit  hereditatis  &nOYQa(pijv  P.  Amh.  72  anni 
p.  ehr.  249  {Archiv  II  p.  127);  non  hereditatis  sed  heredis  P.  Oxy.  75  (cf.  Wilcken, 
Ostr.  I p.  468);  247—260. 

2)  P.  Amh.  72, 11—14 

3)  Papyro  conservandum  est  rmv. 

4)  P.  Amh.  72,  6. 

6)  Passivum  esse  non  monerem,  nisi  pro  medio  habuissent  Peyron;  Mitteis 
{Seichsrecht  und  Volksrecht  (1891)  p.  49  ima);  Revillont,  Freds  de  droit  egyptien 
(1903)  p.  740. 

6)  Horum  rationem  quidem  habet  Mitteis,  Reichsrecht  etc.  p.  49  not.  1 (p.  60), 

sed  non  recte  iis  portendi  credit:  „(dafs)  auch  vor  den  griechischen  Gerichten  dem 
Kläger  irgend  eine  Beiceislast  obgelegen  habfej“.  In  ipso  teztu  scribit  (p.  60) 
lirobandum  esse  actori  „daß  er  die  Erbschaftssteuer bezahlt  habe“. 

7)  Papyri  quidem  verba  eam  quoquo  probationem  comprebendunt. 

8)  Ita  appellatur  ius  vere  Aegyptium  fet  P.  Taur.  1 IV  17  (Mittels,  Seichsr. 
etc.  p.  60  not.  2)  H P.  Tebt.  6,  216 — 220.  Alibi  dicitur  iyxäjfiov  voiuega  (P.  Oiy. 
237  Vm  22),  inixAfios  denique  vopo;  (P.  Oxy.  237  VIII  84). 

9)  P.  Tebt.  6,  216—220. 

10)  Papyrum  si  presse  sequerer,  scriberem  änoygaijjöfuvos.  Sed  videtur  ä 
äxoyfaeprj  praecedere  debere  rä;  intSelitis- 


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J.  C.  Naber;  Observatinnculac  ad  papyros  juridicac 


9 


Aegyptia,  Ptolemaei  soror  uterina  vel  matertera*),  ma(ryt  xara  t'o 
evyyivixöv,  id  est  quasi  iure  enchorio*),  quod  libcram  habet  iiißdtevaiv, 
OUT*  äyxtaTfiav  axoyQai/äfuvos  oCre  xarä  diadTjxtjv  KJtoXcXel(p9ai’), 
testatoris  autem  iilias  Qraecas  xarcc  rö  ;roA(Tixbt'  exclusit  Sia  xuQev- 
Qi'atas  XfixoreXiov*),  tamquani  non  ra^a/tevae  rijv  äirapxv^i  eoque 
iniuriosius,  quia  testator  erat  KvQtjvatog,  cuius  in  bonis  nullo  modo 
esse  poterat  locus  rä  avyysvix^,  quum  regula  sit  iuris  gentium,  ut 
secutuiutn  leges  civitatis  suae  quisque  kstetur}')  Quamobrem  P.  initio 
(lin.  5)  omnino  supplendum  fuit  5s  [iiuprjvafos],  ut  quod  roquiratur 
ad  nequitiam  CaUimedis  quasi  digito  demonstrandam.  Expelli  quidem 
hic  vel  sic  non  poterat,  quamdiu  illae  legi  non  paruissent.  Quod  quum 
puberes  factae  demum  fecissent,  mox  coepit  rorum  facies  mutari.  Con- 
tinuatur  enim  sic  (P.  lin.  11):  ’ßvtjXixov  dl  Tovrp*)  ijfietg  yev6](u- 
vtti,  Ta  xa^tjxovru  rt'Ai;’)  ^*fi  BtQSvCxtj*)  xup^ojs')  xX^Qt]  Ta|d/i*vat 
tx]{de>xtt(i£v  iv  Tä  TQucxoatä  ft*t‘®)  3rpotfc}'j'*>licv*‘)  [xar’  avräv,  arpös 
!)v  di-'^o](ioXoyr)6äiitvoi  göXig  äntdtoxäv  tiv«  exn>uXX<i[ynata'^),  rä  dl 
awaXXtiy\iiaxa  Xoiiiaväfuvoi^*)  ißXaiiav  rd  dt  avr&v  dtatpoga  [dixrjv 
datlfiv  Tovrmv  oüx“)]  olöftevoi,  opxp'*)  äxoxXf/ifavTeg  ij/täg,  [xaiToi 


1)  Ptolemaei  matrem,  Hermocratie  uxorem,  Aegyptiam  fuisse,  atque  inde 
descendere  Aegyptia  fUianim  nomina,  qnominaB  sumamae,  nihil  impedit. 

2)  Potuit  ins  enchoriom  avyyipiKÖv  dici,  siqnidem  band  minns  quam  ludaei 
(loseph.  B.  J.  Vn  § 262)  omnea  Acgyptii  fuerunt  quodammodo  avyyfvils.  Alio- 
quin  TÖ  evyyivtxir  intelligendum  non  eefic  cognationis  ins  eo  demoustratur,  quod 
mox  sequitur;  ofrt  iy^iariiav  dxoyfaipäiiepos  o6rf  xit.  8)  Heredem  se. 

I)  Cf.  Inscr.  jurid.  grecq.  XI  (Hiebei  no.  286)  § 2:  Saatie  xa  iiTtoTtliei  ly 
JVcrtetdxTO  xri. 

6)  ülpian.,  Reg.  XX  § 14.  Cf.  Isocr.  XIX  § 12 — IS. 

6)  Hactenne  eiplevi  ego.  7)  Id  est:  rijv  &nagxv^’ 

8)  Ergo  q hxafxri  eodem  modo  dicata  erat  9iä  BifirUji,  uxori  ni  fallor 

(cum  Bemardo  Grenfell),  Euergetae  I,  quo  modo  t&  xcfäitiov  t6  rjj  dpovpa  (P. 
Leid.  Q.  (Wileken,  Ostr.  I p.  61  not.  1),  cf  CIG  4697,  80/1)  et  ij  dxdfuupa  dicatae 

erant  rq  filaillipip.  Quod  non  docet  Wileken,  Ostr.  I Kap.  IV  § 14U;  praeterea 

confundit  (p.  169  not.  2)  x6  xtQÜtuov  et  rqv  inöiujtgavi  confundit  etiam  Grenfell, 
ad  Sev.  lam  87,19  (pag.  119). 

9)  Supplevit  editor  xv^la  nec  praeterea  quidquam.  Sed  ne  xvgia  quidem 
ferri  potest.  Requireretnr  enim,  etsi  de  superatite  sermo  fierct  THI  xvfltt  (cf  e. 
g.  P.  Amh.  n pag.  209  passim).  10)  Philometoris.  Cf  infra. 

I I)  UfoaayyclUc  (=  Ubellus  conventionis)  in  P.  Tebt.  frequens  est.  Cf  prae- 
terea P.  Fay.  12,  9. 

12)  Hactenus  snpplevi  ego.  18)  Hactenus  supplevit  editor. 

14)  ^väXlayiia  qnomodo  Iviialverat,  id  est;  cancelletur,  videre  est  apnd 

Ottonem  Graden witz,  Einf.  I (zu  S.  96),  efficto  arte  pbototypica  BGÜ  179. 

16)  Lacunam  supplevi  ego. 

16)  Ergo  ioreinrando  transactio  firmata  erat. 


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10 


I.  AafBätze 


döixmg  dvtutoiovii-^)'\£voi  dXloTQi'tav  xal  tuvt  ög^avix&v,  vxip  av 
[®£ÖS  vfiäg  ßoTi&ovg  ilAtJ-*)]xTovs  xafHorijei.  Quae  si  habent  recte, 
erit  ad  reges  (ti/töfs)  haec  delata  querela,  et  eos  0iXofiijTOQag,  quoniam 
horuni’),  non  röv  EvBQyerüv,  annus  tricesimus  laudatur  P.  lin.  13; 
quia  enim  Apollonia  nupsit  sub  Philometore  (P.  Grenf.  I 12),  ideo  non 
potest  facta  esse  pubes  circa  annum  30  Euergetae  II,  quintum  post 
Philometora.  Quae  sequuntur,  crescentibus  subinde  lacunis,  felicioribus 
ingeniis  explenda  trado. 

§ 22.  (Ad  P.  Grenf.  I (=  P.)  13;  21;  33;  44;  60;  62).  Initio 
P.  13  post  [ Tirä  ötivi  jcagä  IJ]vggov  recte  suppletum  est:  ’ßco- 

/rtffav[ro,  sed  non  recte  continuatum  ivrcv^iv  ol  ßaJtfiXixol  yacagyoL 
Etenim  Ivtsv^lv,  id  est:  supplicationem,  xoiiC^ad'ai  nemo  solet  excepto 
rege  vel  chrematistis*),  xoftfj£n<®)  bis®)  nemo,  sed  regi  inididovai’’), 
chrematistis  autem  lig  rb  äyyciov  f(ißäXlei.v.  ®)  Nihilominus  recte 
habet  Ivrev^iv,  quia  et  de  querela  quadam  yeagyäv  agi  manifestum 
est,  et  Tovg  xoftiffapeVovg  fuisse  chrematistas  propter  pluralem  nume- 
rum  verisimile,  sed  erat  post  dxofi(a«v[ro  continuandum  sic:  of  d'elvsg 
XgrjiiaTiarai  cvTiv^iv,  ijv  ivdßaXov  ot  delveg  /JaJffiAixol  yemgyol  xegl 

Tov  [ \v  yrjv  Owsiaipigeiv  ai- 

Tofg,  quae  sic  fere  supplenda  censeo:  xegl  roü  fiii  [ävuyxu^ea^ai  roiig 
fXovrag  rijv  xXtjgovxtxi^v  xal  Ugdv  xal  äXXrßv  6wci0(p^gtiv*)  av- 
Totg.  Quae  quum  spectet  res  röv  xojaoyp«p/tar^a  *®),  iubetur  is  adesse 
non  quidem  apud  ipsos  chrematistas,  quum  habere  soleat  non  minimam 
molestiam  evocatio  xm/ioygafiftariag^^),  sed  apud  strategum  vel  nomi 
epistaten  (^:rl  tf/),  ad  quem  videtur  per  epistolam  mandari,  ut  in  eam 
rem  inquirat.  Ergo  pergendum  videtur  sie  fere:  [*fv’  ovv  äiu  6ov  tö 

1)  Lacunam  snpplevi  ego. 

2)  Hane  qnoqne  lacunam  supplevi. 

3)  Dnbitabat  de  ea  re  editor. 

4)  Magistratibne  porrigi  seiet  iitcitrrjfia  vel  itQoeciyyiUa.  Semel  omnino 
inter  tot  exempla  rrä  atfartiym  porrigitur  Ivrtv^it  (P-  Petrie  II  12(3),  SM).  Rubri- 
ram  praeterea  qui  inscripsit  P.  Petrie  II  4(9)  Vo.,  imv^ir  diiit  pro  hjijomnemate. 

ö)  Explicat  editor  (in  praefatione)  /xoptff«»[To],  quasi  esset  Mfiiear. 

6)  A rege  Ktyfruiaua/Uptiv  fvievicp  ad  indicem  delegatum  iam  xoitliei  rig 
(P.  Petrie  II  2(2),  1). 

7)  P.  Paris.  48,21/2;  26,5. 

8)  P.  Taur.  1 II  5—7;  4,9/10;  P.  Leid.  F 10/11;  P.  Petrie  (H  pag.  [32])  «ine 
no.  (GGA  1895  p.  151). 

9)  7f  tlaipofd  frequens  est  in  P.  Tebt.  Disputavit  de  ea  Grenfell,  praef.  (i.  f.) 
P.  Tebt.  98. 

10)  Ergo  lin.  2 e6am  plcnius  explerc  licet;  qv  xarä  roC  iitpos  xmpo/poppa- 
xiag  ipißalop  oi  dilpig  xrf. 

11)  Argumento  sit  P.  Tebt.  29. 


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J.  C.  Naber:  Oliservatiunctilae  ad  papyros  jnridicac 


11 


yeyevtjfiivov  tpuvtQÖv  yevfjTUi,  iyQutlrav  tm  ietm')  *)  rbv 

x(OfioyQa(i[(taTttt^,  xpog  rö  avrbv  rolg  HQoeiQrjfidvoig  tovtwv  iöyov 
äiöövai],  avTolg  dxavräv  ixl  od.*)  ”Eppwtfo.  — P.  21,  9 falso  supple- 
tum  esse  [ßoi,  quum  suppleri  [debeat  [ijiiaxevfj,  demonstrat  geminus 
P.  44  I,  quod  exemplar  quideni  emptionis  venditionis  contractae  esse 
putat  editor*),  sed  est  revera  P.  44  I 1 = P.  21,8;  P.  44  I 2 = P.  21,8,^; 
P.  44  I 3/4  ==  P.  21,9;  P.  44  I 5 = P.  21,10;  P.  44  I 6 = P.  21,11 
ergo  P.  44  I = P.  21,8 — 11.  Post  [dxiaxevfj  continuaudum  videtiir  xal 
roToi'*)  Äf()iffr]f(iöt'o(g)  (cf.  lin.  14:  xlißdvov  röxov).  Demonstratur 
autem  hoc  papyro  filiis  vel  certe  filio,  qui  natu  maximus,  praecipuum 
ias  fuisse  in  arma  et  equum  patris  familias  succedendi;  haec  euim  iilio 
legat  Dryto  xard  vöfiovg  (P.  lin.  4),  ergo  fortasse  ne  poterat  qnidem 
alii  legare.  Suspicor  autem  idem  ius  obtinuissc  circa  töv  (Sru&fiöv, 
quem  quis  xJLrjpovjrog  a rege  accepisset;  legat  certe  P.  Petrie  I 11,9 — 10 
paterfamilias  [töi/  ara^fiöv  3v  fjjra]  dy  tov  ßaaUixov  xnl  rbv  txxov 
xal  T«  3-T/I«  UroXeftaia  [tö  d^  xal  XpvdoxöXeag.'')  — P.  33  passim 
occunit  siglum  ap~,  quod  a so  non  intelligi  fatetur  editor  (ad  lin.  6). 
’^QiorijQa')  portendi  yidebatur  Mahaffyo  (II  pag.  216),  quod  mihi  por- 
tentnm  et  solrendum  videtur  ’'^Q{aßa).  — P.  44  I testamentum  esse, 
non  emptionem  venditionem,  dictum  est  ad  P.  21.  Continet  eins  col.  II 
testium  subscriptiones  hac  forma:  dygatl^ev  6 detva,  quae  forma  simi- 
lisve  ei  alias  non  occurrit,  nisi,  quum  quis  pro  alio  scripserit,  vel  sub- 
scripserit,  ab  eodem  additur*):  6 delva  tyQo^a  vxIq  ai’irov,  vel®)  6 
dctva  typaifra.  Est  praeterea  ipsa  testium  subscriptio  in  vetustioribus 
lustiniano  instrumentis , modo  exceperis  Oasin  Magnam*“),  infrequens, 

1)  Fortasse  qpt’taxirAv  ixistdrjj.  Erant  certe  minores  magistratus,  veluti 
Ol  ifQoveÖQxai  (P.  Taur.  8,  40)  sub  dispositione  räv  xt1l‘<‘‘ri<lrät'. 

2)  Kalraarflo«!  supplevit  editor. 

3)  A'sipoye«p[(utTta  supplevit  editor. 

4)  Cf.  P.  Leid.  A,  ubi  petit  quis  a stratego  [Bov]rd|oi ygaipai 

rä  ixocTfardyip xaraarrjoai  ixl  el  rovt  itlya  xghs  rh  XfoafiagTvgTi^iivai  oot 

xTt.-,  et  item  P.  Amh.  35,40/1  yfäijtai  tü  itlvi  xaTaarijeai  ai/rbv  inl  ai 

^Tffos  Ttjy  xovrav  dit^ayayxjy.  — KaTanf/aai  inavzäy  novum  est  et  fortasse  Sna^ 
ilfTiiityoy. 

5)  Dnbitasse  video  ülricum  Wileken,  Archiv  I p.  17  (no.  6). 

6)  Kal  t6xop  meum  est.  [Ich  las  am  Original:  *«1  riv  nteierjseibra.  ü.  W.] 

7)  Lacunas  supplevit  Wileken,  G(fA  1896  p.  184. 

8)  Exempla  sunt  innumerabilia.  Cf  interim  BOÜ  31,8  {{ygaipi)-,  69,19; 
86,39  ; 87,32;  92,34;  115  II  27;  118  ü 17;  162,6;  158,38.42;  167,5;  171,6  etc.; 
Ostr.  1129;  1526. 

9)  Omittitnr  ixig  aitoS-.  BOU  167;  201;  211;  Ostr.  1130;  1131.  Eodem 
sensu  Latina  instrumenta  habent  (Bnins,  Kl.  Sehr.  II  p.  60,  62) : Ille  tubteripsi. 

10)  P.  Grenf  H 68—71  (post  Chr.  244—269). 


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12 


I.  AufBÜtie 


neque  id  mirum  videbitur,  qui  reputaverit,  quam  sit  inirequens  rei  com- 
memoratio  ante  lustiniauum  in  ipsis  legibus.  Nam  ezigebatur  quidem 
temporibuB  Arcadii  et  Honorii*)  testamentis  testium  subscriptio,  quod 
ex  integro  statuit  Theodosii  novella*),  sed  remittebatur  eadem  Zenonis 
constitutione’)  donationibus.  Erat  praeterea  Leonis  constitutio*),  qua 
privilegium  temporis  concedebatur’)  idiochiris,  quae  triuni  testium  snb- 
scriptionibus  munita  esseut.  Reliqua  omnia,  quae  subscriptionem  testium 
exigant*),  lustiniani  sunt  ipsius.  Ergo  mirum  non  est,  instnuuenta 
longe  pleraque  testium  snbscriptionem  habere  nuUam.  Mihi  quidem 
ante  lustmianum,  extra  Oasin  Magnam,  nota  non  sunt  instrumenta  sub- 
scriptiones  testium  habentia’),  praeter  hunc  ipsum  quo  de  agimus  P.  21 
et  P.  Oxy.  105  (p.  Chr.  117—137)  et  BGU  86  (p.  Chr.  155),  quod 
utrumque  testamentum  est,  et  testamentum  Gregorii  Nazianzeni  anni’) 
382,  et  Aurelii  CoUuthi*)  anni“)  460  vel  paulo  post,  et  P.  Lond.  229”), 
quae  venditio  est  anni  166,  et  P.  Marinii  84,  quae  donatio  est  anni  491, 
nam  P.  Marinii  91  et  110  antiquiores  lustiniano  non  videntur.”)  Ha- 
buisse  praeterea  certum  est  testium  subscriptiones  testamenta*’),  de 
quibuB  aperiimdis  gesta  continet  P.  Marinii  74  (Bruns,  font.  (1893) 
no.  103),  declarant  enim  siuguli  testes:  m/Va“)  vel  intrensicus  subscribsi, 
et  P.  Marinii  85,  quae  donatio  est  anni  523,  subscribit  enim  donatrix 
in  parte  superstite;  festes  ut  sttbscriherenf  conrogavi.  Est  autem  sub- 
scribendi  formula  in  P.  Oxy.  105:  6 dstva  iiaQtVQÖ  rfj  toi  delvog  dia- 
S'tjxg  xttC  tifu  it&v  Totfovrojv  xxi.  xaC  ieti  fiov  fj  etpgaylg  toiädsj  in 


1)  C.  8 Cod.  Th.  4.  4 (cf.  Bruns,  Kl.  Sch.  II  p.  81). 

2)  C.  1 § 2,  § 6 tit.  XVI.  Ergo  ccmstitutionibus  hoc  inventum  es(se)  recte 

praecipitur  § 3 Inst,  II  10. 

3)  C.  31  § 1 Cod.  8.  63  (54).  Diversum  placuit  regi  Theodorico  (edicti  cap.  52) 
et  Burgundionnm  legislatori  (lib.  const.  tit.  43  § 1). 

4)  C.  11  § 1 Cod.  8.  17  (18).  6)  Hypotheca  interveniente. 

6)  C.  17  Cod.  4.  2;  c.  20  § 1 Cod.  4.  21;  c.  23  § 1,  § 2 Cod.  4.  29;  c.  un. 

§ la  Cod.  7.  6;  iiovellae  aliquot  (Bruns,  Kl.  Sehr.  II  p.  108). 

7)  Non  computo  ea,  quae  habent  imius  avyygaipoipvJMxos  subscriptionem: 
P.  Tebt.  104,41;  105,63  (Ä  dilva  l%<a  xvfiar,  quod  probabiliter  restitucrunt  Grcn- 
fell  et  Hunt  (ad  P.  Tebt.  106, 63)  P.  Leid.  0,  36). 

8)  Cf  Bruns,  Kl.  Sehr.  H p.  86 

9)  Editur  Bull,  dell’  isiit.  di  dir.  rom.  XIV  p.  288 — 292. 

10)  BttU.  cit.  p.  286,  p.  93*. 

11)  Ediderunt  post  Ednardum  Thompson  Schalten,  Herrn.  XXXD  p.  273; 
Scialoja,  Bull,  dell'  istit.  di  dir.  rom.  IX  p.  140;  Cagnat,  Ann.  epigr.  1896  no.  21; 
Gradenwitz  Einf.  I p.  66. 

12)  Auctori  locupletissimo  Henrico  Brunner,  2.  Gesch.  der  Urk.  I (1880)  p.  71 
(ima).  13)  Saeculi  p.  Chr.  qninti,  sexti. 

14)  I.  e.  intra.  Ne  mutes.  Ita  tune  homines  loqnebantur. 


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J.  C.  Naber:  Observatiancnlae  ad  papyroa  jiiridicae 


13 


BGU  S6  6 dslva  ovvfucprvpäi  xal  avOqipecyiä*);  in  teatamento  Nazian- 
zeni  6 dstva  xapav  ^la^ijxrj  xov  deivog  xal  xapax/Ltj^elg  vx’  avrov 
vxiyQ(o()u  P.  Lond.  229:  ille  signavi^)',  in  P.  Marinii  K4: 

Ule  huic  donalioni  rogante  illa  ipsa  praesente  testis  subscripsi.  Multo 
quam  subscriptio  frequentior  est  teatium  notitia,  id  eat  dvaygatpi/i,  quam 
habent  quamplurimae  manumiaaionea  Delphicae*),  habebant  ayngraphae 
Aegyptiae,  quarum  hodie  versionea  exatant  P.  Lond.  3;  BOIJ  1002; 
habent  Graecae  quas  infra^)  enumerabo.  Quibua  adiungendua  videtur 
P.  12;  nam  ideo  potiua  notitiam  teatium  habere  ia  videtur,  quam  aub- 
scriptionem,  qoia  lin.  26  legitur  ol  dvo  ndgeat,  quamquam  poteat  unua 
pro  duobua  aubacripaiaae.®)  Ex  Latinia  teatium  notitiam  habere  cre- 
duntur®)  Flavii  Syntropbi  donatio  (Bruna  font.  (1893)  no.  114)  et  tabula 
Dacica  una  (ibid.  no.  137,1);  habebat  utique  teatamentum  Longini  Caa- 
toris,  cuiua  Graeca  veraio  exatat.^)  Poat  aubacriptionea  notitiam  fere 
omnea  habent  papyri,  quoa  debemua  Marinio.*)  — P.  60,37  non  recte 
suppletom  eat  iym  ij  xexgaxvta  |tj  oC  xXrjQovögoi  ij  o[  xaroxoi  ^ oji 
diaxoToxoi,  oportebat  enim  durdo%ot,  quod  habet  lin.  46  (ßiaS6xoig  xal 
dtaxecTÖxoig).  Eat  ea  formula  frequena  in  papyria  Byzantino  aevo  acrip- 
tia*),  nec  dubitare  debuerat  Mitteia“),  quin  diaxaroxoi  aint  bonorum 
possessorcs,  quandoqoidem  in  Baailicia,  libro  praecipue  XL,  aexcentiea 
bonorum  possessio  vertitur  diaxaroxi^.  Ergo  xlr]Qov6goi  rj  öidöoxoi  ij 
ducxdioxoi  annt  heredes  vel  successores  vel  bonorum  possessores  ut  vertit 
iamdudum  in  hoc  archivo  “)  vir  doctiaaimua  H.  C.  Müller.  — P.  62, 13. 14 


1)  Similiter  subscriptum  esse  (d  SeTra  aipfayiä  rel  6 dttpa  (utrvfä  xai  aipfayiät) 
PER  (V.  N.)  1576  docet  Wessely,  Studien  z.  Palaeogr.  u.  Fapyrusk.  II  (1902)  p.  25. 

2)  Ue  huius  fommlae  origine  cf.  Schulten,  Herrn.  XXXH  p.  286  (ima). 

3)  Michel,  nis.  1396;  1397;  1898;  1399  etc. 

4)  P.  Petrie  I (passim);  II  47, 27sqq.;  P.  Leid.  0 (Wessely,  Mitth.  Pli.  V 
p.  85*;  Wilcken,  GGÄ  1895  p.  165);  P.  Lond.  219(a)  Vo.;  P.  Qrenfell  I 27  III 
7sqq.;  P.  Giseh  10388,  24sqq.  {Archiv  I p.  64/5);  P.  Tebt.  104,  84sq.;  106,  62sq. 

5)  'O  iiTva  xal  d dtivu  una  mann  subscriptum  est  Ostr.  720;  782;  CPR  I 14  j 
P.  Amh.  110  (d  ittva  xal  d ietva  diioloyoiiuv  inixeiv)i  BGU  168  (d  iitva  xal 
6 dtira  t/yofclxa/up  xotpät  tt)v  Jtfoxeiidvrtv  xöpqlox);  P.  Paris.  17  (^  Bruns,  font. 
(1893)  no.  134)  lin.  22sqq.;  Specim.  Wesselyi  (6)6, 14sqq.  Eodem  modo  unus  pro 
duobus  Bcripsit  BGÜ  228;  P.  Fay.  14  P.  Tebt.  100  IV. 

6)  Cf.  Bruns  Kl.  Sehr.  II  p.  44—46. 

7)  BGU  Si6.  Edidemnt  praeterea  Mommsen,  Zttchr.  der  Sav.-St.KVl  p.  198; 
Scialoja,  Bull,  dell’  iatit.  di  dir.  rom.  VJI  p.  2;  Girard,  Textes  (1896)  p.  726. 

8)  Deest  P.  86.  Non  iure  scribit  Saboulard,  Btude  sur  la  forme  des  actes 
(1889)  p.  104  (ima);  „Ia  notitia  teatium  itait  le  compliment  indispensable  de  l'acte.“ 

9)  Exempla  collegit  Rnggiero,  dell’istit.  di  dir.  romano  XIV  p.  102/3. 

10)  Xtschr.  der  Sav.-St.  XXII  p.  198  (ad  P.  Amh.  72, 10).  Cf.  Rnggiero,  1.  1. 
p.  107  (ima).  11)  Archiv  I p.  438‘. 


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14 


I.  Aufsätze 


respicitur  lustiniani  Novella  I et  lex  Falcidia.  Est  scilicet  P.  62  testa- 
mentani,  quo  testator  aliquid  legat  uxori')  vel  cognatae*)  Christo- 
dorae,  sed  longe  plura  voaoxofu'a,  proinde  illi  legatum’)  adiinit,  si 
xuTu  Tov  avTov  voaoxofu'ov  aliqiiid  excogitaverit,  quo  minus  legatis  id 
potiretur,  &eCag  xal  vsagüg  Öiuxä^ewg  rovro  avrb  6vyx<OQov6rjg 
•yevi'aS’Ui  diä  rb  rrjv  avrtlv  9t£av  xal  veuQuv  äiara^cv  ädtiav  deSmxivat 
Tocg  iiad'sfidvoig  (irjre  xu  ix  xov  kxjydxov  vöfiov,  id  est  qnartam  Falci- 
diam,  qyvXd^ui  xolg  ivavxiovfiivoig  xijg  aixäv  [suppleo: 

Statuerat  Novella^  personis,  quibus  legitima  portio  deberetur,  si  per  eas 
stetisset,  quo  minus  Toluntas  testatoris  effectum  haberet,  salva  quarta, 
quidquid  praeterea  relictum  esset,  id  ut  auferretur  (cap.  1 § 1),  el 

ovölv  vxöxeitai  xoiovxov  «gboaxov äAl’  ixovaiag  t)  ^lioxifiüt 

yivoixo,  elxu  6 yiygafifiivog  ov  srAijpot  to  «goavfxuyfiivov  etoa 

xov  grj&ivxog  flfilv  iimgood-ev  jrpdrou,  fj  tot  töv  (Uv  dcpaigele&ai  xäv- 
xcov  xäv  xaxaXelei(i(tivmv,  ovd’  bxiovv  oiixe  xaxä  0aXxiä(ov  ng6- 
(pueiv  o&xe  xax'  GXlrjv  ulxiav  Xaßtlv  övvdfuvov  (cap.  1 § 2).  Hoc 
ipsum  praeceptum  respexisse  testatorem  certum  est. 

§ 23.  (Ad  P.  Grenf.  U (=  P.)  23;  67;  69;  70;  76).  Habet  P.  23 
subscriptionem  aliena  manu*)  — subscripsisse  enim  videtur®)  Demetrius 
fct  suo  nomine  (lin.  23)  j(grj(iäxioov  j;aAxoü  xdXavxu  xgidxovxa  xieaaga 
et  Phibios  (lin.  24)  0ißig‘  xgr((idxi,6ov  xdXavxa  xgidxovxa  xiaouga  — 
nullo  interventionis  indicio.  ®)  Est  praeterea  ipsa  subscriptionis  forma 
non  quidem  inaudita’),  attamen  digna,  quae  memoriae  maudetur,  quia 
scilicet  post  subscribentis  uomeu  non  sequitur,  quod  fieri  solet,  idque 
sermonis  nexus  postulat,  persona  prima  (veluti  6 dilva  xtxgx](idxixa, 
6£axjpisi0}(iai,  ixjjxolov&t]xa^),  iaididaxa,  ix'^iyxa,  6(jLe)(ioxa,  dxiaxov, 
ixiyiygo(titai  xvgiog,  ovÖiv  tvgCexcä  x)yvox](iivov,  ix^  «»odcaffoj,  ev- 

1)  Dotatae  (cf.  Windacheid,  Lehrbuch  (1891)  § 693),  niai  acriptnm  est  teata- 
mentam  ante  annum  637  (Kot.  63). 

2)  Ex  transverso  gradu. 

3)  Lin.  11/2  x<^äy  itpafieiUvl^ay xfuyiiazi^a^. 

4)  Ex  aliena  manu  perperam  factum  eat  alia  manu  quam  P.  Mariuii  82  II  6, 
tum  80  m 3. 

6)  Editori  (praef  (i. f ) P.  23).  [Z.  24  ist  m.  K.  von  Phibia  (3.  II.)  geschrieben.  Ü.W.] 

6)  Interreutionem  indicaie  sic  poterut  Demetrius:  ipißie  tia  .Jijprjreiov. 

7)  Similiter  subscribitnr  P.  Oxy.  48,21;  49,14;  242,30;  243,44. 

8)  ’O  deira  iurpiolov^ryta  tt  papyria  ist  testia  frequenter  subscriptum  inveni- 

tur  (veluti  P.  Zoid.  (ed.  Weaa.)  I 40;  P.  Fay.  43,4/6;  P.  Oxy.  260,19,20;  BGU 
647,28;  748  II  17;  Oatr.  3;  6;  7;  8;  867,7  (cf  .4rcÄi»  I p.463);  1362;  1626;  1644; 
1612  etc.)  et  restituendum  eat  eine  dubio  P.  Lond.  229,  30  6 ädva  lue^toxijs  xoiv- 
xarbs  Mhotivcct&v  fÄ[7jxolotsOq]x«  r;)  ngäoH  (cf  BGU  748  II  17/8:  f?rqxolot',^xcr 
TM  ngoxttyiva  av/ifioXo;  P.  Oxy.  260, 19/20:  Lir/xolov&tjxa  rg  ai&inTixij  ; 

P.  Ämh.  40,24/6:  fnqxolov^tjxapit'  rg  dtoarolg). 


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J.  C.  Naber:  Observatiancalae  ad  papyros  juridicae 


15 


doxü  xal  xuQeiXrjipa,  fiuQxvQä  rt]  etc.),  sed,  aermone  inteimpto, 

secunda:  sicat  alibi  ö^ui,  aut  rursus  aväyQailm),  quorum 

exempla  iam  conquirenda  sunt.’)  Non  tantum  aecunda  peraona  iuveni- 
tur,  aed  etiam  tertia,  veluti  6 dtlva'  ävuyiyfaxtai*),  et  item  sub  By- 
zaatinia  6 dttva'  exoixit  fioi  xavra  i>s  XQÖxenai.^)  Poaae  quem  in 
tali  diaiunctione  etiam  genitirum  nominis  casum  usurpare,  demonatratur 
inacriptione,  quae  prodiit  inter  P.  Fay.  (pag.  49),  anbacribitur  enim 
(lin.  26)  'HQtdog'  yeivio9a>.  Quamquam  putant  editorea  eaae  nomina- 
tirum  nec  moventur  eo  quod  exstat  (lin.  14)  datirua  'HqiSi.  Supplen- 
dnm  eat  {xti(f6yQa(pov) , quod  habet  expressum  manumiasio  quaedam 
Delphica.*)  Sed  eo  ut  redeat  oratio,  unde  digressa  eat,  quod  pro  Phibi 
aubscripait  Demetriua  nullo  interrentionia  aigno  {^Cßis‘ 
ritiosa  propterea  non  debet  videri  subacriptio  aut  videri  eodem  vitio 
laborare  altera  Demetrii  anbacriptio  (xptjfuiTiaov),  quam  auo  nomine 
poauit.  Nam  haec,  quum  ait  anonyma,  ai  rata  fuit  ideo,  quod  trapezita, 
ad  quem  dabatur,  manum  Demetrii  cognitam  habuit,  eadem  ratione 
rata  fuerit  oportet  pro  Phibi  aubacriptio,  quippe  quum  trapezita  atatim 
agnitnma  fuerit  aubacriptorem.  De  eaque  re  dnbitari  ab  iia  tantum 
poteat^),  quibua  videatur  aubacriptio  anonyma  irrita  eaae,  quod  certe 
abhorret  ab  antiqua  conauetudine.  Quippe  frequena  eat  anonyma  anb- 
acriptio  veteribna  inatrumentia,  velut  "Epptoffo •),  Evtvx^i’’),  Opto  valeas^), 
/IpoTtOifro*),  'Aviyvatv'^),  iZeco<^mwi “),  Z’sffijpf/ojpat '*),  ubi  aubacribitnr 

1)  'O  itlva'  xfriitätieoir  Bubgcriptum  est  P.  Grenf.  II  23  et  P.  Oxy.  48;  49; 
242;  243.  'O  ditva'  ddiai  Bubscriptam  eat  P.  Zoid.  I 33,36;  P.  Oxy.  96,26^7  (cf. 
Wilcken,  Oatr,  I p.  676  not.  1).  'O  8ilra'  &väYfaipov  subecriptum  csee  P.  Oxy.  337, 
traditor  ad  P.  Oxy.  242,  30. 

2)  Revue  igyptologiqw  II  p.  121’, 

3)  Brunner,  t.  Gesch.  der  Urk.  I (1880)  p.  76;  P.  Grenf.  I 67;  BOU  804; 
310;  366;  367;  403  etc. 

4)  Michel  no.  1417,16/7;  Xtiii6Yfa<fOv  KaXliufurias'  dpoloyfia  avvivafeerily 
TU  XfOfiyt/ecyiUim 

6)  Cf.  Windecheid,  Lehrbuch  (1891)  § 78  not.  16  (i.  f). 

6)  Veluti  P.  Grenf.  I 11  II  6.  22;  P.  Oxy.  34  IV;  46, 14;  46,  28;  48, 17;  49, 10; 
68;  69,17  etc.  R tcetie  accedunt  (Wilcken,  Ostr.  I p.  82)  1083;  1602. 

7)  Veluti  P.  Leid.  A;  B;  D;  G;  P.  Oxy.  88  etc.  Aliam  (Aliam  ego  addidi) 
BubecriptioDem  nullam  eeee  in  P.  Petrie,  adnotat  MahaSy  ad  P.  Petrie  II  2(2). 

8)  Exempla  collegit  Bruns  Kl.  Sehr.  II  p.  61. 

9)  P.  Oxy.  34  II  et  HI.  Cf  Bruns,  Kl.  Sehr.  II  p.  62  (proponatur)',  p.  68/9 
(edanlur). 

10)  P.  Oxy.  287  vn  29;  BOU  847  I 17,  H 16;  692  H 10;  Wilcken,  Philol.  63 
p.  98,106;  Uummsen,  Ztsehr.  der  Sav.-St.  Xm  p.  404  ima. 

11)  Bruns,  Kl.  Sehr.  U.  p.  64;  Font.  (1893)  no.  82  m.  Imperatoria  subscriptio 
ibidem  toties  est  Rescripsi. 

12)  P.  Oxy.  237  VH  29 ; 64 ; 65 ; 68 ; 93 ; P.  Fay.  26,  17 ; £0 1/  18, 16 ; 89, 15 ; 678,  2. 


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16 


I.  Aafs&tze 


a magiatratibus  ‘ ) Tel  ad  magistratus.  *)  Contractibua  qnoqne  sie  Bnb- 
scribi  potest*);  invenio  praeterea  pro  subscriptione  interscriptionem 
anonymani  (P.  Genev.  20,3):  6fioXoyä.  Quid  miruin  Bubacriptionem 
aufficere  anonymani,  guum  omnis  aubscriptio  saepe  desit,  veluti  tctio- 
fiari  Tauriaenai*),  quod  edidit  Lumbroao,  documenti  greci  (1869)  p.  19, 
teatia  compluribna^),  eiToXöyav  apochia*),  xavövos  apochae,  quae  edita 
eat  Mitth.  PR  II/IIl  p.  263,  privatia  denique  contractibua^)  apochisque.“) 
Ergo,  quod  hodie  pleriaque  verum  videtur:  (otQ  ovÖlv  5<peloj 
Tflj  Zttprtj  xcl  rd  ypußfiaricp  iäv  fir)  6 xtiptog  tov  xgayitutog  fi’g  tö 
riXos  wtoygajiri,  quae  verba*)  quidem  aunt  Aaterii  epiacopi  (circa  an- 
uum  400),  aut  homonymi,  qui  aub  Constantino  exatitit,  haeretici,  aed 
docet  plane  eadem  Bnina,  Kl.  Sehr.  II  p.  48  (ima):  ,.(Iafs  jede  Skriptur, 
die  man  nicht  unterschrieben  hat,  noch  unvollständig  ist  und  noch  keine 
rechtliche  Kraft  haif‘,  id  aero  otnnino***)  apnd  veterea  inoribua  receptum 
eat,  siye  dicenduni  eat:  nnmquani,  demonatravit  enim  Brunner“),  quum 
6 xvQios  TOV  xgäytuctog  cantionem  **)  ipae  scripaerit,  aubacriptionem 
eins  non  requiri.  Ergo,  quam  appellat  Zeno**)  sditam  ehservedionem, 
licet  VOX  eins  ambigna  ait’*),  in  eo  conaiatit,  nt  qui  non  acripaerit,  aub- 
acribat'*),  quae  quam  ait  vetua  obserratio,  demonatratur  manuiuiaaione 
quadam  Delphica  primi  poat  Chr.  aaoeuli  (Michel  no.  1417),  quae  facta 
eat  a Diodoro  et  Callicratea  (lin.  3/4),  acripta  a Diodoro  (lin.  14),  proinde 
aolius  Callicrateae  ebirographo  (lin.  16/7)  conlirmata.  Ne  tum  quidem 

1)  Bruns,  Kl.  Sehr.  II  p.  GOsqq. 

2)  Mittels,  CPB  I pag.  74*  (,d:eine  üiUerschrift"  ■=  keine  Kamensuntertchrift). 

3)  "Kfigaeo  snbscriptum  est  P.  Tebt.  107;  HO;  P.  Amh.  66. 

4)  Testis  est  Wilekon,  Jahrb.  des  rrrei'ns  v.  Altertumsfr.  im  Shl.  86  (1888) 

p.  236.  6)  Wileken,  Ostr.  cap.  lü  (passim). 

6)  Wileken,  Ostr.  I p.  669/60. 

7)  Veluti  P.tJrenf.  II  16;  17;  P.  Amh.  43;  88  et  BOU 1002. 

Non  computo  innnmerabiles  trapeziticos  (cf.  superior  § 19),  monographieos  jef 
Bevue  egyptol.  II  p.  123/4),  agoranomicos  contractus,  guibus  debitor  non  subscripsit. 

8)  Veluti  P.  Grcnf.  I 22;  P.  Tebt.  111. 

9)  Leguntur  apnd  Cotelerium  (Monum.  II  p.  2).  Laudat  ea  Marini  adii.  7 
ad  P 84. 

10)  Mitteis,  CPR  I pag.  74  „erst  ganz  zuletzt." 

11)  X.  Beehtsgesch.  der  Vrk.  I (1880)  p.  57 — 69.  Adstipnlatnr  Karlowa,  Bechts- 
getch.  I (1886)  p.  996  (smnma).  Add.  Saboulard,  Ktude  sur  la  forme  des  actes 
(1889)  p.  90—92. 

12)  De  testamentis  omnes  concednnt  propter  c.  28  § 6(1)  Cod.  6.  23  (sub  con- 
dicione;  (si)  speeialiler  in  scriptura  reposuerit,  eiuod  manu  hoc  C=-  hanc)  con- 
fecit).  18)  c.  31  S 1 Cod.  8.  63(64). 

14)  Quia  per  alium  interpretari  possumus  j>er  alium  quam  tabellionem  vel  ita 
ver  alium  guam  donntorem. 

16)  Snbseripsisse  sufücit  aliena  manu  (c.  31  § 1 eit  ). 


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J.  C.  Naber:  Observatitmcnlae  ad  papjros  jaridicae 


17 


videtur  doniini  subscriptio  requiri,  quum  domini  vice  scriptor  aut  ipsa 
literarnin  Serie*)  aut  subscriptione  sua’)  demonstraverit,  quis  scripserit; 
etenim,  quum  tantundem  valeat  subscriptio  aliena  manu  quantum  pro- 
pria*),  modo  constet,  quis  subscripserit*),  quidni,  modo  se  manifestet 
scriptor,  tantundem  valeat  aliena  manu,  quantum  propria,  scriptioV 
Quae  quum  ita  sint,  mirandum  non  est  autochira  sine  subscriptione 
inveniri,  sed  non  propterea  mirandum cum  subscriptionibus  exstare 
nomen  quoque  habentibus.  Sic  testae  1320  ab  eo  qui  scripsit,  sub- 
scriptnm  est  Kttpukog  OfOrjiitiaiiui-,  sic  P.  Grenf.  II  61  a scribente  sub- 
scriptum  est*)  TcaiiSiug  &g  ir&v  v'  ovH.ii  j>6vau  At,  quem 

laudat  Gradenwitz  *),  BGU  G9  non  habet  scribentis  supervacaneam  sub- 
scriptionem,  quum  is  papyms  scriptus  sit  aliena  manu,  proinde  scri- 
beutis  subscriptio  eo  pertineat,  ut  tantnm  valeat  scriptura  (juantum 
autochirum,  sed  post  scribentis  utilem  subscriptionem,  domini  super- 
vacaneam.*) Ne  alter  quidem,  quem  laudat'®),  papyrus  {BGIJIX)  op- 
timo  iure  buc  refertur,  nam  scriptus  is  quidem  est  et  subscriptus  idem 
a domino,  sed  continet  subscriptio  novam  clausulam.  Est  ibi  domini 
revera  supervacanea  subscriptio,  ubi  socius  pro  utroque  subscripsit,  quod 
fieri  videmuB  P.  Paris.  17  (=  Bruns,  font.  (1893)  lin.  22sqq.:  'Egfioyivrjg 

xai  ’Afi\uäviog  ....  t«  ötivt  %uCgHv.  “E6%ayitv  «agä  Oov  rö 

ytivö/uvov  ttiog ’Aitficaviog  vel  ubi  similiter 

pro  utroque  socius  scripsit.'*)  Scribentis  qnoque  vel  subscribentis  pro 
utroque  (6  dslva  xccl  ij  ywi)  ö^oXoyovfuv)  supervacanea  est'*)  adnotatio, 
scripsisse  se  pro  socio  (6  ddva  ^ygaifia  vxlg  uvr^f),  quia  id  quidem 


1)  Veluti  Bruns,  font.  (1898)  no.  131  (P.  US;  P.  14;  P.  27;  P.  84  ext.;  P.  15 
ext.);  no.  137,1—3. 

2)  Veluti  P.  Grenf.  II  17;  CPR  I 87;  Actenst.  9;  P.  Petrie  II  26(d);  25(j;); 

Ostr.  1027.  3)  c.  81  S 1 Cod.  8.  63  (54). 

4)  Hoc  ideo,  quia  omnis  subscriptio  vires  capit  ex  persona  siibBcribentis. 
Ergo  pro  alio  subscribendum  est:  i Setpu  lyficnjitt  ixif  airtoO  vel  6 Sitpa  fyfttifxt. 
Plane,  quum  per  se  nota  est  subscribentis  manus  (veluti  quum  subscribit  magister 
ofBciorum)  ea  subtilitas  supervacanea  est  (P.  Marinii  82  II  6),  quemadmodom  supra 
diiünuB  de  stratego  ad  trapezitam  subscribcnte. 

6)  Miratur  Gradenwitz,  Einf.  I p.  143. 

6)  Solemne  („usual“)  hoc  videtur  cditori. 

7)  FAnopiaii6s  etiam  in  subscriptionibus  frequons  est.  Vid.  praeter  bunc 
papyrum  (Grenf.  II  61)  P.  Genev.  37,  19/20  {ArtAiiv  I p.  654);  P.  Grenf.  I 44;  47; 
P.  Lond.  216  (CIctss.  liev.  XII  p.  485);  Spec.  Wesselyi  (6)  6,19;  (14)  30,31.  33. 

8)  L.  I.  (Einf.  I p.  143)  not.  4. 

9)  Cf.  Gradenwitz,  op.  cit.  p.  147.  10)  Op.  cit.  p.  143*. 

11)  I.  e.  «uvesrttofr»)».  Cf.  P.  Genev.  11,8  («i)»>f*(«frrjptr). 

12)  BGU  228  (cf.  Gradenwitz,  Einf.  I p.  147  not.  2);  P.  Fay.  14  (Jlf/oaSia- 
yfii<iue  *=  «poBjtfypayxxs).  13)  Spec.  Wesselyi  (6)  6, 14sqq. 

ArehlT  f.  Papjratfortchang  111.  1.  2 


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18 


I.  Anfsätüfl 


res  ipsa  docet.  — Nondum  dimittere  possum  P.  23;  est  enini  is  papyrus 
perutilis  coguoscendo  duas  siguificatiouea  verbi  quod  est 

sane  xoXvOimov.  Quinquies  ibi  occurrit  imperativus  iQriHccii,aov  vel 
pdrigc  (lin.  4,  11,  19,  23,  24)  cum  accusativo  summae  pracstandae,  et 
quidem  ter  sic  nude  (lin.  19,  23,  24),  bis  cum  adiectione:  axb  rtjg  iv 
ria^vQU  Tgaxd^tjs  (Un.  4),  ulteriorive. ')  Adiectio  dxö  rijs  ästva  rga- 
xe'ir/s  alibi  quoque  ezstat,  veluti  post  imperativum  P.  Itev.Mel.  p^.327,7/8 
et  item  Adetisi.  ü,  5,^;  7,4/5,  post  medii  iniinitivum  (xciQijfiaTie&ai) 
Actetuit.  9,4- — G,  10a,  3 — 5.  Non  metuo,  ne  coutradicat  quis  statuenti, 
ubicumque  id  adiectum  sit,  nisi  forte  ad  ipsum  trapezitam  sermo  refe- 
ratur  (Acietist.  9;  10a),  ibi  verbo  j'gtjfiauiHV  signiticari  quod  Latine 
dicatur  (rogandum  decenwre,  quia  solus  trapezita  äxi)  rijs  rpaxd^ris 
proprio  strictoque  sensu  erogat.  Ex  diverso,  ubi  pure  po- 

nitur,  VOX  ambigua  est*)  et  animadvertendum,  utrum  sic  scribatur  ad 
eos,  qui  pecunias,  publicas  praesertim*),  erogant  (cotnpiahles) , an*)  qui 
erogandas  decemunt  (ordonnateur.s).  Ulis  quum  rescribitur  jipijjadrtffoi', 
significatur:  eroga,  bis  quum  rescribitur:  erogandum  dccente.  Ergo  nostri 
quoque  papyri  lin.  23,24,  ubi  trapezitae  imperatur,  vertendura  est: 
eroga,  atqui  lin.  19,  ubi  tö  vxodioixtjtfi  mandatum  scribitur,  verten- 
dum  est  erogandum  decirne.^)  Privatus  quoque  quum  ad  trapezitain 
scribit:  incunctanter  vertendum  est:  eroga,  quamquam 

displicet  versio  Ottoni  Gradenwitz*),  ut  mibi  quidem  videtur,  non  iure. 
Non  is  dumtaxat,  qui  pecuniam  numerat*),  etiam  qui 

alias  res*)  ministrat,  ministrandasve  decernit.  *“)  Medium  xexgiiga- 


1)  Lin.  11:  ix  rov  AaxonoXUov  {loyov  scilicet).  Ergo  eins  vonov  ratio  tracta- 
batur  iv  Ila&igu.  Quod  non  intellexerunt  editores  (ad.  Un.  4). 

2)  SimUiter  ambigua  voz  eat  mimerare  (Cic.  pro  Flacco  19  § 44  praetor . . . .a 
quaestore  numeravit,  quaestor  a menna  publica,  mensa  aut  ex  vectigali  aut  ex: 
tributu).  Quamobrem  viüo  vertendum  non  eat  Ulrico  Wilcken  (Actemtücke,  p.  61 ; 
GGA  1H95  p.  161;  Ostr.  I p.  63/4).  quod  nbique  xfTgiatiSitv  vertit  auseahlen. 

3)  Interdum  prirataa  (I.  9 § 2 Dig.  2.  13). 

4)  Ita  diatinguitur  I.  2 § 1 Dig  50.  1. 

5)  Mirum  hoc  non  vidubitur  repntanti  omnia  verba  tranaitiva  simul  esse  cauaativa. 

6)  Fit  hoc  BGU  156,  3j  813,6/6  (Gradenwitz,  Archiv  U p.  96/7,  p.  103);  P 
Fay.  100,  3/4  (Wilcken,  Archiv  1 p.  563). 

7)  Archiv  II  p.  99.  — Vertendum  ipso  ccnset  (p.  97):  „negotiiere !“  Quod  quum 
norum  eat  tum  pnicrum. 

8)  llunc  xfrjiuniStiv,  etiam  docet  teata  1336  (I  p.  63/4).  Add.  P.  Petrie  II 
12(4),  2 [GGA  1896  p.  161)  et  ibi  lin.  3 emend.  zotf  (pro  roü;).  Add.  praeterea 
P.  Gizeh  10271  (Archiv  II  p.  81)  lin.  11. 

9)  Veluti  llaiov  xal  xlxi  (P.  Paria.  22,33;  26,20;  30,21;  31,14)  vel  aqa'ivas 
(P.  Petrie  II  4(2),  9)  vel  auifiia  (P.  Tebt.  67, 69). 

10)  Cf.  Leemans  ad  P.  Leid.  E 15  (=  Paris.  27, 16). 


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J.  C.  Kaber:  Obserratiunculae  ad  papjTOs  juridicae 


19 


ttffdat')  id  significat,  quod  xexoiti'a&ai.  — P.  67  nihil  contineri,  quod 
iurisconsultis  utile  esse  possit  opinio  est  viri  clarissimi  Scialojae.') 
Utilia  tarnen  est  papjrus,  quum  locatio  couductio  operarum  ait  et  ha- 
beat  idem  SiQ^ßcivos  commeraorationem,  ad  refellendam  Cuiacii’)  opi- 
nionem  docentia  locationibus  conductionibua  arrham  numquam  inter- 
Tenire.  Quam  in  rem  laudari  praeterea  posaunt  P.  Oxy.  140  et  299 
et  P.  Fay.  91.  Sed  P.  67  convenit,  ne  raercedibua  futuria  arrha  sub- 
ducatur  {fox^S  iQ<^Q}aßmvog  [roü]  dAioyovfisvov*)  aot  ÖQaxf^^S 
Toaas),  ex  di  verso  P.  Fay.  eit.  convenit,  ut  subducatur  (vxo/Loy7jif<^s}iv 

TÖv  /lovxiov  tag  rot)  dQyvgi'ov  ägax/tag  xata  (le'pog  ix  r&v 

ieoftivav  fua&&p),  quemadmodum  P.  Lond.  334  (pag.  211)  et  BGU 446, 
qui  venditionem  continet,  arrhabo®)  penditur  &xb  tifii^g.  Quin 
immo  P.  Oxy.  299  datur  arrhabo  ivtoxog,  id  est  cum  uauris  ex  mer- 
cede  deducendus.*)  — P.  69,34  falao  suppletum  est  rad’iiiM  (=  ti'df- 
(ict)  trjvds  t^[t'  X6ye\vaiv  et  lin.  40  tidoxä  tt/  tlg  ifih  [Aoyejuffft.  Requi- 
rituT  enim  ixUvOiv  et  ixiXvöit.  Est  enim  ipse  P.  69  ixlXvaig,  id  est 
apoche  (cf.  P.  Grenf.  I 26,11;  II  26,27;  30,31;  31,19).  Quod  autem 

P.  69  facta  coramemoratur  vxod’r/xri rjfieQöv  xivte  vögsviiatog, 

quodammodo  explicatur  BGU  993  111  3aqq.  (cf.  Archiv  II  p.  387),  ubi 
legantur  t)(iigai  äyvctrrixal  Sixa  txtcc.  — P.  70,21  editum  est  Jlttsxav 
viog  Tfuxgeiog  6 xgoxiifuvog  dxtfveyxa  d>g  xgöxeitat.  Ergo,  quia  x 
et  y idem  est^,  sine  dubio  subscripsit  Petecho  dvt^eyxa,  magistratus 
autem  praescripaerat  (lin.  4)  Iletexav  vfbg  Tfidgaiog  xti.  d[vtjviyx]£iv, 
quasi  esset  plusquaniperfectum.")  Aliae  formae  hibridae  occurrunt  P. 
Grenf.  I 21,4  (awij/itjv);  BGU  1001,4  (xaruyiyga^av)-,  P.  Tebt.  27,28 
(iycygd<prjv);  58,43  (ivitsvxav)’,  58,39  (äiäoxav).  — P.  76  divortiura 
continet  et  mutuam  apocheu;  ergo  lin.  llsqq.  mulier  absolvit  virum 
:rovtiav  t&v  ixiäo&ivtiav  £<v[tü*)  lig  X6]yov  xgoixög,  vir  autem  lin.  6aqq. 
luulierem  xdvtuv  täv  xagad'ad'ivTav'^)  aiity  xug  iftov-,  spondet  prae- 


1)  Cf.  paulo  supra. 

2)  BuJUtt.  dell’istit.  di  dir.  rom.  IX  p.  174.  8)  Obs.  I\'  26. 

4)  Scilicet  tis  töp  itte96p,  sed  requiritor  omnino  iXXoy^i^ov/Upov  (pro  Mo- 
fia^Tjaoiiipov).  [Vgl.  unten  das  Referat  über  I’.  Grenf.  I u.  II.  U.  W.) 

5)  Cf.  Gradenwitz,  Bin/'.  I p.  29:  „Amafilang; es  sind  500  Drachmen 

auf  800  Kaufpreis.“  Scilicet  ea  ratio  est  BGU  cit;  P.  Lond.  cit.  ratio  est  14:21. 
Arrbae  dationem  et  partis  pretii  solutionem  („Anzahlung“)  non  sine  causa  se- 
parat Gradenwitz.  Causam  demonstrant  Imperatores  c.  2 Cod.  4.  45  (Demburg, 
Pandekten  II  (1892)  § 12  not.  2). 

6)  Cf  Wilamowitz-Moellendorff,  GGA  162  (1900)  p.  67. 

7)  Gradenwitz,  Einf.  I p.  24.  8)  Editor  supplet  i[xo<p/f]HV, 

9)  Snpplet  editor  a6[tg. 

10)  IIai/udo9ivxtt  intelligo  c(g 

2* 


r- 


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20 


I.  Aufsätze 


terea  lin.  9/10  (ir'ir  <^iay£lcva(a9at  xspl  avfißiatfsog  fnjrs  xepl 

iävov.  "£!6vov  Tocabulum  mirantur  editores,  et  eet  res  mirabilis,  sed 
occurrit  ^ävc^  etiam  in  Basilicis  (veluti  scb.  1 (Theodori)  ad  Bas.  29.  1.45), 
et  est  ibi  non  dos  sed  donatio  propter  nnptias,  quod  olim  observavit 
Cuiacins  (Obs.  VI  6).  Nostro  loco  donatio  ante  nuptias  Lntelligenda 
est,  quam  Instinianns  demum  in  donationem  propter  nuptias  transfudit 
(§  3 Inst,  n 7). 

§ 24.  (Ad  P.  Paris.  5 = P.  Leid.  M.).  Negat  Mittels  *)  in  papyris 
hactenuB  inventum  esse  exemplum  venditionis  ex  pacto,  quod,  etsi  re- 
rum  est,  tarnen  interpretum  potius  quam  papyrorum  vitio  factum  arbi- 
tror.  Exstat  enim  exemplum  in  P.  Paris.  5 anni  ante  Chr.  114,  ubi 
vendit  tbv  tlg  Tupijv*)  oixov’)  Horus  creditor  idemque  pater  Tagetis*), 
emunt  ceteri  filii  Osoroeris,  Nechmonthes,  Petosiris;  nam  Tages  adscri- 
bitur  quidem  venditioni  quasi  quadrantis  emptrix  (Tayijs  rb  &lko  t/rop- 
Tov),  sed  fit  hoc  respectu  ceterarum  rerum  Hori;  huius  enim  omnes 
res^)  cum  praedio  Tagetis  duobus  talentis  liberis  ab  eo  veneunt,  sed  de 
praedio  Tagetis  nominatim  excipitur,  ne  in  eo  quadrantem  habeat'), 
sed  fratres  trieutes.  Ergo  in  ceteris  patris  rebus  tres  fratres  habitnri 
sunt  x«Td  TO  y'  TA  d'  (=  xä  [rpta]  xdroQxa),  id  est  trientes  dodran- 
tis^),  id  est  singulos  quadrantes,  in  domo  Tagetis  iuncti  assem.  Ipsa 
nihilominus  tantundem  solvit,  quantum  singuli  fratres,  et  est  iustissima 
conventio,  quia  compensandum  est  ysyonvia  ixdtltf.  Venit  Tagetis 
domns  fratribus  ipsius  pro  dodrante  debiti,  quadrantem  soror  infert") 
et  consequitur  liberationem.  Veluti  debuerit  quatnor  milia  (4x)  drach- 
mum,  cetera  substantia  patris  aestimata  sit  octo  milibus  (12000 — 4a;), 
pendunt  singuli,  Osoroeris,  Nechmonthes,  Petosiris,  Tages  trina  milia. 


1)  Ztschr.  der  Sav.-St.  XXIII  (1902)  p.  301:  „tcir  tennen tn  Jen  Pa- 

pyrusurkunden keinen  Fall,  u-o  (die  Hypothek)  in  den  Verkauf  ausmünden  tcürde.'' 

2)  I.  e.  xiv  elf  Tayijv  (ärayfaipdptrov).  Cf.  P.  Grenf.  I 33,  17 — 19  

yiji  ipitiyov  oirotpdQOV  iv  rf}  jtdrto  TOJtap^ia  rov  AaronokiTov  ivayffaftpopivrie) 
fig  TTjr  äva  TOTtapytav  Ua&vpirov);  P.  Genev.  16, 11/2  (toTLv  nap*  aiyialog 
livaypaipbptvog  etg  ttjv uäprjv);  P.  Tebt.  80,13.  18.  20;  31,19. 

3)  I.  0.  otulap. 

4)  Tage»  filia  est  (P.  Paris,  col.  40,1:  Täyi]Tos  tiJsTßeor). 

6)  Id  est  alteriuB  olsiag  ModoyrjiUrrig  pipog  ^ßiopov  et  olulctg  •Ka9jjpr)p{rt)g 
xb  ijptev  et  olxiag  moiopruUvrig  xb  ^(uav  et  xxpoaxaela  eapdxav,  quae  efficiebant 
Ta  vndpyovxa  TStpo}  xä  xtaxpi. 

6)  His  verbis:  xibv  elg  aixijv  olxov  (1.  otxov)  nrjxt<op  xoeoixar.  Vertuut 

Bnigsch  (Lettre  etc.  (1800)  p.  8),  Revillout  (Chrestomathie  (1880)  p.  LIII),  xcaplg  en 
sus  (dehors)  de,  quasi  Tages  praecipiat  domum. 

7)  De  lectionis  veritate  (xard  xb  ■/'  Ta  i')  disputabimus  iufra. 

8)  Tijg  ixiilag  nomine. 


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J.  C.  Naber:  Obsenratiiuiculae  ad  papyroa  jnridicae 


21 


inTenient  autem  fratres  bina  niilia  (3000 — x)  in  Bubstantia  patris,  sin- 
gula  milia  (x)  Ln  domo  sororis;  Boror  autem  duo  milia  (3000 — x)  in 
Bubstantia  patris,  mille  dracbmas  (x)  debitum  compensando.  Erit  enim 
propter  domuB  amissionem  tribus  luilibus  (3x)  pauperior  facta,  sed 
propter  liberationem  quatuor  milibus  (4a:)  ditior;  habebit  igitur,  quan- 
tum  ceteri  tria  milia  (3000 — x-\-x).  — Venire  Tagctis  domum  ab  Horo 
pignoris  iure,  necessario  sumendum  est;  alioquin  qui  potuisset  vendere 
Horns  cnm  sua  substantia  tiliae  domum')?  Sed  dubitatum  iri  scio,  num 
recte  reposuerim  coL  II  lin.  1:  xara  TO  y'  TA  d',  quum  Parisinum 
exemplar  babeat  xarä  xh  [y']  rö  d',  Leidense  autem  x«Td  [röj  d'tä  d'. 
Scilicet  TA  d',  id  eat  rd  tfrapt«,  id  est  xct  XQi'a  xixoQxa,  omnino  re- 
quiritur,  quia  Tageti  Tcnit  xb  Siio  d',  ergo  fratribus  venire  nü  potuit 
nisi  TA  d'.  Quod  Lntellexerat  Brugsch  (Lettre  etc.  (1850)  p.  10),  ita- 
qne  rescribi  iusserat  xuxä  xb  y'  xb  iS' , id  est  rö  xixctQxov, 

quam  sprevit  coniecturam  Parisinorum  papjrorum  oditor,  nec  minus 
sprevit  Leidensis  exemplaris  auctoritatera , quam  nos  omnimodo  defen- 
dimuB.  Erratum  quidem  est  ab  eo  qui  Leidense  exemplar  schpsit, 
quatenus  fratribus  dodrantem  tribuit  xaxa  [tö|  d',  nam  quia  tres  erant 
numero,  dividere  debebant  xttxa  xb  [y'],  quod  recte  supplevit  Parisino- 
rum papyrorum  editor. 

Traiecti.  (Continuabuntur.)  J.  C.  \aber. 

1)  Töv  tlg  Tayfiv  (ipufgttifbiurov)  ohov. 


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Das  Gericht  der  Chrematisten. 

Als  dieser  Aafsatz  in  Fahnen  stand,  hatte  der  Herr  Herausgeber  des  Archivs 
die  Güte,  seine  Lesungen  einiger  Stellen  der  Turiner  Papyri  mir  mitzuteilen,  so 
konnte  ich  noch  im  Druck  manches  klären. 

1.  Zeit. 

Gericht  üben  heißt  einen  Spruch  fällen,  der  zwei  streitenden  Teilen 
gegenüber  das  Ansehen  der  abgeurteilten  Sache  besitzt.  Dies  Ansehen 
verbürgen  dem  Rechtfinder  entweder  die  Parteien  durch  freiwillige 
Unterwerfung  oder  der  Staat  durch  allgemeine  Belehnung. 

Freiwillige  Unterwerfung  unter  den  zu  erwartenden  Rechtsspruch 
galt  im  republikanischen  Rom,  sie  herbeizufUhren,  lieh  der  Staat 
seinen  Arm.*)  Bestelltes  Kichteramt,  die  Fähigkeit,  auf  Ansuchen 
auch  nur  eines  Teiles  zu  richten,  gab  der  Principat,  und  eine  Organi- 
sation von  Beamten  diente  der  Rechtspflege.  Nicht  fürs  ganze  Reich 
und  nicht  für  alle  Arten  von  Rechtshändclu  war  jeder  Beamte  be- 
stellt: örtlich  und  sachlich  hatte  die  Zuständigkeit  Grenzen.  Wo  die 
Behörde  ihren  Sitz  hatte,  da  soUte  das  Recht  gesucht  werden;  doch 
kam  in  den  Provinzen  der  Beamte,  periodisch  wandernd,  auch  den  Be- 
dür&issen  der  Femwohner  seines  Sprengels  entgegen. 

Finden  wir  in  ptolemäischer  Zeit  KQirtjQut,  so  werden  wir  diese 
Gerichte  wohl  auf  die  römischen  Kategorien  hin  prüfen  können,  aber 
die  Mischung  nicht  nach  römischem  Vorbild  erwarten  dürfen. 

ln  römischer  Zeit  noch  prangt  in  Ägypten  der  Titel  *pög  rfj  ijufie- 
i£t«t  Töv  iQriiiaxiöxCtv  xal  tc5v  SlUav  xpirJipfmr.’)  Aber  xpirijpta  jrprj- 
fiautfräv  hat  die  Römerzeit  nicht  mehr.  Hätte  die  Römerzeit  den  Titel 
geschaffen  oder  auch  nur  geändert,  so  wären  die  jjpijgartffraf  weggefaUen. 
So  wie  er  ist,  muß  er  der  Ptoleraäeraeit  entnommen  sein  und  also 
mußten  die  jjpTjgartffrat  eines  von  mehreren  Gerichten  der  Ptolemäer- 
zeit gewesen  sein,  und  zwar  das  Hauptgericht. 

1)  Mommsen,  Strafrecht  S.  175:  'das  kompromissarischc  Fundament  ist  dem 
nicht  deliktischen  Privatprozeß  zwar  nicht  fremd.’ 

2)  Nenestens  P.  Lips.  20, 1. 


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Otto  Gradenwitz:  Daa  Gericht  der  Chrcmatisten 


23 


2.  Beamte  oder  Schöffen? 

Was  aber  waren  sie?  Der  römische  iudex  privatus  war  ein  Mann 
aus  den  hohem  Ständen,  dem  der  Consensus  beider  Teile  Gerichtsbar- 
keit für  je  einen  Prozeß  gab.  Er  war  Einzelrichter,  und  sein  Spruch, 
eben  weil  die  Parteien  sich  ihm  vorbehaltlos  unterworfen  hatten,  in- 
appellabel, wie  der  iudex  denn  auch  das,  in  iudicio  genannte,  Verfahren 
selbständig  leitete. 

Die  römischen  Kriminalgeschworenen  waren  berufen,  unter  Leitung 
eines  Beamten  den  sämtlichen  Anklagen  beizusitzen,  welche  in  ihre 
Session  fielen. 

Die  Chrematisten  nun  sind,  wie  schon  der  Name  sagt,  nicht  Einzel- 
richter, sondern  Kollegium,  und  zwar,  wenn  wir  den  Fall  Taur.  XIU 
veraUgemeinem  dürfen,  triumviri  stlitibus  iudicandis.  Einen  eigentlichen 
Direktor  hat  das  Dreimännerkollegium  nicht,  sondern  die  drei 
xioxaC  werden  ohne  jede  Andeutung  eines  anderen  Amtstitels  nur  mit 
dem  Namen  bezeichnet  imd  dem  Epitheton,  welches  Ersatz  für  die 
römische  Tribus  war:  Koivivg  etc.  Hieran  ist  kein  Zweifel:  die  drei 
Männer  sind  mit  dem  Eigennamen  und  dem  gleichlautenden  Vaters- 
namen benannt:  'LfpaxAftdijs  'Hf/axleidov,  £<ayevrjg  2^co'ysvovg, 
uvÖQog  ’Als^dvdQov,  wozu  bei  allen  dann  der  dijfiog  hinzutritt  €>iXo- 
ItrjxÖQSiog,  SiOfUxpÖQiog,  Koivsvg.^)  Es  ist  damit  erwiesen,  daß  sie 
keine  Beamten  sind,  bei  denen  eine  Titulatur  notwendig  war,  und  an- 
dere Namen  natürlicher  erschienen;  verfehlen  doch  selbst  bloße  Reiters- 
leute nicht,  diese  Eigenschaft  dem  Namen  beizufügen.  Sie  sind  Privat- 
männer, zum  Richten  berufen,  ihre  Bestallung  ist  uns  P.  Fay.  XU  27 
tovg  axoxixayiiivovg  xfj  xaxoixl^  andeutungsweise  überliefert:  Es  werden 
diese  Schoflen  hier  für  das  Gebiet  einer  Eatökie  eingesetzt,  und  sie 
finden  sich  auch  da,  wo  eine  Katökie  nicht  besteht,  nie  aber  für  das 
ganze  Land,  sondern  immer  nur  für  einen  Distrikt.  Da  sie  eingesetzt, 
xa^iaxrpi6xtg,  sind,  so  werden  sie  vom  König  berufen  sein,  nicht  durch 
Selbstverwaltungsorgane  gewählt.  Schwerlich  sind  sie  auf  Lebenszeit 
berufen,  denn  wer  lebenslängliche  Gerichtsbarkeit  hat,  wird  zum  Gerichts- 
beamten*);  überdies  ist  eine  besondere  Einrichtung  vorhanden,  die  zur 
Lebenslänglichkeit  der  Chrematisten  schlecht  paßt:  diese  Schoflen  haben 
einen  ila«yaytvg.^  Der  Name  erinnert  an  den  XQoeoSoxoidg  der  Römer- 

1)  Die  beiden  ersten  Demenuamen  hat  Hevillout,  Revue  Kgypt.  II  p.  126 
fliesen,  aber  nicht  als  solche  anfgefafit,  a.  a.  0.  p.  122.  — Koivivt  Kenyon, 
Archiv  II  77,  bei  der  Aufzählung  der  Demennamen. 

2)  In  der  Tätigkeit,  die  ihm  den  Namen  gab,  erblicken  wir  ihn  P.  Amh. 
II  33,  14;  fiij]  räv  xaff’  lipA;  elaccfoiUvav,  da  unsere  Sache  schon  vorgetragen 
wurde,  introdneere. 


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24 


I.  Aufsätze 


zeit,  den  BQü  388“  bietet*),  und  bedeutet  den  oflFenbar  ständigen  Sub- 
alterabeamten, der  die  Schriften  des  Schöfifengerichtes  führt:  er  wird 
unter  den  Richtern  nicht  mit  aufgezählt,  vielmehr  werden  im  Protokoll 
nur  die  xQrf^LutiOraC  (Taur.  XIII  3)  genannt.  Des  tloaytoytvg  Tätigkeit 
erhellt  aus  P.  Grenf.  I 40: 

^idvfiog  6 etaäyav  Tolg  t[*) 

XprjfiuTiarKig  Iv  /7ToAfjuaf[di 
iVejf&fitVtoff  Tov  Zfiivog  *[ 

A break  in  the  papyrus 

/l«tg  Ä«[.  .]j;[  T&v  xtpl?  Grdz 
röv  Nix^t^iviv  dxoXekvitivfov  ixl  rovg  röxovg 
txeiv,  IxQivov  yQcctlrcu  Ooi  dxmg  eläag  xapayye^Xrjg  xcel  T[ofg] 
iepevai  iroi'fiovg  ix^iv  eag  tov  dxißaXelv 
^(tög  ixl  rovg  TÖnovg. 

Er  bezeichnet  sich  daselbst  als  den,  welcher  für  die  Chrematisten 
den  lioayayevg  macht,  ihnen  tlodyti,  und  tut  den  Rechtsuchem  kund, 
wann  der  wandernde  Gerichtshof  an  Ort  und  Stelle  erscheinen  werde. 
Er  meldet  „im  Auftrag“  oder  „auf  Befehl“,  denn  ixgivov  ygdtliai  ist 
„die  Chrematisten  haben  beschlossen,  daß  geschrieben  werde“,  und  es 
ist  offenbar  seines  Dienstes,  den  Gerichtstag  dieses  Jahres  wenn  nicht 
festzusteUen,  so  doch  kundzutun  und  die  laufende  Korrespondenz  mit 
den  Eingesessenen  zu  erledigen.  Darum  wird  er  auch  mit  Namen  ge- 
nannt, wenn  es  sich  um  die  Korrespondenz  mit  dem  Chrematistengericht 
handelt,  bezeichnend  genug,  sogar  in  der  Supplikation  an  den  König, 
P.  AmL  II  33,  9’),  mit  Namen  und  Funktion,  während  hier  die  xQV- 
(lUTiOzaC  mit  evvtÖQfvdvxmv  xal  rStv  iv  xSn  npociptjfiivai  vofiät  xd  ß. 
xal  n.  xal  l.  xtfiv6vxa>v  mv  tloayeiytvg  ^t^iög  abgefunden 

werden.  Nach  außen  hin  deckt  die  Chrematisten  der  tleayaytvg*), 


1)  Über  diesen  vgl.  Mommsen,  Z.  R.  G.  16,  187.  Mittels,  Hermes  30,  689. 

2)  tä  ßaa.  *al  Xfoaod.  xal  iStan.  xpii'otMiiv]?  (oder  v[äe  ßuatXixüt  Taur.  XHT  4?), 

jedenfalls  ergeben  die  noch  gefundenen  Urkunden,  daß  die  xeiUKmaral  nicht,  wie 
Orenfcll  1896  noch  vermuten  durfte,  Adressaten  des  Briefes  sind.  Der  Schreiber 
der  Urkunde  führt  für  sie  an. 

3)  Ebenso  Tanr.  III  36 : rov;  dxb  rov  IlavoxoliTov  X!v(jj)vTie  z^rggaTiurdg, 
cdv  claayayti's  'AfifiAvtoi.  Auch  hier  geht  die  Eingabe  an  den  König. 

4)  Damit  steht  nicht  in  Widerspruch,  daß  P.  Petr.,  Arch.  I S.  285  recto  col.  2 

die  Eingabe  sich  nennt:  'Twdgvrjga  Nixoxlel  x . . [10]  xfruucuinaif  nufd  4dg;)To;xvl. 
Wenn  hier  die  xQr,iiatiCTai  in  der  Adresse  und  nicht  bloß  in  der  Urkunde  (Z.  6 
ainbi  d[fda>xcbff?  vgl.  BU  226]  tljv  aCTiät  dia  ro6  nceg*  [6]giiiv  vwrjpsrov) 

angeredet  sind,  so  erklärt  sich  dies  daraus,  daß  die  Eingabe  bereits  die  zweite 
ist,  und  also  von  der  ersten  schon  zugestellten  her  die  Chrematisten  in  Aktion  sind. 


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Otto  Gradenwitz:  Da«  Gericht  der  Cbrematistcn 


25 


beim  Protokoll  der  mündlichen  Verhandlung  treten  eie  mit  Namen 
ein,  und  der  tltttyaytvg  verschwindet,  weil  sie  für  ihr  Urteil  verant- 
wortlich sind  und  wahrscheinlich  die  Exekution  mit  Ililfe  anderer  Be- 
amten in  die  Wege  leiteten.') 

Sind  so  die  %Qiqiiuti<lraC  Distriktsrichter,  so  sind  sie  bekanntlich*) 
auch  Wanderrichter  in  ihrem  Distrikt.  Gerichtssitz  im  kleinen  Sj)rengel, 
oder  Wanderrichter  im  großen  Bezirk,  ist  die  naturgemäße  Alternative. 
Die  Chrematisten  sind  als  Wanderrichter  eingesetzt,  die  ihre  Gerichts- 
reisen nach  vorher  festgestelltcm  Tableau  vornehmen.  Der  Vorteil 
dieser  Einrichtung  besteht  darin,  daß  sie  den  Rechtsuchenden  Reisen 
erspart®);  er  wird  notwendig  erkauft  durch  die  Verzögerung  der  Rechts- 
hilfe bis  zum  jedesmaligen  Eintreffen  des  Gerichts  an  Ort  und  SteUe. 
Eine  weitere  Schwierigkeit  scheint  auf  den  ersten  Blick  darin  zu  liegen, 
daß  der  Prozeß  mehrere  Termine  erfordern  kann,  und  dann  entweder 
das  Wandergericht  unmäßig  lange  an  Ort  und  Stelle  verweilen  muß, 
oder  die  Sache  bis  zum  Gerichtstag  des  nächsten  Jahres  zu  vertagen 
hai  Eben  hier  scheint  aber  die  Tätigkeit  des  ilöuycayivg  eingegriffen 
zu  haben;  die  Korrespondenz  dieses  Hilfsbeamten  mit  den  Rechtsuchenden 
des  Gaues  bezieht  sich  allerdings  nur  auf  die  Frage,  wann  der  Gerichts- 
tag am  betreffenden  Orte  abgehalten  werden  wird;  aber  es  ist  nicht 
unwahrscheinlich,  daß  der  fltrayeyyevg  den  Chrematisten  vorbereitend 
und  voruntersuchend®)  so  viel  wie  möglich  abgenommen  hat,  und  diese 
letztem  wesentlich  sich  auf  die  eigentlich  urteilende  Tätigkeit  be- 
schränkt haben. 

[Die  Inschrift  von  Ghazi(n),  heransgegeben  von  Krebs,  Göttinger 
Nachrichten  1892,  S.  536  ff.,  auf  die  Mitteis  mich  hin  weist,  zeigt  eben- 
falls drei  Chrematisten,  die  für  einige  Gaue  (nicht  für  die  ganze  Epi- 
strategie, wie  Krebs,  S.  538  mit  Recht  hervorhebt),  bestellt  sind;  sie 
stellen  'nach  Schluß  ihrer  zweijährigen  Amtstätigkeit’  den  Königen 
zu  Ehren  'irgend  ein  (imifcilov  auf,  dem  diese  Inschrift  als  Dedikatious- 
inschrift  anscheinend  gedient  hat’  (Krebs  a.  a.  0.).  — Wir  finden  auch 
hier  drei  Chrematisten,  und  nur  auf  sie  scheint  sich  der  Vermerk  über 
die  zweijährige  Tätigkeit  zu  beziehen.  Nach  ihnen  werden  genannt 
der  tlifayoycvg,  der  also  nicht  Vorsitzender  ist,  und  selbst  dem  Ver- 
handlungsleiter unserer  Militärstrafgerichte  insofern  nicht  gleichgestellt 
werden  darf,  als  dieser  ja  beim  Urteil  mitstimmt,  was  der  elaayejytvg 

1)  über  die  Wahrscheinlichkeit,  daß  der  eitayayit'g  wiederum  den  Vermittler 
zwischen  yfruiariatac  und  :recxToje  {tvixäv  maclit,  e.  S.  32  u.  Taur.  XIII  in  fine. 

2)  Mittels  Iteichsrecht  und  Volksrecht  S.  48. 

3)  Und  dies  soll  zur  Einführung  der  geführt  haben.  Vgl.  S.  33. 

4)  Wie  der  xfoaoSonoiös  Mommsen  a.  a.  0. 


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26 


I.  Aufsätze 


sicher  nicht  tut.  Von  der  anderen  Seite  ist  vom  ihm  noch  unterschieden 
und  ihm  nachgeordnet  der  yQafiftatevg,  dessen  Aufgabe  die  eigentliche 
Protokollführung  gewesen  sein  mag.  Die  Tätigkeit  des  vxtjQt'rrig  als 
Gerichtsdiener  ist  aus  manchem  Römerzeitpapyrus  bekannt  (Einführung 
S.  10 £F.).  Die  Inschrift  lautet: 


Bu6iX(t  riToXifiaiai  xal  ßuaiXt'aorji, 

KleoxaTQUi  &eolg  ^liofitjTopai  ro:g 
iy  ßaaiXtag  JlToAe/iaiov  xal 
ßaaUüf<fr/g  KXeoxdrpag  &eäv 
’Exi<paväv  xal  Eviagierav 

XQi](iari.6tal  ol  tö  ij  xal  9 /. 
xexQflliarixÖTcg  iv  räi 
IlgoacoaiTTji  xal  roTg  aXkoig 
Totg  (iffiegiafiivoig  vofiolg 
'HgaxXi'av  JIv9ay6pov 
Nixdotgarog 
"j^QHog  ^loweCov 
xal  lieayatyevg  'Ayivvxag  ’Ajivvrov 
xal  ygafifiateiig  Atjfirjrgiog  ’A3ioXXa>viov 
xal  vxtjgtTrjg  Mivviag  AiowOCov.  ] 


3.  Rerht.shiiiigigkeit.  dyyefop. 

Formell  freilich  wendet  sich  der  Rechtsucheude  an  die  Chrema- 
tisten,  und  es  ist  uns  überliefert  Pap.  taur.  I p.  2 1.  5: 

v9ev  iv  xSii 

Ixti  Tolg  iv  rijc  &tjßaldi  xgrutttxiaraTg  ivißaXov  itrrev^iv  elg  xb 
:rgoxf9lv  vx'  avxäv  dyyelov  iv  x^i  AiodxöXti,  av  ijv  daaymytiig 
Aiovvaiog,  xaxä  xijg  Aoßdixog,  xgbg  xb  dxgofpaeCoxovg  avxovg  *)  xaxa- 
axijaai. 

Der  Rechtsuchende  wirft  seine  Klageschrift  in  den  dafür  aufgestellten 
Kasten,  dem  sie  dann  entnommen  wird,  um  rechtlich  weiter  behandelt 
zu  werden.  Es  ist  kaum  anzimehmen,  daß  die  Leerung  der  Kasten  erst 
an  Ort  und  Stelle  erfolgte;  jede  praktische  Erwägung  spricht  dafür,  daß 
der  Kasten  entsprechend  frühzeitig  geleert  wurde,  um  eine  Vorbereitung 
der  Sache  für  den  Gerichtstag  noch  zu  ermöglichen,  und  man  mag  an 
eine  Proklamation  denken,  des  Inhalts,  daß  die  Chrematisten  am  so 
und  sovielten  einzutreflen  gedenken,  und  daher  etwa  bis  vierzelm  Tage 

1)  Den  Gegnern  jeden  Vorwand  za  nehmen. 


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Otto  Gradenwitz;  Das  Gericht  der  Chrematisten 


27 


früher  die  Gesuche  Ln  das  äyyslov  zu  werfen  oder  dem  elaayayevg  per- 
sönlich zu  übermitteln  sind.’) 

Durch  eben  diesen  Einwurf  ins  ayyetov  wurde  die  Rechtshängig- 
keit begründet,  und  der  ZufaU  hat  uns  ein  Übereinkommen  aufbewahrt, 
welches  den  seltenen  FaU  darstellt,  daß  eine  Kluge,  die  bereits  ein- 
gereicht  ist,  durch  Vertr^  der  Parteien  außer  Gericht  für  zurück- 
genommen erklärt  wird.  Pap.  taur.  IV  1.  3 ff. 

öfwXoytl  ’ixoXXdnuog  Sg  xal  Wtvjimv9t]g  'Egfiiov  rov  xal 
Utrevetpärov  xäv  dxb  /di'og  xöXtag  (leydlrjg 

Srjßätdog  (ued’oipÖQav  Ixximv  Vtv%d>vati  Testpißiog, 

xal  (. . . xtX ) Tolg  xcvtb 

XOttxvtaig  xcctoixovvrcav  rip/  avtrjv  aöXiv 
ewl{Xv69at  avrotg  xsgl  ^g  IvißaXtv  xaz’  avräv 
ivrev^tag  tig  xö  ngoxtlfitvov  iv  IJToXt(icddi 
dyytlov  t>xb  jfpijftoxtffxöv,  av  cleuyayevg  'Aftfimviog , 

Tov  y,dL  ’Exeiq). 

Es  liegt  hier  ein  privater  Kontrakt  vor,  welcher  wohl  geschlossen  ist 
„vor  dem  Agoranomen",  nicht  „unter  der  Agoranomie".  Er  gibt  sich, 
wie  üblich,  als  Anerkenntnis,  und  zwar  bekennt  der  Aussteller  der  Ur- 
kunde, daß  er  auseinander  sei  mit  dom  Beklagten  Ln  betreff  der  Ein- 
gabe, die  er  seiner  Zeit  in  das  in  rizoXefiaCg  anfgestellte  dyyeiov  ge- 
worfen hat.  Es  ist  das  Natürliche,  anzunehmen,  daß  der  Vertrag  am 
gemeinsamen  Wohnort  der  Kontrahenten  geschlossen  ist.  Geschlossen 
ist  er  in  /iibg  x6lig.  Die  Eingabe  ist  eingeworfen  in  die  Urne  zu 
riToXfiiatg.  Man  m{^  daraus  folgern,  daß  eine  derartige  Urne  an 
den  Hauptorten  des  Reisesprengels  aufgestellt  war,  und  den  Recht- 
suchenden,  welche  sicher  zum  Ziele  gelangen  wollten,  die  Meldung  da- 
selbst von  nöten  war.  Wer  sich  erst  an  Ort  und  Stelle*)  einfand, 
mochte  sehen,  wie  er  den  Gegner  zur  rechten  Zeit  selbst  gestellte,  und 
die  Sache  spruchreif  vor  die  Richter  brachte. 

Das  Lösungsgeschäft*)  (taur.  IV)  ist,  wie  bemerkt,  ein  privates 

1)  Von  den  eingereichten  Gesuchen  wurde  dem  Gegner  entweder  von  Amts- 

wegen Abschrift  zugcstellt,  wenn  wir  an  die  Entsprechung  unserer  heutigen  Ein- 
richtnngen  denken  dürfen,  oder  es  konnte  der  Rechtsuchende  selbst  dem  Gegner 
die  Abschrift  durch  den  Gerichtsdiener  zustellen  lassen:  P.  Petrie  recto  2 (S.  24 
A.  4),  Tebt.  29,  17  (die  Gegner,  nftmlich  die  Kläger)  goi 

irTi]yQatfov 

2)  "Wie  der  Kläger  Taur.  I 2,  6 tut. 

8)  Es  nennt  sich  am>UXvö&ai.  Der  Vergleich,  transactio  der  Römer,  ist  den 
Basiliken  wie  den  Severischen  Urkunden  P.  Amh.  II  33  Stdlvaig:  EiTrot^og  ro]9 
Ev3aiiiovog  rb  ifvu-ßolatov  d^odoö^vea  [16]  xofi  cxvpov  i%  rf^g  Stalvof<og  (pav^vi 
irritum  ex  transactione  apparet.  — So  auch  der  Bericht  an  den  König  P.  Petrie 


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28 


I.  Aufsätze 


Rechtsgeschäft.  Es  beginnt  mit  öfioJLoyst  und  setzt  etwa  in  der  Axt, 
wie  wir  das  bei  zahlreichen  Verträgen  rein  privater  Natur  kennen,  für 
die  Zuwiderhandlung  gegen  das  Versprechen,  die  anhängig  gemachte 
Sache  nun  auch  materiell  ruhen  zu  lassen,  Privatstrafe  und  Königsbuße 
fest.  Ich  wähle  als  Gegenstück  den  Papyrus  aus  römischer  Zeit  (10.  Jahr 
des  Domitian  = p.  Chr.  91)  Loiul.  II  S.  185. 

Es  handelt  sich  in  dem  römerzeitlichen  um  eine  nachträgliche  Zu- 
stimmung, erteilt  von  Chares  der  Tamystha,  zu  einem  Verkauf,  wel- 
chen seine  Geschwister  (und  Miterben  der  Mutter)  betreffs  einiger 
Hinterlassenschaftsgegenstände  mit  der  Tamystha  abgeschlossen  haben. 
Die  Genehmigung  erfolgt  hier  „dem  andern  Teil“  gegenüber,  er  nimmt 
das  eväoxeiu  vor  und  verpflichtet  sich  in  einer  Weise,  die  ich  zur 
bessern  Übersicht  hier  neben  die  Bestimmungen  unseres  ptolemäischen 
Prozeß  vergleiche  setze: 

Taur.  tbs  xa&tjxii  xal  ftrj 
London  xal  fir) 

^xtievoeod'ai  ftrjT’  a^hbu  ’Axoiidviov,  fiijd’  eUiov 
/xeltvOta&ai  rbv  bfioXoyovvra  Xapt/v  fir/dl  rovs 

(ir/6tt/a  vxlp  ai'Tov  dxl  Tovg  xepl  rbv  IPsvxävOtv, 
nag  avrov  dxl  Tafiva&av 

fitjd’  fV  (U/Lov  (iTjdtva  räv  xag’  avräv,  xsgl  (it/äevbg 
firjäi  dxl  Tovg  xag'  avrijg  xegl  räv 

äxAäg  Töv  diu  r^g  dvrtt'i^sag  ar/fiaivofievov 
xarä  Tjjv  evddxtjifiv  rathyv  äia  rb  IxxexCu^. 

x«ff’  btruvovv  rgöxov.  tuv  di  ixeX&i]  ^')  trtgog  rig 
avrbv.  vxb  rijg  Ta/iv6^ag  iäv 

vxeg  avrov,  r)  r iipoSog  äxvgog  i6rto,  xal  xgoduxom- 
di  ixeX9^r)  fj  fiiv  dqiodog  ij  ivxXtj<Sig  äxvgog  iera  in  xal  xgoa- 

oäno  rolg  xsgl  rbv  Wev^ävaiv  tj  ai  äv  ixs'X9tj  räv 
anrottffaTOj  rd  rs  ßXäßtj  xai  daxatnjfiara  xävra 


(Arch.  I S.  282)  recto  3,  6 ff.  Jtruitjrfios  de  roö  firj  yväatv  elsTi9^vai  dii’ 

ia’  airmr  dtalv9ijvai,  d.  h.  der  nach  Alexandrien  gereiste  Gegner  wurde  flberfflhrt, 
die  Sache  nicht  zum  Urteil  gebracht,  sondern  zurückgezogen  zu  haben:  er  hatte 
also  mit  der  Heise  nach  Alexandrien,  durch  die  er  die  Chrematisten  perhorreszierte 
(Recto  2,  8),  geflunkert. 

1)  51  WUcken. 


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Otto  Gradenwitz:  Das  Gericht  der  Chrematisten  29 

xuq'  avTüv,  izi’tifiov  zagaxp^ficc  ];(if(AxoO)  vofiCOfiarog  (tdXavta)  lixoOi, 
dixXä  xal  d}g  tdiov  2(>ea>9  dgyvgi'ov  ägax/idg  äiaxoOi'ag 

xul  legdg  rotg  ßaOiXevei  «gyvgCov  ixiifrj^ov  äguifidg  rtTgaxoai'ug, 
xul  tlg  TO  ärjiiöOiov  tag  lOag 

xai  jiij&lv  ^6aov  ixdvayxov  xottita  xatä  tu  xgoysygafiftdva. 
xal  firi&lv  ^aeov  tä  ßtejftoXoyTjfu'va  (idviv  xvgia 

vxoyg’  rijg  Tajiva&ag  £arijgcxog  6 xpoysypafi/u'vog. 

Lond.  — Xdgtjg  Xlxov  ßfioXoyä)  södoxlrvj  [xtxo{\Tjxui  »/  däeXtpe 
(lov  Xdgig  xal  IlToXffi[ä  xal  rä]  t^s  irtgag  däeXgifi 
ftov  TtXfVTrj(xv(ag)  xal  rixva  Zbv^(>t[s  xal  ’Egditiov]  Tufive&ag 
o^x^a  [ 

Diese  Gegenüberstellung  zeigt,  daß  die  Lösung  der  Rechtshängig- 
keit durchaus  ini  Sinne  eines  privatrechtlichen  Vertrages  behandelt 
wird,  und  dieses  ist  eben  auch  wieder  durch  die  Tatsache  zu  er- 
klären, daß  dieses  Gericht  ein  wanderndes  ist.  Da  nämlich  die  Zurück- 
nahme de«  Klaghegehrens  wieder  an  den  Gerichtsort  zu  befördern  wäre, 
was  eine  unter  Umständen  schwere  und  dem  Kläger  nicht  zuzumntende 
Anfgabe  ist,  so  wird  der  Beklagte  mit  dem  RQstzeuge  dieses  Vertrages 
bewehrt  und  kann  nun  das  Schriftstück,  welches  wir  vor  uns  sehen, 
wohl  auch  dem  Gericht  einreichen,  auf  daß  der  Prozeß  von  der  Rolle 
gestrichen  werde.*)  Darüber  hinaus  aber  verzichtet  Kläger  auch  ma- 
teriell auf  seine  Rechte. 

4.  Hauptverhandliing.  Taur.  XIII. 

Die  Verhandlung  selbst,  wie  sie  sich  vor  den  Chrematistengerichten 
darstellt,  bietet  uns  Pap.  taur.  XIII,  welcher  aus  vier  Nummern  besteht: 

1.  [Zeile  1 — 3]  Ordre,  vom  15.  Tybi,  an  den  ^ivixöv  zgdxtag  in 
Memphis,  das  Urteil,  welches  aus  der  in  Abschrift  beiliegenden  vxo- 
ygaipil  erhellt,  zu  vollstrccken.  2.  Abschrift  de.s  Protokolls  (vom  5.  Tybi) 
selbst.  3.  Der  Vermerk  dviyvaatut.^)  4.  Vollstreckungsklausel  für  den 
Uvixiüv  xgdxtag.’) 

Es  zeigt  die  Vergleichung  verschiedener  übereinstimmender  Par- 
tien, daß  Überweisung  an  den  ^evixüv  zgdxrag  (Nr.  1)  vom  Kläger 
beantragt  ist  oder  vielmehr  schon  früher  beantragt  war.  Vgl.  Z.  14 : 

1)  Man  kann  das  OQentlicb  beglaubifri^  Anerkenntiiis  ver^^Ieiuheii , welclies 
nnser  Gesetzbuch  als  Ersatz  für  einen  abhanden  gekümmenen  Schuldschein  dem 
zahlenden  Schuldner  znspricht. 

2)  Vgl.  Wileken,  l’liilolo(fus  N.  V.  VIII  S.  80  f. 

3)  Oder,  nach  Wileken  (S.  33  Aum.  2):  Ausfertigung. 


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30 


I.  Anfsätze 


xut  luv  /iTj  ä7tatrnj6i]t  inl  xb  XQixijQiov  ixiOxaXrivai  rät  xäv  %tvix&v 
jtQÜxxogi  avvxeXttv  avtüi‘)  Tr)v  xqu^iv  xäv  XQoxeifiivoav  Mtpalai’av 

und  ini  Urteil  Z.  23: 

i<Sri]iiaivoiu\v  T«ä]i*)  xgäxxoQi  evvxeliCv  avxäi‘)  xi)v  XQä^iv  xäv  xax 
vmv  xsgiaXai'av  | . . . . tö]i  ßaaiXsi. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daß  der  zweite  Pasaua  dem  ersten 
konform  ist.  l^ivixäv  xqüxxoqi  und  ovvxsXeiv  drängen  sich  ebenso 
auf,  wie  xäv  xax  . . . .vav  x£<paXaiav  hinter  xqü^iv  das  Entsprechende 
zu  xäv  xpoxsi/i^vav  xctpaXaCav  ist.  Es  geht  das  Klagebegehren  hier 
darauf,  daß  wegen  der  bei  Nichterscheinen  des  Beklagten  offenbar  als 
geschuldet  anzusehenden  Summe  die  Vollstreckung  durch  den  ^ivixäv 
xgdxxcoQ  beschlossen  werde:  Kläger  befürwortet  in  seiner  hier  nur  ver- 
lesenen Eingabe,  daß  Beklagter  zahlen  soll,  und  wenn  er  sich  nicht 
dem  Gericht  stellt,  dem  ^ivixäv  xquxxujq  die  Vollstreckung  aufgegebeii 
werde.  Es  kommt  mm,  um  den  auch  von  Revillout  p.  94  an- 
gewendeten Ausdruck  zu  gebrauchen,  zum  Kontumazialverfahren,  das 
in  ein  für  vollstreckbar  erklärtes  Urteil  ausläuft.  Der  Gerichts- 
vollzieher wird  hier  genannt  Beitreiber  ^cvixäv;  es  ist  nicht  gelungen, 
diesen  Ausdruck  zu  erklären.  Qrenfell  imd  Hunt*)  machen  darauf  auf- 
merksam, daß  die  früher'*)  geäußerte  Vermutung,  es  seien  die  |fVot 
der  ^BviXtt  eben  die  den  Ägyptern  als  Fremde  erscheinenden  Griechen, 
vor  einem  Griechengerichte  eines  griechischen  Herrschers  nicht  wohl 
bestehen  könne.  Aber  Grenfells  und  Hunts  eigene  Hypothese,  es  seien 
die  |«'ot  die  außerhalb  ihres  Wohnsitzes  vagabondierenden  Individuen, 
ist  auch  nicht  durch  Wahrscheinlichkeit  empfohlen.  Zunächst  ist  in 
unserm  Falle  nicht  w'ohl  abzusehen,  warum  bei  beiden  Parteien  kein 
Domizil  genannt  ist,  wenn  der  Grund  nicht  eben  der  ist,  daß  sie  aus 
Memphis  selbst  sind,  ist  aber  dies,  so  sind  sie  nicht  im  Sinne 

von  Vagabunden,  und  sodann  ist  es  auch  a priori  unerklärt,  warum  uns 
beidemale*),  wo  diese  Gerichtsvollzieher  bis  jetzt  sich  finden,  gerade 
ein  Beitreiber  im  Freindenprozefs  begegnet. 

Die  xQttxxoQts  pflegen,  wenn  sie  ein  Distinktivum  -ixav  führen, 
nach  dom  Gegenstände  der  Steuer,  die  sie  beitreiben,  bezeichnet  zu 
werden,  und  es  mag  sein,  daß  dem,  dem  ^frixd,  Fremdensteuer,  zufiel. 


1)  avvttieiv  airtSu  VVileken. 

2)  [^arj]ftatvo(te[i>  t<»]i  Wileken. 

3)  P.  Teb.  I S.  55. 

4)  Revillout  p.  140. 

5)  Hier  und  P.  Teb.  I 5,  221. 


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Otto  Gradenwitz:  Das  Gerifht  der  Chrematifitcn  S1 

später  die  Zwangsvollstreckung  ebenfalls  übertragen  wurde,  und  er  auch 
in  diesem  Amte,  welches  mit  den  IsVoi  nichts  zu  tun  hatte,  jenen 
Titel  weiter  führte;  jedenfalls  möchte  ich  seine  Tätigkeit  nicht  auf 
Fremdenprozesse  irgend  welcher  Art  beschränken,  sondern  in  ihm  ein- 
fach den  Gerichtsvollzieher  erblicken,  in  dessen  Titel  ein  rudimen- 
täres Anhängsel  geblieben  war. 

Das  Verfahren  in  dieser  Kontumazialverhandluug  kann  nicht  ohne 
weiteres  für  die  kontradiktorischen  maßgebend  sein;  aber  es  bleibt  doch 
von  wohltuender  Einfachheit,  selbst  wenn  man  wegen  der  Einseitig- 
keit des  Vortrages  viel  in  Abzug  bringt:  man  resümiert  den  Inhalt 
einer  schriftlichen  Eingabe,  die  darauf  abzielt,  daß  Beklagter  zahlen 
solle,  und  wenn  er  nicht  vor  Gericht  erscheine,  zur  Vollstreckung  über- 
wiesen werden  solle. 

Darauf  wird  festgestellt,  1.  daß  dem  Beklagten  Abschrift  der  Klage 
zugestellt,  2.  daß  die  Sache  auf  die  Rolle  gesetzt  („und  ausgerufeu“?) 
sei,  zuletzt  am  2.  d.  M.,  3.  daß  der  ausgebliebene  Beklagte  daraufhin 
zum  heutigen  Termin  geladen  (und  auf  die  Versäumnisfolgen  hinge- 
wiesen?) sei. 

Das  Gericht  würdigt  dann  in  einigen  dem  Spruche  vorausgehen- 
den Sätzen  der  Motivation  die  durch,  erweislich,  erfolgte  Zustellung 
der  Klage  an  den  Beklagten  ergänzte  Erzählung  und  erkennt  darauf 
dem  Klagantrage  gemäß,  und  zwar  im  vollen  Umfange  des  Klagimtrags. 
Da  ist  nichts  von  Rhetorik,  vielleicht  sogar  nichts  von  Rhetoren,  ob- 
wohl die  Lücke  in  Z.  5 sichern  Schluß  verbietet;  wir  haben  ein  Pro- 
tokoll, welches  in  völliger  Sachlichkeit  nur  das  Notw'endige  bringt. 
Bemerkenswert  ist  das  Verwiegen  der  vorbereitenden  Schriftsätze,  deren 
Rezitation  in  der  Hauptverhandlung  auch  bei  dem  großen  Pap.  I (dem 
sogenannten  Hermiaspapyrus)  einen  breiten  Raum  einnimmt.  Die  Klage 
muß  ja  auch  heute  bei  größeren  Sachen  trotz  mündlicher  Verhand- 
lung schriftlich  eingereicht  werden,  und  ähnlich  beginnt  der  Pap.  I 
p.  1,  Z.  9 mit  der  Klageschrift,  welche  bis  p.  3 Z.  IG  reicht.  Darauf 
kommen  die  Plaidoyers  der  Advokaten.  Dementsprechend  enthält  Pap. 
XIU  die  Klageschrift,  wohl  in  direkter  Rede,  und  danach  sofort  das 
Urteil,  da  ein  Hin-  und  Widerreden  hier  ausfUllt.  Auch  die  Struktur 
des  Urteils  kann  trotz  der  Mangelhaftigkeit  der  Überlieferung  einiger- 
maßen erkannt  werden  unter  Zuhilfenahme  des  Pap.  taur.  I.  Dort  näm- 
lich schließt  sich  an  die  Wiedergabe  der  Advokatenreden  eine  Art  von 
Resume  des  Vorgebrachten  und  des  Ergebnisses;  dies  Resume  läßt  je- 
doch auf  das  nun  folgende  Urteil  schließen  und  scheint  der  Extrakt 
der  durch  richterliches  Befragen  hergestellten  Endverhandlung  zu  sein; 
wenn  es  in  Z.  25  endet: 


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32 


I,  Aufsätze. 


xal  ftrj9iv  xapari&eifie'vov  ffvprsTccxd'ui  fi^  ivrixoietöd-ai^), 

80  sieht  diese  Bemerkung:  „in  Anbetracht,  daß  nichts  dafür  vorgebracht 
ist,  daß  die  Besitznahme  vertragsmäßig  ausgeschlossen  wurde“  aus  wie 
ein  Vennerk  darüber:  „Der  Kläger,  befragt,  ob  er  etwas  in  der  Rich- 
tung Vorbringen  könne,  schwieg“.  Hieran  unmittelbar  schließt  sich 
noch  nicht  der  Tenor  des  Urteils,  sondern  erst  die  Feststellung,  welcher 
Partei  das  Gericht  beipflichtet: 

xal  avTol  xuTuxolov&ijgavtcg  Talg  ixeptjveyfu'vaig vx’  avtöp 

evyy^a^aig 

und  erst  hieran  der  eigentliche  Entscheid  ilxufitp.*)  Zwar  spielt  der 
Hermiasprozeß  vor  Ilerakleides,  dem  Vorsteher  des  thebanischen  Di- 
strikts und  Steuerchef  (unter  Assistenz  anderer  Titulare,  daher  flxufitp), 
aber  die  Struktur  des  Urteils“)  ist  in  beiden  Fällen  die  gleiche:  im 
Pap.  XHI  1.  IG  ff.  zunächst  die  Sätze,  welche  eine  Übersicht  über  die 
Vorgänge  geben,  durch  die  der  Beklagte  für  das  Versäumnisurteil  reif 
wurde;  hierauf  der  Vermerk 

xataxoilouffr/ffavrf s zolg  xal  x[aA&)]g  fjjerv  »j[j'ou]- 

fispoi  xtA.  (nach  Wilcken) 
endlich  (Z.  24): 

ierj]^aCpoiu[p  tS](  xqÜxtoqi  xtX. 

5.  ToIIstrecknngsklansel  oder  ProtokollunterschrifU 

Der  Gang  des  Verfahrens  vor  den  Chrematisten  war  der:  Der  Klä- 
ger warf  seine  Klageschrift  in  das  seinem  Aufenthaltsort  nächste  dy- 
yslop;  durch  Vermittelung  des  ci’aayoytvg  gelangte  die  Klageschrift  so 
an  die  Chrematisten,  und  es  wurde  eine  Abschrift  behördlicherseits  dem 
Gegner  zugestellt.  Hierauf  kam  die  Klage  auf  die  RoUe  der  am  nächst- 


1)  Ebenso  auch  in  der  von  einem  Epistates  wiederum  unter  AsBistenz  eines 
zahbreichen  consilium  vor  sich  gehenden  Yersammlnng  von  Pap.  taur.  IX.  Auch 
hier  heißt  es  Z.  15 

*«]!  xafarayrac&fiaijs  (Wilcken)  xal  roö 
IJtTtvftpmTov  dpTiTi9[lvai]  Trgde  ravra  fiij  6vvafilvov 
difHTfijLäfu9a  ftr/9iv  f[rf]  roioOro  dtangdaßfa9at, 

ililUveiv  ä'  iv  ols  txdv[rc;]  Tifbt  iavrovs  cvpxt^oiftfxaai, 

2)  Vgl.  Anm.  1, 

3)  Es  ist  zu  beachten,  daß  in  beiden  Fällen  vxoyga^f/e  dwi/eaipov  vor- 
kommt; taur.  I p.  9 1.  23: 

xal  fxl  TlroXtnalov  di  roü  ngi  rov  ngb  i}nätv  ixicrdzov 

ii!foyta<pf/t  äpTiygaipoy  (vielleicht  livTiygdipßv?)  rijv  yiyopvlug  aiTofg  xurdeTacnof. 


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Otto  Oradenwitz;  Das  Gericht  der  Chrematisten 


33 


gelegenen  Orte  zu  verhandelnden  Sachen,  und  es  scheint  nach  der  aller- 
dings lückenhaft  erhaltenen  Äußerung  in  Pap.  XITT  Z.  18: 

x&v  di  xat  avtovg')  XQOxed'dtnmi  xal  ßiioxe  /üv  xal  xf^i  ß 
xov  »po  [jwtjt/Jvow  /»[ijvds]? 

daß  eine  eigentliche  Ladui^  zum  Termine  nur  dann  erfolgte,  wenn 
sich  nicht  beide  Parteien  von  selbst  gestellt  hatten  und  die  erschienene 
nunmehr  Ladung  der  weggebliebenen  verlangte.  In  der  Hauptverhaiid- 
lung  wurde  zunächst  bei  größeren  Sachen  die  Klageschrift  verlesen, 
hierauf  folgten  die  Plaidoyers,  und  daran  schloß  sich  richterliche  Be- 
fragung; worauf  denn  das  Urteil  erging  und  event.  die  Zwangsvoll- 
streckung gleich  mit  verfügt  wurde.  Und  hier  wird  der  eiöayayevg 
wieder  eingegriffen  und  den  Verkehr  mit  dem  xqccxxojq  vermittelt  haben. 
Es  ist  immer  mißlich,  Vermutungen  von  sachlicher  Bedeutung  auf 
Grund  ungeprüfter  Konjekturen  aufzustellen:  aber  der  ’Apxffu'dco^os, 
der  das  Protokoll  Taur.  XIII  26  unterzeichnet  (rechts)  und  für  vor- 
gelesen (links)  erklärt,  wird  wohl  der  flöuymyevg  sein  und  als  solcher 
dafür  Sorge  getragen  haben,  daß  dies  Urteil  in  Abschrift  vollstreckbar 
an  den  TtffdxtaQ  gelangte.  Der  Vermutung  von  Uevillout,  revue  11 
S.  140  ff.,  daß  Artemidorus  wie  ein  Gerichtsherr  am  königlichen  Ilof- 
lager  das  Urteil  zu  bestätigen  hatte,  kann  ich  mich  nicht  anschließen, 
glaube  vielmehr  zu  lesen:  8i  eieaym{Ytag)  aQxsiuSaQov,  will  sagen,  es 
soll  die  Sache  durch  den  eldayayevs  'jdQxeiiCSatQog  weiterverfolgt,  d.  h. 
dem  XQdxxmg  ^tvixäv  zugewiesen  werden*),  tmd  der  Vermerk 

dieses ' AgxsftiSagog  beglaubigt  das  Protokoll  und  macht  seine  Abschrift 
reif  für  die  Vollstreckung. 

6.  Supplikation  an  den  König. 

Aber,  war  auch  der  Einwurf  ins  äyystov  das  Mittel,  den  Prozeß 
in  die  Wege  zn  leiten,  so  ging  man  formell  doch  nicht  die  Chrema- 
tisten,  sondern  den  König  selber  an: 

^ib  {xii)v 

xccxccqwyijv  dg>’  v(fiä)g  xoit/ffäfifvog 
deöfiM  vfißv  xS>v  iityiexfov  &täv  xul 
vixTitpdgavy  tl  doxcl,  ävaxtfiiliai 

fjfi&v  xr)v  ivxsvliv  tlg  xoiig  dxb  xov 

1)  Zu  x«t’  airoie  vgl.  t&v  xa&  flttayoiiivcDV.  Amherst  SS,  14. 

2)  [Wilcken  bemerkt,  daS  /<e[rrhiida>eog.  kv[(y]via(nai  von  2.  Hand,  also  von 
A.  selbst  geschrieben  ist,  und  faßt  dt’  ileaymjiat  als  „Ausgefertigt  durch  den 
tltay.  — dt’  tleaya{yiat)  ’A\)Teftili>oov  roO  . . . liest  bereits  Wilcken  bei  Droysen, 
Kl.  Schriften  II  S.  436,  S2.  Ebenso  hat  er  dt’  t[laayay]i(ae  hergestellt  in  P.  Petr,  II 
.•!8  c 63  (GOA  189Ö  S.  169/60).] 

Arcbir  f.  Pspjrrniforaohunif  111.  1.  3 


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34 


I.  Aufsätze 


HavoTCoUxov  £v(t])i>rjg 

T«s,  tav  eleayayevg  'A\i(imviog,  orctog  jjpijfuzzi^ffcvTfg  avrrjv 

ei'g  xqIoiv,  xcä  fieTuxefii'äaevoi  tovg 

iyxttlov^tvovg  dl  'Avzitpdvov  qppovpcpj;ot) ') 

imaxiiptovtat,  Tv’,  iäv  fji  olu  »poqp^po/tat,  xgCva- 

Glv  Toi)g  fiiv  diadaipoviitvovg  r^g  olxCag 

!t//XCi'S  isxTÜ  eivai  ^fiovg  xad’öu  xal 

tlo'tv,  x^ax^iji'cu  $’  ijtol  avrovg  rov  aöi- 

xiov  XUTU  TÖ  diäypaiiua  xrl. 

wobei  zu  beachten  ist,  daß  Taur.  IV  9 (die  Zurücknahme  dieser  Klage) 

die  Klageerhebung  also  bezeiclmet:  nspl  tjg  iveßalov  xar’  avTäv  (wider 

die  Gegner)  itnev^icog  elg  tö  itQoxtifievov  iv  ThoXtitatäi  dyyeloi'  vxö 

Xpr//iaTiarüv  mv  iloayaysvg  ’Afifuaviog  rov  fiö  L 'Ejxeifp.  Es  ist  nicht 

notwendig,  wie  Peyron  (p.  4)  will,  den  Einwnrf  ins  dyyslov  zeitlich 

nach  der  Eingabe  anzusetzen,  sondern  es  kann  sehr  wohl  die  formell 

au  den  König  gerichtete  in  der  Tat  für  die  Chreniatisten  bestimmt 

gewesen  und  in  das  dyyeiov  gelegt  worden  sein,  um  von  ihnen 

kraft  genereller  Delegation  sofort  in  Behandlung  genommen  zu  werden. 

Und  diese  Form  der  Klagerhebung  begegnet  noch  zweimal.  Auch 

P.  Fayum  11  und  12  sind  Fälle  von  Supplikation  an  den  König.*) 

Die  erste  betrifft  eine  Darlehensklage,  die  andere  einen  Fall  groben 

Unfugs,  der  nicht  ohne  Humor  sich  abgespielt  zu  haben  scheint:  sie 

sperrten  ihn  Nachts  ein  und  versetzten  sein  Gewand,  das  er  dann  aus- 

lösen  mußte;  so  fordert  er  Schadenersatz  und  Schmerzensgeld.  Alle 

beide  richten  das  Petitum  an  den  König:  dzopat  iniOtsiXal  fioi  rijv 

I inl  täv  töxeov^)  1 . r , 

1 , , ■ . ,1  Tpiju«T{<JT«g  <av  tle- 

i a:iOTtTayfievovg  rij  xaroi-xial 

„ I äiaXi^avTig  avn)v  slg  xcadetcuHv  xal 

AioaxovQi'öijgl  \ xpri(iarl<favteg  avrijv  xal 

ävaxaXeaäfifvot  tbv  &s(ova  äia  Arjit-ijTQi'w  Xoytvxov 

XQogxaXeod^evoi.  z6v  re  AioxXfjv  xal  'Afifiäviov  äid  t[  ] Xoyevrov 

xgivmOiv  ] 

öwxgCvmeiv  I 

Es  ist  klar,  daß  dies  typisch  ist  und  also  der  Weg  war,  Prozesse 
an  die  Chreniatisten  zu  bringen.  Aber  diese  formelle  Anrufung  des 


ivrtvltv  t'xl  roi’g 

, AaeC&eog 
aymycvg 


xgaxOijvac  fipi  xrX. 


1)  dem  nicht  völlig  die  Holle  de»  terije^rrjs  zufilllt.  Der  ti5r»ie^7jS  stellt  die 
Ladung  zu,  der  tfpovQaaxoi  seil  die  Oeladcnen  zum  Termin  stellen. 

2)  Der  Beklagte  von  11  ist  auch  der  von  12  (Gr.  u.  H.  S.  102  Z.  6). 

3)  Dies  ist  ein  Teil  des  Sprengels  der  Chrematisteii,  schwerlich  der  ganze; 
dieser  ist  in  den  l’ap.  Taur.  viel  großer. 


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Otto  Gradenwitz:  Das  Gericht  der  Chrematisten 


35 


Königs  war  keineswegs  die  einzige  Art,  ihn  mit  der  Sache  zu  befassen; 
auch  sachlich  imd  ernsthaft  erging  mitten  im  Prozeß  sofortige  Be- 
schwerde an  ihn;  ist  die  Vermutung  richtig,  daß  die  Klage  nur  for- 
mell beim  König  anhängig  gemacht  wurde,  so  mag  freilich  auch  die 
Beschwerde  immerhin  durch  die  Chrematisten  an  den  König  gegangen 
und  also  diesen  Gelegenheit  gegeben  worden  sein,  die  Abstellung  schon 
von  sich  aus  vorzunehmen:  wozu  der  Fall  P,  Amherst  II  33  vorzüglich 
geeignet  scheint:  demi  wer  wird  das  regulativ  widrige  Erscheinen  eines 
Sachwalters')  statt  bei  dem  iudex  a quo  sofort  beim  judex  ad  quem 
rügen?  Aber  wenn  die  Chrematisten  dem  Beschwerdeführer  nicht  Recht 
gaben,  so  stand  nun  selbst  wirklich  der  Weg  zum  König  offen  und 
der  König  konnte  eingreifen. 

Die  Polin  der  Supplikation  an  den  König  in  Händeln,  die  noch 
bei  unteren  Behörden  schweben,  ist  dem  Ptolemäen'echt  geläufig  auch 
da,  wo  es  sich  nicht  um  Chrematistenprozesse  handelt:  so  wird  P. 
Teb.  43  der  König  samt  Königinnen  angerufen  Z.  32 — 35:  iäv  cpaltnj 
rat  ^rpoöragat  uno6\x\t\i\kut,  tjfiäv  t)}v  ivrev^iv  in”Axokkäviov  töi< 
evyyiviu  xai  dTgaTijyöv  og  dxökovd'og  äv  t^[i  vj/iete(ia  ßovkyjau  xpo- 

votttat-  äg  ouffflg  äv  ädixt] Worauf  Z.  44  die  zweite  Hand 

schreibt  A:tokkaviai'  iäv  iji  ola  nQO<p(Jqi}eTaL  ^tQovotj&fjvai  ag  ov 

^aQfpoxlri^ctrai 

:ifpiexatf&7j<fovTat  (Datum).  — Der  zuständige  Beamte  ist  der  ffrparij- 
y6g,  der  Schutz  gewähren  soll  gegen  neue  Behelligung  durch  die  An- 
kläger. Seines  Dienstes  ist  es,  diesen  Schutz  zu  gewähren,  aber  das 
Petitum  geht  an  den  König,  damit  dieser  den  arQatt/yög  zur  Erfüllung 
seiner  Amtspflicht  anhalte.  Während  aber  die  Gesuche  im  Chrema- 
tistenprozeß  ohne  Unterschrift  sind,  gibt  hier  die  Königliche  Kanzlei 
durch  vxoypa<ptj  die  Sache  an  die  zuständige  Behörde  ab  (cf.  Grenfell 
Anm.  S.  146  Abs.  2),  und  zwar  in  einer  Weise,  die  dem  si  preces  veri- 
tate  uituntur  in  den  Reskripten  der  römischen  Kaiser  gleichkommt. 

Solche  präventive  Supplikation  bietet  den  Vorteil,  die  Behörde 
wissen  zu  lassen,  daß  das  Auge  des  Königs  über  der  Sache  wacht, 
und  ist  darum  verständlich,  aber  daneben  bleibt  es  angemessen,  in  den 
Chrematistenprozessen  diese  Eingaben  als  bloße  Formalien  zu  behandeln. 

1)  Die  Regel:  in  Steuersuchen  kein  Sachwalter  wider  den  hscus  ist  ganz 
im  Sinne  der  alten  Ägypter,  deren  pofiog  nach  Diodor  I 76,  den  Prozeß 

nach  dem  Grundsatz  eingerichtet  hatte:  pofti^ovrag  giv  roC  Xiyfip  rohg  avpt]- 
yoifovg  rroXXa  roig  Sixaiotg  ^:ri(JxoTTj(Teip  (vgl.  Archiv  II  S.  121)  und  stimmt  zu  dom 
§29  des  Gesetzes  über  die  Gewerbegorichto  vom  29.  VII  70,  auf  den  mich  mein 
Kollege  von  Blume  hinweist:  „Rechtsanwillte  und  Pei*sonen,  welche  das  Verhandeln 
vor  Gericht  geschäftsmäßig  betreiben,  werden  uls  rrozeßbevoUmächtigto  oder  Bei- 
stände vor  dem  Gewerbegerichte  nicht  zugelasseii.“ 

3* 


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I.  Aufsätze 


3f) 


7.  Kompetenz. 

1.  Sachliche,  a)  Bloß  für  Slxai'i  Wenn  so  geringes 

Material  einen  Schluß  gestattet,  so  möchte  ich  annehmen,  daß  die 
Chrematisten  auf  Geld  zu  verurteilen  hatten:  die  Getreidemulten  wer- 
den Taur.  13  in  Geld  taxiert  und  die  Freiheitsberaubung  wie  die  In- 
vektiven  haben  Fayum  12,32  ihre  Schätzung.  In  den  Eingaben  Taur. 
111  41  ff.  geht  das  Petitum  dahin:  imexiixavtai,  iv  iav  ola  «QOtpi- 
Qovzai,  xffivmeiv  rovg  (liv  diaOtt(povfiivovg  tfjg  oUeiag  xr^tig  ixrä  elveu 
ifiovg  xa&’  ola  xal  elaiv,  xgax&ijvat  d’  ifiol  avrovg  tov  aätxtov  xarä 
TÖ  äidy^ujiiia  jA*-  Jrfpl  ‘^VS  vßptag  xal  xiijyäv  xal  Sv  aw- 

TsrsXeauBvoi  tialv  etg  fu  ficrä  ravra  lt}(iil>onai  . . tö  ÖCtcuiov. 

Also  es  soll  eine  Art  pronuntiatio  dahin  ergehen,  daß  die  7 Ellen 
dem  Kläger  gehören  und  darauf  soll  gegen  den  Beklagten  wegen  des 
Unrechtes  nach  dem  Edikt  vollstreckt  werden;  d.  h.  nicht  eine  direkte 
Pfändung  der  Sache,  sondern  eine  durch  Edikt  taxierte  Entschädigung 
wegen  des  in  der  Entziehung  liegenden  Unrechtes.  Außerdem  noch  die 
Injurienklage,  wie  denn  tö  udixiov  die  unerlaubte  Handlung  im  Sinne 
der  Rechtsverletzung,  vß^cg  die  Injurie  ist  (Fayum  12,31  ddi'xov 
äyayijg  — r^g  lißgemg).  Es  ist  unverkennbar,  dafs  der  Rechtsuchende 
mehr  die  Rechtsverletzung  durch  den  Gegner  betont  als  sein  eigenes 
Recht,  und,  wenn  das  preußische  Landrecht  alles  Vermögensrecht 
unter  den  Gesichtspunkt  des  Eigentums  brachte,  scheint  hier  umge- 
kehrt der  Rechtsanspruch  Beschwerde  wegen  erlittenen  persönlichen  Un- 
rechts zu  sein;  wie  das  Vertragsrecht  mit  enormen  Bußen  und  Zinsen 
arbeitete,  so  der  Prozeß  um  Hab  und  Gut  mit  ediktal  tarifierten  Bußen: 
diese,  sei  es  mehr  arbiträr  festzustellen,  sei  es,  nach  dem  didy^aftfia 
oder  nach  dem  Wortlaut  eines  Vertrages,  reproduktiv  zuzuerkennen, 
war  die  Hauptaufgabe  der  Chrematisten.*) 

1)  Die  ägyptischen  Dreißigmänner,  wie  Diodor  I 76  (2  u.  6)  sie  schildert, 
zeigen  ebenfalls  das  eigeutfimliche  Gepräge  einer  Gerichtsbarkeit,  die  mehr  dem 
Unrecht  zu  wehren  als  das  Recht  zu  verkünden  scheint.  Er  geht  aus  davon,  daß 
ifßuii  (yäg)  7jv  ori  räv  (itv  xcc^avoiiovvTiop  xolttHofilviov,  t&v  i’  ddtxovgfva>v  ßorj- 
^tiaf  rvyxttvdrzav,  AQtazT)  diripOcooif  larai  t&v  anafTtnuhav  fl  8’  A q>6ßos  ä yi- 
vdiifvof  ix  T&p  xfietav  zols  nagavoftoOtiv  äpctrgixoito  ygi^iutatp  rj  ydgieip,  ieoiiiP7)P 
Idigtap  TOV  xoipov  ßiov  avyxvaip,  und  schildert  die  Gegnerschaft  im  Prozeß  so, 
daß  unzweifelhaft  nur  Strafjirozeß  in  unsenu  Sinne  gemeint  sein  kann:  fOog 
tAp  fifp  xoTttyofOP  ygdxliui  xa&’  Jv  »«>  ipfxdlit  *ol  »Äg  yiyopt  xal  Tf}P  iliap  tov 
AAixriiucTOi  r)  n)g  ßXäßrjf,  top  äaoXoyot’iifpop  8i  Xaßovra  tA  yp»]g<ZT»«Olf>  6xA  läip 
avTidtxtop  &PTiygdil*tti  ngAg  ixaOTOv  äj$  oAx  lirga^ep  jj  xgd^ag  oAx  TjSlxriOfp  f)  ASi~ 
xt'iaaf  iXuTTopog  grjging  ü£iäg  iazi  Toyflp.  Diodor  nennt  diese  Richter  nicht  Xoo- 
xgiTtti,  sondern  dixnarctl  xoivoi,  und  vergleicht  sie  mit  den  ’AgtojiaytTai.  Meiner- 
seits möchte  ich  die  XaoxgiTui  von  diesem  peinlichen  Gericht  sondern,  und  sie 


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Otto  Oradenwitz:  Daz  Gericht  der  Chiematizten 


37 


Eine  Amtsanklage  liegt  vieUeicht  auch  P.  Teb  29  vor,  wo  der 
xa/toygafifutTSvg,  der  von  zwei  Männern  beschuldigt  war,  mit  ihrem 
Land  wider  Recht  verfahren  zu  sein,  um  Aufschub  des  Termins  aus 
landwirtschaftlichen  Amtsgründen  bittet;  er  wendet  sich  an  rotg  XPV' 
fiauaraig  av  eiaccyayiiig  ^m[.  Ferner:  der  Petent  von  Taur.  UI,  Apol- 
louius  der  berittene  Söldner,  der  sich  beklagt,  daß  seine  fünf  Wider- 
sacher ihn  vom  väterlichen  Hof  getrieben,  und  ihm  Invektiven  und 
Prügel  verabreicht  haben,  bittet  König  und  Königin,  seine  Beschwerde 
gelangen  zu  lassen  an  die  (1. 35  £f.)  dxö  tov  UavoxoiiTov  2}v(if)vrjg 
jpijptmtfrds  av  tlouyaytvg  'Amidaviog,  oxag  axnrjv  tt’g 

xfCeiv  xul  ficTccxcn>l)diitvoi.  Tovg  ivxaXovfidvovg  di  'Avri<pdvov  <pQov- 
iv’  ^dv  ^ olu  XQoqidQOfua,  xgivmaiv  rovg  (liv 
iiaaatpoviievwg  olxiag  xtjxfcg  fxtd  elvat  /fiovg  xa&ört  xal  tloCv, 
XQttx^rjvai  3’  ijiol  avrovg  tov  d3ixiov  xard  rö  didy^aft/ia  2 A Also 
er  fordert  die  Gegner  vor  das  Chrematistengericht,  und  wünscht,  daß 
verkündet  wird,  dies  Stück  Landes  sei  sein,  und  jene  sollten  ihm  fünf 
Knpfertalente*)  zahlen,  wegen  des  durch  die  Dejektion  begangenen 
Unrechts. 

Die  Strafe  für  die  eigentliche  iniuria,  Prügel  und  Invektiven,  be- 
hält er  einer  anderen  Eingabe  vor  (zu  der  es  nach  Taur.  UI  nicht  ge- 
kommen ist,  wohl  weil  in  der  Tat  keine  vßgig  vorlag).  Man  könnte 
die  Trennung  so  erklären,  daß  die  Eingabe  wegen  des  Stücks  Land 
an  die  Chrematisten  zu  überweisen  war,  die  andere  aber  nicht,  und 
also  Trennung  sich  empfahl;  doch  will  ich  soweit  nicht  gehen,  glaube 
vielmehr,  dafs  auch  hier  die  Chrematisten  zuständig  waren;  aber  auch 
die  Injurienklage  ging,  wie  die  römische  Actio  iuiurianim,  auf  Geld, 
und  könnte  wohl  aestimatoria  in  dem  Sinne  gewesen  sein,  daß  den 
Chrematisten  eine  fixierte  Geldsumme  vorgeschlagen  wurde,  auf  die  der 
Kläger  seinen  Gegner  verurteilt  wissen  wollte.  Mindestens  geht  der 
Klageantrag  Fayum  12  dahin,  daß  reipersekutorisch  als  Ersatz  des  Scha- 
dens eine  Summe,  und  wegen  der  vßgig  eine  zweite  verlangt  wird. 

Und  der  Henniasprozefs,  der  sich  zu  gewaltigen  Aktenmassen  aus- 


alz  die  ägyptische  Entsprechung  der  xi/TiiiatieTai  sufTassen,  nämlich  als  Inhal>er 
der  Gerichtsbarkeit  in  den  dixai,  den  pekuniären  und  auf  Geld- 

kondemnation  hinauslaufenden  Klagen;  Ortsrichter,  die  jedermann  sich  darboten, 
während  die  hohen  dixasral  eher  der  Rollo  entsprechen,  die  in  der  ptolemilisohen 
Gerichtsverfassung  dem  König  selber  znfällt.  Diese  dixaffrod  xoiroi  lassen  auf 
eine  Art  Verbot  der  Kabinettsjustiz  in  der  l’haraonenzeit  schliefsen,  das  der  reli- 
giöse Sinn  der  Ägypter  (Mommsen  Römische  Geschichte  5,  616*)  auf  iiriester- 
licber  Grundlage  wohl  geschaffen  haben  kann. 

1)  Vgl.  Peyron  z.  d.  Stelle. 


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38 


I.  Äufssutze. 


gedehnt  hatte,  wurde  schließlich  von  einem  Beamten  entschieden,  nach- 
dom  die  Chrematisten  mit  ihm  befaßt  worden  waren.  Vielleicht  hatte 
die  Ül)ung,  das  Gesuch  formell  an  den  König  zu  richten'),  doch  noch 
den  Wert,  daß  wichtigere  Sachen  besonders  deputierten  Beamten  zu- 
gewiesen wurden  — der  Satz  „niemand  darf  seinem  ordentlichen  Richter 
entzogen  werden“,  hatte  im  ptolemäischen  Ägypten  sicherlich  keine 
Stätte  — und  die  Kompetenz  des  Gerichts  so  präventiv  geregelt  wurde. 
Kapitalsachen  haben  diese  Chrematisten  sicher  nicht  entschieden. 

RaOiXixa  xal  aQoaoSixä  xai  CSiaxixd.  Die  Befugnisse  der  Chre- 
matisten sind  sachlich  wiederholt  geschildert  durch:  roig  tu  ßaatXtxä 
xal  XQoOoSixu  xul  läiatixä  xqivov6ivJ)  Es  springt  sofort  die 
Ähnlichkeit  mit  der  Trichotomie  ßaOiXixii  yij,  yij  XQoaöäov,  iäiauxjj  yij 
in  die  Augen.  Allein  dies  dürfte  mehr  zufällig  sein:  daran  zu  denken, 
daß  die  Kompetenz  nach  Immobilienklassen  gegliedert  war,  und  also 
zum  Ausdruck  kam,  daß  keine  Art  Grundstück  eximiert  war,  ist  in  der 
Tat  kaum  möglich. 

Ebensowenig  dürfte  die  Parallele  mit  der  römischen  Einteilung 
constitutio  . . . prohibuit  iudici  vel  adversario  in  publicis  vel  privatis 
vel  fiscalibus  causis  (pecuniam  dare)  Ulp.  D.  3,  6,  1,  3 weiter  führen, 
denn  dort  ist  publica  auf  crimina  publica  zu  deuten  und  daß  auch 
diese  den  Wanderrichtern  unterstellt  waren,  ist  nicht  anzunehmen.  Viel- 
mehr dürfte  die  Lösung  darin  liegen,  daß  die  Chrematisten  zwar  nur 
pekuniäre  und  also  sicherlich  nicht  kapitale  Sachen  zu  entscheiden 
hatten,  in  Geldsachen  aber  auch  für  die  Königsbußen,  wie  für  die 
Steuermulten  das  liecht  fanden.  Man  erinnert  sich,  daß  fast  jeder 
Vertrag  neben  der  zu  gunsten  des  Gegners  zu  bestimmenden  Konven- 
tionalstrafe noch  eine  Buße,  in  ptolemäischer  Zeit  ffg  tö  ßaeiXixov,  in 
römischer  elg  tb  drjfiöoiov  bringt,  und  über  diese  hatten  die  Chrema- 
tisten  offenbar  ebenso  zu  entscheiden,  wie  über  die  eigentliche  Haupt- 
summe und  das  private  ixiti(iov. 

Es  ergibt  sich  als  dritte  Kategorie  Steuersachen,  etwa  llinter- 
ziehungs-  und  ähnliche  Prozesse.  Man  kann  das  Verfahren  bei  dieser 
Popularklage  als  Accusation  und  Strafprozeß  bezeichnen*),  muß  aber 
feathalten,  daß  damit  keineswegs  für  die  Chrematisten  eine  Kapital- 
justiz erwiesen  oder  auch  nur  glaubhaft  gemacht  ist.  Vielmehr  wer- 
den die  Chrematisten  nur  bei  den  eigentlich  abschätzbaren  Streitsachen 

1)  Ein  befreundeter  Praktiker  macht  mich  darauf  aufmerksam,  daß  auch  die 
Gesuche  für  das  osti)reußische  Tribunal  in  früheren  .Jahrhunderten  formell  an 
den  König  gingen. 

2)  P.  Amherst  33, 8.  Taur.  XIII  6. 

3)  Wenger,  Arch.  II.  S.  48. 


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Otto  Gradenwit?. : Da«  Gericht  der  Chrematisten 


39 


gewissermaßen  als  Liquidatoren  und  Arbitratoren,  gewirkt  haben, 
während  in  denjenigen  Händeln,  bei  denen  die  richterliche  Kunst  Schuld 
und  Sühne  zu  wägen  hat,  die  königlichen  Beamten  nicht  etwa  konkur- 
rierten. sondern  sogar  ausschliefslich  Recht  sprachen. 

Amherst  II  33,  Z.  Otf.  sagt:  a\vve6Ti]xvC<(s  ijfitv  xaraffTn'ffeoj  iwl 
\Za]iivgov  rov  xal  lltxeagxl^tvjjaios  rov  ßuOiXixov 

fiurtag  av[v]edgev6vT(ov  xal  tüv  du  Töt  Tcgoyiygufifiivm  vofiSn  tu 
ßadtXtxa  xal  xpoaodixd  xal  Iduorixcc  xqiv[6v]t(ov  wv 

eidaymytvg  xgög  Tedevovcpiv  xbv  x(D,ucrp;i;t]'0«VTa  xf/v  agotiQ7]^tvriv 

xäjiijv  dtp’  av  {';ud|  sJdcDXftpfv  avxotg  djiqjaviOiiäv  ntgl  xivcov  ddixt]- 
g(fra}|i/|  xal  xagaXoyecäv  dixov  xe  xal  xi^Xxov. 

Dieser  Prozeß  mag  sich  um  eine  Geldbuße  wegen  Hinterziehung 
bei  Gelegenheit  von  Kupfer-  und  Kombeitreibung  drehen;  die  Buße 
mag  nach  der  Hohe  der  Hinterziehung  fixiert  gewesen  sein,  und  die 
Chrematisten  sind  insofern  zuständig,  als  das  Petitum  Z.  21ß.  sic  als 
Adressaten  königlicher  Remedur  ins  Auge  faßt;  dtofic^’  vftäv  tüv  pe- 
ylaxmv  ö-föv  el  vfilv  doxsl  dxoOxeCXai  •fjfitäv  xiju  duxiv^cv  dnl  xovg 
airxoiig  jip^patidtdg  oxmg  ixl  xr}g  ötaloyijg  tüv  fW[6ii]|*o)v  dvvxä^aöiv 
Tön  Tedfvovtpei  fii)  iitxa  Ovtnjyögov  avvxad'idxa(!9ai. 

AUeiu  schon  hier  ist  jedenfalls  im  ersten  Termin  der  dxi jieXijxi jg 
mit  dem  ßaa.  ygafifiaxevg  zugegen,  und  die  erst  an  letzter  Stelle  (be- 
merkenswert: auch  hier  ohne  Namen’))  erwähnten  Chrematisten  sind  als 
avvedgtvovxeg  xal  bezeichnet,  wie  im  Herniiasprozeß  die  große  Schaar 
der  den  versitzenden  Beamten  umgebenden  Titulare  tdvfixagövxmp  — 
icXXeyp  aXiiovmv).  Also  hier  schwächt  sich  die  Chrematistenmacht  ab, 
und  der  aufsichtführende  und  nach  dieser  Aufsicht  benannte  Beamte 
hält  den  Termin  ab.*)  Doch  ist  zu  beachten,  daß  der  König  in  der 
Supplikation  gebeten  wird,  die  zu  bedeuten,  und  also  den 

Prozeß  vor  ihnen  allein  seinen  Fortgang  zu  nehmen  hat. 

2.  Persönliche.  Der  Ursprung  des  Chrematistengerichts  ist  uns 
überliefert  in  der  von  Peyron  (II  S.  93)  wohl  richtig  erklärten  Stelle 
des  Aristeas:  xal  rolg  i«l  tüv  xgetöv  öftoCiog  dt  iyygdxxav  diadxoXdg 
tdcjxev,  däv  dvayxaiov  //  xaxaxaXdoai,  öiaxgCveiv  dv  i]iidQatg  xdi^ce- 
Ugb  jcoXXov  di  xoiovjitvog  xal  jipijparitfrdg  xal  xovg  xovxcov  vxt/gdxag 
dxdxa^B  xaxd  voftovg’),  oxmg  ftr)  xogidfibv  Xanßdvovxeg  ol  yecogyol  xal 

1)  Wieder  ist  der  elauYayevs  genannt;  und  er  waltete  schon  seines  Amtes; 
Täv  xaP’  fiiiäs  eieayogdrmp  (Z.  14);  offenbar  soll  die  KOnigsbotschaft  an  den  liaa- 
faytvs  geben,  der  ständig  ist:  vielleicht  kommt  sie  erst,  wenn  die  Chrematisten 
dieser  Judikaturperiode  abgegangen  sind. 

2)  Vgl.  Wenger,  Archiv  II  8.  49.  Wileken,  ebenda  8.  121. 

S)  Vgl.  das  Gesuch  um  Aufschub  Tebt.  29.  — Dazu  S.  37. 


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40 


I.  Aufsätze. 


KQootdttti  zijg  xölemg  iktcrtßiai  tä  rtcfiiela,  leya  di  tcc  Tilg  }'i<o(fyiag 
xQ6o(poQ«  (ed.  Wendland  § 110/11). 

Sie  sind  also  eingeftihrt  durch  Königsedikt,  damit  nicht  die  ysag- 
yoi  und  ihre  städtischen  Anwälte  den  Staatsschatz  schmälern:  es  mag 
sich  um  eine  Art  Reisediäten  handeln,  und  dies  Chrematistengericht, 
oben  wie  bei  uns  die  Qerichtsferien  es  bezwecken  sollen,  den  recht- 
suchenden Bodenbestellern  berufschädigende  Reisen  erspart  haben.  Diese 
Richter  kommen  zum  Rechtsuchenden  *)  und  schlagen  die  ihnen  vorher 
unterbreiteten  Händel  öffentlich  an,  auf  daß  männiglich  sich  einrichten 
konnte;  dies  war  allerdings  eine  Wohltat,  und  wenn  sie  auch  auf  die  yt- 
bigyoi  zielte,  so  war  sie  nicht  ständisch  abgegrenzt,  sondern  national: 
dem  Griechen  sprachen  die  Chrematisten  Recht,  dem  Ägypter  seine 
/laoxpfrat;  so  vermutete  Mitteis  schon  1891*);  mau  muß  nur  vorweg 
betonen,  daß  dies  Chrematistengericht  dem  Griechen  brachte,  was  der 
Ägypter  besaß:  den  Rechtsspruch  au  Ort  und  Stelle:  denn  die  Aao- 
xpt'rai,  die  Volksrichter  sind  im  Gegensatz  zum  Eönigsgericht  und  den 
hauptstädtischen  Griechengerichten  überall  zu  haben;  und  dem  Griechen, 
der  nur  vom  König  Recht  nimmt,  ersparen  die  xaffetftipedtej  rf;  x«- 
Toixia  XQri(iati<STKC  das  dornige  Privilegium  der  Reise  zum  Gerichts- 
herren. Wohl  sind  die  dem  ta/iietov  steuernden  Klassen  in  einer  ge- 
wissen Beziehung  zu  den  Chrematisten  geblieben’):  daß  die  Antithese 
Grieche  und  Ägypter  gewesen  ist,  kann  nicht  zweifelhaft  erscheinen. 

Für  das  Vertragsrecht  ist  der  Konflikt  zwischen  beiden  Institu- 
tionen bezeugt  und  beseitigt  durch  das  Edikt  P.  Teb.  I 5,  207 — 220.’) 

Diejenigen  Griechen,  welche  als  ßaeiXixoi  ysagyol  oder  w*or£^f(S 
oder  sonstwie  in  das  Steuerwesen  verwickelt  sind,  sollen,  so  muß  man 
schließen,  eximiert  bleiben  vom  Gericht  der  XcioxgiTM  und  damit  zu- 
gleich vom  Rechte  des  Landes  (r^g  x^Q^S  v6^ovg  v.  220),  dem  ägyp- 
tischen Landrecht:  denn  diese  Ordnung  umfaßt  mit  dem  Gerichtsstand 
zugleich  das  materielle  Recht.  So  sagt  Pap.  Taur.  I 7,  3:  xgoffaxodsi- 
xtnjg  cbg  fi  xal  ixl  XaoxQiTöv  öitxgivovTo  xaff’  owg  xccgexsiro  vofiovg, 
d.  h.,  wenn  von  den  Laokriten  und  also  nach  ägyptischem  Landesrecht 
verhandelt  worden  wäre.  Die  Laokriten  kennen  ihr  Landesrecht  und 
urteilen  danach;  die  jrpijfiaTtffrat  folgen  dem  Königsrecht.’) 

1)  fjrl  Tovg  Tonovt  Orenfell  140,  5.  8.  Cf.  Moimuscn  Strafrocht  8.  31‘.i  Amu. 

2)  Rcichsrecht  und  Volksrecht  S.  48. 

3)  Tobt.  5 eximiert  einige  Klassen  von  der  Gerichtsbarkeit  der  XuoxgUai. 

4)  Dazu  G.  u.  H.  S.  54/55.  [Wenger,  Archiv  II  S.  487  ff.] 

5)  £l)enso  richtet  der  hohe  Beamte  im  Hermiasprozefe  mit  seinem  „Umstand“ 
fvfinaf6pTiar  xal  SXXaiv  xXft6vmp  (Taur.  XI  3,  8)  xcrcaxoIov^aavTt;  ralg  ixivrj- 
vf/iiivaif  «*’  airäv  evyyfaifatg  xoi  Totg  imö  tütv  ßaaiXiap  Reoorrra/p^vot;  Rtjl 
Tüv  xeoTijffcmv,  dl«  TO  (lij  xota  tmv  avyygaipäv  /irjO'tp  i^iePTiviji^ai  ygaiiiia  (19,28 ff.). 


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Otto  Gradenwitz;  Das  Gericht  der  Chrematisten 


41 


Im  übrigen  sind  den  Chrematisten  gewisse  Schranken  auferlegt 
worden:  gewillkürter  Qerichtsstand  kann  auch,  wenn  beide  Teile 
Agjrpter  sind,  ror  den  Chrematisten  bestehen:  nur  ixiifxäad'ai  sollen 
die  Chrematisten  nicht,  auch  nicht  auf  Ersuchen  eines  Teiles,  wenn 
AiYvxxiot  «QÖg  Tovg  wöroiig  Vorgehen,  sondern  sie  sollen  iäv 
iii^dyeo^ai  ixl  räv  Xaoxgitäv  xccrä  tovg  rijg  x^Q<*S  vöftovg,  sie  sollen 
den  Laokriten  ihr  Amt  als  Schiedsmänner  nicht  verkümmern. ‘)  Bei 
den  nicht  stenemahen  Griechen  soll  in  ihrem  Rechtsverkehr  unterein- 
ander ebenfalls  Chrematistenspruch  gelten,  im  Verkehr  der  Griechen 
und  Ägypter  aber  eine  Art  internationales  Privatrecht  eingreifen, 
bei  dem  nicht  Recht  und  Gerichtsstand  de.s  Bekl^ten*),  sondern  der 
Charakter  der  Urkunde  entscheidet. 

Die  Zweckmäßigkeit  der  Verordnung  leuchtet  ein,  und  mag  an 
heutigen  Verhältnissen  in  den  Distrikten  mit  sprachlich  gemischter 
Bevölkerung  ermessen  werden.  Vor  allem  aber  ist  zu  betonen,  daß 
die  Alyvaxia  avvttXXdyftaxa  nicht  nur  durch  die  Sprache,  sondern 
auch  durch  den  Inhalt  sich  von  den  'ßXiijvtxd  avfißoXa  unterscheiden. 
Das  ägyptische  avvaHayfia,  ist,  auch  wenn  es  xaxä  xb  äwax6v  ins 
Griechische  übersetzt  ist,  kein  'Ellijvixbv  avußoXov,  sondern  ein  ägyp- 
tischer Vertrag  in  Übersetzung.  Die  'EXXtjvixä  OvvaXXäyfiaxa  sind 
Verträge  nach  Griechenart,  nicht  bloß  in  griechischer  Sprache  ge- 
schrieben, die  „nach  bestem  Wissen  und  Gewissen  übersetzten“  ägyp- 
tischen Urkunden  bleiben  ägyptische,  und  die  griechische  Übersetzung 
ist  kein  griechischer  Vertrag.  Darum  aber  waltet  in  der  Auslegung  solcher 
V'erträge  der  Geist  der  Volksgenossen,  und  weil  die  ägyptischen  Ver- 
träge ägyptischem  Geist  entsprossen,  soUen  sie  der  dtclayaytj  durch 
ägirptische  Rechtskundige  (eben  die  Xaoxpc'xai),  und  folglich  xcexä  xovg 
xijg  vöfiovg,  unterliegen:  beidemale*),  wo  die  XaoxQixai  als  zu- 

ständig erwähnt  werden,  findet  sich  dieser  Satz,  zum  Zeichen,  daß  zwei 
Rechtsordnungen,  und  also  auch  zwei  Vertragsweisen  sich  gegenüber- 
stehen. Werbende  Kraft  entfalten  nur  die  die  XaoxQtrm 

sind  in  der  Defensive  und  sollen  geschützt  werden.*) 

Ungewöhnlich  klar  tritt  uns  hier  das  Personalitätsprinzip  entgegen, 


1)  Beachtenswert,  daß  xgiv  ausdrücklich  ansgemerzt  ist;  es  ist 
was  die  Laokriten  vomahmen,  Pap.  Taur.  I 7.  3 wenigstens  tmxfivtcv. 

2)  Falls  nicht  Tebt.  S.  213  aal  Xa/ißdvfiv  zb  tixaiov  in  absichtlichem 

Gegensatz  zu  216  vw^znv  gesagt  ist,  und  letzteres  auf  den  griechischen  Beklagten 
sich  beschränkt. 

3)  Tebt.  5,  716.  219.  Ebenso  Taur.  I 7,  3. 

4)  ibid.  319:  iäv  iu^uyia^ui  Inl  täv  laoxf/näv  xaru  rov;  rf/g  xmqag 

vöfutvg. 


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42 


I.  Aufsätze. 


welches  eben  darauf  lierulit,  daß  die  Generationen  an  dem  ererbten 
liechte  zäh  festhalten,  unbekUinnicrt  um  da.s  anderweite  Recht  des 
Nachbarn;  weil  jeder  nach  seinem  Recht  lebte,  so  durfte  er  als  be- 
rufenen Interpreten  seiner  V^erträge  Richter  eigenen  Stammes  heischen: 
richten  über  Verträge  heißt  ja  doch  am  letzten  Ende  den  Willen 
deuten;  und  war  der  Wille  der  zufälligen  Vertragsgegner  dunkel  oder 
setzte  er  aus,  so  hatte  der  XaoxQit-t}^  wie  der  in  seine  Er- 

innerungen sich  zu  versenken  imd  die  gute  Regel  der  Volksgenossen 
auch  für  die  neue  ^Villkflr  anzuwenden. 


8.  Würdigung. 

Die  Einrichtung  der  Chrematisten  mußte  dazu  dienen,  die  Tren- 
nung der  Gewalten  zu  fördern.  Polizeigewalt  hatten  sie  so  wenig  wie 
Verwaltungsbefugnisse.  Wenn  sie  nicht  die  Richter  schlechthin  waren, 
so  waren  sie  doch  .schlechthin  nichts  als  Richter.  Und  als  solche  über- 
trugen sie  die  Institution  der  XaoxpiTac  auf  die  Hellenen;  Emanzipation 
von  Alexandrien  durch  Rechtsprechung  von  Seiten  wechselnder,  reisen- 
der, vom  König  zu  ernennender  oder  zu  bestätigender  Schöffen,  das 
ist  der  Qnmdzng  ihres  Wesens.  Ihr  Wirken  mag  vom  s^dayco/evg 
nicht  so  sehr  geleitet  worden  sein,  w'ie  das  unserer  Kriminalschöffen 
vom  Amtsrichter,  der  ja  mitstimmt  und  seine  Schöffen  allwöchentlich 
wechselt;  aber  mehr  als  das  unserer  Handelsrichter,  die  ja  Richter  und 
Sachverständige  in  einer  Person  sind.  Sie  jedenfalls  gaben  den  Namen 
her  für  das  Urteil;  für  den  Verkehr  verschwanden  sie  in  der  Anony- 
mität eines  wechselnden  Laiengerichts. 

Sicherlich  war  ihr  Sprengel  nicht  der  große  der  Verwaltimgsbe- 
hörden  und  nichts  hindert,  wechselnde  Sprengel,  ja  jährliche  Deputa- 
tionen für  eine  bestimmte  Ortsgruppe  nach  der  Zahl  der  angemeldeten 
Fälle  anzunehmen.  Daß  sie  nicht  bloße  Bagatellrichtcr  waren,  zeigt 
Pap.  Taur.  XIII  mit  seinen  1208  Talenten.  Daß 'der  Staat  sich  ihnen 
nicht  allein  anvertrauen  mußte,  ihre  Einführung  Geschäftserleichterung, 
nicht  wie  die  des  römischen  judex  privatus,  Verfassungsändenmg  be- 
deutete, zeigt  der  Vorsitzende  in  P.  Amherst  .83. 

Vergleicht  man  die  römischen  Einrichtungen  im  kaiserlichen  Ägypten, 
so  ist  die  Ähnlichkeit  wie  die  Verschiedenheit  gegen  den  duekoyiafiög 
einleuchtend: 

Bestellt  für  die  Griechen,  haben  sie  Gerichtsbarkeit  in  einem 
kleinen  Sprengel;  wenn  der  conventus  des  Statthalters  (wie  dies  bei 
unseren  Kaisermanöveni  stattßndet)  alle  paar  Jahre  einmal  ihn  selbst 
in  jede  Gegend  führt,  so  hat  jeder  Gau  jedes  Jahr  seine  Chrematisten; 


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Otto  Oradenwitz : Das  Gericht  der  Chrematistcn 


43 


ob  sie  im  Laude  vertauscht,  oder  gerade  für  die  eigene  Heimat  er- 
nannt wurden,  steht  dahin.  Beerbt  hat  sie  nicht  gerade  der  römische 
Stratege,  aber  auch  nicht  der  praefectus  Aegypti,  eher  haben  dies  die 
Delegierten  des  Präfekten  getan.  Es  hat  in  der  Römerzeit  die  Zen- 
tralisation nachgelassen  und  wenn  der  Präfekt  sich  durch  hohe  Würden- 
träger jurisdiktioneil  im  Wege  der  Delegation  mehr  entlastete,  als 
der  Ptolemäer  es  getan  hatte,  so  hat  andererseits  die  faktische  Dele- 
gation an  kleine  Beamte,  welche  Venvaltungs-  und  eigentlich  Willkür- 
sache war,  den  Weg  zu  den  Wanderrichtem,  den  gesetzmäßigen  und 
herkömmlichen  Generaldelegaten  des  Königs,  erübrigt. 

Königsberg.  Otto  Gradenwiti. 


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Eornfrachten  im  Fayam. 

Die  von  Jouguet  publizierten  Ostraka  aus  dem  Fayum*)  gleichen 
im  Formular  denjenigen,  die  Grenfell  und  Hunt  bereits  früher  publiziert 
haben.*)  Jouguet  hält  die  einen  wie  die  anderen  für  Notizen  der 
Thesaurosheamten  über  Lieferungen  aus  dem  Thesauros;  er  erklärt  den 
in  Joug.  Ostr.  1 bis  26  genannten  ’ATtmavhg  'AXs^{avdQ(ias) 

als  den  Empfönger  der  Lieferungen  imd  folgert  daraus,  daß  der 
alexandrinische  Getreide  für  die  annona  der  Stadt  Alexandreia 

aus  dem  Fayum  bezog.  Die  Jouguet  Ostraka  stammen  aus  der  Zeit 
des  Decius.*) 

Der  Erklärung  von  Jouguet  stehen  verschiedene  Bedenken  gegen- 
über. Zunächst  läßt  sich  Appianos  in  den  Ostraka  vom  Jahre  7 des 
Philippus  bis  zum  Jahre  5 des  Decius*),  also  5 Jahre  lang  hinter- 
einander, als  Funktionär  nachweisen.  Der  in  den  Metropolen 

ist  in  römischer  Zeit  ein  liturgischer  städtischer  Beamter;  nichts 
deutet  darauf  bin,  daß  es  in  Alexandreia  anders  gewesen  sei.  Eine 
Iteration,  und  gar  fünfmal  hintereinander,  ist  unwahrscheinlich;  es  liegt 
daher  nahe,  die  Titelform  e^tjy  der  Ostraka  in  i^ijytjnvaag  statt  in 
aufzulösen. 

Als  gewesener  iirjytjttlg  könnte  Appianos  noch  in  der  Eigen- 
schaft als  besonderer  staatlicher  Kommissar  *)  jene  Getreidelieferungen 

1)  Ostraka  du  Fayum,  t.  II  des  Bulletin  de  l'Institut  Frangais  d' Archäologie 
Orientale,  le  Caire  1902. 

2)  P.  Fay,  Ostr.  24 — 40. 

3)  Jouguet  setzt  mit  Recht  das  Jahr  1 der  Ostraka  gleich  dem  Jahre  1 des 
UeciuB  (ein  Kaisemame  wird  nicht  genannt).  Diese  Datiening  wird  noch  gestützt 
durch  Joug.  Ostr.  27,  welches  einen  StTtrliuog  ’AiiAnog  «rporrjydc  erwähnt,  welcher 
durch  BGU  7 col.  I,  1;  8 col.  I,  19  u.  26  für  247/8  bezeugt  ist. 

4)  Man  zählte  unter  Gallus  die  Jahre  des  Decius  weiter.  Das  Jahr  5 er- 
scheint nur  einmal  (in  Nr.  26),  woselbst  die  Lesung  nicht  ganz  sicher  ist;  das 
Jahr  4 dagegen  ist  sicher  bezeugt  durch  Nr.  26  (5.  März  263). 

6)  Die  Titelform  ist  in  einem  Falle  (Nr.  26)  ungekürzt  geschrieben;  nach 
Mitteilung  des  Herrn  Professor  Jouguet  liegt  jedoch  hier  ein  Druckfehler  vor,  es 
ist  daher  ebenfalls  iijiy{7ittvaas)  anfzulüsen. 

6)  Ein  auf  mehrere  Jahre  hintereinander  fungierender  Kommissar  erscheint 
z.  B.  BGU  842  u.  P.  Amh.  U 109  (für  die  Jahre  26 — 28  des  Conunodos). 


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Friedrich  Preiaigke:  Komfrachten  im  Faynm 


45 


entgegengenommen  haben;  doch  erheben  sich  auch  hiergegen  Bedenken. 
Zunächst  ist  herrorzuheben,  daß  die  Funktion  des  Appianos  in  den 
Joug.  Ostr.  ebenso  aufgefaßt  werden  muß,  wie  die  Funktion  des 
Hadixr/s  xoifi-^v  in  der  Fay.  Ostr.  bei  Grenfell  und  Hunt.  Die  Identität 
geht  aus  der  nachfolgenden  Gegenüberstellung  zweier  Ostraka  deutlich 
herror: 


Fay.  Ostr.  26. 

(SO.  Januar  260.) 

dtadfliplag  y£vtj(juita)v)  s (irovg) 
xt7jv(äv)  IliJLa 
HiodixTjs  xoiftifv 

5v(ot)  ß (irovg)  u Tvßi  xt. 


Joug.  Ostr.  18. 

(16.  August  261.) 

&taötX.cpCag  ytvi)(gat(av)  a (ßrovg) 
dij(gotftW)  XTt](väv)  Tdarv 
’Axxiavbg  ’Aie^{av- 

dgeiag) 

5v(oi)  s' 

(irovg)  ß MiOogii  xy . 


Beide  Ostraka  stammen  aus  Theadelpheia,  beide  stimmen  im  For- 
mular genau  überein,  selbst  die  Wortkürzungen  und  der  Zeileninhalt 
decken  sich  beinahe  völlig;  ihre  Abfassung  liegt  IVs  Jahre  auseinander. 
Sodikes  erscheint  in  6 Ostraka  (Fay.  Ostr.  24 — 29);  in  5 Ostraka  wird 
er  als  xoifiTjv  bezeichnet. 

Man  könnte  zunächst  daran  denken,  daß  diese  Ostraka  Quittungen 
des  Appianos  und  des  Sodikes  sind*);  da  die  benannten  Getreide- 
lieferungen aber  offenbar  durch  Lasttiere*)  dem  Empfänger  zugeführt 
wurden,  so  müßten  die  Quittungen  vom  Empfänger  nach  der  Ab- 
sendungsstelle  zurückgesandt  worden  sein.*)  Das  ist  jedoch  unwahr- 
scheinlich, weil  nach  Joug.  Ostr.  10 — 13  zweimal  5 Svoi,  einmal  6 Svot 
und  einmal  10  6voi  an  einem  und  demselben  Tage  an  Appianos 
abgeliefert  worden  sind.  Wäre  Appianos  der  Empfänger  dieser  Liefe- 
rungen, so  hätte  der  Thesauros  diese  kleinen  Posten  nicht  so  einzeln 
behandelt,  auch  hätte  wohl  Appianos  die  26  Esellasten  gemeinschaftlich 
abqnittiert,  anstatt  4 getrennte  Quittungen  auszuschreiben.*)  Daß  die 
Ostraka  Quittungen  der  Empfänger  seien,  ist  auch  deshalb  unwahr- 
scheinlich, weil  sie  von  dem  sonst  üblichen  Quittungsforraular 


1)  So  erklären  Qrenfell  und  Hont,  Fay.  Pap.  S.  .110  f.,  die  von  ihnen  publi- 
zierten Ostraka. 

2)  Dies  ist  daraus  zn  entnehmen,  dafi  flberall  die  Lieferungen  nach  der  Zahl 
der  Brot  oder  aeexitoc  bezeichnet  werden. 

3)  Jougnet  setzt  mit  Recht  voraus,  da6  die  Joug.  Ostr.  an  derjenigen  Stelle 
gefunden  worden  seien,  von  wo  die  Qetreidemengen  abgeschickt  worden  sind;  für 
die  gleichartigen  Fay.  Ostr.  hei  Grenfell  und  Hunt  ist  das  erwiesen. 

4)  Auch  Joug.  Ostr.  G — ‘J  stammen  von  einem  und  demselben  Tage. 

4^ 


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46 


I.  Aufflütze 


ganz  und  gar  abweiclien,  insbesondere  auch,  weil  sie  die  verab- 
folgte Getreidemenge  nicht  in  Artabon  angeben;  denn  die  Menge  in 
Artaben  ist  für  die  Buchführung  iin  Thesauros  allein  maßgebend. 

Nimmt  man  jedoch  (mit  Jouguet,  a.  a.  O.)  an,  daß  die  Ostraka 
Ausgabevermerke  des  Thesaurosbeamten  darstelleu,  so  entstehen  andere 
Schwierigkeiten.  Zunächst  ist  daran  zu  erinnern,  daß  der  Thesauros- 
beamte jede  Ausgabe  in  seinem  fortlaufend  geführten  Ausgabebuche  zu 
vermerken  hatte.*)  Es  könnten  daher  die  Ostraka  ledigheh  interi- 
mistische Ausgabevermerke  sein,  angefertigt  zum  Zwecke  der 
späteren  Übertragung*)  in  das  Ausgabebuch;  denn  irgend  eine  Beweis- 
kraft als  Ausgabebelag  neben  der  Eintragung  im  Ausgabebuche  kann 
ein  Ostrakon  nicht  besitzen,  das  von  derselben  Dienststelle  geschrieben 
ist,  die  auch  das  Ausgabebuch  führt.  Indessen  ist  kein  Grund  ersicht- 
lich, weshalb  der  Thesaurosbeamte  seine  Ausgaben  nicht  sofort  und 
endgültig  im  Ausgabebuche  hätte  buchen  sollen.  Gegen  die  Annahme, 
daß  wir  interimistische  Ausgabevermerke  vor  uns  haben,  spricht  ferner 
der  Umstand,  daß  die  Eay.  Ostr.  und  .Toug.  Ostr.  in  umständlicher  Weise 
fast  regelmäßig  nicht  nur  die  Absendungsstelle  (ßijCavQov),  son- 
dern auch  den  Ort  (z.  B.  &eadsXq}(Cas)  angeben;  bei  der  Abfassimg 
interimistischer  Vermerke  hätte  sich  der  Thesaurosbeamte  die  Sache 
bequemer  gemacht,  zumal  im  Hinblick  auf  die  sonstige  Kürze  dieser 
Ostraka.  Schließlich  ist  es  ungewöhnlich,  den  Empfangernanien  (Ap- 
pianos,  Sodikes)  im  Nominativ  zu  finden,  statt  im  Dativ*)  oder  mit 
.vpdi;*);  zweimal  lautet  sogar  das  Formular:  d^jaccvpov  xtX  övöfiaros 
’Ax:uavov  xrX  (ohne  ein  zweites  nom.  propr.)*);  die  Verbindung  mit 
dvöfiuTos  ist  in  einem  Ausgabevermerke  des  Thesaurosbeamten  nicht 
verständlich. 

Die  Schwierigkeiten  lösen  sich,  wenn  wir  davon  ausgehen,  daß 
die  Ostraka  von  den  Spediteuren  ausgefertigt  worden  sind,  welche 
die  Friichten  im  Thesauros  zur  Weiterbeförderung  entgegennahmen. 
Alsdann  ist  es  verständlich,  weshalb  nur  die  Stückzahl  an  Esel- 
lasten (oeoi)  oder  an  Sack  (eäxxoi)  statt  der  Artabeimienge  angegeben 


1)  Vgl.  Wileken,  Ostr.  I S.  ö62;  dazu  P.  Oxy.  I 43  rccto,  col.  1 u.  II,  vom 
Jahre  296. 

2)  Etwa  nach  Eingang  der  vom  entfernt  wohnenden  Empfänger  cinzusendenden 
Quittung.  Bei  weiten  Transporten  würden  jedoch  die  Buchungen  wochenlang  ver- 
zögert worden  sein. 

3)  Wie  im  Ausgahehuchc  P.  Oxy.  I 43. 

4)  In  Fay.  Ostr.  34  u.  35  ist  der  Empfänger  deutlich  mit  Xfbs  Öpff/nv  "ffpwrcr 
gekennzeichnet. 

ö)  Joug.  Ostr.  23  u.  24. 


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Friedrich  Preiai^ke:  Komfrachten  im  Fayum 


47 


wird,  denn  für  die  Spedition  ist  die  Stückzahl  allein  das  Wesentliche.*) 
Für  den  Spediteur  lag  auch  die  Notwendigkeit  vor,  den  Absender 
namhaft  zu  machen  (frijffaopov),  denn  er  nahm  von  verschiedenen  Ab- 
sendern Frachten  entgegen;  ebenso  mußte  er  den  Abgangsort  augeben 
(z.  B.  &iadeX(pc{as),  denn  seine  Tätigkeit  erstreckte  sich  vermutlich 
auf  mehrere  Dörfer.  Alsdann  läßt  sich  auch  die  getrennte  Behandlung 
von  mehreren,  oft  sehr  kleinen  Ausgabeposten,  die  an  dem  nämlichen 
Tage  oder  mehrere  Tage  hintereinander  auf  den  Ostraka  erscheinen, 
leichter  erklären;  ferner  ist  jenes  6v6(ucros  ’Anxiavov  verständlicher, 
wenn  man  sich'  vorstellt,  daß  ein  Beauftragter  des  Spediteurs  Appianos 
dieses  Anerkenntnis  ausstellt.  Daß  ein  gewesener  d^7jyt/T)js  aus  Alexan- 
dreia  Spediteurgeschäfte  treibt,  dürfte  nicht  weiter  auffalleu,  wenn  man 
annimint,  daß  derselbe  im  Fayum  Großgrundbesitzer  war  und  die 
Karawanenladungen  unter  seinem  Namen  verfrachten  ließ. 

Als  Spediteurquittungen  erscheinen  ilie  Ostraka  auch  für  den 
praktischen  Betrieb  im  Thesauros  in  einem  neuen  Lichte:  von  dem 
Augenblicke  an,  wo  der  Thesaurosbeamte  einen  Getreideposten  nach 
einem  Fernorte  zur  Absendimg  brachte,  fehlte  ihm  ein  Ausgabebelag 
so  lange,  bis  die  Quittung  vom  Empfänger  einlief;  für  diese  Zwischen- 
zeit bildete  die  Spediteurquittung  — ähnlich  wie  bei  uns  heute  — den 
interimistischen  Ausgabebelag,  den  der  Thesaurosbeamte  bei  einer 
Kevision  dem  Revisor  vorzeigen  konnte. 

Die  Namhaftmachung  des  Empfängers  fehlt  auf  den  Spediteur- 
quittungen*); es  läßt  sich  vermuten,  daß  das  Ausgabebuch  hierüber 
hinreichend  Aufschluß  bot,  sodaß  der  Nachweis  der  abgesendeten 
Anzahl  der  ovoi  oder  Oaxxoi  genügte.’)  Jedenfalls  war  für  den 
Spediteur  an  jedem  Sack  die  Adresse  verzeichnet,  gleichwie  an  den 
zur  Versendung  gelangenden  Mumien. 

Somit  wäre  Zojälxrjg  »otg.iji'  ein  Spediteur;  aus  dem  Zusatz  noinijv 
läßt  sich  schließen,  daß  er  selber  Besitzer  von  Lasttieren  war;  durch 
Fay.  Ostr.  25  wird  das  bestätigt.  Ebenso  wäre  auch  A:rmavbg 
xevijag  ein  Spediteur  oder  ein  Grundbesitzer  in  Theadelpheia,  der  sich 
mit  Speditionsgeschäften  befaßt.*) 

1)  Im  allgemeinen  gilt  die  Rechnung:  1 Bvog  = 1 adxxog  = 3 ägrdßca;  vgl. 
Wilcken,  Ostr.  I,  S.  754.  — Der  Kevisionsbeamte  konnte  im  Thesauros  ans  den 
Spediteuniuittungen  annähernd  die  Artaben  berechnen. 

ä)  Der  Name  des  EmpFängers  fehlt  auch  auf  den  Ostraka  von  Sedment;  vgl. 
weiter  unten. 

3)  Das  Datum  der  Spediteorquittung  mußte  mit  dem  Datum  im  Ausgabe- 
buche  übereinstimmen. 

4)  Gewesene  Exegeten  als  Geschäftsleute  sind  nicht  selten;  vgl.  P.  Lond.  II, 
S.  214  oben  (Geldverleihcr);  HGU  362  eol.  IX,  10  (Geldgeschäfte). 


✓ 


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48 


I.  Aufsätze 


Zur  näheren  Erklänmg  der  Spediteurquittungen  wähle  ich  Fay. 
Ostr.  24:  &rj6(avQov)  &sadeX(p(^Bias)  yevtj(iiäTav)  s (Iroug)  Jtä  XTt]vS>v 
titjXQOitöXemg  StodCxtjg  notjiijv  dtä  'Amiiovlov  6in]X(äTOv)  oäx(xoi)  3 {erovg) 
S IS  xal  xj  id’  öfioiag  aXXoi  ffdx(xot)  ß (ylvomai)  aäx(xoi)  g 

(hovg)  s Mbx{bIq). 

Das  Ostrakon  zerfällt  in  2 Quittungen;  die  erste  Quittung  enthält 
folgende  7 Angaben: 

1.  ■6Tjff(avpot))  GBadBXq>{BCag).  Firma  des  Absenders. 

2.  yBvrj(fiäT(ov)  b (hovg).  Jahrgang  des  gelieferten  Getreides,  der 
auch  sonst  bei  keiner  Berechnung  oder  Quittung  fehlt.  Die  Lagerung 
der  verschiedenen  Jahrgänge  geschah  offenbar  in  getrennten  Abteilungen 
oder  Speichern;  aus  diesem  Grunde  war  es  nicht  unwesentlich  fQr  den 
Thesaurosbeamten,  daß  ihm  der  Spediteur  bescheinigte,  aus  welchem 
Speicher  er  die  Fracht  empfangen  hatte.  So  empfing  Appianos  am  4.  Thot 
des  Jahres  3 eine  Fracht  aus  dem  Jahresspeicher  1 (Joug.  Ostr.  23); 
im  Jahre  4 eine  Fracht  noch  aus  dem  Jahresspeicher  2 (Joug.  Ostr.  25). 

3.  Siä  XTtjväv  firjTQOxöXBmg.  Angabe  des  vom  Spediteur  verwen- 
deten Beförderungsmittels;  Sodikes  benutzte  in  diesem  Falle  Lasttiere 
der  Stadtgemeinde  zu  Arsinoe. 

4.  2kod{xrjg  xoifiijv.  Firma  des  Spediteurs. 

5.  äiä  ’Aiiftaviov  6mjX{arov).  Aminonios  ist  der  Frachtführer  oder 
auch  der  Beauftragte  des  Spediteurs,  der  den  Transport  begleitete  und 
möglicherweise  auch  dieses  Anerkenntnis  ausstellte  (vgl.  6v6fuctog 
'Annutvov).  In  Fay.  Ostr.  25 — 29  erscheint  Sodikes  allein  (ohne  dtn). 

6.  ffax(xot)  S.  Stückzahl  der  übernommenen  Gtreidefracht. 

7.  (Ixowg)  s MBx(tlQ)  i-S.  Datum. 

Die  hierauf  folgende  zweite  Quittung  besagt,  daß  Sodikes,  nach- 
dem er  am  16.  Mecheir  4 Sack  zur  Beförderung  an  einen  bestimmten 
Empfänger  im  Thesauros  empfangen  hatte,  am  19.  Mecheir  abermals 
2 Sack  entgegenuahm.  Vielleicht  hatte  sich  der  Abgang  der  Karawane 
verzögert,  sodaß  ein  Nachschub  der  2 Sack  möglich  war,  vielleicht 
war  die  Karawane  inzwischen  schon  wieder  zurückgekehrt,  und  der 
Spediteur  trägt  aus  besonderen  Gründen  die  zweite  Quittung  auf  der 
ihm  wieder  vorgelegten  ersten  Quittung  nach. 

Auf  dieselbe  Weise  lassen  sich  die  Fay.  Ostr.  25 — 30,  36 — 40 ') 
sowie  die  Joug.  Ostr.  1 — 26  erkEren;  Abweichungen  im  Formular 
durch  Umstellung  oder  Auslassung  einzelner  Angaben  kommen  vor.*) 

1)  In  Fay.  Ostr.  38  ist  ’lsiSot  rijf  xoi(fif|s)“  die  Angabe  zu  Punkt  3 

(Eigentninsverbältnis  der  5voi).  Der  Name  des  Spediteurs  fehlt  hier,  wie  im 
Fay.  Ostr.  30. 

2)  Z B,  enthält  Fay.  Ostr.  27  nur  die  ihiukte  7,  3,  4,  ti. 


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Friedrich  Preisigke:  Eomfrachten  im  Fayum 


49 


In  Jong.  Ostr.  G — 9 erscheinen  die  in  Theadelpheia  amtierenden') 
dsMÖipoTot’)  als  Absender,  nicht  der  Thesauros;  im  übrigen  zeigt  das 
Formular  keine  prinzipiellen  Abweichungen.*) 

Die  zur  Verwendung  kommenden  Frachttrupps  werden  nach 
ihrem  Eigentümer,  sei  es  Gemeinde  oder  Privatmann,  gekenn- 
zeichnet; es  ist  das  ein  charakteristisches  Merkmal  der  Spediteur- 
Ostraka.  Die  von  Sodikes  für  Transporte  aus  Theadelpheia  benutzten 
Lasttiere  sind  teils  sein  Eigentum  (Fay.  Ostr.  25),  teils  gehören  sie  der 
Stadtgemeinde  Arsinoe  (Nr.  24),  teils  den  Dorfgemeinden  IWia,  T^ig 
und  Bt{Qfvixls7).  Appianos  verwendet  bei  seinen  ebenfalls  von  Thea- 
delpheia ausgehenden  26  Transporten  in  keinem  Falle  eigene  Tiere, 
ebensowenig  Tiere  der  Gemeinde  Theadelpheia,  vielmehr  solche  von 
13  verschiedenen  Dorfgemeinden.*)  Die  meisten  dieser  Dörfer 
liegen  im  arsinoitischen  Gau  verstreut,  doch  befinden  sich  darunter 
auch  Dörfer  fremder  Gaue,  z.  B.  wiederum  IliXXa  im  oxyrhynchi- 
tischen*)  Gau  (Nr.  16),  ferner  nSng  im  herakleopolitischen®)  Gau 
(Nr.  9;  17;  24),  HxöXXavog  xöXig  im  kynopolitischen ')  Gau  (Nr.  14). 

Diese  Verwendung  von  Lasttrupps  aus  nahe  und  aus  fern  ge- 
legenen Dörfern  für  Transporte,  die  von  einem  Dorfe  des  Fayum  ab- 
gehen, läßt  sich  nur  in  folgender  Weise  erklären.  Die  Karawanen, 
welche  mit  Gütern  irgend  welcher  Art  aus  fremden  Gauen  oder  aus 
Dörfern  des  eigenen  Gaues  am  Bestimmungsorte  angelangt  waren, 
kehrten  nicht  unbeladen  nach  Hause  zurück;  sie  nahmen  vielmehr, 
soweit  irgend  möglich,  Rückfracht.  Rückfracht  direkt  nach  dem 
Heimatsorte  war  nicht  immer  vorhanden;  darum  nahmen  sie,  je  nach 
Gelegenheit,  Rückfrachten  für  passende  Teilstrecken,  die  nicht  immer 

1)  Vgl.  hierzu  P.  Fay.  85  vom  Jahre  247. 

2)  Ea  ist  daselbst  aafzulOscu:  dfx{a7igAtav)  0do^{ivov)  xal  KvgiUov,  nicht 
iix(uxfontvärray). 

3)  Es  ist  eigentümlicherweise  in  diesen  4 Quittungen  der  Ortsname  (0taitX- 
^liag)  nicht  zum  Punkt  1 gesetzt,  sondern  regelmüSig  zwischen  Punkt  3 und  4 
eiugeschoben.  Oie  4 Quittungen  datieren  vom  28.  Phamenoth  des  Jahres  1.  Da 
diese  Abweichung  in  dem,  einen  Tag  später  ausgeschriebenen,  ebenfalls  auf  den 
Namen  des  Spediteurs  Appianos  lautenden  Quittungen  (Joug.  Ostr.  10—13}  nicht 
wiederkehrt,  so  sind  beide  Gruppen  von  verschiedenen  Schreibern  verfaßt.  In  den 
erstgenannten  4 Quittungen  findet  eich,  wo  sonst  der  bloße  Name  ’Arnttavog 
iti]j(jtTtvaas)  steht , die  Angabe : 'Tlgtovt  naaipov  (?)  Aitmavot  j vielleicht  ist  hier 
'Ugayliwog)  aufzulösen  (vgl.  BGÜ  362  col.  EX,  18).  In  dem  unverständlichen  Worte 
Ttactfov  würde  das  Dienstverhältnis  des  Heroninos  zu  Appianos  zu  suchen  sein. 

4)  Tiexv,  Moiiif,  Afaydeölot ; dixtofila-,  K6ßu‘,  Ktgxiaijtpif,  £ox;(?);  TläHsi 

Tdßovui  kxölXotpoe  TiöXif;  TJiXXa;  Bovalgig. 

6)  Vgl.  P.  Oxy.  n 245.  6)  Vgl.  Wileken,  Ostr.  II,  1106;  1116. 

7)  Vgl.  Wileken,  Ostr.  II  1093;  1121. 

Arcbir  f.  F«pjrruifonchang  m.  1.  4 


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50 


I.  Aufsätze 


auf  dem  kürzesten  Wege  zu  liegen  brauchten.  So  schoben  sich  die 
Frachttrupps  von  Gau  zu  Gau  oder  innerhalb  desselben  Gaues  hin 
und  her. 

Ist  diese  Darstellung  richtig,  so  ergibt  sich  bei  dem  ständigen 
Wechsel  fremder  Trupps  die  Notwendigkeit  von  selbst,  daß  ein  Institut 
existierte,  welches  zwischen  Auftraggeber  und  Auftragnehmer 
vermittelte;  diese  Rolle  fiel  den  Spediteuren  zu;  ihre  Aufgabe 
wird  es  gewesen  sein,  die  auf  Rückfracht  hier  und  dort  harrenden 
Frachttrupps  nach  Bedarf  heranzuziehen  und  wohl  auch  die 
Abrechnung  über  Beförderungskosten  zwischen  dem  Absender  der 
Fracht  und  dem  Eigentümer  des  Trupps  abzuwickeln. 

Jeder  Frachttrupp  muß  von  einem  Frachtführer  begleitet  ge- 
wesen sein,  der  aus  demselben  Heimatsorte  wie  die  Tiere  stammte,  und 
der  seinem  Herrn,  dem  Eigentümer  des  Trupps  (Gemeinde  oder  Privat- 
mann), für  die  Tiere  und  deren  Verwendung  verantwortlich  war.  Für 
die  richtige  Überkunft  der  Fracht  dagegen  wird  der  Frachtführer  durch 
Vermittelung  des  Spediteurs  dem  Absender  verantwortlich  gewesen  sein. 
Auf  diese  Weise  erklärt  es  sich,  weshalb  in  den  Spediteurqnittungen 
der  verwendete  Lasttrupp  nach  Frachtführer’)  und  Eigentümer,  meistens 
allerdings  nur  nach  Eigentümer  (Gemeinde  oder  Privatmann) 
bezeichnet*)  wird,  denn  an  Stelle  des  Frachtführers  muß  in  letzter 
Linie  der  Eigentümer  selber  verantwortlich  gewesen  sein,  mit  dessen 
prinzipieller  Bewilligung  und  zu  dessen  Nutzen  die  Venvendung  der 
Trupps  in  der  Fremde  vor  sich  ging. 

Behufs  Abgrenzung  dieser  Verantwortlichkeit  ist  es  Regel, 
daß  die  Spediteurquittungen  für  jeden  Trupp  getrennt*)  aus- 
gefertigt  werden.  Es  gehen  z.  B.  am  29.  Phamenoth  des  Jahres  1 aus 
dem  Thesauros  zu  Theadelpheia  unter  Leitung  des  Spediteurs  Appianos 
4 Frachttrupps  ab:  ein  Trupp  der  Gemeinde  K6ßa  mit  5 övoi,  ein 
Trupp  der  Gemeinde  Täßova  mit  5 örot,  ein  Trupp  der  Gemeinde 
Hifffffpis  mit  6 tivoi  und  ein  Trupp  der  Gemeinde  KeQXfOfjqiig  mit 
10  öi'ot;  hierüber  steUt  Appianos  4 getrennte  Quittungen*)  aus.  So 
konnte  bei  einem  Rechtsstreite  oder  zu  anderen  Zwecken  für  jeden 
Trupp-Eigentümer  die  Quittung  einzeln  beigebracht  werden. 

Die  Fay.  Ostr.  33,  34  und  35  sind  Listen  über  die  Zusammen- 


1)  Fay.  Ostr.  24  j 86;  89;  40. 

2)  In  Fay.  Ostr.  31  fehlt  diese  Angabe. 

3)  Wegen  der  scheinbaren  Ausnahme  in  Fay.  Ostr.  24  siehe  oben. 

4)  Joug.  Ostr.  10  — 13.  Ähnlich  ist  es  Joug.  Ostr.  3 — 6;  6 — 0;  14  — 10; 


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Friedrich  Preiaigke:  Komfrachten  im  Faynm 


51 


fOgung  von  Trupps  zu  Karawanen.’)  Die  Karawane  in  Fay. 
Ostr.  33  besteht  ans  3 Gemeindetrupps  und  1 Privattrupp,  zusammen 
mit  43  3vot;  diejenige  in  Fay.  Ostr.  34  aus  3 Gemeindetrupps  mit 
zusammen  22  3ro(;  diejenige  in  Fay.  Ostr.  35  aus  4 Gememdetrupps 
mit  zusammen  31  8 vor.  Die  Gemeindetrupps  sind  vor  den  Privat- 
trupps flberall  bei  weitem  in  der  Mehrzahl. 

Daß  die  Lasttiere  der  Gemeinden  auch  zu  öffentlichen  Leistungen 
herangezogen  wurden,  zeigt  P.  Lips.  30  u.  31  (372  p.  C.);  zugleich  er- 
sehen wir  aus  beiden  Urkunden,  wie  im  Hermopolites  die  Bildung 
eines  kombinierten  Eseltrupps  vor  sich  ging.  Der  Hergang  scheint 
folgender  zu  sein.  Verschiedene  Dörfer  hatten  fUr  einen  staatlichen 
Getreidetransport*)  nach  den  Bergwerken  je  einen  Gemeindeesel  zu 
stellen;  die  Führung  des  Trupps  übernahm  Aurelios  Didymos  (als 
Qaßdovxos),  gebürtig  aus  dem  Dorfe  MaydäXa  Migij*)  des  genannten 
Gaues.  Nach  seiner  Rückkehr  liefert  er  jeder  Gemeinde  ihren  Esel 
zurück;  am  8.  Tybi  erhält  er  von  den  Behörden  seines  Heimatsdorfes 
eine  Quittung  über  die  Rücklieferung’),  am  10./14.  eine  ebensolche 
Quittung  von  dem  Dorfe  Tefrtvßvd'is.^) 

Eine  Verwandtschaft  mit  den  Speditenrquittnngen  zeigen  die 
Ostraka  von  Sedment  (Wilcken,  Ostr.  II  1091 — 1125),  doch  haben 
sie  ein  anderes  Formular.  Die  als  Spediteur  charakterisierte  Persön- 
lichkeit fehlt;  statt  des  OTjOavQÖg  werden  die  tSiToXöyoi  als  Absender 
genannt;  die  Angabe  des  Empfängers  fehlt  auch  hier.  Neben  der 
Zahl  der  Hvoi  oder  aäxxoi  erscheint  regelmäßig  die  Angabe  der 
Artaben;  dem  Schreiber  dieser  Ostraka  ist  es  daher  nicht  nur  um 
die  Spedition  einer  Anzahl  von  Frachtstücken  zu  tun,  sondern  auch 
um  die  Übermittelung  eines  bestimmten,  in  Artaben  auszudrOckenden 
Quantums  Getreide.  Grenfell  und  Hunt  (Fay.  Pap.  S.  319)  sowie 
Jouquet  (a.  a.  0.)  vermuten,  daß  diese  Ostraka  am  Abgangsorte  der 
Karawanen  ausgefertigt  imd  den  Karawanen  behufs  Aushändigung  an 
der  Grenz -Kontrollstation  mitgegeben  worden  seien.  Das  erstere  ist 
richtig,  wie  aus  der  nachfolgenden  Gegenüberstellung  einzelner  Ostraka 
derselben  Zeit  hervorgeht. 


1)  Fay.  Ostr.  34  und  35  geben  den  EmptUnger  der  kombinierten  Karawanen 
an;  beidemal  heißt  es;  ngiis  XJga^av  "Hgara. 

2)  Auf  Oetreidetransport  deuten  die  mrotcSyot  in  P.  Lips.  31,  7. 

3)  Vgl.  Wilcken,  Archiv  II  180,  zu  P.  Amb.  II  87. 

4)  P.  Lips.  31. 

5)  P.  Lips  30.  Meine  Vermutung,  daß  so  zu  lesen  ist  (nach  CPK  10  I 1), 
wird  mir  von  Wilcken  nach  dem  Original  bestätigt.  [Zu  P.  Lips.  vgl.  unten 
S.  106  Anm.  1.  D.  Red.] 


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52 


I.  Aufsätze 


1.  Aus  l49^vai  der  Sifildrov  /le^Cg.^) 


Ostr.  1098 

183/4  n.  Chr. 

aiTol 

ytpjl 

xd  S 

von. 

KvvonoXftrov 

„ 1094 

188/4  „ „ 

aiToX  Adrivfov 

yivT] 

xd 

vo 

KvvortoX 

„ 1099 

186/6  „ „ 

aixoX  A^vrnv 

ytVT\ 

x;  s 

vo 

H^an 

Anoilmvo 

ovoi  tri 

XI  ( 

AOvfej  d 

Ke[ ovoi  la 

* 

iM 

xt  S 

d 

<r[orx«o]i  tß 

i; 

j j j aXiv  (...)  ovoi  tß  ^ 

2.  Aus  ©foyovt'g  der  IloXiy..  ftfpfg.’) 


Ostr.  1103 

191  n. 

Chr.  I 

1«  s 

Em<p  xß 

aiToX 

0soyo 

^la 

„ 1106 

102  „ 

7» 

iß  s 

riavvt  ta 

(Wtol 

Sfoyo 

Sta 

„ 1108 

192  „ 

iß  s 

riavvL  IS 

ötroX 

SsoyoviSo 

dl 

ovto 

Ol 

£sov<psm  (?) 

ovo  ts 

-e-  fif 

ovo 

Hqux 

/7ä>C6)( 

ovo  iß 

e 

0V03 

IlQuxXsoitoX 

Uotn^vtav 

ovo  xd" 

a 71» 

3.  Aus  Käfiaivoi  der  IloXift.  /ttpig.’) 


Ostr.  1101 

189  n.  Chr. 

(paoxp 

xf  aiTot 

Kanstvov 

„ 1105 

192  „ „ 

TtavvTi 

i ctxoX 

xa)^72[ffj  Kocfu^voiv  UoX 

1107  1 

192  „ „ 

naxfVTi 

tß  ait[oi] 

xoififiS  Kanst[voiv  IloX] 

X»  /. 

dta 

ovtov 

cax  t?  -0-  ~ 

iß  ^ 

Sttt 

OPVOV 

Msfuptxov  vofi[ov] 

Xfpxr}  ova>p  xy  -0 

1» 

ißS 

^la 

MtJiipflTOV  VOft]  nitio 

ovvov  x5  a 

OJ) 

Wenn  das  Formular  im  Grunde  überall  dasselbe  ist,  so  hat  man 
doch  in  &eoyovig  die  Ostraka  nach  einem  anderen  Schema  abgefaßt, 
als  in  Kttfitivoi,  und  hier  wieder  anders  als  in  ’Ad^jvai.*)  Die  Ostraka 
sind  im  Sitologenbureau  der  einzelnen  Dörfer  geschrieben  worden,  nicht 
etwa  im  Bureau  des  Spediteurs;  denn  einigemale  ist  die  Artabenmenge 
nicht  das  Dreifache  der  Lasten  (Nr.  1106  und  1108),  eine  Abweichung, 
die  nur  im  Sitologenbureau  berechnet  werden  konnte. 

Die  Absendungsorte  sind,  soweit  sich  das  feststeUeu  läßt,  durch- 
weg Dörfer  im  Fayum,  die  in  allen  3 fiigiäeg  verstreut  liegen.  Ein 
Ostrakon  für  eine  Karawane  in  umgekehrter  Richtung,  d.  h.  von 
außerhalb  nach  dem  Fayum,  läßt  sich  nicht  darunter  nachweisen. 
Es  ist  daher  an  die  Möglichkeit  zu  denken,  daß  diese  Komfrachten  in 

1)  Vgl.  BGÜ  141  verso.  2)  Vgl.  P.  Teb.  S.  87. 

8)  Wilcken,  Ostr.  II  1105. 

4)  Vgl.  auch  die  besoudereu  Eigenarten,  z.  B.  xavvrj  und  övfov. 


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Friedrich  Preieigke:  Kornfrachten  im  Faynm 


53 


Sedment  gelöscht')  wurden;  alsdann  würden  die  Ostraka  Fracht- 
begleitbriefe darstellen,  die  zusammen  mit  der  Ladung  an  den 
Empf^ger  ausgehändigt  wurden;  sie  würden  der  Ausweis  darüber 
sein,  daß  die  zur  Abliefenmg  kommende  Fracht  mit  der  vom  Ab- 
sender übernommenen  Ubereinstimmt. 

Es  sind  35  Ostraka  von  Sedment  vorhanden;  auf  ihnen  erscheinen 
38  Frachttrupps  (3  Ostraka  nennen  je  2 Trupps).’)  Von  diesen 
38  Trupps  sind  nur  2 in  demjenigen  Dorfe  des  Fayum  beheimatet’), 
von  wo  sie  abmarschiert  waren;  5 Trupps  sind  in  solchen  Dörfern  des 
P'avum  beheimatet,  die  mit  den  Abgangsorten  nicht  identisch  sind; 
29  Trupps  sind  in  fremden  Gauen  zu  Hause,  nämlich  9 im  Hera- 
kleopolites,  7 im  Memphites,  6 im  Kjmopolites,  5 im  Oxyrhynchites 
und  2 im  Aphroditopolites.  Die  Lage  des  Heimatsdorfes  der  restlichen 
2 Trupps*)  läßt  sich  nicht  sicher  bestimmen.  Die  überwiegend  große 
Zahl  von  Trupps  aus  fremden  Gauen  in  diesen  Ostraka  zeigt,  daß  die 
Trupps  bestrebt  waren,  bei  Übernahme  von  Rückfrachten  tunlichst 
bald  wieder  über  die  Gaugrenze  zu  gelangen. 

Die  Anzahl  der  Esellasten  (5voi  oder  adxxoi)  ist  in  den  Ostraka 
von  Sedment  sehr  verschieden  benannt.  Bei  den  aus  dem  Herakleo- 
polites,  Kynopolites  und  Memphites  stammenden  Frachttrupps,  welche 
aus  dem  Fayum  kommend  ihre  Ostraka  in  Sedment  ablieferten,  be- 
tragen die  Esellasten: 


Aus  dem 

Ostr.  Nr. 

1114 

1 

1116 

1117 

1 

1 1119 

1099 

1104 

1108 

1106 

1126 

Herakleopolites  | 

Zahl  der 
Bvoi 

6 

6 

i ’ 

12 

i 

29 

i 

32 

40 

Aus  dem 

Ostr.  Nr. 

1 1 

1123 

1 1 

1100 

1094 

1109 

1 

1121 

1093 

Kynopolites 

Zahl  der 
6voi 

3 

1 

1 1 

8 

1 

11 

16 

16 

18 

I 

Ans  dem 

Ostr.  Nr. 

111.S 

! 

1092 

1111 

110.5 

1112 

1102 

1107 

Memphites 

Zahl  der 
6voi 

11 

14 

23 

23 

24 

26 

26 

1)  Möglich  w&re  eine  Weiterbeförderung  *u  Wasser. 

2)  Nr.  1092;  1123;  1124.  Sobald  mehrere  Trupps  gleichzeitig  für  den  nüm- 
lichen  Empfänger  Frachten  führten,  war  eine  Trennung  der  Ostraka  nach  Trupps, 
wie  bei  den  Spediteurquittungen,  nicht  erforderlich;  die  Verantwortlichkeit  der 
Trupps  war  durch  die  Speditcurquittung,  nicht  durch  den  Frachtbrief,  bedingt. 

3)  Nr.  1096  (aus  ’0£vpv/z«);  1101  (aus  Kditeivot). 

4)  Nr.  1092  (Moi^vptca;) ; 1122 

r 


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54 


I.  Aufsätze 


Es  ist  einleuchtend,  da&  ein  aus  dem  Ejnopolites  stammender 
Trupp,  der  eine  weite  Reise  hinwärts  und  rückwärts  zurückzulegen 
hat,  nicht  so  klein  sein  kann,  daß  er  bloß  3 oder  5 EseUast^n  mit 
sich  fuhrt;  die  Höchstzahl  der  övot  beträgt  nach  vorstehender  Tabelle  40. 
Daher  wird  ein  einzelner  Frachttrupp  gleichzeitig  mehrere  Ostraka 
mit  Frachten  an  verschiedene  Empfänger,  vielleicht  auch  von  verschie- 
denen Absendern'),  mit  sich  geführt  haben;  das  Ostrakon  Nr.  1114 
über  5 ovot  besagt  nur,  daß  der  Trupp  5 Esellasten  für  Rechnung 
des  im  Ostrakon  benannten  Absenders  befördert  hat;  die  hierdurch 
nicht  beanspruchten  Lasttiere  desselben  Trupps  waren,  falls  sie  nicht 
unbeladen  laufen  mußten,  vermutlich  mit  Sendungen  anderer  Absender 
entweder  ebenfalls  nach  Sedment  oder  nach  anderen,  weiterhin  be- 
legenen  Stationen  beladen. 

Charlottenburg.  Friedrich  Preisigke. 

1)  Wiederholt  wird  in  Papyrusbriefen  erwähnt,  daß  Privatj)€r8onen  zur  Über- 
sendunfr  von  Paketen  an  Verwandte  und  Freunde  die  sich  darhietenden  Be- 
fbrderungsgelegenheiten  benutzen;  BGÖ  615;  384;  P.  Fay.  127. 


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Pap3rm8  Cattaoui. 

I.  The  text. 

The  important  Papyrus  Cattaoui  was  first  published  by  the  ener- 
getic  clirector  of  the  Alexandrian  Museum,  Dr.  ö.  Botti,  in  llirista 
Egiziana  VI  no.  23  pp.  529  sqq.,  where  the  teit  of  Columns  II — V of 
the  recto  was  given;  cf.  V.  Scialoja  in  Bulletino  dell  Istituto  di  diritto 
romano  VIII  1895,  pp.  155sqq.  An  independent  transcription  of  Co- 
InmnsIU — IV  appeared  soon  afterwards  in  ReviUout’sMflanges  pp.  354  sqq. 
In  1902  Botti  reedited  the  papyrus  in  Bulletin  de  la  societe  archeolo- 
gique  d’Alexandrie  no.  4,  1902  pp.  108 — 118,  with  the  addition  of  the 
text  of  the  fragmentary  first  column  of  the  recto,  and  a partial  deci- 
pherment  of  the  first  four  columns  of  another  important  docnment  on 
the  verso.  This  publication  of  the  first  column  of  the  recto  led  to 
the  Lnteresting  discovery  hy  WUcken  and  P.  M.  Meyer  (cf.  Archiv  II 
p.  392)  that  the  Papyrus  Cattaoui  was  the  direct  continuation  of  B.  G. 
U.  114,  the  ends  of  lines  preserved  in  P.  Catt.  I being  those  missing 
in  B.  G.  U.  114  U.  Under  these  circumstances  a revision  of  the  pub- 
lished text  of  P.  Catt.,  which  even  in  Botti’s  sccond  edition  presented 
many  difficulties  of  interpretation,  became  more  than  ever  necessary; 
and  at  Wilcken’s  request  we  paid  a visit  to  Alexandria  in  April  1903 
for  that  purpose.  The  time  at  our  disposal  (a  little  over  two  days) 
was  less  than  we  could  have  wished  to  devote  to  the  examination  of 
the  papyrus,  though  Botti  most  courteously  gave  us  every  possible 
facility;  and  owing  to  the  unfortunate  disappearance  of  a somewhat 
important  fragment  in  Col.  I,  the  readings  of  the  papyrus  in  several 
doubtful  passagcs  in  11.  1 — 7 cannot  be  verified.  But  in  the  rest  of 
the  recto  there  are  now  only  a few  places  in  which  there  is  any  un- 
certainty  about  the  text  where  it  is  preserved;  and  we  are  able  to  offer 
a tolerably  complete  copy  of  the  first  five  columns  of  the  docnment 
upon  the  verso,  which  is  far  more  difficult  to  decipher. 

Pntting  together  the  Berlin  and  Alexandrian  portions  of  the  whole 
papyrus,  the  recto  contains  six  columns  of  v^tonvijfiauafioC  concerning 
the  marriage  of  soldiers,  while  on  the  verso  are  seven  columns  of  a 


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56 


I.  Aufsätze 


Statement  laid  before  a judge  by  one  of  the  parties  Ln  a complicated 
dispnte  conceming  the  recovery  of  a debt.  SLnce  Col.  I of  the  recto 
begins  in  the  middle  of  a sentence,  the  roll  is  incomplete  at  the  be- 
ginning,  but  Col.  VI  has  every  appearance  of  being  the  original  con- 
clusion.  The  document  on  the  verso  has  lost  nothing  at  the  beginning 
or  at  the  end,  but  the  careless  character  of  the  handwriting  and  the 
frequent  eorrections  show  clearly  that  it  is  only  a rough  draft  of  the 
Speech  which  was  actually  delivered.  The  surface  of  the  papyrus  on 
this  side  is  much  damaged  in  places,  causing  the  partial  or  complete 
obliteration  of  the  ink.  A more  prolongcd  examiuation  would  no  doubt 
lead  to  the  solution  of  some  of  the  difficulties  which  haffled  us  in  Co- 
lumns  U and  V;  but  Cols.  VI  and  VII  are  in  a hopeless  condition, 
only  a few  isolated  words  being  visible.  The  loss  of  these  two  co- 
lumns  is  not  however  very  serious,  for  they  were  both  very  narrow 
and  Col.  VII  contnined  only  10  lines.  There  seems  to  be  no  parti- 
cular  connexion  between  the  recto  and  the  verso,  since  the  points  at 
issue  are  difierent;  hut  the  author  of  the  speech  on  the  verso  was 
himself  a soldier  (IV  34 — 5),  and  the  Longiuus  Apolinarius  mentioned 
in  Recto  III  16  is  perhaps  identical  with  a person  of  the  same  name 
who  occurs  about  30  years  later  in  Verso  III  17. 

The  handwriting  of  the  first  live  columns  of  the  recto  is  a large, 
clear,  ornamental  cursive,  that  of  the  verso  is  small  and  much  more 
rapidly  formed,  so  that  at  first  sight  the  writing  on  the  two  sides  would 
seem  to  be  by  different  persons.  But  a link  between  the  two  styles 
is  provided  hy  Recto  Col.  VI,  which  has  some  marked  points  of  resem- 
blence  with  both;  cf,  also  the  speUing  raoeeaa&ai  in  Recto  VI  15  with 
the  similar  forms  in  Verso  I 3,  21  and  II  24.  We  therefore  are  dis- 
posed  to  assign  the  texts  on  both  sides  of  the  papyrus  to  a single 
scribe,  whose  handwriting  became  more  and  more  cursive  as  he  pro- 
ceeded.  Mistakes  of  spelling  and  grammar  are  not  infrequent,  and  in 
at  least  one  passage  (Recto  V 1)  there  seems  to  be  a serious  corruption. 

The  text  of  B.  G.  U.  1 14  has  been  revised  by  Schubart  and  Wilcken, 
who  are  responsible  for  the  few  alterations  from  Wilcken’s  original 
publication  of  it.  From  Information  kindly  suppRed  by  Schubart  we 
have  endeavoured  to  fix  as  closely  as  possible  the  size  of  the  lacunae 
between  B. G.U.  114  II  and  P.  Gatt.  I,  but  until  the  two  papyri  are 
actually  brought  together  it  is  difficult  to  do  this  quite  accurately. 
The  changes  which  we  have  introduced  in  the  previously  published 
texts  of  P.  Catt.  are  too  numerous  to  be  worth  a separate  record  in 
the  footnotes.  A few  of  them  have  already  been  suggested  by  Wilcken 
and  Mittels  and  ReviUout  in  Archiv  II  p.  392'. 


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Grenfell-Hnnt:  Papyrus  Cattaoni  57 

Eteoto. 

Col.  I (B.G.U.  114  I). 

[22  letters]f}[.  .]rog  xal  aitöv 

7te(f(  Tivmv  XQbg  airtiv,  Aaxmos  einev  „ütQl 
[23  letters]  rbv  axQatrjybv 
Tj5[g]  xöieatg  xptrij[v  ffo(]  d[^d]ofii.“ 

6 Z.  X 8$ov  Tfaiavov  Tvßi  dexdxTj. 

Aov[x^Cag  Maxgivag  diä  ^avstov  ^[j}t]opog  slnoverig 
äxaixilv  xapaxaxad'ijxTjv  vjrapjjdvTtDV 
’Avxotviov  riQfucvov  axpaximxov  xsxs/Levxtpcö- 
xog  Aovjtog  elxev  „Nooviuv  oxi  al  xagocxa- 
10  xad'ijxai  xgolxdg  ciat.v.  ’Ex  xäv  xoiovxejv  aixiäv 
xQixrjv  aö  6(6(0(11.  Ov  yäg  i^eoxiv  axQaxuoxrfV 
yufitlv.  El  di  xgotxa  cexaixflg,  xgixtjp  d^dwj^iJ, 
dd|ia  xexcla9-«i  v6(U(iov  tlvai  röv  yd(tov.'^ 

dvccxo(ixijg  Mcc(iegxs(pov' 

16  /-Tij  'A6giapov  xov  xvg(ov  ä,  ä dp 

Köxxa,  X&ipßötg  xgbg  Käoi[o\p  rt(idXlop 
[[\xxdu  Boxntopxicop  Jw[i]  xag[6p]xi  xä  [x]a[r]pl 
[cföjT^ff  ’Ogt6xoov<pi.  ’AxoXipagCov  gtjxogog  e(x6p- 
xog  bqieUofidvav  vxb  r’fjt[f](U[o]u  Tivß6i6[i\ 

20  6gax(iccg  txxaxoodctg  xaxd  d{«y[p]a^M)t'  (id- 
xovxop  dxolov&ag  rg  dta}'pa[9)]f;, 

!AXe^dp6g(w  xal  'HgaxXei6ov  p[i2r]o'pca|  v ci  j^oxpt- 
pa(idv(OP  X&ipß6iv  &g  yty\a](trj(idp[rjp^  avxä 
axaixtlp  avxbp  ßoiiXtO&ai  xgoot[x]a  [ij]i/  ä;r[o- 
25  6d6mxtp  avxip  (iilxe  d[ojra[T]at  Xaßel[v^ 

5 /.  = hovs:  so  in  1.  15  etr.  — 16  The  second  ä is  to  be  omitted.  — 19  Tiv- 
ß6iS[i]  = X^tvßoiSt.  — 20  1.  di/a^ii&v  ijzTcmoaitov  . , . furUvai.  — 24  l.  ngolna: 
so  in  II  6,  24,  HI  3.  — 26  1.  dvvaa^ai.  — Xaßtlv  Wilcken. 


Col.  n (B  G.Ür  114  II  4-  P.  Catteoui  I). 

(The  iinderlmed  portions  represent  the  lost  iragmeut;  cf.  p.  55). 
ttxi^yogevopidpov  0rp(i(T6||[(DTa(g  ijlcWai] 
yvpalxtg,  xbp  6e  xar^po!  a[j[«r^g  dxixgo]xev- 
eapxa  aixov  Xoyoxtdxjd’d^^^pxa  xgbg  aü)töv 


xgoet«9tti  avxä  ygd(i(iaxa  f | )??(>’?■ 

5 xdpai  dp  xovxm  Xoyg  . [. . .}ij  | ] :rfpl 

xgootxbg  3ri[0lTfvfrer0«  T0>:j[ ]xg  xov 


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58 


I.  Aafsiltze 


fisräiAov  ofxtifia  ^xTfXp9&j|[ ]ya  av- 

Tov  xal  äJUa  x/lil<fTa  xo;][^  xe]gl  r|^s  v]^ai(id- 
Oecag  ivxaiovfievrjv  ||  [. . .\iik[r}ip]ivai  rijv 

10  roß  Adyov  ta|iv,  äetoP'at  ot'||[i']  ä ixpelkaxo 
{xavayxu69iivaL  <J[v]t9(  ] [*]odo vvat, 

Tov  awtjyogovtrcog  [.]«  . ||  [v]  ti  xpostrsy- 
xaftivov  fitjdiv  fiiv  «w|][t]i)v  {xprjQtjö&ui 
TOV  Fffi/kkov,  d«[dJ«vfix£V[[a]t  äi  av[T]cä 
15  xatcc  dd[o  ö]iaypagjccg  [rjag  tXT\\a]xoa(ag  dp[a]- 
jlftctg,  xaxa  fiiv  5rp£äTJ2|;[t']  6^  xaT[ä]  d[f 
SevT^gav  xal  oöj;  ir>'j[g  ai'JpaJ  äjl’  wg 
vxöxQiov  tavTag  <l3rai||[T£fv,  avajyvioO- 
0-£«Jöv  tS)v  diaypa9)ö||[i'  6 /fpfiig]  xal 
20  <lpj;tdixaffTijg'  „ZTpa[ri](ä,  [raig  fiiv  äatijydJ- 
Qcvrai  yvvatxttg  £i[f'tf]||[’6’ai  . . . 
dl  avToiig  ovSi  flg  . ||  [. . . 
fitf  xeQitxox’Otfg  r^g  ||  [dfirrfpag  diayg«]- 
q>fjg  tlg  XQOOixbg  ||  [köyov  uvaiptQfe]- 
25  9ai  Tag  vfl,  e[|[.  . . 

1 1.  ixrjyofivfi^pov.  ]e  t . « . . . . B(otti)  Hia9at  Wilcken.  — 2 1.  yurolxas. 
exiTQOXiv  B.  — 3 ]vra  xqos  cevtov  B.  1.  loyo-^snj^^rrcf.  — 4 e Wilcken. 
](i . . f«  . p7]  B.  Perhaps  prj  TfT]7ieri | cf.  HI  5.  P.  Meyer  sugge.its  grjd’  fx]- 

fipi)[x^xai.  — 6 The  letter  following  loyo  is  either  1 or  i (Schubart). 

xtfi  B.  — 6 rm:  or  ii»  Schubart.  i]oiotrT[a  airjo  tot»  B.  — 7 For  the  nnintelli- 
gihle  gtrailoi»  P.  Meyer  enggesto  refiiXXov.  ] . . . k«  B.  — 9 P.  Meyer 

snggeste  füxJfdftjqpJ^va».  — 10  ifia^uiay  or  inaxatoy  Schubart.  Unlexs  the 
Berlin  and  Cattaoui  papyrue  can  be  brought  together,  it  is  impossibtc  to  detcr- 
mine  whcther  a letter  ia  loat  bcfore  a vqxilaro  bere  and  beforc  ri  in  1.  12.  But 

a comparison  of  U.  11  and  13 — 16  rendera  it  probable  that  there  ia  a amall 

lacuna  in  11.  10  and  12  at  the  junction.  Sete&ai  oJff]  S P.  Meyer.  — 11  o[i>]t9t 
Wilcken.  — 12  Perhapa  fd]l  fti  or  [d]ä  d[t’]ttx9ocvE}’xaglvov.  — 17  oif  Schubart 
du’  ms  P.  Meyer;  our  copy  had  opms.  — 18  Wilcken.  — 21  iX  Wilcken. 

yrvofxKs  Schubart.  — 25  &[xoipaiva  rsp^Uot?  There  ia  a blank  apace  before  «[. 
P.  Meyer  auggeata  d[xölov#oxJ.  Wilcken  adda  iaii]  and  auggeata  therefore  in  III  1 
dxodj  o#f)»>tti]. 


Col.  m (P.  Cattaoui  H). 

Tcvrag  uvTtj  «Ixrod^ovt»«!],  . . « dl  xuxä  Ttjv  äev- 
TSQav  Siaygatp^v  [. . . .]ro  . . i töv  xpa- 
Teto9ai  ov  dvvarai,  [stjpooixög  dlxaia  rov- 
T(Ov  [rjffif'AAou  «|(0ÜVT0g 

1 Perhapa  oea  ii.  innipav  ia  an  error  for  xgtört]v:  cf.  II 16 — 7.  — 2 [dxat]- 
totsi?  — 4 After  r;(ov(ra>v  a blank  apace. 


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Grenfell-Hant:  Papyrus  Cattaoui 


59 


5 TTiQtfi^vai  avTä  [Adyo^v  vtpaiQiesas  xgbg 
tf{P  Xd'tvßdiv  .A[. . .],  Ovlmog  ’j4«xXrjxtd- 
Stjg  yfvöfitvog  exag^og  äxiigtjg  divrigag 
'l[6x]a[v\äv  6 lsgsvg  x«[i]  dgxiäixaOTtfg'  „’Edv 
t[i]i'«[s]  ivagyetg  ä»od[ft]Jets  ixTig, 

10  iäv  ixtvi[y]xTig.,  dxovaoficd  tfou.“ 

Z.  [i]j  Tgaiavov  ^aGxpi  eßdöfitj  xal  cixädi.  AovyCvov 
r . . .]ov  tixövrog  'i%)fta[l]or  iavzhv  5vra  iaxga- 
[xtvo^ai  iv\  axc^grj  xgättj  &rjßaCmv  {)x'o  Ee- 
ou^[pov],  evvipxrixivai  di  iv  rf;  ffTgatcia 
15  yvi'[aij*i  'Po}iia[i]a  fjg  xtxatdoxoiijod'ca 

Aov[yt]ly[o}v  ’AxoXivagiov  xal  Aovyeiviov  Iloft- 
xä>[vi]ov  ovtfxtg  ä|toI  ixixgi&rjvai, 

Aovx[og]  XaX^aag  (isra  röv  vofuxäv  elxtv 


i;[.  .]yrci  gl  xatSeg  äg  ix  ’Pmjiai'ag 
20  \y(yttfrj{tf\voi..  £v  uvrovg  xal  ixi- 

[ ]/tovs  xaraXeixHV,  vöitifiov 


df  xtfxiga  avxäv  xoictv  ov  dwoftafi].“ 

6 Before  OvXnios  a blank  space.  — 14  tj  of  owij  corrected.  — 16  ylo)’fy{]Jr[o]ii: 
cf.  Verso  ni  17.  Aov[yi]v[i6]y  could  also  be  read.  — 18  First  a of  laltjffa;  corr. 
from  1.  — 19  [«ojlfrot  P.  Meyer,  with  a comma  aftcr  [yiycvriptfjrot.  o of 

ot  corr.  from  «(?).  — 20 — 21  tv  (1.  aol)  airovt  xal  (statt  tf)  fjtffr»  | 

xlijposdjfioo;  P.  Meyer.  — 22  1.  ivpafiai, 

Col.  rV  (P.  Cattaoui  UI). 

Z.  tij  TgaCavov  Ilavvi  l. 

Xgetxidog  Sid  ^tiXo^ivov  ßtjxogog  eixovOTjg 
aöxfiv  iavx^v  ovffav  am'eXijXvd'ivai  ’laidä- 
gg>  dgxä,  /ift[a  x^avxa  di  axguxtveufiivov  ixtivov 
6 ig  xdigxrjv  ioxrjxivai  atixov  vtbv  @fddra- 
poi»  oi  ivxvyxävn  d^iovaav 
At)0Tj  ccxagxijv  av[t]ow  dxoxcdijvai,  3ti  di  vl6g 
iaxiv  ixeivlo]y  iy  dca&tjxrjg  iygatf's  (pave- 
gbv  f[r]i/<«,  xXrjgotioiiov  ydg  ui>xbv  röv  idiarv  dxoXe- 
10  Xotxivaa,  dvayvaa&tierjg  diad-r^rjg  ’lovXiov 
MugxiaXCov  öxgaxiäxov  oxsigrig  xgmxrjg  Srj- 
ßuUov,  Aovxog  XaXrjoag  (uxa  xäv 

tflXtav  elxev  „Ovx  iivvaxo  Magxw\Xiog] 

6 1.  iitoiea.  — 10  yag  above  the  line.  — 11  Or  Mafuavov.  — 12  After 
ßauDv  a space. 


r' 


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60 


I.  Aufsätze 


öTQUtevöfitvog  vöfufiov  vlöv  ^xei,v, 

15  xkrjQovönov  di  avtbv  eyQcc^iv 

Z.  i 'yivxavsCvov  rov  xvp(ov  ixayoyiivmv  y. 
jipoaci&ÖPTav  ’Oxraoviov  Oväi.evrog  x«l  Ka- 
Oi'ag  Hexovvdijg  xgb  fu&g  ü*6pt£&^vt(b[v], 
£i'da[i]juo3v  ßovXsvadfitvog  evv  roTg  »apo[t)]fft 
20  elxev  „Kal  ix^ig  iv9vg  z&v  Ö3ro^iMj[^]ä- 
Tcav  rov  xguzCaiov  'i/Atodwpov  o:vayva[a&]ev- 
rav  xal  Tijg  «itiag  äi  tjv  Sjrfp/0’£T[o]  tf»i[A]ijg 

19  Eudaomon  was  praefect;  cf.  P.  Oxy.  III  48i.  22,  note. 


Col.  V (P.  Cattaoui  IV). 

yevofiBvtjg  iStlv  xegl  d}ftjyog£v[fiev](py  Ttgdyfiazog 
ivTvxoveav  rijv  firjTdgav  riiv  rov  [Ä«i]dög  tovtov, 
xal  O^fiBQOV  iinvxav  rolg  ig  rovro  d[i]a(piQoveiv  xgd- 
yfiaaiv  ßißaiä  o ix&ig  vxiXdfi[ßa]vov.  'E^igxoiid- 
5 vov  ctti  iv  zd^ci  £itf  iv  öxeiga  ehe  [i]v  etkij  6 yevvjj- 
d-tig  ov  dvvarac  tlvui  vöfUfiog  vCög. 
vöfu/iog  vlbg  rov  xargbg  bvrog  ’j^Xt^ardgiog  Ult- 
lavdpfvg  ov  dvvarar  eivai.  'O  xaCg  [o]orog  yeyswfj- 
l'0'fjTat  TfS  OvdXsvTi  orgarcvo/idvov  JLv|  amiga'  ö'&vfog 
10  avxov  ieriv  eloax^ijvai  (g  rrjv  xokBitBÜcv  ’AXb^uv- 
dgsaiv  ov  duvarat.“  Kal  xgoOB&rjxBV  ^^Exd'ig  d<pi]g 
äXXovg  iaxrjXBvai  naiäag'  noütg  ^|A](X(ag  Bioiv,  xöxb 
fyfWjjOTjffav;“  ’OxxaovLog  Oi'dXrjg  d[xB]xgBivaxo'  ([-3 
„'0  Big  vvv,  6 Big  di  xgoyBVB'axBgög  ^ffr[ir.]“  Evdal(iiov 
16  bIxbv  ,,'0  «goyBvdaxBgog  xov  Ooc  <j[Tpo!]T[f]vo;i[£]v9J 
dydvBxo‘^‘‘  OidXr^g  äxBxgBCvaxo’  „’£[v] 

Tog  6 (tBixgdxBgog.^^  Evdaifiav  bixbv  ,“Io9-i 
xal  ixBCvovg  xijg  avxijg  xd^Biog  xovxa  SiBxag. 

"Evia  dxagdßaxd  Oi)ctAij[gJ  bIxbv  buv 

20  yivrycaC  (iB  dxodrjfiBlv,  Ov  avxog  vxoygdtliBig 

dl'  ixixgöxov  daoXaßBlv  fis  xd  dCi^ai\a.  Ti  •^dixr]Oav 
ol  xaldsgf'  Eidaifiav  f[i'];r£V  „[£CJ^&fg  x[B]xoii]xa 

1 a^rrgyopcvfpcvjipv:  thc  last  two  letters  are  more  like  pij,  bnt  thia  reading 
yields  no  senee.  dnrj}>o(sv[pfi']ov  doea  not  auit  the  TCatigea,  bnt  aeema  to  be  re- 
quired  by  the  contcxt,  iiitv — [»ai]d5s  tovtov  being  epexegetic  of  dijfllqy  ytvopt- 
vt]S,  though  evcn  so  the  conatruction  of  IV  20  — V 4 is  unusually  harsh.  1.  ’EJfp;i;o- 
/itva  Wilcken.  — 8 First  ye  of  yfysvvq  abovo  the  line.  — 9 1.  arffaTtvo/Uva.  — 
12  1®  of  ttffi»  corrected  from  «r.  — 20  P.  Meyer  snggests  iniygaijias. 


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Grenfell-HuDt:  Papyrus  Cattaoui 


61 


diä  xolX&v  Bixhv  0 ^dvvdfiij[v]  . . TBvffai  iv  i- 
Xaxloxa.  'Enidii  zoCvw  imxHQBls  roig  adwarois, 

25  o&rs  ovTog  oUtb  ol  SiXoi  vlg(  ggv  '^Xi]iavdQ^<ov 
xoXtlrai 

23  Apparently  not  mtivaai.  Wilcken  snggests  %tXtiaat. 

Col.  VI  (P.  Cattaoui  V). 

’ldiov  Xöyov  ’lovXutvov. 

"ETOvg  X 'ASffiavov  rov  xvqi[ov^  'A&vq  xe. 

£aQaxi(ovog  ’AxoXiavCov  xul  ’AfioiOoioä  'HkioämQov  [xa]r?;}'0(»ovi/Ta)v 
KogvrjXiag  öi’  ’AxoiXavCov  [x]QB6ßvrtQov  gr/Togog  Sag  txixgaroijatjg 
5 dpigaxöäoav  £;  xarayQUipSvTcov  iljrö  ^lovliovl  'Axoxjxiavov 

dfXijpovofitjrov  iv  rä  r^g  0vvßtd>6ecag  XQ^vm,  xul  &iavog 
gilTO(fog  *ap(tfra[.  .Jfiivov  [r]f;  KoQVtjXia  tpäoxovrog  yü^iov  vöiiifiov 
fiij  [y]eyovivui;  6rQux£vofu\v]g>  yäg  avfißeßXtjxivui  rp  'Axoiniuvä 
xul  rä  ävdQÖxoda  ratkt/v  iaav^ö^ut,  dvuytivdaxovrög  re 
10  d)in)v  Moxiarjg  avv  vxorir&ixm  ixl  rov  dadcxdrov  Irovg  xul 
Adifivrig  ixl  roö  olxoyevtSug  di  &(/exrov  xul  Ovvrpö<pov, 
g)[a]<Jxovrog  di  'Slgsitovog  ßt^oQog  xuQt6rufiivov  aütfl 
i[fov]^pov  vxotSt&tov  f[Ti  6J]i/at  ix  Movorjg  yevöfiivov,  ’EXxi- 
dtjipögov  di  olxoyivHuv  [dl]  j*[^]  rovro  di  ixl  xokldv  ipiXetv 

15  ytvio&ui,  yuQ  x’af[dag  oyxoy£Wt«g  T«ffff£ffffd'at,  ’lovXtuvdg' 

„Tb  fieru  rijv  <l[T]guteS[av  ytvvrj?]9iv  dvdguxodov  xcd  ov  fti)  ixil- 

yf[y]xug  oixoyivduv  . [ \rui  [ej^g  tby  xvgiuxöv  Xöyov  rd  uXXu 

001  dvCr/fu.^  ^^lovffijg  avTiJg  dxodo9rjvui,  rdXuvrov 
o ioxtv  xuq'  uvr^g  ’Axovuuvög  iv  xuguxuru9^xt}  xul  dvu- 
2u  yivtaoxovor/g  tu  ygufifiuru,  rov  di  xurtiyögov  Xiyov- 

Tog  TovTo  bIvui  t'o  yufiixbv  OvfißdXuiov,  Toü<g>  ydg  orgurevofiivovg 
• ovra  avfißuXX£i[v],  ’lovXiuvog'  „Tb  dvuyvcoa9iv  duveiov 
ixßuXXa  ix  xuQuvöfiov  ydfiov  yevöfievov.“ 

H de  and  JdtJ  aliore  the  line.  — 15  Wilcken  pioposes  xo[i[dixde  o]/xo- 
yeveias.  — 1.  zäeeee9ai:  cf.  Verso  I 8,  21,  II  24.  — 17  Possibly  &[rUTjn\zai, 
P.  Meyer  suggests  n[eael]tat.  — 19  x of  #t]x>)  correctcd  from  y.  — 21  lo  before 
yafuxox  and  yag  above  the  line.  — 22  Second  X of  cvnßuXXfi[i>\  above  the  line. 


Verao. 

Col.  I. 

'O  xQduOrog  dioixrjt^g  ’lovXiuvbg  6 diixcav 
TU  XUTU  r^v  dixux[o]doa(uv  j^9iXi]0av  oi 

r 


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62 


I.  Aufsätze 


Itteinriv  xal  xgiT-^v  ysvdog&ai 

xcqI  &v  ex^n^v  jCQÖg  zovg  ScvTirtrayiit- 
5 v[o]t;s.  6'  ijiiäy  tö  XQäyfior  ö xar^g  fiov 
’lovitog  ’^yQixx[itt]v[b]g  damaTi]g  [t\ydvsTO  ävd(fbg 
(ihv  Ttjg  ivrirexay(i£vt]g  a^i'ag  Jqov- 
oilkag  xaxgbg  di  . , öcvri'ov  Oilixxov  rov- 
TOv  xal  äqitjXixog  ädsX^ov  ccötov  |t}3 
10  hl  &xb  Tov  ly  L.  0-foö  'Adgiavov,  xal  &g 
ovx  dxeldfißave  rd  6q>cil6(isvtt  ixQ'*h 
Oa^°  dxl  xtgiot^og  avrov  roig  vo/ilfioig 
/isgfvyvov  dvrixövrog.  MsraXAd^av- 
Tog  di  a^[tov]  dvxidixütg  yvvij  aüroß 
15  ovea  AQOv0\f\U.a  xgodtxovoa  t&v  toiSroo 
xixvmv  0MXXOV  xe  xov  dvxidixiag 
x<f\  r[o]ß  d^tjXfxog  xöxe  odde'xa  Svxav 
xmv  ijyitpiaßTf(tiiOtv  xgbg  xbv 

XttXiga  x^b^  ’AaxXtjXiddriV  ysv6(itvoy 

(ilv 

20  . [ ],  fisxepxofit'i^  ^got- 

xa  X V i>tpelXiea9ai  ^avxfj  Sxb  xov 

’AxoXivagiov,  ßotj^ovau  di  xal  xotg  aiprj- 
At|i  [[^[.  .]  . xXtigovöfioig  drjXovöxi  tovJ 

£jr 3 xal  xgoipegonevi]  tlvai  avxovg 

25  xov  xax^bg  xXtigov[6]fiovg,  fu/iqiofiht] 
di  xoirg  xaxadxa&dvxag  aix&v  x^g  ögipa- 
vtiag  ^;rt[T()()]fl:ovs,  vsrö  xov  xaxgbg  avxüv 
dxb  dta&rjxrjg  rifitXXov  xal  IkyLXgäviov 

Jjj  dfitXtjaavxag  xäv  xolg  d^Tj- 

80  Xi^i  diag>[e]gövxcjp.  Jfc[l]  6 ’AexXi]- 

3iidd)2[g]  Tovs  ^flrtT[p]o3roos  xagelvai,  xbv  di 
xaxdga  fiov  (itjdiv  [xjarä  xüiv  vxagxdvxmv 
o2xov|oficfv].  xgi'ffcag  ivi  ...  xg 

[dXX x\gC6s(og  xtgl  xd  yevöfievaj 

85  J. avvtdrfilv  iyivixd\ 

J[ ] ’Av^igxiovI 

3 1.  cf.  1.  21,  II  24  and  Recto  VI  15.  — 6 ijit&v  Wilcken.  Our 

copy  Lad  Tjp  .f.  .]t.  — 8 There  is  not  room  for  Uoviivtiov.  — 9 It  is  not  cer- 
tain  that  rt  wa»  eraacd.  — 10  t of  tn  is  vory  uncortain,  being  morc  like  ß.  — 
12  1.  Wilcken.  — 13  luetpyvov  Wilcken.  Our  copy  Lad  lijatvyvov  or  rij- 

Ofi>jT>ou.  — P.  Meyer  suggests  i[fyiititaeTijv].  — 21  1.  6<piili<i9at.  — 29  Wilcken 
suggeits  Sußiirov  for  the  first  word,  comparing  Verso  II  13.  — 36  or  of  Av9teriop 
is  rery  doubtfol,  being  more  like  p. 


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Grenfell-Uunt:  Papyrus  Cattaoui 


63 


Coi.  n. 

rdfulXov  ivhvx^v  ‘fj 
’lovXCa  Ma^ifUttvä  rä  ycvofiy]vp 
äixaiodÖTj],  xal  tyQuiiev  imero- 

li/v  Kigiäki  yevofi^va  arga- 

5 rijyä  T'^g  'HgaxXeiöov  fiegCdog  tov 
'Ageivoüxov  ixiXaßövra  [toi>]s  tJjto- 
(tvrjfiariOfiovg  uvtoiig  i^szttöta 
}cat  ivaxifit()ui  xä  ivgjfpdftfcv]«  xg6- 
aoxa. 

10  Kal  fifxä  xavxa  6 aöxbg  Ma^cfu- 
uvbg  iftot'ojg  xaxaßxäaimg  [^)ä’  avxov 
ysvofisvTjg  xfj  ^govOikXa  «g6g  Tf  zbv 
rdfitlXov  xal  [£a]ßelvov  xal  ngbg  xbv 
xaxtga  (lov,  xal  x^g  Agov(^i]Hag  (itft- 
16  (pofi^vTjg  xovg  £*tt(>(5[;ro]vg  axiipt]- 
vev  b A/a|[t]jatai'ög  ....[.].  <o6>TQ)g' 
„rgd\l>03  Toü  voft[oü  ßxgaztjy]ä  iva 
xolg  xaidioig  dvo  i]ti[xgoxoi]  äaoxaxa- 
ßxa&Sxn'  s[  xivsg  ng\o\6  . [.J . . | . agovOi 


20  Tag  tijto^^ffjeig  ixiyvo  v 

xov  xsxeXcvxtixöxog  xal  . [.  .Jfir st 


xax’  ixslv[o]v  xbv  f[QÖ]yov  fied’’  bv 
t£'0'vij*[£]v  lg  xbv  vftdx[sgo]v  xi'vävvov 
dvatpdgsoß&ai  xal  vfiäg  lvlxsßß%at 
26  tf;  awTol  i7tCx[go\noi  igovOi 

xal  xgbg  xbv  daviöxijv a 

Itbv  £^^[a]  xgayfiaxa  xa  xs  xgbg  xovg 
liteöii 

^5«t(i<J[*ovg]  xal  xbv  ß[avt]cxijy  *[a]'9’^- 

|o  ij  xä  vfiov a 

30  “**  i^sxaO^  Ü*[^JZP‘  *9®" 

xgifittxog  bftoCmg  xal  xs  . . . . rjxai 
^(uvsi  & äoxsi  6 d(ty[£t(j]r^g 

1 — 9 The  brackets  indicate  tbat  these  lines  were  to  be  omittcd.  FtiuXXov  in 
1.  1 is  partly  erased.  — 8 o of  Sorri  corrccted  from  rj.  — 4 KtftixXi:  cf.  P.  Orenf. 
n 46  (a)  1.  The  scribe  began  to  write  exQcnr]yo,  but  stopped  before  completing 
it  and  erased  the  ij.  — 16  ovtid;  Wilcken:  our  copy  has  . . rm;.  — 24  First  a 
of  ava  corrected  I.  draqpfpcc&ai  . . . {vi%ta&ai.  — 27  (liv  seems  to  be  superfluous. 
1.  td  di  dila(?),  beginning  a fresh  sentence.  — 82  1.  in  wbich  case  a 

stop  is  to  be  placed  after  i^cTae^. 


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I.  Aufsätze 


Coi.  m. 

xovo^ipdv^aiy , Fvtx  iciv  ftiv 
tt^toätixd-fi  öavKJtiis  elvai 
(isi'vtj  ainm  ra  v6iu(uc, 
ittv  dl  axodeix^^  xul 
6 ff  Ti  iXaßiv  ÖE&VTcog 
dtxovofirjaag  tovto  dixkovv 
dxodm.  Ol  dl  ccvTol  inCrgoxoi 
igovOi  xal  irpbg  ryjv  yvvatxav 
Xfgl  tijg  xgoixög.  XeiQorovTj- 
10  dijeovrai  dl  ivrbg  x ijfisQöv 

xKtb  Tov  6xQazr)yov  ^tov)  vofiov,  xal 
fierä  xrp>  xfi^orov^av  iv- 
xbg  e fifieQäv  &«oqtiov6iv 
Tcj  di'xag.“  XHQOrovn9-tv- 
15  ttav  ovv  vxb  TOV  tov  vofiov 
argartjyov  ’IovXi'ov  Fe/idkiov 
xal  jdovytCvov  'AnoXivaffCov 
lyivizo  xal  ixl  xaQovoi  avzolg 
vxb  TOV  Ma^i/tiavov  xazdoza- 
20  tfig,  xal  äxoAov'&oig  TOfg  yfyo- 
v6ai  adzov  vxofivrjfiazitl-l 

riv  ToC  voiiov  arfarrifiv 
ftotg  ixQi'&rj  |tovg  ixizQÖxovgJ 
i%{zäoai  xdvza  zbv  zov  vxo- 
XP^ov  xöpov  xal  iv  xö6oig  iazl 
25  TÜ  dqieiX6(i£va  xal  dijXäffai 

avzä.  |xal (itza  . . . J 

1 3 Tov  dl  a*Qaztjyov  äiu- 

xovOavzog  xal  äövzog  Aoyod'f- 
zag  otig  fiAavro,  ^ipovöiXXag 
30  ftlv  ZiXxifiov  ysyvfivaffiapxV' 

xöza  T^g  zäv  'Apaivotizüv 
äi 

xöXiag,  zov  ’yiyptxxtavov]! 

xazpög  (lov  JlzoXffialov 

6 l.  oinovofiijffaff. 


Col  IV. 

bftolmg  yeyvfivaffiapxjjxöza, 
Utztdfoxsv  6 xuztIp  (tov  xazä 


Orenfell-Hunt:  Papyms  Cattaoni 


65 


tO  äx6X0V&0V  dl  WtTJQ^OV 
roxixov  Tolg  Aoyo&fVatg  tovg 
6 Xöyovg  r&v  re  öqitiXofiiviov 
avxä  xttpaXtumv  xal  röxmv 
xttl  äv  l9%t  XQoeödajv.  'H  Öe 
JgovoiXXa  lud  oC  ^m'tfoxoi 
öwttdötcg  etg  &v6vrjtog 
10  uvTolg  iöxiv  ■fj  Xoyo9e<fic( 
xcQiit/Trj^TOvgJöav  rovg 
XoytöTug  tag  iTeXtihr}- 
aev  6 xatt'iQ  (lov,  ifiov  di 
[«ft]]  ö)s  £Tt  via  dvzi  xal 
16  Scyvo[ov]vTi  TU  Tov  xaxQÖg 
X(fäyn[aT]a  iJft^Jtff/Sijtij- 
fff  XQbg  ifii  ixl  tov  tov  vo- 
(lov  ffTparijyov,  og  ixi- 
yvovg  rd  xsxQifit'va 
80  ävsxefitl’ev  ‘^(Ucg 

/«[2]  Tovg  Xoyo- 

9iTag  xal  ixiXivOiv 
^^apj/tipiad^t'at  tvbg 
iviavxov  yemjuaxa 
26  fi^XQ^  '*'00  Tijs  XoyoQ-s- 

oCag  &xaQxie(iov.  'Exit)l  ovv 
^iapyvpitfd’s'vxa  xd  ye- 
vtj/taxa  [fj&Sftaxi'ff&t}, 
xrjg  di  [(JJj/t^ag  /dgov- 
30  eCXXag  «fpiifftttfif- 
vijg  Ti)v  Xoyo[d‘]e6lav 
dftuitos  xaxcoxtt- 
Sr/<Jav  xal  xäv  i^ijg 

ifiOV 

h&v  «[pdjffodoi, 

Iv  ®rp«T[tiJ«  yfffjonit'oti 

86  [vfTo  ;t[f  .'j [.  .]iv3 

13  1.  iiiol.  Xfig  ifii  in  I.  17  is  Buperfluoua. 

Col.  V. 

l^Qovai'XXag  ( ]i<53 

Htjxr/p  (t[ot) ]s  Tijs 

^fovaiXXag  [ ] • ixl 

Archir  f.  P»p)rrutfor«cbnng  III.  1,  5 


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C6 


I.  Aafsätze 


’HQaäov  to[üg  <^^do;t]/t'ot;g 

6 xfftTccg  3Tfjt[ ] . rfjv 

räv  ytvrj[fiaTo>v 

xal  äxoil[o]v^[ ] . TO 

f . . ( vxa^  xavrav  6ov 

XU[1?]  fVOff  . [.  . . OttfiSVO}^ 

10  vT[o]ftt'j;/4[a]Titf;t[. . ä]xd(pr]- 
v(fy  0UT9S  6 ^[a^tj/iuavöj 
6 Ti)v  ^»jffT[oA]^v  ygdtfiag  xegl 
räv  ysvijiiäTcov 
ßdvwv  x^tT[.  .]v  xf(fl  tov  xgd- 
16  y/iarog  xal  raOra  KtXs- 

Qov  OT()arij[}'ög]  ß,  tlxu  xal 
[. . . .J  . . . . [ ] 6 xfdxiatog 

fiiit 

(Jtxatodd[tJi;g  a ... . xepl  tS[v 
yirij/idrav  ixQiviv 
20  „.Jvvarai  dl  xegl  tovtov  [f]»'- 
Tw;i;£ri;  Toö  vpft[oö 
OxQarrjyä  pu 

^QoveCXXa.  ’H  (ilv  Xoyo9eaia 
xaxu  xä  XQid-t'vxa  tv&img 
20  dxuQxiO&'^[o]Bxai,  xgovotjOsi 
öl  'AxoXivdgiog  6 xov  rofioD 
exgaxtjyög  ivxbg  ^fisgäv 
X xf/v  Xoyo&i6i'av  ycvd6[&ai, 
vxrjgtxrp/  [i]g  toöto  dxoxd[^ag 
30  fva  fttj  [r]i  xX[do\v  3rapfAxijra[(.“ 

Mtxa  xavxa  ytvo/idtr>]g  rj- 
fiäv  xaxaaxdesojg  dxl  £ft>xtov 
Ma5tft[o]u  ;[[i]Ai«pj;oo  toD  Jxl 

8 The  vestiges  do  not  Bait  vxapj^ovTtav.  — 11  sqq.  TUe  pnnctuation  of  this 
passage  is  very  obBCure.  i’erhapB  a quotation  begiiia  with  6 Maitfuavds:  cf. 
II  16.  — 15  1.  cf.  II  4. 


Col.  VI. 

xäv  xfxgli]fiipwv  ^x(t]yi/oiig 
xä  xtXQi[fit]va  dvdyxo6tv 
?;<i{äg ] . iv 

2 I.  ^t'Ctyxaati’. 


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Paul  M.  Meyer;  Papyrne  Cattaoui 


67 


After  Col.  VI  3 the  sarface  of  the  papyrus  is  mach  damaged  and 
the  ink  has  for  the  most  part  completely  disappeared.  Out  of  the 
30  remaming  lines  of  CoL  VI  only  a few  words  here  and  there  are 
decipherable.  tov  Äpa  j'ftc[ro]g  [äjrJaptttf&fV  | roff  occurs  in  11.  7 — 9; 
’lovXiavbg  | [6]  x[p]aTttfTog  dtotxijrtjg  (cf.  I 1)  in  11.  11 — 2;  Xoyo&teiaig 
at  the  end  of  1.  17;  xtXsveig  at  the  end  of  I.  21;  and  tov  dirjyr}\rijv  in 
11.  22 — 3.  Col.  Vn  consists  of  10  lines  and  no  doubt  concluded  the 
docnment.  dgtü  occurs  in  L 4. 

Oxford.  Bernard  P.  Grenfell. 

Arthur  S.  Hunt. 


II.  Kommentar. 

A.  R««to. 

I.  Anlage  and  Inhalt. 

Das  Recto  der  Aktenrolle  enthält  auf  seinen  6 Kolumnen  Ab- 
schriften aus  den  v:to(ivr](iatiOfio(  ägyptischer  Beamter,  und  zwar 
7 Prozeßprotokolle,  die  von  derselben  Hand  geschrieben  sind  (s.  S.  56) 
und  sich  auf  die  Eheverhältnisse  der  römischen  Soldaten  beziehen. 
Die  7 Protokolle  verteilen  sich  folgendermaßen: 

1)  col.  I,  1 — 4:  Protokoll  des  praef.  Aeg.  M.  Rutilius  Lupus 
(114—117).») 

2)  col,  I,  5 — 13:  Protokoll  desselben  vom  5.  JaAuar  117. 

3)  col.  I,  14 — UI,  10:  Protokoll  eines  dp3;‘dixa(JT»)g  als  Delegat 
des  praef.  Aeg.  M.  Petronius  Mamertinus  vom  25.  Februar  134. 

4)  coL  III,  11 — 22:  Protokoll  des  M.  RutUius  Lupus  vom 
24.  Oktober  114. 

5)  col.  IV,  1 — 15:  Protokoll  desselben  vom  4.  Juni  115. 

6)  col.  IV,  16 — V,  26:  Protokoll  des  praef.  Aeg.  Valerius  Eudaimon*) 
vom  26.  August  142. 


1)  Was  die  Amtsdaaer  der  praef.  Aeg.  betrifft,  verweise  ich  auf  P.  M.  Meyer, 
Hermes  32,  210  ff.;  Heerwesen  S.  145  ff.  und  de  Ricci,  Proc.  Soc.  Biblical  Ar- 
chaeol.  1902,  66  ff. 

2)  Grenfell-Hunt  führen  zu  P.  Oxy.  Hl,  484  mit  Recht  aus,  daß  das  Datum 
P.  Oxy.  II,  287  VIH,  18  (18.  Juli  142)  sich  auf  den  praef  Aeg.  Valerius  Eudaimon 
bezieht.  Dieser  ist  mit  unserem  Eudaimon  identisch  (s.  auch  P.  Oxy.  1,40; 
Prosop.  n p.  41).  Er  fungierte  zwischen  C.  Avidius  HeRodorus  (138  bis  141 ; 
P.  Oxy.  111,484  V.  22  ff.:  28.  Januar  138;  BOU  113,  9 ist  statt  zu  lesen) 
und  L.  Valerius  Proculus  (145—147). 

6* 


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68 


I.  Aufsätze 


7)  col.  VI:  Protokoll  des  fdtog  Adyog  Claudius  Julianus')  vom 
22.  November  136. 

Die  Prozeßprotokolle  zeigen  die  uns  bekannte  Anlage  (s.  Wilcken, 
Philologus  53,  80  fif.) : Rede  und  Gegenrede  der  meist  durch  ihre  An- 
wälte (^i)rop£j)  vertretenen  Parteien,  gelegentlich  Zwischen&agen  des 
Richters,  zum  Schluß  Entscheidung  desselben.  Das  Präskript  ist  in 
fast  allen  abgekOrzt;  die  rubricn  mit  der  Angabe  des  Beamten,  aus 
dessen  Amtstagebuch  die  Abschrift  erfolgte,  ist  nur  im  7.  Protokoll  er- 
halten (VI,  1:  idibw  X6yov  ’ltyvXiavov).  Nur  das  3.  Protokoll  enthält 
ein  ziemlich  vollständiges  Präskript:  Delegation,  Datum,  Ort,  Jounial- 
seite,  Name  der  Parteien  (I,  14  ff.:  Wilcken  a.  a.  0.  107). 

Die  chronologische  Reihenfolge  der  einzelnen  Protokolle  ist  nicht 
gewahrt.  Wir  haben  vielmehr  die  Abschrift  einer  Zusammenstellimg 
(amtlicher  oder  nichtamtlicher  Natur)  nach  sachRcheu  Gesichtspunkten 
vor  uns: 

1)  läßt  sich  der  Klagegrund  nicht  bestimmen, 

2)  und  3)  handelt  es  sich  um  fingierte  Dotalklagen  von  „Soldaten- 
firauen“, 

4)  um  die  Präjudizialklage  eines  miles  c.  R.  den  status  familiae 
seines  „Soldatenkindes“  betreffend, 

5)  Antrag  einer  civis  Alexandrina,  ihren  in  dem  Soldatentestamente 
eines  miles  c.  R.  zum  Erben  eingesetzten  Solm  von  der  Erb- 
schaftssteuer zu  befreien, 

6)  Präjudizialklage  eines  miles  c.  Alexandrinus  den  status  civitatis 
seiner  Kinder  betreffend, 

7)  <Sx}xo<pttvTäärig  xurrjyuQCa  (Delatorenprozeß)  vor  dem  täiog  Xöyog 
gegen  eine  Soldatenfrau:  bona  vacautia. 

(Von  den  Widerklagen  sehe  ich  bei  dieser  Übersicht  ab.) 

Allen  diesen  Prozessen  liegt  die  Eherechtsfrage  der  Soldaten  in 
der  römischen  Kaiserzeit  zu  Grunde.  Bevor  wir  also  auf  die  einzelnen 
Protokolle  eingehen,  müssen  wir  diese  Frage  auf  Grund  des  uns  jetzt 
vorliegenden  Materials  kurz  behandeln  und  zu  entscheiden  suchen. 

II.  Das  Eherecht  der  Soldaten. 

Drei  Ansichten  stehen  sich  gegenüber;  die  Anschauung,  die  Sol- 
daten seien  während  der  ganzen  Kaiserzeit  im  Besitz  des  Eherechts 
gewesen,  wie  sie  Wilmanns  und  Mispoulet  vertraten,  kann  als  erledigt 
gelten.  Mommseu  (CIL  III  p.  2011  sq.)  und  ich  (der  römische  Kon- 

1)  Er  iät  noch  140  IdioslogOB:  P.  Rainer  107;  s.  meine  Abhandlung  in  der 
Festechrift  für  Otto  llirschfeld  (1903:  ^loinTiaiq  und  ’^ldtos  X6yos)  S.  151.  1C2. 


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Pani  M.  Meyer;  Papyms  Cattaoni 


69 


kubinat  S.  100 — 124.  169  ff.,  Zeitschr.  Sayignyst.  R.  A.  18,  44  ff.) 
nahmen  gesetzliches  Eheverbot  (Dio  60,  24)  bis  ins  4.  Jahrhundert 
hinein  an.  Nach  Seeck  (Untergang  der  antiken  Welt  1*,  588  ff.;  s. 
auch  Kühler,  Zeitschr.  Savignyst  17,  363  f.)  hob  Septimius  Severus  das 
Eheverbot  für  die  Landsoldaten  auf  (Herodian.  3,  8,  4).  Neuerdings  hat 
H.  Erman  (Zeitschr.  Savignyst.  22,  234  ff.)  in  einer  Kritik  der  Schrift  von 
Tassistro  (U  matrimonio  dei  soldati  romani;  s.  diese  Zeitschr.  II,  168), 
die  Ansichten  T’s  modifizierend,  mit  guten  Gründen  wahrscheinlich 
gemacht,  daß  das  Eheverbot  für  römische  Soldaten  nicht  gesetzlich 
festgelegt  war,  vielmehr  auf  kaiserliche  Mandate  zurückging,  deren 
Ausführung  bald  milder,  bald  strenger  gehandhabt  wurde. 

In  seinen  Wirkungen  unterscheidet  sich  das  Disziplinarverbot  nicht 
von  dem  gesetzlichen  Verbot.  Es  ergibt  sich  uns  also  folgendes  : 
Augnstns  und  seine  Nachfolger  schärfen  die  altrömische  Disziplinar- 
vorschnfl,  die  den  Soldaten  das  Zusammenleben  mit  Frauen  verbietet, 
durch  Mandate  aufs  neue  ein.  Das  Verbot  des  Zusammenwohnens 
schließt  natürlich  die  Rechtsgültigkeit  der  Ehe  aus.  Auf  ein  solches 
Disziplinarverbot  weisen  die  Worte  des  Hadrian  in  seinem  Mandat  an 
den  praef.  Aeg.  Q.  Rammius  Martialis  (BQü  140;  s.  Wilcken  Hermes 
37,  84  ff.),  das  am  4.  August  119  in  Alexandria  öffentlich  bekannt 
gemacht  wurde  (v.  14  ff.):  [xal  rjoüro  ovx  idöxti  exh/jgbv  [ei]i/at 
[roiv^uvu’ov  mn&v  eT^aTi(o[t]iMfi[g  «fxoitjxörav. 

"Hdmxa  di  axitbs  XQOBis(ftyai  rag  d(poQiitig,  di  &v  tb  cedaTijgbrepov 
tmb  Töv  xgb  ifiov  avroxparöpav  gra&lv  ^il«v9-Qcox6rBQ[o]v  igiirjvtva). 
Das  Disziplinarverbot  erstreckt  sich  auf  alle  Soldaten,  ob  cives  R. 
oder  peregrini,  auf  alle  geschlechtlichen  Verbindungen.  Zuwiderhandeln 
hat  Nichtigkeit  jedes  matrimonium,  sowohl  des  m.  iustum  iuris  civilis, 
als  des  m.  iuris  peregrini  — also  für  Ägypten  speziell  des  m.  Alexan- 
drinum  — zur  Folge.  Die  während  der  Dienstzeit  geborenen  Kinder 
sind  unehelich,  stehen  den  übrigen  unehelichen  Kindern  in  bezug  auf 
die  rechtliche  Stellung  ihrem  Vater  gegenüber  gleich.  Die  vor  der 
Dienstzeit  abgeschlossene  Ehe  wird  suspendiert,  um  nach  der  missio 
des  Soldaten  wieder  in  Kraft  zu  treten.  Das  matrimonium  iniustum 
zwischen  cives  R.  und  peregrinae  ohne  conubium  gilt  vom  Standpunkt 
des  römischen  Rechts  bis  zum  3.  Jahrhundert  überhaupt  nicht  als  Ehe, 
hat  also  auch  keine  rechtlichen  Wirkimgen.  Eine  entgegen  dem  Dis- 
ziplinarverbot vom  Soldaten  mit  affectio  maritalis  eingegangene  Ver- 
bindung involviert  aber  kein  stuprum,  gilt  vielmehr  als  concubinatus. 
Soldatenfrauen  imd  Kinder  sind  also  in  bezug  auf  ihre  testamentarische 
Erbfähigkeit  gegenüber  dem  „Mann“  und  Vater  nicht  beschränkt 
(s.  meinen  Konkubinat  32.  54  ff.  58  f.  105  ff.) 


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70 


I.  Aufsätze 


III.  Der  Papjrns  Cattaoni  nnd  das  Eherecht  der  ägyptischen  Soldaten. 

Unsere  Protokolle  lassen  sich  nur  unter  Voraussetzung  eines 
Disziplinarverbotes,  das  gesetzlich  nicht  festgelegt  ist,  erklären.  Die 
allgemeinen  militärischen  Vorschriften  worden  unter  Berücksichtigung 
der  speziellen  Verhältnisse  Ägyptens  dahelbst  gemildert.  Die  römischen 
Truppen  in  Ägypten  sind  in  ihren  Sitten  und  Gebräuchen,  besonders 
was  den  Verkehr  mit  dem  weiblichen  Geschlechte  betrifft,  die  Nach- 
folger der  ptolemäischen  Soldateska  (lustin.  12,  4,  2 ff.).  Mit  der 
militärischen  Disziplin  stehen  sie  immer  auf  gespanntem  Fuße 
(s.  Zeitschr.  Savignyst.  18,  54  f.;  Heerwesen  S.  4 und  148).  Gerade  von 
ihnen  wird  die  Disziplinarvorschiift  am  häufigsten  übertreten  sein; 
gerade  hier  war  am  meisten  Gelegenheit,  ein  Auge  zuzndrücken  nnd 
Ausnahmen  zu  gestatten.  Das  zeigt  uns  das  Institut  der  ex  castris 
(Konkubinat  1 10  ff.),  das  zeigt  die  indulgentia  des  Hadrian  (BGU  140). 
Im  Tarif  von  Koptos  vom  10.  Mai  90  (s.  diese  Zeitschr.  U,  437  n.  37) 
bilden  die  ywaCxeg  ffTQaruoT&p  eine  ausdrücklich  von  den  Konkubinen 
und  meretrices  (yvvaixeg  elojrieovaai  und  yvvaCxtg  xpog  iraipKtfiÖp) 
unterschiedene  Kategorie.  Wenn  in  irgend  einem  Teile  des  römischen 
Reiches  den  Soldaten  in  eherechtlicher  Beziehung  Vergünstigungen  ge- 
währt werden,  so  ist  das  in  .Ägypten  der  Fall.  Tassistro  (1.  1.  p.  67) 
stellt  also  die  Tatsachen  vollkommen  auf  den  Kopf,  wenn  er  die  klaren 
und  deutlichen  Eheverbote  für  Soldaten,  wie  sie  gerade  unser  Papyrus 
zeigt,  als  eine  ägyptische  Besonderheit  ansieht. 

Alle  7 Protokolle  unserer  Aktenrolle  zeigen  uns  das  eheliche  Zu- 
sammenleben ägyptischer  Soldaten  mit  Frauen  während  ihrer  Dienst- 
zeit. Kol.  lU,  13  erklärt  Longinus  iambv  Ztria  ifftpa[Tfö- 

, evvmxrjxdvui  di  iv  rg  argceriCa  yuv[at]xl  kol.  IV, 

2 finden  wir  das  Wort  evveXtjXvd’ivar,  kol.  VI,  6 heißt  es  iv  rä  rijg 
ffvvßidnJetog  xq6v<o.  £vvoixstv  ist,  wie  dies  schon  Kühler  (a  a.  0.  1 7, 
364)  hervorhob,  gerade  der  technische  Ausdruck  für  eheliches  Zu- 
sammenleben; ich  habe  dies  früher  mit  Unrecht  bestritten.  Diese  Be- 
deutung tritt  klar  zutage  in  dem  Worte  avvoixCowv  (P.  Gen.  21  V.; 
diese  Zeitschr.  II,  487;  P.  Paris.  13,  10)  = Ovvoixiaiov  (P.  Oiy.  H, 
250,  16;  P.  Amh.  II,  71,  8;  266,  11)  der  ägyptischen  Eheverträge. 
Es  bedeutet,  wie  Wilcken  (in  dieser  Zeitschr.  U,  487,  1)  erwiesen  hat, 
vollgültige  ägyptische  Ehe,  ydfiog  iyyQaq>og.  Ebenso  wird  ewßiaotg 
in  den  Ehekontrakten  und  sonst  stets  für  „eheliches  Zusammen- 
leben“ gebraucht.  Solche  Zustände  wären  bei  gesetzlich  festgelegtem 
Eheverbot  nicht  möglich;  sie  lassen  sich  bei  einem  in  Ägypten  milde 
gehandhabten  Disziplinarverbot  erklären.  AUe  Entscheidimgen  unserer 


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Faul  M.  Mejer:  Fapyras  Cattaooi 


71 


Protokolle  halten  aber  den  Satz  aufrecht:  Die  von  den  Soldaten 
während  ihrer  Dienstzeit  geschlossenen  Verbindungen  sind  ohne  recht- 
liche Wirkungen,  nichtig;  Ehe  des  Soldaten  existiert  vor  dem  Gesetz 
nicht.  Dies  ist  der  Angelpunkt  aller  Entscheidungen: 

I,  11:  i^eauv  OTQatKÖTtjv  yufitiv,  II,  1:  äxr/yogevofitvov 

0Tp<crf[(6T(US  tX/o&ai]  yvvttrx<^a^s;  IV,  13:  ovx  iävvccro  ...  OtpaTfudptvog 
v6fiiiu>v  vtov  Ixtiv  (vgL  III,  22);  V,  4ff. : i^egiofidvov  etts  iv  rd;« 
eht  iv  ths  [f]«/  ttXt]  6 yfvvrjd-ds  ot>  ävvarai.  elvai  vö^ufiog 

wfdg;  VI,  23  nennt  der  Richter  die  Verbindung  itagavoiiog  yäfiog', 
VI,  7 erklärt  die  Soldatenfrau  selber  yd^ov  pöfii/iov  (irj  [y]iyovivai. 

Die  aus  solchem  matrimonium  illicitura  stammenden  Kinder  haben 
aber  als  extranei  unbeschränktes  testamentarisches  Erbrecht:  III,  20  f.: 
av  (1.  aol)  ttVTovg  . . . «Sftfrt  [ftlc  xlij(»o]rd,uot)g  xaraXsixciv,  IV,  15: 
xXrjpovöftov  avrbv  tygatl>cv  vo(U[fuog]. 

Die  nachseverischen  Verhältnisse  liegen  außerhalb  des  Rahmens 
dieses  Kommentars.  Ich  erwähne  sie  nur  kurz.  Für  ihr  Verständnis 
ist  maßgebend  Herodian.  3,  8,  4:  rotg  re  arpariciTCdg  ....  ixhgfilit 

yvvai^i ....  gvvoixitv^  a«(Q  axavra  6m(pQoevvrjg  argteTimTtx^g  xal  tov 
xgbg  rbv  :i6Xe(iov  iroi'iwv  tf  xcil  evezaXovg  uXXbxQta  ivofil^exo. 
Evvoixtlv  bezeichnet  auch  hier  „eheliches  Zusammenleben“;  wir  haben 
die  Stelle  also  so  aufzufassen:  Die  bisher  im  Interesse  der  militärischen 
Disziplin  (der  6xQ«xiayxixii  ätäaxv  BGU  140)  erlassenen,  auf  der 
omfpgoavmj  axpaxiaxixij  beruhenden  Bestimmungen  werden  aufgehoben, 
die  Soldaten  erhalten  jetzt  ius  conubii  während  der  Dienstzeit,  wohnen 
mit  ihren  Frauen  außerhalb  des  Lagers  zusaninieu.  Ob  diese  Ehe- 
erlaubnis allgemein  für  alle  Soldaten  gilt,  ob  sie  sich  nur  auf  die  des 
Landheeres  bezog  (so  Seeck  a.  a.  0.)  oder  ob  hier  die  Prätorianer  aus- 
geschlossen; ob  endlich  die  Maßregel  des  Severus  Bestand  hatte  oder 
später  wieder  aufgehoben  wurde,  das  sind  Fragen,  deren  Beantwortung 
nicht  hierher  gehört. 

IV.  Die  einzelnen  Prozeßprotokolle. 

1.  Protokoll:  I,  1 — 4. 

Der  größte  Teil  fehlt  mit  der  oberen  Hälfte  der  Kolumne.  Eine 
Ergänzung  ist  müssig.  Der  praef  Aeg.  M.  RutUius  Lupus  bestellt  den 
axgaxtjybg  xfjg  xöXtag  zum  Richter.  Der  axpaxtjybg  x-^g  xbXeojg  ist 
identisch  mit  dem  axgaxr/ybg  ’j4Xf^avbgei'ag  (s.  Wileken,  Ostraka  I,  624). 
Mir  sind  folgende  Belege  außer  unserem  Papyrus  bekannt:  P.  Oxy.  I, 
lOi'J  (a.  133):  exgaxtjyrjaag  ’yiXi^Kvdgstag  vtcjxÖQog  tov  fuyccXov 

Eagdxidog]  BGU  729  (a.  144):  yevofiivov  axgaxrjyov  rijg  xöXsag; 


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72 


I Aufsätze 


B6Ü  888,  5 (a.  159):  ytvoftdvov  vn[oiiv]rifiaToyQttipov 

vlä  ytvoiitva  OrgaTrjy[ä]  r^g  ardAfug  /fp[£f]  ägxidixaöT^  cet  In  allen 
diesen  Fällen  haben  wir  es  mit  gewesenen  argccrtiyol  rijg  xoieas  zu 
tun,  BO  daß  wir  über  ihre  Funktionen  nicht  unterrichtet  werden.  So 
können  wir  auch  ihr  Verhältnis  zu  den  4 iyxägioi  Sgxovris 
xöhv  (Straho  17  p.  797,  12),  dem  f’Sijyijrijg,  vxo/ivijfiaToygäipos'), 
äp];id(xa0T72g,  rvxTegivög  gTgarrjyög,  nicht  bestimmen.  Jedenfalls  ge- 
hören sie  wie  diese  den  alesandrinischen  Honoratiorenfamilien  an 
(BGU.  729,  1;  888,  5).  Der  OrgaTr,ybg  xijg  xöXeag  nahm,  wie  die 
Gaustrategen,  eine  niedrigere  Rangstufe  ein  als  der  dpxidtxaeTijg  (BGU 
888,  6).  Andererseits  wird  er  aber  wohl  den  3 anderen  Beamten  über- 
geordnet gewesen  sein,  ebenso  wie  der  Gaustratege  eine  KontroUe  über 
den  d^tjyr/T'tjg,  vxoiivrjfutToygäipog,  ruxroffrparjjj'dg  ausflbte,  die  wir  in 
römischer  Zeit  auch  in  den  Metropolen  finden.  Die  Funktionen  des 
alexandrinischen  i^'ijyrjttjg,  des  ptolemäischen  praef.  urbi  (6  rijg  x6- 
Atog),  sind  jetzt  beschränkt.  Vielleicht  steht  die  Schaffung  eines  6rgu- 
Ttjybg  ’j4Xelavdgfiag  hiermit  in  Verbindung;  sie  zeigt  uns  Jedenfalls  die 
mangelnde  Autonomie  der  Stadt.  Selbständige  Gerichtsbarkeit  besitzt 
er  sicher  ebensowenig  wie  die  Ganstrategen  (s.  meine  Bemerkungen  Berl. 
Phil.  Woch.  1902,  816  ff.);  er  fangiert  auch  hier  als  delegierter  Richter. 

2.  Protokoll;  I,  5—13. 

Entscheidung  des  praef  Aeg.  Lupus  (s.  S.  67)  vom  5.  Januar 
117.  Trajan,  der  am  8.  August  117  starb,  wird  &ebg  Tgaiavög  (v.  5) 
genannt.  Entweder  ist  also  das  Protokoll  erst  nach  dem  Tode  des 
Kaisers  redigiert  oder  dtdg  vom  Schreiber  unserer  Abschrift  hinzu- 
gefügt; dem  letzteren  widersprechen  aber  die  übrigen  Protokolle. 

Klägerin  ist  Lucia  Macrina,  civis  R.;  vertreten  durch  ihren  An- 
walt stellt  sie  eine  actio  depositi  gegen  den  Nachlaß  des  verstorbenen 
Bürgersoldaten  Antonius  Germauus  an  (v.  7:  axcuTiiv  xagajucra&rjxtjv 
vxagxbi'TOJv  ....  argauciTov  TftfAfutijxo'rog).  In  wessen  Händen 
sich  der  Nachlaß  befindet,  gegen  wen  also  die  Klage  angestellt  wird, 
ist  nicht  gesagt.  Das  Wahrscheinlichste  ist,  daß  der  Fiskus  Erbe  des 
ohne  Testament  gestorbenen  Soldaten  ist. 

Die  Bedeutung  der  Entscheidung  des  Präfekten  ist  sehr  bestritten. 
Der  Anfang  ist  klar  (v.  9 — 12):  „Solche  Depositalverträge  sind,  wie 

1)  Der  TOD  Strabo  erwähnte  alexandrinische  vxoiirriiiaToyfäipos  ist  nicht 
iilentiecb  mit  dem  ptolemäischen  Kahinetssekretär,  wie  Strack  in  dieser  Zeitschr. 
II,  567  annimmt.  AU  Nachfolger  des  letzteren  haben  wir  vielmehr  den  a com- 
mentariis  praef.  Aeg.  (Philo  in  Flacc.  16;  Lucian.  apol.  12)  zu  betrachten,  der 
wiederum  nichts  mit  dem  ^potoioTtoios  (s.  S.  87)  zu  tun  hat. 


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Paal  M.  Meyer:  Papyrus  Cattaoui 


73 


■wir  aus  Erfahrung  wissen,  Dotalverträge ; Soldaten  ist  aber  die  Ehe 
verboten,  daher  kann  ich  auf  Grund  derartiger  Klageanträge  keinen 
Richter  bestellen".  Es  handelt  sich  um  einen  fingierten  vermögens- 
rechtlichen Vertrag,  der  in  Wahrheit  ein  ycc/uxov  Oviißolaiov  ist 
(s.  VI,  21;  zur  Sache  vgl.  Mittels,  Reichsrecht  274  ff.;  Wessely,  Wiener 
Sitzungsber.  124,  9 S.  46  ff.;  Grenfell-Hunt,  P.  Oxy.  II  n.  266  p.  239  ff.). 
— Nachdem  aber  Lupus  die  actio  depositi  abgelehnt,  fährt  er  fort 
(v.  12  f):  £l  öi  itQoixa  axairets  XQirrjv  d^d(op[i]  nenel6&(U 

tfiiiiißov  iivtti  TÖv  ydfiov.  Mitteis  (Hermes  30,  580.  585;  Aus  den 
griechischen  Papyrusurkunden  44  a.  38)  faßte  diese  Worte  so  auf, 
daß  der  Präfekt  der  Soldatenfrau  eine  actio  roi  uxoriae  ficticia  zu 
geben  verspreche,  eine  iiktizische  Dotalklage,  als  wenn  die  Ehe  gültig 
wäre.  Diese  Entscheidung  würde  allen  Gepflogenheiten  der  ägyptischen 
Rechtsprechung  in  Ehesachen  der  Soldaten  widersprechen  (s.  S.  70  f). 
Trotz  faktischer  Duldimg  von  Soldatenverbindungen  knüpft  ein  Richter 
niemals  rechtliche  Wirkungen  an  eine  solche  Verbindung.  Ausdrück- 
lich werden  die  Ansprüche  aus  solchen  verschleierten  Dotalverträgen 
im  3.  Protokoll  (col.  HI,  2 — 4)  zurückgewiesen.  Wo  die  Ehe  nichtig, 
kann  auch  von  der  Bestellung  einer  dos  nicht  die  Rede  sein  (D.  23, 
3,  3).  Der  Soldat  ist  zwar  tot,  aber  trotzdem  wird  der  Präfekt  nicht 
Gnade  für  Recht  haben  ergehen  lassen.  Im  7.  Protokoll,  wo  es  sich 
um  einen  vollkommen  gleichen  Fall  handelt  (VI,  22  f.),  erklärt  der 
Richter:  rö  dvajo/affdli'  ddvnov  (v.  19:  iv  xapaxaTa&ijxtj)  ixßdüa}  /x 
xapavöfiov  ydftov  ycvö/ievov.  Endlich  kommt  noch  in  Betracht,  daß 
eine  der  Klägerin  günstige  Entscheidung  wahrscheinlich,  wie  schon 
bemerkt,  die  Interessen  des  Fiskus  schädigen  würde. 

So  ist  denn  der  Auslegung  von  Gradenwitz  (Ein£  i.  d.  Pap.  10) 
m.  E.  der  Vorzug  zu  geben,  wenn  auch  seine  Lesung  did'o[6g]  nach 
Wilekens  Nachvergleichung  zu  verwerfen  ist.  Grammatisch  liegt  nach 
Wileken  auch  keine  Schwierigkeit  vor.  Der  Präfekt  entscheidet  da- 
nach ungefähr  folgendermaßen:  „Bei  Anstellung  einer  actio  depositi 
gewähre  ich  keinen  Richter.  Stellst  du  die  actio  rei  uxoriae  an  (und) 
würde  ich  darauf  einen  Richter  gewähren,  so  konnte  man  daraus 
schließen,  daß  ich  die  Existenz  eines  iustum  matrimonium  annehme. 
Das  ist  nicht  der  Fall;  deshalb  weise  ich  den  Klageanspruch  zurück, 
verweigere  Oberhaupt  die  Bestellung  eines  Richters.“ 

3.  Protokoll:  I,  14— IH,  10. 

1.  Der  Riohter. 

Es  liegt  da.s  Protokoll  über  eine  Gerichtsverhandlung  vom 
25.  Februar  134  vor,  deren  Schauplatz  Koptos  in  Oberägypten  ist. 


iT 


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74 


L Aufsätze 


Das  Präskript  (I,  14 — 18)  beginnt  mit  den  Worten  ävuxoitxrj^ 
MttfitQTHvov.  Der  Richter  fungiert  also  kraft  Delegation  durch  den 
praef  Aeg.  M.  Petronius  Mamertinus.  Ihm  ist  der  Prozeß  als  Ganzes 
übertragen,  sowohl  die  Untersuchung  als  die  Entscheidung;  es  ist  also 
Delegation  in  vollem  Umfange.') 

Der  Name  und  Titel  des  Richters  fehlt  im  Präskript.  Auch  bei 
der  Verkündigung  des  Urteils  ist  nur  sein  Titel  gensumt  (II,  19  f.): 
6 ffpfüg]  xal  Erst  bei  der  neuen  Klagegewährung  an 

den  verurteilten  Beklagten  erscheint  beides  — das  erklärt  sich  ans 
der  Anlage  der  Amtstagebücher  — (III,  6 fiF.):  OüXsnog  ’AoxXrpuAdris 
yiv6ficvog  Ärapjjog  axe(Qi}s  devz^Qog  '/[<»»]«[ v]ör  6 [iQei>g  *«[1] 
uQxiSixaarrjg.  Delegierter  Richter  ist  also  der  «pjfidixatftjjg.  Auf  seine 
Stellung  und  Funktionen  ist  hier  nur  in  Kürze  einzugehen.  Die  Frage, 
die  eine  der  schwierigsten  auf  dem  Gebiete  der  ägyptischen  Ver- 
waltungsgeschichte ist,  erfordert  eine  besondere  Behandlung,  die  ich 
mir  Vorbehalte.  Der  dpj;idixaffT>Jg  (Erzrichter)  ist  der  „Kontrakts- 
richter“ (vgl.  Wilcken  in  dieser  Zeitschr.  I,  124.  176,  II,  389;  Mitteis 
ebendort  I,  350;  s.  S.  99).  Schon  in  ptolemäischer  Zeit  lautet  sein 
voller  Titel  [ägxiSixaetrjg  xal  jrpög  rij  ixifuXeza  t]öv  jjpTjftttfttfröv  xal 
räv  akXaiv  [xpttjjpfojv  (BGU  1001:  56/55  vor  Chr.;  Archiv  II  S.  389). 
Sein  Verhältnis  zu  den  wenn  überhaupt  Beziehungen  vor- 

handen sind,  ist  noch  des  näheren  zu  imtersuchen.*)  Strabo  (17  p.  797, 12) 
nennt  ihn  unter  den  4 inixägtoi  ÜQxomig  xarä  xöXiv  zu  seiner  Zeit  an 
3.  Stelle.  Das  gilt  wohl  nur  für  die  Übergangszeit  (s.  S.  72).  Die  ims 
bekaimten  Inhaber  des  Amtes  sind  im  1.  Jahrhundert  NichtrSmer,  im 
2.  Jahrhundert  dagegen  im  Besitz  der  civitae  R.  Der  dp;((drx«0rr;g 
unseres  Protokolls,  Ulpius  Asclepiades,  hat  miter  Trajan  das  Bürger- 
recht erhalten.  Angehörige  der  alexandrinischen  Honoratiorenfamilien, 
gehen  die  Erzrichter  häuhg  aus  der  Kommunalverwaltung,  der  sie  ur- 
sprünglich angehören,  hervor  (s.  S.  72).  Unter  Hadrian  finden  wir  sie 
vor  der  Bekleidung  ihres  Amtes  häufig  als  praefecti  cohortis  (so  BGU 


1)  Über  (fraxffixfi»',  äeairofixtj  vgl.  Mommsen,  Zeitschr.  Saviguyst.  12,  292  f. 
Analoge  Fälle,  wie  der  unsrigc,  wo  das  Präskript  auch  den  Vermerk  dvowogjriJj 
praefecti  Aeg.  trägt,  sind  CPR  I n.  18,  2,  BGU  19  (hier  holt  der  Delegat  Instruktion 
vom  Präfekten  ein).  — Bei  partieller  Delegation  bedeutet  drajrf'gxtiv  sowohl  die 
Überweisung  an  den  Delegaten  als  die  Zurücksendung  an  den  Mandanten:  s.  z.  B. 
BQÜ  613,  4;  P.  Lond.  II  n.  196,  11  — BGU  15  I,  17;  168,  26.  — 'Avaxfgjrm  in 
der  Bedeutung  ,,zurücksendcn  (ohne  Erledigung)“  von  seiten  des  nicht  kom- 
j>etentcn  Richters  an  den  komjieteuten  s.  P.  Teb.  7,  7 (114  v.  Chr.). 

2)  [Vgl.  den  obigen  Aufsatz  von  Gradenwitz  über  die  Chrematisten ; S.  22 f. 

Die  Red.] 


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Paul  M.  Meyer;  Papyrus  Cattaoui  75 

73.  136.  231).  Anch  unser  dpj[idixaatTjg  war  TOrlier  praefectus  co- 
hortis  n.  Hispanorum.') 

Für  ganz  Ägypten,  Alexandria  und  die  ztupa,  fungiert  nur 
1 dgiidixuOTijg*),  der  Jaliresbeamter  ist;  sein  Amtssitz  ist  Alexandria. 
Hier  übt  er  in  den  meisten  uns  bekannten  Fällen  seine  Tätigkeit  aus; 
doch  kann  es  uns  bei  seiuQm  auf  ganz  Ägypten  erstreckten  Amtskreis 
nicht  verwundern,  daß  wir  ihm  auch  gelegentlich  in  der  begegnen. 

So  BGÜ  136  in  Memphis,  in  unserer  Urkunde  in  Koptos.  Hier  fun- 
giert er  als  Delegierter  des  praef.  Aeg.,  der  wohl  nicht  nur  für  den 
einen  Fall  bestellt  ist;  Konventsgerichtsbarkeit  scheint  er  aber  nicht 
ansgeübt  zu  haben.  Warum  er  gerade  in  unserem  Fall  bestellt  ist, 
zeigt  der  Klagegrund  (I,  19):  6<peilo(tivtov  vxb  r’ffi[^|AA[oJu  Tivß6id[t] 
S(fax(ids  ixraxoaiag  (sic)  xatd  (sic)  toütov 

äxoAovO’o;  rjj  dia-yQa[(p\fi. 

2.  Oer  Blagegrund. 

Die  Klägerin  gründet  ihre  Klage  auf  eine  diaygarpTl,  laut  welcher 
der  Beklagte  ihr  700  Drachmen  schulde.  ^layQutpiq  = dtayguipi] 
TpiarfJijs  ist  nach  den  scharfsinnigen  Untersuchimgen  von  Mitteis 
(Trapezitika  [Sonderabdruck  aus  der  Zeitschr.  d.  Savignyst.  19]  20  ff.) 
und  Graden witz  (Einf.  i.  d.  Pap.  139  ff.;  in  dieser  Zeitschr.  U,  96  ff.) 
eine  Bankurkunde  über  Zahlungen  durch  und  an  die  Bank,  vor  allem 
über  Zahlungen  ersterer  Art.  Auf  Grund  eines  solchen  die  Zahlung 
von  700  Drachmen  durch  eine  Bank  beurkundenden  Darlehnsschuld- 
scheines, der  beim  hinterlegt,  erhebt  Klägerin  die  Klage 

(actio  certae  pecuniae  creditae).  Im  Laufe  der  Verhandlung  gibt  sie  zu, 
daß  es  sich  nicht  um  eine,  sondern  um  2 diayga(pai  handelt  (II,  14  ff.). 

8.  Die  Parteien. 

Klägerin  ist  X9’ivß6tg  (-=  Tivßöig  I,  19),  ihr  Vater  ’Ogeotoovtpi. 
Beklagter  ist  Cassius  Gemellus  [xnavg  Bovxovtlav  = eques  alae 

1)  Durch  uuseren  Papyrus  ist  jeder  Zweifel  darüber  gehoben,  daB  in 
.Ägypten  eine  cohors  II.  Hispanomm  unter  Hadrian  stationiert  war.  Auf  einer 
Inschrift  der  Memnonssänle  (CIL  III,  60)  wird  ein  praef.  coh.  II.  Hisp. 
eq(uitatae)  erw&hnt.  Cichorius  (bei  Panly-Wissowa  IV,  298.  301)  hat  aber  mit 
gutem  Grund  diese  Inschrift  der  coh.  I.  Hispanomm  equitata  zugewiesen,  die 
unter  Domitian  in  Talmis  in  Nubien  lag,  und  sie  ins  Jahr  83  gesetzt.  Wir  haben 
in  unserer  Urkunde  also  wohl  das  einzige  Zeugnis  für  eine  ägyptische  coh. 
U.  Hispanomm;  die  Zahl  der  so  benannten  Kohorten  wird  also  um  eine  neue 
vermehrt. 

2)  BGU  888,  1 ist  entsprechend  BGU  578,  7.  614,  7 (s.  Add.)  zu  verbinden: 
['H]faitXiUov  gep(d[o]f  kfgiv[o]iTov  «[rjpcrrqyär. 


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76 


I.  Aufsätze 


Vocontiorum  (s.  Cichorius  bei  Pauly-Wissowa  I,  1269  f.).  Beide 
Parteien  sind  durch  Anwälte  6 övvrjyoQäv:  II,  12)  vertreten; 

Apollinaris  vertritt  X&ivß6ig,  Alezandros  und  üerakleides  den  GemeUus. 

Die  Klägerin  ist  peregrina;  der  Beklagte  hat  zwar  römische 
Nomenklatur,  doch  beweist  das  nichts  fttr  seine  civitas  R.  (s.  meine 
Bemerkimgen  Zeitschr.  Savignyst.  18,  59  f.)  Gegen  diese  spricht,  daß 
eine  V^erbindung  zwischen  einem  civis  R.  und  einer  peregrina  ohne 
conubium  bis  ins  3.  Jahrhundert  keine  Ehe  war,  sondern  als  concubi- 
natus,  contubemium  galt  (s.  S.  70  f.),  in  unserer  Urkunde  aber  von  Ehe 
die  Rede  ist,  die  nur  im  Hinblick  auf  den  Soldatenstand  des  GemeUus 
nichtig  ist  (I,  23ffi). 


4.  Gang  der  Verhandlang. 

Klagevortrag  (I,  18—21):  GemeUus  schuldet  mir  700  Drach- 
men laut  äiuyQa(p^  (rpaxe^rjg). 

Klage beantwortung:  Es  handelt  sich  nicht  um  ein  Darlehn,  sondern 
um  die  Mitgift  (Äpof^),  die  GemeUus  bei  Abschluß  seiner  Ehe  von 
X9-ivß6ig  erhalten  hat  (s.  S.  72)  und  die  diese  jetzt  (nach  Auflösung  der 
Verbindung)  zurückverlangt,  als  ob  sie  überhaupt  verheiratet  gewesen 
wäre.  Das  ist  aber  nicht  der  Fall;  denn  den  Soldaten  ist  die  Ehe 
verboten.  So  hat  sie  auch  keinen  Anspruch  auf  die  700  Drachmen 
(I,  22-11,  2).  ^ 

Die  nächsten  Zeilen  bis  U,  11  sind  leider  infolge  des  Verlustes 
eines  alexandrinischen  Fragments  auch  jetzt  noch  sehr  unklar.  Fol- 
gendes läßt  sich  vielleicht  dem  lückenhaften  Text  entnehmen: 
’OpfffToovgu  (I,  18)  wird  als  yxiTQo]nevi}ag  (II,  2)  des  Cassius  GemeUus 
bezeichnet.  Wir  können  wohl  nicht  an  einen  ^aCrgoxog  ätp^kixog 
tutor  impuberis,  einen  Altersvormimd,  denken  (wie  z.  B.  BGÜ  86, 
18  f.;  98,  8;  388  UI,  12  u.  sonst).  WahrscheinUcher  scheint  mir  die 
Annahme  eines  curator  absentis  (D.  42,  5,  22,  1).  GemeUus  ist  Soldat; 
wir  kennen  auch  sonst  Fälle,  wo  während  der  Abwesenheit  des  Sol- 
daten dessen  Vermögen  von  einem  solchen  curator  verwaltet  wurde. 
So  finden  wir  in  einer  xar’  olxiav  uTtoyQaipil  des  Jahres  175  (BGU  447, 
18  ff.)  vom  Hausvorstand  aufgeführt  Irjrö  d6eXg>ä  afvtjöv  tpQovri^o- 
vx’  ifiov  . . . etQ(aTiätij)  imd  lami  ci'XTjg  MavQsiravijg 
fv  itfpjm  T<fx(a)  qppovTi^ofi(evm)  vz'  dfiov.  Wir  müßten  danach  auch 
hier  qpportitftjj,’  erwarten;  doch  hat  schon  Mitteis  (Reichsrecht  155. 
217)  darauf  hingewiesen,  daß  alle  Orientalen,  so  auch  die  Ägypter, 
die  ünterscheidimg  zwischen  cura  und  tutela  nicht  so  genau  nehmen. 

Nach  Beendigung  der  cura  (die  vielleicht  mit  der  Auflösung  der 
Ehe  zusammenfäUt)  stattet  ’OpeffToov^i  dem  GemeUus  Rechenschaft  ab: 


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Paul  M.  Meyer;  Papyrus  Cattaoui 


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loyo&tttiv  (n,  3)  bedeutet  rationem  reposcere,  Xoyo^trrn  ist  der  zur 
Recknongsprüfung  bestellte  (Verso  111,  28;  IV,  4 usw.:  s.  S.  100); 

jrpög  uvt6v  kann  also  nur  heißen  „nachdem  er  zur 
Rechnungslegung  an  ihn  anfgefordert“.  Bei  Gelegenheit  dieses  Rechen- 
schaftsberichtes macht  nun  'OQtOxoovtpi  dem  Qemellus  Mitteilungen,  die 
sich  auf  das  Verhalten  der  X^ivßikg  beziehen.  Diese  Mitteilungen  sind 
nun  leider  nur  Ifickenhaft  erhalten;  t.  5/6  findet  sich  xepl  xpoixög, 
r.  6 xi\a\ztv&tt6a.  Dann  heißt  es  v.  8 ff.:  xa[l  T[jjg 

ivxaXoviittrtjv  [.  . .]  ftA[ijqp]6Wi  tijv  tot)  X6yov  rä^iv.  X&ivßöig  wird 
also  der  vtpaiQeaig,  der  Unterschlagung,  wohl  von  ihrem  eigenen  Vater, 
beschuldigt.*)  Es  hat  den  Anschein,  als  ob  sie  ihr  von  GemeUus 
— ich  wage  nicht  anzunehmen,  daß  II,  7 fieraXXov,  das  deutlich  zu 
lesen  ist,  verschrieben  ist  statt  ysucXXov  — anvertraute  Objekte  bei- 
seite geschafft  habe.  In  welcher  Beziehung  diese  Objekte  zu  der  nrpoi'l 
(II,  C)  stehen,  weiß  ich  nicht.  7/  roö  Xöyov  xä^ig  (v.  10)  bedeutet 
„Rechnungsaufstellnng''  (vgl.  X6yovg  rätsaeo&ai  BGU  136,  12;  s.  auch 
unser  Verso  IV,  2 ff.:  (uxddtoxev  . . . xotg  Xoyo^dxaig  xovg  Xöyovg  tüv 
xe  dqitiXoittvcav  ccvxä  xfipaXadmv),  vielleicht  auch  ,4nventarverzeichnis“ 
der  anvertrauten  Objekte  (wie  BGU  136,  12  f.:  ypaqpiji/  |rü»'  xuxcc]- 
XcKpd'tvxav,  CPR  I n.  18,  33  ff.)  Als  Verbum  wird  ein  der  ixpaCgiOig 
entsprechendes  verlangt,  etwa  [vx]iiXtj<ptvai  =•  subtraxisse,  surripuisse; 
also:  „der  v<puC(fsOig  beschuldigt,  schafft  sie  die  Rechnungsaufstellung, 
das  Inventarverzeichnis,  beiseite.“ 

Dem  Klageantrag  der  X9ivß6ig  tritt  also  GemeUus  seinerseits  mit 
einem  Klageanspruch  entgegen;  die  Berechtigung  des  ersteren  bestreitet 
er,  beschuldigt  andererseits  die  Klägerin  der  vgiai^fOig.  Sein  petitum 
geht  dahin  (v.  10):  ifia&at  ou[i']  ci  vqisiXaxo  dxavayxaa’&fjpai 
(»Jodovra«.  Nicht  er,  sondern  X^ipßoig  habe  ihrerseits  ihm,  was  sie 
ihm  unterschlagen,  herauszugeben;  er  steUt  die  rei  vindicatio  an. 

Replik  (11,  12 — 18):  X9tvß6ig  hat  dem  GemeUus  nichts  unter- 
schlagen (II,  13:  fiTjdlv  itiv  v<prjQije&ai  xov  rifisXXov^  — mit 

dieser  einfachen  Ableugnung  begnügt  sich  der  Anwalt;  iler  Xöyog  xt/g 
vq>atpia6a>g  steht  eben  nicht  zur  Verhandlung  (vgl.  P.  Oxy.  II  237 
VII,  16)  — ; was  die  700  Drachmen  betrifft,  so  schuldet  ihr  GemeUus 
dieselben  nicht  als  „Ehemann“’)  kraft  Dotal Vertrages,  sondern  laut 
zweier  Banknrkunden  über  Darlehen.  Die  erste  lautet  auf  260,  die 
zweite  auf  440  Drachmen. 


1)  //xalov/idt^p  ist  passivisch  gebraucht;  iyxaXiit’  ncfl  tivos  s.  Schol. 
Aristoph.  Vesp.  756  u.  sonst. 

2)  n,  17  ist  wolil  statt  meines  Vorschlages  oiji  tii[;  ^rpoixu]  4^^'  ‘ss'  ösö- 
Ufiop  besser  mit  WUcken  zu  ergänzen  oyj  ü[$  ärde"!  4^^.' 


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78 


I.  AufB&Ue 


Sententia  des  (II,  20— III,  4):  Nachdem  die  beiden 

Bankurkimden  verlesen  (II,  18  f.),  entscheidet  der  dpjtdtxccnrifg:  Den 
Soldaten  ist  verboten  Frauen  zu  nehmen.  (Daher  können  sie  auch 
keine  Dotal vertrage  schließen:  das  wird  ungefähr  in  der  LUcke  v.  21  f. 
gestanden  haben.)  Die  2.  SiayQatpi/^  enthält  nun  aber  nichts,  was  auf 
einen  solchen  Dotal  vertrag  schließen  läßt;  die  400  Drachmen  sind 
also  von  Gemellus  der  Klägerin  zurQckzuerstatten.')  Was  jedoch  die 
1.  öiaygatpr^  betrifft ‘),  so  kann  X9ivß6i$  mit  den  260  Drachmen  nicht 
obsiegen,  da  ihre  Hingabe  auf  einem  Dutalvertrag  beruht  (III,  3 f.: 
[;rJ(>oo(X()g  dtxaict  xovt&v  i%ove<bv). 

Neues  petitum  des  Verurteilten  (UI,  4 — 6):  Duch  das  Urteil  ist 
meine  Klage  gegen  X9ivß6ig  wegen  Unterschlagung  nicht  konsumiert. 
Ich  beantrage  salvam  mihi  manere  haue  actionem.  Das  entspricht  den 
Grundsätzen  des  Prozesses;  die  res  iudicata  bezieht  sich  nur  auf  das, 
was  wirklich  iiu  Urteil  ausgesprochen  ist;  eine  vom  Beklt^^n  im  Laufe 
der  Verhandlung  geltend  gemachte  Gegenforderung,  die  das  Urteil  nicht 
berücksichtigt,  wird  nicht  konsumiert  (D.  16,  2,  7,  1:  si  rationem 
compensationis  iudex  non  habuerit,  salva  manet  petitio:  nec  enim  rei 
iudicatae  exceptio  obici  potest;  vgl  auch  D.  3,  5,  7,  2;  27,  4,  1,  4; 
13,  6,  18,  4). 

Dementsprechend  erfolgt  auch  der  Bescheid  des  a^x^dixuanjs 
(lU,  0 — 10):  „Hast  Du  einleuchtende  Beweise  vorzubringen  (ivu^yetg*) 
«3Tod[ft|Sftg),  so  will  ich  Dir  sogleich  Gehör  geben.“ 

Damit  schließt  die  uns  vorliegende  Abschrift  des  Protokolls. 

4.  Protokoll:  UI,  11 — 22. 

Entscheidung  des  praef.  Aeg.  M.  Rutilius  Lupus  vom  24.  Okto- 
ber 114. 

Longiuus  . . . Veteran  (v.  12:  taxQc^tBvö^ai)  der  cohors  1. 
Thebaeorum  (equitata)^),  der  schon  vor  seiner  missio  im  Besitz  der 

1)  U,  26  ergänzen  GrenfeU-Hunt  i[notpalvio  r^fieUovj,  mir  würde  besser 
gefallen  etwa  d[xölot>9o>'  r*.]  oder  i[vdiyxri  F.J. 

2)  (ircnfell-Hant  vermerken  den  Schreibfehler  III,  ätvrigav  statt  Tifwrtir. 

Sie  schlagen  III,  1/2  ergänzend  vor:  90«  di [dxai] roß«» , was  ja  paläo- 

graphisch  ausgezeichnet  paßt;  nur  will  mir  der  Plural  nicht  gefallen;  verlangt 
wird  ein  Wort  wie  6<piiltTca. 

3)  Vgl.  BGU  428,  4:  iv]aQyäv  irKX[rj\luirav. 

4)  Die  cohors  I.  Thebaeorum  eriuitata,  der  auch  der  Soldat  des  6.  Protokolls 
angehört  (IV,  11),  hat  im  Jahre  98  ihr  Standquartier  in  Sj  ene  (CIL  III,  14147  •);  auch 
in  Talmis  in  Nubien  fiuden  sich  Inschriften  von  Angehörigen  derselben;  s.  Cicborius 
bei  Pauly-Wissowa  IV,  334  f.  111, 13/14  inb  A.covi){90vj  bezieht  sich  wohl  auf  den 
decurio  der  tunna,  luiter  dem  Lunginus  gedient. 


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Paul  M.  Meyer:  Papyrus  Cattaoui 


79 


civitas  R.  war*),  erklärt  während  seiner  Dienstzeit  in  ehelicher  Ver- 
bindung mit  einer  civis  R.  gelebt  zu  haben  (v.  14:  evvaxtjxivai).*) 
Die  aus  dieser  Verbindung  entsprossenen  beiden  Söhne’)  beantragt  er 
(als  eheliche)  zu  bestätigen  (v.  17 : c|ior  i:ttx(fi&ijvai.).^) 

Longinus  Terlangt  rechtliche  Anerkennung  seiner  Söhne  als  legi- 
timi.  Zur  Entscheidung  dieses  Antrages  ist  aber  notwendig  die  Fest- 
steUnng  der  Tatsache,  ob  die  Voraussetzungen  für  die  Legitimität  vor- 
handen sind.  Das  petitnm  läuft  also  auf  ein  praeiudicium  hinaus. 
Praeiudicia  sind  Klagen,  „welche  lediglich  den  Zweck  haben,  eine 
rechtlich  erhebliche  Tatsache  zu  emiittelu  und  zu  künftigem  Gebrauche 
festzustellen“  (Keller -Wach,  Römischer  Zivilprozeß  189).  In  unserem 
Fall  handelt  es  sich  um  die  Frage:  stammen  die  Kinder  aus  einem 
iustum  matrimonium,  ist  Longinus  ihr  pater  legitimus. 

Es  liegt  nun  aber  die  Verbindung  eines  miles  civis  R.  und  einer 
civis  Romana  vor;  diese  hat  infolge  des  Disziplinarverbotes  nicht 
den  Charakter  eines  matrimonium  iustum,  wird  vielmehr  nur  als 
(legitimer)  Konkubinat  betrachtet,  nach  der  Dienstzeit  aber  in  voll- 
gültige Ehe,  jedoch  ohne  rückwirkende  Kraft,  verwandelt  (Konkubinat 
108  ff.)  Die  dem  Antrag  zu  Grunde  liegende  rechtliche  Tatsache  ist 
also  nicht  vorhanden.  Dementsprochend  lehnt  auch  Lupus  nach  Be- 
ratung mit  seinen  adsessores’)  den  Antrag  ab  (v.  21  f.):  i/dpipov  di 
xatfQcc  avt&v  xoielv  ov  äyvoiia[t]  (sic). 


1)  Darauf  weist  die  ausdrückliche  Bezeichnung  'Pufuic[fJov  (v.  12)  6vra 

hin;  vgl.  BGU  747  I,  7 ff.:  roiV  Ip  rol«  dtjuoaiatg  jgfiait  tolö  rjopoii  ovai 'i’oifia/oi; 
xui  l4Xr[£«]>’dp{S<Fi  *«[1]  xdX[a\i  ffreariiürai;.  Die  Veteranen,  die  erst  bei  ihrer 
nÜBsio  die  civitas  erhalten,  werden  also  nicht  unter  den  cives  K.  einbegriffen. 

2)  Über  uvvoixdv  8.  S.  70. 

3)  Der  eine  derselben  Lon^nus  Apollinaris  ist  Tielleicht,  wie  Grenfell-Hunt 
bemerken^  identisch  mit  dem  Verso  HI,  17  genannten. 

4)  über  ini-nglvtiv  in  seiner  allgemeinen  Bedeutung  « rechtliche 

Bestätigung  einer  schon  vorhandenen  Tatsache , probare,  confirmarc  s.  Fiebiger, 
Leipziger  Studien  15^  422;  Paul  M.  Meyer,  Zeitschr.  Savignyst.  18,  60;  Heerwesen 
126,  475;  Orenfell-Hunt,  P.  Oxy.  II  p.  217  tf. ; Wessely,  Wiener  Sitzungsber.  142,  9. 

6)  V.  18:  IfxX^cag  {isra  xäv  pofu%&v  eljt£v.  Vgl.  CPK  I n.  18,  23  f:  avv- 
taXi^cig  s.  auch  col.  IV,  12  unseres  Recto: 

fiträ  T&v  (piX<ov.  über  die  Bedeutung  von  vo^ixog  » adses.sor,  rechtskundiger 
Beisitzer  (consiliarius),  s.  Mommaen,  ROm.  Staatsr.  11^,  245 ; Hitzig,  Die  Assessoren 
der  römischen  Magistrate  und  Richter  (München  1893).  Vgl.  außerdem  CPR  I, 
18,  6;  BGU  388  passim;  P.  Oxy.  II,  237  paasim;  P.  Paria.  69  III,  8;  8.  auch 
BGU  288,  14  If.  Diese  Zeitschr.  II,  440  n.  49  ist  nicht  [aviinceg6vx<ov]  zu  ergänzen, 
sondern  etwa  [iyxaXovPXiov]  Uoxafuovog  xal  cvv  u^t&v  [dia  .... 

YifuiifUKXtl  xo>po/9<rfi{ftaTfia$|.  ~ Ol  vo^tnoi  und  oi  tpilot  sind  identisch  (coniites  » 
cohors  amicorum).  Col.  IV,  19  heißt  es  ßovXtvadfievog  avv  xolg  «a9o[v]fft:  er  berät 


y 


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80 


I.  AnfsiUzC 


Der  Präfekt  beschränkt  sich  aber  nicht  auf  diesen  negativen  Be- 
scheid;  er  fixiert  auch  positiv  das  zwischen  Vater  und  Sohn  bestehende 
Rechtsverhältnis,  ebenso  wie  im  5.  Protokoll.  Wie  col.  IV,  13  ff.,  wo 
sich  gegonüberstehen  ovx  dävruTO  ....  ffTpuTfvöfitvog  vöftiitov  vCov 
ilHV  und  xXrjQovö/iov  di  avrbv  (vgl.  IV,  9: 

xXtjpovöfiov  yäp  avibv  räv  löiav  uxoXtXoixivai),  so  wird  auch  hier 
ein  gleicher  Gegensatz  verlangt.  Ich  schlage  daher  zur  Ei^nzung  von 
V.  20  f.  vor  zu  lesen:  [jilv  xXrjQov6]{iovg  xcexaXtlxHv,  vbiufutv 

di  cet.  „Wenn  Du  auch  nicht  pater  legitimus  bist,  so  kannst  Du  sie 
doch  als  pater  naturalis  testamentarisch  zu  Erben  einsetzen,  wie 
jeden  extraneus,  der  im  Besitz  der  civitas  R.  ist.  Denn  da  die  Mutter 
civis  R.  ist,  so  sind  auch  die  Kinder  cives  R.  (im  Gegensatz  zum 
griechisch-alexandrinischen  Recht:  s.  col.  V,  6 ff.;  S.  85)“.  Das  ist  der 
Sinn  der  Entscheidung  des  Lupus.  Dementsprechend  möchte  ich  Vor- 
schlägen, den  ganzen  Pa.ssus  der  sententia  des  Präfekten  folgendermaßen 
zu  ergänzen  und  zu  lesen  (v.  19 ff.): 

[«o]XlTui  g[  xatdig  <^slaivy  £)g  ix  'Paftalag 
[yeycvtj(ii]voi,  ab  (1.  aol)  abrovg  xal  (vielleicht  statt  il) 
d[^]lfi[g]  s^effTi 

[filv  xlijpordJ/iovg  xaraXtixstv,  vöfuftov 
di  x^ziga  ttvrüv  xoieCv  ov  (sic). 

5.  Protokoll:  IV,  1 — 15. 

Entscheidung  des  praef.  Aeg.  M.  Rutilius  Lupus  vom  4.  Juni  115. 

’löldmgog,  ein  civis  Alexandrinus  {aozä  v.  4),  der  mit  Apd>rtg, 
einer  civis  Alexandrina  (affzrjv  v.  3)  zusammenlebt  (ffvpeXtjXt^ivai  v.  3), 
tritt  als  Soldat  in  die  cohors  I.  Thebaeorum  (equitata)  (s.  S.  78  A.  4) 
ein,  erhält  den  Namen  Julius  Martialis  (od.  Martianus).  Während  der 
Dienstzeit  wird  der  AptSrig  von  ihm  ein  Sohn,  &föd(opog,  geboren.') 
’laidagog  stirbt  als  Soldat;  in  seinem  Testament  setzt  er  Sfödtogog 
zum  Universalerben  ein  (v.  8f.). 

Petitum  der  Xgäzig  (v.  G — 10):  Sie  beantragt  die  Erbschafts- 

steuer des  0c(idopog,  wenn  es  bisher  verabsäumt  sein  sollte,  (von  der 
Liste  der  Erbschaftssteuerzahler)  abzusetzen  (v.  7 : dxapxrjv  av[r]oü  dxo- 
TiffjJvKi).  Ihre  Argumentation  ist  folgendermaßen:  ’laidaQog  hat  ©fd- 
dagog  in  seinem  Testament  als  Universalerben  eingesetzt;  folglich  ist 


mit  den  Anwesenden;  das  s)>richt  dafür,  daS  die  Verhandlung  nicht  in  Alexandria, 
sondern  auf  dem  conventns  stattfindet. 

I)  Dafür,  daß  das  wülirend  der  Dienstzeit  geborene  Kind  schon  vor  dem 
Diensteintritt  des  Vaters  konzipiert  ist,  liegt  kein  Anhaltspunkt  vor. 


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Paul  M.  Meyer:  Papyrus  Cattaoui 


81 


dieser  der  Sohn  (und  zwar  der  legitimus  filius:  s,  v.  14)  desselben. 
Er  ist  also  als  solcher  von  der  Zahlung  der  Erbschaftssteuer  befreit. 

Urteilsspruch  des  Lupus  (v.  12 — lo):  Nach  Verlesung  des  Testa- 
mentes und  Beratung  mit  den  Beisitzern  (s.  S.  79  An.  5)  entscheidet 
der  Präfekt:  SsöömQog  ist  rechtmäßig  als  Erbe  von  'loidcoQog 

(Martialis)  eingesetzt.  Daraus  folgt  aber  durchaus  nicht,  daß  dieser 
sein  legitimer  Vater  ist;  als  Soldat  konnte  er  gar  keinen  legitimen 
Sohn  haben.  (Folglich  ist  &e6ä<oQog  auch  nicht  von  der  Erbschafts- 
steuer befreit.) 


Die  Beohtsfrage. 

Gnuidlage  des  Falles  ist  das  Soldatentestamont  des  Julius  Mar- 
tialis (’/tftdtopog).  ’/ffi'dfljpog  war  vor  seinem  Diensteintritt  civis  Ale- 
xandrinus;  nach  seiner  Ausmusterung  in  die  Kohorte*)  erhält  er  den 
Namen  Julius  Martialis.  Wird  er  damit  zugleich  civis  R.?  Ich  habe 
diese  Frage  früher  in  verneinendem  Sinne  beantwortet,  neige  jetzt  aber 
dazu,  sie  zu  bejahen.  Daß  zwar  die  römische  Nomenklatur  nicht  be- 
weisend für  die  Civität  ist,  zeigt  das  3.  (s.  S.  76)  und  besonders  das 
6.  Protokoll  unseres  Recto  (V,  G ff.:  S.  83).  Gegen  die  römische 
Bürgerqualität  des  Martialis  kann  aber  nicht  ins  Feld  geführt  werden, 
daß  XQäiis  von  ’/ffidwpoj  als  äörög  spricht;  denn  hier  (v.  3 f)  ist  von 
den  Rechtsverhältnissen  vor  der  Dienstzeit  die  Rede.  Für  die  Civität 
spricht  die  Tatsache,  daß  im  4.  Protokoll,  das  ans  demselben  Kaiser- 
jahr wie  das  unserige  stammt,  uns  ein  Soldat  derselben  Kohorte  be- 
gegnet, der  schon  vor  seinem  Diensteintritt  civis  R.  war  (s.  S.  78  f.). 
Dagegen,  «laß  ’löCöagog  als  Soldat  civis  Alexandrinus  bleibt,  .spricht 
auch  die  Entscheidung  des  6.  Protokolls  (V,  G ff.),  wonach  der  un- 
eheliche Sohn  eines  Alexandriners  nicht  einmal  die  civitas  Alexandrina 
erhält  (s.  S.  85).  Vor  allem  aber  kommt  für  mich  in  Betracht,  daß 
XgäTig,  wenn  auch  ohne  Berechtigung,  für  ©fddtopog  Befreiung  von 
der  Erbschaftssteuer  in  Anspruch  nimmt.  Das  kann  sie  aber  nur  unter 
der  Voraussetzung,  daß  Julius  Martialis  als  civis  R.  testierte  und  ge- 
storben ist.  Denn  nach  römischem  Recht  besitzen  ol  Jiävv  xgoar/xovreg 
Töv  Tfiivrmvrbii'  in  bezug  auf  die  vicesima  hereditatum  ^TdAna 
(Dio  78,  9,  5 ed.  Boissevaiu;  vgl.  auch  Plin.  pauegyricus  c.  37  ff.)  Nach 
alexandrinischem  Recht  dagegen  sind  auch  die  filii  legitimi  in  bezug 

1)  Interesgant  istf  daß  ^on  ^ cohora  (s.  Wileken  in  dieser 

Zeitsebr.  U,  168  f.)  epricht,  während  das  ottizielle  anttgu  v.  11  gebraucht  wird 
(vgl.  auch  col.  V,  6 9 mit  V,  16);  Vulgärsprache  über- 

gegangen; 8.  P.  Lond.  I n.  178;  BGÜ  423;  Wileken,  Üstraka  II  n.  1014.  1476. 

Archir  f.  Pftpyratforichaog.  UI.  ].  6 


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82 


I.  Aufsätze 


auf  die  väterliche  Erbschaft  der  unterworfen.  Das  zeigt  P. 

Taur.  I col.  7,  8 flf.:  Danach  haben  unter  Euergetes  II.  xard  Tovg 
xoXirixovj  v6[iovg  xul  tu  tl>tjtp{<!fiaTU^)  die  Söhne  auch  bei  väterlicher 
Erbschaft  eine  äarapj;jj  zu  leisten.  Den  xoliuxol  vöfiot  steht  6 rfjg 
X<i>Qag  vöfiog  (s.  auch  P.  Teb.  5,  217.  220)  gegenüber:  ;r<iA(s  ist 

Alexandria  im  Gegensatz  zur  x^Q^/  Agjrpten.  Ol  jtohzixol  voaoi 
repiiisentieren  also  das  alexandrinisch-griechische  Recht  (daher  das 
städtische)  gegenüber  dem  ägyptischen.  Es  ist  in  römischer  Zeit  das 
spezielle  Recht  der  cives  Alexandrini  im  Gegensatz  zum  AiyvxxCav 
vdpog  (s.  z.  B.  P.  Oxy.  II  n.  237  VII,  33)  = inixcoQiog  vojiog  (P.  Oxy,  II 
n.  237  VIII,  34);  zu  diesen  beiden  Kategorien  tritt  als  3.  das  römische 
Recht,  charakteristischerweise  bezeichnet  als  tu  tCjv  'Pufuuav  eOvj. 
Nach  alexandrinischem  Recht  gibt  es  also  Oberhaupt  keine  Befreiung 
von  der  Erbschaftssteuer:  wie  in  ptolemäischer,  so  sicher  auch  in 
römischer  Zeit.  Beantragt  also  Xgatig  jetzt  Befreiung  ihres  Sohnes 
als  Erben  des  Martialis  von  der  Erbschaftssteuer,  so  muß  sie  das 
römische  Recht  im  Auge  haben  (das  zwar  auf  ihren  Fall  gar  keine 
Anwendung  findet), 

ist  also  geboren  als  unehelicher  Sohn  eines  miles 
civis  R.  und  einer  civis  Alexandrina:  er  ist  peregrinus.  Trotzdem 
erklärt  der  praef  Aeg.  die  testamentarische  Erbeinsetzung  desselben 
für  vollkommen  rechtmäßig.  Sie  entspricht  den  Bestimmungen  der 
römischen  Kaiser  hinsichtlich  der  libera  testamentifactio  der  Soldaten. 
Diese  ist  erschöpfend  geregelt  durch  Mandate  des  Nerva  und  Trajan 
(D.  29,  1,  1).  Die  Testierfreiheit  bezieht  sich  nicht  nur  auf  die  Form, 
sondern  auch  auf  den  Inhalt  des  Testamentes.  Bei  Gaius  (U,  110  etl, 
Seckel-Küblor)  im  Abschnitt  de  testamcntis  militum  heißt  es:  praeterea 
permissum  est  Lis  et  peregrinos  et  Latinos  instituere  heredes  vel  iis 
legare,  cum  aRoquiu  peregrini  quidem  ratione  civili  prohibeantur*) 
capere  hereditatem  legataque  ....  Ganz  allgemein  heißt  es  in  einer 
Verordnung  des  CaracaUa  (C.  Just.  6,  21,  5:  a.  224):  inter  cetera  quae 
railitibuB  concessa  sunt  liberum  arbitrium,  quibus  velint  relinquendi 
supremis  suis  concessum  est  ... 

Aus  der  Einsetzung  des  als  xitjpovöftog  des  miles  Julius 

Martialis  geht  also  an  und  für  sich  durchaus  nicht  hervor,  daß  jener 

1)  über  die  Hedcutung  von  s-  Wilckcn,  Ostr.  I,  345  f. ; P.  M.  Meyer, 

ZeiUchr.  Savignyat.  18,  68  f.  Der  Ausdruck  dnoez'i  Munde  einer  Alexandrineriu 
ist  allgemein  zu  fassen,  kann  sieb  auch  auf  die  vicesima  hereditatum  beziehen. 

2)  Vgl.  I*.  Amb.  II,  43,  12  (173  vor  Chr.);  P.  Paris.  62  I,  6. 

3)  Über  die  Testierbeschräukung  der  patres  cives  H.  gegenüber  ihren  liberi 
peregrini  bis  auf  Pius  s.  Pausan.  8,  43,  6. 


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Paul  M.  Meyer:  Papyrus  Cattaoui 


83 


desselben  ist,  sei  es  legitimer,  sei  es  illegitimer.  Martialis  kann 
in  seinem  Soldatentestament  einsetzen,  wen  er  wiU.  6fdda}(>os'  ist  pere- 
grinus,  filins  natnralis  und  extranens  des  Martialis:  daher  kann  von 
Befreiung  von  der  Erbschaftssteuer  nicht  die  Rede  sein. 

6.  Protokoll:  IV,  16 — V,  26. 

Enderkenntnis  des  praef.  Aeg.  Valerius  Eudaimon  (s.  S.  67  A.  2) 
vom  26.  August  142. 

Nur  dieses  liegt  vor,  läßt  uns  aber  die  Vorgeschichte  und  den 
Verlauf  des  Prozesses  im  großen  und  ganzen  klar  erkennen,  üctavius 
Valens,  der  noch  jetzt  aktiver  milos  cohortis')  ist,  ein  civis  Alexandrinus 
(V,  6 ff.),  hat  während  seiner  Dienstzeit  aus  der  Verbindung  mit  Cassia 
Secunda  3 Knaben  (V,  12  ff.)  erhalten.  Nur  auf  den  ältesten  derselben 
bezieht  sich  sein  petitum  (V,  2.  8),  das  wohl  darauf  hinausläuft 
ßüxör  cleax^^vai  ilg  ri)v  tioXirciav  rrjv  ’j^if^avdQeiov  (vgl.  V,  10  f ). 
Auf  die  Eingabe  des  Valens  und  den  ihm  darauf  zngegangenen  Margiual- 
bescheid  (vjtoyQatpij,  subscriptio  ) des  praef  Aeg.  wird  V,  19  ff.  von 
ihm  Bezug  genommen.  Es  läßt  sich  vielleicht  aus  dem  Wortlaut  ent- 
nehmen, daß  die  Verhandlung  nicht  in  Alexandria,  sondern  auf  dem 
Konvent  in  der  %mQa  stattiindet  (s.  S.  84  An.  3).  Seine  ablehnende  Ent- 
scheidung (V,  4 — 11)  dehnt  der  Präfekt  zugleich  auf  die  beiden  jüngeren 
Knatjen  aus  (V^,  11—26).  Die  Verhandlung  erstreckt  sich  über  2 auf- 
einanderfolgende Tage. 

1.  Verhandlungstag:  Anwesend  ist  nur  der  Petent  Octavius  Valens.*) 
Die  Verhandlimg,  in  deren  Verlauf  Valens  u.  a.  erklärt,  daß  er  noch 
2 andere  Söhne  habe  (V,  11  ff.),  wird,  nachdem  eine  Entscheidung  des 
praef  Aeg.  C.  Avidius  Heliodorus,  des  Vorgängers  des  Eudaimon,  aus 
den  Protokollen  verlesen  und  der  Vertagungsgrund  bekannt  gegeben, 
um  einen  Tag  verschoben®):  Die  Kon-struktion  IV,  20— V,  2 (s.  Anm.  2) 

1)  Sein  jflngiiter  Sohn  ist  jetzt  geboren  (V,  14)  und  zwar  aieortDOfifcu  . . . 
ir  (V,  lf>  tf.). 

2)  Nur  so  kann  ich  die  Worte  IV,  21 — V,  2 erklären:  x«l  rijs  ahias 

dl’  rjr  ihtt(/{9er[o]  d^[l|r,i  yivojUviif  läflv  wfpl  d»i)yoefc[fi^cJa>»'  ngdyfiaTog  ivrv- 
Xovffat'  jrjv  firjx^Qav  rijv  roß  tovrov  » und  nachdem  der  Grund  der  Ver- 

tagung bekannt  gegeben  war,  nämlich,  „die  Mutter  des  Knaben  zu  sehen  und 
über  die  in  Betracht  kommende  Zuwiderhandlung  gegen  die  militärische  Disziplin 
zu  vernehmen.“  Sie  war  also  am  1.  Tage  nicht  anwesend,  soll  erst  vorgeladen 
worden.  Der  Schreiber  fügt  dem  nfgl  d:T7jyoefu[/*^i'lwy  (vgl.  P.  Fay.  106,  8)  ge- 
dankenlos noch  itfayiiaTog  hinzu. 

3)  IV,  18:  »pi  juüi  ; vgl.  P.  Oxy.  I,  86,  16:  [outo]s  dl  iilav 

i*  iii&s  P.  Fay.  133,  5:  [üJirtp^oO  Sl  ijiug&v  d[vo]  xai  rgi&v, 

BGÜ  19  I,  5:  vntgefyiiirfp  rö  vvr  jigUyiia  ..  aygi  ov  ygdifia;  P.  Oxy.  II,  237 
Vn,  33:  Tt]v  dixr)»  igflx;  P.  Oxy.  I,  41,  18  u.  sonst 


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84 


I.  Aufsätze 


schwebt  in  der  Luft.  Wahrscheinlich  ist  das  Hauptverbum  vom 
Schreiber  im  Hinblick  auf  dt’  i)v  vntQt&iro  ausgelassen.  Zu  vergleichen 
ist  BGU  613,  27  ff.;  ...  xal  diulaßai’  v^teQe'&rjxev  t[ö]  »päypa 
fx  Toö  äi’ayv(pe&iv[To]g  vxofivtjftarog  Moviauov.  ixtl  öl  etjficpot'  cet. 

2.  Verhandlimgstag:  Es  erscheinen  Octavius  Valens  mid  Cassia 

Secunda  (IV,  16  f.),  derentwegen  die  Verhandlung  am  vorhergehenden 
Tage  ausgesetzt  war.  Mit  ihrer  Vemehmimg  xspl  d]ttjyopev[fiiv]ay 
sipcly/iaTog  (s.  S.  83  A.  2)  beschäftigt  sich  der  Präfekt  (V,  3:  xal 
atjficpov  ivTvxejp  roig  lg  rovro  *)  xpäyfuxaiv).  Dann 

fäUt  er  nach  Beratung  mit  den  anwesenden  adsessores  (s.  S.  79  A.  5) 
das  Urteil  (V,  4:  ßtßatö  ö vxsXä(i[ßa]vov). 

Das  Urteil  geht  dahin;  Da  1)  die  während  der  Dienstzeit  ge- 
borenen Kinder  aller  Soldaten  des  Landheeres,  sowohl  der  legio  (rd^ig) 
als  der  cohors  (öxeiga)  als  der  ala  {ttXrf),  unehelich  sind  (V,  4 — 6), 
2)  der  uneheliche  Sohn  eines  civis  Alexandrinus  die  civitas  Alexandrina 
nicht  erlangen  kann  (V,  6 — 8),  so  ist  der  dem  Octavius  Valens  während 
seiner  Dienstzeit  in  der  Kohorte  geborene  Sohn  ö&vtog  avrov,  ^evog, 
durch  kein  vinculura  civitatis  oder  familiae  mit  ihm  verknüpft,  kann 
daher  nicht  in  die  Borgerlisten  von  Alexandria  eingetragen  werden 
(V,  8-11). 

An  dieses  Urteü  knüpfen  sich  noch  Fragen  des  Präfekten,  Ant- 
worten des  Soldaten  und  ein  definitiver  Urteilsspruch.  Diese  letztere 
Partie  der  Verhandlimg  ist  ira  Protokoll  ziemlich  wortgetreu  wieder- 
gegeben (V,  11 — 26); 

Eudaimon;  'Du  hast,  wie  Du  gestern  erklärtest,  noch  andere 
Söhne;  wie  alt  sind  sie,  wann  sind  sie  geboren?’  Valens;  'Der  eine 
ist  jetzt  geboren,  der  andere  aber  ist  älter.’  Eudaimon;  'Wo  dientest 
Du,  als  der  ältere  geboren  wurde?’  Valens;  'ln  der  Kohorte  wie 
auch  jetzt,  wo  der  jüngste  geboren.’  Eudaimon;  'Auch  diese  beiden 
sind  in  derselben  rechtlichen  Lage*)  wie  der  älteste.  Es  gibt  eben 
Bestimmungen,  die  man  nicht  übertreten  darf  (v.  19;  tina  axapäßard 
iaTiv)’.  Valens;  'Vor  kurzem  hast  Du  selbst  auf  meine  Eingabe  mir 
durch  subscriptio  den  Bescheid  gegeben,  falls  ich  abwesend  sein  sollte, 
würde  mir  durch  einen  Stellvertreter  mein  Recht  werden.  Was  haben 
die  Kinder  verbrochen?’  (V,  19 — 21;  aptt,  iuv  yBvijTaC  öcxoötj(Utv^, 

1)  Vgl.  P.  Paria.  69  I,  6.  Off.  13  ff.  IV,  16  ff.:  roig  dtaiplgovat 
B.  Wilcken,  Pbilologns  53,  88. 

2)  Tcjis  bedentet  hier  condicio;  V,  6 legio;  II,  10  l6yov  rä^ig  ratio,  in- 
ventariom. 

3)  änodtjueiv  ist  der  Uegensatz  von  Mriyiii'  (s.  bcB.  die  Ehekontrakte);  vgl. 

BGU  614,  19  f;  iicc  T/jv  ergariiuv  yov  (_oiy  (sic)  ilg  roif  T(i«o[t;s] 


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Pani  M.  Meyer:  Papyrus  Tattaoui 


85 


<sv  ocvTog  ft[ot]  vaoyQÜilins  (sic)  *)  di  i^iitgöxov  wioXaßetv  (is  rä 
d(x[ai]a.  TC  7]dlxtj6uv  oi  xaiäcgj) 

Darauf  faßt  Eudaimon  sein  Schlußurteil  zusammen:  Alle  3 Söhne 
des  Valens  können  die  civitas  Alexandrina  nicht  erlangen. 

Die  Beohtsfrage. 

Die  Entscheidung  des  praef  Aeg,  basiert  also  auf  dem  Grundsatz: 
Kein  uneheliches  Kind  eines  civis  Alexandrinus  kann  civis  Alexandrinus 
werden.  Maßgebend  ist  allein  die  Illegitimität;  der  status  der  Mutter 
— ob  sie  Alexandrinerin  ist  oder  nicht  — kommt  gar  nicht  in  Be- 
tracht: das  uneheliche  Kind  ist  dOriog  (dOi/rrog),  steht  außerhalb  des 
Bürgerverbandes.  Das  ist  nicht  etwa  eine  nur  dem  alexandrinischen 
Recht  eigentümliche  Bestimmung.  Die  Ausschließung  der  Bastarde 
aus  dem  Bürgerverbande  finden  wir  auch  sonst  im  griechischen  Recht. 
IlttlXaxij  (concubina)  — und  das  ist  die  Soldatenfrau  während  der 
Dienstzeit  — und  vöfi'oi  und  sind  oftmals  gleichgestellt. 

So  berichtet  Herodot  (1,  173)  von  den  Lykiem,  daß  dort  die  Kinder 
eines  Bürgers  und  einer  JtVi;  ^ xaXi.uxtl  nicht  Bürger  sind  (ijr  df  ttvi)g 
äazug  xal  ö «güTog  avzäv  yvvalxa  ^livrjv  ij  xailaxijv  Tc: 

Tixva  yt'vetai).  Allgemein  formuliert  diesen  Satz  Aristoteles  {Iloh- 
Tixd  3,  5 p.  1278a  Susemihl).  Nach  ihm  genügt  es  zur  Erlangung 
des  Bürgerrechtes  in  einigen  Städten,  daß  beide  Eltern  Bürger  sind, 
auch  I ö&ot  werden  Bürger.  In  manchen  geht  man  noch  weiter  und 
läßt  auch  Kinder  von  Nichtbürgerinnen  (|«Vot)  zum  Bürgerrecht  zu. 
Doch  betont  er  ausdrücklich,  daß  diese  Bestimmungen  nicht  als  nor- 
male zu  betrachten  sind,  vielmehr  meist  nur  in  Zeiten  der  Not  zur 
Anwendung  zu  kommen  pfiegen  aus  Mangel  an  Bürgern  (di  evdeiccv 
zStv  yvr/Cfiejv  xolircav).  Die  Entscheidung  unseres  Protokolls  entspricht 
also  den  Regeln  des  griechischen  Rechts,  so  auch  des  alexandrinischen, 
das  hier  vom  Präfekten  zur  Anwendung  gebracht  wird.  Griechisches 
und  römisches  Recht  stehen  sich  hier  scharf  gegenüber:  in  diesem  er- 
hält jedes  illegitime  Kind  von  parentes  cives  R.  das  römische  Bürger- 
recht, wie  das  ausdrücklich  das  4.  Protokoll  (col.  III,  19  ff.:  S 80  f) 
erklärt. 

Über  den  status  civitatis  der  Mutter  der  Kinder,  Cassia  Secunda, 

NaheliegenÜBte  ist  es,  die  evcntnellc  Abwesenheit  des  Valens  auf 
die  Zeit  der  IxtSriiiia  des  Präfekten  zura  ticdoyi<iit6s  (conventus)  im  Gau  zu  be- 
ziehen (s.  S.  83).  In  diesem  Fall  soll  er  durch  einen  Stellvertreter  (iMTeoxo,  hier 
ganz  allgemein  ohne  Beziehung  auf  einen  bestimmten  procurator)  später  Recht 
erhalten. 

1)  Statt  inoyfdijitis , das  wohl  verschrieben  ist,  ist  vxiyfaipat  zu  setzen. 


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36  I-  Aufsätze 

erfahren  wir  nichts.  Er  ist,  wie  schon  bemerkt,  für  die  Entscheidung 
auch  gleichgültig.  Zwei  Möglichkeiten  sind  natürlich  nur  vorhanden: 
Secnnda  ist  entweder  civis  Alexandrina  oder  civis  R.  In  beiden  Fällen 
würden  unter  normalen  Verhältnissen  die  Kinder  cives  Alexandrini; 
denn  die  lex  Minicia  (Gaius  1,  77;  Ulpian.  5,  8)  bestimmt,  daß  auch 
die  Kinder  eines  peregrinus  und  einer  civis  Romana  stets  peregrini 
werden  sollen.  Da  sie  mm  aber  infolge  der  mUitärischen  Disziplinar- 
bestimmungen  imehelich  sind,  können  sie  nach  olexandrinischem  Recht 
die  civitas  Alexandrina  nicht  erhalten.  So  sind  sie,  um  den  herodoti- 
schen  Ausdnick  zu  gebrauchen,  üri^oi,  von  der  Ausübung  der  politi- 
schen und  wohl  auch  sonstiger  Rechte  ausgeschlossen.  Wie  sich  die 
Disziplinarvergehen  der  Soldaten  in  bezug  auf  das  Dotalrecht  an  den 
Frauen  rächen,  so  hier  Ln  bezug  auf  die  bürgerlichen  Rechte  an  den 
Kindern.  Mit  Recht  ruft  Valens  aus:  t(  fjÖCxtjaav  ol  italäeg; 

7.  Protokoll:  col.  VI. 

Entscheidung  des  i'äiog  Aöyog  Claudius  Jidianus  (s.  S.  68  A.  1)  vom 
22.  November  136. 


A.  Der  Biebter. 

Zum  Verständnis  dieses  letzten  Protokolls  des  Recto  ist  es  not- 
wendig, die  Kompetenz  des  als  Richter  fungierenden  i’äiog  iöyog,  seine 
Stellung  innerhalb  der  ägyptischen  Fmanzverwaltung,  besonders  sein 
Verhältnis  zum  Fiskus,  zu  erörtern.  Ich  habe  über  diesen  Beamten  Ln 
der  Festschrift  für  Hirschfeld  S.  131  £f.,  bes.  148  ff.,  gehandelt.  Da 
ich  inzwischen  nach  nochmaliger  Prüfung  in  einigen  wichtigen  Punkten 
zu  anderen  Ergebnissen  gelangt  bin,  gebe  ich  hier  eine  Übersicht 
über  die  schwierige  Materie,  verweise  im  übrigen  auf  die  genannte 
Abhandlung. 

Die  gesamte  Finanzverwaltung  der  Ptolemäer  untersteht  dem 
äiotxtjTTjg  in  Alexandria;  es  gibt  nur  eine  Zentralkasse,  das  ßaoilixöv. 
Der  täiog  Xöyog  unter  dem  gleichnamigen  Vorsteher  bildet  nur  ein 
Ressort  der  äioixrjffig.  Die  Funktionen  des  ptolemäischen  i'äiog  iöyog 
entsprechen  der  Kompetenz,  die  ihm  Strabo  (17  p.  797,  12)  für  seine 
Zeit  vindiziert:  £jUog  ä’  darlv  6 nQoeayoQtvöfUvog  täiog  X6yog  og  töv 
ädffffltörtov  xal  töv  dg  KaCoagu  x(vcthv  äipsMvxav  (%erceaT^g  iotiv. 
Ihm  steht  die  i^traatg  über  das,  was  dem  ßaOiXtxöv  zufällt,  zu.  An 
ihn  sind  u.  a.  die  ngoaziiut,  die  multae,  zu  leisten;  deshalb  findet  P. 
Amh.  II,  31  (112  V.  Chr.)  die  Zahlung  tlg  rbv  täiov  Xäyov  xät>  ßaei- 
Xf'mv  statt.  BGU  992  (95  v.  Chr.)  wird  das  Erbstandsgeld  bei  Erb- 
pacht von  Domanialland  ßaeiXit  dg  rbv  iätov  Xöyov  geleistet.  Es  gibt 


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Paul  M.  Mpyer:  Papyrus  Cattaoui 


87 


kein  „Land  des  tdiog  löyog“,  wie  icli  in  der  Ilirsclifeld-Festschrift 
S.  133  f.  annahm.  In  den  obengenannten  Fällen,  wie  auch  in  den 
Aktenstücken  der  Kgl.  Bank  zu  Theben  I — IV,  handelt  es  sich  um  die 
königliche  Domäne  (Staatsdomäne),  um  Land  des  ßaeihxöv.  Das  zeigt 
BGü  992  I T.  6:  Das  Erbpachtland,  für  das  die  Ti/itj  an  den  i’äiog 

gezahlt  wird,  gehört  dem  ßatftlixöv  (ävHA^g>9ai  elg  tö  ßaOikixöv 
cet.;  8.  Hirschfeld-Festschr.  134).  Der  idiog  Xöyog  hat  also  mit  Pri rat- 
gut, Priratläiidereien  des  Königs  nichts  zu  tun;  auf  die  Einkünfte  aus 
diesen  weist  vielleicht  die  XQÖeoÖog  xcxoQitJfiivrj  unter  dem  ngoaräg 
(stQoOTtiTTjg)  r^g  x£x<oQiOficvtjg  ngooööov  (s.  P.  Teb.  Index  p.  612; 
Hirschfeld-Festschrift  132  A.  4). 

So  bleibt  es  auch  in  römischer  Zeit:  Der  iöiog  Adyog')  bildet  ein 
Ressort  der  Öioixrjöig,  eine  Unterabteilung  des  fiscus  {tpcaxog  — dtjuöaiov 
=■  xi’ptaxog  Xoyog:  VI,  17;  s.  Festschrift  139).  Er  nimmt  ebensowenig 
eine  selbständige  Stellung  ein  wie  die  übrigen  Ressorts  der  dio(xijOig, 
so  z.  B.  6 xfjg  vonuQxltt?  X6yog.  (Danach  ist  Festschrift  S.  137  f.  zn 
rektifizieren.)  Dem  vTCoxtlfisvov  t:iiOrQaTr,y{^,  xtofioyQaftitaTiia  usw. 
(s.  BGU  1 -f  337;  P.  Rainer  171;  vgl.  Wilcken,  Ostraka  I,  596  f.)  ent- 
spricht das  vaonlxxfiv  xä  ISia  X6y^  (s.  Festschrift  151.  153).  Jedes 
dieser  Ressorts  hat  die  Kontrolle  bestimmter  Steuern  imd  Staats- 
einkünfte. So  fallen  die  caduca,  bona  vacantia,  b.  damnatorum  und 
andere  Konfiskationen,  Strafgelder  an  und  imter  das  Ressort  des  iSiog 
Juyog.  Er  fungiert  nur  als  procurator  der  Fiskalverwaltung.  In  bezug 
auf  die  obengenannten  Kategorien  (xä  tig  KaiauQa  aCxxuv  6<peiXovxa) 
liegt  ihm  die  t^s'xaffig  ob.  Unter  diesem  Gesichtspunkt  sind  die  Pro- 
zesse aufzufassen,  in  denen  er  als  Richter  fungiert.  Meist  sind  es 
tJvxoq}avräSai  xaxr/yop(ai  (s.  Festschrift  150),  Delatorenprozesse;  ge- 
werbsmäßige Ankläger  (xaxijyoQoi:  s.  VI,  3,  avxo^ät'xai)  strengen  vor 
dem  Richterstuhl  des  i'dtog  Xöyog  Klagen  gegen  Personen  an,  die  sie 
bezichtigen,  Gut,  auf  das  der  Fiskus  einen  Anspruch  hat,  innezuhaben 
(s.  Festschrift  149  ff.).  Solche  Fälle  liegen  vor  in  dem  von  Wessely 
edierten  Wiener  Papyrus  (Festschrift  150  f)  und  in  unserem  Protokoll. 
Häufig  fungiert  als  Vertreter  des  fiscus,  der  die  Interessen  desselben 
vertritt,  der  xpoaoöoxoiog  (BGU  86H;  388);  ich  habe  ihn  (Festschrift 
1.53  f)  als  Vorgänger  des  awtjyogog  xov  fcpaxäxov  rafttiot)  ’/iXe^aväpsiag 

1)  Zu  der  von  mir  (HirBchfeld-Feetachrifl  1C2  f.)  gegebenen  Liste  ist  auf 
Grund  neu  hinzngekommenen  Materials  nachzutragen:  de  Ricci,  diese  Zeitschr.  II, 
440  n.  49:  [d»']Tii'e«qpoi'  üxopt'/jgctTicgüv  Mafxiov  Moi(li[ov  xpo»'  rrä?  !Si]ro  Xoym' 
L f 'ASfiaroi  Kaltaeo[s  xov  sjoptoe  #ei>0  x:  17.  September  120.  — Ebendort  430 
n.  5,  12  ist  die  Er^nznng  [fdijov  Xnya  ansgeschlossen;  schon  de  Ricci  hitlt  sie 
fdr  wenig  wahrscheinlich. 


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88 


I Aufslltzc 


xai  j4lyvxTov  charakterisiert.  Um  bona  vacantia  («de'tfjroT«)  handelt 
es  sich  BGU  868  (Festschrift  152  f.)  und  in  unserem  Protokoll,  um 
ÄpdtfTtftov  für  Bifank  in  jenem  Wiener  Papyrus  (s.  oben);  zweifelhaft 
ist  der  Fall  BGU  388  (Festschrift  153  f). 

Zu  den  d;  KaCeaga  iftmeiv  6<ptiXovzu  gehören  auch  die  res  sacrae 
(tb  sie  fallen  auch  unter  das  Ressort  des  tÖios  Idyog  (Fest- 

schrift 159  ff.)  Das  IxiaTttxiMv  CiQsmv,  der  qpo'pog  ß(Ofiäv,  das  eioxgi- 
■ux6v  gehören  zu  den  vxojiixTovta  rä  Idia  Xoym. 

Mit  dem  fäiog  Xöyog,  dem  Ressort  der  Fiskal  Verwaltung  (der 
6ioixrjaii.),  hat  aber  bis  auf  Septimius  Severus  nichts  zu  tun  der 
ovOtaxög  Aöj’og.  Auch  hier  sind  meine  Ausführungen  in  der  Fest- 
schrift S.  154  zu  rektifizieren.  Der  ovtSucxbg  Xöyog,  das  Privatgut,  die 
Privatdomäne  des  Kaisers  (tb  ovaiaxd,  zweifellos  dem  patrimonium 
entsprechend)  bildet  ein  besonderes  Ressort  (entsprechend  der  xfjrco- 
QtauH’ij),  das  nicht  der  dioixjjffig  untersteht.  An  der  Spitze  desselben 
steht  der  procurator  usiacus,  ein  Freigelassener  (Festschrift  S.  156). 

Seit  Severus  werden  aber  die  Funktionen  des  idiog  Adyog  erweitert; 
Er  wird  Bpj;(fpft’s  ’^Af^ardpfiag  xul  A(yv:ttov  ndatjg-,  der  procurator 
usiacus  (J*iTpü:rog  xmv  ovöiaxäv),  der  jetzt  dem  Ritterstande  angehört, 
wird  Stellvertreter  des  «pj;(fp£i5g  (Festschrift  157 — 162).  Damit  wird 
der  Vorsteher  des  oüö(«xög  Aöyog  Untergebener  des  Idioslogos,  also 
auch  sein  Ressort  Unterressort  des  fdiog  Xoyog.  Erst  jetzt  wird  der 
i'öiog  Adyog,  nachdem  er  das  ägyptische  patrimonium  aufgenommen, 
ein  selbständiges  Ressort,  gleichzeitig  mit  der  Schaffung  der  res 
privata  im  Reich.  Etwaige  Schlußfolgerungen  auf  die  Verhältnisse 
daselbst  aus  diesen  Ausführungen  zu  ziehen,  versage  ich  mir  hier. 

B.  Gang  der  Verhandlong. 

Die  V'^erhandlung  zerfällt  in  zwei  gesonderte  Teile: 

1)  eine  <fvxo<paifToiärjg  xarrjyopi'a  (s.  S.  87)  gegen  eine  Soldaten- 
frau: Vindikation  von  7 Sklaven  seitens  des  fiscus  (v.  3 — 18), 

2)  eine  fingierte  Depositalkl^e  dieser  Frau  (v.  18 — 23). 

1)  Die  evxog>uvTadTig  xariyyopfa. 

KazTjyoQovvteg  sind  ZktQiuiiav  und  ’AfioLöoio&g^)  (v.  3);  Beklagte 
Cornelia  (v.  4),  vertreten  durch  die  Anwälte  &sav  und  'SlQtüov 
(v.  6.  12). 


1)  Dieser  Name  begegnet  uns,  worauf  mich  Wilcken  aufmerksam  macht,  in 
einer  Inschrift  aus  Koptos  bei  de  Ricci,  diese  Zeitsebr.  II,  602  n.  104:  ’laiSi  rijv 
6’  öW#i)h‘  ’Atueoiaüs  ■ 


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Pani  M.  Meyer:  Papyrus  Cattaoui 


89 


Anklage:  Cornelia  befindet  sich  in  unrechtmäßigem  Besitz  von 
7 Sklaven;  sie  sind  ihr  von  lulius  Aciitianus,  der  (vgl. 

BGU  868,  12)  gestorben  ist,  während  ihrer  evvßCmaig  (s.  S.  70)  über- 
eignet worden  (xaTaygaqisvTtov^)  avriji;  v.  5)  (v.  4 — 6). 

Beantwortung:  Zwischen  Cornelia  und  Acutianus  hat  keine  gültige 
Ehe  bestanden,  da  ihre  Verbindung  während  der  Dienstzeit  des  A.  ab- 
geschlossen*) (v.  6 — 8).  Die  Sklaven  hat  Cornelia  gekauft.  Es  werden 
vom  1.  Anwalt  auf  dieselben  bezügliche  Urkunden  verlesen  (v.  9 — 11): 

a)  Kaufurkunde  vom  12.  Jahr  (128/129)  über  MovOa  (1)  nebst 
einem  Säugling*)  männlichen  Geschlechts  (2), 

b)  Eaufurkunde  vom  19.  Jahr  (135/13G)  über  ^dipvr)  (3), 

c)  Urkunden  über  die  Hausgeburt*)  von  2 nicht  benannten 
Sklaven*)  (4.  5). 

Weiter,  bemerkt  der  2.  Anwalt,  seien  noch  vorhanden  Severus  (6), 
ein  Säugling  von  MovOa,  und  ’EAiriötjipo^og  (7);  eine  Urkunde  über 
die  Hausgeburt  des  letzteren  existiere  aber  niebt,  es  sei  auch  nicht 
üblich  (?),  von  Knaben  solche  Urkunden  aufzusetzen  (s.  Anm.  4): 
V.  12—15. 

Urteilsspruch  des  Cätog  Aöyog:  Die  nach  der  Dienstzeit  des  Acu- 
tianus erworbene*)  Sklavin  und  das  Sklavenkind,  dessen  Hausgeburts- 


t)  Ülier  die  allffemeine  Bedeutung  von  xaraygdipfiv,  xctTa-/Qa<ptj  (pcracriptio 
mancipatio)  » anf  den  Namen  jemandea  etwas  umschreiben  und  übereignen  s. 
Gradenwitz,  Einf.  i.  d.  Papyrusk.  104. 

3)  V.  8;  ai'iißißlrixtt'ai.  J^viißcillttr  bedeutet  „in  Verbindung  mit  Jemandem 
treten“,  wie  zu  jedem  Vertrage  so  auch  zur  Ehe.  Vgl.  VI,  21:  rocro  tlrai  rd 
yafitxbv  avfißöXaiov^  zov^^y  ydg  ezQaxfVOH^i'Ovs  oerto 

3)  tnrorirfrixds:  v.  10;  08  cntepricht  dem  ö,  15  vxoziz9tog  v.  13,  ist  = vno- 
luilios  <iui  est  sub  mamilla;  s.  van  Herwerden,  Lexic.  gr.  suppl.  p.  860. 

4)  oixoyivtta  v.  11.  14.  15.  17.  Es  werden  entgegengesetzt  ö>vi}v  v.  10  und 
olxoytvtias  v.  11;  wie  jenes  Kauf  und  Kaufinstrumeut , so  bedeutet  dieses  die 
Hausgeburt  und  die  Urkunde  über  eine  solche  (die  Glossen  setzen  es  dominatus 
gleich).  Hausgeborene  Sklaven  (olxoyBvitg  = vemae)  worden  in  den  Urkunden 
ausdrücklich  als  solche  bezeichnet;  BGU  193,  12;  olxoyivkg  iovltxhv  lyyovov; 
P.  Oxy.  I,  48,  4:  JotUri  olxoytvijg  ix  doülije;  B.  im  Gegensatz  dazu  BGU  115  II,  13; 
[dof'l(öv)  goe]  Airijp  ävri9{vTa  mz’  fgoO  r<5  [.£•.•■  Boi  der  Geburt  scheint 
eine  Urkunde  anfgenommen  zu  sein,  die  als  Erwerbstitel  der  Sklaven  gilt;  nach 
v.  15  zu  schließen,  würde  dies  aber  nur  bei  Joüiloi  olxoyirflg  der  Kall  sein;  doch 
ist  darauf  nichts  zu  geben:  s.  v.  11.  Solche  Urkunden  sind  uns  nicht  bekannt. 

5)  Sie  werden  bezeichnet  als  ‘ßpenrö;  und  tvmgoqiog.  Sgtxz6g,  9ge7czij  ist 
synonym  mit  oixotga^tjg,  oixoTfitp,  oixoytvtjg;  Beispiele  s.  van  Herwerden  1.  1. 
p.  372;  dazu  P.  Oxy.  H,  298,  5.  46.;  s.  auch  Plin.  ep.  ad  Traian.  58. 

ist  = simul  nutritus,  contubemalis. 

6)  V.  16  ist  die  Ergänzung  /lezä  zrjv  y$vvri]9'iv  nicht  möglich. 

B.  S.  91  Anm  1. 


/• 


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90 


I.  Aufsätze 


schein  Cornelia  nicht  beigebracht  hat,  fallen  an  den  fiscus  (xvpiaxös 
idyog:  8.  S.  86fif.)  heim*),  die  übrigen  5 Sklaven  lasse  ich  der  Cornelia 
(v.  15-18). 

2)  Die  fingierte  Dotalklage. 

Petitum  der  Cornelia:  Ich  fordere  Rückgabe  eines  Talentes,  das 

Acutianus  von  mir  als  depositum  erhalten  hat,  wie  die  Urkunde,  die 
ich  verlese,  zeigt  (v.  18 — 20). 

Entgegnung  des  xaTt/yopog*):  Diese  Urkunde  repräsentiert  einen 
Ehevertrag;  denn  in  dieser  Form  pflegen  die  Soldaten  ihre  Ehe  ein- 
zugehen (v.  20—22). 

Bescheid  des  fjtos  Adyos’:  Ich  lehne  die  Darlehnsklage  (sic)  ab, 

da  sie  auf  einer  ungültigen  Ehe  basiert  (v.  22  f ). 

C.  Die  Beohtsgrundlagen  bei  der  avxoqjavTaätjs  xarr/yopia. 

Den  Schlüssel  zum  Verständnis  bildet  die  Behauptung  der  dela- 
tores  (v.  5):  xaTaygcc^iVTOJi'  ccvrfji  vnö  . . ’y/xotmeroü  äxitigovofttjrov 
iv  rä  TJ/g  avtißiäafag  *****^  *1*®  Entgegnung  der  Cornelia  (v.  7): 

yäfiov  v6y.iiiov  fit)  [y](yovtvtu  ....  xal  (ciuijad'ai,  endlich  die  Worte 
des  Richters  (v.  16):  tö  fisza  rrjv  «[TlpaTfi'lav  ....|d’tv  cet. 

Die  Verhandlung  spielt  im  20.  Jahr  des  Hadrian.  Acutianus  ist 
kurz  vorher  gestorben;  denn  noch  im  19.  Jahr  ist  zwischen  ihm  und 
Cornelia  ein  Rechtsgeschäft  abgeschlossen  (v.  11).  A.  war  Soldat,  ist 
erst  nach  seiner  Entlassung  (v.  16)  gestorben,  und  zwar  «xAT/poi'dp»;Tog, 
ohne  Hinterlassung  von  Intcstaterben  oder  eines  Testamentes.  Sein 
Nachlaß  fällt  also  als  ädtaxotov  0>onum  vacans)  an  den  Fiskus.  Für 
diesen  nehmen  die  delatores  die  7 Sklaven  in  Anspruch;  denn  „sie 
sind  der  Cornelia  während  der  Ehe  übereignet“  (v.  6).  Darauf  ent 
gegnet  Cornelia:  „zwischen  A.  als  Soldaten  und  mir  hat  gar  keine 
gültige  Ehe  bestanden;  denn  Soldatenehe  ist  Konkubinat“.  Die  In- 
anspruchnahme auch  der  Sklaven  als  bonum  vacans  gründet  sich  also 
darauf,  daß  nach  Ansicht  der  delatores  ein  Rechtsgeschäft  zu  stände 
gekommen  ist,  das  unter  Ehegatten  verboten  ist.  Cornelia  entkräftet 
dies  damit,  daß  es  sich  mu  Konkubinat  mit  einem  Soldaten  handelt. 
Das  Rechtsgeschäft  nun,  das  von  Ehegatten  abgeschlossen  nichtig  ist. 


1)  V.  17  ist  ein  praesens  oder  futurum  zu  erwarten;  ein  pcrfectum  ist  nicht 
am  Platze.  Also  am  besten  (ifrKl>]qpOrI«fJrBi : über  KraXafißüvitr  fis  ri  rapiffoc 
vgl.  Hirschfeld-Festschrifl  S.  134.  144.  Möglich  wäre  auch  arftffffjtot;  vgl.  Straho 
17,  737,  12;  doch  dafür  ist  die  Lücke  zu  groß. 

2)  Er  ist  nicht  identisch' mit  einem  der  xarriYoeoinnit,  den  delatores;  eher 
mit  dem  npoaodoxoid;;  s.  S.  87  f. 


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Paul  M,  Meyor:  Papjnia  Cattaoui 


91 


unter  im  Konkubinat  Lebenden  gültig,  ist  die  donatio  inter  vivos 
(D.  24,  1,  1.  2;  24,  1,  3,  1;  s.  Konkubinat  79). 

Doch  auch  nach  der  missio  hat  Cornelia,  die  an  sich  zur  Ehe 
qualifiziert  ist,  mit  Acutianus  weiter  gelebt;  ihr  Konkubinat  ver- 
wandelt sich  in  iustum  matrimonium  (Konkubinat  108);  jetzt  besteht 
also  das  Verbot  der  Schenkimg.  Das  im  19.  Jahr,  kurz  vor  dem  Tode 
des  Acutianus,  abgeschlossene  Rechtsgeschäft  hat  sicher  nach  der  missio 
stattgefunden. 

Nun  bezeichnet  aber  Cornelia  sowohl  die  Übereignung  des  19. 
als  die  des  12.  Jahres  als  ävtj,  präsentiert  Kaufurkunden.  Ich  glaube, 
hier  handelt  es  sich  um  fingierte  Kaufverträge  (eine  imaginaria  ven- 
ditio  ohne  Gegenleistung).  Die  beiden  Schenkungen  sind  mit  \^or- 
bedacht  in  die  Form  des  Kaufvertrags  gekleidet,  ebenso  wie  die 
yafuxa  avfißölauc  der  Soldaten  als  Deposital-  resp.  Darlehns -Verträge 
figurieren.  Cornelia  selbst  legt  ja  demselben  Richter  (v.  18  ff.)  einen 
solchen  verschleierten  Vertrag  vor. 

Nur  wenn  wir  donatio  annehmen,  ist  die  Entscheidung  des  idio^ 
Xöyog  in  unserem  Fall  verständlich.*)  Ergänzen  wir  yevvtj]^ev,  so  ist 
sie  unklar;  denn  warum  soUte  gerade  das  nach  der  Dienstzeit  ge- 
borene Sklavenkind  an  den  Fiskus  fallen?  Bei  der  donatio  ist  aber 
die  Scheidung  in  Schenkungen  an  die  Konkubine  (während  der 
Dienstzeit)  und  an  die  uxor  (nach  der  Dienstzeit)  notwendig:  Erstere 
sind  gültig,  letztere  nicht.  Der  Richter  geht  also  davon  aus,  daß 
jedes  während  der  Dienstzeit  des  Acutianus  zwischen  ihm  und 
Cornelia  abgeschlossene  Reehtsgeschäft  (außer  der  Bestellung  einer  Dos) 
gültig  sei.  Dementsprechend  beläßt  er  Moi’Oa,  die  im  12.  Jahre  des 
Hadrian  erworben,  und  ihre  4 Kinder  (nur  von  ihr  können  die  v.  11 
genannten  stammen,  da  ^äcpvrj  erst  im  19.  Jahre  erworben)  der  Cornelia. 
Für  die  Zeit  nach  der  Dienstzeit  schließt  er  sich  den  delatores  an, 
donatio  inter  virum  et  uxorem  ist  nichtig:  deshalb  fällt  Jatpv>}  an  den 
fiscus. 


B.  Verso. 

Während  der  Beginn  der  1.  Kolumne  des  Recto  fehlt,  ist  das 
V'^erso  nach  Grenfell-Hunt  im  Anfang  vollständig,  obwohl  eine  eigent- 

1)  V.  16  f. : tA  (Wtk  rij»'  «[r]pBTtt(«r  (oder  auch  j;«eKi]0(v  — auf 

diesen  terminns  technicue  für  Schenkunfj  [s.  P.  Grenf.  II,  68.  70j  verweist  mich 

Wileken  — ] irStttTioSov  {=  i[volr]qpOjiB{?]roi  [f]/g  ror  xepiaxöv 

lAyor.  ’ÄcriOf'r  wilre  inkorrekt;  doch  einerseits  ist  in  bezug  auf  die  technischen 
Ansdrücke  auch  die  2.  Entscheidung  des  lulianus  nicht  sehr  korrekt  (s.  v.  19; 


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92 


I.  AufsiUze 


liehe  Adresse  nicht  vorhanden  ist.  Das  spricht  dafür,  daß  die  Rück- 
seite erst  beschrieben  wurde,  als  die  Aktenrolle  schon  beschädifrt  war, 
Greiifell-Himt  nehmen  für  Recto  und  Verso  denselben  Schreiber  an, 
besonders  auf  Grund  orthographischer  Übereinstimmungen  in  R.  VI 
und  im  Verso.  Jedenfalls  hat  dann  dieser  Schreiber  seine  Vorlagen 
nicht  zu  gleicher  Zeit  abgeschrieben;  zwischen  der  Abschrift  der  ersten 
5 Kolumnen  der  Vorderseite  einerseits,  der  G.  und  dem  Verso  anderer- 
seits liegt  wohl  ein  Intervall.  Ein  sachlicher  oder  sonstiger  Zusammen- 
hang zwischen  der  Vorder-  und  Rückseite  ist  nicht  zu  erkennen. 

Das  V^erso  enthält  die  Eingabe  eines  Soldaten,  die  auf  Proto- 
kollen verschiedenster  Beamten  und  auf  Eigenem  beruhend  uns  die  ver- 
wickelte Geschichte  eines  Prozesses  vor  Augen  führt.  In  bezug  auf 
Genauigkeit,  sowohl  des  Inhalts  als  der  Form  steht  unsere  Urkunde 
weit  hinter  der  verwandten  'jietilion  of  Dionysia’  (P.  Oxy.  II  n.  237) 
zurück,  deren  Bedeutung  für  das  Rechts-  und  Verwaltungswesen  des 
römischen  Ägypten  auch  eine  weit  höhere  ist.  Es  kommt  dazu,  daß 
col.  II,  17  ff.  und  col.  V viele  Lücken  aufweisen,  die  dem  Scharfsinn  der 
Mitforseber  noch  weiten  Spielraum  lassen,  von  col.  VI  imd  VII  nur 
einzelne  Worte  lesbar  sind  (s.  S.  67).  Ein  glücklicher  Zufall  hat 
cs  aber  gefügt,  daß  uns  ein  anderer  Papyrus  erhalten  ist,  der  sich  auf 
dieselbe  Angelegenheit  bezieht  und  gerade  die  Vorgeschichte  des  Pro- 
zesses und  das  Endstadium  in  ziemlich  klarem  Lichte  erscheinen  läßt. 
Es  ist  das  der  von  Kenyon  veröffentlichte  P.  Lond.  II  n.  1!‘G  p.  152  ff. 
Da  er  für  das  Verständnis  imserer  Urkunde  von  höchster  Bedeutung 
ist,  von  ihr  nicht  zu  trennen  ist,  außerdem  erst  durch  die  vorzügliche 
Nachprüfung  Grenfells  (Classical  Review  XII,  434)  verständlich  er- 
scheint*), gebe  ich  hier  den  Text  der  1.  Kolumne  vollständig,  den  der 
2.,  soweit  es  notwendig: 

Col.  1; 

Aal  TÖ  T£Ast>[TafoJi/  Neoxvdovg  tov  xp«rltfTo[t»]  (vtbiIu- 
y^vov  zä  6XQ(axyri[y&\  oqov  tä  Xjfäyfiaxt  o{>Öi  ov- 

(2.  H.)]d  «Jto 

ro)g  dxrjQx(<}&[tj  x]al  ixl  xD.ti  Ixavbv  dovg  3lQO(j[x^aQxtg(tv 
xCi  SeoxvSn  i6[xQa^xevauxo'  xal  Sw  xovxo  Ovtg- 

5 ytXlwvä  xä  [ffTpa]to«£ddp[j;»j]  xtfitlxu  aür[öv]  ixl  xijv 

ip  »t<joxaT«#7jx5,  V.  22:  Sdvitov),  andererseits  könnte  er  sehr  wohl  den  von  der 
Beklagten  gebrauchten  Ausdruck  gebraucht  haben,  da  ihm  ja  eine  angebliche 
Kaufurkunde  vorliegt. 

1)  Soeben  hat  Wileken  nach  Revision  des  Originals  noch  einige  Korrektnren 
beigesteuert.  Nachdem  Kr.  Kenyon  auf  seine  Bitte  bereitwilligst  eine  nochmalige 


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Paul  M.  Meyer:  Papyrus  Cattaoui 


93 


xqCöiv  xtt\  ort  Xoyo&ixai  idö^Oav  [oflg  rofig  X6- 

yovg  {}  ftt}rrj[Q  töv]  xaidCmy  na^ie%tv  avtöfg 
rtriv  t®  <SxffaT[r}y]ä  i3favu[yx]d<Sai  xovg  Ao[yo]8'^rag  ijärj 
xoxi  xö  XQäyfia  dxuQxCoaf  ’lovXiavög  fijrfi».  flöfg]  Svva- 
10  Tat  axQoxtvoiu'vtiv  xovxov  xb  XQ&yfia  ix[l  roii]g  rdaovg 

<iva»f/t9P'6'^v[oi;]  :^aAA^i’cixog  o[ x^Xe^vOov 

yev€6&ai.  7[ovAtov6]g'  ’Ev&äöt  övv[axcu  xb  XQ&ylfta  xigug 
i%HV  tXiO&t  T^vo]  ßovXte&B  yiiq\lxriv  . . . Jofrrioi; 
fiojwi/jv  ^oft[tTio]v  tut'  ilrjyr}xtv[aa]vx[a  xal]  ’Ayqixxti- 
15  vot»  avvxaxa^s/i^vov , ’lovXiavbg  ilxsv'  ^[o(i(]xiog 
xal  (iBOtixevai  vjiäv  xal  xpiveC  xal  [d]vxbg 
[d]exdxtvx£  ^^itgäv  äxu(fxi69'il<^xay  xb  5tj[tJri[;ta]  dtaAc|o- 
[.  . . .J  . . af 

Col.  II: 

19  ’Eaxlv  d[I  t]a  6<puX6ii£vu.  ^dai'[f^öJaro  OvaXigiog  ’/4xoXcvdpiog 
xaqd  xov  (t{xrjXXax6[xo]g  (lov  xaxQog  ’IovXCov  ’AygixxBivov  xa&'  vxo- 
örj[xa]g  xtxiXticjfiivag  Öiä  xov  tv  Köxxa  yQa<pB(ov  [tJw  ß t.  %tov 

'AdQiavov,  (lia  (sic)  (ilv  'A&vq  ixl  i>:r[oJ^j/xjj tXaicbvog  'fr 

xttpaXaiov  äqyvQiov  ^ a $ ßx,  äXXtjg  dl  Ahxilq  ixl  vxod'jjxr/ 

....  iIatä>t'og  ir  . . . ^ {|  . . . . trpög  dqyvQtov  xsipuXaiov  /\  a S 
xal  [i(Ajl]ijg  ixl  vxa&xjxr]  iXacävog  fr  d ...  i^  ^ dxc'dmxev  xü  d d. 
<J>a^itvfo9  aQyvQlov  xtqtaXaiov  ^ a^  ß yi(ysxai)  xijg  vxo&t/xrjg  xf<pa- 
X(aiovy  5 i^l  Xoix(ttlg)  fr  ß.  yi(ytxai)  i{xl  xb  avxb)  vxod^ijx(äv)  xäv 
xirpaXaiov  ^\yS^^  i^l  i^l  *o  avxb  XQOXBifxtvaig  iXatüvog  1r|d. 
Kal  bfioifog  iSuvtiOaxo  6 aütög  xarä  äiayQa(p7)v  ....  xqaxt^iig  dffy{v- 
40pibv)  7\  o S äü.  yt(v£xai)  i(xl  xb  aiixb)  öqieiXöfiBva  /\  (.tf  S ß<^]- 

Betrachte!!  wir  kurz  die  alexandrinische  (P.  Cattaoui  V.)  und  die 
Londoner  Urkunde  in  ihrem  Verhältnisse  zu  einander. 

Die  alexandrinische  ist  die  Eingabe  eines  nicht  genannten  Soldaten 
(IV,  35)  an  einen  nicht  näher  bezeichneten  Richter,  den  6 xpdxuJxog 
dioixr/xtjg  ’lovXiavbg  6 dt£*fflv  td  xatd  xi]v  dixai[o]do0Cav  zum  luosi'xrjg 
tjfiätv  xal  xqixtjg  (I,  1 — 3)  bestellt  hat.  Die  Eingabe  enthält  die  Dar- 
stellung der  bisherigen  Phasen  eines  Prozesses,  der  zwischen  dem  Vater 


Glättung  des  Papyrus  Torgenommen  hatte,  ergab  sich  in  I 16  die  Lesung  xal 
fitaeiTtvai  iji&v.  AnBerdem  fanden  Orenfells  Ergänzung  dixaprjiaat  in  9 und 
meine  Ergänzung  fi)[Ti]paJ  in  17  ihre  Bestätigung.  In  18  steht  nach  Wilcken  nicht 
iimov,  sondern  eher  ]qfvxtov.  An  der  Identität  mit  dem  Manne  des  alexandri- 
nischen  Stückes  zweifelt  er  darum  nicht,  sondern  erwartet  die  Lösung  dieser  und 
anderer  Schwierigkeiten  von  der  nochmaligen  Revision,  der  Orenfell-Hunt  im 
nächsten  Winter  das  alexandrinische  Stück  unterziehen  wollen. 


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94 


I.  Aufsätze 


(leH  Soldaten  (I,  4 f.),  lulius  Agrippianus,  und  dann  nach  dessen  Tode 
(IV,  12)  von  diesem  selbst  als  seinem  Rechtsnachfolger  und  einer  Frau, 
Drusilla,  im  eigenen  und  im  Namen  ihrer  2 Söhne  (I,  7 S.)  geführt 
wird.  Klägerische  Partei  ist  Drusilla;  sie  tritt  zuerst  als  Prozeßvor- 
mund,  jtQÖdixos  (I,  15),  ihrer  noch  unmündigen  Kinder  (ovdexa  Hvxtg 
Töf  hä)v:  I,  17  f.)*)  auf;  zur  Zeit  der  Eingabe  unserer  Urkunde  ist 
ihr  ältester  Sohn  (. . äivriog  mündig  (I,  8.  16).  Die  Haupt- 

klage richtet  sich  gegen  die  unrechtmäßige  Inbesitznahme  und  Ver- 
fügung über  vxaQxot^ct  des  Mannes  der  Drusilla,  Apollinaris  (I,  22), 
seitens  des  lulius  Agrippianus  in  seiner  Eigenschaft  als  Darlehns- 
gläubiger (I,  6).  Der  Prozeß  spielt  in  Alexandria  und  in  der  'Hqu- 
xXtiSov  (legig  des  yi/pffit'otTijg,  wo  die  Parteien  domiziliert  sind. 

Die  1.  Kolumne  des  Londoner  Papyrus  enthält  das  unvollständige 
Protokoll  einer  Gerichtsverhandlung,  in  der  als  Richter  'lovhavög  fun- 
giert (I,  9).  Unschwer  erkennen  wir  in  ihm  den  XQcniaxog  äioixyxrjg 
cet.  des  alexandrinisehen  Papyrus.  Zum  Schluß  bestellt  luliaiius  auf 
Vorschlag  der  einen  Partei  unter  Zustimmung  der  anderen  den  zfofUxiog 
6 i^yjyrjxevaag  zum  fieaCxtjg  und  xptrvj'g  (I,  13  ff.,  s.  bes.  16:  xal  (iiaux- 
xevffi  vjiäv  xal  XQivel.  Das  ist  der  luoeixtjg  xal  xpixtjg  des 

P.  Cattäoui  s.  col.  VI,  22  f.). 

Als  Parteien  werden  genannt  . . . ]ofi'tfow  (I,  13)  und  'AyQmxeCvov 
(1,  14).  Das  ist  erstlich  der  . . 6ivxiog  ^IXixxog  des  P.  Cattaoui,  der 
also  hier  statt  seiner  Mutter  als  Ih-ozeßpartei  erscheint.  Auch  auf 
diese  wird  hingewiesen  (1,  6f.:  [o<  |g  rovg  ^.dj'ovg  »)  xäv]  xai 

duay  nagdaxev).  Agrippinus  (sic)  ist  der  als  Rechtsnachfolger  seines 
Vaters  lulius  Agrippi(a)nus’)  in  beiden  Urkunden  auftretende  Soldat 
(P.  Cattaoui  IV,  35;  P.  Lond.  1,  4).  Das  konnten  wir  schon  aus  einem 


1)  Die  Ipvoiiog  ijUxia  beginnt  in  Ägypten  mit  11  Jahren  (vgl.  P.  Paris.  41 
mit  P.  Paria.  38,  22);  von  da  ab  ist  man  der  Kopfsteuer  unterworfen.  Alle  unter 
14  Jahre  alten  heißen  oiidxo}  ävxie  i»  riXixia  (P.  Oxy.  II,  27.3,  13),  ovSiita  6vxii 
xüv  {zäv  (so  hier  u.  P.  Oxy,  II,  276,  8).  Wer  sich  dieser  Grenze  nähert,  ist 

xfj  fwiigw  ^lixi«  (P.  Oiy.  II,  247,  12).  Der  Unterschied  zwischen 
impuberes  und  miuores  existiert  für  iyxaigioi  nicht;  wer  unter  14  Jahren  ist,  ist 
Auch  cives  11.  wenien  als  impuberes  genannt:  der  I,  U. 

17  steht  gegenüber  dem  riog  IV,  14  = ln  Irxig  ar  roD  Aatnaglov  vöftov  (BGU 
378,  21)  = minor  viginti  quinqne  annis  (s.  S.  95).  Die  Ivpoyos  ijXixia  (actas  legi- 
tima)  der  cives  B.  beginnt  mit  25  Jahren.  Doch  ist  der  Gebrauch  von  &iftiXi^  bei 
cives  R.,  besonders  in  späterer  Zeit,  kein  konstanter,  so  z.  B.  P.  Lond.  I n.  113, 
1,  11:  [ärt  Iv  &(f]f]Xix6zr)Tt  zzgb  [vi)s  fevd/iov  rölv  dxoei  zzivzt 

Iviavzäv  xijv  xgäatp  InotTjoazo. 

2)  Dieser  wird  genannt  BGU  73  (a.  135),  vielleicht  auch  P.  Lond.  II  n.  191 
(unter  Trajan);  s.  mein  Heerwesen  132 


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Paul  M.  Meyer:  Papyrus  Cattaoui 


95 


anderen  Papj-rus  ersehen.  Der  BGU  378  genannte  C.  lulius  Agrippi- 
(a)nus  axQUTimrrig  Itytäivos  ji  TQuVuvijg  ’Jgj^VQäg  ist  identisch  mit 
unserem  Ägrippi(a)nus.  BGU  378  enthält  die  Abschrift  einer  Be- 
schwerde über  den  iuridicus  Calpurnianus,  mit  der  sich  Agrippi(a)nus 
an  den  praef.  Aeg.  L.  Valerius  Proculus  (145 — 147)  wendet;  als  ehe- 
maliger iuridicus  ist  Claudius  Neocydcs  genannt.  Interessant  ist  der 
Vergleich  der  Selbstcharakterisierung  des  Petenten  in  BGU  378  mit 
einer  ähnlichen  Stelle  des  P.  Cattaoui  (s.  S.  94  A.  1): 


Catt.  IV,  13 ff.: 

tfiov  di  äg  in  via  5vtt  xal  dyvo- 
za  Tov  TtaTQÖg  XQäy(t[ttz\a. 


BGU  378,  20  f.: 

&v«yxaaiv  (sic)  (it  ygd^ai  ßia 
axovra  ■ fnyjjdt'm  yccQ  clyQÜ(pag 
[.  .JvTO  hl,  ivzbg  äv  zov  Aaizm- 
qIov  VÖflOV 


Die  2.  Kolumne  des  Londoner  Papyrus  gibt  ein  genaues  Ver- 
zeichnis der  verschiedenen  Darlehen,  die  lulius  Agrippi(a)nus,  der 
Vater,  dem  Valerius  Apollinaris  — es  ist  der  Maim  der  Drusilla  — 
gewährt  hat.  Im  Ganzen  hat  danach  Agrippi(a)nus  als  Darlehn  5 Ta- 
lente 1400  Drachmen  gegen  Bestellung  verschiedener  Hypotheken  an 
{fxäpxoyza  des  Schuldners  im  2.  Jahre  des  Hadrian  (a.  117/118)  hin- 
gegeben, anßerdem  zu  einer  nicht  angegebenen  Zeit  1 Talent  1400  Drach- 
men Silber  gegen  öiaygaipi)  Von  der  ersteren  Summe  hat 

Apollinaris  gegen  Tilgung  einer  halben  Hypothek  1 Talent  2000  Drach- 
men im  4.  Jahre  des  Hadrian  (a.  119/120)  zurUckge/ahlt.  Es  bleibt 
also  eine  Schuldforderung  gegen  ihn  von  im  Ganzen  4 Talenten  2800 
Drachmen;  mit  Hypotheken  belastet  sind  10^  Aruren  Ollandes.  Von 
Zinsen  wird  nichts  gesagt;  auf  sie  nimmt  eine  Liste  Bezug,  die  Agrip- 
pianus  der  Vater  den  ioyo&hat,  einreicht  (P.  Catt.  IV,  6j. 

Unsere  Liste,  die  der  Sohn  aufstellt,  die  also  den  Stand  der  Schuld- 
beziehungen nach  dem  Tode  des  Vaters  repräsentiert,  gibt  uns  die 
Darlelmsbegründung,  die  dem  Prozesse  mittelbar  zu  Grunde  liegt.  Wenn 
es  P.  Catt.  I,  10  heißt:  daviözijg  ....  i’rt  U3cb  zov  ly  Z.  O’sov 

’yidpiat'ov,  so  ist  damit  demnach  nicht  der  Anfang  der  Schuldbegrün 
dimg  gemeint,  eher  die  letzte  Darlehnsgewährung;-  vielleicht  war  dies 
das  zeitlich  nicht  näher  bestimmte  Scivtiov  xazä  diaypaipiiu  zpani^ijg. 

Die  beteiligten  Personen  des  Prozesses  sind  also:  lulius  Agrippi- 
(a)nus  der  daviieztjg  und  sein  Rechtsnachfolger  und  Sohn  C.  lulius 
Agrippi(a)nus,  der  während  des  Prozesses  miles  legionis  U Tr.  F.  wird. 
/Javtioäfievog  ist  Valerius  Apollinaris;  seine  Rechtsnachfolger  sind  seine 
Söhne,  . . dentius  Philippus  und  ein  auf  Grund  von  Ansprüchen 

an  ihn  tritt  Drusillä,  seine  Frau,  auf. 


r 


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96 


I.  Aufsiltze 


Was  das  zeitliche  Verhältnis  des  P.  Lond.  zum  P.  Cattaoui  betrifft, 
so  geht  schon  aus  den  bisherigen  Ausführungen  hervor,  daß  die 
1.  Kolumne  des  P.  Lond.  den  Kolumnen  V — VII  des  P.  Cattaoui  un- 
gefähr gleichzusetzen  ist  (s.  S.  102). 

Die  Beobtsfirage. 

Die  Darlehen  sind  also  Grundlage  und  Ausgangspunkt  der  ganzen 
Angelegenheit.  Sie  sind  aber  nur  mittelbare  Ursache  des  Prozesses. 
Als  Kläger  tritt  nicht  der  deäavcix(bg  auf,  vielmehr  die  Frau  des  dfdtt- 
vBidiitvog,  Drusilla,  und  ihre  Kinder.  Der  Schlüssel  liegt  in  den  Wor- 
ten des  P.  Cattaoui  I,  10  ff.:  xal  tag  ovx  axtldfißavt  rd  btptMatva 
IKryt  xtQiötnog  avTov  Tolg  vofiifiotg  /isacpyvov  dvTiaövrog 
(wie  nach  Wilcken’s  glänzender  Vermutung  zu  lesen  ist).  'Da  Agrip- 
pi(a)nus  die  Darlehen  nicht  zurückerhielt,  bediente  er  sich  noch  bei 
Lebzeiten  des  Apollinaris  der  ihm  zusteheuden  Rechtsmittel.’  Bleiben 
wir  zuerst  hierbei  stehen! 

Die  Formel  roig  voft(fioig  finden  wir  auch  BGU  .S01,l.^ff. 

Ein  Darlehn  über  900  Drachmen  ist  gegen  eine  Hypothek  auf  4 Anireu 
Landes  gewährt  worden:  in  einem  Nachtrag  erklärt  die  Schuldnerin 
u.  a.:  dc'cv  /it)  axodidä  rotg  n'fpl  TOVTMr  vofiinoig  jc&ai.  Das  ist  ein 

sehr  allgemeiner  Ausdruck.  Analog  finden  wir  BGU  741,  27  ff.:  dciv  öi 
fn)  [äjarodor,  (rö  äedavetxört)  tk  xarci  Tijg  vno- 

&ijxtjg  viiiufia  3rp[o]g  ov  (sic)  tt  «n  /Sa(JtdJ[5]  cet.  Die  griechische 
Hypothek  ist  Verfallspfand.  Vom  Moment  der  Schuldfälligkeit  an  kann 
sich  der  Gläubiger  in  den  Besitz  des  Pfandobjektes  setzen;  der  technische 
Ausdruck  hierfür  lautet  dfißduvaig  {([tßadeia)',  diese  gewährt,  wie 
neuerdings  zwei  Papyri  zeigen  (P.  Fir.  1‘),  P.  Rainer  28*);  s.  Mitteis, 
Zeitschr.  Savignyst.  23,  300  ff.,  Wessely,  Anzeiger  d.  Wiener  Akademie 
38  [1901],  101  ff.),  dem  Gläubiger  Eigentum  und  ein  unbeschränktes 
Verfügungsrecht  (Mitteis,  Reichsrecht  u.  Volksrecht  413.  441).  Auch 
in  unserem  Fall  ist  roig  vofu'fiotg  fjrpjjacTo  so  zu  verstehen.  Das  zeigt 
jetzt  klar  P.  Oxy.  III,  485,  32 ff.  (a.  178);  Tv  . . . xoifjOavrai  (loi  rijv 
dxoöoaiv  ^ fi’döfft  XQt}iSöfit[v6v  jts]  rotg  äpfitl^ovffi  3Tfp[l  /]/i^dfi'«g 
pofidftotg  d)g  x|a&v)]x«(  (vgl.  P.  Oxy.  Hl,  653,  18).  Agrippianus  hat 
sich  also  durch  ifißdrevaig  in  den  Besitz  der  Pfandobjekte  gesetzt 

1)  iäv  äi  fiTj  inotol  rijf  itfo^faiuag  iverderis  i^dttra  rf)  iciapixvig 

....  lnixazaßoXi]v  Tfoiyeui  toC  inort&iifUvov  , . ßeixov  . . . xai  *t6e&at  ainiip 
....  ToCro  xvgiois  6vzl  zibv  itißaiivtiv  tls  ttizl)  . . . x«l 

oIxoroiuTr  atgl  aitov  xaO  Sr  /ctv  aigäpTai  Tfönov  M röv  ÜTtavtu  ze®*'«»'  ■ • 

2)  v.  32  ff  : . . . [{nß]ttifvaam  xgarflv  xol  xveKcci»’  xol  diaxoiup 

xai  /£[ovau>v  xüaap  o/xlorojfillar  xjar’  aitüv  imtelttp. 


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Paul  M.  Meyer:  Papyrua  Cattaoui 


97 


(P.  Catt.  III,  5;  III,  1;  I,  31  f.).  Und  dazu  ist  er  unter  normalen 
VerhältnisBen  ToUkommen  berechtigt.  Aber  — und  nun  kommt  das, 
worum  sich  der  ganze  Prozeß  dreht,  seine  Legitimation  hierzu  ist  von 
den  Gegnern  bestritten.  Das  ersehen  wir  aus  der  Formulierung  der 
Frage  durch  den  iuridicus  P.  Catt.  III,  1 ff.  (s.  S.  100). 

Nachdem  wir  dies  konstatiert,  wenden  wir  uns  zu  den  Worten 
P.  Catt.  I,  13  iftötyyvov  äinix6vrog.  Die  allgemeine  Bedeutung  von 
/uatyyvog  zeigt  Bekker  Anecdota  p.  Gl,  13:  tö  ti  xapä  /letfey- 

yva.  In  den  Nikareta-Urkunden  von  Orchomenos  (223 — 170  v.  Chr.; 
8.  Dareste,  RecueU  des  Inscr.  iurid.  gr.  p.  284  n.  VU  B,  146)  finden  wir 
das  Wort  in  der  Bedeutung  des  ptolemäischen  <fvyypaq>o^vicc^*)  und 
OvfißoXoipvXa^*):  es  bezeichnet  denjenigen  Zeugen,  bei  dem  der  Vertrag  de- 
poniert wird.  Meist  bedeutet  es  — wie  auch  [leoCTTjs  (s.  Mitteis,  Hermes 
30, 616)  und  wie  jidaog  — den  Sequester:  Sequester  dicitur  qui  certantibus 
medius  intervenit,  qui  apud  graecos  6 (idoog  dicitur,  apud  quem  pignora 
depoui  solent  (Isidor.  Etymol.  10,  260).  So  haben  wir  auch  hier 
fittstyyvog  aufzufassen!  Agrippianus  ist  nicht  der  einzige,  der  Ansprüche 
auf  die  Pfandobjekte  erhebt.  Bis  zur  Austragung  des  Streites,  wessen 
Recht  das  bessere  ist,  sind  diese  Liegenschaften  des  Apollinaris  se- 
questriert, einem  Dritten  in  Verwaltung  gegeben.*)  Doch  trotzdem 
nimmt  Agrippianus  die  i^ßäxfvoig  noch  bei  Lebzeiten  des  Apollinaris 
vor;  der  neadyyvog,  der  Verwalter,  protestiert. 

DrusUla  und  ihre  Kinder  erheben  Ansprüche  auf  die  vxaQxovrw, 
aber  erst  nach  dem  Tode  des  Apollinaris  (P,  Catt.  I,  13  ff.)  wird  von 
ihnen  der  Kl^eweg  gegen  Agrippianus  beschritten,  seine  Berechtigung, 
die  vxäQxovttt  in  Besitz  zu  nehmen,  bestritten.  Der  Klageantrag  der 
DrusUla  richtet  sich  nicht  gegen  ihn  als  Darlehnsgläubiger;  diese  Tat- 
sache bestreitet  sie  nicht.  Sie  bringt  vielmehr  Gründe  vor,  die  ihr 
und  ihren  Kindern  nach  ihrer  Überzeugung  die  Priorität  gegenüber 
Agrippianus  sichern,  nämlich  (P.  Catt.  1,  20  ff.) 

1)  Apollinaris,  ihr  Mann,  schuldet  ihr  die  »poil, 

2)  ihre  Kinder  sind  Erben  des  Apollinaris;  ihre  Interessen  sind 
aber  von  den  tutores  testamentarii  aufs  gröblichste  vernach- 
lässigt. 

Die  1.  Forderung  basiert  m.  E.  darauf,  daß  die  wtÜQxovt«  des 
Apollinaris  der  Frau  „verfangen“  sind;  ihr  steht  die  xutoxfj  ovaCag 

1)  8.  P.  P.  U n.  SS'"  ' “,  47,  83.  37j  P.  Magdola  14,  7;  P.  Teb.  104,  86.  106. 
109  j P.  Leyd.  0. 

8)  Rev.  Laws  10.  18.  18. 

3)  Vgl.  die  Sequestration  einer  Erbschaft  quoad  fructns  BGÜ  692  II  9 : rä  [yc]- 
T^fuzra  iv  fuffvyywj/ucri  (sic)  Ictai  (Mitteis,  Hermes  82,  666);  vgl.  auch  BGU  388 III  7. 

Archiv  f.  P»pxm»forachang.  UI  4.  7 


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98 


I.  Aufatltze 


(P.  Oxy.  II  n.  237  VI,  22),  ru  atpl  Tijg  xaro^ijs  di'xaia  (1.  1,  IV,  32)  zu. 
Wie  über  so  vieles,  so  gibt  auch  hier  das  Edikt  dos  M.  Mettius  Rufus 
(1.  1.  VIII,  34  f.)  die  Erklärung.  In  den  Katasterblättem  der  ipcTqacav 
ßißlio9i}xi]  werden  für  jedes  einzelne  Grundstück  nicht  nur  die  Eigen- 
tümer und  davtuftai  eingetragen,  auch  Frauen  und  Kinder:  naQart&i- 
To6av  di  xttl  al  yvvcclxeg  raig  v^oOtdiSeei  r&v  arSgäv  iuy  xuxü  rivtt 
^zrtj'wptoi'  vöfiov  xpoTfi'rct  rä  vxnQxovra,  dfioiag  di  xal  tu  xixvu  ratg 
Töv  yovdojp  olg  ii  fiiv  did  dtj/iotfiap  teriiQijTat 

tj  di  xrijOig  fiCTÜ  d’dvuTop  roig  rtxvoig  xfxpuTtjTai . . . (s.  Grenfell-Hunt, 
P.  Oxy.  II  p.  142 f.,  Mitteis  in  dieser  Zeitschr.  I,  188.  189  A,  1).  Zur 
Sicherung  für  die  Rückgabe  ihrer  dos  hat  die  Frau  nach  einheimischem 
Recht  ein  Pfandrecht  an  den  vituQiovtu  dos  Mannes,  und  zwar  ist 
dieses  Pfandrecht  ein  privilegiertes*)  (Beispiele  s.  P.  Oxy.  U p.  142; 
besonders  P.  Oxy.  II  n.  237  VIII,  22  f);  es  ist  in  den  dtaarQäiiuTa 
der  ^yxrrjaem'  ßiß/Liod'tjxij  eingetragen.  Daß  auch  der  Anspruch  der 
Kinder  des  Apollinaris  an  den  vxüqxovtu  auf  eine  solche  xuroztj,  die 
XTfjOig  nach  seinem  Tode,  zurückzuführen,  scheint  mir  nach  dem  Wort- 
laut unserer  Urkunde  (P.  Gatt.  I,22f)  ausgeschlossen.  Sie  sind  xAi^po- 
vdftot  des  Vaters,  haben  aber  kein  Privilegium. 

Die  nach  dem  Tode  des  Apollinaris  angestrengte  Klage  richtet 
sich  also 

1)  gegen  den  äuvfiartjg,  der  die  unrechtmäßigerweise 

im  Besitz  hat, 

2)  gegen  die  ixCxQoxoi  (die  tutores  testamentarii),  welche  die 
Interessen  der  Kinder  nicht  wahrgenommen  haben  (P.  Catt.  I, 
25flF.  II,  14 f.;  s.  auch  II,  1 — 9,  S.  99  Anm.  3). 

Die  tutores  fungieren  noch;  es  kann  sich  also  nicht  um  eine  actio 
tutelae  oder  de  rationibus  distrahendis  handeln.  Drusilla  gebraucht 
auch  nur  den  Ausdruck  fUfiq/ofi^vxj  (P.  Catt.  I,  25;  II,  14).  Die  ixh(fOXoi 
haften  vielmehr  nur  für  Versäumnis  der  diligentia  boni  patrisfamilias 
mit  ihrem  Vermögen  (D.  27,3,  1 pr.).  Sie  werden  deshalb  auch  vom 
iuridicus  Maximianus  für  allen  Schaden  verantwortlich  gemacht,  den 
die  dtptjXixig  seit  dem  Tode  ihres  Vaters  infolge  ihrer  schlechten  Ver- 
mögensverwaltung erlitten  haben,  zugleich  werden  sie  ihrer  Vertrauens- 
stellung enthoben  (P.  Catt.  II,  23flF.). 

Die  Hauptklage  ist  gegen  Agrippianus  gerichtet.  Hier  kommen 
für  die  Entscheidung  die  zwei  Fragen  in  Betracht: 


1)  Im  römischen  Recht  gewährt  erst  Justinian  der  Dotalhjpothek  eine  solche 
Priorität  (C.  Just  8,  17). 


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Paul  M.  Meyer:  Papyrus  Cattaoui 


99 


a)  nach  dem  Sävciov, 

b)  nach  der  »Qot^ 

(s.  11,  25:  iQovei  xal  »pog  rbv  davsiatrfv  . . III,  8:  ipovOt  xal  npog 
rrjv  ywaixav  (sic)  xbqI  rijg  xpoixög). 

Wir  wollen  nun  die  Phasen  des  Prozesses,  wie  sie  sich  aus  dem 
P.  Cattaoui  und  dem  P.  Lond.  ergeben,  kurz  betrachten. 

Die  Phasen  des  Prosessee. 

1)  Klage  der  Drusilla  gegen  lulius  Agrippianus  vor  }iaxitjxutär/g 
(P.  Gatt.  I,  13—35). 

Der  Titel  des  Richters  wird  nicht  genannt.  Sollte  er  mit  dem 
im  3.  Protokoll  des  Recto  am  25.  Februar  134  als  Richter  fungieren- 
den dpxidixaatrjg  Ulpius  Asclepiades  (R.  III,  6:  s.  S.  74)  identisch  sein? 
Wir  haben  angenommen,  daß  Drusilla  zur  Sicherung  ihrer  :rpof|  ein  privi- 
legiertes Pfandrecht  an  den  vxdpxovra  des  Apollinaris  dtc  r&v  yafiixav 
evyyQatpäv  erhalten  hat,  das  als  solches  in  dem  betreflfenden  dinörpciifia 
der  iyxTijOBcov  ßißho&tjxrj  eingetragen.  Sowohl  von  solchen  Dotal- 
pfandrechten  als  auch  von  anderen  Pfandrechten  — wie  dem  des  Agrip- 
pianus — wird  der  ipxidixaöTt^s  eine  Anzeige  erhalten  haben,  die  in 
seinem  Archiv  niedergelegt  wurde.  Ist  also  die  obige  Annahme 
richtig,  dann  kann  es  uns  nicht  verwundern,  daß  Drusilla  bei  Geltend- 
machung ihres  Anspruches  gegenüber  dem  derzeitigen  Inhaber  der 
Pfandobjekte  sich  zuerst  an  den  wendet.  Dafür  läßt 

sich  auch  der  P.  Lips.  18  (Mitteis,  Griechische  Urkunden  der  Papjrus- 
samralung  zu  Leipzig,  1.  Heft  1903)  anführen. 

’/loxktjaiddtjg  erläßt  eine  einstweilige  Verfügung  (P.  Catt.  I,  30: 
i)9tXfjaiv);  dem  Agrippianus  wird  untersagt,  rechtliche  Verfügungen’) 
in  bezug  auf  die  vnäpxovru  zu  treffen.*) 

2) *)  Klage  der  Drusilla  gegen  die  tutores  testamentarii  und  lulius 
Agrippianus  vor  dem  iuridicus  lulius  Maximianus  (P.  Catt.  II,  10 

-m,  14). 

ln  seiner  d:i6ipuaig  setzt  der  iuridicus  die  Entscheidung  aus  bis 

1)  Zu  olxovofulv , olxovoiilai  rgl.  P.  Fir.  1 (S.  96  Amn.  1);  P.  Rainer,  2S,  32 
(S.  96  Anm.  2);  BOU  94,  16.  233,  16.  483,  7.  667,  16  u.  s.  w. 

2)  Vgl.  RcichezivilprozeBordnung  § 817. 

3)  P.  Catt.  II,  1 — 9 bezieht  sich  auch  auf  unsere  Angelegenheit;  Antistins  Qeniellus 

(i.  BOU  166  [a.  138 — 142]:  rij;  argatiias)  ist  der  eine  der  beiden  tuto- 

res testamentarii.  Es  handelt  sich  also  am  die  Klage  der  Dmsilla  gegen  die 
Vormünder  (S.  98).  Vgl.  übrigens  P.  Catt.  U,  Itf.  mit  V,  11  ff. ; 6 Mfa|i]pu>ri'6E  i 
Tji»  fsiaTfolliyv  ■ ■ . • [pt}rä  rcriVroc  Kiltfov  ffrearijfyÄ;]  ß ■ ■ . — Zu  II,  8: 

ri  iviptf6fi[ir]a  xfdtomu  vgl.  CI'R  I n 18,  36. 


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100 


I.  AofsHtze 


zur  Beendigung  der  {%izaaig.  Diese  soll  durch  die  inssu  iuridici 
(s.  S.  104f.)  vom  (JrpaTt/j'dff  innerhalb  von  20  Tagen  neu  zu  bestellenden 
iiflxQoitoi  (tutores  dativi)  geführt  und  binnen  fünf  Tagen  nach  ihrer 
Bestellung  vollendet  sein.*)  Für  das  je  nach  dem  Ausfall  der  e^itaöig 
zu  füllende  Urteil  gibt  er  eine  Direktive  durch  Aufstellung  einer 
Formel:  iäv  filv  üjtoäetx^fj  daviOr^s  ilvca  avTä  rä  vö^ufia,  iuv 

di  &7iodeix9fj  xal  ff  Tt  ekußev  (ii)  Seövrag  äxovofiijeag  tovto  dt- 
xXovv  axoSä  (III,  1 — 7) 

3)  Neue  Verhandlung  vor  dem  iuridicus  Maximianus  in  Gegen- 
wart der  neu  bestellten  ixixQoxoi  (P.  Gatt.  III,  14 — 26). 

Über  den  Ausfall  der  i%ixa6ig  der  ixCxgoxoi,  die  als  Parteigänger 
der  DrusiUa  bezeichnet  werden  (IV,  7 ff.),  hören  wir  nichts.  Der  6xga- 
xrjybg  'Ageivotrov  'HgaxkeCSov  fieg^dog  wird  jetzt  vom  iuridicus  mit  der 
d^^xaaig  über  die  Aktiva  und  Passiva  des  Apollinaris  delegiert  (UI,  22 f.): 
xöv  tot)  vo(iov  exgaxrjybv  i^Exdöai  navxa  xbv  xov  vxoxgt'ov  xöpov 
xal  dv  xöeoig  iaxl  xa  ögieiXöfisva  xal  dtjlütfai  avxm.^ 

a)  Der  ßxpaxr/yög  bestellt  seinerseits  Xoyo&t'xat,  und  zwar  zwei, 
einen  auf  Vorschlag  jeder  Partei  (P.  Gatt.  UI,  27  — IV,  1;  vgl. 
P.  Lond.  I,  6).  Die  Xoyo&Bxai  (s.  S.  77),  Kontrolleure,  Rechnungsprüfer, 
sind  Privatleute,  die  von  amtswegen  ernannt  werden.  Sie  müssen  das 
Vertrauen  ihrer  Mitbürger  genießen;  die  hier  fungierenden  gehören  zu 
den  ersten  Honoratioren  der  fiijxgöxoXig  Arsinoe,  sind  gewesene  Gym- 
nasiarchen.  Der  ffxgaxrjyög  ist  befugt,  solche  Xoyo&dxai  auf  Vorschlag 
der  Parteien  zu  bestellen,  aber  nicht  aus  eigener  Machtvollkommenheit, 
sondern  kraft  seiner,  die  eventuelle  Bestellung  einbegretfenden,  Dele- 
gation durch  den  Oberbeamten.  Das  zeigt  BGÜ  245,  die  in  dieselbe 
Zeit  wie  unsere  Urkunde  fällt;  der  iuridicus  delegiert  wie  hier  den 
Oxgaxxjyög  und  fügt  hinzu  (U,  5):  iäv  ddij  Xoyo&txXjV  äovvai  6e>ai.^) 

1)  P.  (Jatt.  n,  26ff. : rä  ih  iäii[o]?  «ffdyiiUTa  ....  x[a]9f{a>  . . . 

Sv  ov  ....  III,  11  if.;  xal  fittü  rijv  xtigotorlav  ivrös  i iftitfäiv  inag- 

TioOdiv  rät  dlxttt.  Zu  ixagrl^eiv  vgl.  IV,  26  f. : roü  rijg  loyo9iaiat  änag- 

Tta/ioO;  P.  Lond.  II  n.  196,  8:  (tö  xpäy/ia)  oii’  ovro);  SjtTjpr/flfrfj)];  b.  auch 
V.  9.  17;  P.  Oxy.  I 117,  3f.;  BGÜ  448,  26.  Merkwürdig  ist  der  Ausdruck  änag- 
Tifciv  TÜ;  Slxat  in  bezug  auf  die  die  i^iraeit  führenden  Inirgtntoi. 

2)  Ein  ähnlicher  Auftrag  wie  dieser  liegt  BGÜ  106  (a.  199)  vor:  ein  comi- 
cularius  ISiov  Idyoti  wird  von  einem  Vorgesetzten  beauftragt:  xävra  rbv  nogov 
....  xesworov  To[6]  ragElov  tpgbvticov  äva^rjrfiGai  xal  fv  äetpaXsi  woitjnac  re 
dijlüva« ; ein  anderer  BGU  8 II,  29  ff.  (a.  248)  und  CPR  I n.  228.  Gber  den  »deog 
als  Grundlage  für  die  Bekleidung  der  Utrovgylai  s.  u.  a.  BGU  6 II.  6.  11.  18.  91. 
P.  Gen.  I,  37.  P.  Lond.  II,  199. 

3)  Vgl.  auch  BGU  77,  10.  Mit  den  rOmischen  arbitri  haben  die  XoyoXUrai 
nichts  zu  tun.  Sie  sind  die  Vorgänger  der  discnasores  der  nachdiokletianischen 
Zeit,  die  uns  in  den  Rechtsbflchem  so  häufig  begegnen  (s.  auch  P.  Oxy.  I 186,  33). 


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Paul  M.  Meyer:  Papyrus  Cattaoui 


101 


b)  Den  A,oyo9e'rai.  reicht*)  Agrippianus  die  Liste  über  das  ihm 
geschuldete  Kapital  nebst  Zinsen  ein,  sowie  über  die  Einkünfte,  die 
ihm  aus  den  {tsiu^xovra  des  Schuldners,  seitdem  sie  in  seinem  Besitz,  (sei 
es  durch  Fruchtgenuß,  sei  es  durch  Verkauf’),  Verpachtung  und  dgl.) 
zugedossen.  Nach  der  uns  vorliegenden  Eingabe  des  Sohnes  zieht  aber 
DnisiUa,  unterstützt  durch  die  tutores,  in  der  Erkenntnis,  daß  das 
Besultat  zu  ihren  üngunsten  ausfallen  werde,  die  Untersuchung  hin, 
bis  iulius  Agrippianus  stirbt  (P.  Catt.  IV,  2 — 13)  ’j 

c)  Nach  dessen  Tode  erhebt  sie  von  neuem  Klage  beim  Gau- 
strategen'. Dieser  weist  sie  aber  an  die  Instanz  zurück,  bei  welcher  der 
Prozeß  liegen  geblieben:  die  Xoyo&hai.  Der  Auftrag  des  ffTpaTtjydg 
ist  noch  nicht  erloschen.  Als  Delegat  des  iuridicus  verfügt  er  auch, 
daß  bis  zur  Erledigung  der  loyo9eeia  die  Früchte  eines  Jahres  der 
sequestrierten  vxäfxovta  zu  Geld  gemacht  werden  sollen  (i^ofyx’Qia- 
&7jvai:  P.  Catt.  IV,  23).  Den  Erlös  hinterlegt  Agrippianus  beim  Bankier 
(P.  Catt.  IV,  26;  f’a(£)l  ovv  (^apyvfiff&etfra  tü  yeiTtj/iara  [e]d'{fiaTia97j). 
Da  Drusilla  die  Sache  weiter  verschleppt,  werden  auch  die  Einkünfte 
der  folgenden  Jahre  versilbert  und  der  Erlös  gleichfalls  deponiert 
(P.  Catt.  IV,  32:  ögoi'ug  xc(TeeTä&7;aav  xal  Täv  i^ijs  dräv  ^[pöjno- 
dot)*)  (P.  Catt.  IV,  13-34). 

4)  Inzwischen  ist  Maximianus  durch  Claudius  Neoeydes  als  iuridi- 
cus abgelöst.  Das  geht  aus  dem  P.  Lond.  I,  1 ff.  hervor.  Hier  sehen  wir 
die  Sache  in  einem  anderen  Lichte;  die  Darstellung  ist,  abgesehen  von 
den  wörtlich  zitierten  Bescheiden  des  P.  Catt.,  eine  glaubwürdigere,  da 
wir  die  Abschrift  eines  Protokolls  vor  ims  haben;  ich  nehme  deshalb 
den  P.  Lond.  zur  Grundlage  für  das  Folgende,  zumal  da  P.  Catt.  V 
sehr  lückenhaft  ist. 

1)  Zu  P.  Catt.  rV,  2:  utriiaxiv  ■ ...  di’  ToirixoC  vgl.  BGÜ  226,  18. 

26:  pfTfdödj)  «fl«  kp^viov  v7trif{tov  . . . ; P.  Oxy.  III,  486,  49.  BGU  678,  1.  692 
II  10;  [^]ytfiovix6s  «[iri)|e(ri]s;  P.  Oxy.  II,  269,  13:  6ioixi]rix[o9j  6»iiett[ovJ; 
P.  Tebt.  46,  5.  186.  — ToxiTtöt  hat  hier  die  Bedeutung  von  6 M iiiv  tÖttiov; 
8.  z.  B.  BGU  622,  1;  vgl.  P.  Lond.  II  n.  196  I,  10:  roijs  rdjtovsi  P.  Catt.  V, 

27  ff.:  OTfciTTiybg  . . (mTjgirTjv  [I]e  roöro  d«oraf5«sJ. 

2)  Darauf  weist  hin  P.  Catt.  II,  32:  5 «foxeC  6 <J«v[e(«]T^S  f|o>xoro- 

(irptfr^oiy. 

8)  Diese  Darstellung  erscheint  sehr  unwahrscheinlich,  da  ja  Drusilla  bei  der 
ioyo^iaiu  nichts  zu  verlieren  hat.  Sie  wird  auch  widerlegt  durch  P.  Lond.  I,  6 f. : öri 
loyo^^T«!  H6971<7uv  foijs  robg  X6yoi'g  i]  itTjTTjlg  räv]  xaiditop  xagiexiv.  Ob  dies 
zwar  gerade  in  dieses  Stadium  des  Prozesses  fallt,  ist  zweifelhaft. 

4)  Wir  finden  also  gleichgesetzt  yt^Tj/iara  und  TcgSeodoi,  9inatiSnv  und 
xadurrtirai.  ötgcrifti»  setzt  Ilcsychius  = «Iirorifi'^vai ; vgl.  Dittenberger,  Sylt  I’, 
329,  66 — 60;  van  Herwerden,  Lex.  gr.  suppl.  s.  v.  Org«rrr«i;  frfg«  s.  P.  Oxy.  II 
n.  237  IV,  18;  298,  20. 


«r- 


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102 


I.  Anfgiltze 


Ägrippianus  verpflichtet  sich  dem  Neocydes  gegenüber,  vor  seinem 
Richterstuhle  in  Alexandria  zur  Verhandlung  zu  erscheinen  (P.  Lond. 
I,  3 ff.).  Mittlerweile  wird  er  aber  Soldat  (railes  leg.  II.  Tr.  F.:  s.  S.  95) 
Ln  Alexandria  (P.  Gatt.  IV,  35;  P.  Lond.  I,  4).  Neocydes  wendet  sich 
infolgedessen  an  den  praef.  castrorum  leg.  II.  Tr.  F.,  den  «rpa-roztf- 
dapjjijS*)  VergUlianus  (sic),  mit  dem  Ersuchen  xdfiiiiai  avtbv  ixl  ti)v 
xgioiv  (P.  Lond.  I,  5).  Datm  richtet  er,  nachdem  er  erfahren,  daß  die 
Sache  seit  langem  bei  den  loyo&hai  liegt,  ein  energisches  Schreiben 
an  den  OrpaTtiyög  ApoUinnris,  die  Xoyo9eTai  anzuhalten,  binnen  30  Tagen 
die  Jioyo&eaia  zu  beendigen: 

P.  Gatt.  V,  23  ff.*)  P.  Lond.  I,  7 ff. 

ij  fiiv  Xoyo9eoia  xarä  tu  xpt-  (Neocydes)  rd  ffrpa- 

9ivta  tvffecag  «arapTjo8’»)[ö]frai,  t[riy'\ä  ixava[yx]doat  tovg  Ao[yo]- 
XQovorjati  dl  ’jIxoXiväQiog  6 tov  9dtag  fjätj  xotl  tb  xgäyfia  axag- 

vofiov  (Stfattjybg  ivtbg  ijfjugibv  A Tieai  (vgl.  I,  1 f : Neoxvdovg  tov 

T))v  ioyo9e<Jiav  yfvda[9ai]  ....  ttra  xpaTiato[v]  iutsiAufievov  tä  gtp<^a- 
/irj  [r]f  »A[fb]v  xageixi}tg[t].  ogou  rtä  xgdy- 

fueti). 

Damit  ist  aber  die  Sache  noch  nicht  am  Ende;  es  folgt  noch  eine 
constitutio  causae  vor  dem  tribunus  militum  Sentius  Maximus’)  (P.  Gatt. 
V,  32ff.).  Dann  findet  eine  Verhandlung  der  Parteien  vor  dem  xpd- 
Tiarog  dioixr/t^g  lulianus  6 die'xwv  tu  xatce  tfiv  dtxai[o]doaiav  statt 
(P.  Gatt.  I,  If.;  VI,  11  f;  P.  Lond.  I,  9 ff.).  lulianus,  der  in  Vertretung 
des  zur  Zeit  abwesenden  iuridicus  Neocydes  fungiert*),  bestellt  auf 
Vorschlag  des  . . dentius  PhUippus,  dem  AgrippiEinus  zustimmt, 
wojv  tov  f£jjyijTfv[ffß]vta,  einen  gewesenen  e’^ijytit^g  von  Arsinoe’), 
zum  fieoltrig  und  xgiti^g  (P.  Lond.  I,  14  ff.;  P.  Gatt.  VI,  22 f.).  Er  setzt 
einen  Termin  von  15  Tagen  für  die  Beendigung  der  Sache.  An 

1)  S.  mein  „Heerwesen“  153  mit  Anm.  541. 

2)  Ans  der  Gegenüberstellanf;  ersehen  wir,  daB  der  col.  Y,  17 f.  genannte 

d xedriffrog  dixa(odö[T]>)$  Neocydes  ist.  Maximisnns  wird  schon  vorher  V,  11  f. 
zitiert  als  6 6 rijv  ixtct[ol]i)v  yfaxpat  xtgl  tä>v  ytptiiiärap,  ist  nicht 

mehr  im  Amte. 

3)  Zu  jtliuejo;  A ixl  räv  xfxQiiiivap  vergleiche  ixufia  tHris  xnl  M t&v 
xixfiiiip(ap):  BGU  613,  2;  inäfXP  wdior  xal  [f»l  tJ«4v  xtxpiftfvo)«';  P.  Oiy.  H, 
237  Vm,  3. 

4)  Das  zeigt  P.  Gatt.  Y,  17,  wo  Neocydes  (s.  oben  Anm.  2)  nicht  als  yipoiupos 
bezeichnet  wird  (s.  auch  P.  Lond.  I,  1):  s.  S.  42. 

5)  DaB  dieser  nicht  alezandrinischer  Kxeget  ist,  ersehen  wir  aus  der  Frage 

des  lulianus  (P.  Lond.  I,  9f.):  /7ä[s)  dtirarai  etfattvoitipov  tovrov  tA  xfßyiuc 
/w[l  rot'];  rdxov;  Der  bestellte  (irOKt;;  xal  xftr^'g  ist  ixl  täp 

Töxap,  nicht  in  Alexandria. 


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Paul  M.  Meyer:  Papyrus  Cattaoui 


103 


Domitius  reicht  nun  C.  Julius  Agrippianus  die  Eingabe  ein,  die  uns 
im  Verso  des  P.  Cattaoui  vorliegt.  Die  definitive  Entscheidung  des 
Domitius  ist  nicht  erhalten. 

Die  Biohter. 

1)  Der  iitaCttjg  xal  xptrijg.  Der  Ausdruck  (leaittjg  ist  ein  sehr  viel- 
deutiger (s.  Mitteis,  Hermes  30,  616  ff.).  Hier  weist  er  auf  eine  schieds- 
richterliche Tätigkeit  hin,  mehr  auf  einen  Friedensrichter  als  auf  einen 
Berufsrichter.  In  gleichem  Sinne  wird  das  Wort  iitairCa  P.  Lond.  I 
n.  113,  1 (6.  Jahrh.)  gebraucht  (v.  27):  awßdßtjxev  iiearjxi'av  (sic)  yt- 
[vi'a\&ai  fie'eav  ilQtjvixäv  avÖQmv  &ya&&v.  Die  Tätigkeit  dieser  fiidoi 
(=  fiealiuC)  wird  entgegengesetzt  der  des  d(xaori)p(ov,  des  ordentlichen 
Gerichts  (1.  L 29).  In  tmserem  Fall  greift  der  stellvertretende  iuridicus, 
nachdem  die  Sache  jahrelang  durch  die  verschiedensten  Instanzen  ohne 
Erfolg  hindurchgeschleppt,  zu  der  Bestellung  eines  Vertrauensmannes 
beider  Parteien  als  Schiedsrichter.  Er  ist  ein  angesehener  Mann  in 
ihrem  gemeinsamen  Wohnort,  in  Arsinoe,  hat  dort,  wie  die  früher 
bestellten  koyo^ixui  (s.  S.  100)  eins  der  höchsten  Gemeindeämter  be- 
kleidet. Kal  fitOfixivoi  vfiäv  xal  XQivel,  so  lautet  seine  Bestalhmgs- 
formel  (P.  Lond.  I,  16).  Er  soll  zwischen  den  Parteien  zu  vermitteln 
suchen  imd  dann  die  definitive  Entscheidung  fällen. 

2)  'O  XQÜxiexog  Sioixrjxijg  lulianus  6 diexav  xä  xaxa  xrjv 
dixaioöoeCav:  lulianus,  der  den  /iBaCxTjg  bestellt,  ist  uns  bisher  nicht 
bekannt.*)  Er  ist  diotxijttjg  und  zugleich  stellvertretender  dixaiodöxrjg 
(iuridicus).  jdiixitv  xi  bedeutet  administrare,  so  z.  B.  diBXscv  xijv  äpjrTjv, 
öUxttv  xä  xaxa  xrjv  xöXbv  (Athenaios  6 p.  259 C).  In  einem  Papyrus 
des  Jahres  283  (P.  Oxj.  I n.  55,  4)  wird  der  frapjrog  «ptJravtg  xrjg 
lajutQ&g  xal  la(i»Qoxäx[r]g  ’0]|(vpi>yj;tröv)  näXBag  bezeichnet  als  äie- 
xa>v  xal  t«  xoXBXixä:  der  XQvxavig  verwaltet  zugleich  die  städtischen 
Finanzen  (den  xoXixixbg  X6yog,  die  xoXixixä  jrpij^at«).  Synonym  mit 
diaÖBxöfiBvog  (s.  Hermes  23,  599.  32,  227)  wird  SUxmv  nicht  gebraucht; 
es  fehlt  der  Begriff  des  Untergebenen,  der  an  die  Stelle  des  Vorgesetzten 
tritt.  Der  Ausdruck  ist  wohl  ebenso  technisch  wie  jener,  aber  nicht 
mit  ihm  zu  vertauschen.*)  Das  zeigt  auch  unser  Fall:  der  äioiXTjxtjg 
hat  nur  während  der  Abwesenheit  oder  Behinderung  des  dtxaroddtijg 
dessen  Funktionen  übernommen  (s.  S.  102  A.  4). 

1)  Er  ist  nicht  identisch  mit  Claudius  lulianus,  dem  lüiof  Xoyoe  des  B.  VI 
(s.  S.  es  Anm.  1;  S.  86  ff.). 

2)  Jioixäv  findet  sich  nicht  so  gebraucht;  P.  Amh.  II,  72  ist  nach  Wilcken 
(in  dieser  Zeitschrift  II,  127)  zu  ergänzen:  &itaixrj[r]^  SioiK(tjaea>f)  f. . . .]  'Ep/io- 
xol(tTov}. 


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104 


I.  Aufsätze 


Der  äioixtjT^g  (s.  Hirschfeld -Festschrift  145  ff.)  nimmt  im  3.  Jahr- 
hundert die  Stellung  des  ptolemäischen  Finanzministers  ein,  ist  als 
solcher  der  Vorgänger  des  xa&oXcxös  = rationalis  Aegypti.  Auch  P.  Oxy. 
III,  513‘)  aus  dem  Jahr  184  zeigt  ihn  uns  in  einer  analogen  Stellung 
(s.  auch  P.  Oxy.  III,  533).  Ob  um  die  Mitte  des  2.  Jahrhunderts  seine 
Funktionen  auf  Alexandria  beschränkt  waren,  was  auch  ich  aus  den  uns 
inschriftlich  erhaltenen  Titeln  JxiTQOxog  fztl  äcotxtjaimg  [’yi/A£|avJpft«s] 
= proc.  ad  dioecesin  Alexandr(iae)  geschlossen  habe,  muß  noch  dahin- 
gestellt bleiben.  Jedenfalls  nimmt  er  noch  am  Ende  des  2.  Jahrh. 
trotz  umfassender  Funktionen  eine  niedrige  Rangstufe  ein:  der  P.  Oxy. 
UI,  513,  28  ff.  (a.  184)  genannte  ist  Tom  orpcrjjydg  zu  seinem  Amte 
avanziert.  Das  spricht  für  die  Amiahme  Hirschfeld's  (V.  G.  263  a.  9), 
daß  er  im  2.  Jahrhundert  sexagenarius  war. 

3)  Die  iuridici:  Wir  haben  schon  bei  der  Darstellung  der  ein- 
zelnen Phasen  des  Prozesses  die  als  Richter  fungierenden  iuridici  Alexan- 
dreae  = i.  Aegypti  = missi  in  Aegyptum  ad  iurisdictionem  — (^Aiyvx- 
Tov  xal  ’AAf^uvdpei'ag)  öixaioäörai,*)  kennen  gelernt.  Danach  ist  der 
Nachfolger  des  luUus  Maximianus:  Claudius  Neoeydes  (s.  S.  101);  als 
sein  Torübergehender  Stellvertreter  fungiert  lulianus. 

Die  Amtszeit  des  lulius  Maximianus  ^Bt  sich  bestimmen  nach 
dem  argocTriydg  Cerealis,  der  von  ihm  delegiert  wird  (P.  Catt.  U,  4; 
vgl.  V,  15  f.).  Dieser  ist  für  den  15.  Februar  139  als  orparrjybg  ’Hpu- 
xkddov  fieptdog  tov  ’Apaivoeirov  bezeugt  (P.  Grenf  II  n.  46a,  1 und 
Verso).  Unter  Claudius  Neoeydes  ist  Apollinaris  öTparrjyög  dieser  ittpt'g 
(P.  Cattaoui  V,  26  f:  s.  S.  102);  er  wird  als  solcher  in  mehreren  Urkun- 
den des  Jahres  140/141  genannt  (BGU357:  30/31.  Januar  141;  BGU 
353 — 355;  vgl.  BGU  613,  38).  Damit  erhalten  wir  also  als  ungefähre 
Ansetzung  für  lulius  Maximianus  das  Jahr  139,  für  Claudius  Neoey- 
des 141.  Die  Liste  der  iuridici  dieser  Zeit  (s.  zuletzt  Stein  in  dieser 
Zeitschr.  1,446)  ist  also  zu  modifizieren: 

Sex.  Cornelius  Dexter  (Wende  des  Hadrian  und  Pius)  — lulius 
Maximianus  (c.  139)  — Claudius  Neoeydes  (c.  141);  unter  ihm  ist  der 
dtccxtjttjg  lulianus  vorübergehend  Stellvertreter  — Calpumianus  (April 
147)  — Calvisius  Patrophilus  (147/148). 

Unser  Prozeß  spielt  demnach  in  der  Hauptsache,  wenn  wir  von  der  Ver- 
handlung unter  'AexXrjxiädtjg  (s.  S.  99)  absehen,  zwischen  138  und  147. 

1)  V.  28ff. ; f3riaro[)li;r  r]o{'  xforittTov  iioixritov  OitaziSiov  (1.  Ovivuilov) 

'PfoltiiyfAio]»  ....  toö  o[t]e<ittjijfij«ai>TOs. 

2)  S.  CIPelop.  I,  1600:  Cn.  Cornelius  Pülcher  (e.  Prosop,  I p.  460)  AlyvTtxov 
xai  AXt^ariffiag  iixaioiirrig.  Außer  diesem  ergibt  sich  als  weiterer  bisher  un- 
bekannter iuridicuB  aus  P.  Oxy.  UI,  57b  (2.  Jahrh.)  Flavins  Priamus. 


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Paul  M.  Meyer:  Papyrus  Cattaoui 


105 


Was  die  Kompetenz  des  iiiridicus  betrifiFl,  so  zeigen  unsere  Urkun- 
den deutlich,  daß  die  örtliche  Zuständigkeit  sich  auf  Alexandria  und 
die  xaga  erstreckt  (Mommsen,  R.  G.  V,  567;  Jouguet  - Collinet  in  dieser 
Zeitschr.  I,  306;  Wileken  ebendort  312).  Da  es  sich  in  unserem  Fall 
aber  um  cives  R.  handelt,  so  ist  die  Frage,  ob  er  für  aUe  Bewohner 
der  zuständig  ist,  damit  ihrer  Lösung  nicht  näher  gebracht.  Das 

ständige  Forum  des  iuridicus  ist  Alexandria;  hier  üben  die  ims  in 
diesen  Urkunden  Begegnenden  ihre  Tätigkeit  als  Zivilrichter  aus.  Das 
zeigt  besonders  P.  Lond.  I,  3f.  9f.  (s.  auch  P.  Catt.  II,  3.  17.  V,  12. 
P.  Lond.  I,  7).  Die  Frage  nach  der  sachlichen  Zuständigkeit  ist  schwerer  zu 
entscheiden.  Mir  scheint,  daß  die  iuridici  in  unserem  Prozesse  als  Vorinund- 
schaftsrichter  kompetent  sind.  Die  zuerst  vor  dem  iuridicus  Maximianus 
von  DrusUla  anhängig  gemachte  Klage  (P.  Catt.  II,  10  fif.)  ist  in  erster 
Linie  gegen  die  tutores  testamentarii  der  Kinder  gerichtet,  erst  in 
zweiter  Reihe  steht  der  davtiazi\s.  Als  Vormundschaftsrichter  liegt 
dem  iuridicus  auch  die  Vormundschaftsbestellung  ob.  Nach  Ulpian. 
D.  1,  20,  2 ist  ihm  dieselbe  zwar  erst  durch  Marcus  zugestanden;  die 
Papyrus  widerlegen  aber  diese  Angabe.  Natürlich  bedarf  der  iuridicus 
eines  Exekutivorgans,  das,  mit  den  örtlichen  Verhältnissen  vertraut,  auf 
seinen  Befehl  die  tutores  auswählt:  das  ist  der  azpuijybs  rov  vo/iov. 
P.  Catt.  II,  17  fiF.  erklärt  der  iuridicus:  ygdtfra  tc3  toü  vofi{ov  fftrpanjy]c5 
Tva  rols  naiöloig  Svo  (wroxarafftadöfft,  III,  Off.  befiehlt  er 

zum  Schluß:  jrsipotovijffiftfovTai*)  Öh  ivrbg  x rjjitQäv  vnb  roü  dTQaz^yov 
(z<n<y  voiiov.  Das  entspricht  vollkommen  den  Worten  des  von  Erman 
(Zeitschr.  Savignyst.  15,  241  ff.)  besprochenen  Genfer  Papyrus  (s.  bes. 
IV,  6 ff.  11  ff.:  dxoAotiff'us  [o/g  f]y(ia(fi£v  6 xgdziazog  ^[ixalioddnjs  cet.). 
Auf  Grund  desselben  hat  er  mit  Unrecht  den  Satz  aufgestellt:  Der 
OzQuzrjyög,  der  überhaupt  selbständige  Gerichtsbarkeit  besitzt,  bestellt 
den  Vormund  kraft  eigenen  Rechtes  (ihm  folgt  Wenger,  Papyrus- 
studien 139).  Der  OzQuxrjybg  fungiert  vielmehr  hier  wie  sonst,  sowohl 
auf  dem  Gebiete  der  iurisdictio  contentiosa  als  der  inrisdictio  volimtaria 
— so  bei  der  Testamentseröfihung  — nur  kraft  Delegation  dos  Ober- 
beamten. Wie  die  loyo&hai  (P.  Catt.  III,  28  ff.:  s.  S.  100),  so  werden 
auch  die  tutores  vom  ozQuzijyög  iussu  iuridici  besteUt.  Die  Stellung  dos 
azQuzrjyög  in  unseren  Urkunden  entspricht  dem,  was  ich  in  der  Berliner 
Philologischen  Wochenschrift  1902,  816  f.  kurz  ausgeführt  habe. 

Schöneberg-Berlin.  Paal  M.  Meyer. 


1)  Ygl.  den  ngt^avig,  der  als  Sprachrohr  der  ßovXii  die  zu 

iftxoviffUct  bestellten  ßovltvraiy  die  aiQt&h'tfg  vTtb  itgariarTig  ßovli^g,  verkündet 
(BGC  8 n,  ö.  17.  23;  362  ID,  1.  V.  Ij  CPR  I,  20  I — P.  Amh.  H n.  83,  6). 


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P,  Lips.  13. 

Im  Nachstehenden  soll  eine  Urkunde  der  jungen  Leipziger  Papyrus- 
samnilung  veröflFentlicht  werden,  welche  durch  Umfang  und  Inhalt  be- 
sonderes Interesse  beansprucht.  Es  ist  ein  Stück  aus  dem  Protokoll 
eines  Stralprozesses  wegen  eines  Kaubattentats  und  gibt  eine  so  leben- 
dige Vorstellung  von  dem  Vorgang,  gleichzeitig  aber  auch  von  der 
Genauigkeit  der  gerichtlichen  Protokollführung,  daß  es  zu  den  wert- 
vollsten Stücken  der  Sammlung  gezählt  werden  muß.*)  Anfang  imd 
Ende  fehlen. 

H.  31,  Br.  124  cm.  — Kursive  aus  dem  Ende  des  IV.  oder  An- 
fang des  V.  Jahrh.  — Aus  Hermupolis  in  Mittelägypten.  — Durch- 
korrigiert von  2.  Hand. 

Kol.  I. 

Uuzusammenliängende  Wortreste. 

ij'  ...  Herminu(s)  a]d(vocatus)  d(ixit):  7«  (jpK>'£p[«?  . . .]. 

9 ■ • • I Ebroi'  OTi  6ovX6g  tlfu.  IlaQafUvei 

11  ....  [Acjholius  d(iiit):  "Eya  xtrrd  rov  ....  (xov  fu- 

13  1 xtn’  avToU  . ...  ov.  Herminu(s)  ad(vocatus)  d(ixit): 


15  [Acjholius  d(ixit);  Ovx  t avroi[  ] 

Iß  r]  töioV  xoi  'fj  fjjca  -frupa  X**!“**^  xeivtcu  t.[ ] 

18  r?]oT£  (Qiiiiev  riv  liOov. 


19  . . .|  . ttt  . . . . T£  f/3[oI?]£v  t[öv]  A^do|e].  [H]erminu(s)  ad(vocatus)  d(iiit): 

21  • • •]  x£l£t'Sov  avTÖ^vy  tiatX9eiv.  Herminu(s)  ad(vocatus)  d(ixit): 

Spuren  von  3 Zeilen. 

15  und  öfter  of’x’  Pap. 


1)  Der  Papyrus  war  mit  45  anderen  Stücken  bereits  für  die  erste  Lieferung 
einer  von  mir  projektierten  Ausgabe  der  Leipziger  griechischen  Papyri  gedruckt. 
Da  jedoch  eine  von  Herrn  Prof.  Wileken  freundlichst  an  den  Originalen  vorge- 
nommene Revision  dieses  sowie  der  ül)rigen  Texte  noch  vielfache  Gebrechen 
meiner  im  vorigen  Winter  hergestellten  Transkriptionen  ergab,  hatje  ich  mich 
entschlossen,  den  im  Buchhandel  noch  nicht  erschienenen  Druck  zu  beseitigen 
und  durch  einen  Neudruck  zu  ersetzen.  Für  den  vorliegenden  Abdruck  habe  ich 
Prof.  Wileken  gebeten  als  Mit -Herausgeber  zu  zeichnen,  da  erst  nach  den  von 
ihm  hergestellten  zahlreichen  Rektifikationen  meiner  Lesung  das  volle  und  richtige 
Verständnis  des  Hergangs  gegeben  ist,  und  ich  erfiUlo  eine  angenehme  Pflicht, 
wenn  ich  ihm  für  seine  Unterstützung  herzlich  danke.  L.  Mittels. 


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Mitteis-Wilckcn:  P Lips.  13 


107 


Kol.  II. 

7|{TaO^  ti  ftSvog  oirog  rjv  JdoiUoj  fux’  avxod.  1 

Fl(avius)  Leontius  Beronician(us)  v(ir)  c(larissimus)  pr{eses)  Tebaeifdi.s)  d(ixit):  2 
Movog  iaxiv  ovxog  6 lntX9i>v  xal  exepoi;  Filammon  d(ixit):  Tiaaaqig 
tiaiv,  ^UQyÖQtog  xol  exigoi.  ETnri,  xlvcg  tlalv  o£  fttx'  avroH,  aviög  oldiv 
xovg 

«vvSovXovg  ittvxoxl.  3 

Fl.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  Etiti  rag  nfoariyogUig  4 
ciVTÖiv.  Filammon  d(ixit):  Ovx  cutficv  avxoiig,  avxbg  olätp.  Etny  avibg 
nopräi'  x«2  . Tj/j’O)!'  I«  bvöfictxa  avxmv,  avxbg  oldtv  avxovg. 

Fl.  Leontius  Beronidantiis)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(i.vit):  Ilöaoi  avvtitijX9ov  5 
Spo  «ot  oinlxai;  Aeholius  d(ixit):  Movog  (itxa  toö  xxaidtov  iya  ^iixjv. 

Fl.  Leontius  Bcronician(us)  v.  c.  i>r.  Tebaei(dis)  d(ixit):  Eixte  xb  äXt]9ig.  Acho-  6 
lius  d(ixit):  JWdi’og  xjfn/v  fitxc'i  toO  xiatdiov. 

Fi.  Leontius  Beronidan(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  Expolia.  C[u]mquo  ex-  7 
poliatus  fuissct,  d(ixit):  'Eyco  tifti  fiövog  Kal  6 luxqbg  ixch’og  v(og  rravv 
xxyyidvoav.  Filammon  d(ixit):  Jvvaxai  b Xoyiaxijg  liiuiv  oxi  xxoXXoi  ci’aiv. 

Fl.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  Eiaayba9m  S Xoyusxfjg  öv  8 
xoloücui'  fiägxvv.  Inducto  Hermaione  curatore  civitatis  Hormupol(  ) 

Fl.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  Mdgxvgd  ai  xtxlijxoa«  9 
Tcöv  n^ayfilvxav.  Al^cig  di  tag  iXtv9epog  xä  äXtj9!j.  Tlva  löqaxag  ^ xiva 
xixöXfit/xat;  Hermaion  curat(or)  e(?)  d(ixit):  ’Otpt  xtavv 

ßa9[t(\ag  ■öpiUlor  Tjxotida  ^;r2  olxiag  ytov  xvyyävtav  xcrl  10 

ijcffitp«  xovg  natSdg  fiov  &axi  yvävai  xxjv  aixlav.  xal  cvpxjxaOi 

xovxov  <^xbvy  Aavvxqlxiov  f[.  . . Jdfifroi'  xal  xvxxxöfuvov  vnb  yaXXiaqlmv 
xal  inoCijaay  avxovg  dvaextiXai  xi]v  äxa^t'av.  11 

[Fl.  Leontius  Ber]onicianus  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit);  Uöaot  fjOav  oixlxai;  12 
Hermaion  d(ixit):  Jvo  ■qffov  ixxt  rj  xgeig,  öipc  näw  ryv.  Senecion  d(ixit): 
'H^uh9r)  xal  6 Xoytoxiig  xva  xavxa  xbv  axglßa  daeX9tiv 

[xol  fjjTfrv'?]  IIoXXol  av9qwtoi  tiaiv  ot  övfA&övtts  «[lg  tj)!']  oixlav,  xqiä-  13 
xovra  xal  xiaaiqdxovxä  tiaiv.  Hermaion  curat(or)  e(?)  d(ixit):  Ei  iirj 
rfiav  nqbg  t§  oixla  fwv,  näXai  av  6 'Aavyxqlxiog  TCTfAtviijXfv,  pä  tÖv 
Ttuvxoxqäxoqa. 

[. . .]  8en[ec]ion  d(iiit):  KaXmg  ätSdaxti.  AUxi}  oixla  ^[yyüj?  ti)]g  oixlag  14 
toö  Xoyiaxoi}  iaxiv.  'O  Xoytaxrig  ixti  ftivti. 

Fl.  Leontius  Beronicianus  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(iiit):  Tlvtg  tiaiv  ot  ixtxü  15 
aov  fyoöov  toApijoovttj,  xorcpijvuffov.  Aeholius  d(ixit);  Avo  rjaav 
jxqoxtqov,  iyü  xal  & fitxqög,  juxa  taöta  riX9tv  avvdovXog  fiov 
fuxä  tqv  fidyrjv,  fuxd  xtjv  Xvaiv  xfjg  pa;^[r/g].  Herm[i]nu(s)  ad(vocatus)  16 
d(iiit):  ’AvtjQ  ö4i6niaxog  liutqxvqtjatv  xiqioxtvmv  t^j  ’EqiiotntoXix&v. 

Fl.  Leontius  Beronicianus  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  xa  dvöfiaxa  17 

Töv  avvtxttX96vxa>v.  Aeholius  d(ixit):  Tb  naiSlov  xal  roqyoviog  b Xiy6- 
jitvog  xaxaaxiiv  xag  ytiqag  avxov. 


4 1.  itiuv.  — 4 nr\yav  (vielleicht  V)  oder  orijj’mv  = ödqy&v? 

— 7 tifii  verschrieben  für  qpTjv.  — 8 ennupol^  Pap.  — 10  y in  yaUtaploiv  (vgl. 
galearius)  korrig.  ans  x. 


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108 


I.  Aafs&tze 


18  Fl.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tcbaei(dis)  d(iiit):  'Ekev&igol  datv  ^ 

oix/rnt;  Aeholius  d(ixit);  /loWot  ti’dii'. 

19  Fl.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  TBbaei(dis)  d(ixit);  Tlvog  doülot;  Acho- 

lius  d(Lxit):  Zeqylov  tov  SidTtoiov  fiov.  Senecion  d(iiit):  ’Axdv 

iauv  6 SiajtoTiif  airäv.  ’Eni]^tav  ninov9tv  oi%ia  «vroO.  Ma^tVQiav  tjjo). 
90  ’H  aqtxri  aov  rbv  xal  ilöii/  räs  i^gtixfitvag. 

’H^laOa  di  fivQiadibv  iv  ujropi'ijpßtf»  tidcti^ijvai  rbv  axQlßaJy^  xal  Xiytiv, 
xlvig  rr}v  in^Qtav  idolrjCav. 

21  \d]tixvv(o  ou  XQiüxovztt  xal  xiaaipäxoma  rlv^k&ov  ävio  eig  xr^v  otxlav. 

Filammon  d(ixit):  Ovx  c!:xa^  ov  StvxtQOv  ovöi  tp[/]toe  tig  xfjv 

TxöXiv  zttvxtjv  xal  i^ijitiaatv  xjfiäg.  TCvi 

22  [ovjx  Senecion  d(ixit):  Kayü  avxbg  qpojSoOpoi,  iTiiiSrj  axtmv  iaxtv 

h (xaiQog  pov.  A6yog  dtjfxoatog  xS>v  xovxovßtQvxiUcov  KTtoxelfievog. 

At  {H'pot  %afiai  ttoiv.  'O  dXQlßag  ik9rj, 

28  [xo]r«Ö'{T«t  iv  xmofivi]ftaai  x«l  dpoAoj’iJc»;  roiis  aviX96vxag  xoi  xig  iaxiv 

& ävtX.9(bv.  Ov  yäg  iyvav,  xig  iaxiv  b üvtl9tav.  Filammon  d(ixit):  'Ofio- 

Xoyti  6 äovlog  oxi  xaxiayiv  xäg  x^‘9^S 

24  [roß  u]toß  (lov  xal  itvxxxtjacv. 

25  Fl.  Leontius  Beronkianu(s)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  Tlvog  ivtxev 

xib  ^olujAfi't^  x(rr«  xxjv  £(T5r^[pae|  x«l  xgäftavxa  ligyclaa}  xaxa  xijg  ö(p|p]fifls 
ßvroß;  Aeholius  d(ixit): 

2C  yA\ioyial  aov  rijj  cigix^g,  iy&>  ovx  inijX&ov,  ßAA’  avxog  fioi  ini}X9ov. 
nüvxiag  fioigä  ftov  S>axt  fu  i(t7t[^j7t[Tj£([»']  £[/g  ajütö»> 


Kol.  m. 

1 Fl.  Leontius  Beronician(u.s)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  Tb  xgadfia  xig  tigya- 

ößTo;  Acholiu.s  d(iiit):  Tb  fiixgö[i']  xxa{i\Siov. 

2 Fl.  Leontius  Beronieian(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(di.s)  d(ixit):  Ti  Xiyii  b xxjv 

a:A»;j'ijv  d£^ß|a£voff;  Filammon  d(ixit):  “/iXXog  tag  %itgag  ßüroO  ixgair/aev, 
äXXog  rßaXxv  avxbv  ya/ial  xal  xj&iXx/aiv  avxbv  äxtoxgivai  dm  rö  di;p()[<r£0i'] 

3 xgvaiov,  b tlg  xag  x^‘9“S  ßüroß  ixgäxtjaiv,  b uXXog  Xi&io  bidaxiv  xä  vlä 
gov,  ßAAo$  iXäxxiacv.  "OAoe  rö  Cmga  avxov  TtiTxXxjyftivov  iaxiv.  Ma  xfjv 
Txgovoiav  Txag'  bXiyov  änl&aviv. 

4 Fl.  Ijeontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tebuei(dis)  d(ixit):  Tig  b reA^|ßs,  £tjt£ 

aaxpBig.  Filammon  d(ixit):  Oi  0uedouAo|i]  roürou. 

6 Fl.  Leontius  Beronieian(u.s)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  'O  xtagiav  ijxXy^cv  ij 
xal  txtgog;  Filammon  d(ixit):  Oüx  ofdn  oxi  (sic)  xig  iaxiv  avxäv.  Ovx 
infgxbvxai  xxag’  rjuiv  xjfitgaiag  ye  i'vxrös.  Herminu(s)  ad(vocatus) 

d(iiit):  'SlgoXöytjaev  avxbg 

6 b oixixtjg  oxi  b glv  xag  ;(£ipßg  nüroß  ixgdxijaev,  lugoi  i:xijX&ov  Xß!  £rü:t- 
xrjaav.  Tavxa  di  xaxi9ixo  xal  ä^iomaxog  /tägivg  dvxjg  Ttgcoxivcov  xaxä 
XXJV  'EgftovnoXix&v  xal  mbXoixtov  ibaxe  xtiuogiav  f|£v£j;[0'ijeo£] 

7 T^v  diovaav  xaxä  xmv  ixxtX96in:o>v  lü  ßovXxvx^.  Senecion  superstat(iona- 

18  t;  korriff.  aus  oi.  — 19  y in  Zfgyiov  korrig.  aus  x.  — 1.  ixrjpnav.  — 
22  1.  i:iijX9iv,  — 23  1.  [xßlra#ßTßi . — ßetAO'  dreimal  korrig.  aus  djxcX9.  — 
25  1.  tgai’gata.  — 26  AjriJAfro»*  versebrieben  für  iaf/X^iv,  — BI  2 anoxpirai  Pap. 
1.  dßOxi(r)>fi'ßt  (-«  äxoxtilvai).  — 6 ixvjrTrjaav  korrig.  aus  ixvxixtjacv. 


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MitteiB-Wilcken;  P.  Lijis.  13 


109 


rius?)  e(?)  d(iiit):  ^uc  nu9avokoyCas  ra  ÖQntiyivitt  fjyroCfft  xarlytiv. 
Ktivrai  ai  &v^i.  MaQtviflu  lazlv.  MvQiaaxbv  KareOifiyv  ou  aC  9v^ai 
xttvxa[i] 

xal  ß|irä  xov  axflßa  ciatl^tiv  *nJ  tintiv'  ’Aolxrjzög  iauv  6 olxog  (x6y  8 
Xoinov. 

Fl.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis.)  d(iiit):  Kol  fiijv  rovro  ä 9 
olxiTijg  oi'X  ahtärai.  Senecion  d(ixit):  'H  &Qfzi]  aov  oint  i^rjZijOtv,  ■>)  ägez)) 
eov  i^izädaz. 

Fl.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(kit):  TiVos  ivtxtv  intjl-  lo 
darf  ’/idvuKfiz^;  Acholius  d(ixit):  Ovx  ini'jX&afitv,  avzog 

M.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(^dis)  d(ixit):  Kmä  zlvag  zozzovg-,  11 
Acholius  d(ixit):  Eig  ixtlvr\v  zijv  gvftr/v. 

Fl.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  yiiyizu)  OiXafiftuv  19 
zlvtg  tieiv  ot  zb  xQvalov  dtptXofuvoi  zoi>  vioü  avzoH.  Filammon  d(ixit): 
Ovzoi  ol  dovXot. 

Fl.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pre.  Tbebaei(dis)  d(ixit):  Iloaov  xfvalov,  13 
Filammon  d(iiit):  'Slg  &ixu  jrptidli'ovs  I)  bza&txa.  Scnccion  superstat(io- 
nariusV)  e(?)  d(ixit):  'O  di  Xöyog  zov  izal^ov  fiov  <(öpj’v^p/ot) 

XftXlfov  i{T^xoo|lci>]v  ipzlv. 

'Agt&  zfjv  Xafin^ozi/zä  Oov  KeXtvdai  eidax&^vat  zbv  dxqlßa  xoi  tizuiv  ozi  14 

axftßa  TfattiXriifa 

ui  &v^ai  xiiirzai  xol  ifiafzvQonoifjda  xol  izotjiog  b ax(fißag  xuza- 

&iaöut  iv  tmo/zvtjfiaot  zlvog  n . . 

zlvtg  n’ölv  ot  intX&ovztg,  ‘intoßaXzj  zig  iaziv.  "Eziqoi  zqiÜxovzu  äg  Xlyn  15 
aiiv  ceirzoig  ^Oav.  Mij  yöp  olöa,  pij  j’öp  fuz'  avz&v  ijfzrjv.  ’£|{Toöftp 
& Ox^lßag. 

Fl.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  EidayleQm  6 ax^lßug.  16 
Gennadius  adiut(or)  e(?)  comm(entariensis)  d(ixit):  'ExtXtvc9rj  axoXov^iv 
TÜ  wxzoezQazTiyio  ut/zitog  xazä  n(/6azayna  zijg  O^g  [l]o[|aj7([(ii)T>^osJ  did 
ztjv  jzupdazudzv  Töv  {moßXrj9ivz(ov  imb  zB>v  j3[o]vi£UTÖ>'  tlg  zbv  »tzpaXauo-  17 
z^v.  Senecion  d(ixit):  "Hvtyxa  zbv  axpißa  xol  napaSibaxu  zä  Tipa>i\(\(uo. 

Fl.  Leontius  Beronicianus  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  ToC  axpißov  zi  18 
t«s;  Senecion  d(iiit):  'H  dpizij  aov  (täpzvQug  lirjztjaiv  ozi  in^X9ov  zä 
öamzia  zoC  xoXXryya  fiov.  Filammon  d(ixit):  'O  vl6g  fi[ov] 

(xivdiivcvucv  &7to9uvtiv  diit  zag  nXryyig.  19 

F'l.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  Tlvog  ivfxtv  20 

zä  ßovXfvzij;  Et  ad  officium  d(ixit):  Tvmia&ca.  Et  cumque  buneuris 
caesus  fuisset, 

Fl.  Leontius  Beronicianus  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  'EXev^/povg  fiij  21 
zthzzi/zi.  Et  ad  officium  d(ixit):  l’arce.  Cumquo  pepertum  ei  fuisset, 

Fl.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  Eizii  nov  iaziv  zb  22 
Xpvaiov  oTZtp  fjpTzaOag.  Acholius  d(^ixitj:  Tb  Ifiäziov  avzov  djudvffcrro  xol 
iiSatuv  [tg]  ^i>otxl  zrj  dKoXov9ovaij  avzä.  Ovx  El[doi' . ]. 

F'l.  Leontius  Beronician(us)  v.  c.  pr.  Tebaei(dis)  d(ixit):  ^liXty^ov  avzbv  ozi  23 
Xpvalov  aov  äiptiXazo.  Filammon  d(ixit):  ’/inb  ztjg  pox'lS  dnb 

Xtipiäog  zoü  vlov  f<[ovJ  xol  ^pTtuCtv,  eig  ixpdzriatv  avzbv  xo[l] 

13  azifyovpiov  Pap.  — 16  comm-  Pap.  — 17  (»=  proiimo)  korrig. 

aus  X(»$[l](U>t>. 


f 


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110 


I.  Aufs&tze 


SftoXoyei  ou  rbp[y]ö»'«os  l’Stjaev  ccvtoü  xccg  Herminu(s)  ad(vocatus) 

d(irit):  ’AliovfUv  ükkovg  rovg  dwe^y^aavrag  «ütä  oiWtor;  nagcivai.  Fi- 
laiumou  d(ixit):  'O  ZTtQyOQtog  Kttpalijv  ainov  iKQOxdgnatv. 

Senecion  d(ixit):  Kara&rjxat  cl  avrbg  fiövog  fjv  ^ allot  fux  avxoS,  iva 
datpalig  xj/iiv  yii/t/xat,  6 ax^lßag  Fi.9^  *ai 

Leipzig-Halle.  L.  Mitteis  nud  U.  Wilcken. 

Zur  Erläuterung. 

Einer  freundlichen  Aufforderung  von  Herrn  Prof.  Mitteis  folgend,  gebe 
ich  einige  ktme  Bemerkungen  zu  dem  vorstehenden  Text.  Zu  einem  ein- 
gehenderen Kommentar  war  jetzt,  da  der  Artikel  im  letzten  Augenblick 
eingeschoben  wurde,  kein  Baum. 

Wie  in  dem  von  Collinet  und  Jouguet  in  dieser  Zeitschrift  heraus- 
gegel>enen  VTtofivijfiaxidfiog  (I  S.  293  ff.)  sind  auch  hier  die  verbindenden 
Worte  des  Protokollführers  lateinisch,  die  vor  Gericht  gesprochenen  Worte 
griechisch.  Auch  der  Vorsitzende,  der  Praeses  Thebaidis,  spricht  griechisch, 
nur  einige  kurze  Befehle  an  die  Diener  sind  lateinisch  erteilt.  Vgl.  i'-xpolia 
(II  7)  und  Parcc  (III  21).  Dagegen  hat  er  unmittelbar  vorher  an  dasselbe 
officium  gewendet  xvnxia&u  gesagt  (HI  20).  Wie  in  dem  von  Collinet  und 
Jouguet  herausgogebenen  Text  sind  auch  hier  die  vom  Vorsitzenden  gesprochenen 
Worte  durch  bedeutend  größere  Schrift  und  durch  Ausrückeu  der  betreffen- 
den Zeilen  nach  links  kenntlich  gemacht,  so  daß  sic  sich  für  das  Auge  deut- 
lich von  dem  anderen  Text  abheben.  Das  ist  darin  begründet,  daß  diese 
Prozeßprotokolle  ja  Teile  der  vnopvtjuaxia^tol,  der  Amtsjoumale  sind,  die 
über  die  täglichen  Amtshandlungen  zu  berichten  haben.  Die  im  Prozeß  ge- 
sprochenen Worte  des  Vorsitzenden  sind  eben  die  zu  buchenden  Amts- 
handlungen. 

Die  in  dem  Leipziger  Protokoll  behandelten  Vorgänge  stelle  ich  mir 
etwa  folgendermaßen  vor.  Angeklagt  ist  Acholius'),  ein  Sklave  des 

Sergius  (II  19).  Dieser  Sergius,  ein  Mann,  der  mehrere  Sklaven  hielt 
(vgl.  (JÜrdovlos  U 15.  III  4),  ist  identisch  mit  dem  „abwesenden  Freund“ 
(vgl.  n 19  mit  22)  des  Scnecion,  des  superstat(ionarius?)*),  und  ist 
zugleich  sein  collega  (IH  18). 

Die  Anklage  behauptet,  der  Sklave  Acholius  habe  den  Buleuten  Asyn- 
kritios*)  eines  Abends  in  später  Stunde  auf  offener  Straße  angefallen 
und  beraubt.  Dieser  Asynkritios  ist  der  Sohn  des  Philammon,  der  statt 
seiner,  der  halbtot  geprügelt  ist,  vor  Gericht  seine  Sache  vertritt.  Außer- 
dem wird  er  durch  den  Advokaten*)  Herminus  vertreten.  Der  Sklave 

1)  Über  seine  Vergangenheit  werden  nicht  leicht  verständliche  Andeutungen 
gemacht  II  21.  Oix  d?cr|  ov  devrtgov  xgiTov  bedeutet  „sehr  ott^^ 

2)  Bei  Senecion  und  Hermaion  werden  die  Titel  nur  gelegentlich  binzu- 
geiügt,  beim  Praeses  regehnäßig,  wie  in  gewiesen  Märtyrerakten. 

3)  Vgl.  zu  dem  Namen  P.  Goodsp.  l.H,  6:  iy  Svfifl  Ifyopivß  U<yvy)tp7j[r]/ou, 
gleichfalls  ans  Hermupolis.  Weitere  Belege  bringt  Vitolli  in  seiner  Besprechung 
der  inzwischen  vorläufig  zuriiekgezogenen  Leipziger  Papymsansgabc  (Atene  e 
Roma  VI  ia03,  Sp.  249  n.) 

4)  In  der  Annahme,  daß  das  add/  (d*  vereinfacht)  in  ad(vocatus)  d(iiit)  anf- 
zulösen  ist,  bestärkt  mich  die  Präzision  seiner  Keden,  durch  die  er  sich  von  den 
Anderen  abhebt.  Vgl  III  5 ff. 


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Wilcken:  P.  Lips.  13 


111 


leugnet,  jenen  Äsynkritios  angefallen  zu  haben  und  stellt  die  Behauptung 
auf,  daß  Äsynkritios  yielinehr  ihn  angegriffen  habe  (II  26,  111  lü). 
Jedenfalls  war  es  zu  einer  blutigen  Schlägerei  {ftäx<t  II  16)  gekommen, 
bei  welcher  der  Sklave  nach  der  Anklage  von  einigen  Mitsklaven  unter- 
stützt wurde:  Einer  warf  den  Äsynkritios  nieder,  einer  (Gorgonios)  hielt 
ihm  die  Hände  fest  (II  17),  einer  (wohl  Stergorios  III  24*)}  schlug  ihn 
mit  einem  Stein  auf  den  Kopf  (III  24,  vgl.  II  25),  ein  anderer  trat  ihn 
mit  Füßen  (III  2/3).  Der  Angeklagte  dagegen  behauptet,  während  der 
Schlägerei  allein  mit  einem  kleinen  Jungen  gewesen  zu  sein  (II  5 ff.);  erst 
nach  Beendigung  der  gdx’l  Mitsklave  (Gorgonios)  dazugekommen 

(II  15f.).*)  Höchst  drollig  ist  seine  Ausflucht,  die  Wunde  sei  dem  Buleuten 
von  jenem  Knaben  beigebracht  (UI  l),  von  dem  er  noch  kurz  vorher  ge- 
sagt, daß  er  ein  ganz  kleiner  Junge  sei  (U  7).  Nach  der  Anklage  hat 
Acholius  dann  mit  seinen  Helfershelfern  nach  der  Prügelei  aus  der  Geld- 
tasche (jiHQlg)  des  Ratsherrn  öffentliche  Gelder  (III  2/3)  im  Betrage  von 
10  bis  12  Solidi  geraubt  (III  13.  23).  Auch  dies  leugnet  der  Angeklagte: 
Äsynkritios  habe  sein  Ifiäuov  (gemeint  ist,  mitsamt  dem  Gelde)  ausgezogeu 
(wohl  um  sich  kampfbereit  zu  machen)  und  seiner  IVau,  die  ihn  begleitete, 
übergeben;  so  habe  er  nichts  von  dem  Gelde  gesehen  (III  22).  Die  Sache 
hatte  dann  dadurch  ein  Ende  gefunden,  daß  der  in  der  Nähe  des  Tatortes 
wohnende  Kurator  Hermaion  seine  Sühne  hinsebickte.  Hermaion,  der  hier 
als  Zeuge  auftritt,  bezeichnet  sich  danach  als  den  Lebensretter  des  Buleuten 
(U  9 ff.).*) 

Unser  Protokoll  ist  darum  nicht  leicht  verständlich,  weil  mit  dieser 
Anklage  wegen  RauhanfaUes  beständig  eine  andere  Sache  verquickt  wird, 
die  damit  gamichts  zu  tun  hat.  Diese  zweite  Sache  wird  ausschließlich  von 
Senecion  im  Interesse  seines  abwesenden  Freundes,  des  Sergiusj  vorgebracht.*) 
Sondert  man  die  Aussagen  des  Senecion  und  die  darauf  erfolgten 
Antworten  aus,  so  hleibt  ein  zusammenhängendes  Protokoll  über 
den  Raubanfall  übrig.  Senecion  behauptet,  daß  Acholius*)  zusammen  mit 
einer  größeren  Bande  von  30  bis  40  Strolchen  (II  13)  einen  Einbruch  in  das 
Haus  des  abwesenden  Sergius  gemacht  habe  (dies  Haus  lag  in  der  Nähe  des 
Kuratorhauses  II  14),  die  äußeren  und  inneren  Türen  (I  16)  erbrochen  und 
auf  die  Erde  geworfen  und  Gelder  im  Betrage  von  1400  (Talenten)*)  geraubt 
habe,  und  verlangt,  daß  ein  scriba  als  Zeuge  dafür  vorgefUhrt  werde.’)  Der 


1)  £TiQy6eios  ■=  Stercorius.  Dagegen  CIGr.  IV  9653  2zigit6i/ioi. 

2)  Es  scheint,  daß  Acholius  bei  einer  früheren  Verhandlung  oder  in  einem 
früheren  Stadium  der  gegenwärtigen  weitergehende  Zugeständnisse  gemacht  liat. 
Vgl.  II  23,  ni  6 ff.  Oder  deuten  seine  Gegner  seine  Worte  6 Xiy6iuvog  xaraeytlv 
(II  17)  zu  ihren  Gunsten? 

3)  Wenn  er  die  Angreifer  als  yaXUäftoi  bezeichnet  (II  16),  was  offenbar 
Transkription  von  galearii  ist,  so  ist  das  wohl  nicht  wörtlich  zu  nehmen,  sondeni 
als  Schimpfwort  („Strolche“)  zu  fassen.  Vgl.  die  Frage  des  Praeses:  nöaoi  tidav 
olxizaf,  — Zn  &vtt<nifXat  in  II  11  vgl.  Ed.  Just.  XI  pr.  ivaaztlXai  xal  xavaai. 

4)  Nach  in  18  ist  schon  vorher  darüber  vor  demselben  Praeses  verhandelt 
worden. 

6)  In  den  erhaltenen  Worten  sagt  er  nicht  ausdrücklich,  daß  Acholius  dabei 
gewesen,  aber  aus  dem  Zusammenhang  geht  doch  wohl  hervor,  daß  er  es  meint. 

6)  An  Drachmen  wird  man  bei  dem  damaligen  niedrigen  Kurs  nicht  zu 
denken  haben. 

7)  Das  liVQiaexiv  in  R 20  (vgl.  III  7)  ist  als  vulgäre  Hyperbel  zu  fassen: 


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112 


I.  Aufsiltze 


Praescs  läßt  es  langmütig  geschehen,  daß  Senecion  mit  seiner  heterogenen  Sache 
beständig  in  die  Hauptverhandlung  hineinredet,  ja,  gelegentlich  sogar  die 
Redenden  unterbricht  (II  12)  und  inquiriert  ausschließlich  betreffs  des  Raub- 
aufalles. Endlich  als  wieder  und  wieder  Senecion  die  Vorführung  seines 
Zeugen  verlangt,  macht  ihn  der  Präses  darauf  aufmerksam,  daß  dieser 
Punkt  gar  nicht  zur  Anklage  gehöre  (III  9),  worauf  Senecion  die  Bitte 
ausspricht,  doch  auch  diesen  Punkt  zu  untersuchen.  Nach  weiteren  Zwischen- 
fragen über  den  Hauptpunkt  gibt  dann  der  Praeses,  nachdem  Senecion  seinen 
Antrag  gründlicher  formuliert  hat  (III  14),  den  Befehl,  jenen  scriba  vorzu- 
tühreu,  und  nun  erhebt  sich  der  adiutor  comm(entariensi.s)  Qennadius  und 
teilt  mit,  daß  dieser  scriba  augenblicklich  dienstlich  verhindert  sei  zu  er- 
scheinen.') Der  Ausruf  des  unglücklichen  Vaters,  sein  Sohn  sei  an  den 
Schlägen  fast  gestorben  (IH  18),  bringt  den  Praeses  wieder  zur  Hauptfrage 
zuiilck. 

Halle  a/S.  U.  Wilcken. 

Zum  zebntausendsteu  Mal  (oder  unzählige  Male)  habe  ich  zu  Protokoll  verlangt, 
daß  etc.  — Die  Scheidung  der  beiden  Angelegenheiten  wird  erleichtert  durch  die 
Beobachtung,  daß  beim  Raubanfall  immer  von  lTttX9i!v,  beim  Einbruch  meist  von 
&vfi&elv  {tls  Tijv  olxlav)  die  Rede  ist. 

1)  Er  hatte  Befehl  erhalten,  sich  dem  rexroarparij/o;  anzusehließen,  der 
ausging,  um  die  von  den  Buleuten  zum  Posten  eines  x«;palai(ur^;  (vgl.  Cod. 
Theod.  11  24,6  § 7)  Vorgeschlagenen  (vnoßlTj^ivrav,  so  auch  Arch,  1 408)  zu  stellen 
(wa^dffTafftx). 


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n.  Besprechungen  und  Mitteilungen. 


Papyrus-Ürkimden. 

Seit  dem  letzten  Referat  (11  S.  385 — 396)  sind  folgende  Publikationen 
erschienen: 

I.  Edgar  .1.  Roodspeed,  Greek  papyri  from  the  Cairo  Nnsenm  together 

with  pap,m  of  Roman  Egjpt  from  American  collections.  The 
üniversity  of  Chicago:  The  decennial  publications  Vol.  V.  Chicago, 
The  Üniversity  of  Chicago  press  1902.  78  S.  (P.  Goodsp.). 

Vgl.  W.  Crönert,  Woch.  f.  kl.  PhU.  1903  Nr.  27  Sp.  729—736, 

II.  B.  P.  Gl“©nfell  and  A.  S.  Hnnt,  The  Oxyrhynchos  Papyri  part.  111. 

Witli  6 plat.  Egypt.  Explor.  Fund,  Graeco-Boman  branch.  London 
1903.  Xn  u.  338  S.  (P.  Oxy.  111.). 

III.  B.  P.  Grenfell  and  A.  S.  Hont,  Catalogue  general  d.  Antiquites 
Egypt.  du  Musee  du  Caire.  Greek  Papyri.  Oxford  1903. 
Vm  und  116  8. 


I.  P.  Goodsp. 

Im  fünften  Bande  der  zu  Ehren  des  zehnjährigen  Bestehens  der  Uni- 
versity  of  Chicago  herausgegebenen  Festschrift  hat  E.  J.  Goodspeed,  über 
dessen  Arbeit  über  die  Aussaatquittungen  hier  schon  früher  berichtet  wurde, 
(Archiv  I 557),  30  bisher  unedierte  Papyri  herausgegeben.  Die  ersten 

15  gehören  dem  Museum  in  Cairo,  Nr.  16  — 27  stammen  aus  der  Samm- 
lung des  Reverend  J.  R.  Alexander  in  Asiüt  und  sind  von  ihm  kürzlich  dem 
Museum  des  Westminster-College,  New  Wilmington,  Pennsylvania  überwiesen 
worden.  Nr.  28 — 30  sind  im  Privatbesitz  des  Herausgebers. 

Wir  verdanken  hiermit  Goodspeed  eine  Bereicherung  unserer  Papyrus- 
literatur, die  uns  manches  Interessante  lehrt.  Wie  weit  ihm  die  Lesung 
der  Texte  gelungen  ist,  kann  ich  nicht  im  einzelnen  erkennen,  da  mir  die 
Originale  nicht  zugänglich  sind.  Aber  nach  einigen  Kairener  Stücken  zu 
schUeBen,  von  denen  ich  mir  früher  Notizen  gemacht  hatte,  erwecken  seine 
Lesungen,  die,  wie  einige  Bemerkungen  zeigen,  schon  seit  Jahren  sorgfältig 
vorbereitet  sind,  einen  guten  Eindruck.  Hin  und  wieder  liegt  es  nahe 
Korrekturen  vorzuschlagen. 

In  3,  einem  Brief  aus  dem  HI.  Jahrh.  v.  Chr.,  den  Goodspeed  aus  zwei 
Fragmenten  zusammengesetzt  hat,  ist  in  Z.  7/8,  wie  auch  Crönert  Sp.  730 
gesehen  hat,  zu  schreiben:  AlyvifTiatl  (statt  /fiyujmo[»]  . rf)  ii  •önifffcttf/a, 
onag  öxpißäig  tii^ig.  Diese  Worte  sind  für  die  Frage,  wie  der  Papyrus 
beim  Schreiben  benutzt  ^rde,  nicht  uninteressant.  Wie  Goodspeed  mit- 
teilt, stehen  auf  der  Rückseite  demotische  Zeilen.  Wenn  diese  auch  noch 

Archiv  f.  Papjrnufortchoag  HL  1.  8 


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114 


n.  Besprechungen  und  Mitteilungen 


nicht  entziffert  sind,  so  ist  doch  wohl  kein  Zweifel,  daß  sie  eben  das  Traum- 
gesicht  enthalten,  das  der  Schreiber  alyvnu^szl,  d.  h.  demotisch  „darunter- 
geschrieben“  zu  haben  erklärt.  Hier  ist  also  iitoyifäqiuv  gesagt  in  bezug 
auf  Notizen,  die  auf  der  BOckseite  stehen.  Das  Verso  galt  eben  als 
natfirliche  Fortsetzxing  des  Hecto.  Vgl.  z.  B.  P.  Grenf.  I 37.  — Z.  1 Meza 
xb  Siiai  verstehe  ich  nicht  Ist  richtig  gelesen? 

Zu  5 vgl.  meine  im  Archiv  II  S.  578  f.  gegebene  Interpretation,  wozu 
ich  nur  noch  nachtrage,  daß,  worauf  Hunt  mich  aufmerksam  macht,  auch 
er  und  Grenfell  schon  in  P.  Teb.  I 8.  224  dtfO’fvro<^S>  fwu  für  P.  Grenf.  141 
hergestellt  haben. 

6 ist  ein  neues  Beispiel  dafür,  daß  die  Sfioloyla  bei  Immobiliarver- 
käufen in  der  ptolemäischen  Zeit  die  Tradition  des  Kaufobjektes  (napojrä- 
pi)ai$)  festsetzt  Vgl.  meine  Ausführungen  im  Archiv  II  S.  388  f.  Ähn- 
liche Dokumente  sind  P.  Grenf  I 27  und  II  25.  33. 

Zu  dem  Uigatis  x&v  itQoayfaqxov  in  8,  3 vgl.  P.  Lond.  II  S.  15,  3,  bis*her 
den  einzigen  Beleg.  Zur  Sache  vgl.  Archiv  H S.  154.  Derselbe  Londoner 
Text  zeigt  übrigens,  daß  in  dem  Kairener  Text  Z.  1 nicht  £daov,  sondern 
yififuovlov  zu  ergänzen  ist  Auch  darf  die  Ortsangabe  nicht  fehlen.  Also  1; 
f[v  Tltt&vfjU  ln  ’Afi(uoviov]. 

In  9 fehlt  das  verbum  iinitum,  wiewohl  der  Text  vollständig  erhalten 
ist.  Steckt  es  etwa  in  dem  Schluß  des  auffällig  langen  Namens  der  Insel 
Ihfj^aaiv  tjixl 

Über  10  machte  ich  schon  im  Archiv  I S.  137  nach  meiner  eigenen 
Kopie  einige  Mitteilungen.  Wenn  ich  dort  Stay^  in  veränderte, 

so  war  das  nicht  nötig;  man  kann  auch  ducy(eYf)d{(ptjxcv)  auflüsen,  aber 
jedenfalls  nicht  d(a/(iypa7CT<z() , wie  Goodspeed  tut  Letzteres  könnte  nur 
passivisch  aufgefaßt  werden.  Im  übrigen  stimmt  seine  Kopie  mit  der 
meinigen  völlig  überein,  nur  daß  ich  vor  ^(fvovrai)  in  12  den  bekannten 
Strich  der  „Gleichsetzung“  (Hermes  19,  292)  notierte.  Der  Text  bietet 
einen  neuen  Beleg  dafür,  daß  in  Memphis  die  afupoba  numeriert  waren. 
Vgl.  Archiv  H S.  472.  — Crönert  Sp.  731  hat  bemerkt,  daß  der  in  4 ge- 
nannte Avovßlav  b xol  KoXoaCmi  wiederkehrt  in  P.  Gen.  36,27  (a.  170) 
und  in  P.  Leipz.  26  Verso  (ed.  Wessely).  Wenn  er  aber  aus  letzterer  Über- 
einstimmung folgern  will,  daß  die  Leipziger  Fragmente  wohl  älter  sind  als 
angenommen  wird  (HI.  Jahrh.  n.  Chr.),  so  ist  er  im  Irrtum.  An  der  be- 
treffenden Stelle  steht  nämlich  nicht  xl^p(o$)  6v6(fucxog)  ’Avovßlovog,  wie 
Wessely  vermutete,  sondern  xlijpovö*  = xlt}QOv6(ft . ’Avovßltovog , wie  ich 
mir  vor  Jahren  am  Original  notierte,  denn  xlijp  hat  keinerlei  Zeichen  der 
Abbreviatur.  Die  Stelle  beweist  also  gerade,  daß  dies  Leipziger  Fragment 
jünger  als  die  anderen  beiden  Papyri  sein  muß  — die  Identität  voraus- 
gesetzt — , da  es  von  den  Erben  des  Anubion  handelt.  Übrigens  hat  Crönert 
wohl  übersehen,  daß  Fr.  1 das  Datum  des  Jahres  244/5  trägt.  Nach  meiner 
Erinnerung  ist  Wesselys  Datierung  der  Sammlung  (III.  Jahrh.)  nchtig. 
Einzelne  Stücke  könnten  ja  etwas  älter  sein,  aber  das  müßte  erst  für  jeden 
besonderen  Fall  möglichst  am  Original  erwiesen  werden. 

In  13,  3 wird  fyypn[ipJov  (statt  iyypa[^J^v)  SiOqiäXtiai/  ZU  lesen  sein. 
Dieser  Kaufvertrag  vom  J.  341  ist  unterschrieben:  AvQ{rikiog)  IhvornUov 
avvaXlayfittxoy^(<pog)  St’  Iftoi  iyg(dq»i),  wozu  schon  der  Herausgeber  auf 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus-Urkunden 


115 


P.  Oxy.  II  237  VlU  36  verweist.  Da  der  Vertrag  ein  also  Privat- 

urkunde ist,  ist  auch  dieser  avvalLlayiiazoy^äg>oi  als  Privatperson  aufznfassen. 
Er  ist  offenbar  identisch  mit  dem  ovnßoi.aioyQÜ<pog  der  späteren  Urkunden. 
Daü  darunter  Privatnotare  zu  verstehen  sind,  hat  H.  Erman  im  Archiv  II 
S.  458  hervorgehoben.  Der  Herausgeber  übersetzt  richtig:  tcriter  of  con- 
tracts.  Dadurch,  daB  Privstnotare  diese  Verträge  aufsetzten,  erklärt  sich 
die  Tatsache,  daß  an  den  einzelnen  Orten  die  Formulare  der  Verträge  so 
sehr  Ubereinstimmen.  Vgl.  z.  B.  mit  dem  vorliegenden  Vertrag  CPlt  9 und 
10  aus  Hermupolis. 

In  14  bleibt  noch  manches  unklar.  Heranzuziehen  sind  die  verwandten 
Urkunden  P.  Oxy.  I 142  und  Amh.  138.  Nach  Z.  3 wird  man  in  Amh. 
138,  5 lesen  dy((aj>5j)  (vgl  die  Photographie)  (äptajliSv)  o statt  ayo(vros) 
(«prd/Jas)  <J.  Vgl.  auch  P.  Grenf.  I 49, 17.  — Am  Anfang  von  Z.  4 er- 
wartet man  nach  Oxy.  142  etwa  dc^]afiivov$,  aber  ist  Platz? 

— In  6 bleibt  xal  na.  o>Ctv  dt  unklar.  Vielleicht  ist  xai  nfog  zu  lesen, 
in  dem  Sinne  von  „und  darüber“;  aber  was  folgt?  — Zu  den  vavl«  in  7 
vgl.  P.  Oxy.  142,  7:  xoi  vnip  Idyou  votiUov  lAkt^avdfCag.  Das  Oaxxoqiofi- 
xuv  bedeutet  hier  nicht  eine  Abgabe  der  Paktträger  (vgl.  Gr.  Ostrak.  1 292), 
sondern  das  für  Bezahlung  ihrer  Dienstleistungen  den  Steuermännern  mit- 
gegebene Geld.  — In  9 würde  ich  eher  [’/ilt^dvipturv]  als  [iVt'av  Ilohv] 
ergänzen,  gerade  weil  in  derselben  Zeile  Tfjg  I^iag  IloXttog  ohne  Itückbe- 
ziehung  gesagt  ist.  Hinter  tlg  xovg  dtj/ioolovg  in  derselben  Zeile  ist 
hinzuzudenken.  ’Enolaavxeg  ebendort  möchte  ich  nicht  mit  Crönert 
1.  c.  als  Äquivalent  für  iTUviyxavrtg,  sondern  als  hybride  Form  für  inol~ 
aovztg  halten,  wie  auch  das  hxov^yiqaavta  in  Arch.  U 263,  10  entschieden  als 
(hybrides)  Futurum  aufzufassen  ist.  Ebenso  steht  auch  nfoOxo/ilaatixeg  in 
Z.  10  für  npooxofifffovTt;.  Beide  Worte  sind  futurisch  zu  fassen.  — Ich 
betone,  daß  auch  hier  wieder  xu^oy^aqtla  (Z.  13)  im  prägnanten  Sinne  den 
schriftlichen  Eid  bezeichnet.  Vgl.  Archiv  H 46,  1. 

Bei  15,  einer  Elagschrift  vom  J.  362,  trägt  die  Berücksichtigung  der 
durchweg  vulgären  Orthographie  viel  zum  besseren  Verständnis  bei.  So 
darf  in  Z.  2 nicht  iVflm  FtwaSUa  und  Stoimqm  KanaaCta  gedruckt  wer- 
den, sondern  FewadCca  (für  -ov)  und  Katfiaolto  (dito),  denn  der  Grieche 
hat  nur  einen  Namen.  ^ steht  6viSiv  in  Z.  16,  das  schon  Crönert  richtig 
erklärt  hat,  für  üvidiov.  Auch  das  schwer  verständliche  x«i  hpavi^xaoa  xy 
povg  xol  xä  ßorj9ä  xrl.  findet  so  seine  Erklärung.  Goodspeed  weist  auf 
(iovy  = monastery  hin,  hui  thal  meening  does  not  seem  possible  hcre.  Crönert 
will  povi)  als  Station,  „nämlich  den  im  Ort  befindlichen  Militärposten“ 
fassen,  was  ebenso  wenig  passend  ist.  Ich  vermute,  daß  xxi/iovt/xai  verlesen 
ist  für  xxifiovrpuo,  und  dies  steht  nach  vulgärer  Orthographie  für  Ttfiovlxm. 
Danüt  haben  wir  den  Namen  des  ßoi)96g,  der  nach  dem  Zusammenhänge 
hier  auch  zu  erwarten  ist.  In  20  steht  wieder  xoS  nXovxov  für  xä  nlovxxp, 
mit  Vertauschung  von  ö und  ü wie  oben  bei  den  Namen,  axtjvog  in  24 
möchte  ich  nicht  als  auivo;  (Goodsp.),  auch  nicht  als  axivausiv  (Crönert) 
fassen,  sondern  als  offc'vo;:  denn  durch  die  Macht  seines  Geldes  vertrieb 
der  reiche  Isaak  — ob  er  Christ  oder  Jude  war,  wissen  wir  nicht  — die 
Leute  aus  dem  Dorfe.  Vgl.  Z.  20.  — Mit  den  Worten  in  9 xov  noxiOfihv  inolovv 
anh  xov  g>Qiceto^tyg  xotg  j3oetxo([$  poti  x]rij<(v£^tt  ist  auf  dos  Schöpfrad,  die 
vom  Ochsen  in  Bewegung  gesetzte  Sakje  hingewiesen.  Gegenüber  meinen  Aus- 


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116 


n.  Beeprechongen  und  Mitteilungen 


fOhrnngen  über  die  Sakjen  (Archiv  I S.  131)  hat  kürzlich  Crönert  behauptet, 
die  Schöpfrädcr  seien  außer  von  dem  xvxlfuT^S  von  dem  (itixavctfiog , d.  h. 
dem  Handwerker,  der  das  Rad  gearbeitet  habe,  getrieben  worden:  itaque, 
irrigendi  opus  a duobus  homiiiibu.i  conficiendum  fuisse  contendo  (Class.  Rev. 
May  1903  S.  193f.).  Das  wird  ihm  niemand  glauben,  der  je  eine  ägyp- 
tische Sakje  in  Tätigkeit  gesehen  hat.  — 15  die  Vergleichung  mit  dem 
Duplikat  zeigt,  daß  der  Text  heillos  korrumpiert  ist.  Will  man  nach  den 
Worten  des  Duplikats  jJcrpcav  ovtsav  xal  ixrixgaxtv  zb  ßQi<po;  in  15  (r^v 
fdv  Taijaiv  ßag^av  ovOav  1%  z&v  nli/yräv  oürdiv  i^lxgoMiv  xb  ßglipog)  ein 
xal  oinschicben,  so  würde  ich  es  vor  ix  xdtv  setzen,  denn  ich  stimme  Good- 
speed  bei,  der  ßagiav  als  „schwanger“  faßt,  während  Crönert  ßagiav  oi<Sav 
ix  x&v  nhjf&v  zusammenzieht.  Damit  erledigt  sich  der  von  Crönert  schon 
r.urückgewiesene  Vorschlag  Goodspeeds,  ilixgtoaev  (=  i^ixgcKSav)  kausativ 
zu  nehmen.  Es  heißt  vielmehr:  sie  <schlugcn?>  die  Taesis,  die  schwanger 
war,  und  infolge  ihrer  Schläge  machte  sie  eine  Fehlgeburt. 

Das  kleine  boat  ticket  (28)  ist  noch  nicht  richtig  erklärt.  Der  inl- 
nlovg  ist  nach  den  im  Archiv  1 S.  155  von  mir  beigebrachten  Stellen  der 
„Schiffsaufseher“.  Neben  ihm  wird  hier  der  Steuermann  genannt.  Aber 
wie  ist  zu  konstruieren?  So,  wie  Goodspeed  druckt,  schwebt  der  Genetiv 
’laiSägov  in  der  Luft.  Ich  schlage  vor:  Iltokeiiaiog  Uavofuitag  InlixXovg 
dxib  KagavlSog  ’laiämgm  (für  ’latSägov)  'latdtögov  xvß(egvtjxy).  “laog 
Hiernach  macht  der  inlnXovg  brieflich  dem  xvßegvijxtjg  die  lakonische  Mit- 
teilung: “laog  TcXx/grig.  So  leicht  so  schwer  ist  tOog  zu  verstehen. 

Ich  denke  an  folgendes:  so  lange  die  Schiffe  beladen  werden,  liegen  sie  auf 
der  Seite.  Sind  sie  voll,  und  ist  gleichmäßig  gepackt  worden,  so  liegen  sie 
wieder  gerade.  Diesen  letzteren  Zustand  soll  hier  wohl  laog  bezeichnen. 
Als  Subjekt  könnte  man  etwa  6 Ujißog  hinzudenken.  Vgl.  P.  Petr.  U 20, 
4, 4 f.  — Ganz  andersartig  ist  hiernach  der  von  Goodspeed  herangezogene 
Text  Amh.  123:  Bax^idöog  inbtXooi'  'AXe^äg  'Ex[v]ff£tos,  Kongrig  UovßXt(T). 
Es  ist  auch  nicht  ein  ticket  for  ttco  j crso>is  sailing  on  the  canal  vhich 
led  petst  Bacchias  (Grenfell-Hunt),  sondern  eine  Liste  von  Scluffsanfsehem 
von  Bacchias.  Nach  P.  Lond.  II  173/4  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  daß 
dies  Amt  liturgischen  Charakter  hatte.  Doch  wurden  such  Soldaten  dazu 
genommen.  Vgl.  P.  Oxy.  II  276;  IH  522,  6.  Wie  sie  das  Schiff  bis  zu 
der  jutgäSoaig  und  ^vyoaxaala  zu  begleiten  hatten  (vgl.  P.  Lond.  II  S.  256, 
Grenf.  II  46  a),  so  beaufsichtigten  sie  nach  dem  von  Goodspeed  edierten 
Stück  auch  die  Befrachtung  der  Schiffe.  Es  scheint,  der  Steuermann  durfte 
nicht  eher  die  Fahrt  beginnen,  als  bis  ihm  der  ixtinXovg  die  ordnungsmäßige 
Befrachtung  gemeldet  hatte. 

In  29  U 4 erg.  ^e|o]v  statt  'ffe[Io]v. 

Von  hervorragendem  Interesse  nach  vielen  Seiten  hin  ist  das  große 
Rochnungsbuch  vom  J.  191/2,  das  Goodspeed  als  Nr.  30  vorgelegt  und  ein- 
gehend interpretiert  hat  Ich  verweise  auf  seine  mühevolle  und  sorgfältige 
Edition,  zu  der  Crönert  1.  c.  noch  manches  beigesteuert  bat. 


II,  P.  Oxy.  m. 


Soeben  ist  der  dritte  Oxyrhynehos-Band  erschienen,  über  den  ich  nur 
noch  ein  kurzes  Referat  hier  einschieben  kann.  Wiewohl  der  Schwerpunkt 


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Ulrich  Wücken:  Papyrus-Urkunden 


117 


dieses  Bandes  in  den  literarischen  Texten  liegt,  so  bieten  uns  doch  auch 
die  Urkunden  viel  des  Schönen  und  Lehrreichen.  Die  Publikation  steht 
durchaus  auf  der  Höhe  ihrer  letzten  Vorgänger.  Ein  besseres  Lob  wüßte 
ich  ihr  nicht  zu  spenden.  Die  Kollationierung  einzelner  Stücke,  die  Grenfell 
und  Hunt  mir  in  Oxford  freundlich.st  gestatteten,  bestätigte  mir  nur  die 
ZuTcrläs-sigkeit  ihrer  Lesungen.  Ihre  Übersetzungen  sowie  ihr  Kommentar 
zeigen  ihre  volle  Beherrschung  des  Stoffes. 

Den  ersten  Platz  nimmt  Nr.  471  ein,  Speech  of  an  advocate.  Die 
Herausgeber  haben  aus  dem  Fragment  ricbtig  herausgelesen,  daß  die  Anklage 
gegen  einen  früheren  Präfectus  Aegypti  (Maiimus)  vor  dem  Kaiser  erhoben 
xvird.  Sie  lassen  die  Frage  offen,  ob  diese  Bede  ein  wirkliches  Aktenstück 
darstellt  oder  nur  eine  literarische  composUion  ist  wie  P.  Oxy.  33,  neigen 
aber  mehr  der  letzteren  Annahme  zu.  So  berechtigt  diesem  Unikum  gegen- 
über die  Aufwerfung  dieser  Frage  ist,  möchte  ich  mich  doch  für  die  erstere 
Annahme  entscheiden.  Jedenfalls  ist  nichts  in  dieser  Rede  enthalten,  was 
nicht  auf  wirkliche  Vorzüge  bezogen  werden  könnte.  Wenn  die  Hand- 
schrift auch  in  der  Mitte  des  II.  Jahrh.  geschrieben  ist,  so  ist  es  doch  nicht 
notwendig,  den  Prozeß  in  dieselbe  Zeit  zu  verlegen.  Der  Maximus  darf 
m.  E.  auch  unter  den  Präfekten  der  früheren  Zeit  gesucht  werden,  denn 
die  Handschrift  kann  auch  eine  spätere  Kopie  sein.  Ihr  Äußeres,  das  ganz 
den  literarischen  Handschriften  gleicht,  würde  zu  dieser  Annahme  gut  pas.sen. 

Zn  den  Lesungen,  die  ich  am  Original  verglichen  habe,  habe  ich  nur 
wenig  nachzntragen.  Über  in  II  6 ist  v)  ==  fw(tp)  hinzugefügt.  Also: 
r.-r(ip)  of.  Zu  III  62  ist,  wie  schon  die  Editoren  bemerken,  wohl  eher 
do[.]EKBi>  als  dof[v]f/ö)i/  zu  lesen.  Vielleicht  ist  do[l]cfo>v  (=  SoUav)  her- 
zustcllen.  In  V 131  lese  ich  statt  ptff.  Das  kann  nach  dem  Zu- 
sammenhang wohl  nur  zu  ergänzt  werden.  Ebendort  wfrd  man 

oTto^vy  statt  ojtoi  emendieren.  Die  Schlußkolumne  VI  habe  ich  am  Original 
folgendermaßen  hergestellt: 

(141)  "Afta  yöp  xijv  evaiß[iiav  loü]  (142)  Ma^ifiov  axÖTiti.  0|ü«if| 
(143)  Qiog  (so  statt  giot)  Ko/LltJvJfExös  r[tc  röv]  (144)  emö  MovacCov 
9>{l[o0(>9Ci]t'] , (445)  äg^ag  Sc  x«i  lijv  r[räv  lxti\  (146)  agiiSixaOx&v 
(so  statt  otf)  Fct)  Sf\-  (147)  xa  inl  w«ud{[/a  xc  xal  iitl]  (148)  cvnttgUx  Sc 

[ J,  (149)  allcds  Sk  ovx  [tüpdpipmV]  ^150)  atojiaxi  xc;|'p?)p[cvosJ 

(151)  xtag'  [«rroü  nfpt]  (152)  röv  xoiovx[<av  ö^pod»?]-  (153)  o/<oi» 

K(p[ ] (154)  xgclvciv.  ['O  S’  cmcxglvaxo?^  otnSi"  *)  xrl. 

Hiernach  war  Valerius  (?)  Callinicus,  einer  der  Gelehrten  des  alexan- 
drinischen  Museums,  der  das  Amt  dos  öpj'idixaOTijp  dort  10  Jahre  lang  be- 
kleidet hatte,  als  yevopevog  ctgpSixaax^g  vom  Präfekten  Maximus  aufgefordert 
worden,  in  einem  Prozeß,  in  dem  es  sich  vielleicht  auch  wie  in  dem  vor- 
liegenden um  Lustknaben  handelte,  als  Richter  zu  fungieren.  Hier  liegt 
also  ein  Fall  von  delegatio  (ävcenopni^  vor.  Aus  dem  ixci,  das  in  145  dos 
Raumes  wegen  wohl  mit  Sicherheit  zu  ergänzen  ist,  ergibt  sich,  daß  der 
Prozeß  vor  dem  Kaiser  nicht  in  Alexandrien  geführt  wurde.  Da  die  Körper- 

1)  Die  Ergänzung  der  letzten  Zeilen  ist  zweifelhaft.  Wenn  ich  xgcivciv  mit 
Recht  mit  verbunden  habe,  so  hat  der  Schreiber  die  Paragraphos  fälsch- 

lich unter  ISS  statt  unter  164  gesetzt.  — Hinter  aqi  in  163  folgt  nicht  p. 


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118 


II.  Besprechungen  nnd  Mitteilungen 


beschaffenheit  des  Callinicus  hervorgehoben  wird,  so  wird  sie  in  seiner  Ant- 
wort, die  uns  leider  nicht  erhalten  ist,  eine  Rolle  spielen. 

Unter  den  weiteren  official  documents  bietet  uns  473  zum  erstenmal 
die  interessante  Formel:  [fdojt  tois  rijg  laftnpoTart);  nöUmg  x&v 
röv  ttQxovat  xal  rä  [xol  'Pjmgo/cov  xol  'AU^avifiav  toig  jtnptrttd»)- 

Hovat,  Der  dfjiiog  von  Oxyrbynchos  war  uns  schon  in  P.  Oxy.  I 41  ent- 
gegengetreten. Auch  Nr.  474  mit  dem  Verbot  des  Plautius  Italus  n^odayo- 
ptvoj  aviv  tov  IntXQOcnjjvai  fit)  icpmtud^ai  toC  xvpiaxoü  xQ^fiarog  ist  von 
hohem  Interesse.  Nr.  475  illustriert  die  Vorgeschichte  der  ärztlichen  npoe- 
(ftoviieug.  Neu  ist  uns,  daß  der  Beauftragte  des  Strategen,  der  den  Leich- 
nam zu  inspizieren  und  durch  den  Arzt  die  Todesart  festzustellen  hat  (vgl. 
Oxy.  I 6l),  auch  beauftragt  ist,  die  Leiche  zur  Bestattung  zu  überweisen. 
Weitere  Parallelen  werden  uns  hoffentlich  über  die  interessante  Frage  auf- 
klSren,  ob  nur  hier  im  besonderen  Falle,  oder  ganz  allgemein  bei  jedem 
Toten  die  Erlaubnis  zur  Mumifizierung  und  Bestattung  von  der  Regierung 
abhing. 

Unter  den  Deklarationen  sind  477  und  478  von  besonderem  Wert. 
Erstere  bietet  noch  manche  Rätsel.  Dom  zweiten  Text  haben  die  Editoren 
sehr  gute  Bemerkungen  über  die  inlxqioig  vorausgeschickt.  Zum  Text  be- 
merke ich,  daß  zwischen  Z.  15/6  wohl  nicht  Xiy(ei),  sondern  ify(eTat)  auf- 
zulösen ist,  ebenso  auch  zwischen  25/6.  Wenn  die  Herausgeber  zu  483,  .1 
vermuten,  daß  die  Trias  Aibg  xal  "Hgag  xofi  . . . dem  Sarapis,  Isis  und 
ThoBris  entspreche,  so  glaube  ich  das  nicht,  auch  abgesehen  davon,  daß  die 
ägyptische  Trias  hier  immer  in  der  Reihenfolge  So^pjp,  'laig  £aQämg  auf- 
tritt.  Auch  daß  Öo^pis  mit  der  Athene  gleichgesetzt  sei,  ist  mir  bei  der 
Lückenhaftigkeit  von  679  nicht  gesichert.  Mit  Recht  vertreten  die  Editoren 
auf  S.  174  die  Ansicht,  daß  die  Namen  der  xl^pot  die  Namen  der  ursprüng- 
lichen Inhaber  wiedergoben.  Ebenso  worden  auch  'HqaxUlöi\g,  TIokifKov  und 
Sifiiaxijg  die  Namen  der  ersten  Vorgesetzten  der  3 arsinoltischen  Bezirke 
gewesen  sein. 

Es  folgen  Petitionen,  Testamente,  Kontrakte,  Rechnungen  und  Briefe. 
Von  größter  Bedeutung  ist  der  folgende  Passus  in  513,  37f.t  ’Entftäxov 
daxolovfiivov  ävijv  xfjg  [jn]l  toü  TtpAp  'O^Vfvyxon/  nokti  SaQtmtiov  rpimifi);. 
Hiernach  war  die  Serapeumsbank  in  Oxyrhynchos  von  der  Regieining  ver- 
pachtet. Wie  die  Herausgeber  in  ihrem  sachkundigen  Kommentar  ausfthren, 
sehen  wir  jetzt,  daß  das  Bank-Monopol,  das  der  Revenue-Papyrus  für  die 
Ptolemäerzeit  aufgedeckt  hatte  (Ostraka  I 8.  635  f.),  nicht,  wie  wir  bisher 
annehmen  mußten,  von  den  Kaisern  abgeschaift  worden  ist,  sondern  fortbe- 
standen hat.  Über  die  Ausdehnung  des  Monopols  (sie  verweisen  auf  die 
iäitoxtxij  xpaTXS^a  in  P.  Oxy.  305)  werden  wir  hoffentlich  durch  neue  Texte 
noch  Aufschluß  erhalten.  Diese  überraschende  Neuigkeit  wirft  auch  ein 
neues  Licht  auf  die  durch  diese  Banken  vollzogenen  Jmypay«/. 

Unter  den  Rechnungen  ragt  519  besonders  hervor:  Fragmente  von  Ab- 
rechnungen über  Zahlungen  an  Schauspieler,  Homeristen  usw.  Die  Gelder 
in  Fragm.  b sind  vom  i^xiyrjxijg  und  xoe/xxjxxjg  eingezahlt.  In  der  Lücke 
vorher  war  jedenfalls  der  yv/ivtiaia^og  genannt. 

Unter  den  Briefen  endlich  fällt  Nr.  528  als  besonders  kurios  auf. 
Wenn  der  verlassene  Elieraann  hier  seiner  Frau  schreibt:  „Seitdem  ich  am 
12.  Phaophi  mit  dir  badete,  habe  ich  nicht  wieder  gebadet“,  so  erinnere 


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Ulrich  WUcken:  Zu  P.  OrenfeU  I und  II 


119 


ich  an  Diod.  I 91,  1,  wonach  daa  Nichtbaden  bei  den  Ägyptern  ein  Zeichen 
der  Trauer  war. 

Zum  Schluß  meines  sehr  summarischen  Referates  sei  mm  noch  hervor- 
gehoben, daß  in  den  deseriptions  einzelne  Texte  voIlstSndig  mitgeteilt  sind, 
und  daß  sich  auch  unter  diesen  sehr  interessante  befinden,  wie  653  ein 
sehr  beachtenswertes  Protokoll  einer  Gerichtsverhandlung. 


m. 

Der  von  GrenfeU-Hunt  herausgegebene  Katalog  der  Kairener  Papyri  ist 
eine  ebenso  dankenswerte  und  nützliche  wie  entsagungsvolle  Arbeit.  Die 
katalogisierten  Papyrus  tragen  die  Nummern  10001  bis  10  869.  Jeder 
einzelne  Papyrus  ist  in  aller  Kürze  beschrieben  nach  Material,  Größe,  Her- 
kunft, Form  und  Schriftart.  Über  den  Inhalt  sind  kurze  Angaben  beigefügt. 
Im  Wortlaut  publiziert  sind  nur  3 interessante  theologische  Stücke,  ein 
nicht-kanonisches  Evangelienfragment  (10  735),  ein  Fragment  der  Korre- 
spondenz zwischen  Christus  und  Abgarus  (10  736)  und  ein  cliristliches  Ge- 
bet (10696),  das  man  wohl  auch  als  Amulett  auffassen  kann.  Die  Anfänge 
des  Lucas-,  Matthüus-  und  Johannesevangeliums  stehen  hier  wohl  als  Zauber- 
worte wie  das  Vaterunser  in  dem  von  mir  im  Archiv  I S.  431  ff.  mitgeteilten 
Amulett.  Zum  Schluß  werden  die  HeUigen  Phokas  und  Mercurius  ange- 
rufen wie  dort  der  heilige  Serenus.  — Die  Brauchbarkeit  des  Katalogs  ist 
durch  vortreffliche  Indices  erhöht. 

Halle  a/s.  Ulrich  Wilcken. 


Zn  P.  Grenfell  I und  n. 

Meine  diesjährige  Reise  nach  England,  die  ich  mit  Unterstützung  der 
preußischen  Akademie  der  Wissenschaften  unternommen  habe,  diente  der 
Vollendung  der  seit  1887  von  mir  geplanten,  aber  bisher  nur  mit  großen 
Unterbrechungen  vorbereiteten  Sammlung  von  ,, Urkunden  der  Ptolemäer- 
zeit“. Wenn  ich  mich  daher  auch  bei  meinen  Arbeiten  in  Oxford  und 
London  auf  die  ptolemäischen  Papyri  konzentrierte,  so  habe  ich  doch  auch 
mehrere  Stimden  erübrigen  können,  um  bei  dieser  Gelegenheit  auch  einige  der 
aus  römischer  und  byzantinischer  Zeit  stammenden  Urkunden  am  Original 
zu  revidieren.  Was  ich  hierbei  gefunden  habe,  will  ich,  soweit  es  mitteilens- 
wert ist,  schon  jetzt  bekannt  geben,  während  die  Resultate  meiner  auf  die 
ptolemäischen  Texte  gerichteten  Bemühungen  für  die  oben  erwähnte  Samm- 
lung, die  ich  nun  bald  den  Fachgenossen  vorlegen  zu  können  hoffe,  Vorbe- 
halten bleiben.  So  teile  ich  im  folgenden  kurz  mit,  was  ich  bei  der 
Revision  der  Originale  von  P.  Grenf.  I und  II  an  den  römisch-byzantinischen 
Texten  beobachtet  habe,  und  hoffe  im  nächsten  Heft,  einige  Nachträge  zu 
den  römisch-byzantinischen  Urkunden  in  P.  Lond.  II  folgen  zu  lassen.  Da 
meine  Revision  dieses  Teiles  der  Urkunden  nur  ein  Parergon  sein  konnte, 
das  nicht  viel  Zeit  erfordern  durfte,  beanspruchen  die  folgenden  Notizen 
natürlich  in  keiner  Weise  etwas  Abschließendes  zu  geben.  Die  beiden 


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120 


n.  Besprochungcn  und  Mitteilungen 


Publikationen,  die  ich  im  folgenden  behandle,  gehören  zu  den  frühesten 
Arbeiten  von  Gronfell  und  Hunt.  Zu  welcher  Vollendung  sie  es  inzwischen 
in  der  Entzifferungskunst  gebracht  haben,  wissen  wir  alle  und  habe  ich 
jetzt  im  besonderen  bei  der  Durchsicht  von  Originalen  der  Tebtynis-Papyri, 
deren  Lesimg  ganz  ungewöhnlichen  Schwierigkeiten  unterliegt,  von  neuem 
bewundern  können.  Die  Liebenswürdigkeit  und  Liberalität,  mit  der  in  der 
Bodleian  Library  wie  im  British  Museum  meine  Studien  wiederum  gefördert 
wiu-den,  haben  mich  mit  lebhaftem  Dank  erfüllt. 


P.  Grenfell  I (vgl.  Grenf.  H S.  209  ff). 

Für  45  hatte  ich  im  Archiv  II  S.  395  auf  Gmnd  von  P.  Teb.  103 
die  Vermutung  ausgesprochen,  daß  das  unverständliche  avvTa^iv  in 

Z.  8 zu  cmendieren  sei  in  avyia^iv.  Nun  sehe  ich  am  Original, 

daß  eine  Emendation  nicht  nötig  ist,  da  der  Papyrus  selbst  das  postulierte 
teISi'  deutlich  bietet. 

In  47,  10  ist  mir  Hunts  Vorschlag  xorl  yicg  zweifelhaft.  — 11  1. 
£xoTov^itiog  (d  korrig.  aus  r)  statt  £xoravriu<iöos.  — 14  1.  &q6xcu 
statt  6pord$.  Man  wird  zu  verbinden  haben:  6 6e  Aeovxäg  inl  xov  nagäv- 
xog  ovx  OQÜxai  ifupavxjg.  — 19  Schluß  steht  hinter  jr  und  einem  hohen  i 
eine  gewundene  Linie,  die  vielleicht  nichts  anderes  als  das  gerundete  Haken- 
alpha ist;  also:  a(fiexeQ&g). 

Zu  48,  13  habe  ich  in  den  Gr.  Ostr.  I 661  A.  3 vermutet,  daß  avvayo- 
paorixijv  statt  vvv  &yoQaextxrjv  zu  schreiben  sei.  Das  Original  zeigt,  daß 
die  letztere  Lesung  über  allem  Zweifel  steht  Da  der  terminus  technicus 
avvayoQaaxixhv  hier  m.  E.  zu  erwarten  ist,  möchte  ich  das  iniv  für  Schreib- 
fehler halten  und  (^ayvvayoQoaxtxijv  emendieren. 

50,  4 1.  xai  (fiixoxoi)  statt  xI.  Man  kann  schwanken,  ob  man  das 
folgende  £j»jy  in  t^ryyryxat  oder  ilryytjxivaavxeg  auflösen  soll.  Für  ersteres 
könnte  sprechen,  daß  es  hinter  xol  fiixoxoi  steht,  wo  man  die  Angabe  des 
Amtes,  nicht  der  Rangstufe  erwEudet.  Andere  Gesichtspunkte  sprechen  aber 
für  i^tiyi/xtvoavxeg.  xXtiq/  am  Schluß  löse  ich  xXx]p(ov6fuov)  auf,  wovon  in 
5 abhängt  Kdaxo^og  (statt  xa[. ..]<»$).  Damit  haben  wir  wieder  ein  Bei- 
spiel dafür,  daß  für  den  im  Amt  verstorbenen  Steuererheber  seine  Erben 
eintreten.  Vgl.  P.  Par.  17,  23.  anatxrf  wird  man  mit  Kaoxofog  verbinden 
müssen,  nicht  mit  fiixoxoi.  — 5/6  1.  (statt  Ijj  d[.  .]). 

Die  Lesimg  yegi/mv  gebe  ich  aUerdings  nicht  ohne  Bedenken,  denn  das  y 
ähnelt  einem  1 sehr  stark.  Aber  es  ist  zu  berücksichtigen,  daß  der  Horizon- 
talstrich des  r hier  dadurch  verändert  werden  mußte,  daß  er  an  den  Fuß 
des  £ herabzuftthren  war.  Der  Schluß  des  Wortes  (tov)  ist  korrigiert  und 
daher  auch  unsicher  zu  erkennen.  — 6/7  1.  j’vpv«ot(«9j;'»j®“s)  statt 
yi>gvoo[tapj;].  Wie  mir  Grenfell  mitteilte,  liest  er  in  8 jetzt  7kv[£]ojj,  und 
da  Tanis  und  Philadelphia,  wie  seine  Ausgrabungen  gezeigt  haben,  Nach- 
bardörfer sind,  so  erklärt  sich  dadurch,  daß  ein  xo>(|ad();(i]$)  hier  für  beide 
erscheint.  Übrigens  wäre  auch  xo](|ufiv)  in  7 wohl  nicht  ganz  ausgeschlossen. 

In  51  lese  ich  in  6 und  11  oivov  ovvoxixoü  (=  ovvodtxoti)  statt 
ovvolixoü.  Das  ist  also  Vereinswein!  — In  12  las  ich  d als  Preis 


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Ulrich  Wilcken:  Zn  P.  GrenfoU  I und  II 


121 


ftir  2 Kotylen  öl.  So  ist  auch  nach  Z.  5 zu  erwarten,  wo  1 Kotyle 
1 Drachme  2 Obolen  kostet. 

54,  2 1.  TÖSv  aitavCmv  j4vyovOT(av  statt  roü  aitovCov  Aiyovarov.  Ich 
weiß  nicht,  ob  ich  nicht  schon  früher  einmal  darauf  hingewiesen  habe,  daß 
der  Flavins  Vitalianus  hier  in  Z.  3 wohl  identisch  ist  mit  dem  gleichnamigen 
Mann  in  dem  Kaufvertrag  von  Askalon  {BGU  316,  5).  — 12  1.  epoiipjjs 
statt  ÖQOV(fag.  — ln  16  hat  Hunt  schon  hergestollt  Aber  damit 

ist  die  Stelle  noch  nicht  ganz  geheilt.  Es  ist  zu  lesen:  fpyo  nävta  mau 
(=  otfa)  xc^jjx»  ix  xrl.  — 17  1.  firjäevl  statt  /iTjäh.  — 18  hinter 
Ttlf<ffittra>v,  das  Hunt  hergestellt  hat,  1.  ndvt<o(v)  oder  jtavt(mv)  statt 
nävza.  — 23/24  1.  evvqxavi  fioi  äg  statt  Ovt'ipo)v(cD)  iw&oig. 

57,  3 heißt  der  Dorfname  Hyiov  statt  'HXlov.  — 6 1.  BtlS  statt 

Alflö.  Dieses  BeXäg  wird  eine  Koseform  für  BtXiaäftog  sein.  Der  Teit 
stammt  aus  dem  J.  561!  — 9 Schluß  ist  hinter  noch  ipoQov  hinzu- 

zufügen.  — In  der  Subskription  (22)  wird  das  a<p  Schluß  von  avfißoXaio- 
j’eJ«gj(ov)  sein;  davor  hat  dt’  ifioü  xrl  gestanden.  Darauf  folgen  zunächst 
Noten,  und  erst  darunter  steht  dt(ö)  Blx{xoQog')  tioü. 

58,  2 1.  7t(«eä)  AvQtjllov  statt  rt(dlfojf)  Avgrihog.  — 3 1.  Hyiov 
wie  oben  statt  'Hliov.  Schluß  der  Zeile  steht  txovaio>g,  Z.  4 beginnt  mit 
x«i.  — 6 1.  Itydftfvo(v)  Aiyioiy).  — 20  1.  'AnoXlog  statt  . . Xag.  — 23 
schreib  'HXiov  statt  'HXlov. 

59,  5 1.  oaov  statt  orov. 

60,  17  1.  ^yyga<pov  statt  iyygä<ptjv. 

Zu  62,  9/10  ist  wohl  erst  inzwischen  der  Anfang  hinzugekommen.  Er 
lautet:  9 Jj  dt  oigv  dr/noxt  repq[tf]ti)[?rou  ij  dt«?  n]  (allerdings  nur  in  geringen 
Spuren  erhalten),  10  oroiv  d^norr  . — 18  1.  oitig  antlrj 

statt  Sv  tiij.  Den  Schluß  lese  ich  xoiovxo  xi  wot^[<Jot]  x[oTä]  l[o]ü.  — 
22  Schluß  1.  dldoaBat  . [.  Von  den  nun  folgenden  Fragmenten  la.ssen 
sich  d und  b aneinanderfügen,  wie  folgende  Zeile  zeigt:  dtaxvnütaai  iv 
xttvxaig  p[ou  tofj  vrl]cvTafoi$  ßovXrjaeatv.  Andererseits  ist  schon  vor 
mir  Fragment  c mit  d zusammengefügt  worden,  sodaß  die  1.  Zeile  von  c, 
die  unmittelbar  auf  die  3.  von  b folgt,  also  lautet:  ^oti]l[opaj]  x|«]l 
xiXcvto  (statt  fv[. .]),  eine  Phrase,  die  auch  aus  dem  Testament  des 
Abraham  bekannt  ist.  Ich  habe  den  Eindnick,  daß  die  Fragmente  eher 
dem  Anfang  als  dem  Schluß  des  Testamentes  angehüren. 

64,  1 und  3 und  6 wird  avx&v  (im  Sinne  von  vft&v)  statt  avx&v 

zu  schreiben  sein.  — In  5 sah  ich  evxaigtiov  statt  iyxalgtiov.  Ich 

möchte  es  folgendermaßen  deuten:  xal  avv  9tä  liglaxa  tvxatgel  öv  ngog- 
ttvaqiigo).  Dazu  ist  zu  vergleichen  Z.  3:  ovx  evgtaxio  Ttgogavevxyxtiv  xil. 
Das  Adverb  tvxatgel  (zur  rechten  Zeit)  ist  den  Lexicis  fremd. 

65,  1 ist  tyguipov  vielleicht  als  ^y(^ygatpov  zu  nehmen.  Solche 

mangelhafte  Bezeichnung  der  Nasalierung  kommt  in  dieser  Zeit  öfter  vor. 

XV  Vi 

Ebend.  1.  w'"  statt  ^ " . Welcher  Titel  damit  gemeint  ist,  weiß  ich  nicht. 
In  4 stehen  vor  tl  xoi  ffvftßy  noch  2 Buchstaben,  von  denen  der  2.  ein  1 
ist,  der  1.  nur  mit  Bedenken  als  « zu  bezeichnen  ist  Das  wäre  zu  lesen: 

aX<^Xy’.  Es  bleibt  mir  fraglich.  — 5 1.  wieder  omg  antlt]  statt  5v  iitj. 

— 5 Schluß  hinter  ivojr^j  steht  noch  $ = xot.  — In  7 hat  Grenfell  S 


r 


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122 


n.  Besprecbongen  und  Mitteilungen 


kcveig  richtig  gelesen.  Aber  das  gibt  keinen  Sinn.  Ich  vermute,  daß  ^ auch 
hier  fUr  xai  steht,  und  dies  xai  mit  ktvii?  /.u  verbinden  ist  zu  xatkeviig 
= Kihviig.  Es  ist  paläographisch  sehr  interessant,  daß  hier  die  Sigle  ^ 
auch  innerhalb  eines  Wortes  verwendet  wird.  Das  erinnert  an  tachy- 
graphische  Art.  ^ ^ 

In  67  lese  ich  sowohl  in  1 wie  in  2 deuUich  l^nckk/  statt  i^nekk/. 
Also  haben  wir  das  aus  Cod.  Just.  10,  11,  9;  Nov.  128,  6 etc.  bekannte 
Wort  ^|3t£ll£(i;T^s)  vor  uns,  an  das  auch  schon  Grenfell  erinnert  hatte. 

In  69,  1 L hova  tg  st.  rio^äig. 

P.  Grenfell  II. 

40,  1 1.  IIavi<pQiii(ii{g')  21oj;t6ro(u)  statt  IIttvc<pQinfug  S^mov.  — 
Wichtiger  ist,  daß  in  5,  wie  auch  für  diese  Zeit  zu  erw£irten  war,  UtQi- 
xlov  irj  (nicht  t)  dasteht,  entsprechend  dem  Xolaj^  itj. 

42,  1 fand  ich  meine  schon  früher  geäußerte  Vermutung,  daß  itjg 
Aiy^xov  zu  ergänzen  sei,  bestätigt,  indem  die  Schriftspur  hinter  « zu  i 
paßt.  Also;  Ai[yvnxov.  Daß  in  2 v£il°  wegen  roC  in  Nelko(v)  (Gcnit) 
aufzulöson  ist,  erwähnte  ich  schon  fi-tiher.  In  3 hat  P.  Meyer  (Heerwesen  S.  39 
Anm.  136)  hinter  xwv  (ßxctrovxaQOVfcov')  ergänzt  [fn]rt[a)p[jrIog.  Da  die  Heraus- 
geber 7t[.]p[  gelesen  hatten,  so  war  eine  solche  Ergänzung  sehr  kühn.  Die  Lesung 
der  Hera\isgeber  ist  vöUig  richtig,  wie  mir  das  Original  bestätigt.  Da  in 
der  nächsten  Zeile  »repl  dt  steht,  was  ein  vorhergehendes  «£pl  ftiv  voraus- 
setzt, so  ergänze  ich  in  3 vielmehr  3t[£]p[i  fxtv.  Mit  Unrecht  erf^nzen 
die  Herausgeber  zu  den  Brüchen  upovpcrv  (ebenso  in  4).  Da  die  Bruchreihe 
iVi  A ^orliegt,  so  handelt  es  sich  vielmehr  um  das  Hohlmaß,  die 
Artabe.  — Von  7 an  schreibt  eine  andere  Hand.  In  7 glaube  ich  vor 
^fXKtv  zu  erkennen,  womit  die  Arure  gemeint  sein  wird. 

43,  1 1.  diä  xijg  statt  äia. 

44,  8 1.  Intaxttktloag  statt  Intxaytieag.  — 10  1.  ypop(f£OtTfo) j)  tlg 
statt  yQ^aiiiitcricog')  &g  tlg.  — 12  1.  ^vOx&i  statt  Itdx&i. 

45,  11  1.  x[(ufi]ij$  statt  avxijg.  Das  <ofx  muß  allerdings  etwas  zu- 
sammengezogen sein.  Aber  der  erste  Buchstabe  kann  nur  * sein. 

46,  4/5  1.  Ktpxteovyoig  statt  KtQxtaovxx/.  Dem  entsprechend  heißt 
auch  nachher  in  Z.  9 der  Genitiv  Ktpxtdovxav.  — In  17  hatte  ich  schon 
früher  an  f>«oyp(o(p^)  — yg(a<ptiaa)  Anstoß  genommen,  denn  hier  konnte 
nur  der  vTioygaxpivg  genannt  sein.  Das  Original  gibt  nun  folgende  Lösung: 
17  ’7ixoy(f(ttq>tvg)  xov  ryyoftixoxog  18  fiiv  zforp/uv  2aßilvov.  Das  d in 
/taglmv  ist  nickt  sicher,  und  in  24,  wo  der  Name  wieder  stehen  muß,  paßt 
der  erhaltene  Schluß  nicht  sehr  gut  zu  cav.  Aber  die  Hauptsache  ist,  daß 
durch  (liv  der  Gegensatz  zwischen  dem  Käufer,  der  einen  inoyQxttpivg  hat, 
und  dem  Verkäufer,  der  selbst  schreiben  kann,  klargestellt  ist. 

46  (a)  Grenfell-Hunt  haben  inzwischen  schon  mitgeteilt,  daß  statt  inl- 
xtfioi  in  7 btlxtkooi  zu  lesen  sei.  Vgl.  P.  Oxy.  H 276,  und  Archiv  I S.  155. 
Ich  bemerke  nach  dem  Original,  daß  in  7 völlig  sicher  nlnkooi  steht, 
während  das  i am  Ende  von  6 steht.  Über  diese  inlnkooi  habe  ich  oben 

S.  116  gehandelt.  Z.  10/11  1.  [xot]  (statt  o.  Von  x noch  winzige  Spuren) 


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Ulrich  Wilcken:  Zu  P.  Grenfcll  I und  II  123 

77ttjt£/i[io]s  (statt  nav  Der  Pinn  bleibt  mir  auch  so  noch  dunkel. 

Ich  zweifle,  ob  in  9 richtig  ist. 

47,  6 1.  |u[o]Tm  statt  — 14  1.  ev(t7c(ttvro^  statt  «vfjfifr- 

lux^tjiiivov').  Das  Verbum  <svmuTQtia9at,  das  in  der  nächsten  Zeile  be- 
deutet „ich  habe  mit  meinem  Kompagnon  zusammen  mir  das  Getreide  ver- 
messen lassen“,  würde  hier  in  14  nicht  verständlich  sein.  Übrigens  ist 
hier  in  14  und  15  das  Kreuz  -0-  irrig  mit  (ä^raßag)  statt  mit  nu^ov 
aufgelöst.  „Artabe“  ist  hinzuzudenken. 

In  49,  9 steht  deutlich  avvanoyp(a(p^),  nicht  daioyQ(a<pij).  Der 
merkwürdige  Ausdruck  begegnet  hier  m.  W.  zum  ersten  Male.  — Z.  13  1. 
Bovxaqpiov  statt  flovaixoO.  — 15  ist  in  der  Lücke  aearj(fieitanai)  zu  lesen. 

Unter  den  Thorzolbiuittungen , die  unter  Nr.  50  zusammengestellt 
sind,  war  ich  auf  eine  besonders  gespannt,  weil  hier  das  Anfangswort  ohne 
Klammem  uriXeaxat  gedmckt  war.  Diese  Lesung  in  50g  hat  mich  bei 
der  Konstatierung  der  richtigen  Form  xex(k(ävi]xai  in  den  Paralleltexten  sehr 
choquiert  (vgl.  Archiv  II  134).  Nun  fand  ich  am  Original  zu  meiner 
Freude,  daß  auch  hier  in  50g  xextkmvrixttt  deutlich  ausgeschrieben  dasteht, 
nicht  T£T^l£aT«(.  Somit  ist  diese  Frage  erledigt. 

Eine  andere  erfreuliche  Bestätigung  brachte  mir  53  d.  Ich  habe  im 
Archiv  I 479  auf  Gmnd  eines  fragmentarischen  Münchener  Textes  die  Ver- 
mutung gewagt,  daß  die  Quittungen  über  die  ntv&xjfUQog  von  den  Beamten 
der  »axaanoQa  ausgestellt  seien.  Ich  ergänzte  die  fragmentarische  Sub.skrip- 
tion  des  Münchener  Stückes:  x]cfT«(Jn:(op«s).  Dies  wird  jetzt 

wenigstens  dem  Gedanken  nach  bestätigt  durch  53  d,  wo  ich  die  Unterschrift 
lese:  Atcavlöxfg  xot«(J7iop£Ü(s)  (statt  B . x . g "Slgov)  asatj^fitlcoftai^.  Dieser 
Leonidas  hat  allerdings  unerhört  gekritzelt,  trotzdem  halte  ich  die  Lesung 
für  gesichert.  Demnach  ist  natürlich  auch  im  Münchener  Fragment  zu  er- 
gänzen x]crTaen(op£Ü$).  Im  übrigen  bemerke  ich  noch  folgendes  zu  diesen 
Quittungen: 

In  a ist  Z.  7 vor  Teetvov^(ciog)  noch  die  aus  dem  Demotischen  über- 
nommene Sigle  für  (gijtpöj)  zu  erkennen.  Z.  8 lese  ich:  ri[.  . . .]  . o[,]s 
xa[xaa7COQcvg  statt  J[. . . .]))(  ) A[.  In  b 7 fehlt  vor  'Egiimg 

ein  Toü  und  hinter  'Egiimg  die  demotische  Sigle  für  (fitjxgbg).  — In  C 7 1. 
’Ogatvo{v(pt(og)  (fitjxgög)  statt  ’Op0evov( <peiog).  — In  d 4 fehlt  f vor 
(irous).  Mit  ’Eneiq)  (ebend.)  beginnt  die  2.  Hand.  — In  g 4 1.  £»j  = (nev9tj- 
(ligov)  statt  £ . . ( ). 

54,  3 1.  'Ajtokk(.  . .)  statt  Mika. 

In  56  steht  am  Kopf  die  Paginazahl,  wohl  gs.  In  7/8  1.  &rtoyga(<pilv) 
y.  a.  (dpovp&v)  ß (ngöxtgov)  (geschrieben  ö)  Biatvog.  Demnach  deklariert 
Artemidora  2 Aruren,  die  früher  dem  Theon  gehört  haben.  Sie  wird  das 
erwähnen,  weil  bei  der  letzten  Saxoygaxprj  wabrscheinlich  noch  Theon,  von 
dem  sie  sie  inzwischen  gekauft  hat,  die  Anzeige  erstattet  hatte. 

Für  60,  3 habe  ich  früher  vermutet,  daß  statt  iy  ktj(pfuexojv)  vielmehr 
iykri((i7txogai)  aufzulösen  sei.  Nur  die  beiden  folgenden  Worte  nri{vbg)  ngo- 
(xigov)  machten  noch  Schwierigkeiten.  Jetzt  werden  durch  das  Original  alle 
Zweifel  beseitigt,  denn  es  bietet:  lyk-^iinxogai  statt  ly  kx}(fiftäxa>v)  iirj(ybg) 
7tgo(xlgov).  Außerdem  1.  in  2 Xolax  statt  Xoiay,  in  3 &ävi  statt  ^fu, 
in  4 IlaovTjxig  statt  Ilaovkiog’,  in  6 ist  toü  am  Anfang  zu  beseitigen. 


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124 


n.  Bpsprechungen  und  Mitteilungen 


In  61,  3 1.  6ta  ’Av[o\vßlcovog  statt  ii  ’Avvßlwvog.  — In  8 f.  ergänze 
ich:  Zxotoi]zlg  fr]«s  xo/tiaafitvog  statt  | c]i;xo^U<rf((vo$.  — In  14  1. 
iai\o\v  statt  la-fjtv.  Denn  Tapiamis  hat  jenem  Stotoeüs  das  Geld  gegeben, 
damit  er  es  dem  Weinhilndler  im  anderen  Dorf  einhändige  für  Wein,  den 
natttrUcIi  sie  bekommen  hat.  — 19  1.  x6ds  zb  statt  roüro. 

62,  2 ist  2^azvfov''Av&ov  Zvqov  richtig  gelesen,  aber  ich  fasse  es  anders: 
der  Mann  heiBt  Satyros;  statt  dessen  wird  er  aber  kurz  auch  Syros  genannt. 
Also:  äv&  ov.  Ebenso  möchte  ich  in  BGÜ  474,  7 lesen:  deö’oe  £azaßo(0g). 

62a,  4 steht  hinter  jjgfv  noch  rße. 

In  63  war  bisher  eine  große  Crux,  die  viele  von  uns  gepeinigt  hat, 
der  ^oei(fer^5)  öiroloywv  (in  1 und  9).  Glücklicherweise  löst  sich  das 
Rätsel  sehr  einfach:  das  Original  bietet  völlig  sicher  ßotiO’(bg)  atzolöyoiv. 
Ich  würde  diesen  Text  übrigens,  den  Grenfell-Hunt  wohl  nur  des  ßovXivz?/g 
wegen  ins  III.  Jahrh.  gesetzt  haben,  lieber  der  Mitte  des  II.  Jahrh.  zuweisen. 

— Die  Spur  am  Endo  von  3 paßt  zu  v,  nicht  zu  v,  also;  idj'eu[s]  statt 
idyov.  — Am  Schluß  von  4 folgt  auf  Idyou  die  charakteristische  Spitze 
eines  d,  zwischen  beiden  aber  ist,  etwas  erhöht,  eingetragen  v = vrc(cg). 
Da  nun  in  Z.  12  in  der  Parallelstelle  öipmvfov  toC[  steht,  so  legt  das  den 
Gedanken  nahe,  daß  hier  das  Jahr  angegeben  ist,  und  so  lese  ich  in  4 
va(fp)  i [(tVovs)]  und  ergänze  ebenso  in  12  roü  [d  (iVoi/s)]. 

In  67  ist  mit  Kenyon  (Catal.  of  addit)  wahrscheinlich  avi.{ijzQidiav) 
statt  yvfi{vaalov?)  zu  lesen.  — 2 1.  'AaxXä  statt  ’/lflxl(?pttddoi)).  — 
G/7  1.  [Ajfjfronpjj’tJfftv,  wie  ich  schon  im  Archiv  I 154,  1 vermutet 
hatte,  statt  di  Vgl.  jetzt  auch  P.  Oxy.  III  475,8.  — 7/8  1. 

rrpofxtj^g^lvt;  statt  — 8 Schluß  steht  die  Zahl  i, 

ein  lang  gezogener  Strich,  den  die  Herausgeber  wohl  für  einen  Schwanz 
der  vorhergehenden  Zeile  gehalten  haben.  Also  auf  10  Tage  sollen  die 
Tänzerinnen  nach  Bacchias  kommen.  Anfang  von  9 wird  vor  dja't)  wohl 
nichts  fehlen:  denn  a wird,  wie  häufig,  sehr  weit  nach  links  vergreifen.  — 
11  1.  [«d]rrev  statt  [t'pjräv.  — 11/12  1.  wie  ich  schon 

im  Arch.  I 554  nach  Gen.  73  vermutete,  statt  i5p7p)y[j]  [p£jä$.  — 17  1.  zam 

= 7tf);i](xo0t)  statt  iaxtg.  Darauf  schreiben  die  Herausgeber:  vn'iQ  äga- 

ß&vog  [toO]  liij  Aloyoirf*fV[o]u  o[oJ<.  Hierzu  vgl.  Naberoben  S.  19.  Ich  sehe  vor 
fiz]  links  oben  einen  Punkt,  der  wohl  nur  von  einem  t stammen  kann  und 
lese  danach  [rg  .statt  [tovJ  fi^.  Das  heißt,  das  Angeld  soll  auf  den 

Preis  (den  Lohn)  mit  angerechnet  werden.  ff[oj«  ist  übrigens  ftaglich. 

Daß  in  68,  4 f.  evvolag  tv[{x]fv  xcrl  äfietcfi'oijfro)]  ijv  idci^ag  eig  ifte 
die  Worte  x«l  «gfroi/ojjrm  unsinnig  sind  und  offenbar  aus  der  vorhergehen- 
den Zeile  hinein  geraten  sind,  haben  schon  die  Herausgeber  bemerkt.  Doch 
möchte  ich  nicht  xoi  nfierni’ogrw  einfach  entfernen,  sondern  nach  71,12 
vielmehr  für  Verschreibung  von  xoi  q>tXoazoQylag  halten.  Der  Schreiber 

von  70,8,  der  jene  Urkunde  von  68  abzuschreiben  hatte,  stutzte  bei  jenen 

unsinnigen  Worten  und  hat  das  ögSToi'oijro)  fortgelassen,  hat  aber  das  xoi 
mit  abgeschrieben  und  so  auch  seinen  Text  verdorben. 

70,  19  1.  "Emg  zovzov  statt  ngbg  zoizo.  Also:  Soweit  geht  der  Vertrag. 

— 21  1.  ävr'jveyxa  statt  ebtgvtyxo,  wie  auch  Naber  oben  S.  19  richtig 
vermutet  hat.  Danach  ergänze  ich  in  4 t<[i’o«)p{pjE(v.  Das  Verbum,  von 
dem  dies  abhängt,  ist  am  Ende  von  4 zu  ergänzen. 


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Ulrich  Wilcken:  Zu  P.  GrenWl  I und  II 


125 


Für  71  II  4 hat  Crönert  kürzlich  nXovToytvov  statt  I7iloi;toffw[o]u 
Tennutet.  Die  letztere  Lesung  ist  aber  richtig.  113  1.  r[ä]d£. 

An  73  habe  ich  wieder  einmal  gesehen , wie  leicht  Photographien 
tSuschen.  Für  die  Monographie  DeLsmanns  über  diesen  chri.stlichen  Brief 
hatte  ich  nach  einer  Photographie  einige  Texländerungen  vorgeschlageu, 
deren  Unrichtigkeit  am  Original  mit  Leichtigkeit  zu  erkennen  ist.  So  sind 
in  1 die  Lesungen  der  Herausgeber  völlig  richtig,  ebenso  in  13,  wo  ich 
fälchlich  avTfjs  statt  avr&v  zu  sehen  glaubte.  Andererseits  habe  ich 
in  Z.  9 etwas  Neues  am  Original  gesehen:  da  steht  sicher  nicht  eig  ja  {ata, 
sondern  tig  tü  freu  oder  besser  tyia.  Die  Rundung  des  2.  Buchstabens  ist 
nach  links,  nicht  nach  rechts  geöffnet,  also  ist  a ganz  ausgeschlossen.  Aber 
was  ist  TÖ  {yioV  Es  kann  doch  wohl  nur  verschrieben  sein  für  lata. 

74,  4 1.  'Antaviä  Bc([v]oti  t^o)rtvAf[t] ij  statt  ’Anla  iVoj/Savoü  igocTiv- 
Xlxy.  Der  Eigenname  Btivijg  kommt  auch  in  P.  Grenf.  I 58  vor.  — 11 
erg.  « vv[( »jv  statt  (»»»»[teTdJffr/v. 

75,  8 1.  d xalovdSv,  ebenso  9 xolaedcäi'.  — 12/13  1.  Av[pf]o  statt 
xo[.  .]o.  — 20  1.  OvaXtglov,  21  ’/o[vo]u<ifp/o»'  (sic). 

76,  4 1.  ane^cvx&at  statt  räroffOx®'«».  — 11  1.  w iöe  statt  lüi'  Sv. 
Die  geschiedene  Frau  kann  heiraten,  wen  sie  will,  aber  nicht,  wie  sie  ^vill. 

77,  8 1.  3fäa  ijTt  statt  — 43  1.  f = SixaSttQxog- 

78,  3 1.  ’Hyayöfirjv  statt  iigayofiijv.  — 6 eher  AtXön  als  AaXia'i. 

— 8 erg.  Ttpuio v£ [uopivtjs]  statt  xpurai't[Cö4  ....].  — 10  erg.  {(poüj. 
Durch  die  Ergänzung  ylvog'i  in  11  haben  die  Herausgeber  der  Urkunde 
einen  Sinn  gegeben,  den  ich  nicht  für  richtig  halte.  Die  Angreifer  be- 
haupteten nicht,  daß  die  Frau  und  Kinder  des  Syros  Sklaven  seien,  sondern 
sie  ließen  ihnen,  den  Freien,  eine  Behandlung  zu  teil  werden,  me  mun  sie 
nur  Sklaven  angedeihen  läßt.  Danach  ist  hinter  <Jodl(o[v  zu  ergänzen. 

Auch  für  80  ff.  hat  das  Original  mir  die  Lösung  einer  Schwierigkeit 
gebracht,  die  mich  viel  beschäftigt  hat.  Daß  xitpciXattoutiov  auf  j/ytfio- 
vixov  jroXvxtarrov  bezüglich  nicht  richtig  sein  könne,  war  mir  klar,  ebenso 
daß  in  xetpaXateaxa  der  Titel  der  vorhergenannten  Männer  stecken  müsse, 
aber  die  Regelmäßigkeit,  mit  der  in  den  drei  Urkunden  immer  xftpaXaita- 
xtxxov  gelesen  war,  hinderte  mich,  die  Lösung  zu  finden.  Nun  lese  ich  in 
80,  6/7  vüUig  deutlich  xsgfiaXai(oxal  lov  statt  xetpaXauoxaxov , auf  Verso 
xttpaXaiio(xcöv)  xoC  oder  xt^aXatiaxäv  (nicht  ganz  klar  geschrieben); 
ferner  in  81,  6 xigtaXattaxal  xov  und  Verso  x£9Polo«(aT((5v)  roö, 
imd  in  82,  3 KttpaXattaxal  xov  und  Verso  xf qpalaio>T(öiv).  Also  Victor 
und  KoUuthos  sind  „Hauptleute“  oder  „Capitaine“  des  Vielruderers  des  i]ytfto>v. 

Im  einzelnen  sei  noch  folgendes  zu  diesen  Texten  bemerkt:  80,  3 I. 
at  statt  xo.  — In  82, 1 steht:  KvqCia  (fälschlich  für  xvgCoig)  fiov  [dd]£l(poif 
(statt  [dd]£l<pm).  — In  Z.  2 ist  zwischen  ßi'xxtag  und  Kollovffo;  (so  scheint 
mir  zu  lesen  zu  sein  statt  KoXXov&ov)  ein  halbvorloschenes  ^ = xoi.  Der 
Brief  ist  also  nicht  von  Victor,  dom  Sohne  des  Kolluthos,  geschrieben,  sondern 
von  den  beiden  Kapitänen  Victor  und  Kolluthos  (daher  xstpaXauaxal  in  3). 
Daraus  erklärt  sich  auch  die  doppelte  Grußformel  am  Schluß,  die  von  2.  und 
3.  Hand  hinzugefügt  sind.  — In  6 steht  xtxxaaiovxt,  verschrieben  für  xtxxaaxöxxtg. 

— In  7 'EffiovixoXelxyv  wie  häufig  in  jüngeren  vulgären  Texten,  ln  den 
älteren  und  sorgfältig  geschriebenen  Texten  wird,  soweit  ich  sehe,  an  der 


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126 


II.  BeBprecbuugen  und  Mitteilungen 


schon  von  Letronne  erkannten  Regel  festgebalten , daB  man  '£ppoü  n63ug, 
aber  'EQfionoUTijg  schreibt.  — Z.^9  ist  toü  vor  einzuschieben.  — 

15  steht  ztiXixttvTy,  nicht  rijiUxovi^j. 

In  86,  7 halte  ich  Kv^to  fttr  den  Namen  des  Adressaten,  ebenso 
schreibe  ich  in  19  reoQyov  statt  ycaQyov. 

In  88,  14  scheint  mir  hinter  lajii»ivut  nicht  6ftoC,  sondern  pe  zu 
stehen. 

In  89,  2 u.  Verso  möchte  ich  dtp“  lieber  in  az^a{x itözov)  statt 
oipcr(ri]läTov)  auflüsen.  Denn  ein  römischer  Dux  wird  nicht  so  unterwürfig 
an  einen  Notar  schreiben.  Auch  die  Namen  sprechen  dafür.  Dasselbe  gilt 
natürlich  für  90. 

In  90,  18  1.  ei\v  statt  rijv.  — 19  1.  r6  icatpuVtg  statt  TÜnpialtp. 

In  93  scheint  mir  auf  dem  Verso  xvQlm  statt  nv(tv(iaux)iö  zu  stehen. 

In  99,  4 1.  of(vaxpfov)  statt  yl(ytxai). 

99 (a)  6 1.  avck&iv  statt  dotfldiv.  — 6 1.  Slaixuv  statt  6utlxr\v. 
Die  Bedeutung  dieses  wichtigen  Textes  ist  mir  erst  durch  einen  Leipziger 
Papyrus  aufgegangen.  Ich  übersetze  ihn  folgendermaßen:  „David  hat  Bürg- 
schaft übernommen  für  Thaesia,  daß  sie  zum  Schiedsgericht  {iLaixa)  kommt 
und  tut,  was  der  Schiedsspruch  sagt.  Wenn  sie  es  aber  nicht  tut,  soll 
ich  sie  ins  Gefängnis  werfen.“  Das  ist  eine  Mitteilung  oder  eine  Bestätigung 
auf  Grund  einer  napdoraois -Urkunde,  ausgestellt  von  dom  Beamten,  der  die 
Bürgschaft  entgegcngenommen  bat.  Also  ein  neues  Beispiel  lür  eine  Bürg- 
schaft im  Hinblick  auf  eine  Gerichtsverhandlung  (vgl.  Wenger).  Der  Text 
zeigt  zugleich,  welche  Mittel  es  gab,  um  die  Unterwerfung  unter  den  Schieds- 
spruch durchzusetzen. 

Halle  a.  S.  Ulrich  Wilcken. 


Inschriften  ans  ptolemäischer  Zeit,  m. 

Von  der  zweiten  Sammlung  (Archiv  II  S.  537 — 561)  waren  durch  äußere 
Umstände  eine  Anzahl  Inschriften  zurückgestellt  worden.  Inzwischen  ist  — 
wie  jedem  eine  flüchtige  Durchsicht  der  Präskripte  zeigt,  besonders  durch 
die  große  Liebenswürdigkeit  des  Herrn  Seymour  de  Ricci  — das  Material 
stark  vermehrt,  so  daß  sich  eine  neue  Gruppierung  und  Zählung  für  den 
leichten  Gebrauch  empfahl.  Diesmal  könnte  man  von  Stücken  von  großer 
Wichtigkeit  sprechen,  wenn  diese  nur  nicht  so  traurig  verstümmelt  wären 
(Nr.  9,  20,  21).  Aber  auch  so  ist  manches  Interessante  (Nr.  4,  6,  13) 
in  der  Sammlung  enthalten,  und  der  treu  bewahrende  Boden  Ägyptens  läßt 
der  Hoffnung  Raum,  daß  — wie  schon  mehrfach  — sich  eines  Tages  die 
besseren  Hälften  zu  den  schon  gefundenen  hinzugesellen  werden. 

Ptolemäns  n. 

1.  Altar  im  Serapeum  von  Alexandrien  in  situ  gefunden,  jetzt  im 
alexaudr.  Museum.  Schreiber,  46.  Philologenversammlung  S.  47.  Mir  von 
Ricci  angezeigt. 


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Max  Ij  Strack;  Ingchriften  aus  ptolemäiacher  Zeit.  Dl 


127 


ßMikiag  ntoitftaiov  \ ical  ’j4Q6iv6r}g  OiladtXipov  { &eäv  £artjf(ov. 

Zeit:  bald  nach  270;  vergl.  Sanunlung  IT  5 im  Archiv  II  S.  539. 

Ptolemäas  lY. 

2.  Blauer  Kalkstein  im  Museum  von  Liwadia,  Böotien.  Große  Inschrift 
mit  den  Namen  der  Sieger,  der  ofßzieUen  Fcstteilnehmer  an  den  ßaai'icia 
und  der  Abrechnung  des  Agonotheten.  Vollgraff,  BGH.  103  XXV  365;  un- 
vollständig schon  im  CIGrSept.  I,  3078.  In  der  neu  herausgegebenen  Sieger- 
liste erscheint: 

Sgiiaxi  TtlBim  | ßtuSiXtvg  IlToltiialog  ^iloxitrmQ. 

Zeit  221—216. 

Ptolemans  Y. 

3.  Kalkstein  in  der  Glyptothek  von  Ny  Carlsberg,  veröffentlicht  von 
Yaldemar  Schmidt,  Det  gamle  Glyptothek  paa  Ny  Carlsberg  (1899)  393 
Nr.  474.  Hoch  0,20  m.,  breit  0,20  m.  Mir  durch  Ricci  bekannt  geworden. 

ßaeiXel  rixokeiiuCvn  | ’ExKpavtl  xal  EviagC  | axai  xal  ßuOi- 
Xioaiii  Kkio  \ «dx(fai  'Axolkmviog  ’Av^xixdxQov  y(fu(iijucxevg  \’OQWfidvovg,  5 
6 xul  xö  1 j tQOv  xov  Aiovxog  xal  ] xakka  xä  xqoöxvqovxu  \ xät  U(fäi 
Idffvu^vog  v||xlp  avxüv.  10 

Zeit:  etwa  190  v.  Chr.,  bald  nach  der  Hochzeit  des  KOnigspaares  (193/2), 
da  die  Königin  noch  nicht  die  Beinamen  des  Königs  trägt,  und  auch  noch 
nicht  die  Kinder  erwähnt  werden  (Philometor  geh.  186).  — Ricci  gibt  aus 
Jouguets  handschriftlichen  Notizen  die  Beschreibung  einer  Stele,  auf  der  ein 
Pharao  Ptolemäus  vor  einem  Löwen  opfert,  und  die  folgende  in  guter  aber 
nachlässiger  Schrift  geschriebenen  Worte  enthält:  oi'xfor  xrjg  ta(ptjg  x&v  | 
ktoi'xtov  Ugd.  Der  Text  ist  soeben  von  Lefehure  nach  Jouguets  Mitteilungen 
publiziert  worden  in  BCH  XXVi  S.  4b3ji.  Über  dem  Löwen  steht  in 
Hieroglyphen:  „der  lebende  Löwe“,  über  dem  König  ebenso:  „Ptolemaios  der 
ewig  Lebende“.  Strabo  (17.  812)  zählt  den  Löwen  unter  die  Tiere,  die  in 
Ägypten  nur  an  einer  Stelle,  nicht  allgemein  Verehrung  genießen.  Er  nennt 
Leonto]K>iis  im  östlichen  Delta  als  den  Kultplatz,  und  Älian  (hist.  anim.  12,  7) 
kennt  ebenso  hier  die  Verehrung  und  die  Tempel  der  Löwen,  weiß  aber 
auch  zu  berichten,  daß  die  Einwohner  von  Heliopolis  Löwen  halten.  Man 
kann  also  zweifeln,  woher  die  Inschrift  stammt;  wahrscheinlich  ist  die  Her- 
kunft aus  Leontopolis. 

Der  Name  Omymenes,  den  der  Dienstherr  des  Apollonios  trägt,  ist 
sehr  ungewöhnlich.  Erst  der  Hinweis  Wilekens,  daß  hei  Pape  (nach  Mionnet 
m 164,  MUnze  von  Milet)  ein  Omymenos  vorkommt,  hat  mich  auf  den 
Gedanken  gebracht,  daß  hier  ein  Name  stehe.  Einen  weiteren  Beleg  habe 
ich  nicht  gefunden. 

Ptolemäns  YI  und  Ptoleniäas  YU. 

4.  Kalksteintafel  aus  dem  Fayum  (?),  jetzt  in  Paris  im  Louvre.  Un- 
veröffentlicht, erwähnt  von  Ricci,  Revue  arch.  XXXVm  (1901)  308.  Ab- 
geschrieben und  mir  geschickt  von  Ricci. 


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128 


n.  Besprechungen  nnd  Mitteilungen  , 


ElQijvr]i  rtxvov  | xokXa  I ^ xeptit'xap  (isre  | Xe^aerat  tovg 

ixulx^gavrig  Ooi'  ||  Ixovg  le'  xb  xal  a'  L 1 eig  d'eovg  ixtiqi  xtj'. 

Zeit:  22.  August  145;  schon  von  Ricci  richtig  hestimmt.  Philometor 
und  sein  Sohn  Eupator  sind  die  Regenten,  deren  Jahre  hier  geglichen 
werden.  An  einen  der  anderen  drei  Könige  zu  denken,  die  36  Jahre  und 
mehr  regiert  haben,  liegt  kein  Grund  vor.  Wir  kennen  das  Doppeldatum 
schon  von  einer  Münze.  Die  Inschrift  hietet  eine  höchst  erwünschte  Be- 
stätigung und  setzt  die  früher  angezweifelte  Tatsache  außer  Frage,  daß 
Eupator  wirklich  schon  Herrscher  neben  seinem  Vater  gewesen  ist.  Und 
zwar  im  ganzen  Reich,  nicht  etwa  mit  dem  Sitz  und  der  Oberhoheit  in 
Cypern  (Strack,  Dynastie  37).  Eupator  wird  zur  Regierung  gekommen  sein, 
als  sein  Vater  in  den  Krieg  gegen  Alexander  Balas  zog;  er  bUeb  wohl  als 
regierender  König  in  Alexandrien  zurück,  damit  die  Stadt  nicht  herrscherlos 
sei.  — Das  Datum  legt  den  Schluß  nahe,  daß  Philometor  noch  Ende 
August  145  gelebt  hat,  und  hält  man  sich  streng  an  die  Datierungen  der 
Papyrus  (s.  Strack,  Dynastie  198“),  so  war  Eupator  noch  nicht  am  31.  Januar 
145,  ja  seihst  nicht  am  14.  Mai  145  Samtherrscher.  Denn  diese  Datie- 
rungen sind,  oder  sollen  nur  nach  Philometors  Jahren  gegeben  sein  ohne 
Hinzufügung  dos  1.  Regiorungsjahres.  Aber  so  durchaus  exakt  sind  die 
Datierungen  nicht,  imd  mancher  Grund  läßt  sich  leicht  erdenken,  der  den 
Vater  der  Eirene  bestimmte,  das  Doppeldatum  zu  schreiben,  auch  nach  dem 
Tode  des  Philometor.  Genauere  Geschichtsdaten  also  möchte  ich  nicht  aus 
unserer  Inschrift  zu  gewinnen  versuchen. 

Ptolemäns  YIII. 

6.  Propyloninschrift  eines  Tempels  in  Medinet  en  Nahasch  im  Fayum. 
Jouguet,  Comptes  rendues  de  l’academie  des  inscriptions  et  helles  lettres  1902 
Mai/Juni,  S.  353.  Erwähnt  von  Ricci,  Revue  des  etudes  gr.  1902  XV  451. 

vstiff  ßaaik[t(og  nxoXtfiai'ov  xal  ßaaM<sat]g  KksoxäxQag  tqg]  | 
ädeXq>fig  xal  fllaai,Xiaaj]g  KXeoxdxpag  yvvaixbg  Evfpj'fröv]  | 

xal  x(äv  xixvav  [ 6 Selva  ln  (ävj-  j 

SqUv  xal  xtfr[o]txog | 

[ Uqgjvi  ft'sSi  (tsydXm]  \ 

xb  agöxvXov  x|al xal  xü  Igya  n[dvxa^  | 

L vß  iniitpt.. 

Zeit:  Sommer  118,  und  wenn  man  trennt  lnng>  t’,  so  ist  das  genaue 
Datum:  28.  Juli  118.  Das  kleine  Fragment  in  Z.  4 IKOZ  steht  selbstän- 
dig und  kann  anderswohin  gesetzt  werden;  der  Platz  der  [AJI0IKA 
EPrAn[ANTA]  ist  sicher.  Die  Inschrift  9 Z.  6 bietet  gleichfalls  [n- 
ndpxvs  dyäfät'  xdroixog.  Sie  führt  auf  die  Tilgung  des  Jota  in  Z.  4. 
Es  ist  aber  ebenso  möglich,  daß  das  beanstandete  auf  Snndfx'ig 

«vdpüv  xoi  (o)f  xdtoixoi  hinweist. 

Ptoleniäus  X. 

6.  Schlanke  Stele  mit  dreieckigem  Giebel  aus  Mit-Rahinch,  einem 
Dorfe  auf  einem  kleinen  Teil  des  alten  Memphis.  Nicht  in  situ  gefunden. 


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Max  L.  Strack:  Inschriften  aus  ptolem&ischer  Zeit.  HI  129 

aber  wahrscheinlich  nicht  weit  verschleppt.  Schrift,  wie  man  sie  im  3.  Jahr- 
hundert trifft,  sehr  ähnlich  der  ElefantenjSgerinschrift  unter  Ptolemäus  IV. 
(Strack,  Archiv  I 205,  18).  Maspero,  Annales  des  Services  des  antiquites 
de  l’Egjrpte  1901  II  285.  Erw&hnt  von  Foucart,  comptes  rendus  des  in- 
scriptions  et  helles  lettres  1902  Mär7vA.pril  S.  119,  und  erwähnt  auch  von 
V.  Bissing,  Deutsche  Literatnrzeitung  1903,  23.  Mai. 

ixovg  txrov  *) ' ixl  evvccyayfjs  \ ysinjO'ttffijg  iv  röt  äva  ’j4xoXX[<o^  |- 

vitlmi  Tov  itoXirsxnutxos  xal  rSiv  j ixb  xijg  xöXBCog  ’ldovfiaüov.  ||  — 
i*fl  ^(OQi'av  6 Ovyytvijg  xal  Ox^axi^yog  | xul  ligsvg  tov  xXTj&ovg  töv  6 
fiaxai^o(pöp<ov  | iv  xoXXolg  evtpyexxixäg  iipalvaxo  xal  xorv^t  | xal  xax’ 
Idlav  ixaaxov  eioeßüg  xe  diaxaCfuvog  \ xphg  xö  &(tov  xpo^ftcag  xe- 
xör^xai  fitxa  xoXXrjg  | xal  dai/>iXovg  öaxavijg  xtjv  xi  xaxaXiip^v  xal  \ lo 
xovCaOiv  TOV  dtjXovfiivov  Uqov  xad'äxtp  xal  \ xß6i  xpödyXöv  iaxiv  — 
f Jo|sv  tdg  fiiv  £XXag  | , äg  ixtt  xifiag,  ftivaiv  avx&t  ätä  ßlov  xal  ixl  | 
Tüvöa  äal  yivofiivav  ^voiäv  ivayopav\\a6&tti  airäi  &äXXov  xaxä  xöv  16 
xäxpiov  vöfiov  I xal  ixixa^ai  xotg  fapavai  xal  lapoi)fäXxaig  j ixl  x&v 
v(ivmv  fiafivijö&ai  avrov,  hi  xal  | ixl  xäv  tov  xoXixav/utxog  svojuhv 

ffrf  I qpavovffÖat  ffid  xavxbg  i^äXXai  axaq>äva{i).  ||  — tö  di  ^n^tpiOfia  iv-  20 
ypdtiiavxug  alg  öx^Xrjv  | XiO'iv^v  äva&-atvai  iv  xäi  ixifpavaoxäxmi  | tov 
lapov  TÖxai  xal  fiaxado&fjvai  avrov  ävxi\yQa(pov  xS>i  ^capimvi  iv  aiäijt 
ijv  aaxtjxav  | xpbg  avxbv  i)  x6Xtg  av%äpiexov  äxätfxtjaav. 


1)  In  der  kurzen  Begleitnote  gibt  Maspero  ,,Jahr  8“,  das  er  der  Schrift 
wegen  auf  Ptolemäns  IV.  bezieht,  fxtov  nach  Ricci  sicher. 

Zeit:  etwa  II.  Jahrhundert,  und  zwar  eins  der  drei  Jahre  176,  165, 
112  — wahrscheinlich  das  letzte  der  /uuxaipogtSpoi  wegen.  Höher  hinauf- 
zugehen verbietet  der  Titel  avyycv^g  des  Geehrten,  der  sicher  nicht  vor  der 
Regierung  des  Epiphanes,  wahrscheinlich  nicht  vor  190  v.  Chr.  besteht. 
Tiefer  ins  I.  Jahrhundert  die  Inschrift  zu  setzen  — es  kann  sich  noch  um 
die  Jahre  76  und  47  handeln  — dürfte  der  Schriftcharakter  verbieten,  der 
Maspero  fürs  III.  Jahrhundert  zu  sprechen  scheint 

Der  Geehrte  ist  unbekannt.  Leute  seines  Namens  gibt  es  viele  — 
einer  ist  zufällig  auch  fiaxaipo<pöpog  (P.  Amh.  II  62)  — , ein  so  hoher  Würden- 
träger wie  der  nnserige  ist  bis  jetzt  unter  den  bekannten  Dorion  nicht. 

Die  fiaxatpixpoQOi  erklären  Grenfell-Hunt  (P.  Teh.  37,  13,  vom  Jahre 
111  und  P.  Amh.  II  38)  als  'a  kind  of  military  police’;  'at  this  period 
armed  attendants  on  the  various  officials  rather  than  regulär  soldiers’.  Ich 
glaube,  damit  wird  eine  unnötige  Scheidung  von  Gleichartigem  eingeführt. 
Die  fiaxaiQO<pöpoi  sind  so  gut  Söldner,  Soldaten  wie  andere,  nicht  etwa 
Polizisten  oder  Gendarmen.  Das  beweist  m.  E.  die  Zusammenstellung  der 
iyXaXoxaf/tivoi  /laxaipoipÖQoi  mit  anderen  Soldaten  in  der  Inschrift  Archiv  121, 
und  wohl  auch  unsere  Inschrift,  wenn  man  die  Idumäer  mit  dem  Verein 
der  Schwertträger  (Z.  3 und  5)  identifiziert.  Den  Soldatenkorps  ist  die 
Benennung  nach  Ländern  eigen.  Es  gibt  Vereine  der  Kreter,  Kyprier,  Lykier, 
Thraker,  Perser  u.  s.  w.,  in  denen  ebensowenig  auf  Landsmaunschaft  ge- 
halten wurde,  wie  heute  hei  den  Studentenkorps  der  Schwaben,  Hanseaten, 
Franken.  Wir  haben  keinen  Grund,  bei  den  Idumäeru  eine  Ausnahme  an- 
zunehmen. Aber  natürlich  ist  zuzugeben,  daß  die  Soldaten  im  Lande  viel 
Archiv  f.  Pftpjrnufonohttiig  ni.  1.  9 


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130 


n.  Besprechungen  und  Mitteilungen 


Sicherheitsdienst  versehen  und  auf  Inspektionsreisen  der  Strategen  als  be- 
waffnete Begleitung  mitgehen,  also  Dienst  tun  wie  unsere  Gendarmen  oder 
türkische  Zaptiehs.  Es  handelt  sich  nicht  um  leeren  Wortstreit.  Die 
Existenz  eines  Gendarmeriekorps,  zum  Schutz  der  Beamten  über  Ägypten 
verteilt,  würde  mir  das  Bild  des  spiiteren  ptolemfiischeu  Ägypten  duixhaus 
verändern. 

Die  Versammlung  im  Apolloheiligtum  hat  in  dem  Bestreben,  den  Tenor 
des  Dekrets  etwas  weniger  eintönig  zu  machen,  uns  das  Verständnis  er- 
schwert. Wer  beschließt  in  der  Synagoge?  Sicherlich  zwei  Parteien  ge- 
meinsam; rö  TtoUxtVjUt  xol  ol  &jtb  xTjg  nöietog  ’löovfiatoi.  Aber  fraglich 
wird,  ob  nun  der  Verein  der  Schwertträger  mit  einer  dieser  beiden  Parteien 
identisch  ist,  fraglich  auch,  wer  unter  der  Polis  am  Schluß  zu  verstehen 
ist.  Was  ist  hier  überhaupt  nollxivfta?  Zwei  Auffassungen  sind  möglich. 
1.  Die  gebräuchlichen,  durch  Literatur  und  Inschriften  vielfach  zu  belegenden 
Bedeutungen  von  noUxcv^ia  „Staat,  Staatsvorfassung,  Bürgerschaft“  führen 
auf  die  Gleichheit  xxoklxivfia  = nökig.  Dann  haben  wir  eine  aus  irgend 
einem  Grunde  ungenannte  Stadt  (wahrscheinlich  Memphis)  als  eine  Partei; 
sie  nennt  sich  im  Dekret  bald  xtolixivfia  bald  xtoktg,  vielleicht  aus  reiner 
Marotte,  vielleicht  um  die  sonst  wohl  genannten  Presbyter  nicht  bloß  zu 
stellen.  Die  andere  Partei  sind  dann  of  ccxb  xijg  Tiökiiog  ’lSovfialot,  die  man 
am  einfachsten  als  die  Besatziing  des  Ortes  faßt  (wie  of  &nb  Jioanbkttog 
xfjg  fuyäXxjg,  Theb.  Bank.  I u.  ö.)  und  mit  dem  tüv  fiaj[ctiQ0qp6Q(0v 

gleicht.  2.  Txokhevfia  = Für  diese  Bedeutung  „Verein“  weiß  ich 

nur  einen  nicht  einmal  ganz  einwandfreien  Beleg,  P.  Teb.  32,  17  of  imxi- 
xü>i  Txolixsvjurxi  x&v  K^tjx&v  ävöifcg  <p'.  Nimmt  man  sie  an,  so 
haben  wir  als  Dedikanten  das  aus  Idumäem  bestehende  Korps  der  Garnison 
von  X (Memphis)  (t6  tdJv  ga^^arpoguipeav  = xb  xxoklxevita)  und  die 

ebenda  bestehende  Idumäerkolonie,  deren  Mitglieder  nicht  zu  einem  Verein 
zusammen  sich  gefunden  haben,  also  Kaufleute,  Handwerker  u.  s.  w.  Die 
Stadt  als  solche  bleibt  unbeteiligt  bei  der  Ehre,  und  diese  selbst  wird  ge- 
ringer. Es  ist  Gefühlssache,  wohin  man  sich  entscheidet.  Für  die  ersterc 
Erklärung  spricht  der  naxgiog  vöftog,  die  Mehrzahl  der  Priester  und  Priester- 
genossen, die  (vxäQtaxog  ÜTtdvxtjOig  xijg  jroAt'ojs  (Z.  24),  von  der  eine  fremd- 
ländische Bevölkerung  (Garnison  und  Kolonie  der  Idumäer)  gar  kein  Recht 
hat  zu  sprechen;  gegen  sie  das  Fehlen  des  Stadtnameus.  Foucart  a.  a.  0. 
entscheidet  sich  für  die  zweite  Auffassung,  ich  ziehe  die  erstere  vor:  Bürger- 
schaft und  Garnison  des  Gemeinwesens  X ehren  den  Dorion. 

Zu  igaiXog  (Z.  19)  „außergewöhnlich“  vgl.  Badermacher  Philol.  LX 
1901,  497. 


Ptolemäas  XI. 

7.  Inschrift  aus  Medinet  en  Nahasch  im  Fayum.  Jouguet,  comptes 
rendus  des  inscriptions  et  helles  lettres  1902  Mai/Juni,  8.  3ö3.  Erwähnt 
von  Ricci,  REGr.  1902  XV  451. 

vTcif  ßaaiXdag  nroXe/itxiov  tov  *[aJ]  | l4Xf^dvd^ov  xcd  ßaaUcOatig 
[Ä]A[fo  I xarpag]  ^VS  «df ■ffsöv  0Uofi7jTÖ  | pav  £(ortiQmv  xal  xä>v 
6 rdxvav  xal  rßv  ||  \xQo]y6vav  ’/fpovi  fieydim  \ tPaftevÄ)# 


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Max  L.  Strack;  Inschriften  ans  ptolemäiscber  Zeit,  m 131 

E.s  folgt  eine  — leider  nicht  veröffentlichte  — Eingabe  an  den  König 
von  'Hgäidtig  und  'üpmJijj  NMov,  die  zum  Tempelpersonal  des 

9i6;  (i{yiajoi"HQcov  in  Magdola  gehören.  Sie  beklagen  sich  über  Vergewal- 
tigung und  ungerechte  Steuereinteilung  und  bitten  um  das  Asylrecht  für 
iliren  Tempel.  Darunter  stehen  die  kurzen  Anordnungen  des  Hypomnemato- 
graphen  an  den  Strategen  und  des  Strategen  an  den  Epistaton,  daB  der 
Eingabe  nachzugehen  sei.  Hoffentlich  wird  uns  diese  wichtige  Urkunde  nicht 
lange  vorenthalten. 

Zeit  zwischen  100 — 88.  — Z.  3 ergänzt  Jouguet  KltonmQag  \ Btft- 
vltttjg,  was  den  Itaumverhültnissen  schlechter  zu  entsprechen  scheint,  wie 
das  einfache,  und  auch  sonst  vorzuziehende,  Klto  | Sollte  nicht  vor 

dem  Monatsdatum  das  Königsjahr  stehen?  — Von  Alexander  I.  kennen  wir 
zum  mindesten  zwei  Kinder,  den  späteren  Alexander  II.,  der  19  Tage  re- 
gierte und  eine  Tochter  (Eusebius  I 166).  Ober  den  Doppelnamen  des 
Uerrscherpaares  s.  Sammlung  II  37  (Archiv  EI  554). 


PtoleniänH  XIII. 

8.  Kalkstein  in  der  Glyptothek  von  Ny  Carlsberg,  veröffentlicht  von 
Valdemar  Schmidt,  Det  gamle  Glyptothek  paa  Ny  Carlsberg  (1899)  390 
Nr.  472.  Hoch  0,31  m;  oben  mit  ägyptischer  Darstellung  versehen.  Mir 
durch  Ricci  bekannt  geworden. 

vxig  ßaailimg  JlroXeiiaiov  d'fov  ^iXonäx  \ <o>poff  xal  d>iXaädX<pov 
"laidi  'E^syxi^ßei  ftf  | ol  ix  rijg  ’Eoeyj^rjßiaxijg  avvödov,  »v 

övvay(oybs  | "EXsvo^  Sltg  . . rog  N ixl  N/ion  Q , Ö "EXevog  xsqI  N lag  | 
Toü  Öq  Cf  ... . dag  tov  Cepov.  L y'  (ic[xcip.  oder  (uaop^.  5 

Zeit;  Frühjahr  oder  Herbst  78  v.  Chr.  Der  König  ist  Ptolemäus  XIII., 
dessen  bekanntester  Beiname  viog  Jiovvaog  hier  wie  in  der  Inschrift  von 
Kos  (Strack,  Dynastie  155)  ausgelassen  ist;  vielleicht  hat  er  ihn  erst  nach 
78  V.  Chr.  angenommen.  Ebenso  fehlt  der  Name  der  Frau  Kleopatra- 
Tryphaina.  Hier  wird  der  Zufall  spielen;  jedenfalls  wird  ihr  Name  schon 
in  einem  demotischen  Papyrus  des  3.  Jahres  Pachon  12  (P.  demot.  Leid.  374, 
Rev.  egypt.  II  90)  genannt,  also  aus  der  Zeit  unserer  Inschrift.  Daraus 
den  SchluB  auf  einen  Hochzeitstermin  im  Jahre  78  zu  ziehen,  scheint  mir 
zu  kühn. 

Es  handelt  sich  um  das  Geschenk  eines  Grundstücks  wie  in  den 
Fayumer  Inschriften,  Strack,  Dynastie  142,  143.  Im  einzelnen  sind  die 
Worte  nicht  ganz  klar.  Z.  4 steht  hinter  dem  Vatersnamen  wohl  xoxog; 
vöiov  ßogpS  dpö/iov  erkennt  man,  Z.  4 cf  wird  iU|35$  oder  inrjXuoTov  zu 
lesen  sein,  doch  bedarf  dieser  Teil  der  Inschrift  der  Nachprüfung,  nachdem 
die  Reinigung  des  Steines  beendet  sein  wird. 

Der  avvayctyog  gehört  zur  ovvaycoyT)  der  Inschrift  6.  Er  ist  der  Ver- 
sammler  wie  diese  die  Versammlung,  die  Vereinigiing.  Aber  in  dem  letzteren 
Wort  ist  der  ursprüngliche  Wortsinn  noch  mächtig,  das  erstere  ist  erstarrt. 
Ewaycayri  ist  in  der  Inschrift  6 noch  die  Vereinigung,  nicht  Verein,  ge- 
schweige Vereinshaus;  cvvayaty&g  ist  der  Präsident.  Aus  der  Kaiserzeit 
haben  wir  diesen  Titel  und  den  wesensgleichen  des  ffwvayojytus  häufiger; 
Ziebarth  (Vereins wesen,  Index)  weist  ihn  für  Tomi,  Panticapaion,  Tanais, 

9* 


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132  II'  Besprechungen  und  Mitteilungen 

Delos,  Elaiussa  nach.  Für  Ägypten  vgl.  auch  Archiv  II  429  f.  Nr.  2 
und  ö (Ricci). 

Ob  unser  Präsident  des  Isisvereins  — der  Beiname  der  Güttin  ist  neu 
— mit  der  Familie  des  ’Mdcopog  'ElLivov  in  Verbindung  zu  bringen  ist,  aus 
welcher  der  Vater  Helenos  Erzieher  des  Königs  Alexander  II.  und  Gouverneur 
von  Kypros  war  (Strack,  Dynastie  149)? 

Berenike  lY. 

9.  Kalkstein  in  Ägypten,  Fundort  und  jetziger  Standort  unbekannt. 
Hoch  1,20  m,  breit  0,50  m.  Von  Giannino  Dattari  an  Ricci,  von  diesem 
mir  geschickt.  Ricci  wird  die  Inschrift  in  der  Revue  archeologique  ver- 
öffentlichen. [Vgl.  jetzt  Rev.  arch.  II  (1903)  p.  50/5. ] 

dya&iji 

ßaailieotjg  BtQtvixtjg 
Totg  ix  tov  iv  'AtpQoSCtiig  x[6Xci 

V ixsidt)  ixl  Töv  ael  evviOTa(iiv[mv 

6 ov  ix  xltlovcov  SvvtoQ&ftev  6 

nÜQxrjv  ix'  &vSq&v  xaroi(x)ov  x v 
£to  . . tg  Xttl  iv  tolg  xtnd  (t)^v 
ff  ...  . xal  fieyäXov  Ugimg  x 
&a  . . . aveaxQayi,(itvav  x 

10  avu^afiivav  xgög 

xoiecog  fterä  rijg  fieyiarrjg 
tv  xaloxuyad’idv  uirov  xal  ivi(fy[eiav 
]xvyxdvei  xifuav  (frei) 

. . . Xitutxmg  xaxaxe&tlvat  dg  xo 
l&  (drog  a^Tov  xaxijp  ^tovvOiog 

ty  . . . tot»  x&v  doyiuixcov  fftff 
e/iafiov  Hpai[id]og  ^tjuijx  . . . 

[l]xxia)v  cei>9e(fttixmg  ixide^  . . . 
g . apjtav  xijv  iccvxov  XQoaxuxtj 
20  ov  aiQBöiv  9 . (xavrjt  x . ^s9  . . . 

. . HAIANPEAElAßZA 

V . ov  xal  iiiiiifttv  ilaiov  da 
atjg  XQoBvfiiag  xovg  avd 
vog  di  xal  ti)v  iisyäXrjv  i|e 

26  xjjoiv  xal  xijv  xgo  . . . oeßaOiv  rot)  xp 

Qai  xbv  xgXfiMv  S . 9xov  ixi  Ös 
xovx  . . . ( xoOfuav  xal  xijv  xq 
evxoov  X . (ov9h  xov  dvaxs 
t»  «xa6iv  vaoxovxag  xal  xXtiOxa 

so  . . vag rovrmt»  o vixritpogio 

. ov  juyaXov  xal  . . ßoXiv  xovqOaji 
. . . xodi^afuvov  xovg  avdgag  fiex 
. ixlg  T^g  xvpiag  ßaeiXieor/g  xal  xäv 
. ov  . g exgaxfjybv  xal  xoi>g  aXXovg  x 
S6  ...  ixidrinovvxag  x&v  &x'  ’AXt\av\dgtCag 

. . aötmv  xStv  axOog  exgaxianäv  ix 


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Max  L.  Strack;  Inschriften  aas  ptolemäischer  Zeit.  IQ  133 

g Tfj  xsqI  iaxrtbv  io^tjg 

agurrov  d(x)avTijoeag 

(uvov  Hqo  . i . Sov  xad’Uffu 

VOV  ttXCCTtjyOQtJTOV  ....  40 

....  fjyov  fievov  . . fiecjjjcv  .... 


[In  6 liest  Ricci  1.  c.  xcrroi&eivuv  = xeetoixiov  (»[ns'cav].] 

Zeit:  Jahr  58 — 55. 

Vier  Bereniken  sind  bekannt.  Die  zwei  ersten,  die  Frauen  von  Ptole- 
m&us  I.  und  m.  kommen  nicht  in  Betracht,  da  es  sich  um  eine  Allein- 
herrscherin handelt.  Berenike  III.-Kleopatra  fahrt  das  Regiment  allein  in 
der  ersten  Hälfte  des  Jahres  80;  Berenike  IV.  ebenso  in  den  Jahren  58 — 55. 
Letztere  freilich  nicht  diese  ganzen  drei  Jahre  allein  — die  Alexandriner 
haben  sie  zweimal  zur  Hochzeit  gezwungen  — aber  doch  den  größten  Teil 
der  Zeit,  da  ihre  Männer  Seleukos  Kybiosaktcs  und  Archelaos,  der  eine  nur 
wenige  Tage,  der  andere  sechs  Monate  Mitregenten  waren.  Von  der  Bere- 
nike III.  wissen  wir  eine  Namensänderung  vor  ihrer  Alleinherrschaft.  Sie 
heißt  in  griechischen  Papyrus  der  Jahre  1.01,  99,  98  Berenike,  in  solchen 
der  Jahre  89  und  88  Kleopatra.  (P.  Teb.  106;  P.  Leid.  G — K;  P.  Grenfell 
II  35;  vgl.  oben  Nr.  7 — P.  Leid.  0;  P.  Amb.  H 51,  19;  die  demot. 
Papyrus,  die  sie  auch  nach  dem  Jahre  88  Berenike  nennen,  läßt  man  vor- 
erst wohl  besser  außer  Acht;  s.  Strack,  Dynastie  S.  56.)  Von  Berenike  FV. 
wissen  wir  eine  solche  Namensänderung  nicht.  Danach  scheint  die  Inschrift 
mit  Sicherheit  für  Berenike  IV.  in  Anspruch  genommen  zu  werden.  Dem 
ist  nicht  ganz  so.  Wir  wissen  nicht:  1.  wie  Berenike  III.  sich  als  Mit- 
regentin des  Soter  H.  (88 — 80)  und  als  Alleinherrin  (80,  erste  Hälfte) 
nannte;  sie  kann  den  angenommenen  Namen  Kleopatra  wieder  mit  ihrem 
früheren  Namen  Berenike  getauscht  haben;  2.  oh  Berenike  IV.  nicht  gleich- 
falls ihren  Namen  hei  der  Thronbesteigung  geändert  hat.  Die  Wahrschein- 
keit  aber  spricht  für  die  Zuteilung  an  die  letztere.  Es  ist  die  erste  Stein- 
urkunde ans  der  Regierungszeit  dieser  vierten  Berenike,  und  wie  es  scheint, 
keine  unbedeutende.  Umsomehr  ist  die  heillose  Verstümmelung  zu  bedauern; 
ich  verstehe  nicht  einmal,  worum  es  sich  handelt. 

Unbestimmt. 
lY.  Jahrhnndert. 

10.  Kalkstein  aus  den  Alexandria  benachbarten  Mexer  Brüchen.  Hoch 
0,21  m,  breit  0,18  m.  Gefunden  in  Schedia  (s.  Archiv  U 554  Nr.  37),  jetzt 
im  Besitz  des  Herrn  Sieglin.  Schiff,  Festschrift  für  Hirschfeld  388. 

^tbg  I Zcjt^  I pog. 

Vom  Herausgeber  noch  ins  4.  Jahrhundert  gesetzt. 

11.  Kalksteinstele,  hoch  0,22  m,  breit  0,22  m.  Fundort,  Besitz,  Ver- 
öffentlichung wie  bei  Nr.  10. 

'/l&rjvuC  I rjg  TloXt  | ddog. 

Vom  Verfasser  noch  ins  4.  Jahrhundert  gesetzt. 


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134 


U.  Besprecbuugen  und  Mitteilungen 


III.  oder  II.  Jahrhundert. 

12.  Roter  Porphyr  gefunden  in  Thera,  jetzt  in  Paris,  cab.  des  me- 
dailles  32.  Ursprünglich  unversehrt,  jetzt  fehlen  die  Zeilen  1 — ‘/jH;  das 
erhaltene  Stück  ist  hoch  0,43  m,  breit  0,29  m.  Häufig  verötfontUcht  mit 
falscher  Datierung,  zuletzt  richtig  von  Hiller  von  Gärtringen  IGIns.  UI  331 
den  Ptolemäern  zugewiesen.  Der  Stein  ist  wiederaufgefunden  von  Michel 
und  neu  verglichen,  Revue  de  Philol.  XXIII  1899  S.  ÖO — 52,  und  Recueil 
d’inscr.  grecques  n.  1002.  Die  Vergleichung  hat  viele  Flüchtigkeiten  des 
Steinmetzen  konstatiert,  die  für  den  sicheren  Text  ohne  Belang  sind. 

fdo^c  rolg  iksKpojiivoig'  | Betrav  thiV.rarog  nrpdTspoi/  fiiv  | 

5 icp’  fTt)  6vo  XQO^ftQte&flg  I c£pj;og  :tQ0i6T(itr}6s  ivÖö^cog  \ xal  %a~ 

TU^tmg  avTov  re  Xal  rtjg  räv  | akfitpoiidvar  nQoaiQeaeag  rov  j yv^va- 
Oiov,  ävd’’  av  tö  xoivöv  evdo\xifiTjaavra  iarf^äveotSev  avröv  | e'xl  rd 
10  zrpofipij/asW  fTij  dtio  •Ö’ckA  | loü  OTfqpKVon,  xal  rijv  xepl  tovtcjv  | dva- 
•yQu(piiv  vxofitnjfiarog  %dQiv  \ tlg  tö  yvfiväaiov  xaraxcxdigijxsv  g>t{lur(- 
16  fti'ag  evtxev  xal  koex^g  d'xifiekscag  ^g  ^jrcov  ditr^kteev  tig  | ainovg, 
xdkiv  re  elg  tö  xe  L xal  Jx'  L xal  ijx'  L ä|(in&slg  vxiiieive  yvlftva- 
aiagx^Oat,  xal  r^[V  dgiui^oveav  ei  \ ta^i'av  uvTÖg  re  ffvvfrijpijff«/  xal 
Tov  TÖxov  xal  räv  dkeapofie'veov  d | xrev/aregov  xal  gpUoufiöregov  in 
20  xokkä  xgoeOTaTTjaev  rovg  ts  rm  \ 'Egfiet  xal  'Hgaxket  nd'efiivovg  vxig 
TOV  /iaaike'cog  yvfivixoig  dyävag  | avvevxoO/i&v  xarä  aiTOv  dv  \ va- 
25  (UV  xa[l]’  lÖCav  e’xTe&elg  dS-ka  t«  | xad’ijxovTa  Tolg  dymve^ofiivoig  | iq>’ 
oig  &ea>povv  tö  xotvöv  näouv  | xgo^(iiav  xai  exovdijv  evdeixvv(ie]vov 
avTÖv  vxIq  tov  töxov  OTeepävovg  \ tb  xpvaovg  xepiTe'&eixev  xal  ygax- 
30  Tfj  I TBTi(irjXBv  elxövi  Bavova  0(kiavog  ] j'v;t»'afftapj;»j(Javra  tö  Tpirov 
xal  Ti  I TapTov  xal  «i(ixTOv  e^ijg  xal  rf/v  iv  \ tö  xpoäeätjkafievai 
35  Täv  vi\(ov  XQotSTUoCav  tiaxVf^ovä  tb  xal  | xg/xovOav  xoiijtjd(iBvov  Se- 
döxd-ai  di  I xol  vvv  ixaivieai  tb  avröv  ixl  Tovroig  \ xal  xpoeenidTB- 
(pavSteai  xäkiv  XQ^Odii  | OTBifävcn , xal  rovg  (liv  jjprtfoög  «TBipä , voog 
40  elg  kBvx(0(ia  xarax<0Q{eat,  rö  Öi  Ö6  y(ia  töÖb  dvaygdtl>tti  eig  artjktjv 
AtO'flvijv  xal  dva^etvai  iv  rrä  ixiq>avB(JTä\Tp  röxa  tov  yv(ivao(ov 
xgoaa^täeai  \ di  avTÖv  xal  eig  tö  &x'  L iTi  yv(ivaOiagxij  \ Oai,  dtÖTi 
TOVTO  xgd^ag  BOTai  xä6i  rofg  | akeupoyJvoig  xexagtafiivog. 

Zeit:  HUlers  Zuweisung  in  die  Regierung  der  Ptolemäer  ist  zweifellos 
richtig.  Unter  den  Königen  kommen  des  28.  (ev.  29.)  Regierungsjahres 
wegen  nur  Philadelphos,  Philometor,  Euergetes  Ö,  Neos  Dionysos  in  Be- 
tracht, also  die  Jahre  258/57,  154/3,  143/2,  54/3.  Von  ihnen  fällt  das 
letzte  aus  politischen  Gründen  weg.  Für  das  erste  hat  sich  PMMeyer  (Heer- 
wesen 20,  Anm.  75)  ausgesprochen,  für  154/3  Hiller.  Zwingende  Gründe 
sind  bis  jetzt  nicht  beizuhringen.  Das  Fehlen  der  Titel  und  Ämter,  und 
die  Nennung  des  Königs  allein  sind  dom  höheren  Ansatz  (3.  Jahrhundert) 
günstig;  die  vielen  Flüchtigkeiten  und  das  Material  vielleicht  dem  niedrigeren. 
Ein  Gewicht  zu  Gunsten  Philometors  vor  Euergetes  finde  ich  nicht, 

I.  Jahrhundert. 

13.  Schwarzer  Granit,  Fundort  unbekannt,  jetzt  im  Museum  von  Ale- 


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Max  L.  Strack;  Inschriften  aus  ptolemüiscbcr  Zeit,  m 135 

xandrien,  Saal  6 No.  7.  Hoch  0,78  m,  breit  0,78  m.  Botti,  notice  du 
mnsee  d’Alexandrie  (1893)  139  n.  3053,  catalogue*  (1901)  253. 

77roAfftarog  | arparijyög  | xöAscog. 

Au.s  der  Zeit  der  Ptolemäer  nach  dem  Herausgeber;  ebenso  von  Ricci 
atif  Grund  einer  Milneschen  Abschrift  ins  1.  Jahrhimdert  v.  Chr.  gesetzt. 
Leider  ist  die  Herkunft  nicht  zweifelsfrei  angegeben.  Ptolemais  und  Alexandrien 
kommen  vor  anderen  in  Betracht.  Wenn  sich  Alexandrien  als  Fundort  ergeben 
sollte  (was  mir  wahrscheinlicher  ist  und  von  Botti,  notice  a.  a.  0.  genannt 
wird),  so  liegt  hier  die  älteste  Erwähnung  des  wichtigsten  vom  König  be- 
setzten Stadtmagistrats  vor.  Wileken  (Ostraka  624)  weist  einen  oipoTijyös 
noiftog  aus  den  Jahren  133  und  114  n.  Chr.  nach,  (BGü  729;  P.  Oxy. 

I 100,  If.)  und  erinnert  an  die  vier  bekannten  von  Strabo  XVII  797  an- 
geführten Stadtämter  des  und  des 

wxuQtvog  aTQOTtjyög.  Es  ist  möglich,  daß  letzterer  gemeint  ist;  möglich 
auch,  dafs  nicht  der  Platzkommandant  zur  Nachtzeit,  sondern  ein  Kollege 
mit  mehr  fiskalischem  als  militärischem  Charakter  sich  in  dem  atgaTtfybg 
nökcaig  als  Pendant  zum  Ganstratogen  versteckt.  Der  Titel  ist  vielleicht 
erst  im  2.  Jahrhundert  entstanden;  jedenfalls  liegt  es  nahe,  in  dem  avyytviig 
YMi  xerca  a^yiyigtav  Kal  ätoiKTjTTjg  xal  l^ijyTjrrjg  xal  Ini  x^g  noi-eaig 

xal  yvfivaalagxog  die  Vorstufe  zu  sehen  (Nerutsos,  l’ancienne  Alcxandrie 
98,  Inschrift  aus  Alexandrien  zur  Zeit  des  Epiphanes  (?)). 

14.  Kalksteinblock,  die  untere  Hälfte  des  Türsturzes,  in  Kom  Ushim 
(Karanis)  im  Fayum.  Hogarth  und  Grcufell,  Egypt  Exploration  Fund, 
Archaeological  report  1895—96,  S.  16,  n.  1;  Grenfell-Hunt,  Fayum  towns 
and  their  papyri,  1900  S.  32;  erwähnt  von  Ricci,  Rev.  archeol.  S.  314. 

iLKNllNujöun^v^i-i  iiLiL|li-iL  (üs.) 

t[sff]ov;(o[v]  TÖ  jrpd*i’Aor  UvtxptQ&ri  xal  | ntti6ov%mi  xal  rotg 
«vwäoig  d'eolg  \ fieydXocg  (itydioig  vxip  avrov  xal  r^g  | yvvaixög  xal  6 
Täv  Tixvtoi'  evjrtjv.  1 (sTovg)  (&',  fifffop^  x^’. 

'Sicher  nicht  später  als  der  Beginn  des  ersten  Jahrhunderts  n.  Chr., 
wahrscheinlich  in  das  erste  Jahrhundert  v.  Chr.  gehörend’.  — Die  erste 
Zeile  (und  die  vorhergehenden)  enthält  Namen  und  Titel  des  Stifters;  itx- 
vo»',  wie  die  Herausgeber  herstellen,  ist  nicht  wahrscheinlich,  da  die  Kinder 
in  der  fünften  Zeile  genannt  sind.  Da  die  empfangenden  Götter,  wie  die 
Menschen,  um  deren  Willen  der  Tempel  errichtet  wird,  ebenfalls  vollständig 
genannt  sind,  können  auch  nicht  die  Namen  der  Regenten  im  Anfang  ge- 
standen haben.  Wie  der  Stifter  geheißen  hat,  und  seine  Ämter  (tcktojv? 
— legtvg  lleuaovxov  — 'Eguvg  Ilcuaovxov)  liest  vielleicht  ein  anderer 
aus  den  Spuren. 

15.  Kalkstein -Architrav  in  Jakuta  im  Fayum.  Hoch  0,26  m,  breit 
0,68  m.  Grenfell-Hunt,  Egypt.  exploration  fund,  archaeol.  report.  1900/1901 
S 6.  Vorher  unvollständiger  herausgegeben  von  Daressy,  FouUles  de  Deir 
el  Bircheh  1897  S.  30  (Annales  du  Service  des  antiquites  de  l’Egypte  1899 
I 46).  Von  Ricci  nach  einer  Photographie  verbessert 

[Jsxuog  6 xal  77roA]fft«Iog  9eolg  Z‘wT^p((j)tf(  /»«[y]  | «Ao[tg  z/totf]- 


/• 


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136 


II.  BesprechuDgen  und  Mitteilungen 


xovQOis  ävi^xev  xar'  [v*]  | ip  f[autoö  *]al  r^g  ywaixog  M(9tiq 

xci  TOti  vlov  'A[yt\  | lAdjrou  i«  &ya9S>i. 

16.  Drei  Kalkstein(?)fragniente  in  Jakuta  im  Fayum,  Stücke  eines 
Architravs.  Daressy,  Fouilles  de  Deir  el  Bircheh  1897  S.  30  (Ännales  du 
Service  des  antiquittes  de  TEgypte  1899  I 46).  Von  Bicci  nach  einer  Photo- 
graphie verbessert 

I n III 

JlX\lO 

016010  VQ0i6ttv 

xov  T\6‘/vvta%^6  xai  rov  vtou  av 

Mit  Hilfe  der  vorigen  Inschrift  zu  ergänzen  wie  folgt: 

Aixfio[q  6 xai  nrolefiatog  &(otg  UantjQei  ftey  | «AJoig  Aio\oxo\vQOiq 
x]cr’  eixfiv  [tixfp  | torujToü  [xal  tj^g  yvxaix(b)g  [A^/■^g] 
xal  Tov  vCov  ’Av[ti  | X6%ov  in  äya^mt] 

Nach  der  Schrift  ist  diese  und  die  vorhergehende  Inschrift  in  das 
1.  Jahrhundert  vor  Chr.  zu  setzen. 


17.  Hawara  im  Fayum.  Petrie,  Hawara,  Biahmn  and  Arsinoe  VII  2. 
Envahnt  von  Strack,  Dynastie  275.  Ricci  verdanke  ich  den  handschrift- 
lichen Text  von  Petrie  (II). 


I 


n 


YnEPBAriAIQITT  <|  i7Vo 

nETENE<t>IHZ  «HTOY 

ZOYXOYO  EAMAPPII 

HZYtO  -|AOZ 

KAIT  TOYO 

OA 


YnEPBAEIAEQZn 
nETEN(?)  E<)>IHI 
ZOYXOY  O 
IIIYMO 
KAIT 


ZOY 

OHTOY 

EAMAPPE 

•-#i.\oz 

^VOYT 


Also  etwa:  varsp  ßaOiliiog  n[roXifueiov  d'tov  Niov  Aiovv]aov 
JitTtvtipCtjg  [6  delva  tov  tfToXiOTOv  xal  xpo]g>jjrov 
Zbvfov  ■^£oü  /ityäXov  äelva  xal  JIp]eafiapp[el) 
u.  8.  w. 


Der  Gott  nptfiagpfjg  ist  aus  einer  Inschrift  aus  dem  Fayum  bekannt 
(Strack,  Dynastie  Anhang  141);  er  wird  wohl  auch  hier  gemeint  sein,  ob- 
gleich der  Name  etwas  anders  geschrieben  Ist.  Wilcken  macht  noch  auf 
P.  Petr,  n 43  (b)  65/6  aufmerksam:  ßa/iov  UgefiavQlovg. 


Ganz  unbestimmt. 

18.  Rhodos,  jetzt  verschollen.  Aus  den  Papieren  von  Hedenborg  ver- 
öffentlicht in  den  Atti  del  R.  Istituto  Veneto  di  scienze  ser.  VTI  10, 
1898/9,  S.  261. 

5 rXÜAEN  ....iBAEIAE....iTONrA...lTONKA...|KAIPPO 
...|PTOAEMA...| 

19.  Fragment,  links  und  rechts  gebrochen,  in  Thera.  Mir  geschickt 
von  Hiller  von  Gartringen. 


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Max  L.  Strack:  Inschriften  aus  ptolemäischer  Zeit.  HI 


137 


ArX2NC... 

Etwa:  ßaaiXs«  lIr]oifital[ov,  zbv  \ nroXsiiai\ov,  xal  \Btgt\vCxriv 
•frfov]?  ’^Qei\v6rji  0iXced'\iX<p(oi  [NaCadi  6 delvu  K](fdt(avo\g]. 

Eine  ErgSnzung  auf  Soter  II  und  Berenike  III  Philadelphos  ist  ebenso 
mSglich,  aber  der  Zeit  nicht  entsprechend. 

20.  Inschrift  aus  Karnak,  jetzt  in  Gizeh.  Weil  (nach  Masperos  Photo- 
graphie und  Abklatsch)  comptes  rendus  de  l’academie  des  inscr.  19(X) 

S.  173f.;  erwfthnt  Am.  Joum.  of  Archaeol.  1901  S.  85.  Von  Ricci  erneut 
verglichen.  Der  rechte  Rand  ist  erhalten  bis  auf  die  ersten  zwei  Zeilen; 
oben  und  links  ist  Bmchfläche. 

EIET 

JEENEBEBijxsr 
x(fo  EETAZEN 
X9  HMATIIETAI 
e 1 ITi2NPPOrON6N  5 

AAjEHANAPEIAEPAOIozi;  (?) 

ANOIIEPEIEPOIHEI#/// 

KOPTITnNAMIEOCy////// 

6 TPATinTjKONKAI#///''/ 

f»  HNOETHIAE0  leer  lo 
DYEIETOIEPONPYMBYA 
HMHMENOYTOYIEPOY 
riNPEPlBOAflNKAITIlN 
xazs  EKEYAEMENAMENEPI 
HIHMENA  AE  A\^  THN  TOY  i5 
vvv  ßuatXdoJS  q>iXav&Qmxcav,  «vaygdfai  d’  elg  fftjjAHN  AI0INHN 

TOIE  TE  lEPOIE 

xal  iyX<oQ{ocg  xal  eXXrjvixolg  yQtt(t^u<}iv  tag  ysyowiag  YP  AYTOY 

EYEPPEEIAE 

xal  äva&flvai  airfiv  iv  röt  Ispflt  xov  dttva  EN  T ill  ETTItpANE- 

ETATOI  ^o) 

TÖ;riDz  tva  fi  japts  xal  iieyaXoitEQtia  dilfivrjüTog  vxaQjmi  tCT.  TÖN 

AnANTA  XPONON 

xagä  »66i  rolg  äv&pmxotg’  grijgai  df  rov  aimvoßiov  ßaeiXdag  slx6-  20 

NAE  PENTAPHXEIE 
dv  dxdgTmi  täv  re  XQmriov  xal  Hfvrdpav  xal  TfiCTcav  Ibq6v  EK  TOY 

MEAANOE  AI0OY. 

Die  Zeilenlhnge  ergiebt  sich  aus  Z.  16.  Sie  zeigt,  dafi  die  Stele 
hoffnungslos  verstümmelt  ist,  und  jede  Ergänzung  des  wirklichen  Inhalts 
auf  Spielerei  hinausläuft.  Nicht  einmal  ob  ein  SamtbeschluB  der  Priester- 
schaft Äg3rptens  wie  in  der  Rosettana  und  Tanitica  vorliegt,  oder  ob  ein 
einzelnes  Heiligtum  zur  höheren  Ehre  des  Königs  und  sich  zu  Nutzen  er- 
haltene Vergünstigungen  aufschreibt,  ist  klar.  Weil  (von  dem  die  Wörter 
der  ersten  Zeilen  ergänzt  sind)  sieht  in  Z.  11  in  PYMBYA  einen  Gott  oder 
wenigstens  das  Stück  eines  Gottesnamens. 


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138 


n.  Beaprecbun^en  und  Hittoilunf^en 


21.  Marmor  aus  Alexandrien  (?),  jetzt  ini  Museum  von  Alexandrien, 
Saal  Ifi,  Nr.  106.  Hoch  0,61  m,  breit  0,24  ni.  Botti,  Uivista  Egiziana 
1894  VI  344;  erwähnt  von  Botti,  catalogue*  282  Nr.  106.  Mir  mitgeteilt 
von  Ricci  nach  Milnes  Copie.  Rechts  unvollständig. 

AIAAbXO_ku  .. . iiONA 

tev^av  xal  fitjre  i<pt<STmg 
Z H A aßuQovs  evigex 
Orijffat  dovg  xal  xo0fuOT[ 

5 xo)g  rf  Tiji  ytQOvOlai  ra 

Xovfit'vav  ävÖQÖv  (frei) 
eccfievos  Jrap’  iavrov  x 
liv  tlg  Tovg  taovg  fivdp«[g 
Hg  6X(yovg  Svrag  tö  re 

10  ffßg  rijg  XQfKffOjg  äpag  a[  3t«ffo]- 

Xt<:rXaeiaa[tBvov  tov  jiv 
ßtßuiaOug  riji  xa&’  ittvr'o[v 
XQovov  rüv  ixl  Tt)v  TYN//// 

fxl  TOVTCOV  Tt  XUQa&QtCVg 
15  fffTtv  xßl  ßütovig  xpovoia  A 

xal  änode^afifvav  avt6[y 
TOV  TÖxov  xa&üg  xal  rä  itpo 
Toig  i^tjyijTafg  *fpi  rc 
(xqC^  eioöixto&ai  eig  ~ 

20  aiprjXixovg  xXrjv  olg  dnb  rrj 

ixißciXXei  xfbvog,  Toiig  te  xpo 

S2 

VHV  ccpyv{g(ov)  ÖQUx{(Tag)  A ^ Totg  xapaß') 
yvcjg  smg  xpdotfeo^ai  ;x£tß[ 
vov  xtipäXaiov  rag  re  i^tjy 
26  vcjv  xXsiövav  tlvai  s sg> 

TfXov/u'vajv  dpy^p(ov)  äpa(xfiäg)  tJ  *) 
exl  Talg  tov  Ar  — ^V  xpagOoftlv 
tiaeXevOofi^vav  xa^’  &g  xal  t 
vofitv  TO  x6ey.iov  t^g  xoX[ 
so  rdjrov  rijv  äpftö^ovgav  e 

P ovTag  döyfia  xaraßaX 
[.]j’ra  errjXrjV  dx&flvat. 

„ X Ö A 

1)  Z.  22  API*  APA  A 2)  Z.  26  APP  AP  T£<-4>. 

22.  Bläuliche  Kanne  mit  Relief,  Fundort  unbekannt,  jetzt  im  Britischen 
Museum.  Guide  to  the  first  and  second  Egyptian  rooms  (1879)  105.  1237; 
Mowat,  rov.  num.  1901  V 32. 

ßaeiXiag  llToXtfittio{v)  | ’A(ppodiTr]g(T) 

Das  letzte  Wort  ist  nicht  ganz  sicher  zu  lesen.  Es  ist  dieselbe  Vase, 
auf  der  Lenormant  dt]«»  Klto7(«T[pn(  [ «jj-adffp]  r[t>j;]i;»  gelesen  batte  (Strack 
Dynastie,  Anhang  173).  Das  Relief  zeigt  eine  Frau  mit  Füllhorn  im  linken 
Aim,  die  mit  einer  Schale  über  einem  Alter  opfert;  auf  dem  Haupt  trägt 


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Grenfell-Hunt:  Englische  Ausgrabungen  in  Hibeh  und  Oxyrhynchos  1903  1 39 

sie  ein  Diadem  (?)  Hinter  ihr  eine  konische  Säule  mit  Guirlande,  auf  der 
ein  Pinienzapfen  (?)  steht.  — Von  derartigen  geweihten  Schenkkannen  mit 
opfernden  Frauen  mit  Kopfschmuck  kenne  ich  drei,  eine  vierte  nur  mit 
Inschrift  und  Guirlande.  (Strack,  Dynastie  25,  48,  67,  173;  die  ersten  drei 
abgebildct  hei  Mowat  a.  a.  O.  29.)  Sie  tragen  die  Inschriften;  1.  ayadijg 
TVX»}S  'AQötvötjs  0ilaSlXq>ov\  2.  Bspfv/xi;;  ßaaiUcotjg  «yO'^S  (und  auf 

dem  Altar)  9i&v  Evi^ti&v  3.  ßaeiXitog  ThoXtfialov  ^iXonctzo^og.  Auf  ein 
fünftes  Exemplar  macht  mich  Ricci  aufmerksam,  da-s  Mowat  veröffentlicht 
hat  Bull,  societe  des  antiquaires  de  France  1901  (?)  (mir  nicht  zugängig) 
und  ein  sechstes  Stück  verbirgt  sich  vielleicht  hei  Botti  cat.  Mus.  Alex.* 
(1901)  92  Nr.  1735:  „email  bleu  pale,  trouve  a Hädra  ■fftöv  | £üfpy[tTc5vl“. 
Daß  diese  irdenen  Kannen  von  elender  Arbeit  zum  persönlichen  Gebrauch  der 
mächtigen  Fürstinnen  .Vgyptens  gedient  haben  sollen,  wird  außer  dem  letzten 
Herausgeber  wohl  niemand  den  Gottköniginnen  Zutrauen,  und  nicht  viel 
größer  wird  die  Zahl,  derer  sein,  die  sich  diese  Kannen  nur  im  Gebrauch 
in  Tempeln  wie  dem  Ptolemaeion,  Arsinoeion  denken,  und  die  ihren  Export 
nach  Kyrene,  Großgriechenland,  Kypros  (den  jetzigen  Fundorten)  der  Okku- 
pation Ägyptens  durch  Antiochos  FV  zur  Last  legen. 

Bonn,  1.  Angust  1903.  Hax  L.  Strack. 


Englische  Ausgrabungen  in  Hibeh  und  Oxyrhynchos  1903. 

The  first  part  of  last  season’s  work  was  devoted  to  completing  our 
excavations  at  Hibeh  which  had  beon  bogim  in  the  previous  year.  Here 
we  made  a large  addition  to  our  colloction  of  early  Ptolemaic  papyri  from 
this  site,  and  if  the  papyrus  cartonnage  obtained  in  1903  contains  the 
same  proportion  of  literary  fragments  as  that  discovered  in  1902,  the  new 
tinds  will  be  of  considerablo  importanee.  Besides  papyri  the  Ptolemaic 
tombs  yielded  few  antiqnities  of  interest,  but  two  fine  portrait  mummies 
of  the  Roman  period  were  found.  ln  view  of  a recent  atterapt  to  assign 
some  of  the  eitart  Graeco-Roman  portraits  to  the  Ptolemaic  period,  it  is 
worth  while  repeating  that  such  a hypothe.sis  is  whoUy  incompatible  with 
the  archaeological  evidence.  We  have  found  portraits  at  ümm  ol  Baragät, 
Rubayyät  and  Manashinshäneh  (cf.  Archiv  I 377,  562,  II  181),  as  well  as 
at  Hibeh,  and  the  tombs  containing  them  were  clearly  of  the  Roman  period 
(ist — 3rd  Century),  being  markedly  distinguished  by  their  position,  the 
style  of  burial  and  - the  pottery  found  in  them  from  the  Ptolemaic  tombs 
on  the  one  hand  and  from  those  of  the  Byzantine  period  (4th-  7th 
Century)  on  the  other.  The  evidence  of  the  writing  upon  those  portraits 
which  are  inscribed  with  names  or,  as  one  of  those  from  Umm  el  Baragät, 
have  descriptions  of  the  deceased  written  upon  the  back,  is  equaUy  fatal 
to  the  view  that  portraits  were  introduced  before  the  1 st  Century  of  our 
era.  A mummy  which  was  found  in  juitaposition  to  one  of  the  Hibeh 
portraits  was  dated  in  the  reign  of  Trajan. 

The  town  site,  although  the  upper  strata  of  the  mounds  were  in  most 
parts  Roman,  yielded  only  a few  fragments  of  papyrus,  the  houses  con- 
taining little  'afsh’;  but  in  a room  in  a small  building  adjoining  the  east 


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140 


n.  Besprechungen  und  Mitteilungen 


wall  we  found  a number  of  funerary  statuettes  with  inscribed  bases,  of 
tbe  late  Saite  or  Persian  period,  and  a tomb  of  the  same  date  produced 
two  fine  sarcophagi  together  with  canopic  vases,  many  ushabtis,  a good- 
si7.ed  bronze  Osiris,  etc. 

On  leaving  Hibeb  wo  paid  brief  visits  to  Earfira,  about  10  miles  to 
the  South,  where  there  was  an  extensive  Byzantine  and  Coptic  cemetery, 
Sharöna,  where  the  necropolis  proved  to  go  back  to  the  third  dynasty,  and 
Shekh  Fadl,  the  ancient  Cynopolis.  Here,  as  we  expected,  papyrus  cartonnage 
was  omployed  in  Ptolemaic  times,  but  the  tombs  of  that  period  had  not 
only  been  plundered  anciently  but  had  been  very  extensively  dug  out  by 
natives  in  recent  years,  so  that  our  finds  were  insignificant. 

At  the  end  of  February  we  retumed  to  Oiyrhynchos.  The  work  was 
confined  on  the  present  occasion  to  two  large  mounds,  which  were  cleared 
away  down  to  the  level  affected  by  damp,  and  the  success  of  the  second 
excavations  was  in  proportion  to  the  time  expended  (about  six  weeks)  not 
less  marked  than  that  of  the  first  in  1897.  Not  only  were  first  to  fourth 
Century  documents  numerous,  but  both  mounds  had  been  strewn  with  the 
dibris.of  libraries  of  classical  and  tbeological  writings.  Among  the  third 
and  fourth  Century  documents  Latin  papyri  were  fairly  common,  and  in 
one  place  was  discovered  a group  of  first  Century  B.  C.  papyri,  a period 
hardly  represented  in  the  former  find.  The  first  instalment  of  the  new 
discoveries  will  be  published  as  Part  IV  of  the  Oxyrhynchos  Papyri  in 
June  1904.  The  theological  fragments  include  one  of  a collection  of 
sayings  of  Jesus,  similar  to  that  found  in  1897  and  of  special  interest 
becauso  it  contains  tho  introduction  to  the  collection  and  includes  a saying 
found  in  the  Gospel  according  to  the  Hebrews.  There  is  also  a fragment 
of  an  uncanonical  gospel,  possibly  the  Gospel  according  to  the  Egyptians, 
a libellus  belonging  to  the  period  of  the  Decian  persecution,  and  frag- 
ments of  Genesis  in  the  version  of  the  Septuagint  and  of  the  Epistle  to 
the  Hebrews,  the  last  being  of  considerable  length  and  mitten  on  the  verso 
of  another  text  which  is  as  welcome  as  it  is  unexpected.  This  proves  to  bo 
part  of  a new  epitome  of  Livy,  in  Latin,  covering  Books  37 — 40  and  48 — 55 
and  differing  largely  from  the  cxtant  epitome  of  tho  lost  books.  Among 
the  new  Greek  classical  fragments  are  (1)  parts  of  two  ödes  of  Pindar(?), 
one  of  which  is  a Tlag^lvtiov,  (2)  on  the  verso  of  the  Pindar  several  epi- 
grams,  some  of  which  were  unknown;  (3)  a piece  of  tho  ngorgcnuMi  16- 
jos  of  Aristotle  containing  a passage  quoted  by  Stobaeus;  (4)  part  of  a 
philosophical  dialogne  introducing  Solon  and  Pisistratus  and  other  histo- 
rical  personagcs;  (5)  the  argument  of  Cratinus’  /hovvdaki^avdQos.  Extant 
classical  authors  are  represented,  besides  the  inevitable  Homer  and  De- 
mosthenes, by  fragments  of  Hesiod,  Sophoclos  (Electra),  Apollonius  Rhodius, 
Theocritus,  Herodotus,  Thucydides,  Xenophon  (Cyropaedia) , Aeschines  and 
Isocrates.  Tbe  documents  to  be  published  in  the  coming  volume  com- 
prise  the  first  Century  B.  C.  group  mentioned  above  and  a selection  belon- 
ging to  the  next  two  centuries.  Tbe  excavations  at  Oxyrhynchos  will  be 
resnmed  next  winter,  and  we  look  forward  to  oonünuing  them  until  the 
site  is  thorougbly  exhausted. 

Oxford.  Brrnard  P.  örenfell 

Arthnr  8.  Hont. 


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III.  Bibliographische  Notizen. 


Durch  äußere  Umstände  (eine  Studienreise  nach  England  u.  a.)  bin  ich 
diesmal  verhindert  worden,  die  eingegangenen  Schriften  alle  genauer  durch- 
zuarbeiten. Ich  werde  mich  daher  meist  auf  referierende  Notizen  be- 
schränken mOssen. 

1.  Bibliographien  u.  ü.  (vgl.  Archiv  n S.  463). 

P.  Jongnet,  Chronique  des  papyrus  I.  Revue  d.  Stüdes  anciennes  V 
Nr.  2,  1903  (Annales  de  1.  Fac.  d.  Lettres  de  Bordeaux  et  d.  Univer- 
sitis  d.  Midi.  IV  S^r.  25.  annee)  p.  139  ff.  Abgeschlossen  am  30.  Dez. 
1902.  — Diese  neue  Übersicht  unterscheidet  sich  von  den  sonstigen 
dadurch,  daß  der  Verf.  nach  Besprechung  der  Ausgrabungen  und  der 
literarischen  Texte  die  neuen  Urkundenpublikationen  in  der  Weise 
exzerpiert,  daß  er  die  wichtigsten  neuen  Mitteilungen  derselben  nach 
sachlichen  Rubriken  geordnet  vorlegt.  So  ermöglicht  diese  sehr  nütz- 
liche Arbeit  einen  bequemen  Überblick  Ober  das,  was  wir  Neues  aus 
den  besprochenen  Arbeiten  zu  lernen  haben. 

F.  Mayener,  Note  papyrologique.  Rev.  d’hist.  ecclesiastique  IV  Nr.  2, 
1903  p.  231/40.  — Eine  Zusammenstellung  der  für  die  Kirchen- 
geschichte interessanten  papyrologischen  Arbeiten  und  Editionen. 

Das  Bulletin  papyrologique  II  von  S.  de  Ricci,  auf  das  ich  schon 
im  Arcb.  II  S.  463  hinwies,  ist  inzwischen  erschienen  (Rev.  d.  Etudes 
grecques  1902,  XV  p.  408/60)  und  eine  Fortsetzung  ist  gefolgt 
(ebend.  XVI  p.  105/26),  abgeschlossen  am  15.  Aug.  1902.  Auch 
diese  bietet  wieder  in  dankenswerter  Weise  ein  sehr  reiches  Material. 

2.  Zu  den  Papyrusurkunden  (vgl.  Archiv  II  S.  463). 

Über  die  neuen  Editionen  von  Roodspecd  (Kairener  Papyri  etc.)  und 
Rrenfell-Hant  (Oxyrhynchos  III  und  Kairener  Katalog)  ist  oben  S.  113  ff. 
referiert  worden.  Beiträge  zu  den  edierten  Urkunden  lieferten; 

W.  Crönert,  Adnotamenta  in  papyros  Mus.  Britannici  graecas 
maximam  partem  lexicographica.  Classical  Review  XVII  (1903) 
S.  26/27  und  193/198.  — Die  Vorschläge  sind  teils  richtig,  teils  un- 
richtig. Von  den  richtigen  sind  manche  schon  von  Grenfell-IIunt  in 
Class.  Rev.  XII  (1898)  S.  434/36  gebracht  worden,  was  dem  Verf. 
entgangen  ist.  Ich  werde  im  nächsten  Heft  gelegentlich  meiner  Bei- 
träge zu  P.  Lond.  II  auf  Crönerts  Arbeit  zurttckkommen. 


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142 


III.  Bibliographische  Notizen 


J.  First,  Die  literarische  Portratmanier  im  Bereich  des  griech.- 
römischen  Schrifttums.  Philol.  LXI  (N.  F.  X\'^)  Heft  3 S.  374  ff.  — 
Der  Verf.  behandelt  u.  a.  die  Signalements  der  Papyri.  Bisher  war 
mir  nur  ein  flüchtiges  Durchblättem  möglich. 

G.  A.  Gerhard,  Untersuchungen  zur  Geschichte  des  griechischen 
Briefes.  Erstes  Heft:  Die  Anfangsformel.  Diss.  Heidelberg 
1903.  — Eine  oindringende  Studie,  in  der  auch  die  Papyrusbriefe 
verarbeitet  sind.  Die  vollständige  Arbeit,  von  der  das  Vorliegende 
nur  ein  Kapitel  darstellt,  wird  im  Supplement  des  Philologus  er- 
scheinen. 

S.  de  Ricci,  Dem  papyrus  grecs  de  Soknapaiou  Nesos  au  musee 
du  Louvre.  Festschr.  f 0.  Hirschfold  S.  104./7.  — P.  Louvre  10356 
ist  ein  Duplikat  von  BGÜ  322,  durch  das  Mahaffy’s  Korrektur  nXnö- 
vftjv  in  Z.  26  von  neuem  bestätigt  wird.  Vgl.  BGU  I S.  358.  Der 
andere  Text  (Louvre  10365)  ist  ein  Schuldschein  vom  J.  216. 

A.  Sogliano,  Dionysoplaton.  Rendic.  Accad.  d.  arch.  lettere  e belle  art. 
Napoli  1902.  Vgl.  Beil,  zur  Allg.  Zeitung  1903  Nr.  46  S.  368 
(Crönert).  — Der  Verf.  deutet  den  ^lowaonXaxav  in  P.  Oxy.  I 105,  20 
abweichend  von  Wilamowitz  als  dionysischen  Plato  und  findet  in  bild- 
lichen Darstellungen  eine  Stütze  dafUr. 

Rezensionen  erschienen: 

Über  P.  Teb.  (vgl.  Arch.  II  S.  394  ff.):  W.  Crönert  in  Woch.  f.  klass. 

Phil.  XX  1903  Nr.  17  und  18,  Sp.  449/60  und  483/89. 

Über  Stud.  Pal.  I 2 (vgl.  Arch.  II  S.  392  ff.):  R.  de  Rnggiero  in  La  cul- 
tura  XXH  (1903)  S.  152/3. 

Über  P.  Magd.  (vgl.  Arch.  II  8.  390  ff):  W.  Crönert,  Rev.  d.  Et.  Gr.  1903, 
Mai  — Juni. 

3,  Sprachliche  llntersuchungen  (vgl.  Arch.  II  S.  464). 

E.  Nachmanson,  Laute  und  Formen  der  Magnetischen  Inschriften 

Upsala  1903,  XVI  u.  199  S. 

F.  Voelker,  Syntax  der  griechischen  Papyri.  I.  Der  Artikel.  Bei- 

lage z.  d.  Jahresber.  über  d.  Realgymnasium  z.  Münster  in  W.  für  das 
Schuljahi'  1902.  1903  Progr.  Nr.  433. 

Beide  Arbeiten  werden  später  in  dem  Referat  Ober  die  „Forschungen 
über  die  hellenistische  Sprache“  zu  würdigen  sein. 

4.  Zur  Theologie  und  Religionsgeschichte  (vgl.  Arch.  II  8.  466). 

In  diesem  Heft  ist  oben  8.  119  zu  vergleichen. 

A.  Dieterich,  Eine  Mithrasliturgie.  Leipzig,  Teubner  1903.  VI  und 
230  S.  — Der  Verf.  gibt  von  einem  Stücke  des  zuerst  von  Wessely 
herausgegebenen  Pariser  Zauberpapyms  574,  in  dem  er  eine  Mithras- 
liturgie entdeckt  hat,  unter  Benutzung  einer  Kollation  von  W.  Kroll 
eine  Neuedition  nebst  Übersetzung.  Die  umfangreichen  und  tief  ein- 
dringenden „Erläuterungen“  dieses  Textes  sind  bestimmt,  die  hohe 
religiousgeschichtliche  Bedeutung  dieses  Fundes  darzulegen. 

II.  Hansschildt,  nftaßvtt^oi  in  Ägypten  im  1.  — 3.  Jahrh.  nach  Chr. 


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III.  Bibliographische  Notizen 


143 


Zeitschr.  f.  d.  Neutest.  Wiss.  u.  d.  Kunde  d.  Urchristentums  IV  3 
(1903).  — War  mir  noch  nicht  zugänglich. 

H.  Junker  und  W.  Schabart,  Ein  griechisch-koptisches  Kirchen- 
gebet, Zeitschr.  f.  Agypt.  Sprache  XL  (1903).  — Edition  und 
scharfsinnige  Erklärung  eines  in  einer  Pergamenthandschrift  des  Ber- 
liner Museums  überlieferten  Kirchengebetes  aus  dem  X.  Jahrh.,  das  ein 
koptischer  Priester  in  schwer  verständlichem  Griechisch  niederge- 
schrieben hat. 

0.  LcKbure,  Inscriptions  grecques  d’Egypte.  Bull.  Corr.  Hellen. 
XXVI  S.  456  ff.  — Die  Theologen  seien  namentlich  auf  die  auch  im 
Faksimile  mitgeteilte  christliche  Orabschrift  aus  dem  J.  1157  auf- 
merksam gemacht,  welche  beginnt:  'ü  ■0(tö)g  töv  7H'(tt)g)t£ro)(v)  xni 
näaijg  aoQKOg,  6 löv  ffttvcfiov  xotapyTjoag  x«l  tov  ä(i)ä>jv  xara- 
na(  T)»j(Ja  j. 

Zu  F.  Maycnce,  Note  papyrologique  vgl.  oben  S.  141. 

W.  Max  Müller,  Der  Gott  Proteus  in  Memphis.  Oriental.  Litt.-Ztg. 
VI  (1903)  Sp.  99/101.  — Ausgehend  von  einer  ungenauen  Über- 
setzung von  Herodot  U 112  macht  der  Verf  einen  verfehlten  Versuch, 
den  Namen  IJQouvg  daselbst  zu  erklären. 

E.  Prenseben,  Mönchtum  und  Serapiskult,  eine  religionsgoschicht- 

liche  Abhandlung.  Zweite  vielfach  berichtigte  Ausgabe. 
Gießen,  Ricker  1903,  68  S.  — Der  Schwerpunkt  dieser  wichtigen 
Abhandlung  liegt  darin,  daß  Pr.  im  Gegensatz  zu  der  herrschenden 
Ansicht  die  xcrojjot  des  Serapeums  nicht  als  „Eingeschlossene“  (reclus), 
sondern  als  vom  Gott  „Besessene“  auffaßt,  eine  Deutung,  die  von  den 
Älteren  allein  Letronne  gegeben  hat.  Wenn  der  Verf.  auch  durch  die 
zahlreichen  falschen  Lesungen  der  Serapeumsteite  in  Einzelheiten  viel- 
fach irregeleitet  worden  ist,  so  neige  ich  doch  dazu,  ihm  in  dem 
Hauptpunkt  Recht  zu  geben,  muß  mir  aber,  da  eine  umfassende  Durch- 
arbeitung mir  noch  nicht  möglich  war,  die  definitive  Stellungnahme 
Vorbehalten.  Ich  hoffe,  daß  meine  revidierte  Ausgabe  der  Serapeums- 
teite (in  den  „Urkunden  aus  der  Ptolemäerzeit“)  für  dieses  wichtige 
Problem  eine  sichere  Basis  geben  wird. 

Max  L.  Strack,  Die  Müllerinnung  in  Alexandrien.  Zeitschr.  f.  d. 
Neutest.  Wiss.  u.  d.  Kunde  d.  Urchrist.  IV  3 (1903)  S.  213/234.  Vgl. 
Arch.  II  S.  544  n.  22.  — Der  Verf.  kommt  zu  dem  Schluß,  daß  die 
urchristliche  Institution  der  Presbyter  sich  durchaus  an  die  in  Ägyi>ten 
gang  und  gäbe  Sitte  anschloß. 

A.  Wiedeuiann,  Beschneidung  im  alten  Ägypten.  Orient.  Litt.  Ztg. 

(1903)  Sp.  97/9.  — Der  Verf.  vertritt  die  Ansicht,  daß  die  Ver- 
breitung der  Beschneidungssitte  in  Ägypten  je  nach  den  verschiedenen 
Perioden  der  Geschichte  gewechselt  habe  und  der  Mode  unterworfen 
gewesen  sei. 

6.  Zur  Jurisprudenz  (vgl.  Arch,  U S.  468). 

F.  P.  Garofslo,  Sul  diritto  Romano  in  Egitto.  Rivista  di  storia  An- 

tica  VH  (1903)  fase.  1.  8 S.  — Der  Verf.  behandelt  die  Unterschiede 
dos  römischen  und  des  ägyptischen  Erbrechtes. 


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144 


III.  Biblio^raphiiiche  Notizen 


J.  Nietsold,  Die  Ehe  in  Ägypten  zur  ptolemäisch-römiscfaen  Zeit, 
nach  den  griechischen  Heiratskontrakten  und  verwandten 
Urkunden.  Leipzig,  Veit  1903.  IV  u.  108  S.  — Der  Verf.  be- 
handelt in  vier  Kapiteln  „Arten  und  Wesen  der  Ehe“,  „Die  Ehever- 
trSge“,  „Die  Scheidungsurkunden“  und  „Die  Quasi-Ehe  der  römischen 
Soldaten  in  Ägypten“.  Die  klargeschriebene  und  übersichtlich  dispo- 
nierte Monographie  gibt  einen  guten  Überblick  über  die  auf  diesem 
Gebiete  zur  Zeit  vorliegenden  Probleme.  Auf  Ausstellungen,  die  in 
Einzelheiten  zu  machen  wären,  kann  ich  hier  nicht  eingehen.  Schade 
ist,  daß  der  Verf.  unser  vorliegendes  Heft  und  den  dritten  Oxyrhynchos- 
band,  die  wichtiges  neues  Material  zu  diesen  Fragen  bringen,  noch 
nicht  benutzen  konnte. 

Rezensionen  emhienen: 

Über  Mitteis,  Erbpacht  (vgl.  Arch.  H S.  168  und  470):  P.  M.  Meyer, 
Berl.  philol.  Wochenschr.  1903,  Sp.  718/27. 

Übet  We  nger,  Papyrusforschung  und  Rechtswissenschaft  (vgl.  Arch.  H 
S.  469):  E.  Rabel,  Deutsche  Litteraturz.  1903,  Sp.  1913.  R.  de 
Rnggiero,  La  cultura  XXU  (1903)  S.  168/9. 

Über  Wenger,  Rechtshist.  Papyrusstudien  (vgl.  Arch.  II  S.  571  ff.):  R.  de 
Rnggiero,  BuUett.  d.  Ist.  di  Diritto  Rom.  XV  (1902)  fase.  I — II.  11  S. 

6.  Historische  Arbeiten  (vgl.  Arch.  U S.  470). 

E.  Breccia,  II  diritto  dinastico  nelle  monarchie  dei  successori 
d'  Alessandro  Magno.  Studi  di  Storia  Antica  pubbl.  da  G.  Beloch. 
Fase.  rV  Roma  1903.  VUI  u.  167  S.  — Das  Buch  zerfällt  in 
folgende  Kapitel:  1.  Successione  al  trono.  2.  Assunzione  al  trono. 
3.  Vestito.  Insegne.  Onori.  Titoli.  4.  I cognomi.  5.  La  collegialitii 
del  potere.  6.  La  famiglia  reale.  Wenn  ich  oben  hervorhob,  daß 
ich  die  eingegangenen  Schriften  nicht  alle  habe  durcharbeiten  können, 
so  bedaure  ich  das  gerade  diesem  Werk  gegenüber  besonders;  sind 
doch  die  hier  behandelten  Fragen  von  grundlegender  Bedeutung.  Muß 
ich  daher  heute  mit  meinem  Urteile  zurückhalten,  so  möchte  ich  es 
doch  schon  jetzt  als  einen  prinzipiellen  Vorzug  dieser  Arbeit  hervor- 
heben, daß  diese  Probleme  Üer  nicht  nur  für  die  Ptolemäer,  sondern 
auch  für  die  anderen  hellenistischen  Dynastien  untersucht  worden  sind. 

B.  Haussonllier,  Etudes  sur  l’histoire  de  Milet  et  du  Didymeiou. 
Bibliotheque  de  l’ecole  dos  Hautes  Etudes.  Sciences  hist  et  philol. 
Pasc.  138.  Paris,  Bouillon  1902.  X u.  323  SS.  — Auch  wenn 
Milet  nicht  zeitweise  den  Ptolemäern  gehört  hätte,  würde  die  treffliche 
Studie  des  Verf.  bei  den  nahen  Beziehungen  der  seleucidischen  und 
ptolemäischen  Geschichte  auch  für  die  Papyrusforscher  von  hohem 
Werte  sein. 

J.  Krall,  Z um  makedonischen  Kalender  in  Ägypten.  Festschrift 
f.  0.  Hirschfeld  S.  113/22.  — Wenn  der  Verf.  am  Schluß  seiner  Aus- 
führungen, die  von  neuem  die  großen  Schwierigkeiten  des  Problems 
hervorheben,  bemerkt,  daß  bei  der  Lage  der  Dinge  nur  von  ausgiebigen 
neuen  Funden  Heil  zu  erwarten  sei,  so  ist  vielleicht  von  den  Magdöla- 
Papyri  nach  den  bisher  vorgelegten  Proben  zu  hoffen,  daß  sie  nach 


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in.  Bibliographische  Notizeo 


145 


dieser  Seite  hin  Licht  bringen  werden.  Vgl.  Archiv  II  S.  390.  Zu 
der  Frage,  wie  die  ptolemäischen  ßegierungsjahre  gezählt  wurden 
(S.  114  ff.),  ist  der  wichtige  Aufsatz  von  Smyly  (Hermathena  X 
Nr.  25  p.  432)  zu  berücksichtigen,  in  dem  er  von  dem  Datum  Lur  &g 
6’  al  jtfSaoioi  Liß  ausgehend  gezeigt  hat,  daß  man  fttr  verschiedene 
Zwecke  zwei  verschiedene  Rechnungsarten  gehabt  hat. 

P.  M.  Meyer,  /holxr\etg  und  Xiiog  l6yog.  Festschrift  f.  0.  Hirschfeld 
S.  131/63.  Die  Frage  ist  zu  verwickelt,  als  daß  hier  mit  wenigen 
Worten  der  Inhalt  wiedergegeben  werden  könnte.  Der  Leser  sei  nur 
darauf  aufinerksam  gemacht,  daß  der  Verf.  nach  seinen  obigen  Dar- 
legungen (S.  86  f.)  in  einigen  wichtigen  Funkten  inzwischen  zu  einer 
anderen  Ansicht  gekommen  ist. 

B.  Niese,  Geschichte  der  griechischen  und  makedonischen  Staaten 
seit  der  Schlacht  bei  Chaeronea.  HI.  Band.  — War  mir  noch 
nicht  zugänglich. 

U.  Wilcken,  Ein  dunkles  Blatt  aus  der  inneren  Geschichte 
Ägyptens.  Festschrift  f.  0.  Hirschfeld  S.  123/30.  — Die  Entvölke- 
rung der  Deltadörfer  BGÜ  902  imd  903  wird  mit  Hilfe  eines  un- 
edierten  P.  Fröhner  nicht  auf  einen  allgemeinen  BevOlkenmgsrQckgang, 
sondern  auf  die  Pest  vom  J.  167  ff.  zurückgefilhrt.  Dagegen  tritt 
wirtschaftliche  Not  in  den  zahlreichen  &vajtoiiT)atig  hervor. 

H.  Willrich,  Caligula.  Beiträge  z.  Alt.  Gesch.,  hsg.  von  Lehmann  imd 
Komemann.  HI  S.  85/118,  288/317,  397/470.  — An  dieser  Stelle  sei 
auf  diese  Studie  namentlich  wegen  der  eingehenden  Behandlung  der 
Aleiandrinischen  Geschichte  hingewiesen. 

7.  Epigraphlsehe  Arbeiten. 

F.  Hiller  von  ClSrtringen,  Der  Verein  der  Bakchisten  und  die  Ptole- 
mäerherrschaft in  Thera.  Festschrift  f 0.  Hirschfeld  S.  87/'99.  — 
Auf  kleinem  Raume  ein  wichtiger  Beitrag  zur  äußeren  und  inneren 
Geschichte  der  Ptolemäer.  Mein  Vorschlag,  statt  it((itaxaaiKo[tg]  viel- 
mehr ntfiar&ai  xo[ipo(s]  zu  lesen,  wird  von  Hiller  gebilligt. 

ö.  Lef^bnre,  Inscriptions  grecqnes  d'Egypte.  BuU.  Corr.  Hell.  XXVI 
(1903)  S.  440/66  mit  1 Tafel.  — Eine  dankenswerte  Publikation  von 
31  Inschriften,  auf  die  in  den  Inschriftenreferaten  zunOckzukommen 
sein  wird.  Vgl.  einstweilen  oben  S.  127  und  143. 

A.  Schiff,  Inschriften  aus  Schedia  (Unterägypten).  Festschrift  ffir 
0.  Hirschfeld  S.  373/390.  — Wenn  die  von  Schiff  hier  edierten  In- 
schriften auch  schon  im  Archiv  wiedergegeben  sind  (Arch.  H S.  436 
n.  31  nach  ihm  zu  verbessern),  so  sei  hier  doch  noch  besonders  auf 
seinen  sachkundigen  Kommentar  hingewiesen.  Hld|  statt  des  flblichen 
ist  übrigens  nicht  so  singulär,  wie  der  Verf.  annimmt  (S.  383). 
Aber  das  Beispiel,  das  ich  anfÜhren  kann,  scheint  seine  Beobachtung,  daß 
dieser  Gebrauch  der  jfidisch-alexandrinischen  Sprache  angehört,  zu  be- 
stätigen. Es  steht  nämlich  in  der  berühmten  Synagogeninschrift  Strack 
Dyn.  n.  130  (aus  der  Zeit  des  Energetes  I).  Über  nld|  als  Bezeich- 
nung für  die  beschriebenen  Kalksteine,  vgl.  meine  Gr.  Ostraka  1 
8.  8 Anm. 

Archiv  f.  PapyTHtforachung  UI.  1 10 


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146 


III.  Bibliographigche  Notizen 


8.  Zur  Nnmigniatik  (vgl.  Archiv  n S.  472). 

0.  Dattari,  Numi  Augg.  Alexandrini;  monete  imperiali  greche:  catalogo 
della  collezione  G.  Dattari,  compilato  dal  proprietario.  Kairo  1901. 
XII  u.  472  S.  37  planch.  — Mir  nur  bekannt  aus  der  ausIDhrlichen 
Besprechung  von  8.  de  Ricci,  der  zugleich  einen  Überblick  über  die 
neueren  Arbeiten  auf  diesem  Gebiet  gibt  (Rev.  archeol.  I\'.  Ser.  I 1. 
1903,  S.  113/20. 

9.  Ägyptisch  •Hellenistlaches. 

E.  Revillont,  Revue  Egyptologique  X.  Paris  1902.  — Dieser  reich- 
haltige Band  ist  ganz  den  agyptologischen  Studien  gewidmet  Für 
uns  Hellenisten  ist  die  Mitteilung  Revillouts  auf  S.  86/7  von  Interesse, 
wonach  Harmachis,  der  GegenkSnig  des  Ptolemaios  V,  auf  einem  Skara- 
bäus  als  „Herr  von  Memphis“  bezeichnet  sein  soU.  Wie  mir  Spiegel- 
berg aber  schreibt,  und  er  hat  sicher  Recht,  ist  hier  nicht  der  Gegner 
des  Epiphanes,  sondern  der  Gott  Harmachis  gemeint,  der  — wie  zahl- 
reiche andere  Götter  — hier  nur  die  Königstitulatur  angenommen  hat. 

W.  Spiegelberg,  Ein  demotischer  Papyrus  in  Innsbruck.  Ree.  d. 
travaux  rel.  a la  phil.  ^gypt.  et  assyr.  XXV  S.  4 £F.  — Der  Verf. 
veröffentlicht  in  Faksimile  imd  erklSrt  einen  zu  den  Serapeumsurkunden 
gehörigen  demotischen  Text,  der  die  griechische  Unterschrift  trügt: 
"Aftiog.  'Avaylyffttitzat  Sut  toO  iv  x&i  Avovßelai  (sic)  Lf 

'A9iiQ  tS.  Eine  gleichlautende  Unterschrift  vom  LiJ'  bat 

P.  Louvre  2411.  DaB  die  beiden  Jahresangaben  bei  Spiegelberg  fehlen, 
kann  nur  ein  Versehen  des  Druckers  sein,  denn  ich  hatte  ihm  den 
vollst&ndigen  Wortlaut  mitgeteilt. 

Derselbe,  Demotische  Miszellen.  Ebenda  S.  6 ff.  — Durch  fortgesetzte 
Studien  ist  Sp.  zu  dem  erfreulichen  Ergebnis  gekommen,  daß  die  im 
Archiv  II  S.  144  von  mir  beanstandete  Übersetzung  des  6.  Satzes 
seines  Vertragsschemas  aufzugeben  ist  zu  Gunsten  der  folgenden:  „Noch 
soll  irgend  ein  Mensch  der  Welt,  (weder)  ich  (noch)  meine  Familie, 
darüber  Macht  haben  außer  dir  von  dem  oben  genannten  Tage  an.“ 
Damit  ist  auch  in  diesem  Punkt  völlige  Übereinstimmung  mit  dem 
griechischen  Text  erreicht.  — In  Sp.s  Bemerkungen  zu  den  Personal- 
beschreibungen in  demotischen  Kontrakten  (S.  10  ff.)  ist  für  uns  von 
Interesse,  daß  diese  nach  seinem  Urteil  Übersetzungen  der  griechischen 
sind.  Also  ist  das  „Signalement“  in  den  Kontrakten  etwas  Hellenisches. 

Halle  a/s.,  18.  September  1903.  Ulrich  Wilcken. 


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Verlag  von  B.  G.  Teubner  in  Leipzig. 


THESAVRVS  LINGVAE  LATINAE 

EDITVS  AVCTORITATE  ET  CONSILIO 
ACADEMIARVM  QVINQVE  GERMANICARVM 
BEROLINENSIS  GOTTINGENSIS  UPSIENSIS 
MONACENSIS  VINDOBONENSIS 

VOL.  1.  UEFEKUNG  l— «.  VOL.  U.  UEFERUNG  1—5. 

Da*  Warfc  wM  vtiUataniUc  io  1*  Bliuien  su  i>9  Bogen  in  19  Jahren  eorliegen.  — 
Brecheiniingeweiee;  Ea  efBGhainen  ün  aligemeinen  je  1 Binde  nebeneinander  in 
Liaimingen  au  19  Bogen,  im  Jahre  inegeaamt  100  Bogen.  — Preia:  Der  Preia  betrigt 
für  den  Bogen  aunicbsi  48  Pf.,  für  die  Lieferung  alao  Mk.  7.40.  Die  jihriicben 
Aufwendungen  belaufen  sich  aomh  nur  auf  Mk.  48. — POr  jeden  fertigen  Band  eritd 
der  Preia  um  etwa  20*,^  gegen  den  Subakriptiona|>reia  erbAte 
AnofDhrliebe  Proepekte  und  Probebogen  vereendet  unentgeltlich  und  poaifrei  die  Verlage 
buchhandlung  B.  O.  Teubner  in  Leipdg,  PealtlT.  3. 


Seit  mehr  denn  100  Jahren  hat  dar  Be- 
dfirbii,  ein  erachöpfendet  und  zuveriiasiget 
latciniachaa  Wöiterfaoch  an  beaitzen,  au  immer 
erneuten  Veranchen  gefhhrt,  den  Plaa  zur  Ver- 
wirfclichnng  zu  bringen.  Der  ZuaamntenachlnB 
der  fünf  deutachen  gelehrten  Körperachaften 
hat  endlich  die  für  daa  gro8a  Unternehmen  ana- 
reichende  Organization  an  achaflen  vcrmochL 
Anf  Grund  cinca  Materiala,  daa  daa  in  den 
bUherigen  Wörterbüchern  Verarbeitete  immer 
an  kritiacher  Sicherheit,  bst  immer  anch 
an  Vollatindigkeit  weit  nbertrifll,  will  der 
Theaanma  in  einem  jeden  Artikel  die 
Gaachichte  aines  jeden  Wortes  geben, 
indem  er  für  seltenere  Wörter  das  Material 
möglichst  voUstindig  gibt,  bei  hinfigeren 
Wörtern  die  Bedentnngadifferenzen  niul  >ent- 
arjcheinngen  klarlegt,  alles  ohne  siel  eigene 
Worte,  mö^chat  nnr  durch  klare,  nber- 
akhtliche  Atrordonng  der  Cilale. 

Für  die  Bearbeitang  steht  für  die  Schrift- 
ateOer  bis  anr  Mitte  des  a.  Jahrhnndeits  n.  Chr. 
das  Material  Tollatlndig  rerarbeitet, 
„ncTzetteh“,  zur  Verfügnng.  Die  apitcren  bis 
snm  6.  Jahihnndert  sind  zum  kleineren  Teil 
ebenfaüa  „eerzettalt",  znm  grööeren  ezcer- 
pieit,  d.  h.  auf  das  lexikaiitch  Wichtige 
dnrchgearbeitet  worden.  Uerronnheben  ist, 
dal  anch  die  Inschriften  berücksichtigt 
worden  sind  und  dal  der  Thetanms  auch 
dia  Eigennamea  amschlielL 

Die  lateinische  Lezikographle  wird 
hier  den  Stoff  ünden,  mit  dem  ihr  sicherer 
wisscnschafilicber  Ans*  und  Anfban  allein 
mögHeh  ist.  Ganz  ihnlich  bietet  sieh  dar  latei  • 
niachea  Grammatik  in  dem  Theaanma  für 
Formenlehre  wie  Sjmtak  reiebates  MaleriaL 
Dnrchgreifeade  Wirknng  wird  der  Thetanms 
Csmer  anf  dem  Oebiela  der  Tezikritik  üben 
können,  indem  an  Stelle  von  subjektivem 
Getchmardte  und  tchweifeader  Phaatasia  wird 
fealas  Wiaaen  tmlea  können  und  müssen.  Znr 
Löenng  literariaeher  Probleme  wird  er 
Hilfe  lebten  können,  insofern  er  die  sprach- 
geschicbtlkke  Methode  mit  grolcrer  Sicher- 
heit zur  Anwendnng  zn  hringen  ermöglichen 
wird.  Dal  direkt  and  indirekt  die  grölen 
Sammhmgcn  des  Theaaans  anch  der  Sach- 


fortchnng  zn  gute  konpnen,  ist  für  den 
Knndigen  ohne  weiteres  klar. 

Darüber  hinaas  besitzt  der  Thetanma 
Wichtigkeit  für  alle  die  Wissenschaften, 
für  die  die  lateinische  Sprache  oder 
die  lateinische  Lileratnr  von  Bedeutong 
ist,  für  die  Sprachwissenschaft  in  weiterem 
Sinne,  für  den  Indogermanisten  nnd 
Romanisten  insbesondere,  wie  für  den 
mittelalterlichen  Historiker,  den  Juristen, 
für  den  Theologen,  wb  den  Philosophen. 

Die  angegebenen  Zahlen  für  Umlang  nnd 
Erscheinnngsdaner  werden,  wie  hereils  jetzt 
in  hestimrate  Aussicht  gesteUt  werden  kann, 
keineabUs  überschritten,  eher  nicht  erreicht 
werden.  Völlige  Sicherheit  bietet  hierfür,  wie 
für  die  sachliche  Dnrchfübmag  der  Anf)pÜM 
die  unter  Leitang  der  Akodemieen  geschaffene 
Organisation. 

Der  Ladenpreis  des  Werkes  ist  znnlchst 
so  niedrig  festgesetst,  als  die  bei  dem  Inhalt 
— jeder  Bogen  enthält  über  83000  Bachstaben 
— hohen  Herstellangskosten  ea  irgend  ermög- 
lichen, nm  eine  tunlichst  weite  Verbreitnng 
za  gestatten.  Nach  VoUendong  der  ersten 
beiden  Binde  würde  eine  geringe  Prebsr- 
böhnng  eintreten  können,  blls  db  erforder- 
liche Anzahl  der  Sabskribenten  bb  dahin  sich 
nicht  gefunden  haben  soDb  oder  db  Her- 
stellnngskosten  wesentlich  steigen  vrfirden. 

Mit  den  ersten  Liefemngen  werden  be- 
sonders angefenigte  Sammeleinband- 
decken  zu  billigem  Prebe  den  Sabskribenten 
znr  Verfügung  gestellt  werden,  db  die  Mög- 
lichkeit der  sofortigen  Benntznng  der 
jeweils  bafenden  Binde  mit  der  Gewihr 
für  eine  tadellose  Anfbewahrnng  ver- 
einigen. Für  db  abgeschlossenen  Binde 
werden  Einbanddecken  von  bester  Ana- 
fübrang  ebenfelb  an  miligem  Preise  jeweUs 
znr  Ausgabe  gelangen.  — Der  Bezog  kamt 
durch  jede  lebtnngsfShigc  Sortimentshnch- 
handlnng  erfolgen.  Nnr  wo  eine  solche  nicht 
vorhanden  ist,  liefert  die  Verlagsbachhandlnng 
unmittelbar  an  das  Pnbliknm. 

Das  Werk  dient  nstürlich  nicht  nnr  der 
lateinischen,  sondern  der  klassbefaen  Philobgb 
in  ihrem  ganzen  Umfenge. 


Handbücher  und  neue  Erscheinungen  mm 

AUF  DEM  dEBIETE  DES  KLASSISCHEN  ALTERTUMS 
IM  VERLAGE  VON  B.  G.  TEUBNER  IN  LEIPZIG,  mm 

ma»  MlibcMUtnrgle  r.  A.  Dl«t«rloli. 

Miuints.  ^ jc  jt  7 «. 


Alexander  der  GroBe. 

BUdftli  Alnattdan  des  Urofl««.  Ktn  B«iUm|r  rar 
alasandrimiaehan  KraatgeachlohU  mit  «Inen  Aa> 
hrag  aber  <U«i  AufAnge  des  AlraeaderktUtBa.  Mit 
tVTefiüa  o.  T4  TexUMüdaogen  gefa.  a.  M.  U — 
AlkMiiaetudlea  Toa  f>t  U.  Bloeh. 
mnoOAIM»  >tu  I xa*el  and  U AbUldga.  In 
Text.  a.  t.— 

Allnilftflltt  * ■ Zell  ▼.  V.  Oardlbaaeea.  LI. 

MuyuaiUM  ^ L t.  a.  JK  it.—  n.  i. 

a.  Uld.~  U9.  B (I.Aa.  n.a  (SohlU) 

ia  Vorbereitung.] 

BInnranhio  gHeehtaeb-rAmlMb«  BiofrnfiUe 

DIUyra|IIIIO»  um  UiwuiMbea  Vorm 

Toa  Friedrieb  Leo.  a.  JK  T.-> 

B a4&  n 1 1#  Botaaleeb»  Forecbaegen  dee  Alaaaader^ 
PUialllR.  ro»  H.  BreteU  MH  eablr. 

Abbild  a.  Knrteaefcleaea.  a.  UllS.-^geb.  «4t  U ~ 
DmIa#  der,  ln  der  rdslaebea  LUocatur  tob 
RrtOli  a.  JA«.— 

BniAn  klbLae  Sebriftea.  1 Bd.  BAmteahe  Daak* 
Dl  Ullll|  fQtj«r  — AlUtalieohe  a.  etraakleobo  Beak> 
arbler.  a.  M.  ti.-> 

nhrnnnlnnin  ®‘*  •»■i 

Vlir UllUlUyiO«  «^^diMtaea  Fritten  and  Woeheo 
der  blteetea  Urleobea.  Bia  Beitrag  rar  e<er> 
gleioheedea  Ohroaologie  and  Xehleaiajftik  von 
W U.  Roiober.  a.  JL  A.— 

Etymologlka. 

Grammatik, 

big,  0.  Landgraf,  0.  F.  W MOlUr,  J.  H. 
Senmala,  Fr.  Stola,  J.  TbAeeIng,  A. 
Welabold.  L L Klnleitaag  aad  LaoUebre. 
L t.  StaauabUdangalebra.  Voa  Fr.  Stola, 
i#  a.  «dCT.-».  m.  L Bialeliaag  In  die  Qeeohlfhto 
der  lateialeekea  Syntax,  voa  d.  Oolllag. 
Litoratar  «ar  blator.  Syataa  dar  eiax  SebrifteieUer. 
* VoaU.Laadgraf  a.  J.OollIng.  Temporaaad 
Modi;  (teaera  Terbt  yoaH.BIaaa.  a.«4tt.~ 
[KorteeUang  unter  der  Freeee.] 
llAlhin  Fftbrar  darcb  die  OffeatUobea  Saaualnagea 
nOlUiy^jaMcIeober  Aitertamer  ia  Bom.  S Bda. 
1 And.  Oeeebnmekv.  gab.  n.  UK  U.— { Aaegab# 
alt  Sebreibpejiior  dareheohoetea  geb.  u.  JL  IT.— 
If>ie  BAade  tiad  nlobl  elnaeia  kbuflielul 

Helieniemue. 

OeiSmean.  a.  JK — M- 

HellenietiechM  Zeitalter. 


aletlechea  7#eitalierv  vom  J.  KaereU  L Baad, 
a.  Ji  U.-o.  gab.  «4t  14.— 

IIaiIIAF  ^ Boaolt.  Homavleebe  Fältele. 

nviHOT  • viQ«  Studie  ea  dea  DeakatlarB  aad  ram 
Bpoe.  Mit  t Tafeln  aad  14  AbbUdongen  Im  Text 
gr  A geb.  x Ut  l.kO. 

IfmSmmpveiif  IM«  geeeblcbtl-  Literalar  A rOai. 
IbaiBCrAOlU  italeertelt  V.  H.  Peter.  I Btada. 

Je  X 41  U.— 

I Oaeebiobie  ± rOm.  Llleratar  voa 

ieUCraUIT*  T.offoi.gebwabx  A AoÄ.  x 
JL  14.40,  geb.  JCli.— 

Oeecb.  dar  griaab.  Idt  d«r  Alaiaadrlaeraeli  v. 

• aeemibl.  I Bde.  x «ABO.—,  gab.  «MM.— 
Obarakterkopfe  aaa  der  aatikaa  Llteratar  voa 
Sehvarx  t Vortrtge*  L Heelod  aad  Piadar. 
S.  Tbakjrdldat  and  Earfpidex  i.  Sokralea  aad 
Flato.  4.  Folybloe  aad  Poealdoaloe.  A Oleevx 
X JL  t — , geb.  JL  l .iO. 

Stadien  aad  CharakterietUeaa  x grieob.  x roat 
Liter -Oeeob.  v.  Teuf  fei  A AaS.  x «d(  ll.— 
I ItfliAffl  Lydiea.  Kplataghleeb  geographleobe 
bJUlülla  BeleefrOcbte,  luatarL  v.  K.  Bareetb, 
keraaag.  v.  O.  Btbbeek.  Mit  alaer  Karte  v. 
H.  Kiepert  a.  4C14.— 

HftdedL  der  Otleeben  aad  Hftaiar  voa  Ofcrlet 
moiriR  ^ ^ ^ 

O.  Oeietee  der  WorteteUaag  L Peatarn.  A Ovid 
V.  Hllberg.  x jL  *e.— 

Grmadaege  ahrftm.  Metrik  v.  Klotx  x JL  It.— 
Tbevrie  A «aaleebea  KOncte  A Halteaea  v.  BaS* 
back  a.  WeelpheL  g IMnde.  o.  41M.— 


beraam 


g.  voa  Boaeber.  LBA 


tegeg.  vo 

;A.R1  B.  JK  »4.—  ILBd.  [1-M]  B.  «AM.— 


PorträtkfipflB 


HIHlPfltt  DieMyrIeriea  den  MUhra  voa  Fraaa 
miUllOB«  Camoat  Bin  Beltrmg  aar  Beligioai- 
geeeblobte  der  rftmle^eo  Kalterseli.  Aatorleiarte 
deaieebe  Aaegabe  voa  0.  Oebrleb.  Mit  9 Ab- 
blldangea  lai  Text  aad  eaf  I Tafeln,  towte  etaer 
Karte,  x JK  ft  .— . geb.  JK  S.dO. 

Mythologie.  Lexlkoe  A grlee  A a.  roa.  Mytb^, 

^1.  BA  (Jede  Idef.  x JL  I. — )'lm  fcreohelaen. 

nftiriimAnA  antike  Idee  der  Oekmmcoe  ia 
UMUmOlie.  poIHImIub  and  kattarallaa 

Brdeataag  von  A Kaeret  x JL  1.9A 
plmdfi  Phllologtecbe  Stadien  an  PUto.  9 Heft: 
* Do  fooentloalbaa  Watoalcae  praaa|dila  atgae 

ratlonibaa.  Voa  0.  ImälaeA  x «lil  8.00. 

Poiybius  X*,  “• 

anf  xdm.  MQnaen  v.  Imhoof* 
Blamar.  AAaS.  x «B  Ali. 
Anf  beUex  x ImUenlatieekaa  MOaaaa  v.  Imkoo  f • 
Bluaier.  geb.  x AKIO.— 

nimllAllklinriA  ^ grtMh.  and  rOm. 

UIIOIlünRUIlUO.  ijBellenk.  von  ASobaefer- 
Blaaax  L Akt.  A Aal.  xUtt.—  ILAbt 
1 AnA  a Jtt  lO. 

PmiliiAfa  IlMeMaebe  Heradaamhalt  v.  Fr.  Btaae. 
nounor.  tAbt  LAoK  xACM.— ,gab.UKM.— 
(Dia  Bande  eiad  aoeb  elaeela  hdaflMk) 

Bktrfhmittt  Bbythmea  der  attloebra  Kaaet- 
nilJUIIIlUB*  gaoex  lookratea  — Deaoetbaaae — 

Platon.  Voa  Fr.  Biaex  X UK8.— 

Dmin  Daa  alta  Rom,  Batwlekaloag  aetaee  Graad- 
nOIII*  liaeea  and  Oeocbiobte  »einer  Beatex  Aof 
It  Knrtoa  and  14  Tafeln  dargeoieflt  ead  nütebm« 
Plane  der  hektigoa  Stadt,  aowie  einer  »todtga* 
eohiakUleben  lunleltang  von  A Sobaelder. 
geb.  X JK  16.— 

Bum  Fabrer  dareb  die  offantUabea  Sammlaagax 
nvlll«  klaeolaeber  AHartltmer  la  Born  voa  Wolf* 
gaag  lialbig.  9 Bdx  A AaA  OeeebmackvoO 
geb.  X Jk  18.— 1 Anag.  mit  Sebtolbpapier  dorab* 
aoboaeea  geb.  a.  JL  17.—  (Die  Btada  alod  aiekt 
elaeela  kftafUib.) 

CmAiamm  Aetge«.  Satlrea  A Horaa,  Peralns  x Ja* 
9AMII  m»  rmuu.  In  freier  oMtrlaebar  Übertragoag 
voa  H.  Bltmaer.  Qeeebmackv.  hart  x«4C  8.— « 

Soolenvogol.  ÄJT'  »S 

mytbologleeb  • arobaologteeb«  Uatenaekaag  voa 
O.  Weleker.  Mit  108  Abbildaagaa  üa  Text 
X JL  Sk.— 

Blmlllmii  Oeeoblebt«  8.0  V.  Freemax  Deataok 
DIVIIIOII.  T.B.Lapax  L xlLBA  jex  Jk  10.— 
m.  Bd.  X Jk  88.— 

BnhmmiHi  gria^ieebe  Texu  and  Unter* 

OpnMOrM«  eaokiuigea  rar  Oeeeblehte  dar  Stern* 
bUder  von  Frnna  BolL  Mit  einem  BeHrng 
V.  A Oyroft  8 Tafeln  and  19 TextebbUdnngmi. 
X «4(U.— 

Okaraktartatfk  derlatain.  Spraebe  voa 
apraulio.  o.Welex  x Jk  l.ao,  geb.  8.— 


CamAMVintk  Haadbaefc  A laL  x grieeh.  Syao* 
OjDOliyBIIIl.  agauk  v.A  A a-Sebmldl  x 

Jkll.— 

Syx  A grieek.  Spfneb«  e.  J.  M.  R.  BabmIdA 

T^llax  ~ 

Trajanttäulo. 

S,l*.l.r....  L D»  .nt.  XrU«.  kMl...  Jtl.M. 
n.  O«  nr.lt.  bl.«,  luft.  a.  Jti-— 

..iMtoTMhiiik  Toa  HIoh.r«  B.la... 

vergiia  m.  u.-,  ««*.  jt  u - 


diaiiwH  ' Hierzu  Beilagen  Ton  B.  G.  Teubtirr  in  Leipzig,  welche  wir  der  Benchtnng 
' nnzerer  Leser  btateni  emptehlen. 

.:L*j:.Bli^tteBMU..: ^ y 


.r-i.'j: 


AECmV  FÜR  PAPYRUSFORSCHÜNG 

UND  VERWANDTE  GEBIETE  . 

Dinrai  mrwiaKüNG  vok 

D 

Otto  Okadkuwitz  qi  K6hio«*kiio,  Bmwamj  P-  Gbkkfmx  n Oxromi), 

A*thü»  8.  Humt  w 0«foäd,  Pwbr*  Jouoowr  « LnxB,  Pubdoio 
O.Kmtoh  » U»DOii,  Giaoomo  Lumbboso  w Rom,  Johk  P-HUbafft 
m Ddbldi,  Lodwio  Mittbib  m Lbipho,  Juim  Nioom  « Ownr, 

WiLHWJi  SoHUBArr  n Bbmjb,  Paul  Vosmcb  w B«*lw 

HBBAOSQBOBBnr  VOM 

ULRICH  WILCKEN 

m hallb  A.S. 

DRITTER  BAND. 

ZWEITES  HEFT. 

im»  «mr»«  DOPPKLTAJBIi  IN  LICHTDKDUK. 

Atugageben  ta  % Aognit  1904. 


LEIPZIG, 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  B.  0.  TBUBNER. 
1904. 


■qpwTVIUlMil  MiUllMPiliRi^Ui'J 


..  . HUJiR.UpiiPipp^i 


Dm  ArohiT  iOr  P^jniafonoliiiiig  und  ▼«rwandt«  0«blat« 
encheint  in  Heft«n  in  je  etwa  S Drackbogen,  Ton  denen  4 einen  Bend  bilden. 
Der  Preii  dee  Bande*  betrtgt  S4  Merk. 


Dmek  nnd  Verleg  ron  B.  O.  Teubner,  Leipsig,  PoeUtr.  S. 


Inhaltsverzeiclmis. 

Mt« 


Zn  Monuneena  Oedftobtnis.  Von  Ulrich  Wilekea 147 

I.  Anfslts«. 

n pepiro  filoeofico  del  Mnieo  Egüdo  Veticeno.  Von  N.  Peeta 161 

Fragment  einer  medixiniichen  Schrift.  Von  Albert  Blckutriii 168 

Lettere  al  rignor  profemore  Wilcken.  V — IX.  Von  Gieeeae  Leakrese  . . . ICS 
Ein  leteiniieher  Empfehlnngabrief  (Pap.  lat.  Argent.  1).  Von  H.  Breaalaa. 

(Mit  einer  Liohtdruektafel) 168 

Adoptionrarkunde  vom  Jahre  881  n.  Chr.  Von  L.  Mittei« 178 

Ein  NOMOC  TEAQMKOC  an«  der  Eaiierzeit.  Von  Ulrich  Wilekea 186 

Komerhebung  und  -trancport  im  griechiich-rdmiicben  Ägypten.  Von  H. 

Restewaew 801 

I.  Le  domaine  du  roi  Ptoldmde.  II.  Le  cacbet  du  itratäge  et  lea  archdphodea 

Von  Jale«  Nicele 886 

Nene  Nacbtr&ge  tu  P.  Lond.  II.  Von  Ulrich  Wilekea 888 

Zum  Dmailla-ProzeB  (BGD  1019).  Von  Paal  M.  Meyer 847 

Saiapi*  und  Oairia-Apia.  Von  Ulrich  Wilekea 848 

Über  die  Freilaaaung  durch  den  TeileigentOmer  eine«  Sklaaen.  Von  L.  Mitteia  868 


XL  Beferate  oad  BeBpreehangen. 

Liietnriache  Texte  mit  AnaachluB  der  chriatlicfaen.  Von  Friedrich  BlaB  . . 867 

Papjma-Urkunden.  Von  Ulrich  Wilekea 800 

OberW.DittenbeTger.OrientieOraecilnacriptioneaSeleotae.  Von  Ulrich  Wilekea  818 

in.  Mitteilungen. 

Engliacbe  Auagrabnngen  in  Oxyrhynchos.  Von  Beraard  P.  Greafell  nnd 

Arthar  8.  Haat 887 

In  Vorbereitung;  Papynie-(Jhreetomathie.  Von  Ladwig  Mittei«  und  UlriehWilckea  888 


Alle  für  die  Redaktion  beatimmten  Sendungen  (Manuskripte,  Reaenaiona- 
exemplare  n.  *.  w.)  wolle  man  richten  an: 

Pref.  Dr.  LTrieh  WUekea,  Halle  a.  8.,  Lafontaineatraße  29. 

Ebendahin  iat  auch  da«  korr.  Exemplar  der  in  8 Abzflgen  anr  Versendung 
gelangenden  Oruckkorrektnren  zu  «enden;  da*  andere  Exemplar  aowie  das 
Manuskript  bleiben  im  Besitze  der  Herren  Verfasser. 


Zü  Mommsens  Gedächtnis. 

In  Theodor  Mommsen  ist  ein  Gelehrter  von  so  nniverseller 
Bedeutung  für  unser  gesamtes  wissenschaftliches  Leben  dahin- 
gegangen, daß  jede  spezielle  Hervorhebung  seiner  Betätigung  auf 
einem  Einzelgebiet  leicht  wie  ein  Verkennen  seines  wahren  Wertes 
aufgefaßt  werden  kann.  Lag  doch  seine  einzigartige  Größe  nicht 
in  dem,  was  er  für  die  einzelnen  Disziplinen  getan  hat,  so  staunens- 
wert es  war,  sondern  darin,  daß  er  sie  alle,  die  er  zum  Teil 
erst  selbst  ins  Leben  gerufen  hatte,  in  den  Dienst  der  letzten 
Aufgaben  der  Geschichte  gestellt  hat.  Wenn  ich  trotzdem  das 
erste  Heft  unseres  Archivs,  das  nach  seinem  Tode  erscheint,  nicht 
hinausgehen  lassen  möchte,  ohne  sein  Verhältnis  zu  den  Bestre- 
bungen dieser  Zeitschrift  kurz  darzulegen,  so  folge  ich  nur  dem 
innerlichen  Bedürfnis,  ihm  übers  Grab  hinaus  für  das  zu  danken, 
was  er  uns  gewesen  ist. 

Wer  nur  die  wenigen,  in  der  Masse  seiner  Publikationen 
verschwindenden  Aufsätze  kennt,  in  denen  Mommsen  griechische 
oder  lateinische  Papyri  interpretiert  hat,  der  wird  vielleicht  glauben, 
daß  er  unserer  Papyrusforschung  nur  gelegentliche  Aufmerksam- 
keit zugewendet  habe.  Dem  war  aber  nicht  so!  Wir  haben  viel- 
leicht keinen  so  warmen  Freund,  keinen  so  hilfsbereiten  und 
energischen  Förderer  gehabt  wie  gerade  Mommsen. 

Waren  die  älteren  Papyrusfunde,  die  mit  geringen  Ausnahmen 
ja  nur  ptolemäische  Texte  brachten,  ihm  ferner  geblieben,  so  hat 
er  von  dem  Augenblick  an,  wo  sich  herausstellte,  daß  die  neuen 
Fxinde  aus  dem  Faijüm  auch  Urkunden  der  ersten  Jahrhunderte 
der  Kaiserzeit  enthielten  (1883),  diesen  Studien  ein  beständig 
wachsendes  Interesse  entgegengebracht  und  hat  sie  gefördert  mit 
Rat  und  Tat,  wo  irgend  eine  Gelegenheit  sich  bot.  Mit  leb- 
hafter Teilnahme  verfolgte  er  das  rapide  Anwachsen  der  Funde 
und  di*  immer  größere  Ausbreitung  der  Papyrusstudien,  und  mit 
heller  Freude  sah  er  hier  eine  neue  hoffnungsvolle  Disziplin  er- 
stehen, die  geeignet  war,  der  in  seiner  Jugend  von  ihm  selbst 
begründeten  Epigraphik  ergänzend  an  die  Seite  zu  treten. 

AnhlT  i.  Papyratfonehang  Ul.  2.  11 


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148 


ülrich  Wilcken 


Moinmsen  ist  wohl  der  erste  gewesen,  der  klar  erkannte,  daß  diese 
braunen  Fetzen,  aus  denen  das  Altertum  zum  Teil  mit  Stimmen,  die 
wir  noch  nicht  gehört  hatten,  zu  uns  spricht,  für  die  verschiedensten 
Zweige  der  Altertumsforschung  von  größter  Bedeutung  sind.  „Die 
große  Fundgrube  für  alle  Forschungsgebiete“  — so  hat  er  noch 
kürzlich  in  der  Festschrift  für  Demburg  (1900)  die  ägyptischen  Papyri 
genannt.  Aber  wenn  er  auch  dem  universellen  Charakter  dieser  neuen 
ürkundengruppe  vollstes  Interesse  entgegenbrachte,  so  verfolgte  er  doch 
mit  besonderer  Spannung,  was  diese  Urkunden  für  die  römische 
Geschichte,  in  dem  weiten  Sinne,  wie  er  sie  gefaßt  hat,  an  neuen  Auf- 
schlüssen brachten.  Die  schon  früher  erkennbare  und  erkannte  Tat- 
sache, daß  die  ägyptischen  Einrichtungen  vielfach  Muster  für  das  junge 
Reich  geworden  sind,  mußte  sein  Interesse  auch  an  dem  provinzialen 
Detail  erhöhen.  So  schrieb  er  z.  B.  in  einem  Brief  vom  4.  Oktober 
1902:  „Die  Behandlung  des  kaiserlichen  Geldwesens  auch  im  Reich 
und  insbesondere  des  Fiskalguts  ist  nicht  zu  lösen,  bevor  das  ägyp- 
tische Muster  klar  gestellt  ist.“  So  sehr  auch  jener  Grundgedanke 
durch  die  neuen  Funde  weitere  Stützen  fand,  wehrte  er  sich  innerlich 
doch  gegen  eine  aprioristische  Verallgemeinerung  und  strebte  nach 
fester  Umgrenzung.  „Das  ägyptische  Verwaltungswesen“,  so  schrieb  er 
mir  gelegentlich  im  Jahre  1900,  „ist  so  sehr  Master  des  römischen 
der  Kaiserzeit,  daß  man  darin  — mir  selbst  ist  es  so  gegangen  — 
leicht  zu  weit  geht“  . . . „Für  die  richtige  Auffassung  der  Kaiserzeit  ist 
es,  meine  ich,  von  durchschlagender  Wichtigkeit,  daß  die  römischen 
Ordnungen  nicht  lediglich  Abklatsch  von  Vorgefundenen  sind,  sondern 
Nehmen  und  Geben  hier  im  Gleichgewicht  steht.“  Je  mehr  die  neuen 
Nachrichten  sich  drängten,  desto  deutlicher  erkannte  er,  daß  die  Auf- 
hellung der  ptolemäischen  Einrichtungen  eine  notwendige  Vorbedingung 
für  die  richtige  Würdigung  der  römischen  sein  müsse.  So  hat  er  noch 
vor  kurzem  eine  Arbeit  über  die  kaiserliche  Domanialverwaltung  Ägyp- 
tens, die  er  für  unser  Archiv  bestimmt  hatte,  leider  wieder  zurück- 
gezogen, weil  er  dieser  selbstgestellten  Fordenmg  nicht  gerecht  werden 
zu  können  glaubte.  „Ich  kann  von  diesem  Isisbild  nur  den  Schleier 
heben“,  so  schrieb  er  mir  darüber  am  27.  November  1902  . . . „und  je 
mehr  ich  in  diese  Dinge  hineinsehe,  desto  deutlicher  wird  es  mir,  daß 
das  römische  Ägypten  nur  studiert  werden  kann  auf  Grund 
des  ptolemäischen,  um  nicht  zu  sagen  des  sesostrischen.“  Ich 
setze  diese  Worte  hierher  wie  ein  Vermächtnis  von  ihm,  denn  damit 
hat  er  den  Weg  vorgezeichnet,  den  unsere  Forschung  einzuhalten  hat. 

Hiermit  ist  zugleich  einer  der  Gründe  gestreift,  die  Momrasen  mehr 
und  mehr  zum  resignierenden  Zuschauer  machten.  Es  widerstrebte 


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Zu  Mommscns  Gedächtnis 


149 


seinem  ganzen  Wesen,  auf  Forschungsgebieten,  die  er  nicht  völlig  be- 
herrschen konnte,  sich  zu  bewegen.  Ihn,  der  sonst  überall  zu  den 
letzten  Quellen  hinabgestiegen  war,  konnte  es  nicht  beiriedigen,  aus 
zweiter  Hand  zu  schöpfen.  Um  aber  selbst  noch  in  das  Technische 
der  Papyrusarbeiten  einzudringen,  dazu  fühlte  er  sich  teils  zu  alt  — , jetzt 
wäre  es  zu  spät“,  schreibt  er  einmal,  „imd  ich  muß  mich  in  das  Zu- 
sehen finden,  was  nicht  ganz  leicht  ist“  — , teils  war  er  gebunden  durch 
die  großen  Aufgaben,  die  seinen  Geist  nach  anderer  Richtung  hin  be- 
schäftigten. Gelegentlich  fand  er  humorvolle  Wendungen  für  diese 
Zurückhaltung,  so  wenn  er  bei  Übersendung  seines  numismatischen 
Aufsatzes  für  das  Archiv  (1900)  schrieb,  er  komme  sich  „etwas  wie 
Saul  unter  den  Papyrus-Propheten“  vor,  oder  wenn  er  in  einem  früheren 
Briefe  (1894)  sagt,  es  gehe  ihm  mit  mir  ein  wenig  „wie  der  berühmten 
Henne  mit  den  Enten“.  Aber  zu  anderen  Zeiten  äußerte  er  sich  sehr 
bekümmert  darüber,  daß  er  nicht  so  mittun  konnte  wie  er  wollte, 
und  bedauerte,  daß  diese  Papyrusfunde  nicht  in  seine  jüngeren  Jahre 
gefallen  seien.  Dann  würde  er,  so  sagte  er  noch  kurz  vor  seinem 
Tode  zu  einem  befreundeten  Gelehrten,  wenn  auch  nicht  der  erste, 
so  dach  einer  der  eifrigsten  Mitarbeiter  geworden  sein.  Wir 
dürfen  mit  Freude  aus  diesem  schönen  Wort  entnehmen,  welche  hohe 
Wertschätzung  dieser  Geist,  in  dem  die  .Welt  sich  spiegelte,  unserem 
Arbeitsgebiet  gezollt  hat. 

Aus  den  angeführten  psychologischen  Beweggründen  ist  Mommsen 
mit  speziellen  Papyrusarbeiten  nur  selten  hervorgetreten,  und  es  ist 
sehr  bezeichnend  für  seine  Art,  daß  er  vorwiegend  nur  solche  Teste 
sich  herausgriff,  bei  denen  er  sich  auf  festem  Boden  fühlen  konnte, 
nämlich  juristische  Urkunden  und  Militärakten.  Dagegen  finden  sich 
gelegentRche  Verwertungen  von  einzelnen  Angaben  der  Papyri  in  seinen 
Schriften  nach  und  nach  in  steigender  Zahl,  so  namentlich  in  seinem 
Römischen  Strafrecht. 

Das  große  Wohlwollen  aber  imd  das  Interesse,  das  er  den  Papyrus- 
arbeiten entgegenbrachte,  hat  er  praktisch  betätigt,  wo  immer  er 
konnte.  Ich  darf  hier  nicht  von  dem  sprechen,  was  ich  persönlich 
ihm  nach  dieser  Richtung  hin  zu  danken  habe;  ich  würde  auch  nicht 
leicht  ein  Ende  finden.  Aber  das  möchte  ich  hervorheben,  daß  er,  der 
große  Organisator  wissenschaftlicher  Arbeit,  auch  in  unser  Gebiet,  so- 
weit er  Einfluß  hatte,  organisierend  eingegriffen  hat.  Er  war  ein 
Feind  der  „Stückchen -Publikation“,  die  für  den  Anfang  ja  unvermeid- 
lich war,  auf  die  Dauer  aber  unerträglich  werden  mußte.  So  gab  er 
den  Anstoß  zu  einer  Gesamtpublikation  der  Berliner  Papyri,  und  da  er 
bei  der  Verwaltung  der  königlichen  Museen  das  verständnisvollste  Ent- 


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150 


Ulrich  Wilcken:  Zu  Mommsens  Qed&chtnü 


gegenkommen  fand,  so  kam  auf  seine  Initiative  die  Berliner  Mnsenrns- 
publikation  zustande.  Nicht  nur  der  Plan  im  ganzen,  sondern  auch 
die  Einrichtung  im  einzelnen  geht  auf  Mommsens  Vorschläge  zurück. 
Ebenso  konnte  ich,  als  die  Zeit  gekommen  erschien,  der  neuen  Disziplin 
eine  zusammenfassende  Zeitschrift  zu  geben,  auf  seine  Erfahrungen 
rechnen:  auch  bei  der  Begründung  und  Einrichtung  dieses  Archivs  ist 
sein  bewährter  Rat  gehört  worden.  Endlich  hat  er  auch  für  die  Zu- 
kunft die  Organisation  der  Arbeit  vorgezeichnet,  indem  er  die  Not- 
wendigkeit, ein  Corpus  papjrorum  zu  schaffen,  betonte.  Freilich  bei 
dem  beständigen  Anwachsen  des  Materials  war  auch  nach  seiner  An- 
sicht vorläufig  noch  nicht  an  eine  solche  Zusammfassung  zu  denken. 
Als  ich  im  vorigen  Sommer,  an  einem  unvergeßlichen  Augustvormittag, 
zum  letzten  mal  mit  ihm  zusammen  war  und  mancherlei  schwebende 
Fragen  unserer  Forschungen  mit  ihm  besprechen  durfte,  sagte  er  zu 
mir:  ,^ch  werde  das  Corpus  nicht  erleben  — und  Sie  auch  nicht.“  Wer 
aber  auch  immer  diese  Arbeit  in  Angriff  nehmen  wird,  seien  wir  es 
doch  noch  oder  eine  spätere  Generation,  dem  wird,  abgesehen  von  den 
Veränderungen,  die  durch  die  Besonderheiten  des  Materials  bedingt  sein 
werden,  die  großartige  Organisation,  durch  die  Mommsen  das  Corpus 
inscriptionum  latinarum  ermöglicht  hat,  Muster  imd  Vorbild  sein. 

Wir  dürfen  es  als  eine  glückliche  Fügung  preisen,  daß  der  Auf- 
schwung unserer  Papyrusforschnngen  noch  in  das  Mommsensche  Zeit- 
alter ge&llen  ist.  So  hat  er  der  jungen  Disziplin,  indem  er  mit  seiner 
Autorität  für  sie  eintrat  und  mit  seiner  reichen  Erfahrung  sie  unter- 
stützte, manchen  Stein  aus  dem  Wege  geräumt  und  ihr  die  für  den 
Anfänger  oft  so  rauhe  Bahn  geebnet.  Und  wenn  auch  die  Kraft  des 
jungen  Mommsen  sich  ihr  nicht  widmen  konnte,  so  muß  es  ihr  doch 
zum  Segen  gereichen,  daß  die  Augen  des  alten  Mommsen  mit  gütigem 
Wohlwollen  und  hoffnungsreicher  Freude  auf  ihr  geruht  haben.  Uns 
aber  verpflichtet  dies,  in  seinem  Sinne  weiter  zu  streben. 

Halle  a./S.  Ulrich  Wilcken. 


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I.  Aufsätze 


n papiro  fllosoflco  del  Museo  Egizio  Yaticano. 

Dalla  descrizione  sommaria  data  dal  prof.  Marncchi  (iZ  Museo 
Egieio  Vaticana,  Roma  1899,  p.  296)  si  puö  vedere  che  il  quadro  E 
(n.  11),  posto  Sulla  porta  d’  ingresso  del  secondo  gabinetto  dopo  il 
semicircolo,  conteneva  6 frammenti  di  papiri  diversi; 

,,a)  contratto  demotico  di  30  linee  con  registrazione  greca  nel  basso. 

b)  piccolo  frammento  geroglifico  di  epoca  tarda. 

c)  frammento  greco  di  28  linee  in  due  colonne  di  carattere  un- 
ciale  (2®  o 3®  sec.  ?).  Vi  si  leggono  le  parole  xoeftixav  Ufoji/  [col.  I 15]; 
onde  il  ch.  prof.  Comparetti  credette  di  ravrisarri  an’  opera  filosofica 
nella  quäle  trattavasi  degli  dei  e della  loro  natura.  (Yedi  6.  Lumbroso, 
Bendiconti  dei  Lincei,  26  Novembre  1893). 

d)  altro  piccolo  frammento  greco  di  etä  forse  posteriore  al  pre- 
cedente  e quasi  svanito. 

e)  frammento  greco  di  an  documento  amministrativo  (3®  sec.  ?). 

f)  piccolo  frammento  copto  in  cui  si  legge  il  nome  di  an  abbate 
Sabino.“ 

Qui  non  intendo  occuparmi  se  non  del  frammento  c,  sul  quäle  la 
mia  attenzione  fu  richiamata  daUo  stesso  prof.  Lumbroso,  il  solo,  per 
quanto  mi  Consta,  che  abbia  finora  studiato  il  papiro.  Egli  ebbe 
anche  la  bontä  di  mettere  a mia  disposizione  la  copia  da  lui  fatta  nel 
Norembre  1893,  che  fu  quindi  la  prima  base  deUe  mie  ricerche.  Per 
ciö  mi  b grato  esprimergli  qui  tutta  la  mia  riconoscenza. 

La  copia  del  prof  Lumbroso  fu  eseguita  in  condizioni  estrema- 
mente  sfarorevoli,  perche  la  Direzione  del  Museo  non  volle  allora  con- 
sentire  neppure  che  il  quadro  fosse  staccato  dalla  parete,  e all’  Ulustre 
uomo  fu  solo  concesso  di  copiare,  stando  in  posizione  molto  incomoda 
sopra  una  scala  a piuoli.  Con  tutto  ciö  egli  riusci'  a leggere  esatta- 
mente  la  massima  parte  del  frtunmento,  e solo  in  pochi  luoghi  posso 
dire  che  abbia  recato  a me  qualche  frutto  lo  studio  diretto  che  poi  ho 
potuto  fare  dell’  originale. 


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152 


I.  Aufsätze 


Per  intercessione  del  prof.  Manicchi  mi  fu  concesso  nello  scorso 
inveruo  di  esammare  ripetutamente  il  papiro  e di  fame  eseguire  una 
fotografia.  Ottenni  ancora  che  sotto  la  direzione  dell’  illustre  Padre 
Ehrle  il  frammento  venisse  tolto  dal  quadro  sopra  descritto  e messo  in 
una  piccola  comice  piü  inaneggevole.  A questi  valentuomini  e all’ 
egregio  cav.  Masi  sono  molto  obbligato  per  i larghi  aiuti  offertimi  in 
questa  occasione.  Al  prof.  Wileken,  infine,  che  ha  esaminato  la  foto- 
grafia, sono  debitore  di  parecchi  utili  .suggerimenti. 

Sulla  provenienza  del  papiro  non  nii  e stato  possibile  trovare 
alcuna  notizia.  Il  Dr.  Seyniour  de  Ricci,  che  ebbi  la  fortuna  d’  incon- 
trare  nella  Biblioteca  Vaticana,  mi  espresse  a voce  l’ipotesi  che  i vari 
frammenti  del  quadro  E fossero  un  tempo  uniti  coi  papiri  omerici  del 
Louvre.  Ciö  e vero  certamente  per  il  piccolo  frammento  giä  illustrato 
dal  Lumbroso.  Per  gli  altri  inclino  a credere  che  un  puro  caso  li 
ubbia  fatti  aggrupparc  dentro  la  stessa  cornice,  mentre  possono  prove- 
nire  da  raocolte  aasai  diverse. 

Il  papiro  e integro  nella  parte  superiore,  ofFrendo  un  marginc  di 
circa  mm.  15  al  disopra  deUa  parte  scritta,  e mutilo  invece  nella  parte 
inferiore  e nei  lati.  Lo  spazio  libero  fra  le  duo  eolonne  e di  cm.  H. 
La  larghezza  massima  comj)lessiva  raggiunge  (circa  1’  8*  riga  della  I.  col. 
c la  7‘  della  II.)  i mm.  202.  La  limghezza  massima  deUa  I.  col.  e di 
mm.  205,  con  28  righe,  quella  deUa  II.  di  mm.  214,  con  30  righe,  dell’ 
ultima  delle  quali  rimangono  appena  due  o tre  lettere,  oramai  UleggibUi. 

Si  puö  calcolare  con  sufficiente  probabilitä  che  la  parte  perduta 
nella  I.  col.  contenesse  0 — 8 lettere  per  ciascuna  delle  primc  20  righe, 
in  modo  che  il  nuniero  delle  lettere  per  ciascuna  riga  si  puö  calcolare 
di  26 — 32.  Farebbe  eccezione  la  lin.  18. 

Per  la  II  col.,  come  si  vedni,  le  condizioni  del  papiro  non  si  pre- 
stano  a simili  congetture;  ma  credo  di  poter  avventurare  1’  ipotesi 
ch’  essa  dovesse  essere  ahjuanto  piü  stretta  della  1. 

La  scrittura  e calligrafica,  accurata  ed  elegante.  Notevoli  sono  le 
forme  deU’  A (A)  del  C (O)  dell  12  (GJ)  del  H (2)  del  M (LI).  Le 
particolaritä  grafiche  piü  notevoli  sono  u per  i (I  7.  II  23),  ( per  ii 
(I  4.  26.  II  7?.  27*)),  la  mancanza  del  iota  muto,  che  e solo  ascritto, 
e probahilmente  per  errore,  ad  A0HNAI  (I  13),  e infine  ET  A6  (I  14), 
KATAAHMTIN  (16),  fcNKGüMIA  (124;  cfr.  15).  In  complesso  mi 
riesce  difficile  assegnare  il  papiro  a una  dnta  piü  recente  del  sec.  I d.  C. 

* 

• * 

1)  II  7 ö dubbio,  anche  perebt^  non  saxebbe  assolutamentc  da  escludera  che 
potcase  essere  qui  usato  (vofßia  per  tvö^ßttUy  como  dai  poeti;  certo  k invece 
II  27. 


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!♦.  Fest«:  II  papiro  filosofico  dcl  Museo  Egizio  Vaticano 


153 


La  prima  idea  che  ebbi  esaminando  il  fiammento  fu  che  potesse 
trattarsi  di  vm  pezzo  del  libro  hiqI  di  Diogene  di  liahilonüi. 

Delle  varie  ipotesi,  che  mi  vennero  in  mente  dopo,  nessuna  mi  e sem- 
brata  cosi  probabile  come  quella.  D nome  di  Ärcesilao  che  e certo 
I 22,  sebbene  il  passo  sia  tutt’  altro  che  chiaro,  si  pu6  bene  intendere 
nello  scritto  d’uno  scolaro  di  Crisippo,  tanto  piü  che  non  fe  difficile 
intravedervi  un’  eco  della  polemica  del  maestro.  Disgraziatamente  gli 
estratti  finora  noti  del  libro  di  Diogene  sono  troppo  Bommari  e Bcarsi, 
e inoltre  ci  Hanno  piü  un’  idea  delle  conclusioni  che  deUa  disquisizione 
e deUa  ricerca.*)  Se  la  mia  ipotesi  non  e emita,  la  col.  I appartiene 
ancora  all’  introduzione  dell’  opera,  raettendo  in  evidenza  la  poca  atten- 
dibilita  delle  ricerche  anteriori  suUo  stesso  soggctto.  La  6ol.  Il  invece, 
per  quanto  e lecito  sospettare,  ci  trasporta  giä  in  medias  res,  spiegando, 
col  metodo  preferito  degli  stoici,  la  ragione  di  certi  attributi  e di  certi 
epiteti  della  dea,  o piuttosto  del  &eIog  vovg,  del  dio  supremo  di  Cleaute 
e dei  suoi  seguaci.  Si  sa  infatti  che  anche  per  Diogene,  coine  per 
Crisippo,  Athens  b la  tpgövtjtjig  o la  vÖTjötg.  L’  ultima  parte  della 
colonna  e particolarmento  interessante  per  gli  accenni  astrologici  o astro- 
nomici;  ma  le  lacune  del  testo  non  permettono  di  stabüire  se  qui  ab- 
biamo  uns  parte  dell’  argomentazione  a favore  della  mantica  o di  uua 
dimostrazione,  sul  tipo  di  quella  di  Cleante,  deU’  esistenza  di  una  atpd- 
voia  divina,  in  base  alle  grandiositä  e precisione  dei  moti  degli  astri. 

Riproduco  qui  senz’  altro  la  parte  leggibile  delle  due  coloiine, 
e vi  aggiungo  un  parziale  tentativo  di  ricostnizione.  Parecchi  dei  iniei 
supplementi  hanno,  come  e naturale,  un  grado  sufficiente  di  probabilitä, 
altri  invece  sono  posti  solo  a mo’  di  esempio.  I miei  lunghi  e ripetuti 
sforzi  per  leggere  le  linee  in  cui  la  scrittura  e svanita  sono  stati  poco 
&uttuosi,  perche  in  varic  parti,  come  mi  fece  notare  anche  U P.  Ehrle, 
e sparito  il  glutine,  e le  nude  fibre  del  papiro  non  serbauo  piü  alcuna 
traccia  della  scrittura. 

La  carta  su  cui  il  papiro  fu  incollato  insieme  cogli  altri  fram- 
menti  del  quadro  E,  e stata  ora  rccisa  agli  orli,  ma  non  si  ^ potuta 
staccare  dal  verso  del  nostro  frammento,  perche  1’  operazione  parve 
pericolosa.  Dcl  resto,  guardando  contro  luce,  si  vede  chiaramente  che 
il  verso  non  presenta  alcuna  traccia  di  scrittura. 

Col.  I. 

] . THCeeOYTAYTHCTOCAYTAN 
]IN  OAOrOJNICTOPeiNTOrAPH 

1)  Il  terzo  volume  degli  Stoicorum  Veternm  Fragmenta  mi  ha  giovato 
meno  di  quello  che  speravo,  per  ragioni  che  qui  non  b il  caso  di  esporre. 


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154 


I.  Attfiätze 


] eeiONOY  Aoro)A05AzeT  Aino 
]NONrAPeCTieNHTH0YCIAICiJNI 
6 ]BeceAioeewNKAioeewNMe 
JMHCTHNnANTCJNKATAAHMH'IN 
] eNOCOYGeNeicxYCCNnepiTHC 
jeNeCeOJCAKPIBeCKPITHPION 
]Ne!TeTTAPATUJNCYNeeNT(iJN 

10  ] eÖrONlÄCAPXAlOTATCiJN 

]KA!  . OJNiePCüNCYNTArMATOJ  . A/\ 
]ONTPOnONereN6TOAPXHCH 
]CH  A6HNAI-  AOPATOCYnOeeOJN 
]pl(ijCYnANeP(onojNerAeTu)N 
16  ] . AnCMeNCJNKOCMIKCJNeew 
]NTeKMHPOM€NOICYNerPA'PAN 
]AYTHCiePONAOrQNAYTHNrAP 
jrArOYCANnANTO.  . . MA  . . . CNOeeN 
]NAYTHCOYNOMAAONKA0APQN 
20  ]TOeCTINeMAYTHNHrÄrÖNKA! 

]nO.  TICANÖYNreNOIGHMIN 
]nOIOCeiAPK6CIAA  . NOCeiCTI 
]THAI  KAYTHCGeOYMerAAOnPt . ] 
AeNKojMiAnAeiCTArAPexwN 
26  ]ePITOJNAYTHC50ANGL)NKAIArA[.] 
]AieTep(ONiAcoAonoiei(ON 

]YAYNAITOTICAnAWC 

]THCYAH[ 

1 La  seconda  lettera  pa6  sembrare  an  n,  sebbene  1'  aita  sinistra  non  aia 
viaibile,  ma  T lesse  il  Lambroso  e legge  il  Wilcken  aulla  fotograSa.  — 2 tta  IN 
e OAOrUN  c’  b uno  spazio  alquanto  piü  grande  del  soUto,  ma  nessona  lettera  6 
ivanita  — 6 M si  pub  ritenere  come  certo.  — 7 avanti  a €NOC  ei  pnb  scorgere 
una  debole  tiaccia  di  an'  asta  obliqna  (\),  che  pub  sembrare  an  avanzo  del  A; 
ma  ai  tratta  piattosto  di  an  O (cf.  Crönert,  Memoria  graeca  Herculanemis 
p.  156  sq.).  — 9 tatto  il  rigo  b molto  incerto,  salvo  le  oltime  sei  lettere  e il  T nel 
mezzo.  Le  tracce  della  prima  lettera  mi  suggerirano  a volte  an  A,  a volte  un  Y, 
qnelle  della  qnarta  an  T.  Dopo  il  T saddetto  pab  sembrare  che  non  ci  sie  (>), 
ma  IN.  — 11  le  dae  oltime  lettere  sono  estremamente  incerte  per  una  piccola 
lacerazione  del  papiro  e conseqaente  spostamento  di  alcone  fibre.  — 14  le  prime 
tre  lettere  molto  sronite  mi  sembrarano  dapprima  ATO  o €TO;  ora  la  lezione 
meno  improbabile  mi  sombra  qiiella  che  ho  adottata  nella  trascrizione.  — 15  con- 
sidero  i primi  due  segni  come  avanzi  di  6N,  ammettendo  che  il  copista  abbia 
segnito  anche  qui  la  stessa  regola  ortografica  di  cni  b prova  ivxmgia  nella  lin.  24. 
— 18  la  lacuna  presenta  solo  molto  deboli  tracce  di  qaalcbe  lettera;  a volte  mi  b 
sembrato  di  scorgere  nel  mezzo  un  A,  a volte  an  N.  La  lezione  TTANTO  b dovuta 


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N.  Festa.  L papiio  filoaofico  del  Maseo  Egizio  Vaticano 


155 


al  Wilcken;  a me  pareva  di  leggere  TTANTA  — 19  la  prima  lettera  patre  giA 
al  Lnmbroao  nn  N,  e qnesto  mi  pare  anche  oggi  piü  ginsto  dell'  H che  qoalche 
Tolta  ho  creduto  di  vederci.  Le  dne  lettere  dopo  AYTH  eono  molto  confhee:  non  A 
chiaro  se  il  copista  abbia  rolnto  OC,  o CO,  o CC,  o pme,  avendo  acritto  per  eirore 
un  doppio  C,  abbia  poi  inteao  di  cancellame  nno.  Le  nltime  dieci  lettere  aono 
atate  da  me  piü  intrarednte,  con  nno  afoizo  atraordinario  della  viata,  che  leite 
con  aicmezza.  Dalla  fotografia  il  Wilcken  ha  1’  impreaaione  che  dopo  CYNOMA 
ai  poaaa  leggere  ancora  . . A . A0G)C  (qnindi  evv6iuttiia  lurdm;?);  ma  nn  conftonto 
con  1'  originale  mi  ha  peranaao  che  le  maggiori  probabilitü  aono  per  la  lezione 
da  me  propoata. 


CoL  n. 

]epoYANAeecewcKAiT(o[ 

AeiAIAMeNGüNCHKGJNA[ 

wcf  eAiAMeNeien[ 

NAN CTH  . . (JNiep[ 

6 CAC! AKPIB  . [ 

nP(i)fo  AN[ 

HAQ  ^16N(JNTAnePieYCeBI[ 

CüC lePOYKCN  . . . TY  . i 

TT  . . . CONTOYnOn [ 

10  xei  THCAPxero  [ 

KA!  . . . AjePMA XA![ 

Me  WC^IAT  4T  • 0[ 
eNnoAeciN  eAuiiN[ 

OJTATWN  GJXA[ 

18  AOIC0AYM  [ 

CIKYKAOIC  MA[ 

BAHTA  iepeYC[ 

eniBHNAI  ...  MH  n’ÄNTCÜ[ 

MOICeOPTAIC  KA[ 

20  KAinTePA<DÖPO  [ 

CeBACTGJNeniTeA6ICKO[ 
MeTAA€TOYTONeCTIOTY[ 
NOYMeiMHClNeXGüN  . . [ 

[ . ]0YMeP0YCCHK0ineNTe  [ 

26  [16YCJNYM0ÜNT  . . . A<"'[ 

TT6NTeAnAAN0L)NAC[ 

TO  AHK  AI  AYCIOMOIGüC  [ 

MPNeiT  . YTOICCHK  0[ 

]CAeeNKe[ 

6 h aempre  molto  incerto  per  me  ae  le  deboli  tracce  di  scrittnra  contennte 
a principio  di  qneata  liga  debbano  condurre  a an  CACI  o ad  nno  CKCY.  Solo 


/■ 


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156 


I.  Anfeätze 


a titolo  di  cnrioBitä  riferiico  che  i^r  un  momento  credetti  di  poter  ristabilire 
qnesto  senso  (4 — 7):  . . . t^[v  T|fi»  iucxgipct] 

äxpißfät  nÖTCpop]  agioTolytwijßceTd  ns]  äpfifiTjxfv  . . .]  b itoiUvav  tu  aegl  fiae- 
ß(f)iu[s  itri],  intendendo  iioitiviav  =■  supplicantium.  — 8 piuttoeto  che  6POY  le 
tracce  dclla  ecrittura  possoco  suggerire  di  leggere  OTOYj  eicche  mi  c venuto 
anche  in  mente  (—  iTiömris  secondo  Esichio)  ocx  Iv  . . . — 16  sq.  axif]ita[Tu 
dfWTciJpijjrot  ? — 18  sq.  [.  . . logruls7  — 20  Si  parlava  di  immagini 

alate  di  Athena?  Non  conosco  soll'  argomcnto  niente  di  piü  recente  dell'  articolo 
del  Savignoni  sul  raso  di  Orrieto,  Köm.  JUitth.  310  s.,  al  quäle  sirticolo  rinvia 
anche  il  Weicher  ncl  suo  bei  libro  Der  Seelenvogel  ecc.  — 21  imztXtt  0xo[ltöv 
Sg6pov7]  0 iiUTiltts  {efjeciorea)  xo  . . .7  Le  mie  nozioni  in  materia  astronomica 
sono  troppo  poco  sicuro,  percht'  io  possa  tentare  una  ricostruzione  di  questa 
parte,  meglio  conservata,  dclla  colonna.  In  altri  casi  ho  potuto  giovanni  dell' 
ottimo  libro  del  Boll,  Sphaera.  Si  pub  rcstituiro  in  parte  il  contesto:  (wt«  dt 

rofTd»  ian  d[.  . . . odp«]>'oO?  piiurjait'  fj;“*'  t-  • • •1®*’  oijxol  u^rTt[ ] 

fiojvttpoji'  r[t  . . . .]  dafT^gav  . .]  *tVrt  enleriöi'  (lapsus  calami  per  jrlorqr*»?) 
dafr/eü»'  . . . dt'oijrol^  xal  Sie^eyi  dpoi'cos  [.  . . . //iJptVfi  roerois  ^TOfs)>  «7)xo[rs 
xpibjs  di  i*’  xt[yo)lJ? 

Deila  cpl.  I propongo  con  le  dovute  riserve  la  seguente  lezione, 
alla  quäle  non  aggiungo  un  conimento,  che  sarebbe  prematuro.  Qui 
noto  soltanto  che  di  ewouciäog  (19)  non  conosco  altri  esempi.  Sarebbe 
facile  proporre  avvojiadöv.  S’  intende  che  non  sono  punto  soddisfatto 
del  senso  e del  costrutto  di  questa  riga  e della  seguente,  dove  siamo, 
se  non  erro,  in  presenza  di  un  frammento  nuovo  di  letteratura  orfica. 
L’  autore  stoico  riassume  un’  argomentazione  di  Arcesüao  in  cui  era 
citato  il  Upös  iöyog? 

I xonjTÜp  ij  Xoyoygdepav] 

[«s  Äfpl]  T^g  ■8’tot)  Tuvtr/g  rotfavt’  dv 
xai\voXoy&v  loroptiv.  tö  yäp  ^ 

[äidiov  §]  ■frffov  ov  X6ya  do|aJerat  sto- 
[rf  ydp  iori  &vijTfi  alavi- 

5 [oi>  ^7tiXa]ßda&ai’  Sd'e  .tajv  xal  6 9eäv  fit- 
[rojjog  Ti)v  xdvtcav  xardlijpil’iv 

fTo&öv  oüdjti'ög  ovd'lv  sraivatv  itegl  t^g 
\zovTav  y^eveOecog  äxgißeg  xpiTrjgiov 
tiVf  :ragöi  tüv  avvd’dvrcov 
10  [farij  ÄOte]  ;r£pl  d’soyovt'ag  «pj^aiorare)»' 

[eotpCbv  xal  <^ixy  räv  Ugciv  avvTayfiäre}[v].  äX[X’ 

[ßdi^Aoi']  Sv  TpSxov  s'ydviTo  ägx^g  ^ 

[ysvBOcaj]g  t\  ddgaxog  vnb  &täv 

[ovffa  6^]o^wg  v:t’  av^gcoxav.  iy  di  räv 

15  XQoa]ivyiefitv(ov  xoOjuxäv  &ea- 

[gijfiaTcojv  Ttxfttjgdiievot  owdygaiiav 


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N.  Festa:  B papiio  filosofico  del  Mnseo  Egizio  Yaticano 


157 


[töv  ccvtfig  Upöp  X6yov.  ccvr^v  ydp 

\(paei  evvu^yayovdav  itdiv  tö  [xx(<f]ita  [flg]  tv  o&ev 

[jMtl  ZO(>ö]i'  aÜTt^g  avvöftaöov  xa&apöv. 

20  [xal  tovJto  iariv  „ifiavr^v  fjyayov^  xal 
[xäv  tb  3ioi]x6v.  zig  av  ovv  yipoi&'  r/iilp 
[löyog  xolog  ti<^gy  ’ApxtalXt^o^v,  8g  slg  xi- 
[nfjp  t^g]  TijitxavTijg  Q'eov  ftfj'aAoarp[f- 
\x^  xoiot]  xd  dpxafua;  xicltfxa  ydp  fjrmv 

25  [ttg  ij  3C{]pl  xäp  «VT^g  ^odpmp  xal  dya\X- 
[fiaxtop  x]al  ixepGip  <y(yiämkoxoi^eyt.üp 

xtpl  &vaiüp,  bfiag  o]ü  övpotxö  xig  axi-Og 
[tt  Xtyiip  dxpißhg  rijg  vAj;[g  avxijg  .... 

La  restitnzione  della  lin.  18  rimane  molto  dubbia,  anche  perche, 
dato  che  xxixSfut  {=  x6<Sfiog)  si  posea  giustificare  corae  vocabolo  de- 
sunto  dal  Upog  Ad^'og,  non  e ben  certo  che  lo  spazio  deUa  lacuna  sia 
Bufficiente  per  le  lettere  supphte,  sebbene  in  qnesta  riga,  che  verrebbe 
ad  essere  oltremodo  lunga,  troviamo  in  fine  le  lettere  06N  molto  piii 
fitte  del  Bolito.  Ma,  qualunqne  sia  U Tocabolo,  non  puö  essere  dnbbio 
il  aenso.  Mi  pare  evidente  che  qni  si  accenni  alla  pta  drjfuovpyia  di 
Athena  (cfr.  Procl.  in  Fiat.  Tim.  I p.  170,14  Diehl;  vedi  anche  p.  124,27; 
133, 23  ecc.)  e specialmente  al  potere  spiegato  dalla  dea  nel  riunire  e 
conciliare  gli  elementi  fra  loro  coutrari  (ibd.  168,  öss.;  171,  7 ecc.). 
II  commento  di  Proclo  al  Timeo  da  la  chiave  per  intendere  varie  cose 
del  nostro  Irammento;  per  es.  1.  6:  cfr.  Procl.  I p.  124,26  d'iia  ftvijjijj 
(quindi  6 — fiprjiiTjg  sarebbe  il  sacerdote  o 1’  ispirato);  1.  19s.:  cfr.  Procl.  I 
p.  111,23.  131,28,  dove  si  parla  delle  tinixal  bxaSoC,  e per  xa9ap'op 
cfr.  Procl.  I 168,  25  B8. 

Koma,  26  Aprile  1904.  N.  Festa. 


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Fragment  einer  medizinischen  Schrift. 

In  meinem  Vortrage  „Demetrius  von  Äpamea  und  seine  Fragmente“, 
den  ich  in  der  Sitzung  der  Gesellschaft  der  Klassischen  Philologie  und 
Pädagogik  vom  7/21.  Mai  1903  gehalten  und  der  bald  in  dem  russi- 
schen offiziellen  Organ  „Journal  des  Ministeriums  der  Volksaufklärung“ 
erscheinen  soll,  berichte  ich  u.  a.  über  ein  Papyrus-Fragment  aus  der 
berühmten  Sammlung  des  bekannten  Ägyptologen  Herrn  W.  Gole- 
nischtschew.  Da  das  Russische  nur  einer  geringen  Zahl  deutscher 
Leser  zugänglich  ist,  halte  ich  für  nicht  überflüssig,  eine  kurze  Mit- 
teilung über  diesen  Papyrus  auch  in  deutscher  Sprache  zu  machen. 

Das  Fragment,  das  H.  Golenischtschew  gütigst  zu  meiner  Ver- 
fügung gestellt,  miflt  etwa  22  X 32  cm.  und  enthält  fünf  Spalten 
einer  guten  Schrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.  Die  Buchstaben  sind  Ton 
der  Größe  um  0,4  cm;  jede  Zeüe  enthält  von  8 bis  12  Buchstaben; 
die  drei  ersten  Spalten  waren  zu  je  27  Zeilen;  die  zwei  letzten  er- 
reichen nur  die  Mitte  der  Seite,  dabei  ist  die  fünfte  Spalte  von  einer 
späteren  Hand  hinzugefUgt,  also  bietet  das  Fragment  nur  das  Ende  einer 
Rolle.  Der  Rest  der  Seiten  4 und  5 ist  mit  der  Schrift  einer  dritten  (?) 
noch  späteren  (?)  Hand  bedeckt  und  enthält  unwichtige  Rezepte  in 
barbarischem  Griechisch.  Die  obere  Hälfte  der  Spalte  5 ist  in  psläo- 
graphischer  Hinsicht  interessant,  da  sie  eine  die  Hand  des  Urtextes 
nachahmende  Archaisiening  der  Schrift  ist.  Obgleich  die  Schrift  deut- 
lich und  leserlich  ist,  bildet  das  Ganze  infolge  starker  Beschädigung 
nur  sparsame  Bruchstücke,  die  sich  nur  teilweise  ergänzen  lassen. 

Das  Fragment  lautet: 

CoL  I. 

21 I^l 



tfrtxd  ÄJfdoxt- 
(ucatai^  ixi- 
25  f^ifucra?  . .]v*o 

yxaff- 

j;ovto]j  tpü 

Zeilen  1 — 20  nicht  vorhanden.  — Z.  21  kann  auch  >ro]Uai  usw.  sein. 


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Albert  BfickstrCm;  Fragment  einer  mediziniichen  Schrift  159 

Col.  U. 

[««■frouff?  . . . 

h 

*Q]6gXa- 

ße'i  *Ä]g  [fft]xu«s 
& *(fos?](pi(fstv, 
xa^tfQov 
YBvv^m^voy 
(^or]  tfXsßoxo- 
ftlJTtOv]  ^VTÖg 
10  T^g  3rp]cäTi;g 

^fi^pag  .]  • [•  ? 

srot . [.  ? 

&6xsq] 

m]<la(uv,  ßijOÖiit- 
15  ^c]  cxl  rä  t[(öv)]  Xf9- 
v^a]v  xa9&v 
&kXa\  ydvri  & 

<{*]ö  TÖV  djf- 
(py  aa&&v 
SO  ^l]  TU  up6vi- 
« f [atfi]v  . ßtjOöiit- 
&a  [^]*i  T«  x&y 
XQovimv  *[a- 
döv  ly". 

86  Ti  iativ  »[()]?- 
Ol  i^xaloi  av  ij- 

Z.  8 anstatt  ir)  mögen  anch  andere  ähnliche  Buchstaben  sein.  — Z.  4 xva; 
kann  auch  xviat  sein.  — Z.  11  Buchstaben  i und  » gar  nicht  sicher.  — Z.  15  hei 
xxpo  fehlt  das  Abbreviatuneichen. 

Col.  m. 

9<f[v ]‘ 

.60 V 

ßifvf  ifttl  [-sf]g- 
/ii^p[(]og  6 ’A- 
6 xttfinlg,  itfTÖ- 
(fij6av  jitA- 
vu  xiva  [l]vd[ov 
T^g  (iilxifug 


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160 


I.  AufBfttze 


tlvai,  o]^  lUQii- 
10  %si . .]voe  . 

....  rtfdfij 

yff?9 

Q 

(D 

16 XtfX 


9 


....  ä]xglan- 
20  ßäv]eTifi  xepl 
fifjrlgas  . .]ffAa[.  ? 

vft]^0i  ßopßv- 
(>^ov  tatg 
26  xogeiais  xiti- 
davtt  xagf- 
iitv 

Z.  1 — 3 xal  ^iX]([0]0o[$  ö ...  . oder  Uhnlichea,  nicht  — 

Z.  15  xal  oder  xla.  — Z.  19 — 20  Sc]ifpXa^ßdp]eTutf  kaum  v]:rpZ.  oder  {]mi. 

Z.  26 — 27  vermutot  Dr.  H.  SchOno ; doch  ateht  im  Pap^rua  Wel  mehr 

crapflcbv  als  napix^^' 


Col.  IV. 

To[t]  d[tc  . . .]} 

^i6rjg,  [6  di  %v- 
#*“[s]  ye[i]vaiit- 
vrj^  xeitnj- 
6 etag  6ipod^[&g 
xttl  payeig  v- 
ygagiag  äxö 
Iftirgag  dxg- 
did'aixe,  Tcßg 
10  ixovffaig 
xal  ßägog  xa[l 

X'6[OTt]l  X^Tttfl.ri- 

vimv  iiixo- 
dfafiovg. 

Z.  1 I uDiicher.  — Z.  2 x kann  ancb  e,  % oder  v Hein. 


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Albert  BäckstrOm:  Fragmente  einer  medizinischen  Schrift  161 

Wie  bei  jeder  neuen  Publikation  eines  noch  nicht  edierten  und 
bisher  unbekannten  Testes  ist  die  Frage,  von  wem  imd  aus  welcher 
Schrift  er  stammt,  von  höchstem  Interesse.  Ich  mache  also  auf 
folgendes  aufmerksam:  1.  offenbar  ist  der  Papyrus  ein  Bruchstück 
einer  gynäkologischen  Schrift;  2.  diese  Schrift  war  der  Behandlung 
chronischer  Krankheiten  gewidmet,  da  bis  zum  Ende  des  Kap.  32 
die  Rede  augenscheinlich  von  einer  Art  chronischer  Krankheiten  ist, 
deren  Ursachen  uns  unbekannt  geblieben  sind;  im  Kap.  33  geht  aber 
der  Autor  zu  einer  anderen  Art  chronischer  Krankheiten  über,  welche 
zuerst  akut  auftreten  und  nur  mit  der  Zeit  chronisch  werden. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  dem  berühmtesten  Gynäkologen  und 
Kinderarzt  der  antiken  Welt,  Soranus  von  Ephesos,  zu  seiner  Schrift 
ywuixtiav  »afföv,  so  finden  wir  im  B.  II  Kap.  31,  wo  jtspi 
xpoxTcoifeiog  (it/rpug  die  Rede  ist,  folgende  Stelle,  die  wir  in  der 
deutschen  Übersetzung  von  Dr.  H.  Lüneburg  anführen'):  „Manche  be- 
haupten, es  falle  der  Uterus  ganz  vor,  indem  die  ihn  stützenden  Bänder 
(Häute)  und  Muskeln  infolge  eines  Stoßes  oder  eines  ähnlichen  An- 
lasses rissen,  schlaff  würden  oder  eine  Art  Lähmung  erführen.  Die 
Schüler  des  Hippokrates  und  Herophilos  dagegen  sind  der  Ansicht,  daß 
nur  der  Muttermund  verfalle  ....  Andere  sagen,  daß  auch  der  Mutter- 
mund nicht  ganz  vorfalle  und  die-  entzündete  Vaginalportion  täusche 
einen  Prolapsus  vor.  Andere  wieder  meinen,  der  Vorfall  geschehe  in 
der  Art  einer  Auswärtskehrung  (extpo*»),  Ektropium),  daß  bald  die 
äußere,  bald  die  innere  Haut  vorfaUe  ...  Es  sei  nämlich  eine  zwiefache 
Haut  vorhanden,  eine  äußere,  welche  mit  den  darüber  lagernden  Teilen 
verwachsen  sei,  und  eine  innere,  welche  mit  jener  Zusammenhänge;  der 
Vorfall  geschehe  infolge  von  Erschlaffung  dieser  Häute.“  Die  letzten 
Worte  haben  eine  große  Ähnlichkeit  mit  dem  Anfänge  des  33.  Kap. 
unseres  Fragments.  Dabei  wird  aus  den  ersten  Zeilen  des  angeführten 
Kapitels  des  Soranus  klar,  daß  er  den  VorfaU  der  Gebärmutter  von 
der  Inversion  unterscheidet:  „Unter  Vorfall  der  Gebärmutter“,  sagt  er, 

1)  Die  Gynäkologie  des  Soranus  von  Kphesus  etc.  üb.  von  Dr.  H.  Lüneburg, 
komm.  etc.  von  Dr,  J.  Cb.  Huber  1894  München  S.  148f.  Ed.  Bose  11,31,86:  (vioi 
/liv  ovr  oItjv  Xiyovei  nQonixiHv , zäv  d»>Tfj;<i»Tia»  KÖtijv  vfifvcov  «rl  pvme  fcr/ir- 
T<B»  i*  jrlTjyi/s  ^ Tivos  Tüv  iiiipffötv  q xaictcfXiiToiv  *«l  Sjioiov  rt  aafaiveti  ffya- 
a-&^rra>v.  al  di  negl  vt>v  ' iTtnonffütriv  xal  *I{ff6iftXov  fidvof  t6  «rröfuov  ...  oi  di 
fiijd’  oXop.  o6x  uv  ydp  q>aaip  &no%afXtH(ti  tu  ftij  ÜTib  fu'povt,  g>Xty/iaipop  di  rd 
etoniov  <favTatilav  nufiitir  ztfonTmUfas-  ui  di  xar’  ixTfonljv  ytypta9cu  tSjv  tiqö- 
nxaaiv  aizfis  vxoXaiißdvovaiv  töj  xi;  jiip  töp  aiy  di  top  fpdop  airf/s  Z'Tmva 

»juxtSTTfir.  Jixlijv  yccf  airijp  VTidfyHP  xol  röv  fiip  l^<o9tp  uiti'/t  Tulj 

dxffxftfiipots  ev^nttpvxipaiy  töp  d*  iam&tp  rovzip  ovprj^Ti}ff&aif  xorl  yaXdOft  tup 
ilUpmp  zt(fontxt£ip. 


r 

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162 


I.  Aufsätze 


„Terstehen  wir  die  Gefahr  der  Inversion.“*)  Da  er  aber  einen  Unter- 
schied zwischen  dem  Vorfälle  und  der  Inversion  kennt  nnd  ersteres 
mit  großer  Ausführlichkeit  beschreibt,  so  wäre  es  zu  erwarten,  daß  er 
auch  der  Inversion  der  Gebärmutter  eine  Beschreibung  widmete.  Wenn 
er  es  in  seinem  lückenhaften  Werke  über  Frauenkrankheiten  nicht  be- 
rührt, so  ist  das  noch  kein  Beweis  dafür,  daß  es  in  keinem  seiner 
anderen  Werke  vorkommt. 

Ferner  wissen  wir,  daß  er  auch  ein  Werk  „über  akute  und  chro- 
nische Krankheiten“  geschrieben  hat,  dessen  Umarbeitung  die  Schrift 
des  Caelius  Aurelianus  bietet.*)  Hatte  hier  Soranus  auch  die  Frauen- 
krankheiten besprochen?  Unterwegs  macht  auch  Caelius  einige  Exkur- 
sionen ins  Gebiet  der  Gynäkologie,  hauptsächlich  ist  aber  sein  Werk 
ein  Leitfaden  zu  den  allgemeinen  Krankheiten.  Da  wir  in  der  Gynä- 
kologie des  Soranus  einige  Zitate  aus  seinem  therapeutischen  Werke 
finden,  die  bei  Caelius  nicht  Vorkommen'),  so  ist  anzunehmen,  daß 
Caelius  nur  einen  Auszug  verfertigt  und  alles,  was  dem  Gebiete  der 
Gynäkologie  angehört,  wegfallen  ließ  oder  vielmehr  in  einem  besonderen 
den  Frauenkrankheiten  gewidmeten  Werke  gesammelt  hatte.')  Wenn 
dies  der  Fall  ist,  so  konnten  auch  unsere  Bruchstücke  dem  Werke  des 
Soranus  xepl  6^^<av  xal  xffoviav  xa96iv  entnommen  sein,  in  welchem 
er  außer  allgemeinen  Krankheiten  auch  Gynäkologie  sorgsam  behandelte. 

Si  Petersburg.  Albert  BSckström. 


1)  Sor.  Gynaec.  II  31,81;  Uf/daroais  iaxieat  Uytxcu  fj  tfjs  IxTfoxfjs  »ei 

Tiir  n^fav  ixeiltj. 

2)  R.  Fuchs,  Gesch.  d.  Heilkunde  bei  d.  Griechen,  in  dem  Handb.  d.  Gescb. 
d.  Medizin  v.  Neuburger  u.  Pagel.  Jena  1902  Bd.  I S.  310,  9,  S.  311  ff. 

3)  Sor.  Gynaec.  II,  10,11  ed.  Rose  appar.  ad  r.  3:  non  extant  in  Caelii  capi- 
tulo  ehr.  IV,  6.  Auch  Sor.  Gynaoe.  II,  11,11.  12,10.  2,9.  Vgl.  besonders  Gynaec. 
U,  17,  58  UBW. 

1)  Eine  Stelle  aus  den  therapeutischen  Büchern  des  Soranus  (Gynaec.  U, 
11,11)  existiert  in  der  lateinischen  Übersetzung  des  Oreibasios  (ed.  Daremberg 
VI  353)  und  wird  dem  Caelius  zugeschrieben,  läfit  sieb  aber  in  seinen  Werken 
nicht  finden. 


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Lettere  al  signor  professore  Wilcken. 

V. 

Frascati,  6 ottobre  1903. 

Pregiato  Amico! 

Ho  tra  le  mani  il  volume  terzo,  or’ora  uscito  alla  luce,  dei  Papiri 
di  Ossirinco,  ed,  accanto,  il  volume  primo.  C’e  un  gruppo  che  mi 
ferma.  Nei  numeri  hl,  52,  475,  476,  si  tratta  di  perizie  mediche  e 
di  autopsie  Ordinate  daU’Autoritä.  A giudicare  dai  nomi  personal!  che 
vi  iigurano,  ci  troviamo,  coi  numeri  51,  52,  475  ’Exaya- 

&6g,  ydemvCörjg,  niovriaiv)  in  case  greche,  col  numero  476 

(//ai?,  0ävig,  riavatg,  Ihravg,  Tccvi]g)  in  casa  egiziana.  I quattro 
documenti  (del  secondo  secolo  per  lo  piü)  si  somigliano  perfettamente 
nella  formola  e nello  scopo  {iqiiötlv,  ini&saQBlv  aüfuc  vex^bv  xal  xgoa- 
<ptavfi6tti  Tijv  Jtfpl  TÖ  avrb  öiä&saiv).  Senonchfe  nei  numeri  51,  52,  475, 
l’autopsia  b fatta  da  luxQoi,  nel  numero  476  da  ivratpiaöraL.  A con- 
siderare  le  cose  dal  lato  purameute  terminologico,  non  e questa  la  pri- 
missima  volta  che  avviene  questo  scaiubio.  Giä  in  un  episodio  deUa 
Geuesi  relative  ad  imbalsamazione  di  cadavere  in  Egitto  (50,2),  i LXX, 
ossequenti  alla  parlata  greco-egizia  (Deissmann,  Bibelstudien  p.  117), 
traducono  per  ivzaipiaöxrig  il  termine  ebraico  che  corrisponde  a laxgög. 

Ma  nel  papiro  di  Ossirinco  476,  lumeggiato  come  sembra  dagli  altri 
afüni,  non  si  tratta  propriamente  od  esclusivamente  di  imbalsamazione, 
ma  di  autopsia,  di  necroscopia.  L’Autorita  ricorre  qui  agli  ivxaxpiaoxal 
colla  stessa  sua  costante  preoccupazione  delle  competenze,  colla  quäle 
ricorre,  poniarao,  a rixxovsg,  per  l’autopsia  di  un  albero  IltQ6tla 
(No.  53);  ricorre  agli  ivxaq>iaOxal  collo  stesso  riconoscimento  di  compe- 
tenza  medica,  col  quäle  ricorre,  secondo  gli  altri  papiri,  in  casi  ana- 
loghi,  ai  greci  laxQoi.  Dei  meriti  degli  ivx(t<piaaxa(  egiziani,  non  giä 
come  imbalsamatori,  raa  come  osservatori  del  corpo  umano,  nelle  di- 
verse condizioni  in  cui  pnä  losciarlo  la  inorte,  co.si  poco  si  sapeva,  che 
tntto  riducevasi,  io  credo,  al  passo  di  Censorino  (de  die  nat.  17): 

„Dioscorides  scribit  Alezaudriae  inter  eos  qui  mortuos  saUunt  constare 
hominem  plus  centum  annos  vivere  non  posse,  idque  cor  huminum 

▲reblT.  f.  F»pjrnitfonchang  Hl.  t 12 

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164 


I.  Aafgatze 


declarare  eorum  qui  integri  perierunt  sine  corporis  tabe;  ideo  quod 
multis  annis  pendendo  cor  omnis  aetatis  incrementa  et  deminutiones 
conseruere  etc.“;  perciö  quel  che  risulta  ora,  se  pure  risulta,  dai  Papiri 
di  Ossirinco,  mi  sembra  un’  aggiunta  di  qualche  valore. 

Dico  „se  pure  risulta“,  perche  quando  si  e fatalmente  coudannati 
come  noi  ad  osservare  le  cose  che  si  studiano 

Kaum  durch  ein  Fernglas,  nur  von  weitem, 
il  diffidare  delle  proprie  vedute  non  e niai  troppo. 

Sempre  Suo  cordialmente 

riiacomo  Lambroso. 


VI. 

Frascati,  14  ottobre  1903 

Pregiato  Amico! 

Com’  Ella  puö  immaginare,  nel  fascicolo  III,  1 deirArchivio,  distri- 
buito  in  questi  giorni,  fra  tante  belle  e vario  cose,  ho  notato  con  vivo 
Interesse  l'iscrizione  di  epoca  tolemaica  e probabilmente  di  Menifi  il- 
lustrata  dallo  Strack  a pagina  129,  cioe  queUa  deliberazione  in  cui, 
come  ha  ben  veduto  a mio  avviso  il  nuovo  editore,  avvtjce^mvtjxsi  xal 
tu  TioXiTixu  yfvrj  xal  t«  tfrpartwrtx«,  „Bürgerschaft  und  Ganiison“. 

Ma  non  e del  mio  consentire  collo  Strack  e disseutire  dal  Foucart, 
SU  questo  punto,  ch’io  presumo  di  parlarle.  Voglio  unicamente  comu- 
nicarle,  se  mai  potesse  giovare  alla  piena  illustrazione  del  monumeuto 
epigrafico,  una  reminiscenza,  aU’infuori  del  suddeto  punto. 

La  (ftrt>ayay^  ha  luogo  iv  'AnoXlajvuCen , mira  ad  onorare  un 
munilico  e pio  personaggio  specialmente  benemerito  tov  di]lov/itvov 
lepov,  e ad  essa  partecipano  ol  iab  tiji  jioiecos  ’lSovfiatot.  Or  pre- 
cisameute  questa  nazione  e questa  religione  si  trovano  congiunte  in 
Jos.  c.  Apion.  n,  9,  nel  racconto  seguente  ch’egli  cita  per  criticarlo: 
„dum  bellum  ludaei  contra  Idumaous  haberent  longo  quodam  tempore, 
ex  aliqua  civitate  Idumaeorum,  qui  in  ea  Apollinem  colebat,  venisse 
ad  Indaeos,  cuius  hominis  nomen  dicitur  Zabidus,  deinde  eis  promisisso 
traditurum  se  eis  Apollinem  deum  (illius  civitatis).“ 

Affettuosamente  Suo 

Giacomo  Lnmbreso. 


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165 


Giacomo  Lumbroso:  Lettere  al  sigoor  professore  Wilcken 

vu. 

Roma,  24  dicembre  1903. 

Pregiato  Amico! 

Sulla  strana  usanza  attribuita  ad  alcune  genti  antiche  {Tgaveoi, 
KawfutvoC)  di  piangere  per  chi  nasceva  e raUegrarsi  per  chi  morira, 
e paralellamente  aulle  riflessioni  pessimiste  di  alcuni  pensatori  antichi 
(Euripide,  Plutarco,  ecc.)  intoruo  alla  vita  uinana,  trovansi  via  via  rac- 
colti  testi  e riscontri  nell’„Aglaophamus“  del  Lobeck  (t.  2,  p.  804), 
nonche  nei  Commenti  del  Baehr  ad  Erodoto  (V,  4),  del  Tzschucke  a 
Pomponio  Mela  (U,  2,  4),  del  Jacobs  all'AiitoIogia  Greca  (t.  8,  p.  270), 
di  Carlo  Müller  a Nicola  Damaaceno  (Fr.  hist,  gr.,  t.  3,  p.  460).  A tutte 
queste  aillogi,  manca,  dal  punto  di  vista  etnografico,  la  notizia  räv 
3t*pl  zbv  Kavxaaov  ßa^ßagtov  in  Strabone  520  (rofg  ftlr  yäg  vofUftov 
Hva(  (puOi  TO  Tov  EvQixiöov  „TÖv  (pvvra  Q'Qip’itv  eig  off’  lpj;frai  xaxd^ 
zbv  d’  av  &av6vza  xal  x6v<ov  xexavpivov  xaCgovzug  evtptjfiovvzag  ix- 
xiyiittiv  döftcav“),  e dal  punto  di  vista  filosofico,  tutta  la  prima  parte 
(*fpl  Tön  ■ö’pijvton)  del  „De  luctu‘‘  di  Luciano  (§  16sq.  didd^ofiai  ffe 
^QTivciv  dlijfl’f'ffTfpov  . . . Tixvov  fiO’Jion,  ovxizi  ovxhi  XBi- 

vrjaetg  ovdi  giyaOsig  etc.) 

Veda  Lei,  mio  pregiato  amico,  se  sia  utile  aegnalare  quest’altro 
materiale  per  chi  dovrä  un  giomo  raccogliere  nel  „Corpus  papyrorum“ 
r d&öv  ovvayaytl,  cos'i  disgraziatamente  lacera,  che  e nel  No.  IX  dei 
Papiri  Petrie  (t.  I),  e che  fa  menzione  del  vdpiuov  dei  K«v0i«voi 
(l’unica  cosa  chiara  in  quel  Papiro); 

[tovg  /tln] 

yivo(iivovg  ®'pi;v[frn,  Towg] 
d[l  T£>l]fwönrag  («ndaifio-] 

[vC^]eiv  d)g  ;co>Uö[t'  xapfizavl 
dvtt}texavfu'v[ovg.] 

Ma  veda  soprattutto  che  Trau.si,  Causiani  e Caucasiani  si  rallegrino  il 
piü  tardi  che  sia  possibile  per  Lei. 

Affettuosamente  Suo 

Giacomo  Lumbroso. 


12* 


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166 


I.  AttfsAtze 


vm. 

Roma,  1 maggio  1904 

Pregiato  amico! 

„Ptolemaeus  (acrive  Giustino  16, 2)  cum  magna  rerum  gestarum 
gloria  moritur.  Is  contra  ins  gentium  minimo  natu  ex  filiis  ante  in- 
iirmitatem  regnum  tradiderat.“  ntokffiatog  äi  6 Adyov  (scrive  Luciano 
Macrob.  12)  6 rcHv  xu&'  avrbv  fvdaifiovtaTuzog  ßaOilimv  Alywtxov 
(liv  ißaeiievCs  rtaoagtt  xul  dydoiixoma  ßuoaag  irrj,  xagtSaxf 

ri)v  xgb  dvo  izolv  z^g  ztAevzfjg  Uzoiefiaia  z^  vlp, 

di  ixixXijaiv.  Eutrambi  rappresentano  ciö  che  si  chiama  la  tradizione, 
e questa  non  raette  punto  in  dubbio  che  la  morte  di  Tolemeo  I sia 
atata  tranquUla  e naturale.  Quindi  un  certo  atupore  leggendo  altrove: 
„Ptolemaeua,  cum  Tivua  iilio  regnum  tradidiaaet,  ab  illo  eodem  vita 
privatua  dicitur“  (Corn.  Nep.  21,3).  Rileggo  con  attenzione  1’  intero 
paaao.  A prima  giunta  aembra  che  sia  per  essere  un  compendio  di 
atoria  dei  pih  insigni  Diadochi,  ma  in  fondo  ai  tratta  della  fine  che 
fecero:  „Fuerunt  praeterea  magni  reges  ex  amicia  Alexandri  Magni,  qui 
post  obitum  eins  imperia  cepemnt,  in  eia  Antigonua  et  huiua  filiua  De- 
metrius, Lyaimachua,  Seleucus,  Ptolemaeus.  ex  hia  Antigonua  in  proelio 
cum  adversus  Seleucum  et  Lysimachum  dimicaret,  occiaus  eat.  pari 
leto  affectua  eat  Lyaimachua  ab  Seleuco:  namque  societate  dissoluta 
bellum  inter  ae  geaaerunt.  at  Demetrius,  cum  filiam  auam  Seleuco  in 
matrimonium  dedisaet  neque  eo  magia  fida  inter  eos  amicitia  manere 
potuisset,  captua  bello  in  custodia  socer  generi  periit  a morbo.  neque 
ita  multo  poat  Seleucus  a Ptolemaeo  Cerauno  dolo  interfectua  eat,  quem 
üle  a patre  eipnlsum  Alexandrea  alienarum  opum  indigentem  receperai 
ipse  autem  Ptolemaeus,  cum  vivua  filio  regnum  tradidiaaet,  ab  iUo 
eodem  vita  privatua  dicitur.“  Non  Le  pare  che  sia  latente  qui  sotto 
come  un  processo  di  asaimUazione,  come  una  tendenza  a completare 
tant  bien  que  mal  (dicitur)  una  cosi  bella  aerie  di  morti  affrettate 
o violente,  proceaso  e tendenza  aintati  dal  aentimento  che  tutto  foase 
poBsibile  (cf.  Plut.  Demetr.  3!)  in  quelle  corti  e famiglie  dei  Diadochi? 

„Habent  aua  fata“  le  fonti  che  pur  sono  a uostra  dispoaizione. 
Neaauna  fra  le  Storie  moderne  dei  Lagidi,  nessuna  Monografia  au  To- 
lemeo 1,  regiatra  od  accenna  o tanto  meno  diacute  queato  paaao  di 
CorneUo  Nepote.  Perciö  ne  scrivo  a Lei,  che  forse  o aenza  forae 
puö  dame  una  critica  migliore  della  mia. 

Affettuosamente  Suo 

Giacomo  Lnmbroso. 


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Giacomo  LnmbroBO;  Lottere  al  si^or  profeetore  WUcken  167 

IX. 

Roma  4 Maggio  1904 

Pregiato  Ämico! 

E assurdo  U testo,  quäle  si  suol  dare  in  Yopisc.  Aurelian.  27, 
della  riepoBta  di  Zenobia  a queU’  imperatore:  „Deditionem  meam  petis, 
quasi  nescias  Cleopatram  reginam  perire  maluisse  quam  iu  qualibet 
vivere  dignitate.“  Anzi  & due  volte  assurdo:  1.  perche  Aureliano  le 
ha  oflferto  „vita“,  non  „dignitas“  („deditionem  praecipio  inpunitate  vitae 
proposita,  ita  ut  illic  Zenobia  cum  tuis  agas  vitam  ubi  te  ex  senatus 
amplissimi  sententia  conlocavero“) ; 2.  perche  Zenobia,  tanto  „perita 
historiae  alexandrinae,“  non  puö  ignorare  la  forma  storica,  tradizional- 
mente  unica  e fissa,  di  quell’  alternativa  e di  quel  „maluisse“  di  Cleo- 
patra. La  forma  e notoria  ed  e qnesta:  Cleopatra  sull’  arrendersi  am- 
bisce  ancora,  spera  ancora  dal  vincitore,  xal  rijv  äSeiav  xal  xriv  ßaiSi- 
le(av  (Dio  Cass.  51,  11,  l);  il  vincitore  in  una  famosa  intervista  le  dice 
soltanto:  xaxbv  xu'orj,  und’  ella  rimane  TCfptaiytjtfaaa  8rc  fitjre 

Ti  xepl  tijg  ßaeiktiag  tq>9iy^ttro,  e quindi  prorompe  dicendo:  ^ijv  itiv 
oint  i9tXa>  ovzt  diiva/iat  (51,  12,  5).  „Nec  illa  de  vita,  quae  ofFereba- 
tur,  sed  de  parte  regni  laborabat“  (Floms  II,  21).  Quindi  il  „maluisse“ 
com’  e in  Orazio:  „Deliberata  morte  . . . invidens  Privata  dednci  su- 
perbo  Non  humilis  mulier  triumpho“  (Carm.  I,  37),  e in  Dione:  iiäXköv 
ye  iv  TS  rp  dvöfiari  xecl  Iv  axijficcri  aÜT^g  äxod-avetv  ^ läia>Tsv(faaa 
tnV  JIQtlTO  (51,  11,  2). 

Zenobia  avrä  dunque  scritto  „Cleopatram  reginam  perire  maluisse 
quam  sine  qualibet  vivere  dignitate.“  E dalla  sua  lettera  caveremo 
una  conferma  dell’  avere  Ottaviano  offerto  a Cleopatra  unicamente 
r „inpunitas  vitae.“ 

Affettnosamente  Suo 

ftiacomo  Lumbroso. 


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Ein  lateinischer  Empfehlnngsbrief  (Pap.  lat.  Argent.  1). 

(Hierzu  eine  Lichtdrocktafel.) 
bomino  suo  Achillio  | Uitalis. 

dum  in  Omnibus  bonis  benignitas  tua  sit  praedita,  tum  | ctiara 

scbolasticos  et  maxime,  qui  a me  cultore  tuo  hono|rificentiae  tuae  tra- 

duntur,  quod  honeste  respicere  uelit,  ^ non  dubito,  domine  praedicabilis. 

Quapropter  Theofanen  | oriundum  ex  ciuitate  Hermupolitanorum  prouin- 

ciae  { Thebaidos,  qui  ex  suggestione  domini  mei  fratris  nostri  fPilippi 

10 

usque  ad  officium  domini  mei  Dyscoli  uexationem  | itineris  quodam- 
modo  sine  ratione  sustinere  uidetnr,  | inimitabili  religioni  tuae  trado,  ut 

1»  IS 

eundem  praeterjeuntem  more  honestatis  tuae  benigne  et  humane  ] respi- 
cere digneris.  luro  enim  salutem  communem  | et  infantum  nostrorum, 
. ...  '6  , , 
quod  enim  eodem  minime  | petente  bemuolentiae  eundem  insinuendum 

pntani.  Domine 

'*  dtdcissime  et  uere 
" amantissime  beatum  te 
meique  antantem  semper 
gaudear. 

(Adresse  anf  der  Rückseite.) 

® Domino  suo  Achillio  ^oivtixrjg 

•'  Uitalis. 


16)  Hinter  'beniuolentiae’  vermißt  man  'tuae’.  — 'insinuendum’,  so  statt 
'insinuandnm’  17)  Die  Entzifferung  der  Worte  'beatum  tc’  und  der  beiden  griecbi- 
schen  Worte  der  Adresse  verdanke  ich  ö.  Wilcken.  ^ 'gaudear’,  das  Deponens  ist 
aufTallig,  doch  vgl.  Augustin,  sermon.  9,  19;  die  Lesnng  scheint  sicher.  20)  'do- 
niino  suo’  ist  kaum  zu  erkennen  und  statt  'suo’  auch  'meo’  mOglich. 


Den  prachtvoll  erhaltenen  Brief,  den  ich  hier  vorlege,  hat  R.  Reitzen- 
stein von  einem  Händler  erworben,  der  Fimdort  ist  unbekannt.  Das 
Format  des  Papyrus  ist  quadratisch;  er  mißt  27  cm.  Das  Blatt  ist 
beim  Schreiben  so  gelegt  worden,  daß  auf  der  Vorderseite  die  Schrift- 


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H.  Bresslan:  Ein  lateiniscber  Empfehlungsbrief 


169 


zellen  den  Fasern  der  oberen  Papyruschicht  parallel  verlaufen.  Dann 
ist  das  Blatt  quer  gelegt  und  dreizehnmal  gefaltet  worden,  sodafi  die 
nicht  ganz  gleich  breiten  Falten  rechtwinklig  zu  den  Sehriftzeilen 
des  Briefes  stehen;  dadurch  wurde  es  ermöglicht,  daß  die  auf  die  Rück- 
seite geschriebene  Adresse,  die  den  Falten  parallel  läuft,  sich  ebenso 
parallel  zu  den  Fasern  der  unteren  (rückseitigen)  Papyrusschicht  ver- 
hält, wie  die  Schrift  der  Vorderseite  zu  denen  der  oberen.  An  der 
Stelle,  wo  die  Adresse  steht,  ist  der  Papyrus  dunkler  gefärbt:  dies  war 
also  die  Außenseite  des  zusammengefalteten  Briefes.  Spuren  einer  Be- 
siegelung des  Briefes  habe  ich  nicht  entdecken  können. 

Er  ist  geschrieben  von  einem  Schreiber  des  Absenders  Vitalis; 
dieser  selbst  hat  nur  die  oben  cursiv  gedruckten  Worte,  d.  h.  den 
Schlußwunsch  auf  der  Vorderseite  und  seinen  eigenen  Namen  auf  der 
Rückseite  eigenhändig  hinzugefügt.  Die  beiden  Worte  ijysjiövi  d>ot- 
veixrjs  hat  weder  der  Schreiber  des  Briefes,  noch  Vitalis,  sondern  ein 
dritter,  wahrscheinlich  der  Empfohlene,  Theophanes,  nachgetragen.  Da 
der  Brief  in  Ägypten  gefunden  ist,  wird  Theophanes  von  der  Empfeh- 
lung keinen  Gebrauch  gemacht,  sondern  sie,  wenn  nicht  die  Reise 
überhaupt  unterblieben  ist,  in  die  Heimat  wieder  zurUckgebracht 
haben. 

Die  Personen,  die  in  dem  Briefe  genannt  werden,  sind,  soweit  ich 
sehe,  anderweit  nicht  bekannt;  aber  die  Namen  sind  richtig  gebildet 
und  kommen  auch  sonst  vor.*)  Dyscolus  muß  ein  höherer  Beamter  in 
Asien,  Vitalis  ein  solcher  in  Ägypten,  Theophanes  wird  ein  Rhetor 
oder  Rechtskonsulent  gewesen  sein;  Achülius  wird  als  Statthalter  von 
Phönizien  bezeichnet;  wir  kommen  gleich  auf  seinen  Amtstitel  zurück. 
Ob  Adressat  und  Absender  Christen  oder  Heiden  waren,  ist  aus  dem 
Briefe  nicht  zu  entnehmen;  auch  der  Schwur  'iuro  enim  salutem  com- 
munem  et  infantum  nostrorum’  ist  bei  Christen  wie  bei  Heiden  denkbar. 
Ebenso  wenig  ist  aus  der  Wendung  'dominus  meus  et  frater  noster’ 
etwas  zu  folgern;  sie  kommt  natürlich  bei  Christen  vor*),  ist  aber  auch 
in  den  Briefen  des  Symmachus  nicht  ungewöhnRch.*) 

Im  übrigen  ist  zu  dem  Inhalt  des  Briefes  wenig  zu  bemerken.  Er 
gehört  zu  der  Klasse  der  'epistolae  commendaticiae’ *),  die  sich  von  Cicero 

1)  Theophanes,  Vitalis  und  Philippns  bcdilrfen  keines  Beleges;  r.u  Aehillius 
vgl.  *.  B.  C.  I.  L.  III,  12161;  zu  Dyscolus  de  Rossi  Roma  sott.  III,  322. 

2)  Vgl.  z.  B.  %vfim  po«  icitXtfä  Palaeogr.  soc.  II,  pl.  189. 

3)  Vgl.  m,  69.  V,  iS;  ähnlich  'dominus  meus  parens  noster’  11 , 44.  Frater 
meus  (noster)  allein,  ohne  dominus,  ist  noch  hünüger. 

4)  Oder  des  zi-xot  ffuffrortxös  des  sog.  Demetrius  Phalereus  (Horcher,  Episto- 
lographi  1). 


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170 


I.  Aufsätze 


über  Pliniua,  Fronte,  Symmachns,  Salviamis,  Apollinaris  Sidonius, 
Ruricius,  Ennodius  usw.  bis  auf  Lupus  von  Ferrrieres  und  noch  weiter 
ins  Mittelalter  verfolgen  lassen');  griechische  Seitenstiieke  fehlen  nicht; 
und  die  neueren  Papyrusfunde  haben  manche  schöne  Einzelbeispiele 
geliefert.*)  Auch  in  der  Ausdrucksweise  schließt  unser  Brief  sich  hier 
und  da  an  die  ältesten  Beispiele  dieser  Gattung  an. 

Die  Abfassungszeit  läßt  sich  aus  paläographischen  Gründen  allein 
nicht  sicher  bestimmen,  da  fest  datierbare  Proben  lateinischer  Cursive 
aus  dem  4.  und  der  ersten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts,  die  wohl  allein 
in  Betracht  kommen,  immer  noch  recht  selten  oder  sehr  geringen  Um- 
fanges sind.  Für  die  Ansetzung  ins  4.  Jahrhundert  könnte  vielleicht 
die  Gestalt  des  nach  links  gewandten  b geltend  gemacht  werden,  das 
von  dem  d sich  nur  wenig  unterscheidet,  abgesehen  davon  daß  das 
letztere  nie,  das  erstere  in  der  Regel  mit  dem  folgenden  Buchstaben 
ligiert  wird;  doch  ist  ein  sicheres  Urteil  daraus  nicht  zu  gewinnen,  da, 
worauf  mich  L.  Traube*)  aufmerksam  gemacht  hat,  dies  b,  wenigstens 
in  einzelnen  Stücken,  sich  noch  bis  zum  Ende  des  5.  Jahrhunderts  er- 
halten hat.'') 

Auch  die  Ausdrucksweise  ermöglicht  keine  sichere  Entscheidung. 
Die  Satzschlüsse  sind  bis  auf  'respicerc  digneris’  und,  was  die  weniger 
starken  betrifft,  bis  auf  'tuae  trado’  richtig  akzentuiert.  Von  den  zahl- 
reichen Höflichkeitsformebi*)  (wie  benignitas  tua,  honorificentia  tua,  do- 
mine praedicabilis,  inimitabilis  religio  tua,  honestas  tua,  benivolentia 
(tua),  domine  dulcissime  et  vere  amantissime),  kommt  'dulcissimus’  schon 
bei  Cicero  vor,  'amantissime’  und  'domine  vere  sancte’  gebraucht 
Hieronymus;  die  substantivischen  Umschreibungen  'benivolentia  tua’, 
'benignitas  tua’,  'religio  tua’  ebenso  wie  'praedicabilis’  finden  sich 
zwar  erst  bei  Augustin  häufiger;  aber  entsprechende  griechische  Wen- 
dungen — jipijffTÖrij?,  xvpie  KnoQaßhriTt , tfov  t^v  ctfu’firjTov  xaXoxdya- 
d-iav*),  sind  doch  auch  schon  im  4.  Jahrhimdert  nachweisbar. 

So  bleibt  für  die  Entscheidung  nur  der  Titel  ijyttuiv  ^mveixrjs, 


1)  Vgl.  Peter,  der  Brief  in  der  römischen  Literatur  (Leipzig  1901);  Schneidewin, 
Die  antike  Humanität  165  fl'. 

2)  Vgl.  z.  B.  Deissmann,  Bibeletudien  212  f.  imd  Pap.  Oiy.  L 61  Nr.  82. 

8)  Ihm  und  U.  Wileken  verdanke  ich  auch  einen  Teil  der  im  folgenden  ge- 
machten Bemerkungen, 

4)  Vgl.  i.  B.  Marini,  Pap.  diplom.  tab.  VIII. 

5)  Vgl.  Engelbrecht,  Das  Titelweeen  der  apätlateinischen  Epistolographen 
(Aus  dem  Theresianum.  Festgabe  zur  42.  Versammlung  deutscher  Philologen  und 
Schulmänner,  'Wien  1893). 

6)  Pap,  Lond.  (ed.  Kenyon)  H,  293.  296;  Pap.  Genf.  56. 


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H.  Bresslau;  Ein  lateinischer  Empfehlungsbrief 


171 


der  dem  Achillins  gegeben  wird.  Pie  Provinz  Syria  Phoenice  ist  nach 
den  Feststellungen  Kuhns*),  auf  die  ich  mich  hier  stütze,  am  Ende 
des  4.  Jahrhunderts  in  zwei  Provinzen  Phoenice  maritima  (xÜQaXog) 
und  Phoenice  Libani  oder  Libanesia  geteilt  worden.  Da  aber  die  erstere 
ebenso  oft  — und  in  der  Notitia  dignitatum*)  ausschließlich  — Phoenice 
schlechtweg  heißt,  und  nur  die  binnenländische  Provinz  immer  den  Zu- 
satz erhält,  so  folgt  aus  dem  Namen  des  Landes  nicht,  ob  der  Brief 
vor  oder  nach  der  Teilung  von  Phoenice  geschrieben  ist,  und  nur  so- 
viel ist  sicher,  daß  er  entweder  an  den  Statthalter  der  ungeteilten 
Provinz  oder  an  den  von  Phoenice  maritima  gerichtet  war.  Weiter 
aber  kommen  wir  vielleicht  mit  dem  Amtstitel.*)  Die  ungeteilte  Pro- 
vinz stand  im  Anfang  des  4.  Jahrhunderts  unter  einem  praeses,  noch 
342  wird  Mareellinus  praeses  Phoenice  genannt  (Cod.  lust.  2,  57,  1). 
Dann  wurde  der  Statthalter  zum  consularis  befördert;  von  362  bis  380 
werden  nach  einander  lulianus,  Leontius*)  und  Petrus  als  consulares 
Phoenices  erwähnt  (Cod.  Theodos.  12,  1,  52;  13,  1,  9;  7,  22,  9;  12,  1,83). 
Nach  der  Teilung  behielt  die  Küstenprovinz  einen  cr>nsularis,  während 
die  binnenländische  einem  praeses  unterstellt  wurde.  Da  nun  ‘^yifiäv 
dem  lateinischen  'praeses’  entspricht,  während  consularis  durch  xovtfov- 
Xägiog  (so  z.  B.  bei  Hierocles)  wiedergegeben  oder  durch  vxarixög, 
ixaravxdg  übersetzt  wird,  so  scheint  unser  Brief  vor  362  angesetzt 
werden  zu  müssen.  Nur  ein  Zweifel  bleibt  noch  bestehen.  In  älterer 
Zeit  wird  'praeses  provinciae’  und  das  entsprechende  r\yt(imv  ganz  all- 
gemein für  den  Provinzialstatthalter  gebraucht,  ohne  Rücksicht  auf  den 
speziellen  Amtstitel,  den  der  Einzelne  führt.®)  Ob  das  gelegentlich 
auch  noch  nach  der  diocletianisch-konstantinischen  Zeit  vorkommt*),  in 
der  praeses  der  Spezialtitcl  einer  bestimmten  Klasse  von  Statthaltern 
geworden  ist,  vermag  ich  nicht  zu  sagen;  wenn  es  der  FaU  wäre,  würde 
der  eben  gezogene  Schluß  nicht  zwingend  sein. 


1)  Kahn,  Die  städt.  und  bürgerl.  Verfaseung  des  rOm.  Reiches  II,  380; 
Jsbrb.  f.  klass.  Philologie  CXV,  712  ff. ; Marquardt,  ROm.  Staatsverwaltung 
I,  426. 

2)  Not.  dign.  ed.  Seeck,  Or.  I,  48.  60;  II,  10;  XXH,  3 = 19;  XXXII,  1.  17.  62, 
verglichen  mit  I,  89;  II,  18;  XXII,  9 = 26. 

31  Ygl.  Knbn  II,  194f.;  Marquardt,  ROm.  Staatsverwaltung  I,  424,  N.  8. 

4)  An  lulianus  und  Leontius  haben  wir  mehrere  Briefe  des  Libanius.  Aber 
deren  Adresse  hat  nur  den  Namen,  keinen  Titel. 

6)  Vgl.  Mommsen,  Staatsrecht  II,  240  N.  2. 

6)  Wie  genau  man  in  dieser  Zeit  den  Unterschied  beachtet  hat,  zeigt  die 
Inschrift  C.  I.  L.  IX,  2666  (ans  der  zweiten  Hklfte  des  4.  Jahrh.):  consuI(ar)i  (auf 
dem  Steine  steht  consuli)  Pannonianim  secundae  post  presides  primo,  auf  die 
mich  0.  Hirschfeld  aufmerksam  gemacht  hat. 


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172 


I.  Äulaätze 


Ich  muß  es  anderen,  auf  diesem  Gebiete  kundigeren  Forschem 
Uberlassen,  hier  die  -letzte  Entscheidung  zu  treffen.  Die  Wichtigkeit 
unseres  Briefes  für  die  lateinische  Paläographie  würde  natürlich  er- 
heblich gesteigert  werden,  wenn  auf  Grand  der  vorangehenden  Dar- 
legungen seine  Ansetzung  vor  362,  also  etwa  um  die  Mitte  des  4.  Jahr- 
hunderts — denn  viel  höher  hinaufgehen  darf  man  wohl  nicht  — an- 
erkannt werden  könnte;  unsere  Abbildung  des  prächtigen  Stückes  wird 
auch  ohnedies  willkommen  sein. 

Straßburg  i.  Eis.  H.  Bresslan. 


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Adoptionsnrknnde  vom  Jahre  381  n.  Chr. 

P.  Lips.  Inv.  N"  598.  Hennupolis. 

H.  28,  Br.  27  cm. 

1.  YTxar\tlag  ^Xaviav  Eviigiov  tov  Aafijrporärow  xal  Evaj'pcov  tov 

Xa/ixpoTttTov 

2.  f3t«p[ j;]oU  Tvßl  e.  81.De«omh«r 

3.  [.4]üp»^Xioi  Ttivg  Tlarfiiog  |MjTp[ö]g  &a^ecos  n>g  (iräv)  ovXrj 

yövatli]  äpuSTegä 

4.  [ä*ö]  x<9fiijg  "Apiag  tov  ’EpfwvxoleiTov  (lerd  awterSnog  ov  txo[v- 

oC]a  dittniTfl 

5.  xapijvfyxa  tov  xal  ypäipovrog  ixip  ifiov  /itj  tiäviTjg  ypa/ifiara 

[Av]pijii'ov 

6.  77po[o]t)TOg  Kovlärog  xaifidpxov  dxö  Tijg  avt^[g]  xdtfirjg  ”..4pfoj[g] 

xal  2rtAjS«»'[()]g 

7.  77f[tijJ<«og  tu'ög  T'^g  xpoxfiftdirtjg  Tetvrog  ej^g  {>iioypci<pe)v  äxo- 

TttXTixbg 

8.  [ä]aö  t^g  avT^g  xä^LTfi  Zipsag  dXXilloig  xaiptiv.  'ExtiSii  6 (iti- 

%6tipog 

9.  [v]l[ög]  iftoO  Tijg  xpoxeifitvtjg  Tetvzog  TtXsvräv  JJaxvov&ipg  .pv..p 

10.  [xa]t/A^t^(’f[v  v]föv  riafieiv  t^v  apoOriyoplav  ag  (t’rc&v)  i xXtlm 

lilaT[to]v?,  61 

11.  [. . .]  tbv  [«]tf£A[^]6v  ccinov  EtXßavbv  xar’  ivOeßucv  rovrov 

t'ov  xal\6]a  i%£iv 

12.  [x«0’]  ylo^telav  xpbg  rb  6vvaa9ai  dvaTpi(pB09ai  tvytväg  xal 

ytnjOCag,  xax[ä]  t[o]üto 

13.  [6fJoA]9j'9['ö/8£v]  «U[rjAotg  <?])<»  (ilv  Teevg  :^ap^<f6B6<oxivar  ooi 

[t]rä  EiXßavä  tbv  fivf!fiovsv9ev- 

14.  T«  IIa[rjaiv  xa9’  vl]o9eaCav  ft£r[d]  r^[g  3c]<icrp9)ag  aizov  [x]^ij[poi'  |o- 

/it'ag  xai  ji)j[r]p^ag]  ev  rt  yi}6i- 

15.  otg  xal  oixo^f^dojig  x«l  ^vdofi£V(xol[g]  diaqiöpoig  etbeai  *p[ö]g  tö 

BivaC  Oov  vl[6]v  yi/rjfftov  xal  xpa>~ 

16.  rdroxov  6>g  lÖCov  aXfiarog  yBwr^d-dvra  ffot,  iym  di  b EiXßavbg 

xapBiXtjtpBvai  xapd 


y' 


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174 


I.  Aufsätze 


17.  60V  r^s  fitjtgög  iiov  Tesvrog  rbv  agoxti^evov  vlbv  Tlanvov^iov 

TCQOg  vlo%i6iav  Svxsg 

18.  9Qtit>(0  xal  cvycväg  xal  yvrjOi'tog  ag  vlbv  yvtj6iov  xal 

(pvCtxbv  d>g 

19.  t|  f[^]oö  yivöfttvov,  ÄopetAjiqofVaz  di  *aJ  r«  nuTgäa  avrov  xgay- 

fiara  xal  (irycg^a  tv  xe 

20.  }');[d](0(s  xal  olxoxsdoig  xal  ivdofj.tvt.xoig  dt.ag>6goig  6xtvt6ti  ixl 

Tcä  fit  xavta  ainä  dia- 

21.  (pvXtx^ai  xal  änoxaxaOxffiai  avrä  iv  ijXtxi'a  ytvafitvgj  fitxcc  xaA^S 

xioxtag  ?[a]i  tlvai  tavxbv 

22.  xal  Tör  tft&v  xgayfiäxav  xkrjgovöfiov  vlo&txrf&tma  fioi  tbg  xgo- 

tigijxai.  'H  vlo&t6ta  xv[pfa  d]i66t] 

23.  ygatptloa  ....  x . g xgbg  xb  nag’  £x[a'ff]T0j  fifiStv  tlvai  fiovaxbv  xgbg 

dogidXtiav  x[ajl  ixtg{coTrj&ivxtg)  e>goXoytj(6afitv.) 

24. **’  **“'**  j4vgt][l]i[a  T]ttvg  J7aiJ<»[o]g  ^ xgoxtifiivxf  iffifirfv  xl/v  rlo- 

&i6([tt]v  xal  tväoxm  xal  »f l[0']o/ia[  i]  3r[ä]oi  Tofg 

25.  ^yy[fypa]/i/i(v[o](g  räg  jrpdxftraz.  AvgrjXiog  Ugoovg  /fovAöT[o]s  xto- 

fidgxag^^^^  6 :rpoxffftffvo]s 

26.  avx^  xal  tygaiia  {ixlg  avxijg  ygdfifiaxa  gij  tldlylrjg). 

(3.  **““*) ZiXßavbg  IIt\x]^6iog  6 xgoxti- 

27.  ftfvfog  ä]x[ojTfa]xttxög  i&igxfv  xijv  vlod-telav  xal  xagiArftpa  xrjv 

xaxg^v  adt[o]ü  xXxjgovogi'av 

28.  xa[l  gjTfxggiav  xal  tiidoxä  xal  xi'd'ogai  xä6i  xoig  iyytygaggtvoig 

cbg  xgöxtixai. 

4 (!)H»nd.  <PtAoffapä[»i]dog  ^ypa(qpij). 

Auf  dem  Verso  einzelne  nnleserlicbe  Schriftspuren. 

Der  Text  ist  bis  auf  wenige  Stellen  gut  erhalten,  und  auch  die 
vorhandenen  Lücken  lassen  sich  mit  Ausnahme  von  lin.  1 i.  f.,  11  pr. 
und  23,  zu  welchen  vielleicht  von  anderer  Seite  die  Ergänzung  vor- 
geschlagen werden  wird,  leicht  ansfüllen.  Er  ist  angeblich  geschrieben 
von  dem  Tabellionen  ^tAoffdpaxcg,  von  welchem  noch  ein  zweites  Stück 
der  hiesigen  Sammlung,  Inv.  N“  112,  ein  Schuldschein  aus  dem  J.  385, 
unterfertigt  ist;  indessen  habe  ich  mich  nicht  entschließen  können,  seine 
Unterschrift  als  „erste  Hand“  zu  bezeichnen,  weil  sie,  trotzdem  man 
bei  Namensunterschriften  mit  gewissen  Abänderungen  vom  gewöhnlichen 
Ductus  zu  rechnen  hat,  mir  doch  von  der  Schrift  des  Textes  zu  sehr  ab- 
zuweichen scheint.  Auch  zeigt  der  Augenschein,  daß  der  Text  von  Inv. 
N'^  112  von  einer  ganz  andern  Hand  herrührt  als  die  vorliegende  Ur- 
kunde, während  an  der  Identität  des  Philosarapis  bei  der  vollkommenen 
Übereinstimmung  der  beiden  Unterschriften  nicht  gezweifelt  werden 


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Ludwig  Mittels:  Adoptionsurknnde  vom  Jahre  381  n.  Chr.  175 

kann.‘)  In  einer  von  beiden  Urkunden  muß  also  der  Vermerk  'dt’  ifiov 
9iXo<Sa(f(ätidog  unwahr  sein.  Das  ist  aber  auch  nicht  im  min- 

desten verwunderlich  oder  tadelnswert,  da  weder  die  Natur  der  Sache 
noch  die  Gesetze  den  Tabellionen  verpflichten,  den  Text  seiner  Ur- 
kunden persönlich  zu  schreiben,  die  Zuziehung  von  Gehilfen  zu  dem 
mechanischen  Schreibgeschäft  vielmehr  ausdrücklich  als  zulässig  be- 
zeichnet wird  in  Nov.  Just.  73  c.  7,  1 : 'ixl  yäp  d^  tüv  in  ayoQ&g 
evvTatrofiivtov  av^ßoXaüov,  eintp  6 ev/ißoXiaoypix(pog  napeXd-ot  xul 
Hapxvpr'iOeie  fi6&’  5pxov,  tl  (liv  ov  dt’  iavxov  eypa^tv,  &XX&  dia  xivog 
xäv  vnovpyovvxmv  uvxm  . . wobei  außerdem  noch  zu  bedenken  ist, 
daß  die  uns  erhaltenen  Urkunden  zumeist  nur  ein  Mundura  darstelleu 
und  man  selbst  wenn  der  Tabellio  persönlich  die  Schede  geschrieben 
haben  soUte,  nicht  erwarten  kann,  daß  er  sie  auch  selbst  mundiert 
haben  wird.  Seine  Unterschrift  iypdtpn  ist  also  nicht  buchstäblich, 
sondern  im  juristischen  Sinn  so  zu  nehmen,  daß  die  Urkunde  in  seinem 
Bureau  und  unter  seiner  Verantwortimg  abgefaßt  worden  ist.  Es  wäre 
interessant,  die  vorhandenen  Tabellionenurkunden  einmal  auf  die  Hand- 
schrift hin  zu  prüfen;  diese  Seite  der  Sache  wird  regelmäßig  wenig 
beachtet. 

Zum  Text  ist  zu  bemerken: 

lin.  10.  iXXdx[xo]ytf  wahrscheinlicber  als  iXdxTU.  — iSsi^tj  für 
iderfirj;  idtlxo  kaim  ich  nicht  lesen,  und  es  würde  auch  mit  dem  vor- 
hergehenden Aorist  xuziXeul’iv  nicht  zu  vereinigen  sein. 

lin.  13.  [6^A]oyp[öftfv]  aiA[jjAotsJ  trifft  jedenfalls  den  Sinn  der 
Stelle,  aber  ich  betone,  daß  der  Raum  für  äXXtjXoig  etwas  eng  ist;  auch 
bin  ich  über  die  Buchstaben  all  keineswegs  ohne  Zweifel, 
lin.  18.  tfiuxt^a  verschrieben  für  i^ar^m. 
lin.  23.  i^da\x<p\  ixuxipp  ausgeschlossen, 
lin.  25.  L x(Dftdp2’iS- 

Die  Urkunde  enthält  einen  Adoptionsvertrag,  geschlossen  zwischen 
Aurelia  Teeys  und  ihrem  jüngeren  Sohn  Aurelios  Silbanos,  laut  dessen 
die  erstgenannte  als  väterliche  Großmutter  ihren  zehnjährigen  Enkel 
Paesis,  den  von  beiden  Eltemteilen  her  verwaisten  Sohn  ihres  vorver- 
storbenen  Sohnes  Papnuthios  an  Kindesstatt  übei^ibt.  Dieser  Vertrag 
ist  im  Sinne  des  für  die  Kontrahenten  nominell  geltenden  römischen 
Rechts  nicht  Adoption  im  engem  Sinn,  d.  h.  Übergabe  einer  Persona 
alieni  iuris  durch  den  Gewaltträger  in  die  Gewalt  eines  Adoptivvaters, 
sondern  er  ist  Adrogatio,  d.  h.  Annahme  an  Kindesstatt  einer  nicht 


1)  Uier  scheint  es  mir  denkbar,  daB  N"  112  von  Philosarapis  selbst  ge- 
schrieben ist. 


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176 


I.  Aufsätze 


unter  fremder  Patria  Potestas  stehenden  persona  sui  iuris;  denn  da  der 
Vater  des  Paesis  gestorben  und,  wie  nach  dem  ganzen  Vorgänge  klar 
ist,  auch  sein  väterlicher  Großvater  nicht  mehr  am  Leben  ist,  gilt  der 
zehnjährige  Knabe  selbst  als  „Paterfamilias“. 

Indessen  entspricht  der  Vorgang  weder  den  Vorschriften  der  Adro- 
gatio  noch  jenen  der  Adoptio.  Denn  erstere,  deren  Rechtsformen  hier 
die  eigentlich  gebotenen  sind,  vollzieht  sich  in  dieser  Periode  gemäß 
einem  Gesetz  von  Diokletian')  nur  auf  Grund  besonderen  kaiserlichen 
Reskripts  und  setzt  außerdem  noch  einen  rechtsformlichen  Vertrag  vor 
dem  (Prätor  oder)  Präses  provinciae  voraus®),  wogegen  allerdings  der 
Umstand,  daß  der  Arrogandus  noch  uumOndig  ist,  dem  Vorgang  nicht 
mehr  wie  in  der  republikanischen  Zeit  entgegensteht*),  wo  die  Adro- 
gatio  in  den  Komitien  geschah  und  darum  Komitialfähigkeit  des  Adro- 
gandus  voraussetzte.  Ebensowenig  sind  aber  auch  nur  die  leichteren 
Formen  der  Adoption  im  engem  Sinne,  d.  h.  der  Annahme  bezüglich 
einer  Persona  alieni  juris  (obwohl  diese  wie  gesagt  hier  schon  an  sich 
ungenügend  wären)  erfüllt;  denn  auch  diese  sind  viel  komplizierter  als 
unser  Hergang.  Genau  genommen  sind  nämlich  für  die.sen  Fall  auch 
jetzt  noch  die  'veteres  cireuitus’,  d.  h.  der  dreimalige  Verkauf  des 
Haussohnes  ins  Mancipium  mit  drauffolgender  Scheinvindikation  vor- 
geschrieben,  denn  erst  Justinian  hat  sie  aufgehoben  und  durch  einen 
Adoptionsvertrag  vor  der  kompetenten  Behörde  ersetzt*);  \ind  wenn 
man  auch  annimnit,  daß  dieser  vereinfachte  Vorgang  schon  lange  vor 
seiner  Zeit  der  praktisch  übliche  und  gewohnheitsrechtlich  geduldete 
war  (s.  u.),  so  ist  unsere  Urkunde  auch  dieser  erleichterten  Praxis 
nicht  konform,  da  sie  von  behördlicher  Bestätigung  keine  Spur 
aufweist. 

Denn  daran  wird  man  für  keinen  FaU  denken  dürfen,  daß  sie  nur  als 
Entwurf  für  eine  sj)ätere  gerichtliche  Protokollierung  aufzufassen  ist.  Das 
römische  Recht  kennt  — ebenso  wie  das  moderne  — keine  Beurkundung 
in  dem  Sinne,  daß  der  zu  beurkundende  Akt  von  den  Parteien  privat 
errichtet  und  dann  der  Behörde  bloß  zur  Beifügung  ihrer  Zustiinmungs- 
erklärung  überreicht  würde;  das  würde  allen  Begriffen  der  Beurkun- 
dung widerstreiten;  diese  verlangt  vielmehr  jedenfalls  das  Erscheinen  der 
Parteien  vor  der  Urkundsbehörde.*)  Wenn  in  ägyptischen  privatschrift- 
lichen V^erträgen  die  drjfiooCaaig  als  eine  Überreichung  der  vollzogenen 

1)  Dioclet.  et  Maxim.  C.  J.  8,  47,  2,  1 und  6 (a°  293). 

2)  Dioclet.  et  Maxim.  C.  J.  cit.  2,  1. 

3)  c.  2 cit.  i>r.  4)  C.  J.  8.  47,  11. 

5)  Wieweit  hierbei  Stellvertretung  für  die  Parteien  zulässig  ist,  bildet  eine 
Frage  für  sieb. 


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Ladwig  Mitteis;  Adoptionsnrkunde  vom  Jahre  381  n.  Chr,  177 

Urkunde  an  die  Behörde  oft  genannt  wird,  so  ist  das  etwas  ganz  anderes 
als  Beurkundung,  nämlich  Registrierung  der  Urkunde;  diese  kann  nach 
Landesrecht  für  die  gerichtliche  Anerkennung*)  der  Urkunde  erforder- 
lich sein  nach  dem  von  den  Ptolemäern  eingeführten  Grundsatz:  rä  fii) 
ävaytyQunftivtt  {atyvxxia)  avfißöüaia  Sxvpa  elvai,  aber  den  Formvor- 
schriften, welche  das  Reichsrecht  aufstellt,  entspricht  diese  Registrierung 
niemals.  Gerade  für  die  Adoption  hat  die  obzitierte  justinianische  Ver- 
ordnung das  Erfordernis  der  Parteiennnwesenheit  vor  Gericht  ganz  be- 
sonders betont,  'apnd  competentem  iudicem  manifestare  praesente  et  eo 
qni  adoptatur  . . . nec  non  eo  qui  eum  adoptet’.  Übrigens  reicht  auch 
ein  Blick  auf  unsere  Urkunde  hin,  jeden  Gedanken  an  einen  bloßen 
bestätigungsbedürftigen  Entwurf  auszuschließen;  es  fehlt  jeder  Hinweis 
darauf,  daß  die  Parteien  noch  eine  Konfirmation  ihres  Abkommens  ge- 
wärtigen, während  sonst  das  'eidoxd  rg  iaofitv^  öij^oaidbasi’  sich  findet; 
das  Vermögen  des  Arrogierten  ist  dem  Adrogator  schon  ausgefolgt 
worden;  die  vlo9t6ia  wird  als  xvgia  bezeichnet  und  jedem  der  Kon- 
trahenten ein  Exemplar  ausgehändigt,  und  endlich:  der  Akt  ist  auch 
sonst  noch  zu  fehlerhaft,  um  einer  römischen  Behörde  vorgelegt  werden 
zu  können. 

Es  besteht  nämlich,  wenn  ein  Pupillus  sui  iuris  adrogiert  werden 
soll,  seit  Antoninus  Pius  die  bekannte  Vorschrift,  daß  der  pater  adro- 
gator demselben  für  die  sog.  Quarta  Divi  Pii  Kaution  stellen  muß, 
d.  h.  dafür,  daß  er  ihm  bei  seinem  Tode  oder  im  Falle  der  Eman- 
zipation schon  in  diesem  Zeitpunkt  den  vierten  Teil  seines  Vermögens 
zuwenden  wird.  Atich  dieses  ist  hier  unterblieben;  denn  wenn  auch 
Silbanos  den  Paesis  als  seinen  künftigen  Erben  bezeichnet  (dar.  unten), 
so  fehlt  doch  jede  Garantie  dieser  Zusage.  Wollte  man  dieselbe  im 
Pflichtteilsrecht  des  Paesis  suchen  (wobei  noch  die  Möglichkeit  bliebe, 
daß  dieser  Pflichtteil  durch  die  Geburt  leiblicher  Erben  des  Adoptiv- 
vaters verringert  würde),  so  wäre  der  Emanzipationsfall  noch  ganz 
übergangen  — kurz  es  ist  klar,  daß  dieser  Akt,  abgesehen  von  seiner 
formellen  Unzulänglichkeit,  auch  inhaltlich  der  Kritik  vom  reichsrecht- 
lichen Standpunkt  keinen  Stand  hält. 

So  bleibt  denn  nichts  übrig,  als  auf  diesen  Standpunkt  zu  ver- 


1)  Ich  sage  ausdrücklich  „gerichtliche  Anerkennung“,  nicht  Giltigkeit.  Der 
Sinn  dieses  von  den  Bearbeitern  der  bezüglichen  Fragen  häufig  übersehenen  Unter- 
schieds ist  einfach  dieser.  Das  akußdlaiov  )ii)  &vayiyfaii(idvop  ist  keinesfalls 
nichtig  in  dem  Sinn,  wie  etwa  heute  ein  der  erforderlichen  Form  entbehrender 
Vertrag;  vielmehr  kann  eine  solche  Urkunde  jederzeit  von  jeder  der  Parteien  da- 
durch zur  vollen  Rechtskraft  erhoben  werden,  daB  sie  (sei  es  auch  nur  einseitig 
von  einer  Partei)  zur  Registrierung  gebracht  wird. 


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178 


L Aufsätze 


zichten  und  anzunehmen,  daß  wir  hier  eine  Erscheinung  dessen  vor 
uns  haben,  was  man  gegenwärtig  auch  unter  der  Herrschaft  des  römi- 
schen Rechts  in  den  Provinzen  zu  finden  sich  nicht  mehr  wundert, 
nämlich  des  Volksrechts,  und  wir  besitzen  aus  der  Zeit  nach  der  Verall- 
gemeinerung des  römischen  Bürgerrechts  vielleicht  noch  kein  Dokument, 
welches  die  weitgehende  Uleichgültigkeit  der  Provinzialbevölkerung 
gegen  die  offizieUen  Vorschriften  so  deutlich  illustrieren  und  das  im 
„Heichsrecht  und  Volksrecht“  Gesagte  so  merkwürdig  bestätigen  würde 
wie  dieses.  Denn  die  SklavenfreUassnng  vom  Jahre  354  bei  Young 
(Hieroglyph.  tab.  XLVI)'),  obwohl  sie  mit  ihrem  &(fixivai  iXev^igovs 
vxb  yfjv  xal  ovQttvöv  deutlich  an  volksreligiöse  Vorstellungsweise  an- 
klingt, kann  doch  vom  römischen  Standpunkt  als  haltbare  Manumissio 
per  epistolam  gefußt  werden  und  ist  darum  viel  weniger  heterogen  und 
regelwidrig  als  dieser  Adoptionsakt. 

Dennoch  ist  auch  dieser  nicht  so  beispieUos,  als  es  auf  den  ersten 
Blick  den  Anschein  hat.  Auch  in  unserm  Fall  bewährt  sich  der  Satz 
(Reichsrecht  11),  daß  die  diokletianischen  Reskripte,  die  bekanntlich 
sämtlich  dem  Orient  angehöreu,  ein  lehrreiches  BUd  des  dortigen  Rechts- 
lebens darbieten.  Ist  es  nicht  wie  ein  Spiegelbild  unserer  Urkunde, 
wenn  in  C.  J.  8,  47,  4 Diokletian  reskribiert:  'Adoptio  non  tabtdis,  licet 
per  tabellionem  conßciendis  sed  soUemni  iuris  ordine  apud  praesidem 
solet  copulari'l  Auch  c.  ü eod.  wird  man  heranziehen  dürfen,  wo  es 
heißt  (Diokl.):  * Adrogationes  eonun  qui  sui  iuris  sunt  nec  in  regia  tirbe 
nec  in  provinciis  nisi  ex  rescripto  principnli  fieri  possunf. 

Unzweifelhaft  hat  es  also  in  der  nachklassischen  Zeit  viele  im 
Besitz  des  Bürgerrechts  befindliche  Leute  gegeben,  die  sich  in  der 
Frage  der  Adoption  — und  gewiß  auch  Ln  vielen  andern  — blutwenig 
um  die  lateinischen  Gesetze  gekümmert  haben,  sondern  selbst  bei  diesem 
den  ganzen  Personenstand  erfassenden  Rechtsgeschäft  sich  genug  getan 
zu  haben  glaubten,  wenn  sie  zum  Schreiber  auf  den  Markt  gingen; 
und  ebenso  sehen  wir,  daß  es  solcher  Urkundenschreiber  überall  ge- 
geben hat,  welche,  ohne  sich  über  die  RechtsgUltigkeit  ihres  Operats 
Skrupel  zu  machen,  die  bezüglichen  Urkunden  aufsetzten.  Fraglich 
kann  es  dabei  sein,  auf  welche  Wurzel  die  in  unserer  Urkimde  sich 
offenbarende  Rechtsgewohnheit  zurückgeht.  Man  kann  an  national- 
ägyptisches  Recht  denken,  zumal  die  Parteien  Ägypter  sind,  aber  auch 
au  hellenistisches;  denn  wenn  auch  das  klassisch-griechische  Recht 
sicher  überall  bestimmte  Formen  der  Adoption  verlangt  hat  (Zustim- 
mung der  Phratrie  u.  dgl.)’),  mögen  diese  wohl  zur  Zeit  dieses  Ver- 

1)  = Curtius  ÄQVcd.  Delph.  p.  84;  vgl.  Reichsrecht  376  n.  6. 

2)  Vgl.  Meicr-Schömann-Lipsins  Att.  Proz.  Ö48sp.;  Gortyn  10,  84  f. 


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Ladwig  Uitteii;  Adoptionsurkande  vom  Jahre  881  n.  Chr. 


179 


tragos  abgestorben  gewesen  sein.  Ansgescblossen  scheint  mir  dag;egen, 
an  eine  allgemeine,  d.  h.  auch  die  nationalrömische  Beyölkerung  jener 
Zeit  umfassende  Sitte  zu  denken,  welche  das  Adoptionsgeschäft  so  ein- 
fach abgemacht  hätte,  also  an  dasjenige,  was  man  ,p^misches  Vulgar- 
recht“ nennt.  Daß  dieses  einen  solchen  Grad  von  Verwilderung  — 
denn  so  mflßte  man  die  Erscheinung  in  den  lateinischen  Rechtsgebieten 
bezeichnen  — erreicht  hätte,  halte  ich  für  ausgeschlossen.  Ein  Zeugnis 
dafür,  daß  eine  allgemeine  Sitte  derart  nicht  bestand,  liefert  für  die  der 
Adoption  formrerwandte  Emanzipation  vielleicht')  das  syrische  Rechts- 
buch, welches  (L  3 u.  CoroU.)  zwar  auch  gegen  die  Vorschrift  der  vor- 
justinianischen  Zeit')  die  Emanzipation  durch  Ausstellung  eines  Frei- 
briefs (also  ohne  Scheinemanzipation  und  -Vindikation)  geschehen  läßt, 
doch  aber  voraussetzt,  daß  dieser  Brief  „vor  dem  Richter“  geschrieben 
wird.  Wenn  diese  Quelle,  die  gewiß  nicht  dem  Vorwurf  übermäßiger 
Klassizität  ausgesetzt  ist,  die  einfache  Privatschriftlichkeit  hier  nicht 
kennt,  sondern  richterliche  Berurkundung  verlangt,  kann  erstere  sicher 
nicht  als  allgemeines  Vulgarrecht  prädiziert  werden.  — Das  Wahr- 
scheinlichste ist,  daß  die  Adoption  in  unserem  Fall  dem  griechischen 
Schema  folgt,  wofür  die  scheinbar  technische  Verwendung  des  Aus- 
drucks vlo'&caür  spricht. 

Wohl  aber  erhält  der  Umstand,  daß  das  syrische  Rechtsbnch  — 
immer  voijustinianische  Provenienz  wenigstens  der  Londoner  Handschrift 
vorausgesetzt  (Anm.  1)  — statt  der  Scheinemanzipationen  den  erst  von 
Justinian  legalisierten  Freibrief  ruhig  voraussetzt,  durch  den  Leipziger 
Papyrus  seine  Erläuterung.  Die  Vermutung  von  Bruns,  daß  die  Um- 
gehung der  altrömischen  Form  durch  schriftliche  Verträge  sich  schon 
lange  vor  Justinian  eingebürgert  haben  muß,  einleuchtend  wie  sie  an 
sich  ist,  wird  nunmehr  dokumentarisch  erhärtet.  Das  einzige  Bedenken, 
das  bestehen  bleibt,  liegt  etwa  noch  darin,  daß  die  Praxis  der  „Briefe 
vor  dem  Richtet^'  eine  Mitwirkung  des  letzteren  zu  der  illegalen  Form 
voraussetzt,  ein  Bedenken,  das  im  Fall  unseres  Papyrus  freilich  nicht 
besteht.  Aber  als  imüberwindlich  wird  dasselbe  nicht  angesehen  werden 
können. 

Es  erübrigt  noch,  die  Frage  nach  der  Rechtswirkung  derartiger 
Adoptionen  wie  die  vorliegende  aufruwerfen.  Auf  den  ersten  Blick 
erscheint  sie  müßig  und  einfach  abzutuu  durch  den  Hinweis  auf  die 

1)  Vielleicht:  nämlich  wenn  nicht  etwa  (gegen  meine  eigene  bUherige  An- 
nahme [Reicherecht  292])  sämtliche  Hae.  desselben  d.h.  einschliefilicb  der  Londoner 
nachinstinianisch  sind;  in  letzterem  Fall  könnte  man  die  entscheidenden  Para- 
graphen als  Wiedergabe  der  justinianischen  FrotokoUierungsvorscbriit  ansehn. 

2)  Vgl.  Bruna  ad  h.  1. 

ArohlT  (.  Pspyratfonchnns  UI.  S.  18 


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180 


1.  Aufsätze 


ausgesprochene  Unwirksamkeit  der  Adoption  (C.  J.  8,  47,  4);  man  mag 
dann  die  Yerbindungskraft  derartiger  Zusagen  dem  Gewissen  der  Be- 
teiligten fiberlassen  und  sich  damit  trösten,  dafi  der  junge  Paesis  von 
seinem  Oheim,  wenn  auch  ohne  gesetzliche  Bestätigung,  doch  als  Kind 
gehalten  worden  sein  mag.  Indessen  mit  dieser  negativen  Kritik  wfirde 
der  juristische  Sinn  wie  der  historische  Wert  der  Urkunde  nicht  ge- 
nügend gewürdigt  sein.  Die  Sache  liegt  nicht  so  einfach,  und  ihre 
Betrachtung  führt  uns  tiefer. 

Man  wfirde  nämlich  von  vornherein  sich  auf  einen  schiefen  Weg 
begeben,  wollte  man  den  Vertrag  der  Teeys  und  des  Silbanos  mit 
römischem  Maßstab  messen.  Die  römische  Adoptionsform  ist  bestimmt 
und  berechnet  zur  Begründung  der  väterlichen  Gewalt  im  Sinne  des 
lateinischen  Rechts.  Nun  ist  auf  der  Hand  liegend,  daß  unsere  Agjpto- 
romanen  sowie  von  der  römischen  Adoptionsform,  so  auch  von  der 
väterlichen  Gewalt  gar  keine  Yorstellnng  haben,  vielmehr  etwas  ganz 
anderes  im  Sinne  führen.  Was  dieses  ist,  ergibt  sich  aus  den  einzelnen 
Stipulationen  des  Kontrakts;  es  wird  bezweckt: 

1)  Das  Adoptivkind  soll  vom  Adoptivvater  anständig  gleich  einem 

ehelichen  aufgezogen  werden  (lin.  12:  jrpös  tö  dvvu69ui  ivurgi- 
(pia&at  fvysväs  x«l  yvtjtjCag-,  lin.  18:  ovjug  xal  Iftuzita 

tvytväg  xal  yinjacag  ibg  vlöv  yvijöiov  xal  tpvaixöv)-,  Ernährung 
und  Bekleidung  werden  dabei  besonders  genannt. 

2)  Der  Adoptivvater  übernimmt  das  Kindesvermögen  zur  getreuen 
Verwaltung  und  verpflichtet  sich  dasselbe  bei  erlangter  Voll- 
jährigkeit des  Kindes  zurfickzustellen  (lin.  14 — 15;  lin.  19 — 21; 

rä  iiE  Tovta  dia<pvld^ai  xal  dxoxaiaOtijaat  tcvTÖ  iv  ylcxt^ 
ytva(uva  ftetd  xalijg  nlottmg). 

3)  Das  Kind  soll  Erbe  des  Adoptivvaters  werden. 

Es  ist  nun  klar,  daß  es  sich  hier  um  ganz  andere  Dinge  handelt 
als  eine  Begründung  einer  patria  potestas.  Von  solcher  ist  gar  nicht 
die  Rede;  nirgends  wird  von  einer  zu  begründenden  Berechtigung  des 
Silbanos  an  der  Person  des  Paesis  gesprochen,  vielmehr  ist  es  durchaus 
nur  das  Moment  seiner  Verpflichtung  und  der  Rechte  des  Paesis, 
welches  aus  der  Urkunde  hervorleuchtet.  Wenn  man  das  väterliche 
Gewalt  nennen  wollte,  wäre  es  eine  solche  nur  im  Sinne  des  modernen 
Rechts,  ein  Erziehungsrecht,  welches  nur  die  äußere  Schale  für  die 
Erziehungspflicht  ist:  von  jus  vitae  ac  necis  keine  Rede.  Für  diesen 
unrömischen  Charakter  des  Verhältnisses  ist  es  denn  der  deutlichste 
Ausdruck,  daß  dasselbe  nicht  für  die  ganze  Lebensdauer  des  Vaters, 
sondern  nur  bis  zu  dem  Zeitpunkt  bestehn  soll,  wo  das  Kind  die 
ijhxla  erlangt  haben  wird.  Demgemäß  läßt  sich  auch  sehr  zweifeln, 


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Ludwig  Mittels:  Adoptionsnrknnde  vom  Jahre  381  n.  Chr. 


181 


ob  Silbanos  durch  die  Übernahme  des  KindesTermögens  zeitweiliger 
Eigentümer  desselben  wird;  denkbar  ist  für  den  Romanisten  ein  solches 
prorisorisches  Eigentum  ohne  Zweifel  und  findet  sein  Analogon  an 
dem  ehemännlicben  Dotaleigentum;  aber  im  Sinne  dieser  Kontrahenten 
lag  wahrscheinlich  nur  ein  YerwahrungSTerhältnis,  das  juristisch  als 
bloße  Detention  zu  qualifizieren  war. 

Es  scheint  mir  nun  sicher,  daß  wenigstens  dieser  Teil  des  Ver- 
trags trotz  der  mangelnden  Adoptionsform  durchaus  klagbar  gewesen 
wäre.  Da  bekanntlich  ein  yerständiger  Richter  auch  an  einem  in  der 
zunächst  beabsichtigen  Gestalt  wegen  Formmangels  ungültigen  Ver- 
trag zu  halten  sucht,  was  sich  halten  läßt,  konnte  man  durch  'conyersio 
actus  iuridici’  den  in  unserer  Urkunde  liegenden  Ziehvertrag  zweifels- 
ohne trotz  ihrer  Formlosigkeit  zur  Geltung  bringen.  Ein  ungegrfln- 
detes  Bedenken  wäre  es  dabei,  den  Ziehvertrag  für  ein  Schenkungs- 
versprechen an  das  Kind  anzusehn  und  wiederum  wegen  Formmangel  — 
denn  allerdings  unterliegen  zu  dieser  Zeit  auch  die  Schenkungen  des 
Oheims  an  den  Neffen  der  Verpflichtung  zur  Beobachtung  der  feier- 
lichen Schenkungsform*)  — zu  annullieren;  denn  es  liegt  keine  Ver- 
mögensschenkung vor.  Vielmehr  wird  ja  dem  Silbanos  das  Vermögen 
des  Poesis  ausgeantwortet,  und  vollzieht  er  die  Alimentation  wenigstens 
in  erster  Linie  aus  den  Ertragnissen  dieses  Vermögens,  so  daß  ihm 
mehr  eine  faktische  Mühewaltung  als  ein  pekuniärer  Aufwand  obliegt. 
Dieses  Verhältnis  aber  ließ  sich  sehr  wohl  nicht  bloß  als  Mandat, 
sondern  auch  als  Innominatkontrakt  nach  dem  Schema  'facio  ut  facias’  ’) 
konstruieren  und  mit  der  a°  praescriptis  verbis  schützen. 

Bedenklicher  steht  es  um  jenen  Teil  des  Vertrags,  welcher  dem 
Kind  die  Erbschaft  des  Adoptivvaters  zusichert.  Zunächst  ist  die  Mei- 
nung der  Kontrahenten  zu  ermitteln.  Dieselbe  könnte  gefaßt  werden 
als  gerichtet  auf  Abschluß  eines  Erbvertrags,  wie  solche  in  C.  J.  2,  3, 
15  u.  Ut;  5,  14,  5;  8,  38,  4 erwähnt  werden;  aber  das  träfe  nicht  das 
Richtige.  Der  Gedankengang  der  Beteiligten  ist  vielmehr  dieser,  daß 
Paesis  ein  Kindes-  also  In  testaterbrecht  erlangen  soU;  gerade  das  ist 
eine  Hauptwirkung  der  'vloffföt'«’.  Von  einem  Erbvertrag  im  gewöhn- 
lichen Sinne  unterscheidet  sich  das  vor  aUem  dadurch,  daß  dieser  dem 
ITertragserben  einen  quotativ  gesicherten  Anspruch,  sei  es  nun  auf  die 
ganze  Erbschaft  (das  würde  nach  dem  Wortlaut  hier  der  Fall  sein)  oder 
die  sonst  verabredete  Erbquote  gibt.  In  unserm  Falle  dagegen  kann 


1)  S.  Coastantin  C.  Th.  8,  13,  5 and  7. 

3)  Nicht:  'do  ut  faciaa’  — denn  wie  oben  gesa^,  wird  ja  Silbanos  nicht 
Eigentümer,  sondern  nur  Detentor  des  EindesvermOgena. 

!»• 


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182 


l.  AufaUtze 


nicht  angenommen  werden,  daß  Silbanos  stillschweigend  ein  Gelübde 
der  Ehelosigkeit  ablegt;  wenn  er,  der  gegenwärtig  offenbar  kinderlos 
ist,  später  eigene  eheliche  Kinder  erhält,  maß  Paesis  offenbar  sich  die 
Konknrrenz  dieser  gefallen  lassen.  Wahrscheinlich  geschieht  es  gerade 
darum,  daß  ihm  die  Stellung  eines  vlbg  xf/atöroxog  (lin.  15 — 16)  zu- 
gesichert wird;  in  letzterem  liegt  vielleicht  eine  Keminiszenz  oder  ein 
Hinweis  auf  ein  in  Ägypten  bekanntes  Erstgeburtsrecht,  eben  darum 
aber  wohl  auch  die  Anerkennung  dessen,  daß  Paesis  nicht  notwendig 
Universalerbe  sein  wird.  — Fraglich  bleibt  es,  inwieweit  es  dem  Silbanos 
freigestellt  blieb  durch  Testamentserrichtung  oder  nachträgliche  Eman- 
zipation die  Ansprüche  des  Paesis  aufzuheben  oder  zu  verkürzen.  Wir 
sind  über  das  hellenistische  Adoptionsrecht  sehr  unzulänglich  unter- 
richtet; aus  verstreuten  Nachrichten,  welche  ich  Reichsrecht  213 — 215 
zusamraengestellt  habe,  läßt  sich  aber  wenigstens  soviel  schließen,  daß 
das  Adoptivkind  zwar  vielleicht  nachträglich  wieder  emanzipiert  werden 
konnte,  aber  dann  doch  für  sein  entgangenes  Erbrecht  entschädigt 
werden  mußte,  und  demgemäß  kann  es  auch  nicht  zugelassen  worden 
sein,  daß  demselben  seine  Erbansprüche  durch  Testament  ohne  Eman- 
zipation gänzlich  entzogen  wurden,  irgend  einen  Pflichtteil  muß  es 
vielmehr  auf  alle  Fälle  bekommen  haben. 

Sicher  ist  nun  freilich,  daß  dieser  Teil  des  Vertrags  rechtlich 
wirkungslos  war;  denn  das  römische  Recht  kennt  weder  ein  pactum 
successorium,  noch  auch  ist,  wie  oben  gesagt,  die  Adoption  als  solche 
gültig.  Wie  daher  von  seinem  Standpunkte  aus  die  Sachlage  zu  be- 
urteilen war,  zeigt  sich  in  der  einzigen*)  Stelle,  in  welcher  das  Ver- 
hältnis dort  eingehend  erörtert  wird.*)  Dieselbe  unterscheidet  zwi- 

1)  Eine  gelegentliche  Erwähnung  in  C.  J.  7,  1,  17. 

2)  D.  46,  1, 132  pr.  PauUu  1. 15  quaestionum : Quidam  cum  filium  alienum  susci- 
peret,  tradenti  promiserat  certam  pecurtiae  quantitatem,  si  eum  aliter  guurn  ut  filium 
observasset.  Quaero,  si  poslmodum  domo  eum  propulerit  vel  moriens  nHiil  ei  testa- 
mento  reliquerit.  an  stipulatio  committetur,  et  quid  intersit,  utrum  filius  an  alumnus 
vel  cognatus  agentis  fuerit.  Praeterea  quaero,  si  filium  suum  quis  legitime  in 
adoptionem  dederit  et  Ua,  ut  supra  scriidum  est,  stipulatio  intercesserit  eumque  pater 
adoptivus  exheredaverit  vel  emancipaveril,  an  stipulatio  committatur.  respondi:  stipu- 
latio utilis  est  in  utroque  casu:  igitur,  si  contra  conventionem  factum  sit,  committetur 
stipulatio.  sed  videamus  primum  in  eo,  qui  legitime  adoptavit,  an  possit  committi, 
W et4in  exheredaverit  vel  emnncijiaverit:  haec  enim  pater  circa  filium  solet  facere: 
igitur  non  aliter  eum  quam  ut  filium  observavit.  ergo  exheredatus  de  inofficioso 
agat.  quid  ergo  dicemus,  si  et  meruit  exheredari?  emancipatus  plane  et  hoc  reine- 
dio  carebit.  quare  sic  debuit  interponi  stipulatio,  ut,  si  eum  emancipasset  vel  ex- 
heredasset,  certum  quid  promitteret.  quo  tarnen  casu  commissa  stipulatione  potest 
qu/ieri,  an  exheredato  permittendum  esset  dicere  de  inofficioso?  maxime,  si  patri 
naturali  heres  extitisset,  an  ncto  deneganda  est  ex  stipulatu  actio?  sed  si  eo,  qui 


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Ludwig  Mitteis;  Adoptionsurkoode  vom  Jahre  381  n.  Chr. 


183 


sehen  der  rechtsgültigen  Adoption  und  der  Annahme  eines  bloßen  Pflege- 
kindes. Für  den  letzteren  Fall  betont  sie  ausdrücklich,  daß  das  Pflege- 
kind 'extraneus’  bleibt,  also  gai'  kein  Erbrecht  erwirbt,  nur  scheint 
die  freilich  ziemlich  verworren  gefaßte  oder  vielmehr  verworren  über- 
lieferte Auseinandersetzung,  bei  der  noch  dazu  der  Schluß  (von  dicit 
supervaeuo  an)  ersichtlich  verstümmelt  imd  unverständlich  ist,  auch 
bei  dem  bloßen  AInmnatsverhältnis  eine  Strafstipulation  auf  eine  be- 
stimmte Geldsumme  für  den  Fall  des  ’aliter  quam  ut  filium  observarc' 
für  zulässig  zu  halten;  aber  abgesehen  davon,  daß  dies  mit  der  son- 
stigen Ablehnung  der  Erbverträge  im  römischen  Recht  nicht  gut  zu 
vereinbaren*)  imd  darum  wahrscheinlich  nur  ein  durch  die  üble  Über- 
lieferung oder  gar  Interpolation  der  Stelle  erzeugter  trügerischer  An- 
schein ist,  wäre  jedenfalls  eine  Stipulation  auf  eine  bestimmte  Pönal- 
summe gefordert,  an  welcher  es  hier  jedenfalls  fehlt,  und  man  kommt 
darum  doch  nur  darauf  zurück,  daß  vom  Standpunkt  des  Reichsrechts 
dieser  Teil  des  Vertrags  wirkimgslos  war. 

Das  Resultat  ist  also,  daß  der  Vertrag  keinesfalls  gänzlich  unwirk- 
sam ist,  sondern  man  zwischen  seinem  gültigen  Teil  — der  Übernahme 
einer  Pflegschaft  — imd  einem  imgültigen,  den  erb  rechtlichen  Stipu- 
lationen unterscheiden  muß. 

Sehr  klar  läßt  aber  imser  Kontrakt  ims  die  Gründe  ersehen,  welche 
für  Justinian  bestimmend  waren,  als  er  den  Gegensatz  von  adoptio 
plena  und  minus  plena  geschafien  hat.  Die  letztere  bedeutet  bekanut- 
lich,  daß  die  Adoption,  die  nicht  etwa  zu  Händen  eines  leiblichen 
Aszendenten  dos  Kindes  erfolgt,  nicht  mehr  die  patria  potestas  erzeugt, 
sondern  lediglich  dem  Kinde  das  Intestaterbrecht  gegen  den  Adoptiv- 
vater verschafft.  Jetzt  sehen  wir,  wenn  wir  unseren  Papyrus  als 
typisch  betrachten  dürfen,  daß  dieser  Gedanke  gerade  für  die  helleni- 
stischen Untertanen  Justinians  kein  neuer  war,  sondern  nur  demjenigen 
entsprach,  was  diese  mit  der  Adoption  zu  bezwecken  pflegten. 

Soviel  über  den  Inhalt  des  Stückes  im  allgemeinen.  Im  beson- 
dem  wäre  noch  manches  zu  besprechen.  Insbesondere  ist  die  Stellung 
der  Großmutter  sehr  eigentümlich:  kraft  welchen  Rechts  ist  sie  in  der 


stipulatm  est,  non  debuit  denegari  victo  ßio,  nee  ipsi  deneganda  erit  debitae  pe- 
cuniae  extecutio.  in  eo  auUm,  gui  non  adoplavH,  quem  intelkctum  habeat  baec 
coticeptio  'ei  eum  aliter  quam  ut  fdium  obeervaeect’ , non  prospicio;  an  et  hic  exigi- 
mus  exheredationem  vel  emaneipationem,  res  in  extraneo  ineptas?  sed  si  is,  gut  legi- 
time adoptavit,  nihil  facit  contra  verba  stipulationis,  cum  utitur  patrio  iure  in 
eo,  qui  haec  non  feeit,  dicit  supervaeuo;  dici  tarnen  poterit  commissam  esse  stipu- 
lationem. 

1)  D.  46,  1,  61;  17,  2,  52,  9;  28,  6,  2,  2;  C.  J.  8,  88,  4. 


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184 


I.  Aufsätze 


Lage,  über  die  Person  des  Unmündigen  zu  verfügen?  Eine  grofimfitter- 
liche  Gewalt  hat  es  natürlich  bei  den  Römern  nie  gegeben;  aber  auch 
die  Vormundschaft,  welche  übrigens  eine  Legitimation  zu  dieser  Ver- 
fügung nicht  in  sich  schließen  würde,  ist  der  Großmutter  gänzlich 
verschlossen;  selbst  der  Mutter  ist  sie  erst  neun  Jahre  nach  unserm 
Kontrakt  (a®  390,  Valentinian  II.  C.  Th.  3,  17,  4 = C.  J.  5,  35,  2)  und 
nur  unter  der  (hier  auch  wieder  fehlenden)  Voraussetzung  des  Ab- 
handenseins  männlicher  Verwandter  zugänglich  gemacht  worden.  Auch 
an  das  griechische  Recht  läßt  sich  hier  nicht  g;ut  denken;  wie  soll 
eine  Frau,  die  selbst  eines  xv^ico;  bedarf,  die  Vormundschaft  über 
andere  führen  können?  In  unserm  Falle  ist  freilich  noch  dem  Um- 
stand Rechnung  zu  tragen,  daß  die  Adoption  vom  Vater  des  Paesis 
gewünscht  worden  war,  vermutlich  sogar  in  einer  letztwilligen  Ver- 
fügung; aber  auch  von  dieser  Tatsache  vermögen  wir  die  juristische 
Tragweite  nur  negativ  zu  bestimmen,  dahin,  daß  das  nach  römischem 
Recht  eine  formell  wirkimgslose,  höchstens  bei  der  Frage  der  kaiser- 
lichen Genehmigung  des  Arrogationsaktes  zu  berücksichtigende  Sache 
war.  Auch  hier  stehen  wir  vor  Rätseln. 

Leipzig.  Ladwig  Mittels. 


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Ein  NOMOC  TeAflNiKOC  ans  der  Kaiserzeit. 

Grenfell  und  Hunt  haben  als  P.  Oxy.  I 36  die  Reste  von  zwei 
Kolumnen  ans  dem  n/III.  Jahrhundert  n.  Chr.  herausgegeben,  die  sie 
mit  Recht  als  extracts  from  customs  regtdaÜons  erklärten.  Die  diesen 
beiden  vorhergehende  erste  Kolumne,  die  nach  ihrer  Angabe  nur  accormts 
enthält,  haben  sie  nicht  mit  publiziert.  Als  ich  im  Sommer  1903  in 
der  Bodleian  Library  zu  Oxford,  in  der  dieser  Papyrus  mit  der  Signatur 
Bo<n.  Mss.  Gr.  dass.  d.  60  (P)  bewahrt  wird,  die  erste  Kolumne  ge- 
nauer prüfte,  ergab  sich  mir,  daß  sie  die  Reste  eines  Zolltarifs  ent- 
hielt. Mit  gütiger  Erlaubnis  des  Vorstehers  der  Bodleian  Library, 
Mr.  Nicholson,  der  wie  auch  schon  früher  meine  Studien  freundlichst 
förderte,  teile  ich  den  Text  hier  mit  und  füge  zugleich  die  schon  von 
Grenfell-Hunt  edierten  Kolumnen  II  und  HI  bei.') 

1.  Der  Text. 

Von  jeder  der  drei  Kolumnen  ist  nur  der  untere  Teil,  vieUeicht 
kaum  die  Hälfte  des  ursprünglichen  Textes  erhalten.  Die  Fasern  des 
Papyrus  könnten  an  einigen  Stellen  noch  besser  geordnet  und  geglättet 

1)  Sonst  habe  ich  nur  weni^  von  den  Oxyrhyncbos-Papyri  verglichen.  In 
P.  Oxy.  I 62  Verso  2 las  ich  ]trov  vor  Sifa.  In  Z.  16  4i]  = statt  i(a. 

Den  Titel  in  1/2  ergänze  ich  danach;  (ix«TO»rde)z(»ie)  M.  [#«o(t>)? 

T]{tov  oder  auch  bloß  [T]hov  (vgl.  BGÜ  979,  5:  oim&r  [T^iroe).  In  letzterem 
Falle  würde  ich  annehmen,  daß  die  Zeile  (im  Präskript)  etwas  nach  rechts  ein- 
gcrückt  war.  Danach  stand  dieser  Centurio  über  den  Gütern  des  Titus.  Vgl.  P. 
Lond.  n S.  127  n.  195,  wo  Tißtfiov  Kaiaapof  Ztßanrov  wohl  nicht  von  einer  Jahres- 
datierung abhängt,  sondern  zu  dem  Namen  der  in  Z.  1 genannten  »njefas  gehört 
Vor  allem  aber  sehe  ich  eine  Stütze  für  meine  Ergänzung  in  P.  Lond.  II  S.  2R7, 
wo  ein  ivitf((ncos)  dcanoriK^äv)  xrijatov  den  praefectus  castrorum  Abinaeus 
aufibrdert,  zur  Eintreibung  der  giuxoTtxär  xavovov  Soldaten  zu  schicken.  Ebenso 
schickt  unser  Centurio  einen  stationarius  für  die  i/tßaltj.  Auch  er  mag  unter 
einem  ixitfoxog  (procurator)  KTtjtsaiv  gestanden  haben.  Schon  Mommsen  hat  im 
Stiaiiecht  S.  312  bemerkt,  daß  der  praef.  castrorum  im  IV.  Jahrh.  die  Stellung  ein- 
nimmt, die  in  den  älteren  Texten  der  centurio  hat.  Vgl.  endlich  Oxy.  I.  c.  Z.  9; 
Tr«  /ifj  fx  rijf  gijs  AfiiXelas  ifidga  x(qI  rijv  iußolfiv  mit  Lond.  Z.  19:  m; 

«oB  rfip  &vaixr, gtv  toö  iignoxixoi  otxov  {viiQtvgavxot  So  schiebt  jeder  die  Ver- 
antwortung von  sich  ab. 


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186 


I.  Aufsätze 


werden.  Dann  ließe  sich  hier  und  da  vielleicht  noch  mehr  lesen. 
Meine  Transkription,  die  schnell  gemacht  werden  mnßte,  beansprucht 
überhaupt  nicht,  abschließend  zu  sein. 


Kol.  I. 


1 

}o  TOV  tpoffxCov 

(dpaz/t^g)  « [ . ?] 

2 

] . aypa<pov  dxb 

(dpaxitäg)  iß 

8 

] . . rov  ftsrpti(rov) 

(dpaxudg)  S (rfrpdßoXov)  (fjftidißoXov) 

4 

] . tjs  rov  (raXdirrov)  a 

(dpaxfidg)  d (rerpmßoXov)  (ijfuihßoXov) 

5 

[ . ] [ ] . Toö  (raidvtov)  a 

(dpaifidg)  xß  (dimßoXov)  (fifudißoXov) 

6 

. . d ?]i«  zftpög 

(6ßoX6v) 

7 

ff*]vpow  ^x  Mnvtuag 

8 

rov  (raXdvrov)  a 

(äpaxftag)  xß  (didßoXov)  (■fjpumßoXov) 

9 

/ivpgy  ix  TpaycaSvrt- 

10 

»VS 

(dgaxiiag)  |g  (6ßoX6v) 

11 

lx]aOtag  rov  (raXdvrov)  a 

(dpaxiidg)  xß  (didißoXov)  (fuudtßoXov) 

12 

afifiov  vxatanui(fjg) 

13 

rov  ipo(yr{ov 

(dpaiiictg)  xd 

14 

[x]w*pov  TOV  furptir(ov) 

(dpaxiiag)  d'  (6ßoX6v) 

16 

[A]odaVov  tov  (raXdvrov)  a 

(dpaxfidg)  § (6ßoX6v). 

2 ixb  und  die  von  mir  nicht  entzifferten  Buchstaben  zwischen  Zeile  2 und  3 
scheinen  nachträglich  hinzugefügt  zu  sein.  Statt  ov  ist  am  Schluff  des  Zwischen- 
geschobenen vielleicht  ap  zu  lesen.  — 9 = Tfpifotvtiitfis-  — 11  Die  Verbindungs- 
linie vor  aatas  pafft  für  x. 

Kol.  U. 

Ä£  tÖ[l»  I ]. 

Iiarv  xdvzia{v 6 sftxo]- 

poj  evvrt[ . . . .] 

[6]  TfAcDVIJS  [ J 

6 xöteQov  TÖ  t[ }- 

tpopov  /JooA£Ta[i].  df 

rfAcitojs  £xg)op[Tjo9’]^- 
vai  TO  Ttlolov  f xtjijrijtfg , 

6 iftxoQog 

10  xal  fäv  (ilv  ttipfü'g  r[t]  txt- 
Qov  ij  o axfyQai'OTO,  fftfpij- 
Oifiov  ttfro,  iuv  df  firj  cv- 

pffrg,  6 TiXüvTjs  [rv.l*' 

xävrjv  rä  ifixö[p]m  rov 
15  ixtpoQTLafiov  dxod[dr]aj 


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Ulrich  Wücken:  Ein  ^OMOC  T€AßMKOC  ans  der  Kaiaeneit 


187 


1 Hente  ist  nxir  bis  to  erhalten;  Grenfell-Hunt  lasen  noch  tAv  ([.  — 6 Letzter 
Bncbstabe  z,  nicht  n (Or.-H.).  — 7 Falls  6 nicht  in  dem  verstümmelten  Schluß 
von  6 fibergeschrieben  war,  muß  man  es  hier  einffig^n. 

Kol.  m. 

xal  xctQcc  räv  i[yXc(ß6vra)v\ 
tä  rdlrj  xt(f6yQ«<p[a  Xaiiß]a- 
vira^av,  Tva  elg  tb  (i^X- 
Xov  ievxwpdvTJjroi 
6 äxfiv. 

Xhtlct. 

6 Unter  iaiv  sind  Punkte  von  der  Paragraphos  erhalten.  — 6 lese  ich  öxla 
statt  d xls.  Das  a ist,  wie  häufig  am  Schluß,  lang  nach  rechts  bin  gezogen. 


2.  Interpretation  des  Textes. 

In  Eolamne  I ist  eine  Reihe  von  aasländischen  Waren  im  Genetiv 
anfgefBhrt,  und  unter  Angabe  von  Maßeinheiten  — rov  xaXdvrov  «'), 
Tov  (UTQrjrov,  zov  (po^lov  — ist  jeder  Kategorie  eine  Geldsumme 
hinzugefügt.  Zumal  die  beiden  folgenden  Kolumnen  über  den  Verkehr 
von  rtXävttt  und  tfixogot  handeln,  kann  wohl  kein  Zweifel  sein,  daß 
die  Geldsummen  der  I.  Kolumne,  die  für  die  Preise  zu  gering  er- 
scheinen, die  für  die  Maßeinheiten  festgesetzten  Zollsätze  darstellen, 
daß  wir  also  einen  Zolltarif  vor  uns  haben.  Die  Flüssigkeiten  wer- 
den nach  fifzpijrai  berechnet,  die  andern  Waren  teils  nach  Gewicht 
(zuXavTcc),  teils  nach  Lasten  (q>OQTi'a). 

Die  ersten  6 Zeilen  sind  zu  verstümmelt  oder  noch  zu  mangel- 
haft von  mir  gelesen,  als  daß  ich  sie  erklären  könnte. 

Der  erste  erkennbare  Posten  ist  in  Zeile  7:  | ja]vpov  dx  Muvaias 
mit  22  Drachmen  2\  Obolen  für  das  Gewichtstalent.  Also  Salben  aus 
dem  Lande  der  südarabischen  Minäer,  deren  Glanzzeit  damals  schon 
weit  znrücklag,  die  aber  doch  von  einer  unsemi  .Papyrus  zeitlich  nicht 
fernstehenden  Quelle,  von  Claudius  Ptolemaeus  (6,  7,  23),  noch  als  jisya 
fPvog  bezeichnet  werden.  Die  Schreibung  Msivecloi  (statt  des  gewöhn- 
licheren Mivttloi)  haben  auch  die  meisten  Codices  von  Strabo  16  p.  768. 
Da  das  Land  in  den  einheimischen  Inschriften  ‘iTQ  Ma'in  heißt,  kann 
man  schwanken,  ob  das  ei  bloß,  wie  so  häufig,  für  langes  Jota  steht, 
oder  ob  man  Melvaloi  lesen  soU.  Über  die  Beziehungen  der  Römer 
zu  den  Minäem  vgl.  Mommsen  RG  V S.  604. 

1)  Warum  bei  xoi  zalarcov  die  Zahl  a hinzugeffigt  iat,  bei  den  andern 
beiden  nicht,  weiß  ich  nicht. 


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188 


I.  Anfs&tze 


Der  nächste  Posten  nennt  Salben  ans  dem  Trogodytenlande,  an 
der  ostafrikanischen  Eflste.  Daß  die  Schreibung  TpmyodvTTjs  (ohne  l) 
die  richtige  Form  ist,  hat  Otto  Puchstein  in  seiner  Dissertation  (Epi- 
grammata  graeca  in  Aeg.  rep.,  Straßbnrg  1880,  S.  53)  erwiesen,  und 
konnte  durch  Xr.  9 der  „Aktenstücke  aus  der  kgl.  Bank  zu  Theben“ 
(AbL  Berl.  Akad.  1886)  von  mir  bestätigt  werden.  Wie  lebhaft  die 
Beziehungen  zur  Trogodytenküste  im  UI.  Jahrh.  v.  Chr.  waren,  zeigen 
die  bekannten  Gründungen  der  Ptolemäer  daselbst.  Für  das  U.  Jahrh. 
V.  Chr.  ist  jenes  thebanische  Aktenstück  ein  Zeugnis,  denn  wenn  dort  ein 
iQjirjvivg  täv  Tgmyodvxäv  sich  die  Quittung  für  die  königliche  Bank  von 
einem  ‘^yeiiäv  iSto  (so  lese  ich  jetzt  in  Z.  10)  schreiben  läßt,  so 

liegt  es  nahe  anzunehmen,  daß  er  als  Dolmetscher  an  einer  von  jenem 
tjye(uhv  geleiteten  Fahrt  ins  Trogodytenland  teilgenommen  hat.  Vgl. 
auch  manche  der  Inschriften  aus  Redesiyeh  mit  ihrem  Refrain:  ffodflj 
fx  TQayodvxäv  (Lepsins,  Denkm.  Abt.  VI  S.  81).  Aus  Strabos  Worten 
tl7  p.  798):  x(  vofu'Oat  xä  vvv,  dia  xoiavxijg  txifieleiag  olxovo/tov- 
fiEVtt  xtd  xäv  ’lvdtxciv  ijixoQi&v  xai  xüv  Tgcoyodtnixäv  txrjv^fUvmv 
ixl  xotsovxov  folgt  nach  dem  ganzen  Zusammenhang,  daß  im  Ausgang 
der  Ptolemäerzeit  (Auletes)  der  Handel  mit  der  Trogodytike  nieder- 
gegangen war,  mit  der  römischen  Herrschaft  aber  einen  großen  Auf- 
schwung genommen  hatte. 

Die  Salben  aus  diesem  Lande  werden  nach  unserm  Tarif  mit 

67  Drachmen  1 Obol  verzollt ‘),  also  dreimal  so  hoch  wie  die  aus 

Minäa:  3 x 22  Dr.  2+  Ob.  = 67  Dr.  1^  Ob.,  abgerundet  67  Dr.  1 Ob. 
Wiewohl  mit  fivgov  sehr  verschiedene  Salben  bezeichnet  werden 
können,  wird  man  in  diesem  Zusammenhänge  wohl  im  besonderen  an 
Myrrhen  zu  denken  haben,  und  insofern  wäre  für  diesen  starken  Wert- 
unterschied nicht  ohne  Interesse,  was  Plinius  h.  n.  12  § 69  von  der 
murra  sagt:  genera  complura:  Trogodytica  sihestrium  prima,  sequens 
Minaea. 

So  harmlos  der  nächste  Posten  ist  (für  casia*)  22  Dr.  2\  Ob.  für 

das  Talent),  so  dornenvoll  sind  die  darauf  folgenden  Worte  für  den 

Interpreten:  aggov  vxaimxi*.  Was  soll  zunächst  aggog  hier  bedeuten? 
An  Sand  kann  unmöglich  gedacht  werden.  Eine  Übertragung  auf 
sandartige  oder  pulverartige  Stoffe  ist  mir  nicht  bekannt.  Eine  an- 
nehmbare Lösung  des  Rätsels  fand  ich  dagegen  in  der  Notiz  bei 

1)  Die  Maßbestimmang  rof  ralocvrov  a iat  ausgelassen,  weil  sie  nach  dem 
vorhergehenden  Posten  selbstverständlich  ist. 

2)  Die  ans  Arabien  stammende  xaeia  (resp.  xaeeitt)  ist  hek.unnt  genug.  Vgl. 
H.  Blümner,  Mazimaltarif  d.  Diokletian  S.  180.  Sie  begegnet  auch  in  BtiC  9.’>S,  4, 
gleichfalls  in  der  Schreibung  xacia. 


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Ulrich  Wilcken:  Ein  ^OMOC  TCAQMKOC  aus  der  Kaiaerzeit  189 

Du  Gange:  dX6rj  jilmpa,  tj  keyopiexn]  äkvTCtjv,  in  Lexko  Ms. 

Nicomedis,  Aloe  viridi^'.  Das  steht  nach  ihm  im  Lexikon  des  latro- 
sophisten  Nicomedes  im  cod.  Reg.  2147.  Die  Angabe  nachzuprüfen, 
hatte  ich  leider  keine  Gelegenheit.  Diese  Bedeutung  von  &mios  als 
Aloe  paBt,  wie  mir  scheint,  nicht  schlecht  in  nnsem  ZoUtarif  hinein, 
zumal  dieser  Zoll  nach  q>ogria  berechnet  wird. ')  Wie  ich  einem  Aufsatz 
von  Georg  Schweinfurth  entnehme’),  ist  die  Aloe  seit  ältesten  Zeiten 
in  Ägypten  importiert  worden.  Von  den  beiden  Aloearten,  die  er  dort 
bespricht,  der  rotblühenden,  die  in  Abjssinien  zu  Hause  ist,  und  der 
orangerot-  oder  gelbblühenden,  die  auf  den  Vorbergen  des  glücklichen 
Arabiens  wild  wächst,  würde  zu  der  aXörj  xXtoQd  die  zweite  passen. 
Demnach  würden  wir  die  Heimat  unserer  Sfi/iog  im  südlichen  Arabien 
zu  suchen  haben.  Der  Periplus  mar.  Erythr.  § 28  erwähnt  in  der  Tat 
als  Exportartikel  der  SüdkUste  Arabiens  die  dXör}.  Zu  der  Erwähnung 
der  Aloe  in  den  Dig.  39,  4,  16  § 7 siehe  unten  S.  194. 

Die  Herkunft  unserer  dfifiog  ist  aber  noch  spezieller  angegeben 
durch  den  Zusatz  was  in  vx0((UTtx(i))  aufzulösen  sein  wird. 

Das  ist  eine  Adjektivbildung,  die  man  auf  ein  Nomen  TVotcsrtjS  oder 
auch  TWtfuaj,  äxog  zurückfOhren  könnte.  Auch  noch  andere  Grund- 
formen wären  denkbar.  Unwillkürlich  wird  man  durch  die  sonst  kaum 
belegbare  Lautfolge  Vx.9  an  die  'TicOias’)  bei  Josephus  c.  Ap.  I 14  § 82fif. 
erinnert.  Da  die  Manethonische  Etymologie  dieses  Wortes,  die  dort 
mitgeteilt  wird,  nur  ein  Versuch  ist,  den  Fremdnamen,  der  selbstver- 
ständlich nur  aus  der  fremden  Sprache  abgeleitet  werden  konnte,  aus 
dem  Ägyptischen  zu  erklären’),  mithin  die  Möglichkeit  besteht,  daB 

1)  Was  für  Lastou  hier  gemeint  sind,  ist  nicht  gesagt.  Oer  Palmjrenische 
ZoUtarif  unterscheidet  Kamel-  und  EseUasten.  Jedenfalls  muB  in  nnserm  Tarif 
immer  ein  und  dasselbe  ipoqxlov  gemeint  sein. 

2)  Verhandlungen  d.  Berliner  anthropol..  Gesellschaft,  16.  Okt.  1897,  S.  893. 

3)  Ob  die  Form  'VnovteAt,  die  Eusebios  hat,  die  bessere  ist,  wie  manche 
meinen,  ist  mir  sehr  zweifelhaft  Nach  Nieses  Ausgabe  haben  nicht  nur  die 
Josephus-Handschriften,  sondern  auch  die  bessern  lateinischen  Handschriften  die 
kSrzere  Form.  Manetbo  erklärt  jedenfalls  die  singulariscbe  Form  vx,  nicht  vxov. 
Wenn  vxov,  z.  B.  von  Gutschmid,  wegen  der  Plnralendung  u (w)  gefordert  wurde, 
so  ist  dagegen  zu  sagen,  daB  in  enttonter  Silbe  (der  Ton  ist  auf  so;  gerflckt)  die 
ToUe  Plutalendung  kaum  zu  erwarten  ist. 

4)  So  weit  ich  sehe,  ist  dies  nirgends  hervorgehoben  worden.  Man  lobt 
gewShnlich  die  Korrektheit  der  Erklärung,  da  es  wirklich  ein  ägyptisches  Wort 
hq  = Fürst  gibt  und  ein  Wort  ios,  das  im  Neuen  Reich  die  Beduinen  der  Sinai- 
halbinsel, später  allgemeiner  die  Hirten  bezeichnet.  Trotz  dieser  an  sich  richtigen 
Gleichungen  ist  die  Etymologie  doch  natürUch  verkehrt,  da  das  einbrechende  Volk 
nur  einen  Namen  ans  seiner  eigenen  Sprache  gehabt  haben  kann.  Übrigens 
könnte  nach  der  Manetboniscben  Etymologie  'Txa&t  doch  nur  der  Name  der 


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190 


I.  Aufslltze 


der  Name  der  ägyptischen  Etymologie  zu  Liebe  (wie  so  häufig  bei 
Volksetymologien)  ein  wenig  geändert  ist,  so  kennen  wir  die  genaue 
Form  jenes  Fremdnamens  nicht.  Aber  mag  die  lautliche  Ähnlichkeit 
mit  dem  arabischen  Stammwort  Ton  vx6to}xix{rj)  noch  so  groß  ge- 
wesen sein,  an  einen  historischen  Zusammenhang  zwischen  den  beiden 
wird  man  nicht  denken  können.  Wohl  aber  wäre  in  diesem  Falle 
folgendes  zu  erwägen.  Josephus  1.  c.  fährt  fort:  tivlg  dl  {also  andere 
als  Manetho)  XdyoixHv  ccirovs  "Agaßug  flvcu.  Es  ist  schwer  einzusehen, 
woher  diese  tivig  ihr  Wissen  über  die  ethnologische  Zugehörigkeit  der 
Hyksos  geschöpft  haben  sollten.  Auf  altägjrptische  Tradition  geht  es 
auf  keinen  Fall  zurück.  Sollten  sie  nicht  zu  dieser  Aussage  einfach 
dadurch  geführt  sein,  daß  ihnen  bekannt  war,  daß  Ägypten  zu  ihrer 
eigenen  Zeit  mit  einem  arabischen  Lande  dieses  oder  ähnlichen  Namens 
in  Handelsbeziehungen  stand?  Dann  würde  jene  Aussage  bei  Josephus, 
der  manche  neuere  Forscher  gefolgt  sind  (übrigens  in  dem  irrigen 
Glauben,  daß  sie  aus  Manetho  stamme),  als  Zeugnis  für  die  Heimat 
der  Hyksos  auszuscheiden  sein.  Aber  der  Boden  ist  mir  zu  unsicher, 
um  mit  gutem  Gewissen  darauf  zu  bauen. 

Über  die  letzten  beiden  Posten  kann  ich  mich  kürzer  fassen.  Das 
vom  Kyprosbaum  gewonnene  Kyprosöl,  von  dem  der  fttTgr/r^s  niit 
9 Dr.  1 Ob.  verzollt  wird,  ist  bekannt  genug.  Ich  verweise  nur  auf 
Plinius  h.  n.  12  § 109,  der  übrigens  den  Preis  nach  Gewicht  angibt, 
während  bei  uns  das  Flüssigkeitsniaß  zugrunde  gelegt  ist.  Plinius 
kennt  als  Heimat  nur  Ägypten,  Askalon  und  Cypem.  Da  unser  Zoll- 
tarif in  dem  vorliegenden  Stück  nur  Waren  aus  Arabien  oder  Trogo- 
dytikc  nennt,  liegt  die  Vermutung  nahe,  daß  dieses  Kyprosöl  auch  von 
dort  eingeführt  werden  konnte.  Freilich  kennen  wir  nur  ein  kleines 
Stück  des  Tarifes. 

Für  das  Xddavov  endlich  verweise  ich  auf  Herodot  IH  112:  t6  äe 
di]  iLrjdavov,  zb  xalsovOi  'Agäßiot  kddavov  xxL  Vgl.  Plinius  h.  n.  12 
§ 73:  Aräbia  eliam  nunc  et  hiäano  gloriaiur.  Derselbe  bezeugt  § 75 
die  Form  ledanum  für  Cypem.  Unser  Text,  der  idäavov  hat,  meint 
offenbar  das  arabische. 

Die  Kolumnen  II  und  HI  leiden  durch  den  Verlust  der  obem 
Hälfte  noch  mehr  als  Kolumne  I,  die  nur  einzelne  für  sich  verständ- 
liche Posten  brachte.  An  sich  wäre  es  denkbar,  daß  diese  Kolumnen 


Dynastie  gewesen  sein,  nicht  aber  der  des  Volkes.  Gerade  weil  man  aber  auf 
eine  sachlich  unmögliche  Etymologie  verfallen  ist,  ist  es  mir  wahrscheinlich,  daß 
der  Name  des  Volkes  wirklich  Hyksos  oder  ähnlich  gelautet  hat,  und  nicht  etwa 
erst  von  den  Ägyptern  ihnen  gegeben  ist. 


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ülrich  Wilcken:  Ein  NOMOC  T€AQNIKOC  ans  der  Eaiserzeit 


191 


in  keinem  direkten  Zasammenhange  mit  Kolumne  I ständen,  daß  yiel- 
mehr  mit  Kolumne  II  ein  neuer  Abschnitt  begänne,  ähnlich  wie  III  6. 
Aber  wahrscheinlich  ist  das  nicht.  Es  wäre  schwer,  sich  Torzustellen, 
wie  die  verlorene  obere  Hälfte  von  H bei  der  außerordentlichen  Kürze 
der  Zeilen  genügen  sollte,  eine  neue  Gruppe  von  Zollobjekten  oinzu- 
führen,  auf  deren  Behandlung  die  erhaltenen  Regeln  sich  zu  beziehen 
hätten.  Auch  habe  ich  am  Schluß  von  Kolumne  I keine  Spur  einer 
Paragraphos  notiert,  wie  unter  III  5.  Ich  glaube  daher,  daß  Kolumne  II 
bis  in  5 Bestimmungen  enthalten,  die  sich  als  Schluß  des  ganzen  Zoll- 
paragraphen an  den  vorhergehenden  Zolltarif  anschließen. 

Verständlich  ist  von  Kolumne  H nur  der  Passus  Z.  6 — 15:  Wenn 
der  Zollpächter  die  Ausladung  des  Schiffes  wünscht,  so  muß  sie  er- 
folgen. Findet  sich  dann  etwas,  was  vom  Händler  nicht  deklariert 
war,  so  wird  es  ihm  w^genommen.  Findet  sich  aber  nichts  derartiges, 
so  muß  der  Zöllner  dem  Händler  die  Unkosten  für  das  Ausladen  zu- 
rückerstatten. — Eine  derartige  Bestimmung  über  das  Ausladen  ist 
sonst  wohl  nicht  erhalten,  doch  fügt  sie  sich  dem  sonst  bekannten 
ein.‘)  Sie  stimuliert  den  Zöllner  zur  größten  Wachsamkeit,  da  er 
selbst  von  der  eventuellen  Konßskation  Vorteil  hat,  sie  schützt  andrer- 
seits das  Publikum  gegen  übermäßige  Belästigungen,  da  im  Fall  eines 
nicht  begründeten  Mißtrauens  der  Zöllner  die  Unkosten  ans  eigener 
Tasche  zu  zahlen  hat.  — Die  Verpflichtung  des  Importierenden  zur 
schriftlichen  Deklaration  der  eingefUhrten  Waren  ist  sowohl  für  den 
griechischen*)  wie  für  den  römischen')  Rechtskreis  bezeugt. 

Unklar  bleiben  mir  die  6 ersten  Zeilen  dieser  Kolumne.  Nur  die 
Konstruktion  ist  klar:  nachdem  der  ifiTcoQOg  dies  und  das  getan  hat,  soll 
der  teXmvTjg  [wählen  oder  entscheiden?],  ob  (xörtQov)  er  dieses  oder 
jenes  . . . will. 

In  Kolumne  UI  1 — 5 wird  dann  bestimmt,  daß  die  Händler  sich 
von  den  Zöllnern  Quittungen  {x^i(f6yQa<pu)  ausstellen  lassen  sollen, 
damit  sie  künftig  nicht  durch  Denuntiationen  belästigt  werden.  So 

1)  DaB  dem  ZoUp&chter  das  Recht  der  Durchsuchung  zustand,  bezeugt 
Plutarch  v.  d.  Neugier  7:  xai  yag  tovg  r$Xmvas  ßai/vv6nt9a  xorl  ävaxtfalvoiur  oix 
itav  TÜ  iiufavij  xäv  ilgoYOitivtor  i%Uyateiv,  &XX’  ärav  tu  xtx^vmiiva  irfiovvret 
iv  iXlotfloig  axtimi  xal  ipogrioig  ivaezfiipiüruu-  Kui  toi  rovro  noielv  & xofiog 
iliaei  aixotg  xoi  ßläxcxorxat  (ii)  itoiovyxeg.  Zu  vergleichen  sind  auch  die 
Bestimmungen  des  Bev.  Pap.  6.5,  17  ff.  über  das  den  Olmonopol-Phchteni  zustehende 
Recht  der  Haussuchung 

2)  Vgl.  Demosth.  c.  Phormio.  § 7;  Pollux  9,  31. 

8}  PhUostratos,  vit  Apollon.  1,  20.  Vgl.  auch  Zolltarif  v.  Palmyra  bei  Dessau, 
Hermes  19  S.  623,  wo  wohl  eher  als  ixi[o]ytci[<foni*(i>v  zu  er- 

gänzen ist. 


f 

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192 


I.  Aufsätze 


ist  die  Stelle  richtig  tou  Rostowzew,  Staatspacht  S.  343  gedeutet  worden, 
der  zugleich  mehrere  Parallelen  dafür  anfUhrt,  daß  die  Pächter  gern 
durch  ungerechte  Denuntiationen  sich  bereicherten. 

Hiermit  ist  der  Abschnitt  zu  Ende,  wie  die  Paragraphos  zeigt. 
Das  Wort  oxXa,  das  in  Zeile  6 nach  rechts  gerückt  steht,  ist  offenbar 
als  Überschrift  des  nächsten  Abschnittes  zu  fassen,  den  der  Schreiber 
leider  nicht  mehr  kopiert  hat,  wiewohl  der  Papyrus  noch  viel  Platz  hat. 

3.  Die  Zölle. 

Die  Waren,  die  im  Zolltarif  genannt  werden,  fallen,  gleichviel  ob 
sie  Rohmaterialien  oder  Fabrikate  sind,  wohl  alle  unter  den  Begriff 
der  ttQäfuiT«.  Vielleicht  hat  ttgäjiata  über  diesem  Abschnitt  gestanden, 
sowie  oxHcc  über  dem  nächsten  steht.  Rostowzew  hat  es  vor  kurzem 
als  zwar  noch  ungewiß,  aber  wahrscheinlich  bezeichnet,  daß  die  aro- 
maticae  species  von  den  kaiserlichen  Fabriken  monopolisiert  wurden 
(Woch.  f.  klass.  Phil.  1900  Sp.  115).  Diese  Vermutung  hat  manche 
Analogien  für  sich.  Wenu  wir  jetzt  aber  sehen,  daß  die  importierten 
uromata  verzollt  wurden,  so  ist  der  Kaiser  doch  wohl  zum  mindesten 
nicht  der  ausschließliche  Abnehmer  in  Ägypten  gewesen.  Andrerseits 
weist  auf  besondere  Beziehungen  der  Kaiser  zu  den  aromuta  aller 
dings  jene  Stempelinschrift')  hin:  uQafiauxfjs  tüv  xvQiav  Kuieä^av,  die 
Rostowzew  in  den  Mitteil.  Deutsch.  Arch.  Inst.  Rom  XHI  (1898)  S.  121  ff. 
ediert  und  erklärt  hat.  Vgl.  auch  Archiv  11  S.  443  n.  04.  Ausgehend 
von  der  Annahme,  daß  dieser  Tonstempel  auf  den  Ballen  gesessen 
habe,  die  nach  Alexandrien  und  weiter  gingen,  meint  er,  daß  der 
kaiserliche  Hof  ägyptischen  Kaufleuten  die  Beschaffung  der  für  die 
Hofhaltung  nötigen  aromata  in  Pacht  gegeben  habe,  und  dieses  Ton- 
siegel habe  dazu  gedient,  die  Waren  als  kaiserliches  Eigentum  und 
damit  als  zollfrei  zu  bezeichnen.  Sprachlich  ist  diese  Erklärung  gewiß 
einwandfrei,  aber  sachlich  könnte  man  sich  den  Tatbestand  auch  noch 
anders  erklären.  Ich  habe  in  Herakleapolis  Magna  eine  analoge  Stempel- 
inschrifl*)  gekauft:  ä(fmiiaTixfjg ’Avravivov  KaiauQos  xov  xvpi'ov  (Arch. 
11  443  n.  63).  Die  beiden  einander  sehr  ähnlichen  Tonstempel  zeigen 
auf  der  Rückseite,  wie  ich  mich  kürzlich  au  den  Originalen  überzeugte, 
tiefe  Einschnitte  von  den  Schnüren  oder  Baststreifen,  mit  denen  die 
Einzelkrüge  verschnürt  wurden.  Waren  diese  Stempel  also,  wie  auch 
H.  Schäfer  meinte,  auf  Krugverschlüsse  eingedrückt,  so  liegt  die  Er- 

1)  Uer  Stempel  ist  übrigens  Nr.  8S13  nicht  des  Berliner  Antiquariuma , son- 
dern der  Ägyptischen  Abteilung  der  kOnigl.  Museen  daselbst. 

2)  Jetzt  Nr.  14769  der  Ägyptischen  Abteilung  des  Berliner  Musenms. 


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Ulrich  Wilcken:  Ein  NOMOC  T€AQMKOC  aus  der  Kaiserzeit 


193 


klärung  nahe,  daß  durch  solche  Stempelung  ausgedrückt  war,  daß  der 
betreffende  Krug  kaiserliches  Fabrikat  enthalte.  Denn  kaiserliches  Eigen- 
tum, dsw  an  den  Hof  weiter  gehen  sollte,  wie  Kostowzew  meinte, 
würde  wohl  kaum  in  die  entl^enen  Ruinen  von  Herakleapolis  ge- 
kommen sein.  Aber  sicher  ist  mir  auch  diese  Deutung  nicht.  Jeden- 
falls hat  Kostowzew  richtig  erkannt,  daß  aQaiicctixij  hier  nicht  eine  Ab- 
gabe bezeichnen  kann,  denn  bei  einer  solchen  wäre  die  regelmäßige 
HinznfÜgung  des  Namens  des  jeweilig  regierenden  Kaisers  ganz  unge- 
wöhnlich. 

Auf  die  Frage,  wo  diese  Zölle  auf  arabische  Spezereien  zahlbar 
waren,  kann  ich  leider  keine  sichere  Antwort  geben.  Verschiedene 
Möglichkeiten  soUen  hier  kurz  erwogen  werden.  Diese  Frage  hängt 
wesentlich  von  der  andern  ab,  ob  die  Angaben  von  Kolumne  II — IH  ö 
sich  auf  eben  jene  a(fm(taxa  beziehen  oder  nicht.  Wenn  das  der  Fall 
ist,  was,  wie  wir  oben  sahen,  das  bei  weitem  Wahrscheinlichere  ist, 
dann  können  die  Sätze  unsere  Tarifs  nur  als  Durchgangszölle  be- 
trachtet werden,  denn  in  Kolumne  H wird  als  das  Normale  angesehen, 
daß  der  sfixogog,  ohne  ausgeladen  zu  haben,  weiter  fährt,  nachdem  er 
den  Zoll  gezahlt  hat.  Die  Zollbude,  die  hier  ins  Auge  gefaßt  ist,  muß 
also  an  einer  Durchgangsstation  (imd  zwar  wegen  der  xkoia  am  Wasser) 
gelegen  haben.  Damit  ist  ausgeschlossen,  an  die  Einfuhrzölle  zu  denken, 
die  in  den  Häfen  am  Roten  Meer  erhoben  wurden,  denn  diese  Häfen 
bildeten  für  die  Schiffe  notwendigerweise  den  Endpunkt  der  Reise. 
Wer  dagegen  Kolumne  U— Ul  5 von  I inhaltlich  trennt  und  auf  andere 
Objekte  bezieht,  den  hindert  nichts,  die  Sätze  unsere  Tarifs  auf  eben 
diese  Einfulmölle  zu  beziehen,  denn  über  die  Höhe  und  Art  derselben 
ist  uns  bisher  nichts  bekannt.*) 

Schwieriger  ist  die  Frage,  ob  unter  der  wahrscheinlichen  Voraus- 
setzung des  Zusammenhangs  der  drei  ersten  Kolumnen  (bis  Z.  5)  an 
die  Exportzölle  gedacht  werden  kann,  die  nach  Strabo  17  p.  798  in 
Alexandrien  (vor  der  Ausfuhr  ins  Ausland)  erhoben  wurden.  Hier  ist 
zu  bedenken,  daß  die  Flußschiffe,  die  diese  Waren  in  Koptos  von 
den  Karawanen  übernommen  hatten,  jedenfalls  in  der  Regel  nur  bis 
Alexandrien,  nicht  aber  über  das  Mittelländische  Meer  fuhren.  Also 
für  diese  Schiffe  würde  Alexandria  der  Endpunkt  der  Reise  sein.  Somit 
würde  auch  an  diese  Exportzölle  nicht  zu  denken  sein. 

Andrerseits  hören  wir  ans  Strabo  17  p.  800,  daß  oberhalb  von 


1)  Siehe  unten  Abschnitt  6.  Wenn  ich  Kostowzew,  Woch.  f.  klass.  Phil.  1900 
Sp.  117  recht  verstehe,  so  meint  er,  daß  in  den  äg^rptischen  Hafen  am  Roten  Meer 
eine  »tvrijxoovq  erhoben  sei.  Ein  Zeugnis  liegt  dsinlber  nicht  vor. 

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194 


I.  Aufsätze 


Alexandrien  bei  das  reXaivtov  x&v  äva^tv  ycurwyoy.ivmv  xuL 

ävayofiivcav  war.  Da  die  Flußschiffe,  die  nach  Alexandria  wollten, 
Ober  diese  Zollbnde  hinaus  auf  dem  Kanal  weiter  fuhren,  so  scheint 
mir  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  daß  unser  Tarif  auf  diese 
Zölle  von  bezogen  werden  könnte. 

Ich  sehe  anch  noch  eine  andere  Möglichkeit.  Aus  Agatharchides 
c.  22  (Photius  Bibi.  p.  447’’  Bekk.)  und  Strabo  17  p.  813  wissen  wir, 
daß  an  der  alten  Grenze  von  Obei^  und  Unterägypten,  bei  der  hermo- 
politischen  ^vXaxtj  (auch  Sjedia  genannt),  ein  Zoll  von  den  aus  der 
Thebais  stromab  geführten  Waren  erhoben  wurde.  Auch  an  diesen 
echten  Transitzoll  ließe  sich  bei  unserem  Tarif  denken. 

Dagegen  darf  aus  dem  Fundort  des  Papyrus,  Oxjrrhynchos,  nicht 
etwa  fOr  diesen  ein  derartiger  Zoll  postuliert  werden.  Wie  trotzdem 
unser  Tarif  nach  Oxyrhynchos  kommen  konnte,  werden  wir  sogleich  sehen. 

Die  Waffen,  die  im  nächsten  Abschnitt  behandelt  worden  sind, 
dürften  ebenso  wie  die  agdtfiaTo^  denen  sie  parallel  stehen,  als  Import- 
resp.  Exportwaren  aufzufassen  sein.  Ich  habe  mich  noch  nicht  da- 
rüber orientieren  können,  ob  über  Waffeneinfuhr  in  Ägypten  sonst 
etwas  bekannt  ist.  Für  Waffenausfuhr  fand  ich  zufällig  ein  Beispiel 
im  Periplus  mar.  £iy.  § 6,  wonach  aus  Ägypten  gewisse  Waffen  an 
der  afrikanischen  Küste  eingeführt  wurden:  öfiolog  ü xol  xsivKia 
Xfoxafsl  xal  ffxdxapva  xal  fiaxaipai. 

4.  Der  Charakter  der  Urkunde. 

Es  erübrigt  noch  zu  untersuchen,  welcher  Art  die  Urkunde  war, 
von  der  ein  kleiner  Fetzen  uns  erhalten  ist. 

Die  erste  Kolumne  ist  ein  Tarif,  vergleichbar  den  bekannten  Ta- 
rifen von  Palmyra,  Zarai,  Koptos.  Außerdem  berührt  sich  mit 
unserem  Text  jenes  Verzeichnis  von  species  pertinentes  ad  vectiyal  in 
Dig.  39,  4,  IG  § 7,  das  Dirksen  in  den  Abhandlungen  d.  Akad.  Berl. 
1843  S.  59  ff.  eingehend  kommentiert  hat.  In  der  ersten  Gruppe  von 
Importartikeln,  die  unseren  aQmpaxa  etwa  entspricht,  finden  sich  von 
den  in  unseren  Tarif  genannten  Objekten  cassia  (cassia  turiatui  und 
xylocassia')  und  aloe  (so  nach  Mommsen  statt  des  überlieferten 
alche')  wieder.  Auch  entspricht  die  smuma,  wie  wir  sahen,  etwa 
unserem  pv^ov.  Wenn  andererseits  schon  in  unserem  kleinen  Frag- 
mente mehrere  der  dahingehörigen  Artikel  genannt  werden,  die  dort 
fehlen,  wie  xwiQog  und  Xdäavov,  so  bestätigt  das  nur  die  Auffassung 

1)  Zu  £x(dia  vgl.  jetzt  die  lehrreichen  .Ausführungen  von  Alfred  Schilf, 
Inschriften  aus  Schedia  (Festschrift  0.  Hirschfeld  S.  378  tf.). 


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Ulrich  Wilcken:  Ein  NOMOC  T6AQNIKOC  aua  der  Eaiaerzeit  195 

Ton  Dirksen,  wonach  in  der  Digestens teile  nur  eine  nach  bestimmten 
Gesichtspunkten  in  dem  Reskript  des  Marcus  und  Commodus  getroffene 
Auswahl  uns  vorliegt. 

Auf  diesen  Tarif  folgen  im  Papyrus  gesetzliche  Bestimmungen 
(beachte  die  Imperative!)  Aber  den  Geschäftsverkehr  zwischen  trlävai 
und  IftxoQoi,  die  sehr  wahrscheinlich,  wie  wir  sahen,  dem  Tarif  un- 
mittelbar angeschlossen  waren. 

Die  vollständige  Urkunde,  die  in  verschiedene  Paragraphen  mit 
Sonderflberschriften  zerfiel,  enthielt  also  eine  Mischung  von  zollgesetz- 
lichen Bestimmungen  und  Tarifen.  Ich  glaube  danach,  daß  wir  ein 
Fragment  des  allgemeinen  v6(iog  xtkeavixög  vor  uns  haben,  auf  Grund 
dessen  alljährlich  die  Verpachtung  der  Abgaben  vorgenommen  wurde. 
Hiernach  ist  die  richtige  Parallele  für  unseren  Text  der  Re- 
venue-Papyrus. An  dieser  Auffassung,  die  schon  GrenfeU  und  Hunt 
für  Kol.  U imd  III  vertreten  haben,  brauchen  wir  nicht  zu  rütteln, 
nachdem  wir  in  Eol.  1 einen  damit  verbundenen  Zolltarif  kennen  ge- 
lernt haben.  Was  wir  heute  den  Revenue-Papyrus  nennen,  sind  ja  nur 
dürftige  Fragmente  jenes  allgemeinen  vöitog  ttlmvixög,  in  denen  rein  zu- 
fällig nur  von  der  Verpachtung  von  Steuern  und  Monopolbetrieben, 
nicht  auch  von  Zöllen  die  Rede  ist.  Für  Zolltarife  war  daher  in  den 
erhaltenen  Teilen  des  Gesetzes  kein  Platz;  tarifartige  Festsetzungen  der 
Tifijj  finden  sich  bei  den  Monopolen  auch  hier.  Der  Papyrus  von  Oxy- 
rhynchos  zeigt  uns  jetzt,  in  welcher  Weise  innerhalb  jenes  vöitog  die 
Zölle  behandelt  wurden.  Damit  erklärt  sich  auch,  wie  diese  Bestim- 
mungen über  Durchfuhrzölle  auf  arabische  Spezereien,  die  für  Oxy- 
rliynchos  praktisch  keine  Bedeutung  hatten,  dorthin  gekommen  sind: 
es  wurde  eben  überall  der  ganze  vöitog  xtiavutög  publiziert.  Vgl. 
Griech.  Ostraka  I S.  514.  Weiteres  hierüber  in  meinen  „Urkunden  der 
Ptolemäerzeit“. 

Wir  haben  also  in  P.  Oxy.  36  sozusagen  ein  Stück  „Revenue- 
Papyrus“  aus  der  Kaiserzeit.  Auf  die  große  Ähnlichkeit,  die  er  mit 
dem  ptolemäischen  im  StU  hat,  wiesen  schon  GrenfeU  und  Hunt  hin. 
Wir  werden  uns  auch  ihrer  weiteren  Vermutung  anschließen  dürfen, 
daß  die  hier  vorliegenden  Bestimmungen,  aus  dem  II., /lü.  Jahrhundert, 
im  großen  und  ganzen  wohl  von  den  Ptolemäern  übernommen  sind. 
Nur  hinsichtlich  der  Tarifsätze  wird  man  natürlich  die  Zugrundelegung 
der  augenblicklich  herrschenden  Preise  anzunehmen  haben. 

5.  Die  Tsr<f^Ti]  von  Lenke  Kome. 

Da  oben  von  den  Zöllen,  die  in  den  Häfen  des  Roten  Meeres  er- 
hoben wurden,  die  Rede  war,  möchte  ich  hier  anhangsweise  die  neue 

ArehiT  f.  PApjratfonchang  ni.  i.  14 


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196 


I.  AufB&tze 


Ansicht,  die  ich  mir  gelegentlich  dieser  Arbeit  über  die  vielbesprochene 
xszd(fxri  von  Lenke  Korne  gebildet  habe,  kurz  begründen. 

Der  Periplus  mar.  Ery.  § 19  sagt  darüber:  . . . OQftos  iöxlv  ixtpog 
xal  ^QovQiov,  o Xdytxai  ydetfxtj  xto/ir/,  diä  ijg  6d6g  iaxuv  tlg  Ilixguv 
XQog  MaXC^av  ßaOiXia  NaßccxaCav.  “Exh  d’  Ifixoglov  xtv&  xal  tcinii 
xä^iv  xotg  äxb  xijg  ’AQußtag  i^aQxilofiivoig  elg  adti)v  xXoCoig  ov  (leyd- 
Xoig.  Alb  xal  elg  avxijv  xal  xapaXTjxxtjg  xijg  xexd(fxrjg  xäv  elgqieQO- 
fidvav  (poQxiav  xal  xapaqtvXax^g  txaxovxd^xVS  psrd  ffrpaTsti- 

lutxog  dxoaxdXXexai.  Dieses  Lenke  Korne  liegt  an  der  Westseite  der 
arabischen  Halbinsel  und  ist  der  südlichste  Punkt  des  Nabatäischen 
Gebietes.  Vgl.  die  Belege  bei  C.  Müller,  Geograph!  Graec.  min.  I S.  272. 

Ich  habe  früher,  z.  T.  durch  eine  irrtümliche  Vorstellung  von  der 
geographischen  Lage  von  Lenke  Korne  verführt,  die  Vermutung  aus- 
gesprochen, daß  ebenso  wie  in  Leuke  Korne  auch  in  den  ägyptischen 
Häfen  am  Roten  Meer  ein  Zoll  von  25%  erhoben  sei.  Vgl.  Griech. 
Ostraka  I 399.  Rostowzew  hat  dem  in  seiner  Besprechung  meiner 
Ostraka*),  der  ich  viele  Anregung  verdanke,  sowie  in  seiner  Geschichte 
der  Staatspacht  S.  396  widersprochen,  und  mit  Recht,  wie  ich  sogleich 
zeigen  werde.  Aber  ebensowenig  kann  ich  die  Vermutung,  die  er  statt 
dessen  aufgestellt  hat,  für  richtig  halten.  Er  sieht  in  dieser  tfrdprij 
einen  von  den  Ptolemäern  zu  Gunsten  des  ägyptischen  Handels  ein- 
geführten Schutzzoll  und  fährt  fort:  „Die  Ptolemäer  haben  eich  wahr- 
scheinlich des  Haupthafens  auf  der  gegenüberliegenden  Küste,  von  wo 
die  beste  Straße  nach  Petra  und  weiter  nach  Syrien  führte,  bemächtigt, 
und  um  den  ganzen  östlichen  Handel  nach  Ägypten  zu  lenken,  erhoben 
sie  dort  den  enormen  Zoll  von  25\“. 

Hierzu  ist  zunächst  zu  bemerken,  daß  die  Rückdatierung  dieses 
bisher  lediglich  für  die  Kaiserzeit  durch  den  Periplus  bezeugten  Zolles 
auf  die  Ptolemäerzeit  von  Rostowzew  nur  ans  der  Inschrift  CIGr  IH 
5075  gefolgert  wird,  die  einen  xapaXrjfixxrig  xrjg  ’Epv9'päg  &aXdffffrig 
nennt.  Rostowzew  hat  aber  diese  Inschrift  mit  Unrecht  der  Ptolemäer- 
zeit zugewiesen:  der  Nachtrag  aus  dem  32.  Jahre  des  Augustus  (Lepsius, 
Denkm.  Abt.  VI  n.  395)  zeigt,  daß  auch  jene  vorhergehende  Inschrift 
den  Anfängen  der  Römerzeit  angehört.  Vgl.  unten  meine  Bemer- 
kungen zu  Dittenberger  Or.  Graec.  Insc.  Sei.  n.  202.  Daß  die  Ptolemäer 
also  nach  Leuke  Kome  übergegriffen  hätten,  ist  durch  diese  Inschrift 
nicht  erweisbar,  vmd  unsere  sonstigen  Nachrichten  über  das  Verhältnis 
der  Ptolemäer  zu  den  Nabatäem  sprechen  eher  dagegen.  VgL  J.  Beloch 
in  dieser  Zeitschrift  U S.  233. 


1)  Wochenschrift  f.  klass.  Phil.  1900  Sp.  116. 


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Ulrich  Wilcken:  Ein  NOMOC  TEAQMKOC  aus  der  Eaiseireit  197 

Aber  auch  wenn  die  Inschrift  ptolemäisch  wäre,  würde  sie  nicht 
beweisen,  was  Rostowzew  ans  ihr  folgert.  Denn  der  xaQah^ftxrrjg  der 
Inschrift,  der  zugleich  erQatrjyös  des  Ombites  nsw.  ist,  kann  unmög- 
lich jener  xuQaXtjxtrjg  des  Periplns  sein,  der  — offenbar  regelmäßig 
und  zur  dauernden  Tätigkeit  — nach  dem  an  der  arabischen  Küste 
gelegenen  Lenke  Korne  geschickt  wird.  Wo  bliebe  da  die  Verwaltung 
des  Ombites?  Dagegen  ist  es  verständlich,  wenn  dem  OTQurijyög  des 
Ombites  neben  seinen  sonstigen  Amtsgeschäften  die  Entgegennahme 
der  an  der  ägyptischen  Küste  von  den  Pächtern  erhobenen  Zölle  an- 
vertraut war.') 

Doch  darum  könnte  Rostowzew  vielleicht  immer  noch  Recht  haben 
mit  der  Annahme,  daß  der  25prozentige  Zoll,  den  er  mit  Recht  auf 
Lenke  Korne  beschränkt,  ein,  wenn  auch  nicht  von  den  Ptolemäern, 
so  doch  von  den  Römern  eingeführter  Schutzzoll  zu  Gunsten  des  ägyp- 
tischen Handels  gewesen  sei*)  — vorausgesetzt,  daß  der  Zoll  des 
Periplus  überhaupt  ein  römischer  gewesen  ist.  Diese  fast  allge- 
mein geltende  Annahme')  halte  ich  seit  kurzem  für  irrig.  Stutzig  ge- 
macht wurde  ich  zuerst  durch  die  Ausführungen  von  B.  Fabricius,  der  auf 
S.  138  seiner  Spezialausgabe  des  Periplns*)  den  Zoll  von  Leuke  Korne 

1)  Auch  aonst  kann  ich  Roatowzewa  AnaflUirungen  auf  S.  396/7  in  vielen 

Punkten  nicht  zustimmen.  Er  h&lt  den  Plocamus,  der  marü  Subri  vectigal 
a fiseo  redemit,  zuerst  ganz  richtig  für  einen  P&chter,  nennt  ihn  dann  aber  einen 
kaiserlichen  Halbbeamten,  da  er  ihn  mit  dem  xagaXi^rrit  des  Periplus  identifi- 
ziert. Den  der  Inschrift  nennt  er  dann  einen  „Beamten  oder  P&chter“. 

Diese  Vermischung,  mit  der  er  auch  sonst  viel  operiert,  ist  hier  jedenfalls  abzu- 
lehnen. Der  redemptor  ist  nichts  anderes  als  ein  P&chter,  und  der 

ist  ein  Beamter  {nufalaiißäveiv  steht  niemals  in  Beziehung  zu  einem  Pachtver- 
h&Itnis).  Ich  weiB  für  den  xoc^ctXijnvrjff  vij;  (Xaldaaris  auch  heute  noch 

keine  bessere  Deutung  als  die  in  den  Oriech.  üstraka  I S.  684  gegebene  (die 
Rostowzew  in  Anmerkung  131  übersehen  hat),  n&mlich  daß  er  der  Beamte  war, 
der  die  von  den  I^htem  in  den  &gyptischen  Häfen  erhobenen  Zolle  entgegen- 
znnehmen  batte,  also  eine  Art  Eontrollbeamter  war.  Daß  der  iracaXi)itT>);  des 
Periplns,  für  den  sich  sogleich  eine  neue  Deutung  ergeben  wird,  jedenfalls  kein 
P&chter  gewesen  ist,  dafür  spricht  die  feine  Beobachtung  von  Dittenberger  (Or. 
Graec.  In.  S.  n.  202  S.  311),  die  er  übrigens  irrtümlich  mir  zuschreibt,  daß  das  Wort 
inoatiXXtTcu  dies  fordert;  etenim  conductor  non  eed  sua  aponte  venit. 

2)  Ganz  anders  — und  ich  glaube,  richtiger  — faßte  freilich  Mommscn  die 
handelspolitische  Situation  auf,  wenn  er  in  der  BOm.  Geschichte  V S.  616  die 
Hypothese  aufstellte,  daß  seit  Augustus  den  arabischen  und  indischen  Fahrzeugen 
die  ägyptischen  Häfen  wenn  nicht  geradezu  gesperrt,  so  doch  durch  Differential- 
lOlIe  tatsächlich  geschlossen  seien. 

8)  Lumbroso,  Recherchee  S.  812.  Hirschfeld,  Untersuch.  3.  20,  2.  Mommsen 
RQ  V S.  479,  1.  Auch  ich  in  den  Ostraka  I S.  898. 

4)  Der  Peripl.  d.  Erythr.  Heeres  von  einem  Unbekannten.  Griechisch  und 
deutsch  von  B.  Fabricius.  Leipzig  1888. 

14* 


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198 


I.  Aofaätze 


als  eine  auf  Rechnung  des  Nabatäerkönigs  erhobenen  erklärt  (wie  anch 
Schwanbeck  und  C.  MflRer).  Prüfen  wir  die  von  Mommsen  RG  V 479,  1 
für  die  herrschende  Ansicht  anfgeführten  Gründe.  Die  ReichsangehSrig- 
keit  des  Autors,  in  der  Mommsen  das  erste  Argument  sieht,  kann  für 
sich  allein  jedenfalls  nicht  beweisen,  daß  die  von  ihm  genannten  Be- 
amten römische  sein  müssen.  Ihr  steht  gegenüber  die  Zugehörigkeit 
von  Lenke  Korne  zum  Nabatäerreich,  die  Strabo  17  p.  780  bezeugt 
(yffvx^r  xäurjv  rrjg  NaßtcraCmv  yrjg).  Das  Verhältnis  dieses  Staates  zu 
Rom  ist  in  seinen  wohl  sehr  wechselreichen  Perioden  so  wenig  auf- 
gehellt, daß  auch  daraus  die  obige  Frage  nicht  ohne  weiteres  entschieden 
werden  kann.  Wenn  Mommsen  hervorhebt,  daß  es  auch  sonst  vor- 
komme, daß  ein  Klientelstaat  in  das  Gebiet  der  Reichssteuer  eingezogen 
wird,  so  ist  damit  doch  nur  die  Möglichkeit  erwiesen,  die  Anwendung 
auf  den  Einzelfall  aber  noch  nicht  indiziert.  Der  Wortlaut  legt  jeden- 
falls, wie  Fabricius  mit  Recht  bemerkt,  es  näher,  an  nabatäische  Be- 
amte zu  denken,  da  vorher  vom  König  der  Nabatäer,  aber  nicht  von  den 
Römern  gesprochen  ist.  — Der  Hauptgrund  dafür,  den  Zoll  von  Lenke 
Korne  für  einen  römischen  zu  halten,  ist  früher  für  mich  immer  der 
hutrovrdffx^S  = centurio  gewesen.  Auch  Mommsen  sagt;  „Anch  paßt 
für  das  Heer  des  Nabatäerkönigs  der  Centurio  nicht.“  Da  B.  Fabricius 
1.  c.  nun  im  Gegensatz  hierzu  versichert,  daß  der  ixarovtäQxijg  nur 
„eine  Übersetzung  des  echt  arabischen  Namens“  sei,  so  bat  ich  Theodor 
Nöldeke  um  Belehrung,  die  er  mir  mit  gewohnter  Liebenswürdigkeit 
gewährt  hat.  Er  schrieb  mir  (20.  4.  04):  „Leider  wissen  wir  Ober  die 
Einrichtungen  des  Nabatäerreiches  außer  dem,  was  die  Inschriften  (fast 
durchweg  Grabschriften)  und  die  Nachrichten  Strabo’s  usw.  ergeben, 
nichts. Also  wie  ein  ijcavovtepjpjg  bei  den  Arabern  des  1.  Jahr- 

hunderts geheißen  habe,  das  kann  bis  jetzt  niemand  mit  Sicherheit 
sagen.  Vielleicht  läßt  sich’s  mal  aus  einer  Inschrift  ermitteln.  Natür- 
lich ließe  sich  „Befehbhaber  von  Hundert“  leicht  ins  Arabische  über- 
setzen — — , aber  es  wäre  sehr  die  Frage,  ob  wir  damit  den  richtigen 
Titel  träfen,  oder  vielmehr,  das  wäre  sehr  unwahrscheinlich.  Es  kann 
sehr  wohl  ein  einfaches  Wort  gewesen  sein,  das  durch  {xarovrappiS 
nur  dem  allgemeinen  Sinn  nach,  nicht  wörtlich  wiedergegeben  wäre.“ 
Wenn  also  auch  das  arabische  Prototyp  sich  nicht  erweisen  läßt,  so  ist 
doch  die  Möglichkeit  zuzugeben,  daß  unser  ägyptischer  Kaufmann  für 
jenen  nabatäischen  Führer  den  aus  dem  römischen  Ägypten  ihm  ge- 
läufigen Titel  gewählt  hätte,  der  ilim  am  ehesten  zu  entsprechen  schien. 
Es  wäre  das  nichts  andere.s,  als  wenn  die  Griechen  z.  B.  den  römischen 
Ädilen  als  ayopupdfiog  bezeichneten. 

Bis  hierher  ist  die  Frage  weder  nach  der  einen  noch  nach  der 


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ülrich  Wilcken:  Ein  NOMOC  TCAÖNIKOC  ans  der  Kaiserzeit  199 

anderen  Seite  hin  entschieden  worden.  Wenn  Mommsen  nun  aber  als 
letzten  Grund  anführt,  daß  „die  Stcuerfomi  ganz  die  römische“  sei,  so 
kann  ich  dem  gegenüber  auf  eine  Nachricht  hinweisen,  die  die  Wage 
zu  Gunsten  des  arabischen  Ursprungs  des  Zolles  sinket!  läßt.  Plinius 
h.  n.  12  § 68  sagt  von  der  sabäischeu  murra:  „Non  dant  ex  muna 
portiones  deo,  quoniam  et  apud  alios  nasdtur.  regi  tarnen  Gebbani- 
tarum  quartas  partes  eins  pendunt.  Vgl.  hierzu  § 63,  wo  vom  tus 
derselben  Gegend  die  Rede  ist:  evehi  non  potest  nisi  per  Gebbanitas 
itaque  et  horum  regi  pendunt  vectigal.  Damit  ist  die  Ttragti}  als  Dnrch- 
gangszoll  für  ein  arabisches  Gebiet  bezeugt,  und  ein  DurchgangszoU 
ist  auch  die  reräQxrj  von  Leuke  Korne,  wenn  sie  auch  im  Periplus 
formell  als  Einfuhrzoll  bezeichnet  wird. 

Zumal  ich  nun  einen  25  prozentigen  Durchfuhrzoll  im  römischen 
Reich  nicht  kenne,  ist  es  mir  schon  hiernach  mehr  als  wahrscheinlich, 
daß  wie  der  König  der  Gebhaniten  in  jenem  Falle,  so  hier  der 
König  der  Nabatäer  in  Leuke  Korne,  dem  südlichsten  Punkt  seines 
Reiches,  da  wo  die  Karawanen  resp.  die  vom  Periplus  erwähnten 
arabischen  Schiffe  zuerst  sein  Gebiet  berührten,  den  Zoll  von  25%  er- 
hoben hat 

Man  könnte  nun  vielleicht  einwenden,  daß,  wenn  auch  der  Zoll 
ursprünglich  ein  arabischer  sei,  er  doch  in  römischer  Zeit  von  der  rö- 
mischen Regierung  in  alter  Höhe  erhoben  worden  sei.  Daß  dem  nicht 
so  ist,  glaube  ich  aus  Plinius  h.  n.  12  § 63  ff.  erweisen  zu  können.  Plinius 
schildert  hier  den  Transport  des  Weihrauchs  vom  Sahäerlande  bis  Gaza. 
Er  gibt  die  Entfernung  bis  Gaza  nostri  litoris  in  ludaea  oppido  und 
die  Zahl  der  Stationen,  die  die  Kamelkarawanen  bis  dahin  zu  machen 
hatten  (65),  erwähnt  dann  die  vielen  Abgaben,  die  unterwegs  zu  zahlen 
waren  für  Wasser,  Futter  und  Stationen  variisquc  portoriis,  ut  smnptus 
in  singulas  camdos  ^DCLXXXVIII  ad  nostrum  litus  coUigat  iterum- 
qtie  imperii  nostri  publicanis  penditur.  Hier  werden  also  die  Unkosten 
für  das  Kamel  bis  zum  MitteUändischen  Meer,  resp.  bis  Gaza  berechnet, 
einschließlich  der  auf  diesem  Wege  gezahlten  mannigfachen  portoria, 
„und  wiederum  wird  dann  an  die  Zöllner  unseres  Reiches  gezahlt“. 
Durch  iterum  werden  die  Zahlungen  an  die  römischen  pubhcani  in  deut- 
lichen Gegensatz  gestellt  zu  den  vorhergehenden  Zahlungen  an  die 
nicht-römischen,  sondern  arabischen  Erheber.  Hieraus  scheint  mir  ganz 
klar  zu  folgen,  daß  die  aus  Arabien  an  der  Westküste  nach  Norden 
ziehenden  Karawanen  erst  am  mitteUändischen  Meer,  bei  Gaza,  d.  h. 
an  der  Südgrenze  der  Provinz  Syrien,  die  Reichszollgrenze  pa-s- 
sierten  und  auch  erst  hier  mit  römischen  Zöllnern  in  Berührung 
kamen.  Folglich  kann  die  von  einem  Zeitgenossen  des  Plinius  be- 


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200 


I.  Aufsfttze 


zeugte  zsTaQTi]  von  Leuke  Korne,  das  auf  eben  dieser  Boute  vom  Sabäer- 
lande nach  Qaza  gelegen  war,  nicht  zu  den  römischen  Zöllen,  sondern 
nur  zu  den  arabischen  (jenen  varia  potioria)  gehört  haben,  und  jener 
und  huctovzaQxus  können  hiernach  nur  in  nabatäischen 
Diensten  gestanden  haben.*) 

Halle  a./S.  Ulrich  Wilcken. 

1)  Wie  mir  NSldeke  schreibt,  sind  nicht  weit  von  Lenke  Kome  „die  Denk- 
mUer  von  Teimä,  die  eben  in  der  Zeit  des  Peripins  errichtet  worden  und  nach 
den  Nsbatherkönigen  datiert  sind“.  — Ich  verdanke  ihm  zu  den  quartae  partes 
der  QebbanitenkOnige  noch  folgende  Bemerkongen,  die  hier  mitzuteilen  er  mir 
gütigst  gestattet:  „Wir  wissen  aus  verschiedenen  gnten  Zeugnissen  in  Versen  und 
Prosa,  daß  bei  den  Arabern  zu  Mohammeds  Zeit  der  Ffibrer  eines  Stammes  den 
vierten  Teil  der  Beute  erhielt;  der  Prophet  änderte  das  in  den  fflnften  Teil 
ab,  den  er,  resp.  der  Staat  bekam  (was  dann  bei  den  großen  Eroberungen  unter 
seinen  Nachfolgern  zu  riesigen  Erträgen  fOr  den  Staat  führte).  Das  ist  ja  nicht 
dasselbe,  aber  doch  etwas  Ähnliches.“ „Es  scheint  mir  echt  arabisch  ge- 

dacht zu  sein,  den  Zoll  als  einen  Benteanteil  zu  betrachten.  Der  Gott  oder  die 
Gütter  bescheren  dem  Führer  des  Kanbzuges  die  schOne  Gabe  wie  dem  Herrn 
des  von  den  Kanflenten  zu  passierenden  Ortes.“ 


'S 


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Eornerhebang  and  -transport  im  griechisch-römischen 

Ägypten. 

Viele  der  dunklen  Fragen  des  griechisch-ägjptischen  Agrar-  und 
Steuerweeens,  die  sich  noch  vor  kurzem  wohl  stellen,  aber  nicht  be- 
antworten ließen,  sind  jetzt  durch  die  Tebtjnisurkunden  der  Entscheidung 
näher  gebracht  worden.  Zu  ihnen  gehört  die  wichtige  Frage  Uber  die 
Aufli^e  und  Erhebung  der  Komabgaben,  der  sogenannten  tsirixä.  Aus 
den  vielen  zusammenhängenden  Problemen,  die  das  ägyptische  Kom- 
problem  bilden,  hebe  ich  in  diesen  Zeilen  nur  das  eine  Uber  die  Technik 
der  Erhebung  und  des  Transports  heraus.  Das  von  Wilcken  (Ostraku) 
und  Grenfell-Hunt-Smyly  (in  den  verschiedenen  Papjrruspublikationen) 
schon  Gefundene  setze  ich  meistens  als  bekannt  voraus,  obwohl  es  mir 
doch  zuweilen  notwendig  war,  auch  das  Bekannte  kurz  zu  streifen. 

I.  Ptolemälsehe  Zeit. 

Die  Tebtynisurkunden  reden  uns  fast  ausschließlich  von  Domänen, 
nicht  vom  Privatlande.  Die  ßaöilixri  bildet  in  der  ptolemäischen 
Zeit  im  Dorfe  Kerkeosiris  und  der  Nachbarschaft  den  Hauptteil  des 
bewirtschafteten  Bodens;  daneben  figuriert  nur  Tempel-  und  assigniertes 
Soldaten  (resp.  Beamten-) land,  das  durch  Abgaben  viel  weniger  belastet 
wird  und  nur  zum  Teile  gutes  Eomland  ist.  Die  Dörfer,  mit  denen  sich  die 
Tebtynispapyri  beschäftigen,  sind  von  königlichen  Pächtern  {ßamXixol 
ytatQYoX)  bevölkert,  denen  vielleicht  nur  Haus  und  Hof  als  Eigentum 
gehören.*)  Trotzdem,  glaube  ich,  bleiben  die  Tebtynisurkimden  fUr  die 
Fragen  der  Administration,  die  uns  hier  beschäftigen,  charakteristisch. 
Es  ist  höchst  wahrscheinlich  erstens,  daß  die  Domänenverwaltung  Überall 
in  Ägypten  dieselbe  bleibt,  zweitens,  daß  in  der  Technik  der  Erhebung 
der  Naturalabgaben  von  Ländereien  anderer  Qualität  dieselben  Haupt- 
zflge  wie  bei  der  Erhebung  der  Domänenabgaben  sich  nachweisen  lassen. 
Folgende  Zeilen  werden  manchen  Beweis  für  diese  Behauptung  bringen. 

Der  Komerhebnng  gingen,  wie  bekannt,  weitläufige  vorbereitende 
Arbeiten  voraus,  die  als  ihr  letztes  Ziel  die  Feststellung  der  Forderungs- 

1)  Darüber  s.  Tebt.  Pap.,  p.  544f.  und  öfter  in  dem  Appendix  1. 


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202 


I.  Aufsätze 


listen  — äxaitrjöifta  — hatten.  Diese  Torbereitenden  Arbeiten  lagen 
hauptsächlich  auf  den  Dorfschreibem,  den  xo/toj'papfuersfff.  Auf  Grund 
des  Katasters,  der  wohl  geographisch  angelegt  war,  stellten  diese  im 
Beginne  jedes  Saatjahres  die  Liste  der  besäten  Grundstöcke  fest,  indem 
sie  dabei  auch  die  fOr  die  Regierung  zu  erwartenden  Abgaben  notierten. 
Diese  Liste,  die  in  verschiedenen  Berichten  verschieden  bearbeitet 
wurde,  finden  wir  nach  einem  Hauptprinzip  angelegt:  es  gilt  haupt- 
sächlich die  Höhe  der  von  jedem  Grundbesitzer  oder  Pächter  zu  be- 
zahlenden Abgabe  zu  eruieren  und  in  dieser  Weise  die  Summe  des 
jährlichen  Staatseinkommens  für  das  betreffende  Dorf  festzustellen.*) 

Die  Berichte  selbst  zerfallen  aber  in  verschiedene  Klassen,  die  alle 
ihre  Bedeutung  und  Wichtigkeit  haben: 

1)  tidviUTffiu  %ttx  yiaxu  X£g(j[e)(uc  rov  ävay(fag>o(ifvov  xiqI 

rijv  xiönTjv  xttVTÖg  iddipovg  (Tebt.  Pap.  84a  Iff.,  vgl.  85  Iff.,  andere 
dieser  Art  sind  aufgezählt  von  den  Herausgebern  in  der  Einleitung  zu 
84).  Die  nahe  Verwandtschaft  mit  dem  Kataster  ist  evident.  Die  An- 
gabe der  Komrente  bei  einzelnen  Parzellen  bezeugt  die  Verwendung 
für  Zwecke  der  Besteuerung.  Ausdrücklich  bezeichnet  als  vom  Komo- 
grammateus  verfertigt. 

2)  Listen  (xarä  (fvXXov)  des  bewirtschafteten  Bodens,  der  keine 
Grundrente  bezahlt:  der  yij  Ugci,  xXripovxtxij  (Tebt.  Pap.  I,  62,  63; 
65,  70)*)  und  des  vxöXoyov.’)  Auch  diese  sicher  vom  xafioygaiiiiaTevg 
zusammengestellt. 

3)  Kord  ipvXXov  ixl  xttpaXaCov*)  (Tebt.  66 — 70)  — Berichte  des 
xatfioygttiifiatsvg  über  wirklich  besäeten  Boden  und  über  die  zu  er- 
wartende Rente.  Am  Schlüsse  wird  angegeben,  wieviel  zu  fordern  ist 
(dxaixtl6&ai),  wieviel  mit  Gewalt  einzutreiben  (arpaoofoffct).  Der 
Zweck  der  Liste  erhellt  aus  diesen  letzteren  Angaben  (vgl.  auch 
Nr.  71). 

Endlich:  4)  Die  großen  Listen  des  ganzen  Bodens  des  Dorfes  mit 
detailliertesten  Angaben  der  verschiedenen  Bodenarten  und  der  Renten 
der  yij  ßaOiXtxij,  das  Saatkorn,  die  Komanleihen  und  verschiedene  kleine 
Abgaben  von  allerlei  Bodenarten  mit  eingerechnet.  Ob  diese  großen 


1)  S.  Wileken,  Oatraka  I,  480  ff.  und  die  Tebt.  Pap.  1,  p.  638  f. 

2)  Darüber  s.  Tebt.  Pap.  I,  Append.  1. 

3)  Tebt.  Pap.  74—75:  vxoXoyietihs  imolöyov  difSraiptVou  roti  äxi  p.  (trorj) 
*ol  loC  fb)f  rot'  ilff]  {tTOvi)  nafcmttit{raiv  xol  rrär  wpooij)i)’fXp<^fi>^oiv  ixl  roü  diot- 
xTjToC  pträ  tAv  oxofov  roö  Ä (hovs)  etc.  (74,  2 ff.),  vgl.  App.  I,  p.  574  ff.  8.  auch 
Tebt.  Pap.  73;  Parzellen,  über  die  gestritten  wird. 

4)  Crönert,  Woch.  klass.  Phil.,  1903,  467  (nach  dem  gütigen  Hinweise 
Prof.  Wilckens). 


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M.  Rostowzew:  Kornerhebiug  und  -tiansport  im  griech.-rSmisch.  Ägypten  203 

Listen  auch  vom  Dorfschreiber  verfertigt  wurden,  bleibt  vorläufig  un- 
entschieden. *) 

Diese  Berichte  gingen,  wenigstens  teilweise,  nach  Alexandrien  zum 
Dioecetes.  *) 

Mit  Hilfe  der  Selbstdeklarationen  (s.  Wilcken,  Ostraka  I,  456£F.) 
und  der  ixuinfflntu  der  vorhergehenden  Jahre  konnte  man  auf  Grund 
des  angeführten  Materials,  das  natürlich  nur  specimina  der  ganzen  ähn- 
lichen Urkundenmasse  liefert*),  die  verschiedenen  iatairrfimu  für  das 
laufende  Jahr  feststellen. 

Bei  dieser  Feststellung  wirkten  das  Bureau  des  Dioecetes  mit  dem 
des  Eclogisten  zusammen.  Aus  dem  letzteren  ging  die  otTut^  diuyQatpij 
(Tebt.  P.  I,  72, 443,  vgl.  61b,  37)  das  General-djratrjjötjaov  heraus;  definitive 
Gültigkeit  bekam  aber  diese  dtaygaip^  erst  nach  der  Zustimmung  des 
Dioecetes  (Tebt.  P.  I,  72,  443  ff.). 

Mit  dieser  diuyQuqri}  stehen  wohl  die  verschiedenen  oben  erwähnten 
ixcurrl^tiia  Ln  Konnex.  Zwar  sind  dieselben  für  die  Ptolemäische  Zeit 
weder  in  Originalen  erhalten,  noch  direkt  erwähnt,  vieles  aber  erlaubt 
die  Existenz  solcher  Dokumente  mit  Wahrscheinlichkeit  vorauszusetzen. 
'Axavttlv  ist  terminus  technicus  für  gesetzmäßige  Forderung  der  Ab- 
gaben (s.  Tebt.  Pap.,  Index  XII)*),  «xturijaiiioi  heißen  die  Grundstücke, 
denen  solche  Forderungen  gestellt  werden  (Tebt.  Pap.,  Index  XII),  end- 
lich scheinen  ixatTi}at./ia  (wenigstens  in  Auszügen)  vorhanden  zu  sein: 
ich  meine  die  alphabetischen  xut  &v9qu  der  Zahlungen  (Tebt.  Pap.  I, 
93,  94  cf  162,  163),  wo  der  erste  Teü  jedes  Absatzes  die  Forderung 
ist,  der  zweite  die  Zahlungen  registriert.  Wie  und  wo  die  Bxatrt}6iiia 
definitiv  ausgearbeitet  wurden,  wissen  wir  nicht;  wir  sehen  sie,  wenigstens 
in  der  römischen  Zeit,  zuletzt  in  den  Händen  des  xcofioygafifiareug  (s. 
Wilcken,  Ostraka  I,  511  f.  u.  619  f).  Zur  Zeit  der  Ernte  waren  die  äxai- 
xT^ifia  fertig.  Wie  geschah  nun  auf  Grund  dieser  Listen  die  Erhebung? 
Aus  mehreren  Tebtynisnrkunden  gewinnen  wir  ein  ziemlich  anschau- 
liches Bild  der  ganzen  Erhebungstechnik. 

1)  Sind  es  vielleicht  die  yijt,  >.  Tebt  Psp.  I,  618,  46; 

OTt[Ä]  täp  xfixtfov 

i)  Tebt.  Pap.  1, 187;  «afccMeyxtiovg  xa>iioyQ(ciiiftcniios)  Ktfxto<ii(ptag).  tauv  tö 

d[ ] yfvio9ai  (letä  Trjv  xocrftt]  ()pvU[ov]  yia(fierpiav)  to6  cciroi  a (hovg)  xa^‘ 

xtxonj/ufec  ip^leiccpipci^  ixl  to6  dtotxr,{zov)  dva[(|poeä]i',  vgl.  74,  4,  5 und  75, 17 — 18. 

3)  S.  z.  B.  den  Bericht  des  voiidpxrig  über  die  xarfaxcQii^vrj  yij  aus  dem 
3.  Jahrh.,  gemacht  nach  den  Angaben  der  rfono]>pafi|i<rTrr$,  Petrie  P.  II,  80 d.; 
WUcken,  Ostraka  I,  200  n.  460.  Für  die  Beamten  der  Toparebien  lieferten  das 
Material  natürlich  die  Beamten  der 

4)  Vgl.  Kev.  L.  89,  14;  35,  8—4.  Kol.  85  mOchte  ich  die  Oberschrifl  Z.  8 
dn«lT]T)aic  T{iU5[v  lesen. 


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204 


I.  Aafftätze 


Das  abgemahte  Korn  wird  von  den  Päcbtem  nicht  nach  Hanse, 
sondern  anf  öffentliche  Tennen  gebracht.’)  Diese  Tennen  befinden  sich 
vor  dem  Dorfe  nnd  bedecken  ein  ziemlich  ansehnliches  Areal.*)  Über 
die  richtige  Zufuhr  zu  den  Tennen  wachen  die  yetnjfiaxoipvlaxt,  (s. 
Anm.  1).  Auf  den  Tennen  wird  das  Kom  gedroschen  und  wohl  nur 
notdürftig  gesichtet*)  Nichts  soll  von  der  Tenne  vor  der  Abrechnung 
(eixaaCti)  mit  dem  Staate  weggenommen  werden:  darüber  wachen  die 
schon  erwähnten  yevr](iaro(pvliaxts  *) 

Die  Abrechnung  geschieht  also  auf  der  Tenne,  angesichts  der  Masse 
des  gedroschenen  Kornes.  Es  figurieren  dabei:  einerseits  die  Vertreter 
der  ytcoQyol,  die  xgteßiheQot  und  vxi^gsxcu  x&v  yicogy&v  und  wohl 
die  betreffenden  Kontribuenten  selbst,  andererseits  der  Dorfschreiber, 
der  Komarch  und  die  mehrmals  erwähnten  tpvXaxes-^)  Die  Zwangs- 


1)  8.  Tebt.P  1,27,60:  die  sollen  schwören:  ipeonitetr  oxag  x«l 

y4v]j[iai  xorä  9egtlar  iyioig,  nafuxon[i]t;en>  di  M roig  ixodtitiyiUrovs 

»[dwotis] Diese  roxot  sind  die  alo-Tennen,  s.  Tebt.  61  b,  369 — 674;  72,  369—870: 

bei  einem  Päcbterstreilc  kommt  der  Strsteg,  der  zugleich  ixl  xpoaöinp  ist, 
an  Ort  nnd  Stelle:  xal  xapaytvoiiivov  aitoi  tlg  xA/iriv  xal  ixel96nos  dxl  rä 
ytajfyia  lige^flvai  vor  txöpov  xaxoq>vrj  ixra  xal  ra  ytrijiucxa  Mipma,  x[ed];  di 
TÖ  fiTj  t&r  dvvaiUvav  xepiytvie9ai  ixxttiCv  xapaxaliaavxos  iot>;  ytapyoig  xpo- 
tpfiparzot  9tgi6ui  xal  (72,  69:  #s[etaaxr]as)  ficrsvi/xat  ixl  xecg  xt- 

9fapije9ai  ix  zf^g  ycytvtjiiivrjg  tlxaclug  luzä  taUza  zä  ixtytypagfUxa  vj  yg  (ti) 
iirat9ui  sv\ixXj]p€o9ft9ai  tlg  zb  ßaatXtxbv  xal  zä  ixolilxovza  ixb  ivtxvgaeimv 
xgäiavza  g6Ug  gvnxXt]pa9i)xcu.  Ich  habe  die  ganze  Stelle  ausgeschrieben,  weil 
ich  auf  dieselbe  noch  mehrmals  zurückzukommen  habe.  VgL  Tebt.  48, 16f.  S.  auch 
Petrie  Pap.  U,  2 (1),  wo  die  Abgaben  vom  Privatlande  auf  der  Tenne  bezahlt 
werden  und  Petrie  Pap.  II,  68a,  22 f.,  wo  Privattennen  für  Aufbewahrung  der 
ytxtj/iazcc  xopzixä  als  ^ijxai  fungieren. 

2)  8.  Tebt.  P.  1, 84, 8 : vxol6(yov)  ixzbg  uia{&maimg)  äUtpm  (1.  älAxm>)  (äpavpai) «. 
Für  die  Benutzung  dieser  Tennen  wird  eine  besondere  Naturalabgabe  älotjrd« 
erhoben,  s.  Tebt.  48, 17 ; 106,  23 : xal  ztliatc  xaz’  Izog  xavza  zä  ieofitva  ixl  vji 
äloi  ävfjXmiutzu  xal  ioysvrixä  nv(<n[v]  detd^a;  zpilg.  Vgl.  90. 

3)  Ülier  das  erstere  finde  ich  keine  direkte  Nachrirbt;  es  ist  aber  selbst- 
verst&ndlich;  das  zweite  schließe  ich  ans  der  Bezahlung  eines  xocxixevztxbv  in 
den  Thesauren,  s.  Tebt.  P.  I,  92,  10  und  Index  X.  Das  Korn  mußte  also  nochmals 
gereinigt  werden. 

4)  Tebt.  P.  I,  27,61:  xal  /irjfflv  zovzav  xttzaxpotjat[«9at;  5, 188:  iipi&ai  di  xal 
TOv;  xard  zijv  ympav  :pv(l.axi'Ta^)  r&v  xapaypag^Ofiivav  xpbg  zäg  ßttgtXtxäg  ixtgxo~ 
xtitxg  xal  xp'og  a xazaxfittrzat  yny(naza)  .... 

6)  Tebt.  P.  I,  46:  Eingabe  an  den  Dorfschreiber  eines  ßatiXixbg  yimpyog  nnd 
ixTipizr,g  yeugy&v,  er  sagt:  dvro;  gov  evv  zolg  dlloie  yiagyolg  xgbg  z^  xgax- 
T[oprta]  rAv  ivotpttlofiiva)[v]  xgbg  zr^v  fitg&oigix  zov  adroO  h(wg;  48:  Ähnliche 
Eingabe  eines  Komarchen  und  mehrerer  xgiaßvztgoi  z&x  ytagyäv  — Z.  16:  Srzmp 
xgbg  Z1J  xagaibeii  zär  Ixipoglmp  xal  zoi  ölotfcoö  auf  der  Tenne  wegen  einer  Ge- 
walttat; die  Genannten  evp  zolg  loixolg  ytagyolg  (Z.  24,  26)  fliehen;  128:  ähnliche 


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H.  Boatowzew:  Eomerhebong  und  -truuport  im  griecli.-r6miBch.  Ägypten  205 

eintreibnng,  die  beeorgen  hanpteäcblich  die  ipvXKxe?.  Ibnen 

gesellen  sich  zuweilen  auch  höhere  Beamte  zu.‘) 

Auf  der  Tenne  werden  alle  Abgaben  bezahlt  (auch  die  Rückstände 
und  Anleihen*),  nur  der  Rest  — ^xiyetnjfiu  verbleibt  den  Pächtern.*) 
Nach  geschehener  Abrechnung  wird  das  Staatskom  nach  dem  Thesauros 
transportiert  (Tebt.  P.  1, 92, 7 f.).  Der  Transport  liegt  auf  den  Pächtern, 
geschieht  aber  sicher  unter  strenger  Kontrolle  der  Beamten.  Für  die 
römische  Zeit  steht  dieser  Satz  fest  (s.  unten),  für  die  ptolemäische 
läßt  er  sich  nur  durch  Analogie  mit  der  Weinabgabe  beweisen  (Rev. 
Laws,  Col.  XXXI  ff.).  Einmal  im  Thesauros,  geht  das  Kom  in  den 
Bereich  der  Tätigkeit  der  Thesaurosbeamten  über.  Wir  sehen,  die  Ver- 
hältnisse sind  fast  vollständig  dieselben,  wie  sie  bei  der  Weinabgabe 
in  der  Zeit  des  Ptolemäns  Philadelphus  lagen.  Den  Hauptunterschied 
bildet  das  gänzliche  Fehlen  der  Abgabenpächter,  die  in  der  Weinabgabe 


Urkunde;  183:  der  Komarch,  die  yivrjuarotpvlcnut  zusammen  mit  dem  Dorfschieiber 
erheben  zu  viel  von  einem  ytagyös,  worüber  er  dem  wiitoiutV'axrts  (sonst  nn- 
bekaimt)  klagt.  Über  yevniurrotpvltixft  s.  Tebt.  27;  vgl.  S.  46 — 47  u.  61.  Als  Ver- 
treter der  Interessen  des  ßaatXifhv  erscheinen  sie  auch  in  Petrie  Pap.  H,  1, 16f.;  ich 
lese : vO»  tt  ijtb  [vö]»  yin][iun]o<pvi{ixiov  fif  jUvos  i eitos  [. . xatiyetai  ? 

vgl.  xatoyiiut  Tebt.  27,  67)  [iv  v]rä  iv  Eiriiugla  Hovxtcla  evv  tolg  itti- 

yirtj/ucei.  Das  Streitgetreide  wird  wegen  des  Staatsinterosscs  zeitweilig  konfisziert 
(vgl.  Tebt.  S.  462 ; der  Rekonstruktion  des  Inhaltes  der  Petrieurknnde,  die  hier  ge- 
geben wird,  kann  ich  leider  nicht  ganz  zustimmen).  Tebt.  27  zeigt  uns  auch  den 
^xl  tAp  XQoeöStoPy  den  olxopbfiOSy  den  ßaetlixbs  y^uftfuetsvs  und  den  ipxiqwltxxltTjs 
verantwortlich  (Z.  20 — 26  n.  64 — 70).  Die  Erhebung  leitet  der  M t£>p  Xfoebäap 
in  dem  oben  ausgeschriebenen  Passus  der  Tebt.  61b  u.  72. 

1)  Tebt.P.I,5,191f.  (vgl,  die  Herausgeber  zu  Z.  169  u.  188);  27,  60ff.;  61b,  869  ff.; 
72, 369  ff.  Die  in  den  Tebtynisurkunden  mehrmals  erwähnten  Praktoren  haben  mit 
der  Zwangseintreibung  der  /xifbfux  von  den  ßaedixol  yecapyol,  soweit  ich  ersehe, 
nichts  zu  tun.  Nur  die  reliqua  sammeln,  wie  es  scheint,  die  loyevtai,  s.  Tebk  99 
in  der  Einleitung;  100:  Einleitung  und  Kol.  II,  1;  HI,  10.  Ob  der  Acusilans  des 
letzteren  Dokumentes  in  Kol.  IV  als  Praktor  erscheint?  Unmöglich  w&re  es  nicht. 
Vgl.  Rev.  Laws  VI,  1 — 3;  VUl,  8 — 6.  Mit  den  loyeotizä  (Tebt.  106,  2.3)  ist  die 
Abgabe  «pot({s®e)  oder  nfa(xrofixip)  Tebt.  91  u.  98  zu  vergleichen.  Die  Abgabe 
wurde  wohl  als  EntschBdignng  und  zur  Strafe  ffir  spBte  Bezahlung  erhoben. 

2)  S.  Tebt.  27, 62  ff. : die  yevqgrcTogwlaxev  sollen  nichts  von  der  Tenne  weg- 
tragen lassen:  iäp  /li)  xdvT[«v]  ip  dfov  fetl  )taga#fvT®[v  xcil]  täp  fqpslxopiwv 
Xfis  Tois  liietfoe&tP  ifbpovs  ix«Xr]fo>9ipxe>p;  die  anderen  eben  angeführten  Be- 
amten sollen  schwören,  Z.  66:  hihf  roö  fii]&ip  dqi[((]iUiv  tbp  licl  rrjv  atgieip  tAp 
/myiprilnjätap  naguyipbiitpop  (vgl.  BGU  666  (ßuetlixol  yimgyol)  — ngoettxitaeap 
tols  »pAs  rovrots  igieip  SMvtts,  vgl.  Wilcken,  AfP.  I.  187)p  pjjdi  *pA[s]  dü« 
iyxXijfuita  r\  abUtg  ilpat  xenbxtput,  xgo[po]tle9ai  Sh  Tpa  xtcpttg  [öir®;]  rdztsra 
SatoSßbei  Ta  elp  tA  ßaeiXtxbx  yivApsv«,  vgl.  616,  818 — 616;  72,  826ff.  (Bezishlung  der 
Anleihen);  Petrie  Pap.  n,  2 (1);  Tebk  106,  23 ff. 

8)  Vgl.  Wilcken,  Ostraka  I,  104. 


A 


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206 


I.  Aufsätze 


und  den  meisten  Abgaben  des  Ptolemäischen  Ägyptens  eine  so  hervor- 
ragende Rolle  spielten.  Die  ä«cu'trj6ig,  die  bei  der  Weinabgabe  den 
Pächtern  zustand,  geht  hier  auf  die  Vorstände  der  ycagyol  — die 
nQeaßvT6Q0i  — über,  unter  ständiger  Kontrolle  xmd  bei  Mitwirkung 
derselben  Beamten,  die  auch  bei  der  Weinabgabe  wirken:  die  Polizei, 
die  Finanzbeamten,  wie  der  olxovofiog  und  dvuyQa<pti’g,  die  verschiedenen 
Schreiber  beobachten  den  Gang  der  Forderung  und  greifen  ein,  wenn 
es  notwendig  ist  zur  Gewalt,  d.  h.  zur  Praxis,  Oberzugehen  (s.  meine 
Geschichte  der  Staatspacht,  S.  15).*)  Ich  glaube  kaum,  daß  dies  Fehlen 
der  Pacht  das  Resultat  geschichtlicher  Entwicklung  ist,  eher  ist  es 
vom  Anfänge  an  so  gewesen.  Eine  Pacht  Uber  die  andere  (die  yempyol 
sind  selbst  Pächter  (fuo&aTai),  ihr  Einkommen  ist  dasselbe  ixiydvrjfut, 
wie  es  die  ZoUpächter  bekamen)  zu  stellen,  hatte  wenig  Sinn,  obwohl 
die  römische  Kaiserzeit  mit  ihren  conductores  und  coloui  doch  zu 
diesen  Verhältnissen  gekommen  ist.')  Nun  aber,  könnte  man  sagen, 
waren  nicht  alle  Pächter,  es  existierten  auch  Grundbesitzer,  und  ihren 
Grundzins  in  Pacht  zu  geben,  wäre  ganz  natürlich  (s.  z.  B.  Tebt.  5,  1 1 1). 
An  sich  ist  diese  Möglichkeit  nicht  zu  eliminieren.  Man  soll  sich  aber 
zuerst  über  die  Tragweite  derselben  verständigen.  Erstens  ist  es  ganz 
ungewiß,  wie  weit  der  Privatbesitz  in  der  Ptolemäischen  Zeit  sich 
entwickelt  hat.  Mir  scheint  es,  daß  die  Verhältnisse  im  Arsinoitischen 
Gau  kaum  eine  Ausnahme,  eher  die  Regel  bilden.  Königliches  Land 
und  Land,  welches  Soldaten  und  Tempel  in  Nutznießung  haben,  sind 
die  maßgebenden  Besitzfonnen,  welche  die  Ptolemäer  von  den  ägyp- 
tischen Königen  übernommen  haben,  für  Privatbesitz  bleibt  dabei  wenig 
übrig.  ’) 

Zweitens  scheint  es  nach  den  neueren  Funden  nicht  möglich,  von 
einem  festen  Gnmdzinse,  den  der  Privatboden  zu  zahlen  hatte,  zu 
reden  (s.  Tebt.  38  ff.).  Die  Naturalabgaben  vom  Landbesitze  waren 
sehr  verschiedener  Art  und  nicht  für  alle  Gnmdstücke  dieselben. 

1)  Dieselbe  Reihe  der  Beamten  and  Vorstände,  die  im  Arsinoites  wirken, 
wirken  auch  im  Pathyritee,  Grenfell-Hunt,  Gr.  Pap.  11,37;  'Efiutts  t&  /wiorctm 
xal  dp];((pvX(nti[r]i;c  xal  qptdKxi'n]t  x<tl  ßaeiXinäi  ygaiiiiarit  x«i  xtofio- 
yfaiifUtTfl  xorl  eiToXöym  xot  rpoT({i't»]i  x«l  ro[r«]  irgtttßvrifois  yemgyäp  x«l 
jotg  ^XXoie  TU  ßaatltxu  irpayfiaTfvofifrotg.  Nachricht  von  der  Einsetzung  eines 
neuen  oixoro/iog. 

*2)  Mit  einem  römischen  Conductor  läßt  sich  vielleicht  nur  der  aus  Tebt.  183 
hekunnte  xojfiofiis&aiTT);  vergleichen;  die  Nachricht  steht  aber  zu  vereinzelt  da, 
um  darauf  Schlüsse  zu  bauen.  Ein  Generalpächter  einer  ganzen  xmiiij  wäre  aller- 
dings nichts  Überraschendes,  s.  meine  Gesch.  der  StaaUpacht,  168. 

3)  Es  kann  nicht  Zufall  sein,  daß  wir  weder  aus  der  Ptolemäischen,  noch 
aus  der  römischen  Zeit  irgendwelche  bestimmte  und  reichhaltige  Nachrichten  über 


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M.  Roitowzew:  Kornerhebung  und  -tramport  im  griech.-rSmiBch.  Ägypten  207 

Für  einige  von  diesen  Abgaben  die  Existenz  der  Pacht  roraus- 
zusetzen,  ist  möglich  und  sogar  wahrscheinlich.  Darüber  scheint  ein 
Priyatbrief  rom  J.  111  (Tebt.  58)  zn  reden.  Es  handelt  sich  um  eine 
Pacht;  bezahlt  wird  für  dieselbe  in  Artaben.  Der  Pächter  hat  Forde- 
rungen an  die  Dorfschreiber,  die,  wie  wir  sahen,  eine  so  wichtige  Rolle 
bei  der  Kora-ixturijdig  spielten. 

Regel  aber  bleibt  bei  dem  ixipdfiov  — der  Hauptabgabe  unter  den 
Naturalabgaben  — die  direkte  Eintreibung  ohne  Mitwirkung  der  Pächter. 
Noch  klarer  wird  diese  Tatsache,  wenn  wir  die  oben  angeführten  Sätze 
mit  dem,  was  wir  über  dieselben  Verhältnisse  in  SiziRen  wissen,  ver- 
gleichen. 

Cic.  Verr.  3,  96:  exoritur  pectdiare  edictum  repentinum  ne  quis  fm- 
mentum  de  area  toUeret  antequam  cum  decumano  padus  esset,  vgl.  3,20: 
ut  neque  in  segetOms  neque  in  areis  neque  in  horreis  neque  in  amovendo 
neque  in  asportando  frumento  grano  uno  posset  arator  sine  maxima  poena 
fraudare  decumanum.  Eliminieren  wir  die  Pachter,  und  wir  bekommen 
die  Verhältnisse  von  Eerkeosiris.  Von  der  Saat  an  werden  die  Eolonen 
von  den  Beamten  beobachtet');  ist  das  Getreide  reif,  so  muß  es  der 
Eolone  auf  die  Tennen  (areae)  bringen’);  vor  der  Abrechnung  mit  den 
Beamten  (also  vor  der  pactio,  övyyqaqiri,  mit  dem  lichter  im  Ölmono- 
pol *))  durfte  der  Eolone  an  keinem  einzigen  Eömchen  rühren;  die 
pactio  selbst  geschah  auf  der  Tenne  unter  Mitwirkung  der  Beamten, 
welche,  wie  ich  vermutet  habe,  allein  das  Recht  der  XQÖ^tg  besassen 
(Verr.  3, 34,  s.  meine  Geschichte  der  Staatspacht,  S.  26);  nach  der  pactio 
gelangte  das  Eom  in  die  horrea,  d.  h.  in  unsere  &7j6avQoi'. 

Ob  wir  die  Analogie  weiter  ziehen  dürfen,  indem  wir  vermuten, 
daß  das  System  der  Professionen  auch  bei  der  Eomverwaltung,  wie 


PrivaUand  haben.  Selbst  in  der  römischen  Zeit,  wo  wir  vom  Priratlande  hören, 
sind  die  Besitzer  meistens  Römer.  Dagegen  besitzen  wir  wichtige  und  reich- 
haltige Nachrichten  Ober  Domänenland,  die  endlich  einmal  zosammengestellt 
werden  mflfiten. 

1)  Vgl.  U.  L.  33,  9 ff.;  36, 8 ff.;  41,4;  43,  3 ff.  Das  ist  dieselbe  Arbeit,  von  der 
in  den  verschiedenen  Dokomenten  ans  Kerkeosiris  die  Dorfschreiber  berichten. 

S)  Dasselbe  beim  Ölmonopol  Rev.  L.  89,  8;  iäv  d[t]  pi)  ßoHtfCui  i ytmfyös 
dliddjvia  tiaSagö»  ilg  alpov  xafufurfiita  «xi>  ri/[k']  ut«)  ita9afäs  (vgl. 

das  xoaxivivTixiy  fflr  das  tietreide). 

3)  Die  pactio  beim  Ölmonopol  geschah  auf  Grund  verschiedener  amtlicher 
Angaben  und  Selbstprofessionen , s.  R.  L.  49  u.  48,  3 ff.  Hier  sollen  die  amtlichen 
Angaben  Ober  die  Aussaat  den  Pächtern  zwei  Monate  vor  der  Ernte  eingebändigt 
werden  sowohl  wie  die  Selbstprofessionen  der  ytafyoi-,  auf  Grund  dieser  Doku- 
mente geschieht  die  pactio,  und  zwar  schriftlich;  diese  Schriftstücke  konnten  sehr 
gut  als  dnaiTijaipa  dienen,  besonders  da  sie  doppelt  verfertigt  wurden,  cf  col.  27. 


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208 


L Aufsätze 


bei  der  Weinabgabe  and  dem  Ölmonopol,  in  Geltung  war,  weiß  ich 
nicht,  wahrscheinlich  ist  es  allerdings. 

Nun  aber  gelangt  das  Korn  in  den  Bereich  der  Tätigkeit  der  Sito- 
logen.  Sie  nehmen  das  zum  Thesauros  transportierte  Kom  in  Em- 
pfangt), yermessen  es  mit  streng  kontrollierten  ehernen  Maßen*)  und 
stellen  zusammen  mit  den  Kontrollbeamten  — den  dvriyfaipstg  — die 
Quittungen  aus.*) 

Wem  die  Quittungen  ausgestellt  wurden,  bleibt  auch  mit  Zu- 
ziehung der  neueren  Dokumente  ungewiß.  Ausgeschlossen  ist  nur  eines: 
sicher  sind  es  nicht  die  Pächter,  ln  den  Amh.  Pap.  11,  59  und  60  sind 
es  wohl  Vertreter  der  Priester,  die  königliches  Land  gepachtet  haben; 
dieselben  bilden  eine  Gesellschaft.  Eine  Gesellschaft  erscheint  öfters 
auch  in  den  Ostraka  der  Ptolemäischen  Zeit^),  und  damit  scheint  die 
Gebühr  xoivmvixä*)  in  Verbindung  zu  stehen. 

Im  Falle  der  ßu6iXixol  yemgyol  ist  es  am  natürlichsten  an  die 
XQtößvxtQOt  ysmtfyäv  zu  denken.  Die  früher  angeführten  Stellen,  die 
die  Tätigkeit  der  xgaOßvrfQOi  bei  der  Eintreibung  charakterisieren,  der 
geringe  Grad  der  Wahrscheinlichkeit,  daß  man  das  einmal  erhobene 
Kom  wieder  den  Kontribuenten  eingehändigt  habe,  das  Fehlen  jeder 
Nachricht  über  Mitwirkung  spezieller  Beamten,  etwa  in  der  Art  der 
späteren  XQdxtoQse  eitixäv  (s.  imten)‘),  verleihen  der  ausgesprochenen 
Hypothese  große  Wahrscheinlichkeit.  Bestätigt  wird  sie  vielleicht  noch 
durch  Fayum  Pap.  18(a),  1;  hier  verkehrt  der  y^afiiucravs  yeaQy&v 
mit  dem  Sitologen  direkt;  er  gibt  ihm  die  Ordre,  Saatkorn  auszuzahlen. 


1)  Tebt.  I.  5,  85ff.|  89,  12—14;  169;  Amh.  Pap  II,  69  n.  60,  vgl.  Tebt  186 

(es  wird  dem  aiTold/uv  bezahlt)  und  Wilcken,  Ostraka  I,  663  ff. 

2)  Tebt.  6,  86  ff.:  Verordnung  des  KOnigs  wegen  der  Betrügereien,  die  die 
Sitologen  mit  Hilfe  falscher  Maße  trieben.  Die  Maße  sollen  jetzt  durch  die  Komos- 
beamten  aufs  genaueste  verfertigt  werden;  es  wirken  dabei  die  Kontribuenten  mit. 

3)  Amh.  Pap.  U,  69:  6p[oloyf(  6 dslva]  aiTolo(y(6v)  wspl  tiXox^togtt)  igya[gttj- 

p»o»)  iiffUTgfi{e9ai) . . . Zweite  Hand  Z.  10:  i &vriyg(aiftii)  e(yv}ni{n{xgr)iun)^ 

60:  dieselbe  Formel,  am  Knde  (2.  Hand):  6 ccvxtyg{atptvs)  xagu  ßa(<jiliKoO)  yg(afifuc- 
rfois);  Tebt.  169  (vgl.  ad  89,  12):  litSoxrii  xar  irigec  [roü  altov 

ntoltfiaia  xul  JJa[. . . .]  to!s  airoXoyovex  rb  ws;!  av(ri/v)  ifya{ax^giov)  inb  rär 
yivriCluixav)  r[ov  a6(Tov)  LJ  o<  aal  ävriyga(p6iitvoi  it  'A(iov  xanagyov  [aal]  Maggtlovs 
yfvTjiiaroipvXaxa  (sici);  vgl.  89,  12ff.  S.  auch  die  Quittungen  Wilcken,  Ostraka  U, 
Nr.  709,  726,  727,  728,  729,  731,  732,  786,  736,  740,  746,  747,  748.  Es  existieren 
also  besonders  dazu  bestellte  &vuygaipits , als  solche  können  auch  die  Beamten 
fungieren,  die  auf  den  Tennen  bei  der  ixaitriais  wirkten. 

4)  Wilcken,  Ostraka  II,  702,  704,  761  und  andere. 

6)  S.  Tebt.  6,  69;  100,  10;  119,  12,  vgl.  ad  6,  69.  Es  scheint,  daß  dieselbe 
hauptsächlich  von  den  xdrotxot  erhoben  wurde. 

6)  Es  konnten  nnr  die  loj'cvral  in  Betracht  kommen,  s.  aber  oben. 


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H.  Boatowzew:  Kornerhebnng  and  -traniport  im  griech.-rSmiBch.  Ägypten  209 


Was  wir  von  den  XQteßiktQOi  in  den  späteren  Zeiten  wissen,  wider- 
spricht meiner  Meinung  keinesfalls  (s.  unten).') 

Über  die  allmähliche  Komzufuhr  führen  die  Sitologen  genaueste 
Bücher.  Soweit  wir  sichere  Nachrichten  haben,  sind  es  hauptsächlich: 
das  Tagebuch  der  Ein^^ge  nach  den  Zahlern,  das  in  zehntägigen  und 
monatlichen  Berichten  zusammenge&ßt  wurde.  Die  Tagebücher  (Tebt. 
90.  91)  scheinen  nach  den  Abgaben  geordnet  gewesen  zu  sein.’)  Über 
die  zehntägigen  und  monatlichen  Berichte  l^en  uns  die  nQodiaXoyOifiol 
6iuxol  der  xcaiwygufiiiaxatg  (s.  Tebt.  89  und  imten)  Zeugnis  ab. 

Auf  Qrund  der  Berichte  der  Sitologen  scheinen  auch  die  Listen 
der  Ein^nge  TOn  Rückständen  (Tebt  96.  97)  gemacht  zu  sein.’) 

Das  von  den  Sitologen  empfangene  Kom  wird  gereinigt.’)  Einiges 
wird  für  Terschiedene  Zwecke  von  den  Sitologen  selbst  rerbraucht  (s. 
Tebt.  72,  325  ff.;  111;  Amh.  P.  II,  61;  Fayum  P.  18(a),  1),  als  Saatkorn 
oder  Anleihe  an  die  ytoQyol  vergeben,  das  meiste  aber  wird  weiter 
transportiert. 

Über  diesen  Transport  haben  wir  zwar  wenige,  aber  doch  ziem- 
lich reichhaltige  Nachrichten. 

Zuerst  Tebt.  92.  Es  wird  die  Lage  des  Dorfes  Kerkeosiris  in  Be- 
treff der  Beförderung  und  Bewachung  des  gesammelten  Eomes  bestimmt. 
Das  Dorf  liegt  160  Stadien  von  der  Metropolis,  159  von  dem  nächsten 
Orte  mit  militärischer  Besatzung,  mitten  im  Lande,  hat  keine  Wasser- 
straße und  ist  nicht  bewacht.  Deshalb  muß  das  Eom  auf  Lasttieren  weiter 
befördert  werden  und  zwar  nach  der  Metropole,  IltoltiiMtg  Eisgyhov, 
die  am  Flusse  lag  und  als  Exportplatz  bekannt  ist.’)  Die  Distanz  wird 
angegeben  wohl  wegen  der  zu  berechnenden  Frachtkosten,  der  tpögttQa. 

1)  ,Vgl.  Wilcken,  AfP.  I,  li3.  Neben  den  nfttßvttgot  stehen  schon  in  Ptole- 
mäischer  Zeit  die  dcxarocez«*  s.  AfP.  II,  81  (Gizeh  Mnsenm).  Ob  hier  wie  hei  den 
Latomoi  (Petrie  P.,  passim)  diese  d.  hlofi  Vorsteher  von  je  10  fiafyol  sind  (s. 
Grenfell-Hunt,  1.  1,,  82)  ist  mir  zweifelhaft,  vgL  nnten. 

2)  Nach  solchen  täglichen  Berichten  werden  wohl  auch  die  Listen  in  der 
Art  von  Tebt  13,  recto  über  Pachtrenten,  znsammengestellt  gewesen  zu  sein. 

3)  Ein  ptjvitro;  (fr  xrqpcrlizi«))  roC  loi»0}’^a<)povpfrov  (vgl.  unten  Kap.  II)  eltov 
tlf  Mtaofi)  Kal  roO  XfoaeteiiieyiUpov  [x]ul  drijlupfrov  iab  räv  yerijfufriur  roO  ai- 
toi  [fvoej]  bei  Goodspeed,  Cairo  P.  VII  aus  den  Jahren  119—118  v.  Chr.  zeigt,  wie 
hoch  die  Rückstände  waren  (20000  Art.),  die  im  nächsten  Jahre  zu  erheben  waren. 
Das  unbestimmte  rtvds  rdnov;  könnte  daraus  erklärt  werden,  daß  der  Bereich  der 
Tätigkeit  der  Sitologen  nicht  konstant  war. 

4)  Es  wird,  wie  oben  angeführt  wurde,  für  die  Reinigung  eine  besondere 

Gebühr  genommen.  Dazu  kommt  noch  das  fnipsr^ov,  s.  Tebt.  91,11;  92,11 — 12 
(2  Artaben  auf  Hundert;  es  ist  vielleicht  dasselbe  Eom,  das  in  Tebt.  6,  91  als 
TÜ  tle  ri  »aifcnnAiuntt  ixiKixofiiiidva  bezeichnet  wird  — wahrscheinlich  auch  2 
auf  100).  5)  S.  Tebt.  S.  411. 


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210 


L Auiaätze 


Dies  (pÖQitQov  wird  in  natura  und  zwar  am  Orte  der  Absendung 
bezahlt.  Es  zeugen  dafür  hauptsächlich  zwei  Urkunden:  Fayum  P.  18,  b 
und  Petrie  P.,  II,  39  g.  Die  erstere  Urkunde  ist  eine  Anweisung  eines 
ygafiiiaTtvg  ytaogyüv  an  den  giTolöyos  von  Bacchias:  es  soll  Kom 
(jihgrjgov  xvgov  ägrdßag  T£tffl[a]pas  Z.  10,  vgl.  5 ff.)  *)  als  ipögctgov 
bezahlt  werden.  Wir  haben  also  eine  organisierte  Gilde  der  Lasttier- 
besitzer mit  ihrem  Sekretär,  die  die  Beförderung  des  Kornes  gegen 
Bezahlung  übernimmt  Petrie  P.  II,  39g  besagt:  idv  rtveg  räv  xoiovrav 
xvgbv  (urgügiv  xugccJla/ißdvovrag  xal  dvdvxoloyrjgaiuvovg  rb  yivö- 
fuvov  (pögirgov  ?a>g  rov  fuydlLov  xorafiov^)  xb  koixbv  xaga/uxgijOai 
flfilv  ixl  xov  5gfiov  — das  Kom  soll  also  am  Hafen  mit  Abziehung 
der  Fracht  abgeliefert  werden.’)  Die  Fracht  wird  aber  auch  in  Geld 
bezahlt  (s.  Petrie  P.  30a,  Z.  12 — 13  und  19 — 20).*) 

Die  xx7jvoxgög>oi  der  Fayum  Pap.  sind  wohl  mit  den  &vtjXdxcu  des 
Petrie  P.  II  25  identisch.  In  Petri  P.  H,  25  i bürgen  elf  dvijAtrrai  eines 
Dorfes  IIolLtiimvog  (itgidog  dem  Okonomus  und  anderen  nicht  näher 

bezeichneten  Beamten  — Z.  14:  iip  ä laßöv[x{g ] xt/irjv  vxo- 

^vyttov  xd  ixdoxo  [ ] adxxov  L.gy,  &Oxb  eii  ai  FTS  [.  . . . 

Der  Rest  ist  leider  nicht  erhalten;  es  war  wohl  angegeben,  was  für 
eine  Arbeit  die  6vt}ldxai  zu  verrichten  sich  verpflichteten.  Die  Nennung 
der  gdxxoi  in  der  Gleichung  1 gdxxog  1 bvog  ist  die  in  der  römi- 
schen Zeit  bei  den  Komtransporten  übliche  Gleichung  (s.  unten).  Es 
kann  sich  also  auch  hier  um  Komtransporte  handeln.  Ob  auch  die 
anderen  Teile  des  Pap.  II  25  sich  mit  einer  Transportkarawane  unter 
Leitung  des  Ökonomus  beschäftigen,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 
Wahrscheinlich  machen  diese  Deutung  die  Quittungen  Petrie  P.  11  25c 
(F.  80),  d und  e (G.  21).’) 

Wie  dem  auch  sei,  klar  ist,  daß  die  ötnjldxai  wie  die  xxi}voxg6q>oi 
organisierte  Transportgesellschaften  waren,  die  sich  natürlich  auf  Ge- 
treidetransport nicht  beschränkten,  deren  Hauptaufgabe  aber  diese 
Kombeförderung  war.  Details  darüber  geben  uns  erst  die  Dokumente 
der  römischen  Epoche. 

1)  Z.  6 möchte  ich  l»  t(o0)  [<iyoea]irTo&  2iv(naxoC  xvpov  lesen,  Vffl.  unten. 
Vgl.  auch  Fay.  P.  146  u.  115(?). 

2)  Ob  es  der  Bahr-Yusuf  oder  der  Nil  ist  (s.  ad  92,2)  ist  schwer  zu  ent- 
scheiden. Ich  dächte  eher  an  den  Hahr-Vusuf,  an  welchem  die  Metropole  lag. 
[Ist  nicht  der  Miyat  norafiöf  genannte  westliche  Nilami  gemeint,  Aber  den 
A.  Schiff  in  Festschr,  f.  0.  Hirschfeld  379  gehandelt?  1).  Red.] 

3)  Nach  Prof.  Wilckens  Lesung.  Die  luxfovtrrts  sind  vielleicht  Sitologen, 
die  Fracht  wird  im  Thesauros  berechnet  und  abgezogen. 

4)  Das  Kom  ist  aitot  iyofaaxöi,  vgl.  unten. 

5)  Vgl.  aber  Grenf.  P.  II,  14,  bes.  6,  6 — 6. 


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B.  BoBtowzew:  Komerhebung  und  -trsnaport  im  griech.-rOmigcb.  Ägypten  211 

Einmal  im  Hafen  angelangt,  wurde  das  Kom  anf  Schiffe  geladen 
und  nach  Alexandrien  transportiert.  Über  die  Organisation  dieses 
Transports  geben  uns  mehrere  Papyri  wichtige  Aufschlüsse.  Über  den 
Komtransport  wachen  der  Dioecetes,  der  Epimeletes  und  der  Ökonomos 
(^Petrie  P.  II,  20,  I Iflf.;  II  2ff.;  IV  2ff.).  Besorgt  wird  er  aber  durch 
Unternehmer,  deren  einer  uns  namhaft  gemacht  wird,  es  ist  Antikles: 
6 X(fbg  rov  iv  'Agdivoltri  ß(aailUxov)  diTov  ixb  rSiv  Si’ 

a-btov  nXoi'mv  (Petrie  P.  U,  20,  I 2f.  und  IV  2f.).  Sein  Verhältnis  zu 
den  Beamten  scheint  in  Petrie  P.  U 20,  IV  bestimmt  zu  werden:  ein 
Xifißog  des  Antikles  wird  vom  Oikonomos  als  Lastschiff  {Ayyafftveiv  — 
ilg  tfoqzriyiav  &yta9ai  Suidas)  und  zwar  zwangsweise')  für  den  Trans- 
port des  Kornes  für  Elefanten  nach  Memphis  in  Aussicht  genommen. 
Der  Agent  des  Antikles  erwidert,  daß  dafür  besondere  Schiffe  in  Fracht 
genommen  sind,  zu  denen  der  Xijifiog  des  Antikles  nicht  gehört.*)  Es 
wird  also  der  Transport  an  Unternehmer  verpachtet;  dieselben  besorgen 
es  durch  eigene  Schiffe;  im  Falle  der  Not  werden  aber  von  denselben 
Unternehmern  Schiffe  dazu  requiriert. 

Dies  wird  durch  die  Dokumentenserie  Grenfell  Pap.  II,  23  vom  J.  108 
V.  Chr.  bestätigt.  Es  wird  einem  gewissen  Pamphilos  vom  Dioeketen 
aufgetragen,  die  Kombefördemng  zu  beschleunigen  {näfupiXog  6 xgo- 
Kfltigidftivog  ixl  xbv  ixidxovduafibp  rov  xvgov,  Z.  18).  Dieser  erledigt 
mit  zwei  Schiffen  schleunigst  das  Geschäft.  Die  Bemannung  der  Schiffe 
bekommt  monatlich  8 TaL  Geld  und  25  Art.  Weizen  (vgl.  die  Doku- 
mente Petrie  P.  H,  25).  Dies  extraordinäre  Verfahren  wird  wohl  dem 
gewöhnlichen  soweit  entsprochen  haben,  daß  an  Stelle  eines  besonderen 
Agenten  ein  Unternehmer  für  größeren  Transport  auftrat. 

Solche  Unternehmer  heißen  vtttixXijgoi  (Petrie  P.  II  48  vom  Jahre 
186  V.  Chr.):  möglich  ist  es,  daß  sie  nicht  bloß  Transportunternehmer, 
sondern  auch  Händler  sind;  sie  laden  teilweise  den  ipogixbg  alrog,  teil- 
weise den  iyogadtbg  (— ■ Svioj  zum  Verkauf  bestimmten);  die  beiden 
Arten  liefern  die  Sitologen.') 

1)  S.  Seeck,  PW.,  RE.  I,  2185,  s.  v.  an^arium;  noch  ein  Zeugnis  Ober  die 
Einwirkung  des  Ptolemaiscben  Liturgiesyateme  auf  die  Verbaltniaae  dea  rOmiachen 
Reiches. 

2)  Z.  12;  ixttdrj  i^yolaßias  ytyevrjfUvrjg  xegl  eirov  xorrayoi/ije  roC  dnoffrtl- 
lo/Ufov  ilg  Md/Kfir. 

3)  Petrie  P.  n 48;  vgl.  20,  II,  8 — 9 und  80  a,  12  — 18,  19 — 20,  oftos 

bedeutet  wohl  das  in  natura  gelieferte  Kom,  das  ala  solches  nach  Alexandrien 
geht.  N&herea  darüber  bieten  wieder  die  Dokumente  ans  tCmiacher  Zeit.  Etwas 
anderes  ist  glrog  evrtiyogaeiUrog  — Urenfell-Hunt,  Arch.  II,  80;  diesen  vergleichen 
Q.  H.  richtig  mit  der  später  zu  erwähnenden  airvayofaauxii  xft9i]  für  Soldaten- 
bedarf. 

ArdUv  t.  Papjrrtitforachiing  111.  S.  15 


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212 


I.  Aufsätse 


Das  Ziel  dieser  Karawanen  ist  hauptsächlich  Alexandrien  (s.  Petrie 
P.  n,  48,  23;  Tebt.  P.  92, 10). 

Kehren  wir  aber  nach  Kerkeosiris  zurück.  Wir  haben  schon  ge- 
sehen, daß  für  die  Komeintreibung  die  ganze  Finanzadministration  rer- 
antwortlich  ist.  Die  Hauptlast  der  Verrechnung  fällt  wieder  auf  den 
Dorfschreiber,  der,  wie  gesagt,  auch  bei  der  Eintreibung  und  der  Auf- 
stellung der  ixairi^ifta  die  Hauptrolle  spielte.  Auf  Gh'und  der  Berichte 
der  Sitologen  und  eines  XQoäialoyiöiibg  des  yQamucrsvg  yta^äv,  der 
wohl  als  Vertreter  der  xpcaßikegoi  fungiert  (Tebt.  P.  I,  236),  verfertigt 
er  den  xgoöialoyiafibg  aiuxbg,  der  folgendermaßen  angelegt  ist  (s. 
Tebt.  P.  I,  89,  vgl.  160  und  174). 

Nach  dem  Titel*),  wo  angegeben  wird,  daß  die  Verechnung  für  das 
ganze  Jahr  gilt  (bis  zum  30.  Mesore)  kommt  die  Angabe  der  Größe 
des  besäeten  Areals,  dann  die  Budgetsumme  verteilt  nach  Zahlungs- 
mitteln, darauf  folgt;  dg  &g  fisfurpfjO^ai  dif  tevr^  ’Afifiavta  xal  'Hga- 
x/itiS^  Totg  etrokoyovOi  tö  xtgl  avtfjv  of  xal  ävTiygaq>d(uvoi  (Z.  12flF.). 
Es  folgen  verschiedene  Rubriken  der  Eingänge.  Die  Hanptrubrik  ist 
lite&bg  — also  Pachtrente.  Die  Rubriken  sind  nach  Monaten  von 
an,  innerhalb  derselben  nach  zehntägigen  Perioden  angelegt. 
Ähnlich  ist  Tebt.  P.  1,  238:  xgoöialoyiafibg  xp;^d|£0|,‘)(‘?)  vielleicht  ein 
spezieller  Bericht  über  eingetriebene  (nicht  äxairrj^dvra)  Komeingänge. 

Daneben  werden  von  den  Dorfschreibem  noch  Listen  xar  &vdga 
alphabetisch  angelegt,  wohl  auf  Grund  und  als  Material  für  die  daiai- 
TTjOifta  geführt  (s.  Tebt.  P.  I,  93—97). 

Auf  Grund  dieser  xgodiaXoyuSitol  geschieht  wohl  die  definitive 
Abrechnung  (diaXoyigfxbg).  Dieselbe  geschieht  im  Xoyier^giov,  also  in 
der  Metropole,  der  Dorfschreiber  bringt  eine  Reihe  von  Schriftstücken 
mit  (s.  Schilderung  des  Vorganges  Petrie  P.  H,  10,  2)*). 

II.  Kaiserzeit. 

Es  ist  wenig  wahrscheinlich,  daß  in  der  Kaiserzeit  in  Bezug  auf 
die  Komabgaben  etwas  prinzipiell  geändert  wurde.  Die  Grundlage  der 
Steuerberechnung  blieb  natürlich  der  Kataster.  Auszüge  daraus,  die 
uns  erhalten  sind  — P.  Lond.  H,  267,  S.  129AF.;  Wilcken,  Arch.  I,  151f. 

— zeigen  große  Ähnlichkeit  mit  den  Ptolemäischen  Auszügen  Tebt.  P. 

— I,  84;  85  — und  dienten  wohl  denselben  Zwecken.*) 

1)  Tebt.  89,  Iff.  f[rov];  nagä  Mtyxilo^S  xaiioyfaniundias 
Xfoiialoytaitie  Xxl  »tipaXaiov  toO  ainoi  (Ixovt)  intontiiiintv  xAr  iyitmxjidrmr  (ng 
iltaogi]  1. 

2)  Vgl.  Wilcken,  Ostraka  I,  495. 

S)  Vgl.  Tebt.  358. 


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M.  Rostowzew:  Eornerhebang  and  -transport  im  griech.-rOmisch.  Ägypten  213 


Neu  sind  yielleicht  die  besonderen  Beamten,  die  über  die  xaragxoQoc 
wachen,  die  »uTaöxoQcl^,  welche  yielleicht  zugleich  auch  xfottMrtxifukrjTal 
waren,  und  der  ixixrjQrjtfn  (resp.  ^xi^£il7jTr)s)  xuTaexoQ&g.  ‘)  Die  ersteren 
wachen  über  die  Arbeiten  nach  der  Überschwemmung,  die  zweiten,  be- 
gleitet yon  Geometern  und  der  Nomosadministration,  stellen  auf  Grund 
des  Augenscheines  (ßxloxsiing)  die  zu  besäenden  Grundstücke  fest.  In 
die  Kompetenz  der  Dorfschreiber  betreffs  der  Feststellung  der  wirklich 
besäeten  Felder  greifen  sie  wohl  nicht  ein. 

Der  Gang  der  cacaixrjöis,  ebenso  wie  die  vorbereitende  Tätigkeit 
der  Behörden  treten  weniger  klar  als  in  der  Ptolemäischen  Zeit  hervor. 
Es  ist  aber  kein  Grund  zu  denken,  dafi  sie  wesentlich  anders  gestaltet 
waren.  Dagegen  sind  wir  über  die  äxcuxijöifia  der  einzelnen  Dörfer 
ziemlich  gut  unterrichtet.  Das  beste  Beispiel  ist  BGU  659  (J.  298 — 229 
n.  Chr.).  Das  Dokument  wird  von  den  xafioygajifiaxtlg  für  die  dtjfioöCa 
yij  und  den  etlyutXbg  von  2k>xvoxaiov  Nijaog  aufgestellt.  Es  zählt  die 
Kontribuenten  in  alphabetischer  Reihenfolge  auf,  indem  bei  jedem 
Namen  die  Zahl  der  Aruren  und  Artaben  angegeben  wird  (vgl.  Tebt. 
93—97).’)  Eine  Kopie  dieses  dxaixijeiiiov  scheint  öffentlich  ausgestellt 
zu  werden  (s.  BGU  659,  Anfang),  das  Original  verbleibt  in  der  drifioeCu 
ßißiio&rjxj]  (BGU  175).  Eine  andere  Art  bilden  die  «xaixT^Oiita  für 
einzelne  Dörfer,  wo  nur  Gesamtsummen  mit  Angabe  der  verschiedenen 
Dörfer  notiert  werden  (s.  BGU  84  und  Fay.  F.  208,  vgl.  Grenfell-Hnnt, 
Fay.  P.  p.  157).  Die  letzteren  Listen  finden  wohl  ihre  Erklärung  in 
der  Tatsache,  daß  die  steuerpflichtige  Einheit  das  Territorium  der  xdftt] 
bildet;  dies  Territorium  wird  aber  auch  von  Kolonen,  welche  in  anderen 
Dörfern  seßhaft  sind,  bewirtschaftet  (s.  besonders  Fay.  P.  86  und  85a, 
vgl.  Gen.  P.  81:  äiä  x&v  <Lro([x0v]  — dtd  xG>v  &xb  xmpijs).  Das 
dxatxtjffifiov  gUt  also  auch  für  Bewohner  anderer  Körnen.  Ob  die  Ab- 
rechnung über  die  ysv^fucxa,  wie  in  der  Ptolemäischen  Zeit,  auf  den 
Tennen  zustande  kam,  ist  nicht  bezeugt,  aber  höchst  wahrscheinlich. 
Dafür  sprechen  mehrere  Tatsachen.  Zuerst,  daß  wir  neben  den  Sito- 


1)  S.  BGU  12(181 — 182  p.  Cb.);  WUcken,  Ostrakal,  176  u.  641;  Archiv  III,  123; 

Z.  10.  11  konnte  man  vielleicht  lesen;  intd  zi>v  ixänov  tonov  «ava(t[xop^J<[ai^i' 
tA»  xttl  xnpaTCXtpslTfrAv,  vgl.  Z.  19;  vgl.  auch  den  ltjpvaa[tij]£  xai  xaraaifogtis, 

Wilcken,  Ostraka  608,  2 [und  nnten  S.  236]  und  BGU  91  (170 — 171  p.  Ch.). 

2)  Derselben  Art  ist  auch  CPR  33  (115  n.  Ch.):  dxaidijaipov  xor’  Sv3fa 
atvixA»  iiä  irittoalav  ysafx&v  ix  xiiiris  Soxvoxalov  Nt'iaov.  Über  dxoKTiJffipa  s. 

Wilcken,  Ostraka  I,  619.  Vgl.  noch  Lond.  P.  II,  322  p.  169  (vom  J.  214—216  n.  Ch.), 
xaftt  AigTiUov  novuftmt  xa>po/;(ap(UrT^a>;)  Hoxvoxalov  Ntjaav  xat'  ävSfu,  xfis 
iMtlniai»  <pofixfov  ixordxTov  t&v  iitruri9tiiivov  ip9uSi  ini  xiftrit  Buxxtdioi 

xijs  iitfUog  voS  {vietätTog  xy  (Irovg). 

15*  r 

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214 


I.  Aufsätze 


logen  besondere  tftrtxöv*)  und  &xcur^tal  anix&v  g>6Q(ov 

treffen.*)  Die  jtQdxxoQts  airix&v  bekommen  vom  Dorfscbreiber  das  axai- 
tijaiiiov,  fungieren  also  nicht  nur  beim  Eintreiben  der  Rückstände 
(BQU  457).*)  Sie  sitzen  aber  nicht  im  OrjaavQÖs,  wo  sie  g^zlich  über- 
flüssig wären,  da  dort  die  Sitologen  und  ihr  Personal  arbeiteten.*)  Man 
wird  sie  also  getrost  außerhalb  des  d’tjaavpög  arbeiten  lassen  und  sie 
für  Agenten,  welche  die  dxairijaig  auf  den  Tennen  leiteten,  erklären. 
Mit  ihnen  zusammen  arbeiteten  wohl  daselbst  die  »QedßvxiQoi.  Für 
die  Komabgabe  ist  diese  enge  Verwandtschaft  zwischen  Praktoren  und 
jtQtaßvTtQoi  nicht  bezeugt,  wir  sehen  sie  aber  sonst  in  mehreren  Fällen 
(s.  B6U  181a  [102  n.  Chr.];  Lond.  P.  II,  255  aus  dem  J.  136  n.  Chr.; 
Wilcken,  Ostraka  I,  613ff.)  mit  den  Praktoren  Zusammenwirken.*)  Bei 
der  Komverwaltung  sind  die  xQiaßvrei/ot.  als  Vertreter  der  ytcagyol  in 
BGÜ  85  tätig.  Besonders  lehrreich  sind  aber  die  Urkunden,  die  über 
die  amiuyogaOTtxij  xgifHj  handeln  (s.  BGU  381;  Grenf.  P.  I,  48,  besonders 
aber  BGU  807,  vgl.  meine  Staatspacht  [russische  Ausgabe]  S.  220f.  und 
Wilcken,  Arch.  I,  177).®)  Hier  fungieren  die  xgiaßthcgoi  als  die,  welche 
die  von  der  xd>(irj  zu  stellende  Gerste  den  Soldaten  zu  liefern  haben. 
Die  Stellung  der  Soldaten  dei  dieser  Eintreibung  ist  der  der  XQÖxtogeg 
etrixcav  sonst  vollständig  analog  (vgl.  Tebt.  48,  Z.  12ff.,  wo  es  sich  auch 
um  Extraliefeningen  handelt).’)  So  werden  wir  wohl  Recht  haben, 
wenn  wir  die  xgcaßvTigoi  xäiitjg,  wie  in  der  früheren  Zeit  die  xgta- 
ßvTsgot  yeagyäv,  als  Vertreter  der  Kontribuenten  wirken  lassen;  sie 


1)  Besonders  charakteristisch  ist  BQU  467;  Wilcken,  Ostraka  I,  620  und  AfP. 
1,  143. 

2)  Oiy.  P.  III,  514. 

8)  Vgl.  Oxy.  P.  in,  630  Z.  3;  di  rii[v  *]w[p]c3>'  äv  fff  dxprrjxov  ol 

xgtin[To]fes- 

4)  Der  nifdxrag  stand  aber  unter  dem  Sitologos,  wie  BGU  426  zeigt  und  wird 
unter  denen,  die  das  Personal  eines  9riaavfbg  bildeten,  aufgefOhrt.  Die«  erklärt 
sich  aus  den  stetigen  Geschäftsbeziehungen,  die  die  beiden  Beamten  eng  verbanden. 

6)  Vgl.  Fay.  P.  39  (188  p.  Ch.):  die  Dorfältesten  nennen  hier  einem  Pächter 
den  Kontribuenten,  von  welchem  ti  xfoxeinevov  ixbraxtov  zu  fordern  war. 

6}  Vgl.  auch  über  dieselbe  Lieferung  Amh.  P.  II,  107—108  und  178—177. 

7)  Vgl.  auch  Amh.  P.  79  (186  n.  Chr.)  aus  Hermupolis.  Hier  wirken  die 
den  Dorfältesten  analogen  Stadtarchonton  mit  den  Sitologen  und  iyittrftital  zu- 
sammen. Zusammen  mit  den  Archonten  wirken  die  xffsfivrtfoi  in  BGU  842 
(187  n.  Chr.),  vgl.  Amh.  P.  II,  109  (J.  185  — 186  n.  Chr.).  Sie  bekennen  von  den- 
selben das  Geld  für  das  der  xng)]  „aufgelegte“  (ixißljjd-kr,  daher  intßoUi) 
Komquantum  bekommen  zu  haben.  Das  Geld  verteilen  sie  wohl  nachher  den 
einzelnen  ysa^yoi.  Das  Zusammenwirken  der  Dorfvorsteher  mit  der  Administration 
bei  Erhebung  der  Komabgaben  illustriert  für  das  IV.  Jabrb.  Goodspeed,  Cairo  P. 
XU,  cf,  BGU  21. 


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M.  Bostowzew:  Eomerhebung  und  -traneport  im  griech.-rSmisch.  Ägypten  215 

stehen  zwischen  den  Praktoren  nnd  den  Kontribuenten,  um  beiden  Kate- 
gorien ihre  Arbeit  zu  erleichtern  und  die  Zahl  der  Verantwortlichen 
zu  mehren.')  Sie  bilden  die  BrOcke  zu  den  späteren  Dekaproten. 

Fflr  die  Bezahlung  der  Abgabe  außerhalb  des  Thesauros  zeugt 
auch  das  öfters  erwähnte  (pÖQszQov,  welches  in  den  Pachtkontrakteii 
entweder  die  Pächter  oder  die  Pachtgeber  sich  zu  zahlen  verpflichteten.  ’) 
Dasselbe  tpÖQexffov  erscheint  auch  öfters  in  den  Berichten  der  Sito- 
logen.  *) 

Aus  den  angeführten  Stellen  wird  vollständig  klar,  daß  dies  <p6- 
QiTQov  für  den  Transport  der  Abgaben  nach  dem  Dorfthesauros  (s. 
Lond.  P.  314,  Z.  19)  bezahlt  wird;  repartiert  wird  es  nach  der  Größe 
der  bewirtschafteten  Parzelle  und  jährlich  (Amh.  P.  11,90.91);  der  Trans- 
port wird  in  der  Regel  durch  die  övrjkärai  (s.  unten)  besorgt  (Lond.  P. 
II,  314);  bezahlt  wird  das  ipÖQerQov  entweder  in  natura  (Aum.  2)  oder 
in  Geld  (Anm.  1).  So  bekommen  wir  auch  hier  dieselbe  Technik  wie 
in  der  Ptolemäischen  Zeit.  Das  Korn  wird  auf  die  Tennen  ge- 
bracht, wo  die  Raairijdig  durch  die  xpaxtopsg  oder  ixaiTrira^ 
geschieht;  es  wirken  dabei  auch  die  Dorfältesten.  Das  von  den 
Praktoren  erhobene  Kom  wird  auf  Lasttieren  (gewöhnlich  Eseln)  in 
den  Thesauros  transportiert;  in  diesem  wird  es  von  den  Sitologen  in 
Empfang  genommen,  worüber  den  Praktoren  unter  dem  Namen  der 
Kontribuenten  quittiert  wird.*) 

Die  Buchführung  der  Sitologen  ist  uns  besser  als  für  die  Ptole- 


1)  Wie  in  der  Ptolem&iachen  Zeit  fungieren  neben  ihnen  die  itxadäfxR^- 
Besonders  lebrreicb  ist  BGÜ  23  unbestimmbarer  Zeit.  Drei,  wobl  nfcaßvrtgoi 
xAfim,  beklagen  sieb  über  einen  Dekadarcben:  er  läßt  andere  zwr  Dekadarcbie  nicht 
zu,  beschützt  seine  vier  Brüder  und  andere  nnd  laßt  die  Dörfer  fflr  sie  bezahlen 
(sal  intoxtliuva  ttlrt  &nb  xäv  xoiftdr),  bewirtschaftet  Land  in  anderen  Dörfern  und 
bezahlt  dafür  nichts.  Es  scheint  also,  daß  der  i.  über  den  ngteßingot  steht  nnd 
in  mehreren  Komen  wirkt,  ln  BOÜ  81  (J.  188 — 189  n.  Chr.)  steht  der  Dckadarch 
in  näheren  Verhältnissen  zum  aitonugaXihiittjis  und  den  ‘^sau(ioi.  Sorgt  er  für 
die  tö^jjWa?  Ob  auch  die  zehn  fzo»>]rfc  dexuviiav  nvgoi  (BüU  831  J.  125  n.  Chr.) 
in  dieselbe  Reihe  zu  stellen  sind?  Sie  scheinen  auch  zu  mehreren  Thesauren  Be- 
ziehungen zu  haben. 

2)  ^Tjftdtfux  tp6gttga  heißen  sie  öfters,  z.  B.  BGÜ  227  (160 — 161  p.  Chr,);  rot 
xot’  {&govg&v)  xat  (rog  <p6gcrga  — Amh.  P.  11,90.  91  (569  n.  Chr.);  ngög  f(ti  ä«os 
roö  övTjiUrrixoö  ipoghgov  'Itg&g  heißt  es  Lond.  P.  II,  314  p.  190  Z.  19  (149  n.  Chr). 
Vgl.  Oxy.  P.  I,  101  (142  p.  Chr.);  BGU  571;  die  Taxe  von  3 Obolen  auf  die  Amre, 
BGÜ  569 — 571,  wird  auch  vielleicht  <p6(gtTgor)  nicht  <fo{gog)  aufzulösen  sein,  vgl. 
BGD  166:  2cilx(xa  (pdttrf«. 

8)  Amh.  P.  n,  69;  Fay.  P.  86  und  öfters.  Vgl.  das  dwairtjffigoi'  Lond.  P.  II,  322, 
p.  159  (214—315  n.  Chr.). 

4)  Wileken,  Ostraka  I,  llOf.;  AfP.  I,  143. 


r 


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216 


1.  Aufsätze 


maische  Zeit  bekannt.  Unschätzbar  ist  dafHr  das  Dokument  Amh.  P. 
II,  69  (aus  dem  J.  154  n.  Chr.).  Es  übermitteln  hier  die  Sitologen 
A(pQodi6itp  xcil  ToCg  aiip  aizä  3tQoxetQto9it<!t  siQog  xapäArj(itfi(iv)  x[((l 
xa]Taxo(icirjv  ßißkiag  (1.  v)  X£(i[x]o(i{tv<ov)  tlg  ’AXtl^ävd(f£t.ttv  rc3  tov 
vofiov  iyX[o]yißT-^  xal  ISiei  X6ym  (Z.  2 — 4)  folgende  Dokumente: 

1)  (i£TQijii(a)  xitr  kvSqu  fodoj'^g  dwö  IIuvvi  img  Meffopij  (Z.  8,  9). 

2)  iirjvialoi  iv  xitpaXaUp  äxb  Ilavvi  lag  Mi[eo]Qi^  (Z.  10, 11). 

3)  dxoXoytOfiig  ....  iia^öpov  g>ope(tpov)  dxb  IIccvvi  tag  Meaopil 
(Z.  11, 12). 

4)  Svdpa  xtttayayi^g  rp  ’Exiltp  xul  Mi6opij  (Z.  13). 

5)  Xöyog  ipopitpov  (Z.  15). 

6)  dxoXoycafi(bg)  IdCip  Idyp  (Z.  15). 

Weniger  reichhaltig  ist  eine  ähnliche  Aufzählimg  der  Dokumente, 
welche  die  Sitologen  den  ßißXiozpvXaxig  ör/noaiav  Xöymv  eingereicht 
haben')  (Oxy.  P.  III,  515,  J.  134  p.  Chr.).  Es  sind: 

1)  xat  Svdpa  6vvxXr](ptb<!eag)  yivij(i{aTog)  it  {itovg)  (d.  h.  für  das 
Torige  Jahr)  Z.  4,  5. 

2)  [tö]  fitivtatov  txl  xtg>aXaü)(v),  Z.  6. 

3)  furaX6yio(v)  xuz  Svdpa  lödoxzjg,  Z.  8. 

Wir  erfahren  aus  diesen  beiden  Dokumenten  zuerst,  daß  die  Be- 
richte der  Sitologen  teilweise  durch  besondere  Beamte  nach  Alexandrien 
in  das  Rechnungsamt  abgeschickt  wurden.  Das  Rechnungsamt  zerfiel 
in  Abteilungen,  deren  jede  sich  mit  einem  Nomos  abgab.  Daneben 
berücksichtigten  die  Sitologen  auch  den  Idiog  Xöyog. 

Die  Berichte  selbst  sind: 

1)  die  Jahresrechnung  für  das  verflossene  Jahr  nach  den  Kontri- 
buenten angelegt  (Oxy.  P.  515, 1);  » 

2)  Monatsabrechnungen  (Amh.  P.  69,  2 und  Oxy.  P.  515,  2)-, 

3)  xaz’  Svdpa  (adoxijg  — also  Registrierung  der  Eingänge,  wohl 
Tag  für  Tag  mit  monatlicher  Summierung  (Amh.  P.  69,  1 und  Oxy.  P. 
515,  3)*); 

4)  Abrechnungen  Ober  zwei  Arten  der  <p6pizpa.  Das  erstere  (nach 
der  Stellung  im  Dokumente  zu  urteilen)  ist  das  uns  bekannte  tpöpizpov 
zum  Thesauros,  das  zweite  die  Fracht  vom  Dorfthesauros  weiter  (nach 
dem  Xöyog  xazayayzjg  genannt)*)  (Amh.  P.  II,  69,  3 und  5); 

5)  die  Aufzählung  des  weiter  geförderten  Kornes  in  der  Richtimg 
nach  Alexandrien  (Amh.  P.  II,  69,  4); 

1)  Karaxoficiibi  ßißUav  ist  technisch,  s.  Oxy.  P.  IH,  Sll,  vgl.  Grenf  P.  H,  41 
und  Wileken,  Ostraka  I,  587.  2)  Vgl.  Oxy.  P.  II,  391. 

3)  Vgl.  Grenf.  P.  II,  44;  üg  dt  tfOtfZQOv  &v  ylvAv  ixl  xmgr)(v) 

und  weiter  unten. 


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M.  Bostowzew:  Eornerhebunf;  nnd  -tiansport  im  griech.-römisch.  Ägypten  217 

6)  die  Abrechnung  mit  dem  fdtog  X6yos  (Amh.  P.  II,  69,  6). 

Wir  wissen,  daß  in  den  Körnen  für  den  (Sios  iL&yos  keine  ge- 
sonderte Kassen  und  Thesauren  existierten. 

Einige  dieser  und  ähnlicher  Berichte  lassen  sich  in  der  vorhandenen 
Urkundenmasse  mit  gewisser  Wahrscheinlichkeit  nachweisen.  So  halte 
ich  Fay.  P.  86  für  etwas  den  firjviaroi  iv  xitpalaCqj  Ähnliches.  Fay.  P. 
300.  329.  332  erinnern  mich  an  die  *at^  ärdga  eiödoxijg.  Gut  bezeugt 
sind  die  monatlichen  Berichte  an  den  Strategen  — nrjviula  iv  xfipa- 
Ixtla  — 8.  BQÜ  64,  835. ‘)  Ein  nr/vuctov  xwc  &v6gce  ist  vielleicht 
B6Ü  585.  Allen  diesen  Berichten  liegen  die  Einzeichnungen  xa9’ 
(Lond.  P.  194  p.  124f.  und  Fay.  P.  338),  die  in  zehntägigen 
Perioden  zusammengefaßt  werden  (z.  B.  Fay.  P.  86a)  zugrunde.  Endlich 
wird  der  Bericht  über  die  xttTayayfj  durch  BGU  802  vortrefflich 
illustriert.  Damit  aber  scheiden  wir  von  der  xtofii]  und  gelangen  zum 
Export. 

Bevor  wir  nun  das  Dorf  verlassen,  möchte  ich  auf  die  große 
Ähnlichkeit,  die  zwischen  der  Ptolemäischen  und  römischen  Zeit  vor- 
handen ist,  hinweiseu.  Die  Ghundgedanken  bleiben  dieselben,  es  treten 
nur  kleine  Änderungen  ein.  Wie  früher  wird  der  Bauer  von  der  Saat 
an  beobachtet;  nach  der  Ernte  werden  zuerst  die  Forderungen  der 
Regierung  berücksichtigt,  nur  was  bleibt,  ist  Eigentum  des  Bauers,  die 
Eintreibung  geschieht  durch  Beamte,  die  vom  Praktor  an  bis  zum 
Strategen  für  dieselbe  verantwortlich  sind*).  Wie  mit  den  Rückständen 
verfahren  worden  ist,  das  zeigen  uns  die  Urkunden  aus  Mendes,  BGU 
902 — 904  und  976(905) — 980  (vgl.  Wilcken,  Arch.  II,  S.  386  und  „Bei- 
träge zur  alten  Geschichte“  zu  Ehren  0.  Hirschfelds,  123  ff.).  Leider  sind 
die  Dokumente  verkohlt  und  nur  zum  Teile  gelesen.  Es  handelt  sich 
in  der  ganzen  Serie  um  einen  furchtbaren  Rückgang  der  Bevölke- 
rung. Dadurch  werden  größere  Stücke  Land  imbebaut  (n.  904),  und 
dadurch  wieder  entstehen  Rückstände  in  den  Thesauren  (976—980).  Die 
Rückstände  zerfallen  in  solche,  die  den  X6yog  äioixrjtfeag,  und  solche, 
die  den  Jl^yog  ovffiaxbg  betreffen.  Festgestellt  werden  sie  durch  eine 

1)  Vgl.  BGU  629  (216 — 217  n.  Chr.)  und  634  (216  n.  Chr  ):  iirjpta[a  dersolbcn 
Art,  die  über  Eing&nge  der  annona  berichten. 

2)  Höchst  charakteristisch  dafür  sind  die  Urkunden  BGU  747,  bes.  1,  Z.  14 ff.; 
TÄv  yäf  xfay/ucrav  rb  )Uyt[t^r6v  iariv  xal  yvtjfffiltbrfpov  [w]oUr)s  rt  «eot[JJe/oe 
itofiivov  [al  i]7caiTij<!us  tdw  öqptlopt'lvjöv  trä  xvptaxä  l[d]j>n>,  vgl.  II,  20  ff.  Hier 
ist  natürlich  nicht  nur  die  ixatTjjaie  von  den  Kontribuenten  gemeint,  s.  I,  Z.  17,  IS; 
«eoa<p[s]e(i|Mvo;  rg  ixttfoiei.  Gemeint  sind  hanptsüchlich  die  Rückstände , vgl. 
Oiy.  P.  n,  291  (26 — 26  p.  Chr.)  — Brief  eines  Strategen  an  einen  Dioecetes;  die  Rück- 
st&nde  (7  Ix'Osai;)  soUen  sobald  wie  möglich  aufgeachrioben  werden;  dann  soll  die 
ixaltrjeig  nicht  verzögert  werden,  vgl.  Fay.  P.  820. 


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218 


I.  AufsäUe 


t’j’fitTpTjtftj-V’ermessung  de8  Komea  in  den  Thesauren,  wohl  unter  stetem 
Vergleiche  mit  den  Summen,  die  vorhanden  sein  sollten.  Das  Fehlende 
soll,  wie  es  scheint,  von  den  Sitologen^),  den  Basilikogrammaten  und 
den  Strategen  bezahlt  wenlen  (vgl.  BGU  145  vom  J.  212/213  n.  Chr.). 
Leider  bleibt  das  meiste  noch  dunkel  Interessant  ist  es,  daß  unter 
den  Verantwortlichen  die  Dorfechreiber  gar  nicht  erscheinen.  So  ging 
die  Komeintreibung  in  den  Dörfern  vor  sich. 

Das  eingetriebene  Kom  wurde  in  dem  Thesauros  nicht  aufbewahrt, 
sondeni  weiter  spediert.  Über  die  Technik  und  den  Zweck  dieser  Spe- 
ditionen berichten  uns  mehrere  und  reichhaltige  Urkunden.  Zuerst  die 
unschätzbare  Urkunde  B6U  802  (vom  J.  42  n.  Chr.).  Es  ist  ein  Tage- 
buch folgendermaßen  angelegt: 

1)  Datum; 

2)  Eingänge  (xtcrrjxttti)  von  verschiedenen  Sitologen  verschiedener 
xäfiai  mit  Angaben  der  Zahl  der  Esel  und  Artaben  und  Nennung  der 
Zahler,  die  das  Kom  in  den  Dorfthesauren  geliefert  haben:  xafirjtixStv 
(also  der  in  xä(ir]  wohnhaften  Eigentümer),  xccrvxmv,  drjiiodüov  (d.  h. 
der  Staatspächter,  der  Eolonen).  Am  Ende  die  Summe  des  xarrjj/fuvov 
wohl  für  das  ganze  Jahr  nach  Rubriken:  nvQov,  xpidijg,  ^axov,  xvoftov, 
ipaatjiov’); 

3)  Ausgaben: 

A.  Zuerst:  dq>’  äv  evßeßiijod'tti,  also  „es  wurde  auf  Schiffe  ge- 
laden" (s.  unten)  und  zwar  auf  die  Rechnung  des  dj’Ofaetös  ipecxög  (das 
am  meisten  in  den  aufgefuhrten  Tagen  gelieferte  ydvog)  eines  gewissen 
'HQttxkeidtjg  ’Jk9{ai)evg  (also  Alexandriner)  aus  dem  yivrifiM  des  vorigen 
Jahres  für  die  Rechnung  des  Sitologen  'AxovOiXäov  IIrilov«Cov.  Das 
Kom  wird  nicht  an  den  Herakleides  selbst,  sondern  an  einen  xvßtQv^xt]g 
eines  d’uXafitiyög , der  einmal  als  einem  lalorv  Aiooxovpiäovg,  andere 
male  als  einem  Secundus  centurio  der  dritten  Legion  gehörend,  be- 
zeichnet wird.  Dann  wird  das  vaviov  xiotav  berechnet  und  die  Schiffe, 
an  welche  das  Kom  repartiert  wird,  namhaft  gemacht.  Solche  Ver- 
merke über  ifißoli)  finden  wir  ziemlich  selten,  nur  in  Kol.  IV,  XII 
und  XIV. 

1)  Vgl.  B6U  908  (Zeit  Trajans);  ein  Kollegium  von  Sitologen  treibt  von  einem 

anderen  die  Rückstände  ein;  die  letzteren  versichern,  sie  wären  nie  Sitologen  ge- 
wesen; Z.  26  f.;  ^n<2tcovvr[{f]  inuixijaai  eiroüoyiav  (1.  f)t  ovx  /rt- 

2)  Die  Zahl  für  den  wtipig  ist  kolossal:  270808,  für  etwas  kleiner; 

37839^.  Geliefert  wird  in  den  erhaltenen  Tagen  in  diesen  Eomarten  nicht  mehr. 
Die  angegebenen  Zahlen  sind  für  die  Ertragsiäbigkeit  der  anfgezäblten  DOrfer  von 
kolossaler  Wichtigkeit.  Wir  bekommen  endlich  feste  nnd  sichere  Zahlen,  die  noch 
zu  verwerten  sind. 


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M.  Bostowzew:  Komerhebang  und  -transport  im  griech.-rOmisch.  Ägypten  219 

B.  Regelmäßig  erscheint:  ü<p  &v  npocl^xrai,  abo:  „aus  welcher 
Zahl  schon  frQher  so  und  soviel  exportiert  wurde“,  nach  allen  früher 
angeführten  Eomarten  aufgezählt. 

C.  NaviM  — Wassertransportkosten  in  natura,  wohl  nach  den 
Arten  des  exportierten  Getreides. 

D.  AoinaC  — also  im  Thesauros  vorhanden.  Es  erhellt  daraus, 
daß  der  »vqos  fast  gänzlich  zum  Export  verbraucht  war. 

4)  Endlich  folgt  die  Aufisählung  der  noch  vorhandenen  Kommengeu 
nach  Körnen  und  Sitologen. 

Aus  dem  Dokumente  selbst  erhellt,  daß  die  Zählung  an  einem 
Hafenorte  gemacht  wird.  Es  werden  Komtransporte  in  Empfang  ge- 
nommen und  ohne  Verzögerung  auf  Schiffe  geladen  und  weiter  be- 
fördert. Wo  sind  wir  und  was  treibt  man?  Auf  diese  Fragen 
können  wir  nach  anderen  Dokumenten  eine  ganz  befriedigende  Antwort 
geben. 

Einen  ürfyoj  xuTaymyijg  haben  wir  schon  oben  unter  den  Büchern 
der  airoiöyot  nachgewiesen.  Was  versteht  man  aber  unter  xaraymyTj? 
Lond.  P.  2! '5  (S.  100)  aus  dem  J.  118  n.  Chr.  lautet:  i7to>ljUd»x(al)  (letö- 
jr(oij)  <ftToXöj'(oig)  ToxuQxi^s)  Aiow<Jidd[og  y]svTni(dTmv)  . . . xa/i7]- 
iloTpö^[o]g  Aiowtiddog'  SfioXoyci  fUfiergija^at  x(al)  dxtoxTi[xdv]ai.  zreep’ 
tpÖQtTQa  ^g  xarf/|a  vxb  Idimv  xa/irj/Lmv  dTCÖ  räv  rijg  fttgiSog  ^nj- 
eavifiüv  tlg  rovg  dxoöidsiyitdvovg  opfiovg  xpi&rjg  etc. ')  Dasselbe  besagen 
BGÜ  607  (aus  dem  J.  163  n.  Chr.)  und  Greuf.  P.  U,  44  (J.  101  n.  Chr.). 
Klar  ist  es,  daß  die  xarayayij  die  Kornzufuhr  von  den  Dorfthesauren 
zu  den  Häfen  bedeutet.  Dieser  Komtransport  wird  durch  xccfirjXotpötpoi, 
dtfTjXtttui  oder  xnjt'orpögoot  besorgt.  Diesen  Gilden  begegnen  wir  häufig. 
Eine  allgemeine  Maßregel,  die  ganze  Gilde  der  öirjlätai  betreffend,  ist 
die  Verordnung  des  Aemilius  Satoruilus  an  die  Strategen  der  sieben 
Nomen  und  des  Arsinoites  (BGÜ  II,  lö  aus  dem  J.  197  n.  Chr.  [?]):  t^v 
iußoXrjv  xal  a<p6dga  v<p  (1.  ifiäv)  ciiieXov(iivijt’  öpß.  Die  Ur- 

sache ist  die  öXtyöttjg  r&v  ffoüörajv  xccQaq>i'Qiv  rbv  xvqöv  (Z.  6,  7), 
d.  h.  der  dinjXärui  (Z.  11).  Dieselben  sind  jetzt  zu  der  nötigen  Zahl 
gebracht,  aber  die  Mißwirtschaft  dauert  fort;  die  Strategen,  die  sich 
mit  den  bvjjXdzai  verständigt  haben,  begünstigen  einen  anderen  Aus- 
weg: die  bvrjXatai  halten  nicht  die  nötige  Zahl  der  Esel  (3).  Dadurch 
genießen  sie  die  Vorrechte  (dCxaiu)  der  bvrjXdtui,  ohne  die  Last 
der  Leiturgie  zu  tragen.  Der  Epistratege  befiehlt  nun:  xtXiva  iva 
fxagTov  T&v  ötnjXaräv  dvapxd^iv  rijv  d<petXofitvtjv  vn  avrov  rpe- 
<pe<fT(u  T(fiovittv,  vfi&g  dl  a<p^ttytduv  ixißdX[X]i.v  ixdozp  övj».  Die 


1)  Mit  den  Veibessorungen  Prof.  WUckens. 


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220 


I.  Aufsätze 


häufige  Erwähnung  der  drtjiareu  in  den  Ostraka  aus  Fayum')  zeigt, 
daß  die  dort  erwähnten  drjßöaioi  6voi  verschiedener  Dörfer  wohl  mit 
den  5voi  der  Onelatengilde  identisch  sind.  Dafür  zeugen  die  Ostr.  14 — 18 
aus  Fayum  (Fay.  P.  p.  324,  J.  1 — 35  n.  Chr.),  Befehle  an  den  ygafinaTevg 
xxrjvoTQÖfptov*)  für  den  und  den  Oijtfcsvpos  zu  Komtransporten  Esel  zu 
liefern  (vgl.  BGU  362). 

Eine  gewisse  Organisation  des  Eseltreibergewerbes  bezeugt  auch 
die  Steuer,  die  von  den  öirtjXazai.  bezahlt  wurde  (öfters  zusammen  mit 
der  Lastwagensteuer  bezahlt),  s.  WUcken,  Ostraka  I,  272.*) 

Die  verschiedenen  Daten  der  angeführten  Dokumente  zeigen  uns, 
daß  die  TransportgUden  der  Eaiserzeit  mit  denen  der  Ptolemäischen 
identisch  sind  (oben  S.  210).  Die  Organisation  der  Gilden  ist  folgende: 
sie  existieren,  wie  Aemilius  Satomilus  ausdrücklich  sagt,  hauptsächlich 
für  Eomtransporte.*)  Vereinigt  sind  sie  in  größeren  Komplexen,  nach 
Toparchien  (Lond.  P.  295),  und  bedienen  ganze  (legCdeg  (s.  Lond.  P.  295; 
Grenf.  P.  II,  44;  BGU  607),  Innerhalb  der  Toparchien  teilt  man  sie  nach 
Dörfern,  wenn  nur  meine  Identifikation  der  Onelatenesel  mit  den  dt]- 
fiöeioi.  &VOI  der  Ostraka  richtig  ist.  Eine  noch  weitere  Zusammen- 
fassung, z.  B.  nach  Nomen,  ist  nicht  ausgeschlossen.*)  Wie  alle  Ge- 
werbetreibenden bezahlen  auch  die  Eseltreiber  eine  Geldsteuer;  für  die 
Tiere  zahlen  sie  natürlich  separat. 

Welche  Vorrechte  AemUius  Satomilus  meint,  ist  schwer  zu  be- 
stimmen. Ist  es  das  ^dpcrpor,  das  ihnen  von  den  Sitologen  bezahlt 
wird,  oder  haben  sie  das  Monopol  der  Transporte  auch  privater  Waren? 
Für  diese  Vorrechte  müssen  sie  stets  für  Staatszwecke  drei  Esel  bereit 
halten;  diese  drei  könnten,  trotzdem  sie  den  övr]l«Tai  gehörten,  mit 
vollem  Rechte  dijftdtftoi  genannt  werden.  Für  Privatgeschäfte  könnten 
die  övrjiärat  auch  mehrere  Tiere  halten.  Doch  genügt  es  für  unsere 
Zwecke,  nachgewiesen  zu  haben,  daß  täglich  aus  den  Dorfthesauren 
Esel-  und  Kameelkarawanen  nach  dem  Flusse  zogen.  Am  Flusse,  in 
unserem  Falle  in  Ptolemais-Hormos,  lud  man  das  Korn  in  Schiffe  ein 


1)  Grenfell-Hnnt,  Fayum  towns,  p.  327,  n.  24ff.  und  Jouguet,  Bulletin  de 
l'Institut  d'areh^ologie  orientale  II,  97  ff. ; vgL  Preisigke,  Arch.  III,  44  ff.  und  Wilcken, 
Ostraka  II,  n.  1306  (U^  xcd^tj). 

2)  Ich  lese  überall  yp(a(ipcrt£i),  wie  in  Ostr.  17. 

8)  S.  bes.  Lond.  P.  181;  Wilcken,  I.  1.,  Anm.  1. 

4)  Hauptsächlich,  nicht  ausschlieBlicb,  s.  ein  Beispiel  für  mehrere  BGU  Hl,  13; 
P.  Lipe.  30.  31  (bei  Preinigke,  ol>en,  S.  61)  und  öfterB. 

5)  Dafür  zeugt  die  von  Preisigke  betonte  Tatsache,  daß  verschiedene  Kara- 
wanen aus  Eseltrupps  mehrerer  Dörfer,  die  nicht  immer  zu  demselben  Nomoe  ge- 
hören, beBtehen, 


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M.  Bostowzew:  Komerhebung  und  -transport  im  griecb.-römüch.  Ägypten  221 

{ifißäXXsiv,  nachdem  es  von  Beamten  in  Empfang  genommen 

und  anfgeschiieben  wurde.  Welche  Beamte  es  waren,  wer  also  BGU  802 
Terfaßt  hat,  bleibt  ungewiß;  Lond.  P.  II,  197  (S.  100)  läßt  vermuten, 
daß  es  die  dQfiotpvXaxtg  sein  könnten.^  Diese  Beamten  waren  aber, 
wie  wir  gesehen  haben,  nur  Vermittler:  jeder  Sitologe  hatte  in  Betreff 
der  ifißokii  seine  eigene  Rechnung. 

Wie  wir  schon  wissen,  übergibt  man  das  Kom  einem  xvßtQtnjtrjg 
elg  Xöyov  rov  dslvog.  Dies  bestätigen  und  erläutern  mehrere  Urkunden. 
Lond.  P.  256  a (J.  15  n.  Chr.),  p.  99  (vgl.  Wileken,  Arch.  I,  146)  ist  eine 
Bescheinigung  eines  xvßepvtjrijg  ßxaqiijg  dtjiioaCag  durch  einen  Soldaten 
der  2.  Legion  (man  nennt  ihn  ixCxXoog)’’)  an  den  Sitologen  der  beiden 
Lysimachiden,  1817-^  Ari  Weizen  in  JlToXtfuclg  'Vp/wg  in  Empfang 
genommen  und  aufgeladen  zu  haben.  Der  Weizen  gehört  zur  Rech- 
nung zweier:  eines  ^idwßog  und  eines  i>iX6Xoyog.  Der  Steuermann 
verpflichtet  sich,  das  Kom  nach  Alexandrien  zu  bringen  und  es  den 
genannten  Dionysos  und  Philologos,  oder  wem  sie  befehlen,  zu  über- 
geben. 

Fast  dasselbe  besagt  Oxy.  P.  II,  276  (vom  J.  77  n.  Chr.).  Neu  ist 
nur,  daß  die  Ladung  vom  arpazrjybg  bestimmt  wird. 

Die  Steuermänner  leisten  einen  opxog  ßaßiXixbg:  iirriX’^nitiaß^ai 
Ti)s  XQtitt?  xißtßg  xal  ixifieXSig  xctl  x&Ottv  (ppovxCdtt  xoiijßuo&ai  rov 
xapa/ietvai  xovg  IxixXöovg  (uxpi  tijg  iv  xöXti  ^vyoßiaßCag  xal  xapa- 
dmßiv  (Wilek.)  TÖv  yöfiov  O^ov  xal  axaxovpyryroi’  ^[/i]ot)[roi>] 
xivdr/vp  lvoj;[o]s  tlrp/  (Wilek.)  rö  opxa  (Lond.  P.  II,  301,  S.  256, 
J.  138 — 161  p.  Chr.),  vgl.  Amh.  P.  II,  138  (J.  326  n.  Chr.)  und  besonders 
Qrenf.  P.  II,  46  (a)  aus  dem  J.  139  v.  Chr. 

Jede  Sendung  heißt  üxbazoXog,  s.  Oxy.  P.  III,  522  (2.  Jahrh.),  vgL 
Lond.  P.  356  a,  10  und  das  bekannte  dxoaroXixbp  der  Inschrift  aus 
Koptos.  Der  angeführte  Papyrus  aus  Oxyrhynchus  gpbt  die  verschiedenen 
Auslagen  für  jeden  dxdöToXog  an;  die  Ausgaben  werden  hier  in  Geld 
verrechnet,  sonst  bezahlt  man  die  vccvXu  in  natura  (BGU  802).  Jeder 
dxößroXog  wird  im  Oxyrhynchus  Papyrus  durch  einen  Personennamen 
bezeichnet,  wohl  analog  den  Namen,  die  in  BGU  802  und  Lond.  P.  356  a 
begegnen.  Außerdem  sehen  wir  in  derselben  Urkunde  mehrere  Personen 


1)  Wileken,  Ostiaka  I.  § 160,  S.  861  and  Oxy.  P.  I,  6!v;  s.  anch  Goodspeed, 
Cairo  P.  XI  (Weia-ipßold  für  Soldaten). 

8)  [Vgl.  jedoch  onten  8.  *38.  Die  Red.] 

3)  über  diese  ixixXoot  Wileken,  Arch.  1, 166.  Der  Dienst  als  ixlxloos  ist  viel- 
leicht eine  Liturgie,  welche  nach  DOrfem  repartiert  wurde,  s.  Amh.  P.  II  183  und 
Goodspeed,  Cairo  P.  88.  Die  Auffassung  der  Herausgeber  der  beiden  Papyri  kann 
ich  nicht  teilen.  [Vgl.  Axch.  HI  116.  Die  Red.] 


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222 


L Aufsätze 


mit  der  Ladung  beschäftigt:  v^ttigirai  und  der  uns  schon  bekannte 
Soldat,  ein  ^jaavgofpvka^,  Arbeiter,  welche  die  Aufladung  besorgen, 
von  den  :tgi<fßvtegoi  gestellt'),  Arbeiter,  die  das  Korn  zum  Trocknen 
heraustragen. 

Wir  bekommen  also  folgendes  Bild.  Im  Hafen  warten  auf  das 
zu  transportierende  Kom  Schiffe,  meist  Staatsschiffe.  Jedes  Schiff  hat 
einen  Steuermann,  eine  Bemannung  und  als  Aufseher  einen  Soldaten. 
Jede  abgeschickte  Ladung,  änoOzoXog,  bildet  ein  Eine  für  sich,  ob  sie 
von  einem  oder  mehreren  Schiffen  befördert  wird.  Den  xvßtgtnjrai 
liefern  die  Sitologen  das  Kom  für  Rechnung  gewisser  nicht  qualifi- 
zierter Männer.  An  Ort  und  Stelle  beschäftigen  sich  mit  dem  Kome 
verschiedene  qjviaxsg  und  die  jrgecßiktgoi,  welche  die  nötigen  Arbeiter 
zu  stellen  haben.*)  Die  Schiffe  gehen  nach  Alexandrien. 

Wer  sind  aber  die,  auf  deren  Rechnung  das  Kom  geliefert  wird? 
Nachricht  darüber  gibt  uns  vielleicht  Oxy.  P.  63  (2. — 3.  Jahrh.),  ein 
Privatbrief.  Ein  gewisser  Paesios  schreibt  seinem  vxrjgiti^g.  Den  Brief 
wird  ihm  ein  vavxhjgog  übergeben.  Man  soll  dafür  sorgen,  daß  der  y6- 
fiog,  die  Ladung  dieses  v«ti*Aijpoj,  am  schnellsten  aufgeladen  werde  (^r- 
ßaXea&ai).  Es  folgt  ein  Absatz  über  die  deiyfiatodgrai,  die  das  Wägen 
zu  besorgen  hatten,  den  ich  nicht  recht  verstehe.  Weiter  soll  der 
Naukleros  die  Thesauren  sehen,  die  Sitologen  und  andere  sollen  vor- 
bereitet werden.  Erinnern  wir  uns,  was  wir  über  die  Ptolemäischen 
vavxiygoi  schon  wissen,  und  vergleichen  wir  es  mit  den  Angaben  dieses 
Briefes  und  der  Rolle,  die  die  Personen,  auf  deren  Rechnung  das  Kom 
geliefert  wird,  spielen.  In  BGU  802  wird  ihnen  der  iyogaöTog  :tvgbg 
wie  in  der  Ptolemäerzeit  geliefert,  die  Sitologen  in  BGU  802  und  den 
anderen  Urkunden  verkehren  mit  ihnen  direkt,  wie  in  der  letzteren 
Urkunde;  ihr  Standort  ist  meistens  Alexandrien.  Alles  spricht  dafür, 
daß  wir  überall  mit  denselben  Naukleren  zu  tun  haben,  Leuten,  die 
Kom,  ob  es  äyoguozbg  oder  zpogixbg  xvgbg  ist,  nach  Alexandrien  trans- 
portieren, um  es  dort  den  vavxXijgoi  9alazziov  vavxXygiov  (Oxy.  P.  87) 
zu  übergeben.*)  Es  ist  gar  nicht  ansgeschlossen,  daß  diese  Naukleren 
auch  für  ihre  Rechnung  arbeiteten,  natürlich  im  Falle  des  äyoguOzbg 
xvgög. 

1)  Vgl.  die  aocKKoqjopot  BGU  28(i  (306  u.  Chr.)  und  370  (630  n.  Chr.). 

8)  Dieselben  wachen  auch  über  die  zum  .Aufwärtsziehen  der  Schiffe  nötigen 
Leute,  g.  Wileken,  Ostraka  I,  ll.’jS,  vgl.  1298. 

3)  Einen  Brief  solch  eines  rai'jtlTjcos  ans  Italien  s.  BGU  27.  Er  trat  ans  Ufer 
(in  Puteoli?)  am  30.  Juni,  kam  nach  Rom  am  19.  Juli.  Er  wartet  in  Rom  auf  die 
Diese  einmal  in  den  Händen,  kehrt  er  nach  Ägypten  zurück.  Über 
die  Nauklerie  im  allgemeinen  zu  handeln,  ist  hier  nicht  der  Ort.  Ihr  Ursprung 
liegt  sicher  in  Ägypten. 


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M.  Roitovzew:  Eomerhebuog  and  -transport  im  griech.-römiach.  Ägypten  223 

Das  vavxltjfiov  ist  wohl  Pachtgeschäft,  das  allmählich  in  Leiturgie 
verwandelt  wird.  Jeder  vavxlrjgog  übernimmt  wohl  ein  gewisses  Ge- 
treideqnantum  zur  Beförderung  nach  Alexandrien  oder  anderswohin. 
Dies  Quantum  soll  er  von  den  Sitologen  direkt  beziehen;  mit  denselben 
rechnet  er  auch  ab.*) 

Zu  allen  diesen  Ausführungen  habe  ich  mit  Absicht  das  Ostrakon- 
material  aus  dem  Faynm  nicht  zugezogen.  Spediteure,  wie  Preisigke 
oben  S.  44  ff.  konstruiert  hat,  finden  beim  Transportgeschäft,  wie  ich 
ihn  geschildert  habe,  keinen  Platz.  Mir  scheint  es,  dafi  die  in  den 
Theadelphischen  Ostraka  öfters  genannten  Appianos  und  Zadixrjs’)  — 
vavxXtjQoi,  keineswegs  Spediteure  sind.  Die  Ostraka  sind  Bescheinigungen 
ihrer  Agenten  über  die  in  verschiedenen  Dörfern  gebildeten  Karawanen. 
Aufierdem  bekam  jeder  6vrjXdzt}s  vom  Thesauros  einen  Begleitbrief,  in 
dem  auch  die  Artabenzahl  notiert  wurde.®)  Die  vorläufigen  Symbola 
dienten  als  Material  für  den  Ao'yo^  xarayayijg.  Das  Sjmbolon  wurde 
hauptsächlich  zur  Verrechnung  des  ipÖQSzQOV,  das  jeder  xäittj  auszuzahlen 
war,  notwendig,  es  wurde  von  dem  Karawanenführer  im  Namen  (6vd- 
fiazog)  des  Naukleros  ausgefertigt.  Die  Nennung  des  vavxXtjifog  war 
notwendig,  da  das  ^ÖQezgov  wohl  auf  seine  Rechnung  gesetzt  wurde.*) 

Wir  kommen  zum  Schlüsse.  Die  Ergebnisse  unserer  Zusammen- 
stellungen haben  uns  ein  ziemlich  klares  Bild  einer  Seite  der  ägypti- 
schen Finanzverwaltung  vor  Augen  geführt.  Wir  sahen,  wie  sowohl 
unter  den  Ptolemäern  wie  unter  den  römischen  Kaisern  die  Kom- 
produktion  von  einer  Beamtenarmee  beobachtet  und  gefördert  wurde. 
Die  Leitidee  ist  fiskalisches  Interesse:  kein  Körnchen  soll  der  Staats- 
kasse verloren  gehen.  Das  Korn  ist  der  Reichtum  Ägyptens;  deshalb 
konzentriert  sich  ein  gutes  Stück  der  Verwaltungstätigkeit  auf  die 
Komffage.  Mit  wenig  Kosten  soll  das  günstigste  Resultat  erzielt 
werden;  deshalb  knüpfen  sich  an  die  Komverwaltung  so  viele  Verant- 
wortlichkeiten und  Leiturgien;  vom  yemgybg  und  Onelates  bis  zum 
Naukleros  und  Strateg  sind  alle  in  die  Kornfrage  verwickelt.  Trotzdem 
aber  trachtet  jeder  seinen  Nutzen  aus  den  Komsäcken  zu  ziehen.  Und 


1)  8.  die  wichtige  Urkunde  Qoodapeed,  Cairo  P.  XIV  (363  n.  Chr.)  „contract 
of  sorety  foi  the  transportation  of  corn“.  Besonders  lehrreich  ist  das  Anflreten 
der  Bürgen. 

2)  Dazu  paßt  vortrefflich,  daß  Appianos  gewesener  Exeget  von  Alexandrien 
ist:  was  in  dem  woip^v  steckt,  weiß  ich  nicht:  Vatername,  Demos?  Vgl.  Wileken, 
Ostraka  II,  1806. 

8)  Die  Ostraka  aus  Sedment. 

4)  Ein  Rücksymbolon  im  Hafen  ausgegeben  ist  vielleicht  Wilckcn,  Ostraka 
II,  n.  1461. 


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224 


I.  AofsUze 


trotz  der  Bchelnbar  strengen  Kontrolle  gelingt  es  öfters.  Administra- 
tiver  Donner  wirkte  leider  wenig;  die  Kolonen  und  Grundbesitzer 
hatten  nicht  wenig  Lasten  außer  den  staatlichen  zu  tragen,  und  nicht 
immer  war  es  möglich  sicher  zu  sagen,  wo  eigentlich  einige  Hunderte 
Komsäcke  rerschwanden. 

Unter  steter  Beobachtung  gelangte  das  Eom  nach  Alexandrien. 
Hier  bildete  es  die  Macht  der  Ptolemäer  und  das  Begehren  der  römi- 
schen plebs  frumentaria.  Hier  beginnt  seine  Weltrolle  und  seine  Be- 
deutung in  der  Weltgeschichte.  Vielleicht  aber  hat  es  auch  seine 
Wichtigkeit,  die  Fäden,  die  Tom  Bauer  zum  König  und  Kaiser,  Tom 
Dorfe  zum  Weltmärkte  führen,  einmal,  soweit  es  ging,  aufgedeckt  zu 
haben. 

Petersburg,  am  10./23.  Jan.  1904.  M.  Rostowzew. 


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I 

Le  domaine  dn  roi  Ptol^m^e. 

Qaand  le  proprietaire  d’un  immeuble  porte  an  nom  tr^s  connu,  il 
arriTe  en  tout  pajs  et  en  tout  tempa  que  ce  nom  sert  aouvent  ä d^aigner 
Timmeuble  bien  apr^a  qu’il  a cbangd  de  main.  M.  Wilcken  a recueilli 
dana  lea  textea  greca  d’Egypte  {Griechische  Ostraka  II  pp.  391sqq.)  un 
certain  nombre  de  faita  de  ce  genre,  auxquela  d’antrea  aont  veniia  ae 
joindre  depnia. 

Tona  cea  exemplea  remontent  ä l’^poque  romaine.  C’eet  ainai  qa’un 
papyrna  de  l’an  57  parle  d’une  propriete  de  M^^ne,  derenue  celle  de 
N^ron  {Griechische  Urkunden  de  Berlin  N"  181),  et  qu’un  acte  datÄ  de  144, 
la  13*"*  ann^  d’Antonin-le-Pieux,  mentionne  un  domaine  d’ Antonia,  fille 
de  l'empereur  Claude  ( Viües  du  Fayottm  N"  60  cf  ib.  N”  40).  Preaque 
tonjoura  lea  immeublea  en  question  ont  passe  dana  le  patrimoine  imperial’) 
par  voie  de  confiacation,  d’heritage  ou  d’achat  C’eat  aana  doute  la 
premi^re  de  cea  voiea  qu’avaient  suivie  lea  biena  poaaed4s  une  foia  par 
Agrippine,  Narciase  et  Petrone  (?). 

Frequemment,  lea  deux  attributiona,  l’ancienne  et  la  nonvelle,  aont 
r^unicB  au  moyen  de  la  formule  «(f6xtQOv  (ou  ol)  ftiv  rov  dtivog,  vwi 
di  toü  Uqmzütov  rufudov.  VoLr  p.  ex.  lea  Griechische  Urkunden  de  Berlin 
N°  475  et  lea  Papyrus  du  British  Museum  N°  214. 

Cette  espbce  de  surrivance  de  l’ex-proprietaire  pouyait  etre  aaaez 
durable.  Un  ai^cle  environ  a’etait  4coule  entre  l’dpoque  oü  la  fille  de 
Claude  dtait  morte  et  l’anuM  du  rigne  d’Antonin  oü  la  terre  qu’eUe 
avait  possedee  portait  encore  son  nom.  Mais  le  caa  la  plus  significatif 
a cet  egard  eet  celni  que  je  relüve  dana  le  papyrua  N°  54  de  ma  Col- 
lection particuliere. 

Ce  texte,  malbenreuaement  trüs  fragmentaire,  est  date  de  la5*°**annee 
d’Antonin,  soit  de  l’an  142 — 143  de  J.  C.  Une  groupe  d’indiTidua,  dont 

1)  La  aeole  exception  que  je  connaisae,  c’eat  rolxog  ou  domaine  aia  ä Euh^- 
m^a,  dana  le  Fajoum,  et  ayant  appartenn  au  philoaophe  Julea  Aacl^piade.  En 
166,  le  IS*"»  annde  d'Antonin,  il  eat  ä la  ville  d'Alexandrie  (Ft'lles  du  Fayoum, 
N»  87). 


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22G 


I.  Aufa&tze 


pluaieurs  se  diaent  Tliffttta  rfjs  cxiyovijs^  demandent  a prendre  en  aoua- 
location  un  terraiu  de  Cent  et  quelquea  arurea,  plua  une  fraction  d’arure, 
appartenant  u l’oixos  ou  domaine  imperial,  aia  pres  de  Sebennjtoa,  bour- 
gade  du  nome  d’Arainoe.  Ila  ecrirent  aux  fermiera  du  domaiue;  maia, 
le  partie  gauche  de  la  pleco  ajant  diaparu,  radreaae  ne  contient  plua 
que  lea  noma  du  dernier.  La  voici,  avec  lea  reatitutiona  qui  a'impoaent; 

[xal  'H]paxil{([di]  niO^aTcclj  o&o[v] 

[tt']  ßaaiXiag  IltoktyMlov 
[wv!  S'k  Tov  l«pc]]Ta[TOv  tafueC]ov 

Lea  Cent  arurea  ne  aont  pas  diaaemineea  aur  moina  de  7 0(p(faytdes 
ou  parcellea  cadastralea  differentea.  Lea  aignatairea  en  araient  eu  d^jä 
la  tenure  aoua  Tadminiatration  des  precMenta  fermiera;  ila  reulent  la 
garder  encore  deux  ann^ea. 

Le  domaine  imperial  de  Sebennytoa,  dont  il  eat  queation  auaai 
dans  un  autre  papyrus  de  la  m§me  epoque  {Vilks  de  Fatfoum  23), 
aTait  donc  appartenu  a Tun  des  PtolemMs.  Peut-etre  a l'un  des 
Premiers.  Maia,  en  admettant  m^me  que  ce  füt  au  demier  de  toua, 
PtoUmee  XVI  Cesarion,  asaasaine  l’an  30  avant  7.  C.,  il  eat  interessant 
de  Toir  le  aouvenir  de  la  dynastie  grecqne  attacbe,  deux  si^cles  apr^ 
la  conquete  romaine,  au  patrimoine  des  empereura. 


U 

Le  cachet  du  stratäge  et  les  arch^phodes. 

Haut  de  9 cm,  large  de  15,  5,  le  papyrus  102  de  Gen^ve  contient 
le  texte  d’une  lettre  adressee  par  un  strat^e  aux  fonctionnaires  d’une 
bourgade  de  sa  juridiction. 

La  partie  gauche  de  la  piece  a ete  arrachee;  en  outre,  dans  la 
partie  droite,  des  eraflures  ont  fait  disparaitre  un  certain  nombre  de 
lettres. 

Voici  ce  que  nous  pouTons  encore  lire  ou  deviner: 


, JJ(ur/pots)  , . q>(6dotg)  , x 

eipuTt/yog  xpstr'  ' xttl  äpx*  ***  4^(o*s) 

[di}ft(o0to($]  xmfitjg  . . .]  'Exxdfiilwtt  TavsvUtayg  x[al] 

[ x«i  ’AxoXX\tyäQ[i]ov  KoginjlCov  ^vx«il[o]up[^vor]s 

[Ü3tö ])  a . vg  . . . . f((rjvög)  ^o(uuav[ov]  xt 


1)  Probablement  le  mSme  personnage  qni,  dans  le  papyms  314  du  Britiah 
Museum,  prend  en  sons-loeation  une  partie  du  domaine  public  de  Socnopiion^e 
en  14». 


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Jules  Kicole:  Le  cachet  du  Stratege  et  lea  arcbdphodes  227 

Stratege,  aux  anciens,  aux  ardiephodes  et  aux  autres  fonction- 
naires  de  la  boorgade  de  X. 

Faites  conduire  ici  Achillas,  fils  de  Taneusis,  X.  fils  de  X et 
Apollinarius,  fils  de  Cornelius,  contre  lesquels  il  j a une  plainte  de  X. 

le  25  du  mois  de  Domitien.“ 

11  manqne,  ä la  premibre  ligne,  le  nom  ou  les  noms  du  stratbge. 
Quant  aux  lacunes  des  autres  lignes,  la  comparaison  avec  les  textes 
semblables  ou  analogues  dont  nous  parlerons  plus  loiu  permet  de  les 
d^finir.  11  y arait,  dans  la  partie  gaucbe  du  papyrus,  a la  2*  ligne, 
l’indication  de  la  xtüpi;;  ä la  3°,  le  nom  et  le  patronymiqne  d’un 
deuxifeme  inculpe  et  les  lettres  initiales  qui  manquent  an  nom  du 
troisibme  et  demier;  ä la  4*  ligne,  enfin,  le  nom  ou  les  noms  de 
l’accusateur  et  peut-etre  aussi  l’indication  de  l’annee  du  regne. 

La  lettre  a ete  ecrite  le  25  du  mois  de  Domitien.  Un  autre 
papyrus  de  Geneve  (N“  58)  montre  que  ce  mois  correspondait  en  Egypte 
ä l’atbyr  du  calendrier  indigbne,  qu’il  allait  par  consequent  du  28  Octobre 
au  26  Noyembre.  Autrcment  dit,  bien  qn’au  rapport  de  Su^tone  {Domit. 
c.  13),  ce  feit  au  mois  d’Oetobre  que  Domitien  eüt  donne  son  nom, 
c’etait  en  Egypte  le  mois  de  Novembre  presque  tout  entier  que  l’on 
designa  de  ce  nom  sous  son  rbgne. 

Nous  devons  lire,  selon  toute  probabilite,  ä la  ligne  4 de  notre 
texte,  en  utilisant  les  caraetöres  encore  lisibles  au  commencement  de 
cette  ligne:  [p](ijvös)  [*«'j  p(^vög)  ^ofuuccv[ov]  xs'.  La  repeti- 

tion  insolite  du  fitjvbg  s’expliquerait  par  l’emploi  sp^ial  et  peut-Stre 
tout  nouveau  alors  du  nom  de  rempereur  comme  nom  de  mois.  En 
tout  cas,  c’est  du  21  Novembre  que  la  lettre  est  datee. 

L’indication  de  l’ann^  fait  d^faut:  U est  possible  que  le  Stratege 
ou  son  scribe  l’ait  omise.  Elle  manque  dans  tous  les  documents  du 
meme  genre;  mais,  comme  on  n’y  trouve  pas  non  plus  celle  du  mois  et 
du  jour,  l’analogie  ne  saurait  §tre  iuvoquee  ici. 

Nous  ne  savons  pas  au  juste  ä quelle  epoque  le  mois  de  Domitien 
prit  place  dans  le  calendrier.  Le  papyrus  58  de  Geneve,  la  pikie  la 
plus  ancienne,  si  nous  ne  nous  trompons,  oü  il  apparaisse,  est  datd  de 
la  8*  ann^  du  rfegne,  c’est-ä-dire  de  l’an  88  de  J.  C.  Cela  ne  prouve 
niiUement  qu’U  n’ait  pas  apparu  plus  tot.’)  Le  terminus  post  quem 

1)  Si,  comme  c'est  asaez  probable,  Domitien  sabstitaa  BOn  propre  nom  ü 
celui  d'Oetobre,  en  mSme  temps  qu'il  changeait  Septembre  en  Oermanicua  (Suet. 
Dom.  1.  c.),  la  lettre  pourrait  remonter  au  debut  du  rägne.  Kn  elfet,  le  papyrua 
!8C  d'Oxjrincbua  eat  datd  du  2:!  Germanicua  de  l'an  1 de  Domitien.  Pour  le 
remarquer  en  paaaant,  le  tümoignage,  ai  catdgorique  pourtant,  du  papjrua  d'Oxy- 
rinebua  eat  en  contradiction  avec  celui  dea  hiatorieua  Sana  a'accordcr,  il  eat  vrai, 
Archir  f.  Papyrusfonebang  ill.  t.  10 


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228 


I.  Aufsätze 


de  notre  lettre  demeure  incertam.  Quant  au  terminus  ante  quem, 
c’est  le  26  Athyr,  seit  le  22  Novembre,  de  l’an  95.  Domitien  avait 
4te  assassine  dfes  le  19  Septembre  de  cette  meme  ann^,  et,  sans  deute, 
on  n’attendit  pas  a Rome  qu’elle  eüt  pris  fin  pour  rayer  du  calendrier 
le  nom  maudit;  mais  il  se  peut  qu'arr&tee  par  la  mauvaise  saison,  la 
nourelle  ne  füt  pas  encore  parrenue  en  Egypte  deux  mois  aprbs 
l’eTenement.  II  n’est  donc  pas  absolument  sdr  que  le  terminus  ante 
qnem  doive  Stre  fixe  au  22  Novembre  de  l'an  94,  comme  il  semblerait 
naturel. 

Mais,  ce  qni  distingue  surtont  notre  papyms,  c’est,  ä un  centi- 
mfetre  au-dessous  des  lettres  /lO  de  la  demi^re  ligne,  un  cacbet  de  terre 
sigiUaire,  dont  l’empreinte,  de  forme  ovale,  porte  en  caract^res  trfes  nets, 
quoique  trbs  menus,  la  legende  suivante,  disposee  snr  trois  lignes: 

o otQct  ttiYos  es  I xalei. 

„he  stratbge  te  fait  appeler“. 

L’6criture  est  l’onciale  des  manuscrits,  Tepsilon  et  le  sigma  ayant  la 
forme  dite  lunaire. 

Une  ou  deux  fibres  de  papyrus  traversent  les  bords  du  cacbet,  pour 
le  fixer  sur  le  cöt^  recto  de  la  feuUIe.  Dans  la  regle,  les  ordres,  lettres, 
assignations  et  autres  actes  expedies  par  le  Stratege  etaient  probablement 
revStus  de  son  sceau,  et,  si  nous  ne  le  trouvons  que  sur  notre  pi^, 
c’est  qu’ici  un  beureux  basard  a protege  la  terre  sigiUaire  contre  les 
canses  nombreuses  de  destruction  — cbocs,  preasion,  bumidit«  etc.  — 
qui  l’ont  fait  disparaitre  ailleurs. 

On  remarquera  le  caractbre  impersonnel  de  la  legende.  Le  strat^e 
y figure  seulement  comme  tel;  U n’y  est  pas  designe  par  son  nom. 
Rien  n’empecbait  donc  le  sceau  du  Stratege  de  passer  d’un  titulaire  a 
l’autre,  au  lieu  d’etre  cbange  tous  les  trois  ans,  a cbaque  nomination 
nouveUe,  et  celui  qui  a servi  ä autbentiquer  notre  pifece  sous  le  rfegne 
de  Domitien  pouvait  fort  bien  3tre  un  beritage  de  l’epoque  ptolemai'que. 

Ou  remarquera  aussi  le  peu  de  rapport  logique  entre  le  sens  de 
la  legende  et  la  nature  de  l’acte  qui  nous  l’a  conservee.  S’il  manquait 
un  mot  de  plus  a notre  texte,  Vixndittpare  de  la  ligne  2,  et  que  l'on 
en  füt  reduit  dbs  lors,  pour  conjecturer  la  teneur  de  l’acte,  a la  formule 
d Oxffatrjyög  aa  xaXel,  on  supposerait  ime  citation  ou  Invitation  directe  et 
personneUe  adressee  par  le  Stratege  ä un  destinataii-e  unique.  Or,  le 
Stratege  ^crit  a tont  un  ensemble  de  fonctionnaires,  et  ce  u’est  pas  pour 


sur  rannte,  ceox-ci  assignent  toos  ä l'apparition  du  mois  de  Qeimamcus  une  date 
beaucoup  plus  receote.  Il  faudiait  admettre,  on  bien  qn'ils  ont  tons  fait  erreur, 
on  bien  qne  le  papyme  d'Ozyrlncbus  a dat^  apr^s  conp. 


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Jules  Nicole;  Le  cachet  dn  sttatige  et  les  archdphodei 


229 


les  citer  ä Ron  ofSce  ou  les  convoqner  chez  lui,  mais  pour  lenr  ordonner 
l’arrestation  d’un  prevenu,  dans  le  oü  ils  resident.  Admettons 

que  chacun  des  XQceßvrtQoi  et  des  autres  personnages  publics  d^ign^s 
coUectivement  dans  Tadresse  reffit  indiTiduellement  an  exemplaire  de 
la  lettre;  toigours  est-il  que  la  fonnule  en  question  ne  va  gufere  avec  la 
mission  qu’on  leur  donne.  Faut-il  croire  que  le  stratöge  s’est  trompe 
de  cachet,  ou  qu’il  n’en  avait  qu’un  ä sa  disposition?  ou  bien  l’ordre 
qu’il  signifie  aux  destinataires  implique-t-il  pour  eux  l’obligation  de 
comparaltre  eux-m§mes?‘) 

On  trouve  dans  les  Griechische  Urkunden  de  Berlin  {BGÜ  N°  14  f., 
148,  314 — 376),  dans  les  Papyrus  Greos  d’Oxford  (Orenf.  II  N"  66), 
et  dans  ceux  des  Villes  dn  Fayoum  {Fay.  N°  3T)  tout  un  groupe  de 
pi^ces  analogues  a celle  de  Genfeve.  Elles  datent  tontes  du  2*  ou  du 
3*  sifecle.  Ce  sont  aussi  des  mandats  d’amener.  Mais,  depuis  Domitien, 
la  formale  s’est  simplifiee.  Elle  est  d’ailleurs  la  mSme,  a peu  de 
chose  pr^,  dans  tous  ces  papyrus.*) 

Voici,  pour  citer  l'exemple  oü  eile  est  la  plus  complüte,  le  texte 
du  N°  66  des  Papyrus  grecs  d’Oxford  (II.  S4rie). 

’j4(f‘ii(p66a  xäyijg  <hXadeX{q>lasy  £ätv(fov '’Hifmvog  ixi- 

xaX(ovfievov)  "AfxaXov  xcel  'AipQodtUsiov  Afifuovi'ov  ixixai{oviuvov) 
Eks6iv,  Tovg  ß'  3t(fdxxoQag  6irix&v,  itrxukoviiivovg  {mb  ['Ax]oXX(ovUn> 
x(txu6xo(fitttg. 

II  n’y  a aucune  date  indiquee,  et  l’exp4diteur  n’est  pas  d^signe. 
Dans  toutes  les  autres  piüces  du  groupe,  c’est  le  m§me  silence  sur  ces 
deux  points. 

Comme  destinataires,  nous  avons  les  iQxiqioöoi  et  les  XQcaß'&taQoi 
dans  BGU  148,  les  &(fj^{<poSoi  et  les  fiojrij/tovfg  dans  BGU  147  et  276, 
les  dpx^<podoi  dans  BGU  374,  enfin  un  dfx^yo^os  dans  BGU  375,  Grenf 
U 66,  et  Fay.  37. 

Ainsi,  pour  tous  les  actes  de  ce  genre,  c’est,  du  moins  jusqu’ä  uue 
certaine  epoque,  rdp2^9><>dos  ou  les  dpx^Vodot  qui  constituent  l’el4ment 
fixe,  inTariable  de  l’adresse.’)  On  y trouve  aussi  d’autres  fontionnaires; 


1)  Voir  les  papyruB  M et  65  d'Oiyrinchaa  (Vol.  1 p.  122—123),  oü  des  fonc- 
tioDDaires  locaui  sont  invit^s  ü se  rendre  en  ville  ü propos  d'une  arrestation  op^räe 
par  leun  soina  dana  leur 

2)  M'  Grenfell  relüve  le  fait  aaaez  curieox  que  les  piücea  de  cette  cat^orie 
sont  ^ciitea  aur  le  cöt4  des  fibrea  verticalca.  Ce  n'est  pas  le  caa  pour  le  papyrua 
de  Genüve. 

8)  Au  lieu  des  ifx{g>oioi,  on  trouve  les  »miutfxai  dans  Oxy.  65,  les  »aiuifxai 
et  l’/xuTäTTjt  dans  Oxy.  64.  Mais  ces  deux  textea  sont  d'une  Epoque  asaez 

baase;  de  plus,  ce  ne  sont  paa,  A proprement  parier,  des  mandats  d’amener;  dans 

16* 


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230 


I.  Aufsätze 


mais,  outre  que  le  titre  de  ceui-ci  varie‘),  ils  ne  figurent  en  qnelque 
Sorte  que  facultativement.  Äntrement  dit,  quand  un  mandat  d’amener 
arrivait  du  chef-lieu  dans  la  xoftrj,  c’etait  en  fait  aux  aQxitpodoi 
qu’incombait  le  soin  de  s’assurer  de  la  personne  du  prevenu  et  de  le 
faire  conduire  en  rille  sons  escorte,  les  XQtaßvrtQoi  ou  les  evexti(iovtg 
n’operant  qu’ä  lenr  defaut.  Anssi  bien  etaient-ce  les  <1®* 

araient  la  haute  main  dans  la  police  locale,  comme  nons  l’apprennent 
nombre  de  textes.*) 

Lorsqu’un  delit  suiri  d’nne  plainte  arait  ete  commis  sur  le  terri- 
toire  de  la  xäfir],  les  dp];eVodoi  avisaient  aux  mesures  d’nrgence:  ils 
dirigeaient  rinstruction,  ou  tout  au  moins  le  commen^aient.  S’ils  man- 
quaient  ä cette  täche  ou  s’ils  la  remplissaient  mal,  ils  pouraient  etre 
cites  devant  l’autorite  superieure  du  nome  (Voir  Oxy.  69). 

Dans  aucun  des  actes  dont  nous  renons  de  nous  occuper,  l’expe- 
diteur  n’est  designe.  L'analogie  qu’ils  presentent  pour  tont  le  reste 
arec  notre  piece  fait  penser  au  stratbge.  Et^  si  c’etait  regulibrement  le 
stratbge  qui  expediait  les  ordres  de  ce  genre,  on  s’expliquerait  le  sous- 
entendu  de  sa  personne  et  de  son  titre  dans  l’adresse.  Sans  compter 
que,  selon  tonte  probabilite,  les  pibces  bmanees  de  son  office  etaient 
sourent,  sinon  toujours,  revetues  de  son  sceau,  comme  le  papyrus  de 
Qenbve. 

En  fait,  on  ne  peut  gubre  douter  que,  dans  un  grand  nombre  de  cas, 
cc  ne  füt  le  Stratege  qui  lan^ät  les  mandats  d’amener.  Cependant  nous 
voyons  que,  du  moins  ä une  certaine  epoque,  il  partageait  ce  droit  avec 
d’autres  fonctionnaires  civils.  C’est  ainsi  que,  sous  le  rbgne  de  Gordien, 

Tun  et  l'aatre,  l'expbditeur,  un  officier  romain,  ordonne  A fautoritd  locale  de 
remettre  entre  les  mains  d'un  emissaire  ä lui  la  personne  du  prdvenu. 

1)  II  se  peut  qu’ä  la  difference  du  titie  entre  les  sftaßvxtQot  et  les  ti- 
ax<Jpov(c  ne  conespondit  naiment  aucune  difference  de  fonction  ou  de  qualitb, 
ceux-ci  remplafant  cenx-lä  dans  teile  on  teile  xciipr). 

2)  Ce  sont  eux  egalement  qui  sont  cbarges  par  le  Stratege  de  faire  afficher 

dans  la  xtöpq  les  ordres  venus  d’Älexandrie  (Fa;.  S4).  On  comprend  d’ailleurs 
que.  par  la  nature  mSme  de  leura  fonctions  ordinaires,  les  ifx^tpoäoi,  ces  cbefs  ou 
commissaires  superienrs  de  police,  etaient  les  mieux  informes  de  tout  ce  qni  se 
passait  dans  les  bonrgades.  Hierarchiquement,  ils  renaient  tont  de  snite  apräs 
les  nfcaßvrefoc;  mais  leur  grande  pratique  des  gens  et  des  choses  de  la  xmpq 
les  designait  ä l’autorite  centr.ile  du  nome  pour  les  plus  humbles  serrices.  C'est 
ainsi  que,  dans  un  texte  d'Oxyrinchns,  les  d’ime  xm/irj  refoivent  du 

chef-lieu  l’ordre  de  fouruir  un  &ne  pour  aider  au  chargement  d’un  navire  (Ox;.  63). 
11  est  ä noter  que,  si  les  archephodes  abondent  ä l'dpoque  romaine,  on  n’en 
trouve  qn’nn  seul  dans  tous  les  papyrus  ptoiemalques  publies  jusqu'ici  (Fay.  90). 
tandis  que  les  ephodes,  träs  communs  sons  les  Ptol^m^es,  disparaissent  compl^te- 
ment  sous  les  empereurs. 


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Jules  Nicole:  Le  cachet  du  Stratege  et  les  arch^phodes  231 

l’archephode  de  Senocoleno,  ime  des  x&fiai  du  nome  d’Oxyrincbug,  Charge 
de  rechercher  certains  indiridus,  constate  le  r^sultat  negatif  de  ses  de- 
marches  dans  uno  lettre  adressee,  non  pas  au  Stratege,  inais  ä un  pry- 
tane  et  a deux  irenarquea,  lea  mSmes  personn^es  evidemment  qui  lui 
avaient  envoye  l’ordre.  Et  puls,  ä cöte  de  l’autorite  civile,  il  y avait 
l'autorite  militaire  romaine,  qui  ne  tarda  pas  a lui  &ire  concurrence  et 
tendit  de  plus  en  plus  ä la  supplanter.  Au  lieu  des  stratöges,  les 
centurions  et  les  commandante  re^urent  les  plaintes,  ordonnerent  les 
enquetes  et  les  poursuites.  On  n’a  pas  publie  encore,  que  nous  sachions, 
un  seul  mandat  d’amener  lance  par  Tun  d’eux;  uiais  la  piece  dont  nous 
parlerons  en  terminant  proure  d’une  maniere  certaine,  quoique  indirecte, 
que  le  cas  se  produisait. 

Le  papyrus  379  du  British  Museum  {Land.  II,  S.  162),  contient 
un  billet  adresse  aux  öiQxeqiodoi  et  aux  xgeeßvtCQot  de  la  bourgade 
d’Heracl^,  district  de  Themiste,  nome  d’Arsinoe.  Au-dessus  du  texte, 
un  cachet.  M.  Eenyon  y distingue  deux  figures  d’homme,  l’une  montee, 
l’autre  tenant  le  cheval  par  la  bride.  Aucune  legende  n’accompagne 
ces  figures.  Avons-nous  la  aussi  le  cachet  du  stratbge?  Les  fautes 
d’orthographe  qu’on  relevc  dans  les  quatre  tres  courtes  lignes  de 
l’epitre  et  la  brusque  energie  de  la  phrase:  (irj  xagevox^ht-  «^Pas  de 
tracasseries»  trahissent  bien  plutöt  un  officier  romain  peu  fort  sur  le  grec 
et  peu  soucieux  de  se  montrer  poli  avec  des  notabilites  de  village. . C’est 
le  ton  que  le  fameux  commandant  de  cavalerie  Flavius  Abinnius  devait 
prendre  en  parlant  a ces  gens-lä. 

L’ordre  donne  ici  aux  d(fxtfpo6ot  et  aux  xQtößvxiQoi  est  negatif. 
Mais  il  implique  chez  celui  qui  l’a  euToye  l'habitade  d’en  signifier  en 
tonte  occasion  et  de  tout  genre. 

Genbre.  Jules  Nicole. 


r 


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Nene  Nachträge  zu  P.  Lond.  n. 

Wie  ich  im  vorigen  Heft  (oben  S.  119)  bemerkte,  habe  ich  im 
Sommer  1903  in  London  und  Oxford  neben  meiner  Hauptaufgabe, 
der  Revision  der  ptolemäischen  Papyri,  auch  fflr  einzelne  Texte 
der  römischen  Zeit  einige  Stunden  erfibrigen  können.  Was  ich  dabei 
fUr  P.  Orenf.  I und  H an  neuen  Lesungen  gewonnen  habe,  ist  bereits 
oben  S.  119/26  mitgeteilt  worden.  Eher  möge  jetzt  folgen,  was  ich  an 
einigen  der  römischen  Texte,  die  Frederic  Kenyon  im  U.  Bande 
seines  Catalogue  ediert  hat,  angesichts  der  Originale  beobachtet  habe. 
Mit  welcher  Liberalität  meine  Studien  von  der  Verwaltung  des  British 
Museum,  insbesondere  von  Kenyon  selbst  gefordert  wurden,  sei  auch 
hier  nochmals  mit  auftichtigem  Dank  hervorgehoben.  — AuBer  meinen 
eigenen  Lesimgen  teile  ich  auch  einige  Korrekturen  mit,  die  Herr 
Dr.  Waszynski  1902  in  Würzburg  beim  Studium  der  Photographien  ge- 
wonnen hat. 

Ich  setze  im  folgenden  die  Nachträge,  die  schon  früher  gebracht 
sind,  voraus,  nämlich  die  von  Orenfell  und  Hunt  in  Class.  Review 
XII  434/6,  von  mir  im  Archiv  I 131/165,  von  Gradenwitz,  Einfüh- 
rung in  die  Papyruskunde  S.  195f.,  und  von  Crönert  in  dass.  Review 
XVII  197/8  (vgl.  zu  letzteren  meine  Bemerkungen  oben  S.  141). 

Den  großen  Papyrus  259  (S.  36  ff.)  habe  ich  nur  flüchtig  an  wenigen 
Stellen  nachprüfen  können.  Dabei  ergab  sich: 

S.  37,48  lies  Jaxete6^vif{iog)  statt  Taxertcfov*. 

S.  38,  60  erg.  oi  zu  of  x{(foxti(ievoi)  statt  ot  x{ävtsg).  — Z.  61 
1.  Äpo*(f^/t£vot)  st.  — Z.  63  fand  ich  meine  früher  geäußerte 

Vermutung  (Arch.  I 138)  st aay  bestätigt.  Die  er- 

haltenen Spuren  fordern  diese  Lesung. 

Von  größerer  Bedeutung  ist,  daß  in  Z.  64  inig  ly^  (=  tpitfxat- 
dsHtcTov  irovs  seil.  Domitiani)  st.  vxeg  zu  lesen  ist.  Aus 

Kenyons  Lesung  habe  ich  aaO  den  notwendigen  Schluß  gezogen,  daß 
diejenigen,  die  über  61  Jahre  alt  waren,  von  Kopfsteuer  befreit 
waren.  Bei  meiner  Lesung  ergibt  sich  jetzt  aus  dem  Zusammenhang 


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Ulrich  Wilcken:  Neue  Nachträge  lu  P.  Lond.  II  233 

yielmehr,  was  sachlich  auch  viel  begreiflicher  ist,  daß  schon  die 
61jährigen  von  dieser  Steuer  frei  waren,  d.  h.  daß  die  Kopfsteuer- 
pflicht vom  14.  bis  zum  60.  Jahre  (inklusive)  gewährt  hat. 
Denn  diejenigen,  die  im  13.  Jahre  des  Domitian  in  ihr  61.  Jahr  gingen, 
werden  hier  mit  den  in  demselben  Jahre  Gestorbenen  znsammen- 
addiert. 

Z.  66  habe  ich  nicht  heilen  können.  Vor  dem  dunklen  xtera . . 
yeyv  ft'  glaubte  ich  Kal  ol(?)  zu  sehen. 

Ebenso  bedarf  noch  weiterer  Nachprüfung  S.  40,  126  ff. 

ln  Z.  126  1.  K\a\vmviov  st.  Kqcyöviov.  Zu  den  Ergänzungen  vgl. 
Arch.  I 138.  Der  Schluß  von  Z.  128  ist  wesentlich  anders,  als  in 
der  Edition  zu  lesen,  doch  kam  ich  noch  zu  keinem  befriedigenden 
Ergebnis.  Z.  129  1.  ijx[&r)]oav  st ^av. 

S.  50,  110  will  Crönert  aaO  das  überlieferte  a^tx°  deuten  als  d(i/)(- 
x6{viarot).  Das  ist  paläographisch  und  sachlich  ausgeschlossen.  Die 
Vergleichung  mit  Z.  85/6  zeigt  deutlich,  daß  es  sich  in  110  um  Ein- 
jährige, ebenso  wie  in  86  um  Zweijährige  handelt.  Ich  glaube  aller- 
dings auch  nicht,  daß  Kenyon  ß^ix°  mit  Recht  in  diexixoC  auflöst. 
Vielmehr  fasse  ich  als  Siiteig  und  ix°,  wofür  in  ähnlichem  Zu- 
sammenhänge S.  55,  39 ff.  eix°  steht,  als  {e)lxo(viad'ei'res)  oder  ähnlich. 

Diese  beiden  wichtigen  Urkunden  P.  260  und  261  werden  erst 
besser  verstanden  werden,  wenn  Wessely  den  dazu  gehörigen  Wiener 
Text,  aus  dem  er  in  den  „Studien  z.  Paläogr.  u.  Pap.“  I S.  8 ff.  interessante 
Mitteilungen  gemacht  hat,  im  Wortlaut  vorgelegt  haben  wird.  Einst- 
weilen hat  er  dort  eine  Verbesserung  zu  8.  51,119  gegeben.  Zu  seiner 
mit  Hilfe  des  Wiener  Textes  gemachten  Herstellung  von  S.  54,  27 : 
Tb  r(tfov)  xttZttxtx(a{Qi^T«i)  ß{a<Jilix^)  ypaQt/ucrel)  dt(d)  'Aya^ov  (1. 
yffiov&(o>(  ))  drjji(oaiov)  ßvß{kio<p^lccxog)  xxk.  habe  ich  nach  dem 
Original  nur  zu  bemerken,  daß  statt  drjft  vielmehr  dasteht,  wo- 

mit auch  seine  Veränderung  von  Ayu9ov  fortfällt,  denn  es  ist  nun 
zu  verbinden:  'Aya&ov  Aai(i[o(yog)]  ßvß{kio<pvkuxog).  Hinter  dem 
Monatsnamen  rtQfi{avixtCov)  scheint  die  Zahl  i zu  stehen. 

8.  55,58  1.  rät  Oieaa[a6iavov  st.  zm  . ^zov... 

8.  57,  106  L Ti&otjzimvo{g)  st.  Tid’ovzimv^. 

8.  65,  2 dürfte  Keuyons  Er^^inzung  <pvXccx[iT^'\  nicht  haltbar  sein. 
Das  Korps  der  (pvXaxlzai  ist  m.  W.  für  die  Kaiserzeit  nicht  bezeugt. 
Man  wird  annehmeu  dürfen,  daß  es  durch  die  Neuordnungen  des  Äu- 
gustus  überflüssig  geworden  ist.  Es  wird  also  eine  Ableitung  von 
(jPt'jUl  0.  ä.  vorzuziehen  sein.  Vielleicht  ist  es  mit  dem  vorhergehenden 
]q>  zusammenzuziehen.  - 

8.  67,  8 f 1.  ’O  dff[o]  (9)  vTfb  ifiov  zfj  st.  o...  (9) 


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234 


I.  Aufsätze 


. . . iwv  . . . Ebenda  Z.  llf.  1.  äv  xai  ifiofttjrpios  st o oiioiit}- 

TQiog.  In  Z.  13  fand  ich  meine  Vermutung  (Arch.  I 140)  'Aßdexav- 
rog  bestätigt. 

8.  70  n.  460.  Die  in  der  Edition  nicht  gelesenen  Schlüsse  von 
Z.  3 und  5 möchte  ich  — 0v(ft/3o4(xov  o.  ä.)  xQiäßolov  lesen.  Ob 
ßo^^  in  3 und  5,  wie  ich  früher  vorschlug,  ßoä(v)  gelesen  werden  kann, 
ist  mir  angesichts  des  Originals  ein  spitziger  großer  Haken)  sehr 
zweifelhaft  geworden.  Ich  weiß  keine  Lösung. 

Daß  p|-d  in  3 und  5 (in  5 ist  d ausgefallen)^)  sxaroötal  xieooQBg 
= 4%  SU  lesen  sind,  hob  ich  schon  im  Archiv  I 141  hervor.  Inzwischen 
ist  mir  durch  einen  Papyrus  der  Münchener  Sammlung  (s.  unten  S.  238) 
sehr  wahrscheinlich  geworden,  daß  diese  4 Prozente,  die  hier  als  Zu- 
schlag zur  Altarsteuer  gezahlt  werden,  nichts  anderes  sind  als  die  sonst 
so  häufig  genannten  x(foOdiayQafp6ittv«.  Nicht  als  ob  die  letzteren 
immer  4®/o  betragen  hätten;  in  jenem  Münchener  Text  wechseln  diese 
Zuschläge  für  eine  und  dieselbe  Abgabe  {tlQxgCatag)  in  verschiedenen 
Jahren  zwischen  4 und  Wohl  aber  scheinen  die  arpoffdia- 

yffa^öiitva  genannten  Zuschläge  immer  prozentual  berechnet  zu  sein. 
Ebenso  möchte  ich  Jetzt  die  Prozente,  die  bei  den  Naturallieferungen 
berechnet  werden  (vgl.  z.  B.  BGU  552  A I 9/10,  wo  p//  = txa6xS>v),  als 
identisch  mit  den  TCQoaßexQovfiev«  erklären.  Sind  die  4®/,,  in  unserm 
Text  die  xpo<fdiayQa<pdfuvu,  so  bietet  er  ein  neues  Beispiel  dafür, 
daß  XQoediaygaq>6fieva  und  Ovfißolcxd  neben  einander  Vorkommen, 
also  zwei  verschiedene  Gebühren  darstellen.  Vgl.  Griech.  Ostr.  I 
S.  288,  auch  P.  Lond.  II  S.  113  (s.  unten  S.  238).  Da  die  erstere  auf 
O.straka  so  häufig,  die  letztere  niemals  erscheint,  hege  ich  die  Vermu- 
tung, daß  das  övßßohxöv  speziell  die  Gebühr  für  den  zur  Quittung 
verwendeten  Papyrus  darstellt  Doch  ist  das  noch  weiter  zu  unter- 
suchen. 

8.  77  unten  1.  Meine  Vermutung  (Arch.  I 142),  daß  in  Aygccfiö 
der  Agoranomentitel  stecke,  fand  ich  am  Original  bestätigt.  Ich  las: 
ayogavo~  (o,  direkt  an  y angeschlossen),  was  aus  sachlichen  Gründen 
eher  zu  äyogavofi(tjoat'xog)  als  dyogavdfi(oxi)  zu  er^nzen  ist.  Also  ein 
früherer  Agoranom  ist  hier  zur  Kontrolle  der  Vichdeklarationen  vom 
Strategen  erwählt  Vgl.  Griech.  Ostr.  I 475.  — In  Z.  9 paßt  der  kleine 
Ilorizontalstrich  vor  ffiov  nicht  zu  dt],  wohl  aber  zu  einem  {].  Ich 
vermute  \yx6  ts]  ifiov.  Unklar  bleibt  mir  noch  t]vxcT  in  Z.  8.  Leider 
habe  ich  die  Richtigkeit  dieser  Lesung  nicht  geprüft.  Steckt  darin 


1)  In  BGU  II  620, 14  steht  in  ähnlichem  Zusammenhang  bloß  ixip  IxirTovrmv. 
Der  Ausfall  des  S kann  beabsichtigt  sein. 


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Ulrich  Wilcken:  Neue  Nschtr&ge  zu  P.  Lond.  II  235 

das  Verbum  (Passiv)  zu  dem  Subjekt  ’E^agi&firigtg,  mit  dem  in  7 der 
Bericht  beginnt? 

Auf  S.  79  unten  (n.  305)  blieb  mir  bei  flüchtiger  Revision  noch  vieles 
dunkel.  Kenyons  Lesung  vxIq  r(>j? ) vx«stKX(iih'rjg)  dei}(aea)g)  in  Z.  2 
scheint  mir  nicht  richtig.  Aber  als  sicher  konnte  ich  nur  erkennen,  daß 
de*  st.  de’>  zu  lesen  ist.  — In  Z.  3 sah  ich  . . ov,  also  jedenfalls 

nicht  ’Me^avdpet'ag.  Es  scheint  mir  eine  kontrahierte  Schreibung  vor- 
zuliegen, wie  z.  B.  bei  den  Kaisemamen  auf  Vierecks  Tafel  im  Arch. 
I 450.  Steht  es  vielleicht  für  ’^ie^ävdpov  N^oov  (Dorf  im  Faijüm)? 
— In  Z.  5 ist  äxb  st.  tov  zu  lesen.  Darauf  folgt  nicht  OyvgqppF, 
sondern  ein  Ortsname,  der  mit  &e  beginnt.  Vielleicht  soll  es  SeeideX- 
tplag  heißen.  Ist  noch  weiter  zu  prüfen. 

S.  82  (unten)  3 lies  ixepl  (=  fbtlp,  wie  öfter  Vermischung  von 
i'xip  und  xepl)  statt  Im  übrigen  haben  wir  diese  Quittung 

Kpf[o]v  ’y^xoiiaptov  diiypui/e  vxip^ty  fu5axov  9vofie'vov  iv  Cepov  Tla- 
xvaig  Beog  (sic)  bisher  nicht  richtig  gedeutet.  Kenyon  sah  in  Horion 
den  Nomarchen,  an  den  gezahlt  wird  (vgl.  BGü  II  4G3)  imd  in  UaxvfSig 
Beod(<öpov)  — so  vermutete  er  statt  Beog  — den  Zahler.  In  dieser 
Auffassung  folgte  ich  ihm  im  Arch.  I 142  (auch  Wessely,  Wien.  Denk. 
47, 118),  doch  mit  Unrecht.  Vielmehr  ist  der  Steuerzahler,  d.  h.  in 
diesem  Falle  der  Priester,  der  den  Ochsen  geopfert  hat  (vgl.  Gr.  Ostr« 
I 384),  der  Horion,  während  der  Steuererheber  in  diesem  Text  nicht 
genannt  ist.  Den  Uaxvaig  dagegen  halte  ich  jetzt  für  den  Gott,  denn 
es  wird  iv  lepov  TlaxvOig  9ebg  stehen  für  iv  lep^  Ueexvaeag  &eoi>. 
Damit  gewinnen  wir  einen  neuen  Gott  für  Ägypten,  denn  UoxvOig 
war  uns  bisher  nur  als  einer  der  häufigsten  Personennamen  aus  dem 
Faijüm,  besonders  aus  Soknopaiu  Nesos  bekannt  (vgl.  Wessely  aaO  und 
die  Indices).  Leider  geht  aus  dem  Londoner  Text  nicht  hervor,  an 
welchem  Ort  sich  der  Tempel  des  Gottes  Tlttxvaig  erhob.  Es  liegt 
nahe,  an  Soknopaiu  Nesos  zu  denken. 

S.  85  (n.  469a)  2 scheint  Ovalepig  zu  stehen  statt  Oy^xig.  — 
3 1.  ovo(v)  st.  <fpx“.  Dazu  paßt  das  folgende  eva. 

8.  86  (n.  469b)  2£f.  1.  ixb  ’lbfi  ii(äyav)  st.  . xoiofi  ei.  Dieses 
’lbn  ist  identisch  mit  dem  koptischen  lou  (vgl.  3^)  = „das  Meer". 
Hier  ist  damit  das  Faijüm  gemeint  (auch  in  dieser  arabischen  Be- 
zeichnung steckt  dasselbe  Wort),  das  die  Griechen  entsprechend  mit 
ACfivt]  Wiedergaben  (vgl.  z.  B.  Rev.  P.).  Über  Taipiäfug  — „die  des 
Faijüm"  vgl.  Archiv  II  179,  1. 

8.  87  (n.  316b).  Meine  früheren  Lesungen  in  Z.  2 l<sdym{v)  st. 
Ipx°  und  in  Z.  3/4  xiiitjxd  st.  Jjgtpv  haben  sich  mir  am  Original 
von  neuem  bestätigt.  Also  auch  in  dieser  Torzollquittung  ist  die  Höhe 


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236 


I.  Aufsätze 


der  Abgabe  nicht  angegeben.  Vielmehr  ist  notiert,  wie  hoch  die  im- 
portierten Eeramien  Wein  an  Wert  taxiert  waren.  Die  angegebene 
Summe,  8 Drachmen  4 Obolen,  wird  auf  das  einzelne  Eeramion,  nicht 
auf  die  20  Eeramien  zu  beziehen  sein. 

S.  90,  9.  Meinen  früheren  Vorschlag  (Arch.  1 144),  [tJüi»  ä(»c)) 
zu  lesen,  ziehe  ich  zurück.  Auch  [xa]ji«Qx(S)v)  (Grenfell-Hunt)  ist 
gleichfalls  nicht  zutreffend.  Das  Richtige  hatte  schon  Eenyon  gegeben; 
yecoQyäv.  Ich  sehe:  [y«]a)py[ö»']. 

S.  97,  2 1.  d6yn«ai.  — 3/4  steht  nicht  xäv  xa]^[a\yevoij,ivav  (E.), 
auch  nicht  -^yovuivmv,  wie  ich  Arch.  I 144  vorschlug.  Das  Richtige 
konnte  ich  noch  nicht  finden.  — Am  Schluß  von  Z.  4 wird  [xäfirivet.  [yrjv 
zu  er^nzen  sein,  und  darauf  folgt  in  Z.  idatp-qi  »al 

xaTae[x]tt(f[ai^)  statt  .d aXla tucrav  . . . . Also  der 

Sitologe  soll  den  dij^docot  yimpyoi  die  vorzuschießende  Aussaat  nicht 
eher  liefern,  als  bis  sie  ihm  die  vorschriftsmäßige  eidliche  Versicherung 
(denn  das  heißt  %iipoyQa<pCa^  vgl.  Arch.  II  46,  1 und  HI  115)  gegeben 
haben,  daß  sie  alle  zu  dem  Dorf  gehörigen  dijfuiöia^  iddipt]  bewässern 
und  besäen  werden  usw.  Die  Art  der  Besäung  wird  genauer  im  folgen- 
den bestimmt.  Eenyon  ergänzte  diese  Worte;  xvpSn  xal  rof;  ip/tö- 
(<yvai  [xatd  xuipbv  axe'pj/toat.  Ich  möchte  hier  vielmehr  an  den  Gegen- 
satz von  Saatland  und  Brachland  denken;  ersteres  soll  mit  Weizen, 
letzteres  mit  Futterpflanzen  bebaut  werden  (vgl.  Arch.  I 157  f.).  Da- 
nach wäre  etwa  zu  ergänzen:  rotg  dpftöSovat  [rj)  dvaxavaei  oder 
dvaxavftatixoCg  0. ä.  xoptde]fiaai.  Die  Platzfrage  ist  am  Original 
zu  untersuchen.  — Nachträglich  sehe  ich,  daß  unser  Text  eine  Paral- 
lele bietet  zu  P.  Teb.  66,  56  ff.  Da  ist  Domanialland  nicht  besät  wor- 
den, dl  tt\ßiüiav  (vgl.  hier  Z.  6 di  äiuXtiav),  wiewohl  die  yeapyoi  die 
exepfuera  bekommen  haben,  vxlp  atv  ypdq>[ei]  6 xaftoyp(afi(iaTevg)  rovg 
— yempyoiig  xexttpoyp[a]ipfixevai  (das  ist  unser  Eid!)  — axtpetv 
To[r]g  äpuölovai  yiveoi  fl  [uxprjaeiv  xa  ix<p6pta{t}  d[.] . piv  xxX. 
Nach  dem  dx  xov  Idiov  im  Lond.  Z.  6 liegt  die  Vermutung  nahe,  daß 
im  P.  Teb.  die  letztzitierten  Worte  ixipdpi«  Id  .. . zu  trennen  sind.  — 

Z.  6 1.  x«ff’  öv  dtjxoxs  ovv  st.  xai oysovv.  ■ — Z.  10  Schluß 

ist  [xtpoyp^ipiuv]  eine  unmögliche  Ergänzung.  Hier  kann  nur  gesagt 


1)  Vgl.  den  lifivaoTTj;  xal  xuTacxoQivs  in  Griech  Ostr.  I 608,  S.  Das  war 

ein  liturgischer  Beamter  (BGU  91),  der  die  Aufsicht  Ober  die  Uitvoaxeuc  und 
xmaaTtogd  führte.  Sie  standen  wohl  unter  den  ItfirafffioO,  die  kürz- 

lich Vitelli  bekannt  gegeben  hat.  Atene  e Roma  VU  S.  121. 

2)  Ob  zur  Ergänzung  von  dijgdaia  am  Schluß  von  4 hinter  »mimv  Platz  ist, 
weiß  ich  nicht.  Gemeint  sind  natürlich  nur  diese  dijftdffta,  die  in  2 spezialisiert 
sind  als  ^a<iilix>/[t']  xal  iifuv  x«l  lrs[;Jat>  yi'iv. 


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Ulrich  Wilcken:  Neue  NachtrSge  zu  P.  Lond.  II 


237 


sein:  empfange  die  ordnongsmäBige  Quittang.  Xipoygatpia  heißt  aber 
nicht  Qoittnng  (s.  oben);  also  ist,  da  ein  Femininum  erforderlich  ist, 
etwa  [ixox^v]  zu  ergänzen. 

Diese  wichtige  Urkunde,  in  der  bei  längerem  Studium  sich  noch 
manches  wird  herstellen  lassen,  ist  bereits  früher  mit  den  Aussaat- 
Quittungen,  die  die  dtj(i6oioi,  yeagyoi  den  aixoliöyoi  ausstellten,  in 
Verbindung  gesetzt  worden  (vgl.  Arch.  I 145  und  Goodspeed,  Stud.  in 
Class.  Philol.  Chicago  1900:  Papyri  from  Karanis  S.  8),  aber  diese 
Beziehungen  haben  wir  bisher  für  den  Text  jener  Aussaat- Quittungen 
noch  nicht  genügend  verwertet.*)  Die  Hauptschwierigkeit  liegt  hier 
in  den  auf  “Eo%ov  folgenden  Worten:  xgootp“  oder  xgo)  jrfipoypa)  o.  ä. 
Vgl.  auch  Viereck,  Hermes  30,  111.  Wir  verbanden  es  meist  mit  dem 
folgenden  Worte  axigfidrav  und  sahen  darin  einen  Hinweis  auf  den 
Vorschuß:  xgo{xQ(^v)  exspfidrcov.  Viereck  faßte  xgoxgi^av  jsipdypa- 
x(rov)  als  „einen  Vorschuß  gegen  Ausstellung  dieses  Schuldscheines“. 
Ich  gebe  meine  früheren  Vorschläge  auf  und  glaube,  daß  in  jener 
Gruppe,  von  der  exegitäriov  zu  trennen  ist,  vielmehr  ein  Hinweis  auf 
die  im  Londoner  Papyrus  Z.  4 geforderte  und  inhaltlich  genauer  mit- 
geteilte eidliche  Versicherung  steckt:  „Ich  habe  empfangen,  nach- 
dem ich  die  (vorgeschriebene)  eidliche  Versicherung  (betreffs  der  von 
mir  zu  übernehmenden  Verpflichtungen)  geleistet  habe.“  Die  Herstel- 
lung des  Textes  wird  nur  an  den  Originalen  möglich  sein.  Da  in 
BGÜ  279  deutlich  xgaotp“  geschrieben  ist,  wird  man  hiervon  auch  bei 
der  Erklärung  von  xgo)  auszugehen  haben.  Tlgoaqxhxn^aig  ist  terminus 
technicus  für  offizielle  von  der  Regierung  amtlich  eingeforderte  Er- 
klärungen, die  meist  unter  dem  Eide  geschehen.  So  fallen  xgoatpä- 
vtjOis  und  xf^doygaxpCu  vielfach  zusammen.  Danach  könnte  man  XQoOqi“ 
und  XQo)  in  xpoffg?a(vrjffag)  auflösen,  jrpo)  jjstpoypa)  etwa  in  ;rpo(tf- 
tpmv/jaag)  xftQoyga{q>ig)  o.  ä.  Den  Wortlaut  lasse  ich  dahingestellt, 
aber  den  Sinn  glaube  ich  aus  dem  Londinensis  richtig  erschlossen 
zu  haben. 

S.  98, 8 fand  ich  meine  Lesung  duvtju  (Arch.  I 145)  bestätigt. 
Das  d ist  korrigiert'. 

S.  100  (n.  295),  5 1.  w/ziöv  st.  v/iir.  — 6 1.  xar^^a  st.  xecre^a. 

S.  100  (n.  197).  Schon  im  Arch.  I 146  bezweifelte  ich,  daß  eine 
von  Naturallieferungen  handelnde  Quittung  mit  beginnen  könne. 

Das  Original  bietet  in  der  Tat  für  Z.  1 eine  völlig  andere  Lesung: 
j4vpr/l((0g)  ^(■ödagog  äyopa(voujj<Jag)  ^ovA(£vt^j)  . [. . . statt 


1)  Gtooüzpeed  asO  wurde  dadurch  behindert,  daß  er  bei  der  xntoyt/aijpur  Z.  4 
von  dem  Begriff  receipt  au^ging. 


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238 


I.  Aufsätze 


tfrfi  3t  O . . . . roif  x)  [^]xot'®f. . . Wegen  des  Buleuten  (Tgl.  auch 
Avffqkios)  ist  der  Text  nicht  ins  II.,  sondern  ins  III.  Jahrh.  zu  setzen, 
wozu  die  Schrift  auch  durchaus  paßt.  — Z.  3 schließt  das  Präskript 
mit  d (fTOuj).  Darauf  folgt:  Ä'ar7f[SJ«TS  [ st.  xar^t ...  [.  Hiernach  modi- 
fiziert sich  dio  Vermutung  von  Rostowzew  oben  S.  221.  — Von  dem  nicht 
mitpublizierten  Verso,  einem  Brief,  notierte  ich  mir  als  bemerkenswert 
die  Worte  (Z.  6):  vßQii^r^v  vjfö  tov  f[»i]  tdii'  ffrfjiftdtojr.  Vgl.  CIGr. 
III  4705  (Antinoe):  yvfit'[aaircQ^ov  xal]  M töi/  aTtfi/iäTciv  (a.  11  des 
Severus  Alexander). 

S.  102  (n.  171),  4 1.  Tt^’J  st.  «i»*. 

S.  102  (n.  475),  2 bleibt  mir  noch  unklar.  Sicher  ist,  daß  der  An- 
fang, wie  schon  Grenfell-Hunt  sahen,  s|,  nicht  tq>  lautet.  In  3 sah 
ich  trä  E (ßrii)  ycvij{fiuTog)  6 (irovg)  st.  t“  tpy  ev  xä^-  (Kenyon) 
resp.  Tö(v)  iQyexia(Tttx&v)  d (hovg)  (Grenf.-Hunt).  — 4 wird,  wie 
schon  Kenyon  für  möglich  hielt,  «äö  v[o]v  zu  lesen  sein  (st.  a»aT[o)p]). 
— 5 1.  d"ij(ffavpoi))  st.  dtjijioöCov). 

S.  104  (n.  316a).  Zu  meinen  früheren  Verbesserungen,  die  ich  am 
Original  bestätigt  fand,  füge  ich  hinzu,  daß  in  Z.  5 diä(Qvyi,)  st.  dt 
zu  lesen  ist. 

S.  105(b),  4 ist  ’Exay(a&iat'fj)  aufzulösen,  wie  inzwischen  Viereck 
(nach  Wessely)  zu  BGU  III  876  bemerkt  hat.  Damit  fallen  meine 
Bemerkimgen  im  Arch.  I 146,7. 

S.  113  (n.  329).  Wiewohl  ich  das  Original  nicht  verglichen  habe, 
kann  ich  auf  Grund  einiger  mir  inzwischen  bekannt  gewordener 
Münchener  Papyri  (II.  Jahrh.  n.  Chr.)  zu  meinen  früheren  Bemer- 
kungen (Arch.  I 147)  noch  einige  weitere  Erklärungen  hinzufOgen. 
Meine  aaO  gemachten  Vorschläge  werden  durch  die  Münchener  Texte 
durchaus  bestätigt,  mit  folgenden  Ausnahmen:  1)  Z.  7 würde  ich  (auch 
mit  Berücksichtigung  der  Photographie)  uqöv,  nicht  Iq^ov  lesen.  2)  Z.  9 
Schluß  beträgt  das  «vfißokixbv  nicht  */»  Obol,  sondern  */,  Drachme:  /*. 
Wichtig  ist  mir  vor  allem,  daß  meine  damals  nur  zaghaft  gegebene 
Lesung  'Egfiov  in  Z.  9 (st  pvfiß)  durch  die  Münchener  Texte  gesichert 
wird.  Also  war  ein  Hermestempel  (EQfiatov  Münch.)  mit  dem  Sokno- 
paiostempel  verbunden,  und  zwar  in  der  Weise,  daß  der  einzelne  Priester 
zugleich  Priester  beider  Götter  war.  So  zahlt  unser  Tesenuphis  igxgi- 
<f6(og  IfQüv  Jmxvoxuiov  Ntjaov,  und  zwar  erstens  für  den  Gott  Sokno- 
paios  und  zweitens  für  den  Gott  Hermes.  Ebenso  zahlen  die‘  in  den 
Münchener  Abrechnungen  genannten  Priester  für  beide  Tempel,  wenn 
auch  in  den  Überschriften  die  Abgabe  nur  nach  dem  Hauptgott  be- 
zeichnet wird  als  IgxQi'aeag  [c^iav  Eoxvoaalov  Ssov  EoxvoxaCov  JVijoov. 
Die  vorliegenden  Texte  (Lond.  und  Münch.)  ergeben,  daß  die  Höhe  der 


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Ulrich  Wilckcn:  Nene  Nachträge  *u  P.  Lond.  II  239 

Abgabe  selbst  (elgxpmxöv)  in  rerscbiedenen  Jahren  iiir  die  sämtlichen 
Priester  aller  5 Phylen  des  Soknopaios-  und  Hemiestempels  identisch 
war,  nämlich  20  für  den  ersteren,  und  8 für  den  letzteren,  daS  dagegen 
die  kleinen  Zuschläge  (xQoadutyQaqiöfttva  resp.  txaxo6x«C,  rgl.  oben 
S.  234  und  öv/ißoXixöv)  in  den  verschiedenen  Jahren  schwanken  konnten. 
Ich  bemerke  noch,  dafi  in  meinen  GriecL  Ostr.  n.  136  und  137  die 
Ammonpriester  aus  Theben  für  dieselbe  Abgabe  je  8 Dr.  3 Ob.  zahlen, 
d.  h.  ebensoviel,  wie  hier  in  Soknopaiu  Nesos  die  Priester  des  Hermes 
einschließlich  des  x(foodiayQa(p6(Uvov.  Über  das  Fehlen  des  avftßo- 
iix6p  auf  Ostraka  vgl.  oben  S.  234  eine  Vermutung.  — Daß  das  dg- 
xQixixov  eine  Staatssteuer  ist,  die  durch  xgtacxoQtg  erhoben  wird  (vgl. 
Grriech.  Ostr.  1 185),  bestätigt  die  Münchener  Abgabenquittung  vom 
J.  139  n.  ühr.‘)  Zugleich  zeigt  sie,  daß  die  gezahlten  Summen  nicht 
etwa  für  einen  Monat,  sondern  für  das  ganze  Jahr  gelten.  Über  die 
Bedeutung  des  eigxpixixöv  wird  demnächst  Walter  Otto  zusammeu- 
fassend  handeln. 

S.  114  (n.  345),  2 1.  ^xpsiovg  (Waszyiiski)  st.  AxBiovg.  — 3 lies 
NaßXtt  st.  A'a^äv[i;s].  Dieser  neue  Dorhiame  ist  nicht  ohne  Interesse. 
Sein  semitisches  Gepräge  paßt  dazu,  daß  die  Ilauptgöttin  in  diesem 
Dorfe  'l6ig  NavaCa  war,  d.  h.  eine  Vermischung  der  Isis  mit  der  alt- 
babylonischen Xanai  oder  Nanaja,  die  auch  in  Alexandrien  einen  Tempel 
(Nttvatov)  hatte.’)  Ich  vermute,  daß  dies  Dorf  Nabla  oder,  wenn  wir 
NttßXä  als  Genitiv  auiTassen,  Nabläs,  das  nach  Z.  1 im  Heraklides- 
bezirk  des  Arsinoites  lag,  in  der  Inschrift  aus  Soknopaiu  Nesos  (Dime) 
bei  Strack,  Dyn.  n.  141  — Dittenberger,  Orientis  Graec.  Inscr.  Select.  n.  175, 
Z.  9 wiederzuerkennen  ist.  Das  Objekt  der  Stiftung  wird  daselbst  also 


1}  Wiewohl  meine  Kopie  keine  definitive  ist,  sei  sie  hierhergesetzt; 

’Etovi  icvxifov  Avroxfaraifos 
KaUofot  Titov  AlXiov 
'Ainiaroi  ’Avxavirov  Xtßaazov 
Eietßofrt  Z dity(fa{zl!tv) 

6 iiä  EtototKuos)  riat(^ifov)  xal  fLfx6x{(or) 
we«x(r(iea>»')  ds)'(ve>xüt')  nafidvrjt  Sratoi^io^i) 
xfiaß{vx{fov)  riaxveiot  Itfiivi  y 
^vX(ije)  lexfi^ias  UfOv  'Ef/iaiov 
ToC  Sielii(Xv96TOf)  a S Soxvox{ulov)  Nr)Cov 
10  \ixxi>  /^Tj,  Xfoaf(uiyfaip6iura)  />,  s(viißoXixoi)  /*, 

Diese  Quittung  ist  im  Vergleich  znr  Londoner  eine  Teilqnittung,  insofern  hier  nur 
für  den  einen  Tempel  gezahlt  ist. 

2)  Vgl.  Arch.  I 124.  Eine  Navaia  auch  in  2.  Makk.  1,13  ff.,  worauf  schon 
Kenyon  p.  VU  hinweist  Zur  babvloniachen  Göttin  vgl.  Zimmern,  Keilachr.  n.  .tit. 
Testam.’  S.  442. 


0- 


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240 


I.  Aufsätze 


bezeichnet:  t»)v  tlg  t[^]v  dxo  tov  d^fiov  IjQiiuxQQtiovg  &yov6av  tv- 
9-tlav  6döv  rör  vaßia  xal  zäg  ytqwQug  XQog  ei>xilQHav]  &do- 

xoirjji^vijp  tlg  äfi9;rfTf£](»a  zä  legä  t^[v  re  ä]axävrjv  xal  rbv  ßa>(i6[v]. 
Die  Ungenauigkeit  der  grammatischen  Konstruktion  ist  schon  von  Ma- 
hafiy  und  den  späteren  Bearbeitern  herrorgehoben.  Da  am  Ende 
einer  Zeile  steht,  also  wohl  auch  noch  mehr  Buchstaben  dahinter  er- 
gänzt werden  können,  so  vermute  ich,  daB  etwa  tö  . . ,]rov  Naßkß 
zu  lesen  ist,  und  daB  mit  diesem  Naßia  eben  das  obige  Dorf  gemeint 
ist.  Also  der  neue  Weg  führte  vom  Dromos  des  Premarres,  der  hier 
mit  der  £ovovaei  (vielleicht  verschrieben  für  Eoxvoxaei'i)  und 

dem  Harpokrates  verehrt  wurde,  über  das  ....  von  Nabla(s)  und  die 
Brücken  zu  „den  beiden  Tempeln.“  Grenfell-Hunt  haben  erkannt,  daB 
diese  „beiden  Tempel“  identisch  sind  mit  dem  groBen  Tempel  von 
Dime,  der  nach  ihren  Untersuchungen  tatsächlich  aus  zwei  verschiedenen 
Tempeln  besteht.*)  Doch  ist  mir  zweifelhaft,  ob  sie  mit  Recht  an- 
nehmen, daB  der  eine  der  beiden  Tempel  der  in  der  Inschrift  erwähnte 
(der  Isis  Sononaeis,  Harpokrates  und  Premarres),  der  andere  der  des 
Soknopaios  und  der  Isis  Nepherses  sei.  Wenigstens  nach  meiner  obigen 
Deutung  der  Inschrift  muB  der  erstere  Tempel,  zu  dem  der  dpö/to?  des 
Premarres  gehört,  auBerhalb  der  „beiden  Tempel“  liegen,  und  das  Dorf 
Nabla(8)  muB  zwischen  ihnen  liegen.  Nach  dem,  was  ich  oben  über 
die  gemeinsame  Priesterschaft  des  Soknopaios  und  des  Hermes  gesagt 
habe,  liegt  es  vielmehr  nahe,  die  „beiden  Tempel“  der  Inschrift  als  den 
Doppeltempel  des  Soknopaios  und  des  Hermes  zu  deuten.  Der  nörd- 
liche Tempel  von  Dime,  aus  wohlbehauenen  Steinen  errichtet,  würde 
danach  der  des  Soknopaios  und  seiner  evin>aoi  sein,  der  südliche,  der 
aus  Ziegeln  imd  schlecht  behauenen  Steinen  erbaut  ist,  der  des  Hermes. 
Das  Dorf  Nabla(s)  muß  hiernach  in  unmittelbarer  Nähe  von  Dimö 
gelegen  haben,  denn  es  wird  sich  bei  der  6d6g  nicht  um  große  Ent- 
fernungen handeln. 

Z.  6 1.  xeipitf/i(ov)  st.  jrftpiö”.  Vgl.  Qrenf.-Hunts  Be- 

merkung zu  S.  113,  10/11. 

S.  114  (n.  3.Ö2),  3 fand  ich  meine  im  Arch.  I 147  gegebene  Ver- 
mutung, daß  äpi&(fitj0e(og)  0aä(pi  äi(s'ypai(’e)  statt  afup^tptdag  zu 
lesen  sei,  bestätigt.  Dt^egeu  konnte  ich  das  rätselhafte  6ty)  in  Z.  4 
bei  dem  Fehlen  einer  Photographie  damals  nicht  erklären.  In  Wirk- 
lichkeit steht  da  ixi6tattx{pv)  Ifp(£civ)*)  y (frovj)  st.  txt9ruti'‘  le 
(wobei  schon  Kenyon  an  Uqov  oder  leQimv  dachte)  diy)  (■=  SidyQoi>ev 
K.).  Zu  der  Abgabe  vgL  jetzt  P.  Teb.  5,  63. 

1)  Archaeolog.  Report  {Egypt.  Explor.  Fund)  1900/1  S.  6. 

2)  Geschrieben 


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Ulrich  Wilcken:  Neue  Haohtr&ge  zu  P.  Lond.  II  241 

S.  122  ff.  ln  den  Schlußaummen  stellt  in  der  Tat,  wie  ich  ver- 
mutete, durchweg  uQ('yvifi,xa)  st. 

S.  143,28  1.  ’Aßivxig  st.  Axtvxi^.  — 47  1.  Ilaaßäg  'Aßgafiov 
st.  Ilatf^ipg  AxQtt\u)v.  — 61  1.  hinter  dem  Strich  der  Addition:  «[f 
x{(foxt(yi.evai).  — 63  xlrf  — *ilij(poi'd)}i(ot).  — 64  t[*pf]t»[s]  unsicher. 

S.  144,  73  1.  xlTj(ßov6)fi(pi)  .]  . äyoQuvo(jiov  oder  ftij- 
eavrog).  — 84  1.  Et(faxla>v  st.  Eu(fuxlmv.  — 87  entweder  fvdij- 
wie  Crönert  vorschlägt,  oder  Ev&rj(fiovog). 

S.  145,  111  1.  Etfaxiäg  st.  EuQBXiäg.  — 114  1.  0e6(ioq>o~  st. 

— Zu  Z.  136  bemerkt  Crönert  aaO;  kfvxoxyQyo^:  latet  üev- 
xovgyög  und  beruft  sich  auf  kcvxogyög  in  einer  kilikischen  Inschrift. 
Diese  Vermutung  hatte  von  vornherein  wenig  Wahrscheinlichkeit.  Am 
Original  fand  ich  Kenjons  Lesung  abgesehen  vom  letzten  Buchstaben 
durchaus  bestätigt:  Xevxoxvgyog  Ich  denke  dabei  an  die  Toparchie 
AtvxoxvgyLxrig  im  Hermopolitischen  Gau  und  vermute  auch  hier,  an 
der  Spitze  eines  neues  Abschnittes,  einen  Lokalnamen.  Liest  man  den 
Anfang  der  Zeile  ’£x[o]i(x<.ov),  was  ich  nicht  fUr  sicher,  aber  für  mög- 
lich halte,  so  hätten  wir  den  Ortsnamen  ’Exoixiov  Aevxoxvgyov  ge- 
wonnen. Dies  findet  eine  Stütze  dadurch,  daß  ich  am  Anfang  des 

nächsten  Abschnittes  Z.  152  ’Exoi{xi'ov)  MeX lese  (st.  xgi ). 

Bestätigen  sich  meine  Lesungen  bei  genauerer  Prüfung,  als  sie  mir  in 
der  Eile  möglich  war,  so  ist  danach  die  Urkunde  in  der  Weise  ge- 
ordnet, daß  die  Naturallieferanten  nach  den  verschiedenen  Ortschaften 
gruppiert  sind  und  zwar  in  je  zwei  Gruppen,  von  denen  die  letzte  die 


XKtoixot  des  betreffenden  Ortes  {uvxov  — daselbst)  nennt.  — 141  1.  ’Aßovg 
st.  Aifovg. 

S.  150,  9 1.  ttv£Xilii<pd^rjaa[v]  S ? (=  200  Drachmen)  xal.  — 10  1. 
läijXä^rj  dl  ixl  [xata]etdecag  st.  ifyi^XadT]  de  exi  [ jvocofo»'. 


S.  152/3  (n.  196).  Vgl.  die  Neuansgabe  im  Arch.  III  S.  92/3. 

S.  154,  1.  In  dem  Paralleltext  P.  Grenf.  67,  1 lautet  der  Titel  des 
Angeredeten  xg(ovorj(rfi)  (n>X{tjrgCdmv).  Vgl.  oben  S.  124  (nach  Kenyon). 
Danach  möchte  ich  vorschlagen,  auch  hier  zu  lesen:  KdOfig»  xg(o(vo- 
o'öjlij(Tpj.'dtJv).  Zumal  ich  dies  nicht  nach  dem  Original,  son- 
dern nach  der  Photographie  nachträglich  gefunden  habe,  bedarf  es 
weiterer  Prüfung.  — 4/5  mein  früherer  Vorschlag  ixKSTij(jioai)  yv- 
^fi^vagTaCg  ist  ebenso  falsch  wie  Kenyons  Das  Richtige 

konnte  ich  noch  nicht  finden.  — 12/3  1.  xugadd)<Smii[e]v  st.  xagu- 
defOeo  [?]9f.  — 13  1.  xagaXaßoiiv  (=  xagaXäßaitev)  st.  xccgeXg:ßg(ir,v 
(JL)  resp.  xagaXäßoHSt  (Gr.-H.).  Wenn  Satyros  hier  in  den  Plural  ver- 
fällt, BO  m^  er  auch  als  Vorsteher  eines  Vereins  schreiben  wie  Anre- 
lius  Asklas  in  dem  Paralleltext. 


it' 


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242 


I.  Aufs&tze 


S.  155,  14  1.  OvaQcX&g  (=  Oittlig&g)  st.  EvuQtXag. 

S.  156,  26  lies  ütxalQig  statt  TltxiQig.  — 36  lies  Kagavog  statt 
Ktgavog. 

S.  157,  57  ist  wohl  Feftdlkov  zu  lesen  st.  Femiutv.  — 58  1.  xow- 
QBiig  st.  ßoTQtvg. 

S.  160  (n.  322),  20  1.  'Aßovg  (Waszyiiski)  st.  [/7]a/3ovg. 

S.  160  (n.  213),  3/4  1.  ti}]v  xsQi[yQttip]onsvriV  si  . . . xtfi . . . 
opLiv  Tov.  — 5 erg.  xa[i  tö].  — 11  1.  aöv  st.  tav,  wie  ich  schon 
Arch.  I 154  vermutet  hatte. 

S.  166  (n.  357),  3 lies  EvxQijOirjOoc  '//psaydd'ijv  rbv  [IIuvs- 
tp]g6iiinv  (für  JlaveipgöniiBog)  dx  r^(g)  u({i tfjg)  xäfir^g  st. 

liuTiau  j4gxaya&[o]v  zt . . [ ]?T®*'  Schluß  L rx 

st.  Tfs.  Die  Bedeutung  ,4eihen“,  die  hier  das  Verbum  ivxQTjarsiv  hat 
(ebenso  wie  in  P.  Par.  13,  26)  ist  in  der  Literatur  durch  eine  Notiz 
bei  Phryniohos  p.  402  bezeugt,  wo  er  sagt:  E\i%Qriazeiv, 
kiye  di  xiigävtu.  — 4 1.  ara&tvTog  st.  — 7 l.'Agxa- 

yd[p-ov  st.  ap  . Nachher  lies  ft»)  ßovkoue'uov  iy,fittv(u.  — 

8 erg.  (o[p(0'8'£rat.  Nachher  1.  dxixBigovvrog  [ä^?jagxäaou.  — 

9 Anfang  1.  [ftojt  st.  [. .].  — 11  1.  xai  j[ofs  xopv9>](u'oif.  Zu  den 
xogvtpccioi,  die  hier  neben  dem  i/yov/isvog  tüv  Ugdav  auftreten,  vgl. 
BGU  347.  Nachher  1.  «f(?)  äxoSoi>v[ai]  ftot  td  6(peik6iieva  ixb 
T[ot>]  st.  «6  . . . dot»y[at]  f} ....  (j>  — £i»a  vxote. 

S.  169  (n.  361),  2 1.  navo](uevTog  st.  . . .J/Ssvrof.  — 8 hinter 
atntxeo&ai,  steht  noch  ein  r und  ein  o oder  Anfang  eines  <o.  Also 
etwa:  irö[v]  | [dt«  t»jg  ftiod-äffcjog.  — 10  vor  iiivovg  ein  ff  oder  o. 
Am  Schluß  1.  dtd  r^[ä]  st.  dt*n;[ffi].  — 11  erg.  [fttff'^iDffsog  xqo- 
‘&]£fffti«(g.  — 12  wird  eher  dvatpigm  st.  dco  «|(o)  zu  ergänzen  sein 
(wegen  oarms).  — 15  L xarultAcffdat  st.  xar«VTt£ffO-[. 

S.  170  (n,  363),  1 L Ö£(ftifftov)  xal  ngk{i(i<ovog')  st.  0£ftf'ffrov- 
Also  wird  die  Eingabe  an  den  argaTijyög  gerichtet  sein. 

S.  173  (n.  198),  3 schreib  xqoSixov  st.  Ilgodixov.  Ebenso  in  4. 
— Nach  dem  Faksimile  las  ich  5 Ea\gaxidg  st.  ]ptxtag  und  12  ibg 
xv&6fievog  st.  xtog  [.Jyö'Oftft'og. 

S.  176,  7 1.  y^g  st  ff»fg  und  ^tß[iC\xi  st  0tx[.  .Jfft.  — 12/3  1. 
oüc£t[lA«][T^oJt'«  st.  o . . |t[. 

Zu  S.  177  vgl.  Wessely,  Pap.  script  gr.  spec.  Taf.  1. 

S.183,  17.  Mein  früherer  Vorschl^  (nach  der  Photographie)  öp- 
y[äv)  p[o]dt(Di'  ist  ebenso  irrig  wie  Kenyons  Lesung  d^p[o]dt[fft]cov. 
Die  starken  Verlesungen  erklären  sich  z.  T.  daraus,  daß,  wie  ich  am 
Original  sah,  der  Anfang  korrigiert  ist.  Am  Original  erkannte  ich 


'S 


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Ulrich  Wilcken;  Neue  Nachträge  za  P.  Lond.  II 


243 


nnn  &yQ[d]dQ[i}\a>v  (f&r  &x(fodQva>v).  Das  Richtige  hatte  schon  Dr. 
Waszyriski  vemutet,  und  ebenso  jetzt  Crönert,  der  äxQOÖQtiav  schreiben 
wollte. 

S.  185  (n.  289),  14/5  1.  [^ioY\vveiov  (Waszynski)  st.  Atvxiov. 

S.  190  (n.  168),  5 1.  rp[£l$  st.  to[w.  — 10  1.  xoiöyzav  (sic)  st. 
noio\yv\zov.  — 14  1.  tpaivtjzai  st.  9jay[i;T]at. 

S.  192  (oben),  11  1.  ivrjloxeg  (gemeint  ist  dvaHi'öxsiv  6e)  st.  av 
r,^ox£g.  — 17  zu  ^aXXov  vgL  Arch.  II  131.  — 22  L xoxzoquv  xa- 
9ag  st.  xoxzoQavxg[v]ag. 

S.  193  (n.  280),  1 1.  dxixaptj(if sag)  st.  — 14  L dv]ij- 

xov[t«]  Sv  [Act]  xul.  Im  übrigen  vgl.  Arch.  I 159. 

S.  197  (n.  466),  11/2  1.  taxT(7}ip)  ip{iOzs(f&g)  ixb 

’^zzivov  (12) nuvsiiip(fi[isi  st.  S . . x^- 9ft)  avagzivoy  (12) 
idiov  n<ezqsf<fi^(gvi.  Das  hier  genannte  Dorf  ist  in  der  Form  ’Azzivov 
’laislov  durch  P.  Petr.  II  39  (a)  8 für  das  III.  Jahrh.  vor  Chr.  bezeugt. 
Der  Eigenname  ’Azziväg  begegnet  auch  in  einer  pergamenischen  In- 
schrift ans  dem  Ul.  Jahrh.  v.  Chr.  (Dittenberger,  Orient.  Qr.  In.  266,23). 
Damit  entfallt  die  Möglichkeit,  den  Personnennamen  'Azziväg  vom  rö- 
mischen Attinius  abzuleiten,  woran  Pape-Benseler,  Oriech.  Eigennamen, 
gedacht  haben.  — 17  Schluß  scheint  hinter  ansaj)  noch  ein  r zu  stehen, 
vielleicht  also  &«{ax{‘ftxsv)  (Indik.  nach  S.  198  oben  18)  r[t(/ti)j/)].  — 
19  1.  Bsßui6{6si)  (für  ßsßaictast)  6 6fiok{oydiv)  st.  ßsßuiovus”.  Da- 
nach wird  auch  in  der  nächsten  Urkunde  (S.  198),  die  nach  demselben 
Formular  angelegt  ist,  Z.  20  Schluß  ßsß{cu<h6si)  6ito{Xoyä»v)  zu 
lesen  sein. 

S.  201,  1 wird  ['O  dstvcc  Aojra/Sovros  zu  ergänzen  sein.  Die  folgen- 
den Priestemamen  müßten  im  Dativ  stehen.  — 4 L ]oiv  st  ]v.  — 7 1. 
&(fuxog  (Gen.  von  £paS)  st.  Autxog.  — 8 1.  ]tov  st.  ]y.  — 9 1.  ys- 
agy°  st.  ysagy.  In  8/9  bleibt  noch  vieles  unklar.  — 18  L st.  xfc 
oder  x6>. 

S.  202,  9 Schluß  ist  vielleicht  ^sg  zu  lesen,  abo  etwa  Xsa[<upst, 
Aber  unsicher.  — 12  1.  xp  zb  st  xay. 

S.  204  (n.  143),  5 L bpgitv  ös^iäv  (Waszynski)  st.  otpgovg  de|(«s. 
— 16  I xad'dxsQ  Avofioioy^  (Waszynsky)  st.  x’  xvgsiav  o(tokoy‘.  — 
16  L ivsoz&zi  (Waszynski)  statt  evorcu.  — 21  L XQoaxioxs  xattä 
(Waszyriski)  st  Äpoa3t£x*[i 

S.  206  (n.  298),  5/6  I xgazeipp  (Waszyriski)  st.  [ajvttfxv’i].  Grenf.- 
Hunt  hatten  schon  x[go]zäpp  vorgeschlagen.  — 7.  Der  Phylenname 
butet  nicht  Atlttvaßazta,  wie  Kenyon  anfangs  las,  auch  nicht  Tsixxva- 
ßazCp,  wie  ich  nach  dem  Faksimile  las  (Arch.  I 159),  sondern  sicher 

Arohlr  f.  Fftpjrratfonebiuig  HI-  9.  17 


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244 


I.  Aufsätze 


NiXttvaßccTiq),  wie  Kenyon  inzwischen  (Arch.  II  75)  gelesen  hat.  In 
diesem  Londoner  Text  steht  MA-,  während  in  P.  Oiy.  II  319  mit 
Kenyon  [A']«tA-  herzustellen  ist.  — Auf  dem  Verso  der  Urkunde  ist 
der  rote  Stempel,  das  läffayfta  (ygl.  Arch.  I 76, 1),  sehr  schön  erhalten. 
Der  äußere  Kreis  lautet:  Z.?;  .^vjroxpdropos  KaCoagog  Tgauivov, 
der  innere:  'ASgiavov  £eßa6tov.  Im  Zentrum  steht  yQ{cctptiov).  VgL 
BGU  I 183. 

S.  209,  6 1.  vlbg  (g  corr.)  &xoixov’Hllov  x6Xtv  (für  adAftog).  Vgl. 
jetzt  Oxy.  IV  719.  — 7 habe  ich  1.  c.  jraxrraro  richtig  gelesen  gegen- 
über xaxTayi  (Ken.),  aber  meine  Deutung  xdxza  rb  war  falsch.  Eine 
andere  ist  mir  jetzt  durch  einen  Berliner  Text  an  die  Hand  gegeben. 
Da  werden  vavxXr^goi  mit  ihren  SchifiFen  aufgezählt.  Bei  dem  einen 
heißt  es;  toü  Idiov  »axTOjroü.  Das  Wort  wird  gleichbedeutend  sein 
mit  xdxzav,  auf  das  schon  Kenyon  hinwies.  Danach  möchte  man  im 
Londinensis  xaxzazo{v)  ergänzen.  Oder  soll  man  xcoctorg  emen- 
dieren?  — 9 Das  Kaufobjekt  wird  genauer  beschrieben  als  tcIoCov 
xoxQtjyov  Xifivalov.  Der  Vorschlag  Crönerts,  vielmehr  Aiftvaiov  zu 
schreiben  und  dies  als  Personennamen  zu  fassen,  ist  abzulehnen.  Erstens 
würde  man  bei  diesem  Atfivaiov  den  Vatersnamen  vermissen,  und 
zweitens  würde  Aaßöig  nicht  ein  Schiff  verkaufen  können,  das  einem 
Aifivatog  gehört. 

S.  212  (n.  470).  Da  diese  Urkunde  durch  meine  neuen  Lesungen 
einen  völlig  anderen  Sinn  erhält,  muß  ich,  um  meine  Erklärung  zu 
begründen,  den  Wortlaut  des  Hauptteiles  hierherstellen.  Sarapion,  ein 
Alexandriner  (£axnx6<Jfuog  6 xcd  ’AX9taevg)  schreibt  dem  römischen 
Veteran  Antonius  Tiberinus  folgendes:  'En[iV\  ixiygcitl>a  xvp[t]pj 
(st.  za  xvp[i]ia)  z^g  ywaixbg  xsgiXvovOijg  (.st. 

xfgixgovarjg)  ädviov  firjzpixbv  (st.  jU7;T()ix[o]v)  vö/iov 

zäp  'Rofuu'av  tpt[t]ow  ^{'p[o]vs  'Ay,azCag  TlgeCoxag  r^g  xcd  Aovxlccg, 
ivztvQsv  ttvtv^vöv  ee  xoiä  diä  zb  avz^v  dxnXijip/vat  (a.  168).  Der 
römische  Veteran  hat  also  bei  einem  speziellen  Rechtsgeschäft  als 
Tutor  für  die  Frau  des  Alexandriners  Sarapion  funktioniert.  Nun  ist 
das  Rechtsgeschäft  beendet,  und  der  Ehemann  teilt  dem  Tutor  mit, 
daß  er,  der  Veteran,  keine  Verantwortung  mehr  habe. 

Hierin  ist  manches  bemerkenswert: 

1)  Wenn  hier  nicht  der  Ehemann,  sondern  ein  anderer,  ein  Römer, 
den  Tutor  spielt,  so  setzt  das  voraus,  daß  ein  Alexandriner,  der  eine 
römische  Frau  hat,  nicht  qualifiziert  war,  ihr  Tutor  zu  sein.  Dies  ent- 
spricht durchaus,  wie  Mitteis  mir  bemerkt,  dem  von  ihm  im  „Reichs- 
recht u.  Volksr.“  S.  108  festgehaltenen,  von  H.  Erman  in  Savig.  Z.  XV 
S.  254, 4 mit  Unrecht  für  undurchführbar  erachteten  Satze,  daß  die 


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Ulrich  Wilcken:  Keue  Nachtrilge  zu  P.  Lond.  II  245 

Frage  nach  der  Person  des  fcntor  nach  dem  Personalrecht  zu  ent- 
scheiden war. 

2)  Dieser  znr  Tutel  disqualifizierte  Ehemann  ist  trotzdem  in  der 
Lage,  die  Aufhebung  der  Tutel  mit  den  Worten  dvsv&w<fv  as  «oiO 
dem  Tutor  anznkflndigen.  Mitteis  bezweifelt,  daß  dies  juristisch 
korrekt  ist. 

3)  Die  obige  Tutel  ist  nur  fQr  ein  einzelnes  Rechtsgeschäft  be- 
stellt worden.  Vgl.  P.  Oxy.  I 56  und  öradenwitz,  Einf.  Pap.  S.  152f. 
Der  obige  Text  zeigt,  wie  in  solchem  Falle  nach  Beendigung  des  Rechts- 
geschäftes die  Verantwortlichkeit  des  Tutors  aufgehoben  wird. 

Was  das  Rechtsgeschäft  selbst  betrifft,  so  ist  die  Frau*)  des  Aus- 
stellers dieser  Urkunde,  wie  mich  Mitteis  freundlichst  belehrt,  nicht 
die  zahlende  Schuldnerin,  sondern  die  quittierende  Gläubigerin,  da  die 
Römerin  nicht  zum  Zahlen,  wohl  aber  zum  Quittieren  einen  tutor 
braucht  (Gaius  3,  171).  Mittels  weist  ferner  darauf  hin,  daß  auch  sonst 
das  Verbum  JLvtiv  oder  mgiivstv  (vgl.  BQÜ  907,  10;  Oxy.  I 68  11/2 
und  II  323)  meist  die  Tätigkeit  des  erlassenden  oder  quittierenden 
Gläubigers  bezeichnet. 

S.  213  (n.  341),  11  1.  vg  (—  oig)  st.  o^s- 

S.  215,  6/7.  Hinter  dreioiv,  das  schon  Grenfell-Hnnt  hergestellt 
haben,  hatte  ich  früher  äg  de  XQÖzeQov  vermutet  und  angenommen, 
daß  darauf  die  Nomenklatur,  die  der  Mann  vor  Erlangung  des  Bfirger- 
rechts  gehabt  hatte,  folge.  Der  Gedanke  war  richtig,  aber  den  Wort- 
laut bot  mir  erst  das  Original:  ag  di  xgb  rt)s  'Po[/tctx(^s)  xoXi- 
Tticcg  j'pij/tajfjjtfavrt  (=  — 14  1.  ]Ä[td]  t^g  töv 

[iyx]Ttjeefov  st.  . .]  . ijj  rav  [.  . .]  tijg  £x[«]. 

S.  215  (n.  151),  2 1.  xuQtt  oov  tbv  (o  korrig.)  st.  xuq  ocvrav.  — 
3/4  1.  ^Xiavav  (=  ekcuävav).  — 6/7  1.  exxexroxdrav  (sic). 

8.  253  (n.  144).  Der  Schrift  nach  würde  ich  diesen  Brief  nicht 
ins  I.,  sondern  ins  II./III.  Jahrh.  setzen.  Z.  2 1.  oe  doxd^ofiai  st. 
exaaxaSoficu.  — 11  1.  6i'dp[iov]  st  o *«([...].  Dieselbe  Form  des  v 
z.  B.  in  dtxvtjaai  in  6.  Durch  diese  Lesung  erhält  der  Brief  erst  seine 
Pointe:  Alexander  ist  in  Not,  sein  Sklave  ist  krank  und  hat  ihm  daher 
die  Lebensmittel  nicht  bringen  können.  Da  bittet  er  in  diesem  Brief 
den  Athenodoros,  daß  er  einen  Esel  verschaffe,  damit  der  Sklave  zu 
ihm  kommen  könne.  Tlffovofflai  kann  hier  nur  heißen  „verschaffen, 
besorgen“.  Der  Thesanros  bietet  dafür  nur  ein  klares  Beispiel  und 

1)  In  der  Amatia  Prisca  mochte  ich  nicht  mit  Kenyon  die  Frau,  sondern 
die  Mutter  sehen,  von  der  die  Fran  das  iavtiov  geerbt  hat.  Der  Name  ist  mit 
einem  aus  firjTfixiv  herauszuholenden  firirfdg  zu  verbinden.  Der  Name  der  Frau 
bitte,  wenn  Oberhaupt,  am  Anfang  der  Periode  genannt  werden  mOssen. 


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246 


I.  Aafi&tM 


zwar  fOr  das  Medium,  Diog.  Laeri  6,  23:  'Exi6ttii.as  d/  xivi  olxidiov 
aixö  npovotjaccff&ai.  Da  diese  Bedeutung  hiernach  feststeht,  so  wird 
man  bei  dem  oben  S.  241  besprochenen  XQOvorjtiis  ctiiri{Tfid<ov)  eher  an 
einen  Mann  denken,  der  Flötenspielerinnen  verschafft,  als  an  einen, 
der  för  sie  sorgt.  In  den  beiden  uns  vorliegenden  Fällen  vermietet 
er  Mädchen  zu  Festlichkeiten. 

S.  256  (n.  301),  12  L xagadibotv  st.  »«(>«d<p[a(o]. 

S.  282,  26/  1.  fic.  ’£[()]p(6ftsvöv  a’  iv  ala>{viotg)  %(f6(27)voig 
\ßi]a<pvX<iii.  (—  diutpvXttlfj)  iv  x[a\voixi((f)  (seil.  6 dsö$). 

Halle  a/s.  Ulrich  Wileken. 


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Zum  Drnsilla-Prozeß  (BGU  1019). 

BQU  1019,  das  Fragment  eines  nur  zum  Teil  erhaltenen  Akten- 
stttckes,  repräsentiert  ein  weiteres  Dokument  zum  DrusUla-ProzeB,  den 
ich  an  der  Hand  der  P.  Cattaoui- Verso  und  P.  Lond.  II  Nr.  196  im 
Archiv  UI,  91  ff.  behandelt  habe.  Die  soeben  veröffentlichte  Berliner 
Urkunde  gehört  einer  späteren  Zeit  als  die  beiden  erwähnten  Papyrus 
an.  Das  geht  erstlich  daraus  hervor,  daS  der  iuridicus  Claudius  Neo- 
cydes,  der  sowohl  im  P.  Cattaoui  als  im  P.  Lond.  als  noch  im  Amt 
befindlich  charakterisiert  ist  (s.  Arch.  III,  102  A.  2.  4),  hier  6 ytv6(uvog 
dixtuodöxTjg  genannt  wird  (v.  5).  Weiter  können  wir  dies  daraus  er- 
sehen, dafi  der  Jnlianus,  der  Stellvertreter  des  Neocydes 

(Arch.  UI,  102 f.),  dessen  Prozeßprotokoll  uns  im  P.  Lond.  vorliegt  und 
an  den  als  6 diixmv  tä  xuxä  r^v  dixax[o]doaCuv  die  Eingabe  des  P. 
Cattaoui  gerichtet  ist,  uns  BQU  1019  als  x]6xs  diMSsxon[d]vp  ^[v]- 
tbv  Bav[. . . dtoixrfx^  (v.  1 1 f.)  entgegentritt.  (Die  Lesung  Bav[ 

scheint  mir  ziemlich  sicher).  Endlich  bestellt  im  P.  Lond.  der  dioixrjxijg 
den  gewesenen  d^ijyr/xtjg  Domitins  zum  nsdehijg  xal  xpixxjg,  der  binnen 
15  Tagen  die  Sache  entscheiden  soU;  in  dieser  Eigenschaft  ist  an  ihn 
die  Eingabe  des  P.  Cattaoui  gerichtet:  im  BQU  1019  dagegen  wird  er 
in  der  3.  Person  genannt  (v.  13  ist  zu  lesen:  fit]asixijv  xal  xp[(T^v] 
^Ofu'xi[o]v);  er  fungiert  also  hier  nicht  mehr  als  Richter.  Wir  können 
daraus  den  weiteren  Schluß  ziehen,  daß  der  Prozeß  auch  mit  seiner 
Einsetzung  als  Schiedsrichter  noch  nicht  sein  Ende  gefunden  hat. 

Der  Charakter  von  BQU  1019  läßt  eich  nicht  mit  Sicherheit  be- 
stimmen; es  handelt  sich  entweder  um  eine  Rede  oder  eine  Eingabe  des 
Prozeßvertreters  (^cop)  des  C.  Julius  Agrippianus,  der  als  ö iiiidxtQog 
bezeichnet  wird  (v.  2/3. 9).  Summarisch  wird  über  den  bisherigen  Ver- 
lauf des  Prozesses  berichtet. 

Das  Fragment  beginnt  mit  der  Erwähnung  der  Wiederaufnahme 
der  Klage  seitens  Drusüla  nach  dem  Tode  des  Vaters  des  C.  Julius 
Agrippianus  gegen  diesen  (BQU  1019,  Iff.  = P.  Catt.  IV,  13  ff.).  Er 
ist  jetzt  miles  leg.  II.  Traianae  F.  (BQU  1019, 3 — P.  Catt.  IV,  35 
=»  P.  Lond.  I,  4;  BQU  378).  Qanz  summarisch  wird  zuerst  gesagt 
(v.  3f.):  xoXkäg  xaxaöxaöeig  xfög  ccvxbv  xexoix}xai.  Dann  wird  der 


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248 


I.  AnfB&tze 


inridicus  Neocydes  erwähnt,  Über  dessen  Amtshandlungen  und  Ver- 
fügungen in  unserem  Prozesse  uns  ja  der  P.  Lond.  informiert  (s.  Arch. 
III,  101  f).  Es  heißt  von  ihm  (v.  6):  8?  idoxtv  rbv  fftparijyöi»  toü 
voitov  elg  t[ö]  xi(fag  im&ttvai  t[^]  loyo&teCa.  Das  entspricht  dem 
Inhalt  und  Wortlaut  der  beiden  ausführlicheren  Papyri:  P.  Cattaoni  V, 
23flf.,  P.  Lond.  I,  If.  (oqov  rä  xgayiucTi;  7fiF.  12:  dvv[cctiu 

tb  XQäy'lfia  xtgag  sxiiv:  s.  Arch.  HI,  102).  Wie  im  P.  Gatt.  (IV,  11.30) 
wird  die  Verschleppung  der  Sache  durch  Dmsilla  hervorgehoben  (v.  8: 
xfQi[t]qtaiidv7jg  d' avr^g):  wir  haben  es  dort  wie  hier  mit  einer  ein- 
seitigen Darstellung  der  Partei  des  Agrippianus  zu  tun  (s.  dazu  Arch. 
III,  101 A.  3).  Neu  dagegen  ist  die  Angabe  v.  8£F.:  ivhvxiv  [6]  iifid- 

Tc[po]g  rm  xccl  dvaxe[fiq>9'cl]^  ixl  tbv  d(X(t(od[d]vi;t' 

Da  dieses  Stadium  des  Prozesses  nicht  weit  vom  Jahre  141  n.  Chr. 
abliegt  (s.  Arch.  III,  104),  kann  hier  nur  der  Präfekt  C.  Avidius  Helio- 
dorus  in  Betracht  kommen.  Von  ihm  und  seiner  Zurückverweisung 
der  Sache  (ttvaxofixif)  an  den  iuridicus  wird  in  der  leider  sehr  schlecht 
erhaltenen  6.  Kolumne  des  P.  Cattaoui  die  Bede  sein  (s.  Arch.  III,  67). 
Julianus  wird  als  Stellvertreter  des  iuridicus  BGÜ  1019,  11  6 r]6te 
a[^}rdv  genannt;  Siadixbiievog  wird  also  synonym  mit 
iitxav  (P.  Gatt.  I,  1)  gebraucht.  Mit  der  Erwähnung  der  Bestellung 
des  Domitius  zum  iti\atirr]g  xal  schließt  unser  Fragment 

Wir  erfahren  also  leider  nicht,  in  welcher  Weise  Domitius  sich 
seines  Auftrages  als  Schiedsrichter  entledigt  hat  und  welche  Bewandnis 
es  mit  \mserer  Urkunde  hat.  Die  Hoffnung  ist  aber  nicht  ausgeschlossen, 
daß  ims  noch  weitere  Urkunden  oder  gar  die  den  Berliner  Papyrus  er- 
gänzenden Stücke  bescheert  werden,  die  zur  näheren  Beleuchtung  des 
interessanten  Prozesses  beitragen. 

Schöneberg-Berlin.  Paal  M.  Meyer. 


\ 


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Sarapis  und  Osiris-Apis. 

Soweit  ich  sehe,  sind  sämtliohe  Gelehrte,  die  die  Besiehongen 
zwischen  dem  Sarapis  nnd  dem  Osiris- Apis  erwogen  haben,  der  Mei- 
nung, daß  der  Name  Accpccsrts  — dorch  Yerkflrznng  oder  wie  man 
sich  das  sonst  Torstellt  — aus  ’Oeogämg  entstanden  sei.  Bouch^-Leclercq 
gibt  nur  die  herrschende  Meinung  wieder,  wenn  er  in  seiner  Histoire 
des  Lagides  I S.  115  folgende  Gleichung  aufstellt:  Osar-hapi  (Öffopda- 
xig,  'OaCgaxig,  6 Eögccxtg,  Högams,  Stgcatii,  Xdponrtg,  Serapis,  Sirapis). 
Ich  bin  dagegen  schon  seit  längerer  Zeit  der  Ansicht,  daß  der  Name 
£u(fäxis  mit  dem  Namen  'Ooog&ittg  sprachlich  gar  nichts  zu 
tun  hat,  wenn  auch  die  beiden  Götter  im  Kult  verschmolzen  worden 
sind.  Folgendes  sind  meine  Gründe. 

Der  in  Memphis  verehrte  Apisstier  wurde  nach  einer  bekannten 
ägyptischen  Vorstellung  nach  seinem  Tode  als  Osiris- Apis,  ägyptisch 
wir-hp,  verehrt.  Der  ersiere  Name  wird,  für  sich  allein  stehend, 
griechisch  gewöhnlich  mit  'Oalgig  (Oaetgig)  wiedergegeben,  der  zweite 
mit  ^Axig.  Treten  beide  zu  einem  Worte  zusammen,  so  muß  nach 
ägyptischem  Sprachgesetz  das  erste  Wort  enttont  werden.  Ich  kenne 
vier  verschiedene  Formen  des  enttonten  'OtSlgig.  Im  ArtemisiBpapyrus, 
dem  bei  weitem  ältesten  Zeugnis,  das  wir  haben  (rund  um  300  v.  Chr.), 
heißt  der  tote  Apis  'Oaegäxig  imd  sein  Tempel  (in  nicht  gräzisierter 
Form)  Uoaegäxi  (d.  h.  Tempel  des  Osiris- Apis).  Vgl.  'Oeegyagiax  noch 
in  einem  Zauberpapyrus  des  IV.  Jahrh.  (Loud.  I S.  117,43).  In  den  jünge- 
ren Urkunden  heißt  jener  Gott  regelmäßig  ’Oaogexig,  nachweisbar  min- 
destens seit  dem  II.  Jahrh.  vor  Chr.  In  Memphis,  dem  Kultort  des 
Gottes,  sind  nur  diese  beiden  Formen  ’Odegßxig  und  'Oeog- 
&xig  nachweisbar.  In  dieser  jüngeren  Transskription  ist  das  zweite 
o offenbar  unter  dem  Einfluß  des  vorhergehenden  o entstanden,  durch 
eine  Art  Vokalharmonie  (wie  6ßoX6g  für  älteres  6ßeX6g).  Diese  enttonte 
Form  Ü0og  begegpiet  auch  in  zahlreichen  anderen  Kompositionen,  z.  B. 
'Oöogopvtvig  (P.  Leid.  6 — K) ; ’Offopo^piS  oder  Vaogotfijgig  (P.  Par.  5, 1, 10 
und  öfter);  'O0ogowäg>gig  (P.  Lond.  I 68, 101 ; 69,119);  2Sevoaog<ptßig 
(Tor.  1,  5,  8 etc.);  ITtroOogaiiijrig  (Par.  5, 19,  8);  UtToaogßovxig  (Ostr. 
n.  1196)  etc.  Gelegentlich  tritt  das  w (voü  ics'r)  mit  einem  vorher- 


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250 


I.  Aufa&tze 


gehenden  Vokal  zum  Diphthong  zusammen,  vgl.  üetBvifoQäxios  (Par. 
60,  5 — 6 BO  zu  lesen  statt  xccffä  6ov  ^uftaximv,  vgl.  auch  Teb.  85)  und 
TavOogSxis  (BGÜ  1021, 4).  Die  dritte  enttonte  Form  Offtp  findet 
sich  in  einem  jungen  Zauberpapyrus  in  Oaiffievrex^t^  (P-  Lond.  I 
S.  92, 257).  Endlich  kommt  (selten)  Ooccq  in  Oxyrhynchos  in  der 
Kaiserzeit  vor:  IIeto<SttQäxis  (Oxy.  II  266),  Tav6<tQÖxts  (Oxy.  I 73).*) 

Nirgends  in  den  Urkunden  gibt  es  ein  Beispiel  dafür,  daß  der  0-laut 
von  ’OetQis  in  solchen  Zusammensetzungen  geschwunden  wäre.  Zwar 
bietet  die  Pariser  Ausgabe  in  P.  Par.  22,  3:  räv  iMQÖxei.  Aber  ich 
habe  am  Original  schon  vor  langen  Jahren  konstatiert,  dafi  hier  viel- 
mehr töt  ’Ogogäxsi,  geschrieben  steht.  Formen,  wie  das  obige  Tcnxfo- 
Q&xis  aus  dem  III.  Jahrh.  nach  Chr.  zeigen  vielmehr,  wie  lebendig  bis 
in  späte  Zeit  das  anlantende  w geblieben  ist.  Wenn  aber  in  den 
Serapeumstexten  die  Gottheit,  der  die  Zwillinge  dienen,  bald  'OaoQ&xig 
bald  £aQäxis  genannt  wird,  so  beweist  das  nur,  daß  diese  beiden  Gott- 
heiten hier  einander  gleichgesetzt  waren,  nicht  dafi  ihre  Namen  ur- 
sprünglich identisch  waren.  Und  ebenso,  wenn  auf  der  von  Maspero 
edierten  Goldplatte  aus  dem  III.  Jahrh.  v.  Chr.  (Recueil  de  travaux 
VII,  140)  dem  hieroglyphischen  wsr-hp  in  dem  griechischen  Text  ein 
SaQäxis  entspricht,  so  folgt  auch  daraus  nur  die  Gleichsetzung  der 
beiden  Gottheiten. 

Neben  dieser  urkundlichen  Tradition  hat  die  Wiedergabe  jener 
Namen  bei  Autoren  natürlich  nur  sekundären  Wert,  namentlich  wenn 
Etymologien  vorgebracht  werden,  wie  z.  B.  von  Nymphodoros  FHG  II 
S.  380,  20.  Seine  Form  ZoQoäxig  ist  willkürlich  gebildet,  weil  er  das 
Wort  aus  ffopds  (Sarg)  erklären  will. 

Von  den  urkundlich  überlieferten  Formen  'OasQöxig  und  'OdoQöcxig 
(in  Oxyrhynchos  auch  gelegentlich  'OöuQöxig  in  der  Zusammensetzung 
mit  nere)  gibt  es  nach  Obigem  keine  Brücke  zu  2ki(f äxig.  Wäre  es 
müglich,  HaQ&xig  aus  jenen  abzuleiten,  so  müßte  man  auch  Formen 
wie  ZaggiCßig,  £agofl(fig  usw.  zu  finden  erwarten.  Es  hat  sich  aber 
bisher  unter  den  Tausenden  von  Eigennamen  nicht  eine  einzige  der- 
artige Bildung  gefunden.  Im  übrigen  müßte  die  herrschende  Form 
’OeaffSxig  gewesen  sein,  während  diese  Form  als  selbständiger  Gottes- 
name überhaupt  noch  nicht  nachgewiesen  ist.  Zn  der  Zeit,  wo  der 
Sarapis  auftritt  (siehe  unten),  sagte  man  in  Memphis ’Oaspftxts. 

Mir  scheint  ans  diesem  Tatbestand  zu  folgen,  daß  LoQ&xig  viel- 

1)  Vgl.  'Ottägejitfov  (s.  Kifxetfjiptg)  bei  loa.  c.  Ap.  I 26  § 288.  — Wenn  in 
X}aiit<‘*^iv6tios  (Archiv  II  72)  überhaupt  keine  Enttonong  atattfindet,  ao  h&ngt  daa 
wohl  damit  zusammen,  daB  hier  auch  keine  organische  Verbindung  mit  einem 
ägyptischen  Wort  vorliegt. 


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Ulrich  WUcken:  Sarapii  and  Oairis-Apis 


251 


mehr  ein  selbständiger  Name  ist,  der  sprachlich  mit  dem  Osiris- 
Apis  nichts  zn  tun  hat.  Von  diesem  Zagcaus,  fOr  das  die  halikarnas- 
sische  Inschrift  (Dittenberger,  Orient.  Gr.  Inscr.  SeL  n.  16)  das  älteste 
urkundliche  Zeugnis  ist,  hat  sich  später  eine  Sekundärform  Zegaxig  ge- 
bildet, die  zuerst  sporadisch  im  II.  Jahrb.  v.  Ohr.  auftritt,  in  der  Kaiser- 
zeit immer  häufiger  wird.  Diese  junge  Form  ist  bei  den  Lateinern  als 
Serapis  die  übliche  geworden. 

Wenn  aber  Ikcgäxig  ein  selbständiger  Name  ist,  so  mufi  diesem 
auch  ein  selbständiger  Gott  entsprechen,  und  da  das  ägyptische  Pantheon 
einen  Gott  Sarapis  nicht  kennt,  so  muß  er  ein  ursprünglich  auslän- 
discher Gott  gewesen  sein.  Zu  seiner  späteren  Identifizierung  mit 
dem  ägyptischen  Osiris-Apis  wird  die  Namensähnlichkeit  mit  beige- 
tragen haben. 

So  führt  uns  die  rein  sprachliche  Beobachtung  zu  derselben  Auf- 
fassung, die  der  bekannten  Legende  zugrunde  liegt,  wonach  der  Gott 
Sarapis  im  Anfang  der  Ptolemäerzeit  von  auswärts  in  Ägypten  einge- 
führt worden  ist.  Sie  zeigt  zugleich,  daß  die  Ansicht  derjenigen 
Forscher,  die,  wie  neuerdings  Bouch^Leclercq  und  Beloch,  den  helle- 
nistischen Sarapis  aus  dem  memphitischen  Osiris-Apis  ableiten  wollen 
und  eine  Einführung  von  auswärts  leugnen,  nicht  richtig  sein  kann. 
Denn  daß  man  für  den  ans  dem  ägyptischen  Gott  differenzierten  helle- 
nistischen Gott  einen  ähnlich  klingenden  Namen  frei  erfunden  hätte, 
wird  wohl  niemand  yerteidigen  wollen.  Auf  die  weitere  Frage,  woher 
der  Sarapis  eingeführt  ist,  will  ich  heute  nicht  eingehen.  Ich  wollte 
vorerst  nur  die  obige  These  zur  Prüfung  verlegen. 

Halle  a/s.  Ulrich  WUcken. 


r 


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über  die  Freilassung  durch  den  Teileigentümer 
eines  Sklaven. 

Der  eben  erscheinende  vierte  Band  der  Oxyrhynchos-Papyri  von 
Grenfell  und  Hunt  bringt  unter  N“  716  und  722  zwei  Urkunden,  welche 
uns  zeigen,  daß  unter  den  Graeco- Ägyptern  die  teilweise  Freilassung 
von  Sklaven  Vorkommen  konnte.  Allerdings  wäre  dies  schon  früher 
aus  dem  Pap.  Edmondstone  zu  ersehen  gewesen,  den  die  Herausgeber 
mit  Recht  heranziehen,  denn  auch  dort  ist  von  atpixivca  vfuig  ilsv- 
9iQovg  toü  ixi  ßtxXXovTÖg  not  fi^'govg  die  Rede  (lin.  7);  aber  diese  Stelle 
ist  bisher  allgemein  übersehen  worden.  Von  den  beiden  neuen  Zeug- 
nissen ist  N°  716  vom  Jahre  186  n.  Chr.  das  weit  interessantere,  nicht 
bloß  weil  es  vollkommen  erhalten  ist,  während  in  N°  722  vom  Jahre 
91  oder  107  die  rechte  Seite  stark  beschädigt  erscheint,  sondern  weil 
es  auch  weitere  Fragen  aufwirft,  die  derzeit  kaum  zu  lösen  sind, 

Auf  diesen  wenig  aussichtsreichen  Versuch  will  auch  ich  mich  hier 
nicht  einlassen,  sondern  lediglich  das  Verhältnis  der  Urkunde  zu  den 
Lehrsätzen  des  römischen  Rechtes  mit  einigen  Worten  klarstellen.  Was 
die  Herausgeber,  unter  freundlicher  Berücksichtigung  einer  brieflichen 
Meinungsäußerung  meinerseits,  hierüber  sagen,  ist  durchaus  zutreffend, 
und  soll  hier  nur  noch  unterstützt  werden  durch  Beseitigung  etwaiger 
Zweifel  über  das  Verhältnis,  in  welchem  diese  Erscheinung  des  graeco- 
ägyptischen  Rechtes  zu  den  Mitteilungen  in  C.  Just.  7,  7 steht,  ein 
Nebenpunkt,  auf  welchen  in  der  Publikation  begreiflicherweise  nicht 
einzugehen  war. 

Der  Wortlaut  der  Urkunde  ist  dieser: 

’y/ffxAijÄUtdjj  rp  xtd  Z'e'peurt'(j)[vr 

nuQn  'JJp[^o)Vog  Tlavtiatov  rov  z/opärog  (iV~ 
rpög  UapüTOg  xal  ’yixoXicjvi'ov  ^mgCmvog 
6 Tov  'HgüTog  ^ijrpög  @«i{ffiog  xal  'Aßaexävtov 
&xtkev9iffov  Aduou  'HQuxktldov  räv  zQiäv 
axo  ’OSvpvyjiov  x6kiag  iatxQixav  atptjkC- 
xtov  tixvav  ßstavog  rov  xal  At[ov]yflov 


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Ludwig  Mitteü:  Über  die  Freilaeaung  durch  den  TeUeigentflmer  253 

Eiiatiiovidog  iirftQbg  üiv^evTog  tutl  /U- 
10  0W6C0V  tud  Satjaiog  iiupox^ffiov  iit]t(fbg 
Tuiifftog  t&v  rQiStv  äxb  xöieag. 

'IWapiet  tolg  «■brolg  fiiv  EHui- 

(lovCdt  ixxov  fiigog  z<p  Sb  ^towtn’p  xal 
Saijgei  {j/itgv  ft^pog  rb  ixl  tb  airb  Si[ioi[(f]ov 
15  fiCQog  xatQixov  ainäv  SovXov  Eapaxio[vog 
&g  (irciv)  l ov  tb  loixbv  tpCtov  5v  toii  b/toxa- 
rpt'ov  avräv  iScXtpov  ^fioydvo[v\g  ijlevf^d- 
patat  ix'  aitov.  5&ev  dxiSdSofiev  tb  §^§iXt- 
Siov  ä|tovvtag  xatä  tb  St]Xovfievov 
20  Täv  aq>r}h'xc3V  SCfiotpov  fidpog  t^v  xpo- 
xilpv^iv  yevdadai  :t<f\  ffjv  dfuivova 

ttiQiOiv  SiSövTi  xapaSodijvat.  (dtovg)  xf 
ydvToxpdtopog  Kadaapog  Mägxov  AvprjXCov 
KoiifiöSov  kvtavivov  EvOeßovg  Evtvjrovg 
25  J^cßaatov  Idpfisvucxov  Mt/Sixov  ITapd’txov 
Eapfuttixov  PepiiMvixov  MsyiOtov 
BQttavv[i]xov  &ä>^.  (2nd  band)  'Slpltav  Ilavexötov 

dxiSdStitxa.  (3rd  band)  [Hxo]Xlmyig{g  Ja^plavog  gy[v]- 
dxiSdSioxa.  (4tb.  band)  '^ßdaxttvto[g]  <bi£>lcv'8'£(>o[s] 

30  Edftov  'HpaxleiSov  6vvtxi\ddd]fpxa.  ^ip[ydinjg] 

Sdayifog  ro[ü]  xal  ^lowolov  dypa^a  «ütoö] 

y,il  tiSötog  ypafiyiat«.  ' 

Vier  Gescbwister  — übrigens  zum  Teil  nur  halbbürtige  Ton  Vater- 
seite — von  denen  drei  mindeijäbrig  sind,  batten  zusammen  das  Eigen- 
tum eines  Sklaven,  so  zwar,  daß  einer  davon,  Diogenes,  ein  Drittel,  die 
eine  Tochter  Endaimonis  ein  Sechstel,  endlich  zwei  weitere  Kinder, 
Dionysios  und  Tbaesis  zusammen  die  Hälfte  besaßen.  Da  nun  Dio- 
genes, der  wahrscheinlich  volljährig  war,  den  Sklaven  zu  seinem  Drittel 
freigelassen  hat,  stellen  die  Vormünder  der  drei  übrigen  noch  minder- 
jährigen Geschwister  an  den  Gymnasiarchen  die  Bitte,  die  restierenden 
Eigenturasanteile  an  dem  Sklaven  zur  Versteigerung  an  den  Meistbieten- 
den zu  bringen. 

Das  römische  Recht  hat  über  Freilassungen  durch  den  Teileigen- 
tümer die  Regel,  welche  Ulp.  fragm.  1,  18  Paul.  sent.  4,  12, 1 Frag. 
Dosith.  10 ‘)  übereinstimmend  dahin  formulieren:  Die  zivile  Freilassung 
bedeutet  Verwirkung  des  Anteilrechts,  welches  demnächst  dem  Mit- 


1)  Vgl.  auch  J.  8,  7,  4. 


r 


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264 


I.  Aofgfttze 


eigentfimer  adkresziert;  die  unförmliche  Freilassung  ist  wenigstens  nach 
der  überwiegend  vertretenen  (von  Procnlus  &eilich  angefochtenen)  Mei- 
nung nichtig  und  ändert  mithin  an  den  Eigentumsverhältnissen  gar  nichts. 

Nun  macht  uns  aber  Justinian  in  seiner  c.  unica  C.  7,  7 de  servo 
communi  manumisso  einige  Mitteilungen  über  ältere  Eaiserkonstitu- 
tionen,  die  dennoch  von  der  Teilfreilassung  sprachen.  Es  wird  nütz- 
lich sein,  um  etwaige  Fehlbeziehungen  auszuschließen,  welche  zwischen 
obigen  Papyri  und  diesen  Nachrichten  hergestellt  werden  könnten*), 
den  Inhalt  derselben  sofort  klarzulegen,  was  angesichts  der  nicht  über- 
mäßig präzisen  Wortfassung  der  genannten  Konstitution  nicht  über- 
flüssig sein  dürfte. 

Der  Wortlaut  ist  Ln  dem  hier  entscheidenden  Teil  (Prooem.  und  § 1) 
folgender: 

In  communes  servos  eorumque  libertates,  et  quando  cuidam  do- 
mino  pars  libertatem  imponentis  accrescit,  nec  ne,  et  maxime  inter 
milites,  qui  huiusmodi  imponnnt  libertatem,  multa  ambiguitas  ezorta 
est  apud  veteres  iuris  auctores.  § 1.  Et  inventa  est  constitutio  apud 
Marcianum  in  institutionibus  divi  Severi,  per  quam  idem  imperator 
disposuit,  necessitatem  imponi  heredi  militis,  comparare  partem  socii 
et  servum  libertate  donare.  (la)  Sed  et  alia  constitutio  Severi  et 
Antonini  principum  reperta  est,  ex  qua  generaliter  necessitas  impo- 
nebatur  socio,  partem  suam  socio  suo  vendere,  quatenus  libertas  servo 
imponatur,  licet  nihil  lucri  ex  substantia  socii  morientis  alii  socio  ac- 
cedat,  pretio  videlicet  arbitrio  praetorls  constituendo,  secundum  ea, 
quae  et  Ulpianus  libro  sexto  fideicommissorum  et  Paulus  libro  tertio 
fideicommissorum  refert,  ubi  et  hoc  relatum  est,  quod  et  Sextus 
Caecilius,  iuris  antiqui  conditor,  definivit,  socium  per  praetorem  com- 
pelli  suam  partem  vendere,  quatenus  über  servus  efficiatnr;  quod  et 
Marcellus  apud  luüanum  in  eins  Digestis  notat,  hocque  et  Marcel- 
lum,  quum  luüanum  notaret,  retuüsse  palam  est  (Ib)  His  itaque 
apud  veteres  iuris  auctores  inventis,  decidentes  tales  altercationes 
generaliter  sancimus,  ut  nuUa  inducatur  differentia  miütis  seu  pri- 
vati  in  servis  communibus,  sed  in  omnibus  communibus  famuüs, 
sive  inter  vivos  sive  in  ultima  dispositione  übertatem  quis  legitimam 
imponere  communi  servo  voluerit,  hoc  faciat,  necessitatem  habente 
socio  vendere  partem  suam,  quantam  in  servo  possidet,  sive  dimidiam, 
sive  tertiam,  sive  quantamcunque,  et  si  plures  sint  socü,  uno  ex  his 
übertatem  imponere  cupiente,  aüos  omnes  necessitatem  habere  partes 

1)  Wenn  ich  recht  verstehe,  will  J.  Pfaff  (favor  UhertaUa  22)  jene  Konsti- 
tutionen auch  auf  die  Freilassung  unter  Lebenden  beziehen. 


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Ludnig  Mitteil:  Über  die  Fieilaainng  durch  den  Teileigentümer  255 

suas,  qaas  in  serro  posaident,  vendere  ipai,  qni  libertatem  aerro  im- 
ponere  deaiderat,  Tel  beredi  eins  (licet  ipse  communia  serma  heres 
inatitutua  sit),  et  hoc  moritorus  dixerit,  ita  tarnen,  ut  omnimodo 
ipse,  qni  partes  alias  comparayerit,  yel  heredes  eins  libertatem  im- 
ponant. 

Es  scheint  mir  non  vollkommen  sicher,  daß  diese  ganze  Mitteilung, 
wonach  im  älteren  Recht  die  Freilassung  durch  den  Teileigentümer 
vielfach  diskutiert  wurde,  nur  bestimmte  Fälle  im  Auge  hat,  nämlich 
die  fideikommissarische*)  Freilassung  und  auch  hier  haben  wohl  solche 
Fälle  den  Ausgangspunkt  gebildet,  wo  es  sich  um  Soldatentestamente 
handelte.  Es  heißt  schon  im  Pr.,  daß  die  bezüglichen  Streitfragen  über 
die  Freilassung  maxime  inter  milites  sich  bewegt  haben.  Zunächst  ist 
die  Rede  von  einer  constitutio  divi  Severi,  welche  sich  lediglich  auf  die 
Soldaten  bezog.  Sie  bestimmte,  daß  der  Erbe  eines  im  Miteigentum 
eines  Sklaven  stehenden  Soldaten  — offenbar  unter  der  Voraussetzung 
einer  von  diesem  Soldaten  seinem  Erben  iideikommissarisch  auferlegten 
Freilassung  — den  Teil  des  Miteigentümers *)  behufs  Vollzug  der  Frei- 
lassung ankaufen  solle  und,  was  das  jämmerliche  Referat  übersieht, 
obwohl  es  eigentlich  die  Hauptsache  ist,  offenbar  auch  dürfe.  — Da- 
rauf erwähnt  die  Stelle  eine  Konstitution  von  Severus  und  Antoninus, 
die  allerdings  insofern  weiter  geht,  als  sie,  wenn  ich  recht  verstehe, 
den  genannten  Rechtssatz  auch  auf  Zivilpersonen  ausdehnt:  „Ex  qua 
generaliter  necessitas  imponebatur  socio,  partem  suam  socio  suo  ven- 
dere,  quatenus  libertas  servo  imponatur,  licet  nihil  lucri  ex  substantia 
socii  morieutis  alii  socio  accedat“  Immer  aber  handelt  es  sich  hierbei 
nur  um  letztwillige  fideikommissarische  Freilassungen,  wenn  auch  die 
Worte  generaliter  imponebatur  dies  für  den  ersten  Blick  verschleiern. 
Das  Richtige  geht  deutlich  daraus  hervor,  daß  in  den  gleich  darauf 
folgenden  Worten  Erläuterungen  von  Ulpian  und  Paulus  zu  dieser 
Konstitution  angeführt  werden,  welche  aus  ihren  Abhandlungen  über 
die  Fideikommisse  stammen;  außerdem  auch  aus  den  Worten  „licet 
nihü  lucri  ex  'substantia  socii  morientis  alii  socio  accedat".  Daß  dies 
alles  mit  den  oben  zitierten  Papyrusurkunden  nichts  zu  tun  hat,  geht 
schon  daraus  hervor,  daß  diese  letzteren  sich  auf  Freilassungen  unter 

1)  Yoigt  RQ.  2,  496  n.  89  scheint  sie  anch  auf  die  manumiisio  teitamento 
diiecta  zu  beziehen,  wogegen  das  im  Text  folgende.  M.  W.  konnte  dafür  höchstens 
D.  28.  6.  18  pr.  angeführt  werden;  aber  die  bezügliche  ÄuBenmg  Ulpians  (oder 
Tribonians?)  zeigt  schon  ihrem  Wortlaut  nach,  daS  sie  ein  Novum  darstellt  und 
nicht  einmal  auf  Konstitutionen  beruht. 

2)  Dabei  ist  vorausgesetzt,  daß  der  Miteigentümer  vom  Erblasser  nicht  anch 
selbst  gültig  belastet  ist;  sonst  ist  die  Entscheidung  ja  selbstverständlich. 


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256 


I.  AnfaiUzo 


Lebenden  beziehen  — mit  keinem  Worte  ist  angedeutet,  daß  letztwillige 
Freilassungen  vorliegen;  noch  mehr  aber  daraus,  daß  das  ganze  eben 
besprochene  Recht  selbst  der  Zeit  des  Severns  und  Äntoninns  ange- 
hört, also  jünger  ist,  als  die  Vorkommnisse  in  den  obigen  Papyri. 

Allerdings  wird  am  Schlüsse  des  § la  noch  angedentet,  daß  auch 
Afrikanns  nnd  Marcellus  sich  mit  den  bezüglichen  Fragen  befaßt  haben; 
vielleicht  sogar  lassen  sich  die  Worte  'cum  lulianum  notaret’  darauf 
beziehen,  daß  auch  Julian*)  bereits  über  ähnliche  Angelegenheiten  ge- 
handelt hat.  Im  Sinne  dieser  letzteren  Schriftsteller,  durch  welche  man 
allerdings  in  die  Zeit  wenigstens  des  Pap.  N°  716  zurückgefiihrt  wird, 
ist  aber  sicher  wieder  nur  an  letztwillige  FreUassongen  zu  denken; 
außerdem  aber  kommt  man  damit  bestenfalls  in  die  Mitte  des  zweiten 
Jahrhunderts  zurück,  und  erscheint  um  diese  Zeit  die  Sache  noch  als 
Novum,  während  P.  Oxy.  N"  722  schon  au  der  Wende  des  ersten  und 
zweiten  Jahrhunderts  geschrieben  ist. 

Fassen  wir  das  Gesagte  zusammen,  so  ist  die  wahrscheinliche  Ent- 
wickelung die  gewesen,  daß  zuerst  die  bekannten  Privilegien  der  Soldaten- 
testamente auch  in  der  Richtung  erstreckt  wurden,  dem  Soldaten,  der  nur 
Teileigentümer  eines  Sklaven  ist,  die  letztwillige  Freilassung  desselben 
zu  ermöglichen.  Zu  diesem  Ende  wurde  schließlich  bestimmt,  daß  der 
Miteigentümer  verhalten  werden  soUe,  seinen  Eigentumsanteil  um  eine 
vom  Prätor  (resp.  Provinzialstatthalter)  festzu stellende  Taxe  an  den 
Erhen  zu  überlassen.  Dies  wurde  später  auch  auf  Privatpersonen  aus- 
gedehnt, aber  erst,  wie  gesagt,  um  die  Mitte  des  zweiten  Jahrli.  n.  Chr. 
und  nur  für  testamentarische  Freilassungen. 

Daraus  ist  ersichtlich,  daß  der  Rechtsfall  obiger  Urkunden  im 
Reichsrecht  keine  Wurzel  haben  kann;  abgesehen  davon,  daß  es  sich 
in  denselben  nicht  um  Römer  handelt,  kaim  nicht  einmal  von  einer 
analogen  Anwendung  eines  für  die  Römer  hier  allgemein  geltenden 
Kechtssatzes  die  Rede  sein.  Eher  ließe  sich  daran  denken,  daß  jene 
Behandlung  der  Soldateutestamente  und  die  daran  sich  schließende  Rechts- 
bildung einer  in  den  hellenistischen  Provinzen  schon  vorlängst  gelten- 
den allgemein  verbreiteten  Praxis  angegliedert  sind. 

Leipzig.  L.  Mittels. 

1)  In  D.  28,  G,  18  pr.  Rpricbt  Julian  nur  von  redemtio  schlechthin  des  Eigen- 
tumsanteils;  dafi  sie  erzwungen  werden  kann,  sagt  er  nicht.  VIpian  fflgt  es  hinzu 
— wenn  die  Worte  echt  sind. 


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n.  Referate  und  Besprechungen 


Literarische  Texte  mit  Ausschluß  der  christlichen. 

(Vgl.  I,  104—120,  602—689.  U,  887—381.) 

Es  ist  dies  die  vierte  Übersicht,  wieder  sehr  reichhaltig,  wenngleich 
von  den  im  folgenden  aufgef&hrten  Kammern  ein  recht  großer  Teil  nur 
Fetzen  sind,  von  minimalem  oder  gar  keinem  Werte.  Indes  zwei  erheb- 
liche Publikationen  sind  dabei,  beide  aus  Berlin:  der  Timotheos-Papyrus 
Nr.  197  und  der  des  Didymos  Nr.  231,  ersterer  auch  durch  sein  hohes 
Alter  ausgezeichnet,  welches  ihn  an  die  Spitze  aller  griechischen  Papyri 
stellt.  Die  Herren  Grenfell  und  Hunt  haben  auch  jetzt  die  weitaus 
grdßte  Masse  geliefert,  in  zwei  stattlichen  Bänden.  Zuerst  The  Tebtunis 
Papyri,  part  I (erschienen  als:  University  of  California  Publications,  Graeco- 
Boman  Archaeology,  vol.  I,  London  H.  Frowde,  1902);  als  dritter  Heraus- 
geber tritt  hier  J.  Gilbart  Smyly  hinzu.  Es  sind  dies  die  Ergebnisse  der 
Ausgrabung  von  Krokodilsmumien  im  Fayum,  wo  das  Krokodil  das  heilige 
Tier  war;  ganz  große  Papyrusbogen  wurden  für  die  Krokodile  verwendet, 
imd  die  Zeit  ist  120 — 56  vor  Chr.,  indes  Urkunden  bilden  weitaus  die 
Hauptmasse  (vgL  Archiv  II  S.  394  ff.),  und  nur  vier  literarische  Papyri  von 
mäßigem  Interesse  finden  sich  dabei.  Der  andere  Band  ist  wieder  von 
Oxyrhynchos:  The  Oxyrhynchus  Papyri  part  UI,  1903,  und  hier  sind  die 
New  Classical  texts  mit  Nr.  408  — 444,  die  Fragments  of  extant  classical 
authors  mit  440 — 463  (und  534  — 573)  vertreten,  wozu  noch  464 — 470 
Miscellaneous  Uterary  fi-agments  kommen.  Die  übrigen,  sämtlich  kleineren 
Publikationen  erwähne  ich  an  ihrer  Stelle.  Es  sind  ein  paar  Latina  da- 
runter; der  nächste  Band  aus  Oxyrhynchos  wird  auch  von  dieser  Art  etwas 
viel  Größeres  bringen  (s.  über  diesen  inzwischen  auch  erschienenen  Band  das 
nächste  Heft). 

L Poetisohe  Stücke. 

143.  Pap.  Tebt.  Nr.  4 (S.  12).  Von  einer  Krokodilsmumie. 

Beste  von  5 Kolumnen  (Frg.  a 11,3X11,2).  Buchschrift  des  aus- 
gehenden 2.  Jahrh.  v.  Chr.;  zusammen  mit  diesen  Besten  wurden  2 Doku- 
mente dieser  Zeit  gefunden.  Das  A hat  links  unten  eine  Schleife,  wie  in 
dem  Papyrus  des  Hypereides  gegen  Philippides.  Von  Kol.  IV.  V ist  auf 
Tafel  II  ein  Faksimile  gegeben. 


[Da  Herr  Dr.  Crönert  von  dem  literarischen  Referat  zurOckgetreten  ist,  und 
Herr  Prof.  Blaß  es  frenndlichst  Übernommen  hat,  werden  die  Herren  Editoren 
literarischer  Papyri  ergebenst  ersucht,  Rezensionsexemplare  resp.  Separatabzüge 
für  das  Archiv  künftig  an  Herrn  Prof.  Blaß,  Halle  a/S.,  Lafontainestr.  17  senden 
zu  woUen.  Die  Redaktion.] 


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258 


H.  B«ferate  und  Begprecfaungen 


Homer  Ilias  B,  95 — 210  in  Resten.  Der  Text  ist  aristarchisch,  und 
kritische  Zeichen  sind  zugefUgt;  Obelen  vor  124.  133.  197;  Obelos  mit 
Asteriskos  zu  164  (wie  die  Hsgg.  mit  Recht  annehmen;  von  diesem  Vers 
selbst  ist  nichts  da);  Diple  iuquaziy^dvr\  vor  156;  dies  alles  im  Einklang 
mit  der  aristarchischen  Notierung,  indem  auch  vor  130 — 132  und  193  — 196 
jetzt  nicht  mehr  vorhandene  Obelen  angenommen  werden  dürfen  (auch  wohl 
vor  141).  Der  schlechte  Vers  206  fehlt  überhaupt,  wie  in  ACD  usw. 
Nur  vor  204  (jedenfaUs  auch  203.  205)  Antisigma  statt  Punkten,  und 
jedenfalls  vor  192  Punkt  statt  Antisigma;  Aristarch  stellte  jene  Verse  um 
nach  192,  und  bezeichnete  das  nach  den  Scholien  so,  daß  192  das  Anti- 
sigma hatte,  und  die  umzustellenden  Verse  Punkte.  Sonstige  Zeichen  sind: 
eine  schräge  Linie  vor  der  Zeile  für  den  Beginn  eines  neuen  Abschnittes 
(in  anderen  Homerhandschriften  anders  verwandt)  und  bei  V.  200  die  Zahl 
(^).  Akzente  mangeln;  die  axvyfzri  (oben)  kommt  zuweilen  vor.  Lesarten 
und  Verschreibungen;  125  TpSoj  (Hdschr.)  gegen  Aristarch,  der  T^g. 

131  fao[(v  wie  Hdschr.  (fvneiv  Kallistratos  und  die  eine  Ausgabe  Aristarchs). 

132  Anfang  oijpexm  . . . statt  oi  fu  fiiya  nln^ovfft.  Stand  da;  oi  fu  »t 
nkdy^ovalv  u ruxl  ov%  idjova'  (vgl.  cp  233)?  — 133  ”Iho]v  (Aristarch) 
Text,  -ov  übergeschrieben  (Hdschr.).  — Vor  135  tuS  , nicht  zu  enträtseln; 
etwa  zu  109  in  der  vorhergehenden  Kolumne  gehörig,  wo  fwt’  vorkommt? 
— 137  die  Schriftreste  nach  noztjStyjitv  nicht  mit  -at  apfu  di  zu  ver- 
einigen; auch  die  Variante  vlag  ’A^aimv  bei  Herodian  n.  opfp.  Rh.  Qr.  IH 
86,15  hilft  nicht.  Über  dem  (]xdpza[^]a  des  nächsten  Verses  stand  eine 
andere  Lesart  ..1  (über  pca).  — V.  175  nolvxlijm,  177  ’EUvtjv  wahr- 
scheinlich doppelt;  185  war  unten  nachgetragen  und  an  seiner  Stelle  wird 
mit  iuezco  dorthin  veiwiesen;  209  rfii}. 

144.  Pap.  Oxyrh.  445  (S.  84). 

Reste  mehrerer  Kolumnen  (Höhe  30,5).  Buchschrift  aus  dem  2.  Jahrh. 
n.  Chr.  oder  dem  Anfang  des  3.;  drei  korrigierende  Hände  zu  unterscheiden. 
Von  dem  1.  Fragmente  ist  auf  Tafel  IV  ein  Faksimile  gegeben. 

Homer  Ilias  Z,  128  — Ende  in  Trümmern;  zwischen  199  und  445 
alles  fehlend.  Kritische  Zeichen  reichlich,  ähnlich  wie  im  Yen.  A;  beson- 
ders Diplen  (176.  178.  181.  [nicht  183.]  186.  [neu]  [nicht  199.  191.]  194. 
199.  507.  510.  518);  Diple  mit  Antisigma  davor  174,  wo  in  den  Scholien 
nur  eine  Diple  erläutert  wird.  Dem  Antdsigma  sollten  dvo  aziypcU  ent- 
sprechen, um  zu  bezeichnen,  daß  derselbe  Gedanke  in  einer  Folge  zweimal 
ausgedrückt  sei;  weder  ist  dies  der  Fall,  noch  finden  sich  die  2 Punkte. 
Die  Diplen  vor  181  und  186  haben  nach  den  Hsgg.  einen  Punkt  darüber 
(das  Faksimile  zeigt  bei  181  nichts),  die  Hsgg.  erörtern,  ob  diTcXai  ncpit- 
dziyplvca  vorliegen  könnten,  verneinen  dies  indes  mit  Recht.  Die  Verse 
490  — 492  haben  Asterisken  (vgl.  Schol.)  wegen  ihrer  Wiederkehr  in 
a 256 ff.,  wo  man  sie  athetierte  (Asteriskos  mit  Ohelos);  nicht  auch  493, 
der  nach  dem  Schol.  ebenfalls  notiert  war,  tatsächlich  aber  mit  « 259  nur 
ähnUch  und  nicht  identisch  ist  (wie  freilich  auch  492  mit  258  nicht  ganz). 
Vor  507  — 509  fehlen  die  Asterisken.  Mehrere  Randbemerkungen  mit  Les- 
arten sind  zugefUgt  Akzente  n.  dgl.  zuweilen  nach  dem  alten  System,  so 
daß  die  ßaptüx  ül^r  der  ersten  Silbe  indirekt  den  (gedämpften)  Hochton 
der  letzten  bezeichnet;  Interpunktion  meist  nur  mit  der  uXtia  oben,  in  477 


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Friedlich  Blaß;  Literariiche  Texte  mit  Äneechlaß  der  christlichen  259 


□ach  Iftöv  und  in  496  nach  ivtfonah^ofiivi}  mit  der  fiiat].  — Einzelne  Les- 
arten: 128  nur  Bemerkung  rechts  (der  Vers  verloren):  | 

xo(<vi2)  ovpavov.  Nämlich  Aristarch  oifuvöv:  Mctaßißtpfag  z6v  ov^av6v,  wie 
auch  das  Scholion  in  A erläutert.  148  Text  (was  auch  bei  uns 

lUr  loQr]  Variante,  in  A usw.;  so  las  Aristophanes);  Bemerkung  rechts  I ui 
Af(^KSxaQ')i(pv)  ^ ij  x(oivij)  ov(Ta)<l  (oft/s-  So  möchte  ich  lesen,  und  dann 
den  Strich  vor  at  als  Best  von  fassen,  während  die  Hsgg.  ihn  für 

Bestandteil  des  Textes  und  als  t nehmen,  'ü  xoivri  ist  auch  zu  464  nur 
mit  t)  X geschrieben.  — 175  und  191  öicdij  d.  i.  ired^  io  einem  Worte; 
so  las  Aristarch  immer,  La  Boche  Hom.  Textkr.  327.  — 187  rmiddpcne;- 
[^opzi'ou,  mit  a Uber  dem  ersten  s;  jedenfalls  stand  rechts  eine  Bemerkung. 
Nach  Didymos  las  Aristarch  nicht  antfjx.,  was  allerdings  in  Schol.  V fUr 
seine  Lesart  ausgegeben  wird,  sondern  dxcpj-;  andere  Lesart  war  incfy.; 
wir  kennen  aus  den  Hdschr.  auch  d’  &vaiQX;  und  die  Betonung  d’  Sp  (so 
auch  A),  während  sich  bei  uns  nicht  findet.  — 445  evfi|axl(]oi 

(JOio;  dazu  bemerkt  do(Tixtj)  ji({)t(o)  tov  T /y{tvixr))?)  | svpfuliOiO.  Das  un- 
sinnige ivnfuXtut  steht  in  A usw.;  die  Bemerkung  ist  erst  recht  Unsinn. 
Die  Hsgg.  verweisen  auf  die  Kontroverse  bei  B 461  ’Aala»  oder  ’AaCtoi,  wo 
beides  mSglich  ist.  — 456  Apyei'  ovaa,  bekannte  schlechte  Variante;  npoc- 
äUr/s  in  wpo  korrigiert,  vgl.  W bei  Ludwich.  — 459  xära,  also 

nicht  xora;  464  rj  x(oi>>i])  u&yiiäTa;  also  Tt&vrj&xa  (Aristarch)  stand  im 
Text.  La  Boche  Textkr.  282.  — 475  ❖totou'";  477  mit  sv»  über 

opt,  ganz  wie  in  A;  478  Bemerkung  n xo((vq)  ßiri\^v  t]’,  bei  der  Unsicher- 
heit auch  des  Apostrophs  unverwendbar;  die  Stelle  des  Textes  ist  nicht  da 
(Varianten  ßlrjv  t’  aya^bv,  ßlrjv  äy.,  ßhjv  iya&6v  tt).  — 479  flbergeschriebene 
Note  ]d(2(e>$),  auf  die  Varianten  y’  odc  und  d’  3 yt  bezüglich;  Text  fehlt. 
487  und  darüber  (npo)xi(aiffci),  hier  nicht  als  Variante  bekannt 

und  schlecht.  Nun  aber  493  die  richtige  Lesart  neu:  näat,  (uiiMixa 
d’  ifiol,  Toi  ’llim  iyyliyäaOiV  (übergeschrieben  v über  y).  Alle  Hdschr. 
haben  itüatv,  ifiol  dl  fiähaxa,  toI  — , mit  Verletzung  des  Digamma  von 
"Iluog,  weshalb  Hoffmann  und  Bekker  vorlängst  so  vermutet  haben,  wie  nun 
bezeugt  ist.  Also  sogar  für  die  Dias  kommt  aus  Papyrus,  nicht  einmal 
sehr  alten,  etwas  an  guten  unbekannten  Lesarten  heraus,  und  für  Konjek- 
turen ist  einige  Möglichkeit  dereinstiger  Bestätigung  durch  Papyri.  Auch 
jemand  wie  La  Boche,  der  der  sich  selbst  empfehlenden  Konjektur  gegen- 
über bemerkt,  es  sei  nun  einmal  sein  Prinzip,  über  die  alexandrinische  Tra- 
dition nicht  hinauszugehen,  wird  nun  wohl  anders  urteilen,  zumal  da  dies 
nicht  der  erste  Fall  derart  ist.  — Vers  494  wieder  etwas  Neues:  snsTO 
nayclrft  für  ci>l.  tpaldifiog  "£xTa>p;  sehr  zu  erwägen.  Die  Hsgg.  vergleichen 

403  ytifl  naytÜi'g,  mit  Variante  Ilakliag  ’A^vt).  — 497  tv;  518 
(Lenis  nicht  deutlich);  523  wieder  neu,  aber  falsch  oll  axsto[v  für  <Ulö 
ixäv.  527  ämirjt.  Unter  der  letzten  Zeile  Koronis  und  darunter  die  Zahl 
(fmi,  während  unsere  Verszahl  529  ist.  Athetiert  wurden  nach  den  Scholien 
in  dem  ganzen  Buche  nur  438 — 439,  indes  das  sind  7 Verse.  Leider  ist 
im  Papyrus  das  t unsicher.  Dann  noch  D([adof  i- 

145.  Pap.  Oxyrh.  534,  12,9X18,8.  Ende  einer  Kolumne,  3.  Jahrh. 
n.  Chr.,  Buchschrift;  S.  274  im  Auszug. 

Homer  Ilias  A l — 15,  in  Besten.  Vers  15  iklactxu  gegen  A (l/cacro). 

Arehir  f.  Pftpfinifortebaag  m.  S,  18 


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260 


n.  Referate  und  Besprechunc^n 


146.  Pap.  Oiyrh.  535,  11,5  X 5,2;  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift; 
S.  274  im  Auszug. 

Homer  Ilias  A,  43 — 59  in  Besten. 

147.  Pap.  Oxyrh.  536,  16,5  X 3,3.  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift,  auf 
der  Rückseite  (Vorderseite  eine  Rechnung  des  2.  oder  3.  Jahrh.).  S.  274 
Inhaltsangabe. 

Homer  Ilias,  geringe  Reste  von  A 127 — 147. 

148.  Pap.  Oxyrh.  537,  9 X 8,9;  2.  oder  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift. 
S.  274  Inhaltsangabe. 

Homer  Ilias  A 215 — 220  (Enden),  250 — 266  Anfänge,  doch  fohlt  265 
wie  in  A usw. 

149.  Pap.  Oxyrh.  538,  10,7  X 10.  Oberer  Teil  eines  Blattes  aus 
einem  Buche;  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift.  S.  274  im  Auszug. 

Homer  Ilias  A 273 — 297  Anfänge  (Rückseite),  318  — 342  Enden 
(V^orderseite).  273  fuv  von  zweiter  Hand  zugefügt  277  IlijUtSfi' 

150.  Pap.  Oxyrh.  539,  5,2  X 3,7;  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift;  auf 
der  Rückseite  Reste  einer  wissenschaftlichen  Schrift  S.  274  Inhaltsangabe. 

Homer  Ilias  A 575 — 583  in  Resten. 

151.  Pap.  OxyrL  540,  11,9  X 16;  Vorderseite  Rechnung  des  2.  oder 
3.  Jahrh.  und  eine  andere  verwischte  Urkunde;  Rückseite  literarisch,  Buch- 
schrift. S.  274  f.  Auszug. 

Homer  Ilias  B 672 — 683  (672 — 679  ziemlich  vollständig).  680  roiv 
dt  wie  AHL  und  Papyr.  Fayum  ed.  Grenf.  1900  p.  310;  682  TpijjrHfv’ 
tvivcfiovto  ähnlich  wie  unsere  Hdschr.  und  Pap.  Fayum. 

152.  Pap.  Oxyrh.  541,  8,1  X 6,7,  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift;  S.  275 
Auszug. 

Homer  Ilias  B 859—873  in  Besten. 

153.  Pap.  Oxyrh.  543,  9 X 2,5,  spätes  2.  oder  3.  Jahrh.  n.  Chr.  (Rück- 
seite; Vorderseite  Urkunde  des  2.  Jahrh.);  Halbunziale,  S.  275  Auszug. 

Homer  Ilias  J'(ni)  361 — 377,  geringe  Beste  der  Enden. 

154.  Pap.  Oxyrh.  542,  23,8  X 8;  Teil  eines  Blattes  aus  einem  Buche; 
3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift,  S.  275  Auszug. 

Homer  Ilias  r (m)  371 — 393  Anfänge  (Vorderseite,  389  verloren). 
394 — 418  Enden  (Rfleks.;  413 — 4 verloren.  406  xcltv&ovt  wie  A usw. 

155.  Pap.  Oxyrh.  549,  9,4  X 3,1;  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift;  S.  275 
Auszug. 

Homer  Ilias  A (rv)  182 — 198  Enden.  Vers  196.  197  fehlen;  sie 
haben  in  A Obelen  und  Asterisken  (vgl.  206f.),  und  fehlen  auch  in  DO', 
sowie  in  einem  Papyrus  Mahafiy;  195  Aicti\u)v  mit  CG  usw. 


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Friedrich  Blafi:  Literarische  Texte  mit  AnsschluB  der  christlichen  261 

156.  Pap.  Oxyrh.  545,  9 X 4,2;  2.  oder  3.  Jahrh.  n.  Chr^  Buchschrift; 
8.  276  Auszug.  Der  literarische  Text  auf  der  Rückseite;  Vorderseite  Ur- 
kunde des  2.  Jahrh. 

Homer  Ilias  (IV)  478 — 490,  geringe  Reste  der  Anfänge. 

157.  Pap.  Oxyrh.  546,  5,6  'X  8,4;  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  Halbunziale; 
8.  275  Auszug.  Der  liier.  Text  auch  hier  auf  der  Rückseite;  Vorderseite 
Steuerliste  2.  Jahrh.  Anfang. 

Homer  Ilias  Jf  (VII)  237 — 244  Enden,  264 — 273  Anfänge.  268  dtv- 
ttffov  erst  (wie  H),  5 übergeschrieben.  272  aamöt  wie  A usw. 

158.  Pap.  Oxyrh.  547,  11,6X21,8.  Enden  zweier  Kolumnen,  2.  oder 
3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift;  S.  275  Auszug. 

Homer  Ilias  H (Vll)  324 — 336  Enden,  357 — 363  Anftnge.  333  *axa- 
xsioftsv  wie  A usw. 

159.  Pap.  Oxyrh.  548,  16,7  X 8,8.  Teil  eines  Blattes  aus  einem 
Buche,  3.  Jahrh.,  Bnchschrift;  S.  275f.  Auszug. 

Homer  Ilias  1 (IX)  235 — 268  erste  Hälften  (Vorderseite,  als  Seite  9 
gezählt).  269 — 301  zweite  Hälften  (Rückseite,  als  t gezählt).  236  G(fiv 
wie  A usw.  249  (ux'  6nia9'.  274  »aifnl  (A  usw.).  296  (A  usw.). 

160.  Pap.  Oxyrh.  549,  9,3  X 10,8.  Ende  einer  Kolumne,  spätes  2. 
oder  3.  Jahrh.,  Buchschrift,  S.  276  Auszug. 

Homer  Hiss  A (XI)  39  — 52  Reste.  40  a;t]q[)iOTrqpec;  wie  CD  usw. 
45  txdovntjaav  wie  CL  usw.  51  fttx  für  luy  oder  nt9. 

161.  Pap.  Oxyrh.  550,  zwei  Fragmente,  wovon  b)  17,8  X 10,3;  2.  Jahrh. 
n.  Chr.,  Buchschrift;  S.  276  Auszug. 

Homer  Ilias  yf  (XI)  605— 616.  521—647  (Enden).  555—567.  572 
— 602  (Anfänge).  625  a]vdpr$  für  avxoi,  neu  und  nicht  schlecht. 
563  US  p«  TOT  ufiip  Aiavxa  neu  und  gut.  564  t[i]1cx1{ito(  (gegen  Ari- 
starch)  mit  A usw.  583  tlxcv  pr.,  zweite  Hand  iUxtv,  vgl.  CD  usw. 
595  xt/lt  statt  0T^  dl  neu,  aber  nur  Schreibfehler.  600  ttexrpui  wie  A usw. 
602  am  Rande  das  Zeichen  -r-. 

162.  Pap.  Oxyrh.  446.  Schmaler  Streifen  aus  einer  Kolumne  (18,4 
X 4,3);  Schrift  aus  dem  Ende  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  wie  auch  eine  dieser 
Zeit  oder  dem  3.  Jahrh.  angehörige  Rechnung  auf  der  Rückseite  beweist. 
Abbildung  Tafel  VT. 

Homer  Ilias  N (XHI),  58 — 99,  Mitte  der  Verse.  Viel  Schreibfehler, 
die  es  sich  nicht  verlohnt  zu  notieren;  einzig  tviaax[t)9eaat  73  sei  hervor- 
gehoben. 

163.  Pap.  Oxyrh.  551.  Teile  von  zwei  Kolumnen  (24,5  X 25,8). 
2.  Jahrh.  n.  Chr.,  noch  mit  X und  H.  Nur  im  Auszug  mitgeteilt  (S.  276). 

Homer  Ilias  S(XIV)  227 — 253.  256 — 283  in  Resten.  Nicht  eben 
korrekt.  Vers  247  toifiriv  statt  [xoiftjjv.  259  ftijTctp«  statt  dfiijxsi^a  (auch 
von  Eustath.  erwähnt).  269  fehlend  wie  in  AC  usw.  276  ohne  t’  wie  E. 

18* 


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262 


n.  Referate  und  Besprecbungen 


164.  Pap.  Oxyrh.  552.  Geringe  Beste  (7, 7x2, 8),  Buchschrift,  2.  Jahrh. 
n.  Chr.  Kur  Inhaltsangabe  (S.  276). 

Homer  Ilias  P (^TI)  80—94  Versenden. 

165.  Pap.  Oxyrh.  553.  Best  eines  Blattes  aus  einem  Buche  (14,1X2,5), 
3.  Jahrh.  n.  Chr.  Buchschriit.  Kur  Auszug  (S.  276). 

Homer  Ilias  r (XIX)  97— 117,  (Bückseite)  132—151,  Mittelstttcke 
der  Verse.  Kur  aus  Versehen  fehlt  134. 

166.  Pap.  Oxyrh.  559.  Best  des  Endes  einer  Kolumne  (8,3  X 6,1), 
3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift.  Kur  Auszug  (S.  276). 

Homer  Ilias  T (XIX)  251 — 259  Anfänge.  251  wie  A usw. 

167.  Pap.  Oxyrh.  555,  3,2x4.  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift  (8.  276  f. 
Auszug). 

Homer  Ilias  T (XIX)  417 — 421,  nur  kleine  Beste. 

168.  Pap.  Oxyrh.  556,  8,6  X 3,1.  2.  oder  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buch- 
schrift (S.  277,  Auszug). 

Homer  Ilias  T (XX)  241 — 250  in  geringen  Besten. 

169.  Pap.  Oxyrh.  557,  6,6  X 6,2.  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift 
(S.  277,  Inhaltsangabe). 

Homer  Ilias  <Z>  (XXI)  372  — 382  Anfänge,  auf  der  Bückseite  ge- 
schrieben (Vorderseite  leer). 

170.  Pap.  Oxyrh.  559,  11,8  X 12,6.  2.  Jahrh.  n.  Chr.  Buchschrift 
(S.  277  Inhaltsangabe). 

Homer  Ilias  A (xxn)  1 — 18  und  40 — 57  in  Besten  (Anfänge  zweier 
Kolumnen). 

171.  Pap.  Oxyrh.  558,  13,5  X 12,6;  spätes  2.  oder  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
Buchschrift  (8.  277  Auszug). 

Homer  Ilias  X (XXU)  115—134  und  143—160  in  Besten  (Anfänge 
zweier  Kolumnen).  Vers  121  anscheinend  fehlend  wie  in  A usw. 

172.  Pap.  Oxyrh.  447,  7,3  X 4,2;  nicht  später  als  zweite  Hälfte  des 
2.  Jahrh.  n.  Chr.  S.  93f.,  mit  Abbildung  auf  Tafel  VI  (des  Schriftcharak- 
ters wegen). 

Homer  Ilias  V (XXIII)  81 — 91  in  Besten.  88  viptum  wie  D falsch. 
89  fvdjd  fit  gemäß  der  antiken  Weise  bei  trochäischem  Wort 

173.  Pap.  Oxyrh.  560,  5,8  X 18,6;  3.  Jahrh.;  Buchschrift;  8.  277  im 
Auszug. 

Homer  Ilias  V (XXIH)  775—785  und  834—847  in  Besten.  847 
vntfmtno  für  vntfßaXt  neu;  wohl  nur  durch  nhtxai  846  entstandene  Variante. 

174.  Pap.  Oxyrh.  551,  10  X 6,2;  Ende  3.  oder  Anfang  4.  Jahidi.  n. 
Chr.;  Buchschrift  (S.  277  Inhaltsangabe  und  Beschreibung). 


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Friedrich  BlaB;  Literariiche  Texte  mit  AoeschlaB  der  christlichen  263 

Homer  IHm  ä (XXIV)  282.  286.  318—331  in  Resten,  auf  der  Rück- 
seite (Vorderseite  Kursivschrift).  S.  noch  (r.u  I (IX)  389)  unten  Nr.  240. 

175.  Pap.  Oiyrh.  418  (27,7  X 12),  Kursivschrift  vom  Ende  des  1. 
oder  Anfang  des  2.  Jahrh.  n.  Ghr.,  S.  63ff. 

Kommeotar  zn  Ilias  A.  Dieser  Kommentar  ist  lediglich  mythologisch 
und  springt  daher  von  den  zuerst  behandelten  Versen  263  und  264  alsbald 
zu  399.  Zu  263  wird  der  Krieg  der  Lapithen  imd  Kentauren  und  die 
Abstammung  des  Peirithoos  behandelt,  zu  364  die  Geschichte  des  Kaineus, 
zu  399  die  Verschwörung  der  Götter  gegen  Zeus  und  dessen  Rettung  durch 
Thetis.  ARes  dies  steht  mit  sehr  genauer  Übereinstimmung,  vielfach  auch 
der  Worte,  in  unseren  Scholien  A;  der  Papyrus  leistet  hier  und  da  gute 
Dienste  zur  Verbesserung,  obwohl  fast  aUe  Zeilen  am  Schluß  und  die  meisten 
auch  zu  Anfang  verstümmelt  sind. 

Ich  erwähne  beilBnfig,  daB  der  Pap.  ö74,  exzerpiert  auf  S.  279,  neben 
einer  Urkunde  auf  der  Vorderseite  auch  etwas  Homerisches  auf  der  Rück- 
seite hat  (Halbunziale  des  2.  Jahrh.):  Tlaxfwhiv  ita9ri- 

aöiuvov  t/$  tii},  6 de  fnexvm;  (d.  L imyvotis,  nBmlich  den  Machaon  A 651) 
*«1  aTfolvOfUvog  rijs  «oparafemj  (?)  EvpvjtiUm  tfUKOiTä,  ov  xauag  (d.  i.  xmcA;) 
ix  Ttjs  nXriyfjg  fjrovros  (statt  -ra)  änayayiyv  tig  t^v  ixtlvov  cxjjv^v  cläxat. 

Das  letzte  ist  unklar;  x^g  jli  (Inhaltsangabe  für  M)  würde  man 
verstehen. 

176.  Pap.  Oxyrh.  562,  12,2X7;  3.  Jahrh.  n.  Cbr.,  Buchschrift,  S.  277 
Inhaltsangabe. 

Homer  Odyss.  a 131 — 145  zweite  Hälften. 

177.  Pap.  Oxyrh.  563,  8,7  X 4,3;  2.  oder  frühes  3.  Jahrh.  n.  Chr. 
Buchschrift,  S.  277  Inhaltsangabe. 

Homer  Odyss.  a 432  — 444  Enden,  mit  Resten  der  Buchunterschrift. 

178.  Pap.  Oxyrh,  564,  9,7  X 4,2;  2.  oder  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buch- 
schrift, S.  277  Inhaltsangabe. 

Homer  Odyss.  ß 315 — 327  Anfänge. 

179.  Pap.  Oxyrh.  565,  8,3  X 6,7;  2.  oder  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buch- 
schrift; S.  277f.  Auszug. 

Homer  Odyss.  d (IV)  292 — 302  erste  Hälften.  292  xa  y wie  D‘T*. 
297  ca^oveatji  vgl.  T. 

180.  Pap.  Oxyrh.  566,  15,3  X 4,5;  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Bucbschrift, 
S.  278  Inhaltsangabe. 

Homer  Odyss.  d (IV)  685  — 708  in  geringen  Resten. 

181.  Pap.  Oxyrh.  567,  6,9  X 2,7;  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift,  S.  278 
Inhaltsangabe. 

Homer  Odyss.  d (IV)  757—765  Enden. 

182.  Pap.  Oxyrh.  568,  14,3  x 8,1;  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchscbrift, 
8.  278  Inhaltsangabe. 


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264  n.  Referate  und  Besprechungen 

Boner  Odrss.  il  (XI)  1 — 20  Anfänge;  links  der  Titel  der  Rolle: 
Oiveatutf  \ I (t. 

183.  Pap.  Oxyrh.  569,  8,2  X 12,2;  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  Halbunziale. 
Der  liierar.  Text  auf  der  Rflckseite;  Vorderseite  Urkunde  des  2.  Jahrh.  — 
S.  278  Auszug. 

Homer  Odyss.  1 (XI)  195 — 208  in  Besten.  207  üc[tl]ov  xai  korrupt. 

184.  Pap.  Oxyrh.  570,  11,4  X 11,8;  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift, 
S.  278  Auszug. 

Homer  Odyss.  J (XIV)  50 — 72  (52 — 56  fast  vollständig).  54  /u»- 
Uaxa  dcleis  falsch;  65  wie  FG  usw.  falsch  itlr  -ijt. 

185.  Pap.  im  Museum  zu  Cairo  (Gizeh),  Nr.  10397,  herausgegeben 
von  Edgar  J.  Goodspeed  Greek  Papyri  from  the  Cairo  Museum  (The  Univ. 
of  Chicago,  Decennial  Publications,  1902)  p.  3 ff.  Fragment  einer  Rolle, 
Ende  von  zwei  Eolunmen,  12,6  X 12,3;  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift 

Homer  Odyss.  o (XV)  216 — 231  Enden  der  Verse;  239 — 253  An- 
fänge. Einzelne  Akzente  (xa&ilov  221;  218  v)j]i  scheint  Druckfehler,  in- 
dem in  der  Vorbemerkung  v»)]t  angegeben  ist);  viel  Interpunktion  mit  ver- 
schiedener Stellung  des  Punktes,  worin  indes  ein  System  nicht  zu  erkennen 
ist  Diplen  vor  247  und  250,  erstere  sicher  wegen  yvva^wv  fivfxa  dcäpmv 

(vgl.  1 521);  Obelos  vor  251,  bisher  nur  indirekt  aus  Schol.  T 235  be- 

kannt; es  sollte  der  Asteriskos  zugeiffgt  sein.  Lesarten:  (noT]p[vv]aiv  217 
mit  G‘PH  für  -vag;  218  wie  gewShnlich  Iraipot  v»j]l  fuiafvjjt,  während  P 

hat  ifiol  haiQoi.  220  rj9’  tni9ovxo  wie  die  meisten  (^dl  n.  U). 

222  fhviT  neu  und  besser  als  d’  der  Vulgata.  245  o[v  wie  die 

Hdschr.,  nicht  Tdi>  wie  im  Zitat 

186.  Pap.  Oxyrh.  571,  7,1  X 5,1;  spätes  1.  oder  2.  Jahrh.  n.  Chr., 
Buchschrift,  S.  278  im  Auszug. 

Homer  Odyss.  « (XVT)  l — 8 in  Resten,  mit  vielen  Akzenten. 

187.  Pap.  Oxyrh.  572,  28,9  X 12,2;  3.  Jahrh.  n.  Chr.  Buchschrift, 
S.  276  im  Auszug. 

Homer  Odyss.  a (XVIII)  l — 35  Versenden,  56 — 93  Anfänge.  Vers  65 

neu,  aber  schlecht  £[i  pu(x«J;[ds  r[t  xai  Av^xlvoog.  78  erl 

tv^vintv.  Nicht  'Avxivoog  d’,  gewiß  nur  Korruptel. 

188.  Pap.  Oxyrh.  573,  15  X 7,8;  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift,  S 278 
im  Auszug. 

Homer  Odyss.  r (XIX)  452  — 471  in  Resten.  466  üaqvrieeov  wie  PD. 

189.  Pap.  Oxyrh.  448.  Mehrere  Fragmente  einer  größeren  Rolle; 
Kolumnenhöhe  29,6.  Text  auf  der  Rückseite;  die  Vorderseite  war  ehedem 
mit  einer  Schrift  in  Prosa  ausgefüllt,  die  bei  der  neuen  Benutzung  ausge- 
tilgt wurde.  Was  davon  geblieben  ist,  zeigt  eine  Hand  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.; 
demselben  Jahrhundert  kann  auch  die  neue  Schrift  zugewiesen  werden. 

Homer  Odyss.  x-  'I'  (XXII.  XXIII),  doch  sind  von  nur  sehr  geringe 


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Friedrich  BlaB;  Literariiche  Texte  mit  Ansscblnfi  der  christlichen  265 

Beste  (185 — 194.  230 — 242),  wogegen  von  x nicht  wenig  da  ist,  wenn 
auch  nie  vollständige  Verse:  31 — 47.  80 — 93.  111 — 148.  182 — 196.  230 
— 317.  Kritische  Zeichen  mangeln;  Akzente  sind  viel  gesetzt,  und  bei  den 
Oxytona  noch  in  der  alten  Weise  (vgl.  oben  Nr.  144):  123  nqau.  136 
diÖT[^^f.  238  iiyLtv.  246  ^io;;  nur  184  ivf/v  (es  kann  nach  tiffv  inter- 
pungiert  werden).  Ferner  zeigt  töv  u (mv  tc)  234  die  uns  unbekannte, 
von  Gr.-H.  aber  bereits  an  Ox.  223  (Dias)  konstatierte  Begel,  daß  die  Kn- 
klisis  den  Circumflex  in  Akut  verwandelt  (A/  “ /).  Lesarten:  37.  38  in 
richtiger  Folge  wie  XU  Eustath.;  u 37  mit  ü Eust.  für  dt;  dafür  dt  38 
allein  statt  re.  43  fehlt  wie  in  den  meisten.  128  cvr]9$  {[loui  mit  XU 
Eust.  statt  ev  a^afvim.  130  eöre&r’  (wie  anderswo  Aristarch)  mit  H 
(sonst  lara&r',  laz&r’  usw.);  dann  oyxoö  r*)[s  allein  statt  äyx 
allen  denen  willkommen,  die  das  ovtoü  attischen  Gebrauches  aus  Homer 
austreiben  wollen.  186  erst  ekvvro,  1 ttbergeschrieben  (also  dt  ItAvvro, 
Gr.-H.,  nicht  d’  lUl.).  191  fehlt  wie  in  den  meisten  unserer  Hdschr.  233 
iara]ao  wie  die  meisten  (v.  I.  (OTao).  234  oq>Q  t6r)g,  mit  s bei  t überge- 
schrieben. 241  (jaTpv[>']s.  249  x(vö  C‘V[yJfia[ra.  251  neu  tio  v]vt>  nrjS' 
afut  nävreg  (statt  fii)).  255  etuXtvae  wie  X (-otv)  statt  itülevev.  274  rav 
d’  für  röiv  allein;  der  Pap.  mag  auch  257  so  gehabt  haben.  278  axfijv 
wie  XU*.  287  m 77(olt; ]&c90ci[dij  nol]v[xrprofU  mit  M statt  <piX<miQrofu •, 
mit  umgekehrtem  Fehler  a <pUe  9eQael6jj  U.  ^i  302  steht  y (300),  richtig 
nach  der  Auslassung  von  43  und  191.  — 192  o^oper  Tflco[0«  wie  Bekker’ 

schreibt,  statt  oyp’  lrik.\  keine  Hdschr.  so.  Vgl.  oben  zu  x 186.  Die  Hand- 
schrift ist  also  nicht  schlecht;  starkes  Zustunmengehen  mit  dem  Vindob.  X 
und  dem  Monac.  U macht  sich  bemerklich. 

190.  Pap.  Oxyrh.  421  (7,8  X 4,7),  Enden  von  19  Hexametern;  Buch- 
schrift des  2.  Jahrh.  n.  Ohr.,  p.  67.  70. 

Wahrscheinlich  Hesiod  genealogisches  Gedicht,  Uber  EvQvvöfirj  NCoov 
9vyart]p  ITav]Stov/äao  (2),  die  Mutter  des  Bellerophon  (Hygin.  fab.  157). 
Die  Erzählung  scheint  kurz  gewesen  zu  sein;  Vers  4 rijv  nSaav  xfjfvijv  iii- 
d]ö^oTO  IJaXXäg  'A9^vt]?  Dann  Schilderung  der  Schönheit:  7 d’  ano  etSog 
ärjro  vgl.  Aspis  7f.;  dieser  Ausdruck  scheint  für  Hesiod  beweisend.  10 
d’  ttf’  iiövoieiv  Sii]rifUvog  (Homer  ep  161)  yvvt^Cxa,  nämlich  Glaukos 

Sisyphos’  Sohn,  der  bei  Homer  Vater  des  B.  ist;  bei  Hesiod  war  es  Posei- 
don, der  vielleicht  schon  in  V.  1 vorkam  (jtoat),  vgl.  Schol.  Pind.  01.  XIH,  98. 
V.  17  der  von  Poseidon  geschenkte  Pegasos. 

191.  Pap.  Oiyrh.  422  (12,8  X 17),  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
p.  67 f.  70 f. 

Reste  von  11  Hexametern  unbekannten  Verfassers.  Es  scheint  am 
ehesten  alexandrinische  Epik  vorzuliegen:  5 9avmoto  Kttrihlaßev  äXktrog 
ahsa  erinnert  an  das  von  Kallimachos  gebrauchte  noXvXlirog  = noXvXtorog; 
an  Hesiod  erinnert  nichts.  Zuerst  ist  von  einem  gefallenen  Helden  die 
Bede;  V.  10  wird  Herakles  genannt. 

192.  Pap.  Oxyrh.  423  (9,8  X 6,6),  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
auf  der  Rückseite  (Vorderseite  leer);  p.  68.  71. 

Beste  von  13  Hexametern,  unbestimmbar;  'E^fulag  4,  nltjfivQav  (so, 
vgL  Bacchyl.  V,  107),  Ndog  13. 


r 


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266 


U.  Referate  nnd  Besprechungen 


193.  Pap.  Vitelli,  Atene  e Roma  1903  Nr.  .53  Sp.  149ff.,  opistbograph 
und  Bogen  aus  einem  Buche,  auf  jeder  FlSche  2 Kolumnen,  deren  Folge 
sich  nicht  bestimmen  läßt;  auch  kannte  dies  einer  der  äußeren  Bogen  des 
Heftes  sein,  und  innere  könnten  fehlen.  Schrift  des  5.  Jahrh.  n.  Chr.  Der 
Papyrus  stammt  aus  den  südlichen  Dörfern  des  Fayum  oder  aus  der  Gegend 
von  Aschmunen  (Herakleopolis). 

Spätes  Epos  in  schlechtem  Zustande  der  Erhaltung;  unter  den  77  Versen, 
von  denen  überhaupt  etwas  da  ist,  sind  nicht  4 vollständig.  Verschieden- 
artige Mythologie  zeigt  sich;  aber  trotz  aller  Mühe,  die  der  Hsg.  angewandt 
hat,  ist  der  Inhalt  nicht  zu  bestimmen,  und  leider  würde  auch  die  Dich- 
tung, wenn  besser  herauszubringen,  die  Mühe  kärglich  lohnen.  Vitelli  hebt 
reichliche  Übereinstimmung  im  Ausdruck  mit  Nonnos  hervor;  in  der  Vers- 
kunst  ist  nicht  alles  genau  wie  bei  diesem;  aber  die  Zeit  (bald)  nach  diesem 
muß  die  Entstehungszeit  sein. 

194.  Pap.  Oiyrh.  408,  vier  Fragmente  (a  13X15),  Buchschrift  (doch 
eigentümlich;  die  Hsg.  vergleichen  die  halbunzialen  Kontrakte  aus  der  Pe- 
riode von  Domitian  bis  Trajan),  Ende  des  1.  Jahrh.  n.  Chr.  oder  Anfang 
des  2.;  auf  der  Rückseite  Rechnungen  in  Kursivschrift  des  2.  Jahrh.; 
S.  13  ff.  mit  Faksimile  von  a auf  Tafel  II. 

Pindar,  allem  Anschein  nach  irgend  welche  religiöse  Gattung  der 
Lyrik.  Natürlich  in  rhythmischen  Kola  geschrieben;  die  Paragraphos  dient 
unter  Z.  22  zur  Abgrenzung  gegen  die  Antistrophe,  unter  42  desgl.  gegen 
die  Epode,  die  Koronis  unter  54  bezeichnet  das  Ende  eines  Gedichtes.  Das 
Frg.  a)  hat  oben  Rand,  links  Reste  einer  vorhergehenden  Kolumne  und 
dann  rechts  die  zweite,  was  den  Umfang  nach  rechts  betrifft,  vollständig; 
aber  nach  dem  Rande  zu  ist  der  Papyrus  gewaltig  abgescheuert.  Frg.  b) 
schließt  sich  nach  Gr.-H.  an  die  2.  Kol.  von  a)  ganz  oder  fast  unmittelbar 
nach  unten  an,  ist  aber  oben  sehr  schmal  und  gibt  auch  imten  keinen 
Vers  vollständig;  c)  und  d)  sind  ganz  klein  und  nicht  zu  kombinieren. 
Bemerkungen  sind  zugeschrieben  zu  Kol.  I,  12  (govtevpaTtav,  jedenfalls  Er- 
klärung) und  dann  in  Frg.  b)  zu  dem  Anfänge  des  2.  Gedichtes;  leider 
aber  ist  diese  ganz  unleserlich;  es  wird  ja  wohl  der  Titel  gewesen  sein. 
Spiritus  usw.  sind  nicht  selten.  An  der  Besponsion  hat  man  keine  Hilfe; 
denn  von  dem  ersten  Gedichte  sind  nur  Antistrophe  und  Epode  da,  vom  2. 
nur  Strophe;  dazu  sind  die  Rhy'thmen  hier  und  dort  alles  eher  als  klar. 
Bei  diesen  verzweifelt  scheinenden  Umständen  kommen  gleichwohl  für  das 
2.  Gedicht  zwei  Zitate  zu  Hilfe,  die  zugleich  Pindar  als  Verfasser  sicher 
stellen,  und  darnach  ist  es  hier  möglich,  den  Gedankengang  dieses  Proö- 
miums  zu  erkennen,  wenn  auch  durchaus  nicht  die  Worte  herzustellen. 
Der  Dichter  nahm  seinen  Ausgang  von  dem  alten  Musiker  Xenokiitos  oder 
Xenokrates  aus  dem  imteritaUschen  Lokroi;  dann  erwähnte  er  die  von  diesem 
erfundene  lokrische  Harmonie  und  weiter  einen  von  demselben  auf  Apollon 
und  . . . verfaßten  kleinen  Päan,  bei  dessen  Hören  er  selber,  als  Pfleger 
einer  geschwätzigen  Kunst,  sich  zu  einem  größeren  Gesänge  anreizen  lasse, 
ähnlich  wie  auf  die  Delphine  die  Flötenmusik  anreizend  wirke.  Diesen 
Vergleich  zitiert  Plutarch  ans  Pindar  (Frg.  235)  und  die  zitierten  Worte 
reichen  viel  weiter  als  der  Papyrus;  einige  der  Worte  über  Lokroi  zitiert 
der  Scholiast  zu  01.  X,  17  (Frg.  200),  und  zu  dem,  was  der  Papyrus  neu 


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Friedrich  Blafi:  Literarische  Texte  mit  Ansschlofi  der  christlichen  267 


liefert,  gehört  ein  ältester  Beleg  für  AvdovCa:  Ao\r.QSyv  ttc,  [o"  t’ 
itxpov]  5r[dp  Zig>vfl]ov  sol(io[votr]  v[<riovd’  Aveovla[s  l([norßä 

«öi]«5;  denn  so  ungefähr  werden  die  Worte  wohl  gelautet  haben.  Xeno- 
kritos  (richtiger  Xenokrates  nach  Wilamowit?:,  Timoth.  103,  3),  bei  Pindar 
nicht  genannt,  hat  nach  Kallimachos  b.  Schol.  01.  10,17  die  lokrische  Har- 
monie erfunden,  und  das  beruht  auf  dieser  pindarischen  Stelle:  ’ii:»v[(av 
. . . . (’leov/do  Schroeder)  | cotd[äv  rt  x]al  (so  Schroeder;  die  Lücke 
zwischen  Anfängen  und  Enden  scheint  hier  überhaupt  grOBer  als  die  Hsg. 
annebmen,  die  nur  -[dvx]o!)  hgfiovLav  \ — f]n£<)Dpc!tf«[To]  | rfifv  n^'iv  Ao]- 
XQSrv  ug  xzi.,  und  so  Kallimachos:  oj  r’  ’lral^v  itfiQuaa^'  «pftovft/w.  Das 
’/ralijv  läßt  sich  in  den  Lücken  bei  Pindar  leicht  unterbringen.  Bei 
Plutarch  7t.  (tovd.  wird  er  bald  als  Dichter  von  Päanen,  bald  als  solcher 
von  „Dithyramben“,  d.  h.  mythischen  Erzählungen  in  l^iischer  Form  an- 
gegeben; Pindar  also  zeugt  nicht  nur  für  ersteres,  sondern  kannte  überhaupt 
nur  einen  kleinen  PSan  von  ihm.  Für  P5an  steht  hier  Ttaiijofva,  Z.  63; 
also  dieselbe  ionische  Form  wie  bei  dem  Ionier  Bacchylides  (XV,  8);  dar- 
nach kann  man  auch  ’Jmifojv  oder  was  es  war  zu  Anfang  des  Gedichtes 
nicht  beanstanden.  Dieser  Rest  ist  also  lehrreich  trotz  seines  schrecklichen 
Zustandes;  von  dem  1.  Gedichte  ist  viel  mehr  da,  aber  verlassen  von 
Zitaten  wie  wir  sind,  können  wir  nur  ahnen  und  raten  und  von  den 
Worten  wenig  genug  herstellen.  Herakles  hat  auf  dem  Zuge  gegen  Lao- 
medon  dem  Zeus  und  dem  Apollon  auf  Paros  AltSre  errichtet;  viel  mehr 
ist  nicht  zu  erkennen,  und  auch  0.  Schroeder,  Berl.  Phil.  Woch.  1903 
Sp.  1444  ff.  kann  das  Unmögliche  nicht  leisten.  V.  36  ff.  (an  Apollon): 
livüa&rj&'  OTi  TOI  | IJöqov  iv  yvälotg  fatforro  avaKzt  | jSmgöv  nuzfl  ze 

Kqovlmi  Tigntv  ri  niqav  id^fibv  dtztßalg,  ort  Aaojiiiovzt  | ningtoulvot  {joiczo\ 
fiÖQOto  xSpu|.  Für  zifidtiTi  liest  man  indes  TIM!fAN|TI,  was  ,zlfiu, 
itvzmlqov  ist.  Da  r/giot  Occöv  01.  IT,  71  steht  und  Z.  35  Ixaßö^e  Shnlich 
eingeschoben  ist,  so  scheint  mir  dies  eigentlich  nicht  unmöglich;  ävziniQav 
freilich  laßt  sich  so  früh  nicht  belegen.  Was  den  Sinn  betrifft,  so  ist  auf 
Paros,  wie  die  Karten  zeigen,  eine  nördlich  ins  Meer  vorspringende  Halb- 
insel, zu  der  das  Vorgebirge  Sunion  gehört,  sie  ist  durch  einen  Isthmus 
verbunden.  Die  Form  iutßalg  ist  (vgl.  Schroeder)  insofern  neu,  als  -aig 
für  -ug  bisher  nur  im  Partie.  Aor.  I überliefert  war. 

195.  Pap.  Oiyrh.  426  (24,3x5),  langer  Streifen;  der  literarische 
Text,  in  ungeschickter  ^uchschrift  etwa  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  steht  auf  der 
Rückseite,  wahrend  auf  der  Vorderseite  Kursivschrift  des  2.  Jahrh.  ist; 
S.  68.  72f.  Vielleicht  Schülerabschrift. 

Inhalt  Lyrik,  wahrscheinlich  ebenfalls  Pindar,  doch  kommt  hier  kein 
Zitat  zu  Hilfe,  und  die  Verstümmelung  geht  sehr  weit,  besonders  in  den 
letzten  12  der  32  Zeilen.  Auch  eine  strophische  Gliederung  laßt  sich  nicht 
erkennen,  wriew'ohl  die  Rhythmen  deutlich  die  enhoplischen  (daktyloepitri- 
tischen)  sind.  Gegen  Pindar  macht  0.  Schroeder  (Berl.  Phil.  Wochenschr. 
1903  Sp.  1447)  fiziiag  8 und  '\(pueiv  9 geltend;  letzteres  könnte  etwas  wie 
nÜQ^qtüaiv  gewesen  sein,  und  auf  die  Schreibung  -ug  oder  -utg  ist  doch  in 
solchen  Texten  kaum  Verlaß.  Dagegen  spricht  für  Pindar  der  Ausdruck: 
10  iv  Si  jrpdv[o«  wie  Pyth.  4,  291;  17  i|ö]j;o)5  zlfiue'  wie  01.  9,  69;  ferner 
zifuvog  Sut^ov  15  wrio  fäfftov  aleog  01.  10,  45;  16  xtfv?]oj  inb  ^l^ug  (ein 


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268 


n.  Referate  und  Besprechungen 


Name  muß  in  13  vorhergegangen  sein)  Tgl.  N.  6,  35f.  tbti  ravrag  alna  nä- 
tqag  . . Kalllag-,  18  f.  ayla'iai  . . xat  (tolnai  liy\iiai  vgl.  Frg.  199  (213) 
;[opol  xal  Moioa  r.ul  'A-ylata.  Ergänzen  und  verstehen  kann  man  nur  in 
der  Mitte  etwas,  Z.  12ff.:  _ u]j  "Agyivg  Mcläfinog  \ _]p  ’Aiiv9aov(iag 
(erst  oftod.,  in  afuc9.  korrigiert;  vgl.  Frg.  179)‘  | ßo)]fi6v  u HvOatt  xxlei 

[_  u u _?  I *oi]  xifttvog  iaSiov  \ xilv'i^ag  äxh  Ql^ag'  lö  di  I 

i|d]xü)s  zlfiaa’  'AnoUiov  | _ u]s,  iv’  dylaiai  | <j’  ^pv?]«t!a[i]  xol  (lolnal 
(oder  li}>[vp«2  uu_,  wenn  nicht  das  -ot  fiber^upt  als  Dativ  zu 

fassen  ist)  | _ _]ovfs  m ava  loif,  usw.  — Z.  4 irolfpafvciov  (Eigenname?); 

7 tov^v^yullov  oder  zav^Cy<pvllov. 

196.  Pap.  424  (6x3,1),  Buchschrift  des  3.  Jahrhunderts  n.  Chr., 
ähnlich  mit  nr.  7,  also  vielleicht  auch  aus  derselben  Handschrift;  p.  68. 71f. 

Kann  Sappho  sein  wie  nr.  7;  aber  man  erkennt  nur  so  eben  die 
sapphische  Strophenform,  indem  nicht  nur  wie  in  nr.  7 die  Anfänge  der 
Zeilen,  sondern  auch  die  Schlüsse  fehlen.  Kombination  mit  7 ist  unmög- 
lich, da  jene  Kolumne  vollständig  ist.  Hoffen  wir,  daß  sich  von  dieser 
Handschrift  noch  mehr  findet;  hier  hat  man  wirklich  Grund,  der  Tvir\  zu 
zürnen,  die  so  vielen  Schund  in  ausgiebiger  Länge  bewahrt.  Die  Form 
uxifazg  = izigag  zeigt  ein  a,  welches  für  dies  Wort  bisher  im  Aeolischen 
zweifelhsjt  war. 

197.  Timotheos,  die  Perser,  aus  einem  Papyrus  von  Abusir  im 
Aufträge  der  Deutschen  Orientgesellschaft  herausgegeben  von  U.  von  Wila- 
mowitz-Möllendorf.  Mit  einer  Lichtdrucktafel.  Leipzig  (Hinrichs)  1903. 
126  S.  Dazu:  Der  Timotheos-Papyrus,  gefunden  bei  Abusir  am  1.  Februar 
1902.  Lichtdruckausgabe.  Das.  15  S.  7 Tafeln. 

Das  ist  also  nun  der  älteste  griechische  Papyrus,  aus  dem  3.  wenn 
nicht  4.  vorchristlichen  Jahrhundert  Der  Hsg.  weist  ihn  dem  4.  zu,  Gren- 
fell  der  Grenze  des  4.  und  3.;  es  kommt  nicht  so  sehr  darauf  an,  indem 
auch  der  letztere  ihm  seinen  Rang  als  ältester  Papyims  nicht  bestreitet 
Rein  epigrapbiscbe  Schrift  als  Buchschrift;  soweit  war  man  noch  nicht, 
was  größere  Funde  betrifft,  obwohl  einige  kleine  Fetzen  Grenfells  und 
Mahaffys  mit  ähnlicher  Schrift  bereits  Vorlagen.  Der  Papyrus  des  Phaidon 
nämlich  hat  zwar  E,  aber  nicht  C;  hier  ist  £ und  überhaupt  alles  so 
wie  auf  Steinen.  Also  die  paläographische  Wichtigkeit  des  Fundes  ist  sehr 
groß,  nach  dem  Hsg.  auch  die  literarische:  durch  die  so  ungeahnt  große 
geschichtliche  Erkenntnis,  die  aus  diesem  Funde  erwachse,  sei  er  „hundert- 
fach“ wertvoller,  als  250  neue  Verse  des  Pindar  oder  Sophokles  sein  würden 
(S.  55).  Das  mag  richtig  sein  für  einige  Philologen,  die  sich  an  dieser 
Erkenntnis  erfreuen  können;  für  Altertumsfreunde  überhaupt,  deren  es  doch 
immer  noch  auch  außerhalb  des  Kreises  der  Philologen  gibt,  würde  das 
Interesse  in  jenem  Falle  groß  sein  und  ist  in  diesem  notwendig  gering. 
Timotheos  ist  kein  Klassiker,  und  wurde  auch  im  Altertum  nicht  dafür 
gehalten;  Virtuose  war  er  immerhin.  Der  in  einem  Grabe  gefundene  Pa- 
pyrus ist,  ganz  wie  der  des  Didymos,  in  seinen  äußeren  Teilen  ruiniert, 
in  seinen  inneren  gut  erhalten.  Es  sind  6 Kolumnen  da  oder  überhaupt 
nachweisbar;  die  letzte  hat  nur  4 Zeilen,  unter  denen  auch  nicht  etwa 
eine  Unterschrift  mit  Titel  folgt.  Aber  diese  Kolumnen  sind  oder  waren 


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Friedrich  Blaß:  Literarische  Texte  mit  Ausschliiß  der  christlichen  269 

sehr  breit:  die  erste  maB  29  cm.,  die  2.  23,5;  man  kann  das  trotz  des 
fragmentierten  Zustandes  namentlich  von  I dennoch  berechnen,  indem  die 
Fragmente  von  T an  II  anklebten  und  eins  derselben  links  etwas  Band 
hat.  Kol.  m ist  23,5  breit,  IV  21,  V 23,5,  VI  20,5.  UngefÄhr  ist  das 
die  Breite  einer  der  aus  denen  der  Papyrus  znsammengeklebt  ist 

(diese  21,5  breit).  Die  Zahl  der  Zeilen  in  jeder  Kolumne  ist  (von  VI  ab- 
gesehen) 26 — 29.  Nun  aber  ist  es  nach  dem  Inhalt  etwas  schwer,  die 
Vollständigkeit  des  ganzen  Gedichts  in  diesen  6 Kolumnen  anzunehmen; 
der  Hsg.  tut  das  auch  nicht,  sondern,  da  auf  einem  der  Fragmentchen  von  I 
links  Schnittfläche  zu  sein  scheint  (was  die  Photographie  nicht  bestätigt, 
vielleicht  indes  auch  nicht  widerlegen  kann),  so  glaubt  er,  man  habe  die 
Handschrift  halbiert  und  dem  Toten  nur  die  zweite  Hälfte  mitgegeben. 
Wahrscheinlich  ist  diese  Konstruktion  nicht;  ich  halte  es  auch  nicht  für 
sicher,  daß  nicht  auBer  I noch  andere  Kolumnen  vermodert  sind.  Andrer- 
seits trifft  es  sich  seltsam,  daß  von  dem  aus  einem  Zitat  bekannten  Anfang 
des  Gedichtes:  Kleivbv  iXtv9tglag  zivitov  fiiyav  '£llddt  xdapov,  sich  auf 
ein  paar  Stflckchen  von  I,  die  oben  Rand  haben,  mit  gutem  Willen  viel- 
leicht 6 Buchstaben  (nicht  hintereinander  indes)  erkennen  lassen,  vgl.  meine 
Anzeige  der  Ausgabe  (G6ti  Gel.  Anz.  1903)  S.  657  f. 

Der  Nomos  Tlifaat  des  Timotheos  enthielt  eine  einigermaßen  dra- 
matisch gehaltene  Beschreibung  der  Schlacht  von  Salamis;  erzählenden, 
meist  mythischen  Inhalts  waren  überhaupt  die  vdpoi,  und  die  Si9v(anßoi 
nicht  minder,  in  denen  Timotheos  ebenfalls  exzellierte;  aber  die  Vortrags- 
weise war  verschieden.  Der  Dithyrambos  wurde  von  einem  Chor  aus- 
geführt; der  Nomos  war  Solovortrag  des  Virtuosen,  der  zugleich  sang  und 
spielte.  Die  Musik  war  jedenfalls  Hauptsache,  auch  der  Vortrag  studiert 
und  wirkungsvoll;  der  Text  trat  dagegen  zurück,  etwa  wie  ein  Libretto. 
Es  ist  nun  sehr  zu  bedauern,  daß  ieser  so  alte  Papyrus  nicht  auch  die 
Noten  gibt,  sondern  nur  den  Text.  Dieser  ist,  wie  überhaupt  die  jüngere 
Lyrik,  nicht  in  Strophen  komponiert,  sondern,  wie  ich  es  nenne,  mit  Re- 
sponsion  des  Benachbarten  (statt  des  Getrennten,  wie  vordem  in  der  stro- 
phischen Poesie);  die  musikalische  und  auch  rhythmische  Behandlung  konnte 
so  den  Verschiedenheiten  des  Textes  folgen,  wogegen  bei  den  Strophen  so- 
wohl Rhythmen  als  Melodie  trotz  wechselndem  Inhalt  bis  zum  Schlüsse 
dieselben  blieben.  Was  zusammensteht,  entspricht  sich;  es  sind  nicht  planlos 
die  mannigfaltigen  Rhythmen  durcheinander  geworfen,  sondern  sie  schließen 
sich  mit  Anpassung  aneinander  an.  Nun  aber  trat  die  Gliederung  in  Kola 
und  Takte  in  der  lyrischen  Poesie,  der  alten  wie  der  neuen,  sichtlich  und 
bezeichnet  nur  in  der  Musik  hervor,  die  Worte  dagegen  waren  bis  zu  den 
Alexandrinern  hin  wie  Prosa  geschrieben;  also  die  dithyrambische  Poesie 
und  die  ihr  nachgebildete  rhythmische  Prosa  sahen  auch  äußerlich  ganz 
gleichmäßig  aus.  So  bedarf  es  hier  wie  dort  der  Analyse,  die  sich  nach 
dem  Prinzip  der  Responsion  des  Benachbarten  richten  muß  und  bei  den 
Re.sten  der  Lyriker  immer  schon  gerichtet  hat,  die  aber  nur  dann  mit 
Sicherheit  geübt  werden  kann,  wenn  der  Text  unversehrt  ist.  Das  ist  nun 
leider  in  diesem  Papyims  des  Timotheos  trotz  seines  Alters  nicht  so,  son- 
dern es  sind  eine  große  Anzahl  sichtlicher  Koruptelen,  und  hiernach  ganz 
gewiß  eine  noch  größere  minder  sichUicher,  z.  B.  Auslassungen.  Auch  in 
dem  unten  zu  besprechenden  Papyi-us  des  Julius  Africanus  (Nr.  245),  dessen 


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270 


II.  Referate  nnd  Beaprechongen 


Zeit  ebenso  nahe  auf  die  Abfassung  der  Schrift  folgt  wie  in  dem  hier  vor- 
liegenden Falle,  ist  die  Verderbnis  des  Textes  schon  recht  arg.  Der  Hsg. 
nun,  der  im  übrigen,  abgesehen  von  einigen  Einzelheiten,  seine  Sache  vor- 
trefiFlich  gemacht  hat,  zeigt  in  der  rhythmischen  Analyse  nicht  die  gleiche 
Sicherheit;  ich  habe  selber  in  meiner  Anzeige  (a.  a.  0.  S.  662 — 666)  den 
besser  erhaltenen  Teil  des  Textes  mit  strengerer  Wahrung  des  Prinzips  der 
Responsion  zu  analysieren  gesucht.  Z.  B.  V.  174  ff.  stehen  bei  Wil.  erst 
Trochäen,  dt  6’  Intl  naUjinoQOv  (pv|yijv  ffftvro  zajynOQOv,  dann  aber  läßt 
er  lamben  folgen:  uvtCku  piv  tcnq>iar6ftovg  | &xovxag  1%  xiqibv  ?pi|nTov,  dptJ- 
nxtio  Sh  itfoanmov  ovn|j;t,  IltQalSa  tfroiyiv  retpl  | «Tfpvotj  fpetKov  Evuip^,  j 
evvxovog  S oQfioiixo  | 'Aaiiig  oi^toya.  Man  kann  ja  ttvxhut  plv  &.(i^tpusx6- 

fiovg  als  _ciu_  | i messen,  und  wenn  Gewalt  gelten  soll,  auch  'Aeiag 

oifJMyä  als  iambischen  Dimeter:  | l_l_  (S.  33).  Denn  wenn  auch 

der  Hsg.  sich  hütet,  das  nicht  von  ihm  aufgestellte  Prinzip  der  Responsion 
des  Benachbarten  theoretisch  anzuerkennen:  praktisch  befolgt  er  es  in  seiner 
Weise;  oder  wie  k&me  er  dazu,  'Aautg  olfuoyd  zum  iambischen  Dimeter  zu 
machen,  statt  es  als  Dochmius  zu  messen?  Der  Dimeter  ginge  noch  eher, 
wenn  eine  LSnge  anlautete,  die  man  dreizeitig  messen  könnte;  da  zwei 
Kürzen  anlauten,  so  muB  Pause  cingeschoben  werden.  Aber  überhaupt 
halte  ich  es  für  viel  richtiger,  in  TrochBen  fortzufahren  und  dadurch  auch 
mit  der  Satzgliederung  mehr  in  Einklang  zu  bleiben:  atnhut  fihv  aiuptaxö- 
fiovg  a\xovxag  ly  yepmv  Iptnrov,  | Spvixxsxo  Sh  itgSoamov  ovv^t,  | IkpolSa  oxo- 
ntpl  OTfpjvois  fgcixov  fvvxpij,  | avvxovog  S'  «Qfioiixo  | ’Aautg  offuDyä 
Denn  lieber  nehme  ich  eine  kleine  Lücke  an,  als  drei  dreizeitige  LBngen.  — 
Der  Papyrus  zeigt  nur  an  drei,  höchstens  vier  Stellen  eine  Pause  an.  Zwei- 
mal ist  dies  der  Fall  in  Kol.  IV,  nach  150  und  nach  174,  wo  der  Rest 
der  Zeile  leer  gelassen  und  die  Paragraphos  gesetzt  ist;  es  sind  dies  ab- 
gegrenzte Teile  der  Erzählung.  Dann  in  Kol.  V steht  nach  214,  unter 
Freilassung  der  übrigen  Zeile,  auBer  der  Paragraphos  auch  eine  eigentüm- 
liche, wie  ein  langbeiniger  und  langhalsiger  Vogel  aussehende  Koronis,  und 
hier  ist  ein  Hauptabschnitt,  indem  die  Erzählung  zu  Ende  ist  und  ein  per- 
sönlicher Teil  mit  Nennung  des  Namens  folgt.  Diesen  persönlichen  Teil 
mit  dem  Hsg.  atppaylg  zu  nennen  sind  wir  gewiB  berechtigt;  denn  das 
ist  der  von  Pollux  an  der  bekannten  Stelle  überlieferte  und  schon  von 
0.  Crusius  so  gedeutete  Name  des  vorletzten  Teils  des  terpandrischen 
Nomos,  und  es  wird  eben  von  alters  her  üblich  gewesen  sein,  hier  sich 
zu  nennen  und  dem  Werke  gleichsam  sein  Siegel  aufzudrOcken.  Auch 
den  letzten  Teil  des  Pollux,  den  MXoyog,  können  wir  bei  Tim.  wieder- 
finden: mit  Kol.  VI,  1 ist  die  a<pgay(g  zu  Ende,  und  es  kommt  noch  mit 
Z.  2 — 4 eine  Anrufung  des  Gottes,  gekennzeichnet  als  besonderer  Teil, 
wenn  man  will,  durch  einen  links  vor  Z.  1.  2 gesetzten  dicken  Punkt. 
Also  ist  das  der  atppoylg  Vorhergehende  der  öfttpaXog,  und  dieser  drittletzte 
Teil  enthielt  (Wil.)  den  eigentlichen  Kern,  die  Erzählung;  also  die  er- 
wähnten Paragraphoi  vorher  scheiden  keine  Teile,  sondern  Abschnitte,  wie 
das  auch  sonst  die  Paragraphos  tut.  Es  folgt  dann  aber  weiter,  daB  der 
Ompbalos  lange  vor  dem  zusammenhängend  Lesbaren  begann,  und  daB  die 
ersten  vier  Teile  des  Pollux  in  dem  ganz  oder  fast  Verlorenen  gesucht 
werden  müssen,  wenn  sie  ja  da  waren,  was  man  auch  nicht  weiB.  So 
vieles  also  bleibt  leider  unkleu-.  Zitiert  werden  aus  den  Versen  auBer  dem 


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Friedrich  Bl&B;  Literarische  Texte  mit  Ausschl]ifi  der  christlichen  271 

Anfangs verse  noch  zwei  ebenso  kleine  Stflcke,  patriotischen  Inhalts;  ich 
denke  aus  einer  Ermahnungsrede,  die  Timotheos  den  hellenischen  Feldherm 
in  den  Mund  legte.  Denn  das  geht  durch,  dafi  nach  aller  Möglichkeit  Per- 
sonen mit  Beden  eingeführt  werden;  nicht  weniger  als  vier  Beden  sind 
noch  da. 

Was  nun  die  Herstellung  des  Textes  betiifit,  durch  Ergänzung,  wo 
Lücken  sind,  und  durch  Emendation,  wo  Korruptelen,  so  hat  das  hier  seine 
besonderen  Schwierigkeiten.  Bei  Prosaikern  hat  man  eine  kenntliche  Grenze 
für  möglich  und  unmöglich,  bei  klassischen  Dichtern  auch  so  ziemlich,  denn 
man  darf  Ansprüche  stellen,  da  doch  Geschmack  und  Sorgfalt  unzweifelhaft 
vorhanden  sind;  nur  Euripides  in  einigen  späteren  Stücken  sudelt  allerdings, 
so  daß  keine  Grenze  mehr  zu  erkennen.  Bei  Timotheos  nun  sieht  man  auch 
kaum  etwas  von  einer  solchen;  vollends  ist  nicht  zu  übersetzen,  und  dem- 
gemäß hat  der  Hsg.  sehr  passend  statt  der  Übersetzung  eine  Paraphrase  in 
Scholiastengriechisch  gegeben.  Ich  nehme  als  Beispiel  V.  401  ff.:  ;(cipc&v  S’ 
fyßaiXov  oft/ovs  | nödag  vaög,  OTÖ/unos  ö’  ftaf/ui(0<psyytis  | rcai~ 

itg  evyxfovö/uvoi.  Die  optux  nödig  vaög  also  sind  die  Buder;  gut  bemerkt 
Th.  Beinach,  Bevue  des  4tudes  grecques,  1903,  79,  daß  Tim.  sieb  überall 
hütet,  ein  Ding  bei  seinem  eigentlichen  Namen  zu  nennen,  und  so  nicht 
x&mt,  sondern  itöäeg  6fU0t  hier  und  xeCfeg  ilittuvai  V.  7.  Aber  was  sind 
nun  die  aus  dem  aidper  hervorspringenden  naiSig?  Die  Zähne  des  Mundes, 
so  versteht  man  zunächst:  die  sind  ja  marmorglänzend,  und  wenn  jemand 
vor  Angst  seine  Zähne  ganz  gewaltig  zusammenschlagen  läßt  und  wenn  sie 
sehr  locker  sind,  dann  können  sie  heransspringen.  Schrecklich  kleinlich  ist 
das,  und  äußerst  geschmacklos;  aber  können  wir  anders  als  so  verstehen? 
Doch  ja:  Diels  bei  Wil.  bemerkt  sehr  fein,  daß  diese  Zähne  die  abge- 
scheuerten, also  hellen  Kuderpflöcke  im  Bord  des  Schiffes  (rpän:i]|,  was  mit 
XttU>g  veeig  erklärt  wird)  sein  könnten.  Nun  haben  wir  die  Wahl,  was  uns 
minder  geschmacklos  und  minder  kleinlich  erscheint,  und  aus  der  Qual  der 
Wahl  kommen  wir  nicht  heraus.  Dann  gleich  V.  105  heißt  das  mit  Leichen 
bedeckte  Meer  Kcttäaufog:  soll  man  in  Kmäauyog  (worauf  außer  mir  auch 
van  Herwerden  gekommen  ist)  emendieren,  oder  dem  Poeten  — ich  mag 
nicht  Dichter  sagen  — den  Vergleich  der  nackten  Leichen  mit  Sternen 
lassen?  Man  würgt  schließlich  alles  herunter;  niu'  da  ist  meines  Bedünkens 
eine  kenntliche  Grenze,  wo  auch  die  Bhjthmen  nichts  taugen;  denn  Bhythmo- 
poeie  verstand  der  Musiker  ganz  ordentlich,  wenn  er  auch  etwas  einförmig 
darin  ist.  Eine  andere  Art  berechtigten  Anstoßes  nahm  Beinach  (S.  80,  1) 
an  V.  186  dos  W.schen  Textes:  xal  jralifiTtö^evtov  dig  latiSs  ßaaikivg  xre.  So 
einförmig  nämlich  ist  Tim.  auch  im  Satzbau,  daß  er,  abgesehen  von  fünf  yÜQ, 
immer  nur  mit  Si  anknüpft;  also  das  xal  überrascht  angenehm,  aber  erregt 
auch  ein  gewisses,  nur  zu  gerechtes  Bedenken.  Nämlich  die  Kontrolle,  sei  es 
durch  das  Fstksimile,  sei  es  durch  die  Transkription  in  Majuskeln  S.  17, 
zeigt  alsbald,  daß  hier  ein  kleines  Versehen  vorliegt  und  daß  es  6 öi  für 
xal  heißen  muß.  Das  ist  also  zu  den  48  df,  die  der  Index  aufzählt,  das  49. 

Für  die  Herstellung  des  Textes  nun  haben  sich  außer  dem  Hsg.  bereits 
mehrere  andere  bemüht,  zuerst  und  sehr  eingehend  und  verdienstlich  0.  A. 
Danielson  Eranos  (Upsala)  V,  1 — 39.  98 — 128;  dann  ebenfalls  mit  ein- 
gehender und  nicht  unfruchtbarer  Bemühung  Sudhaus  Bh.  Mus.  58,  481  — 
499;  zu  nennen  ferner:  Th.  Beinach  Kev.  des  dt.  gr.  XVI,  62  — 83; 


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272 


n.  Referate  und  Besprechungen 


M.  Croiset  das.  323 — 348;  Mazon  Bev.  de  phil.  XXVTI,  209 — 214; 
van  Leeuwen  Mnemos.  XXXI,  337  — 340;  Schroeder  Berl.  Philol.  Woch. 
1903  Nr.  29  Sp.  897 — 906  (und  van  Herwerden  das.  896);  Bitzler  N.  phil. 
Rundschau  1903  Nr.  18  8.  409 — 413.  Auch  ich  bin  in  der  öfter  er- 

wähnten Anzeige  auf  manches  Einzelne  eingegangen.  Alles  nun,  was  jemand 
versucht  hat,  zu  verzeichnen  ist  hier  zwecldos;  es  zeigt  sich  gleichwohl, 
daß,  wie  auch  der  Hsg.  vorausgesehen  hat,  man  hie  und  da  noch  weiter 
kommen  kann.  In  V.  1 — 35  wird  die  Schlacht  beschrieben;  Erhaltung 
schlecht,  doch  ist  vieles  schon  vom  Hsg.  schön  hergestellt  V.  6 nicht 
er . . Ol  wie  in  der  kursiven  Umschrift,  sondern  uro  . . oi,  vgl  die  Transkription 
in  Majuskeln  (Dan.).  Nach  aio  soll  freilich  ein  Buchstabe  durchstrichen 
sein;  in  der  Abbildung  sieht  das  wie  H ohne  die  erste  Senkrechte  aus. 
Vor  AI  eine  Senkrechte.  V.  7 mißt  Wil.  nopfeöpov  als  Imperfektum,  was 
ich  fUr  unmöglich  halte;  Dan.  denkt  an  nopcevpov  Aor.  II,  wenn  man 
überhaupt  zu  entfernen  habe.  Gewiß  kann  der  Rhythmus  auch  (ionisch 
mit  Anaklasis)  (nopiavpov  . öiU’),  oder  eher  noch 

choriambisch -iambisch  ()fci)pa;  nopfcvpov  Ikarlvag  gewesen 

sein,  wie  18  aKijmbv  intfißaXXovxtg  ave-.  — V.  10 f.  gut  Dan.  necvxtg 
[fn]ovf7Ci[nroi']  Ixeice  vo[{)]Ta(,  auch  zu  dem  Lesbaren  vortrefflich  stimmend. 
32 — 35  rhythmisch  besser  so:  afutQaydoxaixag  de  jtövTog  £loxo  va'totg  iipot- 
vlaaexo  Oxa)Ltt\yfta<Si\ , zweimal  (Hsg.  Craln[yfior$]).  Aber 

nicht  (s.  Daniels.)  = toü  ntipö;  ix  räv  i'C(Sb>>  axuXiaaovxog  (Parap^.),  son- 
dern TOö  oifioTOS.  — V.  36  ff.  Wil.  so:  6^o0  di  vaiog  «x^txxdg  \ ßäfßa((i)g 
äfifu[ya  ovTis]  «v|Tfg>ip£r’  f[v  t;i[]ffv[a](Jrt9)£05  pop||uopo:i[T(p]a[iJs  xdlnoiCiv 
['Ait\ipixQlx]ag.  Den  blühenden  Unsinn  des  letzten  hat  Daniels,  erträglicher 
gemacht:  t];ffv[o]aT.  („fischgediängt“)  p«pfiapon{inl]ois  (/tapfuipo-  „schim- 
mernd“). Aber  auch  ävxeipigexo  ist  nicht  zu  halten:  von  erneutem  Kampfe 
ist  gar  keine  Rede,  sondern  es  folgt  das  breit  ausgefOhrte  Bild  des  schwim- 
menden, von  den  Wellen  beinahe  erstickten,  trotzdem  aber  in  hochmütiger 
Rede  das  Meer  scheltenden  Schiffbrüchigen.  Also  lepigexo,  und  vorher  was 
inuner;  denn  ANT  ist  durchaus  nicht  gesichert;  vaCog  arpord;  ist  nicht 
die  Flotte,  sondern  die  Bemannung,  wie  mein  Kollege  Robert  bemerkt  hat.  — 
V.  67  f.  Dan.  sicher  vo[7]otff  rpii[9>ca(v  Mit  70  Ringt  die 

ordentlich  (bis  auf  Z.  1 und  20 — 27)  erhaltene  3.  Kolumne  an.  V.  71  f.  soll 
stehen  eneiaemmovatpQtatadeaßaixuoxog,  aber  vor  dem  E,  welches  Z.  1 schließt 
(dann  AB  usw.  Z.  2)  zeigt  das  Faksimile  deutlich  eine  Senkrechte;  wie 
soll  das  A sein?  Also  schwerlich  doch  «ipptadij;,  wie  der  Hsg.,  eher  äpppcöv 
oder  cupQmv]  nämlich  dies  ist  eine  der  Stellen  mit  sichtlicher  Korruptel. 
So  hat  man  in  einer  Folge  dreimal  dim.  iamh.  acat.  -|-  dim.  iamb.  catal.  — 
V.  81  für  das  attische  fufioviievog  haben  sowohl  Dan.  als  ich  ßginovjievog 
vermutet.  — Wieder  eine  Korruptel  ist  V.  89  7y|xli;ia((  di  nedla  nldipa 
vofinaaivavyata.  Noftaaiv  Hsg.,  und  dies  ist  sicher;  aber  vavxaig  (Dan., 
Sudhaus,  Sitzler,  Croiset)  ist  eine  sehr  naheliegende  Verbesserung,  und  jetzt 
ist  Thömell  bei  Dan.  auf  vouaciv  iixxatg  gekommen,  was  sich  auf  Xenes' 
angeblich  projektierten  Dammbau  nach  Salamis  beziehen  würde,  an  den 
übrigens  auch  Sudhaus  denkt,  und  wohl  mit  Recht.  Einfacher  indes  würde 
on  y<^{yatg  sein,  indem  ja  auch  die  Brücke  über  den  Hellespont  mit  Erde 
bedeckt  war.  Ob  mir  das  gefalle,  muß  man  nicht  fragen.  — V.  90  na- 
Xeofilarjfw  wird  jetzt  von  Dan.  nicht  auf  naXaiög  „alt“,  sondern  auf  ein 


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Friedrich  Blaß:  Literarische  Texte  mit  Ansachlafi  der  christlichen  273 

verschiedenes  Wort  nali6(  ==  ^ifds  zurückgefUhrt,  wofttr  sich  ja  einiges 
sagen  läßt.  Die  Alten  leiten  naltög  geradezu  aus  ädrd;  -j-  n ab;  doch  ist 
das  a bei  dem  Lakonier  der  Lysistrate  (988)  sicher  kurz.  — Im  folgenden 
(97  ff.),  wo  von  der  Flucht  ausgegangen  wird  und  dann  die  Schiffbrüchigen, 
die  sich  auf  Küsten  gerettet  haben,  redend  eingeführt  werden,  sind  die 
Dunkelheiten  zahlreich:  man  ist  sehr  uneins,  was  av(/ug  (99)  sei,  und  dann, 
was  die  schon  erwähnten  lutQiutQo^cyytig  naideg  103  f.,  und  auf  xaraate^og 
106  (oben)  folgt  tylunonvorjg  und  sofort  It . . aitgiaiv,  wo  ich  und  Sudhaus 
iU[voJaT.  Vorschlägen,  Dan.  aber  jetzt  auf  ein  ganz  seltsames  lußoaufiaiv 
gekommen  ist,  = n^t“.  Seltsam  ist  auch,  was  Dan.  S.  113  f.  sagt:  die 
Lücke  sei  für  ßo  etwas  zu  breit  (richtig),  für  vo  etwas  eng  und  für  no 
(Wil.,  aber  als  Verschreibung;  er  emendiert  in  t^ivxoar.)  gerade  passend. 
Sie  erscheint  vielmehr  auch  für  Nü  etwas  breit;  das  wird  indes  (vgl.  die 
nächste  Z.)  an  einer  Auszerrung  der  Fasern  liegen.  Vorher  98  tilgt  W. 
ßäfßaQog  nach  nifdrjg  arQcnbg  als  Qlossem;  das  ist  doch  bedenklich.  Rhy- 
thmen nach  mir:  ^jvyät  de  Ttdhv  üxo  \ IIif<srjg  exftttbg  ßäfßuQog;  vgl.  ähn- 
lich kurze  selbständige  Kola  201  f.  Die  Anrufung  der  Heimat  seitens 
der  Schiffbrüchigen  ist  von  120  ab  in  heillosem  Zustande;  Sudhaus’  Her- 
stellung ist  (wie  auch  Dan.  urteilt)  als  Ganzes  unmöglich,  wiewohl  er  sehr 
ansprechend  den  mysischen  Heros  Astakos  (mit  komischem  Nebensinn)  hinein- 
bringt und  auf  diesen  vvinpcuoyov  — 121  bezieht:  also  dies  Vokativ,  '-yov' 
(daß,  wie  bei  Wil.,  ON  folgte,  ist  aus  dem  Faksimile  nicht  zu  erkennen), 
und  122  di*  (Sudh.  ii/ajli’,  aber  ^1  der  Hsg.)  “Aoxu*  ant[;y(^,  wie  124 
unixt  fiäxino[v  (so  schon  Dan.;  gewiß  nicht  wie  Wil.  antxi  ixi  (loji).  — 
V.  132  scheint  mir  ikiojtÖQog  (Wil.)  auch  nach  dem  Faksimile  unanfechtbar 
(Sudh.  iium.y,  137  ccfupißäkUiv  besser  als  äfigilßalXov  Wil.  (aiupißaliav 
Pap.),  wenn  nicht  mit  Dan.  ifi<pißaXlLoi  zu  schreiben.  138  macht  W.  aus 
AI^^AN  lüoov,  was  auch  Dan.  schließlich  (in  einer  Berichtigung)  an- 
nimmt; doch  verlangt  der  Rhythmus  wenigstens  noch  ein  S>  dahinter,  wenn 
ja  Uaeonat,  was  ich  vorschlug,  mit  dem  Objekt  ifibv  ai&va  trotz  Homer 
il  46  zu  hart  scheint.  — V.  148  Sudh.  yvlmv  CQxog  i<pavxbv  für  y.  tl6og  i., 
und  an  die  Kleidung  ist  jedenfalls  zu  denken,  wenn  auch  die  Möglichkeit, 
daß  T.  diese  mit  tldog  i(p.  yvicav  bezeichnete,  nicht  durchaus  zu  leugnen 
ist  (s.  Dan.).  — Es  folgt  von  151  ab  die  ausgesprochen  komische  Szene, 
wo  der  gefangene  Phryger  seinen  Überwinder  in  gebrochenem  Griechisch 
anfleht,  158 ff.  iUaatx(o)  'EXXäS’  (-AAI  Pap.,  verb.  vom  Hsg.)  ijanlfxoav 
'AeiäSi  tpmvä,  dtäxofov  Oqpptryrdoc  ^pavcov  axofuaog.  Was  immer  a<pQaylg 
oxoftaxog  ist:  öiäxoQOv  scheint,  wie  Croiset  will,  zum  Vorigen  zu  gehören. 
Jipffaylg  «xo/iaxog  erklärt  Dan.  gut  als  die  dem  Barbaren  gegenüber  dem 
Griechen  zunächst  auferlegte  Stummheit  (anders  Wil.  S.  50).  ln  dem  Kauder- 
welsch selbst  muß  jedenfalls  die  Interpimktion  nach  xäffcu  gestrichen  werden; 
öllä  xddfi  iy<6  aot  | fii]  dcvp  , iyoj  xitOi  nuQct  Aap'dt  napd  AbCo(«) 

Ayßäxavä  xt  valav.  — V.  178  nfoOmnov  oi-vjj  entweder  tiq.  bvvxi  (Wil.), 
oder  npöeom’  Swli.  — V.  186  xol  statt  6 Si  nur  Versehen,  s.  o.  — V.  191 
ist  gleich  Aisch.  Choeph.  50:  !i>  xaxaaxa<pal  dofiiov  (auch  von  Reinach  be- 
merkt, samt  vielen  anderen  Berührungen  mit  Aischylos,  d.  i.  zumeist  den 
Persern).  — V.  197  f nvgbg  6'  ai^akoefA  fiivog  ay^lm  acifiaxi  halte  ich 

für  entstellt,  während  außer  dem  Hsg.  auch  Dan.  es  verteidigt.  Nämlich 
was  nach  dieser  Klage  des  Königs  (der  als  Letzter  redend  eingeführt  wird) 


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274 


n.  Befeiate  and  Beiprechungen. 


vom  Feuer  verzehrt  werden  wird,  sind  doch  nicht  die  Schiffe,  sondern  die 
Leiber  der  Gefallenen  (ünsinn  ist  das  zwar,  sachlich  aber  sehe  man  nicht 
zu  scharf  hin);  also  aöiiutxa,  und  das  zu  &y(jlcai  gehdrige  Substantiv  aus- 
gefallen. Mäfyoig  <pܧ  iäaiaato  yva^oig  sagt  Phiynichos,  nota/tol  nvfig 
ömtxovifg  ayflaig  yvä^oig  Aischylos  Prom.  368  (vgl.  Choeph.  325);  aber 
wer  oder  was  frißt  oder  vernichtet  mit  dem  Körper?  Die  Rhythmen  sind 
in  dieser  Gegend  nicht  in  Ordnung,  weshalb  auch  Wil.  nach  v&tg  195  eine 
umfSngliche  Lücke  annimmt;  einfacher  indes  macht  sich  die  Sache  mit  einer 
kleinen  nach  üyp/ui:  v&tg  6’  ov*(ixy(i)  dmuooTtöpcvrov  u^ovetft  •—  nvp&s  <S’ 

ai&al6tfi  fiivog  aytjlat  ^ y uu_«ju_v/ ; dann  eäfttixä  tpliiii, 

aiovoivxa  \ 6’  äiyi  (Pap.  olyij)  l'<txai  IlefalSi  ytuput,  . V/  _ . . V.  'Ayfjlm 

^po/fciu)>  wäre  eine  Möglichkeit.  Es  ginge  auch  anders:  v&tg  S'  ov- 

xir’  6n.  u-  = -^ovatfi,  nvQog  d’  ai&.  jUvog  äy^iag  | Oiöitaxa  usw.  Auch 
vorher  193  ff.  sind  die  Rhythmen  mangelhaft:  (vöc; '£l)l<ri'fdc;,  di  %axd  ftiv 
fjlix’  ülioad’  ijßav  vlav  TtoivavSffov,  dann  v&tg  xxi.  Da  nun  Tim.  hier 
Aisch.  Pers.  670  nacbzuahmen  scheint,  wo  allein  xacöLlva&ai  vorkommt, 
und  wie  hier  in  Tmesis  (ytokala  yäf  xaxit  näa’  oUoXt),  so  könnte  man  als 
zweiten  Begriff  zu  xortä  filv  ijßav  aus  Pers.  584  ff.  die  persische  Herrschaft 
ergänzen:  di  xaxd  fiiv  ^StOTCoavvav  xcta  <5’^  ^lix’  »1.  ijß.  viav  noX.  {öteno- 
ovvoiatv  dviyxaig  A.  Pers.  587;  xord  ftiv  — xcrrä  Aristoph.  Lys.  262 f.); 
rhythmisch  so:  | | - | - w_*.a./_  | 

U _ — I u _ ^ ..  VgL  207  f.:  nlftnqaxt  6i  am/vag  | (txjdi  xig  r)fuxitfov. 

Aber  dergleichen  ist  ja  absolut  unsicher.  — In  V.  210  f.:  di  dl  rponata 
axrjadfitvoi,  Aibg  ayvoiaxov  xi/itvog,  üttt&va  ixtXdötjCav,  wird  uns  zugemutet, 
xi/itvog  für  Apposition  zu  xQÖTtata  zu  halten,  und  nicht  nur  der  Hsg.,  son- 
dern auch  Dan.  entsprechen  der  Zumutung,  letzterer  unter  Vergleichung 
einer  doch  wohl  korrupten  Stelle  des  Hymnus  auf  Aphrodite  (267  f.).  Ich 
habe  xifuvog  <(xuto^  vermutet;  für  die  Rhythmen  macht  das  diesmal  nichts 
aus.  — In  der  Sphragis  (von  215  ab)  sind  wieder  eine  ganze  Reihe  von 
Korruptelen,  von  denen  einige  vom  Hsg.  beseitigt  sind,  am  schönsten  233 
ivyyag  durch  ivydg.  Aber  ob  228  it^yaxtavStxaivftviav  in  x&v  6’  htotg 
Cfivav  richtig  verbessert  ist,  bezweifle  ich.  „Ich  jage  keinen  Jungen  und 
keinen  Alten  von  diesen  Liedern  weg,  sondern  nur  den  Schund  von  Mu- 
sikern?“ Dann  will  er  also  diese  Musiker  auch  nicht  als  Zuhörer  haben? 
Eher  doch,  er  will  sie  als  Komponisten  tot  machen;  dazu  würde  eher 
^ev)>Ex(a)  üfivtav  passen.  Was  nun  aber,  mit  Beziehung  auf  Orpheus, 
235  f.  steht:  noixU6fiov<Sog  OI’IY^YN  Ixlxvmatv,  scheint  zwar  den  Namen 
des  Orpheus  enthalten  tu  müssen  (obwohl  Dan.  und  Reinach  diesen  neben 
vlbg  KaXXionag  und  Uttflag  im  für  entbehrlich  halten),  aber  das  weiterhin  vom 
Hsg.  eingesetzte  yiXvv  (=  xi&a(atäCav)  ist  mehr  als  unsicher,  zumal  nun  auch 
noixiXnfiovaov  geschrieben  werden  muß.  Ich  habe  (’Opipiüj)  Cfivovg  versucht, 
vöftov;  VVissowa;  Dan.  TtotxtXoytovaoafftaxvvl  In  237  f.  interpretiert  der  Hsg. 
einmal  entschieden  falsch:  TlgnavSgog  6’  IjxI  x&i  iixa  xtv^t  (W.  (eü|e)  ftoüaav 
iv  d)i6atg  soll  heißen  auf  zehn  Saiten,  mit  Vergewaltigung  nicht  nur  der 
Tradition  (welche  Vergewaltigung  dem  Tim.  aufgehfirdet  wird),  sondern 
auch  des  Wortsinnes;  denn  niemals  kann  mdfj  „Saite“  heißen.  Die  vojtot 
des  Terp.  sind  gemeint,  deren  tatsächlich  bei  Pollux  IV,  65  8 -f-  2 von  der 
Kritik  bestrittenen  aufgezählt  werden.  Zu  244  &tjaavgbv  nolvvpvoi'  otgag 
vergleicht  Dan.  gut  Hom.  y 391  vom  Wein:  xbv  . . äi^ev  xafi/rj,  wonach 


■> 


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■? 

Friedrich  BlaB:  Literarische  Texte  mit  Ansichlufi  der  christlichen  275 

allerdings  9ti<ittv(6s  auch  hier  „Schatz“  heiBen  kann  und  nicht  „Schatz- 
kammer“ heißen  muß.  Für  unmöglich  halte  ich  nach  wie  vor  346  ff.  Mi- 
itjTOi  ie  Ttölis  viv  « &Qitf>aaa,  öv(oSeiunHj^{os  laoH  nQtaxioi  ’AjaiSnr, 
noch  nicht  so  sehr  wegen  des  bisher  unerhörten  n^ansvs,  als  weil  der  Ge- 
nitiv von  nichts  recht  abhfingt,  und  weil  die  Bezeichnung  der  Ionier  als 
des  ersten  Volkes  eine  arge  Anmaßung  ist.  Milet  ist  die  erste  Stadt  in 
lonien;  das  konnte  gesagt  werden;  darum  habe  ich  (etwa)  n^MiiTonToilt;  vor- 
geschlagen.  Wil.  löst  &Qeit>aaa  in  ä auf,  des  Genetivs  wegen; 

indes  wenig  wahrscheinlich,  da  der  Artikel  bei  Tim.  merkwürdig  selten  ist, 
und  hier  so  zweimal  stehen  würde.  Den  Schluß  des  Nomos  halte  ich  für 
rhythmisch  bedenklich:  nffimov  änt/fiovi  laä  | tcöid’  (i^iji/av  | dälloneoi'  tv- 
vofUttv  (so  Hdschr.;  Wil.  eivoftläi).  Mit  einer  Lücke  nach  tlg.  gewinnen 

wir  schöne  Rhythmen;  | (..a^  _ _,  ßa&tmiLovTou  etwa)  | 

vgl.  101  ff.  Man  hat  aber  zu  schreiben  und  tivofäav 

zu  belassen,  trotz  Dan.,  dem  der  (weibliche)  Dativ  nach  dnijfiovt 

Xaäi  t&tät  schlimmer  scheint  als  die  sonstigen,  sehr  naheliegenden  Be- 
denken. 

198.  Pap.  Tehtunis  1.  2,  ersterer  30,5x49;  dieser  (Frg.  a)  15,2X11,8; 
im  Inhalt  großenteils  identisch;  auch  die  Hand  dieselbe.  In  1 ist  zuerst 
eine  kurze  Kolumne,  worin  der  Anfang  der  Dekrete  des  Euergetes  H (Tebt. 
nr.  5)  wiederholt  ist;  dann  eine  sehr  breite  Kolumne  in  Halbunziale  litera- 
risch. In  2 (4  Fragmente  außer  ganz  kleinen)  sind  beide  Seiten  benutzt, 
der  Inhalt  größtenteils  literarisch,  die  Schrift  zum  Teil  kursiv.  Ende  des 
2.  Jahrh.  v.  Chr.;  Abbildung  von  1 Kol.  II  oberer  Teil  auf  Tafel  I. 

Antbolo^e  nach  den  Hsg. ; nach  Wilamowitz  Timoth.  S.  82  eher 
Diktate  zur  Übung  in  der  Bnchschriil;  letzteres  kann  ja  nicht  sein,  da 
keine  Buchschrift  ist.  Die  mehrmals  wiederholten  Stücke  sind:  a)  eine 
Monodie  der  Helena,  l Col.  U,  1—4;  2 Frg.  a Rücks.  8 — 14.  Ferner 
b)  lyrische  Schildernng  der  Waldeinsamkeit,  1,  II,  5—11;  2 Frg.  a I 
Vorders.,  Frg.  b Vorders.  (wieder  eine  andere  Kopie),  Frg.  c Rückseite. 
Sodann  c)  drei  kurze  Sprüche,  1,  12 — 16;  2 Frg.  a Rücks.  1 — 7.  Außer- 
dem enthalt  b nur  noch  eine  Anekdote  (17 — 19);  aus  2 kommt  noch  mehr 
hinzu,  aber  in  schlechtem  Zustande  der  Erhaltung,  teils  wie  es  scheint  zwei- 
zeilige Sprüche,  teils  eine  Art  Mimos  in  Prosa.  Das  Hauptinteresse  haben 
a)  und  b),  die  auch  Wilamowitz  Timoth.  82 £ wiedergibt,  mit  einer  evi- 
denten Berichtigung  (auf  Grund  des  Faksimiles)  in  b,  1 (dl  l(yii9><Dt'(a) 
statt  d’  fi'yvoxav(a)).  Der  Text  ist  hier  vollständig,  aber  nicht  etwa  fehler- 
frei, und  die  Fehler  wiederholen  sich  zumeist  in  den  verschiedenen  Kopien. 
In  a ist  nach  W.s  richtiger  Charakterisierung  „ausgeleierter  tragischer  Stil“; 
die  Situation  ist  völlig  unklar;  die  Rh3rthmen  sind  päonisch  (Strophe  und 
Antistrophe  nicht  schwer  herzustellen,  wie  die  Hsg.  richtig  bemerken);  Her- 
kimft  ebenfalls  völlig  unklar.  Das  Stück  b)  ist  besser,  aber  recht  schwül- 
stig; die  Beschreibung  der  singenden  Vögel  und  dann  die  der  Bienen  ist 
ganz  endlos.  Die  Rhythmen  sind  ionisch;  Wil.  denkt  hier  an  Kitharodie. 
In  c)  sind  Sprüche  über  die  Liebenden  und  die  Liebe;  aus  den  ersten  bei- 
den kann  man,  wenn  man  etwas  Gewalt  anwendet,  Paare  von  Trimetern 
machen;  bei  dem  längeren  nr.  3 versagt  diese  Möglichkeit,  und  die  Er- 
haltung ist  auch  sehr  schlecht. 

ArchiT  f.  PApyrutfonchung.  IIJ.  2 19 


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r 


276  II-  Beferate  und  Besprechungen 

199.  Pap.  Tebt.  3 (21,5X13,4),  rechte  Hälfte  einer  Kolumne,  Buch- 
schrift des  frühen  1.  Jahrh.  v.  Chr.,  p.  10  ff.,  mit  Abbildung  auf  Tafel  H. 

Epigramme,  wovon  eins  in  der  .\nthologie  (A.  P.  IX,  588),  das  andere 
unbekannt;  aber  nur  Zeilenenden.  Das  erhaltene  Epigramm  ist  auf  eine 
Statue  des  Pankratiasten  Kleitomachos  von  Theben;  der  Verfasser  Alkaios 
von  Messene  wird  hier  nicht  genannt,  vielleicht  wegen  der  Verstümmelung. 
Von  den  andern  ist  das  erste  (in  12  Zeilen)  die  Beschreibung  eines  Ge- 
mäldes, auf  dem  der  gestürzte  Phaethon,  beklagt  von  seinen  Schwestern,  dar- 
gestellt war.  Das  zweite  ist  nach  der  Überschrift  von  -ippos  (Poseidippos 
oder  Hegesippos),  auf  ein  Buch  eines  Zeitgenossen,  in  4 Zeilen;  das  3.,  von 
[Asklep]iades,  jetzt  in  5 Zeilen  (die  Fortsetzung  war  in  der  nächsten  Ko- 
lumne), besingt  die  Lakonierin,  die  ihren  aus  dem  Kampfe  geflohenen  Sohn 
selber  tötet  (gleich  mehreren  in  der  Anthologie  erhaltenen  Epigrammen). 

200.  Pap.  Oxyrh.  434  (12,5x8,6),  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
p.  70.  76. 

Unbedeutende  Reste  von  2 Kolumnen,  Hexameter  oder  Distichen;  wenn 
ersteres,  etwa  ein  Klagelied  mit  Reilraill,  indem  in  Kol.  II  nach  V.  11. 
16.  21  tmd  vielleicht  27  der  Anfang  der  Zeile  leer  gelassen,  und  in  12 
und  22  nach  dem  freien  Raum  noch  der  Anfang  eines  Buchstaben  sichtbar  ist. 

201.  Pap.  Oxyrh.  425  (11,4x9,5),  vollständiges  kleines  Blatt  mit 
grober  Buchschrift  des  2.  oder  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  offenbar  Übung  eines 
Schülers;  p.  68.  72. 

Ein  vollständiges  Gediehtchen:  Nttürat  ^vffoxv^iodpdfioi  | cdlatv 
TfCuovii  vSäztov,  I xal  NeiX&iat  (-tc  geschr.)  yltmvJpdftot  | za  ytlävza  Ttki- 
ovzig  CdoTo  (-rij  geschr.),  zrjv  avytiffiaiv  eUcazt  <püoi  | ««iäyouj  xoJ  NilXov 
yovLfUtv.  Das  Versmaß  ist: | 

202.  Pap.  Oxyrh.  449,  Fragmente  des  ersten  Blattes  eines  Buches 
(größtes  Fragment  9X7;  das  Blatt  läßt  sich  auf  28X14  berechnen), 
Buchscbrift  wohl  der  1.  Hälfte  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.  (also  fnlhes  Beispiel 
der  Buchform,  s.  zu  230  Demosth.);  S.  101  ff. 

Rückseite  (oben  verstümmelt)  Enripides  Andromache  V.  5 — 48;  Vorder- 
seite im  allgemeinen  leer,  nur  in  der  Mitte  zeigt  sich  PH[ — oder  P|[ — , nach 
dem  Hsg.  etwas  wie  'AvdfOfutxrjg,  indem  danmter  Lücke  ist  und 

eine  2.  Zeile  gefolgt  sein  kann.  Das  Nächstliegende  ist  offenbar  £v]pi[:r7- 
dov  I ’AviQOfuix>};  doch  scheint  es,  daß  sich  dann  Schriftspuren  vor  P zeigen 
müßten,  die  nicht  da  sind.  Akzente  hie  und  da,  nach  der  alten  Weise  was 
die  Oiytona  betrifft:  14  dogog,  19  liD>[s;  verkehrt  za  x[{iv>i;  (mit  Raum 
vor  x)  d.  i.  Tcoulvtjg  (falsch  auch  47  tnt]’  txnsftnu).  Die  Elision  ist  wie 
sonst  bei  Trimetern  und  bei  Timotheos  beliebig  ausgeführt  oder  nicht  aus- 
gefUhrt:  zoiaÖ’  agoeva  {i'r[(XTei  24.  Lesarten:  der  unechte  (Schob)  V.  7 fehlt; 
also  wird  es  gelautet  haben  y[üv  <J’  et  ztg  alXi]  ivozvxeazdzt]  jtivj).  10  p»- 

iptvza  {^up9ivza  LB  Weckb).  17  9vyyogz[a  vaia ] . g iv  rj  9aXaaaia, 

unverträglich  mit  valto  rrtdi',  iv\  wenn  nicht  das  anscheinende  P I mit 
Apostroph  ist,  und  vorher  etwas  Falsches  ausgestrichen  war.  27  r]t;(fftvT[os 
Tcxvov  für  aco&ivzog  z.,  unmöglich,  da  izli^tyv  ganz  spät  ist. 


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Friedrich  Bla6;  Literarische  Texte  mit  AusschluB  der  christlichen  277 

203.  Pap.  Oxyrh.  450  (4,1  X 5,3),  Fragment  des  oberen  Teils  einer 
Kolumne,  Buchschrift  des  3.  Jahrh.,  auf  der  Rückseite  stehend,  während  die 
Vorderseite  Kursivschrift  des  2.  oder  3.  Jahrh.  zeigt.  Das  wäre  also  der 
Fall  wie  heim  Aristoteles- Papyrus.  S.  103. 

Enripides  Medea  710 — 715  in  Besten.  713  xm<fa  (erst  xa>(fav)  *ui 
dofio[(S  wie  Hdschr.  (döfimv  Prinz- Wecklein).  715  xai  ovr[os,  s.  zu  202 

204.  Pap.  Oiyrh.  419  (9,2  X 4,6],  Buchschrift  des  2.  oder  3.  Jahrh. 
n.  Chr.,  8.  65  f. 

Fragment  von  Enripides  Ärchelaos,  zu  identifizieren  durch  frg.  275  N. 

(bei  Stob.  Flor.  7,  5),  von  welchen  zwei  Tetrametem  sich  Stücke  aus  der 
Mitte  hier  wiederfinden.  Wir  haben  nur  kärgliche  Reste  von  16  Versen, 
wovon  die  vier  letzten  einem  ChorUede  angehörten.  Hier  kann  man  ein 
hifichen  vom  Sinne  ahnen:  oihtor’  a]vdpo  xQ^  f — | — ]v  afugav'  (so)  | 

iv  (so)  yttQ  ul  Tv;jaf»  — . Vgl.  für  den  Anfang  Andrem.  464.  — 

Z.  6 <^oiß’  uvu^?  IloXvß’  £vo|?  Die  Fabel  des  Archelaos  ist  nur 

mangelhaft  bekannt;  das  nachfolgende  paßt  doch  eher  auf  einen 

Menschen.  Zu  7 -v-]co>  nal  icf6ßulij_c  (oder  -^all[ov);  dann  Z.  7 die 

zitierten  Verse:  ü eoi  fiörov  npogxovA,  /tf/  ’icl  SovXtlay  xori  iäv  Ixmv 

179^;,  napöv  eot  xur^aviiv  ilev&if<og. 

205.  Pap.  Oxyrh.  420  (15,7  X 9,2),  Buchschrift  etwa  der  Mitte  des 
3.  Jahrh.  n.  Chr.;  Rückseite  Kursivschrift  des  ausgehenden  3.  Jahrhunderts. 

S.  66  f.  mit  Abbildung  auf  Tafel  VI,  die  indes  den  unteren  Teil  von  Z.  12 
(ll)  Mitte  ab  (wohl  ein  losgelöstes  Fragment)  nicht  mit  enthält. 

Inhalt  von  Enripides  Elektra;  alles  Wesentliche  stimmt  zum  Drama. 

Der  Stil  indes  ist  in  seiner  Geziertheit  von  dem  gewöhnlichen  der  ino- 
9iisus  stark  abweichend.  Das  Erhaltene  und  Ergänzbare  deckt  sich  (in 
14  Zeilen)  etwa  mit  Vers  357 — 584  des  Stückes. 

206.  Papyr.  Oxyrh.  427  (9,9  X 6,  7),  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 
auf  der  Rückseite;  Vorderseite  Kursive  des  2.  Jahrh.;  p.  68  f.  73. 

Antiphanes  ‘Av&Q<onoyovla  Schluß  und  Unterschrift;  jedoch  außer 
dieser  nur  drei  Zeilenenden.  — ävdpc;  of  ytytvrifiivoi  | — nüvxtg  tvffmCxtog 
uua  I — TÖv]  ßlov  nämlich  wenn  ihr  dem  Stücke  Beifall  gebt;  dann 

’Avxup](ivovg  | ’Av9()io\noyovlu.  Dies  Stück  war  nicht  bekannt;  aber  aus 
der  Btoyovla  des  Antiphanes  gibt  Irenaeus  ein  langes  Exzerpt,  welches  in- 
des durch  eine  falsche  Konjektur  Meinekes,  der  eine  Verwechselung  mit 
Aristophanes’  Vögeln  annahm,  aus  Kocks  Fragmentensammlung  bedauerlicher 
Weise  verschwunden  ist.  Dies  kleine  Fragment  erweist  sich  also  in  der 
Tat  als  recht  wertvoll. 

207.  Pap.  Oxyrh.  409  (21,5x34,1),  3 Kolumnen  ganz  oder  zum 
Teil  (die  3.  auf  einem  losgelösten  Stücke),  Buchschrift  etwa  aus  der  Mitte 
des  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  p.  17  fif.  mit  Tafel  U (Kol.  lU)  und  IH  (Kol.  II). 

Meuandros  Kolax,  wie  sich  aus  hier  wiedergefundenen  Zitaten  ergibt. 

Leider  ist  nicht  alles  bei  dem  Funde  so  günstig:  von  Kol.  I sind  nur  die 
Versenden  da,  in  Kol.  II  sind  die  mittleren  Teile  der  Verse  arg  verscheuert, 
von  Kol.  III  fehlt  die  obere  Hälfte.  Die  Anzahl  der  Verse  ist  nicht  gering: 

19*  ^ 


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278 


n.  Referate  and  Besprechungen 


1 (dieser  ganz  zerstört)  — 33  Kol.  I,  34 — 67  Kol.  II;  dann  Lücke;  79 — 
101  Kol.  in.  Vgl.  dazu  F.  Leo,  Henanders  Kolax,  Qtg.  Nachr.  1903, 
673 — 692.  Nach  den  ersten  13  V.  in  Kol.  I ist  eine  Lücke  gelassen,  die 
vielleicht  einen  Szenenwechsel  anzeigt;  die  vorhergehende  Erzählung  — 
denn  das  scheint  es  jedenfalls  zu  sein  — bezieht  Leo  auf  den  jungen  Mann, 
der  auch  in  Kol.  II  auftritt  und  Nebenbuhler  des  Soldaten  Bias  war,  und 
kombiniert  glücklich  10  aj-uvodo;  tjuiv  ylyvixai  mit  frg.  292  des  Kolax  (bei 
Athen.),  wo  ein  loig  itTQaSiaratg  aufwartender  Koch  spricht.  Daß  indes 
dies  Mahl  im  Hause  des  Bias  stattfinden  soll,  wie  L.  meint,  ist  ganz  nn- 
glaublich.  Auf  diesen  und  seinen  Parasiten  Struthias  kommt  das  Gespräch 
erst  später,  in  Kol.  I auf  den  Bias,  der  nun  ein  großer  Mann  geworden 
ist,  auf  den  Parasiten  und  seinen  Glückswechsel  ausführlicher  in  II,  und 
hier  haben  wir  vollständiger  die  Worte  des  Jünglings  und  seines  alten  Pä- 
dagogen, der  mit  großer  Emphase  gegen  die  alles  Unheil  verschuldenden 
Schmeichler  deklamiert.  Leo  bemerkt  ganz  richtig,  daß  wir  hier  etwas  von 
der  Kraft  Menanders  kennen  lernen.  Ein  Vers  (54)  ist  auffällig  kurz:  elg 
louv  imd  dann  noch  6 Buchstaben;  weiterhin  frei.  Man  kann  hier  er- 
gänzen, nach  dem  gefälschten  Fragment  des  Sophokles  1025  N.:  tlg  ^raig 
ÜTi&füuaiv,  tlgy  lauv  [rpdno;],  dt’  ru  navx’  usw.,  ganz  wie  dort  tlg 
xaig  <U.  tlg  lexiv  9t6g.  V.  63  ändert  Leo  so:  ot  xölaxtg'  oixoi  d’  liclv 
ttvxoig  011101,  statt  — aülioi,  wie  deutlich  da  steht;  der  Hsg.  'ot'  n[dp]ei- 
oiv(?)  aixoig  &9ltox’.  Nämlich  nicht  01,  sondern  OY  hat  nach  allem 
Anschein  der  Papyrus  gehabt,  und  vor  6ICIN  erkennen  Gr.-H.  viel  eher 
als  P die  Spitze  eines  Buchstabens  wie  A,  A,  M;  also  auch  A kann  ge- 
wesen sein,  so  daß  sich  hiernach  die  Konjektur  ebenso  empfiehlt,  wie  ihre 
Gewaltsamkeit  und  auch  die  Mattigkeit  des  Sinns  dagegen  spricht.  Aber 
eben  ot^oi  6’  tielv  avxoig  £dlioi  oder  £dliov  könnte  richtig  sein:  diese 
sind  ihr  Unglück.  Ganz  schwierig  ist  die  3.  Kolumne,  wo  ein  nofvoßoanög 
Person,  und  wo  es  sich  um  den  Verkauf  eines  Mädchens  durch  diesen 
handelt.  Hier  scheint  mir  auch  Leo  in  seinen  Versuchen,  Licht  hineinzu- 
bringen, nicht  glücklich  zu  sein.  V.  82f.  fiexenxifnfii&’  txifovg  [d^]  orpot- 
x[imxag,  §aSüog\  | o!}[;  njopo^vldlci'  natötg'  ixxifißo\^t(Uv  &v  die  Hsgg.;  Leo 
so:  — avaxfoxuöxog  dmdcxo,  — nttiStg  (Vokativ),  iKxgißolfu9'  &v.  Der  Soldat 
ist  ja  Subjekt,  Ttopopivldlci  aber,  meine  ich,  muß  Medium  sein:  vor  denen 
kannst  du  dich  hüten.  Und  wenn  er  seine  Sklaven  schickt,  die  machen  wir 
vollends  leicht  zu  Schanden.  Vor  und  nach  naidig  ist  voll  interpnngiert 
Leo  macht  daraus:  „Kinder,  wir  sind  dann  ruiniert“:  ganz  unmöglich  doch. 
Es  wird  gegen  den  Soldaten  und  seine  Absichten  geredet;  nicht,  wie  L. 
meint,  dafür.  Gut  ist  L.s  Ergänzung  zu  97  f.:  ^ fiia  ia/ißävtt  | doov  ovjjl 
d/xo,  xftig  fiväg  ixousxtjg  xifUifag.  Weiteres  Studium  des  Fragments  wird 
hoffentlich  noch  weiter  fördern. 

208.  Pap.  Oxyrh.  428  (5,1x5),  Halbunziale  des  3.  oder  eher  des 
2.  Jabrh.  n.  Chr.,  p.  69.  73. 

Enden  von  9 Trimetern,  eher  auf  Komödie  als  auf  Tragödie  weisend. 

209.  Pap.  Oxyrh.  429  (15X10,4),  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 
(Bücks.  Kursivschrift  aus  dem  Ende  dieses  Jahrh.),  p.  69.  73  f. 

Anfänge  von  14  komischen  Trimetern  aus  dem  Schlüsse  einer  KomOdie; 


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Friedrich  BUS:  Literarische  Texte  mit  Ausschlafs  der  christlichen  279 

denn  die  fibliche  Formel  des  Verlöbnisses  kommt  vor:  naiSmv  in’  äfö]To» 
yvTielav  %zi. 

210.  Pap.  Oiyrh.  439  (5  X 4,7),  auf  der  Rückseite  einer  Rechnung 
aus  dem  2.  oder  frühen  3.  Jahrh.  n.  Cbr.,  wohl  nicht  viel  spBter  als  diese 
geschrieben,  p.  69.  74. 

Beste  von  7 komischen  Trimetern  (Mttov  3,  onet  t*  7). 

211.  Pap.  Ozyrh.  43  (6  X 6,2),  Buohscbrift  eher  des  2.  als  des  3.  Jahrh. 
n.  Chr^  p.  69.  74  f. 

Reste  von  12  Trimetern,  wohl  ebenfalls  Komödie. 

212.  Pap.  Ozyrh.  432  (12,8x3),  Buchschrift  auf  der  Rückseite  einer 
Rechnung  des  2.  oder  frühen  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  p.  69.  74  f. 

Anf&nge  von  17  Zeilen,  Dialog,  wie  die  Paragraphoi  zeigen;  vor  Z.  2 
steht  p]>;Toptx(  , vor  Z.  8 , nach  Paragraphoi,  so  daS  dies  Personen- 

bezeichnungen scheinen.  Aber  die  paar  Buchstaben  der  Anfänge  lassen  vom 
Inhalt  nichts  errathen,  nur  daß  8 der  Anfang  aviij : doch  wohl  aCitj 

(als  Anrede)  zu  lesen  (und  der  Doppelpunkt  als  Interpunktion  zu  fassen  ist); 
danach  kommen  wir  auf 

213.  Pap.  Ozyrh.  433  (8,7  X 9),  Halbunziale  aus  dem  Ende  des 

2.  oder  der  ersten  Hälfte  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  p.  69  f.  75  f. 

Zeilenschlüsse  aus  dem  Anfang  einer  Kolumne  und  Anf&nge  aus  dem 
Anfang  der  nächsten,  Trimeter;  Zanbcrmittcl  für  verschiedene  Zwecke,  die 
vor  jedem  Absatz  in  kleiner  Schrift  angegeben  werden.  Z.  B.  futatj&gov 
28,  beginnend  atvytfriv  tlvai  nä[<fiv  ircäv  9iljis  uva,  | xonpm  nt,9rj»\ov  usw.; 
für  den  Zweck  und  den  Ausdruck  /liari^fov  (nicht  für  dieses  Mittel)  ver- 
gleichen die  Hsg.  Lukian  Dial.  Mer.  4,  5.  — Z.  22  vor  der  KoL  &vft6v 
xa|rcnt<ri;Oai];  33  desgl.  fxdp(ovf)  noi&v;  Versanf&nge:  di  noutv 

[ — I inav  ivxi<paiHov  — | irjiei  (Imper.  bfiiio)  avv  [-ü]  ow  [it  — . 

214.  Pap.  Ozyrh.  464  (25,4  X 23,2),  auf  der  Rückseite  der  dorischen 
Rhetorik  Nr.  410  (unten  Nr.  240),  Halbunziale  etwa  des  ausgehenden 

3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  1 23  ff. 

Astrologische  Poesie  (elegischer  Form)  mit  Überschriften  über  jedem 
Abschnitt,  in  2 Kolumnen;  die  Zeilen  sind  lang  und  meist  ohne  Rücksicht 
auf  die  Versteilung.  Der  Text  ist.  schlecht  erhalten;  die  Orthographie  sp&t 
(vatOTi}Tt  = vtot.  38). 

215.  Pap.  Ozyrh.  413  (22,9  X 42,3),  Vorderseite  3 Kolumnen  in 
Halbunziale,  aus  der  Zeit  der  Antonine;  Rückseite  erst  2 Kol.  in  kleiner 
kursiver  Schrift,  dann  noch  eine  in  größerer  und  sorgfältigerer,  indes  von 
derselben  Hand;  auch  diese  Seite  ist  noch  im  2.  Jahrh.  n.  Chr.  beschrieben. 
8.  41—57. 

Ein  in  seiner  Art  höchst  wichtiger  Fund  und  von  überraschender  Neu- 
heit: hellenistischer  Mimos  in  zwei  Gestaltungen,  rezitativer  Mimos  und 
mimische  Hypothesis.  Auf  der  Vorderseite  ist  links  unbestimmt  viel  vorher- 
gegangen, rechts  indes  der  Schluß  so  ziemlich  da,  denn  es  ist  rechts  von 


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280 


n.  Referate  und  Beaprechungen 


der  3.  Kolumne  noch  ein  an  dem  unteren  Teile  derselben  anhAngendes 
leeres  Stttck,  wonach  der  Text  höchstens  noch  Kol.  weiter  ging.  Auf 
der  Rückseite  beginnt  der  anderweitige  Text  auf  eben  diesem  Stücke,  mit 
geringen  (nicht  mitgeteilten)  Resten  einer  vorhergehenden  Kolumne;  mehr 
als  diese  wird  indes  nicht  fehlen.  Rechts  ist  abgebrochen,  aber  von  diesem 
Inhalt  kann  auch  da  nicht  so  sehr  viel  mehr  gefolgt  sein,  woraus  zu 
schließen,  daß  auch  auf  der  Vorderseite  das  links  Vorhergegangene  nicht 
allzu  viel  war.  Nämlich  der  Inhalt  der  Vorderseite  und  des  2.  Teils  der 
Rückseite  decken  sich  soweit,  daß  man  zwei  Behandlungen  desselben  Stoffes 
erkennt:  A,  1 — 56  = B,  188  — 230;  also  fehlend,  was  mit  A 57  — 106 
entsprach,  etwa  1^  — 2 Kolumnen.  Was  so  doppelt  gegeben  wird,  ist  die 
„mimische  Hjpothesis“  (s.  Flut.  Mor.  712E,  und  H.  Reichs  Anzeige  Deutsche 
LZ.  1903  Sp.  2677ff.),  ein  Drama  mit  vielen  Personen,  indes  klein  und 
nur  skizziert,  immer  aber  das  erste  von  dieser  Gattung,  welches  über- 
haupt bekannt  wird.  Es  spielt  in  Indien,  und  hat  neben  der  Hauptperson, 
der  wohl  von  Seeräubern  entführten  Griechin  Charition  und  ihrem  Bruder, 
der  sie  zu  befreien  gekommen  ist,  und  anderen  griechischen  Personen 
auch  indische,  die  zumeist  ihre  Sprache  reden;  es  sind  somit  (in  Trans- 
kription) ausgedehnte  Stücke  barbarischer  Sprache  hier  eingelegt,  in  denen 
nach  vergeblichen  Versuchen  anderer  mein  Kollege  E.  Hultzsch  so  eben 
(Hermes  1904,  307  ff.)  mit  voller  Sicherheit,  wie  es  scheint,  Kanaresisch 
erkannt  hat.  Zwischen  den  südindischen  Küsten,  wo  diese  Sprache  herrschte, 
und  Ägypten  war  damals,  in  der  ptolemäischen  und  römischen  Zeit,  ein 
derartiger  Verkehr,  daß  man  so  gut  in  Ägypten  einen  Inder  mit  indischer 
Sprache  einführen  konnte,  wie  Plautus  in  Rom  einen  Punier  mit  punischer 
eingeftthrt  hat.  S.  Hultzschs  Nachweise  im  Hermes  S.  309  ff.  Der 
Mimus  hat  nun  auch  einen  Clown  als  notwendige  Figur,  hier  einen  Diener 
der  Charition,  dessen  Witze  ihren  Mittelpunkt  in  der  Hopdi)  haben.  Diese 
Person  ist  mit  B bezeichnet,  Charition  mit  A,  der  Bruder  mit  T,  usw.; 
der  indische  König  aber  mit  BAC,  und  das  Ensemble  mit  KOI(vp),  wie 
mein  Kollege  Wissowa  (bei  Gr.-H.)  erkannt  hat.  Die  Form  ist  im  aUge- 
meinen  prosaisch;  aber  (vgl.  Reich)  die  Einmischung  metrischer  Stücke 
gehört  einmal  zum  Mimus,  und  so  singt  der  König,  den  man  betrunken 
gemacht  hat,  um  die  Befreiung  zu  ermöglichen,  in  Sotadeen,  und  Cbarition 
und  die  andern  machen  den  Schluß  des  Stückes  in  trochäischen  Tetrametcm. 
— Der  rezitative  Mimus  auf  dem  ersten  Teil  der  Rückseite  ist  von  ge- 
ringerem Interesse;  hierzu  hatte  man  bei  Herodas  u.  a.  auch  schon  ähn- 
liches. Der  Realismus  ist  hier  in  der  Tat  abstoßend,  um  so  mehr,  als 
nicht  einmal  irgendwelche  künstlerische  Form  mildert:  eine  Frau  will  erst 
einen  ihrer  Sklaven  zur  Unzucht  mißbrauchen  und,  als  er  sich  weigert, 
ihn  mit  samt  einer  Sklavin,  mit  der  er  ein  Verhältnis  hat,  hinrichten  lassen 
(wozu  es  indes  nicht  kommt),  und  sodann  ihren  alten  Gemahl  vergiften. 
Es  sind  außer  der  Frau  noch  andere  Personen  als  gegenwärtig  zu  denken, 
aber  (vgl.  Reich)  nur  zu  denken;  sie  sprechen  nie  wirklich,  und  was  sie 
nach  der  Fiktion  sagen,  tritt  lediglich  in  der  Rede  der  Hauptperson  hervor. 
Übrigens  sind  sowohl  hier  wie  bei  der  Hypothesis  die  Schwierigkeiten  im 
einzelnen  immer  noch  recht  zahlreich. 

216.  Ostrakon  von  Theben,  von  Th.  Reinach  gefunden  und  in  den  Me- 


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Friedrich  BlaB;  Literariiche  Texte  mit  AasechlaB  der  christlichen  281 


langes  Perrot  (Paris  1903)  p.291ff.  veröffentlicht.  Maße  0,14X0,08  — 0,12; 
beschrieben  auf  der  Außenseite  mit  14  Zeilen,  die  aber  simtlich  vom  stark 
verstümmelt  sind.  Zeit  das  2.  oder  1.  Jahrh.  v.  Chr. 

Richtig  konstatiert  der  Hsg.  große  Ähnlichkeit  mit  dem  „erotischen 
Fragment“  Grenfells  (1896),  mag  man  nun  dieses  und  jenes  Himos  zu 
nennen  haben  oder  wie  immer  sonst.  Wie  dort  eine  Monodie  eines  ver- 
lassenen Mädchens,  so  haben  wir  hier  die  Worte  eines  trunkenen  Lieb- 
habers, allerdings  nur  in  Resten.  Es  scheint  aber  Dialog  zu  sein,  anders 
als  dort,  und  Z.  6 findet  sich  der  Doppelpunkt,  der  sonst  Personenwechsel 
anzeigt  und  auch  hier  nicht  anderes  bedeuten  wird.  Die  Form  ist  ein 
eigenes  Gemisch  von  Poesie  und  Prosa.  So  schon  im  Dialekt;  <piUrig,  /7a- 
<pir)g  und  öxp^rei  ionisch,  sonst  gewöhnliche  Sprache,  ganz  wie  bei  Grenfell 
axaraaxaalr]g  und  (nach  Gr.s  letzter  Feststellung)  <fiXCt}g  und  ipdltjv.  Reinach 
führt  dies  auf  den  ionischen  Ursprung  dieser  Poesie  (Hilarodie,  Magodie, 
Lysiodie)  zurück.  Sodann  ist  Metrum  weder  hier  noch  dort;  Rhythmen  bei 
Gr.  sehr  deutlich,  hier  nicht  deutlich,  indes  vielleicht  nur  der  Verstümmlung 
wegen.  Da  fiov  im  Hiatus  bei  iambischem  (trochSischem)  Rhythmus  vor- 
kommt, so  sind  die  Gesetze  der  poetischen  Komposition  nicht  gewahrt;  das 
ist  bei  Grcnf.  doch  anders.  Auch  der  Doppelpunkt  zeigt  dort  nicht  Personen- 
wechsel an,  sondern  gibt  eine,  mit  der  Abgrenzung  des  Sinnes  meist  zu- 
sammenfallende, rhythmische  Abgrenzung.  Der  Hsg.  erklärt  zum  Schluß, 
bei  den  Griechen  treffe  es  nicht  zu,  daß  alles  entweder  Poesie  oder  Prosa 
sei  (Moliire  im  Bourgeois  Gentilhonune),  dafür  seien  diese  Stücke  mit  ihrem 
undefinierbaren  Mischcharakter  ein  Beleg. 


n.  Prossiaobe  Stücke. 

217.  Pap.  Oxyrh.  463.  Untere  Teile  von  7 Kolumnen  (Kolumnen- 
breite 5 cm),  Buchschrift  aus  dem  ausgehenden  2.  oder  der  1.  Hälfte  des 
3.  Jahrh.  n.  Chr.;  S.  119  ff. 

Xenophon  Anabasis  VI,  6,  § 9 — 24  in  Resten.  Aus  den  Lesarten 
(die  Neues  nicht  enthalten,  außer  einigen  Fehlem)  geht  klar  hervor,  daß 
der  Text  der  sog.  deteriores  Codices  der  Anabasis  weit  entfernt  ist  erst  aus 
byzantinischen  Zeiten  zu  stammen,  und  daß  demnach  der  H.sg.  der  Anabasis 
nicht  bestimmten  Hand.schriften  einseitig  folgen  darf  Ungefähr  ebenso  oft 
stimmt  dieser,  relativ  doch  sehr  alte  Zeuge  mit  den  „schlechteren“  wie  mit 
den  „besseren“  überein.  Vgl.  außer  den  Bemerkungen  der  Hsg.  die  von 
K.  Fuhr  in  der  Berl.  Philol.  Wochenschr.  1903,  Sp.  1480  f 

218.  Pap.  Oxyrh.  451  (7X3,4),  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
S.  203  f 

Reste  von  Thükydidcs  II,  c.  73,  3.  74,  1.  nXaraiijg  wie  B,  nrjdlva 
fii  für  ft(  fl.  neu. 

219.  Pap.  Oxyrh.  452  (7  X 3,8),  Buchschrift  des  ausgehenden  2.  oder 
des  3.  Jahrh.,  S.  204  f 

Reste  von  Thükydides  rv,  87,  5.  6.  § 5 nXtCevovg  für  nUiovg  nicht 
gut;  § 6 ßovXtvtadai  (ßovUvd&ai  doch  wohl  Druckf,  vgl.  die  Anmerkung) 


r 


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282 


n.  R«ferate  und  Bespre<diangen 


und  ayo)viaae&ai  desgl.;  aiftvtjei^ov  fOr  atSiov  möglich  (K.  Fuhr  Wocbenschr. 
f.  klass.  Philol.  1903  Sp.  1480). 

220.  Pap.  Oxyrh.  453  (8,7  X 3),  Buchschrift  des  ausgehenden  1.  oder 
des  frohen  2 Jahrh.  n.  Chr.;  S.  105. 

Beste  von  Thnkydides  VI,  32,  2.  3.  Nur  ^ bemerken. 

221.  Pap.  Oxyrh.  435  (12,5X10,8),  unförmliche  ünzial.schrift  wohl 
des  ausgehenden  2.  oder  der  1.  H&lfte  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  p.  76  f.  78. 

Reste  von  20  Zeilen.  Zu  Anfang  werden  Demo(sthenes?)  und  die 
Kerkyräer  erwShnt;  nachher  indes  ist  von  einem  Mttdchen  und  Hochzeit  die 
Bede;  Roman?  So  KFuhr  Berl.  Phil.  Woch.  1903  Sp.  1478  f. 

222.  Pap.  Oxyrh.  436  (10x5,5),  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
S.  77.  78  f. 

Beste  von  15  Zeilen,  unbestimmbar;  von  einem  Feldherm  und  seinem 
Pferde  wird  gesprochen. 

223.  Pap.  Oxyrh.  441  (8,8  X 5,7),  Buchschrift  wohl  des  3.  Jahrh. 
n.  Chr.;  S.  77.  81. 

Zeilenenden  von  einer  Kolumne  und  Zeilenanfknge  der  nächsten;  hei 
letzteren  steht  unter  19  eine  Diple  und  die  Z.  19  ist  nach  Sanafta  leer 
gelassen;  also  20  neuer  Abschnitt,  der  mit  ^tUTtitov  beginnt.  Sammlung 
von  Anekdoten?  So  vermuten  die  Hsg. 

224.  Pap.  Oxyrh.  444  (11,3x2,1),  Buchschrift  des  2.  Jahrh.  n.  Chr., 
S.  78.  83. 

Unbestimmbar;  Philipp  und  die  Makedonier  kommen  vor. 

225.  Pap.  Erzherzog  Rainer,  aus  dem  Funde  von  Karanis  oder  von 
Soknopaiu  Ncsos,  Bruchstück  einer  Rolle  (8  X 11,5);  Kursivschrift  etwa  des 
anfangenden  2.  Jahrh.  n.  Chr.;  also  Privatahschrift.  Wessely  Papyrus- 
fragment eines  griechischen  Historikers,  Festschrift  zu  0.  Hirschfelds  60.  Ge- 
burtstag, Berlin  Weidmann  1903,  S.  100 — 103. 

Beste  zweier  Kolumnen:  von  der  1.  7 Zeilen  und  etwas,  von  der  2.  nur 
Anfänge.  Zeit  und  Inhalt  des  Erzählten  hat  der  Hsg.  richtig  bestimmt: 
der  athenische  Stratege  Chares  unterstützt  den  aufständischen  Artahazos 
gegen  die  königlichen  Satrapen,  bis  ihm  durch  eine  athenische  Gesandt- 
schaft das  gelegt  wird,  355/4.  Vgl.  Diodor  XVI,  34;  Deraostb.  IV,  24. 
Man  kann  auf  Thcopomp  als  Verfasser  raten;  ein  namhafter  Schriftsteller 
muß  es  doch  gewesen  sein,  daß  man  sich  eine  Privatabschrift  von  ihm  machte. 
Oder  es  sind  Scholien  (zu  Demosthenes)  mit  einer  zitierten  Stelle,  vgl. 
Didymos  (Nr.  231). 

226.  Pap.  Oxyrh.  411  (21,6X18),  Blatt  aus  einem  Pergamentkodex, 
in  zwei  Kolumnen  auf  der  Seite  kalligraphisch  geschrieben,  nicht  später 
als  das  6.  Jahrh.  n.  Chr.,  wahrscheinlicher  noch  aus  dem  5.;  S.  31  ff. 

Leben  des  Alkibiades,  unbekannten  Verfassers,  viel  kürzer  als  die 
plutarchiscbe  Biographie,  und  ohne  jeden  historischen  Ertrag.  Nach  der 


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Friedrich  Blaß:  Literariache  Texte  mit  ÄnsschluB  der  christlichen  283 

Phrase  ta  fivtfr^pus  Z.  25  f.  (vgl.  Lnoian,  Plutarch  u.  a.)  erst 

in  der  Kaiserzeit  verfaßt.  Der  Text  ist  in  leidlichem  Zustande;  die  er- 
haltene Erzählung  reicht  von  den  Anklagen  gegen  Alkibiades,  als  er  nach 
Sizilien  ansfahren  sollte,  bis  zu  seiner  Flucht  nach  Sparta  und  dem  Rat, 
Dekeleia  zu  besetzen.  Hanptquelle  ist  Thukydides.  Beiträge  zur  Ergänzung 
KFuhr  Berl.  Phil.  Woch.  1903,  1476  f 

227.  Pap.  Oxyrh.  460  (10,8  X 10,2),  Teile  zweier  Kolumnen  in  Buch- 
schrift, aus  dem  Anfang  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.  oder  noch  etwas  älter;  S.  116f. 

Demosthmrs  ?t.  {ipijetjf  (V)  § 21  7u]jtgaKxai  bis  Kopm[vtKrv;  § 23 
TOVTCi)]v  ovu  bis  Lesarten:  leider  unerkennbar,  ob  xdllMTr«  ninfaxrat 

oder  (S)  nlnijtxmal  n;  dagegen  gleich  darauf  für  das  korrupte  ovd'tv  Sv 

ctixoig  iSöxti  (doxtt  Sauppe)  elvat  stark  abweichend;  ovdtv  «v  au]Toi;  xepj 

([-dos  »?>']  Hsg.).  Fuhr  in  der  Phil.  Woch.  1903  Nr.  47  hält  dies  für  die 
richtige  Lesart,  auch  Weil  im  Joum.  des  Sav.  1903,  p.  107  nimmt  xipSog 
an,  aber  mit  Soxei,  welches  in  der  Tat  notwendig  ist,  und  dann  ilvai  für 
^v.  Die  Stelle  ist  immer  noch  nicht  geheilt.  Dann  e/3ov[lovro,  nicht  ■^ß., 
und  in  § 23  t<p  ovtovs  tj[yovv]jTO  ohne  tlvai,  mit  8;  nach  jrlfo]v[£xrr)]|- 
goTosv  dooi[v  ist  für  etwa  6 Buchst,  vor  xvfioi.  Raum,  aber  man  sieht  nicht, 
was  dagestanden  haben  kCnnte;  auch  nicht,  was  zwischen  iitav  und  |s]v£;i', 
wo  für  etwa  3 Buchst.  Baum  ist. 

228.  Pap.  Oxyrh.  461  (7,5  X 5,5),  Fragment  vom  oberen  Teil  einer 
Kolumne,  geneigte  ünzialschrift,  eher  3.  Jahrh.  n.  Chr.  als  Ende  des  2.; 
8.  117  f. 

Demosthenes  n.  x.  axt<p.  (KV Ul)  § 7 n«p«10£]iv  bis  8 ibix]s  ldj'[ov. 
Lesarten;  vfiSiv  | Fxaor]os  statt  exorOros  vft&v.  iucipvlaxxxov  (qpol.  SL').  jrpoff- 
iiltttxo  für  nQoeSilrixat,  nicht  gut,  indem  das  entsprechende  noirjeixat  auch 
hier  steht,  aveov  mit  übergeschr.  e (iav  civ  unsere  Hdschr.)  ihov  | xal 
ogojiov,  übergeschr.  ]ov,  d.  i.  wohl  xoiv]6v  wie  bei  uns.  Im  Richtereide 
stand  dxfoaaofiai  Sfiolag  afKpoiv,  doch  auch  XXlA,  1 taoi  xal  xoivol  axfoa- 
xaL  Bei  dem  mäßigen  Zustande,  in  dem  die  Kranzrede  überliefert  ist  (wie 
die  zahlreichen  Abweichungen  unserer  Hdschr.  unter  einander  zeigen),  könnte 
dieser  Pap.  von  Wert  sein,  wenn  mehr  davon  da  wäre. 

229.  Pap.  Oxyrh.  462  (17,7x8,6),  Teile  zweier  Kolumnen,  Buch- 
schrift des  3.  Jahrh.  n.  Chr.;  S.  118 f. 

Domosthenes  n.  x.  oxiip.  (XVIII)  § 25  [txöUx  bis  26  govov  cA[l’; 
dann  27  y/yvo(v]ü’  bis  28  d>U[d  xC.  Die  Auslassung  von  xal  iov$  opxou$ 
oatoXttfxßävtiv  in  25  ist  ebenso  unmöglich  wie  die  von  ftiv  ovx  vor  cap’  T^g 
26  (soviel  muß  gefehlt  haben).  Sonst  stimmt  der  Text,  von  einem  kleinen 
Schreibfehler  abgesehen,  zu  dem  wie  er  jetzt  herausgegeben  wird  (auch  inl 
xovg  \x6novg  25,  was  S mu*  am  Rande  hat).  Diese  Handschrift  taugte 
jedenfalls  nicht  viel. 

230.  Pap.  Oxyrh.  459  (20,5X14,3),  Blatt  aus  einem  Buche,  Buch- 
schrift des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  also  für  die  Buchform  ein  sehr  frühes  Beispiel 
(vgl.  oben  202  Euripides);  S.  112  ff. 

Demosthenes  a«T ’./4piOToxpdrov$  (XXUI)  § 110  n/U/o]  xol  — 119  xov$ 


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284 


II.  Referate  nnd  Bespreclmitgen 


ö]w[o;xT{fvavTOfff.  Unsere  Hdschr.  variieren  hier  unter  sich  nur  unbedeutend; 
der  Papyrus  hat  einige  Abweichungen  mehr,  doch  nichts  Erhebliches:  § 111 
eo  vor  ävSfcg  'A&.  (om.  SO);  ohne  ufjtv  von  1.  Hand  (schlecht).  — § 112 
ttvev  Sc  für  ät'iv  yöp,  desgl.  schlecht;  ro  «fcwv  mit  F für  arriov.  — § 113 
^ovl{ea|[o^ori]  für  -ivca9ai  schlecht;  opov  ovSi  wie  vulg.  S).  — Bei  St’ 
oncf  noXXol  noXXdxig  xre.  beigeschrieben  die  Zahl  16,  wie  in  dem  Pap.  des 
Pherekydes  (Grenfell  Pap.  II,  11)  die  Zahl  6,  nach  den  Hsg.  um  den  Be- 
ginn eines  neuen  Abschnitts  zu  bezeichnen.  Sinnesabscbnitte  sind  indes 
weder  hier  noch  dort.  — x«i  vor  rö  rtapovro  zngefUgt;  kann  richtig  sein.  — 
§ 114  ohne  ngSg  ‘^/täg  (A)  nach  nifiiaav,  cnc  pr.  für  inttS^,  allein;  schlecht 
caciv  nach  noXcfuiv  zugefügt;  iaviä  (8  aSrä);  etvxov  (S)  gegen  vulg.  iav- 
Tov;  wp'  IovtJü  mit  A usw.  (fotvrov  S).  — § 115  SCxrjv  Sovvai  niit  S (dov- 
vat  Sixr/v  vulg.);  das  falsche  oze  nach  dem  2.  wie  alle  Hdschr.;  nach 
i^eiXc  zugefügt  Xiyc.  Lemma  imaroXal  allein  richtig  (Reiske;  Hdschr.  -1^).  — 
§116  Tozko  Hdschr.  und  1.  Hand;  roOio  toIwv  2.  Hand  schlecht;  eoopaxd- 
ttf  wie  Hdschr.  (lop.  Dindorf);  zwischen  ncia9rjzc  (so,  gegen  S)  und  tiSozcg 
wenigstens  von  1.  Hand  erheblich  mehr  als  xäxrivo;  vielleicht  (porot  nach 
ÜTtciv  statt  nach  tjvntp,  doch  ist  hier  die  Ijesung  überhaupt  unsicher.  Nach 
den  Hsg.  hatte  der  Pap.  gleich  darauf  beide  Lesarten  unserer  Hdschr.,  die 
richtige  ^iloxport^v  vom  Korrektor  und  die  falsche  ’hpixQÜrijv  ursprünglich; 
vgl.  aber  dazu  KFuhr  Berl.  Phil.  Woch.  1903,  1482.  — § 117  y’  <ul  erst 
vom  Korr,  eingefügt,  der  auch  nach  ßovXTjaovzm  das  (gegen  unsere  Hdschr.) 
wiederholte  äSixciv  tilgte.  Das.  iicv  (äv  Hdschr.),  lovrovl  mit  A (toütov), 
^ovlt;[«d]«  für  tl  mtezjg  ägieuv  wie  gewöhnlich  (ag^ag  mg.  S).  — 

§ 118  x«2  q>iXov  (om.  S)  von  1.  Hand,  aber  getilgt.  Es  müssen  nach  allem 
damals  (im  3.  Jahrh.)  die  Handschriften  dieser  Rede  den  unsrigen  fthnlich 
genug  gewesen  sein. 

231.  Berliner  Klassikertexte,  herausgegeben  von  der  Generalverwaltung 
der  Kgl.  Museen  zu  Berlin.  Heft  I.  Did.vmos  Kommentar  an  Demosthenes 
(Pap.  9780),  nebst  Wörterbuch  zu  Demosthenes’  Aristocratea  (Pap.  5008), 
bearbeitet  von  H.  Dicls  und  W.  Schubart.  Mit  zwei  Lichtdrucktafeln. 
Berlin  (Weidmann)  1904.  gr.  8.  LIII.  95  S.  Dazu:  Lichtdrucke  des  Di- 
dymos-Papyrus,  4 Tafeln,  daselbst  Die  Tafeln  sind  vortrefflich  ausgeführt, 
in  etwas  kleinerem  MaBstabe  als  die  der  Ausgabe,  aber  noch  besser. 

Eine  von  den  wichtigen  und  hoch  erfreulichen  Publikationen,  lehrreich 
nach  den  verschiedensten  Seiten  hin.  Der  Endo  1901  von  Dr.  Borchardt  in 
Kairo  als  Rolle  erworbene  Papyrus  mißt  in  der  Höhe  etwa  30  cm,  in  der 
Länge  das  was  zusammenhängt  90,  alles  was  überhaupt  da  ist  134.  Die 
Erhaltung  der  äußeren  Teile  der  Rolle  ist  wie  gewöhnlich  schlecht,  während 
die  inneren  gut  erhalten  sind:  zehn  breite  Kolumnen  in  einer  Folge,  mit 
nicht  allzuvielen  verwischten  oder  zerstörten  Stellen,  welche  letzteren  ver- 
möge der  Rollung  und  Faltung  einander  in  den  verschiedenen  Kolumnen 
merkwürdig  entsprechen;  aber  Kol.  I — V sind  nur  in  kümmerlichen  Resten 
da,  und  7 — 8 Kolumnen  fehlen  nach  der  Berechnung  der  Hsg.  überhaupt'); 


1)  Vielleicht  noch  mehr.  Die  Rede  X hat  große  Stücke  mit  VIII.  und  VI. 
gemeinsam,  die  also  schon  bei  dieser  erklärt  waren;  dann  aber  ist  für  die  Be- 
rechnung X nicht  als  länger  wie  IX  anzusetzen,  sondern  als  erheblich  kürzer. 


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Friedrich  Blafi:  Literariache  Texte  mit  Anucblafl  der  chrisUichezi  286 


d.  h.  wir  haben  im  ganzen  etwa  die  Hälfte  des  Papyrus.  Dieser  ist  opistho- 
graph:  Rückseite  Hierokles  oroiiiCtMUg,  eine  später  herauszugebende, 

nach  Diels  in  der  2.  Hälfte  des  2.  nachchristlichen  Jahrhunderts  rerfaBte 
Schrift.  Danach  ist  eine  obere  Zeitgrenze,  was  die  Rückseite  betrifft,  ge- 
geben; die  Hsg.  lassen  sie  auch  bald  darauf  beschrieben  sein,  die  Vorder- 
seite aber  eher  in  der  1.  als  der  2.  Hälfte  dieses  Jahrhunderts.  Die  Schrift 
auf  dieser  ist  eine  Halbunziale,  mit  ziemlich  rielen  Abkürzungen  und  notae 
(s.  das  Verzeichnis  S.  2 f.);  die  Kolumnen  breit,  die  Zahl  der  Zeilen  an- 
fänglich über  70  und  auch  nachher  noch  über  60;  der  ganze  Papyrus  er- 
innert einigermaBen  an  den  des  Aristoteles,  und  ist  nach  den  Hsg.  ganz 
wie  dieser  eine  Privatabschrift,  nicht  ein  füj'  den  Verkauf  angefertigtes 
Exemplar.  Die  Unterschrift  in  der  letzten  (15.),  nur  zum  geringeren  Teile 
ausgefUllten  Kolumne  lautet:  //tdvpov  | mpl  Jtjnoa9ivovg  | xri  | <I>ilunnix&v 
y I 9 IlokX&v  St  avSifig  ’A9i]vaüii  | i x«l  anovdccia  vofii^wv  | l[ö]  "Ott  fiiv 
St  SvSftg  ’A9rjvaUn  0lUnmtg  | iß  Tltfl  (liv  tov  nagövrog.  Zd  diesen  vier 
Reden  also  (IX.  X.  XI.  XHI  bei  uns)  war  in  dieser  Rolle  der  Kommentar 
enthalten  (zu  IX  fehlt  er  jetzt  bis  auf  ein  kleines  Stück,  Kol.  I,  1 — 25); 
in  zwei  vorhergehenden  der  zu  I — IV.  V — VHI,  also  wie  Z.  4 bezeichnet 
ist,  zu  den  philippischen  Reden  insgesamt  in  3,  und  zum  ganzen  De- 
mosthenes nach  Z.  3 in  28.  Die  Hsg.  untersuchen  auf  S.  XXI  ff.  etwas 
zu  subtil,  wie  mir  scheint,  was  für  ein  Corpus  der  demosthenischen  Reden 
dem  Didymos  Vorgelegen,  und  wie  er  geordnet  und  verteilt  haben  könne: 
für  die  avfißovltvuxoi  ergibt  sich  ja  hiernach  von  selbst  eine  Ordnung  in 
4 Tetralogien  (die  4.  = Rede  XIV — XVTI);  aber  dann  kommen  XVin.  und 
XIX.  mit  ihrer  ungebeuem  Länge,  und  wenigstens  für  den  Kommentar  ist 
da  keine  Möglichkeit  mehr,  an  der  Vierzahl  festzubalten.  Diels  deutet  auch 
(S.  XXIII)  die  Zahl  28  ganz  anders:  nicht  Bücher  des  Kommentars,  son- 
dern kommentierte  Reden,  und  da  hierfür  die  Zahl  weitaus  zu  klein  ist, 
so  läBt  er  auBer  dieser  Abteilung  von  28  noch  eine  zweite  der  Reden  und 
des  Kommentars  gemacht  sein.  Viel  einfacher  ist  es  doch,  mit  8.  XVIII 
28  Bücher  des  Kommentars  anzunehmen*):  also  4 für  die  öup/Jovizvrtxof, 
dann  für  XVm.  XIX.  XX.  XXI.  XXUI.  XXTV  je  ein  Buch,  wenn  nicht  für 
XVIH.  XIX  je  zwei;  demnach  ist  schon  klar,  daB  die  Zahl  28  heraus- 
kommen konnte,  wenn  auf  2 — 3 der  übrigen  Reden  ein  Buch  kam,  und 
dann  noch  je  eins  auf  die  Proömien  und  auf  die  Briefe,  über  die  Ordnung 
der  Beden  und  der  Kommentare  erhellt  nur  so  viel,  daB  sie  nicht  die  jetzt 
übliche  war:  Kommentar  zur  Kranzrede  wird  XU,  36  f.  41f.  als  geschrieben 
und  vorausgehend  zitiert  (dcdrjAtuxagei',  tlftjTai),  die  philippischen  Reden 
kamen  in  dem  Kommentare  vielleicht  erst  gegen  Ende,  aus  welchem  Grande 
immer,  und  bildeten  eine  besondere  Abteilung  der  Kommentare  mit  be- 
sonderem Titel  und  besonderer  Numerierung,  etwa  wie  bei  Appian  die 
''EfupvXia.  Eine  genaue  Rekonstruktion  des  Werkes  ist  unmöglich,  imd 
über  Didymos’  Corpus  des  Demosthenes  wissen  wir  vollends  nichts,  auBer 
daB  auch  das  Unechte  mit  darin  gewesen  sein  wird  (sicher  XI.  und  LIX. 


1)  Mein  Kollege  Wilcken  macht  mich  darauf  aufmerksam,  dafi  wenn,  wie 
hier,  fünf  Zahlen,  die  sicher  Ordinalzahlen  sind,  mit  einem  Strich  darüber  ge- 
schrieben sind,  die  sechste  (28)  ohne  Strich  geschriebene  kanm  Ordinalzahl  sein 
kann,  sondern  Kardinalzahl  sein  wird. 


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286 


n.  R«feT»te  imd  Besprechungen 


U8W.),  und  eine  jetzt  verlorene  Rede  %crca  Miiovzos  (Harpokr.  diKÄTsntiv). 
Eine  andere  in  der  Einleitung  erörterte  Präge  ist  die,  ob  der  Kommentar 
zu  den  philippischen  Reden  hier  in  seiner  Vollständigkeit  oder  nur  ex- 
zerpierend gegeben  wird.  Der  zu  XI  besteht  aus  folgenden  Stücken:  Ein- 
leitung Aber  die  Zeit;  zu  SgpatStiv  § 2,  zu  NIkuui  § 4,  zu  aKOfmdiovrai 
§11,  über  den  ehemaligen  Tribut  Makedoniens  an  Athen  § 16,  über  die 
Verwundungen  Philipps  § 22.  Viel  dürftiger  noch  ist  der  zu  XHI:  Ein- 
leitung Ober  die  Zeit,  wozu  bereits  die  Stelle  über  die  6gydg  § 32  ange- 
zogen wird;  dann  wird  über  diese  noch  erklärend  gehandelt,  auch  weshalb 
Demo.sthenes  xovg  KaxaQÖTovg  Miyaglag  sage,  und  damit  ist  der  Kommen- 
tar über  eine,  nach  Didymos’  Meinung  echte,  Bede  von  36  Paragraphen 
bereits  zu  Ende.  Gleichwohl  wird  gerade  hier  es  doch  ausgeschlossen, 
daß  ein  bloßes  Exzerpt  aus  einem  vollständigeren  Kommentare  vorliege; 
denn  nach  Erörterung  der  Zeit  heißt  es  XIII,  62  ff.  weiter:  ^rytilxai  d'  iv 
xä  loym  ovSiv,  o,xi  fiii  Xöyov  xivhg  Iv  xoig  ngh  xov  xixtvyiv.  8/uog  iitfl 
T^S  SfydSog  ilg  ßgaiv  irjXtoxiov.  Ein  gutes  Stück  der  Rede  ist  nämlich 
auch  in  XXIII  enthalten,  und  der  Kommentar  zu  XXIII  ging  voraus;  Ober 
die  Theorika  aber,  die  das  eigentliche  Thema  bilden,  mußte  zu  den  oljn- 
thischen  Reden  gehandelt  sein.  Also  hier  scheint  wirklich  nichts  zu  fehlen 
(obwohl  von  Rechts  wegen  über  0ltta<lCovg  ox'  i^iittoov  %xi.  XIH,  32  zu 
reden  gewesen  wäre),  und  wenn  nicht  hier,  warum  in  dem  Kommentare  zu 
XI?  Denn  auch  Halos  (§  1)  kommt  in  XIX  vor,  und  XIX  war  vorher 
kommentiert.  Der  Hsg.  vermißt  nun  freilich  auch  in  X zu  ’Avxg&vag  § 9 
eine  Erklärung,  welcher  Ort  Thessaliens  nur  hier  bei  Demosthenes  vorkommt. 
Aber  die  Erklärung  hierzu  kann  sehr  wohl  in  den  zerstörten  ersten  Ko- 
lumnen gestanden  haben.  Und  aus  den  Widersprüchen  und  der  Konfusion 
möchte  ich  doch  schlechterdings  nicht  auf  Exzerpt  schließen,  d.  h.  Exzerpt 
eines  andern  aus  Didymos;  auf  Exzerpt  des  Didymos  aus  andern  immerhin, 
und  das  tut  auch  der  Hsg.  S.  XXXII  ff.,  wonach,  was  XV  f.  gesagt  ist,  zu 
berichtigen  sein  wird.  Also  der  ursprüngliche  Kommentar  des  Didjrmos  zu 
Demosthenes  hat  wohl  wirklich  so  ausgesehen,  und  man  darf  den  Gram- 
matiker danach  beurteilen.  Nur  das  liegt  am  Tage:  die  Handschrift  ist 
liederlich  gemacht  und  wenig  korrigiert;  außer  kleinen  Lücken,  die  un- 
zweifelhaft da  sind,  mögen  auch  größere  da  sein.  Einmal  (VUI,  54)  ist 
ein  Raum  von  10  Zeilen  leer  gelassen,  doch  weil  das  Original  hier  be- 
schädigt war;  es  fehlt  eine  Belegstelle  aus  Philochoros  oder  irgend  wem 
sonst  (<sa<plg  61  xoCxo  noirjOH  — geht  vorher).  Aus  dem  Original  werden 
auch  die  Kolumnentitel  übernommen  sein,  die  (in  praktischer  und  auch  uns 
geläufiger  Weise)  über  der  Kolumne  stehend  den  Inhalt  derselben  angeben. 
Die  Schrift  ist  hier  nachlässiger  und  mehr  kursiv,  doch  kann  (S.  XI)  der- 
selbe Schreiber  angenommen  werden. 

Der  Ertrag  für  Demosthenes  an  neuen  Lesarten  ist  unbedeutend  (nur 
hier  kann  man  von  unbedeutendem  Ertrage  reden).  Dabei  sind  die  Lemmata 
aus  den  Reden  ziemlich  zahlreich  und  ziemlich  lang;  auch  ein  sonstiges 
Zitat  findet  sich  gleich  in  Kol.  I,  8 ff.,  aus  Coron.  79  xal  nQäxov  fuv  xi^v 
tig  ritXoTtövvxjaov  xxi.,  arg  verstümmelt.  Indes  erkennt  man  deutlich  (auch 
im  Faksimile)  ttg  ISlpiöv  statt  iix'  'Slfiöv,  und  ebenso  lnti6i\  ixiivog  xvquv- 
rojuj  r[o]yTotj  (a  Obergeschr.)  t[ot]fs  (unsere  Hdschr.  rup.  vor  ix.). 
Bei  den  Lemmata  aber  ist  Verdacht,  daß  sie  von  den  Schreibern  an  den 


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Friedlich  Blaß;  Litetariiche  Texte  mit  Aatechloß  der  chriitlichen  287 

gewChnlichen  Demosthenestext  angeglichen  sind.  NSmlich  VI,  66  steht  ein 
Lemma  aus  X,  34,  und  dazu  VII,  1 die  Erklärung  mittels  Hyperbaton, 
wozu  ein  großer  Teil  der  Worte  wiederholt  wird,  und  da  weicht  nun  der 
Text  in  der  Wiederholung  4 mal  von  dem  im  Lemma  ab:  mal  iv  ’Eyßcncc- 
vois  Erkl.,  = F,  xol  ’Eyß.  Lemma  wie  S usw.;  ini  xais  Wpoig  Erld.  = 
Hdschr.,  iv  r.  L.;  av^avofUvov  Erkl.  Hdschr.,  ui^onivav  L.,  und  wenn 
alles  dies  Zufall  sein  kann,  schließlich  fiijdc  Uyovxa  Erkl.,  £Uo  n Uyovza 
L.  = Hdschr.  Dies  iifjäh  iiyovxa  (nebenbei  auch  av^o/Jvov)  halte  ich  fUr 
einzig  richtig;  in  das  Lemma  aber  kann  das  falsche  aUo  rt  I.  nur  aus  den 
gewöhnlichen  Texten  hineingetragen  sein,  ein  Vorgang,  der  sich  ja  auch 
anderswo  wiederholt  Da  ferner  VII,  10  in  der  Erklärung  &no^irifpCaae&ai 
gebraucht  ist,  und  so  FYÜ  für  liea9e  der  andern  haben,  so 

möchte  man  gegen  das  Lemma  den  Aorist  als  Didymos’  Lesart  vermuten. 
Immerhin  stellen  auch  so  die  Lemmata  sehr  alte  Zeugnisse  für  den  Text 
dar;  Hamni«  also,  sagen  wir  im  1.  Jahrhundert,  scheint  in  diesen  Beden  der 
Text  unserer  Hdschr.  schon  dagewesen  zu  sein.  Was  die  einzelnen  Hdschr. 
betrifft,  so  stellt  sich  das  Zeugnis  nach  S.  XLIV  folgendermaßen:  Imal 
mit  F gegen  AS,  2mal  mit  SA  gegen  F,  5mal  mit  AF  gegen  S,  7mal 
mit  8 gegen  AF. ')  Neu  und  schlecht  sind  einige  Kleinigkeiten;  neu  und 
gut  mfuifyäite^t  XIll,  7 und  das  Erwähnte  aus  X,  34  (aü|o/tfvov  wegen 
des  beseitigten  Tribrachys;  D.  hat  und  -äviiv).  In  XHI,  7 möchte 

om  tuntatuväl^ia&e  einfach  durch  Homoioteleuton  ausgelassen  sein;  ob  X,  70 
ifytidt)  stand  statt  ^ilahiov,  ist  mir  trotz  Diels  fraglich,  wiewohl  das  t 
auch  im  Faksimile  deutlich  scheint.  Aber  für  die  sog.  höhere  Kritik  de.s 
Demosthenes  springt  auf  einmal  die  überraschende  Tatsache  heraus,  daß 
die  Bede  gegen  Philipps  Brief  von  Anaximenes  ist  und  „fast  wörtlich“  in 
dessen  Geschichtswerk  stand;  so  erklärt  sich  freilich  alles,  und  das  bisher  nur 
negativ  gelöste  Problem  ist  nun  auch  positiv  gelöst.  Die  Sache  steht  bei 
Didymos  schon  in  der  Kolumnenüberschrift  bei  Kol.  X:  ou  ’AvaitfJvov; 
lativ  6 I6yo$,  dann  aber  kommt  sie  XI,  lOff.  so  nebenbei  nach  breiter 
anderweitiger  Erörterung  heraus:  xcd  tiaiv  oi  t/xtaiv  'Ava^iftivovs  ilvat  tov 
ylan^iaxrivov  Tijv  aviißovltjv,  vvy  besser  Tavx(tjv),  d[tb])  iv  tg  ißäd/tj] 

xä>v  (PiXiniux&v  iUyov  d(iv  yffuymaaiv  avxoig  ivuxäx&ai~  Das  sieht 

so  aus,  als  wenn  man  meinte,  der  wirkliche  Verfasser  dieser  von  Demosthenes 
gehaltenen  Bede  sei  Anaximenes,  und  dieser  habe  sein  Autorrecht  durch 
Aufnahme  in  sein  eigenes  Geschichtswerk  gewahrt.  So  mag  Didymos  sich 
diese  Meinung  gedacht,  und  schon  deshalb  auf  diese  Notiz  nicht  viel  ge- 
geben haben.  Daß  die  Bede  bei  Anax.  stehe,  war  ja  einfach  zu  kon- 
statieren und  gewiß  auch  für  ihn  Tatsache,  darum  indes  konnte  sie  immer- 
hin auch  umgekehrt  echt  demostbenisch  sein:  warum  sollte  nicht  Anax. 
die  echte  Bede  genommen  haben?  Aber  diese  Akrisie  trifft  nicht  Didymos’ 
Gewährsmänner,  die  auch  das  richtig  konstatiert  hatten  (7  ff.):  imoxonriaeuv 
6’  uv  xig  ovx  iatb  exonoi  avftmgpofija9ui  xb  XoylStov  ix  xtvt>v  Jtmoe&ivovg 
■itifciyiiax^fi^v  imavvxe9iv  (nämlich  aus  den  echten  phUippischen  Beden), 
und  die  ferner  einige  undemosthenische  Ausdrücke  tadelten:  öppcsdciv  § 2 


1)  Ich  rechne  etwas  anders,  wonach  aber  das  Übergewicht  von  S das  gleiche 
bleibt:  Smal  mit  F gegen  AS,  12mal  mit  SA  gegen  F,  lOmal  mit  AF  gegen  S, 
4 mal  mit  S gegen  AF,  6 mal  mit  FS  gegen  A. 


V 


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288 


n.  lUferate  nnd  Begprechongen 


(Z.  14  ff.)  und  jedenfalls  auch  0xopax/^co9a<  § 11.  Wer  dieser  Kritiker 
sonst  gewesen  sein  könnte,  als  Caecilius  von  Kalakte,  weiß  ich  nicht; 
Dionysios,  Libanios  usw.  beruhigen  sich  trotzdem,  muß  man  annehmen,  bei 
einer  ähnlichen  naiven  Annahme  wie  Didymos.  Wir  werden  jetzt,  wie  Aber 
Vn  (mit  Caecilius  gegen  Dionysios)  HrH^irTTTüY,  so  über  XI  ANAHI- 
MENOY^  setzen,  und  die  Rede  unter  Anaximenes’  Fragmenten  bringen, 
nnd  dessen  Stil  mit  nach  ihr  beurteilen,  nnd  untersuchen,  ob  dieser  Ver- 
fasser auch  die  Tijvri  ’AlllavS^ov  geschrieben  haben  kann,  usw.  Und 

da  für  die  Rede  auch  die  des  Hegesippos  kompiliert  ist,  so  scheint  Bethe 
recht  zu  haben,  daß  die  Sammlung  der  philippiscben  Reden  (wenigstens 
I — IX)  schon  in  Athen  gemacht  ist,  und  noch  zu  Demosthenes’  Lebzeiten 
oder  gleich  nach  seinem  Tode.  Nun  wird  aber  Anaximenes,  wie  er  den 
Demosthenes  reden  ließ,  auch  den  Philipp  haben  zu  Worte  kommen  lassen, 
mittels  einer  Wiedergabe  seines  Briefes,  wie  sie  ihm  paßte.  Dieser  Brief 
steht  ja  in  unserm  Corpus,  als  Nr.  XII,  und  wird  in  dieser  Form  jetzt  als 
echt  anerkannt;  Didymos  aber  zitiert  X,  24  ff.  den  Schluß  in  einer  anderen, 
breiteren  Fassung,  nach  meiner  Meinung  eben  der  von  Anaximenes  ge- 
gebenen: Tt^owoQjQVTiov  ovv  vfiüv  xul  iut  ivliaßiiav  fiälXov  Ini- 

rt&tfiivav  xal  Stä  tikovg  <n[;^)  | fiüXiexa  Xfay/iancvofUvav  xa- 

[*]*[?  (^tmy  wird  angegeben;  im  Faksimile  nicht  klar)  | .l.rt..  ifih 
Äo[«efv  t6]v  Ttföuqov  ^[pös  . . . („euch  Wohltaten  erwiesen  habe“);  der 
Rest  arg  verstümmelt  Ferner  wird  aus  demselben  Briefe  schon  vorher 
(IX,  46)  eine  Erwähnung  des  Pheräers  Aristomedes  angeführt,  die  sich  in 
unserer  Fassung  nicht  findet;  sehr  wohl  aber  konnte  etwa  § 5,  wo  von  den 
Plünderungen  des  athenischen  Strategen  Kallias  am  pagasäischen  Meerbusen 
die  Bede  ist,  von  dem  Historiker  ein  thessalischer  Helfer  des  Kallias  er- 
wähnt werden. 

Sonstiger  literarhistorischer  und  historischer  Ertrag:  I,  13  ff.  Zitat  aus 
Pbilochoros  über  die  Befreiung  von  Oreos  342;1  und  von  Eretria  341/Ö. 
Die  Sachen  und  Daten  schon  bekannt;  aber  jetzt  einzelnes  genauer.  Fernere 
Zitate  aus  Philochoros:  (1,29  ff.  53  ff.  zerstört;  69  ff.  aus  Dionysios  bekannt) 
VII,  17  ff.  über  den  ,,antalkidischen“  Frieden,  aber  unter  Ol.  97,  1 392/1, 
in  welchem  Jahre  die  ergebnislosen  Friedensverhandlungen  stattfanden,  an 
denen  Andokidos  teil  hatte.  Antalkidas  indessen  (Schreibung  hier  ’Avrial- 
xlöov,  VH,  67  Avxakxlöov^  zweifelhaft  19;  Diels  ist  für  die  auch  sonst 
zuweilen  bezeugte  Form  mit  t,  als  lakonisch  und  von  üvrfo;*))  hatte  schon 
damals  seine  Unterhandlungen  gepflogen,  und  der  König  nach  Andok.  UI,  15 
seine  Willensmeinimg  erklärt,  und  da  nun  gesagt  wird,  die  Athener  hätten 

1)  So  lese  ich  im  Faksimile  ziemlich  deutlich.  In  der  Ansg.  ist  transkribiert 

AIATCAÖ  .(<).,  und  dies  ergänzt  zu  iitntloivra*,  obwohl  doch  nach  S.  2 Ö ovg 
ist  nicht  ovv.  Aber  der  Strich  möchte  zur  vorigen  Zeile  gehören  und  einen  Teil 
des  £ gebildet  haben,  welcher  durch  Auseinanderziehen  der  Fasern  in  dieser 
Gegend  von  dem  andern  Teile  des  Buchstabens  etwas  getrennt  ist,  ebenso  wie 
das  Y von  dem  O jetzt  etwas  zu  weit  absteht. 

2)  Die  Späteren  sind  freilich  im  Gegensätze  zu  den  Klassikern  sehr  geneigt, 

den  Vokal  in  der  Komposition  zu  belassen,  sogar  xtTfa-ägyrjs;  so  auch  bereits  im 
Timotheos-Papyrus  V.  116  Es  war  das  vielleicht  mehr  Sache  der 

Schreibung  als  der  Aussprache;  bei  Tim.  ist  auch  ixavaiffvydiiixog  geschrieben, 
aber  natürlich  nicht  zu  sprechen. 


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Friedrich  BlaB;  Literariecbe  Texte  mit  AnsschluB  der  christlichen  289 

den  Frieden  nicht  angenommen,  so  ist  also  wirklich  von  den  Vorg&ngen 
von  392/1  die  Rede,  und,  wie  es  hier  weiter  heißt,  ist  Ändokides  samt 
seinen  Mitgesandten  Epikrates,  Kratinos  und  Eubulides  auf  Kallistratos’  An- 
trag flüchtig  geworden  (wofür,  was  And.  betrifft,  auch  bisher  schon  Zeug- 
nisse Vorlagen).  Dann  muß  das  die  Gesandtschaft  sein,  von  der  Demosthenes 
XIX,  276  ff.  unter  Nennung  des  Epikrates  spricht;  denn  weder  gegen  diesen 
Epikrates  noch  gegen  Ändokides  und  Genossen  fand  ein  Gerichtsverfahren 
statt,  sondern  das  Volk  verurteilte,  und  sie  wurden  gleichmäßig  flüchtig  (ix- 
ntativ  Dem.  280).  Aus  dem  Psephisma  gibt  Demosthenes  Auszüge,  die  sich 
jetzt  deuten  lassen.  Für  Ändokides’  3.  Bede  ist  nunmehr  auch  die  Zeit 
endgültig  bestimmt,  und  zwar  hat  KFuhr  Recht  behalten,  dem  auch  ich 
(A.  B.  1’  294)  gefolgt  bin.  Hervorzxiheben  ist  noch  der  authentische  Aus- 
druck aus  dem  Briefe  des  Königs:  die  asiatischen  Hellenen  iv  ßaaiUiog  oixa 
nävxac  tlvat  avvvc/itjfüvovt,  vgl.  Demosth.  XV,  5 von  den  Ägyptern:  iv 
dpjg  ixtivov  fuiugiöfjvovs.  — Philochoros  über  397  und  394,  Z.  35 ff., 
zerstört  bis  auf  den  Schluß,  wonach  bei  Knidos  50  spartanische  Schifie 
genommen  wurden.*)  Z.  65 ff.  Ph.  über  den  Frieden  von  374,  ohne  wört- 
liches Exzerpt.  VIII,  16  ff.  Ph.  über  344/3,  Gesandtschaft  des  Perserkönigs 
nach  Athen  (neu!),  sicher  (wie  auch  Did.  erklfirt)  die  von  Demosth.  X,  34 
gemeinte.  Die  Hsg.  erg&nzen  hier  schwerlich  richtig;  lieber  so:  (ßaaiUmg) 
äiuriivxos  T^v  [gxljfai'  (nicht  [’Aa](av)  [iia(tivu]v  eavxä  xijv  rnnftoiav,  ant- 
xp/vcrro  (-VT0  verm.  Diels)  [roff  n](}iiißtaiv  diaft«[vcrv]  ßaaiU[C 

xi)v  9(l]fotv  (Hsg.  wieder  ’Aalav),  iav  (li)  ßadiktvg  in[l  tö$]  'ElktjvlSag  [fgij 
noktig.  Didymos  bezeichnet  die  Botschaft  des  Königs  als  deutlich  entgegen- 
kommend, was  bei  der  Ergänzung  der  Hsg.  keineswegs  der  Fall  ist.  — 
X,  53  ff.  über  die  Wegnahme  der  Getreideschiffe  durch  Philipp  340,  gut 
erhaltenes  Zitat  aus  Ph.;  die  Tatsachen,  auf  die  Dem.  nur  anspielt,  werden 
jetzt  erst  klar.  XI,  37  ff.  Ober  Philipps  Gesandtschaft  nach  Theben  339, 
vgl.  Dionys,  ad  Amm.  1,  11;  die  Zitate  des  Did.  und  Dionys,  aus  Philoch, 
ergänzen  einander.*)  — XIII,  46  ff.  Ph.  (verdorben  ^dodcopos)  über  den 
Auszug  gegen  den  Megarer  350/49  wegen  der  dfyäg,  und  den  erfolgten 
Ausgleich.  Auf  den  Auszug  spielt  Dem.  III,  30  als  geschehen  an,  Xm,  32 
als  nicht  geschehen  und  unnütz  beschlossen;  dieser  letztere  Beschluß  muß 
also  früher  fallen  (nach  mir  A.  B.  III,  1*  399  in  353/2,  was  in  der  Anm. 
der  Hsg.  zu  Z.  59  irrtümlich  auf  die  Bede  bezogen  wird).  — Anderweitige 
Zitate:  IV,  1 ff.  Dekret  der  Amphiktyonen,  worin  die  Messenier,  Mega- 

lopoliten  und  noch  eine  3.  Gemeinde  ( axoig  im  Dativ,  kaum  richtig 

gelesen)  für  (vtpycrat  xov  &eov  erklärt  werden;  wohl  gleichzeitig  mit  Phi- 
lipp, über  dessen  Ehrung  das  Dekret  nach  der  verstümmelten  Einführung 
wohl  sicher  handeln  sollte  und  doch  nicht  handelt;  es  kam  dem  Didymos 
aber  auf  nichts  als  auf  den  Titel  cvcpyfrtjs  an,  da  er  zweifellos  hier  Dem. 
X,  31  erläutert:  oD;  ßaathiig  . . citQy'ixag  vntlltjqxv  iavxov.  Eben  dazu 
dann  Zitat  Aristoteles  im  3.  Buche  der  vdfujta  (wie  es  scheint)  Ober  die 


1)  Z.  16ff.  von  der  Verwerfung  des  Friedens:  dll«  xal  n&v  | xoi>v[avtlov  io- 
xoi'aov]  aixots  i[xe]mtavxo  d]vo[)iov,  tiX6\x-  sri.?  Die  Hsg.  ixoSöiav 
ttixotg,  ohne  Er^inzung  nach  intäa.;  zu  xaf\ttvoiior  vgl.  das  spätere  waelgvopoei'. 

8)  Z.  64  doch  xäX]iv  wie  66,  nicht 

S)  Z.  46  jedenfalls  nafuSidävta  xufä  (ri  S6yna  xäb»  ’Ap^ixr.)  in  xuf.  xctzu 
za  emendieren. 


r 


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290 


n.  Beferate  and  Besprechnngen 


Skythen,  zerstört.  — FV,  59  ff.  höchst  ausführliche  Exzerpte  über  Hermias 
von  Atameus,  auf  den  D.  § 32  anspielt.  66  ff.  ungünstige  Schilderung 
desselben  bei  Theopomp  im  46.  B.  der  Philippika,  langes,  aber  schlecht 
erhaltenes  Zitat;  Schluß:  «väaTtaazo;  d>;  ßaaikia  yfvdftEi'o[;  nArfsT(t;v)]  rc5( 
aüftau  i\noiitCvag  äi'a[ciavp(i>]'üc>s  t[Öv  ßiov  V,  21  ff. 

derselbe  iv  xrji  np6$  <I>llu7C7iov  frrtarolf/i  (unbekannt);  das  wörtliche  Zitat 
scheint  mir  erst  bei  xerl  ßäfßafog  24  zu  beginnen;  vorher  naQtatuvaexo 
nagä  xotg  iö^av  faTo[pS(,  — — , o]iU)j(?)  dt  xafltig  *«i  9>U[d- 

0o<p]o;  (so  lieber  als  9il[dftov0jo$,  mit  1 Buchst,  zu  viel)  ytyovcag.  Dies 
Fragment  ist  in  sehr  kräftigen  Antithesen  gehalten;  in  der  3.  möchte  das 
zu  der  Ankündigung  des  Gottesfriedens  durch  die  Eleer  Parallele  nichts 
anderes  als  die  Würde  eines  cvt^ixtjg,  also  tvtp[/t0l«  (Demosth.  20,  60) 
bei  irgend  einem  namhaften  Staate  gewesen  sein.  Man  füllt  mit  ivtfytelag 
t(i)i')  allein  noch  nicht,  aber  viel  Raum  ist  auch  nicht;  [XI|ül)N]  würde 
angehen.  Weiter  von  Th.  das  27.  {ißSöiiiji  xol  tfx.)  Buch  der  Philippika 
VIII,  61  ff.,  über  den  philokratischen  Frieden;  vgl.  XIV,  56  ff.  aus  dem  26 
(x;)  Buche  über  denselben;  hier  wird  ein  Satz  aus  einer  Bede  des  Philo- 
krates  für  den  Frieden,  dort  einer  aus  einer  Bede  des  Aristophon  gegen 
den  Frieden  mitgeteilt.  Daß  Aristophon  damals  gesprochen,  ist  unbekaimt, 
aber  nicht  unmöglich.  Dann  wird  noch  das  48.  B.  der  Phil,  über  Aristo- 
medes  von  Pherai  zitiert,  IX,  47  ff.,  aber  nicht  ausgeschrieben;  X,  49  f. 
Notiz  über  die  im  J.  340  gekaperten  Schiffe,  nicht  wörtlich  und  ohne  An- 
gabe des  Buches;  XI,  43  ff.  über  Philipps  Verwundung  vor  Methone,  aus 
dem  4.  Buche  der  Philippika,  ebenfalls  nicht  wörtlich.  — Weiteres  über 
Hermias  von  der  günstigen  Seite:  V,  52  ff.  stark  zerstört  und  auch  der  Autor- 
name verloren  (nicht  Anaxiroenes,  s.  VI,  60  ff.).  Kallisthenes  in  einer 
eigenen  Schrift  (avyypapiidj  ii,  viell.  lyTuofiiov]  xi)  über  ihn;  Anfang  wohl 
ov  fiövov  TO([ovro;  fiv  3>v  nöppei  (oder  ixxig)  tö»']  xtvdvve»',  öiUd  xai  nltj- 
elov  [avT&v  ycvöiuvog  ejpoios  o»'  öiaxiXti,  xai  nolii  xoi  9>av(p<»r{po]v 

{dtoTU  «Ütm  [rör*  xov  nfy]xo[»'J.  of  | ftlv  yccf  ßäf/ßafoi 

•fffci)poüv[i£s  (oev  O geschr.)  l^inXryxxovxö]  lijv  avSqelav,  6 [dt]  (y[öp  Hsg.) 
^<I»l[ti){  3ia  xiXo(vg)  ovötv  voj  hi(/ov  all’  ^ TOtij  avioüs  X6- 

yovg  dxovuv,  «/aöütlj  xxi,  (VI,  8 möchte  ich  dtxdfcov  lesen).  Dann  VI, 
10  ff.  fitv  ovv  Toutvri;  { fUX(fi6x7jg  vn>jp[|f  (Hsg.)  napjd  räv  napaj- 

do$[oTdrij  xai  nolv  napcc  TÖjt>  x&v  ßafßccfoiv  | Tpd[m>v'  o/uog  de  T]e>l[fvt^at(jv 
pfll[a)]v,  <2>(l([[i'ov?  (<7>4li|n7cav  Hsg.  mit  nicht  wahrscheinlicher  Trennung) 
TXfig  favr]6v  [tioxal|t<räptvo$  aUo:'  [re  | ifivjja9rj  xai  fn]fcx[i;tpfif  aöjrdii  np6; 
ro[üj  (p]f[louä  T£  xai  tjiai'potis  (schon  Hsg.)  [tnio|ifUtiv  (desgl.)  üs  ovdiv  j 
[ävältov  trjrj  <piXoao<pial  g erd’  ajaxT/fcov  (Hsg.)  äutneTXfayfievog.  Aus  der- 
.selben  Schrift  noch  VI,  55  ff.  über  den  Tod;  mit  airtdv  t[Jayayfjv  hat 
Wilamowitz  gewiß  das  Richtige  getroffen.  — Das.  19  ff.  der  Puan  des 
Aristoteles  auf  Hermias;  Text  nicht  minder  korrupt  als  bei  Athenäus 
und  Diogenes;  doch  wird  Wilamowitz’  Konjektur  iact9di/axov  (eig  d9.  Diog.) 
glänzend  bestätigt.  Schwierigkeiten  machen  besonders  V.  9 ff.  (hier  Z.  28  ff), 
bei  denen  soviel  aus  der  gesamten  Korapositionsart  des  astrophiscben  Gedichtes 
(nach  dem  Prinzip  des  Entsprechens  des  Benachbarten,  s.  zu  Nr.  197)  von 
vornherein  feststeht,  daß  zweimal  dieselben  Rhythmen  sein  müssen  (wie  auch 
bei  den  Hsg.  beinahe  der  Fall).  £oi>  y ivexev  xai  6 ^iog  (^6IÜC,  vor- 


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Friedrich  Blaß:  Litenxische  Texte  mit  AosschluB  der  christlichen  291 

her  schrecklich  entstellt  C[Hsg.  OJOYFENEIOCO,  besser  Ath.  Diog.) 
'Hgaxlifj;  (-xler/g  Diog.)  yitjdag  xe  xdpoi  = nokk’  ävixkaoav  (Jn’y  (Hsg.  mit 

Früheren)  t^oig  [ömgjjt'jtovttg  adv  devafuv,  w_?  Die 

Hsg.  nach  Ath.  (D.)  adv  dyftvovxig  d. , mit  denselben  Rhythmen;  Pap. 

c;covte[$  dvvu]p<v,  nach  den  Hsg.  adv  Siinovxeg,  worin  ein  Glossem 

stecke.  Oder  es  steckt  in  dypeOovies.  V.  1 ßforiioi  Pap.,  was  mir  richtig 
scheint:  yi^iru  jiokv/to-  = -x^t  yivii  ßforim,  wie  xäk-  = -ktoxov 

ß/(oi;  V.  4 Pap.  wie  die  anderen  Zeugen  ^i/kcorog  mit  ij,  vgl.  Bacchyl.  — 
Epigramm  des  Ar.  auf  Hermias  (Diog.)  36  ff ; Spottepigramm  des  Theo- 
kritos  von  Chios  gegen  Arist.  und  Herrn.  (Diog.,  Euseb.)  43  ff.,  zurück- 
geführt  auf  BP  . . tü  . (wpl  öfoxpfrov)  wie  bei  Diog.,  wo  der  Name  l4fi- 
ßfvav,  die  Lesung  des  Pap.  tührt  nicht  sowohl  auf  B^iiiav  (Hsg.)  als  auf 
Bptiauv.  In  V.  3 scheint  der  Pap.  (ivtjiia  gehabt  zu  haben,  ganz  gut;  in  3 
hat  er  besser  o;  yaaxQog  ripräv  dvog[ov  rpiiatv,  wo  Eus.  ö$  dtd  xijv  dxporr^ 
yaaxfög  ipvoiv  (Diog.  fehlt).  — Z.  59  ff.  wird  für  die  ganze  Sache  zitiert: 
Anaximenes  fv  rfjt  ixtijt  imv  ncpi  <l>Cki7tnov  faropträv,  aber  nicht  ausge- 
schrieben. Davon  kommt  noch  vor  das  7.  Buch  XI,  10  (Rede  des  Dem., 
s.  o.);  sodann  das  9.  Buch  tcöv  Twpl  !>41f|oivdpov  IX,  51  (kurz,  nicht  wört- 
lich). Auch  VIII,  14f.  ergänzen  die  Hsg.  über  die  Qesandtschaft  des  Perser- 
königs 344/3  (s.  oben  bei  Philochoros):  KqpjjyoüvJrot  T[<rOr]«  ’AvSgo\xtii>v,  ög 
xal  t[öt’  sine,  xcri  l4v«]|igiv>js’  »[n;]  d’  Sv  dgcivov  [rd  rov  (PtJio^jdpou  nuQu- 

yfät^ai.  Bei  'Ava^.  indes  wird  H|(oder  YC)M(d.  i.  (t£v)6IC  als  zu  lesen 
angegeben,  und  das  o;  xal  tot’  slxs  sieht  wenig  wahrscheinlich  aus.  Um 
xal  'Avalifi.  jedoch  (Wilara.)  kommen  wir  schwer  herum;  vorher  iv  ij  ’Ax- 

&Cätav?  H steht  freilich  nicht  da,  sondern  K,  aber  diese  Änderung  ist 
ganz  klein;  OC  wird  als  unvollständig  gelesen  angegeben,  und  nach  der 
Photographie  könnte  dies  auch  EN  gewesen  sein.  Das  8.  Buch  paßt 
jedenfalls,  wie  sich  sogleich  zeigen  wird.  Androtions  Atthis  ist  auch 
sonst  unter  den  QueUen  des  Didymos:  XIV,  35  ff.  über  die  öifyag  {’A.  iv 
xiji  I xäv  ’Ax^iSiov)  längeres,  etwas  korruptes  Zitat  (es  wird  auch  wohl 
41  Tov  iego<pavxtiv  zu  schreiben  sein,  statt  tSv  [sfo<pavxiöv),  in  sehr 
simplem  und  auch  von  Hiaten  vollem  Stil,  wonach  man  durchaus  nicht 
glauben  kann,  daß  dieser  Androtion  der  Isokratcer  und  xsxvlttjg  xoü  kiyeiv 
(Dem.  XXU,  4)  sei.  Eigentliche  Beweise  gibt  es  zu  dieser  Frage  sonst 
weder  für  noch  wider;  der  Stil  war  bisher  nicht  zu  beurteilen;  die  Mei- 
nungen gingen  hin  und  her.  — IX,  52  ff.  Belege  über  Aristomedes  mit 
den  Zunamen  ö Xulxov;  und  6 xkenxijg,  Dem.  X,  70  nach  SA  (v.  1. 
'A(jtax6dTi(ss);  man  versteht  jetzt  die  Stelle  viel  besser.  Deinarchos 
^v  T^i  Aoxlfiov  catokoylai  vnsQ  xov  txjxov  (anderweitig  TCQog  'Avxigpavrjv  n. 
T.  r.,  also  voUständig  •i«.  Aox.  «pös  'A.  n.  x.  T.,  Att.  Ber.  HI,  2*  304); 
weiter  Pbilemon  iv  Ai&oykv(pfot  (unbekanntes  Stück),  7 Trimeter  (6  f. 
fxffotvtfv  Sisi'  fiökig  xs?  für  ix  ff.  inl  fs.  xe  des  Pap.  und  ixff.'  irtti  p.  ye 
der  Hsg.);  Timokles  iv  "Hqaxnv  4 Trim.  (V.  .3  wohl  jopr^ögEvd;  y'  für  y- 
yäp);  ders.  iv  ’/xapfoip  6|-  troch.  Tetrameter.  — XI,  28  ff.  über  Nikaia 
(Dem.  XI,  4)  Zitat  aus  Timosthenes  jxsqI  ktfiivtov  s ')  (der  Schriftst.  aus 

1)  In  der  Einführung  das  gewöhnliche  riv  xfSirov  tovtov  nötig;  aus  dem 
angegebenen  xov . . j . . . aovxov  ergibt  sich  nichts,  und  das  Faksim.  zeugt  nicht 
gegen  tovtov.  Im  Zitat  xogill[oiifvoii  nötig,  xo/u^a/iivai  unzulässig. 

Archiv  f.  Papyrutfonichuog.  111.  S 20 


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292 


n.  Refente  und  Besprechungen 


Strabo  bekannt,  Admiral  des  zweiten  PtolemSus).  — XI,  64  ff.  langes  Ex* 
zerpt  aus  Demon  nspl  nttfotfu&v,  über  das  Sprichwort  ig  xöpcrxa;,  nicht 
überall  gut  erhalten.  XII,  12f.  rfjv  yilyvoit^ivyi/Jv  iyofiv  ivrövcag  aw^ov. 
17  xfög  xaxiav  (liv  ovSsfiütv,  Tgl.  &«rxo(  itaHtg  in  der  Erzählung  der 
gleichen  Geschichte  bei  dem  Attizisten  Pausanias,  s.  Aristot.  frg.  496  Rose. 
Z.  22  korrupt,  wie  ein  Strich  am  Bande  anzeigt;  aiimt  tovto  für  ullo  rot- 
oöro  scheint  das  Einfachste.  — XII,  40  ff.  über  Philipps  Verwundungen: 
Theopompos  s.  oben;  Marsjas  6 Mmuiiov  (Maxtiovtxa,  Müller  Scr.  hist. 
Al.  M.  44ff.);  Duris,  welcher  nach  seiner  Gewohnheit  wunderbaren  Zufall 
hineinbringe;  den  wunderbarsten  freilich  erkenne  auch  Marsyas  an,  nämlich 
daB  Philipp  kurz  vor  dem  Verlust  seines  Auges  einen  musischen  Agon  ge- 
geben habe,  bei  dem  alle  Auleten  einen  Kyklops  vortrugen:  Antigeneides 
(jiyuyivrrjv  Pap.)  den  des  Philoxenos,  Chrysogonos  den  des  (jüngeren)  Stesi- 
choros,  Timotheos  den  des  Oiniades.  (Über  die  Komponisten  und  Virtuosen 
bringen  die  Hsg.  die  sonstigen  Belege.)  Die  weiteren  Verwundungen 
werden  ohne  bestimmte  Zeugen  angeführt:  es  war  hierüber  schon  zu  Coron. 
67  gehandelt,  s.  Z.  40  ff.  — XIV,  10  ff.  Zitate  für  ofydc^itv  ofyäv  aus  So- 
phokles’ IloitUvig  und  aus  Aischylos’  'Ekevelvtoi  (dies  Stück  nicht  ge- 
nannt, aber  bezeichnet),  je  ein  Trimeter  (ersterer  schlecht  erhalten).  Dann 
17  f.  für  olfio  = £loo;  aus  Kallimachos  (wie  anzunehmen),  und  mit 
Namen  aus  demselben  33  ff.,  je  ein  Hexameter  oder  Teil  eines  solchen. 

Didymos’  Kommentar  geht  in  viel  höherem  MaBe  auf  die  Sachen  als 
man  von  diesem  Grammatiker  erwartet  hatte;  das  Sprachliche  tritt  sogar 
zurück,  wenn  es  auch  nicht  ganz  fehlt  Also  steht  auch  (S.  XIH)  nichts 
mehr  im  Wege,  den  sachlich  reichen  Kommentar  zu  Sophokles’  Oidipus 
auf  Kolonos  auf  den  darin  mehrfach  genaimten  Didymos  zurflckzuführem 
Was  dieser  nun  hier  selbst  zusammengetragen,  was  er  aus  fiüheren  Kommen- 
taren übernommen  hat,  l&Bt  sich  nicht  feststellen  (vgL  S.  XXXVI ff.);  wie 
wenig  er  nachdenkt,  zeigt  sich  z.  B.  zu  B.  XIII  (Kol.  XIII),  wo  errt  ver- 
mutet wird,  daB  die  Bede  nach  dem  Frieden  des  Philokratee  ver&Bt  sei 
(Z.  26  ff.),  und  dann  Z.  40  ff.  gesagt:  yg6vov  dl  zoü  l6yov  ewlSoi  ug  av 
tdv  AnokX6Sm(/ov  &(fjpvxa  KaXXifxayov  (349/8)  usw.  — Sehr  angemessener 
Weise  ist  auBer  den  bei  Harpokration  erhaltenen  Fragmenten  des  Demosthenes- 
kommentars (S.  74 — 77)  auch  eine  neue  Publikation  des  Fragments  eines 
Lexikons  zu  R.  XXIII  hinzugefügt  (S.  78 — 82),  wofür  ebenfalls  Didymos 
in  beträchtlichem  MaBe,  wenn  nicht  ausschlieBlich,  Quelle  ist.  Dies  Frag- 
ment (Pap.  5008  Berlin)  muB  seit  der  Zeit,  wo  ich  es  untersuchte  und 
herausgab  (1882,  Hermes  XVII,  48  ff.)  sehr  viel  unlesbarer  geworden  sein; 
wenigstens  erklären  die  Hsg.,  daB  sie  vieles,  was  ich  gelesen,  nicht  mehr 
erkennen  könnten.  Z.  B.  B,  3 habe  ich  auf  meiner  Abzeichnung  ohne  jeden 
Vermerk  von  Zweifel  €H€IPr  ACATO  l~  (dahinter  sei  frei),  und  hier  wird 
diese  Lesung  als  „seltsam“  bezeichnet  und  angegeben  A€|C€CXH  . . . . N . C. 
Auch  für  den  Sinn  paBt  i^eifyäaoio  („hat  dies  ausgeführt“)  vollkommen; 
vgl.  Theon  Progymn.  H,  69  Sp.:  xo  Kvltivuov  üyog  (lällov  'Hftoioiov 
yaorat  Govxvd/dijf.  Sehr  schön  aber  haben  die  Hsgg.  das.  Z.  1 Sxav 
filads  fxvoxat  gefunden,  wo  ich  über  die  Korruptel  IAAAIA6  nicht 
hinwegkam.  Ihre  ganze  Arbeit  verdient  aufrichtigsten  Dank;  es  ist  wieder 
einmal  Licht  oder  eine  gewisse  HeUe  in  manches  völlige  Dunkel  gekommen. 


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Friedrich  BlaB:  Literariecbe  Texte  mit  AuischluS  der  christlichen  293 

232.  Pap.  Oxjrh.  457  (13,4X7,3),  Buchschrift  wahrscheinlich  des 

2.  Jahrh.  n.  Chr^  S.  110  f. 

Aischilies  xoni  Kxijaiq>S>vxog  (III)  § 166  &antf  läg — 167  tA  ysysvjj- 
fiivov.  167  (SvCTTiaaa9ai  für  averfjaat  mit  kp,  schlecht;  napc|[a]r(v  für 
nföecaxiv  nach  der  Anmerkung,  während  im  Texte  x/i>dvv[o;  »api|a]Tiv  ge- 
druckt ist;  Sytcv  eingefugt  vor  TCQoanoii^u,  kaum  echt,  da  man  es  weder 
vermiBt  noch  versteht,  und  es  auch  bei  A.  sonst  nicht  vorkommt.  Im 
übrigen  ist  der  Text  gut,  und  stimmt  wesentlich  mit  dem  überein,  den  auch 
ich  in  der  Teubnerschen  Ausgabe  nach  der  bisher  vorhandenen  Überlieferung 
gesetzt  habe.  Vgl.  noch  K.  Fuhr  Berl.  Phil.  Wochenschr.  1903  p.  1483. 

233.  Pap.  Oxyrh.  458,  drei  Fragmente  (a  7,3  X 4,6),  Buchschrift  des 

3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  Ulf. 

Aischines  «.  xijs  napanftaßtüif  (II)  § 21  (a),  26 — 27  (b),  29 — 30  (c)  ■ 
in  Resten.  In  § 21  steht  das  seit  Taylor  getil^e  [t;fio;]|  ra>v  avftn^iaßiatv 
ebenfalls,  desgleichen  das  von  Weidner  mit  d getilgte,  in  der  Stellung 
schwankende  zwar  nicht  da,  wo  es  die  besten  unserer  Zeugen 

haben;  1.  Hand  cpoßcirai  für  (poßoixo.  In  27  sind  von  1.  Hand  drei  Worte 
(irrtümlich)  ausgelassen,  auch  in  30  ist  erst  vom  Korrektor  das  Richtige 
Wgestelli  Vgl.  Fuhr  das. 

234.  Pap.  Oxyrh.  440a  (6,2  X 4,2),  b (3,1  X 2,6),  Bnchschrift  des 
3.  Jahrh.  n.  Chr.,  8.  77.  80  f. 

a Aischines  das.  § 74  f.  = 4 4 Zeile  bei  uns  (schon  von  den  Hag. 
richtig  auf  einen  Redner  bezogen),  b das.  42,  nicht  3 Zeilen.  Das 
Frgm.  a geht  zweimal  mit  der  guten  Hdschr.  i zusammen:  in  voufunj/ia; 
npA;  tAv  74  statt  npA;  t.  17.  vovfi.  und  in  Tovzmv  ftiv  ccitävtcav  75 

statt  ändvrav  fiiv  tovtov.  Jedenfalls  auch  mit  ekl  ohne  das  falsche  nai 
nach  To^nnv.  Ans  b ist  nichts  zu  notieren. 

235.  Pap.  Oxyrh.  415  (10,4x3,9),  Beste  von  22  Zeilen,  Buchschrift 
des  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  8.  59  f. 

Wohl  Isaios  Tun  'Ekitayofov  mrl  ^rjftoqiavovg,  indem  Smyly  Z.  6 f.  sehr 
schön  cf]  yap  lßovki^9r)<^av  ’£lna|yöp]a{  oArool  xal  ^ri[fio(pä\vrig]  ergänzt 
hat.  Axis  dem  Anfang  der  Rede;  es  lassen  sich  auch  noch  einige  Zeilen 
vorher  ergänzen;  nachher  geht  es  weniger.  Über  den  Gegenstand  der  Rede 
ergibt  sich  nichts.  Die  Handschrift  hat  sorgfältige  Interpunktion  (mit  dem 
Punkte  in  dreifach  verschiedener  8tellung);  Z.  9 ist  iUtdccv  ovdev  mit  , , 

(unter  der  Zeüe)  eingefafit,  vielleicht  als  zu  tilgen.  Vgl.  KFuhr  BerL  PhiL 
Wooh.  1903  Bp.  1477  f.,  der  noch  einiges  mehr  ergänzt:  12  ffpAxepAv  z« 
ffoUäxt;;  19 

236.  Pap.  Oxyrh.  443  (14,5  X 4) ; Buchschrift  eher  des  2.  als  des 
3.  Jahrh.  n.  Chr.;  8.  78.  83. 

Reste  von  23  Zeilen;  PriTstrede;  es  läBt  sich  nicht  wenig  ergänzen, 
was  aber  nicht  zur  Idenüfiziertmg  hilft.  Fuhr  Berl.  Phil.  Woch.  1903 
8p.  1478  rügt  Z.  10  die  Ergänzung  c[upAficvoi  statt  axcfrj&ivxtg  (obwohl 
doch  azlfta9at  perfektischen  8inn  hat  und  völlig  paBt)  und  Z.  21  die  von 
Ani)]las&tl[oa>',  welches  freilich  unattisch  ist;  indes  auch  in  Aristoteles 
Politeia  13,2  steht  in  beiden  Handschriften  (Londin.  Berolin.)  lir\Xtus9ii. 


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294 


n.  Referate  und  Besprechungen 


237.  Pap.  Oxyrh.  454  (27,5X14,5),  Rückseite  (die  Vorderseite  ent- 
hSlt  eine  Geldrechnung  in  lateinischer  Kursive  des  2.  Jahrh.).  Teile  von 
3 Kolumnen;  Schrift  auf  die  Mitte  oder  die  2.  HSlfte  des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 
weisend  (Buchschrift  mittlerer  Größe).  S.  105  ff. 

Platon  Gormas  507  B — 508  E,  mit  Lücken.  Wenig  Interpunktion 
(zweimal  rclrfcr  oben  und  anscheinend  zweimal  itiatj,  kaum  für  den  Sinn 
von  jener  zu  unterscheiden).  Lessu-ten:  507  C c^'o>]  (Uv  ohne  ovv,  möglich. 
Das.  Tour  oltjjffij  mit  B Stob,  gegen  raiza  T.  — D na(/aa[Ktvaazeov 

ohne  das  von  Stob,  zugefügte  iavröv,  dann  aber  jedenfalls  für  iirj9iv, 
indem  in  die  Lücke  nach  -ziov  soviel  nicht  hineingeht.  — Das.  tuJot- 
fuov  ovzog  c[(vo(  sjfuxye  doxtt  o oxo7c[o;  falsch  für  tid  . cJvcu  . ovzog  l)i. 
d . 6 (6  om.  Stob.)  tfx.  — ttg  tou[to  za  oujtou  wie  B T usw.,  nicht  t.  z. 
xol  TO  a.  mit  Laurentianus  VI,  85  (Bk.).  — E statt  xol  aa>q>^avvrj  fülsch- 
lich  wiederholt  xot  dtx<iuoc[vi'r;.  — fuUov]»  fiaxa^tat  wohl  irrig  für  fiax. 
fiUX.  — ob  TouTOf  oder  (B)  zavza,  ist  nicht  zu  ersehen.  — jtp<xtq}Ur]g  tcrj 
ohne  das  wiederholte  av  (fehlend  im  Vindob.  Suppl.  gr.  39  und  bei  Jambl. 
Stob.).  — ozco  yuf  rui  nicht  gut  mit  Jambl.  Stob.,  statt  oza  Si  xtI. 
(om.  df  Vindob.).  — 508  A ij  i'aozrjg  wie  gew.  (-q  om  Stob.).  — fuya  dvva- 
zai  mit  ift?  (2.  Hand)  über  (uya.  — B das  bei  tutxlag  di  ol  &9Xioi  not- 
wendige wiederholte  a9Xioi  (Heindorf)  auch  hier  fehlend.  — r[o]  jifoa&([v 
a Kol]|/lixiU(g,  ohne  Raum  für  ixtiva  nach  Trpdoffcv.  — C dci  clvai  (nicht 
äctv)  auch  hier.  — ob  ovSi  z&v  olxilav  oder  o5rt  (Findeisen)  t.  o.,  nicht 
zu  ersehen  (o[  ).  — oude  ea>[aai  mit  Vind.  für  oüd’  ixa.,  „nach  486 B un- 
wahrscheinlich“, Fuhr  Phil.  Woch.  1903  Nr.  47.  — D wie  alle  (ncoxretvot, 
aber  nun  auch  vorher  Ex^alri[u;  dochTun[retv  wie  alle  (und  »[yotptwjjffc«?). — 
TovTu[v  I dl)  ttia^yiazov  fsJsch  für  ndvrcav  xrl.  — Also  das  ist  im  großen 
und  ganzen  recht  genau  unser  Text;  auch  av  ze  — iäv  zt  — iäv  zc  — 
iüv  ZI  508  D genau  so  wie  bei  uns. 

238.  Pap.  Oxyrh.  455  (9  — 6,6),  Buchschrift,  Rücks.  Dokumente  des 
späten  3.  oder  4.  Jahrh.  n.  C^.;  also  die  Vorderseite,  die  einen  nicht  alten 
Typus  zeigt,  etwa  aus  der  Mitte  oder  dem  Ende  des  3.  Jahrh.  — 8.  109; 
Abbildung  auf  Tafel  VI. 

Platon  Staat  III  p.  406AB.  Wechsel  des  Sprechers  durch  Doppel- 
punkt angezeigt;  keine  Varianten  {fiziag  A). 

239.  Pap.  Oxyrh.  456  (5,8  X 7),  Buchschrift,  Ende  des  2.  oder  An- 
fang des  3.  Jahrh.,  S.  110. 

Platon  Staat  IV,  422  D.  Auch  hier  Doppelpunkt  in  gleicher  Weise; 
keine  Varianten. 

240.  Pap.  Oxyrh.  410  (25,4X23,2),  vier  Kolumnen,  wovon  die  erste 
nahezu  vollständig,  Buchschrift  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.  (2.  Hälfte);  auf  der 
Rückseite  astrologische  Poesie,  Oxyrh.  Nr.  464,  oben  Nr.  214).  S.  26  ff., 
mit  Abbildung  der  ersten  beiden  Kolumnen  auf  Tafel  IV. 

Rhetorik  in  dorischem  Dialekt,  in  der  Tat  eine  große  Merkwürdig- 
keit, die  niemand  von  Oxyrhynchos  erwartete.  Den  Namen  des  Verfassers 
zu  erraten  ist  wohl  unmöglich,  aber  mit  einer  späteren  Fälschung,  wie  man 
sie  so  zahlreich  auf  die  Namen  von  Pythagoreem  machte,  haben  wir  es 


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Friedrich  BlaB;  Literarische  Texte  mit  AaischlnB  der  christlichen  295 

gewiß  nicht  zu  tun,  sondern  mit  einer  echten  Schrift  des  4.  Jahrh.  y.  Chr., 
von  Archytas  oder  irgend  wem  sonst;  denn  es  ist  derselbe  Typus  des  Dori- 
schen wie  bei  Archytas'),  Philolaos,  in  den  JiaXi^cig  usw.  Gehandelt 
wird  in  dem  Erhaltenen  vom  Ethos,  und  zwar  von  der  iTtuCtuia  und 
Htyalojtfineia,  die  im  ProSmium,  in  der  Erzählung  usw.  anzustreben  sei. 
Die  ixtyaXo7t^{neia  war  nach  Quintilian  IV,  2,  61  die  von  „einigen“  ge- 
forderte vierte  Eigenschaft  der  Erzählung  (neben  Deutlichkeit,  Kürze  und 
Glaublichkeit),  und  da  nun  im  allgemeinen  (Quint.  § 63)  bereits  Theodektes, 
Aristoteles’  Freund,  fityaXonQijaia  und  rjdovi'j  forderte,  so  ist  diese  Theorie 
damit  und  durch  die  Polemik  des  Aidstoteles  Rhet.  III,  12  1414*  20  für 
das  4.  Jahrhundert  sicher  gestellt.  Die  Glaublichkeit  (m&avoztjs)  kommt 
hier  Z.  115  vor,  wohl  als  früher  schon  behandelt.  Von  Redeteilen  werden 
Tcc  npooifua  (so:  iv  rofj  nfoointoig)  und  synonym  icpoöoi  {iiisinuatio,  vgl.  ad 
Herenn.  I,  § 6),  sowie  Siäyij<Ug  (diijj'.  der  Pap.)  genannt.  Der  Text  ist 
leider  neben  seiner  Lückenhaftigkeit  auch  vielfach  verdorben,  und  nicht 
bloß  in  bezug  auf  den  Dialekt.  Hervorzuheben  sind  noch  die  Dichterzitate: 
aus  Homer,  Sophokles  (kaum  mehr  als  der  Name),  Euripides  (die  bekannten 
Verse  aus  dem  Phoinix  frg.  809  N.,  die  auch  bei  Aischines  und  Demosthenes 
zitiert  sind;  dieser  Verf  führt  nur  mit  m [d.  i,  o&iv]  xai  r^ro  (iQtjzai  ein). 
Ilias  I (IX)  389  wird  mit  einer  neuen,  sehr  echt  scheinenden  Variante  ge- 
geben: oi’d’  ti  xQvasly  'A<pQo3Czy  (Idog  (statt  xdlloj)  Auch  die 

dorischen  JiaXileig  haben  viel  Diohterstellen;  vollends  Aristoteles’  Rhetorik.  — 
Vgl.  die  sehr  eingehende  Besprechung  von  K Fuhr  Berl.  Philol.  Woch,  1 903 
Sp.  1473  ff.,  der  die  Parallelen  aus  Rhetoren  ins  einzelne  verfolgt. 

241.  Pap.  Oxyrh.  414,  mehrere  Fragmente  (a  14,3X11,8);  4 schmale 
Kolumnen  in  Besten;  außerdem  noch  einige  Trümmer;  Buchschrift  eher  des 
2.  als  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.;  p.  57  ff. 

Philosophische  Schrift  über  den  Nutzen  der  Dichter,  der  indes  nicht 
einziges  Thema  ist:  über  die  geeignetste  Jugendbildung  wird  allgemein  ge- 
redet. Dialogische  Form  scheint  nicht  gewesen  zu  sein ; Hiate  werden  zugelassen. 

242.  Pap.  Oxyrh.  437  (8,7  X 7,1),  Fragment  des  unteren  Teils  einer 
Kolumne,  Buchschrift  wohl  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  77.  79. 

)Irdizinische  oder  philosophische  Schrift;  neu  das  Wort  6 igtazo- 
Xtlfov^og  L.  12. 

243.  Pap.  Oxyrh.  438  (12,7  X 3,5),  Halbunziale  des  2.  Jahrh.  n.  Chr., 
auf  der  Rückseite  (Vorderseite  Rechnung  des  2.  Jahrh.),  S.  77.  80. 

Philosophische  Schrift;  Anfang  wie  es  scheint.  Z.  19f.  Ta]üra  ftiv 
ivxatflöze^ov  I 6<r]rcpov  deix&^aezai. 

244.  Pap.  Oxyrh.  439  (6,8  X 3,6),  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
auf  der  Rückseite  (Vorderseite  ohne  Schrift),  S.  77.  80. 

Inhalt  nicht  zu  bestimmen. 

1)  Ei  ist  nicht  überliefert,  daB  Archytas  eine  Rhetorik  geschrieben  hätte. 
Erwähnt  kann  werden  (nicht  als  Beweis),  daB  wie  hier  Kol.  III  vor  dem  Gebranch 
unanständiger  Worte  gewarnt  wird,  so  Arch.  nach  einer  Anekdote  bei  Aelian 
V.  H.  XIV,  10  sich  vor  dem  Qebranche  solcher  auf  alle  Weise  hütete. 


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296 


n.  B«ferate  und  Besprechungen 


245.  Pap.  Oxyrh.  442  (22,6  X 6,3),  Beste  zweier  Kolumnen,  S.  78.  82  f. 

Inhalt  nicht  zu  bestimmen;  man  könnte  an  eine  Schrift  wie  die  aristo- 
telische an  Alexander  ntgl  ßaaiXtCag  denken.  1,  24  f.  ända]r)g  'A\9lag 
*al  t^]f  E^[p]e6iiijs.  Vor  Kol.  EI,  Z.  52  (nur  kleine  Änf&nge)  steht  ein 
Asteriskos,  womit  man  besonders  schöne  St^en  bezeichnete  (Eustath.  599, 
34.  1015,  23  usw.). 

246.  Pap.  Oxyrh.  416  (12x9,5),  Halbunziale  des  sp&ten  3.  oder 

frohen  4.  Jahrh.  n.  Chr.,  auf  der  ROckseite  eines  Stockes,  dessen  Vorder- 

seite geringe  Reste  eines  alphabetischen  Wörterverzeichnisses  in  Buchschrift 
des  3.  Jahrh.  enthalt;  S.  60  f. 

Beste  von  22  langen  Zeilen;  eine  Qöttererscheinung  wird  beschrieben; 
Roman  nach  dem  Hsg. 

247.  Pap.  Oxyrh.  417  (a  14,3x9,7),  4 Fragmente,  von  denen  nur 

eins  erheblicher;  Buchschrift  des  froheren  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  p.  61  ff. 

Scheint  aus  einem  Roman  zu  sein;  die  Erhaltung  ist  auch  in  der 
2.  Kolumne  von  a nicht  ganz  gut;  das  übrige  völlig  unverwendbar. 

248.  Pap.  Oxyrh.  465  (Höhe  26,5),  Buchschrift  des  spaten  2.  Jahrh. 
n.  Chr.,  auf  der  ROckseite  eines  Papyrus,  dessen  Vorderseite  eine  Personen- 
liste in  Kursivschrift  enthalt,  p.  126  ff. 

Reste  von  9 Kolumnen,  astroIOKlSChor  Kalender,  sehr  nabe  verwandt 
mit  dem  von  Boll  im  Archiv  I,  492  ff.  veröffentlichten  Münchener  Fragment. 
Der  Kalender  ist  nach  Monaten  und  den  zugehörigen  Sternbildern  des  Tier- 
kreises, innerhalb  der  Monate  aber  nach  Pentoden  angelegt:  1 — 5.  6 — 10  usw.; 
für  den  gesamten  hierauf  bezüglichen  Aberglauben  der  Ägypter  ist  er  höchst 
belehrend.  Die  Sprache  ist  vulgär;  einzelnes  verdient  Erwähnung:  I,  10  u.  1 

Nom.,  nicht  (dies  im  Neuen  Test,  ohne  Variante);  ßaa(Xi]ov  = 
-tiov  Diadem  (Plut.  Is.  et  Osir.  19)  16  u.  1;  zomlaco  aus  z6  &n.  17  u.  1; 
28  oncoUa  emaiUia  (also  et  vor  Vokal  noch  e);  37  ntmmav;  74  amxpa- 
yovTot;  146.  153  zus  ywalxeg;  147  afarjg  Nom.;  165  ttogxoiÜLov,  228  noyi- 
XiXa  (N.  T.  Marc.  7,  32).  Die  Orthographie  ist  noch  merkwürdig  korrekt. 

249.  Pap.  Vitelli,  Atene  e Roma  1904  Sp.  32  ff.,  erworben  in  Me- 
dinet-et-Fayum;  Bogen  aus  einem  Papyrusbuche,  mit  gezahlten  Seiten  23. 
24.  25.  26  (die  inneren  auf  der  Schriftseite,  dem  recto),  maß  in  seiner  Voll- 
ständigkeit 28  Höhe  X 32  Breite  (aber  25  f.  nur  zur  Hälfte  erhalten,  25 
ZeilenanfOnge,  26  Enden);  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  mit  einigen 
Abkürzungen. 

Jltgl  sraXfuHv,  wie  die  erhaltene  Schrift  des  Melampus  Itfoygamuc- 
ztvgj  der  Hsg.  vergleicht  auch  Suidas  Tloendiovtog’  Tloaeidmnog'  o;  evvi- 
yponpr  x6  ztaXfuxbv  otmviafiu'  ozt  iuv  näXXy  & Si^ihg  6<p9aXft6g,  zoit  Orj/ialvti; 
ferner  Theocr.  3,  37  und  Plaut.  Pseud.  104 ff.  Die  Form  ist  (Z.  Iff.):  ylou- 
z6g  tvtivviiog  ^itäXXcovy  titpifaeUtv  (Vergnügen)  dtjlot  (allgemein  doch  wohl; 
spezielle  Ausnahmen  oder  n&here  Bestimmungen  für  einzelne  Stande  folgen)' 
SovXa  xccXL6v,  ztaf9iva  zf/6yov,  xyga  ftajfoj,  ezf(azuozy)  itQoxoztyv  (diese  vier 
Stande  regelmäßig,  in  der  gleichen  Folge;  nie  mehr).  iXaexov  'Exazi]v.  Nur 
22  f : xvyfirj  ixxivvitog  zzaXXovaa  Xvnyv  zzSat  SyXoi.  fl(ä«*ov)  Jla,  und  auch  wohl 


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Friedrich  BlaB:  Literarische  Texte  mit  Ansschlnfi  der  christlicheu  297 

64 f.  ähnlich,  so  daS  66  falsch  ergänzt  sein  möchte.  — 53  und 

66  ist  eipvifov  fttr  etpvfov  geschrieben,  wie  im  N.  T.  Act  3,  7 in  (t*  AB*C*. 
Die  Edition  ist  musterhaft,  nicht  zu  viel  und  nicht  zu  wenig. 

Von  Bedeutung  nicht  bloß  für  Magie  ist 

260.  Pap.  Oijrh.  412  (26,5x22,3),  zwei  Kolumnen,  Buchschrift  ans 
der  Zeit  zwischen  225  (Abfassungszeit  der  Schrift)  und  265  (indem  etwa 
275,  unter  dem  Kaiser  Tacitus,  eine  Knrsirurkunde  der  Bückseite  geschrieben 
ist),  daher  auch  palBographisch  tob  Interesse.  S.  36 — 41 ; Abbildung  von 
Kol.  II  und  einem  Teile  von  I auf  Tafel  V. 

Jnlins  Äf^icanng  Keoxol,  Buch  18,  laut  Unterschrift  in  KoL  II,  die 
vollständig,  aber  nur  zum  TeU  gefüllt  ist;  in  I fehlen  sämtliche  Anfänge 
der  43  Zeilen.  Die  KtaxoC,  ein  Werk  mannigfaltigsten,  wesentlich  aber 
doch  magischen  Inhalts  (weshalb  Scaliger  vor  Zeiten  die  Identität  des  Ver- 
fassers mit  dem  christlichen  Chronographen  bezweifelte),  bestanden  nach 
Suidas  ans  24,  nach  Photius  (cod.  34)  nur  aus  14  Bttchem;  Synkellos 
spricht  sogar  nur  von  9,  die  dem  Kaiser  Alexander  Severus  gewidmet  seien. 
Das  könnte  bei  den  ersten  9 der  Fall  gewesen  sein;  dies  18.,  in  dem  der 
Kaiser  in  3.  Person  erwähnt  wird,  war  an  einen  andern  adressiert,  an- 
scheinend einen  Juden,  dessen  alte  Heimat  Jerusalem  war  (59  ff.  i^;  dp- 
^alai  mnglSog  KoXavlag  AiUag  KamraUvrig  xfjg  IL'Xatöxtvrjg).  Die  Kolumnen 
sind  als  35.  imd  36.  gezählt,  wonach  sich  die  Länge  des  Buches  ungefähr 
berechnen  läßt:  35X43  = 1505  Z.,  dazu  25  von  Kol.  36,  also  1530. 
Die  Zeilen  bleiben  freilich  in  der  letzten,  aus  Prosa  bestehenden  Kolumne 
hinter  der  Normalzeile  von  16  Silben  an  Größe  erheblich  zurück;  die  vor- 
letzte besteht  aus  Hexametern,  hat  also  das  Maß.  Der  Inhalt  ist  nun  eine 
magische  Interpolation  in  Odyssee  1 (XI),  wonach  Odysseus  die  Toten 
regelrecht  und  mit  allen  Formeln  beschwört.  Kol.  I,  1 — 10  = Odyss.  1, 
34 — 43;  11 — 13  = 48 — 50;  also  ausgelassen  44 — 47,  und  dies  ganz  ge- 
wiß nicht  aus  Zufall;  denn  es  wird  V.  48  mit  aürüp]  iyit  fortgefahren,  statt 
(wie  es  der  Anschluß  unseres  Textes  verlangt)  mit  avxiig  Si,  und  die  aus- 
gelassenen Verse  sind  nicht  nur  entbehrlich,  sondern  schaffen  auch  in  x, 
wohin  sie  gleichfalls  eingedrungen  sind  (531  ff.),  in  dem  Imperfektum  xtinf- 
xmo  532  eine  unlösliche  Schwierigkeit,  die  zu  weitgreifenden,  aber  irrigen 
Folgerungen  über  die  Komposition  dieser  Bücher  geführt  hat.  Das  avxag 
iym  hat  sich  übrigens  auch  in  einer  unserer  Handschriften  als  Randlesart 
erhalten.  Dagegen  hat  Afrikanus  die  athetierten  (und  sicher  unechten) 
Verse  38 — 43,  mit  der  Variante  veonevd-f  äcoxov  l'^ovitai  39  statt  vsoTxev- 
9la  9vi»bv  l'x-',  diese  Lesart,  wiewohl  unhomerisch  (ämxog  bei  Homer  nur 
Wolle,  bei  Pindar  usw.  auch  Blüte,  das  Schönste  und  Beste  usw.),  hat  doch 
allen  Anschein  der  Echtheit.  Desto  evidenter  unecht  (nur  nicht  für  Afri- 
kanus) ist  das  jetzt  Folgende,  schon  von  V.  50  an,  dessen  Ende  in  xorl  afuißo- 
fuvog  fnog  t/vimv  umgewandelt  ist;  dann  eingeschoben  a Set  noiiiatu  el'gij- 
xiv,  und  nun  erst  6,  dann  noch  21  neue  Hexameter,  bis  mit  Z.  43  = 1 51 
wieder  der  Anschluß  an  die  Odyssee  erreicht  wird.  Die  magischen  Verse 
und  die  sich  an  sie  schließende  Erzählung,  wie  kräftig  der  Zauber  wirkte, 
bieten  für  Liebhaber  genug  Probleme,  zumal  da  sie  alle  vom  unvollständig 
und  hie  und  da  auch  noch  korrupt  sind;  vgl.  A.  Ludwich  Berl.  Phil.  Woch. 
1903  Sp.  1467  ff.  1502  ff.  Nun  fährt  der  Verf.  fort  (Kol.  U);  rfz’  ovv  oH- 


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298 


II.  Befente  und  Beaprechnngen 


TODS  6 TCottiTtig  ti  Tttgügyov  rijg  inigg^aemg  (mgi’epyog  von  Zau- 

berei N.  T.  Act.  19,  19;  andere  Belege  bei  Wetstein  und  Kypke  zu  dieser 
St.;  inCpQrjOig  wie  auch  Lukian)  j[iö  ollo*)]j  6iä  ri  i^g  v7Co9iaecüg 

ä^lcoiut  atOuoTCrjtttv , eü&’  ol  IIuaiaxQaxlita  xa  all«  avvgünxovxig  hxj  xaUxa 
cnxiaiteav,  aV.äxgia  toC  axolxov  r^f  noix'fitwg  imivcc  imxgCvavxig\  dann  kor- 
rupte und  nicht  sicher  herzustellende  Worte.  Al.so  hier  ein  neues  „Zeugnis“ 
für  die  Peisistratiden  als  die  Zusammenflicker  der  homerischen  Gedichte; 
es  ist  wenigstens  zu  loben,  daß  (jetzt  zuerst)  diese  genannt  werden  und 
nicht  der,  literarisch  doch  wenig  interessierte  Vater.  Schluß  von  56  an: 
xt}!/  x.atjv  (nach  x t oder  o)  avvjtaoav  vtxö&iöiv  avoxuftivqv  ivgiatig  IV 
t£  Tofs  apxx^otg  x^g  äpj'ofa;  naxglSog  xoloivtag  — (s.  o.),  xäv  x^g 

Kttplag,  (lixQx  dl  roC  xgiaxaiöixäxov  iv  ’Pfafirj  TCgig  xaig  Ali^ävipov  ^ipfiaig 
iv  rf)  {V  TIav9(la>  ßißXio&ijxy  xy  xaXfj,  avrös  rigx^xcxxovyaa  xä  2cßaaxü. 
Zu  Anfang  ist  r^v  t’  des  Saumes  wegen  unzulftssig,  xyv  yt  firjv, 

was  sich  zunächst  bietet,  gleichfalls;  ich  denke  tijv  t6ar;v,  vgl.  nachher 
xgiexcaSixaxov.  Wer  ii'xavdoc  gebraucht,  kann  auch  x6<Sog  gebrauchen. 
Man  kommt  aber  überhaupt  nicht  recht  zum  Verständnis  des  ganzen  Satzes. 
Die  evfinttira  vn6&soig  (d.  i.  Werk,  vgl.  Dionys.  7t.  avv&.  c.  4 p.  31;  7t.  {h^ious 
9,12)  ist  doch  Gegensatz  zu  einem  Teile,  d.  i.  der  soeben  dargelegten  Ur- 
form von  Odyssee  1;  das  gesamte  Werk  muß  wohl  über  Magik  gehandelt 
haben.  Die  Bedeutimg  der  letzten  Worte  für  römische  Topographie  und 
Denkmälerkunde  wie  für  Person  und  Leben  des  Verfassers  leuchtet  von 
selber  ein;  also  TlüvQiiov  Pantheon  (vgl.  Dittenberger  zu  Syll.  781*).  — 
Die  Handschrift  ist  (wie  die  des  Timotheos)  so  wenig  jünger  als  das  Ori- 
ginalmanuskript, daß  die  vielen  Korruptelen  Wunder  nehmen;  in  der  Ortho- 
graphie ist  die  ständige  Auslassung  des  stummen  i (wie  in  den  Perga- 
menten des  4.  und  5.  Jahrb.)  zu  bemerken. 

251.  Pap.  Oxyrh.  467  (12,3x8,1),  Buchschrifl  aus  dem  Ende  des 
1.  oder  dem  Anfang  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  138  f. 

Beste  von  21  Zeilen;  Inhalt  Alchymie  wie  es  scheint. 

252.  Pap.  Oxyrh.  466  (13,5  X 18,3),  Buchschrift  des  2.  Jahrh.  n.  Chr., 
p.  137  f. 

Teile  von  3 Kolumnen  (nur  U.  besser  erhalten;  von  III.  fast  nichts), 
Anweisnngrn  für  Ringer,  wozu  die  Hsg.  Lukian  "Ovos  9 — 10  und  A.  P. 
Xn,  206  vergleichen. 

263.  Pap.  Oxyrh.  468  (9,6  X 8,7),  Buchschrift  aus  der  1.  Hälfte  des 
3.  Jahrh.  n.  Chr.,  p.  139  f. 

Reste  von  14  Zeilen  einer  medizinischen  Schrift. 

254.  Pap.  Goodspeed,  Gr.  Papyri  from  the  Cairo  Museum  (wo  dieser 
Pap.  Nr.  10160),  by  Edgar  J.  Goodspeed,  Uuiv.  of  Chicago  Decennial 
pnblications  vol.  V,  1902,  Maße  9,5  X 9,4;  Halbunziale  des  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

11  Zeilen  vom  Anfang  einer  Kolumne  und  noch  Zeilenaniänge  der 
nächsten;  medizinischer  (diätetischer)  Inhalt. 


1)  Ttt  möchten  die  Hsg.  streichen,  als  aus  dem  Folgenden  cingedrungea 


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Friedrich  BlaB;  Literarische  Texte  mit  AaaschlaS  der  christlichen  299 

255.  Pap.  Oiyrb.  469  (8,5  X 10,5),  Halbunziale  des  frühen  3.  Jahrh. 
n.  Chr.,  auf  der  Rückseite  des  Pap.  (Vorderseite  offizielle  Korrespondenz 
des  2.  Jahrh.),  p.  140  f. 

Eine  Kolumne  (16  Z.)  vollständig,  geringe  Reste  der  nächsten;  gram- 
matische Regeln  über  die  Konjugation  der  Verba  auf  -äta-,  nichts  Neues. 

256.  Pap.  Oiyrh.  470  (16,7X  19),  Blatt  aus  einem  Papjrusbuche, 
mit  zwei  Kolumnen  auf  der  Seite,  Halbunziale  des  3.  Jahrh.,  p.  141  ff. 

Das  Blatt  ist  oben  verstümmelt,  wodurch  die  Darlegung  nach  jeder 
Kolumne  unterbrochen  wird;  der  mathematisch-technische  Inhalt  ist  an 
■sich  schon  schwierig,  und  dazu  ist  liederlich  geschrieben,  besonders  auch 
mit  Bezug  auf  die  Zahlen.  Zuerst  (Z.  1 — 31)  ist  von  einem  ntaatvxiqgiov 
die  Rede,  welches  die  Ägypter  (nach  Eustath.  ad  Odyss.  p.  1397)  für 
astronomische  Zwecke  sich  machten,  dann  von  32 — 87  von  einem  eigen- 
tümlichen, ähnlich  einem  Blumentöpfe  konstruierten  ügoXöytov.  Für  die 
Interpretation  sind  die  Hsgg.  von  J.  G.  Smyly  unterstützt  worden. 

m.  Lsteiniaohe  Stücke. 

257.  Papyrus  in  Zürich,  aus  St.  Gallen  stammend,  zwei  Stücke,  wovon 
das  größere  opisthograph,  das  kleinere  nur  ein  Streifen,  gewiß  ans  einem 
Papyrusbuche.  Unzialschrift  des  7.  Jahrhunderts,  jedenfalls  in  St.  Gallen 
geschrieben,  wo  man  also  damals  auch  Papyrus  bezog,  wie  in  Ravenna. 
Nach  Abschriften  von  J.  P.  Postgate  und  F.  G.  Kenyon  von  ersterem  ver- 
öffentlicht in  Transactions  of  the  Cambridge  Philological  Society,  vol.  V 
part  IV,  p.  189 — 193,  mit  photographischer  Abbildung  einer  Seite  des 
größeren  Fragments. 

Inhalt  Exzerpte  aus  Isidor  Synonyma  II,  40  ff.,  mit  vielen  Auslassungen 
tmd  auch  einigen  sonstigen  Abweichungen,  in  schlechter  Orthographie. 

258.  Papyrus  in  Heidelberg  (Nr.  lOOO),  3 X 7,4,  Kolumnenenden  aus 
einer  Rolle,  veröffentlicht  von  G.  A.  Gerhard  und  0.  Gradenwitz:  Ein  neuer 
juristischer  Papyrus  der  Heidelb.  Universitätsbibliothek,  Neue  Heidelb.  Jahrh. 
Xn,  Heft  2,  S.  141 — 183,  „rustike  Kapitalschrift“  des  3.  Jahrhunderts. 

Juristischer  Text,  dessen  Ergänzung  ziemlich  möglich  war,  aber  nur 
in  9 Zeilen.  Die  juristische  Erläuterung  gibt  Gradenwitz;  Gerhard  ver- 
breitet sich  über  die  Ursprünge  des  Pergamentkodex  und  seine  Konkurrenz 
mit  Papyrusrolle  und  Papyruskodex. 

259.  Papyrus  in  Heidelberg  (Nr.  1272),  18x9,7,  Fragment  eines 
Blattes  aus  einem  Papyrusbuche,  veröffentlicht  von  G.  A.  Gerhard  und  0.  Graden- 
w-itz.  Glossierte  Panlnsreste  im  Zuge  der  Digesten,  Philologus  Band  LXH 
S.  95 — 124,  kleine  Unzialschrift  vielleicht  des  6.  oder  7.  Jahrhunderts. 

Dürftige  Reste  lateinischer  Zeilenenden  auf  der  Vorderseite,  noch  dürf- 
tigere von  lat.  Anfängen  auf  der  Rückseite;  rechts  von  jenen  und  links  von 
diesen  griechische  Glossen  mit  eingesprengten  lateinischen  Ausdrücken.  Es 
kostete  den  Hsg.  gehörige  Mühe,  dies  zu  identifizieren:  Digest.  Buch  V 
Titel  2;  aber  es  scheint  kein  Zweifel  zu  sein. 

Halle  a/s.  Friedrich  Blaß. 


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300 


II.  Referate  and  Beaprechungen 


Papyrus -ürkniiden. 

Seit  dem  letzten  Referat  (oben  S.  113 — 119)  sind  folgende  Publi- 
kationen erschienen: 

I.  Ägi'ptische  Urknndeii  ans  den  königlichen  Mnseen  zn  Berlin,  her- 

ansgegeben  von  der  Generalverwaltung,  Griecb.  Urkunden  III.  Band, 
12.  Heft  1903;  IV.  Band,  1.  Heft  1904  (BGU). 

II.  Girolamo  Vitelli  publizierte  Florentiner  Papyri  (P.  Pir.)  in: 

a)  Rendiconti  d.  Reale  Accademia  d.  Lincei  XH  fase.  11.  22.  Nov.  1903. 

b)  Atene  e Roma,  VI  (1903)  Nr.  69  S.  333  ff.;  VH  (1904)  Nr.  63 
S.  86  ff;  Nr.  64/5  S.  120  ff;  Nr.  66  S.  178  ff. 

Evaristo  Breccia  und  Girolamo  Vitelli  in: 

c)  Rendiconti  d.  Reale  Accademia  d.  Lincei  XIH  fase.  6.  15.  Mai  1904. 

III.  Pierre  Jongnet  et  Gustave  Lefebnre,  Pap.rms  de  Hagdöla,  2*.  Serie, 
im  Bulletin  d.  Corresp.  Hellen.  XXVÜ  (1904)  S.  174 — 205  (P.  Hagd.). 

IV.  Seymonr  de  Ricci,  A latin  deed  of  maunmission  of  a slave  (A.  D.  221), 
belonging  to  the  Right  Hon.  Lord  Amherst  of  Hacknej  in  „Proceed. 
of  the  Soc.  of  Bibi.  Archaeol.“  May-June  1904  (P.  Amh.  Lat.) 

V.  Carl  Wessely,  Griech.  Papyrnsnrknnden  kleineren  Formats,  Ein 

Supplement  zu  den  Sammlungen  von  Ostraka  und  Überresten  griech. 
Tachygraphie,  in  den  „Studien  z.  Palaeogr.  und  Papyruskunde“  I 3.  Heft 
Leipz.  Avenarius  1904,  136  S.  (Stnd.  Pal.  I,  3). 

VI.  Bernard  P.  Grenfell  and  Arthur  S.  Hunt,  The  Oxyrhynchos  Papyri, 
Part.  IV,  with  8 plates.  Egypt.  Eiplor.  Fund,  Graeco-Roman  braneb. 
London  1904.  X und  306  8.  (P.  üxy.  IV). 

L BGU. 

Das  SchluBheft  des  HI.  Bandes  bringt  Berichtigungen  und  Nachträge 
zu  den  drei  Bänden,  unter  denen  zahlreiche  vorher  noch  nicht  mitgeteilte 
sich  befinden.  Darauf  folgen  die  von  W.  Schubart  gearbeiteten  Indices 
zum  HI.  Bande.  Leider  sind  bei  der  Zuweisung  der  Dörfer  an  die  Gaue 
von  Hermupolis  und  Herakleapolis  tS.  25)  viele  Irrtttmer  begangen,  wie 
die  Vergleichung  mit  den  „Berichtigungen“  zeigt.  Die  gut  gelungenen 
Photographien  (darunter  ein  Text  aus  Myra  in  Lykien)  sind  paläographisch 
sehr  interessant. 

Die  im  1.  Heft  des  IV.  Bandes  publizierten  Urkunden  habe  ich  kürz- 
lich Gelegenheit  genonunen  einer  freilich  nur  flüchtigen  Revision  am  Original 
zu  unterwerfen.  Nur  an  wenigen  Stellen  habe  ich  über  die  sorgsame 
Edition  Schubarts  hinauskomraen  können. 

In  1014  sind  vor  der  1.  Zeile  Schubarts  noch  schwache  Reste  einer 
vorhergehenden  Zeile  sichtbar.  Ich  lese  danach: 

’‘£[tou5 yivToxpoTopoff  RdlaaQOg] 

Tlxov  j4[ilLlov  !/#]<5p( mvoO]  'Avxatvlvov 

statt  ./^[vToxpdtopo]?  [KalaaQOf\  'Avttovlvov.  In  der  folgenden 

Zeile  1.  6(b#  statt  iV]£p(»v(£ibu). 

In  1015  scheint  mir  hinter  ovl(4)  nicht  yaatQta{Kvrjiila)  zu  stehen, 
sondern  Über  den  Anfangsbuchstaben  bin  ich  mir  noch  nicht  klar. 

Etwa  v£vpm(g<im)? 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus-Urkunden 


301 


Ich  zweifle,  ob  1017  dem  3.  Jahrhundert  zuzuweisen  ist.  Mich  er- 
innerte die  Schrift  mehr  an  die  Kursive  der  Mitte  des  2.  Jahrhunderts.  Ich 
wflrde  das  14.  Jahr  in  Z.  5 eher  auf  Hadrian  oder  Antoninus  beziehen,  als 
auf  Septimius  Severus.  Die  Ergänzung  des  Äureliemamens  in  Z.  1 und  4 
würde  aber  auch  unter  letzterer  Annahme  (a.  204/5)  nicht  gerade  wahr- 
scheinlich sein. 

1018  ist  ein  Pachtangebot.  Da  diese  immer  die  Form  von  inouvriiiaxa 
haben,  so  ist  das  Präskript  folgendermaßen  zu  emendieren:  AvqriUiji  Evial- 
fiovi  *rl  Av(/r]\Uov  £vqov  xtl.  — Z.  3/4  ergänze  ich  Tt<pQoaü[xos] 

mg  (ft/aiv.  — 27.  Mit  £vgog  beginnt  2.  Hand.  Was  Schubart  hinter  lAigog 
gezeichnet  hat,  ist  die  Altersangabe.  Sie  lautet:  ^(= 

In  bezug  auf  1019  machen  es  die  obigen  Ausführungen  P.  M.  Meyers 
(S.  247  f.)  überflüssig,  die  von  mir  vorbereiteten  Bemerkungen  mitzuteilen. 

In  1020,  8 glaubte  ich  toüto  ti)v  st.  xomov,  »jv  zu  sehen.  — In 
9 wird  man  hinter  p[ou  ein  xai,  event  in  der  Form  einzufügen  haben. 
— In  18  las  ich  vofzix(ö$)  st.  77opx(. . .).  — Wie  in  22  statt  ifiua9ci&ij 
zu  lesen  ist,  habe  ich  noch  nicht  feststellen  können. 

Die  Bestimmungen  von  1021,  einem  Lehrlingsvertrage,  stimmen  im 
wesentlichen  mit  P.  Oxy.  II  275  (diJacxoltx^)  überein,  nur  der  Zusatz  catii 
ävaroXijg  ^1/ov  ^vaimg  ist  neu. 

Von  größerem  historischen  Interesse  ist  1022,  die  erste  publizierte  Ein- 
gabe an  den  Bat  von  Antinoe  (vom  J.  196):  Tijt  xportertjj  ßovX^t  ’Aini- 
voimv  Nimv  ’EXX^vtov.  Vgl.  hierzu  CIGr.  III  4679,  4705.  Nicht  nur  die 
ßovX‘q  wird  hier  als  KQctrCerr]  bezeichnet,  wie  später  auch  in  den  anderen 
Metropolen,  sondern  auch  die  Ratsherrn  werden  als  Mgig  Kgäiuszot  an- 
geredet, was  für  jene  Metropolen  nicht  bezeugt  ist.  Da  die  Buleuten  von 
Antinoe  unmöglich  viri  egregii,  also  römische  Ritter  gewesen  sein  können 
(vgl.  z.  B.  Hartei,  Griech.  Pap.  S.  66),  so  wird  jener  Titel  nur  den  Rats- 
herrn als  Kollegium  (=  xgaxletr]  ßorXi?/),  nicht  dem  einzelnen  Ratsherrn 
zugekommen  sein.  — Der  Text  lehrt  uns  zwei  neue  Demotica  von  Antinoö, 
die  sich  in  Kenyons  Liste  (Archiv  IT  S.  72)  noch  nicht  finden:  nXmrCvtog 
und  MeyttXehsiog.  Der  erstere  Demos,  der  nach  Hadrians  Wohltäterin 
Plotina  benannt  ist,  gehörte  zur  Phyle  der  Matidia,  der  zweite  (vgl.  Mtya- 
li]0ia)  zu  der  der  Paulina.  — Wenn  es  hier  als  ein  durch  Befehl  Atoil  ’AdgiavoH 
xol  oixiaroü  t^g  ■{jiittiga:  jzdXtmg  gegebenes  Privileg  der  Bürger  von  Antinofe' 
bezeichnet  wird,  daß  sie  von  allen  auswärtigen  (dUoj;oO)  Liturgien  frei  sein 
sollen,  so  hat  Hadrian  damit  nur  ausdrücklich  für  Antinoe  ausgesprochen, 
was  allgemein  in  Ägypten  galt,  nämlich  daß  jeder  nur  in  seiner  Heimat  zu 
Liturgien  herangezogen  werden  durfte.  Vgl.  BGD  15  (CIGr.  4957,  34) 
und  dazu  meine  Bemerkungen  in  der  Zeitschr.  d.  Savigny-St.  f.  Bechtsg.  XVII. 
Rom.  S.  159.  — Die  Beschwerdeführer  ersuchen  den  Rat,  ihre  Sache  an 
den  Epistrategen  zu  bringen.  Da  sehen  wir  für  Antinoe  den  axgazrjyög 
ebenso  ansgeschaltet  wie  in  P.  Grenf.  I 49.  Vgl.  dazu  „Griech.  Ostraka“ 
I S.  467. 

Die  Lesung  6poü  in  12  ist  nicht  richtig.  Leider  gelang  es  mir  nicht,  die 
Stelle  zu  heilen.  Dagegen  glaube  ich  in  25  tig  xb  niguv  ivxgtäexovg  tpv- 
emendieren  zu  können.  Wenn  die  Lesung,  wie  es  mir  am  Original 
erschien,  richtig  ist,  muß  hier  Korruptel  vorliegen,  denn  ivxgcdaxovg  ist  ein 
unmögliches  Wort.  Da  nun  die  inkriminierte  Handlung  in  15  als  Im^gfia 


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302 


U.  Referate  und  BeeprecbTuig^D 


bezeichnet  wird  (vgl.  in  demselben  Zusammenhang  in  BGÜ  15,  12  inr)ftäici), 
so  ist  sicher  zu  lesen  dvenijpeduTovs,  also  unter  Annahme  einer  Ha- 
plographie:  eig  rb  nigav  (im  Sinne  von  , jenseitige  Zeit,  Zukunft“)  ^öv)>- 
cnrifeaarovg  vaf.  Vgl.  Euseb.  Vit.  Const.  p.  546:  ndvxcov  Ui- 

Tov^yrificcrfav  avenrii/cdazovg  iuntleiv. 

Besonders  wertvoll  ist,  was  uns  Schubart  unter  Nr.  1024  aus  einem 
Papjruskodex  (aus  dem  Hermopolites)  mitteilt,  in  dem  die  verschiedensten 
Akten  in  privaten  Abschriften,  dazu  Zanberteite,  Rechnungen  usw.  in  buntem 
Durcheinander  stehen.  Man  kann  den  Kodex  noch  etwas  genauer  datieren 
als  es  der  Herausgeber  getan  hat.  Wie  Dr.  Preisigke  bemerkt  hat,  ist  der 
Ai'QTihog  C>daniii)v  'Egfioi)  in  1025  (vgl.  S.  16,  2)  sehr  wahrscheinlich 
identisch  mit  dem  gleichnamigen  Hermopoliten  in  P.  Lips.  Inv.  Nr.  5,  vom 
Jalire  383,  den  Mitteis  im  Archiv  II  S.  260  herausgegeben  hat.  Da  diese 
Quittungen  auf  S.  15  und  16  nur  für  die  Gegenwart  aktuelles  Interesse 
hatten,  wird  man  demnach  diese  Abschrift  und  damit  den  Kodex  ins  Ende 
des  4.  Jahrhunderts  setzen  dürfen.  Dazu  stimmt  auch  der  Charakter 
der  Handschriften. 

Am  merkwürdigsten  sind  die  unter  1024  mitgeteilten  Akten  dieses 
Kodex:  eine  Sammlung  von  Sentenzen  des  riytfimv  in  Kapital- 
prozessen, denen  immer  eine  kürzere  oder  längere  Charakteristik  des 
Einzelfalles  vorangeschickt  ist.  Während  die  Sentenzen,  wie  auch  Schubart 
annimmt,  wörtlich  aus  den  inofivri^uruefiol  zitiert  sein  werden,  sind  jene 
Charakteristiken  in  ganz  freier  Form  (öfter  nach  dem  Schema:  ngog  xiva... 
6 rjytiicäv)  gegeben.  Mit  Ausnahme  von  S.  4 sind  die  abgeurteilten  Ver- 
brechen sämtlich  an  Weibern  begangen;  schließlich  könnte  auch  der  nach  S.  4 
ausgegrabene  Leichnam  ein  weiblicher  gewesen  sein.  Die  Verwandtschaft 
der  Fälle  legt  die  Vermutung  nahe,  daß  ähnlich  wie  im  P.  Cattaoui  diese 
Auszüge  aus  den  Akten  aus  Anlaß  eines  ähnlichen  Prozesses  gemacht 
worden  sind.  Ist  das  richtig,  so  brauchte  mit  6 •fiycfimv  nicht  immer  die- 
selbe Person  gemeint  zu  sein,  und  die  verschiedenen  Fälle  könnten  eventuell 
zeitlich  weiter  auseinander  liegen.  Freilich  für  die  hier  erhaltenen  paar 
Fälle  spricht  dagegen,  daß  der  Zcipvgiog  auf  S.  3 wie  auf  S.  6 ff.  erscheint. 
Nach  der  Vorgeschichte  des  letzten  Falles,  der  sich  in  Alexandria  abspielt, 
wird  man  unter  dem  den  Augustalis  zu  verstehen  haben,  nicht  den 

praeses  der  Thebais;  konnte  letzterer  überhaupt  Kapitalprozesse  führen? 
Dies  imd  anderes  mögen  die  Juristen  entscheiden,  die  sich  hoffentlich  bald 
dieser  eigenartigen  Urkunden  annehmen  werden.  Aber  auch  kulturhistorisch 
sind  diese  Dokumente  der  Leidenschaft  von  hohem  Interesse.  Ich  will  mich 
hier  auf  einige  Bemerkungen  zu  dem  Text  beschränken,  der  bei  längerem 
Studium  noch  vielfach  wird  gefördert  werden  können. 

S.  3,  15.  Da  das  a in  [e]a>ipgovut  nach  rechts  hin  lang  ausgezogen 
ist,  wie  dieser  Schreiber  es  gern  am  Ende  von  Wörtern  tut,  so  wird 
\^S\(a<pgovltt  als  Name  des  ermordeten  Weibes  zu  fassen  sein.  Ebenso 
dann  in  Z.  29:  Z(atpg\ovLttv. 

S.  5,  7 1.  MSgaotg  (=  fdpacaff)  statt  tngaatg.  Die  Spuren  passen 
zu  S.  Das  Verbum  6gäv  gebraucht  der  iyytfubv  auch  S.  8,  7. 

S.  5,  8 ist  äaxCag\^]ov  (=  ousxvagyov)  statt  n|Tf«p[;|fo]v  zu  lesen,  wie 
Mitteis  am  Original  erkannt  hat.  Dieser  Titel  uaxwtgxos  iäf'  noch  nicht 


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[Jlrich  Wilcken:  Papyrns-Ürkunden 


303 


bekannt.  DaB  er  auf  Alexandrien  zu  beziehen  ist,  geht  nicht  nur  aus  der 
Situation  hervor  (s.  oben),  sondern  wird  auch  durch  ootu  nahegelegt. 
Vgl.  &ax6g  = Alexandriner. 

S.  5,  11  las  ich  oitla  l%<ov  naxa  noXtfilm'  statt  noljld  tiaka 

Txolt/iüov. 

S.  5,  13/14  sind  folgendermaBen  zu  lesen  und  zu  verbinden:  kav9ävttv 
t[^]v  vö[f»]uv  &no[x\o(xtav  %al  xrjv  xoS  äixä^ovxog  i^ovaCav. 

BiXa  xtI.  Vgl.  P.  Öxy.  II  237  VII  40:  ^ röv  v[d]f«av  änoroft[ (die 
Strenge  der  Gesetze). 

S.  5,  18  gibt  not^am  keinen  Sinn.  Da  vorher  in  16  ßJU«  ’vavxla  (mit 
Aphaerese)  geschrieben  ist,  wird  auch  hier  'AXXa  'noiijOta  (=  inoiriam)  zu 
schreiben  sein.  Also  „du  machtest  in  Kappadokien“.  Das  weitere  ist  mir 
unklar,  doch  sind  als  Zitat  die  nächsten  Worte  jedenfalls  nicht  aufzufassen. 
£s  scheint,  daB  der  Angeklagte  als  Soldat  (Z.  11)  in  Kappadokien  die 
Schuld  auf  sich  geladen  hat,  die  darin  bestanden  zu  haben  scheint,  daB  er 
zu  einer  Mutter  und  ihrer  Tochter  in  einem  Verhältnis  stand,  das  als  Inzest 
straftällig  war. 

S.  6,  3.  Das  überlieferte  npoXtxtvöficvov  ist  vielleicht  nicht  in  jr^p^o- 
liTCvd^vov,  sondern  in  n^o^jxoyXtxevofiivov  zu  emendieren.  Vgl.  zu 
diesem  Titel  Mittels  CPR  I S.  61. 

S.  6,  5:  ija9ct  — npö$  xijg  «dpv»;[s3  x«iä  xag  ßfag.  Schuberts 

Vorschlag,  zu  emendieren,  erscheint  mir  sprachlich  und  sachlich  aus- 

geschlossen. Das  nahe  liegende  ^a&fj  geht  wegen  des  Aorists  nicht;  wir 
brauchen  ein  Imperfektum.  Ich  schlage  vor:  wobei  wohl  das 

aus  den  antiken  Romanen  ja  sehr  geläufige  Bild  von  der  Liebeskrankheit 
vorschwebte. 

S.  6,  10  ist  SeOfLioäriQlto  geschrieben. 

S.  6,  12.  Gern  wtlBten  wir,  wer  ZitpvQiog  war.  Der  rjyciuiv  kann 
er,  trotz  seines  icanaoiiog,  nicht  sein,  denn  auf  S.  3,  10  spricht  der 
von  ihm.  Vielleisht  ist  er  der  äsxvagxog  von  S.  5,  8. 

S.  6,  15  ist  a^loaiv  geschrieben. 

8.  6,  20  scheint  mir  rotolOffot  zu  emendieren  zu  sein. 

8.  6,  26  glaubte  ich  (it<l9iv  x&v  ßomvxov  zu  erkennen,  statt  nCax^tig 
cmb  X.  ß.  Damit  fallen  die  vorgeschlagenen  Ergänzungen.  Auch  kann  in  26 
nicht  fjre»]ff«tv  ergänzt  werden,  da  die  Reste  vor  aav  nicht  zu  t,  eher  zu  o passen. 

8.  7,  27  ergänze  etwa  no)lovo(a  avxtjv  axinä^ovaav  xifti^v. 

1025.  Zur  Datierung  vgl.  oben  8.  302.  Der  terminus  technicus 
Xriiifiaxi^uv  (hier  immer  mit  einem  ft  geschrieben)  begegnet  auch  in  dem 
von  Mittels  im  Arch.  II  267,  9 edierten  Leipziger  Papyrus,  woselbst  zu 
lesen  ist:  [fmaiilloftjiv  aot  xaixa  xcoiijeat  Itfftftarto&^vut  avxoig  xotg 
KoTXxCxaig  vnif  «ptdöv  it'ivdixxlovog  (auch  in  8 x^g  Konxix&v  noXetog). 

1026.  8.  23,  15  (Zanbertext)  1.  vtc  ovffuvbv  st.  ^novpavov. 

1028.  11  der  Bruch  J hinter  o9  hat  die  übliche  Gestalt  d.  — 12 
scheint  ijj^d  statt  vß-ip  zu  stehen.  — 15  1.  frfp<o(v)  f^£T(dffto>v)  statt 
hifag  i^ex(aattag).  — 26  1.  ft»j*  xal  statt  fti;T[p]ors. 

Diese  Baurechnungen  aus  dem  2.  Jahrh.,  in  denen  es  sich  u.  a.  um 
die  Ausstattung  eines  ^ogayiov  handelt,  seien  der  Aufmerksamkeit  der 
Archäologen  empfohlen. 


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304 


II.  Referate  und  Besprechungen 


1029,  4:  xXcüQoqioQov  ist  korrigiert  aus  x^^otgixi^ov. 

1031,  11.  Wahrend  hier  6 ukoTjTÖg,  wie  gewöhnlich,  das  Dreschen  be- 
zeichnet, muß  in  P.  Teb.  48,  17  (njöj  rijt  nafudoait  ri5v  (’xipopiiev  xai  rov 
äloijzov')  irgend  welche  Abgabe  damit  gemeint  sein,  wie  Grenf.-Hunt  richtig 
bemerkt  haben.  Sollte  an  letzterer  Stelle  nicht  eine  Verschreibung  fiir 
ölo>;T<i*^0  Torliegen? 


n.  P.  Firenze  (vgl.  S.  300). 

Seitdem  im  MUrz  lOOl  G.  Vitelli  über  die  kurz  vorher  für  Florenz 
gemachten  Papjrusanküufe  in  Atene  e Roma  IV  Nr.  27  S.  74ff.  berichtet  hat 
(vgl.  Archiv  I S.  557  f.),  ist  diese  Sammlung  sehr  bedeutend  erweitert  worden. 
Durch  die  ergebnisreichen  Papjrusgrabungen  von  Emesto  Schiaparelli  und 
Evaristo  Breccia  in  Eshmunen  (Hermupolis  Magna),  sowie  auch  durch  glück- 
liche Ankäufe,  die  z.  T.  auch  durch  Vitelli  in  Ägypten  gemacht  wurden, 
sind  zahlreiche  und  wertvolle  Stücke  nach  Florenz  gekommen.  Mit  Freude 
hören  wir,  daß  die  Reale  Accademia  dei  Lincei,  die  Eigentümerin  der 
Funde,  eine  Gesamtpuhlikation  der  Texte  ins  Auge  gefaßt  und  die  Ausfiih 
rung  Girolamo  ViteUi  übertragen  hat.  So  sehen  wir  Italien,  das  einst  in 
Amadeo  Peyron  an  der  Spitze  der  jungen  Papyrusforschung  marschiert 
war  und  spater  durch  Giacomo  Lumbroso  uns  die  erste  grundlegende 
Zusammenfassung  der  historischen  Ergebnisse  dieser  Forschungen  geboten 
hatte,  auch  in  die  jetzige  Entwicklung  unserer  Wissenschaft  mit  neuer  Tat- 
kraft eingreifen.  Bei  einem  solchen  Rückblick  dürfen  wir  zweier  Gelehrter 
nicht  vergessen,  die  Italien  vor  einigen  Monaten  durch  den  Tod  verloren 
hat  Der  eine  ist  Bernardino  Peyron,  der  Neffe  Amadeos,  der  vor  nicht 
weniger  als  63  Jahren  seine  Arbeit  über  die  Papiri  Greci  dd  Museo  Bri- 
iofmico  di  Londra  e della  BiUioteca  Vaticana  in  den  Memorie  della  Beate 
Accademia  delle  Sciense  di  Torino  veröffentlicht  hat  Mancher  von  uns  mag 
überrascht  sein  zu  hören,  daß  er  bis  jetzt  noch  gewirkt  hat,  denn  nach 
jener  Jugendarbeit  vom  Jahre  1841  hat  er  sich  anderen  Arbeitsgebieten 
zugewendet  und  galt  uns  daher  als  einer  der  Vertreter  jener  längst  dahin- 
gegangenen ersten  Periode  der  Papyrusforschung.  Der  Glanz,  der  von 
dem  Namen  seines  Oheims  ausstrahlt,  mußte  den  seinen  in  den  Schatten 
rücken,  aber  jeder,  der  jenes  Jugendwerk  gi'ündlich  durcharbeitet,  wird 
anerkennen  müssen,  mit  welchem  Scharfsinn  und  welcher  Selbständigkeit 
des  Urteils  er  das  Verständnis  jener  Urkunden  gefördert  hat.  Eine  liebe- 
volle Würdigung  des  Gelehrten  und  Menschen  hat  soeben  Domenico  Pezzi 
in  den  Atti  deUa  B.  Accademia  delle  Scienze  di  Torino  voL  XXXIX  (1904) 
veröffentlicht.  — Der  andere  ist  G.  Botti,  der  Gründer  und  xmermüd- 
liche  Förderer  des  griechisch-römischen  Altertumsmuseums  zu  Alexandrien. 
Was  er  in  dieser  Stellung  für  die  topographische  Erforschung  des  alten 
Alexandrien  geleistet  hat,  wie  er  durch  glückliche  Funde  und  ihre  Publi- 
kation unser  Wissen  erweitert  hat,  kann  an  dieser  Stelle  nicht  gewürdigt 
werden.  Hier  sei  namentlich  hervorgehoben,  daß  er  eine  Gesamtpublikation 
der  etwa  900  griechischen  Papyri,  die  er  für  sein  Museum  gesammelt  hatte, 
in  Angriff  genommen  hat.  Als  ich  ihn  vor  fünf  Jahren  besuchte,  konnte 
er  mir  schon  einige  Blätter  dieser  Edition  zeigen,  die  nach  dem  Muster  der 
Berliner  Museumspublikation  die  Texte  in  autographischer  Transkription 


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üliich  Wücken;  Papyroa-ÜTlninden 


305 


bringen  sollte.  Es  ist  ihm  nicht  bescbieden  gewesen,  diese  Arbeit  zu  Ende 
zu  fOhren;  nur  einzelne  Vorarbeiten  hat  er  gelegentlich  veröffentlicht,  Uber 
die  in  dieser  Zeitschrift  berichtet  worden  ist.  Vgl.  I S.  172  ff.,  II  S.  391  f. 
Die  Liberalität,  mit  der  er  auch  fremde  Gelehrte  an  der  Verwertung  der 
ihm  anvertrauten  Schätze  teilnehmen  ließ,  ist  von  mir  selbst  bei  meinem 
Aufenthalt  in  Alexandrien  dankbar  empfunden  worden,  und  ist  auch  kürz- 
lich in  unserm  Archiv  (oben  S.  55)  von  Grenfell  und  Hunt  rühmend  her- 
vorgehoben worden.  Möge  sein  Landsmann  Evaristo  Breccia,  der  auf 
seinen  Posten  berufen  ist,  auch  in  diesem  Sinne  sein  Nachfolger  sein,  und 
möge  es  ihm  gelingen,  die  baldige  Edition  der  Alezandrinischen  Papjri  in 
die  Wege  zu  leiten. 

Der  Gesamtausgabe  der  Florentiner  Texte  darf  man  nach  den  Proben, 
die  Vitelli  bisher  vorgelegt  hat,  mit  großen  Erwartungen  entgegensehen. 
Unter  den  in  den  Rendiconti  XII  mitgeteilten  3 hermopolitanischen  Ur- 
kunden ist  die  zweite,  der  Vertrag  eines  vavKlrjfOKvßegi'Tjrris  noit  den  im- 
(ultjTal  o/tou  betreffs  Ablieferrmg  von  Getreide  nach  Alexandrien 

(380  n.  Chr.)  von  besonderem  Interesse.  Vitelli  hat  inzwischen  in  Atene 
e Roma  Vll  S.  87  zu  diesem  Text  wie  auch  zu  dem  Paralleltext  P.  Good- 
speed  14  (s.  oben  S.  115),  den  er  in  Kairo  am  Original  revidiert  hat,  einige 
wichtige  Verbesserungen  nachgetragen.  Wertvoll  ist  vor  allem,  aus  dem 
Florentiner  Text  zu  ersehen,  daß  in  den  Metropolen  der  Gaue  eigene 
Beamte  eingesetzt  waren,  denen  die  Fürsorge  für  die  Getreidelieferungen 
nach  Alexandrien  übertragen  war.  Diese  inificlTiTul  <slxov  AlciavöffiCas  xa- 
vovog  Ttje  z.  Ivitxxlovos  haben  ihre  Pamllelen  offenbar  in  den  anderwärts 
vorkommenden  munizipalen  curaUyre»  frumettH  o.  ä.  Vgl.  E.  Kuhn,  Verf. 
BR  I S.  46.  0.  Hirschfeld,  Unters.  S.  138.  Wie  die  Quittungen  (19/20  er- 
gänze ano|j(a  nach  BGÜ  1025,6)  in  Alexandrien  vom  dortigen 

iwavinafxot  auf  ihren  Namen  ausgestellt  wurden,  so  werden  sie  auch  mit 
ihrem  Vermögen  das  Risiko  getragen  haben.  Um  so  mehr  ist  von  Interesse 
zu  sehen,  daß  auch  diese  drückende  ewa  den  Dekurionen  damals  aufgehalst 
war.  Vitelli  ergänzt  zwar  in  Z.  4 [d|a9i(oTipois)  iaxb  ’£p]fioü  noUtoq.  Aber 
nach  jenem  unedierten  Münchener  Paralleltext,  aus  dem  ich  auch  die  von 
Vitelli  akzeptierte  Ergänzung  [xovdvos  für  Z.  5 schöpfen  konnte,  ist  statt 
dessen  vielmehr  [jSovlevTO(';  '£p]/iot)  nöXtmq  zu  ergänzen.  Für  die  alexan- 
drinische  Topographie  ist  von  Interesse  zu  sehen,  daß  die  kaiserlichen 
Speicher,  die  horrea  (6^gyioig  in  18,  vgl.  dijfioalovq  bei  Good- 

speed  Z.  9)  sich  in  der  Neapolis  befanden.  Vgl.  hierzu  die  Bemerkung 
ad  framenktm  NeapoU^m)  in  dem  lateinischen  Genfer  Papyrus  bei  Mommsen, 
Hermes  36,  446. 

In  Atene  e Roma  VI  Nr.  69,  333  ff.  veröffentlicht  Vitelli  einen  Parallel- 
text  zu  dem  großen  Darlehensvertrag,  den  er  im  IV.  Jahrgang  derselben 
Zeitschrift  ediert  hatte  (vgl.  Arch.  I S.  557  f.)  und  schließt  eine  Untersuchung 
über  die  iniiunaßolri  an.  — In  VII  Nr.  63  ist  der  Vertrag  zwischen  dem 
i^ixfoioq  eines  Dorfes  und  zwei  ixavxo/Uftoi  aus  Hermnpolis,  die  er  mit 
ihrer  ganzen  aviitpsovla  /lovetx&v  xt  xal  &X3nov  zu  einem  Fest  engagiert,  ein 
kulturhistorisch  sehr  interessantes  Gegenstück  zu  P.  Grenf.  H 67  und  P.  Lond. 
ns.  164  (vgl.  oben  3.  241). 

In  Vll  Nr.  64/5  publiziert  Vitelli  zwei  Schreiben  an  AnoXimvlai  orpor- 
xiff&t  AicoUtaivon{oUxov)  (lma)Kafilag  aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  die  er. 


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306 


II.  Rpferalp  nnd  Hesprechungpn 


wohl  mit  Recht,  auf  Apollinopolis  Magna  (Edfu)  bezieht.  Der  merkwürdige 
Zusatz  ZxfOfiias  bedarf  noch  sehr  der  Aufklüning  durch  weitere  Texte  aus 
demselben  Gau.  Jedenfalls  ist  es  sehr  erfreulich,  daB  sich  eine  neue  Fund- 
stelle für  rümiscbe  Papyri  aus  Obcrilgypten , die  bisher  sehr  selten  waren, 
eröffnet  zu  haben  scheint  Interessant  ist  auch  hier  wieder  zu  sehen,  wie  die 
Nomenklatur  von  den  Lokalkulten  beeinflußt  wird.  Der  heilige  Sperber  des 
Gaues  ("/{poj),  der  Gott  und  sein  Äquivalent  ’ytnokXuv  spielen  hier 

auch  in  den  Namen  eine  Rolle.  Auch  der  Name  Ucej^tivfiig,  der  hier  zwei- 
mal selbständig,  einmal  in  der  Zusammensetzung  I7«);oft-«rpiii;  begegnet,  ge- 
hört dahin,  denn  das  ägyptische  Wort  'hm,  das  darin  steckt  (mit  dem 
Artikel),  bezeichnet  den  (hockenden)  Sperber,  später  freilich  im  Koptischen 
(riA?U)ll)  den  Adler.  Vgl.  Spiegelberg,  Äg.  und  griech.  Eigennamen  S.  25*. 
Die  davon  abgeleiteten  Namen  Anden  sich  in  Oberäg^'pten  außerordentlich 
häufig.  Vgl.  TlaxoCfug,  Tlaiovfiiog  Leps.  Denk.  VI  n.  291,  292  (Philae),  77oj;öfttf 
(Gr.  Ostr.  II  n.  176  Syene),  Jlnjji'fuos  (P.  Par.  21,  11  Panopolis,  P.  Lond.  II 
S.  329  Edfü),  (ClOr.  III  5022  Oertassi),  ferner  IlayouTiutnumv 

(Gr.  Ostr.  II  n.  38  Syene),  naxojntQjjg  (Leps.  Denk.  VI  n.  499  Hamamät), 
JTajfOfiTtfis,  Tlaiofixijiug  (Leps.  Denk.  VI  n.  501  Hamamät),  Ilaxofixf'äpg  (Gr. 
Ostr.  II  n.  176  Syene)  usw.  Auch  in  HermupoUs  (BGü  892)  und  Oxyr- 
hynchos  (Oiy.  I 65)  kommen  sie  gelegentlich  vor,  aber  ans  dem  Faijüm 
ist  mir  bisher  kein  Beispiel  erinnerlich.  Andererseits  ist  der  Name  Ügae- 
voiipig  (14  und  21),  der  im  Faijüm  so  häufig  ist  (der  Gott  ’OQacvov(ptg  in 
P.  Teb.  I Ind.  8.  615),  auch  bereits  für  Oberägypten  bezeugt.  Vgl.  P.  Leid. 
Q (Syene). 

In  dem  ersten  Schreiben  auf  S.  121,  das  aus  dem  2.  Jahre  des  Hadrian 
stammt,  ist  der  Titel  des  Kaisers  von  Interesse:  Avioxgätogog  Kaloagog 
Tgaiavov  'AdgutvoH  \^A  jp/orov  £tßaaiov  rtgftavixov  Jaxtxoü  IJup’flixoO.  Danach 
ist  auch  Z.  25  zu  ergänzen.  Diese  Übernahme  der  Titel  seines  Adoptiv- 
vaters, oplimus  Augushis  Germanietts  Dacicus  Parthicus.  die  auf  Papyri  wohl 
noch  nicht  begegnete,  ist  aus  Münzen  bekannt,  aber  nur  für  den  Anfang 
der  Regierung.  Vgl.  v.  Rohden  bei  Pauly-Wissowa  I Sp.  499  f 

Zu  dem  Xtuvaapög  vgl.  oben  8.  236. 

Zu  dem  Brief  der  EvSatpovCg  auf  S.  124  kann  ich  einen  wertvollen 
Beitrag  von  Blaß  mitteilen.  Sein  Vorschlag,  in  Z.  26  t[i’  fyxjlrjpdrid 
statt  . . .Jrijjußit«  zu  losen,  wird  von  Vitelli  nach  dem  Original  als  richtig 
akzeptiert.  Das  t ist  sogar  noch  sichtbar.  Daraus  ergibt  sich,  wie  Blaß 
mit  Recht  bemerkte,  daß  der  AiaxSg  in  21  mit  der  gleichnamigen  Person 
in  4 doch  identisch  ist.  Diesen  sonst  nicht  belegten  Namen  halte  ich  für 
ein  Hypokoristikon  von  Aiaxoßölog,  und  wenn  in  Z.  7 von  seinen  yvfiva- 
axix&v  qiilmv  die  Rede  ist,  so  wage  ich  die  Vermutung,  daß  er  einer  Gym- 
nastikerfamilie angehört,  die  ihm  aus  Liebe  zum  Sport  den  Namen  Aioxo- 
ßoXog  res]>.  AiaxSg  gegeben  hat. 

Z.  4 iaräXtjv  zbv  araxTov  AtaxSv  bleibt  mir  unverständlich.  Wahr- 
scheinlich ist  hinter  iardXtiv  ein  Wort  ausgefallen,  eine  Präposition  (rrgog?) 
oder  ein  Infinitiv,  von  dem  der  Akkusativ  abhängi 

Richtig,  aber  nicht  leicht  zu  verstehen  sind  auch  die  Worte  (11  ff.): 
ü{)t[e  ^]Xovactfit/v  [oü]ic  npoffcxvvijoot  droc;  (poßovfAvT]  aov  rb  pttixagov. 
Zu  (ttxlagov  vgl.  BGU  136,16;  417,  3 ff.;  829,10;  P.  Fay.  116,12;  ferner 
Oxy.  n 238,1  und  dazu  Mitteis,  Arch.  I S.  193.  Wenn  die  Mutter  wegen 


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Ulrich  Wilcken:  PapTToa-Urkunden 


307 


der  tmBicheren  Lage  ihres  Sohnes  nicht  badet,  so  erinnert  dies  an  P.  Oxy. 
III  528,  wozu  ich  oben  S.  118  f.  auf  Diod.  I 91,1  hinwies.  Wenn  sie 
aber  eben  deswegen  nicht  zu  den  Göttern  betet,  so  weiß  ich  hierzu  keine 
Parallele.  Jener  unglückliche  Ehemann  in  P.  Oiy.  III  badete  zwar  nicht, 
machte  aber  tSglich  sein  bei  der  ßoijftg. 

In  dem  Brief  des  &eü>yttvos  auf  S.  125  Z.  7 ist  ^a^ras  int<fToiixo[vs 
zu  lesen,  wie  Vitelli  mir  bestätigt. 

Zn  dem  Brief,  den  soeben  Vitelli  im  Juniheft  von  Atene  e Borna 
VII  S.  179  publiziert  hat,  verweise  ich  auf  BQU  948,11:  SÜijaov  ovv 
fioi  Sixtt  Ifrpa;  Itvdpcov  xal  noUb  aoi  Vgl.  hier:  ni^ma 

001  iv  rd^ei  1/rptrv  eig  rö  dciffiarlxtv  fiov:  ein  Pfund  (Flachs,  Wolle  oder 
ähnl.)  für  meine  dalmatica. 

Soeben  erscheinen  in  den  Rendicouti  XIII  fase.  5 wiederum  neue 
Papyri,  von  Breccia  und  Vitelli  publiziert,  über  die  noch  ein  kurzes  Nach- 
wort folge. 

In  I 1 BoU  ein  Schuldner  durch  einen  Beamten,  der  über  dem  oipor- 
rt/yog  steht  (Z.  20),  zur  Zahlung  seiner  Schulden  angehalten  werden.  Der 
Text  berührt  sich  mit  P.  Oxy.  II  286  und  BGD  II  614  und  III  888  noch 
enger  als  mit  BGU  578,  insofern  in  dem  letzteren  zugleich  die  äruMxlUoaig 
eines  x^ipoypoqpov  erstrebt  wird,  dort  aber  nicht.  Nach  BGU  614  und 
888  vermute  ich,  daß  auch  der  Florentiner  Text  an  den  dpjidixaOt^S  ge- 
richtet ist 

In  Z.  1 endet  mit  Mlfupiv  das  Präskript  Die  Urkunde  beginnt  mit 
’Oipeilo|ii[iv<Dv  (so  zu  ergänzen  nach  BGU  888,8),  das  in  12  nochmals 
aufgenommen  wird  mit  ötpalo^^voit'  6i.  Der  Nachsatz  beginnt  in  19  mit 
ävayxaimg  «po^ldov.  — Z.  9/10  wird  äxolov[‘üo}$  w i]vqxcyxcv  zu  ergänzen 
sein  (zu  verbinden  mit  d[?;]fiooio>  xfrjiiccuniiä).  — Z.  19/20  ergänze  npo- 
fjldov  [tnl].  Zu  ^ipotl^tii'  vgl.  Oxy.  II  286,14.  — In  17  ist  Trcpilvciv 
vom  Schuldner,  nicht  vom  Gläubiger  gesagt.  VgL  oben  S.  245.  — Zu  28 
üvxlionai  xul  äi'9/£o[^ai  vgl.  P.  Oxy.  II  281,30;  282,20.  — Am  Schluß 
(29)  mußte  nach  P.  Oxy.  II  286, 26  auf  ducniazal/iai  unmittelbar  der  Name 
des  iuateazaliftlvog  folgen. 

Hierzu  kann  ich  noch  folgende  Verbesserungen  mitteilen,  die  auf  Vor- 
schlägen von  blitteis  beruhen,  die  Vitelli  am  Original  geprüft  hat;  Z.  1 
(hinter  ’Oqpttlofi[£vtov)  lies  i]w  luztjkkaxozt  ärjifxvoj]  xal  aäuc9lzta  xzk.  — 

4 1.  x[a]TOt[Mxof]s  statt  x[.  . .]o[ js.  — 11  f^Ofioloyovftfvij’vJ.  — 

12  1.  intfxfoyiav.  — 13  {\n  6[vo^aTo]s  jedenfalls  unrichtig. 

Von  besonderem  Interesse  ist  formell  und  sachlich  der  Erlaß  des  Stra- 
tegen Nr.  4.  Formell  ist  er  eine  Parallele  zu  dem  Strategenerlaß  aus 
Talmis,  den  ich  im  Hermes  23,  595  erklärt  habe.  Der  Erlaß  beginnt  mit 
Ipuktvaitag. 

In  II  Nr.  2,7  schreibe  ich  6do>p  eig  niCv  ixßäfuv  statt  Odrap 

tig  77{ivo[.  {u]s  ixß&fuv.  Iblv  ^ nu!v  ist  in  dieser  Zeit  oft  belegt.  VgL 
z.  B.  BGU  34  n 7 usw. 

Größeres  Interesse  hat  Nr.  5,  die  von  der  luztztiyifuip'^  von  Katöken- 
land  handelt.  In  Z.  1 ist,  wie  Vitelli  mir  mitteilt,  durch  Versehen  des 
Setzers  6 x(ol)  hinter  Ntoxoaiuog  ausgefallen.  — Z.  6/7  möchte  ich  folgen- 
des Vorschlägen:  (itztn(iy^(ptiaai)  .£arp[a]nucdi  . . . 5n(dpyovC(v).  ylaßövug 
xzk.  Eine  zu  kaßoi'Ztg  gehörige  Präposiüon  wird  man  nicht  v)  abkürzen. 

ArebW  f Papyrutfonebung.  UJ.  2.  S1 


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308 


IL  Befeiate  und  Beiprechnngen 


Vor  vjf(d^ovaiv)  wird  wohl  doch  cM  to(v)  <t(vro0)  xf^vov  stehen,  was 
„von  demselben  Datum  an“  heißen  würde.  Doch  bedarf  das  noch  der  Nach- 
prüfung am  Original. 

HL  P.  Xagdöla  (vgl.  oben  S.  300). 

P.  Jouguet  und  0.  Lefebure  bieten  hier  eine  Fortsetzung  ihrer 
interessanten  Publikation,  über  die  im  Archiv  II  S.  390/1  berichtet  worden 
ist.  Auch  diese  Urkunden  (Nr.  23 — ^41)  sind  wie  die  ersten  Proben  des 
Fundes  von  M^dinet  en-Nahas  an  den  KOnig  gerichtete  Klageschriften 
aus  dem  III.  Jahrh.  v.  Chr.  (mit  Ausnahme  von  32,  einer  Bitte  um  einen 
xvpiog,  und  36).  Inzwischen  haben  die  Herausgeber  die  Datierung  dahin 
präzisiert  (S.  205),  daß  diese  Texte  den  letzten  Jahren  des  Euergetes  I. 
resp.  den  ersten  des  Philopator  angehören.  Daraus  ergibt  sich,  daß  der 
KOnig,  von  dem  ich  Arch.  II  391  nach  wies,  daß  er  bei  Lebzeiten  zu  Gunsten 
seines  Sohnes  abdiziert  habe,  Euergetes  I.  ist.  Eine  inschriftliche  Bestätigung 
hierzu  bringe  ich  unten  S.  318f.  — So  gleichartig  das  Schema  dieser  Klage- 
schriften ist,  so  mannigfaltig  ist  ihr  Inhalt.  Namentlich  kulturhistorisch 
sind  manche  Stücke  wie  Nr.  24  und  33  von  höchstem  Interesse.  Aber  auch 
sonst  lernen  wir  viel  Neues  daraus  für  das  IIL  Jahrh.  Die  Herausgeber 
sind  in  ihrem  Kommentar  in  sehr  anerkennenswerter  Weise  in  das  Ver- 
ständnis der  zum  Teil  recht  schwierigen  Texte  eingedrungen.  Einige  kleinere 
Beiträge  mögen  hier  Platz  finden. 

Durchweg  haben  die  Herausgeber  interpungiert:  BaaiUI — jalipciv.  ’O 
deivu — iSiKovfU&a  xrl.  Ich  möchte  nach  wie  vor  (vgl.  schon  Hermes  22, 5) 
daran  festhalten,  daß  wir  vielmehr  zu  schreiben  haben:  BaOilti — 6 
itiva.  ’A6moviu9a  xtl. 

Wenn  ein  Herakleides  sich  in  Nr.  24  beim  König  beklagt,  daß  eine 
Ägypterin  Vevoßdarig  ihn  attakiert  und  ihren  Nachttopf  über  ihm  entleert 
habe,  so  muß  er  sich  in  der  Aufregung  verhört  haben;  sie  ksmn  nur  £evo- 
ßderig  (resp.  Tatvoßdarig)  geheißen  haben.  Dieser  Grieche  kannte  sich  mit 
den  barbarischen  Namen  offenbar  noch  nicht  aus. 

Von  hohem  Interesse  ist  Nr.  25.  Ein  Gläubiger  klagt  gegen  seinen 
Schuldner,  weil  dieser  ihm  die  ohne  schriftlichen  Vertrag,  Siä  ge- 

liehene Gerste  nicht  zurückliefert.  Er  verlangt,  iäv  lorüra  dXtj9fi  ina- 
vayxdaai  avx6v  anoSoi}val  fiut,  tl  di  i[(]  dvxiXiyti  fti]  dcpelXeiv  dfiöaag 
fiot  ditoXcXva&a>.  Ich  bemerke  hierzu,  daß  die  letztere  Bestimmung  fast 
wörtlich  so  von  Diodor  I 79,1  unter  den  Gesetzen  des  Bokchoris  auf- 
geführt wird:  Toiig  de  ntpl  t&v  av/j.ßoXa(cov  vofiovg  Boxxöpidog  ehai  <paOt. 
Ilpoexdtxovai  dl  xoi/g  /liv  davyypcKpa  davtxaafiivovg,  av  (li)  ipdaxoiatv 
dtfiiXtiv  dyiöaavxug  dnoXvte&ai  xoi  davtlov.  Übrigens  sind  die  Kon- 
trahenten im  obigen  Falle  nicht  Ägypter,  sondern  der  Gläubiger  ist  ein 
Grieche,  der  Schuldner  ein  thrakischer  Beiter. 

Die  metrologisch  sehr  wichtige  Stelle  26,4 — 6,  die  lldxoa  und  nzvrd^oa 
xipd/ita  otvov  unterscheidet,  konnte  noch  nicht  mit  völliger  Sicherheit  ge- 
lesen werden.  Daß  ^ Ic  Z.  4 2("I*ov)  bedeuten  könne,  bestreite  ich,  wenn 
wirklich  ein  o über  dem  x steht.  Dann  kann  es  (in  diesem  Zusammen- 
hänge) nur  *^4er  eine  Ableitung  davon  bedeuten.  Aber  was  geht 

vorher? 


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Ulrich  Wilchen:  PapyrnB-Urknnden 


309 


27.  Zu  Maxha  als  Femininum  vgl.  P.  Kretschmer,  Einl.  Griech.  Sprache 
S.  284,  der  Beispiele  aus  Rhodos  (Inscr.  Qraec.  Ins.  I 322.  515)  beibringt. 
Mit  Recht  haben  die  Herausgeber  auch  P.  Petr.  I 13  (l)  7 I7]vppov  Maxirai 
(vgl.  GGA  1895  S.  135)  berangezogen,  doch  ist  hier  nicht  zu  entscheiden, 
ob  das  der  Dativ  zu  Maxirag  oder  Maxira  ist. 

28  ist  wichtig  für  die  dmpsa- Frage,  29  für  die  Geschichte  der  Erb- 
pacht durch  die  Befristung  einer  Pacht  tig  xa  c,&  (fvi)!  Übrigens  kann 
TaSnog  in  Throßaartog  xov  T.  (28, 2)  nicht  der  Muttemame  sein,  sondern 
nur  der  Vatersname.  Es  ist  derselbe  Harne,  den  als  Taji<og  oder  Tmg  ein 
König  der  30.  Dynastie  trug. 

In  30  scheint  es  sich  darum  zu  handeln,  daB  der  Schuldner  nach 
Zahlung  seiner  Schuld  den  Schuldschein  zurückerhalten  will.  Vgl.  4:  föv?] 
änodcüt  ovröj,  xi\v  ov^'jpnqFjJi/  xofuoöp[aj(?).  Nun  ist  der  eine  GlSnbiger, 
wie  es  scheint,  gestorben,  ehe  der  Schuldner  die  Urkunde  zuiückbekonunen 
hat,  und  der  überlebende  Sohn,  der  zweite  Gläubiger,  weigert  sich.  Hier- 
nach vermute  ich  in  5:  npö  rov  ^ xofiiaaa^al  pc  v[^v  avyyfatpi\v  statt 
Htx[yau>v. 

In  31  scheint  mir  dieselbe  iitixaxaßoiri  (Z.  9)  vorzukommen,  die  in 
dem  Florentiner  Text  so  lebhafte  Diskussion  hervorgerufen  hat.  Vgl.  oben 
S.  305.  Die  Worte  u;  al  nfjöaoiot  in  35, 2 sind  nicht  auf  den  Monat, 
sondern  auf  das  Jahr  zu  beziehen,  wie  J.  G.  Smyly  in  Hermathena  X 
Nr.  25  S.  432  erwiesen  hat.  — Ist  in  Z.  3 vielleicht  npoono^ca;  statt 
nfjoovorflag  zu  lesen? 

IV.  P.  Amherst  Lat.  (vgl.  S.  300). 

Seymour  de  Ricci  veröffentlicht  hier  den  Text  eines  Diptychon,  das 
im  Jahre  1903  Lord  Amherst  erworben  bat.  Nach  einer  genauen  Be- 
schreibung der  Tafel  gibt  der  Herausgeber  den  Text  und  läBt  Übersetzung 
imd  Kommentar  folgen.  Das  Diptychon,  das  aus  Hermupolis  Maior  atä'upta 
et  splendida  stammt,  beurkundet  eine  manumissio  inter  amicos  aus  dem 
4.  Jahre  des  Kaisers  Elagabal  (Juli  221).  Der  lateinische  wie  der  grie- 
chische Text  der  AuBenseiten  ist  bis  auf  die  griechischen  Zeugenunter- 
schriften im  allgemeinen  gut  erhalten.  Der  Herausgeber  hat  nur  eine  Stelle 
unerklärt  gelassen,  S.  1 Z.  2:  ra  Jlf . . . eterheutae.  Vorher  geht  der  Name 
des  Freilassers:  Marcus  Aurd[iu]s  [AJmmonüm  Lupergu  Sarapionis.  Ich 
meine,  in  jener  Gruppe  kann  nur  der  Name  seiner  Mutter  enthalten  sein, 
die  ja,  wenn  überhaupt,  an  dieser  Stelle  zu  nennen  war,  und  lese  daher: 
ex  m[atr]e  Terheutae.  Nach  der  beigegebenen  Tafel,  die  allerdings  nur 
eine  Photographie  der  Abzeichnung  de  Riccis  bietet,  scheint  wirklich  Ter- 
heutae dazustehen.  Das  kann  nur  eine  Transkription  des  für  Hermupolis 
mehrfach  belegten  Namens  rtptös,  Tef/tvxog  sein  (vgl.  P.  Amh.  II  Indices). 
DaB  in  Z.  20  nagu  und  nicht  ötcä  zu  ergänzen  ist,  bat  der  Herausgeber 
selbst  schon  auf  S.  18  nachgetragen.  Im  übrigen  verweise  ich  auf  den 
eingehenden  Kommentar  des  Herausgebers.  — Im  Appendix  I gibt  derselbe 
eine  Zusammenstellung  der  Freilassungsurkunden;  im  Appendix  II  berichtet 
er,  unter  Beifügung  eines  Faksimile,  über  ein  Fragment  einer  lateinischen 
Wachstafel  in  der  Bodleian  Library  (Oxford)  vom  Jahre  147  n.  Ohr.  Diese 
sowie  die  Tafel  des  Lord  Amherst  sind  durch  ihre  genaue  Datierung  für 
die  lateinische  Paläographie  von  hohem  Wert, 

21* 


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310 


II.  Referate  and  Besprechungen 


T.  P.  Stud.  Pal.  I,  3 (vgl.  S.  300). 

Das  3.  Heft  der  „Studien  zur  Pal&ographie  und  Papyruskunde“ 
(vgl.  Archiv  II  S.  392  f.)  bringt  701  Urkunden  „kleineren  Formats“  aus  der 
Zeit  vom  IV. — VIII.  Jahrb.  In  dem  Vorwort  teilt  Wessely  mit,  daß  dies 
nur  der  erste  Teil  einer  Sammlung  von  über  1000  Urkunden  dieser  Art 
sein  soll.  Die  Transkription  der  Texte  ist  nicht  gedruckt,  sondern  von 
Wessely  autographiert.  Zu  den  schon  bekannten  Texten  aus  Paris,  Berlin, 
Oxford  usw.,  die  hier  alle  noch  einmal  (leider  ohne  vorhergegangene  Revi- 
sion der  Originale)  mit  abgeschrieben  sind,  ist  eine  große  Anzahl  bisher 
noch  nicht  publizierter  Texte  der  Rainer-Sammlung  hinzugefugt  Wessely 
verfolgt  mit  dieser  Publikation,  wie  er  sagt,  einen  doppelten  Zweck.  Ein- 
mal will  er  durch  die  autograpbische  Wiedergabe  der  in  diesen  Texten  ge- 
legentlich angewendeten  tachygraphischen  Zeichen  Material  schaffen  für  die 
noch  immer  nicht  gelungene  Entzifferung  der  Tachygraphie.  Diesen  Zweck 
wird  seine  Arbeit  in  der  Tat  insofern  fördern  können,  als  derjenige,  der 
diese  Tachygraphie  zu  entziffern  unternimmt,  hierdurch  auf  viele  Stellen 
hingewiesen  wird,  wo  tachygraphische  Zeichen  zu  finden  sind.  Im  übrigen 
aber  wird  er  nach  meiner  Ansicht  gut  tun,  ausschließlich  an  den  Origi- 
nalen zu  arbeiten,  um  nicht  Irrungen  über  den  Tatbestand  ausgesetzt  zu 
sein.  Die  nicht- mechanische  Wiedergabe  dieser  tachygraphischen  Notizen 
ist  auch  bei  größter  Sorgfalt  sehr  schwierig.  Das  Zeichen  z.  B.,  das 
Wessely  am  Schluß  von  Nr.  223  mitteilt,  ist  völlig  anders  als  auf  der 
von  mir  edierten  Photographie.  — Zweitens  will  Wessely  mit  dieser  Publi- 
kation „gewissermaßen  die  Fortsetzung  des  I.  Bandes  des  CPR“  und  zu- 
gleich ein  Supplement  zu  den  Ostraka  geben. 

Ich  muß  mich  heute  auf  dieses  Referat  über  die  Absichten  des  Heraus- 
gebers beschranken.  Denn  da  erst  die  Hälfte  vorliegt,  wäre  es  unbillig, 
schon  jetzt  Kritik  zu  üben.  Nur  den  Wunsch  möchte  ich  aussprechen,  daß 
das  SchluBheft  gedruckte  Indices,  vor  allem  ein  Wörterverzeichnis  bringe. 

Zur  Berücksichtigung  bei  den  „Corrigenda“  erlaube  ich  mir  zu  den 
Texten  ein  paar  Kleinigkeiten,  die  sich  mir  bei  allerdings  nur  flüchtiger 
Durchsicht  ergaben,  zu  notieren. 

42,  1/2  würde  ich  Mttxiatoif(of)  iiaaToi(ioiJs)  schreiben.  Der 
Name  Mayiaraf  ist  aus  der  Literatur  und  auch  aus  Papyri  bekannt  (s. 
unten).  Ebenso  ist  auch  in  Z.  6 Tpißoiva  als  Eigenname  zu  fassen.  Vgl. 
Nr.  384,1.  Da  in  Z.  1 vor  fx  unmöglich  die  Präposition  v7t(Jf),  wie 
sonst  gewöhnlich,  sein  kann,  so  schlage  ich  vn(rigiTov)  vor. 

In  47,2  scheint  mir  die  Ergänzung  x[al  aür]oü  [vooojxdpou  ganz  un- 
möglich zu  sein,  da  ja  vorher  von  keinem  andern  vnCoxdpo;  die  Rede  ge- 
wesen ist.  Vergleicht  man  Nr.  314,  die  besser  neben  47  gestellt  wäre,  so 
vermutet  man,  daß  hierin  vielmehr  der  Name  des  Quittungsempfängers  steckt, 
oder  vielleicht  zunächst  ein  npuvorjioO.  Doch  das  kann  nur  am  Original 
entschieden  werden. 

113,5.  Hinter  hat  Schubart  ß uachgetragen.  Vgl.  Add. 

118.  Auch  in  diesem  Leipziger  Text  ist  Maylarofi  als  Eigenname 
zu  schreiben  wie  oben  in  Nr.  42,1.  Auf  weiteres  verzichte  ich  mit  Rück- 
sicht auf  die  von  Mitteis  vorbereitete  Neuedition. 

216, 1 1.  aifiontj/. 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus-Urkunden 


311 


217. 1 sind  die  Worte  <5  (dx(ovos)  dpTO}T(pdTtj?)  hinter  ’HUag,  die 
bei  Magirus  stehen,  vom  Herausgeber  vergessen  worden. 

In  225,4  las  ich  vor  Jahren  Afoi5;{£(»(s)  statt  Mov(ä-/iov?),  ebenso 
in  230,4  ’Hkiae  (S~tß  &Q{xdßas)  dcaT£x(o)  statt  xateivov  of/ . . in 

ff 

232, 4 dgro  / statt  ägxov.  Die  von  Magirus  heraxisgegebenen  Papyri  be- 
dürfen sehr  der  Nachprüfung. 

In  253  erwartet  man  hinter  fttQog  notwendig  eine  Zahlenangabe,  also 
wohl  £XTOv  statt  fx  t(^s).  Darauf  vielleicht  Bovß{a<sxlxov)?  Übrigens 
muß  in  dieser  Lieferungsanweisung  hinter  iUktalnma  ein  Punkt  gesetzt  und 
IlaQdaxt{s)  mit  großem  II  geschrieben  werden. 

301,  2.  dypopEurivroiv  ist  offenbar  verschrieben  für  dyyuQCvovxuv. 
Über  £av/Uov  (2)  steht  ein  Horizontalstrioh,  wie  hilußg  damals  über  Eigen- 
namen. Mit  Xoilovffos  in  3 beginnt  eine  2.  Hand. 

493. 2 Schluß  lese  ich  nach  einem  Paralleltcit  y[pofift](ar£vs).  Die 
Zeichnung  von  4 ist  nicht  korrekt,  insofern  dem  langgezogenen  Kreuz  über 
KaXofitiva;  der  Vertikalstrich  fehlt  (vgl.  Photographie).  Dies  Kreuz  fehlt 
daher  auch  ganz  in  der  Transkription.  ’ 

VI.  Oxyrhynchos  IV  (vgl.  S.  300). 

Wenn  auch  die  literarischen  Texte  dieses  Buches,  unter  denen  sich 
Stücke  allerersten  Ranges  befinden,  die  Urkunden  weit  überragen,  so  ver- 
danken wir  doch  auch  den  letzteren  reiche  Belehrung.  Der  Band  erschien 
gerade  noch  rechtzeitig,  um  einen  kurzen  Bericht  hier  anschließen  zu  können. 
Es  braucht  kaum  gesagt  zu  werden,  daß  die  Arbeit  der  beiden  Herausgeber 
sieb  wieder  auf  gewohnter  Höhe  befindet. 

Von  den  tlnohfiical  fragmenis  kommt  für  uns  Nr.  658  in  Betracht, 
der  erste  UbrUus  lih'llatici  aus  Oxyrhynchos,  der  den  bekannten  Faijümem 
in  allem  Wesentlichen  entspricht.  Neu  ist  nur  der  Titel:  Totg  inl  xäv 
Uf&v  [ Ol]  9vaiß>v.  Hier  wird  wpö  nicht  Tempel  bedeuten,  sondern  Opfer; 
es  handelt  sich  um  eine  Spezialkommission,  nicht  um  die  regulären  „Tempel- 
vorsteher“. In  Z.  12  ist  liQmv,  wie  die  Berliner  Parallele  zeigt,  verschrieben 
für  kgiicav  (Opfertiere).  Ob  auch  in  1?  — Ich  wies  schon  im  Archiv  I 
174,  1 auf  einen  libellus  in  Alexandrien  hin.  Inzwischen  hat  Botti  Mittei- 
lung über  diesen  in  Rom  auf  dem  II.  christlich-archäologischen  Kongreß  ge- 
macht (vgl.  de  Ricci,  Rev.  Et.  Gr.  1901  S.  203),  aber  der  Text  scheint  noch 
nicht  publiziert  zu  sein.  Wenn  hier  eine  Priesterin  des  Petesuchos  einen 
solchen  libellus  ausstellt,  so  erinnert  uns  das  daran,  daß  wir  nicht  not- 
wendig in  allen  Schreibern  solcher  Texte  abtrünnige  Christen  zu  sehen 
brauchen,  sondern  daß  einzelne  auch  gute  Heiden  sein  können,  die  das 
Mißtrauen  der  Regierung  überflüssiger  Weise  zu  diesem  Aktenstück  ge- 
zwimgen  hatte. 

Von  hohem  Wert  sind  die  beiden  Kaiserreskripte  in  Nr.  705.  Die 
Herausgeber  fassen  den  Sachverhalt  nicht  ganz  richtig  auf,  wenn  sie  von 
lwo  pditims  sprechen,  fo  tchick  tlie  Empeiors’  replifs  are,  as  usual,  prefixed 
instead  of  being  appittdfd.  Die  Frage,  ob  prcßxed  oder  appended,  kommt 
nur  in  Betracht,  wenn  kaiserliche  Erlasse  etc.  in  Abschrift  beigefUgt  werden. 
Hier  aber  werden  nicht  die  Reskripte,  sondern  die  Bittschriften  in  Abschrift 


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312 


IL  Keferate  und  Beaprechungcn 


hinzugefttgt.  Wir  haben  also  die  kaiserlichen  Antworten  vor  uns,  in 
denen,  wie  auch  Leid.  Z zeigt,  dem  Beskript  die  Kopie  der  Bittschrift 
folgt,  wahrend  die  Originalbittschrift  in  der  kaiserlichen  Kanzlei  zurhck- 
behalten  wurde.  — Abgesehen  von  Leid.  Z haben  wir  hier  die  ersten  Proben 
von  Bittschriften  an  den  Kaiser  (hier  genannt).  Es  handelt  sich  um 

gemeinnützige  Stiftungen,  deren  Fortbestand  der  Stifter  durch  kaiserlichen 
Erlaß  für  die  Zukunft  gesichert  sehen  möchte  (vgl.  151  ff.).  Die  Texte  ent- 
halten auch  im  einzelnen  viele  interessante  Angaben  (wie  einen  Hinweis 
auf  einen  jüdischen  TtoXtfiog  aus  dem  Ende  des  2.  Jahrhunderts),  die  von 
den  Herausgehem  sachkimdig  erörtert  sind.  Nur  in  einem  Punkte  möchte 
ich  ihnen  widersprechen:  in  betreff  der  Ergänzung  j[[(ipT]ov  in  HI  78.  Da- 
nach müßte  von  dem  Geld  des  Stifters  Heu  aufgekauft  werden,  dessen  Er- 
trag (nfoaoäog)  für  die  Unterstützung  der  AfjTOupyoöms  verwendet  werden 
sollte.  Diese  Kapitalanlage  begreife  ich  nicht,  trotz  des  zitierten  P.  Oxy. 
ni  507,  der  die  Herausgeber  zu  dieser  Ergänzung  verleitet  hat.  Hierbei 
bleiben  auch  unerklärt  die  Worte,  mit  denen  die  Kaiser  die  Stiftung 
charakterisieren  (III  61):  äjtoSiSovg  äfioißfiv  ivxTi/deas.  Das  fasse  ich: 
„du  gabst  ihnen  Entgelt  für  Erwerb  von  Grund  und  Boden“,  und  da- 
nach ergänze  ich  in  78:  lig  avvoivi/v  (statt  ®^  ^ 

eoiog  x«Tor{#i]0{T0i  «»j  Tfo<pc:g  xri.  Also  wird  von  dem  Geld  des  Stifters 
ein  Gut  (vgl.  IH  70)  gekauft,  dessen  Ertrag  für  die  Liturgen  verwendet 
werden  soll.  Das  einzige  Bedenken  gegen  diese  sachlich  sehr  naheliegende 
Ergänzung  könnte  uwcavTjv  erwecken.  Aber  ich  meine,  daß  avvtovila9ai 
nicht  nur  (wie  gewöhnlich)  das  Zusammenkaufen  vieler  Objekte  durch  ein 
Subjekt,  sondern  auch  das  gemeinsame  Kaufen  eines  Objektes  durch  viele 
Subjekte  (hier:  xSfun)  bezeichnen  kann. 

In  706  erscheinen  zum  erstenmal  die  aertxoi  vofiot,  in  denen  die  Her- 
ausgeber mit  Hecht  die  Gesetze  der  Stadt  Alexandrien  sehen.  Sie  stehen 
hier  im  Gegensatz  zu  rof;  rebv  AiyvTtriatv  vöfiotg. 

Was  die  TtXäxai  in  707,  26  sind,  ist  zweifelhaft.  Jedenfalls  aber  sind 

sie  nicht  mit  den  Herausgebern  von  6 nhlxug,  sondern  von  f\  nlartj  ab- 

zuleiten (vgl.  25:  rag). 

Von  großer  Wichtigkeit  ist  Nr.  709,  die,  aus  dem  1.  Jahrh.  v.  Chr. 
stammend,  u.  a.  ßtjßaUav,  'Erna  Nofiovg  ’Afeivoiriiv  aufzählt.  Wir  irrten 
also,  wenn  wir  annahmen,  daß  erst  durch  den  ’Avuvotnig  Hadrians  der 
Arsinoltes  aus  der  Siebonzahl  herausgedrängt  sei.  Zu  dem  klaren  Kommentar 
der  Herausgeber  möchte  ich  nur  eines  bemerken.  Die  Schrift  des  Papyrus, 
den  sie  mir  im  vorigen  Sommer  freundlichst  zeigten,  kann,  wie  mir  scheint, 
doch  wohl  ebensogut  aus  den  ersten  Jahren  des  Vespasian,  wrie  aus  den 
letzten  Jahren  des  Nero  sein.  So  zeigt  z.  B.  P.  Oxy.  H 361  aus  dem  J.  76/7, 
wie  ich  am  Original  sah,  noch  dieselbe  Schriftentwicklung,  wie  sie  unter 

den  Claudiem  üblich  war  und  auch  in  jenem  Papyrus  nach  meiner  Er- 

innerung vorliegt.  Ich  glaube  daher  auch  jetzt  noch  daran  festhalten  zu 
dürfen,  daß  zur  Zeit  des  Edikts  des  Ti.  Julius  Alexander  (68)  die  Dreiteilung 
des  Landes  noch  nicht  durchgeführt  war  (Gr.  Ostr.  I 425).  Wir  lernen  jetzt 
neu  hinzu,  daß  sie  spätestens  unter  Vespasian  eingeführt  ist. 

Die  folgenden  Nummern  bringen  u.  a.  neues  Material  für  die  Xaoyeaqila 
unter  Augustus  (711),  für  den  ^ti'ixSv  itfoxvof  (712),  für  die  InUfusig  (714). 
Zu  716  und  722  vgl.  die  obigen  Ausführungen  von  Mittels  (S.  252  f.).  Es 


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ülrich  Wilcken:  Pspyrus-Ürknnden  313 

folgen  darauf  Petitionen  (717 — 720).  Zu  719, 2 ön[of]xoti  'Hklov  no'[iUci>]; 
vgl.  P.  Lond.  n S.  209  und  oben  S.  244. 

Von  hervorragender  Bedeutung  ist  720:  Der  lateinische  Antrag  einer 
Frau  an  den  praefectus  Aegjpti  (vom  Jahre  247)  auf  Bewilligung  eines 
auelor  auf  Grund  der  lex  Julia  Titia,  mitsamt  der  Erledigung  des  Prft- 
fekten.  Die  Antwort  des  Prftfekten,  von  der  uns  die  Zeilenanfänge  erhalten 
sind,  glaube  ich  mit  Hilfe  der  lex  Salpensana  mit  Sicherheit  ergänzen  zu 
können.  Daselbst  findet  sich  in  dem  Abschnitt  de  ttäorum  daiione  in  c.  29 
die  altertamliche  Formel:  quo  ne  ab  iusto  More  Mela  abeat,  ei  Morcm  dato. 
Danach  füllt  sich  die  Lücke  von  Z.  12.  Indem  ich  ferner  die  eigenhändige 
Unterschrift  des  Präfekten  lefgji  lese  statt  des  unmöglichen  cepi  (das  1 ist 
ganz  so  wie  bei  der  1.  Hand),  ergibt  sich  folgende  Bestituierung  der  Ant- 
wort des  Präfekten: 

Quo  ne  ab  [iusto  tutore  tutela] 
abeat,  Pl[utammonem  s(upra)  s(criptum)(?)] 
e leg(e)  Jul(ia)  et  [Titia  anctorem] 
do.  (Der  Präfekt:)  Le[g)i. 

Es  folgen  wertvolle  Kontrakte  (721 — 731),  über  Sklavenfreilassung, 
Lehrlingsverträge  n.  a.  Besonderes  Interesse  wird  724  erwecken,  wo  jemand 
einen  Sklaven  bei  einem  Tachjgraphen  (aqinoyfdgtm)  in  die  Lehre  gibt 
für  einen  zweijährigen  Lehrkursus.  — Von  dem  Gaius  Seppius  Rnfns  in 
721, 1 habe  ich  schon  in  Deutsch.  Lttz.  1902  Nr.  18  Sp.  1144  gezeigt,  daß 
er  der  Idioloffu.<s  war.  Für  das  Idiologus-Problem  ist  dieser  Text  von  hohem 
Wert.  — Zu  722  haben  die  Herausgeber  den  Pap.  Edmonstone  neu  heraus- 
gegeben, was  sehr  dankenswert  ist.  — In  727  möchte  ich,  abweichend  von 
den  Herausgebern,  wegen  des  in  29,  doch  wieder  einen  Antrag 

auf  Sqfioalaaii  sehen.  Vgl.  Archiv  I 176. 

Es  folgen  Steuerquittungen  und  Rechnungen  (732 — 741).  Zu  der  mvi) 
nqo9fitSmv  verweise  ich  auf  Griech.  Ostr.  I S.  394  § 197.  — Die  merk- 
würdige Beischrift  in  735,14  ad  cognlega  ist  wohl  ad  Cf^n(oscendum)  lega(tur) 
aufzulösen. 

Den  Schluß  der  Urkunden  machen  Privatbriefe  (742 — 747).  Darauf 
folgen  wieder  DescripHons  (von  Nr.  748 — 839).  Im  Appendix  I sind  Nach- 
träge zu  P.  Oiy.  n und  P.  Faj.  zusammengestellt.  Appendix  III  bietet  eine 
sehr  dankenswerte  Übersicht  über  die  Verteilung  der  Oxyrhynchos-  und 
Fayumpapyri  an  die  verschiedenen  Sammlungen. 

Halle  aß.  Ulrich  Wilcken. 


W.  Dittenberger,  Orientis  Graeci  Inscriptiones  Selectae,  supplemen- 
tum  Sylloges  Inscriptionum  Qraecarum.  Volumen  prius.  Leipzig, 
S.  Hirzel  1903. 

Wenn  mir  auch  lüchts  ferner  liegt  als  meinen  hochverehrten  Amts- 
genossen „rezensieren“  zu  wollen,  möchte  ich  es  doch  nicht  unterlassen,  die 
Leser  des  Archivs  auf  dieses  für  uns  so  außerordentlich  wichtige  Werk  auf- 
merksam zu  machen.  Es  wird  von  aUen  Freunden  des  Hellenismus  mit 


r 


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314 


n.  Referate  und  Beeprecbungen 


lebhafter  Freude  begr&fit  werden,  daß  ein  so  bewahrter  Meister  der  Epi- 
graphik  wie  Wilhelm  Dittenberger  sich  entschlossen  hat,  in  Er^ummg  der 
zweiten  Auflage  seiner  SjUoge,  die  wichtigsten  griechischen  Inschriften  des 
hellenistischen  Ostens  zu  sammeln  und  heraaszugeben.  Wer  je  auf  diesem 
Gebiet  gearbeitet  hat,  der  weiß,  wie  sehr  die  Forschung  dadurch  behindert 
wird,  daß  die  Inschriftenfunde  in  den  verschiedensten  Monographien  und 
Zeitschriften  des  In-  und  Auslandes  zerstreut  vorliegen.  So  ist  allein  schon 
die  Sammlung  und  Ordnung  des  weitschicbtigen  Materials  eine  hochver- 
dienstliche Tat.  Der  erste  Band  beschrankt  sich  auf  die  Zeit  der  KSnig- 
reiche,  wahrend  der  zweite  die  Urkunden  aus  der  Zeit  der  römischen  Herr- 
schaft bringen  soll.  Folgende  Reiche  sind  in  dem  vorliegenden  Bande  be- 
handelt: I.  Regna  Alexandri,  Antigoni,  Demetrii,  Ljsimachi  (Nr.  1 — 15). 
n.  Regnum  Lagidarum  (Nr.  16 — 198).  II.  Nubia  et  Aetbiopia  (Nr.  199 — 210). 
rV.  Regnum  Seleucidarum  (Nr.  211  — 263).  V.  Regnum  Attalidamm 
(Nr.  264 — 339).  VI.  Regna  Asiana  minora:  BithTnia  (Nr.  340 — 346),  Galaüa 
(Nr.  347 — 349),  Cappadocia  (Nr.  360 — 364),  Pontus  (Nr.  366 — 378),  Iberia 
(Nr.  379),  Armenia  et  Me^a  Atropatene  (Nr.  380  — 382),  Commagene 
(Nr.  383 — 413),  ludaea  (Nr.  414 — 429).  VII.  Regna  Arsacidarum  et  Sasa- 
nidarum  (Nr.  430 — 434). 

Indem  hier  nahe  zusammengerückt  ist,  was  bisher  meist  weit  zerstreut 
war,  ist  auch  dem  Femerstehenden  ein  Einblick  in  die  Bedeutung  des  Helle- 
nismus für  die  verschiedenen  Gebiete  des  Orients  eröffnet  worden,  wie  er 
bisher  nur  dem  Spezialforscher  unter  großen  Mühen  erreichbar  war.  Wir 
sehen  hier  die  engen  Beziehungen  der  verschiedenen  Reiche  im  staatlichen 
und  privaten  Leben  greifbar  vor  uns,  werden  aber  auch  in  den  Stand  ge- 
setzt, bezüglich  des  Maßes  der  Hellenisierung  die  verschiedenen  Abstufungen 
zu  erkennen.  Mehr  noch  als  die  Zahl  der  aus  den  einzelnen  Gebieten  er- 
haltenen Inschriften  — die  wenn  auch  an  sich  nicht  unwichtig,  doch  auch 
von  Zufülligkeiten  abhängig  sein  kann  — ist  neben  den  durch  die  Texte 
offenbarten  Eulturzustftnden  namentlich  die  Sprache  der  Urkunden  ein  deut- 
licher Wegweiser  für  den,  der  die  verschiedene  Entwickelung  des  Hellenis- 
mus in  den  verschiedenen  Gebieten  erforschen  will. 

Aher  der  Wert  des  Dittenbergerscben  Werkes  liegt  nicht  nur  in  der 
Sammlung  und  Zusammenfügung  dessen,  was  früher  auseinandergerissen  war, 
sondern  vor  allem  in  der  kritischen  Textgcstaltung  der  einzelnen  Inschriften. 
Zahllose  neue  Lesungen  und  Ergänzungen,  über  das  ganze  Buch  hin  aus- 
gestreut, legen  Zeugnis  dafür  ab,  mit  welcher  Gründlichkeit  der  Verfasser 
das  Verständnis  jeder  einzelnen  Urkunde  zu  vertiefen  bestrebt  gewesen  ist. 
Nur  ein  Philologe  von  so  tiefer  und  umfassender  Sprachkenntnis  rvie  er 
konnte  so  verschiedenartige  Texte,  wie  sie  hier  aus  den  verschiedensten 
Zeiten  und  Gegenden  nebeneinander  stehen,  mit  immer  gleicher  Sicherheit 
behandeln. 

Aber  auch  die  selbst  für  den  Spezialforscher  meist  sehr  verwickelten 
historischen  Fragen,  die  diese  Inschriften  aufwerfen,  hat  der  Verfasser  in 
seinen  gelehrten  Anmerkungen  mit  einer  Gründlichkeit  und  einer  Selb- 
ständigkeit angegriffen,  die  erstaunlich  wirkt,  wenn  man  in  der  Einleitung 
liest,  daß  er  hiermit  in  eine  aliena  prorincia  eingedrungen  sei.  Gewiß 
werden  die  Spezialforscher  hier  und  da  manches  nachtragen  können  und 
werden  auch  manches  anders  auffassen  wollen,  aber  sie  werden  dankbar  an- 


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Ulrich  Wilcken:  Über  W.  Dittenberger,  Orientia  Graeci  Inacriptionea  Selectae  315 

erkennen,  daS  Dittenberger,  von  der  vollsten  Beherrschung  der  nicht-helle- 
nistischen Inschriften  ausgehend,  auch  in  die  hellenisüscho  Forschung  viele 
fruchtbare  neue  Gedanken  aus  jenem  Gebiet  hineingetragen  hat  und  dadurch 
manches  Problem  über  die  von  der  Spezialforschung  bisher  erreichte  Grenze 
hinaus  gefordert  bat. 

Um  von  dem  Inhalt  und  der  Art  dieses  Buches  eine  genauere  Vorstel- 
lung zu  geben,  will  ich  im  folgenden  einige  Punkte  besprechen,  die  mich 
zum  Nachpräfen  angeregt  haben.  Wiewohl  auch  aus  den  Seleucidischen, 
Attalidischen  und  anderen  hellenistischen  Inschriften  für  das  Verständnis 
der  Papyri  außerordentlich  viel  zu  lernen  ist,  werde  ich  im  folgenden  doch 
den  Kreis  der  ptolemäischen  Inschriften  bevorzugen,  der  den  Lesern  unseres 
Archivs  durch  die  verdienstvollen  Sammlungen  von  Max  L.  Strack  beson- 
ders nahe  gebracht  ist. 

Sogleich  für  die  erste  Inschrift  des  Begnum  Lagidarum  (Nr.  16),  die 
bekannte  halikamassische  Inschrift:  'Aya&iji.  rvj^rji  (r)[^i]  IlToXtfiaiov  roü 
£onfjpog  xol  SeoO  £aQÖni  “lai  'Agaivöt]  xb  ÜQbv  idQvearo  Xcttgi^fiovog  v(fto- 
notoüvTo;)  bietet  Dittenberger  eine  überraschende  neue  Auffassung.  Während 
wir  diese  Inschrift  bisher  meist  auf  den  toten  Lagiden  bezogen  hatten, 
stellt  er  dieser  Deutung  den  Satz  entgegen:  pi'o  bona  fortuna  hominis  de- 
functi  profedo  nihil  unquam  dfdicatum  est.  Die  Richtigkeit  dieser  Behauptung 
wird  kaum  bestritten  werden  kOnnen.  Daß  'Aya9rig  xvxr\g  ’AqOivoqg  OiXa- 
6Ü<pov  (Strack,  Dyn.  Ptol.  Kr.  25)  kein  Gegenbeweis  ist,  werden  wir  unten 
S.  318  sehen.  Auch  die  ähnliche  Vaseninscbrift  BcqivCxijg  ßaatUaarig  äyaBfjg 
xv%rig  (auf  dem  danebenstehenden  Altar:  9i&v  Evcpyerciv)  bei  Strack,  Dyn. 
Ptol.  Kr.  48  (vgl.  oben  S.  139),  die  Strack  auf  die  jung  verstorbene  Tochter 
des  Euergetes  I.  beziehen  wollte,  werden  wir  nach  obigem  um  so  mehr  auf 
seine  lebende  Gemahlin  Berenike  beziehen,  als  die  Parallelinschrifl  Baadtaig 
IlToXt/talov  ^UcmÖTOpog  (Strack,  Dyn.  Ptol.  Kr.  67)  sicher  auf  den  Leben- 
den geht.  Da  nun  der  JlToXc/utiog  der  balikamassischen  Inschrift  den  Eönigs- 
titel  nicht  führt,  so  schließt  Dittenberger  weiter,  daß  die  Inschrift  gesetzt 
sein  müsse,  ehe  Ptolemäos  I.  diesen  Titel  aufnahm  (306).  Durch  den 
Soter-Beinamen,  den  ihm  zuerst  die  Kesioten  gaben  (ca.  308),  wird  die  Da- 
tierung endlich  auf  308 — 306  begrenzt. 

Vor  kurzem  hat  Beloch  in  unserem  Archiv  II  241  eine  andere  Deu- 
tung aufgestellt.  Auch  er  ging  von  der  richtigen  Beobachtung  aus,  daß 
die  Inschrift  wegen  des  dya9qi  tvj;»)»  zu  Ehren  eines  Lebenden  gesetzt 
sein  müsse.  Da  Ptolemäos  I.  Halikamass  niemals  beherrscht  habe,  so  sah 
er  in  dem  Ptolemäos  den  H.  (ca.  280)  und  übersetzte:  „Ptolemäos  des 
Sohnes  des  Retters  und  Gottes“. 

Wer  von  beiden  hat  Recht?  Daß  die  letztere  Übersetzung  Beiochs  an 
sich  nicht  unmöglich  ist,  können  die  unten  S.  316  behandelten  Inschriften 
mit  der  Eltcmangabe  Earr/pcov  vielleicht  dartun.  Trotzdem  scheint  mir  seine 
Deutung  dadurch  ausgeschlossen,  daß  vor  ITxoXsftalov  der  Königstitel  fehlt. 
Es  wäre  ohne  Beispiel,  wie  ich  glaube,  daß  der  regierende  König  in  einer 
derartigen  Inschrift  nicht  ßaoiUvg  genannt  wäre.  Somit  bleibt  nur  die  Deu- 
tung von  Dittenberger  übrig,  da  ich  wenigstens  eine  dritte  Möglichkeit  nicht 
sehe.  Was  die  Stellung  von  Halikamass  betrifft,  so  hat  Dittenberger  be- 
tont, daß  Plutarchs  Nachricht  von  einer  angeblichen  Belagerung  der  Stadt 
durch  den  Lagiden  (Demetr.  7 Endei  sich  auf  312  bezieht.  Jedenfalls 


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316 


II.  R«ferate  und  Beiprecbungen 


kann  man  ans  den  Worten  Plutarchs  nicht  wie  Belocb  1.  c.  schlieBen,  daB 
PtolemSos  I.  Halikamass  „niemals“  beherrscht  habe. 

Durch  Dittenbergers  Datierung  bekommt  die  halikamassische  Inschrift 
eine  ganz  neue  Bedeutung  für  das  Sarapisproblem.  Da  hiernach  schon 
zwischen  308 — 306  in  Halikamass  dem  Sarapis  und  der  Isis  ein  Heiligtum 
von  seiten  eines  Mitgliedes  der  ägyptischen  Satrapenfamilio  gestiftet  wurde, 
so  folgert  Dittenberger  weiter,  daß  der  alexandrinische  Sarapiskult  schon 
vorher  bestanden  haben  müsse,  und  gestützt  auf  die  von  Tacit.  Hist. 
IV  83  in  den  Worten  Aleiandriae  recens  conditae  angedeutete  Zeit- 
bestimmung meint  er,  dafi  Ptolem&os  vielleicht  schon  bald  nach  seiner  Be- 
sitzergreifung Ägyptens  (323)  diesen  Kult  geschaffen  habe.  Die  hier  be- 
rührten Fragen  sind  so  ungeheuer  verwickelt,  daß  ich  den  Rahmen  meiner 
Besprechung  sprengen  würde,  weun  ich  begründen  wollte,  in  wiefern 
außer  diesen  sehr  plausiblen  Schlußfolgerungen  immerhin  auch  noch  andere 
Möglichkeiten  denkbar  wSren.  Ich  werde  in  meinen  „Urkunden  der  Ptole- 
mäerzeit“ Veranlassung  haben,  zur  Sarapisfrage  im  größeren  Zusammen- 
hänge Stellung  zu  nehmen.  Eine  einzelne  Vorftage  habe  ich  oben  S.  249  ff. 
behandelt. 

Nr.  21.  TloXvSivneioi  ist  mit  Dittenberger  sicher  als  Demotikon  zu 
fassen,  aber  nicht  nur,  weil  die  Inschrift  in  Alexandrien  gefunden  ist,  son- 
dern vor  allem,  weil  derartige  Ableitungen  bei  Dorfnamen,  wenn  ich  mich 
recht  erinnere,  nicht  üblich  sind:  man  würde  in  diesem  Falle  etwa  dnö 
floXvösvxsiag  gesagt  haben.  Die  Ähnlichkeit  zwischen  arsinoitischen  Do^f- 
namen  und  aleiandrinischen  Demennamen,  auf  die  Dittenberger  hinweist,  ist 
übrigens  doch  zu  zufällig,  um  Schlüsse  von  den  einen  auf  die  andern 
zu  rechtfertigen.  Javaivg  in  P-  Petr.  I 24,  2,  1 ist  sicher  auf  den  Demos, 
nicht  auf  ein  Dorf  zu  beziehen.  Zur  Literatur  über  die  Demennamen  ist 
der  klärende  Aufsatz  von  Frederic  Kenyon  im  Archiv  II  70  ff.  nachzutragen. 

Nr.  22.  Dittenberger  hat  die  Inschrift  mit  Recht  auf  Ptolemäos  H. 
bezogen.  Ob  die  Ergänzung  £coTii^(ov  [ulbv  nötig  ist,  lasse  ich  dahingestellt. 
Die  Verwendung  von  viog  kommt  allerdings  schon  unter  Euergetes  I.  in 
Adulis  vor  (vor  dem  Vatemamen),  aber  im  allgemeinen  ist  für  die  Zeit 
des  Philadelphos  noch  die  größte  Breriloquenz  üblich.  Ich  halte  daher  für 
diese  Zeit  [Bauilfa  I7i]ol[tg]oroi'  ^kori/pcov  für  ausreichend.  Vgl.  Nr.  23. 
Man  muß  also,  falls  nötig,  in  Z.  2 einen  langem  Namen  ergänzen.  Noch 
härter  ist  es,  daß,  selbst  wenn  der  Königsname  im  Genetiv  voransteht,  der 
Eltemname  ohne  Verwendung  des  Artikels  sich  anschließt,  wie  in 
Archiv  II  S.  539  Nr.  5:  ’lhif  ßaaiXitog  ThoXiftalov  xoi  Vfpotvöijj  ^iXttdiX- 
<pov  Daß  das  nicht,  wie  Strack  annahm,  nach  270,  sondern  vor 

270  geschrieben  ist,  hat  Dittenberger  S.  648  gezeigt,  worauf  ich  unten 
zurückkomme.  Hiernach  ist  auch  die  Schreibersche  Altarinschrift  zu  deuten 
(Archiv  HI  8.  127  Nr.  l):  ßaötXitog  IhoXifutlov  xte!  'AgOivörig  <^iXa6lX<pov 
QiSyv  Ztazr^tav.  Die  Breviloquenz  ist  hier  so  weit  getrieben,  daß  die  größte 
Zweideutigkeit  entstanden  ist  Da  man  auf  dem  Altar  die  Namen  der  hier 
verehrten  Gottheiten  erwartet,  liegt  es  nahe,  den  Ptolemäos  und  die  Arsinoe 
selbst  für  die  fttol  Sioxiiffig  zu  halten.  Aber  nach  den  obigen  Beispielen 
glaube  ich,  daß  trotz  allem  mit  Qi&v  SanriQtttv  die  Eltern  des  hier  ver- 
ehrten Königspaares  gemeint  sind. 

Nr.  28.  'Ikcf  ßaaiX^ag  IlroXe/taiov  roi  UroXtiuclov  x«l  ßaCiXiacrit  A(- 


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CIrich  Wilcken:  Über  W.  Dittenberger,  Orieotis  Graeci  Inscriptiones  Selectae  317 

etvörig  xzl.  Strack  (Archiv  I S.  200  Nr.  2)  hält  diese  ArsinoC  fttr  Arsinoe  II. 
Die  Möglichkeit  will  ich  nicht  bestreiten,  aber  es  kann  auch  Arsinoe  I. 
sein.  Daß  sie  ohne  Nennung  der  Eltern  angescblosscn  ist,  beweist  zwar 
nichts  (vgL  85),  aber  dies  wäre  bei  Ar.sinoe  I.  besonders  verständlich.  Viel- 
leicht ist  entscheidender,  daß  sie  nicht  <Pda6iX(pov  genannt  wird.  S.  unten 
S.  319. 

Nr.  29  hat  Dittenberger  folgendermaßen  hergestellt:  fThip  ßaadiag 
UzoXtiiaQov  Tov  IliolLifi[alov  | xal  Biftvlxtjg  Xcarr^ptiiv  xol]  imiQ  ’AQaiv6rj[g 
ßttledüsatjg  xtI.  Die  Ergänzung  von  ßaffditog,  die  wieder  XtoxrjQiov  zur  Folge 
hat,  scheint  auch  mir  durchaus  notwendig.  Wohl  mit  Rücksicht  auf  Stracks 
Beobachtung  über  die  durch  die  Strahlen  des  Giebels  gegebene  Zeitenlänge 
(Dyn.  Ptol.  Nr.  18),  hat  Dittenberger  das  xol  in  die  2.  Z.  gesetzt  und  so 
Stracks  Normalziffer  (30)  nur  um  5 Buchstaben  überschritten.  Das  wird 
nicht  zu  vermeiden  sein,  denn  der  regierende  König  kann  in  der  Weihe- 
formel nach  vniQ  unmöglich  ohne  Titel  stehen.  Aber  die  Ergänzung  ßaOi- 
Uaa^g,  die  Ditt.  statt  rT,g  ytn’aixdg  (Fabricius,  Strack)  verschlägt,  halte  ich 
nicht  für  richtig,  weil  ich  kein  Beispiel  kenne,  daß  in  dieser  Weibeformel 
der  Königstitel  hinter  Am  Namen  stünde.  Freilich  auch  an  lijj  yvvotxog 
und  die  Deutung  auf  Arsinoö  I.  glaube  ich  nicht,  denn  dann  wäre  ßaei- 
X/aat/g  vor  ’jQOivötjg  zu  erwarten.  Stracks  Begründung:  „Arsinoö  wird  die 
erste  Frau  des  Philadelphus  sein,  da  bei  der  zweiten  Frau  die  Namen  der 
gemeinsamen  Eltern  hinter  ihren  Namen  gesetzt  sein  würden“  ist,  wie  eben 
zu  Nr.  28  bemerkt,  nicht  zwingend.  Auch  ArsinoC  HI.  hat  dieselben  Eltern 
mit  ihrem  Mann,  und  doch  heißt  es  in  Nr.  85:  'Tkig  ßaadiag  IlxoXtiialov 
ToO  IlxoXtfialov  xol  ßaOiXlaarjg  ’jlgaivorjg  &t&v  0donax6g<av.  Ich  sehe  für 
unsere  Inschrift  zwei  Möglichkeiten.  Entweder  ist  vTtig  'Agaiv6xi\g  ddtl- 
(p^g  zu  ergänzen:  so  könnte  Arsinoe  II.  nach  ihrer  Rückkehr  nach  Ägypten 
und  vor  ihrer  Hochzeit  mit  dem  Bruder  genannt  sein.  Aber  zumal  ich 
eine  Parallele  hierfür  nicht  habe,  ist  mir  wahrscheinlicher  die  zweite  Mög- 
lichkeit: inip  Ap<tiv6ji[g  fPi'XaäiXipov,  denn  für  diese  Nomenklatur  der 
lebenden  Königin  (ohne  ßaeCXtOOaf)  haben  wir  viele  Parallelen.  S.  unten 
S.  318f. 

In  Nr.  33  hat  sich  Dittenberger  an  Letronne  und  Strack  angeschlossen, 
indem  er  ergänzt:  B«a5lt0O«v  ’Agatvitjv  ffeä[v  xfjv  IlxoXefiaiov 

xal  Bipevlxrig  [Oiöv  Zaix'iigani]  xj  nöXig  (Ptolemais  in  Cyrcnaica).  Da  Ar- 
sinoö  n.  erst  nach  ihrem  Tode  B:a  <J>iXccStX(pog  wurde,  so  müßte  notwendig 
(nicht  nur  potiiis)  die  Inschrift  sich  auf  die  Tote  beziehen  (f  270).  Die 
MögUebkeit  dieser  Ergänzung  will  ich  nicht  bestreiten,  aber  ich  möchte  be- 
tonen, daß  die  Ansicht  Droysens,  der  0:ä[>'  <J>iXonäxoga]  und  Ei-cg- 

ytiöv]  ergänzte,  also  die  Inschrift  auf  Arsinoe  III.  bezog,  dadurch  nicht  wider- 
legt wird,  daß  Strack  mit  Recht  die  historischen  Bedenken  Droysens  gegen 
die  Beziehung  auf  Arsinoe  U.  entkräftet  bat.  Die  große  Zahl  von  Ehren- 
inschriften für  Arsinoe  II.  kann  die  Frage  nicht  zu  Gunsten  der  letzteren 
entscheiden,  wie  Strack  annimmt.  Es  sind  also  nach  unserem  bisherigen 
Wissen  beide  Auffassungen  möglich.  Ich  w'ill  nicht  verschweigen,  daß  ich 
der  Ansicht  Droysens  zuneigo,  und  zwar  wegen  des  (Saofimao-Titols.  Boi 
der  Angabe  der  Filiation  kommt  es  zwar  vor,  daß  tote  Könige  deu  Königs- 
titel führen  (z.  B.  in  Adulis),  wiewohl  sie  ihn  häufiger  auch  da  entbehren, 
also  rein  als  Götter  aufgefaßt  werden.  Aber  sonst  erinnere  ich  mich  nicht, 


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318 


n.  Referate  und  Besprechungen 


bei  Toten,  die  man  als  GStter  bezeichnen  konnte,  den  irdischen  Königstitel 
gelesen  zu  haben.  Freilich  kann  mich  ein  besserer  Kenner  unserer  Monu- 
mente hierin  vielleicht  bald  widerlegen.  Doch  bis  dahin  glaube  ich,  daß 
obige  Inschrift  sich  nicht  auf  die  tote  Arsinoö  II.,  sondern,  wie  Droysen 
annahm,  auf  die  lebende  Arsinoö  III.  bezieht,  denn  die  Frau  des  Philopator 
war  schon  bei  Lebzeiten  drd. 

Nr.  34.  Wenn  sich  weiterhin  bestätigen  wird,  was  Dittenberger  zu 
diesen,  weit  über  die  Inseln  zerstreuten  gleichlautenden  Inschriften  'jQ(Siv6r]s 
<Z>iXaiÜ(pov  bemerkt,  so  verdanken  wir  ihm  einen  außerordentlich  wichtigen 
Beitrag  zu  einer  brennenden  Frage  der  Ptolemäergeschicbte.  Und  ich  glaube, 
er  hat  recht  gesehen.  Die  Gleichförmigkeit  dieser  Inschriften  erklärt  er  aus 
einer  und  derselben  Veranlassung,  nämlich  aus  Geschenken,  die  Arsinoe  II. 
anläßlich  ihrer  Hochzeit  mit  dem  königlichen  Bruder  den  Göttern  der  Insel- 
welt gemacht  habe.  Wichtiger  als  diese  an  sich  plausible  Vermutung,  die 
immerhin  nicht  zwingend  ist,  ist  die  Voraussetzung,  von  der  DittenWger 
dabei  ausging,  nämlich  daß  Arsinoe  n.  schon  bei  Lebzeiten,  und  zwar  offen- 
bar seit  ihrer  Hochzeit,  den  Ehrenbeinamen  <ViXüdclq>og  geführt  habe,  wenn 
sie  auch  erst  nach  ihrem  Tode  f270),  wie  die  Mentiesstele  gezeigt  hat,  zur 
&{ä  f^tXäSeXqiog  erhoben  worden  ist.  Bei  der  weittragenden  Bedeutung 
dieser  Annahme  war  es  nötig,  sie  mit  Beweisen  zu  stützen,  und  das  hat 
Dittenberger  auf  S.  648  nachgeholt.  Im  Gegensatz  zu  Stracks  Aus- 
führungen im  Archiv  H S.  540  und  der  herrschenden  Meinung,  wonach 
die  Königin  auch  den  Namen  <I>iXaötX(pog  erst  nach  dem  Tode,  zugleich  mit 
dem  Kult,  bekommen  habe*),  zeigt  er  durch  Aufstellung  des  Satzes;  prae- 
positionis  ■ÄTtrp  cum  genetivo  coniunctae  vis  non  cadit  in  mor- 
tuam  aus  der  Inschrift;  'TWiq  ßaaiXicag  üroXifialov  *ol  ’Agaiv6t}g  iDiXaSiXqtov 
/hovvaiog  TTordfiavog  (Aroh.  II  S.  539  Nr.  5),  daß  Arsinoe  schon 
bei  Lebzeiten  iPiXdäeXtpog  geheißen  hat.  Ich  füge  hinzu,  daß  die  schon 
oben  besprochene  andere  Regel,  die  er  auf  S.  48  aufgestcUt  hat:  pro  bona 
fortuna  hominis  defuncti  nihil  unquam  dedicatum  est,  zu  demselben 
Ergebnis  führt,  denn  es  gibt  eine  Inschrift:  ’Aya&ijg  tvx>ig  'Agaivötjg  WtXa- 
öiXcpov  (s.  oben  8.  315).  Von  der  Richtigkeit  dieser  beiden  Dittenberger- 
schen  Regeln  hängt  sehr  viel  ab.  Soweit  es  mir  bis  jetzt  möglich  war, 
unser  Material  daraufhin  durchzuarbeiten,  habe  ich  nichts  gefunden,  was 
sie  widerlegte.  Denn  Stellen  wie  xrioff/rtos  toC  atjfiaivoiiivov  Cegov  ■övip  rt 
aoS  xtti  Töv  7Tgoy6va>[v  <f]oC  (aus  einer  Bittschrift,  Arch.  II  8.  556  Nr.  38), 
wird  niemand  auf  eine  Stufe  mit  den  hier  in  Frage  stehenden  Weihinschriften 
setzen  wollen.  Aber  vielleicht  wird  man  die  Inschrift  im  Archiv  H 
S.  546  Nr.  24  ihm  entgegenhalten,  die  Strack  mit  großer  Wahrscheinlich- 
keit so  ergänzt  hat:  ['Ttrrp  IJroX.  *al  ßaa.  ’Agatv6>][^g  tb  T(pc]vop... 

[xol  iiig  TItoX.  Xf<t  ßaa.  Bigevlxi)g  [Ü£öv  £]ü  tä  riiuvog  . . . 

Das  zweimalige  tö  zififvog  verlangt,  wie  Strack  richtig  gesehen  hat,  auch 
ein  zweimaliges  inlg  ßaa.  xrl.  Wenn  Dittenbergers  Regeln  zu  Recht  be- 
stehen, so  müßten  hier  zwei  Königspaare  am  Leben  sein,  Ptolemäos  IV, 
mit  Frau  und  Ptolemäos  IH.  mit  I^u;  und  das  wird  man  für  unmöglich 


1)  Nachträglich  sehe  ich.  daß  v.  Wilamowitz  in  Sitzungsb.  Akad.  1902  S.  109S,  2 
von  einer  Inschrift,  in  der  ’Aettvörjs  ttXadiXtpov  Erwähnung  geschieht,  sagt,  sie 
müsse  zu  ihren  Lebzeiten  gesetzt  sein. 


s 


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Ulrich  Wilckeni  Über  W.  Dittenberger,  Orientis  Oraeci  Inscriptiones  Selectae  319 

halten.  Und  doch  kann  es  richtig  seinl  Ich  verweise  hierzu  auf  F.  Magd.  14, 
aus  dem  nach  meiner  Interpretation  im  Archiv  II  S.  391  folgt,  daß  Ptole- 
mäos  II.  oder  III.  kurz  vor  ihrem  Tode  (im  39.  resp.  26.  Jahre  ihrer  He- 
gierung)  zu  Gunsten  ihres  Sohnes  abgedankt  haben.  Genau  der  Fall  wird 
durch  unsere  Inschrift  fUr  Ptolemäos  III.  vorausgesetzt:  nach  dem  Ditten- 
bergerschen  Gesetz  muß  Euergetes  nebst  Frau  damals  noch  gelebt  haben, 
während  ihr  Sohn  Ptolemäos  IV.,  der  spätere  9i6g  Odcntäico^,  schon  regierte, 
und  genau  so,  wie  im  Papyrus  der  junge  KOnig,  nach  dessen  Regierungs- 
jahr  (l)  datiert  wird,  vor  dem  alten  KSnig  genannt  wird  xal  ool 

xal  xS>t  e&i  norrpl  cciüfimtog  itaQixofuvog),  steht  auch  in  der  Inschrift  der  junge 
KOnig  vor  dem  alten.  Dies  Nebeneinanderleben  des  Philopator  und  seines 
abgedankten  Vaters  ist  wahrscheinlich  so  kurz  gewesen,  daß  die  Historiker 
nichts  davon  erfahren  haben  (vgl.  Polyb.  V 34,  1,  Justin  30,  1).  Die  so- 
eben erschienene  Fortsetzung  der  Magdöla- Publikation  (s.  oben  S.  308)  be- 
stätigt diese  AusiUbningen:  Jouguet-Lefebure  beziehen  jetzt  mit  guten 
Gründen  jenes  1.  Jahr  auf  Philopator.  Ich  zweifle  hiernach  nicht  mehr, 
daß  Euergetes  I.  kurz  vor  seinem  Tode  abdankte.  — Bis  ein  Gegenbeweis 
erbracht  ist,  nehme  ich  hiernach  mit  Dittenberger  an,  daß  Arsinoe  II.  von 
der  Hochzeit  mit  ihrem  Bruder  bis  zum  Tode  den  Ehrenbeinamen 
dcl^po;  geführt  hat.  Wenn  sie  nach  ihrem  Tode  dann  durch  den  Bruder 
zur  9iic  0daitX<pog  erhoben  wurde  (vgl.  Mendesstele),  so  ist  hier  ebenso 
wie  bei  ihrem  Vater  Soter,  der  vorher  schon  verliehene  Ehrenbeiname  in 
den  Eultbeinamen  verwandelt  worden.  Damit  ist  wohl  der  Ansicht  von 
Strack,  die  ich  nie  geteilt  habe,  daß  0ddäelg>og  der  ursprüngliche  Name 
des  Ptolemäos  IL  gewesen  sei,  der  letzte  Stoß  gegeben.  Wir  werden  hier- 
nach alle  Urkunden  nach  270  ansetzen,  die  die  Königin  als  9sd  0dd- 
isl<pog  bezeichnen,  werden  aber  bei  denen  ohne  9ea  einmal  zu  berück- 
sichtigen haben,  daß  die  Griechen  außerhalb  Ägyptens  gelegentlich  den  did; 
fortlassen  auch  da,  wo  er  berechtigt  ist,  und  den  Kultnamen  gewissermaßen 
als  Distinctivum  benutzen  (vgl.  z.  B.  Nr.  133).  Andererseits  lassen  speziell 
bei  dieser  Göttin  gelegentlich  auch  die  ägyptischen  Urkunden  den  Gottes- 
titel aus.  Vgl.  z.  B.  P.  Bev.  36,  19.  Hiernach  läßt  sich  keine  feste  Regel 
aufstellen,  ob  die  Texte  ohne  9ei  vor  oder  nach  270  anzusetzen  sind.  Eine 
Besonderheit  ist  übrigens,  daß  vor  dem  Ehrenbeinamen  der 

Titel  ßaalUcaa  meist  zurücktriti 

Zu  Nr.  35,  der  Philotera- Inschrift,  bestreitet  Dittenberger  auf  S.  648 
gegenüber  Strack  (Arch.  II  8.  Ö4l)  mit  Recht,  daß  wie  der  /Jacfliaoa-Titel, 
so  auch  der  jSaotlziif-Titel  von  nicht  regierenden  Gliedern  der  FamUie  ge- 
führt werden  könne.  Ich  wüßte  in  der  Tat  nicht  ein  einziges  Beispiel  da- 
für. Dagegen  ist  zu  beachten,  wie  prompt  der  ^aodtvs-Titel  bei  denjenigen 
Prinzen  fortgelassen  wird,  die  nicht  mit  regieren!  Vgl.  Nr.  86,  87,  88, 
98,  121  usw.  Ich  mache  noch  auf  die  feine  Bemerkung  Dittenbergers  auf 
S.  44  aufmerksam,  daß  der  Unterschied  in  der  Behandlung  von  ßaadevg 
und  ßaelXiaoa  dem  verschiedenen  Gebrauch  von  Augustus  und  Aug\ista  seit 
Domitian  entspricht  (Mommsen,  Staatsrecht  II*  S.  821  f.). 

In  Nr.  46,  12:  t^v  ntvxtjxoeiiiv  xal  rb  ygaipXov  xStv  ofxatv,  steht  ypa- 
^Cov,  wie  Ditt.  mit  Recht  betont,  als  ein  vectigal.  Damit  ist  die  Abgabe 
yfagplov  in  BGU  277  II  11  (aus  römischer  Zeit)  zu  vergleichen.  Vgl. 
Griech.  Ostraka  I S.  353. 


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320 


II.  Referate  and  Besprechongen 


Nr.  69.  Vgl.  den  rfftiiatv  T^co  Tä|cco[v]  in  meinen  Aktenstücken  aus 
d.  kgl.  Bank  z.  Theben  Nr.  IX  10,  der  einem  i^fiijvtvg  z(bv  Tptoyodvröv  eine 
Quittung  schreibt.  Zur  Sache  vgl.  oben  S.  188. 

Nr.  72.  In  der  Anmerkung  zitiert  Dittenberger  die  folgende  Inschrift 
aus  Bedesiye:  Ilavi  KvöSm  Kai  'Entjxoai  Ikxptavivabg  (^Eaxpavivabg  Druck- 
fehler) vtÜq  aviov  und  bemerkt  zu  dem  Eigennamen:  nomen  corruptutn 
quod  Schwarzius  (Nr.  41)  frustra  defendere  conaiur.  Ich  lese  nach  Lepsios 
Denkm.  YI  81  Nr.  166  vielmehr:  £6(pa>v  ’lvdög.  Damit  lernen  wir  einen 
hellenisierten  Inder  kennen,  der  griechisch  schreibt  und  dem  griechischen 
Gott  dankt,  auch  einen  griechischen  Namen  führt.  Einen  solchen  Mann 
unter  den  Besuchern  von  Redesiye  zu  Anden,  ist  ein  interessanter  neuer 
Beleg  für  die  Beziehungen  zwischen  Indien  und  Ägypten  in  ptolemSiscber 
Zeit,  Uber  die  kürzlich  Hultzsch  anlsBlich  seines  Nachweises,  daß  die 
Barbarensprache  im  Mimus  von  Oxyrhynchos  die  Kanaresische  ist,  im 
Hermes  39  S.  307  ff.  gehandelt  bat 

In  Nr.  74  ist  ix  nti(ayyovg  eine  vortreffliche  Emendation  Dittenhergers. 

Nr.  85.  Die  Beziehung  auf  Philopator  und  seine  Frau  ist  die  einzig 
mSgliche.  Die  ausführliche  Begründung  des  Herausgebers  ist  völlig  über- 
zeugend. 

Nr.  86.  Wenn  ich  recht  sehe,  begegnet  hier,  in  der  Zeit  des  Philo- 
pator, zuerst  der  Artikel  mit  fx  zur  Angabe  der  Eltern.  Ygl.  auch  Archiv  H 
S.  544  Nr.  21,  gleichfalls  aus  dieser  Zeit.  So  können  wir  verschiedene 
Stufen  der  Deutlichkeit  unterscheiden:  anfangs  wird  nicht  einmal  der  Artikel 
regelmäßig  gesetzt,  dann  setzt  sich  der  Aitikel  fester  durch,  und  schließlich 
tritt  gar  noch  ix  hinzu.  Doch  kommen  auch  später  gelegentlich  wieder  die 
kürzeren  Formen  vor  (z.  B.  Nr.  128).  — Ich  möchte  übrigens  aus  dieser 
Inschrift  nicht  folgern,  was  der  Wortlaut  verlangt,  daß  der  kleine  Sohn 
der  Philopatoren  (der  spätere  Epiphanes)  damals  in  den  Kult  der  Eltern 
mit  aufgenommen  sei.  Das  hätte  nur  geschehen  können,  wenn  er  auch 
ßaaiüvg  gewesen  wäre.  Der  Schein  ist  nur  durch  die  Ungeschicklichkeit 
der  Dedikanten  erweckt.  Daß  sie  bei  &icln'  (Pdtnfazöqaii’  tatsächlich  nicht 
an  ihn  gedacht  haben,  zeigt  der  Zusatz  z&v  Ix  FlzoXipalov  xrl.,  der  nur 
für  die  Eltern  paßt.  Korrekter  ist  in  dieser  Hinsicht  Nr.  87,  88  wo  der 
Sohn  außerhalb  des  Kultes  bleibt.  — Zu  der  Bedeutung  von  Sutdexopevog  als 
Stellvertreter  vgl.  meine  Ausführungen  im  Hermes  23,  597  ff. 

Nr.  90.  Für  die  viel  besprochene  Datierung  ?<og  zoü  7C(fmzov  Fzovg  ini 
zoi  jroipös  ovToö  schlägt  Dittenberger  eine  neue  Erklärung  vor:  ,,per  toium 
Philopatoris  regnum  usque  ad  prtmum  Epiphanis  annum".  Hier  kann  ich 
ihm  nicht  folgen.  Wir  haben  Beispiele,  die  zeigen,  daß  es  Regel  war,  in 
solchen  Fällen,  wo  das  Regierungsjahr  eines  verstorbenen  Königs  be- 
zeichnet werden  sollte  — und  zwar  nur  dann  — , den  Königsnamen 
nicht,  wie  beim  Lebenden,  direkt  im  Genetiv  von  der  Jahreszahl  abhängig 
zu  machen,  sondern  ihn  mit  M c.  gen.  neben  das  Jahr  zu  stellen.  Und  das 
hat  auch  seinen  guten  Sinn:  das  betreffende  Jahr  wird  als  eines  bezeichnet, 
das  da  war  zur  Zeit,  als  der  und  der  König  war.  Der  Kanzleistil  hat 
auf  diesem  Wege  ein  Mittel  gefunden,  um  die  Regierungsjahre  des  leben- 
den Königs  und  seiner  Vorgänger  deutlich  zu  scheiden.  Vgl.  P.  Tor.  1 V 5: 
zoO  xt]  0zovg)  Ilttjav  izzi  zov  tüiiopt/zogog.  Ebendort  Z.  14:  zoO  U (Izovg) 
Mtaoqri  izzl  zov  avzov  ßaaiUa>g.  Ebenso  in  P.  Par.  15.  Ich  gebe  zu,  daß 


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Ulrich  Wilcken:  Ober  W.  Dittenberger,  Orientia  Graeci  Inacriptionea  Selectae  321 

diese  Beispiele  nicht  voll  beweisend  sind,  weil  man  einwenden  könnte,  daß 
hier  das  M durch  die  Zwischenschiehung  des  Monatsnamens  erfordert  sei. 
Aber  strikt  beweisend  ist  P.  Teb.  61  (b)  70:  iv  r&i  (Jrti)  fjti  toü 
ö[dr]lqpot!  (=  153/2),  womit  auf  die  Regierung  des  verstorbenen  Bruders 
(Philometor)  des  regierenden  Königs  (Euergetes)  hingewiesen  wird.  Danach 
kann  es  auch  in  der  Rosettana  1.  c.  nur  heißen  „bis  zum  1.  Jahre  zur  Zeit 
seines  Vaters“,  d.  h.  bis  zum  1.  Jahre  des  Philopator. 

Mit  Hilfe  der  hier  aufgestellten  Regel,  die  mir  erst  die  Tebtynis- 
papyri  ganz  klar  gemacht  haben,  können  wir  ein  interessantes  literar- 
historisches Problem  lösen,  das  die  Theologen  viel  beschäftigt  hat  Der 
Enkel  des  Jesus  Sirach  schreibt  in  seinem  Proömium  folgendermaßen:  iv 
yaf  TÜ  &yS6a  xol  XQiaxoaiä  izei  ItxI  tov  Eiiefyitov  ßaaiiimg  jtaQaytvrj&eig 
tig  Atyvrtrov  x«l  axiyxQOvlaag  t^pov  ov  fuxpä;  naiSllag  cupöjiotov  xtI.  Wir 
finden  hier  dieselbe  Anwendung  des  i^tl  nach  der  Jahreszahl  wie  in  den 
obigen  Fällen.  Schon  Deissmann  (Bibelstudien  I S.  255  ff.)  hat  auf  Grund 
jener  Stelle  der  Rosettana  und  des  Par.  15  gegenüber  Letronne  u.  a.  diese 
Worte  dahin  richtig  gedeutet,  daß  der  Schreiber  im  38.  Jahre  des  Euer- 
getes n.  (=  V6Zji)  nach  Ägypten  gekommen  sei.  Auf  Grund  meiner 
obigen  Beobachtung  gehe  ich  aber  noch  einen  Schritt  weiter  und  behaupte, 
daß  wir  aus  der  Anwendung  von  inl  den  Schluß  ziehen  müssen,  daß  Euer- 
getes n.  bereits  tot  war,  als  diese  Worte  geschrieben  wurden,  d.  h.  daß 
die  Übersetzung  der  Sprüche  des  Jesus  Sirach  erst  nach  dem 
Jahre  116  v.  Chr.  vollendet  worden  ist.  Nebenbei  erhalten  seine 
darauf  folgenden  Worte:  noXlijv  yäg  ayQwtviav  xal  iniaxijiirjv  nnogevfyvü- 
fuvog  iv  TÜ  öiaaxT^iittxi  xoB  yfovov  xtI.  unter  jener  Annahme  einen 
volleren  Inhalt.  Mindestens  16  Jahre  sind  also  verflossen  zwischen  seiner 
Ankunft  in  Ägypten  und  der  Herausgabe  des  Buches.  In  dieser  Zeit  hat 
er  die  ägyptische  Koivr^  gelernt,  wie  das  Proömium  uns  zeigt,  dessen  Sprache 
sich  wesentlich  von  dem  Übersetzungsgriechisch  der  darauf  folgenden  Sprüche 
unterscheidet  Vgl.  Deißmann,  Bibelstudien  I S.  63,  1:  „Niemand  wird  sich 
des  Eindruckes  erwehren  können,  daß  hier  ein  alexandrinischer  Grieche, 
nachher  ein  verkleideter  Semit  redet.“  Die  LXX  dagegen  weichen  in  den 
von  Deißmsinn  S.  256  zusammengetragenen  Stellen  von  der  lebendigen 
Sprache  Ägyptens  ab,  wenn  sie  z.  B.  iv  xm  SivxiQa  txti  inl  Aa^t/ov 
(Zachar.  1,  7)  im  Sinne  von  ,^m  2.  Jahre  des  Darius“  schreiben. 

Nr.  91,  2 akzeptiert  Dittenberger  die  Er^nzung  Stracks  toü  ^[xj’övoo] 
nebst  seinem  Hinweis  auf  90,  3:  ixyovov  9cäv  0iXo7tax6ga>v.  Letztere 
SteUe  würde  ich  aber  nicht  als  Parallele  empfehlen,  weil  sie  der  Datierung 
der  Rosettana  entstammt,  die  bekanntlich  eine  Übersetzung  der  ägyptischen 
Königstitulatur  enthält,  ixyovov  entspricht  dort  einem  Wort,  das  etwa  den 
SpröBling,  Nachkommen,  Erben  bedeutet,  aber  nicht  das  übliche  Wort  für 
Sohn  ist.  Der  Wechsel  von  ixyövav  dstöv  0iXomtx6fiov  und  vCov  xov  'HXiov 
entspricht  genau  dem  Wechsel  der  ägyptischen  Worte.  In  unserer  rein 
griechischen  Inschrift  halte  ich  daher  ixyovov  nicht  am  Platze,  sondern 
ergänze  xoO  f[x  Ilxol.  xtxl  ’AQai[y6rig  ffccöv]  OiläTtaxoQiov.  In 

197,  3 heißt  fxyovos  der  Urenkel.  — Daß  von  den  Eltern  der  Vater  den 
Königstitel  bekommt,  die  Mutter  aber  nicht,  kommt  auch  sonst  vor  (vgl. 
Nr.  61),  nur  nicht  das  Umgekehrte,  wie  Dittenberger  S.  135  treffend  aus- 
führt  und  begründet. 


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322 


II.  Referat«  nnd  Beeprechnngen 


ln  Nr.  92  Bcheinen  mir  die  Worte  'Titig  ßadikiwg  nvoUfuxCov  tov  JltoXt- 
luxlov  9toi!  ’Enupavoüg  ttctl  Evxaglarov  rein  sprachlich  betrachtet  eben  so 
wohl  auf  Epipbanes  (Mahaffj,  Dittenberger)  wie  auf  einen  Sohn  des  Epi- 
phanes  (Strack)  bezogen  werden  zu  können.  In  letzterem  Falle  würde  ich, 
wie  wohl  auch  Strack  jetzt  tut  (Dynastie  Nr.  89,  vgl.  8.  180),  an  Philo- 
metor denken.  Da  er  dann  aber  ohne  Kultnamen  auftritt,  müßte  die  In- 
schrift vor  seiner  Apotheose  gesetzt  sein,  und  da  wir  über  diesen  Zeitpunkt 
nichts  wissen,  neige  ich  sachlich  mehr  der  Ansicht  von  Mahaffy  und 
Dittenberger  zu.  Daß  deren  Auffassung  möglich  ist,  woran  für  mich 
kein  Zweifel  besteht  (vgl.  Nr.  86),  zeigt,  daß  auch  in  einer  ttgyptischen 
Apisstele,  die,  wie  Brugsch  (Äg.  ^itschr.  1884  S.  126)  aus  der  Apismutter 
erwiesen  hat,  sicher  auf  Epiphanes  zu  beziehen  ist,  genau  dieselbe  zwei- 
deutige Wortstellung  sich  ßndet.  Sie  lautet  nach  Burgsch:  „Im  Jahre  14 
des  Königs  Ptolemäus,  Sohnes  Ptolem&us,  des  Gottes  Epiphanes 
Eucharistos“.  Brugsch  nennt  das  einen  „in  der  ägyptischen  Epigraphik 
nicht  allein  dastehenden  Irrtum“.  Für  den  griechischen  Text  braucht  ein 
Irrtum  nicht  angenommen  zu  werden.  — Andererseits  stimme  ich  Strack 
zu  in  der  Deutung  von  Magavtvg  als  Demoticon;  als  Ethnicon  der 
thrakischen  Magdivcta  wird  uns  MagavCrijg  und  Magaivaiog  von  Steph.  Byz. 
überliefert 

Nr.  94.  Mit  Recht  folgert  Dittenberger  in  den  Addenda  S.  650  aus 
den  Tebtynispapyri,  daß  Lepsius’  Schreibung  Egyeoig  die  richtige  sei.  Ich 
bemerke  dazu,  daß  das  y wahrscheinlich,  wie  so  oft,  wie  j zu  sprechen  ist, 
und  daher  der  Name  identisch  ist  mit  'Eguvg. 

In  Nr.  97,  5 würde  ich  das  überlieferte  OEOPSl  nicht  'Oeögm  schreiben, 
denn  das  setzt  einen  Nominativ  'Oaogog  oder  "Oaogog  voraus  und  diese 
Form  ist  unmöglich.  Oaog  ist  bekanntlich  eine  enttonte  Form  von  'Oetgig 
(s.  oben  8.  249).  Also  auf  Oaog  muß  immer  noch  ein  ägyptischer  Stamm 
folgen,  der  den  Ton  trägt  Ich  ziehe  daher  vor,  'Oaogä  zu  schreiben,  was 
als  „Großer  Osiris“  gefaßt  werden  könnte  und  eine  nicht  giüzisierte  Form 
wäre,  ähnlich  wie  Xvovßci  in  Nr.  168.  Daß  OaoQm  hier  nicht  als  griechische 
DaÜvform  zu  fassen  ist,  dafür  spricht  wohl  auch  das  Fehlen  des  Jota  ad- 
scriptum,  das  in  dieser  Zeit  wohl  zu  erwarten  wäre. 

Nr.  101.  Dittenbergers  Emendation  i^t  npostuj[^t>  ist  evident  Aber 
das  vorhergehende  i^idgav  muß  doch  wohl  zu  Tijvie  i.  ver- 

ändert werden,  wenn  man  nicht  mit  v.  Wilamowitz,  Sitzungsh.  Akad.  1902 
S.  1904,  einfaches  t^v  lesen  will. 

Nr.  102:  Tvexev  rijg  tl%tv  xtA.  Der  relativische  Gebrauch  des  Artikels 
ist  in  den  Papyri  sehr  häu&g.  Vgl.  F.  Völker,  Syntax  der  griechischen 
Papyri.  I.  Der  Artikel:  Jahresb.  Realgymnas.  Münster  L W.  für  1902  S.  6. 
— Zu  fiax/fioiv  in  Z.  14  ist  Dittenberger  noch  den  Hypothesen  P.  M.  Meyers 
(Heerwesen  S.  64  ff.)  gefolgt,  deren  Unhaltharkeit  schon  von  Wilh.  Schuhart, 
Quaestiones  de  rehns  militarihus  quales  fuerint  in  regno  Lagidarum  Diss. 
Breslau  1900  (vgl.  auch  Archiv  II  S.  152)  und  mit  neuem  Material  von 
Grenfell  und  Himt,  Tebtynispap.  S.  552  dargelegt  ist.  Auch  sonst  ist  hier 
und  da  noch  zu  viel  von  P.  M.  Meyers  Hypothesen  aufgenommen  worden, 
wenn  Dittenberger  auch  an  mehreren  Stellen  aus  Eigenem  ihm  mit  guten 
Gründen  widerspricht.  Meyers  Buch  hat  sicherlich  seine  Verdienste,  aber 


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Olrieh  Wilcken:  Über  W,  Dittenberger,  Orientis  Graeci  InBcriptiones  Selectae  323 

es  ist  nur  mit  allergrößter  Vorsicht  und  unter  beständiger  Kontrolle  zu 
benutzen. 

Nr.  103.  Auch  daß  Epiphanes  Ägypten  in  drei  Epistrategien  geteilt 
habe,  ist  eine  irrige  Behauptung  P.  M.  Meyers  (Heerwesen  S.  65),  fttr  die 
auch  nicht  der  Versuch  eines  Beweises  gemacht  ist.  \'gl.  gegen  die  Drei- 
teilung in  ptolemäischer  Zeit  Oriech.  Ostraka  I S.  423  tf.  (dazu  jetzt  oben 
S.  312). 

Aus  Nr.  106  schließt  Dittenberger  mit  Recht,  im  Gegensatz  zu  Krebs, 
daß  der  cigaycüytvg  nicht  der  Vorsitzende  der  Chrematisten  war.  So  in- 
zwischen auch  Oradenwitz,  oben  S.  25. 

In  Nr.  111,  10  ist  Dittenbergers  Ergänzung  (t>Uo|U)jTO()/d[o;J  vortreff- 
lich. Statt  6()]o9)v1o|  in  16  könnte  man  auch  an  5pp]oipiUaJ  (vgl.  Griech. 
Ostraka  I S.  273)  oder  öp{]o<piUa£  (vgl.  Hiischfeld,  Sitzungsb.  Ak.  1892 
S.  819  f.)  denken.  Für  den  Kommandanten  von  Syene  paßt  der  letzte  Titel 
vielleicht  am  besten,  wonach  das  an  Syene  angrenzende  WUstengebiet  (ö(io$) 
seiner  Bewachung  unterstellt  war.  Der  Begriff  der  Grenze  (ö'pos)  will  mir 
hier  nicht  recht  passen,  zumal  in  demselben  Text  von  Gründungen  weit  im 
Süden  die  Rede  ist.  — In  20  wird  in  der  Lücke  ntnatpvUag  stecken 
(oder  genauer,  wie  W.  Otto  vorschlägt,  [7  ^Jol/aj).  Der  Gottesname 
AVopö)  bedeutet  übrigens  nicht  bloß  Clmumis  magnus,  sondern  „der 

große  Cbnum,  Herr  von  Elephantine“  (Archäol.  Anzeiger  1889  S.  115  ff.). 
— Am  Schluß  ergänzen  Strack  und  Dittenberger  xuxü  töv  mlfiivov  [ßaai- 
lix]5v  vdftov.  Sollten  die  Feste  dieses  Vereins  wirklich  durch  ein  könig- 
liches Gesetz  geregelt  sein?  Ich  würde  hier  eher  an  die  Vereinsstatuten 
denken  (vgl.  Ziebarth,  Griech.  Vereinswes.  S.  145).  Also  etwa  [«Jui'odt* |öc 
voftov  oder  ähnlich. 

Nr.  116.  Im  Hinblick  auf  P.  Teb.  5,  2/3:  ucpiia^iyt  xovg  rij[i'| 

[ßaail'^av  jtjdvTos  äyvotj(iäz(i)v  vermute  ich  für  Z.  1 die  Ergänzung:  avy- 
yi>iu[pi)v  loig  Kotu  rtjv  ßa6iltf\av  yeyovoatv  äyvorjga[aiv.  Damit  wäre  gleich- 
falls auf  eine  Amnestie  hingewiesen.  Nun  wissen  wir  aus  P.  Par.  63,  13, 
daß  Philonietor,  auf  den  P.  M.  Meyer  diese  Inschrift  mit  Recht  bezogen  hat, 
als  er  am  17.  August  163  wieder  ans  Ruder  kam,  eine  Amnestie  erließ: 
änolrlvxOTC;  Jndvrajj  Tfäirrag  zoiig  i i/eaxt/fiivovg  i'v  xiaiv  äyv<yqftaaiv.  Es 
scheint  mir  nicht  ausgeschlossen,  daß  unsere  Inschrift  auf  eben  diese  Am- 
nestie Bezug  nimmt.  — In  Z.  3 dürft«  avxS>i  zu  ergänzen  sein. 

Vgl.  xaiojpüoffat  in  Petr.  II  31,  10.  x«froj[p«ff^<o«av  P.  Bev.  50,  14. 

Für  Nr.  124  habe  ich  in  der  Deutsch.  Litt  Z.  1896  Sp.  1388  eine 
abweichende  Deutung  vorgetragen,  die  ich  auch  jetzt  noch  aufrecht  erhalten 
möchte.  Ich  habe  in  J.  G.  Droysens  Kleinen  Schriften  II  S.  442  aus  ägyp- 
tischen Denkmälern  nachgewiesen,  daß  der  spätere  Euergetes  H.  während 
der  Samtherrschaft  mit  dem  Bruder  und  der  Schwester  (ca.  169 — 163)  in 
ihren  Kult  als  9t6g  <2>(lo|z^o>p  mit  aufgenommen  war,  daß  er  also  in  Ägypten 
nicht  vor  seiner  Alleinherrschaft  (145  ff.)  9c6g  E^tgyixtjg  gewesen  sein  kann. 
Ich  ließ  dabei  die  Möglichkeit  offen,  daß  er  vorher  als  König  von  Kyrene 
(163 — 145)  dort  zum  fftis  Kvtfyixtjg  erhoben  sein  könne.  Die  Richtig- 
keit dieser  Ausführungen  hat  mir  inzwischen  eine  hieroglyphische  Inschrift 
bestätigt,  die  Brugsch,  Äg.  Zeitschr.  1884  S.  125  herausgegeben  hat  Diese 
ist  datiert  aus  dem  6.  Jahr  des  Ptolemäos  und  seines  Bruders  Ptolemäos 

Archiv  f.  pApjriuforsohttng.  III.  Ü.  22 


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324 


n.  Referate  and  Besprechungen 


und  ihrer  Schwester  Kleopatra.  In  der  darauf  folgenden  Lücke  wird  „der 
mutterliebenden  Götter“  gestanden  haben.  Jedenfalls  machen  diese  den 
Schluß  in  der  nun  folgenden  Aufztthlung  der  apotheosierten  Könige  (ah- 
hSngig  vom  [Alexander])rie8ter]?).  Dabei  ist  bemerkenswert,  daß  diese 
„mutterliebenJen  Götter“  nicht  wie  die  anderen  im  Dual,  sondern  im  Plural 
geschrieben  sind.  Also  gehört  der  „Bruder“  auch  dazu.  Nebenbei  bemerke 
ich,  daß  diese  Inschrift  Stracks  Ansicht,  daß  während  der  Samtherrschaft 
jeder  Bruder  für  sich  seine  Regierungsjahre  gezählt  habe  (Dynastie  S.  34  ff. ) 
widerlegt  und  meine  Auffassung  (bei  Droysen,  Kleine  Sehr.  II  441),  wo- 
nach diese  Jahre  1 — 7 als  gemeinsame  Jahre  der  beiden  zu  fassen  sind, 
nachträglich  bestens  bestätigt.  Genaueres  darüber  in  meinen  „Urkunden  der 
Ptolemäerzeit“.  Nach  Obigem  dürfen  wir  erwarten,  den  sogenannten  Euer- 
getes  II.  in  Denkmälern  Ägyptens  vor  163,  resp.  in  Kyrene  eventuell  vor 
145,  gelegentlich  als  9tog  tPilop^rcop  anzutreffen.  Und  dieser  Fall  liegt 
nun,  wie  mir  scheint,  in  Nr.  124  vor:  [2f]o[ö]ili«  [//i]ol£<(p^tow  [r]o[v] 
n-coXtfialov  xo[t  Al£o[jt](iTpcti  dd£l[<p]üv  ffeov 

<(<P)>£lo/i^ropa  Dittenberger  sieht  in  dem  erstgenannten  Ptole- 

mäos  den  älteren  Bruder  (Philometor),  in  dem  zweitgenannten  den  Euergetes, 
und  Schließt  aus  der  Gruppierung  der  Personen,  daß  die  Inschrift  erst  nach 
dem  Tode  des  ersteren  (146/5)  gesetzt  sein  könne,  wenn  sie  auch  wohl, 
wie  Lotronne  annahra,  vor  seinem  Tode  dekretiert  sei.  Strack  (Dyn.  Nr.  86) 
bemerkte  zur  Inschrift;  „Voraussichtlich  aus  dem  Jahre  169,  wenn  nicht 
zu  Euergetes  gehörig“.  Nach  meinen  obigen  Ausführungen  scheint  mir  die 
einzig  ungezwungene  Deutung  die  1896  von  mir  aufgestellte  zu  sein,  wo- 
nach der  geehrte  ßaathiig  IlTokifUtiog  9-ibg  ff>(lopr/r(dp  der  jüngere  Bruder 
ist.  Da  die  Inschrift  aus  der  Cyrenaica  stammt,  liegt  es  nahe,  sie  der  Zeit 
zuzuweisen,  wo  er  König  dieses  Gebietes  war  (163 — 145).  Daraus  er- 
gibt sich,  daß  er  als  König  der  Cyrenaica  nicht  einen  eigenen  Kult  als 
9i6g  Evtfyixtjg  erhalten  hat,  sondern  nach  wie  vor  ein  9i6g  OiXojir[ttaf  ge- 
blieben ist,  bis  er  Herrscher  Ägyptens  wurde. 

Zu  Nr.  129  (vgl.  S.  651  zu  96)  erlaube  ich  mir  zu  bemerken,  daß  ich 
schon  1896  aus  staatsrechtlichen  Gründen  die  Synagogeninschrift 
[IioU^aiog  Eviiiyittig  tiji'  aavlov  dem  Euergetes  I.  zugewiesen 

habe:  Bert  phil.  Woch.  1896  Sp.  1493.  Vgl.  Archiv  II  467. 

Nr.  130.  Diese  Vereinsinschrift,  verglichen  mit  der  älteren  Parallel- 
inschrift Nr.  111,  zeigt  ein  Fortschreiten  des  Ägyptisiurungsprozesses,  inso- 
fern bei  den  Götter-Doppelnamen  hier  die  ägyptischen  voranstehen,  dort  die 
griechischen.  Daß  trotzdem  und  trotz  der  vielen  ägyptischen  Namen  der 
Mitglieder  unter  dem  ägyptischen  Firnis  ein  griechischer  Kern  steckt,  zeigt 
die  rein  griechische  Ausstattung  des  Denksteines:  ein  griechisches  Giebel- 
feld, geschmückt  mit  einem  Krater  und  zwei  Thyrsosstäben.  Also  diony- 
sische Kaltformen  auch  damals  noch,  trotz  allem!  Das  gibt  viel  zu  denken, 
und  mag  uns  von  neuem  eine  Mahnung  sein,  bei  der  kulturhistorischen  Ver- 
wertung der  Texte,  im  besonderen  der  Nomenklaturen,  mit  größter  Vorsicht 
vorzugehen. 

Dittenberger  hat  ohne  Zweifel  Recht,  wenn  er  sagt,  daß  derselbe 
Herodes,  der  oben  als  IliQyafitjvog  bezeichnet  wurde,  hier  mit  Btftvuuvg 
als  Bürger  einer  Stadt  Berenike  bezeichnet  werden  könne.  Wenn  er  aber 
die  andere  Möglichkeit,  üt^tvixtvg  als  Demoticou  zu  fassen,  leugnet  und 


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Ulrich  Wilcken:  Über  W.  Dittenberger,  Orientia  Graeci  Inscriptionea  Selectae  325 

als  Grund  angibt  „fumt  demoticis  cives  non  u/unfur  pereffre“,  so  trifft  dies 
für  Ägypten  jedenfalls  nicht  zu.  Ich  weise  nur  darauf  hin,  daB  in  den 
Petr.  Pap.  aus  dein  Faijüm  die  in  einen  Demos  eingeschriebenen  Alexan- 
driner sich  mit  ihrem  Demoticon  nennen,  wBhrend  die  noch  nicht  ein- 
geschriebenen heißen  (mit  dem  Zusatz  tüv  omco)  intfyfU- 

viov  eig  djjfiov  x)  vgl.  GGA  1895  S.  136.  Danach  hindert  nichts  anzu- 
nehmen,  daB  Herodes,  der  sich  noch  unter  den  Philoraetoren  ilepyafiiji'öf 
nanute,  inzwischen  etwa  Bürger  des  Btptvixevg  von  Ptolemais  in 

OberSgypten  geworden  ist.  Es  wBre  übrigens  verwunderlich,  wenn  nicht 
auch  Alexandrien  einen  solchen  Jrjfiog  gehabt 'hfitte.  — Zu  den  Eigennamen 
bemerke  ich,  daB  statt  Ihlliag  wohl  überall  Ihkalag  zu  lesen  ist,  denn 
gerade  für  diese  Gegend  ist  dieser  Name  oft  bezeugt.  Vgl.  Griech.  Ostraka  II 
Indices. 

Nr.  132,  11  möchte  ich  emendieren  statt  des  überlieferten 

|evio,  denn  au  Gastgeschenke  zu  denken,  wie  Strack  tut,  scheint  ‘mir 
durch  den  Zusammenhang  ausgeschlossen.  Es  kann  nach  dem  speziellen 
T»  Xißavforct  (popria  mit  %al  ruXXu  ^tvi<^xyä  nur  auf  sonstige  „fremdlBn- 
dische“  Importwaren  (aus  Arabien  usw.)  hingewiesen  sein.  Dazu  brauchen 
wir  aber  die  Form  itvitul.  Vgl.  z.  B.  Icvixiv  fXaiov  in  Rev.  P.  52,  13 
und  26. 

Nr.  139,  21;  iva  fi  vfuzipa  xdpig  tttlpvriaxog  vnupxft  Mir 

scheint,  daB  nap’  nur  auf  die  urijlij  gehen  kann,  von  der  unmittelhar 

vorher  die  Rede  ist,  nicht  auf  die  Isis,  von  der  nur  im  Titel  des  PrBskript.s 
die  Rede  war.  Der  Sinn  kann  nur  sein,  daB  durch  die  azi\Xii  das  An- 
denken verewigt  werden  soll.  Vielleicht  kommt  das  am  besten  zum  Aus- 
druck, wenn  man  jzop’  efit7j(vy  verändert  (bei  Schwund  des  v-  finale  tritt 
gelegentlich  < ein).  Vgl.  etwa  Isocrat.  Archid.  § 52:  mpa  toOrov  yiida&at 
lijv  aanrjflav  avxoig. 

Der  folgende  SchluBsatz  scheint  mir  nicht  vollständig  überliefert  zu 
sein:  ich  vermisse  hinter  xal  iv  tovtoi;  (d.  h.  auch  in  diesem  Punkt,  vgl. 
224,  37)  die  Hervorhebung  des  ersten  Subjekts  t'ifuig.  Wie  es  in  der  Be- 
gründung der  Bittschrift  heißt:  avjißaivH  fluTToOeff«!  i6  itpbv  xal  xiv- 
ivvcviiv  rjiiäg  toO  cx'iv  xxX.,  SO  wird  es  auch  hier  beißen:  Tovxov  dl 
yevofiivov  Ia6(u9tx  xol  iv  xovxoig  fepiv  rd  “leiSog 

tvt(fytxxjiiivot. 

Auf  S.  652  verweist  Ditterberger  in  bezug  auf  die  xcapovaCa  u.  a.  auf 
P.  Teb.  5,  178  ff.  Das  mir  unverständliche  Wort  Inufcxtiv  daselbst  Z.  182 
konnte  ich  vor  dem  Original  nicht  verbessern.  Aber  mit  Hilfe  meiner  Ab- 
zeichnung habe  ich  nachträglich  die  richtige  Lesung  fyynpEuttv  (=  &y- 
yaftviiv)  gefunden.  Ebenso  in  Z.  252. 

Nr.  168.  Die  groBe  Inschrift  von  Assuan,  die  zuerst  Sayce  1887  (nicht 
1877)  vorläufig  ediert  hatte,  und  daraufhin  von  CecU  Torr  in  der  Classical 
Review  I 4 besprochen  war,  habe  ich  1888  mit  Hilfe  eines  Abklatsches 
rekonstruiert  und  der  Berliner  Archäologischen  Gesellschaft  vorgelegt.  Ein 
kurzer  Bericht  darüber  steht  in  der  Wochenschr.  f.  klass.  Phil.  1888  Sp.  1262 
und  im  Archäol.  Anzeiger  1889  S.  115.  Auf  Grund  meines  damals  vor- 
gelegten, aber  nicht  publizierten  Textes  und  einer  später  am  Original 
(British  Museum)  vorgenommenen  Revision  erlaube  ich  mir  zu  Dittenbcrgers 

SS* 


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326 


n.  Beferate  ojxl  B««prechtingeii 


Text,  der  im  wesentlicheo  auf  Strack  (nach  einem  Abklatsch  1893)  und 
Mahaffr  (nach  dem  Original  1896)  zur&ckgeht,  noch  einige  NachtrJge  bei- 
zustenem. 

Ist  der  Stein  wirklich,  wie  es  scheint,  in  Assuan  gefunden,  so  ist  er 
von  Elephantine  aus  hinübergeschleppt,  um  dort  verbaut  zu  werden,  denn 
gesetzt  sein  mufi  er  nach  dem  Inhalt  zu  schließen  in  Elephantine. 

Z.  3.  Statt  der  Ergänzung  catö  xöiv  rarä  Äijvtjjv  ro^mv  (Strack),  die 
mir  hier  nicht  passend  erscheint,  schlage  ich  das  bekannte  formelhafte  i:ri 
ttflji’  roJKov  vor,  das  auf  die  Anwesenheit  des  Königs  zu  beziehen  ist.  — 
Das  Weitere  ergänzte  ich  nävxti  <or»Jn»(<tcrv  (itrö  aT[upävav,  was  ich  auch 
heute  gegenüljcr  gfiotfi[«vTZ j (Strack ) und  fuiü  öifpari/^djv  ( Mahaffj)  fest- 
halten  möchte. 

Z.  4.  Auch  meine  Ergänzung  djcräriorov  möchte  ich  dem  f]t6xxt«xov 
von  Strack-Mah.  vorziehen.  Durch  letzteres  würde  ein  historisches  Faktum 
geschaffen,  für  das  wir  absolut  keinen  Anhaltspunkt  weiter  hätten.  Mit 
Hecht  hat  Dittenberger  die  Hypothese  Stracks,  daß  Elephantine  vorher  zer- 
stört worden  sei,  zurückgewriesen,  aber  seine  Gründe  für  eine  Neubesiede- 
lung Elephantines  haben  mich  nicht  überzeugt.  Wie  viel  näher  liegt  es 
anzunehmen,  daß  die  Priester  — denn  sie  reden  hier  in  Z.  1 — 14  — ihre 
Stadt  als  die  von  Gott  gegründete  preisen!  Haben  sie  doch,  wie  Sethe 
(Dodekaschüinos  S.  23/6)  wahrscheinlich  gemacht  hat,  gerade  um  diese  Zeit, 
vielleicht  gar  im  Anschluß  an  den  Besuch  des  Königs,  den  unsere  Inschrift 
meldet,  die  alte  Geschichte  von  den  sieben  Jahren  der  Hungersnot  unter 
König  Doser  ( III.  Dynastie)  und  der  Schenkung  dieses  Königs  an  den  Chnum 
von  Elephantine  wieder  hervorgeholt  und  auf  der  Stele  von  Sehel  verewigt. 

Es  liegt  ganz  in  diesem  Gedankenkreise,  wenn  sie  ihre  Stadt  als  Simxusxos 
bezeichnen.  Sethe  1.  c.  ist  unabhängig  von  mir  auf  dieselbe  Ergänzung 
verfallen. 

Z.  8 wird  nvjvrmpalo/lüv  zu  verbinden  sein. 

Z.  10:  vor  vpct$  sah  ich  am  Original  (und  der  Abklatsch  bestätigt  es) 
einen  Horizontalstricb,  der  zu  l~  paßt  Das  führt  auf  dpjyvpäi;.  Es  ist 
hier  also  von  irgendwelchen  silbernen  Gegenständen  die  Bede  und  ver-  • 
mntlich  vorher  auch  von  goldenen.  Hierbei  kommt  mir  der  folgende  Be- 
richt des  Seneca,  natur.  quaest.  IV  2 § 7 in  Erinnerung:  Post  spatium  deinde 
moffnum  (vorher  ist  von  Philae  und  Abaton  gesprochen)  duo  emicarU  scopuli: 
jXUi  venas  vocant  incdac,  ex  quihus  magna  vi[s]  funditur,  non  tarnen  quanta 
optrire  possü  Aegyptum.  In  haec  ora  stipeni  sacerdotes  et  aurea  dona  prae- 
fecti,  cum  soUemne  venit  sacnini,  iaciunt.  Wenn  hiernach  die  römischen 
Statthalter  goldene  Geschenke  in  jene  Schlünde  warfen,  so  ist  wohl  nie 
bezweifelt  worden,  daß  sie  damit  ein  königliches  Recht  ausühten,  das 
einst  in  alten  Zeiten  die  Pharaonen  und  nach  ihnen  die  Ptolemäer  aus- 
geübt hatten.  Mir  ist  es  recht  wahrscheinlich,  daß  an  unserer  Stelle  auf 
diese  Zeremonie  Bezug  genommen  wird,  und  damit  bekommt  der  durch  die 
Inschrift  bezeugte  Besuch  des  Soter  II.  eine  neue  und  wohl  seine  eigentliche 
Pointe.  Der  Besuch  gliedert  sich  danach  in  drei  Abschnitte.  Zuerst  zieht 
der  König  in  Elephantine  ein  und  opfert  hier  den  Göttern  der  Insel,  im 
besonderen  auch  der  Hera  (Z.  7).  Darauf  fährt  er  in  Begleitung  seiner 
Suite  (Z.  8)  zu  jenen  beiden  Felsen,  in  deren  Höhlung  der  „Nilquelle“  ge- 
nannte Schlund  (Z.  9)  sich  befindet,  wirft  goldene  und  silberne  Geschenke 


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Ulrich  Wilcken;  Über  W.  DUtenberger,  Orieutiii  Graeci  Inscriiitiones  Solcctao  327 


(etwa  ipiükag?')  bineiii  und  bringt  so  dem  Nil  die  üblichen  Opfer  dar 
(Z.  10)  vgl.  soüemne  sacrum.  Darauf  kehrt  er  nach  Elephantine  zurück, 
wo  nun  ein  grofies  Fest  beim  Heratempel  gefeiert  wird  (Z.  11),  und  bei 
dieser  Gelegenheit  spendet  er  den  Priestern  die  in  dem  folgenden  Akten- 
stück spezialisierten  Gnadenbeweise  (Z.  12). 

Sind  diese  Vermutungen  richtig,  so  würde  jene  Zeremonie  im  Mesore 
.stattgefunden  haben.  Ich  würde  solche  Opfer  eher  vor  dem  Beginn  der 
Überschwemmung  erwartet  und  für  Bittopfer  gehalten  haben  (so  auch  Mommsen, 
Röm.  Gesch.  V 8.  565),  doch  ist  kein  Grund,  weshalb  sie  nicht  Dankopfer 
gewesen  sein  sollten.  Nun  meldet  Plinius  (h.  n.  V 10  § 57)  daß  die  Könige 
während  des  Wachsens  des  Nils  nicht  auf  ihm  fahren  durften:  cum  cresi-it, 
reges  aut  praefecios  navigare  eo  nefas  iudicatum  est.  Hiernach  müßte  man 
annehmen,  daß  zu  jener  Zeit,  als  der  König  Elephantine  besuchte,  das 
i-reseere  beendet  war,  und  das  ist  nicht  unmöglich.  Nach  den  mir  vor- 
liegenden Berichten  über  die  modernen  (fberschwemmungen  ist  der  Höhe- 
punkt in  der  ersten  Hälfte  Oktober  erreicht,  nachdem  der  Nil  schon  vorher 
Ende  September  einen  längeren  Stillstand  gehabt  hat.  Da  bei  diesen 
modernen  Darstellungen  die  Gegend  von  Kairo  ins  Auge  gefaßt  wird,  die 
Nilschwolle  an  den  Katarakten  aber  fast  einen  Monat  früher  einsetzt  als 
bei  Kairo,  so  würde  bei  Elephantine  der  Höhepunkt  schon  im  Anfang  des 
September  erreicht  sein.  Nun  ist  Soter  II.  nach  unserer  Inschrift  im  Me- 
sore 115  dort  gewesen.  Da  der  1.  Thot  dieses  Jahres  auf  den  21.  Sep- 
tember fällt,  so  ist  es  sehr  gut  möglich,  daß  Soter  seinen  Besuch  abge- 
stattet hat,  nachdem  das  crescere  beendet  war,  d.  h.  die  Überschwemmung 
ihren  Höhepunkt  erreicht  hatte.  Wenn  meine  Kombinationen  richtig  sind, 
so  würde  jenes  große  Opferfest,  bei  dem  der  König  die  goldenen  Geschenke 
in  den  Schlund  warf,  den  Charakter  eines  Dankfestes  für  glücklich  voll- 
endete iväßaaig  gehabt  haben.  Vielleicht  war  in  dem  Satz,  von  dem  die 
Worte  6 g-iyag  &tbg  Neikog  avrpui  erhalten  sind,  eben  auf  diesen  erreichten 
Höhepunkt  der  Überschwemmung  hingewiesen.  Wenn  wir  ävijwt  — ava- 
ßißtjxe  fassen,  so  ist  mit  diesem  Präsens  der  Zustand  des  Gestiegenseins 
treffend  zum  Ausdruck  gebracht.  Die  Erwähnung  an  dieser  Stelle  mag 
mit  einer  Besichtigung  des  Nilometers  Zusammenhängen. 

Z.  11.  Die  Ergänzung  t^(  u ixT[ur|U(viji  mUi  (Mah.)  fällt  zugleich 
mit  v]c6xti0tov  in  4. 

Z.  13/4.  Während  die  für  12/3  vorgeschlagene  Ergänzung  nur  un- 
gefähr den  zu  erwartenden  Sinn  wiedergibt  (statt  nfoguxctyniva  würde  ich 
eher  einen  Begriff  wie  imxtxcagruiiva  verlangen),  läßt  sich  hier,  wenn  auch 
nicht  ganz,  so  doch  zum  größten  Teil  der  Wortlaut  herstellen,  wenn  man 
berücksichtigt,  daß  Z.  22/3  diesen  Gedanken  wieder  aufnehmen.  Da  nun, 
wie  wir  sogleich  sehen  werden,  an  der  späteren  auf  unseren  Passus  Bezug 
nehmenden  Stelle  neben  Soter  II.  und  seiner  Mutter  auch  seine  Schwester 
Kleopatra  genannt  wird,  so  muß  die  letztere  auch  an  unserer  Stelle  ein- 
gesetzt werden.  Es  bleiben  dann  nur  noch  wenige  Buchstaben  vor 
zu  ergänzen.  Danach  heißt  die  Stelle:  Tva  a]elfivi]aiov  ro  bvofta  aiiToS  tc 
xal  ßaalMaatig  Kie<maT(/ag  lijg  prjTfog  xai  ßaai\  14  \kUjSt\g  KXcoitäxQag  rtjg 

dSiXcpflg rlg  xbv  Snavxa  ypovov.  Diese  Ergänzung  würde 

den  Baum  Verhältnissen,  wie  sie  durch  Z.  15  imd  16  klargelegt  sind,  gut 
entsprechen.  Die  Zufügung  von  ffcmv  tPutopT/räpoev  (Strack,  Ditt.), 


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328 


II.  Referate  nnd  BesprechnngeD 


für  die  nach  meiner  Deutung  kein  Platz  ist,  ist  sachlich  hier  in  dem  Kon- 
text der  Rede  OherflUssig,  zumal  von  dem  aüiov  schon  in  Z.  1 gesagt  ist, 
daB  er  &(6g  <I>.  £.  ist. 

Die  ErgSnzung  der  Lücke  vor  h&ngt  von  der  Deutung  des 

nun  folgenden  xvQiivovat  r[  . . ab.  Bei  der  von  Dittenberger  angenommenen 
Ergänzung  Stracks  xv^itvoval  t[<  näatjg  xKÖQag  r;g  b ^liog  nehme 

ich,  so  ansprechend  sonst  die  Ergänzung  ist,  an  dem  re  AnstoB.  Wenn 
man  statt  des  als  Indicativ  Praesentis  unmöglichen  xvfuvovet  etwa  xv- 
piivovTfov  schreibt,  so  wäre  das  rt  nicht  am  Platze,  und  damit  fllllt,  da  r 
dasteht,  diese  Ergänzung.  DaB  die  Verbesserung  von  ivo 

abhängig,  bedenklich  ist,  hat  schon  Dittenberger  hervorgehoben,  ln  der 
Tat,  das  xvpuveiv  der  Könige  kann  nicht  parallel  der  Verewigung  ihres 
Namens  als  Zweck  der  Errichtung  der  tfrijir;  bezeichnet  werden.  Doch  mir 
scheint  nicht  nötig,  xvpuvovai  zu  verändern,  wenn  man  nur  vorher  einen 
Dativ  ergänzt,  auf  den  sich  ein  Partizipium  im  Dativ  Plur.  beziehen  kann. 
Das  könnte  nur  sein,  bezogen  auf  die  schreibenden  Priester.  Ich  schlage 
vor,  in  der  oben  von  mir  noch  freigelassenen  Lücke  vor  v?r[ap3[})  ßi»  Jiop’ 

einzusetzen:  „Damit  der  Name  der  Könige  ewig  bestehen  bleibe  bei  uns, 
indem  wir  im  Besitz  der  [vom  König  uns  gewährten  Privilegien]  bleiben“. 
Zu  xvpuvciv  (rechtmäBiger  Eigentümer  sein)  würde  ein  Concretum  (etwa 
xvfievovOi  inixeicoprjulvtjg  rjuiv  Oui'rdlfejf  äia  nmrcbg^  oder  ähnlich) 

besser  passen  als  ein  Abstractum.  Durch  diesen  Zusatz  xvguvovai  xti.. 
wäre  zugleich  angedeutet,  dafi  die  Publikation  des  Gnadenerlasses  ihnen  den 
GenuB  desselben  gewährleisten  würde. 

Den  nun  folgenden  Brief  der  Könige  an  die  Priester  gliedere  ich  anders 
als  bisher  geschehen  ist.  Es  ist  nicht  beachtet  worden,  daB  an  zwei  Stellen 
deutlich  satztrennende  Spatien  erkennbar  sind:  in  Z.  20  hinter  imuUte^at 
und  in  Z.  22  hinter  SiaxoaCag.  Daraus  folgen  meine  Ergänzungen  IlQogu- 
tä[xctiuv  in  20  (statt  des  hiernach  unmöglichen  npd;  rt  rä[)  und  'EnijrapoC- 
fu[v  in  22  (letzteres  auch  Dittenberger).  Der  Brief  besteht  also  ans  drei 
Perioden.  Die  erste  (17 — 20)  besagt  allgemein:  Als  wir  zu  Euch  kamen, 
[trugen  wir  u.  a.  Sorge],  daB  den  Göttern  [und  Priestern]  ihr  Recht  werde 
ln  der  zweiten  (20 — 22)  teilen  die  Könige  den  Priestern  mit,  wie  aus 
26 — 30  hervorgeht,  daB  sie  dem  Epistrategen  PhommOs  Befehl  gegeben 
hätten,  für  die  regclmäBige  Lieferung  der  ihnen  bewilligten  Naturalien  zu 
sorgen.  Daraus  ergibt  sich  die  Ergänzung  von  20:  /7poji£rä[jrogfv  ovv 
dioggoÜTi  z&i  avyytvct  xai  aiptiTt/ym}  21  |xai  imazfartjym.  Das  in  den 
von  Dittenberger  S.  246  angeführten  Parallelen  hinzugefügte  tyg  8tjßai6og 
mag  hier  ebenso  ausgelassen  sein  wie  in  dem  Königsbrief  137,  9 (ver 
glichen  mit  139,  15/6).  Wiewohl  hier  für  einen  Hinweis  auf  eine  unten 
folgende  Kopie  dieses  Briefes  an  Oofifiovg,  soweit  ich  sehe,  kein  Platz  ist, 
ist  die  Kopie  (26 — 30)  doch  beigefttgt;  es  genügte  also,  wie  es  scheint, 
der  in  nfogxtzdxaiuv  liegende  Hinweis,  um  ohne  weitere  Einleitungen  die 
Kopie  anzuschUeBen.  ln  der  Obeliskeninschrift  von  Philae  dagegen  wird 
die  Kopie  ausdrücklich  angekündigt  (in  137,  9),  was  Strack  S.  341  über- 
sehen zu  haben  scheint. 

Den  Wortlaut  von  Z.  21  wage  ich  nicht  weiter  zu  rekonstruieren,  wenn 
der  Sinn  auch  im  allgemeinen  klar  ist.  Das  {m^oxtiftivtjv  möchte  ich  hier 
nicht  als  fassen,  da  tatsächlich  unten  nichts  folgt,  auf  das 


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Ulrich  Wilcken : über  W.  DittenbcrRcr,  Orientis  Graeci  InBcriptiones  Seleetae  329 

dieser  Hinweis  gehen  könnte,  vielmehr  erinnere  ich  an  P.  Lond.  I S.  10,  21; 
tn  fjfuati  xäv  VTfOKiitfvtov  tig  rci  i'tpö  didövai  und  ebend.  S.  18,  5:  fv  rg 
■/■Qa(p^  T&v  eig  TK  [iQÜ  vjtoxctrcH  dldoaOttt  *tA.  Hier  steht  rnoxiiu^ai  in 
dem  Sinne  von  „festgesetzt,  ausgesetzt  sein“.  Das  paßt  hier  in  i'7t]ox£<fi£- 
vijv  evvra^iv  Sidoiiiviov  xcct  iVoj[.  Doch  iiSoiiivcov  ist  offenbar  verschrieben. 
Der  Vorschlag  iliofuv  ibv  fSllt  durch  jrposTtrdjjofifv.  Ich  sehe  zwei  Mög- 
lichkeiten. Entweder  schreiben  wir  ttäoiiivtjv.  Dann  wird  diese  avvra^tg 
bereits  geliefert,  die  200  Artaben  in  Z.  22  müssen  dann  eine  neue  Gabe 
sein,  die  zu  der  alten  cvvr«|(p  hinzukommt.  Also  etw’a:  TtaQct  rrjv  cn]ox;(- 
fiivriv  avvxa^iv  xrl.  sollen  ihnen  200  Artaben  kostenlos  geliefert  werden. 
Oder  wir  emendieren  nach  den  Parallelen  des  P.  Lond.  Ai'doe!>ai,  was  von 
rnoxiiuivtjv  abhängen  würde.  Dann  bestand  die  Gnade  vielleicht  nur  darin, 
daß  eine  rechtlich  ihnen  schon  früher  zukoramende,  tatsächlich  aber  vernach- 
lässigte «vvztt^ig  im  Betrage  von  200  Artaben  ihnen  von  nun  an  wirklich 
regelmäßig  ausgezahlt  werden  soll.  Doch  hier  bleibt  manches  dunkel. 

Die  dritte  Periode  (’E'njrcDpoög^ v 22 — 24i  kann  m.  K.  nach  Z.  12  ff. 
({7r(];capfjffai  xrl.)  und  nach  Analogie  von  Nr.  137,  Off.  nur  die  in  diesem 
Falle  mündlich  erbetene  Erlaubnis  zur  Aufstellung  der  ffrijli;  enthalten,  denn 
diese  Erlaubnis  zu  erteilen  war  königliches  Recht.  Vgl.  Hermes  22,  9 ff. 
Somit  liegt  es  nahe,  nach  Analogie  von  Nr.  137  zu  ergänzen:  ’Evij;MeoOfi£[i' 
d’  vnCv  ral  xijv  Kvä9f(Stv  •^g  ^|(oürt  ffrijlijs  noi-\  23  Ähnliches 

schlug  ich  schon  in  Woch.  klass.  Phil.  1.  c.  vor.  Die  Ergänzung  Inixtagov- 
(Mah.,  Strack)  ist  unmöglich,  erstens  wegen  des  Spatiuin.s,  zweitens 
wegen  des  Präsens  statt  Perfectum.  Unmöglich  wird  nun  aber  auch  die 
Ergänzung  in  23;  ßaaiXiag  TlxcUfiulov  xol  ßaaiXtaarjg  AAjojrcrJpo;  xtjg  aSeX- 
()P^S.  Man  nahm  an,  daß  hier  von  einem  Gnadenerlaß  des  verstorbenen 
Königspaares  die  Rede  sei.  Unter  Berücksichtigung  von  Z.  12  — 14  schlage 
ich  vielmehr  vor,  hinter  Ä0t»)][«oo9ai  fortzufahren:  iVfp  xs  i]juov  x«i  ßaai- 
Xlaorfg  KXconäx]Qag  xf/g  adeXgnjg.  Auf  die  Raumverhältnisse  habe  ich  überall 
genau  Rücksicht  genommen.  So  erscheint  hier  zu  unserer  tberra.schung 
„Kleopatra  die  Schwester“  neben  den  Briefschreibem,  der  Mutter  Kleopatra  III. 
und  deren  Sohne  Soter  II.  Justin  berichtet  39,  3,  2:  Cui  (Soter  II.) 

prius  quam  rrgnum  darei  (Kleopatra  die  Mutter)  uxormi  ndimit  coiipulsiim- 
que  repudiare  carissimam  stii  sororem  Clcopatram  minmem  nororem  Selrmit 
uxorfm  ducere  iubet.  Daraus  folgt,  daß  unsere  KXtn:iäxqa  ij  ääeXqirj  die 
jüngere  Schwester  Selene  ist,  die  nach  Strabo  p.  749  und  Joseph,  a. 
lud.  Xni  § 420  als  königliche  Gemahlin  den  Namen  Kleopatra  angenommen 
hat.  Inzwischen  hat  Strack  im  Archiv  II  8.  552  f.  ein  zweites  urkundliches 
Zeugnis  für  diese  Kleopatra  publiziert  Wir  lernen  aus  unserem  Text,  der 
sie  schon  für  September  115  als  Königin  bezeugt,  daß  sie  zwar  an  den 
Regierungshandlungen  nicht  teilnimmt,  wie  denn  der  Brief  nur  von  Mutter 
und  Sohn  geschrieben  ist,  daß  sie  aber  doch  an  den  königlichen  Ehrungen 
(hier  der  Nennung  auf  der  Stele)  partizipiert  , wie  sie  denn  nach  jener 
anderen  Inschrift  auch  in  den  Kult  der  9coi  0iXopijxoqig  £coxijpig  auf- 
genoromen  war.  Da  die  letztere  Inschrift  jünger  ist  als  die  unsrige  (wegen 
x&y  xiKvtiv),  so  kann  die  Aufnahme  in  den  Kult  zwischen  die  beiden  In- 
schriften fallen. 

Nach  obigen  Ergänzungen  sollen  zwei  Stelen  aufgestellt  werden,  eine 
beim  Chnum-Tempel,  die  andere  beim  Satis-Hera-Tempel. 


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330 


IT.  Referate  und  Besprechungen 


Ta.  29.  Die  Ergänzung  otioi;  xtv^ovrai  mi'  ä^iovoi  (Strack, 

Wilhelm,  Ditt.)  hat  zwar  formell  viele  Parallelen,  paßt  aber  nicht  recht  fiir 
die  Situation.  So  konnten  die  Könige  nur  schreiben,  wenn  sie  dem  Phommüs 
eine  Bittschrift  der  Priester  heilegten  (wie  unten  in  Z.  39  und  in  Nr.  138). 
Eine  solche  lag  hier  aber  garnicht  vor,  und  der  Gnadenakt  scheint 
spontan  bei  der  persönlichen  Begegnung  gewährt  zu  sein.  Erbeten  hatten 
•sie  daraufhin  nur,  wie  es  scheint,  die  Erlaubnis  zur  Publikation  des  schrift- 
lich auszusteUenden  Gnadenerlasses  (vgl.  12  Aber  auch  wenn 

sie  persönlich  um  die  Artahen  gebeten  haben,  so  könnte  man  doch  nicht 
ö|ioüai  sagen,  denn  das  setzt  eine  gegenwärtig  vorliegende  schriftliche 
Formulierung  voraus,  höchstens  könnte  es  tj^CaxSav  heißen.  — Hier  in  dem 
Brief  an  <2>o^poü{,'  wird  wohl  kurz  befohlen  sein,  daß  er  für  die  regelmäßige 
Lieferung  der  200  Artahen  Sorge  zu  tragen  habe  (vgl.  20 — 22). 

In  Z.  31  wird  (mit  Strack)  vxixäytj  rj  »{poxcigfVt]  iniOxoXrA  oder 
a[poxt(gEv>)J  seil.  fnioxoXi)  nach  52  zu  ergänzen  sein.  Wenn  der  Stmnmetz 
nur  bis  n kam,  so  liegt  das  vielleicht  daran,  daß  in  seiner  Papyrusvorlage, 
wie  so  häufig,  tj)  geschrieben  war.  Stracks  Annahme,  daß  der  Steinmetz 
diese  Bemerkung  redigiert  habe,  ist  von  Dittenberger  mit  Recht  abgelehnt 
worden.  Höchstens  könnte  der  redigierende  Priester  dem  Steinmetz  diese  Notiz 
gegeben  haben.  Ich  nehme  mit  Dittenberger  an,  daß  dieser  Hinweis  viel- 
mehr in  der  königlichen  Kanzlei  gemacht  ist,  wobei  natürlich  vorausgesetzt 
wurden  muß,  daß  dieselbe  Kanzlei  auch  die  vorhergehende  Kopie  des  Briefes 
an  <t>ofifiovg  dem  Brief  an  die  Priester  beigefügt  hat.  Zur  Publikation  ge- 
langt eben  das  ganze  Schreiben  wie  es  die  Priester  vom  König  bekommen 
haben,  d.  h.  Z.  15 — 31.  Dieselbe  Formel,  angewendet  \un  innerhalb  einer 
Kopie  ein  Stück  zu  übergehen,  findet  sich  z.  B.  in  dem  Aktenstück  Hermes 
23,  593  Z.  20:  Kai  vTtexdyrjeav  at  toC  ra^oul(ap/otj)  intaxoX(^al).  Daß  das 
Motiv  zu  der  Übergehung  hier  ein  anderes  ist,  ist  für  die  Form  neben- 
sächlich. 

In  34  ergänze  ich  mit  Strack:  [UposrttajjogEv  'EQfioxfdxtt  x&i  avyyt- 
pit  xal  (Jr]porTjyc&x,  was  Dittenberger  nicht  aufgenommen  hat.  Durch  meine 
Herstellung  von  20  f.  (IlQogxexäxufuv  xrl.)  erhält  diese  Ergänzung  noch  eine 
Stütze.  Auch  hier  ist  die  Beifügung  der  Kopie  nur  durch  dies  n^gxexdxufuv 
indirekt  angedeutet  (vgl.  oben  S.  328).  TI^axtxdxa(itv  ist  mit  jrrpi  töv  zu 
verbinden  (anders  Strack). 

Z.  35.  Vor  "Exovg  ist  notwendig  "E^gtaa&f  zu  ergänzen.  Stracks  Vor- 
schlag ytvTjeexai  oTXoig  d^tovxt  ist  sachlich  und  sprachlich  ausgeschlossen. 
Für  den  Schluß  der  Zeile  habe  ich  gegen  xofrä  xt}p  Ef^xiv  vijaov  fegmv 
(Strack,  Ditt.),  von  dem  Artikel  abgesehen,  das  Bedenken,  daß  in  der  Bitt- 
schrift, soweit  sie  vorliegt,  von  der  Insel  Sehel  garnicht  die  Bede  ist,  son- 
dern von  Syene  und  einer  Insel  ’Pm  (s.  unten).  Ich  schlage  mit  Benutzung 
einer  dem  Kanzleistil  geläufigen  Wendung  vor:  jitpi  x&v  xurä  xjjv  oij[gaivo- 
fiivi]v  Std  xfjg  Ivxivgmg  prjaov,  womit  die  Insel  IPco  gemeint  sein  wird. 
Statt  U(fäv  vermute  ich  nach  den  unten  folgenden  Darlegungen  etwa:  yitoQ- 
yovpxtüv  [tfdv  yijp  0.  ä. 

Der  Brief  an  Hermokrates  (36  — 38)  läßt  sich  nach  Parallelen  (vgl. 
z.  B.  P.  Leid.  G)  wenigstens  in  seiner  grammatischen  Konstruktion  erkennen. 
Z.  36  ergänze:  ScSofitPr/g  tj/xtP  ipxtv^stog  vtxö  x&v  caio  Evrjvtjg.  In 

Z 38  steht  dann  vor  r'Jjvfo^o)  der  Schluß  der  Periode:  to  ävriypofHJv  vno- 


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Ulrich  Wilcken:  Ülier  W.  Dittenberger,  Orient«  Graeci  Inacriptiones  Selectae  331 

Ttxttia(uv  od.  ähnl.  Hier  in  Z.  36  ist  xa&äntf  ä^urOot  am  Platz,  weil  eine 
Bittschrift  gegenwärtig  vorliegt.  Auf ’!Epptao[o  muß  das  Datum  folgen,  und 
da  in  36  der  Platz  nicht  ausreicht,  so  wird  es  sich  in  der  folgenden  Zeile 
(vor  „39“)  in  dem  verlorenen  ersten  Drittel  fortgesetzt  haben:  zwischen  36 
lind  39  ist  ja  in  dem  erhaltenen  Mittelstück  ein  freier  Kaum  von  der  Höhe 
einer  Zeile.  Ich  behalte  trotzdem  im  folgenden  die  alte  Zeilennumme- 
rierung bei. 

Die  Bittschrift  39  ff.  bleibt  mir  zum  großen  Teil  unklar.  Nur  das 
scheint  mir  mit  Mahaffy  sicher,  daß  die  Petenten  nicht,  wie  Strack  annimmt 
und  Dittenberger  für  wahrscheinlich  hält,  die  Chnumpriester  von  Elephantine 
sind,  da  diese  im  Präskript  nicht  genannt  werden.  Die  Petenten 
sind  auch  nicht  in  Elephantine  zu  Hause,  sondern  auf  dem  gegenüberliegenden 
Ufer  firl  ton  xor«  £vtjv>iv  opovg.  Wenn  trotzdem  ihre  Bittschrift  auf  diesem 
Stein  eingegraben  wird,  und  der  König  in  Erledigung  derselben  (außer  an  sie, 
wie  anziinebmen  isti  auch  an  die  Chnumpriester  schreibt  (32 — 35),  so  kann 
man  daraus  nur  folgern,  daß  die  Bittschrift  eine  die  beiden  Gruppen  be- 
treffende Angelegenheit  behandelt.  Vor  allem  wird  man  erwarten,  daß  der 
t'hnumtempel  in  der  Bittschrift  erwähnt  wird,  und  das  ist  auch  der  Fall, 
wie  mir  scheint.  Indem  wir  die  nächste  Bittschrift  53  ff.  heranziehen,  die 
dieselben  Personen  an  die  früheren  Könige  gerichtet  hatten,  gewinnen  wir 
hier  für  Z.  41  die  Ergänzung:  iv  ’Eitqpayrivyi  ugoü  äeSo^aafiivov  t^rt  ig 
KpjfaAöv  xol  ovtos  iröi'  npoJio)!'.  Dieser  seit  uralten  Zeiten  geehrte  Tempel 
erster  Klasse  auf  Elephantine  ist  sicherlich  der  Chnumtempel,  dem  schon 
der  König  Doser  der  IH.  Dynastie  den  Dodekaschoinos  geschenkt  haben  sollte. 
Vgl.  Sethe,  Dodekaschoinos  aaO.  Übrigens  wird  Xvovfiä  Nftßijijß  in  der 
nächsten  Bittschrift  Z.  59  direkt  genannt.  Etwas  weiter  führt  uns  vielleicht 
Z.  67,  wo  Mahaffy  am  Original  ZvTjvrig  ox[  gelesen  hat,  was  mein 

Abklatsch  bestätigt  (nur  daß  n nicht  deutlich  ist).  Wir  werden  unten  sehen, 
daß  hiermit  im  Präskript  eines  Königsbriefes  (67 — 71)  die  Adressaten  be- 
zeichnet sind:  xotg  d]reö  Zviqvijg  ox[.  . . Da  nun  unsere  Bittschrift  39  ff. 
von  denselben  verfaßt  sein  muß,  so  gewinnen  wir  hier  in  39  die  Ergän- 
zung; falxfiiv  oi  cati>  [2v^vrjg  ex.  Ist  das  vielleicht  zu  oxlijpoupyof  zu  er- 
gänzen? Das  wären  die  zu  einem  Verein  (?)  zusammengescblossenen  Stein- 
hauer aus  den  Granitbrttchen  bei  Syene,  die  nach  Z.  40/1  damals  vielleicht 
auch  im  Dienst  des  Chnumtempels  standen.  Am  schwierigsten  ist,  daß 
dieselben  Leute  in  37  bezeichnet  werden  als  nttgcxofUvxov  de  xag  iv 
«öliit  ;(pc[/as.  Brachen  sie  auch  den  Granit  für  den  Hof?  Oder  ist  zu 
korrigieren  iv  xiji  cein^i?  Doch  dies  sind  alles  nur  unsichere  Vermutungen. 
Aber  daß  nicht  die  Chnumpriester  die  Verfasser  der  Bittschrift  sind,  ist 
völlig  sicher. 

Während  der  Korrektur  geht  mir  eine  Straßburger  Dissertation  zu  von 
Kicardus  Laqueur,  Quaestioues  epigraphicae  et  papyrologicae  selectae 
fl904),  in  der  auf  S.  1 — 30  über  unsere  Inschrift,  im  besonderen  über 
Z.  31 — 52  gehandelt  wird.  Die  scharfsinnigen  Untersuchungen  des  Ver- 
fassers über  die  Erledigung  von  Bittschriften  haben  auf  den  vorliegenden 
Fall  angewendet  deshalb  nur  teilweise  befriedigende  Resultate  erzielen 
können,  weil  er  von  der  irrigen  Voraussetzung  (wie  Strack  und  Ditt.)  aus- 
geht, daß  die  Bittschrift  39 — 50  von  den  Chnumpriestem  geschrieben  sei. 
Unser  Fall  ist  aber  viel  komplizierter,  als  die  Fälle  sind,  für  welche  er 


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332 


n.  R«ferate  and  Besprcchunf;en 


die  Regeln  aufzuspUren  sieb  bemüht  hat,  insofern  in  unserm  Fall  die 
königliche  Antwort  nicht  an  die  Petenten,  sondern  an  gewisse  Interessenten 
gerichtet  ist.  Damit  fällt  seine  Ergänzung  von  Z.  34/5  auf  S.  23 
poCj«»'  xtA.),  da  die  Chnumpriester  in  diesem  Falle  gamicht  um  die  Er- 
laubnis zur  Aufstellung  einer  Stele  gebeten  haben.  Ebenso  fällt  damit 

seine  Ergänzung  von  36  — 38  ebendort,  da  die  Könige  hier  nicht  an  die 
Priester,  sondern  an  die  kjio  xtA.  schreiben. 

Z.  40.  Das  Präskript  schließt  mit  dpouj  (vgl.  Z.  54).  Also  beginnt 
mit  Tag  TcaQt^öfttvoi  ^v(?)  (vgl.  37)  der  Brief. 

Z.  41.  Schluß  steht  nicht  loy,  wie  Strack  mit  Recht  betont. 

In  Z.  42  trenne  ich  ’Poj  statt  Vmav  Uq(i)[.  Vgl.  das 

häufige  äviifofitvog  in  den  Tebtynispapyri  (z.  B.  5,  57  usw. ).  Dahinter  muß 
irgend  ein  Gottesname  im  Dativ  gestanden  haben.  Vielleicht  war  dieses 
Tempelland  auf  der  kleinen  Katarakteninsel  dem  Chnum  geweiht:  dann 
würden  wir  die  gesuchten  Beziehungen  zwischen  den  Petenten  und  den 
Chnumpriestern  gefunden  haben.  Ich  glaube,  wir  dürfen  in  der  Tat  nach 
Z.  59  fortfahren  zu  ergänzen;  &tB>t  (event.  fztyt'tfrroi  oder  dergl.) 

.Vroi'gö)  Tiißirjß,  j’fejpyongfi'jjs  S'  e!g  rö  iv  'Eltgjavilvijt  Xvovfiuiov  od.  ähn- 
lich. So  ergänzen  sich  die  Anfänge  der  beiden  Bittschriften  gegenseitig 
aufs  beste.  Nun  ist  die  Brücke  geschlagen:  die  Petenten  sind  Pächter  (vgl. 
ixipogCotg  in  60)  von  Terapelland  (ffpa  j’ij)  auf  der  Insel  Vm,  das  dem 
Chnum  geweiht  ist  und  auf  Rechnung  des  elephantinischen  Tempels  in  Pacht 
bewirtschaftet  wird.  Hiernach  vermute  ich  für  Z.  43:  nqiäfi.\ivoi  de  xrjv  rovti/j 
Tcgodtaolav  diä  riai]vovßiog  (hier  sehr  häufiger  Name  = der  des  Chnum). 
Zu  der  durch  Pacht  gewonnenen  npoaiKi-i'«  vgl.  Thch.  Bankakt  II  6:  ror 
tt  ronov  (ein  ’Acxkrimeiov)  xal  rijg  keirovpy^g  x«l  TCpoaxasiag. 

Z.  45.  Wie  es  scheint,  hat  dies  Tempelland  von  ’Pm  unter  der  früheren 
Regierung  finanzielle  Erleichterungen  bekommen  (s.  unten),  und  die  Petenten 
bitten  nun  u.  a , daß  diese  Privilegien  an  heiliger  Stelle  auf  einer  Stele 
verewigt  werden  dürfen.  Dittenhergers  Ergänzung  iv  r&i  f:rt[qpoi'E(JraTti!i 
TÖmot  ist  sicherlich  richtig:  von  dem  tp  sehe  ich  auf  dem  Abklatsch  noch 
den  Anfang.  So  erklärt  es  sich,  daß  diese  Korrespondenz  der  Petenten  mit 
dem  König  und  jene  älteren  Privilegien  der  dem  Chnum  gehörigen  Insel 
Vo)  (Z.  53  ff.)  mit  königlicher  Erlaubnis  auf  diesem  Stein  von  den  Chnum- 
priestem  eingegraben  werden. 

Z.  46.  Anfang:  pi  ist  nach  dem  Abklatsch  sicher. 

Z.  48/9.  Den  Epistolographen  hat  Strack  mit  Recht  in  die  Lücke  ein- 
gefügt.  Aber  was  er  über  angebliche  besondere  Beziehungen  dieses  Beamten 
zum  Kultus  und  über  seine  Identität  mit  dem  vnouvtjuaroYpäipog  ausgefÜhrt 
hat  (vgl.  auch  Archiv  II  556),  hat  mich  nicht  überzeugt. 

Z.  50.  In  dem  verlorenen  rechten  Drittel  muß  das  Datum  gestanden 
haben.  Da  diese  Leute  von  Syene  jedenfalls  nur  nach  dem  ägyptischen 
Monat  datierten,  genügt  diese  Zeile  für  das  Datum. 

Z.  51.  Die  Worte  fztMJrjolijs  avxlyQatpov  vndxtizai  oxiag  xcrr<rxolonff>,'[ 
gehören  zu  den  schwierigsten  der  ganzen  Inschrift.  Man  hat  darin  einen 
Hinweis  auf  die  nun  folgende  Korrespondenz  mit  den  früheren  Königen 
sehen  wollen.  Mehreres  spricht  dagegen,  vor  allem,  daß  die  Petenten  un- 
möglich den  Königen  sagen  dürfen:  dras  xcfToxolonffr,[rE.  Diese  Formel 


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Ulrich  Wilcken;  Iber  W.  Ditt*nberger,  Oricntis  Graeci  InscriptioneB  Selectae  333 

wird  nur  Untergebenen  oder  Gleichgestellten  (Ditt.  Nr.  257)  gegenüber  an- 
gewendet. Soeben  bat  Laqueur  in  der  angeführten  Dissertation  S.  27 
folgende  Ergänzung  von  51  vorgeschlagen:  ['Ep(MMcp«T»)s  tu  Sttva  lalftiv. 
Tijg  icdontvijf  ijftiv  trtttfrjoilfjj  avxfyfa<pov  rjtoxiito»  onag  x«fto*o>lot)^[ffos 
fii/iev  (pfovTiSog  nagaUjt^g.  “EqqoxSo].  Von  Nebensächlichem  abgesehen,  ist 
der  Grundgedanke  dieses  Vorschlages  sehr  beachtenswert.  Freilich  bleibt 
.such  hierbei  unerklärt,  wie  die  Chnumpriesler  zur  Kenntnis  dieser  amt- 
lit:hen  Korrespondenz  zwischen  Herinokrates  und  einem  ihm  Untergebenen 
gekommen  sind.  Man  müßte  und  könnte  auch  wohl  annebmen,  daß  Her- 
mokrates  es  ihnen  mitgeteilt  hat.  Immerhin  bleiben  noch  andere  Möglich- 
keiten. 

Mit  Z.  53  beginnt  nun  die  Korrespondenz  r&v  ärrb  Zvijvrjg  (s.  oben) 
mit  Euergetes  II.  und  seinen  beiden  Kleopatren,  auf  die  in  Z.  46  hin- 
gewiesen war.  Hier  hat  Dittenberger  übersehen,  daß  es  Mahaffy  gelungen 
ist,  das  Datum  zu  lesen;  Z.  66.  irjovf  rpiifov  xoi  nji^f/xoffroü  und  ent- 
sprechend Z.  71:  hovg  tp»rou  xoi  ;t]fi'tijxo(JToO  (was  ich  auf  dem  Abklatsch 
bestätigt  finde),  also  118/17.  Die  Bittschrift  reicht  also  von  53 — 66.  Das 
darauf  folgende  Schreiben  67  — 71  halte  ich  für  die  Antwort  der  drei 
Könige  und  ergänze  danach  in  67 ; [Bcroilcü;  /Trolzpm'o;  xo!  ßaisilioau  ^ 
Alioncrp«  rj  üdiX(pri  xal  ßaaUtaaa  Kli<mäTQ<t  ij  yvvri  xotg  i\nb 
ox[.  . . 

Darauf  folgt  noch  ein  Brief,  72 — 75,  von  dem  wiederum  Mahaffy  das 
Datum  richtig  gelesen  hat  (75);  "Eqijmao.  ["Eroes  dturj/poo  [Mtlflopi) 

Im  Hinblick  auf  meine  Ausführungen  auf  S.  327  bemerke  ich.  daß  man 
auch  ivdT[7;i  xoi  lixoaxr^i  ergänzen  könnte.  Mahaffy  bemerkt  hierzu:  this 
is  a lettrr  from  the  hing,  tdnding  up  Ute  tchole  busine^s.  Das  kann  deshalb 
nicht  richtig  sein,  weil  der  König  nicht  nur  nach  dem  ägyptischen  Ka- 
lender, sondern  an  erster  Stelle  nach  dem  makedonischen  datiert.  Der  Brief 
muß  also  ans  ägyptischen  Kreisen  stammen  und  wegen  ’Eppueo  an  eine 
einzelne  Person  gerichtet  sein.  Sein  Datum  schließt  wieder  an  den  An- 
fang (Z.  2)  an.  Wenn  wir  ihn  verstünden,  würde  wohl  manches  Rätsel, 
das  noch  besteht,  gelöst  sein. 

Soviel  über  die  Gliederung  des  Bestes  der  Inschrift  von  Z.  53  an. 
Dieser  Teil  der  Inschrift  ist  sehr  schlecht  erhalten,  doch  glaube  ich,  daß 
bei  längerem  Studium,  als  es  mir  bisher  möglich  war,  wohl  noch  mehr 
herausgelesen  werden  kann. 

Z.  53  ergänze:  £vEp}’[tTO($  ^algiiv  oi  cenb  Zxn^vtjg  ax.  . . Vgl.  oben 
S.  331. 

Z.  54.  Was  hinter  dpov$  steht,  weiß  ich  nicht.  Für  ;t[oU]ö  ist  der 
Raum  zu  groß,  auch  scheint  da  kein  n zu  stehen,  eher  r. 

Z.  56  erg.  xo[i  bvrog  rStv  ztpraTon’. 

Z.  59  erg.  ug&g  vrfiov  xaXovpivrjg  ’Pö)  ävugutftivtjg 

Von  Z.  60  an  ist  bisher  nur  von  Mahaffy  gelesen  worden.  Eine  Nach- 
vergleichung dieses  Stückes  ist  mir  im  Augenblick  nicht  möglich.  In  62 
glaube  ich  . . vopivag  [djpyvptxöp  iniygagxtg  zu  erkennen. 

Nr.  175.  Zu  dieser  Inschrift  vgl.  meine  Bemerkungen  oben  S.  239  zu 
P.  Lond.  n n.  345  (S.  114). 

Nr.  187.  In  bezug  auf  den  Titel  Ugtvg  Iliuaovxov  9ioi  fityaXov  fuyaXot 


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334 


II.  R«ferate  und  Rpsprechungen 


«Et^cöov  x«i  ag  (BGU  124,  7)  möcht«  ich  mich  selbst  (Äg.  Zeitschr. 

1884,  138)  dahin  korrigieren,  daß  die  Worte  nai  mg  xQrjfunliei  nicht,  wie 
ich  damals  annabm,  auf  den  Gott,  sondern  auf  den  legtvg  sich  beziehen.  — 
Mit  Recht  bestreitet  Dittenberger  meine  Behauptung  von  1884,  daß  ein  un- 
veränderter Göttername  nicht  von  Menschen  getragen  worden  sei.  Das  war, 
wie  ich  seit  langem  erkannt  habe,  eine  große  Jugendeselei  von  mir;  es  ge- 
nügt auf  hinzuweisen!  Dagegen  muß  ich  die  andere  Behauptung,  daß 

PS  keinen  ursprünglichen  Göttemamen  gebe,  der  mit  pete  (=  die  Gabe) 
zusammengesetzt  sei,  aufrecht  erhalten.  Die  von  Dittenberger  dagegen  an- 
geführten Götternamen  TTftffiTragfVrtff,  ITeitvrijug,  neuraf/Vig  sind  nicht  mit 
jenem  Worte  pele  zusammengesetzt,  sondern  mit  dem  Präformativ  p'  ’nü 
m.  kopt.  TT6TN,  d.  h.  „der  welcher  ist  in“:  sie  bedeuten  „der  welcher 
ist  in  der  Amenti,  in  Setis,  in  Senis“.  Vgl.  hierzu  Spiegelberg,  Agypt.  und 
griech.  Eigennamen  1901  8.  31.  Daß  Thxiaoi’xog  zu  den  nachträglich  apo- 
theosierten  Menschen  gehört  (wie  ’lfiov^tjg,  ’yffiei'coürjj),  glaube  ich  noch 
heute  wie  vor  zwanzig  Jahren. 

Nr.  194.  'AnovQaamv9rjQ  (S.  277)  bedeutet  „Amon  Re  König  der 
Götter“.  — Die  hier  zitierten  Ausführungen  von  P.  M.  Meyer  über  den  Tla- 
&vQizr)g  und  Flegi  Sijßag  bedürfen  sehr  der  Korrektur,  wie  ich  in  den  „Ur- 
kunden der  Ptoleniäerzeit“  zeigen  werde.  — Das  in  Z.  29  (S.  279)  über- 
lieferte KAIEY  braucht  nicht  in  xr«  verändert  zu  werden: 

mir  scheint  xot  EifojjjtföO««  hier  sehr  gut  zu  passen.  Vgl.  z.  B.  168,  11. 
Auch  dieser  wichtige  Text  ist  von  Dittenberger  wesentlich  gefördert 
worden. 

Nr.  201.  In  seinem  gelehrten  Kommentar  zur  SUkoinschrift  schließt 
sich  Dittenberger  Letronne  an  in  der  Annahme,  daß  Silko  ein  Christ  ge- 
wesen sei.  Ich  zweifle  auch  heute  noch  daran.  Vgl.  Archiv  I S.  419  und 
436.  — Zu  der  Konstruktion  inoXtfu/aa  fitxa  lüv  BUpiimv,  die  Lepsius 
auf  das  Koptische  zurückführte,  bietet  der  Berliner  Papyrus  P.  8914,  9 
eine  schöne  Parallele:  pixä  xSiv  caco  Kegx^aig.  So  sprach  man 

in  byzantinischer  Zeit  auch  im  Paijüm.  — Kurzformen  wie  das  von 
Lepsius  erklärte  agg  für  ügxog  (ägxxog)  gebrauchen  die  Papyri  des  öfteren. 
Vgl.  ägag  neben  ugaxog,  ßäSgag  neben  ßäxga^og. 

Nr.  202.  Zu  dem  nagaXrifimxjg  vgl.  oben  S.  197.  — Die  Schwierig- 
keit, auf  die  Dittenberger  auf  S.  312  hinweist,  möchte  ich  so  lösen:  die 
Inschrift  des  ..  ..log  £t)väg  ist  gelegentlich  eines  zweiten  Besuches  des 
Apollonius  gesetzt  worden.  Als  ApoUonios  zum  zweitenmal  kam,  war  er 
inzwischen  nicht  nur  ein  Julius  geworden,  sondern  war  auch  vom  Oxgaxti- 
•/6g  xtI.  zum  ägaßägxt/g  (an  Stelle  seines  inzwischen  verstorbenen  Vaters) 
avanciert.  Diesen  zweiten  Besuch  können  wir  übrigens  genau  datieren, 
denn  die  bei  Lepsius  Denkm.  VI  n,  392  darunter  stehenden  Worte:  KaXU/iaxog 
"Eg/xmi'og  avrijlBoi'  xol  ngooexvt'ijöct  xbv  uvxbv  9t6v,  "Exovg  Iß  Kalaagog 
4>aS)<pi  sind  wegen  des  avv  auf  denselben  Besuch  zu  beziehen.  Er  fand 
also  Sept.  Oktob.  2 n.  Chr.  statt.  Zum  agaßägxxig  vgl.  übrigens  Griech. 
Ostraka  I S.  350. 

Zu  Nr.  204  und  205  sind  die  Daten  des  Tiberius  versehentlich  um 
zwei  Jahre  zu  früh  datiert.  Über  die  Zählung  seiner  Jahre  vgl.  Arch.  I 153. 

Nr.  207.  Zur  legio  XXII  vgl.  Hermes  S.  37,  86  ff. 


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ülrich  Wilcken : Über  W.  Dittenberger,  Orientis  Graeci  Ingcriptionei  Selectae  335 

Nr.  210.  Es  ist  mir  eine  erfreuliche  Bestätigung  meiner  Behandlung 
dieser  Inschrift  (Hermes  23,  595;  Arch.  II  176  f.),  daß  Dittenberger  von 
von  sich  aus  auf  dieselbe  Deutung:  Ta^|ltla^  rijs  iß  axol{vov)  ge- 
kommen ist. 

Für  Nr.  253  möchte  ich  eine  größere  Breite  der  ursprünglichen  In- 
schrift vermuten,  denn  in  Z.  1 vermisse  ich  hinter  '9c|oi>  noch  ’Enupavovg] 
und  ebenso  in  Z.  5 ßaailci  vor  'Avxi6xm\.  Danach  würden  sich  dann  auch 
die  anderen  Ergänzungen  ändern. 

Nr.  262.  Die  engen  Beziehungen  zwischen  diesem  Text  und  den 
Serapeumspapyri  treten  hier  nicht  hervor,  da  Dittenberger  die  xoroxoi,  die 
den  kaiserlichen  Erlaß  betreffs  der  Privilegien  des  Ztiig  Bairotiul%i]g  publi- 
zieren, für  diejenigen  erklärt,  qui  in  illo  vico  fundos  dotnosque  habent 
(ntniiovai).  Diese  Koroxot  sind  vielmehr  den  vielbesjirochenen  näroxot 
der  Serapeums  von  Memphis  an  die  Seite  zu  stellen  und  wie  diese,  mit 
Preuschen  (Mönchtum  und  Sarapiskult  1903  S.  36),  als  „Besessene“  auf- 
zufassen. Vgl.  oben  S.  143.  Weiteres  behalte  ich  mir  für  meine  „Urkunden 
der  Ptolemäerzeit“  vor. 

Daß  wie  die  Seleukideninschriften,  so  auch  die  Attalideninschriften 
sachlich  wie  sprachlich  für  die  Erforschung  der  ptolemäischen  Urkunden 
von  größter  Bedeutung  sind,  ist  längst  anerkannt,  doch  lassen  sich  noch 
immer  wieder  neue  Beziehungen  feststellen.  So  ist  z.  B.  von  großem 
Interesse,  aus  Nr.  268  zu  sehen,  daß  eine  Stadt,  die  wie  Pergamon  ihre 
ßovli'i  hatte,  doch  einen  axQaiqybg  x!jg  nöketog  ertragen  konnte.  Kürzlich 
ist  auch  für  das  Alexandrien  der  Königszeit  ein  Beamter  dieses  Titels  be- 
kannt geworden  (oben  S.  135  Nr.  13).  P.  M.  Meyer  hat  daraus  den  Schluß 
gezogen,  daß  die  Schaffung  dieses  Amtes  uns  , Jedenfalls  die  mangelnde 
Autonomie  der  Stadt“  beweise  (pben  S.  72).  Die  pergamenische  Inschrift 
zeigt  uns,  daß  das  Vorkommen  eines  atQoxifyög  xijg  nöJltiag  für  die  nach 
meiner  Ansicht  noch  immer  offene  Frage,  ob  Alexandrien  unter  den  Königen 
eine  ßoviiiq  gehabt  habe  oder  nicht,  als  entscheidendes  Argument  nicht  ver- 
wendet werden  darf.  — Dieselbe  Inschrift  ist  zugleich  eines  von  vielen  Bei- 
spielen dafür,  wie  auch  die  Urkunden  der  anderen  hellenistischen  Reiche 
durch  unsere  ägyptischen  Urkunden  aufgeklärt  werden  können.  Dittenberger 
hat  in  dem  Schlußsatz,  wo  Sherard  1TPOEZ1I2AINON  bietet,  Boeckhs 
Emendation  7Cfoia(&)a(i  r)dv  verworfen,  weil  n^otqiu  hier  nicht  passe,  und 
hat  npo(ff)^a(9)a(i  t)ov  vorgeschlagen.  Nun  begegnet  aber  das  Medium 
ngotia&ai  in  den  Papyri  des  öfteren  in  dem  hier  zu  erwartenden  Sinne 
von  „auszahlen“.  So  ün  P.  Lond.  I in  XVII  mehrmals,  wie  ich  in  GOA 
1894  S.  720/1  gezeigt  habe.  Vgl.  jetzt  auch  P.  Amh.  61.  Danach  werden 
wir  an  der  Emendation  Boeckhs,  die  sich  an  Sherards  Lesung  am  engsten 
anschließt,  festhalten. 

Nr.  329.  Was  hier  dem  Kleon,  dem  imarärrig  von  Ägina,  rühmend 
nachgesagt  wird,  daß  er  immer  erst  Versöhnungsversuche  gemacht  habe, 
ehe  er  die  Gesetze  walten  ließ  (ll:  ta  fiiv  nltiara  [neijpcuiaei'ou  Otillvriv, 
Tov;  dl  p[4]  Ovllvoftivov;  ivanfvnov[zog]  xrl.),  das  wird  aus  dem  Ptolemäer- 
reich gelegentlich  als  die  normale  Praxis  überliefert  Die  Klagschriften  aus 
Magdöla  (HI.  Jahrh.  v.  Chr.)  sind  meist  durch  Randbemerkungen  wie  fol- 
gende erledigt  worden:  Tön  ittvi.  MiXiaxa  avvätäXvOov  «üroiis,  fi  df  (xij, 


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336 


II.  Referate  und  Besprechungen 


ctnöffrfi/lov,  OTttüg  ini  lov  xa&ijitovzoi  Xftzt/fiov  dutx^i&äMln'  o.  ä.  Vgl.  Ball. 
Corr.  Hell.  26,  127  und  oben  S.  308. 

In  einem  Nachtrag  auf  S.  658  zeigt  Dittenberger,  wie  man  auch  Titel 
aus  dem  Reich  des  Mithradates  verwenden  kann,  um  ägyptische  Papyri  auf- 
zuhellen; zu  dem  bisher  nicht  belegten  Titel  6 npö;  zaig  ävax^(etaiv  in 
P.  Teb.  I 86,  1 ff.  bringt  er  aus  Nr.  374  einen  TEioypfvov  iitl  zäv  üvcncpf- 
atoiv  als  Parallele.  Da  in  beiden  Fällen  nur  der  Titel  gegeben  wird,  bleibt 
die  Bedeutung  freilich  einstweilen  noch  dunkel. 

Ich  schlieffe  meine  Anzeige  mit  dem  aufrichtigen  Dank  für  die  reiche 
Belehrung  und  Anregung,  die  ich  aus  dem  vorliegenden  Werk  geschöpft  habe. 

Halle  a/8.  Ulrich  Wileken. 


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in.  Mitteilungen. 


Englische  Ansgrabnngen  in  Oxyrhynchos. 

We  begaa  our  third  season’s  excavations  at  Oxyrhynchus  on  Dec.  4 
1 !)03  by  an  exatnination  of  the  group  of  mounds  to  the  immediate  soutb 
of  the  temple  area.  These,  which  had  bcen  dug  with  little  success  in 
1897,  did  not  prove  to  be  more  productive  at  the  second  attempt,  papyri 
being  scarce  and  ill-preserved.  We  next  moved  the  work  to  two  low  mounds 
adjoining  the  temple  urea  on  the  north.  The  richest  parts  of  these  had 
been  exhausted  in  1897,  when  many  fine  3rd  — 4th  Century  rolls  were 
unearthed,  but  the  process  of  finishing  the  clearance  led  to  some  good  finds 
of  2nd  — 3rd  Century  documents.  Proceeding  further  northwarda,  we  de- 
voted  a month  to  Clearing  down  to  the  damp  level  oue  of  the  most  exten- 
sive series  of  the  earlier  mounds,  which  had  been  partly  dug  in  1897,  when 
it  yielded  a rieh  harvest.  The  second  excavution  was  also  attended  with 
good  fortune,  papyri  of  the  first  four  centmnes  being  plentiful.  The  Western 
Portion  of  the  series  was  poor  in  literary  pieces  but  particularly  produc- 
tive of  Ist  Century  documents,  whilc  in  the  eastem  part  there  was  no 
Ist  Century  layer,  but  classical  fragments  were  more  frequent.  Soutb  of 
this  group  lies  another  large  mound  which  in  1897  was  remarkable  for 
its  composite  character;  in  a small  area  near  the  summit  the  papyri  from 
the  upper  levels  dated  from  the  first  half  of  the  Ist  Century,  and  those 
underneath,  so  far  from  being  Ptolemaic,  belonged  to  the  reigns  of  later 
emperors,  while  throughout  the  rest  of  the  mound  the  papyri  were  early 
Byzantine.  The  Roman  part  yielded  little  more,  but  the  Byzantine  portion, 
which  had  not  been  much  dug  previously,  was  fairly  rieh  in  late  4th — 5th 
Century  documents  with  occasional  tbeological  fragments  and  a few  Coptic 
papyri.  In  the  last  fortnight  of  the  excavations,  which  terminated  on 
February  25,  we  began  the  clearance  of  the  mounds  on  the  extreme  north- 
west  of  the  site.  Here  the  papyri  ranged  from  the  Ist  to  the  4th  Cen- 
tury and  the  occurrence  of  literary  fragments  was  fairly  frequent.  Gene- 
rally  at  (Jiyrhynchus  the  layers  of  'afsh’,  in  which  papyrus  is  fouud, 
disappear  within  4 metres  of  the  surface,  but  in  some  of  the  mounds  on 
the  extreme  north  it  is  necessary  to  dig  as  deep  as  7 metres  before  the 
damp  level  is  reached.  Hence  the  progress  of  the  trenches  was  slow,  and 
mach  remains  to  be  done  next  winter  in  that  part  of  the  site. 

Amongst  inscribed  objects  other  than  papyri  we  found  7Ü  ostraca,  a 
set  of  6 wai  tablets,  and  3 leaden  tablets  with  imprecatory  formulae.  The 
miscellaneous  antiquities  include  several  of  more  interest  than  usual,  e.  g. 


* 

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338 


III.  Mitteilungen 


a gold  bracelet  with  four  heads  for  clasps,  a wooden  medallion  of  a male 
bust  (probably  au  early  Roman  copy  of  an  older  work  of  artj,  and  some 
fine  specimens  of  glass  mosaics.  Altogetber  we  bave  good  reason  to  be 
satisfied  with  tbe  results  of  the  season’ä  work. 

After  Oxyrhynchus  IV  our  next  publications  will  be  Tebtunis  II  and 
Hibeh  I,  both  of  which  we  hope  to  issue  in  the  course  of  1905.  The 
Tebtunis  volumo  r\-ill  contain  the  account  of  the  excavations  and  the  texts 
of  the  papyri  found  in  the  town  itself,  which  are  with  a few  exceptions 
of  the  Roman  period.  The  literary  pieces  are  of  no  great  iraportance,  but 
there  are  many  well-preserved  documents,  of  which  one  large  group  is 
concemed  with  the  priests  of  Sokuebtunis.  The  Hibeh  volume  on  the  other 
hand  will  ronsist  of  early  Ptolemaic  papyri  from  mummy-cartonnage,  and 
amongst  these  are  nuraeroos  classical  fragments. 

Oxford.  Arthur  S.  Hunt.  Bernard  P.  tirrufell. 


In  Vorbereitung:  I 

Papyrus- Chrestomatllie  herausgegeben  von  L.  Mitteis  und  U.  Wilcken 
im  Verlag  von  B.  G.  Toubner,  Leipzig  und  Berlin. 

In  den  letzten  Jahren  ist  wiederholt  der  Wunsch  ausgesprochen  worden, 
daB  auch  für  die  Papyrusforsehung  eine  flbersichtliche  Sammlung  des  wesent-  i 
liehen  Materials  etwa  nach  dem  bewährten  Muster  von  Dittenbergers  Bylloge 
Inscriptionum  Graecarum  hergestellt  werde. 

Die  Unterzeichneten  haben  bereits  im  Jahre  1897  auf  dem  Dresdener 
Philologentage  den  Plan  gefaßt,  eine  derartige  Sammlung  zu  veranstalten, 
und  hoffen  denselben  binnen  nicht  mehr  ferner  Zeit  ausführen  zu  können. 

Die  Papyrus-Chrestomathie  soU  eine  größere  Anzahl  von  Urkunden,  welche  ; 

für  Philologen,  Historiker,  Juristen  und  Theologen  von  Wichtigkeit  sind, 
in  möglichst  bereinigter  I«esung,  nach  Sachlage  und  Bedürfnis  auch  unter  | 
Beigabe  deutscher  Übersetzungen  umfassen.  Die  Texte  werden  nach  sach- 
lichen Gesichtspunkten  geordnet  sein,  wie  z.  B.  Kultusverwaltung,  innere, 

Finanz-  und  Justizverwaltung,  Urkunden  über  RechtsgesebUfte,  Privatleben; 
zur  Einführung  Femerstehender  wird  jedem  dieser  Abschnitte  eine  kurze 
orientierende  Einleitung  vorausgeschickt  werden.  Die  Herausgeber  hoffen, 
daß  damit  sowohl  den  Interessen  des  akademischen  Unterrichts  als  auch 
dem  Selbststudium  ein  nicht  unwichtiges  Hilfsmittel  an  die  Hand  gegeben 
sein  wird. 

Ludwig  Mitteis.  Ulrich  Wilekeu.  , 


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DIgitlzed  by  Goc^gle 


Handbücher  und  neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  des  klassischen 
Altertums  im  Verlage  von  B.  G.  Teubner  in  Leipzig. 


Bodenpacht, 

Di«  Privalyaflkt  a jM.  < — » .A  8.'~ 

BolMÜSfibe  VcMmchaJMCea  dM  Alaaaadar» 
DOialilR«  sag««  vott  M.  Uratil  Mit  saltlzdoliM 
AbbUdaa#so  «nt  JEartmakiriWi  it  «A  IS.  t fst». 
JL  I4.~ 

Pi*iinfi  Sahriftoa.  L B4.  RfimiaelM  Dsah* 

Brunili  miiM  ^ AililalUolM  a ■trnikiaolis  Uauk- 
mBUr,  Mit  6&  AbtiUdancMi.  a.  .#  iO  tfsk. 

A(18.—  II.B1L  /ururiactOs.'hcu  KttiifttfrotcUlcbt«. 

MU  dB  AlibüdUDfaa.  a.  JS  fO  —»  ^ ta  — 

UL  Bd.  IaUr|MtrtaUoa  «ar  EfltUc  dar  öchriA- 
faaUsD.  A lljreaielnM»  nur  aauavaa  KuaatnaschlcdUa, 
Kaahsrag.  Mit  SA  Abbildungsik  a.  JL  li.~i 
tab.  JL 

PiinktMSSQ An  ITnianaahnagM)  «b«r  aasnawAlilu 
OtH/IIWOoOll*  icaBital  das  aatUua  Bachwaeaas 
aoa  K.  Daialsko.  a.  »A  t.~ 

Dipylongräber. 

voa  Fradarlk  Poulaaa.  a.  JL%. — 

PfwmnlnnSlra  ^ «riack.  Birmoiaflka  v. 

PiyinOlligiRa«  R.Bai«aaaalala.  a.^l8.-> 
d.  laaSl  Malta.  Kla  iloltrag  aur 
iblokta  A aatikau  Kat^Ua 


Frühlingsfest  £ 


von  B.  Waaaob.  a.  JL  t.— 


Gewerbe  und  Künste. 

Oavrsfba  nad  KOasU  bai  daa  Oriaaliaa  uad  fULiamru 
raa  M.  Illtmaar.  4 Biade  toll  tahlrolcbaa  Ab« 
bUdaojpta.  a.  JL  Stt.40. 

Uflfirian  ^ Kaisen  Hadriaa.  idaaUaa. 

nttUI  lall«  •BAlysoa  uad  hlalor.  Uat«naoktta||«B 
Toa  Otto  Th.  hehala  a.  JL  4.-* 
UoAt*tszAean  Uaervaeaa  das  Pu>lsmAar  aad 
nGUrWotfon«  RaaiarioAjnrptoDT.  P.M.Majrar 

Hellenistisches  Zeitalter.  ST^^iu 

aistiaehaa  /.olialun  voa  J.  Raarat,  t.  Äud 
a.  JKU.— , ^\y  JL  I4.~ 

Unmoi*  Hon.  Kpo#  a d.  Oaakm.  «rlKotert  voa 
nUIIIOr»  W.Hetblg.  MUTafaliia.Abbndaogao 
8.  Aaflaca.  (la  VorU-nltuag.! 

«■«*  Homerlacb«  PaMat«.  Klav  Hl^ie  su  daa  Daak« 
aOlara  aad  tun  K|»oa  Voo  F.  Koaak.  Mit 
S Tafaln  uad  14  AbbUduafeo  Ita  Text  a.  UK  S 80 
t«b  .M8.Ü0. 

Kriegswesen. 


MH  S Kaitaa,  S PUaea 
a.  JL  10»  geh.  JL  19.— 


voa  K.  Lehmana. 
0 AbbUdUBgaa. 


Kiliflir  ^1*  halleuleobs,  daJrgeetaUt  raa  Fvltt 
isUlilll  j llauBigarten,  Fvaai  Polaad  uad 
RIabard  Wagaar.  Mit  Ifarb.Tafala,  t Ratiau* 
^ tag«« 400  Abbildung,  a .k  10.— » vab, JK  lt  •• 
I |4n|i2|A|||«  ChataktarkOpfa  auadaraptikeu  ldt*> 
kIftOI  aiUI  • ratm,  Ttm  KÄ  Hohvarti  Püaf 
Torttftge-  l>  Hattod  uad  Plodar.  9 ThukydJdse 
uad  Xuriiiidac  S.  Bokralse  uod  l^io,  I.  Pol/bio« 
oad  Poacldoatoe»  I.  OlaatD.  f<  Aad.  a.  JL  9.— > 
gab.  JL  9.00. 

— ^ Ul#  friachiaahe  nad  laialalaoke  LUaraiur  uad 
Hfinc^  Bemthalta«  voa:  U.  v.  WllamawUa- 

MonUvadnrff,  K.  Krunbaoliar,  d Waekaraagol, 
Tt.  Lao,  K.  Xordra,  P Shatseh.  (fHa  Kultur  ilar 
Oagpawan  Ihr«  Kntwicklnag  uad  Ihm  Zlale. 
Ueiuaigatcebna  tun  P.  lilaaaberg.  Tali  L 
Abt.  0.)  a.  Ji  la— , gab.  JL  IL— 


UlAhnno  Dia  Mjstafiaa  daa  MItbra  tob  Traaa 
MlUiraM*  Oanoah  Kia  BaUrag  tat  BeUglaaa« 

JNMlüekta  dar  roailtebva  KslsarsailL  Aatorlalartr 
euiaoke  Aasgaba  roa  O.  Oabrlg.  a.  JL  S.— > 
gab.  JL  S.tO. 

Klna MUhratillutgia arlOutart  voa  A.Diatariok. 
a.  JL  0 — , gab.  JL 

lll44AlinAat»  Miltalnenfgobtai  voa  A- 

• Phlllppsou  bolaogrograpItleehB 
oad  kaltonlla  Riganart  MH  9 Klgaraa  tai  Taai, 
19  Aasiehtrtt  uad  10  Kartca  auf  15  Tafelo 
A Jt  f — » gab.  JL  7.— 

MJttelsaaerbUdar  roa  Th.  Flsobar.  GeaamnOia 
Abbaadlongan  nur  JLandt  dar  MHtalnaariiadar 
A JL  A— ^ foh.  T.— 


MirHAm  Ps^A  Kia  Tersueh  Obar  VolktroBgl 
nUllor  triiO«  von  Albreoht  Diatarlo 


ch 


n.  JL  9.90. 


AAlrmviAnA  antik#  Idoa  dar  Oakamaaa  la 

UOnlllllDlIP«  Uurer  poUtlecbaa  und  kalluraUaa 
IWHieutuBg  ros  9.  Kaarst,  a «R  1 SO 
Pa  nur  I Aos  daa  grieohisohaa  Papyrusurku»« 

I apjl  I«  gvn.  Kla  Vortrag  auf  dar  VI.  Vor- 
•amatloag  dantMhvr  ItUtorikar  tu  Hall#  aB.  ara 
6.  April  19011  voa  Ludwig  Mlitals.  a ,iC  1 SO. 
üriaohleoUa  Urkuadan  dar  PapyrusaainiulaBg  «n 
l,alp«ig  vom  littdtilg  Miliala  Bd.L  MUBal* 
trlgoa  roa  U.  Wllckan  uad  wH  S Tafela  la 
Ltoibdmok.  a ,K  tO.— 

Dlo4n  Platoae  phll<»sophiMiha  jButwioklaag  voa 
rialU.  Ilaat  Raador.  a UV  . gab.  JK 10 — 

Pnr4rls4lrrinfA  tuf  rOm  Maasau  r.  Imhoof« 
rOnralKOpie  iua»*r.  t AmR.  fob.JKa.S0. 

auf  heUanlacham  u.  bollanlatl.oba«  Mauroa  roa 
1 Hthoo  f«  Hl  H wer.  gab  .4  10.— 

Pm{ao4ai*  o Tampal  iai  buUaaislieoban  Agyt>t«u- 
■ riOomr  fteUrag  tur  Kuli«rgaoi.*hicIiia  daa 
U?UanUwtta  v.Wattar  Otto.  1 Bd.  a.4114.— « 
gab.  JL  17.— 

Dnm  Daa  all#  Boo»  Eulwlokalaag  aotaaa  aruo<L 
nUni*  ritaoe  and  OoMbiebia  eaUav  Baaun.  Auf 
IS  Karton  und  14  Tafhla  dargaatallt  uad  mit  alaam 
Plaaa  dar  bauUgaa  Rudi  so  wie  aiaar  aiadtgeaahieht» 
UohosElalaUuagvaaA,Bebaaldar  gab.JKlO  — 
— Fahrar  daroh  dia  Offiratllebati  Kamwluagan 
kUaelachar  AHerttUaar  la  Ruia  vua  WoHgaag 
Halblg  8 Banda  S.  Auflaga.  gab.  .4  tft.  — 1 
Atugsba  mit  Hchroibpapltr  aorebschotsaa  gab. 
Jt  17.—  (Dia  Banda  find  uJebl  atnselo  ktufllrh  ) 

QAAlonunnol  Dar  RaeUnvogai  bi  dar  allaa 
wuDlOllViiyul«  LHaratur  und  Kunst.  Ktaa 
mjrUuttogUoh-artibboiogiseho  Catanucbaag  voa 
(>.  Walflkar.  MH  110  AbbUduagao  tat  Tvxt 
A JK  98.— 

Qnmmppfan  Albreoht  niatarUb. 

OUnillloriay«  Jgn  Ab1»Udangm  ist  Test 
oad  auf  olaar  TafeL  o .4  1.«- 


QnhPAra  Kaua  gtiacblscba  Taata  uad  üaSar> 
v|lliact  a«  «uobuogun  tar  tfatabiehte  da«  Siara« 
bUdar  von  Front  nolL  MH  alaam  Haltrtg  rott 
K Pyroff  0 Tafala  oad  Ib  TasUbbllduogea 

Ve^ucliungstafeln,  •«“<>*. 


r KWOuteb.  a.,4&.~ 


Wundererzählungen,  !»«•»*«'***“• 


B ReittanetviA 


B.  JL 


Hicnu  i>iue  Ueilu^  roa  (^rl  Wiat«r'i  UuiTenit&tibaohbMdlojiK  iu  HHidelberg,  aowie 
Ueilogim  von  B.  u.  Ttabarr  in  Leipzig,  die  wir  der  Boaciituiig  nnioter  Leeer  empfeUlen. 


VERLAG  VON  B.  G.  TECBNER  IK  LEIPZIG 


AUSFÜHRUCHES  LEXIKON 
DER  GRIECHISCHEN  UND  RÖMISCHEN 
MYTHOLOGIE 

HERADSWBOKBEN  VON  W.  H.  ROSCHER 

1.  Band  in  n Abteilnogcn.  (A  — H.)  [YUl  n.  5IM  Sp.] 

IBM— 181H).  g»h.  .KS4. — . (Aueb  in  17  Linfeningen  an  je  jK  S. — .) 
n.  Band  in  1 Abteiinngen.  (I  — M.)  |V1II  n.  8337  8p.J  Lex. -8. 
1B90 — 1B97.  geh.  4C8S. — . (Aach  in  19  Lieferungen  in  je  UK  3. — .) 

UI.Band  87 — 63. Liefemng.  (Nabaiotliea — Pleione«)  [Sp.l — 3660] 
Lm.-6.  1898 — 1906.  Jede  Lieferung  geh.  JK  3. — . [ForU.  u.  d.  Pr.] 

. AU  Papplemente  enchienen; 

EpitheU  deorsB  qnae  apod  poetaa  gneeoe  legutnr  coUogit  dU- 
poeuit  edidit  0 F.  H.  Bruchmann.  [VIH  n.  336  8.]  Lex.<8. 

1898.  geh.  .K  10.—. 

Epitheta  deomm  qoae  apad  poetaa  latino«  legaatar  eollcgit  die- 
poeuit  edidil  loiso  Beneilictua  Carter.  [VitI  o.  161 S.]  Lex.^. 
1903  geh.  jK  7.— . 

Mythiaehe  Koamographie.  Von  E.  Hugo  Berger.  (TV  u.  11  S.J 
Lex.-8.  1901  geh.  .«  1.80. 

I)ai  Lexikon  iat  mit  immer  «teigendem  Erfolge,  nunmehr  hii  xum 
dritien  Bande  Torgexehritton,  beatrebt,  eine  mOglichat  objektive, 
knappe  und  dorh  voiUt&ndigo,  iteta  auf  die  Quellen  gegrtndeU; 
DaratvUnng  der  literanach  aberlieferten  Mythen  unter  gehöriger 
Berflokiicbtigong  der  Kulte  und  dor  Munumente  der  bildenden 
Kunst  XU  gaben.  Ea  erweint  aiob  au  aU  ein  wcrtvollef  Repertorium 
eines  bedeuteanaen  Teiles  der  gesamten  antiken  Kultur  und  bat 
ala  solohea  tioh  eines  imnior  grOBeren  Freundes-  und  Almehmcr- 
kreiset  tu  erftouen.  . 

Einen  besondonui  Wert  vurleihen  dem  Werke  die  lahlreiohen 
Abbildungen  — allein  in  den  ersten  beiden  Banden  nabexu  1000 
an  Zahl  — , die  einen  grollen  Teil  der  antiken  Kunstwerke,  die 
sonst,  meist  in  schwer  xugftnglicben , teuren  Werken  enthalten, 
ntir  mit  Schwierigkeiten  benuttbar  sind,  in  einer  für  den  Hand- 
gebrauch durchaus  auaroichondun  Form  wiedergoben. 


AKCHIV  FÜR  PAPYRÜSFORSCHÜNG 


Otto  OsAomwrrs  » KdmosBSBO,  Berkaro  P.  GftBNrBUi  ik  Oxtord, 
Arthl*«  S.  Hunt  n Oxford,  Pibske  Joiioubt  in  Lujjs,  Preorrio 
0.  Kentom  in  London,  Quoomo  Li-xbroso  in  Rok,  John  P.  Marafft  V 

n Dublin,  Ludwig  Mitteib  in  Leipzio,  Julbb  Nicolb  in  Genf,  ' ' 

Wilhelm  Sohubart  n Berlin,  Paul  Vierxck  in  Berum 


UND  VERWANDTE  GEBIETE 


1 


ÜNTEH  mTWIMDSQ  VON 


BERAUSOEOEBKN  TOK 


ÜLBIOH  wilce:en 


in  HALLE  A.E 


DRITTER  BAND. 


DRITTS8  HEFT. 


Anig«geb«B  Bin  Sl.  JnH  1905. 


1905 

LEIPZIG, 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON  B.  G.  TEÜBNER. 


I 


I 


Dm  Arehir  fOr  PapynuforsohQng  xmd  MTwandt«  0«bl«te 
«ncbeint  in  Heften  in  je  etwa  9 Druckbogen,  tod  denen  4 einen  Bend  bilden. 
Der  Preif  des  Sende«  betrigt  M Merk. 


Druck  und  Verlag  Ton  B.  D.  Teubner,  Leiptig,  Poitotr.  t. 


Inhaltsverzeiclmis. 


Aafsltse. 

Papyru«  bilingne  du  Mnade  du  Caire.  Von  Paal  Catliact,  Pierre  Jeafaet  . 
Lettere  el  lignor  profeoore  Wileken.  X — XVI.  Von  fiiaeea«  Laabrase . . 
Qrieobuche  Bauimebriften  ptolcmkücber  Zeit  auf  Pbilae.  Von  Ott«  Rakeaaaba, 

Ladwig  Berehardt  (mit  Nachwort  von  ü.  Wileken)  . . . 

Zu  den  Genfer  Papyri.  Von  DIrich  Wilekea 

Ein  neuer  Alypios-Brief.  Von  Otto  Gradeawita 

Ein  Sklarenkauf  de«  4.  Jebrbundert«.  Von  Friedrich  Preitigfce 

Beiträge  cur  Igyptiichen  Metrologie.  VI.  VH.  Vlil.  Von  Friedrich  Haltach 


e*it» 

3S9 

849 

86« 

868 

408 

416 

416 


Alle  fbr  die  Redaktion  be«timmten  Sendungen  (Hanutkripte,  Reaen«ion«> 
eiemplare  n.  «.  w.)  wolle  man  richten  an: 

Pret  Dr.  Ulrich  Wilekea,  Halle  a.  8.,  LafontainettiaBe  19. 

Ebendahin  ist  auch  das  korr  Exemplar  der  in  1 Abxflgen  sur  Venendnng 
gelangenden  Drnokkorrekturen  cu  senden;  das  andere  Exemplar  sowie  das 
Manuskript  bleiben  im  Besitze  der  Herren  Verfasser. 


Verlag  von  B.  g.  Tenbner  in  Leipsig. 


Die  Bodeapaeht.  Agrargeschicbtliche  Papyrusstudien  von  Dr.  STarsn  WAazrasxs. 

Erster  Band:  Die  Priratpacht.  gr.  6.  1906.  geh.  Ji  8. — , geb.  JC  g. 

▼<m  dM  Mhr  MUraIrbea  o&d  v«mhied8iMBtlfe&  Urbttadea,  dl«  aa  dar  «««nrm  Agrar* 
gaachlohta  ia  Baalahaag  atabens  bat  dar  Varfaaaar  dla  Paebtrartrtgat  dla  »W«  ftbar  ain  ToUaa 
Jabriaaeaad  <atwa  500  t.  bla  000  a.  Cbr.)  hla  rratrackao , ala  Oaaaaa  gafaJI  oad  dia  baadert  «tHI 
atlkbaa  ITrlcaadaa  ala  Elahall  bahaadalt.  DU  ürkuadaa  «laiapen  awar  alla  a«a  Agjplea,  doeb  fbhraa 
«la  darob  dia  Fragaa,  a«  walobaa  ata  aavagtao,  Ober  Agjptaaa  Ortntau  bioaaa  aach  Ortaidiaiüaad  ud 
Bom.  ia  auMchaa  Jfowaataa  aaeb  la  tiaaat«  atuderaa  Zaft  hiaObar  81e  «ntbaltaa  aowolü  MatariaUaa 
aw  varglaioheadMi  Baehta*  ala  aueb  atkleba  aar  aUgaakalaea  Wlnaohafltgaacbichta  bpMiall  (dr  daa 
aatlfcaa  Hiatorikar  alnd  ala  baaoadara  dadarrb  voa  Badaalaag«  dal  ala  daa  Pbatipnig  roa  dar  fralaa 
Pa^  ftbar  daa  balbfralaa  Xoloaat  bla  la  daa  vOlUg  oaftaiaa  aad  ta  die  Bblarar^  te  EinaalbaiUM 
lUaaariaraa  Baad  n,  dar  dia  Staatapacbk  babandaits  aoU  la  Bftlda  folgoa. 

Priester  nnd  Tempel  im  heUenlstitehen  Igypten.  Ein  Beitrag  zur  Knltnr- 
geschiohte  des  Hellenismus  tou  Wsltbi  Ono.  Erster  Band.  [XTV  n 4iB  6 1 
gr.  8.  1906.  geh.  .*  14.  — , geb.  JC  17  — 

Daa  Boeh  will  vor  aUan  roo  dar  Orgaalaatlon  dar  PrieaUrtebaft,  roa  dar  Lanfbaba  dar 
tiaaalaaa  Prlaatar»  (brar  aoaialaa  aad  ataataracbülebaa  BtaUaag,  aowla  roa  daa  laaaroa  Sttataadaa 
dar  Tampal,  ibraai  Baalu«  ibraa  Xlaaabotaa  aad  Auagabaa  aad  Ibrar  Tarwaltoag  ala  aaaobaali^M 
BUd  aatwarfaa  aad  Im  AaaehlaO  hlaraa  daa  Varbütaia  voa  Staat  aad  Xlreba  ln  hallcaiatlBebaB 
Agypi«o  oatamiebaa  Dabai  wird  raraoobl,  «o  woM  ala  mOgUeb  dia  Katwicbloag  dar  aiaaalam 
bMdaltaa  laadtattaaaa  au  aalafaaea  aad  Feeutailaagaa  übat  Ibraa  igrptiacbea,  griaoblacb«  aeU» 
banaalattaohen  Uraprang  ■«  traffra.  Aaftar  dar  altAgjrptlacbmi  Klrcba  aacb  dia  aadaraa 
ia  Afpptoa  beatabaadaa  beidaiaebaa  Kallgvinabtachaflaa  barftakaichtlgt  wordaa.  tHa  DaramUnB» 
baat  Bi^  vor  allen  aaf  daa  oaa  durch  dla  griacbiachaa  Papjrri,  loBcbrtfiaa  und  Oatraka  ma.Umr- 
ralobbaltlgan  Aagabaa  auf.  gwiararaan 


Aufsätze. 


Papyras  bilingne  du  Musöe  du  Caire. 

Une  affaire  jugee  par  le  Praeses  Aegypti  Herculiae. 

Le  texte  auivant  rentre  dans  une  Serie  que  les  lecteurs  de  V Archiv 
connaissent  dejä  et  c’est  ce  qui  nous  engage  a le  leur  souraettre.  On 
peut  le  ranger  en  effet  ä cöte  du  Papyrus  Bonriant  que  nous  avons 
donne  plus  haut')  et  du  papyrus  13  de  Leipzig  que  MM.  Mitteis  et 
Wilcken  ont  plus  recemment  publie.')  II  fait  partie  d’un  lot  saisi  entre 
les  mains  d’un  marchand  par  le  Service  des  Antiquites  d’Egypte.*)  La 
provenance  certaine  en  est  Theadelphie,  dans  le  N.  0.  du  nome  Arsinolte, 
district  de  Themistes.  L’emplacement  de  ce  village  est  aujourd’hui 
marque  par  le  Köm  de  Herit,  celebre  par  les  fouilles  de  MM.  Gren- 
fell  et  Hunt.')  Le  rouleau  de  papyrus  assez  bien  consenre  qui  contient 
notre  documeut  est  compose  de  deux  xoXXTjiiata  et  mesure  59  cm 
sur  27.  On  y lit  le  compte-rendu  d’une  affaire,  jugee  par  le  proescs 
./Effi/pti  Hercidiae]  le  greffier  l’a  redige  en  deux  langues;  mais  tandis 
que,  dans  le  papyrus  Bouriant  et  dans  le  papyrus  13  de  Leipzig,  le 
latin  est  reserve  pour  les  formules  qui  servent  ä introduire  les  paroles 
prononcees  par  les  avocats,  les  plaideurs  ou  inculpes  et  le  juge,  ici  le 
magistrat  s’exprime  en  latin.  L’affaire  est  d’ailleurs  breve;  il  s’agit 
d’une  reclamation  portee  contre  certains  xgäxroQsg  par  uuc  victime  de 
leurs  exigences:  les  avocats  du  plaignant  exposent  le  fait;  le  praeses, 
Sans  poser  de  question,  rend  sa  sentence.  Ce  qui  nous  parait  digne 
d’attention  et  distingue  notre  texte  d’autres  proces-verbaux  connus'), 

1)  Archiv,  I,  p.  293  et  suivautes. 

2)  Ardliv,  III,  p.  106  et  suivantes. 

3)  M.  Masp^ro  a bien  voulu  me  couBcr  le  deroulemeut  et  l'etude  de  ees 
textes  dont  je  publierai  bientöt  les  copies  (Jou^piet). 

4)  h'ai/üm  Towns,  p.  51. 

6)  Snr  les  protocoles  rt'diff^s  en  latin  et  en  grec,  cf.  Archiv,  I,  p.  294  et 
la  notc. 

' Archiv  f.  PapyrutforachuDg  III  3.  23 


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340 


Aufsätze 


c’est  que  cette  sentence,  qui,  »ans  doute,  ofit  et«  inintelligible  pour  les 
interesses,  est  immcdiatemcnt  suivie  d’une  traduction  en  grec.  La  pro- 
venanee  est  l’indice  que  notre  texte  n’est  pas  un  fragnient  original  des 
acta  ou  vTtofii’rinariOfioi  du  praeses,  mais  une  copie  delivree  au  plaignant. 
II  serait  donc  possible  que,  specialement  faite  pour  lui,  la  traduction 
grecque  ne  figurät  pas  sur  l’original. 

L’ecriture  grecque  est  trbs  apparentee  ä celle  du  papyrus  Bouriant; 
le  scribe  einploie,  conime  dans  ce  demier  document,  deux  cursives  la- 
tines.  La  plus  ample  est  reserree  ü la  formule  de  date  qui  serable 
ainsi  servir  de  titre  ä la  piece  eutiere;  eile  presente  nn  dessin  de  1’m 
que  nous  n’avons  pas  rencontre  aiUeurs.  Cette  lettre  est  faite  d’un 
trait  ä peu  pres  vertical  et  d'un  trait  courbe  comparable  ä un  S ren- 
rerse  de  bas  en  haut.  Le  trait  vertical  est  comnie  coiffe  de  la  sinuo- 
site  superieure  du  trait  courbe,  qui,  sans  jamais  le  rencontrer,  redcscend 
vers  la  droite,  pour  remonter  legerement  ensuite  et  fomier  la  seconde 
sinuosite  bien  moins  large  que  la  precedente.  L'autre  cursive  latine 
nous  parait  presenter  les  caracteres  du  IV®  siede  comiuen^ant.  On 
peut  comparer  Wessely,  SchrifttafrJn,  n“  14. 

Le  texte  ne  porte  ni  esprit  ni  accent  ni  signes  de  ponctuation; 
nous  les  avons  retablis  dans  notre  transcription,  nous  conformant  en 
cela  et  pour  le  reste  aux  usages  de  cette  Revue. 


Col.  I. 

1 D(ominis)  n(ostris)  Licinio  Aug(usto)  VI  et  Licinio  nob(iIi8sirao)  Cae- 
s(are)  II  co(n)s(ulibus)  die  pridie  idus  dec[erabr]es  Xot,äx  tg'  Arsinoit(uni 

civitate)  in  secret(ario). 

2 E[.  .]a  . [.]s  Sotarion  (et)  Horion  d(ixemnt):  "Hgav  xevdtgbs  avrm 

freXsvra  M xitipovö/iotg  ’HXiuri 

3 x[n]l  xcä,  xal  tg  yauet^  xov  ovvrjyopovfidvov  Elpjjvr)' 

g fiiv  ovv  ElpTjvTJ 

4 ^posreXcvTci  *[al]  toü  xarpbg,  «AAä  xpörspov  avta  xpoa- 

ayuyöv- 

6 Tojv  tüv  3r[paJx[T]dp£Dj/  6v6fiaTt  rf/g  xaraleKp&eiarjg  yijg  ivircvi^xi  to 
6 (leyaXetov  rb  ^d]v  diäaxtv  ßorj9ciav  ä<fre  diä  töv  xpamoHiTav  äxo- 
1 xivrfiiiyai  x«r’  o^toü  kv6xXri6iv  äXX'  ovd\v  ffzxov  ixtivoi 

ofitf  xfjg 

8 ir’oj;Agff£(a[g]  äxtoxijöav  ovxe  ovd^va  xapiaxtjaav,  äXX’  ixixpißoxxfiv 

9 x«T«  xov  ovvtjyoQOVfUvov  ixtjpeä^ovxeg  avxü'  deöiu&a  xov  (itya- 

Xhov  xov 


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Collinct-Jouguet:  Papyrus  bilingue  du  Musüe  du  Caire. 


341 


aov  iaav\ay\xa6(H]vai  rriv  dv6xXr]aiv  xar  avTOv  yiyvofiivijv  lO 
xmkvee9[ui]. 

Q.  Iper  y(ir)  p(erfectiBBimus)  praeB(es)  A[egyp(ti)]  Herc(nliae)  d(iiit);  n 
demonstrantae  suBcepto  tuo  obnoxias  personas  exactor  civitatis 
nullam  iu[qüietjudinem  contra  iustitiae  rationem  ex  persona  eoriM-  12 

dem  eundem 

su8ceptu[m  tuu]m  sustinere  patietur.  13 

L.  1.  ddim — coss — . h.  2.  (et)  e et  t lies  et  tr^s  mutilds,  — Restituez:  dy  — 
avra,  probablement  pour  aütoü.  — L.  6.  SÜioxlv,  l’asyndeton  est  familier  au  re- 
dactcur  du  texte,  cf.  1.9  6t6fit9a.  — L.  7.  xar*  avzov.  L’ajjoBtrophe  est  sur  le  pa- 
pyruB.  De  mfme  l.  10.  — L.  11.  Elle  commence  plus  ä gauche  que  les  autres  — 
d(ixit),  d/  — 1.  demonstiante.  — Une  coronis  mutUde  au  dessons  de  la  demiere 
Hgne. 

Col.  U. 

'Epfii/via 

a"  vxodixvvvTos  tot)  vstb  aov 
avvtiyopovfidvov  td  vxev- 
&vva  XQÖaetaa,  6 i^dxrtoQ 
l^V 

6 T^s  aöltejg  |ov3df(ucv  iv6- 

XÜijaiv  ^v:tfvavT(ovJ  3tap[d] 

TÖv  tot)  dixuCov  Xoyov 
dxb  Tov  «Qoaiuxov  töv 
ttinäv  tov  aitbv  vxb  [tfoü] 

10  avtnjyoQovfisvov 
vxofiivai  dvd^fTai. 

L.  1.  1.  iQfiriveia.  — L.  2.  vnoSixyvvzoi , täche  d'encre  apres  le  demior  v.  1. 
vxodHxyvvtOf.  — L.  11  1.  vnofifivai. 

Malgre  la  precision  avec  laquelle  eile  est  donnee,  on  ne  peut  d^ 
terminer  la  date  du  document  d'one  maniere  certaine.  Le  sixieme  con- 
sulat  de  Licinius  le  pfere  et  le  second  de  son  fils,  ignores  en  Occident, 
nous  sont  connus,  en  Orient,  par  des  papjnis  qui  ont  fait  le  sujet 
d’one  discussion  entre  Th.  Mommsen  et  0.  Seeck.*)  Un  papyrus  de 
Vienne*)  nous  montre  que  cette  annee  coincidait  avec  la  onzieme  in- 
diction  qui  commence  en  Payni  ou  Epiphi  322  pour  finir  en  Payni  ou 
Epiphi  323.*)  Mais  comme  le  texte  de  Vienne  est  du  4 Payni  nous 
ne  pouvons  savoir  s’il  est  de  323  ou  de  322.  C'est  ce  qu’a  justement 

1)  C.  P.  Ä.  I,  10;  Führer  durch  die  Ausstellung,  n”  292  (cf.  O.  Seeck,  Hermes, 

86,  p.  81.  82);  P.  Caire  (Grenfell  et  Hunt,  Catalogue  n”  10610). 

2)  C.  P.  H.  I,  10. 

8)  ü.  Wilcken,  Hermes,  19,  p.  293,  et  Buiv.;  21,  p.  277  et  suiv. 


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342 


Aufsätze 


remarque  M.  0.  Seeck*),  qui  se  prononce  pour  322,  tandis  que  Mommsen 
adopte  l’annee  suivante. 

II  faut  d’abord  ecarter  du  debat  le  papyrus  de  Geneve  n“  10  du 
tome  I*'',  que  Ton  considerait  comme  date  de  Mesori  de  la  18“  ann^e 
de  Conatantin,  et  oü  on  lisait  le  nom  des  cousuls  occidentaux  de  323. 
M.  Wilcken  a revu  ce  texte,  et  ses  nouvelles  lectures,  dont  il  a l’amitie 
de  nous  faire  part,  proureiit  qu’il  date  de  316.  Sur  ce  r^sultat  et  pour 
les  importantes  conclusions  qu’il  en  faut  tirer  toucbant  la  Chronologie 
du  regne  de  Constantin  et  de  Licinius,  nous  renvoyons  le  lecteur  au 
memoire  de  M.  Wilcken.*)  Ainsi  tombe  le  raisonnement  de  Mommsen 
qui,  pla9ant  le  papyrus  de  Vienne  au  mois  de  Mai  (Payni)  323,  et 
trouvant  un  docnment  date  par  les  consuls  occidentaux,  en  Egypte,  au 
mois  d’aoftt  de  la  m6me  annee,  mettait  entre  ces  deui  dates  la  soumission 
de  l'Egypte  par  les  armees  de  Constantin.*)  Ainsi  s’evanouit  aussi  la 
contradiction  qu’il  y aurait  eu  entre  notre  texte  de  Theadelphie,  date 
des  consulats  de  Licinius,  le  28  decembre,  et  le  papyrus  de  Qenöve, 
date  des  consuls  occidentaux,  au  mois  d’aoüt,  s’il  avait  fallu  les  attribuer 
tous  les  deux  ä la  meme  annee  323. 

Notre  texte  peut  donc  etre  de  cette  annee,  comme  de  la  precedente. 
M.  0.  Seeck  donne  des  raisons  pour  mettre  le  sixi&me  consulat  de  Lici- 
nius en  322,  Elles  sont  tirees  d’une  autre  formule  de  date  que  l’on 
trouve  dans  les  papyrus  d’Oxyrhynchos  P.  Ox.  I,  42:  [jaerii  rijv  vzcc- 
Ttfai']‘)  töv  äc6:iOTiöv  ^(löp  ytixiviov  Zeßaetov  tÖ  s'  x«l  [jdixiviov 
Tov  ^]}TiqjaveaTäTov  KaCoagog  ro  ß\  rolg  &%o8si%9riaoyUvot,g  vncczoig 
TÖ  y'  Tvßl  xy'  (18  Janvier) 

P.  Ox.  1, 60  Tolg  dxoänx&tiao/isvoig  vxdroig  rb  y'  Affffopi)  xS' 
(17  aoüt) 

Ce  serait  ainsi,  seien  M.  0.  Seeck*),  qu’on  aurait  designe  dans  le 
domaine  de  Licinius,  en  changeant  seulement  le  chifFre  (rö  y')  les  trois 
annees  qui  ont  suivi  le  sixieme  consulat  de  ce  prince,  soit  323,  324, 
325,  car  on  ne  peut  descendre  plus  bas‘),  et  il  y voit  a la  fois  la 
preure  que  ce  consulat  est  de  322  et  que  la  fin  de  la  guerre  est  de 
324,  puisqu’encore  au  debut  de  325  on  se  servait  du  nom  de  Licinius 
pour  determiner  la  date.  M.  E.  Schwartz’)  qui  pense  au  contraire  avec 

1)  Hermes  36,  p.  81.  2)  Voir  ici  mSme  p.  382  f. 

3)  Th.  Mommsen,  Consularia,  Hermes,  32,  p.  645  et  suiv. 

4)  Rostitue  par  0.  Seeck,  Hermes,  36,  p.  32;  approuvö  par  Mommsen,  ibid.  604, 

n.  8.  6)  O.  Seeck,  Hermes,  36,  p.  32.  33. 

6)  Tout  le  monde  admet  qa'cn  325  les  hostilites  ont  cessd. 

7)  E.  Schwartz,  zur  Geschichte  des  Athanasius  dans  Nachrichten  v.  d.  hönigl. 
Gesellsehaß  d.  Wissenschaßen  zu  Güttingen,  philologisch-historische  Klasse,  1904, 
Heft  6,  p.  642.  643. 


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ColUnot-Joaguet:  Papyras  bilingue  du  Mnsäe  du  Caire.  343 

Mommsen,  que  Licinius  a fait  sa  soumlssion  ä la  fin  de  323  et  qui 
apporte  des  argumenta  nouveaux  en  faveur  de  cette  date,  fixe,  lui  aussi, 
le  sixieme  consulat  de  Licinius  en  322.  C'est  qu’U  croit,  ä bon  droit, 
que  le  papyrus  d’Oxyrhynchos  oü  Licinius  est  traite  de  deaxdrtjs  ^/ißp 
ne  peut  etre  que  d’une  anuee  oü'  l’Orieut  lui  obeit  encorc,  et  que,  si 
la  guerre  finit  en  323,  il  ne  peut  y avoir  d’autre  solutiun  que  de  mettre 
ce  texte  en  323  et  le  sixieme  consulat  de  Licinius  l’annee  precedeute. 
Quant  ä la  formule  rofs  äroSeix^^oofif'votg  vxdtoig,  oniployee  pour  la 
troisieme  fois  en  323,  rien  n’empeche  de  croire  qu’elle  ait  dejä  servi 
au  debut  de  l’ann^  321,  dans  l’ignorance  oü  l’Egypte  pouvait  etre 
des  noms  des  consuls  et  en  322  avant  que  Licinius  ne  se  füt  j)roclame 
lui-ineme. ') 

Les  papyrus  jusqu’ici  connus  ne  peuvent  donc  pas  nous  servir  pour 
dater  la  fin  de  la  guerre.  C’est  au  contraire  la  date  de  la  souniission 
de  Licinius  qui  pourrait  determiner  celle  de  nos  papyrus.  Sans  vouloir 
entrer,  pour  le  inoment,  dans  une  controverso  aus.si  difficile*),  nous  nous 
contenterons  d'une  remarque,  qui  en  est  tout  ü fait  independante,  et 
qui,  saus  empörter  notre  convietion,  nous  ineline  cej)eudant  ä penscr 
que  322  est  bien  la  date  du  sixieme  consulat  de  Licinius.  Le  texte 
de  Vienne  dejii  eite  est  un  acte  de  ventc  oü  nous  voyons  que  le  ven- 
deur,  selon  l’usage,  prend  ä sa  charge  les  irapöts  des  annees  prece- 
dentes  et  laisse  ceux  de  l'annee  en  cours  (la  1 1"  indiction)  ä racheteur. 
II  nous  semble  que  si  le  4 de  Payni,  jour  du  contrat,  se  trouvait  ä la 
fin  de  l’indiction,  il  y aurait  lä  un  desavantage  trop  marque  pour 
l’acheteur  et  une  augmentatiou  inusitee  du  prix  de  la  vente.’) 

L’affaire  est  portee  ä Arsinoe,  du  Fayoum,  devant  Q.  Iper,  praeses 
-lütjypti  Hercttliae.  On  attribue  ä l’empereur  Diocletien  le  partage  de 
l’Egypte  en  trois  provinces,  jEpyptus  Jovia,  ^‘Ajyptus  Herctilia,  et  Thebais.*) 
Mommsen,  et  presqne  tous  les  commentateurs  apres  lui*)  admettaient 

1)  Les  besitationa  de  Licinius  sont  constatt^es  par  une  phrase  de  V Anonyme 
de  Valois,  bien  mUe  en  lumiere  par  0.  Seeck,  Hermes,  86,  p.  84. 

3)  0.  Seeck,  Zeitschr.  d.  Savignystiftung,  röm.  Aht.  10  (1889)  p.  190.  — 
Th.  Mommsen,  Hermes,  82,  p.  645  et  suiv.;  0.  Seeck,  ibi<l.  36,  p.  28  et  suiv., 
Mommsen,  ibid,  86,  p.  602.  Mommsen  et  Seeck,  ibid.,  37,  p.  156 — 166. 

8)  C’est  Sans  doute  pour  une  raison  de  ce  genre  que  l’<!diteur  assigne  ä 
ce  texte  la  date  821/322.  — Nous  ne  voyons  pas  pourquoi  M.  E.  Schwartz  le  met 
k la  fin  de  la  dixi^me  indiction,  avant  le  commencement  de  la  onziöme. 

4)  Mommsen,  trad.  Picot,  dans  Hev.  Areh.  'VII  (1866)  p.  379.  C'est  l'impor- 
tant  travail  de  Mommsen  sur  la  liste  de  Vdione  intituld  Verzeidinis  d.  römischen 
Procimen  dans  les  Abhandlungen  de  l’Academic  de  Berlin  (1862).  Nous  n’avons 
pas  en  sous  les  yeux  le  travail  original. 

6)  Voir  la  Carte  de  Mühlendorff,  jointe  au  memoire  de  Mommsen,  et  repro- 


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344 


Aufsätze 


que  l'Egypte  Jovia  comprenait  la  partie  Ouest  du  Delta  et  de  la  Moy- 
enne  Egypte,  l’Egypte  Herculia  la  partie  Est,  et  que  la  Thebaide  etait 
la  Haute  Egypte.  Dans  cette  hypothese,  le  Fayouin,  partant  Arsinoe, 
aurait  fait  partie  de  l’Egypte  Jovia.  Comment  expliquer  des  lors  la 
presence  du  praeses  JKijypti  Herciäiae  dans  le  domaine  d’un  de  ses 
coUegues?  U est  invraisemblable  qu’on  l’ait  fait  venir  de  sa  province 
pour  remplir  le  röle  de  judex  datus,  et  il  vaut  raieux  croire  que  notre 
papyrus  confirme  une  vue  de  M.  Camille  JuUian')  qui  pla(;ait  les  nou- 
Tclles  prorinces  diocl^tiennes  dans  les  limites  des  anciennes  epistra- 
tegies,  l’Egypte  Juvia  comprenaut  Alexandrie  et  le  Delta,  VHerctdia 
correspondant  ä l’ancienne  Heptanomide,  augmentee  du  nome  Arsi- 
no’ite*),  la  Tbebai'de  au  sud  oü  eUe  a toujours  ^t^.  Notons  que  cette 
division,  commandee  par  la  configuration  meme  du  pays,  est  a priori 
bien  plus  rationnelle  que  l’autre. 

Arsinoit(um  civitate)  traduit  {iv)  Idgaivorräv  x6Xei.  C’cst  U nom 
qu’a  presquc  toujours  Arsinoe  dans  les  textes  d’^poque  romaine  et  by- 
zantine.’’) 

L’aflFaire  n’est  pas  plaidee  devant  le  trihunal  (pro  tribunali  = 
ßijfiaro^'),  mais  dans  la  saUe  du  conseil,  in  secret(ario)  ob  l’on  pouvait 
rendre  des  sentences  poumi  que  les  portes  fussent  ouvertes.*) 

Quant  au  sujet  de  l’audience  il  reste  asscz  obscur.  On  peut  faire 
plusieurs  bypotbeses  selon  que  l’on  traduit  i>v6paxi  rijg  xaTaXeup&eiar^g 
yijg  par  « propos  de  la  terre  qui  lui  a etc  laissee,  ou  « propos  de  la 
teure  qui  a etc  laissee  sans  preciser  si  c’est  au  demandeur  qu’elle  est 
venue  en  beritage. 

Dans  le  premier  cas,  la  terre  en  question  aurait  et^  laissee  au 

duite  Arch.  vol.  dt.  — de  Ruggiero,  Dizionario  Epigrafico,  s.  v.  Aegyptus. 
Marquardt,  Organisation  de  VEmpire  romain  t.  II,  p.  425  {trad.  frang.)  parait 
ndopter  la  meme  opinion.  Il  dit  seulement  que  THerculia  deviendra  l’Aui/uiibiin- 
nica;  quant  ä la  Joda  il  la  definit  par  ces  mots  inintelligibles ; «la  Basse  Egypte 
ä rO.  du  Nil,  westlich  vom  Nil.> 

1)  C.  JuIIian,  De  Io  Eefomne  prorinciale  attribute  ä Diocletien  dans  Bev. 
Ilist.  XIX  (1882)  p.  357.  Sur  la  question  des  provinces  DiocIdtienncs  nous  avons 
vu  Kühn,  dans  Jahrh.  f.  Philologie  CXV  (1877)  p.  687 — 718;  mais  nous  n'avons 
pu  consulter  ni  Czwalina,  über  Verzeichnis  d.  römischen  Provinzen.  Oymnas.  Progr. 
H'fSfl  1881  que  nous  ne  connaissons  que  par  Duchesne,  Md.  Chranx  p.  133.  184, 
ni  Ohnesorge,  die  römische  Provinzliste  iv  397,  Wissenschaftliche  Beilage  zu  Progr. 
d.  Gymn.  Duisburg  (1888),  ni  l’importante  recension  de  Rohden,  Berl.  Phil.  Woch. 
1888,  1561—1564. 

2)  P.  Ox.  IV,  708  montre  que  l’ArsiuoIte  ne  faisait  pas  partie  de  l'Hepta- 
nomide;  mais  il  forme  tout  naturellement  groupe  avec  eile. 

8)  Grcnfell-Hunt,  Vay.  Tuians,  introductory  p.  9,  n.  1. 

4)  C.  Theod.  I 7,2. 


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Collinet-Jouguet;  Papyrns  bilingne  da  Mus^e  du  Caire.  345 

plaignant  par  Irfene  aa  femme;  celle-ci  est  morte,  pretend-il,  avant  aon 
pere  Heron.  Les  xguxrofsg,  de  leur  cöte,  feindraient  d’ignorer  qu’Irene 
est  morte  et  soutiendraient  que  la  terre  est  venue  entre  les  mains  du 
plaignant  parce  que  sa  femme  l’avait  heritee  d’Heron.  L’impöt  qu’ils 
reclament  serait  l’impöt  sur  les  successions,  datopj;»}*),  dont  nul  n’est 
exempf),  mais  que  le  demandeur  aurait  d^ja  pay6  ä la  mort  d’Ir^ne. 

Dans  le  second  cas,  la  terre  n’est  pas  venue  entre  les  mains  du 
plaignant.  EUe  faisait  bien  partie  de  la  succession  d’H^ron,  son  beau- 
pfere,  a laquelle  Irene  aurait  eu  part.  Mais  Irene  est  morte  avant  son 
pere  et  dans  ce  cas  le  mari  ne  pouvait  representer  sa  femme,  et  n’h^ 
ritait  pas.’)  Les  xguxrogeg  soutiendraient  au  contraire  que  le  deman- 
deur est  imposable,  affirmant  ou  bien  qu’Irene  est  encoro  vivante, 
ou  bien  qu’ellc  est  morte  aprfes  Heron  en  leguant  la  terre  ä son  mari. 
L’impöt  exige  serait  soit  Xcaiagx'q  soit  un  impöt  foncier. 

Nous  avons  pris  la  peine  de  reconstituer,  dans  les  deux  cas,  la 
th^se  de.s  »pdxrope?  pour  donner  une  idee  plus  complete  des  possibi- 
lites  de  la  cause;  mais  peut-etre  ötait-ce  une  peine  superflue.  En 
aucun  temps  les  xpitxTogeg*)  ou  leurs  ])areils  ne  s’embarrassent  de 
beaucoup  de  raisons  quand  ils  veulent  molester  le  contribuable  et  nous 
voyons  ici  qu’ils  ne  repondent  meme  pas.  C’est  qu’i»  vrai  dire  ils  sont 
absents,  les  ’deux  avocats  du  plaignant  nous  le  laissent  entendre,  et  la 
sentence  le  confirme.  Ce  n’est  pas  la  premiere  fois  que  l’afiaire  vient 
devant  le  pracses:  dejä  precedemment  («AAd  xgörtgov),  leur  dient  avait 
ete  victime  de  leurs  exigences  et  le  praeses  avait  ordonne  aux  prae- 
positi  d’y  mettre  bon  ordre.  Mais  les  ngäxTogeg  n’en  ont  pas  moins 
continue  leurs  vexations,  ils  ne  se  sont  pas  presentes  devant  le  ma- 
gistrat’),  ils  n’ont  meme  envoye  personne  {oväiva  xagdöttjOav),  aucun 
temoin*),  aucun  mandataire  pour  les  defendre.  Ils  demeurent  teUement 
inconnus  que  la  sentence  du  praeses  decide  que  le  demandeur  doit 

1)  Impöt  8UT  leB  non  citoyens  romaine;  Wileken,  Griech.  0$tr.  I,  p.  346. 

3)  A la  diff^rence  de  la  vicesima  hereditatium  due  par  les  ctoes  romani  mais 
dont  sont  exempts  les  xdw  ev/ftvils,  Wileken,  l.  e. 

8)  Nous  ne  connaissons  snr  ce  point  anenn  texte  prdeis.  Nons  voyons  que 
dans  le  droit  dgyptien  la  reprdsentation  de  leur  pöre  par  les  enfants  si  l’dgard 
de  la  succession  ab  intesiato  de  la  grand'  mbre  ne  fut  autorisde  qne  par  une  x^e^s 
d'Hadrien.  P.  Garofalo,  Sul  diritto  romano  <n  Egitto,  Bin.  di  Storia  anlica 
VII,  1 p.  7. 

4)  Sur  les  xgüxxofft  voir  Wileken,  Griech.  Ostr.  I,  p.  601  et  suivantes. 

5)  Le  texte  ne  le  dit  pas  formellement  mais  on  peut  le  tirer  logiquement 
des  termes  mömes  de  la  sentenee. 

6)  Sur  ce  sens  de  nagierriiu  voir  P.  AmA.  II  66,  1.  38.  Cf.  le  sens  du  meme 
mot  dans  les  «aganäetit. 


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346 


Aufsätze 


avant  tout  designer  les  coupables  (demonstrante)  et  que  l'exador  civi- 
tatis veillera  ä sa  securite. 

II  est  assez  difficile  de  deteminer  quels  sont  les  fonctionnaircs 
qui  sont  designes  par  les  teruies  vagues  de  praepositi.  II  j a en 
Egypte  des  praepositi  militaires'):  Flavins  Abinnaeus  par  exemple 
est  ä la  fois  inagiog  ftlijs  et  arpcazrdffirog  xcförpotg*)  et  l’on  sait 
que  son  röle  n’est  pas  seulement  celui  d’iin  Soldat,  mais  aussi  d’un 
ehef  de  la  police.*)  11  ne  serait  donc  pas  absurde  de  supposer  que 
c’est  a des  offieiers  de  ce  genre  que  le  praeses  confie  la  niission  de 
surveiller  les  xgaxroQeg  trop  exigeants.  II  est  pourtant  plus  naturel 
de  songer  a des  fonctionnaires  plus  directement  meles  ä l’administra- 
tion  des  finances:  tel  serait  par  exemple  le  pracpositus  pagi  qui  se 
trouve  a cette  epoque  a la  tete  de  la  circonscription  territoriale  qui 
sert  de  base  ä l’administration  de  l’impöt/)  U n’est  pas  seulement 
occupe  a la  repartition  et  ä la  levee  des  taxes:  il  semble  concentrer 
entre  ses  main.s  toutc  l'autorite  du  district*),  mais  il  est  presque 
toujours  engage  dans  des  operations  concemant  les  contribuables; 
les  chefs  du  village  lui  adrcssent  leurs  eomptes*),  des  listes  de  con- 
tribuables ou  de  possessores^),  des  listes  de  personnes  aptes  ä rein- 
plir  certaines  fonctions  financieres**),  le  releve  de  certaines  sommes 
levees  et  versees  ä la  banque  comme  taxes  sur  certaines  mines*)  etc.'®) 
Il  est  donc  naturel  qu’il  soit  aussi  Charge  du  contröle  des  xguKTogtg. 
On  peut  se  demander  pourtant  pourquoi,  s’il  s’agit  de  ce  fonctionnaire, 
notre  texte  emploie  le  pluriel,  l’afFaire  ne  rcgardant  probablement  que 
le  seul  pracpositus  de  son  district.  Il  reste,  en  outre,  une  autre  diffi- 
culte  assez  grave:  tous  les  textes  qui  donnent  ä ce  fonctionnaire  le 
titre  de  pracpositus  proviennent  d'Hermupolis  Magna;  au  Fayoum  on 
parait  avoir  regulierement  employe  le  terme  synonyme  de  artydpjjijg. ") 

1)  Voir  p.  e.  r.  Ox.  I,  4S,  II  passim.  60. 

2)  Kcnyon  P.  Lond.  II,  p.  269;  Nicole,  P.  Gen.  II,  p.  62. 

а)  Sur  le  röle  des  militaires  dans  la  levöc  de  l’impöt,  Wilcken,  Oriech.  Osir. 
I p.  621, 

4)  Wilcken,  Hermes,  27,  p.  297;  G.  Milne,  a Jlistory  of  Egypl  under  the 
roman  rule,  p.  13. 

5)  On  lui  adreese  des  reclamations  en  cas  de  violence,  P.  Amh.  Il,  141  (360 
ap.  J.-C.). 

б)  B.  G.  ü.  21. 

7)  Goodspeed,  Greek  Papyri  from  Cairo  Museum,  12. 

8)  P.  Amh.  II,  139. 

9)  P.  Amh.  II,  140. 

10)  V.  aussi  C.  I’.  H.  233. 

11)  Wilcken,  /.  c.,  Milne,  l.  c. 


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CoUinet-Jouguet:  Papyrus  bilingue  du  Musee  du  Caire.  347 

Quant  ä l’exactor  civitatis  on  en  trouvc  nussi  la  trace  dans  nos 
textes.  Les  exactores  sont  bien  connus  en  Egypte*)  et  dans  le  reste 
de  TEmpire.*)  G.  Humbert  les  distingue,  ä bon  droit,  des  susceptores 
et  leur  donne  la  mission  speciale  de  poursuivre  les  retardataires. *)  II 
y a Sans  doute  plusieurs  sortes  d’cxactorcs  de  rang  diEFerent,  et  ce 
n’est  pas  toujours  le  mßnie  qui  parait  dans  nos  documents.*)  Nous 
n’avons  pas  rencontre  ailleurs  le  titre  exactor  civitatis,  i^äxtag  rfjg  ard- 
Hemg,  mais  il  seinble  bien  que  ce  soit  le  fonctionnaire  correspondant 
d’Antinoe  qui  est  appele  {^axreog  ’^vrivöoi’  noXftog^)  dans  un  texte  de 
Berlin.  L'exactor  civitatis  parait  avoir  ete  un  assez  gros  personnage. 
On  se  vante  d’avoir  rempli  cette  fonction*),  on  la  sollicite,  et  nous 
voyons  qu’cn  Egyjite  Vexactor  pouvait  etre  clioisi  parmi  les  inembres 
de  la  Curie’):  le  prytane  d’Arsinoe  demande  ä Flavius  Abinnaeus  de 
lui  faire  obtenir  de  l’empereur  un  diplöme  d’exacteur,  (xiatoh)  d^axro- 
pi'ag.*)  II  re^oit  des  petitions:  tel,  sans  doute,  pour  etre  degrevc  de 
charges  ou  excuser  ses  retards,  se  plaint  que  ses  proprietes  ont  ete 
ravagees.®)  II  re9oit  des  rupports  de  gdometrcs.’®)  Dans  le  nome  Her- 
mopolite,  il  cuinnle  ses  fonctions  d’exactor  avec  celles  de  Stratege. 
C’est  du  moins  ce  que  nous  croyons  voir  dans  un  papyrus  du  Caire 
qui  nous  interesse  ici  ä ce  titre  et  aussi  parce  qu’il  est  date  des  memes 
consuls  que  celui  que  nous  venons  d’etudier.  *') 

Si  l’on  admet  que  l’exactor  est  charge,  comuie  nous  l’avons  dit, 
de  faire  rentrer  les  rcliqua  de  Timpöt,  on  comprend  mieux  la  marche 


1)  Milne,  l.  c.,  Wilcken,  Gr.  O.'itr.  I,  p.  630, 

2)  P.  Louis-Lucas,  dans  le  Victionnaire  des  Antiquiles  de  Dareuiberg  et 
Saglio  B.  V,  exactor. 

3)  G.  Humbert,  i’iwai  siir  Us  finances  et  la  comptabilite  chee  les  Romains  H, 
p.  10;  voir  aussi  en  ce  sens  Li^crivain,  de  quelques  institutions  du  Bas  Kmpire  dans 
les  Melanges  d'Ilistoire  et  d’Archeologie  IX  (1889)  p.  382.  et  Louis-Lucas  l.  c. 

4)  P.  ex.  un  exactor  secondo  l’actuarius  dans  la  levde  de  PanwoMa  mititaris 
P.  Lond.  II,  p.  290 — 293,  qui  n’est  sans  doute  pas  Vexactor  civitatis. 

6)  B.  G.  U.  21. 

6)  C.  P.  R.  I,  247.  ün  personnage  prend  le  titre  de  djro  i^axTogav.  Il  est 
vrai  qu’on  ne  peut  pas  affimier  qu’il  s'agisse  ici  d’une  Charge  d’r.roclor  civitatis. 

7)  Dans  le  reste  de  l’empirc  les  exactores  sont  cboisis  soit  dans  le  bureau 
du  gouvemeur  soit  dans  la  curic.  Lecrivain,  l.  e.,  P.  Louis-Lucas,  I.  c. 

8)  P.  Lond.  p.  272—273.  9)  P.  Caire  10667. 

10)  P.  Caire  10472  (v.  ci  dessous). 

11)  Id.  — voir  aussi  P.  Caire  10513  (inddit);  c’est  un  fragment  de  la  petition 
d’une  femme.  Il  y est  qnestion  d'une  vigne  et  de  Vexactor.  Elle  demande  sans 
doute  un  degrdvcment.  La  pibce  n’est  pas  adressdo  ä l’exactor;  peut-ftro  l’etait- 
elle  ä la  curia  on  ä Tun  de  ses  membres.  Le  texte  que  nous  donnons  plus  bas 
dit  que  c’etait  des  curiales  que  Vexactor  recevait  dos  indications  et  des  ordres. 


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348 


Aufsätze 


de  notre  affaire.  Une  premiere  fois,  au  moment  de  la  lev^  reguliere 
de  la  taxc,  les  xgaxcogsg  ont  tracasse  le  demandeur.  Le  praeses  a 
commis  le  soin  de  le  proteger  aux  fonctionnaires  charges  du  contröle 
de  cette  perception  reguliere.  Au  moment  de  la  levee  des  arrieres, 
les  agäxTogcg  sont  revenus  a la  charge:  le  praeses  adresse  alors  le 
plaignant  au  fonctiomiaire  qui  dirige  cette  seconde  Operation,  ä Vexactor 
civitatis. 

Nous  sommes  heureux  pour  finir  de  pouvoir  donner  une  copie  du 
papyrus  du  Caire  auquel  nous  avons  fait  plus  haut  allusion.  •) 

Pap.  Caire,  10472.  Cf.  Grenfell-Hunt,  Catalogue,  p.  (10.  provennnce 
probable:  Ashmounein. 

'T^tarttag  tüv  dsanotöv  (^yi^ixiviov  XeßaöTov  to  s'  xocl 

Aixiviov  Tov  fxcgjavfOTäTov  KaCoagog  tö  ß . 

AojffTpdrffl  Alliavfp  6tgurtiyö  [iJ]rot  ^^axTogi  'Eg(ioxoXCT[ov] 

iraga  Avgrjlicov  naXa\ ] axb  xäprjg  &vv£cog 

ö uofftou  yfMp£[Tp]oi>  xcd  £üJ[«('(xo]yos  yvaxfrijgog  xäprjg  Af[v«]- 
Ttrj'  ^TuaraXivTsg  v[s6]  tfofv]  Xx  löi’  irttSo^evTav  Ooi  ß\ißX(\- 
av  V3tö  AvgijXiov  ’AäeX(p[io]v  yvfiyagia^x^v  ßovXevrov 
'Egpovx6Xiag  avupitgrjaiv  rtolrfiao^ai  xcgl  rr)v 
avTtjv  Eivaxrtj,  yevöpiygi  ixiißt  äpu  Evöcäpovi  bgioöi- 
10  Töv  t6x(ov  ^xcC[va^v  xal  rrjv  ävapdtg[rj^ßiv  xoirj- 

[öapf]voi  dijXovpiv  xaTsiXyjtpdvat.  iv  xXtjga  ’Aya&oxXiovg 

TjJg  ai’)[t^g  ]jjg  . vxopcv  exogciv  ’AaxXärog  «i[ . . . . Jat'T^g 
]ca  xai  j;p[.  . .]  äpoi5pa[. 

L.  1 aixtviov.  P.  — L.  3 1.  t^axT(>>Qt.  — L.  4 Palaug(?);  Grenfell-Hunt.  — ■ 
L.  9.  10  1.  igioifixxiß.  — L.  12  Pas  de  place  pour  l't  du  ddbut,  ni  1.  11,  ni  1.  12. 
— Debüt  de  la  1.  12  tr5s  incertain. 

Le  bouleute  Aurelius  Adelphius  est  connu  par  les  papyrus  de 
Vienne  et  du  Caire,  cf.  Goodspeed,  op.  laud.  n®  13,  C.  P.  R.  10. 

Lille,  30.  Juillet  1904.  Pani  Collinet,  Pierre  Jongnei 

1)  Cette  copie  a etd  prise  il  y a 10  ans;  c’est  donc  un  des  premiers  teites 
que  j'ai  transcrits.  Nous  l'avons  revue  sur  une  pbotographie  assez  pälc.  II  est 
probable  que  sur  roriginal  on  lit  quelques  lettres  de  plus,  surtout  pour  les  dem 
dernieres  lignes  que  l’on  doit  considerer  ici  commc  mal  assurdes.  (J.) 


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Lettere  al  signor  professore  Wilcken. 


X, 

Vallombrosa,  16  luglio  ’904. 

Pregiato  Amico! 

La  fräse  di  Dione  Cassio  (51, 17)  sulla  poUtica  di  Augusto  in 
Egitto,  Toig  fiii/  Ifiioig  (bg  fxaffrotg,  rofg  J ’ Ävfv  ßov- 

ievTäp  xoiiTtvea&ai  e una  di  quelle  che  nii  hanno  (se  mi 

permette  la  famigliaritä  dello  sfogo)  privatamente  perseguitato  e tor- 
mentato  da  trentasette  anni  in  qua.  Vuol  essa  dire  „caeteris  quideni 
urbibus  (,,des  römischen  Reichs“,  come  ha  proposto  il  Kuhn,  Ver- 
fass., 2,  480)  suum  cuique  senatum  concessit,  apud  Alexandrinos  yero 
etc.“?  Non  e probabile,  poiche,  come  Ella,  tin  dal  primo  Suo  lavoro 
suU’  Egitto  romano,  ha  fatto  benissimo  rilevare,  basandosi  su  tutta 
quanta  la  pagina  di  Dione,  quel  rofg  fiiv  non  puö  qui  rappre- 

seutare  senon  un  rolg  fiiv  Alyx>xxloig.  Vuol  essa  dire  „caeteris  qui- 
dem  urbibus  (Aegypti)  suum  cuique  senatum  concessit,  apud  Alexan- 
drinos  vero  etc.“?  Nemmeno  questo  fe  probabile,  poiche  l’altra  fräse 
che  segue  immediatamente  in  Dione  {xal  <j<pa>v  ovtco  röte  Ta]r9'dirriav 
rd  fiev  iUAa  xal  vvv  iajvQ&g  <pvkti6e(zai , ßovlevovöt  di  dij  xal  iv 
Tij  ’^li^avdQsia)  dinota  un  trattamento  anteriore  rigoroso  per  tutti, 
rigore  che  spicca  appunto  in  grazia  della  tarda  mitigazione  relativa 
Boltanto  agli  ’JkilavdQetg.  Vuol  essa  infine  dire  „ita  iussit  rofg  aAAotg 
rem  suani  publicam  gerere,  ut  iussit“?  Neanche  questo  fe  probabile, 
dinanzi  a quello  0(püv  oikco  rcexd’dvrav , che  iniplica  cenno  positivo 
deUe  misure  adottate  tanto  in  riguardo  röv  AiyvKxlav  quanto  in  ri- 
guardo  tüv  'AXt^avdgdoiv.  Io  mi  domando  se  non  si  debba  infilare 
una  tutt’  altra  via  nel  cercare  il  vero  senso  di  quella  fräse,  se  non  si 
debba  riconoscere  nell’  d>g  exuaroi  (cioe  xokiTfvead'ai  d>g  exaaroi)  della 
fräse  medesima,  la  locuzione  che  in  Tucidide  (1,  15;  3,  17),  in  Luciano 
(V.  Hist.  1,  15),  in  Dione  stesso  (54,  22;  60,  7;  69,  13  con  71,4)  val 
quanto  jiraptff'frtVttg  dir’  diktjiav,  „gli  uni  separati  dagli  altri“. 
Angusto  avrebbe  applicato,  in  vario  modo  ma  dappertutto,  tanto 


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350 


AufsiUze 


nella  X‘^9^  quanto  nella  l’arte  del  diTidere  per  piü  tranquilla- 

mente  regnare. 

Del  resto  questarte  non  sarebbe  etata  nuova  in  Egitto  {V^xdXevae 
di  Dione  si  puö,  credo,  intendere  anche  della  decisione  di  mantenere 
lo  statu  quo)  ne  in  quanto  alla  xoAig,  poich^  gli  ’Me^avdpcts  giä 
virevano  per  l’addietro  dvev  ßovlevrwv  (Spartian.  Sept.  Sev.  17),  ne 
in  quanto  alla  ;((6pa,  se  teniamo  conto  della  pretesa  politica  di  un 
antieo  re,  il  quäle  avrebbe  creato  nel  paese  tutta  quella  dirisione  di 
culti  e di  riti  öxag  ...  ^■ijdixora  6fiomij<Sai  övrtovTai  xavreg  ol  xccr’ 
Aiyvaxov  (Diod.  1,  89).  Ma  piü  cbe  alla  tradizione  su  quell'antico  re, 
qui  mi  appoggerci  ad  una  osservazione  del  Mommsen,  di  grande  e 
cara  memoria:  „daß  Ägypten  allein  unter  allen  römischen  Provinzen 
keine  allgemeine  Vertretung  gehabt  hat.  Der  Landtag  ist  die  Gesamt- 
repräsentation der  sich  selber  verwaltenden  Gemeinden  der  Provinz. 
In  Ägypten  aber  gab  es  solche  nicht;  die  Nomen  waren  lediglich 
kaiserliche  oder  vielmehr  königliche  Verwaltungsbezirke“  (Röm.  Gesch. 
V,  558). 

AfiF""  Suo 

Giacomo  Lnmbroso. 


XI. 

Vallombrosa,  22  Inglio  ’904. 

Pregiato  Ämico! 

Recentemente,  in  due  lavori  non  trascurabili,  e stata  attribuita 
ad  uno  dei  Re  greci  deU’Egitto  una  riforma  ardita  e sorprendente. 
Eveigete  II,  in  mezzo  alle  difficolta  e peripezie  della  prima  parte  del 
suo  regno,  avrebbe  aperto  grande  grande  V'/lktlavSptav  xokiTcia  al 
yivog  Alyvxtiov.  In  altri  termini,  e stato  interpretato  in  questo  aenso 
Giustino  38,  8:  „ . . . omnia  sanguine  cotidie  manabant  . . . Quibus  re- 
bus  territus  populus  (cioe  il  yivog  'Akt^uvSpimv.,  come  vedesi  da  Strab. 
17,  797  ed  Äthen.  4,  184c)  in  diversa  labitur  patriamque  mortis  metu 
exul  relinquit.  Solus  igitur  in  tanta  urbe  cum  suis  (i.  e.  militibus) 
relictus  Ptolemaeus,  cum  regem  se  non  hominum,  sed  vacuarum  aedium 
videret,  edicto  peregrinos  sollicitat  ..."  Ma  prima  di  tutto, 
„}>eregrinos  sollicitat“  non  trae  di  necessitä  che  si  debba  intendere 
„sollicitat  Äegyptios“.  Peregrini,  ^ivoi,  rimpetto  agli  "Ekkrivig  di  Äles- 
sandria,  erano  e potevano  cbiamarsi  tutti  gli  "Ekkrivag  ol  s^adsv.  Quando 
Timoleono,  per  ripopolare  Siracusa,  fece  proclamare  xctra  t^v  'Ekkäda 


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Giacomo  LumbroBO:  Lettere  al  signor  profexBore  Wilcken 


351 


diÖTi  ol  Svgaxöeioi  diäöaai  xetQav  xal  olxCug  rolg  ßovXofitvoig  futixuv 
iv  EvQuxovOuig  aoXixtlag  (Diod.  16,  82),  si  avrebbe  potuto  BCri- 
vere  di  lui  precisamente  ciö  ehe  scrive  Giustino  di  Evergete  II  „edicto 
peregrinos  sollicitavit“.  Poi  „sollicitare“  fe  una  espressione  che  si  ca- 
pisce  trattandosi  di  chi  ricorra  premurosamente  a gente  deUa  stessa 
razza  e deUa  stessa  snperbia,  mentre  si  stenta  a capirla  ove  si  tratti 
di  „Barbaries“  naturalniente  anelante  e,  fuori  d’  ogni  speranza,  chiamata 
alla  xolirtltt.  Inoltre,  l’essere  Tolemeo  diventato  poco  dopo  „etiam 
peregrino  populo  invisus“,  non  fa  tanta  nierariglia  da  parte  di  citta- 
dini,  nuori  si  ma  non  meno  greci  dei  cittadini  esuli,  quanta  ne  pu6 
fare  da  parte  di  un  umile  yivog  cosi  memorabilmente  beneficato,  cosi 
norellaincnte  ammesso  ai  privilegi  della  cittadinanza.  Ma  quel  che 
piö  importa,  contro  1’  ipotesi  debolraente  fondata  su  questo  passo  di 
Giustino,  sta  la  testimonianza  di  uno  scrittore  antico  che  studiö  ex 
professo  il  tema  dell’  'AXt^uvögiav  xolirtCa.  Guiseppe  Flavio  c.  Apion. 
II,  6 fe  chiaro  ed  esplicito:  „Aegyptiis  (s’ intende  xä6i,  a(^g6olg)  neque 
regum  quisquam  videtur  jns  civitatis  fuisse  largitus,  neque  nunc  qui- 
libet  imperatorum“. 

Che  ne  pensa?  Mi  creda  sempre 

Cordialmente  Suo 

Giacomo  Lnmbroso. 


XII. 

Roma,  6 ottobre  '904. 

Pregiato  Amico! 

Ha  ragione  il  Dittenberger  (Orientis  graeci  inscr.  sei.  I,  1903, 
p.  182):  r alessandrino  che  hgura  negli  autori  o nelle  lapidi 

come  tiav  züv  rij  nöXei  (Strab.  17,  797),  come 

ixifuXieTfig  ifjg  xöXemg  (Pseudo-Callisth.  3,  33  illustrato  dal  Mommsen 
Röm.  Gesch.  5, 568),  come  ül  rijg  x6X«og  (iscr.  presso  W.  Otto, 
Priester  und  Tempel  im  hellenistischen  Ägypten,  1904,  p.  184),  1’ 
yririlg  alessandrino  che,  come  vengono  accennando  via  via  i Papiri 
(W.  Otto,  op.  cit.  p.  155),  par  che  riunisse  in  sfe  le  funzioni  proprie 
di  una  municipalitä,  non  ha  che  fare  col!  ^^tjytjxtjg  che  figura  come 
„antistes  caerimoniarum“  in  nn  episodio  della  storia  religiosa  di  Ales- 
sandria  (Plut.  de  Is.  et  Os.  28,  Tac.  hist.  4,  83).  Dobbiamo  distinguere 
da  ^^r/yrjTTjg,  come  avviene  di  dovere  distinguere  iit}ysl69ca 


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352 


Aufsätze 


da  iir/yeco&at.  L’  ottinia  nota  del  Dittenberger  mi  da  occasione  a 
segnalare  due  esampi  da  aggiungere  a quelli  ehe  trovo  citati  nel  The- 
saurus e nel  Passow.  In  Airiano  4,  22,  si  tratta  di  un  riTuyfu'vos  ixi 
rrdXfOt,’')  e lo  storico  nel  parlare  di  questa  üqx^U  »dopera  indifferente- 
inente  le  espressioni  rijv  :t6Xiv  xoOfttlv,  r^g  xoicag  ixififXfled’ai,  t^g 
xöXttog  ^Tjytiad-ai.  Di  Demetrio  Falereo,  (Diod.  20, 

27,  1),  tö  SffTV  dtoixüv  (Plut  Deinetr.  8),  ixi(uXr)Tr}g  rfjg  *difC0|,»  (Diod. 
18,  74,  3;  20,  45,  2),  tfjs  x6Xtag  ixufTairjgag  (Diod.  20,  45,  5),  Diogene 
Laerzio  5,  5,  1 dice  xapä  ’j4&tjvaloig  r^g  xöXetog  i^ijyijöaTo. 

II  lingnaggio  amministrativo  dell’  Egitto  greco,  adottö  prevalente- 
mente  il  tennine  tecnico  t’itjyiiTtjg. 

Le  stringo  affettuosamente  la  mono 

(iiscomo  Lnmbroso. 


XIII 

Roma,  2(5  ottobre  ’904. 

Pregiato  Amico! 

Nel  papiro  705  di  Ossirinco  (petizione  agli  imperatori  Settimio 
Severo  ed  Antonino),  l’autore  della  supplica  dice  degli  Ossirinchiti: 

II.  31 — 35.  3rp[d(J£]ffT[i]  dt  Kvxolg  xal  ^ xpbg  'Pcofittiovg  tvy[ot- 
d Tt  xal  xCerig  xal  <pcXüe  i}v  dvedsi^avTo  xa[l 
xard  töv  xpbg  Eiovdaiovg  xöXtfiov  avfifiapj- 
aavreg  xal  vvv  xrjv  xäv  ixivHxCuv 
{jlUQav  txttffrou  ttowg  xat^yvp(Sovx(s)g, 

tutte  cose  che  ricordano  ciö  che  si  legge  altrove  dell'  „auxilium  atque 
fideni“  e dei  „merita  comprobata“  di  qualche  i9vog  dell’  Egitto  rerso 
i Romani  durante  una  guerra  (Jos.  c.  Apion.  U,  5),  e sembrano  impli- 
care  il  titolo,  nel  caso  di  Ossirinco  voto  titolo,  mera  formola,  s’  intende 
(cf.  Kuhn,  die  städt.  Verf  des  röm.  Reichs  11,  p.  23),  di  ^^Xr/,  xiaxt) 
xal  evfifiaj[og  'PcofiaCav:  poi  prosegue  dicendo: 

11.  36 — 39.  ixiL(Ujpaxt  (Uv  ovv  xal  vfitlg  avxovg  ixtdrj- 
^r/tf[o£t']Tfg  xä  td'vet  XQaxotg  (isxä  IlrjXov- 
Oidtxag  fiixad6vx{e)g  x^g  tig  xb  d[(x]aaT>jpio[i'  v/zü]*' 
ei<s6dov. 

Or  questa  scena  noi  possianio  ricostniire  e ravvivare  colT  aiuto  di  Filo- 
strato  nella  Vita  di  ApoUonio  Tianeo  (V,  27),  dove  descrire  1’  ixidrjfUa 


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Giacomo  Lumbroso:  Lettere  al  signor  professore  Wilcken.  353 

in  AlesBandria  di  un  altxo  imperatore;  xpoacövrt  di  rä  avroxparopi 
rd  (liv  lepd  xpü  xviäv  dxtjvrce  xal  rd  y^iyvxrov  reit]  xal  ot  vo- 
[10  (,  XU&’’ oi’s  j4[yvxrog  rh[iijTae,  tpiidooipoi  re  wtfavicog  xal  eoq>ia 
xäaa  . . . äiaiex^elg  äi  6 avroxpdrmp  yewutd  re  xal  ^/[lepa  xal  diei- 
&ätv  iöyov  oii  [laxQbv  . . . [*pöTov  (liv  dg  rbv  vedtv  cf.  Herodian. 

IV,  8,  9]  . . . ovxa  %pi][eaxioag  xar' d^lav  ralg  xöieffi:  cosa  questa 
che  lo  vediamo  poi  fare  (V,  35)  ia[ixp&g  xal  dqt&övatg,  con  una  ded- 
ra^ig  che  impariamo  dal  papiro  e che  si  potrebbe  rubricare  in  questi 
tennini:  1’  avroxparap  dxoypatp^v  iaßmv  rCtv  xpießeav  xal  xard  r^v 
dö^ap  töv  po[iäp  xpoxpi'vcav  rdg  dprev^eig  (cf.  Diod.  XVII,  113).  Dei 
Peluaioti  sempre  mai  tenuti  in  grandissima  considerazione  come  q>v- 
iaxeg  räv  elg  n)v  Adyvxxov  i[ißoiäv  (Jos.  A.  J.  XIV,  6,  2)  e come 
xpaxovvxeg  xäpxtov  xöv  xapaxofu^ofievetp  dxixrjdei'av  e/g  xr]p  ’ydie^dv- 
dpeiav  (Polyb.  XV,  26),  pare  dal  contesto  del  papiro  che  tutti  accet- 
tassero  sommessi  la  precedenza.  Epperö  V essere  stato  il  poftbg  ’O^v- 
pvyX<ov  dai  dopvepöpot  dell’  imperatore  elexit]&elg  xpiöxog  subito  dopo 
i Peluaioti,  non  era  darrero  piccola  cosa  in  tanto  dye}vi6[i6g  eile- 
niatico  vxlp  xov  xpeneiov,  vxip  xi]g  xpoxo[LxsCag  (Dio  Chrys.  or. 
XXXVIII,  147  R.) 

Cordialmente  Suo 

Giacomo  Lombroso. 


XIV. 

Ronin,  20  dicembre  ’904. 

Pregiato  Amico! 

E curioso  r imbattersi  ripetutamente,  fra  le  scritture  che  trattano 
dell’  Egitto,  in  un  quiproquo  di  v6[iog  per.  vofiög.  Mi  riferisco  anzi- 
tutto  a quello  notato  dal  Letronne  (Joum.  des  Sav.,  1828,  p.  104)  e 
dal  Leopard!  (Rhein.  Mus.,  III,  p.  13),  nel  passo  jipij/aawfftdg  dxe'xaie 
xaxd  v6[iovg  di  Aristea  come  prima  d’  allora  si  leggeva  e si  traducera 
(„legibus  ordinayit“,  Hody;  „ex  legibus  constituit“,  Peyron  Pap.  Tor., 
I,  p.  97);  poi  a queUo  notato  dal  Deissmann,  Bibelstudien  p.  142,  in 
Jes.  19,  2 nell’  ed.  dei  LXX  del  Van  Ess  (xoiefiijffei  xoitg  dxl  xöitv 
xal  PÖ(wg  dxl  vö(iov  per  xal  voftbg  dxl  voftöv);  poi  a quello  notato 
da  Lei,  Archiv  I,  p.  125,  nel  Papiro  III,  3 di  Ossirinco  (dove  si  trat- 
terebbe  di  vo[uxod  non  da  vdfiog  ma  da  vo[i6g,  essendo  quivi  opposti 
a xoiixixoC). 


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354 


AufBÜtze 


Perciö  puö  venire  il  dubbio  cbe  lo  stesso  quiproquo  sia  stato 
preso  anche  nella  versione  latina  dello  scritto  di  Ermete  Trismegist-o 
citata  da  s.  Agostino  de  civ.  Dei  VlU,  26  (Hermes  dat  intellegi  dae- 
mones  se  opinari  ex  hominum  mortuorum  animis  extitisse,  quos  per 
artem,  quam  inrenerunt  homines  multum  crrantes,  ait  inditos  simu- 
lacris;  terrenos  deos  atque  mundanos,  factos  atque  compositos  cx  anima 
et  corpore,  ut  pro  anima  sit  daemon,  pro  corpore  simulacrum):  „unde 
contigit,  inquit,  ab  Aegyptiis  haec  sancta  animalia  nuncupari,  colique 
per  singulas  civitates  eorum  animas,  quorum  sunt  consecratae  viventes, 
ita  ut  eorum  legibus  incolantur  et  eorum  nominibus  nuncupentur‘‘. 

I Senonche  Sinesio  de  Provid.  (ed.  Petav.  1631,  p.  99)  accennando 
a quegli  stessi  daC(to0iv,  dice  oi)g  eüioyov  Scyctvaxtelv,  rtg  iv  tofg 
(zürür  opotg  v6uovg  &i.lLO(pvkot>g  rienltando  cosl  1’  esistenza  di 

due  testi  intomo  ai  vöfioi  particolari  dei  singoli  voftoL  Aggiungansi 
ol  xarä  Mifitpiv  vofioi  de’  quali  fa  menzione  Filostrato  nella  Vita  di 
Apollonio  Tianeo  (VI,  5),  e si  avra  un  piccolo  gruppo  di  dati  intomo 
alla  varietä  di  ,4eges“  nelle  varie  „praefecturae“  dell’  Egitto. 

Cordialmente  Suo 

6iacomo  Lnmbroso. 


XV. 

Roma,  22  aprile  ’905. 

Pregiato  Amico! 

San  Gregorio  Nazianzeno  (Vita  di  lui,  premessa  alle  Opera, 
1609)  ov  Aoyiä/iovg  xpoaöämv  xal  dioixtjaeag  nupa  räv  oixovofitjodv- 
rav  rd  rijg  ^xxi.rja(ag  oix  dvaypatpijv  exeväv  HpSt',  xcextj- 

Aixäv  fiäiXov  ij  dxxZijataduxäv  di/äpoiv  rb  Ipyov  tovto  ixoXocßäv, 
xal  dpxövtmv  oiix  ixiaxöxcov.  E sta  bene.  Ma  fu  ancbe,  dal  canto 
suo,  „the  right  man  in  the  right  place“,  quell’  Arcidiaeono,  che  nel 
quinto  o sesto  secolo  stese  1’  dvaypatpijv  rdv  dyCmv  xetfijjiüov  xal 
iz^pav  exfväv  Tijg  dy^ag  ixxXrjei'ag  üxa  Woiov  xäfijjg  ’lßiiovog:  e dob- 
biamo  essere,  come  sempre,  grati  ai  due  valeutuomini  di  Oxford  che 
ce  r hanno  comunicata  (Greek  Papyri,  II,  N“  CXI);  grati  non  meno 
agli  altri  valentuomini  che  hanno  deeiferato  e pubblicato  altre  dva- 
ypaipai:  su  qualcuna  delle  quali  (BGÜ,  N°  781!).  Ella  ha  giustamente 
chiamato  l’attenzione  ed  invocato  lo  zelo  degli  archeologi  (Archiv 


•s 


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Oiacomo  Lnmbroso:  Lettcro  al  signor  profensore  Wilcken.  355 

I,  175);  e davvero  meriterebbe  le  eure  di  quel  conoscitore  dell’  „alexan- 
drinische  Torcutik“  che  fe  il  prof.  Schreiber  di  Lipsia. 

Aff™“  Suo 

Giacomo  Lunibroso. 


XVI. 

Roma,  5 Maggio  '905 

Pregiato  Amico! 

Evftjxafuv,  (SvyxaiQ(o[itv.  II  seuso  preciso  e sicuro,  ossia  docu- 
mentato,  delle  parole  gvßtrjiia  xoXiuxov  nella  fräse  di  Strabone  17,  813 
“Exuxa  IhoXtpMtxii  nölig,  (uyi'Otrj  xäv  iv  xij  &i]ßaidt  xal  oiix  iXdx- 
xeov  Mijupsag^  Ijovea  xal  gvgxtjfia  aoXixixbv  iv  xä  iXXrjvtxä  XQÖxa, 
ce  lo  da  un  altro  luogo  in  Strabone  stesso  5,  227,  dove  parla  di  alcune 
delle  xaxoixCai  esistenti  lungo  la  Via  Flaminia:  nöXug  d’ elalv  al  iv- 
xbg  xibv  'AxtvvCvwv  6qG)v  &lgiat  Xöyov  xaxä  xt)v  OXafuviav  bdbv  ’Oxqi- 
xXoi,,  Nagvla,  KdggovXoi,  Mrjovavla  ...  xal  äXXai  ö’eigl  xaxotxCai, 
dia  xijv  bdbv  xXrj&vvbfievai  ftßXXov  tj  did  xoXixixbv  gvexrnta,  ^6qov 
<Pila/i^vtoi/  xal  NovxegCa  xal  tiPdpov  Eefixgcbviov. 

Dunque  nell’  interpretazione  dell’  altro  testo,  relative  a UxoXs- 
fial'xr)  xöXig,  possiamo  definitivamente  lasciare  da  parte  ogni  idea  po- 
litica  od  amministrativa.  Evaxrjjia  xoXixixbv  non  b altro  che  uno  dei 
modi  pei  quali  le  xbXeig  possono  essere  pih  o meno  xXtjdvvbfUvai. 
Esso  significa  puraraente  e semplicemente  il  contrario  di  un  xXij&og 
di  xapexidtjfiovvxeg,  ossia  un  xAq'ffo;  di  residenti,  di  domieUiati,  di 
abitanti  fissi,  qualunque  sia  la  forma  di  govemo  sotto  cui  vivono.  In 
somraa  la  fräse  straboniana  vuol  dire:  in  primo  luogo,  che  nxoXi/ial'x^ 
xöXtg  era  idlov  dij^ov  xoXvdv&Qaxog , ed  in  secondo  luogo  che  oltre 
ad  un  avaxij(uc  xoXixixbv  iv  xm  aCyirxxCa  xal  iaix<a(>(a  xgöxa,  rac- 
chiudeva  altresi  (xal)  un  avaxt/fuc  xoXixixbv  iv  xä  xqox^  tXXrjVixä. 

11  Suo  affezionato 

Giacomo  Lnmbroso. 


Archiv  f.  PApyrttifortcbiiiig  III.  3. 


24 


Griechische  Baninschriften  ptolemäischer  Zeit  auf  Philae. 

I. 

Bei  einem  Besuch  von  Philae  fanden  wir  am  Nordende  der  Insel 
unter  anderen  dort  aufgespeicherten  Inschriften  und  Architekturresteii 
die  nachstehenden  Fragmente  einer  Inschrift,  die  vermutlich  bei  den 
Aufräuinungsarbeiten  Balls  in  der  koptischen  Stadt  zutage  getreten 
sind.  Sie  sind  jetzt  in  einem  Baum  des  Isistempels  vorläufig  in  Sicher- 
heit gebracht  worden.  Es  sind  drei  Fragmente,  ein  größeres  und  zwei 
kleinere,  von  denen  das  eine  an  das  große  anpaßt.  Über  die  Zuge- 
hörigkeit des  dritten  kann  nach  Material,  Architekturforin  und  Schrift- 
charakter kein  Zweifel  bestehen. 

Die  Inschrift  steht  auf  der  schmalen  vertikalen  Abschlußfläche 
einer  Hohlkehle,  die  über  einem  Türsturz  saß.  Das  größere  Fragment 
mit  dem  anpa.ssenden  kleinen  Stück  umfaßt  etwas  mehr  als  die  rechte 
Hälfte  der  Inschrift,  die  rechten  Zeilenenden  sind  erhalten.  Das  dritte 
kleinere  Fragment  enthält  den  Anfang  der  In-schrift,  der  linke  Rand 
ist  erhalten,  nur  etwas  bestoßen.  Die  l^änge  des  Ganzen  betrug  rund 
2 m.  Die  zugehörige  Tür  muß  in  einer  geschlossenen  Wand  gesessen 
haben,  von  der  ein  mit  Relief  imd  hieroglyphischen  Inschriften  ge- 
ziertes Quaderstück  noch  rechts  neben  dem  größeren  Fragment  erhalten 
ist.  Von  dem  Relief  ist  nur  die  Geierhaube  nebst  Kuhhöniem  und 
Sonnenscheibe  einer  nach  rechts  gewendeten  Isis  erhalten  — in  flachem 
Relief  ptolemäischen  Stils.  Rechts  davon  stehen  drei  Zeilen  nichts- 
sagender hieroglyphischer  Inschrift,  die  nach  Borchardts  Abschrift 
folgendermaßen  lauten: 

1)  Es  spricht  Isis,  die 
große,  die  (Jötlennutter, 
welche  Leben  gibt, 

2)  [Die  Herrin]  der  reinen 
Insel,  die  Fürstin  (?)  von 
l’hilae: 

3)  [Ich  gebe]  die  Fremd- 
lünder  [unter  deine 
.Sohlen  ?]. 


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Rubensohn-Borcbardt;  Griechiache  Baninachriften  ptolem.  Zeit  auf  Philae.  357 


Sie  enthalten  also  wenig  mehr  als  Namen  und  Heinamen 
der  Isis.  Weder  diese  Inschrift  noch  die  griechische  er- 
gaben Ln  ihrem  gegenwärtigen  Erhaltungszustand  einen  An- 
halt für  die  Zuteilung  des  Steines  au  einen  bestimmten 
Tempel.  Aus  den  untenstehenden  Auseinandersetzungen 
Borchardts  geht  aber  hervor,  daß  eigentlich  nur  der  Tempel 
des  „Arsnnphis“  in  Betracht  kommen  kann.  Von  der  Bau- 
inschrift dieses  Tempels  war  schon  bei  den  Ausgrabungen 
im  Jahre  189(5  ein  gleichfalls  von  einer  Hohlkehle  herrüh- 
rendes Fmgment  gefunden  worden,  von  dem  uns  leider  nur 
eine  Bleistiftzeichnung  Borchardts  vorliegt.  Diese  genügt 
aber,  um  die  von  Borc.hardt  erkannte  Zusammengehörigkeit 
des  Fragments  mit  unserer  Inschrift  mehr  als  wahrschein- 
lich zu  machen.  Das  Stück  zeigt  — soweit  man  dies  nach 
einer  Abzeichnung  beurteilen  kann  — dieselben  Buchstaben- 
formen, dieselben  augenfälligen  Größenunterschiede  zwischen 
den  Buchstaben  der  oberen  und  unteren  Zeile  und  auch 
die  gleiche  Höhe  des  Bruches  bei  den  Buchstaben  der  un- 
teren Zeile  wie  bei  den  benachbarten  Buchstaben  des  neu 
gefundenen  Stückes. 

Die  Stelle,  au  welche  das  Fragment  gehört,  läßt  sich 
ziemlich  genau  bestimmen,  die  Anordnung  ist  danach  die 
in  der  beigegebenen  Skizze  getroffene.  Für  die  Ergänzung 
der  Ftolemäernamen  in  der  Inschrift  gibt  den  ersten  Anhalt 
die  Namhaftmachung  der  Eltern  des  Königspaares.  Sie 
heißen  Ptolemaios  und  Kleopatra.  Die  ersten  fünf  Ptole- 
maier  sind  also  ohne  weiteres  bei  der  Ergänzung  ausge- 
schlossen. Auch  nach  unten  hin  ist  die  Grenze  leicht  ge- 
funden. Die  Nennung  der  Eltern  der  regierenden  Herrscher 
in  Inschriften  und  Urkunden  kommt  in  Ägypten  außer 
Brauch  gegen  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts;  schon  aus  der 
Zeit  Ptolemaios  X Soter  II  ist  mir  keine  ägyptische  Ur- 
kimde  bekaimt,  in  der  die  Eltern  des  Königs  genannt 
wären.  Auch  die  Schriftformen  widerraten  ein  Hinunter- 
rücken der  Inschrift  in  das  erste  Jahrhundert  v.  Chr.  Somit 
bleiben  also  nur  die  Kinder  des  Ptolemaios  Epiphaues  übrig, 
Ptolemaios  VI  Philoraetor  und  Ptolemaios  VIII  Euergetes  II. 
Die  durch  die  Lücken  in  der  Inschrift  gegebenen  Auhalte- 
punkte  für  die  Ergänzimg  stimmen  zu  diesen  Erwägungen. 
Bei  der  Ausfüllung  derselben  ist  in  Betracht  zu  ziehen, 
daß  die  Buchstaben  der  oberen  Zeile  größer  sind  als  die 

24* 


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AuftaUe 


;i58 

der  unteren  und  — besonders  bei  den  Eigennamen  — weiter  ausein- 
ander stehen  als  diese. 

Mit  Berücksichtigung  dieses  Umstandes  kann  als  sicher  gelten, 
daß  in  der  Lücke  zwischen  ßa6iXia\aiji  und  rijg  nicht  mehr 

als  der  einfache  Name  der  Königin  gestanden  hat,  und  damit  ergibt 
sich  ohne  weiteres  die  Ergänzung  ßaaiXio[otjg  KAfowarpaj]  rtjg 

Jeder  andere  Name  würde  zu  kurz  sein,  für  jeden  weiteren 
Zusatz  fehlt  der  Raum.  Nun  ergibt  sich  aus  dem  erhaltenen  Best  der 
ägyptischen  Hohlkehlenverzierung,  daß  die  Mitte  des  Steines  luigefähr 
vor  dem  zweiten  ff  in  ßaaiXi  ||  ff[ff>;g  liegt. 

Damit  gewinnen  wir  für  die  Ergänzung  der  ersten  Hälfte  von 
Zeile  1 eine  gute  Stütze,  sie  muß  etwa  auch  40  Buchstaben  enthalten 
haben,  wobei  natürlich  bei  der  ungleichmäßigen  Schreibweise  des  Stein- 
metzen ein  Spielraum  für  einige  Buchstaben  mehr  oder  weniger  frei- 
bleiben muß. 

Zwischen  dem  gesicherten  ti]-Trfp  ^ffi>l[f(ag]  77ro/l[fgctov  und  x]ctt 
^ffff(/li  ffff|  tjs  erübrigt  also  nur  ein  Kaum  von  9 — 13  Buchstaben.  Der 
Gottesuamen  des  Königs  kann  nicht  entbehrt  werden;  bei  der  Wahl 
zwischen  dfou  ^ilofiijtoQos  und  dfov  Evegyirov  ist  folgende  Erwägung 
maßgebend,  ln  der  Inschrift  ist  die  Königin  nicht  am  Ptolemäerkult 
beteiligt.  Philometor  war  beim  Tode  seines  Vaters  ein  unmündiges 
Kind  und  stand  bis  kurz  vor  seiner  Hochzeit  unter  der  Vormundschaft 
seiner  Mutter  Kleopatra.  Kurz  vor  172  hat  er  seine  Schwester 

Kleopatra  geheiratet,  nnd  diese  erhielt  entweder  gleichzeitig  mit 
oder  kurz  nach  der  Hochzeit  ihren  Anteil  am  Ptoleinäerkult.  *) 

Nach  dem  Tode  Philometors  14Ö/45  v.  Chr.  hat  Kleopatra  wahr- 

scheinlich kurze  Zeit  mit  ihrem  Sohne  Eupator  über  Ägypten  regiert, 
dann  ist  dieser  von  Euergetes  II.  ermordet  worden.  Euergetes  heiratete 
darauf  Kleopatra  II.,  und  diese  erhielt  dann  sofort  ihren  Anteil  am 

Kultus  ihres  Gemahls.  Die  Inschrift  kann  also  nicht  in  die  Jahre 
172 — 146/45  gehören,  auch  nicht  in  die  Zeit  nach  V'erraählung  Euer- 
getes II.  mit  Kleopatra.  Wäre  ferner  die  Inschrift  vor  172  abgefaßt, 
so  müßten  wir  erwarten,  neben  Philometor  nicht  seine  Schwester,  son- 
dern seine  Mutter  und  Vormündin  zu  erblicken.  Es  bleibt  daher  für 
die  Ansetzung  der  Inschrift  nur  die  kurze  Spanne  Zeit  von  Philometors 
Tod  bis  zur  Heirat  Kleopatras  mit  ihrem  jüngeren  Bruder.  Ob  die 
Hochzeit  der  Geschwister  gleich  nach  der  Ermordung  des  jungen  Eu- 
pator erfolgt  ist,  wissen  wir  nicht.  Jedenfalls  in  kurzem  Abstand  da- 
rauf. In  diese  kurze  Periode  scheint  mir  aber  am  besten  die  Inschrift 

1)  Vgl.  Ditteiiborgcr,  Orientis  Oracci  loscript.  lOti. 


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Hubenaohn-Borchardt;  Oriechiache  Bauinachriflen  jitolem.  Zeit  auf  l’bilae.  359 

zu  passen.  Damals  hieß  zwar  Kleopatra  de  iure  noch  >;Tojp, 

aber  bei  der  offenkundigen  Feind.schaft  zwischen  dem  verstorbenen 
l’hilonietor  und  dem  neuen  Herrscher  wird  man  Bedenken  getragen 
haben,  sie  in  einer  öffentlichen  Inschrift  so  zu  nennen.  Evegyhig 
konnte  man  aber  Kleopatra  noch  nicht  betiteln,  weil  die  neue  Ehe 
noch  nicht  geschlossen  war.  Damit  wäre  die  Inschrift  auf  ein  Jahr 
genau  zu  datieren  und  dementsprechend  sind  die  Ergänzungen  in  die 
obenstehende  Skizze  eingetragen  worden.') 

Die  Ergänzung  der  zweiten  Zeile  läßt  sich  nicht  so  vollständig 
durchführen.  Unbedingtes  Erfordernis  ist,  daß  in  ihr  der  Gott,  dem 
der  Tempel  geweiht  war,  genannt  war.  V'on  dessen  Name  sind  denn 
auch  in  dem  Fragment  von  18911  die  Zeichen  ZNOY  erhalten.  Ägyp- 
tisch heißt  der  Gott,  wie  sich  aus  den  hieroglyphischcn  Inschriften  am 
Tempel*)  und  aus  demotischen  Denkmälern*)  ergibt,  l'ri — h”m“s — n"f'r. 
Auf  griechischen  Monumenten  kommt  der  Name  des  Gottes  selbständig 
bisher  nicht  vor.  Wilckcn  verweist  uns  aber  auf  Personennamen  wie 
IlKTQttfvavovffig  und  Ilttrgavavovq'tg  (viermal  aus  Syene  und  Elephan- 
tine)')  und  IltTcagavovtpig  und  HaTQaavovq>ig  (dreimal  aus  Syene,  Sil- 
silis  und  Hammamat).*) 

Danach  scheint  die  dem  Ägyptischen  am  nächsten  stehende  Form 
’.4gaf<Jfor<p(g  oder  l-iQfvavov(ptg  zu  sein,  in  der  das  im  Demotischen 
und  Koptischen*)  noch  erhaltene  m der  Silbe  h‘'ms  in  ein  v verwandelt 
ist,  daneben  muß  eine  verkürzte  Form  l4Q6i'oi’iptg  vorgekommen  sein. 

Setzen  wir  die  volle  Form  in  die  Inschrift  ein,  so  wird  der  Kaum 
zwischen  KXeojuiTQUg  und  evov[(pn  vollständig  ausgefüllt,  die  ver- 
kürzte Form,  unter  der  der  Gott  jetzt  gewöhnlich  in  den  HantDrüchem 
erscheint,  würde  eine  Lücke  ergeben,  die  mit  &em  auszufüllen  der 
Tenor  der  Inschriftensprachc  widerrät.  In  der  auf  den  Gottesnamen 
folgenden  großen  Lücke  ist  nur  noch  Platz  für  den  Namen  und  Vaters- 
namen des  Phrurarchen  von  Philae,  der  mit  den  Thiasoten  des  Herakles- 
kultvereins den  Wiederaufbau  des  Heiligtums,  oder  was  sonst  für  eine 
Bauleistung  mit  dem  Wort  ävoixodofttjxoTeg  gemeint  sein  mag,  be- 
sorgt hat. 

Die  Synodos  tov  'Hpcexitiovg  ist  eine  jener  Kultgenossenschaften, 
die  wir  in  allen  hellenistischen  Staaten  und  besonders  auch  in  Ägypten 

1)  [Vgl.  hierzu  das  Nachwort  auf  S.  366.  Die  Red.] 

2)  Lyons  Report  on  the  Island  and  tcmples  of  Philae  PI.  6,  G,  8. 

3)  Hess,  Ä.  Z.  XXXV  S.  146  Anm.  2. 

4)  Wilckcn,  Ostraka  29,  191,  218,  231. 

5)  Lepsius,  Denk.  VI  600;  C.  I.  G.  4866;  VV'ilckcn,  Ostraka  28. 

6)  Peyron,  Lex.  ling.  copt.  s.  v.  ;iiouc. 


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360 


Anfsiltzc 


finden.*)  Ob  der  Verein  hauptsächlich  aus  Soldaten  bestand,  wie  das 
bei  der  Mehrzahl  der  ans  Ägypten  bekannten  Vereine  der  Fall  war, 
bleibt  dahingestellt,  ebensowenig  kann  angegeben  werden,  was  gerade 
die  (Svvoäoq  'HQuxlu'ovg  dazu  bewogen  hat,  dem  Arensnuphis-Tenipel 
ihr  Interesse  zuzu wenden.  Arensnuphis  ist,  soviel  wir  wissen,  eine 
Form  des  Gottes  Schn.*)  Von  einer  etwaigen  Gleichsetzung  dieser 
beiden  Götter  mit  Herakles  ist  mir  nichts  bekannt.  Die  sprachlichen 
Eigentümlichkeiten  der  Inschrift,  die  Schreibung  'Hgaxktiovg  für  'Uqu- 
xX^ovs  und  die  Auslassung  des  Augments  in  ttvoixodoßyjxütes  sind  Er- 
scheinungen, die  in  hellenistischen  Inschriften  so  viele  Parallelen  haben, 
daß  darüber  kein  Wort  zu  verlieren  ist. 

Otto  Rubensohn. 


II. 

Die  neu  hinzugefundene  Inschrift  gibt  mir  Veranlassung,  hier  die 
bisher  bekannt  gewordenen  ptolemäisch-griechisehen  Bauinschrifteu  der 
Insel  Philao  im  Zusammenhänge  zu  besprechen. 

Die  älteste  Baumschrift’)  der  Art  ist  die  des  großen  Tempels.  Sie 
sitzt  auf  der  vertikalen  Fläche  der  Hohlkehle  über  der  Haupttür  in 
der  Hinterwand  der  Vorhalle,  ist  also  gewissennaßen  dio  Überschrift 
des  eigentlichen  Tempels.  Es  ist  eine  lange  Zeile  von  6 cm  hohen, 
keilförmig  vertieften  Buchstaben,  die  zuerst  rot  ausgemalt  und  dann 
mit  vergoldetem  Stuck  so  gefüllt  sind,  daß  von  dem  Rot  der  Ausma- 
lung an*  den  Seiten  der  Vergoldimg  feine  Linien  stehengeblicben  sind. 
Die  Inschrift  besteht  also  aus  goldenen,  rotkonturierten  Buchstaben: 
BAZIAEYE  PToAEMAIoZ  BAZIAEßZ  PToAEMAloY  KAI 
APZINoHZ  0EßN  AAEA<bßN  KAI  BAZIAIZZA  BEPENIKH«) 
H BAZIAEnZ  PToAEMAloY  AAEA<bH  KAI  PYNH  KAI 
TA  ToYTnN  TEKNA  ToN  NAoN  lEEI  KAI  APPoXPATHI 

Also  Ptolemäus  lU  Euergetes  und  seine  Familie  hätten  diesen 
Tempel  der  Isis  und  dem  kleinen  Horus  geweiht.  Der  Tempel  ist  aber 
bekanntlich’)  schon  unter  Ptolemäus  II  Philadelphos  Ln  einigen  Räumen 
mit  Bildern  geschmückt  worden.  Es  fehlt  also  dieser  Bauinschrift  die 

1)  Vgl.  z.  B.  Dittenberger,  Orientis  Gr.  Inscr.  ISO,  9;  Meyer,  Heerwesen  S.  8S, 

2)  Brugsch,  Mythologie  S.  486  ff. 

8)  Mabaffy,  Eg.  ander  the  Ptol  Oyn.  119,1.  Vgl.  Archiv  1 S.  205  u.  Ditten- 
berger a.  a.  0.  Nr.  61. 

4)  Die  einzige  existierende  Abschrift  gibt  wohl  irrtümlich  BEPH''IKH. 

5)  S.  L.  D.  IV,  6.  7. 


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Rubensohn-Borchar<lt;  Griechische  Bauinachrirten  ptolem.  Zeit  auf  Philae.  361 


nach  linsereu  Anforderungen  an  historisclie  Wahrheit  wünschenswerte 
Genauigkeit.  Es  darf  uns  also  auch  nicht  Wunder  nehmen,  wenn  die 
Insehrill  verschweigt,  daß  der  ganze  Bau  nur  eine  Erneuerung,  wenn 
auch  eine  gründliche,  war.  An  Stelle  des  jetzigen  Tempels  hat  näm- 
lich vorher  ein  älteres  Heiligtum  gestanden,  wie  mau  ganz  sicher  aus 
dem  Vorhandensein  des  früher  in  einer  einfachen  Umfassungsmauer 
aus  Ziegeln  eingebauten,  jetzt  zwischen  Hausteinpylonen  liegenden  Hof- 
tores aus  der  Zeit  des  Nectanebos  schließen  kann.') 

Die  nächstälteste  Inschrift  ist  die  des  Imhotep-Tempels*): 

BAZIIAEYZ  PToAEMAIoE  KAI  BAEIAIEZA  KAEoPATPA 
0Eo|  EPKPANEIZ  KAI  PToAEMAhE  o Yh'E  AEKAHPini 

Danach  hätten  Ptolemäus  V Epiphanes  nehst  Familie  den  Tempel  er- 
richtet. Aber  auch  hier  darf  man  aus  dem  Wortlaut  der  Inschrift 
nicht  zu  weite  Schlüsse  ziehen.  Um  die  Behauptung  der  Inschrift  auf 
das  richtige  Maß  zu  reduzieren,  müssen  wir  eine  kurze,  rein  bau- 
geschichtliche Betrachtung  ein.schieben. 

Der  Asklepiostempel  ist  älter  als  die  heute  nwh  unfertige  östliche 
Säulenhalle  des  Tempclvorplatzes,  da  die  nordöstliche  Ecke  dieser  Halle 
um  die  fertig  geglättete  Südwestecke  des  Tempels®)  herumgreift.  Die 
Helicfs  und  Inschriften  Ptolemäus  V auf  der  Vorderseite  des  Tempels, 
die  übrigens  teilweise'*)  über  älteren  fortgemeißelten  stehen,  nehmen 
aber,  wie  man  aus  ihrem  westlichen  Abschluß  sehen  kann,  auf  die 
Halleumauer  liereits  Hfleksicht.  Also  ist  nachstehende  Baufolge  sicher; 
Rohbau  des  Asklepiostempels,  Anbau  der  Säulenhalle,  Dekorierung  der 
Tempelfront  durch  Ptolemäus  V.  Wie  wir  später  sehen  werden,  ist 
nun  die  Säulenhalle  auch  unter  Ptolemäus  V errichtet  worden.  Daß 
aber  Tempel  und  Säulenhalle  einem  einheitlichen  Entwurf  entstammen, 
ist  nicht  gut  anzunehmen,  da  der  Anschluß  der  Halle  an  den  Tempel, 
auf  den  man  zu  diesem  Zwecke  ganz  unorganisch  eine  Ecke  aufgebaut 
hat,  zu  ungeschickt  ist.  Es  bleibt  also  nur  die  Annahme,  daß  Ptole- 
mäus V den  Temiiel  im  Rohbau  fertig  vorfand  und  ihn  teilweise  de- 

1)  Daß  in  <lcn  Süiilcn  der  Vorlialle  Steine  mit  dem  Namen  des  Amasis  ein- 
);rl>aiit  sind,  kann  auch  dafür  angeführt  werden,  ist  aber  an  sich  noch  kein 
Beweis. 

2)  L.  D,  IV,  18;  Lyons,  Report  on  tlie  Island  and  Terajiel.s  of  Philae  Taf.  10 
zei(ft  den  jetzigen  verBtümmeltcn  Zustand;  Dittenberger,  Orientis  graoei  inscrip- 
tiones  selcctac  No.  98. 

3)  Lyons,  Report,  Taf.  10  u.  36. 

4)  Lyon»,  Report,  Taf.  10  zeigt  deutlich  die  Spuren  der  älteren  Verzierungen 
auf  der  Türummhmung. 


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362 


Aufsätze 


korierte.  Diese  Tat  wurde  danu  durch  die  oben  zitierte  griechische 
Bauiiischrift  verherrlicht. 


Die  zeitlich  nächste  Bauinschrift  ist  die  neu  aufgefundene,  die  wir 
dem  Arsuuphistempel  zugeteilt  haben.  Wie  dieses  Resultat  zustande 
kam,  mag  folgende  Überlegung  zeigen: 

Von  den  zahlreichen  Tempeln')  auf  Philae  fallen  für  unsere  In- 
schrift fort:  der  „Kiosk“*),  die  Vorhalle  des  Nektanebos  und  die  „un- 
fertige“ Kapelle,  da  diese  drei  nur  Haupttüren  ohne  Türsturz  habcu. 
Außerdem  sind  natürlich  die  Tempel  mit  bereits  bekannten  Inschriften 
ausgeschlossen  und  ebenso  das  „Geburtshaus“,  die  kleine  Kapelle 


LBgp|)lan  der  Insel  Philne 

(nach  Lyons,  Report  on  the  Island  and  tcniplee  of  Philae,  Plan  l). 


1 Halle  des  Nektanebos. 

2 Tempel  des  Arsnnphis. 

5 Unbenannte  Kapelle. 

4 Kapelle  des  Mandulis. 

6 „ „ Asklepios. 

6 Unfertige  Kapelle. 

7 Tempel  einer  unbekannten  Güttin  (so- 
gen. Kiosk). 

8 Tempel  der  Isis  n.  des  Harpokrates. 


U Tempel  der  Isis  Wosret  (sogen.  Ge- 
burtshaus). 

10  „ der  Hathor. 

11  „ des  Harendotes. 

12  „ des  Augustus. 

13  Stadttor. 

14  Kirche. 

15  Kirche. 
lU  Kloster. 


1)  S.  Jahrb.  d.  arch.  Inst.  1903,  S.  74. 

2)  Hier  mag  ein  Irrtum  berichtigt  werden,  der  bei  den  Beischriften  zum 
Lageplan  von  Philae  im  Jahrbuch  1903  S.  74  untergelaufen  ist.  Der  „Kiosk“  ist 
kein  Osiristerapel.  Da  er  Sistnimsäulen,  wenn  auch  noch  in  unfertigem  Zustande, 
hat,  war  er  einer  weiblichen  Gottheit  geweiht,  die  aber  bisher  nicht  festgestellt 
werden  konnte. 


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Ilubenaohn-Borchardt : Griechische  Bauinscbriftea  ptolem.  Zeit  auf  Philae.  363 

zwischen  Asklepios  uud  Mandulis')  und  die  Mandnliskapelle  selbst,  da 
in  allen  dreien*)  die  Türen,  welche  sonst  die  Bauinschrift  tragen,  völlig 
erhalten  sind,  aber  keine  Inschriften  zeigen.  Bleiben  also  nur:  der 
Tempel  des  Harendotes,  die  iinbenannte  südlichste  Kapelle  hinter  der 
östlichen  Säulenhalle  des  Vorplatzes  und  der  Tempel  des  Ari-hems- 
nefer. 

Vom  erste“!!  haben  wir  nur  den  Grundriß’)  mit  minimalen  Resten 
römisch-ägyptischer  Architektur,  sowie  einige  dazu  gehörige  Architrave 
mit  dem  Namen  des  Kaisers  Claudius;  von  der  imbeiiauuten  Kapelle 
haben  wir  nur  den  Grundriß,  der  keine  Spur  einer  Erneuerung  (avoi- 
xodopijxoTS^)  erkennen  läßt  und  durch  seine  Lage  dicht  hinter  der  öst- 
lichen Säulenhalle  anzeigt,  daß  er  aus  der  Zeit  vor  Ptolemiius  V stammt. 
Es  würde  also  wohl  etwas  gewagt  sein,  für  eins  dieser  beiden  Bau- 
werke die  neue  Bauinsehrift  ohne  weiteres  in  Anspruch  zu  nehn!en. 
Also  nur  der  Ari-heius-nefer-Tempel  scheint  übrig  zu  bleiben. 

In  diesem  wurde  aber  schon  1896  ein  Bruchstück  einer  Bau- 
inschrift, gleichfalls  von  einer  Hohlkehle,  gefunden.  Damit  müßten 
also  die  neugefundenen  Fragmente  irgendwie  zusammenpassen,  falls 
man  für  diesen  kleinen  Tempel  nicht  mehrere  Bauinsehriften  an- 
nehmen wiU.  Daß  die  Inschriftstücke  von  1896  und  1903  aber  wirk- 
lich zusaramenpassen,  hat  Rubensohn  oben  gezeigt,  so  daß  wir  nun- 
!üehr  folgende  Bauinsehrift  für  den  Tempel  des  Ari-hems-nefer  an- 
nehmen dürfen: 

YPEP  BAZIIALEIIS;)  PTOAE[MAIOY  0EOY  EYEPPETOY 
KJAI  BAZIAIZZLHZ  KAEOPATPAC]  THC  AAEA[<DH]S;  TflN 
PTOAEMAIOY  KAI  (2)  KAEOPATPAC  [APEN]ENOY[<DEI . . . . 

JE  «PPOYPAPXOS;  KAI  Ol  EN  THI  SYNOAßl  TOY 

HPAKAEIOYS:  ANOIKOAOMHKOTES;  TO  lEPON. 

Nach  der  Inschrift  müßte  also  unter  Ptolemäus  VIII  Euergetes  die 
Eraeuenmg  des  Tempels  erfolgt  sein.’)  Die  einfach  zu  konstatierende 
Baugeschichtc  des  HeiUgtums  zeigt  aber  wiederun!,  daß  die  Inschrift 
nicht  wörtlich  zu  nehmen  ist. 


1)  8.  weiter  unteu  den  Grundriß  der  Bauten  an  der  östlichen  Säulenhalle. 
Im  Lagcplan  im  Jahrb.  1903  S.  74  ist  diese  Kapelle  nicht  besonders  nummeriert. 

2)  Im  „Geburtshaus“  ist  dort,  wo  man  die  Bauinsehrift  erwarten  sollte,  merk- 
würdigerweise ein  gar  nicht  hingchöriges  ägyptisches  Bandornament  eingemeißelt. 
Es  erweckt  dies  fast  den  Gedanken,  daß  hier  eine  Bauinschrift  getilgt  und  die 
Stelle  dann  durch  ein  übergesetztes  Ornament  besser  geglättet  worden  sei. 

3)  Lyons,  Report,  Taf.  9. 

4)  In  der  unten  folgenden  Notiz  spricht  sich  Wileken  für  die  Datierung 
unter  l’telemäus  VI  l’hilometor  aus.  Für  die  Baugeschichtc  ist  dies  ohne  Einfluß 


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364 


Aufiiitzc 


■S 


Bei  der  Ausgrabung 
dt«  Tempels  im  Winter 
lH9ft  6 fanden  sich  nur, 
mit  Ausnahme  der  noch 
teilweise  stehenden  äußer- 
sten Nord-  und  Ostmauer, 
die  deutlichen  Spuren  de» 
Grundrisses ')  auf  dem 
Pflaster.  Es  gelang  dann 
aus  den  in  byzantinischen 
Häusern  verbaut  gefun- 
denen Blöcken  einen  Teil 
der  Sttdhälfte  des  kleinen 
Tempels  auf  diesem 
Grundrisse  wieder  zu  er- 
richten’) und  die  äußere 
Ostmauer  um  einige 
Schichten  zu  erhöhen.’) 
Aus  diesen  Funden  kon- 
struierte sich  die  folgende 
Baugeschichte:  Oer  Tem- 
pel bestand  ursprünglich 
nur  aus  drei  Kaminom, 
genau  wie  der  Hathor- 
tempel. Die  frühesten 
Reliefs  an  diesem  ältesten 
Bau  stammen  von  Ptole- 
mäus  IV,  der  die  hin- 
terste Kammer,  das  da- 
malige Allerheiligste,  und 
einige  AVände  der  da- 
vor liegenden  Kammer 

1)  Lyon»,  Heport  Plan  2; 
Mahaffy,  Egypt  ander  the 
Ptol.  Dyn.  S.  139,  bespricht 
die  Bangeachichte  und  ver- 
weist dazu  auf  den  irrtümlich 
daneben  abgebildeten  Tempel 
von  Dakkehl 

2)  Lyons,  Report.  Phot.  8. 

3)  Lyons,  Report.  Phot. 

6,  6. 


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Rubensohn-Borcharclt:  Gricchifichc  Baninschrifb'n  iitolem.  Zeit  auf  Philac.  305 

Kchmücktc.  Nach  ihm  fing  der  nubisehe  König  Ergamenes  an,  Reliefs 
mit  seinem  Namen*)  in  der  Mittelkammer  ausfiihren  zu  lassen.  Über 
den  noch  unfertigen  Namensringen  dieser  Reliefs  steht  an  einigen 
Stellen  mit  roter  Farbe  der  Name  l’tolemäus’  V vorgezeichnet,  unter 
dessen  Regierung  eine  Vergrößerung  des  Heiligtums  ausgefilhrt  wurde. 
Die  hintere  Collawand  wurde  durch  eine  Tür,  an  der  wir  den  Namen 
Ptoleniäus’  V fanden,  durchbrochen,  eine  neue  Cella  dahinter  angelegt., 
das  Ganze  mit  einem  Korridor  umgeben  und  außerdem  noch  ein  Säulen- 
vorhof  davorgelegt.  Der  Korridor  wurde  später  unter  Tiberius  mit 
Reliefs  geschmückt,  man  könnte  also  versucht  sein  zu  glauben,  er  und 
mit  ihm  der  Säulenvorhof  sei  erst  eine  Zutat  aus  der  Kaiser/.eit,  oder 
jedenfalls  später  als  Ptoleniäus  V.  Dieser  Gedanke  muß  aber  aus  fol- 
gender Erwägung  aufgegebeu  werden:  Mit  der  Außenmauer  des  Korri- 
dors zusammen  erbaut  ist  die  östliche,  bis  heute  noch  unfertige  Säulen- 
halle des  großen  Tempolvorplatzos’);  diese  aber  bestand  bereits  — wie 
oben  dargetan  ist  — , als  Ptolemäus  V die  Fassade  des  Asklepiostcmpels 
schmückte;  andererseits  ist  die  Außenmauer  des  Korridors  mit  oder 
nach  der  östlichsten  Tempelkanimer,  die  nach  Ptolemäus  IV  zu  datieren 
ist,  erbaut  worden.  Also  ist  die  ganze  Erweiterung  des  Arsnuphis- 
Tempels  unter  Ptolemäus  V vor  sich  gegangen.  Die  sogenannte  Er- 
neuening  unter  Ptolemäus  VIII,  von  der  die  griechische  Bauinschrift 
spricht,  kann  sich  also  wiederum,  wie  die  früher  besprochenen,  nur  auf 
untergeordnete  Ausschmüekung.sarbeiten  bezogen  haben. 

Die  letzte  ptolomäische  Bauinschrift,  die  uns  noch  zu  besprechen 
übrig  bleibt,  ist  die  altbekannte’)  des  Hathortempels.  Sie  steht  über 
der  Tür  in  der  Wand  hinter  der  zweisäuligen  Vorhalle: 

BAZIAEYZ  PToAEMAIoZ  KAI  BAZIAIZZA  KAEoPATPA 
H AAEA<1>H  KAI  BAZIAIZZA  KAEoPATPA  H PYNH 
0Eo|  EYEPPETAI  A(DPoAITHI 

Hiernach  sollte  man  also  annehmen,  daß  der  Tempel  von  Ptolemäus  VHI 
Euergetes  H geweiht  worden  sei.  Die  sehr  einfach  abzulesende  Bau- 
geschichte*) des  kleinen  Heiligtums  zeigt  aber,  daß  der  älteste  Teil  — 
zwei  Räume  mit  vorgelagerter  zweisäuliger  Halle  — bereits  unter  Pto- 


1)  Lyons,  Report.  Phot.  64,  55;  eine  der  Inschriften  in  verkehrter  Lage 
wiodergegeben  hei  Mahaffy,  Eg.  under  the  Ptol.  Dyn.  S.  140. 

2)  S.  den  Anschluß  der  Säulenhalle  an  den  Tempel  bei  Lyons,  Report  Phot.  7 
links,  K links  oben,  32  rechts. 

8)  Z.  B.  L.  D.  VI  85,  (Ir.  209;  Dittenberger,  Or.  Graec.  n.  142. 

4)  S.  Lyons,  Report  Plan  6. 


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Anftätze 


li.*mäu8  \'I  Philometor')  beBtand.  Die  später  dahinter  angelegte  neue 
t.'ellu  ist  jetzt  gänzlich  rerschwunden,  so  daß  wir  keine  Möglichkeit 
der  Datierung  haben;  die  dem  Ganzen  vorgelegte  Säulenhalle  ist  unter 
Tiberius  dekoriert*),  aber  wohl  schon  früher  errichtet  Die  griechische 
ßauinschrift  Fbjlemäus’  VIII  Euergetes  II  kann  sich  also  im  besten 
Falle  nur  auf  eine  Erweiterung  des  Tempels  beziehen,  wenn  sie  nicht 
etwa  nur  auf  geringfügige  Ausschmückungen  geht.*) 

Somit  wären  Philues  ptolemäische  Bauinschriften  in  ihrem  Zu- 
samiuenhange  mit  der  von  den  Monumenten  direkt  abzuleitenden  Bau- 
geschichte  besprochen.  Von  weiteren  Bauinschriften  in  griechischer 
Sprache  gibt  es  nur  noch  die  des  Augustustempels,  die  an  anderer 
Stelle*  I bereits  bearbeitet  wurde,  und  außerdem  eine  nicht  unbeträcht- 
liche Ueiho  von  byzantinischen  Texten,  die  wir  hoffentlich  bald  an  ge- 
eignetem Orte  zuBumiuenstellen  können. 

Kairo.  Ludwig  Borchardt. 


Nachwort. 

Mit  frcuniliicher  GenehmigunR  de»  Herrn  Dr.  Rubensohn  erlaube  ich  mir, 
hier  kurz  meine  Bedenken  gegen  seine  Datierung  der  neuen  Inschrift  vorzulegcn 
Ich  bczweiile  sie  deshalb,  weil  man  im  Jahre  146  6 der  Königin  Kleopatra,  die 
bereits  seit  Dezennien  ihren  Kult  als  &fa  4>ilogt)r<uc  hatte,  in  einer  derartigen 
Inschrift  die  Bezeichnnng  als  Göttin  nicht  versagen  konnte,  zumal  w-enn  unmittelbar 
vorher  der  Bruder  mit  Kultnamen  genannt  ist.  Kubensohns  Kinwand,  man  habe 
Bedenken  getragen,  sie  Philometor  zu  nennen  wegen  der  „offenkundigen  Feind- 
schaft zwischen  dem  verstorbenen  Philometor  und  dem  neuen  Herrscher“,  ist  schon 
deswegen  nicht  überzeugend,  weil  der  neue  Herrscher  ja  ebenso  gut  wie  der  Ver- 
storbene lange  Jahre  hindurch  #s6s  4>iio)(ujr(aj  gewesen  war,  ehe  er  Otoj  Evtg- 
yftrjs  wurde  (vgl.  oben  S.  .'123 f,).  Übrigens  wissen  wir  gamicht,  was  bei  Ruben- 
sohns  Ergänzung  vorausgesetzt  wird,  ob  Ptolemaios  VIII.  überhaupt  schon  vor  der 
Hochzeit  mit  der  Schwester  sich  in  den  OtAs  Eetpyfrrjf  verwandelt  hat.  Mir 
wäre  cs  wahrscheinlicher,  daß  er  gleichzeitig  mit  ihr  den  neuen  Kultus  bekommen 
hätte,  — Ich  ergänze  hiernach  in  Z.  1 statt  OtoC  Evig^itov  vielmehr  Ofob  i’iXo/itj- 
Togof  und  beziehe  die  Inschrift  auf  die  Zeit  unmittelbar  vor  der  Hochzeit  des 

1)  Brugsch,  Reiseberichte  S.  266. 

2)  Die  Dekorierung  dieser  Säulenhalle  und  die  des  Korridor»  des  .4rsnuphis- 
Tempels  sind  von  demselben  Meister,  da  die  Skizzen  zu  den  tanzenden  Figuren, 
welche  die  Säulen  am  Hathor-Tcmpel  zieren  (Lyons,  Report  Phot.  15),  in  Rötel 
auf  der  Ostwand  des  Korridors  des  Arsnuphis-Tempels  stehen. 

8)  Wollte  man  annehmen,  daß  alle  diese  Bauinschriften  sich  nur  auf  den 
Weiheakt  bezögen,  so  würde  ihr  Wert  für  eine  baugeschichtliche  Verwendung 
noch  geringer. 

4)  Jolirbuch  d.  archäol.  Inst.  1903  S.  84. 


N 


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RnbenBohn-Iiorchardt:  Griechische  Bauinschriften  ptolem.  Zeit  anf  Philae.  3G7 

Ptolemaios  VI.  Philomotor  mit  seiner  Schwester  Kleopatra.  Oh  damals  wirklich 
seine  Mutter  und  VormOndin  hätte  genannt  werden  müssen,  wie  Ituhensobn 
sagt,  ist  mir  sehr  zweifelhaft.  Ich  kenne  kein  Beispiel  dafür,  daß  in  einer  der- 
artigen Weihinschrift  der  Vormund  genannt  würde.  Doch  wir  können  diese  all- 
gemeine Frage,  die  einer  weiteren  Untersuchung  wert  ist,  hei  Seite  lassen,  denn 
die  Inschrift  könnte  auch  vor  die  Hochzeit  fallen  und  doch  nach  dem  Tode 
der  Mutter  gesetzt  sein.  Die  modernen  Ansetzungen  des  Todes  der  Kleopatra  I. 
schwanken  zwischen  174,  178  und  172  (vgl.  Strack,  Dyn.  S.  196).  Andererseits 
ist  die  Hochzeit  nach  der  Inschrift  Dittenberger,  Or.  Gr.  n.  106,  die  wogen  des 
Perfektums  in  das  Jahr  172/1  fällt,  mit  großer  Wahrscheinlichkeit 

in  eben  dies  Jahr  zu  setzen  (vgl.  Dittenbergers  Kommentar).  Jedenfalls  liegt  die 
Möglichkeit  vor,  daß  ein  größerer  oder  kleinerer  Zwischenraum  zwischen  dem 
Tode  der  Mutter  und  der  Hochzeit  liegt,  und  in  diese  Zeit  (ca.  173  2)  würde  unsere 
Inschrift  anf  alle  Fälle  vorzüglich  passen,  denn  damals  konnte  Kleopatra  II.  nur 
als  seine  ddcJ<piJ  bezeichnet  werden.  — Übrigens  ergibt  die  obige  Anordnung  der 
Inschriflfrugmente  etwas  recht  Auffälliges:  die  Eltern  entbehren  des  Kultnamens! 

U.  Wileken. 


r 


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Zu  den  Genfer  Papyri. 

Im  September  lSt04  war  es  mir  vergönnt,  im  schönen  Genf  eine 
Woche  lang  an  den  dortigen  Papvri  zu  arbeiten.  Ich  kann  nur  mit 
größter  Dankbarkeit  gegenüber  Jules  Nicole  an  diese  Zeit  zurück- 
denken; hat  er  mir  doch  mit  unübertrefflicher  Liberalität  und  Liebens- 
würdigkeit die  von  ihm  verwalteten  Schätze  zur  Verfügung  gestellt 
und  meine  Arbeiten  auf  jede  Weise  gefordert.  Dank  den  von  ihm 
getroffenen  Maßnahmen  war  es  mir  möglich,  von  früh  bis  spät  unter 
den  angenehmsten  Arbeitsbedingungen  die  Papyri  unter  die  Loupe  zu 
nehmen.  Es  ist  mir  eine  liebe  Pflicht,  ihm  auch  hier  meinen  wärmsten 
Dank  dafür  auszusprecheu. 

Was  ich  bei  diesen  Arbeiten  gelernt  habe,  will  ich  hier,  mit  gütiger 
Erlaubnis  Nicoles,  den  Kachgenossen  mitteilen.  Wie  früher  bei  meinen 
llevisionen  der  englischen  Ausgaben  (vgl.  oben  S.  llOff.  und  232ff.) 
werde  ich  mich  auch  bei  den  Genfer  Papyri  im  wesentlichen  auf  die 
Mitteilung  der  neuen  Lesungen  beschränken.  Nur  hin  und  wieder  soll 
auch  auf  die  sachlichen  Konsequenzen  kurz  eingegangen  werden.  Eine 
Ausnahme  mußte  ich  mit  dem  separat  erschienenen  sogenannten  „Vor- 
mundsehaftspapyrus“  machen,  bei  dem  die  neuen  Lesungen  und  Beob- 
achtungen auch  ein  genaueres  Eingehen  auf  die  durch  ihn  aufgeworfenen 
wichtigen  Fragen  erfordern.  Ich  werde  diesen  Papyrus  voranstellen 
und  dann  die  Bemerkungen  zu  der  Ilauptpublikation  Nicoles,  Les 
papyrus  de  Genbve  (1896  und  1900),  folgen  lassen. 

A.  Der  YoriiiundHchaftspapyrus. 

Dieser  im  Privatlwsitz  Nicoles  befindliche  Text  ist  zuerst  von 
Nicole  in  der  Revue  Arcbeologique  1894  unter  dem  Titel  „t-'we  affaire 
de  tutcllc  siiiis  le  regne  d’Anionin  Ic  Pieiix"  heraiisgegeben  und  erklärt 
worden.  Etwa  gleichzeitig  erschien  unter  Benutzung  der  Lesimgen, 
Ergäuzimgen  und  Erläuterungen  Nicoles  eine  juristische  Bearbeitung  von 
H.  Erman  in  der  Savigny-Zeitschrift  für  Rechtsgeschichte  XV.  Rom. 
Abt.  S.  241/55  imter  dem  Titel  „Eine  römisch-ägyptische  Vormund- 
schaftssache aus  dem  Jahre  147/8“.  Das  Hauptergebnis  seiner  Deutung 
faßte  Erman  auf  S.  247  mit  folgenden  Worten  zusammen:  „Der  Gau- 


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Clrich  W licken:  Zu  den  Genfer  Pftpjri. 


3159 


Vorsteher  [örpatr/ydg]  also  hat  den  Vormund  bestellt.  Und  zwar  selb- 
ständig kraft  eigenen  Rechts,  — nicht  bloß  „iussu“  eines  Reichsbeaniten. 
Denn  der  einzige  Reichsbeamte,  der  eingegrififen  hat,  der  Juridicus,  er- 
mangelte vor  Marc  Aurel  selbst  der  tutoris  datiu.  Diese  Vormunds- 
bestellung der  ägyptischen  Gauvorsteher  entspricht  also  durchaus  der 
der  graeco-italischen  Municipalmagistrate.  Diesen  standen  ja  die  Gan- 
vorsteher  flberliaupt  praktisch  fast  ganz  gleich.  Unser  Papyras  bietet 
also  ein  neues  Zeugnis  für  die  Selbständigkeit  der  municipalen  Vor- 
mundsbestellung in  der  klassischen  Zeit.“ 

Zu  diesem  Resultat  ist  von  juristischer  Seite  .schon  mehrfach  Stel- 
lung  genommen  worden.  Ablehnend  äußerten  sich  — und  zwar  auf 
Grund  allgemeiner  juristischer  Erwägung  — Mitteis*),  Gradenwitz*) 
und  P.  M.  Meyer.*)  Dagegen  akzeptierte  dies  Resultat  Wenger.*) 

Durch  die  folgende  Neugestaltung  des  Textes  wird  jenen  Folge- 
rungen Ermans  der  Boden  entzogen.  Abgesehen  von  den  neuen  Lesungen 
ist  entscheidend,  daß  von  Col.  II  1 — 9 nicht,  wie  Nicole  annahiu,  die 
ganze  linke  Hälfte  fehlt,  sondern  daß  diese  Zeilen  vollständig  sind 
und  daher  den  Schluß  der  in  Col.  I begonnenen  Bittschrift  darstellcn. 
Damit  fällt  die  für  Ermans  Auffassung  entscheidende  Ergänzung  in 
II  1:  ixelevactg  (le  yevsa&ai  [i:tLZQoitov],  was  dem  Vormund  gegenüber 
dem  Stnitegen  in  den  Mund  gelegt  wurde.  Daß  die  beiden  erhaltenen 
Fragmente  der  Urkunde  vielmehr  unmittelbar  aneinander  passen,  also 
II  1 — 9 vollständig  ist,  zeigte  mir  der  Augenschein,  im  besonderen 
die  Tatsache,  daß  das  e von  / jrotiffav  in  II  4 zur  Hälfte  auf  dem  ersten, 
zur  Hälfte  auf  dem  zweiten  Fragment  sitzt;  der  Bnich  geht  mitten 
durch.  Im  übrigen  darf  ich  wohl  davon  absehen,  auf  die  früheren 
Deutungen  von  Nicole  und  Ennan  im  einzelnen  einzugehen,  da  der 
Text  ein  wesentlich  anderes  Aussehen  erhalten  hat.  Ich  möchte  hier 
nicht  unerwähnt  lassen,  daß  Nicoles  Transkription  dieses  Textes  zu 
seinen  allerersten  Versuchen  auf  diesem  Arbeitsgebiet  gehört.  Jeder 
Sachverständige  weiß,  daß,  wenn  irgendwo,  so  für  die  Entzifferung  der 
Papyri  der  alte  Satz  gilt,  daß  kein  Meister  vom  Himmel  fällt. 

Auch  die  folgende  Edition  läßt  leider  noch  manche  Frage  unge- 
löst. Durch  immer  erneutes  Studium  des  Originals  wird  hoffentlich 
noch  mancher  Zweifel  schwinden.  Die  richtige  Auffassung  von  11  1 — 9 
verdanke  ich  Ludwig  Mitteis.  Als  ich  meine  Lesungen  mit  ihm 
durchsprach,  wurde  er,  namentlich  durch  xatä  yaorgug  (II  3)  und 

1)  Sav.  Ztschr.  R.  A.  85,  875. 

2)  Archiv  f.  I’ap.  II  8.  576  Anm.  3. 

8)  .\rchiv  f.  I’ap.  III  S.  105.  Vgl.  hierzu  unten  S.  378. 

1)  L.  Wenger,  Rechtshisturiache  I'apyruaatmlien  1902  S.  139. 


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370 


Aufsätze 


IxoxrivOca  (II  5)  sofort  au  das  prätoriscbe  Edikt  lie  inspiciendo  vmtre 
custudiendoque  partn  in  Dig.  25, 4,  10  erinnert,  und  von  diesem  ent- 
scheidenden Gesichtspunkt  aus  ergaben  sich  uns  dann  leicht  die  Lesung 
pfKt  (=  paCat)  in  II  3 (nach  meiner  Ab/.eichnimg)  und  die  Erg^nzimg 
«Äo[xu]^öai  in  II  4. 

Ich  lasse  nunmehr  den  Text  so  folgen,  wie  ich  ihn  bis  jetzt  her- 
steilen  konnte.  In  den  Fußnoten  bezeichnet  N Nicole,  W Wilcken. 


Columne  I. 


[ ? KaXovielai  IlaTQoqCXai  tdi  XQazieTO)]t  ötxtttod6riji 

[nupä  i £ . . . (ttg  rhxQaviXkrjs ] . ipov  xal  'Egtvvi- 

[ou jtftßnoü  xal  Jio- 

[ pi/jräg  MiaoQi)  ani- 

6 [■&££in'V ] . aXtvxa  tlvai 

[ ] . lov  Aovxiov  'E- 

[pfi/vtou avp]ßiO}<sdarjg  pov 

[ njs’  'J/paxXfidov  ]ptp^dog  tov  'Aq- 

[aivoiTov  vopov ] . j;  . . ov  äv£- 

10  [dojx«? Jffrpar?jyov 

] . [ ] . V peru 

rd]s,'  xXeldag  xal 
£Ü]&£tO!;  xarad’da&ai 
dvado?]&tjaopivov 

15  [vw’ipoü?  cig  rj?)v  ixiTpom'/i^ 

] . dl  ’ ixiOToXüv 
TÖde  t]o  ßvßXidiov  xa- 
xcXi]vaai  ygatpijvai 
j di'ap^KJßtjTtjtag 

20  toö  vloö]  pov  AovxCov  'E- 

[pswUm ]dtpCav 


1 vor  Kalovtoiüii  etc.  (erg.  X)  hat  vielleicht  das  Praenomen  gestanden  W.  — 
2 Anfang  erg.  W;  vor  tpov  ein  Horizontalstrich,  passend  zu  P oder  T W.  — 
6 Anfang  erg.  N;  vor  atsvroi  eine  nach  rechts  geöffnete  Rundung  Ct  etwa  zu  M 

passend,  also  nicht  r (N),  auch  nicht  uj  vor  ilvai  ein  Spatium  W.  — 6 die  Reste 

sprechen  etwa  für  rio«  oder  yiov  W ; viov  N.  — 7 erg.  N.  — 8 erg.  \V.  — 9 An- 
fang erg.  W ; Schluß  vor  dem  unsicheren  »j  ein  HorizontaUtrich,  <ler  zu  T oder 

T passen  würde,  das  WeiU're  mir  noch  unklar,  jedenfalls  nicht  vor 

cfve  ein  Spatium  W;  rjs  6t . aravt  N.  — 10  erg.  W.  — 12  . . , . xat  N.  — 

13  W;  xdljssis  N;  yfapparj^as  Erm.  — 11  erg.  W.  — 16  erg.  W.  — 

16  fjiiffToiüv  W;  emaroXrix  N.  — 17  von  o in  t|6  die  rechte  Rundung  erhalten; 
erg,  W.  ßvßXl6iof  nachträglich  verbessert  zu  ßtßXidiov  \V.  — 18  erg.  W.  — 

20  erg.  W.  — 21  W;  rj  N. 


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Ulrich  Wileken;  Zu  den  fienfer  Papyri. 


371 


[ ]oi)u<a  ft»)  x\. . .] 

[ I?S  ö'*  *[o]w  i[3i]i- 

[xffönov^i fo  ftijdfv 

25  äv]ayxa(c)s  v:ro 

joMP  Tofj  ihca- 
] . fttt  ivutpsQt] 

Jtffojff  äyofüs- 
ii\fylotn. 


22  vor  avaca  notierte  ich  den  Best  eines  Horizontalstrichs,  was  etwa  auf 
fiyovfuci  führen  würde  und  ^rofioüpai  ausschließt;  von  x nur  die  obere  Spitze  des 

langen  Vertikalstrichs  erhalten  W;  . . . /lai  pij N.  — 23  rechts  über  r?j  ist 

(wohl  nachträglich)  ein  Haken  ^ gesetzt;  sollte  der  a bedeuten,  so  wäre  rij  in 
vi/i,'  korrigiert  \V;  . . futp/trij  . . . . N.  — 24  erg.  W.  — 25  i'ero  W;  tjju  N.  — 
26  etwa  oder  Jov  fv  W.  — 27  jijpa  würde  zu  der  Schrifts)>ur  passen  W. 

— 27  ?j  in  «vortjptpr,  unsicher.  — 26  äyofu  W;  ayofi  N.  — 22  hinter  pjeynrr  sind 
1 oder  2 Huchstaben  korrigiert. 


Columiic  11. 

Äpoff  »jp  ixi'ifvöäs  ftf  yei’ta9-a<, 
duziful/arö  aoi  xatufiefuc&rjxtvai 
fu  avv  ftf'ttt  xal  f’yvmxevai  xutä  yaorgb^ 
exovtJccv,  fii]  dvvuO&ca  öi  jiuq  ’ avrij  ä»o- 
6 [xx}]ij6aC  (it-,  ii:ttaxiio9ai  Si  avri/v  i.ro- 
:tT{v<!cd  fl'  tl  avvi'xc}  tag  üxuvtu  za  xar’  i- 
fit  3t£a:A»;[p]iöcf’&at,  xal  fir/ähv  xuq' ififjv 
air£[f]ap  ytyovuivui,  fp’to  tviQytztffiivri. 

(2.  H.)  ^mtxt’Xt-  l,!'  H.)  (“Eropg)  ta  . | 

lü  (3.  H.)  ’ExiazfXXov  . . . 

(4.  H.)  ' /IvxiyQatpov  txiazoA(tig)  //g  tyQit4’fv  flzoXtfialog  A/o|  Jt’/tu)» ) . 
l//]ToA£ft«iog  ffrpartjyog  '^(pQodtito^^xoyXtizov  iWaJL'ftox  J 
[tJAi  xol  iVfKpj;a)i  azpaztjyäi  ’^paivoti'zov  'Hpux(Xt(öov)  /»[fpfdlog)] 

zäi  tHfiiazazai  ;jafp£tp. 

15  [“^lypafhag  fioi  KaiovelOiov  IlatgöipiXov  röp  xpartörop  [d'ixatj- 
\o\S6rrjV  ^g  typail/tv  aoi  ^JttöroAf/g  Xfp!  xazauzdatalg  f,-ttTpd]- 

1 11V  W ; . . N.  — 2 xßva  W ; rtai  . . X.  — 3 pfat  (—  lutiat)  (Jota  adscr. 
nachträglich  hinzugefügtf  Mitteis-W;  . . t«  N.  — 3 yaergös  (falls  statt  j Schluß- 
V geschrieben  sein  sollte,  wäre  dies  in  g emendicren)  W ; tag  xgog  N.  — 
4/5  dao  [xi’l^aoi  Mitteis-W;  a«].»)ffai  N.  — b Pt  W;  . . N.  — 6 iiTtveai  W; 
. Ttvöai  N;  övviym  iiag  W;  (Og  N;  xßv*  i W;  . . . N.  — 8 aintav  Blass- W; 

...  £ KV  N.  — 8 = yfyovdvat.  — 8 fp’  m W ; ipo  X.  — 9 ^ifvyvxi  (lies  n- 
Tvjitt)  W;  £t>Tt»j;M  X;  ö<i#  (dahinter  ist  Platz  für  1 Zahl)  \V;  N.  — 

10  vgl.  Kommentar;  emaTfXio/ifvov  N.  — 11  imazu  tig  W;  iitiezolrig  X. 

Archiv  f Papjrruafnriichunir  IH.  8.  25 


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372 


Aufsätze 


Äfflv  yiovximi  'EqcvvCov  cctpi^hxos  avriygaipov  ;tf[ 

[ OÄ'tag?]  ^a]T[aJ  rijg  v[äö]  Fs  . . . (ag  IliTQavCXXrjg  ,u[j2rp6g] 

avroü  ä»'[a]3[o]^£Vrag  ilg  rijv  fziTQoxijv  örjXäem,  [6;rdTf]- 
20  pog  awrüi'  [äSi]o*itfrdT£p[dJg  Jffriv  [:rpög]  rijv  i;rtTpo[Äi)i/J, 
KXoAoi5f^(a[g  oh  a]yQa^ev  6 xpanörog  d[txa]to(ydt7jg  x[ard| 

AtXiov  ’Ano[^XX<a\viov  ytyvfivaaiuQX^A^l'*'^^  ’Avri^öov  :idA(frag)], 
rwrei  äi  ’0[5uplv/';i;[£i']T»jv  Meiitpe\lz\ov  y(oi>xo[vvra 
Tädt  Tiö  vofiä  xttl  y1[oy]y(iviov  Mtvi^viov  y£yv\fivaOt.a(fi{i]x6Tay\ 
26  'A(pQod{iTox6X{cag)  ysovxovvra  iv  rö  uitä  vofiä.  [z/fjAäj 
ovv  Tov  T^g  ÄÖifog  [ypa]f»[ji<iT]£a  arpo<JÄf9PCOv[);x£'vai] 
elvai  Tov  u^aoxt,aT[6icQo]v  uvt&v  jllXaov  ’y4aoXX[äviov]. 

^ib  ygatpa  <foi,  TH(uä\taTe,  fid^g.  'Slppoffo], 

TimiäsTaTS.  (5.  H.?)  ("ETovg)  la  [y#ÜTOxpd]topog  Kulau^og  7Yt[ou 

AlXlov  'ASpiavov] 

80  ’Avrcapaivov  £tßaUtov  £yff£[/S]oi)g  &h9  x9-. 

17  Anfang  nur  «cai’  (1.  latTg6aoo)  W;  [o]««!»  N — 17  Schluß  die  Rundung 
hinter  n paßt  zu  t,  auch  zu  o;  vgl.  Kommeutar;  7t/[ff\l>nv  N.  — IH  die  Spuren 
•würden  zu  *[a]r[ä]  pnasen;  tTjs  ist  verschrieben  für  voie;  der  Buchstabe  hinter 

Fl  ein  tiefgehender  wie  g W;  «r,j ytXXias  N.  — 19  orurot) 

o>’[fTa]ffovT«  Tit  (Xfi  . . . tniTgont)V  itilaea  [otiv  ea]  N.  — 20  (pag  avra  [a|i]o- 

xiffro[vgJ rrjt'  e«iTpo[ffr]v] . N.  — 21  ^crrcc  (von  x die  obere  Spitze 

erhalten)  Wj  x N.  — 22  yupfRaicrej);!»  j’Jtouiffo»  tu»  tv ] N.  — 

23  ’0[|wp]ny;i;[ti]T7j»  erst  nachti^glich  nach  meiner  Zeichnung  gelesen,  daher  un- 
sicher, ob  die  Schriftepur  vor  v genau  zu  g paßt  W ; rvrii  Sf  o[ixot»»]T«  fir 
[«l#ri»as  ap^|od]ov  yfoi>j;ofu»T«  f»]  N.  — 24  l[o/])'ti»o»  g£»[.  . ]po»  y*ou3;o[» 

tu»  t»]  M.  — 25  aipgottiTOTtoX{(tTrj)  N;  Schluß  [Jtjiüi]  W; N.  — 20  oiv 

W;  s . . N;  x;oexeqpuv[ijxsVai]  erg.  W.  — 27  a|ioxiar[o»  exiTeoJxo»  oilio»  N. 
— 31  ÖÜO  (die  Spuren  erfordern  diese  Lesung)  xlt  W;  . . . . xs  N, 


Colunine  III. 

(G.  H.)  yf[i/rfj'paqpop  iflritfroAijg  ^g  eypaifiep  Ald^ifiog  KaXovieim]. 
KaXovlt-Oiai  TIuTQOtplXtai  rwi  XQazletcoi  . . . Md^ifiog  6 xul  NiuQ- 

Xog  ...  Z«^pfiv]. 

’'£d»[x  . . . 

Aovxi[. . 'Eqcvvi 

5 ,ȣ..[ 

TfpOl^^ 

Aoyyi\vi  . . Mevtjvt rbv  (tev?  AiXiov  ’AxoXXävMv] 

ytyv{iivttaiaQX'>i*ÖTa)  y^vrivoov  x6Xi<og,  vvvl  äi  ’O^VQvyxiztjv?] 

Die  Krgünzungen  durchweg  von  mir.  2 xalu[;  xoiijaffs  N.  — 3 td  N.  — 
5 zweifelhaft,  ob  pt»o(?)  oder  ptym  (wie  N)  zu  lesen.  — 7 ivr . N.  — 8 . egv  N. 


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Clrich  Wilcken;  Zu  den  Genfer  Papjri. 


373 


Af£/i[gj^T0t),  Tüi»  di?  Aoyytiviov  Mev^viov  ysyvfivaOi.UQXriXOTa] 

10  ’A(pQodi[To:t6ieag,  aiiipot^Qovs  yeovxovvxu^  iv  rCn  ’AgjfioditoTio- 

ICrtji  vo^üf]. 

'IVö  di  t[ov  <STQCcT}iyov  Tov  ’AffQodiTonoUrov  vofiov? 

iffTiJ»  [. . . 

»po(f;r£[<)p<ai'flffö'«j? vxo  tov  rijs  irdAfojg?] 

yQa(ufutTtb)s)  aliloxtaTOTCQov  clvat  srpög  ri)v  ijiitQoiiijv  ad|- 
15  TOV  Ath[ov’AxoXlc!>viOv.  Aib  ygci(pa)  ooi,xvjiii,iv’ildf)is.  £ÜTi';(f(,| 

xvgie.  ("£tovs)  [tä  AvToxgixTogog  KaCoagos  xtI. 

9 ftfx  N.  — 11  pTjT  N.  — 13  ßo  . . S.  — 14  a&ett  o|i  N.  — 15  roe  dpa  N. 
— 16  von  der  Sigle  L ist  nur  die  Vertikale  erkalten,  Tinte  wohl  abgesprungen 
W ; KVpu  i N, 

Der  Genfer  Papyrus  enthält  hiernach  folgende  Aktenstücke: 

I.  Bittschrift  der  Ilömerin  Petronilla  an  den  Juridicus  Calvisius 
Patrophilus  (II — II  9).  Datum;  Thoth  x des  11.  Jahres  des  Anto- 
ninas  Pius  (147  n.  Chr.).  Die  Urkunde  ist  in  großer  Unziale  geschrieben, 
die  Grußformel  in  II  9 in  kleiner  zierlicher  Schrift.  Danach  ist  die 
Torlicgende  Eingabe  für  das  Original  zu  halten,  und  die  folgende  Zeile 
II  10  für  die  Entscheidung  (vxoygaiptl)  des  Juridicus. 

II.  Abschrift  des  Briefes,  den  Ptolemaios,  der  Stratege  des  Aphro- 
ditopolites,  an  Maximus,  seinen  Kollegen  im  Heraklides-Bezirk  des  Arsi- 
noites,  geschrieben  hat  (II  11 — 30).  Datum:  Thoth  29  desselben  Jahres. 

III.  Abschrift  des  Briefes,  den  dieser  Masimus  an  den  Juridicus 
CalvisiuB  Patrophilus  gerichtet  hat  (III  1 — 10).  Datum  nicht  erhalten. 

In  welchem  Zusammenhänge  diese  Akten,  die  alle  von  verschiedenen 
Händen  geschrieben  sind,  zu  einander  stehen,  kann  erst  aus  einer  Ana- 
lyse der  Texte  erschlossen  werden. 

Da  von  der  ersten  Kolumne  nur  die  Zeilenausgänge  erhalten  sind, 
lassen  sich  über  den  Inhalt  dieses  Teiles  der  Bittschrift  nur  Vermu- 
tungen aufstellen.  Nachdem  Petronilla,  wie  es  scheint,  im  Anfang  auf 
den  im  vorhergehenden  Monat  Mesore  erfolgten  Tod*)  ihres  Mannes 
hingewiesen  hat,  bespricht  sie  im  Folgenden  die  Frage  der  Einsetzung 
eines  ixiTgoxog  (tutor)  für  ihren  noch  unmündigen  Sohn  Lucius  Heren- 


1)  Hierbei  ist  vorausgesetzt,  daß  die  schon  von  Nicole  vorgeschlagcne  Er- 
gänzung wenigstens  dem  Sinne  nach  das  nichtige  tritfl.  Die  andere 

Möglichkeit,  die  man  nach  dem  erhaltenen  Wortlaut  erwägen  könnte,  ob  Petro- 
nilla nicht  von  ihrem  Manne  geschieden  worden  ist,  wird  dadurch  bei  Seite  ge- 
schoben, daß  für  ihren  Sohn  ein  tutor  nötig  ist.  Daß  der  Mesore  des  unmittelbar 
vorhergehenden  Jahres  gemeint  sein  muß,  gebt  aus  ihrer  Schwangerschaft 
hervor. 

äö* 


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374 


AufsHlzo 


nius.  Auf  diese  Andeutungen,  die  wir  nur  mit  Hilfe  der  zweiten  Ur- 
kunde einigermaßen  verstehen  können,  komme  ich  hei  Besprechung 
dieser  zurück. 

Eine  ganz  andere  Frage  wird  in  dem  vollständig  erhaltenen  Schluß 
der  Bittschrift  II  1 — 9 hehandelt.  Dies  ist  der  Passus,  der,  wie  oben 
bemerkt,  erst  durch  Mitteis’  Hinweis  auf  Dig.  25,4,10  verständlich 
geworden  ist.  Daselbst  heißt  es  (aus  TJl})ians  24.  Buch  ad  edictum): 
De  in.spiciendo  ventre  custodiendnqtie  partu  sic  praetor  ait:  ,,Si  midier 
mortiw  marito  praegnatem  se  esse  dicet,  his  ad  qnos  ea  res  pertindiit 
proeuratorive  corum  bis  in  mense  deniinUandum  curcl.  ut  mittant,  si  velint, 
quae  ventrem  inspicient.  mittantur  uutem  mulicres  liberae  dumtaxat  quin- 
que  Iiaequc  sinitd  omnes  inspiciant,  dum  ne  qua  earum  dum  inspicit  in- 
vita  midiere  ventrem  tangat.  midier  in  domu  honestissimac  feminae 
piiriat,  quam  ego  consiituam“  etc.  . 

Petronilla  referiert  hier  über  einen  sie  betreffenden  Bericht,  den 
eine  Frau  an  den  Juridicus  geschickt  hat  {äuxdpil>UTo).  Der  Name 
dieser  Frau  oder  eine  nähere  Bezeichnung  derselben  muß  am  Ende 
von  Col.  I gestanden  haben.  Der  Gedanke,  etwa  M]t‘yiaTrj  . als  Eigen- 
name zu  fassen,  was  an  sich  möglich  wäre,  wird  dadurch  ausgeschlossen, 
daß  von  diesem  Wort  hier  ein  Casus  obliquus  steht,  während  der  No- 
minativ, als  Subjekt  zu  öt-i^tpi^aro,  zu  erwarten  ist.  Zu  dieser  Frau 
ist  Petronilla  auf  Befehl  des  Juridicus  gegangen  (xgög  ijv  ^xiievadg 
pf  y£t’ia&ai).  Die  Frau  hat  dem  Juridicus  mitgeteilt,  sie  habe  Petro- 
nilla mit  einer  Hebamme  (uai'a)  untersucht  und  sie  als  schwanger  be- 
funden, Petronilla  könne  aber  nicht  bei  ihr  entbimden  werden;  sie  habe 
jedoch  versprochen,  Petronilla  zu  beaufsichtigen,  ob  sie  Zusammenhalte 
(durchhaltü),  bis  alles  (d.  h.  die  Entbindung)  vorüber  sei,  — nnd  Nichts 
sei  durch  Verschulden  der  Petronilla  geschehen.*)  Die  daran  sich  au- 

1)  Bei  diesen  Schlußworten  braucht  nicht  notwendig  an  Abtreibung  oder 
dgl  gedacht  zu  werden.  Vielleicht  wird  hiermit  auf  etwas  hingewiesen,  das  in 
Col.  I schon  erwähnt  war,  wofür  hier  nur  die  Schuld  von  der  Petronilla  abge- 
wälzt wird.  Öderes  heißt  einfach:  Petronilla  hat  sich  nichts  zu  Schulden  kommen 
lassen.  Auch  in  dem  ei  avrix“>  braucht  nicht  notwendig  eine  absichtliche 
Störung  der  Schwangerschaft  ins  Auge  gefaßt  zu  sein.  Ich  betone  dies  mit 
Rücksicht  auf  die  folgenden  Darlegungen,  die  ich  Ludwig  Mitteis  verdunker 
„Die  zur  Sicherung  des  Personenstands  bestehenden  Bestimmungen  des  Rö-“ 
„mischen  Rechts,  — um  dessen  Anwendtmg  es  sich  hier  handelt,  da  Petronilla“ 
„Römerin  ist  — sind  folgende:  1.  Das  Sc.  Plancianum,  etwa  aus  der  Zeit  des“ 
„Vespasian,  bestimmt  tür  den  Kall,  daß  nach  geschiedener  Khe  die  Frau  noch“ 
„behauptete,  vom  früheren  Khegatten  her  schwanger  zu  sein,  ein  besonderes,  die“ 
„Schwangerschaft  und  Kntbindung  kontrollierendes  Verfahren,  von  dessen  Beob-“ 
„achtung  der  Anspruch  auf  Anerkennung  des  Kindes  abhängt  (D.  25.  S,  1 — 8)j“ 


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Ulrich  Wileken:  Zu  den  Genfer  Papyri. 


375 


schließende  Schlußbenierkung  tv' svipyeTrjfiivij  ist,  wie  häufig  in 
solchen  Bittschriften,  nicht  mit  dem  unmittelbar  Vorhergehenden,  son- 
dern mit  dem  weit  voranstehenden  Petitum  (äjiü  etc.)  zu  verbinden. 

Mit  dem  oben  zitierten  Edikt  steht  dieser  Vorgang  iusofeni,  als 
hier  nicht  fünf  Frauen,  sondern  nur  eine  Frau,  zusammen  mit  einer 
Hebamme,  die  inspectio  ventris  vomimmt*),  nicht  im  Widerspruch,  da 
das  Edikt  eine  Maximalzahl  festsetzt.’)  Diese  eine  Frau  ist  offenbar 
zugleich  jene  honestissinta  fcniim,  in  deren  Haus  nach  dem  Befehl  der 
Behörde  die  Entbindung  stattfinden  soU.  Denn  wenn  ein  solcher  Be- 
fehl nicht  vorläge,  hätte  sie  keine  Veranlassung,  dem  Juridicus  zu 
schreiben,  daß  die  Entbindung  bei  ihr  nicht  stattfinden  könne.  Zu  der 
Beaufsichtigimg  erklärt  sie  sich  aber  bereit. 

Was  eigentlich  der  Zweck  der  vorliegenden  Bittschrift  ist,  ist  bei 
dem  kläglichen  Zustand  von  Col.  I nicht  zu  ersehen.  Wiewohl  die 
folgenden  beiden  Aktenstücke  auf  diesen  Punkt  gar  nicht  Rücksicht 
nehmen,  sondern  nur  die  Vormundschaft  für  den  L.  Herennius  berühren, 

„es  sucht  also  die  KindcBuntcrscbiebung  zu  verhüten.  2.  Das  oben  zitierte  prä-“ 
„torische  Edikt  hat  gleichfalls  die  Verhütung  der  Kindesunterscbiebiing,  aber“ 
„für  den  andern  Fall  zum  Zweck,  daß  eine  Witwe  nach  dem  Tode  ihres  Mannes“ 
„eheliche  Schwitngenmg  behauptet.  3.  Von  beiden  wohl  zu  unterscheiden  ist  ein“ 
„Reskript  der  Divi  Fratres  in  D 26,  4 1 pr.,  welches  bei  geschiedener  Ehe  dom“ 
„frilheren  Ehemann  erlaubt,  wenn  nicht  die  Frau,  sondern  er  selbst  der  leugnen-“ 
„den  Frau  gegenüber  die  i^chwangerschafl  behauptet,  auf  eine  Bewachung  der-“ 
„selben  zu  dringen,  um  sich  sein  Kind  zu  sichern.  — An  sich  würde  mm  eine“ 
, Bemerkung  dahin,  daß  nichts  gegen  die  Schwangerschaft  geschehen  ist,  nur  zu“ 
„diesem  letzteren  Fall  passen;  denn  nur  hier  besteht  der  Verdacht,  daß  die  Frau“ 
„das  Kind  abtreiben  wird,  wahrend  wo  sie  selbst  ihre  Schwangerschaft  betont,“ 
„diese  Gefahr  ausgeschlossen  ist.  Dessenungeachtet  kaim  an  das  Reskript  der“ 
„Divi  Fratres  in  unserem  Fall  einfach  deswegen  nicht  gedacht  werden,  weil  der“ 
„Papyrus  älter  ist,  nämlich  aus  der  Zeit  des  Antoninus  Pius,  und  ebensowenig“ 
„ist  anzunehmen,  daß  ähnliche  Ordnungen  schon  früher  gegolten  haben,  da  das“ 
„Reskript  ausdrücklich  sich  als  vollkommen  original  bezeichnet  (novam  rem  desi-“ 
„derare  Rutilius  Severus  videtur  sqq.).  Außerdem  liegt  der  Tatbestand  des“ 
„Reskripte  gar  nicht  vor,  da  wie  Sie  richtig  bemerken,  der  Mann  der  Petronilla“ 
„gestorben  sein  muß  — sonst  könnte  nicht  die  Vormundschaft  über  ihre  Kinder“ 
„in  Frage  kommen.  Daraus  scheint  sich  mir  zu  ergeben,  daß  in  dem  Papy-“ 
„ms  nicht  gemeint  sein  kann,  es  sei  nichts  gegen  die  Schwangerschaft  ge-“ 
„Beheben.“ 

1)  Vgl.  Dig.  26,4,6:  üem  praetor  dumum  honestae  matronae  eligere  debet,  in 
qua  mutier  venüit,  ut  possit  intpici.  Diese  wie  die  anderen  Bestimmungen  von 
§ 10  beziehen  sich  allerdings  nicht  auf  ilen  Fall  mortm  marito. 

2)  Ich  verdanke  Wissowa  den  Hinweis  auf  die  Untersuchungen  von  W.  Kalb, 
Das  Jiiristenlatein,  2.  Aufl.  (1688)  S.  26  IT.,  wonach  dumtaxat  in  Befehlssätzen  das 
Minimum  bezeichnet  bei  Verpflichtungen,  das  Maximum  bei  Berechtigungen.  Der 
letztere  Fall  liegt  im  Edikt  vor,  wie  ti  eelM  zeigt.  Vgl.  Kalb  S.  26. 


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376 


Aufsätze 


muß  doch  das  Verhältnis  zu  dieser  honfsHssitrm  femitia  den  Haupt- 
gogenstand  unserer  Bittschrift  ausgemacht  haben.  Das  folgt  schon  da- 
raus, daß  die  das  Petitum  abschließenden  Worte  iv’m  svt^yeTr)fuvij 
sich  hieran  anschließen.  Das  Petitum  beginnt  in  Col.  I wenn  nicht 
in  17,  so  in  18,  etwa  mit  den  Worten:  ä£tö  ovv,  idv  eoi  (paivTjzai, 
xflejüffai  ygaifijvai  xtX.  Darauf  scheint  zunächst  von  der  Ernennung 
des  tutor  für  den  L.  Herennius  die  Rede  zu  sein  (vgl.  20 — 24).  Im 
folgenden  wird  dann  der  Punkt  erwähnt  sein,  der  Petronilla  veran- 
laßt hat,  in  II  1 — 9 auf  jenen  Bericht  der  honestissima  femina  hinzu- 
weisen. 

Fraglich  bleibt  mir  vorläufig  noch  die  Zeile  II  10,  ExiarilXov 

deren  Schluß  sicher  zu  lesen  mir  nicht  gelang.  Nach  meiner 
Abzeichnung  könnte  ich  es  vielleicht  ematfXXovfiey  (v  unsicher)  lesen, 
was  für  ixKJTeXovfuv  verschrieben  sein  müßte.  Daß  hier  in  einer 
vTcoyQuiprj,  die  nach  Lage  der  Dinge  ans  dem  Bureau  des  Juridicus 
stammen  muß,  ein  derartiger  Schreibfehler  stecken  sollte,  wäre  auf- 
fallend, aber  wohl  doch  nicht  ausgeschlossen.  Ich  weiß  keine  andere 
Erklärung  vorzuschlagen. 

Betrachten  wir  nun  die  beiden  Kopien  von  Briefen,  die  darunter 
gesetzt  sind.  Der  erstere  Brief,  der  fast  ganz  erhalten  ist,  deckt  uns 
folgende  Vorgänge  auf.  .Petronilla  hatte  (nach  dem  Tode  ihres  Mannes) 
zwei  Männer  zur  Tutel  für  ihren  unmündigen  Sohn  L.  Herennius  zur 
Auswahl  vorgeschlagcn  (II  18  r<ot)]>j  — rieTgaviXXijs  — 

d\o\&f'vTus  ils  zijv  fViTpoiriji').  Diese  Vorschläge  — die  übrigens  nicht 
erst  in  der  obigen  Bittschrift  gemacht  sind,  denn  zur  Einsetzung  der 
betreffenden  Namen  reichen  die  Lücken  von  Col.  I nicltt  aus  — sind 
an  den  Juridicus  gerichtet  gewesen,  denn  dieser  wandte  sich  darauf 
an  den  Strategen,  in  dessen  Gau  Petronilla  ansässig  war,  mit  der  Ab- 
sicht, feststellen  zu  lassen,  welcher  der  beiden  Vorgeschlagenen  der 
Vertrauenswürdigere  ( älioflriörörfpos’)  sei.  Da  Petronilla  im  Heraklides- 
bezirk  des  Arsinoites  wohnte  (vgl.  I 8),  so  ging  dieses  Schreiben  an 
Md^ifios  6 xal  Af«pj;os,  den  damaligen  Strategen  dieses  Bezirkes.  Jene 
beiden  Vorgeschlagenen  wohnten  aber  nicht  in  dieser  Strategie,  sondern 
der  eine,  Aclius  Apollonius,  der  schon  Gymnasiarch  von  Antinoupolis 
gewesen  war‘),  gehörte  nach  dem  (bisher  wohl  nicht  belegten  Dorf) 
Oxyrhynchos  im  Memphitischen  Gau,  war  aber  zugleich  Grundbesitzer 
im  gegenüber  liegenden  Aphroditopolites;  der  andere,  Longinius  Mene- 
nius,  der  früher  die  Gymnasiarchie  in  Aphroditopolis  bekleidet  hatte. 


1)  OicBer  ÄeliuB  ApoUoniue  j^ehört  zu  den  friihesten  Gymnasiarchen  von  An- 
tinoupolis, denn  die  Stadt  war  ja  vor  wenigen  Jahren  flberhaupt  erat  gegnindet 


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Ulrich  Wilcken:  Zu  den  Genfer  Papyri. 


377 


war  gleichfalls  yfov;i;of  in  diesem  Aphroditopolites.  Da  nun  die  Glaub- 
würdigkeit dieser  Männer  am  besten  durch  die  Ortsbehörden  des  Gaues, 
in  dem  sie  ansässig  waren,  konstatiert  werden  konnte*),  so  wandte  sich 
Masimus  an  den  Strategen  des  Aphroditopolites,  Ptolemaios,  mit  der 
Bitte  um  Auskunft.  Ptolemaios  forderte  darauf  eine  amtliche  Erklä- 
nmg  (jiQodifävtjais)  von  dem  ypaiifiUTtvg  TfjS  nöXstog  von  Aphrodito- 
polis*),  und  dieser  antwortete  darauf,  daß  Aelius  ApoUonius  der  ä^io- 
^rtUTÖrfpoi;  sei.  Hierüber  berichtete  nunmehr  Ptolemaios  an  Maximus 
in  dem  Brief,  dessen  Kopie  uns  in  II  11 — 30  vorliegt.  Der  zweite 
Brief  (III  1 — 10)  ist,  wie  mir  scheint,  eine  Kopie  des  Briefes,  in  welchem 
darauf  Maximus  an  den  Juridiens  die  Auskunft  des  Ptolemaios  weiter- 
gibt. Meine  Ergänzungen  wollen  nicht  wörtlich  genommen  sein,  son- 
dern nur  ungefähr  den  Sinn  andeuten.  Daß  der  Brief  an  den  Juridi- 
cus  geht,  folgere  ich  aus  xtipie  (III  16). 

Wegen  der  Verstümmelung  von  II  17  8 ist  es  nicht  ganz  klar,  ob 
schon  der  Juridicus  oder  erst  der  Stratege  den  Gedanken  bekommen 
hat,  den  Strategen  des  Aphroditopolites  die  Auskunft  erteilen  zu 
lassen.  Auch  .sonst  ist  der  Geschäftsgang  nicht  ganz  klar.  Er^nzt 
man  mit  Nicole  ein  Futurum  wie  in  II  17,  so  würde  es 

heißen:  „Du  (Maximus)  hast  mir  geschrieben,  daß  der  Juridiens  eine 
Kopie  des  an  dich  gerichteten  Briefes  mir  schicken  werde,  damit  ich 
— Auskunft  gebe“.  Dieser  Geschäftsgang  ist  mir  wenig  wahrschein- 
lich. Man  dürfte  wohl  auch  erwarten,  daß  Ptolemaios  den  Empfang 
jener  Kopie  dann  erwähnen  würde,  und  ohne  diese  erhalten  zu  haben, 
hätte  er  die  Sache  nicht  untersuchen  la.ssen  können.  Ich  würde  eher 
erwarten,  daß  Maximus  dem  Ptolemaios  eine  Kopie  des  vom  Juridicus 
ihm  geschriebenen  Briefes  übersandt  hätte.  Dieser  Sinn  kommt  aller- 
dings nur  heraus,  wenn  man  annimmt,  was  ich  nicht  für  unmöglich 
hiilte,  daß  der  Schreiber  den  Akkusativ  KccXoviCaiov  xtX.  statt  des 
Genetivs  gesetzt  hat.  Dann  wäre  etwa  gemeint:  “Eygatyi<g  gut  KaXov- 
fiaioxt  n«TQO(f{lov  Toö  xp.  äixtaodÖTOV  ^g  sygatlriv  Ooi  i■:il(izoXf^g  — 
üvtiygatpov  (loi.  Also:  „Du  schriebst  mir,  du  habest  mir  von 

dem  Brief  des  Calvisius  an  dich  eine  Kopie  übersandt,  damit  ich  — 
Auskunft  gebe,  gemäß  dem,  was  Calvisius  betreffs  der  beiden  Personen 
geschrieben  hat.“  Auch  in  diesem  Fidle  wäre  es  zwar  nicht  sicher, 

1)  Betreffs  des  Aelius  Apollonias  hätte  inan  sich  auch  im  Memphites  er- 
kundigen können.  Wenn  man  es  lieber  dort  tat,  wo  er  j’fof’xof  war,  so  geschah 
dies  vielleicht  nur  aus  Bequemlichkeit,  weil  man  so  über  beide  Männer  sich  in 
einem  Brief  erkundigen  konnte. 

2)  Dieselbe  Rolle  spielt  dieser  ypttfrpttTfVs  in  Pap.  Oxy.  III  487,  der  durch 
den  Genfer  Text  nun  neues  Licht  bekommt. 


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378 


Äofsützc 


aber  doch  wahrscheinlich,  daß  schon  C'alvisius  in  seinem  Schreiben  die 
durch  Ptolemaios  vorzunehmenden  Recherchen  angeordnet  hätte. 

Wie  diese  beiden  Briefkopien,  die  übrigens  von  verschiedenen  Händen 
geschrieben  sind,  unter  die  Bittschrift  der  Petronilla  gekommen  sind, 
läßt  sich  nur  vermuten.  Halten  wir  nach  Obigem  die  Bittschrift  für 
das  Original,  und  Z.  U 10  für  die  vrtoygafpij  des  .luridicus,  so  würde 
das  Stück  mit  dieser  Bemerkung  zunächst  an  den  Strategen  des  Arsi- 
noitos  gegangen  sein.  Dieser  hat  dann  in  seinem  Bureau  — zufällig 
von  verschiedenen  Schreibern  — die  beiden  Kopien  daruntersetzen 
lassen,  um  Petronilla,  an  die  die  erledigte  Bittschrift  zurückging,  über 
den  Fortgang  ihrer  Angelegenheit  zu  benachrichtigen.  Hiergegen  ist 
freilich  unter  anderem  anzuführeu,  daß  die  Pointe  ihrer  Eingabe,  wie 
es  uns  oben  schien,  garnicht  die  Einsetzung  des  tutors,  sondern  ihr 
Verhältnis  zu  jener  lionrsfijssiina  ff  mimt  betraf. 

Wenn  ich  also  auch  für  diese  Frage  bisher  keine  ganz  befriedigende 
Lösung  weiß,  so  ist  doch  die  Hauptfrage,  die  die  Juristen  au  diesem 
Text  am  meisten  interessiert  hat,  die  nach  dem  Modus  der  Vor- 
mundschaftsbestellung,  durch  den  neuen  Text  geklärt  worden.  Der 
Geschäftsgang  ist  danaidi  folgender.  Nach  dem  Tode  ihres  Mannes 
hat  Petronilla  für  ihren  unmündigen  Sohn  L.  llerennius  zwei  Personen 
zur  f,-urpo,vr/  vorgeschlagon  (I  14,  II  IHy'O).  Der  Vorschlag  iävddodtg) 
ist  an  den  Juridicus  erfolgt.  Dieser  läßt  darauf  durch  die  Ortsbehördeu 
feststellen,  welcher  der  beiden  vertrauenswürdiger  sei.  Die  Strategen 
fungieren  hierbei  lediglich  als  Vermittler  für  diese  Recherchen:  mit  der 
Vormundschaftsbestellung  selbst  haben  sie  im  Genfer  Papyrus 
absolut  nichts  zu  schaffen.  Anders  ist  der  Geschäftsgang  in  P. 
Cattaoui  Verso.  Dort  Iwlichlt  der  Juridicus  dem  Strategen,  binnen 
20  Tagen  einen  fxiTQoitos  zu  erwählen  (j;fipoTüCffi/).  Vgl.  1117 S.,  UI  Off. 
(oben  S.  f),3f.  I.  Vielleicht  erklärt  sich  der  .abweichende  Geschäftsgang 
hier  dadurch,  daß  in  diesem  Falle  keine  Vorschläge  von  seiten  der  Mutter 
Vorlagen,  sodaß  es  zweckmäßig  erscheinen  konnte,  der  Ortsbehörde  die 
Auswahl  zu  überlassen.  Wie  d(mi  auch  sei,  jedenfalls  handelt  der  Strate- 
gos  hier,  wie  P.  M.  Meyer  in  seinem  sachkundigen  Kommentar  mit  Recht 
betonte  (oben  S.  105),  nicht  kraft  eigener  Kompetenz,  sondern  nur  iussu 
iuridici.  W'enn  Meyer  aber  ebendort  behauptete,  daß  die  W’orte  Ulpians 
iDig.  1,20,  2):  iuridien.  qui  Ah-xandrku-  agit.  dtitio  tutoris  cunstitutione  divi 
Marci  cimct^sa  vst  durch  die  Papyrus  widerlegt  werde,  so  kann  ich  mich 
dem  gegenülier  nur  dem  Urteil  von  Mitteis  anschheßen,  der  gesprächs- 
weise eine  derartige  Folgerung  für  absolut  ausgeschlossen  erklärte.*)  Tat- 

1)  Vgl.  jetzt  Mittels  bei  0.  Ilirsclifeld , d.  Kais.  Verw.-Beamteu  (2.  Aull.) 
S.  351  Aimi.  2. 


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Clrich  Wilckcn;  Zu  den  Genfer  Papyri.  379 

sächlich  nötigt  weder  der  Wortlaut  des  P.  Cattaoui  noch  der  des  Genfer 
Papynis  zu  der  Annahme,  daß  der  Juridicus  hier  bei  der  Vormund- 
schaftsbestelluug  kraft  eigenen  Hechtes  und  nicht  vielmehr  kraft  Dele- 
gation des  Praefectus  Aegypti  fungiert  habe.  Wir  werden  daher,  der 
unerscliütterten  Autorität  UJpiuns  folgend,  daran  festhalteu  diirfen,  daß 
erst  Kaiser  Marcu.s  dem  Juridicus  die  Vormundschaftsbcstcllung  aus 
eigenem  liecht  gegeben  hat. 

B.  Les  papynis  de  Geii^ve. 

Im  Folgenden  sind  meine  neuen  Lesungen  durch  gesperrten  Druck 
hervorgehoben. 

1.  3 1.  'At/asvoilrov  statt ’y^pOu'Of fron.  — 4 Die  Ergänzung  ^AtC]- 
hov  erscheint  für  die  Lücke,  die  <lem  Agat  (plus  r halb)  der  vorher- 
gehenden Zeile  entspricht,  z\i  kurz.  Von  A die  äußerste  linke  Spitze 
erhalten.  \_AvQrj\hov  oder  [Ai(i{\i.tov  würde  etwa  zum  Haume  passen. 

— 8 vor  äyvoäv  steht  noch  der  Artikel  6.  Also:  ovdtig  iexiv  6 
ayvoäv. — 10/1  1.  ßiaiä'ag  (verschrieben  für  ßiai'ag)  st. /3iatu[s], 
<B>.'  xttl.  — 12  daß  Nicole  inzwischen  txTugüactiv  gelesen,  erwähnte 
ich  schon  Arch.  I S.  553.  — 13  Nicole  las  inzwischen  yfaipyoug  st. 
övvogyovg.  — 13  1.  ixl  st.  xul.  — 14/5  1.  jui)  ci  pc'ftotiu  st.  «A- 
Atoä,  I el  fiä&oi/tt.  — 17/8  erg.  cxuvopd’ä  [<J<op«i].  — 19  die  Unter- 
schrift von  2.  Hand  1.  ’Eggäa&^at)  vfi(ßg)  s{t>xofiai)  st.  tpptoiT^f. 

— 20  1.  Lxk  ’ st.  f|rorg]x«'.  — Noch  unpubliziert  ist  die  Aufschrift 
auf  dem  Verso:  ’E:tiatoi.rj  OeoxgCrov. 

Dem  gesamten  Schriftcharakter  nach  möchte  ich  den  Text  nicht 
dem  II.,  sondern  dem  HI.  Jahrh.  znweisen.  Für  die  Beziehung  auf 
Caracalla  (nicht  auf  Antoninus  Pius)  scheint  mir  auch  die  Form  des 
Datums  \-xa!  (NB.  ohne  Kaisemamon!)  zu  sprechen,  die,  wenn  ich 
recht  sehe,  erst  am  Ende  des  H.  Jahrh.  häufiger  wird  (vgl.  Gr.  Ostraka 
I S.  787),  vorher  höchstens  in  kürzenden  Kopien  begegnet  (z.  B.  BGÜ 
IV  1047  III  8).  Für  die  Datierung  auf  den  9.  Juni  213  spricht  ferner 
vielleicht,  daß  das  Attribut  ärjtTr/rog  (in  5),  auf  den  Kai.ser  bezogen, 
mehr  dem  Stil  zu  Caracallas  Zeit,  als  dem  zu  Pius’  Zeit  entspricht.  Da- 
mit fallt  zugleich  die  Vermutung  des  Herausgebers  betreffs  der  Per- 
sönlichkeit des  Titauiauos,  die  P.  M.  Meyer  (Hermes  33,  2(50)  akzeptierte, 
Dessau  (Prosopogr.  Uom.  UI  S.  32(>)  selbst  für  den  von  ihm  schon 
in  Frage  gestellten  Fall  der  Datierung  auf  158  bereits  bezweifelte. 
Auch  Milne  (Hist,  of  Egypt  under  the  Rom.  rule  S.  222)  bat  schon 
die  Beziehung  auf  Caracalla  vorgezogen  (berechnet  irrig  214).  Doch 
seine  Vermutung,  daß  der  Tiraviavög  identisch  sei  mit  dem  procurator 


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3S0 


Aufsätze 


Tinavdg  bei  Dio  Cas8.  77,  21,  wird  schon  durch  dessen  Gentilnanicn 
Flavius  unmöglich  gemacht.  Darum  könnte  seine  Deutung  des  @f(5- 
xpjToc  als  des  allmächtigen  Günstlings  des  Caracalla  freilich  doch  richtig 
sein.  Aber  ich  möchte  mit  Dessau  (Prosop.  Rom.  III  S.  311)  die  beiden 
Personen  lieber  trennen,  denn  nach  Z.  14ff.  müssen  wir  in  dem 
Schreiber  einen  Mann  sehen,  der  speziell  in  der  ägyptischen  Verwal- 
t>ing  tätig  war.  Lber  seinen  Rang  wage  ich  keine  bestimmten  Ver- 
mutungen. 

2.  Dies  würde  ich  der  Schrift  nach  (vgl.  auch  das  Häkchen  zwischen 
Doppel-r  in  jicttuxiov  2)  lieber  dem  Anfang  des  III.  Jahrh.  als  dem 
II.  Jahrh.  zuweison.  — 4/5  1.  ijtil  ] räj  iaag  fUj;ov  st.  f;rH-^Ta  el- 
Of'viyZ"*’-  %ros  weist  also  den  Alexundros  an,  dem  Pasion  die  gleiche 
Summe  auszuzahlen,  die  er  in  der  (wohl  Arsinoe)  von  Pasion 

(als  Darlehen^  empfangen  hat.  Zu  räs^iaas  vgl.  Gen.  52,12.  Die  W'orte 
(ctb  Tov  xHpaXcciov  zeigen,  daß  die  hier  angeordnete  Zahlung  nur  eine 
Teilzahlung  von  der  Gesamtsehuld  ist.  Für  Pasion,  der  diesen  Brief 
dem  Alexandros  persönlich  überbringt,  hat  er  den  Wert  eines  Checks, 
ln  Alexandros  wird  man  etwa  den  Gutsverwalter  des  Syros  oder  der- 
gleichen zu  sehen  haben,  nicht  seinen  Bankier,  denn  die  für  Banken 
ausgestellten  Checks  zeigen  anderes  Formular.  Vgl.  BGU  1 15G;  III  813. 

3.2  erg.  '/#p:rdjä]oi’.  — 18/2Ü  1.  [7/Jftör  | [o]«!»  .jinpayivo- 
(livav  d[t]f As'<iö'c[<]  I [o  r]f  [i.'jro'ö'ot^Tts  st.  [ijJgöj'.  | [<j]tn'arap«- 
yevofiirav  d|l|  ^rei'ipa-l(gfv|  [ö  dl  i'lrotfotiTts.  Die  Petenten  waren 
also  eines  Tages  an  den  Ort  gegangen,  an  dom  sie  das  Erbgut  depo- 
niert hatten,  um  die  Teilung,  nämlich  unter  sich  tmd  die  beklagten 
Miterben,  vorzunehmen.  — 20/1  1.  arf-  (=  n’fzroidöjs')  st.  xf-| 

[arotjö’ojs.  — 24/5  1.  Tfpl  av  | |TigK|g  st.  .Tfpl  | («üi'J. 

4.  Dies  möchte  ich  der  Schrift  nach  nicht  dem  III.,  sondern  dem 
I.  Jahrh.  zuweisen.  Den  Namen  des  Juridicus  in  1 habe  ich  leider 
nicht  sicher  festgestellt.  Hinter  dem  deutlichen  raibit  .sah  ich  als 
zweiten  Buchstaben  t>,  als  vierten  resp.  fünften  ß.  Nach  meiner  Ab- 
zeichnung wäre  vielleicht  nicht  unmöglich  |0]e/i.t|3[ptc)i]  ....  u(  zu  lesen 
und  darin  den  ans  O.xy.  II  237  VII  39  bekannten  ümbrius  aus  dem 
Jahre  87  n.  Chr.  zu  erkennen.  Aber  es  ist  noch  weiter  zu  prüfen.  — 
3/4  lies  (’/fx[o]t>ffi<ld[o]t>  Toe  ’.-Zpi örfo]  d»/iton  statt  ’/fx  . . 
roß  ’j4qi  ...  I dyiiov.  An  Aristodemos  hatte  Nicole  schon  in  der  An- 
merkung gedacht.  — 15/6  1.  j'p«i[qor)]i>a«  st.  yprejf^[>]a^  — 17  nicht 
^■ivgtßi'an.  Sicher  erschien  mir  nur  hai.  — 18  1.  'l[x];roxp«rfi  st. 
i . . XI  uirav.  — 18/9  1.  a wie  auch  Nicole  vermutete. 

ö,  1 1.  wie  schon  Nicole  vermutete. 


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Ulrich  W'ilckcn:  Zn  den  Oenfer  Papyri. 


381 


6.  10  1 1.  [xa^ruße  ßki]xfvai  (Arcli.  I S.  553).  — 13  1.  InC  st.  f?g. 
— 17  der  wenig  logische  Schluß  der  Klagschrift  lautet:  fvfxa  rov 
xa[lj  slvai  xafir/jloTp6<pov. 

7 ist  mit  Recht  von  Nicole  ins  I.  Jahrh.  gesetzt.  — 11.  ypa/i- 

fiari  st.  ypafiutttfl.  — 5/G  1.  dxdffrc' ka  st.  äittaret.  Aß.  — 8/9  lies 
xatä  TO  st.  xaru  [rij]s  dp  j;r]g  — 11  1.  al 

[(IjofttlOßr,  wie  schon  Nicole  vermutete.  — 12  1. 

Darauf:  <l>aäip\i]  Die  Zahl  14  ist  durchgestrichen.  Die  Hriefe, 

deren  Abschriften  hier  vorliegen,  sind  also  beide  an  demselben  Tage 
geschrieben  und  zwar  Lu  der  hier  vorliegenden  Reihenfolge.  Zu  der 
Verkürzung  der  Abschriften  vgl.  Arch.  I 168  und  372.  — 13  1.  ’A:tok- 
[Ajojwdrjt . [ ]t.  — 17  1.  Tßjtg  st. 

Den  Ausführungen  von  Walter  Otto,  die  er  in  seinem  sehr  ver- 
dienstlichen Werke  „Priester  und  'Tempel  I S.  24üf“  über  diesen  Papyrus 
soeben  veröffentlicht  hat,  kann  ich  nicht  in  allem  zustimmen.  Er  nimmt 
an,  daß  dem  dpj;t3rpo(p)/Ti,g  die  Besetzung  einiger  Priesterstollen  vom 
Staate  zugestandeu  worden  sei,  und  sieht  daher  in  den  xßxüg  i'rtfOpr 
fitvot  solche,  die  an  falscher  Stelle,  d.  h.  nicht  bei  ihm,  sondern 
bei  staatlichen  Organen  ihr  Angebot  gemacht  hätten.  Mir  scheint  der 
Wortbuit  ul  jrpoatjxovaui  nvTm  rd^eig  nur  die  Deutung  zuzulassen, 
daß  die  rd^eig  selbst,  nicht  ihre  Besetzung  dem  äpjrisrpogjj/rfjg  zustand. 
Darum  heißt  es  nachher:  xaxäg  t'n’ftfjjrjge'vovg  ovx  idei  xtA.  Die 
anderen  durften  eben  auf  diese  Posten  nicht  bieten,  weil  sie  jenem 
reserviert  waren.  Otto  trägt  einen  völlig  fremden  Gedanken  hinein, 
wenn  er  die  Worte  dahin  deutet,  sie  hätten  beim  Staat  nicht  darauf 
bieten  dürfen.  Dann  wäre  Jedenfall.s  die  Hauptsache  in  unserm  Text 
ausgelassen. 

8,  23 '4  1 [:tßp(<:]  roö  | st.  [n'ßpö  .'/idrpoi’]  | [.Mo'pto- 

i’o]g.  — 24  1.  Tijg  <I>Aßt>ißg  st.  <J>kuoving.  - 29  das  im  Arch.  I 553 
vorgeschlagene  j'tj[pß(xög]  paßt  nicht  zu  den  Schriftspuren. 

8 16  1.  sx  CO  st.  txfiv,  streiche  öftloAoy(ö)|  in  15.  — 18  erg. 
Aßj;ßi'|otf;r«pgot)|.  — 19  1.  dxoT<ö[aei  (=  änodüffw)  st.  ß[3rod(6ow.  — 
20  1.  l[cJi6vTos  st.  f[(’<lt(5i'Tog|. 

9 1,  6 1.  df'x[ß]  ^(ü'fTßt)  5 I st.  df'xfß].  Streiche  \y  S ^ in  -An- 

fang. — 9 schon  im  Arch.  I .5.53  hatte  ich  awöiacf  opov  getrennt  in 
avv  diucpdpov.  Der  Text  ist  aber  noch  korrekter:  er  bietet  avv  ditc- 
ipöpa  (d.  h.  inklusive  Zinsen  ).  — 9 Schluß  streiche  [t- td].  — 10  An- 
fang erg.  [ :“  td  (T]:rfp.  — 11  Schluß  streiche  [rijg].  — 12  Anfg.  erg. 
fr^g.  — 24  1.  ’A > ovß&s  st.  ’Avdpxccg.  — 24  Schluß  1.  tag  r[oö  .st. 


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382 


Aufsätze 


xaQ\a  tSov.  — 25  wie  oben  6vv  di«(p6Qia.  — 27  erg.  [y^öptjitog  Ov- 
uXiQiog  B.  unten. 

9 II,  3 1.  S]dvi-ov.  — 8 1.  dia(p<)Qa.  — 20  Schluß  1.  Faiov 
Ovißiov.  — 21  I.  ’Atpt,viov  FaXiot)  »t.  Ovißlov  'AtpivCov.  — 23  1. 
'Avovßäg  st.  ’AvttQxag  und  tag  tov  st.  xagä  aov.  — 24  1.  dca<pöpa. 

— 20  1.  AvQijXiog  OvaXiQiog  st.  AtiQr/XCa  OvaXagfa. 

10,  8 1.  [«*ö  oZJxft'Jag  tgiattyov  st.  rpig  t£T«(pTor). 

Die  Ergänzung  von  «srö  erfordert  Z.  11  und  hier  der  Kaum.  — 8 1. 
xoivijg  st.  xal  — 9 1.  [xATjpoi'Jdfiovg  st.  [xAT)poi’]d/iotg.  — 

9/10  erg.  A"«t»xpari  [Tdir  s^d]ilfrog  statt  A^ai)xpfm[[roÄ<)^fa>g].  — 
10  1.  xXtjgovöfiovg.  — In  11  hat  Nicole  inzwischen  die  richtige  Le- 
sung tp&avov  hergestellt  (st.  (p&oQov?).  Ich  lese  davor  noch  fu  und 
erf^nze;  [t6  ijt'  (p^dvov  fden  auf  mich  kommenden  vierten 

Teil).  Zu  dieser  Bedeutung  von  <p9dv(o  vgl.  P.  Fir.  9 S.  28  Z.  9/10. 

— 12  der  Kaum  verlangt  die  Er^nzung:  [vovl  gjjjrös.  — 13/4  1. 
äildr/llAotJg  f^xczffrov  st.  dXXij(Xovg)  \ [xa©’’ ^xoffroi'.  — 15  1.  [tffoji' 
To]t)  ii'oixCov.  — Schluß  dxoiXdvtmg  st.  otxoi  ndvtag  (Arch.  I 553). 

— 10  erg.  [xal  «vt)T]fp©fT0jg.  — 17  statt  avtCttmov,  dessen  Erklä- 
rung mir  viele  Schwierigkeiten  machte,  glaubte  ich  avxTvyeiOav 
lesen  zu  können.  Danach  ergänze  ich  16/7:  dioai)v  | fypreg)* fffjct' 
XTvyftaaxi.  Während  es  fQr  Siaeriv  ygatpstaav  zahlreiche  Parallelen 
gibt,  ebenso  wie  für  das  Asyndeton  (öiaehv  ygafptv  xad-agbv  o.  ä.), 
begegnet  ^xx^ytiaav  hier  zum  ersten  Mal.  Die  Faltung  der  Urkunden 
ist  so  selbstverständlich,  daß  es  auffällig  erscheint,  daß  sie  besonders 
ausbedimgen  wird.  — Zu  dem  folgenden  ixl  icioygatpfig  iifi\ä\v  bietet 
eine  Parallele  BGU  13, 17,  wo  das  (sic)  zu  streichen  ist.  Wahrscheinlich 
wird  auch  in  P.  Lond.  II  S.  273,  12  v,T0j'pa9P^<(g)>  herzustellen  sein  st. 
gvvygaqjtj.  — 18  erg.  etwa  [^j;£'tm  u]ov«;i;ot'.  — 19  Anfang  steht  rta, 
nicht  (fo  (damit  füllt  mein  Vorschlag  [d»juoff](’ca).  Wahrscheinlich 
steckt  hier  ein  Imperativ  wie  in  18.  Vielleicht  ist  zu  ergänzen:  xal 
ei’  |g£trd]T&j  Mg  Äpöxeirai.  — 20  1.  KaixivCov  st.  ’AxiXCov.  — 21  i© 
ist  als  Druckfehler  zu  streichen  (Nicole). 

Die  Datierung  dieser  Urkunde  hat  zu  manchen  irrigen  Folgerungen 
Anlaß  gegeben.  In  Z.  12  wird  der  Mesore  toö  /veatärog  äexdrov  xal 
öyäöov  erovg  erwähnt.  In  Z.  20  folgte  dann  das  Datum  nach  den  Kon- 
suln: ’AxiXi'ov  lUißtivov  xal  Ovettiov  'fbv<p(vov  (Mesore  15).  Der 
Herausgeber  setzte  hiernach  die  Urkunde  in  das  Jahr  323,  ebenso 
Mommsen  (Hermes  32,  545ff.),  der  daher  £aßetvov  für  Verschreibung 
statt  2^sov)jgov  erklärte,  und,  da  er  in  Z.  12  das  18.  Jahr  des  Kon- 
stantin erwähnt  glaubte,  die  Folgerung  zog,  daß  sein  erstes  Jahr  vom 


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ülrioh  Wilcken;  Zu  den  Genfer  Papyri.  383 

25.  Juli — 28.  August  30()  gewährt  habe.  Hierzu  ist  zweierlei  zu  er- 
wähnen: 

1)  In  Z.  20  ist  KaixivCov  statt  ’Axikiov  zu  lesen.  Somit  ha])en 
wir  das  Konsulat  des  J.  31(5  vor  uns,  das  z.  B.  auch  in  P.  Oxy.  53, 
84  und  103  begegnet. 

2)  Die  Worte  dfxarov  xed  öyäoöv  in  12  können  nicht  das  18.  Jahr 
bezeichnen,  wie  Mommsen  und  ihm  folgend  auch  Seeck  (Hermes  36, 29f.) 
und  Ed.  Schwartz  (Nachr.  Gott.  Ges.  Wiss.  1904  S.  543)  annehmeii 
(das  wäre  vielmehr  öydöon  xal  dixarov  oder  dxtojxatdexärov),  sondern 
nur  „das  10.  und  8.  Jahr“.  Diese  sprachlich  allein  zulässige  Deutung 
wird  bestätigt  durch  P.  Oxy.  I 103, 6.  Dieser  stammt  aus  dem  Phaophi, 
also  dem  neuen  ägyptischen  Kaiserjahr  desselben  Konsulatsjahres  316, 
und  da  wird  die.ses  laufende  Jahr  bezeiclinet  als  tö  ivtOTog  iß  / xal 
tvatov.  Grenfell-Hunt  bezeichnen  zwar  die  Lesung  als  ,/airly  cer- 
fain,  though  the  Icffrrs  arc  mutilaled.“  Der  Genfer  Paj>yrus  verlangt 
aber,  daß  die  verstümmelten  Buchstaben,  falls  nicht  Schreibfehler  vor- 
liegt, lu  zu  lesen  sind:  11.  und  9.  Jahr  im  Phaophi,  entsprechend  dem 
10.  und  8.  Jahr  im  Mesore.  Diese  Doppelzählung  nach  Konstantin  und 
Licinius  läßt  sich  auch  sonst  noch  belegen,  lu  BGU  U 411,  datiert 
nach  den  Konsuln  des  Jahres  314,  wird  über  Pachtgeld  quittiert  vnhg 
j/fvtjfiaTos  xal  xal  xal  j» ).  Dies  kann  nur  sein  das  19.  Jahr 
des  Galerius  = 7.  des  Maximiuus  = 5.  des  Konstantin  = 3.  des  Lici- 
nius = 310/11  (Seeck  a.  a.  O.  und  Mommsen  Herrn.  36,602).  Da  also 
die  Zahlung  drei  Jahre  später  erfolgt,  so  handelt  es  sich  wohl  um  die 
letzte  Rate.*)  Vgl.  die  völlig  analoge  Quittung  Gen.  13.  Ein  weiteres 
Beispiel  gibt  BGU  11  408,  das  nach  dem  Konsulat  des  Konstantin  und 
Licinius  datiert  ist  (liederlicherweise  ohne  Iterationsziiler)  und  außer- 
dem in  Z.  14  das  Kaiserjahr  ij  ^ xal  j S nennt.  Daß  der  Herausgeber 
dies  Konsulat  ins  Jahr  307  gesetzt  hat,  kann  wohl  nur  ein  Versehen 
sein.  Da  das  genannte  Kaisetjahr,  8.  und  6.,  nach  Obigem  313/4  ist, 
so  wird  man  das  Konsulatsjahr  nicht  auf  313  (3.  Konsulat),  sondern 
auf  315  (4.  Konsulat)  anzusetzen  haben,  sodaß  auch  hier  eine  verspätete 
Restzahlung  vorliegt. 

Hieraus  folgt  für  Konstantin,  daß  sein  zweites  Jahr  nicht,  wie 

1)  So  Stefan  Waszyiiski  in  seiner  sehr  dankenswerten  Studie  über  die 
Bodenpacht,  deren  erster  Bund  soeben  erschienen  ist:  „Die  Bodenpacht,  a(frar- 
gescbichtlicho  Papyrusstudien.“  I.  Band;  „Die  Privatpaeht“.  Leipzig,  Teubnor 
1UU6  S.  lOG.  Nur  darin  mOchte  ich  ihm  nicht  zustimmen,  ilaB  auch  die  tjuittungen 
(BGU  411  und  Gen.  13)  nur  die  letzte  Rat«  nennen,  vielmehr  zeigt  das  nachgestellte 
nlij'pxjs  doch  wohl,  daß  die  SrhIuB(|uittung  die  Gesaintsumme  nennt.  Der  Ver- 
fasser mußte  noch  mit  der  irrigen  I>esnng  xß  statt  i ß in  Gen.  1.3,  4 operieren. 


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384 


AufK&tze 


Mominseu  anuahm,  und  Grenfell-Hunt  durch  P.  Oxy.  103  bestätigt  fan- 
den, mit  dem  1.  Thoth  30(5,  sondern  dem  1.  Thoth  307  begonnen  hat. 
Ähnlich  wie  z.  B.  bei  Tiberius  ist  also  der  kurze  Rest  des  ange- 
brochenen Kaiserjnhres  nicht  als  1.  Jahr  gerechnet  worden.  Für  Lici- 
nius  aber  haben  schon  Grenfell-Hunt  a.  a.  0.  mit  Recht  hervorgehoben, 
daß  durch  diese  Doppelzählung  Scecks  und  Momnisens  Nachweis,  daß 
Licinius  308  Augustus  wurde,  gläuzend  bestätigt  wird.  308  ist  nach 
obiger  Zählung  das  3.  und  1.  Jahr.  Im  übrigen  sind  die  zwischen 
Seeck  und  Momnisen  verhandelten  Fragen  nach  dieser  Deutung  des 
Gen.  lü  nochmals  nachzuprüfen.  Doch  das  würde  an  dieser  Stelle  zu 
weit  führen.  Vgl.  oben  S.  342 ff. 

11.  Vgl.  über  die  Beziehungen  dieses  Papyrus  zu  dem  von  Jouguet 
und  Collinet  edierten  Prozeßprotokoll  Archiv  I S.  311.  — 2 1.  äjnpö- 
Ttgai  'HliTos — «dcX<pal.  So,  wiewohl  Bruder  uud  Schwester  ge- 
meint sind.  — 4 1.  Kov  . . rog  st.  Kov(rrov.  — 5 l.’Earfty?) 

— 5/(1  1.  [d]ia((>ijxa\u£i'  st.  [d]«atpii[x]fi  gfi/.  — 6 ’7  1.  xarä  ro 
ipovv  (—  alpoüv)  <Soi  (ifQog  statt  xot«;  to  föo[g,  o]»'  Ooi  gr'pog.  — 
8 1.  ioa  st.  eiOci.  — 9 1.  ^I'(^[^]xrIbl'üg.  — 10  1.  dC>vai  (=  duvrui). 
Streiche  dahinter  räv.  Ebenda  P.  tteaepa.  — 111.  [jt]pox(oprjo^  st. 
avv^upfjorj-  — 12  1.  ddxSafi.?  st.  dcopuvgr.  Ebend.  ipoveav  = atgovoav. 

— 14  1.  ixrC\at  st ]t.  — Ebend.  1.  {ixlp  <jrpo9[jjJg  xai  statt 

ixtOTpo<plTj]<JH.  Ebend.  1.  d[»;i')o;p[i]oi/  st.  dfp]a)[[g]öJ>.  — 17  xai  6 
xtpiovatlog  ist  nicht  richtig.  — 18  1.  [dj  xai. 

12,  1 1.  Bapaßtidov.  — 4 1.  ’OX  Koven'jovg  st.  ’OXxovai  ’lluvg. 
Vgl.  Nr.  66,07.  — 13  1.  dox|(']gou  dilörav  (—  di^oiäiav)  st.  doxt'- 
g(ori)  . . . tJoger(ou|.  Zu  dr^o)da)i'  (auch  in  BGU  316,  16)  vgl.  die  Er- 
khirung  im  Hermes  19,  S,  424.  — 16  1.  n)v  xafiupav  st.  xai  xccfiepav. 

— 17  1.  jfoprwd’i/xr;»'  und  18  yiyvafttvtig.  — 19/20  1.  ifiov  zov  6go- 

XaYov\tov  (sic).  Dieselbe  Form  inoXoyoihmv  wird  in  der  Dittographie 
21  wiederholt.  — 26  1.  xpoxifievog  st.  xpodiiivog.  — 29  1.  ’^paiig 
IliTovcptg  st.  riiTovg  C>i  . — Auf  dom  Verso  steht  vor  TV 

fiayivtjg  ein  %,  Am  Schluß  1.  iß^  {väi(xzCovog)  st.  tßtSiva. 

13, 3 Schluß  über  ft  der  Abkürzungsstrich  z.  T.  erhalten,  also 
g[o(v)].  — 4 1.  Ä-  (=  äpovpäv)  ß st.  xß.  Der  i^achtzins  beträgt  also 
wie  in  BGU  411  2.J  Art.  pro  Arure.  Vgl.  oben  S.  383, 1.  — 4 5 1.  yt- 
rij  uarog  st.  ytvijitd^zon'.  Über  das  Datum  in  5 vgl.  oben  S.  383.  — 
8 1.  'Pov<p[<'o]d  st.  'Rtvq,  (=  'Povip(vov).  — 11  1.  y^vpr/|>l(ogJ  ^[Xv- 
»logj,  wie  schon  Nicole  nach  BGU  411  vermutet  hat. 

14,  1 1.  äyatt“  (=  dyattö)  st.  dya\iinzä\.  Ebend.  1.  xavev(iptjfia) 
x(ai)  t)-£og>vX((x(ta)  Kvptp  (über  Kvpw  das  Kreuzi  statt  ztftiiazäta) 


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ülricli  Wilcken:  Zu  den  Genfer  Papyri. 


385 


8iotpvi.uxtq)  xvpa.  — 3 1.  XQoatX&t\f\v  xal  st.  n'poöf AO'{f[v,  ä>lA]ä 
[6].  — 4 Schreib  &io(pvXaxtoi  KvQig.  Ebenso  20.  — 6 1.  [o]ÜTf  st. 
pö.  — 7 üyäntj  steht  hier  im  Sinne  von  Almosen.  V^gl.  du  Gange.  — 
8 1.  sig  dvnXeofitt  fiov  st. . eia  . . . Xavu  . ov.  — 9 1.  xöfiig  (=  comes). 
— 9 schreib  •&£09iUaxrf.  — 10  1.  {’vppfa[i']  9p[t»y]fiv  st.  £i'[r)o(«[i'J 
ftj»)  eirj.  Am  Schluß  der  Zeile  steht  xeQiipQoveiv  fte.  — 12  lies 

:tAo(dptv.  Ebend.  1.  ijydpfaffa? . .]ct  st.  Mt) — 14  1.  tö 

[*]A[ofo»']  st.  T . . y , . . . — 17  1.  öaveitei.  'Sig  st.  davei^etai.  Hier 
bietet  der  christliche  Schreiber  ein  Bibelzitat,  das  er  durch  ibg  iare 
auch  als  Zitat  charakterisiert.  Vgl.  Paroem.  20,  17:  äapei^ei  &eä  o 
dXeätv  xraxöv.  Danach  wird  man  in  16  auch  lieber  den  Singular  er- 
gänzen, sodaß  das  Zitat  lautet:  'O  yd^  SXeäv  [n]T[o>]2[6t'|,  äg  täte,  9e^ 
äuveiiei.  Das  Weitere  habe  ich  nur  flüchtig  verglichen.  — 21  1.  titvxfi 
st.  \y\vxTj.  — 25  1.  7igovoi^a7jTai.  — 27  1.  fiia[d'\a:to66TT)  st.  fttffd’o- 
dÖTij.  Vgl.  hierzu  Hebrä.  11,6:  rotg  e’x^tjrovaiv  avrov  (iia&ttitodoTijg 
yivetai.  — 28  erg.  &eo<pvläxT[c)v  fiofpr]  ypeu  v. 

Auch  abgesehen  von  den  Bibelzitaten  enthält  dieser  christliche 
Bettelbrief  manches,  was  ihm  einen  Anspruch  auf  das  Interesse  der 
Theologen  sichert.  Vgl.  auch  das  schon  von  Nicole  hervorgehobene 
Bibelzitat  in  Nr.  51. 

15,  1 1.  ’AvovJt  statt  ’Hoala.  — Ebend.  schreib  ’EftßöXov.  — 2 1. 
Teaadgetv  a((xov)  st.  reaatgiov  yi(yeTui).  — 4 1.  jT/ifV]]  vx\q  st 
. . £Ä,  darauf  eine  noch  ungeklärte  Gruppe.  — Ebend.  1.  ’AxoXltgy 
st  ’mu. 

16,  2.  Da  bei  sämtlichen  anderen  Petenten  nur  der  Vater,  nicht 
auch  der  Großvater  genannt  ist,  so  wird  Aa|oü,  im  Sinne  von  „Stein- 
metz“, zu  schreiben  sein.  Vgl.  zu  dieser  Form  Arch.  II  S.  436.  — 
6 L 77]at^tos  st.  'Aatzog.  Ebend.  1.  Uaxvaiog  V^evtjaiog.  — 10/1  1. 
iydt|x£fa<;  (von  2.  H.  korrig.  aus  evdixeCag)  statt  £5di|[x£ag].  — 
11  rjfilv  korrig.  aus  v^lv.  — 12  1.  [:r]£pi  st.  eig.  — 13  1.  d,Toxa- 
Au[qpd']y  st.  dÄOxaId[;rr?j].  — 14  1.  fierplTui.  Ebend.  ovro  korrig. 
aus  ttvTüj.  — 16  hinter  f()i[&>]Ttx^v  steht  y^P",  wenn  auch  verblaßt,  so 
doch  sicher.  — 20  der  Schreiber  hat  deutlich  aus  Versehen  xaXiOeX- 
&elp  geschrieben  statt  xariaeX&etp.  — 25  Xöyop  steht  am  Ende  von 
25,  nicht  Anfang  von  26. 

17,8/9  I dxea\\x]r)  dx’  lfiov(?)  st.  | j;[£idJ  fiov.  11  da 
für  [xal  am  Anfang  kein  Platz  ist,  so  wird  man  [oüd’  fjri  statt  oü- 
x/Jri  ergänzen.  — 14/6  möchte  ich  folgendermaßen  hersteilen;  vipio- 
Qovfie  (=  vtpoffüjfiui  N)  I [ouv?  f]f  dg[a  d]p9QÖxip6p  j [ri  /Ä]ad'£v 
£'[|(d|i.  Bechtel  verweist  mich  hierzu  auf  Demosthenes  19,289:  eyCi 
d ’ ov  deöoixa,  el  <I>iXixxog  JiJ  xr A. 


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386 


Aufsiltze 


18,  4 1.  2,'«()[«T?]og  st.  £ccft  ■ . . . g.  — 7 die  Glättung  der  rechten 
Ecke,  die  mir  freundlichst  gestattet  wurde,  ermöglichte  die  Lesung: 
Ilapcfißolijg,  T^g  di.  — 10  1.  7CQoeßävTo[g  fi]g,  wie  auch  Grenf.- 

Hunt  schon  zu  Grenf.  11  49  vermutet  hatten,  statt  xQoeßa 

Das  folgende  [i]y  ^ wird  man  nach  Parallelen  wie  P.  Oxy.  Ul  478,  16 
lieber  in  TQiexaidexuerelg  auflösen  als  in  zQiOxaidtxarov  hog  (wie  z.  B. 
Grenf.-Hunt  a.  a.  O.j.  Der  Artikel  fehlt  in  beiden  Fällen.  — 11  1.  xzL 
statt  x%  auch  in  Z.  20.  Die  Urkunde  stammt  also  aus  dem 

Jahre  187.  — 15  nach  Reinigung  der  Stelle  wurde  xpoxifisvov  sicht- 
bar. — 15/6  1.  tfvv  a:royQa(tpäficvoi)  [x]at  st.  «vr' q^y^atäfied-a) 
di.  Die  Lesung  6vi>axoyQ^  habe  ich  auch  in  P.  Grenf.  11  49,9  her- 
gestellt, aber  oben  S.  123  fälschlich  in  avvano}’Q(aqpfj)  aufgelöst  statt  in 
(SvvttXO'yQa{il)dftevog).  — 18  hinter  stehen  9 Kreuze, 

sowie  3 Kreuze  am  Schluß  der  nächsten  Zeile.  Zu  den  Kreuzen  vgl. 
Arcb.  1 S.  76  und  Preisigke  unten  S.  417. 

19,  1 1.  Tupnvi<[cuJ  TW.  El)end.  schreib  XpofftT(ÄOj).  — 2 lies 

A'ovjjtwt'og.  — 3 1.  äjtoarf ar/f yfii'i/jjg  st.  dzonexe^zuivrjg.  Vgl.  BGU 
1 118  11  11:  Tov  yevofidrov  xul  «icomziiyfitvov  /uot>  üvägög.  Dies  c,to- 
Tcif'xtiv  im  Sinne  von  „trennen“  kann  also  vom  Maime  ebenso  wie  von 
der  Frau  gesagt  werden.  Der  Genfer  Papyrus  zeigt,  daß  auch  von 
separiert  lebenden  Eheleuten  in  Sachen  der  IzcCxgieig  ihrer  Kinder  ge- 
meinschaftliche Eingaben  verlangt  wurden.  — 6 1.  nQoöß(civtog)  flg 
(tpiffxaidf xazTt i'g)  wie  oben.  — 7 schreib  ö<pti2(ovrog).  Ebend.  1. 
{ijtf V st.  ä[v^crä^u(isv.  — 8 erg.  ä:teyga{4’ttntjv).  — 10  erg. 
äxoyga(<ptj).  Ebend.  1.  evvaxoyQu(^u^tsvogt  st.  öiii/OTfyp(o^aftJ,i') 
[dlj.  — 11  erg.  ü:ttyQa(il>d(itjv).  — 12  hinter  'ioldagov  schieb  dfig)6- 
regoi  ein.  Also  142/3  lebten  die  Eheleute  noch  in  der  Hellenion- 
straße zusammen.  Aber  bei  dem  Census  für  145/6  waren  sie  schon 
getrennt.  Aus  Z.  10  geht  hervor,  daß  dieser  Knabe  nach  der  Tren- 
nung beim  Vater  blieb,  während  in  BGU  118  Ic.  die  Tochter  hei  der 
Mutter  lebte  (vgl.  hierzu  Viereck,  Philol.  52  (N.  F.  6)  238  A).  — 12  L 
intyeyevvrj(fidvotg)  st.  d:tiyeyiV7j((itvoig).  — 14  erg.  d[xiyg]d{il)aino). 
— 15  1.  diu  ’/4(iixav(o[v  y^ou{(iy,aTemg)  st.  o..  Aiifiavi . . \'gl. 

die  ähnliche  Wendung  in  P.  Grenf.  U 49.  — 16  1.  Ziovxi[<ovog. 

20,  Zu  [■Ttniav  st.  ytvemv  in  3 vgl.  Arch.  1 S.  553.  — 10/1  1. 
dvmfioXoy^OuTo  st.  dvafioXoyriadtco  (sic).  Die  richtige  Lesung  to 
ergibt  sich,  wenn  man  den  Papyrus,  der  sich  etwas  verschoben  hat, 
zurechtrückt.  — ln  18  i.st  die  Lesung  «vtö  (allerdings  ohne  Jota  sub- 
scriptuin)  richtig,  und  die  aus  einem  Heidelberger  Paralleltext  gezogene 
Vermutung  de  Riccis  (Rev.  Et.  Gr.  1901  S.  197),  daß  hier  earm  statt 


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Ulrich  Wilckcn:  Zu  den  (Jenfcr  Papyri. 


3S7 


avxä  zu  le.sen  sei,  ist  ubzulehnen.  Die  Ilückseite  war  ursprünglich 
beschrieben,  die  Schrift  ist  aber  absichtlich  ausgelöscht. 

21.  Zu  diesem  wichtigen  Heiratsvertrag  aus  dem  II.  Jahrh.  vor 
Chr.  fand  ich  vor  einigen  Jahren  in  der  Münchener  Sammhmg  ein 
Fragment,  das  die  Zeilenschlüs.se  dieses  Genfer  Textes  enthielt.  Da- 
nach publizierte  ich  die  Urkunde  von  neuem  im  Archiv  I S.  4l^5f. 
Aber  immer  noch  fehlte  zwischen  dem  Genfer  und  dem  Münchener 
Fragment  ein  schmaler  Streifen.  Zu  meiner  Freude  habe  ich  nun 
auch  diesen  inzwischen  gefunden.  Als  ich  im  Sommer  1903  in  der 
Bodleian  Library  in  Oxford  arbeitete,  stieß  ich  in  dem  von  Grenfell 
gearbeiteten  Papyruskatalog  unter  dem  Titel  Bodl.  Mss.  Gr.  dass.  g.  1 1 
(P)  auf  folgende  Notiz:  „Contract  2.  cent.  B.  C.  ...  Parts  of  19  lim-.s  front 
a i'ontract  concerning  a loan.  The.  namcs  Arsitioc  aml  Menecrates  occur.“ 
Da  mir  diese  beiden  Namen  aus  diesem  Heirats vertrag  wolil  bekannt 
waren,  bat  ich  um  das  Original,  und  es  zeigte  sich,  daß  dieser  Ox- 
forder  Streifen  genau  die  Lücke  zwischen  dem  Genfer  und 
dem  Münchener  Papyrus  ausfüllt.  Nachdem  ich  inzwischen  das 
Genfer  Fragment  im  Original  revidiert  habe  (leider  nicht  auch  das 
Münchener),  ediere  ich  die  Urkunde  nochmals,  so  wie  sie  sich  durch 
Zusammensetzung  der  drei  Fragmente  jetzt  herausstellt.  Ich  benutze 
dabei  den  Paralleltext  P.  Teb.  104  vom  Jahre  92  v.  Chr.,  den  Grenfell- 
Hunt  inzwischen  herausgegeben  haben,  und  bei  dessen  Erklärung  sie 
bereits  manche  Beiträge  zu  dem  folgenden  Text  geliefert  haben.  Die 
drei  Fragmente  habe  ich  durch  Vertikalstriche  von  einander  getrennt; 
das  neue  Oxforder  Fragment  ist  durch  Unterstreichung  hervorgehoben. 
In  den  Fußnoten  sind  die  Abweichungen  von  der  letzten  Ausgabe  des 
Genfer  Stückes  im  Archiv  1 S.  48öf.  notiert. 


P.  Gen.  21  -j-  P.  Oxford  P.  München. 

1 . . . gtjL-  • • 

2 [t]wi/  v:faQi[6vT]ap,  [x]d  [dl  ätovxa  xdvra  xui  tbv  IftaTKJfiov 

xal  tceXla  ooa  agotstixti  yvvatxl] 

3 xaQe%ixta  MevtxQarrjg  [^rdj^ftöi/  xal 

«x|[odijgciv  x«rd  dvvufuv  rCtv  uxapjidt'roi'  aürofgj 

4 [xalj  jitj  ^^doro}  Mevexgaxti  yvvalx’  ulXtjv  ixeiaäyea^ai  ix' 

’A\q0iv6i}v  ftr/|de  xtd.[i.ax\i)v  ju[ijdl  x]a»d[tx6p] 

2 erg.  nach  Teb.  104, 16  von  Gr.-H.  — S erg.  nach  Teb.  104, 17  f.  von  Gr.-H.; 
ix\odrilimv  W.  — 4 ixttedyta&at  Ix’  ’A  W;  {«aya-/ia9at  ilg  r N;  p[r|di  x]ai- 
6[txiv]  erg.  nach  Teb.  104,20  von  Gr.-H. 

Archiv  f.  PApjrruifurtchung  UI.  3.  26 


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38H 


Aufsätze. 


5 \si\uv  fitjäk  Tfxroxoilla^ai  fg  ßAiijs'  yvvcaxbg  tibdijg  ’y^p(H- 

z»|riiis-  aXk\rjv  oixiai'  olx[eiv  j)g  o]i)  xvQUV- 

0 [ö£i]  WpoiMoiy  nyjd ' iyßciXXnv  fii/ds  vß^tlav  ntjöh  xaxov- 

avTt)i>  Tüv  vxuQX»vTmv 

7 [ä]AAoT(Hoi>i'  tivtv  Toi)  txtyQUcpfjvui  tijv  'JpOivötjif  ße- 

ß((i\ci)TQiuv.  ’Eav\  dt  Ti  Toi'Twi'  ^xiätiX'Xiji 

8 xotäv  i)  rä  deovra  tj  tov  Ifiaviafiöv  rj  räXXa  iiii  xagip,i 

a|i'röi  (sic)  xa9ä  yt\yQa7trcu,  ixxinliadTca  Mtvtxfjcc- 

9 T1JS  ’A(fOiv6y]i  xuQa%Qiiy.a  ti)v  (ptQvijV  ijfuöXiov.  Katü  rä 

|ai>rß  df  |U»?ld£  ’A^aivör}!,  f£tato)  «jtöxoiTW 

10  (iijdi  ätptjiitQOV  yivfU^ai  äxb  r^g  Mtv(XQ('(Tov  oixCag 

«|vfo  rfjg  M\tii(XQ(irov  yvcofit/g  fttid' äXXcu 

11  ävöpl  (Juj’£t»'[«]t  fO/d£  (p&fiffiiv  rbv  xocvbi-  olxov  fiijö’ 

M£v|£xpati;v  3<J«  q>tpei  äväpl 

12  Vtjv.  'Euv  dX  ’A[e\eiv6yj  txovea  ßovXyjxai  äxaXXdaaee&ca  «[x-ö 

A/l|ft'fxpaTOV,  g|[:r]o(ioi>g  cörf/i  A/fVfxpanjg 

18  tijv  (piQvtjv  uxXfjif,  äip’ fig  äv  initgag  axairrjQ'iji  [^r]  | ijfitQCug  S | 

äxo.rtfit^'ctra)  aiiriji'. 

11  ’Eäv  dt  fit)  ä.-Tüdwi  xa&ä  yiypaxrui,  äjror£[i]öctru 

ij;i|t[()JAiüi'.  Ehj  uiv  vyCtia. 

1&  ’Eäv  di  Tig  uvrCiv  «vfrpcaTit'ov  ti  stßtfij  x«l  T£A£t’T>Jö[7j], 

|loTta  T^l  xaTaAfi»o^£i'«  t>»äpj;ovTa 

16  TOV  füi’Tog  civräv  xal  rCiv  rixvav  räii'  ioofuvav 

javtofg  f'S  ä|[A]AjjAo)r.  Mt)  bvrmv 

17  d’ovTofg  rixvav  i’i  dXXtjXav  ij  xul  yevufiivav  xai  ruv- 

|tiuv  äxoytlvofiivav  xpb  rov 

18  iv  i^Xixüci  yevitf^cu  fjTot  äfitporipav  xepidvrav  ^ 

x«|l  fierä  TJ^r  I 6®OT£povovv  «üti5v 

19  t£A£ut^v,  iäv  fitv  'ApOivorj  xporipa  ri  xct&t],  äxodd- 

t|m  A/£Vfxpa|TJjg  rrjv  tpigvijV  xädav 

20  XXXvfixi[d]di  rrji_  fitfrpl  avrijg,  iäv  Jiji,  fl  dt  fit),  rolg 

ey\yi<Jra  y£V£i|  ovöt  avrijg  'Apaivoyg 

21  [ ] iäv  di  ju|i^  dxodöi,  | 

ästoTfiffoTO)  ;rapß;i;p^pß  [. . . 
5 {lx\fiv  nach  Tcb.  104,20  vermutet  von  Gr,-H.,  bestätigt  durch  Original  W. 
~ 6/6  Tts  oJ6  nach  Teb,  101,21  Ur.-H.  — 6 ftrjS'  W ; pi)  N.  — 7 ffir 

[f£«]llore>ov>’  reicht  nicht  der  Platz  W.  — 8 verschrieben  für  o6ti}».  — 10  yi- 
vicPai  W;  yteiaPai  N,  — 11  ptj4’  of[o]  Wj  p»j[  N.  — 20  ’OlepwifdJd«  W,  Oft, 
ft.,  dl  N;  tl  W,  iäv  N;  iy  W,  N. 


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389 


Ulrich  Wilckeii:  Zii  den  Genfer  Papyri. 

Verso. 

’y4vx(yg(aq:ov)  avyyg(a<pijg)  (fvvoixtoCov 
’Jgqn;6i]g  ilg  Mei’fxgßrtjv. 

Verao  vgl.  Areli.  I S.  4iS7. 

Der  Oxforder  Streifen  entscheidet  trotz  seiner  Schmalheit  doch 
einige  noch  oifensteheude  Fragen.  In  10  Fällen  bestätigt  er  die  im 
Archiv  a.  a.  ü.  von  mir  vorgeschlagenen  Er^nzungen,  in  8 Fällen  gibt 
er  irgendwie  Neues.  Von  einigem  Intr-resse  ist  darunter  folgendes. 

Z.  4.  Nachdem  die  Lesung  ixuedcyse^ai  in”y4goiv6rjv  hergestellt 
ist,  ist  es  leicht  zu  erkennen,  daß  in  Teb.  104,19:  ^7c[a]y[a]ytq9(fi 
nlld  ’^TtolXaviav  nicht  richtig  sein  kann.  Wir  brauchen  hier  not- 
wendig ein  Praesens,  da  das  Verbot  für  die  Dauer,  nicht  für  einen 
Einzelfall  gegeben  ist.  Vgl.  auch  sxciv,  Tixvoxoitle&ai  etc.  Also  wird 
auch  dort  iTceiaayee&ai  zu  lesen  sein.  Daß  statt  äHä  vielmehr  #[ä1] 
T^v  zu  lesen  ist,  notierte  ich  mir  schon  1903  bei  meiner  Revision  dieses 
Textes,  wenn  auch  noch  mit  Zweifeln  bezüglich  t,v. 

Z.  11:  (itjd’  q^e]xvvuv  Mevaxgärtjv.  Das  Aktivnm  altJxvvuv  habe 
ich  auch  in  Teb.  104,  29  am  Original  gelesen,  wofür  Grenfell-Hunt 
alaxvvtq^[ai  gaben,  wenn  auch  mit  Recht  Anstoß  nehmend  am  Medium, 
ciöjriivftv  haben  sie  inzwischen  auch  in  Oxy.  111  497,  4 ergänzt.  Das 
IV  ist  in  P.  Teb.  allerdings,  wenn  meine  Zeichnung  mich  nicht  täuscht, 
korrigiert,  aber  doch  völlig  sicher. 

Z.  12.  ttxb  Mivexgärov  war  schon  von  Gr.-H.  nach  Teb.  104,31 
vermutet. 

Z.  13.  Übemischend  ist,  daß  nach  dem  Oxforder  Fragment  ein 
Termin  von  (50  Tagen  festgesetzt  wird.  Ich  hatte  im  Archiv  a.  a.  0. 
nach  den  mir  damals  allein  zur  Verfügung  stehenden  Parallelen  aus 
römischer  Zeit  {jfidgtas  X ergänzt.  Dafür  wollten  dann  Grenfell-Hunt 
nach  Teh.  104,  32  rjfiigaig  l einsetzen.  Keines  von  beiden  war  richtig. 
W'ir  lernen,  daß  bezüglich  dieser  Termine  für  die  Kontrahenten  eine 
größere  Freiheit  bestand,  als  wir  annahmen.  Die  Frist  von  (50  Tagen 
ist  inzwischen  auch  durch  P.  Oxy.  III  497,  G für  das  II.  .lahrh.  nach 
Chr.  bezeugt. 

Zu  Teh.  104  bemerke  ich  noch,  daß  ich  in  38/9  Te'&ifiai  [t^i< 
<fvyyga]g)ijv  statt  gelesen  habe,  wo- 
rauf Hunt  das  Folgende  jcagä  jiio[vv]qCai  las  (statt  xa- 

[W]tt  xagade  ....  ft).  — Für  Z.  43  (Verso)  vermute  ich  nach  der 
obigen  Lesung  des  Verso,  daß  auch  hier  [ffg|  und  nicht  [ffpöjs 
[IJiffxor  zu  lesen  ist. 

26' 


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390 


Aufftutzc 


22,  Was  hier  vorlicgt,  ist  nur  der  Schluß  einer  größeren  Urkunde, 

resp.  Urkundengruppe,  die  in  dem  gleichfalls  aus  Hermupolis  stammen- 
den, von  Vitelli  herausgegebeiien  U.  Fir.  1 (vgl.  Arch.  I S.  f>57f.)  ihre 
Parallele  hat.  In  der  1.  Kolumne  shind  der  Kaufvertrag.  Davon 
ist  nur  noch  erhalten  der  Schluß  der  Subskription:  ] . /I . füdoxö. 

Damit  ist  bei  \ltelli  der  Abschnitt  a®  zu  vergleichen.  Die  2.  Kolumne 
enthielt  dann,  entsprechend  Fir.  1 b',  zunächst  die  Bunkurkunde  über 
die  an  den  Verkäufer  zu  zahlende  Kaufsnmme.  Auch  davon  ist  nur 
noch  die  letzte  Zeile  erhalten,  die  ich  folgendermaßen  las:  . [. . .J . . . 
[. .].[..  .]j;tAfag  fx|a]r[öt']  j'-  ag  (1100,  nicht  4090).  Hier  mag  (anders 
als  in  P.  Fir.)  der  unterzeichnende  Bankbeamte  nochmals  die  Summe 
genannt  haben.  Hierauf  folgt  dann,  unterhalb  einer  großen  Schleife, 
das  was  Nicole  als  Nr.  22  vorgelegt  hat,  die  Quittung  (v^oygugirj)  des 
Verkäufers  über  die  durch  die  Bank  ausgezahlte  Kaufsumme,  ent- 
sprechend Fir.  1 b*. 

1 1.  Zaxvgov  sk  Zaevgov.  — 5 streiche  t»;. 

23,  2/3  1.  Iltnguxafiov  (sic)  st.  [77]£[;t](>dxo:p^t'.  — In  der  Be- 
schreibung des  verkauften  Esels  lese  ich  hinter  xokoßbv  die  rätselhaften 
Buchstaben:  avatanv  («»»«£  . uv  Nie.).  Ich  finde  dafür  keine  andere 
Deutung  als  die  Annahme,  daß  der  Schreiber,  aus  einer  gewissen  Scheu, 
den  Hodensack  direkt  zu  nennen,  vorgezogeu  hat  zu  sagen:  „verstüm- 
melt da,  wo  er  es  ist“  (av'  a iatCv).  — 0 1.  axsxofitv  st.  uTtdaxaiuv. 

24,  7 in  der  Lücke  hinter  iara/JoüTog  1.  gl  ärg,  wie  auch  Zereteli 
(Byz.  Z.  X 299f.)  vermutet  hat.  — 8 1.  ^.'eyd&si  statt  Aaro^ij.  — 
14  1.  kaxavoaTtiQuov  veov  x[«^a]p[o]v  ädö[Aon  «prä/iag].  — 15  L 
dpd/icn  st.  ägofiadm.  — 17  1.  öjuoAoyoütfg  (sic),  darauf:  t»)t  2,’syä- 

■frii  [rö].  — 18  1.  [ — 19  1.  [^vtoxQcirogog 

Kaioagog  ^ofi]i,Tiavov  Z^ejiaarov. 

25,  1/2  schreib  'EgfiaCo(ii)  | idfo(v).  — 8 1.  dfikv  (=  dfid)  st.  ifii. 
— 10  der  Monatstag  ist  xi. 

26,  1 1.  Mvg&tjg  st.  Mvtf&ig. 

27,  1 1.  nicht  '^dgi{civov),  sondern  . . : (vielleicht  Mia?)  f.  — 3 1. 

Jioydvei  st.  Jt.og,y\Ön  (vgl.  Arch.  I 57)3,  auch  von  Zereteli  a.  a.  0. 
gefordert).  — 14  zwischen  «g  und  Spuren  von  ca.  5 Buch- 
staben. — 15  1.  ^£[oi.Jxovoftüi,  dxoäi^ai  st.  a axa[yy]£Aö. 

Der  Anfangsbuchstabe  von  Z.  10  könnte  vielleicht  ein  x sein,  und  da- 
nach würde  ich  fortfahren:  ojg  fort  | x[altapd.')  Dieselbe  Formel 

1)  Wessely,  Woch.  Kl.  l’h.  lUOü,  420  schlägt  die  Ergänzung  wg  {an  [x«#»}- 
xoxj  vor.  Würde  man  dafür  nicht  lieber  mg  xad'T/xa  sagen?  Im  übrigen  vgl.  das 
obige  Zitat  aus  BGU  243,  11. 


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Ulrich  Wilcken:  Zu  den  Genfer  I’apyri. 


391 


steckt  offenbar  in  BGU  420,  15 — 17.  Vgl.  auch  459, 12.  Der  Dekla- 
rant würde  sich  dadurch  Terpflichten , im  Falle  der  Veräußerung  den 
Nachweis  zu  bringen,  daß  sein  Grundstück  unverschuldet  ist.  In 
anderen  Fällen  wurde  dieser  Nachweis  schon  in  der  selbst 

gebracht.  Vgl.  BGU  112.  Auf  den  Nachweis  in  der  dxoyQa<pij  ver- 
weist auch  der  neue  Eigentümer,  der  Käufer,  in  BGÜ  243,  11:  'Onoxuv 
[j>|ä()  ttjn  uxoyQiucpijv)  avrov  xoiä/uti,  dxoö(i%a)  üj[g]  vxägxu  xai 
xad’UQÖv  fitjSevl  XQt(Tov(ii€vov)  (—  Gen.  44, 21).  Zu  dem  An- 
zeigen der  beabsichtigten  i^oixovo^ia  bemerke  ich  nebenbei,  daß 
BGU  184,  27ff.  sich  nach  BGU  379  vermutungsweise  folgendermaßen 
wiederherstellen  läßt: 

‘-•7  'Eicv  extaTfi'hcTi]  toj  <ib)> 

yQ(eqlfiov  AbxroXa)>«('(or) 

[uarfjrtt'  t)ßCv\  w[g] 

28,  7/8  1.  n'pojf Tp[s'Ji<’aTq  st  xqo  — 28  hinter  der 

Altersaugabo  1.  (=  ,u»;pö)  (so  schon  Wessely,  Woch.-Kl. 

M.  1900,  429)  äp(o(T4pü).  — 29  1.  ({’twi')  xt  aarj(iios).  — 30  1.  xß 
statt  XU.  Die  Urkunde  stammt  also  vom  J.  137. 

29,  1 1.  Uaicvis.  — 2 1.  ©f pf st.  &eQfvmafa;.  Dies 
Dorf  Öfpfi'oi'ü'is  im  I’rosopitischen  Gau  begegnet  auch  in  648,3;  453,2; 
Loud.  II  S.  285,  13.  In  048,  2 liegt  es  jetzt  nahe,  nach  diesem  Genfer 
Text  Z.  1 Ä£ uH [ttag  zu  ergänzen.  — 3,4  1.  Ttotvuvqtios  xov 
Teaevov(peas-  Die  Lesungen  in  10  sind  sehr  unsicher. 

31,  2 1.  Tfttjrog  st.  Tteijxog.  — 7 1.  ctfi<pi^ßijxoviievav.  — 
13  1.  uxqxaxi<S%ov  st.  ööa  xaxiöxov.  — 14  TCUQuxikiyt  ist  nicht 
richtig.  Ich  vermute:  xctqayyelslg  (2.  aor.  pass.).  Dann  ist  in  der 
folgenden  Zeile  avxov,  nicht  uvxov  zu  schreiben,  denn  er  wird  durch 
den  yiajaiQoifÖQog  vor  den  Strategen  gefordert.  — 10  1.  st.  (t(p&tj. 

— 18  1.  ft[il  st.  fip\  Dieser  Text  bietet  noch  manche  Schwierigkeiten. 

32,  3 erg.  [/ZfToolptg],  wie  ich  schon  Arch.  II  S.  140  vorschlug. 

— 4/5  I.  f *Jf ffsiapijtfa  st.  (x]s&fD)qiOa.  — 6 1.  ffpcä  £oxvox(aCov) 
A’[tJ](Jo(u).  — In  7 fand  ich  meinen  im  Arch.  a.  a.  0.  gemachten  Vor- 
schlag bestätigt.  Es  ist  zu  lesen:  tixb  [TijgJ  | «(vtijg)  *<og(i;g)  st. 

pjj(Tpdg)  I ]rf;  a xg.  — 8 Schluß  erg.  tbg].  — 9 1.  dtg  fiö-KrTjat 

st.  XU.  010 Zeile  10  ist  von  Anfang  bis  zu  Ende  rein  demo- 

tisch.  Das  ist  die  ägyptische  Subskription  des  Petosiris  wie  im  Straßb. 
Pap.  gr.  1105  (Keitzeiistein,  2 relig.  Frag.  S.  7,  4),  die  von  demselben 
Mann  geschrieben  ist. 

33,  16  1.  Kuxii(o{Q(0&rj)  yQuq.fi(ux{t)  st.  .Jr;gi(rp(tog)  yquu- 
fi(ttxcvg).  Vgl.  zu  den  Ergänzungen  BGU  I 352,  lOff. 


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392 


Aafüätze 


34,  9 1.  [fitfffl-jüffttt,  wie  ich  Arch.  I 554  vermutete.  — 9 L ’Ajco- 
krjia  st.  ylrjiivla. 

35,  2 I.  äia[xt(Szali{jievay\.  — 4 1.  xgbg  avvavi}v  st.  ixl  ävV/v. 

— Zu  erwartet  man  noch  eine  Bestimmung  wie  in  P.  Lond.  II 

S.  75.  — 6 1.  &QQevag.  — 7 1.  ra  st.  »«.  — 7/8  1.  äxiaxov]  \ [r]i)v. 

— 12  1.  x]vQiov  st.  xvQto]v  eerai.  — 16  1.  *-[./]  j4vQrjk([av  statt 
[”A’Tovg]  dfi'TtXpov.  Damit  lallt  das  genaue  Datum,  das  man  diesem 
Text  für  die  Statthalterschaft  des  Volusius  Maecianus  (Z.  3)  entnehmen 
zu  können  glauben  durfte. 

36,  Vgl.  hierzu  Arch.  I S.  554.  Bei  meinem  Hinweis  daselbst 
auf  Revillouts  (nicht  Wesselys)  Edition  in  der  Revue  Egypt.  VIII  S.  9 
hatte  ich  übersehen,  daß  Wessely  angibt,  nur  eine  ihm  übersandte 
„copie“  an  Revillout  mitzuteilen,  daß  also  die  dort  gegebenen  Lesun- 
gen nicht  von  Wessely,  sondern  von  dem  Einsender  herrühren.  Da 
dies  Mr.  Nicole  war,  wie  ich  inzwischen  erfuhr,  so  nehme  ich  im 
folgenden  nur  auf  die  späteren  Lesungen  Nicoles,  die  er  uns  unter 
Nr.  36  seiner  Gesamtausgabe  geboten  hat,  Bezug. 

1 las  inzwischen  Nicole.  Nach  Oxy.  IV  713,1  ergänze  ich 

es  zu  77«pfT(f8r,),  womit  die  Deponierung  im  Archiv  bezeichnet  ist. 

— 2 1.  ’Egfiatexov  st.  ’Egaritsxot’.  — 5 1.  op«:tf(ag  st.  bgatsdug. 
Das  .T  ist  völlig  sicher.  — 7 1.  :tp6j  xijjdji«  st.  :iQoaxvv[ij\ua.  — 
8 das  nach  18  zu  erwartende  SküTto;  steht  nicht  da.  Ich  sah  @u  . - 
oiTog  (ohne  Doppelpunkt  über  i).  Die  Spuren  des  dritten  Buchstabens 
würden  am  ehesten  zu  r passen,  vielleicht  auch  zu  :r.  — 9 1.  Ilt^v- 
öiog  st.  Ilfxvaiog.  — 10  1.  lfp[ft'<y]r  A'oxi'OÄ’Kt'ou  st.  Dpfr[öji  i'egov. 

— 11/12  1.  [rjür  avv\vKav  wie  schon  Nicole  mir  auf  An- 

frage bestätigt  hatte,  statt  äkkav  vaibi’  räv.  — 19  1.  aroXCOfiarog 
»■fjjrfts  st.  aToliafiuTa  . ...  ig.  — 21  die  Zehn  des  Datums,  i"  (sic),  ist 
erst  nachträglich  zwischen  L«  geschoben.  Also  la  korrigiert  ans  «. 

— 24  1.  (namentlich  das  zweite  0-  nicht  ganz  sicher)  statt 

ÖÖ0  je.  — 25  1.  'EQfiaCexov  st.  ’£pqj[ t](’ffxpo.  — 26  1.  arijj;(£i5)  dtxa 
st.  oro4(i'ögt«ra).  — 27  Schluß  1.  ’d vovßioy{v).  — 28  1.  KokoaeC{mv) 
st.  Kokoaf.  Die  Auflösung  nach  P.  Goodspeed  10,4  wie  Crönert  (Wochen- 
schrift f Kl.  Phil.  1903  Sp.  731)  richtig  vorgeschlagen  hat.  Vgl.  oben 
S.  114.  — 28  Schluß  ist  mir  nach  meinen  Notizen  nicht  ganz  sicher, 
ob  B . ovTug  statt  B . ov  zu  lesen  ist.  — 29  L « (==  aitiexov)  :ttj- 
xifi?)  dtx«. 

Diese  Urkunde  ist  für  die  religiösen  Zustände  Ägyptens  in  der 
Kaiserzeit  von  hohem  Interesse.  Eine  Priesterkommission  des  Sokno- 
paios-Tempels  in  Soknojmiu-Nesos  bringt  10  EUen  ByssosstofiFe  nach 


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Ulrich  Wilcken;  Zn  den  Genfer  Papyri. 


393 


Memphis  zur  Bekleidung  des  eben  verstorbenen  Apis  von  der  Mutter 
Thaois.*)  Sie  liefert  sie  ab  im  Namen  des  Soknopaios-Tempels  an  die 
Bestnttungskommission  und  läßt  sich  durch  die  uns  erhaltene  Urkunde 
die  Übergabe  des  Byssos  bestätigen.  Diese  Quittung  bringen  sie  dann 
zurück  und  deponieren  sie  (xaQeti&rj)  in  ihrer  Heimat,  wo  sie  offenbar 
gefunden  ist  — Dabei  ist  vieles  im  einzelnen  lehrreich.  Zunächst  ist 
bemerkenswert,  daß  die  Bestattungskommission  in  Memphis  nicht  nur 
aus  Priestern  besteht,  sondern  an  erster  Stelle  zwei  städtische  Beamte, 
einen  gewesenen  und  einen  designierten  Gynmasiarchen,  an  dritter 
Stelle  erst  einen  Priester  aufweist.  Schwer  verständlich  ist  der  Titel 
dieses  Priesters:  diciSoxos  oQtatetag  xal  ä^j[cxgo<pr/T{(ag.  Die  frühere 
Lesung  Nicoles  {tQußn'ag  hatte  man  mit  oQutSig  Vision  zusammenge- 
bracht (vgl.  Wilcken  Arch.  I 5ö4  und  Ileitzenstein,  Nachricht.  Ges.  Wiss. 
Gött.  1904  S.  315,  1).  Nun  steht  da  aber  ogaxiiag.  Daß  darin  der 
Name  des  Apis  steckt,  ist  a priori  wahrscheinlich,  aber  eine  evidente 
Erklärung  des  Wortes  weiß  ich  nicht  zu  geben.*)  Zu  der  Kommission 
gehören  ferner  die  niemphitischen  Bürger,  die  Z.  25fl'.  unterschreiben, 
auch  der,  der  die  beiden  deniotischen  Zeilen  geschrieben  hat.  W.  Spiegel- 
berg hat  nach  meiner  Abzeichnung  diese  Zeilen  wesentlich  anders  über- 
setzt als  E.  Revillout  in  Rev.  Eg.  a.  a.  0.  Mit  seiner  freundlichen  Er- 
laubnis teile  ich  seine  Übersetzung  hier  mit:  „1.  Sils  (als  Fremdname 
determiniert,  etwa  mit  Beinamen  Onnophris  (?)... . 2.  der 

Lesonis  des  Apis  (?)  und  die  obigen  Zeugen  (?).“ 

Wichtig  erscheint  mir  der  Ausdnick  vx(p  äxo9ecja^a)g  '^xiäog. 
Damit  ist  gesagt,  daß  der  lebende  Apis  noch  nicht  ein  ist.  Er 

wird  erst  zum  &fdg  nach  seinem  Tode  durch  die  Verbindung  mit  Osi- 
ris, als  'Oeogänig.  Vorher  ist  er  (wie  alle  anderen  heiligen  Tiere)  nur 
ein  IfQov  iäov.  'Ugaraxog  nennt  ihn  unsere  Urkunde.  Vgl.  auch 
Diod.  I 21,  10:  xal  rovrovg  (Apis  und  Mnevis)  gi'iied&ai  xa&axeg 
ilfoüg  xtl.  Ebenso  I t<5, 2:  wg  ■B'fov  dvayovaiv.  Daß  dieser  feine 
Unterschied  bei  den  Autoren  nicht  überall  zum  Ausdruck  kommt,  ist 

1)  Daß  mit  ThaoTg  die  Mutterkuh  gemeint  ist,  kann  nach  den  ägyptischen 

Perapeumstexten  kein  Zweifel  sein.  Zu  der  Verehrung  dieser  Apismütter  vgl. 
Ptrabo  17  p.  807:  (art  i’  af’Xij  :rjoxn(itV;j  rot)  fr  J üHog  erpebg  rijg  pTjreo; 

Toö  ßoög.  übrigens  muB  sich  der  Schreiber  in  8 oder  in  18  verschrieben  haben: 
cs  kann  nur  dieselbe  Kuh  gemeint  sein. 

2)  Gegen  die  von  W.  Otto  mir  vorgeschlagenc  Ableitung  von  einem  sonst 
nicht  überlieferten  Priostertitel  wr-hj  p (=  Großer  des  Apis)  habe  ich  manche 
Redenken,  die  auch  Steindorff  mir  bestätigte.  Auch  gegen  meinen  Einfall,  <['Ob^o- 
Qttating  zu  emendieren  und  dies  als  *Oaogaxifiag  seil,  agx^fvrtavi^g  zu  verstehen 
(=  Oberpriestertum  des  Osornpis),  läßt  sich  mancherlei  einwenden.  Also:  non 
lifjuet. 


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394 


Aufsätze 


kein  Wunder.  Vgl.  z.  B.  Cicero  de  re  publ.  III  14:  hovem  qiicndaiH  ptt- 
lari  dann,  quan  Apim  nominant.  Maßgebend  ist  hier  die  amtliche, 
von  Priestern  entworfene  Urkunde.  Die  ägyptischen  Denkmäler  sollten 
auf  diesen  Punkt  hin  einmal  untersucht  werden.  Mit  un.serer  Urkunde 
stimmt  völlig  flberein  der  Bericht  Suetons  über  den  Aufenthalt  des 
Titus  in  Memphis  (Tit.  5):  in  consecrando  apud  Memphim  botr  Apklc 
dhulema  gestavit,  was  mit  A.  v.  Gutschmid  auf  die  Bestattung  des 
toten  Apis,  nicht  auf  die  Einführung  des  neuen  Apis  zu  beziehen  ist. 
Vgl.  Sharpe,  Gesch.  Äg^rptens  II  S.  132.*)  Sueton  wendet  hier  das  Wort 
cmkiccrare  an,  mit  dem  er  auch  die  Kaiser- Apotheose  bezeichnet. 
Dieser  Ausdruck  consecralio*)  entspricht  also  genau  der  ocjto&tijjots 
unserer  Urkunde.  So  werden  für  uns  jetzt  noch  inhaltsreicher  die 
vielbesprochenen  Worte  des  Dekrets  von  Kanopos:  pera  di  Tavrn  rd 
Tpog  Ti)r  ix&daoiv  avzijg  (der  jungen  verstorbenen  Berenike)  vöpipa 
x<d  rijn  rov  xev^ovg  uiniAi'atv  d:rtd<ax(ct/  g£j'«/loa:pfTög  x«l  xijäfpo- 
vtxäg  xa&dxsQ  xal  ixl  twi  xal  MvrjVfi  tl^iOpivov 

f<friv  yCvea^ai.  Hier  tritt  die  ixd-i'coaig  der  verstorbenen  Prinzessin 
nunmehr  in  direkte  Parallele  zu  der  dnod'taOig  des  verstorbenen  Apis. 
Vgl.  Z.  5l)  des  Dekrets,  wo  auch  caro^saOig  gesagt  wird  von  der 
Tochter  des  Ke. 

Die  ungeheuren  Kosten,  die  das  pomphafte  Begräbnis  des  Apis 
verursachte,  lasteten,  wie  es  nach  Diod.  I 84,  8 den  Anschein  hat,  zu 
Beginn  der  Ptolemüerzeit  noch  auf  der  Tcmpelverwaltung,  später  wur- 
den sie  auf  die  Krone  übernommen.  V^gl.  die  oben  zitierte  Stelle  aus 
dem  Dekret  von  Kanopos,  ferner  Rosettana  31  f (rd  x’ ilg  tug  xafpdg 
x(c&^xovxa  äidovg)  und  jetzt  P.  Teb.  .5,77:  [ffpoorfjtäjjam  dl  x«i  r« 
flg  xijv  tov  "Axtog  xul  Mvq^^yiog  SijTfiv  ix  rov  ßa{OiXixoi<) 

[(ü]g  xal  ixl  Täv  äxoTs^eapivav.  Nach  dem  Wortlaut  müßte  man  au- 
nehraen,  daß  die  gesamten  Kosten  der  Krone  zufielen,  doch  mag  das 
eine  Übertreibung  sein.  Wie  diese  Frage  in  der  Kaiserzeit  geregelt 
war,  darüber  liegen  m.  W.  keine  Zeugnisse  vor. 

Unsere  Urkunde  zeigt  uns  nun,  daß  ira  Jahre  170  n.  Ohr.  der 
Soknopaios-Tempel  von  Dimeh  10  Ellen  Byssosstoffe  nach  Memphis 
zum  Begräbnis  des  Apis  lieferte.  Wie  ist  diese  Lieferung  aufzufassen? 
Mir  scheint  der  ganze  Tenor  der  Urkunde  dafür  zu  sprechen,  daß  es 
sich  hier  nicht  um  eine  freiwillige  Gabe,  sondern  um  eine  pflichtmäßige 
Lieferung  handelt.  Der  Priester,  der  sich  die  Übergabe  des  Stoffes 

1)  Die  falsche  Deutung  Hndet  sieh  auch  bei  W.  Otto,  Priester  u.  Tempel 
I S.  391. 

2)  Vgl.  hierzu  auch  Wissowa  in  Pauly-Wigs.  IV  896  £f. 


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Ulrich  Wilckcii:  Zu  den  Genfer  Papyri. 


395 


quittieren  läßt,  schreibt:  xctgtlvtyxa  xal  xtagdöaxa.  Diese  Formel  kehrt 
da  wieder,  wo  es  sich  um  Liefenuig  ron  Steuern  handelt.  BGU  974,5: 
xagtjveyxa  xal  xagad^dcoxa  vfilv  elg  evS’dveiav  töv  — 
d<TÖ  drjXtjyttTCovog  xavövog  — o[vov  ^derag  öiaxiXdovg.  Ich  kann  daher 
W.  Otto  nicht  zn.stimmen,  der  zu  unserm  Papyrus  von  Kollekten  oder 
Geschenken  spricht  (Priester  u.  Tempel  I S.  391f.)'),  sondern  meine, 
daß  der  Soknopaios-Tompel  eine  Verpflichtung  erfüllt,  wenn  er 
10  Ellen  Byssos  für  den  toten  Apis  schickt.  Daß  die  anderen  Tempel 
zu  entsprechenden  Lieferungen  verpflichtet  waren,  wird  man  ohne 
weiteres  folgern  dürfen.  Diese  Naturalunterstütznng  durch  die  Tempel 
mag  übrigens  wohl  schon  in  sehr  alten  Zeiten  eingefflhrt  worden  sein, 
nachdem  der  Apiskult  seine  beherrschende  Stellung  gew'onnen  hatte. 
Sie  hat  gewiß  schon  in  der  Ptolemäerzeit,  als  die  Hauptkosten  für 
das  Apisbegräbnis  der  Krone  zuflelen,  nebenher  bestanden.  Für  die 
Frage,  ob  die  Kaiser  diese  Verpflichtung  von  den  Ptolemäern  über- 
nommen haben  oder  nicht,  ist  daher  imser  Text  vom  Jahre  170  n.  Chr. 
nicht  entscheidend. 

37,  1 1.  ’yinoXlcoxä  st.  ’.^xoXlbnum.  — 4 1.  xal  t«  st.  t«.  — 7 1. 
naovijTig  Utxütog  st.  Ilaov^tiog  TlursvTog.  — 4 1.  £’[r]  xA[T/]pcij 

st.  X gav.  Zn  dv  xir/ga  vgl.  Gr.  Ostr.  1 S.  003.  — 11  1.  vxo- 

yeyga(jiftdvovg).  — 11/2  1.  £v»d  porg  st.  ß|to  [j;]p£oi.>g.  — 12  I. 
dxiTrjd'cCovg.  — IS  1.  ilg  xXijgov  st.  ßovXsvrdg,  wie  ich  schon  im 
Arcb.  I 554  vermutete.  — 10  1.  'Aa(ug%  st.  lAoiag.  Dieser  Spitzname 
'Aeiag%  dürfte  eine  Kürzung  sein  von  ’Aoiagxog,  so  wie  ägai  neben 
iigaxog  steht,  ßä&gtel  neben  ßargaxog.  — 18  schreib  nicht  An^og. 

S.  oben  S.  3^5.  Zn  19/20  vgl.  Arch.  1 554. 

38,  1 1.  i'a[p]ßTC)d(opog  st.  ’AjtoXXöAoigog.  — 5 1.  AiovvOoda- 
gtavilg  st.  dcogvoaofidi'tjg.  Damit  gewinnen  wir  den  Namen  eines 
bisher  noch  unbekannten  Patrimonialguts.  — 11  1.  Z'fßaöriöv  statt 
/7£pTfl»'«[xog].  Also  ist  Z.  12  reine  Dittographie. 

39,  Die  hier  mitgeteilte  Quittung  steht  auf  dem  Verso,  weil  der 


1)  Auch  Plutarch,  Ts.  et  Osir  c.  21  spricht  nicht  für,  sondern  gegen  seine 
Anffassung:  ils  di  rag  raipüs  (Hss.  ypoipäg)  rräv  riprapfvo«'  fmat’  rotig  /ilv  älXovg 
«irvttroypti’o  rtXtir,  (lovovs  ti  |‘■T]  iidörut  Toi'g  Srißatia  xaxoinoi’vzuf  mg  üvjjro» 
Oföe  ovdiva  rouifovrag  xrl.  Ucr  Ausdruck  avvrsrayp^ra  rstsre  zeigt  deutlich, 
daB  auch  hier  von  pflichtmäßigen  abgatienartigen  Lieferungen  die  Rede  ist.  Was 
Plutarch  über  die  Ausschließung  der  Bewohner  der  Thebais  sagt,  ist  so  grund- 
verkehrt (vgl,  z.  B.  den  ’Oaogßovxig  in  Hennonthis,  Archiv  I S.  3311  f.),  daß  man 
daraus  keine  liflcksehlüsse  auf  den  an  sich  so  klar  ausgedriieklcn  Charakter  der 
«vvTfTuyiidva  ziehen  darf. 


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39G 


Aufsätze 


PHpvrns  schon  vorher  beschrieben  war.  Auf  dem  Reeto  las  ich  die 
Worte:  Mia^aöig  axav&Cn>og.  Verso.  9 1.  st.  xg.  — 11  lies 
xatt  st.  uffiitj^oue  tux.  Die  Buchstaben  sind  schwer  zu 
deuten.  — 15  1.  /|  vor  tbg  jtQÖxiTtti  (sic).  — 16  1.  nayxQÜrov. 

40,4  1.  2iaT«[^o(üTüi,')  st.  2tor|ov.  — 7 wiewohl  Taviip  kein 
Zeichen  der  Abbreviatur  trilj^t,  wird  doch  wohl  Tuveq>{Qijj,ftems)  zu 
lesen  sein. 

41.2  1.  Nififacc  st.  A'ffiftffii TOj.  — 7 1.  6il<covlov  st. ’Oq  . vtov. 

— 10  1.  «Ipoör  st.  dJ  orr.  — 12  hinter  0etä>tpi  stand  eine  Ordinal- 

zahl. — 13  1.  6(|ttotu>g)  st.  g.  — 20  1.  [7y|pß  y,T|()]jju|a  rö  statt 
.paar — 21  1.  xnl  * v;r[fp  anrön]. 

42,6  lies  FlfXrnjiTog  st.  lletciritzog.  — 11  1.  (’yy|ftftcoi<rf g — 
17/8  1.  [O'fli'ro.  — 18  (tvv  ist  nicht  richtig  gelesen.  — 20  1 1. 
rfi’ruf  [ rf ( I)-.  — 21  erg.  |x«i]  (Platz  für  die  übliche  Abkürzung  vor- 
handen) statt ....  — 24  1.  jrpffl  st.  .Tpßiff.  — 34  1.  7/|pä  (vgl.  Z.  7) 
L(=;T(äi'’)  If  ovX{i])  {’.rb  yövccTi  «pKj(rfpfj)  st.  '//)p«lx|/ifot’ 
»’.Toyo)'«rt«g  xßl.  — 35  1.  flatbig  st.  ..|.T«(/ug.  Da.s  folgende  Wort 
ist  nicht  f^uapog.  Ich  sah  einstweilen  ijt , a . p^.  Darauf  folgt  ön»'- 

43.3  rä[g  yitün  üg  ^Tüv  (Dittographie).  — 6 1.  d;rb  [d,u]qp(5(5ov 
st.  (ivayp(aqpöfiei’oi)  c<fi(p6äov.  Nachher  erg. 'ieplßxfj^oli’  (ohne  A,  was 
nur  Schreibfehler  war,  vgl.  Z.  1!>).  — 7 Vor  --/upJijAtM  ist  noch  Platz 
für  einen  kurzen  Vornamen  wie  IFici'a.  Nachher  1.  ev&ijvntpxrjaav- 
Tog  st.  yr/iVKOiapiijacaTog.  — In  8 ist  die  Ergänzung  ('i/pcxJlsojroAt- 
Töi'l  durch  den  Raum  ausgeschlo8.sen  wie  auch  durch  das  Attribut  rijg 
Fa/ijrpoTKTrjg,  das  man  nicht  in  einem  Atem  der  eigenen  Stadt  ver- 
sagen (Z.  8)  und  der  Nachbarstadt  zuerteilen  würde.  Auch  die  Paral- 
lelen sprechen  für  die  Ergänzung  |!4>l£jc£i'dpf'wlr,  was  der  Raum 
zuläßt.  Nachher  1.  ar«p’«t>roC  st.  Tßp«  Uov.  — 6 Anfang  Nicoles 
Ergänzung  [dgorcDg]  ist  sehr  wahrscheinlich.  — 10/1  lies  ä[n-o|do)- 
I (Jof>]|[e< i'l  statt  ß|;io]fV(a  l<Jofifv.  — 112  1.  dpa 

Wichtiger  ist,  daß  das  folgende  o-too  ^i’Ti'^g  nicht  richtig  ist.  Ich 
las  )»j£orl.|ilüo.  Es  wird  hier  der  Modus  der  Rückzahlung  der  Drachmen 
angegeben  im  Gegensatz  zu  der  der  Gerste.  Letztere  soll  iv  rfj  fiT/rpo- 
zurückgeliefert  werden.  Ich  vermute  nach  diesem  Zusammen- 
hang, daß  y,Tl  t)(J  /förfrläof'  (für  Evxflovg)  seil,  tpaTre'lr)  zu  er- 
gänzen ist.  Also  das  Gelddarlehen  soll  bei  der  Bank  des  EvTfXtjg  (als 
Nom.  jir.  belegt)  zurückbezahlt  werden.  — 12  1.  äpöfim  st.  dpouia. 

— 13  1.  exzioovcsi  st.  (xzivoixH.  — 13/4  1,  dpßjg^lt'  rör]  | [ 

fijfvov  [rd]xor.  — In  der  nächsten  Zeile  (müßte  als  15.  gezählt  wer- 


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Ulrich  Wilckcn:  Zu  den  Genfer  Papyri. 


397 


den)  1.  Tä  vor  AvQijXia.  — 10  Schluß  sah  ich  6p'8’[ös]  st.  jipijföriöi,-). 
Doch  ist  meine  Lesung  nicht  völlig  sicher.  Auch  das  vorhergehende 
x]ai  ist  unsicher.  Falls  ich  hier  richtig  ](D3  las,  sind  die  Adverbia 
unverbunden  neben  einander  gestellt.  — 18  hier  beginnt  2.  Hand.  — 
19  1.  änb  statt  äva(y^ag>6(isi'oi). 

44.  Zu  meinen  Bemerkungen  im  Archiv  I S.  n54  trage  ich  nach, 
daß  auch  Mitteis,  Aus  den  griechischen  Papynisurkunden  (1900)  S.  40/7 
dieselben  ans  der  Vergleichung  mit  BGU  243  sich  ergebenden  Ver- 
bessenuigen  für  beide  Texte  festgestellt  hat.  Die  von  ihm  und  mir 
vorgeschlagenen  Verbesserungen  zu  Gen.  44  haben  sich  mir  am  Original 
sämtlich  bestätigt.  Außerdem  habe  ich  nach  Einsicht  des  Originals 
noch  Folgendes  zu  bemerken; 

Z.  1 — 2 sind  von  derselben  2.  Hand  geschrieben  wie  Z.  27 — 29. 
Die  Unterschrift  gibt  Dionysodoros  für  seinen  Vorgesetzten,  den  ßißXin- 
die  Überschrift,  oder  besser  die  nachträglich  über  die  Urkunde 
gesetzte  Notiz,  für  sieh  .selbst.  — 1 erg.  AvT\m'etvog^  wie 

schon  Nicole  vermutete.  — 2 1.  fxi’pfwr  ^,uö]v  OvaXtgn(i’io\v  st. 
\ AvroxQcaoQmi'  Au«Jdpaj]v  (zu  lang)  Ctt'aAspio| v.  Gemeint  ist:  Vale- 
riani  et  Valeriani  Gallieni.  Vgl.  Z.  29.  — 2 Schluß  1.  MtOogtj  statt 
Mexd(>.  — 3 erg.  \AvQtjX(a  IVjjm  rä  xai  icjpKa'i'toM.  — 10  lies 
ji'sx Vf TTnpfot>,  wie  ich  schon  ira  Archiv  II  S.  405  vermutet  habe, 
statt»;  ix  A'fJtTovvfot).  Hiernach  wird  auch  in  BGU  571,8  A^fxvf3r(Ti>- 
ve(ov)  aufzulösen  sein.  — 12  1.  ^cceiaiäg  st.  xagdperg.  — 18  1.  Ajoy- 
yei-vä  st.  priytii’u  und  AfificovCov  st.  'An[oX\Xmvlox>.  — 25  1.  'Av- 
9eaTla  st.  AXxioia.  — 20  streiche  t«  x«i.  — 27  1. 

A't'pog.  Wahrscheinlich  ist  die  Zeile  etwas  nach  rechts  eingerückt. 
Nachher  1.  dt’  st.  dt«.  — 28  1.  xcrfj;<ü(pt(JKi  t;  S ('=  froug)  statt 
x«Tf;i;<ö(pi(Jfv).  — 29  1.  [tüv  xi’pt'eav  tjuCiv  0]v«4fp(av(5 v und 
.MfOopj)  wie  in  Z.  2. 

Mein  Hinweis  a.  a 0.  auf  das  Edikt  des  Mettius  Kufus  traf  nicht 
den  Kern.  Dieser  P.  Gen.  44  und  BGU  243  zeigen  uns,  in  welchen 
Formen  der  Käufer  von  Immobilien  unmittelbar  nach  vollzogenem 
Kauf  den  Kauf  anzuzeigen  hatte.  Wiewohl  die  beiden  Texte  über 
70  .Jahre  auseinander  liegen,  stimmen  die  Formeln  stellenweise  wört- 
lich überein. 

Für  die  nun  folgende  Korrespondenz  dos  Flavius  Abinnäus 
habe  ich  leider  nicht  viel  Zeit  erübrigen  können.  Es  sind  nur  Einzel- 
heiten, die  ich  beizusteuern  habe.  Diese  z.  T.  sehr  schwer  le.sbaren 
Texte  bedürfen  noch  eingehender  Nachprüfung.  Den  schwersten  Teil 
der  Arbeit  hat  auch  hier  bereits  Nicole  geleistet. 


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398 


Aafsätzc 


45,  8 die  Snbscriptio  Bene  vaJfeJ  schien  mir  von  2.  Hand  ge- 
schrieben. 

46,8  1.  inl  nX&xog  rov  »(pfTt'pon  st.  hi  Todror  toü  ypcc/ifia- 
t(ov.  — 9 1.  ulov  diä  x\Q\oiiavxiä)vav  (=  promotionera)  st.  xiov 
xpi'a  voftiOfiKXia  Uv  . . i.  — 10  1.  dexarap^  ■ dfxadap;(tj.  — 13  1. 
X6yav  (=  Xiiyuv)  st. . . twv.  — 13/4  1.  ^p(n|poT/(>n'os  cx  . (unsicher) 
statt  :rpoj'p(aT|^M]i/[o^ ] xa!.  — 15  1.  dvvtjöofif  {—  ävvijaofiai)  xbv 
st.  di>pi;#|rj]  <j[or]  « . . t|.  — 16  1.  IlXag  yyx’cig.  Hinter  äiroxa- 

xuOxijOb}  steht  0(11.  — 26  I.  atve  eväoxä.  Da  nach  meinen  Lesungen 
hier  Vater  und  Sohn  mit  dem  gleichen  Namen  TlXcig  begegnen,  an 
dieser  Stelle  aber  der  Vater  unterschreibt,  so  vermute  ich,  daß  Ofi»f 
für  seni(or)  steht.  — Auf  dem  Verso  las  ich:  FpaggcJrto»'  HXäg 

oilfXQUVOV. 

Auch  hiernach  bleibt  noch  vieles  dunkel.  Nur  so  viel  sehe  ich, 
daß  nXüg  senior  für  seinen  Sohn  IlXüg  iunior  anläßlich  dessen  Be- 
förderung (proinotio)  zum  decurio  eintritt  und  Verpflichtungen  über- 
nimmt. 

47,  11  steht  rw  für  twi»  (=  t6i>,  mit  Schwund  des  v final.),  nicht 
für  xä.  Hier  hat  übrigens  der  Schreiber,  wie  die  Londoner  Parallelen 
zeigen,  ein  <jr>4Aa/3(5gfi(Oi;  versehentlich  ausgelassen.  — 14  schreib  ev 
(=  ffoi)  xupaaxrloui  st.  av^upaexifiia.  Das  folgende  Wort  schreibt 
Nicole  ebenso  wie  Kenyon  Lond.  II  S.  272fiF.  elxa.  Da  es  nicht  wahr- 
scheinlich ist,  daß  in  den  zahlreichen  Parallelstellen  das  vor  ygatptvxfi 
unerläßliche  t«  ausgelassen  wäre,  schreibe  ich  vielmehr  ft  (=  t«. 

Der  Sinn  ist  dann  folgender:  Die  Dorfl)ehördeu  soUen  die  Verbrecher 
stellen,  widrigenfalls  soll  die  Klagschrift  an  den  dnx  eingereicht  werden. 
Für  diese  Deutung  spricht  Lond.  H S.  284,12:  Toörovi;  «3rd<fTtIo«' 

— ^ — dvfveyxcofuv  hl  — xbv  äovx«.  Vgl.  auch  S.  287:  el  fit)  ßov- 
Xr;9(rig  xotixag  äxoaxiXai,  ävsvtx^i]Oix(a  tig  yvCnSiv  toü  — Öovxog. 
Also  der  dux  wird  nur  angegangen , falls  die  Lokalbehörden  vers^en. 

— 16/7  1.  xoXuovvxig  st.  toAgöi/rfg.  Dieselbe  Orthographie  in  den 
Londoner  Parallelen.  - - 19  von  2.  Hand  1.  <l>Xnvlog.  — 20  (1.  H.)  1. 
K[coax^avxivov.  Dasselbe  Versehen  (statt  KtoOxuvxtov)  findet  sich 
auch  in  Lond.  II  S.  275,  276. 

50.  Von  7 — 10  sind  mehrere  Worte  unsichi’r.  V^on  11  an  las  ich 
folgendes: 

11  Xtbv  (—  xbv)  TOl’TOt' 

12  ul[ö]r  ixixoxi'av  x(tl  avay- 
18  XI/  gor  yeyivtjxtti  ypa- 

14  xij  evy[fvs]ia 


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Ulrich  Wilcken:  Zu  den  Genfer  F’apyri. 


399 


16  ü[.T]rag  xTiv  x.\QC]aev  (=xpi'<uv)  ix 
16  To[yt\a>v  notijiSjjS. 

Nachträglich  fand  ich,  daß  derselbe  Schreiber,  Luppicinus,  in  P.  Lond.  11 
S.  294, 6 dieselbe  Wendung  gebraucht:  dvayxt]  jiot  yiyivtjrai.  Die 
Subskription  scheint  mir  wesentlich  anders  zu  lauten.  In  21  las  ich 
]i/og  (verschrieben  für  iggaiievop)  statt  fft]  äg 

und  in  22:  at  «[üJjjsts  statt  wAffffT[oiJg  eri.  Doch  dies,  sowie  Z.  23 
bedarf  noch  weiterer  Prüfung. 

51,  14  Zeretelis  Vorschlag,  x£  = xvgu  zu  fassen,  wird  dadurch 
abgewiesen,  daß  über  xt  kein  Strich  steht.  Wenigstens  habe  ich  ebenso- 
wenig wie  Nicole  ihn  notiert.  x£  ==  xal  hat  hier  auch  einen  guten 
Sinn.  — 15  1.  Oov  st.  (tov.  Das  folgende  Aam  . i ist  unsicher;  statt 
a vielleicht  ff  (?).  — 24  ist  der  Raum  zu  klein  für  die  Ergänzung 
[^x]^^,  auch  scheint  mir  der  Buchstabe  vor  rj  ein  o zu  sein.  Das  führt 
auf  [:r]of;  (=  »oi jj),  und  das  wird  auch  richtig  sein.  Der  Satz  lautet; 
'Eäv  di  »dXiv  fftpatfwd'ö,  r[v]a  avpxtjgtjayg  avtöp,  ipa  ftrj  [«Jo§  f|to 
fiftd  Töv  iyjL£yc}/ilep]o}p  lig  xafiidärop  (—  comitatum,  st.  £x[xJofu- 
d«»»).  Da  kann  wie  öfter  xouip  stellvertretend  für  ein  vorhergehendes 
zu  wiederholendes  Verbum  (hier  ffTpatfilfffttai)  gebraucht  sein.  Zum 
comitatuB  vgl.  P.  Lond.  II  S.  273, 6,  wo  es  von  Abinnäns  selbst  heißt: 
^xapxovvrC  6ot  iv  xä  lepä  xo(icxäxc}.  — 27  1.  ßpuil»!)  (=  cvv^oi) 
statt  dpvifil. 

52,  Dieser  Brief  ist  auf  dem  Verso  geschrieben,  weil  das  Recto 
bereits  vorher  benutzt  war.  Auch  abgesehen  von  unserer  Theorie  über 
Recto  und  Verso  bezeugt  es  der  Brief  selbst,  daß  er  später  geschrieben 
ist  als  die  Schrift  des  Recto:  Xdgxiop  (so  st.  jjdprj/v  zu  lesen)  xatta- 
gop  ftfj  tvgop  xgbg  x^v  ägav,  tlg  toü[r]o»'  lygaipa.  — (i/7  1.  !4axi.ij- 
jtt|d[dij]i'.  — 8 1.  v\oii]i<liidxia  und  dxogxCijjg. 

53,  5 1.  Ifljgotjyovfiaipag.  — 8/9  1.  ygd\lti]axa.  In  den  nächsten 
Zeilen  ist  noch  vieles  unsicher.  Ich  konnte  nur  folgendes  notieren: 
16  1.  ftativ  (=  eleiv?)  at  ilxetp.  — 18  1.  xaxtiiaiaap  (=  xaxij^iaöap) 
st.  xaXiygaOap.  Übrigens  ist  auch  xaXXtjsygs  in  13  nicht  richtig.  Den 
Anfang  davon  las  ich  xal  xfj.  — 18  Schluß  1.  dt’  ad[tjä  st.  Öiuxap- 
xbg.  — 19  1.  ^dv  (=  iccp)  dxoXiöio  st.  xäp  dxodd>6<a.  — 21  lies 
äxooxdpoßai  (wohl  für  d^ufftdvoftot,  vgl.  duaxdpa)  statt  dxroffra- 
xiamnai.  — 22  L ei/xa  {=  ip  xvgCqi)  st.  vftäg.  Verso  1 1.  xd- 
xgmpi  st  läeo\x6x^  und  'Ayttipi^.  Zu  dem  patronus  paßt  die  Be- 
zeichnung des  Schreibers  als  d-p^xTiig  in  der  nächsten  Zeile. 

54,  3 1.  Olörjg  (=  olöeg  für  oidag)  statt  Oldag.  Dagegen  in  der 
nächsten  Zeile  richtig  olöag.  — 7 Anfang  L fxix(oiis  (=  itdxoiiai)  st. 


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40() 


AafslUze 


ftdxofic;  unmittelbar  danach  aber  — 8 1.  ngdaaig  st.  Tp«- 

ang.  Nachher  1.  Oot  st.  ffoi’.  — 16  7 wird  aui^ulösen  sein:  äx'  6<p- 
itftx(ov)  fxaQia  fWpjroiO-  — Wzweifle  ich  die  Ergänzung 
^[ör]«0’r/  aivoXti.  Uas  eiv  (=  Oiv)  wird  zum  Verhum  zu  ziehen  sein: 
t()dö?;ffjv  öAjj.  Auch  in  der  Schrift  ist  oAr/  abgetrennt.  Vielleicht  ist 
hier  ^fiäd-i/Osv  als  1.  Aorist  von  /tav&tlva)  gebildet.  — 26  1.  i’äv  loo|i 
doxl  st.  ivx\tt\yöoxltt.  — 32/11  den  Schlußsatz  las  ich  so:  xai  uv  (st. 
aw)  9tlij  6 9ibg,  fier’  ieov  elfii. 

55,6/7  VExitu  yi  yvöoxiiv  st.  ixCxav  \ yivöaxtiv.  — 23  lies 
ßovXi  (—  ßovXii)  st.  tlxov.  — 24  1.  xatäitt  st.  vidia.  In  dem  Mittel- 
stück, von  Z.  10  an,  bleibt  noch  vieles  zu  verbessern. 

56,  2 Lücke  1.  [ToAjAd.  — 5 1.  ■frs'Ao  st.  frf'Aw.  — 6 1.  IloOi- 
daviov  (=  HoattdcovCa).  — 14,5  1.  diii'ags  äxeXxtv  (=  «ifAftfie). 

— 16  1.  eiiiel.  — 17  1.  aTgaricoTibv  st.  [aJrpaTij'j'üv.  — 18/0  1. 

ixuveXtlv.  — 19  1.  rov  st.  orou.  — 20  1.  f’Jijtjjtfa.  — 21  f . . (?) 

ixxXijöCa.  Der  Anfang  schien  mir  nicht  $v  zu  sein.  — 23  Lücke 
1.  f[ÜT]oü  (=  avTOv).  — 24  1.  rov  st.  oti.  — 25;6  glaubte  ich  äv- 

rlyQutpov  zu  sehen.  — 28  1.  ylvofiai.  Das  Folgende  konnte  ich 

nicht  mehr  prüfen. 

57,  3/4  1.  ©at>ftdS[coJ  u)?  äAdywg  — ^>1-  Ilguy^a 

yag  oCx  fa[ri]  st.  -Ti'poö'  fid  ydg  ovx  ffdft].  Dieser  I/XovTaftuioi-,  der 
hiernach  in  ziemlich  scharfen  Worten  sich  an  Abinnäus  wendet,  ver- 
tritt die  Interessen  der  Stadt  (Z.  4),  wie  er  auch  in  einem  anderen 
Brief  (Lond.  II  S.  283)  auf  die  -TÖAig  hiuweist.  Vielleicht  war  er  ein 
Buleut  von  ArsLnoe  ebenso  wie  jener  Chaireinon,  der  in  ähnlichem  Stil 
sich  an  ihn  wendet  (Lond.  II  S.  284). 

60,5  las  ich  g)[ ]g.  Das  könnte  zu  9>[ofi/jxa]g  ergänzt 

werden. 

62,  9 1.  ßi^iXar^avog  (—  vexillatio),  wie  schon  Wessely  (Woch. 
Kl.  Ph.  1901,  428)  vermutet  hat,  st.  üfytojrog.  — 12  1.  /itj  rtvn 
st.  fiijdtva.  — 13  1.  fierd  st.  gc'Apf.  — 14  \i]xaviaHg  ist  nicht  richtig. 
Dahinter  lese  ich:  xgoaiagitdfievog  iaii  xd  fiiyiaxu.  — 15/G  lies 
dvxiygaitioi  (sic).  — 16  1.  ö idoxag  st.  oü  doxfj.  — 18  1.  xoiijaur 
st.  xf^öeig.  — 19  1. 

64.  Die  Sigle  in  der  Geldabrechnung,  12fiF.,  bezeichnet  nicht  die 
Drachme,  sondern  das  Talent.  Ebenso  wahrscheinlich  die  Sigle  in  63 
11  11 — 23  und  III  8ff.,  wovon  ich  das  Original  nicht  gesehen  habe, 
ln  64,  12  beträgt  die  Summe  übrigens:  Talente  118  (Drachmen)  2<X)0. 

— 18  1.  MfXag  st.  iMaAAjt'rjjg]. 


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Ulrich  Wilckcn:  Zu  den  Uenfer  I’apjri. 


401 


66,  1 1.  j (für  AvptjXroi)  l4uft<avtavbg  ’£xt!(j[t]os. 

— 2 1.  ri,u[aj']fi'o(r)g.  — 5 schreib  AvQrikia  Oioödtga  als  Dativ, 

denn  trotz  aller  Fehler  des  Schreibers  müssen  die  AvptiXioi  Subjekt 
sein.  — (3.  1.  &[vy]dTrjQ  (für  ■^yarpl)  Kovtnlov(g)  statt  fdi|d  ’üp- 
xovei  TOI'.  Die  Stelle  zeigt,  daß  Koveifjs,  tjovg  ein  selbstilndiger  Name 
ist.  Darum  habe  ich  es  auch  oben  in  12, 4,  sowie  in  den  nächsten 
Nummern  von  "CU  getrennt.  — 7/8  1.  — 9 las  ich 

^7'  *f[dio]ig  Mapog  Uävaag,  doch  das  ist  nachzuprOfen.  — 11  die 
Amrenzahl  ist  lOj.  — 12  vor  jrpog  steht  a.  — 13  1.  nj'ofi'ov  und, 
wie  es  scheint,  ßgoxflS  (vgl.  (37,10).  — 14  1.  ioia(iBv  st.  äniaiapiv. 
15  1.  ;iA7jpi;t  st.  ix  nh'tpovg.  — 16  1.  exfofifv  und  AvptjXioig  (wie 
in  1).  — 17  1.  Afificjinavog  st.  Avmavbg.  — 18  1.  npoxifievoi. 

67,7  1.  'Ol  Koveiilov(g).  Vgl.  die  Bemerkung  zu  66,6.  — 8 las 
ich  &avenl' . — 9 1.  t,y\'  statt  la'.  Beachte  den  Unterschied  von  der 
Indiktionsangabe  in  Z.  2.  — Verso  1 steht  wirklich  ’AvvLuvbg  (trotz 
Z.  3).  Darunter  las  ich  noch  eine  zweite  Zeile:  (dpoup  . .)  yll  s[i]g 
[ff]*op[öv 

68,  3 1.  i[djat|dfi7jr.  — 4 1.  "Ol  /fot7[st)jo(t>g)].  — 6 1.  xeaae- 
QKXovza.  — 7 1.  rieöuQtg.  — 8 1.  bloxoz' zivovg.  — 9 1.  vo- 
(ila{fiaza)  statt  |i]lxT.  Hier  ist  interessant  die  Gleichsetznng  von 
Holokattinoi  und  Solidi!  — 9 1.  öltpgov  (sic)  st.  6i(pQi)v.  — 10  1.  rä 
st.  TÖ.  — 14  1.  ideldfir/v.  — 17/8  1.  ot3|[Tdjv  st. 

69,5  1.  ßovXöiif^^  (sie)  und  ’löp  Ä'ovsnjou(g).  — 17  1.  \KXa- 

jUKtfijog  lg]  eypa^u. 

70,  9 las  ich  vor  lv6ixzCu>vog  die  Zahl  x"  . Wenn  ich  richtig  ge- 
lesen habe,  so  liegt  hier  der  Fall  vor,  daß  über  die  15.  Indiktion  hin- 
aus gezählt  ist.  Diese  20.  Indiktion  würde  also  der  5.  des  nächsten 
Cyclus  entsprechen. 

71,  2 1.  Tftpdj;(opo)  st.  fzezp{ijzu().  Das  ist  ein  Maß  von  4 Chor, 
bisher  noch  nicht  belegt.  Vgl.  unten  S.  437.  — 5 erg.  TlzoXXä(zog). 
V'^gl.  1.  — 6 1.  rft[p]dj;(opa)  st.  Tog  d[f];i;(opri!).  — 13  1.  Oatdtai. 

— 27  1.  'Avovß&xi.  — 28  1.  df;|'opot'.  — 29  schreib  ix  st.  tx{(tazov). 
Ich  würde  diesen  Text  der  Schrift  nach  eher  dem  III.  als  dem  U.  Jahrh. 
zuweisen. 

72,  Der  hier  publiziert©  Brief  steht  auf  dem  Verso;  das  Recto 
war  schon  vorher  mit  einer  andern  Urkunde  beschrieben.  Dieser  Brief 
ist  also  eine  Kopie  (resp.  Konzept);  daher  ist  das  Präskript  verkürzt 
(s.  unten)  und  die  Adresse,  die  im  Original  auf  der  Rückseite  stand 
(resp.  stehen  sollte),  steht  hier  unter  dem  Brief.  Ähnlich  /als  Kon- 


r 


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402 


AufautzO 


zept)  möchte  ich  auch  den  unten  S 405.  von  Gradenwitz  edierten 
Alypiosbrief  auffassen,  der  dieselben  Formalien  zeigt.  Oberhalb  der 
ersten  Zeile  Nicoles  la-s  ich:  //(apa)  [<P]t[Ao]Sf»'oi».  — 1 Schluß  ist 
vielleicht  ar«l  td J/[oJv  zu  lesen,  doch  ist  das  nicht  sicher.  Unterhalb 
von  Z.  5 las  ich  noch  folgende  zwei  Zeilen: 

6 Tf oivoÄwAtj 

7 0(Aad^ Agu'ag. 

Hiernach  bekommt  der  Brief,  den  ich  übrigens  der  Schrift  nach  dein 
in.  Jahrh.  zuweise,  ein  neues  Interesse  durch  seine  Beziehungen  zu 
Nr.  77.  Denn  der  Philoxenos,  der  hier  den  Weinhändler  Tesenuphis 
auffordert,  das  Geld  zur  Zahlung  der  olvixd  bereit  zu  halten,  ist  ohne 
Zweifel  dieselbe  Persönlichkeit  wie  jener  OvaXtQioi  KeXtaQioi  ö xc! 
([>iX6levog,  dem  derselbe  Tesenuphis  dort  eine  Weinreclinung  bezahlt. 
Die  beiden  Texte  setzen  übrigens  voraus,  daß  Philoxeuos  nicht  etwa 
seine  Weine  vom  Tesenuphis  bezieht,  sondern  daß  er  Wein  au  diesen 
Weinhändler  liefert.  Philoxenos  mag  ein  großer  Weingutsbesitzer  ge- 
wesen sein.  Weiteres  unten  zu  77. 

73,  1 1.  Uafiovvis  statt  Uajiov^ig.  — 5 1.  ^ictöraig  st.  [f]:ri- 
6taig.  Das  MaseuUnum  6 xaiarrjg  ist  zw'ar  noch  nicht  belegt,  soweit 
ich  sehe,  sondern  nur  :taixttjg,  wohl  aber  das  zu  jenem  gehörige  Femi- 
ninum ij  «alozQia  (Spielerin,  Tänzerin).  Außerdem  begegnen  die  Kom- 
posita aviizai<STt]g  und  9PtAon’«f<rn/g.  — 7 lies  aQialn\y\  tlg  statt 

— 9 h (=  fis)  st-  fig.  — 12  1.  ;rcpf  j;og[£'r]on  statt 
wap£j;oi'[TosJ. 

74,  7 habe  ich  Arch.  I 5ö4  mit  Unrecht  ögrag  statt  SAog  vorge 
schlagen.  Letzteres  ist  deutlich  geschrieben.  — 11  1.  ’Povfpp  statt 
P..vtpm.  — 21  ist  änoTlt\y\nv  nicht  richtig.  — 27  1.  '//p[alg  xcl] 
Ö£pg[ot)^igl  xal. 

75  gehört  wohl  noch  in  das  III.  Jahrh.  n.  Chr.  — 4 1.  Mfiavov, 
wie  schon  Nicole  in  der  Anmerkung  für  möglich  erklärt  hat.  — 
6 die  1.  Hand  hatte  geschrieben  ygceaxv&ig,  was  die  2.  verbesserte  in 
yßp  (fxvtlg.  — 7 las  ich  exvrijg  statt  ffxii^ÖS-  scheint  ein  Ver- 
bum axvTflv  gebildet  zu  sein.  — 9 1.  äyav&i'mv  (—  äxuvdi'cav)  st. 
ttxttp&icav.  — 16  1.  ff’  st.  fff. 

76,  4 der  Eigenname  ist  mir  noch  nicht  klar.  Ich  las:  /Zßfffrd  . t. 

— f)  1.  ddfAgiö  (mit  Schwund  des  v 6nal.  für  ääsXtpbv)  st.  adeXtpöv. 

— 7 1.  dS>vat  ttvzä  st.  6t  . a . . . 6z(p.  — 16/7  1.  iyä  aoi\ve§ccXov 
(^wenn  ß richtig,  = OvvsßaXov,  vgl.  17)  st.  IvyCiatxi  \ [i]v^ßaXXov.  — 
17  1.  tQydaaazai  (=  i^ydaae^ai)  st.  tgydaaizo.  — 22  "fe’ppiDffo  scheint 


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Ulrich  Wilcked:  Zu  den  Genfer  Papyri. 


403 


von  2.  Hand  zu  sein.  — Wenn  ich  die  dunklen  Worte  recht  verstt-he, 
so  weigerte  sich  der  Letzte,  mit  dem  der  Schreiber  verhandelte,  auf 
Kontrakt  zu  arbeiten  (avfupava  tQycceae&ai);  er  wollte  nur  für  die 
einzelnen  Tage  {xQog  tjfii'Quv),  mit  einem  Tagelolm  von  12  Drachmen 
die  Arbeit  übernehmen. 

77.  Hier  haben  schon  (jirenfell-Hunt,  P.  Fay.  S.  192  nach  dem  ima- 
logen  Text  Nr.  fi.3  ihrer  Ausgabe  manches  richtig  gestellt.  So  in  2: 
kitei  st.  'A:ihxhq^ov.  Auch  ihre  Emendation  Teaevotxpig 

oipoxä(jlt/'g)  in  3 tritft  das  Richtige.  TiOivovtptg  steht  da  (st.  TfOt- 
vovqnog).  Ich  füge  jetzt  noch  hinzu:  1 Anfang  1.  KurißaXisv)  statt 
jf.  — 3 1.  st.  rtX{fO(iurag).  — 4 1.  ägaxfiäg  st.  dQaxjiui- 

— 5 1.  diaxooias  st.  diaxöaiai.  — 6 1.  dgaxu  {=  dgaxfitcg)  und 
hinter  dvo:  / in(l  to  uvxh)  ^ (=  ä^axficii)  v.  Das  19.  Jahr  des  Datums 
wird  210/1  sein  (vgl.  obeu  zu  72). 

Hier  wird  also  dem  Weinhändler  Tesenuphis  quittiert,  daß  er  au 
Philoxenos,  den  Schreiber  von  Nr.  72  (s.  oben),  von  der  rifitj,  dem 
Kaufpreis  von  Wein  vom  vorhergehenden  Jahr,  in  Silber  244  Drachmen, 
in  Kleingeld  52  Drachmen  gezahlt  hat.  Da  dies  zusammen  erst 
296  Drachmen  macht,  so  haben  wir  nach  der  Sehlußsumme  (das  macht 
400  Dr.)  eine  Restquittung  vor  uns  (vgl.  «xit  Tifif/g).  Die  hier  ge- 
zahlten Gelder  sind  offenbar  die  in  72  genannten  oirixci,  oder  sind 
doch  derselben  Art.  Mit  Recht  hatten  schon  Orenfell-Hunt  heraus- 
gpfUhlt,  daß  ihre  Urkunde  Nr.  63  besser  für  eine  Quittung  über  eine 
Kaufsummc  paßte,  und  nur  mit  Rücksicht  auf  diesen  Genfer  Text  haben 
sie  in  Z.  9 k[,tö  xtX^ta^arog’f)  eingesetzt.  Auch  dort  ist  nun  natürlich 
ft(at6  ritiijg  zu  ergänzen. 

78  steht  auf  Verso,  da  auf  Recto  bereits  ein  Aktenstück  geschrieben 
war.  Beide  würde  ich  eher  dem  11, /III.  .lahrh.  zuschreiben. 

2 1.  a(fx  = äQx{}ii>a)T{tvattVTi).  — 3 erg.  Käa[TOQog  tov  xrX. 

— 12  1.  «1  xiQoxtiucvai)  (ÜQovQai)  t y'  (=  t/fiiav)  statt  ai 

x'.  — 19  was  Nicole  exai  las,  habe  ich  nicht  erkennen  können. 

Jedenfalls  ist  es  vom  Schreiber  getilgt.  — 21  1.  f’|  aXo)  ft  st  q cot  st. 

Ül' 

itpaXüig  (sic)  fiixQtp.  — 24  1.  y(fj  st.  tüi>.  — 27  1.  ävaßoX\ag  st. 
dra/fl vo/tot's |.  — 29  erg.  Kä6\xe>Q\. 

79,  2 der  Name  scheint  eher  rsXäSiov  geschrieben  zu  sein.  Zwischen 
3 und  4 ist  kein  größerer  Absatz.  Die  Urkunde  beginnt  mit  Ausqxö- 
fuvov,  utlxt  was  wobl  nur  in  dem  Sinne  von  UasQxoi'  stehen  kann.  — 
(2.  H.)  V 

10  1.  ttvxiXiyti  und  ä%o66asi  xov  «pyopi'oe. 

Archiv  f.  Papyniafnrschaiig  111.  3.  27 


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404 


Aufsätze 


80,  1 1.  Kafiida  st.  Kafiaea.  — 1 l.  ß st.  a. 

81  (II.  Jahrh.).  1 1.  tlg  fftTtxöfv]  j'[f]ojpyöv.  — 2 vor  dem 

Kaisemamen  steht  die  Jahressigle.  — 5 erg.  rö.  — 6flF.  Hinter  den 
Aruren  bricht  der  Papyrus  meist  ab.  Dahinter  sind  Drachmensummen 
zu  ergänzen.  — 8 1.  Vivagv^  (unsicher,  ob  vollständig)  st.  Tivagvcov. 
— 12  wird  Nußl(a)  zu  ergänzen  sein.  Vgl.  oben  S.  239f.  — 19  1. 
al  ovO(ui)  ai  £pou(pa().  Am  Schluß  nicht  cato([x(ov.  Ich  erkannte 
nur  caco  . [. . . — 21  1.  n-pox^(fif  vttt)  st.  xgoei.(gtjfievcu).  — 31  scheint 
mir  mit  . zu  beginnen. 

Halle  a/s.  Ulrich  Wilcken. 


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Ein  neuer  Alypios-Brief. 

Eiuer  mir  geliörenden  kleinen  Kollektion  entnehme  ich  die  nach- 
folgende Urknnde  (Xr.  4),  deren  Eigenart  sie  der  Veröffentlichung  in 
diesem  Archiv  würdig  zu  machen  scheint; 

77(ap)  ^JLvjtiov. 

^idov  EvSaifiovi  xal  IltoXtiovi 
xixvois  Eagiatafi(iavog  aai 
dupiov  xa[ta  ^ij\va  vxeg  öil/caviov 
Ttvgov  /xa[Tfp(D  u]Qraß7}v  fuav 
& ijfuev  x[ai  dgyxiQ^iov  dgccx(itts 
^xoOi  xui  /iaiov  xoTvlag  xetraagsg 
xai  xax’  ivtavxov  tlg  t^a9rixov 
dgaifiag  xtöOugaxovxu  dxxca 

z/ftlov  xat  äiäov  xaxa  fixjva 
Io  txaöxa  xvgov  ägxaßijv  (u- 

av  ijfuOv  fXaiov  xoxvlag 
xeaoagag  xai  dgyvgiov  2.  Hand. 

dga^fiag  tixoai  xai  vxtg  tiiiu- 
xi6(iov  xax'  ixog  dga^uag 
16  xeaoagaxovxa  öxxa 

'Hgatviiva  <p(govxi<Jxji)  &gaao) 

Lt  = U'dvg  e 

Z.  7 d^Tj  zieht  Wilcken  vor  statt  <1,  — Z.  9 Jfifoi’]  Wilcken.  xara  firira] 

Wilcken.  — Z.  12  xajJ  Schuhart.  — Z.  14  ^ros]  Schubart. 

Der  Papyrus  ist  seiner  Anlage  nach  wie  auch  nach  dtm  Personen 
von  Schreiber,  Absender  und  Adressat  ein  Gegenstück  zu  dem  von 
Comparetti  in  der  Festschrift  für  Gomperz  S.  86  als  Verso  eines  philo- 
sophischen Stückes  herausgegebenen  Briefe.  Er  ist  von  Alypios  ge- 
richtet an  den  qigovxiOxr^g  des  Dorfes  Thraso;  dieser  ipgovxiaxrjg  heißt 
Heroneinos.  *) 

1)  Über  Alypios  und  Heroneinos  ist  kein  Zweifel  (vgl.  Vitelli,  Papiri  Fioren- 
tini  S.  29).  Alypios,  von  dem  die  Urkunde  ausgeht,  ist  der  hohe  Herr,  der  eine 

27*  r" 


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406 


Aufsatze 


Die  erste  Hand  ist  die  gleiche,  schöne,  steile,  kursive,  wie  in 
jener  Edition  Coraparettis.  Die  zweite  Hand  ist  eine  unerhört  fahrige 
und  zittrige  Andeutung  der  gemeinten  Huehstaben.  Sie  ist  die  spätere 
Schrift,  denn  die  betreffenden  Buchstaben  von  öxrci  gehen  deutlich 
über  den  Längsstrich  des  <p  in  (pQ(ovriaty).  Der  Schreiber  der  zweiten 
Hand,  dessen  Zeilen  zu  denen  der  ersten  Hand  etwas  schräg  stehen, 
ist  mit  dem  ihm  freigelassonen  Raume  eben  ausgekummen.  Es  muß 
trotzdem  die  erste  Hand  nach  einer  ähnlichen  Vorlage  wie  unsere  zweite 
Hand  geschrieben  sein.  Denn,  wo  der  Schreiber  der  ersten  Hand  ge- 
fehlt hat,  wie  bei  ixoei  und  bei  Iftarr/xov,  geben  die  perversen  Züge 
der  zweiten  Hand  Anhaltspunkte  für  sein  Versehen;  und  die  Schrei- 
bung des  durchstrichenen  e nebst  t mit  Trema  läßt  auf  eine  Vorlage 
mit  schließen,  wie  denn  in  der  Tat  die  zweite  Hand  dfut- 

ri.6y.ov  hat. 

So  liegt  hier  die  auffällige  Erscheinung  vor,  daß  der  Chef  das 
bronUlon  entworfen,  und  die  nach  diesem  gefertigte  Reinschrift  in  ex- 
tenso, wenn  auch  nicht  wörtlich,  noch  einmal  zwischendurch  geschrieben 
hat,  wenn  nicht  am  Ende  seine  Zwischenschrift  bedeutet,  daß  er  die 
von  Korrekturen  und  Fehlern  keineswegs  freie  Haujitsehrift  verwirft, 
und  eine  neue  fordert,  die  er  vorschreibt;  in  letzterem  Kalle  würde 
freilich  das  Felilen  der  Namen  des  Eudämon  und  Polion  befremden. 

Inhaltlich  ist  die  Urkunde  eine  Anweisung  von  seiten  des  Alyjiios 
an  den  qppojTtffrrjg,  er  möge  den  beiden  Kindeni  des  üaQa^iayyiov 
monatlich  und  bezw.  jährlich  bestimmte  Alimente  und  Equipierungs- 
g(slder  zahlen. 

Hier  erhebt  sich  denn  die  Frage,  in  welchem  Verhältnis  der  <p(}ov- 
riOri'jg  zu  den  Kindern  gestanden  habe.  giQOVTiöTi'jg,  curator,  ist  von 
allen  die  Vertretung  betreffenden  Ausdrücken  der  farbloseste,  und  es 
steht  an  sich  nichts  im  Wege,  zunächst  an  einen  ^/poeriörijs,  PHeger 
oder  Vormund  der  Kinder  zu  denken,  welchen  seine  Überbehörde  an- 

Anweisanf;  ausstellt,  Heruneinos  der  ihm  untergebene  Kiiratur  von  Thraso;  so  ist 
denn  hier  /lop’  ’Alvxiov  vorangestellt  und  die.  Adresse,  durch  die  ganze  Urkunde 
getrennt,  hintangestcllt,  — iui  geraden  Gegensatz  zu  den  Kingaben  an  Keanite 
und  Verpächter,  wo  ausnabniHlos  tiü  — napä  roe  gesetzt  wird.  Alypios  an  Hero- 
neinos  findet  sich  wieder  in  dem  l’ap.  Klor.,  den  G.  Vitelli  in  Atene  e Kuine  VI 
256  publiziert  hat.  Auch  in  dieseui  Uokument  weist  Alyiiios  den  Heruiieinus  an, 
und  das  Schema  ist  das  gleiche,  insofeni  unter  dem  Tenor  der  Anweisung  und 
der  Adresse  ein  eigenhändiger  Vennerk  steht.  Aber  da  jener  Florentiner  faktische 
Befehle  enthält,  so  schreibt  Alypios  eigenhändig  nur  mehr  einen  Gruß  und  eine 
allgemeine  Direktive,  während  er  in  unsenn  Kechtsdukument  die  ganze  Anweisung 
wiederholt.  Die  Zeit  für  die  Urkunden,  deren  nach  Vitelli  Florenz  noch  zahl- 
reiche besitzt,  setzt  ebenderselbe  Forscher  auf  etwa  260-  270  nach  Uhr.  fest. 


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Otto  (iraileiiwiti!;  Kin  neuer  Alypios-Hrief.  407 

weist,  oder  ermiiehtifrt,  für  die  Kinder  aus  deren  Vemiöffen  die  und 
die  Summen  herzugeben.  Das  römisehe  Itecht  scheidet  tutor  und 
eurator  schlechthin  nach  dem  Pflegebefohlenen,  und  gibt  Weibern  und 
impuberes  den  tutor,  den  imberes  minores,  den  Wahnsinnigen  und  Ver- 
schwendern, sowie  ilen  vorübergehend  Bohinderten,  den  eurator.  Die 
Papyri  sind  vielgestaltig;  Wie  sie  den  xdpjos  nur  den  Weibern  zu- 
billigen, so  iiaben  sie  den  ^artVpo.-rog  ausschließlich  für  die  üiprjhxts, 
also  für  das,  wa.s  in  Rom  „tutor*'  heißt,  zwei  Wort«»  und  sicherlich 
auch  zwei  Begriffe.  Aber  wenn  in  Rom  jeder  impubes  seinen  tutor 
hat  und  einen  eurator  nur  neben  diesen  erhalten  kann,  etwa  um  einen 
Prozeß  zu  führen,  in  welchem  der  Tutor  Gegeninteressent  ist,  so 
leuchtet  aus  den  Papyri  eine  reichere  Gestaltung  der  Vormundschaft 
der  hervor. 

Vormund.schuft  ist  wie  Beerbung  in  iler  älteren  Zeit  wesentlich  ein 
Recht  der  Familie.  So  ist  tutela  legitima  die  Vormundschaft  der  Nächsten 
eben  wie  die  liereditas.  Wie  die  hereditas  legitima  gebrochen  werden  kann 
durch  das  Testament  des  pater  familias,  so  auch  die  tutela  legitima  durch 
die  tutela  testamentaria.  Wen  der  Vater  im  rechtsgültigen  Testameute 
zum  Vormund  eingesetzt  hat,  der  schließt  die  nächsten  Angehörigen 
ebenso  aus,  wie  ein  eingesetzter  Erbe.  Wenn  aber  weder  testamen- 
tarische noch  blutnahe  Erl)en  da  sind,  .so  wird  die  Erbschaft  zur  hero- 
ditas  jacens.  Die  tutela  aber  darf  nicht  brach  liegen;  darum  haben 
Spezialgesetze  in  Hom  unterschiedlichen  Behörden  das  Hecht  gegeben, 
einen  Tutor  zu  eimeunen  — einen  tutor,  nicht  einen  eurator,  da,  wie 
«d)en  bemerkt,  der  eurator  impuberis  nur  neben  dem  verhinderten,  und 
nicht  als  Ersatz  eines  fehlenden  tutors  einzntreten  hat.  Die  Römer  haben 
dann  auch  zwei  verschiedene  Arten  von  tutor,  einmal  den  allgemein- 
gesetzlichen  und  den  durch  das  Spezialgesctz  des  Testamentes  in  con- 
creto ihm  vorgehenden,  und  sodann  den  imperio  magistratus  gegebenen. 
Diese  bekannten  Sätze  wurden  vorausgeschickt,  damit  die  allgemeine 
Frage  an  der  römischen  Lösung  sich  kläre. 

Wonn  wir  nun  das  Material  der  Papyri  überblicken,  so  finden  wir 
für  den  Vormund  des  Uuerwachsenen:  t:r(xQo:io^  und  tpQotTitfryjc;  neben- 
einander in  Gebrauch;  man  wird  geneigt  sein,  hier  nicht  eine  Willkür 
anzunehmen,  sondern  getrennte  Gebiete  abzustecken.  Einen  Anhalts- 
punkt gibt  folgendes:  Der  f.T(>poaros'  wird  mitunter  so  bezeichnet: 
BU  8H8,  Zeile  20f.:  rolg  t^s  f^ivaxvyxios  fieTijXiaxvir/S  xXrjQovöftoi^ 
tcXtCoi^,  ittv  di  äipyjXixtj;  wfft,  tolg  rovrav  voftifioig  ixiTpöirotg  uv  r« 
dv6(ictra  t:il  töv  töxuv  dxjXca&rjafTai.  Handelt  es  sich  um  ein  Mädchen, 
so  kompliziert  sich  dies  zu  der  Formel  fBU  907,2,3):  zaQ"A<pffoöi- 
«lag  äfpt'jXixog uerä  xvqCov  xai  ixirgdxov  xarä 


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408 


Aufsätze 


Tovg  vöfiovg  Tov  xarp6s , oder  (BU  667,21):  fterä 

xvp^ov  x«l]  (so  zu  ergänzen!)  txirgöxov  xard  roig  pöfiovg  tov  xar()6g 
— iiuch  Zeile  3 ist  hiernach  zu  ergänzen.  Wo  die  Bemerkiuig  „gesetz- 
licher Vormund“  felilt,  da  pflegt,  namentlich  in  Arsinoe,  der  ixirpoxog 
seine  nahe  Verwandtschaft  zum  Mündel  herrorzuheben.  BU  644,  4£f.: 

Utxv6ig  ag  ixCiv  Sixa  tqiüiv ftsra  ixixgöxov  xov  xaxQÖg 

ääfiqiov.  BU  98,  7 : ix^XQoxog  äi  avxäu  6 xaxd  xaxe'ga  avxäv  9’ilog 
'vlßovg.  BU  324,  Iff.:  2.’eprjvp  xä  xai  "Egaxi  xal  ’Aki^ävÖQa  xä  xal 
2Jov%ajHiävi  yeyvfi{vaaiafxrjx6<ic)  XQog  xfj  lxt.x{Qlau),  xä  dl  ’yike^ävÖQa 
x^  xal  Eovxayi,(iävi  a<pijJL(ixi)  dt’  dxixp(6xov)  xov  xgbg  (iTjxgbg  %tlov 
Käaxogog  xov  2,'agaxiavog  äxod£dtj'fi(evov)  yffilvaaidgiov).  *)  Ferner 
Oxyrhynchos  283:  b xov  'AxCmvog  adtltpbg  xai  ixc'xgoxog  Ka/Uidäfiag. 
Ebenso  wird  BU  136,  11  gesagt:  ronj  dvxidixovg  — und  sie  sind  Vaters- 
brüder — xaidbg  iveeOixevai  tavxovg  xij  ixixgoxfj.  üxy.  727,  9 fl’, 
heißt  es,  daß  die  Aussteller  der  Urkunde,  da  sie  gegenwärtig  nicht 
imstande  seien,  die  Fahrt  ins  ägytische  Land  anzutreten,  den  Ofelas 
bestellt  haben  ipgovxioxijv  xal  xaxa  xrjvdt  ewxägyjOiv  <pgovxiovpxa 
xal  ixcfitkrjoöfuvov  av  xal  axnol  ixixgoxevovaiv  axpriXixav  savxäv 
adtXxpvdäv.  Freilich  kommen  auch  ixCxgoxoi  ohne  die  Bezeichnung 
als  gesetzliche  und  ohne  Angabe  des  Verwandtschaftsgrades  vor,  wie 
in  der  kurzen  Steuererklärung  Amherst  75, 34  und  in  der  Eingabe 
Oxyrhynchos  716  und  möglicherweise  in  der  Eingabe  740,42.  Am- 
herst 91,  1 bringt  ein  Pachtangebot  an  einen  Unmündigen  mit  seinem 
(xixgoxog  und  seiner  beistehenden  Mutter  Herois.  Hier  mag  an  einen 
avvtxixgoxog  geflacht  sein,  wie  sich  solchen  die  Witwe  nach  dem  Hei- 
ratskontrakte üxy.  265,  28  soll  bestellen  dürfen:  xäv  xdxvoav  äfijUxcov 
oi'Twt'  iaxcoaav  t]  xe  I^agaxovg  xal  6 vx’  avxfjg  xaxaaxu^xjeöfiivog 
{xixgoxog  x«l  6 GvvtxngoxivOag  ixifitxaXldlrj ....  Das  ändert  aber 
nichts  an  der  Tatsache,  daß  namentlich  in  Arsinoe  der  {xixgoxog  als 
gesetzlicher  oder  verwandtschaftlich  nahestehender  bezeichnet  wird. 
Daneben  findet  sich  als  Vortniter  eines  Kindes  auch  der  tpgovxiGxtjg: 
BU  352,  9:  exi  dq>fjXil  äv  did  q>govxi6xov  (folgt  der  Name).  BU  420, 

xagd  riaoCiovog  Ma^i/iov dgtijiixog  diä  q>govxiGxov 

Övvwgjpfcng.  Grenf.  I,  45, 5:  Teoevovtpiug  xov  Kuaßiog  dxb  £oxvo- 
xaiov  vtjaov  diä  qjgovxiaxov  Uavovipeag  xov  TfOevovipemg.  Die  drei 
Stücke  stammen  aus  Arsinoe,  sind  alle  drei  Stenerprofessionen,  imd 
reden  nicht  von  einer  Verwandtschaft  zwischen  Vormund  und  Mündel, 
wenn  auch  allerdings  die  Grenf.-Urkuude  eine  Verwandtschaft  durch  den 
Namen  Teasvovxpig  nahelegt.  Da  ist  denn  zu  vermuten,  daß  mindestens 

1)  Nach  Wilckens  Verbesserungen. 


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Otto  Graclenwitz:  Ein  neuer  Alypios-Brief. 


409 


in  Arsiiioii  der  Name  izhgoxog  wesentlich  für  den  gesetzlichen,  durch 
Verwandtschaft,  oder  wie  in  BU  86,  18  durch  Testamente  ernannten 
Vormund  in  Gebrauch  war.  Vgl.  86, 17:  6 avrbs  6 6(ioXoyAv  xa&COTtj- 
rai  fifTÖ  rijv  eavrov  reXevT^v  rotg  «(p^Xi^i  avrov  xixvoig  "Slgov  xal 
Tttßovxi  ixixQOJtov  xal  dnixgoxtvovxai  avx&v,  fic'zgt  däv  iv  x^  v6(ia 
TjXixiCa  ysvo{mai],  xöv  yv-^aiov  aixov  (plXov  Ilaßovg  £axaßovxog  xov 
'Agxayäd’ov  äxb  r^g  xgoyiygafifiivrig  xibfiijg  legea  xov  avxov  d-foü. 
Zagriyyjai  d'l  6 ixhgonog  xotg  dq>tjXi^i  xixvoig  "Hgov  xal  Jlaßovxi  xi)v 
xa9tpcovaav  xgo<p^v  xal  xb  iXaiov  xal  xbv  C/iartafibv  xal  xä  aXXa  ö<fa 
xa9^xei,  xov  ITaßovxog  dtöovtnog  xoig  dcptjXi^i,  6x6xs  täv  tv  xfj  vdfico 
tjXixeta  yivovxai  x . v xdvxav  Xöyiov  t[.  . ,]g  xfpl  undarjg  niertmg 
oüöijg  »fpl  xbv  Ilaßovv.  Dahingegen  wurde  wohl  für  den  Vormund, 
der  lediglich  durch  obrigkeitliche  Verfügung  bestellt  wurde,  die  Be- 
zeichnung als  Pfleger,  gjpot'rttftrjg,  vorgezogen,  welcher  im  übrigen  mehr 
für  den  Vertreter  Erwachsener,  sei  es  in  der  Handlungsfähigkeit  be- 
schränkter, sei  es  abwesender  Personen  gebraucht  wurde.  In  einem 
Falle,  wie  Oxy.  727,  Hfl',  ov  dvvdfifvoi  xaxü  xb  xagbv  xbv  lg  Alyvxxov 
xXovv  xoi^aaa&ai  (fvveaxaxivai  xbv  xpoyeygafifu'vov  ’Si<peXäv  Svxa  xal 
xß>v  vxapzbinoav  avxoig  iv  xä  'O^vpvvzeixTj  vofiä  qjpovxiOxtjv  xal  xaxd 
xtjväe  xx/v  avvxäptjOiv  xppovxiovtna  xal  ixifieXtjööfisvov  av  xal  avrol 
ixixpoxsvovaiv  dqtrjXlxav  tavcciv  döeX(pi6äv würde  nach  römi- 

schem liechte,  wenn  die  wahren  Vormünder  rei  publicae  causa  fern- 
gehalten  werden,  die  Möglichkeit  vorliegen,  einen  tutor  in  locum  ab- 
sentis  zu  erbitten.  In  dem  Papyrus  beschränken  sich  die  Vormünder 
darauf,  die  Sorge  für  das  Mündelvemiögen  in  Oxyrhynchos  dem  Pfleger 
zu  übertragen,  der  auch  ihre  eigenen  Angelegenheiten  in  ihrer  Ab- 
wesenheit besorgt.  So  ist  denn  tppovxiOxxjg  keineswegs  technisch  der 
Vormund  des  Unmündigen,  sondern  ein  nur  als  Ausnahme  gedachter 
Pfleger.  Die  Scheidung  in  der  Tätigkeit,  die  in  Rom  gefordert  wird, 
daß  nämlich  der  tutor  in  ipso  negotio  praesens  auctor  fieri  debet,  der 
curator  vorher  oder  nachher  konsentiert  oder  auch  allein  statt  des 
Mündels  handelt,  ist  auf  die  Begriffe  ixCxpoxog  und  <ppot^i<fxxjg  nicht 
anzuwenden,  denn  ebensowohl  ftsx ’ ixexpoxoix  wie  di’  ixlxpoxov  handeln 
die  dgf>^Xixeg,  von  der  anderen  Seite  gibt  es  auch  Akte  fiixd  q>pov- 
XiOxov. 

Viel  häufiger  als  bei  Kindern  findet  sich  der  ^povtMJrzjg  bei  Weibern, 
imd  man  kann  hier  ein  Gebiet  für  ihn  abgrenzen,  wo  er,  und  nicht 
der  xvpiog,  auftritt;  ein  anderes,  wo  er  mit  dem  xvptos  konkurriert, 
und  ein  drittes,  welches  dem  xvpiog  allein  anheimfallt.  Ein  viertes 
Gebiet  bilden  diejenigen  Akte,  bei  denen  die  Weiber  ganz  ohne 
männlichen  Schutz  aul’treten;  vor  Allem  die  einfachen  Beschwerden  an 


r 


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410 


Aufsätze 


die  Beliörden  wegen  Realinjurien  oder  sonstiger  Unbill.  Hier  wäre  es 
in  der  Tat  sinnlos,  das  Weib  warten  zu  lassen,  bis  es  einen  männlichen 
Beistand  gefunden  hätte.  Hierhin  gehören  beispielsweise  die  Beschwerden 
HU  291,  3:  nccQcc  &eavovTog  Tlextaovxov  a«b  xtofir^e  Kagavtdog  . . . . 
(7j.  8)  lUzgäviog  de  rig  \ov^it]viov  xecrnqiQovtjeag  fiov  wg  yvvtaxbg 
dßoTjdxjtov  £;r£pj;£r«f  fioi  (xatfra  ßoxtiofievog  ccrapxnaca  rovg  ixi- 
xufif'i'ovg  xaigzovg  ...  Es  ist  klar,  daß  hier  Eile  not  tut  und  daher 
die  Petentin  allein  Vorgehen  darf.  BU  327,  2:  An  den  SixaiodÖTijg 
und  stellvertretenden  Präfekten  wendet  sich  ein  Weib  mit  einer 
Klage  gegen  Gajus  Longiuus  Castor,  welcher  es  verweigere,  ihr  das 
von  Gajus  . . . Macer  ihr  in  römischem  Testamente  hinterlassene  Legat 
von  Geld  und  Ivleidem  auszuzahlen.  Nur  für  sie  schreibend  tritt  Cajus 
Longiuus  A])ollinaris  auf,  nicht  als  ihr  Vormund;  hier  wird  eine 
Klage  angemeldet,  im  Termine  hätte  freilich  ein  exdixog  zu  erscheinen. 
Wieder  an  den  Epistrategen  wendet  sich  in  BU  340  ein  Weib  mit  der 
Bitte,  ihr  Ruhe  zu  schaffen  vor  zwei  Übeltätern,  die  sie  um  ein  lega- 
tum  debiti  bringen  wollen.  — 0.vy.  488,  3 nimmt  allerdings  eine  Krau 
ihren  Sohn  als  xvQiog  für  die  Beschwerde  gegen  den  xoafioyQuufucTevg , 
«'eiche  aber  ausläuft  in  die  Bitte,  es  möge  an  den  Strategen  geschrieben 
werden;  ebenso  sagt  BU  22  eine  Frau  rö  xapbv  fit)  exovaa  xvpiov, 
indem  sie  sich  über  Gewalttätigkeit  beim  Strategen  beschwert:  allein 
beweiskriiftig  sind  vielmehr  die  Urkunden,  die  ohne  xvpiog  bestehen, 
— da  nichts  im  Wege  stand,  daß  eine  Vorsichtige  zum  Überfluß  einen 
xvpcog  initnahm. 

Dagegen  bedürfen  durchaus  männlichen  Beistandes  die  dxoygag>cd. 
Die  Vermögens  und  Steuererklärungen  haben  ausnahmslos  entweder 
einen  xöpios  oder  einen  (ppotfridrijg  neben  der  Eingebenden.  Einer 
Unterschrift,  etwa  imdedbixa,  bedürfen  derartige  Eingaben  nicht;  wo 
sie  vorkomint,  lautet  sie  entweder  bloß  ixiäe'Ömxa,  oder  (HU  139) 
OvuUgia  Ilax'Uva  dtd  ^povTiOrov  'Slgiyevovg  imdedaxa  (vgl.  etwa 
BU  33,1;  ö9, 8;  206,4,24).  Und  hier  wechseln  die  xvgioi  mit  den 
(pQovTiOTui  ebeu-so  ab,  wie  die  Präpositionen  did  und  ixerd.  Es  ist 
schwerlich  ein  sachlicher  oder  auch  nur  formeller  Unterschied  in  der 
Behandlung  der  Eingaben,  auf  den  die  verschiedenen  Bezeichnungen 
deuten  könnten;  es  scheint  vielmehr  der  Schreiber  der  Eingabe  sich 
bald  als  xvgiog,  bald  als  qjQovTiarijg  bezeichnet  zu  haben,  wenn  auch 
streng  genommen  das  Weib  mit  dem  xvgtog,  der  tpgovrKfTijg  statt 
des  Weibes  handelt.  Denn,  weim  rechtlich  beides  gestattet  war,  wer 
wollte  hier  nachrechnen,  ob  der  Mann  wirklich  mit  seiner  Frau  die 
Urkunde  abgefußt,  oder  statt  ihrer  er  allein  geschrieben  hatte!  Auch 
hier,  ja  hier  noch  mehr  als  bei  dem  ixirgoxog  der  Unmündigen,  zeigt 


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Otto  Gradenwitz:  Ein  neuor  Alypios-Brief. 


411 


sich  der  Unterschied,  daß  der  xt’ptog  regelmäßig  nach  seiner  Verwandt- 
schaft zur  Petentin  bezeichnet  wird,  der  (pgavrienjs  regelmäßig  ohne 
eine  solche  Bezeichnung  auftritt;  freilich  findet  sich  auch  BU  185,4 
ifgovTiörov  tov  bfionaTQiov  ääcX(pov;  BU  869  dtpyjXixag  iittä  qppot»- 
Tiötoii  TOV  Ovj'j'spox's,  und  eine  in  jeder  Hinsicht  merkwürdige  und 
regelwidrige  Urkunde,  BU  88,  5 hat  XaiQx'jfimv  . . . .-Tf;rpax(a)  'lacdäga 
ä<f  tjX(ixi)  [^f]T(«)  (pQovr(iaTov)  TOV  »arpog.  Allein  im  allgemeinen  heißt 
es  duc  (pgovTiaTov  ohne  Angabe  des  Verwandtschaftsgrades,  während 
der  xvgiog  nur  ganz  ausnahmsweise  ohne  Verwandtschaftsbezeichnung 
dasteht. 

Es  kommt  also  der  qiQomiaTjjg  sowohl  bei  Weibern  als  hei 
Kindern,  im  Gegensatz  zu  dem  allein  den  Weibern  vorbehaltenen  xtiptog 
imd  dem  allein  den  Kindern  heizugebenden  ^Ätrposog  regulär  ohne 
Bezeichnung  der  V'erwandtschaft  vor;  und  er  kann  daher  in  beiden 
Pallen  umsomehr  als  die  von  außen  kommende,  nicht  dem  ureignen 
Wesen  der  Hilfsbedflrftigkeit  entsprossene  Rechtsfigur  betrachtet  werden. 
Dagegen  aber  ist  der  ^povrtorjjg  in  einem  andern  Falle  die  natur- 
gemäße Hilfsperson  der  Weiber,  welche  durch  einen  xi'piog  kaum  er- 
setzt werden  kann;  bei  der  Erklärung  an  ein  Weib.  Wenn  ein  Pacht- 
antrag oder  ähnliches  an  eine  Besitzerin  zu  richten  ist,  so  kaim  dies 
nur  entweder  an  sie  direkt,  oder  an  sie  durch  Vermittelung  eines  <pgov- 
TKjTijg  geschehen.  Denn  der  xvgiog  tritt  mit  dem  Weibe  handelnd 
auf,  und  ein  Antrag  unter  Abwesenden  richtet  sich  nur  an  den  Ver- 
treter oder  an  die  Geschäftsherrin,  nicht  an  den  eventuellen  Beistand 
bei  der  Vollziehung  des  Rechtsgeschäftes.  So  sind  in  der  Tat  mehrere 
Angebote  an  diese  oder  jene  Besitzerin  diä  <pgovuaTov  erhalten. 
BU  39,  1;  71,4;  76,9,  wozu  noch  die  Bankurkunde  an  das  Kind  88,5 
hinzutritt.  Nur  Briefe  mit  xalgitv  wechseln  hier  mit  dem  xiiptog  der 
Adressatin:  BU  68,3;  155,1;  187,2. 

Überdies  kommt  der  ^ppovTiöTtjg  in  der  Eigenschaft  als  Ergänzer 
unvollkommener  Handlungsfähigkeit  überhaupt  nur  im  Faijum  vor,  — 
er  ist  eine  Aushilfe  für  die  mehr  technischen  des  xiiptog  und  des  ixlTQo- 
xog,  eine  Aushilfe,  die  man  im  oberen  Ägypten  vermieden  zu  haben 
scheint.  Natürlich  konnte  derselbe  Manu  als  qiQovTiaTr'jg  eines  Weibes 
bestellt  und  ihr  zugleich  als  xiiptog  ein  Beistand  sein.  Die  Funktionen 
waren  prinzipiell  verschiedene,  wenn  die  Trennimg  auch  in  denjenigen 
Fällen  nicht  streng  innegehalten  wurde,  wo  ein  ypovrttfTiJg  ebensowohl 
wie  ein  xiiptog  aufzntreten  befähigt  war. 

Aber  der  tpgovTuJTijg  erscheint  noch  in  ganz  anderen  Anwendnngs- 
fällen.  Ich  nehme  an,  daß  dtpfjXi^  dem  Namen  hinzugefügt  wurde,  wenn 
es  sich  wirklich  um  einen  dtpijli^  handelte,  und  finde  danach  zunächst 


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412 


Aufsätze 


eine  Anzahl  von  ^Qoiniarai,  welche  die  Vertreter  erwachsener  Männer 
sind.  Namentlich  Soldaten  haben  einen  Abwesenheitsptleger,  wie 
BU  614, 3 und  namentlich  447,  18:  rrä  ddjlqpü  avrüiv  tpQovziiofihva 
vn  ’ f’ftot)  OvuXtQla  'AtpQoSiiöifji  ar()aua>TTj.  Ähnlich  erscheint  Bü  493, 
2,  16:  . . . f|  v^ofit'tjfiarog  !4,to>U(ov7oj)  toO  Kgovtcovog  <pQov- 

TtffToü.  Daneben  kommen  ipQomtarccC  vor,  die  mehr  den  Charakter 
eines  curator  im  Sinne  einer  öffentlichen  Vertrauensperson  genießen. 
Der  Ausgangspunkt  ist  die  Bestellung  eines  Vertreters  im  Bureau 
eines  Beamten,  wobei  der  Titel  (fpovrifftijg  der  privatrechtlich  nächst- 
liegende  scheint.  Oxy.  58  gibt  ims  eine  Warnung  an  die  Behörden, 
derartige  V'^ertretungen  durch  Unterbeamte  nicht  zu  mißbräuch- 
licher Belastung  der  Staatskasse  ausarten  zu  lassen,  und  BU  891  gibt 
die  Austeilung  eines  solchen  ^(tovriarijg  für  einen  y^unfiarivg.  Die 
weitere  Entwickelung  zeigt  der  Ausdruck:  Grenf.  U 44,  1 Evdai^fov  xul 
Ol  jitroxoi  (pQovtiaTul  öiToUdyoi’)  rivüv  xoftäv,  nämlich  Evöaifiav  imd 
Genossen,  vertretungsweise  Sitologen  einiger  Dörfer.  Von  da  scheint 
der  Ausdruck  tpgovTiaTilg  sich  weiter  erstreckt  zu  haben  auf  Vertrauens- 
männer, welche  für  einen  bestimmten  Rayon  die  Generalvertretung, 
sei  es  der  behördlichen  Gewalt,  sei  es  eines  reichbegüterten  mächtigen 
Privaten,  hatten.  So  sind  Oxy.  727  die  Schreiber  der  Urkunde  in  der 
Lage,  sich  auf  die  von  ihnen  ausgestellte  Generalvollmacht  räv  Iv 
’O^vQvvx^  v:ragx6vT(ot'  zu  beziehen.  So  weist  BU  360  EvSaifiav  (pgov- 
riarijg  Kiaväiac  'Avravlvov  dessen  Kolonen  an,  den  Pachtzins  des 
laufenden  Jahres  abzugeben  an  navitfQÖfifu  xcct  2,'TOTor/Ti  dyogaaralg 
Tov  xirigov.  Hier  finden  wir  den  V'ertreter  ohne  lokale  oder  sachliche 
Begrenzung  seines  Amtes;  dies  erklärt  sich  daraus,  daß  er  selbst  spricht; 
diigegen  ist  in  den  Urkunden,  welche  Anweisiiugen  an  den  Vertreter 
enthalten,  und  deren  uns  gerade  von  dem  Heroneinos  viele  erhalten 
sind,  durchaus  die  Regel,  daß  der  Verwalter  sich  beschränkt  auf  ein 
Dorf.  So  auch  hier;  und  eben  die.s  muß  dafür  den  Ausschlag  geben, 
daß  der  ipQovriiSrijg  nicht  Vormund  dieser  rtxva,  sondern  Ortsbevoll- 
mächtigtcr  des  Absenders  dieses  Schreibens  ist.  Dann  aber  ist  das 
Schreiben  nicht  eine  Instruktion  an  den  Vormund,  aus  den  Mitteln  des 
Sarapammon  seRg  dessen  Kindern  einen  angemessenen  Unterhalt  zu 
gewähren,  — wie  denn  auch  in  diesem  FaUe  eine  Wendung  wie  ix  räv 
Ttgoaödav  räv  v:raQxövTmv  ainov  zu  erwarten  wäre;  ja,  es  mag  nicht 
einmal  angenommen  werden,  daß  Sarapammon  tot  ist,  da  ja  in  diesem 
Falle  TOV  TiTcXatfTijxötog  durchaus  am  Platze  wäre,  sondern  es  scheint 
hier  einer  jener  Akte  in  Wirklichkeit  vorgefuhrt  zu  sein,  welche  in 
der  Legislatur  \ind  Theorie  durch  den  Codex  Theodosianus  XI,  27  de 
alimentis  quae  inopes  parentes  de  publico  petere  debent  bekannt 


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Otto  Ciradonwitz;  Ein  neuer  AlypiOB-Brief. 


413 


sind.*)  Die  beiden  Gesetze  dieses  Titels  sind  von  Konstantin  ( a. 315. 322), 
also  unserer  Urkunde  um  zwei  bis  drei  Mensehenalter  zeitlich  nach- 
stehend. Aber  daß  auf  den  Fiskus  und  die  kaiserliche  res  privata  über- 
tragen wurde,  w'as  privatim  seit  lange  geübt  wonlen  war,  wäre  eine 
durchaus  wahrscheinliche  Entwickelung.  Das  Gesetz  von  315  befiehlt 
dem  praefectus  praetorio  Ablabius:  . . si  quis  parens  adferat  suholem, 
quam  pro  paupertate  educare  non  possit,  nec  in  alimentis  nec  in  veste 
impertienda  tardetur,  cum  educatio  nascentis  infantiae  moras  ferre.  non 
possit  und  fügt  bei:  Ad  quam  rem  et  fiscum  nostrum  et  rem  privatain 
indiscreta  iussimus  praebere  obsequia.  — Das  Gesotz  von  322  (an  Me- 
nander: mag.  incertus  Mommsen):  ...  ut  proconsules  praesidesque  et 
rationales  per  universam  Africam  habeant  potestatem  et  universis 
(|U08  adverterint  in  egestate  miserabili  constitutos,  stipem  neeessariam 
largiantur  atque  ex  horreis  substantiam  protinus  tribuant  competentem. 
Beide  Gesetze  werden  auf  das  Vorkommnis  gestützt,  daß  Väter  ihre 
Kinder,  die  sie  nicht  sustentieren  konnten,  getötet  oder  verkauft  und 
verpfändet  haben.  Das  Gesetz  von  315  unterscheidet  alimeuta  und 
vestis,  ähnlich  wie  unser  Papyrus  6f^<öviop  und  ei'tiari6(i6v. 


1)  Ganz  irregulär  finde  ich  den  tpQOptte-nji  in  der  leider  verstiimmelten  Ur- 
kunde Bü  76.  Sie  enthält  die  Snoloyia  der  ThaseH  und  ihre«  Sohne«  Stotoätis 
(juxit  xo[(>iot’  Ti;g  Oaffijroj  würde  ich  Zeile  6 «tutt  xt![piot>  xal  qpporT«!rof’J  ergänzen, 
obwohl  die«  auch  in  der  von  Mittei«,  Heicharecht  und  Volk«recht,  S.  166  zitieiden 
ln«elirift  «ich  fiiulet);  ich  möchte  annehmeu,  daß  die  nun  folgende  Sabniaitu«  nicht 
im  Nominativ  «ich  anschließt,  soudem  trotz  der  dann  entstehenden  «procblichcn 
Inkorrektheiten  als  Oeetinatärin  der  i/ioloyiu  zu  gelten  hat;  sic  wäre  bezeichnet 
aU  Tfjg  6fLoXoyovaijg  («o  Wessely)  ädtlqp  j,  und  wie  ich  denke,  roß  6f  2,T0TO7)rfus  #ia 
(letzteres  Wort  nach  Viereck),  worauf  sich  eben  der  (pQomaTrjg  anschließt,  durch 
den  sic  das  RcchtsgCEchäft  vomimiut.  Sabaiaitu«  selbst  und  ihr  cpt/ovriax^g  sind 
mit  ihren  Personalien  bezeichnet,  und  also  al«  anwesend  zu  denken;  dann  aber  ist 
cs  ein  Unikum,  daß  die  Frau  nicht  gträ  x»;üu',  sondern  Stil  qppoi'rioroß  handelt. 
— Übrigens  ist  meine«  Wissen«  der  .Anfang  der  Urkunde  noch  nicht  erläutert: 
Hinter  ’EJ  iniaxiijitcog  ist  nach  BUS61  und  870  sicher  zu  ergänzen:  ^gtpjjoi’as,  "nd 
zwar  muß  nach  Zeile  3 noch  £oxvonaiov  Nijaov  irgendwie  dabeigeatanden  haben. 
Diese  tägliche  Überschau  muß  zusammengehalten  werden  mit  der  itfrjiufig,  welche 
Oxy.  268,10  und  271,8  erwähnt  ist:  xetr«  ff«»j;cÄprjff(v  rf)r  Tfliia^fiaap  di«  ri)s 
i(friitti/idog  roß  xaraloydov,  vgl.  ferner  Oxy.  34 II,  7 i!ttax{^|>aa9al  ('xirpfwtiv  (da- 
rüber Mitteis,  Hermes  34  S.  171).  Hier,  BU  76,  erfolgt  die  Einsicht  im  Einklang 
mit  dem  Edikt  von  der  Bibliothek  her,  und  es  liegt  ein  irgendwie  beglaubigter 
Auszug  aus  dem  Bande  der  Bibliothek  vor:  man  kann  öpeprjoi«  möglicherweise 
als  Substantiv  wie  itfTjfUQig  fassen:  Nach  Einsicht  ins  Journal,  obwohl  das  Fehlen 
des  Artikels  Bedenken  erregt.  Will  man  die  Analogie  der  jtev&ij/utot  (Oxy.  II,  6) 
heranziehen,  so  muß  man  an  einen  täglichen  Rapport  der  Dörfer  an  die  Bibliothek 
denken.  — Flor.  46, 1 bietet  eine  Ixltifitpig  ix  tijg  iv  rrä  Ilgvxavtitp 
ßißho9tjx7]g. 


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414 


Aufnützo 


Liefet  die  Anweisung  des  Alypios  an  Heroneinus  in  dieser  Kich- 
tuug,  so  haben  wir  es  mit  einer  F'ürsorge  für  die  Uuerwachsenen  zu 
tun,  <lie  an  die  Bestrebungen  der  Gegenwart  erinnert.  Die  Frage,  wer 
denn  faktisch  für  die  erhaltenen  Summen  die  Kinder  zu  verpflegen 
hatte,  ob  Vater  oder  Mutter,  Verwandte,  die  Gemeinde,  bleibt  offen. 
Daß  einiges  xcaii  iifjva  als  menstruum,  anderes  xar  ’ hog,  als  anuuum 
gegeben  werden  soll,  entspricht  durchaus  den  damaligen  Gebräuchen. 
Die  beiden  Gruppen  sind  Beköstigung  und  Bekleidung,  und  wenn  das 
Kostgeld  als  monatliches  von  dem  Kleidergeld  als  jährlichem  geschieden 
wird,  so  läßt  dies  auf  einen  ursprünglichen  Zustand  schließen,  in 
welchem  die  Bekleidung  noch  in  natura  aUjährlioh  gereicht  wurde; 
denn  w'enn  einmal  das  Geld  ausgelicfert  ist,  so  läßt  sich  schwer  kon- 
trollieren, was  aus  der  Monatskasso,  und  was  aus  der  Jahreskasse  an- 
geschaSt  wurde.  Die  Gegenstände  der  zu  liefernden  Naturalien  halten 
sich  ungefähr  auf  gleicher  Linie,  wie  die  in  dem  Testamente  BU  H6, i?l. 

dl  d iniTQoxog  rolg  rsxvoig  'XJpou  xal  Ilaßovri  ti)v 

xa&tjxov<Jav  tQO(ffjv  xal  tb  tXaiov  xal  tbv  Ifiariafibv  xal  rä  afAAa]  06a 
xad-t'iXH  (vgl.  für  die  Amme  Bü  21)7,  12;  Oxy.  91,  13),  während  die 
Heiratsurkunde  BU  717,  18  sich  kürzer  faßt:  avrij  rä 

dtovxa  xävra  xal  rbv  IfiariOfibv  oOa  stpoCijxH  yvi'aixi  yaftfrfj  xartl 
diWptv  Toü  ßi'ov  ...  (vgl.  183,  1 und  251,5).  Die  Masse  des  Darzu- 
reichendeu  ist  freilich  in  der  Urkimde  BLT  86, 16  für  die  Witwe  etwa 
nur  einhalb  so  groß  gegeben,  wie  hier  für  jedes  der  Kinder:  xarä  fi^ra 
fxaOTOV  JtVQOv  ptrpto  d(f6fiov  Tfr^aiotvixov  aQräßrjg  tlfiiav  dfxaror 
xal  (Xa(ov  xorvXag  dvo  x«i  xar’ trog  ei'g  ibyou  l/taTiOfiov  äpyvfiov 
ÖQaxfiäg  fixoac . . . Der  Lehrjunge  Oxy.  275,  den  (Zeile  8)  ovdwroj 
övra  Tüv  Stöv  inl  ji^gövov  eviainbv  tva  u:tb  rijs  tvsOraOtjg  {j^iegag  . . 
der  Vater  auf  ein  Jahr  dem  Weber  anvertraut,  soll  in  eigentümlicher 
Weise  versorgt  werden:  Z.  16  n-pdg  öv  (nämlich  den  Vater)  xal  ftvat 
tä  ä)jix6aia  ndvTa  rov  naidög,  ifp'  a Ödxsti  cn’rfö  xaxä  fiijva  o Urole- 
^ittlog  slg  X6yov  SiaTQo(pi)g  dgaifiäg  Tiivtt  x«!  tnl  am'xXuOfiü  tov  oXov 
Xgbt’ov  cig  Xöyov  ifiaua^iov  Sga^dg  dtxa  ävo,  d.  h.  der  Vater  trägt 
die  Kosten,  die  der  Knabe  verursacht  und  wird  durch  eine  Kente  von 
5 Drachmen  monatlich  und  ein  Pauschale  von  12  Drachmen  für  die 
ganze  Zeit  entschädigt. 

Königsberg  i.  P.  0.  Gradenwitz. 


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Ein  Sklavenkanf  des  6.  Jahrhunderts. 

(P.  gr.  Str.  Inv.  Nr,  1404.) 

Mit  freundlicher  Erlauhni.s  des  Herrn  Geh.  Regierungsrais  Professor 
Dr.  Euting  habe  ich  im  Sommer  1904  einei  Papyrusrolle  der  Kaiser- 
lichen Universitäts-  und  Landesbibliothek  zu  Straßburg  geöffnet.  Die 
Rolle  bestand  aus  zwei  Hälften,  da  sie  (jedenfalls  von  Händlern  in  ge- 
winnsüchtiger Absicht;  in  tler  Mitte  durchschnitten  worden  war.  Der 
PajtyruB  ist  dünn  und  sehr  brüchig;  es  sind  daher  infolge  des  Schnittes 
bald  größere  bald  kleinere  Stücke  aus  der  Mitte  herausgebröckelt  und 
in  Verlust  geraten. 

Die  Wickelung  war  so,  daß  sich  im  Kern  der  Rolle  auch  nicht 
der  kleinste  Hohlraum  befand.  Da  die  einzelnen  Windungen  außerdem 
fest  angezogen  waren,  kann  die  Wickelung  nur  mit  Hilfe  eines  Werk- 
zeuges vorgenoinmen  worden  sein,  vermutlich  mit  Hilfe  eines  dünnen 
Stäbchens'),  da.s  nach  beendeter  Wickelung  aus  der  KoUe  herausgezogeu 
worden  ist;  möglich  ist  es  auch,  daß  die  im  Rollenkeme  Vorgefundenen 
Staubteile  die  Überreste  des  Stäbchens  sind. 

Um  den  brüchigen  Paj)yms  fügsam  zu  machen,  legte  ich  auf  An- 
raten des  Herrn  Geheimen  Regierungsrats  Euting  die  Rolle  zunächst 
so  zwischen  angefeuchtetes  Fliespapier,  daß  der  Papyrus  nicht  unmittel- 
bar mit  der  Nässe  in  Berührung  kam,  sondern  die  Feuchtigkeit  nur 
leicht  anzog.  So  gelang  es,  drei  Viertel  der  Rolle,  wenn  auch  bruch- 
stückweise, Ijefriedigend  zu  entwickeln.  Das  letzte  Viertel  bot  größere 
Schwierigkeiten,  .le  enger  die  Windungen  wurden,  um  so  größer  wurde 
die  Brüchigkeit.  Außerdem  befand  sich  dieser  Teil  der  Rolle  teilweise 
in  einem  verrotteten  Zustande,  der  es  mit  sich  brachte,  daß  die  Lagen 
mangelhaft  oder  gar  nicht  von  einander  zu  trennen  waren.  Wurden 

1)  Vgl.  Oziatzko,  Untersuchungen  über  aus^ewäbltc  Kapitel  des  antiken 
Bni  hwesens,  8.  119. 


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416 


Aufsätze 


die  Lagen  leicht  angefeuchtet,  so  bildeten  sie  eine  zusammenhaftende, 
schmierige  Masse;  ließ  man  sie  trocken  werden,  so  zerfielen  sie  bei 
der  Berührung  zu  Staub  und  Gruß.  Auch  saßen  in  diesem  innersten 
Teile  der  Rolle  bald  größere,  bald  kleinere  Nester  feinen  braunen 
Staubes,  besonders  in  der  rechten  Rollenhälfte;  es  war  daher  nicht 
möglich,  die  letzten  40  Zeilen  der  rechten  Rollenhälfte  in  befriedigen- 
der Weise  zu  erhalten.  Die  letzten  Windungen  hatten  sich  beinahe 
vollständig  in  braunen  Staub  verwandelt. 

Der  Durchmesser  der  Rolle  betrug  7 cm.  Der  aufgerollte  Papyrus 
hat  gegenwärtig  eine  Länge  von  360  cm  und  (beide  Hälften  vereinigt) 
eine  Breite  von  31  cm.  Auf  der  Innenfläche  ( Schrifttläche)  laufen  die 
Papyrusfasern  parallel  zur  Längsseite,  auf  der  Außenfläche  daher  pa- 
rallel zur  Schmalseite  des  Papyrusstückes.  Die  Fasern  der  Außenseite 
sind  bei  der  Wickelung  nicht  gekrümmt  worden,  die  Fasern  der  be- 
schriebenen Innenseite  aber  um  so  stärker,  je  näher  sie  dem  Rollen- 
kerne liegen.  Infolgedessen  war  die  innere  Fasemlage  bei  dem  Auf- 
wickeln noch  empfindlicher,  als  die  äußere  Lage,  und  in  zahlreichen 
Fällen  sprang  die  innere  Lage  in  winzigen  Stücken  von  der  Hinterlage 
ab;  um  die  Schriftzüge  zu  retten,  mußten  diese  Stückchen  sorgsam 
wieder  auf  die  Hinterlage  aufgeklebt  werden.  Trotz  aller  dieser 
Schwierigkeiten  ließ  sich  auf  der  linken  Hälfte  die  Aufeinanderfolge 
der  einzelnen  Zeilen  bis  zu  Ende  sicher  feststellen.  Auf  der  rechten 
Hälfte  dagegen  ist  die  Lage  der  Bruchstücke  in  Z.  133,  144,  146,  l.ö7 
und  159  nicht  unbedingt  sicher;  es  ist  möglich,  daß  diese  Bnichstiicke 
je  zu  benachbarten  Zeilen  aufwärts  oder  abwärts  gehören. 

Die  Schrift  läuft  quer  zur  Faser  der  Innenlage,  parallel  zur  Schmal- 
seite des  Papyrus;  die  Urkunde  bildet  eine  einzige  über  die  ganze 
Länge  des  Blattes  sich  hinziehende  Kolumne.  Die  Schrift  ist  die 
Minuskelkursivc  des  .späten  6.  Jahrhunderts;  sie  verrät  die  ausge- 
schriebene Hand  eines  Kanzleibeamten,  der  schwunghaft  zu  schreiben 
gewohnt  war.  Buchstaben  wie  oder  r ragen  bis  zu  3 cm  über  oder 
unter  die  Zeile  hinaus.  Daher  kommen  auf  die  Zeile  öfter  nur  31  Buch- 
staben (Zeilen  13  u.  16  |.  Wie  man  in  modernen  Amtsschriftstücken 
jedoch  ebenfalls  zu  beobachten  Gelegenheit  hat,  erlahmt  die  Schwung- 
kraft des  Beamten  allmählich;  die  Buchstaben  werden  nach  und  nach 
etwas  kleiner  und  die  Zeilen  enthalten  40 — 45  Buchstaben.  Die  Unter- 
schriften der  Parteien  zeigen  durchweg  ungeübte  Hände. 

Die  ersten  äußeren  Wickelungen  der  Rolle  und  damit  die  ersten 
Zeilen  der  Urkunde  sind  bis  auf  geringe  Reste  verloren.  Vorhanden 
sind  folgende  Bruchstücke: 

Zeilenenden:  . . .]yi<fas  I . . .]  d.io  MuvQiCi  | . . .Jqpue  | . . .]  . (in>  |. 


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Friedrich  Preisigke:  Ein  Sklavenkauf  des  6.  Jahrhunderts.  417 

Die  letzteren  beiden  Zeilenenden  stehen  auf  demselben  BruchstOcke. 
Sonstige  Bruchstücke  aus  dem  Anfänge: 

. . .]«  (pvXoTTone[. . . I . . ,]g  intar  |. 

Aus  diesen  Bruchstücken  ist  zu  entnehmen,  daß  nicht  nnr  der 
übliche  Eingang  di’öfiari  xtX.,  sowie  die  Datierung  verloren  ist, 
sondern  auch  ein  weiterer  Teil,  dessen  Inhalt  nicht  näher  zu  bestimmen 
ist.  Möglicherweise  war  eine  Inhaltsangabe  (vgl.  äxb  MavQag)  vorauf- 
geschickt. 

Die  Urkunde  stammt  aus  Hermupolis.  Pathennnthis  und  Ana- 
tolios,  anscheinend  eine  Sklavenhündlerfirma,  verkaufen  an  Isidora  eine 
frisch  importierte  12jährige  maurische  Sklavin,  die  sie  selber  zuvor 
von  äthiopischen  Händlern  gekauft  hatten.  MavQa  bedeutet  in  byzan- 
tinischer Zeit  die  Negerin.*)  Was  die  Urkunde  vor  anderen  Kaufver- 
trägen derselben  Zeit  aaszeichnet,  ist  die  Fülle  der  angewendeten  Ver- 
tragsklauseln. *) 

Am  Schlüsse  des  Kaufvertrages,  hinter  Z.  121,  folgt  zunächst  ein 
handbreiter  leerer  Raum;  alsdann  beginnt  mit  Z.  122  eine  zweite  Ur- 
kunde, welche  die  dxo^rtj  zum  Gegenstände  hat  und  an  demselben  Tage 
wie  der  Kaufvertrag  aufgestellt,  sowie  von  denselben  Zeugen  und  von 
demselben  avfißolaioyQatpog  imterfertigt  worden  ist. 

In  Zeile  102  steht  oberhalb  und  unterhalb  der  3 Kreuze  in  kleinen 
Buchstaben  die  Umschrift:  arj^lov  Ilad’fQ^iov&eas]  in  Zeile  104  findet 
sich  als  Beischrift  nur  das  Wort  eijfiiov.  Es  soll  damit  die  Bedeutung 
der  Kreuze  erklärt  werden,  welche  die  Stelle  des  Siegels  vertreten“), 
gleichwie  die  auch  in  modernen  Urkunden  noch  öfter  vorkommende 
Bezeichnung  L.  S.  (=  loco  sigillij.  In  BGU  763  (lU.  Jahrh.  I stehen 
5 Kreuze,  in  P.  Fir.  1,  16  (153  n.  Chr.j  4 Kreuze,  in  P.  Fir.  28,  7 
(179  n.  Uhr.)  und  in  der  vorliegenden  Straßburger  Urkunde  (VI.  .lahrli.), 
Z.  102  u.  104,  3 Kreuze,  in  der  letztgenannten  Urkunde,  Z.  114,  2 Kreuze. 
Auf  die  Zahl  der  Kreuze  kommt  es  hiernach  nicht  an. 

In  Z.  102  ist  das  Wort  etj/ilov  in  einer  Art  Unziale  geschrieben, 
wie  sie  sonst  in  byzantinischen  Urkunden  nicht  verkommt  (CHMION). 
Wie  unsere  heutigen  Kanzlisten  in  ähnlichen  Fällen  die  gedruckten 
Buchstaben  nachmalen,  griff  der  Papyrusschreiber  auf  die  Unziale  zu- 

1)  Vgl.  Thesaur.  ».  v. 

2)  Zum  Fonnelweseu  beim  Sklavenkauf  vgl.  Wilcken,  Hermes  19,41711. 
Mittels,  Reichsrecht  uucl  Volksrecht  1S2.  Die  Haftung  des  Verkäuter»  behandelt 
ausführlich  Kabel,  die  Haftung  des  Verkäufers  wegen  Mangels  im  Rechte,  I. 
Leipzig  1902.  V'gl.  die  Besprechung  dieses  Buches  durch  Wenger  in  Grünhuta 
Zeitschrift  für  das  Privat-  und  öffentliche  Recht  der  Gegenwart,  1904,  S.  159ff. 

3)  H.  Erman,  Archiv  I 76;  Wilcken.  Archiv  I fi.öS. 


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418 


Aufsätae 


rück.  Unter  aijficiov  verstand  man  /unäch.st  den  Siegelabdruck  selber'), 
alsdann  auch  den  Abdruck  des  Brennsteinpels  auf  dem  Fell  der  Tiere*); 
da  ein  solcher  Abdruck  ein  nur  für  Eingeweilite  bestimmtes  Erken- 
nungszeichen darstellt,  ging  der  Ausdruck  atjfieiov  auch  auf  die  Kurz- 
schrift (stenographische  Schrift)  Uber,  die  als  atjiitiov  dem  yQtattöv 
(der  gewöhnlichen  Schrift)  gegenObergestellt  wird.*)  ln  diesem  Simie 
sind  aucli  die  Kreuze  ein  arjfieiov.  Im  Innern  einer  fest  aufgewickelten 
Holle  war  für  Siegelabdriicke  ohnehin  kein  Platz. 


[ ]yOV  K7CO  TOV 

[ TtO'fftfJO’a  xal  xoiovfitd'a*)  ■^uf{l]g 


[/7«Ofpftoö&t?  . . .Jfpf/if  xal] 

\’j4vat6lio^  Maxaglov  ..  äxii  tJkudjs’*’)  rijs 'EQfwi’xoXiTCn' 

[jTÖylfajg  ■ö'cad-  fixes  rijg  :iKQOvaijg  [TptT|jjs') 

[irdfixrioeos)  tj)v  iyyQa<pov  <SvyyQa(pi]v  XQog  Av\Qrjklav  'leidaQuv  Tt'jv 
tvytvtatdT[tjV  O’Dj’arf'paJ  RCxrogog  ä:tb  rijs 
avTtjg  'Epftov:coXiTäi[v  rrdAfssj  jjetpftr'.  'OfioXoyovfuv 
{jfutg  ol  nrpoj'fj'p[apfifi'o|i  Ilad'epfiovt^cg  xal 
lo’AvaroXiog  diä  T|adt]ijs  ijfiüv  tfjg  Jj’j'pK<pot' 
ibvtaxfjg  önj'j’peqpfijjs  ixovola  yvibfitj  xal 
ed&eipfTU  ßovXi'io\H'’)  x|ai  äfieTavoijra  xal 
ääöXaj  ;rpoe«pf[(Jft  ßjtßa^a  öweiä^an 
öp&ij  duivot’a  [dl);«  n:]«>'TüS  döioo  x«!  (f6ßov 
xe!  ßiag  xal  «ndT[>/s  xeij  dvayxrig  xal  Xipiy(ta<pijg") 

;r«<J»;s  avva^lirayfjg]  xex'paxivai  eoi 

Tfl  ^tQoyeygafifitvij  (vytvfaidTt)  ’latduQa 
xoi  x«Tej'fj^p«qp>/|xfVa|i  Ttavrl  xXijpeOrdTa 
TtXtUn  dfff-Torf[ias  vo]fiiuov  dixaia  xe!  xaXfj 
«fixiarti  xal  xdatj  \i^ova\ia  xal  almvt'a  xeroj;/)“) 

1)  Vgl.  z.  B.  Aristoph.,  cqn.  S51  ö'. 

2)  B(iü  427,  3U.  Porphyr.,  de  abstiu.  I 25. 

3)  P.  Oxy.  II  2«.H,  f>;  P.  Oxy.  IV  724,  .3;  P.  Fay.  128,7. 

4)  P.  Ix)nd.  II  S.  .325,4:  tooIttjv  ri&fvrat  xal  notovrrat  favrovs  ri}v 

fyyQatpov  — bfioloyUiv  xrH. 

5)  ßjri  rJavTijs  erg.  Wilcken. 

B)  Zur  Datierung  vgl.  Z.  62  u.  101. 

7)  P.  liüud.  1 8.  232,  9:  axonu}  ueP'ateirra  xal  fxovala^  fpös  ßovl^ötoi^  Of&j/ 
btnpoia  ßtßaia  [;rjfaro  xavrl  nXT]QtatÜT(a  dtanortia  xal  avTotfXy  i^ovGta  xrl. 

8)  P.  Lund.  II  S.  326,  19:  bix“  xarrbs  boXov  xal  ßia^  xal  tpußov  xal  djrarTjä 
xal  dvdyxr}^  xal  rriUiyrji'  xal  oiaaät/xort-  vofiluov  xayayt>n(fi}s  y afyiyQatpi/^. 

9)  P.  Par.  21,17:  aayrl  xXrjgfarÜT^  dtanortiai  dixuim  xal  i^ovaiu  Tidßy  xal 
uitavfla  xuTOx\t  xinyuxivat  xal  xarayfyQutfriX^vat  xaXfj  xiattt  xrl.  Vgl.  de  Kicci, 
Stud.  Pal.  I S.  7. 


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Friedrich  Preieigke:  Ein  .Sklavenkauf  de«  6.  Jahrhundert«. 


419 


xarä  xäv  tldog  xvptf ix  |ög  xard  Ttjväs  Tt]v 

eyYQUfov  ävfjv  äxb  roö  vf>v  «xl  tö  ditjvfxig 

T^v  diatpiQO\>[oav  i}|.urv  xal  x$Qiti.9ovOuv  tig  ^fiäg*) 

äxb  öixaiov  ar  . [ ],•*)  Tiagä  räv  älXcov  a(OfiaTC(tJc6(f(c]v) 

räv  Al&ionav  Mavgav  ’Axakovv  xä  6v6[i(tt)x(x)  js 

(uxaxkrj&flaav  vvvl  nugti  EvxvxCav^  üg  ixäv 

dibdfxa  xkf<o  fkcexxov  ^A\Xäav  xä  yim*),  r'jvxtQ 
xgofiftjfidvtjt'  d[ovkrjv]  MavQuv  fitj  XQov7Cox{iji(^tvTjv) 
oua  dijxot«  x(fp\alala\  x«l  XQciyfiaxi  xai  (fvvaJUayfiaxi 
xal  oia  ätixoxe  acvei  x[a]A[<rtd]  xal  ^xatpvg^)  xal  ^ax(<J/iarog  9« 

x«l  xpvxxov  jca&ovg*),  diX’  e'itx^&igav  ovOav  dxb 
xavxbg  xtqiaXaiov  xal  XQ[d]yfiaxog  xal  avvaXXdyftaxog 
xal  oTov  dtjxoxe  ffftVovgl  xaJ«tot)g’)  xai  ixatpvg  xal  ^axiay.{a)x{og) 
xal  oiov  d^xoxe  xp[wrT0t5  xa]&ovg,  rtjiijg  T^g  xpog  äilArjAovg 
<Sv(ixi(p(otnjii{iv}jg)  xal  [tfuvapftfKffJijg*)  x«l  äo^dai/g  fiexa^v  ss 

^liäv  xiXciag  xc  xal  d^iag  T[fj]g  aür^g  äovXrjg  Mavgag 
’AxaXovv  xä  6v6futxi  (uxc^xXri}&tCOav  wvl  xagd  <fov 
Evxv%tCav  'AXäav  rp  [y/vt]*)  üg  ixäv  ääöixa  xXtm  iXaxxov 
XQV60V  vofiiajioxa  xlteeaga]  s^axa&(ia  ^vyä  AXi^at'äQ(tiag)^°) 
yi(v£xai)  xe('v<f)o(v)  vo(filaftaxa)  d evax(a)^(ßa)  J£at'dp(f^crg),  40 

^v3T£p  xgoxeifi^(vtjv) 

xifirjv  avxo&sv  ijiittg  ol  [rrxojddjtfroi  Ha&spfiov-d'ig 
xal  ’AvaxöXiog  dxtax'^xaii\ev'\  xagd  <Sov  rr)v  xgo- 
ovoiuuSfii(vr]v)  'lOiSägav  dxb  Zfpür  Oov 

tlg  f*oi>  ix  «J[»J()ovg]  iv  5t(’£Ui  xäv  f|^g 

vxoypa^pdvT^»/  furprt’jput'  Qtaaa(iiv(ov  xal  <s 

XQoafi.agxvgr]advx(ov  rg  avxäv  xaxaxoxfi, 
lig  TO  (Ivui  eoi  xf/  xpia[^|£i>r;  £Öy£V£(JTKtr; 


1)  P.  Greuf.  I GO,  24;  xrficJddvra  tig  igi  äni  joviaiv.  Vgl.  Wilcken, 

Ostr.  I 462 

2)  Vom  dritten  Unchstaben  ist  nur  ein  winriger  Rest  erhalten;  der  vierte 
Huchstabe  ist  kein  (>.  Das  s am  Ende  ist  sicher.  Die  Lesung  d}>p[;aTixo]G  ist 
ausgeschlossen. 

3)  xaftt  [ffoe]  Eixvxiav  Wilcken. 

4)  BGU  316,13:  y^vi  TViXov.  5)  1.  ixuvpfjg.  Ebenso  Z.  83. 

6)  BGU  316,27:  Itgäv  Si  vöaov  xai  aivog  xaXfbv  xal  xqvxtöv  Trdtto^. 

7)  Die  Urkunde  enthUlt  weiterhin  noch  mehr  Fehler,  die  ich  nicht  weiter 
anuierke. 

8)  P.  Par.  21  bis,  19:  xifii/g  rffg  x^bg  dllpÄoe;  avpxtcptaviiutrrig  xal 

xri. 

9)  [y^vi]  Wilcken. 

10)  P.  üxy.  I 8.  236;  P.  Amh.  II  S.  182. 

Archiv  r.  I'spyruafonchuns  Ul.  9.  28 

r 


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420 


Aufsätze 


'iöiddiQa  xal  roig  [öofg]  xAtjpovd/ioig  xal 
ätadöxois  xal  (J[ia*aTÖ]j;ois')  rt)v  xgoeiQt]jii(yrj») 

60  dovlrjv  Mavgav  [fifr«  tri)»']  avv  fr(f®)  ’)  Texd^Oo(i^{vav)  ccvt^s 
ztxvav  Imtv^tv  i/dftjl  fjroi  äxö  rijs  arj/iepov 
^fifpag,  »/Ttg  (’tftli'  •fru)[dj  fixäg  xpart]  Ttjg 
xapovOtjs  TptT»j[g  ivd(txT/’ovog)],  xal  avrijg  ^f|i}g’) 

/xl  TÖ  äirjvsxt'g,  [-"rpög  tö*)  fff)  avrfjg  ixixffazslv  xal 
bi  xvpuvHV  xal  df ff[^ö^f iv  I '')  xavzl  diaxozixä 
Sixaia^  xz&a9ui  i'f'<^jif'.ff[öa]i*)  avzi]g 

xal  zäv  6i'V  O’(fw)  avzijg  Tfx[i']o>v,  olxovofiflv  xal 
öioixiiv  Äfp2  a|ÜT|»j(g],  xtaktlv  vnotia^ai 
Xagleaa^ab  ävt[tx«ra/l  l^a^affö’at  fig  XQOixa 
»0  xal  xgoxafiov'')  d[iddt'(u(V)  xa]l  Siöövai  rc'xvoig 
xa2  iyyövoig,  xazakdifiai  xal  xagaxi/ixsiv  ixl 
zovg  ffovg  xltjgovöfiovg  xal  diadöxovg  xal  diaxazöxovg 
xal  xävzu  üxc(|o;x[  Aöig  ;ro](ffi'  xal  xgdzztiv  f'x' [avjTijg, 
offcf  ol  vdftot  xfAfifo[vff(  tjoig  avrorfAffffi  dfff;ruTa(g 
66  ;t£(i2  zä  fiia  avzäv  Jiaxgdzzee&at  xgdyftaza, 
äxaivzag  xal  dvtfixoäüszag  dxö  zov  vvv 
ixl  TÖ  XttV,  T|avr]r;[gJ  Ttjg  lg  äil  ßsßaicaOttog 
xal  x«'8'apo;roii)ff[f Jipj*)  x|«i|  öfr^qpjjvtfwfffmg®) 

T^g  xagovatjg  ;rpafffq)[g]  xpög  xaOav  ßeßaimaiv 
70  /loxoXoffdovffjjg  ijiilv  To[jg]  xaXovUiv  xal  fii] 
ixtXevaa09ai  rjftäg  ä\ii]vvae&ai  fiijz’ diiov  Zivd 
ifxip  {jft&v  ixl  [fff  Ti)v|  d)Pov(ii(rtjv)  liybviezdzzjv 


1)  Kuggiero,  I |>apiri  greei  e la  stipulatio  daplae  (Bull,  dell’  istit.  di  dir. 
rom.  XIV)  übersetzt  zutretfend  xlrjporöpo»-  durch  heres  tcstamentariue , diüdojo; 
durch  herea  ab  intestato  und  iiaxarofog  durch  bonorum  poaseasor.  Yergl.  auch 
C.  H.  Müller,  Archiv  I,  438‘;  Naber,  Archiv  III,  18. 

8)  ow  Pap.  Ebenso  Z.  57. 

3)  P.  (Irenf.  I 63,  10:  dxö  IßSöurjS  trJuxriowof^  xai  avrf/s  xai  xal  ixl 

TÖ  inprtxfi. 

4)  «pös  TÖ  erg.  Wilcken. 

5)  P.  Lond.  I H.  233,  31 : fnixparflv  xal  xvpttvtir  xal  9fex6^ttv  xtI. 

6)  P.  Lond.  I S.  233,35:  xräa^irt  dioixflr  o/xorupffe  — xl/ua&at  ixfiie&ovx 
xiolflv  xa^ajra^fiv  driixaTallärrtip  iio^elaPat  x^vl^aa&at  xrl. 

7)  Für  xQoxa(tov  weiß  ich  keine  Erklärung.  Das  Wort  steht  deutlich  da, 
nur  wäre  statt  des  a ein  v mOglich.  [Wohl  = «pö  yd/iov?  Wilcken.] 

8)  BGÜ  313,6:  xal  t^x  »op^x  xa^apoxotijOMpfr.  Sollte  hier  diviTx  statt 
xopijv  zu  lesen  sein  7 P.  Orenf.  I 60,40:  fl  dl  [dofffvijoopai  xffl  ti)v  fxdtxijjotx 
xal  xaffapoTTolijoiv  tuvtijc  zf/s  [xpdatai;]. 

9)  ir/iprjpTtvini  = iigiiwjiveie  = defensio.  Du  Gange  s.  v.  (V’itelli). 


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Friedrich  Preieigke:  Ein  Sklavenkauf  des  6.  Jahrhunderts.  421 

’IOidmQav  xal  tois  <Jotg  xkrjQovdfioig  xal  diaSöxoig 
xal  diaxatöxoig  »fpl  rijaäe  Tijg 

xgäafmg  rgöxa  firidivC'  iäv  dl  76 

rj  itij  ßeßuuhao(i,tv  xal  dxoaoßi^aofiiv,  tj  (ilv 
fy[ol^os  SxvQog  ierm  [x]ai  xgoaaxoTi'öo)  fj  6 vxlg 
iin&v  ixi  Os  rijv  ävovfiivtjv  ^ ixl  Tovg 
xagd  Oov  fUTcaiagaiyfit)/ofi/(vovg)  ra  rs  xni 

daxai'rj/iaTa  xdvra  xal  ixixlfiov  I6ym  ag  üöiov  so 

XP^og  T'qv  XQo[y]sy^a[iin]s\vrjv)  r[t]/i^v  öixk^v  xal  xdvra 

rd  ävakd/tara  ^ ^t]uid>/iara  dtxkd  xgög  rd 

xal  (isTtt  xfyv  xov  xpooxi/iov  xaxaxox^v  ^ßßäo&ai 

xijv  xagovOav  xgäoiv  xvgtav  oioav  xal  ßsßaiav 

xavxaxov  apo^f p]  o/i]/(v»jv)  apoao/wjo/ifvt/v  ixl  xdoijg  so 

dpx^S  iiovaiag  xavxl  xuipd  öid  xavx6g' 

xal  xavxa  ovxag  sxsiv  ddesiv  xoutv  tpvkdxxsiv  Oxsgysiv 

lyLfiivsiv  slg  xigag  dysiv  ixaitoadfis9a  xtyv  dylav 

xal  öfioovoiov  xgidda  xal  xrjv  ßaOiksi,x^v  Omxrjgiav 

{hco&ffisvoi  Ooi  fxl  rf]  ßsßaidosi  r^g  acepovtftjg  so 

xgdosag  xal  slg  xi)v  x[ax]uxoxriv  xov  <bg  slxbg 

dixXaoCavog  xiitt^fiarög  xs  xal  dvakäfiaxog,  sl  ovxa 

xvxoi,  xavxa  ijfilv  xd  fixdgxovxa  xal  vxdg^ovxa 

xgdyfiaxa  iöya  s’yfxt'gov  xal  vxo&rjxr/g  dixala') 

xa^dxsg  ix  äixtjg'  xal  apog  xavxa  xd  xgoysygaiifis(va)  so 

ixsgaxr/^s’vxsg  difioioyt/Oafisv  dxoiaridfisvoi 
xal  dxoxa^öftsvoi  xdojj  ßotj^si^  t'd|uwav  ßorj&ovO^  rifilv 
ßoti&fjOai  äwafi(ivtj)  xaxd  xfjg  xagovOrjg  xgaOsug  tj 
xaxd  /is'govg  avTfjg.  f ’Ev  dvöfiaxi  xijg  dylag  xal  ^aoxoiov 
xal  bftoovoiov  xgiddog  aatfp]6g  xal  X{g)t{ox)o(y)  xal  ayCov  xvsvgxcxog  loo 
sygd(p{r])  &ca&  slxdg  xgüxj]  xgCrrjg  tvd(ixxCovog)  iv  ’Elgfiov  xöXsi 
(2.  H.)  öriiilov 

T^g  0T]ßatdog.  1 1 + (3.  H.)  f ylvgtjktog  Tlad’sguov&ig  vlbg  Xgioroipögov 

(2.  H.)  TIa9efiujv9(ag 

6 xgoysygafiiis{vog)  id^siitjv  xijv  xagovOav  xgäoiv  xal  Oxoixsl  (loi  xdvra 

(3.  H.  ?)  ar}(ilov 

xd  xgoysygaiifis{va)  dg  xgöxstxai.  fff  Aigtjkiog  &s6dmgog  Blxxogog 
dxb  'Egfi(ov  x6ls)a{g)  ä|(no)fr(£2g)  sygai>a  vxlg  avxov  ygdfi/i(axa)  fiij  los 
släöxog.  f 

(4.  H.)  f ^vaxöiiog*)  Maxaglov  6 xgoysygajifi-ivog  i&sfirjv  xijv  xagoiioav 


1)  P.  Lond.  I S.  202,69;  P.  Amh.  II  161,19;  P.  Oxy.  I 188,89. 

2)  Vor  AvutöXios  steht  nur  1 Kreuz,  ohne  Beischrifl, 

28* 


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422 


AufHätxp 


[»Jpäfftv  xal  6toi%tl  fioi  ttävra  tu  XQoy6ygaii(i^{va)  <bg  x^xtirai. 

(5.  H.)  f ^vp(j]itog)  ’IcoKvviig  KoXXov&ov  &xb  ['ß]pjiot>  flt(dAfOjg)  /i«p- 
TvpS  xfj  XQaOti.  movtSag  xagä  r&v  d-tfi^vav, 

(laQTVffü  öi  xal  tfi  döati  tov  jrpvffi'ov  töv  vojtttffft(attov)  reaadfat' 
svaTd&(fia>p)  St’yrä  ’j4i(e^aväpttag)  r^(ff)  tift^g. 

HO  (6.  H.)  f BCxtmg  ^ax&g  dxb  'Eg{fiov  xöleag)  (lagTvgä  rfj  xgdaei  dxovaag 
xagd  Tüv  &tfidvmv, 

fiaQTvgä  di  xai  tf]  döoii  r[o]t)  j;pn<Jio[i>]  xäv  rofug/iaucav  reoadgav 
edo(Td)^fi<oi')  ^{vyä)  [’/#]A(f|avdpfiag) 

Tift^(s)  rfj(g)  äovXtj(g).  (7.  H.)  f ^vg(tjXtog)  "Ixagxiog)  &iodoo(ov  dxb 
'Egfwv  (xöXeag)  ftapTvpü  rg  xgdaei 
dxovaag  xagd  räiv  &e/isvajv,  fucgTvgä  di  xal  Tg  döaei  tov  xQvaCov  räv 
vofne(ia(n'(ov) 

reerfdgav  tvo(Ta&iuov)  £(^>>0)  ’AXi^{avdQelag)  tfjg  rtfi^g.  (8.  H.)  f f 
Avg{ilXiog)  Eagaxiovog 

115  dxb  'Egii(ov  x6Xe)co(g')  fiapTupü  rg  xagovOfi  xgaOti  ahrjd'tlg  xagd  t&v 
fitfiipav,  fiagrvQä  [d]^  xal  rg  ddoei  tov  igvoiov  Täv 
voni6(iurlav  Tcaedgav  tv6T(dd'n<ov)  ’/^if|a(t'dp£icg)  rgg  Tififjg. 

(9.  H.)  y4vg(tjXiog)  Za%agiag  Ä’oAXovfrov  ctxb  l'£lpfj(ov  ÄdA£)ca(g)  \utQ- 
TVQä  Tg  xagovajj  xgdan 

ahrjd-tlg  xagd  Täv  9tfievav,  ft[apjTvpö  di  xal  Tg  xaTaxo^fj^)  tov 
2pv|  öiov] 

lio  Täv  vofiiO/taTÜov  Ttaadgoiv  tvOT(d&iiav)  ^vyp’AX(f^avdQt(ag)  Tgg  Tifirjg  f 

(10.  H.)  f f jd{l)  iyiov  'imd(w)o'’  ovv  ^{tä)  ovnßoXaioyQ(d<pov) 
(anscheinend  stenographische  Zeichen). 

(Dicht  unterhalb  der  Unterschrift  eine  Zeile  stenographischer  Zeichen;  da- 
runter eine  Wellenlinie  in  der  hänge  der  ganzen  Zeile.) 

(1.  H. ) ’Ev  dvö/utTi  Tgg  dytag  xal  [toon’oiov]  xnd  6po[ovtf(dv  rpicrdog] 
xgfTpög  xal  A(p)i(<Jt)ov  xal  dyiov  xvsv^urog  *ix]äg  ap<p[Tjj] 

Tp[^]TJ)g  [i|vd(ixTA>t'og)  [/jr  '£p[ftoü  xdXei  Tgg  &rjßatdog.] 

115  f /Tcdeppovl  d-ig  wiög]  Apt«JT(  oqpdpov  xal  ’AvuTdXiog^ 
wloti*'*')  MaxagCox>  . p . . A[ :rap]ä  T[öf  «ilAoii'J 


6(0(iaTt(ix6gmv  äa[ü  'Egfiov  jtdAfJog  tv[ ] 

XgrjUOTiXovTtg  di  ^ | 

Tgg  'Egn(ov  xöXftog)  Tgg  ö[  *) Tgg] 


1)  Httxanoxy  Hcheint  venebrieben  fQr  d6att.  Die  übrigen  4 Zeugen  besebeinigen 
hier  die  doötg  (die  Hergabe),  während  in  der  nachfolgenden  Urkunde  die  Aytox^ 
(das  Wegbaben)  von  den  Zeugen  beBcbeinigt  wird. 

2)  Das  a ist  sicher. 


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Friedrich  Preisigke:  Ein  Sklavenkauf  des  6.  Jahrhunderts.  423 

ävtaxijg  »'■‘''•apä^fcos  AvgijXCa  ’loiätög^  xfj  fvyfvffftaTij]  iso 

&vyaTpl  BlxTOQog  «ä[ö  avxfig  'Eq(i{ov  «oksag) 


KttQa  Oov  tS)v  tov  xif[v<}iov  vo(fu6fuxTcov)  ä ev(ST(d&fic3v)  Jtiyö] 

’AXe^aväpcüxg  TTjv  rf[ ] d^ücg  Sixalag 

diaxpad-H'arjg  öoi[ ] iovitig  iWo([v(>ag  ’AraXov] 

TW  dvöficcTi  (ttTa[xX7j9e^atig  wvl  nag«  6ov  Evrvxiccg]  u5 

[(i)]g  iräv  dädsxa  \7tkB<o  Huttov ] 

T^  dvvdfiH  Tt]s  fi’yfr[fffTaTJjs  ’latdtogag  diä  ravxTjg  T^g] 

:tQ«aiiag  rfjg  xal  xrj .[ ] ixaif[olovd'ov6t]g  {jiiiv] 

öiä  Xttvxbg  xavx[l  xgöxm ] 

i.'rl  sidatjg  öpxfjjS  i^ov<fia]g  xavxl  xg6v\a  xal  xatpwj'j  uo 

y{ivexai)  xQ(vaov)  v{ofiionttxa)  ä [f Jt'ffT(afrfta)  f(i’}’c5)  ['/^^{^(ai'dpfiKg)] 
xal  firjdsva  X[6yov 

:tQ6g  Ob  ^ ^ipög  xovg  [ffoi’ig  xAtj(»]oi'd;iot>g  xal  d[t«dd;i;oiig  xai] 

(llo) 

diaxaxaxöxovg  fi7j[dBvl  xpojca ] 

ftfld  . [.]  xaxoxiil ] iv  6v6fi(axi)  r\^&v  [ ] 

oür^g  ^ xi/x^iiaxog  f;  f J . [ ] u» 

XCfl/iOBCOg  tj  XBQl[ ] T(^i^fiaT[og ] 

dyayijg  xal  ixoxfjS  <5L ^Jftßg  BlXfjtpBvat  x-fjv 

xifiijv  ix  nlt^Qovg,  f*pög  vfiBXB'gav]  do(p\(ikBiav  TaiiTijv] 

x^v  xagovOav  xkrj[QBOxdxrj]i'  ux6dBi%i.v*)  [ | 

'Eygd(p{fj)  xa  y tv[d{ixx(ovog  .]  (3.  H.)  f 1 1 viv[p(>j7tog)  fla&Bg-  im 

/tofl&tg] 

6 xgoyByga(i(i{Bvog)  i9‘Bii[rjv  xi/v  xagovOav  (hcdd£t|n/  xal] 

[oxoixBl  fun  xdvxa  <&]g  xgöx{Bixai).  f f ..^vpi]A[tog*) ] 

fiagxvgä  xfj  dxox\fj  dxovoag  »a]pd  rät'  &Bfiivmv.  t [Av{gt}- 
kiog) ] 

ö*i)  'Egfi{pv  srd^fog)  (lagxvgä  x^  &x\o\x^  dxovoag  xagd  xäv  ^BftBvetv]. 
Atig^ki-og  ©£d[dfl3pog  Bixxogog*)  d^(ia)^(Blg)  eyg(aira)]  Ua^Bg-  iss 

/sorO'£Mg] 

ygdfifi(axa)  firj  Bt’döxog.  ■]•  Avg(ijkiog)  [’Avaxökiog  Maxagiov  6 xgoyB- 
ygafifi(ivog)] 

i&B'fiijV  xagoi'Oav  [öirddsiltv  xal  OxoixB^  l^ot  xdvxa  o>]g  irpd- 

[x(«Tat)|. 

1)  Wegen  der  Ergänzung  vgl.  Z.  86. 

2)  Wessely,  Denkschr.  XXXVII  Nr.  54, 16:  xcrl  xgöi  [viiet((/av  dffqpd^Icucv 

rat*T»)v  xcir(oi]>ifia:i'  eoi  &n6itiiiv, 

3)  Eine  Identifizierung  der  Hände  ist  mir  wegen  der  srhlechten  Heschaffen- 
heit  der  Bruchstücke  von  hier  ah  nicht  mehr  möglich. 

4)  Der  Schreihvertreter  unterschreibt  hier  mit  seinem  Namen  nicht  unmittel- 
bar hinter  dem  Namen  des  Vertretenen. 


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424 


Aufsätze 


f [^ü(»(tjXios  0caxtt  (iccqtvqSi  rij  töroj;fi  äxovaag  xapä  räv 

d-(fu'vav.  t v4vg(rjiios) ] 

[/uapTfpä  Tt]  äaoxfl  dxovffag  xapd  twv  ^efiivojv.  f ^vp(»/Aiog) 

/CoAjioud’o[v] 

ICO  [^apri’pä  rfj  dxoJxfj  axov<!a\g  «agä  räv  dcftcVrar]. 

(10.  H.)  iiio^’l(od(vv)o”  <svtM^<?)  \6v(ißolaioyQ{ttipov) ] 

(Hier  fehlen  die  etenogiaphiccben  Zeichen,  doch  folgt  unter  Z.  161  die  Wellenlinie). 

Straüburg  (EleaB).  Friedrich  Preisigke. 


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Beiträge  zur  ägyptischen  Metrologie. 

VI.  Verschiedene  andere  Hohlmaße. 

1.  Ein  großes  Maß  yon  nahezu  12  Artaben  findet  sich,  wie 
Spiegelberg*)  vermutet,  in  einem  demotischen  Papyrus  der  Kniserzeit. 
Es  ist  durch  PI  bezeichnet  und  scheint  11  Artaben  enthalten  zu 
haben.  Setzen  wir  als  Artabe  das  unter  der  römischen  Verwaltung 
übliche  thesaurische  Maß  von  29,18  1*),  so  kommen  auf  das  Maß  PI 
.S41  1,  ein  Betrag,  der  nur  um  einen  kleinen  Bruchteil  hinter  39  römi- 
schen Modien  = 341,4  1 zurücksteht.  Zu  der  altägyptischen  Artabe 
(==  80  Hin)  verhielt  sich  H nahezu  wie  75  : 8;  ursprünglich  also  hat 
dieses  Maß  wohl  die  Norm  von  75  hekt  oder  7.50  Hin  (oben  Abschnitt  II 
§ 10)  = 341,9  1 dargesteUt. 

2.  Hierbei  sei  noch  auf  das  Maß  für  Getreidespeicher  hingewiesen, 
das  nach  dem  mathematischen  Papyrus  Rhind  um  1700  v.  Chr.  in 
Ägypten  üblich  gewesen  ist.’)  Es  enthielt  20  königliche  Kubikellen 
= 6400  Hin  = 2918  1.  Darin  erkennen  wir  mm  einen  Betrag  von 
3200  ägyptischen  Choiniken  (ob.  H § 2)  oder  100  thesaurischen  Ar- 
taben ^)  und  schließen  daraus,  daß  die  thesaurische  Artabe  zu  .32  Choi- 
niken wahrscheinlich  schon  zu  jener  Zeit  in  Ägypten  üblich  gewesen  ist.’) 

1)  Die  demotiechen  Papyrus  der  Straßburger  Bibliothek  40. 

2)  Oben  Abschnitt  II  § 1.  III  § 8 f. 

8)  Kisenlohr,  Rin  mathem.  Handb.  der  alten  Ägypter  99  vgl.  mit  11.  HulUch, 
Metrologie’  370. 

4)  Also  betrug  1 thesaurische  Artabe,  die  wir  früher  als  den  Kubus  des 
Fußes  von  0,308  m bestimmt  haben  (II  § 16),  zugleich  1 des  Kubus  der  königlichen 
ägyptischen  Elle,  die  nach  den  Ergebnissen  früherer  Untersuchungen  zwischen 
0,626  und  0,627  m anzusetzen  war  (Metrologie  364  f.).  Nehmen  wir  das  Fünffache 
der  thesaurischen  Artabe  = 146,90  1,  so  erhalten  wir  für  die  königliche  Elle 
0,62644  m.  Da  der  Kubus  der  kleinen  Elle  91,186  1 hielt  (II  § 10),  so  ergeben 
sich  für  diese  Elle  in  möglichster  Annäherung  0,46010  m.  Demnach  war  das  Ver- 
hältnis der  kleinen  zur  großen  Elle  nur  ungefillir  = 6:7,  dagegen  nach  den  ge- 
naueren aus  den  Hohlmaßen  entwickelten  Bestimmungen  = 6:7,0176. 

6)  Von  der  Römcrherrech:ifl  rückwärts  ist  der  Gebrauch  derselben  Artabe 
für  die  Ptolemäerzeit  im  II.  Abschnitte  (S.  276  Aum.  4)  wahrscheinlich  gemacht 
worden. 


r 


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426 


Aufsätze 


3.  In  dem  aus  dem  1.  .lahrh.  n.  Chr.  stammenden  Pap.  CCLXV 
des  British  Museum ')  werden  sechs  verschiedene  Artaben  unter  den 
Namen  äpdfia,  dvtjifOTixä,  0iXix3zov,  räXXov,  'Egfiov  erwähnt 

und  nach  ihren  wechselseitigen  Verhältnissen  bestimmt.  Unter  diesen 
Maßen  ist  allein  die  ägTußtj  dpdpoj*)  aus  anderen  Quellen  bekannt 
(ob.  UI  § 21 ).  Die  einfachsten  Verhältniszahlen  ergeben  sich,  wenn 
wir  mit  Kenyon  die  dprd/Sij  Spitze  stellen.  Dann  er- 

halten wir 

jrajlxrä : dpdp«  = 25:32 

: avriXoTix^  = 21:20 
jaXxä : OiUxxov  = 10:11 
XaXxä : UKääoo  = 200 : 207 
;[a>lxä : 'Eg/wv  = 25 : 26. 

Eine  andere  Spur  konnte,  wie  cs  schien,  ans  dem  zwischen  xcolxrä  und 
0iki7caov  bestehenden  Verhältnisse  10:11  entnommen  werden.  Denn 
da  es  nicht  außer  dem  Bereiche  der  Möglichkeit  lag,  daß,  wie  die  alt- 
ägyptische  Artabe  zum  ivötxayiftgov  sich  ebenfalls  wie  10:11  verhielt 
(_I1I  § 22),  auch  das  Maß  der  Artabe  von  40  Choiniken  das  gleiche 
war  wie  das  der  Artabe  %aXx&,  so  konnte  man  nach  dem  an  erster 
Stelle  verzeichneten  Verhältnisse  25:32  eine  ägrcißii  ögöfi^  von  59,2 
Choiniken  berechnen.  Allein  die  letztere  Artabe  hielt  nach  zuverläs- 
siger Überlieferung  10  fiftga  zu  4 Choiniken  und  war  sonach  der  alt- 
ägyptischen Artabe  gleich,  mithin  die  Artabe  kleiner  als  diese. 

Man  würd  sich  also  dabei  beruhigen  müssen,  daß  das  Verhältnis  10:11 
oder  der  Zuschlag  von  10  Prozent  zu  einem  im  Verkehr  anerkannten 
Maße  auch  auf  andere  Maße  als  die  altägyptische  Artabe  Anwendung 
gefunden  hat.*) 

Wir  halten  also  daran  fest,  daß  die  Artabe  dgofia  unseres  Papyrus 
dasselbe  Maß  wie  das  oben  lU  § 21  erwähnte  war.  Dann  konitnen 
auf  die 


Artabe  xalxü  31,25  Choiniken  >=>  23,5  1 

29,76  „ — 27,14  1 

*ilinxov  34,37  „ = 31,36  1 

räXXov  32,34  „ = 29,49  1 

'Ee(iofi  32,5  „ = 29,64  1. 


1)  Kenyon,  Greek  Papyri  II  257  ff. 

2)  Mit  Wileken  liabc  ich  tiüher  dgöniar  geschrieben;  allein  «He  ini  Londoner 
Pap.  hinzugekonuuenen  Uenennnngen  xalxä  um!  detjlarixö  beweisen,  daß  auch 
igöiiip  nicht  zu  ändern  war.  Es  war  nicht  ein  Maß  'der  Märkte’,  sondern  ein 
solches  'nach  der  Norm  des  Marktes’. 

3)  Mehrläi  h sind  die  Bildungen  von  neuen  Normen  durch  den  Zuschlag  von 
j>„  zu  einer  älteren  Norm  Itei  den  Gewichten  heobachtet  worden.  HulUch,  Ge- 
wichte des  Altertums,  Abh.  der  Leipziger  Ges.  der  Wiss.  XVIII  2 (1898),  163f.  179. 


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Friedrich  HulUch;  Bcitrfijfe  zur  il^^yptischen  Metrologie  VI.  427 

Es  kann  kein  Zufall  sein,  daß  drei  von  diesen  Maßen  nach  durch- 
sichtigen Verhältnissen  sich  eng  an  die  thesaurische  Artabe  von  32  Choi 
niken  (ob.  II  § 1.  III  § 1.  8)  anschmiegen.  Denn  von  den  Artabeu 
laiUoi'  und  'Efffiov  i.st  die  erstere  um  ^ Choinix,  die  letztere  um 
^ Choinix  größer  als  die  thesaurische  Artabe,  während  %uXxä  um 
j Choinix  hinter  derselben  zurückbleibt.*)  In  diesem  ganzen  Systeme 
ist  demnach  sowohl  das  uralte  ägyptische  Hanptinaß  von  40  Choiniken 
oder  80  Hin  als  Ausgangspunkt  erkennbar,  als  auch  die  Annäherung 
au  das  kaum  minder  alte  thesaurische  Maß  von  32  Choiniken  (ob.  § 2) 
imzweifelhafl.  Nachträglich  bestätigt  es  sich  nun  auch,  daß  unsere  An- 
sätze der  altägyptischen  Artabe  und  der  Choinix  als  derselben  richtig 
waren,  denn  von  keinem  anderen  alten  Maße  aus  würden  wir  auf  die 
drei  erwähnten  Annäherungen  an  die  thesaurische  Artabe  gekommen 
sein.*) 

Die  von  Kenyon  a.  a.  0.  258  erwähnte  'ungenannte’  Artabe  des 
Pap.  CXXV  des  Brit.  Mus.  ist,  wie  ob.  Abschn.  H S.  274  nachgewiesen 
wurde,  die  Artabe  nach  der  Norm  des  babylonischen  Maris  = 30,30  1, 
die  sich  zur  thesaurischen  Artabe  wie  25  : 24  verhielt. 

4.  Im  vorigen  Abschnitte  sind  die  attisch-ptolemäische  und  die 
kleine  provinziale  Kotyle  als  Maße  von  je  00  Einheiten  dargestellt 
worden,  die  sich  zu  einander  wie  4 ; 3 verhielten.  Die  attisch-ptole- 
mäische Kotyle  hielt  also  80  Einheiten  der  anderen  Kotyle,  und  jeder 
Einheit  der  anderen  Kotyle  entsprach  ein  Gewicht  von  | Kite  oder 
1 neronischen  Denar.  Auch  der  Verfasser  eines  im  Berliner  Papyrus 
7094  enthaltenen,  aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr.  stammenden  Fragmentes’) 
rechnet  nach  Drachmen  von  je  einem  neronischen  Denar  und  vergleicht 
verschiedene  Hohlmaße,  die  bei  ihm  den  Gattungsnamen  [viov  d.  i.  Maß- 
gefäß,* führen,  mit  einem  tTY,  dem  er  ein  Gewicht  von  80  Drachmen 
zuteilt.  Mithin  ist  fcTY  nur  ein  anderer  Name  für  die  attisch-ptole- 
mäische Kotyle  oder  römische  Hemina.*) 

5.  Auf  das  Ety  folgt  in  aufsteigender  Reihe  zunächst  das  Ivtov 
TO  xatä  TT)V  laxQixilv.  Da  ihm  ein  Gewicht  von  100  Drachmen  zuge- 

1)  In  ähnlicher  Weise  scheint  die  Artabe  Avrilarixä  an  die  Art.  von  80  Choi- 
niken (in  § 8.  10)  angenähert  zu  sein,  denn  sie  ist  wohl  um  j Choinix  kleiner  als 
die  letztere  anznsetzen. 

2)  Zu  erwähnen  sind  hier  die  Vermutungen  von  Kenyon  (a.  a.  0.  268)  und 
Gi  enfell-Hunt  (Tebtunis  Pap.  282  f.),  daB  die  Artabe  dpopm  gleich  der  Art.  ntxtm 
tpofiKÜ  (ob.  in  8 1)  gewesen  sei.  Auf  ein  MaB  von  31|  Choiniken  sind  auch 
Grenfell-Hunt  233  gekommen;  doch  wird  dieses  von  ihnen  ctvtjltaTtxü  benannt. 

3)  Kalbfleisch,  Papyri  Graecae  Musei  Brit.  et  Mus.  Berulinensis,  l^eklions- 
katalog  Rostock,  Summersemester  1902. 

4)  Vgl.  den  Kikurs  von  Hultsch  a.  o.  0.  11  ff. 


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428 


Aiifa&tze 


schrieben  wird,  verhielt  es  sich  zur  attischen  Kotyle  wie  5 : 4 und 
faßte  0,ß42  1.  Zu  der  kleinen  provinzialen,  ebenfalls  bei  den  Ärzten 
üblichen  Kotyle  (ob.  Abschn.  V § 3)  stand  es  wie  5 : 3.  Als  Teilmaße 
erwähnt  der  Verf.  des  Fragmentes  die  Hälfte  zu  50  Dr.  oder  0,171  1, 
das  Viertel  zu  25  Dr.  oder  0,085  1 und  fügt  hinzu,  daß  analog  auch 
andere  binäre  Teile  berechnet  werden  können.  Ein  Achtel  wird  zu 
Anfang  des  Fragmentes  zu  12^  Drachmen  bestimmt. 

6.  Ein  anderes  fviov  wird  auf  128  Drachmen  gesetzt.  Dieses  (le- 
wicht  ist  = 48  Kite  = 1 euboisch-attische  Mine.')  Da  sich  das  moi’ 
von  128  Dr.  zur  attischen  Kotyle  von  80  Dr.  wie  8 : 5 verhielt,  so 
fußte  es  0,438  1 und  näherte  sich  dem  altägyptischen  Hin  von  0,456  1. 
Das  genaue  Verhältnis  zum  Hin  war  = 24  : 25.  Eingeteüt  wurde  es, 
wie  das  vorher  erwähnte  tviov,  in  Hälften,  Viertel  usw.  Das  Achtel 
war  gleich  dem  xvetd'os  der  hippiatrischen  Kotyle,  das  Zweiunddreißig- 
stel  erscheint  unter  den  ärztlichen  Kleinmaßen  als  XWV  ^ lityälrj  oder 
(ivOTQov  oder  ßaeilixhv  xuqvov,  wozu  noch  als  ^ ein  xox^iaQiov  und 
als  ein  Uovrixov  xäpvov  kommen.*) 

7.  Zwei  andere  in  demselben  Papyrus  angeführte  Gefäße  dienten 
zum  Abmessen  bestimmter  Heilmittel.  Ein  i~viov  rov  ipoivixivov  &(ftov*) 
wird  auf  2(!5  Dr.  gesetzt,  wonach  sich  ein  Betrag  von  0,!)06  1 berechnet, 
der  nur  um  6 Tausendstel  des  Liters  hinter  der  ägyptischen  Choinix 
(UI  § 8)  zurücksteht.  Die  Hälfte  = 0,453  1 erreichte  fast  genau  den 
Betrag  des  altägyptischen  Hin.  Das  im  Papyrus  erwähnte  Achtel  zu 
33)i  Dr.*)  faßte  0,113  1.  Unter  den  sonst  bekannten  Maßen  steht  ihm 
am  nächsten  das  Drittel  der  hippiatrischen  Kotyle  = 0,109  1.®)  Doch 
verwehrt  es  der  immerhin  merkliche  Unterschied,  beide  Maße  in  eines 
zusatnmenzubringen. 

8.  Zum  Messen  von  Hülsenfrüchten  diente  das  tviov  rov  äfifog 
xal  xvjiCvov  xed  Tü)v  Xoixäv  SaxQ^cov  xdvrav,  d.  i.  des  Kümmels,  der 
Kümmelart  Amis  und  aller  anderen  HOlsenfrüchte.*)  Wie  viele  Drachmen 
auf  dieses  Maß  kommen,  bleibt  im  ungewissen.  Kalbfleisch  merkt  an 


1)  HulUch,  Gewichte  des  Altertums  39  f.  41  f.  66  ff.  160.  202  b. 

2)  S.  die  Nachweise  in  der  Übersicht  über  die  kleine  provinziale  Kotyle, 
Abschn.  V § 4. 

3)  Kalbfleisch  a.  a.  0.  10b  Z.  2f. 

4)  Dahinter  folgt  in  Z 3 des  Papyrus  eine  Abkürzung,  die  von  Kalbfleisch 
anfangs  gelesen  worden  ist.  Laut  brieflicher  Mitteilung  von  Schnbart  ist  viel- 
leicht ^ zu  lesen;  es  kann  aber  auch  (wie  Kalbfleisch  bei  einer  nochmaligen  Re- 
vision bestätigt  fand)  x“  gewesen  sein. 

5)  Uultscb,  Metrologie*  638,  V. 

6)  Kalbfleisch  S.  10  b Z.  4 — 6.  Der  Pap.  hat  xvptivov  und  oaxi/tap. 


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Friedrich  HalUch;  Beiträge  zur  ägyptischen  Metrologie  VI. 


429 


'aut  fuisse  Tidetur  aut  xd’,  wozu  Schubart  brieflich  mitgeteilt  hat, 
daß  xd  sehr  viel  wahrscheinlicher  als  %i  ist.  Danach  würde  dieses 
Muß  zu  dem  Viertel  des  tviov  rö  xar«  UctfrpixTjv  (ob.  § 5)  sich 
wie  24  : 25  verhalten  und  gleich  0,082  1 sein. 

9.  Ein  fviov  von  50  Dr.,  die  Hälfte  des  eben  erwähnten  fviov  tö 
xard  Ti^  IttXQixijv,  mithin  = 0,171  1,  wird  im  Papyrus  Z.  22  vgl.  mit 
23  f.  als  Flüssigkeitsmaß  zu  J J einer  nicht  näher  bezeichneten  Ko- 
tyle  bestimmt.  Diese  hat  sich  also  zum  fviov  von  50  Dr.  wie  16  : 7 
und  zur  attischen  Kotyle  oder  römischen  Heminu  von  80  Dr.  wie  10:7 
verhalten,  mithin  i Sextar  = 0,391  1 betragen.  Nun  hat  die  Artabe 
nach  dem  Steuer-  oder  Pächterniaße  (ob.  II  § 1)  68;}  Sextare  gehalten, 
mithin  ergibt  sich  die  Kotyle  von  ^ Sextar  als  5>))  dieser  Artabe.*)  Da 
nun  zu  demselben  Systeme  wahrscheinlich  auch  ein  Medimnos  von 
1|  Artabe  gehört  hat,  dessen  Hekteus  als  pontischer  Kypros  bekannt 
ist,  so  gewinnen  wir  die  folgende  Übersicht  der  zur  eegraßt]  fiirgm  q>o- 


gixä  gehörigen  Maße: 

Liter 

66,28  Medimnos 1 

S7,52  ArUbe 1 

9,88  Hekteus  (kyprischer  Modius) 6 4 1 

0,891  Kotyle 144  96  24 


Wahrscheinlich  hat  dazu,  ähnlich  wie  im  ptolemäischen  Systeme*), 
noch  ein  xovg  von  12  Kotylen  = 4,69  1 gehört. 

10.  Da  die  pergamenische  Artabe  ihrem  Betrage  nach  der  eben 
erwähnten  Artabe  gleich  war,  als  Teilmaß  aber  eine  Kotyle  = ^ Ar- 
tabe unter  sich  hatte  (ob.  11  § 1 a.  E.),  so  verhielt  sich  die  xozvh] 
Hexga  <pogtx&  zur  pergamenischen  Kotyle  wie  ,5*0  : = 96  : 80  = 6 : 5, 

und  es  ergibt  sich  daraus,  daß  der  hispanische  Metretes,  der  zur  per- 
gamenischen Artabe  sich  wie  5 : 6 verhielt*),  ebenfalls  in  80  Kotylen 
eingeteilt  wurde;  jedes  Achtzigstel  aber  betrug  eine  xoriUij  gitgg>  <po- 
gix^  = 0,391  1,  während  das  Achtzigstel  der  pergamenischen  Artabe 
auf  0,469  1 auskain.  Es  scheint  rätlich,  hierzu  eine  vergleichende 
Übersicht  beizufügen: 

Liter 

S7,62  — 1 Steuerartabe  1 hiBpaniacher  Metretes 

81,26 

9,38  — 1 Steuerartabe 

— 11^1  ,,  (perg^am.  Kotyle) 

0,891  hispanischer  Metretes 


1)  Ausrechnung:  684  : 4 " : 6 =»  96. 

2)  Metrologie  S.  266.  Oben  Abschnitt  II  § 8. 

3)  Ein  FldssigkeiUmaB  der  Provinz  Hispanien,  Berichte  der  Leipziger  Gesellsch. 
der  Wies.  1897  S.  203.  206. 


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430 


Auffifttze 


VII.  Die  FlUssigkeit^maße. 

1.  Das  metrologische  Fragment  von  Oxyrhynchos,  das  für  die 
Trockenmaße  so  wichtige  Aufschlüsse  gab,  teilt  über  FlUssigkeitsmaße 
nur  mit,  daß  auf  den  Metretes  12  Chns  oiler  144  Kotylen  imd  auf 
den  Uhus  12  Kotylen  kommen.*)  Das  ist  die  Ordnung  des  ptolemäischen 
Systems*);  nur  fehlt  hier  der  Metretes,  an  dessen  Stelle  in  dem 
Fragmente  ntpl  fietgav  die  Artabe  steht,  während  in  der  zehnten  unter 
Galens  Namen  überlieferten  Tafel  tuqI  (lixgav  xcd  ara&fiöv  auf  den 
Medimnos,  der  zwei  Artaben  hielt,  als  Zwölftel  das  rifilfxtov  und  als 
Vierundzwanzigstel  der  j;oög  folgen.  Doch  finden  wir  unter  Ptole- 
maios  II  Philadelphos  als  gesetzliches  Ölmaß  einen  g£Tpi;Tj)g  dojdfxä- 
;(otjg*),  der  sicherlich  keinen  anderen  Betrag  als  die  ptolemäische  Artabe 
gehabt  hat.  Zwar  wird  in  einem  anderen  Fragmente  icsqI  iiizgav  ein 
ftfTp7jTj)g  iXaiTjQÖs  erwähnt,  der  dem  Maße  von  160  Hin  (Abschn.  II 
§ 10)  gleich  war  nnil  ein  halb  so  großes  Ölmaß  im  Betrage  von  36,47  1 
neben  sich  gehabt  hat*);  allein  so  wahrscheinlich  auch  für  die  römi- 
schen Zeiten  eine  Rückkehr  zu  den  alten  in  Ägypten  einheimischen 
Maßen  sein  mag,  so  konnte  doch  der  zweite  Herrscher  in  der  Reihe 
der  Ptolemäer  schwerlich  einem  anderen  Ohus,  als  dem  nach  der  ptole- 
luäischen  Elle  regulierten,  gesetzliche  Geltung  verleihen.  Wir  werden 
demnach  den  Metretes  von  12  Uhus  der  ptolemäischen  Artabe  gleich- 
setzen; nur  die  Benennungen  waren  verschieden,  je  nachdem  Getreide 


1)  (ireenfell-Hnnt  Oxyrhynchus  Papyri  1 S.  78, 13  f.:  Ijit  6 iUTQr)T^i 

d xortU«;  1^,  foart  fivai  rov  fifTpT/T7;p  xorvlöp 

2)  Metrol  acript.  T 258  § 5 vgl.  mit  242  § 1—6.  Metrologie  624.  Vgl.  oben 
Abachn.  II  § 3. 

3)  Grenfell,  Kevenue  I.awa  Col.  40.  11.  46,4.  63,  20.  64,  2.  Wileken,  Griech. 

Uatraks  I 757 1'.  Bei  Grenfell-Hmit,  PayOm  Towua  Nr.  U5, 14  f.  22  f.  (2.  Jahrh.  n.  Ohr.) 
handelt  es  aich  um  Kiitleibiing  einer  Ölpresse.  Der  Entleiher  verspricht  zu  ge- 
wissen Terminen  je  ?pa  jioitg  gepreßtes  Olivenöl,  V)ex.  Kettiehöl  als 

Miete  zu  liefern.  Dazwischen  werden  auch  Lieferungen  von  je  12  Ohus  erwähnt; 
der  Schreiber  hat  also  die  einzelne»  Chus  bis  zu  12  gezählt  und  die  Benennung 
titTfrjTiif  erst  dann  gebraucht,  wenn  zur  Zwölfzahl  noch  mehrere  Chus  hinzn- 
kamen.  Auch  in  den  Amherst  Papyri  II  Nr.  77,  49  (ans  dem  J.  139  n.  Chr.)  wird 
ein  iXaiov  gtrpijrrit  erwähnt.  Ebenda  Nr.  93,  10  f.  wird  in  einem  Kontrakt«  über 
die  Entleihung  einer  Ölpresse  aus  dom  J.  181  n.  Chr.  eine  Miete  von  fXaiov  ga- 
ifapipcop  xtgufilap  Imä  versprochen.  Nach  Salluzzi,  Rivista  di  »toria  antica,  nnova 
Serie,  VI  (1901),  14  war  das  xtgagtop  (Xittov  = | g*rer;rijs  Siadfxdzove  “ 19,70  1; 
doch  ist  auch  nicht  ausgeschlossen,  daß  der  Verfasser  der  Urkunde  diese  Bezeich- 
nung synonym  mit  gftpijriys  iXaiov  gebraucht  habe. 

4)  Unten  § 12. 


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Friedrich  Hultsch:  Beiträge  *ur  ägyptischen  Metrologie  VII.  431 

uud  auderea  Trockene  oder  Öl  gemessen  Mmrden.*)  Weiter  kommt  in 
Betracht  die  Festsetzung  eines  futQrjrfjg  öxrdxovg  durch  denselben  Fhila- 
delphos.*)  Das  war  das  gesetzliche  Maß  für  den  Wein,  wie  es  als 
xtpdfiiov  schon  unter  Philadelphos*)  und  als  xigdiuov  olvov  häufig  in 
jüngeren  Urkunden  erscheint.*)  Als  Zweidrittelmaß  des  Metretes  von 
39,39  1 hielt  es  2ü,26  1.  Wir  erkennen  darin  das  Vorbild  für  die 
römische  Amphora  und  verzichten  auf  den  Versuch,  zur  altägyptischen 
Artabe  ein  Zweidrittclmaß  von  24,32  1 zu  bilden,  von  welchem  aus 
keine  Brücke  zu  den  römischen  Mußen  führen  würde. 

Endlich  ist  noch  an  den  Metretes  der  georgischen  Maße  (unt. 
§ 10)  zu  erinnern,  der  zwar  eine  andere  Einteilung  wie  der  ptole- 
mäische  StaSixdxovg^  aber  den  gleichen  Betrag  wie  dieser  hatte. 

2.  Daß  das  xfpdfuov  olvov  = } Artabe  war,  hat  schon  Brugsch 
aus  deinotischen  Heiratskontrakten  geschlossen®);  doch  hätte  er  die  Be- 
träge der  Artabe  und  des  Keramion  nicht  auf  39,68  1,  bez.  26,45  1 an- 
setzen sollen.  Er  beraft  sich  auf  die  Inschrift  aus  der  Zeit  Thutmosis  111., 
wonach  ein  Quantum  Getreide,  das  ein  großes,  auf  10()(K)  Hin  bemes- 
senes Gefäß  füllte,  zu  36692  Deben  abgewogen  worden  ist.*)  Da  das 
Wassergewicht  des  Hin  5 Deben  beträgt’),  so  berechnet  sich  daraus, 
unter  der  Voraussetzung  gleichen  Volumens,  als  Verhältnis  des  Wasser- 
gewichtes  zum  Getreidegewichte  1:0,733K4.")  Statt  auf  diesem  in- 

1)  Meine  frühere  Annnhiue,  daS  mit  der  ptolemäischen  Artabe  Trockene»  wie 
Flüssige»  gemessen  wurde  (Metrologie  624),  ist  also  dahin  abzuUndern,  daß  das 
Maß  der  Artabe  auch  für  das  Abmeasen  des  Öles,  jedoch  unter  anderem  Namen 
galt.  In  dem  Systeme  der  georgischen  Maße  (unt.  § 10)  war  der  Metretes  elien- 
falls  der  Artabe  gleich  und  nicht  bloß  auf  das  Abmessen  des  Öles  besebrünkt. 
über  die  Verwendung  der  Artabe  zum  Messen  von  (letreide  und  Früchten  vgl. 
Wileken,  Ostr.  I 739  f. 

2)  Grenfell,  Revenue  Laws  Col.  31,  C:  rov  fu  rov  32,  19:  omov  tov  Auch 
in  den  ebd.  S.  lS7ff.  herausgegebeneu  Papyri  des  3.  Jahrii.  v.  C'hr.  hanclelt  es  sich 
um  Metreteu  Wein».  Grenfell  S.  191  f.  Wileken,  Ostr,  I 757  f. 

8)  Grenfell  a.  a.  0.  S.  19  Col.  32,  3 f.:  xfgafua  . . . ixava  rtai  oivcoi  rtoi  evv- 
ayofUPOH  u.  8.  w. 

4)  Wileken,  Ostr.  I 758  tf.  Auch  bei  Grenfell-Hnnt  Fayüm  Towns  und  Aroherst 
Papyri  findet  sich  das  xred/uov  olpov  häufig,  z.  B.  Ainherst  Pap.  Nr.  48,  5.  13.  19 
aus  dem  J.  106  v.  Chr.,  Nr.  77,  40.  44.  46  aus  dem  J.  139  n.  Chr.;  Fayüm  Towns 
Nr.  73,  4 aus  dem  2.  oder  8.  Jahrh.  u.  Chr. 

5)  Ägyptologie  S.  381  f. 

6)  Lepsius,  Abhandl.  der  Berliner  Akad.  1871  S.  40;  Denkmäler  Abt.  3 Bd.  5 
Blatt  39a  und  d.  Hultsch,  Metrolope  373,  3.  377.  Brugsch,  Zcitschr.  f.  Kthno- 
logie  1889  S.  89  f.;  Ägyptologie  378  ff. 

7)  Nach  Abschn.  U § 10  kommt  dem  Maße  von  80  Hin  ein  Wassergewiebt 
von  400  Deben  zu. 

8)  Dies  ergibt  für  den  Hektoliter  73,384  kg.  Von  deutschen  Weizenaorten 


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432 


Aufsätze 


schriftlich  bezeugten  Werte  weiter  zu  bauen,  konstruiert  sich  Brugsch, 
indem  er  die  Gewichte  von  Weizen,  Gerste,  Durra,  Mais  usw.  in  eins 
zusammenwirft,  ein  angebliches  Verhältnis  des  Getreidegewichtes  zum 
Wassergewichte  ==  1 : 0,7300,  während  er  doch  umgekehrt  0,7305  : 1 
setzen  mußte.  Weiter  stellt  er  nun  dem  Hin  mit  dem  Wassergewichte 
von  5 Deben  ein  'Getreide-Hin’  mit  einem  Inhalte  von  1,3027  gewöhn- 
lichen Hin  = ca.  0,02  1 gegenüber,  gelangt  dann,  indem  er  diesen  un- 
sicheren Wert  mit  04  multipliziert,  zu  einer  Artabe  von  39,08  l und 
berechnet  daraus  ein  Zweidrittelmaß  von  20,45  1.*)  Alles  dies  kann 
nicht  aufkommen  gegen  die  ganz  zuverlässigen  Bestimmungen  zu  je 
2 Fflniteln  der  Kuben  der  zugehörigen  Ellen  in  Verbindung  mit  den 
entsprechenden  Wassergewichten,  wonach  auf  das  Zweidrittelmaß  der 
ptolemäischen  Artabe  ebenso  wie  auf  die  römische  Amphora  kein 
höherer  Betrag  als  20,20  1 zu  rechnen  ist.*) 

3.  Zwei  Keramien  bildeten  den  di:tXoxdpaaog^,  ein  dem  attischen 
Medironos  gleiches  Maß  im  Betrage  von  52,52  1. 

4.  Ein  Weinmaß  war  wahrscheinlich  auch  der  dexdiiipoQog  3T(dO(?, 
welchen  der  unter  Philadelphos  lebende  Tragödieudichter  Sositheos  er- 
wähnt.*) Mit  dem  Fasse  von  10  Amphoren  kann  der  am  Hofe  des 


stehen  diesem  Betrafr  am  nächsten  der  sächsische  Weizen  mit  74 — 70  kg  für  den 
Hektoliter  und  der  Weizen  aus  den  Provinzen  Ost-  und  Westpreußen  mit  76 — 73  kg. 
Merklich  höher  steht  der  braune  Posener  Weizen  mit  78 — 75  kg. 

1)  ln  Wirklichkeit  hat  diei^em  Ansätze  die  Berechnung  zugrunde  gelegen, 
daß  die  römische  Amphora  von  48  Sextareo  = 26,26  1,  nach  dem  Verhältnisse  des 
ägyptischen  Hin  zum  römiHchen  Sextar  «»5:0  (Metrol.  868),  57|  Hin  enthält. 
Dafür  hat  Brugsch,  wie  aus  seinen  Ausrechnungen  hervorgeht,  die  Abrundung  zu 
58  Hin  gewählt  und  ist  so  aut  einen  Betrag  von  20,46  1 gekommen,  den  wir  für 
eine  ägyptische  Artabe,  nur  daß  statt  der  58  Hin  28  Choiniken  zu  setzen  waren, 
in  Abschn.  III  in  Anspruch  genommen  haben.  Statt  des  von  Brugsch  ersonnenen 
'Getreide-Hin*  tritt  bei  binärer  Zerlegung  der  ptolemäischen  Artabe  der  Teilbetrag 

= 0,615  1 mit  einem  Wassergewichte  von  6J  Deben  »s*  014  g ein.  Dieses  Maß 
berührt  sich  sehr  nahe  mit  dem  Sechzigstel  der  altägyptischeo  Artabe  0,008  1, 
dem  ein  Waasergewicht  von  6J  Deben  — 606  g zukommt.  Aber  trotzdem  sind 
beide  Maße  auseinander  zu  halten,  denn  das  eine  ist  » das  andere  » 
des  Kubus  der  ptolemäischen  Elle. 

2)  Absebn.  II  § 4.  10.  Da  die  altägyptische  Artabe  mit  dem  Wassergewichte 

von  400  Deben  sich  zur  ptolemäischen  Artabe  wie  25  : 27  verhält  (11  § 9),  so 
kommt  auf  die  letztere  ein  Wassergewicht  von  432  Deben  oder  1|  ptolemäisches 
Talent  (II  § 4)  und  auf  den  6%rdxov^  (*■  j ptolem.  Artabe)  288  Deben 

oder  Ij^  Talent  oder  80  römische  Pfund.  Letzterer  Betrag  ist  bekanntlich  als  Ge- 
wicht der  römischen  Amphora  sicher  überliefert. 

3)  Wückeu,  Ostr.  I 769  f, 

4)  Sositheos  bei  Athen.  X 415*^:  nlvft  d’  fver  xaXuiv  fiexQ7jrr,v  rbv 

nL&ov.  Es  ist  von  einem  Nimmersatt  im  Essen  und  Trinken  die  Rede,  der  ein 


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Friedrich  HulUch:  Beitrüge  zur  ägyptischen  Metrologie  VII. 


433 


Königs  angesehene  Dichter  doch  kein  anderes  als  das  gesetzliche  Wein- 
Diaß  von  10  fUT^ud  oder  xt^äfiia  ofvov  = 262,6  1 gemeint  haben. 
Nebenbei  geht  aus  dieser  Stelle  hervor,  daß  schon  im  3.  Jalirh.  v.  Chr. 
der  fittQrjriig  dxra^ovs  auch  u^^oQfvSi  später  bei  den  Körnern 
amphora,  benannt  wurde.') 

5.  Die  Geräße,  in  denen  von  Knidos,  Kos,  Kolophon,  Hhodos  Wein 
nach  Ägypten  eingeführt  wurde,  waren  auf  bestimmte  und  sich  gleich 
bleibende  Beträge  geaicht.  So  ist  es  gekommen,  daß  Kvlöiov,  Käov, 
KoXoqxöviov,  'P6ÖIOV  Benennungen  für  Weinmaße  wurden,  mochten  sie 
nun  mit  den  von  Knidos  usw.  eingeftthrten  Weinsorten  oder  mit  ein- 
heimischen Weinen  gefüllt  sein.*)  Das  Koloqiäviov  (pirgov)  setzt 
Wilcken  gleich  10  Keramien*)  und  erkennt  in  dem  noch  unerklärten 
Maße  ad(fu^  das  Doppelte  des  KoXoqxövtov.*)  Im  allgemeinen  ist  au- 
zunehmen,  daß  diese  durch  den  Handel  nach  Ägypten  übertragenen 
Maße  nach  den  Normen,  die  an  den  Ursprungsorten  galten  und 
unter  denen  der  attische  Metretes  gewiß  nicht  gefehlt  hat,  bestimmt 
waren. 

6.  Rechnerisch  unterlag  der  pcT^rfig  öxrdxovg  der  duodezimalen 
Teilung*);  die  Hälfte  war  = 4 Uhus,  4 = Chus  8 Kotylen,  } = 2 Chus 
usf.  Als  kleinster  Bruch  ist  bisher  = 2 Kotylen  nachgewiesen. 


Faß  von  10  Metreten  täglich  auetrank  und  dem  dieses 
tretea  vorkam. 

1)  Also  war  es  eine  ältere  Tradition^  wenn  das  Fragment  dessen 

Quelle  in  das  1.  Jahrh.  n.  Chr.  zurückreieht,  Metrol.  scripi.  1 257,  23  ff.  meldet: 
6 üfitfOQfvg  Ttaif*  ivioig  Xiyfvai  ovv  iifua^<p6Qta  dvo,  S nalovöi  rtu^g 

xddovg^  "PfOfialot  dh  o^Qvag.  Die  Gleichung  dieses  Weinmaßes  mit  der  römischen 
Amphora  bestätigen  die  im  Index  zu  den  Metrol.  script.  unter  2 ange- 

führten Stellen. 

2)  NVilcken,  Ostr.  1 764  ff.  Das  Kaov  ist  neuerdings  anch  durch  das  Ostra- 
kon  44  von  Fayüm  Towns  belegt  worden. 

3)  Nach  dem  Berliner  Ostrakou  bei  Wilcken,  Ostr.  1 765  kosten  700  Doppel- 
keramien  1 Talent  2400  Drachmen  8100  Dr.  Dies  ergibt,  wie  der  genannte  Ge- 
lehrte mir  brieflich  mitteilte,  für  1 Doppclkcramion  12,  mithin  für  1 Keramion 
6 Drachmen.  Es  wird  aber  der  Preis  für  die  700  Doppelkeramicn  berechnet  nach 
*dem  Satze  von  GOO  Drachmen  für  10  KoXotpwput.  Ein  Kolophunion  kostete  also 
60  Dr.,  und  da  diese  Summe  das  Zehnfache  des  Preises  für  1 Keramion  beträgt, 
so  ist  1 Kolophonion  = 10  Keramien  — 262,6  1,  mithin  auch  gleich  dem  vor  kurzem 
erwähnten  StxuiKpoQog  nl&og  zu  setzen.  Dolia  von  etwa  0 römischen  Amphoren 
(die  den  ptolemäischeu  Keramien  gleich  waren)  und  größere  bis  nahezu  40  Am- 
phoren habe  ich  in  den  Ber.  der  Leipziger  Gesellsch.  d.  W’iss.  1837  S.  206  f.  uach- 
ge  wiesen. 

4)  Ostr.  I 766. 

5)  Wilcken,  Ostr.  I 758. 


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434 


Aufsätze 


Als  konkretes  Maß  hieß  der  halbe  Metretes  fitrpov  TfTpdjroov^);  dies 
war  also  ein  der  römischen  üma  gleicher  Betrag.  Dazu  kam  ein 
Viertelmaß,  das  Ttraptov*),  = 2 Chns.  Neben  dem  3;ovg  wird  als 
Hälfte  ein  {jfu'xovv  erwähnt.’) 

7.  In  den  Begräbnisstätten  von  Kasr  el  Banat  und  Harit  im 
Fayum  sind  außer  dem  Fragmente  einer  Amphora  mit  der  Aufschrift  ^ 

(Anm.  1)  mehrere  andere  Fragmente  mit  der  Aufschrift  | aufgefunden 
worden.*)  Da  diese  | zu  1,  2,  3 usw.  gezählt  werden,  so  haben  wir 
es  auch  hier  mit  einem  konkreten  Maße  namens  Tttvtdxovv  (oder  xev- 
rdioov)  zu  tun.  Es  hielt  60  Kotylen  oder  30  römische  Sextare 
= 16,41  1. 

Aus  dem  Papyrus  Magdöla  weist  Wilcken,  Archiv  f.  Papyrus- 
forschung III  (1904),  303  t^d^Ott  und  xevrdxoa  xs^dfua  otvov  nach. 

8.  Über  die  gegenseitigen  Verhältnisse  der  ptolemäischen  Flüssig- 
keitsmaße ergibt  sich  demnach  die  folgende  Übersicht: 


Liter 

52,52  diTrlox^^ajuo^  (Weinmaß) 

1 

39,39  SaSfxdxovi  (Olmaß) 

H 

1 

26,26  ptTpTjrrjtf  dxrdxovg^  xtgu^iiov  otrov 

2 

1 

13,18  ^uxQüv  tttQcixooi’ 

4 

3 

2 

1 

6,565  fUTQOv  ritciQrov 

8 

6 

4 

2 

1 

3,283  x^^S 

16 

12 

8 

4 

2 

1 

1,641  Tjftixovp 

32 

24 

16 

8 

4 

2 

0,274  xoTtUj^ 

192 

144 

96 

48 

24 

12 

Die  Teilungsweise  ist  vorwiegend  binär,  daneben  aber  auch  duo- 
dezimal, insofern  die  beiden  Metreten  sich  wie  3 : 2 verhalten  und  auf 
den  Chus  12  Kotylen  kommen.  Eine  Sonderstellung  nimmt  das  hier 
nicht  aufgeuommene  xevrdxovv  ein. 

9.  In  einem  Berliner  Papyrus  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.  werden  xigd- 
fiia  ix  xoTuääv  6xrdy,  dääexa,  äsxa  erwähnt.’)  Es  erscheint  am 
rätlichsten,  diese  Angaben  wörtlich  zu  nehmen  und  das  Keramion  von 

1)  Ebd.  772.  Dasuelbe  Maß  ist  nach  Grenfell-Hunt,  Kajiim  Towns  S.  60  a.  K. 
auf  dem  Fragmente  einer  Amphora  durch  ^ bezeugt. 

2)  Wilcken  I 750. 

3)  Grenfell-Hunt,  Amherst  Papyri  IT  Nr.  93, 12  aus  dem  J.  181  n.  Chr  Auch 
unter  den  Maßen  von  Ojtheion  erscheint  ein  rifiixovv;  doch  war  dieses  nahezu 
4 (mal  KO  groß  als  das  ptolemilische  Maß.  Metrologie  537;  Drei  Hohlmaße  86. 

4)  Faydm  Towns  S.  58.  60  f. 

5)  BGU  ni  Nr.  865,16:  dpoiw;  xort^lcuM  dtna  xf^dfMcr  . . . Die  Er- 
gänzungen zu  Z.  14:  ix  xor|el&«*  dcu[d(xce  und  zu  15:  xotv\l&v  öx]to)  xigd[fua 

tfxojöt  gibt  Wilcken  in  diesem  Archiv  I ööO. 


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Friedrich  Haltscb:  Beiträge  zur  ägyptischen  Metrologie  VII.  435 

12  Kotylen  gleich  dem  ptolemäischen  Chus,  das  Keramion  von  16  Ko- 
tylen  = 1-J^  Chus  oder  4,377  1,  das  von  8 Kotylen  = | Chus  oder  2,188  1 
zu  setzen.  Wie  mit  dem  Gattungsnamen  Hin  (henu,  tv,  tviov)  Maße 
von  sehr  verschiedener  Größe  (von  9,12  1 ab  bis  zu  0,171  1)  bezeichnet 
wurden*),  so  wird  auch  xe^ct/uoi’  nicht  bloß  für  ilas  Weinmaß  von 
26,26  1 oder  für  ein  Olinaß,  mag  dieses  nun  einen  ganzen  oder  halben 
Metretes  d.  i.  39,39  oder  19,70  1 gehalten  haben*),  sondern  auch  für 
verschiedene  kleinere  W'einmaße  bis  herab  zum  Zwölftel  des  großen 
Maßes  von  26,26  1 in  Gebrauch  gewesen  sein.  Um  ein  Quantum  Wein 
von  nahezu  2,2  1 zu  fassen,  bedurfte  es  schon  eines  nicht  unanselm- 
lichen  Tonkruges,  für  den  die  Benennung  xepdgtov  ganz  passend  war. 
Doch  ist  außerdem  die  von  Wilcken*)  vorgcschlagene  Deutung,  daß 
in  allen  drei  h'ällen  Keramien  von  8 Chus  gemeint  seien  und  der  ein- 
zelne Chus  entweder  16  oder  12  oder  8 Kotylen  enthalten  habe,  in 
Erwägung  zu  ziehen.  Ereilich  würden  wir  dann  neben  dem  ptole- 
mäischcu  Chus  von  3,283  1 noch  einen  größeren  von  4,377  1 und  einen 
kleineren  von  2,188  1 erhalten,  mithin  die  Einheitlichkeit  des  j;oüs’  der 
Papyri,  die  in  der  Einheitlichkeit  der  ihr  Analogon  hatte,  auf- 

geben müssen.  Auch  würden  die  Keramien  von  17,51  und  35,02  1, 
die  wir  dann  neben  dem  ptolemäischen  Keramion  von  26,26  1 anzu- 
nehmen hätten,  in  der  Reihe  der  sonst  bekannten  Hohlmaße  ganz  ver- 
einzelt dastehen. 

10.  Bei  der  Untersuchung  über  die  provinziale  Kotyle  von  0,4103  1 
(Abschu.  V)  wurde  bereits  das  System  der  georgischen  Maße  berührt. 
An  seiner  Spitze  stand  ein  Medimnos  von  102  Sextaren  = 55,81  1,  der 
das  Maß  der  persischen  Artabe  darstellte.  Dazu  kam  als  Hauptmaß 
für  Flüssiges  ein  der  zu  72  Sextaren  = 144  ptolemäischen 

Kotylen  angesetzt,  mithin  gleich  dem  pfrpijT»);;  dadtxäxovg  war.  Seine 
Einteilung  jedoch  wich  von  der  ptolemäischen  Ordnung  ab;  denn  unter 
ihm  stand  als  jjoüi,'  nicht  ein  Zwölftel,  sondern  ein  Achtel,  das  9 Sex- 
tare  = 4,924  1 hielt. Da  der  jitolemäische  Chus,  wie  12  eigene  Ko- 

1)  Hultsch  bei  Kalljfleisch,  Papyri  Graecae  Mus.  Britan.  ct  Berol.,  Rostock 
1902,  S.  11  ff.  Das  Hin  von  0,171  1 ist  S.  13a  nachgewiesen  (vgl.  oben  Abschn.  VI 
§ 6).  Ihm  steht  als  Maximum  das  'große  Hin’  des  Epiphanios  (Metrol.  369.  400) 
im  Betrage  von  20  ägyptischen  Hin  = 9,12  1 gegenüber. 

2)  Oljen  dritte  Anm.  zu  § 1. 

3)  In  diesem  Archiv  Bd.  I 8.  656. 

4)  Wie  das  pUdomäische  Weinmaß  war  also  auch  der  georgische  Metretes 
ein  ä%Tuxovii  doch  war  der  georgische  Chus  größer  als  der  ptulemäische.  Eine 
Verwechselung  war  kaum  zu  befürchten,  denn  in  römischer  Zeit  kannte  man 
schon  längst  den  ptolemäischen  pfrerjr^S  dxräxov^  nur  unter  der  Benennung  xtgd- 
luov  {oivuv'j. 

Archiv  f.  Pspjrriiflfortchuns  III.  S,  29 


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43C 


Aufsätze 


tylen,  so  fi  römische  Sextare  faßte,  und  auf  den  georgischen  Chua  Ton 
9 Sextaren  ebenfalls  12  eigene  Kotylen  kamen,  so  verhielt  sich  die 
letztere  Kotyle,  die  wir  die  provinziale  benannten,  zur  ptolemäischen 
Kotyle  wie  3:2.  Auf  den  georgischen  Metretes  kamen  mithin  96  solche 
Kotylen,  eine  Einteilung,  die  wir  früher  schon  bei  der  Artabe  fu'rpa 
<poQixä  und  dem  xcgäfiior  ofvov  (VI  § 9.  VII  § S)  beobachtet  haben. 

11.  Als  Hälfte  war  dem  georgischen  Metretes  ein  ccfKfiogevg  von 
48  Kotylen  = 19,70  1 zugeordnet.  Auf  das  vor  kurzem  erwähnte 
Äfvrdj'ow  ptolemäischer  Norm  kamen  40  provinziale  Kotylen. 

12.  In  dem  Fragmente  xsqI  juf'rpuv,  das  über  verschiedene  römische, 

ägyptische  und  syrisch-hebniische  Maße  handelt  und  durchgängig  als 
eine  zuverläs.sige,  wahrscheinlich  bis  in  das  1.  Jahrh.  n.  Chr.  zurück- 
reichende Quelle  sich  erwiesen  hat*),  folgen  auf  eine  Darstellung  der 
römischen  Maße  von  der  Amphora  bis  zum  Cyathus  und  dessen  Teilen 
die  Worte:  xal  tu  ikuirjQu  dl  xuQuxXrielag,  ccxb  rov  xalov(iivov 

xei'TTjVUfiov  Ttjv  uQxiiv  ixit,  b di)  kitQug  ixtt  txaröv*),  d.  h.  die  01- 
maße  verhielten  sich  zu  einander  ähnlich  wie  die  römische  Amphora 
und  ihre  Teile;  doch  war  beim  Öl  das  Hauptmaß  nach  dem  Zentner- 
gewicht reguliert.  Hier  ist  doch  offenbar  ein  Maß  gemeint,  dos  ein 
Volumen  Öl  im  Gewichte  von  100  römischen  Pfund  faßte.  Nach  den 
metrologischen  Tafeln  verhalten  sich  die  Gewichte  gleicher  Volumina 
von  Öl  und  Wein  wie  9:10.’)  Auf  den  Sextar  mit  dem  Weingewicht 
von  1^  Pfund  kommt  also  ein  Ölgewicht  von  H Pfund;  mithin  ent- 
spricht ein  Ölgewicht  von  100  Pfund  einem  Haume  von  GöJ  Sextareu 
= 36,47  1,  d.  i.  dem  ägyptischen  Maße  von  80  Hin  oder  dem  svrischen 
Bath.*)  Die  in  dem  Fragmente  noch  beigefügte  Angabe  eari  Öi  xal 
ö t’Aaiijpög  fisxQijTijs  Tovät  dixXuOiov^)  kann,  wenn  nicht  ein  Verderb- 
nis vorliegt,  nur  dahin  gedeutet  werden,  daß  zu  toüd«  das  vorher- 
gehende Toö  xevTtjva^tov  zu  ergänzen  und  dafür  das  Maß,  dessen  Öl- 
gewiebt  einen  Zentner  beträgt,  zu  denken  ist.  So  kommen  wir  auf 
einen  ikairj^bg  gfTpr/Tjjs  von  200  Pfund  Ölgewicht,  der  dem  altägyp- 
tischen Maße  von  160  Hin  (Abschn.  U § lOj  gleich  zu  setzen  wäre. 
Wir  dürfen  aber  mit  Recht  annehmen,  daß  auch  die  Hälfte  dieses 

1)  Metrologie  10.  415;  Drei  Hohlmaße  82,  2.  Aus  diesem  Fragment  nsgi 
fiitgtap  ist  oben  (Abschn.  II  z.  Anl.)  die  Bestimmung  der  'neuen’  Artabe  zu 

Modien  entnommen  worden. 

2)  Metrol.  Hcript.  I 258,  9.  Lagarde,  Symmicta  I 169,  64.  Der  obige  Text 

Bchließt  sich  an  Lagarde  an;  doch  ist  statt  des  fehlerhaften  dr^vaQiov  aus  Metrol. 

•cript.  I 258, 10  xtrxTjvuffiov  hergeatellt  worden. 

8)  Metrol.  «cript.  I 92.  223  § 12.  14.  239  § 8.  247  § 2 f . 269  § 7. 

4)  Oben  Abnchn.  II  § 10.  111  § 9;  unten  § 14. 

5)  Die»  i»t  wohl  lediglich  ein  Schreibfehler  statt  diniaaimv. 


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Friedrich  Hultsch:  Beiträge  zur  ägyptischen  Metrologie  VII. 


437 


grofien  Mafieu,  die  ja  durch  die  Worte  äx6  tov  xa^.ov/u'vov  xsvTtivapi'ov 
Ti'jv  ägirjv  txti  als  das  Hauptmaß  unter  den  iiaiTjQ«  bezeichnet  war, 
ebenfalls  als  iiairjpös  fiftpTjTtjs  gegolten  hat.  Hat  es  doch  neben  der 
provinzialen  Kotyle  eine  halb  so  große  Kotyle  (V  § 3)  und  im  Be- 
reiche der  Gewichte  allerwärts  neben  den  schweren  Minen  oder  Schekeln 
auch  Gewichte,  die  um  die  Hälfte  leichter  waren,  gegeben. 

13.  Wenn  der  nach  einem  Gewichte  von  100  Pfund  normierte 
Olmetretes,  wie  der  Verfasser  de.s  Fragments  durch  xagaxlr/gi'ag  an- 
deiitet,  ähnlich  wie  der  römische  /ifrpijrijs,  d.  i.  die  Amphora  (VII  § 4), 
cingeteilt  wurde,  so  hatte  er  unter  sich  einen  j;ot)g  von  4/>6  1 und 
eine  Kotyle  von  0,380  1.  Beide  Maße  sind  uns  schon  als  lakonische 
begegnet  (ob.  II  § 13). 

14.  Während  die  früher  erwähnten  Flüssigkeitsmaße  als  Teile  des 

Kubus  der  ptolemäischen  Elle  (U  § 3)  anzusehen  waren,  sind  « ir  mit 
dem  Ölmaße  von  80  Hin  = 36,47  1 in  den  Bereich  der  Teilmaße  der 
kleinen  ägyptischen  Elle  (ob.  II  § 10 — 13)  eingetreten.  Den  gleichen 
Betrag  wie  clas  Maß  von  80  Hin  hatte  das  syrisch-hebräische  Bath, 
das  ebenfalls  zum  Messen  des  Öles  verwendet  wurde.')  Zehn  Bath 
füllten  ein  hebräisch -phönikisches  Kor  (jrdp,  xöpog)  = 364,7  1’),  das 
in  Papyrusurkunden  aus  byzantinischer  und  arabischer  Zeit  imd  auf 
Ostraka  als  xovpi  oder  abgekürzt  xoup'  erscheint.’)  Eine  andere  Um- 
bildung des  hebräischen  Wortes  hat  gelautet,  und  daraus  sind 

die  Benennungen 

fMxilutfov  *'  = 1 Kor  = 364,7  I 
2 „ = 729  1 

Tfixtogov*)  = 8 „ ==  1094  1 

abgeleitet  worden,  die  durch  Papyrusurkunden  des  2.  dahrh.  n.  dir.  be- 
zeugt sind.  [.letzt  auch  TfTp«x((apai')  in  P.  Gen.  71,2  und  6,  vgl.  oben 
S.  401.  Die  Red.] 

l.b.  Die  Hälfte  des  syrischen  Bath,  das  xö/Uadoi/  = 18,23  U), 
wird  aus  koptischen  Urkunden  angeführt.*) 

1)  Kxzerpte  aus  Kpiphanins  Hetrol.  acript.  I 269,23.  260,2.6  — 261,3.  271,  11. 
278,  20 — 25.  Die  60  Sextare,  welche  hier  und  ander«  ürta  (vgl.  Metrol.  acript.  II 167) 
auf  daa  Bath  gerechnet  werden,  aind  alexandriniache  and  gleichen  sich  mit  66 J 
rötuiacben  Sextaren  (ob.  Abachn.  III  § 9).  Ala  ölmaB  erwähnt  den  ßdrof  auch 
Erang.  Lukaa  16,  6. 

2)  Metrol.  acript.  1 258,  21.  260, 10.  271,  8.  278,  6.  277,  16.  Metrologie  416.  452. 
Fauly-Wiaaowa  Chomer. 

8)  Wileken,  Oatr.  I 768.  Als  volle  Form  iat  nopgiov  vorauezuaetzen. 

4)  Grenfell-Hunt,  Faytlm  Towua  Nr.  220. 

5)  Wileken,  Oatr.  1 768  f,  (irenfell-Hunt  a.  a.  0. 

6)  Wileken  a.  a.  0.  7)  Metrologie  587  f.  590.  8j  Wücken,  Oatr.  I 764. 

29* 


i' 

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438 


Aufsätze 


Hi.  Wie  l)ci  den  Metrologen  der  Kaiserzeit'j,  so  erscheint  auch 
in  den  unter  römischer  Herrschaft  geschriebenen  Papyri*)  häufig  der 
itarr/s  (abgekürzt  |')  als  Maß  von  2 ptolemäischen  Kotylen  = ^ (u- 
TQrjzijg  dudexäiovg  = j*);  /leTpi/rijg  dxrdxovg  oder  xtgtiiuov  otvov.  Auch 
die  ptoleniäische  Kotyle  wird  hin  und  wieder  in  den  Papyri  und  häufig 
in  den  metrologischen  Tafeln  erwähnt.*) 

VIII.  Das  Oxyrhynchos-Fragment  nber  Längen-  und 
Flächenmaße. 

1.  Auf  einem  unter  Diokletian  und  Maximian  285/6  und  286/7 
beschriebenen  Papyrus  befindet  sich  rückwärts  eine  nur  wenige  Jahre 
jüngere  Niederschrift  über  verschiedene  Flächen-  und  Längenmaße.*) 
Als  citbit  of  land  oder  Flächenelle  war  schon  früher  ein  Maß  in  der 
Form  eines  Streifens  von  100  Ellen  Länge  und  1 Elle  Breite  = Arura 
bekannt,  das  :rfjxi'S  oder  olxo:ceäix6g  benannt  war.*)  Unter  der 

letzteren  Benennung  erscheint  die  Flächcnelle  auch  in  dem  eben  er- 
wähnten Papyrus  Z.  9;  vorher  nber  Z.  3f.  wird  dasselbe  Maß  axoivioir 
[oixo7ciöi]xdv  genannt.*)  Das  ffjjon't'on,  das  bisher  nur  als  Längenmaß*) 
oder  als  Quadratmaß*)  bekannt  war,  erscheint  also  hier  als  Rechteck. 
Da  die  Arura  27,5  Ar  hielt,  so  kommen  auf  den  oixoittüixög  :rijxvg 
oder  das  oixojtfS.  exoivCov  27, .5  qm.*) 

1)  Metrol.  ficript.  an  den  im  Index  unter  1 — 4 angeführten  Stellen. 

Metrologie  626. 

2)  Wileken,  Ostr.  I 762  f.  Kenyou,  Greek  Pap.  in  the  Brit.  Mus.  II  S.  311 
Nr.  252  um  350  u.  Chr.j  S.  314  Nr.  429  um  dieselbe  Zeit. 

8)  Grenfell-Hunt,  Oxyrhynchus  Pap.  I S.  78,14:  i äi  joos  *OTri«s  i(f, 
mffrf  tlvai  rör  fifTQTjtiiv  xort’loi'  ppd;  Fayüm  Towns  Nr.  96, 17.  19:  xoreXai  ebd. 
Z.  26:  xorvlmc  Svo  (Ölmaße);  Amherst  Pap.  II  Nr.  125,  4:  iXatvov  y xorvlmv. 
Metrol.  script.  I 208,  25  f.  286, 10  f.  242,  15.  17.  251,  26  — 262,  1 u.  ö. 

4)  Grenfell-Ilnnt,  Oxyrhynchus  Papyri  IV  Nr.  669  S.  116  ff. 

6)  Grilfith,  Proceedings  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology  XIV  (1892) 
S.  416  ff.  Hiiltsch,  Klemente  der  ägypt.  Teilungsreehuiing,  .Abh  der  Leipziger  Ges. 
der  Wiss.  XVII  I (1896)  S.  41  .Aiim.  1 und  2.  S.  41  ff. 

6)  Die  von  Grenfell-Hunt  8. 119  vorgeschlagene  Ergänzung  [olxonrdi]  wird  be- 

stätigt durch  Z.  9 f.,  wo  dem  olxoxtdixbs  xfixvf  ebenfalls  100  Oaadratellen  zugo- 
gchriebeu  werden.  Wileken,  Archiv  für  Papyrusforsehung  II  (1903)  S.  88,4  weist 
noch  die  Bezeichnung  xijZ  nach,  die  er  als  xt)xvi  xtgtataXxixos  deutete. 

Ich  habe  dort  die  Vermutung  xf/xvs  xigicxaros  hinzugefügt  und  angemessen  er- 
klärt. Ohne  mich  zu  erwähnen,  schlagen  Grenfell-Hunt  a.  a.  0.  119  xigunaxi- 
Ko;  vor. 

7)  Metrologie'  38.  368  f.  361  f.  608  f.  Grenfell-Hunt-Smyly,  Tebtunis  Pap.  370. 

8)  Metrologie  861  f.  608  f. 

9)  Elemente  der  ägypt.  Teilungsrechnung  41  .\nm.  3. 


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Friedrich  llalUch:  Beitriif^e  zur  ilgvptiiichen  Melrologie  VIII.  4id9 

2.  Etwas  kleiner  war  nach  Z.  3 das  ytofUTQcxbv  axoiviov,  denn 
es  hatte  hei  j^leicher  Breite  nur  eine  Länge  von  96  Ellen,  verhielt  sich 
also  zum  oixmtöixbv  o%oiviov  wie  24  : 25  und  war  ==  26,4  qm.  Wie 
aus  Z,  If.  zu  schließen  ist,  wurde  es  in  Hälften,  Viertel  und  Achtel 
geteilt.  Diese  Teilungsweise  ist  schon  früher  bei  der  Arura,  obwohl 
diese  ganz  zentesimal  aufgebaut  war,  beobachtet  worden.  ‘) 

3.  ln  Z.  5 — 10  werden  die  Dimensionen  des  füÖT^gfrpixdg,  «g/3a- 

dixog  imd  artQtb^  erklärt.  Die  Bezeiclmung  ifißadixög  für  das 

Flächenmaß  findet  sich  ähnlich  in  dem  Fragment  des  Did}’mos  Metrol. 
script  1 180,  12.  14,  wo  ifißudixol  xafMiarai  erwähnt  werden.  Sonst 
j)llegen  die  Flächenmaße  durch  den  Zusatz  i.ri'xsäos  zu  iraXaiorrlg, 
xffH’g  usw.  von  den  Längen-  und  Körpermaßen  imterschieden  zu  werden. 

Dem  oixoxtöixbg  :n'iZvg  werden  richtig  KX)  fftßaäixoi  zugeteilt. 

4.  ln  dem  zweiten  Teile  von  Col.  I (Z.  11 — 25)  handelt  es  sich 
um  zwei  |i'Äoi/  benannte  Längenmaße  und  ein  Körpermaß  vavßiov. 
Ein  ßaeiXixbv  liUoe  wird,  ähnlich  wie  in  der  I.  heronischen  Tafel*), 
zu  3 Ellen  oder  18  Handbreiten  oder  72  Fingerl)reiten  bestimmt.  Da- 
neben bestand  ein  anderes  liSäo»’,  dessen  Benennung  nicht  erhalten  ist. 
Ihm  werden  2^  Ellen  oder  16  Handbreiten  oder  64  Fingerbreiten  zu- 
geteilt; es  verhielt  .sich  also  zum  königlichen  ^lUov  wie  8 ; 9,  Da  das 
geometrische  Schoinion  (ob.  § 2)  als  Längenmaß  96  EUen  betrug,  so 
gingen  darauf  32  königliche  Xyla  oder  36  Xyla  zu  2^  Ellen  (Z.  18 — 20). 
In  dem  zweiten  Absclmitte  des  Fragments  Col.  H Z.  38  f.  wird  ein 
JiUov  dtjfiöaiov  zu  3 Ellen  definiert,  mithin  dom  ßaaiXixbv  |iUov  gleich- 
gesetzt. ®) 

Das  vavßiov  wird  von  Grenfell  Hunt  als  ein  Würfel,  dessen  Kante 
3 Ellen  betrug,  gedeutet.*)  Hiernach  würden  ihm  27  Kubikellen  zu- 
kommen. Ob  es  auch  zu  dem  |tUot'  von  2|  Ellen  ein  entsprechendes 
vavßiov  gegeben  hat,  bleibt  im  Ungewissen. 

5.  Die  II.  Col.  des  Fragments  beginnt  mit  den  Worten  ßerptov 
däxtvlog,  xaXaiOnlg  usw.,  ganz  ähnlich  wie  die  I.  herouischc 

Tafel.*)  Auf  den  xaZaiatijg  folgt  bei  Heron  die  dtjjtrg,  wofür  der  I’a 
pyms  Aijjvaj,  d.  i.  Xij[dg,  bietet.  Der  diidg  werden  in  den  Tafeln  der 
Längenmaße  8,  der  Xiidg  10  Fingerbreiten  zugeteilt. "l  Der  Schreiber 
des  Papyrus  stellt  Z.  31  seine  Xi^vag  der  heronischen  (zu  2 Hand- 
breiten oder  8 Fingerbreiten)  gleich.  Ferner  werden  andere  Maße  nach 

1)  Ebd.  44 — 46.  2)  Metrol.  script.  I 182,  21  f. 

3)  Vgl.  Grcnfell-Hunt  a.  a.  0.  llUf. 

4)  Ebd,  120;  Tebtunis  Pap.  Nr.  5,15  S.  21.  33, 

5)  Der  Papyrus  hat  idr).  6)  Metrol.  script.  I 182,  3. 

7)  S.  den  Indei  zu  den  Metrol.  script.  unter  inde  und  Xixds- 


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440 


Auts&tze 


der  Zahl  der  Handhn-iten,  die  sie  enthalten,  aufgefillirt.  Eh  bilden 
nämlich 


3 llandbreiten  die  Spanne, 

4 „ den  itolif  a (oder  l ), 

5 „ „ lieoeipixdtf,  d.  i.  die  Leinwel>erelle  '), 

6 „ „ xtjxvg  drtiioaiog  xnl  rexToeixd;, 

7 „ „ HiXoftirQixog*), 

8 „ einen  nijxvg,  dessen  Benennung  verloren  gegangen  ist, 

10  „ ein  ßiiita,  das  als  Siaaxams  räv  noS&r  erklärt  wird. 

6.  ln  Z.  38  beginnt  die  Aufzählung  einiger  Maße  nach  der  Zahl 
der  auf  sie  zu  rechnenden  Ellen.  Es  bilden 


3 Ellen  ein  |vlov  dTjpdatoe  (ob.  $ 4), 

4 „ eine  dervid,  die  als  diüeraatg  xütv  erklärt  wird  *), 

(6)  „ einen  xalorgo$‘), 

0§  „ eine  öxctivo.*) 


1)  Das  Maß  von  6 Hand-  oder  20  Fingerbreiten  heißt  in  dem  Fragm.  Orcaves. 
Metrol.  Bcript.  I 180,  4 und  in  der  I.  heronischen  Tafel  ebd.  182, 16  Ttiydav.  Hesych. 
erklärt  nvyövog  durch  ro«  xtj'xjojs.  Die  von  mir  beigebrschte  Erklärung  des 
neuen  Wortes  lipoöipixd;  ist  gesichert  durch  die  Glosse  Xtvöi^og  (lini  tcitor)  im 
Thes.  Steph. 

2)  Tannery,  üne  mission  en  Italie,  Archives  des  missious,  3*  sdrie,  tome  XIII 
(1889),  44  berichtet  über  eine  metrologische  Tafel  xfpi  p^rpein'  'Hgarog,  die  im 
cod.  Gr.  Vatic.  1056,  saec.  XV,  fol.  5 f.  enthalten  ist.  Hieraus  teilt  er  die  wichtige 
Notiz  6 Tiijxvg  ä vfilofurftxög  doxriUot);  x^  mit  Das  ist  die  sogen,  königliche 
oder  große  ägyptische  Elle  (ob.  Bd.  II  88,  278  f.),  die  nach  Eisenlohr,  Ein  mathem. 
Handb.  9;  Altägyptischc  Maße,  Recueil  de  travauz  usw.  XVTII  (1896;,  SS  in 
7 Handbreiten  geteilt  worden  ist  (wenngleich  daneben  auch  eine  Einteilung  in 
6 Handbreiten  bezeugt  wird).  Vgl.  Metrologie’  849  ff.  364  f.  617  f. 

8)  Man  könnte  auf  den  ersten  Blick  geneigt  sein,  tutaxaiitg  rüv  notäv  als 
Fußspanne  oder  passus  zu  deuten  (Metrologie  37.  79  f.),  wofür  in  der  V.  hero- 
nischen Tafel  dixXofir  ßfifta  sich  findet  (Metrol.  script.  1 189, 1).  Allein  das  obige 
Maß  von  10  Handbreiten  kann  nur  das  dnloö»  ßi'ifia  derselben  Tafel  (ebd.  188, 18) 
gewesen  sein. 

4)  Mit  Sitteratiig  rebr  xs'pu'v  meint  der  Schreiber  dasselbe  vom  Körper  ent- 
nommene Maß,  wie  es  von  Poll.  onom.  2, 158  sachgemäß  erklärt  wird.  Vgl.  Hesych 
und  E.  M.  s.  dp/uid,  Suid.  s.  äpyviai. 

5)  Die  Zahl  der  Ellen,  die  auf  einen  xdlnpo;  gingen,  ist  geschwunden;  doch 
ist  ans  der  Ausgabe  von  Grenfell-Hunt  zu  schließen,  daß  nur  ein  Zahlzeichen 
ausgefallen  ist.  Ohne  dies  zu  beachten,  schlagen  die  Herausgeber  ein  Maß  von 

Ellen  vor.  Das  würde  mit  den  drei  Zahlzeichen  dsij  zu  schreiben  sein,  wofür 
im  Papyrus  kein  Platz  ist.  Wahrscheinlich  ist  4 ausgefallen.  Eine  äxaira  von 
6 Ellen  oder  9 Fuß  erwähnt  lul.  Ascal.  Metrol.  script.  I 201,  7 (vgl.  H 149).  Da 
nun  dxati-a  und  xdlago;  in  der  Regel  als  Synonyma  gebraucht  worden,  so  ist  es 
nicht  unwahrscheinlich,  daß  lul.  Ascal.  mit  seiner  äxairu  von  6 Ellen  dasselbe 
Maß  bezeichnet  hat,  das  in  dem  Papyrus  als  xcXn/iog  erscheint 

öl  Die  Belegstellen  aus  den  heronischen  Tafeln  usw.  sind  im  Index  zu  tien 
Metrol.  script.  nachgewiesen. 


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Friedrich  Hult«ch;  Beitrilffe  r.ur  ägyptischen  Metrologie  VIIT.  441 

Dann  folgt  eine  lückenhafte  Stelle,  an  welcher  nur  ot  nai  mnis 
noch  erkenntlich  ist;  hierauf  hat  die  Erklärung  einiger  anderen  Maße 
begonnen.  Das  kleinste  Maß,  mit  dem  alle  Längendimensionen  ge- 
inosseu  werden,  ist,  ähnlich  wie  bei  Pollux,  in  dom  fragm.  Greavos.  und 
in  den  heronischen  Tafeln')  der  daxTU/log;  noch  kleinere  Beträge  werden 
durch  Brüche  des  Daktylos  ausgedriiekt.*)  Darauf  hat  eine  Erklärung 
der  folgen  sollen;  doch  bricht  der  Text  hier  ab. 


Rückblick. 

Nachdem  im  1.  Abschnitte  die.ser  Beiträge  ( Bd.  II  87  ff.)  sowohl 
auf  die  große  Menge  von  verschiedenen  ägyptischen  Maßen  und  Ge- 
wichten, als  auch  auf  die  erstaunliche  Mannigfaltigkeit  der  dabei  üb- 
lichen Teilungsurten  hingewiesen  worden  war,  sind  im  II.  Abschnitte 
(S.  278  ff.)  die  Gruudzüge  zu  den  Systemen  der  Langen  und  Hohlmaße 
dargelegt  worden.  Die  Kuben  von  drei  Längenmaßen  waren  es,  deren 
Wassergewichte  hohe  Dezimalzahlen  von  babylonisch-ägyptischen  Ge- 
wichtseinheiten darstellten  und  aus  denen  dann  die  Längenmaße  genau 
berechnet  werden  konnten.  Die  babylonische  Doppelelle  war  von 
Lehmann  zwischen  ü,9!>0  und  0,997  m bestimmt  worden.  Dieselbe, 
aufgetäßt  als  Kante  eines  Würfels  von  984,7  1,  dessen  Wassergewicht 
lÜOO  schwere  Gewichtsminen  ursprünglicher  Norm  betrug,  kam  genau 
auf  0,99.ö  m aus.  Der  zehnte  Teil  dieses  Würfels  = 98,48  1,  im  Wasser- 
gewichte von  100  schweren  babylonischen  Gewichtsminen,  war  der 
Kubus  einer  Elle  von  0,402  m,  die  wir  die  ptolemäische  nennen,  weil 
die  ptolemäischeu  Hohlmaße  nach  ihr  reguliert  waren.  Sie  hat  aber 
auch  die  Grundlage  für  die  attischen,  durch  Solon  eingerichteten  Hohl- 
maße gebildet.  Endlich  hatte  die  wohlbekannte  kleine  ägyptische  Elle 
von  0,4ä0  ra  Ober  sich  einen  Kubus  von  91,1H5  1,  dessen  Wasser- 
gewicht 10(K)  ägyptische  Deben  betrug,  aus  welchem  andere  Reihen 
ältester  Hohlmaße  sich  entwickelt  haben. 

Hieran  kamen  zwei  Fußmaße.  Das  eine,  ein  Drittel  der  babyloni- 
schen Doppelelle  = 0,332  m,  ein  in  Kleinasien,  Griecherdand  und  im 
Westen  übliches  Maß,  war  die  Kante  eines  Würfels  im  Betrage  einer 

1)  S.  den  Stellennachweis  s.  a.  O.  unter  ddartdof. 

2)  I.  und  n.  herouische  Tafel  Metrol.  script.  I 182,  S.  184,15:  xal  nana  tü 
iXutrova  (lOfiu  xalihai,  III.  Tafel  elid.  186,  1 : Sii*Tvloi  jifäro^  {tniv  xai  (invdt- 
Mit  liiafiTtvtrai  scheint  der  Schreiber  des  Papyrus  zu  meinen,  daß  Abmessungen, 
welche  kleiner  als  1 Daktylus  sind,  Mittelwerte  zwischen  1 und  U Daktylus  bilden, 
d.  h.  durch  Teile  des  Daktylus,  die  ihrerseits  gezilhlt  werden,  ausgedriiekt  wenlen, 
z.  B.  1 Drittel,  2 Drittel,  1 Ffluitel,  2 Fünftel,  3 Fünftel  usf.  Vgl.  Hultsch, 
Elemente  der  ägyptischen  Teilnngsrecbnung  22  Anm.  2.  26  f. 


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442 


Änfsätze 


Hltägyptisclien  Artabe  von  80  Hin  oder  eines  iiginäisclieu  Metretes. 
Das  lindere,  das  zur  ptolemäischen  Elle  gehörige  Zweidrittel  maß  — 0,308  ni, 
hatte  als  Kubus  die  thesaurische  Artabe  über  sich,  die  zuerst  in  römi- 
scher Zeit  zum  Vorschein  gekommen  war,  dann  aber  als  ein  weit  älteres 
Maß  sich  herausstellte,  das  zugleich  in  das  System  der  königlichen 
ägy])tischen  Elle  als  J des  Kubus  dieser  Elle  sich  einreihte  (Abschn. VI  §2). 

Teils  an  die  altägyptische  Artabe,  die  sich  als  ein  Maß  von  40  Choi- 
uiken  zu  je  2 Hin  erwies,  teils  an  einige  Hauptmaße  des  ptolemäischen 
Systems  haben  in  mannigfaltigen  Gliederungen  zahlreiche  andere  Maße 
sowohl  für  trockene  Gegenstände  als  für  Flüssigkeiten  sich  angeschlossen. 
Die  in  den  Papyri  neu  erschienenen  Maße  ordneten  sich  allenthallien 
nach  durchsichtigen  V'erhältnissen  in  die  Reihen  der  älteren  ein;  auch 
die  sechs  Artaben  des  Londoner  Papyrus  GGLXV  machten  davon  keine 
Ausnahme  (Abschn.  VI  § 3).  In  gleicher  Weise  schlossen  die  in  dem 
Berliner  Papyrus  7094  aufgefundenen  kleineren  Maße  ungezwungen 
an  die  zahlreichen,  schon  früher  bekannten  ärztlichen  Maße  sich  an 
(V  § 1 — 5.  VI  § 4 — ^9).  Nebenbei  gelang  auch  die  Erklärung  des 
Namens  Uhrarius,  den  der  römische  Sextar  ursprünglich  geführt  hat 

(V§6f.). 

Im  \'IU.  Abschnitte  hat  sich  die  Verwandtschaft  des  Oxyrhynchos- 
fragmentes  über  Längen-  und  Flächenmaße  mit  den  heronischen  und 
anderen  Maßtafeln  herausgestellt.  Unter  den  neuen  Maßbestiramiingen, 
die  der  Papyrus  bietet,  ist  der  i.ivov(pixbg  nijxvg  von  mir  erklärt  und 
zu  dem  Nii.o(UTQix6g  eine  wichtige  Belegstelle  beigebracht  worden. 

Andere  und  nicht  minder  lehrreiche  Papyri  werden  nach  und  nach 
zum  Vorschein  kommen,  und  auch  in  diesen  wird  vieles  Neue  enthalten 
sein;  allein  die  Grundzüge,  die  ich  in  den  vorstehenden  Beiträgen  ent- 
worfen habe,  werden  im  wesentlichen  ihre  Geltung  behalten.  Das  Urteil 
darüber  stelle  ich  allen  billig  denkenden  Fachgenossen  anheim;  un- 
erwiesene  und  deshalb  unberechtigte  Anklagen,  die  von  einer  Seite 
neuerdings  gegen  mich  erhoben  worden  sind,  la.sse  ich  unbeachtet. 

Dresden.  Friedrich  Hnltsch. 


AusnahuiBweiHe  enthält  dies  Heft  nur  Aufsätze.  Die  HUli^cn  Heferate  nebst 
der  Hiblio^rraphie  wird  das  Schlußheft,  hoffentlich  bald,  bringen. 

Die  Redaktion. 


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Bd.  n.  UK  HBd.  LAfat.  a.  U 

mLm  Z«U  voQ  ▼.  Oardilianft««. 

M.  ao.— . 99h.  .«  n.~ 

n.  Bd.  g«b.  UC  » — , ««b.  14.^ 


Handbücher  und  neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  des  kiassischen 
Aitertums  im  Veriage  von  B.  6. Tejibner  in  Leipzig. 

A4kati  D-Htadc  A t Altattu  r.  O.Waobaaaatlt 

MU1IJI1.  I.  IM.  a- UK  de.— 

Augustus  rirtt 

n.  Bd.  gab.  UC  » — , «• 

Rlnnranhift  tw» griaehti«b«remtocba Bicgtagiria 
Diuyrcipillo.  ueb  Ibr«?  Utararbcbra  Bora  tos 
Frladrteb  Lao.  a.  JC  7.— 

BStALk  Aoguat  Bflcbb.  Labottshaarhraibnag  nad 
DUvBII«  AaswabJ  Ms  aatBafa  wtaaanschafUiobaa 
Brtafvaebaal  roa  Has  HaffaaDB.  a.  Jt  IS.— 

RnriAnnarht  Agrartasehleba  Paprraa- 

DUUenpakllly  tcmdlaa  T.Slafaa  WaaajdakL 
L Bd.:  Bla  Privatpacbi  a.  JC  , gab  .A 

Dar.  ia  dar  rbmlaehao  Lliarmtar  voa 
9 H.  Polar  a.  ^ 6 — 


Brief, 

RMinn  blaiaa  KobrlAoo  L Bd-  BAmlMba  Oaab* 
^■^*^**7  mAlar  — AlfellaUseba  a.  atmaklsoba  Baak* 
aiAlar.  a.  JC  tt.— ■ IX  HA  Znr  grlaebladMO 
Kttaatgaacbichn»  a.  .A  SO. — 

Briafarachoal  Oieama  t.  a Ptpooaa  bta 
WifrOrUft  au  Caaaara  Bnaordaag  v.O.  K-  Bchmidt. 
a.  Jt  IS.*-* 

— ■ Ciearot  ViUaa  von  O.  B.  Hebmldl  Mit  t TafMa 
uad  Abbildoagoa  ün  Taxt  a.  «A  S *-* 

DAmnfifhAnAA  ® ^ Sebaafar. 

UOinUoUIUIlOO  J xoB.  i Bnada.  a .A  M — 

rfvmnlnnikA  d.  griacb  Etjaoloffka  t. 

biymlliuyma.  r Ealltoastaia  a.Aia.— 

CMAiHffiia4ilr  historitoba,  dar  laSelo.  Sptaoba 
aranllllaXIK}  »ob  U.  Br»aa,  A.  BlUmar, 
J.  Qolliag,  0.  Harblg,  O Laadgraf,  0.  P 
W.  MoUar,  J.  B.  Bobmals,  Fr  Stola,  Joa. 
TbOtsIng,  A Waiahold.  1.  1.  KüUeitnagand 
Laoüahta  X X StammbUdaagtlahra.  Yoa  Fr. 
Stola,  >a  oatto  JL  7 — !1I.  1.  Klalaitang  ia  dia 
Oaacbichta  dar  Utain.  Sjatax.  Von  J.  Oolltag. 
Lllarmlar  snr  blatorfaobaa  Syataa  der  einaalnea 
SabriftetaUer.  Voa  O.  Laadgraf  a.  J.  Q olllag. 
Tempora  uad  Modi;  OaaoraVarbl.  VoaH.Bla#a. 
a »A  d — . [Fortaatanag  aatar  dar  ProMa.) 
i Stmdlaa  aur  laieia.  Modoslabra  a.  A.  Dlttnar. 

HeliMistisches  Zeitaiter. 

aiittscfaoa  7«aitaltara  roa  J.  Kaarst  L Baad, 
a JC  1t.—,  gab.  Jt  14  — 

llAiffiAi»  Bonariaaha  Palasla  Klaa  Stadl#  aa  dasi 
nUIIIOf  • DaoktaAlara  uad  tarn  Epoa  Von  V 
XoaaA  Mit  t TaMa  uad  14  AbbUdoagaa  ia 
Text  B.JfS  .60. 

lfAiOAf*7ai4  Bte  gaachlebtllche  Lliaratur  dar 
IbalBerAOli.  rOalseliaaKaiMraallTOBH.Patar. 
S Bftada.  Ja  B.  Uk  IS.— 

l^iifio^i>AAA  aatlke,  ros  TI  Jahrbuodart 
lbllllOi|irUoay  r.  Chr  bta  la  dl#  Zeit  dar  Ba- 
aaiaaBOa  tob  B.  Kordon,  t Bda.  Ja  a.  .A  14  — 
I t^AM^iir  Oaacblebta  dar  rOmlaeban  Litaratar 
klioraiur«  roa  Tanffal-Sobwaba.  b Au«. 
B.  ,A  14.40;  gab.  JC  Id.— 

OascblebA  dOT  grtaahlschaa  Lltaratnr  dar  Alaxaa* 
drlaarsait  TOB  SaaaBiibL  S BAada  a.JfOO.— ; 
gab  JC  04.— 

I ■ ■ Studlas  und  CharaktarlstUtao  aar  griacUscbaa 
uad  remispbaa  LHaralurgosebicbta  Toa  TauffaL 
S.  AafUffo.  a.  JC  IS. — 

8 a.  Kaaatpraoe. 

HnAfillf  dar  Gftaehaa  oad  Bdairr  tob  Cbrlat 
l■OinA  g Amflaga  a.  Jk  11  00. 

•»»  GraadsOgo  altrOm  Molrlk  t.  Klola.  a.Ul  tS. — 
Thaorla  d.  oiasiaobao  Kttutt#  d Rallaaaa  t RoS- 
baeb  oad  Wailpbal  3 BAada  n.  Jt  SS. — 
W4kPAA  Mpatarian  dee  Mitbra  Ton  Fraat 

millllflo«  Camoat  Ria  Baitrag  nar  BaUgloaa* 
gaacblebte  dar  rOmlaebaa  KaiaaraaH.  Aatorltierta 
daataoba  Aatgmba  tob  O.  Gahrlg.  MilOAbbilA 
Im  Test  aad  aaf  S Tafala,  aowla  1 Karte  a..Ab.— , 
fteb.  .A  S.SO. 


AlflimAnA  ^He  antike  Idee  der  Okomeae  ia 
*^*'**”*^**""  ihrer  poUtiscbea  oad  kaltaraDeB 
Be<laotaaf  tob  J.  Kaarat  a.  «A  I SO. 
PflnwiHiA  A**  gfieebUcbea  PapjTasarkaa* 
den.  Ria  Vortrag  auf  dar  VX  Ter- 
samnUaag  deatacber  HUtorikar  ta  Hella  a.  & am 
5.  April  1000  Toa  Ladwlg  Mittala  a.  .A  l.SO. 

Oriiecblscbe  ITrknadoa  dar  PapTraeaammlOBg  ea 
Laipslg  I.  Baad.  Mit  HoilrAgaa  Ton  Ulrteb 
Wllekaa  baraaagagabaa  r Ladorig  Mfttala 
[la  Torboraitaag.] 

PIa4a  Pbüotogiacb«  Stadiaa  tu  Plato  roa  0. 
THUU.  immUeh.  X Heft:  Axioobaa  o.JkS  — 
n.  Mrfl:  Da  raoeaslonia  Platoaloaa  praeatdlia 
eigne  rarioalbaa  a.  JC  S SO- 
Pnmfi»HA|fKn#A  aaf  rOm.  Mtaeaa  t.  tmboof- 
rUriraiKU|ll«  BUmor.  t.Aull.  gab  n .AS  SO. 
«—  Anf  ballanbehan  a.  heUealstieebea  Mttaeen  Toa 
loiboof-Blamar.  geb  .A  10.— 

PpiAAf AI*  Tempal  la  ItelleDisilsebaa  Agjptaa. 

t • IvoaUl  £|j|  Beitrag  aar  Knltorgeachirhi«  dee 
Hrlieaismu«  T.  Waltar  trtto.  1 a.Jkl4.— > 

geb.  Jt  17  — 

nilAllAnWitnriA  der  grieeb.  und  rSm 

UUOllBnilUnUIS.  QueneakaadeTAJlcbaefer- 
Klaaea  l Abt  A Aufl  a 4t  S — . IX  Abt 
S Aufl  a .A  S SO. 

pAflnAl*  atttaebe  Berodaamkelt  t.  Fr.  BlaO. 

nüUIICr . g Abt  S.  AaOaga.  o.  JK  M -,  gab. 

Jk  A4-  — . { Dia  Haade  aiad  aacb  eioeela  kAaflüb.) 
Rkir^kmilO  Rbytbmaa  der  attUebea  Kaatt- 

nilJUIIIIUA«  proM.  leokraieo— Demooibeaeo  — 
Platoa.  Voa  Frledr  HlaS.  a Jk  a — 

Rnm  Rom,  Kntwiofcelaag  eelaaa  Graad- 

nuill«  rteaM  aad  Gaaeblebte  eeiaer  Hantea.  Aaf 
IS  Karten  oad  14  Tafeln  dargeeteUl  und  mit  etaese 
Plane  der  bautigeo  Sudiaoorl#  einer  stadtgeaebleht- 
Uoben  Kinletfcung  Toa  A.  Schneider,  geb.  a. 
Jk  If  — 

Fttbrar  durch  die  OffeaUlebaa  Samnüaagaa 
klaeettcber  AltertOmer  ln  Bom  Ton  Wolfgang 
Uelblg.  S Bande.  I.  Aaflaga.  QesehmaekroU 
gab.  a.  «AlA.— ; Aasg.  mit  Bcbralbpaplcr  dorcb- 
aoboMaa  geb.  a.  .A  17  —.  (Dia  BAnde  aiad  aiobt 
elnseia  bAufUidi.) 

QA^im  Auagaw.  Sallfaa  4 Uorae,  Poraina  a. 
^aiUia.  juvaaal.  la  fSalar  matrlocbar  Cbar« 
tragaag  tob  H.  BlOmaar.  Oasebmaokrol]  kalt, 
a.  .A  5 — , geb.  S.OO. 

RiAlÜAn  Geaebloblo  SieUiaaa  rea  Fraamae, 
QUrllieil.  deatacbToaBLapaa  LuaanBend 
Je  a.  Jk  SO  — , UX  Baad  a.  Jk  SA  — . 

RiAflPfinKffin  ^ Ueeehlebte  einer 

Oieycoguiim.  antiken  Idealgaetall  too  Fr. 

Slndaleeka.  Mit  IS  Tafeln  e.  Jk  S.— 
CnkaAPA  Nene  griecdiiacba  Texte  and  Cater- 
9|lll4aOI  A«  euobangea  sar  (leschiohte  der  Mteni- 
bUder  TO«  Fraaa  Bull.  Mit  ciaem  Beitrag  Toa 
K.  Oyroff.  6 Tafeln  oad  10  TaxtabliUdungaa. 
a Jk  SA  — 

CnparkA  KlenMmtum.  Rlaa  Torarbalt  «um 
0||l  AwllO»  grlacblacbaa  oad  buein.  Tbuaaaroa 
Toa  IX  Diala  a.  JL  8.— 

— <.*baraktaria(ik  dar  laielfi.  Spraobe  von  0.  Wel  se 
A Aaflnga.  a Jk  S.M,  geb.  Jt  8.40. 

Staatsaitertümer. 

ToaO.Ollbert  X Bd  (LakeA  u.  Athea)  S.  Aull. 
aJkS— . IX  B<L  a Jt  8.00 

Staatsverfassung. 

Terfastang  TOB  R.  Hertog.  S BAada  a.ASA.— 

Verfluchungstafein,  27-’ 

\/Ai»ffllA  eplsohe  Taobnfk  e.  Rlobard  Uelnae. 
Torgiis  n g.1,  14  _ 

Oeechiebte  des  ZiaafoAea  tm  grleebleob- 
AilllDIUII«  ronleebea  AUertam  bla  aaf  Jaettalaa 
TOO  X O.  Blltelar  0.  Jk  IS.— 


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Lex..8.  1898 — 1904.  Jede  Lieferung  geh.  3. —.  [Forta.  u.  d.  Pr.J 

Ala  Supplemente  eracbienen: 

Bpitheta  deom  qoae  apod  poetu  graeooa  legnntur  coUegit  dU- 
poanit  edidit  C.  F H.  Brncbmann.  [VUI  u.  936  8.]  Lex.-8. 

1898.  geh.  Jt  10  — . 

Rpitbeta  deonn  qnae  apid  poetM  latiiini  lenntar  coUegit  dis- 
poanit  edidit  leite  Henedictua  Carter.  [Vu]  n.  164  S.J  Lex. -8. 
1909  geh.  .«7.— 

■jtluBohe  Kosmographie.  Von  E Hugo  Berger.  [TV  u.  4i  S.] 
Lex..8.  1904.  geh  .K  1.80. 

Daa  Lexikon  iat  mit  immer  ateigendem  Erfolge  nunmehr  bia  xnm 
dritten  Bande  Torgeeehritten , beatiebt  eine  mOgUchat  objektire, 
knappe  and  doch  ToUat&ndige,  iteta  auf  die  QMllen  gegründete 
Daratallung  der  liteiaritoh  überlieferten  Mythen  unter  gebOriMr 
Barückaicbtigung  der  Kulte  und  der  Monumente  der  bildenden 
Eunat  zu  geben  E«  erweiat  «ich  «o  ala  ein  wertroUe«  Repertorium 
eine«  bedeutaamen  Teile«  der  geaamlen  antiken  Kultur  und  hat 
all  «olchea  «ich  eine«  immer  giüSercn  k'ieunde«-  und  .\bnehmer- 
kreiae«  au  ertreuen 

Einen  beaonderun  Wert  rerlcihen  dem  Werke  die  aahlreicben 
Abbildungen  — allein  in  den  eraten  beiden  B&nden  nahezu  1000 
an  Zahl  — , die  einen  groBen  Teil  der  antiken  Kunatwerke,  die 
•onat,  meiat  in  icbwer  zugftnglicben,  teuren  Werken  enthidten, 
nur  mit  Scharierigkeiten  bennbbar  aind,  in  einer  für  den  Uand- 
gebranoh  dnrobana  anareicbenden  Form  wiedergeben. 


Hlatva  BaOaian  vo.  B.O.T«aaa«r  la  Lalpaif , 4Ja  vir  da«  B«MhtaAa  oMarar  Laaar  ampf«bii 


ARCHIV  FÜR  PAPYRU8F0RSCHTJNG 

UND  VERWANDTE  GEBIETE 

UNTER  mTWlEKUNO  VON 

Otto  QEAD*Nwrrz  w KöMotaBRO,  Brrnard  P.  OiuunpRu.  ik  Oiporo, 

Artrur  8.  Hckt  in  Oxford,  Pierre  Jououbt  di  Liixb,  Pkedrbic 
0.  Kenfor  ir  Lordom,  Giacomo  Ldmbroso  di  Rom,  Johr  P.  Mahjuo't 
n Dubur,  Lcomo  Mittbui  in  liBiPxio,  Jules  Nioolb  n Qknp, 

Wn,HKLM  SoHUBART  Dl  BrRLIN,  PaL'L  VirRRCK  IM  BeRLIM 

HERAU80EOEBEN  VON 

ULRICH  WILCKEN 

m LKirao 

DRITTER  BAND. 

VIERTES  HEFT. 

AUSOEOKBEN  AM  4.  8EPTEMBER  1906. 


1906. 

LEIPZIO, 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON  B.  Q.  TEÜBNEEL 


Dm  Arohiv  fBr  Fspyraafonohnng  mad  verwandte  deblete 
erscheint  in  Heften  so  j«  etwa  9 Druckbogen,  Ton  denen  4 einen  Band  bilden. 
Oer  Preis  des  Bandes  betdgt  84  Mssrk. 


Dmck  und  Verlag  von  B.  O.  Tenbner,  Leipzig'',  Postatr.  8. 


Inhalteverzeichnis. 

Bpfertte  and  Besprecltan^en. 

Die  Forsebnngen  flt)er  die  hellenistische  Sprache  ia  den  Jnhren  1908 1904. 

Von  Albert  Thnab 448 

Literarisohe  Teste  mit  Amwchlufi  der  christlichen.  Von  Friedrich  BlaB  . . 47» 

Papyrus-Drkunden.  Von  Ulrich  Wileken 609 

Berichtigungen  

1.  Sachregister 

n.  Griechiechei  Vförtorverseichnis  * ^^2 

ni.  Papjrri,  die  im  rorliegenden  Bande  behandelt  sind  . 

Alle  für  die  Be  da  kt  ion  bestimmten  Sendungfen  (ManuakriDto  Rerension.- 
•xemplaro  n.  s.  w.)  wolle  aian  riobtoa  an; 

Pr*f.  Dr.  nrieh  Wilekea,  Leipxig,  ThomaamaatraB©  so  I 


Ebendahin  ist  auch  dna  korr.  KMntnlar  der  in  o a 
gelaDgenilen  Drookkorrektaren 
Manniikript  Weihen  im  Besitxe  der  Ls..so.. 


= Verlag  von  B.  G.  Teubner  in  Leipzig- 


n.  Referate  und  Besprechungen. 


Die  Forschangen  über  die  hellemstische  Sprache 
in  den  Jahren  1902—1904. 

Indem  ich  es  unternehme,  meinen  früheren  Bericht  in  diesem  Archiv 
(n,  396 — 427)  fortzusetzen,  geziemt  es  mir  zunächst,  einige  andere  Be- 
richte zu  nennen,  die  das  von  mir  behandelte  Forschungsgebiet  gleichfalls 
betreffen  oder  zu  ihm  in  nachbarlicher  Beziehung  stehen.  Letzteres  gilt  von 
E.  Schwyzer,  Bericht  über  die  Forschungen  auf  dem  Glebiet  der 
griechiscben  Sprachwissenschaft  mit  Ausschluß  der  Koine  und  der 
Dialekte  in  den  Jahren  1890 — 1903.  Bursians  Jahresbcr.  CXX  (1904) 
1—152. 

Zwar  hat  der  „Anzeiger  für  indogerm.  Sprachwissenschaft*'  seit  seinem 
Erscheinen  (1891)  regelmäßig  über  diese  Neuerscheinungen  berichtet,  aber 
man  wird  sich  trotzdem  gern  dieses  neuen  bibliographischen  Hilfsmittels 
bedienen,  weil  die  Ergebnisse  einer  großen  Berichtszeit  in  systematischer 
Ordnung  kritisch  zusammengefaßt  sind.  Wenngleich  der  Verf.  vor  spezi- 
ellen Erscheinungen  der  Koiviq  Halt  macht,  so  bietet  er  dennoch  auch  dem 
Erforscher  dieser  Epoche  wichtiges  bibliographisches  Material,  da  viele  der 
besprochenen  grammatischen  Darstellungen  und  Monographien  nicht  mit  der 
klassischen  Sprache  abbrechen,  sondern  ins  Gebiet  der  hellenistischen  Sprache 
fibergreifen.  Eine  Auswahl  der  wichtigsten,  das  Alt-  und  Neugriechische 
betreffenden  Arbeiten  findet  sich  bei 

W.  Prell witz,  Griechisch  1899 — 1902.  Jahresber.  f.  roman.  Philol. 
VI,  1 (1904)  61—74, 

wobei  natürlich  entsprechend  dem  Charakter  der  Zeitschrift  besonders  auf 
die  Bedürfnisse  der  liomanisten  Rücksicht  genommen  wird.  Doch  gehören 
die  darin  enthaltenen  Bemerkungen  über  den  Ursprung  der  Kotvi^  unmittel- 
bar in  unser  Gebiet.  Für  eine  ausgiebige  Orientierung  über  mittel-  und 
neugriechische  Philologie  habe  ich  selbst  durch  Fortsetzung  früherer  Be- 
richte Sorge  getragen  im  „Anzeiger“  der  Indogerm.  Forsch.  XIV,  62 — 81. 
162 — 204  (die  Jahre  1896 — 1902  umfas.send);  ich  möchte  im  Interesse 
der  hellenistischen  Studien  nur  wünschen,  daß  man  von  diesen  Ergebnissen 
der  neugriechischen  Sprachforschung  Kenntnis  nehme.  Auch  die  Koivrj 
selbst  erfreute  sich  in  jüngster  Zeit  einer  besonderen  und  ausführlichen 
Berichterstattung  durch 

St.  Witkowski,  Bericht  über  die  Literatur  zur  Koine  aus  den 
Jahren  1898 — 1902.  Bursians  Jahresber.  CXX  (l904j  153 — 256. 

A/obiv  f.  r»pyraffor»cbuog.  III.  4 30 


r 


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444 


II.  Referate  und  Besprechungen 


Diese  sorgfältige  und  kritische  Arbeit  leidet  darunter,  daB  nur  die 
drei  letzten  vorchristlichen  Jahrhunderte  darin  behandelt  werden,  daß  aber 
die  zweite  Periode  (vom  Beginn  unserer  Zeitrechnung  bis  zum  Ausgang  der 
Antike)  einem  besonderen  Berichterstatter  zugewiesen  zu  sein  scheint,  der 
bis  jetzt  noch  nicht  auf  dem  Plan  erschienen  ist.  Daß  Witkowski  in  der 
Besprechung  der  prinzipiellen  Fragen  immer  wieder  und  meist  zustimmend 
von  meiner  Behandlung  der  Probleme  (in  meinem  Buche  „Die  griechische 
Sprache  im  Zeitalter  des  Hellenismus“)  ausgeht,  ist  mir  persönlich  eine 
Genugtuung;  der  Verf.  erweitert  öfter  seinen  Bericht  zu  selbständigen  und 
anregenden  Erörterungen  über  Wesen  und  Ursprung  der  KoLv-ij,  auf  die  ich 
weiterhin  noch  eingehen  werde.*)  Vorläufig  sei  nur  auf  die  Erwähnung 
der  „methodischen  Mängel“  bingewiesen,  die  den  bisherigen  Arbeiten  auf 
dem  Gebiete  der  Koivrj  und  so  auch  meinem  Buche  noch  anhaften  sollen 
(S.  158 — 161);  es  sind  nach  Witkowski:  1.  die  Nichtberücksichtigung  des 
verschiedenen  Bildungsgrades  der  Verfasser  von  Inschriften  und  Papyri, 

2.  die  ungenügende  Berücksichtigung  der  Nationalität  der  Schreiber  und 

3.  die  Tatsache,  daß  zu  wenig  mit  Verschreibungen  gerechnet  werde.  Da 
ich  diese  Gesichtspunkte  nicht  außer  Acht  gelassen  zu  haben  glaube  und 
ihre  prinzipielle  Wichtigkeit  selbst  anerkenne,  so  wäre  ich  dem  Verf.  zu  Dank 
verpflichtet,  wenn  er  mir  an  einzelnen  Beispielen  zeigen  würde,  wie  weit 
nach  seiner  Ansicht  diese  methodischen  Mängel  bei  mir  zu  finden  sind: 
denn  über  die  Anwendung  jener  methodischen  Grundsätze  kann  man  nur  von 
Fall  zu  Fall  verschiedener  Meinung  sein,  und  die  Erörterung  eines  einzelnen 
Falles  kann  bei  mehreren  Gelehrten  trotz  gleicher  methodischer  Grundlage 
eine  verschiedene  Beurteilung  überlieferter  Sprachformen  ergeben. 

Die  bibliographische  Nachlese,  die  sich  aus  Witkowski  für  meinen 
fi-üheren  Bericht  ergibt  ist  geringfügig,  woraus  der  Leser  das  Vertrauen 
schöpfen  mag,  daß  mir  nichts  Wesentliches  entgangen  ist.  Es  sind  außer 
einigen  unwesentlichen  Miszellen,  die  ich  mit  Absicht  weggelassen  habe,  und 
einigen  wenigen  Arbeiten,  welche  nur  ganz  nebenbei  hellenistische  Sprach- 
crscheinungen  berühren,  folgende  Aufsätze  oder  Bücher: 

W.  Baudissin,  Einleitung  in  die  Bücher  des  Alten  Testaments. 
Leipzig  1901. 

A.  Deißmann,  Die  griechische  Titulatur  des  Triumvirn  Marcus 
Antonius.  Hermes  XXXTTT  (1898),  344. 

L.  Mitteis,  Trapezitika.  Zschr.  d.  Savigny  - Stiftung.  XIX  (1898), 
Roman.  Abteil.  (Ausdrücke  für  'Zahlung’  n.  dgl.). 

H.  Erman,  Die  'Habe’- Quittung  bei  den  Griechen.  Arch.  f Pa- 
pyrusf.  I,  77  — 84  (über  anixio  und  äxoälöcofu). 

I.  C.  Naber,  Ob.servatiunculae  ad  papyros  iuridicae.  Arch.  f.  Pap.  I, 

85  — 91.  313—327.  ‘ 

R.  Mayer  - G’schrey,  Parthenius  Nicaeensis  quäle  in  fabularum 
amatoriarum  breviario  dicendi  genus  secutus  sit.  Heidelberg  1898. 

J.  Levy,  Siu-  quelques  noms  semitiques  de  plantes  en  Grece  et  en 
Egypte.  Rev.  archeol  XXXVI  (1900)  334 — 344. 

Schriften  über  die  Sprache  von  Dichtem  wie  Theokrit,  Apollonios 


l)  Wo  ich  einfach  den  Namen  Witkowski  nenne,  ist  der  genannte  Bericht 
gemeint. 


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Albert  Thnmb:  Die  Forschungen  über  d.  hellenist.  Sprache  in  d.  J.  1902 — 1904  445 

Rhodios  und  Herodas  (Witkowski  S.  2nOf.)  lagen  außerhalb  meines  Planes; 
dergleichen  Dinge  verzeichne  ich  in  der  Bibliographie  der  Indog.  Forsch. 
(Anz.). 

Die  Bezeichnung  Kotvij,  welche  die  Mehrzahl  der  Forscher  für  die  ge- 
sprochene und  geschriebene  Sprache  des  hellenistischen  Zeitalters  gebraucht, 
ist  in  jüngerer  Zeit  von  Wendland  (Byz.  Zschr.  XI  [1902]  184 f.)  und 
besonders  von 

A.  K.  Jannaris,  On  the  true  meaning  of  the  Koivtj.  The  Class. 
Rev.  XVn  (1903)  93—96 

erörtert  worden.  Den  Ausführungen  Wendlands  stimme  ich  zu,  weil  sie 
sich  aus  meiner  eigenen  Begriffsbestimmung  der  Koiv^  ergeben.  Jannaris 
will  aber  mit  dem  Worte  Koivjj  nur  die  Literatursprache,  nicht  die  ge- 
samte lebende  und  literarische  Sprachentwicklung  der  hellenistischen  Zeit 
darunter  verstanden  wissen;  er  sucht  vor  allem  aus  antiken  Grammatiker- 
stellen nachzuweisen,  daß  der  Begriff  rj  xoivt]  [dtälzxros]  nur  die  von  dia- 
lektischer Beimischung  freie  Schriftsprache  bezeichnet  habe.  Jannaris  hat 
hier  ein  Thema  angeschnitten,  das  einmal  einer  eingehenden  Untersuchung 
bedürfte,  nümlich  die  Terminologie  der  Alten  (und  der  Byzantiner)  hin- 
sichtlich des  Wortes  jj  xoiv^  und  verwandter  Begriffe.  Dem  Verf.  ist  sein 
Nachweis  nur  teilweise  gelungen;  der  Begriff  wird  nicht  so  einheitlich  und 
eindeutig  gebraucht,  wie  J.  meint,  und  wenn  wir  die  Koivij  in  einem 
weiteren  Sinn  verstehen,  so  setzen  wir  uns  damit  nicht  in  Widerspruch 
gegen  die  antike  Tradition.  Der  Ausdruck  ist  außerdem  so  treffend,  kurz 
und  bequem  und  läßt  so  leicht  Unterbegriffe  wie  'gesprochene  (volkstüm- 
liche)’ und  'geschriebene  (literarische)’  Koiv-f)  zu,  daß  man  nicht  mehr  an 
der  Bezeichnung  rütteln  sollte.  Ober  einige  Bedenken  Wendlands  vgl.  die 
Bemerkungen  Witkowskis  (S.  163),  denen  ich  nur  zustimmen  kann.  — 

Eine  Abhandlung,  die  ihrem  Titel  nach  als  allgemeine  Einleitung  in 
die  uns  beschäftigenden  Dinge  angeführt  werden  darf, 

S.  Krauß,  Der  Hellenismus  (ungar.).  Egyt.  Philol.  Közl.  27  (1903) 
396—405, 

ist  mir  nicht  zugänglich  (s.  auch  unten  S.  470). 

I. 

Über  die  PapjTi,  die  Hauptquelle  der  Koivq,  orientiert  diese  Zeit- 
schrift in  so  eingehender  Weise  *),  daß  ich  mich  auf  deren  sprachliche  Be- 
handlung beschränken  darf.  Über  die  literarischen  imd  sonstigen  Zustände, 
welche  in  Ägypten,  dem  Land  der  Papyri,  bezw.  in  Alexandria  am  Aus- 
gang der  Antike  herrschten,  unterrichtet  uns 

A.  1.  Butler,  The  Arab  Conquest  of  Egypt  and  the  last  thirty 
years  of  the  Roman  Dominion.  Oxford,  Clarendon  Press  1902.  XXIII, 
563  S. 

Den  Philologen  und  Sprachforscher  interessieren  besonders  Kap.  VIH  imd 


1)  Vgl.  besonders  II,  117  ff.  387  ff.  381  ff.  III,  113  ff.  141  ff.  267  ff.  In  der 
Rev.  des  Etudes  gr.  XV  (1902)  408  ff.,  XVI  (1903)  105  ff.  gab  S.  de  Ricci  Be- 
richte über  die  Fortschritte  der  Papyruskunde.  P.  Jouguet,  Chronique  des 
papyruB.  Rev.  des  etudes  anciennes  V (1903)  139  ff.  kenne  ich  nur  aus  diesem 
Arch.  III,  141. 

30» 


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446 


U.  Referate  and  Besprechungen 


XXTV;  dort  (8.  93ff.  i wird  Literatur  und  Wissenschaft  Alexandrias  zur  Zeit 
des  Kaisers  Heraklios  skizziert,  wobei  Johannes  Moschos  eine  etwas  ein- 
gehendere Behandlung  erfährt;  im  zweitgenannten  Kapitel  (S.  368  — 400) 
wird  die  Geschichte  der  großen  Bibliotheken  von  Alexandria  besprochen. 
Der  Verf.  weist  die  Erzählung,  daß  die  Araber  die  Bücherschätze  verbrannt 
hätten,  in  dos  Gebiet  der  Legende;  die  Bibliothek  des  Serapeunis  war 
schon  391  durch  den  christlichen  Pöbel  zusammen  mit  dem  Tempel  des 
Serapis  vernichtet  worden  und  wird  im  5.,  6.  und  7.  Jahrh.  nirgends  mehr 
erwähnt,  so  daß  die  Araber  überhaupt  nichts  mehr  zum  Verbrennen  vor- 
fanden. Für  die  Textgeschichte  griechischer  Autoren  .scheint  mir  diese 
Feststellung  nicht  unwichtig. 

Der  Artikel  von 

A.  Deissmann,  Papyri.  Encyclop.  Bihlica  lU  (1909)  3556 — 63 
ist  eine  kurze  aber  inhaltsreiche  Orientierung  über  die  Papyri,  wol>ei  natür- 
lich auch  die  Bedeutung  der  Papyrussprache  für  die  Stellung  des  biblischen 
Griechisch  gewürdigt  wird  (8.  3561  f.);  die  wichtigste  wissenschaftliche 
Literatur  ist  bis  lUOO  verzeichnet.  Von  gleichem  Charakter  ist 

Kenyon,  Papyri.  Dictionaiy  of  the  Bible.  Extra  volume  (1904) 
352—357. 

Die  Sprache  der  Papyri  ist  teils  für  sich,  teils  im  Zusammenhang  mit 
der  Bibelsprache  oder  mit  der  gesamten  Kotvrj  wiederholt  Gegenstand  be- 
sonderer Forschung  geworden;  in  diesem  Abschnitt  sind  zunächst  nur  die 
Arbeiten  zu  nennen,  in  denen  die  Papyri  im  Mittelpunkt  stehen,  vor  alletu 
zwei  größere  systematische  Darstellungen,  nämlich 

Guil.  Crönert,  Memoria  Oraeca  Herculanensis.  Cum  tituloruni, 
Aegypti  papyrorum,  Codicum  denique  testiraoniis  comparatam  proposuit 
Gu.  C.  Leipzig,  Teubner  1904.  X,  318  8.  12  M.‘) 

F.  Völker,  Syntax  der  Papyri.  I.  Programm.  Münster  1903.  20  8. 

Beide  Arbeiten  sind  treffliche  Proben  einer  deskriptiven  Grammatik. 
Das  Buch  von  Crönert  ist  eine  wichtige  Ergänzung  zu  K.  Dieterichs  Unter- 
suchungen: es  bietet  eine  Schrift-,  Laut-  und  Formenlehre  der  Sprache  der 
herciüanensischen  Rollen;  in  der  Natur  dieser  literarischen  Texte  liegt  es, 
daß  die  Ergebnisse  für  die  Vulgärsprache  geringer  sind  als  in  den  nicht- 
literarischen  Papyri;  um  so  wichtiger  sind  sie  aber  für  die  Feststellung  der 
antiken  Orthographie  und  der  damit  zusammenhängenden  lautlichen  Fragen. 
Da  der  Verf.  überdies  die  sonstigen  Papyrussammlungen  und  die  Inschriften 
ständig  zum  Vergleich  herangezogen  hat,  so  findet  mau  in  dem  Buche  für 
die  behandelten  Dinge,  wie  z.  B.  i subscriptuin,  v i<pii.xvatiy.öv,  Assimilation 
des  Nasals  an  den  folgenden  Laut,  Adjektive  zweier  Endungen,  Augment, 
dsts  attische  Futur  und  vieles  andere,  eine  äußerst  ausgiebige  und  zusammen- 
fassende Sammlung  des  vorhandenen  Materials.  Wer  aber  wie  der  Verf. 
die  griechischen  Elemente  des  Armenischen  heranzuziehen  für  nötig  hielt 
(s.  Index  8.  318),  hatte  doch  die  Pflicht,  die  grundlegende  Sammlung 
Hübschmanns  und  meine  darauf  aufgebaute  Darstellung  (Byz.  Zschr.  IX, 
388 — 452)  neben  der  mehr  skizzenhaften  Studie  Broekelmanns  zu  Rate  zu 
ziehen. 

1)  Vgl.  dazu  die  Rezension  von  Wendland,  Gött.  geh  Ang.  1905,  195 — 195 
(mit  weiteren  Parallelen  zu  den  behandelten  Erscheinangenh 


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Albert  Thumb:  Die  Forechungen  über  d.  belleniat.  Spitkcbe  in  d.  J.  1902 — 1904  4 47 

Völckers  Arbeit  zeigt  in  einem  interessanten  Einzelgebiet  der  Syntax 
die  Umwertung  alter  Werte,  die  in  der  Kotviq  stattgefunden  bat,  d.  h.  die 
„steigende  Entwertung“  des  Artikels.  Zu  beachten  ist  insbesondere  der 
Gesichtspunkt  des  Verf. , die  Verschiedenheit  des  Artikelgebrauchs  in  der 
'Breviloquenx’  (d.  h.  in  Schriftstücken  summarischen  Charakters)  und  im 
X'ontext’  nachzuweisen.  — Daü  die  Abhandlung  mitten  im  Zusammenhang, 
d.  h.  hinter  einem  „a)  ....  1.“  abbricht  „wegen  Mangels  des  zur  Verfügung 
stehenden  Raums“,  ist  wenig  geschmackvoll. 

Dem  Leser  von  Papyrustexten  und  hellenistischen  Inschriften  römischer 
Zeit  fallen  wohl  mehr  als  die  grammatische  Form  die  neuen  Wörter 
ins  Auge,  die  der  Koiviq  ein  charakteristisches  Gepräge  geben,  vor  allem 
die  lateinischen  Elemente.  Diese  sind  nunmehr  von 

C.  Wesselv,  Die  lateinischen  Elemente  in  der  Graecität  der  Papyri 
I.  n.  Wiener  Stud.  XXIV  (1902)  99—151.  XXV  (1903)  40-77 
behandelt  worden.  Dem  alphabetischen  Verzeichnis  der  lateinischen  Ent- 
lehnungen (S.  123  ff.)  ist  eine  Einleitung  vorausgeschickt,  welche  die  ge- 
schichtlichen Bedingungen  für  das  Eindringen  lateinischer  Wörter  (römische 
Militär-  und  Zivilverwaltung,  römische  .Ansiedelungen,  Eindringen  des 
römischen  Rechts)  kurz  bespricht.  Bemerkenswert  ist  die  langsame  Zunahme 
der  lateinischen  Elemente  vom  1.  bis  3.  Jahrhundert:  man  vergleiche  die 
folgende  statistische  Übersicht,  die  ich  (mit  geringer  Umordnung)  dem  Auf- 
satz entnehme; 


1.  Jabrh. 

2.  Jahrh. 

8.  Jabrh. 

Militärische  Termini  .... 

7 

-t-  13 

-f  9 

Feste 

1 ' 

Lokalbenennnngen 

Kalenderwesen 

' 

II 

-fl 

hiu:  in  röm.  Kreisen 

-f  3 

Namen  von  Sachen 

' 

„etwa“  10  1 

-f  13 

Verwaltung 

Münzen  und  Maße 



5 1 

4 1 

-f  6 

Recht 

...  . ji  — 

5 

+ 6 

BeschäftigoDgen 

ohne  Zahlenangabe 

. 10  1 

-|-  (mindestens)  38 

-f  87 

Es  wäre  gut  gewesen,  wenn  Wessely  seine  Statistik  etwas  exakter  an- 
gelegt und  für  die  folgenden  Jahrhunderte  fortgeführt  hätte,  damit  man 
ein  klares  Bild  über  den  Fortgang  der  Bewegung  erhielt.  Im  2.  Teil  be- 
schreibt W.  die  lautliche  und  flexivische  Behandlung  der  Lehnwörter  (wo- 
bei auch  die  Eigennamen  berücksichtigt  werden)  und  liefert  damit  eine 
wichtige  Ergänzung  zu  Eckingers  verdienstvoller  Arbeit:  „Die  Orthographie 
lateinischer  Wörter  auf  griechischen  Inschriften“  (München  1892). 

In  diesem  Zusammenhang  seien  gleich  einige  kurze  Notizen  erwähnt, 
die  ein  einzelnes  Wort  des  Spätgriechischen,  xovgßu  ’meretrix’,  erörtern: 

H.  H e r a e u s , curva  ==  meretrix.  Arch.  f.  lat.  Lexikogr.  XIII 
(1902)  58. 

H.  Schuchardt,  Curva  = meretrix.  Arch.  f.  lat.  Lexikogr.  XIII  406. 

J.  Jüthner,  Ein  alter  Euphemismus.  Wiener  Stud.  XXVI  (1904) 

155—157. 

Während  Heraeus  das  erst  durch  mittelalterliche  Glossen  bezeugte  Wort 


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448 


II.  Referate  und  Besprechungen 


mit  dem  lat.  curvus  verbindet,  sehen  die  beiden  andern  Gelehrten  darin 
eine  Entlehnung  aus  dem  Slavischen,  wie  schon  G.  Meyer  (Neugriech.  Stud. 
n,  36)  angenommen  hatte;  aber  das  slav.  Wort  (asl.  kun,va,  bulg.,  serb., 
slov.  kurva,  vgl.  ferner  alb.  kurvt  und  rumän.  currd)  könnte  immerhin  dem 
romanisch  - griechischen  Kulturkreis  entstammen,  und  diese  Annahme  wBre 
unbedenklich,  wenn  ein  lat.  curva  = nuretrir  unmittelbar  nachzuw'eisen  wäre. 

Ein  ebenso  großes  Interesse  wie  die  lateinischen  Elemente  der  Papyri 
beanspruchen  die  ägyptischen  — aber  eine  eingehende  Darstellung  haben 
sie  immer  noch  nicht  gefunden.  Ein  einzelnes  ägypt.  Wort  weist 

W.  Spiegelberg,  Der  Titel  keoävtg.  Recueil  de  travaui  rel.  ä 

la  philol.  egypt.  et  assyr.  XXIV  (1902)  187 — 189 
nach;  Ita&vig  sei  aeg.  mr  sn  — Ich  kann  die  Etymologie  nicht 

nachprüfen.')  Vgl.  ferner  in  diesem  Zusammenhang 

W.  Otto,  Ägyptische  Flüssigkeitsmasse.  Zschr.  f.  aeg.  Sprache  XLI 
(1904)  91  f., 

der  kopt.  saidion  als  'WeinmaB  von  Sais’  (wie  ’Podiov  u.  a.  Flüssigkeits- 
maße) mit  dem  bei  Palladios  (4.  Jahrh.)  überlieferten  £atuov,  Zafrij;  ver- 
bindet; 0.  möchte  auch  das  schon  in  der  LXX  belegte  Wort  odTO»»  damit 
in  Verbindung  bringen,  in  welchem  Falle  man  die  Ableitung  aus  dem 
Hebräischen*)  aufgeben  könnte;  eine  Emendation  aatziov  wäre  hierzu  nicht 
nötig,  höchstens  die  Annahme  einer  Grundform  *aduov,  deren  o nach  den 
Gesetzen  des  Mittelgriechischen  regelrecht  aus  ai  entstanden  sein  würde 
(z.  B.  Mixat]krig  wird  zu  mgr.  MijciXrig). 

Für  das  Verhältnis  der  griechischen  zur  ägypti.schen  Bevölkerung  gibt 
das  Eindringen  der  einheimischen  Namen  in  griechische  Texte  wertvolle 
Aufschlüsse;  die  formale  Behandlung  dieser  Fremdlinge  ist  charakteristisch  für 
das  Verhalten  der  griechischen  Sprache  gegen  fremdes  Sprachgut.  Vgl. 
darüber 

W.  Crönert,  Zur  Bildung  der  in  Ägypten  vorkommenden  Eigen- 
namen. Stud.  z.  Paläogr.  u.  Papyrusk.  2.  Heft  (1902)  .39 — 43. 

Zweierlei  ist  bemerkenswert:  einmal  die  Bildung  von  Mischnameu  (be- 
sonders im  2,  und  3.  Jahrb.  n.  Chr.),  in  denen  ägyptische  Appellative  wie 
^l>lv  'Sohn’,  zaiv  'Tochter’,  na-  'der  [Sohn]  des  . . .’,  ra-  'die  [Tochter] 
des  . . .’,  pjpt-  'der  erste’  u.  ä.  das  Vorderglied  (ganz  selten  das  Scbluß- 
glied)  bilden,  zweitens  die  volksetymologische  Umgestaltung  (Hellenisierung) 
der  agj-ptiseben  Namen,  wie  ’Enävxriog  = äg.  Efoneh  (vgl.  daneben  'Anaivij^, 
Uavaiag  = Uavatfig  u.  a.  Mit  Schmidt  (in  der  Rezension  von  Spiegel- 
bergs Buch*),  Berl.  phil  Wschr.  1903,  1459 — 63.  1492 — 96)  bin  ich 
jedoch  der  Meinung,  daß  Crönert  in  der  Annahme  solcher  Volksetymo- 
logien über  das  Ziel  hinausschießt:  ich  veimag  z.  B.  nicht  einzusehen, 
warum  etwa  zfi/gäs  = äg.  Ttfxäg  oder  Ttjißüg,  Bavfiaözi^  = Savßaaztg, 
XccQiiog  = äg.  'AQuovOig  sein  sollen;  hier  handelt  es  sich  doch  einfach  um 
echte  griechische  Namen,  die  mit  den  ägyptischen  nichts  als  eine  gewisse 
Klangähnlicbkeit  gemein  haben.  Daß  das  Studium  solcher  Eigennamen 

1)  Herr  Prof.  Wileken  macht  mich  darauf  aufmerksam,  daß  die  Etymologie 
durch  Griffith  in  P.  Amh.  U S.  44  bestätigt  werde;  die  Nebenform  Xaa&vi  wird 
von  Wileken  Arch.  II,  122  nachgewiesen. 

2)  Aram.  auch  im  rabbin.  Schrifttum. 

3)  Vgl.  Arcii.  il,  408. 


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Albert  Tbnmb;  Die  Forschungen  über  d.  hellenist.  Sprache  in  d.  J.  1902—1904  449 

auch  für  die  Lautgeschichte  nicht  bedeutungslos  ist,  habe  ich  schon  oben 
(n,  408)  bemerkt;  wenn  man  z.  B.  das  gleiche  ägyptische  Kamenselement 
nebeneinander  xatv  und  9cv  geschrieben  findet,  so  gewinnt  man  daraus 

einen  Anhalt  für  die  (affrikatiTe  oder)  spirantische  Aussprache  des  die 
uns  umgekehrt  durch  koptische  (demotische)  Transkriptionen  des  mit  Is, 
ds  schon  vor  Jahren  nahe  gelegt  wurde.*)  Ein  Text,  ähnlich  den  Texten, 
aus  welchen  uns  der  Ägyptologe  Heß  vor  einigen  Jahren  die  eben  erwähnte 
ältere  koptische  Transskriptionsweise  kennen  lehrte,  wurde  neuerdings  durch 
eine  Pergamenthandschrift  des  10.  Jahrh.  bekannt,  vgl. 

H.  Junker  u.  W.  Schubart,  Ein  griechisch  - koptisches  Kirchen- 
gebet Zschr.  f.  ägypt  Sprache  XL  (1903)  1 — 31. 

Es  sind  griechische  Gebete,  die  von  einem  dos  Griechischen  nicht 
kundigen  Kopten  in  koptischer  Schrift  niedergescbrieben  sind:  man  findet 
hier  nicht  nur  die  üblichen  orthographischen  Eigenheiten  der  ägyptischen 
Koivq,  sondern  auch  Verwechslung  der  grammatischen  Formen.  Die  Her- 
ausgeber haben  daher  viel  emendiert,  um  ein  lesbares  Griechisch  zu  liefern. 
Aber  ich  glaube,  daß  dem  Schreiber  mehr  Fehler  zugeschoben  sind  als 
nötig  war:  eine  sprachliche  Einzeluntersuchung,  die  durchgehende  die  'Fehler’ 
der  griechischen  Papyri  vergleichend  berücksichtigte,  dürfte  doch  vielleicht 
ein  etwas  anderes,  d.  h.  mehr  'ägyptisches’  Bild  von  dem  zugrunde  liegen- 
den griechischen  Originaltext  liefern. 

Unter  den  sonstigen  Aufsätzen,  welche  sich  mit  der  Sprache  der  Papyri 
irgendwie  beschäftigen,  nenne  ich  an  erster  Stelle 

(1)  J.  H.  Moulton,  Notes  from  the  Papyri.  The  Expositor.  Sixth 

Series.  HI  (1901)  271  — 282.  \1I  (1903)  104—121).  \TI1  (1903) 

423—439. 

(2)  J.  H.  Moulton,  Grammatical  Notes  fi-om  the  Papyri.  The  Class. 
Bev.  X\TH  (1904)  106  — 112.  151  — 155. 

Es  sind  Lesefrüchte,  die  vor  allem  zur  Sprache  des  Neuen  Testaments 
Parallelen  geben  sollen;  man  findet  (l)  Belege  zur  Bedeutungsgescbichte 
und  zum  Vorkommen  einzelner  Wörter,  wie:  xolüfupai,  ffxvUoj,  «xdloip, 
nifUM&v,  tivQuniog,  xoartodia,  »fäßaxxog,  ixxtvoia,  ßovXoiiat,  Tdio;  oder  Be- 
lege für  bestimmte  Redensarten,  wie:  xcnavT&v  elg,  avvSgai  X6yov,  xta' 
iTtiTttyxjv  u.  a.,  sowie  Beispiele  für  den  Gebrauch  von  Perfekt  und  Aorist, 
hezw.  alphabetische  Listen  von  Wörtern,  die  sowohl  in  den  Papyri  wie  im 
Neuen  Testament  Vorkommen;  ferner  (2)  eine  grammatische  Blütenlese, 
worin,  geordnet  nach  den  grammatischen  Kategorien,  interessante  sprach- 
liche Tatsachen  aus  verschiedenen  Papyrussammlungen  zusammengestellt 
sind;  als  besonders  bemerkenswert  hebe  ich  die  Belege  für  iv  c.  Dat.  = 
Dativus  instrumenti  hervor,  weil  ähnliche  Konstruktionen  des  biblischen 
Griechisch  gern  für  'Hebraismen’  angesehen  werden.  — Von 

W.  Crönert,  Adnotamenta  in  papyros  Musei  Britannici  graecas 
maximam  partem  lexicographicas.  The  Class.  Bev.  XVH  (1903)  26  f. 
193  — 198 

werden  eine  große  Zahl  von  Papyrusstellen  aus  Kenyons  Sammlung  der 
Papyri  des  Britischen  Museums  besprochen,  in  denen  seltene  und  neue 


1)  Vgl.  A.  Thumb,  Indog.  Forsch.  VIII,  188  ft'.,  wo  weiteres  darüber  zu 
finden  ist. 


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450 


II.  Referate  und  Besprechungen 


Wörter  oder  Wortbedeutungen  zu  belegen  sind.  Aus  Grenfell  and 
Hunt,  The  Amherst  Papyri,  Vol.  II,  exzerpiert  ferner  Krumbacher  in 
seiner  Anzeige  des  Werkes  (Byz.  Zscbr.  I,  595 — 597)  einige  interessante 
Formen  und  Wörter,  so  u.  a.  die  beiden  von  den  Herausgebern  nicht  ver- 
standenen Wörter  ßivTfov  = äporpov  und  yaiiäpioy  (nr.  153);  über  das 
letztere  Wort  s.  unten.  aXvrpov  ist,  von  der  ägyptischen  in  die  normale 
Koivfj  übersetzt,  'ü'ltipoi'  (gemUß  der  Vertauschung  von  i-  imd  c-Lauten 
in  Ägypten)  und  somit  die  hellenistische  Grundform  des  neugriech.  diUrpt. 
So  zeigt  sieh  auch  hier  wieder  wie  so  oft  der  hervorragende  Wert  des 
Neugriechischen  für  das  Verständnis  der  Koivr).  Der  Papyrus,  welcher  die 
genannten  Wortformen  enthält,  bot  auch 

D.  C.  Hesseling,  Ad  Papyrum  Amherstianum  CLIII.  Ex  libro 
gratulatorio  in  honorem  Herwenleni  seoisum  expressum.  Traiecti  ad 
Rhenum  1902.  8 S. 

Gelegenheit,  gerade  an  diesem  Text,  einem  Brief  des  6.  Jahrhunderts, 
zu  zeigen,  wie  sich  die  Unkenntnis  des  Neugriechischen  rächt.  H.  erkannte 
in  dem  Text,  außer  TQifir,cia  = lat.  tremissis  und  arpara  'Weg,  Straße’ 
(lat.  strata),  die  mittel-  und  neugriech.  Partikel  5;  (mit  dem  Konjunktiv 
zur  Bildung  imperativischer  Formen),  sowie  das  schon  erwähnte  yaldäptov 
'Esel’;  es  ist  der  älteste  Beleg  des  Wortes,  worauf  auch 

C.  Wessely,  yäiSago;.  Stud.  z.  Paläogr.  u.  Papyruskunde  Heft  2 
(1902)  35 

hingewiesen  bat,  und  man  wird  auf  Grund  dieses  frühen  Vorkommens  daran 
irre,  daß  das  Wort  arabischen  Ursprungs  sei.  Hesseling  glaubt,  daß  es  aus 
einer  vorläufig  noch  unbekannten  Sprache  des  inneru  Asiens  stamme  und 
gleichzeitig  von  da  zu  den  Griechen,  Indem  und  Arabern  gelangt  sei. 

Weiter  sei  bemerkt,  daß  Wilcken  bei  der  Nachprüfung  der  P.  Goodsp., 
P.  Oxy.  III,  P.  GrenfeU  I u.  II  und  P.  Lond.  II  (Arch.  HI,  113  ff.  232  ff.) 
und  sonst  (Arch.  IH,  106  ff.)  einige  sprachliche  Beobachtungen  und  An- 
merkungen gemacht  hat.  Ich  verweise  besonders  auf  die  einleuchtenden 
Deutungen  von  i^ioiaaviig  als  Futur  (S.  115),  von  Belü;  als  Koseform 
von  Bikidufitog  (S.  121),  von  tvrepi  als  Vermischung  von  ^^p  und  ntgl. 

Endlich  benützt 

W.  (’rönert.  Sprachliches  zu  griechischen  Ärzten,  eine  Untersuchung 
über  den  Verfas.'.er  des  griechischen  Papyrus  Lond.  nr.  155.  Arch.  II 
(1903)  475—482 

sprachliche  Tatsachen,  um  durch  sie  den  Autor  des  Textes  nachzuweisen: 
eine  Vergleichung  mit  der  sprachlichen  und  stilistischen  Eigenart  der  Ärzte 
Rufus,  Heliodor,  Heraklas  und  Antyllos  führt  ihn  zu  dem  Schluß,  daß  der 
Papyrus  dem  Heliodor  znzuschreiben  sei. 

II. 

Wegen  der  zahlreichen  luschriftrn , die  ja  gerade  aus  der  helleuisti- 
sehen  Zeit  am  zahlreichsten  und  aus  allen  Teilen  der  griechischen  Welt  uns 
bekannt  werden,  muß  auf  epigraphische  Berichte*)  verwiesen  werden;  über 

1)  Die  größeren  Sammelwerke  findet  man  z.  B.  in  der  Bibliographie  der 
Indog.  Forsch.  (Anz.)  unter  dem  Abschnitt  „Griechisch“  verzeichnet. 


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Albert  Thumb:  Die  Forschungen  über  d.  hollenist.  Sprache  in  d.  J.  1902 — 1904  451 

Sgjptische  Funde  vgl.  den  Bericht  in  diesem  Archiv  II,  537  ff.,  III,  126  ff. 
Nor  auf  drei  große  Sammlungen  soll  auch  hier  die  Auimerksarokeit  ge- 
richtet werden,  weil  sie  ausschließlich  die  Zeit  der  Koivt]  und  des  Mittel- 
griechischen betreffen,  nUmlich 

W.  Dittenberger,  Orientis  Graeci  inscriptiones  selectae.  I.  II.  Leipzig, 
Hirzel  1903—1905.  VII,  658;  VII,  750  S.*) 

A.  Audollent,  Defixionum  tabellae  quotquot  innotuerunt  tarn  in 
graecis  Orientis  quam  in  totius  Occidentis  partibus  praeter  Atticas  in 
Corpore  Inscriptionum  Atticarum  editas  collegit  digessit  commentario  in- 
struxit  A.  A.  (These).  Paris,  Fontemoing  1904.  CXXVIII,  568  S.') 

Millet,  Pargoire  et  Petit,  Recueil  des  inscriptions  chretiennes  du 
Mont  Athos.  1.  Paris,  Fointemoing  1904  (mir  unzugänglich). 

Dittenberger  hat  seinen  Stoff  zeitlich  durch  Alexander  den  Großen  und 
Justinian  begrenzt;  der  erste  Band  gibt  Inschriften  aus  Diodochenreichen 
und  andern  Königreichen  und  Füistentämem  des  hellenistischen  Orients,  der 
zweite  ,Band  enthält  Inschriften  der  orientalischen  Provinzen  des  Imperium 
Komanum  (sowie  Appendix,  Nachträge  und  Indiens).  Auch  die  sprachliche 
Seite  der  Texte  findet  in  den  knappen  aber  inhaltsreichen  Kommentaren 
gebührende  Berücksichtigung;  unter  den  Indices  kommen  hierfür  beson- 
ders Abschnitt  Vlll  („Res  et  verba  notabiliora“ ) und  IX  („Gramma- 
tica  et  ortbographica“)  in  Betracht.  Zu  den  sprachlichen  Erläuterungen 
ließe  sich  manches  anmerken,  da  der  Verf.  mit  den  neuen  Ergebnissen  der 
Koiv^-Forschung  nicht  genügend  vertrant  ist.  So  ist  Dittenberger  z.  B.  in 
der  Erklärung  der  interessanten  Silko-Inschrift  aus  Nubien  (Nr.  201)  ganz 
von  Lepsins  abhängig,  der  alles  Auffallende  für  'koptisch’  erklärt;  daß  man 
hierin  zu  weit  geht,  habe  ich  a.  a.  0.  (Die  griech.  Sprache  im  Zeitalter  des 
Hellenismus  8.  124  f.)  gezeigt. 

Für  die  vulgäre  Umgangssprache  sind  von  ganz  besonderer  Bedeuttmg 
die  griechischen  Texte  in  dem  Werk  von  Audollent;  es  sind  163  Nummern 
in  griechischer  Siirache,  31  Nummern  in  einer  Art  griechisch -lateinischen 
Mischdialekts.  So  lange  sie  noch  nicht  besonders  behandelt  sind,  werden 
uns  die  ausführlichen,  nur  etwas  mechanisch  ausgearbeiteten  Indices  in  den 
Stand  setzen,  die  interessanten  Dokumente  sprachgeschichtlich  auszuuutzen. 
Wie  groß  der  sprachliche  Gewinn  sein  wird,  habe  ich  in  meiner  Besprechung 
angedeutet:  glaube  ich  doch  in  einer  Gruppe  kyprischer  Verfluehungstafeln 
(Nr.  32 — 37,  etwa  3.  Jahrh.  n.  Chr.)  einen  richtigen  KoiviJ- Dialekt  nach- 
weisen  zu  können.  Bei  Audollent  fehlen  die  zwei  großen  Verwünschungs- 
tafeln, welche  Homolle  im  Bull,  de  corr.  hellen.  XXV  (1903),  412 — 456  be- 
handelt hat;  Orthographie  und  Sprache  derselben  zeigen  charakteristische 
Züge  der  Vulgärsprache. 

Die  monographische  Behandlung  der  Sprache  hellenistischer  Inschriften 
hat  zu  dem  Werke  Schwyzers  über  die  pergamenischen  Inschriften  (s.  oben 
II,  402)  ein  Pendant  geschafi'en,  das  diesem  wissenschaftlich  ebenbürtig  ist, 
nämlich 

J)  Vgl.  dazu  die  Besprechung  von  Wileken  im  Arch.  III  (1904)  313 — 336  (mit 
zahlreichen  Vorschlägen  zur  Lesung  der  Texte,'. 

2)  Vgl.  dazu  meine  Besprechung  Indog.  Forsch.  (Anz.)  XVHI,  41 — 46  und  die 
von  Wünsch,  Berl.  phil.  Wschr.  1905,  1071 — 1082. 


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452 


II.  Referate  und  Besprechungen 


E.  Kachnianson,  Laute  und  Formen  der  magnetischen  Inschriften. 
Upsala  1903.  XVI,  199  S.‘) 

Es  ist  eine  treffliche  Darstellung  eines  lokalen  Ausschnittes  der  KorvrJ, 
wobei  alle  Hilfsmittel  der  Forschung  — mit  Einschluä  des  Neugriechischen 
— gewissenhaft,  methodisch  und  kritisch  verwertet  sind.  Die  zahlreichen 
grammatischen  Ein/.elbemerkungen  verraten  ein  gutes  Urteil  des  Verf.  in 
sprachgeschichtlicben  Dingen;  in  der  „Zusammenfassung“  (S.  172 ff.)  kommt 
der  Verf.  zu  Ergebnissen,  die  mit  meinen  eigenen  Anschauungen  über  den 
attisch-ionischen  Ursprung  der  Äot vjj  übereinstimmen:  der  ionische  EinfluÜ 
ist  vorhanden,  wirkt  aber  in  Magnesia  nicht  stärker  als  z.  ü.  in  Pergamon; 
die  Elemente  aus  nicht-ionisch-attischen  Dialekten  spielen  dagegen  eine  ganz 
untergeordnete  Rolle. 

Gelegentlich  geben  einzelne  interessante  Inschriften  den  Herausgebern 
AnlaB  zu  sprachlichen  Deobachtungen  und  Bemerkungen.  Vgl. 

M.  N.  Tod,  A new  fragment  of  tbe  Edictum  Diocletiani.  Joum.  of 
HeU.  Stud.  XXIV  (1904),  195—202. 

Dieses  Edictum  Diocletiani  ist  überhaupt  eine  sprachliche  Fundgrube 
und  lohnte  einmal  eine  eingehendere  Untersuchung;  so  enthält  auch  das 
neue  Fragment  eine  größere  Anzahl  neuer  Wörter  (darunter  lateinische 
Lehnwörter),  die  vom  Herausgeber  hen’orgehoben  uud  besprochen  werden. 

A.  Schiff,  Inschriften  aus  Schedia  (Uuterägvpten).  Festschrift  f.  Hirsch- 
feld (Berlin  1903),  373 — 390 

macht  auf  einige  hellenistische  Formen  aufmerksam,  besonders  auf 
==  wozu  sonstige  Nachweise  gegeben  werden,  und  meint,  daß  die 

Sprache  dieser  Inschriften  „in  den  Kreis  des  neutestamentlichen  Griechisch“ 
gehört;  dieser  Ausdruck  ist  etwas  schief:  die  Texte  gehören  eben  in  den 
großen  Kreis,  zu  dem  auch  das  Neue  Testament  gehört. 

Th.  Wiegand  und  U.  von  Wilamowitz,  Ein  Gesetz  von  Samos  über 
die  Beschaffung  von  Brotkom  aus  öffentlichen  Mitteln.  Sitzungsber.  d. 
BerL  Akad.  1904,  917 — 931 

notieren  die  hellenistischen  EigentümUcbkeiten  der  dem  Anfang  des  2.  Jahrh. 
V.  Chr.  angehöreuden  Inschrift  (S.  927);  mau  bemerke  besonders  fuj  (und 
fiixQi  Z.  71)  mit  dem  Koniunktiv  ohne  &v. 

Aus  dem  Kreise  der  Inschriften  und  Papjwi  heben  sich  als  besondere 
Gruppe  die  in  griechischer  Sprache  geschriebenen  Schriftstücke  der  römi- 
schen Beamten  ab;  mit  Briefen  dieser  Art  beschäftigt  sich  die  mir  unzu- 
gängliche Schrift  vou 

L.  Lafoscade,  De  epistulis  aliisque  titulis  imperatorum  magistratuum- 
que  Romanorum  quas  ab  aetate  .\ugusti  usque  ad  Constantinum  graece 
scriptas  lapides  papvrique  servaverunt.  Insulis,  Fratres  Le  Bigot  1902. 
XV,  141  S. 

In  diesem  Zusammenhang  darf  auch  auf  die  umfassendere,  aber  erst 
begonnene  Arbeit  von 

G.  A.  Gerhard,  Untersuchungen  zur  Geschichte  des  griechischen  Briefes. 
L Die  Anfangsformel.  Philol.  LXIV  (1905),  27  — 65  = Dissert.  Heidel- 
berg 1903.  43  S. 


l)  Uez.  von  E.  Schwyzer,  Byz.  Zschr.  XIII,  203 — 205. 


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Albert  Thamb:  Die  Forschongen  über  d.  heUeoist.  Sprache  in  d.  J.  1902 — 1904  453 

hingewiesen  werden,  die  sich  mit  der  Entstehung  und  der  Entwicklungs- 
geschichte der  Anfangsformel  6 dctra  rü  dem  jrafpciv  befaBt. 

über  den  Attizismns,  eine  der  indirekten  Quellen  der  /Coti'ij,  handeln 
zwei  Arbeiten  (abgesehen  von  der  weiter  unten  [S.  466]  zu  besprechenden 
Arbeit  Ober  Prokop  ans  Caesarea), 

J.  Fritsch,  Der  Sprachgebrauch  des  griechischen  Romanschriftstellers 
Heliodor  und  sein  Verhältnis  zum  Atticismus.  2 Teile.  Gymn.-Progr. 
Kaaden.  19Ü1  und  1902.*) 

L.  Galante,  Studi  sn  l’Atticismo.  I.  L'Atticismo  nella  Commedia 
Nuova.  II.  L’Atticismo  di  Procopio  di  Gaza.  Florenz,  Tip.  Barbier 
1904.  125  S. 

Fritsch  kommt  zu  dem  beachtenswerten  Ergebnis,  daß  die  „Aithiopika“ 
des  Heliodor  nicht  ein  Erzeugnis  der  Koivii,  sondern  des  Attizismus  sind; 
der  2.  Teil*)  von  Galante  untersucht  die  Sprache  eines  unbedeutenden  späten 
Attizisten;  dabei  ergeben  sich  keine  irgendwie  wichtigen  Tatsachen  — die 
Sprache  des  Autors  verrät  trotz  seines  Attizismus  den  Einfluß  der  Zeit  be- 
sonders im  Wortschatz;  ich  habe  bereits  in  meiner  Rezension*)  darauf  hin- 
gewiesen, daß  die  griechische  Sprachgeschichte  vorerst  wichtigere  und  dank- 
barere Aufgaben  zu  lösen  hat  als  festzustellen,  wie  weit  irgend  ein  Spät- 
ling das  Attische  zu  handhaben  verstand.  So  hat  z.  B.  die  Untersuchung 
der  griechischen  Wörter,  welche  in  orientalische  Sprachen  cingedrungen  sind, 
in  den  Berichtsjahren  keine  neue  Förderung  erfahren.  Die  Arbeit  von 

CTermont-Ganneau,  Index  des  noms  propres  et  des  principaux  mots 
grecs.  Ree.  d’Archeol.  Orient.  III  (1900),  420  ff.  VI  (1903).  56  ff. 
ist  mir  unzugänglich.*) 


III. 

Unter  den  Literatnrwerkeil*)  erfreuen  sich  besonders  die  Schriften 
des  Neuen  Testamentes  einer  eingehenden  sprachlichen  Würdigung,  während 
die  profane  Literatur  zurücktritt;  so  beschäftigten  sich  mit  Polybios  nur 

R.  Amelung,  De  Polybii  enuntiatis  finalibus.  Diss.  Halle  1901, 
der  die  Konstruktion  der  Absichtssätze  und  Verba  iiuperandi  mit  den  In- 
schriften und  Papyri  vergleicht,  und 

C.  Wunderer,  Polybios-Forschnngen.  II.  Zitate  und  geflügelte  Worte 
bei  Polybios.  Leipzig,  Dieterich  1901, 
der  eine  Fortsetzung  der  a.  a.  0.  S.  409  genannten  Schrift  gibt.  Obwohl 
sich  der  Verf.  vornehmlich  mit  dem  literarischen  Schaffen  des  Polybios  be- 
schäftigt, so  ist  doch  manche  Beobachtung  auch  für  das  Verständnis  der 
hellenistischen  Sprache  wichtig,  weil  W.  den  Geist  des  Zeitalters  in  exakter 

1)  Referat  s.  Zschr.  f.  d.  öst.  Gyran.  LVl  (1906),  91  f. 

•21  Mit  dem  1.  Teil  werden  wir  uns  unten  be.ichäftigen. 

3)  Deutsche  Lit.-Z.  1905,  478  f. 

4)  Das  Werk  konnte  ich  nachträglich  einsehen:  es  handelt  sich  nur  um 
Indices  Ober  die  in  den  6 Bänden  vorkommenden  und  behandelten  griechischen 
Wörter. 

6)  Über  solche,  die  in  Papyrusfragmenten  vorliegen,  vgl.  den  Bericht  von 
Blaß  in  diesem  Archiv  111,  '267  n. 


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454 


II.  Referate  und  Besprechungen 


Detailarbeit  zu  erfassen  sucht.  Die  Abneigung  gegen  lyrische  Zitate,  die 
Vorliebe  für  Euripides  und  für  Spruchweisheit  verraten  den  nflcbtemen 
Verstandesmenschen  der  hellenistischen  Zeit,  zeigen,  aber  auch,  in  welcher 
Weise  die  Gedankenwelt  der  klassischen  Zeit  nachwirkte.  Letzteres  ist  nicht 
ohne  sprachliches  Interesse:  denn  die  Sprachform  der  klassischen  Zitate 
konnte  unmittelbar  auf  den  Stil,  d.  h.  besonders  auf  die  Wortwahl  der 
nachfolgenden  Zeit  einwirken,  und  das  ist,  wie  der  Verf.  S.  30  richtig  be- 
merkt, für  die  Frage  der  'poetischen’  Wörter  der  Koivrj  (hzw.  der  lite- 
rarischen Koivij)  zu  berücksichtigen.  Wenn  der  Verf.  hinsichtlich  dieser 
Wörter  mir  im  allgemeinen  zustimmt  und  nur  warnt,  den  Einfluß  der 
homerischen  Gedichte  dabei  nicht  zu  unterschützen,  so  habe  ich  dagegen 
nichts  einzuwenden:  denn  meine  These  über  den  ionisch -volkstümlichen 
Cliarakter  der  'poetischen’  Wörter  will  nicht  sagen,  daß  alle  derartigen  Wörter 
der  literarischen  Koivij  aus  der  gesprochenen  Volkssprache  stammen:  daß 
der  Schriftsteller  seine  Sprache  aus  dem  Schatz  der  Zitate  und  der  ge- 
flügelten Worte,  gelegentlich  auch  aus  der  Lektüre  älterer  poetischer 
und  anderer  Werke  bereichert  haben  wird,  ist  eine  sehr  natürliche  Sache; 
trotzdem  halte  ich  gegen  W.’s  Anmerkung  aufrecht,  was  ich  über  die  hippo- 
krateischen  und  herodoteischen  Wörter  des  Polybios  gesagt  habe  (daß  Poly- 
hios  sie  nämlich  nicht  durch  eifrige  Lektüre  und  bewußte  Nachahmung  der 
beiden  ionischen  Schriftsteller  sich  'angequält’  habe,  sondern  daß  er  sie  der 
Umgangssprache  seiner  Zeit  entnahm);  betont  doch  W.  selbst  (sowohl  S.  30 
wie  S.  64),  daß  Polyhios  u.  a.  Schriftsteller  der  Koivij  z.  B.  die  älteren 
Dichter  mehr  aus  indirekten  Quellen  (Spnichsammlungen  u.  ä.)  als  aus  der 
Lektüre  der  Originalwerke  kennen  gelernt  hätten.  Bemerkenswert  ist  des 
Polybios  Ablehnung  der  zeitgenössischen  Literatur  und  Bevorzugung  der 
klassischen  Schriftsteller,  und  W.  (92  f.)  sieht  darin  das  „Bestreben,  als  ein 
Anhänger  des  Klassizismus  zu  gelten“,  das  ,jenc  Periode  der  Renaissance 
einleitet,  die  sich  später  auf  die  Sprache  erstreckte“.  Das  findet  W.  frei- 
lich „umso  widerspiTichsvoller,  je  weniger  die  Sprache  und  die  ganze  An- 
schauungsweise des  Historikers  mit  jenen  Klassikern  innere  Verwandtschaft 
zeigen“.  Ich  kann  dem  nicht  ganz  zustimmen.  Polyhios  schien  mir  viel- 
mehr auf  dem  rechten  Weg,  wenn  er  die  Vorbilder  des  Klassizismus  nach 
ihrem  geistigen  Gehalt  schätzte,  sie  aber  nicht  wie  der  spätere  Attizismus 
in  der  Form  nachahmte,  um  die  lebende  Sprache  zu  ertöten;  man  kann 
Klassizist  sein,  ohne  ein  sklavischer  Anhänger  toter  Formen  zu  werden. 
Schiller  und  Goethe  sind  Klas.iizisten,  obwohl  sie  ihre  Gedanken  nicht  in 
griechischem,  sondern  deutschem  Gewand  Wiedergaben.  — Sprachliches  Interesse 
bietet  nächst  Polyhios  der  Geschichtsschreiber  Diodorus  Siculus  und  zwar 
für  die  Entwicklung  der  lebenden  Sprache  insofern,  als  wir  das  Schwinden 
gewisser  syntaktischer  Gebilde  bei  ihm  beobachten  können;  die  Arbeit  von 
R.  Kapff,  Der  Gebrauch  des  Optativus  bei  Diodorus  Siculus.  Diss. 

Tübingen  1903.  VI,  116  S. 

zeigt,  daß  der  Schriftsteller  unter  dem  Einfluß  der  vulgären  Sprache  steht, 
aber  schon  das  Bestreben  verrät  zu  attizisieren.  Interessante  und  zahlreiche 
Tabellen  fassen  die  vom  Verfasser  gewonnenen  Ergebnisse  zusammen:  nach 
K.  ist  der  Optativ  hei  Diodor  schon  etwas  Künstliches.  Ich  habe  jedoch 
aus  den  Tabellen  des  Verf.  den  Eindruck  gewonnen,  daß  der  Modus  in  be- 
stimmten Gebrauchsweisen  noch  der  lebenden  Sprache  angebört  habe;  nicht 


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Albert  Tbumb;  Die  Forachungen  über  d.  hellenist.  Sprache  in  d.  J.  1902 — 1904  455 


alles  muß  als  künstliche  Wiederbelebung  gedeutet  werden.  Die  Dnter- 
Bucbung  des  Verfassers  ist  übrigens  besonders  dadurch  wertvoll,  daß  auch 
die  Art  und  Weise,  wie  der  Optativ  ersetzt  oder  vermieden  wurde,  stati- 
stisch behandelt  und  mit  Polybios,  Philo  und  Strabo  verglichen  wird.  Die 
Arbeiten  von 

H.  Kallenberg,  Textkritik  und  Sprachgebrauch  Diodors.  I.  II.  Oymn.- 
Progr.  Berlin  1901.  1902.  23  und  28  S. 

Th.  Hultzsch,  Die  erzählenden  Zeitformen  bei  Diodor  von  Sizilien. 
Progr.  Pasewalk  1902.  12  S. 

sind  Materialsammlungen : der  erstere  bespricht  eine  große  Zahl  von  text- 
kritisch interessanten  Stellen  unter  ständiger  Bezugnahme  auf  den  Sprach- 
gebrauch Diodors;  Hultzsch  sammelt  Stellen,  in  denen  erzählende  Formen 
von  und  yivea&ai  (samt  ihren  Composita)  Vorkommen. 

Daß  man  alle  Literatnrwerke  der  hellenistischen  Zeit  vom  Standpimkte 
der  Koivt'j  aus  prüfen  muß,  ergibt  sich  aus  der  Dissertation  von 

E.  Oldenburger,  De  oraculorum  Sibyllinorum  elocutione.  Diss.  Rostock 
1903.  .14  S. 

Beachtenswert  ist  der  textkritische  Standpunkt  des  Verfassers:  gegen- 
über J.  Geffcken  und  Rzach  sucht  er  jüngere  (vulgäre)  Gebrauchweisen  der 
Überlieferung  festzuhalten  und  zu  verstehen:  er  untersucht  solche  Bestand- 
teile in  der  Konstruktion  der  Konjunktional-  und  Relativsätze  (Teil  I)  und 
im  Gebrauch  der  Kasus  und  Präpositionen  (Teil  II):  dabei  werden  Dinge, 
wie  Mischung  von  Konjunktiv  und  Futur,  von  Dativ  und  Akkusativ  bei 
Präpositionen  und  Verben  erörtert.  Hervorheben  möchte  ich  den  Gebrauch 
von  tiff  n 359  (VIII  278):  doidtaa  TtiTjgciaci  xotpivovi  lig  ilntia  er 

kann  zu  dem  im  N.  T.  gelegentlich  vorkoramenden  prädikativen  Gebrauch 
von  eig  hinUberleiten,  den  man  gemeinhin  einen  Hebraismus  nennt. 

Innerhalb  der  biblischen  GraczitÄt  (über  die  auch  Witkowski  a.  a.  0. 
S.  200 ff.  berichtet)  finden  die  Septuaginta-Übersetzung  und  ihre  Sprache 
bei  Philologen  und  Theologen  noch  immer  nicht  das  gebührende  Interesse; 
doch  ist  zu  hoffen,  daß  uns  bald  eine  Septuaginta-Grammatik  zu  Teil  wird. 
Eine  neue  kritische  Ausgabe  wird  in  Cambridge  vorbereitet;  in  die  Vor- 
arbeiten gesbitten 

A.  E.  Brooke  und  N.  Mc.  Lean,  The  fortheoming  Cambridge  Septua- 
gint.  The  Joum.  of  Theol.  Studies  1902,  601 — 621 
einen  Einblick:  der  Aufsatz  gibt  nebeneinander  eine  berichtigte  und  mit 
kritischem  Apparat  versehene  Textprobe  der  Handschriften  A und  B.  Die 
beiden  Texte  zeigen  so  charakteristische  sprachliche  Unterschiede  (z.  B. 
üctxävt]  — lUxar»;,  fiävSfag  — tpUfiaiUog,  ra  ixgiöpiu  rijg  yijg  — xapnovg, 
fvo  xl  — lig  xl  'warum?’,  xavovv  — x6q>tvov,  fi'fj'Sfv  — ißaltv,  n^öaeanov 
xifog  jxQoeoKxov  — TtQÖacoitov  TcpdcoiTtov  'von  Angesicht  zu  Angesicht’),  daß 
die  künftige  Forschung  gut  tun  wird,  jede  Textgestalt  für  sich  zu  unter- 
suchen: man  sieht  schon  aus  den  mitgeteilten  Formen,  daß  hier  zwei  ver- 
schiedene Sprachgattungen  — etwa  zwei  'Mundarten’  oder  eine  mehr  archai- 
sierende und  eine  mehr  moderne  Sprachform  — vorliegen.  Warum  die 
Eerausgeher  in  dem  berichtigten  Abdruck  eines  Literaturwerkes  ita- 
zistische  Formen  wie  rdov  (st.  ilSov)  stehen  ließen,  ist  mir  unerfindlich;  es 
genügt  vollständig,  solche  Dinge  generell  im  Apparat  oder  in  den  Prole- 
gomena  zu  notieren. 


r 

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456 


K.  Referate  and  Beaprechongen 


Die  Aufsätze  von 

H.  Thackeray,  The  Oreek  Translators  of  Jeremias.  The  Joum.  of 
Theol.  Stud.  TV  (1905),  245  — 266, 

Ders.,  The  Oreek  Translators  of  Ezekiel.  ib.  398 — 411, 

Ders-,  The  Greek  Translators  of  the  Prophetieal  Books.  ib.  578 — 585 
klären  die  Cbersetzungstechnik  der  LXX  in  wichtigen  Punkten  auf:  der 
Verf.  weist  an  sprachlichen  Unterschieden  überzeugend  nach,  daß  bei  Jeremias 
und  Ezekiel  mehrere  Übersetzer  beteiligt  sind;  weniger  überzeugend  aber 
glaubhaft  scheint  mir,  daß  die  f.bersetzung  von  Isaias  älter  ist,  als  die  der 
übrigen  Propheten,  das  erste  Königsbuch  älter  als  die  übrigen;  denn  der  ’klas- 
sischere’  Partikelreichtum  bei  Isaias  und  der  Unterschied  (lovog  — fwvüraiog 
in  den  Königsbüchem  sind  an  sich  nicht  beweisend.  Wenn  aber  der  Ver- 
fasser aus  dem  übereinstimmenden  Vorkommen  eines  c:raj  ktyojxtvov  wie 
ß6fißi)aig  bei  Jer.  ß und  dem  ersten  Teil  von  Baruch  den  gleichen  Über- 
setzer erschließt,  so  ist  dieser  Schluß  aus  Gründen,  die  ich  a.  a.  0.‘)  ent- 
wickelt habe,  sehr  anfechtbar;  Th.  selbst  legt  ja  sonst  auf  lexikalische 
Gleichungen  zwischen  Jer.  «,  Ezek.  o und  y und  den  kleinen  Propheten 
kein  allzugroßes  Gewicht  (S.  578£F. ),  und  das  mit  Recht. 

Der  Aufsatz  von 

E.  Nestle  «pros  = Bienenbrot?  Korr.-Bl.  f.  d.  Gelehrtenschulen  Württem- 
bergs. IX  (1902),  S.  95—98 

weist  darauf  hin,  daß  «ptof  in  der  griech.  t'bersetzung  des  Hohen  Liedes 
5,  1 möglicherweise  'Honigwabe’  bedeute,  weil  die  hebr.  Unterlage  (ja'ari) 
diese  Bedeutung  unzweifelhaft  hat. 

Wegen  des  Neuen  Testaments  sei  vor  allem  wieder  auf  den  Theo- 
logischen Jahresbericht  XXII,  289  ff.,  XXHI,  229  ff.  verwiesen,  wo  R,  Knopf, 
A.  Meyer,  J.  Weiß  und  H.  Holtzmann  die  Literatur  der  Jahre  1902  und 
1903  behandeln;  Aufsätze  und  Kommentare,  die  mehr  der  Exegese  und  bib- 
lischen Theologie  als  der  Philologie  und  Sprachforschung  angchören,  brauchen 
daher  im  Folgenden  nicht  besprochen  zu  werden. 

Wir  hatten  im  früheren  Bericht  (S.  412  f.)  eine  Reihe  von  „Ein- 
leitungen“ zu  nennen,  die  auch  für  den  Philologen  gelegentlich  in  Betracht 
kommen  können.  Unter  diesen  hat  Zahns  großes  Werk  (s.  H,  413)  eine 
neue  Auflage  erlebt  (1900);  wenn  auch  der  sprachliche  Standpunkt  in  der 
Beurteilung  der  einzelnen  Schriften  nicht  verändert  ist,  so  spricht  der  Verf. 
doch  mit  einer  gewissen  Reserve  über  den  Gesamtcharakter  des  neutest. 
Griechisch  (vgl.  besonders  I,  38  ff.).  Neu  hinzugekommen  ist 

St.  Szekely,  Hermeneutica  hiblica  generalis  secundum  principia  catho- 
licB.  Freiburg  i.  B.,  Herder  1902.  IV,  446  S., 
worin  8.  60 — 90.  92  von  der  neutestamentlichen  Graezität  gehandelt  wird. 
Der  Verfasser  ist  von  den  Ergebnissen  der  jüngsten  Forschung  unberührt 
geblieben.  Seine  Ausführungen  könnten  ebensogut  im  16.  Jahrh.  nieder- 
geschrieben sein;  unter  den  fontes  consuetudinis  loquendi  Graecae  biblicae 
(88f.)  sind  die  Papyri  nicht  einmal  erwähnt.  Die  biblische  Graecität  ist 
eine  'melior  forma  dialecti  vulgaris  Alexandrinae  hebraismis  referta’,  bezw. 
(im  N.T.)  'vulgari  Palaestinensi  affecta’  (S.  61);  bei  der  Vorführung  der 
'Hebraisini  grammaticales  et  lexicales’  (S.  61 — 79)  und  'Christianismi’ 

1)  Die  griech.  Sprache  S.  226  f. 


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Albert  Thumb:  Die  ForBchungen  über  d.  helleniBt.  Sprache  in  d.  J,  1902 — 1904  457 

(S.  84  f.)  begegnen  uns  die  üblichen  Ladenhüter’,  mit  denen  endlich  einmal 
geräumt  werden  müBte. 

Für  die  nentestamentlichen  Sprachstudien  wird  das  große,  iiu  Erscheinen 
begriffene  Werk  von 

H.  von  Soden,  Die  Schriften  des  neuen  Testamentes  in  ihrer  ältesten 
erreichbaren  Textgestalt,  hergestellt  auf  Grund  ihrer  Textgeschichte.  I Bd., 
1.  Abteil.  Berlin,  Duncker  1902.  XVT,  704  S. 
von  grundlegender  Bedeutung  sein.  Die  vorliegende  erste  Hälfte  der  Prole- 
gomena  behandelt  die  handschriftliche  Überlieferung  samt  dem  buchtech- 
nischen Zubehör  und  verzeichnet  2339  Codices,  aus  denen  die  verschiedenen 
Typen  der  Teitüberlieferung  gewonnen  werden  sollen.*)  Wie  diese  Typen 
von  einander  abhängen  imd  in  welcher  Weise  die  Urtypen  zu  gewinnen 
sind,  zeigt  der  Verf.  an  der  Textgeschichte  des  Abschnitts  von  der  Ehe- 
brecherin Job.  7,  53  — 8,  11  (S.  486  ff.),  und  die  Textprobe  (vgl.  besonders 
S.  507)  bietet  genug  der  Varianten,  die  auch  sprachliches  Interesse  haben. 
S.  spricht  daher  wohl  mit  Recht  die  Hoffnung  aus  (S.  16),  daß  auch  die 
Xotv^-Forschung  „einen  kleinen  Gewinn  einheimsen  könne“.  Dieser  Gewinn 
kann  sogar  recht  beträchtlich  werden,  wenn  dem  sprachlichen  Charakter 
der  Überlieferung  die  gebührende  Aufmerksamkeit  gewidmet  wird.  Daß  die 
rein  itazistischen  Fehler  der  Minuskelhandschriften  ans  dem  Apparat  aus- 
geschlossen werden  (S.  19),  ist  in  der  Ordnung;  aber  man  muß  wünschen, 
daß  nicht  zu  viel  unter  den  Begriff  des  Itazismus  gerechnet  wdrd.  So  halte 
ich  es  z.  B.  für  durchaus  nötig,  daß  Erscheinungen  wie  die  Verwechslung 
von  e-  (t,  ai)  und  i-Lauten  (t,  ti),  von  ot,  v und  i-Lauteu,  von  ri  und  e- 
oder  i-Laut,  ferner  die  Verwechslung  von  Tenuis,  Media  und  Aspirata 
wenigstens  generell  als  Merkmal  der  einzelnen  Handschriften  und  Hand- 
schriftenklassen vermerkt  werden;  denn  da  das  Unternehmen  sich  die  Auf- 
gabe stellt,  die  einzelnen  Typen  der  Teitgeschichte  nicht  nur  zu  rekon- 
struieren, sondern  auch  zeitlich  und  örtlich  zu  bestimmen,  so  sind  jene 
Dinge  nicht  gleichgültig,  wie  ich  a.  a.  0.®)  gezeigt  habe.  Ich  möchte  dem 
Herausgeber  dringend  empfehlen,  über  die  Schreibung  des  v l<p(lixvaux6v, 
die  er  zu  ignorieren  gedenkt  (S.  19),  nicht  hinwegzugehen;  denn  auch  dieser 
Punkt  scheint  mir  im  Zusammenhang  mit  der  Geschichte  des  auslautenden 
■V  im  Spät-,  Mittel-  und  Neugriechischen  einmal  dazu  geeignet  zu  sein,  uns 
über  lokale  (mundartliche)  Verschiedenheiten  des  nentestamentlichen  Textes 
aufklären  zu  helfen.  Wir  haben  ja  kein  einziges  anderes  Sprachdenkmal,  das 
sich  in  der  riesigen  Zahl  örtlicher  und  zeitlicher  Varianten  mit  dem  Neuen 
Testament  messen  könnte. 

An  philologisch  bedeutsamen  Ausgaben  einzelner  Teile  sind  zu  nennen*): 

Evangelium  secundnm  Johannem  cum  variae  lectionis  deleetu  ed. 
F.  Blaß.  Leipzig,  Teubner  1902.  LXTV,  111  S. 

F.  Blaß,  (Barnabas)  Brief  an  die  Hebräer.  Text  mit  Angabe  der 
Rhythmen.  Halle,  Niemeyer  1903.  54  S. 

1)  DieBes  Verzeichnis  ilbertrifft  an  Reichhaltigkeit  alle  früheren  Werke,  so 
z.  B.  Gregory;  ein  großer  Stab  von  Theologen  bereiste  Orient  und  Okzident,  um 
den  Handsebriftenbestand  aufznnehmen:  die  im  größten  Stil  ansgeführten  Vor- 
arbeiten waren  ermöglicht  durch  die  Muniüzcnz  einer  einzelnen  Dame! 

2)  Die  griech,  Sprache  im  Zeitalter  des  Hellenismus  S.  179. 

8)  Swete's  Ausgabe  des  Marcusev.  (s.  oben  U,  411)  ist  1903  in  2.  Aufl.  erschienen. 


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458 


II.  Befente  und  Beiprechungen 


Die  Ausgabe  des  Hebräerbriefes  steht  in  unmittelbarem  Zusammen- 
hang mit 

F.  BlaB,  Rhythmische  Komposition  des  Hebräerbriefes.  Theol.  Stud.  u. 
Krit.  LXX  (1902),  420  8., 

worin  der  Text  Abschnitt  für  Abschnitt  auf  seine  rhythmische  Anlage  hin 
untersucht  wird.  Der  Hebräerbrief  erweist  sich  dadurch  als  ein  Produkt 
der  Kimstprosa,  ein  Ergebnis,  das  besonder  den  Literarhistoriker  interes- 
sieren wird.  Über  das  textkritische  Verfahren  von  BlaB‘)  in  seinen  beiden 
Ausgaben  vgl.  Knopf  und  J.  Weiß,  Theol.  Jahresber.  XXII,  305  bezw. 
XXIIl,  306;  daß  Blaß  im  Johannesevangelium  besonderen  textkritischen 
Wert  der  Versifizierung  desselben  durch  Nonnos  beilegt,  scheint  mir  noch 
bedenklicher  als  die  Benutzung  des  Cbrysostomos  (s.  oben  H,  413).  In  den 
Prolegomena,  in  denen  eine  große  Anzahl  von  Stellen  erörtert  wird,  finden 
sich  ein  paar  sprachliche  Bemerkungen;  für  grammatische  Zwecke  wird  der 
reichliche  textkritische  Apparat  gute  Dienste  leisten,  und  daß  hieraus  ge- 
legentlich sogar  die  Erforschung  des  ueutestamentlichen  Wortschatzes  Nutzen 
zieht,  zeigt  eine  Lesart  wie  Ofiijyfia  19,  39,  die  von  Blaß  gegenüber  der 
üblichen  Lesart  /tiyfuc  bevorzugt  wird. 

Daß  der  Nachweis  fester  Rhythmen  im  Hebräerbrief  nicht  nur  literar- 
geschichtliche,  sondern  auch  sprachgeschichtliche  Bedeutung  hat,  ergibt  sich 
z.  B.  aus  der  durch  die  Rhythmen  geforderten  Regel,  daß  elidierbarer  aus- 
lautender Vokal  vor  anlautendem  Vokal  elidiert  wird.  Wenngleich  die  Ge- 
fahr besteht,  daß  man  sich  in  der  Auswahl  der  Lesarten  und  in  der  Auf- 
stellung der  Konjekturen  zu  sehr  durch  die  Voraussetzung  bestimmter 
Rhythmen  beeinflussen  läßt*),  so  springt  doch  öfters  auch  ein  textlich  oder 
sprachlich  interessanter  Gewinn  heraus,  so  z.  B.,  wenn  5,  4 die  handschrift- 
liche Lesart  äx/ii^v  statt  irt,  10,  11  das  hellenistische  nollaxi  durch  das 
Rhythmengcsetz  gefordert  werden,  während  dieses  sonst  im  N.T.  gar  nicht, 
jenes  sonst  nur  an  einer  Stelle  belegt  ist. 

Von  wichtigeren  Kommentaren  werde  ich  diejenigen  Wellhausens  in 
anderem  Zusammenhang  weiter  unten  zu  erwähnen  haben.  Ein  größeres 
englisches  Werk,  Nicbols  „Expositories  Greek  Testament“,  von  dessen  vier 
Bänden  drei  erschienen  sind,  ist  mir  unzugänglich. 

Die  Sprache  des  N.T.  fand  in  einer  Reihe  besonderer  Bücher  und 
Artikel  förderliche  Bearbeitung.  Die  Grundsätze  der  Forschung,  die  ich  im 
Verein  mit  Deißmann  vertrete,  fassen  immer  mehr  Wurzel,  und  besonders 
Gelehrte  englischer  Sprache  lassen  es  sich  angelegen  sein,  diese  Grundsätze 
praktisch  zu  anzuwenden.  Nebenbei  erwähne  ich,  daß  mein  oben  (II,  415) 
genannter  Vortrag  über  das  biblische  Griechisch  innerhalb  eines  Referates 
über  den  Stand  der  Forschung  von  N.  Glubokovskij  ins  Russische  über- 
setzt worden  ist  (im  Christianskoje  Ötenije  1902,  Nr.  7).  Ferner  betont 

S.  Dickey,  New  points  of  view  for  the  study  of  an  old  problem: 
the  Greek  of  the  New  Testament.  Princeton  Theol.  Rev.  I (1904), 
631—636 

1)  Vgl.  auch  desselben  Verfs.  Vortrag  „Über  die  Textkritik  im  N.T.“.  Leipzig 
1SU4,  worin  B.  seine  textkritischen  Anschauungen  populär  erörtert. 

2)  Vgl.  dazu  besonders  die  Besprechung  von  I’reuschen,  Berl.  phil.  Wschr. 
1906,  19—61. 


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Albert  Thumb;  Die  Forschungen  Qber  d.  hellenist.  Sprache  in  d.  J.  1902 — 1904  459 

in  richtiger  Erkenntnis  der  Stellung  des  biblischen  Griechisch  die  Notwendig- 
keit, sich  mit  den  Ergebnissen  der  hellenistischen  und  neugriechischen  Sprach- 
forschung bekannt  zu  machen,  und  gibt  eine  kurze  Übersicht  über  neuere 
Arbeiten,  welche  hierfür  in  Betracht  kommen. 

Der  anonyme  Aufsatz 

A Study  in  the  religious  language  of  the  Bible.  Expository  Times 
Xm,  463  f. 

ist  mir  nicht  zugänglich. 

DaB  BlaB’  Grammatik  Is.  II,  414)  bereits  1902  eine  zweite  Auflage  er- 
lebt hat,  ist  ein  bemerkenswertes  Zeichen  für  das  Interesse,  welches  der 
Sprache  des  N.T.  entgegengebracht  wird;  was  ich  über  das  Buch  im  ein- 
zelnen zu  sagen  habe,  möge  man  in  meiner  Rezension  in  der  Theol.  Lit.- 
Ztg.  1903,  420 — 424  nachlesen;  ich  habe  vor  allem  wieder  darauf  hin- 
gewiesen, welch  wichtige  Dienste  ein  eindringendes  Studium  des  Neugriechi- 
schen für  die  richtige  Beurteilung  des  neutestamentlicben  Griechisch  leistet. 
Eine  vorzügliche,  dem  heutigen  Stand  der  Forschung  entsprechende  Orien- 
tierung über  die  biblische  Graezität  gehen  die  Aufsätze  von 

J.  H.  Moulton,  Characteristics  of  New  Testament  Greek.  The  Expo- 
sitor  6.  ser.  IX  (1904),  67—75.  215—225.  310—320.  359—368.  X, 
124  — 134.  168—174.  276—283.  353—364.  440—450. 

M.  teilt  rückhaltslos  die  Anschauungen,  welche  DeiBmann  und  ich 
selbst  vertreten,  d.  h.  er  betont  den  allgemeinen  Aoiv^-Charakter  des  neu- 
testamentlichen  Griechisch;  so  steht  er  auch  in  der  Hebraismenfrage  auf 
unserm  Standpunkt  und  liefert  durch  die  Heranziehung  der  Papyrussprache 
in  einer  Reihe  von  einzelnen  Fällen  den  Nachweis,  daB  die  'Hebraismen’ 
bei  fortschreitender  Erkenntnis  der  Koivrj  immer  mehr  sich  vermindern,  was 
ich  seinerzeit  vorausgesagt  habe.  Wie  viele  gelegentliche  Obersetzungs- 
hebraismen  einmal  vor  der  sprachgeschichtiichen  Kritik  bestehen  bleiben 
werden,  läBt  sich  vorläufig  nicht  ermessen.  Die  'Hebraismenfrage’  durch- 
zieht wie  ein  roter  Faden  die  ganze  Artikelserie  (die  der  Verf.  übrigens  in 
erweiterter  Bearbeitung  als  Buch  herauszugeben  beabsichtigt):  M.  gibt 
auBer  der  Erörterung  prinzipieller  Vorfragen  und  lexikalischer  Probleme  eine 
Darstellung  der  neutestamentlicben  Grammatik  in  ihren  Hauptzügen,  und  es 
werden  dabei  Fragen  angeschnitten,  die,  wie  z.  B.  die  Perfektivierung  des 
Verbums  durch  Präpositionen,  für  die  Exegese  mindestens  ebenso  wichtig  sind 
wie  für  die  hellenistische  Sprachgeschichte. 

Die  Schrift  von 

E.  Dominik,  Syntaxis  Graecitatis  Novi  Testamenti.  Olmütz  1901.  105  S. 
ist  mir  nicht  zugänglich. 

Mit  Einzelheiten  der  Syntax  beschäftigten  sich 

H.  A.  Scomp,  The  case  absolute  in  the  New  Testament.  I.  H.  Biblio- 
theca  sacra.  1902  (April)  [mir  nicht  zugänglich]. 

0.  Bruston,  Le  genitif  du  regime  indirect  dans  le  Nouveau  Testament. 
Uev.  th^ol.  et  Questions  relig.  VI  (1903)  536  — 542  [mir  nicht  zu- 
gänglich]. 

Ders.,  Le  genitif  du  regime  indirect  dans  le  Nouveau  Testament,  ib. 
VII,  60 — 70  [mir  nicht  zugänglich]. 

F.  W.  Mozloy,  Notes  on  the  Biblical  Use  of  the  Present  and  Aorist 
Imperative.  Journ.  of  Theol  Stud.  IV  (1903),  279  — 282. 

Archiv  f.  Papjmuforichung  111.  4.  31 


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460 


II.  Referate  und  Beaprechungei 


Der  letztgenannte  (Mozley),  der  auch  die  LXX  berücksichtigt,  stellt 
folgendes  fest:  1.  In  allgemeinen'  Bitten  wird  das  Präsens,  in  konkreten 
einzelnen  Bitten  der  Aorist  gebraucht.  2.  Gott  wird  nur  im  Aorist  ange- 
rufen. 3.  ixSixH  riji'  ixSCxjjaiv  Numeri  31,  2 ist  auffallend;  der  Verf.  ver- 
mutet, daß  die  figura  etymologica  vielleicht  die  Abweichung  bedingt.  Warum, 
darüber  äußert  sich  M.  nicht.  Da  ich  keine  syntaktische  ratio  sehe,  so 
werfe  ich  die  Frage  auf,  ob  nicht  die  phonetische  Assonanz  ixSiKtjOov  rriv 
ty.iUtpiv  eine  Art  'formaler  Dissimilation’  hervorgerufen  hat;  daß  nämlich 
'Kakophonien’  die  syntaktischen  Gebilde  beeinflussen  können,  hat  J.H.Wright, 
Harvard  Studies  in  Class.  Phil.  XII  (1901),  136  ff.  an  Sophokles  nach- 
gewiesen. 

Einige  sprachliche  Bemerkungen  finden  sich  endlich  bei  dem  im  griechi- 
schen Sprachkampf  vielgenannten  Übersetzer  des  Neuen  Testaments 

A.  Pallis,  A few  notes  on  the  gospels  according  to  St  Mark  and 
St.  Matthew,  based  chiefly  on  Modem  Greek.  Liverpool,  Bookseilers’  Co. 
1903.  VI,  47  S. 

Die  Konjekturen,  welche  P.  vorträgt,  verraten  zwar  den  Laien;  aber 
an  einigen  Stellen,  wo  er  den  überlieferten  Text  mit  Hilfe  des  Neugriechi- 
schen nicht  zu  ändern,  sondern  zu  verstehen  sucht,  werden  ansprechende 
Erklärungen  vorgetragen,  die  vorhandene  Schwierigkeiten  heben,  wie  z.  B. 
füxßtpo;  iMc  6,  21)  'an  empty  day,  a day  without  work’  (nicht  'con- 

veniont’),  jlpüjfthT«  Mc  7,  9 'Gestank,  Schmutz’  (nicht  'Speise’),  axokd^tov 
Mc  12,  44  'feiernd’  (nicht  'leer’).  Daraus  kann  man  eben  sehen,  wie  der 
des  Neugriechischen  Kundige  oft  mühelos  hellenistische  'Probleme’  zu  lösen 
vermag;  bei  einem  sprachgeschicbtlich  und  philologisch  nicht  genügend  ge- 
schulten Laien  liegt  freilich  auch  die  Gefahr  der  Übertreibung  nahe,  wie 

J.  van  Jjzercu,  Een  Griek  over  het  Grieksche  Nieuw  Testament. 
Theol.  Tydskr.  XXXVUl  (1904),  349—370 
Pallis  gegenüber  — bei  Anerkennung  der  allgemeinen  methodischen  Grund- 
sätze — mit  Recht  bemerkt. 

Über  die  Sprache  einzelner  Teile  des  N.T.  handeln; 

E.  J.  Goodspeed,  Did  Alexandria  influence  the  nautical  language  of 
St.  Luke?  A study  of  Act  28,  12  in  the  light  of  Greek  Papyri.  Expositor. 
6.  ser.,  VUI  (1903),  13t»— 141. 

A.  Schiatter,  Die  Sprache  und  Heimat  des  4.  Evangelisten.  Beitr.  z. 
Ford.  Christi.  Theol.  VI  (1902),  4.  Heft.  180  8.‘) 

W.  Brünnig,  Die  Sprachform  des  2.  Thessalonicberbriefes.  I.  Diss. 
Jena  1903.  31  3. 

J.  Albani,  Die  Metaphern  des  Epheser-Briefes.  Zschr.  f.  wLss.  Theol. 
XLV  (1902),  420—461. 

T.  C.  Laughlin,  The  Solecisinus  of  the  Apokalypse.  Diss.  Princeton 
1902.  23  S. 

Die  Arbeiten  von  Brünnig  und  Albani  kommen  nur  als  Materialsaram- 
lungen  in  Betracht.  Goodspeed  folgert  aus  der  Bedeutung  von  AtV  'West- 
wind’ und  aus  bezw.  xöipoj  'Nordwestwind’  (=  lat  Caurus,  Chorus), 

d.  h.  aus  der  Tatsache,  daß  jenes  mit  dem  Papyrusgebrauch  übereinstimme, 
dieses  (wie  EvquxvIiov  27,  14}  lateinischen  Ursprungs  sei,  mehr,  als  man 

1)  Rez.  von  Baldeusperger,  Theol.  Lit.-Ztg.  1904,  197 — 199. 


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Albert  Tfaumb:  Die  Forechnngen  Ober  d.  helleniBt.  Sprache  in  d.  J.  190S — 1904  461 

daraus  folgern  darf;  denn  daß  gerade  nur  ägyptische  Griechen  aus  Alexandria, 
d.  h.  die  Bemannung  der  zwischen  Alexandria  und  Italien  verkehrenden 
Schiffe,  die  WOrter  so  gebraucht  haben  sollen,  daß  sie  dagegen  in  andern 
Teilen  des  griechischen  Orients  nicht,  bezw.  in  anderm  Sinn  verwendet 
wurden,  das  zu  beweisen,  hat  der  Verf.  nicht  filr  nötig  erachtet;  er  verfallt 
in  den  methodischen  Fehler,  alles,  was  den  Papyri  angehört,  für  ägypti- 
sches Griechisch  zu  halten,  wahrend  sie  doch  in  erster  Linie  als  Denk- 
mäler der  Koivrj  überhaupt  zu  betrachten  sind. 

Die  beiden  Arbeiten  von  Schiatter  und  Laughlin  berühren  ein 
Thema,  das  noch  lange  nicht  zur  Ruhe  kommen  wird:  die  sog.  Hebraismen- 
frage,  die  schon  oben  (S.  459)  gestreift  wurde.  Von  Schiatters  Abhandlung 
gilt  der  Satz  „(jui  nimis  probat,  nihil  prohat“;  S.  findet  eigentlich  in 
jedem  Wort  und  in  jedem  Satz  einen  Semitismus.  Indem  er  nOmlich  das 
ganze  Evangelium  des  Johannes  Satz  für  Satz  darauf  hin  ansieht,  ob  gleiche 
oder  ähnliche  Wendungen  und  Gedanken  auch  im  Hebräischen  verkommen 'j, 
und  indem  er  dies  überall  bestätigt  findet,  zieht  er  die  Folgerung,  daß  ein 
palästinischer  Jude  das  Evangelium  geschrieben  haben  müsse,  als  ob  nicht 
ein  graezisierter  Jude  etwa  Kleinasiens  ebenso  vertraut  sein  könnte  mit 
der  Gedankenwelt  und  der  Ausdrucksweise  des  Alten  Testamentes.  Man  ist 
aber  aufs  höchste  erstaunt,  nun  gar  als  Beweis  für  die  aramäische  Denk- 
weise des  Autors  zu  erfahren,  daß  ein  Satz  wie  ab  n's  il  (S.  25)  oder 
rroO  iartv  ixtivog  (S.  83l,  eine  Wendung  wie  xnl  kiyH  (S.  25)  oder  zl 
tdaCeig  (S.  141)  auch  im  Hebräischen  Vorkommen!  Und  noch  mehr  ist  man 
erstaimt,  wenn  von  hebräischer  Denkweise  auch  da  gesprochen  wird,  wo  die 
Ausdrucksweise  überhaupt  nicht  stimmt  Daß  z.  B.  das  angeführte  ab  xfj 
tl  und  sein  angeblich  aram.  Vorbild  PS  PS  sich  recht  wesentlich  unter- 
scheiden — dort  steht  die  Kopula,  hier  fehlt  sie  — , ficht  den  Verf.  offen- 
bar nicht  an.  Man  vergleiche  ferner  uJot«  ■xolkit  r^v  iKii  mit  dem  ange- 
zogenen er  'Quellen  waren  dort’  (S.  49)  — aber  böaxa  wäre 

doch  hehr.  0'''T:!  Oder  ,.xal  evSiag  sogleich,  gleich  darauf,  (S.  65) 

— aber  der  hebräische  Ausdruck  'und  von  der  Hand’  ist  gänzUch  ver- 
schieden von  dem  griechischen!  Es  schwindelt  einem,  was  alles  mit  der 
Methode  bewiesen  werden  könnte  — aber  die  Ansicht  der  Gelehrten,  welche 
in  der  Hebraismenfrage  auf  einem  allerdings  total  verschiedenen  Standpunkt 
stehen,  schiebt  der  Verf.  mit  überlegener  Buhe  zur  Seite:  „Urteile  über  das 
neutestamentliche  Griechisch,  die  ohne  jede[!j  Kenntnis  der  in  Jerusalem 
vorhandenen  Sprache  und  Lehre  abgegeben  werden,  entscheiden  nichts“  (S.  9) 
Die  Dissertation  von  Laughlin  ist  mit  ungenügenden  Mitteln  ausge- 
fnhrt;  zwar  verfällt  er  nicht  in  den  Fehler,  in  jedem  Satz  hebräischen 
Sprachgeist  nach  weisen  zu  wollen,  sondern  begnügt  sich  mit  mehr  oder  • 
weniger  auffallenden  Erscheinungen,  die  vom  Standpunkt  der  älteren  Sprache 
'Soloecisraen’  sind,  und  vergleicht  mit  Rocht  die  Sprache  der  LXX;  aber 
von  dem  sonstigen  hellenistischen  Griechisch  und  den  neueren  Forschungen 
darüber  scheint  L.  keine  Ahnung  zu  haben,  sonst  hätte  er  nicht  wieder 
manchen  alten  hebräischen  Kohl  aufgewärmt  (sit  venia  verbo!),  der  endgültig 
abgetan  ist.  Daß  die  Apokalypse  teilweise  ein  unbeholfenes  Cbersetzer- 


1)  Der  Verf.  wählt  ein  ganz  bestimmtes  Vergleichsmaterial,  nämlich  einen 
rabbinischen  Kommentar  zum  Exodus. 


31* 


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462 


II.  Referate  und  Beaprechungen 


gnechkch  darbietet,  ist  zuzugeben,  sei  es  daß  es  aus  LXX-Griechisch  oder 
direkt  aus  bebräiscber  (apokalyptisclier)  Literatur  stammt.  Wenn  aber  L. 
meint,  daß  der  Verfasser  der  Apokalypse  nicht  aus  Unkenntnis  des  korrekten 
Griechisch  so  'fehlerhaft’  schrieb,  sondern  in  der  Absicht,  die  Weise  und 
den  Geist  der  alten  Propheten  nachzuahmen,  so  habe  ich  vielmehr  den  Ein- 
druck, daß  der  Autor  nicht  besser  schreiben  konnte,  daß  er  nur  mit  jenem 
Griechisch  vertraut  war,  wie  wir  es  aus  den  Papyri  ungebildeter  Leute 
kennen.  Ein  Beispiel  genüge,  um  die  Methode  des  Verfassers  zu  illustrieren: 
Konstruktionen  wie  14,  6 xol  elSov  aklov  äyyeXov  . . . Xiymv  [statt  ItjoiTo] 
werden  schlankweg  als  Hebraismen  erklärt,  denn  „this  neglect  of  agreement 
in  case  is  common  enough  in  Hebrew“  (sic!).  Ein  Blick  in  K.  Dieterichs 
Buch  (S.  206  ff. ) hatte  den  Verf.  belehrt,  daß  in  den  Papyri  und  Inschriften 
noch  viel  merkwürdigere  Beispiele  von  Inkonsequenz  (schon  aus  dem  2.  Jahrb. 
V.  Ohr.)  Vorkommen,  und  ich  füge  aus  meinen  eigenen  Sammlungen  zwei 
'Musterbeispiele’  hinzu:  nävxig  6 avaYtvdaxcov  Uev.  archeol.  1902,  134 
(christl.  Inschrift  aus  Ägypten),  t€>v  r«  nätrta  vetx&vTos  öcanoxäv  .4rcb.  f. 
Pap.  I 408  (Papyrus  des  5.  Jabrh.  n.  Chr.\  Solche  Falle  müssen  uns  vor- 
sichtig machen,  alles,  was  im  N.T.  ungewöhnlich  erscheint,  mit  dem  Schlag- 
wort 'Hebraismus’  zu  erledigen.  Wenn 

P.  Fiebig,  Zwei  Wege  zum  Fortschritt  der  neutestamentlichen  Forschung. 
Protest.  Monatshefte  VIII  (1904),  254 — 264 
für  das  Verständnis  des  N.T.  die  Kenntnis  der  orientalischen  Sprachen  und 
der  jüdischen  Literatur  fordert,  so  muß  mit  Nachdruck  betont  werden,  daß 
die  Kenntnis  des  hellenistischen  Griechisch  mindestens  ebenso  wichtig  ist. 

Für  eine  gründliche  Bearbeitung  der  Hebraismenfrage  sind  die  kom- 
mentierten Übersetzungen  der  drei  synoptischen  Evangelien  von  Well  hausen 
(Berlin  1903  imd  1904)  eine  wertvolle  Vorarbeit,  weil  der  hervorragende 
Kenner  der  semitischen  Sprachen  auf  alles  aufmerksam  macht,  was  eine  Be- 
rührung mit  aramäischem  Sprachgeist  zeigt.  Wellhausen  ist  leicht  geneigt, 
in  solchen  Fällen  Semitismen  anzunehmen,  ohne  weiter  zu  fragen,  ob  denn 
die  Übereinstimmungen  mit  dem  Aramäischen  nicht  auch  echt  griechisch 
sein  können;  so  haben  z.  B.  ätpts  ixßäla  Mt  7,  4 und  cc^yvfia  'Silberlinge’ 
mit  dem  Aramäischen  gewiß  nichts  zu  schaffen.  Man  darf  die  von  Vf.  fest- 
gestellten sprachlichen  Berührungen  als  die  Höchst  zahl  der  zu  erwägenden 
Semitismeu  betrachten;  aber  schon  beim  heutigen  Standpunkt  der  Kotvfj- 
Forschung  ist  es  möglich,  einen  guten  Teil  dieser  Semitismen  zu  streichen  ‘). 

Da  sich  im  N.T.  bäußge  Zitate  aus  dem  A.T.  (bezw.  der  LXX)  finden, 
die  natürlich  für  die  Hebraismenfrage  eine  Sonderstellung  einnehmen*),  so 
ist  die  gewi.s.senhafte  Zusammenstellung  von 

W.  Dittmar,  Vetus  Testamentum  in  Novo.  Die  alttestamentlichen 
Parallelen  des  Neuen  Testaments  im  Wortlaut  der  Urtexte  und  der  Septua- 
ginta. Göttingen,  Vandenhoeck  u.  Ruprecht  1903.  362  S. 

1)  In  den  Kommeutaren  Wellhausens  findet  man  manch  feine  sprachliche 
Beobachtung,  die  den  Graezisten  interessiert.  Ich  greife  ein  Beispiel  heraus,  die 
Übersetzung  von  :tag^litn'  li)  mpctj  Mth  14,  15  'die  Zeit  ist  vorgerückt’;  im  An- 
schlnB  daran  vermutet  W.  für  Tiagdytir  die  Bedeutung  'weitergehen’  (neben  'vor- 
flbergehen’).  Die  Annahme  von  naga-  'weiter-’  ist  sehr  ansprechend,  denn  sie 
wird  durch  ngr.  Wendungen  wie  nagastdvio  'weiter  oben’  n.  ä.  direkt  bestätigt. 

2)  s.  Die  griech.  Sprache  S.  132. 


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Albert  Thnmb:  Die  Forschungen  aber  d.  hellenist.  Sprache  in  d.  J.  1902 — 1904  463 

ebenfalls  ein  wichtiges  Hilfsmittel  für  das  weitere  Studium  des  Problems. 
Wie  weit  Oberhaupt  einzelne  Stücke  des  N.T.  — ganz  abgesehen  von  der 
Apokalypse  — durch  die  LXX  beeinflußt  sind,  ist  natürlich  für  die  Be- 
urteilung ihres  Sprachcbarakters  nicht  unerheblich.  So  gewinnt  z.  B.  das 
Magniflcat  (Lukas  1,45  ff.)  eine  ganz  verschiedene  sprachliche  Beleuch- 
tung, je  nachdem  man  es  mit  Hamack  der  Feder  des  Lukas  zuweist  oder 
mit  Spitta  annimmt,  daß  ein  zuvor  selbständiger  Psalm  von  dem  Evan- 
gelisten eingeschoben  worden  sei.  Vgl.  darüber  die  im  Theol.  Jahresber. 
XXn,  320.  321  f.  verzeichnete  Literatur.  Sprachliche  Erwägungen  spielen 
natürlich  auch  bei  diesem  Problem  eine  wichtige  Rolle,  s.  besonders  Spitta, 
Theol.  Abhandl.  (Festgabe  für  H.  Boltzmann  1902),  S.  78  ff. 

Daß  die  Hebraismenflage  schließlich  nur  die  sprachliche  Seite  eines 
viel  umfassenderen  kulturhistorischen  Problems  ist,  lehrt  der  Aufsatz  von 
A.  Deißmann,  Die  Hellenisierung  des  semitischen  Monotheismus. 
Leipzig,  Teubner  1903  (S.-A.  aus  den  N.  Jahrb.  f.  d.  kl.  Altertum  1903*), 
worin  übrigens  die  Frage  eines  'Judengriechisch’  gestreift  wird.  Wenn  ein 
Rezensent  dieser  Schrift*)  dem  von  D.  geleugneten  Judengriechisch  das 
Judendeutsch  entgegenhält,  so  ist  damit  nichts  gesagt  : die  Möglichkeit  einer 
solchen  Erscheinung  ist  zuzugeben,  aber  über  ihre  geschichtliche  Realität 
entscheidet  eben  doch  nur  die  sprachliche  Forschung  — und  diese  hat  bis 
jetzt  nichts  im  Sinne  eines  lebendigen  jüdisch -griechischen  Idioms  ergeben. 

Die  Detailerörterung  der  Hebraismenfrage  hat  sich  in  jüngster  Zeit 
besonders  um  die  Formel  lig  ovofia  und  (V  ovofitm  gedreht;  vgl. 

J.  Böhmer,  Ist  zum  sprachlichen  Verständnis  des  Neuen  Testaments 
der  alttestamentliche  Sprachgebrauch  anzuziehen?  Beitr.  z.  Förd.  christl. 
Theol.  V,  6.  Heft  (1903),  51—80. 

(vgl.  auch  dens.  „Stndierstube“  II,  324  ff.  516  ff.  580  ff.). 

W.  Brandt,  Nog  eens  tig  ovo/ta.  Theol.  Tijdskr.  XXXVI  (1903),  193 
bis  217  (auch  D.  Lit-Z.  1904,  2338—2344) 

W.  Heitmüller,  „Im  Namen  Jesu“.  Eine  sprach-  und  religionsge- 
schichtliche Untersuchung  zum  Neuen  Testament,  speziell  zur  altchrist- 
lichen Taufe.  Göttingen,  Vandenhoeck  u.  Ruprecht  1902. 

Der  Hauptinhalt  dieser  Schriften  betrifft  die  biblisch-theologische  Seite 
des  Problems,  die  uns  hier  nichts  angeht;  die  sprachliche  Seite  wird  beson- 
ders eingehend  von  Heitmüller  behandelt.  Böhmer  und  Brandt  streiten  sich 

darum,  ob  lig  Svofia  das  hebr.  ZT'  oder  Zira  wiedergebe;  und  dabei  hält 

Böhmer  ohne  neue  Grtlude  gegen  Deißmann  daran  fest,  daß  es  ein  'spezi- 
flsches  Bibelgriechisch’  gebe,  — die  'Sprache  des  Heiligen  Geistes’!  Heit- 
müller prüft  die  Formel  von  einem  unbefangenen  Standpunkt  aus,  d.  h.  er 
untersucht  ihr  Vorkommen  in  LXX  und  N.T.  und  findet,  daß  zwar  der 

spezifische  Gebrauch  von  (v  övofiau  der  jüdischen  Graezität  angehöre  und 

ähnliche  Formeln  sonst  äußerst  selten  sind;  aber  trotzdem  hält  er  (S.  52) 
die  Ausdrucksweise  nicht  für  „ungriechisch,  wenigstens  ungriechisch  in  dem 
Sinn,  daß  sie  dem  Geist  der  griechischen  Sprache  zuwiderlaufe“.  Dieses  Er- 
gebnis ist  umso  weniger  anzufechten,  als  die  Untersuchung  der  Papyri  in 


1)  Im  Auszug  in  den  Verhandlungen  des  13.  Internat.  Orientalisten- Kon- 
gresses (Hamburg  1902),  Söä  ff. 

2)  Nestle,  Berl.  phil.  Wschr.  1904,  173  -175. 


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464 


n.  Referate  and  Besprechongen 


betrefif  der  Formel  tig  (xb)  Svofui  ergeben  hat,  daB  sie  „Eigentum  der  hel- 
lenistischen Weltsprache  war,  daB  sie  gebraucht  wurde  lange  vor  dem  N.T., 
und  daB  sie  zwar  nicht  allein,  aber  doch  besonders  — in  verschiedenen 
Nuancen  — in  der  Geschäftssprache  gang  und  gäbe  war“  (S.  104  f.). 

Mit  der  Hebraismenfrage  berührt  sich  endlich  der  Aufsatz  von 

P.  W.  Mozley,  The  meaning  of  loüro  notiiu.  The  Expositor.  6.  ser. 
Vn  (1903),  370—386 

insofern,  als  er  in  bejahendem  Sinn  untersucht,  ob  not&  dem  hebr. 
entsprechend  die  Bedeutung  'opfern’  habe.  Entscheidende  Gründe  für  diese 
Annahme  vermisse  ich;  das  Hebräische  selbst  spricht  dagegen:  denn  eii. 
hebr.  rST  'C7  (=  tovto  nouiri)  kann  nicht  bedeuten  'opfert  dies’,  wie  mich 
mein  Freiburger  Kollege  Prof.  Reckendorf  belehrt. 

Der  Aufsatz  von 

W.  C.  Allen,  The  Aramaic  Element  in  St.  Mark.  Expository  Times 
Xm  (1902),  328—332 

ist  mir  unzugänglich.  Der  Notiz  von  A.  Meyer,  Theol.  Jahresber.  XXIT,  325 
entnehme  ich,  daB  der  Verf.  soviel  Aramaismen  gefunden  zu  haben  glaubt. 
daB  man  nicht  bloB  von  aramaisierendem  Griechisch,  sondern  Übersetzungs- 
gricchisch  reden  müsse.  Ich  erlaube  mir,  darüber  die  stärksten  Zweifel  zu 
haben. 

Was  im  besonderen  den  Wortschatz  des  N.T.  betrifft,  so  erwähne 
ich  zunächst,  daB  das  bekannte  Wörterbuch  von  C.  L.  W.  Grimm  sowie 
seine  englische  Bearbeitung  von  Thayer  in  4.  Auflage  (Leipzig  1903,  bezw. 
London  1904),  die  Konkordanzen  von  Bruder  in  6.  Aufl.  (Göttingen  1904), 
von  Moulton  u.  Geden  (London  1904)  und  Segond  (Lausanne  1904)  in 
2.  Auflage  erschienen  sind. 

Eine  eingehende,  durch  exakte  Methode  ausgezeichnete  Untersuchung 
ist  den  Schriften  des  Paulus  zu  teil  geworden  durch 

Th.  Naegeli,  Der  Wortschatz  des  Apostels  Paulus.  Beitrag  zur 
sprachgeschichtlichen  Erforschung  des  Neuen  Testaments.  Göttingen, 
Vandenhoeck  u.  Ruprecht  1904.  100  S. 

Der  Verf.  prüft  die  in  den  Paulinisehen  Schriften  vorkommenden 
Wörter  daraufhin,  in  welchem  Umfang  sie  dem  klassischen  oder  hellenisti- 
schen (vor-  und  nachpaulinischen)  Wortschatz  (Schriftsteller,  Inschriften  und 
Papyri),  bezw.  der  Obersetzungsliteratur  des  Alten  Testaments  angehören, 
und  gelangt  zu  dem  Ergebnis,  daB  die  hellenistische  Umgangssprache  und 
die  LXX  im  wesentlichen  den  Wortvorrat  des  Paulus  geliefert  haben;  irgend- 
welche attizistische  Neigungen  lassen  sich  nicht  nachweisen,  aber  auch 
Vulgarismen  sind  seltener  als  z.  B.  im  Jobannesevangelium;  die  Sprache 
der  Gebildeten  seiner  Zeit  ist  dem  Paulas  nicht  fremd,  wenngleich  seine 
Diktion  der  Umgangssprache  (der  'niedem’  Kotvrj)  näher  steht,  als  der  lite- 
rarischen ('höheren’)  Koiv^.  In  der  Frage  der  ionisch-poetischen  Wörter 
vertritt  der  Verf.  ganz  den  Standpunkt,  den  ich  selbst  zuerst*)  wie  mir 
scheint  methodisch  begründet  habe;  ich  linde  es  daher  seltsam,  daB  unter 
der  S.  22  verzeichneten  Literatur  mein  Name  mit  Stillschweigen  ül)er- 
gangen  wird. 


1)  Die  griech.  Sprache  S.  209  ff. 


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Albert  Thamb:  Die  Forschungen  über  d.  hellenist.  Sprache  in  d.  J.  1902 — 1901  465 

Der  Aufsatz  von 

A.  R.  Eagar,  The  Authorship  of  the  Epistle  to  the  Hebrews.  The 
Expositor  1904  (August),  110 — 123 

wiU  aus  dem  Wortschatz  des  Hebräerbriefs  den  Lukas  als  dessen  Verfasser 
nachweisen.  Beim  gegenwärtigen  Stand  hellenistischer  und  neutestament- 
licher  Wortforschung  scheint  mir  der  Versuch  eines  derartigen  Nachweises 
von  vornherein  wenig  Erfolg  zu  versprechen. 

Mit  einzelnen  Wörtern  beschäftigen  sich 

Ph.  Barrj,  On  Luke  15,  25  avfiipwvia  ’bagpipe’.  Joum.  of  Bibi.  Lit. 
1904,  180—190. 

C.  Bruston,  Le  sens  de  i'lsOr'^piov  et  ce  qui  en  resulte.  Rev.  theol. 
et  Qnestions  relig.  VIII  (1904),  Juli  (mir  nicht  zugänglich). 

A.  DeiBmann,  Haatijgtof  und  floor^piov.  Eine  lexikalische  Studie. 
Zschr.  f.  neutest.  Wiss.  IV  (1903),  193 — 212 
(Die  allgemeine  Bedeutung  'Versöhnungsgegenstand,  Gnadenmittel,  Sühne- 
mittel’ ist  auch  die  biblische). 

S.  Dickey,  Some  Word-Studies  in  Eph.  The  Bible  Student  VH,  35  ff. 
(mir  unzugänglich). 

G.  F.  Greene,  The  Word  parresia  in  the  Acts.  The  Bible  Student 
Vn,  137 — 143  (mir  unzugänglich). 

G.  F.  Hamilton  and  G.  G.  Findlay,  and  cdtj&ivög  in  St.  John. 

Expositoty  Times  XVI  (1904),  42  f.  (mir  unzugänglich). 

F.  Herklotz,  Miszelle  zu  Mk  1,  1.  Biblische  Zeitschr.  II  (1904),  77 
(dp)^  hat  die  Bedeutung  des  hebr.  KIT''  'Hauptsache,  summa  sc.  rei’). 

F.  Herklotz,  Miszelle  zu  Mt  19,24  und  Parall.  Bibi.  Zschr.  II  (1904), 
176  f. 

(Bringt  Indizien  für  'Schiffs-,  Ankertau’,  das  vielleicht  aus  aram. 

ttbQS  entlehnt  ist). 

F.  J.  A.  Hort,  EATtaoiaxla,  tvruQxainv.  Joum.  of  Theol.  Stud.  lU 
(1902),  nr.  12. 

Kröning,  Was  bedeutet  «pro;  Iniavaiog'i  Gymnasium  XXII  (1904), 
Heft  5 (mir  unzugänglich). 

Lock,  Pieroma.  Dictionary  of  the  Bible  IV  (1902),  1 f. 

(Treffliche  lexikographische  Studie,  welche  die  innere  Entwicklung  des 
biblisch-theologischen  Gebrauchs  darlegt  — ohne  'Judengriechisch’  u.  dgl. 
zu  Hilfe  zu  nehmen). 

J.B.  Mayor,  <I>9ivoTuo^iv6g.  The  Expositor  6.  ser.  IX  (1904),  98  — 104 
(Die  Bedeutung  'herbstlich’  wird  für  das  alttestamentliche  Wort  gefordert; 
im  Neugriechischen,  das  'natürlich’  nicht  herangezogen  ist,  hätte  der  Verf. 
eine  Bestätigung  dafür  finden  können). 

P.  Wendland,  Xoir^p.  Eine  religionsgeschichtliche  Untersuchung. 
Zschr.  f.  neutest.  Wiss.  V (1904),  335 — 353 
(Weist  nach,  daß  das  Wort  in  der  Bedeutung  'Heil-  und  Rettung-Bringer’ 
der  hellenistischen  Gedankenwelt  durchaus  vertraut  ist). 

Die  frühchristliche  Literatur  außerhalb  der  Bibel  hat  neuerdings 
keine  sprachlichen  Untersuchungen  hervorgerufen.  Wer  sich  über  diesen 
Schriftenkreis  orientieren  will,  kann  nunmehr  auf  Henneckes  „Neutesta- 
mentliche  Apokryphen“  und  das  dazugehörige  „Handbuch“  (Tübingen  1904) 


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466 


II.  Referate  und  Besprechungen 


verwiesen  werden;  hervorgehoben  sei  der  Index  zu  den  Acta  apostolonun 
apocrypba  ed.  Bonnet  II,  2 (1903).  Über  die  Märtyrerakten  vgl.  die  Biblio- 
graphie in  der  Byz.  Zschr.  (besonders  XI,  632 — 636).  Von  besonderem 
sprachlichen  Interesse  sind  die 

Acta  S.  Carterii  Cappadocis.  Das  Martyrium  des  H.  Karterios  aus 
Kappadokien.  Herausg.  von  J.  CompernaB.  I.  Text  und  Indices.  Bonn, 
Georgi  1902.  VI,  26  S, 

Die  Sprache  dieses  Textes,  der  nach  einer  Pariser  Handschrift  des 
12.  Jahrh.  herausgegeben  wurde,  ist  ein  Gemisch  klassischer  und  vulgärer 
Form;  itazistische  Fehler  wie  7ttQtit9^vcu  (t  statt  v)  scheinen  auf  klein- 
asiatischen  Ursprung  der  Textüberlieferung  hinzuweisen.  Unter  den  Indices 
bieten  nr.  3 (Titel  und  Ämter)  und  nr.  4 (Namen  von  Marterwerkzeugen) 
lexikalisches  Material. 

Ein  interessanter  Text  des  7.  Jahrh.,  der  von  Geizer  (1893)  heraus- 
gegebene  Leontios,  ist  jüngst  von 

A.  Georg,  Studien  zu  Leontios.  Diss.  München  1902.  35  S. 
auf  seine  sprachlichen  Eigentümlichkeiten  hin  untersucht  worden.  Aus  dem 
1.  Kapitel  (kritische  Nachlese  zu  Geizer)  hebe  ich  hervor,  daß  der  Verf. 
die  Lesart  rä  (24,  12)  = a (Relat.)  anzweifelt  und  Formen  wie  vvxrav 
den  Abschreibern  in  die  Scbuhe  schiebt;  das  2.  Kapitel  (S.  18  ff.)  charakte- 
risiert (in  nicht  immer  einwandfreier  Weise)  die  Sprache  des  Autors  hin- 
sichtlich der  Syntax  des  Nomens  und  Verbums,  des  Wortschatzes  und  der 
Bedeutungslehre.  Das  Hin-  und  Herscbwanken  zwischen  Vulgarismen  und 
klassizistischem  Ausdruck  — und  zwar  je  nach  dem  Charakter  der  einzelnen 
Stellen  (s.  S.  18f.)l  — verrät  schon  ganz  den  Byzantiner  und  modernen 
Griechen  mit  ihren  zerfahrenen  Sprachzuständen.  Dasselbe  gilt  von  dem 
Werk  eines  Profanschriftstellers  des  6.  Jahrh.,  das  jüngst  neu  herausgegeben 
worden  ist: 

Joannis  Lydi  de  magistratibus  populi  romani  libri  tres  ed.  ß.  Wuensch. 
Leipzig,  Teubner  1903.  XLVI,  183  S. 

Der  Herausgeber  handelt  in  der  Vorrede  S.  XXVI  ff.  über  die  Sprache  des 
Autors;  wie  weit  die  wichtigste  Handschrift  0 (Codex  Caseolinus,  Paris, 
um  d.  J.  1000)  mit  ihren  vulgären  Wortformen  neben  den  attizistisehen  Nei- 
gungen des  Lydus  zu  Recht  besteht,  ist  schwer  zu  entscheiden.  W.  hat 
Vulgarismen,  die  sich  sonst  schon  bis  zum  6.  Jahrh.  nachweisen  lassen,  in 
den  Text  aufgenommen,  gesteht  aber  selbst  zu,  daß  die  Handschrift  doch 
wohl  in  noch  weiterem  Umfang  die  Sprache  des  Originals  wiedergebe. 
Wie  sehr  das  klassisch-griechische  Sprachgefühl  in  dieser  2ieit  geschwunden 
ist,  zeigt  die  Sprache  des  Historikers  Prokop  aus  Caesarea.  Die  Material- 
sammlung von 

F.  J.  Hartmann,  Untersuchungen  über  den  Gebrauch  der  Modi  in 
den  Historien  des  Prokop  aus  Caesarea.  Gymn.-Progr.  ßegensburg  1902/03. 
30  S. 

bestätigt  das  Urteil  Krumbachers  (Byz.  Lit.*  233)  hinsichtlich  eines  wich- 
tigen Kapitels  der  Grammatik:  die  willkürliche  Vermischung  der  Modi  und 
besonders  der  übermäßige  regellose  Gebrauch  des  Optativs  sind  Symptome 
der  längst  vollzogenen  Auflösung  der  antiken  Syntax,  eine  Tatsache,  über 
welche  die  äußerliche  Nachahmung  alter  Vorbilder  wie  Thukydides  und 
Herodot  nicht  hinwegzutäuschen  vermag. 


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Albert  Thumb:  Die  Forschungen  über  d.  hellenist.  Sprache  in  d.  J.  1902 — 1904  467 


IV. 

Arbeiten,  welche  einzelne  granunatische  Probleme  durch  die  gesamte 
Koiv^  hindurch  verfolgen,  sind  nicht  häufig.  Wie  weit  Papyri,  Inschriften 
und  Schriftwerke  für  sich  sprachlich  erforscht  worden  sind,  darüber  haben 
die  vorigen  Abschnitte  Auskunft  gegeben.  Werke  wie  die  von  Crönert 
(s.  S.  446)  und  Nacbmanson  (s.  S.  452)  holen  am  weitesten  aus,  da  sie 
durch  Heranziehung  von  parallelen  Tatsachen  die  gesamte  Xotv^ Grammatik 
berücksichtigen.  Zwei  größere  Rezensionen  von  K.  Dieterichs  Untersuchungen, 
nämlich  die  Solmsens  (Indog.  Forsch.  Anz.  XVI,  8 — 11)  und  8.  Papadi- 
mitriu’s  (Vizant.  Vremennik  X,  546 — 556),  seien  zur  Ergänzung  des  finlher 
Gesagten  (II,  423)  angeführt.  Verschiedene  Fragen  der  Aoiv^- Grammatik 
finden  eingehende  Erörterung  bei 

r.  iV.  Xut^tdiixig,  'A%aSt\iui%a  avayvioOftara  tlg  t^v  ilXtjvixijv  Itrrt- 
vtxijv  xcrl  (UXqÖv  tig  tijv  Ivöixijv  y^ufifuatxi^v.  I.  II.  Athen,  Xcmc^hägiog 
1902.  1904.  xtj'  und  608,  xß^  und  688  8. 

Man  vergleiche  z.  B.  den  Abschnitt  über  Vokalabfall  u.  Verw.,  besonders 
über  die  Nomina  auf  -ig,  -tv  st.  -toj,  -lov  (U,  500 ff.  514 ff.),  eine  viel- 
erörterte Erscheinung,  deren  neuste  Behandlung  durch  Hatzidakis  mir  jedoch 
nicht  einwandfrei  zu  sein  scheint. 

Zn  einzelnen  Kapiteln  oder  Paragraphen  einer  Grammatik  der  Koivri 
sind  folgende  Beiträge  zu  verzeichnen: 

Lautlehre. 

C.  Bendall,  Notes  on  the  Pronunciation  of  Greek  as  deduced  from 
Graeco  - Indian  Coins  B.C.  180 — 20.  Joum.  of  Philol.  XXIX  (1904), 
199—201. 

Bemerkenswert  sind  die  Schreibungen  tj  = e,  v = »,  «v  = eu  oder  er«, 
ip,  Xi  ^ ünd  y,S  = k,t  in  Fällen  wie  Akathukreya  = 

Tiymeta  = Awif^Sijg.  Man  sieht,  daß  einzelne  dieser  Schrei- 
bungen auf  die  kleinasiatisch-syrische  Aussprache  des  Griechischen  hinweisen 
(was  vom  Verf.  nicht  erkannt  worden  ist). 

r.  N.  Xaz^iSäxig,  rgafi/iarixa  iit/rijfiaia.  8.  A.  aus  der  ’Entxriglg 
Tov  ’E&vixov  riuvtTnaxfjiiCov.  Athen  1904.  16  8. 

In  betracht  kommt  nr.  2.  H.  stellt  die  beachtenswerte  Hypothese  auf, 
daß  der  Schwund  von  y in  hellenist.  yiv(iaxa>  und  ylvo^uti  durch  Silben- 
dissimilation und  nicht  durch  die  Lautkombination  yv  bedingt  sei. 

Flexion. 

L.  Badermacher,  Griechischer  Sprachbrauch.  Nr.  9.  Philologus  LXm 
(1904),  4f. 

weist  die  Flexion  agafiaxov  = agm\iu  u.  dgl.  aus  spätgriechischen  Quellen  nach. 

W.  Crönert,  Die  adverbialen  Komparativformen  auf  -to.  Philologus 
LXI  (1902),  161—192. 

Es  handelt  sich  um  erstarrte  Formen  auf  -tu  nlilat),  die  für  ver- 

schiedene Kasus  und  besonders  als  Adverbien  verwendet  worden  sind;  der 
Verf.  verfolgt  diese  Formen  durch  die  gesamte  Graezität  und  kommt  dabei 
zu  einem  bemerkenswerten  Ergebnis:  die  attischen  Inschriften  kennen  den 


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468 


II.  Referat«  und  Beeprechungei 


Gebrauch  nicht,  wohl  aber  die  Papyri  und  die  hellenistischen  Schriftsteller; 
er  ist  ferner  häufig  bei  Hippokrates,  Herodot  und  denjenigen  attischen 
Scbriftstellem , die  Anlehnung  an  die  ionische  Kunstsprache  zeigen  (wie 
Thukydides,  Plato,  Xenophon  und  Aristoteles).  Die  Erscheinung  ist  also 
offenbar  neuionischen  Ursprungs  und  von  da  in  die  Koivij  gedrungen, 
seit  der  Zeit  Diokletians  aber  ans  den  Papyri  wieder  verschwunden;  sie 
zeigt  mithin  „daß  die  Koivrj  neben  dem  Mittel-  und  Neugriechischen  ihren 
ganz  speziellen  Charakter  hat“.*) 


SyntsLX. 

L.  Radermacher,  Griechischer  Sprachbrauch.  Nr.  14.  Philologus  LXIII 
(1904),  11 

belegt  den  Gebrauch  von  nagä  c.  Gen.  statt  Dativ  aus  Papyri  und  Schrift- 
stellern. 

A.  Deißmann,  Der  Artikel  vor  Personennamen  in  der  spatgriechischen 
Umgangssprache.  Berl.  phil.  Wschr.  1902,  1467 — 8 
gibt  Belege  aus  Papyri. 

F.  G.  Attinson,  On  causes  contributory  to  the  loss  of  the  Optative 
in  later  Greek.  Studies  in  honour  of  B.  Gilderslecve  (Baltimore  1902\ 
353—356 

macht  für  den  Untergang  des  Optativs  vor  allem  den  Itacismus  verantwort- 
lich. Doch  scheint  mir  diese  Ursache  nicht  zu  genügen,  um  den  Verlust 
des  Modus  zu  erklären;  denn  der  Schwund  des  Optativ  begann  schon,  bevor 
Ol  mit  ri  und  rj  zusammengefallen  war  (s.  oben  S.  454  Kapff  über  Diodor) 
und  dürfte  demnach  durch  innere  (syntaktische)  Gründe  bedingt  sein. 

St.  Langdon,  History  of  the  use  of  iäv  for  äv  in  relative  clauses. 
Am.  Joum.  of  PhiloL  XXIV  (1904),  447 — 451 
behandelt  das  Vorkommen  des  Gebrauchs  in  der  LXX,  im  N.T.,  in  Papyri, 
bei  Josephus  und  christbchen  Schriftstellern;  er  hält  auch  die  beiden  Belege 
bei  Xenophon  Mem.  III,  10.  12  und  Lysias  XVII,  18  für  echt. 

E.  L.  Green,  fuj  for  oü  before  Lucian.  Studies  in  honour  of  B.  Gilders- 
leeve  471 — 480 

zeigt  aus  Polybios,  Philodeinos,  Diodor,  Dionysios  Hai.,  Strabo,  dem  Neuen 
Testament,  Plutarch,  Dio  Chrysostonios,  Arrian,  Justinus  Martyr,  daß 
vor  allem  bei  den  Verba  dicendi  (c.  Inf.)  und  in  der  Oratio  obliqua  (ort  (iq) 
in  die  Sphäre  von  oü  eingedrungen  ist. 

WortBOhatz. 

Über  den  Plan  eines  griechischen  Thesauius  wurde  von  den  versam- 
melten Vertretern  der  großen  Akademien  1904  in  London  verhandelt,  s. 
darüber  Byz.  Zschr.  XIII  (1904),  698  f Da  aber  die  Verwirklichung  dieses 
Plans  vorläufig  nicht  abzusehen  ist,  so  muß  man  jede  Arbeit  mit  Dank  be- 
grüßen, die  wenigstens  den  durch  Inschriften  und  Papyri  dargebotenen 
neuen  Sprachstoff  verzeichnet.  In  dieser  Beziehung  leisten  das  in  Athen 
erscheinende  „Miya  Aiii%6v“  und  besonders 


1)  Die  griech.  Sprache  S.  16. 


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Albert  Thumb:  Die  Forschongen  über  d.  hellenist.  Sprache  in  d.  J.  1902 — 1904  4ö9 


H.  van  Herwerden,  Lexicon  graecum  suppletorium  et  dialecticum, 
Leiden  1902  (samt  Appendix,  1904) 
nützliche  Dienste. 

Nicht  nur  rein  stofflich,  sondern  auch  inhaltlich  (d.  h.  der  Bedeutung 
nach)  bieten  die  ÜLOiv^-Quellen  dem  griechischen  Wörterhuch  neues  Material. 
Die  beträchtliche  Umwertung,  welche  der  klassische  Wortschatz  in  helleni- 
stischer Zeit  erfahren  hat,  ist  bis  jetzt  nur  gelegentlich,  d.  h.  aus  Anlaß 
einzelner  Wörter,  untersucht  worden;  daß  die  Bedeutungsgeschichte  hel- 
lenistischer Wörter  wiederum  aus  dem  Neugriecliischen  den  größten  Nutzen 
zu  ziehen  vermag,  zeigen  die  Aufsatze  von 

K.  Dieterich,  Bedeutungsgeschichte  griechischer  Worte.  Rhein.  Mus. 
N.F.  LIX  (1904),  226—237.  LX  (1905),  229—240. 

Sie  skizzieren  die  Schicksale  der  agr.  Wörter  (ij  waii}, 

aetv,  (2)  xaipos,  jjpövoj,  froj,  (3)  lalA,  xtladö),  &5a>,  (4)  iiiQog, 

OKkrjifog.  Wenn  man  auch  nicht  allen  Konstruktionen  des  Verf.  zustimmen 
wird,  so  gebührt  ihm  doch  das  Verdienst,  durch  seine  anregenden  Ausfüh- 
rungen den  Philologen  gezeigt  zu  haben,  wie  lohnend  dieses  Kapitel  griechi- 
scher Sprachgeschichte  ist.*) 

Die  einzelnen  Wörter,  welche  Anlaß  zur  Besprechung  gegeben  haben, 
sind  — zusammen  mit  den  schon  im  Verlauf  des  Berichtes  erwähnten  lexi- 
kalischen Beitrügen  — folgende: 
üJLTi&Tjg,  alt]9iv6g:  s.  S.  46.5. 
yaidafog:  s.  S.  450. 
imovatog  (aptos):  s.  S.  465. 
tvxoQiOTla,  tixogioiäi:  s.  S.  465. 

{laortjpiof:  s.  S.  465. 
xovQßa:  s.  S.  447. 
itocövtf:  s.  S.  448. 
nuQfijala'.  s.  S.  465. 
nX^Qtofut:  s.  S.  ^65. 

npöubMcov  'soziale  Persönlichkeit,  moralische  Person’:  s.  K.  Prächter, 
Philol.  LXm  (1904),  155  f. 
aatziov,  aäzov:  s.  S.  448. 

ovxoppai'Tä  'etwas  zur  Anzeige  bringen;  von  jem.  etwas  erpressen’:  s. 
E.  Nestle,  Zschr.  f.  neutest.  Wiss.  IV  (1903 j,  271. 
evfupavl«:  s.  S.  465. 
s.  S.  465. 

aißaaiii  xvQiaxr)  7j|ufpa  'Tag  des  Kaisers’:  s.  Deißmann,  Encycl. 

Bibi.  UI  (1902),  2813  — 2816;  ähnlich  auch  schon  Thumb,  Zschr.  f.  deutche 
Wortforsch.  I (1900),  165. 
q>9ivomogiv6g:  s.  S.  465. 

'SlßXlag,  Beiname  des  Jakobus  'Vater  des  Volkes’[?]:  F.  Herklotz, 
Zschr.  f.  kath.  Theol.  XXVII  (1903),  572  f.  XXtTU  (1904),  447. 


1)  Vgl.  dazu  auch  die  kritischen  Bemerkungen  von  Krumbacher  Byz.  Zschr. 
Xin,  598f.  Zu  ngr.  x<X‘t<z  Stadt  vgl.  außerdem  Kretschmer  KZ.  XXXIX,  664 — 556, 
der  gegenüber  Dieterich  gewiß  Recht  hat. 


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470 


II.  Referate  und  Besprechungen 


V. 

Von  prinzipiellen  Erörterungen,  welche  Charakter,  Ursprung  und  Ent- 
wicklung der  gesamten  Koivij  betreffen,  erwähne  ich  zunächst  die  größere 
Besprechung  meines  Buches  ,J)ie  griechische  Sprache“  durch  S.  Sestakov 
im  Vizant.  Vrem.  IX  (1902),  473 — 497  und  den  mir  unzugänglichen  Auf- 
satz Ton 

S.  Krauß,  Der  Hellenismus.  Egyet.  Philol.  Közl.  XXVII  (1903). 
396—405. 

Aus  der  Byz.  Zschr.  XII,  650  f.  entnehme  ich,  daß  sieh  der  Verf.  auch  mit 
mir  beschäftigt,  aber  höchst  sonderbare  Ansichten  zu  entwickeln  scheint.  — 
Eine  hübsche  Übersicht  über  die  Entwicklung  der  Kotntj  findet  sich  in  den 
einschlägigen  Ausführungen  von 

E.  Schwyzer,  Die  Weltsprachen  des  Altertums  in  ihrer  geschicht- 
lichen Stellung.  Berlin,  Weidmann  1902.  38  S. 

Die  verschiedenen  Probleme  der  Kon»^- Forschung  werden,  wie  ich 
schon  oben  S.  444  bemerkte,  in  dem  Bericht  von  Witkowski  mit  selbstän- 
digem Urteil  erörtert.  In  der  Frage  über  den  Untergang  der  altgriech. 
Dialekte  (S.  165  ff. ) scheint  Witkowski  sich  nicht  recht  entscheiden  zu 
können,  oh  er  meine  Darlegungen  annehmen  soll  oder  nicht;  doch  glaubt 
er  Kretschmer  zustiminen  zu  müssen  (S.  168),  wenn  er  bestreitet,  „daß  der 
Rückgang  des  Dialektgebrauchs  auf  den  Inschriften  das  Schwinden  der 
Dialekte  im  Leben  beweise“;  denn  „das  Schwinden  der  Dialektinschriften 
kann  ja  davon  kommen,  daß  man  beginnt,  für  diese  Denkmäler  die  Schrift- 
sprache als  passender  anzusehen“.  Ich  glaube  aber  bewiesen  zu  haben  — 
Witkowski  weiß  keine  Gegengründe  anzufOhren  — daß  die  Verhältnisse  der 
Inschritten  ganz  einem  natürlichen  Verlauf  der  Dinge  entsprechen;  W.  ver- 
gißt vor  allem,  daß  das  aus  den  Inschriften  gewonnene  Ergebnis  mit  dem 
übereinstimmt,  was  wir  vom  Neugriechischen  aus  für  den  .4usgang  des 
Altertums  voraussetzen  müssen.  Und  dieser  allmählich*  'Koenisieningsprozeß’ 
der  Dialekte  erklärt  ja  auch  am  besten,  warum  die  altdialektischen  Bestand- 
teile der  Koivi]  (außer  den  ionischen)  so  wenig  beträchtlich  sind:  denn 
auch  das  neugefundene  Sprachmaterial  ergibt  dasselbe  Bild,  das  man  schon 
vor  einigen  Jahren  zeichnen  konnte.  Das  gilt  ferner  für  die  ungriechischen 
Elemente  der  Koitn]\  über  Lehnwörter  und  die  Hebraismenfrage  wurde  schon 
gehandelt.  Wenn  Witkowski  S.  194  meint,  daß  meine  Vermutungen  über 
kleinasiatischen  Einfluß  beim  Wandel  von  u zu  i „auf  sehr  unsichere  Grund- 
lagen aufgebaut  sind“,  so  bin  ich  auch  heute  noch  überzeugt,  daß  diese 
Grundlagen  mindestens  so  sicher  sind,  wie  diejenigen  für  den  keltischen 
Charakter  des  gallisch-romanischen  Wandels  von  u in  ti  (i).  Wenn  meine 
•Annahme  klcinasiatischen  Einflusses  richtig  ist,  so  folgt  daraus,  daß  cs  ein- 
mal eine  besonders  gefärbte  kleinasiatische  Koivi]  gegeben  habe.  Meine 
Hypothese  über  Xoivij- Mundarten  hat  bei  mehreren  Gelehrten,  so  auch 
Witkowski  8. 196  ff.,  ziemliche  Zweifel  erregt.  In  einem  einzelnen  Punkt,  näm- 
lich in  der  Beurteilung  von  pontisehem  und  kappadok.  &{ä)tXip6g  gegenüber 
gemein-neugr.  ädrpipd;,  mac-ht  Witkowski  (S.  200 1 einen  positiven  Einwand: 
daß  ich  zu  übersehen  scheine,  daß  die  neugriech.  1- Formen  auch  auf  dem 
Einflüsse  der  Schule  oder  der  Kirchenspraehe  beruhen  können.  Ich  müßte 
sehr  wenig  vom  Neugriechischen  wissen,  um  gerade  ein  solches  Moment  zu 


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Albert  Thumb;  Die  Foischnngea  über  d.  hellemst.  Sprache  iu  d.  J.  1902—1904  471 


übersehen,  das  der  neugr.  Dialektforscher  bestSndig  vor  Augen  haben  muß. 
Selbstverständlich  habe  ich  die  Bewahrung  des  1 eben  deshalb  als  ein  echtes 
kleinasiatisches  Dialektmerkmal  aufgefaßt,  weil  mir  die  (an  sich  denkbare) 
Auffassung  von  Witkowskd  ausgeschlossen  scheint;  es  würde  zu  weit  führen, 
wenn  ich  das  hier  begründen  wollte.  Daß  meine  Xoxvrj- Dialekte  nicht  so 
luftige  Hypothesen  sind,  wie  man  meint,  dafür  habe  ich  in  der  jüngsten  Zeit 
einen  für  mich  erfreulichen  Beweis  erhalten:  unter  den  von  AudoUent  (s.  o. 
S.  451)  veröffentlichten  Verfluchungsinschriften  finden  sich  mehrere  Texte  aus 
Cypem,  die  ganz  ausgesprochene  Züge  einer  AotetJ-Mundart  zeigen,  worüber 
ich  in  der  Rezension  des  Buches  Indog.  Forsch.  Anz.  XVIII,  43  handle. 

Zur  Frage  nach  dem  Ursprung  der  Koivt'j  macht  Witkowski  (S.  170ff.) 
einige  anregende  Bemerkungen;  dort  findet  man  auch  eine  klare  Darlegung 
von  Kretschmers  und  meiner  Auffassung  sowie  der  Stellung  anderer  Ge- 
lehrten zu  dem  Problem.  Kretschmers  Hypothese  (über  die  ich  auch  oben 
n,  425  f.  mich  äußerte)  wird,  soviel  ich  sehe,  allgemein  abgelehnt;  mit 
derselben  haben  sich  seit  meinem  früheren  Bericht  noch  Ciardi-Dupre, 
Bessarione,  Anno  VI,  vol.  II,  205 — 212  und  Meillet,  Mem.  de  la  Soc.  de 
Lingu.  XIII  (1903),  53  f.  beschäftigt;  den  treffenden  Worten,  mit  denen 
Meillet  die  Hypothese  Kretschmers  ablehnt,  kann  ich  völlig  zustiramen.  — 
Die  Abhandltmg  von 

E.  Darko,  Das  Verhältnis  der  Kotvrj  zu  den  altgriechischen  Dialekten. 

Egyet.  Philol.  Közlöny  XXVI  (1902),  484—515 
trägt  nach  dem  Referat  Byz.  Zscbr.  XI,  598  die  gleichen  Ansichten  wie 
ich  vor  — aber  wie  es  scheint,  ohne  meinen  Namen  überhaupt  zu  er- 
wähnen! 

Einigkeit  herrscht  heute  wohl  darüber,  daß  neben  dem  Attischen  nur 
das  Ionische  bei  der  Entstehung  der  neuen  Sprachform  eine  nicht  ganz 
geringe  Rolle  gespielt  hat.  Daß  auch  die  'poetischen’  Wörter  in  dieses 
Kapitel  gehören,  darin  stimmt  mir  Witkowski  (S.  175)  gegen  W,  Schmid 
bei;  ich  habe  schon  oben  (S.  454)  bemerkt,  daß  man  keineswegs  alle  'poeti- 
schen’ Wörter  hellenistischer  Schriftsteller  aus  der  ionischen  Volkssprache 
herleiten  muß.  Auf  verschiedenen  Wegen  sind  ionische  Elemente  in  die 
Kottrij  gelaugt;  Witkowski  hält  allerdings  meine  Annahme  für  bedenklich 
„daß  die  attische  Umgangssprache  zahlreiche  lonismen  besaß.  Warum  soll 
man  direkten  Einfluß  leugnen?“  Letzterer  ist  gar  nicht  zu  leugnen,  aber 
ebenso  sicher  ist  es,  daß  die  attische  Umgangssprache  ionische  Elemente 
firühzeitig  in  sich  aufgenommen  hat.  Ionische  Wörter  in  der  Sprache  des 
Aschylos  und  Sophokles  kommen  natürlich  nicht  in  Betracht;  wohl  aber 
kann  man  Euripides  hierfür  beranziehen.  Wie  weit  dieser  Dramatiker  über- 
haupt die  attische  Umgangssprache  verwendet,  hat 

C.  Amati,  Contributo  sull’  uso  della  lingua  familiäre  in  Euripide. 

Studi  italiani  di  filol.  dass.  IX  (1901),  125 — 148 
untersucht.  Der  Verf.  unterläßt  es  freilich,  die  Kriterien  für  den  Nachweis 
der  'lingua  familiäre’  bei  Euripides  festzustellcn:  das  Fehlen  gewisser  gram- 
matischer und  lexikalischer  Erscheinungen  des  Euripides  bei  Aschylos  und 
Sophokles  einerseits,  das  Vorkommen  derselben  bei  Plato  andererseits  sind 
schlechte  Kriterien;  zu  erwägen  sind  nur  die  Fälle,  wo  1)  die  attische  Ko- 
mödie allein  Parallelen  aufweist,  oder  wo  es  sich  2)  um  Parallelen  aus  hel- 
lenistischer Zeit  handelt.  Auch  möchte  ich  weniger  Gewicht  legen  auf  Formen 


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472 


n.  Referate  und  Beeprechungei 


wie  fyßcc,  oliccg,  ov  yäf  aXXä  (Komödie),  <fl^c  c.  Conj.  (Komödie)  u.  ä.  als  auf 
den  Wortschatz.  Solche  Wörter,  die  zugleich  der  Komödie  und  der  helle- 
nistischen Zeit  angehören,  sind  wohl  meist  Elemente  der  Umgangssprache; 
handelt  es  sich  dabei  um  ionische  Wörter,  so  stehe  ich  nicht  an,  darin 
ionische  Elemente  der  attischen  Umgangssprache  zu  sehen;  vgl.  z.  B.  aVOpm- 
Ttog  = yvvi]  Hipp.  472  (Komödie  und  Hippokrates),  ^olv  rb  fthov  'ci  corre 
di  molto'  Ale.  914  (Herodot  und  später),  xazaaTOQivvvui  Here.  100  (Herodot 
und  Aristophanes).  Daß  in  die  attische  Umgangssprache  gelegentlich  auch 
anderswoher  Wörter  eingedrungen  sind,  dafür  liefert  der  Verf.  einen  neuen 
Beleg  mit  dem  Wort  ixi^aQÜv  Phoen.  45,  Shes.  441;  es  wird  von  den 
Alten  für  arkadisch  erklärt  und  scheint  demnach,  wie  Verf.  bemerkt,  ein 
aus  dem  Peloponnes  eingedrungenos  Lehnwort  zu  sein. 

Zwischen  der  attischen  Umgangssprache  und  der  in  Attika  entstehenden 
Koiv^  ist  keine  Grenze  zu  ziehen:  jene  hat  sich  allmählich  zu  dieser  um- 
gehildet.  So  zeigen  die  Untersuchungen  Galantes  über  die  neuere  attische 
Komödie  (s.  oben  S.  453),  daß  deren  Sprache  mit  Formen  wie  ßaalhaau, 
ylvo/uti,  uQOrjv  (neben  üppijv),  dttxvvto,  ät/oiyeiv,  naquazet  sich  schon  auf  dem 
Weg  zur  Kotvii  befand,  wenngleich  sie  in  andern  Fällen  (wie  ti  für  aa, 
xle’ti)  = xXcttu),  ztjfUffov  — az/fugou,  att.  Dekl.  auf  -cos,  Futurum,  ygij(j9ai 
nicht  29^iß&ai)  attischer  ist  als  die  KotvTj-,  der  beginnende  hellenistische 
Charakter  der  neueren  Komödie  zeigt  sich  ferner  im  Wortschatz  (ßägig, 
ßovi'äg,  ygdv9og,  iazidzcog,  fiiytßzävig),  der  natürlich  auch  ionisches  Sprach- 
gut  enthält  (xcaa<payäg,  acn'ääliov).  Witkowski  hat  S.  251  treffend  darauf 
hingewiesen,  daß  bei  der  Erörterung  der  Faktoren,  die  in  Athen  der  Ent- 
stehung der  Koivr/  vorarbeiteten,  die  große  Zahl  der  attischen  Metöken  nicht 
außer  -\cht  gelassen  werden  darf. 

Wenn  wir  sehen,  wie  sich  das  Attische  in  Attika  selbst  verjüngt  und 
durch  .\ufnahme  einiger  fremder  Züge  verändert,  ohne  jedoch  etwa  ionisch 
zu  werden,  so  dürfen  wir  in  diesem  Vorgang  gewissermaßen  das  Muster 
des  umfassenderen  Prozesses  sehen,  der  das  Attische  außerhalb  Attikas  zur 
Koivrj  weiterentwickelt  hat.  Natürlich  ist  dieser  Prozeß  außerhalb  Attikas, 
d.  h.  im  Gebiet  des  attischen  Seehundes,  schneller  verlaufen  und  wirkte  auf 
Attika  zurück,  und  daher  muß  man  das  'Groß-Attisch’  als  Ausgangspunkt 
der  Koivi)  betrachten.  Wenn  Witkowski  (S.  186  f.)  diesen  Ausgangspunkt  in 
erster  Reihe  bei  den  Makedoniern  sucht,  so  scheint  mir  diese  Formulie- 
rung nicht  ganz  glücklich;  die  Makedonier  haben  für  die  Verbreitung  der 
Koivij  gewirkt,  sie  aber  nicht  geschaffen,  sondern  übernommen;  sic  waren 
außerhalb  Attikas  und  seines  Bereichs  das  erste  Volk,  welches  die  neue,  im 
Entstehen  begriffene  Sprachform  aufnahm  und  sie  zusammen  mit  der  ihm 
Untertanen  griechischen  (und  besonders  ionischen)  Gefolgschaft  über  die 
Welt  verbreitete. 


Autorenregister. 


Albani  J.  460. 

Allen  W.  C.  464. 
Amati  C.  471. 
Amelung  R.  458. 
Attinson  F.  G.  468. 
Audollent  A.  451. 

Barry  Ph.  465. 


Baudissin  W.  444. 
Bendall  C.  467. 
Blass  F,  457f.  459 
Böhmer  J.  463. 
Brandt  W.  463. 
Brooke  A.  E.  455. 
Bruder  464. 
Briiunig  W.  460. 


Bruston  C.  459.  465. 
Butler  A.  J.  446. 

XKTfiddx»e  8.  H. 
Ciardi-Dupre  471. 
Clermont-Ganneau 
453. 

Compemass  J.  466, 


Crönert  W.  446.  448. 
449.  460.  467. 

Darko  E.  471. 
Deissmann  A.  444. 
446.  468.  466.  468. 
469. 

Dickey  S.  458.  466. 


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Friedrich  Blaß:  Literarische  Texte  mit  Ausschluß  der  christlichen  473 


Dieterich  K.  469. 
Dittenhertrer  W.  451. 
Dittmax  W.  462. 
Dominik  E.  459. 

Eagar  ß.  465. 
Erman  H.  444. 

Fiebig  P.  462. 
Findlay  G.  G,  465. 
Fritsch  J.  453. 

Galante  L.  458. 
Geden  464. 

Georg  A.  466. 
Gerhard  G.  A 452. 
GlubokoTski  N.  458. 
Goodspeed  E.  J.  460. 
Green  E.  L.  468. 
Greene  G.  F 465 
Grimm  C.  L.  W.  464. 

Hamilton  G.  F.  465. 
Harnack  463. 
Hartmann  F.  J.  466. 
Hatzidakis  G.  N.  467. 
Heitmüller  W.  463. 
Hennecke  465. 
Heraens  H.  447. 
Herklotz  F.  465.  469. 
Herwerden  II.  van 
469. 


Hesseling  D.  C.  450. 
Boltzmann  H.  456. 
Homolle  451. 

Hort  F.  J.  A.  465. 
Hultzsch  Th.  455. 

Jannaris  A.  N.  445. 
Jjzeren  J.  van  460. 
Jouguet  P.  445. 
Jflthnor  J.  447. 
Junker  H.  449. 

Kallenberg  H.  455. 
Kapff  R.  454. 
Kenyon  446. 

Knopf  K.  456. 
Kraiiss  S.  445. 
Kretschmer  P.  469. 
KrUning  465. 
Krumbacher  K.  450. 

Lafoscade  L 452. 
Langdon  St.  468. 
Laughlin  T.  C.  460. 
Levy  J.  444. 

Lock  465. 

Mavr-G’schrev  R. 
444. 

Mayor  J.  B.  465. 

Mc  Lean  N.  455. 
Meillet  471. 


Meyer  A.  456. 
Millet  451. 

Mittels  L.  444. 
Moulton  J.  H.  449. 
464. 

Mozlev  F.  W.  459. 
46t! 

Naber  J.  C.  444. 
Nachmanson  E.  452. 

467. 

Kaegeli  Th.  464. 
Nestle  E.  456.  469. 
Nichols  458. 

Oldenburger  E.  455. 
Otto  W.  448. 

Pallis  A.  460. 
Pargoire  451. 

Petit  451. 

Praechter  K.  469. 
Prellwitz  W.  443. 

Radermacher  L.  467. 

468. 

Ricci  S.  de  445. 

Schilf  A.  462. 
Schiatter  A.  460. 
Schmid  448 
Schubart  W.  449. 
Schuchardt  H.  447. 


SchwyzerE.  443. 470. 
Scomp  H.  A.  459. 
Segond  464. 

Soden  H.  von  457. 
Spiegelberg  W.  448. 
Spitta  463. 

Swete  457. 

Szekely  St.  456. 

Thackeray  H.  456. 
Thayer  4*64. 

Thumb  A.  469. 

Tod  M.  N.  452. 

Völker  F.  446. 

Weiss  J.  456. 
Wellhausen  462. 
Weudland  P.  445. 
465. 

Wessely  C.  447.450. 
Wiegand  Th.  452. 
Wilamowitz  ü.  von 
452. 

Wileken  ü.  450. 
Witkowski  St.  448. 
470. 

Wright  J.  H.  460. 
Wuensch  R.  466. 
Wunderer  C.  453. 

Zahn  456 

Albert  Thnmb. 


Marburg  i.  H. 


Literarische  Texte  mit  Ausschluß  der  christlichen. 

(Vgl.  I,  104—120,  502—539.  II,  337  — 381.  III,  257  — 299.) 

Die  unten  gegebene  4.  Übersicht  betrifft  der  großen  Masse  nach  die 
im  4.  Bande  der  Oxyrhynchus  Papyri  (1904)  veröffentlichten  Stücke,  in 
der  Tat  filr  einen  Band  wieder  eine  ganze  Anzahl,  und  darunter  recht 
wertvolle.  Die  New  classical  texts  reichen  hier  von  Nr.  659 — 684,  die 
Fragments  of  extant  classical  anthors  von  Nr.  685 — 704  (und  748 — 783). 
Eine  ausführliche  Besprechung  davon  hat  v.  Wilamowitz  in  den 
Göttingischen  Gelehrten  Anzeigen  1904,  Nr.  8,  S.  659  ff.  gegeben;  s.  auch 
O.  Schröder  und  K.  h'uhr  in  Berl.  philol.  Wochenschrift  1904,  1473  und 
1.505.  Außerdem  ist  als  Sammelwerk  zu  nennen:  Papyrus  Th.  Reinach, 
Papyrus  grecs  et  d^motiques  recueillis  en  Egypte  et  publies  par  Theodore 
Reinach,  Paris  1905.  Das  Literarische  beschrSnkt  sich  leider  auf  ganz 
wenige  und  noch  dazu  kleine  Stücke,  Nr.  1-6.  Eine  besondere  große 
Veröffentlichung  ist  die  des  Thelltetkommentars  in  Berlin.  Für  das 
Wenige,  was  anderweitig  hinzukommt,  ist  die  Publikationsstclle  bei  jeder 
Nummer  angegeben. 

I.  Poetische  Stücke. 

260.  Pap.  Oxyrh.  748,  16,1  X 6,6.  Versenden,  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
Buchschrift;  8.  248  im  Auszug. 


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474 


n.  Referate  nnd  Besprechnagen 


Homer  Ilias  A 107  — 116  Ausgänge.  108  o]ud[t]  rrleooa;  wie 
Aristarch  und  Aristophanes  statt  oürc.  113  X[lvTa(]fxT]aT(n]s  die  richtige 
Schreibung  (keine  unsrer  Hdschr.  so). 

261.  Pap.  Oxyrh.  749,  10,3  X 10.  Versenden  vom  Ende  einer  Kolumne, 
2.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift;  S.  248  im  Auszug. 

Homer  Ilias  yf,  160—176. 

262.  Pap.  Oxyrh.  686,  7,3  X .5,1,  Fragment  aus  dem  Ende  einer 
Kolumne,  frühe  augusteische  Zeit,  Buchschrift;  S.  133  f.  mit  Faksimile 
auf  T.  Vn. 

Homer  Ilias  B 50  — 58,  nicht  große  Reste  aus  der  Mitte  dieser  Verse. 
V.  53  wohl  ßovltiv,  nicht  (wie  Aristophanes  und  Aristarch)  ßovliq-,  54  IIv- 
loiyev[co;,  56  (Hdschr.  mit  Aristopb.  und  Aristarch;  '^cfov  Zenodot). 

Keine  Lesezeichen. 

263.  Pap.  Oxyrh.  750,  8X6,3,  Fragment  einer  Kol.,  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
Buchschrift;  S.  248  im  Auszug. 

Homer  Ilias  B 57 — 73  in  Resten.  65  ]x{ltvt  wie  DH,  statt  (f)*7- 
levoc  A usw. 

264.  Pap.  Oxyrh.  751,  19,6X9,2,  Teil  einer  Kolumne,  spätes  2. 
oder  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift;  S.  248  im  Auszug. 

Homer  Ilias  r 30 — 55.  Fast  nichts  als  Schreibfehler  sind  zu  notieren, 
doch  ist  54  (Hdschr.)  in  xQätOfioi  verbessert,  was  von  Bekker 

vermutet  ist  und  in  der  Tat  vorzuziehen  scheint. 

265.  Pap.  Oxyrh.  687,  7,9  X 4,5,  Reste  zweier  Kolumnen  (Versaus- 
gänge  und  Versanfänge);  frühe  augusteische  Zeit  wie  686,  Buchschrift;  S.  134 
mit  Faksimile  auf  Tafel  VII. 

Homer  Ilias  r 185,  187 — 189  (Enden);  207 — 216  (Anfänge).  Diplen 
vor  207  (^so  Ven.  A)  und  211  (dtnlfj  A). 

266.  Pap.  Oxyrh.  752,  11  x8;  Versanftnge,  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buch- 
schrift; S.  248  im  Auszug. 

Homer  Ilias  A 87 — 96.  V.  92  statt  r\  (Id  inl  p.0(  erste  Hand  . . o]v 
f*oi,  2.  Hand  Si  statt  y;  wertlos. 

267.  Pap.  Oxyrh.  753,  19,3X6,4;  auf  der  Rückseite  einer  Rechnung 
des  2.  oder  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift  des  3.  Jahrh.;  S.  248  im  Auszug. 

Homer  Ilias  A 364 — 398  in  Resten;  aber  369  fehlt  wie  in  A im 
Texte;  man  sollte  ihn  einklammern,  da  es  ein  überflüssiger 
Formelvers  ist.  V.  382  dtxovxo  «d[t  anscheinend  zu  ayxovz  ijd[£  ver- 
bessert. 

268.  Pap.  Oxyrh.  754,  5,5  X 2,5;  auf  der  Rückseite  eines  Dokuments 
des  1.  Jahrh.  n.  Chr.;  Buchschrift  desselben  Jahrh.;  S.  248  im  Auszug. 

Homer  Ilias  A .532 — 539  in  kleinen  Resten. 

26t).  Pap.  Oxyrh.  755,  19  X 6,  auf  der  Rückseite  eines  Dokuments 


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Friedrich  Blaß:  Literarische  Texte  mit  AusachluB  der  christlichea  475 

des  frühen  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Versenden  einer  Kolumne,  doch  in  wenigen 
Buchstaben;  Buchschrift  des  3.  Jahrh.;  S.  348  f.  im  Auszug. 

Homer  Ilias  E (Y),  130 — 173  Enden.  V.  184  erst. 

270.  Pap.  Oxyrh.  7.56,  6,8  X 8,2;  aus  dem  unteren  Teil  eines  Blattes 
eines  Papyrusbuchs;  Halbunciale  des  späten  3.  oder  des  4.  Jahrh.  n.  Chr,; 
8.  249  im  Auszug. 

Homer  Ilias  E (V)  324 — 334  (Enden),  und  (Rückseite)  379 — 390 
in  Resten. 

271.  Sechs  Papyrusreste,  mit  Buchschrift  etwa  des  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
Wessely  Stud.  Pal.  V nr.  74. 

Homer  Ilias  V,  .554—560.  558—561.  565—567.  566—669.  601— 
610  in  Resten  (das  6.  Fragment  ganz  klein). 

273.  Pap.  Oxyrh.  758,  9,6X  11,4,  Anfang  einer  Kolumne,  Buchschrift 
des  späten  2.  oder  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.;  S.  249  im  Auszug. 

Homer  Ilias  E (V)  583 — 596  ziemlich  vollständig.  587  HOXTpui  wie 
A usw.  statt  tair^-AU  (Aristarch). 

274.  Pap.  Oxyrh.  759,  12,7  X 2,9;  Best  des  Endes  einer  Kolumne, 
Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  249  im  Auszug. 

Homer  Ilias  E (V)  662 — 682  Enden.  V.  667  <tftJ(p(;inovT£$  st.  ayxpil- 
noimg  (von  Brandroth  vermutet). 

275.  Pap.  Oxyrh.  760,  zwei  Fragmente,  wovon  b)  7,3  X 4,9;  Buch- 
schrift des  1.  Jahrh.  n.  Chr.;  im  Auszug  S.  249. 

Homer  Ilias  V,  715 — 718,  kleine  Reste  der  Anfänge  (a),  und  720 — 
729  in  Resten.  V.  724  xQv<sr\  erst,  Korr,  igvait],  Kühner  P,  1,  375  Anm, 

276.  Pap.  Oxyrh.  761,  21  X 11;  auf  der  Rückseite  eines  Dokuments, 
Schreibübung  in  Halbunciale;  spätes  1.  Jahrh.  n.  Chr.;  S.  349  im  Auszug. 

Homer  Ilias  Z (VI)  147.  148;  nach  einer  Lücke  von  2 Z.  Teile  von 
147.  149. 

» 

277.  Pap.  Oxyrh.  762,  19,8  X 8,5,  auf  der  Rückseite  Liste  von  Per- 
sonen, aus  dem  späten  2.  oder  frühen  3.  Jahrh.,  Buchschrift,  Versenden 
einer  Kolumne.  S.  249  im  Auszuge. 

Homer  Ilias  H (VII)  1 — 35  die  zweiten  Hälften  der  Verse.  V.  31 
fehlt,  aber  nur  durch  Irruug. 

278.  Pap.  Oxyrh.  763,  24,4  X 10,  Teil  eines  Blattes  aus  einem  Buche, 
3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift:  S.  249  f.  im  Auszug, 

Homer  Ilias  H (VII)  68 — 101  Anfänge  (Vorderseite),  102  (verdruckt 
69) — 134  (Rückseite).  V.  112  i6v  re  zi/ofiiovai  xai  alXoi  (=  P 203), 
statt  arvyiovat  = O 167.  183.  Eine  dritte  Lesart  ist  xbv  vKotgoniovai  im 
Vindob.  61. 

279.  Pap.  Oxyrh.  764,  9,6  X 2,8,  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
8.  250  Inhaltsangabe.  Geringe  Reste  von  0 (VIII)  109 — 122. 

280.  Holztafel  im  französischen  Institut  zu  Kairo,  Buchschrift  guter 
Zeit,  P.  Jouguet  imd  G.  Lefebvre  im  Bull,  de  corresp.  hellen.  XXV^HI,  207  f. 

Arotalv  f.  Papyrasforschang  Ul.  4 32 


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476 


n.  Referate  und  Besprechungen 


Homer  Ilias  I (IX)  l — 7 in  Abschrift  eines  Schülers,  sehr  fehlerhaft. 
V.  5 BoQtrig  wie  gewöhnlich;  für  ix^&voivztt  4 ist  zweimal  (indem  dies 
wiederholt  ist)  ojfirjotvia  geschrieben,  weshalb  die  Hsg.  an  eine  etwaige 
andre  Lesart  wie  öx&ilovTct  oder  öj;^f>'To  denken.  Ein  doppelter  Schreib- 
fehler, o für  1 und  ij  für  u,  kommt  mir  immer  noch  wahrscheinlicher  vor. 

281.  Pap.  Oxyrh.  765,  S,1  X 5,4,  Versenden,  Buchschrift  des  3.  Jahrh. 
n.  Chr.,  S.  250  im  Auszug. 

Homer  Ilias  I (IX)  320 — 333,  Versenden,  mit  Lesezeichen  (Oxytona 
nach  unsrer  Weise  durch  Gravis  auf  der  letzten  Silbe  bezeichnet).  324  di 
ti  mit  A usw.,  statt  d’«po. 

282.  Pap.  Oxyrh.  766,  5,8  X 5,8,  Versenden  vom  Schlüsse  einer  Kol., 
Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  250  Inhaltsangabe. 

Homer  Ilias  K (X)  542 — 547. 

283.  Pap.  Oxyrh.  688,  8,1  X 4,5,  aus  dem  Anfang  einer  Kolumne, 
Buchschrift  der  frühen  augusteischen  Zeit,  S.  133  ff.  mit  Faksimile  auf 
Tafel  VII. 

Homer  Ilias  -/i  (XI)  172 — 183  Anfänge.  Ob  V.  179.  180  kritische 
Zeichen  trugen,  läßt  sich  nicht  ersehen. 

284.  Pap.  Oxyrh.  767,  6,6  X 4,3,  Versenden,  Buchschrift  des  2.  Jahrh. 
n.  Chr.,  S.  250  Inhaltsangabe. 

Homer  Ilias  yf  (XI)  555 — 561  kleine  Reste. 

285.  Pap.  Oxyrh.  768,  14  X 12,9,  aus  dem  Anfang  einer  Kolumne, 
Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S 250  im  .4uszug. 

Homer  Ilias  yl  (XI)  736 — 764  in  Resten.  Schreibfehler  wie  756. 
760  ßov^pntftou,  757  AUaiov,  758  steht  UalXos  A9<]vri  statt  Xaov  'A9i]vr^. 

286.  Pap.  Oxyrh.  769,  zwei  Fragmente,  wovon  a)  4,5  X 3,1,  Buch- 
schrift des  späten  2.  oder  des  3.  Jahrh.,  S.  250  im  Auszug. 

Homer  Ilias  N (XITIj  308 — 317  und  342 — 347,  in  geringen  Resten. 
V.  316  fehlt  wie  in  X usw.  344  ytj&tjceui'  tScov  erst  aus  Korrektur,  pr. 
-e]£M  l.[. 

287.  Pap.  Oxyrh.  770,  4,7  X 4,9,  Versenden  imd  Anfänge,  Buchschrift 
des  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  250  im  Auszug. 

Homer  Ilias  N (XIII  ) 372 — 377  Enden,  405—413  Anfänge.  Zu  374 
am  Rande  t7taiv[t0Ofiai  und  darunter  letzteres  eine  auch  von 

Didymos  verzeichnete  und  ebenso  erklärte  Variante  zu  aivl^ofica. 

288.  Pap.  Oxyrh.  771,  14  X 7,8,  Versanfänge,  spätes  2.  oder  frühes 
3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift,  S.  250  im  .Auszug. 

Homer  Ilias  O (XV)  736  — 746  (Schluß  des  Buches);  am  Ende  Koronis 
und  /li«d[os  0. 

289.  Pap.  Oxyrh.  772,  10,2  X 5,9,  Buchschrift  des  2.  oder  3.  Jahrh. 
n.  Chr.,  S.  250  Auszug. 

Homer  Ilias  P (XVII)  353 — 373  Versenden. 


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Friedrich  Blaß:  Literarische  Texte  mit  Ausschluß  der  christlichen  477 


290.  Pap.  Oxyrh.  685,  12,5  X 10,5,  aus  dem  Anfang  einer  Kolumne, 
schöne  Handschrift  wohl  aus  der  2.  Hitlfte  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  132  f. 

Homer  Ilias  P (XVII)  725  — 732  Versenden. 

291.  Pap.  Reinach  1,  6,5  X 7,8,  große  Buchschrift  der  römischen 
Zeit  nach  dem  Hsg.,  womit  indes  das  X für  ^ in  Widerspruch  steht  und 
ptolemäische  Zeit  fordert.  Reinach  S.  13  f.,  mit  Faksimile  auf  T.  II. 

Homer  Ilias  T (XIX)  41 — 51  in  Resten;  von  Lesarten  ist  nichts  her- 
vorzuhehen. 

292.  Pap.  Lipsiensis  (II),  zwei  Fragmente,  14  X 12,5  und  12,5x6,5; 
Buchschrift  etwa  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.  auf  der  RQckseite  von  privaten  Auf- 
zeichnungen; Blaß  Ber.  d.  Sächsischen  Gesellschaft  d.  Wiss.,  philol.-histor. 
Klasse,  1904,  S.  211. 

Homer  Ilias  V (XXlll;  verdruckt  4)  22 — 49  Mitte  der  Verse  (viel- 
fach auch  Ende)  und  79 — 100  (Anfänge);  dazu  in  b)  Reste  aus  der  Mitte 
von  424 — 447.  Vor  98  steht  ein  großes  A = 100;  also  scheinen  vorher 
irgendwo  2 Verse  zugefilgt  gewesen  zu  sein.  An  Lesarten  ist  nur  ov  fiii 
Zijv’  oOTJff]  yi  43  (statt  it)  zu  verzeichnen. 

293.  Pap.  Oxyrh.  773,  7 Fragmente  aus  4 Kolumnen  (Höhe  der  Kol. 
24,4),  große  Buchschrift  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  251  im  Auszug. 

Homer  Odyssee  /3  304—312.  339—357.  362—374.  386—410  in 
geringen  Resten.  V.  341  steht  über  fj;ov]r£s  (als  Variante)  ]dt|.  ..]o.  368 
6aa\mvxaL  wie  FH  usw.  st.  -ovxai.  372  statt  ßoviij  oder  etwa 

woftTttJ?  Schlecht  wäre  das  freilich.  V.  407  fehlt  wie  in  F‘  usw.;  ich 
denke  mit  Recht,  s.  m.  „Interpolationen  in  der  Odyssee“  S.  207.  408 
von  2.  Hand  für  Ojvt:  jenes  die  aristarchische  Schreibung.  Das.  .^f;J]aio[u5 
wie  G usw.  für  kiulqovq. 

294.  Pap.  Oxyrh.  775,  4,5  X 7,5,  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
S.  251  im  Auszug. 

Homer  Odyssee  y 226 — 231  in  Resten.  227  £»re]ts  wie  fast  alle  unsre 
Hdschr.,  aber  pr.  m.  -ag,  wie  Ludwich  nach  D corr.  Ferner  228  (&eol  &6' 
i&ikouv)  ]d£oö£f,  das  a anscheinend  ans  i korrigiert. 

295.  Pap.  Oxyrh.  775,  8,4  X 4,1,  aus  dem  Ende  einer  Kolumne, 
Buehschrift  des  3.  Jahrh.,  8.  251  im  Auszug. 

Homer  Odyssee  S (IV),  388—400  in  Resten.  V.  399  fehlt  wie  in  G, 
s.  Interp.  i.  d.  Od.  8.  207 ; ich  denke  auch  in  diesem  Falle  mit  Recht. 

296.  Pap.  Oxyrh.  776,  6,2  X 2,4;  Buchschrift  des  ersten  oder  fthhen 
2.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  251  Inhaltsangabe. 

Homer  Odyssee  d (IV)  520 — 529  in  geringen  Resten.  Also  in  der 
gewöhnlichen  Folge,  nicht  nach  Bothes  Umstellung. 

297.  Pap.  Oxyrh.  777,  12,2x8,8,  aus  dem  unteren  Teil  eines  Blattes 
(Papymsbuch),  Buchschrift  des  4.  Jahrh.,  S.  251  Inhaltsangabe. 

Homer  Odyssee  £ (V)  7 — 17  .■Infänge  und  (Rückseite)  34  — 44  Enden. 

298.  Lipsiensis  lll,  17x15,  Blatt  aus  einem  Pergamentbuche,  voll- 

32* 


t 

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478 


II.  Referate  und  Beaprechongen 


ständig  bis  auf  ein  herausgebrochenes  Stück,  kalligraphische  Schrift  etwa 
des  4.  Jahrh.  n.  Chr.,  Blass  Berichte  der  Sächs.  Gesellsch.  (s.  zu  292) 
S.  211  f. 

Homer  Odyssee  ('^I)  67 — 96  (Vorderseite),  97 — 126  (RückseiteV 
V.  77  »CU  er)v  erst,  übergeschr.  a über  t,  also  ähnlich  wie  im  H(arlei.). 
86  mit  a über  dem  zweiten  t.  89  ebenso  unmetrisch  wie  in  unsem 

Handschriften:  apyvQtoiic(lTad-/iouvxalxt(ouaTa<iavovd<oi.  92  jTtu|£i'dui;<oi  (mit 
1 über  r hinzugefügt),  ohne  v,  wo  das  Digamma  dies  tatsächlich  verwehrt. 
95  {ptipadoT.  104  114  neqtvxH  wie  unsre  Hdschr.;  zriU9aovra.  114 

nt(l[cmct  wie  GT. 

299.  Pap.  Oxyrh.  778,  20,6  X 17,2;  nahezu  vollständige  Kolumne; 
Buchschrift  des  späten  2.  oder  des  3.  Jahrh.,  8.  251  im  Auszug. 

Homer  Odyssee  x (X)  26 — 50.  31  CTCtUaßc  wie  GP  usw.  — 42  vciao 
Ht9a  wie  FG  usw.  46  ßovhj  re. 

300.  Pap.  Oiyrh.  779,  6,2  X 9,6,  Anfang  einer  Kol.,  Kursivschrift 
des  späten  2.  oder  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  251  Inhaltsangabe. 

Homer  Odyssee  » (X)  124 — 130. 

301.  Pap.  Oxyrh.  780,  17,7  X 8,5,  Buchschrift  des  2.(?)  Jahrh.  n.  Chr., 
S.  250  im  Auszug. 

Homer  Odyssee  1 (XI)  471 — 493  Enden,  523 — 545  vordere  Teile. 
539  ßißöiaa  und  544  atptiaztjKti  wie  Hdschr. 

302.  Pap.  Oxyrh.  781,  6x3,8;  Fragment  eines  Blattes  aus  einem 
Buch:  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Buchschrift,  S.  252  im  .Auszug. 

Homer  Odyssee  n (XVI)  243 — 256  teilweise  (Vorders.),  288  — 301 
Enden  (Rückseite).  293  dt  daiza  wie  PH  usw. 

303.  Pap.  Oxyrh.  782,  7,3  X 5,3.  aus  dem  Ende  eines  Blattes  (Papyrus- 
buch), Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  252  im  Auszug. 

Homer  Odyssee  g (XVII)  137 — 148  teilweise  (Vorderseite),  182 — 193 
Enden  (Rückseite).  V.  187  yiviaOcu  wie  F usw. 

304.  Pap.  Oxyrh.  783,  11,7x4,4,  spätes  1.  Jahrh.  vor  Chr.,  Buch- 
schrift, S.  252  im  Auszug. 

Homer  Odyssee  g (XVII)  410 — 428  Versenden.  417  o)U(0i  für  äXXoi 
falsch. 

305.  Pap.  Oxyrh.  689,  drei  Fragmente  vom  Anfang  einer  Kolumne, 
davon  Frg.  a)  9,2  X 3,6;  Buchschrift  etwa  des  ausgehenden  2.  Jahrh.  n.  Chr., 
S.  135  f. 

Hesiod  Aspis  466 — 480  (d.  i.  Ende)  in  Resten.  V.  466  anscheinend 
fUixl[ov  für  fiaxgbv;  473  ztöhag  statt  Tzö/Ltjag  oder  (E,  Rzach)  zcoHiog.  Der 
Sinn  verträgt  Akkus,  und  Genitiv;  über  die  auch  bei  Homer  schwankenden 
Formen  s.  Kühner  H.  1,  445.  Die  V.  474  f.,  die  von  Göttling  und  Rzach 
verworfen  werden,  stehen  im  Texte;  475  ijvtyfzptro  für  oder  iy.  oder 
üyilgzxzo.  ’Erzayflg.  müßte  es  zum  mindesten  heißen. 

306.  Pap.  Oxyrh.  690.  691,  13x5,2  und  3,3  X 3,3,  zwei  Frag- 
mente verschiedener  Hdschr.,  doch  von  den  Hsg.  zusammengefaßt.  Das 


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Friedrich  Blafi;  Literarische  Texte  mit  Ausschlnfi  der  christlichen  479 

größere  Frg.  zeigt  eine  Halbunciale  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  das  kleinere,  mit 
Buchschrift,  kann  ins  2.  gehören.  S.  136  f. 

Apollonios  Rhod.  ArgOD.  ni,  727 — 745  in  Besten  (690),  und  ebenso 
in  Resten  908 — 913  (69l).  Zwei  Konjekturen  werden  bestätigt:  Porsons 
vavuioi  ftlr  vavrcu  745  und  Stephanus’  fterä  für  xata  909.  V.  738  fehlt 
wie  in  unsren  Hdschr.  (er  ist  aus  den  Schol.  eingesetzt);  733  die  Korruptel 
xaaiyvyjTtjv  (Laur.)  ftlr  -r»j  auch  im  Pap. 

307.  Pap.  Oiyrh.  692,  11,5x8,7,  zwei  Fragmente  aus  dem  Ende 
einer  Kolumne,  hübsche  Buchschrift  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  nicht  unähnlich 
der  des  Thukydides  (Oi.  16.  6961.  S.  137  f. 

Apollonios  Rhod.  Argon.  IV,  77 — 90  in  Resten.  V.  86  t6vy[e  besser 
als  zoväi  G oder  v&vöt  (L),  90  nach  der  Größe  der  Lücke  wohl  richtig 
{x[«aT{pJ(a  statt  der  Korruptel  (GL)  ixttiii/a. 

308.  Pap.  Oxyrh.  694,  14,4x8,4,  Buchschrift  des  2.  Jahrh.  n.  Chr, 
(wohl  der  1.  Hälfte),  S.  149  f. 

Theokrit  XITI  (Hylas),  19  — 34  Versanfänge.  Der  dorische  Dialekt  ist 
gut  gewahrt  (20  ’Akxutjvag)-,  bemerkenswert  19  (so)  statt  xa,  gemäß 
Apollonios'  Bemerkung  (.Ahrens  D.  D.  38  f.),  daß  im  Dorischen  unzählige 
Male  die  Tenuis  in  der  Synalöphe  vor  Asper  bleibe.  Irrig  30  ütovzo  für 
i&ivTO  aus  29  wiederholt;  neu  ist  34  ltt|u]a)v[o]9p[t]i'  na[ftxtno  für  1.  ydp 
aipiv  txtiTO  (nagixttjo  viel  besser  als  Ixeixo-,  bat  yäg  oder  ffgnv  zu  weichen?^. 
Vgl.  C.  Wendel  Philolog.  LXIV  (N.  F.  VIII)  S.  275  f.,  der  auch  an  1.  näg 
a<piv  IxtiTO  als  gemeinschaftliche  Vorlage  denkt,  schließlich  aber  auf  die 
Lesart  der  Hdschr.  als  die  prägnantere  zurückkommt.  Die  einseitige  Bevor- 
zugung des  Ambr.  222  (k)  durch  Ziegler  findet  keine  L^nterstützung  (W.): 
20  ’Akxfn'ivag  (s.  0.)  und  33  beides  gegen  k.  S.  jetzt  auch 

V.  Wilamowitz  Philol.  Untersuchungen  Heft  18  (d.  Textgesch.  d.  Bukoliker) 
S.  17;  ders.  Bucolici  graeci  p.  VI. 

308a.  Pergamentstück  aus  Hermopolis  Magna,  9 X 8,5,  aus  dem 
unteren  Teil  einer  Seite,  Buchschrift  des  4.  (3.?)  Jahrh.  n.  Chr.,  G.  Vitelli 
Atene  e Roma  VII  (1904!  71/2  p.  354  ff.,  mit  Faksimile  der  Vorderseite. 

Oracnla  Sibyllina  V,  498 — .505  (Vorders.),  517.  518.  518 — 523  (Rück- 
seite). Der  Text  weicht  nicht  nur  durch  die  Umstellung  zweier  Verse  ab, 
sondern  bietet  auch  (nach  502)  einen  neuen  Vers  (oder  vielmehr  den  An- 
fang eines  solchen)  und  sonstige  stärkere  Varianten,  worüber  der  Hsg.  sehr 
einsichtig  und  richtig  urteilt.  Wir  haben  es  eben  nicht  mit  einem  der 
Klassiker  zu  tun,  die  man  ja  sorgsam  überlieferte.  Bemerkenswert  ist  i(p’ 
Atyvxlx  505. 

309.  Pap.  Oxyrh.  670,  15,6x3,7,  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
S.  121  ff. 

Unbekannte  Dichtung  in  Hexametern,  Reste  aus  der  Mitte  von 
26  Versen.  Dionysos  wird  genannt,  Hephaistos  wird  bezeichnet;  Tttgzagtrjaiv 
«lvxT[o:rfdt)(itv  V.  5;  aber  nichts  verhilft  zu  näherer  Bestimmung. 

310.  Pap.  Oxyrh.  672,  8x5,5,  aus  dem  Ende  einer  Kolumne,  Buch- 
schrift wohl  des  1.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  122.  124. 

Unerkennbarer  Rest  von  Poesie,  wohl  in  Hexametern. 


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480 


n Referate  und  BeBprechon^n 


311.  Holztafel  in  Kairo,  auf  beiden  Seiten  bescbrieben  (vgl.  unten 
Nr.  327),  späte  Zeit,  P.  Jouguet  und  G.  Lefebvre,  Bull,  de  corresp.  hellen. 
XXVni,  208  f. 

7 Hexameter  unbekannten  Verfassers,  Apostrophe  des  Schattens  des 
Achilleus  an  die  Achäer,  wie  H.  Weil  erkannt  hat,  der  die  Verse  her- 
stellt. Alle  schlieBen  baryton,  außer  dem  am  Schluß  ergänzten  V.  6 xora , 

wo  Weil  *«t’  aixfiijv,  jedenfalls  keiner  proparoiyton,  was  Nonnos  mied, 
dessen  Zeit  die  Hsg.  richtig  erkennen. 

311a.  PapyrusstCick  aus  Hermopolis  Magna,  8,2  X 9,  aus  einem  Buche 
und  auf  beiden  Seiten  beschrieben,  vom  unteren  Teile  des  Blattes,  Halb- 
unziale  des  5.  (4.)  Jabrh.  n.  Chr.,  G.  Vitelli  Atene  e Roma  VII  ( 1904)  71/2 
p.  356  f,  mit  Faksimile. 

Unbekanntes  spätes  Gedicht  in  Hexametern,  aber  Achilleus'  Liebe 
zu  Polyxena.  Die  Verskunst  ist  die  des  Nonnos  (kein  proparoxitoner  Au.s- 
gang);  ein  ägyptischer  Dichter  wahrscheinlich,  wie  der  Hsg.  richtig  dartut 

312.  Pap.  Oxyrh.  659,  12,8x49;  Buchschrift  aus  der  letzten  Hälft« 
des  1.  Jahrh.  vor  Chr.,  S.  50  ff.  mit  Faksimile  auf  T.  III.  IV. 

Pindar  fJoff^ivetov  und  sonstiges  Lied  nach  den  Hsg.;  die  Bestimmung 
auf  Pindar  möchte  sicher  sein,  obwohl  kein  Zitat  beweisend  zu  Hilfe  kommt, 
und  obwohl  im  Gegensatz,  zu  andern  H.  Weil  sie  bezweifelt.  Der  Bestand 
ist:  unterer  Teil  von  4 zusammenhängenden  Kolumnen,  von  denen  indes  die 
4.  übel  erhalten  ist,  dazu  noch  Reste  der  folgenden  fünften  und  eine  An- 
zahl kleiner,  nicht  unterzubringender  Bruchstücke.  Über  die  Gegend  der 
Handschrift,  worin  wir  uns  befinden,  werden  wir  durch  ein  in  Kol.  IV  bei- 
geschriebenes r d.  i.  V.  300  orientiert;  also  nicht  viele  Kolumnen  gingen 
voraus.  Wieviel  Verse  freilich  die  Kolumne  enthielt,  ist  nicht  ganz  leicht 
zu  sagen.  Mit  Kol.  11  beginnt  ein  unzweifelhaftes  na^iveiov,  mit  Strophen, 
Antistrophen  und  Epoden  zu  je  5 Versen,  also  mit  Perikopen  zu  15;  wenn 
wir  nun  acht  Zeilen  als  oben  in  Hl.  IV  fehlend  annehmen,  so  konstatieren 
wir  in  größerer  oder  geringerer  Vollständigkeit  8 Perikoi)en;  setzen  wir  aber 
23  Zeilen  als  fehlend,  so  kommen  wir  ebenfalls  aus,  aber  nun  mit  1 1 Peri- 
kopen = 165  Versen.  Für  diese  Frage  kommt  aber  weiter  das  anderweitige 
Gedicht  in  Kol.  I in  Betracht,  von  dem  Strophe  und  Antistrophe  zu  je 
5 Zeilen  und  dazu  ebensoviele  einer  Epode  da  sind,  die  letzte  mitten  im 
Worte  schließend,  also  nicht  letzte  der  Epode;  kommen  nun  aus  Kol.  11 
8 — 9 für  dies  Gedicht  hinzu,  dann  steht  der  kurzen  Strophe  in  seltsamster 
Weise  eine  überlange  Epode  zur  Seite.  Wenn  aber  über  der  jetzigen  Kol.  II 
23  Zeilen  fehlen,  dann  bildet  sich  daraus  eine  neue  Perikope  mit  vielleicht 
19  Zeilen,  d.  h.  mit  einer  Epode  von  9.  Indes.sen,  da  kein  Beweis  dafür 
ist,  daß  unmittelbar  über  der  1.  Zeile  des  2.  Gedichtes  ( von  der  Reste  sind) 
die  letzte  des  ersten  gestanden  hätte,  so  kann  man  für  den  Anfang  von 
Kol.  n auch  freien  Kaum,  etwa  mit  dem  untergeschriel)enen  Titel  des  1.  Ge- 
dichts ausgefüllt,  annehmen;  denn  den  Gedankenfortschritt  des  2.  verfolgen 
wir  unter  Annahme  der  Lücken  von  nur  8 Zeilen  sehr  gut.  Die  Hsg. 
machen  darauf  aufmerksam,  daß  weder  bei  Bakchylides  noch  in  dem  Pindar- 
papyrus  Oxyrh.  408  ein  solcher  freier  Raum  die  verschiedenen  Gedichte 
trennt;  dennoch  kann  das  hier  anders  gewesen  sein.  Auf  die  Kolumne 


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Friedrich  BUB;  Literaruche  Texte  mit  ÄusschluB  der  chriatlichen  481 

kommen  unter  dieser  Annahme  28 — 29  Zeilen,  und  vor  Kol.  I ergeben  sich 
7 Kolumnen  als  fehlend.  Die  Strophen  sind  gegen  die  Antistrophen  und 
diese  gegen  die  Epoden  nach  der  Üblichen  Weise  durch  Paragraphos  abge- 
grenzt; die  Perikopen  haben  eine  ausgefhhrte  Koronis  am  Schluß,  ebenso 
gemäß  der  Vorschrift  bei  Hephaistion. 

In  dem  2.  Gedichte  nun  reden  die  den  Chor  bildenden  Mädchen,  in 
1.  Singularis,  die  bei  Pindar  son.st  immer  den  Dichter  bezeichnet,  und  nicht 
nur  kurz  sind  die  Strophen,  ganz  gegen  die  sonstige  Weise,  sondern  auch 
aus  fast  identischen  Elementen  zusammengesetzt:  mit  _ a _ uw _ y 

und uu_u., uu_w  was  bei  der  ausnahmslosen  Länge  der  1.  Silbe 

sicher  als  _i  _ uw  . . . und  folglich  als  gleich  mit  _u  _ ^ . zu  fassen  ist; 

endlich  noch  zweimal  zu  Anfang  der  Strophe  die  am  Schluß  um  u _ u _ 
vermehrte  Form:  q-uu.u.,  ü_u_.  Auch  diese  Einfachheit  des  Baues 

ist  bei  Pindar  beispiellos.  Aber  gerade  von  den  Partlieneia  sagt  Dionysios 
(Demosth.  c.  39),  daß  ihr  Charakter  von  dem  sonstigen  pindarischen  ab- 
weiche und  dessen  Härten  nicht  so  zeige;  also  ist  dies  gar  keine  Instanz 
gegen  Pindar  als  Verfasser.  Das  Gedicht  ist  aber  au  Aioladas  von  Theben 
und  seinen  Sohn  Pagondas  gerichtet,  der  bei  Delion  424  das  böotisehe 
Heer  befehligte;  also  um  450  mag  es  fallen,  in  die  letzten  Zeiten  des 
Dichters.  Ferner  sind  die  Übereinstimmungen  des  Ausdrucks  und  der  Syntax 
mit  Pindar  sehr  zahlreich:  in  letzterer  Hinsicht  vgl.  Kol.  III,  46  f.  naQ^ev^ia 
fiev  <pQOvttv  ylmaoa  zt  i.iyca&ai  mit  Kern.  V.  44  n Ntjiia  fiev  apapcv  futg 
t’  Intxoiftog,  u.  a.  St.  (Rumpel  Lex.  Pind.  p.  291);  das.  48  d’  ontt 

yvvaiMg  mit  Pyth.  48  üdixov  onff’  wiigoTzkov  u.  a.  St.  (^Rumpel  p.  348). 
Wenn  aber  das  Gedicht  neben  dem  Charakter  als  KaQ&iveiov  auch  den  eines 
du(pv>)tpofiK6v  hat,  so  ist  die  enge  Verbindung  beider  Gattungen  von  Proklos 
(s.  Phot.  cod.  239)  ausdrücklich  bezeugt,  und  wir  können  uns  diese  Ver- 
bindung jetzt  besser  als  vordem  veranschaulichen.  — Dem  ersten  Gedichte 
ist  die  Adresse  an  Aioladas  mit  dem  2.  gemeinsam,  desgleichen  die  Kürze 
der  Strophe,  aber  nicht  die  Einfachheit  und  Durchsichtigkeit  der  Rhythmen, 
und  nicht  die  redenden  Mädchen;  denn  es  heißt  I,  11  cpUiojv  d’  ctv  (vxolfiav. 
Ein  Sa(pviiq>0Qix6v  könnte  es  trotzdem  gewesen  sein;  der  Inhalt  des  Vor- 
handenen ist  zumeist  gnoraisch  und  läßt  nichts  erkennen.  Aber  da  es  mehr 
oder  weniger  ähnlich  dem  andern  war:  die  Person  des  Aioladas  reichte  zur 
Verbindung  aus. 

Der  erhaltene  Bestand,  in  der  Tat  nicht  unbeträchtlich,  ist  folgender: 
in  Kol.  I von  I 1 -|-  5 + 5 -|-  5 vollständige  Verse  (Kola),  also  16;  in  II 
von  U Str.  a erst  gegen  das  Ende  besser  erhalten,  dann  Ant.  Epode  a Str.  ß-, 
— 17  V.;  in  III  Str.  y (V.  1.  2 verstümmelt)  Ant.  Ep.  y,  Str.  d 1 — 4;  also 
gegen  19;  in  IV  Str.  t (V,  1 lückenhaft).  Antistr.  * (desgl.).  Ep.  V.  1, 
dann  arg  verstümmelt;  ebenso  Str.  ;;  also  etwa  11  V.;  man  rechnet  dem- 
nach gegen  63  neue  Verse  außer  den  kleinen  Resten  zusammen.  Das  Ver- 
ständnis ist  im  aUgemeinen  leicht,  bis  auf  Kol.  V,  wo  auch  die  schlechte 
Erhaltung  es  erschwert;  hier  ist  von  Lorbeer  usw.  die  Bede  (Antistr.  e),  nach- 
dem vorher  Aioladas’  Geschlecht  mit  seinen  Siegen  in  ritterlichen  Spielen 
und  mit  seinen  sonstigen  Auszeichnungen  gefeiert  und  auch  die  vorüber- 
gegangene Mißgunst  der  Bürger  (Str.  t')  erwähnt  war;  die  ersten  Strophen 
sind  einleitend,  auch  mit  Angabe  des  Gegenstandes  und  des  Charakters  des 


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482 


II.  Referate  und  Beeprechun^n 


Chors  (xtpeiv  r iv  futiaxaiatv  0(wt«ra’  cyl«öv  dägiyas  öx^iOa  Kol.  II,  V.  27  f.), 
und  mit  ausgeführtem  scherzhaften  Vergleich  seines  Gesanges  mit  dem  der 
Sirenen,  der  jeden  Seesturm  besänftigt  (vgl.  den  Ton  in  Älkman’s  Par- 
theneion).  Das  nämlich  hatten  die  Späteren,  wie  schon  Hesiod,  aus  Homer 
fl  168  f.  (^yalrjvtj  hleto  vtjve/iitj,  xolfitjOf  di  KVfuna  ialfuav)  heraus- 
gelesen. Der  Text  dieser  alten  Handschrift  ist  leider  nicht  fehlerlos;  er  ist 
auch  gar  nicht  korrigiert.  Daß  sich  unter  den  unedirten  Resten  aus 
Ox3Thynchos  noch  weitere  Fragmente  fänden,  wäre  nicht  ausgeschlossen  und 
sehr  erwünscht;  vgl.  unten  nr.  332  Thukydides.  Eine  ausführliche  Besprechung 
gibt  Wilamowitz  S.  670 — 673;  desgleichen  0.  Schröder,  Wochenschr.  S.  1476ff. 
— V.  53  Wilam.  «pcpi  npo^evlaiar  Ttfia9tv  ydp  (für  ufia^tvzag  Hdschr., 
ß.  Jtp.  ufia&tioiv  Hsg.);  Wil.  meint  auch,  daß  eher  TAG  als  TAG  da- 
stehe. Das  ist  nun  wohl  nicht  so;  auch  äfi^l  npo^.  möchte  ich  nicht  gern 
mit  fiaQTvg  zjiv&ov  vorher  verbinden,  wogegen  hei  Verbindung  mit  dem 
Folgenden  sich  Isthm.  III,  26  (IV,  8)  vergleicht;  rol  fiev  iv  S^ßaiai  Tifiä- 
tvrig  äijyä&iv  Ilyoinat  npoiivot  t äftiptxTvofiov,  übrigens  auch  ein  gutes 
Anzeichen  für  den  gemeinsamen  Autor.  Ferner  weiß  ich  nicht,  wie  hei  W. 
der  Satz  weiter  gehen  soll:  zlfia&ev  yap  za  Triulßt  rä  vüv  z’  ccfiipixzloveaaivy 
inmov  z'  ä>xvnod(ov  Ttolvyvtözoig  inl  vlxaig.  Die  Proxenien  und  die  Siege 
machen  doch  den  Parallelismus.  Da  aber  (wie  schon  Gr.-H.  bemerken)  die 
Häufung  der  Dative  unangenehm  ist,  wenn  man  zifta9ei<uv  einsetzt,  so  kann 
vielleicht  der  Akkusativ  zifia&ivzag  (oder  zifiäevzag?')  mit  Anakoluthie 
bleiben  und  sich  in  nolvyvaizovg  (so)  fortsetzen,  indem  hier  erst  recht  die 
verbundenen  Dative  unangenehm  sind.  Vgl.  Aisch.  Ch.  410  f.  ninalzai  S" 
avxl  fioi  tpllov  xiuQ  zovde  xlvovaav  oixzou;  Soph.  El.  4 7 9 f.  6rc€<rz( 'ftoi 
&faaog,  äivnvoaiv  xXvovaav  äpzioig  Sviifäzcov.  — V.  44  will  Wil.  datddl- 
lom’,  was  Sehr,  billigt  und  den  Hsg.  schuld  gibt,  sie  hielten  ÖaiSäiXotg 
(I?ittf»v)  für  Adjektiv,  während  sie  natürlich  den  Optativ  verstehen,  s.  ihre 
Übersetzung. 

313.  Pap.  Oiyrh.  673,  10x4,7,  aus  dem  Anfang  einer  Kolumne, 
Buchschrift  wohl  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  122.  124. 

Unbekannter  LjTiker;  es  sind  nur  einzelne  Worte  zu  erkennen, 
1 77tEp]id(ov  &cga[n(ov?,  2 ö^ptjgonßrp«;,  8f.  !t]ovziääea<ii  (so)  . . cv7t]loxofiots 
dto«s,  1 2 zrf]qDvt  roJ[,  Jisw.  Zu  Bakchylides  stimmt  im  Ausdruck  nicht  wenig 

314.  Pap.  Oiyrh.  674,  5,1  X 5,2,  Buchschrift  aus  der  Zeit  um  100 
n.  Chr.,  S.  122.  125. 

Unbekannter  LjTiker;  von  Delphi  ist  die  Rede;  4 ]£vot  JtXtpoi  — , 
5 zgifit  d?]c  Üagvaaoov  6 ]oi$  ztg<p9iv  tapoi$[;  8 iv  AtcoXX(o[v, 

mit  -o-  (Variante)  über  w.  Die  Hsg.  bemerken,  daß  bei  Pindar  stets  iegög 
steht,  aber  doch  axutgög. 

315.  Pergamentstück  in  Gizeh  erworben,  jetzt  in  Genf,  9,50  X 8,7  5, 
innerer  Teil  eines  Bogens,  mit  Resten  beider  Blätter,  Buchschrift  des  5. 
oder  6.  Jahrh.  n.  Chr.,  J.  Nicole  Revue  des  etudes  grecques  XVII  (1904) 
215  ff. 

Kallimachos  Ätna,  wie  der  Hsg.  in  sehr  feiner  und  scharfsinniger 
Weise  ermittelt  hat,  wiewohl  nur  Versanfänge  und  Versenden,  sowie  eine 


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Friedrich  Blafi;  Literarische  Texte  mit  Ausschluß  der  christlichen  483 

Anzahl  am  Bande  stehender  Scholien  vorliegen,  diese  nur  zum  Teil  lesbar. 
Der  Inhalt  ist  der  Argonantenzug,  und  zsvar  die  Geschichte,  wie  die  Argo- 
nauten, von  den  Kolchiem  verfolgt,  nach  Scheria  zu  Alkinoos  kommen;  der 
Hsg.  erörtert  ausführlich,  wie  dies  Apollonios  nach  Kallimachos  und  mit 
eigner  Abänderung  dargestellt  hat,  und  wie  Kall,  selbst  erzählt  haben  wird. 
Es  stand  dies  bei  diesem  im  2.  Buche  der  AXxia,  welche  im  ganzen  4 Bücher 
umfaßten;  in  einem  der  Scholien  nun  steht:  rijv  Nlxatav.  iv  Xy  antoXtro 
fwf  ij  nach  N.  ein  Verweis  auf  eine  andere  Partie  der  Alxia,  in 

denen  darnach  neben  den  Bucheinheiten  noch  andere  kleinere  Einheiten  ge- 
zahlt wurden.  Die  Abteilung  33  müßte  aber  dann  (wegen  ccrcälrTo)  eine 
vorhergehende  gewesen  sein.  Lexikalisches  und  Grammatisches  ergibt  sich 
folgendes:  of»;  d.  i.  cjij»,  im  SchoUon  mit  Xvnn  erklärt;  fal(tv) 

irdfa^iv  Schol.  (im  Text  nicht  vorhanden),  ganz  dunkel;  itlavgov  Schol. 
(desgleichen  im  Text  nicht  vorhanden),  von  Nomin.  nlavfiog  neben  xtlavq 
(n/oupcf)  abgeleitet,  gleichwie  yQvauQfuirov  iQvactgftazug  nebeneinander  ständen. 
Ein  Akkusativ  Singularis  von  diesem  Zahlwort  ist  aber  doch  rein  unmög- 
lich; steht  etwa  mavgoig  da? 

316.  Pap.  Oxyrh.  661,  14,1x16,4,  Teile  zweier  Kolumnen,  große 
Buchschrift  aus  der  zweiten  Hälfte  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.  (auf  der  Rückseite 
Aufzeichnungen  in  Kursive,  um  200  geschrieben),  S.  62  ff.  mit  Faksimile 
auf  T.  V. 

Epoden  nnbekftnnteii  Verfassers,  in  dorischem  Dialekt,  aber  nur 
Versenden  (Kol.  I,  fast  keine  von  den  kurzen  Versen)  und  Versanfänge 
(Kol.  II)  das  Versmaß  ist  iambischer  Trimeter  -|-  IthyphaUikus,  wie  in 
dem  Liede  der  Athener  auf  Demetrios  Poliorkotes.  Es  wird  wohl  gelehrte 
alexandrinische  Poesie  vorliegen,  woher  der  dorische  Dialekt  (den  auch 
Kallimachos  in  Liedern  anwandte)  und  die  glossematische  Sprache.  Aber 
die  Verstümmlung  ist  so  arg,  daß  man  nichts  vom  Inhalt  errät.  Vgl. 
Wilamowitz  S.  667  f.  Das  bisher  nur  aus  Lexikographen  bekannte  niipdorvov 
(=  fmnvpov  oder  (ppüyßvov)  findet  hier  eine  Stelle:  II,  4 Tcvgädvmt  flYAfen, 
wo  das  folgende  Wort  verdorben  scheint:  ’jtl  IsTciät  vermutet  Wil.  Die 
Handschrift  hat  so  viele  korrigierte  Fehler,  daß  man  auch  unkorrigierte  an- 
nehmeu  darf.  Es  stehen  .Akzente,  darunter  in  I zweimal  co  IlaXcaiiovtg  oder 
UaXdtfiovtg,  also  das  anrufende  (i>,  nicht  das  anredende  äi.  'JI  xai  nach 
einer  Bede,  aber  auf  einen  Plural  bezüglich,  heben  bereits  die  Hsg.  hervor; 
hier  sind  keine  .Akzente,  aber  arf/fii)  uXiCa  nach  rj. 

317.  Pap.  Oxyrh.  660,  zwei  Fragmente  vom  Anfang  einer  Kolumne, 
wovon  a 13,1  X 9,  Buchschrift  aus  der  Zeit  um  100  n.  Chr.,  S.  61  f. 

Mit  Recht  als  Päan  bezeichnet,  nach  iiTtunjov  2.  17  (25),  ic\xalav 
und  -aaiv  15.  10  f.;  aber  das  ist  auch  alles,  was  sich  erkennen  läßt.  Das 
kleinere  Fragment,  mit  Resten  von  nur  6 Zeilen  (während  das  größere  die 
Anfänge  von  25  hat),  gibt  jedenfalls  die  Fortsetzung  der  ersten  Zeilen  von 
diesem;  ob  indes  die  unmittelbare,  ist  fraglich,  und  vollständig  werden  die 
Zeilen  immer  noch  nicht  Sie  waren  also  sehr  lang;  also  das  Gedicht 
nicht,  wie  die  klassische  Lyrik  durchweg,  in  kurze  Kola  abgeteilt,  sondern 
wie  Prosa  geschrieben  (zwischen  Z.  1 und  2 war  Wortbrechung,  da  die  2. 
mit  anfängt;  also  (Wilamowitz  S.  668)  war  es  nicht  klassische  Lyrik, 


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484 


II.  Referate  uad  Besprechungen 


sondern  alexandrinische;  vgl.  die  folgende  Nr.  — Bemerkenswert  ist  in 
Z.  13  TsylvTO  fiETajpdvuri , nach  Hesiod  Theog.  279,  wo  von  den  Harpyien 
HttaxQÖviui  yuQ  rallov;  es  wird  dort  mit  ftixiagoi  erklärt.  Denselben  Aus- 
druck hat  auch  Apollonios  Bhodios.  Viel  Lesezeichen,  so  4 vtäg 

ai&eav  fiahe[,  wo  v^ag,  wenn  von  i'avg,  Pindar  oder  Bakchylides  alsbald 
ausschlösse;  Wilam.  denkt  vielleicht  richtiger  an  v/äg  . . [jjttpcs,  mit  Dori.s- 
mus  für  viäg,  woraus  sich  dasselbe  ergäbe. 

318.  Pap.  0.\yrh.  G75,  11,8X14,5,  oberer  Teil  zweier  Kolumnen, 
Buchschrift  etwa  aus  der  Mitte  des  1.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  122.  125  f. 

Unbekaunter  Lyriker  alexandrinischer  Zeit;  ob  Kalliniachos  (auf  den 
ich  nach  S.  122  geraten  habe;  ich  ei-innere  midi  freilich  nicht),  ist  in  der 
Tut  kaum  zu  fragen.  Aber  yiXfSccvdQtiai'  I,  4;  eine  untere  Zeitgrenze  wird 
durch  die  Zeit  der  Schrift  gegeben.  In  I,  1 liegt  w-ohl  der  Anfang  des 
Gedichts  vor:  jiKiärt  ifiXoazt(fa[v(ä.  über  die  Rhythmen  (Anapä.sten,  Dak- 
tylen, auch  lambus  für  Anapü.st)  vgl.  Wilamowitz  S.  669  f.;  es  ist  auch 
Wortbrechung  w-ie  - axaig  {xaXkloxatg  oder  dgl.)  tv  o)6aig.  Aber  keine  Zeile 
ist  vollständig;  war  überhaupt  in  Kola  abgeteiltV  Vgl.  oben  nr.  317. 

319.  Pap.  0.xyrh.  662,  unregelmähigc  Buchschrift  auf  der  Rückseite 
des  Pindar  (nr.  312),  in  3 Kolumnen;  nach  Gr.-H.  nicht  viel  später  als  die 
Schrift  der  Vorderseite  und  immer  noch  aus  Augustus’  Zeit. 

Epigramme  verschiedeuer  Verfasser.  Die  ersten  beiden,  auf  eine 
Prexo  von  Samos,  die  im  Kindbett  gestorben,  von  Leoüidas  und  Antipatros, 
stehen  in  der  palatinischen  Anthologie  VII,  163.  164.  Dann  in  Kol.  II  über 
das  gleiche  Thema  ein  bisher  unbekanntes  Gedicht  eines  .Amyntas;  weiter- 
hin von  demselben  ein  gleichfalls  neues  Epigramm  auf  das  durch  Philopoiinen 
gefallene  Sparta;  s.  dazu  Wilamowitz  S.  669.  Der  liederlich  geschrielmne 
Text  bedarf  häufiger  Emendation ; die  stärkste  ist,  daB  anscheinend  die  ei-sten 
zwei  Zeilen  des  1.  Gedichts  von  II  an  den  Anfang  des  2.  gesetzt  wenlen 
müssen.  In  Kol.  III  stehen  neue  Gedichte  des  Leouidas  und  Antipatros, 
wieder  über  ein  gleiches  Thema:  Stiftung  eines  Glenis  an  Pan  und  die 
Nymphen;  er  weiht  Trophäen  von  der  Eberjagd  (vgl.  Wil.  das.).  Dann  noch 
Ai(avl6ov  und  darunter  der  Anfang  dpoglrjovofiov. 

320.  Pap.  Oxyrh.  671,  zwei  Fragmente,  a)  9,6  X 7,3,  b)  15,5x8,1, 
Buchschrift  der  2.  Hälfte  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  122.  123  f. 

Epi^'arnme  über  ein  epideiktisches  Thema:  (1, 1)  xlvag  Sr  (Xxioi  [Idyouf  . . 
(Subjekt)  nQog  \ xbv  vtöv  xoi  z1e[,  vgl.  Anth.  Pal.  IX,  126.  449  u.  s.  Es 
sind  aber  höchstens  Versanfänge. 

321.  Pap.  Oxyrh.  693,  8,3  X 3,6,  schmaler  Streifen  von  dem  oberen 
Teil  einer  Kolumne,  Buchschrift  aus  der  1.  Hälfte  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Sophokles  Elektra  993 — 1007  in  Resten.  Nicht  wertlos  (vgl.  Wilam. 
S.  678):  995  richtig  noxi  ßXetiJaaa  (wie  ein  Cod.  Monac.)  statt  des  falschen 
Tiox'  c/ißXiijjaaa. 

322.  Ostrakon  Brit.  Mus.  18711,  herausgegeben  von  H.  R.  Hall  Cla-ssi- 
cal  Review  XVIII  (1904),  p.  2;  auf  beiden  Seiten  beschrieben,  aber  unten 
uml  zum  Teil  auf  einer  Seite  abgebrochen,  Buchschrift  des  2.  Jahrh. 
vor  Chr. 


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Friedrich  Blaß:  Literarische  Texte  mit  Ausuchluß  der  christlichen  48f) 

Enripideü  Phoen.  105 — 118  (\''orderseite)  und  128 — 140  (Rückseite), 
Übung  eines  Schülers,  wie  dergleichen  auf  Papyrus  mehrere  und  eine  auch 
bereits  auf  einem  Ostrakon  gefunden  ist,  Wilcken  nr.  1147  (gleiche  Zeit, 
Hippolyt,  V.  616  ff.).  Die  Abschrift  ist  ungeheuer  fehlerhaft,  gleichwohl 
aber  für  den  Text  nicht  uninteressant.  Zu  Anfang  sind  die  Zeilen  den 
Trimetern  gemäß  geteilt,  daun  aber  ist,  bei  lyrischen  Versen  und  auch 
Trimetern,  keine  Versteilung  mehr.  Einmal  steht  (zur  Bezeichnung  des 
Personenwechsels)  Paragraphos.  Im  einzelnen:  llO'Exuta  xardjralxov  unten 
onlo($|  ntdlov  üaxgünut  nach  dem  Ostr.,  während  die  Hdschr.  öitloig  aus- 
lassen;  mit  onlotf  sind  die  Rhythmen  ganz  wie  146  f.  xorrorllderpv^o; 
j’opyoj  ttffjidtrv  viuvlug,  vgl.  auch  164  f.  Die  an  Varianten  und  Unklarheit 
leidenden  Verse  114  f.  sind  zum  Unglück  schlecht  erhalten,  wie  auch  der 
Hsg.  hervorhebt.  V.  128  statt  yiyuvxi  ytyytvtTu  ist  ytyovovu  yijyevta&kuv 
geschrieben,  worin  doch  yxiytvi&Xu  für  ytfytviTa  zu  stecken  scheint.  Wert- 
los ist  jtfföanoXog  129  für  npdeqpopo^;  in  132  aber  ist  vor  üXXog  uXXog  zu- 
gefügt lojjoyös,  wie  (richtiger  Aoj;a;ov)  in  unseren  jüngeren  Handschriften; 
nach  Kirehhoff  Interpolation.  Aber  doch  keine  byzantinische,  sondern  so 
alt  wie  das  2.  Jahrh.  vor  Chri.stus.  Dazu  133  tig  wtdg  iattv  für  rlg  d' 
iarip  ovTog;  man  kann  nun  schreiben:  lojroydv;  uXXog  äXXog  ode  Tevyitov 
(iamb.  Tripodie  Dochmius)  | rpojto?'  zig  oOro;  (oder  xig  iaxtv{).  Endlich 
138  o)JadaUUb)oxloiei  statt  mg  öeXXöxgmg  oJtXoiai;  das  ä’  kann  mau  gebrauchen. 
Dies  Ostrakon  gibt  wirklich  zu  denken. 

iJ23.  Pap.  Oxyrh.  676,  5x7,4;  Buchschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
S.  122.  126. 

Unbestimmbare  Reste  einer  Tragödie:  wenige  und  minimale  Zeilen- 
ausgänge und  etwas  mehr  und  größere  Anfänge  von  der  nächsten  Kolumne. 
In  der  jetzt  obersten  Z.  von  II  steht  eingerückt  |utv[,  vielleicht  mit  etwas 
größerem  freien  Raum  darüber;  die  Hsg.  erkennen  hierin  wohl  mit  Recht 
den  Namen  des  Sprechers,  als  jVffr[flooj.  Die  elenden  Reste  liefern  (11,9) 
das  neue  Wort  (i6)  oepäXog,  zu  aipdXXiiv,  «ccpoljjj, 

324.  Pap.  Oxyrh.  663,  19,8X  12,3;  2 Kolumnen,  von  denen  die 
erste  oben  verstümmelt;  kleine  Buchschrift  (mit  vielen  Abkürzungen)  aus 
dem  späten  2.  oder  der  ersten  Hälfte  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  69  ff. 

Argumentum  von  Kratinus'  Dionysalexandros,  leider  zu  Anfang 
stark  verstümmelt,  am  Schluß  indes  vollständig,  mit  dem  Titel  des  Stücks 
(in  viel  größerer  .Schrift)  über  Kol.  II:  .Jioi't><T[als;a>'d9o;  | y | Aparfm'ou. 
Diese  Überschrift  gehörte  doch  zu  dem  weiterhin  ( in  der  3.  Kol.)  folgenden 
Stücke  selber.  Der  Fund  ist,  wie  die  Hsg.  gebührend  hervorheben,  aus- 
nehmend wichtig,  und  ist  daimm  auch  bereits  melmfach  besprochen:  von 
Wilamowitz  S.  665  f.  und  in  eignen  Artikeln  von  A.  Körte,  Hermes  XXXIX, 
483 — 498,  und  M.  Croiset,  Revue  des  etudes  grccques  1904,  297  ff.  Ül>er 
die  dem  Titel  beigefügte  Zahl  8,  die  im  Zusammenhang  mit  den  bei  der 
Antigone,  der  Alkestis  und  den  Vögeln  überlieferten  Ziffern  erwogen  werden 
muß,  läßt  sich  zu  keiner  Sicherheit  kommen;  Körte  niimnt  für  die  beiden 
Komiker  eine  alphabetische  Liste  als  zugrunde  liegend  au,  da  eine  chrono- 
logische sich  hier  als  undurchführhar  erweLst.  Die  Hypothesis  beginnt 
kenntlich  l>ei  der  Parabase  (nach  Wil.  der  zweiten;  weshalb?),  in  welcher. 


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486 


n.  Referate  und  Besprechungen 


wie  es  heißt,  die  den  Chor  bildenden  Satyrn  TtQbg  xovg  9iazdg  xiva  nvtav 
noirj  ( ) Sudiyovrat.  Persönliches  über  den  Dichter  und  etwa  seine  Rivalen 
natürlich;  Körte  S.  495  f.  vergleicht  Entsprechendes  aus  den  vTtoQiaiig  zn 
aristophanischen  Stücken,  wonach  die  Emendation  mit  Plural  (Körte): 

TÄv  7Tot*;(r(3)»')  wenig  wahrscheinlich  aussieht;  was  soll  dies  auch  heißen? 
Besser  für  den  Sinn  ist  jrtpl  (oder  Wfp)  toO  und  vgl.  Hypoth. 

Acham.  Equ.  Pac.  Es  wird  dann  angegeben,  daß  Dionysos  den  Schieds- 
richter zwischen  den  drei  Göttinnen  macht,  doch  wohl  ohne  persönliche  An- 
wesenheit dieser,  die  erwShnt  sein  müßte,  und  indem  vielmehr  nur  ihre  Gaben 
da  sind,  in  Kiistchen  etwa,  die  vor  der  Parabase  von  Hermes  gebracht  waren 
(Wil.).  Das  ist  aber  nicht  nagayevofUvav,  wie  dasteht,  sondern  ngoxtivo- 
Itivav:  dies  „Angebot“  besteht  in  Kraft,  auch  nachdem  Hermes  (vor  der 
Parabase)  gegangen  ist.  Oder  etwa  Txagayivoiiivav  <(töv  igi^ovaSiv  9imv 
Kttl  TiQoxiLvofiivcovy?  Hermes,  der  schon  vor  der  Parabase  da  war  (Z.  5), 
müßte  dann  als  Führer  wieder  erscheinen.  Weiterhin  (16  f.)  ist  doch  (xiagay 

d'  'AtpQodixtjg  nötig,  wenn  nicht  nagu  statt  rijs.  Dionysos  raubt  nun 
die  Helena  und  kehrt  mit  ihr  auf  den  Ida  zurück;  als  aber  die  Achäer 
kommen  und  das  Land  verheeren,  gp[fej'£t  ngög  \ xov  AU^ovSqov.  So  die 
Hsg.,  dagegen  Wil.  <p[o^£jtot  löv  'A.:  Al.  sei  durch  den  Angri£F  der  Achäer 
dahinter  gekommen,  daß  jemand  in  seiner  Maske  Unfug  getriebeu(?).  Die 
Zeit  des  Stückes,  welches  nach  den  Schlußworten  der  Hypothesis  auf  Perikies 
als  den  Urheber  des  Krieges  zielte,  ist  nach  den  Hsg.  430  oder  429,  nach 
Wilara.  431,  indem  Hennippos  in  den  Moigai  (430)  sich  mit  ßa<uhv  £ttxv- 
Qwv  (Frg.  46  K.)  deutlich  auf  den  Dionysalexandros  beziehe.  Dies  wird 
richtig  sein,  Kratinos’  Komödie  könnte  indes  auch  430  an  den  Lenken, 
und  die  des  Hennippos  an  den  Dionysien  desselben  Jahres  aufgeführt  sein 
(Croiset). 

325.  Pap.  Oxyrh.  677,  8,6  X 3,9,  Rest  vom  Ende  einer  Kolumne, 
Buchschrift  aus  der  2.  Hälfte  des  1.  Jahrh.  n.  Chr.,  S 123.  127. 

Unbekannte  KomOdie,  Reste  von  9 Zeilen;  einige  weitere  Ergänzungen 
gibt  Wilam.  S.  669.  Z.  7 erscheint  der  Eigenname  Abegrji'if  (auch  attische 
Inschriften). 

326.  Pap.  Oxyrh.  678,  11  x4,  Rest  vom  Anfang  einer  Kolumne, 
wohl  aus  der  zweiten  Hälfte  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  123.  127. 

Gleichfalls  unbekannte  Komödie,  schwache  Reste  von  10  Zeilen.  Z.  6 
Lg  av  dtivctfio  (oder  devo[/g»;v,  etc.)  richtig  Wilam.  S.  669. 

327.  Holztafel  in  Kairo,  auf  beiden  Seiten  beschrieben  (vgl.  oben 
Nr.  311),  späte  Zeit,  P.  Jouguet  und  G.  Lefebvre  Bull,  de  corresp.  hellen. 
XXVIIL  208. 

Trimeter:  cxarc  xgimzä  fiij  txqjßcjjj  (j)üov,  = Philemon  233,1 

Kock  (bei  Maximus  Conf.)  Menand.  Monost.  418  Meineke.  Bei  Philemon  ist 
tpdvrjg  überliefert,  bei  diesem  und  in  der  Gnomensammlung  dgyfjg  yugiv  xa 
xp. ; ixifaviig  ist  hellenistisch  für  {xgtJejjj  (Meineke),  indem  bei  den  Verba 
liquida  das  u im  Futurum  allgemein  ein  ä ira  Aorist  nach  sich  zog  (tipölot, 
fxccftKp«). 

328.  Ostrakon  au.s  Luqsor,  20x10(7),  datierte  (freie)  Buchschrift 


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Friedricb  BlaB:  Literariscne  Texte  mit  Ausschluß  der  christlichen  487 


aus  d.  J.  140/1  n.  Chr.  P.  Jonguet  und  G.  Lefebvre  BulL  de  corresp.  hell. 
XXVIII,  201  ff. 

Anfang  einer  Fabel  in  Trimetern,  in  der  fehlerhaften  Abschrift  eines 
Schfilers:  njorr^p  vlöv  sviro|poüvra  xS>  ßlta  xol  ptjdEv  | avx&  xb  avvoXov 

dcDpovpc|vov  ini  xbv  A’xtSOrjv  'Avä\ju^tv  rfftv  iig  xqIoiv.  | oßoa  (d.  i.  ißöa) 
d'  6 v!bg  xoCxov  ftrj  ] delmv  xQ{<piiv  (zu  berichtigen  in  4’  6 toiItov  ffflojv 
ufo}  xffitpiiv^  oüx  olxlav  ov  xxrjfut  (1.  xxxifiax)  ov  jipijeoü  (1.  ßccQog  | 

jToids  Ttj  oi-v  Tiipovi'o;  ^ noio;  xpjr^S  | rj  voiio&ixrjg  «pjrofof  ivSixcag  ipii; 
dann  die  Datierung  aus  dem  4.  Jahre  des  Antoninus  Pius.  Das  Gedicht- 
chen  ist  nicht  nur  unvollständig,  sondern  nach  allem  Anschein  auch  lücken- 
haft, indem  oüx  oixlav  . . ßaqog  so  keinen  Sinn  gibt,  und  dieser  doch  wohl 
sein  mußte:  nichts  davon  hat  er  (der  Vater)  mir  gegeben.  Die  Hsg.  liefern 
die  nötigen  Erläuterungen  und  die  Parallelen  aus  den  sonstigen  Resten 
antiken  Schulbetriebes.  Vgl.  Leo  Herrn.  40,  159  f. 

329.  Papyrusblatt  aus  dem  Fayum,  auf  beiden  Seiten  beschrieben, 
32  X 10,  Buchschrift  byzantinischer  Zeit  (6.  oder  7.  Jahrh.?),  Zereteü  Ber. 
der  Akademie  zu  Petersburg,  Februar  1905. 

Leben  des  Asop,  zusammenstimmend  (wenn  auch  wenig  genau)  mit 
einer  der  bisher  bekannten  beiden  Formen,  die  unter  sich  entsprechend 
differieren.  Der  Papvrus  ist  bereits  von  H.  Weil  zum  Teil  gelesen  und 
veröffentlicht,  in  den  itudes  de  litterature  et  de  rhythmique  grccques  (1902), 
p.  119  ff.  Trotz  des  schlechten  Zustandes  namentlich  der  Rückseite,  er- 
möglicht doch  der  Paralleltert,  den  Westermann  1845  herausgegeben,  im 
ganzen  ein  Verständnis  und  zum  Teil  auch  sichere  Ergänzung.  Man  sieht 
(vgl.  Weil),  wie  die  über  Asops  Leben  umlaufenden  und  in  eine  anonyme 
Fassung  gebrachten  Geschichten  während  der  byzantinischen  Zeit  nicht  so- 
wohl vermehrt,  sondern  eher  immer  weiter  abgekürzt  wurden;  denn  dies 
ist  das  Verhältnis  sowohl  zwischen  dem  Papyrus  und  der  nächst  ältesten 
Form,  der  Westermanns,  als  auch  zwischen  dieser  und  der  jüngsten,  der 
planudeischen. 

330.  Papyrusrest  aus  Aschmtmen  (Hermopolis  Magna),  etwa  4.  Jahrh. 
n.  Chr.,  Vitelli  Studi  italiani  di  filologia  dass.  XII,  320. 

Unbestimmbare,  späte  Poesie,  in  Hemiamben  wie  so  viele  Auakreontea, 
wenn  die  Zeilen  vom  vollständig  sind,  andernfalls  etwa  in  iambischen 
Tetrametem.  Zu  Anfang  und  zu  Schluß  greift  die  Zerstörung  noch  weiter, 
sodaß  günstigsten  Falls  nur  die  5 mittleren  Zeilen  wirklich  vorliegen.  Der 

günstigste  Fall  scheint  auch  der  wirkliche  zu  sein; ^aXvOiov  xofi/^o). 

(Paragr.)  fpö  fui/  (wohl  besser  als  igä/itv)  ovv  ig  ^ßt/g  | rdjrtata  fUxgov 
iiS-eiv  (sicher  doch  so,  nicht  Illxgov;  ich  denke  auch  ik^cav)  | SiSaaxälov 

t’  dxoiicuv  I jtoiüv  ;(pdyov  ßi&vai  ipvi]  Si Der  Hsg.  überschreibt  den 

kleinen  Artikel  9aXvaiog,  weil  dies  seltene  Wort  hier  einen  neuen  Beleg 
findet  (xä  9aXvaict  schon  Homer).  [Vgl.  jetzt  Vitelli  1.  c.  XIV  p.  126]. 

n.  Prosaisohe  Stücke. 

331.  Pap.  Oxyrh.  695,  24,  3x7,6,  Buch.schrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr., 
S.  140  f. 

Herodot  V,  104  Xu}jtpfovs  — 105  A[&tiv]mo[i  (itiä]  6e.  Keine  neuen 


r 

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488  n.  Referate  und  Besprechungen 

Lesarten;  106  c jfinsnptjff'&ni  mit  AB  usw.  (R  fehlt)  gegen  ifin^tja^^vai. 
P(aris.)  Stein. 

332.  Pap.  Oxyrh.  696,  weitere  Fragmente  zu  Pap.  Ox.  16  (1.  Jahrh. 
n.  ehr.,  Buchschrift),  mit  Resten  von  6 ferneren  Kolumnen,  S.  141  ff. 

Thnkydides  IV,  28,  4 — 36,  2 in  (weiteren)  Resten,  z.  T.  mit  direktem 
Anschluß  an  das  fiüher  Gefundene.  Wenn  das  Vorkommen  kann,  so  wollen 
wir  hoffen,  daß  auch  von  andern  wertvollen  Handschriften  von  Ox.  noch 
weitere  Stücke  zu  Tage  kommen.  Die  Eigentümlichkeiten  dieser  Hand- 
schrift des  Thuk.,  so  die  zwischen  Punkten  eingeschlossenen  variierenden 
Lesarten,  wiederholen  sich  natürlich:  die  Hsg,  möchten  aber  jetzt,  auf  Grund 
des  vermehrten  Materials,  annehmen,  daß  das  stet-s  erst  aus  Korrektur  zu- 
gefügte  paragogische  v ungleich  den  andern  Verbesserungen  von  andrer 
Hand  als  der  des  Schreibers  ist.  Eingehend  bespricht  den  Fund  Wilamo- 
witz  S.  675  ff.,  auch  Fuhr  S.  1510.  Folgende  Ijesarten  sind  zu  verzeichnen. 
Kap.  29,  3 axQoadoxtjx.to.g  mit  oi  über  ca;  letztere  Lesart  ist  neu,  aber  dem 
gewöhnlichen  Gebrauche  des  Thukyd.  gemäß  (s.  Wilam.),  indem  nur  noch 
VII,  21,  4 allgemein  in  den  Hd.schr.  das  Adverbium  steht.  Es  gehört  dazu, 
wie  die  Hsg.  bemerken,  vorher  avrotg  für  «öroiis;  äber  diese  Stelle  ist  im 
Pap.  nicht  erhalten.  Das.  ilv\ui  Sv  mit  CGEM  gegen  Sv  ilvai  ABF.  32,  1 
ir«  nach  ivvaig  beigoschrieben,  wo  es  unsre  Hdschr.  haben,  und  zwischen 
Punkten  nach  ävedaußuvovjag.  Das.  rüg  vuvg  (entbehrlich)  erst  über- 
geschrieben. Das.  aerr«  to  für  xuxü  ro  t&og-,  vgl.  17,  2.  55,  2. 

67,  4.  \HI,  60,  5.  76,  5 jr«pS  (x«rö)  rö  lia&ög.  Dies  wird  man  auf- 
zunehmen haben.  Vgl.  über  die  ganze,  recht  schwierige  Stelle  Wilam. 
Das.  anscheinend  i nach  dem  Umfang  einer  Lücke)  ohne  r^s  vor  vvktöc. 
§ 2 amßaivtv,  ira  Anfang  richtig  gegen  Iniß.  Hdschr.  und  bereits  nach 
Vermutung  hergestellt;  in  dem  hier  ungewöhnlichen  -tv  statt  -f  ist  wohl 
das  -ov  der  Hdschr.  zu  erkennen  (Subj.  6 Silo;  orpurösl.  § 4 oloi  Swopru- 
latot  t’obet  für  oi  äjiog.,  aber  dies  auch  Pap.;  ich  denke,  die  Konjektur  ist 
dennoch  richtig:  xarä  veorov  rt  nid  iueiXov  avroig,  x<oerjatiav,  oi  noXifuot 
ieia&ai,  xi'Uol  xai  oloc  ün.  (Wilam.  tilgt  oi  noXi(uot  und  rpilol,  dies  mit 
Stahl).  Dann  f[xpcrTot'v  wie  Hdschr.  (fxpoTovvro  will  Hude).  C.  33,  2 
)(ci>p/|cdv  r|t  übergeschrieben,  aber  nach  j;«D:t«]rfjT[i;  die  Stelle  ist  weder 
im  Pap.  noch  in  den  Hdschr.  in  Ordnung  (von  lucrlin-.  im  Pap.  nichts  er- 
halten). C.  34, 1 001(0  erst  Corr.;  mit  dem  g mag  es  sich  wie  mit  dom  v 
verhalten  (Hsg.).  Das.  tntxeiv  falsch  für  inexOciv,  aus  der  alten  Schreibung 
iuf;i;<)&)>t«v,  wie  Wilam.  gut  bemerkt.  Das.  äfivvaa9-ca  falsch  Hdschr.  (wunder- 
barer Weise  hat  man  nicht  verbessert)  und  übergeschrieben  (ö,  mit  Strich 
über  statt  unter  o)  im  Pap.;  für  äfivvia&ai,  wie  Pap.  im  Text.  Das. 
Dobree  glänzend  lov  DapOfi'v  rö  nusx'ov  für  t.  0.  ro  xxXtiaxov,  aber  diese 
Korruptel  ist  bereits  im  Pap.;  außerdem  ttuppttv  und  die  schlechte  Variante 
T(0(  {toi  über  .oe.).  Das.  |uv.{i.fft<JfUvo»  mit  i über  £»,  aber  das  i ist  wieder 
getilgt.  Kap.  35,  1 «£[»]  erst  üborgeschrieben;  es  ist  kaum  entbehrlich. 
Das.  über  fjicoprjocrv  (Hdschr.)  übergeschrieben  orv(£j((op»;ff£(v).  Das.  ov  jxolv 
Kixixov  besser  für  ö ov  noXii  thuixe.  Das.  lavxiov  (iv  avxiö  gut  Croiset) 
auch  Pap.  § 2 ivxav&a  df)  besser  für  f.  tjät/.  Das.  nXi.l.ovi  (jxXiovi 
Hdschr.).  Das.  xe&agpxjxoteg  wie  ABFG  statt  -pff-,  vgl.  oben  zu  34,  1. 
Das.  falsch  diotpivyovug  für  -(pvjdvrff,  und  :i[pos  für  ig.  § 3 nach  dem 


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Friedrich  Blaß:  Literarische  Texte  mit  Ausschluß  der  christlichen  489 

Raume  oi  6 A&rj]vaioi  statt  xci  ot  Das.  nugfafitvoji  zu  klein  für  die 
Lücke.  C.  36,  2 ^rwrtulovrtj  für  juarfuöovTtff  (beides  möglich).  Das  Ge- 
samtergebnis ist  also  eine  weitere  Bestfitigung  für  das  was  Kenyon  in 
seiner  Abhandlung  in  Proceedings  of  tbe  British  Academy  I (1904)  S.  Iff. 
aufweist:  der  Text  unsrer  Klassiker  hat  sich  etwa  seit  Beginn  unsrer  Zeit- 
rechnung unglaublich  wenig  verändert,  und  auch  von  den  Korruptelen  reicht 
ein  großer  Teil  so  weit  zurück.  Wilam.  zieht  das  Fazit  etwas  anders, 
jedoch  ebenfalls  zutreffend:  „die  im  Th.  besonders  zfthe  konservative  Kritik 
wird  durch  diese  Hdschr.  in  erfreulicher  Weise  ad  absurdum  geführt“. 

333.  Pap.  Ox.  697,  24,4X12,5,  Blatt  aus  einem  Papyrusbuche,  unten 
nnvoUstündig,  nebst  einem  kleinen  Reste  eines  andern  Blattes,  Buchschrift 
wohl  aus  der  Zeit  bald  nach  200  unsrer  Zeitrechnung,  S.  146  ff. 

Xenophou  KjTUpaedie  I,  6,  3 — ll  größtenteils,  und  (b)  wenige  Worte 
aus  II,  1,  30.  Die  beiden  Seiten  von  a sind  mit  und  ir/  (17.  18) 
numeriert.  Mit  Recht  legen  die  Hsg.  diesem,  einigermaßen  umfänglichen 
Funde  für  die  Textkritik  der  KyrupSdie  eine  gemsse  Bedeutung  bei;  sie 
bevorworten,  daß  eine  kritische  Ausgabe,  die  sämtliche  wichtige  Hand- 
schriften genau  und  erschöpfend  gebe,  noch  nicht  da  sei,  indes  werde  von 
E.  C.  Marchant  eine  solche  vorbereitet,  und  dieser  Hsg.  habe  ihnen  eine 
Kollation  zweier  wichtiger,  in  England  befindlicher  Handschriften  zur  Ver- 
fügung gestellt.  Alle  Hdschr.  dieses  vielgelesenen  und  demgemäß  recht 
schlecht  erhaltenen  Buches  zerfallen  in  zwei  Familien;  die  erste,  von  Dindorf 
und  Hug  bevorzugte  besteht  aus  AGC,  dazu  dem  neuen  Etonensis,  die  andre 
aus  D und  dem  neuen  Bodleianus,  wozu  gerade  für  diese  Stelle  noch  ein 
langes  Zitat  bei  Stobäus  kommt.  Daneben  steht,  mit  einem  vorläufig  un- 
bestimmbaren Charakter,  Dindorfs  R.  Es  ist  nun  hier  unmöglich,  sämtliche 
Varianten  dieses  langen  Stückes  auszuziehen.  Der  Papyrus  hat  selber  eine 
Anzahl  Korrekturen  von  andrer  Hand  über  der  Zeile,  und  in  dieser  doppelten 
b'herlieferung  pflegt  sich  unsre  doppelte  ÜberUefening  bereits  zu  zeigen. 
§ 4 tos  iptAoi’s  erst,  und  so  AGR  Eton.  (richtig),  tos  ngoagnUig  Corr., 
wie  D Bodl.  Stob.  — 4;  6 aitov  vor  tpucoffot  wiederholt  Pap.  corr.,  DG* 
Bodl.  Stob.;  richtig  ausgelassen  Pap.  pr.,  AG*  R Et.  — § 9 jrgooyepoficvov 
Pap.  corr.,  D,  R,  Bodl.;  -yily)v6(uvov  Pap.  pr.,  A,  G,  Et.  (falsch).  — 8 11 
(or  fiiv  (mit  Attraktion)  Pap.  pr.  = AEt.,  « fiev  corr.  = DGR  Bodl.;  hier 
teilen  sich  also  die  Klassen  anders,  und  so  haben  AEt  gegen  DGR  Bodl. 
(Pap.)  Xtyomcu  i^xptad’at  statt  lij^igovrot  (so,  mit  g DGR  Bodl.  Papyr.).  — 
Das.  reop(f£(jff«t  Pap.  pr.  = ADG;  Tcofl^civ  Pap.  corr.  = R Bodl.;  auch  hier 
ist  die  Teilung  wieder  verschieden.  Aber  das  zeigt  sich  klar,  noch  mehr 
als  bei  Thukydides  (nr.  332),  wie  auch  geringfügige  Varianten  unsrer  Hand- 
schriften uralt  und  mit  nichten  erst  in  den  byzantinischen  Zeiten  durch 
Absicht  oder  Zufall  entstanden  sind.  Auch  in  dem  falschen  iäv  Sitj 
§ 4 stimmen  mit  dem  Pap.  sogar  alle  Hdschr.  und  dazu  Stobäus  mit  der 
Ausnahme  des  Eton.  (er)  zusammen.  Neue  Lesarten  des  Pap.  sind  nicht 
viele  und  keine  bedeutenden:  § 6 pr.  aov  rtivxa  aKovOag  (Hdschr.  wie  corr. 
tcrOro  (oder  toioCto,  zoiovitov)  üxovaag  Oou;  gleich  darauf  xnt  «p  «voryxjj 
falsch  pr.  für  xai  yäp  äv.  — Das.  vavv  imd  otnc  wie  Stobäus  für  vaUg 
und  oüdf  Hdschr.;  dann  nochmals  oui£  vor  ftij  (pvXarrofi^vovg,  wo  auch  Stob. 
ovSe.  § 7 txavov  äv  tD;:  Hdschr.  ohne  ov  (beides  möglich).  Das.  airrög 


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490 


II.  Referate  und  Besprechungen 


Koid?  T£  xßj’a^öj  nicht  gut  für  aviöi  zt  xolds  %ctya&hg.  — Das.  teovzat 
o[jiovTfs  für  i'ff.  itävztg.  Das.  rdre  etpaivcto  für  iip.  elvai  : crvoa  ist  über- 
flüssig und  Torc  auch.  S.  indes  Fuhr,  der  rjfuv  totc  [tivai  \ etpcuvtzo]  im 
Pap.  für  möglich  halt.  — § 9 oio9a  de  e<pt/  onoaet  für  zC  di  igj?)  ole9a 
6^6aa  (in  AG*  fehlen  die  Worte  zC  . . ola&a  samt  6 KvQog  vorher).  Das. 
ov  detiaei  für  (ooi)  deijaei  falsch.  Das.  noiUa  de  xni  orjUnr  ww  avayxtji 
(falsch)  dcntavav  avzov  xc(  (falsch  für  ^ xoi):  oviöv  fehlt  teils,  teils  steht 
es  anders;  dann  nur  ^'ii'oxrxct;  für  ixetvo  ov  yiyväaxetg;  durch  ixeivov  ersetzt 
Madvig  (falsch  nach  Fuhr)  das  für  den  Gedanken  sonst  doch  nötige  avzöv. 
§ lü  avv  KvagaQei  xoivt/t  für  xotvfi  avv  K.  — Das.  ohne  de  nach  xol 
füous;  vortrefflich  (Fuhr)  eoag  ov  fjfi;;  rö  diovzcc.  § 11  f‘0ezai  ohne 

das  überflüssige  rovnov.  — Das.  nach  dem  Raume  viell.  nur  oyipeleie^at 
für  [ovTlulqpclfioüot,  was  auch  eine  schlechte  Wortbrechung  wäre.  Dazu 
in  Frg.  b)  II,  1,  30  xoi  Touro[  schlecht  für  ro»otiro(v).  — Ein  künftiger 
Herausgeber  der  Kyrupädie  ist  zu  bedauern,  da  er  sich  nicht  nur  wie  bis- 
her durch  unendliche  Varianten  durchzufinden  und  überall  zu  wählen  hat, 
sondern  jetzt  auch  der  Möglichkeit  beraubt  ist,  eine  Handschriftenklasse  zu 
bevorzugen  und  die  Abweichungen  in  der  andern  als  spätere  Entartungen 
anzusehen.  Die  Scheidung  dieser  Familien  ist,  wie  wir  jetzt  sehen,  jung 
(indem  der  Papyrus  sich  neutral  hält,  imd  bald  mit  der  einen,  bald  mit 
der  andern  geht,  viel  häutiger  indes  mit  den  sogen,  deteriores),  die  Vari- 
anten selber  aber  sind  zumeist  uralt.  Vgl.  in  dem  vorigen  Jahresberichte 
das  über  nr.  217  (Ox.  463,  Anabasis)  bereits  Bemerkte,  und  zu  dem  neuen 
Funde  Wilam.  S.  671).  Fuhr  S.  l.^>10f. 

334.  Pap.  Ox.  698,  23,  ä X 7,  9,  zwei  Fragmente  zweier  Kolumnen, 
Buchschrift  der  ersten  Hälfte  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  154f, 

Xenophon  Kyropaedie  I Ende,  in  der  zweiten  Kol.  die  Unterschrift 
S^voqori) v[ro;  { Kvgov  \ natdeia  \ [öl.  Es  ist  nichts  zu  bemerken,  als  daß 
der  Anfangssatz  von  II,  toioüra  . . TIegaidog,  hier  den  Schluß  von  I bildet. 

335.  Pap.  Oxyrh.  665,  zwei  Fragmente,  Anfang  und  Ende  einer  Kolumne, 
a)  10,  5 X 4,  6,  b)  10,  3 X 4,  6,  Buchschrift  (ähnlich  der  de.s  Bacchylides), 
aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  80  ff.  mit  "Faksimile  auf  Tafel  I. 

Kurze  Inhaltsangabe  eines  Geschichtswerks  über  Sizilien,  die  Zeit 
nach  46.5  betreffend.  Die  einzelnen  Stücke  sind  durch  abgesetzte  Zeile  und 
Paragraphos  geschieden,  und  die  erste  Zeile  des  nächsten  Stücks  fängt  mit 
Ausrückung  an.  Leider  sind  fast  sämtliche  Zeilen  rechts  unvollständig. 
Vgl.  de  Sanctis  in  Rivista  di  filologia  XXXIII,  66  — 73,  der  als  Verfasser 
des  exzerpierten  Werkes  nicht  sowohl  Timaios  als  Phihstos  vermutet,  de.ssen 
4.  Buch  diese  Zeit  behandelte  und  'Ofttpäxt]  (Frg.  21)  erwähnte,  welches 
de  Sanctis  hier  zweifellos  richtig  für  ’0pg?a[l&]<  der  Hsg.  herstellt.  Aus 
den  Kämpfen  zwischen  Bürgern  und  Söldnern  und  auch  zsvischen  den  Städten 
selbst,  wie  sie  nach  dem  Sturze  der  Tyrannenherrschaften  stattfanden,  werden 
immerhin  einige  neue  Tatsachen  berichtet,  so  kurz  auch  leider  diese  Reste 
sind.  Da  es  eine  richtige  Handschrift  war,  so  folgte  vielleicht  der  Epitome 
des  Buches  das  Buch  selbst,  also  die  Einrichtung  war  wie  noch  jetzt  bei 
Diodor,  Wilam.  S.  667.  (De  Sanctis  schreibt  außerdem  Z.  5 ;c[po<r^olal 
statt  des  von  den  Hsg.  vermuteten  jr[pfö^tf«.) 


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Friedrich  Blaß:  LiteiariBche  Texte  mit  AuBBcbluß  der  christlichen  491 

336.  Pap.  Oxyrh.  679,  Reste  des  obern  Teils  zweier  Kolumnen,  12,  5 
X6,  1;  Buchschrift  des  1.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  127  tf. 

Historisches  Werk  Ober  die  FeldzUge  Alexandera  des  Großen,  I,  1 
’ElikijvtK&v,  2 ff.  Tor  iy  KiUnl\at  ancaT\akfiivov  vit  aber  nichts 

von  Sinn  und  Tatsachen  zu  erkennen.  Von  Kol.  II  sind  nur  einige  Zeilen- 
anfhnge  da. 

337.  Pap.  Oxyrh.  680,  6,  5X4,  Best  des  Anfangs  einer  Kolumne, 
Buchsebrift  aus  der  Mitte  oder  dem  Ende  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  128  ff. 

Ähnlicher  Inhalt:  Z.  1 Ailixuv,  5 AzitKtig  (so),  6 zovg  A&r)vaiovg, 
9 lig  £okovg,  lü  ev  Kvztgait;  aber  auch  hier  nichts  weiter  zu  erkennen. 

338.  Pap.  Oxyrh.  681,11X17,1,  von  dem  Anfang  einer  Kolumne, 
Buchschrift  des  2,  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  128.  130. 

Historisch  oder  geographisch:  Triballer  (6.  10)  und  Päoner  (14) 
erwähnt;  aber  wieder  nichts  weiter  zu  erkennen. 

338  a.  Papyrusfragment  aus  Karanis  oder  Soknopaiu  Nesos,  8 X 11,5, 
Reste  zweier  Kolumnen,  Kursivschrift  aus  dem  frühen  2.  Jahrh  n.  Chr., 
Wessely  Festschrift  für  Otto  Hirschfeld  S.  100  ff. 

Historische.s  Werk  über  die  griechische  Geschichte  des  4.  Jahrh.;  die 
Stelle  handelt  Ober  Chares'  Feldzug  in  Asien  im  J.  35.5/4  und  gibt  einiges 
neue,  trotz  aller  Verstümmelung.  Da  nicht  Buchschrift  ist,  so  vermutet 
der  Hsg.  Privatabschrift  wie  im  Falle  der  Notaria,  und  demgemäß  ein  be- 
kanntes Werk.  Z.  6 Tt^guvazi  d.  i.  -azei  -az)\g. 

339.  Brachstücke  eines  Papyrusbuches,  in  Gizeh  erworben,  Buchsebrift 
des  5.  Jabrh.  n.  Chr.,  mit  rohen  Miniaturen  dazwischen,  Adolf  Bauer  (und 
Josef  Strzygowski),  Denkschriften  d.  Akademie  d.  Wiss.  zu  Wien,  Phil.- 
hist.  Klasse,  Bd.  LI  S.  1 — 118,  mit  acht  Doppeltafeln  in  Farbendruck. 

„Alexandrinische  Weltchronik“  betitelt  der  erste  der  Herausgeber, 
der  als  seinen  Teil  den  Text  und  Inhalt  übernommen  hat,  während  die 
Miniaturen  von  Strzygowski  in  einem  zweiten  Abschnitt  erläutert  werden. 
Der  Erwerber  des  merkwürdigen  Fundes  ist  W.  Goleniscev.  Die  Zertrümme- 
rung des  Buches  ist  nun  allerdings  außerordentlich  groß  imd  nur  der 
geringste  Teil  der  Bruchstücke  überhaupt  erhalten;  indes  diese  in  damaliger 
Zeit  reichlich  (und  schlecht)  fabrizierten  christlichen  Weltchroniken  ähneln 
einander  sehr,  und  wir  haben  zur  Vergleichung  insonderheit  den  von  Scaliger 
sogen,  lateinischen  Barbaras,  eine  in  raeroviugischer  Zeit  abgefaßte  Über- 
setzung einer  solchen  Chronik.  Die  Zeit  der  Abfassung  ist  bei  der  hier 
vorliegenden  deutlich  das  beginnende  5.  Jahrhundert,  und  viel  später  wird 
auch  dies  Exemplar  nicht  geschrieben  sein.  Der  H.sg.  hat  auf  diese  Reste 
eine  unglaubliche  Mühe  verwenden  müssen,  ohne  daß  gerade  viel  für  die 
antike  Chronologie  herauskärae'  es  ist  auch  alles,  besonders  das  ältere,  sehr 
Irarz  redigiert,  und  durchaus  nicht  sorgfältig  und  fehlerlos.  Auffällig  und 
wenig  glaublich  ist  mir,  daß  A]ivkta  statt  Aiokta  geschrieben  sein  soll 
(S.  24);  ebenso,  daß  zmze  | vmaiz’  (in  einem  zitierten  Bibelspruch)  statt 
zazttCvfoaiv  stehe  (S.  77);  hier  zeigt  sogar  das  Faksimile  nicht  nur  den 
Baum  für  das  t,  sondern  anscheinend  Spuren  desselben.  Für  nicht  richtig 
gelesen  und  ergänzt  möchte  ich  auch  die  Überschrift  der  lakedämoniseben 

Archiv  f.  Papyru«for«chuag  Itl.  4.  33 


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492 


n.  Referate  und  Besprechungen 


Königsliste  halten  (S.  43):  [np^dgcvoi  (nicht  ap^avrrs)  fm]  j {ixoaT[ü  ImovI 
ßttOtliag  ’loijda)  | oCroj;  (nicht  örto>g)  [i)p|av  (nicht  cp^nt)  emo  Kvgva&ieog 
yfa]  x{(Sar[govf(dv  ßaatUtog.  — Interessant  sind  die  paläographischen  Aus- 
führungen S.  14f.  über  die  Genesis  der  geneigten  ünziale  (des  sog.  Spitz- 
bogenstils, ögvgvyxog  jfopoxrjJp),  der  hier  gelegentlich  neben  der  runden 
Unziale  venvandt  ist;  der  Hsg.  findet  Wilekens  Ansicht  bestätigt,  dall  diese 
Schriftform  bereits  seit  dein  3.  Jahrh.  vorhanden  und  neben  der  andern  im 
Gebrauch  war. 

340.  Papyrus  aus  einem  Kartonsarkophage,  7 Kolumnen,  die  den 
Schluß  der  Vorderseite  bilden,  Buchschrift  des  2.  Jahrh.  v.  Chr.,  H.  IM  eis, 
Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  1!I04,  mit  Faksimile  in  Lichtdruck. 

Latercnli  Alexandrini,  wie  der  Herausgeber  betitelt,  d.  i.  Verzeich- 
nisse von  berühmten  Männern  in  irgend  einem  Fache,  von  Bauwerken, 
Inseln,  Bergen,  Flüssen,  Quellen,  alles  in  äußerster  Kürze,  ähnlich  den  letzten 
Kapiteln  des  Hygin.  Der  Herausgeber  bat  alles,  was  es  bisher  Ähnliches 
gab  imd  womit  Zusammenhang  zu  sein  scheint,  in  musterhafter  Weise  bei- 
gebracht, und  außerdem  zu  den  Einzelheiten  einen  vortrefflichen  Kommentar 
gegeben.  Da  die  Schrift  groß  und  weitläufig,  die  Kolumnen  aber  klein 
sind,  so  ist  auch  der  Umfang  dieser  Aufzeichnungen  gering,  dennoch  aber 
kommt  hier  und  da  Neues  für  uns  heraus.  Die  in  Überschriften  gegebenen 
Rubriken  sind:  vofio9irai,  jCd/päipot,  äyaXficaOTfOinC,  äi'dgiavioTtoioi, 
ziKtoveg,  gij^nvixof  (hier  Neues,  so  Harpalos  als  Architekt  der  Brücke  des 
Xerxes),  tk  inja  9cdfeaxa^  öpi;  gt/iör«,  Ttoragol  of  (tiytöioi  (Schreibung 
'l’adavög),  xpijvori  ruxXliaxai  (neu  der  Name  Hekatostylos  für  den  Brunnen- 
bau des  Theagenes  in  Megara).  In  einem  Anhänge  S.  15f.  wird  noch  ein 
Fragmentchen  besprochen,  welches  zugehörig  schien  (indes  nach  persönlicher 
Mitteilung  des  Hsg.  nicht  ist).  Die  ersten  34  Kolumnen  der  Vorderseite 
enthalten  ein  Bruchstück  eines  Alexanderromans  (Katechese  der  10  Gym- 
nosophisten) und  sollen  später  herausgegeben  werden;  auch  die  Rückseite 
ist  nicht  unergiebig.  • 

340a.  Papyrusstück  (10x15,5)  unbekannter  Provenienz,  Buchschrift 
des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  Vitelli  Atene  e Roma  anno  VII  nr.  66  p.  178  f. 

Bruchstück  eines  Verzeichnisses  von  Büchern,  doch  nur  13  ver- 
stümmelte Zeilen,  die  lediglich  Rätsel  aufgeben.  Die  Form  des  Katalogs 
ist  die  seit  KaUimachos  übliche:  Verfassemame,  Anfangsworte,  Stichenzahl. 
Der  Verfassemame  war  wohl  nach  links  ausgerückt  und  ist  nirgends  im 
Anfang  vollständig,  dagegen  die  jedesmal  nächste  Zeile,  mit  den  Anfangs- 
worten, scheint  links  vollständig  zu  sein,  aber  dafür  rechts  um  so  unvoll- 
ständiger. Z.  2 Ji]ovvaiov,  Z.  6 . . tjpou  d.  i.  Oü]ijpou?  A'tujijpou?,  Z.  10 
. . xaiUooä;  Anfangsworte  der  2.  Schrift  Srt  ftfc  ro  <pCXc  riUA[£  (TtUl[i£). 
Titel  und  Inhalt  ist  nicht  angegeben:  der  muß  also  in  einer  Generalüber- 
schrift gestanden  haben. 

341.  Pap.  Oxvrh.  704,  7,9  X 10,3,  Rest  zweier  Kolumnen,  Buchschrift 
des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  161  f. 

Isokrates  x«t«  TÖr  aotptar&v  (XIU),  §§  16 — 18  zum  Teil.  Keine 
neuen  Lesarten  als  der  Schreibfehler  ptfUjaEfoffai  für  -aaa9ai  18,  und  viel- 


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Friedricli  Blaß:  Literarische  Texte  mit  Ausschlnß  der  christlichen  493 


leicht  das.  rt  (oder  ti),  indem  ävdtjp.  allein  (Hdschr.)  den 

Raum  nicht  füllt.  Vgl.  Fuhr  S.  1509. 

342.  Pap.  Oxyrh.  700,  14,5x4,4,  Streifen  aus  dem  Schluß  einer 
Kolumne,  Buchschrift  eher  des  2.  als  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  156  fif. 

Demosthenes  .t.  t.  artyiärov  (XVIII),  § 17  ’A&ri]vatot  — 19 
axav  itävzag.  Neue  Lesarten:  r<fj;uoi'  oßrtos  statt  oüto);  «jjj.  18;  das.  ä[iUa 
Ti$  I fjv  axptjro;  xctl  nopä  TOvro[($  anaOiv  xal  zaQa’j^ij,  mit  Auslassung 
von  xai  rtopä  zoig  äKlotg  (TiiXijaiv)  nach  todrots,  was  indes  unter  der 
Kolumne  nachgetragen  war  (wohl  von  zweiter  Hand):  — — £l]lijai  avia 
(jedenfalls  mit  entsprechender  Verweisung  durch  xarco  am  Rande  der  Stelle). 
Die  Hdschr.  haben  alle  die  längere  Form,  einige  ohne  naget,  alle  außer  0 
ohne  "Ekkijaiv,  welches  0 nach  anatnv  hat.  Der  kürzere  Text  ist  aber 
durchaus  nicht  unmögRch;  x«l  wird  dann  „auch“.  — Vgl.  Fuhr  das. 

343.  Pap.  Oxyrh.  701,  15,7  X 14,6,  Teile  von  3 kurzen  und  schmalen 
Kolumnen,  Buchschrift  w'ohl  aus  dem  Ende  des  2.  oder  der  1.  Hälfte  des 

3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  158  f. 

Demosthenes  xarä  Tifionpärovs  (XXIV),  § 63  (Einlage,  Noiiog) 
To}i)S  £v  dfx«]  — T^g  o]v  (I.  Kol.),  das.  ij  ctnoxiiaai  — § 64  rovg  ä/Lovrag 
(II.  Kol.),  § 65  {[vKvrt'ß  — x:£]9i  [talla  (III.  Kol.),  doch  hier  nur  geringe 
Zeilenreste  (s.  darüber  Fuhr,  S.  1509).  § 63  f.  ootomtfo?,  txuiatji,  txuiatoai 
erst,  dann  e getilgt,  dazwischen  ixuarji.  Titog  (=  mg)  immer.  Fuhr.  Keine 
neue  Lesart;  mit  A ohne  ivzog  § 63  (so  in  meiner  Ausgabe)  und  wieder 
mit  A ohne  äv  64,  wo  ich  mit  Weil  das  c!v  anders,  als  überliefert  ist,  stelle. 

344.  Pap.  Oxyrh.  702,  13,5X  6,5,  Buchschrift  des  (frühen?)  2.  Jahrh. 
n.  Chr.,  S.  159  f. 

Demosthenes  Bouoröv  rrepJ  cxQotxöq  (XL),  § 52  — 

53  v:rö  Auch  hier  keine  neuen  Lesarten;  der  Pap.  stimmt  bald  mit 

dieser,  bald  mit  jener  unsrer  Hdschr.  (Fuhr  das.) 

344  a.  Papyrus  Erzherzog  Rainer,  aus  dem  Fayum,  Rest  eines  PapjTus- 
blattes  einer  Handschrift  in  Kodexformat,  11  X 10,  Kursivschrift  des 

4.  — 5.  Jahrh.  n.  Chr.,  C.  Wessely  Studien  zur  Palaeographie  und  Papyrus- 
kunde IV. 

Alphabetisches  Lexikon  zn  Demosthenes  Midiana.  richtig  vom  Hsg. 
verglichen  mit  dem  von  mir  Hermes  17, 150  ff.  und  jetzt  wieder  von  Diels 
im  Anhang  zu  Didymos  herausgegebenen  Resten  eines  alphabetischen  Lexi- 
kons zur  Aristokratea.  Es  ist  nur  ein  Streifen  des  Blattes  da,  unten  Rand 
zeigend,  oben  abgerissen.  Auf  der  Vorderseite  (Artikel  dwnrtfra/)  steht  in 
voller  Ausführlichkeit  das  einschlägige  Zitat  aus  der  ’A9z]valav  IIoX.  c.  53, 
welches  auch  Harpokration  unter  ÖutiTijral  gibt,  aber  dieser  viel  kürzer  und 
wenig  genau.  Die  Abweichungen  von  unserm  Texte  der  UoX.  sind  zahl- 
reich und  nicht  ohne  Interesse.  Die  Rückseite  enthält  die  Reste  mehrerer 
kurzer  Artikel,  offenbar  nicht  in  der  Folge  der  Rede,  sondern  in  alpha- 
betischer; diese  sind  unergiebig. 

Zu  § 114  las  auch  der  Vf.  des  Lexikons  eiaix^gia,  nicht  liam^Ttjgue 
(v.  Herwerden  nach  d.  Inschr. ).  Der  Hsg.  erläutert  alles  nach  Möglichkeit 


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494  n.  Referate  und  Besprechungen 

aus  den  Lexikographen  und  Rhetoren.  Didymos  wird  sicher  auch  hier  letzt« 
Quelle  sein  (Wess.). 

345.  Pap.  Oiyrh.  703,  9X9,  Buehschrift  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  160f. 

Aischines  xarä  JCnjtTiytSrros  § 94  ’4lp{o]t)  — Jolv[t(ov  (Kol.  I)  und 

§ 96  öLlo]u[s  — 97  n«]p([xcfAE(.  Ein  ganz  kleines  Fragment,  und  doch 
so  ergiebig , daB  man  lebhaft  die  Kleinheit  bedauert.  In  94  rä  ölxa 
ralJavT«  fcäv|(Tiav]  — hier  bricht  das  Fragment  ab,  aber  Jo5i^o>v  (Hdscbr. 
äpoii^rmv)  (pgovovvKov  ßktztovuov  ergibt  sich  doch  als  wahrscheinlich,  umso- 
mehr, als  bereits  Kaibel  Hermes  XVII,  412  dies  vermutet  hatte  (Wilam. 
S.  677).  In  96  beseitigt  änoglav  laio^ai  fiir  iaia^ui  caioglav  einen  Hiatus, 
und  Torüro  /tcv  6i]  für  t.  fitv  erscheint  der  Aufnahme  würdig,  obwohl  Fuhr, 
S.  1509,  andre  Belege  für  /icv  drj  bei  A.  vermißt. 

346.  Pap.  Oxyrh.  682,  zwei  Fragmente  wahrscheinlich  derselben 
Kolumne,  a)  8x2,8,  b)  5,1  X 4,7,  elegaute  Buehschrift  des  ausgehenden 
2.  oder  beginnenden  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  128.  130. 

Unbekannter  Redner;  auf  Hypereides  raten  die  Hsg.,  wofür  natürlich 
die  von  Smyly  gut  bemerkte  Übereinstimmung  zwischen  a)  fv|  rjetfff  ät/fw- 
xg\^axCaig  oi  vöfioi  7rd>'r[a)v  £«ll  löv  | f\v  rijE  jt(ile[»  xiipioi  mit  Hyper.  Euxen. 
XXI  § 5 iv  dijfioxQazCa  xvgioi  oi  vöfioi  toovzui  bei  der  Allgemeinheit  des 
Gedankens  kein  Beweis  ist.  Der  Hiatus  scheint  vermieden;  das  spricht 
gegen  Hypereides. 

347.  Pap.  Lips.  I,  drei  Fragmente,  von  denen  sich  die  zwei  größeren 
einigermaßen  zusammenbringon  lassen;  a)  26x11,  b)  10X4,  beide  mit 
Rand  oben;  das  3.  ganz  klein.  Die  Hauptschrift  steht  auf  der  Rückseite; 
auf  der  Vorderseite  nur  private  Aufzeichnungen.  Buehschrift  des  1.  oder 
2.  Jahrh.  n.  Chr.  Blaß,  Ber.  d.  sttchs.  Gesellschaft  1904,  20511'. 

UleXirii  eines  Rhetors,  wie  deren  neuerdings  mehrere,  auch  noch 
älterer  Zeit,  aus  Ägypten  zutage  kommen,  unter  Enttäuschung  derer,  welche 
zunächst  an  Reste  attischer  Redner  gedacht  hatten.  Breite  Kolumne,  rechts 
durchweg  unvollständig,  auch  nachdem  man  b)  rechts  von  a)  untergebracht 
hat;  von  der  vorigen  (zu  der  c)  gehören  kann)  geringe  Reste.  Ergänzung 
ist  z.  T.  möglich,  wonach  sich  einige  40  Buchstaben  für  die.  Zeile  ergeben. 
Das  Thema  scheint  zu  sein,  daß  ein  bestehendes  Gesetz  verteidigt  wird, 
welches  den  Gerichtsentscheidungen  unwiderrufliche  Gültigkeit  zusprach. 
Aber  alles  ist  allgemein  und  farblos  gehalten,  und  schon  darnach  bloße 
Deklamation  unzweifelhaft.  Die  Handschrift-,  da  auf  gebrauchtem  Papier 
geschrieben  ist,  stellt  sich  als  Privatabschrift  gleich  der  der  rioXttiia  dar; 
auch  die  Breite  der  Kolumne  stimmt  zu  dieser. 

34S.  Große  Pnpyrusrolle  aus  Eschmunen  (Hermopolis  Magna),  30  cm 
hoch,  fast  6 m lang,  schöne  Buehschrift  des  (frühen??)  2.  Jahrh.  n.  Chr., 
H.  Dicls  und  \V.  Schubart,  Berlin  1905  (Berliner  Klassikertexte,  heraus- 
gegeben  von  der  Gcneralverwaltung  der  Kgl.  Museen,  Heft  2),  mit  zwei 
Lichtdrucktafcln ; dazu  ein  vollständiges  Faksimile  in  19  Tafeln  (Licht- 
drucke des  Theaetetpapyros)  das.,  1905,  2®  (in  vortrefflicher  Aus- 
führung). 

Anonymer  Kommentar  zu  Platons  Theacfcf,  wie  der  Titel  lautet. 


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Friedrich  Blaß:  Literarieche  Texte  mit  Ausachlaß  der  christlichen  495 

Es  ist  alles  hier  hervorragend:  schon  die  Qualität  des  Papjrus,  dann  Schrift 
und  sonstige  Einrichtung,  auch  der  Erhaltungszustand  im  glanzen,  und  der 
Umfang  sehr,  indem  es  75  Kolumnen  sind;  nur  der  Inhalt  mit  seiner  fast 
vollkommenen  Wertlosigkeit  steht  damit  in  betrübendem  Kontraste.  Die 
Rolle  stammt  aus  denselben  Ruinen  eines  Hauses  wie  der  Demosthenes- 
kommentar des  Didymos;  daß  hier  kein  Verfassemame  gegeben  wird,  liegt 
einfach  daran,  daß  sowohl  Anfang  wie  Schluß  der  Rolle  fehlt.  Die  Ver- 
stümmelung des  Anfangs  scheint  schon  antik  zu  sein;  denn  ade  die  Rolle 
gefunden  wurde,  war  sie  umgekehrt  gerollt  und  das  Ende  außen,  der  An- 
fang innen,  also  am  meisten  geschützt,  und  die  wenigen  losgelösten  Frag- 
mente sind  teils  sicher,  teils  nach  Wahrscheinlichkeit  den  späteren,  also 
äußeren  Teilen  zugehörig.  Daß  die  Rolle  den  ganzen  Kommentar  zum 
ganzen  Theaetct  enthalten  hätte,  scheint  wenig  glaublich,  sondern  der  Kom- 
mentar wird  auf  mehrere  Rollen  verteilt  gewesen  sein.  Was  wir  haben, 
reicht  von  p.  142  bis  158  A,  während  der  Dialog  sich  bis  p.  210  erstreckt. 
Über  Schrift  und  Orthographie  enthält  die  Einleitung  eine  sehr  genaue  Er- 
örterung; ein  längerer  Exkurs  knüpft  sich  an  die  wechselnden  Formen 
noöiaiog  und  noöttiog,  nach  den  Hsg.  nicht  sowohl  verschiedene  Schreibungen 
als  verschiedene  Bildungen,  was  auch  wohl  das  Richtige  sein  wird.  (Mt/vn/og 
d.  i.  -itiog  hat  der  Papyros  des  Eudoxos,  Kol.  15,  17,  = pt/i/tatoj;  fitjvitiotg 
auch  der  Pariser  Pap.  LXII,  Kol.  8,  11).  Ein  andrer  Teil  der  Einleitung 
handelt  von  dem  vermutlichen  Verfa.sser:  Schule  des  Gaios  und  seines 

Schülers  Albinos  scheint  sich  zu  zeigen,  wie  Diels  mit  aller  Sachkimde 
klar  macht.  Wenn  aber  das,  so  ist  der  Kommentar  selbst  aus  dem  2.  Jalu:- 
hundert,  und  wie  kann  dann  die  Handschrift,  wie  doch  S.  VHI  zu  lesen 
steht,  im  Anfang  des  2.  Jahrh.  (eher  als  gegen  Ende  desselben)  geschrieben 
sein?  In  der  Tat  heißt  es  auf  S.  XXIV  nur,  daß  nach  Ausweis  der  Schrift 
der  Kommentar  älter  sein  müsse  als  das  3.  Jahrh.  Von  Gelehrsamkeit  ist 
einfach  nichts  darin,  wie  andrerseits  auch  nichts  von  Neuplatonismus, 
sondern  alles  ist  elementar  und  langweilig.  Und  schließlich  kommt  nicht 
einmal  für  den  platonischen  Text  etwas  Erhebliches  heraus,  außer  Bestäti- 
gungen; so  alsbald  eine  neue  Bestätigung  der  Tatsache,  daß  unser  Text 
im  ganzen  und  großen  schon  im  2.  Jahrh.  existierte.  Dasselbe  lehrte  der 
Didymoskommentar  für  Demosthenes  (wenn  man,  wie  meines  Erachtens  ge- 
schehen muß,  den  Text  der  Lemmata  nicht  mit  dem  des  Didymos  identi- 
fiziert). Nur  5 neue  Lesarten  des  Papyrus  verdienen  nach  dem  Hsg.  Auf- 
nahme in  den  Text:  147  C aTtlgaiov  statt  üTti^avzov  (?),  147  A nlti'dovlxc&v 
statt  jtiUv^oupycBv,  151  B ivloig  statt  Fviot  oder  ivlou  der  Hdschr.,  152  B 
uiß&ävexai',  lau  ydp,  statt  aia9dvca9aC  lauv,  lazi  ydp,  endlich  152  D die 
Auslassimg  von  fvöj.  (Mir  scheint  152  B zwar  aia&ävtxat,  wie  schon  Ast 
schrieb,  richtig,  aber  die  Auslassung  des  einen  iaxtv  hart:  ojo&av£i[«(  tor» 
jap  kann  leicht  Schreibfehler  für  ttta9.  eaxiv  taxi  jop  sein,  zumal  da  die 
Erklärung  Z.  38  oxi  xd  tpalvtxui  aia9ccvixal  iaxtv  lautet.  Auch  das  iv6g 
152  D scheint  der  Kommentar  zu  bezeugen;  er  ist  freilich  hier  lückenhaft.) 
Sodann  wird  noch  bestätigt,  was  nicht  unwichtig  ist,  daß  der  Vindobonensis 
(W)  wirklich  eine  selbständige  Textquelle  neben  B und  T ist,  also  der 
neueste  englische  Herausgeber  Bumet  Recht  hat;  denn  die  Übereinstim- 
mungen zwischen  W und  diesem  Kommentar  sind  recht  zahlreich.  Be- 
merkenswert ist,  daß  152  E auch  der  Anonymus,  wie  BW  Eusebius,  einen 


r 


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496 


n.  Referat«  und  liespreehungen 


ganz  unmöglichen  Text  bietet;  xal  negl  ronron  nävus  i^alaiot  (ot  fügt 
Anon.  zu)  (So<pol  wirji'  nag/xtvidov  aviicpigio&ov,  statt  of  (T  corr., 

Stobaeus  I.  Es  ist  dies  Lemma;  der  Kommentar  nimmt  auf  das  fragliche 
Wort  gar  keine  Bficksicht:  nävrig  aoifol  av/itpiovovaiv  70,  34,  änßrTtjj 
Tcon/rai  [xai  aotpol  ojt  nktiaxoi  67,  46.  Uiels  (S.  XX  f.)  hält  von  nävug 
f|^S  o«  aus  die  Korruptel  für  unerklärlich,  und  vermutet  als  richtigen  Text 
i|  aiaiov  ol  („mit  gutem  Vogelzeichcn“),  wogegen  ich  an  t|ijj  ot  gar  nicht 
zweifle:  i^alaiog  ist  homerisch  und  platonisch,  und  AI  und  H konnten  in 
der  Schrift  nicht  schwer  verwechselt  werden.*)  — Um  den  Text  des  Kom- 
mentars selber,  der  hier  und  da  verdorben,  sehr  häutig  aber  lückenhaft  ist, 
haben  sich  außer  dem  Herausgeber  auch  v.  Wilamowitz  und  Heibcrg  ver- 
dient gemacht. 

349.  PapjTusrest  in  Berlin , 13,ö  X 9 , Buchschrift  vielleicht  des 

1.  Jahrh.  v.  Chr.,  H.  Diels  und  W.  Schubart  im  Anhang  zum  Theactet- 
kommentar  S.  53  f.,  mit  Fak.simile. 

Auszug  aus  Platons  Gesetzen,  doch  nur  eine,  unten  verstümmelte 
Kolumne,  aus  VllI,  832  E bis  837  C.  Sicher  (auch  nach  der  Schrift)  Buch- 
rest; rechts  sind  noch  Spuren  einer  folgenden  Kolumne,  namentlich  eine  Para- 
graphos.  Dazwischen  aber  steht,  von  oben  nach  unten  (doch  mit  aufrecht 
stehenden  Buchstaben)  geschrieben  Mtxgvlog  was  stark  an  die 

Beischrift  in  dem  Papyrus  der  Iliasscholien  (Oxyrh.  II  2211  erinnert: 
'Afnuaviog  Afiiuoviov  ygajj/tarixög  iatjfUtcoadfirjv  (dort  zunschen  Kol.  X und 
XI).  Die  Beischrift  hier  wird  aber  unvollständig  sein:  ,4iabe  eingeordnet, 
eingereiht  in  — “;  vgl.  für  xcnaxfogl^at  Diod.  V,  5.  XIII,  114.  Dionys. 
A.  R.  I,  6 Tifutlov  xovg  ngbg  Iliggov  ?roiU|UOv;  (ig  lätav  xaraji^mglaavTog 
ngay/iaretav.  Aus  dem  Auszuge  ist  nur  die  Definition  von  dgoftog  tiftTtrog 
(JtplTtniog  bei  Platon),  hervorzuheben:  iq>i-:rxovg  äc  Uyei  dgöiiovg  rovg  ätav- 
lovg  xglxovxttg  xiaaagag  (dagegen  2 öUtvXoi  nach  Pausan.  VI,  16,  4). 

350.  Pap.  Oxyrh.  666,  27,2x9,8;  zwei  schmale  Kolumnen  mit  Zeilen- 
enden einer  3.  vorher;  Buchschrift  aus  der  Mitte  oder  dem  Ende  des 

2.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  82  ff. 

Aristoteles  Protreptikos,  falls  das  bei  Stobäus  Flor.  3,  54  (Maxiraus 
Monachus,  Floiib.  Laurent.)  aus  Aristot.  zitierte  Fragment  mit  Recht  auf 
diese  Schrift  bezogen  ist;  dies  findet  sich  nämlich  hier  wieder,  in  voll- 
ständigerer Form  lindem  bei  St.  in  der  Mitte  etwas  fehlt)  und  am  Anfang 
wie  am  Ende  vermehrt.  Was  am  Schlüsse  hinzukomrat,  verstärkt  den  Be- 
weis für  den  Protreptikos:  CoOxi  xi&g  oix  üjxgotpaaloxfag  tpiXoaoxpi'ixiov  iaxi 

xai Natürlich  gewinnt  der  mäßig  überlieferte  Text  auch  sonst  nicht 

wenig,  wiewohl  auch  der  Papyrus  seinerseits  von  Korruptclen  nicht  frei  ist. 
Eingehend  Wilam.  S.  673f.,  der  einige  weitere  Verbesserungen  liefert:  Z.  114 
ohne  xol,  163  gut  ix  to[ü  fiav\9dvHv  für  tig  xo  [ft.;  IC  und  K worden  ja 
oft  verwechselt,  und  es  mag  in  der  Tat  im  Papyrus  ix  stehen.  (S.  auch 
Fuhr  S.  1505f.) 

351.  Pap.  Oxyrh.  699,  7X4,2,  Buckschrift  wohl  aus  dem  Anfang  des 

3.  Jahrh.  n.  Chr.,  8.  155  f. 

1)  In  der  /lolirsiu  Aüiji’ai'aiv  Kol.  VII,  41  steht  tatsächlich  Aoxiiaigoroi, 
man  las  aber  zuerst  Aaxtir,jtopog. 


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Friedrich  Blaß;  Literarische  Terte  mit  Ausschluß  der  christlichen  497 

TheophrastOS  Charaktere,  Schluß  von  c.  25  (jttpi  SeiUag)  und  Anfang 
von  c.  26  (jtfpl  öütj’opj'/os),  ■ in  einer  sehr  stark  exzerpierten  Gestalt;  also 
solche  Exzerpte  gah  es  bereits  früh  im  3.  Jahrhundert.  Die  Schrift  diente 
eben  den  Rhetoren,  und  wurde  darum  viel  abgeschrieben  und  dabei  (wie 
ein  Schulbuch)  mit  großer  Willkür  behandelt.  So  klein  der  Rest  ist,  liefert 
er  wenigstens  eine  Emendation:  - - r)  oXiya^yla  ipiXaf/xla  xtg  ia^vgov  (oder 
io;(vpös)  xfpdous  ylixoftti/r]  unsre  Hdschr.,  wo  stpJous  offenbar  falsch  ist; 
der  Pap.  hat  statt  oder  -oö  vielmehr  ioxvog,  aber  dahinter  stand 

(vor  jdjxoot»'»;)  noch  etwas:  i (oder  •/,  »/,  n)  mit  weiterem  Raum  für  etwa 
9 Buchstaben. 

3,52.  Pap.  Oxyrh.  667,  18x3,  Teile  von  2 Kolumnen,  doch  von  der 
2.  nur  ZeUeuanfänge;  Halbunziale  wohl  des  3.  Jahrh.  n.  Chr. 

Wahrscheinlich  AristoxeUOS,  aber  aus  einer  Schrift  über  Harmonik, 
nicht  über  Rhj’thmik.  Zur  technischen  Erläuterung  haben  sieh  Gr.-H.  der 
ausgiebigen  Hilfe  von  H.  S.  Macran,  dem  Herausgeber  des  Aristoxenos, 
bedient. 


•353.  Pap.  Oxyrh.  664,  Höhe  29  cm,  zwei  nicht  zusammenschließeude 
Fragmente;  Buchschrift  ähnlich  der  in  nr.  412  (Oxyrh.  UI),  etwa  aus  der 
Mitte  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  72  ff. 

Philosophischer  Dialog,  vorläufig  unbekannten  Verfassers;  nicht  (Wilam. 
S.  666  = Fuhr  S.  1507)  historischer  Roman;  denn  es  ist  erzählter  Dialog 
wie  so  oft  bei  Platon.  Das  eine  der  Fragmente  umfaßt  eine  lange  Kolumne 
(von  45,  nicht  ganz  kurzen  Zeilen)  vollständig,  und  ebenso  viele  Zeilen- 
anfänge der  folgenden;  ähnlich  das  andre,  doch  sind  hier  von  der  1.  Ko- 
hunne  die  letzten,  etwa  18  Zeilen  arg  verstümmelt,  und  von  der  folgenden 
sind  die  Zeilenanfänge  nur  in  der  Mitte  da.  Ein  drittes,  ganz  kleines 
Fragment  mag  dieser  selben  Kolumne  (IV)  angehören.  In  Frg.  1 berichtet 
der  Erzählende,  er  sei,  nachdem  Peisistratos  sich  der  Herrschaft  bemächtigt, 
ausgewandert  nnd  habe  längere  Zeit  mit  Solon  in  lonien  zngebracht;  auf 
Peisistratos’  Zureden  sei  er  dann  znrückgekehrt.  In  Athen  habe  er  den 
Thrasybulos,  dessen  Vormund  er  war,  und  den  er  als  Knaben  zurückgelassen, 
als  jungen  Mann  wiedergefunden;  dieser  war  ein  großer  Pferdezüchter  und 
Jäger  geworden,  und  sollte  außerdem  in  Peisistratos’  jüngere  Tochter  ver- 
hebt sein,  die  er  als  eine  der  Arrhephoren  gesehen.  Also  das  ist  der 
Thrasybulos  der  schönen  Anekdote  (Plut.  Mor.  189  C.  457  F usw.),  nach 
der  er  Peisistratos’  Tochter  öffentlich  küßt  und  dafür  von  dem  milden 
Tyrannen  nicht  nur  Verzeihung,  sondern  auch  die  Hand  der  Tochter  erhält. 
Der  Erzähler  wird  dann  einmal  in  Sachen  des  Thrasybulos  zu  dessen  Groß- 
vater Hagnotheos  beschieden,  und  bei  diesem,  scheint  es,  war  nun  die 
Szene  des  Dialogs,  der  in  der  folgenden  Kolumne  bereits  begann: 
Z.  81  letolß^mfv  — ; danach  haben  Gr.-H.  dies  Fragment  als  erstes  ge- 
stellt. Im  2.  Fragment  treten  die  Personen  des  Gesprächs  hervor:  außer 
dem  Erzähler  noch  Ariphron  (Perikies’  Großvater),  Adeimantos,  Peisistratos; 
die  beiden  ersteren  sind  aus  Korinth  gekommen,  wonach  Wilam.  wohl 
richtig  in  Adeimantos  den  Großvater  des  Strategen  hei  Salamis  erkennt. 
Sie  wollen  von  einer  grausamen  Tat  des  Tyrannen  Periandros  erzählen,  die 
diesen  in  großes  Unglück  gebracht  hat:  Periandros  versteht  eben  nicht  zu 


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498 


II.  Referate  und  Resprecbungen 


regieren,  und  einem  solchen  wäre  es  besser  regiert  zu  werden  (92  ff.).  Dann 
wird  von  den  Bacchiaden  usw.  erzählt,  aber  bald  hört  die  Möglichkeit  der 
Ergänzung  auf.  Die  wichtigste  Frage  ist  n\in.  Ln  welcher  Zeit  der  Dialog 
verfaßt  ist,  worüber  Wilam.  ganz  andrer  Meinung  ist  als  die  Hsg.  Diese 
denken  an  Aristoteles’  Zeit,  wenn  sie  auch  (mit  Recht)  Aristoteles  selbst 
als  Verfasser  ablehnen;  von  dessen  Dialogen  ^vissen  wir  nämlich  so  viel, 
daß  der  vorliegende  Rest  in  der  Tat  nicht  hinein  zu  gehören  scheint,  trotz 
einiger  Übereinstimmungen  des  Ausdrucks  mit  der  'A9ijvaltov  nolixila.  Sie 
heben  das  gute  Attisch  hervor;  nur  xulef  g’  tig  oIkov  39  f.  mache  eine 
Ausnahme,  da  man  oixia  erwarte.  Die  Späteren  nämlich  vermischen  olxog 
(att.  Familie,  Hausstand,  Vermögen)  und  oixia  (Wohnhaus),  wie  z.  B.  ich 
zu  Lukas  Act.  2,  2 bemerkt  habe.  Indes  erst  lig  zbv  olxov  würde  gegen 
den  attischen  Gebrauch  sein,  wogegen  itg  olx.ov  „zu  sich  ins  Haus“  sich  mit 
in  oixov,  xax'  olxov  oder  oxxovg  usw.,  was  auch  Attiker  haben,  zusammen- 
stellen laßt.  Wilamowitz  aber  (vgl.  Fuhr  S.  1607)  rügt  nicht  nur  dies, 
sondern  fügt  noch  andres  hinzu,  was  nach  ihm  den  Verfasser  als  einen  nach- 
ahmenden Attizisten  der  Kaiserzeit  erweist.  So  xvvxiyla  27  f.  statt  xvvtjyxala; 
8.  indessen  Aristot.  Rhet.  I,  11,  p.  1371*  5.  Dann  den  Satz  15:  xaxelunov 
fiiv  ovv  fvxai&a  naiöa  Sgaavßovkov  — , xaxtih'jxpttv  df  ftcigäxtov  xjSii:  es 
müsse  attisch  xctxikaßov  heißen,  während  Ttaxdikointtv  möglich  gewesen  wäre. 
Nicht  doch:  dies  war  nicht  möglich,  weil  das  Plusq.  nicht  die  Vorvergangen- 
heit, sondern  einen  aus  dieser  dauernden  Zustand  ausdrückt,  der  bei  x«t£- 
kinov  naiöa  nicht  ist;  übrigens  muß  (Gr.-H.)  in  xaxiktinov  emendiert  werden, 
wie  auch  sonst  hier  tt  und  t durcheinandergehen.  Kaittkrj(pti.v  aber  ist 
richtig,  da  ein  dauernder  Zustand  vorliegt,  und  gehört  zu  intöeöäxii  25, 
öußißktjxo  29;  der  Verf.  nimmt  für  diese  ganze  Schilderung  des  Thrasybulos 
seinen  Standpunkt  bereits  in  der  Zeit,  in  der  das  Gespräch  stattfand.  Also 
nichts  von  „völligem  Verfall  des  Sprachgefühls“,  welches  übrigens  in  bezug 
auf  die  Tempora  auch  bei  einem  Attizisten  nicht  vorhanden  sein  könnte. 
W.  tadelt  diesen  Satz  auch  stilistisch,  aber  man  braucht  nur  zu  inter- 
pungieren:  — fxttgaxtov  ijöt],  ftaka  xaköv  xäya96v,  xal  xijv  ötfnv  xni  rov 
xgonov  nokti  öta<xcgoirxa  xßiv  ■^kxxuox&v.  Endlich  äggi/CpogoCaav  32:  nicht 
nur  schlecht  attisch  für  igg.  (was  man  Nvie  bei  Lysias  21,  5 mit  Emen- 
dation  schreiben  darf),  sondern  sachlich  falsch,  da  die  Mädchen  nach  Aristoph. 
Lys.  644  dies  mit  7 Jahren  taten,  also  als  Arrhephoren  noch  nicht  zum 
Verlieben  waren.  Aber  sie  blieben  ja  Arrhephoren  bis  zu  11  Jahren  (oder 
konnten  bis  zu  diesem  Alter  dazu  genommen  werden),  und  das  ändert  sehr. 
Wenn  somit  das  Urteil  der  Hsg.  vorläufig  in  Kraft  bleibt,  so  fragt  sich 
weiter,  ob  sich  ein  möglicher  Verfasser  aus  der  letzten  attischen  Zeit  er- 
mitteln läßt.  Und  da  führt  vieles  auf  Herakleides  Pontikos,  Aristoteles’ 
Schüler.  Erstlich  gab  es  von  diesem  einen  Dialog  negi  (xi;g)  ögj[i;g,  Diog. 
La.  V,  87  (Schriftenverzeichnis).  1,  94  (Zitat  über  die  Herkunft  der  Frau 
des  Periandros).  Zweitens  führte  er  in  seinen  Dialogen  Personen  alter 
Zeit  als  Unterredner  ein , Cicero  ad  Quint,  fr.  IH , 5 , 1 , wo  er  für 
Ciceros  Einführung  des  Afrikanus  und  seiner  Freunde  in  de  republica  als 
Muster  genannt  wird.  Drittens  bezieht  sich  Plutarch  Solon  1 auf  Hera- 
kleides Pontikos  für  die  Verwandtschaft  und  Freundschaft  zwischen  Solon 
und  Peisistratos ; damit  vgl.  hier  lOflf.  xgovou  öe  xav  qjtkiov  anovöal^ovxxov 
i/KCiv  fti'  xat  fiaktaxtt  IhaiOxgaxov  öut  X)/v  otxtwxijxa'  (so  Hdschr.)  Jhkaivog 


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Friedrich  Blaß:  Literarische  Texte  mit  Ausschluß  der  christlichen  499 

xfisvoiTos  (Tiavtii&ov  A&tjva^t.  Also  der  Sprecher  war  Freund  beider;  Wil. 
interpungiert  und  interpretiert  noch  anders  und  wohl  besser:  pütturcc  Ihi<s. 
6iii  Tfjv  oixHÖziiza  £6Xtai’Og  xeXivovzog:  das  Verhältnis  war  so  intim,  wie  es 
Herakleides  Pontikos  gezeichnet  hatte.  Viertens,  was  noch  mehr  als  dies 
zu  bedeuten  scheint,  nach  Plutarch  das.  32  lebte  Solon  noch  Cvjji’oe  XQOvov, 
nachdem  Pcisistratos  Tyrann  geworden  war.  Dies  folgt  allerdings  aus  der 
Erzählung  hier,  da  der  Sprecher  sich  nach  diesem  Ereignis  in  lonien  mit 
Solon  aufgehalten  hat,  imd  nach  längerer  Zeit  (;;pdvci)j,  10)  erst  heimkehrte, 
während  Solon  noch  auswärts  blieb.  Also  könnte  bei  Plut.  sogar  geradezu 
diese  Stelle  gemeint  sein.  Iliemach  scheint  es  gerechtfertigt,  über  nr.  664 
'HgaKXtldov  Tofl  I/ovzixoO  ntpi  zu  setzen.  Die  Berührungen 

mit  Aristoteles’  TloXizda  bieten  nun  gar  keine  Schwierigkeit;  das  Historische 
aber,  was  auf  Herakleides  zurückgeht,  erscheint  in  anderm  Lichte  als  bis- 
her: ein  solcher  Dialog  machte  gar  keinen  Anspruch  auf  historische  Exakt- 
heit. Der  Verfasser  nahm  was  er  irgendwoher  wußte,  und  fügte  andres  frei 
erfindend  hinzu,  und  in  bezug  auf  Chronologie  hütete  er  sich  höchstens  vor 
ganz  groben  Verstößen.  Ihm  paßte  es,  Periandros  und  Peisistratos  gleich- 
zeitig regieren  zu  lassen,  mochte  das  der  FaU  gewesen  sein  oder  nicht;  er 
nahm  das  als  sein  Recht.  — Herakleides’  Stil  ist  aus  einigen  größeren 
Fragmenten  bereits  bekannt;  die  allgemeinen  Züge  stimmen.  Der  Hiatus 
ist  hier  in  Frag.  I (einleitende  Erzählung)  vermieden  (Fuhr  S.  1508),  in  II 
(Dialog)  nicht  mehr;  dies  stimmt  zu  dem,  was  wir  an  den  sonstigen  Frag- 
menten (gleichwie  auch  denen  aristotelischer  Dialoge)  beohachten.  Auch 
attische  Rhythmen  finden  sich  reichlich,  und  sind  für  den,  der  sie  sehen 
will,  ebenfalls  ein  klarer  Beweis,  daß  wir  es  mit  keinem  Spätling  zu  tun 
haben.  — Z.  25  emendiert  Wil.  oi’Stlg  zu  ovzog,  vielleicht  richtig;  s.  für 
den  Text,  namentlich  in  III,  auch  Fuhr  S.  1508  f. 

354.  Pap.  Oxyrh.  684,  12x6,5;  Ende  einer  Kolumne;  Rückseite  des 
Pap.  (Vorderseite  unbeschrieben),  Buchschrift  wohl  aus  der  Mitte  oder  der 
2.  Hälfte  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.  128.  131  f. 

Spälte  phiIosophi.sche  Abhaudlnng  über  den  Umgang  mit  Herrschern. 
Hier  ist,  im  Unterschiede  von  353,  die  späte  Zeit  deutlich,  aus  dem  Inhalt 
wie  aus  zzgoaiXcvaöftei/og  statt  jrpooiüv  6.  22.  Vgl.  Wilam.  S.  66  f,  der 
die  freie  Benutzung  von  Euripides  Frg.  1059  hervorheht. 

355.  Papyrusstreifen,  in  Batn  Harit  von  Rubensohn  gefunden,  13x10,5, 

Bucbschrift  etwa  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.  (ein  Brief  auf  der  Rückseite  weist 
auf  das  3.  Jahrh.);  Diels-Schubart  im  Anhang  zum  Theaetetkommentar  (oben 
Nr.  348)  S.  52  f.,  mit  Faksimile  auf  Tafel  2.  ' 

Unbekannter  philosophischer  Traktat.  Es  liegt  der  untere  Teil 
zweier  Kolumnen  vor,  doch  sind  von  der  ersten  nur  Zeilenausgänge  da. 
Kenntlich  ist  nichts  als  ein  Zitat  aus  dem  Phaidros  (265  CD),  mit  falscher 
Auslassung  von  o vor  eaziv. 

356.  Zwei  Fragmente  in  Berlin,  6x5,5  und  11X9,  Buchschrift  etwa 
des  2.  Jahrh.  vor  Chr.,  Diels-Schubart  das.  S.  55  (ohne  Faksimile). 

Philosophischer  Dialog  (?)  nach  den  Hsg.;  ich  denke  eine  Schrift,  in 
det  Platon's  Gesetze  benutzt  oder  erörtert  wurden;  denn  es  ist  wohl  nicht 
Zufall,  daß  II  h,  1 A'äjpioiv  JVJovo[««j  zi  mit  Leg.  III,  682  A avv  ziai 


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500 


II.  Referate  und  Besprechungen 


Xägtai  xtti  Movatag,  und  das.  5 xilog  6fj  rtpoio»'[Tfs?  mit  ctg  xö  TXgöa&Cf 
Ttgeil&coficv  ext  das.  zusammentritft;  vgl.  auch  a 4 xh]9r)  mit  xirjd^fforrKt 
Plat.  681  D;  b 11  vduue  (vgl.  Plat.  681  öfter  vöfiog,  vofio&ixt/g  usw.),  I 2 
Sialöyov.  Vgl.  oben  nr.  349. 

356  ft.  Abschrift  eines  Bogens  aus  einem  Buche,  sei  es  aus  Pergament 
oder  Papier,  gemacht  1858  oder  1859  von  dem  Engländer  A.  C.  Harris, 
dem  ersten  Entdecker  des  Hypereides,  veröffentlicht  von  Gius.  Botti,  Atti 
del  congresso  intemazionale  di  scienze  storiche  (Roma  1903)  Vol.  II  sezione  I, 
p.  155  ff.,  Roma  1905. 

PftlftiphfttoK  itepi  äyriffTcov  iffroQiüiv,  Anfang  und  Schluß,  an  diesen 
angehüngt  literarhistorische  Notizen  über  drei  SchriftsteUer  des  Namens, 
mit  Berufung  auf  Demetrios  Magnes  jugl  6iimvvjimv.  Der  Veröffentlicher 
Botti  ist  bereits  verstorben;  seinen  Aufsatz  gibt  (mit  einem  Nachwort)  G.  Vi- 
telli  heraus.  Dieser  verhehlt  nicht  seinen  Verdacht,  daß  wir  es  mit  einer 
modernen  Fälschung  in  der  Art  von  Aischylos’  Persern  (Kitschi  Rh.  Mus. 
27,  114  ft’ j zu  tun  haben.  Die  Kopie  von  Harris  ist  wiedergefunden  und  be- 
findet sich  (durch  Seymour  de  Ricci  geschenkt!  im  Museum  von  Alexandria. 

357.  Pap.  Oxvrh.  683,  9,3  X 4,4,  Buchschrift  der  2.  Hälfte  des 
2.  Jahrh.  n.  Chr.,  S.'l28.  131. 

Uubl'stimmbftrc  Prosit:  geringe  Reste  von  22  Zeilen.  (Z.  9 ]ies  Jto- 
veaj|,  13  ttöjv  iaiogt&v,  15  axaxov,  18  ]o  xegyet  dj  (xf'pi'ov  Opferschüssel?). 

358.  Pap.  Üxyrh.  669,  17,5  X 15,3,  Rückseite  eines  Papyrus,  dessen 
Vorderseite  Aufzeichnungen  aus  285/6  und  286/7  n.  Chr.  enthält;  Kursiv- 
schrift, nur  wenig  später  als  die  Schrift  der  Vorderseite,  S.  116  ff. 

Mrtrolog;ischr  Schrill,  Teile  zweier  Kolumnen.  Wichtig  fUr  ägyptisch- 
griechische  Maße,  worüber  die  Hsg.  bald  eine  neue  Arbeit  auf  Grund  des 
vermehrten  Materials  erwarten. 

359.  Pap.  Reiuach  2,  6,5x4,4,  Buchschrift  ptolemäischer  Zeit  (2.  oder 
1.  Jahrh.  vor  Chr.),  Reinach  S.  14  f.,  mit  Faksimile  auf  T.  II. 

Roste  zweier  Kolumnen,  zu  gering,  als  daß  sich  der  Inhalt  bestimmen 
Ließe.  (Metrik?  R.) 

360.  Pap.  Reinach  3,  6x8,  Bucbschrift  der  römischen  Zeit,  Reinach 
S.  15f. 

M.vtho^rftphischcr  Inhalt:  die  3 Erinyen  werden  genannt  (’y4iUi(Xrw, 
die  epische  Form);  aber  es  sind  nur  7 unvollständige  Zeilen. 

361.  Pap.  Reinach  4,  8, 4x6, 3,  Bucbschrift  des  2.  Jahrh.  vor  Chr., 
Reinach  S.  16. 

Reste  zweier  Kolumnen,  so  gering,  daß  kein  Inhalt  zu  bestimmen  ist. 

362.  Pap.  Reinach  5,  6,5x8,  Bucbschrift  etwa  derselben  Zeit(?)  nach 
dem  Hsg.,  S.  17. 

Geringe  Reste:  jtegi  ijije  xi9etgt<uv  jxgayfi[arevca9at  oder  jtpayu[a- 
xcia  Z.  4. 

363.  Pap.  Reinach  6,  7,5  X 8,  Buchschrift  der  römischen  Zeit. 

Astrolo^scher  Inhalt;  die  Form  potpi^;  ist  nicht  als  lonismus  an- 


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Friedrich  BlaS;  Literarische  Texte  mit  Ausschluß  der  christlichen  öOl 

Zusehen,  indem  die  vulgBre  hellenistische  Sprache  die  Wörter  auf  -j«  all- 
gemein so  flektierte:  u.  dgl.  Neues  Testament. 

III.  Iiatelniaohe  Stücke. 

.‘{64.  P.ap.  Oxyrh.  668,  Teile  von  8 Kolumnen  (Höhe  26  cm);  die 
Rückseite  gibt  den  Text  des  HebrUerbriefes;  grolle  Unzialschrift  mit  Ein- 
mischungen aus  der  Kursive  (b,  d),  nicht  spHter  als  der  Anfang  des 
4.  Jahrh.,  wahrscheinlich  noch  aus  dem  dritten,  S.  90 — 116,  mit  Faksimile 
einer  Kolumne  (VIII)  auf  Tafel  VI. 

Epitome  au.s  Livins  XXXVII — XL  und  XLVHI — LV,  ohne  Gemein- 
schaft mit  der  bisher  allein  in  größerem  Umfang  vorhandenen  Epitome, 
und  nach  anderem  Prinzip  gemacht,  indem,  statt  fortlaufender  Erzählung, 
unter  jedem  Jahre  die  Ereignisse  desselben  kurz  vermerkt  sind.  Vgl.  die 
ausführliche  .Ausgabe  von  E.  Kor  ne  mann,  die  neue  Livius- Epitome  aus 
Oxyrhynchos,  in  Beitr.  zur  alten  Geschichte  von  C.  F.  Lehmann  und  E.  Kome- 
mann,  2.  Beiheft,  Leipzig  1904;  ferner  0.  Roßbach,  Berl.  Philol.  Woch. 
1904,  1020  ff.  1309  f.  (Kornemann  das.  1182  f..  Fuhr  1508).  Der  Ab- 
schreiber verstand  das  Lateinische  nicht,  und  hat  daher  massenhafte  und 
ungeheure  Fehler  gemacht;  sodann  ist  die  Zertrümmerung  zum  Teil  arg, 
und  wo  sie  mit  Korruptel  zusammentrifft,  ist  der  Zustand  ganz  schlimm. 
Trotz  allem  ist  der  historische  Gewinn  beträchtlich.  Aus  dem  1.  Teile, 
wo  der  Text  des  Livius  vorhanden  Lst,  können  wir  die  .Art  des  Epitomators 
gut  kennen  lernen,  und  diese  Kenntnis  für  den  wichtigeren  und  auch  um- 
fänglicheren zweiten  Teil  (Kol.  IV  — VHI)  verwerten.  Ein  näheres  Eingehen 
auf  die  einzelnen  Resultate  und  Probleme  halte  ich  nicht  für  meine  Aufgabe. 


Kaohträge  su  den  früheren  Berichten. 

In  Oxyrh.  Pap.  IV  werden  auf  S.  200  0".  Nachträge  zu  den  früheren 
Publikationen  der  Hsg.  (Oxyrh.  Pap.  II  und  Fayüm  Towns)  gegeben,  auf 
Grund  erneuter  V'ergleichung  der  Originale.  Sehr  häufig  finden  Vermutungen 
derjenigen,  welche  Beurteilungen  und  Beiträge  zur  Lesung  und  Ergänzung 
geliefert  haben,  eine  mehr  oder  weniger  bestimmte  Bestätigimg. 

Ich  verzeichne  die  Nummern  der  Papyri  sowohl  in  der  Publikation  als 
in  dem  Berichte  von  W.  Crönert  (Oxyrh.  II,  Archiv  I S.  502  ff.;  Fayüm 
Towns,  das.  II,  337  ff.\ 

Ox.  II  nr.  211  (nr.  41  S.  513),  Menandros’  IlegtKeiQOfiivfj,  wenig.  — 
Nr.  214  (nr.  44  S.  516),  späte  Epik.  — Nr.  215  (60,  S.  527),  epikure- 
ische Schrift  (wenig).  — Nr.  216  (59,  S.  526),  rhetor.  Üliung  (Druckfehler 
berichtigt).  — Nr.  218  (64,  S.  529),  Schrift  über  merkwürdige  Bräuche.  — 
Nr.  219  (46,  S.  518),  Klage  über  den  Verlust  eines  Hahns.  — Nr.  220 
(67,  S.  532),  Metrik  (u.  a.  ein  winziges  neues  Fragment).  — Nr.  221 
(Kommentar  zu  Ilias  <P,  nr.  68  S.  533),  sehr  reichhaltige  Nachträge,  auch 
ein  kleines  neues  Fragment.  — Nr.  222  (66,  S.  53l),  Olympionikenliste; 
das  von  Diels  für  Z.  17  vermutete  ou(h»j)  Kgartjg  ist  zu  lesen  möglich.  — 
Nr.  230  (54,  S.  523),  Demosth.  Cor.  (Druckfehler).  — Nr.  232  (56,  S.  524), 
Dem.  Timokr.  (desgl.). 


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502 


II.  Referate  und  Besprechungen 


Farüjn  Towns  nr.  2 (=  106,  S.  357),  späte  Lyrik.  — Nr.  8 (11 1, 
S.  360),  Demosth.  Phil.  1'  (Druckfehler).  — Nr.  10  (nicht  im  Jahresber.) 
kleines  lateinisches  Fragment,  hinterher  von  Plasberg  und  Ferrini  als  aus 
Ulpian  Lib.  XIV  (Dig.  XXIX,  1,  l)  stammend  identifiziert. 

Zu  Nr.  231  des  von  mir  gegebenen  Jahresberichts  in  ID,  257  ff. 
(DidjTnos  zu  Demosthenes)  ist  nun  die  kleinere  Ausgabe,  vielfältig  weiter 
ergänzt  und  berichtigt,  hinzugekommen;  Volumina  Aegyptiaca  ordiuis  I\’. 
graminaticonim  pars  I,  Didymi  de  Demosthene  commenta  cum  Anonymi  in 
Aristocrateam  lexico,  recogn.  H.  Diels  et  W.  Schubart,  Bibi.  Teubner.,  1901, 
56  S. 

Th.  Reinach  hat  das  von  ihm  bereits  1903  publizierte  Ostrakon  is.  d. 
vorigen  Bericht  8.  280f.,  Nr.  216)  neu  herausgogeben  in  den  Papyrus  Th.  R. 
(s.  oben  zu  Afg.),  Nr.  1,  mit  Faksimile.  S.  dazu  G.  Vitelli  Atene  e Roma 
anno  ATU  p.  219  f. 

Halle  a/S.  Ppiedricli  Blaß. 


Papyms-Urkiinden. 

Seit  dem  letzten  Referat  (oben  S.  300 — 313)  sind  eine  große  Zahl  von 
Papyrus -Urkunden  herausgogeben  worden.  Ich  stelle  die  Editionen  von 
größeren  Sammlungen  voran  und  lasse  die  kleineren  Editionen,  gleichfalls 
in  alphabetischer  Ordnung,  folgen. 

I.  Ägyptische  Urkunden  ans  den  königlichen  Museen  zu  Berlin, 
herausgegeben  von  der  Generalverwaltung.  Griechische  Urkunden 
IV.  Band,  2.  und  3.  Heft,  1904  und  1905  (BGU.). 

II.  .lohn  P.  Mahaffy  and  .1.  Gilbart  Smyly,  On  the  Flinders  Pefrie 
PapjTi,  with  transcriptions,  commentaries  and  index.  With  seven 
Autotypes.  Royal  Irish  Academy.  Cunningham-Memoirs  Nr.  XI. 
Dublin  1905  (P.  Petr.  111).  Vgl.  unten  S.  511. 

Vgl.  Fr.  Kenyon,  Archaeological  Report  1904/5  S.  64. 

III.  Theodore  Reinach,  Papyrus  Th.  Reinach.  Papyrus  Grecs  et 
Demotiques  recueillis  en  Egypte,  avec  le  concours  de  M.  M.  W. 
Spiegelberg  et  S.  de  Ricci.  Paris,  Em.  Leroux  1905.  Mit 
17  Tafeln  (P.  Rein.).  Vgl.  unten  S.  521. 

Vgl.  0.  Vitelli,  Atene  e Roma  VUI  (190.5)  Sp.  219ff.  L.  Mit- 
tels, Zeitschr.  d.  Savigny-St.  Rom.  Ab.  1905.  8.  487ff.  P.  Vier- 
eck, Bert  phil.  Woch.  13.  Jan.  1906.  Sp.  33  ff. 

IV.  Girolamo  Vitelli,  Papiri  Fiorentini,  documenti  publici  e privati 
deir  eta  Romana  e Bizantina.  Fa.sc.  1:  Nr.  1 — 35  con  6 tavol.  in 
fototipia,  Fase.  2:  Nr.  36 — 105,  con  indice  e 9 tavol.  in  fototipia. 
1905 — 1906  = Papiri  Greco-Egizi  pnbbl.  ,d.  R.  Accademia  dei 
Lincei  sotto  la  direzione  di  D.  Comparotti  e G.  Vitelli,  Volume 
primo  (P.  Fior.  1).  Vgl.  unten  S.  529. 

Vgl.  L.  Mittels,  Sav.  Z.  1905  S.  484 ff.  Kenyon  aaO. 

V.  Carl  Wessely,  Corpus  Papyromm  Herinopolitanomm.  I.  Teil. 
Studien  z.  Paläogr.  n.  Papvnisk.  V.  Leipzig,  Avenarius  1905 
(CPHerm.).  Vgl.  unten  S.  .538. 


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Ulrich  Vr'ilcken:  Papyras-TJrkunden 


503 


VI.  L^on  Barry,  Un  papyrns  grrc,  pötition  des  fermiers  de  Soknopaiu 
Nesos  au  Stratege.  Bulletin  de  l’Inst.  fran?.  d’Archeol.  Orient.  III. 
Le  Caire  1903.  S.  1/16  (Seperatabz.)  (P.  Cattaoni  U).  Vgl.  unten 
S.  .148. 

VII.  C.  H.  Becker,  PapjTi  Schott -Reinhardt  I,  mit  Unterstützung  d. 
Großh.  Bad.  Minist,  d.  Just.  d.  Kult.  u.  Unterr.  Heidelberg,  Winters 
Üniv.-Buchh.  1906  = Veröffentlichungen  ans  der  Heidelberger 
PapjTns- Sammlung  III,  1.  Mit  12  Taf.  in  Lichtdr.  (P.  Heidel- 
berg 111.).  Vergl.  unten  S.  551. 

VIII.  D.  Comparetti,  Epistolaire  d’nn  commandant  de  Parmec  Rom. 
en  Egypte.  Melanges  Nicole  S.  57/83  (Mil.  Nic.  57).  Vgl.  unten 
S.  552. 

IX.  A.  Deissmann,  Die  Septnaginta-Papyri  und  andere  altchristliche 
Texte.  Mit  60  Taf.  in  Lichtdruck.  Heidelberg,  Winters  Üniv.- 
Buchh.  1905  = Veröffentlichungen  aus  der  Heidelberger  Pap)Tus- 
Sammlung.  (P.  Heidelb.  I.)  Vgl.  unten  S.  553. 

X.  (}.  Oentilli,  Dagli  anticlii  contratti  d'aflitto.  Studi  ital.  de  filol. 
dass.  rol.  XIII.  Pir.  1905.  Appendice  II  8.  362/74  (Stnd.  ital. 
d.  fll.  cl.  Xlll).  Vgl.  unten  S.  553. 

XI.  G.  A.  Gerhard  und  0.  Gradenwitz,  ’ßp?;  iv  nlarti.  Philologus 
LXIIL  Leipzig  1905.  8.  498/583.  (Philol.  LXllI.  S.  498.).  Vgl. 
unten  8.  554. 

XII.  Edgar  .1.  Goodspeed,  A Group  of  Greek  Papyrns  Texts.  Clas- 
sical  Philology  I Nr.  2 (Chicago:  The  üniversity  of  €hig.  Press). 
April  1906.  8.  167/75  (dass.  Philol.  I).  Vgl.  unten  8.  554. 

XIII.  Edgar  J.  Goodspeed,  Greek  docnments  in  the  Musenm  of  the 
Xew  York  Historical  Society.  Melanges  Nicole  8.  187/91  (Mel. 
Nic.  187).  Vgl.  unten  8.  554. 

XIV.  Gradenwitz,  Sehnbart  und  Vitelli,  Eine  neue  ans 

Ilermnpolis.  Melanges  Nicole  8.  193/210  (Mil.  Nic.  193).  Vgl. 

unten  8.  554. 

XV.  Pierre  Jonguet  et  Gustave  Lefebvre,  Papyrns  de  Magdola.  Me- 
langes Nicole  8.  281/8  (.Mil.  Nie.  281).  Vgl.  unten  8.  554. 

XVI.  Ferdinand  Mayence  et  Seymour  de  Ricci,  Papyrns  Bruxelleu- 
sis  1,  Pap.  inedit.  de  la  Bibi.  Roy.  de  Bruxelles  (Becto).  Musee 
Beige  VIII  (1904)  8.  101/17  (P.  Brux.  I).  Vgl.  unten  8.  554. 
Vgl.  Rob.  de  Uuggiero,  Bolletlino  d.  Ist,  d.  Diritto  Rom.  XVI 
(1904)  8.  193ff. 

XVII.  Seymour  de  Ricci,  Letti’cs.  Compt.  Rend.  de  l’Acad.  Inscr.  et 

Beiles  Lettr.  1905  8.  160  ff.  (Compt.  R.  de  l’Acad.  1905).  Vgl. 

unten  8.  554. 

XVIII.  Seymour  de  Ricci,  PapjTUS  Ptolimaiqnes.  Wessely’s  Studien  z. 
Palüogr.  u.  Papyrusk.  IV.  Leipzig,  Aveuarius  1905  8.  53/7  mit 
1 Tafel  (Stnd.  Pal.  IV.  S.  53/7).  Vgl.  unten  8.  556. 

XIX.  Carl  Wessely,  Arsinoitische  Verwaltnngsnrkuuden  vom  .Jahre 
72 — 73  nach  Chr.  Studien  z.  PalUogr.  u.  Papyrusk.  IV.  Leipzig, 
Aveuarius  1905  8.  58/83  (Stnd.  Pal.  IV.  58/83).  Vgl.  unten 
8.  556. 


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504 


II.  Referate  und  Besprechungen 


XX.  Carl  Wrssely,  Die  Papyri  der  öffentlichen  Sammlnngen  in  Graz. 
Studien  z.  Paläogr.  u.  Papyrusk.  IV.  Leipzig,  Avenarius  1905 
S.  114/21  (Sind.  Pal.  IV.  114/21).  Vgl.  unten  S.  558. 

XXI.  Carl  Wessely,  Intrnmentam  censns  anni  p.  Chr.  n.  245.  Me- 
langos  Nicole  S.  555/9  (M^l.  Xic.  555).  Vgl.  unten  S.  558. 

Während  des  Druckes  dieses  Referates  ging  mir  zu: 

XXll.  Ludwig  Mitteis.  Griechische  Urkunden  der  Papyrussammlnng  zu 
Leipzig.  I.  Band.  Mit  Beitrügen  von  Ulrich  Wileken.  Mit  2 Taf. 
in  Lichtdruck.  Leipz.  Teubn.  1906  (P.  Lips.).  Vgl.  unten  S.  558. 

I.  BGU. 

Das  zweite  Heft  des  IV.  Bandes  ist  von  verschiedenen  Forschern  ge- 
arbeitet worden,  Nr.  1032 — 1035  von  L.  Mitteis  (Nr.  1033  zusammen 
mit  J.  Partsch),  Nr.  1036 — 1044  von  Zereteli  und  Nr.  1045 — 49  von 
J.  Lesquier.  Auch  dieses  Heft  bietet,  wiewohl  meist  bekannte  Urkunden- 
typen enthaltend,  wieder  manche  neue,  wertvolle  Belehrung.  Einzelne  der 
Stücke  konnte  ich  inzwischen  einer  wenn  auch  nur  flüchtigen  Revision  am 
Original  unterziehen. 

1033  ist  die  rechte  Hälfte  einer  Epikrisisurkunde,  wie  wir  sie  bereits 
aus  BGU  113,  265,  780,  847  kennen.  Die  Herausgeber  schlagen  für  Z.  1 
nach  BGU  265,  2 die  Ergänzung  vor:  (7ipoyga<ptj)  ix  rofiov  inixqlauav 
jHttp]xou  xrl.  Aber  diese  Ergänzung  von  265,  2 beruht  auf  einer  irrigen 
Auffassung  des  Herausgebers,  denn  die  ;rpo;’p«<prj  kann  doch  nichts  anderes 
sein  als  die  „Überschrift“  des  betreflenden  Bandes.  Die  richtige  Verbindung 
gibt  113,  1:  ’Ex  rdpou  imxflaetov  — ov  TCQoyQuqpi].  Man  könnte  hiernach 
das  ( in  265,  2 nun  in  l'Avxi]yQa{(pov)  auflösen  wollen,  aber  am 
Original  sah  ich,  daß  die  Schriftspur  am  Anfang  auf  o,  nicht  i hinweist. 
Ich  vermute  daher:  l’An^6yQa{<pov),  was  schließlich  auch  besser  ist  als 
dvn'ypnqpoi',  denn  «Ueser  Text  wird  nicht  einfache  Abschriften,  sondern  Aus- 
züge aus  den  Tomoi  enthalten,  von  denen  sie  die  Überschrift  und  ein  Stück  aus 
dom  späteren  Text  bringen.  Auch  hier  in  1033  wird  wegen  der  Größe  der 
Lücke  in  Z.  1 dasselbe  Wort  an  der  Spitze  zu  ergänzen  sein.  Da  ich 
ferner  in  2 statt  «[....].  ävd^etg  las,  schlage  ich  folgenden 

Text  vor: 

ytro/uvov 

( Anoyfatpov  ix  zöjiov  imxqlaxmv  Mäg]xov  Povuliov  J^Aovu^ov  Jaö^iov  At[yv^]~ 

ijj'fjidi'Oi' 

[^nrouj,  ov  x:poyp(ß9P jj) ' Oi  VKoycyQ(ufiiiivot)  ovErpujt'oi  'Ptofiaiot  xal  ’Akf- 

laväQitg  x[«t] 

Wie  die  Vergleichung  der  Urkunden  zeigt,  umfaßt  das  Zitat  der  npoyp«(pr; 
zwei  Sätze:  0»  imoyiyQafifxivot  — nageyivovxo  — . "A  6e  nagi&svxo  — 
ixäaxu)  övofiaxi  naguxuxai.  Darauf  erst  folgt  (gewöhnUch  nach  fi£#’  frtp«) 
der  Text,  der  aus  dem  röpoj  zu  einem  bestimmten  Zweck  ausgezogen  ist. 
Daß  nach  meiner  obigen  Lesung  die  Alexandriner  an  dieser  Stelle  genannt 
werden,  modifiziert  die  bisherigen  Deutungen.  Es  könnte  nahe  liegen,  hier- 
nach in  BGU  113,  6/7  zu  bilden  statt  oder  «yfi.  Eine 

erneute  Prüfung  des  Originals  ergab  mir  aber,  daß  dTCElfcudcpot  ganz 
sicher  ist. 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus-Urkunden 


505 


In  Z.  3 las  ich  ]v  *[«]!  lugoi.  Das  pfia<5[ oS']/vr£s  imo  erklärt,  wie 
mir  scheint,  das  dt«  in  BGU  265,  13  etc.  — 4 die  Ergänzung  eig  Mifup]iv  ist 
schon  durch  die  Wortstellung  ausgeschlossen.  — In  6 las  ich  ro]ü  xoarla- 
Tov  statt  loü.  — In  7 las  ich  |os  statt  ] g,  am  Schluß  aber 

*«<J  statt  x«T.  Da  hier  der  Xame  des  Mannes  zu  erwarten  ist,  dem  sie  ihre 
diMumnura  übergaben,  so  wird  hier  Kii6[alta  o.  ä.  zu  ergänzen  sein,  jeden- 
falls ein  römischer  Name.  Der  Vorschlag  der  Herausgeber  x«i«  würde 
eine  unmögliche  Worttrenming  ergeben.  Aber  auch  die  weitere  Ergänzung 
xarä  Tc  xm  toü  idiov  IdJjou  {«(Tpörtio  I^tßaöxoi  wird  dadurch 

beseitigt,  daß  am  Anfang  von  8 nicht  \yov  sondern  ]lov  steht.  Auch 
sachlich  wäre  viel  dagegen  einzuwenden.  Daß  Cassius,  oder  wie  er  beißt, 
selbst  ein  procurator  Augusti  sei,  glaube  ich  nicht,  auch  wegen  der  Größe 
der  Lücke.  In  welchem  Verhältnis  er  zu  dem  procurator  gestanden,  darüber 
wage  ich  keine  Vennutung.  — 11  Anfang  sah  ich  ]tou.  — In  12  ist 
d(xf<]i(0|Ußtf  sehr  zweifelhaft.  — In  13  las  ich  di  vor  rovs.  — In  16  sah 

ich:  diSofu,  iv'  o « . f. ]|»;  xcpjf  x[..|.  — In  17  steht  vielleicht  xo 

lVr[«J«  ^ (—  xra)  dixaxov  (f).  — 20  Anfang  las  ich  jA/vou  statt  |fivot’. 
Darin  steckt  der  Name  eines  neuen  Idiologus.  — In  21  ist  Arxgtavij  (hinter 
Ajxgi)  nicht  richtig.  — In  25  las  ich  deutlich  diio  eig  statt  «(lojis.  Es 
bandelt  sich  um  2 Sklavinnen.  — In  29  las  ich  ’/oiiOT[ov]  toüj,  in  30 
f»)»(Ji  roiif  ldj’[ous?J  gijdi.  Die.s  ist  weiter  zu  prüfen.  Zeile  35,  von 
der  noch  Spuren  sind,  war  die  Schlußzeile. 

1034  ist  eine  Knoyga<pt'j  über  Landbesitz  aus  dem  III.  Jahrh.  n.  Chr. 

In  Z.  2 sah  ich  vor  dem  zweiten  xot  deutlich  yü,  was  yv(fivaac(tfi^- 
aai/xt)  aufzulüsen  ist.  Danach  kann  in  3 nur  i^rjy(tixevaavxt)  er- 

gänzt werden.  Es  entspricht  den  von  Preisigke  aufgestellten  Regeln,  daß 
der  Gymnasiarch  a.  D.  vor  dem  Exeget  a.  1).  genannt  wird.  — In  6 ist 
äax(fjg)  nicht  «0r(räcj  zu  ergänzen,  denn  da  in  Z.  4 Tvgavvog  bereits  mit 
seinem  alexandrinischen  Demotikou  genannt  ist,  so  kann  er  nicht  hier  noch 
einmal  als  .\lexandriner  («oröjj  bezeichnet  werden.  — In  8 las  ich 

xoi(vw;)  fä  (i'aov)  statt  x«r’  il(exaatv).  — 10  Schluß  xov — In 

12  sah  ich  Jelo{v]  statt  — In  15  steht  «pyup«  ohne  jedes  Zeichen 

der  Abkürzung.  Ich  möchte  es  daher  nicht  zu  ägyvga(uoißov)  vervollstän- 
digen, sondern  dgyvgä,  als  Genetiv  von  dem  Hypokoristikon  dgyvgäg, 
stehen  lassen.  Gerade  bei  den  Gewerbenamen  sind  ja  diese  Kurzformen 
außerordentlich  häufig.  Allerdings  bleibt  dabei  dunkel,  ob  für 

üp;-upo;rp«tt(s  oder  ä^yvgujtoißog  oder  aber  BpyupoxoTroj  oder  was  sonst  steht. 

1035  gehört  zu  den  amü.santesten  Stücken.  Es  ist  der  liericht  eines 

iigiiihixjQlxtjg  an  den  Comes  (V.  Jahrh.),  in  dem  er  voller  Stolz  erzählt, 
wie  er  einen  zwischen  den  faijümschen  Nachbardörfem  Kerkesis  und  Üxy- 
rhyncha  ausbrechenden  Streit  — oder  gar  „Krieg“!  — beigelcgt  habe.  Die 
Leute  von  Kerkesis  hatten  die  Fischer  von  Oxyrhyncha  von  dem  Dferland 
vertrieben.  Gott  hatte  geholfen,  daß  kein  Unglück  dabei  passierte.  Da 
hatten  nun  aber  die  von  Oxyrhyncha  sich  revanchieren  und  mit  jenen 
kämpfen  wollen.  Der  Schreiber  hatte  es  aber  nicht  zugelasseu.  Leider  ist 
die  Orthographie  des  braven  Mannes  eine  derartig  mangelhafte,  daß  man- 
ches unverständlich  bleibt  In  Z.  9 glaube  ich  anders  lesen  zu  sollen : 
cOTfp» ..  bietet  Mitteis  und  vermutet  Ich  lese  = änalgeiv 


r 


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506 


II.  Referate  und  Beeprechungen 


(aufljrechen,  wie  in  P.  Lips.  47,12  s.  unt.).  Auf  die  Konstruktion  iroUuij- 
aui  fina  wies  ich  schon  oben  S.  334  bei  Besprechung  der  Silkoinschrift  unter 
Bezugnahme  auf  eben  diesen  Papyrus  hin.  — Z.  12  bleibt  mir  ander  Stöj 
oldtv  noch  völlig  unklar.  Die  Lesung  des  Herausgebers  [f]av  ist  nicht 
richtig.  Ist  vxivxe  vielleicht  Dittographie  für  vxc?  Ebensowenig  verstehe 
ich  den  Schluß  von  13:  tt;jt  ist  richtig  gelesen,  aber  noch  nicht  erklärt. 
Dagegen  kann  ich  für  15/6  durch  eine  neue  Lesung  helfen:  iva  doitftjs 
(st.  äixäatjg)  ttvxcbv  &qov  (=  oqov,  nicht  oq(ov):  „ich  habe  dir  dies  ge- 
schrieben, damit  du  ihnen  ein  Ziel,  ein  Ende  setzest“.  Die  Unterschrift  in 
13  lautet:  /iianoxa  pou  xvqii. 

1036  ist  eine  Klageschrift  an  den  Strategen  (vom  Jahre  108  n.  Chr.)  wegen 
Einbruch  und  Diebstahl.  Der  Test,  den  Zereteli  herausgegebeu,  bedarf  noch 
weiterer  Nachprüfung.  Die  Anfangssätzo  würde  ich  folgendermaßen  verbinden: 
Aoxqr\xlu)i  — rxatfu  bis  pepfdoj.  TTfi  xj  — ixiX(Wtiaev  bis  ^xoxotjxiog  Dann  la.s 
ich  weiter:  ’£p[o]ö  i'iovxog  statt  err[. .] . f j;ovr«s.  — In  11  fehlt  vor  fv  wohl 
nichts:  das  vorhergehende  v kann  einen  langen  Schwanz  gehabt  haben.  — 
In  20  schien  mir  zu  stehen,  wie  auch  zu  erwarten  ist,  nicht 

x[{ll]<H.  — In  23/4  steht  wohl  eher  yivafiivtov.  — Z.  24  und  25  habe 
ich  bis  jetzt  nur  zum  Teil  heilen  können.  In  24  las  ich  fpoö  an6  näXax 

i'j'ovtos  statt  f.]m’Oü llfj  ixovxi.  Das  Folgende  vor  xletdav  bleibt 

noch  unklar.  Statt  des  unverständlichen  iivx(oi>)  ? xijg  yvtöfixjg 

vermute  ich  etwa  ävev  (V)  xtjg  [fpfjJj  yvcöfiijg,  doch  habe  ich  nicht  ge- 
prüft, ob  avev  möglich  ist.  Jedenfalls  haben  die  Übeltäter  sich  den  Raum 
durch  den  Schlosser  des  Dorfes  ohne  Wissen  des  Petenten  öffnen  lassen.  — 
Z.  31  steht  imdiäioxa  da,  was  der  Herausgeber  aus  imäiSaxe  emen- 
dieren  will. 

In  1037,  einem  avisführlicheu  Teilungsvertrage  vom  Jabre  47,  wird  in 
Z.  2 vor  Epiph  [/bpTiia/ou,  nicht  [’/ouA/ou  zu  ergänzen  sein. 

1038  enthält  eine  Reihe  von  Akten  und  Aktenkopien.  Wiewohl  links 
und  rechts  viel  fehlt,  lassen  .sich  die  Akten  mit  Hilfe  von  Parallelen  wie 
BGU  832  und  Oxy.  III  485  doch  einigermaßen  verstehen,  ln  Z.  5 ist  rfjv 
in  öjtvvto  [r^v  ^Avxa>vf\vov  Seil,  tüjrtjv  unerläßlich.  Es  ist  auch  genug  Platz 
dafür  da,  wofern  nur,  wie  häufig,  der  Kaisernanie  in  der  Schrift  zusammen- 
gezogon  ist.  — In  Z.  3 wird  ptrßdoOjjent  rj)  [t nach  17  zu 
ergänzen  sein.  — In  Z.  14  wird  öu»’{xpfi'ßp£[v,  nicht  avi'(XQivd(u\^a  zu 
ergänzen  sein.  — In  Z.  18  Ist  nach  Z.  25  jrpoffTtrcy(p{Voi;)  zu  vermuten. 
— In  19  schreib  ’A\gatvocC[xy.  — In  28  würde  ich  nach  17  fvten;[/ro| 
vorziehen. 

1039  ist  ein  sprachlich  und  sachlich  nicht  uninteressanter  Bericht  eines 

Outsverwalters  an  seinen  Horm,  aus  byzantinischer  Zeit.  Da  sind  die  Ar- 
beiter, im  besonderen  die  Kelterer  von  dem  benachbarten  Gehöft  gekommen 
und  haben  Lohn  für  4 Tage  gefordert,  er  hat  aber  nur  für  3 gezahlt. 
Der  Ausdruck  (cutcator  Gloss.)  erinnert  an  die  nitägyptischen 

Darstellnngen  der  Weinernte,  in  denen  die  Trauben  mit  den  Ftlßen  aus- 
getreten werden.  Nachher  beklagt  sich  der  Schreiber  über  den  Männer- 
mangel {XiiyavägCa  = Xeitf/avägia,  vgl.  Hesych.).  In  Z.  7 wird  doch  wohl 
kaum  anders  als  d[iä]  ergänzt  werden  können,  etwa:  d[in]  x6  xxoiffial  ps 
t[Äj  oder  t[«]  p.[ rijjp  rpuyijj.  Am  26.  des  Monats  hofft  er  in  der 


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CTlxich  Wilcken:  Papyrus-Urkunden 


507 


Frühe  den  Wein  auf  die  Schiffe  zu  verladen  (ergänze:  ets  rö  jri[ora] 

— Zu  ^oiTtov  xiUvaov  in  8 bemerke  ich,  dali  diese  Verwendung  von  lomöv 
zur  Anknüpfung,  die  schon  seit  Polybios’  Zeit  bekannt  ist,  hier  zu  Lande 
sehr  allgemein  gewesen  sein  muß,  da  loinov  in  dieser  Bedeutung  auch  ins 
Koptische  Ubergegangen  ist. 

Die  folgenden  Nummern  1040 — 1044  enthalten  gleichfalls  Privatbriefe, 
aber  aus  der  älteren  Zeit  (II. — IV.  Jahrh.).  Die  Texte  bieten  nicht  nur 
wegen  der  z.  T.  großen  Lilcken  noch  viele  Schwierigkeiten.  1041,  16  ff. 
lese  ich  nach  dem  Original  folgendermaßen:  Mi)  iiiftq>ov  (statt 
fu  tV  todrra.  Mc9'  vyiag  (=  vyteiag,  statt  fie&vaig)  iav  7t«pa[y/]v{;, 
Ttavia  001  i’'9[r)]y^ao[ft]at  xrl.  In  21  sind  hinter  rtavraj  heine  Spuren, 
die  auf  ein  folgendes  x«r’  ovofia  hinwiesen.  — In  1042,  1 ist  die  Ergän- 
zung (id£ii)p]öf  gerade  wegen  r»)  «[d£l<)pjj]  in  Z.  2 unwahrscheinlich.  — In 
1043,  25  ist  die  Lesung  Ttayavog  völlig  gesichert.  — Nr.  1044  gehört  zu 
den  schlimmsten  sprachlichen  Monstren,  die  uns  die  Papyri  bieten. 

1045,  wie  die  folgenden  Nummern  von  J.  Lesquier  herausgegeben, 
ist  ein  Ehevertrug  von  nicht  gewöhnlichem  Interesse.  Daß  wir  hier  einen 
Obergang  eines  äy^agjog  yäfiog  in  einen  iyygaipog  ydfiog  vor  uns  sehen,  da- 
für haben  wir  schon  manche  Parallelen  (vgl.  BGÜ  183,  251).  Aber  neu 
und  für  die  schwebenden  Fragen  von  Bedeutung  ist  die  Tatsache,  daß  der 
Ehemann  hier  erklärt  (lO),  die  Mitgift  schon  seit  einiger  Zeit  zu  haben: 
£)[»i<  aop’  «ürij^  i<p’  *[«n]r[jj]  frt  «[dlat  vrjt/  (die  Ergänzungen 

gesichert  durch  II  11).  Wenn  auch  mit  itulat  auf  eine  nicht  weit  zurück- 
liegende Vergangenheit  hingewiesen  werden  kann'),  so  ist  doch  zu  konsta- 
tieren, daß  die  Mitgift  schon  vor  dem  formalen  Abschluß  des  lyyqatpog  ya/iog 
vom  Ehemann  in  Empfang  genommen  war,  d.  h.  zur  Zeit  des  j'«,uo;  «ypa- 
(pog.  Die  herrschende  Ansicht,  daß  die  nur  dem  yafiog  i'yyQutpog  zu- 

kommt, wird  trotzdem  bestehen  bleiben  können.  Denn  einmal  ist  mit  der 
Möglichkeit  zu  rechnen,  daß  die  vorher  übergebenen  Wertobjekto  bei  der 
Obergabe  noch  nicht  als  iprpvij  bezeichnet  worden  sind.  Nach  Analogie 
von  Oxy.  II  267  erscheint  es  mir  nicht  ausgeschlossen,  daß  der  Ehemann 
damals  seiner  Frau  eine  cc^iop]  ausgestellt  hat,  in  der  das  Wort  qngi'ij  ver- 
mieden war.  Wenn  er  andererseits  eine  solche  Quittung  vorher  nicht  aus- 
gestellt hat,  so  würde  erst  in  der  vorliegenden  Urkunde  darüber  quittiert 
sein,  und  zwar  über  <pegvi'j.  Jedenfalls  lehrt  der  Text,  daß  die  Oborgabo 
der  Objekte,  die  die  qpigvij  ausmachen,  nicht  notwendig  mit  der 
Vollziehung  des  eyyga<pug  yäfiog  zusammenfällt.  Es  können  aber 
zufällige,  mit  dem  Wesen  dieser  Institution  nicht  zusammenhängende  Hinder- 
nisse gewesen  sein,  die  hier  die  Vollziehung  des  wahrscheinlich  schon  bei 
Übergabe  des  Objekts  beabsichtigten  yäfiog  eyyga(pog  verzögert  haben. 

Zum  Text  bemerke  ich:  In  Z.  1 ist  hinter  'AvzLygacpov  our[ypa<j>ij,’] 
nicht  öevotxifffioö,  sondern  avvoixioiov  hinzuzudenken.  Vgl.  oben  S.  389. 
Oder  soll  man  avv\oixioiov\  ergänzen,  seil.  auyyga<ptig?  — In  Z.  7 ist  nicht 
[«opodffjj,  sondern  nach  BGÜ  252,4  [npooüoi;  zu  ergänzen.  Ebenso  in  II  9.  — 
In  II  17  ist  der  Text  korrupt:  d:ioJ[ij[eci}]  irci  rtö  laofiiv)\g  aviiö  xa'Jag  Ttgoxet- 
Tof  Der  Vorschlag  des  Herausgebers  Ovl  rrä  ioofiivm  fioi  trägt  nicht  zur  Klärung 
bei.  Gemeint  sein  kann  hier  nur  ein  Hinweis  auf  die  Scheidung,  denn  nur 

1)  Vgl.  auch  meine  Bemerkungen  in  der  Festschr.  f,  0.  Hirschfeld  S.  128. 

Archiv  f.  Papjrraifortohung  III.  4.  34 


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508 


n.  Referate  und  Besprechungen 


in  diesem  Falle  findet  eine  caroSoäig  statt.  Da  außerdem  diese  Subscriptio 
von  einem  fremden  i'woj'poqpjvs  geschrieben  ist,  der  zum  Schluß  leicht  aus 
der  1.  Person  in  die  3.  überspringen  kann,  so  möchte  ich  etwa  verschlagen: 
«rto(5m[o£t]  ini  iaofih'tjg  avrwi  ^Siatpogäsy- 

Sehr  wertvoll  ist  1046,  eine  Liste  von  verschiedenen  Beamten  (ntpdx- 
togeg  aiuxäv  und  äpj'uprxö»')  aus  einem  nicht  genannten  Dorfe  des  Faijüm 
(vgl.  das  häufige  iv  xwitTj).  Wir  wußten  schon  früher,  daß  diese  litur- 
gischen Beamten  aus  der  Zahl  der  von  der  Dorfgemeinde  den  Strategen 
präsentierten  Personen  vom  Epistrategen  ausgelost  wurden.  Vgl.  meine 
Gr.  Ostraka  I S.  601  ff.  Der  vorliegende  Text  zeigt,  daß  die  Ernennung 
und  Einsetzung  der  Beamten  vom  Epistrategen  durch  einen  Brief  vollzogen 
wurde,  der  am  Tage  des  Empfanges  veröffentlicht  wurde.  Vgl.  111.  8:  'O  fiiv 
xortaOTaff(fl{)  lü  s ^ Aoxxilov  ’OipflitavoO  reC  K(xm'<trov  ^:uarp«n}jou 

dl’  j :ri<jrol( ijs)  xogiaOt'fi'orjj)  xni  7rpoypo(q)£i(U;s)  Mcaogi]  1.  Der  Empfänger 
ist  nicht  genannt. 

In  ni  8 wird  Aoxxtiog '0<piVuav6g  für  den  23.  Aug.  166  (nicht  167!) 
als  der  Epistratege  genannt,  der  zur  Zeit  der  Aufsetzung  der  Liste  aktiv 
war  (s.  oben).  Für  den  28.  Mai  164  (nicht  165!)  wird  Flavius  Gratillianus 
genannt.  Da  dieser  somit  nicht  mehr  aktiv  war,  m\iß  man  in  I 11  und 
115  iiuaTQ^axrjyrjaavTog)  auflösen,  nicht  (w<ijrp(aijß'oe).  Der  erstgenannte 
Lucceius  Ofellianus  ist  bereits  aus  CIGr.  4701  bekannt,  worauf  P.  M.  Meyer 
hinweist.  Auch  die  Prosopographia  Romana  gibt  nichts  weiteres  über  den 
Mann.  Durch  diese  beim  großen  Sphinx  von  Gizeh  gefundene  Inschrift 
wird  er  in  derselben  Qualität  als  Epistratege  für  den  10.  Mai  166  bezeugt. 
So  gut  die  beiden  Daten  zu  einander  stimmen,  so  ergibt  sich  doch  eine 
Schwierigkeit,  insofern  Lucceius  Ofellianus  nach  dfm  Papyrus  für  das  Faijüm 
Bestimmungen  traf,  also  Epi.stratego  der  Heptanomis  war,  während  er  nach 
der  Inschrift,  wie  schon  Franz  hervorhob,  als  Epistratege  des  Delta  zu  be- 
trachten ist,  da  die  Gegend  um  den  Sphinx  (mit  Berücksichtigung  von 
CIGr.  4699)  zum  Letopolites  gehörte,  der  nach  Ptolemäus  zum  Delta  zählt. 
Ich  bedaure  das  Problem  im  Augenblick  nicht  weiter  verfolgen  zu  können. 

Interessante  Aktenstücke  aus  der  Zeit  Hadrians  bringt  Nr.  1047.  In 
dem  ersten  hat  der  xwfioypogjuarfv;  dasselbe  berichtet  wie  die  gleichfalls 
befragten  ßißkio(pvXaxfg  (ähnlich  wie  in  BGÜ  5 und  ll).  Also  muß  man 
in  n 7/8  schreiben:  og  x«l  avxbg  xavxct  (nicht  ravxa)  xotg  ßxßktO(fvkagi 
7tQoa(pxovx]aag.  Vgl.  IV  17.  In  II  10  las  ich  am  Original  «voypoipctf Pai, 
was  hier  auch  allein  passend  ist,  nicht  (»wypd^foffai.  In  III  3 wird  zu  er- 
gänzen sein:  Idytav,  dt’  wf*']  [dijiloürt«-  — Wenn  hier  unter  einer  Ur- 
kunde aus  der  Zeit  des  Hadrian  in  III  8 das  Jahr  einfach  durch  ^ ü//  ohne 
Nennung  des  Kaisers  bezeichnet  wird,  wie  das  sonst  erst  am  Ende  des 
Jahrhunderts  üblicher  wird,  so  ist  dazu  zu  bemerken,  daß  wir  hier  nicht 
das  Originalschreiben,  sondern  eine  Kopie  vor  uns  haben.  Vgl.  die  Über- 
schrift des  nächsten  Aktenstückes  III  9:  "Aklifg. 

In  III  12  las  ich  xiaax  {=  ttöt)  statt  des  unverstänSlichen  raoot. 
Vor  -/r^Qovovg  ebenda  glaubte  ich  die  Spuren  auf  xiijrov?  deuten  zu  sollen, 
also  etwa:  jw[pt  t’x ?]xlijrous  j;p6[vlous.  Vgl.  Rev.  P.  21,  10.  Doch  das 
bedarf  weiterer  Untersuchung.  Dagegen  las  ich  mit  Sicherheit  in  13 
x'2[£T«l|ßS  (st.  ü[?t7To|]«),  wie  auch  der  Zusammenhang  notwendig  ver- 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrua-Ürkunden 


509 


langt.  In  15  möchte  ich  ergänzen;  fx/[l]£niJoj  rg  ümtixijaci  r&v  x[«t'ö]  i'ov 
e VTO>'(d[Ti po V.  Der  Raum  wUrde  für  x[av6Jt'a>i'  passen.  Es  wäre  dies 
freilich  wohl  die  früheste  Anwendung  von  canon. 

Da  der  Hcrodes  schon  vorher  genannt  war,  möchte  ich  in  IV  2 lieber 
inoii^ott  [ttS]  'i/poid[t(t  als  i7toni<sü[ixt]v]  ’H.  ergänzen.  Wieder  sind  es  die 
^i/JltoqpüIaxfj  xäv  {VxTi/fffwv,  die  um  Auskunft  über  den  ;rdpoj  der  Schuldner 
angegangen  werden.  Vgl.  hierzu  BGÜ  I 5 II  1 — 6 und  BGU  I 11.  An 
ersterer  Stelle  ist  zu  verbessern  in  Z.  5:  xov  yuQ  Simuifitvov  (seil,  rrdpov) 
frjpov  tlvai  6fi<oi/vfio(v)  statt  6ftiüvvfio(v).  In  BGU  11,  13  ff.  aber  möchte 
ich,  angeregt  durch  das  äiaxeijifvov  jxag’  avxoig  des  vorliegenden  Textes, 
jetzt  ergänzen;  JijXoüntv  di«xE[f(;&(a]  [deä  roi)  diaOx^^äfxaxog  xfjg  xtöfitjg, 
ebenso  in  Z.  3 ebendort;  d[tü  toO  dtaarpee/xaro;  rgp]  xdfirjg,  und  denke 
dabei  an  das  Edikt  des  Mettius  Rufus  betreffend  xa  iv  xij  xröv  ^vxtgöEtoi' 
jjißXio9ijxy  diadxQoifiaxa.  Wir  lernen  hieraus,  daß  in  dem  Kataster  in  der 
Metropole  jedes  Dorf  sein  eigenes  dttiorptaga  hatte.  Vgl.  in  dem  Edikt; 
xarä  xdjtug.  — 7 1.  x[a]v  xiva  statt  x«l  xli'U. 

In  dem  Kaufverträge  1048  las  ich  Z.  3 navaoQao[vxov  statt  Tlaveof/- 
(jo[.  . . Der  Name  ist  dadurch  interessant,  daß  er  uns  zeigt,  daß  auch  das 
heilige  Krokodil  nach  seinem  Tode  mit  Osiris  vereinigt  wurde,  als  Osiris- 
Suchos,  parallel  dem  Osiris-Apis  usw.  — Ln  Z.  10  ist  Suaxufiivov  nicht  zu 
emendieren  in  duaxaXftivov.  Vgl,  Nr.  1053  ff.  und  P.  Rein.  7,  11. 

In  1049,2  streiche  roij].  — In  13  werden  3 000000  Denare  = 2000  Ta- 
lenten gesetzt.  Also  1 Denar  = 4 Drachmen. 

Im  Gegensatz  zu  dem  hunten  Inhalte  des  2.  Heftes  hat  das  von 
W.  Schubart  gearbeitete  3.  Heft  einen  einheitlichen  Charakter.  Die  hier 
publizierten  Stücke  haben  zunächst  alle  dieselbe  Herkunft  Sie  sind  sämt- 
lich losgelöst  aus  den  Mumienkartonnagen,  die  0.  Rubensohn  in  den 
letzten  Jahren  durch  seine  sehr  erfolgreichen  Ausgrabungen  in  Abusir  el- 
Melek  (unweit  des  Einganges  zum  Faijüm)  für  das  Berliner  Museum  ge- 
wonnen hat.  Der  alte  Name,  der  noch  in  dem  heutigen  Abusir  erhalten 
ist,  begegnet  in  1061,  8;  BovatQtg.  Die  hier  edierten  Stücke  gehören  aber 
auch  inhaltlich  zusammen,  insofern  sie  mit  Ausnahme  der  beiden  letzten 
sämtlich  Eingaben  an  eine  und  dieselbe  Person  darstellen;  nQit>xäQ-/cot  rröt 
fnl  rov  xQixtjQiov,  sämtlich  aus  dem  17.  Jahre  des  Augustus.  Daß  mau 
überhaupt  noch  in  Augustus'  Zeit  Mumiensärge  aus  Papyrus  zusammen- 
geklebt hat,  ist  eine  neue  sehr  erfreuliche  Erkenntnis,  da  bisher  die'  An- 
sicht verbreitet  war,  daß  man  nur  im  3.  und  2.  Jahrhundert  v.  Chr.  diese 
Technik  gekannt  habe.  Mit  der  neuen  Erkenntnis  wachsen  bedeutend  unsere 
Aussichten  auf  weitere  Papyrusfunde  in  den  Nekropolen.  Da  Schubart  mir 
sagte,  daß  sich  im  Berliner  Museum  noch  eine  große  Anzahl  ganz  ähnlicher 
Urkunden  aus  demselben  Funde  befinden,  und  da  er  erfreulicherweise  die 
Absicht  hat,  alle  zusammen  in  einer  besonderen  Publikation  mit  eingehen- 
dem Kommentar  vorzulegen,  so  will  ich  mich  hier  nur  auf  ein  kurzes 
Referat  beschränken. 

Nr.  1050 — 1059  sind  sämtlich  im  Bureau  des  genannten  UfcaxuQxog 
angefertigt  und  aneinander  geklebt  Ordnet  man  die  Stücke  chronologisch 
und  beachtet  dabei  Schubarts  Angaben  über  die  verschiedenen  Hände,  so 
ergibt  sich  folgendes  Resultat;  am  4.,  5.  und  7.  Pharrauthi  sind  Nr.  1058, 
1055  uud  1053  von  einer  Hand,  sagen  wir  von  erster  Hand  geschrieben. 

S4* 


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510 


U.  Referate  und  Beepiechungen 


Am  14.  ist  1057  von  zweiter  Hand  geschrieben,  die  auch  1050,  1054, 
1059  (alle  ohne  Tagesdatuui)  angefertigt  hat.  Am  20.  und  22.  Pharmuthi 
sind  1052  und  1056  von  dritter  Hand  geschrieben.  Man  gewinnt  daraus 
den  Eindruck,  daß  im  Laufe  des  Monats  die  verbchiedenen  Schreiber  des 
Bureaus  einander  abgelöst  haben. 

Die  Urkunden  sind  formell  Eingaben  (vTiOfivj'/fttiia)  betreffs  Verträge 
von  verschiedenen  Personen  an  jenen  Protarchos  als  den  trei  roü  xgiTt/iiiov 
gerichtet.  Zumal  auch  hier  die  Formel  Alvj’xmpff  xrl.  durchweg  gebraucht 
wird,  erinnern  diese  Urkunden  formell  an  die  bekannten  Eingaben  an  den 
dgiiä^xaazi'ii,  der  ja  auch  durch  seinen  weiteren  Titel  ztgog  ry  tnj/ifiUi«  tö)e 
xai  imv  äHoji'  xgix ygitav  in  Parallele  zum  Protarchos  steht, 
vielleicht  sein  alexandrinischer  Vorgesetzter  ist  (?).  Doch  auf  die  schwierige 
Frage  der  juristischen  Natur  dieser  Urkunden  will  ich  hier  nicht  eingehen, 
da  wir  von  Schubarts  Oesamtpublikation  Klarheit  darüber  erwarten  dürfen. 
Ich  beschränke  mich  hier  auf  einige  Einzelbemerkungen. 

Die  ersten  drei  Nummern  enthalten  EhevertrSge,  die  manches  Neue 
lehren.  Ich  habe  bei  Behandlung  des  illtesten  Ehevertrages  (Archiv  I S.  490) 
in  den  bisher  vorliegenden  Texten  einen  Paragraphen  vermißt,  durch  den 
die  Strafe  fixiert  wäre,  die  die  Fniu  im  Falle  der  Ultertretung  trifft.  Wenn 
auch  meine  Vermutung  über  den  Inhalt  dieses  Paragraphen  nicht  bestätigt 
wird  (vgl.  dazu  Ruggiero,  Sul  matrimonio  S.  8),  so  bieten  doch  diese  neuen 
Texte  nunmehr  an  der  von  mir  bezeichneten  Stelle  den  vermißten  Para- 
graphen, und  zwar  des  Inhalts,  daß  die  Frau  im  Falle  der  l.bertretung 
nach  vorhergegangener  richterlicher  Entscheidung  der  Mitgift 
verlustig  gehen  soll:  r.ai  avrfjv  Toilrwi'  rt  dtunguiufisirtjv  xgt&eidav 

ai(gia9ai  rfjf  (piovyg  (1050,  23  ff.).  Erst  jetzt  haben  wir  ein  volles  Bild 
von  den  Rccbten  und  Pflichten  der  Eheleute.  Ich  will  nicht  unerwähnt 
lassen,  daß  kürzlich  K.  F.  Schmidt  (Elberfeld)  in  einem  populären  Vortrag, 
ohne  noch  BGU  1050  zu  kennen,  die  Vermutung  ausgesprochen  hat,  daß 
die  Frau  in  jenem  Falle  die  Mitgift  verloren  habe.*)  — Auch  sonst  enthalten 
diese  Ehevertrüge  noch  neue  Bestimmungen,  wie  über  das  ngoaituov  und 
den  Vertrag  vor  den  ugo9vzat,  doch  soll  hier  aics  obigen  Gründen  nicht 
näher  darauf  eingogangen  werden. 

In  1050,  30  ist  sicher  ms  uv,  nicht  a iäv  zu  lesen.  Ebendort  ist  vor 
xgt9iji  durch  ein  Versehen  xoiv&g  ausgelassen. 

Damit  nicht  aus  der  Notiz  Schubarts  zu  1052,  daß  der  Text  auf  der 
Rückseite  steht,  etwa  geschlossen  wird,  daß  hier  eine  Ausnahme  von  meiner 
Regel  über  Recto  und  A’erso  vorliege,  bemerke  ich,  daß  auch  das  Rocto 
beschrieben  ist,  daß  also  die  Rückseite  zu  dieser  Kopie  benutzt  worden  ist, 
weil  die  Vorderseite  schon  verwendet  war.  Ebenso  hat  auch  die  Unter- 
suchung der  anderen  Nummern  mir  ergeben,  daß  überall  die  Theorie  von 
Recto  und  Verso  beobachtet  worden  ist.  Die  Beschreibungen  des  Heraus- 
gebers sind  nach  dieser  Seite  z.  T.  (namentlich  bei  1059)  nicht  ganz  klar. 

In  den  Darlehensverträgen  ist  historisch  interessant  die  Bestimmung, 
daß  nicht  ein  „hohler“  Tag  gemacht  werden  soU:  fiijäifiCav  yfiigav 
xoUtjv  :roj>jö«(i«vos.  Da  „hohle“  Tage  nur  im  macedonischen,  nicht  im 
ägyptischen  Kalender  Vorkommen,  der  macedonische  Kalender  aber  zu 


1)  Das  humanistische  Gymnasium  1906  I S.  43. 


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nrich  Wilckcn:  PapyniB-ürkunden 


511 


Augustus’  Zeit  längst  außer  Praxis  war,  so  scheint  es,  daß  sich  hier  Formeln 
aus  viel  älteren  Zeiten  erhalten  haben.  Daß  das  Verbum  KoiXaivto  hier  präg- 
nant in  diesem  übertragenen  Sinne  gebraucht  wird  (1053,  27 ; litv 

rjaifttg  xoiXctvcoOiv),  scheint  ohne  Beispiel  zu  sein.  Ganz  originell  sind  auch 
die  folgenden  Strafbestimmungen  (ä;rutf|aovj  in  Z.  30)  und  weiter  die  Be- 
stimmungen über  das  /it]  xnTag;fv^ia9ai  in  Col.  II,  4 ff.  Hier  ist  noch  vieles 
dunkel.  Da  das  r/  in  mdxi^g  korrigiert  ist  aus  ij,  so  ist  vielleicht  M nlaicig 
gemeint?  Auch  diese  Bestimmungen  machen  mir  einen  altertümlichen  Ein- 
druck. — In  1058,  31  ist  natürlich  rtopudrjldfouo«;'  gemeint  Vgl.  Z.  10. 

Nr.  1060  und  1061  sind  Bittschriften,  die  an  einen  vTtoazffärtjyog  ge- 
richtet sind.  In  1060  stehen  am  Schluß  3 Zeilen  von  zweiter  Hand,  die 
noch  nicht  klar  sind.  Das  erste  Zeichen  ist  nicht  ein  Kreuz  -f , sondern  die 
Verbindung  von  y mit  p:  Ich  lese  danach;  r'p(«tgov)  Sliovi  agittpiodm) 

xöv  ß(po)ptxö(r«)  TO  tduipog  xoT<ri'r^(<jß()  (statt  xo . . . . t’^).  Das  ist  also  die 
rnoj’paqpij,  durch  die  der  i'jroorpö'ri/j'og  die  Bittschrift  erledigt.  — In 
1061,  22  las  ich  öx{]tu/«. 

Diese  Texte  aus  Abusir  el-Melek  gehören  ohne  Zweifel  zu  den  merk- 
würdigsten, die  in  letzter  Zeit  bekannt  geworden  sind.  Man  darf  Schubarts 
Gesamtpuhlikation  mit  Spannung  entgegensehen. 

II.  P.  Petr.  III  (vgl.  S.  502). 

Der  vorliegende  stattliche  Band  bietet  zweierlei:  eine  Revision  der 
Lesungen  der  von  ^lahafiy  früher  herausgegebenen  ersten  beiden  Bände  der 
Petrie-Papyri  und  eine  Neuedition  von  damals  noch  nicht  publizierten  Texten 
derselben  Gruppe. 

Daß  die  sehr  verdienstvolle  editio  princops  Mahaffys  zahlreiche  Irrttlmer 
bot  und  einer  gründlichen  Revision  bedurfte,  war  Eingeweihten  schon  lange 
bekannt^),  und  tritt  in  dem  vorliegenden  Bande  deutlich  zutage:  es  gibt 
kaum  einen  der  früher  edierten  Texte,  zu  dem  nicht  wrichtige  Korrekturen 
beigestenert  wären.  Diese  Korrekturen  stammen  zum  Teil  von  Mahaffy 
selbst,  zum  größeren  von  Smyly  und  anderen  Forschem.  In  den  meisten 
Fällen  sind  nur  die  Korrekturen  mitgeteilt,  seltener  ist  ein  Neudruck  des 
ganzen  Textes  gegeben.  Wenn  es  auch  besser  gewesen  wäre,  die  sämtlichen 
alten  Texte  neu  zu  drucken  und  so  die  früheren  beiden  Bände  überflüs-sig 
zu  machen,  müssen  wir  doch  auch  für  die  gebotenen  Zusammenstellungen 
dankbar  sein.  Die  Benutzung  ist  freilich  dadurch  erschwert^  daß  zu  diesen 
Korrekturen  noch  wieder  nachträgliche  Korrekturen  geliefert  sind,  so  auf 
p.  IX — XI  (von  den  Editoren  zusammengestellt),  p.  XI — XIX  (neue  Lesungen 
nach  dem  Original,  von  mir  beigestenert)  und  p.  XIX — XX  (Korrekturen 
von  Hunt).  Wer  sich  also  orientieren  will,  ob  ein  bestimmtes  Wort  in  den 
Petr.  Pap.  I oder  H richtig  gelesen  ist  — und  es  ist  dringend  geraten,  sich 


11  Meine  erste  Besprechung  in  den  GötL  0.  Anzeigen  (1896)  stützte  eich  nur 
auf  die  Facsimilia.  Den  wahren  Sachverhalt  erkannte  ich  erst  hinterher  an  den 
Originalen  (1896).  Anf  diese  Revision  geben  meine  Korrekturen  in  den  Ostraka 
und  sonst  zurück.  1906  hatte  ich  noch  einmal  Gelegenheit,  einzelne  Stücke  zu 
revidieren.  Hier  konnte  ich  auch  die  von  Smyly  mir  freundlichst  anvertrauten 
Aushängebogen,  soweit  sie  damals  Vorlagen,  nochmals  mit  den  Originalen  ver- 
gleichen. Die  Resultate  teilte  ich  ihm  für  die  Addenda  mit. 


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512 


II.  Referate  and  Besprecbun^n 


immer  erst  zu  vergewissern!  — , der  mnß  zunächst  durch  die  Konkordanz 
auf  S.  388/9  feststellen,  welche  Nummer  das  betreffende  Stück  in  dem  vor- 
liegenden Bande  erhalten  hat.  Dann  muß  er  diese  Nummer  suchen  — und 
sie  zu  finden,  ist  in  vielen  Fällen  außerordentlich  zeitraubend,  da  die  Her- 
ausgeber die  behandelten  Stücke  nicht  etwa  mit  durchlaufenden  Nummern 
versehen  haben,  w-as  das  einzig  Praktische  ist,  sondern  größeren  Gruppen 
eine  Nummer  mit  vielen  Unterabteilungen  gegeben  haben.  Um  z.  B.  das 
Wort  iQyolaßiag  auf  S.  109  zu  zitieren,  muß  man  schreiben:  42  F (c)  15! 
Dabei  muß  man  erst  von  S.  109  bis  S.  102  zurückblättern,  um  zu  finden, 
daß  es  sich  um  Nr.  42  handelt!  Man  wird  gut  tun,  bei  Zitaten  — ähnlich 
wie  bei  Kenyons  t'ataloguos  — zur  Sicherheit  vor  allem  die  Seitenzahl 
zu  geben.  Hat  man  nun  endlich  die  Nummer  gefunden,  dann  muß  man 
noch  in  den  vorgebundenen  Addenda  et  Corrigenda  nachsehen,  und  zwar 
an  drei  verschiedenen  Stellen,  p.  IX — XI,  XI — XIX  und  XIX — XX,  abgesehen 
von  den  Korrekturen,  die  nun  auch  wieder  hier  im  Archiv  und  anderwärts 
folgen  werden. 

Die  editio  princeps  der  neuen  Stücke  verdanken  wir  J.  Gilbart 
Smyly,  der  mehrere  Jahi'e  ernstesten  Studiums  der  Entzifferung  der  Petrie- 
Papyri  mit  bestem  Erfolg  gewidmet  hat.  Wahrscheinlich  wird  auch  hier  bei 
immer  wiederholten  Revisionen  des  Originals  hier  und  da  noch  manches  zu 
bessern  sein,  aber  im  großen  und  ganzen  dürfen  wir  diese  Erstpublikationen 
von  Smyly  mit  großem  Vertrauen  benutzen,  da  sie  die  Frucht  langjähriger 
Arbeit  sind,  und  Smyly  heute  ein  perfekter  Leser  ist.  Ihm  verdanken  wir 
auch  die  sorgsamen  Indices.  Nach  dem  Vorwort  auf  p.  VII  scheint  es,  als 
wenn  nunmehr  eine  vollständige  Publikation  der  Petrie-Papyri  beabsich- 
tigt gewesen  wäre.  Das  ist  allerdings  nicht  ganz  ciTeicht.  Unter  meinen 
Kopien  von  1895  und  1903  finde  ich  einige  Fragmente,  die  hier  noch  nicht 
Aufnahme  gefunden  haben. 

Der  Urkundenpublikation  ist  vorausgeschickt  eine  Abhandlung  Mahaffys, 
in  der  er  sich  gegen  die  von  E.  Bevillout  in  den  „Melanges“  gegen  ihn  ge- 
richteten Angriffe  wendet.  Auf  die  Polemik  gehe  ich  nicht  ein.  Sie  haben 
sich  gegenseitig  ihre  Publikationen  gesäubert.  Peccatm’  intra  et  extra  muros. 
Aber  die  Angriffe  auf  die  Ehrlichkeit  eines  vollendeten  Gentleman  wie 
Mahaffy  haben  wir  aUe  lebhaft  bedauert.  Sachlich  ist  von  besonderem  In- 
teresse die  Nenedition  des  Par.  63  (S.  18  ff.),  den  Mahaffy  mit  vollständiger 
Übersetzung  und  Kommentar  vorlegt.  Was  ich  an  Lesungen  für  diesen 
Text  bei  einer  Revision  im  Jahre  1887  gewonnen  hatte,  konnte  ich  hierzu 
noch  beisteuern.  Die  nicht  unbeträchtlichen  Korrekturen  aber,  die  ich  erst 
jetzt  1904  bei  nochmaliger  Revision  gefunden  habe,  muß  ich  mir  für  die 
Neubehandlung  dieses  wuchtigen  Textes  Vorbehalten,  die  in  den  „Urkunden 
der  Ptolemäerzeit“  demnächst  erscheinen  wrird. 

Bei  der  nun  folgenden  Besprechung  der  Textpublikation  kann  ich  mich 
kürzer  fassen,  da  ich,  wie  bemerkt,  meine  Teitbeiträge  meist  schon  in  der 
PubRkation  selbst  gegeben  habe. 

Die  erste  Gnippe  (1 — 19)  umfaßt  die  Testamente,  die  bei  ihrem  Er- 
scheinen so  berechtigtes  Aufsehen  gemacht  haben.  Nur  sind  hier  noch 
einige  neue  Stücke  hinzugekommen,  abgesehen  von  den  zahlreichen  Koixek- 
turen  zu  den  alten. 

In  4 (2)  S.  7 scheinen  mir  die  Namen  der  Zeugen  noch  nicht  klar- 


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Ulrich  Wilcken:  Papyxua-Ürkunden 


513 


gestellt  zu  sein.  Wenn  man  beachtet,  daß  die  Signalements  innerhalb  einer 
und  derselben  Urkunde  nach  einem  festen  Schema  gegeben  werden,  so  wird 
man  in  Z.  7 hinter  Jouj  ctQtatCQov  einen  Punkt  machen  und  in  dem  folgen- 
den Kleiv  (etwa  den  Namen  des  dritten  Zeugen  sehen  (vgl. 

z.  B.  S.  12,  39).  Ebenso  wird  in  Z.  12  nicht  sondern  IIvgQog  als 

Name  des  sechsten  Zeugen  zu  fassen  sein,  da  die  Angaben  über  die  Haut- 
farbe nicht  hinter  den  Narben  zu  stehen  pflegen.  Zwischen  Z.  13  und  14 
ist  übrigens  ein  breiter  freier  Raum. 

Zu  S.  16,  15  trage  ich  noch  nach,  daß  wohl  eher  jtcoi  als  ]rciu  zu  lesen 
ist  — der  Name  des  Sohnes. 

Für  11,  15  S.  21  schlägt  Smyly  Avatfi]äxiiog  vor.  Ich  weiß  nicht,  ob 
dies  als  Demotikon  schon  überliefert  ist.  Dagegen  kommt  öfter  'AvSgofux- 
jjtios  vor.  In  dem  neuen  Stück  1.3  (a)  28  S.  26  ist  [e«..  .]q(  zu  ergänzen, 
denn  mit  0a...  ebendort  ist  dieselbe  Person  gemeint.  Vgl.  11,  19. 

Leider  stoße  ich  erst  jetzt  — zu  spät  für  die  Addenda  — in  meinem 
Handexemplar  von  Petr.  I auf  die  Notiz,  daß  das  Fragment,  das  jetzt 
Petr.  111  17  (a)  ist  (=  Petr.  I p.  [42]),  zu  Petr.  111  14  (=  Petr.  I 17  (1)) 
gehört.  Setzt  man  die  beiden  Stücke  zusammen,  so  erhält  man  folgenden  Text: 

oülai?]  | ulam  luxtämoi  xal  .... 

....  bgov  Akc^avdQtvg  tibv  oxma>  i7iifyji(v[a}v  eig  ötjftov  ’Avögo]- 

jiäxHOv  äg  ^1  fUaog  i£uj;d|;;p(af  xexca’bg  oHij  pivp xai] 

(IX/iij  xi7x’  ö<p9aXuuv  dtgiöv.  l KlXXtjg  ’Avxiyövov  Maxjfdmv 

6 rag  ^ X fiiaog  fxeyiQsi  ftiX  Cjf^gxog  xixavög  Kca()odl[<(eros 

Sijgafißog  Kafifutvägov  [0i/?J'pßibs  xtjg  iTXiyovtjg  . . . 
aii^tag  Xoßoi  «[rjän/  TXgoOxpv^itg  ovXij  v:td  yiviioti.  2id[iu?]pos  zf»jfi[*jrpt'ov] 
’AXtgavdgivg  tc5v  outco)  | inxjygivmv  tig  (5i;/i[oi'  Av]xoSCkiiov 
mg^Xt  ufXlygcog  axgoyyvXongoaonxogxpaxbg  inl  p[ivl  gtjeip.  Aig.vai[og ’AX'i]- 
U)  (pulov  Xupjjvotfos]  rijs  far»  yov?)g  äg^-  ju  {ü|Ufy[£{tr;]g  luXüy/giog 
vnoaxgußixivlib>v  cpaxb  g fuxtinui  iy  d£äi[öv 

Einzelnes  muß  am  Original  nachgeprüft  werden.  So  weiß  ich  nicht, 
ob  in  Z.  1 Jfulf  so  weit  nach  links  gerückt  werden  kann.  Das  ocl^  in  3 
bestätigt  nun  die  Lesung  iiXXij  in  4.  Ob  die  Vermutung  [0ij]patog  in  6 zu- 
triflft,  wird  vom  Raume  abhängen.  In  10  schreibt  Smyly  Oawv,  doch  ist 
ein  solcher  griechischer  Name  nicht  bekannt,  auch  schwer  zu  erklären. 
Ich  schlage  daher  etwa  .4X]<patov  vor. 

In  Z.  21  von  Nr.  14  ist  zu  ergänzen:  iv  'AXaßav9iö[t  x^g  'HgaxXeiäov] 
ftcgldog.  Vgl.  Wessely,  Top.  Faij.  S.  32. 

Ebenso  sehe  ich  jetzt,  daß  das  neue  Fragment  17  (b)  8.  30  zusammen- 
zusetzen ist  mit  Petr.  111  15  (=  Petr.  I XVII  2,  13 — 19).  Die  Zusammen- 
fügung ergibt  folgenden  Text: 

’E7Uxgm[ovg  dfj  | aigoviun  [ßaaiXia  IlxoXtfittiov] 
xbv  rixoXefialov  xai  ’Agaivoijg  \ 9i&v  'AäeX<p&v  [x«l  ßaaUiaauv  ££pfvi'xi]t>] 
15  rfiv  ßaaiXitog  I7rol£paI[ov]  | dd[£]lgp^v  xoi  yvfvaixa  xot  ra  rouroj»'] 
xixva.  Mügxvgtg'  ’HgaxX\elöiig  Mägxovog  0£o|[^c££og  . . . 

/£[  ....  7;i?]tläpjfTjg  xXrjgovyovg  ii'.g  ^Xf  £Üp£y£^»j[g  . . . 
xal  oi'li)  vjxig  öcpgvv  &gtaxigä\i>.  KiipäXmv  Afax[£dcb>'  . . . 
ixxiXägirjg  xl»jpoCj;og  äg  ^ o [ lgv9glag  «Tpoy[a>v/og  .... 


r 

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514 


II.  Kefeiate  und  Bespiechnngen 


Von  besonderem  Interesse  ist  das  Testament  19  (c),  das  sehr  detaillierte 
Bestimmungen  über  die  Anteile  der  Söbne  und  Töchter  enthalt.  Leider 
bleibt  auch  nach  der  schönen  Textverbesserung  von  Hunt  (p.  XIX/XX)  noch 
vieles  dunkel.  Namentlich  die  Bestimmungen  über  die  Aussteuer  der  Töchter 
{ixdCöoa^ai)  mögen  die  Juristen  beachten.  Auch  die  Bevorzugung  des 
ältesten  Sohnes  ist  von  Interesse. 

Es  folgt  die  zweite  Gruppe  „Legal  Documents“  (Nr.  20 — 26),  die 
z.  T.  außerordentlich  wertvolle  Urkunden  enthalt.  Die  Fortschritte,  die  seit 
der  editio  princeps  gemacht  sind,  sind  sehr  erfreulich,  und  doch  bleibt  auch 
letzt  noch  vieles  dunkel.  Zu  Nr.  20  vgl.  P.  Foucart,  Kev.  Archeol.  1904 
n p.  157/'71. 

Viel  Neues  bringt  die  Publikation  der  Gerichtsprotokolle  unter 
Nr.  21.  Durch  die  neuen  Stücke  aus  dem  Trinity  College  wird  manches 
geklart.  Für  die  Geschichte  der  ptolemsiscben  Justiz  sind  diese  Urkunden 
von  hohem  Wert,  denn  hier  allein,  wenn  ich  mich  recht  erinnere,  begegnet 
dieser  griechische  Gerichtshof  der  9 Sixuazal  mit  ihrem  jtpdtdpoi;.  In  formeller 
Hinsicht  ist  von  Interesse,  daß  die  Protokolle  regelmäßig  in  Duplikaten 
ausgestellt  werden:  auf  demselben  Blatt  steht  es  erst  oben  in  flüchtiger 
Kursive,  dann  weiter  unten  in  sorgfältiger  Schrift.  Smyly  stellt  auf  S.  43 
die  Vermutung  auf,  daß  die  erstere  Schrift  wahrend  der  Verhandlung  schnell 
hingeworfen  sei,  und  dann  die  zweite  später  als  sorgfältigere  Kopie  hinzu- 
gefügt sei.  Für  diese  Annahme  scheint  zu  sprechen,  daß  in  21  g allerdings 
in  der  flüchtigen  Schrift  (S.  49)  Korrekturen  verkommen,  die  in  dem  Duplikat 
berücksichtigt  sind.  Aber  es  ist  mir  nicht  g'auz  sicher,  ob  man  21g  (mit 
seiner  größeren  Ausführlichkeit)  auf  eine  Stufe  mit  21  a — f stellen  darf: 
die  letzteren  bieten  gar  kein  Detail,  sind  alle  nach  einem  festen  Schema 
geschrieben  und  sind  weniger  Sitzungsprotokolle  als  vielmehr  kurze  Ver- 
handlungstitel. Während  also  bei  21  g einfach  Brouillon  und  Reinschrift  vor- 
zuliegen scheint,  erinnert  mich  der  Tatbestand  von  21a  — f an  die  Dupli- 
zität des  Thebanischen  opzof  ßaaikixog  (Theb.  Bank.  11,  vgl.  dazu  Gerhard) 
und  der  Hüterurkunden  (vgl.  unten  S.  522).  Sind  etwa  die  ersten  flüchtigen 
Skripturen  auch  hier  wie  dort  eingewickelt  und  versiegelt  gewesen?  Ich 
möchte  durch  diese  Hypothese  nur  anregen,  daß  die  Originale  daraufhin  unter- 
sucht werden.  Für  die  Entzifferung  von  21  g müssen  wdr  übrigens  Smyly 
unseren  besonderen  Dank  aussprechen:  die  Tafel  I zeigt,  eine  wie  schwierige 
Aufgabe  hier  zu  bewältigen  war,  wenn  auch  das  Duplikat  etwas  helfen  konnte. 
Aber  der  Inhalt  hat  die  Mühe  belohnt:  der  ’lovöatog  rfjg  f.vtyovijs  (Z.  13) 
und  die  feine  Gegenüberstellung  der  königlichen  äiaygafificera  und  der  jcoüi- 
Tixol  vofioi  (Z.  45  ff.)  und  vor  allem  der  Einblick  in  dieses  ausführliche 
ProtokoU  sind  des  Schweißes  wert.*) 

Auch  die  unter  Nr.  22  zusammengestellten  Akten  aus  dem  Prozeß 
gegen  Attalos  (darunter  Zeugenaussagen!)  sind  von  hohem  Wert.  Die 
Verbesserungen  sind  hier  so  zahlreich,  daß  sich  ein  Neudruck  sehr  empfohlen 
hätte.  Zu  meiner  Korrektur  iniXaßt  zu  (d)  5 trage  ich  nach,  daß  es  zu 
ineküßt[vo  zu  vervollständigen  ist.  Im  einzelnen  bleibt  noch  manches 


1)  In  Z.  12  wird  dfx]i]  zu  ergänzen  sein.  Wenn  in  der  letzten  Zeile  des 
Duplikate  aufzulOeen  ist  no(l»ixov;),  so  ist  der  Text  hier  etwas  anders  als  im 
Brouillon. 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus-Urkunden 


515 


zu  tun  übrig.  Bei  der  Bekonstruktion  von  (b)  und  (o)  muß  sich  noch 
klarer  herausstellen,  daß  (b)  das  Brouillon  zu  (c)  ist  (gl.  21g). 

Ebenso  haben  die  Akten  über  Serambos  und  Apollodoros  ein  wesent- 
lich anderes  Gesicht  bekommen  (Nr.  23).  Bei  Nr.  24,  den  Akten  aus  dem 
Prozeß  des  Sotairos  gegen  Sosos,  ist  der  Herausgeber  gar  zu  wortkarg: 
The  fragmenis  (c)  and  (h)  fit  iogetJiir,  the  final  of  avyygaipt}  in  (c)  10  is 
preseried  on  (h),  Io  ihe  left  of  I.  6,  and  both  fragmcnt<  arc  to  be  placcd 
immediatdy  abovc  (d).  Wer  wird  sich  hiernach,  fern  vom  Original,  ge- 
trauen, die  Zusammensetzung  zu  machen?  Es  hatte  mindestens  gesagt  sein 
müssen,  daß  in  (c)  15  hinter  2ieüT[o]ip[6)]t  in  die  erste  Zeile  von 

(d)  1 gehört:  das  p von  paq  steht  zur  Hälfte  auf  (c),  zur  Hälfte  auf  (d). 
Bei  der  Wichtigkeit  des  Stückes  — es  ist  das  Protokoll  einer  Gerichts- 
verhandlung — setze  ich  den  Text  von  Kol.  I hierher,  wie  er  sieh  durch 
das  Zusaramcnflicken  mir  am  Original  herausgestellt  hat.  Gerade  wenn  man 
sich  nicht  auf  einzelne  Korrekturen  beschränkt,  sondern  den  vollen  Text  zu 
geben  versucht,  sieht  man,  wie  viel  — namentlich  im  Anfang  — noch 
fehlt.  Mögen  dem  Original  noch  immer  weitere  Lesungen  entnommen 
werden. 


5 


10 


15 


20 


25 


24  (b)  (c)  (d),  Col.  1.  Oberer  Rand  abgebrochen. 

• • • ] 'Avxtnq[ 

Z»)V()?]&£(ii5  J7Tol£f4aib[s]  7«rp[oxl]£ot;s 

...] f l - ’AaKlijmöömqog 

...  J ......  «K  . OS  ümiXijg  SioeplXqy(?') 

...  ]r  . [ . . . ]v»j t . s AiovvaCoy 

]■*[■•  *./fl{]|tl[vdpoJt>  vacat 

. . . ] i'yvmfuv  ogo^ToigovoOvies 
[niql  TT/g  dfxjfjs  ’^S  tyqäV’uTO  £dxatqog  £d>aioi 
xoT«  tö  fyJxljjuo  x6dc  XäxaiQog  <J>(ox.tvg 

] Zmamx  K(U«o[(]  r[^s]  * 5t(j«tpj;/os)  (ituxxovxaqovqiox)  y.a9a 

Iv  • [ ] Jfop“  f^ov  nv(ftOv^  ä(qxaß  . .)  x 

] . . . . av,’yqa(pr] 

’ ] . . d(qxaß  . .)rv. 

; ]■• 

]...... . 

[ Ji'  Äor[a]r’p[a)]»  ....[..]  fu»piv[p. 

[ pap]TupC(  Ihaxaiqioi  Aioylvtjg  Seveovog 

. . . . xrjg  ^]n'iyot>fis  naqwv  lu  ßeoyoviii  xov 
'Aqdtvoixov  i'ojgoü  xoü  le^  jirjvbg  Amiov 

Jv  imyqccxf>x]v  yuqxvg  ini 

[ ]v  x«<t’  }jv  iödvnatv  TÄüxaiqog  Emam 

[nupoO  (ö(pr«jSos)]i,  t^s  dl  avyyqa(pf/g  <nppßyHTde/ö[ijs] 
mxo  XI  A^Jtora/pov  nal  Eäoov  xal  ifxov  xoti  xäv  avv- 
[tn’iypoJqotvTtijv  fioi  fxaqxvqtov,  fdamiv  Ipfojt 
.Zioroipos]  xcä  E&aog  rijv  avyyquipr^v  »vqUtv  xpvküaativ 

] £:ri  x6  dixaOti)piov  Ecoxalqcot 

] ■ Eciaov,  xalfi  ov  ituqzvqtö 

^ ] ev}’yqaf>ijg  ävxfyqagia  i«  vnoj'tyq[a/i/xlva] 


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516  II-  Referate  und  Besprechungen 

30  [ ] röäs  xal  £ü>roi^oi  xal  üXko  p(po$  ix 


[toC?  d(«j'p]crf»froros  ov  lauv  pfpo;  iddf  'Eitv  rf[  . . 

üuteu  freier  Rand. 

Die  ersten  7 Zeilen,  die  erst  zum  kleinen  Teil  sicher  gelesen  sind, 
bieten  die  Namen  der  öixaaiai,  die  wie  in  Nr.  21  unter  einem  nQOiÖQog 
getagt  haben  werden.  Der  Zt/i’d&ifug  mag  dieselbe  Person  sein  wie  in 
Nr.  21.  In  Z.  8 beginnt  das  Protokoll  über  die  Verhandlung.  Für  Z.  10 
hatte  icli  auf  p.  XIV  vorgeschlagen  [^s  lö  Der  obige  Vorschlag 

[xoTor  tÖ  iy]xlt]fia  stützt  sich  auf  Nr.  21  g 12.  Wegen  eben  dieser  Ur- 
kunde Z.  13  ziehe  ich  auch  meine  Ergänzung  [iöäveiOa]  für  11  zunick. 
Das  lyxkijfia  wird  ebenso  stilisiert  sein  wie  dort,  wo  es  heißt:  Ju>\oi^tog 
....  I . wv  'loväaiog  imyovfjg  'Hqaxktlui  *rl.  So  wird  auch  hier  in  der 
Lücke  nur  ein  Attribut  zu  ZüzaiQog  (wie  xljjpoöj|Oä  o.  a.)  gestanden  haben. 
Auch  !r«pw]v  tür  21  ziehe  ich  zurück,  da  dies  .schon  in  19  ausgedrückt  ist. 
Das  naheliegende  av]i'i'Xfyi)ttq>i]v  halte  ich  nicht  für  richtig,  da  hier  der 
avyyQaq>o(f>vka^  spricht,  der  die  andern  Zeugen  als  avi’imygozpivTog  bezeichnet, 
aber  nicht  sich  selbst  SO  nennen  wird.  In  27  wird  gestanden  haben,  daß 
Diokles  die  ihm  anvertraute  avy^ga<fij  erforderlichenfalls  vor  Gericht  pro- 
duzieren soll  (etwa  [xol  im  to  diaxuarijotov).  Das  ist  auch  in 

diesem  Prozeß  geschehen,  wie  aus  (b)  6 f.  hervorgeht,  wo  etwa  folgendermaßen 

zu  ergänzen  ist:  xai  xijg  avyygaiptig  iTtevlfyiktiatjg  vtto  ^loyivovg roö 

öu;’)’pa](po()pvInxüg  xvQiag  xri.  — Am  Schluß  von  30  scheint  mir  doch  eher 
z6v  als  roü  zu  stehen.  Vor  HcäzcuQog  ist  wohl  ein  Verbum  ausgefallen? 

Von  Nr.  27  an  folgen  nun  Petitionen  und  Korrespondenzen  ver- 
schiedener Art,  darunter  manches  ganz  Neue,  aber  auch  in  dem  Alten  ist 
vieles  neu.  Zu  (28  a)  sind  die  Bemerkungen  von  Grenfell-Hunt,  Teb.  S.  462 
nicht  berücksichtigt  worden. 

In  der  neuen  Eingabe  Nr.  31  ist  interessant,  daß  der  Dorfschreiber 
in  seiner  Eingabe  an  den  Strategen  sieh  an  erster  Stelle  als  ßaOtkzxög 
yfupyöj  bezeichnet:  es  hängt  dies  mit  den  Privilegien  dieses  Standes  zu- 
sammen. Vgl.  unten  S.  .Ißöf.  In  dem  an  denselben  Jlann  gerichteten  Ein- 
gaben wird  er  natürlich  nur  xuiioyQufiuazevg  genannt.  Vgl.  Nr.  34  (a)  (b). 

Ebenso  lernen  wir  durch  mehrere  Kom'kturen  zu  32  (c)  (=  Petr.  II 
18,  l),  die  ich  versehentlich  in  den  Addenda  noch  nicht  mitgeteilt  habe, 
über  die  Privilegien  der  vTzozektig,  der  in  den  Monopolbetrieben  Be- 
schäftigten, etwas  hinzu.  Der  Kläger  .sagt  von  seinem  Gegner  (13  ff.): 
x«|...  .J  xcTcypoviJoorj  diü  zl>  ■un;[o]T{i[^]t  ih’ai  avzov  xal  düvaöOat 
[gjt  [i]a^£i[i'  jrojp’  aüroü  zb  d/[x]a[toe]  8ict  zov  [d<]xaörj/pfoti,  agim  at  7[ö]v 
(palvijzai  ärc(X«l£Cä(ifi'[ov  xil].  Also  der  Kläger  sagt,  er  könne  von 
diesem  wioirlijj  nicht  durch  das  ordentliche  Gericht  sein  Recht  bekommen. 
Daß  für  die  bTzoziktig  besondere  Bestimmungen  betreffs  der  Gerichte 
galten,  wissen  wir  aus  P.  Teb.  5,  207  ff.  Aber  dies  war  uns  durch  P.  Teb. 
für  die  Zeit  Euergetes’  II.  überliefert.  Es  ist  von  hohem  Wert  zu  sehen, 
daß  schon  im  UI.  Jahrhundert  die  vnoze  keig  eine  privilegierte 
Klasse  bildeten,  ebenso  wie  die  ^aoiAixoi  ymgyol  nach  den  vorhergehenden 
Bemerkungen.  Nun  sagt  uns  der  Text  aber  auch,  welches  Gewerbe  der 
Mann  betrieb,  denn  in  Z.  6 ist  yva(piag  statt  ygaip^g  zu  lesen.*)  Danach 

1)  Außerdem  ist  zwischen  6 und  T xmgr,s  eingeseboben. 


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Ulrich  Wilckeii:  Papyrus-Urkunden 


517 


dürfen  wir  auch  die  yvaipcig,  die  Walker,  zu  den  vnoxtXttg  zlllileu,  d.  h. 
auch  der  Walkereibetrieb  wird  monopolisiert  gewesen  sein,  und  es  ist  zu 
untersuchen,  ob  nicht  in  P.  Teb.  5,  170  [yv«<p^n]s  zu  ergänzen  ist,  was 
neben  den  no*ö(fOvg  und  ravvtpävTag  nicht  schlecht  passen  würde 

Sehr  erfreulich  ist,  daß  unter  Nr.  32  (f)  weiteres  Material  zu  der  Klage 
des  Steuerpächters  Apollonios  gegen  <I>ll(ovog  tov  ftfi('j;ovrof  ftoi  rijv  (uglda 
gebracht  wird.  Ich  habe  schon  in  den  Grieeh.  Ostr.  I S.  540  die  Ansicht 
aufgestcllt,  daß  mit  diesem  Ausdruck  nicht  der  Pachtgesellschafter , der 
liixoxog,  sondern  der  „zweite  Pächter“  genannt  sei  (=  fux'  avxov  tjftuv  rije 
Dies  scheint  mir  nun  bestätigt  zu  werden  durch  die  hier  zum 
ersten  Mal  gebotenen  Texte  der  Rückseite.  Mir  ist  nicht  zweifelhaft,  daß 
die  erste  dieser  Eingaben,  an  denselben  ApoUonios,  eine  spätere  Emeueruug 
der  Klage  gegen  denselben  Philon  ist.  Dann  aber  muß  in  Z.  6 notwendig 
öu vt|et]lij9Öroj  ergänzt  werden,  und  das  ganze  lautet  etwa:  'EmScoxä 
cot  ijdi;]  iwofiv^j«ß[ro(  x«to  <Pi'X(ovog  xov  airvt^eijiij^oxog  [fiot  xrl.  Also  Lst 
Philon  in  der  Tat  ein  zweiter  Pächter,  nicht  ein  (u'xoxog.  Es  folgt  aber 
auch  aus  dem  Schreiben  des  x((Ofio)yg(aftfiaxtvg)  <l>iX(ay  in  Col.  II.  Smyly 
hält  zwar  diesen  Dorfschreiber  für  identisch  mit  dem  von  ApoUonius  an- 
geschuldigten Philon.  Dies  ist  aber  ausgeschlossen  durch  den  Grundsatz 
der  ptolemäischen  Steuerordnung,  daß  Beamte  sich  nicht  an  den  Pachten 
(noch  an  Ge.sellschaften  etc.)  beteiligen  dürfen.  Vgl.  Uev.  L.  15,  2 ff.  Ist 
der  Dorfschreiber  aber  ein  anderer  Philon,  so  hindert  nichts  — und  der 
Zusammenhang  legt  es  sehr  nahe  — in  Z.  9 zu  ergänzen:  [(J/lJtav  (statt 
[Atltjta»')  6 TX^ayfiaxiiH/ityog  xö  [(pi'(l«xirixöt']  xrl.  Auch  hier  wird  er  als 
Pächter  bezeichnet.  Ist  dies  aber  richtig,  so  gewinnen  wir  eine  andere 
Vorstellung  von  den  Machinationen  des  Philon.  Mahaffy  hatte  in  Z.  8 
[n-po]|tvtr  gelesen,  und  so  hatten  wir  angenommen,  daß  Philon  die  Steuer- 
zahler freundlich  an  sich  gelockt  habe.  Smyly  liest  statt  dessen  jetzt 
. .[.|xfv|  .Je»,  w'as  leider  noch  unverständlich  bleibt.  Aber  das  iveyvfciaag  in 
Verso  n.  12  zeigt  uns  jetzt,  daß  Philo  vielmehr  in  unerlaubter  Wei.se  die 
Steuerzahler  geschröpft  hat.  Das  eig  xö  Tdiov  werden  wir  jedenfalls  als 
„für  seinen  eignen  Beutel“  fassen.  Zugleich  ist  diese  Stelle  von  hohem 
Interesse  für  die  Frage,  ob  die  ptolemäischen  Steuerpächter  das 
Pfändungsrecht  gehabt  haben.  Hier  wird  ihm  vom  Dorfschreiber  nicht 
das  Ptändungsrecht  schlechthin  abgesprochen,  sondern  es  wird  nur  getadelt, 
daß  er  es  uyev  x&v  nafä  ’AgtaxoxQlxov  (seil,  loytvrräv)  ausgeübt  habe. 
Vgl.  außerdem  äviv  (seil,  toö  agycavov)  in  Recto  7.  Der  Text  ist  für 

diese  schwebenden  Fragen  von  solcher  Wichtigkeit,  daß  wir  Smyly  sehr 
dankbar  wären,  wenn  er  ihn  vollständig  (einschließlich  der  tirelve  und  te>i 
lines,  die  noch  ungelesen  sind)  vorlegen  würde. 

Auch  zu  32  (g)  habe  ich  noch  ein  paar  Korrekturen  nachzutragen. 
Recto  (a)  16/7  wird  zu  ergänzen  sein:  iy6vaa[vxeg  Aifivaiov  (nicht 
yliyvatov)  — lötaxa[v  (nicht  Si  dahinter).  Das  Datum  der  letzten  Zeile 
ist  deutlich  erhalten  und  lautet  sechstes,  nicht  fünftes  Jahr.(^c). 

Auch  in  der  nächsten  Urkunde  (b)  ist  das  Datum  (in  Z.  2 ) c ^ = sechstes 
Jahr,  nicht  s^-.  In  8 aber  las  ich  gfpr;  xiva  statt  des  unverständlichen 
.spoufuvor. 

Auf  dem  Verso  derselben  Urkunde  las  ich  Z.  12  töii'  tig  röf^  ix- 
9opi(ui'.  Das  Datum  ^ c (—  6)  ist  völlig  sicher.  In  Z.  13  las  ich  txo- 


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518 


n.  Referate  und  Besprechungen 


fiiaaufjv  statt  rxopicapcv  und  in  16  ßa(a ilixov)  yQ^aftfiaxitas)  statt 
xu(po)^p(app(ii/ca$).  In  14  aber  ist  vielleicht  ^<p>ia9«  imaxaXxivat 
(1.  farföralx/vai)  zu  lesen. 

Nr.  35  (a).  Zu  der  Ergänzung  [pj  änö  tfjs]  reicht  der  Platz  nicht  aus, 
wie  ich  bei  der  letzten  Revision  sah.  Die  Wiederholung  von  /u  ist  wohl 
nicht  nötig,  und  man  kann  schreiben;  [fu]Ta7cinii>aa9al  fu  xai  diia&oi 
[tx  rijs]  g:v[il«]x^ff.  — In  dem  Fragment  (Ib)  ist  etwa  zu  ergänzen:  [rvtt 
liTj  av(i]ßT,i  (vgl.  b 8).  Die  Unterschrift  ’^ppwiJo  ist  von  zweiter  Hand  ge- 
schrieben. 

In  35 (b)  ist  in  4 ipydri)v  zu  lesen,  nicht  tQyavtjv:  es  täuscht  nur 
der  Vertikalstrich  des  zweiten  x von  xax&g  in  der  daitlber  stehenden  Zeile. 
Mein  früherer  Vorschlag  «[ödaj]  für  Z.  6 war  sehr  schlecht:  der  Artikel 
war  hierbei  nicht  zu  entbehren.  Ich  ergänze  den  Passus  folgendermaßen: 
ovit  ipyctijv  lauv  tvgiiv  Sia  zijv  ^v[£Oi]t5(J«v  xaxiov  toi)  pßloxffeöttc» 
n:[d>'t«s].  So  meldet  der  Text  von  einer  Epidemie,  die  es  schwer  macht, 
Arbeiter  zu  finden  («11«  xaxi<f&agxul  gou  xb  igyuaxTjQtov).  Udi’xag  braucht 
man  nicht  allzu  genau  zu  nehmen;  „alle  Welt“  ist  krank. 

Noch  eindringlicher  sind  die  Briefe  von  Gefangenen,  die  Smyly  unter 
36  (a)  zum  ersten  Mal  herausgegeben  hat.  — In  36  (b)  IV  6 las  ich 

avvifiei^a  statt  avvtxttila,  in  13  &axc  (sic),  in  16  t«  ouv)(pi)o6'[ii/rn. 

Mit  37  beginnen  die  Urkunden  über  public  works.  Auch  hier  ist 
viel  wichtiges  Neues  hinzugekommen.  Unter  anderem  erfahren  wir  durch 
die  Rechnungen,  daß  die  Arbeiter  alle  10  Tage  einen  Feiertag  hatten  (vgl. 
Smyly  8.  97). 

Es  folgt  die  Korrespondenz  Kleons  (Nr.  42)  mit  zahlreichen  Korrek- 
turen. Vgl.  zu  diesen  und  den  anderen  Briefen  die  Neuausgabe  von 
Witkowski,  Epistulae  privatae  Graecae,  die  demnächst  bei  Teubner  er- 
scheinen wird.  — Am  Original  sah  ich,  daß  links  neben  dem  Text 
42  C (l)  noch  die  Zeilenschlüsse  eines  vorhergehenden  Textes  erhalten  sind, 
den  die  Editoren  nicht  aufgenommen  haben.  Auch  dies  ist  ein  Schreiben, 
in  dem  es  sich  um  die  140  lorröpoi  handelt  (Z.  9).  In  Z.  6 sah  ich  das 
Datum  '-\A  ß. 

Von  hervorragender  Bedeutung  sind  die  neuen  Urkunden,  in  denen 
die  Vergebung  öffentlicher  Arbeiten  berichtet  wird,  42  F und  43  (2). 
Sie  sind  voll  von  interessanten  neuen  Aufschlüssen. 

Zu  54  (b)  S.  159  habe  ich  mir  am  Original  notiert,  daß  die  Fasern 
des  Verso  deutlich  zeigen,  daß  Fragment  (d)  oberhalb  von  (o)  anzusetzen 
ist:  es  sind  Fragmente  einer  und  derselben  Seite.  Dann  gehört  aber  auch 
auf  dem  Recto  Text  (b)  oberhalb  von  (d).  Übrigens  ist  uns  (d)  Verso  nicht 
vollständig  mitgeteilt;  unten  folgt  noch  der  Anfang  einer  Abrechnung 

über  einen &caa(alog)  (2  Z.)  und  rechts  die  Zeilenanfänge  einer  zweiten 

Kolumne. 

Bemerkenswert  sind  die  Amtseide  unter  Nr.  56  (b)  und  (c),  zumal 
wir  bisher  solche  nur  aus  der  Kaiserzeit  besaßen  (vgl.  Arch.  I S.  8).  Wenn 
hier  die  Leute  aasdrücklich  schwören  müssen,  daß  sie  iin  Amte  nichts  unter- 
schlagen werden  (j'oa<p<®a«9ot)  und  auch  keine  Unterschlagungen  anderer 
zulassen  werden,  so  mag  man  damit  das  [xjoürf  oürt  [^]l«[i;)]£aj 

der  Labyadeninschrift  vergleichen  (Dittenberger,  Syll.*  II  438,  8).  So 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus- Urkunden 


519 


mußte  auch  der  Ua&vtg  in  seinem  Amtseide  der  Priesterschaft  unter  anderem 
schwören,  daß  er  sich  nicht  an  den  dem  Gotte  zustehenden  Pachtzinsen 
vergreifen  werde.  Vgl.  P.  Amh.  35,  27  (f*»j  i(pütl>ca&ai  tt&v  ixcpoQlcov  r»;; 
yjjff  xtI).  Diese  Stelle  ist,  wie  überhaupt  der  ganze  Text,  von  Otto,  Priester 
u.  Tempel  I S.  281,  mißverstanden  worden.  Vgl.  unten  S.  525. 

Unter  59  sind  census  papers  zusammengestellt,  darunter  sehr  wich- 
tige Stücke.  Die  Häuserliste  59  (d)  möchte  ich  nicht  tlie  earliest  kmion 
example  of  a tun  oitilav  cmoy^atpri  nennen,  da  dieser  Ausdruck  bisher  nur 
für  die  Kaiserzeit  belegt  ist,  inhaltlich  auch  eine  andere  Nuance  hat. 

In  den  bekannten  accounts  of  vetturini  (Nr.  61)  begegnet  zweimal 
die  Form  cylotj&ivra.  Vgl.  (a)  12:  eig  iJtnov  ivoyloviuvov  fyloijO/vto  lig 
X^ioiv  iXalov  %y  oivov  xy.  Vgl.  (b)  13.  Ich  möchte  mich  der  von  Mayser  vor- 
geschlagenen Deutung  = tyXoyijlXivza  nicht  anschließeu,  denn  oh  dies  „aus- 
rangiert'*  heißen  könnte,  ist  mir  sehr  zweifelhaft.  Es  wird  vielmehr  doch 
für  ixXov&^vitt  stehen,  wie  es  wohl  auch  Mahaffy  aufgefaßt  hatte.  Darin 
bestärkt  mich  Polyb.  3,  88,  1 : ’AvvCßag  — zovg  fiiv  i^TCovg  rofg  itaXawtg 
oivoig  dta  li  igi&cpaTtivae  ttjv  x«;|f£;fev  at"rnJv  xzX.  Die  Wunden 

wurden  also  mit  dem  Wein  ausgewasclien  und  mit  dem  öl  bestrichen. 

Zu  61  (i)  4/5  ziehe  ich  meinen  Vorschlag,  övriX(t[aluv  lig  zu  ergänzen, 
zurück. 

ln  der  neuen  Kechnung  62  (c)  8.  181  ergänzt  Srayly  Z.  1: 

Toig  g[öoj;o<b,  vgl.  Z.  5:  roip  ftoayoig  (Artab.)  xt.  Aber  die  Spreu 

pHegt  nicht  nach  Artahcn,  sondern  nach  Fuhren  vermessen  zu  werden  (vgl. 
Gr.  Ostraka  I 754 f.).  Nun  vergleiche  man  Nr.  46  (4),  2 (S.  141):  rijs 

eig  ifjv  Tgo^r/v  ic5r  öXvgag.  Hiernach  ist  cs  mir  sehr  walir- 

scheinlich,  daß  in  unserem  Text  ojAup«  statt  ß];i;i'pa  zu  lesen  ist,  zumal 
Smyly  ja  die  Lesung  von  x selbst  als  unsicher  bezeichnet  hat  — und  X und 
X sind  leicht  zu  verwechseln. 

Zu  64  (d)  S.  185  wäre  es  erwünscht  gewesen,  wenn  nun  auch  die 
erste  Kolumne,  die  schon  Mahafly  übergangen  hatte,  mitgeteilt  wäre.  Es  sind 
zwar  nur  die  Schlüsse  von  15  Zeilen,  aber  trotz  der  Kürze  sind  sie  viel- 
leicht auch  für  den  publizierten  Text  nicht  ohne  Interesse.  Die  Geld- 
summen am  Schluß  sind  nämlich  sämtlich  identisch:  in  jedem  Falle  sind 
39  Drachmen  2 Obolen  gezahlt  (111=)  und  zwar,  wie  es  nach  Z.  6 scheint, 
in  Kupfer.  Da  nun  die  publizierte  Kolumne,  deren  Zeilenschlüsse  fehlen, 
eine  Reihe  von  Auszügen  ans  verschiedenen  öfioXoyua  etc.  enthält,  so  ist 
vielleicht  anzunehmen,  daß  auch  hier  für  joden  Posten  39  Drachmen 
2 Obolen  notiert  gewesen  sind.  Durch  die  Gleichartigkeit  der  Summen 
bekommen  diese  aber  den  Charakter  einer  gemeinsamen  Gebühr,  und  so 
lehrt  uns  der  Text  vielleicht,  daß  die  Einregistrierungsgebühr  damals 
39  Drachmen  2 Obolen  betragen  hat.  Möge  dies  weiter  am  Original  ge- 
prüft werden. 

In  67  (a)  S.  191  ist  in  Z.  4/5  wohl  zu  ergänzen:  ägiw  i]äv  <Sot  <paC- 
vtjzat  ypÄigort  ai  xa9tjxtt  [rt^troi]  zavza  ttg  rrpärnv  xti. 

Der  Sinn  des  Verso  von  69  (a)  S.  195  ist  noch  recht  dunkel.  Es 
scheint  sich  mir  um  ein  (PachtVj-Angebot  für  ein  Taubenhaus  zu  handeln, 
denn  in  Z.  6 las  ich  im  Original  folgendermaßen:  iHplazanai  vfiiv  iyyvz\- 
aiiv  niQiazijf&vog;  in  Z.  7:  clvai  ’i'ntpJJdlloi'i;  in  Z.  8:  rb 


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520 


II.  Referate  and  Besprechungen 


ßällov  und  in  Z.  9:  x«I  xoiig  iy-yv  . . (ich  weiß  nicht,  ob  ^yyiiovf  oder 
iyyvijxuQ')  x«tt<(Jrr](r<B.  Oberhalb  des  Te.xtes  stehen  noch  mehrere  unpubli- 
zierte  Zeilen. 

Der  neue  Text  70  (a)  S.  196  bestätigt  von  neuem,  was  uns  schon 
P.  Mag<l.  26  gelehrt  hatte,  (vgl.  oben  S.  308),  daß  xfpägtov  — ähnlich 
wie  KQXctßtj  und  pttpijrrjf  — Maße  von  sehr  verschiedenem  Umfang  be- 
zeichnet. Wenn  schon  der  Magdolatext  uns  xcpttgin  und  xxtvxüyoa 

kennen  gelehrt  hatte,  so  begegnen  hier  auch  noch  Keramien  zu  7 und 
8 Chus.  Vgl.  S.  434. 

In  70  (c)  S.  202  las  ich  am  Original  in  Z.  5 anaxpiqov  und  in  Z.  6. 
nposayyt  Ht  [ror.  Der  mit  5 beginnende  Text  enthält  also  einen  Befehl. 

Mit  75  beginnen  die  reports  on  cultivation,  die  viel  neues  Inte- 
ressantes bringen. 

Zu  Smyly's  Ausführungen  auf  S.  219  f.  über  avvxagig  möchte  ich  hinzu- 
fllgen,  daß  avvxa^tg  jedenfalls  immer  nur  diejenigen  bekommen,  die  in 
königlichen  Diensten  stehen.  Von  den  ^laioxdnijAoi  (80)  wissen  mir  schon 
aus  den  Rev.  L.,  daß  sie  dom  königlichen  Monopol  dienten.  Wenn  daher 
in  87  auch  die  ^vxonoioi  eine  ouiTßjts  erhalten,  so  sehe  ich  darin  eine 
Bestätigung  der  Ausführungen  von  Grenfell-Hunt  in  P.  Teb.  S.  48  f.,  die 
aus  P.  Teb.  5,  173  mit  Rocht  geschlossen  haben,  daß  auch  die  Bier- 
brauerei monopolisiert  war. 

Ganz  neue  Aufschlüsse  bringen  die  unter  Nr.  107  zusammengestellten 
Urkunden  über  Fährgelder.  Ebenso  sind  für  das  Steuerwesen  sowie  für  das 
Heerwesen  von  großem  Wert  die  Texte  unter  108  ff.  Ich  hoffe,  bei  anderer 
Gelegenheit  genauer  darauf  eingehen  zu  können. 

Die  sehr  interessanten  Quittungen  der  rttvxlijpoi  unter  Nr.  116  können 
noch  weiter  gefördert  werden.  Namentlich  ist  P.  Lond.  II  S.  99,  eine 
Parallele  aus  der  Kaiserzeit,  heranzuziehen,  worauf  ich  schon  im  Archiv  I 
S.  145  hingewiesen  habe.  Die  erste  Quittung  ist  etwa  folgendermaßen 
herzustellen : 

[B«](Jnlfiio>>TOs  Tlxolxfialov  xov  \^TIxoUfutCov  xoi  'A^aivöijg] 

&tü)v  0do7tax6^v  Xo[/«j;  6fioloy(i ] 

vavKhjQog  totf  roC  IJolvxQÜxovg  f ifißtßltja^ai  ini  roii| 

xuxa  77ro[l.]ff»c(Wa  oppou  töffrt  [ti’s  ’Alx^tevJgiiav 

5 Xtxtov  n|ßpd  A](ogüovog  xov  aixolo)'ovvx[6g  xxvag  rör  :rfpi| 

Bovßuax\ov]  T(wto>a  äip  ov  7tap£[üijJ(p£v  [ 

€tg  xöv  äyogaaxbv  xol  lö  a . . [.  . .] [ «jrb  röv] 

yivtifiuxav  xov  Ttvgov  xaffapoü  X£x[oSX£><£V(a£vou 

77t[£txo<y|roü  a(gxdßag')  ivttx[oaUtg  /]  T fiixgcot  [.  . . 
x«(  ov9ev  ivxalß). 

Die  nächste  Zeile,  die  bei  Mahaffy  überschlagen  ist,  lautet:  "Alio,  als 
Ül>erachrift  für  die  nächste  Quittung.  Entsprechend  ist  auch  dort  Z.  13 

ifißfßXija9ax]  zu  ergänzen  und  in  14/5  ojtoloj'üvj  eroj  tö ] 

igyaaxiigiov.  Vgl.  hierzu  P.  Teb.  159,  4:  xoig  aixoXoyoCai  xö  jtspl  av(xrjv) 
ig}a(axi'^giov),  wozu  bereits  Grenfell-Hunt  S.  402  auf  unseren  Text  ver- 
weisen. ln  17  1.  x[fxoax(v£vgEvoe,  in  19  steht  das  Artabenzeichen 
vor  Ixaröv,  und  darauf  xtaaagag,  nicht  r/rrapoj.  — ln  der  dritten 
Quittung  las  ich  in  Z.  23  x£pxo]ilpou,  toüro  dl  x6  xi(gxovgov)  ö(prß- 
flöiv)  f’  (“  7000)  [.  Der  Text  bedarf  noch  weiterer  Nachprüfung. 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus-Urkunden 


521 


Doch  das  Wichtigste  von  allem  steht  am  Schluß,  die  Xeuedition  des 
berühmten  „Berichtes“  über  den  dritten  Syrischen  Krieg  (144).  Zu 
den  schon  edierten  drei  Kolumnen  i.st  hier  noch  eine  vierte  hinrugefligt, 
die  die  ganze  Affaire  in  einem  neuen  Lichte  erscheinen  läßt,  denn  alle 
Wahrscheinlichkeit  spricht  dafür,  wie  die  Herausgeber  darlegen,  daß  hier- 
nach der  König  Euergetes  I.  selbst  der  Verfasser  dieser  Darstellung  ist. 
Auch  jetzt  bleibt  noch  manches  Rätsel  zu  lösen,  doch  muß  ich  mir  zur 
Zeit  versagen,  genauer  auf  die  Streitfragen  cinzugehen.  Inzwischen  ist  die 
vierte  Kolumne  gleichzeitig  von  A.  Wilhelm  (Jahreshefte  d.  Ostr.  Arch. 
Inst.  190.5,  Beibl.  p.  123)  und  M.  Holleaux  (Bullet.  Corresp.  Hell.  1906 
S.  330  ff.)  — im  wesentlichen  übereinstimmend  — vortrefflich  hergestellt 
worden.  Die  ersten  Herausgeber  hatten  sich  durch  die  Annahme,  daß  rechts 
viel  fehle,  den  Weg  verlegt. 

In  einem  Appendix  bietet  Smyly  eine  Keuedition  des  Pap.  Par.  66 
und  eine  eindringende  Studie  über  Naubia  und  Aoilia.  Die  von  mir  bei- 
gesteuerten Lesungen  stammen  von  einer  Revision  aus  den  achtziger  Jahren. 
Inzwischen  habe  ich  bei  einer  erneuten  Revision  1904  noch  weitere  Lesungen 
gewonnen,  die  ich  in  den  „Urkunden  der  PtolemUerzeit“  mitteilen  werde. 

Die  sieben  Tafeln,  die  gut  gelungene  Photographien  bieten,  sind  ge- 
eignet, denen,  die  es  noch  nicht  wissen,  zu  zeigen,  wie  schwierig  unter  Um- 
ständen ptolemäische  Cursive  zu  lesen  ist. 


III.  P.  Reiiiaoh  (vgl.  S.  502). 

Theodor  Reinach  bietet  in  einem  stattlichen  Bande  die  Publikation 
von  65  Papyri,  die  er  im  Winter  1901/2  in  Ägypten  erworben  hat:  58 
davon  sind  griechisch,  7 demotisch.  Die  griechischen  Texte  hat  er  selbst 
herausgegeben,  bei  der  Entzifferung  unterstützt  von  Seymour  de  Ricci; 
die  demotischen  sind  von  W.  Spiegelberg  ediert.  Sehen  wir  von  den 
6 literarischen  Fragmenten  ab,  die  an  anderer  Stelle  zu  be.sprechen  sind,  so 
gehören  die  griechischen  Urkunden  7 — 40  der  ptolemUischen,  41 — 58  der 
römischen  und  byzantinischen  Zeit  an.  Die  ptolemäischen  Urkunden  (Ende 
des  2.  Jahrh.  v.  Chr.)  stammen  sämtlich  aus  einem  Funde,  und  zwai’  aus 
dem  durch  Jouguets  und  Lefebvres  Ausgrabungen  uns  in  letzter  Zeit  be- 
kannter gewordenen  mittelägyptischen  Ort  Tehneh,  dem  alten  Tfji'ig  xtii 
’Aniö^iog,  in  dem  xoTTOg  des  'Gpgo.Tol/Tzjj.  Dagegen  stammen  die 

jüngeren  Urkunden  aus  dem  Faijüm  und  anderen  schon  bekannten  Fund- 
stellen. Der  Editor  verdient  unsem  lebhaften  Dank  für  die  sorgfältige 
Herausgabe  und  eindringende  Erklärung  der  zum  großen  Teil  sehr  inter- 
essanten Texte. 

Der  Edition  ist  eine  Einleitung  vorausgeschickt,  in  der  in  7 Para- 
graphen wichtigere  Fragen,  die  durch  die  ptolemäischen  Texte  aufgeworfen 
werden,  im  Zusammenhang  behandelt  werden. 

Im  § 1 (8.  19  ff.)  wird  im  Anschluß  an  die  Familienverhältnissc  des 
Dionysios,  des  Sohnes  des  Kephalas,  der  in  allen  diesen  Urkunden  von 
Tehneh  (mit  einer  Ausnahme)  eine  Rolle  spielt,  das  alte  Problem  der  »kij- 
povjjot  resp.  xdroixot  und  der  tijg  iniyovTjg  wieder  aufgenommen.  Ohne  hier 
in  die  prinzipielle  Frage  eintreten  zu  wollen,  zu  der  auch  alle  anderen 
neuen  Texte,  namentlich  die  von  Magdola,  herangezogen  werden  müßten. 


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522 


II.  Referate  und  Beeprechnngen 


möchte  ich  gegenüber  den  Ausführungen  auf  S.  20/1  (vgl.  auch  Viereck 
a.  a.  0.  S.  35)  nur  Eines  bemerken,  daß  es  durchaus  nicht  erwiesen  ist, 
daß  der  Vater  des  Dionysios  tot  war,  wahrend  Dionysios  noch  rijs  tmyoyfjg 
war.  Wenn  dieser  als  xvgiog  seiner  Mutter  auftritt,  so  kann  damals  der 
Vater  auswärts  dienstlich  beschäftigt  gewesen  sein.  Andererseits,  wenn 
Kiipalo;  in  Nr.  7,  den  Beinach  mit  Recht  dem  Ketpaküg  gleichsetzt,  im 
J.  141  auch  noch  keinen  xlijpo;  hatte,  so  kann  er  doch  in  den  mehr  als 
20  Jahren,  die  zwischen  diesen  und  den  Urkunden  seines  Sohnes  liegen, 
einen  xl^pos  erhalten  haben.  Ich  kann  somit  nicht  finden,  daß  das  von 
Beinach  vorgelegte  neue  Material  die  These  erschüttert,  daß  die  fjti- 
yovfjs  beim  Tode  des  Vaters  xlt;govj;o«  wurden.  — Da  auch  hier  wieder 
S.  21  mit  einer  nach  meiner  Ansicht  falschen  Ergänzung  von  Grenfell-Hunt 
operiert  wird,  die  schon  manche  Irrtümer  erzeugt  hat,  wiU  ich  sie  verbessern. 
P.  Orenf.  II  15,  14  ist  nicht  IJiga i)g  rräv  [vf]cöv  zu  ergänzen,  was  man  mit 
rijs  imyovT}g  gleichgesctzt  hat,  sondern,  wie  mir  angesichts  der  Lücke  dos 
Originals  klar  wurde,  Tligatjg  zcai>  [aürjräv.  Damit  wird  aufgenoramen  das 
vorhergehende  rcj|v  IlzoXi^alov  xol  rär  viäv.  Daß  hiermit  aber  nicht  ein 
König  Ptoleniaios  und  seine  Söhne  gemeint  sind,  sondern  ein  Offizier  Ptole- 
maios,  der  mit  seinen  Sühnen  die  Abteilung  kommandierte,  zei^  jetzt 
P.  Magd.  1,  1;  rcöi/  IlvQuyyikkov  xoi  Uvoltfiniov  zaC  viov  «Üt[o]ö.  Übrigens 
bieten  uns  jetzt  die  Beinachpapyri  zuiu  ersten  Mal  die  Titel  dieser  im 
Faijüm  und  in  Pathyris  einfach  mit  ihren  Namen  im  Genitiv  genannten 
Offiziere  (träv  roß  äeivog):  sie  sind  offenbar  die  ini  prägnanten 

Sinne,  denn  wenn  es  z.  B.  in  Tenis  heißt  6 Siü'a  zijg  ijytgoi'i'ng 

(9,  13),  so  ist  das  wohl  dasselbe,  als  wenn  es  im  Faijüm  etc.  heißt: 
6 <5tüa  icäv  'AQzcjudiifov.  Dies  sei  zu  Beiuachs  Ausführungen  auf  S.  32/3 
hinzugefügt. 

In  § 2 behandelt  Beinach  die  Datierung  der  Texte  und  gibt  zum 
Schluß  eine  praktische  Lbersichtstabelle  der  Urkunden  in  chronologischer 
Folge,  ln  § 3 wird  dann  die  militärische  Kolonie  von  Tenis  behandelt. 
In  § 4 — 7 beschäftigt  sich  der  Herausgeber  hierauf  mit  der  juristischen 
Seite  seiner  Tenis-Urkunden,  von  denen  die  meisten  Getreidedarlehen  sind. 
Mit  Recht  scheidet  er  die  stets  in  epistolarer  Form  gegebenen  yiigoyQaipa 
von  den  OvyyQacpal.  V'gl.  Deutsch.  Lit.  Z.  1900  Sp.  2467  ff.  Was  Mitteis 
dagegen  zitiert  (Teb.  105,  61/2),  ist  lediglich  die  Subskription  einer 
avyy^c((pt],  und  diese  Subskription  ist  natürlich  subjektiv  stilisiert  (ögoloyö 
od.  ä.),  aber  niemals  findet  sich  hier  die  für  das  yuqoyQztifov  (in  diesem 
prägnanten  Sinne)  charakteristische  epistolare  Form:  6 (istva  z(5  Siivt 
yulqiiv,  sondern  immer  nur:  6 deiva  iuokoyä  oder  ä.  Diese  Subskriptionen, 
die  nur  Teile  eines  Ganzen  sind,  und  jene  selbständigen  Cheirographa  sind 
aber  streng  zu  scheiden.  — Bei  der  Behandlung  der  avyyfa<fal,  sowohl  der 
privaten,  dem  avyyQa^O(f!v/ia^  übergebenen,  wie  der  notariellen  vom  Agora- 
nomos aufgesetzten  hat  Beinach  die  tüchtigen  Untersuchungen  von  Ger- 
hard (Savig.  Z.  XXV  Rom.  382  fl'. , Philol.  63,  499  ff.)  noch  nicht 
herangezogen.  Um  so  bemerkenswerter  ist,  daß  er  vielfach  zu  ähnlichen 
Ergebnissen  kommt.  Vgl.  auf  S.  48  den  Hinweis  auf  die  scriptio  in- 
ferior und  erterior  des  römischen  Diptychons.  Erfreulicherweise  fördert  das 
neue  Urkundenmaterial  von  Tenis  die  von  Gerhard  aufgeworfenen  Probleme 
in  einzelnen  Punkten.  Vor  allem  scheint  mir  wichtig,  daß  hier,  wo  wir 


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tJIrich  Wilcken:  Papyru»-Ürkunden 


523 


die  beiden  Arten  der  avyyQu(pal  zum  ersten  Mal  neben  einander  im  Ge- 
brauch derselben  Personen  desselben  Ortes  vor  uns  sehen,  der  wichtige 
Unterschied  uns  entgegentritt,  daß  die  privaten  avyyiiutpul  im  Dorfe  selbst 
aufgesetzt  werden,  wUbrend  die  notariellen  nur  in  der  mit  dem  äyupavo- 
p((uv  ausgestatteteu  Metropole  vollzogen  werden  können.  Hiernach  besteht 
nicht  mehr  zu  Recht,  was  Gerhard  Phil.  S.  500  aus  dem  ihm  vorliegenden  Ma- 
terial feststellte,  daß  die  Hüterurkunde  (d.  h.  die  private  dem  avyyQatpo- 
übergebene)  in  ünterägypten,  namentlich  im  Faijüm,  die  agoranomische 
Urkunde  in  der  Thebais  zu  Hause  sei.  An  eine  derartige  örtliche  Unter- 
scheidung wird  man  jetzt  nicht  mehr  denken  können,  wo  wir  sehen,  daß 
in  dem  mittelUgyptischen  offiziell  damals  zur  Thebais  gehörigen  Tenis  beide 
Urkundenarten  neben  einander  je  nach  Bedarf  vorkamen.  Wenn  wir  aus  Pa- 
thyris  bisher  nur  agoranomische  Verträge  haben,  so  ist  das  wohl  nur  ein 
Zufall,  der  dadurch  begünstigt  wird,  daß  es  eben  in  Pathyris  wie  in  Hermu- 
polis  eine  Agoranomie  gab.  In  den  kleineren  Dörfern  der  Thebais  würden 
wir  wahrscheinlich  ebensogut  Hüterurkunden  finden  wie  in  Tenis.  Wie  ich 
höre,  sind  kürzlich  auch  in  Elephantine  Hüterurkunden  zu  Tage  gekommen. 

Noch  in  einem  anderen  Punkte  fordern  uns  die  Tenis-Urkunden.  Gerhard 
sieht  in  dem  ersten  versiegelten  Text  der  Doppelurkunde  das  eigentliche 
Originalexemplar  und  in  dem  zweiten  offenen  Text  eine  Kopie  davon  (vgl. 
Phil.  S.  501).  Die  Tenispapyri  zeigen  uns,  daß  der  erste  Text,  mag  er,  wie 
ursprünglich,  ausführlich,  oder,  wie  später  meist,  zum  Exzerpt  verkürzt 
sein,  immer  von  demselben  Grapheionbeamten  geschrieben  ist,  der  am 
Schluß  die  Registrierung  vermerkt.  Danach  ist  also  der  zweite  Text  der 
ursprüngliche.  Erst  nachdem  dieser  vom  Kontrahenten  und  dann  vom 
avy/iifttpoqivXal  unterzeichnet  war,  hat  der  Grapheionbeamte,  der  die  avayyaqn] 
zu  vollziehen  hatte,  auf  dem  oben  ilazu  freigelassenen  Platze  den  „ersten“ 
Text  an  die  Spitze  gestellt.  Die  schon  früher  bekannten  Texte  bestätigen 
diese  Annahme.  Grenfell-Hunt  haben  zu  Teb.  101,  12  und  105,  61  aus- 
drücklich bemerkt,  daß  diese  Subskriptionen  des  Beamten  von  erster  Hand 
geschrieben  sind,  haben  aber,  wie  ich  am  Original  feststellen  konnte, 
übersehen,  daß  diese  erste  Hand  nur  den  ersten  Vertragstext  (101,  1 — 1 
und  105,  1 — 7)  geschrieben  hat,  nicht  auch  den  zweiten.  Der  Tatbestand 
entspricht  also  durchaus  den  Tenis-Urkunden.  Ebenso  ist  in  Leid.  0 der 
erste  Text  Z.  1 — 3 von  demselben  Beamten  ge.schriebeu , der  zum  Schluß 
Z.  36/7  die  vollzogene  äi'nypayij  notiert.  So  wird  also  die  Hüter- 
urkunde erst  durch  das  Eingreifen  des  Grapheionbeamten  nach- 
träglich zur  Doppelurkunde.  So  ist  nach  dieser  neuen  Erkenntnis  die 
Genesis  der  hellenistischen  Doppelurkundc  doch  wesentlich  verschieden  von 
der  der  babylonischen  Doppelkontrakte,  und  mir  scheint,  daß  es  richtiger 
ist,  die  hellenistische  Doppelurkunde  au.s  sich  zu  erklären  als  mit  Gerhard 
sie  auf  eine  Übertragung  jenes  orientalisciien  Brauches  zurückzufUhren,  der 
infolge  des  Alexanderzuges  dem  Westen  bekannt  geworden  sein  soll. 

Ich  wende  mich  nun  zu  den  einzelnen  Texten. 

\r.  7,1  glaube  ich  auf  der  Photographie  SiaTten^aynivmu  zu  er- 
kennen statt  äli/amngayuii’iüi’y  was  mir  auch  unverständlich  wäre.  — Z.  1 1 
will  Reinach  ng\o\ditiSxuji{vov  verändern  in  :;ip[o](5ifötajlp£>'oo,  mit  Unrecht. 
Schon  Viereck  Sp.  39  hat  darauf  hingewiesen,  daß  die  Überlieferung  durch 
6taaia9ivxog  in  18,  3 gestützt  wird.  Vgl.  auch  oben  S.  509.  — Z.  12  ist 

Archiv  f.  Papyrtuforaebuog  III.  4.  35 


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524 


II.  Referate  und  Beapiechnngen 


«xoIoü&MS  xnl  o<(lyg  zu  emendieren.  Nach  meiner  Ansicht  kann  im  Folgenden 
nur  gesagt  sein,  daß  der  Käufer  sich  von  der  Bank  für  die  gezahlte  Kate 
eine  Quittung  hat  aiisstellen  lassen.  Daher  ergänze  ich:  rtap’  ov  (seil.  Soj- 
t/ojvo;,  dem  Bankier)  xai  I«|3dvroj  jiov  z6  rjjj  [rp«jtff(jj  av^ußolov.  Die 
Photographie  zeigt,  daß  die  Lücke  für  ausreicht,  für  mvf,g  zu 

groß  ist.  ist  aber  der  technische  Ausdruck  für  die  Bankqiüttung 

(vgl.  das  stereotype  xnl  udpfioloi’  noltiaat).  Auf  die  Begründung  und  die 
wichtigen  Konsequenzen  muß  ich  wegen  Raummangels  verzichten.  — Z.  13: 
änoöävzog  fiov  TvaixQaTCt  Reinach  bemerkt  hierzu:  !a}isus  pour  Avaixqaret. 
Da  aber  Lysikrates  bereits  in  Z.  5 genannt  ist,  kann  der  Artikel  hier  nicht 
entbehrt  werden,  und  es  ist  daher  zu  emendieren:  yiyvaixgavet. 

— Z.  15.  Die  Ergänzung  [ßTrodoüi’ßr?  die  rrautj]?  ist  für  die  Lücke  viel  zu 
groß.  Zumal  der  Snbjektswechsel  sonst  nicht  angegeben  wäre,  schlage  ich 
vor  {■itocxofiivtK^v'y  (R.)  tt  [ßt'Tov.  — Z.  25  scheint  mir  «üriüt,  nicht 
roürcoi  zu  stehen.  — Zu  30  vgl.  Vitclli  a.  a.  0.  Ich  glaube,  hinter  lav 
0 noch  Spuren  eines  t zu  sehen,  und  lese  daher:  idr  ^tjiy  or[a  n^poipfgop«!. 

Zu  den  Ausführungen  auf  S.  60/1  über  den  Dorfnamen  l^xwprtdg  und 
den  darin  steckenden  Personennamen  ’Ax&Qig  mOchte  ich  hinzufügen,  daß 
schon  Letronne,  Recueil  des  inscr.  I 373  richtig  gesagt  hat,  daß  dieser  Per- 
sonenname zurückgeht  auf  den  Gottesnamen  ’Ax&Qig,  der  uns  dm-ch  eine 
Inschrift  (jetzt  CIGr.  III  4971)  bezeugt  ist. 

Mit  Nr.  8 beginnen  die  Kontrakte.  Zu  dem  Schreibfehler  ^Qogtoqxi- 
l[ijxa(ti  (erg.  von  Vitelli)  statt  7Tgoo3<piil[i'/xaai  vergl.  die  klärenden  Aus- 
führungen von  Mitteis  S.  489.  Zu  avvfjgfiivm’  (=  aufgehoben)  vgl.  außer 
ihm  auch  Viereck  Sp.  37,  3. 

Nr.  9,  32:  mir  scheint,  daß  XciQiarf,Qiog  nur  als  Demotikon  gefaßt 
werden  kann.  — Die  Worte  in  Z.  37  hinter  der  Erklärung  des  avr/gaipo- 
qivku^  können  nur  die  Subskription  des  Grapheionbeamten  sein  (’'£i[ors 
fxrov  xri.),  müssen  also  von  anderer  Hand  geschrieben  sein,  und  zwar 
derselben,  die  den  ersten  Urkundentext  (das  „horderean“ ) geschrieben  hat.  — 
Auch  in  Nr.  lO  muß  in  Z.  32  mit  "JSrovg  xrA.  die  Hand  des  Beamten  be- 
ginnen. 

Von  besonderem  Interesse  sind  die  Datierungen  dieser  Urkunden  aus 
den  Jahren  112ff.  So  begegnet  hier  zum  ersten  Mal  in  einem  griechischen 
Text  die  Oreqpai'ijipöpo,'  ßaaiUaaijg  Kkionurgag  9eäg  'PiJLo/iijtopos  XaulQag 
Aixaioavvrjg  A'ixrjqpöpou,  die  bisher  nur  aus  demotischen  Urkunden  bekannt 
war.  Auch  die  (ptoatfOQog  derselben  Göttin  (Kleopatra)  ist  neu.  Vgl. 
Otto,  Priester  und  Tempel  I S.  193  und  411,  und  Laqueur,  Quaest.  epigr. 
S.  43.  Schwierig  bleibt  auch  hiernach  noch  die  Herstellung  und  Deutung 
von  P.  Grenf.  II 15, 8,  w-orauf  Reinach  hinweist:  I7[rolfpo/ou  &iov  ®ilo]fujropoj 
AixatoawTi[g.  Mir  scheint,  daß  Atxaioavvtj  nur  als  Beiname  zu  Königinnen, 
wie  oben  der  Kleopatra,  denkbar  ist,  nicht  zu  Königen.  Vgl.  auch:  "latäi 
Atxaioievvtji  bei  Dittenbergcr,  Syll.  II®  763.  Wenn  hiernach  also  9iclg 
d>ilo]p^rupu^  .ifixoioonvjj[s  zu  ergänzen  ist,  so  fragt  sich  nur,  was  mit  dem 
n[  . . . zu  machen  ist.  Ich  sehe  keinen  anderen  Ausweg  als  den,  die  Stelle 
mit  dem  Vorhergehenden  zu  verknüpfen  und  folgendermaßen  zu  lesen: 
IJToltftßt'ov  Jtioi!  'Em(pavoCg  [xai  £i'j'o]p/(JToo  7t[arpöj  Ki.C07tüiQag  (?)  (falls 
Platz  für  KX.  ist)  9iäg  CPilojpjjtopos  Aixatoavvtjg.  Danach  wäre  diese 
Göttin  Philometor  Dikaiosyne  = Kleopatra  H.,  und  zwar  müßte  dieses 


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Ulrich  Wilcken:  Papyms-Crknnden 


525 


Priestertum  noch  aus  der  Zeit  stammen,  als  Kleopatra  II.  die  Frau  des 
älteren  Bruders  Philometor  war.  Jedenfalls  wäre  es  nach  diesem  Vorschlag 
in  der  Ordnung,  daß  nunmehr  nach  Epiphanes  der  IlioXtfutiog  &iog 
fiijtai)  genannt  wird.*)  Aber  es  bleibt  mir  ungewiß. 

Nr.  14,  39  ergänzt  Reinach  in  der  Unterschrift  des  Beamten:  ctva)’£y[p«p- 
fiivov,  ebenso  in  den  entsprechenden  Urkunden  20,  23,  30,  34.  Da  an 
keiner  dieser  Stellen  die  Herstellung  des  Partizipiums  durch  die  Schriftreste 
gefordert  wird,  ziehe  ich  das  übliche  ävayiyfctTtiai  vor. 

Unter  Nr.  17 — 19  folgen  Klageschriften.  Die  erste  ist  gerichtet  an 
Aixavopt  xal  roig  0v[i'(p]v>lc>x/rca$.  Falls  der  Raum  es  zuläßt,  würde  ich 

aiiv  [o  (=  «i'Tüli)  9p]t)i«txfr«ts  vorziehen.  In  Z.  14  scheint  mir  notwendig, 
dtaTzecpavtjfiiva  zu  ergänzen.  — Nr.  18  und  19  sind  Klageschriften,  die 
Dionjsios,  Sohn  des  Kcphalas,  in  einer  und  derselben  Angelegenheit  an  den 
azQUTriyog  und  an  die  fJoffdixol  y^afiftuuig  geschrieben  hat.  Die  Darlegung 
des  Streitfalles  ist  in  beiden  identisch;  nur  das  Petitum  ist  verschieden.  Mir 
ist  dabei  von  besonderem  Interesse,  daß  Dionysios,  der  uns  in  den  Kon- 
trakten sonst  als  lU^aijg  trjg  imyovTjg  entgegen  tritt , sich  hier  in  den  Peti- 
tionen einfach  als  ßaaiUxog  ymqyög  bezeichnet.  Er  tut  dies  offenbar  darum, 
weil  er  gerade  in  dem  vorliegenden  Streitfall  von  den  Privilegien  der  könig- 
lichen Pächter  (Teb.  6)  glaubt  Nutzen  zu  haben,  wie  denn  auch  die  Ent- 
scheidung des  Strategen  mit  den  Worten  beginnt:  ei  iori  ßaoiXmbg  yitag^’og. 
Aus  ähnlichen  Motiven  haben,  wie  mir  scheint,  die  Priester  des  Soknopaios 
in  ihrer  Bittschrift  P.  Amh.  35  im  Präskript  hinzugefügt,  daß  sic  ficrodizot 
ytoipyo/  sind.*) 

Nr.  18,  26  möchte  ich  anders  deuten  als  der  Herausgeber.  Es  lautet: 
ü^iä>  ouvrdl«»  Ttpö  nävuov  filv  ypoigot  rät  ’Axtogetag  lniax[ttx^H  gjj  ixu- 
xgbtdv  — , Joüvßi  d’  fgol*)  t«s  nioxtig  öi  iy^’QÜaxtov  — . Reinach  über- 
setzt letzteres  et  qu’il  me  fournissc  n cet  effet  des  süretds  icrites.  nimmt 
also  an,  daß  der  Dorfvorsteher  die  nlaxtig  geben  soll.  Ich  meine,  das 
Soivui  ist  vielmehr  von  awrä^ai,  nicht  von  ygmpat  abhängig,  steht  also 
dem  ygätfiai  parallel  (vgl.  ftev — dij.  Dafür  spricht  der  Leid.  A,  dessen  Peti- 
tum ich  folgendermaßen  hergestellt  habe  (Z.  29ff.):  [ffvv]ra|ot  doü[vai] 

ftot  •xLaxiv  — , ypcrg«!  dt  xxX.  Hier  Lst  jeder  Zweifel  ausge- 

schlossen, da  ypaigcfi  an  zweiter  Stelle  steht,  und  hier  sehen  wir  den 


1)  Eine  andere  Schwierigkeit  desselben  Textes  P.  Grenf.  II  16  kann  ich  mit 
größerer  Sicherheit  beseitigen.  In  Z.  ti  ist,  wie  ich  lilOS  am  Original  sah,  nicht 
Tof>  ß^fi[axog  Aio1]pvaov  zu  lesen,  sondern  toü  ß^ft[atog  xov  ;j]p®«o®.  Vgl.  jetzt 
den  Paialleltext  von  Kenyon  bei  Otto  I 412.  [Die  Hibeh-Papyri  bringen  soeben 
alexandrinische  eponyme  Priester  ohne  Angabe  des  Gottes  schon  für  die  Zeit  des 
Ptolemaios  I (S.  870  f.).  Die  Annahme  der  Editoren,  daß  Alexander  der  Gott  sei, 
wodurch  manches,  was  sicher  schien,  umgestoßen  würde,  ist  nicht  notwendig. 
Nach  Arrian  VII  23,  7 hat  Alexander  dem  Hejihaistion  dort  eponyme  Priester  ein- 
gesetzt.] 

2)  Der  Deutung,  die  Otto,  Priester  I 8.  231,  1 diesem  Papyrus  gegeben  hat, 
kann  ich  nicht  zustimmen.  Die  Priester  haben  königliche  Domänen  gepachtet. 
Die  yiaeyol  in  Z.  13  sind  nicht  Afterpäebter  dieser  Domänen,  sondern  Pächter 
von  liga  yi)  des  Soknopaios.  Daher  tlg  röv  toü  ß’ioi)  X6yov  in  Z.  43.  Vgl.  auch 
24.  Von  einer  „Pfründe“  ist  hier  nicht  die  Rede.  Der  Eid  des  Itoüvic  ist  sein 
Amtseid.  S.  oben  S.  519. 

3)  So  wohl  besser  als  dt  poi.  Auch  in  29  lieber  ftrjx'  ifti  als  nijxi  gt. 

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526 


II.  Referate  and  Besprechongen 


Epistatcs  des  Dorfes,  denn  das  ist  der  Petent,  den  Strategen  um  eine  schrift- 
liche ntaiig  bitten.  So  wird  auch  der  Petent  im  P.  Reinach  sich  diese  Ur- 
kunde vom  örpati(j'ds,  nicht  vom  iniazoDjg  erbitten. 

In  Nr.  40,  2 ist  in  der  Sitologonquittung  fUfiez  gfj(a9ai),  nicht  fUfit- 
ipij(xfi'ßt)  aufzulösen.  Die  Sitologen  bezeugen,  20  Artaben  Weizen  empfangen 
zu  haben  von  Inaros  ix  roO  (PiAaypou  xi(^poii)  nfpi  ißiav  q>ctyii(fiazog). 
Letzteres  übersetzt  Reinach:  p<jur  1a  nourriturf  des  ibis.  Aber  mit  jitpi  kann 
nicht  der  Zweck  der  Lieferung  angegeben  sein,  vielmehr  wird,  wie  häufig, 
damit  die  genauere  Lage  des  Kleros  bezeichnet  sein.  Also  ein  Ortsname, 
wohl  ein  Dorfname  muß  darin  stecken,  etwa:  »fpi  'ißUav  oder 
0ayi](. . — 5 1.  pufnapoO). 

Mit  Nr.  41  beginnt  die  Reihe  der  römischen  und  byzantinischen 
Texte.  Von  Intere.sse  ist  die  Kopie  aus  dem  Amt-sjoumal  eines  xpuqj 
fieaizjjg  "dxvXog  in  Nr.  44.  Nachdem  seine  sehr  ausführliche  ä^öcpaaig 
(vom  7.  Jahre  &{ov  Tgaiavov)  von  erster  Hand  niedergeschriehen  war, 
ist  Folgendes  darunter  geschrieben:  (2.  H.)  Kdazogog  imÖ(- 

dio[xa  x«|i  fdt?]tÄ,uo(JK  zöv  ogxov  x(azä)  r(öv)  vöf«(ov)'  '.•inx^fcag  fj'portpn 
vnip  «ÜTOii  ßgaöiag  ygdrpovza.  (3.  II.)  <Pißig  [Ä]d(Jtopop  ij|Kaao  . . . | . 

Ich  kann  weder  Vitelli  zustimmen,  der  in  der  ersten  Lücke  einen  anderen 
Namen  als  vermutet,  noch  Mittels,  der  in  der  zweiten  Unterschrift 

lYxuios  statt  0ißig  lesen  möchte  und  ul  statt  ig  zu  sehen  glaubt.  Abge- 
sehen davon,  daß  nach  dem  Faksimile  mir  die  Lesung  Oißig  völlig  sicher 
erscheint,  könnte  ich  auch  nicht  begi'eifen,  wie  "AxvXog  hier  dazu  kommen 
könnte,  diese  Kopie  zu  unterschreiben  und  einen  „Richtereid“  zu  leisten, 
denn  da  in  dem  üi'uypaipor  das  Datum  9ioi}  TgaiavoS  lautet,  so  kann 
diese  Kopie  doch  frühestens  unter  Hadrian  angefertigt  sein.  Dies  erklärt 
aber  den  Vorgang:  anläßlich  von  Verhandlungen,  die  viele  Jahre  nach  jener 
änötpaatg  in  einer  verwandten  Sache  geführt  wurden,  hat  Phibis  eine  Kopie 
davon  vor  irgend  einer  Behörde  produziert  (imdidiaxa).  An  wen  er  sie 
eingereicht  hat,  und  was  er  beschwürt,  das  wird  aus  der  vorhergehenden, 
uns  verlorenen  Seite  zu  ersehen  gewesen  sein.  Die  Schlußworte  aber,  die 
er  mühselig  in  ungeschickten  Uncialbuchstaben  hingekritzelt  hat,  werden 
nichts  weiter  bedeuten,  als  daß  er  jenen  Apynchis,  oder  wie  der  Name  zu 
lesen  ist,  gebeten  hat,  statt  seiner  zu  unterschreiben  — er  ist  ja  nicht  ein 
Agramiuat,  sondern  er  schreibt  nur  zu  langsam  — , also  etwa:  <l>ißtg  Kaa- 
zogog  ijgio>aa  (oüröjv  oder  oder  ähnl.  Dies  ist  das  Gegenstück 

dazu,  daß  es  sonst  in  den  Unterschriften  der  Vertreter  (vjzoygaiptig)  gelegent- 
lich heißt:  c|((ott£»s  vtz'  ainoC.  Aber  es  ist  wohl  das  erste  Mal,  wenn  ich 
nicht  irre,  daß  der  langsam  Schreibende  selbst  bestätigt,  den  vnoygaq>tvg 
gebeten  zu  haben. 

In  Nr.  47,  einer  Eingabe  an  den  Präfekten,  scheinen  mir  Lesungen  und 
Ergänzungen  z.  T.  noch  unsicher  zu  sein.  Die  Ergänzung  in  5 tV  rij 
xtöjiy  rtrJp[«JnoA»s  xßi  'A<px6'’\  die  auf  keine  Parallele  sich  stützt,  ver- 
trägt sich  jedenfalls  nicht  mit  der  Ergänzung  änb  xtofiijg  V^ipxou]  *)  in  Z.  3, 
denn  wenn  an  beiden  Stellen  da.sselbe  Dorf  gemeint  wäre,  so  würde  an 
zweiter  Stelle  sicher  iv  r^  xeiufj  gesagt  sein,  und  keinesfaU.s  wäre  zuerst 

1)  Unmöglich  kann  ©fgiorow  fitgiSoi  darauf  folgen,  wie  Reinach  vorachlägt; 
der  Artikel  rijs]  ist  unentbehrlich. 


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Ulrich  Wilcken:  Papyros-Urkunden 


527 


eine  verkür/.te  ^Jamensform  und  dann  die  vollständige  gegeben.  Es  ist  aber 
sehr  zweifelhaft,  ob  in  Z.  5 überhaupt  ein  Ortsname  steckt.  Aus  Z.  10 
{■jtißaXav  sicht  man,  daß  mehrere  Per.sonen  den  Petenten  gekrankt  haben 
(nicht  der  fwiOrclrijg  des  Dorfes,  wie  R.  ergänzt),  und  deren  Namen  werden 
w'ohl  in  Z.  5 und  6 genannt  sein.  Nach  der  Photographie  lese  ich  etwa 
] . olij  ri[s  x«]l  l4?ixov[,  und  zwar  stammen  diese  (Z.  6)  «Jtö]  ri;; 
x(duij$.  Den  Namen  des  Dorfes  erfahren  wir  also  nicht. 

Z.  7 läßt  sich  mit  Hilfe  von  15  z.  T.  herstellcn.  In  15  Schluß  lese 
ich  deutlich  rrpo^o,  nicht  Wenn  nun  in  7 ]r[po](poi)s  ovaim&v 

^peggdroiv  steht,  so  ist  dies  wahrscheinlich  in  npojS«To)t[pd]9Pot)s  zu  er- 
gänzen oder  auch  ;tpo^aroxr>)eo  jr[(>o)qpoi’s  (wie  in  Dittenberger  Or.  Gr. 
II  655,  5).  Am  Anfang  der  Zeile  etwa  ;rpo(p«[p<5gfvo(.  Den  Sinn  des 
Ganzen  hat  Reinach  richtig  aiifgefaßt:  der  kaiserliche  Kchter  beklagt  sich, 
daß  ihm  ein  öffentliches  Amt,  wohl  bei  der  dem  kaiserlichen  Patrimonium 
gehörigen  Schafzucht,  auferlegt  werden  soll. 

In  dem  Privatbrief  Nr.  48  übersetzt  Reinach  «li«  frtl  rtdru  öt  mit 
mais  je  te  vois.  Ich  setze  «Vi  = tjrri. 

Eine  sehr  bedeutende  Urkunde  ist  Nr.  49,  zu  der  der  Herausgeber  auf 
S.  239  f.  wichtige  Verbesserungen  nachgetragen  hat.  Es  ist  eine  x«r  oixlav 
ajtoyi/atpTj  vom  J.  215/6  aus  AntinoC.  Das  Bild  dieser  Griechenstadt  ge- 
winnt in  letzter  Zeit  erfreulicherweise  immer  neue  Farben  (vgl.  auch  unten 
S.  565  f.).  Die  vorliegende  Urkunde  lehrt  uns,  daß  ähnlich,  wie  Alexandrien  in 
fünf  Stadtteile  zerfiel,  die  ABU genannt  waren,  so  auch  die  Stadtteile 
von  Antinoö  nach  den  Buchstaben  hießen  (zov  ßi/Ta  ypaggnTOi;  Z.  2 ff.).  Inner- 
halb des  Stadtteils  zählte  man  wieder  die  insuUic,  die  hier  als  nliv9eta  be- 
zeichnet werden.  Vgl.  hierzu  Vitelli  p.  224  f. 

Es  entspricht  der  privilegierten  Stellung  der  Griechenstadt,  daß  die 
Deklaration  gerichtet  ist  an  eine  (offenbar  vom  Bat  erwilhlte)  Dreimänner- 
kommission jtpöj  lij  xnr  oixiav  «Toypfopi]  [roO  /J]»jra  yqäftitazog.  Die  hier 
Gewählten  gehören  alle  derselben  Phjie  (Matidia)  an.  Für  jeden  Buch- 
staben war  also  eine  solche  Kommission  eingesetzt.  Daneben  werden  ent- 
sprechende Duplikate  auch  an  Beamte  geschickt  worden  sein,  aber  gewiß 
nicht  an  den  axQarijyog,  von  dessen  Befehl  diese  Griechenstadt  eben  exi- 
miert  war.  In  P.  Grenf.  I,  19  haben  wir  etwa  aus  dei-selben  Zeit  eine 
Steuerdeklaration  (n«oj'p«qpT/)  eines  Antinoiten,  die  an  den  Epistrategos  ge- 
richtet ist. 

Im  Einzelnen  bedarf  der  Text  noch  mancher  Besserung.  Vgl.  Vitelli 
und  Viereck.  Das  Original  wird  wohl  noch  manche  Lesung  hergeben.  Ob 
in  Z.  15  x]d[^  zu  ergänzen  ist,  bezweifle  ich,  denn  wenn  dasselbe  Jahr  ge- 
meint wäre,  aus  dem  der  Text  stammt  (und  in  Z.  20  ist  natürlich  mit 
Vitelli  [xd]  zu  ergänzen  nach  7),  so  würde  gewiß  xä  iveax&xt  xd^  gesagt 
sein.  Also  wird  wohl  «]d[^  zu  ergänzen  sein.  — Zu  Reinachs  Ausführungen 
über  den  Aurelins  [Philanti]noos  (oder  nach  Vitelli  [Besantijnoos)  den 
äiadt^äiui’og  rtytfiovluv  in  Z.  7 bemerke  ich,  daß  aus  der  Anwendung 
des  Aorists  mit  Sicherheit  zu  schließen  ist,  daß  er  zur  Zeit,  wo  dieser  Text 
geschrieben  war,  nicht  mehr  der  iiaötxofuvog  ii]v  ^yeftoviav  war. 

In  i)2,  4 heißt  es;  vfuig  de  ijiJuXrfiaxi  latog  ov  xalü  awiiäoxi  jpfuiazvoi' 

1)  Das  Verbnm  davor  scheint  ein  anderes  als  zu  sein. 


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528 


II.  Referate  und  Beiprecbungeu 


0 r.av  vCv  rtotyame  xri.  Hier  nimmt  ßeinach  dem  Text  die  Feinheit,  wenn 
er  xni’  in  Ktii  verändern  will.  Gerade  xov  vve  (wenigstens  jetzt)  ist  am 
Platze.  Vgl.  Solons  Verse  an  Mimnermos;  all’  tt  fio<  xor  vrt'  m nilasai. 

In  einem  vierten  Abschnitt  folgt  dann  die  Publikation  der  demotischen 
Papyrus  Reinach  durch  W.  Spiegelberg  (S.  171  ff.).  Wie  Beinach 
S.  170,  1 mitteilt,  hat  er  Spiegelberg  keine  Kenntnis  von  seinen  griechi- 
schen Texten  gegeben,  mit  Ausnahme  von  Nr.  20.  Wenn  trotzdem  in 
Spiegelbergs  Ül)ersetzung  und  Kommentar  die  engen  Beziehungen  zu  den 
griechischen  Urkunden  Reinachs  deutlich  hervortreten,  so  ist  dies  ein  gutes 
Zeugnis  für  die  Zuverlässigkeit  seiner  Arlieit.  Die  vorliegenden  demotischeu 
Urkunden  regen  insofern  zu  wichtigen  Fragen  an,  als  sie  meist  Personen 
betreffen,  die  auch  in  den  griechischen  Texten  Reinachs  eine  Rolle  spielen. 
Die  starke  Mischung  des  griechischen  und  ägyptischen  Flements  am  Ende 
des  II.  Jahrhunderts  vor  Chr.  tritt  uns  kaum  irgendwo  so  handgreiflich 
entgegen  wie  hier,  wo  wir  sehen,  wie  dieselben  Personen,  wie  sie  griechische 
und  ägyptische  Namen  führen,  so  auch  bald  griechische  bald  ägyptische 
Kontrakte  aufsetzen. 

Die  beigegebeuen  Photographien  ermöglichen  ein  Nachprüfen  der  Lesungen 
der  griechischen  Unterschriften.  In  P.  ilem.  3 8.  199  scheint  mir  vor  der 
Endung  ov  noch  die  Ligatur  «»  erkennbar  zu  sein.  Das  führt  auf  ievayi- 
j'p(o7iTai)  [dt«  TZroltftJßfou,  nicht  AnoXloivtjov , wie  Reinach  vorschlägt. 
Ist  das  richtig,  so  wird  auch  die  Unterschrift  des  P.  dem.  4 S.  193,  die 
am  selben  Tage  in  demselben  Bureau  gegeben  ist,  wahrscheiralich  von  dem- 
selben Beamten  geschrieben  sein.  Und  in  der  Tat  stimmen  nicht  nur  die 
Handschriften  überein,  sondern  es  scheint  mir  auch  die  stark  gekritzelte 
Namensunterschrift  (Tafel  12)  dm  Tliolifia^ov  zu  bedeuten,  nicht  'AttoI- 
Xuviov. 

Der  P.  dem.  6 S.  205  ff.  ist  nach  der  griechischen  Subskription  nicht 
in  Tenis  einregistriert,  sondern  in  einem  andern  Dorf,  das  Spiegelberg 
T«  . . . TOftu  liest.  Leider  kann  auch  ich  keine  sichere  Lesung  nach  der 
Photographie  geben.  Ich  schwanke  zwischen  Tceyo/tzofiov  oder  Tuyovxojiov. 
Das  jfo  scheint  mir  sicher.  — Der  P.  dem.  7 S.  212  ist  wieder  in  einem 
andern  Dorf  einregistriert:  iv  'Atxft&voiq)  jtd(lfi),  wie  Spiegelberg  richtig  ge- 
lesen bat')  Wenn  in  diesen  beiden  I’ällen  die  ävaygatpi]  nicht  in  Tenis, 
dem  Wohnort  des  Dionysios,  der  beide  Male  der  Käufer  ist,  sondern  in  dem 
Wohnort  des  Verkäufers,  der  die  Erklärung  in  dem  Kontrakt  abgibt,  ausgestellt 
ist,  so  scheint  mir  daraus  zu  folgen,  daü  die  Einregistrierung  durch  das 
ygatpiiov  immer  in  dem  Wohnort  desjenigen  zu  erfolgen  hatte,  der 
nach  dem  ägyptischen  Text  zu  dem  andern  „spricht“.  Dazu  stimmen 
die  fünf  vorhergehenden  Kontrakte,  die  sämtlich  in  Tonis  eingeschrieben 
sind,  denn  diejenigen,  die  hier  zu  den  andern  „sprechen“  — Andren,  Diony- 
sios S.  des  Kephalas,  Senablus  und  Petisis  — stammen  z.  T.  sicher,  wahr- 
scheinlich aber  alle  aus  Tenis. 

Wir  schließen  unsere  Besprechung  mit  einem  aufrichtigen  Dank  an 
Reinach  und  seine  Mitarbeiter  für  vielfache  Belehrung  und  Anregung. 


1)  Reinach  scheint  diese  Sabskription  mißver.standen  zu  haben,  wenn  er  auf 
S.  29  als  Beamten  dieses  Textes  Ammonios,  clerc  d'Hennias  nennt. 


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Ulrich  Wilcken:  Papyras-Crkunden 


529 


IV.  P.  Fiorentini  I (vgl.  oben  S.  502). 

Schon  oben  (S.  30-1)  haben  wir  es  mit  Freude  begrüßt,  daß  die  Reale 
Aciuidimia  dei  Lincci  es  unternommen  hat,  die  Papyrusforschung  in  Italien 
wieder  einzubiirgem.  Es  ist  ihr  gelungen,  in  kurzer  Zeit  eine  Papyrus- 
sanimlung  von  ganz  hervorragender  Bedeutung  für  Italien  zu  gewinnen. 
Aber  das  Sammeln  allein  nützt  der  Wissenschaft  nicht.  Es  gereicht  der 
Akademie  zum  besonderen  Ruhme,  daß  sie  ein  einheitliches  wohldurchdaclites 
Arbeitsprogramm  aufgcstellt  hat  und  zur  Ausführung  desselben  die  rechten 
Männer  an  die  rechte  Stelle  gesetzt  hat.  Schneller  als  wir  es  erwarten 
konnten,  ist  der  erste  Band  dieser  Gesamtpublikation,  der  Urkunden  der 
römischen  und  byzantinischen  Zeit  umfaßt,  der  Öffentlichkeit  übergeben 
worden.  Wir  können  Girolamo  Vitelli  zu  der  schnellen  und  vortreff- 
lichen Lösung  seiner  Aufgabe  nur  Glück  wünschen.  Es  ist  ein  Genuß,  in 
diesem  vornehm  ausgestatteten  Bande  neben  den  Urkunden  auch  die  sorg- 
fältigen und  scharfsinnigen  und  dabei  so  knappen  Ausführungen  des  Editors 
zu  lesen,  und  zu  sehen,  mit  welcher  Gewissenhaftigkeit  zwischen  dem 
Sicheren  und  Unsicheren  geschieden  ist.  Man  sieht,  welche  Früchte  es 
bringt,  wenn  ein  klassischer  Philologe  von  dem  Range  Vitellis  auf  diesem 
Gebiete  arbeitet.  In  Deutschland  halten  sich  die  Philologen  von  den  Urkunden 
meist  noch  fern.  Die  Freude  an  der  Lektüre  wird  dadurch  noch  erhöht, 
daß  sich  eine  ganze  Reihe  von  Stücken  ersten  Ranges  in  dem  Bande  be- 
finden, die  unser  Wissen  einen  tüchtigen  Schritt  vorwärts  bringen.  Für  die 
Beigabe  der  fünfzehn  Phototypien  sind  wir  besonders  dankbar.  Ich  hatte 
gerade  die  Besprechung  des  ersten  Faszikels,  das  1905  erschienen  war,  be- 
endet, als  mir  der  soeben  erschienene  zweite  Teil  zuging.  Um  das  Ganze 
nicht  auseinander  zu  reißen,  habe  ich  auch  den  zweiten  Teil  sogleich  mit 
besprochen,  wobei  ich  mir  freilich  bewußt  sein  muß,  daß  ich  in  der  Kürze 
der  Zeit  nur  etwas  Vorläufiges  bieten  konnte. 

Ich  bin  Hci-m  Vitelli  zu  großem  Dank  verpflichtet,  daß  er  meine  Ver- 
mutungen, die  ich  ihm  mitteilte,  am  Original  naebgeprüft  hat.  Dank  seinen 
brieflichen  Mitteilungen  bin  ich  vielfach  auf  eine  festere  Basis  gestellt 
worden. 

In  1,  19  ist  d tay^(a(pr;)  st.  äiayf(d<pti)  aufzulösen.  So  auch  Graden- 
witz  in  Melanges  Nicol.  S.  207. 

Nr.  2 bringtNeues  zur  Verleihung  der  Liturgien.  Daß  die  Komarchen 
die  Vorschläge  für  die  dörfischen  Liturgien  dem  Strategen  machten,  ist  uns 
schon  bekannt,  ebenso,  daß  die  ganze  Dorfgemeinde  (oc  iaib  xTjs  Kcifiijs)  die 
Bürgschaft  für  die  Vorgeschlagenen  übernahm  (vgl.  Gr.  Ostraka  I 602).  Der 
Vorschlag  Hohlweins  (Musee  Beige  9,  191  f.),  in  Tor^  c:iö  xd/it/g  vielmehr 
die  Stiflöatoi  des  Dorfes  zu  sehen,  wird  unter  anderem  durch  den  Florentiner 
Text  widerlegt,  in  dem  es  heißt  (24  ff.):  xt[vdt)vm]  jjptöv  xal  tcdvTcoi/  räv 
[xnrafisv]6vibiv  iv  rp  «ürij  xcifit]  (Vgl.  102).  Vgl.  auch  214:  xivdnvo) 
ii/iüv  x[al  TÖiv]  än!)  lij;  [xe)]pt/$  xal  xaxaytiv  [opO  vtov  Ttämmv.  Dar- 
nach scheint  die  Verpflichtung  sogar  auch  auf  die  incolae  ausgedehnt 
gewesen  zu  sein.  Vgl.  auch  unten  S.  551.  Nach  unseren  bisherigen 
Quellen  mußten  die  Vorschläge,  worauf  Vitelli  nicht  hingewiesen  hat,  vom 
Strategen  an  den  Epistrategen  weitergegebeu  werden,  der  dann  durchs  Los 
die  Liturgen  bestimmte.  Vgl.  BGU  194,  23  (a.  177)  und  235,  14  (ca.  137): 


r 

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530 


II.  Referate  und  Beaprechnngen 


xerrö  rö  i(&og)  — so  möchte  ich  jetzt  statt  {(niaTulfia)  vorschlagen  — nt(up9ij- 
öouivovg  TW  xpß[T(»oito)  imaxQ^axrjyto)  lig  xl^pov].  Vgl.  Ostraka  1.  c.  und 
ohen  S.  508  zu  BGC  1046.  Das  Auffallende  an  dem  neuen  Florentiner  Text  ist 
nun,  daß  der  Epistratege  hier  völlig  ausgeschaltet  erscheint:  der 
Stratege  veröflentlicht,  ohne  eine  bevorstehende  Entscheidung  des  Epistra- 
tegen zu  erwähnen,  die  Vorschläge  der  Dorfbehörde,  meist  am  selben  Tage, 
„damit  alle  es  wissen  und  der  Vorgeschlagene  («i'udo&ei'f  oder  lieayyiXilg) 
sein  ihm  übertragenes  Amt  treu  führe“.  Die  Übertragung  (das 
scheint  eben  durch  die  Publikation  der  dörfischen  Vorschläge  durch  den 
Strategen  gegeben  zu  sein,  denn  der  Wortlaut  läßt  kaum  zu,  daß  die  Ver- 
fügung nur  vorbehaltlich  der  Zustimmung  des  Epistrategen  gültig  sein 
solle.  Dem  entspricht,  daß  die  Komarchen  gar  keine  Auswahl  bieten, 
sondern  für  jeden  Posten  nur  eine  Person  Vorschlägen. 

So  scheint  nur  übrig  zu  bleiben,  daß  das  niuntiv  lig  xljjpov  da- 
mals zu  einer  absolut  bedeutungslosen  Formalität  geworden  war,  deren  Er- 
füllung vom  Strategen  gamicht  abgewartet  zu  werden  brauchte,  und  es  ist 
vielleicht  nicht  ohne  Bedeutung,  daß  jene  beiden  Urkunden,  die  die  Mit- 
wirkung des  Epistrategen  erwähnen,  dem  2.  Jahrhundert  angehören,  während 
der  Florentiner  Text  vom  J.  265  stammt.  Doch  müßte,  um  hier  mit  Sicher- 
heit von  einer  historischen  Entwicklung  zu  sprechen,  das  ganze  Urkunden- 
material auf  diese  Frage  durchgearbeitet  werden,  was  mir  zur  Zeit  nicht 
möglich  isl 

Lehrreich  ist  auch,  was  sich  aus  dem  Florentiner  Text  für  den  Modus 
der  Publikation  (der  7i(>69i<sig)  ergibt.  Nach  den  sorgfältigen  Beobachtungen 
des  Editors  sind  die  jtpoaaypfifior«  der  Komarchen  immer  zuerst  geschrieben 
und  zwar  so,  daß  darüber  ein  leerer  Platz  für  den  nachträglich  darüber 
zu  schreibenden  Erlaß  des  Strategen  übrig  gelassen  wurde.  Dieser  Vorgang 
(vgl.  auch  die  Liquiilationsanwcisungen  aus  Hermupolis,  unten  S.  545)  ist 
mir  um  deswillen  von  Intere.sse,  weil,  wie  mir  scheint,  für  die  Doppel- 
urkunden (der  Ptolemäerzeit)  dieselbe  Manipulation  angenommen  werden 
muß  (vgl.  oben  S.  523),  auch  für  gewisse  Bankurkunden  (vgl.  P.  Lips.  5,  wo 
der  obere  Teil  noch  unbeschrieben  ist).  — Wie  die  Verschiedenheit  der  Hände 
zeigt,  ist  der  Florentiner  Papyrus  das  Original,  und  zwar  kam  dieses  in 
der  Metropole  (Hermupolis)  zustande,  indem  die  Komarchen  selbst  oder  durch 
Vertreter  (vgl.  z.  B.  96  fftoü]  toö  Äopdvtos  ’Aiilkicog)  dort  ihre  Erkläning 
abzugeben  hatten.  Daß  sie  auch  dort  erst  geschrieben  wurden,  zeigt  der  Um- 
stand, daß  ein  und  derselbe  'Egftijalav  für  die  verschiedensten  Dorfschulzen 
den  Text  aufgesetzt  hat.  Von  diesem  Original,  das  wahrscheinlich  im 
Bureau  des  Strategen  blieb,  wurden  aber  Kopien  öffentlich  ausgehängt: 
Toü  dofflVros  fiot  TiaQoyyiluaiog  — Sjov  öijftoala  rtpexfirat.  Wo  diese 
Publikation  erfolgte,  wird  nicht  gesagt.  Es  hat  aber  nur  einen  Sinn,  wenn 
die  Kopie  (natürlich  Erlaß  plus  nQoadyytXfia)  nicht  in  der  Metropole,  son- 
dern in  dem  betreffenden  Dorf  ausgehängt  wurde,  denn  nur  so  hat 
der  Finalsatz  seine  Bedeutung:  Tva  xtuvxig  döSiaiv  xnt  6 öyyftfif  avnkäßr)- 
Toi  xri. 

Zum  Text  bemerke  ich  nur,  daß  in  Z.  21  [fqt’  ro  ax'Jtöv  zu  ergänzen 
sein  wird  nach  Z.  183  (eher  als  [ttj  t6  oüJtÖc  Crönert).  Dagegen  ziehe 
ich  in  22  Crönerts  [x?**«]  Vitellis  [«exS]  wegen  Z.  10. 

Auch  Nr,  3 i.st  eine  ähnliche  äi’dSoaig  der  Komarchen,  Hier  ist  neu. 


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Ulrich  Wilcken:  PapyruB-ürkunden 


531 


daB  Leute  aus  dem  Dorf  für  Bergwerksarbeiten  vorgeschlagen  werden 
(ifyaTas  — ttff  TO  xara  ’AlaßttargCvtjv  fitTalXov).  Vielleicht  liegt  dies  Ver- 
hältnis auch  in  einem  kürzlich  von  Goodspeed  edierten  Fragment  vor,  worüber 
im  nächsten  Heft.  Wie  schon  Vitelli  angemerkt  hat,  hat  die  7rop«(Jr«ois-Kr- 
klärung  am  Schluß  große  Ähnlichkeit  mit  P.  Amh.  139,  18  ff.  Ich  möchte 
den  letzteren  hiernach  folgendermaßen  emendieren:  . . . TtopßdTjjOÖfifffn  (1.  zrap«- 
öTiJffoptv)  II  äiXiiUyyvrjg  äfiiuTcxtog  (^anoxtkijgoiSvragy  ri)V  ivyiQia&etaciv 
avToig  UxovQylav  ^elg  xb^  (vgl.  Fior.  2,  4r))  iv  /xi/isvl  fitfup^Tjvat. 

Von  hervorragendem  Interesse  ist  Nr.  6,  eine  Eingabe  an  den  dwixxjx^g 
vom  Jahre  210  n.  Chr.  Didymos,  ein  Batsherr  von  Hermupolis,  hatte  vom 
djojxijTi'ij  den  Befehl  erhalten  x«Tovif;(J«i  ilg  ’Akt^dvbgitav  xgict- 

xdbog  ToO  'Exaup,  lun  sich  gegen  die  Anklage  eines  gewissen  Petronios  zu 
rechtfertigen.  Schon  vor  dem  Erscheinen  der  Correeioni  Vitellis  bezweifelte 
ich  die  von  Vitelli  als  unsicher  bezeichncte  Lesung  t7rjov[(5Tj]s  (zumal 
der  Artikel  nicht  entbehrt  werden  könnte)  und  sprach  Mittels  gegenüber  die 
Vermutung  aus,  daß  ivxbg  [rf;]s  xgmxddog  xov  ’Exulip  zu  lesen  sei.  Nun 
hat  Vitelli  in  den  Correziani  diese  Lesung  selbst  bezeugt. 

Darnach  ist  der  30.  Epiph  der  Endtermin  der  ihm  bewilligten  Frist. 
Ganz  ähnlich  heißt  es  in  Wessely,  Specim.  Nr.  11,  14:  xcfrclfffiv  lig 
AXildi'ögtittV  — ivxbg  [ 'Entltp.  Didymos  ist  nun  verhindert  ge- 

wesen, dem  Befehl  rechtzeitig  nachzukommen  und  bittet  daher  den  äinixtjx-ijg 
um  Verläugerung  der  Frist,  aber  er  sendet  erst  am  29.  Epiph,  einen  Tag 
vor  Ablauf  der  Frist,  die  Eingabe  von  Hermupolis  aus  ab,  so  daß  sie  dort 
jedenfalls  zu  spät  ankommen  mußte.  Vitelli  hat  daher  angenommen,  daß 
(in  ’L.  22)  in  dem  Datum  der  Eingabe  vielleicht  'ExitCxp  irrtümlich  statt 
Tlavvi  geschrieben  sei.  Mittels  1.  c.  dagegen  suchte  die  Schwierigkeit  da- 
durch zu  heben,  daß  er  in  dem  zitierten  Satze  xortavr^croi  „sieh  auf  die 
Heise  machen“  übersetzte,  und  folgerte  weiter,  daß  beim  provinzialen 
Kognitionsprozeß  anders  als  beim  Akkusationsprozeß  iMommsen,  Strafr.  396) 
die  Ladung  nicht  auf  einen  bestimmten  Termin  erfolgt  sei.  Wiewohl  hier- 
durch Didymos  von  dem  Verdacht,  sich  zu  spät  zu  entschuldigen,  gereinigt 
werden  würde,  trage  ich  doch  Bedenken  — ebenso  wie  jetzt  Vitelli  in  den 
Correzimi  — , diesem  Vorschlag  zuzustimmen,  denn  x«r«vi«v  bezeichnet 
nicht  nur  nach  den  Zitaten  der  Lexica  (vgl.  Steph.  Thes.),  sondern  auch 
nach  dem  Sprachgebrauch  der  Papyri  nicht  „sich  auf  die  Reise  machen“ 
(dafür  sagt  Didymos  in  Z.  7 igogfiijacu),  sondern  „an  einem  Orte  eintreffen“ 
Vgl.  Oiy.  III  486,  30:  xtXeva&ciact  x«Tow|lfü](J«i  iv9d6(  xaxr'jvxtjea,  d.  h.  „ich 
bin  hier  eingetroffen“,  oder  auch  ,Jch  bin  hierher  gereist“,  aber  nicht  „ich 
bin  hierhin  abgereist“.  Oder  (worauf  jetzt  auch  Vitelli  verweist)  BGU  5 
II  14:  xtxeigoyga<px]xivai  t§  I xov  'A&vg  fxijvbg  xov  a^iv  rjfiigaig  p.  xaxavxxj- 
aeiv  lig  'AXi^dvÖgeiav  xul  09x005  dtbativ.  Hier  ist  klar,  daß  die  Haupt- 
forderung ist,  daß  der  Schwur  (b'gxovg  Stbanv)  binnnen  40  Tagen  in 
Alexandrien  geleistet  wird.  Das  setzt  aber  voraus,  daß  mit  xuxavxxfitiv  die 
Ankunft  in  Alexandrien  bezeichnet  ist,  nicht  die  Abreise  dorthin,  denn 
sonst  könnte  es  passieren,  daß  man  zwar  binnen  40  Tagen  nach  Alexandrien 
abreist,  aber  doch  zu  spät  ankommt,  um  den  Schwur  noch  rechtzeitig  zu 
leisten.  Mir  scheint  daher  der  von  Mitteis  vorgeschlagcne  Ausweg  nicht 
gangbar.  Ich  sehe  aber  auch  keine  Nötigung,  einen  Schreibfehler  im  Datum 
anzunebmen.  Zwar  ist  der  Payni,  wie  Vitelli  mit  Recht  betont,  der  eigent- 


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532 


11.  Referate  und  Besprechungen 


liehe  Erntemonat,  aber  die  äijfiöata  fitxqijiiara,  mit  denen  sich  Didymos 
entschuldigt,  fallen  doch  gelegentlich  auch  in  den  Epiph  (Lond.  II  S.  89,  91; 
Grenf.  II  47),  ja  auch  in  den  Mesore  (BGU  755;  Oxy.  I 89).  Vgl.  auch 
Waszynski,  Bodenpacht  S.  104  f.  Immerhin  ist  die  Möglichkeit  der  Vor- 
schreihung  zuzugehen.  Aber  warum  soll  denn  Didymos  seine  Bitte  um 
Verlängerung  nicht  zu  spät  abgeschickt  haben?  Ja,  unter  dieser  Annahme 
wird  sogar  erst  so  recht  verständlich,  daß  er  Z.  17  fif.  sieh  ausdrücklich  da- 
gegen verwahrt,  daß  er  durch  einen  schriftlichen  Eid  sich  zum  xaravreiv 
verpflichtet  habe. 

Der  Dioiketes,  vor  dem  die  Verhandlung  stattfiuden  soll,  ist  sicher  be- 
treffs seiner  dtxotodoora  (Z.  7)  nur  Mandatar  des  Präfekten  (daher  Z.  23), 
aber  er  übt  diese  Jurisdiction  nicht  in  sostitugione  del  dikaiodotes  o dilV 
id'toslogos  aus,  denn  dann  müßte  er  notwendig  in  der  Adresse  als  Sia&f/o- 
fifvog  oder  äunoiv  ror  xara  rijv  dixaiodoOiay  o.  ä.  bezeichnet  werden  wie  im 
P.  Cattaoui  Verso  I. 

Das  Sunefi%iäfiijv  in  20  gibt  uns  zwei  Korrekturen  zu  dem  verwandten 
Text  BGÜ  5 n an  die  Hand.  In  19  ist  daselbst  zu  ergänzen  d»f7ti|uipo(vto) 
und  di]aTtntojiq)9at  (Med.)  ävcig>6qiov  xxX. 

In  dem  auf  S.  26  mitgetcilten  Fragment  wird  in  7 i>g  roO  (ivbg)  ix 
zu  lesen  sein,  mit  dem  distributiven  ix  zur  Angabe  des  Preises.  Ebenso 
9 etc.  Vgl.  BGU  362  VIll  4:  ibg  x(oü)  (evbg)  (öjSolcöi')  ixj. 

Mifitpig  in  12  erklärt  VitelU  als  das  arsinoitische  Dorf.  Mii-  scheint, 
wegen  der  Verwandtschaft  mit  P.  Goodsp.  10  doch  die  Metropole  Memphis 
gemeint  zu  sein. 

Zu  14  sind  von  Mitteis  und  Vitelli  wichtige  Nachträge  geliefert.  Aber 
xöv  iaxa[i».ivov]  iv  Tö5[ft]  ßötäu>  x6xov  ist  mir  unverständlich  (ll).  Ich  ver- 
mute, daß  fiexa^v  avxäv  zu  lesen  ist,  wie  Vitelli  früher  und  auch  Mitteis 
gelesen  haben. 

15  (vgl.  Taf.  IV).  Die  übergeschriebenen  Buchstaben  über  Z.  17  möchte 
ich  lesen:  j (=  x«t)  v-!xo%iaaiov  tv,  wa.s  mir  Vitelli  brieflich  bestätigt, 
zugleich  mit  dem  Bemerken,  daß  vno  nicht,  wie  ich  nach  der  Photographie 
annahm,  durchstrichen  ist.  ’l'rxoniaaiov  erinnert  an  5,9:  roO  xe  Txvlävog  Koi 
Tteffffoö,  eine  Verbindung,  die  auch  in  dem  von  Grenfell  edierten  Papyrus 
aus  Apollinopolis  (Journ.  of  Phil.  XXII  272j  Z.  29  begegnet.  Davon  könnte 
xiiaaiou  ein  Diminutivum  sein.  Aber  was  bedeutet  vxxortiaisiov? 

Zu  16,  26  vgl.  Apostelgeschichte  27,  40  (rüs’  Scvxxijgittg  t(5v  TtiiäaXiaii’), 
In  unserem  Falle  werden  ai  ^tvxxtjgiai  das  Riemenwerk  bezeichnen,  mit  dem 
die  Kuh  an  der  Sakje  angeschirrt  wird. 

Nr.  18.  In  Z.  1 ist  die  Lesung  Grenfells  mx(.  . .)  völlig  sicher  (vgl. 
Taf.  V).  Ob  mit  Vitelli  atT(raxtag/i(j)  zu  ergänzen  ist,  ist  noch  zu  über- 
legen. An  der  einzigen  Stelle,  wo  nach  Wessel j’s  Vermutung  dieser  Titel 
vorkommt  (BGÜ  634,  2),  steht,  wie  Schubart  mir  schreibt,  sicher  niy  ya- 
xidgyov  (wie  Krebs  las),  nicht  mx'xayulgxov.  Jedenfalls  verlangt  Vitelli 
mit  Recht  utia  guxili/lca  vfficiale  für  den  Adressaten.  Crönerts  Deutung 
von  TO  ngoxiigtvov  mxxüxiov  als  praesens  pactum  lehnt  er  mit  Recht  ab: 
TO  Txgoxtlpivov  ist  niemals  praesens,  sondern  das  vorhergenannte  — das 
wäre  ein  Hinweis  auf  mx{xaxi  . . . .)  — oder  das  veröffentlichte,  was  Vitelli 
vorzieht,  der  sich  unter  dem  mxxccxiov  una  carta  o descrizione  topografica 
vorstellt.  Ich  würde,  schon  wegen  der  Verbindung  yioogyr^ativ  iv  xü  txqo- 


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Ulrich  Wilcken;  Papyrua-Urkundon 


533 


xnfiiva  nixiaxlta  (vgl.  19,  4 — Iv  xitSloig  xcifiijg  xrk.)  das 

:rtridx(o»'  lieber  konkreter  fa.ssen,  und  darunter,  entsprechend  der  Urbedeutung 
„ein  Stück“  Land  verstehen  — eine  Parzelle.  Dann  wäre  die  kaiserliche 
Domäne  in  ^rirrdxto  eingeteilt.  Ich  weiß  nicht,  ob  das  Wort  in  derselben 
Bedeutung  nicht  auch  in  dem  Text  bei  Goodspeed  (Class.  Phil.  I S.  174  XI) 
zu  fassen  ist:  xtipakattiirat^  nir’taxfuv  xwftijj  [•••].  Doch  warten  wir 
weitere  Aufschlüsse  ah. 

In  20,  33  las  ich  im  Faksimile  xt)  = r^(i>)  satt  i/,  was  mir  Vitelli 
als  richtig  bestätigte.  Damit  wird  der  Schlußpassus  verständlicher.  Welche 
Aruren  auch  Demas  hei  einer  Neuverteilung  des  Bodens  erhält,  sein  After- 
pächter soll  immer  die  ihm  zukummende  eine  Arure  erhalten  (r^v  äpovpav 
fitiuv).  Übrigens  enthalten  die  Worte  iäv  di  avfiß^  xb  nediov  xfj^gy  x<aur/j 
ötcuQidijvtu  (vgl.  auch  a>v  iäv  xhtjQiüa ijxai  — üqovq&v)  m.  W.  neue  Auf- 
schlüsse. Man  rechnet  hier  darauf,  daß  eventuell  die  Dorfflur  neu  geteilt 
«ird,  und  zwar  durchs  Los!  Diese  Worte  könnten  leicht  dazu  verführen, 
an  agrarkommunistische  Zustände  zu  denken.  Aber  da  es  sich  um  Afler- 
pacht  von  Doinnnialland  handelt,  so  wird  auch  unter  dem  mblov  xijg  r.tüpijs 
hier  nur  Domauialland  zu  verstehen  sein,  neben  dem  es  Privatland  gab. 
Es  kam  also  vor,  so  scheint  es,  daß  die  verpachteten  Domanialparzellen 
unter  die  Pächter  durchs  Los  anders  verteilt  wurden.  Und  zwar  zeigen  die 
folgenden  Worte  ijxoi  Txepl  Stadciqpcicev  jj  >.ai  rtegi  rij<^v/  Ilokvöcvxtiav,  daß 
dann  die  Parzellen  von  Nachbardörfem,  wie  cs  Polydeukeia  und  Theadelpheia 
waren,  durcheinander  gewürfelt  werden  konnten:  denn  die  Worte  müssen 
doch  bedeuten,  daß  Demas,  der  jetzt  hei  Polydeukeia  seine  Pachtung  hatte, 
durch  die  Neuverteilung  eventuell  entsprechende  Parzellen  bei  Theadelpheia 
erhielt.  Jedenfalls  ist  der  Text  für  die  öijjioala  yva^lu  von  großer  Be- 
deutung. 

Unter  den  folgenden  Nummern  seien  .hervorgehoben  der  Antrag  der 
Dorfbeamten  auf  Aussa.ntlieferung  (21)  und  dann  die  an  die  ßißUo(p\)kaxeg 
iyxxxjatav  eingereiebten  Register  von  Baukurkimden  (24  und  25).  In  der 
Bank((uittung  28a  ist  wieder  diayga(<prj)  zu  lesen.  Durch  die  Nr.  31 
(und  36)  wird  die  Einteilung  des  Hermupolites  in  nayoi  bereits  für  312 
bezeugt. 

Bemerkenswert  ist  Nr.  32,  eine  Steuerdeklaration  vom  J.  298,  die  ent- 
sprechend der  Dioklotiauischcn  Neuordnung  an  den  censitor  eingereicht  wird. 
Nach  einem  anderen  Text  ergänze  ich  hier  in  b 9:  änoygaxpofiai  [t’x**]*'  f*t[. 
Z.  101.  iv  T[jJ,  seil.  to,-tap;[/«. 

Das  soeben  erschienene  zweite  Faszikel  wird  in  Nr.  36  mit  einer 
sehr  interessanten  Bittschrift  an  den  Präfekten  eröffnet  (a.  312).  Die  bei- 
gefügte Lichtdrucktafel  ermöglicht  hier  und  da  noch  einen  Nachtrag.  So 
heißt  es  in  der  Einleitung  (2  ff.):  Td  — xokum^iva  — vtp  ovdtvbg  äkkov 
ccvaxÖTXXfxai  ci  fix]  ivtö  rotJ  jiJoi’i/poO  «eJpi;  (=  ävdgbg  Vit.).  Ich 

glaube  statt  avägig  vielmehr  äväglag  zu  lesen  (was  mir  Vitelli  bestätigt), 
und  dann  ergibt  sich  die  Ergänzung:  ti  jirj  cttä  [xijs  ffijs 
ävöglag.  Vgl.  17:  Oji  äxaxatpgov^xa  ävögla.  — In  8 liest  Vitelli  jetzt 

xaktaav  statt  xak&g.  — 11, f2  ist  etwa  folgendermaßen  herzustellen: 

(Mitteis)  xf^v  xdprj[i/J  [(pvläffötj  nrop’]  aixm. 

In  12  faßt  Vitelli  auf  Crönerts  Rat  navtf  rjftov  als  Dorfnamen.  Hier- 
gegen spricht  nicht  nur,  daß  dies  ein  sehr  eigentümlicher  Name  für  ein 


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II.  Referat«  und  BeepiecIiuDgen 


fi34 

Dorf  wäre,  sondern  auch,  daß  der  Sohn  des  Petenten  in  diesem  Falle  in 
einem  anderen  als  seinem  Heiinatsdorf  die  Liturgie  ausüben  würde,  was 
verboten  war  ( vgl.  BGÜ  lö  I).  Ich  ergänze  'En(tyi  [ro/jvuv  — Ziatilos  oirolöyo,- 
h.'J7o'[v]ei.  navtQfjfiov  [ot’fftjs  z^g  xcüft]>;s  0Ü7  xerr’  ffto]s  9>opo- 

Xtiyiav  TW  ifpwTKTw  rafiiia  wiewohl  das  Dorf  (nämlich  das  vorher 

genannte  Dorf  Theadel|)heia)  ganz  verödet  ist,  bringt  der  Sobn  Zoilos  doch 
als  Sitologos,  wie  der  Vater  dem  Präfekten  stolz  berichtet,  dem  Fiskus  großen 
Ertrag  ein.  Freilich  zieht  sich  der  Sohn  dadurch  den  Haß  der  spärlichen 
Bevölkerung  zu,  und  daraus  erklärt  sich  das  Folgende,  das  ich  so  etwa 
ergänze  (13):  xal  £x  Tot’rou  [gio^otipfvojs  (od.  ähnl.)  fiij  (pujjj  j;[[pij]öi;TO£ 
£x  z^g  j'£[j']£vjjufvt/p  x«r’  oi’rov  alsovfjfoj  xri.  — In  16  ist  Vitellis  Ver- 
mutung wohl  sicher. 

Das  lateinische  Datum  in  31  hat  Mitteis  entziffert.  Ich  schwanke  nur, 
ob  die  XVI  Kal.  dasteht.  Das  wäre  gegen  den  Sprachgebrauch,  auch  passen 
die  Spuren  nicht  ganz  dazu.  Ich  glaube  auf  der  Photographie  zu  erkennen: 
Aiu/g.  COS.1.  II/'  XVI  Kai.  Sepiemhr(es).  Damit  wäre  die  vermißte  Iterations- 
ziffer für  das  Konsulat  gefunden,  und  der  Teit  stammt  dann  sicher,  wofür 
schon  Vitelli  aus  sachlichen  Gründen  sich  entschieden  hatte,  nicht  aus  313 
oder  315,  sondern  aus  312.  Freilich  schreibt  mir  Vitelli,  daß  er  II"  nicht 
für  richtig  halte. 

Interessant  ist  auch  die  Entscheidung  des  Präfekten:  Es  soll  beim 
Kurator  festgestellt  werden,  ob  die  junge  Frau  damit  einverstanden  ist,  bei 
ihrem  Manne  zu  leben  (etwa  [£i  f-üduxef]  rj  — avgßuöaei  xtI.  Durch 
diese  Feststellung  gilt  die  Sache  offenbar  für  entschieden,  denn  wir  wissen 
aus  dem  Dionysia-Prozeß,  daß  die  Frau  gegen  ihren  Willen  nicht  vom 
Manne  getrennt  werden  durfte.  Vgl.  P.  Oxy.  II  237  VII  15;  29  etc. 

Zu  37,  3 schlägt  Vitelli  vor:  <(p£Tpw)>  dixca'w  ßata  (=  ßatva  tVönert) 
i^anzjlxti.  Aber  ich  sehe  keinen  Grund,  die  Überlieferung  zu  ändern,  und 
eine  Verschreibung  ßutw  für  ßutvco  anzunehnien.  Bäioi'  ist  der  Zweig  der 
Dattelpalme  (vgl.  1.  Makk.  13,  51;  Ev.  Joh.  12,  13).  Die  Meßstange  wird 
eben  selbst  ein  solcher  Pahnenzweig,  von  6 Ellen  Länge,  gewesen  sein.  Mit 
6ix(da  wird  nur  gesagt,  daß  er  wirklich  6 Ellen  lang  war.  Hält  man  aber 
das  Substantivum  fest,  so  braucht  man  auch  kein  fUzgio  zu  ergänzen. 

Nr.  39  ist  wichtig  für  die  Liturgienfrage.  In  dem  neuen  Titel  (4) 
cvazdzrig  (der  „Bevollmächtigte“  vgl.  die  oilöinöis-Urkunden)  ftiXXovai}g 
l(TOu[pj’£iv  (pujA^j  xßi  (iXXav  äp(p6öoii’  ist  wohl  hinter  tpvXT/g  der  Name  eines 
aaepoSov  ausgefallen.  Vitelli  hat  schon  auf  P.  Oxy.  I 86,  11  hingewiesen. 
Vgl.  hierzu  auch  Mitteis,  Archiv  II  S.  264.  Mir  kommt  die  Vermutung, 
daß  man  in  diesem  0x3'rhynchostext  I 86,  10/11  nach  dem  Florentiner,  der 
gleichfalls  ans  Oxyrhynchos  stammt,  vielleicht  lesen  darf:  Ei'erojrt'w  <tu- 
(jTa[rt;]  statt  öu  . ou[ ])  zfjg  vuvi  Xizovgyovarjg  tpvXijg.  Außerdem  ver- 

weise ich  zur  Sache  auf  BGU  958  c,  11:  toü  vvvl  Xizovgyoivzog  'AitoXXmviov 
tlg  vsav  (=  viov  Radermacher)  Xtizovg)'eiv  näXtv  fitXXoinog. 

Zu  8 vermutete  ich,  daß  hinter  Miaopij  die  inayofiiuiäv  Ttivze  in 
der  Lücke  gestanden  haben  (vgl.  meine  Griech.  Ostraka  II  n.  136,  354). 
Hierzu  schreibt  mir  nun  Vitelli,  daß  der  besser  geglättete  Papyrus  jetzt  wirk- 
lich M£cfop]^  inf  zeigt.  Damit  erklärt  sich  das  x«l  tf,s  TZC/iTzt^g  = 

„einschließlich  des  fünften  Epagomenentages  selbst“,  also  bis  Ultimo  des  Jahres. 


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Ulrich  Wilckon:  Papyms-Ürkunden 


535 


Für  9 schlage  ich  folgende  Ergänzung  vor:  ov  fi[^v  ccllo  xat  öeSii^cu 
xal  {(>;[»)  das  sind  genau  24  lettere. 

Ein  Unikum  ist  der  Darlehensvertrag  Nr.  44:  statt  Zinsen  zu  zahlen, 
gibt  der  Schuldner  seinen  Sohn  dem  Gläubiger  in  Dienst  (a.  158).  In  den 
Schlußworten  vermutet  Vitelli  die  Bestimmung,  daß  im  Falle  der  Nichtein- 
haltung dieser  Bestimmung  die  Zinsen  doch  zu  zahlen  sind.  Mir  scheint 
die  Wiederholung  des  Schuldkapitals  in  27  eher  darauf  hinzuweisen,  daß 
hier  die  Bestimmung  über  die  Uückzahlung  gestanden  hat,  die  ja  auch  in 
diesen  Bankurkunden  nicht  fehlt  ( vgl.  BGD  70,  645  etc.)  Also  etwa:  [y. 
7b  di  däi'fjov]  (27)  [täg  ßpy(vp(bu)  dpofjjjfjng  cxaxbv  ([7x001  &7to\[d(!>aovai 
xil.  Im  übrigen  vgl.  die  AggiunU,  die  auch  für  die  nächsten  Nummern 
wesentliche  Nachträge  bringen.  In  47  bringt  das  neue  Fragment  Gradenwitz 
vor  allem  das  Datum,  25.  Jahr  des  Caracalla  = 217. 

Ein  schönes  Stück  ist  der  121  lange  Zeilen  umfassende  Teilungs- 
vertrag Nr.  50,  der  eine  Fülle  interessanten  Details  enthält.  Namentlich 
für  die  Topographie  von  Hermupolis  und  dem  Hermopolites  ist  er  sehr 
ergiebig.  So  erwähnt  er  z.  B.  für  die  Metropole  (97)  roö  kt^oavQonov 
dföfiov  '€pf»oO  ■9(oü  xQigneyäkov.  Dies  erinnert  mich  an  die  berühmte 
Tempelbeschroibung  Strabos  (XVII  p.  805  Gas.):  Karä  tigßolrjv  vtji/ 
tig  ib  xiiicvog  li&oazQioröv  lariv  iSaqiog  — xaXihai  de  toöto  dpdpoj  xil. 

Nr.  55  und  56  (ebenso  später  6)S)  sind  wertvolle  neue  Parallelen  zu 
BGU  578  und  614. 

Vielleicht  noch  wichtiger  ist  Nr.  57,  die  von  der  Befreiung  von  den 
munera  nach  dem  70.  Lebensjahre  handelt.  Leider  sind  die  kaiserlichen 
Erlasse,  die  an  die  Spitze  gestellt  sind,  sehr  schlecht  erhalten.  In  Z.  3 
vermute  ich  roig  ilß]doftrjxovra  htj  ßcßitoxöai  (vgl.  Z.  56),  was  Vitelli 
mir  als  „möglich“  bezeichnet.  Um  sein  Alter  zu  beweisen,  reicht  der 
Petent  (Z.  67  ff.)  Abschrift  der  Urkunde  ein,  durch  die  er  einst  in  die 
Epheben  eingereiht  war.  Hierin  war  nämlich  sein  Alter  ganz  genau,  bis  auf 
den  Tag  angegeben,  denn  so  glaube  ich  die  bisher  noch  nicht  gedeuteten 
Abkürzungen  der  entscheidenden  Worte  (78)  "Hqatv  ’Avr<avü\xog \ roO  Flu- 

viaxov  'Ak^attvg)  ^ i6  ij  deuten  zu  sollen:  (früe)  tS  ^fi(ig<öv)  jf. 

Aus  der  Erwähnung  des  ß ygäfiuatog  in  Z.  74  schließt  Vitelli  in  den 
Aggiunte  p.  XV,  daß  also  auch  in  Hermupolis  wie  in  Antinoe  (und  Alexan- 
drien) die  Stadtteile  mit  den  Buchstaben  benannt  gewesen  seien.  Dies 
würde  zu  allem,  was  wir  bisher  über  die  Quartiere  von  Hermupolis  wissen, 
im  Widerspruch  stehen.  Ich  glaube,  daß  die  vorliegenden  Worte  sich 

gar  nicht  auf  Hermupolis  beziehen.  Unser  Petent  war  ein  .Alexandriner 
(28:  ’Jt/xiaxQaxCov  xoi  xal  'AkOatitog),  und  in  Alexandrien  wird  auch  die 
Ephehenaufnahme  stattgefunden  haben,  auf  die  in  70  ff.  bingewiesen  wird. 
Vor  allem  lernen  wir,  daß  der  Präfekt  die  Aufnahme  der  Epheben 
besorgte. 

In  der  Bitt.schrift  an  den  Epistrategen  (Nr.  58)  ist  noch  unerklärt 
Z.  3 ]«orarijs.  Ich  schlage  vor:  'U  cä/cü|0ts  uov  ()('a]jtora  ünh  aov 
imgektvatiag  xxk.  Zu  6{a:ioxa  vgl.  14.  Das  folgende  Wort  ist  noch  strittig 
(vgl.  Aggiunte  p.  XV).  Aber  den  Schluß  der  Periode  hat  Mitteis  unter 
Billigung  Vitellis  f;j(i  ttjv  <5f»j0tv  gelesen.  Ich  vermi-sse  hierin  noch  das 
notwendige  Demonstrativum  und  emendiere  daher  ?xti  xx^vSi  <(tt)v  di^yatv: 


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536 


II.  Referate  and  Beipiechungen 


eine  mustergültige  Haplographie!  — In  Z.  10  vermute  ich:  tö  lomä  li; 
üanoga  7unaXtXol[7Ctt\ai  ov  fiövov  roaavxa. 

Dos  kleine  Fragment  Nr.  59  stammt,  wenn  ich  nicht  irre,  aus  einem 
Antrag  auf  ärztliche  Untersuchung.  Bekannt  sind  die  Atteste,  die 
dtjfioaioi  iaxgol  über  Verunglückte,  auch  über  Tote  ausstellen.  Vgl.  BGU 
647,  928,  Oxy.  1 51,  52,  III  476.  In  diesen  Attesten  sagen  die  Ärzte 
meist,  daß  der  Stratege  auf  Grand  eines  ßtßXläiov  von  Seiten  der  Verletzten 
sie  durch  einen  seiner  vnijghat  aufgefordert  habe,  die  Untersuchung  vorzu- 
nehmen. Ein  solches  an  den  Strategen  gerichtetes  ßtßXUiov  ist  uns  bereits 
in  Abschrift  bekannt:  Oxy.  III  475.  Ich  glaube,  der  Florentiner  Text  ist 
ein  zweites.  Ira  Eingang  wird  die  Mißhandlung  beschrieben.  Z.  2 ergänze 
ich  »)[xf]aoTO,  in  3 x«r«  röv  nlev[(MÜ>',  4/5  etwa  xivöv- 

vEi'oi']tos  fiov  *o[iJ  nrip’  oviov  dia(poi)vfj[^6ai  (=  sterben).  Das  Petitum 
würde  etwa  lauten  (7  tf.):  ävay^aiatg  aoi  rode  rö  ßißXtlöiov 

iüv  ccnoiccl«!  tva|  r[äv]  Jttgi  ae  •bitrigtzcbv  äjtu  [dTjpocfcij 

iargä  (?)  (oder  vielleicht  besser,  wie  Vitelli  mir  jetzt  vorschlägt,  unoxagca 
öi)fi6atov  Uczgbv  ßfj«  £vlj  T[m'J  xrl.  und  hinter  ufia  vielleicht  eine  Zeitbestim- 
mung) onag  . . . .]  |...  tj^v  ntgi  ifU  dut&cOtv  xo[ivßg.  Vor  rrjv  etwa  der 
Begriff  imOicogijaavTig.  Am  Schluß  dann  ngoetpcm’tjatoat.  Der  Petent 
will  dann  die  amtliche  Auskunft  zu  einem  Prozeß  gegen  den  Übeltäter  be- 
nutzen (11)  npos]  TÖ  6vvao9ed  fua  (=  fu)  ri/g  7tpo[sip<i)VTia£(i)s  xri.  und 
in  13:  l'vu  nii  äfiägivgov  p,  öiU[«. 

Ein  Glanzstück  der  Sammlung  ist  das  Prozeßprotokoll  Xr.  61.  Da 
meine  Verbesserungsvorschläge  zu  dieser  Urkunde  bereits  von  Mitteis  in  dem 
diesjährigen  Bande  der  Savigny- Zeitschrift  vei-wertet  werden,  so  beschränke 
ich  mich  auf  den  Hinweis  auf  diese  Arbeit,  die  die  juristische  Bedeutung 
der  Urkunde  in  ein  neues  Licht  rückt.  Nmr  meine  Vermutung  zu  dem 
rätselhaften  aveg  in  28  sei  schon  jetzt  raitgeteilt.  Indem  ich  annehme,  daß 
das  Wort  ö[avtto]x67tov  erklärt  werden  soll,  schreibe  ich:  tof]  fi'Oddt  xk- 
Xovvzai  o\ [ dtd]«v<(£ixdT)>es  ix  7ioll[üv  j;pdJ[v]<B[cJ. 

In  der  Rechnung  über  die  Löhne  von  vuxmtfyoi  (69)  bede\itet  das  tx  vor 
dem  Lohnsatz  nicht  ixitiatto),  wie  Vitelli  vorschlägt,  sondern  ebenso  wie 
oben  S.  532  ix,  im  distributiven  Sinne. 

In  dem  Vertrag  Xr.  70  (VII.  J.)  ist  von  Interesse,  daß  zwei  Grund- 
stücke mit  koptischen  Namen  genannt  werden.  Die  Lesungen  (nach  Wes- 
sely) scheinen  mir  freilich,  soweit  ich  dem  Faksimile  trauen  darf,  nicht 
ganz  korrekt  zu  sein.  Den  ersten  Namen  lese  ich  ncA?BHOV,  nicht 
MAeBMOT,  und  den  zweiten  IlUAr  'KAC,  nicht  iiuamkac.  Der  Punkt 
zwischen  y und  x ist  wohl  gleichwertig  mit  dem  Häkchen,  das  sonst  zwi- 
schen Doppelkonsonanz  in  dieser  Zeit  steht. 

Die  mächtige  Li.ste  von  Grundbesitzern  des  hermopolitischen  Gaues  aus 
Hermupolis  imd  Antinoö  (IV.  J.),  Xr.  71,  ist  nicht  nur  wegen  der  zahl- 
reichen Standesbezeichnungen  *),  sondern  auch  wegen  der  Namen  von  Interesse. 
Wir  begegnen  da  unter  den  'yhnivoiztxa  dvöftaza  (488)  einer  ganzen  Reihe 
von  Kombinationen  des  göttlichen  Antinoos  mit  anderen  Göttern,  wie  ’Afi- 


1)  Für  ißpißis  (neben  äßäxztjg  — ab  actis)  weiß  ich  keinen  anderen  Vor- 
schlag als  Glcichsetziing  mit  o breziis,  wobei  ich  brevium  siipponiere  nach  dem 
häufigen  ßfioviov  (Lond.  II  S.  292,  9;  310,1;  311,1.  Gen.  63,2). 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrne-Crknnden 


537 


/ta>vcevr(vooc,  '€pp«t^7voos,  ?ftxavzivoog  und  Br^aavrCvoog.  Dagegen  ist  Jixav- 
rlvoog  (ö60),  wie  mir  Vitelli  bestätigt,  verlesen  fttr  NhuiitCvoos-  Unter 
den  von  Wemicke  bei  Panly-Wissowa  I 2441  znsammengestellten  Haupt- 
typen  der  Darstellungen  des  Antinoos  finde  ich  nur  den  Antinoos  als  Hermes, 
d.  h.  also  den  '€ppoi>i5'ooj  wieder.  Vielleicht  würde  es  sich  verlohnen,  daß 
die  Archäologen  die  obigen  Göttermischungen  bei  der  Interpretation  der 
Antinoostypen  heranzBgen.  Der  zuletzt  genannte  Name  Brjactvxlvoog  ist 
aber  auch  insofern  noch  von  besonderem  Interesse,  als  er  auf  den  Gott 
hinweist,  der  an  dieser  Stätte  geherrscht  hatte,  ehe  Hadrians  Liebling  ihn 
verdrängte.  Vgl.  Helladius  in  Photios  bibl.  cod.  279  fed.  Bekk.  p.  .529*’ 
25,  535’’  39  ff.).  Eben  daraus  erklärt  sich  das  auffallend  häufige  Vor- 
kommen von  Namen  wie  Bijaäg,  BrjOovg  (f.),  Bijau^ltav.  Auch  mit  anderen 
Göttern  als  Antinoos  erscheint  Bes  hier  verbunden:  BijOttfiiuiv  und  BijaBigog 
(808;  so  ist  aber  sicher  auch  in  591  zu  verbinden  statt  Brjg  Slgov).  Der 
Gott  selbst  wird  übrigens  in  BGU  387  II  7 Bfjaig  genannt.  Wo  die  Form 
Bijaäg  erscheint,  beruht  sie  wohl  auf  Verwechselung  mit  dem  weit  verbrei- 
teten Hypokoristikon  Bijoöj  (Abkürzung  für  BijOoSagog  o.  ä. ).  Wie  ich 
schon  öfter  hier  betont  habe,  spiegelt  sich  auch  hier  wieder  in  den  Namen 
der  Bevölkerung  ein  gutes  Stück  Geschichte.  Übrigens  wird  der  Name  des 
Dichters  Brjaaviivog,  über  den  Knaack  bei  Pauly-Wissowa  III  Sp.  324 
handelt,  aus  Brjeairtlvoog  verdorben  sein.  Sicher  ist  das  nicht  ein  Ethnikon, 
wie  Knaack  meint,  der  den  Eigennamen  für  ausgefallen  hält. 

Unter  Nr.  75  begegnet  uns  die  interessante  Urkunde  über  den  Transport 
des  Kanons  nach  Alexandrien,  über  die  nach  einer  früheren  Publikation 
schon  oben  S.  305  berichtet  worden  ist.  Vitelli  meint,  dafi  in  Z.  5 für 
das  von  mir  nach  der  Münchener  Parallele  vorgeschlagene  xai'öi'os  kein 
Platz  sei,  und  will  nur  [Tfjj]  ergänzen.  Aber  nach  Taf.  XIII  ist  der  Raum 

für  rr/g  zu  groß.  Ich  vermute  daher,  daß  [xcv  Tijg]  dagestanden  hat. 

Xr.  79  ist  für  die  Ephebenfrage  von  hohem  Wert:  ein  Vater  meldet  seinen 
Sohn  an  zur  Aufnahme  (iTgr.gioig')  unter  die  Epheben.  Vorbedingung  ist, 
daß  er  selbst  Ephebe  gewesen  ist  (Z.  4)  — diese  Aussage  wird  daher  be- 
schworen (Z.  20)  — und  zu  der  privilegierten  Klasse  x&v  ütio  toO  yvjivu- 
alov  gehört  (25),  und  daß  der  Sohn  aus  einer  legitimen  Ehe  mit  einer 
freien  Metropolitin  stammt  (21).  In  Z.  1 scheint  mir  der  Adressat  'Egfiij- 
alK)\yi  zu  heißen,  nicht  '£pgeiV<i>[i.  In  4 scheint  mir  die  Jahreszahl  x,  die 
Vitelli  vermutet,  sicher  zu  sein.  In  10  lese  ich  statt  rö  £4a[io]v,  das  auch 
Aütelli  schon  für  unsicher  erklärt  hat,  vielmehr  tovj  [v]o.  Dann  ergibt 
sich  von  selbst  die  Verbindung  dieses  zovg  mit  iquijßov  in  12,  wofür  i(prj- 
ßovg  zu  lesen  ist;  dann  kann  aber  auch  in  10  nicht  tiptißo\i>  ergänzt  wer- 
den, \vie  Crönert  vorschlug,  vielmehr  wird  man  oüröl»'  zu  ergänzen  haben, 
womit  dann  der  an  die  Spitze  gestellte  Akkusativ  Top  viov  gov  xil.  in 
ungeschickter  VVeise  wieder  aufgenommen  wird.  Zumal  mir  Vitelli  zustimmt 

und  jetzt  sogar  «[ürojv  zu  erkennen  glaubt,  fasse  ich  hiernach  das  Petitum 
folgendermaßen:  7topo[d£jfffr;i'c<(  (Vit.)  ]o[i)tö]v  iig  roiig  [t]6 

geopog  . . [ligxgipoftipovg?]  itptjßovg.  Die  Zeilen  12 — 16  verstehe  ich 
noch  nicht,  ln  13  Schluß  sehe  ich  IIvBiovt  Derselbe  Name  wohl  auch 
in  14:  77t'ff[7otJ. 

Über  92  habe  ich  bereits  oben  S.  307  berichtet.  Auf  Grund  des  bei- 


/' 


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538 


II.  Referate  und  Beeprechungen 


gegebenen  Faksimiles  (Taf.  XV)  muß  ich  jetzt  aber  meine  Vorschläge  z.  T. 
andern,  da  ich  anders  lese.  In  Z.  6 steht  nicht  fitu’* , was  ich  mit  juii- 
n^tygätpHv)  zusammenhrachte,  sondern  per«« , und  dies  bestätigt  mir  jetzt 
Vitelli.  Danach  vermute  ich  Folgendes;  '£«r  napaxävrcri  — — 

itfovgai  x,  ueittn(uQii9t<l&i)  ^aguniädi.  Der  Sinn  ist  ja  klar,  wie  auch 
Vitelli  sagt,  daß  nämlich  diese  Arureii  auf  Sarapias  umgeschrieben  werden 
sollen.  Da  nun  die  Tätigkeit  des  Eintragens  durch  die  angeredeten  ygafi- 
fuiuig  mit  nagazl&ea9ai  ausgedrückt  «drd  (vgl  nagaKä>i>iai ),  wofür  es  auch 
sonst  viele  Belege  gibt,  so  scheint  es  mir  richtig,  für  die  Änderung  der 
Eintragung  das  Verhum  (iiTanaQari9ia&ai  zu  bilden,  wenn  die  Lexika  es 
auch  nicht  kennen.  Unklar  bleibt  mir  noch  der  Anfang  von  7.  Meinen 
Vorschlag  catb  ro(0)  tt(vTOü)  ^pöCrov),  den  Vitelli  aufgenommen  hat,  ziehe 
ich  zurück,  da  das  Faksimile  eine  andere  Lesung  verlangt.  Jedenfalls  steht 
nicht  o(üiov)  da.  Sachlich  ist  auch  einzuwenden,  daß  vorher  gar  kein 
genannt  ist,  auf  den  es  zu  beziehen  wilre.  Ich  lese  etwa  «rtö 

O 

TagxQ  und  denke  dabei  an  einen  Ortsnamen.  Das  Folgende  möchte 
ich  dann  so  auflösen:  'rjr(fp  cov)  la^övt(is)  rij  xa9tjx(^ovaag')  oixovo- 
fiC(ag),  oixovofi(7/aau)  d>s  xa{hjx(et).  Ahkürzungen  wie  u)  für  tj*t(£p  mv), 
wo  Präposition  plus  Relativpronomen  als  ein  Wort  gefaßt  ist,  kommen  vor. 

Ich  besinne  mich  auf  ay  ™ (£vö’’(ou). 

In  93  haben  wir  zum  ersten  Mal  eine  Scheidungsurkimde  aus  später 
christlicher  Zeit  (569).  Die  jüngste  war  bisher  P.  Grenf.  II  76  von  a.  305/6. 
In  dem  gleichfalls  aus  dem  6.  Jahrhundert  stammenden  Heiratsvertrag 
CPB  30  tritt  das  christliche  Element  viel  stärker  hervor  als  in  dem  Flo- 
rentiner Text.  Ich  würde  übrigens  in  Z.  7 nicht  Tavztjg  tf/s  KaXXiTroXUeog) 
’^vrivoimg  schreiben,  sondern  xakXin6k{t(og).  Es  ist  dies  doch  kaum  als 
Eigeuuame  aufzufassen,  wie  schon  Z.  9 zeigt:  ßjtö  tfjs  trür^S  'AvTi{voia>v') 
^Tokftog.  Vgl.  hierzu  unten  S.  565  zu  P.  Lips.  45,  13. 

Die  Bemerkung  über  fjCTiXüö  in  100,  3 wird  durch  Stud.  Pal.  V 59,  4 
(und  sonst)  widerlegt:  rctoxopou  roü  ptyciloe  2^aga7ttdog  i7trt([xü|ö  ktiö 
Oi[pa]r(cäv. 

Den  Schluß  machen  die  ausgezeichneten  Indices,  ohne  die  eine  solche 
Publikation  wissenschaftlich  verloren  wäre.  Mit  unserem  Dank  für  die 
große  Sorgfalt,  mit  der  diese  ausführlichen  Indices  behandelt  sind,  wollen 
^vir  die  vorläufige  Besprechung  dieses  Werkes  beschließen,  das  die  Papyrus- 
kunde so  wesentlich  gefördert  hat. 

V.  Uorp.  Pap,  Hermop.  (vgl.  S.  502). 

C.  Wessely  legt  hier  den  ersten  Teil  eines  „Corpus  Papjrorum  Hermo- 
politanorura“  vor,  in  dem  zunächst  Urkunden,  die  sich  auf  die  Verwaltung 
der  Stadt  Hermupolis  Magna  beziehen,  zusammengestellt  sind.  Den  Haupt- 
stock der  Publikation  bilden  die  der  Rainer-Sammlung  angehörigen  bermo- 
politanischen  Akten,  vor  allem  die  Ratsakten,  auf  die  wir  schon  seit  langen 
Jahren  gespannt  waren.  Daß  wir  sie  nun  endlich  lesen  können,  dafür 
sagen  wir  dem  Hcrausgeberx  unsem  aufrichtigen  Dank.  Ob  die  Zeit  schon 
gekommen  ist,  die  hermopolitanLschen  Akten  zu  einem  Corpus  zusammen- 
zufassen, darüber  kann  man  anderer  Ansicht  als  der  Herausgeber  sein; 


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Ulrich  Wilcken;  PapyraB-Uikunden 


539 


wissen  wir  doch,  daß  gerade  in  den  letzten  Jahren  große  Mengen  yon 
Texten  aus  ESmunen  in  die  PapTrussammlungen  gewandert  sind,  die  erst 
zum  kleinen  Teil  ediert  worden  sind.  Uns  will  es  daher  wünschenswerter 
erscheinen,  daß  Wessely  lieber  in  der  Publikation  der  reichen  Wiener  Be- 
stünde aus  ESmunen  fortfährt,  ohne  sich  durch  die  Rücksicht  auf  die  anderen 
Sammlungen  auf  halten  zu  lassen.  Was  in  dem  vorliegenden  I.  Teil  außer- 
halb der  Rainer-Sammlung  mitgeteilt  ist  (P.  Amh.  70  und  124  und  2 No- 
tizen aus  dem  Kairener  Museum),  ist  so  unwesentlich,  daß  er  sich  dadurch 
zur  Einhaltung  seines  Programmes  kaum  verpflichtet  zu  fühlen  braucht. 

Die  Bezeichnung  Corpus  ist  auf  jeden  Fall  für  den  vorliegenden  Band 
wenig  geeignet.  „Corpus“  ist  nun  einmal  durch  Mommsen  ein  besonderer 
Ehrentitel  für  Sammlungen  geworden,  die  in  wissenschaftlich  tief  begrün- 
deter Anordnung  des  Materials  möglichst  abschließende  Editionen  der  ein- 
zelnen Texte  bieten.  Wessely  dagegen  gibt,  wie  er  selbst  in  der  Einleitung 
andeutet,  völlig  ungeordnetes  Rohmaterial.  Wenn  also  nach  unserer  Auf- 
fassung des  liegriffes  „Corpus“  ein  Corpus  papyrorum  HormopoRtanarum  hier 
nicht  geboten  worden  ist  und  auch  ülterh.aupt  noch  unmöglich  ist,  so  ist  doch  die 
Frage  nicht  unberechtigt,  ob  nicht  auch  in  einer  vorläufigen  Editio  prineeps 
schon  mehr  hätte  gegeben  werden  können  als  hier  geschehen  ist,  ziunal 
Wessely  diese  Rainer-Papyri,  wie  er  in  der  Einleitung  mitteilt,  schon  seit 
ca.  20  resp.  10  Jahren  unter  den  Händen  gehabt  hat.  Unwillkürlich  vergleicht 
man  damit,  was  z.  B.  Vitelli  in  den  wenigen  Jahren  seit  der  Begründung 
der  Florentiner  Sammlung  aus  seinen  Texten  gemacht  hat!  Gewiß  wäre 
es  unbillig,  wollte  man  Wessely  daraus  einen  Vorwurf  m.achen,  daß  er  nur 
Provisorisches  bietet;  ist  doch  überhaupt  noch  keine  abschließende  Editio 
prineeps  auf  unserem  Gebiet  geleistet  worden  — denn  wir  sind  Sünder  allzu- 
mal. Aber  es  wirkt  doch  überra-schend , wie  in  dieser  so  lange  erwarteten 
Herausgabe  der  Hermopolitaner  Batsakten  so  wenig  getan  ist,  um  dem  Be- 
nutzer die  wissenschaftliche  Verarbeitung  zu  erleichtern.  Auf  eine  „ge- 
schlossene Anreihung  der  einzelnen  Stücke“  hat  Wessely  verzichtet  und  hat 
— oflenbar  nach  dem  Vorbild  der  Berliner  Museumspnblikation  — die 
Texte  (autographierti  gegeben  „auf  einseitig  bedruckten  Blättern,  die  eine 
spätere  Verschiebung  erlauben,  wenn  sie  nötig  erscheint“.  Aber  der  Not- 
behelf, <ler  sich  bei  der  Publikation  einer  ganzen  Museumssammlung  als 
praktisch  erwiesen  hat,  hätte  doch  hier  vermieden  w'erden  können,  da  es 
sich  um  eine  geschlossene  Gruppe  eng  zusammengehöriger  und  vom  Heraus- 
geber leicht  zu  überblickender  Texte  handelte,  umsomehi',  da  Wessely  die 
Hauptma.sse  der  Texte  schon  1888  „druckreif“  gehabt  hat  (vgl.  Einleitung). 
Ein  Blick  auf  das  Inhaltsverzeichnis  (p.  V/VI)  zeigt,  daß  eine  sachliche 
Ordnung  wohl  angestrebt,  aber  nicht  durchgeführt  ist.  Zu  der  Tran- 
skription der  Texte  aber,  die  erfreulicherweise  mit  Akzenten  und  Spiritus 
gegeben  sind,  ist  nichts  hinzugefügt  als  Angaben  über  die  Maße  der  Papyrus- 
stücke, die  Klebungen,  Faltungen  etc.  und  die  Verschiedenheit  der  Hände. 
Dagegen  finden  sich  keine  Anmerkungen,  die  darüber  Auskunft  gäben,  ob 
die  Ergänzungen  im  einzelnen  Falle  auf  Parallelen  beruhen  oder  nur  auf 
Konjektur,  keine  Hinweise  auf  analoge  oder  widersprechende  Angaben  anderer 
Texte,  keine  Erklärungen  zu  den  grammatischen  Konstruktionen,  die  um  so 
nötiger  gewesen  wären,  als  der  Editor  weder  Interpunktion  noch  große  An- 
fangsbuchstaben zu  gebrauchen  pflegt.  Vor  allem  vermißt  man  eine  Aus- 
ArchiT  f.  Papjrraifortchtins  111.  4.  36 


/ 


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f)40 


U.  Keferate  uad  Besprechungen 


rechnung  der  im  Text  gegebenen  Daten,  wie  man  dies  jetzt  doch  überall 
findet;  auch  die  Indices  (imperatores)  geben  keinen  Ersatz.  Ja,  bei  den 
Stücken,  die  keine  Daten  enthalten,  ist  überhaupt  kein  Wort  über  die  Zeit 
gesagt!  In  den  wenigen  Fällen,  wo  schon  früher  publizierte  Texte  wieder- 
gegeben werden,  ist  nicht  einmal  immer  angegeben,  daß  sie  schon  publi- 
ziert sind  und  wo  sie  publiziert  sind.  So  fehlt  es  z.  B.  bei  Nr.  66  und  125. 
Bei  anderen  der  Art  fehlt  wieder  jeder  Hinweis  auf  die  Arbeiten,  die  inzwischen 
zur  Erklärung  dieser  früheren  Publikationen  beigetragen  haben  (vgl. 
Nr.  119  b VII  und  die  .A.raherst- Papyri).  Das  Einzige,  was  Wessely  für 
die  Erklärung  beigetragen  hat,  ist  der  Index  comm  quac  ad  urhis  ad- 
ministrationem  pertinent  etc.  auf  p.  VH/XXVI,  und  dieser  (leider  ohne 
.\ngabe  der  Zeilen!)  hat  sich  auch  nicht  immer  als  zuverlässig  erwiesen. 
Man  prüfe  z.  B.  die  Angaben  unter  'Ertipajpi  auf  p.  XIII. 

Wenden  wir  uns  von  der  Form  der  Darbietung  zum  Dargebotenen 
selbst,  so  ist  viel  Neues  und  Erfreuliches  vor  uns  ausgehreitet.  Die  Grund- 
zuge  des  Bildes,  das  beim  Lesen  uns  vor  Augen  tritt,  sind  zwar  schon 
durch  Publikationen  anderer  Sammlungen  gegeben,  aber  diese  Rainer-Papyri 
fügen  im  einzelnen  noch  manche  neue  Farben  hinzu.  Diese  Texte,  die  fa.st 
sämtlich  der  Zeit  des  Kaisers  Gallienus  angehören,  zeigen  uns  vor  allem  den 
Rat  von  Hermupolis  in  seiner  Tätigkeit:  da  sind  Fragmente,  leider  meist  un- 
bedeutende, von  Sitzungsprotokollen  des  Rates  (vgl.  BGU  92.Ö  aus  Herakleo- 
polis,  ferner  den  Text  von  de  Ricci  über  Antinoe  s.  unten  S.  ö5.5f.;  einen 
weiteren  aus  Antinoe  werde  ich  demnächst  herausgeben);  da  sind  Schreiben 
des  Rates  an  den  Kaiser  (5  und  6)  wie  andererseits  an  den  Strategen  (52) 
und  einen  Agoranomen  (102);  da  sind  Berichte  der  vom  Rat  gewählten 
Curatoren  {iinpthjxut)  über  ihre  Tätigkeit  (7,  10,  28 — 51  etc.),  Berichte 

des  ikaio^vxijg  an  den  Rat  über  den  Ölvorrat  im  Gymnasium  (57 — 65); 

ferner  Zablungsanträge  jener  Cm-atoren  (vgl.  66 — 68  etc.)  und  Anträge 
von  Athleten  auf  Remunerationszahlung  (vgl.  54—  56,  69,  70,  118)  sowie 
entsprechende  Zahlungsanweisungen  von  Seiten  des  Rates  (vgl.  78,  dazu 
unten  S.  54.5  und  94).  Diese  imd  zahlreiche  andere  Texte  lassen  uns  einen 

tiefen  Blick  tun  in  die  durch  den  Rat  geleitete  Finanz  Wirtschaft  der  Stadl. 

Sie  zeigen  uns  aber  auch,  wie  trotz  der  scheinbaren  Autonomie  tatsäch- 
lich alles  vor  den  römischen  Beamten  sich  beugt,  die  ihnen  auf  den 
Nacken  gesetzt  sind,  und  in  Devotion  vor  ihnen  erstirbt  Andererseits  sind 
ein  Zeichen  der  Zeit  diese  .411erweltsathleten,  die  mit  ihren  Titeln  prunken 
und  die  städtischen  Kassen  aussaugen.  Nehmen  wir  hinzu  den  furchtbaren 
Steuer-  und  Liturgiendruck,  der  überall  hindurchschimmert,  so  sind  das 
Züge,  die  uns  das  Bild  dieses  Jahrhunderts  der  Decadence  vervollständigen 
und  allgemeine  historische  Bedeutung  haben. 

Zu  den  folgenden  Beobachtungen,  die  ich  bei  der  Lektüre  gemacht 
habe,  bemerke  ich,  daß  ich  lediglich  auf  die  Transkription  des  Editors  an- 
gewiesen war,  da  Reproduktionen  nicht  beigefügt  sind.  Meine  Ausführungen 
wollen  also  meist  nur  Vorschläge  sein,  die  am  Original  auf  ihre  Zulässig- 
keit zu  prüfen  sind. 

In  dem  Brief  an  den  Kaiser  Gallienus  Nr.  5 ist  am  Schluß  von  Z.  3 
■IuIqiiv\  zu  ergänzen,  denn  das  Schema  des  Präskriptes  von  Briefen  an 
den  Kaiser  lautet:  Avxo*qiiOfi  — 6 äiiva  — jrafpeu'  (vgl.  z.  B.  P.  Oxy. 
IV  705,  20),  abweichend  von  dem  Brauch  der  Ptolemäerzeit.  Vgl.  Hermes 


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Ulrich  VV'jlcken;  Papyrug-Urkunden 


541 


XXII  S.  4 ff.  Wessely  ergänzt  die  Absender:  'CpftotircJiUfcos  fteyaiijg  oi 
cp;[OVT{g  ßovlrj  dijfiog  dt’  yit’pjjlfou]  [77]louT^(Bi'[og.  Hier  wüßte  man  gern, 
ob  das  auf  einer  Parallele  beruht,  oder  ob  es  nur  Konjektur  ist.  Im  ersteren 
Falle  würden  sich  wichtige  historische  Schlüsse  daraus  ergeben.  Denn  es 
wäre  doch  sehr  auffallend,  wenn  wirklich  Aurclios  Plution  — offenbar  der- 
selbe, der  hier  auch  sonst  in  einer  überragenden  Stellung  als  xgaudrog 
äovxrjyäpios,  also  als  römischer  Prokurator  erscheint  — als  Vertreter  der 
äpxovug,  der  ßovhj  und  des  STjjiog  von  Hermupolis  an  den  Kaiser  schriebe! 
Sollte  Wessely  aber  in  den  noch  unedierten  Akten  dieser  Sammlung  keine 
zwingende  Parallele  haben,  dann  wäre  es  richtiger  auf  eine  Ergänzung  zu 
verzichten,  da  es  der  Möglichkeiten  verschiedene  gibt.  Jedenfalls  scheint 
mir  der  Artikel  ot  vor  äpjjovTtg  fehlerhaft.  Vgl.  119  V 1,10. 

In  dem  Sitzungsprotokoll  7 I,  9 schreibt  Wessely:  (')  ooiuave  (’) 

'Hoaxldufiav  (')  7/p(ixldfifi[(av  ö]  xßt  Ätfparefojv  tlniiv).  Daß  ihm  die  inter- 
essante Beziehung  zu  P.  Ozy.  I 41  nicht  entgangen  ist,  fand  ich  nachträg- 
lich im  Index  p.  XXVI.  Bekanntlich  findet  sich  dort  in  den  Akklamationen 
des  diifiog  von  Oxyrhynchos  (um  300  n.  Chr.)  häufig  das  rätselhafte  Wort 
(üxuiavai  oder  auch  (axuaveu.  (irenfell-Hunt  fühlten  sich  weder  von  oi  Katavi 
noch  von  ’Slxiavi  befriedigt,  und  v.  WUamowitz  dachte  an  ägyptischen  Ur- 
sprung. Der  Wiener  Text  bringt  uns  nun  wenigstens  insofern  einen  Schritt 
vorwärts,  als  er  auch  für  den  P.  Oxy.  die  Form  mxtave  sicher  stellt,  denn 
da  der  Wiener  Text  im  Gegensatz  zu  dem  vulgär  geschriebenen  Oxyrhynchos- 
text  durchaus  in  korrekter  Orthographie  geschrieben  ist,  so  darf  man  bei 
seiner  Schreibung  (oxtavt  keine  Vertauschung  von  Vokalen  annehraen.  Hier- 
nach wird  man  an  beiden  Stollen,  in  den  Akklamationen  der  Volksversamm- 
lung wie  denen  der  ßovXi],  kaum  zu  einer  anderen  Deutung  als  ’Slxeavi 
kommen  können.  Ich  würde  also  in  dem  Wiener  Papyrus  schreiben:  Tä>v 
ßovXevrmv  ßoriad?]vza>v  ,,'Slxeave  '//pcxlaggtav“  'i/paxlßgp[<i)v  6]  xoi 
Z’a[panitav  iijt(tv)'  Was  aber  eine  solche  Anrufung  des  Gottes  Oceanus  hier 
heißen  soll  sowie  in  Verbindungen  wie:  ’J^xeavI  7rQvrayi,'Slxcave  66;a  n:<il£tü[s], 
’^ixrorf  zfiiioxopf  o'piorortolft«  usw.  (Oxy.  I 41,  4),  das  mögen  andere  er- 
klären. In  den  erhaltenen  Akklamationen  des  römischen  Senates  (vgl.  s.  v. 
in  Pauly-Wissowa),  die  sonst  so  viele  Beziehungen  zu  diesen  Volksakklama- 
tionen aufweisen,  habe  ich  nichts  Ähnliches  finden  können,  ebensowenig  in 
den  griechischen  Protokollen  von  ßoviai  (vgl.  Th.  Eeinach,  Bull.  Corr.  Hell. 
1898,  642  ff.). 

Endlich  noch  eine  Vermutung.  Durch  eine  Festrede  von  Georg  Rietschel 
wurde  ich  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  in  der  alten  christlichen  Kirche 
während  des  Fürbittengebetes  des  Diakon  die  Gemeinde,  besonders  auch  die 
Kinder,  die  Worte  xv(>u  iUjjOov  in  vielfachen  Wiederholungen  dazwischen 
riefen  resp.  sangen  oder  auch  schrieen.  Vgl.  G.  Rietschel,  Lehrbuch  der 
Liturgik  I (1900j  S.  281,  300  und  nanientiich  358  ff.,  worauf  ich  durch 
die  Güte  des  Verfassers  hingewiesen  wurde.  Darf  man  solche  Zurufe  des 
Volkes  in  der  christlichen  txxljjofa  — gewissermaßen  Akklamationen  an 
Christus  — vielleicht  trotz  aller  auf  der  Hand  Regenden  Unterschiede  doch 
damit  in  historischen  Zusammenhang  bringen,  daß,  wie  P.  Oxy.  I 41  uns  ge- 
zeigt bat,  auch  in  den  profanen  ixxXi]eiai  das  versammelte  Volk  Akklama- 
tionen zu  machen  gewohnt  war? 

In  7 U,  3 wird  der  derzeitige  Prytan  bezeichnet  als  Äovxpßrioöioö 

38* 


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542 


II  Referate  und  Besprechungen 


■ninio6ovil*.ov  aXchzov  ä[auvt]|(a(jrou.  "-/Iffmoj  ist  hier  zu  fassen  in  dem 
Sinne  von  avixijzos  wie  bei  Dio  Chrys.  Or.  28,  290:  ov  jüp  cxiivog  äliiTZZog. 
Dieselben  Titel  olriTCTo;  äavvt'^oiazog  begegnen  bereits  nebeneinander  in  In- 
schriften (CIGr.  III  5912  und  5713  aus  Hom),  die  von  einem  Athleten 
aus  eben  unsrem  Hermupolis  handeln:  M.  yii'pijliog  o xai 

'E(/[i6dtoQog  viarxOQOg  zov  fuyälov  XaQÜniSog  VfitJavdptüj  'KgfionoXizijg  ztaynija- 
TiooiTjj  ntQtodovclxTjg  äliiTtzog  davvigaazog.  Offenbar  bat  Wessely  seine 
ErgUnzung  von  ö[«trt'£]5£Ö(yTOv  diesen  Inschriften  entnommen.  Aber  warum 
wird  der  Leser  mit  diesen  auch  sachlich  interessanten  Parallelen  nicht  be- 
kannt gemacht? 

In  Z.  19  ist  ngog  ^ziö^  vozCvm  n'jrjtj  zu  emendieren.  — In  20  dürfte 
statt  [orjxm  vielmehr  [Idx]xu  zu  ergänzen  sein.  Vgl  Z.  16.  — In  23  hat 
Wessely  mit  Unrecht  frtl  QitoQijaiv  getrennt,  denn  iTti9t(aQiiv  ist  der  be- 
kannte terminus  technicus  für  das  Inspizieren  (z.  B.  in  den  ärztlichen  Be- 
richten, vgl.  auch  hier  7 III  5:  Man  hat  daher  etwa 

folgendermaßen  zu  schreiben:  Mtza  zavzzjv  rijv]  üpijfftv  ytväutvoi 

tig  jrtopfov...  Vgl.  zu  dieser  Konstruktion  die  nächste  Ko- 
lumne 7 III  4:  j'£väp[evoi  df  £]if  Itfpov  jfu[p/oi'. 

Nach  den  Bruchstücken  von  Sitzungsprotokollen,  bei  denen  von  be- 
sonderem Interesse  ist,  daß  auch  ein  {nlzgonog,  ein  rümischer  Beamter,  darin 
das  Wort  ergreift  — etwa  der  Aurelius  Plution?  — , kommen  wieder  Frag- 
mente von  Inspektionsbcrichten. 

In  28,  12/13  liest  Wessely:  n [3  I]  de  im  [und]  p/i'oi  öpj'dvm.  Das  ist: 
jt[pöj]  d£  rw  [|3o]p/i'0j  öpydvM. 

Nr.  30  läßt  sich  mit  Hilfe  von  7 II  noch  besser  herstellcn.  Wessely 
hat  nicht  bemerkt  (vgl.  auch  die  Indiens),  daß  wir  hier  die  Subskription  der 
beiden  Inspekteure  vor  uns  haben,  deren  Bericht  in  7 II  und  III  publiziert 
ist.  Es  ist  an  den  Originalen  zu  untersuchen,  ob  30  vielleicht  unterhalb 
von  7 III  gehört.  Ich  ergänze  Z.  7 nach  7 II  5:  .'feJpiJ<l(io;)  lfu,uwv[ioj 
5 Kctl  rioXväevKtjg  xo]ö((U7jT£vaa5)  |?oul(£UTlis) 'E[pfiov  :z6Xttog  und  in 
Z.  9:  ylv()tjX(iog)  |^(d$xopo$  ^logKÖpov  ^EqiiuIov  xrl.  iiziSiSaxa  xz).. 

In  x]aT07to  (31,  6)  steckt  offenbar  wieder  der  Begriff  xazajz^tjffig. 
Vgl.  7 n 7. 

In  45,  6 wird  ött)[f]pus  r.u  lesen  sein. 

Das  sehr  intere.ssante  Schreiben  des  Rates  an  den  Strategen  (52  I)  ist 
offenbar  nur  ein  Brouillon,  wie  die  zahlreichen  Versuche,  den  Text  zu 
bessern,  w'ahrscheinlich  machen.  Der  Stratege  hatte,  im  Widerspruch  mit 
kaiserlichen  Befehlen  (wie  der  Rat  versichert),  gewisse  Abgaben  von  ihnen 
eingetrieben.  Der  Rat  hat  sich  darauf  an  den  Präfekten  gewendet  mit  der 
Bitte,  daß  das  unrechtmäßig  Eingeforderte  — nicht  etwa  zurückgezahlt, 
sondern  — ihm  für  andere  Posten  gutgeschrieben  würde.  In  Z.  3 Schluß  ist 
notwendig  [-^«/psir]  zu  ergänzen,  in  8 wahrscheinlich  yojpoloy/as.  In 

13  wird  «wßirlf i]!-  abhängig  sein  von  dem  vorhergehenden  imxiigrjal. . . In 

14  kann  der  überlieferte  Text  nicht  richtig  sein:  etl'ri<piaäfte9a  agig  zb 
(i/j£i>o[fJ  aizov  (des  Präfekten,  vgl.  Z.  10)  [«]|ioüi'tfs  Ttagaöcyßijvat  xrl. 
Da  zzgbg  zb  g/y£ffof  weder  mit  t<f>tj<piaä(t[9c<  noch  mit  «|<oCi>r£c  verbunden 
werden  kann,  so  muß  das  betreffende  Verbum  ausgefallen  sein.  Also  etwa: 
iit’tj(f!taäui9ü  <(x«za(pvyeiy^  rrgbg  zb  /it'yt9og.  Interessant  ist  zu  sehen, 
wie  das  im  ersten  Entwurf  mißglückte  ei'äözt  (25  und  30)  nachher  ver- 


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Ulrich  Wilcken:  PapyruB-Uikiinden 


543 


bessert  wird  zn  Tv’  ttöyg.  Ähnlich  wird  AvtvKQoxögcov  (26)  nachher 

verbessert  zu  Avrongürogi  y.al  xü^irt  (32)  nach  Wesselys  Deutung.  Aber 
das  letztere  kann  kaum  richtig  sein.  Ich  vermute,  daB  AvToxparoftxiji 
resp.  Avzoxpuiogixai<(^g  / jrc<pi^(J>t  zu  lesen  ist. 

ln  53  (S.  21)  ist  von  hohem  Interesse,  von  einem  Ratsbeschluß  zu 
hören,  der  i^ii  zov  xportlöion  dotixtp’apiov,  also,  wenn  nicht  gar  unter  dem 
Vorsitz,  so  doch  mindestens  in  Gegenwart  jenes  römischen  Prokurators  Plu- 
tion  gefaßt  ist.  Für  die  Frage,  in  welcher  Weise  die  kaiserliche  Regierung 
in  die  Scheinautonomie  dieser  Städte  eingegriffen  hat,  sind  diese  Texte  sehr 
lehrreich.  Zum  Pintion  vgl.  S.  545.  — In  14  kann  nach  dem  zur  Ver- 
fügung stehenden  Raume  wohl  kaum  anders  als  i'iftigag  [rpfijp  ergänzt  werden. 

Nr.  54  ff.  bieten  wertvolles  neues  Material  für  die  Agonisük  jener  Zeit. 
Die  Sieger  bezogen  6il/(övia  (monatlich  180  oder  200  Dr.)  aus  der  städtischen 
Kasse  der  Heimat.  Der  Hermopolit  Aurelius  Leucadius  hat  u.  a.  auch  in 
Sidon  einen  Kampfpreis  gewonnen,  das  hier  als  xuliuvia  bezeichnet  wird. 
Sidon  war  Kolonie  seit  Elagabal.  Vgl.  Eckhel  ill  371.  387.  Mionnet  V 
384  ff. 

Die  nächste  Gruppe,  57  ff.,  ist  wiederum  interessant  für  das  Gymnasial- 
wesen. Es  sind  Berichte  des  iXaioivzt/g,  der  gemäß  den  Befehlen  des  Epi- 
strategen dem  Rat  allmonatlich  darüber  zu  berichten  hat,  an  welchen  Tagen 
ävaltiigia  gewesen  ist,  d.  h.  das  Öl  gefehlt  hat.  Von  besonderem  Interesse 
sind  dabei  die  Angaben  über  die  wechselnden  Gymnasiarchen.  Die  Frag- 
mente hätten  in  strenger  (chronologischer  Folge  geordnet  werden  sollen. 
So  gehört  60,  Schluß  des  Berichts  über  den  Pachon,  hinter  62  I,  und  6 5, 
über  den  Phamenoth,  hinter  59. 

Nr.  66  ist  das  Liquidationsgesnch  eines  algt&ivzog  vjzö  zijg  xgaziaz>ig 
ßovX^g  tig  iTttjAXciav  ngoxavOzag  'Adgutv&v  ■0'fpgtöv  ßaX«i>t{cov.  Solche 
iTXififXzjzal,  denen  die  cura  eines  Verwaltungszweiges  übertragen  ist, 
kannten  wir  auch  früher  schon.  Wie  ich  seit  einiger  Zeit  annehme,  ist 
auch  der  Beamte,  der  die  Rechnungen  des  Jupiter  Capitolinus-Tempels  in 
Arsinoö  verfaßt  hat  (BGU  362),  ausschließlich  ein  solcher  imittXrjzrjg, 
und  hat  gar  keine  Priesterqualität.  Vgl.  namentlich  p.  Ill  und  V.  In 
II  17  und  fr.  III  5 ist  mit  Preisigke  np);t(tpoi£Üo«(:)  herzustellen:  welche 
ägjugiaavvii  sie  früher  bekleidet  haben,  wissen  wir  nicht.  Jedenfalls 
schrieben  sie  diese  Rechnungen  nur  als  aigc&ivzeg  {mb  zijg  xgazlaztjg  ßovXtjg 
tig  tniftiXiiuv  tdiv  jrpoöi/xrivrtoi'  zä  — 9tm  All  KamztoXUa,  stehen  also  dem 
Obigen  durchaus  parallel.  Hiernach  sind  die  Ausführungen  von  Walter  Otto 
zu  korrigieren,  der  noch  auf  dem  alten  Standpunkt  steht  (Priest  u.  Tempel 
I S.  51  etc.).  Da  nun  ein  griechischer  Ratsherr  die  Rechnungen  geschrieben 
hat,  so  kann  auch  seine  Bezeichnung  des  ZoUxog  als  nerrpeeop  nicht  mehr 
als  Argument  gegen  den  römischen  Grundcharakter  des  Jupitekempels  gelten. 
Nr.  66  ist,  wie  oben  bemerkt,  schon  in  den  Denk.  Wien.  Akad.  XLII  S.  9 An.  2 
publiziert.  Dort  hat  Wessely  in  Z.  1 hinter  ägxolo?  ein  xal  ergänzt  was 
gewiß  richtig  war.  Ein  Widerspruch  zwischen  beiden  Publikationen  findet 
sich  in  Z.  16.  In  der  früheren  steht  in  der  jetzigen  [^id].  Wie  ist 

das  zn  erklärend  Hat  der  Papyrus  inzwischen  gelitten? 

Auf  S.  32,  letzte  Zeile,  löst  Wessely  iizt  vor  einer  Teilzahlung  auf  in 
ini  X(6}’ov).  Es  ist  vielmehr  <’:t(  Xb}’ov  oder  tni  Xoyco  vorznziehen. 


J' 


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544 


II.  Referate  und  Besprechungen 


ln  69,  3 muß  fftt;(vfai')  i rov]  ergänzt  werden.  Vgl.  unten  S.  546. 

Nr.  70  handelt  von  einem  agonistischen  Siege  in  Gaza.  Wessely  liest: 
(aoli[ju]  [jtlouJ  rofßriöüi’.  So  viel  ich  sehe,  ist  das  Adjektivum  Fa^aiTijg 
sonst  nicht  bezeugt,  sondern  Fa^aiog,  /«fiTtjj.  /ofcrTFjg.  Nach  Analogie  von 
54,  14/5  schreibe  ich  vielmehr:  [ou  t’v]  I'ä^at  zäiv  c£t[ö 

xil.  Wir  brauchen  das  x&v  notwendig  als  Artikel  zu  ij, 

was  in  9,  Schluß,  zu  ergänzen  ist.  Vgl.  unten  S.  546. 

Nr.  71,  die  Wessely  nur  als  „Eingabe  des  A.  Hermaios“  bezeichnet, 
kann  noch  weiter  gefördert  werden.  Die  Tatsache,  daß  der  Adre.ssat  sein 
Signalement  angibt,  stellt  dies  Stück  in  Parallele  zu  den  Paebtangeboten 
(119).  Oflenbar  ist  auch  dies  eines,  und  ergänzt  man  erst  in  7/8  [Boü- 
^ol^ol  fiia9ü>(Sa]a&ai,  so  ergibt  sich  wie  von  selbst,  daß  das  folgende  srrt 
Tt)  7tiy[  verlesen  sein  muß  für  fn’  fri;  jtty[rf.  Nun  wird  auch  die  von 
zweiter  Hand  geschriebene  Zeile  am  oberen  Rande  klar:  r^]i>  aglav  tmd. 
Ich  löse  das  iTttä(ovvai)  auf  und  fa.sse  es  als  Befehl  an  einen  Beamten 
(der  Name  oder  Titel  mag  vor  rrj]»'  im  Dativ  zu  ergänzen  seinl,  auf  Grund 
der  amtlichen  Bücher  den  Wert  des  betreffenden  Grundstückes  anzugeben. 
Wenn  ich  mich  recht  erinnere,  ist  es  das  erste  Beispiel  aus  der  Kaiserzeit, 
das  uns  zeigt,  wie  die  privaten  Angebote  amtlich  nachgeprüft  wurden. 
Der  Rat  verfährt  hier  ähnlich  wie  die  Beamten  der  Ptolemäerzeit,  die  die 
Domanialpachtangebotc  an  den  xcapoypapparfi;;  Weitergaben,  mit  der  Rand- 
bemerkung „fTrKJxsi/jorpt'i'Ous  dplt'Cyxerp,  Ttoperlf i<r«ä  Xßi  rljp  ä|io  v“.  Vgl. 
Theb.  Bankakt.  I Col.  2,  9f,  IV  Col.  2,  12f. 

Nr.  72  ist  datiert  vom  14.  Jahre  des  Gallienus  (Z.  9 und  14).  Trotz- 
dem schreibt  Wessely  in  Z.  8:  [roü  dt£>l(tjit)0'rito{)  i]f  (ttonj).  Keine  Note 
klärt  uns  darüber  auf,  wie  wir  diesen  Widerspruch  aufzufassen  haben.  Aus 
der  Ergänzung  dttl(ij/lni>öros)  scheint  her\'orzugehen,  daß  Wessely  u für 
verschrieben  hält  für  ly.  Aber  ist  die  Summe,  über  16000  Drachmen,  nicht 
viel  zu  groß  für  die  dipojiuo  für  besten  Falles  1V2  Jahre?  Sollte  t]«  nicht 
verlesen  sein  für  t]n,  oder  ein  anderes  früheres  Jahr?  Jedenfalls  bedarf 
die  Stelle  einer  Nachprüfung. 

Falls  in  72  II  8 d]j;x«  richtig  gelesen  ist,  muß  am  Anfang  der  Zeile 
[pi'av  ergänzt  werden. 

In  71J  I 7,  Schluß,  ist  notwendig  dyupap  rröv]  zu  ergänzen.  Ebenso 
in  73  III  12:  löi'  dirrb].  Vgl.  unten  S.  546. 

In  74,  6 ergänzt  VV'essely:  öti'iopiü>\p  uov  aip  £t']i'x»jOß  xoi  f[ö]«[(pa- 
[Ol|u(i:tixo0  «[j'tövoff  Boarp[.  Da  ist  on  statt  ap  zu  schireiben. 
Hiernach  werden  Spiele  im  arabischen  Bostra  bezeugt  (Böot(i[o($  oder  Bd(;rp[ai). 

Nr.  IH  wird  vom  Herausgeber  als  Liquidationseingabe  bezeichnet.  Ich 
glaube,  daß  die  beiden  aufeinander  folgenden  Dative  im  Eingang  zu  einer 
anderen  Auffassung  führen  müssen.  Vergleicht  man  damit  die  Zahlungs- 
anweisung Nr.  94,  an  deren  Spitze  derselbe  städtische  Schatzmeister  A.  Alexander 
steht,  dem  dann  ein  Name  gleichfalls  im  Dativ  folgt,  so  sieht  man,  daß 
auch  Nr.  78  nur  eine  Zahlungsanweisung  sein  kann.  Dann  muß  der 
Dativ  AvgtjUa  rikv\vrlcopi  (2)  von  einem  später  zu  ergänzenden  igodtaaop 
abhängig  sein.  Freilich  muß  dann  «[iroOpjat  in  5 verlesen  sein;  es  kann 
nach  94,  3 nur  niTijffßpt'ew  dastehen.  Der  Herausgeber  hat  ferner  nicht 
bemerkt,  daß  die  vorhergehende  Nr.  77  offenbar  den  Schluß  von  78  bildet: 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus-Urkunden 


545 


77  ist  nämlich  das  Liquidationsgesueh,  das  durch  die  Zahlungsanweisung 
erledigt  wird.  Wenn  hier  ebenso  wie  in  94  die  Zahlungsanweisung,  also 
der  spätere  Akt,  dem  Gesuch  vorausgeht,  so  erklärt  sich  das  daraus,  daß, 
wie  Wessely  auf  S.  20  zu  5 5 und  56  überzeugend  ausgeführt  hat,  die  Ge- 
suche von  vornherein  so  tief  angesetzt  wurden,  unter  Freilassung  eines 
breiten  oberen  Bandes  von  ca.  10 — 11  cra,  daß  die  erbetene  Anweisung 
darüber  gesetzt  werden  konnte.  Ähnlich  wird  man  in  ptolemäischer  Zeit 
bei  den  „Doppelurkunden“  oben  Platz  für  die  später  zu  schreibende  obere 
Urkunde  aiisgespart  haben.  Vgl.  oben  S.  523 f.  Setzt  man  also  Nr.  77  unter 
78,  so  ergeben  sich  von  selbst  noch  manche  sichere  Ergänzungen.  Da  die 
4 Monate  (78,  8)  vom  14.  zum  15.  Jahr  überspringen  (12/11:  rückwärts 
gezählt  nach  Wessely,  warum?),  so  kann  in  78,  7 nur  nicht 

ergänzt  werden.  So  ergibt  sich  eine  Urkunde,  deren  Anfang  etwa  lauten 
würde: 

[-7vpF)l/w  rü  Xßl  ’Avviovivca  |Sool(tVTi))  [rotfifo  Tcolirtxoü  Idyou.] 

[AvgtiU(p  J71o]t>ri'{ovt  xperr/örw  Jo[ux;,vapfp)  xoi  arcö  .\Touoe/ov(?)  . . . . 

. . . To]ü  nai^ög  ’Eiufia^ov  loO  x[ni  , . . 

x«i]  d)f  XQijifxttrC^ei)  o[ir»jo]«p[fvra  iitiaxalijvai  Ix  toö  ;tolt - 
TixoO  loyov  ü?tfp] 

6 [üs'uvlcai'  MV  Ivjixijöfv  xßt  l<j[rEpj«v](u[Ö'jj  ... 

äycivjwv  iräv  änb  77ct[üvi  pjjvös  loü  dffljjludöroj  iS  ^ (tag  1 ömd] 
[fztjvöj  10  0 Ivt JorcöToj  6 [raj  roö  fi»)(vös)  (^P“X8“*')  dmxo- 

almv  (vgl.  77,  10). 

An  welche  Stelle  igoSCaoov  zu  setzen,  ist  nicht  klar,  da  nun  offenbar 
noch  Verrechnungen  mit  früheren  Posten  etc.  folgen.  Zum  Schluß  scheint 
dann  noch  ein  Posten  von  23  Dr.  3 Ob.  von  der  Gesamtsumme  3168  Dr. 
abgezogen  zu  sein,  das  ergäbe  3144  Dr.  3 Ob.,  was  sich  ohne  Zwang  hor- 
steilen läßt  (9  ff.):  5TTo[Ao}'Ouftt  vrov  (?) (dQttXli&v)  xy  (o|JoltBv  ipiSv) 

T«[s  (nämlich  abhängig  von  <;odtWov)  (dpor;j(iäf)  rpip;{tl7aj]  (11) 

[fxaröv  rtaaafa]xovta  Tl[<J0opß5  (ißoXovg  rpffj),  wv  röv  Xöyov 
xaraxtogiii  ftg  rb  noXirixbv  ioytffrtjptov,  X6y]ov  ^vXaaaofi[ivov  xrl. 
Entsprechend  ist  77  zu  ergänzen.  Doch  diese  Vorschläge  bedürfen  einer 
Nachprüfung  am  Original.  Hier  möchte  ich  nur  noch  auf  die  schwierige 
Frage  hinweisen,  in  welchem  Zusammenhänge  hier  von  dem  „Vater  Epi- 

maehos“  die  Rede  ist.  Daß  er  der  Vater  des  Plution  sein  muß,  scheint  mir 

klar.  Aber  welche  Bolle  spielt  er  hier?  Entweder  ergänzen  wir  in  4 Stä 
to]0  nargbg  und  entsprechend  in  der  Subskription  von  77  d»’  Igoö]  roO 
siarpös  xrl.  Dann  ist  der  römische  ducenarius  der  Empfänger  der  diptöv««, 
und  wir  müssen  annebmen,  daß  er  in  Agonen  gesiegt  hat.  Oder  aber  wir 
ergänzen  an  beiden  Stellen  tiaip  to]ö  norrpAg:  dann  wäre  der  Vater  der 
Agonist.  Beides  erscheint  merkwürdig,  aber  das  letztere  ist  doch  noch  be- 
denklicher, weil  zu  den  sachlichen  Bedenken  das  formelle  hinzukommt, 
daß  das  teifp,  namentlich  in  der  Subskription,  mehr  als  unwahrscheinlich 
ist.  Mir  scheint  ita  vorzuziehen.  Dann  stehen  wir  vor  dem  auffallenden 
Faktum,  daß  ein  römischer  Prokurator  aus  der  städtischen  Kasse  von  Her- 
mupolis  monatlich  Remunerationen  für  agonistischc  Siege  bezieht.  Wie  ist 
das  zu  verstehen?  Ich  glaube,  die  Schwierigkeiten  lösen  zu  können  durch 
die  Annahme,  daß  die  Siege,  die  Plution  erfochten  hat,  weit  zm-flek  in  seine 


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546 


II.  Referate  und  BeBpiechungen 


Jugendzeit  zu  verlegen  sind,  als  er  noch  nicht  die  römische  Prokuratur  be- 
kleidete. Offenbar  ist  er  ein  geborener  HermopoUt:  dafür  spricht  sein  Karne, 
der  hier  besonders  hänfig  ist,  dafür  spricht  auch,  daB  sein  Vater  Epimachos, 
der  hier  das  Liquidationsgesach  für  ihn  einreicht,  in  Bermupolis  anwesend  ist. 
Ja,  in  13  6,  4 wird  Bermupolis  ausdrücklich  als  seine  narbig  bezeichnet 
So  haben  wir  also  in  Plution  einen  Bermopoliten  vor  uns,  der  in  die  Staats- 
karriere übergegangen  ist  Das  ist  für  die  Beurteilung  seiner  Stellung  zur 
Bule  von  großem  Interesse.  Wir  begreifen  um  so  mehr  den  Stolz  und  die 
Verehrung,  mit  der  der  Rat  auf  diesen  Sohn  der  Stadt  blickte,  der  es  so 
herrlich  weit  gebracht:  das  BegrüBungsdiplom  (l25j,  in  dem  der  Kat  sich 
sogar  zu  einem  Dichterzitat  aufschwingt  (7 : tig  Spgai'  txrvov  ävd{}'og  ifi- 
ßlineiv  j’/luxi;),  bekommt  hierdurch  seine  richtige  Beleuchtung.  Auf  der 
anderen  Seite  sehen  wir  ein  gewisses  Entgegenkommen  auf  Seiten  der 
römischen  Regierung,  indem  sie  diesen  Bermopoliten  in  seiner  Beimat  be- 
schäftigte. Der  Druck  der  römischen  Kontrolle  muß  dadurch  wesentlich 
gemildert  gewesen  sein. 

Diese  meine  Deutung  hat  noch  eine  Konsequenz  für  die  Interpretation 
der  sämtlichen  Liquidationseingaben  dieser  Art.  Da  die  Spiele  hier  weit 
zurückliegen  müssen,  so  kann  das  tüv  ««ö  — icog  hinter  äydvav  nicht  als 
Apposition  etwa  zu  aytavav  gefaßt  werden,  und  pqvüv  x als  Apposition 
wieder  zu  der  Zeitdatierung,  sondern  es  ist  zu  verbinden:  twv  äTcö  ■ — • frag  . . . 
fiijv&v  I,  d.  h.  die  öipraetR  sollen  für  so  und  so  viele  Monate  gezahlt  werden. 
Das  ergibt  sich  übrigens  auch  aus  54,  15,  wo  rc&v  — gtp'cBv  Is  folgt  auf  den 
Singular  UQoi-iaokvfinlov.  Daraus  folgen  dann  aber  die  oben  bezeichneten 
Korrekturen  zu  69,  3;  70  lU  etc. 

Zu  80,  1 ist  aus  denselben  Gründen  zu  ergänzen:  (v  r’Jdfoft  röv 
in!)  xtA. 

In  81,  4 ist  äitt  (p^ovriOToi  zu  ergänzen.  Weil  der  Petent  vertreten 
ist  durch  den  anderen,  wird  in  lO/l  in  dritter  Pereon  von  ihm  gesprochen. 

ln  82,  3 ist  sicher  [loö  *(«*)  KoptlJWou  zu  ergänzen.  Weshalb  der 
Berausgeber  in  14  ergänzt,  ist  mir  nicht  klar.  Der  Name  des  Prytanen 
macht  es  doch  wahrscheinlich,  daß  auch  dies  Stück  aus  dem  14.  oder  15.  Jahr 
des  Gallienus  stammt. 

In  S3  II  3,  Schluß,  fehlt  in  der  Ergänzung  Monat  und  Tag. 

In  92,  20  kann  die  Jahreszahl  ul  mit  Sicherheit  eingesetzt  werden,  da 
in  Z.  15  di]£ltjlv^dros  ly  (irovj)  steht. 

Nr.  95  nennt  der  Berausgeber  eine  „Kollektiveingabe  in  Angelegenheit 
von  Wasserwerken“.  Ich  möchte  es  noch  genauer  als  ein  Angebot  zur 
Üb  ernahme  öffentlicher  Arbeiten  charakterisieren  und  vergleiche  formell 
damit  die  Angebote  (lOTogvrjgoTa)  zur  Übernahme  von  Steuerpacht,  Domanial- 
pacht  etc.,  sachlich  aber  die  Urkunden  über  i^yolaßla  in  P.  Petr.  111  43. 
Darum  bezweifle  ich  die  Losung  ffre]/ffraTo[t  in  9,  mit  der  — nach  dem 
Präskript  und  einem  Spatium  — die  Urkunde  beginnen  soll.  Ich  erwarte 
hier  nach  jenen  Parallelen  den  Begriff  des  vq>Cazaa&at  = bieten  und  ver- 
mute daher 'rjqjjiOTaTBj»  oder,  wenn’s  möglich  ist, 'T'[ipjjör«[g£#a.  — 
In  Z.  11  liest  Wessely  }og(o  £pgoru.;v  t)g[  8 L ]ro  Fr.  Ich  vermute:  lö 
xfög  Tiö  TiOTjaftii  'Epfta/io  i\vg[(p(>rov  xui]  vo  iv  i(ä  ’AipfoSialto.  AVir 
hätten  hier  also  einen  nach  dem  Stadtgott  genannten  Bermaiosflufi 


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Ulrich  Wilcken:  Papyru«-Drk>uiden 


547 


(besser  Kanal),  an  dem  ein  Nviicpaiov  liegt.  In  dieser  Vermutung  be- 
stärkt mich  die  nBchste  Urkunde,  die  dieselben  Personen  betrifft,  in  der 
ich  Z.  17  w<pai(t)u  emendieren  möchte  zu  Nv^ii}<paiov.  Vgl.  das  iVvft- 
<patov  in  127  Vers.  II  14.  In  ytcppodnrlm  aber  darf  man  nicht,  wie  Wessely, 
eine  Person  sehen,  sondern  einen  Apbroditetempel.  Vgl.  127  V.  III  1.  In 
Z.  13  wird  nach  9 6,  9 zu  ergänzen  sein  ftrjvbg  äpyti(efoii)]. 

Zu  itvxrtjffiäv  vgl.  oben  S.  532. 

Nr.  96  ist  nicht  eine  „ähnliche  Kollektiveingabe“  (Wess.),  sondern  viel- 
mehr ein  Liquidationsgesuch  jener  Antragsteller,  deren  Angebot  inzwischen 
akzeptiert  worden  ist,  und  die  nun  vom  Thoth  bis  Hathyr  gearbeitet  haben. 
Hinter  iVe(f«)9P«ibv  in  17  (s.  oben)  ist  ein  Cräv}  ausgefallen.  Vgl.  oben 
zu  Nr.  78. 

In  98,  3 werden  214  Drachmen  Zinsen  berechnet  für  7 Monate  und 
4 Tage.  Da  dies  214  Tage  sind,  so  sind  hier  pro  Tag  1 Drachme  Zinsen 
gerechnet. 

In  101,  5 schreibt  der  Herausgeber:  ivyi/ü(pco[g  «];r£<(roi/ifVos.  Mir 
scheint,  daß  ärtoerlUfiv  und  fVj’pdqjtof  nicht  zueinander  passen.  Ich  ergänze 
(und  zwar  fängt  damit  der  Bericht  an):  ’£vypd9>(a[;  ijntcralpf voj.  Er 
ist  also  schriftlich  bestellt  worden. 

Nr.  102  handelt  von  der  Verpachtung  von  Marktstellen.  Der 
Markt,  der  Schmuck  der  Stadt,  so  schreibt  die  Bule  dem  Agoranomen,  bringt 
auch  finanziellen  Nutzen,  jrpofijödoes  ij;ou]ao  öirö  x&v  gt<jttot'ft[fv(av]  t(oü]s 
iv  [o]ÜT§  TOTTovg.  Hier  ist  ijroedo  offenbar  nicht  am  Platze.  Man  erwartet 
eher  didoü]oa  o.  ä. 

Nr.  113  hätte  vom  Verfasser  unter  die  Eingaben  der  Pankratiasten 
gestellt  werden  sollen. 

In  dem  Pachtangebot  119  R II  25  heißt  es  zum  Schluß,  im  Falle  eines 
solle  es  frei  stehen,  ixigotg  |UETafgi0&oO]v  i)  x«l  [51.  | I(ig/ini'[£o]d(ir(. 
Vergleicht  man  damit  Col.  VII  26,  wo  Ij  x«l  ovT0vpy[f)v  steht,  so  wird  man 
hier  [äei(]il(ip/!icfi'Ea9a(  ergänzen,  in  dem  Sinne  von:  selbst  Hand  anlegen. 

In  119  R III  16  liegt  es  nahe,  nach  Col.  IV  12  zu  emendieren: 
oxoüv  <^voxivr/v  resp.  ßoQlvxjv  tijf^  'Avxivoixir.r,g  xtlaxUtg.  Ohne  Artikel 
ist  es  unannehmbar. 

In  119  R IV  14  ff.  ist  von  Ütmuxtbi'ois  rop«j;o»s  früherer  Zeit  (repdflöfe) 
die  Rede,  die  zu  einer  teilweisen  Zerstörung  geführt  haben. 

Unter  119  R \TI  hat  Wessely  zwei  Fragmente  zusammengestellt,  die  er 
früher  schon  einzeln  als  CPR  I 39  und  241  herausgegeben  hatte.  Es  ist 
erfreulich,  wenn  der  Herausgeber  auch  nicht  darauf  hinweist,  daß  die 
Konjekturen,  die  Grenfell-Hünt  und  ich  zu  diesem  Text  früher  gemacht 
haben,  durch  die  Revision  am  Original  sich  bestätigt  haben.  Wessely  hatte 
in  CPR  1 39  11/12  ctvttymfiuxixav  ytvtov  gelesen.  Jetzt  liest  er  ävamtvfia- 
Ttxßv,  genau  so,  wie  ich  in  dieser  Zeitschrift  I 158  An.  7 vermutet  habe, 
ln  Z.  18  hatte  er  früher  fua  öoy  ^ag  gelesen.  Jetzt  liest  er  gfa[<]  äoxixä 
ävxl  fiiag,  genau  so,  wie  Grenfell-Hunt  in  P.  Aroh.  87  8.  109  vermutet 
haben.  In  19  hatte  Wessely  gelesen:  xrototo  (sic)  fUxgrjOiv  (sic)  xai.  Jetzt 
liest  er  tzoioco  (1.  iTCoitsai)  fiix(/xjaiv  xai-üjapux,  wie  ich  in  dieser  Zeitschrift 
II  131  vermutet  habe,  während  die  folgenden  Worte  von  ihm  jetzt  anders 
gelesen  werden  {eig  rö,  nicht  änb  . . .,  me  ich  vermutete).  Solche  Nach- 
weisungen sollten  in  einem  „Corpus“  doch  nicht  fehlen.  Wichtig  ist  die 


y 


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548  n,  Referate  und  Besprechungen 

neue  Lesung  xoi  ai'toup;’i>  statt  [jj  fuol}io0is  xvpia  i;v;t]Ep.  Auch  das 
Datum  ist  neu. 

Die  Akten,  die  unter  119  Verso  ediert  sind,  sind  von  hohem 
Interesse.  Es  sind  darunter  ein  Reskript  des  Kaisers  Gallienus  sowie 
Briefe  des  Statthalters  Juvenis  Genialis.  Das  ist  offenbar  derselbe, 
den  Wessely  in  der  Lesung  Juvencu.s  (für  dasselbe  Jahr  266/7)  den  Be- 
arbeitern des  Prosopogr.  Rom.  (II  254)  mitgeteilt  hatte.  Vgl.  danach  auch 
P.  Meyer,  Hermes  33,  272.  Auch  dies  hatte  in  der  Edition  gesagt  werden 
sollen,  daß  der  Juvencus  zu  streichen  ist.  Hübsch  ist,  wie  in  dem  Schreiben 
119  Verso  3 der  glückliche  Ausgang  einer  Sache  nicht  nur  auf  die 
des  Kaisers  und  des  Statthalters,  sondern  auch  auf  die  ru/rj  der  Stadt 
zurückgeführt  wird.  — In  Col.  4,  10  wird  wohl  yvjtjötov  Tiolttijv  zu 
lesen  sein. 

Ein  Kabinettstück  ist  die  Begrüßungsadre.sse  an  A.  Plution,  auf  die  wir 
wir  oben  schon  hinwiesen  (125).  Plution  hat  sich  in  Rom  beim  Kaiser 
für  seine  Heimat  Hermupolis  verwendet.  Der  heimische  rpicfwyitfroj 
'EpfiTig  hat  ihm  ruhiges  Meer  und  glückliche  Heimfahrt  bereitet.  Ob 
man  im  Präskript  cpyovTEs  x«i  ij  ßovi.ij  sagen  wird,  ist  mir  zweifelhaft. 
Ich  denke,  entweder  bähen  beide  oder  keiner  den  Artikel.  Also  wird  in 
Z.  1,  Schluß,  ofj  zu  ergänzen  sein.  Am  Schluß  zu  Z.  2 fehlt  yafptjv]. 
In  4 muß  TTj]  Tiij;»;  ergänzt  werden. 

Die  Stücke  auf  der  Rückseite  (S.  7 6 ff.)  enthalten  viele  interessante 
Angaben  über  Lokalitäten  und  Bauten  in  Hermupolis.  Unter  anderem  er- 
fahren wir,  daß  Hermupolis  ebenso  wie  Alexandrien  ein  Sonnen-  und  ein 
Mondtor  gehabt  hat  (jtvltj  'Hhaxi]  und  Afli/rioxi)).  An  Tempeln  werden 
u.  a.  genannt  ein  reTpäarvlov  ein  ’Ayxtvotiov,  ein  'Adpiavtiovy  ein 

£ag<t7iiiov,  ein  I^'vfi^aiov  (vgl.  ob.  zu  Nr.  95  6),  ein  Tvxctiov,  ein  'Axppo- 
öiaetov  (col.  III  1,  vgl.  üben  S.  547f.).  Diese  Urkunde  trägt  viel  dazu  bei, 
uns  ein  lebensvolles  Bild  von  dieser  Stadt  zu  machen. 

A'I.  P.  Cattaoui  II  (vgl.  oben  S.  503). 

Leon  Barry  legt  aus  dom  Besitz  des  den  Lesern  des  Archivs  schon  be- 
kannten Herrn  A.  Cattaoui  in  Cairo  einen  gut  erhaltenen,  umfangreichen 
Text  in  sorgfältiger  Publikation  vor,  der  namentlich  wegen,  seiner  Be- 
ziehungen zu  P.  Gen.  16  von  hohem  Interesse  ist.  Der  letztere  ent- 

hält eine  Klagschrift  von  25  Ijouten  aus  Soknopaiu  Nesos  (a.  207)  an 
den  Conturio,  der  neue  Text  eine  solche  derselben  Leute  an  den  Strategos. 
Der  Herausgeber  hat  richtig  erkannt,  daß  beide  Klagschrifteu  auf  Grund 
desselben  Tatbestandes  eingereicht  sind,  aber  über  das  Verhältnis  der  beiden 
zueinander  würde  er  richtiger  geurteilt  haben  (vgl.  S.  lOTl),  wenn  ihm  be- 
kannt gewesen  wäre,  daß  wir  schon  mehrere  Beispiele  dafür  haben,  daß 
gleichzeitig  über  dieselbe  Sache  Eingaben  an  den  Strategen  und  an  den 
Centurio  abgeschickt  wurden.  Vgl.  BGD  321  und  322.  Wie  die  beiden 
Arten  von  Eingaben  sich  unterscheiden,  hat  Mitteis  im  Hermes  30  gezeigt. 

P.  Gen.  16  und  P.  Gatt.  II  stimmen  nun  nicht  so  genau  überein,  wie 
BGU  321  und  322,  bei  denen  nur  das  Petitum  verschieden  ist.  Der  histo- 
rische Gewinn  ist  bei  jenen  desto  großer,  da  über  dieselben  Dinge  zweimal 
in  verschiedener  Weise  berichtet  wird.  Leider  ist  in  P.  Catt.  gerade  die 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus-tJrkundea 


549 


Frage  der  Bodenklassen  in  Soknopaiu  Nesos,  die  in  P.  Gen.  16,  11 — 17  in 
z,  T.  recht  schwer  verstiindlicher  Weise  behandelt  sind,  nicht  zu  genauerer 
Darstellung  gekommen,  was  ein  großer  Gewinn  hätte  sein  können,  sondern 
in  P.  Catt.  ist  nur  ausführlich  dargelegt,  was  in  P.  Gen.  Z.  17  ff.  kurz 

angedeutet  ist:  die  Rückkehr  der  Petenten  in  die  Heimat  auf  Grund  des 

Ediktes  des  Subatianus  Acguila  (wofür  in  P.  Gatt,  ein  kaiserlicher  Befehl  ge- 
setzt wird)  und  ihre  Belästigung  durch  ’Opflfv,'  und  seine  vier  Brüder. 

Die  Interpretation  des  neuen  Textes  kann  in  einzelnen  Punkten  noch 
weiter  gefördert  werden.  Zum  Gen.  16  vgl.  die  Nachträge  oben  S.  385. 

Die  Namen  der  Petenten  sind,  abgesehen  von  einem,  in  beiden  Ein- 
gaben dieselben.  Ehe  wir  ans  den  Abweichungen  in  den  Transkriptionen 
dieser  ägyptischen  Namen  Schlüsse  ziehen,  wird  es  gut  sein,  beide  Texte 
noch  einmal  zu  revidieren.  In  Gen.  16,  5 wird  meine  Lesung  /7]artjros 
statt  L^nfrof  jetzt  bestätigt.  Eine  stärkere  Abweichung  scheint  in  folgendem 
vorzuliegen:  P.  Gen.  16,  7 f.:  Ilovatjiü  /7ai|^i]oj  *ßi  UaKvaitag 

gegenüber  Catt.  .5:  Uovaetriig  xai  riaxvaeia;  JMcnaizog  wl  TJaxv- 

aita;  'Anv^jtia;.  Nun  ist,  was  dem  Herausgeber  entgangen  ist,  in  P.  Catt. 
ein  Name  zuviel  genannt,  denn  26  werden  aufgezählt,  und  doch  lautet  die 
Summe  in  6 z&v  xf.  (so  ist  nach  der  Abzeichnung  sicher  zu  lesen  statt  ics). 
Dieser  Widerspruch  hebt  sieh  durch  Annahme  einer  Dittographie,  und  zumal 
in  der  Subskription  des  Catt.  in  Z.  22  den  obigen  drei  Namen  nur  zwei, 
Tloiaig  und  /Jaxö[(Jts]  entsprechen,  so  ist  es  mir  kein  Zweifel,  daß  wir  Catt.  5 
zu  emendicren  haben:  Ilovaeizog  Mozüizog  xal  Ilaxvatzog  <(^Mazäizog  xai 
IlaKvOtmgy  Das  ergibt  aber  wieder  für  P.  Gen.  7 die  Korrektur: 

IJovat  Mazäi'zog  statt  noveiuä  /Ißilrjog.  Übrigens  ist  der  Name  Mazäig 
nicht  inconnii,  vielmehr  habe  ich  ihn  auch  P.  Lond.  II  S.  94  hergestellt 
und  dem  koptischen  iiatoY  (Soldat)  gleichgesetzt.  Nun  stimmen  die  Namen 
in  beiden  Urkunden  überein  bis  auf  2azaßovg  in  Gen.  16,  8,  dem  ein  'Anvyxig 
in  Catt.  6 entspricht. 

Sachlich  ist  von  Wichtigkeit,  daß  die  Eingaben  nach  Catt.  6 nicht  nur 
von  diesen  25  Personen,  sondern  von  der  Gesamtheit  der  drjuoaiot  ytioQyol 
des  Dorfes  eingereicht  sind.  Ich  komme  unten  darauf  zurück. 

Wenn  Severus  und  Caracalla  in  Catt.  7 als  äi'<rtf/l«vies  [^]v  <(!§)>  (so 
wird  man  doch  wohl  ergänzen  müssen)  to[u]r(äv  AiyvTzru)  genannt  werden, 
so  liegt  darin  eine  Vorstellung,  die  auch  schon  im  Edikt  des  Ti.  Julius 
Alexander  begegnet:  roö  iizilüfiiftavzog  ijfieiv  — faljS«.  Vgl.  dazu  Ditten- 
berger,  Oriens  Gr.  II  669,  7. 

In  Catt.  9 ist  uiyiai.lzt(ßiy  yfj  zu  emendieren.  Das  folgende  ixaazov 
würde  ich  lieber  = ixäazwv  setzen,  in  Apposition  zu  ijiuhv  in  8. 

Es  ist  mir  nicht  zweifelhaft,  daß  nach  Catt.  9 ’Opacvg  zig  auch  in 
Gen.  16,  21  ’Opacvg  ztg  st.  zu  losen  ist.  Der  Stil  dieser 

Urkunden  verlangt  geradezu  ein  solches  r»;.  Damit  fallen  die  Ausführungen 
des  Herausgebers  auf  S.  10/11,  die  auch  schon  durch  den  Hinweis  auf 
BGU  321  and  322  entkräftet  sind. 

Von  sachUchem  Interesse  ist  die  ausführliche  Charakterisierung  der 
t beltater  in  Catt.  11  ff.  Erstens  wird  ihnen  vorgeworfen,  daß  sie  nicht 
avi’lloipoQoi  sind  züv  xuzci  ixijva  ytivofiivtav  iv  z^  xoifirj  imutQtOnS»’  zc  xctl 
i:zißolmv  ffirixräv  zE  xai  c'QyvQix&v  tfl[eau]«T(av.  Sie  entziehen  sich  also 
den  monatlichen  Zuschlägen  zu  den  Natural-  und  Geldabgaben  des  Dorfes. 


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II.  Referate  und  Beapiechniigen 


:')50 

Das  müssen  Zuschläge  sein,  die  rechtmäßig  von  allen  Dorfbewohnern  m 
leisten  wären.  Zu  avvilaipopog  vgl.  P.  Fior.  18,  25,  auch  P.  Grenf.  I 13,  3. 

Der  zweite  Vorwurf  lautet  nach  Barry  (12  f.):  cdXa  x«l  ovaCa  iaiiv 
imip  xar(d)  läg  dia)'(>a[9)äg]  [. . . v]  fiovoi  Tnuig  dQujjjiag  diOjtiXiag  itxpu- 
xoaittg  Kai  fiövav  Toizcov  ra  uxgaTtoda  xiltiaxa  ovxa  xag  v [pv]«?  nouixai. 
Das  soll  heißen  (S.  5):  En  outre,  Icur  fortune  est  plus  elfvie  que  ne  Vindi- 
quent  les  registres;  landis  que  nous  gagtwns  dvux  tnille  qtmirc  Cents  drachmes, 
leurs  hestiaux,  tres  nombreiix,  Icur  ajiportetit  environ  cinquantc  mines.  Ich 
fasse  es  völlig  anders:  „Da  ist  auch  ein  kaiserliches  Patrimonial- 
gebiet,  für  das  wir  allein  das  (Weide)geld  (2400  Drachmen) 
zahlen,  während  nur  das  Vieh  jener,  das  sehr  zahlreich  ist,  die 
Weide  benutzt“.  Der  Schluß  ist  völlig  klar:  man  muß  xäg  v[oji]öj 
noieixcu  herstellcn.  €ber  den  Anfang  kann  ich,  fern  vom  Original,  nur  Ver- 
mutungen bringen.  Entweder  wtip  -qg  Kal  xag  diaypa[9>äs  (=  scrip/ura??) 

xiloviiiv  od.  ähnl.]  oder  vtxiq  qg  xai  xäg  <( > dtoypc[(poufi'],  oder  auch 

xat(ä)  xäg  dtoj’e«[9fis  (=  gemäß  den  Anweisungen  der  Behörden)  xieovfui/ 
od.  ähnl.  Der  Sinn  kann  wohl  nicht  zweifelhaft  sein.  Ürseus  und  seine 
Brüder  sind  also  reiche  Leute  im  Dorfe,  und  so  wird  es  etwas  verständlicher, 
daß  sie  die  armen  Pächter  so  drücken  konnten,  daß  sie  aus  dem  Doi-fe  ge- 
ffOchtet  waren  (10  xorrä  to  Trpo'rtpo»').  Ja,  ihre  Macht  war  so  groß,  daß 
sie  sogar  die  jeweiligen  Dorfschreiber  derartig  in  Schrecken  zu  halten  wußten, 
daß  diese  garnicht  wagten,  sie  zu  Liturgien  heranzuziehen,  denn  so  ist 
oflenbar  das  Folgende  hcr/.ustellen  (13):  x«l  oväiixeäixoxt  fAjTo[i)]p[fy»j<j|ai/ 
t[x](po(SoüvTts  (so  nach  Z 10  statt  «[:tt](go(Jovia£j)  xovg  r.axä  xpövovg 
KtofioyQapfiaxiac  (st.  Kxnaxgovovg  xcapoygaiifunicog^. 

Das  ixötxq9iuxtg  in  14  paßt  zu  meiner  Lesung  iyätxtiag  in  Gen.  16 
10/1.  — In  15  muß  evveiaepogovg  statt  awnaipoQäg  stehen. 

Sehr  schwierig  ist  der  Schluß  der  Petition:  xal  L*'l] 

nävxag  xqg  ajxogäg  xil.  Was  soll  es  heißen,  daß  sic  alle  in  gleicher 
Weise  die  Saatgeschäfte  verrichten  wollen?  Verständlich  wäre  nur  „un- 
gestört“ oder  dgl.  Aber  auch  das  würde  hier  nicht  passen,  denn  was  sie 
für  sich  selbst  wünschen,  haben  sie  vorher  (Z.  14  f.)  an  die  Spitze  gestellt 
(:rpö;  rö  — di)V)/ü[ijv(ri]  giv  tg  yy  OyoXdittv  xrl.),  hier  ist  vielmehr  ’Opöi'a 
xnl  Toüs  ädelepoiig  Subjekt  (15):  xöv  di  ’Ogaia  — avvttapoQovg  tlvat  — xoi 
lixovfyliv  und  daran  schließt  sich  nun  das  Obige  an:  xal  lyiadai  [t’s]  taov 
nävxag  xqg  axxogäg.  Ich  sehe  keinen  anderen  Ausweg  als  anzunehmen, 
daß  q/iäg  Txävxag  verschrieben  ist  für  i'jfitp  xx&aiv:  Orseus  und  Brüder 
sollen  gerade  so  gut  wie  die  Petenten  die  anogä  ifjj  äixoxaXv(p{9)ii(5ijg  yqg 
betreiben.  Dies  führt  zu  schwierigen  Fragen:  sind  auch  Orseus  und  seine 
Brüder  dijadaiot  yecogyot,  daß  man  dies  Ansinnen  an  sie  stellen  kann? 
Die  Ungenauigkeit,  die  dann  in  xol  tüv  Xoimov  (6)  stecken  würde,  wäre 
erträglich.  Oder  ist  es  daraus  zu  erklären,  daß  der  in  Frage  stehende 
oiyialdj,  das  dem  Kaiser  gehörige  Uferland  des  Mörissees,  nach  Gen.  16,  11 
ävaypa(pduepog  xfiv  rjptxigav  xiätnjv  ist,  d.  h.  wohl  mit  P.  Meyer 

(Fcstschr.  f.  0.  Hirschfeld  S.  135),  vom  Dorfe  als  juristischer  Person  ge- 
pachtet ist?  Aber  dürfte  man  daraus  folgern,  daß  alle  Dorfbewohner  zur 
Bearbeitung  dieses  Landstreifens  verpflichtet  waren?  Dagegen  spricht  doch 
wohl,  daß  dieser  alyiakog  so  wie  jedes  andere  Stück  Land  auf  besondere 
Pachtangehote  hin  an  einzelne  verpachtet  wurde  (vgl.  z.  B.  BGU  640,  P.  Loud. 


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Ulrich  Wilcken;  PapyrnB-ürkiinden 


551 


II  S.  192/3).  Mir  ist  somit  immer  noch  am  wahrscheinlichsten,  daß  Orseus 
und  seine  Brüder  auch  ärjuoaioi  yteopyo»  waren.  Aber  es  bleiben  noch 
Schwierigkeiten,  auf  die  ich  zur  Zeit  nicht  weiter  eingehen  kann.  Jeden- 
falls sind  die  beiden  Urkunden  für  die  dörfischen  Verhältnisse  von  außer- 
ordentlicher Bedeutung.  Diese  Probleme  können  nur  im  größeren  Zu- 
sammenhang gefördert  werden. 

1 11.  P.  Ueidelberg  111  (vgl.  oben  S.  503). 

Mit  dem  vorliegenden  I.  Bande  beginnt  C.  H.  Becker  die  Herausgabe 
der  arabischen  Terte  der  Heidelberger  Papyri  Schott-Ueinhardt.  Mit 
rühmenswerter  und  nachahmenswerter  Schnelligkeit  — ist  ihm  doch  die 
Sammlung  vor  noch  nicht  zwei  Jahren  zum  erstenmal  vorgelegt  worden  — 
hat  er  die  vorliegende  Gruppe  von  Texten  entziffert,  übersetzt  und  in  einem 
ausführlichen  Kommentar  erklärt.  Seine  Arbeit  ist  nicht  nur  für  den 
Arabisten,  sondern  auch  für  den  Hellenisten  von  größtem  Interesse,  denn 
abgesehen  davon,  daß  hier  auch  griechische  Texte  mitgeteilt  werden,  ist  es 
für  den,  der  die  römische  imd  byzantinische  Verwaltung  Ägyptens  verfolgt, 
von  hohem  Wert,  zu  sehen,  welche  Veränderungen  diese  Verwaltung  durch 
die  arabische  Okkupation  erfahren  hat.  Nach  einer  Kiuleitung  über  die  Ent- 
wicklung der  arabischen  Papyruskunde  und  die  Bedeutung  der  Papyri 
Schott-Reinhardt  folgt  die  Publikation  der  Urkunden  des  Statthalters 
Qorra  ben  Sank,  der  als  Statthalter  Ägyptens  aus  dem  Anfang  des 
VHI.  .Tahrh.  n.  Chr.  auch  aus  der  arabischen  Literatur  wohl  bekannt  ist. 
Der  Edition  sind  ausführliche  Darlegungen  über  die  Herkunft  der  Stücke 
und  über  ihre  Bedeutung  namentlich  für  die  Steuerverwaltung  und  den  Ge- 
treiilehandel  jener  Zeit  vorausgesohickt.  In  dem  Anhang  konnte  Becker  eine 
ganze  Reihe  verwandter  Urkunden  aus  der  Straßburger  Sammlung  hin- 
zufügen. Wie  ich  einer  freundlichen  Mitteilung  des  Verfassers  entnehme,  ist 
nunmehr  eine  Edition  der  verwandten  griechischen,  arabischen  und  koptischen 
Stucke  des  British  Museum  durch  Mr.  Crum  zu  erwarten,  durch  die  manches 
der  zur  Zeit  unsicheren  Probleme  — wie  die  Präge,  ob  Asfnh  — 'Atpqoöixä 
wirklich  dem  heutigen  Atfih  (gegenüber  dem  Faijüm)  gleichzusetzen  ist, 
sowie  die  Frage  nach  der  Bedeutung  des  schwierigen  terminus  technicus 
hura  — vielleicht  ihrer  Lösung  näher  geführt  werden  dürfte. 

Ich  muß  mir  zur  Zeit  versagen,  auf  die  auch  für  ums  sehr  lehrreichen 
Ausführungen  über  die  Geld-  und  Naturalsteuern  dieser  Texte  einzugehen, 
und  beschränke  mich  darauf,  hervorzuheben,  daß  mehrere  der  hier  edierten 
Texte  arabisch  - griechische  Bilinguen  sind.  Diese  enthalten  Mit- 
teilungen jenes  Qorra  ben  Sank  an  einzelne  Ortschaften  darüber,  welche 
Abgaben  auf  sie  entfallen  sind  (£>lnj;fv  vfiiv).  Die  vortrefl'lichen  Lichtdruck- 
tafeln solcher  Stücke  sind  auch  für  die  griechische  Palaeographie  von  hohem 
Werte:  wie  zu  erwarten,  sind  die  Texte  in  jener  Cursive  geschrieben,  die 
zur  Buchschrift  erhoben  „Minuskel“  genannt  zu  werden  pflegt.  Im  einzelnen 
fällt  manches  auch  für  das  Verständnis  der  byzantinischen  und  auch  der 
römischen  Texte  ab.  Wenn  z.  B.  oi  ä:tb  xojgijj  im  Arabischen  wiedergegeben 
wird  mit  aJil  (=  Volk),  so  spricht  dies,  wie  Becker  S.  114  mit  Recht  hervor- 
hebt,  gegen  die  Auffassung  von  Hohlwein  (Musee  Beige  1906  Nr.  l),  der 
darin  die  Dorfhearaten  sehen  will.  Vgl.  oben  S.  529.  Auch  die  Belehrung 
über  das  persische  Qanqel-Maß  ist  sehr  erfreulich. 


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552 


II.  Kefeiate  und  Busprechungen 


VIII.  M61.  Nie.  67  (vgL  oben  S.  .503) 

Der  Florentiner  Text,  den  Comparetti  Wer  ediert,  ist  von  hohem  histo- 
rischen Interesse.  Es  ist  ein  unit'angreiehes  Bruchstück  aus  dem  Uber  lUterarum 
viissarum  (vgl.  Cicero  Verr.  1.  lil  7 1, 167 ) eines  römischen  Offiziers,  vermutlich 
aus  dem  Jahre  1 71  n.  Chr.  Es  ist  nicht  das  erste  Beispiel  einer  solchen  Kopien- 
sammlung, wie  der  Herausgeber  meint  (S.  71),  sondern  wir  haben  schon  in 
dem  P.  Ashmolean  eines  kennen  gelernt  (vgl.  Archiv  I 168,  auch  372). 
Die  meisten  Briefe  sind  an  Strategen  gerichtet  und  fordern  sie  auf,  gemäß 
den  Befehlen  des  Präfekten  scWeuiiigst,  da  die  Zeit  lirUngt,  Transportkamele 
(gegen  A7ergütung)  zu  stellen  für  die  Expedition,  die  zu  führen  er  im  Be- 
grifl’  steht.  Von  den  Deltagauen  werden  aufgefordert  Arabia,  der  Bubastites 
und  Heliopolites  im  Osten,  der  Saites,  Andropolites,  zwei  andere,  deren  Namen 
ausgebrochen  sind,  und  der  Leto])olites  im  Westen,  ferner  aus  der  Hepta- 
nomis  der  Memphites,  Arsinoites  und  Oxyrhynchos.  Ob  in  III  2.5  der 
Aphroditopolites  gemeint  ist,  ist  mir  zweifelhaft. 

Mit  Recht  faßt  Comparetti  das  5Vort  jropt/or  in  der  Verbindung  xerre- 
jufyovTug  toC  xcripov  rrjg  nopt/os  5]e  tvTVxüig  ayciv  gillb)  als  „militärische 
Expedition“  und  lehnt  dabei  den  (iedanken  an  eine  einfache  Truppen- 
versebiebung  ab.  Auch  mir  scheint  es  zweifellos,  daß  es  sich  um  die  Vor- 
bereitung zu  einem  unmittelbar  bevorstehenden  Kampf  handelt.  Leider  ist 
das  Ziel  der  Expedition  nicht  angegeben.  Können  wir  es  noch  erraten? 
Comparetti  vermutet,  daß  diese  Truppen,  für  die  die  Kamele  requiriert 
werden,  von  den  Pyramiden  von  Memphis  aus  (das  soll  Tvfißm  bedeuten) 
durch  die  libysche  Wüste  nach  Westen  abmarschiert  seien,  um  in  Maure- 
tanien gegen  die  aufständischen  Mauren  vorzugehen,  und  indem  er  das 
12.  Jahr  des  Papyrus  auf  Kaiser  Marcus  bezieht  und  gleich  17 2, '3  setzt 
(vielmehr  = 171/2!),  findet  er  eine  Bestätigung  seiner  Annahme  in  der 
Notiz  der  Vita  Marci  c.  21,  wonach  ungefähr  zu  jener  Zeit  ein  Aufstand 
der  Mauren  stattgefunden  habe  (S.  79).  Mir  ist  es  recht  unwahrscheinlich, 
daß,  wenn  die  Mauren  Spanien  verwüsteten  — denn  das  steht  in  der  Vita  — , 
eine  ägyptische  Truppenabteilung  auf  dem  oben  bezeichneteu  Wege  dorthin 
geschickt  sein  sollte.  Vgl.  die  Ausführungen  von  P.  Meyer,  Heerwesen 
8.  161/2.  Auch  ist  der  Ausgangspunkt,  die  Gleichsetzung  des  uns  unbekannten 
Tvfißo)  mit  den  Pyramiden  von  Memphis  doch  ganz  unsicher. 

Mir  ist  eine  andere  Vermutung  gekommen,  die  ich  zur  Diskussion 
stelle:  sollte  es  sich  nicht  um  den  Aufbruch  der  Truppen  von  Babylon- 
Memphis  gegen  die  aufständischen  Bukolen  im  westlichen  Delta  handeln? 
Ich  bin  darauf  geführt  worden  vor  allem  durch  die  Worte  ipopria  xort- 
(z.  B.  111  18).  Solche  Komposita  mit  x«rd  bezeichnen  in  den 
ägyptischen  Urkunden  in  der  Regel  die  Richtung  stromabwärts.  Dies 
würde  also  zu  einem  Marsch  in  das  aufständische  Gebiet,  in  die  BovKolua 
östlich  von  Alexandrien,  gut  passen.  Vgl.  Sethe,  Pauly-Wissowa  lU 
Sp.  1013.  Die  Chronologie  des  Aufstandes  steht  freilich  nicht  ganz  fest. 
Nach  Dio  Cass.  71,  1 wäre  die  Niederwerfung  des  Aufruhrs  durch  Avidius 
Cassius  ins  Jahr  172  zu  setzen.  Unsere  Briefe  stammen  aus  dem  Ende 
September  171  — vorausgesetzt,  daß  überhaupt  die  Beziehung  auf  Marcus 
richtig  ist,  was  weiter  zu  prüfen  ist.  Es  wäre  sehr  gut  möglich,  daß  der  Auf- 
stand damals  im  Gange  war.  Daß  ihm  zunächst  die  in  Ägypten  stationierten 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus-Urkunden 


553 


Truppen  entgegentraten,  versteht  sich  von  selbst  und  wird  von  Dio  Cass. 
ausdrücklich  bezeugt:  tTiiira  ix  mpuid^tiog  loüj  iv  Aiyvnxtfl  'RofiaCovs 
i'txrjaoeits  fuxgov  xal  zrjv  'AU^dvögiiuv  cllov,  ei  fttj  Kdaaiog  xiil.  Zu  meiner 
Vermutung  würde  auch  passen,  daß  gerade  auch  die  auf  der  Route 
liegenden  Gaue,  wie  der  Saites  und  Andropolites  zur  Requisition  heran- 
gezogen wurden,  während  die  nordöstlicheu  fehlen.  Bedenkt  man,  daß  um 
den  1.  Oktober  die  Überschwemmung  sich  dem  Höhepunkt  nähert,  so  be- 
greift man,  daß  nur  dringendste  Not  das  Vordringen  der  Truppe  zu  dieser 
Zeit  veranlaßt  haben  wird.  Andererseits  ist  es  verständlich,  daß  die  Bu- 
kolen  gerade  zu  dieser  Zeit  Schwierigkeiten  machten,  wo  schon  durch  die 
Überschwemmung  ihr  Gebiet  kaum  angreifbar  war.  Vgl.  Heliodors  Aethiop. 
I 5.  Doch  mehr  als  die  Hypothese  hiiistellen  kann  ich  im  Augenblick  nicht. 

Im  einzelnen  bemerke  ich  noch  Folgendes.  111  1:  'AvÖQuvonukehov  wird 
kaum  vom  Schreiber  beabsichtigt  gewesen  sein.  Ihm  kam  zunächst  der 
Stadtname  ’Avöq&v  in  dio  Feder,  dann  verbesserte  er  sich  und  schrieb  ono- 
lelxov,  ohne  mv  zu  tilgen,  wofür  es  manche  Parallelen  gibt.  Also:  'Av- 
öf^tovyoxtoXelxov.  Daß  der  Offizier  außer  an  den  Strategen  des  Gaues  auch 
noch  an  die  apjr]oeat  der  Metropole  schreibt,  ist  sehr  auffallend.  Aber  ob 
man  daraus  auf  Autonomie  der  .Stadt  schließen  soll,  ist  mir  doch  zweifel- 
haft: apjfoi'its  hatten  die  Metropolen,  auch  ehe  sie  von  Septimius  Severus 
das  Stadtrecht  bekamen  ebenso  wie  nachher. 

ln  111  21  ist  eine  Lücke  anzunehmen,  die  nach  11  16  so  zu  füllen 
ist:  eig  Mifupiv  <(tä  xxijt'i/  rnf>r«  ay&rjvca  Sety. 

m 2.5  [’yl]9)le](o(S£)tXr]  ou  ist  mir  palaeographisch  wie  sprachlich  un- 
wahrscheinlich. Geschrieben  scheint  zu  sein:  [.]q)[.]4[T]ou.  Die  Stelle  be- 
darf noch  der  Nachprüfung. 

In  IV  21  wird  erwähnt  ein  Aioyvrycov  roö  xgaxlaxov  [t jTnrpojroi! , der 
nach  Comparetti  sonst  nicht  bekannt  ist.  Ob  er  identisch  ist  mit  dem 
Kkav6tog  Atöyvtjxog  iTxixgoTtog  2ießaaxov  diaäeyöfievog  xfjv  ot^yiegotavvijv,  der 
im  J.  197  Briefe  an  den  Strategen  von  Panopolis  schreibt,  lasse  ich  dahin- 
gestellt. Vgl.  den  Pariser  Papyrus  im  Hermes  23,  593. 

In  IV  24  möchte  ich  lieber  ergänzen:  xJSv  vöi'  xoig  xekevoftivotg  vre 
[avroü]  (statt  «.^[aKoveros)  re£/[9'ov. 

IX.  P.  Heidelberg  I (vgl.  oben  S.  503). 

Aus  dem  ersten  Bande  der  Veröffentlichungen  aus  der  Heidelberger 
Papyrussammlung,  in  dem  Adolf  Deißmann  die  theologisch  wichtigen 
Stücke  bearbeitet  hat,  ist  an  dieser  Stelle  nur  ein  Text  hervorzuhehen,  die 
einzige  Urkunde:  ein  christlicher  Brief  aus  dem  IV.  Jahrh.  in  außerordent- 
lich vulgärer  Orthographie  (vgl.  Tafel  60).  Ich  verweise  auf  den  eingehenden 
Kommentar  Deißmanns. 

X.  Stndi  ital.  d.  fllol.  dass.  XIII  (vgl.  oben  8.  503). 

Im  Appendix  II  seiner  Arbeit  über  die  Pachtverträge  ediert  G.  Gentilli 
drei  hermopolitanische  Papyri,  die  Vitelli  1904  in  Esmunen  erworben 
hat.  Nr.  1 ist  ein  Pachtangebot  vom  J.  96  n.  Chr.  (auf  der  Rückseite 
Rechnungen),  Nr.  2 eine  Pachturkunde  aus  der  Zeit  des  Antoninus  Pius. 
Von  besonderem  Interesse  ist  Nr.  3,  ein  Gesellschaftsvertrag  (xoivojc/a).  Die 
Texte  sind  eingehend  und  sachkundig  interpretiert. 


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554 


II.  Referate  und  Beirprechnngen 


XI.  Fhilol.  LXin  S.  498  (vgl.  oben  S.  503 j. 

Wiewohl  der  hier  publizierte  Text  (ein  Kontrakt  ans  Pathyris  vom 
J.  111  V.  Chr.)  nur  13  Zeilen  umfaßt,  ist  doch  die  Ausgabe  von  großer 
Bedeutung.  Die  Textedition  hat  G.  A.  Gerhard,  der  seit  Jahren  an  den 
Heidelberger  Papyri  arbeitet  und  sich  zu  einem  vortrefflichen  Kenner  im 
besonderen  der  ptolemäischen  Papyri  entwickelt  hat,  Veranlassung  gegeben, 
aus  seinen  umfassenden  Studien  einige  wichtige  Teile  vorzulegen.  Seine 
Ausführungen  über  die  Entwicklung  der  ürkundenformen  (s.  oben  S.  522), 
über  die  Agoranomie  und  über  die  thebanische  Topographie  zeugen  von 
gründlichen  Kenntnissen  und  feiner  Kombinationsgabe.  Ich  werde  bald  bei 
anderer  Gelegenheit  genauer  auf  seine  wichtigen  Resultate  einzugehen  haben. 
— Seinen  Ausführungen  schließen  sich  solche  von  0.  Gradenwitz  an,  in 
denen  er  die  rechtshistorische  Bedeutung  der  vorliegenden  Urkunde  darlegt. 


XU— XVI. 

Die  Referate  über  diese  Editionen  sind  wegen  Raummangels  für  das 
nächste  Heft  zurückgestellt. 

Xni.  Compt.  R.  de  l’Acad.  1905  (vgl.  oben  S.  503). 

Seymour  de  Ricci  teilt  zwei  Texte  mit,  die  sich  auf  Recto  und  Verso 
eines  von  ihm  in  Cairo  gekauften  Papyrus  beßnden.  Sie  sind  nach  seinem 
Zeugnis  beide  von  derselben  Hand  geschrieben.  Der  Text  des  Recto  ist 
die  Kopie  eines  Briefes  des  Aelius  Faustinus,  Epistrategen  der  Thebais,  an 
den  Strategen  des  yivxonokkij^  vom  29.  April  159  n.  Chr.  Der  Inhalt  ist 
von  hohem  Interesse.  Ein  gewisser  Apollophanes  hat  sich  beim  Epistrategen 
darüber  beschwert,  daß  er  widerrechtlich  zu  einer  Liturgie  herangezogen 
sei.  Der  Stratege  wird  angewiesen,  wenn  es  sich  so  verhält,  andere  Namen 
statt  seiner  zu  „schicken“,  nämlich  an  den  Epistrategen,  der  wie  wir  wissen 
die  Auslosung  vorzunehmen  hatte.  Vgl.  z.  B.  BGU  194.  Der  Text  ist  im 
einzelnen  noch  nicht  ganz  klar.  De  Ricci  liest:  ’EtoI  oov  <pt/aiv  Trorrfpa 
lofurör  ovttt  'Avuvotx txmv  xo(i]  (ra?)  «wre  Ttkovvia 

xfxlrjpüffffai  xuTcc  (j»r<'s  de  20  lettres]  rotij  eis  itpaxToptwo'  xo[i]c(xpijac[r(a]v 
xtL  Der  Petent  stützt  seine  Beschwerde  also  erstens  darauf,  daß  er  „Vater 
Antinoltischcr  Kinder“  sei.  Dieses  AntinoTtische  ius  tiberorum  ist  uns  eine 
interessante  Neuigkeit.  Eine  bestimmte  Anzahl  von  Kindern  wird  nicht 
angegeben;  cs  war  also  auch  wohl  eine  Mindestzahl,  die  zur  Befreiung  von 
Liturgien  genügte,  gesetzlich  nicht  fixiert.  Zur  Erklärung  sind  nicht  die 
bekannten  Erlasse  der  Kaiser  heranzuzieben,  die  sich  auf  cives  Romani 
beziehen,  sondern  der  Ursprung  wird  im  griechischen  Recht  zu  suchen  sein, 
denn  in  AntinoS  galt,  wie  wir  sogleich  hören  werden,  Naukratitisches  Recht. 
Für  Sparta  vgl.  Aristot.  Polit.  II  6,  13  p.  1270*’:  fort  ycp  avroig  i’dgos 
■cbv  pfi’  Yivvrjaavza  vlovs  ütpQOVQov  elvai,  xbv  Sl  Tizzagag  caeXfi  ztävztovj 
und  Aelian  var.  h.  4G,  Ö.  Freilich  wäre  nicht  ausgeschlossen,  daß  z.  B. 
Hadrian,  der  auch  bestimmt  hat,  daß  die  Antinoüten  nicht  anderwärts  zu 
Liturgien  herangezogen  werden  dürfen  (vgl.  BGU  F\^  1022  und  dazu  oben 
S.  301),  außerdem  auch  nach  dem  Muster  der  cives  Romani  ein  ius  libc- 
rorum  begründet  hätte.  Daß  dieser  Vater  .4ntinoi‘tischer  Kinder  selbst  ein 


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Ulrich  Wilcken:  i’apyrus-Urkunden 


555 


'Ainivoivg  war,  kann  zweifelhaft  erscheinen,  da  er  sich  hier,  wo  es  sich  um 
eine  Liturgie  im  Lykopolites  handelt,  nicht  auf  jenes  Hadrianische  Privileg 
beruft,  was  ihn  als  Antinolten  ohne  weiteres  von  dieser  Liturgie  befreit 
hätte.  — An  zweiter  Stelle  beruft  er  sich  vielmehr  darauf,  daü  er  ein 
(läV)  avia  [i]jrtx£9>dtt«  wtoüi'r«  sei,  wie  de  Hicci  liest.  Dies  kann  aber 
unmöglich  richtig  sein.  Was  soll  rd  avra?  Auch  müBte  man  im  Gegen- 
teil erwarten,  daß  er  sich  als  frei  von  der  Kopfsteuer  bezeichnet. 
Dieser  Sinn  läßt  sich  aber  auch  ohne  Zwang  ans  den  von  de  Ricci  ge- 
lesenen Buchstaben  herstellen.  Auf  S.  8 (des  Separatabzuges)  transkribiert 
er  die  Stelle:  KA  . YT A . TTIK€lPAAIA.  Das  ergänze  ich:  xo[i  oju  r« 
[^|mxt()pdA(ii  teXoivra.  Auch  das  Folgende  läßt  sich  wohl  noch  weiter  auf- 
klären. Die  Transkription  de  Riccis  lautet:  xexXijQäa&ai  KAT AFNOII 
(11)  ANYTAZeiM  . PATOYC  ei’s  TtQaxjo^tiav  xrA.  Völlig  sicher 
scheint  mir,  daß  man  xot’  ayvoittv  herzustellen  hat,  und  zwar  wird  mau 
trotz  der  Klammer  das  AN  von  11  dazunehmen  dürfen.  Also  dio  Losung 
ist  erfolgt  auf  Grund  der  Unkenntnis  über  die  Privilegien  des  Petenten. 
Der  Name  des  losenden  Beamten  steckt  offenbar  im  Folgenden.  Die  Punkte 
deuten  an,  daß  de  Riccis  Lesungen  hier  unsicher  siud:  wir  haben  dio  Wahl 
zwischen  ^{»^[oxjpötouj  und  Z)/v[ox]pttrous.  Dann  bleibt  nur  übrig, 
daß  YX A für  inu  verlesen  sein  muß , und  das  Ganze  heißt;  xcxlijucüctlai 
xnr  üj’i'oiov  ind  Seivox^azovs  (resp.  Z »j voxparouf).  Da  die  Losung 
durch  den  Epistrategen  erfolgt,  so  muß  dieser  Xenokrates,  oder  wie  er  heißt, 
der  unmittelbare  Vorgänger  des  Aelius  Faustinus  gewesen  sein.  In  15  wird 

man  vermuten  dürfen:  x«T£ö;|f^ö[tl«» rtj]  ygela,  d.  h.  man  hat  ihn 

festgehalten  bei  dieser  Liturgie.  Vgl.  BGU.  619,  21.  Was  dazwischen 
steht,  bleibt  noch  unklar.  Der  Befehl  an  den  Strategen  lautet  nach  de 
Ricci:  ^pdi'Tiaoi'  li  zavxa  [oöjrtaj  xo®’’  « iropf'Ofro  i<p'  öfzomv,  x£- 

xpi'o®«!  t[ü]  £r£pK  6v6jiaza  «vr’  oerofi  dg  Ttje  Hier  nehme 

ich  an  rfä]  Anstoß:  andere,  nicht  die  anderen  Namen  sollen  für  den 
Potenten  eingesandt  werden.  Und  was  soll  l<p’  dgom»',  xcxpi'a&ai?  Das 
wird  doch  zu  verbinden  sein,  also;  „so  wie  er  angegeben  hat,  daß  in  ähn- 
lichen Fällen  entschieden  worden  sei“.  So  dürfte  das  T vor  errper  zu  rjov] 
zu  ergänzen  sei:  ippöerKfov  — “fp«  ovoftaza  am'  avzov  tig 

Ttifitfiai. 

Noch  wichtiger  ist  der  Text  der  Rückseite,  ein  Stück  aus  dem 

Sitzungsprotokoll  des  Rates  von  Antinoe.  Die  Hauptstelle  lautet: 
, . . Ttffvzavixug  tlzciv’  ‘H  i:ziyafila  iS6&)j  zjfttiv  ngög  yfjyiirt[rfjoi[5|  xot’ 
l^oCgizov  mtb  zov  ®£OÜ  'Ad^tavov,  ^vjt£p  ovx  lypvat  A'cfuxpo\u^rffrot, 

iv  rof;  vdfiotg  yQcoui&a.  Hier  ist  von  fundamentaler  Bedeutung  die  Nach- 
richt, daß  Antinoe  das  Naukratitisebe  Recht  batte.  Wenn  der  Text  den 
Hadrian  auch  nur  als  Spender  der  intyafilu  nennt,  die  die  Naukratiten  nicht 
hatten,  so  kann  es  doch  nicht  zweifelliaft  sein,  daß  Hadrian  es  gewesen 
ist,  der  dem  von  ihm  begründeten  neuen  Gemeinwesen  auch  das  Naukrati- 
tische  Recht  gegeben  hat.  Welch  neues  Licht  fällt  damit  auf  die  Bedeu- 
tung von  Naukratis  in  der  Kaiserzeit!  Außer  der  flüchtigen  Erwähnung 

der  Stadt  bei  Strabo  XVII  p.  803  C'as.  hatten  wir,  wenn  ich  nicht  irre, 

aus  dieser  Zeit  bisher  keine  weiteren  Nachrichten  über  Naukratis  als  die 
Erwähnung  eines  verstorbenen  ^oelfuroö  zi]g  iVovxp(irr»[Tröv  jrdjAfWs  in 
P.  Gen.  10,  9 vom  Jahre  316  n.  Chr.  Dazu  kamen  die  Münzen  (Mionnet 

Archiv  f.  P«p>ruaforBC)iuu(f  111.  4.  37 


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n.  R^-ferate  und  B^aprechunf^D 


556 

VI  538,  Suppl.  IX  172,  vgl.  P.  Meyer,  Heerwesen  S.  135).  Nun  hüren  wir, 
daü  die  AutLnolteii  die  vofiot  von  Naukratis  bekoninieu  haben.  Warum 
übrigens  nicht  die  von  Alexandrien?  Vielleicht  weil  damals  Alexandrien 
keine  .Autonomie  hatte?  Merkwünlig  ist,  daü  die  Ai'oj  "EUtjufj  von 

Antinoe  durch  Hadrian  das  Recht  der  iniyu^ta  ngbg  Aiyvnriovg  erhalten 
haben.  Wenn  wir  hörten,  daß  umgekehrt  die  Ägypter  es  al.s  ein  Privileg 
betrachteten,  {n-tyopfc  rzgbg  ''€lii]vag  zu  bekommen,  so  würde  uns  dies  natür- 
licher Vorkommen,  al.s  daß  diese  Griechen  AVert  darauf  legen,  connubinm  mit 
den  -Ägyptern  zu  haben.  .Mir  scheint  dies  ein  neues  wichtiges  Zeichen 
dafür  zu  sein,  daß  das  Agyptertum  (schon  seit  der  spateren  Ptolem8crzeit) 
zu  immer  größerer  Bedeutung  im  Lande  gekommen  war.  Die  Haupt- 
konse(juenz  dieses  Rechtes  mag  die  gewesen  sein,  daß  die  Kinder  aus  Misch- 
ehen von  Antino'iten  und  Ägypterinnen  ’j^vuvoiCg,  oder  um  den  -Ausdniek 
der  anderen  Urkunde  zu  gebrauchen,  '^ntiviuKoi  :taiäcg  wurden.  Doch 
das  sind  V'ermutiingen,  die  nur  zur  Diskussion  anregen  wollen.  Da  hier 
besonders  hervorgehoben  wird,  daß  die  Naukratiten  diese  fjijjopi'o  nicht 
haben,  möchte  ich  daran  erinnern,  daß  wir  eine  versprengte  Notiz  über 
da-s  Ehere<-ht  der  Naukratiten  besitzen.  Ein  liermias,  der  über  den  gry- 
neisehen  Apollo  geschrieben  liat,  vielleicht  der  Hennias  von  Methymna  aus 
dem  Anfang  des  1.  Jahrh.  v.  dir.,  bringt  nach  anderen  interessanten  No- 
tizen über  Naukratitische  Sitten  auch  folgende  Nachricht  (vgl.  FHG  II 
S.  80  aus  -Athens.  IV  p.  119  D):  äi  ng  ßtctrxgaziTwv  ya/tovg  fön«, 

uig  fl'  tä  ya fiixi)  v6aa  yiygaTtrai,  taitigtjtat  mu  xori  gfliTti/xra  didoffdai. 

Der  Text  bietet  noch  manche  Rätsel.  So  heißt  es  Z.  5 ff.  nach  de 
Ricci:  7rpoxpf(|  v]ovroi  yag  navxbg  ovrtvog  ot>^  of(?)  vaftoi  (lire  vöpoi  ) x«i 
dtazäittg.  An  oi  zweifle  auch  ich,  da  dann  auch  vor  <)i(ftK|f(;  der  Artikel 
zu  erwarten  W'äre.  Wenn  ich  frage,  ob  vielleicht  oüj;  ov  vöfioi  x«l  Stcmxgiig 
gelesen  werden  darf,  so  denke  ich  an  P.  Fior.  61,  ItJ:  oi’j;  utiov  dialoyid/ioi 
xai  riyiftnvcg  jrupayti'iigfi'Oi  (so  ist  zu  lesen). 

Zu  Z.  10/H  ist  AN ArN(i)C0t IC in  'Avuyv(oafhla(tig)  aulV.u- 
luscn.  Vgl.  Fior.  61,  25  ff  Mit  A'fptoi'o»'  beginnt  der  Hauptsatz. 

Da  der  Herausgeber  selbst  seine  Edition  als  eine  vorläufige  bezeichnet, 
ist  zu  erwarten,  daß  die  definitive  manche  beute  noch  bestehende  Schwierig- 
keit beseitigen  wird. 

XVIII  (vgl.  S.  503). 

Das  Referat  ist  wegen  Raummangels  für  das  nächste  Heft  zurück- 
ge.stellt. 

XIX.  Sttid.  Pal.  IV  558/83  (vgl.  oben  S.  503). 

Wessely  ediert  hier  den  wichtigen  Rainerpapyrus,  aus  dem  er  schon 
1901  in  den  Stud.  Pal.  I.  S.  9 ff.  vorläufige  Mitteilungen  gemacht  hatte 
(vgl.  Archiv  11  164).  Er  druckt  zugleich  Lond.  260  und  261  noch  einmal 
mit  ab,  da  der  Rainertext  mitten  zwischen  261  und  260  gehört,  wie  denn 
Wessely  im  Jahre  1891  die  drei  Texte  noch  zusammen  im  Besitz  von 
Th.  Graf  gesehen  hat.  Diese  Londoner  Texte  sind  es  gewesen,  auf  die  hin 
Keuyon  in  seinem  Kommentar  es  zuerst  aus.sprach,  daß  die  Epikrisis  nicht 
immer,  wie  man  bis  dabin  auf  Grund  des  früheren  Materials  aunaluu,  eine 
militärische  Bedeutung  habe  — Gedankengäuge,  diu  dann  von  Grenfell- 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus-Urkunden 


557 


Hunt  (zu  Ozy.  II  257),  Paul  Meyer  (Heerwesen),  Wessely  (Epikrisis),  Schu- 
bart (Archiv  II  15(1),  J.  Lesquier  (Rev.  Philol.  28,  1901)  weiter  verfolgt 
worden  sind.  Die  sachliche  und  vornehme  Art,  in  der  Kenyon,  wie  immer, 
sein  besseres  Wissen  vortrug,  kontrastiert  stark  zu  dem  historischen  Rück- 
blick, den  Wessely  jetzt  auf  S.  58  Aum.  2 gibt.  Daß  die  Früheren  die 
nicht  militärische  Seite  der  ijtixQiaig  „geleugnet“  hätten,  ist,  soweit  ich  die 
Literatur  überblicke,  nicht  richtig.  Vielmehr  kam  man  überhaupt  nicht 
auf  diese  Deutung,  weil  zufällig  das  zuerst  bekannt  gewordene  Material 
notwendig  auf  das  Militärische  hinwies.  Siehe  Mommsens  Darlegungen  im 
<-'IL  III  Suppl.  p.  2007,  die  hier  vor  allem  hätten  genannt  werden  müssen. 
Wenn  We.ssely  aber,  gestützt  auf  den  erst  jetzt  von  ihm  publizierten  Rainer- 
papyrus, seinen  Vorgängern  die  Bemerkung  in  Sperrdruck  entgegenhält 
„hoffentlich  wird  sich  niemand  der  Erkenntnis  verschließen 
wollen,  daß  die  Epikrisis  einer  59jährigen  jüdischen  Frau  keine 
'Rekrutierung’  ist“,  so  schlägt  er  einen  Ton  an,  der  im  Interesse  des  fried- 
lichen und  freudigen  Zusammenarbeitens,  das  sonst  auf  unserem  Oebiet 
glücklicherweise  herrscht  und  auch  vom  Archiv  nach  Kräften  zu  fördern 
gesucht  wird,  lebhaft  zu  be<lauern  ist.  Im  übrigen  würde  L.  Wenger,  dem 
We.ssely  vorwirft,  noch  1903  die  falsche  Ansicht  vertreten  zu  haben,  sich 
vielleicht  anders  ausgedrflekt  haben,  w'enn  Wessely  den  Rainerpapyrus  1901 
ediert  hätte,  statt  nur  einzelne  Mitteilungen  daraus  zu  machen.  Ich  glaube, 
von  uns  allen  sagen  zu  dürfen,  daß  wir  mit  Freuden  umlernen;  nur  muß 
man  uns  die  Texte,  die  uns  zum  Umlernen  zwingen,  auch  mitteilen  — und 
zwar  in  extenso  und  nicht  in  zunächst  unkontrollierbanm  Exzerpten. 

Diese  Bevölkerungslisten  des  Amphodarehen  Herakleides,  die  uns  einen 
Überblick  über  die  Bevölkerung  des  üfupodov  ’rtn’oiUtavfoe  von 

Arsinoe  im  .1.  72/3  n.  Uhr.  geben,  sind  in  der  Tat,  wie  Wessely  sagt, 
für  die  vei-schiedensten  Fragen  der  Verwaltung  wie  auch  der  Kultur- 
und  Sozialgeschichte  jener  Zeit  von  außerordentlichem  Wert  und  werden 
die  Forschung  noch  lange  beschäftigen  und  fördern.  Abgesehen  von  den 

Aufschlüssen  über  die  Epikrisis  war  mir  namentlich  von  Wert,  daß  durch 
den  Rainerpapyrus  nun  endlich  völlig  festge.stellt  wird,  daß  die  Frauen 
in  Ägypten  von  der  Kopfsteuer  frei  waren.  Vgl.  Col.  XII.  Be- 
kanntlich hat  Kenyon  dies  schon  aus  den  Londoner  Stücken  gcschlos.sen. 

Ich  war  durch  dos  damals  vorliegende  Material  noch  nicht  überzeugt  und 

schloß  meine  historische  Würdigung  der  Annahme  mit  einem  timi  litjiiii 
(Arch.  1.  136/7).  Durch  das  neue  Stück  hat  Kenyons  Ansicht  sieh  als 
richtig  erwiesen. 

Der  Text  wird  im  einzelnen  noch  zu  revidieren  sein,  ln  Z.  27  liest  Wessely 
wie  früher:  ti>  i(oo»<)  xcitcixf^tä^^iarai)  ß(aaihxw)  yp(afiftatci)  di'  ’./ynttoü 
6>ifi(oOtov)  ßvß(Xioq>vXaxog),  nur  daß  er  jetzt  nicht  mehr  wie  in  Stud.  Pal. 
S.  9 AyaQov  für  Verschreibung  von  Anov9im{  ) halt.  Mein  Gegen- 

vorschlag, statt  ’AyaOov  Aijfiioelov)  vielmehr  ’rty«{foö  (Saiu[o(eo,')]  zu  lesen 
(Arch.  III  233)  ist  nicht  berücksichtigt,  oder  soll  die  Nichterwähnung  eine 
Ablehnung  sein?  Sachlich  ist  mir  Wesselys  Vorschlag  wenig  wahr.schein- 
lieh.  An  den  Parallelstellen  ist  der  königliche  Schreiber  vertreten  durch 
seinen  ygufifutuvg  (vgl.  Z.  376,  488);  das  ist  verständlich.  Aber  was  Lst 
ein  di/fioaiog  ßißXiocpvXcig?  Das  kann  doch  nur  ein  kaiserlicher  ßißXio<pvXag 
sein,  und  der  sollte  der  Adjunkt  des  ßaaüixbg  ygauftaxivg  seinV  An  einen 

,S7’ 


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[I.  [{«I'erate  und  Besprechungen 


r)f)8 

(iißlioq>vlia^  rijs  St/fioaiag  ßißho&i/jxtjg  ist  natürlich  erst  recht  nicht  zu 
denken.  So  ist  es  mir  doch  recht  wahrscheinlich,  daß  meine  Lesung 
IdynOnü  o(vu5)]  das  Eichtige  trifft.  Dieser  ßtßQuotpvlai)  aber  winl, 

ebenso  wie  die  später  genannten  ypapnurrttf , zum  Bureau  des  königlichen 
Schreibers  gehören.  — In  Z.  58  ist  meine  sicher  richtige  Lesung  t ' 
Oütan|aaiaeo0  nicht  aufgenommen.  Dagegen  wird  Z.  017  ebenso  gedeutet, 
wie  ich  a.  a.  0.  vorgeschlagen  habe. 

XX— XXI  (vgl.  oben  S.  504). 

Die  Referate  sind  wegen  Raummangels  für  das  nächste  Heft  zurück- 
gestellt. 

XXII.  P.  Lips.  (vgl.  oben  S.  504). 

Die  „dem  Andenken  an  Theodor  Mommsen“  gewidmete  Publikation 
umfaßt  123  Urkunden  der  neuen,  auf  Mitteis’  Initiative  bin  gegründeten 
Leipziger  Pupyrussammlung.  Der  größte  Teil  der  hier  vorgelegten  Urkunden 
gehört  dem  IV.  Jalirh.  nacli  C'hr.  au,  dessen  Geschichte  liierdurch  manche 
wesentliche  Bereicherung  erfährt;  einige  wenige  Texte  stammen  aus  der 
Ptoleinäerzeit,  manche  auch  aus  den  ersten  Jahrhunderten  der  Kaiserzeit  und 
der  späteren  byzantinischen  Periode;  ein  Text  (103),  der  die  ’fptpärfg 
nennt,  gehört  der  arabischen  Zeit  au.  Es  sind  viele  Stücke  von  hervor- 
ragendem Wert,  ja  einzelne  allerersten  Ranges  daranter.  Mittels,  der  in 
der  äußeren  Anlage  sich  an  das  bewährte  Muster  von  Grenfell  und 
Hunt  gehalten  hat,  hat  das  reiche  Material  gegliedert  in  Urkunden  über 
Rechtsgeschäfte  (1  — 31 ),  Gerichtsakten  (32 — 44),  Verwaltungsakten  (45 — 90), 
Rechnungen  (91  — 103)  und  Briefe  und  Anweisungen  (104  — 117).  Der 
Anhang  (118  — 123)  ist  gemischten  Inhaltes.  Den  Schluß  machen  die 
sorgfältigen  Indizes  von  Dr.  Schröter.  Zwei  Lichtdrucke  sind  dem  vornehm 
ausgeslatteteu  Bande  heigegeben.  Mittels  gibt  außer  den  Transkriptionen 
auch  Übersetzungen  und  vielfach  sehr  eingehende  Kommentare.  Zumal 
ein  großer  Teil  der  Urkunden  juristischen  Charakter  hat,  braucht  nicht 
gesagt  zu  werden,  welchen  hohen  Wert  diese  ausführlichen,  gerade  die  ju- 
ristischen Fragen  oft  bis  in  die  letzten  Winkel  verfolgenden  Erklärungen 
wie  für  die  Rechtsgeschichte  so  auch  für  die  Papyruskunde  haben. 

Über  die  Vorgeschichte  dieser  Publikation,  die  Einziehung  einer 
früheren  ersten  Edition,  hat  Mittels  bereits  selbst  im  Archiv  (U  106,  1) 
berichtet.  Die  „Beiträge“  von  mir,  auf  die  der  Titel  hinweist,  beschränken 
sich  auf  einzelne  Lesungen  zu  den  37  Stücken,  die  aus  jener  früheren 
Publikation  herübergenotumen  sind.  Nur  in  ganz  weuigeu  Fällen  habe  ich 
auf  Mitteis’  Wunsch  durch  Mitsignierung  die  Verantwortung  für  den  Text 
übernommen.  Dagegen  sind  mir  die  andern  86  Stücke,  die  Mittels  allein 
entziffert  hat,  erst  jetzt  eben  nach  dem  Erscheinen  der  Publikation  bekannt 
geworden.  Da  die  Edition  erst  vor  wenigen  Wochen,  während  schon  mein 
Referat  gedruckt  wurde,  in  meine  Hände  gelangte,  so  habe  ich  in  dieser  kurzen 
Frist  ( im  Semester!)  diese  neuen  'Texte  natürlich  nur  einer  flüchtigen,  vor- 
läufigen Revision  unterziehen  können.  Vieles  bleibt  noch  zu  tun  übrig, 
aber  die  Hauptarbeit  ist  schon  in  der  Editio  princeps  geleistet.  Bei 
dem  Kaummuugel  des  Schlußheftes  muß  ich  mich  meist  auf  die  einfache 
Mitteilung  meiner  neuen  Lesungen  beschränken  und  den  Benutzern  es 


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Ulrich  Wilcken:  Papynis-l'rkHnden 


559 


überlassen,  die  Konseiiiienzen  für  die  Erklilrung  der  Texte,  zu  ziehen.  Nur 
hei  dem  Hauptsfflek  (Nr.  habe  ich  einige  Bemerkungen  nicht  unter- 
drücken können.  Wenn  ich  zu  diesem  Bande  verhältnismäßig  viel  nach- 
tragen  kann,  so  liegt  das  z.  T.  daran,  daß  ich  hier  in  der  glücklichen 
Lage  war,  die  Originale  zn  revidieren,  während  ich  bei  den  anderen  meist 
auf  Konjekturen  angewiesen  war. 

In  6,  7 korrigiert  Mitteis  äi>t'[a]mv  statt  nvf[jg»]ci)v. 

ln  8,  4 lese  ich  fier  tvd oxijuf  mä  statt  (n)t'^^)doxoüfflJS.  — ln  5 darf  man 
wohl  'üp£]7ioii  lesen.  — 6 1.  xtd  statt  t[.]  . . Wichtiger  ist  16/7: 

'SlQtTov  ö fw»[tpajrEtS  statt  "Üpiros  .£.  [ , denn  hierdurch  wird  ge- 

sichert, was  mir  freilich  auch  sonst  notwendig  erscheint,  daß  intTQemivrog  in 
6 auf  Kvolov  geht  und  nicht  auf  ein  vorher  von  Mittels  vermutetes  davelov. 

9,  3 1.  JtalSav  st.  Jtarp9s.  — 10  to]0  d[avijffltfeTo;  unrichtig.  Vgl. 
die  Bemerkung  zu  8,  16/7.  — 13  1.  g£[r]j/lJlaj;dT£  statt  T£r]£[l£t)Ti/Jxdrt. 

— 14  statt  xai  steht  ein  längeres  Wort  (ca.  7 Buchstaben).  — 17  erg. 
8[(b]ü.  — 18  1.  idtßoiacv  statt  imi[fi]qasv.  — 22  1.  iynxiiot\(Si\v  statt 
£j'xiijo£fw]i’.  In  dem  folgenden  f Jpo|a[.  V]  von  steckt  das  Suhstantivum  zu 
xqamifiziKoi.  — 30  1.  ovviextjv  statt  awiaeaxijv. 

Die  Unterschrift  des  ßiflXio<pvi.a^  ist  wesentlich  anders  als  in  der 
Edition  aufznfassen.  Einstweilen  habe  ich  nur  den  Anfang  heilen  können. 
Ich  schreibe:  'Efftitvog  — dt«  Wüpt/l/on  zf[.  . . . J loö  xoi  ’Eqfilov  jp«ftg«t(ftos). 
T&v  caxoy({cif>ofiiv(ov  «<g»j[iUx](at'  XQt&v  ov  dt«x£tft(£vti)v)  iv  di'd/i(«T() 
xf,g  VTCoyqiov  (da  die  drei  nicht  gebucht  sind  unter  dem  Namen  der 
Schuldnerin,  nämlich  im  Grundbuch)  [xol?  x]up7(ijv  öcrui’  x&v  dt«  xf)g 
äitt9i]y.iig  — xiävxMf.  ln  34  scheint  nvtöw  corrig.  aus  vjimv.  Das  weitere 
ist  mir  noch  unklar:  ..o.[..rg?  nlprar»;  xfjg  dieypa/tpfjs-) 

(=  Auszug)  TXQioxo)  g>vX{  ).  Das  letzte  Wort  ist  nicht  fx*“'- 

11,  5 1.  yexvofi[i]vr}g.  — 11  1.  f.  — 14  1.  (Jo)ft«r[/]di<(o)>»'. 

15,  1 zu  Mittels’  Korrektur  U ... . qeiig  ist  hinzuzufügen,  daß  am  Ende 
der  Zeile  'Epgojiol£/t(j)y)  steht  . — 7 1.  /7op£pdvOtu$. 

17,  14  1.  r.axaytov.  — 24  1.  [ ■&j;Jpa  statt  [üiip«  xoi  xrjv 

xl£t]do.  — 25  1.  ] . «ä  nXfiv  statt  ] . . . . rdij. 

21,  13  1.  {’let  (mit  der  Lupe  ganz  deutlich)  statt  £df». 

22,  14/5  1.  fwt  I fy)ii'w[tf  Ixocros.  — 17/8  1.  . [.|  . |vl(xoö  öpy«vov 

statt  . |.  .]  . ivätx(xidivog)  opyod/ov.  — 18  1.  mg  «ipopdi’rae.  — 

20  1.  m ifii  statt  mxc  fii.  — 23  korrigiert  Mittels  jetzt  naqaayofiivov 
statt  itaoaßyovxog  fxov. 

26,  4 1.  tiyafiiv  statt  idyatuv. 

28,  9 1.  UanvoOiHg.  Wichtiger  ist,  daß  in  10  nicht  £iar[Tu]ro  idct&fj 
(sic)  zu  lesen  ist,  sondern  71ottov,  iöog^v.  Danach  ist  die  Adoption 
nicht  erfolgt  auf  Bitten  des  sterbenden  Papnuthis,  sondern  auf  Grund  eines 
ühereinkomraens  der  beiden  Kontrahenten.  Vgl.  BGÜ  315,  12  (Kompromiß- 
Urkunde):  "Eäo^tv  avxovg  «jp^önotte«  xrl.  — ln  12  ist  | '■«•t’j  notwendig, 

— 13  1.  [dpo  jlo[yoö]p£| v]  statt  [6pol]oyo[i)f(f»'|  äU|7)loif.  — 14  1. 
ward[o  statt  /7n[ ijffd'.  — 1 7 1.  TIaXvov(Hv  (sic).  — 21  1.  ivqXttu 
yevofiivm  statt  iv  riXmla  yivaftivm.  Schluß:  elvax  d’avxbv  statt  x[«]l 


/• 


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560 


II.  Keferate  und  HcBprechungen 


iccvxbv.  — 23  das  lange  ge,sueht«  Wort  ist  nicht  (lovoxintug,  somlem 
6g|o|rü;r(i>j.  - — 21  1.  n^ftlogoi. 

2i),  3 erg.  Itfinur^l  statt  f«vTiJ?  Wt'p>;iUbv].  — 9 1.  .utjrt  statt 
füoT«  und  Tctftelv  (vgl.  TtcftCiug)  statt  dtfiiiv.  — 13  1.  tp[/r]j;  KViy  xkxjaia 
statt  ;'pln<gi}|  14  1.  l'ei  vmaxtiv  ii  ae  ßovloftat  [otj  . . . 

statt  r£iV[«']c{t«i  Kviidqai<(^vy  ßorkoftai  [r^s  «JtojjfjS.  — 16  1.  gErf[iJ’d£rv 
[ö|£  ftvTuv  statt  gfT«|;rf [ejIj  ar'T[6|i'.  Die  Tochter  soll  also  die 
Testierende  Schuld  eintreiben. 

Wohl  das  Hauptstück  der  Sammlung  ist  Nr.  33,  die  Denuntiatio  ex 
auctoritate  vom  J.  368  p.  Chr.  Für  diese  Urkunde  hat  Mitteis  S.  88 
den  Vorliehalt  gemacht,  „daß  dundi  VeiTollkommnung  der  Lesung,  welche 
ich  nach  langer  Arbeit  an  dem  Stück  beute  nicht  weilerführen  su  können 
bekenne,  sich  einzelnes  anders  darstellen  kann.“  Auch  mir  ist  es  in  der 
Kürze  der  Frist  natürlich  noch  lange  nicht  gelungen,  alle  Schwierigkeiten 
zu  heben,  doch  schon  infolge  der  bisher  gewonnencu  neuen  Lesungen,  die 
ich  zunüch.st  folgen  lasse,  gestaltet  sich  manches  anders. 

Col.  I.  Ich  übergehe  die  ersten  unwesentlichen  Zeilen  des  Fragmentes,  die 
auch  noch  der  Korrektur  bedürfen  (z.  H.  17  r]öi'  Xöyov  statt  ] . nlo  . . .). 
In  24/7  ist  mit  Siidierheit  so  zu  ergänzen:  o Cr] wj  £jroc(J»;s'  [(25)  „<7>4(«Ofto  j 
'HQuxliiog  & kafrXQOTarog  rjyiftmv  rrrrEV]  'Avüqypv  [(26)  rfjj  btxriS 
öif  x^ilaijg  £|  uv9ivzlug  roü  dixn(Ti[);p/ou  [jr«pa — Z.  28'9 
l.  I«u7tpdr|£<jr£  (statt  |lf(p . . ei)  [^j'Eiitije.  — 29  1.  jt«p|«tj'y£l£ia  (oder 
n)  st.  jrfipjnjyElEi's.  Das  darauf  abgedrucktc  Fragment  (Z.  l — 10)  gehört  in 
die  Kolumne  11  hinein  und  zwar  in  Z.  21 — 30.  S.  unten. 

Col.  II.  1.  Das  kleine  Fragment  mit  rö  ß gehört  hinter  Avyovatoiv 
(aus  Uußeren  und  inneren  Orttuden).  Streiche  also  tö  ß .sowohl  hinter  Ova- 
lEvrii'iovov]  wie  hinter  OiV|iEvroj[ 

Am  Schluß  von  Z.  3 1.  Kvqq  st.  Ziipa.  — 3/4  1.  jtEpiijrE  nj’OVTEj 
(st.  jrEpi(?-£ulj’]Er£ I de  riji’  EÜSfEifcr (seil.  6äbv)  7tap£iip£'[0E0i i<  e’jt jpjj0o[0]{>ni 
(=  E’j(pi[0B0t>E,  statt  w«p«|o[t«|0i|v  y£i’[E'0|<loi.  Vgl.  Z.  14).  — 6 nicht 
Seiv  [ii£i'T]£pov  [y |Eii'£(0|{tn|i|  «vavi(i)0[< je  ^[vj  xrz.,  sondern  y£f»’[EO&ßi 
goi(y)]  gdv[wVj0iv  r'ijs  äv«i'E(Ü0E6);  rj|s|  E0yoi<,  cotoJ  e’xä«i0wv  (= 
ixTttaäv,  st.  E’xaE  ( I ) 0(1)1')  rwe  ypdv[(i>]v.  Daß  K?ra|  e’xwe0iöv  zusamnien- 
gehört,  zeigt  das  folgende. 

7 I.  oCrcoj  E|jfoi'0«|r'  Nachher  ö<p&£at]g  st.  üq^eiatjg.  — 8 1.  fj- 
jf[on0ß]v  st.  j’|£i'|£'0d]«i.  Also  di/lm  r^i'  avuiiiuxsiv  heißt:  ich  teile  die  Ent- 
scheidung über  diu  ki’ove'(c0is  mit. 

Grundlegend  für  die  A)iffa.ssung  des  Ganzen  sind  nun  die  folgenden 
Korrekturen  zu  dem  Spruch  des  Strategius.  Den  lateinischen  Spruch  lese 
ich  hinter  Keperabuntur  tempora  folgendermaßen:  si  simel  (=  semel) 

negotium  is  (=  iis?)  . t[  |.  cvol|u|tum  est  statt  c[u|m  elud^tur  [ijs 
a [qujg  evok[a]tum  est.  Darauf  lese  ich:  M eia  [tö|  qtofiaixd  und 
darüber  geschrieben  von  anderer  Hand:  |Epp|qv/a.  Nun  folgt  die  griechische 
('bersetzung,  deren  Schluß  ich  lese:  ei  Sxag  (statt  E’w[£i]d |^ |)  rj  öixt] 
flj  ine^Biv. 

11  1.  [t«i|j  n:po[i]|Ei.  Darauf  Seq,eailXa  (1*  corrig.)  st.  NefuataXte. 
— 12  1.  x\aza\axeiv  st.  x[«]t<(i>/E[ i jv.  Am  Schluß  ZcüXQaziov  st..  Aäü- 
xgdzzjg  — 13  über  [oi)  in  neno!tja9[ui\  ist  e nachgetragen.  — 15  ver- 


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ririch  Wilcken:  PapjruB-Urkiimlen 


:>61 


bindo  vielleicht  tb  rptroi/  mit  nctQayil.i.to  (zum  dritten  Mal  ).  Die  Ergänzunp 
|«(5tcu]p(|i]ou  kaum  richtig.  Dann:  :r[p]os  rb  r|ftjV|  tig  rb  oixitov  äno- 
XQtCvaa&ut  fiiQOg  x«r«  ir]v  t>t[/ov  (=  diaialiv)  statt  :t[e)bs 

rb  /|7r£t  oi'x|  iat  . otci  . . tCToxpiVaaOoi,  (li^og  xaxa  rt;v  £x|d(x/arj  £ä£tv. 

— 16  1.  [uri  . .|g£  . »jl'p»/ra(  und  Xwxpärjoi*. 

Grundlegend  für  die  GesamtaulTa.ssung  ist  wieder  das  Folgende  (16/7): 

träv  Tiriov  gf [i'l iwif  (<nii  /jori^Ofwj  if"/gä<pov  nargmag,  ayaytjv  de 

xijv  tgrga  |b'ybj]v£[g|  x[o |''j'j>«'tr£dv£g  ägteo  (wobei  für  y in  Mynuopefi 
kein  Platz  zu  sein  scheint,  vgl.  Schreibungen  wie  yn'uaxoj)  statt  dißäv 

u'rtov  . . . . . I fiTov  äjro  /iovirjaeag  lyygäipov «l  lt“  r^ebr 

Trji'  £j'jpo[qpo]i'  £[ ] (7toi’£M  I . . . .J.  Zu  Kj’taj’^v  vgl.  Gloss.  uycoyT] 

iii(licinm  actio. 

Weiter  ist  in  18  rb  7igä\yit(t  unsicher  (vielleicht  roß  yp«  . (.  .?). 
Am  Schluß  lese  ich  dann:  g[£rcc|  rä  pcegnixir.  — 19  erg.  etwa  |'£tt- 
xrör  elxt{ev)'  Ila^äg  itarij\g.  Vgl.  Z.  28.  — Die  u&chsten  Zeilen  habe 
ich  nur  teilweise  revidiert.  In  23  erg.  Kvga  st.  A'iija  (s.  Z.  3).  Statt  Zw- 
xpc£r»;s  schreibe  immer  Zroxpartoi'.  Vor  vCv  nicht  5 bf.  Die  Ergllnzung 
rvj’;(di'|£]t  xai  o)goilbyi/|  CE  je  durch  da-s  richtig  plazierte  Fragment  (s.  oben) 
bestätigt.  Für  frpb  [r^s  td5|£(ag  kein  Platz:  xego  . [.  . .|fO>i.  — 25  1.  ]ijg£v 
^jt’  BV«/lj)gipeM[y  stjitt  einer  Su  «v«l>}gip£r[at.  Diese  Zeiten  bedürfen 
noch  der  Revision. 

26  1.  Jiü  roßro  Bvap;;ov  «:r[otKj3b vr£s?  r]jjc  Stxijr  ^ngbg?^  rb  g£- 

yoifrov  rb  tf[bv]  ^xagEc  [ ] . . öiii'{f£gß(mit  Schluß-«)r|  b|(«  roü  [bixl- 

aait)Qlov.  — 27  1.  nK]p«[y |y£tf[f|v-  *£v  bi  rg  Jtß[payy£tf|«  dijlbtaofier 
i6r  te  r|7|rtov  x«i  rgv  «[ylwyfjv  xal  rtör  jtpnyg«ru[v]  rb  x«0  er.  — In 
28  steht  |£5  «i'Ofvrflnj  jetzt  auf  dem  Fragment.  Vor  <I>Adoiuos  fehlt  nichts. 
Am  Schluß  1.  '£bixci)|vl  (29)  j£l:r(£c)'  statt  'Erxeo  . [.  .].  — 29  1.  . . . 

xii.ev<iar  dt«  rg[s  rdg£w|s  st £ |.)  . ov  b»«r«[yg<(  oi"rw]ff.  Nachher: 

|b  ta,u|upbT|ar[oj  ■^•egwv  il;t(sv)'J  //EgqpttiJafrßj  . [.  Z.  30  und  31  geben 
die  eigenhändige  Unterschrift  des  Athenodoros,  des  Vertreters  der  Sara- 

piaina.  — 30  1.  V/Oip*bbo)pos  [ ] . ou.  Nachher  streiche  äraki/fi- 

<p&et  |oo|  r. 

Verso  (3.  Hand)  2 1.  ;t«p«y[y£l|£ffa c|  st.  7t«p«y| yel* |«v  |x]«t.  — Z.  3 
1.  ajjfiegor  statt  ai/ftetd). 

Abgesehen  von  il«gßpbrcirr£  {^yefiojr  in  1 28  zeigt  in.  E.  schon  die 
Existenz  der  I.  Col.  sowie  die  Empfangserklärung  des  Prä.ses  auf  dem 
V'erso,  daß  die  denuntiatio  ex  auctoritate,  die  in  Col.  II  vorliegt,  nur  ein 
Teil  einer  größeren  Eingabe  ist,  die  der  Kläger  an  den  Präses  gerichtet 
hat.  Und  zwar  liegt  diese  Eingabe  im  Original  vor,  wie  der  Wechsel  der 
Hände  in  11  30  und  auf  dem  Verso  zeigt. 

Zunächst  ist  festzustollen,  daß  nach  meinen  Lesungen  der  lateinische 
und  der  griechische  Spruch  des  Strategius  in  II  8/9  identisch  sind, 
während  Mitteis  sie  nach  seinen  Lesungen  für  zwei  verschiedene  Entschei- 
dungen halten  mußte.  „Nach  dem  Latein“  (ftexä  rä  gianaixä)  folgt  die 
griechische  Übersetzung  (igfitjrela),  ganz  w'ie  in  der  von  Collinet  und 
Jouguet  edierten  Urkunde  oben  S.  341.  Zu  dem  luteini.schen  Text  vgl.  die 
von  Mitteis  8.  97  herangezogene  Entscheidung  des  Cunstantin  (C.  Theod.  2, 
6,  I):  Cum  .cemel  neffolium  — (emjearibus  fuerit  csriiijilum  etc.  Hiernach 


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562 


II.  Referat«  aod  Besprechungen 


erklllre  ich  das  is  hinter  negotium  als  iis  (seil.  Irmporibas)  und  fasse  evolutum 
als  gleichhedeutend  mit  eximptum  (=  Die  letztere  Annahme  be- 

stätigt mir  Mitteis  durch  Hinweis  auf  C.  Theml.  11,  31,  1:  trmporibus 
fucrit  evolutiis  (de.sgl.  11,  31,  1 und  11,  32,  1). 

Hieraus  ergeben  sich  folgende  Stadien  der  Angelegenheit.  Zunächst 
hatte  der  Klüger  eine  denuntiatio  suo  nomine  eingereicht.  Die  Beklagten 
hatten  aber  Ausflüchte  gemacht  und  waren  nicht  erschienen  (II  4/5). 
Darauf  reichte  der  Kläger,  dem  nach  einmaligem  Verfall  der  Frist  die 
reparatio  temporum  freistand*)  (II  8/9),  zum  zweitenmal  eine  den.  suo  no- 
mine ein.  Wiederum  erscluenen  die  Beklagten  nicht,  so  daß  die  di'xi; 
üvuQiog  blieb  (II,  5 und  14),  und  der  Präses  (Heraclius)  erklärte,  jetzt 
gebe  es  keine  Kvttt'iioaig  mehr.*)  So  wendete  sich  der  Kläger  nun  an  den 
Präses  mit  der  Bitte,  ihm  die  den.  ex  auctoritate  zu  gewähren  (das 
wird  in  11  26/7  stecken),  wobei  er  in  Aussicht  stellte,  in  der  künf- 
tigen denuntiatio  den  Beklagten  mitzuteilen:  1.  den  betreffenden  titulus 
ans  dem  väterlichen  Testament,  2.  das  Protokoll  über  diese  vor  He- 
raclius erfolgte  Verhandlung  («ytoj'r;),  3.  das  Detail  der  Angelegenheit 
(tö  xoff’  £v)  (II  27).  Darauf  hatte  Heraclius  die  den.  ex  auct.  gewährt 
(11  28  = I 25/6  = 11  7).  ’EXixtav  aber,  der  Anwalt  der  Sarapiaina  in  dieser 
Verhandlung,  hatte  darauf,  wie  es  scheint  (?),  die  Bitte  hinzugefügt,  daß 
der  Präses  dann  die  den.  ex  auct.  durch  sein  officium  den  Beklagten  zu- 
stellen  la.sse  (das  mag  in  II  28/9  etwa  gestanden  haben),  was  Heraclius 
mit  den  Worten  lUpip&iqatTai  . [.  . (seil,  ij  jropoyj'flfo)  zugesagt  hatte. 

Hierauf  hat  nun  der  Kläger  die  uns  in  II  1 — 29  vorliegende  den.  ex 
auct.  (im  ganzen  also  die  dritte,  nicht  die  vierte,  vgl.  auch  II  14  na^ay- 
yiXlto  — rö  rp/rov(?))  ausgearbeitet,  in  Form  einer  imaToktj  an  die  Gegner. 
Dem  Versprechen  gemäß  hat  er  hierin  über  den  betreffenden  Abschnitt  des 
Te.stamentes,  wenn  auch  nicht  im  Wortlaut,  berichtet  (U  10  f.)  und  hat 
ferner  das  Protokoll  der  Verhandlung  vor  Heraclius,  die  er  in- II  17 
als  eine  extra  ordinetn  cognitio  (1)  charakterisiert,  mitgeteilt  (so  erklärt  sich 
jetzt  der  bisher  rätselhafte  Abschnitt  II  19 — 29).  Zum  Schluß,  vor  der 
Beilage,  bittet  er  die  Gegner  um  „die  übliche  Unterzeichnung“,  d.  h.  wohl 
eine  Kmpfangsbestätigung  (II  16/7).’)  Die  denuntiatio  aber  sendet  er  in 
einer  Eingabe  an  den  Präses,  damit  dieser  sie  (d.  h.  wohl  Abschrift 
davon)  den  Gegnern  durch  sein  officium  zustelle. 

Ich  muß  mich  hier,  von  Raum-  und  Zeitmangel  bedrängt,  auf  diese 
kurzen  Andeutungen  beschränken,  und  muß  es  den  Juristen  überlassen. 


1)  Da  Strategius  etwa  20  Jahre  vor  unserer  Urkunde  Präses  war,  und  es 
mir  wenig  glaublich  ist,  daß  eine  so  lange  Pause  in  dem  Streit  eingetreten  sei, 
so  vermute  ich,  daß  die  Sentenz  des  Strategius  hier  nur  als  Zitat  ligimeit,  auf 
das  sich  der  jetzige  Präses  Heraclius  berufen  hat. 

2)  Dies  dürfte  der  Sinn  der  dunklen,  vielleicht  noch  nicht  ganz  richtig  von 
mir  hergestelltcn  Worte  in  II  6 sein. 

3)  Ich  schwankte  anfangs,  ob  nicht  mit  in  II  16  der  Haupttext,  der 

an  den  Präses  gerichtet  ist,  wieder  einsetzt,  und  die  erbetene  inoogittiaxiis  eben 
die  Schrift  auf  dem  Verso  ist.  Aber  dagegen  spricht  nicht  nur,  daß  in  diesem 
Original  ein  so  tiefer  Einschnitt  jedenfalls  auch  äußerlich  markiert  worden 
wäre,  sondern  auch,  daß  es  doch  überflüssig  gewesen  wäre,  dem  Präses  eine 
Abschrift  seines  eigenen  Protokolls  bcizulegcn.  Das  Petitum  an  den  Präses  mnß 
also  am  .Schluß  von  C'ol.  I gestanden  haben. 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus-Urkunden 


563 


diesen  einzig  wichtigen  Text  für  die  Geschichte  der  Litisdenuntiation  zu 
verwerten.  Hofifentlich  gelingt  es  im  Laufe  der  Zeit,  die  auch  jetzt  noch 
zahlreichen  Unklarheiten  des  Textes  zu  heseitigen  und  jeden  Buchstaben  zu 
entziffern.  Es  gibt  hier  Stellen,  von  deren  Wortlaut  die  Beantwortung  viel- 
umstrittener Fragen  ahhUngt. 

Das  Verhältnis  der  beiden  Majestätsgesuche  34  und  35  beurteile 
ich  folgendermaßen.  Zunächst  ist  Nr.  35,  noch  ohne  die  jetzt  vorhandenen 
Korrekturen,  ahgeschickt  worden  und  hat  durch  Subskription  Erledigung 
gefunden.  Darauf  ist  es  auf  den  Wunsch  nach  größerer  Deutlichkeit 
durchkorrigiert  worden,  und  zwar  kehren  die  Korrekturen  z.  T.  in  34 
wieder.  Also  ist  34  der  jüngere  Text,  und  daß  er  nicht  nur  ein  Brouillon 
ist,  zeigt  die  noch  nicht  entzifferte  quergeschri ebene  Aufschrift  auf  dem  Verso. 

Zum  Text  bemerke  ich:  34,  6 1.  jtap[a]y£i'dfi£vos  st.  nig[i]'/ci’6(Uvog. 
— 11  1.  inavfiX&ov  st.  öiwov^lffov.  — In  14  ist  hinter  Ü7ro(tv»jfi«Ot  ein 
Spatium,  nicht  ohne  Grund,  denn  es  ist  zu  verbinden  ^ijzöv  xiva 
ixtUva^rjv  nuQuaxfiv  avzoig  (d.  h.  eine  festgesetzte  Summe  Geldes).  Darauf 
folgt  der  Genetivus  absolutus:  roü  i5no4of[noi;  koyi<sQiv\zog  aüi[otjJ 
statt  TÖ  \>Ti6kot\nov  loytofffu]  ig  ro(Jovt[a].  Also  der  Rest  (des  verlorenen 
Geldesl  wird  ihnen,  den  Klägern,  zur  Begleichung  der  Rechnung  auf  ihr 
Konto  angerecbnet.  — In  16  ist  dutntükijaag  mit  C(p9aaa  zu  verbinden, 
darauf  folgt  asyndetisch:  Mäka  fiöyig  £i’s£ v[£y]x£«'v  (statt 

. [ Ivejj  /v[rv]j;£fv). 

Verso  2 1.  Szt  st.  jt£(  ).  Damit  ist  auch  mit  einem  Schlage  Z.  3 
erklärt,  die  Mitteis  völlig  richtig  gelesen,  aber  irrig  gedeutet  hat,  da  ihm 
0T£  fehlte:  1.  0T£  i^ziyylki]  z6  ngäyfia  zov  xQvalov  st.  lg)}yrj&^  (sic) 
(=  iS'iyV^i)  TOV7tgayfuzz(evziK)oC?  — 11  1.  -rjytfiäv  st.  ii/’  £td^[j]. 

35,  5 1.  ^ijzixazaka  [^]£f  vj  st.  ||ij’x[o]ra|3ßAA£n'3.  Daher  der  folgende 
Akkusativ  in  der  Grundschrift.  Ebenda  1.  ngoTzofinöv  st.  Tz^ozzofievov. 
Das  Übergeschriebeno  heißt  nicht  rtvl  cpxß(p<ö?),  sondern  zivl  aga.  Dies 
ist  offenbar  zu  verbinden  mit  der  Korrektur  vor  6,  wo  ich  lese  fiaiotf 
statt  xoTii  6i.  Da  nun  in  34,  das  ein  späteres  Stadiiun  des  Textes  zeigt, 
an  der  betreffenden  Stelle  zivi  'El^jxovnoktzrj  steht,  schrecke  ich  nicht  davor 
zurück,  hier  zu  lesen:  ztvl  !/4paf»oto£p[go;r(oA/r;j)  — ein  überraschendes 
Kompositum,  das  aber  in  den  bekannten  'Ekkz)vofU(i<pizai  und  Ka^ofiifitphai 
seine  Parallelen  hat,  Dioskurides  gehört,  also  zu  einer  eingewanderten 
aramäischen  Familie,  die  in  Hennupolis  Bürgerrecht  gewonnen  hatte.  — 
6 übergeschriehen  ist  nagayivönevog,  nicht  n'ßpßd£|ßfi[£]voj.  — 6 Schluß 
1.  x[ßi]ß.  Mit  nagayivofiivog  aber  ist  zu  verbinden  (7)  [7t]pöf  fröje  xrA  — 
wie  in  Nr.  34.  — 7 1. 'O  dj  st.  zli  (sic).  — 10  1.  eHaOat  (=  etaae)  st.  iktlzp&ri. 
Ebenda  1.  d[j]nxofi4(jffI v st.  [t]ä  xofuofffv.  — 11  1.  [«zjsoAiJöffßt  st. 
[ojoüijffff  und  darübergeschrieben  von  2.  H.  iavkij9tjv.  Das  toü  hinter 
zovzov  steht  nicht  im  Text,  also  (^zov^.  — 11  Schluß  ist  übergeschriehen:  gtff’ 
uv  clxov  axtväv.  — 14  1.  ^2^0f((3ß vrof  Se  ziuog  aizlov  ofj  und  darilber- 
geschrieben  steht:  'AkX  ol  itokizcvofitvoi.  — 14  gegen  Ende  1.  IIiQyufiia 
(ganz  deutlich)  st.  'HfjuxUa.  Ein  Schreibfehler  liegt  also  nicht  vor.  — 
16  1.  xazazt&t/idvtov  st.  xaza9tftdvcov  (so  zu  emendieren).  — 18  1.  d<p9aoa 
mit  lang  gezogenem  Schluß-a  (s.  zu  34,  16).  Die  Genetivkonstniktion  in 


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II.  Referate  und  ßeeprcrbnngen 


18  ist  durchaus  korrekt  (s.  oben).  — 19  1.  jur)  rtvtg  aOrräi'  iptkaiiioi 

statt  «u  . MC  90 . . . ALso  ist  ivxtt^aca  zu  emendiereii  in 

^vj;f  tpröot. 

21  I.  odalins  statt  lalius.  Ich  vermute  (nach  Verso)  etwa:  [Aurum 
qujod  alius  tibi.  Am  Schluß  1.  poposcisse  statt  peper^isse.  Weiter 
konnte  ich  einstweilen  nicht  kommen. 

V'iillig  anders  lese  ich  die  erste  Hälfte  des  Verso:  (l)  Th  x)7t6{loi7iov) 
^yvaiov,  OTTCQ  fXaßcg  rropKXOjatfffe  (=  rra^nxopfont),  fi  jr«otd(»x[a]5, 
ipaviQiirtiQov  dioO<r9»jo[o|r. 

Die  lateinischen  Subskriptionen  müssen  au.s  der  kaiserlichen  Kanzlei 
stammen.  Die  Worte  auf  dem  Verso  sind  vielleicht  (?)  nur  eine  in  Äpjqiten 
gemachte  freie  griechische  Übertragung  davon’).  Doch  das  wird  sich  erst 
entscheiden  lassen,  wenn  die  lateinischen  Worte  alle  gelesen  sind. 

Mitteis  folgert  S.  106  aus  den  Worten  Oi/ßaibi  rjji’txovt«  jtapdr^f; 
(.34,  9),  daß  schon  in  Syrien  eine  gerichtliche  Verhandlung  stattgefunden 
habe  und  nimmt  an,  daß  der  Petent  sich  unter  IJerufung  auf  die  Kes 
judicata  dieses  ersten  Prozesses  gegen  die  in  der  Thebais  erfolgte  Ver- 
urteilung wende.  Aber  jene  Worte  besagen  nichts  weiter,  als  daß  jene 
Thebaner,  die  während  des  Vorfalles  in  Syrien  anwesend  waren,  später  in 
dem  thebanischen  Prozeß  Zeugnis  für  ihn  abgelegt  haben.  Tatsächlich  hat  nur 
eine  Derichtsverhandlung,  und  zwar  in  der  Thebais,  stattgefuuden.  Isidoros 
ist  nur  zur  Zahlung  von  72  Solidi  verurteilt  worden,  während  der  große 
Best  auf  das  Konto  der  Kläger  geschrieben  wrude.  Nim  fürchtet  Isidoros, 
wie  aus  meinen  neuen  Lesungen  in  35,  19  hervorgeht,  daß  einige  streit- 
süchtige Leute  unter  diesen  fiüheren  KlUgeni  mit  entgegeustehenden  Be- 
kundungen (t|  KeTtXßOfOrwruv)  gegen  ihn  operieren  und  noch  einmal  gegen 
ihn  prozessieren  mßchten.  Damm  bittet  er  die  Kaiser,  daß  es  bei  dieser 
ersten  Entscheidung  bleibe. 

Auch  Nr.  .‘iti  ist  ein  Unikum.  Zum  Text  bemerke  ich:  2 1.  KXtößovXog 
statt  'laxaßovXog.  — 4/5  1.  xa[  x[t)]otoi;s  xoüs  d[tjloofif]i<ous 

statt  pJ«r[t;]U[«)rdTii>i']  [•■••]  P • ovg  tovg  Jfijrovgi Jvouj.  — 5 scheint  ti> 
l«uiof[s]  zu  stehen  (statt  iV  l«vioii[s]),  wiewohl  £v  nicht  gut  paßt.  — 
In  6 liest  Mitteis  [tjöe  q}6ßov  [toü  dt]xaaiij[pi]oi;;  da  hat  ihn  wohl  der 
Parallelteit  P.  348  irre  geleitet,  der  so  schreibt.  Hier  steht  vielmehr  [r]öv 
(pößov  [r^5  ®t/S]  pryoltox») [tos].  — In  7 1.  i[^vj  üft£ttp[«]v  [’O]«0(v 

ivuQtav  statt  [ ]'*?[•]  • [•  • ti?ropfcv.  Ferner:  Sreov  rag 

d(«[T]pt/Jös  i'xovai  a[  ?]  statt  avroO  (sic)  tös'  <5«o[Tjpi^ß^  ]ot;s  . [. 
— 9 1.  filT  iyyvijTcov  st.  furtjvyvtjfuti.  S.  unten.  Ebenda  äniauiXa  st. 
'.■ifiaziiXa.  Nun  erst  wird  die  Konstruktion  klar:  zovg  zrafiaäo&ii^ag  — 
£y[ynonf  — antazHXa.  — 10  1.  Inü£i[w  aon]  zijv  und  streiche  das  [oon 
in  11,  wo  d[iajrojro  zu  lesen  ist.  Hinter  •tjytfuhv  ist  versehentlich  ein 
xupi£  ausgefallen. 

Hieraus  ergibt  sich,  daß  Kleobulos,  der  den  Befehl  erhalten  hatte,  ge- 
wisse Personen  aus  der  Oase  an  den  Präses  zu  schicken,  meldet,  daß  er 
die  von  jenen  gestellten  Bürgen  durch  den  beneficiarius  abgeschickt  habe. 

1)  Außer  dem  Anfang,  der  CiViereinstimineii  kann,  vgl.  perferre  = xcpoxo/jiOKi. 


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nf)5 

Da  sonst  zwischen  «yyvoj  und  f)>yvijujs  kein  Unterschied  gemacht  wird, 
dürfte  iyyvtjTav  (9)  verschrieben  sein  für  ijiyvijatcov. 

38  Verso  hat  die  Aufschrift:  yitßHXog  ■ ■ ■ 

41,  1 beginnt  . — 9 wohl  [M«x]ßpicüvos  und  TavTtjatl.  1 1. 
^0 »)| 0(o vfit'vrjff)]  £7tt  av/upmvoig.  — 6 1.  vvv  ßotji){ovfiivy)  st.  v . vt  . . 

7 1.  d«[o]  xai  st.  [o6t](öj.  — 8 x«0£OTj]]xu[f]of  nicht  richtig, 

streiche  Ebenda  1.  Sfiov  st.  (^(työvov.  — 10  Anfang  1.  «v£j;<ö[p]£i 

li  f «:rö.  — 12  1.  «JU’  a ditjQnaaiv  [riis  re]a»dö[s],  m d»«xot[£];{£t. 

— 15  1.  x«i  7j  st.  [^Juiv. 

Ein  Stück  von  eigenem  Reiz  ist  Nr.  43,  der  Schiedsspruch  (diWo) 
eines  Bischofs  PlusiaJius  (IV.  J.),  der  nach  nltorientalischer  Sitte  im  Tor 
seiner  Kirche  zu  Gericht  sitzt.  Eine  Nonne  steht  im  Verdacht,  christliche 
Bücher  entwendet  zu  haben.  Auch  das  darauf  in  Nr.  44  folgende  lateinische 
Reskript  des  Dio(detian  und  Maximian  und  der  Cäsares  an  die  synodus 
xysticorum  et  thymelicorum  ist  eine  Zierde  der  Sammlung.  In  I 5 wohl 
eher  g>;d[£  yJaCr. 

Unter  den  Verwaltungsakten  stehen  an  der  Spitze  mehrere  ober- 
ägyptische  Gestellungsbflrgschaften  von  hohem  Interesse  In  45,  7 1.  ’Ofio- 
Xoyäi  st.  'Op(olo;'(&)  öjivvg.  — ln  8 steht  [Wt'Jgiyli«  JiSvfiri  (nicht  ^töv/ui’) 
als  Akkusativ,  also  mit  Schwund  des  e-iin.  — In  13  findet  sich  wohl  zum 
erstenmal  die  Bezeichnung  Alexandriens  als  ti]v  loip;cpoT{ß|T[7j |c  fityaXörtoXiv 
(so  statt  (itiz^önoXiv)  ’Mi^ävö^iav.  Ich  vergleiche  damit  die  Bezeichnung 
Antinoes  als  xoJUfwolts  (s.  oben  S.  538).  — 15  1.  djioXt^jrtC&ai  st.  «zto- 
yilvto^tti.  — 16  erg.  hinter  fßv  (tu  x«t’  avrfjvy.  Vgl.  46,  13.  — 

17'8  1.  $iSc  (=  tixi)  tnl  Tf/g  l4Xt^ai'ipto)v,  ccät  (==  eiTc)  ini  lijs  ina- 
vodov.  Ei  dif  statt  £i’s  rriy  ;rpo[x(£ipfei/t')]  jiU^avdfeuzv,  ti  de  im  rg 
imtvöda  . . .[.  Übrigens  kann  fVeivodos  nicht  die  Hinreise  bedeuten  (Mitt.), 
sondern  nur  die  Rückreise. 

46,  5 1.  ß[jjO«n:ld/U.(oeol j|  st.  ß|7jö«  ’/fjr]o>Uiuv[/|o| vj.  — 12  1.  otto- 
[IjEfTtrOtlcj  st.  ß7rofy]f/v£0{ln«.  — 14  1.  ^Trafvjddw  . . . . st.  jjojpl«) . . oj .(. .]. 

— 16  1.  Tov  iWp  «üroil  Xöyov  st.  tot  iwp  acroC  £y  7i|K|m.  — 19  1.  Brj- 
o«7t[()lllci)[vJos  st.  Bt/aä  <^catby  /7[«]vö[s  :cdl|£[(d]$. 

47,  3,  Schluß,  Sia-,  nicht  x£.  Anfang  von  4 noch  unklar.  — 12  1. 
änalgttv  (abreisen)  st.  d7i«i'^T7j^ö£ie.  Darauf  schreib  uft'.  — 13  1.  vno- 
iiilat  .[..]...  (v  korrig.)  st.  ccnoSügt»  £fIJvo(£|.  Danach  soll  ’Atsaiug  in 
Alexandrien  nicht  nachweisen,  daß  Silvan\is  Philosoph  sei,  sondern  daß  der 
Philosoph  SUvanus  ....  (?).  — 18  1.  ’AQiv&iov. 

48,  12  1.  fo  fie  avxbv  st.  utf  xqSxov.  — 13  1.  iv  rg  xa96äo}  st. 
£jtl  rg  irxavödw.  — Die  zwischengeschobene  Z.  17  ist  sehr  lehrreich:  der 
Bürge  verpflichtet  sich,  für  den  andern  eventuell  den  Platz  (xxjv  j;«?«!')  aus- 
zufüllen, fügt  hier  aber  erläuternd  hinzu:  näaai'  xtaoBV  (so  statt  Truaytov 
fi|a]xpß)  iv  trä  SixaaxijQio». 

49,  14  streiche  £i’s]  und  schreibe  in  15  [£«]?.  — 17  1.  K7ioXt7tia&ut 

img  dv  nigag  7jtiT£[^]g  (st.  . . .). 

51,  15  1.  ccTXoXxTtia^ai.  — 16  I.  wfpnjs  e’l^tnEßg  st.  «’(>k(ios 

3 1.  Atovxlov  MaaxovXtiv\ov]  st.  KvvxCov  Möaxov.  — 
10  I.  fx£l£iiö'ß7j  nigag  [a|r«t>gvat  st.  «xolovß(a>$)  xolg  :rpos[t£jTayg£vots. 


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566 


II.  Referat<*  und  Bwprechunffen 


Also  der  Befehl  des  Präses,  das  GaschUft  zu  Ende  zu  führen,  hat  das 
Gestcllungs versprechen  verursaeht.  Vgl.  öl,  16.  — 21  1.  ylcovriog 

Mnaxovltlvov  st.  Kvvnog  Möaiov  6 ?rpo*(*f|itfvof).  Ähnlich  aueh  Verso. 

55,  9 I.  inificXtjTtJv  ^roi  vnoxttxc«STÜzT)v.  Damit  fällt  der  ijujiti.rixr)g 
jtAoifaji').  — 10  wahrscheinlich  avxov  (vgl.  48,  12).  — 11  wohl 

än:o<^. . .^f£v  st.  «e«aj;erv.  — 12  1.  rfö] 

57  (wegen  der  Örtlichkeit  in  Z.  5 aus  Hermupolis),  7/8  1.  5K>[l.ta)s 
7r|or£  oder  tJöt£  yivofti^vmv)  ypoppoifcov.  — 18/9  1.  lig  fr]'^(e)  l[«]p- 
rrp<  ot)>cijjv.  — Verso  2 1.  avxfj  txttfii)>a  st.  ]s  avxijg  — 3 noch 

unklar.  — In  4 setzt  mit  vito  keine  neue  Hand  ein.  Lies  ^oolevrov  st. 
[^Jonl(£uroC)  xd.  — In  5 steht  von  3.  H.  yiQoyff(t<p(ixi)  erp«)  st.  x‘Q^' 
yp«(p(ov)  eyfK((pri}.  Dies  könnte  sich  auf  Rccto  beziehen.  Dagegen  Verso 
1 — 4 hat  wohl  nichts  damit  zu  tun. 

58,  1 1.  [tvdJixr/(o  vos)  ylvxcov  (Lykopolis)  st.  [....].  jjit  x . lov.  — 
16  1.  })  anodoivai  st.  ffoya;todo0vo4. 

59,  2 steht  hinter  Gratians  Consulat  ein  deutliches  k",  wiewohl  ß”,  wie 
die  Edition  hat,  zu  erwarten  wäre. 

60,  1 1.  [iVf/]x[«]Aos  x«l  ij[  xrl.  Dem  entspricht  das  unpuhlizierte 
Verso:  Mtjxxdiou  lig.  — 7 1.  Tvov9iog  st.  T«f,u]oi5^(05. 

61,  13/4  1.  frjijs  ptfj’dJljjj  st.  [ojvopforos]  r^f. 

63,  3 1.  (’H  Nachher  Xoiiei  st.  Xoüirt  (durch  ein  Ver- 

sehen mir  zugeschrieben).  — 5 möchte  ich  emendicren  jt«pä  r^<^s>  igov- 
ala(^gy.  Zur  Konstruktion  vgl.  Z.  10.  — Von  sachlichem  Interesse  ist,  daß 
in  7 Ilivxdnokiv  st.  'EnxxtTxoXtv  zu  lesen  ist.  Dies  ergabt  eine  verständliche 
Koute  für  die  Truppen:  über  die  Kyrenäische  Pentapolis  nach  Afrika.  — 
8 statt  vficiv  ist  ein  Infinitiv  ...£iv  zu  lesen.  Ich  konstruiere  so,  daß  ich 
i^or>j  — xcXivaQüOi  auf  Oxgaxtioxaig,  nicht  auf  vTto^vt'jfUtCt  beziehe.  Ferner 
verbinde  ich  in  9 xiotTjOai  Xijfinxiad-^vai  (mit  einem  fi  geschrieben).  Vgl. 
BOU  136,  27  mit  Gradenwitz’  Textverbesserung.  Er  wird  also  angewiesen, 
die  Koptiten  die  Summe  empfangen  zu  lassen.  — 10  am  Ende  steht 
loTpo  (sic). 

Von  hervorragendem  Wert  ist  die  umfangreiche  Nr.  64,  die  eine  Reihe 
von  Erlassen  (meist  vom  Präses  Hcraclius)  an  Beamte  der  großen  Oase  ent- 
hält. Zum  Text  bemerke  ich  folgendes: 

4 1.  «ydy£T£.  — In  6 hat  Mittels  völlig  korrekt  npofuag  gelesen,  hat 
aber  hier  wie  häufig  sich  durch  die  Annahme  irreführen  lassen,  daß,  auch 
wenn  kein  Abbreviaturzeichen  vorhanden  ist,  man  doch  innerhalb  eines 
Wortes  eine  absichtliche  Auslassung  von  Buchstaben  anuehmen  dürfe.  Er 
schreibt  daher  7XQo{9ia)fuag.  Ich  muß  an  dem  Prinzip  festhalten,  daß 
.\bbrcviatur  nur  vorliegt,  wenn  die  Auslassung  der  Mitte  durch  einen  Strich 
gekennzeichnet  ist,  wie  in  0C  usw.  Wo  sonst  die  Mitte  fehlt,  wie  das  Vor- 
kommen kann,  liegt  vielmehr  Schreibfehler  vor.  Die  Verschleifungen  von 
häufigen  Wörtern  wie  Kaisernamen  (vgl.  Viereck,  .Vrehiv  1 452)  stehen  auf 
einem  anderen  Brett.*)  Im  vorliegenden  Falle  ist  die  Schreibung  ganz  kor- 
rekt, denn  ich  lese:  xxqo  fiiäg  xaXavä&v  £i7txejiß^ian'  Inuptgo^tvot. 

1)  .4uch  das  ist  vom  Editor  oft  übersehen  worden,  d.aß  Abkürzungen  von 
Wortschlüsicn  in  dieser  Zeit  in  der  Regel  in  irgendeiner  Weise  gekennzeichnet 
werden. 


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Ulrich  Wilcken;  Papyrnn-Urkumlen 


Zwischen  8 und  9 hat  Mitteis,  wie  er  inzwischen  bemerkt  hat,  eine  Zeile 
ausgelassen.  Er  liest  daselbst:  Tlva  de  im]vty*.tv  (—  iTttjviyxav)  oi 
TtQainoairoi,  ix  x&v  vnoxtrayfiivtov  taia&t  (=  et<na&e).  — 9 hinter 
»jyfgcbv  ist  freier  Baum.  Die  Schrift  zwischen  tjcjiiopi  und  xid^iiv  ist  ab- 
sichtlich ausgelöscht.  /isyciXr/g  scheint  nicht  dagestanden  zu  haben.  Hinter 
avedgoifutv  in  13  folgt  ein  Finalsatz  mit  oir[(iJä?  dessen  Schluß  lautet  t ■^vVJ 
{ögav  igtX9eiv  (NB.  nicht  avfißfj).  Darauf  folgt  nach  einem 

Spatium  ein  neuer  Satz  (13),  mit  Evzvxovxcg  beginnend.  — 14  1.  rfj  i no- 

xitfilvy  diäaaxaXila  st.  rg  ^y(f)govf/« [. . . Ebenda  1.  zh  atp  ot>v 

(=  der  auf  euch  entfallende  Teil)  st.  lo« . po . . Daraus  folgt,  daß  in 
15  ztoti)aua9at  ---  zcoti^aaa&c  zu  fassen  ist.  Mit  catoazaXivrog  schließt  der 
Satz.  Hiernach  werden  wir  in  16  £vvdytze  = Evvdyizai  fassen  (es  folgt 
die  Summierung  mit  nachfolgender  Spezialisierung).  — 17  hinter  den  9 My- 
riaden deutlich  aftß.  — ln  20  ist  die  Summe  31910. 

23  1.  st.  -^[yltgovix)^?].  Ebenda  1.  ivivyiov  rt  (vgl.  13)  st. 

i[ß]  ivzax&ivxa.  — 24  1.  iv  äno&izm  xvyxdvtiv  xb  fi^i^otg  (verschrieben 
für  ^{Tpov)  toCto,  st.  imtva&(xm  xfjg  ^opaiTo:toi((j)p(»jSf)c  ( t ) 5,  loOro. 
Ebenda  1.  xig  ßfoxtia  st.  xa{/axilc>.  — 25  1.  x>niQ9e  aig  st.  üntp- 

iXiat  a o,>v.  — 26  1.  tx  st.  0 xf/g.  Mit  äxreaxaXzai  schließt  dieser  Satz.  Es 
folgt:  Tovg  dt  ye  .st.  xovaät  x^o^vg.  — In  27  ist  daher  noixjOov  als  Im- 
perativ zu  fassen.  Ebenda  1.  uvxolg  xb  ftfrpov  st.  avrof;  rdv  Ä’(py)vpov. 
Schluß:  drtöaxttXov  st.  uvaaxuXbv  (sic).  — In  28  habe  ich  hinter  jraern- 
jjddte  einstweilen  nur  rö  «atpaXig  le.sen  können. 

Auch  die  folgende  Urkunde  ist  offenbar  vom  Heraclius  geschrieben, 
denn  es  steht  in  29:  OvaXigia  ^[«(aKidtxoary  'Oäaimg  st.  Ü6altpi«v(dj) 
Xafiuiätxaaxriaag  tim'  Ebenda  1.  wieder  ifiTjg  st.  fjy(t/iot'ix)^g.  — 30  scheint 
dfj  Trpctyftaxtlav  st.  TCQCtyiiaxtlag  zu  stehen.  Die  Worte  hinter  j;pn- 

«opyiipev  sind  absichtlich  ausgelöscht.  — In  31  hat  Mitteis  mit  äinXclatov 
|ä)  axatXfibv  den  richtigen  Gedanken  getroffen,  aber  mau  braucht  nicht  zu 
emendieren,  wenn  man  die  jüngere  Form  äijtXaaio)i’  heranziebt:  btTxXaatava 
axa&fibi’.  — 32  1.  äypotxiu;  st.  zra^oix/ag.  — 33  1.  d£|«f»£eoj  st.  tm>- 
ftti’og  und  fpfjS  st.  x/y(ffiovix)T/g.  — 34  der  Anfang  fpiuü  f/  c)'£i<[xllijO»«>' 
i.st  nicht  richtig.  Bleibt  mir  noch  unklar.  Schluß  1.  aixtuv  st.  ä.i.iav.  — 
36  1.  T£  x«i«d»/iov  (j/X  koirig.)  st.  yt  xxnaßaXuv  (sic). 

38  1.  wieder  OvaXt(j!ta  ^rapnidixacry  'Oäattog.  — Der  Anfang  von 
40  ist  noch  nicht  richtig.  — 41  vielleicht  ouereloiiviu  v (?)  st  xtXiaiidxut'. — 
43  nu^iaxt]  nicht  richtig.  Von  diesem  Verbum  lasse  ich  abhiingen  iv  ^vXlvoig 
dflrui;  £ vj;«p££|avri  roüio  xä  Sijiioalio  ngofXeivai  iv  xfj  xrl.  — 45  ixivov 
nicht  richtig.  — 46  1.  x«tadt/lun  bvxog  st.  xar«d»jAot)rTos.  Schluß  1. 
nen’ojijxüi'  (sic).  — 47  streiche  rfjf.  — 52  1.  Uuxoiyuv.  — 63  1.  oue- 
niiaat  iavxov.  Schluß  der  Zeile  zu  korrigieren.  — 54  1.  ziQayiidxmv  st. 
Xp>i,udxcov.  Das  näckste  Wort  nicht  richtig.  — 55  1.  izxi  äyvcoftoavyy  (Schluß 
un.sicber).  — 56  1.  iXaiov  st.  [djixofov  und  st.  dt«  tf/j.  Dann  igovala. 
— 58  1.  AA£o^ovA[u],  wohl  derselbe  wie  in  Nr.  37.  Dann  yvtoa(Hjvat(^i) 
st.  tta  dEffiji'ßi  und  am  Schluß  äiaixr/aiv  (Schiedsgericht)  st.  dziaixijaiv.  — 
59  1.  y(via9ai.  — 61  1.  ix  st.  x^g.  Den  Schluß  der  Urkunde  habe  ich 
noch  nicht  bearbeiten  können. 


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568 


II.  Referate  aod  Beaprecbiingen 


Es  folgen  einige  Ostraka,  die  ich  noch  nicht  verglichen  habe. 

Von  hervorragendem  Wert  sind  die  gmßen  Rechnungen  aus  Hermonthis, 
Nr.  97,  namentlich  wegen  ihrer  neuen  Aufschlüsse  ül>er  die  verschiedenen 
Artaben,  worülier  Mitteis  eindringlich  gehandelt  hat.  Von  dem  Text  konnte 
ich  nur  den  Anfang  revidieren. 

1 1 1.  77o[vtop[/tou.  — 3 1.  denn  am  Schluß  der  Zeile 

lese  ich  hinter  Kti(azov)  noch  *«1  //Ai5[(i'jos).  Die  Rechnung  ist  also 
von  xwei  Mlinnern  des  Namens  AvQTjhog  IIKTjvig  aufgesetzt.  Dazu  stimmt 
die  doppelte  Subskription  am  Schluß,  die  zeigt,  daß  beide  TTAijety  zugleich 
wmrjpoc  hießen  (nattlrlich  von  verschiedenen  Vstem).  Der  Vater  des  zweiten 

wird  am  Anfang  von  4 genannt  .sein,  wo  die  Edition  irrig yii]ue«a(  ) 

liest.  Das  naarozpÖQOV  ist  nun  also  auf  den  Vater  des  zweiten  lUiivig  zu 
beziehen.  Nun  erklärt  sich  auch  das  bisher  rätselhafte  ßnij^üv  in  4:  es 
ist  eben  der  Titel  der  beiden  Rechnungsschreiber.  — 8 1.  t.[  ]jo,'  st.  tce 
[tVd]ix(rfo»’Os).  Die  Indiktion  wird  erst  in  9 genannt:  [t]vJix(tfoeos)  st. 
] . . t^/.  Aber  was  hinter  i.agnpoTciT(oi'  zunächst  steht,  verstehe  ich  nicht. 

Nr.  101  nennt  Mitteis  eine  Rechnung  über  den  Kanon.  Aber  wo  er 
xav('ov  liest  (am  Rande),  steht  überall  rj/iäiv.  So  II  1,  wo  ich  weiter  lese: 
vuvl  ufcüv  ro'ürjT(og)  st  ro(C)  «vr(ov).  Ähnlich  in  IJ  4 To^,  II  18  TbOi;*, 
32  7'^.  In  U 6 1.  vuel  /Ujfiiov.  II  17  1.  riQtay.li.Xa  IJQlattov  st.  TlQia%ii 
£anQlay.ov. 

Die  Reihe  der  Briefe  eröffnet  einer  aus  ptolemUischer  Zeit,  Nr.  104. 
Nach  den  üblichen  Phrasen  kommt  hier  einmal  ein  hübscher  Gedanke  in 
origineller  Form.  Z.  16/7  1.  "Otov  ijgte  )[p]dig}jg,  tt'zf/vjtov  xi  Xn/tßtivia 
(st.  y[p]ct(>i)K  i/ttln2orära(g)  äv[a]ßuX<^Xyia&i).  Die  nächste  Zeile  18  lese 
ich  nicht  ohne  Zögern:  ’£:riöxo7r£rt[«]i  v/täg.  Das  Medium  muß  hier  in 
einer  Bedeutung  stehen  ähnlich  der  in  Demosth.  in  Neaer.  p.  1361,  12.  — 
19  1.  'AXfiivxig.  — 21  1.  ’£cftMr»jg  .st.  ’Kaffli5r»jj.  ’EöftwTrjg  gebildet  wie 
'Kofitvig  (zugehörig  dem  Thoth).  — 23  scheint  fttyaXaii  st.  fuxä  liöi»  zu 
stehen.  Darauf  folgt:  IlzoXitov  6 axQaxijyog  xat  “crw«  ui- 

yuXtog.  Daun:  "Kyofiev  (26)  SiTiXä  xj/iivCiV)  mv  .xitcaxovQidxjg  xxoiti.  Und 
weiter:  “j^Xoixtoi  (=  äXvxtoi)  ylvta^e  ntpl  j’goO.  — In  29  ist  ciUKydg(?) 
unrichtig.  — 30  1.  IT]  st.  xj'. 

106,  4 1.  2/üpou  st.  £oq>ov.  — 5 1.  Mvtona.  — 6 1.  2.'aßoOXti’ 
KonxQiaxi.  Sachlich  ist  wichtiger,  daß  die  Lesung  ye  yt’ioaxi/g  in  10 
wcgtällt.  Es  steht  da:  7/f rfpgoCfft j.  — 13  fasse  ich  ypaiigoTtog  = ^’po.u- 
/laxitag.  — 23  1.  XQixtj.  •—  24  1.  KaxiXfXtai.  Auf  Verso  hat  nichts  weiter 
gestanden  als  'j^noXXtitvlio  xtS  ipiXxäxw. 

111.  2 1.  7p<[dw|pM  A’twi'(?)  yatgciv.  — li  1.  ygaufiaxa  st.  ygafifia- 
r/|d|t«.  — 8 Anfang  kann  nur  gdojjovs  gemeint  sein,  wiewohl  das  g sehr 

ungewölmlieh.  Ebenda  1.  /'*vi'[a]dfoc  statt  /Vpoari^ojv.  — 9 1.  tJxtw 

X«  ft 

statt  ti  (=  fix«)  oiu'.  Das  ft  soll  wohl  nur  chtov  aufnehmen,  also  — äXici 
xal  thxoy.  Ebenda:  Jög  xoiig  fttoffo|üsj  (direkte  Rede  mit  oxi  ein- 
goleitet)  st.  dovXovg  fua&m\ay\.  — 10  1.  j4pydpttt  ovx  tyta  oder  f)(o[g(e]. 
Also  das  Zwiegespräch:  „Gib  die  Löhne  anders  (höher)“.  ,4ch  habe  kein 
Geld“.  Darauf  fährt  der  Bericht  an  den  Adressaten  fort:  Kai  xxl.  — 


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Ulrich  Wilcken:  Papyrus-Urkunden 


569 


Iß  L täxov{'^)  st.  myov  — 11  manches  unsicher.  Schluß:  rp 
xüdi  Tov  Entitp.  — 19  übergeschriehen  [xot  j Svofia.  — 911  L «wa«i5«[ 
und  uvrä.  — 21  L xai  fti  (=  pi])  p* p*pv['»)]o j;s  . Tttpl  ['^j|umv(V).  — 
22  L Zo)(j/[p]m.  — Verso:  'laiätoQia  Kt<p(ai.uia>r^?).  Schluß  Atptßiavdf. 

115,  lU  L in(l  xb  uvxb)  statt  &.  Die  Rechnung  stimmt.  Ebenda  L 
;[p()(»'os)  b a(vxbg)  st.  Xo(/«x)  Tu. 

Ich  trage  Bedenken,  Mitteis  in  der  Rekonstruktion  der  KaLsortitel  in 
m Recto  zu  folgen.  Das  erhaltene  /lapjdixoü  MtyUxov  BQtxavvtxov  Mi- 
ylaxov  fTvatßovg  £eßa<sxoO  weist  statt  auf  Aurelian  auf  Caracalln  hin 
(vgl.  BGU  356).  Die  Schrift  spricht  wohl  dafür,  daß  eine  jüngere  Kopie 
die.ser  Bittschrift  (denn  das  ist  sie)  vorliegt.  In  2 L rjlgtjti'  r[f  x|ai 
xotg.  — In  3 L ägopT/ß[s]  xct  novrjQlug  avviy&g  ötOQ9ovfiiviav.  — 
Auf  Verso  steht  in  fi  und  1 deutlich  t 5 ' statt  (”Etovs) 

120,  1 L avvKoXkxjalfiov  .statt  avvxi((pakuuäatag)  Am 

Schluß  ergänze  ’Ex  ßvvx|olltjßigou].  — fi  L xoOtjx[ö vjru v st.  x . ap  . . 
[...].  — 12  L dttvltJTijfff wj  «VKppiJotM?  ytvofi^lvTjg)  st.  6t' 

aiixäv)  Ivrijaccot;  pr;dlt|  ....  XjOttag  ytyoy(yiug).  Vgl.  Gloss.  difulvrwffti 
dit^solutio.  — 13  L ]bipa$  itzI  (■=  ittil)  b jip«(xr(ap). 

121,  2 L gjrjtpös  £ü(ia«f»o[v]id[o5  ä)7r.’  — 3 streiche  Kekiva&iig 
iTttiplgitv  ßJTo]);öf  und  lies  Jiißi'.  Ebenda  1 Tpfr[ov  st.  y.  xoS  x(ßl)  ß(i'- 
Toö).  Das  Präskript  (mit  dem  Titel  des  Ab.senders)  schließt  mit  xuptou  (3). 
Mit  TIgbg  (zu  verbinden  mit  ngogtftovtt}  in  7J  beginnt  die  Darlegung.  Vgl. 
BUG  Ifi  und  950.  — i erg.  etwa  (üffrt].  — 5 erg.  etwa  [Ibyov  ttg- 
a'pßlcot'  ßort  T»j.  — I erg.  toü  xguxi'axov  Txgbg  xä  xri.  — 8/9  lies 
npß  [xTopa$.  — 12/3  erg.  etwa  fa:o(||;iaßro  diaaäg  o.  ä. 

122,  lil  L Tißigia  Nixuita  . ( st.  Tißlgltovi  Xßl  ct>;  | j'prjgßTi^«.  Das 
ist  der  Archidika.stes.  Danach  5 / 6 : Tißigtog  \ iVixoia|s]  (sic). 

123,  5 L xß.  — Z L e st.  y . — fi  1.  c st.  y.  — lü  L <Puyttvu)\> 

st.  Ougfiov&t.  — LI  L X st.  d.  — 1 8/9  L Ilagtlxjiptkijaav  | dtß  xät’ 
Tcgoaigixäv.  Den  rxgoaigiTfig  als  Arehivbeamten  kennen  wir  schon  aus  BGU 
362  II  L2  etc.  Vgl.  dazu  U.  Robert,  Hermes  460.  1 (=  der,  welcher 
hervorholt).  Ich  vermute,  daß  1.5/6  die  Unterschrift  eines  Txgoaigi'itig  ent- 
hält. Einstweilen  lese  ich  davon:  xovg  ;rp[oJx£i|givotiff  |t»no|- 

fivxjftuxianoitg  iv  xoftoig  xitsaugoi.  Verso  2 L Iv  statt  [ajöv. 

Leipzig.  Ulrich  Wilckcii. 


Berichtigungen. 

S.  izf>  Z.  ii  u.  lü  L ro  «t.  tß.  ! 8.  812  Z.  U v.  unten  L L Jalirli.  nach 

S.  127,  Lia  u.  lü  L Lelcbvre  st.  Ivefebure.  ! Uhr.  st.  v.  Uhr. 

S.  2ül  L Verr.  III  3ü  st.  üiL  | 8.  418  L Zahn  4fifi. 


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57Q 


Abbreviatur,  Theorie  der 
AbuBir  el-Melek  609 
Acclamatiouen  641. 
actio  depositi  Z2f. 

Adoption  178 ff.;  66Ü 
ÄgyptUierun^  324;  528; 
Aeg}*ptue  Hereulia  343  f. 
ÄrztlicheH  Atteat  63fi 
aetas  legitiuia  äAi 
Aitichineu  293;  494 
Aisoi>oe  481 
Alexander  d.  Gr.  491 
Alexandria  7^  335;  84U ; hMi 
Alexandrin.  Weltchronik  491 
Alkibiadea  282  f. 

AmUeid  618 
AndroD]KiliH  653 
Anthologie  276 
Antinoe  301j  5^  536 f.;  538; 
554  ff. 

Antinoos  6361'. 

Antiphiinee  277 
Apis  (kein  Gott)  398 
ApinliegrilbtiiB  394  f. 

Apollunios  Hliod.  470 
Arabische  Papyri  Ml 
Arabische  Spezereien  186f. 
Aristoteles  496 
Aristoxenos  497 
arrha  19 
ArainoB  II  317  ff. 

Assessoren  I9i 
Astrolo^sehes  248;  500 
Asylrecnt  ilü 
Athlet«^u  üllf.;  643;  64G 
Aurelif»s  i'lutioii  641 ; 643;  646 
AnsgTHi>uugen  189;  B37 1‘ 
Aussaat  236  f, 

Uatikmüiiupol  (kais.)  118 
llankurkunden  390 
llergwcrksarbeiten  631 
Berenike  UI.  und  IV.  133 
Beschncidung  143 
Besis  637 
Uibelzitat  386 
Bildiugraphie  140,6 
Biblische  Graecität  455  ff. 
Bittschriften  fan  König)  33  ff. 

^un  Kaiser)  312;  563 f. 
Bokcboris  3ü3 
Botti  304 


I.  Sachregister. 

Brief- Formular  142 
Bflcherkatalog  122 
Bukolcn  65*2 

Chares  (in  Asien)  121 
Chrematlsten  22  ff. 
civis  Alexandrinoa  Silff. ; 22 
civis  Romanua  ^ ^ 21 
euhors  II.  Hispan.  16 
coboiB  I.  Thebaeor.  7& 
comitatus  222 
connubium  665 
cunventus  12 
eorator  absentis  12 
Curatoren  (städt.)  643 

Delatorenprozesse  21 
Uclegation  II 
Demosthenes  222  f.  122 
d«nuntiatioexauutoritate6608'. 
Didymos  (Kommentar)  284/92 
Dioiketes  8^  123  f. 

Dür6sche  V^hAltnisse  660 
Domlnc  221  ff.;  22^  626;  633; 
662 

donatio  propt.  nuptias  22 
l)op)>eldatum 
Uo|>pelurkuuden  .622f. 
Dotalklage  „(bnff  ) 92 
Dreiteilung  Ägyptens  312;  344 

Edikt  d.  Mettins  Rufus  22;  609 
Kherecht  d.  Soldaten  Ii2ff. 
Kbescheidung  12 
Ebevertrag  144;  221  ff. ; 607 ; 512 
Eide  232 

Eigennamen  (bist.  Quelle)  226; 
687 

Eiuregistrierungsgebilbreu  619 
Empfehlungsbrief  (lat.)  168 ff. 
Epbeben  636;  637 
Epidemie  618 
Epigramme  276:  121 
Epikiisis  504;  5561'. 
Epistratege  530 
Erbpacht  222 
Erbrecht  142 
Erbscbaftssteucr  7j  22f. 
Er/.richter  7^  111 
Esellasten  62 
Eupator  (I’tol.)  122 
Euripides  212  1;  126 


evolvere  662 

exactor  civitatis  211 

extra  ordincm  cognitio  56-> 

Fingierte  Dotalklage  22 
Fingierter  Kaufvertrag  21 
Fiskus  22  f. 

Flavias  Abinnaeus  221  ff. 
Flavius  Vitalianus  121 
Freilassung  262  ff. ; 222 

galearius  111* 
gauderi  122 
Gaza  544 

Gericht  d.  Dreißig  22';  d.  Oire- 
matisten  22;  der  Zehn  514 
Gerichtsvollzieher  22 
Götternameu  als  Personen- 
namen 3'U;  524 
Grapbeion  623^  622 
Grundbuch  6u9.  662 

Uadrian  301 ; 222 
Harmachis  i'Oott;  112 
; Uellenistiscbe  Sprache  44:i  u 
UephaisGoukultin  Alexandrien 
626' 

Ueptanomis  312 
Hereulia  ^Aegyptus)  212  f. 
HermupoUs  536;  540  ; 548 
Herodot  121 

Herou  (Gott)  |12»1;  180/1 
Ilesiud  26^  112 
Hibeb,  Ausgrabungen  in  122 
! Hoble  Tage  61 1 
! Homer  258. 65 ; 474/8 
I Hüterurkunden  622  f. 

Ilyksos  lö2 
liyjKithek  22 

I Jahreszäblung  146 
1 Idiologus  86j  146;  313 
Idumäer  129;  121 
I Jesns  Sirach  221 
I Inder  in  Ägypten  320 
I Inschriften  126/89;  116/6; 

I 313  36;  16üT! 

I nspektionsreisen  612 
inspectio  ventris  37011'. 

Isaius  203 

Isidor  (Synonyma)  21)‘J 
Isokrates  122  f. 


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Sachregister. 


571 


.Iildisclier  Krieg  31ü 
•lulius  Africaaus  2112 
Jupiter  Capit.  in  ArsinoS  fUS 
luridicus  101  f. 

liin  lilieraruni  in  AntonoS  hM 
iurcnis  lieniali*  fclfi 

Kalender  (mak.)  14t;  (astrol.) 
2aß 

Kallimachos  482  f. 
Kapitalprozesse  ao2 
Katarraktcnopfer 
Kataster  212 

Klage,  Rücknahine  einer  22 
Kleopatra  11.  3^  866  f.;  624  f. 
Kopfsteuer  232  '3 ; 665;  667 
Kontransport  lAff.;  2£Utf.; 

806;  620  f. 

Kratinoi  486  f. 

Krieg  zwischen  Dörfern  606 
Kultgenossenschaflteu  869 

Laiengerioht  12 
IiBteinisch-griech.  Urkunden 
106  ff. ; yoj  889  ff. ; 447j  600  f 
Laterculi  Alexandxini  422 
Leontopolis  121 
Lenke  Korne  (rfTcpri))  196  ff. 
Lex  Falcidia  14;  Julia  TMtia  813 
libellus  libellatici  811 
Licinius  SUf;  888 
Literarische  Pap.  1 ff. ; IM  ff. ; 

168ff.;  1^  257/99 
I/itnrgien  508;  629  f.;  6M 
Livius  601 
Lnwenkult  121 
Liicceius  Ofellianus  628 
Lyriker  482  ff. 

.Mcdeia  d.  Neophron  Iff. 
Medizin.  Fragm.  168  ff. 
Menandros  277 

Metrologisches  425  ff. ; 6Ü1! ; 584; 

nfti 

Mettius  Rufus  ^ 502 
Milet  144 
Alimos  279  ff. 

Alithrasliturne  142 
Mommsen  (Nekrol.)  148  ff 
Monopole  516L;  620 
Alüllerinnung  143 
Mumifiziemng  1 18 
Mythographisches  600 

Nabatäer  128 
Naukratis  666 
Neapolis  (Alex.)  805 
Neophron,  Medeia  d.  Iff. 
Nichtbaden  118/9;  806/'7 
Nilquelle  220 


Numismatisches  140 
Nymphaion  in  Uermup.  540 

Ölverbrauch  imOymnasium  648 
Oracula  Sibyllina  479 
Osiris-Apis  249  ff. 

Ostraka  44 ff.;  ^ Mff. ; 228 

Paian  482 
Palaiphatos  500 
Pap^s-Chrestomathie  828 
Patrimonium  8^  527;  550 
Paulus  222 
Peisistratos  497  ff 
Pentapolis  500 
Pest  145.  Vgl.  217 
Peyron,  Bernardino  804 
Pfändung  9^  617 
Pbilae  (Tempel  auf)  350  ff. 
Philosoph.  Dialog  497  ff. 
Philosoph.  Fragm.  161  ff. 
Phoenice  168  ff. 

Pindar  28fiff.;  480  f 
Plato  294^  494  ff. 
praefectuB  castronim  18ö‘ 
Presbyter,  cliristl.  148 
Privatgrundbcsitz  2üß 
Privatnotare  116  6 
Prozeß  d.  Drusilla  246 
Prozeßprotokolle  57 ff.;  liff. ; 

lOfiö  ; llO 
procurator  541 ; 648 
Proteus  148 

Ptolemaios  L (Tod)  156 

Qanqel-Maß  551 
Qorra  beu  Sarik  661 

Banbanfall , Proze  B wegen  1 06  ff. 
Rechnungsprüfung  TT^  100 
Recht,  äg.  40f. ; 82 
Recto  und  Verso  399:  610 
Registrierung  d.  Verträge  1 77 
reparatio  temporum  660;  582 
Romane  226 

Rücknahme  der  Klage  21 

Sakje  115 
Sappho  268 
Sarapis  249 ff.;  816 
Schedia  146;  194 
Schiedsgericht  128 
Schöffen  (Chrematisten)  28  ff.  : 
secretarium  844 
Sequester  21 

Serapenm  v.  Memphis  142 
Sidon  648 

Siegel  (des  Strateg.)  226  ff. 
Signalements  146 
Sizilien,  Oeschichtswerk  Ober 
490 


Archiv  f.  Pspyruiforiohtuig  m.  L 


Sklavenkauf  415  ff. 

Soldaten,  Kherecht  der  68  ff 
Soldateuvereine  129 
' Sophokles  484 
Soranus  161  f. 

Spediteure  46  ff.  Dagegen  298 
Sprachliche  Untersuchungen 
142;  443  73 

Staatsiecht,  ptolcm.  144 
Steuern  285;  238 
I Steuerjiächter  517 
Stiftungen  812 
Stratege  105;  818 
Stratege  v.  Alexandria  185 
Subskriptionen  14  ff. 
superstat(innnrius)  110 
Syrischer  Krieg  (III)  521 

Tachymaphic  810;  313 
Tcmpm  (Soknopaios  n.  Hermes) 
288;  (auf  Pbilae)  856  ff. 
Tennen  2Ü4 

Tbeaetetkommentar  424ff. 
Theokrit  412 
Theologisches  142 
Theopbrast  421 
Theopomp  (?)  282 
Thera  145 
Thesauros  206  ff. 

Thront'olM,  ptolem.  144 
Thukydiues  281  f.;  488 
Timotlieos  (Perser)  268/76 
Traditionsurkunden  114 
Transportgesellschaft  21Qff. ; 
220 

tutor  98  f.;  244  f. 

Überschwemmung  821 
Urkundenrefcratll3/9;  800/13; 
602,'69 

Vereine  v.  Soldaten  129 
Vereinswein  1 20 
Vertragstypen  592 
V^cterancn  12 
Viehdeklarationen  234 
Volksrecht  1 78 

VormundschaftebestellunglOb; 
368  ff. 

Wanderrichter  (Chrematisten) 
25 

Xenophon  281;  489  '90 

Zenobia  167 
Zeugenuuterschriften  14 
Ziebvertrag  181 
Zolltarif  Üt5ff.;  194f. 


82 


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572 


Griecbischca  Wörterverzeichnis. 


II.  Griechisches  Wörterverzeichnis. 


ABT  JE  (StacHteile)  bül 
afiQfßts  (=  a breviisV)  ö36‘ 
«ya^ßtt’75(nurf.  Lebende)  315 
ayytiov  (d.  Chrematistcu) 
cr/ütyij  ''iudicium,  actio)  501 
ddfÖJTOT«  äl 
f(i^TTi}xog  379 
alcxvi'nv  389 
kxdbQtg  (Gott)  5*24 
ailorjrd;  3Ü4 

ttlrr()or  (»  a(ioT(>or)  450 
afffioff  (Alo8)  188f. 
djofoda(in  Memphis  numeriert; 
Ui 

ii'dxpiffi;  (6  Ttpbg  tafg  d.)  330 

avuuitQtiCtg  3i8 

avavtiixttg  562 

avaTt^iirrftv  74* 

kv&QonoXixrfi  553 

dvö“*  ov  124 

ccvTtniQav  267 

aTtaifyfiv  (aufb  rechen)  505  f. ; 565 
^Jtatr^atfiov  202 ff.;  218 
a^tagri^tiv  100* 
d?rae;j;>;  7j  ^ 82;  3A5 
Unig  äM 
nnoygccfpov  5114. 

€i7to^fta0ig  323f. 
ttTTOTTyl^xfU'  (trennen)  386 
d;Tuaro/lo^  (Ladung) 
^(>a^cr(Ocp|ft07ro4(T72;?|  5&3 
dpyvpfitf  5(>5 
.Vpfrcrrorrpt^  359 

oef  Vgl.  Mh 

aQQaßmv  19 
deroy  450 

227  ff. 

aQyidtxaüTijg  U.  117 
d^cü^rcxf)  192 
äs  (Partikel)  450 

äoTiuffyos  (=*  dffrdapyoj)  302 
ctfnxol  rdpoi  312 
äorog  äüf. 
dauW|cüffroff  542 
kTXivCiS  *243 

124 ; 241 
94* 

ßdiof’  (als  Meßstange)  554 
ßuQ^a  (schwanger)  llß 
319 

BfXfis  121 
Bri<fas  537 

ßort^bg  otxoXoyciv  124 
raiä(’iQtoy  450 

yailidpiof  (*=»  galeariiis)  111* 
yä^iog  fyyQUtfos  7^  507 
*204  f. 


yf(ü(iyoi  ^<v<J/l(xot  616;  525f. ; 
555 

yt)  ßuetlix^  201 
•/fytffxfS“  0XQ((xtmx&v  10 

/iurHOXOTfog  536 

(v,  Oxyrh.)  118;  541 
yfb}Qy6g  218;  255 
brifioöitaöts  llÖf. 

6t(cyQa<fi^  Ih 

didioxot  (siiccessores)  15 
äiatvtt  (Schiedsgericht)  12ß 
6iorxdTo;foi  (bonorum  posse&so- 
ros)  15 
SucXvtiv  *27* 
diaotQtotut  98  f.;  509 
SUrcov  103.  Dagegen  (*«  d<«- 
d>;jjdpfi'0?)  248 

djfvliTTiffi?  (“  dissolutio)  569 
dtUpM  114 

6U9.  Vgl.  628 

dixaiodorrig  {Alyvxtxov  xal  Ulf- 
lat'dpfm;)  104* 

Jixatoavpj]  (Göttin)  524 
dioixT^aig  145 
6ioixi}X7ig  104 
AiovvaoTTXdxmv  142 
Jiax&g  306 
dt:tXc(amp  667 
d(>6^og  535 
dpd^io>  426 

'EyyccQtvdv  (»  dyyapfdfty  1 826 
fdvtt  20 

fi  (nach  vqpo^doOae)  555 
tiil€cy<aYtvs  28 ff.;  323 
fi'axtoui^  *238;  637 
fiax{iitix6v  259 
^x  (distrib.)  582 ; 636 
^x  (zur  Angabe  d.  Eltern)  320 
^x«royTgoyT3g(nabatäisch)i98ff. 
fxaToffrm  (p  V)  254 
fxyovog  321 
^xlorfxy  519 
ixxQOTi^  (medizin.)  151 
ifißdXXttv  (verladen)  218;  221 
^ 95 

fltßdxfvotg  95 
ivu^yiig  18 

^vvoitog  iiXtxia  94i 
168 

ivxtv^tg  lU 
^^dxro)o  54If. 

^laUos*  (außergewölmlicli)  13Q 
351  f. 

122 

iffaxoXQV^tlv  lA 
iicdvoäog  565 
^TttycinUt  556 


^TTixara^olf;  309 
inixQtaig  79;  118;  504 
iniXvaig  10 

iTttfxtXnxal  clxov  *AXf^a%'SQfiag 
805 

iTtinXoos  221 

iTttaxontia^ut  (Med.)  568 
fyfixQOTtog  100;  370ff.;  407 
'Etcxcixto^ia  806  f. 

'B^fifjg  (neben  Xoxvo7taiog<  238; 
240 

*Eo^wx7jg  568 
tvxaiQfl  121 
tvxQ7](JTtlp  (leihen)  242 

Zivxxtfgiu  552 

'HytUmp  f|cö  xd^Kov  188;  320 
T]yiiiwp  ^otpsixris  168 

iigtov  (Gott)  [ 128 ] ; 130f. 
’Heui'^cyoff  405  ff. 

lOli 

’*idtog  Xoyog  86  f.;  146 
idimnxi}  xgäxh^ia  1 18 
*Ivd6g  520 
trtop  427  ff. 

*Ibn  (a=  PaijCmi)  255 

KaXXtTtoXtg  538 
xdi'  528 
xaaLa  188 
xccrcyfiv  218;  652 
xuxuyQdtpiiP  89 
xar«yoiyTj  216 ff.;  219 
xorrarrav  531 

xaraff:ropevff  123;  213;  286 

xgT020$  885 

xf^dfitoy  431  ff.;  455 

KitpaXaiatxi^g  112*;  125 

xXfjQog  118 

xZ^ipof^o;  522 

xoilaiVfty  5U 

xoivrj  443  ff. 

xoiv(api«  208 

xdlla^oi'  437 

xOQVtfKiog  242 

xovp^a  447 

xof'pi  437 

xgixilgiop  2^  510 

xxr^POxg6<pog  210 

xT^atg  185* 

xrpiQ9  409  f. 

xco^tj  (oi  d;r6  xx^g  x.)  529;  564 
xc0jio^el^Q>r7;V  206* 

Addavov  190 


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Xa|d( 

Ittoxifirai  ^ lÜ 
448 

Zi/irairrT/p  2ÜÜ 
Zi't^’  460  f. 

ZoyoO/rijp  JTj  100 
XoiTTov  (ira~aopti8chcn)  r»07 

Mtcxtru  (fern.)  -KlO 

MccQtavfvg  fl)emot.)  äSii 

Manag  540 

pa;]rrrfpo(pdpo^  129 

3ff  yaif  i«iOf  (Demot.  A ntin.)  301 

fityfrZürroZiff  ^Alexandria)  665 

fiiyag  TroTafiog  2 Kl 
MHvaiu  187 
liföiyYVog  ül 

103;  247 

53M 

fitxtfüQOg  306 

Aäütf.;  435 
Hi)viaiog  216 ff. 
liepicrdrot'  111 
ftvgor  187  ff. 

Naßiaig^*)  239 

vaXog  arpatog  272 
Navaia  239 
vavßiov  439 

s'rrt'xZrjpoi  211  ; 222;  620 
A'iZ<v>'<r0drf(Off  243  '4 
vo^xd>'  79® 

vofiot  {AattxoC)  312;  («roZinxoi) 
82;  (rüorixoi)  185 ff.;  195 

Xfvtxd  ^ 326 

Ifrixdr  7r(<dxr(i>9  29 T;  312 

jf  poi  86 

i^OTTig  438 

(vZor  439 

*0^vfiog  86 
oUoyfvrjg  89 
dvrjZ&rr};  210;  219 
^vot  46f. 

Bvofut  [^iig  6.)  4M 
6vvdiv  (=  öi'idio»')  1 15 
OQaOtia{?)  393 
o(»pi«  (»*.  horrea)  305 
’0<io(ia7ng  249  ff. 

’0<rep<D  822 
ot*0mx6;  l6yog  88 

iJaiifTJig  402 
Ilax^aig  (Uott)  235 
naXiaxiQ  86 
nav/ffTifU>g  533  f. 

TtaQayyfXia  560  ff. 

:ra(dyftv  462* 


Grieebieebes  WörtervenoichnlB. 

\naitaX^liitTt,g  I96f. 

:rcrp(^örof(Wf  126 
rraQaff^Qtip  395 
:TttQaj^dtQtiatg  114 
nutifTrig  506 
Ilaj^oi'fug  306 
TTttr  (=  atttp)  307 
Tt^ftntiv  fig  xXi'iQOv  530 
123 

244 f.;  307 

riftt-  m 
7ti)yvg  438  f, 

TiTrdxioi»  532 
‘nXd^  145 

irXivi^tlov  (insula;  527 
! nXiorirtog  (Demot.  Äntin.)  3ül 
^ rroXf^fir  ^trd  884;  506 
I ffnliTH'/ia  180  . 

' IhlvSfvxfiog  (Demot.)  316 
:rpo('xro^ixdv)  205* 
ffpf*'xro)p  345;  (iMuxdoif)  29 f.; 
(aiTtxdiv)  214 
, 205;  207 

IlQta^aQQi)g  136 
^TQilSßvTfQOt  142;  208;  21  t;229f. 
rtQsaßvTfQOt  TÄv  yfu)pyd»e  204; 
206;  208 

rroogip<-TTiy(Arehivl>eamter)569 
^PoypcrqpiJ  5Q4 
?rpod<crZoyia^dp  212 
' n(fdtd{iog  514 
TiQottö^ta  (auHzahieo)  385 
Tpovofir  (verschaffeu)  245 
7(QO(tayyhXiu  ^ HL? 
TtQoadiayQaipoiitva  284 ; 239 
rtQotfoSo::roi6g  81 
:rpO0ra0ior  382 
7tQ06<fmvriaig  236 
TlQOiJüinOV  469 
rrpoirdroxop  (tudp)  182 
»rt'yifffof  882 

^'orrrfoi’  448 
adxxoi  16ff. 
aaxxtKfoQixov  115 
Xagaiag  249  ff. 

(ffpt  SK  seni(or)  898 

örifutov  417 

tUToX6yog  208 

ar^^fta  (M  ribv  0r.)  288 

ergdra  (*»  xtrata)  450 

<ftpar>jy6^'  tfig  noXftog  71  f.; 

135:  336 
«rvyypaqptj  622  f. 
j 0rxo<yori>rmdci:t  xcmjyoptat  81 
<rvft^ciZZ4it'  89 
70 

ffrju^olatoypdqpo;  116 
av^ßoXtxov  284;  239 


57:-^ 

tjvfitftova  igyd^t6\fat  403 
aui'ßywyü^  131 
tfvvdXXay^a  11 
evvaXXayiiaToygdtfOg  1 15 
517 

0rr»ia(f4pKv  lü 
avvtiatfogog  619  f. 
avvXvfa  27 

avvodixog  {olvog)  120 
ffvroixffv  7^  lil 
avvoix^atot*  10 
avrux^tg  520 
tfearuTTj;  534 
ßv(STt]na  noXiTtxÖP  355 
G<;gayig  270 

146;  194 

Td^ig  84* 
r^Zo>xr]t;  187  ff. 

T«raprij  (in  Lenke  Kome)  196 

rerfZcdvi^ccr  1 23 

Ti)ptg  f}  xal  .,’lxcopio^  691 

To;r<xd^  101  * 

rganfi^a  118 

Tgtoyodvrixtj  186f. 

"Tßgtg  (Injurie)  3fi.f. 
vi^saia  113  ff. 

'TxfffwtixrJ  189 
iTTSgri&fpat  88 

vjroßdXXnp  (Vorschlägen)  112* 
v}roypaif£ti'(iD  bezug  aut' Verso) 
ili 

v:r6&(fffg  298 
vxofit*rj(AaTOy^d<pog  I3i 
vaoyrf'aatop  582 
tfTTOTtXrjg  Ö16f. 
v^ToriT-Otxd^  89 
v<paigfßig  11 

4*&drfiv  882 

312  ff. 

<PiXofir}roig  328  f. 

(pdpfTpof  209  f,;  21 5 ff. 
qppot*ri0TiJp  406  ff. 
qprZaxtr;;»'  283 
(pt’Alo»'  202 

Xftpoypatf  ta(6cbriftl.  Kid)  115; 
236 

y^fpdypcrqror  191 ; 528 
A'i'ogw  323 

ypij^n’tTftv  ^ 18 
2pij.uaT<0rori  1^  22ff- 
ZtogTTj  811 

«Fd>  332 
*i2xfa»'d^'  541 


88* 


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m 


Papyri,  die  im  vorliegenden  Bande  behandelt  sind. 


in.  Papyri,  die 

P.  Alexandria:  äl_l 
P.  Amh.  .Säi  an 

„ aai  51£j  626 
„ 61I.  60:  208 

„ Oih 

„ mj  m 

„ laiL:  6Ü1 

BfiU  5 II:  609i  631;  632 
„ LL;  6Ü2 

„ 12:  213* 

„ 13:  382 

„ 16  II:  212 

„ 21:  216* 

„ 21:  222 

„ mi  413* 

„ ai:  215* 

„ Ul;  604 

„ UA:  61 

„ 124:  334 

„ Ulh  fifl 

„ IM:  321 

„ 236:  629 

2411  1 
„ 243:  321 

1,  205:  604 

„ 313:  420* 

„ 316:  121 

„ 322:  142 

„ 362:  643  ; 569 

„ 408:  383 

„ 671:  321 

„ 634:  632 

„ 669:  213 

„ 667:  468 

„ 747:  217* 

„ 802:  218 

„ 866:  484* 

„ 902ff.:  1^  217 

„ 1014—1081:  300/4  (Ref.) 

„ 1019:  24If. 

„ 1032— 1061: 604/11  (Ref.) 

„ 1035:  334 

P.  Bodleian.  387  ff. 

P.  Cairo  10472:  343 
P.  Cairo  i'Katalog):  112  (Ref.) 
P.  Cairo  biling.:  a39if. 

P,  Cattaonil:  66  ff. : 247  f;  378 
P.  Cattaoui  II:  548  ff.  (Bef.) 

P.  Chicag. : 237 

(’ompt.  Hend.  Acad. : 654  ff.  (Bf.) 

C.  P.  Herrn.:  588/48  (Bef.) 

P.  Fav.  14;  84 
„ 12:  34 

„ IS**:  216 


im  vorliegenden  Bande  behandelt  sind. 


P.  Fay.  63:  463 
P.  Fiorent.  I:  629  38  (Ref.) 

P.  Firenze:  304/8  (Bef.) 

P.  Gen.  I II:  379/404  (Bef.) 

„ 13:  648«: 

P.  Golenischtschew : 158  ff. 

P.  Goodsp. : 113 '6  (Ref.) 

P.  Gradenwitz:  406  ff. 

I P.  Grenf.  I:  119/22  (Ref.) 

I „ 13:  TU 

„ 11:  6ff. 

21:  11 
„ 33:  U 

„ 43:  24 

„ 41:  114 

« 44:  U 

„ 60:  13 

„ 62:  13'4 

P.  Grenf.  II:  122  6 (Bef.) 

I „ 16:  624  ; 5l25 

' „ 23:  ^ 211 

I „ 42:  336 

„ 61:  12 

„ 62:  12 

„ Uh  12 

„ 16:  12 

„ 111:  364 

P.  Heidelb.  HI:  661  (Ref) 

P.  Leid.  A:  625 
„ M:  22 

P.  Leipz.:  114 
P.  Lips.  I:  668/69  (Bef) 

22:  178  ff. 

„ 4fl(fraherl8):  126  ff. 

„ 63:  323 

„ 36  n.  36  (früher  31 

n.  80):  61 

Lond.  II:  282/46  (Ref) 

„ „ STÜI 221 

„ „ S.  162:  Ü2f 

„ „ S.  IM:  26 

„ „ S.  261:  426 

„ „ S.  212:  326 

„ „ S.  213:  332 

„ „ n.  260.  201 ; 556/7 

P.  Magd.  U:  363  ff.  (Kef.) 

„ „ 335  6 

I P.  MdI.  Nicole  S.  67 : 562 
P.  Münch.:  128;  284;  23S./9; 

305;  331 
P.  Nicole:  225 ff. 

1 „ Vormundschafte- 

pap.:  368  ff. 

I P.  Oxy.  I 36:  136  ff. 


P.  Oxy.  I 41:  118^  641 

„ 42:  342 

„ 61h  342 

„ 02V.:  IM.’ 

„ 63:  222 

„ 36:  684 

„ 123:  333 

P.  Oxy.  II  231:  23 
„ 261:  607 

„ 312:  244 

P.  Oxy.  III:  116'9  (Ref.) 

„ 416:  163 

„ 623:  am 

P.  Oxy.  IV:  311/8  (Ref.) 

„ 669:  4 38  ff. 

„ 705:  362 

„ 716  : 262ff. 

„ 722:  262  ff. 

P.  Par.  6:  2Ü 
„ 11:  12Ö 

„ 22:  266 
„ 63:  323 

P.  Petr.  II  1:  2M 
„ 20 IV:  211 

„ 26i:  216 

„ 39g:  216 

P.  Petr.  III:  611/21  (Ref.) 

„ 26:  MT 

P.  Reinach:  621,/H  (Ref) 

P.  Rev.  42  u.  43:  207* 

„ 86:  208  * 

P.  Straßb.  lat.:  168 ff. 

„ Inv.  1404:  416ff 

P.  Stud.  Pal.  1 3:  810/1 
„ 1 4j 658 ff.;  556 ff. 

P.  Teb.  5, 170:  611 
„ 6,  207  20:  46 

„ 43:  36 

„ 63:  261 

„ 61(b):  321 

„ 66:  236 

Ul  m 

„ 82:  212 

„ 62:  26S 

„ 104:  889 

„ S.  224:  114 
P.  Tut.  ins:  26 

„ 1 VII  3/ia:  6 ff. ; 82 

„ 1 IX  2J:  32* 

„ 3:  88;  31 

4^  21 
„ !h  321 

„ 13:  2Sff. 

P.  Vat.:  161  ff. 

u.  w. 


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<JIIW 


L 


Handbocher  und  neue  Grscheinungen 

AUF  DEM  GEBIETE  DES  KLASSISCHEN  ALTERTUMS 
IM  VERLAGE  VON  B.  G.  TEUBNER  IN  LEIPZIG. 

Mithras 


Alexander  der  GroBe  ISSS?  JSLÄ 

Am  Orot«  von  Th.  Sefarolbar.  ft.  JK  It.— 
AllfAsfie  AlkMÜMlftdlon  tob  Dr.  L.  Blooh. 

nji  I ^ ÄbUldn.  la 

Twt  B.  JK  t.—  • 


AUflllftillft  2«tt  T.  ▼.  eftrtlhftftaftft. 

nHyuviuv  ^ ti.  ft.jtw.-  n.1. 


11. 


[T.  I ft.  n.  I (8«ht«t) 


ft.  JKt — XLt.  ft.««f.— 
ufttor  der  PreoM.] 

Bionranhifi  ^ triMhlaoh-rOmlMbe  Biofro^Ue 

0iuyia|inio.  BBoh  ihrer  Uterftrieoheft  Pom 
TOft  Friedrieb  Leo.  ft.  UK  7.— 

Botdnilf  ^o**»**<>>*y<»rechnftfeei  deeAleaaader» 
Meint«.  ,ng^  iL  BreiaL  Mit  srnhlr. 

Abbild  ft. Kartenehteaeft.  a.  ACIl— ,feb.  UK  U.— 

Briftf  ^ rOmlMben  Literatar  roft 

0IIOI|  p.ter.  a.^t.— 

ChrOnnInniA  enneeaieebea  ood  bebdo- 
vnruiiuiuyid.  «edleoben  Frleua  oBd  Wocb« 

derUterteaOrleeb«OT.W.H.BAeober.  

EnOA  Iftaer«  Fotwieblftiig  dee  frleebtoeheft 

»•pwo.  Bpoi,  Bia  Beaetela  >«  elaer  hin.  Poetik 
TOB  O.  Imalaeb.  b.uK1.-> 

Etymologika. 

Grammatik, 

blff,  e.  Laadgraf,  0.  F.  W.  Kftller.  J.  H. 
Sebaala,  Fr.  Stola,  d.  Tbttealaf,  A. 
Weiabold.  L 1.  filaJeltBOB  uad  Laatlehra. 
L I.  StaaaMIdftogalabro.  voa  Fr.  Stola, 
i*  a.  in.  L JSlnleltaag  la  di«  flearhlchtc 

der  lateialaebeB  Sratax.  Too  J.  Oolllag. 
Lltanuar  eor  hietor  Spataft  dar  «iaa.  SehrifUteUer. 
Tob  O.Laodgraf  ft.  d.Oolllag.  Tempora  nad 
Modi;  OeaeraTerW.  ToaH.Blaaa.  B.Jdt.» 
(Forteetaaag  oaler  der  Preaee.l 

Hellenistisches  Zeitalter.  Sr'Säi! 

Bi.ti.ch«  Z.ltBlt.n  TOB  J.  Kh.r.t,  L Bu4. 
B.  Jl  II.—,  gab.  Jt  14.— 

Hnrnnr  HoB»dMh.  pbu.«..  eib.  stuu* ..  d« 
nulllOI . D«k„4i,ni  „g  9tot.  Tob  f. 
H.BOk.  Mit  I T*<dB  BBd  14  AbbUihiBcu  U. 
Trat  gr.  s.  gdi  B.  Ul  I.SO. 

Hflr32  Dm  JuBbrabaoh  dM  Ronu  iBi  Lieht.  lUr 
«Igm«  Bad  BBMrME«a  Vbb  Th.  Plag. 


Kalssr2flit.  ^ gwohiehU.  Zdlmtar  d.  iObl 

Kidranwu  T.  H.  P.t.f.  IBgad. 

)•  B.  Jt  II.- 


Literatur. 


GMcUcbt.  d.  rtai.  LIiMatar  ran 
T.alr.I.SobBrBb..  6>  Aafl.  b. 
Jt  14.40,  geh.  Jt  10.— 

OtMh.  dM  grlMh.  Zdt  d.t  AlraudjiBMMll  t. 

■ a.Bailkl  I Bda.  a.  Ul  >0 ,g*k.UI04.— 

OtanklnkOpfa  tsa  dM  utik«  LltMBta.  «■ 

■ ohware.  0 Torta^:  I.  BMlod  aad  Piadar. 
t.  ThnkgdidH  Bad  Earipid«.  g.  SokntM  Bad 
Plata.  A Polybioa  ood  PoMidoaiM  S.  OlcMO. 
B-  Jt  I.—,  gab.  Jt  f.gO. 

Btadtaa  Bad  OhanktMirtiJuo  L giiMh.  a.  iOm. 
LlUr.UlMab.  T.  TaaffaL  t,  Aad.  a.  Jt  lg.— 


dar  Otiaabu  ud  Baam  tob  Chrlat 
MViriR  lAag.  B.  Ul  11  00. 


L PanlBM  A Oaid 


S.  Oaaat«  der  Woilttellug 
T.  Hilberg.  a.  UCBO.- 
Oroadatga  altiom.  Metiik  T.  Zlola  A Jt  lg.— 
Theorie  g.  maaiiekea  KoaMa  A Hall««  T.  Beg- 
keah  «,  Wa.lpkaL  1 Blad«,  a Ulgg.— 

Nlthras.  JÜM  Mitbiftelita^e  t.  A.  Dietorlob, 


iiliiieiflMiei 


Dia  Mjatari«  der  Mithra  roa  Praaa 
A ul  0 Sü'iV^IO****'*"*'  ®-  ®***»*»'t 

Flttelmeergeblrt. 

V«  A PblllppaoA  e Jt  g._,  gab  n .*  I — 


Mvthoiaaifl  {"““»^-g^MAAroai  Mpthoi, 

■njuiuiuyi«.  haraaagag.  aoa  Boaabai^  t«£ 

.W-^L  a;Ulia.-. 


- BA  0ada  Lfall  a Jt  t.— ) iai  EraobalaaA 

Oekumsiin  ootlka  Uaa  dM  Oakaiama  la 
WOHUIIICIIO,  poUtlaobra  aad  kaltarall« 

Bedrataag  raa  i.  Kparat  a Jt  I.IA 

Plato. 


l*latdks  philoeophieche  KalwkAlaag  tob 
H.  Boeder.  (C  d Pr  ) 


Pluoa  gegoa  Hokrelet.  IntirrprstaHorttn  too 
R-Horaeffer  a.  .A  I SO. 

Porträtköpfe  lYa^:r.''Ä’l'’JiV£ 

AarbftUea.tt.hellealflleebeaMAftaeft  t,  Imbeof* 
Bloaer.  geb.  a..AI0.~ 

Quellenkunde.  ^ 


QfteUcak.  too  A.  Sobaefer- 
Nlesea.  LAbt  A AuS.  «..tCS.^  ILAbl. 
I.  And.  ft.  aAt  .fO. 


RAflnAP  Pie  attleohe  BerodeemkeH  T.Ff.BlaA 

nouiiur«  »Abt.  I.Aafl.  ft.uc  M.-afobagAtia- 

(IHe  Btade  eiad  eaoh  elaaela  kkftflieh.) 


Rellgionegeechichte. 

Mechea  and  frftbobrietlicbeft  Literatnr  tob  IL 


Beiueaeteift.  a JC  tt.~ 


Rhythmus. 


proeo.  leokrfttee  — Demootheaee  « 
PUtoa.  Too  Fr. BlaS.  n.  «AS.— 

Rom.  Kptwiokelttng  eeiaM  Ontad- 


Rom. 


rlaeee  aad  Oeeehiobu  eelner  Kaalea.  

IS  Kartea  aad  14  Tafela  dargeetellt  aad  aül  einem 
Flane  der  beatigen  Stadl,  sowie  einer  etedlgft 
•ehlehllieben  Xlnieitong  t<mi  A.  Sebnelder 
geb.  a.  JL  IS.— 

Fflbrer  dareh  die  Sffeatliebea  Seamlaageft 
kUaeieober  AltertSmer  ia  Born  tob  Wolf* 
gftag  Uelbig.  t Bde.  A Aafl.  OeeohamekroU 
geb.  B.  *A  IS.—;  Aoftg.  mit  Schreibpapier  durel^ 
sefaoeeeo  geb.  a.  M.  17.—  (Die  Bftada  tlad  aleht 
etnula  kiofHeh.) 

Seelenvogel. 

n.  SS.— 

SiriliAII  Oca^ehto  S.«  T.  Freemftft.  Devteeh 
aiblllOII.  v.B.Lftpftft  Lft.n.Bd.  iea.UKS9.— 
m.  Bda  ft.  .A  SS.— 

RnhAAPB  ^***  griecfaieche  Texte  oad  Uater* 
0|IMCIol  CS«  eoehaageo  sor  Oeeohiohte  der  Stän- 
bUder  too  Freas  Bell.  Mit  etoem  Beitimg 
▼.  K.  Dproff.  6 Tftf  ft.  It Texlebbiid.  a.JCS4. — 
Chenürterietik  der  leteln.  Spraehe  too 
0.  Weite,  a.  M.  S.40,  geb.  Jd  S.— 


Sprache. 


Synonymik. 


roik  T.J.H.HBohftiidi  a..Alt.— 
Bjft.  A grieoh.  Bpraebe  t.  d.  ZL  H.  Sebmldt. 
4 Bde.  a.  JL  54.— 


Trajanssäule. 


dem  S&aleorellef  ermttüt  tob 
JELPetereea.  L Der  erste  Krieg,  kort.  a. US  t. SS. 
M IL  Der  sweite  Krieg-  kart.  A JL  A — 
iJhAPliAfftPlinn  Mea»orie  Graeoe  HeroaUaeft* 
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Verlag  von  Reuther  & Reichard  in  Berlin  W.  g. 


In  unterm  Verlag  sind  ertchüneK; 

KOPTISCHE 

GRAMMATIK 

MIT  CHRESTOMATHIE, 
WÖRTERVERZEICHNIS  UND 
LITERATUR  ' - » 
yoN 

GEORG  STEINDORFF. 

Zweite,  gSnxlich  amKeubeitele  Auflage. 
1904.  8*.  XX,  346  Seiten.  M.  14. — , 
geb.  M.  14.80. 

rÄEGYPTISOi^ 

CHRESTOMATHIE 

ZUM  GEBRAUCH  AUF  DEN 
UNTVERSITÄITiN  UND  ZUM 
SfeLBSTUNTERRICHT, 

VON 

ADOLF  ERMAN. 

1904.  8*.XX1I,334S.  M.u.so,geb.M.i3.3a 


AEGYPTISGHK 

GRAMMATIK 

MIT  SCHRIFTTAFEL.  MTE- 
RATUR.LESESTOCKEN  UND 
WÖRTERVERZEICHNIS 


VON 


ADOLF  ERMAN. 

Zweite,  gjiiuUcb  umgearbeitete  Auflage. 

190J.  8*.  xrv,  362  Seiten.  M.  i6  

geb.  M.  16.80.  " ' 

AEGYPTISCH^ 

GLOSSAR 

DIE  HÄUFIGEREN  WORTE 
AEpYPTISCHEN  SPRACHE 

. ZUSAMUENOBSTKU.T  VON 

ADOLF  ERMAN. 


1904.  Gr.-8».  vm,  160  s M 

geb.  M.  14 


Preii  fBr  Chreatomathie  und  Gloiiar, 
geb.  (3  Bde.) 


nenn  tuummenfmanumam 
M.  34.80.  • 


»3-- 


»3 . 


UND  FÜR  PÄDAGOGIK  ^ HERAUS6EG.  VON  J.  ILBERQ  UND  B*  Ccd  ' 

V«ri«|  ¥•■  B.G.  TEUBNER  In  Leipzig.  ^ Ubrlioh  10  Hefte  za  8 Bogen  fQr  * 

Die  eiate  Abteilung  der  „Neuen  Jahtbacber“  will  für  die  drei  im  Merk. 

Wiaienaobafta^abiete,  die  durch  aahlloee  F&den  miteinander  verbunden  dien  K^annten 

historiacben  Bildung  im  weiteren  und  tieferen  Sinne  unamachen,  einem  vtnaetm 

Auadebnung  aller  Fotechnngtzweige  immer  dii^ender  werdenden  Bedarf  *^®Emonden 
einielnen,  der  dberbaupt  nicht  oder  nnr  auf  kleinem  Oebiete  aolbetforanb***?^  <Honen. 
wird  die  UOgUobkeit  geboten,  den  banptaäoblicben  Fortaohritten  der  "Vi^****  «ein  Van™ 

ihm  durch  den  Beruf  und  eigene  Studien  naheliegenden  Gebieten  an  f anf 

Inabeaondere  dient  eie  der  Au&echterbaltung  des  vielfach  gefhhrdebi®^5'  **** 

zwischen  Wissensohafb  und  Schule  nach  Kräften  und  an  ihrem  Teile”  'ur 

oßen  Zügen  die  Erweiterung  und  Vertiefung  der  EikenutnU  Hü* 

iiehtigt  sie  doch  nicht  etwa  nur  daa  für  den  höheren  TJntorriol,**^^®^®®  kann 
der  Lehrer  soll  eine  freie  wissenschaftliche  Persönlichkeit  sein  nnH  1.1  “-».^^^kt 

Die^aweite  Abteilung  will  Fragen  der  theoretischen  und  nra.bS”*5’*'  '*®tibnte; 

der  Erforschung  ihrer  Oeachichte 


höheren  Schulen  erOrtem 


tenen. 


aan 


Hierzu  Beilagen  von  B.  6.  Tenbaer  in  Leipzig,  welche  wir  der 

bestens  empfehlen. 


ttnaeror  Ixwer 


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