Digitized by Gcx)gl
'Z-vc>e>
«A V 2)
Digiiized by Google
r
Digitized by Google
Digitized by Google
ARCHIV FÜR PAPYRUSFOItöCHUNG
UND VERWANDTE GEBIETE
Otto OiuoBinnTz n Kfimosaraa, Bismabo P. Obbhfbll n Oxtobd,
Abthuk 8. Hinrr m Ozrosu, Pibrsb Jonomr m Lillb, Fredmuo
G. Kbhtom m Lokdon, Giaoomo Lumbboso ih Bob, Jobs P. MABAnnr
IM Dobuh, Ludwig Mrrrxu n LsiPEia, Julbs Nioolb n Obmt,
Wilbbui Sgeubabt ib Bbbijii, Paul Vibbbck n Bbbuh
DNTEE MITWIBKÜNG VON
HBSAU80E0KBEN TON
ULRICH WILGKEN
IR HALLS A.8.
D^TSR BAND.
EBSTES HEFT.
C t >
1|V4.V
Anag«geb«ii ab 8. Oktober 1908.
LEIPZIG,
DRÜCK ÜND YEBLAQ TON B. G. TEÜBNEB.
Dm Arehlv fBr Pi^ynufonohang und Terwaadte G«btot«
erfclieiiit ia Heften sn je etwa 9 Druckbogen, tou denen 4 einen Band bilden.
Der Frei* des Handel betrigt M ICark.
Druck und Veriag ron B. O. Teubner, Leipng, Poititr. $.
InliallBTeTzeiclmiB.
L lafsitie.
Mt«
Die Hedeia dei Heophron. Von Wllbeln CrVaeH 1
Obeervationonlae ad papyroi juridioae. (Continuantur.) Von J. C. Mabw . . 6
Om Oeriaht der Chiematiften. Von Otto Oradeawitl 20
Komfracbten im Fajrum. Von Friedrich Preiiigke 44
PapjTui Cattaoni.
L The text Von Berurd P. Orrafell and Arthir 8. Hut 65
n. Kommentar. Von Paal H. Meyer 67
P. Lipi. 18. Von L. Mittele und D. WUekra 106
IL Bespreehnngen and Mltteilangen.
Papymi-Drkanden. Von Dlrieh Wilekea 115
Zn P. OrenfSell 1 und □. Von Dlridi Wilekea HO
Inachriiten am ptolemliacher Zeit HL Von Max L. Strack
EngUiche Amgrabnngen in Hibeb nnd Oxyrhynehoi 1908. Von Beraard
P. Breafell und Arthur 8. Hut ISO
m. Bibliographische Notizen.
Von Dlrieh Wilekea
Alle fOr die Redaktion beitimmten Sendungen (Manuekripte, B«aeaaioiia>
ezemplare n. i. w.) wolle man richten an:
Prat Br. Ulrich WDekea, Halle a. S., Am Kiiobthor 84.
Ebendahin iit auch dm korr. Exemplar der in 8 Abiflgen nur Yersmadung
gelangenden Druckkorrekturen tu lenden; dM andere Exemplar sowie
Mannikript bleiben im Besitse der Herren Verihiaer.
ARCHIV FÜR PAPYRU8F0RSCHUNG
UND VERWANDTE GEBIETE
UNTER MITWIRKUNG VON
Otto Gradenwitz in Kökiosbero, Bernard P. Grenfell in Oxford,
Arthur S. Hunt in Oxford, Pierre Jououet in Liijjä, Frederig
G. Kenfon in London, Giacoho Lumbroso in Rom, John P. Mahaffy
IN Dubun, Ludwig Mitteis in Leipzig, Jules Nicole in Genf,
Wilhelm Schubart in Berlin, Paul Viereck ln Berlin
herausoeoebkn von
ULRICH WILCKEN
W LEIPZIG
DRITTER BAND.
JOT VIER ABBILDUNGEN IM TEXT UND EINER DOPPELTAPKL IN LICHTDRUCK.
1SK)6.
LEIPZIG,
DRÜCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER.
Digiiized by Google
Zvoö
■ Ao
N) «3
AI.LK UKCHTK, KINSCHUKS8UCM I»KS Ü«KRSKTZI:N68
SCHUKS8UCM I»KS tmKRSKTZl.NG
RKCHTS, VORBKHALTEN.
2 1937
Digiiized by Google
I
Inhaltsverzeichnis des III. Bandes.
I. A u f 8 ä t z e.
Seit«
l. Bäclutrüm, Fragment einer medizinischen Schrift 158
Borrhardt, liriechische Bauinschriften ptulemüiscber Zeit auf i'hilae . . H6U
I. Bresslau, Kin lateinischer Kmpfchlnngsbrief (Pap. lat. Argent. 1) mit einer
Doppeltafel*) in Lichtdruck 168
Callinet, P. Jonguet, Papyrus biliiigue du Musile du Cairo 8.HU
f. Crönert, Die Medeia des Neophton 1
. Festa, II papiro filosofico del Museo Kgizio Vaticano 161
tiradenwitz, Das Gericht der Chrematisten 22
Kin neuer Alypios-Brief 406
. (irenfell, A. Hont, Papyrus Cattaoui 1, The text 55
. Hont, s. Grenfell.
. Jongnet, s. Collinet.
. Lnubrosu, Lettere al signor professore Wilcken V — IX 16S
„ „ „ X— XVI 849
. M. Meyer, Pa|pyrus Cattaoui, Kommentar 67
Zum Drusilla-ProzeB (BGU 1019) 247
. .Mittels und ü. Wileken, P. Lips. 13 106
Adoptionsurkundc v. Jahre 381 n. Chr 173
Über die Freilassung durch d. Teileigentümer eines Sklaven . . 262
. C. Naber, Observatiunculac ad papyros juridicae 6
. Nicole, I. Le domaine du roi Ptobhnee. II. Le cachet du Stratege et les
arcbepbodes 225
. Preisigke, Komfruchten im Faijüm 44
Ein Sklavenkanf des 6. Jahrhunderts . . 415
[. Kostowzew, Komcrhebting und -trausport im griechisch-röm. Ägypten 201
. Rnbensohn, Griechische Bauinschriflen ptolemüischer Zeit auf Philoe . . 356
. Wileken, Zu Mommsens Gedilchtnis 147
— Ein vöftof TtXavixoi aus der Kaiser/.eit 185
— Xeue Nachträge zu P. Lond. II 232
Sarapis und Osiris-Apis 249
- — Nachwort (zu Rnbensohn) 366
— Zu den Genfer Papyri 368
■ VgL Mitteis zu S. 106
*1 Diese Tafel (das Faksimile des lateinischen Briefes der StraBburger Sammlung)
ist einzeln käuflich und in der üblichen Weise durch den Buchhandel zu beziehen.
Digilized by Google
IV
InhalUvenieichnia des III. Bandes
II. Referate nnd Besprechungeii.
Sfiw
F. BlaMt, Literarische Texte mit Ausschluß der cliristlichen 267
n »» 1» I» M 1» 473
M. L. Strack, Inschriften ans ptol. Zeit. III 126
A. Thninb, Die Forschungen über d. hellenistische Sprache in d. J. 1902 4 , 443
U. Wilcken, Papyrus-Urkunden 113
„ 300
602
über W. Dittenberger, Orientis Gr. Inscr. Sei. I ...... . 313
Zn P. Grenf. I und II 119
III. Mitteilungen und Bibliographie.
B. ürenfell, A. Uuot, Englische Ausgrabungen in Hibeh u. Oxyrhynchns 1903 139
Englische Ausgrabungen in Oxythynclios 387
L. Mittei.s nnd U. Wilcken, Papyrus-Chrestomathie 333
U. Wilcken, Bibliographische Notizen 141
I. Sachregister 670
II. Griechisches Wörterverzeichnis 672
III Papyri, die im vorliegenden Bande behandelt sind 674
Digilized by Google
I. Aufsatze.
Die Medeia des Neophron.
Londoner BmchstQcke eines ^iechischen Dramas.
Der Papyrus Nr. CLXXXVI des Britischen Museums enthält auf
der Rückseite nach F. G. Kenyons kurzer Inhaltsangabe (P. Lond. II
Einleit.) die 'Reste yon drei oder vier Kolumnen eines unbekannten
Dramas, dessen Held lason sei. Die Schrift gehöre dem 2. oder 3. Jahrh.
n. Chr. an’. Kenyon fertigte von dem wichtigen Texte eine vorläufige
Abschrift an, die er nun in großer Liebenswürdigkeit mir zur Ver-
fügung stellt. Ich zögere nicht, die besser erhaltenen Teile des Textes
sofort kurz bekannt zu geben, damit eine gründliche Behandlung dieser
wichtigen Reste um so schneller und wirksamer einsetzen kann.
Der Papyrus zerfällt in zwei Stücke. Das erste enthält die meist
bis auf geringe Buchstaben zerstörten Reste von 2 Kolumnen (I II),
das zweite ist wiederum geteilt, es bilden diese von Kenyon zusammen-
gestellten Teile (HI) wohl sicher zwei weitere Kolumnen. Die Kolumne
hat etwa 40 Zeilen; von Lesezeichen erscheint nur die Paragraphos
beim Personenwechsel.
Aus I ist nur ^fiäg 27 und Tdxvo[v 32 zu erwähnen.
II.
övrog
ivTKv9u dvSlTCCl .
xal vvv rpnalov iS otov
fto/Uov
AlyBvg’y4[dT]v]äv . AO
däiu(p[r .] KOI
ravt’ ovv «frpwv AY
fovx olöa
...Y4>Y '.nop
...olce
ov«| ’läaov
fuvpw
xtxsv^s IC
«itl NA
Arctair f. PApyriufonobaDg III. 1.
m.
.A
P0J6H
fAl doxfl
epoYCMe.. 6
...en... .xwA[t)]tf<ovA...
HQ . . evTÖvcj q>lpcvi
(jJ B....A6...
I Aeieyfi^vo .... I
A.nieiCAQp.. 10
AN & xQ'^l [A^yeiv.
HA . . egialXtiv
Toiavr' ög yijs ügtav
[AfVi«.
Digiiized by Google
2
I. Aufsätze
xaUt yäff
16 OYTOI
A...APA...
....(iJCe....
.... PCY
T€
20 A.P
.pe..e
A
A . PYC
P.C0..
26 IC....
ÜYK....AA
N
.0H
80 C
AT
rä XQo . . u
.C
.C0
86 . . M
AP
1) Über K ist ein € geschrieben (
2) Oder ^lA. 8) Ober C ein
AIC xäet xrjQvx^’Tj . . A . .
(ifll^ov ^pov]ovvTfg (bg xccAüg iyvti-
xörfg
ryipsdövos £v<Jd|ot>A€Y-
NPY
avri Toüfixaiiv ff[o]9ol
A6T7.
CCOTTAN-.IVieN fti?polg
06QNTO <pX^ßeg xf ap
^(O .... &&Uug dd|ijg
KP..')
tCgoy&v o60oig
[^iXov
N xoijiiie tfag x(5pa[g,
..Hre.. . ToO]to y«p
[ff£rta
..PA*) N voaeiv lq>v,
xixvov
H x£xpv^ft/vov M . . .
tSivde äa>ncitco[v] a«[o
XO^flljaOV . .
QNO.KAKGJ
(OT“ sptlp«»'
e<D...CIMA
NH
NOC
N6A KHAdyovg
6<DOC«)
j']tfP((lxfg, al Koqiv&iov xiöov
o^xflrf], X'^Q^ [r^0]df xaxQÖoig
v6yiOig
ro xal i^extaxafiai [xaAä]g
ÖQfpav (jJN
>*?).
Digilized by Google
Wilhelm CrSnert; Die Medeia des Neophron
3
Die ersten neun Verse von Kol. II sind ohne Zweifel das Ende
des Prologs. Nachdem vorher die Geschichte der Medeia und die Hei-
ratsangelegcnheit des lason erzählt war, erfahren wir zum Schlüsse
von der Ankunft des Aigeus, der später im Angelpunkt des Dramas
stehen soll. Alsdann tritt lason auf. Eine unbekannte Person, wohl
die nämliche, die den Prolog sprach, begrüßt ihn und berichtet dann
von dem veränderten Wesen der Medeia. Darauf folgt nach einer ziem-
lichen Lücke III 31 ff. Die feierliche Art, in der der Chor angeredet
wird, deutet auf den Anfang des Dramas hin. Es ist Medeia, die den
Chor begrüßt. Daran wird sich nach geringem Zwischenräume III 1 — 30
angeschlossen haben. Hier ist zunächst von dem x^pvyfia des Kreon
die Rede (III 14 ist sicher «oiliT|o;ts xStfi zu ergänzen), worauf wir
eine Wechselrede verfolgen können. Mit xoi'fu^t gdg xdpocg kann nur
Medeia gemeint sein, deren unheilverkündender Blick (Eur. Med. 92, 271)
den Alten in Wort und Bild geläufig war; ebenso sind die Worte
Tvg)td6pos eväö^ov und dö^tjg igäv der bitteren Rede der Ver-
schmähten zuzuschreiben. Die andere Stimme sucht die Medeia zu
besänftigen und bittet sie, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Da
mit Ttxvov wohl nur Medeia selbst genannt sein kann (denn ein Kind
oder eine junge Dienerin der Medeia wird man nicht vermuten wollen,
überdies hatte der Vers wahrscheinlich den Sinn; Man muß ausheilen
las.seu, was krank geworden ist, so daß er eben der anderen Person
in den Mund zu legen ist), muß die Gegenrede einer Person angeboren,
die viel älter ist als Medeia, wohl ihrer alten Amme. Reste eines
Chorliedes fanden sich bis jetzt noch nicht.
Mit Euripides stimmt überein, daß gleich nach dem Prolog der
Hörer auf Medeias fürchterliche Stimmung hingeleukt wird, daß der
Chor aus korinthischen Frauen besteht, daß Medeia ihn begrüßt und
daß darauf Kreons Ausweisungsbefehl bekannt gemacht wird. Im
Gegensätze zu Euripides steht, daß im Prolog auf das Kommen dos
Aigeus hingewiesen wird, daß die Handlung mit dem Auftreten lasons
begann und daß auf Medeia, als der Befehl des Kreon eintrifit, be-
gütigend eingewirkt wird. Im allgemeinen aber ist zu sagen, daß die
Ähnlichkeit beider Stücke ziemlich groß ist.
Medeiadramen sind noch von Neophron (Nauck* 729 — 732), Di-
kaiogenes (775), Karkinos (798), Diogenes (807) und Biotos (825) über-
liefert. Bei Diogenes hat sich nur der Titel, bei Biotos nur eine kleine
Stelle, bei Dikaiogenos und Karkinos nur eine kurze Nachricht er-
halten, dort über Medeias Rache, hier über den Bruder der Medeia,
Metapontios (= Apsyrtos). Nur von Neophrons Drama wissen wir
mehr. Das zweite Fragment, ein längerer Monolog der Medeia vor
!•
Digiiized by Google
4
I. Aufsätze
dem Morde, und das dritte, das vom Tode des lason handelt (Neophron
läßt ihn sich aufhängen), kommen für unsem Papyrus nicht in Betracht.
Aber das erste ist sehr wichtig. Schol. Eur. Med. 666: Ns6g>Qav di
tlg KÖQivd'ov rbv Alyia xoQayBviötai »pdg Mi^Suav tvexa tov
6a(pi]viod'fivai aiiTCn rbv j;()z;ffgöv vx' tcvrijs, ygdtpaiv ovrog'
xal ydg riv ainbg ^Iv&ov ivoiv (iu9elv
aov. TIv%Cav yuQ öffffav, »Jv I fioi
Oolßov XQÖfiavTig, av(ißai.elv äy,r^jiav3)'
Col d’ flg Aöyovg (toXav dv ijXxiSov Xaßelv.
Bei Euripides ist Korinth für Aigeus nur ein Durchgangsort, der
König will zu Pittheus nach Trozen, um sich bei ihm die Erklärung
des Delphischen Orakelspruches zu holen. Wie zufällig erscheint er
auf der Bühne. Aber im Londoner Papyrus wird Aigeus schon im
Prolog angekUndigt, imd wenn es heißt, daß er schon seit drei Tagen
in Korinth weilt, so muß dieser Aufenthalt einen wichtigen Zweck ge-
habt haben. Damit vereinigt sich gut, daß der Aigeus des Neophron
ausdrücklich sagt, daß er zur Medeia gekommen sei, um sie um die
Auslegung des Delphischen Spruches zu bitten.
Die Nachricht am Ende der Uypothesis zur euripideischen Medeia:
TÜ ÖQßfia doxtt (Euripides) vxoßaXde^ai xu^ä NeötpQOvog äiaaxsvdaag,
äg ^ixaluQiog Jtoü t* 'EXXdäog ßiovj xal ’/^ptffTortAijg dv ixofivtjfiaai
gilt heute für abgetan. Die Hjrpomnemata des Aristoteles sind il>svöc-
niyffatpu, den Dikaiarchos erklärt Nauck, der den etwas verderbt über-
lieferten späteren Zusatz richtig entfernte, für den Grammatiker, die
ganze Nachricht aber geht, wie Wilamowitz (Hermes XV 487) ausführt,
auf eine mißgünstige peloponnesische Quelle des vierten Jahrh. v. Chr.
zurück, die den Athenern den Ruhm der euripideischen Medeia ent-
reißen wollte. Schon vorher hatte Wilamowitz (Analecta Euripidea 155)
die Nachricht der Hypothesis dadurch entkräftet, daß er darauf hin-
wies, daß die erhaltenen Reste aus Neophrons Medeia eine deutliche
Nachahmung des euripideischen Stückes zeigen. Der gewaltige Mono-
log der Medeia (Eurip. 1021 — 1080), in dem das zerrissene Herz des
Weibes, das Rachegefühl der verstoßenen Gattin, das Zartgefühl der
liebenden Mutter in dramatischster Weise hervortreten, ist bei Neophron
zu einer kalten, rhetorisch gefärbten Ethopoie verändert. Und Wila-
mowitzens Beobachtung bestätigt mm der Papyrus durch neue, die
Nachahmung noch deutlicher offenbarende Anzeichen.
ln einem wichtigen Punkte aber ist Neophron seinem Vorbild
nicht gefolgt, in der Behandlung des Aigeus. Euripides hatte den
Aigeus ganz ohne Vermittelung in die Handlung eingreifen und an
dem Ausgange mitarbeiten lassen. Im Prologe kündigt er ihn nicht
Digilized by Google
Wilhelm Crönert: Die Medeia des Neophron
5
an. Das Konkurrenzdrania aber hat gerade die Rolle des Aigens aus-
und umgestaltet. Hier deutet schon der Prolog auf Aigeus und die
durch seine Anwesenheit erleichterte Flucht der Medeia hin, und später
tritt Aigeus gleich offen mit seiner Absicht hervor. In Neophrons
Behandlung sehen wir zugleich eine Wirkung der Kritik, die an dem
älteren Stücke geübt werden mußte (Wilamowitz, Hermes XV 4SI ff.).
Wenn es noch einer weiteren Stütze für die Ansicht bedarf, daß
die Londoner Verse aus der Medeia des Neophron sind, so ist darauf
hinzuweisen, daß von keiner der übrigen verlorenen Medeiadramen mehr
als eine einzige Nachricht erhalten ist. Aber das Stück des Neophron
ward eifrig von den Grammatikern gelesen, es gehörte zu den Quellen
der gnomologischen Literatur und die ihm imtergeschobene Bedeutung
für Euripides war von vielen gekannt. Lehrreich ist besonders Dio-
genes Laertios H 134 (es gehen zwei von Menedemos gesprochene
Verse vorher): ruvta d’ i’orlv 'Axaiov i’x tt)s aarvQixfjg ’Ofiq>ähjs‘
äöTS xraiovoiv ol As'j'ovrfg /itjöiv ccvtöv äveyvaxivai, xXijv Ttjg Mr^-
btiag Ttjg EvqixCöov (>}v Iviot Nt6(pQovog tlvai toü üixvmvi'ov q>aalv).
Dies hat Diogenes nicht so in seiner Quelle gefimden. Denn zuge-
geben, daß die Worte äatc ntaiovoiv u. s. w. nicht seine eigene Fassung
sind, obwohl sie ganz seinen Stil zeigen, so kann doch der gelehrte
Zusatz erst durch Diogenes hineingebracht worden sein. Zusätze dieser
Art findet man anf jeder Seite. Seine Quelle war vielleicht Favorinus,
der eine solche Geschichte seinen Lesern sicher nicht erspart hätte.
Sprachlich ist rvtpadövog (III 16) nicht ohne Bedeutimg; das mögen
die Grammatiker sich gemerkt haben, denn sie führen Tvtpedätva bei
Kallimachos (98’’ Schn) als Ausnahme an. Sophokleisch ist HI 37j vgl.
Totirong i^ssfiOraiiat xaiag Ant. 293 xdiixüfraif&av xaAäg OC 417.
Daß gewöhnlich nicht elidiert wird, entspricht einem antiken Branche,
an den wir uns endlich gewöhnen sollten.
Ich habe die mir freundlich überlassene Abschrift ohne Zögern
einer Bearbeitung zu Grunde gelegt, weil ich Kenyons Übung und
Gewissenhaftigkeit kenne und schätze. Indessen wird man durch eine
neue, gründliche Vergleichung imd eine eingehende, daran sich an-
schließende Auslegung zu weiteren Lesungen und Ergebnissen kommen:
auf diese Arbeit sollte vorbereitet werden.
Bonn. Wilhelm Crönert.
Digiiized by Google
Observatimiculae ad papyros juridicae.
(continnantar.)
§ 21. (Ad P. Grenf. I 17 (= P.) et Taur. 1 VII 3 — 13). Vixit
sub Philometore TZroArfiafog 'Epfioxparovg') pater Apolloniae, quae
Drytoni postea*) nupsit, quae papyris aliquot superstitibus’) immorta-
litatcm sibi peperit. Erat is KvQijvaiog, hoc eniin ideo efficitur, quod
Hlia perpetuo audit KvQrjvcdu-, quapropter P. lin. 4/5 supplendum reor
UtoXtfittt'ov 'EpjaoxpaTou<(g)>, og f/v [KvQijvutog ], quuin prae-
sertim, quod inira demonstrabitur, causa fuerit cur ibi civitas testato-
ris corameiuoraretur. Contiuet autem hic papyrus querelani filiarum
Ptolemaei de liereditate patema a Calliinede sibi erepta. Cui papyro,
quia sinistra portio deest*), mirum non est filiarum nomina sicut multa
alia tnmcata esse. Initium habet: [tm öeivi sive rolg öftvu^) nugä
]g T^g xal EififiCviog xal 'HQCtxXelag q (= rijg
xal) Etvanäd'ig, ergo deficit integram nomen eius, quae Drytoni postea
nupsit, ’AjtoklavUtg Trjg xul 2.’fppwv0-tog‘) et Graecum £tfifiiviog. Fult:
[tofg äclvtt xuQU 'AnoXXtoviag rfjg xal £tfiiiäv&ing xal rijg dflro]g Tijg
xal £efificviog xal 'HgaxXeiag ^ <(xal)> Afi/osräfrig, iam sequitur: [röv
TQiäv^ xaTlayivofitvmv iv Ilad"VQei. ’ASixovfifd’’ vxb KaXXifin\Sov(^gy
[ ]i>*) xal KaXtßtog yvvaixbg abrov xal xäv tov-
zav [r^xvav. Ouroi yäp®) t]oö ;rarpög rjiiäv ÜToXiiiaiov rov 'Eg/io-
xgÜTov^gy, ög fjv [Aupijvafog '®), xaTa]Xtxövrog lä vxdg%ovx' avzä
1) Plenum nomen occurrit P.* Grenf I 17,4; 18, S.
2) OmneB fUias PtolemaeuB moriens impuberes reliqneiat (P. Grenf. I 17,1 1/3).
3) P. Grenf, 1 18 — 21; 12. Accedit, quod latuit editorem, I 17.
4) Quaedam per conjectnram suppleta nunt quum ilico tum rol. II pag. 211.
5) Demonstrabitur infra regibue tiXo/iTfrofaiv qucrelam datam esse.
6) Hane non inter^enisee hereditatis patemae petitioni, pamm est rerisimile.
7) dvo Bupplevit editor.
8) Suppleo; [tcov xaTo>xm]t' vel rär xarolxmjv. Cf. P. Lond. 23, 7/8
(1 pag. 38).
9) OvTOc yaff ipBC supplevi.
10) Kvtt]va!ct ipse Buppleri. Cf. supra.
Digitized by Google
J. C. Naber: Obeervatiuncalse ad papyroB juridicae
7
äicd9fra [Ätä rö fiövag flT»y«]r£pag *) dxo/ieJLftipd'ai, wg di (= ötftf)
x<rrä TÖ 6vyytvixbv*) ixtl[&6vTBg otke äyzt]<fTeiut>*) «xoyQatpdfuvoi
BVT£ xaxd diu9^xt]v dxoif[Xtt(p9ai*) , ifißccTe]voavres^) tlg Ttjv vxdp-
XOvOav ijutp olxiav iv tfj TladvQH [iv tmdelvi. ft£i*) tä xaTa]Xttq>^dv&'
ijittv vTtö Tov xarpbs ixixXa'’) [xävza /Ji“®) dx]r)ve'yxavxo,
xal dx’ ixetpov dtd xttgevpiaeag Xiixoxe\XCov rjiiäg dtl xaxa-^)]ßXaxx6v-
xeg dutatiovdiv. Scilicet didicimns ex P. Taur. 1 VII 9 — 13; xaxd
xovg xoXixixovg vbfiovg xal xd i>Tj<p(efiaxa, id est eecundum ins Grae-
cum et noToram regnm constitutiones, fiij e^elvai ixl xd xäv xixeXtv-
xr/xoxav ixixopeve69-ai — similiter habet lex Attica'®): dvtxidixov (li)
eltlvai ix^iv /xiytf xXfjpov itt'jxt ixixXrjgov — ergo xaxd xovg xoXixi-
xovg vofiovg xal xd ilrr,(pi0fiaxa ^lij i^iCvai ixl xd xäv xexsXtvxr/-
xöxmv ixixopsvea&ai, antequam publicnm ixiexaXfia impetraverit quis,
quod vocabulum non est quidem in P. Taur. cit., sed superest BGU
241, 42 (Gradenwitz, Einführung I p. 81), ubi lacunam sic suppleo:
[dMrypdgiojrrog £XKff]Tov avx&v xd vxip xov iäiov (tipovg xa&r]xov[xa
X<oplg av »pög“) tö i]xiaxaX(ia xijg diaipioemg xaxißX’^dxj. Neque
enim ixlCxaXga aut diaipioeag, quum plures essent heredes, aut
ifißaxevoeag^^ uni, gratis dabatur, sed erat ante solvenda ^
dxapx^f id rectigal necessarium'^), cuius de quantitate ut consta-
ret, iusserant reges xa^dfuvov^*) xijv dxapx^v^^') xXtjpovofiiav dxoygd-
1) Supplevit cum loanne Mahaffy Grenfell (II pag, 211): [diä ro xjta-
ixoliXil<f9cci, quasi usquam terraium filiae maiores natu praeferantur,
nam ne maxima quidem vel maiorca filii.
2) Quid Bit t4 avyYtvitidv, statim dicetnr,
3) o^Tc dy^tjaTiiat' supplevit cum loanne Mahaffy Grenfell (II
pag. 211).
4) Kltifopditoi scilicet. ’AnoU[Uifiii{voc suppleveront Mahaffy Grenfell.
&) KorraljvaavTec aupplevemnt Mahaffy Grenfell. Tu vid« P. Taur. 8, 20 — 22 ;
P. Lond. 401, 19.
6) ’£» xä ietvi het ipse snpplevi. Cf P. lin. 13, 18, 27.
7) "Entxla sunt omnes res mobiles. Cf. P. Grenf. I 12, 18 (div4 Törr vxae-
Xopxap fioi TfdvTcov iyyaimv xal inlnXtav)'^ 21,3. 16.
8) ndrxa xfj ßia supplevi ego. Cf P. Im. 19.
9) Lacunam snpplevi ego. 10) Demosth. XLVI § 22.
11) Gradenwitz: xafftbc xoi, ubi nos zcopic <hv xedg.
12) Haec appellatio aliqnando prodibit.
13) Paul. Sent. IV 6 § 3. 14) Ta\6fuvov potius.
15) 'AxafxrtP hnius papyri esse rectigal hereditatium videmnt Lumbroso,
Hecherehts (1870) p. 307; Wilcken, Ostr. I (1899) cap. IV § 140; Meyer, Ztschr.
der Sor.-St. XVlil (1897'i p. 58/9. Ergo divcrsum est vectigal dnodenum drachmum,
quod solvitnr pro aperiundo testamento (Wessely, SiUungtberichte (Wien) 124
(1891) IX p. 26), diversa denique dnagyij, quam sistunt [BGU 80,1; P. Cattaoui,
col. ni; P. Vindob. sine no. (Wessely, Studien z. Pataeographie u. Papgruskunde
Digitized by Google
8
I. Aufsätze
il>a69’ai') Bub iureiurando aestimandam’) ivrög tivatv’') bgiO^tioStv iifie-
Qüv.*) At ne sic quidem venire in posBessionem licebat, nisi quis tag avrag
xon}ffa(no), quas praestare eum oporteret, si Ätl Xuoxpiräv
ex causa hereditaria res singulas vindicaret, id est inprimis heredem se
esse testati vel intestati, deinde vero ipsam rem esse ex hereditate.
Verba papyri (Taur. 1 VII 3 — 12) haec sunt: el xal ixl iUoxpirüi/
öuxqCvovto, XQ&ttQov tlvcu ixidtixvvtiv ag iöriv vtög xri . .
xal (UTa rag iniäeC^tig ravtag alrelöd'ai^) avxbv rag »fpl t^s
olxCag dxoÖei%Hg. Thv ainbv äh zqöxov xal xatä rovg xoh.xixovg v6-
/lovg xal rä ^tpCefiaxa xug avxag iatätC^Eig xoiijOafiivov^) —
id est post probationem generis, nam verisiinile non est xltjQovoniav
probandum fuisse de omnium singularum rerum dominio^
— xal xa^dfievov xi/v äxafzv^ xitjpovofi^av dxoypätfiaO^ai ij dxoxivftv
avxbv äpaxfiäg (ivpiag xal ag dv xoi^6ijxai oixovofu'ag dxvpovg sivai.
Apparet, quid intersit inter xbv t^g vöfiov^), quem scrvant ILao-
xptTai*) et xbv xoXixixov, siqnidem iure Aegyptio licet ei, qui beredem
se dicit, ifißaxtvtiv, salvo adversus töv ifxßaxivöavxa petitorio iudicio,
ex diverso iure Graeco prohibitum est iußaxtvHv, antequam heres quis
legitime constituatur, xlt]Qovo(tiav äxoypai(>d/itvog. '") Simul apparet
adversus Ptolemaei Hermocratis filias Callimedes quid commentus sit.
Venit in possessionem hereditatis ipse uxoris nomine, quao fuerit
I pag. 10). — confuniüt Meyer, Ztsdir. der Sav.-St. XVIII (1897) p. 68/9,
quem sequi videtur Wilcken, ibid. XXTll (1902) p. 313’.
1) P. Taur. 1 VII 10/1. — Sistit hereditatis &nOYQa(pijv P. Amh. 72 anni
p. ehr. 249 {Archiv II p. 127); non hereditatis sed heredis P. Oxy. 75 (cf. Wilcken,
Ostr. I p. 468); 247—260.
2) P. Amh. 72, 11—14
3) Papyro conservandum est rmv.
4) P. Amh. 72, 6.
6) Passivum esse non monerem, nisi pro medio habuissent Peyron; Mitteis
{Seichsrecht und Volksrecht (1891) p. 49 ima); Revillont, Freds de droit egyptien
(1903) p. 740.
6) Horum rationem quidem habet Mitteis, Reichsrecht etc. p. 49 not. 1 (p. 60),
sed non recte iis portendi credit: „(dafs) auch vor den griechischen Gerichten dem
Kläger irgend eine Beiceislast obgelegen habfej“. In ipso teztu scribit (p. 60)
lirobandum esse actori „daß er die Erbschaftssteuer bezahlt habe“.
7) Papyri quidem verba eam quoquo probationem comprebendunt.
8) Ita appellatur ius vere Aegyptium fet P. Taur. 1 IV 17 (Mittels, Seichsr.
etc. p. 60 not. 2) H P. Tebt. 6, 216 — 220. Alibi dicitur iyxäjfiov voiuega (P. Oiy.
237 Vm 22), inixAfios denique vopo; (P. Oxy. 237 VIII 84).
9) P. Tebt. 6, 216—220.
10) Papyrum si presse sequerer, scriberem änoygaijjöfuvos. Sed videtur ä
äxoyfaeprj praecedere debere rä; intSelitis-
Digilized by Google
J. C. Naber; Observatinnculac ad papyros juridicac
9
Aegyptia, Ptolemaei soror uterina vel matertera*), ma(ryt xara t'o
evyyivixöv, id est quasi iure enchorio*), quod libcram habet iiißdtevaiv,
OUT* äyxtaTfiav axoyQai/äfuvos oCre xarä diadTjxtjv KJtoXcXel(p9ai’),
testatoris autem iilias Qraecas xarcc rö ;roA(Tixbt' exclusit Sia xuQev-
Qi'atas XfixoreXiov*), tamquani non ra^a/tevae rijv äirapxv^i eoque
iniuriosius, quia testator erat KvQtjvatog, cuius in bonis nullo modo
esse poterat locus rä avyysvix^, quum regula sit iuris gentium, ut
secutuiutn leges civitatis suae quisque kstetur}') Quamobrem P. initio
(lin. 5) omnino supplendum fuit 5s [iiuprjvafos], ut quod roquiratur
ad nequitiam CaUimedis quasi digito demonstrandam. Expelli quidem
hic vel sic non poterat, quamdiu illae legi non paruissent. Quod quum
puberes factae demum fecissent, mox coepit rorum facies mutari. Con-
tinuatur enim sic (P. lin. 11): ’ßvtjXixov dl Tovrp*) ijfietg yev6](u-
vtti, Ta xa^tjxovru rt'Ai;’) ^*fi BtQSvCxtj*) xup^ojs') xX^Qt] Ta|d/i*vat
tx]{de>xtt(i£v iv Tä TQucxoatä ft*t‘®) 3rpotfc}'j'*>licv*‘) [xar’ avräv, arpös
!)v di-'^o](ioXoyr)6äiitvoi göXig äntdtoxäv tiv« exn>uXX<i[ynata'^), rä dl
awaXXtiy\iiaxa Xoiiiaväfuvoi^*) ißXaiiav rd dt avr&v dtatpoga [dixrjv
datlfiv Tovrmv oüx“)] olöftevoi, opxp'*) äxoxXf/ifavTeg ij/täg, [xaiToi
1) Ptolemaei matrem, Hermocratie uxorem, Aegyptiam fuisse, atque inde
descendere Aegyptia fUianim nomina, qnominaB sumamae, nihil impedit.
2) Potuit ins enchoriom avyyipiKÖv dici, siqnidem band minns quam ludaei
(loseph. B. J. Vn § 262) omnea Acgyptii fuerunt quodammodo avyyfvils. Alio-
quin TÖ evyyivtxir intelligendum non eefic cognationis ins eo demoustratur, quod
mox sequitur; ofrt iy^iariiav dxoyfaipäiiepos o6rf xit. 8) Heredem se.
I) Cf. Inscr. jurid. grecq. XI (Hiebei no. 286) § 2: Saatie xa iiTtoTtliei ly
JVcrtetdxTO xri.
6) ülpian., Reg. XX § 14. Cf. Isocr. XIX § 12 — IS.
6) Hactenne eiplevi ego. 7) Id est: rijv &nagxv^’
8) Ergo q hxafxri eodem modo dicata erat 9iä BifirUji, uxori ni fallor
(cum Bemardo Grenfell), Euergetae I, quo modo t& xcfäitiov t6 rjj dpovpa (P.
Leid. Q. (Wileken, Ostr. I p. 61 not. 1), cf CIG 4697, 80/1) et ij dxdfuupa dicatae
erant rq filaillipip. Quod non docet Wileken, Ostr. I Kap. IV § 14U; praeterea
confundit (p. 169 not. 2) x6 xtQÜtuov et rqv inöiujtgavi confundit etiam Grenfell,
ad Sev. lam 87,19 (pag. 119).
9) Supplevit editor xv^la nec praeterea quidquam. Sed ne xvgia quidem
ferri potest. Requireretnr enim, etsi de superatite sermo fierct THI xvfltt (cf e.
g. P. Amh. n pag. 209 passim). 10) Philometoris. Cf infra.
I I) UfoaayyclUc (= Ubellus conventionis) in P. Tebt. frequens est. Cf prae-
terea P. Fay. 12, 9.
12) Hactenus snpplevi ego. 18) Hactenus supplevit editor.
14) ^väXlayiia qnomodo Iviialverat, id est; cancelletur, videre est apnd
Ottonem Graden witz, Einf. I (zu S. 96), efficto arte pbototypica BGÜ 179.
16) Lacunam supplevi ego.
16) Ergo ioreinrando transactio firmata erat.
Digilized by Google
10
I. AafBätze
döixmg dvtutoiovii-^)'\£voi dXloTQi'tav xal tuvt ög^avix&v, vxip av
[®£ÖS vfiäg ßoTi&ovg ilAtJ-*)]xTovs xafHorijei. Quae si habent recte,
erit ad reges (ti/töfs) haec delata querela, et eos 0iXofiijTOQag, quoniam
horuni’), non röv EvBQyerüv, annus tricesimus laudatur P. lin. 13;
quia enim Apollonia nupsit sub Philometore (P. Grenf. I 12), ideo non
potest facta esse pubes circa annum 30 Euergetae II, quintum post
Philometora. Quae sequuntur, crescentibus subinde lacunis, felicioribus
ingeniis explenda trado.
§ 22. (Ad P. Grenf. I (= P.) 13; 21; 33; 44; 60; 62). Initio
P. 13 post [ Tirä ötivi jcagä IJ]vggov recte suppletum est: ’ßco-
/rtffav[ro, sed non recte continuatum ivrcv^iv ol ßaJtfiXixol yacagyoL
Etenim Ivtsv^lv, id est: supplicationem, xoiiC^ad'ai nemo solet excepto
rege vel chrematistis*), xoftfj£n<®) bis®) nemo, sed regi inididovai’’),
chrematistis autem lig rb äyyciov f(ißäXlei.v. ®) Nihilominus recte
habet Ivrev^iv, quia et de querela quadam yeagyäv agi manifestum
est, et Tovg xoftiffapeVovg fuisse chrematistas propter pluralem nume-
rum verisimile, sed erat post dxofi(a«v[ro continuandum sic: of d'elvsg
XgrjiiaTiarai cvTiv^iv, ijv ivdßaXov ot delveg /JaJffiAixol yemgyol xegl
Tov [ \v yrjv Owsiaipigeiv ai-
Tofg, quae sic fere supplenda censeo: xegl roü fiii [ävuyxu^ea^ai roiig
fXovrag rijv xXtjgovxtxi^v xal Ugdv xal äXXrßv 6wci0(p^gtiv*) av-
Totg. Quae quum spectet res röv xojaoyp«p/tar^a *®), iubetur is adesse
non quidem apud ipsos chrematistas, quum habere soleat non minimam
molestiam evocatio xm/ioygafiftariag^^), sed apud strategum vel nomi
epistaten (^:rl tf/), ad quem videtur per epistolam mandari, ut in eam
rem inquirat. Ergo pergendum videtur sie fere: [*fv’ ovv äiu 6ov tö
1) Lacunam snpplevi ego.
2) Hane qnoqne lacunam supplevi.
3) Dnbitabat de ea re editor.
4) Magistratibne porrigi seiet iitcitrrjfia vel itQoeciyyiUa. Semel omnino
inter tot exempla rrä atfartiym porrigitur Ivrtv^it (P- Petrie II 12(3), SM). Rubri-
ram praeterea qui inscripsit P. Petrie II 4(9) Vo., imv^ir diiit pro hjijomnemate.
ö) Explicat editor (in praefatione) /xoptff«»[To], quasi esset Mfiiear.
6) A rege Ktyfruiaua/Uptiv fvievicp ad indicem delegatum iam xoitliei rig
(P. Petrie II 2(2), 1).
7) P. Paris. 48,21/2; 26,5.
8) P. Taur. 1 II 5—7; 4,9/10; P. Leid. F 10/11; P. Petrie (H pag. [32]) «ine
no. (GGA 1895 p. 151).
9) 7f tlaipofd frequens est in P. Tebt. Disputavit de ea Grenfell, praef. (i. f.)
P. Tebt. 98.
10) Ergo lin. 2 e6am plcnius explerc licet; qv xarä roC iitpos xmpo/poppa-
xiag ipißalop oi dilpig xrf.
11) Argumento sit P. Tebt. 29.
Digitized by Google
J. C. Naber: Oliservatiunctilae ad papyros jnridicac
11
yeyevtjfiivov tpuvtQÖv yevfjTUi, iyQutlrav tm ietm') *) rbv
x(OfioyQa(i[(taTttt^, xpog rö avrbv rolg HQoeiQrjfidvoig tovtwv iöyov
äiöövai], avTolg dxavräv ixl od.*) ”Eppwtfo. — P. 21, 9 falso supple-
tum esse [ßoi, quum suppleri [debeat [ijiiaxevfj, demonstrat geminus
P. 44 I, quod exemplar quideni emptionis venditionis contractae esse
putat editor*), sed est revera P. 44 I 1 = P. 21,8; P. 44 I 2 = P. 21,8,^;
P. 44 I 3/4 == P. 21,9; P. 44 I 5 = P. 21,10; P. 44 I 6 = P. 21,11
ergo P. 44 I = P. 21,8 — 11. Post [dxiaxevfj continuaudum videtiir xal
roToi'*) Äf()iffr]f(iöt'o(g) (cf. lin. 14: xlißdvov röxov). Demonstratur
autem hoc papyro filiis vel certe filio, qui natu maximus, praecipuum
ias fuisse in arma et equum patris familias succedendi; haec euim iilio
legat Dryto xard vöfiovg (P. lin. 4), ergo fortasse ne poterat qnidem
alii legare. Suspicor autem idem ius obtinuissc circa töv (Sru&fiöv,
quem quis xJLrjpovjrog a rege accepisset; legat certe P. Petrie I 11,9 — 10
paterfamilias [töi/ ara^fiöv 3v fjjra] dy tov ßaaUixov xnl rbv txxov
xal T« 3-T/I« UroXeftaia [tö d^ xal XpvdoxöXeag.'') — P. 33 passim
occunit siglum ap~, quod a so non intelligi fatetur editor (ad lin. 6).
’^QiorijQa') portendi yidebatur Mahaffyo (II pag. 216), quod mihi por-
tentnm et solrendum videtur ’'^Q{aßa). — P. 44 I testamentum esse,
non emptionem venditionem, dictum est ad P. 21. Continet eins col. II
testium subscriptiones hac forma: dygatl^ev 6 detva, quae forma simi-
lisve ei alias non occurrit, nisi, quum quis pro alio scripserit, vel sub-
scripserit, ab eodem additur*): 6 delva tyQo^a vxIq ai’irov, vel®) 6
dctva typaifra. Est praeterea ipsa testium subscriptio in vetustioribus
lustiniano instrumentis , modo exceperis Oasin Magnam*“), infrequens,
1) Fortasse qpt’taxirAv ixistdrjj. Erant certe minores magistratus, veluti
Ol ifQoveÖQxai (P. Taur. 8, 40) sub dispositione räv xt1l‘<‘‘ri<lrät'.
2) Kalraarflo«! supplevit editor.
3) A'sipoye«p[(utTta supplevit editor.
4) Cf. P. Leid. A, ubi petit quis a stratego [Bov]rd|oi ygaipai
rä ixocTfardyip xaraarrjoai ixl el rovt itlya xghs rh XfoafiagTvgTi^iivai oot
xTt.-, et item P. Amh. 35,40/1 yfäijtai tü itlvi xaTaarijeai ai/rbv inl ai
^Tffos Ttjy xovrav dit^ayayxjy. — KaTanf/aai inavzäy novum est et fortasse Sna^
ilfTiiityoy.
5) Dnbitasse video ülricum Wileken, Archiv I p. 17 (no. 6).
6) Kal t6xop meum est. [Ich las am Original: *«1 riv nteierjseibra. ü. W.]
7) Lacunas supplevit Wileken, G(fA 1896 p. 184.
8) Exempla sunt innumerabilia. Cf interim BOÜ 31,8 {{ygaipi)-, 69,19;
86,39 ; 87,32; 92,34; 115 II 27; 118 ü 17; 162,6; 158,38.42; 167,5; 171,6 etc.;
Ostr. 1129; 1526.
9) Omittitnr ixig aitoS-. BOU 167; 201; 211; Ostr. 1130; 1131. Eodem
sensu Latina instrumenta habent (Bnins, Kl. Sehr. II p. 60, 62) : Ille tubteripsi.
10) P. Grenf H 68—71 (post Chr. 244—269).
Digilized by Google
12
I. AufBÜtie
neque id mirum videbitur, qui reputaverit, quam sit inirequens rei com-
memoratio ante lustiniauum in ipsis legibus. Nam ezigebatur quidem
temporibuB Arcadii et Honorii*) testamentis testium subscriptio, quod
ex integro statuit Theodosii novella*), sed remittebatur eadem Zenonis
constitutione’) donationibus. Erat praeterea Leonis constitutio*), qua
privilegium temporis concedebatur’) idiochiris, quae triuni testium snb-
scriptionibus munita esseut. Reliqua omnia, quae subscriptionem testium
exigant*), lustiniani sunt ipsius. Ergo mirum non est, instnuuenta
longe pleraque testium snbscriptionem habere nuUam. Mihi quidem
ante lustmianum, extra Oasin Magnam, nota non sunt instrumenta sub-
scriptiones testium habentia’), praeter hunc ipsum quo de agimus P. 21
et P. Oxy. 105 (p. Chr. 117—137) et BGU 86 (p. Chr. 155), quod
utrumque testamentum est, et testamentum Gregorii Nazianzeni anni’)
382, et Aurelii CoUuthi*) anni“) 460 vel paulo post, et P. Lond. 229”),
quae venditio est anni 166, et P. Marinii 84, quae donatio est anni 491,
nam P. Marinii 91 et 110 antiquiores lustiniano non videntur.”) Ha-
buisse praeterea certum est testium subscriptiones testamenta*’), de
quibuB aperiimdis gesta continet P. Marinii 74 (Bruns, font. (1893)
no. 103), declarant enim siuguli testes: m/Va“) vel intrensicus subscribsi,
et P. Marinii 85, quae donatio est anni 523, subscribit enim donatrix
in parte superstite; festes ut sttbscriherenf conrogavi. Est autem sub-
scribendi formula in P. Oxy. 105: 6 dstva iiaQtVQÖ rfj toi delvog dia-
S'tjxg xttC tifu it&v Totfovrojv xxi. xaC ieti fiov fj etpgaylg toiädsj in
1) C. 8 Cod. Th. 4. 4 (cf. Bruns, Kl. Sch. II p. 81).
2) C. 1 § 2, § 6 tit. XVI. Ergo ccmstitutionibus hoc inventum es(se) recte
praecipitur § 3 Inst, II 10.
3) C. 31 § 1 Cod. 8. 63 (54). Diversum placuit regi Theodorico (edicti cap. 52)
et Burgundionnm legislatori (lib. const. tit. 43 § 1).
4) C. 11 § 1 Cod. 8. 17 (18). 6) Hypotheca interveniente.
6) C. 17 Cod. 4. 2; c. 20 § 1 Cod. 4. 21; c. 23 § 1, § 2 Cod. 4. 29; c. un.
§ la Cod. 7. 6; iiovellae aliquot (Bruns, Kl. Sehr. II p. 108).
7) Non computo ea, quae habent imius avyygaipoipvJMxos subscriptionem:
P. Tebt. 104,41; 105,63 (Ä dilva l%<a xvfiar, quod probabiliter restitucrunt Grcn-
fell et Hunt (ad P. Tebt. 106, 63) P. Leid. 0, 36).
8) Cf Bruns, Kl. Sehr. H p. 86
9) Editur Bull, dell’ isiit. di dir. rom. XIV p. 288 — 292.
10) BttU. cit. p. 286, p. 93*.
11) Ediderunt post Ednardum Thompson Schalten, Herrn. XXXD p. 273;
Scialoja, Bull, dell' istit. di dir. rom. IX p. 140; Cagnat, Ann. epigr. 1896 no. 21;
Gradenwitz Einf. I p. 66.
12) Auctori locupletissimo Henrico Brunner, 2. Gesch. der Urk. I (1880) p. 71
(ima). 13) Saeculi p. Chr. qninti, sexti.
14) I. e. intra. Ne mutes. Ita tune homines loqnebantur.
Digilized by Google
J. C. Naber: Observatiancnlae ad papyroa jiiridicae
13
BGU S6 6 dslva ovvfucprvpäi xal avOqipecyiä*); in teatamento Nazian-
zeni 6 dstva xapav ^la^ijxrj xov deivog xal xapax/Ltj^elg vx’ avrov
vxiyQ(o()u P. Lond. 229: ille signavi^)', in P. Marinii K4:
Ule huic donalioni rogante illa ipsa praesente testis subscripsi. Multo
quam subscriptio frequentior est teatium notitia, id eat dvaygatpi/i, quam
habent quamplurimae manumiaaionea Delphicae*), habebant ayngraphae
Aegyptiae, quarum hodie versionea exatant P. Lond. 3; BOIJ 1002;
habent Graecae quas infra^) enumerabo. Quibua adiungendua videtur
P. 12; nam ideo potiua notitiam teatium habere ia videtur, quam aub-
scriptionem, qoia lin. 26 legitur ol dvo ndgeat, quamquam poteat unua
pro duobua aubacripaiaae.®) Ex Latinia teatium notitiam habere cre-
duntur®) Flavii Syntropbi donatio (Bruna font. (1893) no. 114) et tabula
Dacica una (ibid. no. 137,1); habebat utique teatamentum Longini Caa-
toris, cuiua Graeca veraio exatat.^) Poat aubacriptionea notitiam fere
omnea habent papyri, quoa debemua Marinio.*) — P. 60,37 non recte
suppletom eat iym ij xexgaxvta |tj oC xXrjQovögoi ij o[ xaroxoi ^ oji
diaxoToxoi, oportebat enim durdo%ot, quod habet lin. 46 (ßiaS6xoig xal
dtaxecTÖxoig). Eat ea formula frequena in papyria Byzantino aevo acrip-
tia*), nec dubitare debuerat Mitteia“), quin diaxaroxoi aint bonorum
possessorcs, quandoqoidem in Baailicia, libro praecipue XL, aexcentiea
bonorum possessio vertitur diaxaroxi^. Ergo xlr]Qov6goi rj öidöoxoi ij
ducxdioxoi annt heredes vel successores vel bonorum possessores ut vertit
iamdudum in hoc archivo “) vir doctiaaimua H. C. Müller. — P. 62, 13. 14
1) Similiter subscriptum esse (d SeTra aipfayiä rel 6 dttpa (utrvfä xai aipfayiät)
PER (V. N.) 1576 docet Wessely, Studien z. Palaeogr. u. Fapyrusk. II (1902) p. 25.
2) Ue huius fommlae origine cf. Schulten, Herrn. XXXH p. 286 (ima).
3) Michel, nis. 1396; 1397; 1898; 1399 etc.
4) P. Petrie I (passim); II 47, 27sqq.; P. Leid. 0 (Wessely, Mitth. Pli. V
p. 85*; Wilcken, GGÄ 1895 p. 165); P. Lond. 219(a) Vo.; P. Qrenfell I 27 III
7sqq.; P. Giseh 10388, 24sqq. {Archiv I p. 64/5); P. Tebt. 104, 84sq.; 106, 62sq.
5) 'O iiTva xal d dtivu una mann subscriptum est Ostr. 720; 782; CPR I 14 j
P. Amh. 110 (d ittva xal d ietva diioloyoiiuv inixeiv)i BGU 168 (d iitva xal
6 dtira t/yofclxa/up xotpät tt)v Jtfoxeiidvrtv xöpqlox); P. Paris. 17 (^ Bruns, font.
(1893) no. 134) lin. 22sqq.; Specim. Wesselyi (6)6, 14sqq. Eodem modo unus pro
duobus Bcripsit BGÜ 228; P. Fay. 14 P. Tebt. 100 IV.
6) Cf. Bruns Kl. Sehr. II p. 44—46.
7) BGU Si6. Edidemnt praeterea Mommsen, Zttchr. der Sav.-St.KVl p. 198;
Scialoja, Bull, dell’ iatit. di dir. rom. VJI p. 2; Girard, Textes (1896) p. 726.
8) Deest P. 86. Non iure scribit Saboulard, Btude sur la forme des actes
(1889) p. 104 (ima); „Ia notitia teatium itait le compliment indispensable de l'acte.“
9) Exempla collegit Rnggiero, dell’istit. di dir. romano XIV p. 102/3.
10) Xtschr. der Sav.-St. XXII p. 198 (ad P. Amh. 72, 10). Cf. Rnggiero, 1. 1.
p. 107 (ima). 11) Archiv I p. 438‘.
Digilized by Google
14
I. Aufsätze
respicitur lustiniani Novella I et lex Falcidia. Est scilicet P. 62 testa-
mentani, quo testator aliquid legat uxori') vel cognatae*) Christo-
dorae, sed longe plura voaoxofu'a, proinde illi legatum’) adiinit, si
xuTu Tov avTov voaoxofu'ov aliqiiid excogitaverit, quo minus legatis id
potiretur, &eCag xal vsagüg Öiuxä^ewg rovro avrb 6vyx<OQov6rjg
•yevi'aS’Ui diä rb rrjv avrtlv 9t£av xal veuQuv äiara^cv ädtiav deSmxivat
Tocg iiad'sfidvoig (irjre xu ix xov kxjydxov vöfiov, id est qnartam Falci-
diam, qyvXd^ui xolg ivavxiovfiivoig xijg aixäv [suppleo:
Statuerat Novella^ personis, quibus legitima portio deberetur, si per eas
stetisset, quo minus Toluntas testatoris effectum haberet, salva quarta,
quidquid praeterea relictum esset, id ut auferretur (cap. 1 § 1), el
ovölv vxöxeitai xoiovxov «gboaxov äAl’ ixovaiag t) ^lioxifiüt
yivoixo, elxu 6 yiygafifiivog ov srAijpot to «goavfxuyfiivov etoa
xov grj&ivxog flfilv iimgood-ev jrpdrou, fj tot töv (Uv dcpaigele&ai xäv-
xcov xäv xaxaXelei(i(tivmv, ovd’ bxiovv oiixe xaxä 0aXxiä(ov ng6-
(pueiv o&xe xax' GXlrjv ulxiav Xaßtlv övvdfuvov (cap. 1 § 2). Hoc
ipsum praeceptum respexisse testatorem certum est.
§ 23. (Ad P. Grenf. U (= P.) 23; 67; 69; 70; 76). Habet P. 23
subscriptionem aliena manu*) — subscripsisse enim videtur®) Demetrius
fct suo nomine (lin. 23) j(grj(iäxioov j;aAxoü xdXavxu xgidxovxa xieaaga
et Phibios (lin. 24) 0ißig‘ xgr((idxi,6ov xdXavxa xgidxovxa xiaouga —
nullo interventionis indicio. ®) Est praeterea ipsa subscriptionis forma
non quidem inaudita’), attamen digna, quae memoriae maudetur, quia
scilicet post subscribentis uomeu non sequitur, quod fieri solet, idque
sermonis nexus postulat, persona prima (veluti 6 dilva xtxgx](idxixa,
6£axjpisi0}(iai, ixjjxolov&t]xa^), iaididaxa, ix'^iyxa, 6(jLe)(ioxa, dxiaxov,
ixiyiygo(titai xvgiog, ovÖiv tvgCexcä x)yvox](iivov, ix^ «»odcaffoj, ev-
1) Dotatae (cf. Windacheid, Lehrbuch (1891) § 693), niai acriptnm est teata-
mentam ante annum 637 (Kot. 63).
2) Ex transverso gradu.
3) Lin. 11/2 x<^äy itpafieiUvl^ay xfuyiiazi^a^.
4) Ex aliena manu perperam factum eat alia manu quam P. Mariuii 82 II 6,
tum 80 m 3.
6) Editori (praef (i. f ) P. 23). [Z. 24 ist m. K. von Phibia (3. II.) geschrieben. Ü.W.]
6) Interreutionem indicaie sic poterut Demetrius: ipißie tia .Jijprjreiov.
7) Similiter subscribitnr P. Oxy. 48,21; 49,14; 242,30; 243,44.
8) ’O deira iurpiolov^ryta tt papyria ist testia frequenter subscriptum inveni-
tur (veluti P. Zoid. (ed. Weaa.) I 40; P. Fay. 43,4/6; P. Oxy. 260,19,20; BGU
647,28; 748 II 17; Oatr. 3; 6; 7; 8; 867,7 (cf .4rcÄi» I p.463); 1362; 1626; 1644;
1612 etc.) et restituendum eat eine dubio P. Lond. 229, 30 6 ädva lue^toxijs xoiv-
xarbs Mhotivcct&v fÄ[7jxolotsOq]x« r;) ngäoH (cf BGU 748 II 17/8: f?rqxolot',^xcr
TM ngoxttyiva av/ifioXo; P. Oxy. 260, 19/20: Lir/xolov&tjxa rg ai&inTixij ;
P. Ämh. 40,24/6: fnqxolov^tjxapit' rg dtoarolg).
Digilized by Google
J. C. Naber: Observatiancalae ad papyros juridicae
15
doxü xal xuQeiXrjipa, fiuQxvQä rt] etc.), sed, aermone inteimpto,
secunda: sicat alibi ö^ui, aut rursus aväyQailm), quorum
exempla iam conquirenda sunt.’) Non tantum aecunda peraona iuveni-
tur, aed etiam tertia, veluti 6 dtlva' ävuyiyfaxtai*), et item sub By-
zaatinia 6 dttva' exoixit fioi xavra i>s XQÖxenai.^) Poaae quem in
tali diaiunctione etiam genitirum nominis casum usurpare, demonatratur
inacriptione, quae prodiit inter P. Fay. (pag. 49), anbacribitur enim
(lin. 26) 'HQtdog' yeivio9a>. Quamquam putant editorea eaae nomina-
tirum nec moventur eo quod exstat (lin. 14) datirua 'HqiSi. Supplen-
dnm eat {xti(f6yQa(pov) , quod habet expressum manumiasio quaedam
Delphica.*) Sed eo ut redeat oratio, unde digressa eat, quod pro Phibi
aubscripait Demetriua nullo interrentionia aigno {^Cßis‘
ritiosa propterea non debet videri subacriptio aut videri eodem vitio
laborare altera Demetrii anbacriptio (xptjfuiTiaov), quam auo nomine
poauit. Nam haec, quum ait anonyma, ai rata fuit ideo, quod trapezita,
ad quem dabatur, manum Demetrii cognitam habuit, eadem ratione
rata fuerit oportet pro Phibi aubacriptio, quippe quum trapezita atatim
agnitnma fuerit aubacriptorem. De eaque re dnbitari ab iia tantum
poteat^), quibua videatur aubacriptio anonyma irrita eaae, quod certe
abhorret ab antiqua conauetudine. Quippe frequena eat anonyma anb-
acriptio veteribna inatrumentia, velut "Epptoffo •), Evtvx^i’’), Opto valeas^),
/IpoTtOifro*), 'Aviyvatv'^), iZeco<^mwi “), Z’sffijpf/ojpat '*), ubi aubacribitnr
1) 'O itlva' xfriitätieoir Bubgcriptum est P. Grenf. II 23 et P. Oxy. 48; 49;
242; 243. 'O ditva' ddiai Bubscriptam eat P. Zoid. I 33,36; P. Oxy. 96,26^7 (cf.
Wilcken, Oatr, I p. 676 not. 1). 'O 8ilra' &väYfaipov subecriptum csee P. Oxy. 337,
traditor ad P. Oxy. 242, 30.
2) Revue igyptologiqw II p. 121’,
3) Brunner, t. Gesch. der Urk. I (1880) p. 76; P. Grenf. I 67; BOU 804;
310; 366; 367; 403 etc.
4) Michel no. 1417,16/7; Xtiii6Yfa<fOv KaXliufurias' dpoloyfia avvivafeerily
TU XfOfiyt/ecyiUim
6) Cf. Windecheid, Lehrbuch (1891) § 78 not. 16 (i. f).
6) Veluti P. Grenf. I 11 II 6. 22; P. Oxy. 34 IV; 46, 14; 46, 28; 48, 17; 49, 10;
68; 69,17 etc. R tcetie accedunt (Wilcken, Ostr. I p. 82) 1083; 1602.
7) Veluti P. Leid. A; B; D; G; P. Oxy. 88 etc. Aliam (Aliam ego addidi)
BubecriptioDem nullam eeee in P. Petrie, adnotat MahaSy ad P. Petrie II 2(2).
8) Exempla collegit Bruns Kl. Sehr. II p. 61.
9) P. Oxy. 34 II et HI. Cf Bruns, Kl. Sehr. II p. 62 (proponatur)', p. 68/9
(edanlur).
10) P. Oxy. 287 vn 29; BOU 847 I 17, H 16; 692 H 10; Wilcken, Philol. 63
p. 98,106; Uummsen, Ztsehr. der Sav.-St. Xm p. 404 ima.
11) Bruns, Kl. Sehr. U. p. 64; Font. (1893) no. 82 m. Imperatoria subscriptio
ibidem toties est Rescripsi.
12) P. Oxy. 237 VH 29 ; 64 ; 65 ; 68 ; 93 ; P. Fay. 26, 17 ; £0 1/ 18, 16 ; 89, 15 ; 678, 2.
Digilized by Google
16
I. Aafs&tze
a magiatratibus ‘ ) Tel ad magistratus. *) Contractibua qnoqne sie Bnb-
scribi potest*); invenio praeterea pro subscriptione interscriptionem
anonymani (P. Genev. 20,3): 6fioXoyä. Quid miruin Bubacriptionem
aufficere anonymani, guum omnis aubscriptio saepe desit, veluti tctio-
fiari Tauriaenai*), quod edidit Lumbroao, documenti greci (1869) p. 19,
teatia compluribna^), eiToXöyav apochia*), xavövos apochae, quae edita
eat Mitth. PR II/IIl p. 263, privatia denique contractibua^) apochisque.“)
Ergo, quod hodie pleriaque verum videtur: (otQ ovÖlv 5<peloj
Tflj Zttprtj xcl rd ypußfiaricp iäv fir) 6 xtiptog tov xgayitutog fi’g tö
riXos wtoygajiri, quae verba*) quidem aunt Aaterii epiacopi (circa an-
uum 400), aut homonymi, qui aub Constantino exatitit, haeretici, aed
docet plane eadem Bnina, Kl. Sehr. II p. 48 (ima): ,.(Iafs jede Skriptur,
die man nicht unterschrieben hat, noch unvollständig ist und noch keine
rechtliche Kraft haif‘, id aero otnnino***) apnd veterea inoribua receptum
eat, siye dicenduni eat: nnmquani, demonatravit enim Brunner“), quum
6 xvQios TOV xgäytuctog cantionem **) ipae scripaerit, aubacriptionem
eins non requiri. Ergo, quam appellat Zeno**) sditam ehservedionem,
licet VOX eins ambigna ait’*), in eo conaiatit, nt qui non acripaerit, aub-
acribat'*), quae quam ait vetua obserratio, demonatratur manuiuiaaione
quadam Delphica primi poat Chr. aaoeuli (Michel no. 1417), quae facta
eat a Diodoro et Callicratea (lin. 3/4), acripta a Diodoro (lin. 14), proinde
aolius Callicrateae ebirographo (lin. 16/7) conlirmata. Ne tum quidem
1) Bruns, Kl. Sehr. II p. GOsqq.
2) Mittels, CPB I pag. 74* (,d:eine üiUerschrift" ■= keine Kamensuntertchrift).
3) "Kfigaeo snbscriptum est P. Tebt. 107; HO; P. Amh. 66.
4) Testis est Wilekon, Jahrb. des rrrei'ns v. Altertumsfr. im Shl. 86 (1888)
p. 236. 6) Wileken, Ostr. cap. lü (passim).
6) Wileken, Ostr. I p. 669/60.
7) Veluti P.tJrenf. II 16; 17; P. Amh. 43; 88 et BOU 1002.
Non computo innnmerabiles trapeziticos (cf. superior § 19), monographieos jef
Bevue egyptol. II p. 123/4), agoranomicos contractus, guibus debitor non subscripsit.
8) Veluti P. Grcnf. I 22; P. Tebt. 111.
9) Leguntur apnd Cotelerium (Monum. II p. 2). Laudat ea Marini adii. 7
ad P 84.
10) Mitteis, CPR I pag. 74 „erst ganz zuletzt."
11) X. Beehtsgesch. der Vrk. I (1880) p. 57 — 69. Adstipnlatnr Karlowa, Bechts-
getch. I (1886) p. 996 (smnma). Add. Saboulard, Ktude sur la forme des actes
(1889) p. 90—92.
12) De testamentis omnes concednnt propter c. 28 § 6(1) Cod. 6. 23 (sub con-
dicione; (si) speeialiler in scriptura reposuerit, eiuod manu hoc C=- hanc) con-
fecit). 18) c. 31 S 1 Cod. 8. 63(64).
14) Quia per alium interpretari possumus j>er alium quam tabellionem vel ita
ver alium guam donntorem.
16) Snbseripsisse sufücit aliena manu (c. 31 § 1 eit ).
Digitized by Google
J. C. Naber: Observatitmcnlae ad papjros jaridicae
17
videtur doniini subscriptio requiri, quum domini vice scriptor aut ipsa
literarnin Serie*) aut subscriptione sua’) demonstraverit, quis scripserit;
etenim, quum tantundem valeat subscriptio aliena manu quantum pro-
pria*), modo constet, quis subscripserit*), quidni, modo se manifestet
scriptor, tantundem valeat aliena manu, quantum propria, scriptioV
Quae quum ita sint, mirandum non est autochira sine subscriptione
inveniri, sed non propterea mirandum cum subscriptionibus exstare
nomen quoque habentibus. Sic testae 1320 ab eo qui scripsit, sub-
scriptnm est Kttpukog OfOrjiitiaiiui-, sic P. Grenf. II 61 a scribente sub-
scriptum est*) TcaiiSiug &g ir&v v' ovH.ii j>6vau At, quem
laudat Gradenwitz *), BGU G9 non habet scribentis supervacaneam sub-
scriptionem, quum is papyms scriptus sit aliena manu, proinde scri-
beutis subscriptio eo pertineat, ut tantnm valeat scriptura (juantum
autochirum, sed post scribentis utilem subscriptionem, domini super-
vacaneam.*) Ne alter quidem, quem laudat'®), papyrus {BGIJIX) op-
timo iure buc refertur, nam scriptus is quidem est et subscriptus idem
a domino, sed continet subscriptio novam clausulam. Est ibi domini
revera supervacanea subscriptio, ubi socius pro utroque subscripsit, quod
fieri videmuB P. Paris. 17 (= Bruns, font. (1893) lin. 22sqq.: 'Egfioyivrjg
xai ’Afi\uäviog .... t« ötivt %uCgHv. “E6%ayitv «agä Oov rö
ytivö/uvov ttiog ’Aitficaviog vel ubi similiter
pro utroque socius scripsit.'*) Scribentis qnoque vel subscribentis pro
utroque (6 dslva xccl ij ywi) ö^oXoyovfuv) supervacanea est'*) adnotatio,
scripsisse se pro socio (6 ddva ^ygaifia vxlg uvr^f), quia id quidem
1) Veluti Bruns, font. (1898) no. 131 (P. US; P. 14; P. 27; P. 84 ext.; P. 15
ext.); no. 137,1—3.
2) Veluti P. Grenf. II 17; CPR I 87; Actenst. 9; P. Petrie II 26(d); 25(j;);
Ostr. 1027. 3) c. 81 S 1 Cod. 8. 63 (54).
4) Hoc ideo, quia omnis subscriptio vires capit ex persona siibBcribentis.
Ergo pro alio subscribendum est: i Setpu lyficnjitt ixif airtoO vel 6 Sitpa fyfttifxt.
Plane, quum per se nota est subscribentis manus (veluti quum subscribit magister
ofBciorum) ea subtilitas supervacanea est (P. Marinii 82 II 6), quemadmodom supra
diiünuB de stratego ad trapezitam subscribcnte.
6) Miratur Gradenwitz, Einf. I p. 143.
6) Solemne („usual“) hoc videtur cditori.
7) FAnopiaii6s etiam in subscriptionibus frequons est. Vid. praeter bunc
papyrum (Grenf. II 61) P. Genev. 37, 19/20 {ArtAiiv I p. 654); P. Grenf. I 44; 47;
P. Lond. 216 (CIctss. liev. XII p. 485); Spec. Wesselyi (6) 6,19; (14) 30,31. 33.
8) L. I. (Einf. I p. 143) not. 4.
9) Cf. Gradenwitz, op. cit. p. 147. 10) Op. cit. p. 143*.
11) I. e. «uvesrttofr»)». Cf. P. Genev. 11,8 («i)»>f*(«frrjptr).
12) BGU 228 (cf. Gradenwitz, Einf. I p. 147 not. 2); P. Fay. 14 (Jlf/oaSia-
yfii<iue *= «poBjtfypayxxs). 13) Spec. Wesselyi (6) 6, 14sqq.
ArehlT f. Papjratfortchang 111. 1. 2
Digitized by Googie
18
I. Anfsätüfl
res ipsa docet. — Nondum dimittere possum P. 23; est enini is papyrus
perutilis coguoscendo duas siguificatiouea verbi quod est
sane xoXvOimov. Quinquies ibi occurrit imperativus iQriHccii,aov vel
pdrigc (lin. 4, 11, 19, 23, 24) cum accusativo summae pracstandae, et
quidem ter sic nude (lin. 19, 23, 24), bis cum adiectione: axb rtjg iv
ria^vQU Tgaxd^tjs (Un. 4), ulteriorive. ') Adiectio dxö rijs ästva rga-
xe'ir/s alibi quoque ezstat, veluti post imperativum P. Itev.Mel. p^.327,7/8
et item Adetisi. ü, 5,^; 7,4/5, post medii iniinitivum (xciQijfiaTie&ai)
Actetuit. 9,4- — G, 10a, 3 — 5. Non metuo, ne coutradicat quis statuenti,
ubicumque id adiectum sit, nisi forte ad ipsum trapezitam sermo refe-
ratur (Acietist. 9; 10a), ibi verbo j'gtjfiauiHV signiticari quod Latine
dicatur (rogandum decenwre, quia solus trapezita äxi) rijs rpaxd^ris
proprio strictoque sensu erogat. Ex diverso, ubi pure po-
nitur, VOX ambigua est*) et animadvertendum, utrum sic scribatur ad
eos, qui pecunias, publicas praesertim*), erogant (cotnpiahles) , an*) qui
erogandas decemunt (ordonnateur.s). Ulis quum rescribitur jipijjadrtffoi',
significatur: eroga, bis quum rescribitur: erogandum dccente. Ergo nostri
quoque papyri lin. 23,24, ubi trapezitae imperatur, vertendura est:
eroga, atqui lin. 19, ubi tö vxodioixtjtfi mandatum scribitur, verten-
dum est erogandum decirne.^) Privatus quoque quum ad trapezitain
scribit: incunctanter vertendum est: eroga, quamquam
displicet versio Ottoni Gradenwitz*), ut mibi quidem videtur, non iure.
Non is dumtaxat, qui pecuniam numerat*), etiam qui
alias res*) ministrat, ministrandasve decernit. *“) Medium xexgiiga-
1) Lin. 11: ix rov AaxonoXUov {loyov scilicet). Ergo eins vonov ratio tracta-
batur iv Ila&igu. Quod non intellexerunt editores (ad. Un. 4).
2) SimUiter ambigua voz eat mimerare (Cic. pro Flacco 19 § 44 praetor . . . .a
quaestore numeravit, quaestor a menna publica, mensa aut ex vectigali aut ex:
tributu). Quamobrem viüo vertendum non eat Ulrico Wilcken (Actemtücke, p. 61 ;
GGA 1H95 p. 161; Ostr. I p. 63/4). quod nbique xfTgiatiSitv vertit auseahlen.
3) Interdum prirataa (I. 9 § 2 Dig. 2. 13).
4) Ita diatinguitur I. 2 § 1 Dig 50. 1.
5) Mirum hoc non vidubitur repntanti omnia verba tranaitiva simul esse cauaativa.
6) Fit hoc BGU 156, 3j 813,6/6 (Gradenwitz, Archiv U p. 96/7, p. 103); P
Fay. 100, 3/4 (Wilcken, Archiv 1 p. 563).
7) Archiv II p. 99. — Vertendum ipso ccnset (p. 97): „negotiiere !“ Quod quum
norum eat tum pnicrum.
8) llunc xfrjiuniStiv, etiam docet teata 1336 (I p. 63/4). Add. P. Petrie II
12(4), 2 [GGA 1896 p. 161) et ibi lin. 3 emend. zotf (pro roü;). Add. praeterea
P. Gizeh 10271 (Archiv II p. 81) lin. 11.
9) Veluti llaiov xal xlxi (P. Paria. 22,33; 26,20; 30,21; 31,14) vel aqa'ivas
(P. Petrie II 4(2), 9) vel auifiia (P. Tebt. 67, 69).
10) Cf. Leemans ad P. Leid. E 15 (= Paris. 27, 16).
Digilized by Google
J. C. Kaber: Obserratiunculae ad papjTOs juridicae
19
ttffdat') id significat, quod xexoiti'a&ai. — P. 67 nihil contineri, quod
iurisconsultis utile esse possit opinio est viri clarissimi Scialojae.')
Utilia tarnen est papjrus, quum locatio couductio operarum ait et ha-
beat idem SiQ^ßcivos commeraorationem, ad refellendam Cuiacii’) opi-
nionem docentia locationibus conductionibua arrham numquam inter-
Tenire. Quam in rem laudari praeterea posaunt P. Oxy. 140 et 299
et P. Fay. 91. Sed P. 67 convenit, ne raercedibua futuria arrha sub-
ducatur {fox^S iQ<^Q}aßmvog [roü] dAioyovfisvov*) aot ÖQaxf^^S
Toaas), ex di verso P. Fay. eit. convenit, ut subducatur (vxo/Loy7jif<^s}iv
TÖv /lovxiov tag rot) dQyvgi'ov ägax/tag xata (le'pog ix r&v
ieoftivav fua&&p), quemadmodum P. Lond. 334 (pag. 211) et BGU 446,
qui venditionem continet, arrhabo®) penditur &xb tifii^g. Quin
immo P. Oxy. 299 datur arrhabo ivtoxog, id est cum uauris ex mer-
cede deducendus.*) — P. 69,34 falao suppletum est rad’iiiM (= ti'df-
(ict) trjvds t^[t' X6ye\vaiv et lin. 40 tidoxä tt/ tlg ifih [Aoyejuffft. Requi-
rituT enim ixUvOiv et ixiXvöit. Est enim ipse P. 69 ixlXvaig, id est
apoche (cf. P. Grenf. I 26,11; II 26,27; 30,31; 31,19). Quod autem
P. 69 facta coramemoratur vxod’r/xri rjfieQöv xivte vögsviiatog,
quodammodo explicatur BGU 993 111 3aqq. (cf. Archiv II p. 387), ubi
legantur t)(iigai äyvctrrixal Sixa txtcc. — P. 70,21 editum est Jlttsxav
viog Tfuxgeiog 6 xgoxiifuvog dxtfveyxa d>g xgöxeitat. Ergo, quia x
et y idem est^, sine dubio subscripsit Petecho dvt^eyxa, magistratus
autem praescripaerat (lin. 4) Iletexav vfbg Tfidgaiog xti. d[vtjviyx]£iv,
quasi esset plusquaniperfectum.") Aliae formae hibridae occurrunt P.
Grenf. I 21,4 (awij/itjv); BGU 1001,4 (xaruyiyga^av)-, P. Tebt. 27,28
(iycygd<prjv); 58,43 (ivitsvxav)’, 58,39 (äiäoxav). — P. 76 divortiura
continet et mutuam apocheu; ergo lin. llsqq. mulier absolvit virum
:rovtiav t&v ixiäo&ivtiav £<v[tü*) lig X6]yov xgoixög, vir autem lin. 6aqq.
luulierem xdvtuv täv xagad'ad'ivTav'^) aiity xug iftov-, spondet prae-
1) Cf. paulo supra.
2) BuJUtt. dell’istit. di dir. rom. IX p. 174. 8) Obs. I\' 26.
4) Scilicet tis töp itte96p, sed requiritor omnino iXXoy^i^ov/Upov (pro Mo-
fia^Tjaoiiipov). [Vgl. unten das Referat über I’. Grenf. I u. II. U. W.)
5) Cf. Gradenwitz, Bin/'. I p. 29: „Amafilang; es sind 500 Drachmen
auf 800 Kaufpreis.“ Scilicet ea ratio est BGU cit; P. Lond. cit. ratio est 14:21.
Arrbae dationem et partis pretii solutionem („Anzahlung“) non sine causa se-
parat Gradenwitz. Causam demonstrant Imperatores c. 2 Cod. 4. 45 (Demburg,
Pandekten II (1892) § 12 not. 2).
6) Cf Wilamowitz-Moellendorff, GGA 162 (1900) p. 67.
7) Gradenwitz, Einf. I p. 24. 8) Editor supplet i[xo<p/f]HV,
9) Snpplet editor a6[tg.
10) IIai/udo9ivxtt intelligo c(g
2*
r-
Digiiized by Google
20
I. Aufsätze
terea lin. 9/10 (ir'ir <^iay£lcva(a9at xspl avfißiatfsog fnjrs xepl
iävov. "£!6vov Tocabulum mirantur editores, et eet res mirabilis, sed
occurrit ^ävc^ etiam in Basilicis (veluti scb. 1 (Theodori) ad Bas. 29. 1.45),
et est ibi non dos sed donatio propter nnptias, quod olim observavit
Cuiacins (Obs. VI 6). Nostro loco donatio ante nuptias Lntelligenda
est, quam Instinianns demum in donationem propter nuptias transfudit
(§ 3 Inst, n 7).
§ 24. (Ad P. Paris. 5 = P. Leid. M.). Negat Mittels *) in papyris
hactenuB inventum esse exemplum venditionis ex pacto, quod, etsi re-
rum est, tarnen interpretum potius quam papyrorum vitio factum arbi-
tror. Exstat enim exemplum in P. Paris. 5 anni ante Chr. 114, ubi
vendit tbv tlg Tupijv*) oixov’) Horus creditor idemque pater Tagetis*),
emunt ceteri filii Osoroeris, Nechmonthes, Petosiris; nam Tages adscri-
bitur quidem venditioni quasi quadrantis emptrix (Tayijs rb &lko t/rop-
Tov), sed fit hoc respectu ceterarum rerum Hori; huius enim omnes
res^) cum praedio Tagetis duobus talentis liberis ab eo veneunt, sed de
praedio Tagetis nominatim excipitur, ne in eo quadrantem habeat'),
sed fratres trieutes. Ergo in ceteris patris rebus tres fratres habitnri
sunt x«Td TO y' TA d' (= xä [rpta] xdroQxa), id est trientes dodran-
tis^), id est singulos quadrantes, in domo Tagetis iuncti assem. Ipsa
nihilominus tantundem solvit, quantum singuli fratres, et est iustissima
conventio, quia compensandum est ysyonvia ixdtltf. Venit Tagetis
domns fratribus ipsius pro dodrante debiti, quadrantem soror infert")
et consequitur liberationem. Veluti debuerit quatnor milia (4x) drach-
mum, cetera substantia patris aestimata sit octo milibus (12000 — 4a;),
pendunt singuli, Osoroeris, Nechmonthes, Petosiris, Tages trina milia.
1) Ztschr. der Sav.-St. XXIII (1902) p. 301: „tcir tennen tn Jen Pa-
pyrusurkunden keinen Fall, u-o (die Hypothek) in den Verkauf ausmünden tcürde.''
2) I. e. xiv elf Tayijv (ärayfaipdptrov). Cf. P. Grenf. I 33, 17 — 19
yiji ipitiyov oirotpdQOV iv rf} jtdrto TOJtap^ia rov AaronokiTov ivayffaftpopivrie)
fig TTjr äva TOTtapytav Ua&vpirov); P. Genev. 16, 11/2 (toTLv nap* aiyialog
livaypaipbptvog etg ttjv uäprjv); P. Tebt. 80,13. 18. 20; 31,19.
3) I. 0. otulap.
4) Tage» filia est (P. Paris, col. 40,1: Täyi]Tos tiJsTßeor).
6) Id est alteriuB olsiag ModoyrjiUrrig pipog ^ßiopov et olulctg •Ka9jjpr)p{rt)g
xb ijptev et olxiag moiopruUvrig xb ^(uav et xxpoaxaela eapdxav, quae efficiebant
Ta vndpyovxa TStpo} xä xtaxpi.
6) His verbis: xibv elg aixijv olxov (1. otxov) nrjxt<op xoeoixar. Vertuut
Bnigsch (Lettre etc. (1800) p. 8), Revillout (Chrestomathie (1880) p. LIII), xcaplg en
sus (dehors) de, quasi Tages praecipiat domum.
7) De lectionis veritate (xard xb ■/' Ta i') disputabimus iufra.
8) Tijg ixiilag nomine.
Digilized by Google
J. C. Naber: Obsenratiiuiculae ad papyroa jnridicae
21
inTenient autem fratres bina niilia (3000 — x) in Bubstantia patris, sin-
gula milia (x) Ln domo sororis; Boror autem duo milia (3000 — x) in
Bubstantia patris, mille dracbmas (x) debitum compensando. Erit enim
propter domuB amissionem tribus luilibus (3x) pauperior facta, sed
propter liberationem quatuor milibus (4a:) ditior; habebit igitur, quan-
tum ceteri tria milia (3000 — x-\-x). — Venire Tagctis domum ab Horo
pignoris iure, necessario sumendum est; alioquin qui potuisset vendere
Horns cnm sua substantia tiliae domum')? Sed dubitatum iri scio, num
recte reposuerim coL II lin. 1: xara TO y' TA d', quum Parisinum
exemplar babeat xarä xh [y'] rö d', Leidense autem x«Td [röj d'tä d'.
Scilicet TA d', id eat rd tfrapt«, id est xct XQi'a xixoQxa, omnino re-
quiritur, quia Tageti Tcnit xb Siio d', ergo fratribus venire nü potuit
nisi TA d'. Quod Lntellexerat Brugsch (Lettre etc. (1850) p. 10), ita-
qne rescribi iusserat xuxä xb y' xb iS' , id est rö xixctQxov,
quam sprevit coniecturam Parisinorum papjrorum oditor, nec minus
sprevit Leidensis exemplaris auctoritatera , quam nos omnimodo defen-
dimuB. Erratum quidem est ab eo qui Leidense exemplar schpsit,
quatenus fratribus dodrantem tribuit xaxa [tö| d', nam quia tres erant
numero, dividere debebant xttxa xb [y'], quod recte supplevit Parisino-
rum papyrorum editor.
Traiecti. (Continuabuntur.) J. C. \aber.
1) Töv tlg Tayfiv (ipufgttifbiurov) ohov.
r
Digitized by Google
Das Gericht der Chrematisten.
Als dieser Aafsatz in Fahnen stand, hatte der Herr Herausgeber des Archivs
die Güte, seine Lesungen einiger Stellen der Turiner Papyri mir mitzuteilen, so
konnte ich noch im Druck manches klären.
1. Zeit.
Gericht üben heißt einen Spruch fällen, der zwei streitenden Teilen
gegenüber das Ansehen der abgeurteilten Sache besitzt. Dies Ansehen
verbürgen dem Rechtfinder entweder die Parteien durch freiwillige
Unterwerfung oder der Staat durch allgemeine Belehnung.
Freiwillige Unterwerfung unter den zu erwartenden Rechtsspruch
galt im republikanischen Rom, sie herbeizufUhren, lieh der Staat
seinen Arm.*) Bestelltes Kichteramt, die Fähigkeit, auf Ansuchen
auch nur eines Teiles zu richten, gab der Principat, und eine Organi-
sation von Beamten diente der Rechtspflege. Nicht fürs ganze Reich
und nicht für alle Arten von Rechtshändclu war jeder Beamte be-
stellt: örtlich und sachlich hatte die Zuständigkeit Grenzen. Wo die
Behörde ihren Sitz hatte, da soUte das Recht gesucht werden; doch
kam in den Provinzen der Beamte, periodisch wandernd, auch den Be-
dür&issen der Femwohner seines Sprengels entgegen.
Finden wir in ptolemäischer Zeit KQirtjQut, so werden wir diese
Gerichte wohl auf die römischen Kategorien hin prüfen können, aber
die Mischung nicht nach römischem Vorbild erwarten dürfen.
ln römischer Zeit noch prangt in Ägypten der Titel *pög rfj ijufie-
i£t«t Töv iQriiiaxiöxCtv xal tc5v SlUav xpirJipfmr.’) Aber xpirijpta jrprj-
fiautfräv hat die Römerzeit nicht mehr. Hätte die Römerzeit den Titel
geschaffen oder auch nur geändert, so wären die jjpijgartffraf weggefaUen.
So wie er ist, muß er der Ptoleraäeraeit entnommen sein und also
mußten die jjpTjgartffrat eines von mehreren Gerichten der Ptolemäer-
zeit gewesen sein, und zwar das Hauptgericht.
1) Mommsen, Strafrecht S. 175: 'das kompromissarischc Fundament ist dem
nicht deliktischen Privatprozeß zwar nicht fremd.’
2) Nenestens P. Lips. 20, 1.
Digilized by Google
Otto Gradenwitz: Daa Gericht der Chrcmatisten
23
2. Beamte oder Schöffen?
Was aber waren sie? Der römische iudex privatus war ein Mann
aus den hohem Ständen, dem der Consensus beider Teile Gerichtsbar-
keit für je einen Prozeß gab. Er war Einzelrichter, und sein Spruch,
eben weil die Parteien sich ihm vorbehaltlos unterworfen hatten, in-
appellabel, wie der iudex denn auch das, in iudicio genannte, Verfahren
selbständig leitete.
Die römischen Kriminalgeschworenen waren berufen, unter Leitung
eines Beamten den sämtlichen Anklagen beizusitzen, welche in ihre
Session fielen.
Die Chrematisten nun sind, wie schon der Name sagt, nicht Einzel-
richter, sondern Kollegium, und zwar, wenn wir den Fall Taur. XIU
veraUgemeinem dürfen, triumviri stlitibus iudicandis. Einen eigentlichen
Direktor hat das Dreimännerkollegium nicht, sondern die drei
xioxaC werden ohne jede Andeutung eines anderen Amtstitels nur mit
dem Namen bezeichnet imd dem Epitheton, welches Ersatz für die
römische Tribus war: Koivivg etc. Hieran ist kein Zweifel: die drei
Männer sind mit dem Eigennamen und dem gleichlautenden Vaters-
namen benannt: 'LfpaxAftdijs 'Hf/axleidov, £<ayevrjg 2^co'ysvovg,
uvÖQog ’Als^dvdQov, wozu bei allen dann der dijfiog hinzutritt €>iXo-
ItrjxÖQSiog, SiOfUxpÖQiog, Koivsvg.^) Es ist damit erwiesen, daß sie
keine Beamten sind, bei denen eine Titulatur notwendig war, und an-
dere Namen natürlicher erschienen; verfehlen doch selbst bloße Reiters-
leute nicht, diese Eigenschaft dem Namen beizufügen. Sie sind Privat-
männer, zum Richten berufen, ihre Bestallung ist uns P. Fay. XU 27
tovg axoxixayiiivovg xfj xaxoixl^ andeutungsweise überliefert: Es werden
diese Schoflen hier für das Gebiet einer Eatökie eingesetzt, und sie
finden sich auch da, wo eine Katökie nicht besteht, nie aber für das
ganze Land, sondern immer nur für einen Distrikt. Da sie eingesetzt,
xa^iaxrpi6xtg, sind, so werden sie vom König berufen sein, nicht durch
Selbstverwaltungsorgane gewählt. Schwerlich sind sie auf Lebenszeit
berufen, denn wer lebenslängliche Gerichtsbarkeit hat, wird zum Gerichts-
beamten*); überdies ist eine besondere Einrichtung vorhanden, die zur
Lebenslänglichkeit der Chrematisten schlecht paßt: diese Schoflen haben
einen ila«yaytvg.^ Der Name erinnert an den XQoeoSoxoidg der Römer-
1) Die beiden ersten Demenuamen hat Hevillout, Revue Kgypt. II p. 126
fliesen, aber nicht als solche anfgefafit, a. a. 0. p. 122. — Koivivt Kenyon,
Archiv II 77, bei der Aufzählung der Demennamen.
2) In der Tätigkeit, die ihm den Namen gab, erblicken wir ihn P. Amh.
II 33, 14; fiij] räv xaff’ lipA; elaccfoiUvav, da unsere Sache schon vorgetragen
wurde, introdneere.
y
Digilized by Google
24
I. Aufsätze
zeit, den BQü 388“ bietet*), und bedeutet den oflFenbar ständigen Sub-
alterabeamten, der die Schriften des Schöfifengerichtes führt: er wird
unter den Richtern nicht mit aufgezählt, vielmehr werden im Protokoll
nur die xQrf^LutiOraC (Taur. XIII 3) genannt. Des tloaytoytvg Tätigkeit
erhellt aus P. Grenf. I 40:
^idvfiog 6 etaäyav Tolg t[*)
XprjfiuTiarKig Iv /7ToAfjuaf[di
iVejf&fitVtoff Tov Zfiivog *[
A break in the papyrus
/l«tg Ä«[. .]j;[ T&v xtpl? Grdz
röv Nix^t^iviv dxoXekvitivfov ixl rovg röxovg
txeiv, IxQivov yQcctlrcu Ooi dxmg eläag xapayye^Xrjg xcel T[ofg]
iepevai iroi'fiovg ix^iv eag tov dxißaXelv
^(tög ixl rovg TÖnovg.
Er bezeichnet sich daselbst als den, welcher für die Chrematisten
den lioayayevg macht, ihnen tlodyti, und tut den Rechtsuchem kund,
wann der wandernde Gerichtshof an Ort und Stelle erscheinen werde.
Er meldet „im Auftrag“ oder „auf Befehl“, denn ixgivov ygdtliai ist
„die Chrematisten haben beschlossen, daß geschrieben werde“, und es
ist offenbar seines Dienstes, den Gerichtstag dieses Jahres wenn nicht
festzusteUen, so doch kundzutun und die laufende Korrespondenz mit
den Eingesessenen zu erledigen. Darum wird er auch mit Namen ge-
nannt, wenn es sich um die Korrespondenz mit dem Chrematistengericht
handelt, bezeichnend genug, sogar in der Supplikation an den König,
P. AmL II 33, 9’), mit Namen und Funktion, während hier die xQV-
(lUTiOzaC mit evvtÖQfvdvxmv xal rStv iv xSn npociptjfiivai vofiät xd ß.
xal n. xal l. xtfiv6vxa>v mv tloayeiytvg ^t^iög abgefunden
werden. Nach außen hin deckt die Chrematisten der tleayaytvg*),
1) Über diesen vgl. Mommsen, Z. R. G. 16, 187. Mittels, Hermes 30, 689.
2) tä ßaa. *al Xfoaod. xal iStan. xpii'otMiiv]? (oder v[äe ßuatXixüt Taur. XHT 4?),
jedenfalls ergeben die noch gefundenen Urkunden, daß die xeiUKmaral nicht, wie
Orenfcll 1896 noch vermuten durfte, Adressaten des Briefes sind. Der Schreiber
der Urkunde führt für sie an.
3) Ebenso Tanr. III 36 : rov; dxb rov IlavoxoliTov X!v(jj)vTie z^rggaTiurdg,
cdv claayayti's 'AfifiAvtoi. Auch hier geht die Eingabe an den König.
4) Damit steht nicht in Widerspruch, daß P. Petr., Arch. I S. 285 recto col. 2
die Eingabe sich nennt: 'Twdgvrjga Nixoxlel x . . [10] xfruucuinaif nufd 4dg;)To;xvl.
Wenn hier die xQr,iiatiCTai in der Adresse und nicht bloß in der Urkunde (Z. 6
ainbi d[fda>xcbff? vgl. BU 226] tljv aCTiät dia ro6 nceg* [6]giiiv vwrjpsrov)
angeredet sind, so erklärt sich dies daraus, daß die Eingabe bereits die zweite
ist, und also von der ersten schon zugestellten her die Chrematisten in Aktion sind.
Digilized by Google
Otto Gradenwitz: Da« Gericht der Cbrematistcn
25
beim Protokoll der mündlichen Verhandlung treten eie mit Namen
ein, und der tltttyaytvg verschwindet, weil sie für ihr Urteil verant-
wortlich sind und wahrscheinlich die Exekution mit Ililfe anderer Be-
amten in die Wege leiteten.')
Sind so die %Qiqiiuti<lraC Distriktsrichter, so sind sie bekanntlich*)
auch Wanderrichter in ihrem Distrikt. Gerichtssitz im kleinen Sj)rengel,
oder Wanderrichter im großen Bezirk, ist die naturgemäße Alternative.
Die Chrematisten sind als Wanderrichter eingesetzt, die ihre Gerichts-
reisen nach vorher festgestelltcm Tableau vornehmen. Der Vorteil
dieser Einrichtung besteht darin, daß sie den Rechtsuchenden Reisen
erspart®); er wird notwendig erkauft durch die Verzögerung der Rechts-
hilfe bis zum jedesmaligen Eintreffen des Gerichts an Ort und SteUe.
Eine weitere Schwierigkeit scheint auf den ersten Blick darin zu liegen,
daß der Prozeß mehrere Termine erfordern kann, und dann entweder
das Wandergericht unmäßig lange an Ort und Stelle verweilen muß,
oder die Sache bis zum Gerichtstag des nächsten Jahres zu vertagen
hai Eben hier scheint aber die Tätigkeit des ilöuycayivg eingegriffen
zu haben; die Korrespondenz dieses Hilfsbeamten mit den Rechtsuchenden
des Gaues bezieht sich allerdings nur auf die Frage, wann der Gerichts-
tag am betreffenden Orte abgehalten werden wird; aber es ist nicht
unwahrscheinlich, daß der fltrayeyyevg den Chrematisten vorbereitend
und voruntersuchend®) so viel wie möglich abgenommen hat, und diese
letztem wesentlich sich auf die eigentlich urteilende Tätigkeit be-
schränkt haben.
[Die Inschrift von Ghazi(n), heransgegeben von Krebs, Göttinger
Nachrichten 1892, S. 536 ff., auf die Mitteis mich hin weist, zeigt eben-
falls drei Chrematisten, die für einige Gaue (nicht für die ganze Epi-
strategie, wie Krebs, S. 538 mit Recht hervorhebt), bestellt sind; sie
stellen 'nach Schluß ihrer zweijährigen Amtstätigkeit’ den Königen
zu Ehren 'irgend ein (imifcilov auf, dem diese Inschrift als Dedikatious-
inschrift anscheinend gedient hat’ (Krebs a. a. 0.). — Wir finden auch
hier drei Chrematisten, und nur auf sie scheint sich der Vermerk über
die zweijährige Tätigkeit zu beziehen. Nach ihnen werden genannt
der tlifayoycvg, der also nicht Vorsitzender ist, und selbst dem Ver-
handlungsleiter unserer Militärstrafgerichte insofern nicht gleichgestellt
werden darf, als dieser ja beim Urteil mitstimmt, was der elaayejytvg
1) über die Wahrscheinlichkeit, daß der eitayayit'g wiederum den Vermittler
zwischen yfruiariatac und :recxToje {tvixäv maclit, e. S. 32 u. Taur. XIII in fine.
2) Mittels Iteichsrecht und Volksrecht S. 48.
3) Und dies soll zur Einführung der geführt haben. Vgl. S. 33.
4) Wie der xfoaoSonoiös Mommsen a. a. 0.
Digilized by Google
26
I. Aufsätze
sicher nicht tut. Von der anderen Seite ist vom ihm noch unterschieden
und ihm nachgeordnet der yQafiftatevg, dessen Aufgabe die eigentliche
Protokollführung gewesen sein mag. Die Tätigkeit des vxtjQt'rrig als
Gerichtsdiener ist aus manchem Römerzeitpapyrus bekannt (Einführung
S. 10 £F.). Die Inschrift lautet:
Bu6iX(t riToXifiaiai xal ßuaiXt'aorji,
KleoxaTQUi &eolg ^liofitjTopai ro:g
iy ßaaiXtag JlToAe/iaiov xal
ßaaUüf<fr/g KXeoxdrpag &eäv
’Exi<paväv xal Eviagierav
XQi](iari.6tal ol tö ij xal 9 /.
xexQflliarixÖTcg iv räi
IlgoacoaiTTji xal roTg aXkoig
Totg (iffiegiafiivoig vofiolg
'HgaxXi'av JIv9ay6pov
Nixdotgarog
"j^QHog ^loweCov
xal lieayatyevg 'Ayivvxag ’Ajivvrov
xal ygafifiateiig Atjfirjrgiog ’A3ioXXa>viov
xal vxtjgtTrjg Mivviag AiowOCov. ]
3. Rerht.shiiiigigkeit. dyyefop.
Formell freilich wendet sich der Rechtsucheude an die Chrema-
tisten, und es ist uns überliefert Pap. taur. I p. 2 1. 5:
v9ev iv xSii
Ixti Tolg iv rijc &tjßaldi xgrutttxiaraTg ivißaXov itrrev^iv elg xb
:rgoxf9lv vx' avxäv dyyelov iv x^i AiodxöXti, av ijv daaymytiig
Aiovvaiog, xaxä xijg Aoßdixog, xgbg xb dxgofpaeCoxovg avxovg *) xaxa-
axijaai.
Der Rechtsuchende wirft seine Klageschrift in den dafür aufgestellten
Kasten, dem sie dann entnommen wird, um rechtlich weiter behandelt
zu werden. Es ist kaum anzimehmen, daß die Leerung der Kasten erst
an Ort und Stelle erfolgte; jede praktische Erwägung spricht dafür, daß
der Kasten entsprechend frühzeitig geleert wurde, um eine Vorbereitung
der Sache für den Gerichtstag noch zu ermöglichen, und man mag an
eine Proklamation denken, des Inhalts, daß die Chrematisten am so
und sovielten einzutreflen gedenken, und daher etwa bis vierzelm Tage
1) Den Gegnern jeden Vorwand za nehmen.
Digilized by Google
Otto Gradenwitz; Das Gericht der Chrematisten
27
früher die Gesuche Ln das äyyslov zu werfen oder dem elaayayevg per-
sönlich zu übermitteln sind.’)
Durch eben diesen Einwurf ins ayyetov wurde die Rechtshängig-
keit begründet, und der ZufaU hat uns ein Übereinkommen aufbewahrt,
welches den seltenen FaU darstellt, daß eine Kluge, die bereits ein-
gereicht ist, durch Vertr^ der Parteien außer Gericht für zurück-
genommen erklärt wird. Pap. taur. IV 1. 3 ff.
öfwXoytl ’ixoXXdnuog Sg xal Wtvjimv9t]g 'Egfiiov rov xal
Utrevetpärov xäv dxb /di'og xöXtag (leydlrjg
Srjßätdog (ued’oipÖQav Ixximv Vtv%d>vati Testpißiog,
xal (. . . xtX ) Tolg xcvtb
XOttxvtaig xcctoixovvrcav rip/ avtrjv aöXiv
ewl{Xv69at avrotg xsgl ^g IvißaXtv xaz’ avräv
ivrev^tag tig xö ngoxtlfitvov iv IJToXt(icddi
dyytlov t>xb jfpijftoxtffxöv, av cleuyayevg 'Aftfimviog ,
Tov y,dL ’Exeiq).
Es liegt hier ein privater Kontrakt vor, welcher wohl geschlossen ist
„vor dem Agoranomen", nicht „unter der Agoranomie". Er gibt sich,
wie üblich, als Anerkenntnis, und zwar bekennt der Aussteller der Ur-
kunde, daß er auseinander sei mit dom Beklagten Ln betreff der Ein-
gabe, die er seiner Zeit in das in rizoXefiaCg anfgestellte dyyeiov ge-
worfen hat. Es ist das Natürliche, anzunehmen, daß der Vertrag am
gemeinsamen Wohnort der Kontrahenten geschlossen ist. Geschlossen
ist er in /iibg x6lig. Die Eingabe ist eingeworfen in die Urne zu
riToXfiiatg. Man m{^ daraus folgern, daß eine derartige Urne an
den Hauptorten des Reisesprengels aufgestellt war, und den Recht-
suchenden, welche sicher zum Ziele gelangen wollten, die Meldung da-
selbst von nöten war. Wer sich erst an Ort und Stelle*) einfand,
mochte sehen, wie er den Gegner zur rechten Zeit selbst gestellte, und
die Sache spruchreif vor die Richter brachte.
Das Lösungsgeschäft*) (taur. IV) ist, wie bemerkt, ein privates
1) Von den eingereichten Gesuchen wurde dem Gegner entweder von Amts-
wegen Abschrift zugcstellt, wenn wir an die Entsprechung unserer heutigen Ein-
richtnngen denken dürfen, oder es konnte der Rechtsuchende selbst dem Gegner
die Abschrift durch den Gerichtsdiener zustellen lassen: P. Petrie recto 2 (S. 24
A. 4), Tebt. 29, 17 (die Gegner, nftmlich die Kläger) goi
irTi]yQatfov
2) "Wie der Kläger Taur. I 2, 6 tut.
8) Es nennt sich am>UXvö&ai. Der Vergleich, transactio der Römer, ist den
Basiliken wie den Severischen Urkunden P. Amh. II 33 Stdlvaig: EiTrot^og ro]9
Ev3aiiiovog rb ifvu-ßolatov d^odoö^vea [16] xofi cxvpov i% rf^g Stalvof<og (pav^vi
irritum ex transactione apparet. — So auch der Bericht an den König P. Petrie
Digilized by Google
28
I. Aufsätze
Rechtsgeschäft. Es beginnt mit öfioJLoyst und setzt etwa in der Axt,
wie wir das bei zahlreichen Verträgen rein privater Natur kennen, für
die Zuwiderhandlung gegen das Versprechen, die anhängig gemachte
Sache nun auch materiell ruhen zu lassen, Privatstrafe und Königsbuße
fest. Ich wähle als Gegenstück den Papyrus aus römischer Zeit (10. Jahr
des Domitian = p. Chr. 91) Loiul. II S. 185.
Es handelt sich in dem römerzeitlichen um eine nachträgliche Zu-
stimmung, erteilt von Chares der Tamystha, zu einem Verkauf, wel-
chen seine Geschwister (und Miterben der Mutter) betreffs einiger
Hinterlassenschaftsgegenstände mit der Tamystha abgeschlossen haben.
Die Genehmigung erfolgt hier „dem andern Teil“ gegenüber, er nimmt
das eväoxeiu vor und verpflichtet sich in einer Weise, die ich zur
bessern Übersicht hier neben die Bestimmungen unseres ptolemäischen
Prozeß vergleiche setze:
Taur. tbs xa&tjxii xal ftrj
London xal fir)
^xtievoeod'ai ftrjT’ a^hbu ’Axoiidviov, fiijd’ eUiov
/xeltvOta&ai rbv bfioXoyovvra Xapt/v fir/dl rovs
(ir/6tt/a vxlp ai'Tov dxl Tovg xepl rbv IPsvxävOtv,
nag avrov dxl Tafiva&av
fitjd’ fV (U/Lov (iTjdtva räv xag’ avräv, xsgl (it/äevbg
firjäi dxl Tovg xag' avrijg xegl räv
äxAäg Töv diu r^g dvrtt'i^sag ar/fiaivofievov
xarä Tjjv evddxtjifiv rathyv äia rb IxxexCu^.
x«ff’ btruvovv rgöxov. tuv di ixeX&i] ^') trtgog rig
avrbv. vxb rijg Ta/iv6^ag iäv
vxeg avrov, r) r iipoSog äxvgog i6rto, xal xgoduxom-
di ixeX9^r) fj fiiv dqiodog ij ivxXtj<Sig äxvgog iera in xal xgoa-
oäno rolg xsgl rbv Wev^ävaiv tj ai äv ixs'X9tj räv
anrottffaTOj rd rs ßXäßtj xai daxatnjfiara xävra
(Arch. I S. 282) recto 3, 6 ff. Jtruitjrfios de roö firj yväatv elsTi9^vai dii’
ia’ airmr dtalv9ijvai, d. h. der nach Alexandrien gereiste Gegner wurde flberfflhrt,
die Sache nicht zum Urteil gebracht, sondern zurückgezogen zu haben: er hatte
also mit der Heise nach Alexandrien, durch die er die Chrematisten perhorreszierte
(Recto 2, 8), geflunkert.
1) 51 WUcken.
Digilized by Google
Otto Gradenwitz: Das Gericht der Chrematisten 29
xuq' avTüv, izi’tifiov zagaxp^ficc ];(if(AxoO) vofiCOfiarog (tdXavta) lixoOi,
dixXä xal d}g tdiov 2(>ea>9 dgyvgi'ov ägax/idg äiaxoOi'ag
xul legdg rotg ßaOiXevei «gyvgCov ixiifrj^ov äguifidg rtTgaxoai'ug,
xul tlg TO ärjiiöOiov tag lOag
xai jiij&lv ^6aov ixdvayxov xottita xatä tu xgoysygafiftdva.
xal firi&lv ^aeov tä ßtejftoXoyTjfu'va (idviv xvgia
vxoyg’ rijg Tajiva&ag £arijgcxog 6 xpoysypafi/u'vog.
Lond. — Xdgtjg Xlxov ßfioXoyä) södoxlrvj [xtxo{\Tjxui »/ däeXtpe
(lov Xdgig xal IlToXffi[ä xal rä] t^s irtgag däeXgifi
ftov TtXfVTrj(xv(ag) xal rixva Zbv^(>t[s xal ’Egditiov] Tufive&ag
o^x^a [
Diese Gegenüberstellung zeigt, daß die Lösung der Rechtshängig-
keit durchaus ini Sinne eines privatrechtlichen Vertrages behandelt
wird, und dieses ist eben auch wieder durch die Tatsache zu er-
klären, daß dieses Gericht ein wanderndes ist. Da nämlich die Zurück-
nahme de« Klaghegehrens wieder an den Gerichtsort zu befördern wäre,
was eine unter Umständen schwere und dem Kläger nicht zuzumntende
Anfgabe ist, so wird der Beklagte mit dem RQstzeuge dieses Vertrages
bewehrt und kann nun das Schriftstück, welches wir vor uns sehen,
wohl auch dem Gericht einreichen, auf daß der Prozeß von der Rolle
gestrichen werde.*) Darüber hinaus aber verzichtet Kläger auch ma-
teriell auf seine Rechte.
4. Hauptverhandliing. Taur. XIII.
Die Verhandlung selbst, wie sie sich vor den Chrematistengerichten
darstellt, bietet uns Pap. taur. XIII, welcher aus vier Nummern besteht:
1. [Zeile 1 — 3] Ordre, vom 15. Tybi, an den ^ivixöv zgdxtag in
Memphis, das Urteil, welches aus der in Abschrift beiliegenden vxo-
ygaipil erhellt, zu vollstrccken. 2. Abschrift de.s Protokolls (vom 5. Tybi)
selbst. 3. Der Vermerk dviyvaatut.^) 4. Vollstreckungsklausel für den
Uvixiüv xgdxtag.’)
Es zeigt die Vergleichung verschiedener übereinstimmender Par-
tien, daß Überweisung an den ^evixüv zgdxrag (Nr. 1) vom Kläger
beantragt ist oder vielmehr schon früher beantragt war. Vgl. Z. 14 :
1) Man kann das OQentlicb beglaubifri^ Anerkenntiiis ver^^Ieiuheii , welclies
nnser Gesetzbuch als Ersatz für einen abhanden gekümmenen Schuldschein dem
zahlenden Schuldner znspricht.
2) Vgl. Wileken, l’liilolo(fus N. V. VIII S. 80 f.
3) Oder, nach Wileken (S. 33 Aum. 2): Ausfertigung.
Digilized by Google
30
I. Anfsätze
xut luv /iTj ä7tatrnj6i]t inl xb XQixijQiov ixiOxaXrivai rät xäv %tvix&v
jtQÜxxogi avvxeXttv avtüi‘) Tr)v xqu^iv xäv XQoxeifiivoav Mtpalai’av
und ini Urteil Z. 23:
i<Sri]iiaivoiu\v T«ä]i*) xgäxxoQi evvxeliCv avxäi‘) xi)v XQä^iv xäv xax
vmv xsgiaXai'av | . . . . tö]i ßaaiXsi.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß der zweite Pasaua dem ersten
konform ist. l^ivixäv xqüxxoqi und ovvxsXeiv drängen sich ebenso
auf, wie xäv xax . . . .vav x£<paXaiav hinter xqü^iv das Entsprechende
zu xäv xpoxsi/i^vav xctpaXaCav ist. Es geht das Klagebegehren hier
darauf, daß wegen der bei Nichterscheinen des Beklagten offenbar als
geschuldet anzusehenden Summe die Vollstreckung durch den ^ivixäv
xgdxxcoQ beschlossen werde: Kläger befürwortet in seiner hier nur ver-
lesenen Eingabe, daß Beklagter zahlen soll, und wenn er sich nicht
dem Gericht stellt, dem ^ivixäv xquxxujq die Vollstreckung aufgegebeii
werde. Es kommt mm, um den auch von Revillout p. 94 an-
gewendeten Ausdruck zu gebrauchen, zum Kontumazialverfahren, das
in ein für vollstreckbar erklärtes Urteil ausläuft. Der Gerichts-
vollzieher wird hier genannt Beitreiber ^cvixäv; es ist nicht gelungen,
diesen Ausdruck zu erklären. Qrenfell imd Hunt*) machen darauf auf-
merksam, daß die früher'*) geäußerte Vermutung, es seien die |fVot
der ^BviXtt eben die den Ägyptern als Fremde erscheinenden Griechen,
vor einem Griechengerichte eines griechischen Herrschers nicht wohl
bestehen könne. Aber Grenfells und Hunts eigene Hypothese, es seien
die |«'ot die außerhalb ihres Wohnsitzes vagabondierenden Individuen,
ist auch nicht durch Wahrscheinlichkeit empfohlen. Zunächst ist in
unserm Falle nicht w'ohl abzusehen, warum bei beiden Parteien kein
Domizil genannt ist, wenn der Grund nicht eben der ist, daß sie aus
Memphis selbst sind, ist aber dies, so sind sie nicht im Sinne
von Vagabunden, und sodann ist es auch a priori unerklärt, warum uns
beidemale*), wo diese Gerichtsvollzieher bis jetzt sich finden, gerade
ein Beitreiber im Freindenprozefs begegnet.
Die xQttxxoQts pflegen, wenn sie ein Distinktivum -ixav führen,
nach dom Gegenstände der Steuer, die sie beitreiben, bezeichnet zu
werden, und es mag sein, daß dem, dem ^frixd, Fremdensteuer, zufiel.
1) avvttieiv airtSu VVileken.
2) [^arj]ftatvo(te[i> t<»]i Wileken.
3) P. Teb. I S. 55.
4) Revillout p. 140.
5) Hier und P. Teb. I 5, 221.
Digilized by Google
Otto Gradenwitz: Das Gerifht der Chrematifitcn S1
später die Zwangsvollstreckung ebenfalls übertragen wurde, und er auch
in diesem Amte, welches mit den IsVoi nichts zu tun hatte, jenen
Titel weiter führte; jedenfalls möchte ich seine Tätigkeit nicht auf
Fremdenprozesse irgend welcher Art beschränken, sondern in ihm ein-
fach den Gerichtsvollzieher erblicken, in dessen Titel ein rudimen-
täres Anhängsel geblieben war.
Das Verfahren in dieser Kontumazialverhandluug kann nicht ohne
weiteres für die kontradiktorischen maßgebend sein; aber es bleibt doch
von wohltuender Einfachheit, selbst wenn man wegen der Einseitig-
keit des Vortrages viel in Abzug bringt: man resümiert den Inhalt
einer schriftlichen Eingabe, die darauf abzielt, daß Beklagter zahlen
solle, und wenn er nicht vor Gericht erscheine, zur Vollstreckung über-
wiesen werden solle.
Darauf wird festgestellt, 1. daß dem Beklagten Abschrift der Klage
zugestellt, 2. daß die Sache auf die Rolle gesetzt („und ausgerufeu“?)
sei, zuletzt am 2. d. M., 3. daß der ausgebliebene Beklagte daraufhin
zum heutigen Termin geladen (und auf die Versäumnisfolgen hinge-
wiesen?) sei.
Das Gericht würdigt dann in einigen dem Spruche vorausgehen-
den Sätzen der Motivation die durch, erweislich, erfolgte Zustellung
der Klage an den Beklagten ergänzte Erzählung und erkennt darauf
dem Klagantrage gemäß, und zwar im vollen Umfange des Klagimtrags.
Da ist nichts von Rhetorik, vielleicht sogar nichts von Rhetoren, ob-
wohl die Lücke in Z. 5 sichern Schluß verbietet; wir haben ein Pro-
tokoll, welches in völliger Sachlichkeit nur das Notw'endige bringt.
Bemerkenswert ist das Verwiegen der vorbereitenden Schriftsätze, deren
Rezitation in der Hauptverhandlung auch bei dem großen Pap. I (dem
sogenannten Hermiaspapyrus) einen breiten Raum einnimmt. Die Klage
muß ja auch heute bei größeren Sachen trotz mündlicher Verhand-
lung schriftlich eingereicht werden, und ähnlich beginnt der Pap. I
p. 1, Z. 9 mit der Klageschrift, welche bis p. 3 Z. IG reicht. Darauf
kommen die Plaidoyers der Advokaten. Dementsprechend enthält Pap.
XIU die Klageschrift, wohl in direkter Rede, und danach sofort das
Urteil, da ein Hin- und Widerreden hier ausfUllt. Auch die Struktur
des Urteils kann trotz der Mangelhaftigkeit der Überlieferung einiger-
maßen erkannt werden unter Zuhilfenahme des Pap. taur. I. Dort näm-
lich schließt sich an die Wiedergabe der Advokatenreden eine Art von
Resume des Vorgebrachten und des Ergebnisses; dies Resume läßt je-
doch auf das nun folgende Urteil schließen und scheint der Extrakt
der durch richterliches Befragen hergestellten Endverhandlung zu sein;
wenn es in Z. 25 endet:
Digiiized by Google
32
I, Aufsätze.
xal ftrj9iv xapari&eifie'vov ffvprsTccxd'ui fi^ ivrixoietöd-ai^),
80 sieht diese Bemerkung: „in Anbetracht, daß nichts dafür vorgebracht
ist, daß die Besitznahme vertragsmäßig ausgeschlossen wurde“ aus wie
ein Vennerk darüber: „Der Kläger, befragt, ob er etwas in der Rich-
tung Vorbringen könne, schwieg“. Hieran unmittelbar schließt sich
noch nicht der Tenor des Urteils, sondern erst die Feststellung, welcher
Partei das Gericht beipflichtet:
xal avTol xuTuxolov&ijgavtcg Talg ixeptjveyfu'vaig vx’ avtöp
evyy^a^aig
und erst hieran der eigentliche Entscheid ilxufitp.*) Zwar spielt der
Hermiasprozeß vor Ilerakleides, dem Vorsteher des thebanischen Di-
strikts und Steuerchef (unter Assistenz anderer Titulare, daher flxufitp),
aber die Struktur des Urteils“) ist in beiden Fällen die gleiche: im
Pap. XHI 1. IG ff. zunächst die Sätze, welche eine Übersicht über die
Vorgänge geben, durch die der Beklagte für das Versäumnisurteil reif
wurde; hierauf der Vermerk
xataxoilouffr/ffavrf s zolg xal x[aA&)]g fjjerv »j[j'ou]-
fispoi xtA. (nach Wilcken)
endlich (Z. 24):
ierj]^aCpoiu[p tS]( xqÜxtoqi xtX.
5. ToIIstrecknngsklansel oder ProtokollunterschrifU
Der Gang des Verfahrens vor den Chrematisten war der: Der Klä-
ger warf seine Klageschrift in das seinem Aufenthaltsort nächste dy-
yslop; durch Vermittelung des ci’aayoytvg gelangte die Klageschrift so
an die Chrematisten, und es wurde eine Abschrift behördlicherseits dem
Gegner zugestellt. Hierauf kam die Klage auf die RoUe der am nächst-
1) Ebenso auch in der von einem Epistates wiederum unter AsBistenz eines
zahbreichen consilium vor sich gehenden Yersammlnng von Pap. taur. IX. Auch
hier heißt es Z. 15
*«]! xafarayrac&fiaijs (Wilcken) xal roö
IJtTtvftpmTov dpTiTi9[lvai] Trgde ravra fiij 6vvafilvov
difHTfijLäfu9a ftr/9iv f[rf] roioOro dtangdaßfa9at,
ililUveiv ä' iv ols txdv[rc;] Tifbt iavrovs cvpxt^oiftfxaai,
2) Vgl. Anm. 1,
3) Es ist zu beachten, daß in beiden Fällen vxoyga^f/e dwi/eaipov vor-
kommt; taur. I p. 9 1. 23:
xal fxl TlroXtnalov di roü ngi rov ngb i}nätv ixicrdzov
ii!foyta<pf/t äpTiygaipoy (vielleicht livTiygdipßv?) rijv yiyopvlug aiTofg xurdeTacnof.
Digilized by Google
Otto Oradenwitz; Das Gericht der Chrematisten
33
gelegenen Orte zu verhandelnden Sachen, und es scheint nach der aller-
dings lückenhaft erhaltenen Äußerung in Pap. XITT Z. 18:
x&v di xat avtovg') XQOxed'dtnmi xal ßiioxe /üv xal xf^i ß
xov »po [jwtjt/Jvow /»[ijvds]?
daß eine eigentliche Ladui^ zum Termine nur dann erfolgte, wenn
sich nicht beide Parteien von selbst gestellt hatten und die erschienene
nunmehr Ladung der weggebliebenen verlangte. In der Hauptverhaiid-
lung wurde zunächst bei größeren Sachen die Klageschrift verlesen,
hierauf folgten die Plaidoyers, und daran schloß sich richterliche Be-
fragung; worauf denn das Urteil erging und event. die Zwangsvoll-
streckung gleich mit verfügt wurde. Und hier wird der eiöayayevg
wieder eingegriffen und den Verkehr mit dem xqccxxojq vermittelt haben.
Es ist immer mißlich, Vermutungen von sachlicher Bedeutung auf
Grund ungeprüfter Konjekturen aufzustellen: aber der ’Apxffu'dco^os,
der das Protokoll Taur. XIII 26 unterzeichnet (rechts) und für vor-
gelesen (links) erklärt, wird wohl der flöuymyevg sein und als solcher
dafür Sorge getragen haben, daß dies Urteil in Abschrift vollstreckbar
an den TtffdxtaQ gelangte. Der Vermutung von Uevillout, revue 11
S. 140 ff., daß Artemidorus wie ein Gerichtsherr am königlichen Ilof-
lager das Urteil zu bestätigen hatte, kann ich mich nicht anschließen,
glaube vielmehr zu lesen: 8i eieaym{Ytag) aQxsiuSaQov, will sagen, es
soll die Sache durch den eldayayevs 'jdQxeiiCSatQog weiterverfolgt, d. h.
dem XQdxxmg ^tvixäv zugewiesen werden*), tmd der Vermerk
dieses ' AgxsftiSagog beglaubigt das Protokoll und macht seine Abschrift
reif für die Vollstreckung.
6. Supplikation an den König.
Aber, war auch der Einwurf ins äyystov das Mittel, den Prozeß
in die Wege zn leiten, so ging man formell doch nicht die Chrema-
tisten, sondern den König selber an:
^ib {xii)v
xccxccqwyijv dg>’ v(fiä)g xoit/ffäfifvog
deöfiM vfißv xS>v iityiexfov &täv xul
vixTitpdgavy tl doxcl, ävaxtfiiliai
fjfi&v xr)v ivxsvliv tlg xoiig dxb xov
1) Zu x«t’ airoie vgl. t&v xa& flttayoiiivcDV. Amherst SS, 14.
2) [Wilcken bemerkt, daS /<e[rrhiida>eog. kv[(y]via(nai von 2. Hand, also von
A. selbst geschrieben ist, und faßt dt’ ileaymjiat als „Ausgefertigt durch den
tltay. — dt’ tleaya{yiat) ’A\)Teftili>oov roO . . . liest bereits Wilcken bei Droysen,
Kl. Schriften II S. 436, S2. Ebenso hat er dt’ t[laayay]i(ae hergestellt in P. Petr, II
.•!8 c 63 (GOA 189Ö S. 169/60).]
Arcbir f. Pspjrrniforaohunif 111. 1. 3
Digiiized by Google
34
I. Aufsätze
HavoTCoUxov £v(t])i>rjg
T«s, tav eleayayevg 'A\i(imviog, orctog jjpijfuzzi^ffcvTfg avrrjv
ei'g xqIoiv, xcä fieTuxefii'äaevoi tovg
iyxttlov^tvovg dl 'Avzitpdvov qppovpcpj;ot) ')
imaxiiptovtat, Tv’, iäv fji olu »poqp^po/tat, xgCva-
Glv Toi)g fiiv diadaipoviitvovg r^g olxCag
!t//XCi'S isxTÜ eivai ^fiovg xad’öu xal
tlo'tv, x^ax^iji'cu $’ ijtol avrovg rov aöi-
xiov XUTU TÖ diäypaiiua xrl.
wobei zu beachten ist, daß Taur. IV 9 (die Zurücknahme dieser Klage)
die Klageerhebung also bezeiclmet: nspl tjg iveßalov xar’ avTäv (wider
die Gegner) itnev^icog elg tö itQoxtifievov iv ThoXtitatäi dyyeloi' vxö
Xpr//iaTiarüv mv iloayaysvg ’Afifuaviog rov fiö L 'Ejxeifp. Es ist nicht
notwendig, wie Peyron (p. 4) will, den Einwnrf ins dyyslov zeitlich
nach der Eingabe anzusetzen, sondern es kann sehr wohl die formell
au den König gerichtete in der Tat für die Chreniatisten bestimmt
gewesen und in das dyyeiov gelegt worden sein, um von ihnen
kraft genereller Delegation sofort in Behandlung genommen zu werden.
Und diese Form der Klagerhebung begegnet noch zweimal. Auch
P. Fayum 11 und 12 sind Fälle von Supplikation an den König.*)
Die erste betrifft eine Darlehensklage, die andere einen Fall groben
Unfugs, der nicht ohne Humor sich abgespielt zu haben scheint: sie
sperrten ihn Nachts ein und versetzten sein Gewand, das er dann aus-
lösen mußte; so fordert er Schadenersatz und Schmerzensgeld. Alle
beide richten das Petitum an den König: dzopat iniOtsiXal fioi rijv
I inl täv töxeov^) 1 . r ,
1 , , ■ . ,1 Tpiju«T{<JT«g <av tle-
i a:iOTtTayfievovg rij xaroi-xial
„ I äiaXi^avTig avn)v slg xcadetcuHv xal
AioaxovQi'öijgl \ xpri(iarl<favteg avrijv xal
ävaxaXeaäfifvot tbv &s(ova äia Arjit-ijTQi'w Xoytvxov
XQogxaXeod^evoi. z6v re AioxXfjv xal 'Afifiäviov äid t[ ] Xoyevrov
xgivmOiv ]
öwxgCvmeiv I
Es ist klar, daß dies typisch ist und also der Weg war, Prozesse
an die Chreniatisten zu bringen. Aber diese formelle Anrufung des
ivrtvltv t'xl roi’g
, AaeC&eog
aymycvg
xgaxOijvac fipi xrX.
1) dem nicht völlig die Holle de» terije^rrjs zufilllt. Der ti5r»ie^7jS stellt die
Ladung zu, der tfpovQaaxoi seil die Oeladcnen zum Termin stellen.
2) Der Beklagte von 11 ist auch der von 12 (Gr. u. H. S. 102 Z. 6).
3) Dies ist ein Teil des Sprengels der Chrematisteii, schwerlich der ganze;
dieser ist in den l’ap. Taur. viel großer.
Digilized by Google
Otto Gradenwitz: Das Gericht der Chrematisten
35
Königs war keineswegs die einzige Art, ihn mit der Sache zu befassen;
auch sachlich imd ernsthaft erging mitten im Prozeß sofortige Be-
schwerde an ihn; ist die Vermutung richtig, daß die Klage nur for-
mell beim König anhängig gemacht wurde, so mag freilich auch die
Beschwerde immerhin durch die Chrematisten an den König gegangen
und also diesen Gelegenheit gegeben worden sein, die Abstellung schon
von sich aus vorzunehmen: wozu der Fall P, Amherst II 33 vorzüglich
geeignet scheint: demi wer wird das regulativ widrige Erscheinen eines
Sachwalters') statt bei dem iudex a quo sofort beim judex ad quem
rügen? Aber wenn die Chrematisten dem Beschwerdeführer nicht Recht
gaben, so stand nun selbst wirklich der Weg zum König offen und
der König konnte eingreifen.
Die Polin der Supplikation an den König in Händeln, die noch
bei unteren Behörden schweben, ist dem Ptolemäen'echt geläufig auch
da, wo es sich nicht um Chrematistenprozesse handelt: so wird P.
Teb. 43 der König samt Königinnen angerufen Z. 32 — 35: iäv cpaltnj
rat ^rpoöragat uno6\x\t\i\kut, tjfiäv t)}v ivrev^iv in”Axokkäviov töi<
evyyiviu xai dTgaTijyöv og dxökovd'og äv t^[i vj/iete(ia ßovkyjau xpo-
votttat- äg ouffflg äv ädixt] Worauf Z. 44 die zweite Hand
schreibt A:tokkaviai' iäv iji ola nQO<p(Jqi}eTaL ^tQovotj&fjvai ag ov
^aQfpoxlri^ctrai
:ifpiexatf&7j<fovTat (Datum). — Der zuständige Beamte ist der ffrparij-
y6g, der Schutz gewähren soll gegen neue Behelligung durch die An-
kläger. Seines Dienstes ist es, diesen Schutz zu gewähren, aber das
Petitum geht an den König, damit dieser den arQatt/yög zur Erfüllung
seiner Amtspflicht anhalte. Während aber die Gesuche im Chrema-
tistenprozeß ohne Unterschrift sind, gibt hier die Königliche Kanzlei
durch vxoypa<ptj die Sache an die zuständige Behörde ab (cf. Grenfell
Anm. S. 146 Abs. 2), und zwar in einer Weise, die dem si preces veri-
tate uituntur in den Reskripten der römischen Kaiser gleichkommt.
Solche präventive Supplikation bietet den Vorteil, die Behörde
wissen zu lassen, daß das Auge des Königs über der Sache wacht,
und ist darum verständlich, aber daneben bleibt es angemessen, in den
Chrematistenprozessen diese Eingaben als bloße Formalien zu behandeln.
1) Die Regel: in Steuersuchen kein Sachwalter wider den hscus ist ganz
im Sinne der alten Ägypter, deren pofiog nach Diodor I 76, den Prozeß
nach dem Grundsatz eingerichtet hatte: pofti^ovrag giv roC Xiyfip rohg avpt]-
yoifovg rroXXa roig Sixaiotg ^:ri(JxoTTj(Teip (vgl. Archiv II S. 121) und stimmt zu dom
§29 des Gesetzes über die Gewerbegorichto vom 29. VII 70, auf den mich mein
Kollege von Blume hinweist: „Rechtsanwillte und Pei*sonen, welche das Verhandeln
vor Gericht geschäftsmäßig betreiben, werden uls rrozeßbevoUmächtigto oder Bei-
stände vor dem Gewerbegerichte nicht zugelasseii.“
3*
Digilized by Google
I. Aufsätze
3f)
7. Kompetenz.
1. Sachliche, a) Bloß für Slxai'i Wenn so geringes
Material einen Schluß gestattet, so möchte ich annehmen, daß die
Chrematisten auf Geld zu verurteilen hatten: die Getreidemulten wer-
den Taur. 13 in Geld taxiert und die Freiheitsberaubung wie die In-
vektiven haben Fayum 12,32 ihre Schätzung. In den Eingaben Taur.
111 41 ff. geht das Petitum dahin: imexiixavtai, iv iav ola «QOtpi-
Qovzai, xffivmeiv rovg (liv diaOtt(povfiivovg tfjg oUeiag xr^tig ixrä elveu
ifiovg xa&’ ola xal elaiv, xgax&ijvat d’ ifiol avrovg tov aätxtov xarä
TÖ äidy^ujiiia jA*- Jrfpl ‘^VS vßptag xal xiijyäv xal Sv aw-
TsrsXeauBvoi tialv etg fu ficrä ravra lt}(iil>onai . . tö ÖCtcuiov.
Also es soll eine Art pronuntiatio dahin ergehen, daß die 7 Ellen
dem Kläger gehören und darauf soll gegen den Beklagten wegen des
Unrechtes nach dem Edikt vollstreckt werden; d. h. nicht eine direkte
Pfändung der Sache, sondern eine durch Edikt taxierte Entschädigung
wegen des in der Entziehung liegenden Unrechtes. Außerdem noch die
Injurienklage, wie denn tö udixiov die unerlaubte Handlung im Sinne
der Rechtsverletzung, vß^cg die Injurie ist (Fayum 12,31 ddi'xov
äyayijg — r^g lißgemg). Es ist unverkennbar, dafs der Rechtsuchende
mehr die Rechtsverletzung durch den Gegner betont als sein eigenes
Recht, und, wenn das preußische Landrecht alles Vermögensrecht
unter den Gesichtspunkt des Eigentums brachte, scheint hier umge-
kehrt der Rechtsanspruch Beschwerde wegen erlittenen persönlichen Un-
rechts zu sein; wie das Vertragsrecht mit enormen Bußen und Zinsen
arbeitete, so der Prozeß um Hab und Gut mit ediktal tarifierten Bußen:
diese, sei es mehr arbiträr festzustellen, sei es, nach dem didy^aftfia
oder nach dem Wortlaut eines Vertrages, reproduktiv zuzuerkennen,
war die Hauptaufgabe der Chrematisten.*)
1) Die ägyptischen Dreißigmänner, wie Diodor I 76 (2 u. 6) sie schildert,
zeigen ebenfalls das eigeutfimliche Gepräge einer Gerichtsbarkeit, die mehr dem
Unrecht zu wehren als das Recht zu verkünden scheint. Er geht aus davon, daß
ifßuii (yäg) 7jv ori räv (itv xcc^avoiiovvTiop xolttHofilviov, t&v i’ ddtxovgfva>v ßorj-
^tiaf rvyxttvdrzav, AQtazT) diripOcooif larai t&v anafTtnuhav fl 8’ A q>6ßos ä yi-
vdiifvof ix T&p xfietav zols nagavoftoOtiv äpctrgixoito ygi^iutatp rj ydgieip, ieoiiiP7)P
Idigtap TOV xoipov ßiov avyxvaip, und schildert die Gegnerschaft im Prozeß so,
daß unzweifelhaft nur Strafjirozeß in unsenu Sinne gemeint sein kann: fOog
tAp fifp xoTttyofOP ygdxliui xa&’ Jv »«> ipfxdlit *ol »Äg yiyopt xal Tf}P iliap tov
AAixriiucTOi r) n)g ßXäßrjf, top äaoXoyot’iifpop 8i Xaßovra tA yp»]g<ZT»«Olf> 6xA läip
avTidtxtop &PTiygdil*tti ngAg ixaOTOv äj$ oAx lirga^ep jj xgd^ag oAx TjSlxriOfp f) ASi~
xt'iaaf iXuTTopog grjging ü£iäg iazi Toyflp. Diodor nennt diese Richter nicht Xoo-
xgiTtti, sondern dixnarctl xoivoi, und vergleicht sie mit den ’AgtojiaytTai. Meiner-
seits möchte ich die XaoxgiTui von diesem peinlichen Gericht sondern, und sie
Digilized by Google
Otto Oradenwitz: Daz Gericht der Chiematizten
37
Eine Amtsanklage liegt vieUeicht auch P. Teb 29 vor, wo der
xa/toygafifutTSvg, der von zwei Männern beschuldigt war, mit ihrem
Land wider Recht verfahren zu sein, um Aufschub des Termins aus
landwirtschaftlichen Amtsgründen bittet; er wendet sich an rotg XPV'
fiauaraig av eiaccyayiiig ^m[. Ferner: der Petent von Taur. UI, Apol-
louius der berittene Söldner, der sich beklagt, daß seine fünf Wider-
sacher ihn vom väterlichen Hof getrieben, und ihm Invektiven und
Prügel verabreicht haben, bittet König und Königin, seine Beschwerde
gelangen zu lassen an die (1. 35 £f.) dxö tov UavoxoiiTov 2}v(if)vrjg
jpijptmtfrds av tlouyaytvg 'Amidaviog, oxag axnrjv tt’g
xfCeiv xul ficTccxcn>l)diitvoi. Tovg ivxaXovfidvovg di 'Avri<pdvov <pQov-
iv’ ^dv ^ olu XQoqidQOfua, xgivmaiv rovg (liv
iiaaatpoviievwg olxiag xtjxfcg fxtd elvat /fiovg xa&ört xal tloCv,
XQttx^rjvai 3’ ijiol avrovg tov d3ixiov xard rö didy^aft/ia 2 A Also
er fordert die Gegner vor das Chrematistengericht, und wünscht, daß
verkündet wird, dies Stück Landes sei sein, und jene sollten ihm fünf
Knpfertalente*) zahlen, wegen des durch die Dejektion begangenen
Unrechts.
Die Strafe für die eigentliche iniuria, Prügel und Invektiven, be-
hält er einer anderen Eingabe vor (zu der es nach Taur. UI nicht ge-
kommen ist, wohl weil in der Tat keine vßgig vorlag). Man könnte
die Trennung so erklären, daß die Eingabe wegen des Stücks Land
an die Chrematisten zu überweisen war, die andere aber nicht, und
also Trennung sich empfahl; doch will ich soweit nicht gehen, glaube
vielmehr, dafs auch hier die Chrematisten zuständig waren; aber auch
die Injurienklage ging, wie die römische Actio iuiurianim, auf Geld,
und könnte wohl aestimatoria in dem Sinne gewesen sein, daß den
Chrematisten eine fixierte Geldsumme vorgeschlagen wurde, auf die der
Kläger seinen Gegner verurteilt wissen wollte. Mindestens geht der
Klageantrag Fayum 12 dahin, daß reipersekutorisch als Ersatz des Scha-
dens eine Summe, und wegen der vßgig eine zweite verlangt wird.
Und der Henniasprozefs, der sich zu gewaltigen Aktenmassen aus-
alz die ägyptische Entsprechung der xi/TiiiatieTai sufTassen, nämlich als Inhal>er
der Gerichtsbarkeit in den dixai, den pekuniären und auf Geld-
kondemnation hinauslaufenden Klagen; Ortsrichter, die jedermann sich darboten,
während die hohen dixasral eher der Rollo entsprechen, die in der ptolemilisohen
Gerichtsverfassung dem König selber znfällt. Diese dixaffrod xoiroi lassen auf
eine Art Verbot der Kabinettsjustiz in der l’haraonenzeit schliefsen, das der reli-
giöse Sinn der Ägypter (Mommsen Römische Geschichte 5, 616*) auf iiriester-
licber Grundlage wohl geschaffen haben kann.
1) Vgl. Peyron z. d. Stelle.
Digilized by Google
38
I. Äufssutze.
gedehnt hatte, wurde schließlich von einem Beamten entschieden, nach-
dom die Chrematisten mit ihm befaßt worden waren. Vielleicht hatte
die Ül)ung, das Gesuch formell an den König zu richten'), doch noch
den Wert, daß wichtigere Sachen besonders deputierten Beamten zu-
gewiesen wurden — der Satz „niemand darf seinem ordentlichen Richter
entzogen werden“, hatte im ptolemäischen Ägypten sicherlich keine
Stätte — und die Kompetenz des Gerichts so präventiv geregelt wurde.
Kapitalsachen haben diese Chrematisten sicher nicht entschieden.
RaOiXixa xal aQoaoSixä xai CSiaxixd. Die Befugnisse der Chre-
matisten sind sachlich wiederholt geschildert durch: roig tu ßaatXtxä
xal XQoOoSixu xul läiatixä xqivov6ivJ) Es springt sofort die
Ähnlichkeit mit der Trichotomie ßaOiXixii yij, yij XQoaöäov, iäiauxjj yij
in die Augen. Allein dies dürfte mehr zufällig sein: daran zu denken,
daß die Kompetenz nach Immobilienklassen gegliedert war, und also
zum Ausdruck kam, daß keine Art Grundstück eximiert war, ist in der
Tat kaum möglich.
Ebensowenig dürfte die Parallele mit der römischen Einteilung
constitutio . . . prohibuit iudici vel adversario in publicis vel privatis
vel fiscalibus causis (pecuniam dare) Ulp. D. 3, 6, 1, 3 weiter führen,
denn dort ist publica auf crimina publica zu deuten und daß auch
diese den Wanderrichtern unterstellt waren, ist nicht anzunehmen. Viel-
mehr dürfte die Lösung darin liegen, daß die Chrematisten zwar nur
pekuniäre und also sicherlich nicht kapitale Sachen zu entscheiden
hatten, in Geldsachen aber auch für die Königsbußen, wie für die
Steuermulten das liecht fanden. Man erinnert sich, daß fast jeder
Vertrag neben der zu gunsten des Gegners zu bestimmenden Konven-
tionalstrafe noch eine Buße, in ptolemäischer Zeit ffg tö ßaeiXixov, in
römischer elg tb drjfiöoiov bringt, und über diese hatten die Chrema-
tisten offenbar ebenso zu entscheiden, wie über die eigentliche Haupt-
summe und das private ixiti(iov.
Es ergibt sich als dritte Kategorie Steuersachen, etwa llinter-
ziehungs- und ähnliche Prozesse. Man kann das Verfahren bei dieser
Popularklage als Accusation und Strafprozeß bezeichnen*), muß aber
feathalten, daß damit keineswegs für die Chrematisten eine Kapital-
justiz erwiesen oder auch nur glaubhaft gemacht ist. Vielmehr wer-
den die Chrematisten nur bei den eigentlich abschätzbaren Streitsachen
1) Ein befreundeter Praktiker macht mich darauf aufmerksam, daß auch die
Gesuche für das osti)reußische Tribunal in früheren .Jahrhunderten formell an
den König gingen.
2) P. Amherst 33, 8. Taur. XIII 6.
3) Wenger, Arch. II. S. 48.
Digilized by Google
Otto Gradenwit?. : Da« Gericht der Chrematisten
39
gewissermaßen als Liquidatoren und Arbitratoren, gewirkt haben,
während in denjenigen Händeln, bei denen die richterliche Kunst Schuld
und Sühne zu wägen hat, die königlichen Beamten nicht etwa konkur-
rierten. sondern sogar ausschliefslich Recht sprachen.
Amherst II 33, Z. Otf. sagt: a\vve6Ti]xvC<(s ijfitv xaraffTn'ffeoj iwl
\Za]iivgov rov xal lltxeagxl^tvjjaios rov ßuOiXixov
fiurtag av[v]edgev6vT(ov xal tüv du Töt Tcgoyiygufifiivm vofiSn tu
ßadtXtxa xal xpoaodixd xal Iduorixcc xqiv[6v]t(ov wv
eidaymytvg xgög Tedevovcpiv xbv x(D,ucrp;i;t]'0«VTa xf/v agotiQ7]^tvriv
xäjiijv dtp’ av {';ud| sJdcDXftpfv avxotg djiqjaviOiiäv ntgl xivcov ddixt]-
g(fra}|i/| xal xagaXoyecäv dixov xe xal xi^Xxov.
Dieser Prozeß mag sich um eine Geldbuße wegen Hinterziehung
bei Gelegenheit von Kupfer- und Kombeitreibung drehen; die Buße
mag nach der Hohe der Hinterziehung fixiert gewesen sein, und die
Chrematisten sind insofern zuständig, als das Petitum Z. 21ß. sic als
Adressaten königlicher Remedur ins Auge faßt; dtofic^’ vftäv tüv pe-
ylaxmv ö-föv el vfilv doxsl dxoOxeCXai •fjfitäv xiju duxiv^cv dnl xovg
airxoiig jip^patidtdg oxmg ixl xr}g ötaloyijg tüv fW[6ii]|*o)v dvvxä^aöiv
Tön Tedfvovtpei fii) iitxa Ovtnjyögov avvxad'idxa(!9ai.
AUeiu schon hier ist jedenfalls im ersten Termin der dxi jieXijxi jg
mit dem ßaa. ygafifiaxevg zugegen, und die erst an letzter Stelle (be-
merkenswert: auch hier ohne Namen’)) erwähnten Chrematisten sind als
avvedgtvovxeg xal bezeichnet, wie im Herniiasprozeß die große Schaar
der den versitzenden Beamten umgebenden Titulare tdvfixagövxmp —
icXXeyp aXiiovmv). Also hier schwächt sich die Chrematistenmacht ab,
und der aufsichtführende und nach dieser Aufsicht benannte Beamte
hält den Termin ab.*) Doch ist zu beachten, daß der König in der
Supplikation gebeten wird, die zu bedeuten, und also den
Prozeß vor ihnen allein seinen Fortgang zu nehmen hat.
2. Persönliche. Der Ursprung des Chrematistengerichts ist uns
überliefert in der von Peyron (II S. 93) wohl richtig erklärten Stelle
des Aristeas: xal rolg i«l tüv xgetöv öftoCiog dt iyygdxxav diadxoXdg
tdcjxev, däv dvayxaiov // xaxaxaXdoai, öiaxgCveiv dv i]iidQatg xdi^ce-
Ugb jcoXXov di xoiovjitvog xal jipijparitfrdg xal xovg xovxcov vxt/gdxag
dxdxa^B xaxd voftovg’), oxmg ftr) xogidfibv Xanßdvovxeg ol yecogyol xal
1) Wieder ist der elauYayevs genannt; und er waltete schon seines Amtes;
Täv xaP’ fiiiäs eieayogdrmp (Z. 14); offenbar soll die KOnigsbotschaft an den liaa-
faytvs geben, der ständig ist: vielleicht kommt sie erst, wenn die Chrematisten
dieser Judikaturperiode abgegangen sind.
2) Vgl. Wenger, Archiv II 8. 49. Wileken, ebenda 8. 121.
S) Vgl. das Gesuch um Aufschub Tebt. 29. — Dazu S. 37.
Digilized by Google
40
I. Aufsätze.
KQootdttti zijg xölemg iktcrtßiai tä rtcfiiela, leya di tcc Tilg }'i<o(fyiag
xQ6o(poQ« (ed. Wendland § 110/11).
Sie sind also eingeftihrt durch Königsedikt, damit nicht die ysag-
yoi und ihre städtischen Anwälte den Staatsschatz schmälern: es mag
sich um eine Art Reisediäten handeln, und dies Chrematistengericht,
oben wie bei uns die Qerichtsferien es bezwecken sollen, den recht-
suchenden Bodenbestellern berufschädigende Reisen erspart haben. Diese
Richter kommen zum Rechtsuchenden *) und schlagen die ihnen vorher
unterbreiteten Händel öffentlich an, auf daß männiglich sich einrichten
konnte; dies war allerdings eine Wohltat, und wenn sie auch auf die yt-
bigyoi zielte, so war sie nicht ständisch abgegrenzt, sondern national:
dem Griechen sprachen die Chrematisten Recht, dem Ägypter seine
/laoxpfrat; so vermutete Mitteis schon 1891*); mau muß nur vorweg
betonen, daß dies Chrematistengericht dem Griechen brachte, was der
Ägypter besaß: den Rechtsspruch au Ort und Stelle: denn die Aao-
xpt'rai, die Volksrichter sind im Gegensatz zum Eönigsgericht und den
hauptstädtischen Griechengerichten überall zu haben; und dem Griechen,
der nur vom König Recht nimmt, ersparen die xaffetftipedtej rf; x«-
Toixia XQri(iati<STKC das dornige Privilegium der Reise zum Gerichts-
herren. Wohl sind die dem ta/iietov steuernden Klassen in einer ge-
wissen Beziehung zu den Chrematisten geblieben’): daß die Antithese
Grieche und Ägypter gewesen ist, kann nicht zweifelhaft erscheinen.
Für das Vertragsrecht ist der Konflikt zwischen beiden Institu-
tionen bezeugt und beseitigt durch das Edikt P. Teb. I 5, 207 — 220.’)
Diejenigen Griechen, welche als ßaeiXixoi ysagyol oder w*or£^f(S
oder sonstwie in das Steuerwesen verwickelt sind, sollen, so muß man
schließen, eximiert bleiben vom Gericht der XcioxgiTM und damit zu-
gleich vom Rechte des Landes (r^g x^Q^S v6^ovg v. 220), dem ägyp-
tischen Landrecht: denn diese Ordnung umfaßt mit dem Gerichtsstand
zugleich das materielle Recht. So sagt Pap. Taur. I 7, 3: xgoffaxodsi-
xtnjg cbg fi xal ixl XaoxQiTöv öitxgivovTo xaff’ owg xccgexsiro vofiovg,
d. h., wenn von den Laokriten und also nach ägyptischem Landesrecht
verhandelt worden wäre. Die Laokriten kennen ihr Landesrecht und
urteilen danach; die jrpijfiaTtffrat folgen dem Königsrecht.’)
1) fjrl Tovg Tonovt Orenfell 140, 5. 8. Cf. Moimuscn Strafrocht 8. 31‘.i Amu.
2) Rcichsrecht und Volksrecht S. 48.
3) Tobt. 5 eximiert einige Klassen von der Gerichtsbarkeit der XuoxgUai.
4) Dazu G. u. H. S. 54/55. [Wenger, Archiv II S. 487 ff.]
5) £l)enso richtet der hohe Beamte im Hermiasprozefe mit seinem „Umstand“
fvfinaf6pTiar xal SXXaiv xXft6vmp (Taur. XI 3, 8) xcrcaxoIov^aavTt; ralg ixivrj-
vf/iiivaif «*’ airäv evyyfaifatg xoi Totg imö tütv ßaaiXiap Reoorrra/p^vot; Rtjl
Tüv xeoTijffcmv, dl« TO (lij xota tmv avyygaipäv /irjO'tp i^iePTiviji^ai ygaiiiia (19,28 ff.).
Digilized by Google
Otto Gradenwitz; Das Gericht der Chrematisten
41
Im übrigen sind den Chrematisten gewisse Schranken auferlegt
worden: gewillkürter Qerichtsstand kann auch, wenn beide Teile
Agjrpter sind, ror den Chrematisten bestehen: nur ixiifxäad'ai sollen
die Chrematisten nicht, auch nicht auf Ersuchen eines Teiles, wenn
AiYvxxiot «QÖg Tovg wöroiig Vorgehen, sondern sie sollen iäv
iii^dyeo^ai ixl räv Xaoxgitäv xccrä tovg rijg x^Q<*S vöftovg, sie sollen
den Laokriten ihr Amt als Schiedsmänner nicht verkümmern. ‘) Bei
den nicht stenemahen Griechen soll in ihrem Rechtsverkehr unterein-
ander ebenfalls Chrematistenspruch gelten, im Verkehr der Griechen
und Ägypter aber eine Art internationales Privatrecht eingreifen,
bei dem nicht Recht und Gerichtsstand de.s Bekl^ten*), sondern der
Charakter der Urkunde entscheidet.
Die Zweckmäßigkeit der Verordnung leuchtet ein, und mag an
heutigen Verhältnissen in den Distrikten mit sprachlich gemischter
Bevölkerung ermessen werden. Vor allem aber ist zu betonen, daß
die Alyvaxia avvttXXdyftaxa nicht nur durch die Sprache, sondern
auch durch den Inhalt sich von den 'ßXiijvtxd avfißoXa unterscheiden.
Das ägyptische avvaHayfia, ist, auch wenn es xaxä xb äwax6v ins
Griechische übersetzt ist, kein 'Ellijvixbv avußoXov, sondern ein ägyp-
tischer Vertrag in Übersetzung. Die 'EXXtjvixä OvvaXXäyfiaxa sind
Verträge nach Griechenart, nicht bloß in griechischer Sprache ge-
schrieben, die „nach bestem Wissen und Gewissen übersetzten“ ägyp-
tischen Urkunden bleiben ägyptische, und die griechische Übersetzung
ist kein griechischer Vertrag. Darum aber waltet in der Auslegung solcher
V'erträge der Geist der Volksgenossen, und weil die ägyptischen Ver-
träge ägyptischem Geist entsprossen, soUen sie der dtclayaytj durch
ägirptische Rechtskundige (eben die Xaoxpc'xai), und folglich xcexä xovg
xijg vöfiovg, unterliegen: beidemale*), wo die XaoxQixai als zu-
ständig erwähnt werden, findet sich dieser Satz, zum Zeichen, daß zwei
Rechtsordnungen, und also auch zwei Vertragsweisen sich gegenüber-
stehen. Werbende Kraft entfalten nur die die XaoxQtrm
sind in der Defensive und sollen geschützt werden.*)
Ungewöhnlich klar tritt uns hier das Personalitätsprinzip entgegen,
1) Beachtenswert, daß xgiv ausdrücklich ansgemerzt ist; es ist
was die Laokriten vomahmen, Pap. Taur. I 7. 3 wenigstens tmxfivtcv.
2) Falls nicht Tebt. S. 213 aal Xa/ißdvfiv zb tixaiov in absichtlichem
Gegensatz zu 216 vw^znv gesagt ist, und letzteres auf den griechischen Beklagten
sich beschränkt.
3) Tebt. 5, 716. 219. Ebenso Taur. I 7, 3.
4) ibid. 319: iäv iu^uyia^ui Inl täv laoxf/näv xaru rov; rf/g xmqag
vöfutvg.
Digiiized by Google
42
I. Aufsätze.
welches eben darauf lierulit, daß die Generationen an dem ererbten
liechte zäh festhalten, unbekUinnicrt um da.s anderweite Recht des
Nachbarn; weil jeder nach seinem Recht lebte, so durfte er als be-
rufenen Interpreten seiner V^erträge Richter eigenen Stammes heischen:
richten über Verträge heißt ja doch am letzten Ende den Willen
deuten; und war der Wille der zufälligen Vertragsgegner dunkel oder
setzte er aus, so hatte der XaoxQit-t}^ wie der in seine Er-
innerungen sich zu versenken imd die gute Regel der Volksgenossen
auch für die neue ^Villkflr anzuwenden.
8. Würdigung.
Die Einrichtung der Chrematisten mußte dazu dienen, die Tren-
nung der Gewalten zu fördern. Polizeigewalt hatten sie so wenig wie
Verwaltungsbefugnisse. Wenn sie nicht die Richter schlechthin waren,
so waren sie doch .schlechthin nichts als Richter. Und als solche über-
trugen sie die Institution der XaoxpiTac auf die Hellenen; Emanzipation
von Alexandrien durch Rechtsprechung von Seiten wechselnder, reisen-
der, vom König zu ernennender oder zu bestätigender Schöffen, das
ist der Qnmdzng ihres Wesens. Ihr Wirken mag vom s^dayco/evg
nicht so sehr geleitet worden sein, w'ie das unserer Kriminalschöffen
vom Amtsrichter, der ja mitstimmt und seine Schöffen allwöchentlich
wechselt; aber mehr als das unserer Handelsrichter, die ja Richter und
Sachverständige in einer Person sind. Sie jedenfalls gaben den Namen
her für das Urteil; für den Verkehr verschwanden sie in der Anony-
mität eines wechselnden Laiengerichts.
Sicherlich war ihr Sprengel nicht der große der Verwaltimgsbe-
hörden und nichts hindert, wechselnde Sprengel, ja jährliche Deputa-
tionen für eine bestimmte Ortsgruppe nach der Zahl der angemeldeten
Fälle anzunehmen. Daß sie nicht bloße Bagatellrichtcr waren, zeigt
Pap. Taur. XIII mit seinen 1208 Talenten. Daß 'der Staat sich ihnen
nicht allein anvertrauen mußte, ihre Einführung Geschäftserleichterung,
nicht wie die des römischen judex privatus, Verfassungsändenmg be-
deutete, zeigt der Vorsitzende in P. Amherst .83.
Vergleicht man die römischen Einrichtungen im kaiserlichen Ägypten,
so ist die Ähnlichkeit wie die Verschiedenheit gegen den duekoyiafiög
einleuchtend:
Bestellt für die Griechen, haben sie Gerichtsbarkeit in einem
kleinen Sprengel; wenn der conventus des Statthalters (wie dies bei
unseren Kaisermanöveni stattßndet) alle paar Jahre einmal ihn selbst
in jede Gegend führt, so hat jeder Gau jedes Jahr seine Chrematisten;
Digilized by Google
Otto Oradenwitz : Das Gericht der Chrematistcn
43
ob sie im Laude vertauscht, oder gerade für die eigene Heimat er-
nannt wurden, steht dahin. Beerbt hat sie nicht gerade der römische
Stratege, aber auch nicht der praefectus Aegypti, eher haben dies die
Delegierten des Präfekten getan. Es hat in der Römerzeit die Zen-
tralisation nachgelassen und wenn der Präfekt sich durch hohe Würden-
träger jurisdiktioneil im Wege der Delegation mehr entlastete, als
der Ptolemäer es getan hatte, so hat andererseits die faktische Dele-
gation an kleine Beamte, welche Venvaltungs- und eigentlich Willkür-
sache war, den Weg zu den Wanderrichtem, den gesetzmäßigen und
herkömmlichen Generaldelegaten des Königs, erübrigt.
Königsberg. Otto Gradenwiti.
Digiiized by Google
Eornfrachten im Fayam.
Die von Jouguet publizierten Ostraka aus dem Fayum*) gleichen
im Formular denjenigen, die Grenfell und Hunt bereits früher publiziert
haben.*) Jouguet hält die einen wie die anderen für Notizen der
Thesaurosheamten über Lieferungen aus dem Thesauros; er erklärt den
in Joug. Ostr. 1 bis 26 genannten ’ATtmavhg 'AXs^{avdQ(ias)
als den Empfönger der Lieferungen imd folgert daraus, daß der
alexandrinische Getreide für die annona der Stadt Alexandreia
aus dem Fayum bezog. Die Jouguet Ostraka stammen aus der Zeit
des Decius.*)
Der Erklärung von Jouguet stehen verschiedene Bedenken gegen-
über. Zunächst läßt sich Appianos in den Ostraka vom Jahre 7 des
Philippus bis zum Jahre 5 des Decius*), also 5 Jahre lang hinter-
einander, als Funktionär nachweisen. Der in den Metropolen
ist in römischer Zeit ein liturgischer städtischer Beamter; nichts
deutet darauf bin, daß es in Alexandreia anders gewesen sei. Eine
Iteration, und gar fünfmal hintereinander, ist unwahrscheinlich; es liegt
daher nahe, die Titelform e^tjy der Ostraka in i^ijytjnvaag statt in
aufzulösen.
Als gewesener iirjytjttlg könnte Appianos noch in der Eigen-
schaft als besonderer staatlicher Kommissar *) jene Getreidelieferungen
1) Ostraka du Fayum, t. II des Bulletin de l'Institut Frangais d' Archäologie
Orientale, le Caire 1902.
2) P. Fay, Ostr. 24 — 40.
3) Jouguet setzt mit Recht das Jahr 1 der Ostraka gleich dem Jahre 1 des
UeciuB (ein Kaisemame wird nicht genannt). Diese Datiening wird noch gestützt
durch Joug. Ostr. 27, welches einen StTtrliuog ’AiiAnog «rporrjydc erwähnt, welcher
durch BGU 7 col. I, 1; 8 col. I, 19 u. 26 für 247/8 bezeugt ist.
4) Man zählte unter Gallus die Jahre des Decius weiter. Das Jahr 5 er-
scheint nur einmal (in Nr. 26), woselbst die Lesung nicht ganz sicher ist; das
Jahr 4 dagegen ist sicher bezeugt durch Nr. 26 (5. März 263).
6) Die Titelform ist in einem Falle (Nr. 26) ungekürzt geschrieben; nach
Mitteilung des Herrn Professor Jouguet liegt jedoch hier ein Druckfehler vor, es
ist daher ebenfalls iijiy{7ittvaas) anfzulüsen.
6) Ein auf mehrere Jahre hintereinander fungierender Kommissar erscheint
z. B. BGU 842 u. P. Amh. U 109 (für die Jahre 26 — 28 des Conunodos).
Digilized by Google
Friedrich Preiaigke: Komfrachten im Faynm
45
entgegengenommen haben; doch erheben sich auch hiergegen Bedenken.
Zunächst ist herrorzuheben, daß die Funktion des Appianos in den
Joug. Ostr. ebenso aufgefaßt werden muß, wie die Funktion des
Hadixr/s xoifi-^v in der Fay. Ostr. bei Grenfell und Hunt. Die Identität
geht aus der nachfolgenden Gegenüberstellung zweier Ostraka deutlich
herror:
Fay. Ostr. 26.
(SO. Januar 260.)
dtadfliplag y£vtj(juita)v) s (irovg)
xt7jv(äv) IliJLa
HiodixTjs xoiftifv
5v(ot) ß (irovg) u Tvßi xt.
Joug. Ostr. 18.
(16. August 261.)
&taötX.cpCag ytvi)(gat(av) a (ßrovg)
dij(gotftW) XTt](väv) Tdarv
’Axxiavbg ’Aie^{av-
dgeiag)
5v(oi) s'
(irovg) ß MiOogii xy .
Beide Ostraka stammen aus Theadelpheia, beide stimmen im For-
mular genau überein, selbst die Wortkürzungen und der Zeileninhalt
decken sich beinahe völlig; ihre Abfassung liegt IVs Jahre auseinander.
Sodikes erscheint in 6 Ostraka (Fay. Ostr. 24 — 29); in 5 Ostraka wird
er als xoifiTjv bezeichnet.
Man könnte zunächst daran denken, daß diese Ostraka Quittungen
des Appianos und des Sodikes sind*); da die benannten Getreide-
lieferungen aber offenbar durch Lasttiere*) dem Empfänger zugeführt
wurden, so müßten die Quittungen vom Empfänger nach der Ab-
sendungsstelle zurückgesandt worden sein.*) Das ist jedoch unwahr-
scheinlich, weil nach Joug. Ostr. 10 — 13 zweimal 5 Svoi, einmal 6 Svot
und einmal 10 6voi an einem und demselben Tage an Appianos
abgeliefert worden sind. Wäre Appianos der Empfänger dieser Liefe-
rungen, so hätte der Thesauros diese kleinen Posten nicht so einzeln
behandelt, auch hätte wohl Appianos die 26 Esellasten gemeinschaftlich
abqnittiert, anstatt 4 getrennte Quittungen auszuschreiben.*) Daß die
Ostraka Quittungen der Empfänger seien, ist auch deshalb unwahr-
scheinlich, weil sie von dem sonst üblichen Quittungsforraular
1) So erklären Qrenfell und Hont, Fay. Pap. S. .110 f., die von ihnen publi-
zierten Ostraka.
2) Dies ist daraus zn entnehmen, dafi flberall die Lieferungen nach der Zahl
der Brot oder aeexitoc bezeichnet werden.
3) Jougnet setzt mit Recht voraus, da6 die Joug. Ostr. an derjenigen Stelle
gefunden worden seien, von wo die Qetreidemengen abgeschickt worden sind; für
die gleichartigen Fay. Ostr. hei Grenfell und Hunt ist das erwiesen.
4) Auch Joug. Ostr. G — ‘J stammen von einem und demselben Tage.
4^
Digitized by Google
46
I. Aufflütze
ganz und gar abweiclien, insbesondere auch, weil sie die verab-
folgte Getreidemenge nicht in Artabon angeben; denn die Menge in
Artaben ist für die Buchführung iin Thesauros allein maßgebend.
Nimmt man jedoch (mit Jouguet, a. a. O.) an, daß die Ostraka
Ausgabevermerke des Thesaurosbeamten darstelleu, so entstehen andere
Schwierigkeiten. Zunächst ist daran zu erinnern, daß der Thesauros-
beamte jede Ausgabe in seinem fortlaufend geführten Ausgabebuche zu
vermerken hatte.*) Es könnten daher die Ostraka ledigheh interi-
mistische Ausgabevermerke sein, angefertigt zum Zwecke der
späteren Übertragung*) in das Ausgabebuch; denn irgend eine Beweis-
kraft als Ausgabebelag neben der Eintragung im Ausgabebuche kann
ein Ostrakon nicht besitzen, das von derselben Dienststelle geschrieben
ist, die auch das Ausgabebuch führt. Indessen ist kein Grund ersicht-
lich, weshalb der Thesaurosbeamte seine Ausgaben nicht sofort und
endgültig im Ausgabebuche hätte buchen sollen. Gegen die Annahme,
daß wir interimistische Ausgabevermerke vor uns haben, spricht ferner
der Umstand, daß die Eay. Ostr. und .Toug. Ostr. in umständlicher Weise
fast regelmäßig nicht nur die Absendungsstelle (ßijCavQov), son-
dern auch den Ort (z. B. &eadsXq}(Cas) angeben; bei der Abfassimg
interimistischer Vermerke hätte sich der Thesaurosbeamte die Sache
bequemer gemacht, zumal im Hinblick auf die sonstige Kürze dieser
Ostraka. Schließlich ist es ungewöhnlich, den Empfangernanien (Ap-
pianos, Sodikes) im Nominativ zu finden, statt im Dativ*) oder mit
.vpdi;*); zweimal lautet sogar das Formular: d^jaccvpov xtX övöfiaros
’Ax:uavov xrX (ohne ein zweites nom. propr.)*); die Verbindung mit
dvöfiuTos ist in einem Ausgabevermerke des Thesaurosbeamten nicht
verständlich.
Die Schwierigkeiten lösen sich, wenn wir davon ausgehen, daß
die Ostraka von den Spediteuren ausgefertigt worden sind, welche
die Friichten im Thesauros zur Weiterbeförderung entgegennahmen.
Alsdann ist es verständlich, weshalb nur die Stückzahl an Esel-
lasten (oeoi) oder an Sack (eäxxoi) statt der Artabeimienge angegeben
1) Vgl. Wileken, Ostr. I S. ö62; dazu P. Oxy. I 43 rccto, col. 1 u. II, vom
Jahre 296.
2) Etwa nach Eingang der vom entfernt wohnenden Empfänger cinzusendenden
Quittung. Bei weiten Transporten würden jedoch die Buchungen wochenlang ver-
zögert worden sein.
3) Wie im Ausgahehuchc P. Oxy. I 43.
4) In Fay. Ostr. 34 u. 35 ist der Empfänger deutlich mit Xfbs Öpff/nv "ffpwrcr
gekennzeichnet.
ö) Joug. Ostr. 23 u. 24.
Digilized by Google
Friedrich Preiai^ke: Komfrachten im Fayum
47
wird, denn für die Spedition ist die Stückzahl allein das Wesentliche.*)
Für den Spediteur lag auch die Notwendigkeit vor, den Absender
namhaft zu machen (frijffaopov), denn er nahm von verschiedenen Ab-
sendern Frachten entgegen; ebenso mußte er den Abgangsort augeben
(z. B. &iadeX(pc{as), denn seine Tätigkeit erstreckte sich vermutlich
auf mehrere Dörfer. Alsdann läßt sich auch die getrennte Behandlung
von mehreren, oft sehr kleinen Ausgabeposten, die an dem nämlichen
Tage oder mehrere Tage hintereinander auf den Ostraka erscheinen,
leichter erklären; ferner ist jenes 6v6(ucros ’Anxiavov verständlicher,
wenn man sich' vorstellt, daß ein Beauftragter des Spediteurs Appianos
dieses Anerkenntnis ausstellt. Daß ein gewesener d^7jyt/T)js aus Alexan-
dreia Spediteurgeschäfte treibt, dürfte nicht weiter auffalleu, wenn man
annimint, daß derselbe im Fayum Großgrundbesitzer war und die
Karawanenladungen unter seinem Namen verfrachten ließ.
Als Spediteurquittungen erscheinen ilie Ostraka auch für den
praktischen Betrieb im Thesauros in einem neuen Lichte: von dem
Augenblicke an, wo der Thesaurosbeamte einen Getreideposten nach
einem Fernorte zur Absendimg brachte, fehlte ihm ein Ausgabebelag
so lange, bis die Quittung vom Empfänger einlief; für diese Zwischen-
zeit bildete die Spediteurquittung — ähnlich wie bei uns heute — den
interimistischen Ausgabebelag, den der Thesaurosbeamte bei einer
Kevision dem Revisor vorzeigen konnte.
Die Namhaftmachung des Empfängers fehlt auf den Spediteur-
quittungen*); es läßt sich vermuten, daß das Ausgabebuch hierüber
hinreichend Aufschluß bot, sodaß der Nachweis der abgesendeten
Anzahl der ovoi oder Oaxxoi genügte.’) Jedenfalls war für den
Spediteur an jedem Sack die Adresse verzeichnet, gleichwie an den
zur Versendung gelangenden Mumien.
Somit wäre Zojälxrjg »otg.iji' ein Spediteur; aus dem Zusatz noinijv
läßt sich schließen, daß er selber Besitzer von Lasttieren war; durch
Fay. Ostr. 25 wird das bestätigt. Ebenso wäre auch A:rmavbg
xevijag ein Spediteur oder ein Grundbesitzer in Theadelpheia, der sich
mit Speditionsgeschäften befaßt.*)
1) Im allgemeinen gilt die Rechnung: 1 Bvog = 1 adxxog = 3 ägrdßca; vgl.
Wilcken, Ostr. I, S. 754. — Der Kevisionsbeamte konnte im Thesauros ans den
Spediteuniuittungen annähernd die Artaben berechnen.
ä) Der Name des EmpFängers fehlt auch auf den Ostraka von Sedment; vgl.
weiter unten.
3) Das Datum der Spediteorquittung mußte mit dem Datum im Ausgabe-
buche übereinstimmen.
4) Gewesene Exegeten als Geschäftsleute sind nicht selten; vgl. P. Lond. II,
S. 214 oben (Geldverleihcr); HGU 362 eol. IX, 10 (Geldgeschäfte).
✓
Digilized by Google
48
I. Aufsätze
Zur näheren Erklänmg der Spediteurquittungen wähle ich Fay.
Ostr. 24: &rj6(avQov) &sadeX(p(^Bias) yevtj(iiäTav) s (Iroug) Jtä XTt]vS>v
titjXQOitöXemg StodCxtjg notjiijv dtä 'Amiiovlov 6in]X(äTOv) oäx(xoi) 3 {erovg)
S IS xal xj id’ öfioiag aXXoi ffdx(xot) ß (ylvomai) aäx(xoi) g
(hovg) s Mbx{bIq).
Das Ostrakon zerfällt in 2 Quittungen; die erste Quittung enthält
folgende 7 Angaben:
1. ■6Tjff(avpot)) GBadBXq>{BCag). Firma des Absenders.
2. yBvrj(fiäT(ov) b (hovg). Jahrgang des gelieferten Getreides, der
auch sonst bei keiner Berechnung oder Quittung fehlt. Die Lagerung
der verschiedenen Jahrgänge geschah offenbar in getrennten Abteilungen
oder Speichern; aus diesem Grunde war es nicht unwesentlich fQr den
Thesaurosbeamten, daß ihm der Spediteur bescheinigte, aus welchem
Speicher er die Fracht empfangen hatte. So empfing Appianos am 4. Thot
des Jahres 3 eine Fracht aus dem Jahresspeicher 1 (Joug. Ostr. 23);
im Jahre 4 eine Fracht noch aus dem Jahresspeicher 2 (Joug. Ostr. 25).
3. Siä XTtjväv firjTQOxöXBmg. Angabe des vom Spediteur verwen-
deten Beförderungsmittels; Sodikes benutzte in diesem Falle Lasttiere
der Stadtgemeinde zu Arsinoe.
4. 2kod{xrjg xoifiijv. Firma des Spediteurs.
5. äiä ’Aiiftaviov 6mjX{arov). Aminonios ist der Frachtführer oder
auch der Beauftragte des Spediteurs, der den Transport begleitete und
möglicherweise auch dieses Anerkenntnis ausstellte (vgl. 6v6fuctog
'Annutvov). In Fay. Ostr. 25 — 29 erscheint Sodikes allein (ohne dtn).
6. ffax(xot) S. Stückzahl der übernommenen Gtreidefracht.
7. (Ixowg) s MBx(tlQ) i-S. Datum.
Die hierauf folgende zweite Quittung besagt, daß Sodikes, nach-
dem er am 16. Mecheir 4 Sack zur Beförderung an einen bestimmten
Empfänger im Thesauros empfangen hatte, am 19. Mecheir abermals
2 Sack entgegenuahm. Vielleicht hatte sich der Abgang der Karawane
verzögert, sodaß ein Nachschub der 2 Sack möglich war, vielleicht
war die Karawane inzwischen schon wieder zurückgekehrt, und der
Spediteur trägt aus besonderen Gründen die zweite Quittung auf der
ihm wieder vorgelegten ersten Quittung nach.
Auf dieselbe Weise lassen sich die Fay. Ostr. 25 — 30, 36 — 40 ')
sowie die Joug. Ostr. 1 — 26 erkEren; Abweichungen im Formular
durch Umstellung oder Auslassung einzelner Angaben kommen vor.*)
1) In Fay. Ostr. 38 ist ’lsiSot rijf xoi(fif|s)“ die Angabe zu Punkt 3
(Eigentninsverbältnis der 5voi). Der Name des Spediteurs fehlt hier, wie im
Fay. Ostr. 30.
2) Z B, enthält Fay. Ostr. 27 nur die ihiukte 7, 3, 4, ti.
Digilized by Google
Friedrich Preisigke: Eomfrachten im Fayum
49
In Jong. Ostr. G — 9 erscheinen die in Theadelpheia amtierenden')
dsMÖipoTot’) als Absender, nicht der Thesauros; im übrigen zeigt das
Formular keine prinzipiellen Abweichungen.*)
Die zur Verwendung kommenden Frachttrupps werden nach
ihrem Eigentümer, sei es Gemeinde oder Privatmann, gekenn-
zeichnet; es ist das ein charakteristisches Merkmal der Spediteur-
Ostraka. Die von Sodikes für Transporte aus Theadelpheia benutzten
Lasttiere sind teils sein Eigentum (Fay. Ostr. 25), teils gehören sie der
Stadtgemeinde Arsinoe (Nr. 24), teils den Dorfgemeinden IWia, T^ig
und Bt{Qfvixls7). Appianos verwendet bei seinen ebenfalls von Thea-
delpheia ausgehenden 26 Transporten in keinem Falle eigene Tiere,
ebensowenig Tiere der Gemeinde Theadelpheia, vielmehr solche von
13 verschiedenen Dorfgemeinden.*) Die meisten dieser Dörfer
liegen im arsinoitischen Gau verstreut, doch befinden sich darunter
auch Dörfer fremder Gaue, z. B. wiederum IliXXa im oxyrhynchi-
tischen*) Gau (Nr. 16), ferner nSng im herakleopolitischen®) Gau
(Nr. 9; 17; 24), HxöXXavog xöXig im kynopolitischen ') Gau (Nr. 14).
Diese Verwendung von Lasttrupps aus nahe und aus fern ge-
legenen Dörfern für Transporte, die von einem Dorfe des Fayum ab-
gehen, läßt sich nur in folgender Weise erklären. Die Karawanen,
welche mit Gütern irgend welcher Art aus fremden Gauen oder aus
Dörfern des eigenen Gaues am Bestimmungsorte angelangt waren,
kehrten nicht unbeladen nach Hause zurück; sie nahmen vielmehr,
soweit irgend möglich, Rückfracht. Rückfracht direkt nach dem
Heimatsorte war nicht immer vorhanden; darum nahmen sie, je nach
Gelegenheit, Rückfrachten für passende Teilstrecken, die nicht immer
1) Vgl. hierzu P. Fay. 85 vom Jahre 247.
2) Ea ist daselbst aafzulOscu: dfx{a7igAtav) 0do^{ivov) xal KvgiUov, nicht
iix(uxfontvärray).
3) Es ist eigentümlicherweise in diesen 4 Quittungen der Ortsname (0taitX-
^liag) nicht zum Punkt 1 gesetzt, sondern regelmüSig zwischen Punkt 3 und 4
eiugeschoben. Oie 4 Quittungen datieren vom 28. Phamenoth des Jahres 1. Da
diese Abweichung in dem, einen Tag später ausgeschriebenen, ebenfalls auf den
Namen des Spediteurs Appianos lautenden Quittungen (Joug. Ostr. 10—13} nicht
wiederkehrt, so sind beide Gruppen von verschiedenen Schreibern verfaßt. In den
erstgenannten 4 Quittungen findet eich, wo sonst der bloße Name ’Arnttavog
iti]j(jtTtvaas) steht , die Angabe : 'Tlgtovt naaipov (?) Aitmavot j vielleicht ist hier
'Ugayliwog) aufzulösen (vgl. BGÜ 362 col. EX, 18). In dem unverständlichen Worte
Ttactfov würde das Dienstverhältnis des Heroninos zu Appianos zu suchen sein.
4) Tiexv, Moiiif, Afaydeölot ; dixtofila-, K6ßu‘, Ktgxiaijtpif, £ox;(?); TläHsi
Tdßovui kxölXotpoe TiöXif; TJiXXa; Bovalgig.
6) Vgl. P. Oxy. n 245. 6) Vgl. Wileken, Ostr. II, 1106; 1116.
7) Vgl. Wileken, Ostr. II 1093; 1121.
Arcbir f. F«pjrruifonchang m. 1. 4
Digitized by Google
50
I. Aufsätze
auf dem kürzesten Wege zu liegen brauchten. So schoben sich die
Frachttrupps von Gau zu Gau oder innerhalb desselben Gaues hin
und her.
Ist diese Darstellung richtig, so ergibt sich bei dem ständigen
Wechsel fremder Trupps die Notwendigkeit von selbst, daß ein Institut
existierte, welches zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer
vermittelte; diese Rolle fiel den Spediteuren zu; ihre Aufgabe
wird es gewesen sein, die auf Rückfracht hier und dort harrenden
Frachttrupps nach Bedarf heranzuziehen und wohl auch die
Abrechnung über Beförderungskosten zwischen dem Absender der
Fracht und dem Eigentümer des Trupps abzuwickeln.
Jeder Frachttrupp muß von einem Frachtführer begleitet ge-
wesen sein, der aus demselben Heimatsorte wie die Tiere stammte, und
der seinem Herrn, dem Eigentümer des Trupps (Gemeinde oder Privat-
mann), für die Tiere und deren Verwendung verantwortlich war. Für
die richtige Überkunft der Fracht dagegen wird der Frachtführer durch
Vermittelung des Spediteurs dem Absender verantwortlich gewesen sein.
Auf diese Weise erklärt es sich, weshalb in den Spediteurqnittungen
der verwendete Lasttrupp nach Frachtführer’) und Eigentümer, meistens
allerdings nur nach Eigentümer (Gemeinde oder Privatmann)
bezeichnet*) wird, denn an Stelle des Frachtführers muß in letzter
Linie der Eigentümer selber verantwortlich gewesen sein, mit dessen
prinzipieller Bewilligung und zu dessen Nutzen die Venvendung der
Trupps in der Fremde vor sich ging.
Behufs Abgrenzung dieser Verantwortlichkeit ist es Regel,
daß die Spediteurquittungen für jeden Trupp getrennt*) aus-
gefertigt werden. Es gehen z. B. am 29. Phamenoth des Jahres 1 aus
dem Thesauros zu Theadelpheia unter Leitung des Spediteurs Appianos
4 Frachttrupps ab: ein Trupp der Gemeinde K6ßa mit 5 övoi, ein
Trupp der Gemeinde Täßova mit 5 örot, ein Trupp der Gemeinde
Hifffffpis mit 6 tivoi und ein Trupp der Gemeinde KeQXfOfjqiig mit
10 öi'ot; hierüber steUt Appianos 4 getrennte Quittungen*) aus. So
konnte bei einem Rechtsstreite oder zu anderen Zwecken für jeden
Trupp-Eigentümer die Quittung einzeln beigebracht werden.
Die Fay. Ostr. 33, 34 und 35 sind Listen über die Zusammen-
1) Fay. Ostr. 24 j 86; 89; 40.
2) In Fay. Ostr. 31 fehlt diese Angabe.
3) Wegen der scheinbaren Ausnahme in Fay. Ostr. 24 siehe oben.
4) Joug. Ostr. 10 — 13. Ähnlich ist es Joug. Ostr. 3 — 6; 6 — 0; 14 — 10;
Digilized by Google
Friedrich Preiaigke: Komfrachten im Faynm
51
fOgung von Trupps zu Karawanen.’) Die Karawane in Fay.
Ostr. 33 besteht ans 3 Gemeindetrupps und 1 Privattrupp, zusammen
mit 43 3vot; diejenige in Fay. Ostr. 34 aus 3 Gemeindetrupps mit
zusammen 22 3ro(; diejenige in Fay. Ostr. 35 aus 4 Gememdetrupps
mit zusammen 31 8 vor. Die Gemeindetrupps sind vor den Privat-
trupps flberall bei weitem in der Mehrzahl.
Daß die Lasttiere der Gemeinden auch zu öffentlichen Leistungen
herangezogen wurden, zeigt P. Lips. 30 u. 31 (372 p. C.); zugleich er-
sehen wir aus beiden Urkunden, wie im Hermopolites die Bildung
eines kombinierten Eseltrupps vor sich ging. Der Hergang scheint
folgender zu sein. Verschiedene Dörfer hatten fUr einen staatlichen
Getreidetransport*) nach den Bergwerken je einen Gemeindeesel zu
stellen; die Führung des Trupps übernahm Aurelios Didymos (als
Qaßdovxos), gebürtig aus dem Dorfe MaydäXa Migij*) des genannten
Gaues. Nach seiner Rückkehr liefert er jeder Gemeinde ihren Esel
zurück; am 8. Tybi erhält er von den Behörden seines Heimatsdorfes
eine Quittung über die Rücklieferung’), am 10./14. eine ebensolche
Quittung von dem Dorfe Tefrtvßvd'is.^)
Eine Verwandtschaft mit den Speditenrquittnngen zeigen die
Ostraka von Sedment (Wilcken, Ostr. II 1091 — 1125), doch haben
sie ein anderes Formular. Die als Spediteur charakterisierte Persön-
lichkeit fehlt; statt des OTjOavQÖg werden die tSiToXöyoi als Absender
genannt; die Angabe des Empfängers fehlt auch hier. Neben der
Zahl der Hvoi oder aäxxoi erscheint regelmäßig die Angabe der
Artaben; dem Schreiber dieser Ostraka ist es daher nicht nur um
die Spedition einer Anzahl von Frachtstücken zu tun, sondern auch
um die Übermittelung eines bestimmten, in Artaben auszudrOckenden
Quantums Getreide. Grenfell und Hunt (Fay. Pap. S. 319) sowie
Jouquet (a. a. 0.) vermuten, daß diese Ostraka am Abgangsorte der
Karawanen ausgefertigt imd den Karawanen behufs Aushändigung an
der Grenz -Kontrollstation mitgegeben worden seien. Das erstere ist
richtig, wie aus der nachfolgenden Gegenüberstellung einzelner Ostraka
derselben Zeit hervorgeht.
1) Fay. Ostr. 34 und 35 geben den EmptUnger der kombinierten Karawanen
an; beidemal heißt es; ngiis XJga^av "Hgara.
2) Auf Oetreidetransport deuten die mrotcSyot in P. Lips. 31, 7.
3) Vgl. Wilcken, Archiv II 180, zu P. Amb. II 87.
4) P. Lips. 31.
5) P. Lips 30. Meine Vermutung, daß so zu lesen ist (nach CPK 10 I 1),
wird mir von Wilcken nach dem Original bestätigt. [Zu P. Lips. vgl. unten
S. 106 Anm. 1. D. Red.]
Digilized by Google
52
I. Aufsätze
1. Aus l49^vai der Sifildrov /le^Cg.^)
Ostr. 1098
183/4 n. Chr.
aiTol
ytpjl
xd S
von.
KvvonoXftrov
„ 1094
188/4 „ „
aiToX Adrivfov
yivT]
xd
vo
KvvortoX
„ 1099
186/6 „ „
aixoX A^vrnv
ytVT\
x; s
vo
H^an
Anoilmvo
ovoi tri
XI (
AOvfej d
Ke[ ovoi la
*
iM
xt S
d
<r[orx«o]i tß
i;
j j j aXiv (...) ovoi tß ^
2. Aus ©foyovt'g der IloXiy.. ftfpfg.’)
Ostr. 1103
191 n.
Chr. I
1« s
Em<p xß
aiToX
0soyo
^la
„ 1106
102 „
7»
iß s
riavvt ta
(Wtol
Sfoyo
Sta
„ 1108
192 „
iß s
riavvL IS
ötroX
SsoyoviSo
dl
ovto
Ol
£sov<psm (?)
ovo ts
-e- fif
ovo
Hqux
/7ä>C6)(
ovo iß
e
0V03
IlQuxXsoitoX
Uotn^vtav
ovo xd"
a 71»
3. Aus Käfiaivoi der IloXift. /ttpig.’)
Ostr. 1101
189 n. Chr.
(paoxp
xf aiTot
Kanstvov
„ 1105
192 „ „
TtavvTi
i ctxoX
xa)^72[ffj Kocfu^voiv UoX
1107 1
192 „ „
naxfVTi
tß ait[oi]
xoififiS Kanst[voiv IloX]
X» /.
dta
ovtov
cax t? -0- ~
iß ^
Sttt
OPVOV
Msfuptxov vofi[ov]
Xfpxr} ova>p xy -0
1»
ißS
^la
MtJiipflTOV VOft] nitio
ovvov x5 a
OJ)
Wenn das Formular im Grunde überall dasselbe ist, so hat man
doch in &eoyovig die Ostraka nach einem anderen Schema abgefaßt,
als in Kttfitivoi, und hier wieder anders als in ’Ad^jvai.*) Die Ostraka
sind im Sitologenbureau der einzelnen Dörfer geschrieben worden, nicht
etwa im Bureau des Spediteurs; denn einigemale ist die Artabenmenge
nicht das Dreifache der Lasten (Nr. 1106 und 1108), eine Abweichung,
die nur im Sitologenbureau berechnet werden konnte.
Die Absendungsorte sind, soweit sich das feststeUeu läßt, durch-
weg Dörfer im Fayum, die in allen 3 fiigiäeg verstreut liegen. Ein
Ostrakon für eine Karawane in umgekehrter Richtung, d. h. von
außerhalb nach dem Fayum, läßt sich nicht darunter nachweisen.
Es ist daher an die Möglichkeit zu denken, daß diese Komfrachten in
1) Vgl. BGÜ 141 verso. 2) Vgl. P. Teb. S. 87.
8) Wilcken, Ostr. II 1105.
4) Vgl. auch die besoudereu Eigenarten, z. B. xavvrj und övfov.
Digilized by Google
Friedrich Preieigke: Kornfrachten im Faynm
53
Sedment gelöscht') wurden; alsdann würden die Ostraka Fracht-
begleitbriefe darstellen, die zusammen mit der Ladung an den
Empf^ger ausgehändigt wurden; sie würden der Ausweis darüber
sein, daß die zur Abliefenmg kommende Fracht mit der vom Ab-
sender übernommenen Ubereinstimmt.
Es sind 35 Ostraka von Sedment vorhanden; auf ihnen erscheinen
38 Frachttrupps (3 Ostraka nennen je 2 Trupps).’) Von diesen
38 Trupps sind nur 2 in demjenigen Dorfe des Fayum beheimatet’),
von wo sie abmarschiert waren; 5 Trupps sind in solchen Dörfern des
P'avum beheimatet, die mit den Abgangsorten nicht identisch sind;
29 Trupps sind in fremden Gauen zu Hause, nämlich 9 im Hera-
kleopolites, 7 im Memphites, 6 im Kjmopolites, 5 im Oxyrhynchites
und 2 im Aphroditopolites. Die Lage des Heimatsdorfes der restlichen
2 Trupps*) läßt sich nicht sicher bestimmen. Die überwiegend große
Zahl von Trupps aus fremden Gauen in diesen Ostraka zeigt, daß die
Trupps bestrebt waren, bei Übernahme von Rückfrachten tunlichst
bald wieder über die Gaugrenze zu gelangen.
Die Anzahl der Esellasten (5voi oder adxxoi) ist in den Ostraka
von Sedment sehr verschieden benannt. Bei den aus dem Herakleo-
polites, Kynopolites und Memphites stammenden Frachttrupps, welche
aus dem Fayum kommend ihre Ostraka in Sedment ablieferten, be-
tragen die Esellasten:
Aus dem
Ostr. Nr.
1114
1
1116
1117
1
1 1119
1099
1104
1108
1106
1126
Herakleopolites |
Zahl der
Bvoi
6
6
i ’
12
i
29
i
32
40
Aus dem
Ostr. Nr.
1 1
1123
1 1
1100
1094
1109
1
1121
1093
Kynopolites
Zahl der
6voi
3
1
1 1
8
1
11
16
16
18
I
Ans dem
Ostr. Nr.
111.S
!
1092
1111
110.5
1112
1102
1107
Memphites
Zahl der
6voi
11
14
23
23
24
26
26
1) Möglich w&re eine Weiterbeförderung *u Wasser.
2) Nr. 1092; 1123; 1124. Sobald mehrere Trupps gleichzeitig für den nüm-
lichen Empfänger Frachten führten, war eine Trennung der Ostraka nach Trupps,
wie bei den Spediteurquittungen, nicht erforderlich; die Verantwortlichkeit der
Trupps war durch die Speditcurquittung, nicht durch den Frachtbrief, bedingt.
3) Nr. 1096 (aus ’0£vpv/z«); 1101 (aus Kditeivot).
4) Nr. 1092 (Moi^vptca;) ; 1122
r
Digiiized by Google
54
I. Aufsätze
Es ist einleuchtend, da& ein aus dem Ejnopolites stammender
Trupp, der eine weite Reise hinwärts und rückwärts zurückzulegen
hat, nicht so klein sein kann, daß er bloß 3 oder 5 EseUast^n mit
sich fuhrt; die Höchstzahl der övot beträgt nach vorstehender Tabelle 40.
Daher wird ein einzelner Frachttrupp gleichzeitig mehrere Ostraka
mit Frachten an verschiedene Empfänger, vielleicht auch von verschie-
denen Absendern'), mit sich geführt haben; das Ostrakon Nr. 1114
über 5 ovot besagt nur, daß der Trupp 5 Esellasten für Rechnung
des im Ostrakon benannten Absenders befördert hat; die hierdurch
nicht beanspruchten Lasttiere desselben Trupps waren, falls sie nicht
unbeladen laufen mußten, vermutlich mit Sendungen anderer Absender
entweder ebenfalls nach Sedment oder nach anderen, weiterhin be-
legenen Stationen beladen.
Charlottenburg. Friedrich Preisigke.
1) Wiederholt wird in Papyrusbriefen erwähnt, daß Privatj)€r8onen zur Über-
sendunfr von Paketen an Verwandte und Freunde die sich darhietenden Be-
fbrderungsgelegenheiten benutzen; BGÖ 615; 384; P. Fay. 127.
Digilized by Google
Pap3rm8 Cattaoui.
I. The text.
The important Papyrus Cattaoui was first published by the ener-
getic clirector of the Alexandrian Museum, Dr. ö. Botti, in llirista
Egiziana VI no. 23 pp. 529 sqq., where the teit of Columns II — V of
the recto was given; cf. V. Scialoja in Bulletino dell Istituto di diritto
romano VIII 1895, pp. 155sqq. An independent transcription of Co-
InmnsIU — IV appeared soon afterwards in ReviUout’sMflanges pp. 354 sqq.
In 1902 Botti reedited the papyrus in Bulletin de la societe archeolo-
gique d’Alexandrie no. 4, 1902 pp. 108 — 118, with the addition of the
text of the fragmentary first column of the recto, and a partial deci-
pherment of the first four columns of another important docnment on
the verso. This publication of the first column of the recto led to
the Lnteresting discovery hy WUcken and P. M. Meyer (cf. Archiv II
p. 392) that the Papyrus Cattaoui was the direct continuation of B. G.
U. 114, the ends of lines preserved in P. Catt. I being those missing
in B. G. U. 114 U. Under these circumstances a revision of the pub-
lished text of P. Catt., which even in Botti’s sccond edition presented
many difficulties of interpretation, became more than ever necessary;
and at Wilcken’s request we paid a visit to Alexandria in April 1903
for that purpose. The time at our disposal (a little over two days)
was less than we could have wished to devote to the examination of
the papyrus, though Botti most courteously gave us every possible
facility; and owing to the unfortunate disappearance of a somewhat
important fragment in Col. I, the readings of the papyrus in several
doubtful passagcs in 11. 1 — 7 cannot be verified. But in the rest of
the recto there are now only a few places in which there is any un-
certainty about the text where it is preserved; and we are able to offer
a tolerably complete copy of the first five columns of the docnment
upon the verso, which is far more difficult to decipher.
Pntting together the Berlin and Alexandrian portions of the whole
papyrus, the recto contains six columns of v^tonvijfiauafioC concerning
the marriage of soldiers, while on the verso are seven columns of a
Digilized by Google
56
I. Aufsätze
Statement laid before a judge by one of the parties Ln a complicated
dispnte conceming the recovery of a debt. SLnce Col. I of the recto
begins in the middle of a sentence, the roll is incomplete at the be-
ginning, but Col. VI has every appearance of being the original con-
clusion. The document on the verso has lost nothing at the beginning
or at the end, but the careless character of the handwriting and the
frequent eorrections show clearly that it is only a rough draft of the
Speech which was actually delivered. The surface of the papyrus on
this side is much damaged in places, causing the partial or complete
obliteration of the ink. A more prolongcd examiuation would no doubt
lead to the solution of some of the difficulties which haffled us in Co-
lumns U and V; but Cols. VI and VII are in a hopeless condition,
only a few isolated words being visible. The loss of these two co-
lumns is not however very serious, for they were both very narrow
and Col. VII contnined only 10 lines. There seems to be no parti-
cular connexion between the recto and the verso, since the points at
issue are difierent; hut the author of the speech on the verso was
himself a soldier (IV 34 — 5), and the Longiuus Apolinarius mentioned
in Recto III 16 is perhaps identical with a person of the same name
who occurs about 30 years later in Verso III 17.
The handwriting of the first live columns of the recto is a large,
clear, ornamental cursive, that of the verso is small and much more
rapidly formed, so that at first sight the writing on the two sides would
seem to be by different persons. But a link between the two styles
is provided hy Recto Col. VI, which has some marked points of resem-
blence with both; cf, also the speUing raoeeaa&ai in Recto VI 15 with
the similar forms in Verso I 3, 21 and II 24. We therefore are dis-
posed to assign the texts on both sides of the papyrus to a single
scribe, whose handwriting became more and more cursive as he pro-
ceeded. Mistakes of spelling and grammar are not infrequent, and in
at least one passage (Recto V 1) there seems to be a serious corruption.
The text of B. G. U. 1 14 has been revised by Schubart and Wilcken,
who are responsible for the few alterations from Wilcken’s original
publication of it. From Information kindly suppRed by Schubart we
have endeavoured to fix as closely as possible the size of the lacunae
between B. G.U. 114 II and P. Gatt. I, but until the two papyri are
actually brought together it is difficult to do this quite accurately.
The changes which we have introduced in the previously published
texts of P. Catt. are too numerous to be worth a separate record in
the footnotes. A few of them have already been suggested by Wilcken
and Mittels and ReviUout in Archiv II p. 392'.
Digiiized by Google
Grenfell-Hnnt: Papyrus Cattaoni 57
Eteoto.
Col. I (B.G.U. 114 I).
[22 letters]f}[. .]rog xal aitöv
7te(f( Tivmv XQbg airtiv, Aaxmos einev „ütQl
[23 letters] rbv axQatrjybv
Tj5[g] xöieatg xptrij[v ffo(] d[^d]ofii.“
6 Z. X 8$ov Tfaiavov Tvßi dexdxTj.
Aov[x^Cag Maxgivag diä ^avstov ^[j}t]opog slnoverig
äxaixilv xapaxaxad'ijxTjv vjrapjjdvTtDV
’Avxotviov riQfucvov axpaximxov xsxs/Levxtpcö-
xog Aovjtog elxev „Nooviuv oxi al xagocxa-
10 xad'ijxai xgolxdg ciat.v. ’Ex xäv xoiovxejv aixiäv
xQixrjv aö 6(6(0(11. Ov yäg i^eoxiv axQaxuoxrfV
yufitlv. El di xgotxa cexaixflg, xgixtjp d^dwj^iJ,
dd|ia xexcla9-«i v6(U(iov tlvai röv yd(tov.'^
dvccxo(ixijg Mcc(iegxs(pov'
16 /-Tij 'A6giapov xov xvg(ov ä, ä dp
Köxxa, X&ipßötg xgbg Käoi[o\p rt(idXlop
[[\xxdu Boxntopxicop Jw[i] xag[6p]xi xä [x]a[r]pl
[cföjT^ff ’Ogt6xoov<pi. ’AxoXipagCov gtjxogog e(x6p-
xog bqieUofidvav vxb r’fjt[f](U[o]u Tivß6i6[i\
20 6gax(iccg txxaxoodctg xaxd d{«y[p]a^M)t' (id-
xovxop dxolov&ag rg dta}'pa[9)]f;,
!AXe^dp6g(w xal 'HgaxXei6ov p[i2r]o'pca| v ci j^oxpt-
pa(idv(OP X&ipß6iv &g yty\a](trj(idp[rjp^ avxä
axaixtlp avxbp ßoiiXtO&ai xgoot[x]a [ij]i/ ä;r[o-
25 6d6mxtp avxip (iilxe d[ojra[T]at Xaßel[v^
5 /. = hovs: so in 1. 15 etr. — 16 The second ä is to be omitted. — 19 Tiv-
ß6iS[i] = X^tvßoiSt. — 20 1. di/a^ii&v ijzTcmoaitov . , . furUvai. — 24 l. ngolna:
so in II 6, 24, HI 3. — 26 1. dvvaa^ai. — Xaßtlv Wilcken.
Col. n (B G.Ür 114 II 4- P. Catteoui I).
(The iinderlmed portions represent the lost iragmeut; cf. p. 55).
ttxi^yogevopidpov 0rp(i(T6||[(DTa(g ijlcWai]
yvpalxtg, xbp 6e xar^po! a[j[«r^g dxixgo]xev-
eapxa aixov Xoyoxtdxjd’d^^^pxa xgbg aü)töv
xgoet«9tti avxä ygd(i(iaxa f | )??(>’?■
5 xdpai dp xovxm Xoyg . [. . .}ij | ] :rfpl
xgootxbg 3ri[0lTfvfrer0« T0>:j[ ]xg xov
'Digitized by Google
58
I. Aafsiltze
fisräiAov ofxtifia ^xTfXp9&j|[ ]ya av-
Tov xal äJUa x/lil<fTa xo;][^ xe]gl r|^s v]^ai(id-
Oecag ivxaiovfievrjv || [. . .\iik[r}ip]ivai rijv
10 roß Adyov ta|iv, äetoP'at ot'||[i'] ä ixpelkaxo
{xavayxu69iivaL <J[v]t9( ] [*]odo vvat,
Tov awtjyogovtrcog [.]« . || [v] ti xpostrsy-
xaftivov fitjdiv fiiv «w|][t]i)v {xprjQtjö&ui
TOV Fffi/kkov, d«[dJ«vfix£V[[a]t äi av[T]cä
15 xatcc dd[o ö]iaypagjccg [rjag tXT\\a]xoa(ag dp[a]-
jlftctg, xaxa fiiv 5rp£äTJ2|;[t'] 6^ xaT[ä] d[f
SevT^gav xal oöj; ir>'j[g ai'JpaJ äjl’ wg
vxöxQiov tavTag <l3rai||[T£fv, avajyvioO-
0-£«Jöv tS)v diaypa9)ö||[i' 6 /fpfiig] xal
20 <lpj;tdixaffTijg' „ZTpa[ri](ä, [raig fiiv äatijydJ-
Qcvrai yvvatxttg £i[f'tf]||[’6’ai . . .
dl avToiig ovSi flg . || [. . .
fitf xeQitxox’Otfg r^g || [dfirrfpag diayg«]-
q>fjg tlg XQOOixbg || [köyov uvaiptQfe]-
25 9ai Tag vfl, e[|[. . .
1 1. ixrjyofivfi^pov. ]e t . « . . . . B(otti) Hia9at Wilcken. — 2 1. yurolxas.
exiTQOXiv B. — 3 ]vra xqos cevtov B. 1. loyo-^snj^^rrcf. — 4 e Wilcken.
](i . . f« . p7] B. Perhaps prj TfT]7ieri | cf. HI 5. P. Meyer sugge.its grjd’ fx]-
fipi)[x^xai. — 6 The letter following loyo is either 1 or i (Schubart).
xtfi B. — 6 rm: or ii» Schubart. i]oiotrT[a airjo tot» B. — 7 For the nnintelli-
gihle gtrailoi» P. Meyer enggesto refiiXXov. ] . . . k« B. — 9 P. Meyer
snggeste füxJfdftjqpJ^va». — 10 ifia^uiay or inaxatoy Schubart. Unlexs the
Berlin and Cattaoui papyrue can be brought together, it is impossibtc to detcr-
mine whcther a letter ia loat bcfore a vqxilaro bere and beforc ri in 1. 12. But
a comparison of U. 11 and 13 — 16 rendera it probable that there ia a amall
lacuna in 11. 10 and 12 at the junction. Sete&ai oJff] S P. Meyer. — 11 o[i>]t9t
Wilcken. — 12 Perhapa fd]l fti or [d]ä d[t’]ttx9ocvE}’xaglvov. — 17 oif Schubart
du’ ms P. Meyer; our copy had opms. — 18 Wilcken. — 21 iX Wilcken.
yrvofxKs Schubart. — 25 &[xoipaiva rsp^Uot? There ia a blank apace before «[.
P. Meyer auggeata d[xölov#oxJ. Wilcken adda iaii] and auggeata therefore in III 1
dxodj o#f)»>tti].
Col. m (P. Cattaoui H).
Tcvrag uvTtj «Ixrod^ovt»«!], . . « dl xuxä Ttjv äev-
TSQav Siaygatp^v [. . . .]ro . . i töv xpa-
Teto9ai ov dvvarai, [stjpooixög dlxaia rov-
T(Ov [rjffif'AAou «|(0ÜVT0g
1 Perhapa oea ii. innipav ia an error for xgtört]v: cf. II 16 — 7. — 2 [dxat]-
totsi? — 4 After r;(ov(ra>v a blank apace.
Digilized by Google
Grenfell-Hant: Papyrus Cattaoui
59
5 TTiQtfi^vai avTä [Adyo^v vtpaiQiesas xgbg
tf{P Xd'tvßdiv .A[. . .], Ovlmog ’j4«xXrjxtd-
Stjg yfvöfitvog exag^og äxiigtjg divrigag
'l[6x]a[v\äv 6 lsgsvg x«[i] dgxiäixaOTtfg' „’Edv
t[i]i'«[s] ivagyetg ä»od[ft]Jets ixTig,
10 iäv ixtvi[y]xTig., dxovaoficd tfou.“
Z. [i]j Tgaiavov ^aGxpi eßdöfitj xal cixädi. AovyCvov
r . . .]ov tixövrog 'i%)fta[l]or iavzhv 5vra iaxga-
[xtvo^ai iv\ axc^grj xgättj &rjßaCmv {)x'o Ee-
ou^[pov], evvipxrixivai di iv rf; ffTgatcia
15 yvi'[aij*i 'Po}iia[i]a fjg xtxatdoxoiijod'ca
Aov[yt]ly[o}v ’AxoXivagiov xal Aovyeiviov Iloft-
xä>[vi]ov ovtfxtg ä|toI ixixgi&rjvai,
Aovx[og] XaX^aag (isra röv vofuxäv elxtv
i;[. .]yrci gl xatSeg äg ix ’Pmjiai'ag
20 \y(yttfrj{tf\voi.. £v uvrovg xal ixi-
[ ]/tovs xaraXeixHV, vöitifiov
df xtfxiga avxäv xoictv ov dwoftafi].“
6 Before OvXnios a blank space. — 14 tj of owij corrected. — 16 ylo)’fy{]Jr[o]ii:
cf. Verso ni 17. Aov[yi]v[i6]y could also be read. — 18 First a of laltjffa; corr.
from 1. — 19 [«ojlfrot P. Meyer, with a comma aftcr [yiycvriptfjrot. o of
ot corr. from «(?). — 20 — 21 tv (1. aol) airovt xal (statt tf) fjtffr» |
xlijposdjfioo; P. Meyer. — 22 1. ivpafiai,
Col. rV (P. Cattaoui UI).
Z. tij TgaCavov Ilavvi l.
Xgetxidog Sid ^tiXo^ivov ßtjxogog eixovOTjg
aöxfiv iavx^v ovffav am'eXijXvd'ivai ’laidä-
gg> dgxä, /ift[a x^avxa di axguxtveufiivov ixtivov
6 ig xdigxrjv ioxrjxivai atixov vtbv @fddra-
poi» oi ivxvyxävn d^iovaav
At)0Tj ccxagxijv av[t]ow dxoxcdijvai, 3ti di vl6g
iaxiv ixeivlo]y iy dca&tjxrjg iygatf's (pave-
gbv f[r]i/<«, xXrjgotioiiov ydg ui>xbv röv idiarv dxoXe-
10 Xotxivaa, dvayvaa&tierjg diad-r^rjg ’lovXiov
MugxiaXCov öxgaxiäxov oxsigrig xgmxrjg Srj-
ßuUov, Aovxog XaXrjoag (uxa xäv
tflXtav elxev „Ovx iivvaxo Magxw\Xiog]
6 1. iitoiea. — 10 yag above the line. — 11 Or Mafuavov. — 12 After
ßauDv a space.
r'
Digiiized by Googie
60
I. Aufsätze
öTQUtevöfitvog vöfufiov vlöv ^xei,v,
15 xkrjQovönov di avtbv eyQcc^iv
Z. i 'yivxavsCvov rov xvp(ov ixayoyiivmv y.
jipoaci&ÖPTav ’Oxraoviov Oväi.evrog x«l Ka-
Oi'ag Hexovvdijg xgb fu&g ü*6pt£&^vt(b[v],
£i'da[i]juo3v ßovXsvadfitvog evv roTg »apo[t)]fft
20 elxev „Kal ix^ig iv9vg z&v Ö3ro^iMj[^]ä-
Tcav rov xguzCaiov 'i/Atodwpov o:vayva[a&]ev-
rav xal Tijg «itiag äi tjv Sjrfp/0’£T[o] tf»i[A]ijg
19 Eudaomon was praefect; cf. P. Oxy. III 48i. 22, note.
Col. V (P. Cattaoui IV).
yevofiBvtjg iStlv xegl d}ftjyog£v[fiev](py Ttgdyfiazog
ivTvxoveav rijv firjTdgav riiv rov [Ä«i]dög tovtov,
xal O^fiBQOV iinvxav rolg ig rovro d[i]a(piQoveiv xgd-
yfiaaiv ßißaiä o ix&ig vxiXdfi[ßa]vov. 'E^igxoiid-
5 vov ctti iv zd^ci £itf iv öxeiga ehe [i]v etkij 6 yevvjj-
d-tig ov dvvarac tlvui vöfUfiog vCög.
vöfu/iog vlbg rov xargbg bvrog ’j^Xt^ardgiog Ult-
lavdpfvg ov dvvarar eivai. 'O xaCg [o]orog yeyswfj-
l'0'fjTat TfS OvdXsvTi orgarcvo/idvov JLv| amiga' ö'&vfog
10 avxov ieriv eloax^ijvai (g rrjv xokBitBÜcv ’AXb^uv-
dgsaiv ov duvarat.“ Kal xgoOB&rjxBV ^^Exd'ig d<pi]g
äXXovg iaxrjXBvai naiäag' noütg ^|A](X(ag Bioiv, xöxb
fyfWjjOTjffav;“ ’OxxaovLog Oi'dXrjg d[xB]xgBivaxo' ([-3
„'0 Big vvv, 6 Big di xgoyBVB'axBgög ^ffr[ir.]“ Evdal(iiov
16 bIxbv ,,'0 «goyBvdaxBgog xov Ooc <j[Tpo!]T[f]vo;i[£]v9J
dydvBxo‘^‘‘ OidXr^g äxBxgBCvaxo’ „’£[v]
Tog 6 (tBixgdxBgog.^^ Evdaifiav bixbv ,“Io9-i
xal ixBCvovg xijg avxijg xd^Biog xovxa SiBxag.
"Evia dxagdßaxd Oi)ctAij[gJ bIxbv buv
20 yivrycaC (iB dxodrjfiBlv, Ov avxog vxoygdtliBig
dl' ixixgöxov daoXaßBlv fis xd dCi^ai\a. Ti •^dixr]Oav
ol xaldsgf' Eidaifiav f[i'];r£V „[£CJ^&fg x[B]xoii]xa
1 a^rrgyopcvfpcvjipv: thc last two letters are more like pij, bnt thia reading
yields no senee. dnrj}>o(sv[pfi']ov doea not auit the TCatigea, bnt aeema to be re-
quired by the contcxt, iiitv — [»ai]d5s tovtov being epexegetic of dijfllqy ytvopt-
vt]S, though evcn so the conatruction of IV 20 — V 4 is unusually harsh. 1. ’EJfp;i;o-
/itva Wilcken. — 8 First ye of yfysvvq abovo the line. — 9 1. arffaTtvo/Uva. —
12 1® of ttffi» corrected from «r. — 20 P. Meyer snggests iniygaijias.
Digilized by Google
Grenfell-HuDt: Papyrus Cattaoui
61
diä xolX&v Bixhv 0 ^dvvdfiij[v] . . TBvffai iv i-
Xaxloxa. 'Enidii zoCvw imxHQBls roig adwarois,
25 o&rs ovTog oUtb ol SiXoi vlg( ggv '^Xi]iavdQ^<ov
xoXtlrai
23 Apparently not mtivaai. Wilcken snggests %tXtiaat.
Col. VI (P. Cattaoui V).
’ldiov Xöyov ’lovXutvov.
"ETOvg X 'ASffiavov rov xvqi[ov^ 'A&vq xe.
£aQaxi(ovog ’AxoXiavCov xul ’AfioiOoioä 'HkioämQov [xa]r?;}'0(»ovi/Ta)v
KogvrjXiag öi’ ’AxoiXavCov [x]QB6ßvrtQov gr/Togog Sag txixgaroijatjg
5 dpigaxöäoav £; xarayQUipSvTcov iljrö ^lovliovl 'Axoxjxiavov
dfXijpovofitjrov iv rä r^g 0vvßtd>6ecag XQ^vm, xul &iavog
gilTO(fog *ap(tfra[. .Jfiivov [r]f; KoQVtjXia tpäoxovrog yü^iov vöiiifiov
fiij [y]eyovivui; 6rQux£vofu\v]g> yäg avfißeßXtjxivui rp 'Axoiniuvä
xul rä ävdQÖxoda ratkt/v iaav^ö^ut, dvuytivdaxovrög re
10 d)in)v Moxiarjg avv vxorir&ixm ixl rov dadcxdrov Irovg xul
Adifivrig ixl roö olxoyevtSug di &(/exrov xul Ovvrpö<pov,
g)[a]<Jxovrog di 'Slgsitovog ßt^oQog xuQt6rufiivov aütfl
i[fov]^pov vxotSt&tov f[Ti 6J]i/at ix Movorjg yevöfiivov, ’EXxi-
dtjipögov di olxoyivHuv [dl] j*[^] rovro di ixl xokldv ipiXetv
15 ytvio&ui, yuQ x’af[dag oyxoy£Wt«g T«ffff£ffffd'at, ’lovXtuvdg'
„Tb fieru rijv <l[T]guteS[av ytvvrj?]9iv dvdguxodov xcd ov fti) ixil-
yf[y]xug oixoyivduv . [ \rui [ej^g tby xvgiuxöv Xöyov rd uXXu
001 dvCr/fu.^ ^^lovffijg avTiJg dxodo9rjvui, rdXuvrov
o ioxtv xuq' uvr^g ’Axovuuvög iv xuguxuru9^xt} xul dvu-
2u yivtaoxovor/g tu ygufifiuru, rov di xurtiyögov Xiyov-
Tog TovTo bIvui t'o yufiixbv OvfißdXuiov, Toü<g> ydg orgurevofiivovg
• ovra avfißuXX£i[v], ’lovXiuvog' „Tb dvuyvcoa9iv duveiov
ixßuXXa ix xuQuvöfiov ydfiov yevöfievov.“
H de and JdtJ aliore the line. — 15 Wilcken pioposes xo[i[dixde o]/xo-
yeveias. — 1. zäeeee9ai: cf. Verso I 8, 21, II 24. — 17 Possibly &[rUTjn\zai,
P. Meyer suggests n[eael]tat. — 19 x of #t]x>) correctcd from y. — 21 lo before
yafuxox and yag above the line. — 22 Second X of cvnßuXXfi[i>\ above the line.
Verao.
Col. I.
'O xQduOrog dioixrjt^g ’lovXiuvbg 6 diixcav
TU XUTU r^v dixux[o]doa(uv j^9iXi]0av oi
r
Digitized by Google
62
I. Aufsätze
Itteinriv xal xgiT-^v ysvdog&ai
xcqI &v ex^n^v jCQÖg zovg ScvTirtrayiit-
5 v[o]t;s. 6' ijiiäy tö XQäyfior ö xar^g fiov
’lovitog ’^yQixx[itt]v[b]g damaTi]g [t\ydvsTO ävd(fbg
(ihv Ttjg ivrirexay(i£vt]g a^i'ag Jqov-
oilkag xaxgbg di . , öcvri'ov Oilixxov rov-
TOv xal äqitjXixog ädsX^ov ccötov |t}3
10 hl &xb Tov ly L. 0-foö 'Adgiavov, xal &g
ovx dxeldfißave rd 6q>cil6(isvtt ixQ'*h
Oa^° dxl xtgiot^og avrov roig vo/ilfioig
/isgfvyvov dvrixövrog. MsraXAd^av-
Tog di a^[tov] dvxidixütg yvvij aüroß
15 ovea AQOv0\f\U.a xgodtxovoa t&v toiSroo
xixvmv 0MXXOV xe xov dvxidixiag
x<f\ r[o]ß d^tjXfxog xöxe odde'xa Svxav
xmv ijyitpiaßTf(tiiOtv xgbg xbv
XttXiga x^b^ ’AaxXtjXiddriV ysv6(itvoy
(ilv
20 . [ ], fisxepxofit'i^ ^got-
xa X V i>tpelXiea9ai ^avxfj Sxb xov
’AxoXivagiov, ßotj^ovau di xal xotg aiprj-
At|i [[^[. .] . xXtigovöfioig drjXovöxi tovJ
£jr 3 xal xgoipegonevi] tlvai avxovg
25 xov xax^bg xXtigov[6]fiovg, fu/iqiofiht]
di xoirg xaxadxa&dvxag aix&v x^g ögipa-
vtiag ^;rt[T()()]fl:ovs, vsrö xov xaxgbg avxüv
dxb dta&rjxrjg rifitXXov xal IkyLXgäviov
Jjj dfitXtjaavxag xäv xolg d^Tj-
80 Xi^i diag>[e]gövxcjp. Jfc[l] 6 ’AexXi]-
3iidd)2[g] Tovs ^flrtT[p]o3roos xagelvai, xbv di
xaxdga fiov (itjdiv [xjarä xüiv vxagxdvxmv
o2xov|oficfv]. xgi'ffcag ivi ... xg
[dXX x\gC6s(og xtgl xd yevöfievaj
85 J. avvtdrfilv iyivixd\
J[ ] ’Av^igxiovI
3 1. cf. 1. 21, II 24 and Recto VI 15. — 6 ijit&v Wilcken. Our
copy Lad Tjp .f. .]t. — 8 There is not room for Uoviivtiov. — 9 It is not cer-
tain that rt wa» eraacd. — 10 t of tn is vory uncortain, being morc like ß. —
12 1. Wilcken. — 13 luetpyvov Wilcken. Our copy Lad lijatvyvov or rij-
Ofi>jT>ou. — P. Meyer suggests i[fyiititaeTijv]. — 21 1. 6<piili<i9at. — 29 Wilcken
suggeits Sußiirov for the first word, comparing Verso II 13. — 36 or of Av9teriop
is rery doubtfol, being more like p.
Digilized by Google
Grenfell-Uunt: Papyrus Cattaoui
63
Coi. n.
rdfulXov ivhvx^v ‘fj
’lovXCa Ma^ifUttvä rä ycvofiy]vp
äixaiodÖTj], xal tyQuiiev imero-
li/v Kigiäki yevofi^va arga-
5 rijyä T'^g 'HgaxXeiöov fiegCdog tov
'Ageivoüxov ixiXaßövra [toi>]s tJjto-
(tvrjfiariOfiovg uvtoiig i^szttöta
}cat ivaxifit()ui xä ivgjfpdftfcv]« xg6-
aoxa.
10 Kal fifxä xavxa 6 aöxbg Ma^cfu-
uvbg iftot'ojg xaxaßxäaimg [^)ä’ avxov
ysvofisvTjg xfj ^govOikXa «g6g Tf zbv
rdfitlXov xal [£a]ßelvov xal ngbg xbv
xaxtga (lov, xal x^g Agov(^i]Hag (itft-
16 (pofi^vTjg xovg £*tt(>(5[;ro]vg axiipt]-
vev b A/a|[t]jatai'ög ....[.]. <o6>TQ)g'
„rgd\l>03 Toü voft[oü ßxgaztjy]ä iva
xolg xaidioig dvo i]ti[xgoxoi] äaoxaxa-
ßxa&Sxn' s[ xivsg ng\o\6 . [.J . . | . agovOi
20 Tag tijto^^ffjeig ixiyvo v
xov xsxeXcvxtixöxog xal . [. .Jfir st
xax’ ixslv[o]v xbv f[QÖ]yov fied’’ bv
t£'0'vij*[£]v lg xbv vftdx[sgo]v xi'vävvov
dvatpdgsoß&ai xal vfiäg lvlxsßß%at
26 tf; awTol i7tCx[go\noi igovOi
xal xgbg xbv daviöxijv a
Itbv £^^[a] xgayfiaxa xa xs xgbg xovg
liteöii
^5«t(i<J[*ovg] xal xbv ß[avt]cxijy *[a]'9’^-
|o ij xä vfiov a
30 “** i^sxaO^ Ü*[^JZP‘ *9®"
xgifittxog bftoCmg xal xs . . . . rjxai
^(uvsi & äoxsi 6 d(ty[£t(j]r^g
1 — 9 The brackets indicate tbat these lines were to be omittcd. FtiuXXov in
1. 1 is partly erased. — 8 o of Sorri corrccted from rj. — 4 KtftixXi: cf. P. Orenf.
n 46 (a) 1. The scribe began to write exQcnr]yo, but stopped before completing
it and erased the ij. — 16 ovtid; Wilcken: our copy has . . rm;. — 24 First a
of ava corrected I. draqpfpcc&ai . . . {vi%ta&ai. — 27 (liv seems to be superfluous.
1. td di dila(?), beginning a fresh sentence. — 82 1. in wbich case a
stop is to be placed after i^cTae^.
Digilized by Google
I. Aufsätze
Coi. m.
xovo^ipdv^aiy , Fvtx iciv ftiv
tt^toätixd-fi öavKJtiis elvai
(isi'vtj ainm ra v6iu(uc,
ittv dl axodeix^^ xul
6 ff Ti iXaßiv ÖE&VTcog
dtxovofirjaag tovto dixkovv
dxodm. Ol dl ccvTol inCrgoxoi
igovOi xal irpbg ryjv yvvatxav
Xfgl tijg xgoixög. XeiQorovTj-
10 dijeovrai dl ivrbg x ijfisQöv
xKtb Tov 6xQazr)yov ^tov) vofiov, xal
fierä xrp> xfi^orov^av iv-
xbg e fifieQäv &«oqtiov6iv
Tcj di'xag.“ XHQOrovn9-tv-
15 ttav ovv vxb TOV tov vofiov
argartjyov ’IovXi'ov Fe/idkiov
xal jdovytCvov 'AnoXivaffCov
lyivizo xal ixl xaQovoi avzolg
vxb TOV Ma^i/tiavov xazdoza-
20 tfig, xal äxoAov'&oig TOfg yfyo-
v6ai adzov vxofivrjfiazitl-l
riv ToC voiiov arfarrifiv
ftotg ixQi'&rj |tovg ixizQÖxovgJ
i%{zäoai xdvza zbv zov vxo-
XP^ov xöpov xal iv xö6oig iazl
25 TÜ dqieiX6(i£va xal dijXäffai
avzä. |xal (itza . . . J
1 3 Tov dl a*Qaztjyov äiu-
xovOavzog xal äövzog Aoyod'f-
zag otig fiAavro, ^ipovöiXXag
30 ftlv ZiXxifiov ysyvfivaffiapxV'
xöza T^g zäv 'Apaivotizüv
äi
xöXiag, zov ’yiyptxxtavov]!
xazpög (lov JlzoXffialov
6 l. oinovofiijffaff.
Col IV.
bftolmg yeyvfivaffiapxjjxöza,
Utztdfoxsv 6 xuztIp (tov xazä
Orenfell-Hunt: Papyms Cattaoni
65
tO äx6X0V&0V dl WtTJQ^OV
roxixov Tolg Aoyo&fVatg tovg
6 Xöyovg r&v re öqitiXofiiviov
avxä xttpaXtumv xal röxmv
xttl äv l9%t XQoeödajv. 'H Öe
JgovoiXXa lud oC ^m'tfoxoi
öwttdötcg etg &v6vrjtog
10 uvTolg iöxiv ■fj Xoyo9e<fic(
xcQiit/Trj^TOvgJöav rovg
XoytöTug tag iTeXtihr}-
aev 6 xatt'iQ (lov, ifiov di
[«ft]] ö)s £Tt via dvzi xal
16 Scyvo[ov]vTi TU Tov xaxQÖg
X(fäyn[aT]a iJft^Jtff/Sijtij-
fff XQbg ifii ixl tov tov vo-
(lov ffTparijyov, og ixi-
yvovg rd xsxQifit'va
80 ävsxefitl’ev ‘^(Ucg
/«[2] Tovg Xoyo-
9iTag xal ixiXivOiv
^^apj/tipiad^t'at tvbg
iviavxov yemjuaxa
26 fi^XQ^ '*'00 Tijs XoyoQ-s-
oCag &xaQxie(iov. 'Exit)l ovv
^iapyvpitfd’s'vxa xd ye-
vtj/taxa [fj&Sftaxi'ff&t},
xrjg di [(JJj/t^ag /dgov-
30 eCXXag «fpiifftttfif-
vijg Ti)v Xoyo[d‘]e6lav
dftuitos xaxcoxtt-
Sr/<Jav xal xäv i^ijg
ifiOV
h&v «[pdjffodoi,
Iv ®rp«T[tiJ« yfffjonit'oti
86 [vfTo ;t[f .'j [. .]iv3
13 1. iiiol. Xfig ifii in I. 17 is Buperfluoua.
Col. V.
l^Qovai'XXag ( ]i<53
Htjxr/p (t[ot) ]s Tijs
^fovaiXXag [ ] • ixl
Archir f. P»p)rrutfor«cbnng III. 1, 5
Digiiized by Google
C6
I. Aafsätze
’HQaäov to[üg <^^do;t]/t'ot;g
6 xfftTccg 3Tfjt[ ] . rfjv
räv ytvrj[fiaTo>v
xal äxoil[o]v^[ ] . TO
f . . ( vxa^ xavrav 6ov
XU[1?] fVOff . [. . . OttfiSVO}^
10 vT[o]ftt'j;/4[a]Titf;t[. . ä]xd(pr]-
v(fy 0UT9S 6 ^[a^tj/iuavöj
6 Ti)v ^»jffT[oA]^v ygdtfiag xegl
räv ysvijiiäTcov
ßdvwv x^tT[. .]v xf(fl tov xgd-
16 y/iarog xal raOra KtXs-
Qov OT()arij[}'ög] ß, tlxu xal
[. . . .J . . . . [ ] 6 xfdxiatog
fiiit
(Jtxatodd[tJi;g a ... . xepl tS[v
yirij/idrav ixQiviv
20 „.Jvvarai dl xegl tovtov [f]»'-
Tw;i;£ri; Toö vpft[oö
OxQarrjyä pu
^QoveCXXa. ’H (ilv Xoyo9eaia
xaxu xä XQid-t'vxa tv&img
20 dxuQxiO&'^[o]Bxai, xgovotjOsi
öl 'AxoXivdgiog 6 xov rofioD
exgaxtjyög ivxbg ^fisgäv
X xf/v Xoyo&i6i'av ycvd6[&ai,
vxrjgtxrp/ [i]g toöto dxoxd[^ag
30 fva fttj [r]i xX[do\v 3rapfAxijra[(.“
Mtxa xavxa ytvo/idtr>]g rj-
fiäv xaxaaxdesojg dxl £ft>xtov
Ma5tft[o]u ;[[i]Ai«pj;oo toD Jxl
8 The vestiges do not Bait vxapj^ovTtav. — 11 sqq. TUe pnnctuation of this
passage is very obBCure. i’erhapB a quotation begiiia with 6 Maitfuavds: cf.
II 16. — 15 1. cf. II 4.
Col. VI.
xäv xfxgli]fiipwv ^x(t]yi/oiig
xä xtXQi[fit]va dvdyxo6tv
?;<i{äg ] . iv
2 I. ^t'Ctyxaati’.
Digilized by Google
Paul M. Meyer; Papyrne Cattaoui
67
After Col. VI 3 the sarface of the papyrus is mach damaged and
the ink has for the most part completely disappeared. Out of the
30 remaming lines of CoL VI only a few words here and there are
decipherable. tov Äpa j'ftc[ro]g [äjrJaptttf&fV | roff occurs in 11. 7 — 9;
’lovXiavbg | [6] x[p]aTttfTog dtotxijrtjg (cf. I 1) in 11. 11 — 2; Xoyo&teiaig
at the end of 1. 17; xtXsveig at the end of I. 21; and tov dirjyr}\rijv in
11. 22 — 3. Col. Vn consists of 10 lines and no doubt concluded the
docnment. dgtü occurs in L 4.
Oxford. Bernard P. Grenfell.
Arthur S. Hunt.
II. Kommentar.
A. R««to.
I. Anlage and Inhalt.
Das Recto der Aktenrolle enthält auf seinen 6 Kolumnen Ab-
schriften aus den v:to(ivr](iatiOfio( ägyptischer Beamter, und zwar
7 Prozeßprotokolle, die von derselben Hand geschrieben sind (s. S. 56)
und sich auf die Eheverhältnisse der römischen Soldaten beziehen.
Die 7 Protokolle verteilen sich folgendermaßen:
1) col. I, 1 — 4: Protokoll des praef. Aeg. M. Rutilius Lupus
(114—117).»)
2) col, I, 5 — 13: Protokoll desselben vom 5. JaAuar 117.
3) col. I, 14 — UI, 10: Protokoll eines dp3;‘dixa(JT»)g als Delegat
des praef. Aeg. M. Petronius Mamertinus vom 25. Februar 134.
4) coL III, 11 — 22: Protokoll des M. RutUius Lupus vom
24. Oktober 114.
5) col. IV, 1 — 15: Protokoll desselben vom 4. Juni 115.
6) col. IV, 16 — V, 26: Protokoll des praef. Aeg. Valerius Eudaimon*)
vom 26. August 142.
1) Was die Amtsdaaer der praef. Aeg. betrifft, verweise ich auf P. M. Meyer,
Hermes 32, 210 ff.; Heerwesen S. 145 ff. und de Ricci, Proc. Soc. Biblical Ar-
chaeol. 1902, 66 ff.
2) Grenfell-Hunt führen zu P. Oxy. Hl, 484 mit Recht aus, daß das Datum
P. Oxy. II, 287 VIH, 18 (18. Juli 142) sich auf den praef Aeg. Valerius Eudaimon
bezieht. Dieser ist mit unserem Eudaimon identisch (s. auch P. Oxy. 1,40;
Prosop. n p. 41). Er fungierte zwischen C. Avidius HeRodorus (138 bis 141 ;
P. Oxy. 111,484 V. 22 ff.: 28. Januar 138; BOU 113, 9 ist statt zu lesen)
und L. Valerius Proculus (145—147).
6*
Digilized by Google
68
I. Aufsätze
7) col. VI: Protokoll des fdtog Adyog Claudius Julianus') vom
22. November 136.
Die Prozeßprotokolle zeigen die uns bekannte Anlage (s. Wilcken,
Philologus 53, 80 fif.) : Rede und Gegenrede der meist durch ihre An-
wälte (^i)rop£j) vertretenen Parteien, gelegentlich Zwischen&agen des
Richters, zum Schluß Entscheidung desselben. Das Präskript ist in
fast allen abgekOrzt; die rubricn mit der Angabe des Beamten, aus
dessen Amtstagebuch die Abschrift erfolgte, ist nur im 7. Protokoll er-
halten (VI, 1: idibw X6yov ’ltyvXiavov). Nur das 3. Protokoll enthält
ein ziemlich vollständiges Präskript: Delegation, Datum, Ort, Jounial-
seite, Name der Parteien (I, 14 ff.: Wilcken a. a. 0. 107).
Die chronologische Reihenfolge der einzelnen Protokolle ist nicht
gewahrt. Wir haben vielmehr die Abschrift einer Zusammenstellimg
(amtlicher oder nichtamtlicher Natur) nach sachRcheu Gesichtspunkten
vor uns:
1) läßt sich der Klagegrund nicht bestimmen,
2) und 3) handelt es sich um fingierte Dotalklagen von „Soldaten-
firauen“,
4) um die Präjudizialklage eines miles c. R. den status familiae
seines „Soldatenkindes“ betreffend,
5) Antrag einer civis Alexandrina, ihren in dem Soldatentestamente
eines miles c. R. zum Erben eingesetzten Solm von der Erb-
schaftssteuer zu befreien,
6) Präjudizialklage eines miles c. Alexandrinus den status civitatis
seiner Kinder betreffend,
7) <Sx}xo<pttvTäärig xurrjyuQCa (Delatorenprozeß) vor dem täiog Xöyog
gegen eine Soldatenfrau: bona vacautia.
(Von den Widerklagen sehe ich bei dieser Übersicht ab.)
Allen diesen Prozessen liegt die Eherechtsfrage der Soldaten in
der römischen Kaiserzeit zu Grunde. Bevor wir also auf die einzelnen
Protokolle eingehen, müssen wir diese Frage auf Grund des uns jetzt
vorliegenden Materials kurz behandeln und zu entscheiden suchen.
II. Das Eherecht der Soldaten.
Drei Ansichten stehen sich gegenüber; die Anschauung, die Sol-
daten seien während der ganzen Kaiserzeit im Besitz des Eherechts
gewesen, wie sie Wilmanns und Mispoulet vertraten, kann als erledigt
gelten. Mommseu (CIL III p. 2011 sq.) und ich (der römische Kon-
1) Er iät noch 140 IdioslogOB: P. Rainer 107; s. meine Abhandlung in der
Festechrift für Otto llirschfeld (1903: ^loinTiaiq und ’^ldtos X6yos) S. 151. 1C2.
Digilized by Google
Pani M. Meyer; Papyms Cattaoni
69
kubinat S. 100 — 124. 169 ff., Zeitschr. Sayignyst. R. A. 18, 44 ff.)
nahmen gesetzliches Eheverbot (Dio 60, 24) bis ins 4. Jahrhundert
hinein an. Nach Seeck (Untergang der antiken Welt 1*, 588 ff.; s.
auch Kühler, Zeitschr. Savignyst 17, 363 f.) hob Septimius Severus das
Eheverbot für die Landsoldaten auf (Herodian. 3, 8, 4). Neuerdings hat
H. Erman (Zeitschr. Savignyst. 22, 234 ff.) in einer Kritik der Schrift von
Tassistro (U matrimonio dei soldati romani; s. diese Zeitschr. II, 168),
die Ansichten T’s modifizierend, mit guten Gründen wahrscheinlich
gemacht, daß das Eheverbot für römische Soldaten nicht gesetzlich
festgelegt war, vielmehr auf kaiserliche Mandate zurückging, deren
Ausführung bald milder, bald strenger gehandhabt wurde.
In seinen Wirkungen unterscheidet sich das Disziplinarverbot nicht
von dem gesetzlichen Verbot. Es ergibt sich uns also folgendes :
Augnstns und seine Nachfolger schärfen die altrömische Disziplinar-
vorschnfl, die den Soldaten das Zusammenleben mit Frauen verbietet,
durch Mandate aufs neue ein. Das Verbot des Zusammenwohnens
schließt natürlich die Rechtsgültigkeit der Ehe aus. Auf ein solches
Disziplinarverbot weisen die Worte des Hadrian in seinem Mandat an
den praef. Aeg. Q. Rammius Martialis (BQü 140; s. Wilcken Hermes
37, 84 ff.), das am 4. August 119 in Alexandria öffentlich bekannt
gemacht wurde (v. 14 ff.): [xal rjoüro ovx idöxti exh/jgbv [ei]i/at
[roiv^uvu’ov mn&v eT^aTi(o[t]iMfi[g «fxoitjxörav.
"Hdmxa di axitbs XQOBis(ftyai rag d(poQiitig, di &v tb cedaTijgbrepov
tmb Töv xgb ifiov avroxparöpav gra&lv ^il«v9-Qcox6rBQ[o]v igiirjvtva).
Das Disziplinarverbot erstreckt sich auf alle Soldaten, ob cives R.
oder peregrini, auf alle geschlechtlichen Verbindungen. Zuwiderhandeln
hat Nichtigkeit jedes matrimonium, sowohl des m. iustum iuris civilis,
als des m. iuris peregrini — also für Ägypten speziell des m. Alexan-
drinum — zur Folge. Die während der Dienstzeit geborenen Kinder
sind unehelich, stehen den übrigen unehelichen Kindern in bezug auf
die rechtliche Stellung ihrem Vater gegenüber gleich. Die vor der
Dienstzeit abgeschlossene Ehe wird suspendiert, um nach der missio
des Soldaten wieder in Kraft zu treten. Das matrimonium iniustum
zwischen cives R. und peregrinae ohne conubium gilt vom Standpunkt
des römischen Rechts bis zum 3. Jahrhundert überhaupt nicht als Ehe,
hat also auch keine rechtlichen Wirkimgen. Eine entgegen dem Dis-
ziplinarverbot vom Soldaten mit affectio maritalis eingegangene Ver-
bindung involviert aber kein stuprum, gilt vielmehr als concubinatus.
Soldatenfrauen imd Kinder sind also in bezug auf ihre testamentarische
Erbfähigkeit gegenüber dem „Mann“ und Vater nicht beschränkt
(s. meinen Konkubinat 32. 54 ff. 58 f. 105 ff.)
Digiiized by Google
70
I. Aufsätze
III. Der Papjrns Cattaoni nnd das Eherecht der ägyptischen Soldaten.
Unsere Protokolle lassen sich nur unter Voraussetzung eines
Disziplinarverbotes, das gesetzlich nicht festgelegt ist, erklären. Die
allgemeinen militärischen Vorschriften worden unter Berücksichtigung
der speziellen Verhältnisse Ägyptens dahelbst gemildert. Die römischen
Truppen in Ägypten sind in ihren Sitten und Gebräuchen, besonders
was den Verkehr mit dem weiblichen Geschlechte betrifft, die Nach-
folger der ptolemäischen Soldateska (lustin. 12, 4, 2 ff.). Mit der
militärischen Disziplin stehen sie immer auf gespanntem Fuße
(s. Zeitschr. Savignyst. 18, 54 f.; Heerwesen S. 4 und 148). Gerade von
ihnen wird die Disziplinarvorschiift am häufigsten übertreten sein;
gerade hier war am meisten Gelegenheit, ein Auge zuzndrücken nnd
Ausnahmen zu gestatten. Das zeigt uns das Institut der ex castris
(Konkubinat 1 10 ff.), das zeigt die indulgentia des Hadrian (BGU 140).
Im Tarif von Koptos vom 10. Mai 90 (s. diese Zeitschr. U, 437 n. 37)
bilden die ywaCxeg ffTQaruoT&p eine ausdrücklich von den Konkubinen
und meretrices (yvvaixeg elojrieovaai und yvvaCxtg xpog iraipKtfiÖp)
unterschiedene Kategorie. Wenn in irgend einem Teile des römischen
Reiches den Soldaten in eherechtlicher Beziehung Vergünstigungen ge-
währt werden, so ist das in .Ägypten der Fall. Tassistro (1. 1. p. 67)
stellt also die Tatsachen vollkommen auf den Kopf, wenn er die klaren
und deutlichen Eheverbote für Soldaten, wie sie gerade unser Papyrus
zeigt, als eine ägyptische Besonderheit ansieht.
Alle 7 Protokolle unserer Aktenrolle zeigen uns das eheliche Zu-
sammenleben ägyptischer Soldaten mit Frauen während ihrer Dienst-
zeit. Kol. lU, 13 erklärt Longinus iambv Ztria ifftpa[Tfö-
, evvmxrjxdvui di iv rg argceriCa yuv[at]xl kol. IV,
2 finden wir das Wort evveXtjXvd’ivar, kol. VI, 6 heißt es iv rä rijg
ffvvßidnJetog xq6v<o. £vvoixstv ist, wie dies schon Kühler (a a. 0. 1 7,
364) hervorhob, gerade der technische Ausdruck für eheliches Zu-
sammenleben; ich habe dies früher mit Unrecht bestritten. Diese Be-
deutung tritt klar zutage in dem Worte avvoixCowv (P. Gen. 21 V.;
diese Zeitschr. II, 487; P. Paris. 13, 10) = Ovvoixiaiov (P. Oiy. H,
250, 16; P. Amh. II, 71, 8; 266, 11) der ägyptischen Eheverträge.
Es bedeutet, wie Wilcken (in dieser Zeitschr. U, 487, 1) erwiesen hat,
vollgültige ägyptische Ehe, ydfiog iyyQaq>og. Ebenso wird ewßiaotg
in den Ehekontrakten und sonst stets für „eheliches Zusammen-
leben“ gebraucht. Solche Zustände wären bei gesetzlich festgelegtem
Eheverbot nicht möglich; sie lassen sich bei einem in Ägypten milde
gehandhabten Disziplinarverbot erklären. AUe Entscheidimgen unserer
Digilized by Google
Faul M. Mejer: Fapyras Cattaooi
71
Protokolle halten aber den Satz aufrecht: Die von den Soldaten
während ihrer Dienstzeit geschlossenen Verbindungen sind ohne recht-
liche Wirkungen, nichtig; Ehe des Soldaten existiert vor dem Gesetz
nicht. Dies ist der Angelpunkt aller Entscheidungen:
I, 11: i^eauv OTQatKÖTtjv yufitiv, II, 1: äxr/yogevofitvov
0Tp<crf[(6T(US tX/o&ai] yvvttrx<^a^s; IV, 13: ovx iävvccro ... OtpaTfudptvog
v6fiiiu>v vtov Ixtiv (vgL III, 22); V, 4ff. : i^egiofidvov etts iv rd;«
eht iv ths [f]«/ ttXt] 6 yfvvrjd-ds ot> ävvarai. elvai vö^ufiog
wfdg; VI, 23 nennt der Richter die Verbindung itagavoiiog yäfiog',
VI, 7 erklärt die Soldatenfrau selber yd^ov pöfii/iov (irj [y]iyovivai.
Die aus solchem matrimonium illicitura stammenden Kinder haben
aber als extranei unbeschränktes testamentarisches Erbrecht: III, 20 f.:
av (1. aol) ttVTovg . . . «Sftfrt [ftlc xlij(»o]rd,uot)g xaraXsixciv, IV, 15:
xXrjpovöftov avrbv tygatl>cv vo(U[fuog].
Die nachseverischen Verhältnisse liegen außerhalb des Rahmens
dieses Kommentars. Ich erwähne sie nur kurz. Für ihr Verständnis
ist maßgebend Herodian. 3, 8, 4: rotg re arpariciTCdg .... ixhgfilit
yvvai^i .... gvvoixitv^ a«(Q axavra 6m(pQoevvrjg argteTimTtx^g xal tov
xgbg rbv :i6Xe(iov iroi'iwv tf xcil evezaXovg uXXbxQta ivofil^exo.
Evvoixtlv bezeichnet auch hier „eheliches Zusammenleben“; wir haben
die Stelle also so aufzufassen: Die bisher im Interesse der militärischen
Disziplin (der 6xQ«xiayxixii ätäaxv BGU 140) erlassenen, auf der
omfpgoavmj axpaxiaxixij beruhenden Bestimmungen werden aufgehoben,
die Soldaten erhalten jetzt ius conubii während der Dienstzeit, wohnen
mit ihren Frauen außerhalb des Lagers zusaninieu. Ob diese Ehe-
erlaubnis allgemein für alle Soldaten gilt, ob sie sich nur auf die des
Landheeres bezog (so Seeck a. a. 0.) oder ob hier die Prätorianer aus-
geschlossen; ob endlich die Maßregel des Severus Bestand hatte oder
später wieder aufgehoben wurde, das sind Fragen, deren Beantwortung
nicht hierher gehört.
IV. Die einzelnen Prozeßprotokolle.
1. Protokoll: I, 1 — 4.
Der größte Teil fehlt mit der oberen Hälfte der Kolumne. Eine
Ergänzung ist müssig. Der praef Aeg. M. RutUius Lupus bestellt den
axgaxtjybg xfjg xöXtag zum Richter. Der axpaxtjybg x-^g xbXeojg ist
identisch mit dem axgaxr/ybg ’j4Xf^avbgei'ag (s. Wileken, Ostraka I, 624).
Mir sind folgende Belege außer unserem Papyrus bekannt: P. Oxy. I,
lOi'J (a. 133): exgaxtjyrjaag ’yiXi^Kvdgstag vtcjxÖQog tov fuyccXov
Eagdxidog] BGU 729 (a. 144): yevofiivov axgaxrjyov rijg xöXsag;
Digilized by Google
72
I Aufsätze
B6Ü 888, 5 (a. 159): ytvoftdvov vn[oiiv]rifiaToyQttipov
vlä ytvoiitva OrgaTrjy[ä] r^g ardAfug /fp[£f] ägxidixaöT^ cet In allen
diesen Fällen haben wir es mit gewesenen argccrtiyol rijg xoieas zu
tun, BO daß wir über ihre Funktionen nicht unterrichtet werden. So
können wir auch ihr Verhältnis zu den 4 iyxägioi Sgxovris
xöhv (Straho 17 p. 797, 12), dem f’Sijyijrijg, vxo/ivijfiaToygäipos'),
äp];id(xa0T72g, rvxTegivög gTgarrjyög, nicht bestimmen. Jedenfalls ge-
hören sie wie diese den alesandrinischen Honoratiorenfamilien an
(BGU. 729, 1; 888, 5). Der OrgaTr,ybg xijg xöXeag nahm, wie die
Gaustrategen, eine niedrigere Rangstufe ein als der dpxidtxaeTijg (BGU
888, 6). Andererseits wird er aber wohl den 3 anderen Beamten über-
geordnet gewesen sein, ebenso wie der Gaustratege eine KontroUe über
den d^tjyr/T'tjg, vxoiivrjfutToygäipog, ruxroffrparjjj'dg ausflbte, die wir in
römischer Zeit auch in den Metropolen finden. Die Funktionen des
alexandrinischen i^'ijyrjttjg, des ptolemäischen praef. urbi (6 rijg x6-
Atog), sind jetzt beschränkt. Vielleicht steht die Schaffung eines 6rgu-
Ttjybg ’j4Xelavdgfiag hiermit in Verbindung; sie zeigt uns Jedenfalls die
mangelnde Autonomie der Stadt. Selbständige Gerichtsbarkeit besitzt
er sicher ebensowenig wie die Ganstrategen (s. meine Bemerkungen Berl.
Phil. Woch. 1902, 816 ff.); er fangiert auch hier als delegierter Richter.
2. Protokoll; I, 5—13.
Entscheidung des praef Aeg. Lupus (s. S. 67) vom 5. Januar
117. Trajan, der am 8. August 117 starb, wird &ebg Tgaiavög (v. 5)
genannt. Entweder ist also das Protokoll erst nach dem Tode des
Kaisers redigiert oder dtdg vom Schreiber unserer Abschrift hinzu-
gefügt; dem letzteren widersprechen aber die übrigen Protokolle.
Klägerin ist Lucia Macrina, civis R.; vertreten durch ihren An-
walt stellt sie eine actio depositi gegen den Nachlaß des verstorbenen
Bürgersoldaten Antonius Germauus an (v. 7: axcuTiiv xagajucra&rjxtjv
vxagxbi'TOJv .... argauciTov TftfAfutijxo'rog). In wessen Händen
sich der Nachlaß befindet, gegen wen also die Klage angestellt wird,
ist nicht gesagt. Das Wahrscheinlichste ist, daß der Fiskus Erbe des
ohne Testament gestorbenen Soldaten ist.
Die Bedeutung der Entscheidung des Präfekten ist sehr bestritten.
Der Anfang ist klar (v. 9 — 12): „Solche Depositalverträge sind, wie
1) Der TOD Strabo erwähnte alexandrinische vxoiirriiiaToyfäipos ist nicht
iilentiecb mit dem ptolemäischen Kahinetssekretär, wie Strack in dieser Zeitschr.
II, 567 annimmt. AU Nachfolger des letzteren haben wir vielmehr den a com-
mentariis praef. Aeg. (Philo in Flacc. 16; Lucian. apol. 12) zu betrachten, der
wiederum nichts mit dem ^potoioTtoios (s. S. 87) zu tun hat.
Digilized by Google
Paal M. Meyer: Papyrus Cattaoui
73
■wir aus Erfahrung wissen, Dotalverträge ; Soldaten ist aber die Ehe
verboten, daher kann ich auf Grund derartiger Klageanträge keinen
Richter bestellen". Es handelt sich um einen fingierten vermögens-
rechtlichen Vertrag, der in Wahrheit ein ycc/uxov Oviißolaiov ist
(s. VI, 21; zur Sache vgl. Mittels, Reichsrecht 274 ff.; Wessely, Wiener
Sitzungsber. 124, 9 S. 46 ff.; Grenfell-Hunt, P. Oxy. II n. 266 p. 239 ff.).
— Nachdem aber Lupus die actio depositi abgelehnt, fährt er fort
(v. 12 f): £l öi itQoixa axairets XQirrjv d^d(op[i] nenel6&(U
tfiiiiißov iivtti TÖv ydfiov. Mitteis (Hermes 30, 580. 585; Aus den
griechischen Papyrusurkunden 44 a. 38) faßte diese Worte so auf,
daß der Präfekt der Soldatenfrau eine actio roi uxoriae ficticia zu
geben verspreche, eine iiktizische Dotalklage, als wenn die Ehe gültig
wäre. Diese Entscheidung würde allen Gepflogenheiten der ägyptischen
Rechtsprechung in Ehesachen der Soldaten widersprechen (s. S. 70 f).
Trotz faktischer Duldimg von Soldatenverbindungen knüpft ein Richter
niemals rechtliche Wirkungen an eine solche Verbindung. Ausdrück-
lich werden die Ansprüche aus solchen verschleierten Dotalverträgen
im 3. Protokoll (col. HI, 2 — 4) zurückgewiesen. Wo die Ehe nichtig,
kann auch von der Bestellung einer dos nicht die Rede sein (D. 23,
3, 3). Der Soldat ist zwar tot, aber trotzdem wird der Präfekt nicht
Gnade für Recht haben ergehen lassen. Im 7. Protokoll, wo es sich
um einen vollkommen gleichen Fall handelt (VI, 22 f.), erklärt der
Richter: rö dvajo/affdli' ddvnov (v. 19: iv xapaxaTa&ijxtj) ixßdüa} /x
xapavöfiov ydftov ycvö/ievov. Endlich kommt noch in Betracht, daß
eine der Klägerin günstige Entscheidung wahrscheinlich, wie schon
bemerkt, die Interessen des Fiskus schädigen würde.
So ist denn der Auslegung von Gradenwitz (Ein£ i. d. Pap. 10)
m. E. der Vorzug zu geben, wenn auch seine Lesung did'o[6g] nach
Wilekens Nachvergleichung zu verwerfen ist. Grammatisch liegt nach
Wileken auch keine Schwierigkeit vor. Der Präfekt entscheidet da-
nach ungefähr folgendermaßen: „Bei Anstellung einer actio depositi
gewähre ich keinen Richter. Stellst du die actio rei uxoriae an (und)
würde ich darauf einen Richter gewähren, so konnte man daraus
schließen, daß ich die Existenz eines iustum matrimonium annehme.
Das ist nicht der Fall; deshalb weise ich den Klageanspruch zurück,
verweigere Oberhaupt die Bestellung eines Richters.“
3. Protokoll: I, 14— IH, 10.
1. Der Riohter.
Es liegt da.s Protokoll über eine Gerichtsverhandlung vom
25. Februar 134 vor, deren Schauplatz Koptos in Oberägypten ist.
iT
Digiiized by Google
74
L Aufsätze
Das Präskript (I, 14 — 18) beginnt mit den Worten ävuxoitxrj^
MttfitQTHvov. Der Richter fungiert also kraft Delegation durch den
praef Aeg. M. Petronius Mamertinus. Ihm ist der Prozeß als Ganzes
übertragen, sowohl die Untersuchung als die Entscheidung; es ist also
Delegation in vollem Umfange.')
Der Name und Titel des Richters fehlt im Präskript. Auch bei
der Verkündigung des Urteils ist nur sein Titel gensumt (II, 19 f.):
6 ffpfüg] xal Erst bei der neuen Klagegewährung an
den verurteilten Beklagten erscheint beides — das erklärt sich ans
der Anlage der Amtstagebücher — (III, 6 fiF.): OüXsnog ’AoxXrpuAdris
yiv6ficvog Ärapjjog axe(Qi}s devz^Qog '/[<»»]«[ v]ör 6 [iQei>g *«[1]
uQxiSixaarrjg. Delegierter Richter ist also der «pjfidixatftjjg. Auf seine
Stellung und Funktionen ist hier nur in Kürze einzugehen. Die Frage,
die eine der schwierigsten auf dem Gebiete der ägyptischen Ver-
waltungsgeschichte ist, erfordert eine besondere Behandlung, die ich
mir Vorbehalte. Der dpj;idixaffT>Jg (Erzrichter) ist der „Kontrakts-
richter“ (vgl. Wilcken in dieser Zeitschr. I, 124. 176, II, 389; Mitteis
ebendort I, 350; s. S. 99). Schon in ptolemäischer Zeit lautet sein
voller Titel [ägxiSixaetrjg xal jrpög rij ixifuXeza t]öv jjpTjftttfttfröv xal
räv akXaiv [xpttjjpfojv (BGU 1001: 56/55 vor Chr.; Archiv II S. 389).
Sein Verhältnis zu den wenn überhaupt Beziehungen vor-
handen sind, ist noch des näheren zu imtersuchen.*) Strabo (17 p. 797, 12)
nennt ihn unter den 4 inixägtoi ÜQxomig xarä xöXiv zu seiner Zeit an
3. Stelle. Das gilt wohl nur für die Übergangszeit (s. S. 72). Die ims
bekaimten Inhaber des Amtes sind im 1. Jahrhundert NichtrSmer, im
2. Jahrhundert dagegen im Besitz der civitae R. Der dp;((drx«0rr;g
unseres Protokolls, Ulpius Asclepiades, hat miter Trajan das Bürger-
recht erhalten. Angehörige der alexandrinischen Honoratiorenfamilien,
gehen die Erzrichter häuhg aus der Kommunalverwaltung, der sie ur-
sprünglich angehören, hervor (s. S. 72). Unter Hadrian finden wir sie
vor der Bekleidung ihres Amtes häufig als praefecti cohortis (so BGU
1) Über (fraxffixfi»', äeairofixtj vgl. Mommsen, Zeitschr. Saviguyst. 12, 292 f.
Analoge Fälle, wie der unsrigc, wo das Präskript auch den Vermerk dvowogjriJj
praefecti Aeg. trägt, sind CPR I n. 18, 2, BGU 19 (hier holt der Delegat Instruktion
vom Präfekten ein). — Bei partieller Delegation bedeutet drajrf'gxtiv sowohl die
Überweisung an den Delegaten als die Zurücksendung an den Mandanten: s. z. B.
BQÜ 613, 4; P. Lond. II n. 196, 11 — BGU 15 I, 17; 168, 26. — 'Avaxfgjrm in
der Bedeutung ,,zurücksendcn (ohne Erledigung)“ von seiten des nicht kom-
j>etentcn Richters an den komjieteuten s. P. Teb. 7, 7 (114 v. Chr.).
2) [Vgl. den obigen Aufsatz von Gradenwitz über die Chrematisten ; S. 22 f.
Die Red.]
Digilized by Google
Paul M. Meyer; Papyrus Cattaoui 75
73. 136. 231). Anch unser dpj[idixaatTjg war TOrlier praefectus co-
hortis n. Hispanorum.')
Für ganz Ägypten, Alexandria und die ztupa, fungiert nur
1 dgiidixuOTijg*), der Jaliresbeamter ist; sein Amtssitz ist Alexandria.
Hier übt er in den meisten uns bekannten Fällen seine Tätigkeit aus;
doch kann es uns bei seiuQm auf ganz Ägypten erstreckten Amtskreis
nicht verwundern, daß wir ihm auch gelegentlich in der begegnen.
So BGÜ 136 in Memphis, in unserer Urkunde in Koptos. Hier fun-
giert er als Delegierter des praef. Aeg., der wohl nicht nur für den
einen Fall bestellt ist; Konventsgerichtsbarkeit scheint er aber nicht
ansgeübt zu haben. Warum er gerade in unserem Fall bestellt ist,
zeigt der Klagegrund (I, 19): 6<peilo(tivtov vxb r’ffi[^|AA[oJu Tivß6id[t]
S(fax(ids ixraxoaiag (sic) xatd (sic) toütov
äxoAovO’o; rjj dia-yQa[(p\fi.
2. Oer Blagegrund.
Die Klägerin gründet ihre Klage auf eine diaygarpTl, laut welcher
der Beklagte ihr 700 Drachmen schulde. ^layQutpiq = dtayguipi]
TpiarfJijs ist nach den scharfsinnigen Untersuchimgen von Mitteis
(Trapezitika [Sonderabdruck aus der Zeitschr. d. Savignyst. 19] 20 ff.)
und Graden witz (Einf. i. d. Pap. 139 ff.; in dieser Zeitschr. U, 96 ff.)
eine Bankurkunde über Zahlungen durch und an die Bank, vor allem
über Zahlungen ersterer Art. Auf Grund eines solchen die Zahlung
von 700 Drachmen durch eine Bank beurkundenden Darlehnsschuld-
scheines, der beim hinterlegt, erhebt Klägerin die Klage
(actio certae pecuniae creditae). Im Laufe der Verhandlung gibt sie zu,
daß es sich nicht um eine, sondern um 2 diayga(pai handelt (II, 14 ff.).
8. Die Parteien.
Klägerin ist X9’ivß6tg (-= Tivßöig I, 19), ihr Vater ’Ogeotoovtpi.
Beklagter ist Cassius Gemellus [xnavg Bovxovtlav = eques alae
1) Durch uuseren Papyrus ist jeder Zweifel darüber gehoben, daB in
.Ägypten eine cohors II. Hispanomm unter Hadrian stationiert war. Auf einer
Inschrift der Memnonssänle (CIL III, 60) wird ein praef. coh. II. Hisp.
eq(uitatae) erw&hnt. Cichorius (bei Panly-Wissowa IV, 298. 301) hat aber mit
gutem Grund diese Inschrift der coh. I. Hispanomm equitata zugewiesen, die
unter Domitian in Talmis in Nubien lag, und sie ins Jahr 83 gesetzt. Wir haben
in unserer Urkunde also wohl das einzige Zeugnis für eine ägyptische coh.
U. Hispanomm; die Zahl der so benannten Kohorten wird also um eine neue
vermehrt.
2) BGU 888, 1 ist entsprechend BGU 578, 7. 614, 7 (s. Add.) zu verbinden:
['H]faitXiUov gep(d[o]f kfgiv[o]iTov «[rjpcrrqyär.
Digilized by Google
76
I. Aufsätze
Vocontiorum (s. Cichorius bei Pauly-Wissowa I, 1269 f.). Beide
Parteien sind durch Anwälte 6 övvrjyoQäv: II, 12) vertreten;
Apollinaris vertritt X&ivß6ig, Alezandros und üerakleides den GemeUus.
Die Klägerin ist peregrina; der Beklagte hat zwar römische
Nomenklatur, doch beweist das nichts fttr seine civitas R. (s. meine
Bemerkimgen Zeitschr. Savignyst. 18, 59 f.) Gegen diese spricht, daß
eine V^erbindung zwischen einem civis R. und einer peregrina ohne
conubium bis ins 3. Jahrhundert keine Ehe war, sondern als concubi-
natus, contubemium galt (s. S. 70 f.), in unserer Urkunde aber von Ehe
die Rede ist, die nur im Hinblick auf den Soldatenstand des GemeUus
nichtig ist (I, 23ffi).
4. Gang der Verhandlang.
Klagevortrag (I, 18—21): GemeUus schuldet mir 700 Drach-
men laut äiuyQa(p^ (rpaxe^rjg).
Klage beantwortung: Es handelt sich nicht um ein Darlehn, sondern
um die Mitgift (Äpof^), die GemeUus bei Abschluß seiner Ehe von
X9-ivß6ig erhalten hat (s. S. 72) und die diese jetzt (nach Auflösung der
Verbindung) zurückverlangt, als ob sie überhaupt verheiratet gewesen
wäre. Das ist aber nicht der Fall; denn den Soldaten ist die Ehe
verboten. So hat sie auch keinen Anspruch auf die 700 Drachmen
(I, 22-11, 2). ^
Die nächsten Zeilen bis U, 11 sind leider infolge des Verlustes
eines alexandrinischen Fragments auch jetzt noch sehr unklar. Fol-
gendes läßt sich vielleicht dem lückenhaften Text entnehmen:
’OpfffToovgu (I, 18) wird als yxiTQo]nevi}ag (II, 2) des Cassius GemeUus
bezeichnet. Wir können wohl nicht an einen ^aCrgoxog ätp^kixog
tutor impuberis, einen Altersvormimd, denken (wie z. B. BGÜ 86,
18 f.; 98, 8; 388 UI, 12 u. sonst). WahrscheinUcher scheint mir die
Annahme eines curator absentis (D. 42, 5, 22, 1). GemeUus ist Soldat;
wir kennen auch sonst Fälle, wo während der Abwesenheit des Sol-
daten dessen Vermögen von einem solchen curator verwaltet wurde.
So finden wir in einer xar’ olxiav uTtoyQaipil des Jahres 175 (BGU 447,
18 ff.) vom Hausvorstand aufgeführt Irjrö d6eXg>ä afvtjöv tpQovri^o-
vx’ ifiov . . . etQ(aTiätij) imd lami ci'XTjg MavQsiravijg
fv itfpjm T<fx(a) qppovTi^ofi(evm) vz' dfiov. Wir müßten danach auch
hier qpportitftjj,’ erwarten; doch hat schon Mitteis (Reichsrecht 155.
217) darauf hingewiesen, daß alle Orientalen, so auch die Ägypter,
die ünterscheidimg zwischen cura und tutela nicht so genau nehmen.
Nach Beendigung der cura (die vielleicht mit der Auflösung der
Ehe zusammenfäUt) stattet ’OpeffToov^i dem GemeUus Rechenschaft ab:
Digiiized by Google
Paul M. Meyer; Papyrus Cattaoui
77
loyo&tttiv (n, 3) bedeutet rationem reposcere, Xoyo^trrn ist der zur
Recknongsprüfung bestellte (Verso 111, 28; IV, 4 usw.: s. S. 100);
jrpög uvt6v kann also nur heißen „nachdem er zur
Rechnungslegung an ihn anfgefordert“. Bei Gelegenheit dieses Rechen-
schaftsberichtes macht nun 'OQtOxoovtpi dem Qemellus Mitteilungen, die
sich auf das Verhalten der X^ivßikg beziehen. Diese Mitteilungen sind
nun leider nur Ifickenhaft erhalten; t. 5/6 findet sich xepl xpoixög,
r. 6 xi\a\ztv&tt6a. Dann heißt es v. 8 ff.: xa[l T[jjg
ivxaXoviittrtjv [. . .] ftA[ijqp]6Wi tijv tot) X6yov rä^iv. X&ivßöig wird
also der vtpaiQeaig, der Unterschlagung, wohl von ihrem eigenen Vater,
beschuldigt.*) Es hat den Anschein, als ob sie ihr von GemeUus
— ich wage nicht anzunehmen, daß II, 7 fieraXXov, das deutlich zu
lesen ist, verschrieben ist statt ysucXXov — anvertraute Objekte bei-
seite geschafft habe. In welcher Beziehung diese Objekte zu der nrpoi'l
(II, C) stehen, weiß ich nicht. 7/ roö Xöyov xä^ig (v. 10) bedeutet
„Rechnungsaufstellnng'' (vgl. X6yovg rätsaeo&ai BGU 136, 12; s. auch
unser Verso IV, 2 ff.: (uxddtoxev . . . xotg Xoyo^dxaig xovg Xöyovg tüv
xe dqitiXoittvcav ccvxä xfipaXadmv), vielleicht auch ,4nventarverzeichnis“
der anvertrauten Objekte (wie BGU 136, 12 f.: ypaqpiji/ |rü»' xuxcc]-
XcKpd'tvxav, CPR I n. 18, 33 ff.) Als Verbum wird ein der ixpaCgiOig
entsprechendes verlangt, etwa [vx]iiXtj<ptvai =• subtraxisse, surripuisse;
also: „der v<puC(fsOig beschuldigt, schafft sie die Rechnungsaufstellung,
das Inventarverzeichnis, beiseite.“
Dem Klageantrag der X9ivß6ig tritt also GemeUus seinerseits mit
einem Klageanspruch entgegen; die Berechtigung des ersteren bestreitet
er, beschuldigt andererseits die Klägerin der vgiai^fOig. Sein petitum
geht dahin (v. 10): ifia&at ou[i'] ci vqisiXaxo dxavayxaa’&fjpai
(»Jodovra«. Nicht er, sondern X^ipßoig habe ihrerseits ihm, was sie
ihm unterschlagen, herauszugeben; er steUt die rei vindicatio an.
Replik (11, 12 — 18): X9tvß6ig hat dem GemeUus nichts unter-
schlagen (II, 13: fiTjdlv itiv v<prjQije&ai xov rifisXXov^ — mit
dieser einfachen Ableugnung begnügt sich der Anwalt; iler Xöyog xt/g
vq>atpia6a>g steht eben nicht zur Verhandlung (vgl. P. Oxy. II 237
VII, 16) — ; was die 700 Drachmen betrifft, so schuldet ihr GemeUus
dieselben nicht als „Ehemann“’) kraft Dotal Vertrages, sondern laut
zweier Banknrkunden über Darlehen. Die erste lautet auf 260, die
zweite auf 440 Drachmen.
1) //xalov/idt^p ist passivisch gebraucht; iyxaXiit’ ncfl tivos s. Schol.
Aristoph. Vesp. 756 u. sonst.
2) n, 17 ist wolil statt meines Vorschlages oiji tii[; ^rpoixu] 4^^' ‘ss' ösö-
Ufiop besser mit WUcken zu ergänzen oyj ü[$ ärde"! 4^^.'
Digilized by Google
78
I. AufB&Ue
Sententia des (II, 20— III, 4): Nachdem die beiden
Bankurkimden verlesen (II, 18 f.), entscheidet der dpjtdtxccnrifg: Den
Soldaten ist verboten Frauen zu nehmen. (Daher können sie auch
keine Dotal vertrage schließen: das wird ungefähr in der LUcke v. 21 f.
gestanden haben.) Die 2. SiayQatpi/^ enthält nun aber nichts, was auf
einen solchen Dotal vertrag schließen läßt; die 400 Drachmen sind
also von Gemellus der Klägerin zurQckzuerstatten.') Was jedoch die
1. öiaygatpr^ betrifft ‘), so kann X9ivß6i$ mit den 260 Drachmen nicht
obsiegen, da ihre Hingabe auf einem Dutalvertrag beruht (III, 3 f.:
[;rJ(>oo(X()g dtxaict xovt&v i%ove<bv).
Neues petitum des Verurteilten (UI, 4 — 6): Duch das Urteil ist
meine Klage gegen X9ivß6ig wegen Unterschlagung nicht konsumiert.
Ich beantrage salvam mihi manere haue actionem. Das entspricht den
Grundsätzen des Prozesses; die res iudicata bezieht sich nur auf das,
was wirklich iiu Urteil ausgesprochen ist; eine vom Beklt^^n im Laufe
der Verhandlung geltend gemachte Gegenforderung, die das Urteil nicht
berücksichtigt, wird nicht konsumiert (D. 16, 2, 7, 1: si rationem
compensationis iudex non habuerit, salva manet petitio: nec enim rei
iudicatae exceptio obici potest; vgl auch D. 3, 5, 7, 2; 27, 4, 1, 4;
13, 6, 18, 4).
Dementsprechend erfolgt auch der Bescheid des a^x^dixuanjs
(lU, 0 — 10): „Hast Du einleuchtende Beweise vorzubringen (ivu^yetg*)
«3Tod[ft|Sftg), so will ich Dir sogleich Gehör geben.“
Damit schließt die uns vorliegende Abschrift des Protokolls.
4. Protokoll: UI, 11 — 22.
Entscheidung des praef. Aeg. M. Rutilius Lupus vom 24. Okto-
ber 114.
Longiuus . . . Veteran (v. 12: taxQc^tBvö^ai) der cohors 1.
Thebaeorum (equitata)^), der schon vor seiner missio im Besitz der
1) U, 26 ergänzen GrenfeU-Hunt i[notpalvio r^fieUovj, mir würde besser
gefallen etwa d[xölot>9o>' r*.] oder i[vdiyxri F.J.
2) (ircnfell-Hant vermerken den Schreibfehler III, ätvrigav statt Tifwrtir.
Sie schlagen III, 1/2 ergänzend vor: 90« di [dxai] roß«» , was ja paläo-
graphisch ausgezeichnet paßt; nur will mir der Plural nicht gefallen; verlangt
wird ein Wort wie 6<piiltTca.
3) Vgl. BGU 428, 4: iv]aQyäv irKX[rj\luirav.
4) Die cohors I. Thebaeorum eriuitata, der auch der Soldat des 6. Protokolls
angehört (IV, 11), hat im Jahre 98 ihr Standquartier in Sj ene (CIL III, 14147 •); auch
in Talmis in Nubien fiuden sich Inschriften von Angehörigen derselben; s. Cicborius
bei Pauly-Wissowa IV, 334 f. 111, 13/14 inb A.covi){90vj bezieht sich wohl auf den
decurio der tunna, luiter dem Lunginus gedient.
Digilized by Google
Paul M. Meyer: Papyrus Cattaoui
79
civitas R. war*), erklärt während seiner Dienstzeit in ehelicher Ver-
bindung mit einer civis R. gelebt zu haben (v. 14: evvaxtjxivai).*)
Die aus dieser Verbindung entsprossenen beiden Söhne’) beantragt er
(als eheliche) zu bestätigen (v. 17 : c|ior i:ttx(fi&ijvai.).^)
Longinus Terlangt rechtliche Anerkennung seiner Söhne als legi-
timi. Zur Entscheidung dieses Antrages ist aber notwendig die Fest-
steUnng der Tatsache, ob die Voraussetzungen für die Legitimität vor-
handen sind. Das petitnm läuft also auf ein praeiudicium hinaus.
Praeiudicia sind Klagen, „welche lediglich den Zweck haben, eine
rechtlich erhebliche Tatsache zu emiittelu und zu künftigem Gebrauche
festzustellen“ (Keller -Wach, Römischer Zivilprozeß 189). In unserem
Fall handelt es sich um die Frage: stammen die Kinder aus einem
iustum matrimonium, ist Longinus ihr pater legitimus.
Es liegt nun aber die Verbindung eines miles civis R. und einer
civis Romana vor; diese hat infolge des Disziplinarverbotes nicht
den Charakter eines matrimonium iustum, wird vielmehr nur als
(legitimer) Konkubinat betrachtet, nach der Dienstzeit aber in voll-
gültige Ehe, jedoch ohne rückwirkende Kraft, verwandelt (Konkubinat
108 ff.) Die dem Antrag zu Grunde liegende rechtliche Tatsache ist
also nicht vorhanden. Dementsprochend lehnt auch Lupus nach Be-
ratung mit seinen adsessores’) den Antrag ab (v. 21 f.): i/dpipov di
xatfQcc avt&v xoielv ov äyvoiia[t] (sic).
1) Darauf weist die ausdrückliche Bezeichnung 'Pufuic[fJov (v. 12) 6vra
hin; vgl. BGU 747 I, 7 ff.: roiV Ip rol« dtjuoaiatg jgfiait tolö rjopoii ovai 'i’oifia/oi;
xui l4Xr[£«]>’dp{S<Fi *«[1] xdX[a\i ffreariiürai;. Die Veteranen, die erst bei ihrer
nÜBsio die civitas erhalten, werden also nicht unter den cives K. einbegriffen.
2) Über uvvoixdv 8. S. 70.
3) Der eine derselben Lon^nus Apollinaris ist Tielleicht, wie Grenfell-Hunt
bemerken^ identisch mit dem Verso HI, 17 genannten.
4) über ini-nglvtiv in seiner allgemeinen Bedeutung « rechtliche
Bestätigung einer schon vorhandenen Tatsache , probare, confirmarc s. Fiebiger,
Leipziger Studien 15^ 422; Paul M. Meyer, Zeitschr. Savignyst. 18, 60; Heerwesen
126, 475; Orenfell-Hunt, P. Oxy. II p. 217 tf. ; Wessely, Wiener Sitzungsber. 142, 9.
6) V. 18: IfxX^cag {isra xäv pofu%&v eljt£v. Vgl. CPK I n. 18, 23 f: avv-
taXi^cig s. auch col. IV, 12 unseres Recto:
fiträ T&v (piX<ov. über die Bedeutung von vo^ixog » adses.sor, rechtskundiger
Beisitzer (consiliarius), s. Mommaen, ROm. Staatsr. 11^, 245 ; Hitzig, Die Assessoren
der römischen Magistrate und Richter (München 1893). Vgl. außerdem CPR I,
18, 6; BGU 388 passim; P. Oxy. II, 237 paasim; P. Paria. 69 III, 8; 8. auch
BGU 288, 14 If. Diese Zeitschr. II, 440 n. 49 ist nicht [aviinceg6vx<ov] zu ergänzen,
sondern etwa [iyxaXovPXiov] Uoxafuovog xal cvv u^t&v [dia ....
YifuiifUKXtl xo>po/9<rfi{ftaTfia$|. ~ Ol vo^tnoi und oi tpilot sind identisch (coniites »
cohors amicorum). Col. IV, 19 heißt es ßovXtvadfievog avv xolg «a9o[v]fft: er berät
y
Digilized by Google
80
I. AnfsiUzC
Der Präfekt beschränkt sich aber nicht auf diesen negativen Be-
scheid; er fixiert auch positiv das zwischen Vater und Sohn bestehende
Rechtsverhältnis, ebenso wie im 5. Protokoll. Wie col. IV, 13 ff., wo
sich gegonüberstehen ovx dävruTO .... ffTpuTfvöfitvog vöftiitov vCov
ilHV und xXrjQovö/iov di avrbv (vgl. IV, 9:
xXtjpovöfiov yäp avibv räv löiav uxoXtXoixivai), so wird auch hier
ein gleicher Gegensatz verlangt. Ich schlage daher zur Ei^nzung von
V. 20 f. vor zu lesen: [jilv xXrjQov6]{iovg xcexaXtlxHv, vbiufutv
di cet. „Wenn Du auch nicht pater legitimus bist, so kannst Du sie
doch als pater naturalis testamentarisch zu Erben einsetzen, wie
jeden extraneus, der im Besitz der civitas R. ist. Denn da die Mutter
civis R. ist, so sind auch die Kinder cives R. (im Gegensatz zum
griechisch-alexandrinischen Recht: s. col. V, 6 ff.; S. 85)“. Das ist der
Sinn der Entscheidung des Lupus. Dementsprechend möchte ich Vor-
schlägen, den ganzen Pa.ssus der sententia des Präfekten folgendermaßen
zu ergänzen und zu lesen (v. 19 ff.):
[«o]XlTui g[ xatdig <^slaivy £)g ix 'Paftalag
[yeycvtj(ii]voi, ab (1. aol) abrovg xal (vielleicht statt il)
d[^]lfi[g] s^effTi
[filv xlijpordJ/iovg xaraXtixstv, vöfuftov
di x^ziga ttvrüv xoieCv ov (sic).
5. Protokoll: IV, 1 — 15.
Entscheidung des praef. Aeg. M. Rutilius Lupus vom 4. Juni 115.
’löldmgog, ein civis Alexandrinus {aozä v. 4), der mit Apd>rtg,
einer civis Alexandrina (affzrjv v. 3) zusammenlebt (ffvpeXtjXt^ivai v. 3),
tritt als Soldat in die cohors I. Thebaeorum (equitata) (s. S. 78 A. 4)
ein, erhält den Namen Julius Martialis (od. Martianus). Während der
Dienstzeit wird der AptSrig von ihm ein Sohn, &föd(opog, geboren.')
’laidagog stirbt als Soldat; in seinem Testament setzt er Sfödtogog
zum Universalerben ein (v. 8f.).
Petitum der Xgäzig (v. G — 10): Sie beantragt die Erbschafts-
steuer des 0c(idopog, wenn es bisher verabsäumt sein sollte, (von der
Liste der Erbschaftssteuerzahler) abzusetzen (v. 7 : dxapxrjv av[r]oü dxo-
TiffjJvKi). Ihre Argumentation ist folgendermaßen: ’laidaQog hat ©fd-
dagog in seinem Testament als Universalerben eingesetzt; folglich ist
mit den Anwesenden; das s)>richt dafür, daS die Verhandlung nicht in Alexandria,
sondern auf dem conventns stattfindet.
I) Dafür, daß das wülirend der Dienstzeit geborene Kind schon vor dem
Diensteintritt des Vaters konzipiert ist, liegt kein Anhaltspunkt vor.
Digilized by Google
Paul M. Meyer: Papyrus Cattaoui
81
dieser der Sohn (und zwar der legitimus filius: s, v. 14) desselben.
Er ist also als solcher von der Zahlung der Erbschaftssteuer befreit.
Urteilsspruch des Lupus (v. 12 — lo): Nach Verlesung des Testa-
mentes und Beratung mit den Beisitzern (s. S. 79 An. 5) entscheidet
der Präfekt: SsöömQog ist rechtmäßig als Erbe von 'loidcoQog
(Martialis) eingesetzt. Daraus folgt aber durchaus nicht, daß dieser
sein legitimer Vater ist; als Soldat konnte er gar keinen legitimen
Sohn haben. (Folglich ist &e6ä<oQog auch nicht von der Erbschafts-
steuer befreit.)
Die Beohtsfrage.
Gnuidlage des Falles ist das Soldatentestamont des Julius Mar-
tialis (’/tftdtopog). ’/ffi'dfljpog war vor seinem Diensteintritt civis Ale-
xandrinus; nach seiner Ausmusterung in die Kohorte*) erhält er den
Namen Julius Martialis. Wird er damit zugleich civis R.? Ich habe
diese Frage früher in verneinendem Sinne beantwortet, neige jetzt aber
dazu, sie zu bejahen. Daß zwar die römische Nomenklatur nicht be-
weisend für die Civität ist, zeigt das 3. (s. S. 76) und besonders das
6. Protokoll unseres Recto (V, G ff.: S. 83). Gegen die römische
Bürgerqualität des Martialis kann aber nicht ins Feld geführt werden,
daß XQäiis von ’/ffidwpoj als äörög spricht; denn hier (v. 3 f) ist von
den Rechtsverhältnissen vor der Dienstzeit die Rede. Für die Civität
spricht die Tatsache, daß im 4. Protokoll, das ans demselben Kaiser-
jahr wie das unserige stammt, uns ein Soldat derselben Kohorte be-
gegnet, der schon vor seinem Diensteintritt civis R. war (s. S. 78 f.).
Dagegen, «laß ’löCöagog als Soldat civis Alexandrinus bleibt, .spricht
auch die Entscheidung des 6. Protokolls (V, G ff.), wonach der un-
eheliche Sohn eines Alexandriners nicht einmal die civitas Alexandrina
erhält (s. S. 85). Vor allem aber kommt für mich in Betracht, daß
XgäTig, wenn auch ohne Berechtigung, für ©fddtopog Befreiung von
der Erbschaftssteuer in Anspruch nimmt. Das kann sie aber nur unter
der Voraussetzung, daß Julius Martialis als civis R. testierte und ge-
storben ist. Denn nach römischem Recht besitzen ol Jiävv xgoar/xovreg
Töv Tfiivrmvrbii' in bezug auf die vicesima hereditatum ^TdAna
(Dio 78, 9, 5 ed. Boissevaiu; vgl. auch Plin. pauegyricus c. 37 ff.) Nach
alexandrinischem Recht dagegen sind auch die filii legitimi in bezug
1) Interesgant istf daß ^on ^ cohora (s. Wileken in dieser
Zeitsebr. U, 168 f.) epricht, während das ottizielle anttgu v. 11 gebraucht wird
(vgl. auch col. V, 6 9 mit V, 16); Vulgärsprache über-
gegangen; 8. P. Lond. I n. 178; BGÜ 423; Wileken, Üstraka II n. 1014. 1476.
Archir f. Pftpyratforichaog. UI. ]. 6
Digilized by Google
82
I. Aufsätze
auf die väterliche Erbschaft der unterworfen. Das zeigt P.
Taur. I col. 7, 8 flf.: Danach haben unter Euergetes II. xard Tovg
xoXirixovj v6[iovg xul tu tl>tjtp{<!fiaTU^) die Söhne auch bei väterlicher
Erbschaft eine äarapj;jj zu leisten. Den xoliuxol vöfiot steht 6 rfjg
X<i>Qag vöfiog (s. auch P. Teb. 5, 217. 220) gegenüber: ;r<iA(s ist
Alexandria im Gegensatz zur x^Q^/ Agjrpten. Ol jtohzixol voaoi
repiiisentieren also das alexandrinisch-griechische Recht (daher das
städtische) gegenüber dem ägyptischen. Es ist in römischer Zeit das
spezielle Recht der cives Alexandrini im Gegensatz zum AiyvxxCav
vdpog (s. z. B. P. Oxy. II n. 237 VII, 33) = inixcoQiog vojiog (P. Oxy, II
n. 237 VIII, 34); zu diesen beiden Kategorien tritt als 3. das römische
Recht, charakteristischerweise bezeichnet als tu tCjv 'Pufuuav eOvj.
Nach alexandrinischem Recht gibt es also Oberhaupt keine Befreiung
von der Erbschaftssteuer: wie in ptolemäischer, so sicher auch in
römischer Zeit. Beantragt also Xgatig jetzt Befreiung ihres Sohnes
als Erben des Martialis von der Erbschaftssteuer, so muß sie das
römische Recht im Auge haben (das zwar auf ihren Fall gar keine
Anwendung findet),
ist also geboren als unehelicher Sohn eines miles
civis R. und einer civis Alexandrina: er ist peregrinus. Trotzdem
erklärt der praef Aeg. die testamentarische Erbeinsetzung desselben
für vollkommen rechtmäßig. Sie entspricht den Bestimmungen der
römischen Kaiser hinsichtlich der libera testamentifactio der Soldaten.
Diese ist erschöpfend geregelt durch Mandate des Nerva und Trajan
(D. 29, 1, 1). Die Testierfreiheit bezieht sich nicht nur auf die Form,
sondern auch auf den Inhalt des Testamentes. Bei Gaius (U, 110 etl,
Seckel-Küblor) im Abschnitt de testamcntis militum heißt es: praeterea
permissum est Lis et peregrinos et Latinos instituere heredes vel iis
legare, cum aRoquiu peregrini quidem ratione civili prohibeantur*)
capere hereditatem legataque .... Ganz allgemein heißt es in einer
Verordnung des CaracaUa (C. Just. 6, 21, 5: a. 224): inter cetera quae
railitibuB concessa sunt liberum arbitrium, quibus velint relinquendi
supremis suis concessum est ...
Aus der Einsetzung des als xitjpovöftog des miles Julius
Martialis geht also an und für sich durchaus nicht hervor, daß jener
1) über die Hedcutung von s- Wilckcn, Ostr. I, 345 f. ; P. M. Meyer,
ZeiUchr. Savignyat. 18, 68 f. Der Ausdruck dnoez'i Munde einer Alexandrineriu
ist allgemein zu fassen, kann sieb auch auf die vicesima hereditatum beziehen.
2) Vgl. I*. Amb. II, 43, 12 (173 vor Chr.); P. Paris. 62 I, 6.
3) Über die Testierbeschräukung der patres cives H. gegenüber ihren liberi
peregrini bis auf Pius s. Pausan. 8, 43, 6.
Digilized by Google
Paul M. Meyer: Papyrus Cattaoui
83
desselben ist, sei es legitimer, sei es illegitimer. Martialis kann
in seinem Soldatentestament einsetzen, wen er wiU. 6fdda}(>os' ist pere-
grinus, filins natnralis und extranens des Martialis: daher kann von
Befreiung von der Erbschaftssteuer nicht die Rede sein.
6. Protokoll: IV, 16 — V, 26.
Enderkenntnis des praef. Aeg. Valerius Eudaimon (s. S. 67 A. 2)
vom 26. August 142.
Nur dieses liegt vor, läßt uns aber die Vorgeschichte und den
Verlauf des Prozesses im großen und ganzen klar erkennen, üctavius
Valens, der noch jetzt aktiver milos cohortis') ist, ein civis Alexandrinus
(V, 6 ff.), hat während seiner Dienstzeit aus der Verbindung mit Cassia
Secunda 3 Knaben (V, 12 ff.) erhalten. Nur auf den ältesten derselben
bezieht sich sein petitum (V, 2. 8), das wohl darauf hinausläuft
ßüxör cleax^^vai ilg ri)v tioXirciav rrjv ’j^if^avdQeiov (vgl. V, 10 f ).
Auf die Eingabe des Valens und den ihm darauf zngegangenen Margiual-
bescheid (vjtoyQatpij, subscriptio ) des praef Aeg. wird V, 19 ff. von
ihm Bezug genommen. Es läßt sich vielleicht aus dem Wortlaut ent-
nehmen, daß die Verhandlung nicht in Alexandria, sondern auf dem
Konvent in der %mQa stattiindet (s. S. 84 An. 3). Seine ablehnende Ent-
scheidung (V, 4 — 11) dehnt der Präfekt zugleich auf die beiden jüngeren
Knatjen aus (V^, 11—26). Die Verhandlung erstreckt sich über 2 auf-
einanderfolgende Tage.
1. Verhandlungstag: Anwesend ist nur der Petent Octavius Valens.*)
Die Verhandlimg, in deren Verlauf Valens u. a. erklärt, daß er noch
2 andere Söhne habe (V, 11 ff.), wird, nachdem eine Entscheidung des
praef Aeg. C. Avidius Heliodorus, des Vorgängers des Eudaimon, aus
den Protokollen verlesen und der Vertagungsgrund bekannt gegeben,
um einen Tag verschoben®): Die Kon-struktion IV, 20— V, 2 (s. Anm. 2)
1) Sein jflngiiter Sohn ist jetzt geboren (V, 14) und zwar aieortDOfifcu . . .
ir (V, lf> tf.).
2) Nur so kann ich die Worte IV, 21 — V, 2 erklären: x«l rijs ahias
dl’ rjr ihtt(/{9er[o] d^[l|r,i yivojUviif läflv wfpl d»i)yoefc[fi^cJa>»' ngdyfiaTog ivrv-
Xovffat' jrjv firjx^Qav rijv roß tovrov » und nachdem der Grund der Ver-
tagung bekannt gegeben war, nämlich, „die Mutter des Knaben zu sehen und
über die in Betracht kommende Zuwiderhandlung gegen die militärische Disziplin
zu vernehmen.“ Sie war also am 1. Tage nicht anwesend, soll erst vorgeladen
worden. Der Schreiber fügt dem nfgl d:T7jyoefu[/*^i'lwy (vgl. P. Fay. 106, 8) ge-
dankenlos noch itfayiiaTog hinzu.
3) IV, 18: »pi juüi ; vgl. P. Oxy. I, 86, 16: [outo]s dl iilav
i* iii&s P. Fay. 133, 5: [üJirtp^oO Sl ijiug&v d[vo] xai rgi&v,
BGÜ 19 I, 5: vntgefyiiirfp rö vvr jigUyiia .. aygi ov ygdifia; P. Oxy. II, 237
Vn, 33: Tt]v dixr)» igflx; P. Oxy. I, 41, 18 u. sonst
Digilized by Google
84
I. Aufsätze
schwebt in der Luft. Wahrscheinlich ist das Hauptverbum vom
Schreiber im Hinblick auf dt’ i)v vntQt&iro ausgelassen. Zu vergleichen
ist BGU 613, 27 ff.; ... xal diulaßai’ v^teQe'&rjxev t[ö] »päypa
fx Toö äi’ayv(pe&iv[To]g vxofivtjftarog Moviauov. ixtl öl etjficpot' cet.
2. Verhandlimgstag: Es erscheinen Octavius Valens mid Cassia
Secunda (IV, 16 f.), derentwegen die Verhandlung am vorhergehenden
Tage ausgesetzt war. Mit ihrer Vemehmimg xspl d]ttjyopev[fiiv]ay
sipcly/iaTog (s. S. 83 A. 2) beschäftigt sich der Präfekt (V, 3: xal
atjficpov ivTvxejp roig lg rovro *) xpäyfuxaiv). Dann
fäUt er nach Beratung mit den anwesenden adsessores (s. S. 79 A. 5)
das Urteil (V, 4: ßtßatö ö vxsXä(i[ßa]vov).
Das Urteil geht dahin; Da 1) die während der Dienstzeit ge-
borenen Kinder aller Soldaten des Landheeres, sowohl der legio (rd^ig)
als der cohors (öxeiga) als der ala {ttXrf), unehelich sind (V, 4 — 6),
2) der uneheliche Sohn eines civis Alexandrinus die civitas Alexandrina
nicht erlangen kann (V, 6 — 8), so ist der dem Octavius Valens während
seiner Dienstzeit in der Kohorte geborene Sohn ö&vtog avrov, ^evog,
durch kein vinculura civitatis oder familiae mit ihm verknüpft, kann
daher nicht in die Borgerlisten von Alexandria eingetragen werden
(V, 8-11).
An dieses Urteü knüpfen sich noch Fragen des Präfekten, Ant-
worten des Soldaten und ein definitiver Urteilsspruch. Diese letztere
Partie der Verhandlimg ist ira Protokoll ziemlich wortgetreu wieder-
gegeben (V, 11 — 26);
Eudaimon; 'Du hast, wie Du gestern erklärtest, noch andere
Söhne; wie alt sind sie, wann sind sie geboren?’ Valens; 'Der eine
ist jetzt geboren, der andere aber ist älter.’ Eudaimon; 'Wo dientest
Du, als der ältere geboren wurde?’ Valens; 'ln der Kohorte wie
auch jetzt, wo der jüngste geboren.’ Eudaimon; 'Auch diese beiden
sind in derselben rechtlichen Lage*) wie der älteste. Es gibt eben
Bestimmungen, die man nicht übertreten darf (v. 19; tina axapäßard
iaTiv)’. Valens; 'Vor kurzem hast Du selbst auf meine Eingabe mir
durch subscriptio den Bescheid gegeben, falls ich abwesend sein sollte,
würde mir durch einen Stellvertreter mein Recht werden. Was haben
die Kinder verbrochen?’ (V, 19 — 21; aptt, iuv yBvijTaC öcxoötj(Utv^,
1) Vgl. P. Paria. 69 I, 6. Off. 13 ff. IV, 16 ff.: roig dtaiplgovat
B. Wilcken, Pbilologns 53, 88.
2) Tcjis bedentet hier condicio; V, 6 legio; II, 10 l6yov rä^ig ratio, in-
ventariom.
3) änodtjueiv ist der Uegensatz von Mriyiii' (s. bcB. die Ehekontrakte); vgl.
BGU 614, 19 f; iicc T/jv ergariiuv yov (_oiy (sic) ilg roif T(i«o[t;s]
Digilized by Google
Pani M. Meyer: Papyrus Tattaoui
85
<sv ocvTog ft[ot] vaoyQÜilins (sic) *) di i^iitgöxov wioXaßetv (is rä
d(x[ai]a. TC 7]dlxtj6uv oi xaiäcgj)
Darauf faßt Eudaimon sein Schlußurteil zusammen: Alle 3 Söhne
des Valens können die civitas Alexandrina nicht erlangen.
Die Beohtsfrage.
Die Entscheidung des praef Aeg, basiert also auf dem Grundsatz:
Kein uneheliches Kind eines civis Alexandrinus kann civis Alexandrinus
werden. Maßgebend ist allein die Illegitimität; der status der Mutter
— ob sie Alexandrinerin ist oder nicht — kommt gar nicht in Be-
tracht: das uneheliche Kind ist dOriog (dOi/rrog), steht außerhalb des
Bürgerverbandes. Das ist nicht etwa eine nur dem alexandrinischen
Recht eigentümliche Bestimmung. Die Ausschließung der Bastarde
aus dem Bürgerverbande finden wir auch sonst im griechischen Recht.
IlttlXaxij (concubina) — und das ist die Soldatenfrau während der
Dienstzeit — und vöfi'oi und sind oftmals gleichgestellt.
So berichtet Herodot (1, 173) von den Lykiem, daß dort die Kinder
eines Bürgers und einer JtVi; ^ xaXi.uxtl nicht Bürger sind (ijr df ttvi)g
äazug xal ö «güTog avzäv yvvalxa ^livrjv ij xailaxijv Tc:
Tixva yt'vetai). Allgemein formuliert diesen Satz Aristoteles {Iloh-
Tixd 3, 5 p. 1278a Susemihl). Nach ihm genügt es zur Erlangung
des Bürgerrechtes in einigen Städten, daß beide Eltern Bürger sind,
auch I ö&ot werden Bürger. In manchen geht man noch weiter und
läßt auch Kinder von Nichtbürgerinnen (|«Vot) zum Bürgerrecht zu.
Doch betont er ausdrücklich, daß diese Bestimmungen nicht als nor-
male zu betrachten sind, vielmehr meist nur in Zeiten der Not zur
Anwendung zu kommen pfiegen aus Mangel an Bürgern (di evdeiccv
zStv yvr/Cfiejv xolircav). Die Entscheidung unseres Protokolls entspricht
also den Regeln des griechischen Rechts, so auch des alexandrinischen,
das hier vom Präfekten zur Anwendung gebracht wird. Griechisches
und römisches Recht stehen sich hier scharf gegenüber: in diesem er-
hält jedes illegitime Kind von parentes cives R. das römische Bürger-
recht, wie das ausdrücklich das 4. Protokoll (col. III, 19 ff.: S 80 f)
erklärt.
Über den status civitatis der Mutter der Kinder, Cassia Secunda,
NaheliegenÜBte ist es, die evcntnellc Abwesenheit des Valens auf
die Zeit der IxtSriiiia des Präfekten zura ticdoyi<iit6s (conventus) im Gau zu be-
ziehen (s. S. 83). In diesem Fall soll er durch einen Stellvertreter (iMTeoxo, hier
ganz allgemein ohne Beziehung auf einen bestimmten procurator) später Recht
erhalten.
1) Statt inoyfdijitis , das wohl verschrieben ist, ist vxiyfaipat zu setzen.
Digilized by Google
36 I- Aufsätze
erfahren wir nichts. Er ist, wie schon bemerkt, für die Entscheidung
auch gleichgültig. Zwei Möglichkeiten sind natürlich nur vorhanden:
Secnnda ist entweder civis Alexandrina oder civis R. In beiden Fällen
würden unter normalen Verhältnissen die Kinder cives Alexandrini;
denn die lex Minicia (Gaius 1, 77; Ulpian. 5, 8) bestimmt, daß auch
die Kinder eines peregrinus und einer civis Romana stets peregrini
werden sollen. Da sie mm aber infolge der mUitärischen Disziplinar-
bestimmungen imehelich sind, können sie nach olexandrinischem Recht
die civitas Alexandrina nicht erhalten. So sind sie, um den herodoti-
schen Ausdnick zu gebrauchen, üri^oi, von der Ausübung der politi-
schen und wohl auch sonstiger Rechte ausgeschlossen. Wie sich die
Disziplinarvergehen der Soldaten in bezug auf das Dotalrecht an den
Frauen rächen, so hier Ln bezug auf die bürgerlichen Rechte an den
Kindern. Mit Recht ruft Valens aus: t( fjÖCxtjaav ol italäeg;
7. Protokoll: col. VI.
Entscheidung des i'äiog Aöyog Claudius Jidianus (s. S. 68 A. 1) vom
22. November 136.
A. Der Biebter.
Zum Verständnis dieses letzten Protokolls des Recto ist es not-
wendig, die Kompetenz des als Richter fungierenden i’äiog iöyog, seine
Stellung innerhalb der ägyptischen Fmanzverwaltung, besonders sein
Verhältnis zum Fiskus, zu erörtern. Ich habe über diesen Beamten Ln
der Festschrift für Hirschfeld S. 131 £f., bes. 148 ff., gehandelt. Da
ich inzwischen nach nochmaliger Prüfung in einigen wichtigen Punkten
zu anderen Ergebnissen gelangt bin, gebe ich hier eine Übersicht
über die schwierige Materie, verweise im übrigen auf die genannte
Abhandlung.
Die gesamte Finanzverwaltung der Ptolemäer untersteht dem
äiotxtjTTjg in Alexandria; es gibt nur eine Zentralkasse, das ßaoilixöv.
Der täiog Xöyog unter dem gleichnamigen Vorsteher bildet nur ein
Ressort der äioixrjffig. Die Funktionen des ptolemäischen i'äiog iöyog
entsprechen der Kompetenz, die ihm Strabo (17 p. 797, 12) für seine
Zeit vindiziert: £jUog ä’ darlv 6 nQoeayoQtvöfUvog täiog X6yog og töv
ädffffltörtov xal töv dg KaCoagu x(vcthv äipsMvxav (%erceaT^g iotiv.
Ihm steht die i^traatg über das, was dem ßaOiXtxöv zufällt, zu. An
ihn sind u. a. die ngoaziiut, die multae, zu leisten; deshalb findet P.
Amh. II, 31 (112 V. Chr.) die Zahlung tlg rbv täiov Xäyov xät> ßaei-
Xf'mv statt. BGU 992 (95 v. Chr.) wird das Erbstandsgeld bei Erb-
pacht von Domanialland ßaeiXit dg rbv iätov Xöyov geleistet. Es gibt
Digilized by Google
Paul M. Mpyer: Papyrus Cattaoui
87
kein „Land des tdiog löyog“, wie icli in der Ilirsclifeld-Festschrift
S. 133 f. annahm. In den obengenannten Fällen, wie auch in den
Aktenstücken der Kgl. Bank zu Theben I — IV, handelt es sich um die
königliche Domäne (Staatsdomäne), um Land des ßaeihxöv. Das zeigt
BGü 992 I T. 6: Das Erbpachtland, für das die Ti/itj an den i’äiog
gezahlt wird, gehört dem ßatftlixöv (ävHA^g>9ai elg tö ßaOikixöv
cet.; 8. Hirschfeld-Festschr. 134). Der idiog Xöyog hat also mit Pri rat-
gut, Priratläiidereien des Königs nichts zu tun; auf die Einkünfte aus
diesen weist vielleicht die XQÖeoÖog xcxoQitJfiivrj unter dem ngoaräg
(stQoOTtiTTjg) r^g x£x<oQiOficvtjg ngooööov (s. P. Teb. Index p. 612;
Hirschfeld-Festschrift 132 A. 4).
So bleibt es auch in römischer Zeit: Der iöiog Adyog') bildet ein
Ressort der Öioixrjöig, eine Unterabteilung des fiscus {tpcaxog — dtjuöaiov
=■ xi’ptaxog Xoyog: VI, 17; s. Festschrift 139). Er nimmt ebensowenig
eine selbständige Stellung ein wie die übrigen Ressorts der dio(xijOig,
so z. B. 6 xfjg vonuQxltt? X6yog. (Danach ist Festschrift S. 137 f. zn
rektifizieren.) Dem vTCoxtlfisvov t:iiOrQaTr,y{^, xtofioyQaftitaTiia usw.
(s. BGU 1 -f 337; P. Rainer 171; vgl. Wilcken, Ostraka I, 596 f.) ent-
spricht das vaonlxxfiv xä ISia X6y^ (s. Festschrift 151. 153). Jedes
dieser Ressorts hat die Kontrolle bestimmter Steuern imd Staats-
einkünfte. So fallen die caduca, bona vacantia, b. damnatorum und
andere Konfiskationen, Strafgelder an und imter das Ressort des iSiog
Juyog. Er fungiert nur als procurator der Fiskalverwaltung. In bezug
auf die obengenannten Kategorien (xä tig KaiauQa aCxxuv 6<peiXovxa)
liegt ihm die t^s'xaffig ob. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Pro-
zesse aufzufassen, in denen er als Richter fungiert. Meist sind es
tJvxoq}avräSai xaxr/yop(ai (s. Festschrift 150), Delatorenprozesse; ge-
werbsmäßige Ankläger (xaxijyoQoi: s. VI, 3, avxo^ät'xai) strengen vor
dem Richterstuhl des i'dtog Xöyog Klagen gegen Personen an, die sie
bezichtigen, Gut, auf das der Fiskus einen Anspruch hat, innezuhaben
(s. Festschrift 149 ff.). Solche Fälle liegen vor in dem von Wessely
edierten Wiener Papyrus (Festschrift 150 f) und in unserem Protokoll.
Häufig fungiert als Vertreter des fiscus, der die Interessen desselben
vertritt, der xpoaoöoxoiog (BGU 86H; 388); ich habe ihn (Festschrift
1.53 f) als Vorgänger des awtjyogog xov fcpaxäxov rafttiot) ’/iXe^aväpsiag
1) Zu der von mir (HirBchfeld-Feetachrifl 1C2 f.) gegebenen Liste ist auf
Grund neu hinzngekommenen Materials nachzutragen: de Ricci, diese Zeitschr. II,
440 n. 49: [d»']Tii'e«qpoi' üxopt'/jgctTicgüv Mafxiov Moi(li[ov xpo»' rrä? !Si]ro Xoym'
L f 'ASfiaroi Kaltaeo[s xov sjoptoe #ei>0 x: 17. September 120. — Ebendort 430
n. 5, 12 ist die Er^nznng [fdijov Xnya ansgeschlossen; schon de Ricci hitlt sie
fdr wenig wahrscheinlich.
Digilized by Google
88
I Aufslltzc
xai j4lyvxTov charakterisiert. Um bona vacantia («de'tfjroT«) handelt
es sich BGU 868 (Festschrift 152 f.) und in unserem Protokoll, um
ÄpdtfTtftov für Bifank in jenem Wiener Papyrus (s. oben); zweifelhaft
ist der Fall BGU 388 (Festschrift 153 f).
Zu den d; KaCeaga iftmeiv 6<ptiXovzu gehören auch die res sacrae
(tb sie fallen auch unter das Ressort des tÖios Idyog (Fest-
schrift 159 ff.) Das IxiaTttxiMv CiQsmv, der qpo'pog ß(Ofiäv, das eioxgi-
■ux6v gehören zu den vxojiixTovta rä Idia Xoym.
Mit dem fäiog Xöyog, dem Ressort der Fiskal Verwaltung (der
6ioixrjaii.), hat aber bis auf Septimius Severus nichts zu tun der
ovOtaxög Aöj’og. Auch hier sind meine Ausführungen in der Fest-
schrift S. 154 zu rektifizieren. Der ovtSucxbg Xöyog, das Privatgut, die
Privatdomäne des Kaisers (tb ovaiaxd, zweifellos dem patrimonium
entsprechend) bildet ein besonderes Ressort (entsprechend der xfjrco-
QtauH’ij), das nicht der dioixjjffig untersteht. An der Spitze desselben
steht der procurator usiacus, ein Freigelassener (Festschrift S. 156).
Seit Severus werden aber die Funktionen des idiog Adyog erweitert;
Er wird Bpj;(fpft’s ’^Af^ardpfiag xul A(yv:ttov ndatjg-, der procurator
usiacus (J*iTpü:rog xmv ovöiaxäv), der jetzt dem Ritterstande angehört,
wird Stellvertreter des «pj;(fp£i5g (Festschrift 157 — 162). Damit wird
der Vorsteher des oüö(«xög Aöyog Untergebener des Idioslogos, also
auch sein Ressort Unterressort des fdiog Xoyog. Erst jetzt wird der
i'öiog Adyog, nachdem er das ägyptische patrimonium aufgenommen,
ein selbständiges Ressort, gleichzeitig mit der Schaffung der res
privata im Reich. Etwaige Schlußfolgerungen auf die Verhältnisse
daselbst aus diesen Ausführungen zu ziehen, versage ich mir hier.
B. Gang der Verhandlong.
Die V'^erhandlung zerfällt in zwei gesonderte Teile:
1) eine <fvxo<paifToiärjg xarrjyopi'a (s. S. 87) gegen eine Soldaten-
frau: Vindikation von 7 Sklaven seitens des fiscus (v. 3 — 18),
2) eine fingierte Depositalkl^e dieser Frau (v. 18 — 23).
1) Die evxog>uvTadTig xariyyopfa.
KazTjyoQovvteg sind ZktQiuiiav und ’AfioLöoio&g^) (v. 3); Beklagte
Cornelia (v. 4), vertreten durch die Anwälte &sav und 'SlQtüov
(v. 6. 12).
1) Dieser Name begegnet uns, worauf mich Wilcken aufmerksam macht, in
einer Inschrift aus Koptos bei de Ricci, diese Zeitsebr. II, 602 n. 104: ’laiSi rijv
6’ öW#i)h‘ ’Atueoiaüs ■
Digilized by Google
Pani M. Meyer: Papyrus Cattaoui
89
Anklage: Cornelia befindet sich in unrechtmäßigem Besitz von
7 Sklaven; sie sind ihr von lulius Aciitianus, der (vgl.
BGU 868, 12) gestorben ist, während ihrer evvßCmaig (s. S. 70) über-
eignet worden (xaTaygaqisvTtov^) avriji; v. 5) (v. 4 — 6).
Beantwortung: Zwischen Cornelia und Acutianus hat keine gültige
Ehe bestanden, da ihre Verbindung während der Dienstzeit des A. ab-
geschlossen*) (v. 6 — 8). Die Sklaven hat Cornelia gekauft. Es werden
vom 1. Anwalt auf dieselben bezügliche Urkunden verlesen (v. 9 — 11):
a) Kaufurkunde vom 12. Jahr (128/129) über MovOa (1) nebst
einem Säugling*) männlichen Geschlechts (2),
b) Eaufurkunde vom 19. Jahr (135/13G) über ^dipvr) (3),
c) Urkunden über die Hausgeburt*) von 2 nicht benannten
Sklaven*) (4. 5).
Weiter, bemerkt der 2. Anwalt, seien noch vorhanden Severus (6),
ein Säugling von MovOa, und ’EAiriötjipo^og (7); eine Urkunde über
die Hausgeburt des letzteren existiere aber niebt, es sei auch nicht
üblich (?), von Knaben solche Urkunden aufzusetzen (s. Anm. 4):
V. 12—15.
Urteilsspruch des Cätog Aöyog: Die nach der Dienstzeit des Acu-
tianus erworbene*) Sklavin und das Sklavenkind, dessen Hausgeburts-
t) Ülier die allffemeine Bedeutung von xaraygdipfiv, xctTa-/Qa<ptj (pcracriptio
mancipatio) » anf den Namen jemandea etwas umschreiben und übereignen s.
Gradenwitz, Einf. i. d. Papyrusk. 104.
3) V. 8; ai'iißißlrixtt'ai. J^viißcillttr bedeutet „in Verbindung mit Jemandem
treten“, wie zu jedem Vertrage so auch zur Ehe. Vgl. VI, 21: rocro tlrai rd
yafitxbv avfißöXaiov^ zov^^y ydg ezQaxfVOH^i'Ovs oerto
3) tnrorirfrixds: v. 10; 08 cntepricht dem ö, 15 vxoziz9tog v. 13, ist = vno-
luilios <iui est sub mamilla; s. van Herwerden, Lexic. gr. suppl. p. 860.
4) oixoyivtta v. 11. 14. 15. 17. Es werden entgegengesetzt ö>vi}v v. 10 und
olxoytvtias v. 11; wie jenes Kauf und Kaufinstrumeut , so bedeutet dieses die
Hausgeburt und die Urkunde über eine solche (die Glossen setzen es dominatus
gleich). Hausgeborene Sklaven (olxoyBvitg = vemae) worden in den Urkunden
ausdrücklich als solche bezeichnet; BGU 193, 12; olxoyivkg iovltxhv lyyovov;
P. Oxy. I, 48, 4: JotUri olxoytvijg ix doülije; B. im Gegensatz dazu BGU 115 II, 13;
[dof'l(öv) goe] Airijp ävri9{vTa mz’ fgoO r<5 [.£•.•■ Boi der Geburt scheint
eine Urkunde anfgenommen zu sein, die als Erwerbstitel der Sklaven gilt; nach
v. 15 zu schließen, würde dies aber nur bei Joüiloi olxoyirflg der Kall sein; doch
ist darauf nichts zu geben: s. v. 11. Solche Urkunden sind uns nicht bekannt.
5) Sie werden bezeichnet als ‘ßpenrö; und tvmgoqiog. Sgtxz6g, 9ge7czij ist
synonym mit oixotga^tjg, oixoTfitp, oixoytvtjg; Beispiele s. van Herwerden 1. 1.
p. 372; dazu P. Oxy. H, 298, 5. 46.; s. auch Plin. ep. ad Traian. 58.
ist = simul nutritus, contubemalis.
6) V. 16 ist die Ergänzung /lezä zrjv y$vvri]9'iv nicht möglich.
B. S. 91 Anm 1.
/•
Digilized by Google
90
I. Aufsätze
schein Cornelia nicht beigebracht hat, fallen an den fiscus (xvpiaxös
idyog: 8. S. 86fif.) heim*), die übrigen 5 Sklaven lasse ich der Cornelia
(v. 15-18).
2) Die fingierte Dotalklage.
Petitum der Cornelia: Ich fordere Rückgabe eines Talentes, das
Acutianus von mir als depositum erhalten hat, wie die Urkunde, die
ich verlese, zeigt (v. 18 — 20).
Entgegnung des xaTt/yopog*): Diese Urkunde repräsentiert einen
Ehevertrag; denn in dieser Form pflegen die Soldaten ihre Ehe ein-
zugehen (v. 20—22).
Bescheid des fjtos Adyos’: Ich lehne die Darlehnsklage (sic) ab,
da sie auf einer ungültigen Ehe basiert (v. 22 f ).
C. Die Beohtsgrundlagen bei der avxoqjavTaätjs xarr/yopia.
Den Schlüssel zum Verständnis bildet die Behauptung der dela-
tores (v. 5): xaTaygcc^iVTOJi' ccvrfji vnö . . ’y/xotmeroü äxitigovofttjrov
iv rä TJ/g avtißiäafag *****^ *1*® Entgegnung der Cornelia (v. 7):
yäfiov v6y.iiiov fit) [y](yovtvtu .... xal (ciuijad'ai, endlich die Worte
des Richters (v. 16): tö fisza rrjv «[TlpaTfi'lav ....|d’tv cet.
Die Verhandlung spielt im 20. Jahr des Hadrian. Acutianus ist
kurz vorher gestorben; denn noch im 19. Jahr ist zwischen ihm und
Cornelia ein Rechtsgeschäft abgeschlossen (v. 11). A. war Soldat, ist
erst nach seiner Entlassung (v. 16) gestorben, und zwar «xAT/poi'dp»;Tog,
ohne Hinterlassung von Intcstaterben oder eines Testamentes. Sein
Nachlaß fällt also als ädtaxotov 0>onum vacans) an den Fiskus. Für
diesen nehmen die delatores die 7 Sklaven in Anspruch; denn „sie
sind der Cornelia während der Ehe übereignet“ (v. 6). Darauf ent
gegnet Cornelia: „zwischen A. als Soldaten und mir hat gar keine
gültige Ehe bestanden; denn Soldatenehe ist Konkubinat“. Die In-
anspruchnahme auch der Sklaven als bonum vacans gründet sich also
darauf, daß nach Ansicht der delatores ein Rechtsgeschäft zu stände
gekommen ist, das unter Ehegatten verboten ist. Cornelia entkräftet
dies damit, daß es sich mu Konkubinat mit einem Soldaten handelt.
Das Rechtsgeschäft nun, das von Ehegatten abgeschlossen nichtig ist.
1) V. 17 ist ein praesens oder futurum zu erwarten; ein pcrfectum ist nicht
am Platze. Also am besten (ifrKl>]qpOrI«fJrBi : über KraXafißüvitr fis ri rapiffoc
vgl. Hirschfeld-Festschrifl S. 134. 144. Möglich wäre auch arftffffjtot; vgl. Straho
17, 737, 12; doch dafür ist die Lücke zu groß.
2) Er ist nicht identisch' mit einem der xarriYoeoinnit, den delatores; eher
mit dem npoaodoxoid;; s. S. 87 f.
Digitized by Google
Paul M, Meyor: Papjnia Cattaoui
91
unter im Konkubinat Lebenden gültig, ist die donatio inter vivos
(D. 24, 1, 1. 2; 24, 1, 3, 1; s. Konkubinat 79).
Doch auch nach der missio hat Cornelia, die an sich zur Ehe
qualifiziert ist, mit Acutianus weiter gelebt; ihr Konkubinat ver-
wandelt sich in iustum matrimonium (Konkubinat 108); jetzt besteht
also das Verbot der Schenkimg. Das im 19. Jahr, kurz vor dem Tode
des Acutianus, abgeschlossene Rechtsgeschäft hat sicher nach der missio
stattgefunden.
Nun bezeichnet aber Cornelia sowohl die Übereignung des 19.
als die des 12. Jahres als ävtj, präsentiert Kaufurkunden. Ich glaube,
hier handelt es sich um fingierte Kaufverträge (eine imaginaria ven-
ditio ohne Gegenleistung). Die beiden Schenkungen sind mit \^or-
bedacht in die Form des Kaufvertrags gekleidet, ebenso wie die
yafuxa avfißölauc der Soldaten als Deposital- resp. Darlehns -Verträge
figurieren. Cornelia selbst legt ja demselben Richter (v. 18 ff.) einen
solchen verschleierten Vertrag vor.
Nur wenn wir donatio annehmen, ist die Entscheidung des idio^
Xöyog in unserem Fall verständlich.*) Ergänzen wir yevvtj]^ev, so ist
sie unklar; denn warum soUte gerade das nach der Dienstzeit ge-
borene Sklavenkind an den Fiskus fallen? Bei der donatio ist aber
die Scheidung in Schenkungen an die Konkubine (während der
Dienstzeit) und an die uxor (nach der Dienstzeit) notwendig: Erstere
sind gültig, letztere nicht. Der Richter geht also davon aus, daß
jedes während der Dienstzeit des Acutianus zwischen ihm und
Cornelia abgeschlossene Reehtsgeschäft (außer der Bestellung einer Dos)
gültig sei. Dementsprechend beläßt er Moi’Oa, die im 12. Jahre des
Hadrian erworben, und ihre 4 Kinder (nur von ihr können die v. 11
genannten stammen, da ^äcpvrj erst im 19. Jahre erworben) der Cornelia.
Für die Zeit nach der Dienstzeit schließt er sich den delatores an,
donatio inter virum et uxorem ist nichtig: deshalb fällt Jatpv>} an den
fiscus.
B. Verso.
Während der Beginn der 1. Kolumne des Recto fehlt, ist das
V'^erso nach Grenfell-Hunt im Anfang vollständig, obwohl eine eigent-
1) V. 16 f. : tA (Wtk rij»' «[r]pBTtt(«r (oder auch j;«eKi]0(v — auf
diesen terminns technicue für Schenkunfj [s. P. Grenf. II, 68. 70j verweist mich
Wileken — ] irStttTioSov {= i[volr]qpOjiB{?]roi [f]/g ror xepiaxöv
lAyor. ’ÄcriOf'r wilre inkorrekt; doch einerseits ist in bezug auf die technischen
Ansdrücke auch die 2. Entscheidung des lulianus nicht sehr korrekt (s. v. 19;
Digitized by Google
92
I. AufsiUze
liehe Adresse nicht vorhanden ist. Das spricht dafür, daß die Rück-
seite erst beschrieben wurde, als die Aktenrolle schon beschädifrt war,
Greiifell-Himt nehmen für Recto und Verso denselben Schreiber an,
besonders auf Grund orthographischer Übereinstimmungen in R. VI
und im Verso. Jedenfalls hat dann dieser Schreiber seine Vorlagen
nicht zu gleicher Zeit abgeschrieben; zwischen der Abschrift der ersten
5 Kolumnen der Vorderseite einerseits, der G. und dem Verso anderer-
seits liegt wohl ein Intervall. Ein sachlicher oder sonstiger Zusammen-
hang zwischen der Vorder- und Rückseite ist nicht zu erkennen.
Das V^erso enthält die Eingabe eines Soldaten, die auf Proto-
kollen verschiedenster Beamten und auf Eigenem beruhend uns die ver-
wickelte Geschichte eines Prozesses vor Augen führt. In bezug auf
Genauigkeit, sowohl des Inhalts als der Form steht unsere Urkunde
weit hinter der verwandten 'jietilion of Dionysia’ (P. Oxy. II n. 237)
zurück, deren Bedeutung für das Rechts- und Verwaltungswesen des
römischen Ägypten auch eine weit höhere ist. Es kommt dazu, daß
col. II, 17 ff. und col. V viele Lücken aufweisen, die dem Scharfsinn der
Mitforseber noch weiten Spielraum lassen, von col. VI imd VII nur
einzelne Worte lesbar sind (s. S. 67). Ein glücklicher Zufall hat
cs aber gefügt, daß uns ein anderer Papyrus erhalten ist, der sich auf
dieselbe Angelegenheit bezieht und gerade die Vorgeschichte des Pro-
zesses und das Endstadium in ziemlich klarem Lichte erscheinen läßt.
Es ist das der von Kenyon veröffentlichte P. Lond. II n. 1!‘G p. 152 ff.
Da er für das Verständnis imserer Urkunde von höchster Bedeutung
ist, von ihr nicht zu trennen ist, außerdem erst durch die vorzügliche
Nachprüfung Grenfells (Classical Review XII, 434) verständlich er-
scheint*), gebe ich hier den Text der 1. Kolumne vollständig, den der
2., soweit es notwendig:
Col. 1;
Aal TÖ T£Ast>[TafoJi/ Neoxvdovg tov xp«rltfTo[t»] (vtbiIu-
y^vov zä 6XQ(axyri[y&\ oqov tä Xjfäyfiaxt o{>Öi ov-
(2. H.)]d «Jto
ro)g dxrjQx(<}&[tj x]al ixl xD.ti Ixavbv dovg 3lQO(j[x^aQxtg(tv
xCi SeoxvSn i6[xQa^xevauxo' xal Sw xovxo Ovtg-
5 ytXlwvä xä [ffTpa]to«£ddp[j;»j] xtfitlxu aür[öv] ixl xijv
ip »t<joxaT«#7jx5, V. 22: Sdvitov), andererseits könnte er sehr wohl den von der
Beklagten gebrauchten Ausdruck gebraucht haben, da ihm ja eine angebliche
Kaufurkunde vorliegt.
1) Soeben hat Wileken nach Revision des Originals noch einige Korrektnren
beigesteuert. Nachdem Kr. Kenyon auf seine Bitte bereitwilligst eine nochmalige
Digitized by Google
Paul M. Meyer: Papyrus Cattaoui
93
xqCöiv xtt\ ort Xoyo&ixai idö^Oav [oflg rofig X6-
yovg {} ftt}rrj[Q töv] xaidCmy na^ie%tv avtöfg
rtriv t® <SxffaT[r}y]ä i3favu[yx]d<Sai xovg Ao[yo]8'^rag ijärj
xoxi xö XQäyfia dxuQxCoaf ’lovXiavög fijrfi». flöfg] Svva-
10 Tat axQoxtvoiu'vtiv xovxov xb XQ&yfia ix[l roii]g rdaovg
<iva»f/t9P'6'^v[oi;] :^aAA^i’cixog o[ x^Xe^vOov
yev€6&ai. 7[ovAtov6]g' ’Ev&äöt övv[axcu xb XQ&ylfta xigug
i%HV tXiO&t T^vo] ßovXte&B yiiq\lxriv . . . Jofrrioi;
fiojwi/jv ^oft[tTio]v tut' ilrjyr}xtv[aa]vx[a xal] ’Ayqixxti-
15 vot» avvxaxa^s/i^vov , ’lovXiavbg ilxsv' ^[o(i(]xiog
xal (iBOtixevai vjiäv xal xpiveC xal [d]vxbg
[d]exdxtvx£ ^^itgäv äxu(fxi69'il<^xay xb 5tj[tJri[;ta] dtaAc|o-
[. . . .J . . af
Col. II:
19 ’Eaxlv d[I t]a 6<puX6ii£vu. ^dai'[f^öJaro OvaXigiog ’/4xoXcvdpiog
xaqd xov (t{xrjXXax6[xo]g (lov xaxQog ’IovXCov ’AygixxBivov xa&' vxo-
örj[xa]g xtxiXticjfiivag Öiä xov tv Köxxa yQa<pB(ov [tJw ß t. %tov
'AdQiavov, (lia (sic) (ilv 'A&vq ixl i>:r[oJ^j/xjj tXaicbvog 'fr
xttpaXaiov äqyvQiov ^ a $ ßx, äXXtjg dl Ahxilq ixl vxod'jjxr/
.... iIatä>t'og ir . . . ^ {| . . . . trpög dqyvQtov xsipuXaiov /\ a S
xal [i(Ajl]ijg ixl vxa&xjxr] iXacävog fr d ... i^ ^ dxc'dmxev xü d d.
<J>a^itvfo9 aQyvQlov xtqtaXaiov ^ a^ ß yi(ysxai) xijg vxo&t/xrjg xf<pa-
X(aiovy 5 i^l Xoix(ttlg) fr ß. yi(ytxai) i{xl xb avxb) vxod^ijx(äv) xäv
xirpaXaiov ^\yS^^ i^l i^l *o avxb XQOXBifxtvaig iXatüvog 1r|d.
Kal bfioifog iSuvtiOaxo 6 aütög xarä äiayQa(p7)v .... xqaxt^iig dffy{v-
40pibv) 7\ o S äü. yt(v£xai) i(xl xb aiixb) öqieiXöfiBva /\ (.tf S ß<^]-
Betrachte!! wir kurz die alexandrinische (P. Cattaoui V.) und die
Londoner Urkunde in ihrem Verhältnisse zu einander.
Die alexandrinische ist die Eingabe eines nicht genannten Soldaten
(IV, 35) an einen nicht näher bezeichneten Richter, den 6 xpdxuJxog
dioixr/xtjg ’lovXiavbg 6 dt£*fflv td xatd xi]v dixai[o]do0Cav zum luosi'xrjg
tjfiätv xal xqixtjg (I, 1 — 3) bestellt hat. Die Eingabe enthält die Dar-
stellung der bisherigen Phasen eines Prozesses, der zwischen dem Vater
Glättung des Papyrus Torgenommen hatte, ergab sich in I 16 die Lesung xal
fitaeiTtvai iji&v. AnBerdem fanden Orenfells Ergänzung dixaprjiaat in 9 und
meine Ergänzung fi)[Ti]paJ in 17 ihre Bestätigung. In 18 steht nach Wilcken nicht
iimov, sondern eher ]qfvxtov. An der Identität mit dem Manne des alexandri-
nischen Stückes zweifelt er darum nicht, sondern erwartet die Lösung dieser und
anderer Schwierigkeiten von der nochmaligen Revision, der Orenfell-Hunt im
nächsten Winter das alexandrinische Stück unterziehen wollen.
Digitized by Google
94
I. Aufsätze
(leH Soldaten (I, 4 f.), lulius Agrippianus, und dann nach dessen Tode
(IV, 12) von diesem selbst als seinem Rechtsnachfolger und einer Frau,
Drusilla, im eigenen und im Namen ihrer 2 Söhne (I, 7 S.) geführt
wird. Klägerische Partei ist Drusilla; sie tritt zuerst als Prozeßvor-
mund, jtQÖdixos (I, 15), ihrer noch unmündigen Kinder (ovdexa Hvxtg
Töf hä)v: I, 17 f.)*) auf; zur Zeit der Eingabe unserer Urkunde ist
ihr ältester Sohn (. . äivriog mündig (I, 8. 16). Die Haupt-
klage richtet sich gegen die unrechtmäßige Inbesitznahme und Ver-
fügung über vxaQxot^ct des Mannes der Drusilla, Apollinaris (I, 22),
seitens des lulius Agrippianus in seiner Eigenschaft als Darlehns-
gläubiger (I, 6). Der Prozeß spielt in Alexandria und in der 'Hqu-
xXtiSov (legig des yi/pffit'otTijg, wo die Parteien domiziliert sind.
Die 1. Kolumne des Londoner Papyrus enthält das unvollständige
Protokoll einer Gerichtsverhandlung, in der als Richter 'lovhavög fun-
giert (I, 9). Unschwer erkennen wir in ihm den XQcniaxog äioixyxrjg
cet. des alexandrinisehen Papyrus. Zum Schluß bestellt luliaiius auf
Vorschlag der einen Partei unter Zustimmung der anderen den zfofUxiog
6 i^yjyrjxevaag zum fieaCxtjg und xptrvj'g (I, 13 ff., s. bes. 16: xal (iiaux-
xevffi vjiäv xal XQivel. Das ist der luoeixtjg xal xpixtjg des
P. Cattäoui s. col. VI, 22 f.).
Als Parteien werden genannt . . . ]ofi'tfow (I, 13) und 'AyQmxeCvov
(1, 14). Das ist erstlich der . . 6ivxiog ^IXixxog des P. Cattaoui, der
also hier statt seiner Mutter als Ih-ozeßpartei erscheint. Auch auf
diese wird hingewiesen (1, 6f.: [o< |g rovg ^.dj'ovg ») xäv] xai
duay nagdaxev). Agrippinus (sic) ist der als Rechtsnachfolger seines
Vaters lulius Agrippi(a)nus’) in beiden Urkunden auftretende Soldat
(P. Cattaoui IV, 35; P. Lond. 1, 4). Das konnten wir schon aus einem
1) Die Ipvoiiog ijUxia beginnt in Ägypten mit 11 Jahren (vgl. P. Paris. 41
mit P. Paria. 38, 22); von da ab ist man der Kopfsteuer unterworfen. Alle unter
14 Jahre alten heißen oiidxo} ävxie i» riXixia (P. Oxy. II, 27.3, 13), ovSiita 6vxii
xüv {zäv (so hier u. P. Oxy, II, 276, 8). Wer sich dieser Grenze nähert, ist
xfj fwiigw ^lixi« (P. Oiy. II, 247, 12). Der Unterschied zwischen
impuberes und miuores existiert für iyxaigioi nicht; wer unter 14 Jahren ist, ist
Auch cives 11. wenien als impuberes genannt: der I, U.
17 steht gegenüber dem riog IV, 14 = ln Irxig ar roD Aatnaglov vöftov (BGU
378, 21) = minor viginti quinqne annis (s. S. 95). Die Ivpoyos ijXixia (actas legi-
tima) der cives B. beginnt mit 25 Jahren. Doch ist der Gebrauch von &iftiXi^ bei
cives R., besonders in späterer Zeit, kein konstanter, so z. B. P. Lond. I n. 113,
1, 11: [ärt Iv &(f]f]Xix6zr)Tt zzgb [vi)s fevd/iov rölv dxoei zzivzt
Iviavzäv xijv xgäatp InotTjoazo.
2) Dieser wird genannt BGU 73 (a. 135), vielleicht auch P. Lond. II n. 191
(unter Trajan); s. mein Heerwesen 132
Digitized by Google
Paul M. Meyer: Papyrus Cattaoui
95
anderen Papj-rus ersehen. Der BGU 378 genannte C. lulius Agrippi-
(a)nus axQUTimrrig Itytäivos ji TQuVuvijg ’Jgj^VQäg ist identisch mit
unserem Ägrippi(a)nus. BGU 378 enthält die Abschrift einer Be-
schwerde über den iuridicus Calpurnianus, mit der sich Agrippi(a)nus
an den praef. Aeg. L. Valerius Proculus (145 — 147) wendet; als ehe-
maliger iuridicus ist Claudius Neocydcs genannt. Interessant ist der
Vergleich der Selbstcharakterisierung des Petenten in BGU 378 mit
einer ähnlichen Stelle des P. Cattaoui (s. S. 94 A. 1):
Catt. IV, 13 ff.:
tfiov di äg in via 5vtt xal dyvo-
za Tov TtaTQÖg XQäy(t[ttz\a.
BGU 378, 20 f.:
&v«yxaaiv (sic) (it ygd^ai ßia
axovra ■ fnyjjdt'm yccQ clyQÜ(pag
[. .JvTO hl, ivzbg äv zov Aaizm-
qIov VÖflOV
Die 2. Kolumne des Londoner Papyrus gibt ein genaues Ver-
zeichnis der verschiedenen Darlehen, die lulius Agrippi(a)nus, der
Vater, dem Valerius Apollinaris — es ist der Maim der Drusilla —
gewährt hat. Im Ganzen hat danach Agrippi(a)nus als Darlehn 5 Ta-
lente 1400 Drachmen gegen Bestellung verschiedener Hypotheken an
{fxäpxoyza des Schuldners im 2. Jahre des Hadrian (a. 117/118) hin-
gegeben, anßerdem zu einer nicht angegebenen Zeit 1 Talent 1400 Drach-
men Silber gegen öiaygaipi) Von der ersteren Summe hat
Apollinaris gegen Tilgung einer halben Hypothek 1 Talent 2000 Drach-
men im 4. Jahre des Hadrian (a. 119/120) zurUckge/ahlt. Es bleibt
also eine Schuldforderung gegen ihn von im Ganzen 4 Talenten 2800
Drachmen; mit Hypotheken belastet sind 10^ Aruren Ollandes. Von
Zinsen wird nichts gesagt; auf sie nimmt eine Liste Bezug, die Agrip-
pianus der Vater den ioyo&hat, einreicht (P. Catt. IV, 6j.
Unsere Liste, die der Sohn aufstellt, die also den Stand der Schuld-
beziehungen nach dem Tode des Vaters repräsentiert, gibt uns die
Darlelmsbegründung, die dem Prozesse mittelbar zu Grunde liegt. Wenn
es P. Catt. I, 10 heißt: daviözijg .... i’rt U3cb zov ly Z. O’sov
’yidpiat'ov, so ist damit demnach nicht der Anfang der Schuldbegrün
dimg gemeint, eher die letzte Darlehnsgewährung;- vielleicht war dies
das zeitlich nicht näher bestimmte Scivtiov xazä diaypaipiiu zpani^ijg.
Die beteiligten Personen des Prozesses sind also: lulius Agrippi-
(a)nus der daviieztjg und sein Rechtsnachfolger und Sohn C. lulius
Agrippi(a)nus, der während des Prozesses miles legionis U Tr. F. wird.
/Javtioäfievog ist Valerius Apollinaris; seine Rechtsnachfolger sind seine
Söhne, . . dentius Philippus und ein auf Grund von Ansprüchen
an ihn tritt Drusillä, seine Frau, auf.
r
Digitized by Google
96
I. Aufsiltze
Was das zeitliche Verhältnis des P. Lond. zum P. Cattaoui betrifft,
so geht schon aus den bisherigen Ausführungen hervor, daß die
1. Kolumne des P. Lond. den Kolumnen V — VII des P. Cattaoui un-
gefähr gleichzusetzen ist (s. S. 102).
Die Beobtsfirage.
Die Darlehen sind also Grundlage und Ausgangspunkt der ganzen
Angelegenheit. Sie sind aber nur mittelbare Ursache des Prozesses.
Als Kläger tritt nicht der deäavcix(bg auf, vielmehr die Frau des dfdtt-
vBidiitvog, Drusilla, und ihre Kinder. Der Schlüssel liegt in den Wor-
ten des P. Cattaoui I, 10 ff.: xal tag ovx axtldfißavt rd btptMatva
IKryt xtQiötnog avTov Tolg vofiifiotg /isacpyvov dvTiaövrog
(wie nach Wilcken’s glänzender Vermutung zu lesen ist). 'Da Agrip-
pi(a)nus die Darlehen nicht zurückerhielt, bediente er sich noch bei
Lebzeiten des Apollinaris der ihm zusteheuden Rechtsmittel.’ Bleiben
wir zuerst hierbei stehen!
Die Formel roig voft(fioig finden wir auch BGU .S01,l.^ff.
Ein Darlehn über 900 Drachmen ist gegen eine Hypothek auf 4 Anireu
Landes gewährt worden: in einem Nachtrag erklärt die Schuldnerin
u. a.: dc'cv /it) axodidä rotg n'fpl TOVTMr vofiinoig jc&ai. Das ist ein
sehr allgemeiner Ausdruck. Analog finden wir BGU 741, 27 ff.: dciv öi
fn) [äjarodor, (rö äedavetxört) tk xarci Tijg vno-
&ijxtjg viiiufia 3rp[o]g ov (sic) tt «n /Sa(JtdJ[5] cet. Die griechische
Hypothek ist Verfallspfand. Vom Moment der Schuldfälligkeit an kann
sich der Gläubiger in den Besitz des Pfandobjektes setzen; der technische
Ausdruck hierfür lautet dfißduvaig {([tßadeia)', diese gewährt, wie
neuerdings zwei Papyri zeigen (P. Fir. 1‘), P. Rainer 28*); s. Mitteis,
Zeitschr. Savignyst. 23, 300 ff., Wessely, Anzeiger d. Wiener Akademie
38 [1901], 101 ff.), dem Gläubiger Eigentum und ein unbeschränktes
Verfügungsrecht (Mitteis, Reichsrecht u. Volksrecht 413. 441). Auch
in unserem Fall ist roig vofu'fiotg fjrpjjacTo so zu verstehen. Das zeigt
jetzt klar P. Oxy. III, 485, 32 ff. (a. 178); Tv . . . xoifjOavrai (loi rijv
dxoöoaiv ^ fi’döfft XQt}iSöfit[v6v jts] rotg äpfitl^ovffi 3Tfp[l /]/i^dfi'«g
pofidftotg d)g x|a&v)]x«( (vgl. P. Oxy. Hl, 653, 18). Agrippianus hat
sich also durch ifißdrevaig in den Besitz der Pfandobjekte gesetzt
1) iäv äi fiTj inotol rijf itfo^faiuag iverderis i^dttra rf) iciapixvig
.... lnixazaßoXi]v Tfoiyeui toC inort&iifUvov , . ßeixov . . . xai *t6e&at ainiip
.... ToCro xvgiois 6vzl zibv itißaiivtiv tls ttizl) . . . x«l
oIxoroiuTr atgl aitov xaO Sr /ctv aigäpTai Tfönov M röv ÜTtavtu ze®*'«»' ■ •
2) v. 32 ff : . . . [{nß]ttifvaam xgarflv xol xveKcci»’ xol diaxoiup
xai /£[ovau>v xüaap o/xlorojfillar xjar’ aitüv imtelttp.
Digitized by Google
Paul M. Meyer: Papyrua Cattaoui
97
(P. Catt. III, 5; III, 1; I, 31 f.). Und dazu ist er unter normalen
VerhältnisBen ToUkommen berechtigt. Aber — und nun kommt das,
worum sich der ganze Prozeß dreht, seine Legitimation hierzu ist von
den Gegnern bestritten. Das ersehen wir aus der Formulierung der
Frage durch den iuridicus P. Catt. III, 1 ff. (s. S. 100).
Nachdem wir dies konstatiert, wenden wir uns zu den Worten
P. Catt. I, 13 iftötyyvov äinix6vrog. Die allgemeine Bedeutung von
/uatyyvog zeigt Bekker Anecdota p. Gl, 13: tö ti xapä /letfey-
yva. In den Nikareta-Urkunden von Orchomenos (223 — 170 v. Chr.;
8. Dareste, RecueU des Inscr. iurid. gr. p. 284 n. VU B, 146) finden wir
das Wort in der Bedeutung des ptolemäischen <fvyypaq>o^vicc^*) und
OvfißoXoipvXa^*): es bezeichnet denjenigen Zeugen, bei dem der Vertrag de-
poniert wird. Meist bedeutet es — wie auch [leoCTTjs (s. Mitteis, Hermes
30, 616) und wie jidaog — den Sequester: Sequester dicitur qui certantibus
medius intervenit, qui apud graecos 6 (idoog dicitur, apud quem pignora
depoui solent (Isidor. Etymol. 10, 260). So haben wir auch hier
fittstyyvog aufzufassen! Agrippianus ist nicht der einzige, der Ansprüche
auf die Pfandobjekte erhebt. Bis zur Austragung des Streites, wessen
Recht das bessere ist, sind diese Liegenschaften des Apollinaris se-
questriert, einem Dritten in Verwaltung gegeben.*) Doch trotzdem
nimmt Agrippianus die i^ßäxfvoig noch bei Lebzeiten des Apollinaris
vor; der neadyyvog, der Verwalter, protestiert.
DrusUla und ihre Kinder erheben Ansprüche auf die vxaQxovrw,
aber erst nach dem Tode des Apollinaris (P, Catt. I, 13 ff.) wird von
ihnen der Kl^eweg gegen Agrippianus beschritten, seine Berechtigung,
die vxäQxovttt in Besitz zu nehmen, bestritten. Der Klageantrag der
DrusUla richtet sich nicht gegen ihn als Darlehnsgläubiger; diese Tat-
sache bestreitet sie nicht. Sie bringt vielmehr Gründe vor, die ihr
und ihren Kindern nach ihrer Überzeugung die Priorität gegenüber
Agrippianus sichern, nämlich (P. Catt. 1, 20 ff.)
1) Apollinaris, ihr Mann, schuldet ihr die »poil,
2) ihre Kinder sind Erben des Apollinaris; ihre Interessen sind
aber von den tutores testamentarii aufs gröblichste vernach-
lässigt.
Die 1. Forderung basiert m. E. darauf, daß die wtÜQxovt« des
Apollinaris der Frau „verfangen“ sind; ihr steht die xutoxfj ovaCag
1) 8. P. P. U n. SS'" ' “, 47, 83. 37j P. Magdola 14, 7; P. Teb. 104, 86. 106.
109 j P. Leyd. 0.
8) Rev. Laws 10. 18. 18.
3) Vgl. die Sequestration einer Erbschaft quoad fructns BGÜ 692 II 9 : rä [yc]-
T^fuzra iv fuffvyywj/ucri (sic) Ictai (Mitteis, Hermes 82, 666); vgl. auch BGU 388 III 7.
Archiv f. P»pxm»forachang. UI 4. 7
Digitized by Google
98
I. Aufatltze
(P. Oxy. II n. 237 VI, 22), ru atpl Tijg xaro^ijs di'xaia (1. 1, IV, 32) zu.
Wie über so vieles, so gibt auch hier das Edikt dos M. Mettius Rufus
(1. 1. VIII, 34 f.) die Erklärung. In den Katasterblättem der ipcTqacav
ßißlio9i}xi] werden für jedes einzelne Grundstück nicht nur die Eigen-
tümer und davtuftai eingetragen, auch Frauen und Kinder: naQart&i-
To6av di xttl al yvvcclxeg raig v^oOtdiSeei r&v arSgäv iuy xuxü rivtt
^zrtj'wptoi' vöfiov xpoTfi'rct rä vxnQxovra, dfioiag di xal tu xixvu ratg
Töv yovdojp olg ii fiiv did dtj/iotfiap teriiQijTat
tj di xrijOig fiCTÜ d’dvuTop roig rtxvoig xfxpuTtjTai . . . (s. Grenfell-Hunt,
P. Oxy. II p. 142 f., Mitteis in dieser Zeitschr. I, 188. 189 A, 1). Zur
Sicherung für die Rückgabe ihrer dos hat die Frau nach einheimischem
Recht ein Pfandrecht an den vituQiovtu dos Mannes, und zwar ist
dieses Pfandrecht ein privilegiertes*) (Beispiele s. P. Oxy. U p. 142;
besonders P. Oxy. II n. 237 VIII, 22 f); es ist in den dtaarQäiiuTa
der ^yxrrjaem' ßiß/Liod'tjxij eingetragen. Daß auch der Anspruch der
Kinder des Apollinaris an den vxüqxovtu auf eine solche xuroztj, die
XTfjOig nach seinem Tode, zurückzuführen, scheint mir nach dem Wort-
laut unserer Urkunde (P. Gatt. I,22f) ausgeschlossen. Sie sind xAi^po-
vdftot des Vaters, haben aber kein Privilegium.
Die nach dem Tode des Apollinaris angestrengte Klage richtet
sich also
1) gegen den äuvfiartjg, der die unrechtmäßigerweise
im Besitz hat,
2) gegen die ixCxQoxoi (die tutores testamentarii), welche die
Interessen der Kinder nicht wahrgenommen haben (P. Catt. I,
25flF. II, 14 f.; s. auch II, 1 — 9, S. 99 Anm. 3).
Die tutores fungieren noch; es kann sich also nicht um eine actio
tutelae oder de rationibus distrahendis handeln. Drusilla gebraucht
auch nur den Ausdruck fUfiq/ofi^vxj (P. Catt. I, 25; II, 14). Die ixh(fOXoi
haften vielmehr nur für Versäumnis der diligentia boni patrisfamilias
mit ihrem Vermögen (D. 27,3, 1 pr.). Sie werden deshalb auch vom
iuridicus Maximianus für allen Schaden verantwortlich gemacht, den
die dtptjXixig seit dem Tode ihres Vaters infolge ihrer schlechten Ver-
mögensverwaltung erlitten haben, zugleich werden sie ihrer Vertrauens-
stellung enthoben (P. Catt. II, 23flF.).
Die Hauptklage ist gegen Agrippianus gerichtet. Hier kommen
für die Entscheidung die zwei Fragen in Betracht:
1) Im römischen Recht gewährt erst Justinian der Dotalhjpothek eine solche
Priorität (C. Just 8, 17).
Digitized by Google
Paul M. Meyer: Papyrus Cattaoui
99
a) nach dem Sävciov,
b) nach der »Qot^
(s. 11, 25: iQovei xal »pog rbv davsiatrfv . . III, 8: ipovOt xal npog
rrjv ywaixav (sic) xbqI rijg xpoixög).
Wir wollen nun die Phasen des Prozesses, wie sie sich aus dem
P. Cattaoui und dem P. Lond. ergeben, kurz betrachten.
Die Phasen des Prosessee.
1) Klage der Drusilla gegen lulius Agrippianus vor }iaxitjxutär/g
(P. Gatt. I, 13—35).
Der Titel des Richters wird nicht genannt. Sollte er mit dem
im 3. Protokoll des Recto am 25. Februar 134 als Richter fungieren-
den dpxidixaatrjg Ulpius Asclepiades (R. III, 6: s. S. 74) identisch sein?
Wir haben angenommen, daß Drusilla zur Sicherung ihrer :rpof| ein privi-
legiertes Pfandrecht an den vxdpxovra des Apollinaris dtc r&v yafiixav
evyyQatpäv erhalten hat, das als solches in dem betreflfenden dinörpciifia
der iyxTijOBcov ßißho&tjxrj eingetragen. Sowohl von solchen Dotal-
pfandrechten als auch von anderen Pfandrechten — wie dem des Agrip-
pianus — wird der ipxidixaöTt^s eine Anzeige erhalten haben, die in
seinem Archiv niedergelegt wurde. Ist also die obige Annahme
richtig, dann kann es uns nicht verwundern, daß Drusilla bei Geltend-
machung ihres Anspruches gegenüber dem derzeitigen Inhaber der
Pfandobjekte sich zuerst an den wendet. Dafür läßt
sich auch der P. Lips. 18 (Mitteis, Griechische Urkunden der Papjrus-
samralung zu Leipzig, 1. Heft 1903) anführen.
’/loxktjaiddtjg erläßt eine einstweilige Verfügung (P. Catt. I, 30:
i)9tXfjaiv); dem Agrippianus wird untersagt, rechtliche Verfügungen’)
in bezug auf die vnäpxovru zu treffen.*)
2) *) Klage der Drusilla gegen die tutores testamentarii und lulius
Agrippianus vor dem iuridicus lulius Maximianus (P. Catt. II, 10
-m, 14).
ln seiner d:i6ipuaig setzt der iuridicus die Entscheidung aus bis
1) Zu olxovofulv , olxovoiilai rgl. P. Fir. 1 (S. 96 Amn. 1); P. Rainer, 2S, 32
(S. 96 Anm. 2); BOU 94, 16. 233, 16. 483, 7. 667, 16 u. s. w.
2) Vgl. RcichezivilprozeBordnung § 817.
3) P. Catt. II, 1 — 9 bezieht sich auch auf unsere Angelegenheit; Antistins Qeniellus
(i. BOU 166 [a. 138 — 142]: rij; argatiias) ist der eine der beiden tuto-
res testamentarii. Es handelt sich also am die Klage der Dmsilla gegen die
Vormünder (S. 98). Vgl. übrigens P. Catt. U, Itf. mit V, 11 ff. ; 6 Mfa|i]pu>ri'6E i
Tji» fsiaTfolliyv ■ ■ . • [pt}rä rcriVroc Kiltfov ffrearijfyÄ;] ß ■ ■ . — Zu II, 8:
ri iviptf6fi[ir]a xfdtomu vgl. CI'R I n 18, 36.
Digitized by Google
100
I. AofsHtze
zur Beendigung der {%izaaig. Diese soll durch die inssu iuridici
(s. S. 104f.) vom (JrpaTt/j'dff innerhalb von 20 Tagen neu zu bestellenden
iiflxQoitoi (tutores dativi) geführt und binnen fünf Tagen nach ihrer
Bestellung vollendet sein.*) Für das je nach dem Ausfall der e^itaöig
zu füllende Urteil gibt er eine Direktive durch Aufstellung einer
Formel: iäv filv üjtoäetx^fj daviOr^s ilvca avTä rä vö^ufia, iuv
di &7iodeix9fj xal ff Tt ekußev (ii) Seövrag äxovofiijeag tovto dt-
xXovv axoSä (III, 1 — 7)
3) Neue Verhandlung vor dem iuridicus Maximianus in Gegen-
wart der neu bestellten ixixQoxoi (P. Gatt. III, 14 — 26).
Über den Ausfall der i%ixa6ig der ixCxgoxoi, die als Parteigänger
der DrusiUa bezeichnet werden (IV, 7 ff.), hören wir nichts. Der 6xga-
xrjybg 'Ageivotrov 'HgaxkeCSov fieg^dog wird jetzt vom iuridicus mit der
d^^xaaig über die Aktiva und Passiva des Apollinaris delegiert (UI, 22 f.):
xöv tot) vo(iov exgaxrjybv i^Exdöai navxa xbv xov vxoxgt'ov xöpov
xal dv xöeoig iaxl xa ögieiXöfisva xal dtjlütfai avxm.^
a) Der ßxpaxr/yög bestellt seinerseits Xoyo&t'xat, und zwar zwei,
einen auf Vorschlag jeder Partei (P. Gatt. UI, 27 — IV, 1; vgl.
P. Lond. I, 6). Die Xoyo&Bxai (s. S. 77), Kontrolleure, Rechnungsprüfer,
sind Privatleute, die von amtswegen ernannt werden. Sie müssen das
Vertrauen ihrer Mitbürger genießen; die hier fungierenden gehören zu
den ersten Honoratioren der fiijxgöxoXig Arsinoe, sind gewesene Gym-
nasiarchen. Der ffxgaxrjyög ist befugt, solche Xoyo&dxai auf Vorschlag
der Parteien zu bestellen, aber nicht aus eigener Machtvollkommenheit,
sondern kraft seiner, die eventuelle Bestellung einbegretfenden, Dele-
gation durch den Oberbeamten. Das zeigt BGÜ 245, die in dieselbe
Zeit wie unsere Urkunde fällt; der iuridicus delegiert wie hier den
Oxgaxxjyög und fügt hinzu (U, 5): iäv ddij Xoyo&txXjV äovvai 6e>ai.^)
1) P. (Jatt. n, 26ff. : rä ih iäii[o]? «ffdyiiUTa .... x[a]9f{a> . . .
Sv ov .... III, 11 if.; xal fittü rijv xtigotorlav ivrös i iftitfäiv inag-
TioOdiv rät dlxttt. Zu ixagrl^eiv vgl. IV, 26 f. : roü rijg loyo9iaiat änag-
Tta/ioO; P. Lond. II n. 196, 8: (tö xpäy/ia) oii’ ovro); SjtTjpr/flfrfj)]; b. auch
V. 9. 17; P. Oxy. I 117, 3f.; BGÜ 448, 26. Merkwürdig ist der Ausdruck änag-
Tifciv TÜ; Slxat in bezug auf die die i^iraeit führenden Inirgtntoi.
2) Ein ähnlicher Auftrag wie dieser liegt BGÜ 106 (a. 199) vor: ein comi-
cularius ISiov Idyoti wird von einem Vorgesetzten beauftragt: xävra rbv nogov
.... xesworov To[6] ragElov tpgbvticov äva^rjrfiGai xal fv äetpaXsi woitjnac re
dijlüva« ; ein anderer BGU 8 II, 29 ff. (a. 248) und CPR I n. 228. Gber den »deog
als Grundlage für die Bekleidung der Utrovgylai s. u. a. BGU 6 II. 6. 11. 18. 91.
P. Gen. I, 37. P. Lond. II, 199.
3) Vgl. auch BGU 77, 10. Mit den rOmischen arbitri haben die XoyoXUrai
nichts zu tun. Sie sind die Vorgänger der discnasores der nachdiokletianischen
Zeit, die uns in den Rechtsbflchem so häufig begegnen (s. auch P. Oxy. I 186, 33).
Digitized by Google
Paul M. Meyer: Papyrus Cattaoui
101
b) Den A,oyo9e'rai. reicht*) Agrippianus die Liste über das ihm
geschuldete Kapital nebst Zinsen ein, sowie über die Einkünfte, die
ihm aus den {tsiu^xovra des Schuldners, seitdem sie in seinem Besitz, (sei
es durch Fruchtgenuß, sei es durch Verkauf’), Verpachtung und dgl.)
zugedossen. Nach der uns vorliegenden Eingabe des Sohnes zieht aber
DnisiUa, unterstützt durch die tutores, in der Erkenntnis, daß das
Besultat zu ihren üngunsten ausfallen werde, die Untersuchung hin,
bis iulius Agrippianus stirbt (P. Catt. IV, 2 — 13) ’j
c) Nach dessen Tode erhebt sie von neuem Klage beim Gau-
strategen'. Dieser weist sie aber an die Instanz zurück, bei welcher der
Prozeß liegen geblieben: die Xoyo&hai. Der Auftrag des ffTpaTtjydg
ist noch nicht erloschen. Als Delegat des iuridicus verfügt er auch,
daß bis zur Erledigung der loyo9eeia die Früchte eines Jahres der
sequestrierten vxäfxovta zu Geld gemacht werden sollen (i^ofyx’Qia-
&7jvai: P. Catt. IV, 23). Den Erlös hinterlegt Agrippianus beim Bankier
(P. Catt. IV, 26; f’a(£)l ovv (^apyvfiff&etfra tü yeiTtj/iara [e]d'{fiaTia97j).
Da Drusilla die Sache weiter verschleppt, werden auch die Einkünfte
der folgenden Jahre versilbert und der Erlös gleichfalls deponiert
(P. Catt. IV, 32: ögoi'ug xc(TeeTä&7;aav xal Täv i^ijs dräv ^[pöjno-
dot)*) (P. Catt. IV, 13-34).
4) Inzwischen ist Maximianus durch Claudius Neoeydes als iuridi-
cus abgelöst. Das geht aus dem P. Lond. I, 1 ff. hervor. Hier sehen wir
die Sache in einem anderen Lichte; die Darstellung ist, abgesehen von
den wörtlich zitierten Bescheiden des P. Catt., eine glaubwürdigere, da
wir die Abschrift eines Protokolls vor ims haben; ich nehme deshalb
den P. Lond. zur Grundlage für das Folgende, zumal da P. Catt. V
sehr lückenhaft ist.
1) Zu P. Catt. rV, 2: utriiaxiv ■ ... di’ ToirixoC vgl. BGÜ 226, 18.
26: pfTfdödj) «fl« kp^viov v7trif{tov . . . ; P. Oxy. III, 486, 49. BGU 678, 1. 692
II 10; [^]ytfiovix6s «[iri)|e(ri]s; P. Oxy. II, 269, 13: 6ioixi]rix[o9j 6»iiett[ovJ;
P. Tebt. 46, 5. 186. — ToxiTtöt hat hier die Bedeutung von 6 M iiiv tÖttiov;
8. z. B. BGU 622, 1; vgl. P. Lond. II n. 196 I, 10: roijs rdjtovsi P. Catt. V,
27 ff.: OTfciTTiybg . . (mTjgirTjv [I]e roöro d«oraf5«sJ.
2) Darauf weist hin P. Catt. II, 32: 5 «foxeC 6 <J«v[e(«]T^S f|o>xoro-
(irptfr^oiy.
8) Diese Darstellung erscheint sehr unwahrscheinlich, da ja Drusilla bei der
ioyo^iaiu nichts zu verlieren hat. Sie wird auch widerlegt durch P. Lond. I, 6 f. : öri
loyo^^T«! H6971<7uv foijs robg X6yoi'g i] itTjTTjlg räv] xaiditop xagiexiv. Ob dies
zwar gerade in dieses Stadium des Prozesses fallt, ist zweifelhaft.
4) Wir finden also gleichgesetzt yt^Tj/iara und TcgSeodoi, 9inatiSnv und
xadurrtirai. ötgcrifti» setzt Ilcsychius = «Iirorifi'^vai ; vgl. Dittenberger, Sylt I’,
329, 66 — 60; van Herwerden, Lex. gr. suppl. s. v. Org«rrr«i; frfg« s. P. Oxy. II
n. 237 IV, 18; 298, 20.
«r-
Digitized by Google
102
I. Anfgiltze
Ägrippianus verpflichtet sich dem Neocydes gegenüber, vor seinem
Richterstuhle in Alexandria zur Verhandlung zu erscheinen (P. Lond.
I, 3 ff.). Mittlerweile wird er aber Soldat (railes leg. II. Tr. F.: s. S. 95)
Ln Alexandria (P. Gatt. IV, 35; P. Lond. I, 4). Neocydes wendet sich
infolgedessen an den praef. castrorum leg. II. Tr. F., den «rpa-roztf-
dapjjijS*) VergUlianus (sic), mit dem Ersuchen xdfiiiiai avtbv ixl ti)v
xgioiv (P. Lond. I, 5). Datm richtet er, nachdem er erfahren, daß die
Sache seit langem bei den loyo&hai liegt, ein energisches Schreiben
an den OrpaTtiyög ApoUinnris, die Xoyo9eTai anzuhalten, binnen 30 Tagen
die Jioyo&eaia zu beendigen:
P. Gatt. V, 23 ff.*) P. Lond. I, 7 ff.
ij fiiv Xoyo9eoia xarä tu xpt- (Neocydes) rd ffrpa-
9ivta tvffecag «arapTjo8’»)[ö]frai, t[riy'\ä ixava[yx]doat tovg Ao[yo]-
XQovorjati dl ’jIxoXiväQiog 6 tov 9dtag fjätj xotl tb xgäyfia axag-
vofiov (Stfattjybg ivtbg ijfjugibv A Tieai (vgl. I, 1 f : Neoxvdovg tov
T))v ioyo9e<Jiav yfvda[9ai] .... ttra xpaTiato[v] iutsiAufievov tä gtp<^a-
/irj [r]f »A[fb]v xageixi}tg[t]. ogou rtä xgdy-
fueti).
Damit ist aber die Sache noch nicht am Ende; es folgt noch eine
constitutio causae vor dem tribunus militum Sentius Maximus’) (P. Gatt.
V, 32ff.). Dann findet eine Verhandlung der Parteien vor dem xpd-
Tiarog dioixr/t^g lulianus 6 die'xwv tu xatce tfiv dtxai[o]doaiav statt
(P. Gatt. I, If.; VI, 11 f; P. Lond. I, 9 ff.). lulianus, der in Vertretung
des zur Zeit abwesenden iuridicus Neocydes fungiert*), bestellt auf
Vorschlag des . . dentius PhUippus, dem AgrippiEinus zustimmt,
wojv tov f£jjyijTfv[ffß]vta, einen gewesenen e’^ijytit^g von Arsinoe’),
zum fieoltrig und xgiti^g (P. Lond. I, 14 ff.; P. Gatt. VI, 22 f.). Er setzt
einen Termin von 15 Tagen für die Beendigung der Sache. An
1) S. mein „Heerwesen“ 153 mit Anm. 541.
2) Ans der Gegenüberstellanf; ersehen wir, daB der col. Y, 17 f. genannte
d xedriffrog dixa(odö[T]>)$ Neocydes ist. Maximisnns wird schon vorher V, 11 f.
zitiert als 6 6 rijv ixtct[ol]i)v yfaxpat xtgl tä>v ytptiiiärap, ist nicht
mehr im Amte.
3) Zu jtliuejo; A ixl räv xfxQiiiivap vergleiche ixufia tHris xnl M t&v
xixfiiiip(ap): BGU 613, 2; inäfXP wdior xal [f»l tJ«4v xtxpiftfvo)«'; P. Oiy. H,
237 Vm, 3.
4) Das zeigt P. Gatt. Y, 17, wo Neocydes (s. oben Anm. 2) nicht als yipoiupos
bezeichnet wird (s. auch P. Lond. I, 1): s. S. 42.
5) DaB dieser nicht alezandrinischer Kxeget ist, ersehen wir aus der Frage
des lulianus (P. Lond. I, 9f.): /7ä[s) dtirarai etfattvoitipov tovrov tA xfßyiuc
/w[l rot']; rdxov; Der bestellte (irOKt;; xal xftr^'g ist ixl täp
Töxap, nicht in Alexandria.
Digitized by Google
Paul M. Meyer: Papyrus Cattaoui
103
Domitius reicht nun C. Julius Agrippianus die Eingabe ein, die uns
im Verso des P. Cattaoui vorliegt. Die definitive Entscheidung des
Domitius ist nicht erhalten.
Die Biohter.
1) Der iitaCttjg xal xptrijg. Der Ausdruck (leaittjg ist ein sehr viel-
deutiger (s. Mitteis, Hermes 30, 616 ff.). Hier weist er auf eine schieds-
richterliche Tätigkeit hin, mehr auf einen Friedensrichter als auf einen
Berufsrichter. In gleichem Sinne wird das Wort iitairCa P. Lond. I
n. 113, 1 (6. Jahrh.) gebraucht (v. 27): awßdßtjxev iiearjxi'av (sic) yt-
[vi'a\&ai fie'eav ilQtjvixäv avÖQmv &ya&&v. Die Tätigkeit dieser fiidoi
(= fiealiuC) wird entgegengesetzt der des d(xaori)p(ov, des ordentlichen
Gerichts (1. L 29). In tmserem Fall greift der stellvertretende iuridicus,
nachdem die Sache jahrelang durch die verschiedensten Instanzen ohne
Erfolg hindurchgeschleppt, zu der Bestellung eines Vertrauensmannes
beider Parteien als Schiedsrichter. Er ist ein angesehener Mann in
ihrem gemeinsamen Wohnort, in Arsinoe, hat dort, wie die früher
bestellten koyo^ixui (s. S. 100) eins der höchsten Gemeindeämter be-
kleidet. Kal fitOfixivoi vfiäv xal XQivel, so lautet seine Bestalhmgs-
formel (P. Lond. I, 16). Er soll zwischen den Parteien zu vermitteln
suchen imd dann die definitive Entscheidung fällen.
2) 'O XQÜxiexog Sioixrjxijg lulianus 6 diexav xä xaxa xrjv
dixaioöoeCav: lulianus, der den /iBaCxTjg bestellt, ist uns bisher nicht
bekannt.*) Er ist diotxijttjg und zugleich stellvertretender dixaiodöxrjg
(iuridicus). jdiixitv xi bedeutet administrare, so z. B. diBXscv xijv äpjrTjv,
öUxttv xä xaxa xrjv xöXbv (Athenaios 6 p. 259 C). In einem Papyrus
des Jahres 283 (P. Oxj. I n. 55, 4) wird der frapjrog «ptJravtg xrjg
lajutQ&g xal la(i»Qoxäx[r]g ’0]|(vpi>yj;tröv) näXBag bezeichnet als äie-
xa>v xal t« xoXBXixä: der XQvxavig verwaltet zugleich die städtischen
Finanzen (den xoXixixbg X6yog, die xoXixixä jrpij^at«). Synonym mit
diaÖBxöfiBvog (s. Hermes 23, 599. 32, 227) wird SUxmv nicht gebraucht;
es fehlt der Begriff des Untergebenen, der an die Stelle des Vorgesetzten
tritt. Der Ausdruck ist wohl ebenso technisch wie jener, aber nicht
mit ihm zu vertauschen.*) Das zeigt auch unser Fall: der äioiXTjxtjg
hat nur während der Abwesenheit oder Behinderung des dtxaroddtijg
dessen Funktionen übernommen (s. S. 102 A. 4).
1) Er ist nicht identisch mit Claudius lulianus, dem lüiof Xoyoe des B. VI
(s. S. es Anm. 1; S. 86 ff.).
2) Jioixäv findet sich nicht so gebraucht; P. Amh. II, 72 ist nach Wilcken
(in dieser Zeitschrift II, 127) zu ergänzen: &itaixrj[r]^ SioiK(tjaea>f) f. . . .] 'Ep/io-
xol(tTov}.
Digitized by Google
104
I. Aufsätze
Der äioixtjT^g (s. Hirschfeld -Festschrift 145 ff.) nimmt im 3. Jahr-
hundert die Stellung des ptolemäischen Finanzministers ein, ist als
solcher der Vorgänger des xa&oXcxös = rationalis Aegypti. Auch P. Oxy.
III, 513‘) aus dem Jahr 184 zeigt ihn uns in einer analogen Stellung
(s. auch P. Oxy. III, 533). Ob um die Mitte des 2. Jahrhunderts seine
Funktionen auf Alexandria beschränkt waren, was auch ich aus den uns
inschriftlich erhaltenen Titeln JxiTQOxog fztl äcotxtjaimg [’yi/A£|avJpft«s]
= proc. ad dioecesin Alexandr(iae) geschlossen habe, muß noch dahin-
gestellt bleiben. Jedenfalls nimmt er noch am Ende des 2. Jahrh.
trotz umfassender Funktionen eine niedrige Rangstufe ein: der P. Oxy.
UI, 513, 28 ff. (a. 184) genannte ist Tom orpcrjjydg zu seinem Amte
avanziert. Das spricht für die Amiahme Hirschfeld's (V. G. 263 a. 9),
daß er im 2. Jahrhundert sexagenarius war.
3) Die iuridici: Wir haben schon bei der Darstellung der ein-
zelnen Phasen des Prozesses die als Richter fungierenden iuridici Alexan-
dreae = i. Aegypti = missi in Aegyptum ad iurisdictionem — (^Aiyvx-
Tov xal ’AAf^uvdpei'ag) öixaioäörai,*) kennen gelernt. Danach ist der
Nachfolger des luUus Maximianus: Claudius Neoeydes (s. S. 101); als
sein Torübergehender Stellvertreter fungiert lulianus.
Die Amtszeit des lulius Maximianus ^Bt sich bestimmen nach
dem argocTriydg Cerealis, der von ihm delegiert wird (P. Catt. U, 4;
vgl. V, 15 f.). Dieser ist für den 15. Februar 139 als orparrjybg ’Hpu-
xkddov fieptdog tov ’Apaivoeirov bezeugt (P. Grenf II n. 46a, 1 und
Verso). Unter Claudius Neoeydes ist Apollinaris öTparrjyög dieser ittpt'g
(P. Cattaoui V, 26 f: s. S. 102); er wird als solcher in mehreren Urkun-
den des Jahres 140/141 genannt (BGU357: 30/31. Januar 141; BGU
353 — 355; vgl. BGU 613, 38). Damit erhalten wir also als ungefähre
Ansetzung für lulius Maximianus das Jahr 139, für Claudius Neoey-
des 141. Die Liste der iuridici dieser Zeit (s. zuletzt Stein in dieser
Zeitschr. 1,446) ist also zu modifizieren:
Sex. Cornelius Dexter (Wende des Hadrian und Pius) — lulius
Maximianus (c. 139) — Claudius Neoeydes (c. 141); unter ihm ist der
dtccxtjttjg lulianus vorübergehend Stellvertreter — Calpumianus (April
147) — Calvisius Patrophilus (147/148).
Unser Prozeß spielt demnach in der Hauptsache, wenn wir von der Ver-
handlung unter 'AexXrjxiädtjg (s. S. 99) absehen, zwischen 138 und 147.
1) V. 28ff. ; f3riaro[)li;r r]o{' xforittTov iioixritov OitaziSiov (1. Ovivuilov)
'PfoltiiyfAio]» .... toö o[t]e<ittjijfij«ai>TOs.
2) S. CIPelop. I, 1600: Cn. Cornelius Pülcher (e. Prosop, I p. 460) AlyvTtxov
xai AXt^ariffiag iixaioiirrig. Außer diesem ergibt sich als weiterer bisher un-
bekannter iuridicuB aus P. Oxy. UI, 57b (2. Jahrh.) Flavins Priamus.
Digitized by Google
Paul M. Meyer: Papyrus Cattaoui
105
Was die Kompetenz des iiiridicus betrifiFl, so zeigen unsere Urkun-
den deutlich, daß die örtliche Zuständigkeit sich auf Alexandria und
die xaga erstreckt (Mommsen, R. G. V, 567; Jouguet - Collinet in dieser
Zeitschr. I, 306; Wileken ebendort 312). Da es sich in unserem Fall
aber um cives R. handelt, so ist die Frage, ob er für aUe Bewohner
der zuständig ist, damit ihrer Lösung nicht näher gebracht. Das
ständige Forum des iuridicus ist Alexandria; hier üben die ims in
diesen Urkunden Begegnenden ihre Tätigkeit als Zivilrichter aus. Das
zeigt besonders P. Lond. I, 3f. 9f. (s. auch P. Catt. II, 3. 17. V, 12.
P. Lond. I, 7). Die Frage nach der sachlichen Zuständigkeit ist schwerer zu
entscheiden. Mir scheint, daß die iuridici in unserem Prozesse als Vorinund-
schaftsrichter kompetent sind. Die zuerst vor dem iuridicus Maximianus
von DrusUla anhängig gemachte Klage (P. Catt. II, 10 fif.) ist in erster
Linie gegen die tutores testamentarii der Kinder gerichtet, erst in
zweiter Reihe steht der davtiazi\s. Als Vormundschaftsrichter liegt
dem iuridicus auch die Vormundschaftsbestellung ob. Nach Ulpian.
D. 1, 20, 2 ist ihm dieselbe zwar erst durch Marcus zugestanden; die
Papyrus widerlegen aber diese Angabe. Natürlich bedarf der iuridicus
eines Exekutivorgans, das, mit den örtlichen Verhältnissen vertraut, auf
seinen Befehl die tutores auswählt: das ist der azpuijybs rov vo/iov.
P. Catt. II, 17 fiF. erklärt der iuridicus: ygdtfra tc3 toü vofi{ov fftrpanjy]c5
Tva rols naiöloig Svo (wroxarafftadöfft, III, Off. befiehlt er
zum Schluß: jrsipotovijffiftfovTai*) Öh ivrbg x rjjitQäv vnb roü dTQaz^yov
(z<n<y voiiov. Das entspricht vollkommen den Worten des von Erman
(Zeitschr. Savignyst. 15, 241 ff.) besprochenen Genfer Papyrus (s. bes.
IV, 6 ff. 11 ff.: dxoAotiff'us [o/g f]y(ia(fi£v 6 xgdziazog ^[ixalioddnjs cet.).
Auf Grund desselben hat er mit Unrecht den Satz aufgestellt: Der
OzQuzrjyög, der überhaupt selbständige Gerichtsbarkeit besitzt, bestellt
den Vormund kraft eigenen Rechtes (ihm folgt Wenger, Papyrus-
studien 139). Der OzQuxrjybg fungiert vielmehr hier wie sonst, sowohl
auf dem Gebiete der iurisdictio contentiosa als der inrisdictio volimtaria
— so bei der Testamentseröfihung — nur kraft Delegation dos Ober-
beamten. Wie die loyo&hai (P. Catt. III, 28 ff.: s. S. 100), so werden
auch die tutores vom ozQuzijyög iussu iuridici besteUt. Die Stellung dos
azQuzrjyög in unseren Urkunden entspricht dem, was ich in der Berliner
Philologischen Wochenschrift 1902, 816 f. kurz ausgeführt habe.
Schöneberg-Berlin. Paal M. Meyer.
1) Ygl. den ngt^avig, der als Sprachrohr der ßovXii die zu
iftxoviffUct bestellten ßovltvraiy die aiQt&h'tfg vTtb itgariarTig ßovli^g, verkündet
(BGC 8 n, ö. 17. 23; 362 ID, 1. V. Ij CPR I, 20 I — P. Amh. H n. 83, 6).
Digitized by Google
P, Lips. 13.
Im Nachstehenden soll eine Urkunde der jungen Leipziger Papyrus-
samnilung veröflFentlicht werden, welche durch Umfang und Inhalt be-
sonderes Interesse beansprucht. Es ist ein Stück aus dem Protokoll
eines Stralprozesses wegen eines Kaubattentats und gibt eine so leben-
dige Vorstellung von dem Vorgang, gleichzeitig aber auch von der
Genauigkeit der gerichtlichen Protokollführung, daß es zu den wert-
vollsten Stücken der Sammlung gezählt werden muß.*) Anfang imd
Ende fehlen.
H. 31, Br. 124 cm. — Kursive aus dem Ende des IV. oder An-
fang des V. Jahrh. — Aus Hermupolis in Mittelägypten. — Durch-
korrigiert von 2. Hand.
Kol. I.
Uuzusammenliängende Wortreste.
ij' ... Herminu(s) a]d(vocatus) d(ixit): 7« (jpK>'£p[«? . . .].
9 ■ • • I Ebroi' OTi 6ovX6g tlfu. IlaQafUvei
11 .... [Acjholius d(iiit): "Eya xtrrd rov .... (xov fu-
13 1 xtn’ avToU . ... ov. Herminu(s) ad(vocatus) d(ixit):
15 [Acjholius d(ixit); Ovx t avroi[ ]
Iß r] töioV xoi 'fj fjjca -frupa X**!“**^ xeivtcu t.[ ]
18 r?]oT£ (Qiiiiev riv liOov.
19 . . .| . ttt . . . . T£ f/3[oI?]£v t[öv] A^do|e]. [H]erminu(s) ad(vocatus) d(iiit):
21 • • •] x£l£t'Sov avTÖ^vy tiatX9eiv. Herminu(s) ad(vocatus) d(ixit):
Spuren von 3 Zeilen.
15 und öfter of’x’ Pap.
1) Der Papyrus war mit 45 anderen Stücken bereits für die erste Lieferung
einer von mir projektierten Ausgabe der Leipziger griechischen Papyri gedruckt.
Da jedoch eine von Herrn Prof. Wileken freundlichst an den Originalen vorge-
nommene Revision dieses sowie der ül)rigen Texte noch vielfache Gebrechen
meiner im vorigen Winter hergestellten Transkriptionen ergab, hatje ich mich
entschlossen, den im Buchhandel noch nicht erschienenen Druck zu beseitigen
und durch einen Neudruck zu ersetzen. Für den vorliegenden Abdruck habe ich
Prof. Wileken gebeten als Mit -Herausgeber zu zeichnen, da erst nach den von
ihm hergestellten zahlreichen Rektifikationen meiner Lesung das volle und richtige
Verständnis des Hergangs gegeben ist, und ich erfiUlo eine angenehme Pflicht,
wenn ich ihm für seine Unterstützung herzlich danke. L. Mittels.
Digitized by Google
Mitteis-Wilckcn: P Lips. 13
107
Kol. II.
7|{TaO^ ti ftSvog oirog rjv JdoiUoj fux’ avxod. 1
Fl(avius) Leontius Beronician(us) v(ir) c(larissimus) pr{eses) Tebaeifdi.s) d(ixit): 2
Movog iaxiv ovxog 6 lntX9i>v xal exepoi; Filammon d(ixit): Tiaaaqig
tiaiv, ^UQyÖQtog xol exigoi. ETnri, xlvcg tlalv o£ fttx' avroH, aviög oldiv
xovg
«vvSovXovg ittvxoxl. 3
Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Etiti rag nfoariyogUig 4
ciVTÖiv. Filammon d(ixit): Ovx cutficv avxoiig, avxbg olätp. Etny avibg
nopräi' x«2 . Tj/j’O)!' I« bvöfictxa avxmv, avxbg oldtv avxovg.
Fl. Leontius Beronidantiis) v. c. pr. Tebaei(dis) d(i.vit): Ilöaoi avvtitijX9ov 5
Spo «ot oinlxai; Aeholius d(ixit): Movog (itxa toö xxaidtov iya ^iixjv.
Fl. Leontius Bcronician(us) v. c. i>r. Tebaei(dis) d(ixit): Eixte xb äXt]9ig. Acho- 6
lius d(ixit): JWdi’og xjfn/v fitxc'i toO xiatdiov.
Fi. Leontius Beronidan(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Expolia. C[u]mquo ex- 7
poliatus fuissct, d(ixit): 'Eyco tifti fiövog Kal 6 luxqbg ixch’og v(og rravv
xxyyidvoav. Filammon d(ixit): Jvvaxai b Xoyiaxijg liiuiv oxi xxoXXoi ci’aiv.
Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Eiaayba9m S Xoyusxfjg öv 8
xoloücui' fiägxvv. Inducto Hermaione curatore civitatis Hormupol( )
Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Mdgxvgd ai xtxlijxoa« 9
Tcöv n^ayfilvxav. Al^cig di tag iXtv9epog xä äXtj9!j. Tlva löqaxag ^ xiva
xixöXfit/xat; Hermaion curat(or) e(?) d(ixit): ’Otpt xtavv
ßa9[t(\ag ■öpiUlor Tjxotida ^;r2 olxiag ytov xvyyävtav xcrl 10
ijcffitp« xovg natSdg fiov &axi yvävai xxjv aixlav. xal cvpxjxaOi
xovxov <^xbvy Aavvxqlxiov f[. . . Jdfifroi' xal xvxxxöfuvov vnb yaXXiaqlmv
xal inoCijaay avxovg dvaextiXai xi]v äxa^t'av. 11
[Fl. Leontius Ber]onicianus v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit); Uöaot fjOav oixlxai; 12
Hermaion d(ixit): Jvo ■qffov ixxt rj xgeig, öipc näw ryv. Senecion d(ixit):
'H^uh9r) xal 6 Xoytoxiig xva xavxa xbv axglßa daeX9tiv
[xol fjjTfrv'?] IIoXXol av9qwtoi tiaiv ot övfA&övtts «[lg tj)!'] oixlav, xqiä- 13
xovra xal xiaaiqdxovxä tiaiv. Hermaion curat(or) e(?) d(ixit): Ei iirj
rfiav nqbg t§ oixla fwv, näXai av 6 'Aavyxqlxiog TCTfAtviijXfv, pä tÖv
Ttuvxoxqäxoqa.
[. . .] 8en[ec]ion d(iiit): KaXmg ätSdaxti. AUxi} oixla ^[yyüj? ti)]g oixlag 14
toö Xoyiaxoi} iaxiv. 'O Xoytaxrig ixti ftivti.
Fl. Leontius Beronicianus v. c. pr. Tebaei(dis) d(iiit): Tlvtg tiaiv ot ixtxü 15
aov fyoöov toApijoovttj, xorcpijvuffov. Aeholius d(ixit); Avo rjaav
jxqoxtqov, iyü xal & fitxqög, juxa taöta riX9tv avvdovXog fiov
fuxä tqv fidyrjv, fuxd xtjv Xvaiv xfjg pa;^[r/g]. Herm[i]nu(s) ad(vocatus) 16
d(iiit): ’AvtjQ ö4i6niaxog liutqxvqtjatv xiqioxtvmv t^j ’EqiiotntoXix&v.
Fl. Leontius Beronicianus v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): xa dvöfiaxa 17
Töv avvtxttX96vxa>v. Aeholius d(ixit): Tb naiSlov xal roqyoviog b Xiy6-
jitvog xaxaaxiiv xag ytiqag avxov.
4 1. itiuv. — 4 nr\yav (vielleicht V) oder orijj’mv = ödqy&v?
— 7 tifii verschrieben für qpTjv. — 8 ennupol^ Pap. — 10 y in yaUtaploiv (vgl.
galearius) korrig. ans x.
Digitized by Google
108
I. Aafs&tze
18 Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tcbaei(dis) d(iiit): 'Ekev&igol datv ^
oix/rnt; Aeholius d(ixit); /loWot ti’dii'.
19 Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. TBbaei(dis) d(ixit); Tlvog doülot; Acho-
lius d(Lxit): Zeqylov tov SidTtoiov fiov. Senecion d(iiit): ’Axdv
iauv 6 SiajtoTiif airäv. ’Eni]^tav ninov9tv oi%ia «vroO. Ma^tVQiav tjjo).
90 ’H aqtxri aov rbv xal ilöii/ räs i^gtixfitvag.
’H^laOa di fivQiadibv iv ujropi'ijpßtf» tidcti^ijvai rbv axQlßaJy^ xal Xiytiv,
xlvig rr}v in^Qtav idolrjCav.
21 \d]tixvv(o ou XQiüxovztt xal xiaaipäxoma rlv^k&ov ävio eig xr^v otxlav.
Filammon d(ixit): Ovx c!:xa^ ov StvxtQOv ovöi tp[/]toe tig xfjv
TxöXiv zttvxtjv xal i^ijitiaatv xjfiäg. TCvi
22 [ovjx Senecion d(ixit): Kayü avxbg qpojSoOpoi, iTiiiSrj axtmv iaxtv
h (xaiQog pov. A6yog dtjfxoatog xS>v xovxovßtQvxiUcov KTtoxelfievog.
At {H'pot %afiai ttoiv. 'O dXQlßag ik9rj,
28 [xo]r«Ö'{T«t iv xmofivi]ftaai x«l dpoAoj’iJc»; roiis aviX96vxag xoi xig iaxiv
& ävtX.9(bv. Ov yäg iyvav, xig iaxiv b üvtl9tav. Filammon d(ixit): 'Ofio-
Xoyti 6 äovlog oxi xaxiayiv xäg x^‘9^S
24 [roß u]toß (lov xal itvxxxtjacv.
25 Fl. Leontius Beronkianu(s) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Tlvog ivtxev
xib ^olujAfi't^ x(rr« xxjv £(T5r^[pae| x«l xgäftavxa ligyclaa} xaxa xijg ö(p|p]fifls
ßvroß; Aeholius d(ixit):
2C yA\ioyial aov rijj cigix^g, iy&> ovx inijX&ov, ßAA’ avxog fioi ini}X9ov.
nüvxiag fioigä ftov S>axt fu i(t7t[^j7t[Tj£([»'] £[/g ajütö»>
Kol. m.
1 Fl. Leontius Beronician(u.s) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Tb xgadfia xig tigya-
ößTo; Acholiu.s d(iiit): Tb fiixgö[i'] xxa{i\Siov.
2 Fl. Leontius Beronieian(us) v. c. pr. Tebaei(di.s) d(ixit): Ti Xiyii b xxjv
a:A»;j'ijv d£^ß|a£voff; Filammon d(ixit): “/iXXog tag %itgag ßüroO ixgair/aev,
äXXog rßaXxv avxbv ya/ial xal xj&iXx/aiv avxbv äxtoxgivai dm rö di;p()[<r£0i']
3 xgvaiov, b tlg xag x^‘9“S ßüroß ixgäxtjaiv, b uXXog Xi&io bidaxiv xä vlä
gov, ßAAo$ iXäxxiacv. "OAoe rö Cmga avxov TtiTxXxjyftivov iaxiv. Ma xfjv
Txgovoiav Txag' bXiyov änl&aviv.
4 Fl. Ijeontius Beronician(us) v. c. pr. Tebuei(dis) d(ixit): Tig b reA^|ßs, £tjt£
aaxpBig. Filammon d(ixit): Oi 0uedouAo|i] roürou.
6 Fl. Leontius Beronieian(u.s) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): 'O xtagiav ijxXy^cv ij
xal txtgog; Filammon d(ixit): Oüx ofdn oxi (sic) xig iaxiv avxäv. Ovx
infgxbvxai xxag’ rjuiv xjfitgaiag ye i'vxrös. Herminu(s) ad(vocatus)
d(iiit): 'SlgoXöytjaev avxbg
6 b oixixtjg oxi b glv xag ;(£ipßg nüroß ixgdxijaev, lugoi i:xijX&ov Xß! £rü:t-
xrjaav. Tavxa di xaxi9ixo xal ä^iomaxog /tägivg dvxjg Ttgcoxivcov xaxä
XXJV 'EgftovnoXix&v xal mbXoixtov ibaxe xtiuogiav f|£v£j;[0'ijeo£]
7 T^v diovaav xaxä xmv ixxtX96in:o>v lü ßovXxvx^. Senecion superstat(iona-
18 t; korriff. aus oi. — 19 y in Zfgyiov korrig. aus x. — 1. ixrjpnav. —
22 1. i:iijX9iv, — 23 1. [xßlra#ßTßi . — ßetAO' dreimal korrig. aus djxcX9. —
25 1. tgai’gata. — 26 AjriJAfro»* versebrieben für iaf/X^iv, — BI 2 anoxpirai Pap.
1. dßOxi(r)>fi'ßt (-« äxoxtilvai). — 6 ixvjrTrjaav korrig. aus ixvxixtjacv.
Digitized by Google
MitteiB-Wilcken; P. Lijis. 13
109
rius?) e(?) d(iiit): ^uc nu9avokoyCas ra ÖQntiyivitt fjyroCfft xarlytiv.
Ktivrai ai &v^i. MaQtviflu lazlv. MvQiaaxbv KareOifiyv ou aC 9v^ai
xttvxa[i]
xal ß|irä xov axflßa ciatl^tiv *nJ tintiv' ’Aolxrjzög iauv 6 olxog (x6y 8
Xoinov.
Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis.) d(iiit): Kol fiijv rovro ä 9
olxiTijg oi'X ahtärai. Senecion d(ixit): 'H &Qfzi] aov oint i^rjZijOtv, ■>) ägez))
eov i^izädaz.
Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(kit): TiVos ivtxtv intjl- lo
darf ’/idvuKfiz^; Acholius d(ixit): Ovx ini'jX&afitv, avzog
M. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(^dis) d(ixit): Kmä zlvag zozzovg-, 11
Acholius d(ixit): Eig ixtlvr\v zijv gvftr/v.
Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): yiiyizu) OiXafiftuv 19
zlvtg tieiv ot zb xQvalov dtptXofuvoi zoi> vioü avzoH. Filammon d(ixit):
Ovzoi ol dovXot.
Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pre. Tbebaei(dis) d(ixit): Iloaov xfvalov, 13
Filammon d(iiit): 'Slg &ixu jrptidli'ovs I) bza&txa. Scnccion superstat(io-
nariusV) e(?) d(ixit): 'O di Xöyog zov izal^ov fiov <(öpj’v^p/ot)
XftXlfov i{T^xoo|lci>]v ipzlv.
'Agt& zfjv Xafin^ozi/zä Oov KeXtvdai eidax&^vat zbv dxqlßa xoi tizuiv ozi 14
axftßa TfattiXriifa
ui &v^ai xiiirzai xol ifiafzvQonoifjda xol izotjiog b ax(fißag xuza-
&iaöut iv tmo/zvtjfiaot zlvog n . .
zlvtg n’ölv ot intX&ovztg, ‘intoßaXzj zig iaziv. "Eziqoi zqiÜxovzu äg Xlyn 15
aiiv ceirzoig ^Oav. Mij yöp olöa, pij j’öp fuz' avz&v ijfzrjv. ’£|{Toöftp
& Ox^lßag.
Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): EidayleQm 6 ax^lßug. 16
Gennadius adiut(or) e(?) comm(entariensis) d(ixit): 'ExtXtvc9rj axoXov^iv
TÜ wxzoezQazTiyio ut/zitog xazä n(/6azayna zijg O^g [l]o[|aj7([(ii)T>^osJ did
ztjv jzupdazudzv Töv {moßXrj9ivz(ov imb zB>v j3[o]vi£UTÖ>' tlg zbv »tzpaXauo- 17
z^v. Senecion d(ixit): "Hvtyxa zbv axpißa xol napaSibaxu zä Tipa>i\(\(uo.
Fl. Leontius Beronicianus v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): ToC axpißov zi 18
t«s; Senecion d(iiit): 'H dpizij aov (täpzvQug lirjztjaiv ozi in^X9ov zä
öamzia zoC xoXXryya fiov. Filammon d(ixit): 'O vl6g fi[ov]
(xivdiivcvucv &7to9uvtiv diit zag nXryyig. 19
F'l. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Tlvog ivfxtv 20
zä ßovXfvzij; Et ad officium d(ixit): Tvmia&ca. Et cumque buneuris
caesus fuisset,
Fl. Leontius Beronicianus v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): 'EXev^/povg fiij 21
zthzzi/zi. Et ad officium d(ixit): l’arce. Cumquo pepertum ei fuisset,
Fl. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): Eizii nov iaziv zb 22
Xpvaiov oTZtp fjpTzaOag. Acholius d(^ixitj: Tb Ifiäziov avzov djudvffcrro xol
iiSatuv [tg] ^i>otxl zrj dKoXov9ovaij avzä. Ovx El[doi' . ].
F'l. Leontius Beronician(us) v. c. pr. Tebaei(dis) d(ixit): ^liXty^ov avzbv ozi 23
Xpvalov aov äiptiXazo. Filammon d(ixit): ’/inb ztjg pox'lS dnb
Xtipiäog zoü vlov f<[ovJ xol ^pTtuCtv, eig ixpdzriatv avzbv xo[l]
13 azifyovpiov Pap. — 16 comm- Pap. — 17 (»= proiimo) korrig.
aus X(»$[l](U>t>.
f
Digitized by Google
110
I. Aufs&tze
SftoXoyei ou rbp[y]ö»'«os l’Stjaev ccvtoü xccg Herminu(s) ad(vocatus)
d(irit): ’AliovfUv ükkovg rovg dwe^y^aavrag «ütä oiWtor; nagcivai. Fi-
laiumou d(ixit): 'O ZTtQyOQtog Kttpalijv ainov iKQOxdgnatv.
Senecion d(ixit): Kara&rjxat cl avrbg fiövog fjv ^ allot fux avxoS, iva
datpalig xj/iiv yii/t/xat, 6 ax^lßag Fi.9^ *ai
Leipzig-Halle. L. Mitteis nud U. Wilcken.
Zur Erläuterung.
Einer freundlichen Aufforderung von Herrn Prof. Mitteis folgend, gebe
ich einige ktme Bemerkungen zu dem vorstehenden Text. Zu einem ein-
gehenderen Kommentar war jetzt, da der Artikel im letzten Augenblick
eingeschoben wurde, kein Baum.
Wie in dem von Collinet und Jouguet in dieser Zeitschrift heraus-
gegel>enen VTtofivijfiaxidfiog (I S. 293 ff.) sind auch hier die verbindenden
Worte des Protokollführers lateinisch, die vor Gericht gesprochenen Worte
griechisch. Auch der Vorsitzende, der Praeses Thebaidis, spricht griechisch,
nur einige kurze Befehle an die Diener sind lateinisch erteilt. Vgl. i'-xpolia
(II 7) und Parcc (III 21). Dagegen hat er unmittelbar vorher an dasselbe
officium gewendet xvnxia&u gesagt (HI 20). Wie in dem von Collinet und
Jouguet herausgogebenen Text sind auch hier die vom Vorsitzenden gesprochenen
Worte durch bedeutend größere Schrift und durch Ausrückeu der betreffen-
den Zeilen nach links kenntlich gemacht, so daß sic sich für das Auge deut-
lich von dem anderen Text abheben. Das ist darin begründet, daß diese
Prozeßprotokolle ja Teile der vnopvtjuaxia^tol, der Amtsjoumale sind, die
über die täglichen Amtshandlungen zu berichten haben. Die im Prozeß ge-
sprochenen Worte des Vorsitzenden sind eben die zu buchenden Amts-
handlungen.
Die in dem Leipziger Protokoll behandelten Vorgänge stelle ich mir
etwa folgendermaßen vor. Angeklagt ist Acholius'), ein Sklave des
Sergius (II 19). Dieser Sergius, ein Mann, der mehrere Sklaven hielt
(vgl. (JÜrdovlos U 15. III 4), ist identisch mit dem „abwesenden Freund“
(vgl. n 19 mit 22) des Scnecion, des superstat(ionarius?)*), und ist
zugleich sein collega (IH 18).
Die Anklage behauptet, der Sklave Acholius habe den Buleuten Asyn-
kritios*) eines Abends in später Stunde auf offener Straße angefallen
und beraubt. Dieser Asynkritios ist der Sohn des Philammon, der statt
seiner, der halbtot geprügelt ist, vor Gericht seine Sache vertritt. Außer-
dem wird er durch den Advokaten*) Herminus vertreten. Der Sklave
1) Über seine Vergangenheit werden nicht leicht verständliche Andeutungen
gemacht II 21. Oix d?cr| ov devrtgov xgiTov bedeutet „sehr ott^^
2) Bei Senecion und Hermaion werden die Titel nur gelegentlich binzu-
geiügt, beim Praeses regehnäßig, wie in gewiesen Märtyrerakten.
3) Vgl. zu dem Namen P. Goodsp. l.H, 6: iy Svfifl Ifyopivß U<yvy)tp7j[r]/ou,
gleichfalls ans Hermupolis. Weitere Belege bringt Vitolli in seiner Besprechung
der inzwischen vorläufig zuriiekgezogenen Leipziger Papymsansgabc (Atene e
Roma VI ia03, Sp. 249 n.)
4) In der Annahme, daß das add/ (d* vereinfacht) in ad(vocatus) d(iiit) anf-
zulösen ist, bestärkt mich die Präzision seiner Keden, durch die er sich von den
Anderen abhebt. Vgl III 5 ff.
Digitized by Google
Wilcken: P. Lips. 13
111
leugnet, jenen Äsynkritios angefallen zu haben und stellt die Behauptung
auf, daß Äsynkritios yielinehr ihn angegriffen habe (II 26, 111 lü).
Jedenfalls war es zu einer blutigen Schlägerei {ftäx<t II 16) gekommen,
bei welcher der Sklave nach der Anklage von einigen Mitsklaven unter-
stützt wurde: Einer warf den Äsynkritios nieder, einer (Gorgonios) hielt
ihm die Hände fest (II 17), einer (wohl Stergorios III 24*)} schlug ihn
mit einem Stein auf den Kopf (III 24, vgl. II 25), ein anderer trat ihn
mit Füßen (III 2/3). Der Angeklagte dagegen behauptet, während der
Schlägerei allein mit einem kleinen Jungen gewesen zu sein (II 5 ff.); erst
nach Beendigung der gdx’l Mitsklave (Gorgonios) dazugekommen
(II 15f.).*) Höchst drollig ist seine Ausflucht, die Wunde sei dem Buleuten
von jenem Knaben beigebracht (UI l), von dem er noch kurz vorher ge-
sagt, daß er ein ganz kleiner Junge sei (U 7). Nach der Anklage hat
Acholius dann mit seinen Helfershelfern nach der Prügelei aus der Geld-
tasche (jiHQlg) des Ratsherrn öffentliche Gelder (III 2/3) im Betrage von
10 bis 12 Solidi geraubt (III 13. 23). Auch dies leugnet der Angeklagte:
Äsynkritios habe sein Ifiäuov (gemeint ist, mitsamt dem Gelde) ausgezogeu
(wohl um sich kampfbereit zu machen) und seiner IVau, die ihn begleitete,
übergeben; so habe er nichts von dem Gelde gesehen (III 22). Die Sache
hatte dann dadurch ein Ende gefunden, daß der in der Nähe des Tatortes
wohnende Kurator Hermaion seine Sühne hinsebickte. Hermaion, der hier
als Zeuge auftritt, bezeichnet sich danach als den Lebensretter des Buleuten
(U 9 ff.).*)
Unser Protokoll ist darum nicht leicht verständlich, weil mit dieser
Anklage wegen RauhanfaUes beständig eine andere Sache verquickt wird,
die damit gamichts zu tun hat. Diese zweite Sache wird ausschließlich von
Senecion im Interesse seines abwesenden Freundes, des Sergiusj vorgebracht.*)
Sondert man die Aussagen des Senecion und die darauf erfolgten
Antworten aus, so hleibt ein zusammenhängendes Protokoll über
den Raubanfall übrig. Senecion behauptet, daß Acholius*) zusammen mit
einer größeren Bande von 30 bis 40 Strolchen (II 13) einen Einbruch in das
Haus des abwesenden Sergius gemacht habe (dies Haus lag in der Nähe des
Kuratorhauses II 14), die äußeren und inneren Türen (I 16) erbrochen und
auf die Erde geworfen und Gelder im Betrage von 1400 (Talenten)*) geraubt
habe, und verlangt, daß ein scriba als Zeuge dafür vorgefUhrt werde.’) Der
1) £TiQy6eios ■= Stercorius. Dagegen CIGr. IV 9653 2zigit6i/ioi.
2) Es scheint, daß Acholius bei einer früheren Verhandlung oder in einem
früheren Stadium der gegenwärtigen weitergehende Zugeständnisse gemacht liat.
Vgl. II 23, ni 6 ff. Oder deuten seine Gegner seine Worte 6 Xiy6iuvog xaraeytlv
(II 17) zu ihren Gunsten?
3) Wenn er die Angreifer als yaXUäftoi bezeichnet (II 16), was offenbar
Transkription von galearii ist, so ist das wohl nicht wörtlich zu nehmen, sondeni
als Schimpfwort („Strolche“) zu fassen. Vgl. die Frage des Praeses: nöaoi tidav
olxizaf, — Zn &vtt<nifXat in II 11 vgl. Ed. Just. XI pr. ivaaztlXai xal xavaai.
4) Nach in 18 ist schon vorher darüber vor demselben Praeses verhandelt
worden.
6) In den erhaltenen Worten sagt er nicht ausdrücklich, daß Acholius dabei
gewesen, aber aus dem Zusammenhang geht doch wohl hervor, daß er es meint.
6) An Drachmen wird man bei dem damaligen niedrigen Kurs nicht zu
denken haben.
7) Das liVQiaexiv in R 20 (vgl. III 7) ist als vulgäre Hyperbel zu fassen:
Digitized by Google
112
I. Aufsiltze
Praescs läßt es langmütig geschehen, daß Senecion mit seiner heterogenen Sache
beständig in die Hauptverhandlung hineinredet, ja, gelegentlich sogar die
Redenden unterbricht (II 12) und inquiriert ausschließlich betreffs des Raub-
aufalles. Endlich als wieder und wieder Senecion die Vorführung seines
Zeugen verlangt, macht ihn der Präses darauf aufmerksam, daß dieser
Punkt gar nicht zur Anklage gehöre (III 9), worauf Senecion die Bitte
ausspricht, doch auch diesen Punkt zu untersuchen. Nach weiteren Zwischen-
fragen über den Hauptpunkt gibt dann der Praeses, nachdem Senecion seinen
Antrag gründlicher formuliert hat (III 14), den Befehl, jenen scriba vorzu-
tühreu, und nun erhebt sich der adiutor comm(entariensi.s) Qennadius und
teilt mit, daß dieser scriba augenblicklich dienstlich verhindert sei zu er-
scheinen.') Der Ausruf des unglücklichen Vaters, sein Sohn sei an den
Schlägen fast gestorben (IH 18), bringt den Praeses wieder zur Hauptfrage
zuiilck.
Halle a/S. U. Wilcken.
Zum zebntausendsteu Mal (oder unzählige Male) habe ich zu Protokoll verlangt,
daß etc. — Die Scheidung der beiden Angelegenheiten wird erleichtert durch die
Beobachtung, daß beim Raubanfall immer von lTttX9i!v, beim Einbruch meist von
&vfi&elv {tls Tijv olxlav) die Rede ist.
1) Er hatte Befehl erhalten, sich dem rexroarparij/o; anzusehließen, der
ausging, um die von den Buleuten zum Posten eines x«;palai(ur^; (vgl. Cod.
Theod. 11 24,6 § 7) Vorgeschlagenen (vnoßlTj^ivrav, so auch Arch, 1 408) zu stellen
(wa^dffTafftx).
Digitized by Google
n. Besprechungen und Mitteilungen.
Papyrus-Ürkimden.
Seit dem letzten Referat (11 S. 385 — 396) sind folgende Publikationen
erschienen:
I. Edgar .1. Roodspeed, Greek papyri from the Cairo Nnsenm together
with pap,m of Roman Egjpt from American collections. The
üniversity of Chicago: The decennial publications Vol. V. Chicago,
The Üniversity of Chicago press 1902. 78 S. (P. Goodsp.).
Vgl. W. Crönert, Woch. f. kl. PhU. 1903 Nr. 27 Sp. 729—736,
II. B. P. Gl“©nfell and A. S. Hnnt, The Oxyrhynchos Papyri part. 111.
Witli 6 plat. Egypt. Explor. Fund, Graeco-Boman branch. London
1903. Xn u. 338 S. (P. Oxy. 111.).
III. B. P. Grenfell and A. S. Hont, Catalogue general d. Antiquites
Egypt. du Musee du Caire. Greek Papyri. Oxford 1903.
Vm und 116 8.
I. P. Goodsp.
Im fünften Bande der zu Ehren des zehnjährigen Bestehens der Uni-
versity of Chicago herausgegebenen Festschrift hat E. J. Goodspeed, über
dessen Arbeit über die Aussaatquittungen hier schon früher berichtet wurde,
(Archiv I 557), 30 bisher unedierte Papyri herausgegeben. Die ersten
15 gehören dem Museum in Cairo, Nr. 16 — 27 stammen aus der Samm-
lung des Reverend J. R. Alexander in Asiüt und sind von ihm kürzlich dem
Museum des Westminster-College, New Wilmington, Pennsylvania überwiesen
worden. Nr. 28 — 30 sind im Privatbesitz des Herausgebers.
Wir verdanken hiermit Goodspeed eine Bereicherung unserer Papyrus-
literatur, die uns manches Interessante lehrt. Wie weit ihm die Lesung
der Texte gelungen ist, kann ich nicht im einzelnen erkennen, da mir die
Originale nicht zugänglich sind. Aber nach einigen Kairener Stücken zu
schUeBen, von denen ich mir früher Notizen gemacht hatte, erwecken seine
Lesungen, die, wie einige Bemerkungen zeigen, schon seit Jahren sorgfältig
vorbereitet sind, einen guten Eindruck. Hin und wieder liegt es nahe
Korrekturen vorzuschlagen.
In 3, einem Brief aus dem HI. Jahrh. v. Chr., den Goodspeed aus zwei
Fragmenten zusammengesetzt hat, ist in Z. 7/8, wie auch Crönert Sp. 730
gesehen hat, zu schreiben: AlyvifTiatl (statt /fiyujmo[»] . rf) ii •önifffcttf/a,
onag öxpißäig tii^ig. Diese Worte sind für die Frage, wie der Papyrus
beim Schreiben benutzt ^rde, nicht uninteressant. Wie Goodspeed mit-
teilt, stehen auf der Rückseite demotische Zeilen. Wenn diese auch noch
Archiv f. Papjrnufortchoag HL 1. 8
Digitized by Google
114
n. Besprechungen und Mitteilungen
nicht entziffert sind, so ist doch wohl kein Zweifel, daß sie eben das Traum-
gesicht enthalten, das der Schreiber alyvnu^szl, d. h. demotisch „darunter-
geschrieben“ zu haben erklärt. Hier ist also iitoyifäqiuv gesagt in bezug
auf Notizen, die auf der BOckseite stehen. Das Verso galt eben als
natfirliche Fortsetzxing des Hecto. Vgl. z. B. P. Grenf. I 37. — Z. 1 Meza
xb Siiai verstehe ich nicht Ist richtig gelesen?
Zu 5 vgl. meine im Archiv II S. 578 f. gegebene Interpretation, wozu
ich nur noch nachtrage, daß, worauf Hunt mich aufmerksam macht, auch
er und Grenfell schon in P. Teb. I 8. 224 dtfO’fvro<^S> fwu für P. Grenf. 141
hergestellt haben.
6 ist ein neues Beispiel dafür, daß die Sfioloyla bei Immobiliarver-
käufen in der ptolemäischen Zeit die Tradition des Kaufobjektes (napojrä-
pi)ai$) festsetzt Vgl. meine Ausführungen im Archiv II S. 388 f. Ähn-
liche Dokumente sind P. Grenf I 27 und II 25. 33.
Zu dem Uigatis x&v itQoayfaqxov in 8, 3 vgl. P. Lond. II S. 15, 3, bis*her
den einzigen Beleg. Zur Sache vgl. Archiv H S. 154. Derselbe Londoner
Text zeigt übrigens, daß in dem Kairener Text Z. 1 nicht £daov, sondern
yififuovlov zu ergänzen ist Auch darf die Ortsangabe nicht fehlen. Also 1;
f[v Tltt&vfjU ln ’Afi(uoviov].
In 9 fehlt das verbum iinitum, wiewohl der Text vollständig erhalten
ist. Steckt es etwa in dem Schluß des auffällig langen Namens der Insel
Ihfj^aaiv tjixl
Über 10 machte ich schon im Archiv I S. 137 nach meiner eigenen
Kopie einige Mitteilungen. Wenn ich dort Stay^ in veränderte,
so war das nicht nötig; man kann auch ducy(eYf)d{(ptjxcv) auflüsen, aber
jedenfalls nicht d(a/(iypa7CT<z() , wie Goodspeed tut Letzteres könnte nur
passivisch aufgefaßt werden. Im übrigen stimmt seine Kopie mit der
meinigen völlig überein, nur daß ich vor ^(fvovrai) in 12 den bekannten
Strich der „Gleichsetzung“ (Hermes 19, 292) notierte. Der Text bietet
einen neuen Beleg dafür, daß in Memphis die afupoba numeriert waren.
Vgl. Archiv H S. 472. — Crönert Sp. 731 hat bemerkt, daß der in 4 ge-
nannte Avovßlav b xol KoXoaCmi wiederkehrt in P. Gen. 36,27 (a. 170)
und in P. Leipz. 26 Verso (ed. Wessely). Wenn er aber aus letzterer Über-
einstimmung folgern will, daß die Leipziger Fragmente wohl älter sind als
angenommen wird (HI. Jahrh. n. Chr.), so ist er im Irrtum. An der be-
treffenden Stelle steht nämlich nicht xl^p(o$) 6v6(fucxog) ’Avovßlovog, wie
Wessely vermutete, sondern xlijpovö* = xlt}QOv6(ft . ’Avovßltovog , wie ich
mir vor Jahren am Original notierte, denn xlijp hat keinerlei Zeichen der
Abbreviatur. Die Stelle beweist also gerade, daß dies Leipziger Fragment
jünger als die anderen beiden Papyri sein muß — die Identität voraus-
gesetzt — , da es von den Erben des Anubion handelt. Übrigens hat Crönert
wohl übersehen, daß Fr. 1 das Datum des Jahres 244/5 trägt. Nach meiner
Erinnerung ist Wesselys Datierung der Sammlung (III. Jahrh.) nchtig.
Einzelne Stücke könnten ja etwas älter sein, aber das müßte erst für jeden
besonderen Fall möglichst am Original erwiesen werden.
In 13, 3 wird fyypn[ipJov (statt iyypa[^J^v) SiOqiäXtiai/ ZU lesen sein.
Dieser Kaufvertrag vom J. 341 ist unterschrieben: AvQ{rikiog) IhvornUov
avvaXlayfittxoy^(<pog) St’ Iftoi iyg(dq»i), wozu schon der Herausgeber auf
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden
115
P. Oxy. II 237 VlU 36 verweist. Da der Vertrag ein also Privat-
urkunde ist, ist auch dieser avvalLlayiiazoy^äg>oi als Privatperson aufznfassen.
Er ist offenbar identisch mit dem ovnßoi.aioyQÜ<pog der späteren Urkunden.
Daü darunter Privatnotare zu verstehen sind, hat H. Erman im Archiv II
S. 458 hervorgehoben. Der Herausgeber übersetzt richtig: tcriter of con-
tracts. Dadurch, daB Privstnotare diese Verträge aufsetzten, erklärt sich
die Tatsache, daß an den einzelnen Orten die Formulare der Verträge so
sehr Ubereinstimmen. Vgl. z. B. mit dem vorliegenden Vertrag CPlt 9 und
10 aus Hermupolis.
In 14 bleibt noch manches unklar. Heranzuziehen sind die verwandten
Urkunden P. Oxy. I 142 und Amh. 138. Nach Z. 3 wird man in Amh.
138, 5 lesen dy((aj>5j) (vgl die Photographie) (äptajliSv) o statt ayo(vros)
(«prd/Jas) <J. Vgl. auch P. Grenf. I 49, 17. — Am Anfang von Z. 4 er-
wartet man nach Oxy. 142 etwa dc^]afiivov$, aber ist Platz?
— In 6 bleibt xal na. o>Ctv dt unklar. Vielleicht ist xai nfog zu lesen,
in dem Sinne von „und darüber“; aber was folgt? — Zu den vavl« in 7
vgl. P. Oxy. 142, 7: xoi vnip Idyou votiUov lAkt^avdfCag. Das Oaxxoqiofi-
xuv bedeutet hier nicht eine Abgabe der Paktträger (vgl. Gr. Ostrak. 1 292),
sondern das für Bezahlung ihrer Dienstleistungen den Steuermännern mit-
gegebene Geld. — In 9 würde ich eher [’/ilt^dvipturv] als [iVt'av Ilohv]
ergänzen, gerade weil in derselben Zeile Tfjg I^iag IloXttog ohne Itückbe-
ziehung gesagt ist. Hinter tlg xovg dtj/ioolovg in derselben Zeile ist
hinzuzudenken. ’Enolaavxeg ebendort möchte ich nicht mit Crönert
1. c. als Äquivalent für iTUviyxavrtg, sondern als hybride Form für inol~
aovztg halten, wie auch das hxov^yiqaavta in Arch. U 263, 10 entschieden als
(hybrides) Futurum aufzufassen ist. Ebenso steht auch nfoOxo/ilaatixeg in
Z. 10 für npooxofifffovTt;. Beide Worte sind futurisch zu fassen. — Ich
betone, daß auch hier wieder xu^oy^aqtla (Z. 13) im prägnanten Sinne den
schriftlichen Eid bezeichnet. Vgl. Archiv H 46, 1.
Bei 15, einer Elagschrift vom J. 362, trägt die Berücksichtigung der
durchweg vulgären Orthographie viel zum besseren Verständnis bei. So
darf in Z. 2 nicht iVflm FtwaSUa und Stoimqm KanaaCta gedruckt wer-
den, sondern FewadCca (für -ov) und Katfiaolto (dito), denn der Grieche
hat nur einen Namen. ^ steht 6viSiv in Z. 16, das schon Crönert richtig
erklärt hat, für üvidiov. Auch das schwer verständliche x«i hpavi^xaoa xy
povg xol xä ßorj9ä xrl. findet so seine Erklärung. Goodspeed weist auf
(iovy = monastery hin, hui thal meening does not seem possible hcre. Crönert
will povi) als Station, „nämlich den im Ort befindlichen Militärposten“
fassen, was ebenso wenig passend ist. Ich vermute, daß xxi/iovt/xai verlesen
ist für xxifiovrpuo, und dies steht nach vulgärer Orthographie für Ttfiovlxm.
Danüt haben wir den Namen des ßoi)96g, der nach dem Zusammenhänge
hier auch zu erwarten ist. In 20 steht wieder xoS nXovxov für xä nlovxxp,
mit Vertauschung von ö und ü wie oben bei den Namen, axtjvog in 24
möchte ich nicht als auivo; (Goodsp.), auch nicht als axivausiv (Crönert)
fassen, sondern als offc'vo;: denn durch die Macht seines Geldes vertrieb
der reiche Isaak — ob er Christ oder Jude war, wissen wir nicht — die
Leute aus dem Dorfe. Vgl. Z. 20. — Mit den Worten in 9 xov noxiOfihv inolovv
anh xov g>Qiceto^tyg xotg j3oetxo([$ poti x]rij<(v£^tt ist auf dos Schöpfrad, die
vom Ochsen in Bewegung gesetzte Sakje hingewiesen. Gegenüber meinen Aus-
Digitized by Google
116
n. Beeprechongen und Mitteilungen
fOhrnngen über die Sakjen (Archiv I S. 131) hat kürzlich Crönert behauptet,
die Schöpfrädcr seien außer von dem xvxlfuT^S von dem (itixavctfiog , d. h.
dem Handwerker, der das Rad gearbeitet habe, getrieben worden: itaque,
irrigendi opus a duobus homiiiibu.i conficiendum fuisse contendo (Class. Rev.
May 1903 S. 193f.). Das wird ihm niemand glauben, der je eine ägyp-
tische Sakje in Tätigkeit gesehen hat. — 15 die Vergleichung mit dem
Duplikat zeigt, daß der Text heillos korrumpiert ist. Will man nach den
Worten des Duplikats jJcrpcav ovtsav xal ixrixgaxtv zb ßQi<po; in 15 (r^v
fdv Taijaiv ßag^av ovOav 1% z&v nli/yräv oürdiv i^lxgoMiv xb ßglipog) ein
xal oinschicben, so würde ich es vor ix xdtv setzen, denn ich stimme Good-
speed bei, der ßagiav als „schwanger“ faßt, während Crönert ßagiav oi<Sav
ix x&v nhjf&v zusammenzieht. Damit erledigt sich der von Crönert schon
r.urückgewiesene Vorschlag Goodspeeds, ilixgtoaev (= i^ixgcKSav) kausativ
zu nehmen. Es heißt vielmehr: sie <schlugcn?> die Taesis, die schwanger
war, und infolge ihrer Schläge machte sie eine Fehlgeburt.
Das kleine boat ticket (28) ist noch nicht richtig erklärt. Der inl-
nlovg ist nach den im Archiv 1 S. 155 von mir beigebrachten Stellen der
„Schiffsaufseher“. Neben ihm wird hier der Steuermann genannt. Aber
wie ist zu konstruieren? So, wie Goodspeed druckt, schwebt der Genetiv
’laiSägov in der Luft. Ich schlage vor: Iltokeiiaiog Uavofuitag InlixXovg
dxib KagavlSog ’laiämgm (für ’latSägov) 'latdtögov xvß(egvtjxy). “laog
Hiernach macht der inlnXovg brieflich dem xvßegvijxtjg die lakonische Mit-
teilung: “laog TcXx/grig. So leicht so schwer ist tOog zu verstehen.
Ich denke an folgendes: so lange die Schiffe beladen werden, liegen sie auf
der Seite. Sind sie voll, und ist gleichmäßig gepackt worden, so liegen sie
wieder gerade. Diesen letzteren Zustand soll hier wohl laog bezeichnen.
Als Subjekt könnte man etwa 6 Ujißog hinzudenken. Vgl. P. Petr. U 20,
4, 4 f. — Ganz andersartig ist hiernach der von Goodspeed herangezogene
Text Amh. 123: Bax^idöog inbtXooi' 'AXe^äg 'Ex[v]ff£tos, Kongrig UovßXt(T).
Es ist auch nicht ein ticket for ttco j crso>is sailing on the canal vhich
led petst Bacchias (Grenfell-Hunt), sondern eine Liste von Scluffsanfsehem
von Bacchias. Nach P. Lond. II 173/4 ist es nicht unwahrscheinlich, daß
dies Amt liturgischen Charakter hatte. Doch wurden such Soldaten dazu
genommen. Vgl. P. Oxy. II 276; IH 522, 6. Wie sie das Schiff bis zu
der jutgäSoaig und ^vyoaxaala zu begleiten hatten (vgl. P. Lond. II S. 256,
Grenf. II 46 a), so beaufsichtigten sie nach dem von Goodspeed edierten
Stück auch die Befrachtung der Schiffe. Es scheint, der Steuermann durfte
nicht eher die Fahrt beginnen, als bis ihm der ixtinXovg die ordnungsmäßige
Befrachtung gemeldet hatte.
In 29 U 4 erg. ^e|o]v statt 'ffe[Io]v.
Von hervorragendem Interesse nach vielen Seiten hin ist das große
Rochnungsbuch vom J. 191/2, das Goodspeed als Nr. 30 vorgelegt und ein-
gehend interpretiert hat Ich verweise auf seine mühevolle und sorgfältige
Edition, zu der Crönert 1. c. noch manches beigesteuert bat.
II, P. Oxy. m.
Soeben ist der dritte Oxyrhynehos-Band erschienen, über den ich nur
noch ein kurzes Referat hier einschieben kann. Wiewohl der Schwerpunkt
Digitized by Google
Ulrich Wücken: Papyrus-Urkunden
117
dieses Bandes in den literarischen Texten liegt, so bieten uns doch auch
die Urkunden viel des Schönen und Lehrreichen. Die Publikation steht
durchaus auf der Höhe ihrer letzten Vorgänger. Ein besseres Lob wüßte
ich ihr nicht zu spenden. Die Kollationierung einzelner Stücke, die Grenfell
und Hunt mir in Oxford freundlich.st gestatteten, bestätigte mir nur die
ZuTcrläs-sigkeit ihrer Lesungen. Ihre Übersetzungen sowie ihr Kommentar
zeigen ihre volle Beherrschung des Stoffes.
Den ersten Platz nimmt Nr. 471 ein, Speech of an advocate. Die
Herausgeber haben aus dem Fragment ricbtig herausgelesen, daß die Anklage
gegen einen früheren Präfectus Aegypti (Maiimus) vor dem Kaiser erhoben
xvird. Sie lassen die Frage offen, ob diese Bede ein wirkliches Aktenstück
darstellt oder nur eine literarische composUion ist wie P. Oxy. 33, neigen
aber mehr der letzteren Annahme zu. So berechtigt diesem Unikum gegen-
über die Aufwerfung dieser Frage ist, möchte ich mich doch für die erstere
Annahme entscheiden. Jedenfalls ist nichts in dieser Rede enthalten, was
nicht auf wirkliche Vorzüge bezogen werden könnte. Wenn die Hand-
schrift auch in der Mitte des II. Jahrh. geschrieben ist, so ist es doch nicht
notwendig, den Prozeß in dieselbe Zeit zu verlegen. Der Maximus darf
m. E. auch unter den Präfekten der früheren Zeit gesucht werden, denn
die Handschrift kann auch eine spätere Kopie sein. Ihr Äußeres, das ganz
den literarischen Handschriften gleicht, würde zu dieser Annahme gut pas.sen.
Zn den Lesungen, die ich am Original verglichen habe, habe ich nur
wenig nachzntragen. Über in II 6 ist v) == fw(tp) hinzugefügt. Also:
r.-r(ip) of. Zu III 62 ist, wie schon die Editoren bemerken, wohl eher
do[.]EKBi> als dof[v]f/ö)i/ zu lesen. Vielleicht ist do[l]cfo>v (= SoUav) her-
zustcllen. In V 131 lese ich statt ptff. Das kann nach dem Zu-
sammenhang wohl nur zu ergänzt werden. Ebendort wfrd man
oTto^vy statt ojtoi emendieren. Die Schlußkolumne VI habe ich am Original
folgendermaßen hergestellt:
(141) "Afta yöp xijv evaiß[iiav loü] (142) Ma^ifiov axÖTiti. 0|ü«if|
(143) Qiog (so statt giot) Ko/LltJvJfExös r[tc röv] (144) emö MovacCov
9>{l[o0(>9Ci]t'] , (445) äg^ag Sc x«i lijv r[räv lxti\ (146) agiiSixaOx&v
(so statt otf) Fct) Sf\- (147) xa inl w«ud{[/a xc xal iitl] (148) cvnttgUx Sc
[ J, (149) allcds Sk ovx [tüpdpipmV] ^150) atojiaxi xc;|'p?)p[cvosJ
(151) xtag' [«rroü nfpt] (152) röv xoiovx[<av ö^pod»?]- (153) o/<oi»
K(p[ ] (154) xgclvciv. ['O S’ cmcxglvaxo?^ otnSi" *) xrl.
Hiernach war Valerius (?) Callinicus, einer der Gelehrten des alexan-
drinischen Museums, der das Amt dos öpj'idixaOTijp dort 10 Jahre lang be-
kleidet hatte, als yevopevog ctgpSixaax^g vom Präfekten Maximus aufgefordert
worden, in einem Prozeß, in dem es sich vielleicht auch wie in dem vor-
liegenden um Lustknaben handelte, als Richter zu fungieren. Hier liegt
also ein Fall von delegatio (ävcenopni^ vor. Aus dem ixci, das in 145 dos
Raumes wegen wohl mit Sicherheit zu ergänzen ist, ergibt sich, daß der
Prozeß vor dem Kaiser nicht in Alexandrien geführt wurde. Da die Körper-
1) Die Ergänzung der letzten Zeilen ist zweifelhaft. Wenn ich xgcivciv mit
Recht mit verbunden habe, so hat der Schreiber die Paragraphos fälsch-
lich unter ISS statt unter 164 gesetzt. — Hinter aqi in 163 folgt nicht p.
Digitized by Google
118
II. Besprechungen nnd Mitteilungen
beschaffenheit des Callinicus hervorgehoben wird, so wird sie in seiner Ant-
wort, die uns leider nicht erhalten ist, eine Rolle spielen.
Unter den weiteren official documents bietet uns 473 zum erstenmal
die interessante Formel: [fdojt tois rijg laftnpoTart); nöUmg x&v
röv ttQxovat xal rä [xol 'Pjmgo/cov xol 'AU^avifiav toig jtnptrttd»)-
Hovat, Der dfjiiog von Oxyrbynchos war uns schon in P. Oxy. I 41 ent-
gegengetreten. Auch Nr. 474 mit dem Verbot des Plautius Italus n^odayo-
ptvoj aviv tov IntXQOcnjjvai fit) icpmtud^ai toC xvpiaxoü xQ^fiarog ist von
hohem Interesse. Nr. 475 illustriert die Vorgeschichte der ärztlichen npoe-
(ftoviieug. Neu ist uns, daß der Beauftragte des Strategen, der den Leich-
nam zu inspizieren und durch den Arzt die Todesart festzustellen hat (vgl.
Oxy. I 6l), auch beauftragt ist, die Leiche zur Bestattung zu überweisen.
Weitere Parallelen werden uns hoffentlich über die interessante Frage auf-
klSren, ob nur hier im besonderen Falle, oder ganz allgemein bei jedem
Toten die Erlaubnis zur Mumifizierung und Bestattung von der Regierung
abhing.
Unter den Deklarationen sind 477 und 478 von besonderem Wert.
Erstere bietet noch manche Rätsel. Dom zweiten Text haben die Editoren
sehr gute Bemerkungen über die inlxqioig vorausgeschickt. Zum Text be-
merke ich, daß zwischen Z. 15/6 wohl nicht Xiy(ei), sondern ify(eTat) auf-
zulösen ist, ebenso auch zwischen 25/6. Wenn die Herausgeber zu 483, .1
vermuten, daß die Trias Aibg xal "Hgag xofi . . . dem Sarapis, Isis und
ThoBris entspreche, so glaube ich das nicht, auch abgesehen davon, daß die
ägyptische Trias hier immer in der Reihenfolge So^pjp, 'laig £aQämg auf-
tritt. Auch daß Öo^pis mit der Athene gleichgesetzt sei, ist mir bei der
Lückenhaftigkeit von 679 nicht gesichert. Mit Recht vertreten die Editoren
auf S. 174 die Ansicht, daß die Namen der xl^pot die Namen der ursprüng-
lichen Inhaber wiedergoben. Ebenso worden auch 'HqaxUlöi\g, TIokifKov und
Sifiiaxijg die Namen der ersten Vorgesetzten der 3 arsinoltischen Bezirke
gewesen sein.
Es folgen Petitionen, Testamente, Kontrakte, Rechnungen und Briefe.
Von größter Bedeutung ist der folgende Passus in 513, 37f.t ’Entftäxov
daxolovfiivov ävijv xfjg [jn]l toü TtpAp 'O^Vfvyxon/ nokti SaQtmtiov rpimifi);.
Hiernach war die Serapeumsbank in Oxyrhynchos von der Regieining ver-
pachtet. Wie die Herausgeber in ihrem sachkundigen Kommentar ausfthren,
sehen wir jetzt, daß das Bank-Monopol, das der Revenue-Papyrus für die
Ptolemäerzeit aufgedeckt hatte (Ostraka I 8. 635 f.), nicht, wie wir bisher
annehmen mußten, von den Kaisern abgeschaift worden ist, sondern fortbe-
standen hat. Über die Ausdehnung des Monopols (sie verweisen auf die
iäitoxtxij xpaTXS^a in P. Oxy. 305) werden wir hoffentlich durch neue Texte
noch Aufschluß erhalten. Diese überraschende Neuigkeit wirft auch ein
neues Licht auf die durch diese Banken vollzogenen Jmypay«/.
Unter den Rechnungen ragt 519 besonders hervor: Fragmente von Ab-
rechnungen über Zahlungen an Schauspieler, Homeristen usw. Die Gelder
in Fragm. b sind vom i^xiyrjxijg und xoe/xxjxxjg eingezahlt. In der Lücke
vorher war jedenfalls der yv/ivtiaia^og genannt.
Unter den Briefen endlich fällt Nr. 528 als besonders kurios auf.
Wenn der verlassene Elieraann hier seiner Frau schreibt: „Seitdem ich am
12. Phaophi mit dir badete, habe ich nicht wieder gebadet“, so erinnere
Digitized by Google
Ulrich WUcken: Zu P. OrenfeU I und II
119
ich an Diod. I 91, 1, wonach daa Nichtbaden bei den Ägyptern ein Zeichen
der Trauer war.
Zum Schluß meines sehr summarischen Referates sei mm noch hervor-
gehoben, daß in den deseriptions einzelne Texte voIlstSndig mitgeteilt sind,
und daß sich auch unter diesen sehr interessante befinden, wie 653 ein
sehr beachtenswertes Protokoll einer Gerichtsverhandlung.
m.
Der von GrenfeU-Hunt herausgegebene Katalog der Kairener Papyri ist
eine ebenso dankenswerte und nützliche wie entsagungsvolle Arbeit. Die
katalogisierten Papyrus tragen die Nummern 10001 bis 10 869. Jeder
einzelne Papyrus ist in aller Kürze beschrieben nach Material, Größe, Her-
kunft, Form und Schriftart. Über den Inhalt sind kurze Angaben beigefügt.
Im Wortlaut publiziert sind nur 3 interessante theologische Stücke, ein
nicht-kanonisches Evangelienfragment (10 735), ein Fragment der Korre-
spondenz zwischen Christus und Abgarus (10 736) und ein cliristliches Ge-
bet (10696), das man wohl auch als Amulett auffassen kann. Die Anfänge
des Lucas-, Matthüus- und Johannesevangeliums stehen hier wohl als Zauber-
worte wie das Vaterunser in dem von mir im Archiv I S. 431 ff. mitgeteilten
Amulett. Zum Schluß werden die HeUigen Phokas und Mercurius ange-
rufen wie dort der heilige Serenus. — Die Brauchbarkeit des Katalogs ist
durch vortreffliche Indices erhöht.
Halle a/s. Ulrich Wilcken.
Zn P. Grenfell I und n.
Meine diesjährige Reise nach England, die ich mit Unterstützung der
preußischen Akademie der Wissenschaften unternommen habe, diente der
Vollendung der seit 1887 von mir geplanten, aber bisher nur mit großen
Unterbrechungen vorbereiteten Sammlung von ,, Urkunden der Ptolemäer-
zeit“. Wenn ich mich daher auch bei meinen Arbeiten in Oxford und
London auf die ptolemäischen Papyri konzentrierte, so habe ich doch auch
mehrere Stimden erübrigen können, um bei dieser Gelegenheit auch einige der
aus römischer und byzantinischer Zeit stammenden Urkunden am Original
zu revidieren. Was ich hierbei gefunden habe, will ich, soweit es mitteilens-
wert ist, schon jetzt bekannt geben, während die Resultate meiner auf die
ptolemäischen Texte gerichteten Bemühungen für die oben erwähnte Samm-
lung, die ich nun bald den Fachgenossen vorlegen zu können hoffe, Vorbe-
halten bleiben. So teile ich im folgenden kurz mit, was ich bei der
Revision der Originale von P. Grenf. I und II an den römisch-byzantinischen
Texten beobachtet habe, und hoffe im nächsten Heft, einige Nachträge zu
den römisch-byzantinischen Urkunden in P. Lond. II folgen zu lassen. Da
meine Revision dieses Teiles der Urkunden nur ein Parergon sein konnte,
das nicht viel Zeit erfordern durfte, beanspruchen die folgenden Notizen
natürlich in keiner Weise etwas Abschließendes zu geben. Die beiden
Digitized by Google
120
n. Besprochungcn und Mitteilungen
Publikationen, die ich im folgenden behandle, gehören zu den frühesten
Arbeiten von Gronfell und Hunt. Zu welcher Vollendung sie es inzwischen
in der Entzifferungskunst gebracht haben, wissen wir alle und habe ich
jetzt im besonderen bei der Durchsicht von Originalen der Tebtynis-Papyri,
deren Lesimg ganz ungewöhnlichen Schwierigkeiten unterliegt, von neuem
bewundern können. Die Liebenswürdigkeit und Liberalität, mit der in der
Bodleian Library wie im British Museum meine Studien wiederum gefördert
wiu-den, haben mich mit lebhaftem Dank erfüllt.
P. Grenfell I (vgl. Grenf. H S. 209 ff).
Für 45 hatte ich im Archiv II S. 395 auf Gmnd von P. Teb. 103
die Vermutung ausgesprochen, daß das unverständliche avvTa^iv in
Z. 8 zu cmendieren sei in avyia^iv. Nun sehe ich am Original,
daß eine Emendation nicht nötig ist, da der Papyrus selbst das postulierte
teISi' deutlich bietet.
In 47, 10 ist mir Hunts Vorschlag xorl yicg zweifelhaft. — 11 1.
£xoTov^itiog (d korrig. aus r) statt £xoravriu<iöos. — 14 1. &q6xcu
statt 6pord$. Man wird zu verbinden haben: 6 6e Aeovxäg inl xov nagäv-
xog ovx OQÜxai ifupavxjg. — 19 Schluß steht hinter jr und einem hohen i
eine gewundene Linie, die vielleicht nichts anderes als das gerundete Haken-
alpha ist; also: a(fiexeQ&g).
Zu 48, 13 habe ich in den Gr. Ostr. I 661 A. 3 vermutet, daß avvayo-
paorixijv statt vvv &yoQaextxrjv zu schreiben sei. Das Original zeigt, daß
die letztere Lesung über allem Zweifel steht Da der terminus technicus
avvayoQaaxixhv hier m. E. zu erwarten ist, möchte ich das iniv für Schreib-
fehler halten und (^ayvvayoQoaxtxijv emendieren.
50, 4 1. xai (fiixoxoi) statt xI. Man kann schwanken, ob man das
folgende £j»jy in t^ryyryxat oder ilryytjxivaavxeg auflösen soll. Für ersteres
könnte sprechen, daß es hinter xol fiixoxoi steht, wo man die Angabe des
Amtes, nicht der Rangstufe erwEudet. Andere Gesichtspunkte sprechen aber
für i^tiyi/xtvoavxeg. xXtiq/ am Schluß löse ich xXx]p(ov6fuov) auf, wovon in
5 abhängt Kdaxo^og (statt xa[. ..]<»$). Damit haben wir wieder ein Bei-
spiel dafür, daß für den im Amt verstorbenen Steuererheber seine Erben
eintreten. Vgl. P. Par. 17, 23. anatxrf wird man mit Kaoxofog verbinden
müssen, nicht mit fiixoxoi. — 5/6 1. (statt Ijj d[. .]).
Die Lesimg yegi/mv gebe ich aUerdings nicht ohne Bedenken, denn das y
ähnelt einem 1 sehr stark. Aber es ist zu berücksichtigen, daß der Horizon-
talstrich des r hier dadurch verändert werden mußte, daß er an den Fuß
des £ herabzuftthren war. Der Schluß des Wortes (tov) ist korrigiert und
daher auch unsicher zu erkennen. — 6/7 1. j’vpv«ot(«9j;'»j®“s) statt
yi>gvoo[tapj;]. Wie mir Grenfell mitteilte, liest er in 8 jetzt 7kv[£]ojj, und
da Tanis und Philadelphia, wie seine Ausgrabungen gezeigt haben, Nach-
bardörfer sind, so erklärt sich dadurch, daß ein xo>(|ad();(i]$) hier für beide
erscheint. Übrigens wäre auch xo](|ufiv) in 7 wohl nicht ganz ausgeschlossen.
In 51 lese ich in 6 und 11 oivov ovvoxixoü (= ovvodtxoti) statt
ovvolixoü. Das ist also Vereinswein! — In 12 las ich d als Preis
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Zn P. GrenfoU I und II
121
ftir 2 Kotylen öl. So ist auch nach Z. 5 zu erwarten, wo 1 Kotyle
1 Drachme 2 Obolen kostet.
54, 2 1. TÖSv aitavCmv j4vyovOT(av statt roü aitovCov Aiyovarov. Ich
weiß nicht, ob ich nicht schon früher einmal darauf hingewiesen habe, daß
der Flavins Vitalianus hier in Z. 3 wohl identisch ist mit dem gleichnamigen
Mann in dem Kaufvertrag von Askalon {BGU 316, 5). — 12 1. epoiipjjs
statt ÖQOV(fag. — ln 16 hat Hunt schon hergestollt Aber damit
ist die Stelle noch nicht ganz geheilt. Es ist zu lesen: fpyo nävta mau
(= otfa) xc^jjx» ix xrl. — 17 1. firjäevl statt /iTjäh. — 18 hinter
Ttlf<ffittra>v, das Hunt hergestellt hat, 1. ndvt<o(v) oder jtavt(mv) statt
nävza. — 23/24 1. evvqxavi fioi äg statt Ovt'ipo)v(cD) iw&oig.
57, 3 heißt der Dorfname Hyiov statt 'HXlov. — 6 1. BtlS statt
Alflö. Dieses BeXäg wird eine Koseform für BtXiaäftog sein. Der Teit
stammt aus dem J. 561! — 9 Schluß ist hinter noch ipoQov hinzu-
zufügen. — In der Subskription (22) wird das a<p Schluß von avfißoXaio-
j’eJ«gj(ov) sein; davor hat dt’ ifioü xrl gestanden. Darauf folgen zunächst
Noten, und erst darunter steht dt(ö) Blx{xoQog') tioü.
58, 2 1. 7t(«eä) AvQtjllov statt rt(dlfojf) Avgrihog. — 3 1. Hyiov
wie oben statt 'Hliov. Schluß der Zeile steht txovaio>g, Z. 4 beginnt mit
x«i. — 6 1. Itydftfvo(v) Aiyioiy). — 20 1. 'AnoXlog statt . . Xag. — 23
schreib 'HXiov statt 'HXlov.
59, 5 1. oaov statt orov.
60, 17 1. ^yyga<pov statt iyygä<ptjv.
Zu 62, 9/10 ist wohl erst inzwischen der Anfang hinzugekommen. Er
lautet: 9 Jj dt oigv dr/noxt repq[tf]ti)[?rou ij dt«? n] (allerdings nur in geringen
Spuren erhalten), 10 oroiv d^norr . — 18 1. oitig antlrj
statt Sv tiij. Den Schluß lese ich xoiovxo xi wot^[<Jot] x[oTä] l[o]ü. —
22 Schluß 1. dldoaBat . [. Von den nun folgenden Fragmenten la.ssen
sich d und b aneinanderfügen, wie folgende Zeile zeigt: dtaxvnütaai iv
xttvxaig p[ou tofj vrl]cvTafoi$ ßovXrjaeatv. Andererseits ist schon vor
mir Fragment c mit d zusammengefügt worden, sodaß die 1. Zeile von c,
die unmittelbar auf die 3. von b folgt, also lautet: ^oti]l[opaj] x|«]l
xiXcvto (statt fv[. .]), eine Phrase, die auch aus dem Testament des
Abraham bekannt ist. Ich habe den Eindnick, daß die Fragmente eher
dem Anfang als dem Schluß des Testamentes angehüren.
64, 1 und 3 und 6 wird avx&v (im Sinne von vft&v) statt avx&v
zu schreiben sein. — In 5 sah ich evxaigtiov statt iyxalgtiov. Ich
möchte es folgendermaßen deuten: xal avv 9tä liglaxa tvxatgel öv ngog-
ttvaqiigo). Dazu ist zu vergleichen Z. 3: ovx evgtaxio Ttgogavevxyxtiv xil.
Das Adverb tvxatgel (zur rechten Zeit) ist den Lexicis fremd.
65, 1 ist tyguipov vielleicht als ^y(^ygatpov zu nehmen. Solche
mangelhafte Bezeichnung der Nasalierung kommt in dieser Zeit öfter vor.
XV Vi
Ebend. 1. w'" statt ^ " . Welcher Titel damit gemeint ist, weiß ich nicht.
In 4 stehen vor tl xoi ffvftßy noch 2 Buchstaben, von denen der 2. ein 1
ist, der 1. nur mit Bedenken als « zu bezeichnen ist Das wäre zu lesen:
aX<^Xy’. Es bleibt mir fraglich. — 5 1. wieder omg antlt] statt 5v iitj.
— 5 Schluß hinter ivojr^j steht noch $ = xot. — In 7 hat Grenfell S
r
Digitized by Google
122
n. Besprecbongen und Mitteilungen
kcveig richtig gelesen. Aber das gibt keinen Sinn. Ich vermute, daß ^ auch
hier fUr xai steht, und dies xai mit ktvii? /.u verbinden ist zu xatkeviig
= Kihviig. Es ist paläographisch sehr interessant, daß hier die Sigle ^
auch innerhalb eines Wortes verwendet wird. Das erinnert an tachy-
graphische Art. ^ ^
In 67 lese ich sowohl in 1 wie in 2 deuUich l^nckk/ statt i^nekk/.
Also haben wir das aus Cod. Just. 10, 11, 9; Nov. 128, 6 etc. bekannte
Wort ^|3t£ll£(i;T^s) vor uns, an das auch schon Grenfell erinnert hatte.
In 69, 1 L hova tg st. rio^äig.
P. Grenfell II.
40, 1 1. IIavi<pQiii(ii{g') 21oj;t6ro(u) statt IIttvc<pQinfug S^mov. —
Wichtiger ist, daß in 5, wie auch für diese Zeit zu erw£irten war, UtQi-
xlov irj (nicht t) dasteht, entsprechend dem Xolaj^ itj.
42, 1 fand ich meine schon früher geäußerte Vermutung, daß itjg
Aiy^xov zu ergänzen sei, bestätigt, indem die Schriftspur hinter « zu i
paßt. Also; Ai[yvnxov. Daß in 2 v£il° wegen roC in Nelko(v) (Gcnit)
aufzulöson ist, erwähnte ich schon fi-tiher. In 3 hat P. Meyer (Heerwesen S. 39
Anm. 136) hinter xwv (ßxctrovxaQOVfcov') ergänzt [fn]rt[a)p[jrIog. Da die Heraus-
geber 7t[.]p[ gelesen hatten, so war eine solche Ergänzung sehr kühn. Die Lesung
der Hera\isgeber ist vöUig richtig, wie mir das Original bestätigt. Da in
der nächsten Zeile »repl dt steht, was ein vorhergehendes «£pl ftiv voraus-
setzt, so ergänze ich in 3 vielmehr 3t[£]p[i fxtv. Mit Unrecht erf^nzen
die Herausgeber zu den Brüchen upovpcrv (ebenso in 4). Da die Bruchreihe
iVi A ^orliegt, so handelt es sich vielmehr um das Hohlmaß, die
Artabe. — Von 7 an schreibt eine andere Hand. In 7 glaube ich vor
^fXKtv zu erkennen, womit die Arure gemeint sein wird.
43, 1 1. diä xijg statt äia.
44, 8 1. Intaxttktloag statt Intxaytieag. — 10 1. ypop(f£OtTfo) j) tlg
statt yQ^aiiiitcricog') &g tlg. — 12 1. ^vOx&i statt Itdx&i.
45, 11 1. x[(ufi]ij$ statt avxijg. Das <ofx muß allerdings etwas zu-
sammengezogen sein. Aber der erste Buchstabe kann nur * sein.
46, 4/5 1. Ktpxteovyoig statt KtQxtaovxx/. Dem entsprechend heißt
auch nachher in Z. 9 der Genitiv Ktpxtdovxav. — In 17 hatte ich schon
früher an f>«oyp(o(p^) — yg(a<ptiaa) Anstoß genommen, denn hier konnte
nur der vTioygaxpivg genannt sein. Das Original gibt nun folgende Lösung:
17 ’7ixoy(f(ttq>tvg) xov ryyoftixoxog 18 fiiv zforp/uv 2aßilvov. Das d in
/taglmv ist nickt sicher, und in 24, wo der Name wieder stehen muß, paßt
der erhaltene Schluß nicht sehr gut zu cav. Aber die Hauptsache ist, daß
durch (liv der Gegensatz zwischen dem Käufer, der einen inoyQxttpivg hat,
und dem Verkäufer, der selbst schreiben kann, klargestellt ist.
46 (a) Grenfell-Hunt haben inzwischen schon mitgeteilt, daß statt inl-
xtfioi in 7 btlxtkooi zu lesen sei. Vgl. P. Oxy. H 276, und Archiv I S. 155.
Ich bemerke nach dem Original, daß in 7 völlig sicher nlnkooi steht,
während das i am Ende von 6 steht. Über diese inlnkooi habe ich oben
S. 116 gehandelt. Z. 10/11 1. [xot] (statt o. Von x noch winzige Spuren)
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Zu P. Grenfcll I und II 123
77ttjt£/i[io]s (statt nav Der Pinn bleibt mir auch so noch dunkel.
Ich zweifle, ob in 9 richtig ist.
47, 6 1. |u[o]Tm statt — 14 1. ev(t7c(ttvro^ statt «vfjfifr-
lux^tjiiivov'). Das Verbum <svmuTQtia9at, das in der nächsten Zeile be-
deutet „ich habe mit meinem Kompagnon zusammen mir das Getreide ver-
messen lassen“, würde hier in 14 nicht verständlich sein. Übrigens ist
hier in 14 und 15 das Kreuz -0- irrig mit (ä^raßag) statt mit nu^ov
aufgelöst. „Artabe“ ist hinzuzudenken.
In 49, 9 steht deutlich avvanoyp(a(p^), nicht daioyQ(a<pij). Der
merkwürdige Ausdruck begegnet hier m. W. zum ersten Male. — Z. 13 1.
Bovxaqpiov statt flovaixoO. — 15 ist in der Lücke aearj(fieitanai) zu lesen.
Unter den Thorzolbiuittungen , die unter Nr. 50 zusammengestellt
sind, war ich auf eine besonders gespannt, weil hier das Anfangswort ohne
Klammem uriXeaxat gedmckt war. Diese Lesung in 50g hat mich bei
der Konstatierung der richtigen Form xex(k(ävi]xai in den Paralleltexten sehr
choquiert (vgl. Archiv II 134). Nun fand ich am Original zu meiner
Freude, daß auch hier in 50g xextkmvrixttt deutlich ausgeschrieben dasteht,
nicht T£T^l£aT«(. Somit ist diese Frage erledigt.
Eine andere erfreuliche Bestätigung brachte mir 53 d. Ich habe im
Archiv I 479 auf Gmnd eines fragmentarischen Münchener Textes die Ver-
mutung gewagt, daß die Quittungen über die ntv&xjfUQog von den Beamten
der »axaanoQa ausgestellt seien. Ich ergänzte die fragmentarische Sub.skrip-
tion des Münchener Stückes: x]cfT«(Jn:(op«s). Dies wird jetzt
wenigstens dem Gedanken nach bestätigt durch 53 d, wo ich die Unterschrift
lese: Atcavlöxfg xot«(J7iop£Ü(s) (statt B . x . g "Slgov) asatj^fitlcoftai^. Dieser
Leonidas hat allerdings unerhört gekritzelt, trotzdem halte ich die Lesung
für gesichert. Demnach ist natürlich auch im Münchener Fragment zu er-
gänzen x]crTaen(op£Ü$). Im übrigen bemerke ich noch folgendes zu diesen
Quittungen:
In a ist Z. 7 vor Teetvov^(ciog) noch die aus dem Demotischen über-
nommene Sigle für (gijtpöj) zu erkennen. Z. 8 lese ich: ri[. . . .] . o[,]s
xa[xaa7COQcvg statt J[. . . .]))( ) A[. In b 7 fehlt vor 'Egiimg
ein Toü und hinter 'Egiimg die demotische Sigle für (fitjxgbg). — In C 7 1.
’Ogatvo{v(pt(og) (fitjxgög) statt ’Op0evov( <peiog). — In d 4 fehlt f vor
(irous). Mit ’Eneiq) (ebend.) beginnt die 2. Hand. — In g 4 1. £»j = (nev9tj-
(ligov) statt £ . . ( ).
54, 3 1. 'Ajtokk(. . .) statt Mika.
In 56 steht am Kopf die Paginazahl, wohl gs. In 7/8 1. &rtoyga(<pilv)
y. a. (dpovp&v) ß (ngöxtgov) (geschrieben ö) Biatvog. Demnach deklariert
Artemidora 2 Aruren, die früher dem Theon gehört haben. Sie wird das
erwähnen, weil bei der letzten Saxoygaxprj wabrscheinlich noch Theon, von
dem sie sie inzwischen gekauft hat, die Anzeige erstattet hatte.
Für 60, 3 habe ich früher vermutet, daß statt iy ktj(pfuexojv) vielmehr
iykri((i7txogai) aufzulösen sei. Nur die beiden folgenden Worte nri{vbg) ngo-
(xigov) machten noch Schwierigkeiten. Jetzt werden durch das Original alle
Zweifel beseitigt, denn es bietet: lyk-^iinxogai statt ly kx}(fiftäxa>v) iirj(ybg)
7tgo(xlgov). Außerdem 1. in 2 Xolax statt Xoiay, in 3 &ävi statt ^fu,
in 4 IlaovTjxig statt Ilaovkiog’, in 6 ist toü am Anfang zu beseitigen.
Digitized by Google
124
n. Bpsprechungen und Mitteilungen
In 61, 3 1. 6ta ’Av[o\vßlcovog statt ii ’Avvßlwvog. — In 8 f. ergänze
ich: Zxotoi]zlg fr]«s xo/tiaafitvog statt | c]i;xo^U<rf((vo$. — In 14 1.
iai\o\v statt la-fjtv. Denn Tapiamis hat jenem Stotoeüs das Geld gegeben,
damit er es dem Weinhilndler im anderen Dorf einhändige für Wein, den
natttrUcIi sie bekommen hat. — 19 1. x6ds zb statt roüro.
62, 2 ist 2^azvfov''Av&ov Zvqov richtig gelesen, aber ich fasse es anders:
der Mann heiBt Satyros; statt dessen wird er aber kurz auch Syros genannt.
Also: äv& ov. Ebenso möchte ich in BGÜ 474, 7 lesen: deö’oe £azaßo(0g).
62a, 4 steht hinter jjgfv noch rße.
In 63 war bisher eine große Crux, die viele von uns gepeinigt hat,
der ^oei(fer^5) öiroloywv (in 1 und 9). Glücklicherweise löst sich das
Rätsel sehr einfach: das Original bietet völlig sicher ßotiO’(bg) atzolöyoiv.
Ich würde diesen Text übrigens, den Grenfell-Hunt wohl nur des ßovXivz?/g
wegen ins III. Jahrh. gesetzt haben, lieber der Mitte des II. Jahrh. zuweisen.
— Die Spur am Endo von 3 paßt zu v, nicht zu v, also; idj'eu[s] statt
idyov. — Am Schluß von 4 folgt auf Idyou die charakteristische Spitze
eines d, zwischen beiden aber ist, etwas erhöht, eingetragen v = vrc(cg).
Da nun in Z. 12 in der Parallelstelle öipmvfov toC[ steht, so legt das den
Gedanken nahe, daß hier das Jahr angegeben ist, und so lese ich in 4
va(fp) i [(tVovs)] und ergänze ebenso in 12 roü [d (iVoi/s)].
In 67 ist mit Kenyon (Catal. of addit) wahrscheinlich avi.{ijzQidiav)
statt yvfi{vaalov?) zu lesen. — 2 1. 'AaxXä statt ’/lflxl(?pttddoi)). —
G/7 1. [Ajfjfronpjj’tJfftv, wie ich schon im Archiv I 154, 1 vermutet
hatte, statt di Vgl. jetzt auch P. Oxy. III 475,8. — 7/8 1.
rrpofxtj^g^lvt; statt — 8 Schluß steht die Zahl i,
ein lang gezogener Strich, den die Herausgeber wohl für einen Schwanz
der vorhergehenden Zeile gehalten haben. Also auf 10 Tage sollen die
Tänzerinnen nach Bacchias kommen. Anfang von 9 wird vor dja't) wohl
nichts fehlen: denn a wird, wie häufig, sehr weit nach links vergreifen. —
11 1. [«d]rrev statt [t'pjräv. — 11/12 1. wie ich schon
im Arch. I 554 nach Gen. 73 vermutete, statt i5p7p)y[j] [p£jä$. — 17 1. zam
= 7tf);i](xo0t) statt iaxtg. Darauf schreiben die Herausgeber: vn'iQ äga-
ß&vog [toO] liij Aloyoirf*fV[o]u o[oJ<. Hierzu vgl. Naberoben S. 19. Ich sehe vor
fiz] links oben einen Punkt, der wohl nur von einem t stammen kann und
lese danach [rg .statt [tovJ fi^. Das heißt, das Angeld soll auf den
Preis (den Lohn) mit angerechnet werden. ff[oj« ist übrigens ftaglich.
Daß in 68, 4 f. evvolag tv[{x]fv xcrl äfietcfi'oijfro)] ijv idci^ag eig ifte
die Worte x«l «gfroi/ojjrm unsinnig sind und offenbar aus der vorhergehen-
den Zeile hinein geraten sind, haben schon die Herausgeber bemerkt. Doch
möchte ich nicht xoi nfierni’ogrw einfach entfernen, sondern nach 71,12
vielmehr für Verschreibung von xoi q>tXoazoQylag halten. Der Schreiber
von 70,8, der jene Urkunde von 68 abzuschreiben hatte, stutzte bei jenen
unsinnigen Worten und hat das ögSToi'oijro) fortgelassen, hat aber das xoi
mit abgeschrieben und so auch seinen Text verdorben.
70, 19 1. "Emg zovzov statt ngbg zoizo. Also: Soweit geht der Vertrag.
— 21 1. ävr'jveyxa statt ebtgvtyxo, wie auch Naber oben S. 19 richtig
vermutet hat. Danach ergänze ich in 4 t<[i’o«)p{pjE(v. Das Verbum, von
dem dies abhängt, ist am Ende von 4 zu ergänzen.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Zu P. GrenWl I und II
125
Für 71 II 4 hat Crönert kürzlich nXovToytvov statt I7iloi;toffw[o]u
Tennutet. Die letztere Lesung ist aber richtig. 113 1. r[ä]d£.
An 73 habe ich wieder einmal gesehen , wie leicht Photographien
tSuschen. Für die Monographie DeLsmanns über diesen chri.stlichen Brief
hatte ich nach einer Photographie einige Texländerungen vorgeschlageu,
deren Unrichtigkeit am Original mit Leichtigkeit zu erkennen ist. So sind
in 1 die Lesungen der Herausgeber völlig richtig, ebenso in 13, wo ich
fälchlich avTfjs statt avr&v zu sehen glaubte. Andererseits habe ich
in Z. 9 etwas Neues am Original gesehen: da steht sicher nicht eig ja {ata,
sondern tig tü freu oder besser tyia. Die Rundung des 2. Buchstabens ist
nach links, nicht nach rechts geöffnet, also ist a ganz ausgeschlossen. Aber
was ist TÖ {yioV Es kann doch wohl nur verschrieben sein für lata.
74, 4 1. 'Antaviä Bc([v]oti t^o)rtvAf[t] ij statt ’Anla iVoj/Savoü igocTiv-
Xlxy. Der Eigenname Btivijg kommt auch in P. Grenf. I 58 vor. — 11
erg. « vv[( »jv statt (»»»»[teTdJffr/v.
75, 8 1. d xalovdSv, ebenso 9 xolaedcäi'. — 12/13 1. Av[pf]o statt
xo[. .]o. — 20 1. OvaXtglov, 21 ’/o[vo]u<ifp/o»' (sic).
76, 4 1. ane^cvx&at statt räroffOx®'«». — 11 1. w iöe statt lüi' Sv.
Die geschiedene Frau kann heiraten, wen sie will, aber nicht, wie sie ^vill.
77, 8 1. 3fäa ijTt statt — 43 1. f = SixaSttQxog-
78, 3 1. ’Hyayöfirjv statt iigayofiijv. — 6 eher AtXön als AaXia'i.
— 8 erg. Ttpuio v£ [uopivtjs] statt xpurai't[Cö4 ....]. — 10 erg. {(poüj.
Durch die Ergänzung ylvog'i in 11 haben die Herausgeber der Urkunde
einen Sinn gegeben, den ich nicht für richtig halte. Die Angreifer be-
haupteten nicht, daß die Frau und Kinder des Syros Sklaven seien, sondern
sie ließen ihnen, den Freien, eine Behandlung zu teil werden, me mun sie
nur Sklaven angedeihen läßt. Danach ist hinter <Jodl(o[v zu ergänzen.
Auch für 80 ff. hat das Original mir die Lösung einer Schwierigkeit
gebracht, die mich viel beschäftigt hat. Daß xitpciXattoutiov auf j/ytfio-
vixov jroXvxtarrov bezüglich nicht richtig sein könne, war mir klar, ebenso
daß in xetpaXateaxa der Titel der vorhergenannten Männer stecken müsse,
aber die Regelmäßigkeit, mit der in den drei Urkunden immer xftpaXaita-
xtxxov gelesen war, hinderte mich, die Lösung zu finden. Nun lese ich in
80, 6/7 vüUig deutlich xsgfiaXai(oxal lov statt xetpaXauoxaxov , auf Verso
xttpaXaiio(xcöv) xoC oder xt^aXatiaxäv (nicht ganz klar geschrieben);
ferner in 81, 6 xigtaXattaxal xov und Verso x£9Polo«(aT((5v) roö,
imd in 82, 3 KttpaXattaxal xov und Verso xf qpalaio>T(öiv). Also Victor
und KoUuthos sind „Hauptleute“ oder „Capitaine“ des Vielruderers des i]ytfto>v.
Im einzelnen sei noch folgendes zu diesen Texten bemerkt: 80, 3 I.
at statt xo. — In 82, 1 steht: KvqCia (fälschlich für xvgCoig) fiov [dd]£l(poif
(statt [dd]£l<pm). — In Z. 2 ist zwischen ßi'xxtag und Kollovffo; (so scheint
mir zu lesen zu sein statt KoXXov&ov) ein halbvorloschenes ^ = xoi. Der
Brief ist also nicht von Victor, dom Sohne des Kolluthos, geschrieben, sondern
von den beiden Kapitänen Victor und Kolluthos (daher xstpaXauaxal in 3).
Daraus erklärt sich auch die doppelte Grußformel am Schluß, die von 2. und
3. Hand hinzugefügt sind. — In 6 steht xtxxaaiovxt, verschrieben für xtxxaaxöxxtg.
— In 7 'EffiovixoXelxyv wie häufig in jüngeren vulgären Texten, ln den
älteren und sorgfältig geschriebenen Texten wird, soweit ich sehe, an der
Digitized by Google
126
II. BeBprecbuugen und Mitteilungen
schon von Letronne erkannten Regel festgebalten , daB man '£ppoü n63ug,
aber 'EQfionoUTijg schreibt. — Z.^9 ist toü vor einzuschieben. —
15 steht ztiXixttvTy, nicht rijiUxovi^j.
In 86, 7 halte ich Kv^to fttr den Namen des Adressaten, ebenso
schreibe ich in 19 reoQyov statt ycaQyov.
In 88, 14 scheint mir hinter lajii»ivut nicht 6ftoC, sondern pe zu
stehen.
In 89, 2 u. Verso möchte ich dtp“ lieber in az^a{x itözov) statt
oipcr(ri]läTov) auflüsen. Denn ein römischer Dux wird nicht so unterwürfig
an einen Notar schreiben. Auch die Namen sprechen dafür. Dasselbe gilt
natürlich für 90.
In 90, 18 1. ei\v statt rijv. — 19 1. r6 icatpuVtg statt TÜnpialtp.
In 93 scheint mir auf dem Verso xvQlm statt nv(tv(iaux)iö zu stehen.
In 99, 4 1. of(vaxpfov) statt yl(ytxai).
99 (a) 6 1. avck&iv statt dotfldiv. — 6 1. Slaixuv statt 6utlxr\v.
Die Bedeutung dieses wichtigen Textes ist mir erst durch einen Leipziger
Papyrus aufgegangen. Ich übersetze ihn folgendermaßen: „David hat Bürg-
schaft übernommen für Thaesia, daß sie zum Schiedsgericht {iLaixa) kommt
und tut, was der Schiedsspruch sagt. Wenn sie es aber nicht tut, soll
ich sie ins Gefängnis werfen.“ Das ist eine Mitteilung oder eine Bestätigung
auf Grund einer napdoraois -Urkunde, ausgestellt von dom Beamten, der die
Bürgschaft entgegcngenommen bat. Also ein neues Beispiel lür eine Bürg-
schaft im Hinblick auf eine Gerichtsverhandlung (vgl. Wenger). Der Text
zeigt zugleich, welche Mittel es gab, um die Unterwerfung unter den Schieds-
spruch durchzusetzen.
Halle a. S. Ulrich Wilcken.
Inschriften ans ptolemäischer Zeit, m.
Von der zweiten Sammlung (Archiv II S. 537 — 561) waren durch äußere
Umstände eine Anzahl Inschriften zurückgestellt worden. Inzwischen ist —
wie jedem eine flüchtige Durchsicht der Präskripte zeigt, besonders durch
die große Liebenswürdigkeit des Herrn Seymour de Ricci — das Material
stark vermehrt, so daß sich eine neue Gruppierung und Zählung für den
leichten Gebrauch empfahl. Diesmal könnte man von Stücken von großer
Wichtigkeit sprechen, wenn diese nur nicht so traurig verstümmelt wären
(Nr. 9, 20, 21). Aber auch so ist manches Interessante (Nr. 4, 6, 13)
in der Sammlung enthalten, und der treu bewahrende Boden Ägyptens läßt
der Hoffnung Raum, daß — wie schon mehrfach — sich eines Tages die
besseren Hälften zu den schon gefundenen hinzugesellen werden.
Ptolemäns n.
1. Altar im Serapeum von Alexandrien in situ gefunden, jetzt im
alexaudr. Museum. Schreiber, 46. Philologenversammlung S. 47. Mir von
Ricci angezeigt.
Digitized by Google
Max Ij Strack; Ingchriften aus ptolemäiacher Zeit. Dl
127
ßMikiag ntoitftaiov \ ical ’j4Q6iv6r}g OiladtXipov { &eäv £artjf(ov.
Zeit: bald nach 270; vergl. Sanunlung IT 5 im Archiv II S. 539.
Ptolemäas lY.
2. Blauer Kalkstein im Museum von Liwadia, Böotien. Große Inschrift
mit den Namen der Sieger, der ofßzieUen Fcstteilnehmer an den ßaai'icia
und der Abrechnung des Agonotheten. Vollgraff, BGH. 103 XXV 365; un-
vollständig schon im CIGrSept. I, 3078. In der neu herausgegebenen Sieger-
liste erscheint:
Sgiiaxi TtlBim | ßtuSiXtvg IlToltiialog ^iloxitrmQ.
Zeit 221—216.
Ptolemans Y.
3. Kalkstein in der Glyptothek von Ny Carlsberg, veröffentlicht von
Yaldemar Schmidt, Det gamle Glyptothek paa Ny Carlsberg (1899) 393
Nr. 474. Hoch 0,20 m., breit 0,20 m. Mir durch Ricci bekannt geworden.
ßaeiXel rixokeiiuCvn | ’ExKpavtl xal EviagC | axai xal ßuOi-
Xioaiii Kkio \ «dx(fai 'Axolkmviog ’Av^xixdxQov y(fu(iijucxevg \’OQWfidvovg, 5
6 xul xö 1 j tQOv xov Aiovxog xal ] xakka xä xqoöxvqovxu \ xät U(fäi
Idffvu^vog v||xlp avxüv. 10
Zeit: etwa 190 v. Chr., bald nach der Hochzeit des KOnigspaares (193/2),
da die Königin noch nicht die Beinamen des Königs trägt, und auch noch
nicht die Kinder erwähnt werden (Philometor geh. 186). — Ricci gibt aus
Jouguets handschriftlichen Notizen die Beschreibung einer Stele, auf der ein
Pharao Ptolemäus vor einem Löwen opfert, und die folgende in guter aber
nachlässiger Schrift geschriebenen Worte enthält: oi'xfor xrjg ta(ptjg x&v |
ktoi'xtov Ugd. Der Text ist soeben von Lefehure nach Jouguets Mitteilungen
publiziert worden in BCH XXVi S. 4b3ji. Über dem Löwen steht in
Hieroglyphen: „der lebende Löwe“, über dem König ebenso: „Ptolemaios der
ewig Lebende“. Strabo (17. 812) zählt den Löwen unter die Tiere, die in
Ägypten nur an einer Stelle, nicht allgemein Verehrung genießen. Er nennt
Leonto]K>iis im östlichen Delta als den Kultplatz, und Älian (hist. anim. 12, 7)
kennt ebenso hier die Verehrung und die Tempel der Löwen, weiß aber
auch zu berichten, daß die Einwohner von Heliopolis Löwen halten. Man
kann also zweifeln, woher die Inschrift stammt; wahrscheinlich ist die Her-
kunft aus Leontopolis.
Der Name Omymenes, den der Dienstherr des Apollonios trägt, ist
sehr ungewöhnlich. Erst der Hinweis Wilekens, daß hei Pape (nach Mionnet
m 164, MUnze von Milet) ein Omymenos vorkommt, hat mich auf den
Gedanken gebracht, daß hier ein Name stehe. Einen weiteren Beleg habe
ich nicht gefunden.
Ptolemäns YI und Ptoleniäas YU.
4. Kalksteintafel aus dem Fayum (?), jetzt in Paris im Louvre. Un-
veröffentlicht, erwähnt von Ricci, Revue arch. XXXVm (1901) 308. Ab-
geschrieben und mir geschickt von Ricci.
Digitized by Google
128
n. Besprechungen nnd Mitteilungen ,
ElQijvr]i rtxvov | xokXa I ^ xeptit'xap (isre | Xe^aerat tovg
ixulx^gavrig Ooi' || Ixovg le' xb xal a' L 1 eig d'eovg ixtiqi xtj'.
Zeit: 22. August 145; schon von Ricci richtig hestimmt. Philometor
und sein Sohn Eupator sind die Regenten, deren Jahre hier geglichen
werden. An einen der anderen drei Könige zu denken, die 36 Jahre und
mehr regiert haben, liegt kein Grund vor. Wir kennen das Doppeldatum
schon von einer Münze. Die Inschrift hietet eine höchst erwünschte Be-
stätigung und setzt die früher angezweifelte Tatsache außer Frage, daß
Eupator wirklich schon Herrscher neben seinem Vater gewesen ist. Und
zwar im ganzen Reich, nicht etwa mit dem Sitz und der Oberhoheit in
Cypern (Strack, Dynastie 37). Eupator wird zur Regierung gekommen sein,
als sein Vater in den Krieg gegen Alexander Balas zog; er bUeb wohl als
regierender König in Alexandrien zurück, damit die Stadt nicht herrscherlos
sei. — Das Datum legt den Schluß nahe, daß Philometor noch Ende
August 145 gelebt hat, und hält man sich streng an die Datierungen der
Papyrus (s. Strack, Dynastie 198“), so war Eupator noch nicht am 31. Januar
145, ja seihst nicht am 14. Mai 145 Samtherrscher. Denn diese Datie-
rungen sind, oder sollen nur nach Philometors Jahren gegeben sein ohne
Hinzufügung dos 1. Regiorungsjahres. Aber so durchaus exakt sind die
Datierungen nicht, imd mancher Grund läßt sich leicht erdenken, der den
Vater der Eirene bestimmte, das Doppeldatum zu schreiben, auch nach dem
Tode des Philometor. Genauere Geschichtsdaten also möchte ich nicht aus
unserer Inschrift zu gewinnen versuchen.
Ptolemäns YIII.
6. Propyloninschrift eines Tempels in Medinet en Nahasch im Fayum.
Jouguet, Comptes rendues de l’academie des inscriptions et helles lettres 1902
Mai/Juni, S. 353. Erwähnt von Ricci, Revue des etudes gr. 1902 XV 451.
vstiff ßaaik[t(og nxoXtfiai'ov xal ßaaM<sat]g KksoxäxQag tqg] |
ädeXq>fig xal fllaai,Xiaaj]g KXeoxdxpag yvvaixbg Evfpj'fröv] |
xal x(äv xixvav [ 6 Selva ln (ävj- j
SqUv xal xtfr[o]txog |
[ Uqgjvi ft'sSi (tsydXm] \
xb agöxvXov x|al xal xü Igya n[dvxa^ |
L vß iniitpt..
Zeit: Sommer 118, und wenn man trennt lnng> t’, so ist das genaue
Datum: 28. Juli 118. Das kleine Fragment in Z. 4 IKOZ steht selbstän-
dig und kann anderswohin gesetzt werden; der Platz der [AJI0IKA
EPrAn[ANTA] ist sicher. Die Inschrift 9 Z. 6 bietet gleichfalls [n-
ndpxvs dyäfät' xdroixog. Sie führt auf die Tilgung des Jota in Z. 4.
Es ist aber ebenso möglich, daß das beanstandete auf Snndfx'ig
«vdpüv xoi (o)f xdtoixoi hinweist.
Ptoleniäus X.
6. Schlanke Stele mit dreieckigem Giebel aus Mit-Rahinch, einem
Dorfe auf einem kleinen Teil des alten Memphis. Nicht in situ gefunden.
Digitized by Google
Max L. Strack: Inschriften aus ptolem&ischer Zeit. HI 129
aber wahrscheinlich nicht weit verschleppt. Schrift, wie man sie im 3. Jahr-
hundert trifft, sehr ähnlich der ElefantenjSgerinschrift unter Ptolemäus IV.
(Strack, Archiv I 205, 18). Maspero, Annales des Services des antiquites
de l’Egjrpte 1901 II 285. Erw&hnt von Foucart, comptes rendus des in-
scriptions et helles lettres 1902 Mär7vA.pril S. 119, und erwähnt auch von
V. Bissing, Deutsche Literatnrzeitung 1903, 23. Mai.
ixovg txrov *) ' ixl evvccyayfjs \ ysinjO'ttffijg iv röt äva ’j4xoXX[<o^ |-
vitlmi Tov itoXirsxnutxos xal rSiv j ixb xijg xöXBCog ’ldovfiaüov. || —
i*fl ^(OQi'av 6 Ovyytvijg xal Ox^axi^yog | xul ligsvg tov xXTj&ovg töv 6
fiaxai^o(pöp<ov | iv xoXXolg evtpyexxixäg iipalvaxo xal xorv^t | xal xax’
Idlav ixaaxov eioeßüg xe diaxaCfuvog \ xphg xö &(tov xpo^ftcag xe-
xör^xai fitxa xoXXrjg | xal dai/>iXovg öaxavijg xtjv xi xaxaXiip^v xal \ lo
xovCaOiv TOV dtjXovfiivov Uqov xad'äxtp xal \ xß6i xpödyXöv iaxiv —
f Jo|sv tdg fiiv £XXag | , äg ixtt xifiag, ftivaiv avx&t ätä ßlov xal ixl |
Tüvöa äal yivofiivav ^voiäv ivayopav\\a6&tti airäi &äXXov xaxä xöv 16
xäxpiov vöfiov I xal ixixa^ai xotg fapavai xal lapoi)fäXxaig j ixl x&v
v(ivmv fiafivijö&ai avrov, hi xal | ixl xäv tov xoXixav/utxog svojuhv
ffrf I qpavovffÖat ffid xavxbg i^äXXai axaq>äva{i). || — tö di ^n^tpiOfia iv- 20
ypdtiiavxug alg öx^Xrjv | XiO'iv^v äva&-atvai iv xäi ixifpavaoxäxmi | tov
lapov TÖxai xal fiaxado&fjvai avrov ävxi\yQa(pov xS>i ^capimvi iv aiäijt
ijv aaxtjxav | xpbg avxbv i) x6Xtg av%äpiexov äxätfxtjaav.
1) In der kurzen Begleitnote gibt Maspero ,,Jahr 8“, das er der Schrift
wegen auf Ptolemäns IV. bezieht, fxtov nach Ricci sicher.
Zeit: etwa II. Jahrhundert, und zwar eins der drei Jahre 176, 165,
112 — wahrscheinlich das letzte der /uuxaipogtSpoi wegen. Höher hinauf-
zugehen verbietet der Titel avyycv^g des Geehrten, der sicher nicht vor der
Regierung des Epiphanes, wahrscheinlich nicht vor 190 v. Chr. besteht.
Tiefer ins I. Jahrhundert die Inschrift zu setzen — es kann sich noch um
die Jahre 76 und 47 handeln — dürfte der Schriftcharakter verbieten, der
Maspero fürs III. Jahrhundert zu sprechen scheint
Der Geehrte ist unbekannt. Leute seines Namens gibt es viele —
einer ist zufällig auch fiaxaipo<pöpog (P. Amh. II 62) — , ein so hoher Würden-
träger wie der nnserige ist bis jetzt unter den bekannten Dorion nicht.
Die fiaxatpixpoQOi erklären Grenfell-Hunt (P. Teh. 37, 13, vom Jahre
111 und P. Amh. II 38) als 'a kind of military police’; 'at this period
armed attendants on the various officials rather than regulär soldiers’. Ich
glaube, damit wird eine unnötige Scheidung von Gleichartigem eingeführt.
Die fiaxaiQO<pöpoi sind so gut Söldner, Soldaten wie andere, nicht etwa
Polizisten oder Gendarmen. Das beweist m. E. die Zusammenstellung der
iyXaXoxaf/tivoi /laxaipoipÖQoi mit anderen Soldaten in der Inschrift Archiv 121,
und wohl auch unsere Inschrift, wenn man die Idumäer mit dem Verein
der Schwertträger (Z. 3 und 5) identifiziert. Den Soldatenkorps ist die
Benennung nach Ländern eigen. Es gibt Vereine der Kreter, Kyprier, Lykier,
Thraker, Perser u. s. w., in denen ebensowenig auf Landsmaunschaft ge-
halten wurde, wie heute hei den Studentenkorps der Schwaben, Hanseaten,
Franken. Wir haben keinen Grund, bei den Idumäeru eine Ausnahme an-
zunehmen. Aber natürlich ist zuzugeben, daß die Soldaten im Lande viel
Archiv f. Pftpjrnufonohttiig ni. 1. 9
Digitized by Google
130
n. Besprechungen und Mitteilungen
Sicherheitsdienst versehen und auf Inspektionsreisen der Strategen als be-
waffnete Begleitung mitgehen, also Dienst tun wie unsere Gendarmen oder
türkische Zaptiehs. Es handelt sich nicht um leeren Wortstreit. Die
Existenz eines Gendarmeriekorps, zum Schutz der Beamten über Ägypten
verteilt, würde mir das Bild des spiiteren ptolemfiischeu Ägypten duixhaus
verändern.
Die Versammlung im Apolloheiligtum hat in dem Bestreben, den Tenor
des Dekrets etwas weniger eintönig zu machen, uns das Verständnis er-
schwert. Wer beschließt in der Synagoge? Sicherlich zwei Parteien ge-
meinsam; rö TtoUxtVjUt xol ol &jtb xTjg nöietog ’löovfiatoi. Aber fraglich
wird, ob nun der Verein der Schwertträger mit einer dieser beiden Parteien
identisch ist, fraglich auch, wer unter der Polis am Schluß zu verstehen
ist. Was ist hier überhaupt nollxivfta? Zwei Auffassungen sind möglich.
1. Die gebräuchlichen, durch Literatur und Inschriften vielfach zu belegenden
Bedeutungen von noUxcv^ia „Staat, Staatsvorfassung, Bürgerschaft“ führen
auf die Gleichheit xxoklxivfia = nökig. Dann haben wir eine aus irgend
einem Grunde ungenannte Stadt (wahrscheinlich Memphis) als eine Partei;
sie nennt sich im Dekret bald xtolixivfia bald xtoktg, vielleicht aus reiner
Marotte, vielleicht um die sonst wohl genannten Presbyter nicht bloß zu
stellen. Die andere Partei sind dann of ccxb xijg Tiökiiog ’lSovfialot, die man
am einfachsten als die Besatziing des Ortes faßt (wie of &nb Jioanbkttog
xfjg fuyäXxjg, Theb. Bank. I u. ö.) und mit dem tüv fiaj[ctiQ0qp6Q(0v
gleicht. 2. Txokhevfia = Für diese Bedeutung „Verein“ weiß ich
nur einen nicht einmal ganz einwandfreien Beleg, P. Teb. 32, 17 of imxi-
xü>i Txolixsvjurxi x&v K^tjx&v ävöifcg <p'. Nimmt man sie an, so
haben wir als Dedikanten das aus Idumäem bestehende Korps der Garnison
von X (Memphis) (t6 tdJv ga^^arpoguipeav = xb xxoklxevita) und die
ebenda bestehende Idumäerkolonie, deren Mitglieder nicht zu einem Verein
zusammen sich gefunden haben, also Kaufleute, Handwerker u. s. w. Die
Stadt als solche bleibt unbeteiligt bei der Ehre, und diese selbst wird ge-
ringer. Es ist Gefühlssache, wohin man sich entscheidet. Für die ersterc
Erklärung spricht der naxgiog vöftog, die Mehrzahl der Priester und Priester-
genossen, die (vxäQtaxog ÜTtdvxtjOig xijg jroAt'ojs (Z. 24), von der eine fremd-
ländische Bevölkerung (Garnison und Kolonie der Idumäer) gar kein Recht
hat zu sprechen; gegen sie das Fehlen des Stadtnameus. Foucart a. a. 0.
entscheidet sich für die zweite Auffassung, ich ziehe die erstere vor: Bürger-
schaft und Garnison des Gemeinwesens X ehren den Dorion.
Zu igaiXog (Z. 19) „außergewöhnlich“ vgl. Badermacher Philol. LX
1901, 497.
Ptolemäas XI.
7. Inschrift aus Medinet en Nahasch im Fayum. Jouguet, comptes
rendus des inscriptions et helles lettres 1902 Mai/Juni, 8. 3ö3. Erwähnt
von Ricci, REGr. 1902 XV 451.
vTcif ßaaiXdag nroXe/itxiov tov *[aJ] | l4Xf^dvd^ov xcd ßaaUcOatig
[Ä]A[fo I xarpag] ^VS «df ■ffsöv 0Uofi7jTÖ | pav £(ortiQmv xal xä>v
6 rdxvav xal rßv || \xQo]y6vav ’/fpovi fieydim \ tPaftevÄ)#
Digitized by Google
Max L. Strack; Inschriften ans ptolemäiscber Zeit, m 131
E.s folgt eine — leider nicht veröffentlichte — Eingabe an den König
von 'Hgäidtig und 'üpmJijj NMov, die zum Tempelpersonal des
9i6; (i{yiajoi"HQcov in Magdola gehören. Sie beklagen sich über Vergewal-
tigung und ungerechte Steuereinteilung und bitten um das Asylrecht für
iliren Tempel. Darunter stehen die kurzen Anordnungen des Hypomnemato-
graphen an den Strategen und des Strategen an den Epistaton, daB der
Eingabe nachzugehen sei. Hoffentlich wird uns diese wichtige Urkunde nicht
lange vorenthalten.
Zeit zwischen 100 — 88. — Z. 3 ergänzt Jouguet KltonmQag \ Btft-
vltttjg, was den Itaumverhültnissen schlechter zu entsprechen scheint, wie
das einfache, und auch sonst vorzuziehende, Klto | Sollte nicht vor
dem Monatsdatum das Königsjahr stehen? — Von Alexander I. kennen wir
zum mindesten zwei Kinder, den späteren Alexander II., der 19 Tage re-
gierte und eine Tochter (Eusebius I 166). Ober den Doppelnamen des
Uerrscherpaares s. Sammlung II 37 (Archiv EI 554).
PtoleniänH XIII.
8. Kalkstein in der Glyptothek von Ny Carlsberg, veröffentlicht von
Valdemar Schmidt, Det gamle Glyptothek paa Ny Carlsberg (1899) 390
Nr. 472. Hoch 0,31 m; oben mit ägyptischer Darstellung versehen. Mir
durch Ricci bekannt geworden.
vxig ßaailimg JlroXeiiaiov d'fov ^iXonäx \ <o>poff xal d>iXaädX<pov
"laidi 'E^syxi^ßei ftf | ol ix rijg ’Eoeyj^rjßiaxijg avvödov, »v
övvay(oybs | "EXsvo^ Sltg . . rog N ixl N/ion Q , Ö "EXevog xsqI N lag |
Toü Öq Cf ... . dag tov Cepov. L y' (ic[xcip. oder (uaop^. 5
Zeit; Frühjahr oder Herbst 78 v. Chr. Der König ist Ptolemäus XIII.,
dessen bekanntester Beiname viog Jiovvaog hier wie in der Inschrift von
Kos (Strack, Dynastie 155) ausgelassen ist; vielleicht hat er ihn erst nach
78 V. Chr. angenommen. Ebenso fehlt der Name der Frau Kleopatra-
Tryphaina. Hier wird der Zufall spielen; jedenfalls wird ihr Name schon
in einem demotischen Papyrus des 3. Jahres Pachon 12 (P. demot. Leid. 374,
Rev. egypt. II 90) genannt, also aus der Zeit unserer Inschrift. Daraus
den SchluB auf einen Hochzeitstermin im Jahre 78 zu ziehen, scheint mir
zu kühn.
Es handelt sich um das Geschenk eines Grundstücks wie in den
Fayumer Inschriften, Strack, Dynastie 142, 143. Im einzelnen sind die
Worte nicht ganz klar. Z. 4 steht hinter dem Vatersnamen wohl xoxog;
vöiov ßogpS dpö/iov erkennt man, Z. 4 cf wird iU|35$ oder inrjXuoTov zu
lesen sein, doch bedarf dieser Teil der Inschrift der Nachprüfung, nachdem
die Reinigung des Steines beendet sein wird.
Der avvayctyog gehört zur ovvaycoyT) der Inschrift 6. Er ist der Ver-
sammler wie diese die Versammlung, die Vereinigiing. Aber in dem letzteren
Wort ist der ursprüngliche Wortsinn noch mächtig, das erstere ist erstarrt.
Ewaycayri ist in der Inschrift 6 noch die Vereinigung, nicht Verein, ge-
schweige Vereinshaus; cvvayaty&g ist der Präsident. Aus der Kaiserzeit
haben wir diesen Titel und den wesensgleichen des ffwvayojytus häufiger;
Ziebarth (Vereins wesen, Index) weist ihn für Tomi, Panticapaion, Tanais,
9*
Digitized by Google
132 II' Besprechungen und Mitteilungen
Delos, Elaiussa nach. Für Ägypten vgl. auch Archiv II 429 f. Nr. 2
und ö (Ricci).
Ob unser Präsident des Isisvereins — der Beiname der Güttin ist neu
— mit der Familie des ’Mdcopog 'ElLivov in Verbindung zu bringen ist, aus
welcher der Vater Helenos Erzieher des Königs Alexander II. und Gouverneur
von Kypros war (Strack, Dynastie 149)?
Berenike lY.
9. Kalkstein in Ägypten, Fundort und jetziger Standort unbekannt.
Hoch 1,20 m, breit 0,50 m. Von Giannino Dattari an Ricci, von diesem
mir geschickt. Ricci wird die Inschrift in der Revue archeologique ver-
öffentlichen. [Vgl. jetzt Rev. arch. II (1903) p. 50/5. ]
dya&iji
ßaailieotjg BtQtvixtjg
Totg ix tov iv 'AtpQoSCtiig x[6Xci
V ixsidt) ixl Töv ael evviOTa(iiv[mv
6 ov ix xltlovcov SvvtoQ&ftev 6
nÜQxrjv ix' &vSq&v xaroi(x)ov x v
£to . . tg Xttl iv tolg xtnd (t)^v
ff ... . xal fieyäXov Ugimg x
&a . . . aveaxQayi,(itvav x
10 avu^afiivav xgög
xoiecog fterä rijg fieyiarrjg
tv xaloxuyad’idv uirov xal ivi(fy[eiav
]xvyxdvei xifuav (frei)
. . . Xitutxmg xaxaxe&tlvat dg xo
l& (drog a^Tov xaxijp ^tovvOiog
ty . . . tot» x&v doyiuixcov fftff
e/iafiov Hpai[id]og ^tjuijx . . .
[l]xxia)v cei>9e(fttixmg ixide^ . . .
g . apjtav xijv iccvxov XQoaxuxtj
20 ov aiQBöiv 9 . (xavrjt x . ^s9 . . .
. . HAIANPEAElAßZA
V . ov xal iiiiiifttv ilaiov da
atjg XQoBvfiiag xovg avd
vog di xal ti)v iisyäXrjv i|e
26 xjjoiv xal xijv xgo . . . oeßaOiv rot) xp
Qai xbv xgXfiMv S . 9xov ixi Ös
xovx . . . ( xoOfuav xal xijv xq
evxoov X . (ov9h xov dvaxs
t» «xa6iv vaoxovxag xal xXtiOxa
so . . vag rovrmt» o vixritpogio
. ov juyaXov xal . . ßoXiv xovqOaji
. . . xodi^afuvov xovg avdgag fiex
. ixlg T^g xvpiag ßaeiXieor/g xal xäv
. ov . g exgaxfjybv xal xoi>g aXXovg x
S6 ... ixidrinovvxag x&v &x' ’AXt\av\dgtCag
. . aötmv xStv axOog exgaxianäv ix
Digitized by Google
Max L. Strack; Inschriften aas ptolemäischer Zeit. IQ 133
g Tfj xsqI iaxrtbv io^tjg
agurrov d(x)avTijoeag
(uvov Hqo . i . Sov xad’Uffu
VOV ttXCCTtjyOQtJTOV .... 40
.... fjyov fievov . . fiecjjjcv ....
[In 6 liest Ricci 1. c. xcrroi&eivuv = xeetoixiov (»[ns'cav].]
Zeit: Jahr 58 — 55.
Vier Bereniken sind bekannt. Die zwei ersten, die Frauen von Ptole-
m&us I. und m. kommen nicht in Betracht, da es sich um eine Allein-
herrscherin handelt. Berenike III.-Kleopatra fahrt das Regiment allein in
der ersten Hälfte des Jahres 80; Berenike IV. ebenso in den Jahren 58 — 55.
Letztere freilich nicht diese ganzen drei Jahre allein — die Alexandriner
haben sie zweimal zur Hochzeit gezwungen — aber doch den größten Teil
der Zeit, da ihre Männer Seleukos Kybiosaktcs und Archelaos, der eine nur
wenige Tage, der andere sechs Monate Mitregenten waren. Von der Bere-
nike III. wissen wir eine Namensänderung vor ihrer Alleinherrschaft. Sie
heißt in griechischen Papyrus der Jahre 1.01, 99, 98 Berenike, in solchen
der Jahre 89 und 88 Kleopatra. (P. Teb. 106; P. Leid. G — K; P. Grenfell
II 35; vgl. oben Nr. 7 — P. Leid. 0; P. Amb. H 51, 19; die demot.
Papyrus, die sie auch nach dem Jahre 88 Berenike nennen, läßt man vor-
erst wohl besser außer Acht; s. Strack, Dynastie S. 56.) Von Berenike FV.
wissen wir eine solche Namensänderung nicht. Danach scheint die Inschrift
mit Sicherheit für Berenike IV. in Anspruch genommen zu werden. Dem
ist nicht ganz so. Wir wissen nicht: 1. wie Berenike III. sich als Mit-
regentin des Soter H. (88 — 80) und als Alleinherrin (80, erste Hälfte)
nannte; sie kann den angenommenen Namen Kleopatra wieder mit ihrem
früheren Namen Berenike getauscht haben; 2. oh Berenike IV. nicht gleich-
falls ihren Namen hei der Thronbesteigung geändert hat. Die Wahrschein-
keit aber spricht für die Zuteilung an die letztere. Es ist die erste Stein-
urkunde ans der Regierungszeit dieser vierten Berenike, und wie es scheint,
keine unbedeutende. Umsomehr ist die heillose Verstümmelung zu bedauern;
ich verstehe nicht einmal, worum es sich handelt.
Unbestimmt.
lY. Jahrhnndert.
10. Kalkstein aus den Alexandria benachbarten Mexer Brüchen. Hoch
0,21 m, breit 0,18 m. Gefunden in Schedia (s. Archiv U 554 Nr. 37), jetzt
im Besitz des Herrn Sieglin. Schiff, Festschrift für Hirschfeld 388.
^tbg I Zcjt^ I pog.
Vom Herausgeber noch ins 4. Jahrhundert gesetzt.
11. Kalksteinstele, hoch 0,22 m, breit 0,22 m. Fundort, Besitz, Ver-
öffentlichung wie bei Nr. 10.
'/l&rjvuC I rjg TloXt | ddog.
Vom Verfasser noch ins 4. Jahrhundert gesetzt.
Digitized by Google
134
U. Besprecbuugen und Mitteilungen
III. oder II. Jahrhundert.
12. Roter Porphyr gefunden in Thera, jetzt in Paris, cab. des me-
dailles 32. Ursprünglich unversehrt, jetzt fehlen die Zeilen 1 — ‘/jH; das
erhaltene Stück ist hoch 0,43 m, breit 0,29 m. Häufig verötfontUcht mit
falscher Datierung, zuletzt richtig von Hiller von Gärtringen IGIns. UI 331
den Ptolemäern zugewiesen. Der Stein ist wiederaufgefunden von Michel
und neu verglichen, Revue de Philol. XXIII 1899 S. ÖO — 52, und Recueil
d’inscr. grecques n. 1002. Die Vergleichung hat viele Flüchtigkeiten des
Steinmetzen konstatiert, die für den sicheren Text ohne Belang sind.
fdo^c rolg iksKpojiivoig' | Betrav thiV.rarog nrpdTspoi/ fiiv |
5 icp’ fTt) 6vo XQO^ftQte&flg I c£pj;og :tQ0i6T(itr}6s ivÖö^cog \ xal %a~
TU^tmg avTov re Xal rtjg räv | akfitpoiidvar nQoaiQeaeag rov j yv^va-
Oiov, ävd’’ av tö xoivöv evdo\xifiTjaavra iarf^äveotSev avröv | e'xl rd
10 zrpofipij/asW fTij dtio •Ö’ckA | loü OTfqpKVon, xal rijv xepl tovtcjv | dva-
•yQu(piiv vxofitnjfiarog %dQiv \ tlg tö yvfiväaiov xaraxcxdigijxsv g>t{lur(-
16 fti'ag evtxev xal koex^g d'xifiekscag ^g ^jrcov ditr^kteev tig | ainovg,
xdkiv re elg tö xe L xal Jx' L xal ijx' L ä|(in&slg vxiiieive yvlftva-
aiagx^Oat, xal r^[V dgiui^oveav ei \ ta^i'av uvTÖg re ffvvfrijpijff«/ xal
Tov TÖxov xal räv dkeapofie'veov d | xrev/aregov xal gpUoufiöregov in
20 xokkä xgoeOTaTTjaev rovg ts rm \ 'Egfiet xal 'Hgaxket nd'efiivovg vxig
TOV /iaaike'cog yvfivixoig dyävag | avvevxoO/i&v xarä aiTOv dv \ va-
25 (UV xa[l]’ lÖCav e’xTe&elg dS-ka t« | xad’ijxovTa Tolg dymve^ofiivoig | iq>’
oig &ea>povv tö xotvöv näouv | xgo^(iiav xai exovdijv evdeixvv(ie]vov
avTÖv vxIq tov töxov OTeepävovg \ tb xpvaovg xepiTe'&eixev xal ygax-
30 Tfj I TBTi(irjXBv elxövi Bavova 0(kiavog ] j'v;t»'afftapj;»j(Javra tö Tpirov
xal Ti I TapTov xal «i(ixTOv e^ijg xal rf/v iv \ tö xpoäeätjkafievai
35 Täv vi\(ov XQotSTUoCav tiaxVf^ovä tb xal | xg/xovOav xoiijtjd(iBvov Se-
döxd-ai di I xol vvv ixaivieai tb avröv ixl Tovroig \ xal xpoeenidTB-
(pavSteai xäkiv XQ^Odii | OTBifävcn , xal rovg (liv jjprtfoög «TBipä , voog
40 elg kBvx(0(ia xarax<0Q{eat, rö Öi Ö6 y(ia töÖb dvaygdtl>tti eig artjktjv
AtO'flvijv xal dva^etvai iv rrä ixiq>avB(JTä\Tp röxa tov yv(ivao(ov
xgoaa^täeai \ di avTÖv xal eig tö &x' L iTi yv(ivaOiagxij \ Oai, dtÖTi
TOVTO xgd^ag BOTai xä6i rofg | akeupoyJvoig xexagtafiivog.
Zeit: HUlers Zuweisung in die Regierung der Ptolemäer ist zweifellos
richtig. Unter den Königen kommen des 28. (ev. 29.) Regierungsjahres
wegen nur Philadelphos, Philometor, Euergetes Ö, Neos Dionysos in Be-
tracht, also die Jahre 258/57, 154/3, 143/2, 54/3. Von ihnen fällt das
letzte aus politischen Gründen weg. Für das erste hat sich PMMeyer (Heer-
wesen 20, Anm. 75) ausgesprochen, für 154/3 Hiller. Zwingende Gründe
sind bis jetzt nicht beizuhringen. Das Fehlen der Titel und Ämter, und
die Nennung des Königs allein sind dom höheren Ansatz (3. Jahrhundert)
günstig; die vielen Flüchtigkeiten und das Material vielleicht dem niedrigeren.
Ein Gewicht zu Gunsten Philometors vor Euergetes finde ich nicht,
I. Jahrhundert.
13. Schwarzer Granit, Fundort unbekannt, jetzt im Museum von Ale-
Digitized by Google
Max L. Strack; Inschriften aus ptolemüiscbcr Zeit, m 135
xandrien, Saal 6 No. 7. Hoch 0,78 m, breit 0,78 m. Botti, notice du
mnsee d’Alexandrie (1893) 139 n. 3053, catalogue* (1901) 253.
77roAfftarog | arparijyög | xöAscog.
Au.s der Zeit der Ptolemäer nach dem Herausgeber; ebenso von Ricci
atif Grund einer Milneschen Abschrift ins 1. Jahrhimdert v. Chr. gesetzt.
Leider ist die Herkunft nicht zweifelsfrei angegeben. Ptolemais und Alexandrien
kommen vor anderen in Betracht. Wenn sich Alexandrien als Fundort ergeben
sollte (was mir wahrscheinlicher ist und von Botti, notice a. a. 0. genannt
wird), so liegt hier die älteste Erwähnung des wichtigsten vom König be-
setzten Stadtmagistrats vor. Wileken (Ostraka 624) weist einen oipoTijyös
noiftog aus den Jahren 133 und 114 n. Chr. nach, (BGü 729; P. Oxy.
I 100, If.) und erinnert an die vier bekannten von Strabo XVII 797 an-
geführten Stadtämter des und des
wxuQtvog aTQOTtjyög. Es ist möglich, daß letzterer gemeint ist; möglich
auch, dafs nicht der Platzkommandant zur Nachtzeit, sondern ein Kollege
mit mehr fiskalischem als militärischem Charakter sich in dem atgaTtfybg
nökcaig als Pendant zum Ganstratogen versteckt. Der Titel ist vielleicht
erst im 2. Jahrhundert entstanden; jedenfalls liegt es nahe, in dem avyytviig
YMi xerca a^yiyigtav Kal ätoiKTjTTjg xal l^ijyTjrrjg xal Ini x^g noi-eaig
xal yvfivaalagxog die Vorstufe zu sehen (Nerutsos, l’ancienne Alcxandrie
98, Inschrift aus Alexandrien zur Zeit des Epiphanes (?)).
14. Kalksteinblock, die untere Hälfte des Türsturzes, in Kom Ushim
(Karanis) im Fayum. Hogarth und Grcufell, Egypt Exploration Fund,
Archaeological report 1895—96, S. 16, n. 1; Grenfell-Hunt, Fayum towns
and their papyri, 1900 S. 32; erwähnt von Ricci, Rev. archeol. S. 314.
iLKNllNujöun^v^i-i iiLiL|li-iL (üs.)
t[sff]ov;(o[v] TÖ jrpd*i’Aor UvtxptQ&ri xal | ntti6ov%mi xal rotg
«vwäoig d'eolg \ fieydXocg (itydioig vxip avrov xal r^g | yvvaixög xal 6
Täv Tixvtoi' evjrtjv. 1 (sTovg) (&', fifffop^ x^’.
'Sicher nicht später als der Beginn des ersten Jahrhunderts n. Chr.,
wahrscheinlich in das erste Jahrhundert v. Chr. gehörend’. — Die erste
Zeile (und die vorhergehenden) enthält Namen und Titel des Stifters; itx-
vo»', wie die Herausgeber herstellen, ist nicht wahrscheinlich, da die Kinder
in der fünften Zeile genannt sind. Da die empfangenden Götter, wie die
Menschen, um deren Willen der Tempel errichtet wird, ebenfalls vollständig
genannt sind, können auch nicht die Namen der Regenten im Anfang ge-
standen haben. Wie der Stifter geheißen hat, und seine Ämter (tcktojv?
— legtvg lleuaovxov — 'Eguvg Ilcuaovxov) liest vielleicht ein anderer
aus den Spuren.
15. Kalkstein -Architrav in Jakuta im Fayum. Hoch 0,26 m, breit
0,68 m. Grenfell-Hunt, Egypt. exploration fund, archaeol. report. 1900/1901
S 6. Vorher unvollständiger herausgegeben von Daressy, FouUles de Deir
el Bircheh 1897 S. 30 (Annales du Service des antiquites de l’Egypte 1899
I 46). Von Ricci nach einer Photographie verbessert
[Jsxuog 6 xal 77roA]fft«Iog 9eolg Z‘wT^p((j)tf( /»«[y] | «Ao[tg z/totf]-
/•
Digitized by Google
136
II. BesprechuDgen und Mitteilungen
xovQOis ävi^xev xar' [v*] | ip f[autoö *]al r^g ywaixog M(9tiq
xci TOti vlov 'A[yt\ | lAdjrou i« &ya9S>i.
16. Drei Kalkstein(?)fragniente in Jakuta im Fayum, Stücke eines
Architravs. Daressy, Fouilles de Deir el Bircheh 1897 S. 30 (Ännales du
Service des antiquittes de TEgypte 1899 I 46). Von Bicci nach einer Photo-
graphie verbessert
I n III
JlX\lO
016010 VQ0i6ttv
xov T\6‘/vvta%^6 xai rov vtou av
Mit Hilfe der vorigen Inschrift zu ergänzen wie folgt:
Aixfio[q 6 xai nrolefiatog &(otg UantjQei ftey | «AJoig Aio\oxo\vQOiq
x]cr’ eixfiv [tixfp | torujToü [xal tj^g yvxaix(b)g [A^/■^g]
xal Tov vCov ’Av[ti | X6%ov in äya^mt]
Nach der Schrift ist diese und die vorhergehende Inschrift in das
1. Jahrhundert vor Chr. zu setzen.
17. Hawara im Fayum. Petrie, Hawara, Biahmn and Arsinoe VII 2.
Envahnt von Strack, Dynastie 275. Ricci verdanke ich den handschrift-
lichen Text von Petrie (II).
I
n
YnEPBAriAIQITT <| i7Vo
nETENE<t>IHZ «HTOY
ZOYXOYO EAMAPPII
HZYtO -|AOZ
KAIT TOYO
OA
YnEPBAEIAEQZn
nETEN(?) E<)>IHI
ZOYXOY O
IIIYMO
KAIT
ZOY
OHTOY
EAMAPPE
•-#i.\oz
^VOYT
Also etwa: varsp ßaOiliiog n[roXifueiov d'tov Niov Aiovv]aov
JitTtvtipCtjg [6 delva tov tfToXiOTOv xal xpo]g>jjrov
Zbvfov ■^£oü /ityäXov äelva xal JIp]eafiapp[el)
u. 8. w.
Der Gott nptfiagpfjg ist aus einer Inschrift aus dem Fayum bekannt
(Strack, Dynastie Anhang 141); er wird wohl auch hier gemeint sein, ob-
gleich der Name etwas anders geschrieben Ist. Wilcken macht noch auf
P. Petr, n 43 (b) 65/6 aufmerksam: ßa/iov UgefiavQlovg.
Ganz unbestimmt.
18. Rhodos, jetzt verschollen. Aus den Papieren von Hedenborg ver-
öffentlicht in den Atti del R. Istituto Veneto di scienze ser. VTI 10,
1898/9, S. 261.
5 rXÜAEN ....iBAEIAE....iTONrA...lTONKA...|KAIPPO
...|PTOAEMA...|
19. Fragment, links und rechts gebrochen, in Thera. Mir geschickt
von Hiller von Gartringen.
Digitized by Google
Max L. Strack: Inschriften aus ptolemäischer Zeit. HI
137
ArX2NC...
Etwa: ßaaiXs« lIr]oifital[ov, zbv \ nroXsiiai\ov, xal \Btgt\vCxriv
•frfov]? ’^Qei\v6rji 0iXced'\iX<p(oi [NaCadi 6 delvu K](fdt(avo\g].
Eine ErgSnzung auf Soter II und Berenike III Philadelphos ist ebenso
mSglich, aber der Zeit nicht entsprechend.
20. Inschrift aus Karnak, jetzt in Gizeh. Weil (nach Masperos Photo-
graphie und Abklatsch) comptes rendus de l’academie des inscr. 19(X)
S. 173f.; erwfthnt Am. Joum. of Archaeol. 1901 S. 85. Von Ricci erneut
verglichen. Der rechte Rand ist erhalten bis auf die ersten zwei Zeilen;
oben und links ist Bmchfläche.
EIET
JEENEBEBijxsr
x(fo EETAZEN
X9 HMATIIETAI
e 1 ITi2NPPOrON6N 5
AAjEHANAPEIAEPAOIozi; (?)
ANOIIEPEIEPOIHEI#///
KOPTITnNAMIEOCy//////
6 TPATinTjKONKAI#///''/
f» HNOETHIAE0 leer lo
DYEIETOIEPONPYMBYA
HMHMENOYTOYIEPOY
riNPEPlBOAflNKAITIlN
xazs EKEYAEMENAMENEPI
HIHMENA AE A\^ THN TOY i5
vvv ßuatXdoJS q>iXav&Qmxcav, «vaygdfai d’ elg fftjjAHN AI0INHN
TOIE TE lEPOIE
xal iyX<oQ{ocg xal eXXrjvixolg yQtt(t^u<}iv tag ysyowiag YP AYTOY
EYEPPEEIAE
xal äva&flvai airfiv iv röt Ispflt xov dttva EN T ill ETTItpANE-
ETATOI ^o)
TÖ;riDz tva fi japts xal iieyaXoitEQtia dilfivrjüTog vxaQjmi tCT. TÖN
AnANTA XPONON
xagä »66i rolg äv&pmxotg’ grijgai df rov aimvoßiov ßaeiXdag slx6- 20
NAE PENTAPHXEIE
dv dxdgTmi täv re XQmriov xal Hfvrdpav xal TfiCTcav Ibq6v EK TOY
MEAANOE AI0OY.
Die Zeilenlhnge ergiebt sich aus Z. 16. Sie zeigt, dafi die Stele
hoffnungslos verstümmelt ist, und jede Ergänzung des wirklichen Inhalts
auf Spielerei hinausläuft. Nicht einmal ob ein SamtbeschluB der Priester-
schaft Äg3rptens wie in der Rosettana und Tanitica vorliegt, oder ob ein
einzelnes Heiligtum zur höheren Ehre des Königs und sich zu Nutzen er-
haltene Vergünstigungen aufschreibt, ist klar. Weil (von dem die Wörter
der ersten Zeilen ergänzt sind) sieht in Z. 11 in PYMBYA einen Gott oder
wenigstens das Stück eines Gottesnamens.
Digitized by Google
138
n. Beaprecbun^en und Hittoilunf^en
21. Marmor aus Alexandrien (?), jetzt ini Museum von Alexandrien,
Saal Ifi, Nr. 106. Hoch 0,61 m, breit 0,24 ni. Botti, Uivista Egiziana
1894 VI 344; erwähnt von Botti, catalogue* 282 Nr. 106. Mir mitgeteilt
von Ricci nach Milnes Copie. Rechts unvollständig.
AIAAbXO_ku .. . iiONA
tev^av xal fitjre i<pt<STmg
Z H A aßuQovs evigex
Orijffat dovg xal xo0fuOT[
5 xo)g rf Tiji ytQOvOlai ra
Xovfit'vav ävÖQÖv (frei)
eccfievos Jrap’ iavrov x
liv tlg Tovg taovg fivdp«[g
Hg 6X(yovg Svrag tö re
10 ffßg rijg XQfKffOjg äpag a[ 3t«ffo]-
Xt<:rXaeiaa[tBvov tov jiv
ßtßuiaOug riji xa&’ ittvr'o[v
XQovov rüv ixl Tt)v TYN////
fxl TOVTCOV Tt XUQa&QtCVg
15 fffTtv xßl ßütovig xpovoia A
xal änode^afifvav avt6[y
TOV TÖxov xa&üg xal rä itpo
Toig i^tjyijTafg *fpi rc
(xqC^ eioöixto&ai eig ~
20 aiprjXixovg xXrjv olg dnb rrj
ixißciXXei xfbvog, Toiig te xpo
S2
VHV ccpyv{g(ov) ÖQUx{(Tag) A ^ Totg xapaß')
yvcjg smg xpdotfeo^ai ;x£tß[
vov xtipäXaiov rag re i^tjy
26 vcjv xXsiövav tlvai s sg>
TfXov/u'vajv dpy^p(ov) äpa(xfiäg) tJ *)
exl Talg tov Ar — ^V xpagOoftlv
tiaeXevOofi^vav xa^’ &g xal t
vofitv TO x6ey.iov t^g xoX[
so rdjrov rijv äpftö^ovgav e
P ovTag döyfia xaraßaX
[.]j’ra errjXrjV dx&flvat.
„ X Ö A
1) Z. 22 API* APA A 2) Z. 26 APP AP T£<-4>.
22. Bläuliche Kanne mit Relief, Fundort unbekannt, jetzt im Britischen
Museum. Guide to the first and second Egyptian rooms (1879) 105. 1237;
Mowat, rov. num. 1901 V 32.
ßaeiXiag llToXtfittio{v) | ’A(ppodiTr]g(T)
Das letzte Wort ist nicht ganz sicher zu lesen. Es ist dieselbe Vase,
auf der Lenormant dt]«» Klto7(«T[pn( [ «jj-adffp] r[t>j;]i;» gelesen batte (Strack
Dynastie, Anhang 173). Das Relief zeigt eine Frau mit Füllhorn im linken
Aim, die mit einer Schale über einem Alter opfert; auf dem Haupt trägt
Digitized by Google
Grenfell-Hunt: Englische Ausgrabungen in Hibeh und Oxyrhynchos 1903 1 39
sie ein Diadem (?) Hinter ihr eine konische Säule mit Guirlande, auf der
ein Pinienzapfen (?) steht. — Von derartigen geweihten Schenkkannen mit
opfernden Frauen mit Kopfschmuck kenne ich drei, eine vierte nur mit
Inschrift und Guirlande. (Strack, Dynastie 25, 48, 67, 173; die ersten drei
abgebildct hei Mowat a. a. O. 29.) Sie tragen die Inschriften; 1. ayadijg
TVX»}S 'AQötvötjs 0ilaSlXq>ov\ 2. Bspfv/xi;; ßaaiUcotjg «yO'^S (und auf
dem Altar) 9i&v Evi^ti&v 3. ßaeiXitog ThoXtfialov ^iXonctzo^og. Auf ein
fünftes Exemplar macht mich Ricci aufmerksam, da-s Mowat veröffentlicht
hat Bull, societe des antiquaires de France 1901 (?) (mir nicht zugängig)
und ein sechstes Stück verbirgt sich vielleicht hei Botti cat. Mus. Alex.*
(1901) 92 Nr. 1735: „email bleu pale, trouve a Hädra ■fftöv | £üfpy[tTc5vl“.
Daß diese irdenen Kannen von elender Arbeit zum persönlichen Gebrauch der
mächtigen Fürstinnen .Vgyptens gedient haben sollen, wird außer dem letzten
Herausgeber wohl niemand den Gottköniginnen Zutrauen, und nicht viel
größer wird die Zahl, derer sein, die sich diese Kannen nur im Gebrauch
in Tempeln wie dem Ptolemaeion, Arsinoeion denken, und die ihren Export
nach Kyrene, Großgriechenland, Kypros (den jetzigen Fundorten) der Okku-
pation Ägyptens durch Antiochos FV zur Last legen.
Bonn, 1. Angust 1903. Hax L. Strack.
Englische Ausgrabungen in Hibeh und Oxyrhynchos 1903.
The first part of last season’s work was devoted to completing our
excavations at Hibeh which had beon bogim in the previous year. Here
we made a large addition to our colloction of early Ptolemaic papyri from
this site, and if the papyrus cartonnage obtained in 1903 contains the
same proportion of literary fragments as that discovered in 1902, the new
tinds will be of considerablo importanee. Besides papyri the Ptolemaic
tombs yielded few antiqnities of interest, but two fine portrait mummies
of the Roman period were found. ln view of a recent atterapt to assign
some of the eitart Graeco-Roman portraits to the Ptolemaic period, it is
worth while repeating that such a hypothe.sis is whoUy incompatible with
the archaeological evidence. We have found portraits at ümm ol Baragät,
Rubayyät and Manashinshäneh (cf. Archiv I 377, 562, II 181), as well as
at Hibeh, and the tombs containing them were clearly of the Roman period
(ist — 3rd Century), being markedly distinguished by their position, the
style of burial and - the pottery found in them from the Ptolemaic tombs
on the one hand and from those of the Byzantine period (4th- 7th
Century) on the other. The evidence of the writing upon those portraits
which are inscribed with names or, as one of those from Umm el Baragät,
have descriptions of the deceased written upon the back, is equaUy fatal
to the view that portraits were introduced before the 1 st Century of our
era. A mummy which was found in juitaposition to one of the Hibeh
portraits was dated in the reign of Trajan.
The town site, although the upper strata of the mounds were in most
parts Roman, yielded only a few fragments of papyrus, the houses con-
taining little 'afsh’; but in a room in a small building adjoining the east
Digitized by Google
140
n. Besprechungen und Mitteilungen
wall we found a number of funerary statuettes with inscribed bases, of
tbe late Saite or Persian period, and a tomb of the same date produced
two fine sarcophagi together with canopic vases, many ushabtis, a good-
si7.ed bronze Osiris, etc.
On leaving Hibeb wo paid brief visits to Earfira, about 10 miles to
the South, where there was an extensive Byzantine and Coptic cemetery,
Sharöna, where the necropolis proved to go back to the third dynasty, and
Shekh Fadl, the ancient Cynopolis. Here, as we expected, papyrus cartonnage
was omployed in Ptolemaic times, but the tombs of that period had not
only been plundered anciently but had been very extensively dug out by
natives in recent years, so that our finds were insignificant.
At the end of February we retumed to Oiyrhynchos. The work was
confined on the present occasion to two large mounds, which were cleared
away down to the level affected by damp, and the success of the second
excavations was in proportion to the time expended (about six weeks) not
less marked than that of the first in 1897. Not only were first to fourth
Century documents numerous, but both mounds had been strewn with the
dibris.of libraries of classical and tbeological writings. Among the third
and fourth Century documents Latin papyri were fairly common, and in
one place was discovered a group of first Century B. C. papyri, a period
hardly represented in the former find. The first instalment of the new
discoveries will be published as Part IV of the Oxyrhynchos Papyri in
June 1904. The theological fragments include one of a collection of
sayings of Jesus, similar to that found in 1897 and of special interest
becauso it contains tho introduction to the collection and includes a saying
found in the Gospel according to the Hebrews. There is also a fragment
of an uncanonical gospel, possibly the Gospel according to the Egyptians,
a libellus belonging to the period of the Decian persecution, and frag-
ments of Genesis in the version of the Septuagint and of the Epistle to
the Hebrews, the last being of considerable length and mitten on the verso
of another text which is as welcome as it is unexpected. This proves to bo
part of a new epitome of Livy, in Latin, covering Books 37 — 40 and 48 — 55
and differing largely from the cxtant epitome of tho lost books. Among
the new Greek classical fragments are (1) parts of two ödes of Pindar(?),
one of which is a Tlag^lvtiov, (2) on the verso of the Pindar several epi-
grams, some of which were unknown; (3) a piece of tho ngorgcnuMi 16-
jos of Aristotle containing a passage quoted by Stobaeus; (4) part of a
philosophical dialogne introducing Solon and Pisistratus and other histo-
rical personagcs; (5) the argument of Cratinus’ /hovvdaki^avdQos. Extant
classical authors are represented, besides the inevitable Homer and De-
mosthenes, by fragments of Hesiod, Sophoclos (Electra), Apollonius Rhodius,
Theocritus, Herodotus, Thucydides, Xenophon (Cyropaedia) , Aeschines and
Isocrates. Tbe documents to be published in the coming volume com-
prise the first Century B. C. group mentioned above and a selection belon-
ging to the next two centuries. Tbe excavations at Oxyrhynchos will be
resnmed next winter, and we look forward to oonünuing them until the
site is thorougbly exhausted.
Oxford. Brrnard P. örenfell
Arthnr 8. Hont.
Digitized by Google
III. Bibliographische Notizen.
Durch äußere Umstände (eine Studienreise nach England u. a.) bin ich
diesmal verhindert worden, die eingegangenen Schriften alle genauer durch-
zuarbeiten. Ich werde mich daher meist auf referierende Notizen be-
schränken mOssen.
1. Bibliographien u. ü. (vgl. Archiv n S. 463).
P. Jongnet, Chronique des papyrus I. Revue d. Stüdes anciennes V
Nr. 2, 1903 (Annales de 1. Fac. d. Lettres de Bordeaux et d. Univer-
sitis d. Midi. IV S^r. 25. annee) p. 139 ff. Abgeschlossen am 30. Dez.
1902. — Diese neue Übersicht unterscheidet sich von den sonstigen
dadurch, daß der Verf. nach Besprechung der Ausgrabungen und der
literarischen Texte die neuen Urkundenpublikationen in der Weise
exzerpiert, daß er die wichtigsten neuen Mitteilungen derselben nach
sachlichen Rubriken geordnet vorlegt. So ermöglicht diese sehr nütz-
liche Arbeit einen bequemen Überblick Ober das, was wir Neues aus
den besprochenen Arbeiten zu lernen haben.
F. Mayener, Note papyrologique. Rev. d’hist. ecclesiastique IV Nr. 2,
1903 p. 231/40. — Eine Zusammenstellung der für die Kirchen-
geschichte interessanten papyrologischen Arbeiten und Editionen.
Das Bulletin papyrologique II von S. de Ricci, auf das ich schon
im Arcb. II S. 463 hinwies, ist inzwischen erschienen (Rev. d. Etudes
grecques 1902, XV p. 408/60) und eine Fortsetzung ist gefolgt
(ebend. XVI p. 105/26), abgeschlossen am 15. Aug. 1902. Auch
diese bietet wieder in dankenswerter Weise ein sehr reiches Material.
2. Zu den Papyrusurkunden (vgl. Archiv II S. 463).
Über die neuen Editionen von Roodspecd (Kairener Papyri etc.) und
Rrenfell-Hant (Oxyrhynchos III und Kairener Katalog) ist oben S. 113 ff.
referiert worden. Beiträge zu den edierten Urkunden lieferten;
W. Crönert, Adnotamenta in papyros Mus. Britannici graecas
maximam partem lexicographica. Classical Review XVII (1903)
S. 26/27 und 193/198. — Die Vorschläge sind teils richtig, teils un-
richtig. Von den richtigen sind manche schon von Grenfell-IIunt in
Class. Rev. XII (1898) S. 434/36 gebracht worden, was dem Verf.
entgangen ist. Ich werde im nächsten Heft gelegentlich meiner Bei-
träge zu P. Lond. II auf Crönerts Arbeit zurttckkommen.
r
Digitized by Google
142
III. Bibliographische Notizen
J. First, Die literarische Portratmanier im Bereich des griech.-
römischen Schrifttums. Philol. LXI (N. F. X\'^) Heft 3 S. 374 ff. —
Der Verf. behandelt u. a. die Signalements der Papyri. Bisher war
mir nur ein flüchtiges Durchblättem möglich.
G. A. Gerhard, Untersuchungen zur Geschichte des griechischen
Briefes. Erstes Heft: Die Anfangsformel. Diss. Heidelberg
1903. — Eine oindringende Studie, in der auch die Papyrusbriefe
verarbeitet sind. Die vollständige Arbeit, von der das Vorliegende
nur ein Kapitel darstellt, wird im Supplement des Philologus er-
scheinen.
S. de Ricci, Dem papyrus grecs de Soknapaiou Nesos au musee
du Louvre. Festschr. f 0. Hirschfold S. 104./7. — P. Louvre 10356
ist ein Duplikat von BGÜ 322, durch das Mahaffy’s Korrektur nXnö-
vftjv in Z. 26 von neuem bestätigt wird. Vgl. BGU I S. 358. Der
andere Text (Louvre 10365) ist ein Schuldschein vom J. 216.
A. Sogliano, Dionysoplaton. Rendic. Accad. d. arch. lettere e belle art.
Napoli 1902. Vgl. Beil, zur Allg. Zeitung 1903 Nr. 46 S. 368
(Crönert). — Der Verf. deutet den ^lowaonXaxav in P. Oxy. I 105, 20
abweichend von Wilamowitz als dionysischen Plato und findet in bild-
lichen Darstellungen eine Stütze dafUr.
Rezensionen erschienen:
Über P. Teb. (vgl. Arch. II S. 394 ff.): W. Crönert in Woch. f. klass.
Phil. XX 1903 Nr. 17 und 18, Sp. 449/60 und 483/89.
Über Stud. Pal. I 2 (vgl. Arch. II S. 392 ff.): R. de Rnggiero in La cul-
tura XXH (1903) S. 152/3.
Über P. Magd. (vgl. Arch. II 8. 390 ff): W. Crönert, Rev. d. Et. Gr. 1903,
Mai — Juni.
3, Sprachliche llntersuchungen (vgl. Arch. II S. 464).
E. Nachmanson, Laute und Formen der Magnetischen Inschriften
Upsala 1903, XVI u. 199 S.
F. Voelker, Syntax der griechischen Papyri. I. Der Artikel. Bei-
lage z. d. Jahresber. über d. Realgymnasium z. Münster in W. für das
Schuljahi' 1902. 1903 Progr. Nr. 433.
Beide Arbeiten werden später in dem Referat Ober die „Forschungen
über die hellenistische Sprache“ zu würdigen sein.
4. Zur Theologie und Religionsgeschichte (vgl. Arch. II 8. 466).
In diesem Heft ist oben 8. 119 zu vergleichen.
A. Dieterich, Eine Mithrasliturgie. Leipzig, Teubner 1903. VI und
230 S. — Der Verf. gibt von einem Stücke des zuerst von Wessely
herausgegebenen Pariser Zauberpapyms 574, in dem er eine Mithras-
liturgie entdeckt hat, unter Benutzung einer Kollation von W. Kroll
eine Neuedition nebst Übersetzung. Die umfangreichen und tief ein-
dringenden „Erläuterungen“ dieses Textes sind bestimmt, die hohe
religiousgeschichtliche Bedeutung dieses Fundes darzulegen.
II. Hansschildt, nftaßvtt^oi in Ägypten im 1. — 3. Jahrh. nach Chr.
Digitized by Google
III. Bibliographische Notizen
143
Zeitschr. f. d. Neutest. Wiss. u. d. Kunde d. Urchristentums IV 3
(1903). — War mir noch nicht zugänglich.
H. Junker und W. Schabart, Ein griechisch-koptisches Kirchen-
gebet, Zeitschr. f. Agypt. Sprache XL (1903). — Edition und
scharfsinnige Erklärung eines in einer Pergamenthandschrift des Ber-
liner Museums überlieferten Kirchengebetes aus dem X. Jahrh., das ein
koptischer Priester in schwer verständlichem Griechisch niederge-
schrieben hat.
0. LcKbure, Inscriptions grecques d’Egypte. Bull. Corr. Hellen.
XXVI S. 456 ff. — Die Theologen seien namentlich auf die auch im
Faksimile mitgeteilte christliche Orabschrift aus dem J. 1157 auf-
merksam gemacht, welche beginnt: 'ü ■0(tö)g töv 7H'(tt)g)t£ro)(v) xni
näaijg aoQKOg, 6 löv ffttvcfiov xotapyTjoag x«l tov ä(i)ä>jv xara-
na( T)»j(Ja j.
Zu F. Maycnce, Note papyrologique vgl. oben S. 141.
W. Max Müller, Der Gott Proteus in Memphis. Oriental. Litt.-Ztg.
VI (1903) Sp. 99/101. — Ausgehend von einer ungenauen Über-
setzung von Herodot U 112 macht der Verf einen verfehlten Versuch,
den Namen IJQouvg daselbst zu erklären.
E. Prenseben, Mönchtum und Serapiskult, eine religionsgoschicht-
liche Abhandlung. Zweite vielfach berichtigte Ausgabe.
Gießen, Ricker 1903, 68 S. — Der Schwerpunkt dieser wichtigen
Abhandlung liegt darin, daß Pr. im Gegensatz zu der herrschenden
Ansicht die xcrojjot des Serapeums nicht als „Eingeschlossene“ (reclus),
sondern als vom Gott „Besessene“ auffaßt, eine Deutung, die von den
Älteren allein Letronne gegeben hat. Wenn der Verf. auch durch die
zahlreichen falschen Lesungen der Serapeumsteite in Einzelheiten viel-
fach irregeleitet worden ist, so neige ich doch dazu, ihm in dem
Hauptpunkt Recht zu geben, muß mir aber, da eine umfassende Durch-
arbeitung mir noch nicht möglich war, die definitive Stellungnahme
Vorbehalten. Ich hoffe, daß meine revidierte Ausgabe der Serapeums-
teite (in den „Urkunden aus der Ptolemäerzeit“) für dieses wichtige
Problem eine sichere Basis geben wird.
Max L. Strack, Die Müllerinnung in Alexandrien. Zeitschr. f. d.
Neutest. Wiss. u. d. Kunde d. Urchrist. IV 3 (1903) S. 213/234. Vgl.
Arch. II S. 544 n. 22. — Der Verf. kommt zu dem Schluß, daß die
urchristliche Institution der Presbyter sich durchaus an die in Ägyi>ten
gang und gäbe Sitte anschloß.
A. Wiedeuiann, Beschneidung im alten Ägypten. Orient. Litt. Ztg.
(1903) Sp. 97/9. — Der Verf. vertritt die Ansicht, daß die Ver-
breitung der Beschneidungssitte in Ägypten je nach den verschiedenen
Perioden der Geschichte gewechselt habe und der Mode unterworfen
gewesen sei.
6. Zur Jurisprudenz (vgl. Arch, U S. 468).
F. P. Garofslo, Sul diritto Romano in Egitto. Rivista di storia An-
tica VH (1903) fase. 1. 8 S. — Der Verf. behandelt die Unterschiede
dos römischen und des ägyptischen Erbrechtes.
Digitized by Google
144
III. Biblio^raphiiiche Notizen
J. Nietsold, Die Ehe in Ägypten zur ptolemäisch-römiscfaen Zeit,
nach den griechischen Heiratskontrakten und verwandten
Urkunden. Leipzig, Veit 1903. IV u. 108 S. — Der Verf. be-
handelt in vier Kapiteln „Arten und Wesen der Ehe“, „Die Ehever-
trSge“, „Die Scheidungsurkunden“ und „Die Quasi-Ehe der römischen
Soldaten in Ägypten“. Die klargeschriebene und übersichtlich dispo-
nierte Monographie gibt einen guten Überblick über die auf diesem
Gebiete zur Zeit vorliegenden Probleme. Auf Ausstellungen, die in
Einzelheiten zu machen wären, kann ich hier nicht eingehen. Schade
ist, daß der Verf. unser vorliegendes Heft und den dritten Oxyrhynchos-
band, die wichtiges neues Material zu diesen Fragen bringen, noch
nicht benutzen konnte.
Rezensionen emhienen:
Über Mitteis, Erbpacht (vgl. Arch. H S. 168 und 470): P. M. Meyer,
Berl. philol. Wochenschr. 1903, Sp. 718/27.
Übet We nger, Papyrusforschung und Rechtswissenschaft (vgl. Arch. H
S. 469): E. Rabel, Deutsche Litteraturz. 1903, Sp. 1913. R. de
Rnggiero, La cultura XXU (1903) S. 168/9.
Über Wenger, Rechtshist. Papyrusstudien (vgl. Arch. II S. 571 ff.): R. de
Rnggiero, BuUett. d. Ist. di Diritto Rom. XV (1902) fase. I — II. 11 S.
6. Historische Arbeiten (vgl. Arch. U S. 470).
E. Breccia, II diritto dinastico nelle monarchie dei successori
d' Alessandro Magno. Studi di Storia Antica pubbl. da G. Beloch.
Fase. rV Roma 1903. VUI u. 167 S. — Das Buch zerfällt in
folgende Kapitel: 1. Successione al trono. 2. Assunzione al trono.
3. Vestito. Insegne. Onori. Titoli. 4. I cognomi. 5. La collegialitii
del potere. 6. La famiglia reale. Wenn ich oben hervorhob, daß
ich die eingegangenen Schriften nicht alle habe durcharbeiten können,
so bedaure ich das gerade diesem Werk gegenüber besonders; sind
doch die hier behandelten Fragen von grundlegender Bedeutung. Muß
ich daher heute mit meinem Urteile zurückhalten, so möchte ich es
doch schon jetzt als einen prinzipiellen Vorzug dieser Arbeit hervor-
heben, daß diese Probleme Üer nicht nur für die Ptolemäer, sondern
auch für die anderen hellenistischen Dynastien untersucht worden sind.
B. Haussonllier, Etudes sur l’histoire de Milet et du Didymeiou.
Bibliotheque de l’ecole dos Hautes Etudes. Sciences hist et philol.
Pasc. 138. Paris, Bouillon 1902. X u. 323 SS. — Auch wenn
Milet nicht zeitweise den Ptolemäern gehört hätte, würde die treffliche
Studie des Verf. bei den nahen Beziehungen der seleucidischen und
ptolemäischen Geschichte auch für die Papyrusforscher von hohem
Werte sein.
J. Krall, Z um makedonischen Kalender in Ägypten. Festschrift
f. 0. Hirschfeld S. 113/22. — Wenn der Verf. am Schluß seiner Aus-
führungen, die von neuem die großen Schwierigkeiten des Problems
hervorheben, bemerkt, daß bei der Lage der Dinge nur von ausgiebigen
neuen Funden Heil zu erwarten sei, so ist vielleicht von den Magdöla-
Papyri nach den bisher vorgelegten Proben zu hoffen, daß sie nach
Digitized by Google
in. Bibliographische Notizeo
145
dieser Seite hin Licht bringen werden. Vgl. Archiv II S. 390. Zu
der Frage, wie die ptolemäischen ßegierungsjahre gezählt wurden
(S. 114 ff.), ist der wichtige Aufsatz von Smyly (Hermathena X
Nr. 25 p. 432) zu berücksichtigen, in dem er von dem Datum Lur &g
6’ al jtfSaoioi Liß ausgehend gezeigt hat, daß man fttr verschiedene
Zwecke zwei verschiedene Rechnungsarten gehabt hat.
P. M. Meyer, /holxr\etg und Xiiog l6yog. Festschrift f. 0. Hirschfeld
S. 131/63. Die Frage ist zu verwickelt, als daß hier mit wenigen
Worten der Inhalt wiedergegeben werden könnte. Der Leser sei nur
darauf aufinerksam gemacht, daß der Verf. nach seinen obigen Dar-
legungen (S. 86 f.) in einigen wichtigen Funkten inzwischen zu einer
anderen Ansicht gekommen ist.
B. Niese, Geschichte der griechischen und makedonischen Staaten
seit der Schlacht bei Chaeronea. HI. Band. — War mir noch
nicht zugänglich.
U. Wilcken, Ein dunkles Blatt aus der inneren Geschichte
Ägyptens. Festschrift f. 0. Hirschfeld S. 123/30. — Die Entvölke-
rung der Deltadörfer BGÜ 902 imd 903 wird mit Hilfe eines un-
edierten P. Fröhner nicht auf einen allgemeinen BevOlkenmgsrQckgang,
sondern auf die Pest vom J. 167 ff. zurückgefilhrt. Dagegen tritt
wirtschaftliche Not in den zahlreichen &vajtoiiT)atig hervor.
H. Willrich, Caligula. Beiträge z. Alt. Gesch., hsg. von Lehmann imd
Komemann. HI S. 85/118, 288/317, 397/470. — An dieser Stelle sei
auf diese Studie namentlich wegen der eingehenden Behandlung der
Aleiandrinischen Geschichte hingewiesen.
7. Epigraphlsehe Arbeiten.
F. Hiller von ClSrtringen, Der Verein der Bakchisten und die Ptole-
mäerherrschaft in Thera. Festschrift f 0. Hirschfeld S. 87/'99. —
Auf kleinem Raume ein wichtiger Beitrag zur äußeren und inneren
Geschichte der Ptolemäer. Mein Vorschlag, statt it((itaxaaiKo[tg] viel-
mehr ntfiar&ai xo[ipo(s] zu lesen, wird von Hiller gebilligt.
ö. Lef^bnre, Inscriptions grecqnes d'Egypte. BuU. Corr. Hell. XXVI
(1903) S. 440/66 mit 1 Tafel. — Eine dankenswerte Publikation von
31 Inschriften, auf die in den Inschriftenreferaten zunOckzukommen
sein wird. Vgl. einstweilen oben S. 127 und 143.
A. Schiff, Inschriften aus Schedia (Unterägypten). Festschrift ffir
0. Hirschfeld S. 373/390. — Wenn die von Schiff hier edierten In-
schriften auch schon im Archiv wiedergegeben sind (Arch. H S. 436
n. 31 nach ihm zu verbessern), so sei hier doch noch besonders auf
seinen sachkundigen Kommentar hingewiesen. Hld| statt des flblichen
ist übrigens nicht so singulär, wie der Verf. annimmt (S. 383).
Aber das Beispiel, das ich anfÜhren kann, scheint seine Beobachtung, daß
dieser Gebrauch der jfidisch-alexandrinischen Sprache angehört, zu be-
stätigen. Es steht nämlich in der berühmten Synagogeninschrift Strack
Dyn. n. 130 (aus der Zeit des Energetes I). Über nld| als Bezeich-
nung für die beschriebenen Kalksteine, vgl. meine Gr. Ostraka 1
8. 8 Anm.
Archiv f. PapyTHtforachung UI. 1 10
Digitized by Google
146
III. Bibliographigche Notizen
8. Zur Nnmigniatik (vgl. Archiv n S. 472).
0. Dattari, Numi Augg. Alexandrini; monete imperiali greche: catalogo
della collezione G. Dattari, compilato dal proprietario. Kairo 1901.
XII u. 472 S. 37 planch. — Mir nur bekannt aus der ausIDhrlichen
Besprechung von 8. de Ricci, der zugleich einen Überblick über die
neueren Arbeiten auf diesem Gebiet gibt (Rev. archeol. I\'. Ser. I 1.
1903, S. 113/20.
9. Ägyptisch •Hellenistlaches.
E. Revillont, Revue Egyptologique X. Paris 1902. — Dieser reich-
haltige Band ist ganz den agyptologischen Studien gewidmet Für
uns Hellenisten ist die Mitteilung Revillouts auf S. 86/7 von Interesse,
wonach Harmachis, der GegenkSnig des Ptolemaios V, auf einem Skara-
bäus als „Herr von Memphis“ bezeichnet sein soU. Wie mir Spiegel-
berg aber schreibt, und er hat sicher Recht, ist hier nicht der Gegner
des Epiphanes, sondern der Gott Harmachis gemeint, der — wie zahl-
reiche andere Götter — hier nur die Königstitulatur angenommen hat.
W. Spiegelberg, Ein demotischer Papyrus in Innsbruck. Ree. d.
travaux rel. a la phil. ^gypt. et assyr. XXV S. 4 £F. — Der Verf.
veröffentlicht in Faksimile imd erklSrt einen zu den Serapeumsurkunden
gehörigen demotischen Text, der die griechische Unterschrift trügt:
"Aftiog. 'Avaylyffttitzat Sut toO iv x&i Avovßelai (sic) Lf
'A9iiQ tS. Eine gleichlautende Unterschrift vom LiJ' bat
P. Louvre 2411. DaB die beiden Jahresangaben bei Spiegelberg fehlen,
kann nur ein Versehen des Druckers sein, denn ich hatte ihm den
vollst&ndigen Wortlaut mitgeteilt.
Derselbe, Demotische Miszellen. Ebenda S. 6 ff. — Durch fortgesetzte
Studien ist Sp. zu dem erfreulichen Ergebnis gekommen, daß die im
Archiv II S. 144 von mir beanstandete Übersetzung des 6. Satzes
seines Vertragsschemas aufzugeben ist zu Gunsten der folgenden: „Noch
soll irgend ein Mensch der Welt, (weder) ich (noch) meine Familie,
darüber Macht haben außer dir von dem oben genannten Tage an.“
Damit ist auch in diesem Punkt völlige Übereinstimmung mit dem
griechischen Text erreicht. — In Sp.s Bemerkungen zu den Personal-
beschreibungen in demotischen Kontrakten (S. 10 ff.) ist für uns von
Interesse, daß diese nach seinem Urteil Übersetzungen der griechischen
sind. Also ist das „Signalement“ in den Kontrakten etwas Hellenisches.
Halle a/s., 18. September 1903. Ulrich Wilcken.
Digitized by Google
Verlag von B. G. Teubner in Leipzig.
THESAVRVS LINGVAE LATINAE
EDITVS AVCTORITATE ET CONSILIO
ACADEMIARVM QVINQVE GERMANICARVM
BEROLINENSIS GOTTINGENSIS UPSIENSIS
MONACENSIS VINDOBONENSIS
VOL. 1. UEFEKUNG l— «. VOL. U. UEFERUNG 1—5.
Da* Warfc wM vtiUataniUc io 1* Bliuien su i>9 Bogen in 19 Jahren eorliegen. —
Brecheiniingeweiee; Ea efBGhainen ün aligemeinen je 1 Binde nebeneinander in
Liaimingen au 19 Bogen, im Jahre inegeaamt 100 Bogen. — Preia: Der Preia betrigt
für den Bogen aunicbsi 48 Pf., für die Lieferung alao Mk. 7.40. Die jihriicben
Aufwendungen belaufen sich aomh nur auf Mk. 48. — POr jeden fertigen Band eritd
der Preia um etwa 20*,^ gegen den Subakriptiona|>reia erbAte
AnofDhrliebe Proepekte und Probebogen vereendet unentgeltlich und poaifrei die Verlage
buchhandlung B. O. Teubner in Leipdg, PealtlT. 3.
Seit mehr denn 100 Jahren hat dar Be-
dfirbii, ein erachöpfendet und zuveriiasiget
latciniachaa Wöiterfaoch an beaitzen, au immer
erneuten Veranchen gefhhrt, den Plaa zur Ver-
wirfclichnng zu bringen. Der ZuaamntenachlnB
der fünf deutachen gelehrten Körperachaften
hat endlich die für daa gro8a Unternehmen ana-
reichende Organization an achaflen vcrmochL
Anf Grund cinca Materiala, daa daa in den
bUherigen Wörterbüchern Verarbeitete immer
an kritiacher Sicherheit, bst immer anch
an Vollatindigkeit weit nbertrifll, will der
Theaanma in einem jeden Artikel die
Gaachichte aines jeden Wortes geben,
indem er für seltenere Wörter das Material
möglichst voUstindig gibt, bei hinfigeren
Wörtern die Bedentnngadifferenzen niul >ent-
arjcheinngen klarlegt, alles ohne siel eigene
Worte, mö^chat nnr durch klare, nber-
akhtliche Atrordonng der Cilale.
Für die Bearbeitang steht für die Schrift-
ateOer bis anr Mitte des a. Jahrhnndeits n. Chr.
das Material Tollatlndig rerarbeitet,
„ncTzetteh“, zur Verfügnng. Die apitcren bis
snm 6. Jahihnndert sind zum kleineren Teil
ebenfaüa „eerzettalt", znm grööeren ezcer-
pieit, d. h. auf das lexikaiitch Wichtige
dnrchgearbeitet worden. Uerronnheben ist,
dal anch die Inschriften berücksichtigt
worden sind und dal der Thetanms auch
dia Eigennamea amschlielL
Die lateinische Lezikographle wird
hier den Stoff ünden, mit dem ihr sicherer
wisscnschafilicber Ans* und Anfban allein
mögHeh ist. Ganz ihnlich bietet sieh dar latei •
niachea Grammatik in dem Theaanma für
Formenlehre wie Sjmtak reiebates MaleriaL
Dnrchgreifeade Wirknng wird der Thetanms
Csmer anf dem Oebiela der Tezikritik üben
können, indem an Stelle von subjektivem
Getchmardte und tchweifeader Phaatasia wird
fealas Wiaaen tmlea können und müssen. Znr
Löenng literariaeher Probleme wird er
Hilfe lebten können, insofern er die sprach-
geschicbtlkke Methode mit grolcrer Sicher-
heit zur Anwendnng zn hringen ermöglichen
wird. Dal direkt and indirekt die grölen
Sammhmgcn des Theaaans anch der Sach-
fortchnng zn gute konpnen, ist für den
Knndigen ohne weiteres klar.
Darüber hinaas besitzt der Thetanma
Wichtigkeit für alle die Wissenschaften,
für die die lateinische Sprache oder
die lateinische Lileratnr von Bedeutong
ist, für die Sprachwissenschaft in weiterem
Sinne, für den Indogermanisten nnd
Romanisten insbesondere, wie für den
mittelalterlichen Historiker, den Juristen,
für den Theologen, wb den Philosophen.
Die angegebenen Zahlen für Umlang nnd
Erscheinnngsdaner werden, wie hereils jetzt
in hestimrate Aussicht gesteUt werden kann,
keineabUs überschritten, eher nicht erreicht
werden. Völlige Sicherheit bietet hierfür, wie
für die sachliche Dnrchfübmag der Anf)pÜM
die unter Leitang der Akodemieen geschaffene
Organisation.
Der Ladenpreis des Werkes ist znnlchst
so niedrig festgesetst, als die bei dem Inhalt
— jeder Bogen enthält über 83000 Bachstaben
— hohen Herstellangskosten ea irgend ermög-
lichen, nm eine tunlichst weite Verbreitnng
za gestatten. Nach VoUendong der ersten
beiden Binde würde eine geringe Prebsr-
böhnng eintreten können, blls db erforder-
liche Anzahl der Sabskribenten bb dahin sich
nicht gefunden haben soDb oder db Her-
stellnngskosten wesentlich steigen vrfirden.
Mit den ersten Liefemngen werden be-
sonders angefenigte Sammeleinband-
decken zu billigem Prebe den Sabskribenten
znr Verfügung gestellt werden, db die Mög-
lichkeit der sofortigen Benntznng der
jeweils bafenden Binde mit der Gewihr
für eine tadellose Anfbewahrnng ver-
einigen. Für db abgeschlossenen Binde
werden Einbanddecken von bester Ana-
fübrang ebenfelb an miligem Preise jeweUs
znr Ausgabe gelangen. — Der Bezog kamt
durch jede lebtnngsfShigc Sortimentshnch-
handlnng erfolgen. Nnr wo eine solche nicht
vorhanden ist, liefert die Verlagsbachhandlnng
unmittelbar an das Pnbliknm.
Das Werk dient nstürlich nicht nnr der
lateinischen, sondern der klassbefaen Philobgb
in ihrem ganzen Umfenge.
Handbücher und neue Erscheinungen mm
AUF DEM dEBIETE DES KLASSISCHEN ALTERTUMS
IM VERLAGE VON B. G. TEUBNER IN LEIPZIG, mm
ma» MlibcMUtnrgle r. A. Dl«t«rloli.
Miuints. ^ jc jt 7 «.
Alexander der GroBe.
BUdftli Alnattdan des Urofl««. Ktn B«iUm|r rar
alasandrimiaehan KraatgeachlohU mit «Inen Aa>
hrag aber <U«i AufAnge des AlraeaderktUtBa. Mit
tVTefiüa o. T4 TexUMüdaogen gefa. a. M. U —
AlkMiiaetudlea Toa f>t U. Bloeh.
mnoOAIM» >tu I xa*el and U AbUldga. In
Text. a. t.—
Allnilftflltt * ■ Zell ▼. V. Oardlbaaeea. LI.
MuyuaiUM ^ L t. a. JK it.— n. i.
a. Uld.~ U9. B (I.Aa. n.a (SohlU)
ia Vorbereitung.]
BInnranhio gHeehtaeb-rAmlMb« BiofrnfiUe
DIUyra|IIIIO» um UiwuiMbea Vorm
Toa Friedrieb Leo. a. JK T.->
B a4& n 1 1# Botaaleeb» Forecbaegen dee Alaaaader^
PUialllR. ro» H. BreteU MH eablr.
Abbild a. Knrteaefcleaea. a. UllS.-^geb. «4t U ~
DmIa# der, ln der rdslaebea LUocatur tob
RrtOli a. JA«.—
BniAn klbLae Sebriftea. 1 Bd. BAmteahe Daak*
Dl Ullll| fQtj«r — AlUtalieohe a. etraakleobo Beak>
arbler. a. M. ti.->
nhrnnnlnnin ®‘* •»■i
Vlir UllUlUyiO« «^^diMtaea Fritten and Woeheo
der blteetea Urleobea. Bia Beitrag rar e<er>
gleioheedea Ohroaologie and Xehleaiajftik von
W U. Roiober. a. JL A.—
Etymologlka.
Grammatik,
big, 0. Landgraf, 0. F. W MOlUr, J. H.
Senmala, Fr. Stola, J. TbAeeIng, A.
Welabold. L L Klnleitaag aad LaoUebre.
L t. StaauabUdangalebra. Voa Fr. Stola,
i# a. «dCT.-». m. L Bialeliaag In die Qeeohlfhto
der lateialeekea Syntax, voa d. Oolllag.
Litoratar «ar blator. Syataa dar eiax SebrifteieUer.
* VoaU.Laadgraf a. J.OollIng. Temporaaad
Modi; (teaera Terbt yoaH.BIaaa. a.«4tt.~
[KorteeUang unter der Freeee.]
llAlhin Fftbrar darcb die OffeatUobea Saaualnagea
nOlUiy^jaMcIeober Aitertamer ia Bom. S Bda.
1 And. Oeeebnmekv. gab. n. UK U.— { Aaegab#
alt Sebreibpejiior dareheohoetea geb. u. JL IT.—
If>ie BAade tiad nlobl elnaeia kbuflielul
Helieniemue.
OeiSmean. a. JK — M-
HellenietiechM Zeitalter.
aletlechea 7#eitalierv vom J. KaereU L Baad,
a. Ji U.-o. gab. «4t 14.—
IIaiIIAF ^ Boaolt. Homavleebe Fältele.
nviHOT • viQ« Studie ea dea DeakatlarB aad ram
Bpoe. Mit t Tafeln aad 14 AbbUdongen Im Text
gr A geb. x Ut l.kO.
IfmSmmpveiif IM« geeeblcbtl- Literalar A rOai.
IbaiBCrAOlU italeertelt V. H. Peter. I Btada.
Je X 41 U.—
I Oaeebiobie ± rOm. Llleratar voa
ieUCraUIT* T.offoi.gebwabx A AoÄ. x
JL 14.40, geb. JCli.—
Oeecb. dar griaab. Idt d«r Alaiaadrlaeraeli v.
• aeemibl. I Bde. x «ABO.—, gab. «MM.—
Obarakterkopfe aaa der aatikaa Llteratar voa
Sehvarx t Vortrtge* L Heelod aad Piadar.
S. Tbakjrdldat and Earfpidex i. Sokralea aad
Flato. 4. Folybloe aad Poealdoaloe. A Oleevx
X JL t — , geb. JL l .iO.
Stadien aad CharakterietUeaa x grieob. x roat
Liter -Oeeob. v. Teuf fei A AaS. x «d( ll.—
I ItfliAffl Lydiea. Kplataghleeb geographleobe
bJUlülla BeleefrOcbte, luatarL v. K. Bareetb,
keraaag. v. O. Btbbeek. Mit alaer Karte v.
H. Kiepert a. 4C14.—
HftdedL der Otleeben aad Hftaiar voa Ofcrlet
moiriR ^ ^ ^
O. Oeietee der WorteteUaag L Peatarn. A Ovid
V. Hllberg. x jL *e.—
Grmadaege ahrftm. Metrik v. Klotx x JL It.—
Tbevrie A «aaleebea KOncte A Halteaea v. BaS*
back a. WeelpheL g IMnde. o. 41M.—
beraam
g. voa Boaeber. LBA
tegeg. vo
;A.R1 B. JK »4.— ILBd. [1-M] B. «AM.—
PorträtkfipflB
HIHlPfltt DieMyrIeriea den MUhra voa Fraaa
miUllOB« Camoat Bin Beltrmg aar Beligioai-
geeeblobte der rftmle^eo Kalterseli. Aatorleiarte
deaieebe Aaegabe voa 0. Oebrleb. Mit 9 Ab-
blldangea lai Text aad eaf I Tafeln, towte etaer
Karte, x JK ft .— . geb. JK S.dO.
Mythologie. Lexlkoe A grlee A a. roa. Mytb^,
^1. BA (Jede Idef. x JL I. — )'lm fcreohelaen.
nftiriimAnA antike Idee der Oekmmcoe ia
UMUmOlie. poIHImIub and kattarallaa
Brdeataag von A Kaeret x JL 1.9A
plmdfi Phllologtecbe Stadien an PUto. 9 Heft:
* Do fooentloalbaa Watoalcae praaa|dila atgae
ratlonibaa. Voa 0. ImälaeA x «lil 8.00.
Poiybius X*, “•
anf xdm. MQnaen v. Imhoof*
Blamar. AAaS. x «B Ali.
Anf beUex x ImUenlatieekaa MOaaaa v. Imkoo f •
Bluaier. geb. x AKIO.—
nimllAllklinriA ^ grtMh. and rOm.
UIIOIlünRUIlUO. ijBellenk. von ASobaefer-
Blaaax L Akt. A Aal. xUtt.— ILAbt
1 AnA a Jtt lO.
PmiliiAfa IlMeMaebe Heradaamhalt v. Fr. Btaae.
nounor. tAbt LAoK xACM.— ,gab.UKM.—
(Dia Bande eiad aoeb elaeela hdaflMk)
Bktrfhmittt Bbythmea der attloebra Kaaet-
nilJUIIIlUB* gaoex lookratea — Deaoetbaaae —
Platon. Voa Fr. Biaex X UK8.—
Dmin Daa alta Rom, Batwlekaloag aetaee Graad-
nOIII* liaeea and Oeocbiobte »einer Beatex Aof
It Knrtoa and 14 Tafeln dargeoieflt ead nütebm«
Plane der hektigoa Stadt, aowie einer »todtga*
eohiakUleben lunleltang von A Sobaelder.
geb. X JK 16.—
Bum Fabrer dareb die offantUabea Sammlaagax
nvlll« klaeolaeber AHartltmer la Born voa Wolf*
gaag lialbig. 9 Bdx A AaA OeeebmackvoO
geb. X Jk 18.— 1 Anag. mit Sebtolbpapier dorab*
aoboaeea geb. a. JL 17.— (Die Btada alod aiekt
elaeela kftafUib.)
CmAiamm Aetge«. Satlrea A Horaa, Peralns x Ja*
9AMII m» rmuu. In freier oMtrlaebar Übertragoag
voa H. Bltmaer. Qeeebmackv. hart x«4C 8.— «
Soolenvogol. ÄJT' »S
mytbologleeb • arobaologteeb« Uatenaekaag voa
O. Weleker. Mit 108 Abbildaagaa üa Text
X JL Sk.—
Blmlllmii Oeeoblebt« 8.0 V. Freemax Deataok
DIVIIIOII. T.B.Lapax L xlLBA jex Jk 10.—
m. Bd. X Jk 88.—
BnhmmiHi gria^ieebe Texu and Unter*
OpnMOrM« eaokiuigea rar Oeeeblehte dar Stern*
bUder von Frnna BolL Mit einem BeHrng
V. A Oyroft 8 Tafeln and 19 TextebbUdnngmi.
X «4(U.—
Okaraktartatfk derlatain. Spraebe voa
apraulio. o.Welex x Jk l.ao, geb. 8.—
CamAMVintk Haadbaefc A laL x grieeh. Syao*
OjDOliyBIIIl. agauk v.A A a-Sebmldl x
Jkll.—
Syx A grieek. Spfneb« e. J. M. R. BabmIdA
T^llax ~
Trajanttäulo.
S,l*.l.r.... L D» .nt. XrU«. kMl... Jtl.M.
n. O« nr.lt. bl.«, luft. a. Jti-—
..iMtoTMhiiik Toa HIoh.r« B.la...
vergiia m. u.-, ««*. jt u -
diaiiwH ' Hierzu Beilagen Ton B. G. Teubtirr in Leipzig, welche wir der Benchtnng
' nnzerer Leser btateni emptehlen.
.:L*j:.Bli^tteBMU..: ^ y
.r-i.'j:
AECmV FÜR PAPYRUSFORSCHÜNG
UND VERWANDTE GEBIETE .
Dinrai mrwiaKüNG vok
D
Otto Okadkuwitz qi K6hio«*kiio, Bmwamj P- Gbkkfmx n Oxromi),
A*thü» 8. Humt w 0«foäd, Pwbr* Jouoowr « LnxB, Pubdoio
O.Kmtoh » U»DOii, Giaoomo Lumbboso w Rom, Johk P-HUbafft
m Ddbldi, Lodwio Mittbib m Lbipho, Juim Nioom « Ownr,
WiLHWJi SoHUBArr n Bbmjb, Paul Vosmcb w B«*lw
HBBAOSQBOBBnr VOM
ULRICH WILCKEN
m hallb A.S.
DRITTER BAND.
ZWEITES HEFT.
im» «mr»« DOPPKLTAJBIi IN LICHTDKDUK.
Atugageben ta % Aognit 1904.
LEIPZIG,
DRUCK UND VERLAG VON B. 0. TBUBNER.
1904.
■qpwTVIUlMil MiUllMPiliRi^Ui'J
.. . HUJiR.UpiiPipp^i
Dm ArohiT iOr P^jniafonoliiiiig und ▼«rwandt« 0«blat«
encheint in Heft«n in je etwa S Drackbogen, Ton denen 4 einen Bend bilden.
Der Preii dee Bande* betrtgt S4 Merk.
Dmek nnd Verleg ron B. O. Teubner, Leipsig, PoeUtr. S.
Inhaltsverzeiclmis.
Mt«
Zn Monuneena Oedftobtnis. Von Ulrich Wilekea 147
I. Anfslts«.
n pepiro filoeofico del Mnieo Egüdo Veticeno. Von N. Peeta 161
Fragment einer medixiniichen Schrift. Von Albert Blckutriii 168
Lettere al rignor profemore Wilcken. V — IX. Von Gieeeae Leakrese . . . ICS
Ein leteiniieher Empfehlnngabrief (Pap. lat. Argent. 1). Von H. Breaalaa.
(Mit einer Liohtdruektafel) 168
Adoptionrarkunde vom Jahre 881 n. Chr. Von L. Mittei« 178
Ein NOMOC TEAQMKOC an« der Eaiierzeit. Von Ulrich Wilekea 186
Komerhebung und -trancport im griechiich-rdmiicben Ägypten. Von H.
Restewaew 801
I. Le domaine du roi Ptoldmde. II. Le cacbet du itratäge et lea archdphodea
Von Jale« Nicele 886
Nene Nacbtr&ge tu P. Lond. II. Von Ulrich Wilekea 888
Zum Dmailla-ProzeB (BGD 1019). Von Paal M. Meyer 847
Saiapi* und Oairia-Apia. Von Ulrich Wilekea 848
Über die Freilaaaung durch den TeileigentOmer eine« Sklaaen. Von L. Mitteia 868
XL Beferate oad BeBpreehangen.
Liietnriache Texte mit AnaachluB der chriatlicfaen. Von Friedrich BlaB . . 867
Papjma-Urkunden. Von Ulrich Wilekea 800
OberW.DittenbeTger.OrientieOraecilnacriptioneaSeleotae. Von Ulrich Wilekea 818
in. Mitteilungen.
Engliacbe Auagrabnngen in Oxyrhynchos. Von Beraard P. Greafell nnd
Arthar 8. Haat 887
In Vorbereitung; Papynie-(Jhreetomathie. Von Ladwig Mittei« und UlriehWilckea 888
Alle für die Redaktion beatimmten Sendungen (Manuskripte, Reaenaiona-
exemplare n. *. w.) wolle man richten an:
Pref. Dr. LTrieh WUekea, Halle a. 8., Lafontaineatraße 29.
Ebendahin iat auch da« korr. Exemplar der in 8 Abzflgen anr Versendung
gelangenden Oruckkorrektnren zu «enden; da* andere Exemplar aowie das
Manuskript bleiben im Besitze der Herren Verfasser.
Zü Mommsens Gedächtnis.
In Theodor Mommsen ist ein Gelehrter von so nniverseller
Bedeutung für unser gesamtes wissenschaftliches Leben dahin-
gegangen, daß jede spezielle Hervorhebung seiner Betätigung auf
einem Einzelgebiet leicht wie ein Verkennen seines wahren Wertes
aufgefaßt werden kann. Lag doch seine einzigartige Größe nicht
in dem, was er für die einzelnen Disziplinen getan hat, so staunens-
wert es war, sondern darin, daß er sie alle, die er zum Teil
erst selbst ins Leben gerufen hatte, in den Dienst der letzten
Aufgaben der Geschichte gestellt hat. Wenn ich trotzdem das
erste Heft unseres Archivs, das nach seinem Tode erscheint, nicht
hinausgehen lassen möchte, ohne sein Verhältnis zu den Bestre-
bungen dieser Zeitschrift kurz darzulegen, so folge ich nur dem
innerlichen Bedürfnis, ihm übers Grab hinaus für das zu danken,
was er uns gewesen ist.
Wer nur die wenigen, in der Masse seiner Publikationen
verschwindenden Aufsätze kennt, in denen Mommsen griechische
oder lateinische Papyri interpretiert hat, der wird vielleicht glauben,
daß er unserer Papyrusforschung nur gelegentliche Aufmerksam-
keit zugewendet habe. Dem war aber nicht so! Wir haben viel-
leicht keinen so warmen Freund, keinen so hilfsbereiten und
energischen Förderer gehabt wie gerade Mommsen.
Waren die älteren Papyrusfunde, die mit geringen Ausnahmen
ja nur ptolemäische Texte brachten, ihm ferner geblieben, so hat
er von dem Augenblick an, wo sich herausstellte, daß die neuen
Fxinde aus dem Faijüm auch Urkunden der ersten Jahrhunderte
der Kaiserzeit enthielten (1883), diesen Studien ein beständig
wachsendes Interesse entgegengebracht und hat sie gefördert mit
Rat und Tat, wo irgend eine Gelegenheit sich bot. Mit leb-
hafter Teilnahme verfolgte er das rapide Anwachsen der Funde
und di* immer größere Ausbreitung der Papyrusstudien, und mit
heller Freude sah er hier eine neue hoffnungsvolle Disziplin er-
stehen, die geeignet war, der in seiner Jugend von ihm selbst
begründeten Epigraphik ergänzend an die Seite zu treten.
AnhlT i. Papyratfonehang Ul. 2. 11
Digitized by Google
148
ülrich Wilcken
Moinmsen ist wohl der erste gewesen, der klar erkannte, daß diese
braunen Fetzen, aus denen das Altertum zum Teil mit Stimmen, die
wir noch nicht gehört hatten, zu uns spricht, für die verschiedensten
Zweige der Altertumsforschung von größter Bedeutung sind. „Die
große Fundgrube für alle Forschungsgebiete“ — so hat er noch
kürzlich in der Festschrift für Demburg (1900) die ägyptischen Papyri
genannt. Aber wenn er auch dem universellen Charakter dieser neuen
ürkundengruppe vollstes Interesse entgegenbrachte, so verfolgte er doch
mit besonderer Spannung, was diese Urkunden für die römische
Geschichte, in dem weiten Sinne, wie er sie gefaßt hat, an neuen Auf-
schlüssen brachten. Die schon früher erkennbare und erkannte Tat-
sache, daß die ägyptischen Einrichtungen vielfach Muster für das junge
Reich geworden sind, mußte sein Interesse auch an dem provinzialen
Detail erhöhen. So schrieb er z. B. in einem Brief vom 4. Oktober
1902: „Die Behandlung des kaiserlichen Geldwesens auch im Reich
und insbesondere des Fiskalguts ist nicht zu lösen, bevor das ägyp-
tische Muster klar gestellt ist.“ So sehr auch jener Grundgedanke
durch die neuen Funde weitere Stützen fand, wehrte er sich innerlich
doch gegen eine aprioristische Verallgemeinerung und strebte nach
fester Umgrenzung. „Das ägyptische Verwaltungswesen“, so schrieb er
mir gelegentlich im Jahre 1900, „ist so sehr Master des römischen
der Kaiserzeit, daß man darin — mir selbst ist es so gegangen —
leicht zu weit geht“ . . . „Für die richtige Auffassung der Kaiserzeit ist
es, meine ich, von durchschlagender Wichtigkeit, daß die römischen
Ordnungen nicht lediglich Abklatsch von Vorgefundenen sind, sondern
Nehmen und Geben hier im Gleichgewicht steht.“ Je mehr die neuen
Nachrichten sich drängten, desto deutlicher erkannte er, daß die Auf-
hellung der ptolemäischen Einrichtungen eine notwendige Vorbedingung
für die richtige Würdigung der römischen sein müsse. So hat er noch
vor kurzem eine Arbeit über die kaiserliche Domanialverwaltung Ägyp-
tens, die er für unser Archiv bestimmt hatte, leider wieder zurück-
gezogen, weil er dieser selbstgestellten Fordenmg nicht gerecht werden
zu können glaubte. „Ich kann von diesem Isisbild nur den Schleier
heben“, so schrieb er mir darüber am 27. November 1902 . . . „und je
mehr ich in diese Dinge hineinsehe, desto deutlicher wird es mir, daß
das römische Ägypten nur studiert werden kann auf Grund
des ptolemäischen, um nicht zu sagen des sesostrischen.“ Ich
setze diese Worte hierher wie ein Vermächtnis von ihm, denn damit
hat er den Weg vorgezeichnet, den unsere Forschung einzuhalten hat.
Hiermit ist zugleich einer der Gründe gestreift, die Momrasen mehr
und mehr zum resignierenden Zuschauer machten. Es widerstrebte
Digitized by Google
Zu Mommscns Gedächtnis
149
seinem ganzen Wesen, auf Forschungsgebieten, die er nicht völlig be-
herrschen konnte, sich zu bewegen. Ihn, der sonst überall zu den
letzten Quellen hinabgestiegen war, konnte es nicht beiriedigen, aus
zweiter Hand zu schöpfen. Um aber selbst noch in das Technische
der Papyrusarbeiten einzudringen, dazu fühlte er sich teils zu alt — , jetzt
wäre es zu spät“, schreibt er einmal, „imd ich muß mich in das Zu-
sehen finden, was nicht ganz leicht ist“ — , teils war er gebunden durch
die großen Aufgaben, die seinen Geist nach anderer Richtung hin be-
schäftigten. Gelegentlich fand er humorvolle Wendungen für diese
Zurückhaltung, so wenn er bei Übersendung seines numismatischen
Aufsatzes für das Archiv (1900) schrieb, er komme sich „etwas wie
Saul unter den Papyrus-Propheten“ vor, oder wenn er in einem früheren
Briefe (1894) sagt, es gehe ihm mit mir ein wenig „wie der berühmten
Henne mit den Enten“. Aber zu anderen Zeiten äußerte er sich sehr
bekümmert darüber, daß er nicht so mittun konnte wie er wollte,
und bedauerte, daß diese Papyrusfunde nicht in seine jüngeren Jahre
gefallen seien. Dann würde er, so sagte er noch kurz vor seinem
Tode zu einem befreundeten Gelehrten, wenn auch nicht der erste,
so dach einer der eifrigsten Mitarbeiter geworden sein. Wir
dürfen mit Freude aus diesem schönen Wort entnehmen, welche hohe
Wertschätzung dieser Geist, in dem die .Welt sich spiegelte, unserem
Arbeitsgebiet gezollt hat.
Aus den angeführten psychologischen Beweggründen ist Mommsen
mit speziellen Papyrusarbeiten nur selten hervorgetreten, und es ist
sehr bezeichnend für seine Art, daß er vorwiegend nur solche Teste
sich herausgriff, bei denen er sich auf festem Boden fühlen konnte,
nämlich juristische Urkunden und Militärakten. Dagegen finden sich
gelegentRche Verwertungen von einzelnen Angaben der Papyri in seinen
Schriften nach und nach in steigender Zahl, so namentlich in seinem
Römischen Strafrecht.
Das große Wohlwollen aber imd das Interesse, das er den Papyrus-
arbeiten entgegenbrachte, hat er praktisch betätigt, wo immer er
konnte. Ich darf hier nicht von dem sprechen, was ich persönlich
ihm nach dieser Richtung hin zu danken habe; ich würde auch nicht
leicht ein Ende finden. Aber das möchte ich hervorheben, daß er, der
große Organisator wissenschaftlicher Arbeit, auch in unser Gebiet, so-
weit er Einfluß hatte, organisierend eingegriffen hat. Er war ein
Feind der „Stückchen -Publikation“, die für den Anfang ja unvermeid-
lich war, auf die Dauer aber unerträglich werden mußte. So gab er
den Anstoß zu einer Gesamtpublikation der Berliner Papyri, und da er
bei der Verwaltung der königlichen Museen das verständnisvollste Ent-
Digitized by Google
150
Ulrich Wilcken: Zu Mommsens Qed&chtnü
gegenkommen fand, so kam auf seine Initiative die Berliner Mnsenrns-
publikation zustande. Nicht nur der Plan im ganzen, sondern auch
die Einrichtung im einzelnen geht auf Mommsens Vorschläge zurück.
Ebenso konnte ich, als die Zeit gekommen erschien, der neuen Disziplin
eine zusammenfassende Zeitschrift zu geben, auf seine Erfahrungen
rechnen: auch bei der Begründung und Einrichtung dieses Archivs ist
sein bewährter Rat gehört worden. Endlich hat er auch für die Zu-
kunft die Organisation der Arbeit vorgezeichnet, indem er die Not-
wendigkeit, ein Corpus papjrorum zu schaffen, betonte. Freilich bei
dem beständigen Anwachsen des Materials war auch nach seiner An-
sicht vorläufig noch nicht an eine solche Zusammfassung zu denken.
Als ich im vorigen Sommer, an einem unvergeßlichen Augustvormittag,
zum letzten mal mit ihm zusammen war und mancherlei schwebende
Fragen unserer Forschungen mit ihm besprechen durfte, sagte er zu
mir: ,^ch werde das Corpus nicht erleben — und Sie auch nicht.“ Wer
aber auch immer diese Arbeit in Angriff nehmen wird, seien wir es
doch noch oder eine spätere Generation, dem wird, abgesehen von den
Veränderungen, die durch die Besonderheiten des Materials bedingt sein
werden, die großartige Organisation, durch die Mommsen das Corpus
inscriptionum latinarum ermöglicht hat, Muster imd Vorbild sein.
Wir dürfen es als eine glückliche Fügung preisen, daß der Auf-
schwung unserer Papyrusforschnngen noch in das Mommsensche Zeit-
alter ge&llen ist. So hat er der jungen Disziplin, indem er mit seiner
Autorität für sie eintrat und mit seiner reichen Erfahrung sie unter-
stützte, manchen Stein aus dem Wege geräumt und ihr die für den
Anfänger oft so rauhe Bahn geebnet. Und wenn auch die Kraft des
jungen Mommsen sich ihr nicht widmen konnte, so muß es ihr doch
zum Segen gereichen, daß die Augen des alten Mommsen mit gütigem
Wohlwollen und hoffnungsreicher Freude auf ihr geruht haben. Uns
aber verpflichtet dies, in seinem Sinne weiter zu streben.
Halle a./S. Ulrich Wilcken.
Digitized by Google
I. Aufsätze
n papiro fllosoflco del Museo Egizio Yaticano.
Dalla descrizione sommaria data dal prof. Marncchi (iZ Museo
Egieio Vaticana, Roma 1899, p. 296) si puö vedere che il quadro E
(n. 11), posto Sulla porta d’ ingresso del secondo gabinetto dopo il
semicircolo, conteneva 6 frammenti di papiri diversi;
,,a) contratto demotico di 30 linee con registrazione greca nel basso.
b) piccolo frammento geroglifico di epoca tarda.
c) frammento greco di 28 linee in due colonne di carattere un-
ciale (2® o 3® sec. ?). Vi si leggono le parole xoeftixav Ufoji/ [col. I 15];
onde il ch. prof. Comparetti credette di ravrisarri an’ opera filosofica
nella quäle trattavasi degli dei e della loro natura. (Yedi 6. Lumbroso,
Bendiconti dei Lincei, 26 Novembre 1893).
d) altro piccolo frammento greco di etä forse posteriore al pre-
cedente e quasi svanito.
e) frammento greco di an documento amministrativo (3® sec. ?).
f) piccolo frammento copto in cui si legge il nome di an abbate
Sabino.“
Qui non intendo occuparmi se non del frammento c, sul quäle la
mia attenzione fu richiamata daUo stesso prof. Lumbroso, il solo, per
quanto mi Consta, che abbia finora studiato il papiro. Egli ebbe
anche la bontä di mettere a mia disposizione la copia da lui fatta nel
Norembre 1893, che fu quindi la prima base deUe mie ricerche. Per
ciö mi b grato esprimergli qui tutta la mia riconoscenza.
La copia del prof Lumbroso fu eseguita in condizioni estrema-
mente sfarorevoli, perche la Direzione del Museo non volle allora con-
sentire neppure che il quadro fosse staccato dalla parete, e all’ Ulustre
uomo fu solo concesso di copiare, stando in posizione molto incomoda
sopra una scala a piuoli. Con tutto ciö egli riusci' a leggere esatta-
mente la massima parte del frtunmento, e solo in pochi luoghi posso
dire che abbia recato a me qualche frutto lo studio diretto che poi ho
potuto fare dell’ originale.
Digitized by Google
152
I. Aufsätze
Per intercessione del prof. Manicchi mi fu concesso nello scorso
inveruo di esammare ripetutamente il papiro e di fame eseguire una
fotografia. Ottenni ancora che sotto la direzione dell’ illustre Padre
Ehrle il frammento venisse tolto dal quadro sopra descritto e messo in
una piccola comice piü inaneggevole. A questi valentuomini e all’
egregio cav. Masi sono molto obbligato per i larghi aiuti offertimi in
questa occasione. Al prof. Wileken, infine, che ha esaminato la foto-
grafia, sono debitore di parecchi utili .suggerimenti.
Sulla provenienza del papiro non nii e stato possibile trovare
alcuna notizia. Il Dr. Seyniour de Ricci, che ebbi la fortuna d’ incon-
trare nella Biblioteca Vaticana, mi espresse a voce l’ipotesi che i vari
frammenti del quadro E fossero un tempo uniti coi papiri omerici del
Louvre. Ciö e vero certamente per il piccolo frammento giä illustrato
dal Lumbroso. Per gli altri inclino a credere che un puro caso li
ubbia fatti aggrupparc dentro la stessa cornice, mentre possono prove-
nire da raocolte aasai diverse.
Il papiro e integro nella parte superiore, ofFrendo un marginc di
circa mm. 15 al disopra deUa parte scritta, e mutilo invece nella parte
inferiore e nei lati. Lo spazio libero fra le duo eolonne e di cm. H.
La larghezza massima comj)lessiva raggiunge (circa 1’ 8* riga della I. col.
c la 7‘ della II.) i mm. 202. La limghezza massima deUa I. col. e di
mm. 205, con 28 righe, quella deUa II. di mm. 214, con 30 righe, dell’
ultima delle quali rimangono appena due o tre lettere, oramai UleggibUi.
Si puö calcolare con sufficiente probabilitä che la parte perduta
nella I. col. contenesse 0 — 8 lettere per ciascuna delle primc 20 righe,
in modo che il nuniero delle lettere per ciascuna riga si puö calcolare
di 26 — 32. Farebbe eccezione la lin. 18.
Per la II col., come si vedni, le condizioni del papiro non si pre-
stano a simili congetture; ma credo di poter avventurare 1’ ipotesi
ch’ essa dovesse essere ahjuanto piü stretta della 1.
La scrittura e calligrafica, accurata ed elegante. Notevoli sono le
forme deU’ A (A) del C (O) dell 12 (GJ) del H (2) del M (LI). Le
particolaritä grafiche piü notevoli sono u per i (I 7. II 23), ( per ii
(I 4. 26. II 7?. 27*)), la mancanza del iota muto, che e solo ascritto,
e probahilmente per errore, ad A0HNAI (I 13), e infine ET A6 (I 14),
KATAAHMTIN (16), fcNKGüMIA (124; cfr. 15). In complesso mi
riesce difficile assegnare il papiro a una dnta piü recente del sec. I d. C.
*
• *
1) II 7 ö dubbio, anche perebt^ non saxebbe assolutamentc da escludera che
potcase essere qui usato (vofßia per tvö^ßttUy como dai poeti; certo k invece
II 27.
Digitized by Google
!♦. Fest«: II papiro filosofico dcl Museo Egizio Vaticano
153
La prima idea che ebbi esaminando il fiammento fu che potesse
trattarsi di vm pezzo del libro hiqI di Diogene di liahilonüi.
Delle varie ipotesi, che mi vennero in mente dopo, nessuna mi e sem-
brata cosi probabile come quella. D nome di Ärcesilao che e certo
I 22, sebbene il passo sia tutt’ altro che chiaro, si pu6 bene intendere
nello scritto d’uno scolaro di Crisippo, tanto piü che non fe difficile
intravedervi un’ eco della polemica del maestro. Disgraziatamente gli
estratti finora noti del libro di Diogene sono troppo Bommari e Bcarsi,
e inoltre ci Hanno piü un’ idea delle conclusioni che deUa disquisizione
e deUa ricerca.*) Se la mia ipotesi non e emita, la col. I appartiene
ancora all’ introduzione dell’ opera, raettendo in evidenza la poca atten-
dibilita delle ricerche anteriori suUo stesso soggctto. La 6ol. Il invece,
per quanto e lecito sospettare, ci trasporta giä in medias res, spiegando,
col metodo preferito degli stoici, la ragione di certi attributi e di certi
epiteti della dea, o piuttosto del &eIog vovg, del dio supremo di Cleaute
e dei suoi seguaci. Si sa infatti che anche per Diogene, coine per
Crisippo, Athens b la tpgövtjtjig o la vÖTjötg. L’ ultima parte della
colonna e particolarmento interessante per gli accenni astrologici o astro-
nomici; ma le lacune del testo non permettono di stabüire se qui ab-
biamo uns parte dell’ argomentazione a favore della mantica o di uua
dimostrazione, sul tipo di quella di Cleante, deU’ esistenza di una atpd-
voia divina, in base alle grandiositä e precisione dei moti degli astri.
Riproduco qui senz’ altro la parte leggibile delle due coloiine,
e vi aggiungo un parziale tentativo di ricostnizione. Parecchi dei iniei
supplementi hanno, come e naturale, un grado sufficiente di probabilitä,
altri invece sono posti solo a mo’ di esempio. I miei lunghi e ripetuti
sforzi per leggere le linee in cui la scrittura e svanita sono stati poco
&uttuosi, perche in varic parti, come mi fece notare anche U P. Ehrle,
e sparito il glutine, e le nude fibre del papiro non serbauo piü alcuna
traccia della scrittura.
La carta su cui il papiro fu incollato insieme cogli altri fram-
menti del quadro E, e stata ora rccisa agli orli, ma non si ^ potuta
staccare dal verso del nostro frammento, perche 1’ operazione parve
pericolosa. Dcl resto, guardando contro luce, si vede chiaramente che
il verso non presenta alcuna traccia di scrittura.
Col. I.
] . THCeeOYTAYTHCTOCAYTAN
]IN OAOrOJNICTOPeiNTOrAPH
1) Il terzo volume degli Stoicorum Veternm Fragmenta mi ha giovato
meno di quello che speravo, per ragioni che qui non b il caso di esporre.
Digitized by Google
154
I. Attfiätze
] eeiONOY Aoro)A05AzeT Aino
]NONrAPeCTieNHTH0YCIAICiJNI
6 ]BeceAioeewNKAioeewNMe
JMHCTHNnANTCJNKATAAHMH'IN
] eNOCOYGeNeicxYCCNnepiTHC
jeNeCeOJCAKPIBeCKPITHPION
]Ne!TeTTAPATUJNCYNeeNT(iJN
10 ] eÖrONlÄCAPXAlOTATCiJN
]KA! . OJNiePCüNCYNTArMATOJ . A/\
]ONTPOnONereN6TOAPXHCH
]CH A6HNAI- AOPATOCYnOeeOJN
]pl(ijCYnANeP(onojNerAeTu)N
16 ] . AnCMeNCJNKOCMIKCJNeew
]NTeKMHPOM€NOICYNerPA'PAN
]AYTHCiePONAOrQNAYTHNrAP
jrArOYCANnANTO. . . MA . . . CNOeeN
]NAYTHCOYNOMAAONKA0APQN
20 ]TOeCTINeMAYTHNHrÄrÖNKA!
]nO. TICANÖYNreNOIGHMIN
]nOIOCeiAPK6CIAA . NOCeiCTI
]THAI KAYTHCGeOYMerAAOnPt . ]
AeNKojMiAnAeiCTArAPexwN
26 ]ePITOJNAYTHC50ANGL)NKAIArA[.]
]AieTep(ONiAcoAonoiei(ON
]YAYNAITOTICAnAWC
]THCYAH[
1 La seconda lettera pa6 sembrare an n, sebbene 1' aita sinistra non aia
viaibile, ma T lesse il Lambroso e legge il Wilcken aulla fotograSa. — 2 tta IN
e OAOrUN c’ b uno spazio alquanto piü grande del soUto, ma nessona lettera 6
ivanita — 6 M si pub ritenere come certo. — 7 avanti a €NOC ei pnb scorgere
una debole tiaccia di an' asta obliqna (\), che pub sembrare an avanzo del A;
ma ai tratta piattosto di an O (cf. Crönert, Memoria graeca Herculanemis
p. 156 sq.). — 9 tatto il rigo b molto incerto, salvo le oltime sei lettere e il T nel
mezzo. Le tracce della prima lettera mi suggerirano a volte an A, a volte un Y,
qnelle della qnarta an T. Dopo il T saddetto pab sembrare che non ci sie (>),
ma IN. — 11 le dae oltime lettere sono estremamente incerte per una piccola
lacerazione del papiro e conseqaente spostamento di alcone fibre. — 14 le prime
tre lettere molto sronite mi sembrarano dapprima ATO o €TO; ora la lezione
meno improbabile mi sombra qiiella che ho adottata nella trascrizione. — 15 con-
sidero i primi due segni come avanzi di 6N, ammettendo che il copista abbia
segnito anche qui la stessa regola ortografica di cni b prova ivxmgia nella lin. 24.
— 18 la lacuna presenta solo molto deboli tracce di qaalcbe lettera; a volte mi b
sembrato di scorgere nel mezzo un A, a volte an N. La lezione TTANTO b dovuta
Digitized by Google
N. Festa. L papiio filoaofico del Maseo Egizio Vaticano
155
al Wilcken; a me pareva di leggere TTANTA — 19 la prima lettera patre giA
al Lnmbroao nn N, e qnesto mi pare anche oggi piü ginsto dell' H che qoalche
Tolta ho creduto di vederci. Le dne lettere dopo AYTH eono molto confhee: non A
chiaro se il copista abbia rolnto OC, o CO, o CC, o pme, avendo acritto per eirore
un doppio C, abbia poi inteao di cancellame nno. Le nltime dieci lettere aono
atate da me piü intrarednte, con nno afoizo atraordinario della viata, che leite
con aicmezza. Dalla fotografia il Wilcken ha 1’ impreaaione che dopo CYNOMA
ai poaaa leggere ancora . . A . A0G)C (qnindi evv6iuttiia lurdm;?); ma nn conftonto
con 1' originale mi ha peranaao che le maggiori probabilitü aono per la lezione
da me propoata.
CoL n.
]epoYANAeecewcKAiT(o[
AeiAIAMeNGüNCHKGJNA[
wcf eAiAMeNeien[
NAN CTH . . (JNiep[
6 CAC! AKPIB . [
nP(i)fo AN[
HAQ ^16N(JNTAnePieYCeBI[
CüC lePOYKCN . . . TY . i
TT . . . CONTOYnOn [
10 xei THCAPxero [
KA! . . . AjePMA XA![
Me WC^IAT 4T • 0[
eNnoAeciN eAuiiN[
OJTATWN GJXA[
18 AOIC0AYM [
CIKYKAOIC MA[
BAHTA iepeYC[
eniBHNAI ... MH n’ÄNTCÜ[
MOICeOPTAIC KA[
20 KAinTePA<DÖPO [
CeBACTGJNeniTeA6ICKO[
MeTAA€TOYTONeCTIOTY[
NOYMeiMHClNeXGüN . . [
[ . ]0YMeP0YCCHK0ineNTe [
26 [16YCJNYM0ÜNT . . . A<"'[
TT6NTeAnAAN0L)NAC[
TO AHK AI AYCIOMOIGüC [
MPNeiT . YTOICCHK 0[
]CAeeNKe[
6 h aempre molto incerto per me ae le deboli tracce di scrittnra contennte
a principio di qneata liga debbano condurre a an CACI o ad nno CKCY. Solo
/■
Digitized by Google
156
I. Anfeätze
a titolo di cnrioBitä riferiico che i^r un momento credetti di poter ristabilire
qnesto senso (4 — 7): . . . t^[v T|fi» iucxgipct]
äxpißfät nÖTCpop] agioTolytwijßceTd ns] äpfifiTjxfv . . .] b itoiUvav tu aegl fiae-
ß(f)iu[s itri], intendendo iioitiviav =■ supplicantium. — 8 piuttoeto che 6POY le
tracce dclla ecrittura possoco suggerire di leggere OTOYj eicche mi c venuto
anche in mente (— iTiömris secondo Esichio) ocx Iv . . . — 16 sq. axif]ita[Tu
dfWTciJpijjrot ? — 18 sq. [. . . logruls7 — 20 Si parlava di immagini
alate di Athena? Non conosco soll' argomcnto niente di piü recente dell' articolo
del Savignoni sul raso di Orrieto, Köm. JUitth. 310 s., al quäle sirticolo rinvia
anche il Weicher ncl suo bei libro Der Seelenvogel ecc. — 21 imztXtt 0xo[ltöv
Sg6pov7] 0 iiUTiltts {efjeciorea) xo . . .7 Le mie nozioni in materia astronomica
sono troppo poco sicuro, percht' io possa tentare una ricostruzione di questa
parte, meglio conservata, dclla colonna. In altri casi ho potuto giovanni dell'
ottimo libro del Boll, Sphaera. Si pub rcstituiro in parte il contesto: (wt« dt
rofTd» ian d[. . . . odp«]>'oO? piiurjait' fj;“*' t- • • •1®*’ oijxol u^rTt[ ]
fiojvttpoji' r[t . . . .] dafT^gav . .] *tVrt enleriöi' (lapsus calami per jrlorqr*»?)
dafr/eü»' . . . dt'oijrol^ xal Sie^eyi dpoi'cos [. . . . //iJptVfi roerois ^TOfs)> «7)xo[rs
xpibjs di i*’ xt[yo)lJ?
Deila cpl. I propongo con le dovute riserve la seguente lezione,
alla quäle non aggiungo un conimento, che sarebbe prematuro. Qui
noto soltanto che di ewouciäog (19) non conosco altri esempi. Sarebbe
facile proporre avvojiadöv. S’ intende che non sono punto soddisfatto
del senso e del costrutto di questa riga e della seguente, dove siamo,
se non erro, in presenza di un frammento nuovo di letteratura orfica.
L’ autore stoico riassume un’ argomentazione di Arcesüao in cui era
citato il Upös iöyog?
I xonjTÜp ij Xoyoygdepav]
[«s Äfpl] T^g ■8’tot) Tuvtr/g rotfavt’ dv
xai\voXoy&v loroptiv. tö yäp ^
[äidiov §] ■frffov ov X6ya do|aJerat sto-
[rf ydp iori &vijTfi alavi-
5 [oi> ^7tiXa]ßda&ai’ Sd'e .tajv xal 6 9eäv fit-
[rojjog Ti)v xdvtcav xardlijpil’iv
fTo&öv oüdjti'ög ovd'lv sraivatv itegl t^g
\zovTav y^eveOecog äxgißeg xpiTrjgiov
tiVf :ragöi tüv avvd’dvrcov
10 [farij ÄOte] ;r£pl d’soyovt'ag «pj^aiorare)»'
[eotpCbv xal <^ixy räv Ugciv avvTayfiäre}[v]. äX[X’
[ßdi^Aoi'] Sv TpSxov s'ydviTo ägx^g ^
[ysvBOcaj]g t\ ddgaxog vnb &täv
[ovffa 6^]o^wg v:t’ av^gcoxav. iy di räv
15 XQoa]ivyiefitv(ov xoOjuxäv &ea-
[gijfiaTcojv Ttxfttjgdiievot owdygaiiav
Digitized by Google
N. Festa: B papiio filosofico del Mnseo Egizio Yaticano
157
[töv ccvtfig Upöp X6yov. ccvr^v ydp
\(paei evvu^yayovdav itdiv tö [xx(<f]ita [flg] tv o&ev
[jMtl ZO(>ö]i' aÜTt^g avvöftaöov xa&apöv.
20 [xal tovJto iariv „ifiavr^v fjyayov^ xal
[xäv tb 3ioi]x6v. zig av ovv yipoi&' r/iilp
[löyog xolog ti<^gy ’ApxtalXt^o^v, 8g slg xi-
[nfjp t^g] TijitxavTijg Q'eov ftfj'aAoarp[f-
\x^ xoiot] xd dpxafua; xicltfxa ydp fjrmv
25 [ttg ij 3C{]pl xäp «VT^g ^odpmp xal dya\X-
[fiaxtop x]al ixepGip <y(yiämkoxoi^eyt.üp
xtpl &vaiüp, bfiag o]ü övpotxö xig axi-Og
[tt Xtyiip dxpißhg rijg vAj;[g avxijg ....
La restitnzione della lin. 18 rimane molto dubbia, anche perche,
dato che xxixSfut {= x6<Sfiog) si posea giustificare corae vocabolo de-
sunto dal Upog Ad^'og, non e ben certo che lo spazio deUa lacuna sia
Bufficiente per le lettere supphte, sebbene in qnesta riga, che verrebbe
ad essere oltremodo lunga, troviamo in fine le lettere 06N molto piii
fitte del Bolito. Ma, qualunqne sia U Tocabolo, non puö essere dnbbio
il aenso. Mi pare evidente che qni si accenni alla pta drjfuovpyia di
Athena (cfr. Procl. in Fiat. Tim. I p. 170,14 Diehl; vedi anche p. 124,27;
133, 23 ecc.) e specialmente al potere spiegato dalla dea nel riunire e
conciliare gli elementi fra loro coutrari (ibd. 168, öss.; 171, 7 ecc.).
II commento di Proclo al Timeo da la chiave per intendere varie cose
del nostro Irammento; per es. 1. 6: cfr. Procl. I p. 124,26 d'iia ftvijjijj
(quindi 6 — fiprjiiTjg sarebbe il sacerdote o 1’ ispirato); 1. 19s.: cfr. Procl. I
p. 111,23. 131,28, dove si parla delle tinixal bxaSoC, e per xa9ap'op
cfr. Procl. I 168, 25 B8.
Koma, 26 Aprile 1904. N. Festa.
Digitized by Google
Fragment einer medizinischen Schrift.
In meinem Vortrage „Demetrius von Äpamea und seine Fragmente“,
den ich in der Sitzung der Gesellschaft der Klassischen Philologie und
Pädagogik vom 7/21. Mai 1903 gehalten und der bald in dem russi-
schen offiziellen Organ „Journal des Ministeriums der Volksaufklärung“
erscheinen soll, berichte ich u. a. über ein Papyrus-Fragment aus der
berühmten Sammlung des bekannten Ägyptologen Herrn W. Gole-
nischtschew. Da das Russische nur einer geringen Zahl deutscher
Leser zugänglich ist, halte ich für nicht überflüssig, eine kurze Mit-
teilung über diesen Papyrus auch in deutscher Sprache zu machen.
Das Fragment, das H. Golenischtschew gütigst zu meiner Ver-
fügung gestellt, miflt etwa 22 X 32 cm. und enthält fünf Spalten
einer guten Schrift des 3. Jahrh. n. Chr. Die Buchstaben sind Ton
der Größe um 0,4 cm; jede Zeüe enthält von 8 bis 12 Buchstaben;
die drei ersten Spalten waren zu je 27 Zeilen; die zwei letzten er-
reichen nur die Mitte der Seite, dabei ist die fünfte Spalte von einer
späteren Hand hinzugefUgt, also bietet das Fragment nur das Ende einer
Rolle. Der Rest der Seiten 4 und 5 ist mit der Schrift einer dritten (?)
noch späteren (?) Hand bedeckt und enthält unwichtige Rezepte in
barbarischem Griechisch. Die obere Hälfte der Spalte 5 ist in psläo-
graphischer Hinsicht interessant, da sie eine die Hand des Urtextes
nachahmende Archaisiening der Schrift ist. Obgleich die Schrift deut-
lich und leserlich ist, bildet das Ganze infolge starker Beschädigung
nur sparsame Bruchstücke, die sich nur teilweise ergänzen lassen.
Das Fragment lautet:
CoL I.
21 I^l
tfrtxd ÄJfdoxt-
(ucatai^ ixi-
25 f^ifucra? . .]v*o
yxaff-
j;ovto]j tpü
Zeilen 1 — 20 nicht vorhanden. — Z. 21 kann auch >ro]Uai usw. sein.
Digitized by Google
Albert BfickstrCm; Fragment einer mediziniichen Schrift 159
Col. U.
[««■frouff? . . .
h
*Q]6gXa-
ße'i *Ä]g [fft]xu«s
& *(fos?](pi(fstv,
xa^tfQov
YBvv^m^voy
(^or] tfXsßoxo-
ftlJTtOv] ^VTÖg
10 T^g 3rp]cäTi;g
^fi^pag .] • [• ?
srot . [. ?
&6xsq]
m]<la(uv, ßijOÖiit-
15 ^c] cxl rä t[(öv)] Xf9-
v^a]v xa9&v
&kXa\ ydvri &
<{*]ö TÖV djf-
(py aa&&v
SO ^l] TU up6vi-
« f [atfi]v . ßtjOöiit-
&a [^]*i T« x&y
XQovimv *[a-
döv ly".
86 Ti iativ »[()]?-
Ol i^xaloi av ij-
Z. 8 anstatt ir) mögen anch andere ähnliche Buchstaben sein. — Z. 4 xva;
kann auch xviat sein. — Z. 11 Buchstaben i und » gar nicht sicher. — Z. 15 hei
xxpo fehlt das Abbreviatuneichen.
Col. m.
9<f[v ]‘
.60 V
ßifvf ifttl [-sf]g-
/ii^p[(]og 6 ’A-
6 xttfinlg, itfTÖ-
(fij6av jitA-
vu xiva [l]vd[ov
T^g (iilxifug
Digitized by Google
160
I. AufBfttze
tlvai, o]^ lUQii-
10 %si . .]voe .
.... rtfdfij
yff?9
Q
(D
16 XtfX
9
.... ä]xglan-
20 ßäv]eTifi xepl
fifjrlgas . .]ffAa[. ?
vft]^0i ßopßv-
(>^ov tatg
26 xogeiais xiti-
davtt xagf-
iitv
Z. 1 — 3 xal ^iX]([0]0o[$ ö ... . oder Uhnlichea, nicht —
Z. 15 xal oder xla. — Z. 19 — 20 Sc]ifpXa^ßdp]eTutf kaum v]:rpZ. oder {]mi.
Z. 26 — 27 vermutot Dr. H. SchOno ; doch ateht im Pap^rua Wel mehr
crapflcbv als napix^^'
Col. IV.
To[t] d[tc . . .]}
^i6rjg, [6 di %v-
#*“[s] ye[i]vaiit-
vrj^ xeitnj-
6 etag 6ipod^[&g
xttl payeig v-
ygagiag äxö
Iftirgag dxg-
did'aixe, Tcßg
10 ixovffaig
xal ßägog xa[l
X'6[OTt]l X^Tttfl.ri-
vimv iiixo-
dfafiovg.
Z. 1 I uDiicher. — Z. 2 x kann ancb e, % oder v Hein.
Digitized by Google
Albert BäckstrOm: Fragmente einer medizinischen Schrift 161
Wie bei jeder neuen Publikation eines noch nicht edierten und
bisher unbekannten Testes ist die Frage, von wem imd aus welcher
Schrift er stammt, von höchstem Interesse. Ich mache also auf
folgendes aufmerksam: 1. offenbar ist der Papyrus ein Bruchstück
einer gynäkologischen Schrift; 2. diese Schrift war der Behandlung
chronischer Krankheiten gewidmet, da bis zum Ende des Kap. 32
die Rede augenscheinlich von einer Art chronischer Krankheiten ist,
deren Ursachen uns unbekannt geblieben sind; im Kap. 33 geht aber
der Autor zu einer anderen Art chronischer Krankheiten über, welche
zuerst akut auftreten und nur mit der Zeit chronisch werden.
Wenden wir uns nun zu dem berühmtesten Gynäkologen und
Kinderarzt der antiken Welt, Soranus von Ephesos, zu seiner Schrift
ywuixtiav »afföv, so finden wir im B. II Kap. 31, wo jtspi
xpoxTcoifeiog (it/rpug die Rede ist, folgende Stelle, die wir in der
deutschen Übersetzung von Dr. H. Lüneburg anführen'): „Manche be-
haupten, es falle der Uterus ganz vor, indem die ihn stützenden Bänder
(Häute) und Muskeln infolge eines Stoßes oder eines ähnlichen An-
lasses rissen, schlaff würden oder eine Art Lähmung erführen. Die
Schüler des Hippokrates und Herophilos dagegen sind der Ansicht, daß
nur der Muttermund verfalle .... Andere sagen, daß auch der Mutter-
mund nicht ganz vorfalle und die- entzündete Vaginalportion täusche
einen Prolapsus vor. Andere wieder meinen, der Vorfall geschehe in
der Art einer Auswärtskehrung (extpo*»), Ektropium), daß bald die
äußere, bald die innere Haut vorfaUe ... Es sei nämlich eine zwiefache
Haut vorhanden, eine äußere, welche mit den darüber lagernden Teilen
verwachsen sei, und eine innere, welche mit jener Zusammenhänge; der
Vorfall geschehe infolge von Erschlaffung dieser Häute.“ Die letzten
Worte haben eine große Ähnlichkeit mit dem Anfänge des 33. Kap.
unseres Fragments. Dabei wird aus den ersten Zeilen des angeführten
Kapitels des Soranus klar, daß er den VorfaU der Gebärmutter von
der Inversion unterscheidet: „Unter Vorfall der Gebärmutter“, sagt er,
1) Die Gynäkologie des Soranus von Kphesus etc. üb. von Dr. H. Lüneburg,
komm. etc. von Dr, J. Cb. Huber 1894 München S. 148f. Ed. Bose 11,31,86: (vioi
/liv ovr oItjv Xiyovei nQonixiHv , zäv d»>Tfj;<i»Tia» KÖtijv vfifvcov «rl pvme fcr/ir-
T<B» i* jrlTjyi/s ^ Tivos Tüv iiiipffötv q xaictcfXiiToiv *«l Sjioiov rt aafaiveti ffya-
a-&^rra>v. al di negl vt>v ' iTtnonffütriv xal *I{ff6iftXov fidvof t6 «rröfuov ... oi di
fiijd’ oXop. o6x uv ydp q>aaip &no%afXtH(ti tu ftij ÜTib fu'povt, g>Xty/iaipop di rd
etoniov <favTatilav nufiitir ztfonTmUfas- ui di xar’ ixTfonljv ytypta9cu tSjv tiqö-
nxaaiv aizfis vxoXaiißdvovaiv töj xi; jiip töp aiy di top fpdop airf/s Z'Tmva
»juxtSTTfir. Jixlijv yccf airijp VTidfyHP xol röv fiip l^<o9tp uiti'/t Tulj
dxffxftfiipots ev^nttpvxipaiy töp d* iam&tp rovzip ovprj^Ti}ff&aif xorl yaXdOft tup
ilUpmp zt(fontxt£ip.
r
Digitized by Google
162
I. Aufsätze
„Terstehen wir die Gefahr der Inversion.“*) Da er aber einen Unter-
schied zwischen dem Vorfälle und der Inversion kennt nnd ersteres
mit großer Ausführlichkeit beschreibt, so wäre es zu erwarten, daß er
auch der Inversion der Gebärmutter eine Beschreibung widmete. Wenn
er es in seinem lückenhaften Werke über Frauenkrankheiten nicht be-
rührt, so ist das noch kein Beweis dafür, daß es in keinem seiner
anderen Werke vorkommt.
Ferner wissen wir, daß er auch ein Werk „über akute und chro-
nische Krankheiten“ geschrieben hat, dessen Umarbeitung die Schrift
des Caelius Aurelianus bietet.*) Hatte hier Soranus auch die Frauen-
krankheiten besprochen? Unterwegs macht auch Caelius einige Exkur-
sionen ins Gebiet der Gynäkologie, hauptsächlich ist aber sein Werk
ein Leitfaden zu den allgemeinen Krankheiten. Da wir in der Gynä-
kologie des Soranus einige Zitate aus seinem therapeutischen Werke
finden, die bei Caelius nicht Vorkommen'), so ist anzunehmen, daß
Caelius nur einen Auszug verfertigt und alles, was dem Gebiete der
Gynäkologie angehört, wegfallen ließ oder vielmehr in einem besonderen
den Frauenkrankheiten gewidmeten Werke gesammelt hatte.') Wenn
dies der Fall ist, so konnten auch unsere Bruchstücke dem Werke des
Soranus xepl 6^^<av xal xffoviav xa96iv entnommen sein, in welchem
er außer allgemeinen Krankheiten auch Gynäkologie sorgsam behandelte.
Si Petersburg. Albert BSckström.
1) Sor. Gynaec. II 31,81; Uf/daroais iaxieat Uytxcu fj tfjs IxTfoxfjs »ei
Tiir n^fav ixeiltj.
2) R. Fuchs, Gesch. d. Heilkunde bei d. Griechen, in dem Handb. d. Gescb.
d. Medizin v. Neuburger u. Pagel. Jena 1902 Bd. I S. 310, 9, S. 311 ff.
3) Sor. Gynaec. II, 10,11 ed. Rose appar. ad r. 3: non extant in Caelii capi-
tulo ehr. IV, 6. Auch Sor. Gynaoe. II, 11,11. 12,10. 2,9. Vgl. besonders Gynaec.
U, 17, 58 UBW.
1) Eine Stelle aus den therapeutischen Büchern des Soranus (Gynaec. U,
11,11) existiert in der lateinischen Übersetzung des Oreibasios (ed. Daremberg
VI 353) und wird dem Caelius zugeschrieben, läfit sieb aber in seinen Werken
nicht finden.
Digitized by Google
Lettere al signor professore Wilcken.
V.
Frascati, 6 ottobre 1903.
Pregiato Amico!
Ho tra le mani il volume terzo, or’ora uscito alla luce, dei Papiri
di Ossirinco, ed, accanto, il volume primo. C’e un gruppo che mi
ferma. Nei numeri hl, 52, 475, 476, si tratta di perizie mediche e
di autopsie Ordinate daU’Autoritä. A giudicare dai nomi personal! che
vi iigurano, ci troviamo, coi numeri 51, 52, 475 ’Exaya-
&6g, ydemvCörjg, niovriaiv) in case greche, col numero 476
(//ai?, 0ävig, riavatg, Ihravg, Tccvi]g) in casa egiziana. I quattro
documenti (del secondo secolo per lo piü) si somigliano perfettamente
nella formola e nello scopo {iqiiötlv, ini&saQBlv aüfuc vex^bv xal xgoa-
<ptavfi6tti Tijv Jtfpl TÖ avrb öiä&saiv). Senonchfe nei numeri 51, 52, 475,
l’autopsia b fatta da luxQoi, nel numero 476 da ivratpiaöraL. A con-
siderare le cose dal lato purameute terminologico, non e questa la pri-
missima volta che avviene questo scaiubio. Giä in un episodio deUa
Geuesi relative ad imbalsamazione di cadavere in Egitto (50,2), i LXX,
ossequenti alla parlata greco-egizia (Deissmann, Bibelstudien p. 117),
traducono per ivzaipiaöxrig il termine ebraico che corrisponde a laxgög.
Ma nel papiro di Ossirinco 476, lumeggiato come sembra dagli altri
afüni, non si tratta propriamente od esclusivamente di imbalsamazione,
ma di autopsia, di necroscopia. L’Autorita ricorre qui agli ivxaxpiaoxal
colla stessa sua costante preoccupazione delle competenze, colla quäle
ricorre, poniarao, a rixxovsg, per l’autopsia di un albero IltQ6tla
(No. 53); ricorre agli ivxaq>iaOxal collo stesso riconoscimento di compe-
tenza medica, col quäle ricorre, secondo gli altri papiri, in casi ana-
loghi, ai greci laxQoi. Dei meriti degli ivx(t<piaaxa( egiziani, non giä
come imbalsamatori, raa come osservatori del corpo umano, nelle di-
verse condizioni in cui pnä losciarlo la inorte, co.si poco si sapeva, che
tntto riducevasi, io credo, al passo di Censorino (de die nat. 17):
„Dioscorides scribit Alezaudriae inter eos qui mortuos saUunt constare
hominem plus centum annos vivere non posse, idque cor huminum
▲reblT. f. F»pjrnitfonchang Hl. t 12
Digitized by Google
164
I. Aafgatze
declarare eorum qui integri perierunt sine corporis tabe; ideo quod
multis annis pendendo cor omnis aetatis incrementa et deminutiones
conseruere etc.“; perciö quel che risulta ora, se pure risulta, dai Papiri
di Ossirinco, mi sembra un’ aggiunta di qualche valore.
Dico „se pure risulta“, perche quando si e fatalmente coudannati
come noi ad osservare le cose che si studiano
Kaum durch ein Fernglas, nur von weitem,
il diffidare delle proprie vedute non e niai troppo.
Sempre Suo cordialmente
riiacomo Lambroso.
VI.
Frascati, 14 ottobre 1903
Pregiato Amico!
Com’ Ella puö immaginare, nel fascicolo III, 1 deirArchivio, distri-
buito in questi giorni, fra tante belle e vario cose, ho notato con vivo
Interesse l'iscrizione di epoca tolemaica e probabilmente di Menifi il-
lustrata dallo Strack a pagina 129, cioe queUa deliberazione in cui,
come ha ben veduto a mio avviso il nuovo editore, avvtjce^mvtjxsi xal
tu TioXiTixu yfvrj xal t« tfrpartwrtx«, „Bürgerschaft und Ganiison“.
Ma non e del mio consentire collo Strack e disseutire dal Foucart,
SU questo punto, ch’io presumo di parlarle. Voglio unicamente comu-
nicarle, se mai potesse giovare alla piena illustrazione del monumeuto
epigrafico, una reminiscenza, aU’infuori del suddeto punto.
La (ftrt>ayay^ ha luogo iv 'AnoXlajvuCen , mira ad onorare un
munilico e pio personaggio specialmente benemerito tov di]lov/itvov
lepov, e ad essa partecipano ol iab tiji jioiecos ’lSovfiatot. Or pre-
cisameute questa nazione e questa religione si trovano congiunte in
Jos. c. Apion. n, 9, nel racconto seguente ch’egli cita per criticarlo:
„dum bellum ludaei contra Idumaous haberent longo quodam tempore,
ex aliqua civitate Idumaeorum, qui in ea Apollinem colebat, venisse
ad Indaeos, cuius hominis nomen dicitur Zabidus, deinde eis promisisso
traditurum se eis Apollinem deum (illius civitatis).“
Affettuosamente Suo
Giacomo Lnmbreso.
Digitized by Google
165
Giacomo Lumbroso: Lettere al sigoor professore Wilcken
vu.
Roma, 24 dicembre 1903.
Pregiato Amico!
Sulla strana usanza attribuita ad alcune genti antiche {Tgaveoi,
KawfutvoC) di piangere per chi nasceva e raUegrarsi per chi morira,
e paralellamente aulle riflessioni pessimiste di alcuni pensatori antichi
(Euripide, Plutarco, ecc.) intoruo alla vita uinana, trovansi via via rac-
colti testi e riscontri nell’„Aglaophamus“ del Lobeck (t. 2, p. 804),
nonche nei Commenti del Baehr ad Erodoto (V, 4), del Tzschucke a
Pomponio Mela (U, 2, 4), del Jacobs all'AiitoIogia Greca (t. 8, p. 270),
di Carlo Müller a Nicola Damaaceno (Fr. hist, gr., t. 3, p. 460). A tutte
queste aillogi, manca, dal punto di vista etnografico, la notizia räv
3t*pl zbv Kavxaaov ßa^ßagtov in Strabone 520 (rofg ftlr yäg vofUftov
Hva( (puOi TO Tov EvQixiöov „TÖv (pvvra Q'Qip’itv eig off’ lpj;frai xaxd^
zbv d’ av &av6vza xal x6v<ov xexavpivov xaCgovzug evtptjfiovvzag ix-
xiyiittiv döftcav“), e dal punto di vista filosofico, tutta la prima parte
(*fpl Tön ■ö’pijvton) del „De luctu‘‘ di Luciano (§ 16sq. didd^ofiai ffe
^QTivciv dlijfl’f'ffTfpov . . . Tixvov fiO’Jion, ovxizi ovxhi XBi-
vrjaetg ovdi giyaOsig etc.)
Veda Lei, mio pregiato amico, se sia utile aegnalare quest’altro
materiale per chi dovrä un giomo raccogliere nel „Corpus papyrorum“
r d&öv ovvayaytl, cos'i disgraziatamente lacera, che e nel No. IX dei
Papiri Petrie (t. I), e che fa menzione del vdpiuov dei K«v0i«voi
(l’unica cosa chiara in quel Papiro);
[tovg /tln]
yivo(iivovg ®'pi;v[frn, Towg]
d[l T£>l]fwönrag («ndaifio-]
[vC^]eiv d)g ;co>Uö[t' xapfizavl
dvtt}texavfu'v[ovg.]
Ma veda soprattutto che Trau.si, Causiani e Caucasiani si rallegrino il
piü tardi che sia possibile per Lei.
Affettuosamente Suo
Giacomo Lumbroso.
12*
Digitized by Google
166
I. AttfsAtze
vm.
Roma, 1 maggio 1904
Pregiato amico!
„Ptolemaeus (acrive Giustino 16, 2) cum magna rerum gestarum
gloria moritur. Is contra ins gentium minimo natu ex filiis ante in-
iirmitatem regnum tradiderat.“ ntokffiatog äi 6 Adyov (scrive Luciano
Macrob. 12) 6 rcHv xu&' avrbv fvdaifiovtaTuzog ßaOilimv Alywtxov
(liv ißaeiievCs rtaoagtt xul dydoiixoma ßuoaag irrj, xagtSaxf
ri)v xgb dvo izolv z^g ztAevzfjg Uzoiefiaia z^ vlp,
di ixixXijaiv. Eutrambi rappresentano ciö che si chiama la tradizione,
e questa non raette punto in dubbio che la morte di Tolemeo I sia
atata tranquUla e naturale. Quindi un certo atupore leggendo altrove:
„Ptolemaeua, cum Tivua iilio regnum tradidiaaet, ab illo eodem vita
privatua dicitur“ (Corn. Nep. 21,3). Rileggo con attenzione 1’ intero
paaao. A prima giunta aembra che sia per essere un compendio di
atoria dei pih insigni Diadochi, ma in fondo ai tratta della fine che
fecero: „Fuerunt praeterea magni reges ex amicia Alexandri Magni, qui
post obitum eins imperia cepemnt, in eia Antigonua et huiua filiua De-
metrius, Lyaimachua, Seleucus, Ptolemaeus. ex hia Antigonua in proelio
cum adversus Seleucum et Lysimachum dimicaret, occiaus eat. pari
leto affectua eat Lyaimachua ab Seleuco: namque societate dissoluta
bellum inter ae geaaerunt. at Demetrius, cum filiam auam Seleuco in
matrimonium dedisaet neque eo magia fida inter eos amicitia manere
potuisset, captua bello in custodia socer generi periit a morbo. neque
ita multo poat Seleucus a Ptolemaeo Cerauno dolo interfectua eat, quem
üle a patre eipnlsum Alexandrea alienarum opum indigentem receperai
ipse autem Ptolemaeus, cum vivua filio regnum tradidiaaet, ab iUo
eodem vita privatua dicitur.“ Non Le pare che sia latente qui sotto
come un processo di asaimUazione, come una tendenza a completare
tant bien que mal (dicitur) una cosi bella aerie di morti affrettate
o violente, proceaso e tendenza aintati dal aentimento che tutto foase
poBsibile (cf. Plut. Demetr. 3!) in quelle corti e famiglie dei Diadochi?
„Habent aua fata“ le fonti che pur sono a uostra dispoaizione.
Neaauna fra le Storie moderne dei Lagidi, nessuna Monografia au To-
lemeo 1, regiatra od accenna o tanto meno diacute queato paaao di
CorneUo Nepote. Perciö ne scrivo a Lei, che forse o aenza forae
puö dame una critica migliore della mia.
Affettuosamente Suo
Giacomo Lnmbroso.
Digitized by Google
Giacomo LnmbroBO; Lottere al si^or profeetore WUcken 167
IX.
Roma 4 Maggio 1904
Pregiato Ämico!
E assurdo U testo, quäle si suol dare in Yopisc. Aurelian. 27,
della riepoBta di Zenobia a queU’ imperatore: „Deditionem meam petis,
quasi nescias Cleopatram reginam perire maluisse quam iu qualibet
vivere dignitate.“ Anzi & due volte assurdo: 1. perche Aureliano le
ha oflferto „vita“, non „dignitas“ („deditionem praecipio inpunitate vitae
proposita, ita ut illic Zenobia cum tuis agas vitam ubi te ex senatus
amplissimi sententia conlocavero“) ; 2. perche Zenobia, tanto „perita
historiae alexandrinae,“ non puö ignorare la forma storica, tradizional-
mente unica e fissa, di quell’ alternativa e di quel „maluisse“ di Cleo-
patra. La forma e notoria ed e qnesta: Cleopatra sull’ arrendersi am-
bisce ancora, spera ancora dal vincitore, xal rijv äSeiav xal xriv ßaiSi-
le(av (Dio Cass. 51, 11, l); il vincitore in una famosa intervista le dice
soltanto: xaxbv xu'orj, und’ ella rimane TCfptaiytjtfaaa 8rc fitjre
Ti xepl tijg ßaeiktiag tq>9iy^ttro, e quindi prorompe dicendo: ^ijv itiv
oint i9tXa> ovzt diiva/iat (51, 12, 5). „Nec illa de vita, quae ofFereba-
tur, sed de parte regni laborabat“ (Floms II, 21). Quindi il „maluisse“
com’ e in Orazio: „Deliberata morte . . . invidens Privata dednci su-
perbo Non humilis mulier triumpho“ (Carm. I, 37), e in Dione: iiäXköv
ye iv TS rp dvöfiari xecl Iv axijficcri aÜT^g äxod-avetv ^ läia>Tsv(faaa
tnV JIQtlTO (51, 11, 2).
Zenobia avrä dunque scritto „Cleopatram reginam perire maluisse
quam sine qualibet vivere dignitate.“ E dalla sua lettera caveremo
una conferma dell’ avere Ottaviano offerto a Cleopatra unicamente
r „inpunitas vitae.“
Affettnosamente Suo
ftiacomo Lumbroso.
Digitized by Google
Ein lateinischer Empfehlnngsbrief (Pap. lat. Argent. 1).
(Hierzu eine Lichtdrocktafel.)
bomino suo Achillio | Uitalis.
dum in Omnibus bonis benignitas tua sit praedita, tum | ctiara
scbolasticos et maxime, qui a me cultore tuo hono|rificentiae tuae tra-
duntur, quod honeste respicere uelit, ^ non dubito, domine praedicabilis.
Quapropter Theofanen | oriundum ex ciuitate Hermupolitanorum prouin-
ciae { Thebaidos, qui ex suggestione domini mei fratris nostri fPilippi
10
usque ad officium domini mei Dyscoli uexationem | itineris quodam-
modo sine ratione sustinere uidetnr, | inimitabili religioni tuae trado, ut
1» IS
eundem praeterjeuntem more honestatis tuae benigne et humane ] respi-
cere digneris. luro enim salutem communem | et infantum nostrorum,
. ... '6 , ,
quod enim eodem minime | petente bemuolentiae eundem insinuendum
pntani. Domine
'* dtdcissime et uere
" amantissime beatum te
meique antantem semper
gaudear.
(Adresse anf der Rückseite.)
® Domino suo Achillio ^oivtixrjg
•' Uitalis.
16) Hinter 'beniuolentiae’ vermißt man 'tuae’. — 'insinuendum’, so statt
'insinuandnm’ 17) Die Entzifferung der Worte 'beatum tc’ und der beiden griecbi-
schen Worte der Adresse verdanke ich ö. Wilcken. ^ 'gaudear’, das Deponens ist
aufTallig, doch vgl. Augustin, sermon. 9, 19; die Lesnng scheint sicher. 20) 'do-
niino suo’ ist kaum zu erkennen und statt 'suo’ auch 'meo’ mOglich.
Den prachtvoll erhaltenen Brief, den ich hier vorlege, hat R. Reitzen-
stein von einem Händler erworben, der Fimdort ist unbekannt. Das
Format des Papyrus ist quadratisch; er mißt 27 cm. Das Blatt ist
beim Schreiben so gelegt worden, daß auf der Vorderseite die Schrift-
Digitized by Google
H. Bresslan: Ein lateiniscber Empfehlungsbrief
169
zellen den Fasern der oberen Papyruschicht parallel verlaufen. Dann
ist das Blatt quer gelegt und dreizehnmal gefaltet worden, sodafi die
nicht ganz gleich breiten Falten rechtwinklig zu den Sehriftzeilen
des Briefes stehen; dadurch wurde es ermöglicht, daß die auf die Rück-
seite geschriebene Adresse, die den Falten parallel läuft, sich ebenso
parallel zu den Fasern der unteren (rückseitigen) Papyrusschicht ver-
hält, wie die Schrift der Vorderseite zu denen der oberen. An der
Stelle, wo die Adresse steht, ist der Papyrus dunkler gefärbt: dies war
also die Außenseite des zusammengefalteten Briefes. Spuren einer Be-
siegelung des Briefes habe ich nicht entdecken können.
Er ist geschrieben von einem Schreiber des Absenders Vitalis;
dieser selbst hat nur die oben cursiv gedruckten Worte, d. h. den
Schlußwunsch auf der Vorderseite und seinen eigenen Namen auf der
Rückseite eigenhändig hinzugefügt. Die beiden Worte ijysjiövi d>ot-
veixrjs hat weder der Schreiber des Briefes, noch Vitalis, sondern ein
dritter, wahrscheinlich der Empfohlene, Theophanes, nachgetragen. Da
der Brief in Ägypten gefunden ist, wird Theophanes von der Empfeh-
lung keinen Gebrauch gemacht, sondern sie, wenn nicht die Reise
überhaupt unterblieben ist, in die Heimat wieder zurUckgebracht
haben.
Die Personen, die in dem Briefe genannt werden, sind, soweit ich
sehe, anderweit nicht bekannt; aber die Namen sind richtig gebildet
und kommen auch sonst vor.*) Dyscolus muß ein höherer Beamter in
Asien, Vitalis ein solcher in Ägypten, Theophanes wird ein Rhetor
oder Rechtskonsulent gewesen sein; Achülius wird als Statthalter von
Phönizien bezeichnet; wir kommen gleich auf seinen Amtstitel zurück.
Ob Adressat und Absender Christen oder Heiden waren, ist aus dem
Briefe nicht zu entnehmen; auch der Schwur 'iuro enim salutem com-
munem et infantum nostrorum’ ist bei Christen wie bei Heiden denkbar.
Ebenso wenig ist aus der Wendung 'dominus meus et frater noster’
etwas zu folgern; sie kommt natürlich bei Christen vor*), ist aber auch
in den Briefen des Symmachus nicht ungewöhnRch.*)
Im übrigen ist zu dem Inhalt des Briefes wenig zu bemerken. Er
gehört zu der Klasse der 'epistolae commendaticiae’ *), die sich von Cicero
1) Theophanes, Vitalis und Philippns bcdilrfen keines Beleges; r.u Aehillius
vgl. *. B. C. I. L. III, 12161; zu Dyscolus de Rossi Roma sott. III, 322.
2) Vgl. z. B. %vfim po« icitXtfä Palaeogr. soc. II, pl. 189.
3) Vgl. m, 69. V, iS; ähnlich 'dominus meus parens noster’ 11 , 44. Frater
meus (noster) allein, ohne dominus, ist noch hünüger.
4) Oder des zi-xot ffuffrortxös des sog. Demetrius Phalereus (Horcher, Episto-
lographi 1).
Digitized by Google
170
I. Aufsätze
über Pliniua, Fronte, Symmachns, Salviamis, Apollinaris Sidonius,
Ruricius, Ennodius usw. bis auf Lupus von Ferrrieres und noch weiter
ins Mittelalter verfolgen lassen'); griechische Seitenstiieke fehlen nicht;
und die neueren Papyrusfunde haben manche schöne Einzelbeispiele
geliefert.*) Auch in der Ausdrucksweise schließt unser Brief sich hier
und da an die ältesten Beispiele dieser Gattung an.
Die Abfassungszeit läßt sich aus paläographischen Gründen allein
nicht sicher bestimmen, da fest datierbare Proben lateinischer Cursive
aus dem 4. und der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts, die wohl allein
in Betracht kommen, immer noch recht selten oder sehr geringen Um-
fanges sind. Für die Ansetzung ins 4. Jahrhundert könnte vielleicht
die Gestalt des nach links gewandten b geltend gemacht werden, das
von dem d sich nur wenig unterscheidet, abgesehen davon daß das
letztere nie, das erstere in der Regel mit dem folgenden Buchstaben
ligiert wird; doch ist ein sicheres Urteil daraus nicht zu gewinnen, da,
worauf mich L. Traube*) aufmerksam gemacht hat, dies b, wenigstens
in einzelnen Stücken, sich noch bis zum Ende des 5. Jahrhunderts er-
halten hat.'')
Auch die Ausdrucksweise ermöglicht keine sichere Entscheidung.
Die Satzschlüsse sind bis auf 'respicerc digneris’ und, was die weniger
starken betrifft, bis auf 'tuae trado’ richtig akzentuiert. Von den zahl-
reichen Höflichkeitsformebi*) (wie benignitas tua, honorificentia tua, do-
mine praedicabilis, inimitabilis religio tua, honestas tua, benivolentia
(tua), domine dulcissime et vere amantissime), kommt 'dulcissimus’ schon
bei Cicero vor, 'amantissime’ und 'domine vere sancte’ gebraucht
Hieronymus; die substantivischen Umschreibungen 'benivolentia tua’,
'benignitas tua’, 'religio tua’ ebenso wie 'praedicabilis’ finden sich
zwar erst bei Augustin häufiger; aber entsprechende griechische Wen-
dungen — jipijffTÖrij?, xvpie KnoQaßhriTt , tfov t^v ctfu’firjTov xaXoxdya-
d-iav*), sind doch auch schon im 4. Jahrhimdert nachweisbar.
So bleibt für die Entscheidung nur der Titel ijyttuiv ^mveixrjs,
1) Vgl. Peter, der Brief in der römischen Literatur (Leipzig 1901); Schneidewin,
Die antike Humanität 165 fl'.
2) Vgl. z. B. Deissmann, Bibeletudien 212 f. imd Pap. Oiy. L 61 Nr. 82.
8) Ihm und U. Wileken verdanke ich auch einen Teil der im folgenden ge-
machten Bemerkungen,
4) Vgl. i. B. Marini, Pap. diplom. tab. VIII.
5) Vgl. Engelbrecht, Das Titelweeen der apätlateinischen Epistolographen
(Aus dem Theresianum. Festgabe zur 42. Versammlung deutscher Philologen und
Schulmänner, 'Wien 1893).
6) Pap, Lond. (ed. Kenyon) H, 293. 296; Pap. Genf. 56.
Digitized by Google
H. Bresslau; Ein lateinischer Empfehlungsbrief
171
der dem Achillins gegeben wird. Pie Provinz Syria Phoenice ist nach
den Feststellungen Kuhns*), auf die ich mich hier stütze, am Ende
des 4. Jahrhunderts in zwei Provinzen Phoenice maritima (xÜQaXog)
und Phoenice Libani oder Libanesia geteilt worden. Da aber die erstere
ebenso oft — und in der Notitia dignitatum*) ausschließlich — Phoenice
schlechtweg heißt, und nur die binnenländische Provinz immer den Zu-
satz erhält, so folgt aus dem Namen des Landes nicht, ob der Brief
vor oder nach der Teilung von Phoenice geschrieben ist, und nur so-
viel ist sicher, daß er entweder an den Statthalter der ungeteilten
Provinz oder an den von Phoenice maritima gerichtet war. Weiter
aber kommen wir vielleicht mit dem Amtstitel.*) Die ungeteilte Pro-
vinz stand im Anfang des 4. Jahrhunderts unter einem praeses, noch
342 wird Mareellinus praeses Phoenice genannt (Cod. lust. 2, 57, 1).
Dann wurde der Statthalter zum consularis befördert; von 362 bis 380
werden nach einander lulianus, Leontius*) und Petrus als consulares
Phoenices erwähnt (Cod. Theodos. 12, 1, 52; 13, 1, 9; 7, 22, 9; 12, 1,83).
Nach der Teilung behielt die Küstenprovinz einen cr>nsularis, während
die binnenländische einem praeses unterstellt wurde. Da nun ‘^yifiäv
dem lateinischen 'praeses’ entspricht, während consularis durch xovtfov-
Xägiog (so z. B. bei Hierocles) wiedergegeben oder durch vxarixög,
ixaravxdg übersetzt wird, so scheint unser Brief vor 362 angesetzt
werden zu müssen. Nur ein Zweifel bleibt noch bestehen. In älterer
Zeit wird 'praeses provinciae’ und das entsprechende r\yt(imv ganz all-
gemein für den Provinzialstatthalter gebraucht, ohne Rücksicht auf den
speziellen Amtstitel, den der Einzelne führt.®) Ob das gelegentlich
auch noch nach der diocletianisch-konstantinischen Zeit vorkommt*), in
der praeses der Spezialtitcl einer bestimmten Klasse von Statthaltern
geworden ist, vermag ich nicht zu sagen; wenn es der FaU wäre, würde
der eben gezogene Schluß nicht zwingend sein.
1) Kahn, Die städt. und bürgerl. Verfaseung des rOm. Reiches II, 380;
Jsbrb. f. klass. Philologie CXV, 712 ff. ; Marquardt, ROm. Staatsverwaltung
I, 426.
2) Not. dign. ed. Seeck, Or. I, 48. 60; II, 10; XXH, 3 = 19; XXXII, 1. 17. 62,
verglichen mit I, 89; II, 18; XXII, 9 = 26.
31 Ygl. Knbn II, 194f.; Marquardt, ROm. Staatsverwaltung I, 424, N. 8.
4) An lulianus und Leontius haben wir mehrere Briefe des Libanius. Aber
deren Adresse hat nur den Namen, keinen Titel.
6) Vgl. Mommsen, Staatsrecht II, 240 N. 2.
6) Wie genau man in dieser Zeit den Unterschied beachtet hat, zeigt die
Inschrift C. I. L. IX, 2666 (ans der zweiten Hklfte des 4. Jahrh.): consuI(ar)i (auf
dem Steine steht consuli) Pannonianim secundae post presides primo, auf die
mich 0. Hirschfeld aufmerksam gemacht hat.
Digitized by Google
172
I. Äulaätze
Ich muß es anderen, auf diesem Gebiete kundigeren Forschem
Uberlassen, hier die -letzte Entscheidung zu treffen. Die Wichtigkeit
unseres Briefes für die lateinische Paläographie würde natürlich er-
heblich gesteigert werden, wenn auf Grand der vorangehenden Dar-
legungen seine Ansetzung vor 362, also etwa um die Mitte des 4. Jahr-
hunderts — denn viel höher hinaufgehen darf man wohl nicht — an-
erkannt werden könnte; unsere Abbildung des prächtigen Stückes wird
auch ohnedies willkommen sein.
Straßburg i. Eis. H. Bresslan.
Digitized by Google
Adoptionsnrknnde vom Jahre 381 n. Chr.
P. Lips. Inv. N" 598. Hennupolis.
H. 28, Br. 27 cm.
1. YTxar\tlag ^Xaviav Eviigiov tov Aafijrporärow xal Evaj'pcov tov
Xa/ixpoTttTov
2. f3t«p[ j;]oU Tvßl e. 81.De«omh«r
3. [.4]üp»^Xioi Ttivg Tlarfiiog |MjTp[ö]g &a^ecos n>g (iräv) ovXrj
yövatli] äpuSTegä
4. [ä*ö] x<9fiijg "Apiag tov ’EpfwvxoleiTov (lerd awterSnog ov txo[v-
oC]a dittniTfl
5. xapijvfyxa tov xal ypäipovrog ixip ifiov /itj tiäviTjg ypa/ifiara
[Av]pijii'ov
6. 77po[o]t)TOg Kovlärog xaifidpxov dxö Tijg avt^[g] xdtfirjg ”..4pfoj[g]
xal 2rtAjS«»'[()]g
7. 77f[tijJ<«og tu'ög T'^g xpoxfiftdirtjg Tetvrog ej^g {>iioypci<pe)v äxo-
TttXTixbg
8. [ä]aö t^g avT^g xä^LTfi Zipsag dXXilloig xaiptiv. 'ExtiSii 6 (iti-
%6tipog
9. [v]l[ög] iftoO Tijg xpoxeifitvtjg Tetvzog TtXsvräv JJaxvov&ipg .pv..p
10. [xa]t/A^t^(’f[v v]föv riafieiv t^v apoOriyoplav ag (t’rc&v) i xXtlm
lilaT[to]v?, 61
11. [. . .] tbv [«]tf£A[^]6v ccinov EtXßavbv xar’ ivOeßucv rovrov
t'ov xal\6]a i%£iv
12. [x«0’] ylo^telav xpbg rb 6vvaa9ai dvaTpi(pB09ai tvytväg xal
ytnjOCag, xax[ä] t[o]üto
13. [6fJoA]9j'9['ö/8£v] «U[rjAotg <?])<» (ilv Teevg :^ap^<f6B6<oxivar ooi
[t]rä EiXßavä tbv fivf!fiovsv9ev-
14. T« IIa[rjaiv xa9’ vl]o9eaCav ft£r[d] r^[g 3c]<icrp9)ag aizov [x]^ij[poi' |o-
/it'ag xai ji)j[r]p^ag] ev rt yi}6i-
15. otg xal oixo^f^dojig x«l ^vdofi£V(xol[g] diaqiöpoig etbeai *p[ö]g tö
BivaC Oov vl[6]v yi/rjfftov xal xpa>~
16. rdroxov 6>g lÖCov aXfiarog yBwr^d-dvra ffot, iym di b EiXßavbg
xapBiXtjtpBvai xapd
y'
Digitized by Google
174
I. Aufsätze
17. 60V r^s fitjtgög iiov Tesvrog rbv agoxti^evov vlbv Tlanvov^iov
TCQOg vlo%i6iav Svxsg
18. 9Qtit>(0 xal cvycväg xal yvrjOi'tog ag vlbv yvtj6iov xal
(pvCtxbv d>g
19. t| f[^]oö yivöfttvov, ÄopetAjiqofVaz di *aJ r« nuTgäa avrov xgay-
fiara xal (irycg^a tv xe
20. }');[d](0(s xal olxoxsdoig xal ivdofj.tvt.xoig dt.ag>6goig 6xtvt6ti ixl
Tcä fit xavta ainä dia-
21. (pvXtx^ai xal änoxaxaOxffiai avrä iv ijXtxi'a ytvafitvgj fitxcc xaA^S
xioxtag ?[a]i tlvai tavxbv
22. xal Tör tft&v xgayfiäxav xkrjgovöfiov vlo&txrf&tma fioi tbg xgo-
tigijxai. 'H vlo&t6ta xv[pfa d]i66t]
23. ygatptloa .... x . g xgbg xb nag’ £x[a'ff]T0j fifiStv tlvai fiovaxbv xgbg
dogidXtiav x[ajl ixtg{coTrj&ivxtg) e>goXoytj(6afitv.)
24. **’ **“'** j4vgt][l]i[a T]ttvg J7aiJ<»[o]g ^ xgoxtifiivxf iffifirfv xl/v rlo-
&i6([tt]v xal tväoxm xal »f l[0']o/ia[ i] 3r[ä]oi Tofg
25. ^yy[fypa]/i/i(v[o](g räg jrpdxftraz. AvgrjXiog Ugoovg /fovAöT[o]s xto-
fidgxag^^^^ 6 :rpoxffftffvo]s
26. avx^ xal tygaiia {ixlg avxijg ygdfifiaxa gij tldlylrjg).
(3. **““*) ZiXßavbg IIt\x]^6iog 6 xgoxti-
27. ftfvfog ä]x[ojTfa]xttxög i&igxfv xijv vlod-telav xal xagiArftpa xrjv
xaxg^v adt[o]ü xXxjgovogi'av
28. xa[l gjTfxggiav xal tiidoxä xal xi'd'ogai xä6i xoig iyytygaggtvoig
cbg xgöxtixai.
4 (!)H»nd. <PtAoffapä[»i]dog ^ypa(qpij).
Auf dem Verso einzelne nnleserlicbe Schriftspuren.
Der Text ist bis auf wenige Stellen gut erhalten, und auch die
vorhandenen Lücken lassen sich mit Ausnahme von lin. 1 i. f., 11 pr.
und 23, zu welchen vielleicht von anderer Seite die Ergänzung vor-
geschlagen werden wird, leicht ansfüllen. Er ist angeblich geschrieben
von dem Tabellionen ^tAoffdpaxcg, von welchem noch ein zweites Stück
der hiesigen Sammlung, Inv. N“ 112, ein Schuldschein aus dem J. 385,
unterfertigt ist; indessen habe ich mich nicht entschließen können, seine
Unterschrift als „erste Hand“ zu bezeichnen, weil sie, trotzdem man
bei Namensunterschriften mit gewissen Abänderungen vom gewöhnlichen
Ductus zu rechnen hat, mir doch von der Schrift des Textes zu sehr ab-
zuweichen scheint. Auch zeigt der Augenschein, daß der Text von Inv.
N'^ 112 von einer ganz andern Hand herrührt als die vorliegende Ur-
kunde, während an der Identität des Philosarapis bei der vollkommenen
Übereinstimmung der beiden Unterschriften nicht gezweifelt werden
Digitized by Google
Ludwig Mittels: Adoptionsurknnde vom Jahre 381 n. Chr. 175
kann.‘) In einer von beiden Urkunden muß also der Vermerk 'dt’ ifiov
9iXo<Sa(f(ätidog unwahr sein. Das ist aber auch nicht im min-
desten verwunderlich oder tadelnswert, da weder die Natur der Sache
noch die Gesetze den Tabellionen verpflichten, den Text seiner Ur-
kunden persönlich zu schreiben, die Zuziehung von Gehilfen zu dem
mechanischen Schreibgeschäft vielmehr ausdrücklich als zulässig be-
zeichnet wird in Nov. Just. 73 c. 7, 1 : 'ixl yäp d^ tüv in ayoQ&g
evvTatrofiivtov av^ßoXaüov, eintp 6 ev/ißoXiaoypix(pog napeXd-ot xul
Hapxvpr'iOeie fi6&’ 5pxov, tl (liv ov dt’ iavxov eypa^tv, &XX& dia xivog
xäv vnovpyovvxmv uvxm . . wobei außerdem noch zu bedenken ist,
daß die uns erhaltenen Urkunden zumeist nur ein Mundura darstelleu
und man selbst wenn der Tabellio persönlich die Schede geschrieben
haben soUte, nicht erwarten kann, daß er sie auch selbst mundiert
haben wird. Seine Unterschrift iypdtpn ist also nicht buchstäblich,
sondern im juristischen Sinn so zu nehmen, daß die Urkunde in seinem
Bureau und unter seiner Verantwortimg abgefaßt worden ist. Es wäre
interessant, die vorhandenen Tabellionenurkunden einmal auf die Hand-
schrift hin zu prüfen; diese Seite der Sache wird regelmäßig wenig
beachtet.
Zum Text ist zu bemerken:
lin. 10. iXXdx[xo]ytf wahrscheinlicber als iXdxTU. — iSsi^tj für
iderfirj; idtlxo kaim ich nicht lesen, und es würde auch mit dem vor-
hergehenden Aorist xuziXeul’iv nicht zu vereinigen sein.
lin. 13. [6^A]oyp[öftfv] aiA[jjAotsJ trifft jedenfalls den Sinn der
Stelle, aber ich betone, daß der Raum für äXXtjXoig etwas eng ist; auch
bin ich über die Buchstaben all keineswegs ohne Zweifel,
lin. 18. tfiuxt^a verschrieben für i^ar^m.
lin. 23. i^da\x<p\ ixuxipp ausgeschlossen,
lin. 25. L x(Dftdp2’iS-
Die Urkunde enthält einen Adoptionsvertrag, geschlossen zwischen
Aurelia Teeys und ihrem jüngeren Sohn Aurelios Silbanos, laut dessen
die erstgenannte als väterliche Großmutter ihren zehnjährigen Enkel
Paesis, den von beiden Eltemteilen her verwaisten Sohn ihres vorver-
storbenen Sohnes Papnuthios an Kindesstatt übei^ibt. Dieser Vertrag
ist im Sinne des für die Kontrahenten nominell geltenden römischen
Rechts nicht Adoption im engem Sinn, d. h. Übergabe einer Persona
alieni iuris durch den Gewaltträger in die Gewalt eines Adoptivvaters,
sondern er ist Adrogatio, d. h. Annahme an Kindesstatt einer nicht
1) Uier scheint es mir denkbar, daB N" 112 von Philosarapis selbst ge-
schrieben ist.
Digitized by Google
176
I. Aufsätze
unter fremder Patria Potestas stehenden persona sui iuris; denn da der
Vater des Paesis gestorben und, wie nach dem ganzen Vorgänge klar
ist, auch sein väterlicher Großvater nicht mehr am Leben ist, gilt der
zehnjährige Knabe selbst als „Paterfamilias“.
Indessen entspricht der Vorgang weder den Vorschriften der Adro-
gatio noch jenen der Adoptio. Denn erstere, deren Rechtsformen hier
die eigentlich gebotenen sind, vollzieht sich in dieser Periode gemäß
einem Gesetz von Diokletian') nur auf Grund besonderen kaiserlichen
Reskripts und setzt außerdem noch einen rechtsformlichen Vertrag vor
dem (Prätor oder) Präses provinciae voraus®), wogegen allerdings der
Umstand, daß der Arrogandus noch uumOndig ist, dem Vorgang nicht
mehr wie in der republikanischen Zeit entgegensteht*), wo die Adro-
gatio in den Komitien geschah und darum Komitialfähigkeit des Adro-
gandus voraussetzte. Ebensowenig sind aber auch nur die leichteren
Formen der Adoption im engem Sinne, d. h. der Annahme bezüglich
einer Persona alieni juris (obwohl diese wie gesagt hier schon an sich
ungenügend wären) erfüllt; denn auch diese sind viel komplizierter als
unser Hergang. Genau genommen sind nämlich für die.sen Fall auch
jetzt noch die 'veteres cireuitus’, d. h. der dreimalige Verkauf des
Haussohnes ins Mancipium mit drauffolgender Scheinvindikation vor-
geschrieben, denn erst Justinian hat sie aufgehoben und durch einen
Adoptionsvertrag vor der kompetenten Behörde ersetzt*); \ind wenn
man auch annimnit, daß dieser vereinfachte Vorgang schon lange vor
seiner Zeit der praktisch übliche und gewohnheitsrechtlich geduldete
war (s. u.), so ist unsere Urkunde auch dieser erleichterten Praxis
nicht konform, da sie von behördlicher Bestätigung keine Spur
aufweist.
Denn daran wird man für keinen FaU denken dürfen, daß sie nur als
Entwurf für eine sj)ätere gerichtliche Protokollierung aufzufassen ist. Das
römische Recht kennt — ebenso wie das moderne — keine Beurkundung
in dem Sinne, daß der zu beurkundende Akt von den Parteien privat
errichtet und dann der Behörde bloß zur Beifügung ihrer Zustiinmungs-
erklärung überreicht würde; das würde allen Begriffen der Beurkun-
dung widerstreiten; diese verlangt vielmehr jedenfalls das Erscheinen der
Parteien vor der Urkundsbehörde.*) Wenn in ägyptischen privatschrift-
lichen V^erträgen die drjfiooCaaig als eine Überreichung der vollzogenen
1) Dioclet. et Maxim. C. J. 8, 47, 2, 1 und 6 (a° 293).
2) Dioclet. et Maxim. C. J. cit. 2, 1.
3) c. 2 cit. i>r. 4) C. J. 8. 47, 11.
5) Wieweit hierbei Stellvertretung für die Parteien zulässig ist, bildet eine
Frage für sieb.
Digitized by Google
Ladwig Mitteis; Adoptionsnrkunde vom Jahre 381 n. Chr, 177
Urkunde an die Behörde oft genannt wird, so ist das etwas ganz anderes
als Beurkundung, nämlich Registrierung der Urkunde; diese kann nach
Landesrecht für die gerichtliche Anerkennung*) der Urkunde erforder-
lich sein nach dem von den Ptolemäern eingeführten Grundsatz: rä fii)
ävaytyQunftivtt {atyvxxia) avfißöüaia Sxvpa elvai, aber den Formvor-
schriften, welche das Reichsrecht aufstellt, entspricht diese Registrierung
niemals. Gerade für die Adoption hat die obzitierte justinianische Ver-
ordnung das Erfordernis der Parteiennnwesenheit vor Gericht ganz be-
sonders betont, 'apnd competentem iudicem manifestare praesente et eo
qni adoptatur . . . nec non eo qui eum adoptet’. Übrigens reicht auch
ein Blick auf unsere Urkunde hin, jeden Gedanken an einen bloßen
bestätigungsbedürftigen Entwurf auszuschließen; es fehlt jeder Hinweis
darauf, daß die Parteien noch eine Konfirmation ihres Abkommens ge-
wärtigen, während sonst das 'eidoxd rg iaofitv^ öij^oaidbasi’ sich findet;
das Vermögen des Arrogierten ist dem Adrogator schon ausgefolgt
worden; die vlo9t6ia wird als xvgia bezeichnet und jedem der Kon-
trahenten ein Exemplar ausgehändigt, und endlich: der Akt ist auch
sonst noch zu fehlerhaft, um einer römischen Behörde vorgelegt werden
zu können.
Es besteht nämlich, wenn ein Pupillus sui iuris adrogiert werden
soll, seit Antoninus Pius die bekannte Vorschrift, daß der pater adro-
gator demselben für die sog. Quarta Divi Pii Kaution stellen muß,
d. h. dafür, daß er ihm bei seinem Tode oder im Falle der Eman-
zipation schon in diesem Zeitpunkt den vierten Teil seines Vermögens
zuwenden wird. Atich dieses ist hier unterblieben; denn wenn auch
Silbanos den Paesis als seinen künftigen Erben bezeichnet (dar. unten),
so fehlt doch jede Garantie dieser Zusage. Wollte man dieselbe im
Pflichtteilsrecht des Paesis suchen (wobei noch die Möglichkeit bliebe,
daß dieser Pflichtteil durch die Geburt leiblicher Erben des Adoptiv-
vaters verringert würde), so wäre der Emanzipationsfall noch ganz
übergangen — kurz es ist klar, daß dieser Akt, abgesehen von seiner
formellen Unzulänglichkeit, auch inhaltlich der Kritik vom reichsrecht-
lichen Standpunkt keinen Stand hält.
So bleibt denn nichts übrig, als auf diesen Standpunkt zu ver-
1) Ich sage ausdrücklich „gerichtliche Anerkennung“, nicht Giltigkeit. Der
Sinn dieses von den Bearbeitern der bezüglichen Fragen häufig übersehenen Unter-
schieds ist einfach dieser. Das akußdlaiov )ii) &vayiyfaii(idvop ist keinesfalls
nichtig in dem Sinn, wie etwa heute ein der erforderlichen Form entbehrender
Vertrag; vielmehr kann eine solche Urkunde jederzeit von jeder der Parteien da-
durch zur vollen Rechtskraft erhoben werden, daB sie (sei es auch nur einseitig
von einer Partei) zur Registrierung gebracht wird.
Digitized by Google
178
L Aufsätze
zichten und anzunehmen, daß wir hier eine Erscheinung dessen vor
uns haben, was man gegenwärtig auch unter der Herrschaft des römi-
schen Rechts in den Provinzen zu finden sich nicht mehr wundert,
nämlich des Volksrechts, und wir besitzen aus der Zeit nach der Verall-
gemeinerung des römischen Bürgerrechts vielleicht noch kein Dokument,
welches die weitgehende Uleichgültigkeit der Provinzialbevölkerung
gegen die offizieUen Vorschriften so deutlich illustrieren und das im
„Heichsrecht und Volksrecht“ Gesagte so merkwürdig bestätigen würde
wie dieses. Denn die SklavenfreUassnng vom Jahre 354 bei Young
(Hieroglyph. tab. XLVI)'), obwohl sie mit ihrem &(fixivai iXev^igovs
vxb yfjv xal ovQttvöv deutlich an volksreligiöse Vorstellungsweise an-
klingt, kann doch vom römischen Standpunkt als haltbare Manumissio
per epistolam gefußt werden und ist darum viel weniger heterogen und
regelwidrig als dieser Adoptionsakt.
Dennoch ist auch dieser nicht so beispieUos, als es auf den ersten
Blick den Anschein hat. Auch in unserm Fall bewährt sich der Satz
(Reichsrecht 11), daß die diokletianischen Reskripte, die bekanntlich
sämtlich dem Orient angehöreu, ein lehrreiches BUd des dortigen Rechts-
lebens darbieten. Ist es nicht wie ein Spiegelbild unserer Urkunde,
wenn in C. J. 8, 47, 4 Diokletian reskribiert: 'Adoptio non tabtdis, licet
per tabellionem conßciendis sed soUemni iuris ordine apud praesidem
solet copulari'l Auch c. ü eod. wird man heranziehen dürfen, wo es
heißt (Diokl.): * Adrogationes eonun qui sui iuris sunt nec in regia tirbe
nec in provinciis nisi ex rescripto principnli fieri possunf.
Unzweifelhaft hat es also in der nachklassischen Zeit viele im
Besitz des Bürgerrechts befindliche Leute gegeben, die sich in der
Frage der Adoption — und gewiß auch Ln vielen andern — blutwenig
um die lateinischen Gesetze gekümmert haben, sondern selbst bei diesem
den ganzen Personenstand erfassenden Rechtsgeschäft sich genug getan
zu haben glaubten, wenn sie zum Schreiber auf den Markt gingen;
und ebenso sehen wir, daß es solcher Urkundenschreiber überall ge-
geben hat, welche, ohne sich über die RechtsgUltigkeit ihres Operats
Skrupel zu machen, die bezüglichen Urkunden aufsetzten. Fraglich
kann es dabei sein, auf welche Wurzel die in unserer Urkimde sich
offenbarende Rechtsgewohnheit zurückgeht. Man kann an national-
ägyptisches Recht denken, zumal die Parteien Ägypter sind, aber auch
au hellenistisches; denn wenn auch das klassisch-griechische Recht
sicher überall bestimmte Formen der Adoption verlangt hat (Zustim-
mung der Phratrie u. dgl.)’), mögen diese wohl zur Zeit dieses Ver-
1) = Curtius ÄQVcd. Delph. p. 84; vgl. Reichsrecht 376 n. 6.
2) Vgl. Meicr-Schömann-Lipsins Att. Proz. Ö48sp.; Gortyn 10, 84 f.
Digitized by Google
Ladwig Uitteii; Adoptionsurkande vom Jahre 881 n. Chr.
179
tragos abgestorben gewesen sein. Ansgescblossen scheint mir dag;egen,
an eine allgemeine, d. h. auch die nationalrömische Beyölkerung jener
Zeit umfassende Sitte zu denken, welche das Adoptionsgeschäft so ein-
fach abgemacht hätte, also an dasjenige, was man ,p^misches Vulgar-
recht“ nennt. Daß dieses einen solchen Grad von Verwilderung —
denn so mflßte man die Erscheinung in den lateinischen Rechtsgebieten
bezeichnen — erreicht hätte, halte ich für ausgeschlossen. Ein Zeugnis
dafür, daß eine allgemeine Sitte derart nicht bestand, liefert für die der
Adoption formrerwandte Emanzipation vielleicht') das syrische Rechts-
buch, welches (L 3 u. CoroU.) zwar auch gegen die Vorschrift der vor-
justinianischen Zeit') die Emanzipation durch Ausstellung eines Frei-
briefs (also ohne Scheinemanzipation und -Vindikation) geschehen läßt,
doch aber voraussetzt, daß dieser Brief „vor dem Richter“ geschrieben
wird. Wenn diese Quelle, die gewiß nicht dem Vorwurf übermäßiger
Klassizität ausgesetzt ist, die einfache Privatschriftlichkeit hier nicht
kennt, sondern richterliche Berurkundung verlangt, kann erstere sicher
nicht als allgemeines Vulgarrecht prädiziert werden. — Das Wahr-
scheinlichste ist, daß die Adoption in unserem Fall dem griechischen
Schema folgt, wofür die scheinbar technische Verwendung des Aus-
drucks vlo'&caür spricht.
Wohl aber erhält der Umstand, daß das syrische Rechtsbnch —
immer voijustinianische Provenienz wenigstens der Londoner Handschrift
vorausgesetzt (Anm. 1) — statt der Scheinemanzipationen den erst von
Justinian legalisierten Freibrief ruhig voraussetzt, durch den Leipziger
Papyrus seine Erläuterung. Die Vermutung von Bruns, daß die Um-
gehung der altrömischen Form durch schriftliche Verträge sich schon
lange vor Justinian eingebürgert haben muß, einleuchtend wie sie an
sich ist, wird nunmehr dokumentarisch erhärtet. Das einzige Bedenken,
das bestehen bleibt, liegt etwa noch darin, daß die Praxis der „Briefe
vor dem Richtet^' eine Mitwirkung des letzteren zu der illegalen Form
voraussetzt, ein Bedenken, das im Fall unseres Papyrus freilich nicht
besteht. Aber als imüberwindlich wird dasselbe nicht angesehen werden
können.
Es erübrigt noch, die Frage nach der Rechtswirkung derartiger
Adoptionen wie die vorliegende aufruwerfen. Auf den ersten Blick
erscheint sie müßig und einfach abzutuu durch den Hinweis auf die
1) Vielleicht: nämlich wenn nicht etwa (gegen meine eigene bUherige An-
nahme [Reicherecht 292]) sämtliche Hae. desselben d.h. einschliefilicb der Londoner
nachinstinianisch sind; in letzterem Fall könnte man die entscheidenden Para-
graphen als Wiedergabe der justinianischen FrotokoUierungsvorscbriit ansehn.
2) Vgl. Bruna ad h. 1.
ArohlT (. Pspyratfonchnns UI. S. 18
Digitized by Google
180
1. Aufsätze
ausgesprochene Unwirksamkeit der Adoption (C. J. 8, 47, 4); man mag
dann die Yerbindungskraft derartiger Zusagen dem Gewissen der Be-
teiligten fiberlassen und sich damit trösten, dafi der junge Paesis von
seinem Oheim, wenn auch ohne gesetzliche Bestätigung, doch als Kind
gehalten worden sein mag. Indessen mit dieser negativen Kritik wfirde
der juristische Sinn wie der historische Wert der Urkunde nicht ge-
nügend gewürdigt sein. Die Sache liegt nicht so einfach, und ihre
Betrachtung führt uns tiefer.
Man wfirde nämlich von vornherein sich auf einen schiefen Weg
begeben, wollte man den Vertrag der Teeys und des Silbanos mit
römischem Maßstab messen. Die römische Adoptionsform ist bestimmt
und berechnet zur Begründung der väterlichen Gewalt im Sinne des
lateinischen Rechts. Nun ist auf der Hand liegend, daß unsere Agjpto-
romanen sowie von der römischen Adoptionsform, so auch von der
väterlichen Gewalt gar keine Yorstellnng haben, vielmehr etwas ganz
anderes im Sinne führen. Was dieses ist, ergibt sich aus den einzelnen
Stipulationen des Kontrakts; es wird bezweckt:
1) Das Adoptivkind soll vom Adoptivvater anständig gleich einem
ehelichen aufgezogen werden (lin. 12: jrpös tö dvvu69ui ivurgi-
(pia&at fvysväs x«l yvtjtjCag-, lin. 18: ovjug xal Iftuzita
tvytväg xal yinjacag ibg vlöv yvijöiov xal tpvaixöv)-, Ernährung
und Bekleidung werden dabei besonders genannt.
2) Der Adoptivvater übernimmt das Kindesvermögen zur getreuen
Verwaltung und verpflichtet sich dasselbe bei erlangter Voll-
jährigkeit des Kindes zurfickzustellen (lin. 14 — 15; lin. 19 — 21;
rä iiE Tovta dia<pvld^ai xal dxoxaiaOtijaat tcvTÖ iv ylcxt^
ytva(uva ftetd xalijg nlottmg).
3) Das Kind soll Erbe des Adoptivvaters werden.
Es ist nun klar, daß es sich hier um ganz andere Dinge handelt
als eine Begründung einer patria potestas. Von solcher ist gar nicht
die Rede; nirgends wird von einer zu begründenden Berechtigung des
Silbanos an der Person des Paesis gesprochen, vielmehr ist es durchaus
nur das Moment seiner Verpflichtung und der Rechte des Paesis,
welches aus der Urkunde hervorleuchtet. Wenn man das väterliche
Gewalt nennen wollte, wäre es eine solche nur im Sinne des modernen
Rechts, ein Erziehungsrecht, welches nur die äußere Schale für die
Erziehungspflicht ist: von jus vitae ac necis keine Rede. Für diesen
unrömischen Charakter des Verhältnisses ist es denn der deutlichste
Ausdruck, daß dasselbe nicht für die ganze Lebensdauer des Vaters,
sondern nur bis zu dem Zeitpunkt bestehn soll, wo das Kind die
ijhxla erlangt haben wird. Demgemäß läßt sich auch sehr zweifeln,
Digitized by Google
Ludwig Mittels: Adoptionsnrknnde vom Jahre 381 n. Chr.
181
ob Silbanos durch die Übernahme des KindesTermögens zeitweiliger
Eigentümer desselben wird; denkbar ist für den Romanisten ein solches
prorisorisches Eigentum ohne Zweifel und findet sein Analogon an
dem ehemännlicben Dotaleigentum; aber im Sinne dieser Kontrahenten
lag wahrscheinlich nur ein YerwahrungSTerhältnis, das juristisch als
bloße Detention zu qualifizieren war.
Es scheint mir nun sicher, daß wenigstens dieser Teil des Ver-
trags trotz der mangelnden Adoptionsform durchaus klagbar gewesen
wäre. Da bekanntlich ein yerständiger Richter auch an einem in der
zunächst beabsichtigen Gestalt wegen Formmangels ungültigen Ver-
trag zu halten sucht, was sich halten läßt, konnte man durch 'conyersio
actus iuridici’ den in unserer Urkunde liegenden Ziehvertrag zweifels-
ohne trotz ihrer Formlosigkeit zur Geltung bringen. Ein ungegrfln-
detes Bedenken wäre es dabei, den Ziehvertrag für ein Schenkungs-
versprechen an das Kind anzusehn und wiederum wegen Formmangel —
denn allerdings unterliegen zu dieser Zeit auch die Schenkungen des
Oheims an den Neffen der Verpflichtung zur Beobachtung der feier-
lichen Schenkungsform*) — zu annullieren; denn es liegt keine Ver-
mögensschenkung vor. Vielmehr wird ja dem Silbanos das Vermögen
des Poesis ausgeantwortet, und vollzieht er die Alimentation wenigstens
in erster Linie aus den Ertragnissen dieses Vermögens, so daß ihm
mehr eine faktische Mühewaltung als ein pekuniärer Aufwand obliegt.
Dieses Verhältnis aber ließ sich sehr wohl nicht bloß als Mandat,
sondern auch als Innominatkontrakt nach dem Schema 'facio ut facias’ ’)
konstruieren und mit der a° praescriptis verbis schützen.
Bedenklicher steht es um jenen Teil des Vertrags, welcher dem
Kind die Erbschaft des Adoptivvaters zusichert. Zunächst ist die Mei-
nung der Kontrahenten zu ermitteln. Dieselbe könnte gefaßt werden
als gerichtet auf Abschluß eines Erbvertrags, wie solche in C. J. 2, 3,
15 u. Ut; 5, 14, 5; 8, 38, 4 erwähnt werden; aber das träfe nicht das
Richtige. Der Gedankengang der Beteiligten ist vielmehr dieser, daß
Paesis ein Kindes- also In testaterbrecht erlangen soU; gerade das ist
eine Hauptwirkung der 'vloffföt'«’. Von einem Erbvertrag im gewöhn-
lichen Sinne unterscheidet sich das vor aUem dadurch, daß dieser dem
ITertragserben einen quotativ gesicherten Anspruch, sei es nun auf die
ganze Erbschaft (das würde nach dem Wortlaut hier der Fall sein) oder
die sonst verabredete Erbquote gibt. In unserm Falle dagegen kann
1) S. Coastantin C. Th. 8, 13, 5 and 7.
3) Nicht: 'do ut faciaa’ — denn wie oben gesa^, wird ja Silbanos nicht
Eigentümer, sondern nur Detentor des EindesvermOgena.
!»•
r
Digitized by Google
182
l. AufaUtze
nicht angenommen werden, daß Silbanos stillschweigend ein Gelübde
der Ehelosigkeit ablegt; wenn er, der gegenwärtig offenbar kinderlos
ist, später eigene eheliche Kinder erhält, maß Paesis offenbar sich die
Konknrrenz dieser gefallen lassen. Wahrscheinlich geschieht es gerade
darum, daß ihm die Stellung eines vlbg xf/atöroxog (lin. 15 — 16) zu-
gesichert wird; in letzterem liegt vielleicht eine Keminiszenz oder ein
Hinweis auf ein in Ägypten bekanntes Erstgeburtsrecht, eben darum
aber wohl auch die Anerkennung dessen, daß Paesis nicht notwendig
Universalerbe sein wird. — Fraglich bleibt es, inwieweit es dem Silbanos
freigestellt blieb durch Testamentserrichtung oder nachträgliche Eman-
zipation die Ansprüche des Paesis aufzuheben oder zu verkürzen. Wir
sind über das hellenistische Adoptionsrecht sehr unzulänglich unter-
richtet; aus verstreuten Nachrichten, welche ich Reichsrecht 213 — 215
zusamraengestellt habe, läßt sich aber wenigstens soviel schließen, daß
das Adoptivkind zwar vielleicht nachträglich wieder emanzipiert werden
konnte, aber dann doch für sein entgangenes Erbrecht entschädigt
werden mußte, und demgemäß kann es auch nicht zugelassen worden
sein, daß demselben seine Erbansprüche durch Testament ohne Eman-
zipation gänzlich entzogen wurden, irgend einen Pflichtteil muß es
vielmehr auf alle Fälle bekommen haben.
Sicher ist nun freilich, daß dieser Teil des Vertrags rechtlich
wirkungslos war; denn das römische Recht kennt weder ein pactum
successorium, noch auch ist, wie oben gesagt, die Adoption als solche
gültig. Wie daher von seinem Standpunkte aus die Sachlage zu be-
urteilen war, zeigt sich in der einzigen*) Stelle, in welcher das Ver-
hältnis dort eingehend erörtert wird.*) Dieselbe unterscheidet zwi-
1) Eine gelegentliche Erwähnung in C. J. 7, 1, 17.
2) D. 46, 1, 132 pr. PauUu 1. 15 quaestionum : Quidam cum filium alienum susci-
peret, tradenti promiserat certam pecurtiae quantitatem, si eum aliter guurn ut filium
observasset. Quaero, si poslmodum domo eum propulerit vel moriens nHiil ei testa-
mento reliquerit. an stipulatio committetur, et quid intersit, utrum filius an alumnus
vel cognatus agentis fuerit. Praeterea quaero, si filium suum quis legitime in
adoptionem dederit et Ua, ut supra scriidum est, stipulatio intercesserit eumque pater
adoptivus exheredaverit vel emancipaveril, an stipulatio committatur. respondi: stipu-
latio utilis est in utroque casu: igitur, si contra conventionem factum sit, committetur
stipulatio. sed videamus primum in eo, qui legitime adoptavit, an possit committi,
W et4in exheredaverit vel emnncijiaverit: haec enim pater circa filium solet facere:
igitur non aliter eum quam ut filium observavit. ergo exheredatus de inofficioso
agat. quid ergo dicemus, si et meruit exheredari? emancipatus plane et hoc reine-
dio carebit. quare sic debuit interponi stipulatio, ut, si eum emancipasset vel ex-
heredasset, certum quid promitteret. quo tarnen casu commissa stipulatione potest
qu/ieri, an exheredato permittendum esset dicere de inofficioso? maxime, si patri
naturali heres extitisset, an ncto deneganda est ex stipulatu actio? sed si eo, qui
Digitized by Google
Ludwig Mitteis; Adoptionsurkoode vom Jahre 381 n. Chr.
183
sehen der rechtsgültigen Adoption und der Annahme eines bloßen Pflege-
kindes. Für den letzteren Fall betont sie ausdrücklich, daß das Pflege-
kind 'extraneus’ bleibt, also gai' kein Erbrecht erwirbt, nur scheint
die freilich ziemlich verworren gefaßte oder vielmehr verworren über-
lieferte Auseinandersetzung, bei der noch dazu der Schluß (von dicit
supervaeuo an) ersichtlich verstümmelt imd unverständlich ist, auch
bei dem bloßen AInmnatsverhältnis eine Strafstipulation auf eine be-
stimmte Geldsumme für den Fall des ’aliter quam ut filium observarc'
für zulässig zu halten; aber abgesehen davon, daß dies mit der son-
stigen Ablehnung der Erbverträge im römischen Recht nicht gut zu
vereinbaren*) imd darum wahrscheinlich nur ein durch die üble Über-
lieferung oder gar Interpolation der Stelle erzeugter trügerischer An-
schein ist, wäre jedenfalls eine Stipulation auf eine bestimmte Pönal-
summe gefordert, an welcher es hier jedenfalls fehlt, und man kommt
darum doch nur darauf zurück, daß vom Standpunkt des Reichsrechts
dieser Teil des Vertrags wirkimgslos war.
Das Resultat ist also, daß der Vertrag keinesfalls gänzlich unwirk-
sam ist, sondern man zwischen seinem gültigen Teil — der Übernahme
einer Pflegschaft — imd einem imgültigen, den erb rechtlichen Stipu-
lationen unterscheiden muß.
Sehr klar läßt aber imser Kontrakt ims die Gründe ersehen, welche
für Justinian bestimmend waren, als er den Gegensatz von adoptio
plena und minus plena geschafien hat. Die letztere bedeutet bekanut-
lich, daß die Adoption, die nicht etwa zu Händen eines leiblichen
Aszendenten dos Kindes erfolgt, nicht mehr die patria potestas erzeugt,
sondern lediglich dem Kinde das Intestaterbrecht gegen den Adoptiv-
vater verschafft. Jetzt sehen wir, wenn wir unseren Papyrus als
typisch betrachten dürfen, daß dieser Gedanke gerade für die helleni-
stischen Untertanen Justinians kein neuer war, sondern nur demjenigen
entsprach, was diese mit der Adoption zu bezwecken pflegten.
Soviel über den Inhalt des Stückes im allgemeinen. Im beson-
dem wäre noch manches zu besprechen. Insbesondere ist die Stellung
der Großmutter sehr eigentümlich: kraft welchen Rechts ist sie in der
stipulatm est, non debuit denegari victo ßio, nee ipsi deneganda erit debitae pe-
cuniae extecutio. in eo auUm, gui non adoplavH, quem intelkctum habeat baec
coticeptio 'ei eum aliter quam ut fdium obeervaeect’ , non prospicio; an et hic exigi-
mus exheredationem vel emaneipationem, res in extraneo ineptas? sed si is, gut legi-
time adoptavit, nihil facit contra verba stipulationis, cum utitur patrio iure in
eo, qui haec non feeit, dicit supervaeuo; dici tarnen poterit commissam esse stipu-
lationem.
1) D. 46, 1, 61; 17, 2, 52, 9; 28, 6, 2, 2; C. J. 8, 88, 4.
r
Digitized by Google
184
I. Aufsätze
Lage, über die Person des Unmündigen zu verfügen? Eine grofimfitter-
liche Gewalt hat es natürlich bei den Römern nie gegeben; aber auch
die Vormundschaft, welche übrigens eine Legitimation zu dieser Ver-
fügung nicht in sich schließen würde, ist der Großmutter gänzlich
verschlossen; selbst der Mutter ist sie erst neun Jahre nach unserm
Kontrakt (a® 390, Valentinian II. C. Th. 3, 17, 4 = C. J. 5, 35, 2) und
nur unter der (hier auch wieder fehlenden) Voraussetzung des Ab-
handenseins männlicher Verwandter zugänglich gemacht worden. Auch
an das griechische Recht läßt sich hier nicht g;ut denken; wie soll
eine Frau, die selbst eines xv^ico; bedarf, die Vormundschaft über
andere führen können? In unserm Falle ist freilich noch dem Um-
stand Rechnung zu tragen, daß die Adoption vom Vater des Paesis
gewünscht worden war, vermutlich sogar in einer letztwilligen Ver-
fügung; aber auch von dieser Tatsache vermögen wir die juristische
Tragweite nur negativ zu bestimmen, dahin, daß das nach römischem
Recht eine formell wirkimgslose, höchstens bei der Frage der kaiser-
lichen Genehmigung des Arrogationsaktes zu berücksichtigende Sache
war. Auch hier stehen wir vor Rätseln.
Leipzig. Ladwig Mittels.
Digitized by Google
Ein NOMOC TeAflNiKOC ans der Kaiserzeit.
Grenfell und Hunt haben als P. Oxy. I 36 die Reste von zwei
Kolumnen ans dem n/III. Jahrhundert n. Chr. herausgegeben, die sie
mit Recht als extracts from customs regtdaÜons erklärten. Die diesen
beiden vorhergehende erste Kolumne, die nach ihrer Angabe nur accormts
enthält, haben sie nicht mit publiziert. Als ich im Sommer 1903 in
der Bodleian Library zu Oxford, in der dieser Papyrus mit der Signatur
Bo<n. Mss. Gr. dass. d. 60 (P) bewahrt wird, die erste Kolumne ge-
nauer prüfte, ergab sich mir, daß sie die Reste eines Zolltarifs ent-
hielt. Mit gütiger Erlaubnis des Vorstehers der Bodleian Library,
Mr. Nicholson, der wie auch schon früher meine Studien freundlichst
förderte, teile ich den Text hier mit und füge zugleich die schon von
Grenfell-Hunt edierten Kolumnen II und HI bei.')
1. Der Text.
Von jeder der drei Kolumnen ist nur der untere Teil, vieUeicht
kaum die Hälfte des ursprünglichen Textes erhalten. Die Fasern des
Papyrus könnten an einigen Stellen noch besser geordnet und geglättet
1) Sonst habe ich nur weni^ von den Oxyrhyncbos-Papyri verglichen. In
P. Oxy. I 62 Verso 2 las ich ]trov vor Sifa. In Z. 16 4i] = statt i(a.
Den Titel in 1/2 ergänze ich danach; (ix«TO»rde)z(»ie) M. [#«o(t>)?
T]{tov oder auch bloß [T]hov (vgl. BGÜ 979, 5: oim&r [T^iroe). In letzterem
Falle würde ich annehmen, daß die Zeile (im Präskript) etwas nach rechts ein-
gcrückt war. Danach stand dieser Centurio über den Gütern des Titus. Vgl. P.
Lond. n S. 127 n. 195, wo Tißtfiov Kaiaapof Ztßanrov wohl nicht von einer Jahres-
datierung abhängt, sondern zu dem Namen der in Z. 1 genannten »njefas gehört
Vor allem aber sehe ich eine Stütze für meine Ergänzung in P. Lond. II S. 2R7,
wo ein ivitf((ncos) dcanoriK^äv) xrijatov den praefectus castrorum Abinaeus
aufibrdert, zur Eintreibung der giuxoTtxär xavovov Soldaten zu schicken. Ebenso
schickt unser Centurio einen stationarius für die i/tßaltj. Auch er mag unter
einem ixitfoxog (procurator) KTtjtsaiv gestanden haben. Schon Mommsen hat im
Stiaiiecht S. 312 bemerkt, daß der praef. castrorum im IV. Jahrh. die Stellung ein-
nimmt, die in den älteren Texten der centurio hat. Vgl. endlich Oxy. I. c. Z. 9;
Tr« /ifj fx rijf gijs AfiiXelas ifidga x(qI rijv iußolfiv mit Lond. Z. 19: m;
«oB rfip &vaixr, gtv toö iignoxixoi otxov {viiQtvgavxot So schiebt jeder die Ver-
antwortung von sich ab.
Digitized by Google
186
I. Aufsätze
werden. Dann ließe sich hier und da vielleicht noch mehr lesen.
Meine Transkription, die schnell gemacht werden mnßte, beansprucht
überhaupt nicht, abschließend zu sein.
Kol. I.
1
}o TOV tpoffxCov
(dpaz/t^g) « [ . ?]
2
] . aypa<pov dxb
(dpaxitäg) iß
8
] . . rov ftsrpti(rov)
(dpaxudg) S (rfrpdßoXov) (fjftidißoXov)
4
] . tjs rov (raXdirrov) a
(dpaxfidg) d (rerpmßoXov) (ijfuihßoXov)
5
[ . ] [ ] . Toö (raidvtov) a
(dpaifidg) xß (dimßoXov) (fifudißoXov)
6
. . d ?]i« zftpög
(6ßoX6v)
7
ff*]vpow ^x Mnvtuag
8
rov (raXdvrov) a
(äpaxftag) xß (didßoXov) (■fjpumßoXov)
9
/ivpgy ix TpaycaSvrt-
10
»VS
(dgaxiiag) |g (6ßoX6v)
11
lx]aOtag rov (raXdvrov) a
(dpaxiidg) xß (didißoXov) (fuudtßoXov)
12
afifiov vxatanui(fjg)
13
rov ipo(yr{ov
(dpaiiictg) xd
14
[x]w*pov TOV furptir(ov)
(dpaxiiag) d' (6ßoX6v)
16
[A]odaVov tov (raXdvrov) a
(dpaxfidg) § (6ßoX6v).
2 ixb und die von mir nicht entzifferten Buchstaben zwischen Zeile 2 und 3
scheinen nachträglich hinzugefügt zu sein. Statt ov ist am Schluff des Zwischen-
geschobenen vielleicht ap zu lesen. — 9 = Tfpifotvtiitfis- — 11 Die Verbindungs-
linie vor aatas pafft für x.
Kol. U.
Ä£ tÖ[l» I ].
Iiarv xdvzia{v 6 sftxo]-
poj evvrt[ . . . .]
[6] TfAcDVIJS [ J
6 xöteQov TÖ t[ }-
tpopov /JooA£Ta[i]. df
rfAcitojs £xg)op[Tjo9’]^-
vai TO Ttlolov f xtjijrijtfg ,
6 iftxoQog
10 xal fäv (ilv ttipfü'g r[t] txt-
Qov ij o axfyQai'OTO, fftfpij-
Oifiov ttfro, iuv df firj cv-
pffrg, 6 TiXüvTjs [rv.l*'
xävrjv rä ifixö[p]m rov
15 ixtpoQTLafiov dxod[dr]aj
Digitized by Google
Ulrich Wücken: Ein ^OMOC T€AßMKOC ans der Kaiaeneit
187
1 Hente ist nxir bis to erhalten; Grenfell-Hunt lasen noch tAv ([. — 6 Letzter
Bncbstabe z, nicht n (Or.-H.). — 7 Falls 6 nicht in dem verstümmelten Schluß
von 6 fibergeschrieben war, muß man es hier einffig^n.
Kol. m.
xal xctQcc räv i[yXc(ß6vra)v\
tä rdlrj xt(f6yQ«<p[a Xaiiß]a-
vira^av, Tva elg tb (i^X-
Xov ievxwpdvTJjroi
6 äxfiv.
Xhtlct.
6 Unter iaiv sind Punkte von der Paragraphos erhalten. — 6 lese ich öxla
statt d xls. Das a ist, wie häufig am Schluß, lang nach rechts bin gezogen.
2. Interpretation des Textes.
In Eolamne I ist eine Reihe von aasländischen Waren im Genetiv
anfgefBhrt, und unter Angabe von Maßeinheiten — rov xaXdvrov «'),
Tov (UTQrjrov, zov (po^lov — ist jeder Kategorie eine Geldsumme
hinzugefügt. Zumal die beiden folgenden Kolumnen über den Verkehr
von rtXävttt und tfixogot handeln, kann wohl kein Zweifel sein, daß
die Geldsummen der I. Kolumne, die für die Preise zu gering er-
scheinen, die für die Maßeinheiten festgesetzten Zollsätze darstellen,
daß wir also einen Zolltarif vor uns haben. Die Flüssigkeiten wer-
den nach fifzpijrai berechnet, die andern Waren teils nach Gewicht
(zuXavTcc), teils nach Lasten (q>OQTi'a).
Die ersten 6 Zeilen sind zu verstümmelt oder noch zu mangel-
haft von mir gelesen, als daß ich sie erklären könnte.
Der erste erkennbare Posten ist in Zeile 7: | ja]vpov dx Muvaias
mit 22 Drachmen 2\ Obolen für das Gewichtstalent. Also Salben aus
dem Lande der südarabischen Minäer, deren Glanzzeit damals schon
weit znrücklag, die aber doch von einer unsemi .Papyrus zeitlich nicht
fernstehenden Quelle, von Claudius Ptolemaeus (6, 7, 23), noch als jisya
fPvog bezeichnet werden. Die Schreibung Msivecloi (statt des gewöhn-
licheren Mivttloi) haben auch die meisten Codices von Strabo 16 p. 768.
Da das Land in den einheimischen Inschriften ‘iTQ Ma'in heißt, kann
man schwanken, ob das ei bloß, wie so häufig, für langes Jota steht,
oder ob man Melvaloi lesen soU. Über die Beziehungen der Römer
zu den Minäem vgl. Mommsen RG V S. 604.
1) Warum bei xoi zalarcov die Zahl a hinzugeffigt iat, bei den andern
beiden nicht, weiß ich nicht.
Digitized by Google
188
I. Anfs&tze
Der nächste Posten nennt Salben ans dem Trogodytenlande, an
der ostafrikanischen Eflste. Daß die Schreibung TpmyodvTTjs (ohne l)
die richtige Form ist, hat Otto Puchstein in seiner Dissertation (Epi-
grammata graeca in Aeg. rep., Straßbnrg 1880, S. 53) erwiesen, und
konnte durch Xr. 9 der „Aktenstücke aus der kgl. Bank zu Theben“
(AbL Berl. Akad. 1886) von mir bestätigt werden. Wie lebhaft die
Beziehungen zur Trogodytenküste im UI. Jahrh. v. Chr. waren, zeigen
die bekannten Gründungen der Ptolemäer daselbst. Für das U. Jahrh.
V. Chr. ist jenes thebanische Aktenstück ein Zeugnis, denn wenn dort ein
iQjirjvivg täv Tgmyodvxäv sich die Quittung für die königliche Bank von
einem ‘^yeiiäv iSto (so lese ich jetzt in Z. 10) schreiben läßt, so
liegt es nahe anzunehmen, daß er als Dolmetscher an einer von jenem
tjye(uhv geleiteten Fahrt ins Trogodytenland teilgenommen hat. Vgl.
auch manche der Inschriften aus Redesiyeh mit ihrem Refrain: ffodflj
fx TQayodvxäv (Lepsins, Denkm. Abt. VI S. 81). Aus Strabos Worten
tl7 p. 798): x( vofu'Oat xä vvv, dia xoiavxijg txifieleiag olxovo/tov-
fiEVtt xtd xäv ’lvdtxciv ijixoQi&v xai xüv Tgcoyodtnixäv txrjv^fUvmv
ixl xotsovxov folgt nach dem ganzen Zusammenhang, daß im Ausgang
der Ptolemäerzeit (Auletes) der Handel mit der Trogodytike nieder-
gegangen war, mit der römischen Herrschaft aber einen großen Auf-
schwung genommen hatte.
Die Salben aus diesem Lande werden nach unserm Tarif mit
67 Drachmen 1 Obol verzollt ‘), also dreimal so hoch wie die aus
Minäa: 3 x 22 Dr. 2+ Ob. = 67 Dr. 1^ Ob., abgerundet 67 Dr. 1 Ob.
Wiewohl mit fivgov sehr verschiedene Salben bezeichnet werden
können, wird man in diesem Zusammenhänge wohl im besonderen an
Myrrhen zu denken haben, und insofern wäre für diesen starken Wert-
unterschied nicht ohne Interesse, was Plinius h. n. 12 § 69 von der
murra sagt: genera complura: Trogodytica sihestrium prima, sequens
Minaea.
So harmlos der nächste Posten ist (für casia*) 22 Dr. 2\ Ob. für
das Talent), so dornenvoll sind die darauf folgenden Worte für den
Interpreten: aggov vxaimxi*. Was soll zunächst aggog hier bedeuten?
An Sand kann unmöglich gedacht werden. Eine Übertragung auf
sandartige oder pulverartige Stoffe ist mir nicht bekannt. Eine an-
nehmbare Lösung des Rätsels fand ich dagegen in der Notiz bei
1) Die Maßbestimmang rof ralocvrov a iat ausgelassen, weil sie nach dem
vorhergehenden Posten selbstverständlich ist.
2) Die ans Arabien stammende xaeia (resp. xaeeitt) ist hek.unnt genug. Vgl.
H. Blümner, Mazimaltarif d. Diokletian S. 180. Sie begegnet auch in BtiC 9.’>S, 4,
gleichfalls in der Schreibung xacia.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Ein ^OMOC TCAQMKOC aus der Kaiaerzeit 189
Du Gange: dX6rj jilmpa, tj keyopiexn] äkvTCtjv, in Lexko Ms.
Nicomedis, Aloe viridi^'. Das steht nach ihm im Lexikon des latro-
sophisten Nicomedes im cod. Reg. 2147. Die Angabe nachzuprüfen,
hatte ich leider keine Gelegenheit. Diese Bedeutung von &mios als
Aloe paBt, wie mir scheint, nicht schlecht in nnsem ZoUtarif hinein,
zumal dieser Zoll nach q>ogria berechnet wird. ') Wie ich einem Aufsatz
von Georg Schweinfurth entnehme’), ist die Aloe seit ältesten Zeiten
in Ägypten importiert worden. Von den beiden Aloearten, die er dort
bespricht, der rotblühenden, die in Abjssinien zu Hause ist, und der
orangerot- oder gelbblühenden, die auf den Vorbergen des glücklichen
Arabiens wild wächst, würde zu der aXörj xXtoQd die zweite passen.
Demnach würden wir die Heimat unserer Sfi/iog im südlichen Arabien
zu suchen haben. Der Periplus mar. Erythr. § 28 erwähnt in der Tat
als Exportartikel der SüdkUste Arabiens die dXör}. Zu der Erwähnung
der Aloe in den Dig. 39, 4, 16 § 7 siehe unten S. 194.
Die Herkunft unserer dfifiog ist aber noch spezieller angegeben
durch den Zusatz was in vx0((UTtx(i)) aufzulösen sein wird.
Das ist eine Adjektivbildung, die man auf ein Nomen TVotcsrtjS oder
auch TWtfuaj, äxog zurückfOhren könnte. Auch noch andere Grund-
formen wären denkbar. Unwillkürlich wird man durch die sonst kaum
belegbare Lautfolge Vx.9 an die 'TicOias’) bei Josephus c. Ap. I 14 § 82fif.
erinnert. Da die Manethonische Etymologie dieses Wortes, die dort
mitgeteilt wird, nur ein Versuch ist, den Fremdnamen, der selbstver-
ständlich nur aus der fremden Sprache abgeleitet werden konnte, aus
dem Ägyptischen zu erklären’), mithin die Möglichkeit besteht, daB
1) Was für Lastou hier gemeint sind, ist nicht gesagt. Oer Palmjrenische
ZoUtarif unterscheidet Kamel- und EseUasten. Jedenfalls muB in nnserm Tarif
immer ein und dasselbe ipoqxlov gemeint sein.
2) Verhandlungen d. Berliner anthropol.. Gesellschaft, 16. Okt. 1897, S. 893.
3) Ob die Form 'VnovteAt, die Eusebios hat, die bessere ist, wie manche
meinen, ist mir sehr zweifelhaft Nach Nieses Ausgabe haben nicht nur die
Josephus-Handschriften, sondern auch die bessern lateinischen Handschriften die
kSrzere Form. Manetbo erklärt jedenfalls die singulariscbe Form vx, nicht vxov.
Wenn vxov, z. B. von Gutschmid, wegen der Plnralendung u (w) gefordert wurde,
so ist dagegen zu sagen, daB in enttonter Silbe (der Ton ist auf so; gerflckt) die
ToUe Plutalendung kaum zu erwarten ist.
4) So weit ich sehe, ist dies nirgends hervorgehoben worden. Man lobt
gewShnlich die Korrektheit der Erklärung, da es wirklich ein ägyptisches Wort
hq = Fürst gibt und ein Wort ios, das im Neuen Reich die Beduinen der Sinai-
halbinsel, später allgemeiner die Hirten bezeichnet. Trotz dieser an sich richtigen
Gleichungen ist die Etymologie doch natürUch verkehrt, da das einbrechende Volk
nur einen Namen ans seiner eigenen Sprache gehabt haben kann. Übrigens
könnte nach der Manetboniscben Etymologie 'Txa&t doch nur der Name der
Digitized by Google
190
I. Aufslltze
der Name der ägyptischen Etymologie zu Liebe (wie so häufig bei
Volksetymologien) ein wenig geändert ist, so kennen wir die genaue
Form jenes Fremdnamens nicht. Aber mag die lautliche Ähnlichkeit
mit dem arabischen Stammwort Ton vx6to}xix{rj) noch so groß ge-
wesen sein, an einen historischen Zusammenhang zwischen den beiden
wird man nicht denken können. Wohl aber wäre in diesem Falle
folgendes zu erwägen. Josephus 1. c. fährt fort: tivlg dl {also andere
als Manetho) XdyoixHv ccirovs "Agaßug flvcu. Es ist schwer einzusehen,
woher diese tivig ihr Wissen über die ethnologische Zugehörigkeit der
Hyksos geschöpft haben sollten. Auf altägjrptische Tradition geht es
auf keinen Fall zurück. Sollten sie nicht zu dieser Aussage einfach
dadurch geführt sein, daß ihnen bekannt war, daß Ägypten zu ihrer
eigenen Zeit mit einem arabischen Lande dieses oder ähnlichen Namens
in Handelsbeziehungen stand? Dann würde jene Aussage bei Josephus,
der manche neuere Forscher gefolgt sind (übrigens in dem irrigen
Glauben, daß sie aus Manetho stamme), als Zeugnis für die Heimat
der Hyksos auszuscheiden sein. Aber der Boden ist mir zu unsicher,
um mit gutem Gewissen darauf zu bauen.
Über die letzten beiden Posten kann ich mich kürzer fassen. Das
vom Kyprosbaum gewonnene Kyprosöl, von dem der fttTgr/r^s niit
9 Dr. 1 Ob. verzollt wird, ist bekannt genug. Ich verweise nur auf
Plinius h. n. 12 § 109, der übrigens den Preis nach Gewicht angibt,
während bei uns das Flüssigkeitsniaß zugrunde gelegt ist. Plinius
kennt als Heimat nur Ägypten, Askalon und Cypem. Da unser Zoll-
tarif in dem vorliegenden Stück nur Waren aus Arabien oder Trogo-
dytikc nennt, liegt die Vermutung nahe, daß dieses Kyprosöl auch von
dort eingeführt werden konnte. Freilich kennen wir nur ein kleines
Stück des Tarifes.
Für das Xddavov endlich verweise ich auf Herodot IH 112: t6 äe
di] iLrjdavov, zb xalsovOi 'Agäßiot kddavov xxL Vgl. Plinius h. n. 12
§ 73: Aräbia eliam nunc et hiäano gloriaiur. Derselbe bezeugt § 75
die Form ledanum für Cypem. Unser Text, der idäavov hat, meint
offenbar das arabische.
Die Kolumnen II und HI leiden durch den Verlust der obem
Hälfte noch mehr als Kolumne I, die nur einzelne für sich verständ-
liche Posten brachte. An sich wäre es denkbar, daß diese Kolumnen
Dynastie gewesen sein, nicht aber der des Volkes. Gerade weil man aber auf
eine sachlich unmögliche Etymologie verfallen ist, ist es mir wahrscheinlich, daß
der Name des Volkes wirklich Hyksos oder ähnlich gelautet hat, und nicht etwa
erst von den Ägyptern ihnen gegeben ist.
Digitized by Google
ülrich Wilcken: Ein NOMOC T€AQNIKOC ans der Eaiserzeit
191
in keinem direkten Zasammenhange mit Kolumne I ständen, daß yiel-
mehr mit Kolumne II ein neuer Abschnitt begänne, ähnlich wie III 6.
Aber wahrscheinlich ist das nicht. Es wäre schwer, sich Torzustellen,
wie die verlorene obere Hälfte von H bei der außerordentlichen Kürze
der Zeilen genügen sollte, eine neue Gruppe von Zollobjekten oinzu-
führen, auf deren Behandlung die erhaltenen Regeln sich zu beziehen
hätten. Auch habe ich am Schluß von Kolumne I keine Spur einer
Paragraphos notiert, wie unter III 5. Ich glaube daher, daß Kolumne II
bis in 5 Bestimmungen enthalten, die sich als Schluß des ganzen Zoll-
paragraphen an den vorhergehenden Zolltarif anschließen.
Verständlich ist von Kolumne H nur der Passus Z. 6 — 15: Wenn
der Zollpächter die Ausladung des Schiffes wünscht, so muß sie er-
folgen. Findet sich dann etwas, was vom Händler nicht deklariert
war, so wird es ihm w^genommen. Findet sich aber nichts derartiges,
so muß der Zöllner dem Händler die Unkosten für das Ausladen zu-
rückerstatten. — Eine derartige Bestimmung über das Ausladen ist
sonst wohl nicht erhalten, doch fügt sie sich dem sonst bekannten
ein.‘) Sie stimuliert den Zöllner zur größten Wachsamkeit, da er
selbst von der eventuellen Konßskation Vorteil hat, sie schützt andrer-
seits das Publikum gegen übermäßige Belästigungen, da im Fall eines
nicht begründeten Mißtrauens der Zöllner die Unkosten ans eigener
Tasche zu zahlen hat. — Die Verpflichtung des Importierenden zur
schriftlichen Deklaration der eingefUhrten Waren ist sowohl für den
griechischen*) wie für den römischen') Rechtskreis bezeugt.
Unklar bleiben mir die 6 ersten Zeilen dieser Kolumne. Nur die
Konstruktion ist klar: nachdem der ifiTcoQOg dies und das getan hat, soll
der teXmvTjg [wählen oder entscheiden?], ob (xörtQov) er dieses oder
jenes . . . will.
In Kolumne UI 1 — 5 wird dann bestimmt, daß die Händler sich
von den Zöllnern Quittungen {x^i(f6yQa<pu) ausstellen lassen sollen,
damit sie künftig nicht durch Denuntiationen belästigt werden. So
1) DaB dem ZoUp&chter das Recht der Durchsuchung zustand, bezeugt
Plutarch v. d. Neugier 7: xai yag tovg r$Xmvas ßai/vv6nt9a xorl ävaxtfalvoiur oix
itav TÜ iiufavij xäv ilgoYOitivtor i%Uyateiv, &XX’ ärav tu xtx^vmiiva irfiovvret
iv iXlotfloig axtimi xal ipogrioig ivaezfiipiüruu- Kui toi rovro noielv & xofiog
iliaei aixotg xoi ßläxcxorxat (ii) itoiovyxeg. Zu vergleichen sind auch die
Bestimmungen des Bev. Pap. 6.5, 17 ff. über das den Olmonopol-Phchteni zustehende
Recht der Haussuchung
2) Vgl. Demosth. c. Phormio. § 7; Pollux 9, 31.
8} PhUostratos, vit Apollon. 1, 20. Vgl. auch Zolltarif v. Palmyra bei Dessau,
Hermes 19 S. 623, wo wohl eher als ixi[o]ytci[<foni*(i>v zu er-
gänzen ist.
f
Digitized by Google
192
I. Aufsätze
ist die Stelle richtig tou Rostowzew, Staatspacht S. 343 gedeutet worden,
der zugleich mehrere Parallelen dafür anfUhrt, daß die Pächter gern
durch ungerechte Denuntiationen sich bereicherten.
Hiermit ist der Abschnitt zu Ende, wie die Paragraphos zeigt.
Das Wort oxXa, das in Zeile 6 nach rechts gerückt steht, ist offenbar
als Überschrift des nächsten Abschnittes zu fassen, den der Schreiber
leider nicht mehr kopiert hat, wiewohl der Papyrus noch viel Platz hat.
3. Die Zölle.
Die Waren, die im Zolltarif genannt werden, fallen, gleichviel ob
sie Rohmaterialien oder Fabrikate sind, wohl alle unter den Begriff
der ttQäfuiT«. Vielleicht hat ttgäjiata über diesem Abschnitt gestanden,
sowie oxHcc über dem nächsten steht. Rostowzew hat es vor kurzem
als zwar noch ungewiß, aber wahrscheinlich bezeichnet, daß die aro-
maticae species von den kaiserlichen Fabriken monopolisiert wurden
(Woch. f. klass. Phil. 1900 Sp. 115). Diese Vermutung hat manche
Analogien für sich. Wenu wir jetzt aber sehen, daß die importierten
uromata verzollt wurden, so ist der Kaiser doch wohl zum mindesten
nicht der ausschließliche Abnehmer in Ägypten gewesen. Andrerseits
weist auf besondere Beziehungen der Kaiser zu den aromuta aller
dings jene Stempelinschrift') hin: uQafiauxfjs tüv xvQiav Kuieä^av, die
Rostowzew in den Mitteil. Deutsch. Arch. Inst. Rom XHI (1898) S. 121 ff.
ediert und erklärt hat. Vgl. auch Archiv 11 S. 443 n. 04. Ausgehend
von der Annahme, daß dieser Tonstempel auf den Ballen gesessen
habe, die nach Alexandrien und weiter gingen, meint er, daß der
kaiserliche Hof ägyptischen Kaufleuten die Beschaffung der für die
Hofhaltung nötigen aromata in Pacht gegeben habe, und dieses Ton-
siegel habe dazu gedient, die Waren als kaiserliches Eigentum und
damit als zollfrei zu bezeichnen. Sprachlich ist diese Erklärung gewiß
einwandfrei, aber sachlich könnte man sich den Tatbestand auch noch
anders erklären. Ich habe in Herakleapolis Magna eine analoge Stempel-
inschrifl*) gekauft: ä(fmiiaTixfjg ’Avravivov KaiauQos xov xvpi'ov (Arch.
11 443 n. 63). Die beiden einander sehr ähnlichen Tonstempel zeigen
auf der Rückseite, wie ich mich kürzlich au den Originalen überzeugte,
tiefe Einschnitte von den Schnüren oder Baststreifen, mit denen die
Einzelkrüge verschnürt wurden. Waren diese Stempel also, wie auch
H. Schäfer meinte, auf Krugverschlüsse eingedrückt, so liegt die Er-
1) Uer Stempel ist übrigens Nr. 8S13 nicht des Berliner Antiquariuma , son-
dern der Ägyptischen Abteilung der kOnigl. Museen daselbst.
2) Jetzt Nr. 14769 der Ägyptischen Abteilung des Berliner Musenms.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Ein NOMOC T€AQMKOC aus der Kaiserzeit
193
klärung nahe, daß durch solche Stempelung ausgedrückt war, daß der
betreffende Krug kaiserliches Fabrikat enthalte. Denn kaiserliches Eigen-
tum, dsw an den Hof weiter gehen sollte, wie Kostowzew meinte,
würde wohl kaum in die entl^enen Ruinen von Herakleapolis ge-
kommen sein. Aber sicher ist mir auch diese Deutung nicht. Jeden-
falls hat Kostowzew richtig erkannt, daß aQaiicctixij hier nicht eine Ab-
gabe bezeichnen kann, denn bei einer solchen wäre die regelmäßige
HinznfÜgung des Namens des jeweilig regierenden Kaisers ganz unge-
wöhnlich.
Auf die Frage, wo diese Zölle auf arabische Spezereien zahlbar
waren, kann ich leider keine sichere Antwort geben. Verschiedene
Möglichkeiten soUen hier kurz erwogen werden. Diese Frage hängt
wesentlich von der andern ab, ob die Angaben von Kolumne II — IH ö
sich auf eben jene a(fm(taxa beziehen oder nicht. Wenn das der Fall
ist, was, wie wir oben sahen, das bei weitem Wahrscheinlichere ist,
dann können die Sätze unsere Tarifs nur als Durchgangszölle be-
trachtet werden, denn in Kolumne H wird als das Normale angesehen,
daß der sfixogog, ohne ausgeladen zu haben, weiter fährt, nachdem er
den Zoll gezahlt hat. Die Zollbude, die hier ins Auge gefaßt ist, muß
also an einer Durchgangsstation (imd zwar wegen der xkoia am Wasser)
gelegen haben. Damit ist ausgeschlossen, an die Einfuhrzölle zu denken,
die in den Häfen am Roten Meer erhoben wurden, denn diese Häfen
bildeten für die Schiffe notwendigerweise den Endpunkt der Reise.
Wer dagegen Kolumne U— Ul 5 von I inhaltlich trennt und auf andere
Objekte bezieht, den hindert nichts, die Sätze unsere Tarifs auf eben
diese Einfulmölle zu beziehen, denn über die Höhe und Art derselben
ist uns bisher nichts bekannt.*)
Schwieriger ist die Frage, ob unter der wahrscheinlichen Voraus-
setzung des Zusammenhangs der drei ersten Kolumnen (bis Z. 5) an
die Exportzölle gedacht werden kann, die nach Strabo 17 p. 798 in
Alexandrien (vor der Ausfuhr ins Ausland) erhoben wurden. Hier ist
zu bedenken, daß die Flußschiffe, die diese Waren in Koptos von
den Karawanen übernommen hatten, jedenfalls in der Regel nur bis
Alexandrien, nicht aber über das Mittelländische Meer fuhren. Also
für diese Schiffe würde Alexandria der Endpunkt der Reise sein. Somit
würde auch an diese Exportzölle nicht zu denken sein.
Andrerseits hören wir ans Strabo 17 p. 800, daß oberhalb von
1) Siehe unten Abschnitt 6. Wenn ich Kostowzew, Woch. f. klass. Phil. 1900
Sp. 117 recht verstehe, so meint er, daß in den äg^rptischen Hafen am Roten Meer
eine »tvrijxoovq erhoben sei. Ein Zeugnis liegt dsinlber nicht vor.
Digitized by Google
194
I. Aufsätze
Alexandrien bei das reXaivtov x&v äva^tv ycurwyoy.ivmv xuL
ävayofiivcav war. Da die Flußschiffe, die nach Alexandria wollten,
Ober diese Zollbnde hinaus auf dem Kanal weiter fuhren, so scheint
mir die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß unser Tarif auf diese
Zölle von bezogen werden könnte.
Ich sehe anch noch eine andere Möglichkeit. Aus Agatharchides
c. 22 (Photius Bibi. p. 447’’ Bekk.) und Strabo 17 p. 813 wissen wir,
daß an der alten Grenze von Obei^ und Unterägypten, bei der hermo-
politischen ^vXaxtj (auch Sjedia genannt), ein Zoll von den aus der
Thebais stromab geführten Waren erhoben wurde. Auch an diesen
echten Transitzoll ließe sich bei unserem Tarif denken.
Dagegen darf aus dem Fundort des Papyrus, Oxjrrhynchos, nicht
etwa fOr diesen ein derartiger Zoll postuliert werden. Wie trotzdem
unser Tarif nach Oxyrhynchos kommen konnte, werden wir sogleich sehen.
Die Waffen, die im nächsten Abschnitt behandelt worden sind,
dürften ebenso wie die agdtfiaTo^ denen sie parallel stehen, als Import-
resp. Exportwaren aufzufassen sein. Ich habe mich noch nicht da-
rüber orientieren können, ob über Waffeneinfuhr in Ägypten sonst
etwas bekannt ist. Für Waffenausfuhr fand ich zufällig ein Beispiel
im Periplus mar. £iy. § 6, wonach aus Ägypten gewisse Waffen an
der afrikanischen Küste eingeführt wurden: öfiolog ü xol xsivKia
Xfoxafsl xal ffxdxapva xal fiaxaipai.
4. Der Charakter der Urkunde.
Es erübrigt noch zu untersuchen, welcher Art die Urkunde war,
von der ein kleiner Fetzen uns erhalten ist.
Die erste Kolumne ist ein Tarif, vergleichbar den bekannten Ta-
rifen von Palmyra, Zarai, Koptos. Außerdem berührt sich mit
unserem Text jenes Verzeichnis von species pertinentes ad vectiyal in
Dig. 39, 4, IG § 7, das Dirksen in den Abhandlungen d. Akad. Berl.
1843 S. 59 ff. eingehend kommentiert hat. In der ersten Gruppe von
Importartikeln, die unseren aQmpaxa etwa entspricht, finden sich von
den in unseren Tarif genannten Objekten cassia (cassia turiatui und
xylocassia') und aloe (so nach Mommsen statt des überlieferten
alche') wieder. Auch entspricht die smuma, wie wir sahen, etwa
unserem pv^ov. Wenn andererseits schon in unserem kleinen Frag-
mente mehrere der dahingehörigen Artikel genannt werden, die dort
fehlen, wie xwiQog und Xdäavov, so bestätigt das nur die Auffassung
1) Zu £x(dia vgl. jetzt die lehrreichen .Ausführungen von Alfred Schilf,
Inschriften aus Schedia (Festschrift 0. Hirschfeld S. 378 tf.).
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Ein NOMOC T6AQNIKOC aua der Eaiaerzeit 195
Ton Dirksen, wonach in der Digestens teile nur eine nach bestimmten
Gesichtspunkten in dem Reskript des Marcus und Commodus getroffene
Auswahl uns vorliegt.
Auf diesen Tarif folgen im Papyrus gesetzliche Bestimmungen
(beachte die Imperative!) Aber den Geschäftsverkehr zwischen trlävai
und IftxoQoi, die sehr wahrscheinlich, wie wir sahen, dem Tarif un-
mittelbar angeschlossen waren.
Die vollständige Urkunde, die in verschiedene Paragraphen mit
Sonderflberschriften zerfiel, enthielt also eine Mischung von zollgesetz-
lichen Bestimmungen und Tarifen. Ich glaube danach, daß wir ein
Fragment des allgemeinen v6(iog xtkeavixög vor uns haben, auf Grund
dessen alljährlich die Verpachtung der Abgaben vorgenommen wurde.
Hiernach ist die richtige Parallele für unseren Text der Re-
venue-Papyrus. An dieser Auffassung, die schon GrenfeU und Hunt
für Kol. U imd III vertreten haben, brauchen wir nicht zu rütteln,
nachdem wir in Eol. 1 einen damit verbundenen Zolltarif kennen ge-
lernt haben. Was wir heute den Revenue-Papyrus nennen, sind ja nur
dürftige Fragmente jenes allgemeinen vöitog ttlmvixög, in denen rein zu-
fällig nur von der Verpachtung von Steuern und Monopolbetrieben,
nicht auch von Zöllen die Rede ist. Für Zolltarife war daher in den
erhaltenen Teilen des Gesetzes kein Platz; tarifartige Festsetzungen der
Tifijj finden sich bei den Monopolen auch hier. Der Papyrus von Oxy-
rhynchos zeigt uns jetzt, in welcher Weise innerhalb jenes vöitog die
Zölle behandelt wurden. Damit erklärt sich auch, wie diese Bestim-
mungen über Durchfuhrzölle auf arabische Spezereien, die für Oxy-
rliynchos praktisch keine Bedeutung hatten, dorthin gekommen sind:
es wurde eben überall der ganze vöitog xtiavutög publiziert. Vgl.
Griech. Ostraka I S. 514. Weiteres hierüber in meinen „Urkunden der
Ptolemäerzeit“.
Wir haben also in P. Oxy. 36 sozusagen ein Stück „Revenue-
Papyrus“ aus der Kaiserzeit. Auf die große Ähnlichkeit, die er mit
dem ptolemäischen im StU hat, wiesen schon GrenfeU und Hunt hin.
Wir werden uns auch ihrer weiteren Vermutung anschließen dürfen,
daß die hier vorliegenden Bestimmungen, aus dem II., /lü. Jahrhundert,
im großen und ganzen wohl von den Ptolemäern übernommen sind.
Nur hinsichtlich der Tarifsätze wird man natürlich die Zugrundelegung
der augenblicklich herrschenden Preise anzunehmen haben.
5. Die Tsr<f^Ti] von Lenke Kome.
Da oben von den Zöllen, die in den Häfen des Roten Meeres er-
hoben wurden, die Rede war, möchte ich hier anhangsweise die neue
ArehiT f. PApjratfonchang ni. i. 14
Digitized by Google
196
I. AufB&tze
Ansicht, die ich mir gelegentlich dieser Arbeit über die vielbesprochene
xszd(fxri von Lenke Korne gebildet habe, kurz begründen.
Der Periplus mar. Ery. § 19 sagt darüber: . . . OQftos iöxlv ixtpog
xal ^QovQiov, o Xdytxai ydetfxtj xto/ir/, diä ijg 6d6g iaxuv tlg Ilixguv
XQog MaXC^av ßaOiXia NaßccxaCav. “Exh d’ Ifixoglov xtv& xal tcinii
xä^iv xotg äxb xijg ’AQußtag i^aQxilofiivoig elg adti)v xXoCoig ov (leyd-
Xoig. Alb xal elg avxijv xal xapaXTjxxtjg xijg xexd(fxrjg xäv elgqieQO-
fidvav (poQxiav xal xapaqtvXax^g txaxovxd^xVS psrd ffrpaTsti-
lutxog dxoaxdXXexai. Dieses Lenke Korne liegt an der Westseite der
arabischen Halbinsel und ist der südlichste Punkt des Nabatäischen
Gebietes. Vgl. die Belege bei C. Müller, Geograph! Graec. min. I S. 272.
Ich habe früher, z. T. durch eine irrtümliche Vorstellung von der
geographischen Lage von Lenke Korne verführt, die Vermutung aus-
gesprochen, daß ebenso wie in Leuke Korne auch in den ägyptischen
Häfen am Roten Meer ein Zoll von 25% erhoben sei. Vgl. Griech.
Ostraka I 399. Rostowzew hat dem in seiner Besprechung meiner
Ostraka*), der ich viele Anregung verdanke, sowie in seiner Geschichte
der Staatspacht S. 396 widersprochen, und mit Recht, wie ich sogleich
zeigen werde. Aber ebensowenig kann ich die Vermutung, die er statt
dessen aufgestellt hat, für richtig halten. Er sieht in dieser tfrdprij
einen von den Ptolemäern zu Gunsten des ägyptischen Handels ein-
geführten Schutzzoll und fährt fort: „Die Ptolemäer haben eich wahr-
scheinlich des Haupthafens auf der gegenüberliegenden Küste, von wo
die beste Straße nach Petra und weiter nach Syrien führte, bemächtigt,
und um den ganzen östlichen Handel nach Ägypten zu lenken, erhoben
sie dort den enormen Zoll von 25\“.
Hierzu ist zunächst zu bemerken, daß die Rückdatierung dieses
bisher lediglich für die Kaiserzeit durch den Periplus bezeugten Zolles
auf die Ptolemäerzeit von Rostowzew nur ans der Inschrift CIGr IH
5075 gefolgert wird, die einen xapaXrjfixxrig xrjg ’Epv9'päg &aXdffffrig
nennt. Rostowzew hat aber diese Inschrift mit Unrecht der Ptolemäer-
zeit zugewiesen: der Nachtrag aus dem 32. Jahre des Augustus (Lepsius,
Denkm. Abt. VI n. 395) zeigt, daß auch jene vorhergehende Inschrift
den Anfängen der Römerzeit angehört. Vgl. unten meine Bemer-
kungen zu Dittenberger Or. Graec. Insc. Sei. n. 202. Daß die Ptolemäer
also nach Leuke Kome übergegriffen hätten, ist durch diese Inschrift
nicht erweisbar, vmd unsere sonstigen Nachrichten über das Verhältnis
der Ptolemäer zu den Nabatäem sprechen eher dagegen. VgL J. Beloch
in dieser Zeitschrift U S. 233.
1) Wochenschrift f. klass. Phil. 1900 Sp. 116.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Ein NOMOC TEAQMKOC aus der Eaiseireit 197
Aber auch wenn die Inschrift ptolemäisch wäre, würde sie nicht
beweisen, was Rostowzew ans ihr folgert. Denn der xaQah^ftxrrjg der
Inschrift, der zugleich erQatrjyös des Ombites nsw. ist, kann unmög-
lich jener xuQaXtjxtrjg des Periplns sein, der — offenbar regelmäßig
und zur dauernden Tätigkeit — nach dem an der arabischen Küste
gelegenen Lenke Korne geschickt wird. Wo bliebe da die Verwaltung
des Ombites? Dagegen ist es verständlich, wenn dem OTQurijyög des
Ombites neben seinen sonstigen Amtsgeschäften die Entgegennahme
der an der ägyptischen Küste von den Pächtern erhobenen Zölle an-
vertraut war.')
Doch darum könnte Rostowzew vielleicht immer noch Recht haben
mit der Annahme, daß der 25prozentige Zoll, den er mit Recht auf
Lenke Korne beschränkt, ein, wenn auch nicht von den Ptolemäern,
so doch von den Römern eingeführter Schutzzoll zu Gunsten des ägyp-
tischen Handels gewesen sei*) — vorausgesetzt, daß der Zoll des
Periplus überhaupt ein römischer gewesen ist. Diese fast allge-
mein geltende Annahme') halte ich seit kurzem für irrig. Stutzig ge-
macht wurde ich zuerst durch die Ausführungen von B. Fabricius, der auf
S. 138 seiner Spezialausgabe des Periplns*) den Zoll von Leuke Korne
1) Auch aonst kann ich Roatowzewa AnaflUirungen auf S. 396/7 in vielen
Punkten nicht zustimmen. Er h< den Plocamus, der marü Subri vectigal
a fiseo redemit, zuerst ganz richtig für einen P&chter, nennt ihn dann aber einen
kaiserlichen Halbbeamten, da er ihn mit dem xagaXi^rrit des Periplus identifi-
ziert. Den der Inschrift nennt er dann einen „Beamten oder P&chter“.
Diese Vermischung, mit der er auch sonst viel operiert, ist hier jedenfalls abzu-
lehnen. Der redemptor ist nichts anderes als ein P&chter, und der
ist ein Beamter {nufalaiißäveiv steht niemals in Beziehung zu einem Pachtver-
h&Itnis). Ich weiB für den xoc^ctXijnvrjff vij; (Xaldaaris auch heute noch
keine bessere Deutung als die in den Oriech. üstraka I S. 684 gegebene (die
Rostowzew in Anmerkung 131 übersehen hat), n&mlich daß er der Beamte war,
der die von den I^htem in den &gyptischen Häfen erhobenen Zolle entgegen-
znnehmen batte, also eine Art Eontrollbeamter war. Daß der iracaXi)itT>); des
Periplns, für den sich sogleich eine neue Deutung ergeben wird, jedenfalls kein
P&chter gewesen ist, dafür spricht die feine Beobachtung von Dittenberger (Or.
Graec. In. S. n. 202 S. 311), die er übrigens irrtümlich mir zuschreibt, daß das Wort
inoatiXXtTcu dies fordert; etenim conductor non eed sua aponte venit.
2) Ganz anders — und ich glaube, richtiger — faßte freilich Mommscn die
handelspolitische Situation auf, wenn er in der BOm. Geschichte V S. 616 die
Hypothese aufstellte, daß seit Augustus den arabischen und indischen Fahrzeugen
die ägyptischen Häfen wenn nicht geradezu gesperrt, so doch durch Differential-
lOlIe tatsächlich geschlossen seien.
8) Lumbroso, Recherchee S. 812. Hirschfeld, Untersuch. 3. 20, 2. Mommsen
RQ V S. 479, 1. Auch ich in den Ostraka I S. 898.
4) Der Peripl. d. Erythr. Heeres von einem Unbekannten. Griechisch und
deutsch von B. Fabricius. Leipzig 1888.
14*
r
Digitized by Google
198
I. Aofaätze
als eine auf Rechnung des Nabatäerkönigs erhobenen erklärt (wie anch
Schwanbeck und C. MflRer). Prüfen wir die von Mommsen RG V 479, 1
für die herrschende Ansicht anfgeführten Gründe. Die ReichsangehSrig-
keit des Autors, in der Mommsen das erste Argument sieht, kann für
sich allein jedenfalls nicht beweisen, daß die von ihm genannten Be-
amten römische sein müssen. Ihr steht gegenüber die Zugehörigkeit
von Lenke Korne zum Nabatäerreich, die Strabo 17 p. 780 bezeugt
(yffvx^r xäurjv rrjg NaßtcraCmv yrjg). Das Verhältnis dieses Staates zu
Rom ist in seinen wohl sehr wechselreichen Perioden so wenig auf-
gehellt, daß auch daraus die obige Frage nicht ohne weiteres entschieden
werden kann. Wenn Mommsen hervorhebt, daß es auch sonst vor-
komme, daß ein Klientelstaat in das Gebiet der Reichssteuer eingezogen
wird, so ist damit doch nur die Möglichkeit erwiesen, die Anwendung
auf den Einzelfall aber noch nicht indiziert. Der Wortlaut legt jeden-
falls, wie Fabricius mit Recht bemerkt, es näher, an nabatäische Be-
amte zu denken, da vorher vom König der Nabatäer, aber nicht von den
Römern gesprochen ist. — Der Hauptgrund dafür, den Zoll von Lenke
Korne für einen römischen zu halten, ist früher für mich immer der
hutrovrdffx^S = centurio gewesen. Auch Mommsen sagt; „Anch paßt
für das Heer des Nabatäerkönigs der Centurio nicht.“ Da B. Fabricius
1. c. nun im Gegensatz hierzu versichert, daß der ixarovtäQxijg nur
„eine Übersetzung des echt arabischen Namens“ sei, so bat ich Theodor
Nöldeke um Belehrung, die er mir mit gewohnter Liebenswürdigkeit
gewährt hat. Er schrieb mir (20. 4. 04): „Leider wissen wir Ober die
Einrichtungen des Nabatäerreiches außer dem, was die Inschriften (fast
durchweg Grabschriften) und die Nachrichten Strabo’s usw. ergeben,
nichts. Also wie ein ijcavovtepjpjg bei den Arabern des 1. Jahr-
hunderts geheißen habe, das kann bis jetzt niemand mit Sicherheit
sagen. Vielleicht läßt sich’s mal aus einer Inschrift ermitteln. Natür-
lich ließe sich „Befehbhaber von Hundert“ leicht ins Arabische über-
setzen — — , aber es wäre sehr die Frage, ob wir damit den richtigen
Titel träfen, oder vielmehr, das wäre sehr unwahrscheinlich. Es kann
sehr wohl ein einfaches Wort gewesen sein, das durch {xarovrappiS
nur dem allgemeinen Sinn nach, nicht wörtlich wiedergegeben wäre.“
Wenn also auch das arabische Prototyp sich nicht erweisen läßt, so ist
doch die Möglichkeit zuzugeben, daß unser ägyptischer Kaufmann für
jenen nabatäischen Führer den aus dem römischen Ägypten ihm ge-
läufigen Titel gewählt hätte, der ilim am ehesten zu entsprechen schien.
Es wäre das nichts andere.s, als wenn die Griechen z. B. den römischen
Ädilen als ayopupdfiog bezeichneten.
Bis hierher ist die Frage weder nach der einen noch nach der
Digitized by Google
ülrich Wilcken: Ein NOMOC TCAÖNIKOC ans der Kaiserzeit 199
anderen Seite hin entschieden worden. Wenn Mommsen nun aber als
letzten Grund anführt, daß „die Stcuerfomi ganz die römische“ sei, so
kann ich dem gegenüber auf eine Nachricht hinweisen, die die Wage
zu Gunsten des arabischen Ursprungs des Zolles sinket! läßt. Plinius
h. n. 12 § 68 sagt von der sabäischeu murra: „Non dant ex muna
portiones deo, quoniam et apud alios nasdtur. regi tarnen Gebbani-
tarum quartas partes eins pendunt. Vgl. hierzu § 63, wo vom tus
derselben Gegend die Rede ist: evehi non potest nisi per Gebbanitas
itaque et horum regi pendunt vectigal. Damit ist die Ttragti} als Dnrch-
gangszoll für ein arabisches Gebiet bezeugt, und ein DurchgangszoU
ist auch die reräQxrj von Leuke Korne, wenn sie auch im Periplus
formell als Einfuhrzoll bezeichnet wird.
Zumal ich nun einen 25 prozentigen Durchfuhrzoll im römischen
Reich nicht kenne, ist es mir schon hiernach mehr als wahrscheinlich,
daß wie der König der Gebhaniten in jenem Falle, so hier der
König der Nabatäer in Leuke Korne, dem südlichsten Punkt seines
Reiches, da wo die Karawanen resp. die vom Periplus erwähnten
arabischen Schiffe zuerst sein Gebiet berührten, den Zoll von 25% er-
hoben hat
Man könnte nun vielleicht einwenden, daß, wenn auch der Zoll
ursprünglich ein arabischer sei, er doch in römischer Zeit von der rö-
mischen Regierung in alter Höhe erhoben worden sei. Daß dem nicht
so ist, glaube ich aus Plinius h. n. 12 § 63 ff. erweisen zu können. Plinius
schildert hier den Transport des Weihrauchs vom Sahäerlande bis Gaza.
Er gibt die Entfernung bis Gaza nostri litoris in ludaea oppido und
die Zahl der Stationen, die die Kamelkarawanen bis dahin zu machen
hatten (65), erwähnt dann die vielen Abgaben, die unterwegs zu zahlen
waren für Wasser, Futter und Stationen variisquc portoriis, ut smnptus
in singulas camdos ^DCLXXXVIII ad nostrum litus coUigat iterum-
qtie imperii nostri publicanis penditur. Hier werden also die Unkosten
für das Kamel bis zum MitteUändischen Meer, resp. bis Gaza berechnet,
einschließlich der auf diesem Wege gezahlten mannigfachen portoria,
„und wiederum wird dann an die Zöllner unseres Reiches gezahlt“.
Durch iterum werden die Zahlungen an die römischen pubhcani in deut-
lichen Gegensatz gestellt zu den vorhergehenden Zahlungen an die
nicht-römischen, sondern arabischen Erheber. Hieraus scheint mir ganz
klar zu folgen, daß die aus Arabien an der Westküste nach Norden
ziehenden Karawanen erst am mitteUändischen Meer, bei Gaza, d. h.
an der Südgrenze der Provinz Syrien, die Reichszollgrenze pa-s-
sierten und auch erst hier mit römischen Zöllnern in Berührung
kamen. Folglich kann die von einem Zeitgenossen des Plinius be-
Digitized by Google
200
I. Aufsfttze
zeugte zsTaQTi] von Leuke Korne, das auf eben dieser Boute vom Sabäer-
lande nach Qaza gelegen war, nicht zu den römischen Zöllen, sondern
nur zu den arabischen (jenen varia potioria) gehört haben, und jener
und huctovzaQxus können hiernach nur in nabatäischen
Diensten gestanden haben.*)
Halle a./S. Ulrich Wilcken.
1) Wie mir NSldeke schreibt, sind nicht weit von Lenke Kome „die Denk-
mUer von Teimä, die eben in der Zeit des Peripins errichtet worden und nach
den Nsbatherkönigen datiert sind“. — Ich verdanke ihm zu den quartae partes
der QebbanitenkOnige noch folgende Bemerkongen, die hier mitzuteilen er mir
gütigst gestattet: „Wir wissen aus verschiedenen gnten Zeugnissen in Versen und
Prosa, daß bei den Arabern zu Mohammeds Zeit der Ffibrer eines Stammes den
vierten Teil der Beute erhielt; der Prophet änderte das in den fflnften Teil
ab, den er, resp. der Staat bekam (was dann bei den großen Eroberungen unter
seinen Nachfolgern zu riesigen Erträgen fOr den Staat führte). Das ist ja nicht
dasselbe, aber doch etwas Ähnliches.“ „Es scheint mir echt arabisch ge-
dacht zu sein, den Zoll als einen Benteanteil zu betrachten. Der Gott oder die
Gütter bescheren dem Führer des Kanbzuges die schOne Gabe wie dem Herrn
des von den Kanflenten zu passierenden Ortes.“
'S
Digitized by Google
Eornerhebang and -transport im griechisch-römischen
Ägypten.
Viele der dunklen Fragen des griechisch-ägjptischen Agrar- und
Steuerweeens, die sich noch vor kurzem wohl stellen, aber nicht be-
antworten ließen, sind jetzt durch die Tebtjnisurkunden der Entscheidung
näher gebracht worden. Zu ihnen gehört die wichtige Frage Uber die
Aufli^e und Erhebung der Komabgaben, der sogenannten tsirixä. Aus
den vielen zusammenhängenden Problemen, die das ägyptische Kom-
problem bilden, hebe ich in diesen Zeilen nur das eine Uber die Technik
der Erhebung und des Transports heraus. Das von Wilcken (Ostraku)
und Grenfell-Hunt-Smyly (in den verschiedenen Papjrruspublikationen)
schon Gefundene setze ich meistens als bekannt voraus, obwohl es mir
doch zuweilen notwendig war, auch das Bekannte kurz zu streifen.
I. Ptolemälsehe Zeit.
Die Tebtynisurkunden reden uns fast ausschließlich von Domänen,
nicht vom Privatlande. Die ßaöilixri bildet in der ptolemäischen
Zeit im Dorfe Kerkeosiris und der Nachbarschaft den Hauptteil des
bewirtschafteten Bodens; daneben figuriert nur Tempel- und assigniertes
Soldaten (resp. Beamten-) land, das durch Abgaben viel weniger belastet
wird und nur zum Teile gutes Eomland ist. Die Dörfer, mit denen sich die
Tebtynispapyri beschäftigen, sind von königlichen Pächtern {ßamXixol
ytatQYoX) bevölkert, denen vielleicht nur Haus und Hof als Eigentum
gehören.*) Trotzdem, glaube ich, bleiben die Tebtynisurkimden fUr die
Fragen der Administration, die uns hier beschäftigen, charakteristisch.
Es ist höchst wahrscheinlich erstens, daß die Domänenverwaltung Überall
in Ägypten dieselbe bleibt, zweitens, daß in der Technik der Erhebung
der Naturalabgaben von Ländereien anderer Qualität dieselben Haupt-
zflge wie bei der Erhebung der Domänenabgaben sich nachweisen lassen.
Folgende Zeilen werden manchen Beweis für diese Behauptung bringen.
Der Komerhebnng gingen, wie bekannt, weitläufige vorbereitende
Arbeiten voraus, die als ihr letztes Ziel die Feststellung der Forderungs-
1) Darüber s. Tebt. Pap., p. 544f. und öfter in dem Appendix 1.
Digitized by Google
202
I. Aufsätze
listen — äxaitrjöifta — hatten. Diese Torbereitenden Arbeiten lagen
hauptsächlich auf den Dorfschreibem, den xo/toj'papfuersfff. Auf Grund
des Katasters, der wohl geographisch angelegt war, stellten diese im
Beginne jedes Saatjahres die Liste der besäten Grundstöcke fest, indem
sie dabei auch die fOr die Regierung zu erwartenden Abgaben notierten.
Diese Liste, die in verschiedenen Berichten verschieden bearbeitet
wurde, finden wir nach einem Hauptprinzip angelegt: es gilt haupt-
sächlich die Höhe der von jedem Grundbesitzer oder Pächter zu be-
zahlenden Abgabe zu eruieren und in dieser Weise die Summe des
jährlichen Staatseinkommens für das betreffende Dorf festzustellen.*)
Die Berichte selbst zerfallen aber in verschiedene Klassen, die alle
ihre Bedeutung und Wichtigkeit haben:
1) tidviUTffiu %ttx yiaxu X£g(j[e)(uc rov ävay(fag>o(ifvov xiqI
rijv xiönTjv xttVTÖg iddipovg (Tebt. Pap. 84a Iff., vgl. 85 Iff., andere
dieser Art sind aufgezählt von den Herausgebern in der Einleitung zu
84). Die nahe Verwandtschaft mit dem Kataster ist evident. Die An-
gabe der Komrente bei einzelnen Parzellen bezeugt die Verwendung
für Zwecke der Besteuerung. Ausdrücklich bezeichnet als vom Komo-
grammateus verfertigt.
2) Listen (xarä (fvXXov) des bewirtschafteten Bodens, der keine
Grundrente bezahlt: der yij Ugci, xXripovxtxij (Tebt. Pap. I, 62, 63;
65, 70)*) und des vxöXoyov.’) Auch diese sicher vom xafioygaiiiiaTevg
zusammengestellt.
3) Kord ipvXXov ixl xttpaXaCov*) (Tebt. 66 — 70) — Berichte des
xatfioygttiifiatsvg über wirklich besäeten Boden und über die zu er-
wartende Rente. Am Schlüsse wird angegeben, wieviel zu fordern ist
(dxaixtl6&ai), wieviel mit Gewalt einzutreiben (arpaoofoffct). Der
Zweck der Liste erhellt aus diesen letzteren Angaben (vgl. auch
Nr. 71).
Endlich: 4) Die großen Listen des ganzen Bodens des Dorfes mit
detailliertesten Angaben der verschiedenen Bodenarten und der Renten
der yij ßaOiXtxij, das Saatkorn, die Komanleihen und verschiedene kleine
Abgaben von allerlei Bodenarten mit eingerechnet. Ob diese großen
1) S. Wileken, Oatraka I, 480 ff. und die Tebt. Pap. 1, p. 638 f.
2) Darüber s. Tebt. Pap. I, Append. 1.
3) Tebt. Pap. 74—75: vxoXoyietihs imolöyov difSraiptVou roti äxi p. (trorj)
*ol loC fb)f rot' ilff] {tTOvi) nafcmttit{raiv xol rrär wpooij)i)’fXp<^fi>^oiv ixl roü diot-
xTjToC pträ tAv oxofov roö Ä (hovs) etc. (74, 2 ff.), vgl. App. I, p. 574 ff. 8. auch
Tebt. Pap. 73; Parzellen, über die gestritten wird.
4) Crönert, Woch. klass. Phil., 1903, 467 (nach dem gütigen Hinweise
Prof. Wilckens).
Digitized by Google
M. Rostowzew: Kornerhebiug und -tiansport im griech.-rSmisch. Ägypten 203
Listen auch vom Dorfschreiber verfertigt wurden, bleibt vorläufig un-
entschieden. *)
Diese Berichte gingen, wenigstens teilweise, nach Alexandrien zum
Dioecetes. *)
Mit Hilfe der Selbstdeklarationen (s. Wilcken, Ostraka I, 456£F.)
und der ixuinfflntu der vorhergehenden Jahre konnte man auf Grund
des angeführten Materials, das natürlich nur specimina der ganzen ähn-
lichen Urkundenmasse liefert*), die verschiedenen iatairrfimu für das
laufende Jahr feststellen.
Bei dieser Feststellung wirkten das Bureau des Dioecetes mit dem
des Eclogisten zusammen. Aus dem letzteren ging die otTut^ diuyQatpij
(Tebt. P. I, 72, 443, vgl. 61b, 37) das General-djratrjjötjaov heraus; definitive
Gültigkeit bekam aber diese dtaygaip^ erst nach der Zustimmung des
Dioecetes (Tebt. P. I, 72, 443 ff.).
Mit dieser diuyQuqri} stehen wohl die verschiedenen oben erwähnten
ixcurrl^tiia Ln Konnex. Zwar sind dieselben für die Ptolemäische Zeit
weder in Originalen erhalten, noch direkt erwähnt, vieles aber erlaubt
die Existenz solcher Dokumente mit Wahrscheinlichkeit vorauszusetzen.
'Axavttlv ist terminus technicus für gesetzmäßige Forderung der Ab-
gaben (s. Tebt. Pap., Index XII)*), «xturijaiiioi heißen die Grundstücke,
denen solche Forderungen gestellt werden (Tebt. Pap., Index XII), end-
lich scheinen ixatTi}at./ia (wenigstens in Auszügen) vorhanden zu sein:
ich meine die alphabetischen xut &v9qu der Zahlungen (Tebt. Pap. I,
93, 94 cf 162, 163), wo der erste Teü jedes Absatzes die Forderung
ist, der zweite die Zahlungen registriert. Wie und wo die Bxatrt}6iiia
definitiv ausgearbeitet wurden, wissen wir nicht; wir sehen sie, wenigstens
in der römischen Zeit, zuletzt in den Händen des xcofioygafifiareug (s.
Wilcken, Ostraka I, 511 f. u. 619 f). Zur Zeit der Ernte waren die äxai-
xT^ifia fertig. Wie geschah nun auf Grund dieser Listen die Erhebung?
Aus mehreren Tebtynisnrkunden gewinnen wir ein ziemlich anschau-
liches Bild der ganzen Erhebungstechnik.
1) Sind es vielleicht die yijt, >. Tebt Psp. I, 618, 46;
OTt[Ä] täp xfixtfov
i) Tebt. Pap. 1, 187; «afccMeyxtiovg xa>iioyQ(ciiiftcniios) Ktfxto<ii(ptag). tauv tö
d[ ] yfvio9ai (letä Trjv xocrftt] ()pvU[ov] yia(fierpiav) to6 cciroi a (hovg) xa^‘
xtxonj/ufec ip^leiccpipci^ ixl to6 dtotxr,{zov) dva[(|poeä]i', vgl. 74, 4, 5 und 75, 17 — 18.
3) S. z. B. den Bericht des voiidpxrig über die xarfaxcQii^vrj yij aus dem
3. Jahrh., gemacht nach den Angaben der rfono]>pafi|i<rTrr$, Petrie P. II, 80 d.;
WUcken, Ostraka I, 200 n. 460. Für die Beamten der Toparebien lieferten das
Material natürlich die Beamten der
4) Vgl. Kev. L. 89, 14; 35, 8—4. Kol. 85 mOchte ich die Oberschrifl Z. 8
dn«lT]T)aic T{iU5[v lesen.
Digitized by Google
204
I. Aafftätze
Das abgemahte Korn wird von den Päcbtem nicht nach Hanse,
sondern anf öffentliche Tennen gebracht.’) Diese Tennen befinden sich
vor dem Dorfe nnd bedecken ein ziemlich ansehnliches Areal.*) Über
die richtige Zufuhr zu den Tennen wachen die yetnjfiaxoipvlaxt, (s.
Anm. 1). Auf den Tennen wird das Kom gedroschen und wohl nur
notdürftig gesichtet*) Nichts soll von der Tenne vor der Abrechnung
(eixaaCti) mit dem Staate weggenommen werden: darüber wachen die
schon erwähnten yevr](iaro(pvliaxts *)
Die Abrechnung geschieht also auf der Tenne, angesichts der Masse
des gedroschenen Kornes. Es figurieren dabei: einerseits die Vertreter
der ytcoQyol, die xgteßiheQot und vxi^gsxcu x&v yicogy&v und wohl
die betreffenden Kontribuenten selbst, andererseits der Dorfschreiber,
der Komarch und die mehrmals erwähnten tpvXaxes-^) Die Zwangs-
1) 8. Tebt.P 1,27,60: die sollen schwören: ipeonitetr oxag x«l
y4v]j[iai xorä 9egtlar iyioig, nafuxon[i]t;en> di M roig ixodtitiyiUrovs
»[dwotis] Diese roxot sind die alo-Tennen, s. Tebt. 61 b, 369 — 674; 72, 369—870:
bei einem Päcbterstreilc kommt der Strsteg, der zugleich ixl xpoaöinp ist,
an Ort nnd Stelle: xal xapaytvoiiivov aitoi tlg xA/iriv xal ixel96nos dxl rä
ytajfyia lige^flvai vor txöpov xaxoq>vrj ixra xal ra ytrijiucxa Mipma, x[ed]; di
TÖ fiTj t&r dvvaiUvav xepiytvie9ai ixxttiCv xapaxaliaavxos iot>; ytapyoig xpo-
tpfiparzot 9tgi6ui xal (72, 69: #s[etaaxr]as) ficrsvi/xat ixl xecg xt-
9fapije9ai ix zf^g ycytvtjiiivrjg tlxaclug luzä taUza zä ixtytypagfUxa vj yg (ti)
iirat9ui sv\ixXj]p€o9ft9ai tlg zb ßaatXtxbv xal zä ixolilxovza ixb ivtxvgaeimv
xgäiavza g6Ug gvnxXt]pa9i)xcu. Ich habe die ganze Stelle ausgeschrieben, weil
ich auf dieselbe noch mehrmals zurückzukommen habe. VgL Tebt. 48, 16f. S. auch
Petrie Pap. U, 2 (1), wo die Abgaben vom Privatlande auf der Tenne bezahlt
werden und Petrie Pap. II, 68a, 22 f., wo Privattennen für Aufbewahrung der
ytxtj/iazcc xopzixä als ^ijxai fungieren.
2) 8. Tebt. P. 1, 84, 8 : vxol6(yov) ixzbg uia{&maimg) äUtpm (1. älAxm>) (äpavpai) «.
Für die Benutzung dieser Tennen wird eine besondere Naturalabgabe älotjrd«
erhoben, s. Tebt. 48, 17 ; 106, 23 : xal ztliatc xaz’ Izog xavza zä ieofitva ixl vji
äloi ävfjXmiutzu xal ioysvrixä nv(<n[v] detd^a; zpilg. Vgl. 90.
3) Ülier das erstere finde ich keine direkte Nachrirbt; es ist aber selbst-
verst&ndlich; das zweite schließe ich ans der Bezahlung eines xocxixevztxbv in
den Thesauren, s. Tebt. P. I, 92, 10 und Index X. Das Korn mußte also nochmals
gereinigt werden.
4) Tebt. P. I, 27,61: xal /irjfflv zovzav xttzaxpotjat[«9at; 5, 188: iipi&ai di xal
TOv; xard zijv ympav :pv(l.axi'Ta^) r&v xapaypag^Ofiivav xpbg zäg ßttgtXtxäg ixtgxo~
xtitxg xal xp'og a xazaxfittrzat yny(naza) ....
6) Tebt. P. I, 46: Eingabe an den Dorfschreiber eines ßatiXixbg yimpyog nnd
ixTipizr,g yeugy&v, er sagt: dvro; gov evv zolg dlloie yiagyolg xgbg z^ xgax-
T[oprta] rAv ivotpttlofiiva)[v] xgbg zr^v fitg&oigix zov adroO h(wg; 48: Ähnliche
Eingabe eines Komarchen und mehrerer xgiaßvztgoi z&x ytagyäv — Z. 16: Srzmp
xgbg Z1J xagaibeii zär Ixipoglmp xal zoi ölotfcoö auf der Tenne wegen einer Ge-
walttat; die Genannten evp zolg loixolg ytagyolg (Z. 24, 26) fliehen; 128: ähnliche
Digitized by Goog[e
H. Boatowzew: Eomerhebong und -truuport im griecli.-r6miBch. Ägypten 205
eintreibnng, die beeorgen hanpteäcblich die ipvXKxe?. Ibnen
gesellen sich zuweilen auch höhere Beamte zu.‘)
Auf der Tenne werden alle Abgaben bezahlt (auch die Rückstände
und Anleihen*), nur der Rest — ^xiyetnjfiu verbleibt den Pächtern.*)
Nach geschehener Abrechnung wird das Staatskom nach dem Thesauros
transportiert (Tebt. P. 1, 92, 7 f.). Der Transport liegt auf den Pächtern,
geschieht aber sicher unter strenger Kontrolle der Beamten. Für die
römische Zeit steht dieser Satz fest (s. unten), für die ptolemäische
läßt er sich nur durch Analogie mit der Weinabgabe beweisen (Rev.
Laws, Col. XXXI ff.). Einmal im Thesauros, geht das Kom in den
Bereich der Tätigkeit der Thesaurosbeamten über. Wir sehen, die Ver-
hältnisse sind fast vollständig dieselben, wie sie bei der Weinabgabe
in der Zeit des Ptolemäns Philadelphus lagen. Den Hauptunterschied
bildet das gänzliche Fehlen der Abgabenpächter, die in der Weinabgabe
Urkunde; 183: der Komarch, die yivrjuarotpvlcnut zusammen mit dem Dorfschieiber
erheben zu viel von einem ytagyös, worüber er dem wiitoiutV'axrts (sonst nn-
bekaimt) klagt. Über yevniurrotpvltixft s. Tebt. 27; vgl. S. 46 — 47 u. 61. Als Ver-
treter der Interessen des ßaatXifhv erscheinen sie auch in Petrie Pap. H, 1, 16f.; ich
lese : vO» tt ijtb [vö]» yin][iun]o<pvi{ixiov fif jUvos i eitos [. . xatiyetai ?
vgl. xatoyiiut Tebt. 27, 67) [iv v]rä iv Eiriiugla Hovxtcla evv tolg itti-
yirtj/ucei. Das Streitgetreide wird wegen des Staatsinterosscs zeitweilig konfisziert
(vgl. Tebt. S. 462 ; der Rekonstruktion des Inhaltes der Petrieurknnde, die hier ge-
geben wird, kann ich leider nicht ganz zustimmen). Tebt. 27 zeigt uns auch den
^xl tAp XQoeöStoPy den olxopbfiOSy den ßaetlixbs y^uftfuetsvs und den ipxiqwltxxltTjs
verantwortlich (Z. 20 — 26 n. 64 — 70). Die Erhebung leitet der M t£>p Xfoebäap
in dem oben ausgeschriebenen Passus der Tebt. 61b u. 72.
1) Tebt.P.I,5,191f. (vgl, die Herausgeber zu Z. 169 u. 188); 27, 60ff.; 61b, 869 ff.;
72, 369 ff. Die in den Tebtynisurkunden mehrmals erwähnten Praktoren haben mit
der Zwangseintreibung der /xifbfux von den ßaedixol yecapyol, soweit ich ersehe,
nichts zu tun. Nur die reliqua sammeln, wie es scheint, die loyevtai, s. Tebk 99
in der Einleitung; 100: Einleitung und Kol. II, 1; HI, 10. Ob der Acusilans des
letzteren Dokumentes in Kol. IV als Praktor erscheint? Unmöglich w&re es nicht.
Vgl. Rev. Laws VI, 1 — 3; VUl, 8 — 6. Mit den loyeotizä (Tebt. 106, 2.3) ist die
Abgabe «pot({s®e) oder nfa(xrofixip) Tebt. 91 u. 98 zu vergleichen. Die Abgabe
wurde wohl als EntschBdignng und zur Strafe ffir spBte Bezahlung erhoben.
2) S. Tebt. 27, 62 ff. : die yevqgrcTogwlaxev sollen nichts von der Tenne weg-
tragen lassen: iäp /li) xdvT[«v] ip dfov fetl )taga#fvT®[v xcil] täp fqpslxopiwv
Xfis Tois liietfoe&tP ifbpovs ix«Xr]fo>9ipxe>p; die anderen eben angeführten Be-
amten sollen schwören, Z. 66: hihf roö fii]&ip dqi[((]iUiv tbp licl rrjv atgieip tAp
/myiprilnjätap naguyipbiitpop (vgl. BGU 666 (ßuetlixol yimgyol) — ngoettxitaeap
tols »pAs rovrots igieip SMvtts, vgl. Wilcken, AfP. I. 187)p pjjdi *pA[s] dü«
iyxXijfuita r\ abUtg ilpat xenbxtput, xgo[po]tle9ai Sh Tpa xtcpttg [öir®;] rdztsra
SatoSßbei Ta elp tA ßaeiXtxbx yivApsv«, vgl. 616, 818 — 616; 72, 826ff. (Bezishlung der
Anleihen); Petrie Pap. n, 2 (1); Tebk 106, 23 ff.
8) Vgl. Wilcken, Ostraka I, 104.
A
Digitized by Google
206
I. Aufsätze
und den meisten Abgaben des Ptolemäischen Ägyptens eine so hervor-
ragende Rolle spielten. Die ä«cu'trj6ig, die bei der Weinabgabe den
Pächtern zustand, geht hier auf die Vorstände der ycagyol — die
nQeaßvT6Q0i — über, unter ständiger Kontrolle xmd bei Mitwirkung
derselben Beamten, die auch bei der Weinabgabe wirken: die Polizei,
die Finanzbeamten, wie der olxovofiog und dvuyQa<pti’g, die verschiedenen
Schreiber beobachten den Gang der Forderung und greifen ein, wenn
es notwendig ist zur Gewalt, d. h. zur Praxis, Oberzugehen (s. meine
Geschichte der Staatspacht, S. 15).*) Ich glaube kaum, daß dies Fehlen
der Pacht das Resultat geschichtlicher Entwicklung ist, eher ist es
vom Anfänge an so gewesen. Eine Pacht Uber die andere (die yempyol
sind selbst Pächter (fuo&aTai), ihr Einkommen ist dasselbe ixiydvrjfut,
wie es die ZoUpächter bekamen) zu stellen, hatte wenig Sinn, obwohl
die römische Kaiserzeit mit ihren conductores und coloui doch zu
diesen Verhältnissen gekommen ist.') Nun aber, könnte man sagen,
waren nicht alle Pächter, es existierten auch Grundbesitzer, und ihren
Grundzins in Pacht zu geben, wäre ganz natürlich (s. z. B. Tebt. 5, 1 1 1).
An sich ist diese Möglichkeit nicht zu eliminieren. Man soll sich aber
zuerst über die Tragweite derselben verständigen. Erstens ist es ganz
ungewiß, wie weit der Privatbesitz in der Ptolemäischen Zeit sich
entwickelt hat. Mir scheint es, daß die Verhältnisse im Arsinoitischen
Gau kaum eine Ausnahme, eher die Regel bilden. Königliches Land
und Land, welches Soldaten und Tempel in Nutznießung haben, sind
die maßgebenden Besitzfonnen, welche die Ptolemäer von den ägyp-
tischen Königen übernommen haben, für Privatbesitz bleibt dabei wenig
übrig. ’)
Zweitens scheint es nach den neueren Funden nicht möglich, von
einem festen Gnmdzinse, den der Privatboden zu zahlen hatte, zu
reden (s. Tebt. 38 ff.). Die Naturalabgaben vom Landbesitze waren
sehr verschiedener Art und nicht für alle Gnmdstücke dieselben.
1) Dieselbe Reihe der Beamten and Vorstände, die im Arsinoites wirken,
wirken auch im Pathyritee, Grenfell-Hunt, Gr. Pap. 11,37; 'Efiutts t& /wiorctm
xal dp];((pvX(nti[r]i;c xal qptdKxi'n]t x<tl ßaeiXinäi ygaiiiiarit x«i xtofio-
yfaiifUtTfl xorl eiToXöym xot rpoT({i't»]i x«l ro[r«] irgtttßvrifois yemgyäp x«l
jotg ^XXoie TU ßaatltxu irpayfiaTfvofifrotg. Nachricht von der Einsetzung eines
neuen oixoro/iog.
*2) Mit einem römischen Conductor läßt sich vielleicht nur der aus Tebt. 183
hekunnte xojfiofiis&aiTT); vergleichen; die Nachricht steht aber zu vereinzelt da,
um darauf Schlüsse zu bauen. Ein Generalpächter einer ganzen xmiiij wäre aller-
dings nichts Überraschendes, s. meine Gesch. der StaaUpacht, 168.
3) Es kann nicht Zufall sein, daß wir weder aus der Ptolemäischen, noch
aus der römischen Zeit irgendwelche bestimmte und reichhaltige Nachrichten über
Digitized by Google
M. Roitowzew: Kornerhebung und -tramport im griech.-rSmiBch. Ägypten 207
Für einige von diesen Abgaben die Existenz der Pacht roraus-
zusetzen, ist möglich und sogar wahrscheinlich. Darüber scheint ein
Priyatbrief rom J. 111 (Tebt. 58) zn reden. Es handelt sich um eine
Pacht; bezahlt wird für dieselbe in Artaben. Der Pächter hat Forde-
rungen an die Dorfschreiber, die, wie wir sahen, eine so wichtige Rolle
bei der Kora-ixturijdig spielten.
Regel aber bleibt bei dem ixipdfiov — der Hauptabgabe unter den
Naturalabgaben — die direkte Eintreibung ohne Mitwirkung der Pächter.
Noch klarer wird diese Tatsache, wenn wir die oben angeführten Sätze
mit dem, was wir über dieselben Verhältnisse in SiziRen wissen, ver-
gleichen.
Cic. Verr. 3, 96: exoritur pectdiare edictum repentinum ne quis fm-
mentum de area toUeret antequam cum decumano padus esset, vgl. 3,20:
ut neque in segetOms neque in areis neque in horreis neque in amovendo
neque in asportando frumento grano uno posset arator sine maxima poena
fraudare decumanum. Eliminieren wir die Pachter, und wir bekommen
die Verhältnisse von Eerkeosiris. Von der Saat an werden die Eolonen
von den Beamten beobachtet'); ist das Getreide reif, so muß es der
Eolone auf die Tennen (areae) bringen’); vor der Abrechnung mit den
Beamten (also vor der pactio, övyyqaqiri, mit dem lichter im Ölmono-
pol *)) durfte der Eolone an keinem einzigen Eömchen rühren; die
pactio selbst geschah auf der Tenne unter Mitwirkung der Beamten,
welche, wie ich vermutet habe, allein das Recht der XQÖ^tg besassen
(Verr. 3, 34, s. meine Geschichte der Staatspacht, S. 26); nach der pactio
gelangte das Eom in die horrea, d. h. in unsere &7j6avQoi'.
Ob wir die Analogie weiter ziehen dürfen, indem wir vermuten,
daß das System der Professionen auch bei der Eomverwaltung, wie
PrivaUand haben. Selbst in der römischen Zeit, wo wir vom Priratlande hören,
sind die Besitzer meistens Römer. Dagegen besitzen wir wichtige und reich-
haltige Nachrichten Ober Domänenland, die endlich einmal zosammengestellt
werden mflfiten.
1) Vgl. U. L. 33, 9 ff.; 36, 8 ff.; 41,4; 43, 3 ff. Das ist dieselbe Arbeit, von der
in den verschiedenen Dokomenten ans Kerkeosiris die Dorfschreiber berichten.
S) Dasselbe beim Ölmonopol Rev. L. 89, 8; iäv d[t] pi) ßoHtfCui i ytmfyös
dliddjvia tiaSagö» ilg alpov xafufurfiita «xi> ri/[k'] ut«) ita9afäs (vgl.
das xoaxivivTixiy fflr das tietreide).
3) Die pactio beim Ölmonopol geschah auf Grund verschiedener amtlicher
Angaben und Selbstprofessionen , s. R. L. 49 u. 48, 3 ff. Hier sollen die amtlichen
Angaben Ober die Aussaat den Pächtern zwei Monate vor der Ernte eingebändigt
werden sowohl wie die Selbstprofessionen der ytafyoi-, auf Grund dieser Doku-
mente geschieht die pactio, und zwar schriftlich; diese Schriftstücke konnten sehr
gut als dnaiTijaipa dienen, besonders da sie doppelt verfertigt wurden, cf col. 27.
Digitized by Google
208
L Aufsätze
bei der Weinabgabe and dem Ölmonopol, in Geltung war, weiß ich
nicht, wahrscheinlich ist es allerdings.
Nun aber gelangt das Korn in den Bereich der Tätigkeit der Sito-
logen. Sie nehmen das zum Thesauros transportierte Kom in Em-
pfangt), yermessen es mit streng kontrollierten ehernen Maßen*) und
stellen zusammen mit den Kontrollbeamten — den dvriyfaipstg — die
Quittungen aus.*)
Wem die Quittungen ausgestellt wurden, bleibt auch mit Zu-
ziehung der neueren Dokumente ungewiß. Ausgeschlossen ist nur eines:
sicher sind es nicht die Pächter, ln den Amh. Pap. 11, 59 und 60 sind
es wohl Vertreter der Priester, die königliches Land gepachtet haben;
dieselben bilden eine Gesellschaft. Eine Gesellschaft erscheint öfters
auch in den Ostraka der Ptolemäischen Zeit^), und damit scheint die
Gebühr xoivmvixä*) in Verbindung zu stehen.
Im Falle der ßu6iXixol yemgyol ist es am natürlichsten an die
XQtößvxtQOt ysmtfyäv zu denken. Die früher angeführten Stellen, die
die Tätigkeit der xgaOßvrfQOi bei der Eintreibung charakterisieren, der
geringe Grad der Wahrscheinlichkeit, daß man das einmal erhobene
Kom wieder den Kontribuenten eingehändigt habe, das Fehlen jeder
Nachricht über Mitwirkung spezieller Beamten, etwa in der Art der
späteren XQdxtoQse eitixäv (s. imten)‘), verleihen der ausgesprochenen
Hypothese große Wahrscheinlichkeit. Bestätigt wird sie vielleicht noch
durch Fayum Pap. 18(a), 1; hier verkehrt der y^afiiucravs yeaQy&v
mit dem Sitologen direkt; er gibt ihm die Ordre, Saatkorn auszuzahlen.
1) Tebt. I. 5, 85ff.| 89, 12—14; 169; Amh. Pap II, 69 n. 60, vgl. Tebt 186
(es wird dem aiTold/uv bezahlt) und Wilcken, Ostraka I, 663 ff.
2) Tebt. 6, 86 ff.: Verordnung des KOnigs wegen der Betrügereien, die die
Sitologen mit Hilfe falscher Maße trieben. Die Maße sollen jetzt durch die Komos-
beamten aufs genaueste verfertigt werden; es wirken dabei die Kontribuenten mit.
3) Amh. Pap. U, 69: 6p[oloyf( 6 dslva] aiTolo(y(6v) wspl tiXox^togtt) igya[gttj-
p»o») iiffUTgfi{e9ai) . . . Zweite Hand Z. 10: i &vriyg(aiftii) e(yv}ni{n{xgr)iun)^
60: dieselbe Formel, am Knde (2. Hand): 6 ccvxtyg{atptvs) xagu ßa(<jiliKoO) yg(afifuc-
rfois); Tebt. 169 (vgl. ad 89, 12): litSoxrii xar irigec [roü altov
ntoltfiaia xul JJa[. . . .] to!s airoXoyovex rb ws;! av(ri/v) ifya{ax^giov) inb rär
yivriCluixav) r[ov a6(Tov) LJ o< aal ävriyga(p6iitvoi it 'A(iov xanagyov [aal] Maggtlovs
yfvTjiiaroipvXaxa (sici); vgl. 89, 12ff. S. auch die Quittungen Wilcken, Ostraka U,
Nr. 709, 726, 727, 728, 729, 731, 732, 786, 736, 740, 746, 747, 748. Es existieren
also besonders dazu bestellte &vuygaipits , als solche können auch die Beamten
fungieren, die auf den Tennen bei der ixaitriais wirkten.
4) Wilcken, Ostraka II, 702, 704, 761 und andere.
6) S. Tebt. 6, 69; 100, 10; 119, 12, vgl. ad 6, 69. Es scheint, daß dieselbe
hauptsächlich von den xdrotxot erhoben wurde.
6) Es konnten nnr die loj'cvral in Betracht kommen, s. aber oben.
Digitized by Goog[e
H. Boatowzew: Kornerhebnng and -traniport im griech.-rSmiBch. Ägypten 209
Was wir von den XQteßiktQOi in den späteren Zeiten wissen, wider-
spricht meiner Meinung keinesfalls (s. unten).')
Über die allmähliche Komzufuhr führen die Sitologen genaueste
Bücher. Soweit wir sichere Nachrichten haben, sind es hauptsächlich:
das Tagebuch der Ein^^ge nach den Zahlern, das in zehntägigen und
monatlichen Berichten zusammenge&ßt wurde. Die Tagebücher (Tebt.
90. 91) scheinen nach den Abgaben geordnet gewesen zu sein.’) Über
die zehntägigen und monatlichen Berichte l^en uns die nQodiaXoyOifiol
6iuxol der xcaiwygufiiiaxatg (s. Tebt. 89 und imten) Zeugnis ab.
Auf Qrund der Berichte der Sitologen scheinen auch die Listen
der Ein^nge TOn Rückständen (Tebt 96. 97) gemacht zu sein.’)
Das von den Sitologen empfangene Kom wird gereinigt.’) Einiges
wird für Terschiedene Zwecke von den Sitologen selbst rerbraucht (s.
Tebt. 72, 325 ff.; 111; Amh. P. II, 61; Fayum P. 18(a), 1), als Saatkorn
oder Anleihe an die ytoQyol vergeben, das meiste aber wird weiter
transportiert.
Über diesen Transport haben wir zwar wenige, aber doch ziem-
lich reichhaltige Nachrichten.
Zuerst Tebt. 92. Es wird die Lage des Dorfes Kerkeosiris in Be-
treff der Beförderung und Bewachung des gesammelten Eomes bestimmt.
Das Dorf liegt 160 Stadien von der Metropolis, 159 von dem nächsten
Orte mit militärischer Besatzung, mitten im Lande, hat keine Wasser-
straße und ist nicht bewacht. Deshalb muß das Eom auf Lasttieren weiter
befördert werden und zwar nach der Metropole, IltoltiiMtg Eisgyhov,
die am Flusse lag und als Exportplatz bekannt ist.’) Die Distanz wird
angegeben wohl wegen der zu berechnenden Frachtkosten, der tpögttQa.
1) ,Vgl. Wilcken, AfP. I, li3. Neben den nfttßvttgot stehen schon in Ptole-
mäischer Zeit die dcxarocez«* s. AfP. II, 81 (Gizeh Mnsenm). Ob hier wie hei den
Latomoi (Petrie P., passim) diese d. hlofi Vorsteher von je 10 fiafyol sind (s.
Grenfell-Hunt, 1. 1,, 82) ist mir zweifelhaft, vgL nnten.
2) Nach solchen täglichen Berichten werden wohl auch die Listen in der
Art von Tebt 13, recto über Pachtrenten, znsammengestellt gewesen zu sein.
3) Ein ptjvitro; (fr xrqpcrlizi«)) roC loi»0}’^a<)povpfrov (vgl. unten Kap. II) eltov
tlf Mtaofi) Kal roO XfoaeteiiieyiUpov [x]ul drijlupfrov iab räv yerijfufriur roO ai-
toi [fvoej] bei Goodspeed, Cairo P. VII aus den Jahren 119—118 v. Chr. zeigt, wie
hoch die Rückstände waren (20000 Art.), die im nächsten Jahre zu erheben waren.
Das unbestimmte rtvds rdnov; könnte daraus erklärt werden, daß der Bereich der
Tätigkeit der Sitologen nicht konstant war.
4) Es wird, wie oben angeführt wurde, für die Reinigung eine besondere
Gebühr genommen. Dazu kommt noch das fnipsr^ov, s. Tebt. 91,11; 92,11 — 12
(2 Artaben auf Hundert; es ist vielleicht dasselbe Eom, das in Tebt. 6, 91 als
TÜ tle ri »aifcnnAiuntt ixiKixofiiiidva bezeichnet wird — wahrscheinlich auch 2
auf 100). 5) S. Tebt. S. 411.
Digilized by Goog[e
210
L Auiaätze
Dies (pÖQitQov wird in natura und zwar am Orte der Absendung
bezahlt. Es zeugen dafür hauptsächlich zwei Urkunden: Fayum P. 18, b
und Petrie P., II, 39 g. Die erstere Urkunde ist eine Anweisung eines
ygafiiiaTtvg ytaogyüv an den giTolöyos von Bacchias: es soll Kom
(jihgrjgov xvgov ägrdßag T£tffl[a]pas Z. 10, vgl. 5 ff.) *) als ipögctgov
bezahlt werden. Wir haben also eine organisierte Gilde der Lasttier-
besitzer mit ihrem Sekretär, die die Beförderung des Kornes gegen
Bezahlung übernimmt Petrie P. II, 39g besagt: idv rtveg räv xoiovrav
xvgbv (urgügiv xugccJla/ißdvovrag xal dvdvxoloyrjgaiuvovg rb yivö-
fuvov (pögirgov ?a>g rov fuydlLov xorafiov^) xb koixbv xaga/uxgijOai
flfilv ixl xov 5gfiov — das Kom soll also am Hafen mit Abziehung
der Fracht abgeliefert werden.’) Die Fracht wird aber auch in Geld
bezahlt (s. Petrie P. 30a, Z. 12 — 13 und 19 — 20).*)
Die xx7jvoxgög>oi der Fayum Pap. sind wohl mit den &vtjXdxcu des
Petrie P. II 25 identisch. In Petri P. H, 25 i bürgen elf dvijAtrrai eines
Dorfes IIolLtiimvog (itgidog dem Okonomus und anderen nicht näher
bezeichneten Beamten — Z. 14: iip ä laßöv[x{g ] xt/irjv vxo-
^vyttov xd ixdoxo [ ] adxxov L.gy, &Oxb eii ai FTS [. . . .
Der Rest ist leider nicht erhalten; es war wohl angegeben, was für
eine Arbeit die 6vt}ldxai zu verrichten sich verpflichteten. Die Nennung
der gdxxoi in der Gleichung 1 gdxxog 1 bvog ist die in der römi-
schen Zeit bei den Komtransporten übliche Gleichung (s. unten). Es
kann sich also auch hier um Komtransporte handeln. Ob auch die
anderen Teile des Pap. II 25 sich mit einer Transportkarawane unter
Leitung des Ökonomus beschäftigen, wage ich nicht zu entscheiden.
Wahrscheinlich machen diese Deutung die Quittungen Petrie P. 11 25c
(F. 80), d und e (G. 21).’)
Wie dem auch sei, klar ist, daß die ötnjldxai wie die xxi}voxg6q>oi
organisierte Transportgesellschaften waren, die sich natürlich auf Ge-
treidetransport nicht beschränkten, deren Hauptaufgabe aber diese
Kombeförderung war. Details darüber geben uns erst die Dokumente
der römischen Epoche.
1) Z. 6 möchte ich l» t(o0) [<iyoea]irTo& 2iv(naxoC xvpov lesen, Vffl. unten.
Vgl. auch Fay. P. 146 u. 115(?).
2) Ob es der Bahr-Yusuf oder der Nil ist (s. ad 92,2) ist schwer zu ent-
scheiden. Ich dächte eher an den Hahr-Vusuf, an welchem die Metropole lag.
[Ist nicht der Miyat norafiöf genannte westliche Nilami gemeint, Aber den
A. Schiff in Festschr, f. 0. Hirschfeld 379 gehandelt? 1). Red.]
3) Nach Prof. Wilckens Lesung. Die luxfovtrrts sind vielleicht Sitologen,
die Fracht wird im Thesauros berechnet und abgezogen.
4) Das Kom ist aitot iyofaaxöi, vgl. unten.
5) Vgl. aber Grenf. P. II, 14, bes. 6, 6 — 6.
Digitized by Google
B. BoBtowzew: Komerhebung und -trsnaport im griech.-rOmigcb. Ägypten 211
Einmal im Hafen angelangt, wurde das Kom anf Schiffe geladen
und nach Alexandrien transportiert. Über die Organisation dieses
Transports geben uns mehrere Papyri wichtige Aufschlüsse. Über den
Komtransport wachen der Dioecetes, der Epimeletes und der Ökonomos
(^Petrie P. II, 20, I Iflf.; II 2ff.; IV 2ff.). Besorgt wird er aber durch
Unternehmer, deren einer uns namhaft gemacht wird, es ist Antikles:
6 X(fbg rov iv 'Agdivoltri ß(aailUxov) diTov ixb rSiv Si’
a-btov nXoi'mv (Petrie P. U, 20, I 2f. und IV 2f.). Sein Verhältnis zu
den Beamten scheint in Petrie P. U 20, IV bestimmt zu werden: ein
Xifißog des Antikles wird vom Oikonomos als Lastschiff {Ayyafftveiv —
ilg tfoqzriyiav &yta9ai Suidas) und zwar zwangsweise') für den Trans-
port des Kornes für Elefanten nach Memphis in Aussicht genommen.
Der Agent des Antikles erwidert, daß dafür besondere Schiffe in Fracht
genommen sind, zu denen der Xijifiog des Antikles nicht gehört.*) Es
wird also der Transport an Unternehmer verpachtet; dieselben besorgen
es durch eigene Schiffe; im Falle der Not werden aber von denselben
Unternehmern Schiffe dazu requiriert.
Dies wird durch die Dokumentenserie Grenfell Pap. II, 23 vom J. 108
V. Chr. bestätigt. Es wird einem gewissen Pamphilos vom Dioeketen
aufgetragen, die Kombefördemng zu beschleunigen {näfupiXog 6 xgo-
Kfltigidftivog ixl xbv ixidxovduafibp rov xvgov, Z. 18). Dieser erledigt
mit zwei Schiffen schleunigst das Geschäft. Die Bemannung der Schiffe
bekommt monatlich 8 TaL Geld und 25 Art. Weizen (vgl. die Doku-
mente Petrie P. H, 25). Dies extraordinäre Verfahren wird wohl dem
gewöhnlichen soweit entsprochen haben, daß an Stelle eines besonderen
Agenten ein Unternehmer für größeren Transport auftrat.
Solche Unternehmer heißen vtttixXijgoi (Petrie P. II 48 vom Jahre
186 V. Chr.): möglich ist es, daß sie nicht bloß Transportunternehmer,
sondern auch Händler sind; sie laden teilweise den ipogixbg alrog, teil-
weise den iyogadtbg (— ■ Svioj zum Verkauf bestimmten); die beiden
Arten liefern die Sitologen.')
1) S. Seeck, PW., RE. I, 2185, s. v. an^arium; noch ein Zeugnis Ober die
Einwirkung des Ptolemaiscben Liturgiesyateme auf die Verbaltniaae dea rOmiachen
Reiches.
2) Z. 12; ixttdrj i^yolaßias ytyevrjfUvrjg xegl eirov xorrayoi/ije roC dnoffrtl-
lo/Ufov ilg Md/Kfir.
3) Petrie P. n 48; vgl. 20, II, 8 — 9 und 80 a, 12 — 18, 19 — 20, oftos
bedeutet wohl das in natura gelieferte Kom, das ala solches nach Alexandrien
geht. N&herea darüber bieten wieder die Dokumente ans tCmiacher Zeit. Etwas
anderes ist glrog evrtiyogaeiUrog — Urenfell-Hunt, Arch. II, 80; diesen vergleichen
Q. H. richtig mit der später zu erwähnenden airvayofaauxii xft9i] für Soldaten-
bedarf.
ArdUv t. Papjrrtitforachiing 111. S. 15
Digitized by Google
212
I. Aufsätse
Das Ziel dieser Karawanen ist hauptsächlich Alexandrien (s. Petrie
P. n, 48, 23; Tebt. P. 92, 10).
Kehren wir aber nach Kerkeosiris zurück. Wir haben schon ge-
sehen, daß für die Komeintreibung die ganze Finanzadministration rer-
antwortlich ist. Die Hauptlast der Verrechnung fällt wieder auf den
Dorfschreiber, der, wie gesagt, auch bei der Eintreibung und der Auf-
stellung der ixairi^ifta die Hauptrolle spielte. Auf Gh'und der Berichte
der Sitologen und eines XQoäialoyiöiibg des yQamucrsvg yta^äv, der
wohl als Vertreter der xpcaßikegoi fungiert (Tebt. P. I, 236), verfertigt
er den xgoöialoyiafibg aiuxbg, der folgendermaßen angelegt ist (s.
Tebt. P. I, 89, vgl. 160 und 174).
Nach dem Titel*), wo angegeben wird, daß die Verechnung für das
ganze Jahr gilt (bis zum 30. Mesore) kommt die Angabe der Größe
des besäeten Areals, dann die Budgetsumme verteilt nach Zahlungs-
mitteln, darauf folgt; dg &g fisfurpfjO^ai dif tevr^ ’Afifiavta xal 'Hga-
x/itiS^ Totg etrokoyovOi tö xtgl avtfjv of xal ävTiygaq>d(uvoi (Z. 12flF.).
Es folgen verschiedene Rubriken der Eingänge. Die Hanptrubrik ist
lite&bg — also Pachtrente. Die Rubriken sind nach Monaten von
an, innerhalb derselben nach zehntägigen Perioden angelegt.
Ähnlich ist Tebt. P. 1, 238: xgoöialoyiafibg xp;^d|£0|,‘)(‘?) vielleicht ein
spezieller Bericht über eingetriebene (nicht äxairrj^dvra) Komeingänge.
Daneben werden von den Dorfschreibem noch Listen xar &vdga
alphabetisch angelegt, wohl auf Grund und als Material für die daiai-
TTjOifta geführt (s. Tebt. P. I, 93—97).
Auf Grund dieser xgodiaXoyuSitol geschieht wohl die definitive
Abrechnung (diaXoyigfxbg). Dieselbe geschieht im Xoyier^giov, also in
der Metropole, der Dorfschreiber bringt eine Reihe von Schriftstücken
mit (s. Schilderung des Vorganges Petrie P. H, 10, 2)*).
II. Kaiserzeit.
Es ist wenig wahrscheinlich, daß in der Kaiserzeit in Bezug auf
die Komabgaben etwas prinzipiell geändert wurde. Die Grundlage der
Steuerberechnung blieb natürlich der Kataster. Auszüge daraus, die
uns erhalten sind — P. Lond. H, 267, S. 129AF.; Wilcken, Arch. I, 151f.
— zeigen große Ähnlichkeit mit den Ptolemäischen Auszügen Tebt. P.
— I, 84; 85 — und dienten wohl denselben Zwecken.*)
1) Tebt. 89, Iff. f[rov]; nagä Mtyxilo^S xaiioyfaniundias
Xfoiialoytaitie Xxl »tipaXaiov toO ainoi (Ixovt) intontiiiintv xAr iyitmxjidrmr (ng
iltaogi] 1.
2) Vgl. Wilcken, Ostraka I, 495.
S) Vgl. Tebt. 358.
Digitized by Google
M. Rostowzew: Eornerhebang and -transport im griech.-rOmisch. Ägypten 213
Neu sind yielleicht die besonderen Beamten, die über die xaragxoQoc
wachen, die »uTaöxoQcl^, welche yielleicht zugleich auch xfottMrtxifukrjTal
waren, und der ixixrjQrjtfn (resp. ^xi^£il7jTr)s) xuTaexoQ&g. ‘) Die ersteren
wachen über die Arbeiten nach der Überschwemmung, die zweiten, be-
gleitet yon Geometern und der Nomosadministration, stellen auf Grund
des Augenscheines (ßxloxsiing) die zu besäenden Grundstücke fest. In
die Kompetenz der Dorfschreiber betreffs der Feststellung der wirklich
besäeten Felder greifen sie wohl nicht ein.
Der Gang der cacaixrjöis, ebenso wie die vorbereitende Tätigkeit
der Behörden treten weniger klar als in der Ptolemäischen Zeit hervor.
Es ist aber kein Grund zu denken, dafi sie wesentlich anders gestaltet
waren. Dagegen sind wir über die äxcuxijöifia der einzelnen Dörfer
ziemlich gut unterrichtet. Das beste Beispiel ist BGU 659 (J. 298 — 229
n. Chr.). Das Dokument wird von den xafioygajifiaxtlg für die dtjfioöCa
yij und den etlyutXbg von 2k>xvoxaiov Nijaog aufgestellt. Es zählt die
Kontribuenten in alphabetischer Reihenfolge auf, indem bei jedem
Namen die Zahl der Aruren und Artaben angegeben wird (vgl. Tebt.
93—97).’) Eine Kopie dieses dxaixijeiiiov scheint öffentlich ausgestellt
zu werden (s. BGU 659, Anfang), das Original verbleibt in der drifioeCu
ßißiio&rjxj] (BGU 175). Eine andere Art bilden die «xaixT^Oiita für
einzelne Dörfer, wo nur Gesamtsummen mit Angabe der verschiedenen
Dörfer notiert werden (s. BGU 84 und Fay. F. 208, vgl. Grenfell-Hnnt,
Fay. P. p. 157). Die letzteren Listen finden wohl ihre Erklärung in
der Tatsache, daß die steuerpflichtige Einheit das Territorium der xdftt]
bildet; dies Territorium wird aber auch von Kolonen, welche in anderen
Dörfern seßhaft sind, bewirtschaftet (s. besonders Fay. P. 86 und 85a,
vgl. Gen. P. 81: äiä x&v <Lro([x0v] — dtd xG>v &xb xmpijs). Das
dxatxtjffifiov gUt also auch für Bewohner anderer Körnen. Ob die Ab-
rechnung über die ysv^fucxa, wie in der Ptolemäischen Zeit, auf den
Tennen zustande kam, ist nicht bezeugt, aber höchst wahrscheinlich.
Dafür sprechen mehrere Tatsachen. Zuerst, daß wir neben den Sito-
1) S. BGU 12(181 — 182 p. Cb.); WUcken, Ostrakal, 176 u. 641; Archiv III, 123;
Z. 10. 11 konnte man vielleicht lesen; intd zi>v ixänov tonov «ava(t[xop^J<[ai^i'
tA» xttl xnpaTCXtpslTfrAv, vgl. Z. 19; vgl. auch den ltjpvaa[tij]£ xai xaraaifogtis,
Wilcken, Ostraka 608, 2 [und nnten S. 236] und BGU 91 (170 — 171 p. Ch.).
2) Derselben Art ist auch CPR 33 (115 n. Ch.): dxaidijaipov xor’ Sv3fa
atvixA» iiä irittoalav ysafx&v ix xiiiris Soxvoxalov Nt'iaov. Über dxoKTiJffipa s.
Wilcken, Ostraka I, 619. Vgl. noch Lond. P. II, 322 p. 169 (vom J. 214—216 n. Ch.),
xaftt AigTiUov novuftmt xa>po/;(ap(UrT^a>;) Hoxvoxalov Ntjaav xat' ävSfu, xfis
iMtlniai» <pofixfov ixordxTov t&v iitruri9tiiivov ip9uSi ini xiftrit Buxxtdioi
xijs iitfUog voS {vietätTog xy (Irovg).
15* r
Digitized by Google
214
I. Aufsätze
logen besondere tftrtxöv*) und &xcur^tal anix&v g>6Q(ov
treffen.*) Die jtQdxxoQts airix&v bekommen vom Dorfscbreiber das axai-
tijaiiiov, fungieren also nicht nur beim Eintreiben der Rückstände
(BQU 457).*) Sie sitzen aber nicht im OrjaavQÖs, wo sie g^zlich über-
flüssig wären, da dort die Sitologen und ihr Personal arbeiteten.*) Man
wird sie also getrost außerhalb des d’tjaavpög arbeiten lassen und sie
für Agenten, welche die dxairijaig auf den Tennen leiteten, erklären.
Mit ihnen zusammen arbeiteten wohl daselbst die »QedßvxiQoi. Für
die Komabgabe ist diese enge Verwandtschaft zwischen Praktoren und
jtQtaßvTtQoi nicht bezeugt, wir sehen sie aber sonst in mehreren Fällen
(s. B6U 181a [102 n. Chr.]; Lond. P. II, 255 aus dem J. 136 n. Chr.;
Wilcken, Ostraka I, 613ff.) mit den Praktoren Zusammenwirken.*) Bei
der Komverwaltung sind die xQiaßvrei/ot. als Vertreter der ytcagyol in
BGÜ 85 tätig. Besonders lehrreich sind aber die Urkunden, die über
die amiuyogaOTtxij xgifHj handeln (s. BGU 381; Grenf. P. I, 48, besonders
aber BGU 807, vgl. meine Staatspacht [russische Ausgabe] S. 220f. und
Wilcken, Arch. I, 177).®) Hier fungieren die xgiaßthcgoi als die, welche
die von der xd>(irj zu stellende Gerste den Soldaten zu liefern haben.
Die Stellung der Soldaten dei dieser Eintreibung ist der der XQÖxtogeg
etrixcav sonst vollständig analog (vgl. Tebt. 48, Z. 12ff., wo es sich auch
um Extraliefeningen handelt).’) So werden wir wohl Recht haben,
wenn wir die xgcaßvTigoi xäiitjg, wie in der früheren Zeit die xgta-
ßvTsgot yeagyäv, als Vertreter der Kontribuenten wirken lassen; sie
1) Besonders charakteristisch ist BQU 467; Wilcken, Ostraka I, 620 und AfP.
1, 143.
2) Oiy. P. III, 514.
8) Vgl. Oxy. P. in, 630 Z. 3; di rii[v *]w[p]c3>' äv fff dxprrjxov ol
xgtin[To]fes-
4) Der nifdxrag stand aber unter dem Sitologos, wie BGU 426 zeigt und wird
unter denen, die das Personal eines 9riaavfbg bildeten, aufgefOhrt. Die« erklärt
sich aus den stetigen Geschäftsbeziehungen, die die beiden Beamten eng verbanden.
6) Vgl. Fay. P. 39 (188 p. Ch.): die Dorfältesten nennen hier einem Pächter
den Kontribuenten, von welchem ti xfoxeinevov ixbraxtov zu fordern war.
6} Vgl. auch über dieselbe Lieferung Amh. P. II, 107—108 und 178—177.
7) Vgl. auch Amh. P. 79 (186 n. Chr.) aus Hermupolis. Hier wirken die
den Dorfältesten analogen Stadtarchonton mit den Sitologen und iyittrftital zu-
sammen. Zusammen mit den Archonten wirken die xffsfivrtfoi in BGU 842
(187 n. Chr.), vgl. Amh. P. II, 109 (J. 185 — 186 n. Chr.). Sie bekennen von den-
selben das Geld für das der xng)] „aufgelegte“ (ixißljjd-kr, daher intßoUi)
Komquantum bekommen zu haben. Das Geld verteilen sie wohl nachher den
einzelnen ysa^yoi. Das Zusammenwirken der Dorfvorsteher mit der Administration
bei Erhebung der Komabgaben illustriert für das IV. Jabrb. Goodspeed, Cairo P.
XU, cf, BGU 21.
Digitized by Goog[e
M. Bostowzew: Eomerhebung und -traneport im griech.-rSmisch. Ägypten 215
stehen zwischen den Praktoren nnd den Kontribuenten, um beiden Kate-
gorien ihre Arbeit zu erleichtern und die Zahl der Verantwortlichen
zu mehren.') Sie bilden die BrOcke zu den späteren Dekaproten.
Fflr die Bezahlung der Abgabe außerhalb des Thesauros zeugt
auch das öfters erwähnte (pÖQszQov, welches in den Pachtkontrakteii
entweder die Pächter oder die Pachtgeber sich zu zahlen verpflichteten. ’)
Dasselbe tpÖQexffov erscheint auch öfters in den Berichten der Sito-
logen. *)
Aus den angeführten Stellen wird vollständig klar, daß dies <p6-
QiTQov für den Transport der Abgaben nach dem Dorfthesauros (s.
Lond. P. 314, Z. 19) bezahlt wird; repartiert wird es nach der Größe
der bewirtschafteten Parzelle und jährlich (Amh. P. 11,90.91); der Trans-
port wird in der Regel durch die övrjkärai (s. unten) besorgt (Lond. P.
II, 314); bezahlt wird das ipÖQerQov entweder in natura (Aum. 2) oder
in Geld (Anm. 1). So bekommen wir auch hier dieselbe Technik wie
in der Ptolemäischen Zeit. Das Korn wird auf die Tennen ge-
bracht, wo die Raairijdig durch die xpaxtopsg oder ixaiTrira^
geschieht; es wirken dabei auch die Dorfältesten. Das von den
Praktoren erhobene Kom wird auf Lasttieren (gewöhnlich Eseln) in
den Thesauros transportiert; in diesem wird es von den Sitologen in
Empfang genommen, worüber den Praktoren unter dem Namen der
Kontribuenten quittiert wird.*)
Die Buchführung der Sitologen ist uns besser als für die Ptole-
1) Wie in der Ptolem&iachen Zeit fungieren neben ihnen die itxadäfxR^-
Besonders lebrreicb ist BGÜ 23 unbestimmbarer Zeit. Drei, wobl nfcaßvrtgoi
xAfim, beklagen sieb über einen Dekadarcben: er läßt andere zwr Dekadarcbie nicht
zu, beschützt seine vier Brüder und andere nnd laßt die Dörfer fflr sie bezahlen
(sal intoxtliuva ttlrt &nb xäv xoiftdr), bewirtschaftet Land in anderen Dörfern und
bezahlt dafür nichts. Es scheint also, daß der i. über den ngteßingot steht nnd
in mehreren Komen wirkt, ln BOÜ 81 (J. 188 — 189 n. Chr.) steht der Dckadarch
in näheren Verhältnissen zum aitonugaXihiittjis und den ‘^sau(ioi. Sorgt er für
die tö^jjWa? Ob auch die zehn fzo»>]rfc dexuviiav nvgoi (BüU 831 J. 125 n. Chr.)
in dieselbe Reihe zu stellen sind? Sie scheinen auch zu mehreren Thesauren Be-
ziehungen zu haben.
2) ^Tjftdtfux tp6gttga heißen sie öfters, z. B. BGÜ 227 (160 — 161 p. Chr,); rot
xot’ {&govg&v) xat (rog <p6gcrga — Amh. P. 11,90. 91 (569 n. Chr.); ngög f(ti ä«os
roö övTjiUrrixoö ipoghgov 'Itg&g heißt es Lond. P. II, 314 p. 190 Z. 19 (149 n. Chr).
Vgl. Oxy. P. I, 101 (142 p. Chr.); BGU 571; die Taxe von 3 Obolen auf die Amre,
BGÜ 569 — 571, wird auch vielleicht <p6(gtTgor) nicht <fo{gog) aufzulösen sein, vgl.
BGD 166: 2cilx(xa (pdttrf«.
8) Amh. P. n, 69; Fay. P. 86 und öfters. Vgl. das dwairtjffigoi' Lond. P. II, 322,
p. 159 (214—315 n. Chr.).
4) Wileken, Ostraka I, llOf.; AfP. I, 143.
r
Digitized by Google
216
1. Aufsätze
maische Zeit bekannt. Unschätzbar ist dafHr das Dokument Amh. P.
II, 69 (aus dem J. 154 n. Chr.). Es übermitteln hier die Sitologen
A(pQodi6itp xcil ToCg aiip aizä 3tQoxetQto9it<!t siQog xapäArj(itfi(iv) x[((l
xa]Taxo(icirjv ßißkiag (1. v) X£(i[x]o(i{tv<ov) tlg ’AXtl^ävd(f£t.ttv rc3 tov
vofiov iyX[o]yißT-^ xal ISiei X6ym (Z. 2 — 4) folgende Dokumente:
1) (i£TQijii(a) xitr kvSqu fodoj'^g dwö IIuvvi img Meffopij (Z. 8, 9).
2) iirjvialoi iv xitpaXaUp äxb Ilavvi lag Mi[eo]Qi^ (Z. 10, 11).
3) dxoXoytOfiig .... iia^öpov g>ope(tpov) dxb IIccvvi tag Meaopil
(Z. 11, 12).
4) Svdpa xtttayayi^g rp ’Exiltp xul Mi6opij (Z. 13).
5) Xöyog ipopitpov (Z. 15).
6) dxoXoycafi(bg) IdCip Idyp (Z. 15).
Weniger reichhaltig ist eine ähnliche Aufzählimg der Dokumente,
welche die Sitologen den ßißXiozpvXaxig ör/noaiav Xöymv eingereicht
haben') (Oxy. P. III, 515, J. 134 p. Chr.). Es sind:
1) xat Svdpa 6vvxXr](ptb<!eag) yivij(i{aTog) it {itovg) (d. h. für das
Torige Jahr) Z. 4, 5.
2) [tö] fitivtatov txl xtg>aXaü)(v), Z. 6.
3) furaX6yio(v) xuz Svdpa lödoxzjg, Z. 8.
Wir erfahren aus diesen beiden Dokumenten zuerst, daß die Be-
richte der Sitologen teilweise durch besondere Beamte nach Alexandrien
in das Rechnungsamt abgeschickt wurden. Das Rechnungsamt zerfiel
in Abteilungen, deren jede sich mit einem Nomos abgab. Daneben
berücksichtigten die Sitologen auch den Idiog Xöyog.
Die Berichte selbst sind:
1) die Jahresrechnung für das verflossene Jahr nach den Kontri-
buenten angelegt (Oxy. P. 515, 1); »
2) Monatsabrechnungen (Amh. P. 69, 2 und Oxy. P. 515, 2)-,
3) xaz’ Svdpa (adoxijg — also Registrierung der Eingänge, wohl
Tag für Tag mit monatlicher Summierung (Amh. P. 69, 1 und Oxy. P.
515, 3)*);
4) Abrechnungen Ober zwei Arten der <p6pizpa. Das erstere (nach
der Stellung im Dokumente zu urteilen) ist das uns bekannte tpöpizpov
zum Thesauros, das zweite die Fracht vom Dorfthesauros weiter (nach
dem Xöyog xazayayzjg genannt)*) (Amh. P. II, 69, 3 und 5);
5) die Aufzählung des weiter geförderten Kornes in der Richtimg
nach Alexandrien (Amh. P. II, 69, 4);
1) Karaxoficiibi ßißUav ist technisch, s. Oxy. P. IH, Sll, vgl. Grenf P. H, 41
und Wileken, Ostraka I, 587. 2) Vgl. Oxy. P. II, 391.
3) Vgl. Grenf. P. II, 44; üg dt tfOtfZQOv &v ylvAv ixl xmgr)(v)
und weiter unten.
Digitized by Google
M. Bostowzew: Eornerhebunf; nnd -tiansport im griech.-römisch. Ägypten 217
6) die Abrechnung mit dem fdtog X6yos (Amh. P. II, 69, 6).
Wir wissen, daß in den Körnen für den (Sios iL&yos keine ge-
sonderte Kassen und Thesauren existierten.
Einige dieser und ähnlicher Berichte lassen sich in der vorhandenen
Urkundenmasse mit gewisser Wahrscheinlichkeit nachweisen. So halte
ich Fay. P. 86 für etwas den firjviaroi iv xitpalaCqj Ähnliches. Fay. P.
300. 329. 332 erinnern mich an die *at^ ärdga eiödoxijg. Gut bezeugt
sind die monatlichen Berichte an den Strategen — nrjviula iv xfipa-
Ixtla — 8. BQÜ 64, 835. ‘) Ein nr/vuctov xwc &v6gce ist vielleicht
B6Ü 585. Allen diesen Berichten liegen die Einzeichnungen xa9’
(Lond. P. 194 p. 124f. und Fay. P. 338), die in zehntägigen
Perioden zusammengefaßt werden (z. B. Fay. P. 86a) zugrunde. Endlich
wird der Bericht über die xttTayayfj durch BGU 802 vortrefflich
illustriert. Damit aber scheiden wir von der xtofii] und gelangen zum
Export.
Bevor wir nun das Dorf verlassen, möchte ich auf die große
Ähnlichkeit, die zwischen der Ptolemäischen und römischen Zeit vor-
handen ist, hinweiseu. Die Ghundgedanken bleiben dieselben, es treten
nur kleine Änderungen ein. Wie früher wird der Bauer von der Saat
an beobachtet; nach der Ernte werden zuerst die Forderungen der
Regierung berücksichtigt, nur was bleibt, ist Eigentum des Bauers, die
Eintreibung geschieht durch Beamte, die vom Praktor an bis zum
Strategen für dieselbe verantwortlich sind*). Wie mit den Rückständen
verfahren worden ist, das zeigen uns die Urkunden aus Mendes, BGU
902 — 904 und 976(905) — 980 (vgl. Wilcken, Arch. II, S. 386 und „Bei-
träge zur alten Geschichte“ zu Ehren 0. Hirschfelds, 123 ff.). Leider sind
die Dokumente verkohlt und nur zum Teile gelesen. Es handelt sich
in der ganzen Serie um einen furchtbaren Rückgang der Bevölke-
rung. Dadurch werden größere Stücke Land imbebaut (n. 904), und
dadurch wieder entstehen Rückstände in den Thesauren (976—980). Die
Rückstände zerfallen in solche, die den X6yog äioixrjtfeag, und solche,
die den Jl^yog ovffiaxbg betreffen. Festgestellt werden sie durch eine
1) Vgl. BGU 629 (216 — 217 n. Chr.) und 634 (216 n. Chr ): iirjpta[a dersolbcn
Art, die über Eing&nge der annona berichten.
2) Höchst charakteristisch dafür sind die Urkunden BGU 747, bes. 1, Z. 14 ff.;
TÄv yäf xfay/ucrav rb )Uyt[t^r6v iariv xal yvtjfffiltbrfpov [w]oUr)s rt «eot[JJe/oe
itofiivov [al i]7caiTij<!us tdw öqptlopt'lvjöv trä xvptaxä l[d]j>n>, vgl. II, 20 ff. Hier
ist natürlich nicht nur die ixatTjjaie von den Kontribuenten gemeint, s. I, Z. 17, IS;
«eoa<p[s]e(i|Mvo; rg ixttfoiei. Gemeint sind hanptsüchlich die Rückstände , vgl.
Oiy. P. n, 291 (26 — 26 p. Chr.) — Brief eines Strategen an einen Dioecetes; die Rück-
st&nde (7 Ix'Osai;) soUen sobald wie möglich aufgeachrioben werden; dann soll die
ixaltrjeig nicht verzögert werden, vgl. Fay. P. 820.
Digitized by Google
218
I. AufsäUe
t’j’fitTpTjtftj-V’ermessung de8 Komea in den Thesauren, wohl unter stetem
Vergleiche mit den Summen, die vorhanden sein sollten. Das Fehlende
soll, wie es scheint, von den Sitologen^), den Basilikogrammaten und
den Strategen bezahlt wenlen (vgl. BGU 145 vom J. 212/213 n. Chr.).
Leider bleibt das meiste noch dunkel Interessant ist es, daß unter
den Verantwortlichen die Dorfechreiber gar nicht erscheinen. So ging
die Komeintreibung in den Dörfern vor sich.
Das eingetriebene Kom wurde in dem Thesauros nicht aufbewahrt,
sondeni weiter spediert. Über die Technik und den Zweck dieser Spe-
ditionen berichten uns mehrere und reichhaltige Urkunden. Zuerst die
unschätzbare Urkunde B6U 802 (vom J. 42 n. Chr.). Es ist ein Tage-
buch folgendermaßen angelegt:
1) Datum;
2) Eingänge (xtcrrjxttti) von verschiedenen Sitologen verschiedener
xäfiai mit Angaben der Zahl der Esel und Artaben und Nennung der
Zahler, die das Kom in den Dorfthesauren geliefert haben: xafirjtixStv
(also der in xä(ir] wohnhaften Eigentümer), xccrvxmv, drjiiodüov (d. h.
der Staatspächter, der Eolonen). Am Ende die Summe des xarrjj/fuvov
wohl für das ganze Jahr nach Rubriken: nvQov, xpidijg, ^axov, xvoftov,
ipaatjiov’);
3) Ausgaben:
A. Zuerst: dq>’ äv evßeßiijod'tti, also „es wurde auf Schiffe ge-
laden" (s. unten) und zwar auf die Rechnung des dj’Ofaetös ipecxög (das
am meisten in den aufgefuhrten Tagen gelieferte ydvog) eines gewissen
'HQttxkeidtjg ’Jk9{ai)evg (also Alexandriner) aus dem yivrifiM des vorigen
Jahres für die Rechnung des Sitologen 'AxovOiXäov IIrilov«Cov. Das
Kom wird nicht an den Herakleides selbst, sondern an einen xvßtQv^xt]g
eines d’uXafitiyög , der einmal als einem lalorv Aiooxovpiäovg, andere
male als einem Secundus centurio der dritten Legion gehörend, be-
zeichnet wird. Dann wird das vaviov xiotav berechnet und die Schiffe,
an welche das Kom repartiert wird, namhaft gemacht. Solche Ver-
merke über ifißoli) finden wir ziemlich selten, nur in Kol. IV, XII
und XIV.
1) Vgl. B6U 908 (Zeit Trajans); ein Kollegium von Sitologen treibt von einem
anderen die Rückstände ein; die letzteren versichern, sie wären nie Sitologen ge-
wesen; Z. 26 f.; ^n<2tcovvr[{f] inuixijaai eiroüoyiav (1. f)t ovx /rt-
2) Die Zahl für den wtipig ist kolossal: 270808, für etwas kleiner;
37839^. Geliefert wird in den erhaltenen Tagen in diesen Eomarten nicht mehr.
Die angegebenen Zahlen sind für die Ertragsiäbigkeit der anfgezäblten DOrfer von
kolossaler Wichtigkeit. Wir bekommen endlich feste nnd sichere Zahlen, die noch
zu verwerten sind.
Digitized by Google
M. Bostowzew: Komerhebang und -transport im griech.-rOmisch. Ägypten 219
B. Regelmäßig erscheint: ü<p &v npocl^xrai, abo: „aus welcher
Zahl schon frQher so und soviel exportiert wurde“, nach allen früher
angeführten Eomarten aufgezählt.
C. NaviM — Wassertransportkosten in natura, wohl nach den
Arten des exportierten Getreides.
D. AoinaC — also im Thesauros vorhanden. Es erhellt daraus,
daß der »vqos fast gänzlich zum Export verbraucht war.
4) Endlich folgt die Aufisählung der noch vorhandenen Kommengeu
nach Körnen und Sitologen.
Aus dem Dokumente selbst erhellt, daß die Zählung an einem
Hafenorte gemacht wird. Es werden Komtransporte in Empfang ge-
nommen und ohne Verzögerung auf Schiffe geladen und weiter be-
fördert. Wo sind wir und was treibt man? Auf diese Fragen
können wir nach anderen Dokumenten eine ganz befriedigende Antwort
geben.
Einen ürfyoj xuTaymyijg haben wir schon oben unter den Büchern
der airoiöyot nachgewiesen. Was versteht man aber unter xaraymyTj?
Lond. P. 2! '5 (S. 100) aus dem J. 118 n. Chr. lautet: i7to>ljUd»x(al) (letö-
jr(oij) <ftToXöj'(oig) ToxuQxi^s) Aiow<Jidd[og y]svTni(dTmv) . . . xa/i7]-
iloTpö^[o]g Aiowtiddog' SfioXoyci fUfiergija^at x(al) dxtoxTi[xdv]ai. zreep’
tpÖQtTQa ^g xarf/|a vxb Idimv xa/irj/Lmv dTCÖ räv rijg fttgiSog ^nj-
eavifiüv tlg rovg dxoöidsiyitdvovg opfiovg xpi&rjg etc. ') Dasselbe besagen
BGÜ 607 (aus dem J. 163 n. Chr.) und Greuf. P. U, 44 (J. 101 n. Chr.).
Klar ist es, daß die xarayayij die Kornzufuhr von den Dorfthesauren
zu den Häfen bedeutet. Dieser Komtransport wird durch xccfirjXotpötpoi,
dtfTjXtttui oder xnjt'orpögoot besorgt. Diesen Gilden begegnen wir häufig.
Eine allgemeine Maßregel, die ganze Gilde der öirjlätai betreffend, ist
die Verordnung des Aemilius Satoruilus an die Strategen der sieben
Nomen und des Arsinoites (BGÜ II, lö aus dem J. 197 n. Chr. [?]): t^v
iußoXrjv xal a<p6dga v<p (1. ifiäv) ciiieXov(iivijt’ öpß. Die Ur-
sache ist die öXtyöttjg r&v ffoüörajv xccQaq>i'Qiv rbv xvqöv (Z. 6, 7),
d. h. der dinjXärui (Z. 11). Dieselben sind jetzt zu der nötigen Zahl
gebracht, aber die Mißwirtschaft dauert fort; die Strategen, die sich
mit den bvjjXdzai verständigt haben, begünstigen einen anderen Aus-
weg: die bvrjXatai halten nicht die nötige Zahl der Esel (3). Dadurch
genießen sie die Vorrechte (dCxaiu) der bvrjXdtui, ohne die Last
der Leiturgie zu tragen. Der Epistratege befiehlt nun: xtXiva iva
fxagTov T&v ötnjXaräv dvapxd^iv rijv d<petXofitvtjv vn avrov rpe-
<pe<fT(u T(fiovittv, vfi&g dl a<p^ttytduv ixißdX[X]i.v ixdozp övj». Die
1) Mit den Veibessorungen Prof. WUckens.
Digitized by Google
220
I. Aufsätze
häufige Erwähnung der drtjiareu in den Ostraka aus Fayum') zeigt,
daß die dort erwähnten drjßöaioi 6voi verschiedener Dörfer wohl mit
den 5voi der Onelatengilde identisch sind. Dafür zeugen die Ostr. 14 — 18
aus Fayum (Fay. P. p. 324, J. 1 — 35 n. Chr.), Befehle an den ygafinaTevg
xxrjvoTQÖfptov*) für den und den Oijtfcsvpos zu Komtransporten Esel zu
liefern (vgl. BGU 362).
Eine gewisse Organisation des Eseltreibergewerbes bezeugt auch
die Steuer, die von den öirtjXazai. bezahlt wurde (öfters zusammen mit
der Lastwagensteuer bezahlt), s. WUcken, Ostraka I, 272.*)
Die verschiedenen Daten der angeführten Dokumente zeigen uns,
daß die TransportgUden der Eaiserzeit mit denen der Ptolemäischen
identisch sind (oben S. 210). Die Organisation der Gilden ist folgende:
sie existieren, wie Aemilius Satomilus ausdrücklich sagt, hauptsächlich
für Eomtransporte.*) Vereinigt sind sie in größeren Komplexen, nach
Toparchien (Lond. P. 295), und bedienen ganze (legCdeg (s. Lond. P. 295;
Grenf. P. II, 44; BGU 607), Innerhalb der Toparchien teilt man sie nach
Dörfern, wenn nur meine Identifikation der Onelatenesel mit den dt]-
fiöeioi. &VOI der Ostraka richtig ist. Eine noch weitere Zusammen-
fassung, z. B. nach Nomen, ist nicht ausgeschlossen.*) Wie alle Ge-
werbetreibenden bezahlen auch die Eseltreiber eine Geldsteuer; für die
Tiere zahlen sie natürlich separat.
Welche Vorrechte AemUius Satomilus meint, ist schwer zu be-
stimmen. Ist es das ^dpcrpor, das ihnen von den Sitologen bezahlt
wird, oder haben sie das Monopol der Transporte auch privater Waren?
Für diese Vorrechte müssen sie stets für Staatszwecke drei Esel bereit
halten; diese drei könnten, trotzdem sie den övr]l«Tai gehörten, mit
vollem Rechte dijftdtftoi genannt werden. Für Privatgeschäfte könnten
die övrjiärat auch mehrere Tiere halten. Doch genügt es für unsere
Zwecke, nachgewiesen zu haben, daß täglich aus den Dorfthesauren
Esel- und Kameelkarawanen nach dem Flusse zogen. Am Flusse, in
unserem Falle in Ptolemais-Hormos, lud man das Korn in Schiffe ein
1) Grenfell-Hnnt, Fayum towns, p. 327, n. 24ff. und Jouguet, Bulletin de
l'Institut d'areh^ologie orientale II, 97 ff. ; vgL Preisigke, Arch. III, 44 ff. und Wilcken,
Ostraka II, n. 1306 (U^ xcd^tj).
2) Ich lese überall yp(a(ipcrt£i), wie in Ostr. 17.
8) S. bes. Lond. P. 181; Wilcken, I. 1., Anm. 1.
4) Hauptsächlich, nicht ausschlieBlicb, s. ein Beispiel für mehrere BGU Hl, 13;
P. Lipe. 30. 31 (bei Preinigke, ol>en, S. 61) und öfterB.
5) Dafür zeugt die von Preisigke betonte Tatsache, daß verschiedene Kara-
wanen aus Eseltrupps mehrerer Dörfer, die nicht immer zu demselben Nomoe ge-
hören, beBtehen,
Digitized by Google
M. Bostowzew: Komerhebung und -transport im griecb.-römüch. Ägypten 221
{ifißäXXsiv, nachdem es von Beamten in Empfang genommen
und anfgeschiieben wurde. Welche Beamte es waren, wer also BGU 802
Terfaßt hat, bleibt ungewiß; Lond. P. II, 197 (S. 100) läßt vermuten,
daß es die dQfiotpvXaxtg sein könnten.^ Diese Beamten waren aber,
wie wir gesehen haben, nur Vermittler: jeder Sitologe hatte in Betreff
der ifißokii seine eigene Rechnung.
Wie wir schon wissen, übergibt man das Kom einem xvßtQtnjtrjg
elg Xöyov rov dslvog. Dies bestätigen und erläutern mehrere Urkunden.
Lond. P. 256 a (J. 15 n. Chr.), p. 99 (vgl. Wileken, Arch. I, 146) ist eine
Bescheinigung eines xvßepvtjrijg ßxaqiijg dtjiioaCag durch einen Soldaten
der 2. Legion (man nennt ihn ixCxXoog)’’) an den Sitologen der beiden
Lysimachiden, 1817-^ Ari Weizen in JlToXtfuclg 'Vp/wg in Empfang
genommen und aufgeladen zu haben. Der Weizen gehört zur Rech-
nung zweier: eines ^idwßog und eines i>iX6Xoyog. Der Steuermann
verpflichtet sich, das Kom nach Alexandrien zu bringen und es den
genannten Dionysos und Philologos, oder wem sie befehlen, zu über-
geben.
Fast dasselbe besagt Oxy. P. II, 276 (vom J. 77 n. Chr.). Neu ist
nur, daß die Ladung vom arpazrjybg bestimmt wird.
Die Steuermänner leisten einen opxog ßaßiXixbg: iirriX’^nitiaß^ai
Ti)s XQtitt? xißtßg xal ixifieXSig xctl x&Ottv (ppovxCdtt xoiijßuo&ai rov
xapa/ietvai xovg IxixXöovg (uxpi tijg iv xöXti ^vyoßiaßCag xal xapa-
dmßiv (Wilek.) TÖv yöfiov O^ov xal axaxovpyryroi’ ^[/i]ot)[roi>]
xivdr/vp lvoj;[o]s tlrp/ (Wilek.) rö opxa (Lond. P. II, 301, S. 256,
J. 138 — 161 p. Chr.), vgl. Amh. P. II, 138 (J. 326 n. Chr.) und besonders
Qrenf. P. II, 46 (a) aus dem J. 139 v. Chr.
Jede Sendung heißt üxbazoXog, s. Oxy. P. III, 522 (2. Jahrh.), vgL
Lond. P. 356 a, 10 und das bekannte dxoaroXixbp der Inschrift aus
Koptos. Der angeführte Papyrus aus Oxyrhynchus gpbt die verschiedenen
Auslagen für jeden dxdöToXog an; die Ausgaben werden hier in Geld
verrechnet, sonst bezahlt man die vccvXu in natura (BGU 802). Jeder
dxößroXog wird im Oxyrhynchus Papyrus durch einen Personennamen
bezeichnet, wohl analog den Namen, die in BGU 802 und Lond. P. 356 a
begegnen. Außerdem sehen wir in derselben Urkunde mehrere Personen
1) Wileken, Ostiaka I. § 160, S. 861 and Oxy. P. I, 6!v; s. anch Goodspeed,
Cairo P. XI (Weia-ipßold für Soldaten).
8) [Vgl. jedoch onten 8. *38. Die Red.]
3) über diese ixixXoot Wileken, Arch. 1, 166. Der Dienst als ixlxloos ist viel-
leicht eine Liturgie, welche nach DOrfem repartiert wurde, s. Amh. P. II 183 und
Goodspeed, Cairo P. 88. Die Auffassung der Herausgeber der beiden Papyri kann
ich nicht teilen. [Vgl. Axch. HI 116. Die Red.]
Digitized by Google
222
L Aufsätze
mit der Ladung beschäftigt: v^ttigirai und der uns schon bekannte
Soldat, ein ^jaavgofpvka^, Arbeiter, welche die Aufladung besorgen,
von den :tgi<fßvtegoi gestellt'), Arbeiter, die das Korn zum Trocknen
heraustragen.
Wir bekommen also folgendes Bild. Im Hafen warten auf das
zu transportierende Kom Schiffe, meist Staatsschiffe. Jedes Schiff hat
einen Steuermann, eine Bemannung und als Aufseher einen Soldaten.
Jede abgeschickte Ladung, änoOzoXog, bildet ein Eine für sich, ob sie
von einem oder mehreren Schiffen befördert wird. Den xvßtgtnjrai
liefern die Sitologen das Kom für Rechnung gewisser nicht qualifi-
zierter Männer. An Ort und Stelle beschäftigen sich mit dem Kome
verschiedene qjviaxsg und die jrgecßiktgoi, welche die nötigen Arbeiter
zu stellen haben.*) Die Schiffe gehen nach Alexandrien.
Wer sind aber die, auf deren Rechnung das Kom geliefert wird?
Nachricht darüber gibt uns vielleicht Oxy. P. 63 (2. — 3. Jahrh.), ein
Privatbrief. Ein gewisser Paesios schreibt seinem vxrjgiti^g. Den Brief
wird ihm ein vavxhjgog übergeben. Man soll dafür sorgen, daß der y6-
fiog, die Ladung dieses v«ti*Aijpoj, am schnellsten aufgeladen werde (^r-
ßaXea&ai). Es folgt ein Absatz über die deiyfiatodgrai, die das Wägen
zu besorgen hatten, den ich nicht recht verstehe. Weiter soll der
Naukleros die Thesauren sehen, die Sitologen und andere sollen vor-
bereitet werden. Erinnern wir uns, was wir über die Ptolemäischen
vavxiygoi schon wissen, und vergleichen wir es mit den Angaben dieses
Briefes und der Rolle, die die Personen, auf deren Rechnung das Kom
geliefert wird, spielen. In BGU 802 wird ihnen der iyogaöTog :tvgbg
wie in der Ptolemäerzeit geliefert, die Sitologen in BGU 802 und den
anderen Urkunden verkehren mit ihnen direkt, wie in der letzteren
Urkunde; ihr Standort ist meistens Alexandrien. Alles spricht dafür,
daß wir überall mit denselben Naukleren zu tun haben, Leuten, die
Kom, ob es äyoguozbg oder zpogixbg xvgbg ist, nach Alexandrien trans-
portieren, um es dort den vavxXijgoi 9alazziov vavxXygiov (Oxy. P. 87)
zu übergeben.*) Es ist gar nicht ansgeschlossen, daß diese Naukleren
auch für ihre Rechnung arbeiteten, natürlich im Falle des äyoguOzbg
xvgög.
1) Vgl. die aocKKoqjopot BGU 28(i (306 u. Chr.) und 370 (630 n. Chr.).
8) Dieselben wachen auch über die zum .Aufwärtsziehen der Schiffe nötigen
Leute, g. Wileken, Ostraka I, ll.’jS, vgl. 1298.
3) Einen Brief solch eines rai'jtlTjcos ans Italien s. BGU 27. Er trat ans Ufer
(in Puteoli?) am 30. Juni, kam nach Rom am 19. Juli. Er wartet in Rom auf die
Diese einmal in den Händen, kehrt er nach Ägypten zurück. Über
die Nauklerie im allgemeinen zu handeln, ist hier nicht der Ort. Ihr Ursprung
liegt sicher in Ägypten.
Digitized by Google
M. Roitovzew: Eomerhebuog and -transport im griech.-römiach. Ägypten 223
Das vavxltjfiov ist wohl Pachtgeschäft, das allmählich in Leiturgie
verwandelt wird. Jeder vavxlrjgog übernimmt wohl ein gewisses Ge-
treideqnantum zur Beförderung nach Alexandrien oder anderswohin.
Dies Quantum soll er von den Sitologen direkt beziehen; mit denselben
rechnet er auch ab.*)
Zu allen diesen Ausführungen habe ich mit Absicht das Ostrakon-
material aus dem Faynm nicht zugezogen. Spediteure, wie Preisigke
oben S. 44 ff. konstruiert hat, finden beim Transportgeschäft, wie ich
ihn geschildert habe, keinen Platz. Mir scheint es, dafi die in den
Theadelphischen Ostraka öfters genannten Appianos und Zadixrjs’) —
vavxXtjQoi, keineswegs Spediteure sind. Die Ostraka sind Bescheinigungen
ihrer Agenten über die in verschiedenen Dörfern gebildeten Karawanen.
Aufierdem bekam jeder 6vrjXdzt}s vom Thesauros einen Begleitbrief, in
dem auch die Artabenzahl notiert wurde.®) Die vorläufigen Symbola
dienten als Material für den Ao'yo^ xarayayijg. Das Sjmbolon wurde
hauptsächlich zur Verrechnung des ipÖQSzQOV, das jeder xäittj auszuzahlen
war, notwendig, es wurde von dem Karawanenführer im Namen (6vd-
fiazog) des Naukleros ausgefertigt. Die Nennung des vavxXtjifog war
notwendig, da das ^ÖQezgov wohl auf seine Rechnung gesetzt wurde.*)
Wir kommen zum Schlüsse. Die Ergebnisse unserer Zusammen-
stellungen haben uns ein ziemlich klares Bild einer Seite der ägypti-
schen Finanzverwaltung vor Augen geführt. Wir sahen, wie sowohl
unter den Ptolemäern wie unter den römischen Kaisern die Kom-
produktion von einer Beamtenarmee beobachtet und gefördert wurde.
Die Leitidee ist fiskalisches Interesse: kein Körnchen soll der Staats-
kasse verloren gehen. Das Korn ist der Reichtum Ägyptens; deshalb
konzentriert sich ein gutes Stück der Verwaltungstätigkeit auf die
Komffage. Mit wenig Kosten soll das günstigste Resultat erzielt
werden; deshalb knüpfen sich an die Komverwaltung so viele Verant-
wortlichkeiten und Leiturgien; vom yemgybg und Onelates bis zum
Naukleros und Strateg sind alle in die Kornfrage verwickelt. Trotzdem
aber trachtet jeder seinen Nutzen aus den Komsäcken zu ziehen. Und
1) 8. die wichtige Urkunde Qoodapeed, Cairo P. XIV (363 n. Chr.) „contract
of sorety foi the transportation of corn“. Besonders lehrreich ist das Anflreten
der Bürgen.
2) Dazu paßt vortrefflich, daß Appianos gewesener Exeget von Alexandrien
ist: was in dem woip^v steckt, weiß ich nicht: Vatername, Demos? Vgl. Wileken,
Ostraka II, 1806.
8) Die Ostraka aus Sedment.
4) Ein Rücksymbolon im Hafen ausgegeben ist vielleicht Wilckcn, Ostraka
II, n. 1461.
Digitized by Google
224
I. AofsUze
trotz der Bchelnbar strengen Kontrolle gelingt es öfters. Administra-
tiver Donner wirkte leider wenig; die Kolonen und Grundbesitzer
hatten nicht wenig Lasten außer den staatlichen zu tragen, und nicht
immer war es möglich sicher zu sagen, wo eigentlich einige Hunderte
Komsäcke rerschwanden.
Unter steter Beobachtung gelangte das Eom nach Alexandrien.
Hier bildete es die Macht der Ptolemäer und das Begehren der römi-
schen plebs frumentaria. Hier beginnt seine Weltrolle und seine Be-
deutung in der Weltgeschichte. Vielleicht aber hat es auch seine
Wichtigkeit, die Fäden, die Tom Bauer zum König und Kaiser, Tom
Dorfe zum Weltmärkte führen, einmal, soweit es ging, aufgedeckt zu
haben.
Petersburg, am 10./23. Jan. 1904. M. Rostowzew.
Digitized by Google
I
Le domaine dn roi Ptol^m^e.
Qaand le proprietaire d’un immeuble porte an nom tr^s connu, il
arriTe en tout pajs et en tout tempa que ce nom sert aouvent ä d^aigner
Timmeuble bien apr^a qu’il a cbangd de main. M. Wilcken a recueilli
dana lea textea greca d’Egypte {Griechische Ostraka II pp. 391sqq.) un
certain nombre de faita de ce genre, auxquela d’antrea aont veniia ae
joindre depnia.
Tona cea exemplea remontent ä l’^poque romaine. C’eet ainai qa’un
papyrna de l’an 57 parle d’une propriete de M^^ne, derenue celle de
N^ron {Griechische Urkunden de Berlin N" 181), et qu’un acte datÄ de 144,
la 13*"* ann^ d’Antonin-le-Pieux, mentionne un domaine d’ Antonia, fille
de l'empereur Claude ( Viües du Fayottm N" 60 cf ib. N” 40). Preaque
tonjoura lea immeublea en question ont passe dana le patrimoine imperial’)
par voie de confiacation, d’heritage ou d’achat C’eat aana doute la
premi^re de cea voiea qu’avaient suivie lea biena poaaed4s une foia par
Agrippine, Narciase et Petrone (?).
Frequemment, lea deux attributiona, l’ancienne et la nonvelle, aont
r^unicB au moyen de la formule «(f6xtQOv (ou ol) ftiv rov dtivog, vwi
di toü Uqmzütov rufudov. VoLr p. ex. lea Griechische Urkunden de Berlin
N° 475 et lea Papyrus du British Museum N° 214.
Cette espbce de surrivance de l’ex-proprietaire pouyait etre aaaez
durable. Un ai^cle environ a’etait 4coule entre l’dpoque oü la fille de
Claude dtait morte et l’anuM du rigne d’Antonin oü la terre qu’eUe
avait possedee portait encore son nom. Mais le caa la plus significatif
a cet egard eet celni que je relüve dana le papyrua N° 54 de ma Col-
lection particuliere.
Ce texte, malbenreuaement trüs fragmentaire, est date de la5*°**annee
d’Antonin, soit de l’an 142 — 143 de J. C. Une groupe d’indiTidua, dont
1) La aeole exception que je connaisae, c’eat rolxog ou domaine aia ä Euh^-
m^a, dana le Fajoum, et ayant appartenn au philoaophe Julea Aacl^piade. En
166, le IS*"» annde d'Antonin, il eat ä la ville d'Alexandrie (Ft'lles du Fayoum,
N» 87).
Digitized by Google
22G
I. Aufa&tze
pluaieurs se diaent Tliffttta rfjs cxiyovijs^ demandent a prendre en aoua-
location un terraiu de Cent et quelquea arurea, plua une fraction d’arure,
appartenant u l’oixos ou domaine imperial, aia pres de Sebennjtoa, bour-
gade du nome d’Arainoe. Ila ecrirent aux fermiera du domaiue; maia,
le partie gauche de la pleco ajant diaparu, radreaae ne contient plua
que lea noma du dernier. La voici, avec lea reatitutiona qui a'impoaent;
[xal 'H]paxil{([di] niO^aTcclj o&o[v]
[tt'] ßaaiXiag IltoktyMlov
[wv! S'k Tov l«pc]]Ta[TOv tafueC]ov
Lea Cent arurea ne aont pas diaaemineea aur moina de 7 0(p(faytdes
ou parcellea cadastralea differentea. Lea aignatairea en araient eu d^jä
la tenure aoua Tadminiatration des precMenta fermiera; ila reulent la
garder encore deux ann^ea.
Le domaine imperial de Sebennytoa, dont il eat queation auaai
dans un autre papyrus de la m§me epoque {Vilks de Fatfoum 23),
aTait donc appartenu a Tun des PtolemMs. Peut-etre a l'un des
Premiers. Maia, en admettant m^me que ce füt au demier de toua,
PtoUmee XVI Cesarion, asaasaine l’an 30 avant 7. C., il eat interessant
de Toir le aouvenir de la dynastie grecqne attacbe, deux si^cles apr^
la conquete romaine, au patrimoine des empereura.
U
Le cachet du stratäge et les arch^phodes.
Haut de 9 cm, large de 15, 5, le papyrus 102 de Gen^ve contient
le texte d’une lettre adressee par un strat^e aux fonctionnaires d’une
bourgade de sa juridiction.
La partie gauche de la piece a ete arrachee; en outre, dans la
partie droite, des eraflures ont fait disparaitre un certain nombre de
lettres.
Voici ce que nous pouTons encore lire ou deviner:
, JJ(ur/pots) , . q>(6dotg) , x
eipuTt/yog xpstr' ' xttl äpx* *** 4^(o*s)
[di}ft(o0to($] xmfitjg . . .] 'Exxdfiilwtt TavsvUtayg x[al]
[ x«i ’AxoXX\tyäQ[i]ov KoginjlCov ^vx«il[o]up[^vor]s
[Ü3tö ]) a . vg . . . . f((rjvög) ^o(uuav[ov] xt
1) Probablement le mSme personnage qni, dans le papyms 314 du Britiah
Museum, prend en sons-loeation une partie du domaine public de Socnopiion^e
en 14».
Digitized by Google
Jules Kicole: Le cachet du Stratege et lea arcbdphodes 227
Stratege, aux anciens, aux ardiephodes et aux autres fonction-
naires de la boorgade de X.
Faites conduire ici Achillas, fils de Taneusis, X. fils de X et
Apollinarius, fils de Cornelius, contre lesquels il j a une plainte de X.
le 25 du mois de Domitien.“
11 manqne, ä la premibre ligne, le nom ou les noms du stratbge.
Quant aux lacunes des autres lignes, la comparaison avec les textes
semblables ou analogues dont nous parlerons plus loiu permet de les
d^finir. 11 y arait, dans la partie gaucbe du papyrus, a la 2* ligne,
l’indication de la xtüpi;; ä la 3°, le nom et le patronymiqne d’un
deuxifeme inculpe et les lettres initiales qui manquent an nom du
troisibme et demier; ä la 4* ligne, enfin, le nom ou les noms de
l’accusateur et peut-etre aussi l’indication de l’annee du regne.
La lettre a ete ecrite le 25 du mois de Domitien. Un autre
papyrus de Geneve (N“ 58) montre que ce mois correspondait en Egypte
ä l’atbyr du calendrier indigbne, qu’il allait par consequent du 28 Octobre
au 26 Noyembre. Autrcment dit, bien qn’au rapport de Su^tone {Domit.
c. 13), ce feit au mois d’Oetobre que Domitien eüt donne son nom,
c’etait en Egypte le mois de Novembre presque tout entier que l’on
designa de ce nom sous son rbgne.
Nous devons lire, selon toute probabilite, ä la ligne 4 de notre
texte, en utilisant les caraetöres encore lisibles au commencement de
cette ligne: [p](ijvös) [*«'j p(^vög) ^ofuuccv[ov] xs'. La repeti-
tion insolite du fitjvbg s’expliquerait par l’emploi sp^ial et peut-Stre
tout nouveau alors du nom de rempereur comme nom de mois. En
tout cas, c’est du 21 Novembre que la lettre est datee.
L’indication de l’ann^ fait d^faut: U est possible que le Stratege
ou son scribe l’ait omise. Elle manque dans tous les documents du
meme genre; mais, comme on n’y trouve pas non plus celle du mois et
du jour, l’analogie ne saurait §tre iuvoquee ici.
Nous ne savons pas au juste ä quelle epoque le mois de Domitien
prit place dans le calendrier. Le papyrus 58 de Geneve, la pikie la
plus ancienne, si nous ne nous trompons, oü il apparaisse, est datd de
la 8* ann^ du rfegne, c’est-ä-dire de l’an 88 de J. C. Cela ne prouve
niiUement qu’U n’ait pas apparu plus tot.’) Le terminus post quem
1) Si, comme c'est asaez probable, Domitien sabstitaa BOn propre nom ü
celui d'Oetobre, en mSme temps qu'il changeait Septembre en Oermanicua (Suet.
Dom. 1. c.), la lettre pourrait remonter au debut du rägne. Kn elfet, le papyrua
!8C d'Oxjrincbua eat datd du 2:! Germanicua de l'an 1 de Domitien. Pour le
remarquer en paaaant, le tümoignage, ai catdgorique pourtant, du papjrua d'Oxy-
rinebua eat en contradiction avec celui dea hiatorieua Sana a'accordcr, il eat vrai,
Archir f. Papyrusfonebang ill. t. 10
Digitized by Google
228
I. Aufsätze
de notre lettre demeure incertam. Quant au terminus ante quem,
c’est le 26 Athyr, seit le 22 Novembre, de l’an 95. Domitien avait
4te assassine dfes le 19 Septembre de cette meme ann^, et, sans deute,
on n’attendit pas a Rome qu’elle eüt pris fin pour rayer du calendrier
le nom maudit; mais il se peut qu'arr&tee par la mauvaise saison, la
nourelle ne füt pas encore parrenue en Egypte deux mois aprbs
l’eTenement. II n’est donc pas absolument sdr que le terminus ante
qnem doive Stre fixe au 22 Novembre de l'an 94, comme il semblerait
naturel.
Mais, ce qni distingue surtont notre papyms, c’est, ä un centi-
mfetre au-dessous des lettres /lO de la demi^re ligne, un cacbet de terre
sigiUaire, dont l’empreinte, de forme ovale, porte en caract^res trfes nets,
quoique trbs menus, la legende suivante, disposee snr trois lignes:
o otQct ttiYos es I xalei.
„he stratbge te fait appeler“.
L’6criture est l’onciale des manuscrits, Tepsilon et le sigma ayant la
forme dite lunaire.
Une ou deux fibres de papyrus traversent les bords du cacbet, pour
le fixer sur le cöt^ recto de la feuUIe. Dans la regle, les ordres, lettres,
assignations et autres actes expedies par le Stratege etaient probablement
revStus de son sceau, et, si nous ne le trouvons que sur notre pi^,
c’est qu’ici un beureux basard a protege la terre sigiUaire contre les
canses nombreuses de destruction — cbocs, preasion, bumidit« etc. —
qui l’ont fait disparaitre ailleurs.
On remarquera le caractbre impersonnel de la legende. Le strat^e
y figure seulement comme tel; U n’y est pas designe par son nom.
Rien n’empecbait donc le sceau du Stratege de passer d’un titulaire a
l’autre, au lieu d’etre cbange tous les trois ans, a cbaque nomination
nouveUe, et celui qui a servi ä autbentiquer notre pifece sous le rfegne
de Domitien pouvait fort bien 3tre un beritage de l’epoque ptolemai'que.
Ou remarquera aussi le peu de rapport logique entre le sens de
la legende et la nature de l’acte qui nous l’a conservee. S’il manquait
un mot de plus a notre texte, Vixndittpare de la ligne 2, et que l'on
en füt reduit dbs lors, pour conjecturer la teneur de l’acte, a la formule
d Oxffatrjyög aa xaXel, on supposerait ime citation ou Invitation directe et
personneUe adressee par le Stratege ä un destinataii-e unique. Or, le
Stratege ^crit a tont un ensemble de fonctionnaires, et ce u’est pas pour
sur rannte, ceox-ci assignent toos ä l'apparition du mois de Qeimamcus une date
beaucoup plus receote. Il faudiait admettre, on bien qn'ils ont tons fait erreur,
on bien qne le papyme d'Ozyrlncbus a dat^ apr^s conp.
Digitized by Google
Jules Nicole; Le cachet dn sttatige et les archdphodei
229
les citer ä Ron ofSce ou les convoqner chez lui, mais pour lenr ordonner
l’arrestation d’un prevenu, dans le oü ils resident. Admettons
que chacun des XQceßvrtQoi et des autres personnages publics d^ign^s
coUectivement dans Tadresse reffit indiTiduellement an exemplaire de
la lettre; toigours est-il que la fonnule en question ne va gufere avec la
mission qu’on leur donne. Faut-il croire que le stratöge s’est trompe
de cachet, ou qu’il n’en avait qu’un ä sa disposition? ou bien l’ordre
qu’il signifie aux destinataires implique-t-il pour eux l’obligation de
comparaltre eux-m§mes?‘)
On trouve dans les Griechische Urkunden de Berlin {BGÜ N° 14 f.,
148, 314 — 376), dans les Papyrus Greos d’Oxford (Orenf. II N" 66),
et dans ceux des Villes dn Fayoum {Fay. N° 3T) tout un groupe de
pi^ces analogues a celle de Genfeve. Elles datent tontes du 2* ou du
3* sifecle. Ce sont aussi des mandats d’amener. Mais, depuis Domitien,
la formale s’est simplifiee. Elle est d’ailleurs la mSme, a peu de
chose pr^, dans tous ces papyrus.*)
Voici, pour citer l'exemple oü eile est la plus complüte, le texte
du N° 66 des Papyrus grecs d’Oxford (II. S4rie).
’j4(f‘ii(p66a xäyijg <hXadeX{q>lasy £ätv(fov '’Hifmvog ixi-
xaX(ovfievov) "AfxaXov xcel 'AipQodtUsiov Afifuovi'ov ixixai{oviuvov)
Eks6iv, Tovg ß' 3t(fdxxoQag 6irix&v, itrxukoviiivovg {mb ['Ax]oXX(ovUn>
x(txu6xo(fitttg.
II n’y a aucune date indiquee, et l’exp4diteur n’est pas d^signe.
Dans toutes les autres piüces du groupe, c’est le m§me silence sur ces
deux points.
Comme destinataires, nous avons les iQxiqioöoi et les XQcaß'&taQoi
dans BGU 148, les &(fj^{<poSoi et les fiojrij/tovfg dans BGU 147 et 276,
les dpx^<podoi dans BGU 374, enfin un dfx^yo^os dans BGU 375, Grenf
U 66, et Fay. 37.
Ainsi, pour tous les actes de ce genre, c’est, du moins jusqu’ä uue
certaine epoque, rdp2^9><>dos ou les dpx^Vodot qui constituent l’el4ment
fixe, inTariable de l’adresse.’) On y trouve aussi d’autres fontionnaires;
1) Voir les papyruB M et 65 d'Oiyrinchaa (Vol. 1 p. 122—123), oü des fonc-
tioDDaires locaui sont invit^s ü se rendre en ville ü propos d'une arrestation op^räe
par leun soina dana leur
2) M' Grenfell relüve le fait aaaez curieox que les piücea de cette cat^orie
sont ^ciitea aur le cöt4 des fibrea verticalca. Ce n'est pas le caa pour le papyrua
de Genüve.
8) Au lieu des ifx{g>oioi, on trouve les »miutfxai dans Oxy. 65, les »aiuifxai
et l’/xuTäTTjt dans Oxy. 64. Mais ces deux textea sont d'une Epoque asaez
baase; de plus, ce ne sont paa, A proprement parier, des mandats d’amener; dans
16*
Digitized by Google
230
I. Aufsätze
mais, outre que le titre de ceui-ci varie‘), ils ne figurent en qnelque
Sorte que facultativement. Äntrement dit, quand un mandat d’amener
arrivait du chef-lieu dans la xoftrj, c’etait en fait aux aQxitpodoi
qu’incombait le soin de s’assurer de la personne du prevenu et de le
faire conduire en rille sons escorte, les XQtaßvrtQoi ou les evexti(iovtg
n’operant qu’ä lenr defaut. Anssi bien etaient-ce les <1®*
araient la haute main dans la police locale, comme nons l’apprennent
nombre de textes.*)
Lorsqu’un delit suiri d’nne plainte arait ete commis sur le terri-
toire de la xäfir], les dp];eVodoi avisaient aux mesures d’nrgence: ils
dirigeaient rinstruction, ou tout au moins le commen^aient. S’ils man-
quaient ä cette täche ou s’ils la remplissaient mal, ils pouraient etre
cites devant l’autorite superieure du nome (Voir Oxy. 69).
Dans aucun des actes dont nous renons de nous occuper, l’expe-
diteur n’est designe. L'analogie qu’ils presentent pour tont le reste
arec notre piece fait penser au stratbge. Et^ si c’etait regulibrement le
stratbge qui expediait les ordres de ce genre, on s’expliquerait le sous-
entendu de sa personne et de son titre dans l’adresse. Sans compter
que, selon tonte probabilite, les pibces bmanees de son office etaient
sourent, sinon toujours, revetues de son sceau, comme le papyrus de
Qenbve.
En fait, on ne peut gubre douter que, dans un grand nombre de cas,
cc ne füt le Stratege qui lan^ät les mandats d’amener. Cependant nous
voyons que, du moins ä une certaine epoque, il partageait ce droit avec
d’autres fonctionnaires civils. C’est ainsi que, sous le rbgne de Gordien,
Tun et l'aatre, l'expbditeur, un officier romain, ordonne A fautoritd locale de
remettre entre les mains d'un emissaire ä lui la personne du prdvenu.
1) II se peut qu’ä la difference du titie entre les sftaßvxtQot et les ti-
ax<Jpov(c ne conespondit naiment aucune difference de fonction ou de qualitb,
ceux-ci remplafant cenx-lä dans teile on teile xciipr).
2) Ce sont eux egalement qui sont cbarges par le Stratege de faire afficher
dans la xtöpq les ordres venus d’Älexandrie (Fa;. S4). On comprend d’ailleurs
que. par la nature mSme de leura fonctions ordinaires, les ifx^tpoäoi, ces cbefs ou
commissaires superienrs de police, etaient les mieux informes de tout ce qni se
passait dans les bonrgades. Hierarchiquement, ils renaient tont de snite apräs
les nfcaßvrefoc; mais leur grande pratique des gens et des choses de la xmpq
les designait ä l’autorite centr.ile du nome pour les plus humbles serrices. C'est
ainsi que, dans un texte d'Oxyrinchns, les d’ime xm/irj refoivent du
chef-lieu l’ordre de fouruir un &ne pour aider au chargement d’un navire (Ox;. 63).
11 est ä noter que, si les archephodes abondent ä l'dpoque romaine, on n’en
trouve qn’nn seul dans tous les papyrus ptoiemalques publies jusqu'ici (Fay. 90).
tandis que les ephodes, träs communs sons les Ptol^m^es, disparaissent compl^te-
ment sous les empereurs.
Digitized by Googie
Jules Nicole: Le cachet du Stratege et les arch^phodes 231
l’archephode de Senocoleno, ime des x&fiai du nome d’Oxyrincbug, Charge
de rechercher certains indiridus, constate le r^sultat negatif de ses de-
marches dans uno lettre adressee, non pas au Stratege, inais ä un pry-
tane et a deux irenarquea, lea mSmes personn^es evidemment qui lui
avaient envoye l’ordre. Et puls, ä cöte de l’autorite civile, il y avait
l'autorite militaire romaine, qui ne tarda pas a lui &ire concurrence et
tendit de plus en plus ä la supplanter. Au lieu des stratöges, les
centurions et les commandante re^urent les plaintes, ordonnerent les
enquetes et les poursuites. On n’a pas publie encore, que nous sachions,
un seul mandat d’amener lance par Tun d’eux; uiais la piece dont nous
parlerons en terminant proure d’une maniere certaine, quoique indirecte,
que le cas se produisait.
Le papyrus 379 du British Museum {Land. II, S. 162), contient
un billet adresse aux öiQxeqiodoi et aux xgeeßvtCQot de la bourgade
d’Heracl^, district de Themiste, nome d’Arsinoe. Au-dessus du texte,
un cachet. M. Eenyon y distingue deux figures d’homme, l’une montee,
l’autre tenant le cheval par la bride. Aucune legende n’accompagne
ces figures. Avons-nous la aussi le cachet du stratbge? Les fautes
d’orthographe qu’on relevc dans les quatre tres courtes lignes de
l’epitre et la brusque energie de la phrase: (irj xagevox^ht- «^Pas de
tracasseries» trahissent bien plutöt un officier romain peu fort sur le grec
et peu soucieux de se montrer poli avec des notabilites de village. . C’est
le ton que le fameux commandant de cavalerie Flavius Abinnius devait
prendre en parlant a ces gens-lä.
L’ordre donne ici aux d(fxtfpo6ot et aux xQtößvxiQoi est negatif.
Mais il implique chez celui qui l’a euToye l'habitade d’en signifier en
tonte occasion et de tout genre.
Genbre. Jules Nicole.
r
Digitized by Google
Nene Nachträge zu P. Lond. n.
Wie ich im vorigen Heft (oben S. 119) bemerkte, habe ich im
Sommer 1903 in London und Oxford neben meiner Hauptaufgabe,
der Revision der ptolemäischen Papyri, auch fflr einzelne Texte
der römischen Zeit einige Stunden erfibrigen können. Was ich dabei
fUr P. Orenf. I und H an neuen Lesungen gewonnen habe, ist bereits
oben S. 119/26 mitgeteilt worden. Eher möge jetzt folgen, was ich an
einigen der römischen Texte, die Frederic Kenyon im U. Bande
seines Catalogue ediert hat, angesichts der Originale beobachtet habe.
Mit welcher Liberalität meine Studien von der Verwaltung des British
Museum, insbesondere von Kenyon selbst gefordert wurden, sei auch
hier nochmals mit auftichtigem Dank hervorgehoben. — AuBer meinen
eigenen Lesimgen teile ich auch einige Korrekturen mit, die Herr
Dr. Waszynski 1902 in Würzburg beim Studium der Photographien ge-
wonnen hat.
Ich setze im folgenden die Nachträge, die schon früher gebracht
sind, voraus, nämlich die von Orenfell und Hunt in Class. Review
XII 434/6, von mir im Archiv I 131/165, von Gradenwitz, Einfüh-
rung in die Papyruskunde S. 195f., und von Crönert in dass. Review
XVII 197/8 (vgl. zu letzteren meine Bemerkungen oben S. 141).
Den großen Papyrus 259 (S. 36 ff.) habe ich nur flüchtig an wenigen
Stellen nachprüfen können. Dabei ergab sich:
S. 37,48 lies Jaxete6^vif{iog) statt Taxertcfov*.
S. 38, 60 erg. oi zu of x{(foxti(ievoi) statt ot x{ävtsg). — Z. 61
1. Äpo*(f^/t£vot) st. — Z. 63 fand ich meine früher geäußerte
Vermutung (Arch. I 138) st aay bestätigt. Die er-
haltenen Spuren fordern diese Lesung.
Von größerer Bedeutung ist, daß in Z. 64 inig ly^ (= tpitfxat-
dsHtcTov irovs seil. Domitiani) st. vxeg zu lesen ist. Aus
Kenyons Lesung habe ich aaO den notwendigen Schluß gezogen, daß
diejenigen, die über 61 Jahre alt waren, von Kopfsteuer befreit
waren. Bei meiner Lesung ergibt sich jetzt aus dem Zusammenhang
Digilized by Google
Ulrich Wilcken: Neue Nachträge lu P. Lond. II 233
yielmehr, was sachlich auch viel begreiflicher ist, daß schon die
61jährigen von dieser Steuer frei waren, d. h. daß die Kopfsteuer-
pflicht vom 14. bis zum 60. Jahre (inklusive) gewährt hat.
Denn diejenigen, die im 13. Jahre des Domitian in ihr 61. Jahr gingen,
werden hier mit den in demselben Jahre Gestorbenen znsammen-
addiert.
Z. 66 habe ich nicht heilen können. Vor dem dunklen xtera . .
yeyv ft' glaubte ich Kal ol(?) zu sehen.
Ebenso bedarf noch weiterer Nachprüfung S. 40, 126 ff.
ln Z. 126 1. K\a\vmviov st. Kqcyöviov. Zu den Ergänzungen vgl.
Arch. I 138. Der Schluß von Z. 128 ist wesentlich anders, als in
der Edition zu lesen, doch kam ich noch zu keinem befriedigenden
Ergebnis. Z. 129 1. ijx[&r)]oav st ^av.
S. 50, 110 will Crönert aaO das überlieferte a^tx° deuten als d(i/)(-
x6{viarot). Das ist paläographisch und sachlich ausgeschlossen. Die
Vergleichung mit Z. 85/6 zeigt deutlich, daß es sich in 110 um Ein-
jährige, ebenso wie in 86 um Zweijährige handelt. Ich glaube aller-
dings auch nicht, daß Kenyon ß^ix° mit Recht in diexixoC auflöst.
Vielmehr fasse ich als Siiteig und ix°, wofür in ähnlichem Zu-
sammenhänge S. 55, 39 ff. eix° steht, als {e)lxo(viad'ei'res) oder ähnlich.
Diese beiden wichtigen Urkunden P. 260 und 261 werden erst
besser verstanden werden, wenn Wessely den dazu gehörigen Wiener
Text, aus dem er in den „Studien z. Paläogr. u. Pap.“ I S. 8 ff. interessante
Mitteilungen gemacht hat, im Wortlaut vorgelegt haben wird. Einst-
weilen hat er dort eine Verbesserung zu 8. 51,119 gegeben. Zu seiner
mit Hilfe des Wiener Textes gemachten Herstellung von S. 54, 27 :
Tb r(tfov) xttZttxtx(a{Qi^T«i) ß{a<Jilix^) ypaQt/ucrel) dt(d) 'Aya^ov (1.
yffiov&(o>( )) drjji(oaiov) ßvß{kio<p^lccxog) xxk. habe ich nach dem
Original nur zu bemerken, daß statt drjft vielmehr dasteht, wo-
mit auch seine Veränderung von Ayu9ov fortfällt, denn es ist nun
zu verbinden: 'Aya&ov Aai(i[o(yog)] ßvß{kio<pvkuxog). Hinter dem
Monatsnamen rtQfi{avixtCov) scheint die Zahl i zu stehen.
8. 55,58 1. rät Oieaa[a6iavov st. zm . ^zov...
8. 57, 106 L Ti&otjzimvo{g) st. Tid’ovzimv^.
8. 65, 2 dürfte Keuyons Er^^inzung <pvXccx[iT^'\ nicht haltbar sein.
Das Korps der (pvXaxlzai ist m. W. für die Kaiserzeit nicht bezeugt.
Man wird annehmeu dürfen, daß es durch die Neuordnungen des Äu-
gustus überflüssig geworden ist. Es wird also eine Ableitung von
(jPt'jUl 0. ä. vorzuziehen sein. Vielleicht ist es mit dem vorhergehenden
]q> zusammenzuziehen. -
8. 67, 8 f 1. ’O dff[o] (9) vTfb ifiov zfj st. o... (9)
Digitized by Google
234
I. Aufsätze
. . . iwv . . . Ebenda Z. llf. 1. äv xai ifiofttjrpios st o oiioiit}-
TQiog. In Z. 13 fand ich meine Vermutung (Arch. I 140) 'Aßdexav-
rog bestätigt.
8. 70 n. 460. Die in der Edition nicht gelesenen Schlüsse von
Z. 3 und 5 möchte ich — 0v(ft/3o4(xov o. ä.) xQiäßolov lesen. Ob
ßo^^ in 3 und 5, wie ich früher vorschlug, ßoä(v) gelesen werden kann,
ist mir angesichts des Originals ein spitziger großer Haken) sehr
zweifelhaft geworden. Ich weiß keine Lösung.
Daß p|-d in 3 und 5 (in 5 ist d ausgefallen)^) sxaroötal xieooQBg
= 4% SU lesen sind, hob ich schon im Archiv I 141 hervor. Inzwischen
ist mir durch einen Papyrus der Münchener Sammlung (s. unten S. 238)
sehr wahrscheinlich geworden, daß diese 4 Prozente, die hier als Zu-
schlag zur Altarsteuer gezahlt werden, nichts anderes sind als die sonst
so häufig genannten x(foOdiayQafp6ittv«. Nicht als ob die letzteren
immer 4®/o betragen hätten; in jenem Münchener Text wechseln diese
Zuschläge für eine und dieselbe Abgabe {tlQxgCatag) in verschiedenen
Jahren zwischen 4 und Wohl aber scheinen die arpoffdia-
yffa^öiitva genannten Zuschläge immer prozentual berechnet zu sein.
Ebenso möchte ich Jetzt die Prozente, die bei den Naturallieferungen
berechnet werden (vgl. z. B. BGU 552 A I 9/10, wo p// = txa6xS>v), als
identisch mit den TCQoaßexQovfiev« erklären. Sind die 4®/,, in unserm
Text die xpo<fdiayQa<pdfuvu, so bietet er ein neues Beispiel dafür,
daß XQoediaygaq>6fieva und Ovfißolcxd neben einander Vorkommen,
also zwei verschiedene Gebühren darstellen. Vgl. Griech. Ostr. I
S. 288, auch P. Lond. II S. 113 (s. unten S. 238). Da die erstere auf
O.straka so häufig, die letztere niemals erscheint, hege ich die Vermu-
tung, daß das övßßohxöv speziell die Gebühr für den zur Quittung
verwendeten Papyrus darstellt Doch ist das noch weiter zu unter-
suchen.
8. 77 unten 1. Meine Vermutung (Arch. I 142), daß in Aygccfiö
der Agoranomentitel stecke, fand ich am Original bestätigt. Ich las:
ayogavo~ (o, direkt an y angeschlossen), was aus sachlichen Gründen
eher zu äyogavofi(tjoat'xog) als dyogavdfi(oxi) zu er^nzen ist. Also ein
früherer Agoranom ist hier zur Kontrolle der Vichdeklarationen vom
Strategen erwählt Vgl. Griech. Ostr. I 475. — In Z. 9 paßt der kleine
Ilorizontalstrich vor ffiov nicht zu dt], wohl aber zu einem {]. Ich
vermute \yx6 ts] ifiov. Unklar bleibt mir noch t]vxcT in Z. 8. Leider
habe ich die Richtigkeit dieser Lesung nicht geprüft. Steckt darin
1) In BGU II 620, 14 steht in ähnlichem Zusammenhang bloß ixip IxirTovrmv.
Der Ausfall des S kann beabsichtigt sein.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Neue Nschtr&ge zu P. Lond. II 235
das Verbum (Passiv) zu dem Subjekt ’E^agi&firigtg, mit dem in 7 der
Bericht beginnt?
Auf S. 79 unten (n. 305) blieb mir bei flüchtiger Revision noch vieles
dunkel. Kenyons Lesung vxIq r(>j? ) vx«stKX(iih'rjg) dei}(aea)g) in Z. 2
scheint mir nicht richtig. Aber als sicher konnte ich nur erkennen, daß
de* st. de’> zu lesen ist. — In Z. 3 sah ich . . ov, also jedenfalls
nicht ’Me^avdpet'ag. Es scheint mir eine kontrahierte Schreibung vor-
zuliegen, wie z. B. bei den Kaisemamen auf Vierecks Tafel im Arch.
I 450. Steht es vielleicht für ’^ie^ävdpov N^oov (Dorf im Faijüm)?
— In Z. 5 ist äxb st. tov zu lesen. Darauf folgt nicht OyvgqppF,
sondern ein Ortsname, der mit &e beginnt. Vielleicht soll es SeeideX-
tplag heißen. Ist noch weiter zu prüfen.
S. 82 (unten) 3 lies ixepl (= fbtlp, wie öfter Vermischung von
i'xip und xepl) statt Im übrigen haben wir diese Quittung
Kpf[o]v ’y^xoiiaptov diiypui/e vxip^ty fu5axov 9vofie'vov iv Cepov Tla-
xvaig Beog (sic) bisher nicht richtig gedeutet. Kenyon sah in Horion
den Nomarchen, an den gezahlt wird (vgl. BGü II 4G3) imd in UaxvfSig
Beod(<öpov) — so vermutete er statt Beog — den Zahler. In dieser
Auffassung folgte ich ihm im Arch. I 142 (auch Wessely, Wien. Denk.
47, 118), doch mit Unrecht. Vielmehr ist der Steuerzahler, d. h. in
diesem Falle der Priester, der den Ochsen geopfert hat (vgl. Gr. Ostr«
I 384), der Horion, während der Steuererheber in diesem Text nicht
genannt ist. Den Uaxvaig dagegen halte ich jetzt für den Gott, denn
es wird iv lepov TlaxvOig 9ebg stehen für iv lep^ Ueexvaeag &eoi>.
Damit gewinnen wir einen neuen Gott für Ägypten, denn UoxvOig
war uns bisher nur als einer der häufigsten Personennamen aus dem
Faijüm, besonders aus Soknopaiu Nesos bekannt (vgl. Wessely aaO und
die Indices). Leider geht aus dem Londoner Text nicht hervor, an
welchem Ort sich der Tempel des Gottes Tlttxvaig erhob. Es liegt
nahe, an Soknopaiu Nesos zu denken.
S. 85 (n. 469a) 2 scheint Ovalepig zu stehen statt Oy^xig. —
3 1. ovo(v) st. <fpx“. Dazu paßt das folgende eva.
8. 86 (n. 469b) 2£f. 1. ixb ’lbfi ii(äyav) st. . xoiofi ei. Dieses
’lbn ist identisch mit dem koptischen lou (vgl. 3^) = „das Meer".
Hier ist damit das Faijüm gemeint (auch in dieser arabischen Be-
zeichnung steckt dasselbe Wort), das die Griechen entsprechend mit
ACfivt] Wiedergaben (vgl. z. B. Rev. P.). Über Taipiäfug — „die des
Faijüm" vgl. Archiv II 179, 1.
8. 87 (n. 316b). Meine früheren Lesungen in Z. 2 l<sdym{v) st.
Ipx° und in Z. 3/4 xiiitjxd st. Jjgtpv haben sich mir am Original
von neuem bestätigt. Also auch in dieser Torzollquittung ist die Höhe
Digitized by Google
236
I. Aufsätze
der Abgabe nicht angegeben. Vielmehr ist notiert, wie hoch die im-
portierten Eeramien Wein an Wert taxiert waren. Die angegebene
Summe, 8 Drachmen 4 Obolen, wird auf das einzelne Eeramion, nicht
auf die 20 Eeramien zu beziehen sein.
S. 90, 9. Meinen früheren Vorschlag (Arch. 1 144), [tJüi» ä(»c))
zu lesen, ziehe ich zurück. Auch [xa]ji«Qx(S)v) (Grenfell-Hunt) ist
gleichfalls nicht zutreffend. Das Richtige hatte schon Eenyon gegeben;
yecoQyäv. Ich sehe: [y«]a)py[ö»'].
S. 97, 2 1. d6yn«ai. — 3/4 steht nicht xäv xa]^[a\yevoij,ivav (E.),
auch nicht -^yovuivmv, wie ich Arch. I 144 vorschlug. Das Richtige
konnte ich noch nicht finden. — Am Schluß von Z. 4 wird [xäfirivet. [yrjv
zu er^nzen sein, und darauf folgt in Z. idatp-qi »al
xaTae[x]tt(f[ai^) statt .d aXla tucrav . . . . Also der
Sitologe soll den dij^docot yimpyoi die vorzuschießende Aussaat nicht
eher liefern, als bis sie ihm die vorschriftsmäßige eidliche Versicherung
(denn das heißt %iipoyQa<pCa^ vgl. Arch. II 46, 1 und HI 115) gegeben
haben, daß sie alle zu dem Dorf gehörigen dijfuiöia^ iddipt] bewässern
und besäen werden usw. Die Art der Besäung wird genauer im folgen-
den bestimmt. Eenyon ergänzte diese Worte; xvpSn xal rof; ip/tö-
(<yvai [xatd xuipbv axe'pj/toat. Ich möchte hier vielmehr an den Gegen-
satz von Saatland und Brachland denken; ersteres soll mit Weizen,
letzteres mit Futterpflanzen bebaut werden (vgl. Arch. I 157 f.). Da-
nach wäre etwa zu ergänzen: rotg dpftöSovat [rj) dvaxavaei oder
dvaxavftatixoCg 0. ä. xoptde]fiaai. Die Platzfrage ist am Original
zu untersuchen. — Nachträglich sehe ich, daß unser Text eine Paral-
lele bietet zu P. Teb. 66, 56 ff. Da ist Domanialland nicht besät wor-
den, dl tt\ßiüiav (vgl. hier Z. 6 di äiuXtiav), wiewohl die yeapyoi die
exepfuera bekommen haben, vxlp atv ypdq>[ei] 6 xaftoyp(afi(iaTevg) rovg
— yempyoiig xexttpoyp[a]ipfixevai (das ist unser Eid!) — axtpetv
To[r]g äpuölovai yiveoi fl [uxprjaeiv xa ix<p6pta{t} d[.] . piv xxX.
Nach dem dx xov Idiov im Lond. Z. 6 liegt die Vermutung nahe, daß
im P. Teb. die letztzitierten Worte ixipdpi« Id .. . zu trennen sind. —
Z. 6 1. x«ff’ öv dtjxoxs ovv st. xai oysovv. ■ — Z. 10 Schluß
ist [xtpoyp^ipiuv] eine unmögliche Ergänzung. Hier kann nur gesagt
1) Vgl. den lifivaoTTj; xal xuTacxoQivs in Griech Ostr. I 608, S. Das war
ein liturgischer Beamter (BGU 91), der die Aufsicht Ober die Uitvoaxeuc und
xmaaTtogd führte. Sie standen wohl unter den ItfirafffioO, die kürz-
lich Vitelli bekannt gegeben hat. Atene e Roma VU S. 121.
2) Ob zur Ergänzung von dijgdaia am Schluß von 4 hinter »mimv Platz ist,
weiß ich nicht. Gemeint sind natürlich nur diese dijftdffta, die in 2 spezialisiert
sind als ^a<iilix>/[t'] xal iifuv x«l lrs[;Jat> yi'iv.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Neue NachtrSge zu P. Lond. II
237
sein: empfange die ordnongsmäBige Quittang. Xipoygatpia heißt aber
nicht Qoittnng (s. oben); also ist, da ein Femininum erforderlich ist,
etwa [ixox^v] zu ergänzen.
Diese wichtige Urkunde, in der bei längerem Studium sich noch
manches wird herstellen lassen, ist bereits früher mit den Aussaat-
Quittungen, die die dtj(i6oioi, yeagyoi den aixoliöyoi ausstellten, in
Verbindung gesetzt worden (vgl. Arch. I 145 und Goodspeed, Stud. in
Class. Philol. Chicago 1900: Papyri from Karanis S. 8), aber diese
Beziehungen haben wir bisher für den Text jener Aussaat- Quittungen
noch nicht genügend verwertet.*) Die Hauptschwierigkeit liegt hier
in den auf “Eo%ov folgenden Worten: xgootp“ oder xgo) jrfipoypa) o. ä.
Vgl. auch Viereck, Hermes 30, 111. Wir verbanden es meist mit dem
folgenden Worte axigfidrav und sahen darin einen Hinweis auf den
Vorschuß: xgo{xQ(^v) exspfidrcov. Viereck faßte xgoxgi^av jsipdypa-
x(rov) als „einen Vorschuß gegen Ausstellung dieses Schuldscheines“.
Ich gebe meine früheren Vorschläge auf und glaube, daß in jener
Gruppe, von der exegitäriov zu trennen ist, vielmehr ein Hinweis auf
die im Londoner Papyrus Z. 4 geforderte und inhaltlich genauer mit-
geteilte eidliche Versicherung steckt: „Ich habe empfangen, nach-
dem ich die (vorgeschriebene) eidliche Versicherung (betreffs der von
mir zu übernehmenden Verpflichtungen) geleistet habe.“ Die Herstel-
lung des Textes wird nur an den Originalen möglich sein. Da in
BGÜ 279 deutlich xgaotp“ geschrieben ist, wird man hiervon auch bei
der Erklärung von xgo) auszugehen haben. Tlgoaqxhxn^aig ist terminus
technicus für offizielle von der Regierung amtlich eingeforderte Er-
klärungen, die meist unter dem Eide geschehen. So fallen xgoatpä-
vtjOis und xf^doygaxpCu vielfach zusammen. Danach könnte man XQoOqi“
und XQo) in xpoffg?a(vrjffag) auflösen, jrpo) jjstpoypa) etwa in ;rpo(tf-
tpmv/jaag) xftQoyga{q>ig) o. ä. Den Wortlaut lasse ich dahingestellt,
aber den Sinn glaube ich aus dem Londinensis richtig erschlossen
zu haben.
S. 98, 8 fand ich meine Lesung duvtju (Arch. I 145) bestätigt.
Das d ist korrigiert'.
S. 100 (n. 295), 5 1. w/ziöv st. v/iir. — 6 1. xar^^a st. xecre^a.
S. 100 (n. 197). Schon im Arch. I 146 bezweifelte ich, daß eine
von Naturallieferungen handelnde Quittung mit beginnen könne.
Das Original bietet in der Tat für Z. 1 eine völlig andere Lesung:
j4vpr/l((0g) ^(■ödagog äyopa(voujj<Jag) ^ovA(£vt^j) . [. . . statt
1) Gtooüzpeed asO wurde dadurch behindert, daß er bei der xntoyt/aijpur Z. 4
von dem Begriff receipt au^ging.
Digitized by Google
238
I. Aufsätze
tfrfi 3t O . . . . roif x) [^]xot'®f. . . Wegen des Buleuten (Tgl. auch
Avffqkios) ist der Text nicht ins II., sondern ins III. Jahrh. zu setzen,
wozu die Schrift auch durchaus paßt. — Z. 3 schließt das Präskript
mit d (fTOuj). Darauf folgt: Ä'ar7f[SJ«TS [ st. xar^t ... [. Hiernach modi-
fiziert sich dio Vermutung von Rostowzew oben S. 221. — Von dem nicht
mitpublizierten Verso, einem Brief, notierte ich mir als bemerkenswert
die Worte (Z. 6): vßQii^r^v vjfö tov f[»i] tdii' ffrfjiftdtojr. Vgl. CIGr.
III 4705 (Antinoe): yvfit'[aaircQ^ov xal] M töi/ aTtfi/iäTciv (a. 11 des
Severus Alexander).
S. 102 (n. 171), 4 1. Tt^’J st. «i»*.
S. 102 (n. 475), 2 bleibt mir noch unklar. Sicher ist, daß der An-
fang, wie schon Grenfell-Hunt sahen, s|, nicht tq> lautet. In 3 sah
ich trä E (ßrii) ycvij{fiuTog) 6 (irovg) st. t“ tpy ev xä^- (Kenyon)
resp. Tö(v) iQyexia(Tttx&v) d (hovg) (Grenf.-Hunt). — 4 wird, wie
schon Kenyon für möglich hielt, «äö v[o]v zu lesen sein (st. a»aT[o)p]).
— 5 1. d"ij(ffavpoi)) st. dtjijioöCov).
S. 104 (n. 316a). Zu meinen früheren Verbesserungen, die ich am
Original bestätigt fand, füge ich hinzu, daß in Z. 5 diä(Qvyi,) st. dt
zu lesen ist.
S. 105(b), 4 ist ’Exay(a&iat'fj) aufzulösen, wie inzwischen Viereck
(nach Wessely) zu BGU III 876 bemerkt hat. Damit fallen meine
Bemerkimgen im Arch. I 146,7.
S. 113 (n. 329). Wiewohl ich das Original nicht verglichen habe,
kann ich auf Grund einiger mir inzwischen bekannt gewordener
Münchener Papyri (II. Jahrh. n. Chr.) zu meinen früheren Bemer-
kungen (Arch. I 147) noch einige weitere Erklärungen hinzufOgen.
Meine aaO gemachten Vorschläge werden durch die Münchener Texte
durchaus bestätigt, mit folgenden Ausnahmen: 1) Z. 7 würde ich (auch
mit Berücksichtigung der Photographie) uqöv, nicht Iq^ov lesen. 2) Z. 9
Schluß beträgt das «vfißokixbv nicht */» Obol, sondern */, Drachme: /*.
Wichtig ist mir vor allem, daß meine damals nur zaghaft gegebene
Lesung 'Egfiov in Z. 9 (st pvfiß) durch die Münchener Texte gesichert
wird. Also war ein Hermestempel (EQfiatov Münch.) mit dem Sokno-
paiostempel verbunden, und zwar in der Weise, daß der einzelne Priester
zugleich Priester beider Götter war. So zahlt unser Tesenuphis igxgi-
<f6(og IfQüv Jmxvoxuiov Ntjaov, und zwar erstens für den Gott Sokno-
paios und zweitens für den Gott Hermes. Ebenso zahlen die‘ in den
Münchener Abrechnungen genannten Priester für beide Tempel, wenn
auch in den Überschriften die Abgabe nur nach dem Hauptgott be-
zeichnet wird als IgxQi'aeag [c^iav Eoxvoaalov Ssov EoxvoxaCov JVijoov.
Die vorliegenden Texte (Lond. und Münch.) ergeben, daß die Höhe der
Digitized by Google
Ulrich Wilckcn: Nene Nachträge *u P. Lond. II 239
Abgabe selbst (elgxpmxöv) in rerscbiedenen Jahren iiir die sämtlichen
Priester aller 5 Phylen des Soknopaios- und Hemiestempels identisch
war, nämlich 20 für den ersteren, und 8 für den letzteren, daS dagegen
die kleinen Zuschläge (xQoadutyQaqiöfttva resp. txaxo6x«C, rgl. oben
S. 234 und öv/ißoXixöv) in den verschiedenen Jahren schwanken konnten.
Ich bemerke noch, dafi in meinen GriecL Ostr. n. 136 und 137 die
Ammonpriester aus Theben für dieselbe Abgabe je 8 Dr. 3 Ob. zahlen,
d. h. ebensoviel, wie hier in Soknopaiu Nesos die Priester des Hermes
einschließlich des x(foodiayQa(p6(Uvov. Über das Fehlen des avftßo-
iix6p auf Ostraka vgl. oben S. 234 eine Vermutung. — Daß das dg-
xQixixov eine Staatssteuer ist, die durch xgtacxoQtg erhoben wird (vgl.
Grriech. Ostr. 1 185), bestätigt die Münchener Abgabenquittung vom
J. 139 n. ühr.‘) Zugleich zeigt sie, daß die gezahlten Summen nicht
etwa für einen Monat, sondern für das ganze Jahr gelten. Über die
Bedeutung des eigxpixixöv wird demnächst Walter Otto zusammeu-
fassend handeln.
S. 114 (n. 345), 2 1. ^xpsiovg (Waszyiiski) st. AxBiovg. — 3 lies
NaßXtt st. A'a^äv[i;s]. Dieser neue Dorhiame ist nicht ohne Interesse.
Sein semitisches Gepräge paßt dazu, daß die Ilauptgöttin in diesem
Dorfe 'l6ig NavaCa war, d. h. eine Vermischung der Isis mit der alt-
babylonischen Xanai oder Nanaja, die auch in Alexandrien einen Tempel
(Nttvatov) hatte.’) Ich vermute, daß dies Dorf Nabla oder, wenn wir
NttßXä als Genitiv auiTassen, Nabläs, das nach Z. 1 im Heraklides-
bezirk des Arsinoites lag, in der Inschrift aus Soknopaiu Nesos (Dime)
bei Strack, Dyn. n. 141 — Dittenberger, Orientis Graec. Inscr. Select. n. 175,
Z. 9 wiederzuerkennen ist. Das Objekt der Stiftung wird daselbst also
1} Wiewohl meine Kopie keine definitive ist, sei sie hierhergesetzt;
’Etovi icvxifov Avroxfaraifos
KaUofot Titov AlXiov
'Ainiaroi ’Avxavirov Xtßaazov
Eietßofrt Z dity(fa{zl!tv)
6 iiä EtototKuos) riat(^ifov) xal fLfx6x{(or)
we«x(r(iea>»') ds)'(ve>xüt') nafidvrjt Sratoi^io^i)
xfiaß{vx{fov) riaxveiot Itfiivi y
^vX(ije) lexfi^ias UfOv 'Ef/iaiov
ToC Sielii(Xv96TOf) a S Soxvox{ulov) Nr)Cov
10 \ixxi> /^Tj, Xfoaf(uiyfaip6iura) />, s(viißoXixoi) /*,
Diese Quittung ist im Vergleich znr Londoner eine Teilqnittung, insofern hier nur
für den einen Tempel gezahlt ist.
2) Vgl. Arch. I 124. Eine Navaia auch in 2. Makk. 1,13 ff., worauf schon
Kenyon p. VU hinweist Zur babvloniachen Göttin vgl. Zimmern, Keilachr. n. .tit.
Testam.’ S. 442.
0-
Digitized by Google
240
I. Aufsätze
bezeichnet: t»)v tlg t[^]v dxo tov d^fiov IjQiiuxQQtiovg &yov6av tv-
9-tlav 6döv rör vaßia xal zäg ytqwQug XQog ei>xilQHav] &do-
xoirjji^vijp tlg äfi9;rfTf£](»a zä legä t^[v re ä]axävrjv xal rbv ßa>(i6[v].
Die Ungenauigkeit der grammatischen Konstruktion ist schon von Ma-
hafiy und den späteren Bearbeitern herrorgehoben. Da am Ende
einer Zeile steht, also wohl auch noch mehr Buchstaben dahinter er-
gänzt werden können, so vermute ich, daB etwa tö . . ,]rov Naßkß
zu lesen ist, und daB mit diesem Naßia eben das obige Dorf gemeint
ist. Also der neue Weg führte vom Dromos des Premarres, der hier
mit der £ovovaei (vielleicht verschrieben für Eoxvoxaei'i) und
dem Harpokrates verehrt wurde, über das .... von Nabla(s) und die
Brücken zu „den beiden Tempeln.“ Grenfell-Hunt haben erkannt, daB
diese „beiden Tempel“ identisch sind mit dem groBen Tempel von
Dime, der nach ihren Untersuchungen tatsächlich aus zwei verschiedenen
Tempeln besteht.*) Doch ist mir zweifelhaft, ob sie mit Recht an-
nehmen, daB der eine der beiden Tempel der in der Inschrift erwähnte
(der Isis Sononaeis, Harpokrates und Premarres), der andere der des
Soknopaios und der Isis Nepherses sei. Wenigstens nach meiner obigen
Deutung der Inschrift muB der erstere Tempel, zu dem der dpö/to? des
Premarres gehört, auBerhalb der „beiden Tempel“ liegen, und das Dorf
Nabla(8) muB zwischen ihnen liegen. Nach dem, was ich oben über
die gemeinsame Priesterschaft des Soknopaios und des Hermes gesagt
habe, liegt es vielmehr nahe, die „beiden Tempel“ der Inschrift als den
Doppeltempel des Soknopaios und des Hermes zu deuten. Der nörd-
liche Tempel von Dime, aus wohlbehauenen Steinen errichtet, würde
danach der des Soknopaios und seiner evin>aoi sein, der südliche, der
aus Ziegeln imd schlecht behauenen Steinen erbaut ist, der des Hermes.
Das Dorf Nabla(s) muß hiernach in unmittelbarer Nähe von Dimö
gelegen haben, denn es wird sich bei der 6d6g nicht um große Ent-
fernungen handeln.
Z. 6 1. xeipitf/i(ov) st. jrftpiö”. Vgl. Qrenf.-Hunts Be-
merkung zu S. 113, 10/11.
S. 114 (n. 3.Ö2), 3 fand ich meine im Arch. I 147 gegebene Ver-
mutung, daß äpi&(fitj0e(og) 0aä(pi äi(s'ypai(’e) statt afup^tptdag zu
lesen sei, bestätigt. Dt^egeu konnte ich das rätselhafte 6ty) in Z. 4
bei dem Fehlen einer Photographie damals nicht erklären. In Wirk-
lichkeit steht da ixi6tattx{pv) Ifp(£civ)*) y (frovj) st. txt9ruti'‘ le
(wobei schon Kenyon an Uqov oder leQimv dachte) diy) (■= SidyQoi>ev
K.). Zu der Abgabe vgL jetzt P. Teb. 5, 63.
1) Archaeolog. Report {Egypt. Explor. Fund) 1900/1 S. 6.
2) Geschrieben
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Neue Haohtr&ge zu P. Lond. II 241
S. 122 ff. ln den Schlußaummen stellt in der Tat, wie ich ver-
mutete, durchweg uQ('yvifi,xa) st.
S. 143,28 1. ’Aßivxig st. Axtvxi^. — 47 1. Ilaaßäg 'Aßgafiov
st. Ilatf^ipg AxQtt\u)v. — 61 1. hinter dem Strich der Addition: «[f
x{(foxt(yi.evai). — 63 xlrf — *ilij(poi'd)}i(ot). — 64 t[*pf]t»[s] unsicher.
S. 144, 73 1. xlTj(ßov6)fi(pi) .] . äyoQuvo(jiov oder ftij-
eavrog). — 84 1. Et(faxla>v st. Eu(fuxlmv. — 87 entweder fvdij-
wie Crönert vorschlägt, oder Ev&rj(fiovog).
S. 145, 111 1. Etfaxiäg st. EuQBXiäg. — 114 1. 0e6(ioq>o~ st.
— Zu Z. 136 bemerkt Crönert aaO; kfvxoxyQyo^: latet üev-
xovgyög und beruft sich auf kcvxogyög in einer kilikischen Inschrift.
Diese Vermutung hatte von vornherein wenig Wahrscheinlichkeit. Am
Original fand ich Kenjons Lesung abgesehen vom letzten Buchstaben
durchaus bestätigt: Xevxoxvgyog Ich denke dabei an die Toparchie
AtvxoxvgyLxrig im Hermopolitischen Gau und vermute auch hier, an
der Spitze eines neues Abschnittes, einen Lokalnamen. Liest man den
Anfang der Zeile ’£x[o]i(x<.ov), was ich nicht fUr sicher, aber für mög-
lich halte, so hätten wir den Ortsnamen ’Exoixiov Aevxoxvgyov ge-
wonnen. Dies findet eine Stütze dadurch, daß ich am Anfang des
nächsten Abschnittes Z. 152 ’Exoi{xi'ov) MeX lese (st. xgi ).
Bestätigen sich meine Lesungen bei genauerer Prüfung, als sie mir in
der Eile möglich war, so ist danach die Urkunde in der Weise ge-
ordnet, daß die Naturallieferanten nach den verschiedenen Ortschaften
gruppiert sind und zwar in je zwei Gruppen, von denen die letzte die
XKtoixot des betreffenden Ortes {uvxov — daselbst) nennt. — 141 1. ’Aßovg
st. Aifovg.
S. 150, 9 1. ttv£Xilii<pd^rjaa[v] S ? (= 200 Drachmen) xal. — 10 1.
läijXä^rj dl ixl [xata]etdecag st. ifyi^XadT] de exi [ jvocofo»'.
S. 152/3 (n. 196). Vgl. die Neuansgabe im Arch. III S. 92/3.
S. 154, 1. In dem Paralleltext P. Grenf. 67, 1 lautet der Titel des
Angeredeten xg(ovorj(rfi) (n>X{tjrgCdmv). Vgl. oben S. 124 (nach Kenyon).
Danach möchte ich vorschlagen, auch hier zu lesen: KdOfig» xg(o(vo-
o'öjlij(Tpj.'dtJv). Zumal ich dies nicht nach dem Original, son-
dern nach der Photographie nachträglich gefunden habe, bedarf es
weiterer Prüfung. — 4/5 mein früherer Vorschlag ixKSTij(jioai) yv-
^fi^vagTaCg ist ebenso falsch wie Kenyons Das Richtige
konnte ich noch nicht finden. — 12/3 1. xugadd)<Smii[e]v st. xagu-
defOeo [?]9f. — 13 1. xagaXaßoiiv (= xagaXäßaitev) st. xccgeXg:ßg(ir,v
(JL) resp. xagaXäßoHSt (Gr.-H.). Wenn Satyros hier in den Plural ver-
fällt, BO m^ er auch als Vorsteher eines Vereins schreiben wie Anre-
lius Asklas in dem Paralleltext.
it'
Digitized by Google
242
I. Aufs&tze
S. 155, 14 1. OvaQcX&g (= Oittlig&g) st. EvuQtXag.
S. 156, 26 lies ütxalQig statt TltxiQig. — 36 lies Kagavog statt
Ktgavog.
S. 157, 57 ist wohl Feftdlkov zu lesen st. Femiutv. — 58 1. xow-
QBiig st. ßoTQtvg.
S. 160 (n. 322), 20 1. 'Aßovg (Waszyiiski) st. [/7]a/3ovg.
S. 160 (n. 213), 3/4 1. ti}]v xsQi[yQttip]onsvriV si . . . xtfi . . .
opLiv Tov. — 5 erg. xa[i tö]. — 11 1. aöv st. tav, wie ich schon
Arch. I 154 vermutet hatte.
S. 166 (n. 357), 3 lies EvxQijOirjOoc '//psaydd'ijv rbv [IIuvs-
tp]g6iiinv (für JlaveipgöniiBog) dx r^(g) u({i tfjg) xäfir^g st.
liuTiau j4gxaya&[o]v zt . . [ ]?T®*' Schluß L rx
st. Tfs. Die Bedeutung ,4eihen“, die hier das Verbum ivxQTjarsiv hat
(ebenso wie in P. Par. 13, 26) ist in der Literatur durch eine Notiz
bei Phryniohos p. 402 bezeugt, wo er sagt: E\i%Qriazeiv,
kiye di xiigävtu. — 4 1. ara&tvTog st. — 7 l.'Agxa-
yd[p-ov st. ap . Nachher lies ft») ßovkoue'uov iy,fittv(u. —
8 erg. (o[p(0'8'£rat. Nachher 1. dxixBigovvrog [ä^?jagxäaou. —
9 Anfang 1. [ftojt st. [. .]. — 11 1. xai j[ofs xopv9>](u'oif. Zu den
xogvtpccioi, die hier neben dem i/yov/isvog tüv Ugdav auftreten, vgl.
BGU 347. Nachher 1. «f(?) äxoSoi>v[ai] ftot td 6(peik6iieva ixb
T[ot>] st. «6 . . . dot»y[at] f} .... (j> — £i»a vxote.
S. 169 (n. 361), 2 1. navo](uevTog st. . . .J/Ssvrof. — 8 hinter
atntxeo&ai, steht noch ein r und ein o oder Anfang eines <o. Also
etwa: irö[v] | [dt« t»jg ftiod-äffcjog. — 10 vor iiivovg ein ff oder o.
Am Schluß 1. dtd r^[ä] st. dt*n;[ffi]. — 11 erg. [fttff'^iDffsog xqo-
‘&]£fffti«(g. — 12 wird eher dvatpigm st. dco «|(o) zu ergänzen sein
(wegen oarms). — 15 L xarultAcffdat st. xar«VTt£ffO-[.
S. 170 (n, 363), 1 L Ö£(ftifftov) xal ngk{i(i<ovog') st. 0£ftf'ffrov-
Also wird die Eingabe an den argaTijyög gerichtet sein.
S. 173 (n. 198), 3 schreib xqoSixov st. Ilgodixov. Ebenso in 4.
— Nach dem Faksimile las ich 5 Ea\gaxidg st. ]ptxtag und 12 ibg
xv&6fievog st. xtog [.Jyö'Oftft'og.
S. 176, 7 1. y^g st ff»fg und ^tß[iC\xi st 0tx[. .Jfft. — 12/3 1.
oüc£t[lA«][T^oJt'« st. o . . |t[.
Zu S. 177 vgl. Wessely, Pap. script gr. spec. Taf. 1.
S.183, 17. Mein früherer Vorschl^ (nach der Photographie) öp-
y[äv) p[o]dt(Di' ist ebenso irrig wie Kenyons Lesung d^p[o]dt[fft]cov.
Die starken Verlesungen erklären sich z. T. daraus, daß, wie ich am
Original sah, der Anfang korrigiert ist. Am Original erkannte ich
'S
Digitized by Google
Ulrich Wilcken; Neue Nachträge za P. Lond. II
243
nnn &yQ[d]dQ[i}\a>v (f&r &x(fodQva>v). Das Richtige hatte schon Dr.
Waszyriski vemutet, und ebenso jetzt Crönert, der äxQOÖQtiav schreiben
wollte.
S. 185 (n. 289), 14/5 1. [^ioY\vveiov (Waszynski) st. Atvxiov.
S. 190 (n. 168), 5 1. rp[£l$ st. to[w. — 10 1. xoiöyzav (sic) st.
noio\yv\zov. — 14 1. tpaivtjzai st. 9jay[i;T]at.
S. 192 (oben), 11 1. ivrjloxeg (gemeint ist dvaHi'öxsiv 6e) st. av
r,^ox£g. — 17 zu ^aXXov vgL Arch. II 131. — 22 L xoxzoquv xa-
9ag st. xoxzoQavxg[v]ag.
S. 193 (n. 280), 1 1. dxixaptj(if sag) st. — 14 L dv]ij-
xov[t«] Sv [Act] xul. Im übrigen vgl. Arch. I 159.
S. 197 (n. 466), 11/2 1. taxT(7}ip) ip{iOzs(f&g) ixb
’^zzivov (12) nuvsiiip(fi[isi st. S . . x^- 9ft) avagzivoy (12)
idiov n<ezqsf<fi^(gvi. Das hier genannte Dorf ist in der Form ’Azzivov
’laislov durch P. Petr. II 39 (a) 8 für das III. Jahrh. vor Chr. bezeugt.
Der Eigenname ’Azziväg begegnet auch in einer pergamenischen In-
schrift ans dem Ul. Jahrh. v. Chr. (Dittenberger, Orient. Qr. In. 266,23).
Damit entfallt die Möglichkeit, den Personnennamen 'Azziväg vom rö-
mischen Attinius abzuleiten, woran Pape-Benseler, Oriech. Eigennamen,
gedacht haben. — 17 Schluß scheint hinter ansaj) noch ein r zu stehen,
vielleicht also &«{ax{‘ftxsv) (Indik. nach S. 198 oben 18) r[t(/ti)j/)]. —
19 1. Bsßui6{6si) (für ßsßaictast) 6 6fiok{oydiv) st. ßsßuiovus”. Da-
nach wird auch in der nächsten Urkunde (S. 198), die nach demselben
Formular angelegt ist, Z. 20 Schluß ßsß{cu<h6si) 6ito{Xoyä»v) zu
lesen sein.
S. 201, 1 wird ['O dstvcc Aojra/Sovros zu ergänzen sein. Die folgen-
den Priestemamen müßten im Dativ stehen. — 4 L ]oiv st ]v. — 7 1.
&(fuxog (Gen. von £paS) st. Autxog. — 8 1. ]tov st. ]y. — 9 1. ys-
agy° st. ysagy. In 8/9 bleibt noch vieles unklar. — 18 L st. xfc
oder x6>.
S. 202, 9 Schluß ist vielleicht ^sg zu lesen, abo etwa Xsa[<upst,
Aber unsicher. — 12 1. xp zb st xay.
S. 204 (n. 143), 5 L bpgitv ös^iäv (Waszynski) st. otpgovg de|(«s.
— 16 I xad'dxsQ Avofioioy^ (Waszynsky) st. x’ xvgsiav o(tokoy‘. —
16 L ivsoz&zi (Waszynski) statt evorcu. — 21 L XQoaxioxs xattä
(Waszyriski) st Äpoa3t£x*[i
S. 206 (n. 298), 5/6 I xgazeipp (Waszyriski) st. [ajvttfxv’i]. Grenf.-
Hunt hatten schon x[go]zäpp vorgeschlagen. — 7. Der Phylenname
butet nicht Atlttvaßazta, wie Kenyon anfangs las, auch nicht Tsixxva-
ßazCp, wie ich nach dem Faksimile las (Arch. I 159), sondern sicher
Arohlr f. Fftpjrratfonebiuig HI- 9. 17
Digitized by Google
244
I. Aufsätze
NiXttvaßccTiq), wie Kenyon inzwischen (Arch. II 75) gelesen hat. In
diesem Londoner Text steht MA-, während in P. Oiy. II 319 mit
Kenyon [A']«tA- herzustellen ist. — Auf dem Verso der Urkunde ist
der rote Stempel, das läffayfta (ygl. Arch. I 76, 1), sehr schön erhalten.
Der äußere Kreis lautet: Z.?; .^vjroxpdropos KaCoagog Tgauivov,
der innere: 'ASgiavov £eßa6tov. Im Zentrum steht yQ{cctptiov). VgL
BGU I 183.
S. 209, 6 1. vlbg (g corr.) &xoixov’Hllov x6Xtv (für adAftog). Vgl.
jetzt Oxy. IV 719. — 7 habe ich 1. c. jraxrraro richtig gelesen gegen-
über xaxTayi (Ken.), aber meine Deutung xdxza rb war falsch. Eine
andere ist mir jetzt durch einen Berliner Text an die Hand gegeben.
Da werden vavxXr^goi mit ihren SchifiFen aufgezählt. Bei dem einen
heißt es; toü Idiov »axTOjroü. Das Wort wird gleichbedeutend sein
mit xdxzav, auf das schon Kenyon hinwies. Danach möchte man im
Londinensis xaxzazo{v) ergänzen. Oder soll man xcoctorg emen-
dieren? — 9 Das Kaufobjekt wird genauer beschrieben als tcIoCov
xoxQtjyov Xifivalov. Der Vorschlag Crönerts, vielmehr Aiftvaiov zu
schreiben und dies als Personennamen zu fassen, ist abzulehnen. Erstens
würde man bei diesem Atfivaiov den Vatersnamen vermissen, und
zweitens würde Aaßöig nicht ein Schiff verkaufen können, das einem
Aifivatog gehört.
S. 212 (n. 470). Da diese Urkunde durch meine neuen Lesungen
einen völlig anderen Sinn erhält, muß ich, um meine Erklärung zu
begründen, den Wortlaut des Hauptteiles hierherstellen. Sarapion, ein
Alexandriner (£axnx6<Jfuog 6 xcd ’AX9taevg) schreibt dem römischen
Veteran Antonius Tiberinus folgendes: 'En[iV\ ixiygcitl>a xvp[t]pj
(st. za xvp[i]ia) z^g ywaixbg xsgiXvovOijg (.st.
xfgixgovarjg) ädviov firjzpixbv (st. jU7;T()ix[o]v) vö/iov
zäp 'Rofuu'av tpt[t]ow ^{'p[o]vs 'Ay,azCag TlgeCoxag r^g xcd Aovxlccg,
ivztvQsv ttvtv^vöv ee xoiä diä zb avz^v dxnXijip/vat (a. 168). Der
römische Veteran hat also bei einem speziellen Rechtsgeschäft als
Tutor für die Frau des Alexandriners Sarapion funktioniert. Nun ist
das Rechtsgeschäft beendet, und der Ehemann teilt dem Tutor mit,
daß er, der Veteran, keine Verantwortung mehr habe.
Hierin ist manches bemerkenswert:
1) Wenn hier nicht der Ehemann, sondern ein anderer, ein Römer,
den Tutor spielt, so setzt das voraus, daß ein Alexandriner, der eine
römische Frau hat, nicht qualifiziert war, ihr Tutor zu sein. Dies ent-
spricht durchaus, wie Mitteis mir bemerkt, dem von ihm im „Reichs-
recht u. Volksr.“ S. 108 festgehaltenen, von H. Erman in Savig. Z. XV
S. 254, 4 mit Unrecht für undurchführbar erachteten Satze, daß die
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Keue Nachtrilge zu P. Lond. II 245
Frage nach der Person des fcntor nach dem Personalrecht zu ent-
scheiden war.
2) Dieser znr Tutel disqualifizierte Ehemann ist trotzdem in der
Lage, die Aufhebung der Tutel mit den Worten dvsv&w<fv as «oiO
dem Tutor anznkflndigen. Mitteis bezweifelt, daß dies juristisch
korrekt ist.
3) Die obige Tutel ist nur fQr ein einzelnes Rechtsgeschäft be-
stellt worden. Vgl. P. Oxy. I 56 und öradenwitz, Einf. Pap. S. 152f.
Der obige Text zeigt, wie in solchem Falle nach Beendigung des Rechts-
geschäftes die Verantwortlichkeit des Tutors aufgehoben wird.
Was das Rechtsgeschäft selbst betrifft, so ist die Frau*) des Aus-
stellers dieser Urkunde, wie mich Mitteis freundlichst belehrt, nicht
die zahlende Schuldnerin, sondern die quittierende Gläubigerin, da die
Römerin nicht zum Zahlen, wohl aber zum Quittieren einen tutor
braucht (Gaius 3, 171). Mittels weist ferner darauf hin, daß auch sonst
das Verbum JLvtiv oder mgiivstv (vgl. BQÜ 907, 10; Oxy. I 68 11/2
und II 323) meist die Tätigkeit des erlassenden oder quittierenden
Gläubigers bezeichnet.
S. 213 (n. 341), 11 1. vg (— oig) st. o^s-
S. 215, 6/7. Hinter dreioiv, das schon Grenfell-Hnnt hergestellt
haben, hatte ich früher äg de XQÖzeQov vermutet und angenommen,
daß darauf die Nomenklatur, die der Mann vor Erlangung des Bfirger-
rechts gehabt hatte, folge. Der Gedanke war richtig, aber den Wort-
laut bot mir erst das Original: ag di xgb rt)s 'Po[/tctx(^s) xoXi-
Tticcg j'pij/tajfjjtfavrt (= — 14 1. ]Ä[td] t^g töv
[iyx]Ttjeefov st. . .] . ijj rav [. . .] tijg £x[«].
S. 215 (n. 151), 2 1. xuQtt oov tbv (o korrig.) st. xuq ocvrav. —
3/4 1. ^Xiavav (= ekcuävav). — 6/7 1. exxexroxdrav (sic).
8. 253 (n. 144). Der Schrift nach würde ich diesen Brief nicht
ins I., sondern ins II./III. Jahrh. setzen. Z. 2 1. oe doxd^ofiai st.
exaaxaSoficu. — 11 1. 6i'dp[iov] st o *«([...]. Dieselbe Form des v
z. B. in dtxvtjaai in 6. Durch diese Lesung erhält der Brief erst seine
Pointe: Alexander ist in Not, sein Sklave ist krank und hat ihm daher
die Lebensmittel nicht bringen können. Da bittet er in diesem Brief
den Athenodoros, daß er einen Esel verschaffe, damit der Sklave zu
ihm kommen könne. Tlffovofflai kann hier nur heißen „verschaffen,
besorgen“. Der Thesanros bietet dafür nur ein klares Beispiel und
1) In der Amatia Prisca mochte ich nicht mit Kenyon die Frau, sondern
die Mutter sehen, von der die Fran das iavtiov geerbt hat. Der Name ist mit
einem aus firjTfixiv herauszuholenden firirfdg zu verbinden. Der Name der Frau
bitte, wenn Oberhaupt, am Anfang der Periode genannt werden mOssen.
Digitized'by Google
246
I. Aafi&tM
zwar fOr das Medium, Diog. Laeri 6, 23: 'Exi6ttii.as d/ xivi olxidiov
aixö npovotjaccff&ai. Da diese Bedeutung hiernach feststeht, so wird
man bei dem oben S. 241 besprochenen XQOvorjtiis ctiiri{Tfid<ov) eher an
einen Mann denken, der Flötenspielerinnen verschafft, als an einen,
der för sie sorgt. In den beiden uns vorliegenden Fällen vermietet
er Mädchen zu Festlichkeiten.
S. 256 (n. 301), 12 L xagadibotv st. »«(>«d<p[a(o].
S. 282, 26/ 1. fic. ’£[()]p(6ftsvöv a’ iv ala>{viotg) %(f6(27)voig
\ßi]a<pvX<iii. (— diutpvXttlfj) iv x[a\voixi((f) (seil. 6 dsö$).
Halle a/s. Ulrich Wileken.
Digitized by Google
Zum Drnsilla-Prozeß (BGU 1019).
BQU 1019, das Fragment eines nur zum Teil erhaltenen Akten-
stttckes, repräsentiert ein weiteres Dokument zum DrusUla-ProzeB, den
ich an der Hand der P. Cattaoui- Verso und P. Lond. II Nr. 196 im
Archiv UI, 91 ff. behandelt habe. Die soeben veröffentlichte Berliner
Urkunde gehört einer späteren Zeit als die beiden erwähnten Papyrus
an. Das geht erstlich daraus hervor, daS der iuridicus Claudius Neo-
cydes, der sowohl im P. Cattaoui als im P. Lond. als noch im Amt
befindlich charakterisiert ist (s. Arch. III, 102 A. 2. 4), hier 6 ytv6(uvog
dixtuodöxTjg genannt wird (v. 5). Weiter können wir dies daraus er-
sehen, dafi der Jnlianus, der Stellvertreter des Neocydes
(Arch. UI, 102 f.), dessen Prozeßprotokoll uns im P. Lond. vorliegt und
an den als 6 diixmv tä xuxä r^v dixax[o]doaCuv die Eingabe des P.
Cattaoui gerichtet ist, uns BQU 1019 als x]6xs diMSsxon[d]vp ^[v]-
tbv Bav[. . . dtoixrfx^ (v. 1 1 f.) entgegentritt. (Die Lesung Bav[
scheint mir ziemlich sicher). Endlich bestellt im P. Lond. der dioixrjxijg
den gewesenen d^ijyr/xtjg Domitins zum nsdehijg xal xpixxjg, der binnen
15 Tagen die Sache entscheiden soU; in dieser Eigenschaft ist an ihn
die Eingabe des P. Cattaoui gerichtet: im BQU 1019 dagegen wird er
in der 3. Person genannt (v. 13 ist zu lesen: fit]asixijv xal xp[(T^v]
^Ofu'xi[o]v); er fungiert also hier nicht mehr als Richter. Wir können
daraus den weiteren Schluß ziehen, daß der Prozeß auch mit seiner
Einsetzung als Schiedsrichter noch nicht sein Ende gefunden hat.
Der Charakter von BQU 1019 läßt eich nicht mit Sicherheit be-
stimmen; es handelt sich entweder um eine Rede oder eine Eingabe des
Prozeßvertreters (^cop) des C. Julius Agrippianus, der als ö iiiidxtQog
bezeichnet wird (v. 2/3. 9). Summarisch wird über den bisherigen Ver-
lauf des Prozesses berichtet.
Das Fragment beginnt mit der Erwähnung der Wiederaufnahme
der Klage seitens Drusüla nach dem Tode des Vaters des C. Julius
Agrippianus gegen diesen (BQU 1019, Iff. = P. Catt. IV, 13 ff.). Er
ist jetzt miles leg. II. Traianae F. (BQU 1019, 3 — P. Catt. IV, 35
=» P. Lond. I, 4; BQU 378). Qanz summarisch wird zuerst gesagt
(v. 3f.): xoXkäg xaxaöxaöeig xfög ccvxbv xexoix}xai. Dann wird der
Digitized by Google
248
I. AnfB&tze
inridicus Neocydes erwähnt, Über dessen Amtshandlungen und Ver-
fügungen in unserem Prozesse uns ja der P. Lond. informiert (s. Arch.
III, 101 f). Es heißt von ihm (v. 6): 8? idoxtv rbv fftparijyöi» toü
voitov elg t[ö] xi(fag im&ttvai t[^] loyo&teCa. Das entspricht dem
Inhalt und Wortlaut der beiden ausführlicheren Papyri: P. Cattaoni V,
23flf., P. Lond. I, If. (oqov rä xgayiucTi; 7fiF. 12: dvv[cctiu
tb XQäy'lfia xtgag sxiiv: s. Arch. HI, 102). Wie im P. Gatt. (IV, 11.30)
wird die Verschleppung der Sache durch Dmsilla hervorgehoben (v. 8:
xfQi[t]qtaiidv7jg d' avr^g): wir haben es dort wie hier mit einer ein-
seitigen Darstellung der Partei des Agrippianus zu tun (s. dazu Arch.
III, 101 A. 3). Neu dagegen ist die Angabe v. 8£F.: ivhvxiv [6] iifid-
Tc[po]g rm xccl dvaxe[fiq>9'cl]^ ixl tbv d(X(t(od[d]vi;t'
Da dieses Stadium des Prozesses nicht weit vom Jahre 141 n. Chr.
abliegt (s. Arch. III, 104), kann hier nur der Präfekt C. Avidius Helio-
dorus in Betracht kommen. Von ihm und seiner Zurückverweisung
der Sache (ttvaxofixif) an den iuridicus wird in der leider sehr schlecht
erhaltenen 6. Kolumne des P. Cattaoui die Bede sein (s. Arch. III, 67).
Julianus wird als Stellvertreter des iuridicus BGÜ 1019, 11 6 r]6te
a[^}rdv genannt; Siadixbiievog wird also synonym mit
iitxav (P. Gatt. I, 1) gebraucht. Mit der Erwähnung der Bestellung
des Domitius zum iti\atirr]g xal schließt unser Fragment
Wir erfahren also leider nicht, in welcher Weise Domitius sich
seines Auftrages als Schiedsrichter entledigt hat und welche Bewandnis
es mit \mserer Urkunde hat. Die Hoffnung ist aber nicht ausgeschlossen,
daß ims noch weitere Urkunden oder gar die den Berliner Papyrus er-
gänzenden Stücke bescheert werden, die zur näheren Beleuchtung des
interessanten Prozesses beitragen.
Schöneberg-Berlin. Paal M. Meyer.
\
Digitized by Google
Sarapis und Osiris-Apis.
Soweit ich sehe, sind sämtliohe Gelehrte, die die Besiehongen
zwischen dem Sarapis nnd dem Osiris- Apis erwogen haben, der Mei-
nung, daß der Name Accpccsrts — dorch Yerkflrznng oder wie man
sich das sonst Torstellt — aus ’Oeogämg entstanden sei. Bouch^-Leclercq
gibt nur die herrschende Meinung wieder, wenn er in seiner Histoire
des Lagides I S. 115 folgende Gleichung aufstellt: Osar-hapi (Öffopda-
xig, 'OaCgaxig, 6 Eögccxtg, Högams, Stgcatii, Xdponrtg, Serapis, Sirapis).
Ich bin dagegen schon seit längerer Zeit der Ansicht, daß der Name
£u(fäxis mit dem Namen 'Ooog&ittg sprachlich gar nichts zu
tun hat, wenn auch die beiden Götter im Kult verschmolzen worden
sind. Folgendes sind meine Gründe.
Der in Memphis verehrte Apisstier wurde nach einer bekannten
ägyptischen Vorstellung nach seinem Tode als Osiris- Apis, ägyptisch
wir-hp, verehrt. Der ersiere Name wird, für sich allein stehend,
griechisch gewöhnlich mit 'Oalgig (Oaetgig) wiedergegeben, der zweite
mit ^Axig. Treten beide zu einem Worte zusammen, so muß nach
ägyptischem Sprachgesetz das erste Wort enttont werden. Ich kenne
vier verschiedene Formen des enttonten 'OtSlgig. Im ArtemisiBpapyrus,
dem bei weitem ältesten Zeugnis, das wir haben (rund um 300 v. Chr.),
heißt der tote Apis 'Oaegäxig imd sein Tempel (in nicht gräzisierter
Form) Uoaegäxi (d. h. Tempel des Osiris- Apis). Vgl. 'Oeegyagiax noch
in einem Zauberpapyrus des IV. Jahrh. (Loud. I S. 117,43). In den jünge-
ren Urkunden heißt jener Gott regelmäßig ’Oaogexig, nachweisbar min-
destens seit dem II. Jahrh. vor Chr. In Memphis, dem Kultort des
Gottes, sind nur diese beiden Formen ’Odegßxig und 'Oeog-
&xig nachweisbar. In dieser jüngeren Transskription ist das zweite
o offenbar unter dem Einfluß des vorhergehenden o entstanden, durch
eine Art Vokalharmonie (wie 6ßoX6g für älteres 6ßeX6g). Diese enttonte
Form Ü0og begegpiet auch in zahlreichen anderen Kompositionen, z. B.
'Oöogopvtvig (P. Leid. 6 — K) ; ’Offopo^piS oder Vaogotfijgig (P. Par. 5, 1, 10
und öfter); 'O0ogowäg>gig (P. Lond. I 68, 101 ; 69,119); 2Sevoaog<ptßig
(Tor. 1, 5, 8 etc.); ITtroOogaiiijrig (Par. 5, 19, 8); UtToaogßovxig (Ostr.
n. 1196) etc. Gelegentlich tritt das w (voü ics'r) mit einem vorher-
Digitized by Google
250
I. Aufa&tze
gehenden Vokal zum Diphthong zusammen, vgl. üetBvifoQäxios (Par.
60, 5 — 6 BO zu lesen statt xccffä 6ov ^uftaximv, vgl. auch Teb. 85) und
TavOogSxis (BGÜ 1021, 4). Die dritte enttonte Form Offtp findet
sich in einem jungen Zauberpapyrus in Oaiffievrex^t^ (P- Lond. I
S. 92, 257). Endlich kommt (selten) Ooccq in Oxyrhynchos in der
Kaiserzeit vor: IIeto<SttQäxis (Oxy. II 266), Tav6<tQÖxts (Oxy. I 73).*)
Nirgends in den Urkunden gibt es ein Beispiel dafür, daß der 0-laut
von ’OetQis in solchen Zusammensetzungen geschwunden wäre. Zwar
bietet die Pariser Ausgabe in P. Par. 22, 3: räv iMQÖxei. Aber ich
habe am Original schon vor langen Jahren konstatiert, dafi hier viel-
mehr töt ’Ogogäxsi, geschrieben steht. Formen, wie das obige Tcnxfo-
Q&xis aus dem III. Jahrh. nach Chr. zeigen vielmehr, wie lebendig bis
in späte Zeit das anlantende w geblieben ist. Wenn aber in den
Serapeumstexten die Gottheit, der die Zwillinge dienen, bald 'OaoQ&xig
bald £aQäxis genannt wird, so beweist das nur, daß diese beiden Gott-
heiten hier einander gleichgesetzt waren, nicht dafi ihre Namen ur-
sprünglich identisch waren. Und ebenso, wenn auf der von Maspero
edierten Goldplatte aus dem III. Jahrh. v. Chr. (Recueil de travaux
VII, 140) dem hieroglyphischen wsr-hp in dem griechischen Text ein
SaQäxis entspricht, so folgt auch daraus nur die Gleichsetzung der
beiden Gottheiten.
Neben dieser urkundlichen Tradition hat die Wiedergabe jener
Namen bei Autoren natürlich nur sekundären Wert, namentlich wenn
Etymologien vorgebracht werden, wie z. B. von Nymphodoros FHG II
S. 380, 20. Seine Form ZoQoäxig ist willkürlich gebildet, weil er das
Wort aus ffopds (Sarg) erklären will.
Von den urkundlich überlieferten Formen 'OasQöxig und 'OdoQöcxig
(in Oxyrhynchos auch gelegentlich 'OöuQöxig in der Zusammensetzung
mit nere) gibt es nach Obigem keine Brücke zu 2ki(f äxig. Wäre es
müglich, HaQ&xig aus jenen abzuleiten, so müßte man auch Formen
wie ZaggiCßig, £agofl(fig usw. zu finden erwarten. Es hat sich aber
bisher unter den Tausenden von Eigennamen nicht eine einzige der-
artige Bildung gefunden. Im übrigen müßte die herrschende Form
’OeaffSxig gewesen sein, während diese Form als selbständiger Gottes-
name überhaupt noch nicht nachgewiesen ist. Zn der Zeit, wo der
Sarapis auftritt (siehe unten), sagte man in Memphis ’Oaspftxts.
Mir scheint ans diesem Tatbestand zu folgen, daß LoQ&xig viel-
1) Vgl. 'Ottägejitfov (s. Kifxetfjiptg) bei loa. c. Ap. I 26 § 288. — Wenn in
X}aiit<‘*^iv6tios (Archiv II 72) überhaupt keine Enttonong atattfindet, ao h&ngt daa
wohl damit zusammen, daB hier auch keine organische Verbindung mit einem
ägyptischen Wort vorliegt.
Digitized by Google
Ulrich WUcken: Sarapii and Oairis-Apis
251
mehr ein selbständiger Name ist, der sprachlich mit dem Osiris-
Apis nichts zn tun hat. Von diesem Zagcaus, fOr das die halikarnas-
sische Inschrift (Dittenberger, Orient. Gr. Inscr. SeL n. 16) das älteste
urkundliche Zeugnis ist, hat sich später eine Sekundärform Zegaxig ge-
bildet, die zuerst sporadisch im II. Jahrb. v. Ohr. auftritt, in der Kaiser-
zeit immer häufiger wird. Diese junge Form ist bei den Lateinern als
Serapis die übliche geworden.
Wenn aber Ikcgäxig ein selbständiger Name ist, so mufi diesem
auch ein selbständiger Gott entsprechen, und da das ägyptische Pantheon
einen Gott Sarapis nicht kennt, so muß er ein ursprünglich auslän-
discher Gott gewesen sein. Zu seiner späteren Identifizierung mit
dem ägyptischen Osiris-Apis wird die Namensähnlichkeit mit beige-
tragen haben.
So führt uns die rein sprachliche Beobachtung zu derselben Auf-
fassung, die der bekannten Legende zugrunde liegt, wonach der Gott
Sarapis im Anfang der Ptolemäerzeit von auswärts in Ägypten einge-
führt worden ist. Sie zeigt zugleich, daß die Ansicht derjenigen
Forscher, die, wie neuerdings Bouch^Leclercq und Beloch, den helle-
nistischen Sarapis aus dem memphitischen Osiris-Apis ableiten wollen
und eine Einführung von auswärts leugnen, nicht richtig sein kann.
Denn daß man für den ans dem ägyptischen Gott differenzierten helle-
nistischen Gott einen ähnlich klingenden Namen frei erfunden hätte,
wird wohl niemand yerteidigen wollen. Auf die weitere Frage, woher
der Sarapis eingeführt ist, will ich heute nicht eingehen. Ich wollte
vorerst nur die obige These zur Prüfung verlegen.
Halle a/s. Ulrich WUcken.
r
Digitized by Google
über die Freilassung durch den Teileigentümer
eines Sklaven.
Der eben erscheinende vierte Band der Oxyrhynchos-Papyri von
Grenfell und Hunt bringt unter N“ 716 und 722 zwei Urkunden, welche
uns zeigen, daß unter den Graeco- Ägyptern die teilweise Freilassung
von Sklaven Vorkommen konnte. Allerdings wäre dies schon früher
aus dem Pap. Edmondstone zu ersehen gewesen, den die Herausgeber
mit Recht heranziehen, denn auch dort ist von atpixivca vfuig ilsv-
9iQovg toü ixi ßtxXXovTÖg not fi^'govg die Rede (lin. 7); aber diese Stelle
ist bisher allgemein übersehen worden. Von den beiden neuen Zeug-
nissen ist N° 716 vom Jahre 186 n. Chr. das weit interessantere, nicht
bloß weil es vollkommen erhalten ist, während in N° 722 vom Jahre
91 oder 107 die rechte Seite stark beschädigt erscheint, sondern weil
es auch weitere Fragen aufwirft, die derzeit kaum zu lösen sind,
Auf diesen wenig aussichtsreichen Versuch will auch ich mich hier
nicht einlassen, sondern lediglich das Verhältnis der Urkunde zu den
Lehrsätzen des römischen Rechtes mit einigen Worten klarstellen. Was
die Herausgeber, unter freundlicher Berücksichtigung einer brieflichen
Meinungsäußerung meinerseits, hierüber sagen, ist durchaus zutreffend,
und soll hier nur noch unterstützt werden durch Beseitigung etwaiger
Zweifel über das Verhältnis, in welchem diese Erscheinung des graeco-
ägyptischen Rechtes zu den Mitteilungen in C. Just. 7, 7 steht, ein
Nebenpunkt, auf welchen in der Publikation begreiflicherweise nicht
einzugehen war.
Der Wortlaut der Urkunde ist dieser:
’y/ffxAijÄUtdjj rp xtd Z'e'peurt'(j)[vr
nuQn 'JJp[^o)Vog Tlavtiatov rov z/opärog (iV~
rpög UapüTOg xal ’yixoXicjvi'ov ^mgCmvog
6 Tov 'HgüTog ^ijrpög @«i{ffiog xal 'Aßaexävtov
&xtkev9iffov Aduou 'HQuxktldov räv zQiäv
axo ’OSvpvyjiov x6kiag iatxQixav atptjkC-
xtov tixvav ßstavog rov xal At[ov]yflov
Digitized by Google
Ludwig Mitteü: Über die Freilaeaung durch den TeUeigentflmer 253
Eiiatiiovidog iirftQbg üiv^evTog tutl /U-
10 0W6C0V tud Satjaiog iiupox^ffiov iit]t(fbg
Tuiifftog t&v rQiStv äxb xöieag.
'IWapiet tolg «■brolg fiiv EHui-
(lovCdt ixxov fiigog z<p Sb ^towtn’p xal
Saijgei {j/itgv ft^pog rb ixl tb airb Si[ioi[(f]ov
15 fiCQog xatQixov ainäv SovXov Eapaxio[vog
&g (irciv) l ov tb loixbv tpCtov 5v toii b/toxa-
rpt'ov avräv iScXtpov ^fioydvo[v\g ijlevf^d-
patat ix' aitov. 5&ev dxiSdSofiev tb §^§iXt-
Siov ä|tovvtag xatä tb St]Xovfievov
20 Täv aq>r}h'xc3V SCfiotpov fidpog t^v xpo-
xilpv^iv yevdadai :t<f\ ffjv dfuivova
ttiQiOiv SiSövTi xapaSodijvat. (dtovg) xf
ydvToxpdtopog Kadaapog Mägxov AvprjXCov
KoiifiöSov kvtavivov EvOeßovg Evtvjrovg
25 J^cßaatov Idpfisvucxov Mt/Sixov ITapd’txov
Eapfuttixov PepiiMvixov MsyiOtov
BQttavv[i]xov &ä>^. (2nd band) 'Slpltav Ilavexötov
dxiSdStitxa. (3rd band) [Hxo]Xlmyig{g Ja^plavog gy[v]-
dxiSdSioxa. (4tb. band) '^ßdaxttvto[g] <bi£>lcv'8'£(>o[s]
30 Edftov 'HpaxleiSov 6vvtxi\ddd]fpxa. ^ip[ydinjg]
Sdayifog ro[ü] xal ^lowolov dypa^a «ütoö]
y,il tiSötog ypafiyiat«. '
Vier Gescbwister — übrigens zum Teil nur halbbürtige Ton Vater-
seite — von denen drei mindeijäbrig sind, batten zusammen das Eigen-
tum eines Sklaven, so zwar, daß einer davon, Diogenes, ein Drittel, die
eine Tochter Endaimonis ein Sechstel, endlich zwei weitere Kinder,
Dionysios und Tbaesis zusammen die Hälfte besaßen. Da nun Dio-
genes, der wahrscheinlich volljährig war, den Sklaven zu seinem Drittel
freigelassen hat, stellen die Vormünder der drei übrigen noch minder-
jährigen Geschwister an den Gymnasiarchen die Bitte, die restierenden
Eigenturasanteile an dem Sklaven zur Versteigerung an den Meistbieten-
den zu bringen.
Das römische Recht hat über Freilassungen durch den Teileigen-
tümer die Regel, welche Ulp. fragm. 1, 18 Paul. sent. 4, 12, 1 Frag.
Dosith. 10 ‘) übereinstimmend dahin formulieren: Die zivile Freilassung
bedeutet Verwirkung des Anteilrechts, welches demnächst dem Mit-
1) Vgl. auch J. 8, 7, 4.
r
Digitized by Google
264
I. Aofgfttze
eigentfimer adkresziert; die unförmliche Freilassung ist wenigstens nach
der überwiegend vertretenen (von Procnlus &eilich angefochtenen) Mei-
nung nichtig und ändert mithin an den Eigentumsverhältnissen gar nichts.
Nun macht uns aber Justinian in seiner c. unica C. 7, 7 de servo
communi manumisso einige Mitteilungen über ältere Eaiserkonstitu-
tionen, die dennoch von der Teilfreilassung sprachen. Es wird nütz-
lich sein, um etwaige Fehlbeziehungen auszuschließen, welche zwischen
obigen Papyri und diesen Nachrichten hergestellt werden könnten*),
den Inhalt derselben sofort klarzulegen, was angesichts der nicht über-
mäßig präzisen Wortfassung der genannten Konstitution nicht über-
flüssig sein dürfte.
Der Wortlaut ist Ln dem hier entscheidenden Teil (Prooem. und § 1)
folgender:
In communes servos eorumque libertates, et quando cuidam do-
mino pars libertatem imponentis accrescit, nec ne, et maxime inter
milites, qui huiusmodi imponnnt libertatem, multa ambiguitas ezorta
est apud veteres iuris auctores. § 1. Et inventa est constitutio apud
Marcianum in institutionibus divi Severi, per quam idem imperator
disposuit, necessitatem imponi heredi militis, comparare partem socii
et servum libertate donare. (la) Sed et alia constitutio Severi et
Antonini principum reperta est, ex qua generaliter necessitas impo-
nebatur socio, partem suam socio suo vendere, quatenus libertas servo
imponatur, licet nihil lucri ex substantia socii morientis alii socio ac-
cedat, pretio videlicet arbitrio praetorls constituendo, secundum ea,
quae et Ulpianus libro sexto fideicommissorum et Paulus libro tertio
fideicommissorum refert, ubi et hoc relatum est, quod et Sextus
Caecilius, iuris antiqui conditor, definivit, socium per praetorem com-
pelli suam partem vendere, quatenus über servus efficiatnr; quod et
Marcellus apud luüanum in eins Digestis notat, hocque et Marcel-
lum, quum luüanum notaret, retuüsse palam est (Ib) His itaque
apud veteres iuris auctores inventis, decidentes tales altercationes
generaliter sancimus, ut nuUa inducatur differentia miütis seu pri-
vati in servis communibus, sed in omnibus communibus famuüs,
sive inter vivos sive in ultima dispositione übertatem quis legitimam
imponere communi servo voluerit, hoc faciat, necessitatem habente
socio vendere partem suam, quantam in servo possidet, sive dimidiam,
sive tertiam, sive quantamcunque, et si plures sint socü, uno ex his
übertatem imponere cupiente, aüos omnes necessitatem habere partes
1) Wenn ich recht verstehe, will J. Pfaff (favor UhertaUa 22) jene Konsti-
tutionen auch auf die Freilassung unter Lebenden beziehen.
Digitized by Google
Ludnig Mitteil: Über die Fieilaainng durch den Teileigentümer 255
suas, qaas in serro posaident, vendere ipai, qni libertatem aerro im-
ponere deaiderat, Tel beredi eins (licet ipse communia serma heres
inatitutua sit), et hoc moritorus dixerit, ita tarnen, ut omnimodo
ipse, qni partes alias comparayerit, yel heredes eins libertatem im-
ponant.
Es scheint mir non vollkommen sicher, daß diese ganze Mitteilung,
wonach im älteren Recht die Freilassung durch den Teileigentümer
vielfach diskutiert wurde, nur bestimmte Fälle im Auge hat, nämlich
die fideikommissarische*) Freilassung und auch hier haben wohl solche
Fälle den Ausgangspunkt gebildet, wo es sich um Soldatentestamente
handelte. Es heißt schon im Pr., daß die bezüglichen Streitfragen über
die Freilassung maxime inter milites sich bewegt haben. Zunächst ist
die Rede von einer constitutio divi Severi, welche sich lediglich auf die
Soldaten bezog. Sie bestimmte, daß der Erbe eines im Miteigentum
eines Sklaven stehenden Soldaten — offenbar unter der Voraussetzung
einer von diesem Soldaten seinem Erben iideikommissarisch auferlegten
Freilassung — den Teil des Miteigentümers *) behufs Vollzug der Frei-
lassung ankaufen solle und, was das jämmerliche Referat übersieht,
obwohl es eigentlich die Hauptsache ist, offenbar auch dürfe. — Da-
rauf erwähnt die Stelle eine Konstitution von Severus und Antoninus,
die allerdings insofern weiter geht, als sie, wenn ich recht verstehe,
den genannten Rechtssatz auch auf Zivilpersonen ausdehnt: „Ex qua
generaliter necessitas imponebatur socio, partem suam socio suo ven-
dere, quatenus libertas servo imponatur, licet nihil lucri ex substantia
socii morieutis alii socio accedat“ Immer aber handelt es sich hierbei
nur um letztwillige fideikommissarische Freilassungen, wenn auch die
Worte generaliter imponebatur dies für den ersten Blick verschleiern.
Das Richtige geht deutlich daraus hervor, daß in den gleich darauf
folgenden Worten Erläuterungen von Ulpian und Paulus zu dieser
Konstitution angeführt werden, welche aus ihren Abhandlungen über
die Fideikommisse stammen; außerdem auch aus den Worten „licet
nihü lucri ex 'substantia socii morientis alii socio accedat". Daß dies
alles mit den oben zitierten Papyrusurkunden nichts zu tun hat, geht
schon daraus hervor, daß diese letzteren sich auf Freilassungen unter
1) Yoigt RQ. 2, 496 n. 89 scheint sie anch auf die manumiisio teitamento
diiecta zu beziehen, wogegen das im Text folgende. M. W. konnte dafür höchstens
D. 28. 6. 18 pr. angeführt werden; aber die bezügliche ÄuBenmg Ulpians (oder
Tribonians?) zeigt schon ihrem Wortlaut nach, daS sie ein Novum darstellt und
nicht einmal auf Konstitutionen beruht.
2) Dabei ist vorausgesetzt, daß der Miteigentümer vom Erblasser nicht anch
selbst gültig belastet ist; sonst ist die Entscheidung ja selbstverständlich.
f
Digitized by Google
256
I. AnfaiUzo
Lebenden beziehen — mit keinem Worte ist angedeutet, daß letztwillige
Freilassungen vorliegen; noch mehr aber daraus, daß das ganze eben
besprochene Recht selbst der Zeit des Severns und Äntoninns ange-
hört, also jünger ist, als die Vorkommnisse in den obigen Papyri.
Allerdings wird am Schlüsse des § la noch angedentet, daß auch
Afrikanns nnd Marcellus sich mit den bezüglichen Fragen befaßt haben;
vielleicht sogar lassen sich die Worte 'cum lulianum notaret’ darauf
beziehen, daß auch Julian*) bereits über ähnliche Angelegenheiten ge-
handelt hat. Im Sinne dieser letzteren Schriftsteller, durch welche man
allerdings in die Zeit wenigstens des Pap. N° 716 zurückgefiihrt wird,
ist aber sicher wieder nur an letztwillige FreUassongen zu denken;
außerdem aber kommt man damit bestenfalls in die Mitte des zweiten
Jahrhunderts zurück, und erscheint um diese Zeit die Sache noch als
Novum, während P. Oxy. N" 722 schon au der Wende des ersten und
zweiten Jahrhunderts geschrieben ist.
Fassen wir das Gesagte zusammen, so ist die wahrscheinliche Ent-
wickelung die gewesen, daß zuerst die bekannten Privilegien der Soldaten-
testamente auch in der Richtung erstreckt wurden, dem Soldaten, der nur
Teileigentümer eines Sklaven ist, die letztwillige Freilassung desselben
zu ermöglichen. Zu diesem Ende wurde schließlich bestimmt, daß der
Miteigentümer verhalten werden soUe, seinen Eigentumsanteil um eine
vom Prätor (resp. Provinzialstatthalter) festzu stellende Taxe an den
Erhen zu überlassen. Dies wurde später auch auf Privatpersonen aus-
gedehnt, aber erst, wie gesagt, um die Mitte des zweiten Jahrli. n. Chr.
und nur für testamentarische Freilassungen.
Daraus ist ersichtlich, daß der Rechtsfall obiger Urkunden im
Reichsrecht keine Wurzel haben kann; abgesehen davon, daß es sich
in denselben nicht um Römer handelt, kaim nicht einmal von einer
analogen Anwendung eines für die Römer hier allgemein geltenden
Kechtssatzes die Rede sein. Eher ließe sich daran denken, daß jene
Behandlung der Soldateutestamente und die daran sich schließende Rechts-
bildung einer in den hellenistischen Provinzen schon vorlängst gelten-
den allgemein verbreiteten Praxis angegliedert sind.
Leipzig. L. Mittels.
1) In D. 28, G, 18 pr. Rpricbt Julian nur von redemtio schlechthin des Eigen-
tumsanteils; dafi sie erzwungen werden kann, sagt er nicht. VIpian fflgt es hinzu
— wenn die Worte echt sind.
Digitized by Google
n. Referate und Besprechungen
Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen.
(Vgl. I, 104—120, 602—689. U, 887—381.)
Es ist dies die vierte Übersicht, wieder sehr reichhaltig, wenngleich
von den im folgenden aufgef&hrten Kammern ein recht großer Teil nur
Fetzen sind, von minimalem oder gar keinem Werte. Indes zwei erheb-
liche Publikationen sind dabei, beide aus Berlin: der Timotheos-Papyrus
Nr. 197 und der des Didymos Nr. 231, ersterer auch durch sein hohes
Alter ausgezeichnet, welches ihn an die Spitze aller griechischen Papyri
stellt. Die Herren Grenfell und Hunt haben auch jetzt die weitaus
grdßte Masse geliefert, in zwei stattlichen Bänden. Zuerst The Tebtunis
Papyri, part I (erschienen als: University of California Publications, Graeco-
Boman Archaeology, vol. I, London H. Frowde, 1902); als dritter Heraus-
geber tritt hier J. Gilbart Smyly hinzu. Es sind dies die Ergebnisse der
Ausgrabung von Krokodilsmumien im Fayum, wo das Krokodil das heilige
Tier war; ganz große Papyrusbogen wurden für die Krokodile verwendet,
imd die Zeit ist 120 — 56 vor Chr., indes Urkunden bilden weitaus die
Hauptmasse (vgL Archiv II S. 394 ff.), und nur vier literarische Papyri von
mäßigem Interesse finden sich dabei. Der andere Band ist wieder von
Oxyrhynchos: The Oxyrhynchus Papyri part UI, 1903, und hier sind die
New Classical texts mit Nr. 408 — 444, die Fragments of extant classical
authors mit 440 — 463 (und 534 — 573) vertreten, wozu noch 464 — 470
Miscellaneous Uterary fi-agments kommen. Die übrigen, sämtlich kleineren
Publikationen erwähne ich an ihrer Stelle. Es sind ein paar Latina da-
runter; der nächste Band aus Oxyrhynchos wird auch von dieser Art etwas
viel Größeres bringen (s. über diesen inzwischen auch erschienenen Band das
nächste Heft).
L Poetisohe Stücke.
143. Pap. Tebt. Nr. 4 (S. 12). Von einer Krokodilsmumie.
Beste von 5 Kolumnen (Frg. a 11,3X11,2). Buchschrift des aus-
gehenden 2. Jahrh. v. Chr.; zusammen mit diesen Besten wurden 2 Doku-
mente dieser Zeit gefunden. Das A hat links unten eine Schleife, wie in
dem Papyrus des Hypereides gegen Philippides. Von Kol. IV. V ist auf
Tafel II ein Faksimile gegeben.
[Da Herr Dr. Crönert von dem literarischen Referat zurOckgetreten ist, und
Herr Prof. Blaß es frenndlichst Übernommen hat, werden die Herren Editoren
literarischer Papyri ergebenst ersucht, Rezensionsexemplare resp. Separatabzüge
für das Archiv künftig an Herrn Prof. Blaß, Halle a/S., Lafontainestr. 17 senden
zu woUen. Die Redaktion.]
r
Digitized by Google
258
H. B«ferate und Begprecfaungen
Homer Ilias B, 95 — 210 in Resten. Der Text ist aristarchisch, und
kritische Zeichen sind zugefUgt; Obelen vor 124. 133. 197; Obelos mit
Asteriskos zu 164 (wie die Hsgg. mit Recht annehmen; von diesem Vers
selbst ist nichts da); Diple iuquaziy^dvr\ vor 156; dies alles im Einklang
mit der aristarchischen Notierung, indem auch vor 130 — 132 und 193 — 196
jetzt nicht mehr vorhandene Obelen angenommen werden dürfen (auch wohl
vor 141). Der schlechte Vers 206 fehlt überhaupt, wie in ACD usw.
Nur vor 204 (jedenfaUs auch 203. 205) Antisigma statt Punkten, und
jedenfalls vor 192 Punkt statt Antisigma; Aristarch stellte jene Verse um
nach 192, und bezeichnete das nach den Scholien so, daß 192 das Anti-
sigma hatte, und die umzustellenden Verse Punkte. Sonstige Zeichen sind:
eine schräge Linie vor der Zeile für den Beginn eines neuen Abschnittes
(in anderen Homerhandschriften anders verwandt) und bei V. 200 die Zahl
(^). Akzente mangeln; die axvyfzri (oben) kommt zuweilen vor. Lesarten
und Verschreibungen; 125 TpSoj (Hdschr.) gegen Aristarch, der T^g.
131 fao[(v wie Hdschr. (fvneiv Kallistratos und die eine Ausgabe Aristarchs).
132 Anfang oijpexm . . . statt oi fu fiiya nln^ovfft. Stand da; oi fu »t
nkdy^ovalv u ruxl ov% idjova' (vgl. cp 233)? — 133 ”Iho]v (Aristarch)
Text, -ov übergeschrieben (Hdschr.). — Vor 135 tuS , nicht zu enträtseln;
etwa zu 109 in der vorhergehenden Kolumne gehörig, wo fwt’ vorkommt?
— 137 die Schriftreste nach noztjStyjitv nicht mit -at apfu di zu ver-
einigen; auch die Variante vlag ’A^aimv bei Herodian n. opfp. Rh. Qr. IH
86,15 hilft nicht. Über dem (]xdpza[^]a des nächsten Verses stand eine
andere Lesart ..1 (über pca). — V. 175 nolvxlijm, 177 ’EUvtjv wahr-
scheinlich doppelt; 185 war unten nachgetragen und an seiner Stelle wird
mit iuezco dorthin veiwiesen; 209 rfii}.
144. Pap. Oxyrh. 445 (S. 84).
Reste mehrerer Kolumnen (Höhe 30,5). Buchschrift aus dem 2. Jahrh.
n. Chr. oder dem Anfang des 3.; drei korrigierende Hände zu unterscheiden.
Von dem 1. Fragmente ist auf Tafel IV ein Faksimile gegeben.
Homer Ilias Z, 128 — Ende in Trümmern; zwischen 199 und 445
alles fehlend. Kritische Zeichen reichlich, ähnlich wie im Yen. A; beson-
ders Diplen (176. 178. 181. [nicht 183.] 186. [neu] [nicht 199. 191.] 194.
199. 507. 510. 518); Diple mit Antisigma davor 174, wo in den Scholien
nur eine Diple erläutert wird. Dem Antdsigma sollten dvo aziypcU ent-
sprechen, um zu bezeichnen, daß derselbe Gedanke in einer Folge zweimal
ausgedrückt sei; weder ist dies der Fall, noch finden sich die 2 Punkte.
Die Diplen vor 181 und 186 haben nach den Hsgg. einen Punkt darüber
(das Faksimile zeigt bei 181 nichts), die Hsgg. erörtern, ob diTcXai ncpit-
dziyplvca vorliegen könnten, verneinen dies indes mit Recht. Die Verse
490 — 492 haben Asterisken (vgl. Schol.) wegen ihrer Wiederkehr in
a 256 ff., wo man sie athetierte (Asteriskos mit Ohelos); nicht auch 493,
der nach dem Schol. ebenfalls notiert war, tatsächlich aber mit « 259 nur
ähnUch und nicht identisch ist (wie freilich auch 492 mit 258 nicht ganz).
Vor 507 — 509 fehlen die Asterisken. Mehrere Randbemerkungen mit Les-
arten sind zugefUgt Akzente n. dgl. zuweilen nach dem alten System, so
daß die ßaptüx ül^r der ersten Silbe indirekt den (gedämpften) Hochton
der letzten bezeichnet; Interpunktion meist nur mit der uXtia oben, in 477
Digitized by Google
Friedlich Blaß; Literariiche Texte mit Äneechlaß der christlichen 259
□ach Iftöv und in 496 nach ivtfonah^ofiivi} mit der fiiat]. — Einzelne Les-
arten: 128 nur Bemerkung rechts (der Vers verloren): |
xo(<vi2) ovpavov. Nämlich Aristarch oifuvöv: Mctaßißtpfag z6v ov^av6v, wie
auch das Scholion in A erläutert. 148 Text (was auch bei uns
lUr loQr] Variante, in A usw.; so las Aristophanes); Bemerkung rechts I ui
Af(^KSxaQ')i(pv) ^ ij x(oivij) ov(Ta)<l (oft/s- So möchte ich lesen, und dann
den Strich vor at als Best von fassen, während die Hsgg. ihn für
Bestandteil des Textes und als t nehmen, 'ü xoivri ist auch zu 464 nur
mit t) X geschrieben. — 175 und 191 öicdij d. i. ired^ io einem Worte;
so las Aristarch immer, La Boche Hom. Textkr. 327. — 187 rmiddpcne;-
[^opzi'ou, mit a Uber dem ersten s; jedenfalls stand rechts eine Bemerkung.
Nach Didymos las Aristarch nicht antfjx., was allerdings in Schol. V fUr
seine Lesart ausgegeben wird, sondern dxcpj-; andere Lesart war incfy.;
wir kennen aus den Hdschr. auch d’ &vaiQX; und die Betonung d’ Sp (so
auch A), während sich bei uns nicht findet. — 445 evfi|axl(]oi
(JOio; dazu bemerkt do(Tixtj) ji({)t(o) tov T /y{tvixr))?) | svpfuliOiO. Das un-
sinnige ivnfuXtut steht in A usw.; die Bemerkung ist erst recht Unsinn.
Die Hsgg. verweisen auf die Kontroverse bei B 461 ’Aala» oder ’AaCtoi, wo
beides mSglich ist. — 456 Apyei' ovaa, bekannte schlechte Variante; npoc-
äUr/s in wpo korrigiert, vgl. W bei Ludwich. — 459 xära, also
nicht xora; 464 rj x(oi>>i]) u&yiiäTa; also Tt&vrj&xa (Aristarch) stand im
Text. La Boche Textkr. 282. — 475 ❖totou'"; 477 mit sv» über
opt, ganz wie in A; 478 Bemerkung n xo((vq) ßiri\^v t]’, bei der Unsicher-
heit auch des Apostrophs unverwendbar; die Stelle des Textes ist nicht da
(Varianten ßlrjv t’ aya^bv, ßlrjv äy., ßhjv iya&6v tt). — 479 flbergeschriebene
Note ]d(2(e>$), auf die Varianten y’ odc und d’ 3 yt bezüglich; Text fehlt.
487 und darüber (npo)xi(aiffci), hier nicht als Variante bekannt
und schlecht. Nun aber 493 die richtige Lesart neu: näat, (uiiMixa
d’ ifiol, Toi ’llim iyyliyäaOiV (übergeschrieben v über y). Alle Hdschr.
haben itüatv, ifiol dl fiähaxa, toI — , mit Verletzung des Digamma von
"Iluog, weshalb Hoffmann und Bekker vorlängst so vermutet haben, wie nun
bezeugt ist. Also sogar für die Dias kommt aus Papyrus, nicht einmal
sehr alten, etwas an guten unbekannten Lesarten heraus, und für Konjek-
turen ist einige Möglichkeit dereinstiger Bestätigung durch Papyri. Auch
jemand wie La Boche, der der sich selbst empfehlenden Konjektur gegen-
über bemerkt, es sei nun einmal sein Prinzip, über die alexandrinische Tra-
dition nicht hinauszugehen, wird nun wohl anders urteilen, zumal da dies
nicht der erste Fall derart ist. — Vers 494 wieder etwas Neues: snsTO
nayclrft für ci>l. tpaldifiog "£xTa>p; sehr zu erwägen. Die Hsgg. vergleichen
403 ytifl naytÜi'g, mit Variante Ilakliag ’A^vt). — 497 tv; 518
(Lenis nicht deutlich); 523 wieder neu, aber falsch oll axsto[v für <Ulö
ixäv. 527 ämirjt. Unter der letzten Zeile Koronis und darunter die Zahl
(fmi, während unsere Verszahl 529 ist. Athetiert wurden nach den Scholien
in dem ganzen Buche nur 438 — 439, indes das sind 7 Verse. Leider ist
im Papyrus das t unsicher. Dann noch D([adof i-
145. Pap. Oxyrh. 534, 12,9X18,8. Ende einer Kolumne, 3. Jahrh.
n. Chr., Buchschrift; S. 274 im Auszug.
Homer Ilias A l — 15, in Besten. Vers 15 iklactxu gegen A (l/cacro).
Arehir f. Pftpfinifortebaag m. S, 18
Digitized by Google
260
n. Referate und Besprechunc^n
146. Pap. Oiyrh. 535, 11,5 X 5,2; 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift;
S. 274 im Auszug.
Homer Ilias A, 43 — 59 in Besten.
147. Pap. Oxyrh. 536, 16,5 X 3,3. 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, auf
der Rückseite (Vorderseite eine Rechnung des 2. oder 3. Jahrh.). S. 274
Inhaltsangabe.
Homer Ilias, geringe Reste von A 127 — 147.
148. Pap. Oxyrh. 537, 9 X 8,9; 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift.
S. 274 Inhaltsangabe.
Homer Ilias A 215 — 220 (Enden), 250 — 266 Anfänge, doch fohlt 265
wie in A usw.
149. Pap. Oxyrh. 538, 10,7 X 10. Oberer Teil eines Blattes aus
einem Buche; 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift. S. 274 im Auszug.
Homer Ilias A 273 — 297 Anfänge (Rückseite), 318 — 342 Enden
(V^orderseite). 273 fuv von zweiter Hand zugefügt 277 IlijUtSfi'
150. Pap. Oxyrh. 539, 5,2 X 3,7; 2. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; auf
der Rückseite Reste einer wissenschaftlichen Schrift S. 274 Inhaltsangabe.
Homer Ilias A 575 — 583 in Resten.
151. Pap. OxyrL 540, 11,9 X 16; Vorderseite Rechnung des 2. oder
3. Jahrh. und eine andere verwischte Urkunde; Rückseite literarisch, Buch-
schrift. S. 274 f. Auszug.
Homer Ilias B 672 — 683 (672 — 679 ziemlich vollständig). 680 roiv
dt wie AHL und Papyr. Fayum ed. Grenf. 1900 p. 310; 682 TpijjrHfv’
tvivcfiovto ähnlich wie unsere Hdschr. und Pap. Fayum.
152. Pap. Oxyrh. 541, 8,1 X 6,7, 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 275
Auszug.
Homer Ilias B 859—873 in Besten.
153. Pap. Oxyrh. 543, 9 X 2,5, spätes 2. oder 3. Jahrh. n. Chr. (Rück-
seite; Vorderseite Urkunde des 2. Jahrh.); Halbunziale, S. 275 Auszug.
Homer Ilias J'(ni) 361 — 377, geringe Beste der Enden.
154. Pap. Oxyrh. 542, 23,8 X 8; Teil eines Blattes aus einem Buche;
3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, S. 275 Auszug.
Homer Ilias r (m) 371 — 393 Anfänge (Vorderseite, 389 verloren).
394 — 418 Enden (Rfleks.; 413 — 4 verloren. 406 xcltv&ovt wie A usw.
155. Pap. Oxyrh. 549, 9,4 X 3,1; 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 275
Auszug.
Homer Ilias A (rv) 182 — 198 Enden. Vers 196. 197 fehlen; sie
haben in A Obelen und Asterisken (vgl. 206f.), und fehlen auch in DO',
sowie in einem Papyrus Mahafiy; 195 Aicti\u)v mit CG usw.
Digitized by Google
Friedrich Blafi: Literarische Texte mit AnsschluB der christlichen 261
156. Pap. Oxyrh. 545, 9 X 4,2; 2. oder 3. Jahrh. n. Chr^ Buchschrift;
8. 276 Auszug. Der literarische Text auf der Rückseite; Vorderseite Ur-
kunde des 2. Jahrh.
Homer Ilias (IV) 478 — 490, geringe Reste der Anfänge.
157. Pap. Oxyrh. 546, 5,6 'X 8,4; 2. Jahrh. n. Chr., Halbunziale;
8. 275 Auszug. Der liier. Text auch hier auf der Rückseite; Vorderseite
Steuerliste 2. Jahrh. Anfang.
Homer Ilias Jf (VII) 237 — 244 Enden, 264 — 273 Anfänge. 268 dtv-
ttffov erst (wie H), 5 übergeschrieben. 272 aamöt wie A usw.
158. Pap. Oxyrh. 547, 11,6X21,8. Enden zweier Kolumnen, 2. oder
3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 275 Auszug.
Homer Ilias H (Vll) 324 — 336 Enden, 357 — 363 Anftnge. 333 *axa-
xsioftsv wie A usw.
159. Pap. Oxyrh. 548, 16,7 X 8,8. Teil eines Blattes aus einem
Buche, 3. Jahrh., Bnchschrift; S. 275f. Auszug.
Homer Ilias 1 (IX) 235 — 268 erste Hälften (Vorderseite, als Seite 9
gezählt). 269 — 301 zweite Hälften (Rückseite, als t gezählt). 236 G(fiv
wie A usw. 249 (ux' 6nia9'. 274 »aifnl (A usw.). 296 (A usw.).
160. Pap. Oxyrh. 549, 9,3 X 10,8. Ende einer Kolumne, spätes 2.
oder 3. Jahrh., Buchschrift, S. 276 Auszug.
Homer Hiss A (XI) 39 — 52 Reste. 40 a;t]q[)iOTrqpec; wie CD usw.
45 txdovntjaav wie CL usw. 51 fttx für luy oder nt9.
161. Pap. Oxyrh. 550, zwei Fragmente, wovon b) 17,8 X 10,3; 2. Jahrh.
n. Chr., Buchschrift; S. 276 Auszug.
Homer Ilias yf (XI) 605— 616. 521—647 (Enden). 555—567. 572
— 602 (Anfänge). 625 a]vdpr$ für avxoi, neu und nicht schlecht.
563 US p« TOT ufiip Aiavxa neu und gut. 564 t[i]1cx1{ito( (gegen Ari-
starch) mit A usw. 583 tlxcv pr., zweite Hand iUxtv, vgl. CD usw.
595 xt/lt statt 0T^ dl neu, aber nur Schreibfehler. 600 ttexrpui wie A usw.
602 am Rande das Zeichen -r-.
162. Pap. Oxyrh. 446. Schmaler Streifen aus einer Kolumne (18,4
X 4,3); Schrift aus dem Ende des 2. Jahrh. n. Chr., wie auch eine dieser
Zeit oder dem 3. Jahrh. angehörige Rechnung auf der Rückseite beweist.
Abbildung Tafel VT.
Homer Ilias N (XHI), 58 — 99, Mitte der Verse. Viel Schreibfehler,
die es sich nicht verlohnt zu notieren; einzig tviaax[t)9eaat 73 sei hervor-
gehoben.
163. Pap. Oxyrh. 551. Teile von zwei Kolumnen (24,5 X 25,8).
2. Jahrh. n. Chr., noch mit X und H. Nur im Auszug mitgeteilt (S. 276).
Homer Ilias S(XIV) 227 — 253. 256 — 283 in Resten. Nicht eben
korrekt. Vers 247 toifiriv statt [xoiftjjv. 259 ftijTctp« statt dfiijxsi^a (auch
von Eustath. erwähnt). 269 fehlend wie in AC usw. 276 ohne t’ wie E.
18*
Digitized by Google
262
n. Referate und Besprecbungen
164. Pap. Oxyrh. 552. Geringe Beste (7, 7x2, 8), Buchschrift, 2. Jahrh.
n. Chr. Kur Inhaltsangabe (S. 276).
Homer Ilias P (^TI) 80—94 Versenden.
165. Pap. Oxyrh. 553. Best eines Blattes aus einem Buche (14,1X2,5),
3. Jahrh. n. Chr. Buchschriit. Kur Auszug (S. 276).
Homer Ilias r (XIX) 97— 117, (Bückseite) 132—151, Mittelstttcke
der Verse. Kur aus Versehen fehlt 134.
166. Pap. Oxyrh. 559. Best des Endes einer Kolumne (8,3 X 6,1),
3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift. Kur Auszug (S. 276).
Homer Ilias T (XIX) 251 — 259 Anfänge. 251 wie A usw.
167. Pap. Oxyrh. 555, 3,2x4. 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift (8. 276 f.
Auszug).
Homer Ilias T (XIX) 417 — 421, nur kleine Beste.
168. Pap. Oxyrh. 556, 8,6 X 3,1. 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buch-
schrift (S. 277, Auszug).
Homer Ilias T (XX) 241 — 250 in geringen Besten.
169. Pap. Oxyrh. 557, 6,6 X 6,2. 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift
(S. 277, Inhaltsangabe).
Homer Ilias <Z> (XXI) 372 — 382 Anfänge, auf der Bückseite ge-
schrieben (Vorderseite leer).
170. Pap. Oxyrh. 559, 11,8 X 12,6. 2. Jahrh. n. Chr. Buchschrift
(S. 277 Inhaltsangabe).
Homer Ilias A (xxn) 1 — 18 und 40 — 57 in Besten (Anfänge zweier
Kolumnen).
171. Pap. Oxyrh. 558, 13,5 X 12,6; spätes 2. oder 3. Jahrh. n. Chr.,
Buchschrift (8. 277 Auszug).
Homer Ilias X (XXU) 115—134 und 143—160 in Besten (Anfänge
zweier Kolumnen). Vers 121 anscheinend fehlend wie in A usw.
172. Pap. Oxyrh. 447, 7,3 X 4,2; nicht später als zweite Hälfte des
2. Jahrh. n. Chr. S. 93f., mit Abbildung auf Tafel VI (des Schriftcharak-
ters wegen).
Homer Ilias V (XXIII) 81 — 91 in Besten. 88 viptum wie D falsch.
89 fvdjd fit gemäß der antiken Weise bei trochäischem Wort
173. Pap. Oxyrh. 560, 5,8 X 18,6; 3. Jahrh.; Buchschrift; 8. 277 im
Auszug.
Homer Ilias V (XXIH) 775—785 und 834—847 in Besten. 847
vntfmtno für vntfßaXt neu; wohl nur durch nhtxai 846 entstandene Variante.
174. Pap. Oxyrh. 551, 10 X 6,2; Ende 3. oder Anfang 4. Jahidi. n.
Chr.; Buchschrift (S. 277 Inhaltsangabe und Beschreibung).
Digitized by Google
Friedrich BlaB; Literariiche Texte mit AoeschlaB der christlichen 263
Homer IHm ä (XXIV) 282. 286. 318—331 in Resten, auf der Rück-
seite (Vorderseite Kursivschrift). S. noch (r.u I (IX) 389) unten Nr. 240.
175. Pap. Oiyrh. 418 (27,7 X 12), Kursivschrift vom Ende des 1.
oder Anfang des 2. Jahrh. n. Ghr., S. 63ff.
Kommeotar zn Ilias A. Dieser Kommentar ist lediglich mythologisch
und springt daher von den zuerst behandelten Versen 263 und 264 alsbald
zu 399. Zu 263 wird der Krieg der Lapithen imd Kentauren und die
Abstammung des Peirithoos behandelt, zu 364 die Geschichte des Kaineus,
zu 399 die Verschwörung der Götter gegen Zeus und dessen Rettung durch
Thetis. ARes dies steht mit sehr genauer Übereinstimmung, vielfach auch
der Worte, in unseren Scholien A; der Papyrus leistet hier und da gute
Dienste zur Verbesserung, obwohl fast aUe Zeilen am Schluß und die meisten
auch zu Anfang verstümmelt sind.
Ich erwähne beilBnfig, daB der Pap. ö74, exzerpiert auf S. 279, neben
einer Urkunde auf der Vorderseite auch etwas Homerisches auf der Rück-
seite hat (Halbunziale des 2. Jahrh.): Tlaxfwhiv ita9ri-
aöiuvov t/$ tii}, 6 de fnexvm; (d. L imyvotis, nBmlich den Machaon A 651)
*«1 aTfolvOfUvog rijs «oparafemj (?) EvpvjtiUm tfUKOiTä, ov xauag (d. i. xmcA;)
ix Ttjs nXriyfjg fjrovros (statt -ra) änayayiyv tig t^v ixtlvov cxjjv^v cläxat.
Das letzte ist unklar; x^g jli (Inhaltsangabe für M) würde man
verstehen.
176. Pap. Oxyrh. 562, 12,2X7; 3. Jahrh. n. Cbr., Buchschrift, S. 277
Inhaltsangabe.
Homer Odyss. a 131 — 145 zweite Hälften.
177. Pap. Oxyrh. 563, 8,7 X 4,3; 2. oder frühes 3. Jahrh. n. Chr.
Buchschrift, S. 277 Inhaltsangabe.
Homer Odyss. a 432 — 444 Enden, mit Resten der Buchunterschrift.
178. Pap. Oxyrh, 564, 9,7 X 4,2; 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buch-
schrift, S. 277 Inhaltsangabe.
Homer Odyss. ß 315 — 327 Anfänge.
179. Pap. Oxyrh. 565, 8,3 X 6,7; 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buch-
schrift; S. 277f. Auszug.
Homer Odyss. d (IV) 292 — 302 erste Hälften. 292 xa y wie D‘T*.
297 ca^oveatji vgl. T.
180. Pap. Oxyrh. 566, 15,3 X 4,5; 3. Jahrh. n. Chr., Bucbschrift,
S. 278 Inhaltsangabe.
Homer Odyss. d (IV) 685 — 708 in geringen Resten.
181. Pap. Oxyrh. 567, 6,9 X 2,7; 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, S. 278
Inhaltsangabe.
Homer Odyss. d (IV) 757—765 Enden.
182. Pap. Oxyrh. 568, 14,3 x 8,1; 3. Jahrh. n. Chr., Buchscbrift,
8. 278 Inhaltsangabe.
Digitized by Google
264 n. Referate und Besprechungen
Boner Odrss. il (XI) 1 — 20 Anfänge; links der Titel der Rolle:
Oiveatutf \ I (t.
183. Pap. Oxyrh. 569, 8,2 X 12,2; 2. Jahrh. n. Chr., Halbunziale.
Der liierar. Text auf der Rflckseite; Vorderseite Urkunde des 2. Jahrh. —
S. 278 Auszug.
Homer Odyss. 1 (XI) 195 — 208 in Besten. 207 üc[tl]ov xai korrupt.
184. Pap. Oxyrh. 570, 11,4 X 11,8; 2. Jahrh. n. Chr., Buchschrift,
S. 278 Auszug.
Homer Odyss. J (XIV) 50 — 72 (52 — 56 fast vollständig). 54 /u»-
Uaxa dcleis falsch; 65 wie FG usw. falsch itlr -ijt.
185. Pap. im Museum zu Cairo (Gizeh), Nr. 10397, herausgegeben
von Edgar J. Goodspeed Greek Papyri from the Cairo Museum (The Univ.
of Chicago, Decennial Publications, 1902) p. 3 ff. Fragment einer Rolle,
Ende von zwei Eolunmen, 12,6 X 12,3; 2. Jahrh. n. Chr., Buchschrift
Homer Odyss. o (XV) 216 — 231 Enden der Verse; 239 — 253 An-
fänge. Einzelne Akzente (xa&ilov 221; 218 v)j]i scheint Druckfehler, in-
dem in der Vorbemerkung v»)]t angegeben ist); viel Interpunktion mit ver-
schiedener Stellung des Punktes, worin indes ein System nicht zu erkennen
ist Diplen vor 247 und 250, erstere sicher wegen yvva^wv fivfxa dcäpmv
(vgl. 1 521); Obelos vor 251, bisher nur indirekt aus Schol. T 235 be-
kannt; es sollte der Asteriskos zugeiffgt sein. Lesarten: (noT]p[vv]aiv 217
mit G‘PH für -vag; 218 wie gewShnlich Iraipot v»j]l fuiafvjjt, während P
hat ifiol haiQoi. 220 rj9’ tni9ovxo wie die meisten (^dl n. U).
222 fhviT neu und besser als d’ der Vulgata. 245 o[v wie die
Hdschr., nicht Tdi> wie im Zitat
186. Pap. Oxyrh. 571, 7,1 X 5,1; spätes 1. oder 2. Jahrh. n. Chr.,
Buchschrift, S. 278 im Auszug.
Homer Odyss. « (XVT) l — 8 in Resten, mit vielen Akzenten.
187. Pap. Oxyrh. 572, 28,9 X 12,2; 3. Jahrh. n. Chr. Buchschrift,
S. 276 im Auszug.
Homer Odyss. a (XVIII) l — 35 Versenden, 56 — 93 Anfänge. Vers 65
neu, aber schlecht £[i pu(x«J;[ds r[t xai Av^xlvoog. 78 erl
tv^vintv. Nicht 'Avxivoog d’, gewiß nur Korruptel.
188. Pap. Oxyrh. 573, 15 X 7,8; 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, S 278
im Auszug.
Homer Odyss. r (XIX) 452 — 471 in Resten. 466 üaqvrieeov wie PD.
189. Pap. Oxyrh. 448. Mehrere Fragmente einer größeren Rolle;
Kolumnenhöhe 29,6. Text auf der Rückseite; die Vorderseite war ehedem
mit einer Schrift in Prosa ausgefüllt, die bei der neuen Benutzung ausge-
tilgt wurde. Was davon geblieben ist, zeigt eine Hand des 3. Jahrh. n. Chr.;
demselben Jahrhundert kann auch die neue Schrift zugewiesen werden.
Homer Odyss. x- 'I' (XXII. XXIII), doch sind von nur sehr geringe
Digitized by Google
Friedrich BlaB; Literariiche Texte mit Ansscblnfi der christlichen 265
Beste (185 — 194. 230 — 242), wogegen von x nicht wenig da ist, wenn
auch nie vollständige Verse: 31 — 47. 80 — 93. 111 — 148. 182 — 196. 230
— 317. Kritische Zeichen mangeln; Akzente sind viel gesetzt, und bei den
Oxytona noch in der alten Weise (vgl. oben Nr. 144): 123 nqau. 136
diÖT[^^f. 238 iiyLtv. 246 ^io;; nur 184 ivf/v (es kann nach tiffv inter-
pungiert werden). Ferner zeigt töv u (mv tc) 234 die uns unbekannte,
von Gr.-H. aber bereits an Ox. 223 (Dias) konstatierte Begel, daß die Kn-
klisis den Circumflex in Akut verwandelt (A/ “ /). Lesarten: 37. 38 in
richtiger Folge wie XU Eustath.; u 37 mit ü Eust. für dt; dafür dt 38
allein statt re. 43 fehlt wie in den meisten. 128 cvr]9$ {[loui mit XU
Eust. statt ev a^afvim. 130 eöre&r’ (wie anderswo Aristarch) mit H
(sonst lara&r', laz&r’ usw.); dann oyxoö r*)[s allein statt äyx
allen denen willkommen, die das ovtoü attischen Gebrauches aus Homer
austreiben wollen. 186 erst ekvvro, 1 ttbergeschrieben (also dt ItAvvro,
Gr.-H., nicht d’ lUl.). 191 fehlt wie in den meisten unserer Hdschr. 233
iara]ao wie die meisten (v. I. (OTao). 234 oq>Q t6r)g, mit s bei t überge-
schrieben. 241 (jaTpv[>']s. 249 x(vö C‘V[yJfia[ra. 251 neu tio v]vt> nrjS'
afut nävreg (statt fii)). 255 etuXtvae wie X (-otv) statt itülevev. 274 rav
d’ für röiv allein; der Pap. mag auch 257 so gehabt haben. 278 axfijv
wie XU*. 287 m 77(olt; ]&c90ci[dij nol]v[xrprofU mit M statt <piX<miQrofu •,
mit umgekehrtem Fehler a <pUe 9eQael6jj U. ^i 302 steht y (300), richtig
nach der Auslassung von 43 und 191. — 192 o^oper Tflco[0« wie Bekker’
schreibt, statt oyp’ lrik.\ keine Hdschr. so. Vgl. oben zu x 186. Die Hand-
schrift ist also nicht schlecht; starkes Zustunmengehen mit dem Vindob. X
und dem Monac. U macht sich bemerklich.
190. Pap. Oxyrh. 421 (7,8 X 4,7), Enden von 19 Hexametern; Buch-
schrift des 2. Jahrh. n. Ohr., p. 67. 70.
Wahrscheinlich Hesiod genealogisches Gedicht, Uber EvQvvöfirj NCoov
9vyart]p ITav]Stov/äao (2), die Mutter des Bellerophon (Hygin. fab. 157).
Die Erzählung scheint kurz gewesen zu sein; Vers 4 rijv nSaav xfjfvijv iii-
d]ö^oTO IJaXXäg 'A9^vt]? Dann Schilderung der Schönheit: 7 d’ ano etSog
ärjro vgl. Aspis 7f.; dieser Ausdruck scheint für Hesiod beweisend. 10
d’ ttf’ iiövoieiv Sii]rifUvog (Homer ep 161) yvvt^Cxa, nämlich Glaukos
Sisyphos’ Sohn, der bei Homer Vater des B. ist; bei Hesiod war es Posei-
don, der vielleicht schon in V. 1 vorkam (jtoat), vgl. Schol. Pind. 01. XIH, 98.
V. 17 der von Poseidon geschenkte Pegasos.
191. Pap. Oiyrh. 422 (12,8 X 17), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr.,
p. 67 f. 70 f.
Reste von 11 Hexametern unbekannten Verfassers. Es scheint am
ehesten alexandrinische Epik vorzuliegen: 5 9avmoto Kttrihlaßev äXktrog
ahsa erinnert an das von Kallimachos gebrauchte noXvXlirog = noXvXtorog;
an Hesiod erinnert nichts. Zuerst ist von einem gefallenen Helden die
Bede; V. 10 wird Herakles genannt.
192. Pap. Oxyrh. 423 (9,8 X 6,6), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr.,
auf der Rückseite (Vorderseite leer); p. 68. 71.
Beste von 13 Hexametern, unbestimmbar; 'E^fulag 4, nltjfivQav (so,
vgL Bacchyl. V, 107), Ndog 13.
r
Digitized by Google
266
U. Referate nnd Besprechungen
193. Pap. Vitelli, Atene e Roma 1903 Nr. .53 Sp. 149ff., opistbograph
und Bogen aus einem Buche, auf jeder FlSche 2 Kolumnen, deren Folge
sich nicht bestimmen läßt; auch kannte dies einer der äußeren Bogen des
Heftes sein, und innere könnten fehlen. Schrift des 5. Jahrh. n. Chr. Der
Papyrus stammt aus den südlichen Dörfern des Fayum oder aus der Gegend
von Aschmunen (Herakleopolis).
Spätes Epos in schlechtem Zustande der Erhaltung; unter den 77 Versen,
von denen überhaupt etwas da ist, sind nicht 4 vollständig. Verschieden-
artige Mythologie zeigt sich; aber trotz aller Mühe, die der Hsg. angewandt
hat, ist der Inhalt nicht zu bestimmen, und leider würde auch die Dich-
tung, wenn besser herauszubringen, die Mühe kärglich lohnen. Vitelli hebt
reichliche Übereinstimmung im Ausdruck mit Nonnos hervor; in der Vers-
kunst ist nicht alles genau wie bei diesem; aber die Zeit (bald) nach diesem
muß die Entstehungszeit sein.
194. Pap. Oiyrh. 408, vier Fragmente (a 13X15), Buchschrift (doch
eigentümlich; die Hsg. vergleichen die halbunzialen Kontrakte aus der Pe-
riode von Domitian bis Trajan), Ende des 1. Jahrh. n. Chr. oder Anfang
des 2.; auf der Rückseite Rechnungen in Kursivschrift des 2. Jahrh.;
S. 13 ff. mit Faksimile von a auf Tafel II.
Pindar, allem Anschein nach irgend welche religiöse Gattung der
Lyrik. Natürlich in rhythmischen Kola geschrieben; die Paragraphos dient
unter Z. 22 zur Abgrenzung gegen die Antistrophe, unter 42 desgl. gegen
die Epode, die Koronis unter 54 bezeichnet das Ende eines Gedichtes. Das
Frg. a) hat oben Rand, links Reste einer vorhergehenden Kolumne und
dann rechts die zweite, was den Umfang nach rechts betrifft, vollständig;
aber nach dem Rande zu ist der Papyrus gewaltig abgescheuert. Frg. b)
schließt sich nach Gr.-H. an die 2. Kol. von a) ganz oder fast unmittelbar
nach unten an, ist aber oben sehr schmal und gibt auch imten keinen
Vers vollständig; c) und d) sind ganz klein und nicht zu kombinieren.
Bemerkungen sind zugeschrieben zu Kol. I, 12 (govtevpaTtav, jedenfalls Er-
klärung) und dann in Frg. b) zu dem Anfänge des 2. Gedichtes; leider
aber ist diese ganz unleserlich; es wird ja wohl der Titel gewesen sein.
Spiritus usw. sind nicht selten. An der Besponsion hat man keine Hilfe;
denn von dem ersten Gedichte sind nur Antistrophe und Epode da, vom 2.
nur Strophe; dazu sind die Rhy'thmen hier und dort alles eher als klar.
Bei diesen verzweifelt scheinenden Umständen kommen gleichwohl für das
2. Gedicht zwei Zitate zu Hilfe, die zugleich Pindar als Verfasser sicher
stellen, und darnach ist es hier möglich, den Gedankengang dieses Proö-
miums zu erkennen, wenn auch durchaus nicht die Worte herzustellen.
Der Dichter nahm seinen Ausgang von dem alten Musiker Xenokiitos oder
Xenokrates aus dem imteritaUschen Lokroi; dann erwähnte er die von diesem
erfundene lokrische Harmonie und weiter einen von demselben auf Apollon
und . . . verfaßten kleinen Päan, bei dessen Hören er selber, als Pfleger
einer geschwätzigen Kunst, sich zu einem größeren Gesänge anreizen lasse,
ähnlich wie auf die Delphine die Flötenmusik anreizend wirke. Diesen
Vergleich zitiert Plutarch ans Pindar (Frg. 235) und die zitierten Worte
reichen viel weiter als der Papyrus; einige der Worte über Lokroi zitiert
der Scholiast zu 01. X, 17 (Frg. 200), und zu dem, was der Papyrus neu
Digilized by Google
Friedrich Blafi: Literarische Texte mit Ansschlofi der christlichen 267
liefert, gehört ein ältester Beleg für AvdovCa: Ao\r.QSyv ttc, [o" t’
itxpov] 5r[dp Zig>vfl]ov sol(io[votr] v[<riovd’ Aveovla[s l([norßä
«öi]«5; denn so ungefähr werden die Worte wohl gelautet haben. Xeno-
kritos (richtiger Xenokrates nach Wilamowit?:, Timoth. 103, 3), bei Pindar
nicht genannt, hat nach Kallimachos b. Schol. 01. 10,17 die lokrische Har-
monie erfunden, und das beruht auf dieser pindarischen Stelle: ’ii:»v[(av
. . . . (’leov/do Schroeder) | cotd[äv rt x]al (so Schroeder; die Lücke
zwischen Anfängen und Enden scheint hier überhaupt grOBer als die Hsg.
annebmen, die nur -[dvx]o!) hgfiovLav \ — f]n£<)Dpc!tf«[To] | rfifv n^'iv Ao]-
XQSrv ug xzi., und so Kallimachos: oj r’ ’lral^v itfiQuaa^' «pftovft/w. Das
’/ralijv läßt sich in den Lücken bei Pindar leicht unterbringen. Bei
Plutarch 7t. (tovd. wird er bald als Dichter von Päanen, bald als solcher
von „Dithyramben“, d. h. mythischen Erzählungen in l^iischer Form an-
gegeben; Pindar also zeugt nicht nur für ersteres, sondern kannte überhaupt
nur einen kleinen PSan von ihm. Für P5an steht hier Ttaiijofva, Z. 63;
also dieselbe ionische Form wie bei dem Ionier Bacchylides (XV, 8); dar-
nach kann man auch ’Jmifojv oder was es war zu Anfang des Gedichtes
nicht beanstanden. Dieser Rest ist also lehrreich trotz seines schrecklichen
Zustandes; von dem 1. Gedichte ist viel mehr da, aber verlassen von
Zitaten wie wir sind, können wir nur ahnen und raten und von den
Worten wenig genug herstellen. Herakles hat auf dem Zuge gegen Lao-
medon dem Zeus und dem Apollon auf Paros AltSre errichtet; viel mehr
ist nicht zu erkennen, und auch 0. Schroeder, Berl. Phil. Woch. 1903
Sp. 1444 ff. kann das Unmögliche nicht leisten. V. 36 ff. (an Apollon):
livüa&rj&' OTi TOI | IJöqov iv yvälotg fatforro avaKzt | jSmgöv nuzfl ze
Kqovlmi Tigntv ri niqav id^fibv dtztßalg, ort Aaojiiiovzt | ningtoulvot {joiczo\
fiÖQOto xSpu|. Für zifidtiTi liest man indes TIM!fAN|TI, was ,zlfiu,
itvzmlqov ist. Da r/giot Occöv 01. IT, 71 steht und Z. 35 Ixaßö^e Shnlich
eingeschoben ist, so scheint mir dies eigentlich nicht unmöglich; ävziniQav
freilich laßt sich so früh nicht belegen. Was den Sinn betrifft, so ist auf
Paros, wie die Karten zeigen, eine nördlich ins Meer vorspringende Halb-
insel, zu der das Vorgebirge Sunion gehört, sie ist durch einen Isthmus
verbunden. Die Form iutßalg ist (vgl. Schroeder) insofern neu, als -aig
für -ug bisher nur im Partie. Aor. I überliefert war.
195. Pap. Oiyrh. 426 (24,3x5), langer Streifen; der literarische
Text, in ungeschickter ^uchschrift etwa des 3. Jahrh. n. Chr., steht auf der
Rückseite, wahrend auf der Vorderseite Kursivschrift des 2. Jahrh. ist;
S. 68. 72f. Vielleicht Schülerabschrift.
Inhalt Lyrik, wahrscheinlich ebenfalls Pindar, doch kommt hier kein
Zitat zu Hilfe, und die Verstümmelung geht sehr weit, besonders in den
letzten 12 der 32 Zeilen. Auch eine strophische Gliederung laßt sich nicht
erkennen, wriew'ohl die Rhythmen deutlich die enhoplischen (daktyloepitri-
tischen) sind. Gegen Pindar macht 0. Schroeder (Berl. Phil. Wochenschr.
1903 Sp. 1447) fiziiag 8 und '\(pueiv 9 geltend; letzteres könnte etwas wie
nÜQ^qtüaiv gewesen sein, und auf die Schreibung -ug oder -utg ist doch in
solchen Texten kaum Verlaß. Dagegen spricht für Pindar der Ausdruck:
10 iv Si jrpdv[o« wie Pyth. 4, 291; 17 i|ö]j;o)5 zlfiue' wie 01. 9, 69; ferner
zifuvog Sut^ov 15 wrio fäfftov aleog 01. 10, 45; 16 xtfv?]oj inb ^l^ug (ein
Digilized by Google
268
n. Referate und Besprechungen
Name muß in 13 vorhergegangen sein) Tgl. N. 6, 35f. tbti ravrag alna nä-
tqag . . Kalllag-, 18 f. ayla'iai . . xat (tolnai liy\iiai vgl. Frg. 199 (213)
;[opol xal Moioa r.ul 'A-ylata. Ergänzen und verstehen kann man nur in
der Mitte etwas, Z. 12ff.: _ u]j "Agyivg Mcläfinog \ _]p ’Aiiv9aov(iag
(erst oftod., in afuc9. korrigiert; vgl. Frg. 179)‘ | ßo)]fi6v u HvOatt xxlei
[_ u u _? I *oi] xifttvog iaSiov \ xilv'i^ag äxh Ql^ag' lö di I
i|d]xü)s zlfiaa’ 'AnoUiov | _ u]s, iv’ dylaiai | <j’ ^pv?]«t!a[i] xol (lolnal
(oder li}>[vp«2 uu_, wenn nicht das -ot fiber^upt als Dativ zu
fassen ist) | _ _]ovfs m ava loif, usw. — Z. 4 irolfpafvciov (Eigenname?);
7 tov^v^yullov oder zav^Cy<pvllov.
196. Pap. 424 (6x3,1), Buchschrift des 3. Jahrhunderts n. Chr.,
ähnlich mit nr. 7, also vielleicht auch aus derselben Handschrift; p. 68. 71f.
Kann Sappho sein wie nr. 7; aber man erkennt nur so eben die
sapphische Strophenform, indem nicht nur wie in nr. 7 die Anfänge der
Zeilen, sondern auch die Schlüsse fehlen. Kombination mit 7 ist unmög-
lich, da jene Kolumne vollständig ist. Hoffen wir, daß sich von dieser
Handschrift noch mehr findet; hier hat man wirklich Grund, der Tvir\ zu
zürnen, die so vielen Schund in ausgiebiger Länge bewahrt. Die Form
uxifazg = izigag zeigt ein a, welches für dies Wort bisher im Aeolischen
zweifelhsjt war.
197. Timotheos, die Perser, aus einem Papyrus von Abusir im
Aufträge der Deutschen Orientgesellschaft herausgegeben von U. von Wila-
mowitz-Möllendorf. Mit einer Lichtdrucktafel. Leipzig (Hinrichs) 1903.
126 S. Dazu: Der Timotheos-Papyrus, gefunden bei Abusir am 1. Februar
1902. Lichtdruckausgabe. Das. 15 S. 7 Tafeln.
Das ist also nun der älteste griechische Papyrus, aus dem 3. wenn
nicht 4. vorchristlichen Jahrhundert Der Hsg. weist ihn dem 4. zu, Gren-
fell der Grenze des 4. und 3.; es kommt nicht so sehr darauf an, indem
auch der letztere ihm seinen Rang als ältester Papyims nicht bestreitet
Rein epigrapbiscbe Schrift als Buchschrift; soweit war man noch nicht,
was größere Funde betrifft, obwohl einige kleine Fetzen Grenfells und
Mahaffys mit ähnlicher Schrift bereits Vorlagen. Der Papyrus des Phaidon
nämlich hat zwar E, aber nicht C; hier ist £ und überhaupt alles so
wie auf Steinen. Also die paläographische Wichtigkeit des Fundes ist sehr
groß, nach dem Hsg. auch die literarische: durch die so ungeahnt große
geschichtliche Erkenntnis, die aus diesem Funde erwachse, sei er „hundert-
fach“ wertvoller, als 250 neue Verse des Pindar oder Sophokles sein würden
(S. 55). Das mag richtig sein für einige Philologen, die sich an dieser
Erkenntnis erfreuen können; für Altertumsfreunde überhaupt, deren es doch
immer noch auch außerhalb des Kreises der Philologen gibt, würde das
Interesse in jenem Falle groß sein und ist in diesem notwendig gering.
Timotheos ist kein Klassiker, und wurde auch im Altertum nicht dafür
gehalten; Virtuose war er immerhin. Der in einem Grabe gefundene Pa-
pyrus ist, ganz wie der des Didymos, in seinen äußeren Teilen ruiniert,
in seinen inneren gut erhalten. Es sind 6 Kolumnen da oder überhaupt
nachweisbar; die letzte hat nur 4 Zeilen, unter denen auch nicht etwa
eine Unterschrift mit Titel folgt. Aber diese Kolumnen sind oder waren
Digitized by Google
Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ausschliiß der christlichen 269
sehr breit: die erste maB 29 cm., die 2. 23,5; man kann das trotz des
fragmentierten Zustandes namentlich von I dennoch berechnen, indem die
Fragmente von T an II anklebten und eins derselben links etwas Band
hat. Kol. m ist 23,5 breit, IV 21, V 23,5, VI 20,5. UngefÄhr ist das
die Breite einer der aus denen der Papyrus znsammengeklebt ist
(diese 21,5 breit). Die Zahl der Zeilen in jeder Kolumne ist (von VI ab-
gesehen) 26 — 29. Nun aber ist es nach dem Inhalt etwas schwer, die
Vollständigkeit des ganzen Gedichts in diesen 6 Kolumnen anzunehmen;
der Hsg. tut das auch nicht, sondern, da auf einem der Fragmentchen von I
links Schnittfläche zu sein scheint (was die Photographie nicht bestätigt,
vielleicht indes auch nicht widerlegen kann), so glaubt er, man habe die
Handschrift halbiert und dem Toten nur die zweite Hälfte mitgegeben.
Wahrscheinlich ist diese Konstruktion nicht; ich halte es auch nicht für
sicher, daß nicht auBer I noch andere Kolumnen vermodert sind. Andrer-
seits trifft es sich seltsam, daß von dem aus einem Zitat bekannten Anfang
des Gedichtes: Kleivbv iXtv9tglag zivitov fiiyav '£llddt xdapov, sich auf
ein paar Stflckchen von I, die oben Rand haben, mit gutem Willen viel-
leicht 6 Buchstaben (nicht hintereinander indes) erkennen lassen, vgl. meine
Anzeige der Ausgabe (G6ti Gel. Anz. 1903) S. 657 f.
Der Nomos Tlifaat des Timotheos enthielt eine einigermaßen dra-
matisch gehaltene Beschreibung der Schlacht von Salamis; erzählenden,
meist mythischen Inhalts waren überhaupt die vdpoi, und die Si9v(anßoi
nicht minder, in denen Timotheos ebenfalls exzellierte; aber die Vortrags-
weise war verschieden. Der Dithyrambos wurde von einem Chor aus-
geführt; der Nomos war Solovortrag des Virtuosen, der zugleich sang und
spielte. Die Musik war jedenfalls Hauptsache, auch der Vortrag studiert
und wirkungsvoll; der Text trat dagegen zurück, etwa wie ein Libretto.
Es ist nun sehr zu bedauern, daß ieser so alte Papyrus nicht auch die
Noten gibt, sondern nur den Text. Dieser ist, wie überhaupt die jüngere
Lyrik, nicht in Strophen komponiert, sondern, wie ich es nenne, mit Re-
sponsion des Benachbarten (statt des Getrennten, wie vordem in der stro-
phischen Poesie); die musikalische und auch rhythmische Behandlung konnte
so den Verschiedenheiten des Textes folgen, wogegen bei den Strophen so-
wohl Rhythmen als Melodie trotz wechselndem Inhalt bis zum Schlüsse
dieselben blieben. Was zusammensteht, entspricht sich; es sind nicht planlos
die mannigfaltigen Rhythmen durcheinander geworfen, sondern sie schließen
sich mit Anpassung aneinander an. Nun aber trat die Gliederung in Kola
und Takte in der lyrischen Poesie, der alten wie der neuen, sichtlich und
bezeichnet nur in der Musik hervor, die Worte dagegen waren bis zu den
Alexandrinern hin wie Prosa geschrieben; also die dithyrambische Poesie
und die ihr nachgebildete rhythmische Prosa sahen auch äußerlich ganz
gleichmäßig aus. So bedarf es hier wie dort der Analyse, die sich nach
dem Prinzip der Responsion des Benachbarten richten muß und bei den
Re.sten der Lyriker immer schon gerichtet hat, die aber nur dann mit
Sicherheit geübt werden kann, wenn der Text unversehrt ist. Das ist nun
leider in diesem Papyims des Timotheos trotz seines Alters nicht so, son-
dern es sind eine große Anzahl sichtlicher Koruptelen, und hiernach ganz
gewiß eine noch größere minder sichUicher, z. B. Auslassungen. Auch in
dem unten zu besprechenden Papyi-us des Julius Africanus (Nr. 245), dessen
Digilized by Google
270
II. Referate nnd Beaprechongen
Zeit ebenso nahe auf die Abfassung der Schrift folgt wie in dem hier vor-
liegenden Falle, ist die Verderbnis des Textes schon recht arg. Der Hsg.
nun, der im übrigen, abgesehen von einigen Einzelheiten, seine Sache vor-
trefiFlich gemacht hat, zeigt in der rhythmischen Analyse nicht die gleiche
Sicherheit; ich habe selber in meiner Anzeige (a. a. 0. S. 662 — 666) den
besser erhaltenen Teil des Textes mit strengerer Wahrung des Prinzips der
Responsion zu analysieren gesucht. Z. B. V. 174 ff. stehen bei Wil. erst
Trochäen, dt 6’ Intl naUjinoQOv (pv|yijv ffftvro zajynOQOv, dann aber läßt
er lamben folgen: uvtCku piv tcnq>iar6ftovg | &xovxag 1% xiqibv ?pi|nTov, dptJ-
nxtio Sh itfoanmov ovn|j;t, IltQalSa tfroiyiv retpl | «Tfpvotj fpetKov Evuip^, j
evvxovog S oQfioiixo | 'Aaiiig oi^toya. Man kann ja ttvxhut plv &.(i^tpusx6-
fiovg als _ciu_ | i messen, und wenn Gewalt gelten soll, auch 'Aeiag
oifJMyä als iambischen Dimeter: | l_l_ (S. 33). Denn wenn auch
der Hsg. sich hütet, das nicht von ihm aufgestellte Prinzip der Responsion
des Benachbarten theoretisch anzuerkennen: praktisch befolgt er es in seiner
Weise; oder wie k&me er dazu, 'Aautg olfuoyd zum iambischen Dimeter zu
machen, statt es als Dochmius zu messen? Der Dimeter ginge noch eher,
wenn eine LSnge anlautete, die man dreizeitig messen könnte; da zwei
Kürzen anlauten, so muB Pause cingeschoben werden. Aber überhaupt
halte ich es für viel richtiger, in TrochBen fortzufahren und dadurch auch
mit der Satzgliederung mehr in Einklang zu bleiben: atnhut fihv aiuptaxö-
fiovg a\xovxag ly yepmv Iptnrov, | Spvixxsxo Sh itgSoamov ovv^t, | IkpolSa oxo-
ntpl OTfpjvois fgcixov fvvxpij, | avvxovog S' «Qfioiixo | ’Aautg offuDyä
Denn lieber nehme ich eine kleine Lücke an, als drei dreizeitige LBngen. —
Der Papyrus zeigt nur an drei, höchstens vier Stellen eine Pause an. Zwei-
mal ist dies der Fall in Kol. IV, nach 150 und nach 174, wo der Rest
der Zeile leer gelassen und die Paragraphos gesetzt ist; es sind dies ab-
gegrenzte Teile der Erzählung. Dann in Kol. V steht nach 214, unter
Freilassung der übrigen Zeile, auBer der Paragraphos auch eine eigentüm-
liche, wie ein langbeiniger und langhalsiger Vogel aussehende Koronis, und
hier ist ein Hauptabschnitt, indem die Erzählung zu Ende ist und ein per-
sönlicher Teil mit Nennung des Namens folgt. Diesen persönlichen Teil
mit dem Hsg. atppaylg zu nennen sind wir gewiB berechtigt; denn das
ist der von Pollux an der bekannten Stelle überlieferte und schon von
0. Crusius so gedeutete Name des vorletzten Teils des terpandrischen
Nomos, und es wird eben von alters her üblich gewesen sein, hier sich
zu nennen und dem Werke gleichsam sein Siegel aufzudrOcken. Auch
den letzten Teil des Pollux, den MXoyog, können wir bei Tim. wieder-
finden: mit Kol. VI, 1 ist die a<pgay(g zu Ende, und es kommt noch mit
Z. 2 — 4 eine Anrufung des Gottes, gekennzeichnet als besonderer Teil,
wenn man will, durch einen links vor Z. 1. 2 gesetzten dicken Punkt.
Also ist das der atppoylg Vorhergehende der öfttpaXog, und dieser drittletzte
Teil enthielt (Wil.) den eigentlichen Kern, die Erzählung; also die er-
wähnten Paragraphoi vorher scheiden keine Teile, sondern Abschnitte, wie
das auch sonst die Paragraphos tut. Es folgt dann aber weiter, daB der
Ompbalos lange vor dem zusammenhängend Lesbaren begann, und daB die
ersten vier Teile des Pollux in dem ganz oder fast Verlorenen gesucht
werden müssen, wenn sie ja da waren, was man auch nicht weiB. So
vieles also bleibt leider unkleu-. Zitiert werden aus den Versen auBer dem
Digitized by Google
Friedrich Bl&B; Literarische Texte mit Ausschl]ifi der christlichen 271
Anfangs verse noch zwei ebenso kleine Stflcke, patriotischen Inhalts; ich
denke aus einer Ermahnungsrede, die Timotheos den hellenischen Feldherm
in den Mund legte. Denn das geht durch, dafi nach aller Möglichkeit Per-
sonen mit Beden eingeführt werden; nicht weniger als vier Beden sind
noch da.
Was nun die Herstellung des Textes betiifit, durch Ergänzung, wo
Lücken sind, und durch Emendation, wo Korruptelen, so hat das hier seine
besonderen Schwierigkeiten. Bei Prosaikern hat man eine kenntliche Grenze
für möglich und unmöglich, bei klassischen Dichtern auch so ziemlich, denn
man darf Ansprüche stellen, da doch Geschmack und Sorgfalt unzweifelhaft
vorhanden sind; nur Euripides in einigen späteren Stücken sudelt allerdings,
so daß keine Grenze mehr zu erkennen. Bei Timotheos nun sieht man auch
kaum etwas von einer solchen; vollends ist nicht zu übersetzen, und dem-
gemäß hat der Hsg. sehr passend statt der Übersetzung eine Paraphrase in
Scholiastengriechisch gegeben. Ich nehme als Beispiel V. 401 ff.: ;(cipc&v S’
fyßaiXov oft/ovs | nödag vaög, OTÖ/unos ö’ ftaf/ui(0<psyytis | rcai~
itg evyxfovö/uvoi. Die optux nödig vaög also sind die Buder; gut bemerkt
Th. Beinach, Bevue des 4tudes grecques, 1903, 79, daß Tim. sieb überall
hütet, ein Ding bei seinem eigentlichen Namen zu nennen, und so nicht
x&mt, sondern itöäeg 6fU0t hier und xeCfeg ilittuvai V. 7. Aber was sind
nun die aus dem aidper hervorspringenden naiSig? Die Zähne des Mundes,
so versteht man zunächst: die sind ja marmorglänzend, und wenn jemand
vor Angst seine Zähne ganz gewaltig zusammenschlagen läßt und wenn sie
sehr locker sind, dann können sie heransspringen. Schrecklich kleinlich ist
das, und äußerst geschmacklos; aber können wir anders als so verstehen?
Doch ja: Diels bei Wil. bemerkt sehr fein, daß diese Zähne die abge-
scheuerten, also hellen Kuderpflöcke im Bord des Schiffes (rpän:i]|, was mit
XttU>g veeig erklärt wird) sein könnten. Nun haben wir die Wahl, was uns
minder geschmacklos und minder kleinlich erscheint, und aus der Qual der
Wahl kommen wir nicht heraus. Dann gleich V. 105 heißt das mit Leichen
bedeckte Meer Kcttäaufog: soll man in Kmäauyog (worauf außer mir auch
van Herwerden gekommen ist) emendieren, oder dem Poeten — ich mag
nicht Dichter sagen — den Vergleich der nackten Leichen mit Sternen
lassen? Man würgt schließlich alles herunter; niu' da ist meines Bedünkens
eine kenntliche Grenze, wo auch die Bhjthmen nichts taugen; denn Bhythmo-
poeie verstand der Musiker ganz ordentlich, wenn er auch etwas einförmig
darin ist. Eine andere Art berechtigten Anstoßes nahm Beinach (S. 80, 1)
an V. 186 dos W.schen Textes: xal jralifiTtö^evtov dig latiSs ßaaikivg xre. So
einförmig nämlich ist Tim. auch im Satzbau, daß er, abgesehen von fünf yÜQ,
immer nur mit Si anknüpft; also das xal überrascht angenehm, aber erregt
auch ein gewisses, nur zu gerechtes Bedenken. Nämlich die Kontrolle, sei es
durch das Fstksimile, sei es durch die Transkription in Majuskeln S. 17,
zeigt alsbald, daß hier ein kleines Versehen vorliegt und daß es 6 öi für
xal heißen muß. Das ist also zu den 48 df, die der Index aufzählt, das 49.
Für die Herstellung des Textes nun haben sich außer dem Hsg. bereits
mehrere andere bemüht, zuerst und sehr eingehend und verdienstlich 0. A.
Danielson Eranos (Upsala) V, 1 — 39. 98 — 128; dann ebenfalls mit ein-
gehender und nicht unfruchtbarer Bemühung Sudhaus Bh. Mus. 58, 481 —
499; zu nennen ferner: Th. Beinach Kev. des dt. gr. XVI, 62 — 83;
Digilized by Google
272
n. Referate und Besprechungen
M. Croiset das. 323 — 348; Mazon Bev. de phil. XXVTI, 209 — 214;
van Leeuwen Mnemos. XXXI, 337 — 340; Schroeder Berl. Philol. Woch.
1903 Nr. 29 Sp. 897 — 906 (und van Herwerden das. 896); Bitzler N. phil.
Rundschau 1903 Nr. 18 8. 409 — 413. Auch ich bin in der öfter er-
wähnten Anzeige auf manches Einzelne eingegangen. Alles nun, was jemand
versucht hat, zu verzeichnen ist hier zwecldos; es zeigt sich gleichwohl,
daß, wie auch der Hsg. vorausgesehen hat, man hie und da noch weiter
kommen kann. In V. 1 — 35 wird die Schlacht beschrieben; Erhaltung
schlecht, doch ist vieles schon vom Hsg. schön hergestellt V. 6 nicht
er . . Ol wie in der kursiven Umschrift, sondern uro . . oi, vgl die Transkription
in Majuskeln (Dan.). Nach aio soll freilich ein Buchstabe durchstrichen
sein; in der Abbildung sieht das wie H ohne die erste Senkrechte aus.
Vor AI eine Senkrechte. V. 7 mißt Wil. nopfeöpov als Imperfektum, was
ich fUr unmöglich halte; Dan. denkt an nopcevpov Aor. II, wenn man
überhaupt zu entfernen habe. Gewiß kann der Rhythmus auch (ionisch
mit Anaklasis) (nopiavpov . öiU’), oder eher noch
choriambisch -iambisch ()fci)pa; nopfcvpov Ikarlvag gewesen
sein, wie 18 aKijmbv intfißaXXovxtg ave-. — V. 10 f. gut Dan. necvxtg
[fn]ovf7Ci[nroi'] Ixeice vo[{)]Ta(, auch zu dem Lesbaren vortrefflich stimmend.
32 — 35 rhythmisch besser so: afutQaydoxaixag de jtövTog £loxo va'totg iipot-
vlaaexo Oxa)Ltt\yfta<Si\ , zweimal (Hsg. Craln[yfior$]). Aber
nicht (s. Daniels.) = toü ntipö; ix räv i'C(Sb>> axuXiaaovxog (Parap^.), son-
dern TOö oifioTOS. — V. 36 ff. Wil. so: 6^o0 di vaiog «x^txxdg \ ßäfßa((i)g
äfifu[ya ovTis] «v|Tfg>ip£r’ f[v t;i[]ffv[a](Jrt9)£05 pop||uopo:i[T(p]a[iJs xdlnoiCiv
['Ait\ipixQlx]ag. Den blühenden Unsinn des letzten hat Daniels, erträglicher
gemacht: t];ffv[o]aT. („fischgediängt“) p«pfiapon{inl]ois (/tapfuipo- „schim-
mernd“). Aber auch ävxeipigexo ist nicht zu halten: von erneutem Kampfe
ist gar keine Rede, sondern es folgt das breit ausgefOhrte Bild des schwim-
menden, von den Wellen beinahe erstickten, trotzdem aber in hochmütiger
Rede das Meer scheltenden Schiffbrüchigen. Also lepigexo, und vorher was
inuner; denn ANT ist durchaus nicht gesichert; vaCog arpord; ist nicht
die Flotte, sondern die Bemannung, wie mein Kollege Robert bemerkt hat. —
V. 67 f. Dan. sicher vo[7]otff rpii[9>ca(v Mit 70 Ringt die
ordentlich (bis auf Z. 1 und 20 — 27) erhaltene 3. Kolumne an. V. 71 f. soll
stehen eneiaemmovatpQtatadeaßaixuoxog, aber vor dem E, welches Z. 1 schließt
(dann AB usw. Z. 2) zeigt das Faksimile deutlich eine Senkrechte; wie
soll das A sein? Also schwerlich doch «ipptadij;, wie der Hsg., eher äpppcöv
oder cupQmv] nämlich dies ist eine der Stellen mit sichtlicher Korruptel.
So hat man in einer Folge dreimal dim. iamh. acat. -|- dim. iamb. catal. —
V. 81 für das attische fufioviievog haben sowohl Dan. als ich ßginovjievog
vermutet. — Wieder eine Korruptel ist V. 89 7y|xli;ia(( di nedla nldipa
vofinaaivavyata. Noftaaiv Hsg., und dies ist sicher; aber vavxaig (Dan.,
Sudhaus, Sitzler, Croiset) ist eine sehr naheliegende Verbesserung, und jetzt
ist Thömell bei Dan. auf vouaciv iixxatg gekommen, was sich auf Xenes'
angeblich projektierten Dammbau nach Salamis beziehen würde, an den
übrigens auch Sudhaus denkt, und wohl mit Recht. Einfacher indes würde
on y<^{yatg sein, indem ja auch die Brücke über den Hellespont mit Erde
bedeckt war. Ob mir das gefalle, muß man nicht fragen. — V. 90 na-
Xeofilarjfw wird jetzt von Dan. nicht auf naXaiög „alt“, sondern auf ein
Digitized by Google
Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ansachlafi der christlichen 273
verschiedenes Wort nali6( == ^ifds zurückgefUhrt, wofttr sich ja einiges
sagen läßt. Die Alten leiten naltög geradezu aus ädrd; -j- n ab; doch ist
das a bei dem Lakonier der Lysistrate (988) sicher kurz. — Im folgenden
(97 ff.), wo von der Flucht ausgegangen wird und dann die Schiffbrüchigen,
die sich auf Küsten gerettet haben, redend eingeführt werden, sind die
Dunkelheiten zahlreich: man ist sehr uneins, was av(/ug (99) sei, und dann,
was die schon erwähnten lutQiutQo^cyytig naideg 103 f., und auf xaraate^og
106 (oben) folgt tylunonvorjg und sofort It . . aitgiaiv, wo ich und Sudhaus
iU[voJaT. Vorschlägen, Dan. aber jetzt auf ein ganz seltsames lußoaufiaiv
gekommen ist, = n^t“. Seltsam ist auch, was Dan. S. 113 f. sagt: die
Lücke sei für ßo etwas zu breit (richtig), für vo etwas eng und für no
(Wil., aber als Verschreibung; er emendiert in t^ivxoar.) gerade passend.
Sie erscheint vielmehr auch für Nü etwas breit; das wird indes (vgl. die
nächste Z.) an einer Auszerrung der Fasern liegen. Vorher 98 tilgt W.
ßäfßaQog nach nifdrjg arQcnbg als Qlossem; das ist doch bedenklich. Rhy-
thmen nach mir: ^jvyät de Ttdhv üxo \ IIif<srjg exftttbg ßäfßuQog; vgl. ähn-
lich kurze selbständige Kola 201 f. Die Anrufung der Heimat seitens
der Schiffbrüchigen ist von 120 ab in heillosem Zustande; Sudhaus’ Her-
stellung ist (wie auch Dan. urteilt) als Ganzes unmöglich, wiewohl er sehr
ansprechend den mysischen Heros Astakos (mit komischem Nebensinn) hinein-
bringt und auf diesen vvinpcuoyov — 121 bezieht: also dies Vokativ, '-yov'
(daß, wie bei Wil., ON folgte, ist aus dem Faksimile nicht zu erkennen),
und 122 di* (Sudh. ii/ajli’, aber ^1 der Hsg.) “Aoxu* ant[;y(^, wie 124
unixt fiäxino[v (so schon Dan.; gewiß nicht wie Wil. antxi ixi (loji). —
V. 132 scheint mir ikiojtÖQog (Wil.) auch nach dem Faksimile unanfechtbar
(Sudh. iium.y, 137 ccfupißäkUiv besser als äfigilßalXov Wil. (aiupißaliav
Pap.), wenn nicht mit Dan. ifi<pißaXlLoi zu schreiben. 138 macht W. aus
AI^^AN lüoov, was auch Dan. schließlich (in einer Berichtigung) an-
nimmt; doch verlangt der Rhythmus wenigstens noch ein S> dahinter, wenn
ja Uaeonat, was ich vorschlug, mit dem Objekt ifibv ai&va trotz Homer
il 46 zu hart scheint. — V. 148 Sudh. yvlmv CQxog i<pavxbv für y. tl6og i.,
und an die Kleidung ist jedenfalls zu denken, wenn auch die Möglichkeit,
daß T. diese mit tldog i(p. yvicav bezeichnete, nicht durchaus zu leugnen
ist (s. Dan.). — Es folgt von 151 ab die ausgesprochen komische Szene,
wo der gefangene Phryger seinen Überwinder in gebrochenem Griechisch
anfleht, 158 ff. iUaatx(o) 'EXXäS’ (-AAI Pap., verb. vom Hsg.) ijanlfxoav
'AeiäSi tpmvä, dtäxofov Oqpptryrdoc ^pavcov axofuaog. Was immer a<pQaylg
oxoftaxog ist: öiäxoQOv scheint, wie Croiset will, zum Vorigen zu gehören.
Jipffaylg «xo/iaxog erklärt Dan. gut als die dem Barbaren gegenüber dem
Griechen zunächst auferlegte Stummheit (anders Wil. S. 50). ln dem Kauder-
welsch selbst muß jedenfalls die Interpimktion nach xäffcu gestrichen werden;
öllä xddfi iy<6 aot | fii] dcvp , iyoj xitOi nuQct Aap'dt napd AbCo(«)
Ayßäxavä xt valav. — V. 178 nfoOmnov oi-vjj entweder tiq. bvvxi (Wil.),
oder npöeom’ Swli. — V. 186 xol statt 6 Si nur Versehen, s. o. — V. 191
ist gleich Aisch. Choeph. 50: !i> xaxaaxa<pal dofiiov (auch von Reinach be-
merkt, samt vielen anderen Berührungen mit Aischylos, d. i. zumeist den
Persern). — V. 197 f nvgbg 6' ai^akoefA fiivog ay^lm acifiaxi halte ich
für entstellt, während außer dem Hsg. auch Dan. es verteidigt. Nämlich
was nach dieser Klage des Königs (der als Letzter redend eingeführt wird)
Digitized by Google
274
n. Befeiate and Beiprechungen.
vom Feuer verzehrt werden wird, sind doch nicht die Schiffe, sondern die
Leiber der Gefallenen (ünsinn ist das zwar, sachlich aber sehe man nicht
zu scharf hin); also aöiiutxa, und das zu &y(jlcai gehdrige Substantiv aus-
gefallen. Mäfyoig <pܧ iäaiaato yva^oig sagt Phiynichos, nota/tol nvfig
ömtxovifg ayflaig yvä^oig Aischylos Prom. 368 (vgl. Choeph. 325); aber
wer oder was frißt oder vernichtet mit dem Körper? Die Rhythmen sind
in dieser Gegend nicht in Ordnung, weshalb auch Wil. nach v&tg 195 eine
umfSngliche Lücke annimmt; einfacher indes macht sich die Sache mit einer
kleinen nach üyp/ui: v&tg 6’ ov*(ixy(i) dmuooTtöpcvrov u^ovetft •— nvp&s <S’
ai&al6tfi fiivog aytjlat ^ y uu_«ju_v/ ; dann eäfttixä tpliiii,
aiovoivxa \ 6’ äiyi (Pap. olyij) l'<txai IlefalSi ytuput, . V/ _ . . V. 'Ayfjlm
^po/fciu)> wäre eine Möglichkeit. Es ginge auch anders: v&tg S' ov-
xir’ 6n. u- = -^ovatfi, nvQog d’ ai&. jUvog äy^iag | Oiöitaxa usw. Auch
vorher 193 ff. sind die Rhythmen mangelhaft: (vöc; '£l)l<ri'fdc;, di %axd ftiv
fjlix’ ülioad’ ijßav vlav TtoivavSffov, dann v&tg xxi. Da nun Tim. hier
Aisch. Pers. 670 nacbzuahmen scheint, wo allein xacöLlva&ai vorkommt,
und wie hier in Tmesis (ytokala yäf xaxit näa’ oUoXt), so könnte man als
zweiten Begriff zu xortä filv ijßav aus Pers. 584 ff. die persische Herrschaft
ergänzen: di xaxd fiiv ^StOTCoavvav xcta <5’^ ^lix’ »1. ijß. viav noX. {öteno-
ovvoiatv dviyxaig A. Pers. 587; xord ftiv — xcrrä Aristoph. Lys. 262 f.);
rhythmisch so: | | - | - w_*.a./_ |
U _ — I u _ ^ .. VgL 207 f.: nlftnqaxt 6i am/vag | (txjdi xig r)fuxitfov.
Aber dergleichen ist ja absolut unsicher. — In V. 210 f.: di dl rponata
axrjadfitvoi, Aibg ayvoiaxov xi/itvog, üttt&va ixtXdötjCav, wird uns zugemutet,
xi/itvog für Apposition zu xQÖTtata zu halten, und nicht nur der Hsg., son-
dern auch Dan. entsprechen der Zumutung, letzterer unter Vergleichung
einer doch wohl korrupten Stelle des Hymnus auf Aphrodite (267 f.). Ich
habe xifuvog <(xuto^ vermutet; für die Rhythmen macht das diesmal nichts
aus. — In der Sphragis (von 215 ab) sind wieder eine ganze Reihe von
Korruptelen, von denen einige vom Hsg. beseitigt sind, am schönsten 233
ivyyag durch ivydg. Aber ob 228 it^yaxtavStxaivftviav in x&v 6’ htotg
Cfivav richtig verbessert ist, bezweifle ich. „Ich jage keinen Jungen und
keinen Alten von diesen Liedern weg, sondern nur den Schund von Mu-
sikern?“ Dann will er also diese Musiker auch nicht als Zuhörer haben?
Eher doch, er will sie als Komponisten tot machen; dazu würde eher
^ev)>Ex(a) üfivtav passen. Was nun aber, mit Beziehung auf Orpheus,
235 f. steht: noixU6fiov<Sog OI’IY^YN Ixlxvmatv, scheint zwar den Namen
des Orpheus enthalten tu müssen (obwohl Dan. und Reinach diesen neben
vlbg KaXXionag und Uttflag im für entbehrlich halten), aber das weiterhin vom
Hsg. eingesetzte yiXvv (= xi&a(atäCav) ist mehr als unsicher, zumal nun auch
noixiXnfiovaov geschrieben werden muß. Ich habe (’Opipiüj) Cfivovg versucht,
vöftov; VVissowa; Dan. TtotxtXoytovaoafftaxvvl In 237 f. interpretiert der Hsg.
einmal entschieden falsch: TlgnavSgog 6’ IjxI x&i iixa xtv^t (W. (eü|e) ftoüaav
iv d)i6atg soll heißen auf zehn Saiten, mit Vergewaltigung nicht nur der
Tradition (welche Vergewaltigung dem Tim. aufgehfirdet wird), sondern
auch des Wortsinnes; denn niemals kann mdfj „Saite“ heißen. Die vojtot
des Terp. sind gemeint, deren tatsächlich bei Pollux IV, 65 8 -f- 2 von der
Kritik bestrittenen aufgezählt werden. Zu 244 &tjaavgbv nolvvpvoi' otgag
vergleicht Dan. gut Hom. y 391 vom Wein: xbv . . äi^ev xafi/rj, wonach
■>
Digitized by Google
■?
Friedrich BlaB: Literarische Texte mit Ansichlufi der christlichen 275
allerdings 9ti<ittv(6s auch hier „Schatz“ heiBen kann und nicht „Schatz-
kammer“ heißen muß. Für unmöglich halte ich nach wie vor 346 ff. Mi-
itjTOi ie Ttölis viv « &Qitf>aaa, öv(oSeiunHj^{os laoH nQtaxioi ’AjaiSnr,
noch nicht so sehr wegen des bisher unerhörten n^ansvs, als weil der Ge-
nitiv von nichts recht abhfingt, und weil die Bezeichnung der Ionier als
des ersten Volkes eine arge Anmaßung ist. Milet ist die erste Stadt in
lonien; das konnte gesagt werden; darum habe ich (etwa) n^MiiTonToilt; vor-
geschlagen. Wil. löst &Qeit>aaa in ä auf, des Genetivs wegen;
indes wenig wahrscheinlich, da der Artikel bei Tim. merkwürdig selten ist,
und hier so zweimal stehen würde. Den Schluß des Nomos halte ich für
rhythmisch bedenklich: nffimov änt/fiovi laä | tcöid’ (i^iji/av | dälloneoi' tv-
vofUttv (so Hdschr.; Wil. eivoftläi). Mit einer Lücke nach tlg. gewinnen
wir schöne Rhythmen; | (..a^ _ _, ßa&tmiLovTou etwa) |
vgl. 101 ff. Man hat aber zu schreiben und tivofäav
zu belassen, trotz Dan., dem der (weibliche) Dativ nach dnijfiovt
Xaäi t&tät schlimmer scheint als die sonstigen, sehr naheliegenden Be-
denken.
198. Pap. Tehtunis 1. 2, ersterer 30,5x49; dieser (Frg. a) 15,2X11,8;
im Inhalt großenteils identisch; auch die Hand dieselbe. In 1 ist zuerst
eine kurze Kolumne, worin der Anfang der Dekrete des Euergetes H (Tebt.
nr. 5) wiederholt ist; dann eine sehr breite Kolumne in Halbunziale litera-
risch. In 2 (4 Fragmente außer ganz kleinen) sind beide Seiten benutzt,
der Inhalt größtenteils literarisch, die Schrift zum Teil kursiv. Ende des
2. Jahrh. v. Chr.; Abbildung von 1 Kol. II oberer Teil auf Tafel I.
Antbolo^e nach den Hsg. ; nach Wilamowitz Timoth. S. 82 eher
Diktate zur Übung in der Bnchschriil; letzteres kann ja nicht sein, da
keine Buchschrift ist. Die mehrmals wiederholten Stücke sind: a) eine
Monodie der Helena, l Col. U, 1—4; 2 Frg. a Rücks. 8 — 14. Ferner
b) lyrische Schildernng der Waldeinsamkeit, 1, II, 5—11; 2 Frg. a I
Vorders., Frg. b Vorders. (wieder eine andere Kopie), Frg. c Rückseite.
Sodann c) drei kurze Sprüche, 1, 12 — 16; 2 Frg. a Rücks. 1 — 7. Außer-
dem enthalt b nur noch eine Anekdote (17 — 19); aus 2 kommt noch mehr
hinzu, aber in schlechtem Zustande der Erhaltung, teils wie es scheint zwei-
zeilige Sprüche, teils eine Art Mimos in Prosa. Das Hauptinteresse haben
a) und b), die auch Wilamowitz Timoth. 82 £ wiedergibt, mit einer evi-
denten Berichtigung (auf Grund des Faksimiles) in b, 1 (dl l(yii9><Dt'(a)
statt d’ fi'yvoxav(a)). Der Text ist hier vollständig, aber nicht etwa fehler-
frei, und die Fehler wiederholen sich zumeist in den verschiedenen Kopien.
In a ist nach W.s richtiger Charakterisierung „ausgeleierter tragischer Stil“;
die Situation ist völlig unklar; die Rh3rthmen sind päonisch (Strophe und
Antistrophe nicht schwer herzustellen, wie die Hsg. richtig bemerken); Her-
kimft ebenfalls völlig unklar. Das Stück b) ist besser, aber recht schwül-
stig; die Beschreibung der singenden Vögel und dann die der Bienen ist
ganz endlos. Die Rhythmen sind ionisch; Wil. denkt hier an Kitharodie.
In c) sind Sprüche über die Liebenden und die Liebe; aus den ersten bei-
den kann man, wenn man etwas Gewalt anwendet, Paare von Trimetern
machen; bei dem längeren nr. 3 versagt diese Möglichkeit, und die Er-
haltung ist auch sehr schlecht.
ArchiT f. PApyrutfonchung. IIJ. 2 19
Digiiized by Google
r
276 II- Beferate und Besprechungen
199. Pap. Tebt. 3 (21,5X13,4), rechte Hälfte einer Kolumne, Buch-
schrift des frühen 1. Jahrh. v. Chr., p. 10 ff., mit Abbildung auf Tafel H.
Epigramme, wovon eins in der .\nthologie (A. P. IX, 588), das andere
unbekannt; aber nur Zeilenenden. Das erhaltene Epigramm ist auf eine
Statue des Pankratiasten Kleitomachos von Theben; der Verfasser Alkaios
von Messene wird hier nicht genannt, vielleicht wegen der Verstümmelung.
Von den andern ist das erste (in 12 Zeilen) die Beschreibung eines Ge-
mäldes, auf dem der gestürzte Phaethon, beklagt von seinen Schwestern, dar-
gestellt war. Das zweite ist nach der Überschrift von -ippos (Poseidippos
oder Hegesippos), auf ein Buch eines Zeitgenossen, in 4 Zeilen; das 3., von
[Asklep]iades, jetzt in 5 Zeilen (die Fortsetzung war in der nächsten Ko-
lumne), besingt die Lakonierin, die ihren aus dem Kampfe geflohenen Sohn
selber tötet (gleich mehreren in der Anthologie erhaltenen Epigrammen).
200. Pap. Oxyrh. 434 (12,5x8,6), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr.,
p. 70. 76.
Unbedeutende Reste von 2 Kolumnen, Hexameter oder Distichen; wenn
ersteres, etwa ein Klagelied mit Reilraill, indem in Kol. II nach V. 11.
16. 21 tmd vielleicht 27 der Anfang der Zeile leer gelassen, und in 12
und 22 nach dem freien Raum noch der Anfang eines Buchstaben sichtbar ist.
201. Pap. Oxyrh. 425 (11,4x9,5), vollständiges kleines Blatt mit
grober Buchschrift des 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., offenbar Übung eines
Schülers; p. 68. 72.
Ein vollständiges Gediehtchen: Nttürat ^vffoxv^iodpdfioi | cdlatv
TfCuovii vSäztov, I xal NeiX&iat (-tc geschr.) yltmvJpdftot | za ytlävza Ttki-
ovzig CdoTo (-rij geschr.), zrjv avytiffiaiv eUcazt <püoi | ««iäyouj xoJ NilXov
yovLfUtv. Das Versmaß ist: |
202. Pap. Oxyrh. 449, Fragmente des ersten Blattes eines Buches
(größtes Fragment 9X7; das Blatt läßt sich auf 28X14 berechnen),
Buchscbrift wohl der 1. Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr. (also fnlhes Beispiel
der Buchform, s. zu 230 Demosth.); S. 101 ff.
Rückseite (oben verstümmelt) Enripides Andromache V. 5 — 48; Vorder-
seite im allgemeinen leer, nur in der Mitte zeigt sich PH[ — oder P|[ — , nach
dem Hsg. etwas wie 'AvdfOfutxrjg, indem danmter Lücke ist und
eine 2. Zeile gefolgt sein kann. Das Nächstliegende ist offenbar £v]pi[:r7-
dov I ’AviQOfuix>}; doch scheint es, daß sich dann Schriftspuren vor P zeigen
müßten, die nicht da sind. Akzente hie und da, nach der alten Weise was
die Oiytona betrifft: 14 dogog, 19 liD>[s; verkehrt za x[{iv>i; (mit Raum
vor x) d. i. Tcoulvtjg (falsch auch 47 tnt]’ txnsftnu). Die Elision ist wie
sonst bei Trimetern und bei Timotheos beliebig ausgeführt oder nicht aus-
gefUhrt: zoiaÖ’ agoeva {i'r[(XTei 24. Lesarten: der unechte (Schob) V. 7 fehlt;
also wird es gelautet haben y[üv <J’ et ztg alXi] ivozvxeazdzt] jtivj). 10 p»-
iptvza {^up9ivza LB Weckb). 17 9vyyogz[a vaia ] . g iv rj 9aXaaaia,
unverträglich mit valto rrtdi', iv\ wenn nicht das anscheinende P I mit
Apostroph ist, und vorher etwas Falsches ausgestrichen war. 27 r]t;(fftvT[os
Tcxvov für aco&ivzog z., unmöglich, da izli^tyv ganz spät ist.
Digitized by Goog[e
Friedrich Bla6; Literarische Texte mit AusschluB der christlichen 277
203. Pap. Oxyrh. 450 (4,1 X 5,3), Fragment des oberen Teils einer
Kolumne, Buchschrift des 3. Jahrh., auf der Rückseite stehend, während die
Vorderseite Kursivschrift des 2. oder 3. Jahrh. zeigt. Das wäre also der
Fall wie heim Aristoteles- Papyrus. S. 103.
Enripides Medea 710 — 715 in Besten. 713 xm<fa (erst xa>(fav) *ui
dofio[(S wie Hdschr. (döfimv Prinz- Wecklein). 715 xai ovr[os, s. zu 202
204. Pap. Oiyrh. 419 (9,2 X 4,6], Buchschrift des 2. oder 3. Jahrh.
n. Chr., 8. 65 f.
Fragment von Enripides Ärchelaos, zu identifizieren durch frg. 275 N.
(bei Stob. Flor. 7, 5), von welchen zwei Tetrametem sich Stücke aus der
Mitte hier wiederfinden. Wir haben nur kärgliche Reste von 16 Versen,
wovon die vier letzten einem ChorUede angehörten. Hier kann man ein
hifichen vom Sinne ahnen: oihtor’ a]vdpo xQ^ f — | — ]v afugav' (so) |
iv (so) yttQ ul Tv;jaf» — . Vgl. für den Anfang Andrem. 464. —
Z. 6 <^oiß’ uvu^? IloXvß’ £vo|? Die Fabel des Archelaos ist nur
mangelhaft bekannt; das nachfolgende paßt doch eher auf einen
Menschen. Zu 7 -v-]co> nal icf6ßulij_c (oder -^all[ov); dann Z. 7 die
zitierten Verse: ü eoi fiörov npogxovA, /tf/ ’icl SovXtlay xori iäv Ixmv
179^;, napöv eot xur^aviiv ilev&if<og.
205. Pap. Oxyrh. 420 (15,7 X 9,2), Buchschrift etwa der Mitte des
3. Jahrh. n. Chr.; Rückseite Kursivschrift des ausgehenden 3. Jahrhunderts.
S. 66 f. mit Abbildung auf Tafel VI, die indes den unteren Teil von Z. 12
(ll) Mitte ab (wohl ein losgelöstes Fragment) nicht mit enthält.
Inhalt von Enripides Elektra; alles Wesentliche stimmt zum Drama.
Der Stil indes ist in seiner Geziertheit von dem gewöhnlichen der ino-
9iisus stark abweichend. Das Erhaltene und Ergänzbare deckt sich (in
14 Zeilen) etwa mit Vers 357 — 584 des Stückes.
206. Papyr. Oxyrh. 427 (9,9 X 6, 7), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr.
auf der Rückseite; Vorderseite Kursive des 2. Jahrh.; p. 68 f. 73.
Antiphanes ‘Av&Q<onoyovla Schluß und Unterschrift; jedoch außer
dieser nur drei Zeilenenden. — ävdpc; of ytytvrifiivoi | — nüvxtg tvffmCxtog
uua I — TÖv] ßlov nämlich wenn ihr dem Stücke Beifall gebt; dann
’Avxup](ivovg | ’Av9()io\noyovlu. Dies Stück war nicht bekannt; aber aus
der Btoyovla des Antiphanes gibt Irenaeus ein langes Exzerpt, welches in-
des durch eine falsche Konjektur Meinekes, der eine Verwechselung mit
Aristophanes’ Vögeln annahm, aus Kocks Fragmentensammlung bedauerlicher
Weise verschwunden ist. Dies kleine Fragment erweist sich also in der
Tat als recht wertvoll.
207. Pap. Oxyrh. 409 (21,5x34,1), 3 Kolumnen ganz oder zum
Teil (die 3. auf einem losgelösten Stücke), Buchschrift etwa aus der Mitte
des 2. Jahrh. n. Chr., p. 17 fif. mit Tafel U (Kol. lU) und IH (Kol. II).
Meuandros Kolax, wie sich aus hier wiedergefundenen Zitaten ergibt.
Leider ist nicht alles bei dem Funde so günstig: von Kol. I sind nur die
Versenden da, in Kol. II sind die mittleren Teile der Verse arg verscheuert,
von Kol. III fehlt die obere Hälfte. Die Anzahl der Verse ist nicht gering:
19* ^
Digitized by Google
278
n. Referate and Besprechungen
1 (dieser ganz zerstört) — 33 Kol. I, 34 — 67 Kol. II; dann Lücke; 79 —
101 Kol. in. Vgl. dazu F. Leo, Henanders Kolax, Qtg. Nachr. 1903,
673 — 692. Nach den ersten 13 V. in Kol. I ist eine Lücke gelassen, die
vielleicht einen Szenenwechsel anzeigt; die vorhergehende Erzählung —
denn das scheint es jedenfalls zu sein — bezieht Leo auf den jungen Mann,
der auch in Kol. II auftritt und Nebenbuhler des Soldaten Bias war, und
kombiniert glücklich 10 aj-uvodo; tjuiv ylyvixai mit frg. 292 des Kolax (bei
Athen.), wo ein loig itTQaSiaratg aufwartender Koch spricht. Daß indes
dies Mahl im Hause des Bias stattfinden soll, wie L. meint, ist ganz nn-
glaublich. Auf diesen und seinen Parasiten Struthias kommt das Gespräch
erst später, in Kol. I auf den Bias, der nun ein großer Mann geworden
ist, auf den Parasiten und seinen Glückswechsel ausführlicher in II, und
hier haben wir vollständiger die Worte des Jünglings und seines alten Pä-
dagogen, der mit großer Emphase gegen die alles Unheil verschuldenden
Schmeichler deklamiert. Leo bemerkt ganz richtig, daß wir hier etwas von
der Kraft Menanders kennen lernen. Ein Vers (54) ist auffällig kurz: elg
louv imd dann noch 6 Buchstaben; weiterhin frei. Man kann hier er-
gänzen, nach dem gefälschten Fragment des Sophokles 1025 N.: tlg ^raig
ÜTi&füuaiv, tlgy lauv [rpdno;], dt’ ru navx’ usw., ganz wie dort tlg
xaig <U. tlg lexiv 9t6g. V. 63 ändert Leo so: ot xölaxtg' oixoi d’ liclv
ttvxoig 011101, statt — aülioi, wie deutlich da steht; der Hsg. 'ot' n[dp]ei-
oiv(?) aixoig &9ltox’. Nämlich nicht 01, sondern OY hat nach allem
Anschein der Papyrus gehabt, und vor 6ICIN erkennen Gr.-H. viel eher
als P die Spitze eines Buchstabens wie A, A, M; also auch A kann ge-
wesen sein, so daß sich hiernach die Konjektur ebenso empfiehlt, wie ihre
Gewaltsamkeit und auch die Mattigkeit des Sinns dagegen spricht. Aber
eben ot^oi 6’ tielv avxoig £dlioi oder £dliov könnte richtig sein: diese
sind ihr Unglück. Ganz schwierig ist die 3. Kolumne, wo ein nofvoßoanög
Person, und wo es sich um den Verkauf eines Mädchens durch diesen
handelt. Hier scheint mir auch Leo in seinen Versuchen, Licht hineinzu-
bringen, nicht glücklich zu sein. V. 82f. fiexenxifnfii&’ txifovg [d^] orpot-
x[imxag, §aSüog\ | o!}[; njopo^vldlci' natötg' ixxifißo\^t(Uv &v die Hsgg.; Leo
so: — avaxfoxuöxog dmdcxo, — nttiStg (Vokativ), iKxgißolfu9' &v. Der Soldat
ist ja Subjekt, Ttopopivldlci aber, meine ich, muß Medium sein: vor denen
kannst du dich hüten. Und wenn er seine Sklaven schickt, die machen wir
vollends leicht zu Schanden. Vor und nach naidig ist voll interpnngiert
Leo macht daraus: „Kinder, wir sind dann ruiniert“: ganz unmöglich doch.
Es wird gegen den Soldaten und seine Absichten geredet; nicht, wie L.
meint, dafür. Gut ist L.s Ergänzung zu 97 f.: ^ fiia ia/ißävtt | doov ovjjl
d/xo, xftig fiväg ixousxtjg xifUifag. Weiteres Studium des Fragments wird
hoffentlich noch weiter fördern.
208. Pap. Oxyrh. 428 (5,1x5), Halbunziale des 3. oder eher des
2. Jabrh. n. Chr., p. 69. 73.
Enden von 9 Trimetern, eher auf Komödie als auf Tragödie weisend.
209. Pap. Oxyrh. 429 (15X10,4), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr.
(Bücks. Kursivschrift aus dem Ende dieses Jahrh.), p. 69. 73 f.
Anfänge von 14 komischen Trimetern aus dem Schlüsse einer KomOdie;
Digitized by Google
Friedrich BUS: Literarische Texte mit Ausschlafs der christlichen 279
denn die fibliche Formel des Verlöbnisses kommt vor: naiSmv in’ äfö]To»
yvTielav %zi.
210. Pap. Oiyrh. 439 (5 X 4,7), auf der Rückseite einer Rechnung
aus dem 2. oder frühen 3. Jahrh. n. Cbr., wohl nicht viel spBter als diese
geschrieben, p. 69. 74.
Beste von 7 komischen Trimetern (Mttov 3, onet t* 7).
211. Pap. Ozyrh. 43 (6 X 6,2), Buohscbrift eher des 2. als des 3. Jahrh.
n. Chr^ p. 69. 74 f.
Reste von 12 Trimetern, wohl ebenfalls Komödie.
212. Pap. Ozyrh. 432 (12,8x3), Buchschrift auf der Rückseite einer
Rechnung des 2. oder frühen 3. Jahrh. n. Chr., p. 69. 74 f.
Anf&nge von 17 Zeilen, Dialog, wie die Paragraphoi zeigen; vor Z. 2
steht p]>;Toptx( , vor Z. 8 , nach Paragraphoi, so daS dies Personen-
bezeichnungen scheinen. Aber die paar Buchstaben der Anfänge lassen vom
Inhalt nichts errathen, nur daß 8 der Anfang aviij : doch wohl aCitj
(als Anrede) zu lesen (und der Doppelpunkt als Interpunktion zu fassen ist);
danach kommen wir auf
213. Pap. Ozyrh. 433 (8,7 X 9), Halbunziale aus dem Ende des
2. oder der ersten Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr., p. 69 f. 75 f.
Zeilenschlüsse aus dem Anfang einer Kolumne und Anf&nge aus dem
Anfang der nächsten, Trimeter; Zanbcrmittcl für verschiedene Zwecke, die
vor jedem Absatz in kleiner Schrift angegeben werden. Z. B. futatj&gov
28, beginnend atvytfriv tlvai nä[<fiv ircäv 9iljis uva, | xonpm nt,9rj»\ov usw.;
für den Zweck und den Ausdruck /liari^fov (nicht für dieses Mittel) ver-
gleichen die Hsg. Lukian Dial. Mer. 4, 5. — Z. 22 vor der KoL &vft6v
xa|rcnt<ri;Oai]; 33 desgl. fxdp(ovf) noi&v; Versanf&nge: di noutv
[ — I inav ivxi<paiHov — | irjiei (Imper. bfiiio) avv [-ü] ow [it — .
214. Pap. Ozyrh. 464 (25,4 X 23,2), auf der Rückseite der dorischen
Rhetorik Nr. 410 (unten Nr. 240), Halbunziale etwa des ausgehenden
3. Jahrh. n. Chr., S. 1 23 ff.
Astrologische Poesie (elegischer Form) mit Überschriften über jedem
Abschnitt, in 2 Kolumnen; die Zeilen sind lang und meist ohne Rücksicht
auf die Versteilung. Der Text ist. schlecht erhalten; die Orthographie sp&t
(vatOTi}Tt = vtot. 38).
215. Pap. Ozyrh. 413 (22,9 X 42,3), Vorderseite 3 Kolumnen in
Halbunziale, aus der Zeit der Antonine; Rückseite erst 2 Kol. in kleiner
kursiver Schrift, dann noch eine in größerer und sorgfältigerer, indes von
derselben Hand; auch diese Seite ist noch im 2. Jahrh. n. Chr. beschrieben.
8. 41—57.
Ein in seiner Art höchst wichtiger Fund und von überraschender Neu-
heit: hellenistischer Mimos in zwei Gestaltungen, rezitativer Mimos und
mimische Hypothesis. Auf der Vorderseite ist links unbestimmt viel vorher-
gegangen, rechts indes der Schluß so ziemlich da, denn es ist rechts von
Digitized by Google
280
n. Referate und Beaprechungen
der 3. Kolumne noch ein an dem unteren Teile derselben anhAngendes
leeres Stttck, wonach der Text höchstens noch Kol. weiter ging. Auf
der Rückseite beginnt der anderweitige Text auf eben diesem Stücke, mit
geringen (nicht mitgeteilten) Resten einer vorhergehenden Kolumne; mehr
als diese wird indes nicht fehlen. Rechts ist abgebrochen, aber von diesem
Inhalt kann auch da nicht so sehr viel mehr gefolgt sein, woraus zu
schließen, daß auch auf der Vorderseite das links Vorhergegangene nicht
allzu viel war. Nämlich der Inhalt der Vorderseite und des 2. Teils der
Rückseite decken sich soweit, daß man zwei Behandlungen desselben Stoffes
erkennt: A, 1 — 56 = B, 188 — 230; also fehlend, was mit A 57 — 106
entsprach, etwa 1^ — 2 Kolumnen. Was so doppelt gegeben wird, ist die
„mimische Hjpothesis“ (s. Flut. Mor. 712E, und H. Reichs Anzeige Deutsche
LZ. 1903 Sp. 2677ff.), ein Drama mit vielen Personen, indes klein und
nur skizziert, immer aber das erste von dieser Gattung, welches über-
haupt bekannt wird. Es spielt in Indien, und hat neben der Hauptperson,
der wohl von Seeräubern entführten Griechin Charition und ihrem Bruder,
der sie zu befreien gekommen ist, und anderen griechischen Personen
auch indische, die zumeist ihre Sprache reden; es sind somit (in Trans-
kription) ausgedehnte Stücke barbarischer Sprache hier eingelegt, in denen
nach vergeblichen Versuchen anderer mein Kollege E. Hultzsch so eben
(Hermes 1904, 307 ff.) mit voller Sicherheit, wie es scheint, Kanaresisch
erkannt hat. Zwischen den südindischen Küsten, wo diese Sprache herrschte,
und Ägypten war damals, in der ptolemäischen und römischen Zeit, ein
derartiger Verkehr, daß man so gut in Ägypten einen Inder mit indischer
Sprache einführen konnte, wie Plautus in Rom einen Punier mit punischer
eingeftthrt hat. S. Hultzschs Nachweise im Hermes S. 309 ff. Der
Mimus hat nun auch einen Clown als notwendige Figur, hier einen Diener
der Charition, dessen Witze ihren Mittelpunkt in der Hopdi) haben. Diese
Person ist mit B bezeichnet, Charition mit A, der Bruder mit T, usw.;
der indische König aber mit BAC, und das Ensemble mit KOI(vp), wie
mein Kollege Wissowa (bei Gr.-H.) erkannt hat. Die Form ist im aUge-
meinen prosaisch; aber (vgl. Reich) die Einmischung metrischer Stücke
gehört einmal zum Mimus, und so singt der König, den man betrunken
gemacht hat, um die Befreiung zu ermöglichen, in Sotadeen, und Cbarition
und die andern machen den Schluß des Stückes in trochäischen Tetrametcm.
— Der rezitative Mimus auf dem ersten Teil der Rückseite ist von ge-
ringerem Interesse; hierzu hatte man bei Herodas u. a. auch schon ähn-
liches. Der Realismus ist hier in der Tat abstoßend, um so mehr, als
nicht einmal irgendwelche künstlerische Form mildert: eine Frau will erst
einen ihrer Sklaven zur Unzucht mißbrauchen und, als er sich weigert,
ihn mit samt einer Sklavin, mit der er ein Verhältnis hat, hinrichten lassen
(wozu es indes nicht kommt), und sodann ihren alten Gemahl vergiften.
Es sind außer der Frau noch andere Personen als gegenwärtig zu denken,
aber (vgl. Reich) nur zu denken; sie sprechen nie wirklich, und was sie
nach der Fiktion sagen, tritt lediglich in der Rede der Hauptperson hervor.
Übrigens sind sowohl hier wie bei der Hypothesis die Schwierigkeiten im
einzelnen immer noch recht zahlreich.
216. Ostrakon von Theben, von Th. Reinach gefunden und in den Me-
Digilized by Google
Friedrich BlaB; Literariiche Texte mit AasechlaB der christlichen 281
langes Perrot (Paris 1903) p.291ff. veröffentlicht. Maße 0,14X0,08 — 0,12;
beschrieben auf der Außenseite mit 14 Zeilen, die aber simtlich vom stark
verstümmelt sind. Zeit das 2. oder 1. Jahrh. v. Chr.
Richtig konstatiert der Hsg. große Ähnlichkeit mit dem „erotischen
Fragment“ Grenfells (1896), mag man nun dieses und jenes Himos zu
nennen haben oder wie immer sonst. Wie dort eine Monodie eines ver-
lassenen Mädchens, so haben wir hier die Worte eines trunkenen Lieb-
habers, allerdings nur in Resten. Es scheint aber Dialog zu sein, anders
als dort, und Z. 6 findet sich der Doppelpunkt, der sonst Personenwechsel
anzeigt und auch hier nicht anderes bedeuten wird. Die Form ist ein
eigenes Gemisch von Poesie und Prosa. So schon im Dialekt; <piUrig, /7a-
<pir)g und öxp^rei ionisch, sonst gewöhnliche Sprache, ganz wie bei Grenfell
axaraaxaalr]g und (nach Gr.s letzter Feststellung) <fiXCt}g und ipdltjv. Reinach
führt dies auf den ionischen Ursprung dieser Poesie (Hilarodie, Magodie,
Lysiodie) zurück. Sodann ist Metrum weder hier noch dort; Rhythmen bei
Gr. sehr deutlich, hier nicht deutlich, indes vielleicht nur der Verstümmlung
wegen. Da fiov im Hiatus bei iambischem (trochSischem) Rhythmus vor-
kommt, so sind die Gesetze der poetischen Komposition nicht gewahrt; das
ist bei Grcnf. doch anders. Auch der Doppelpunkt zeigt dort nicht Personen-
wechsel an, sondern gibt eine, mit der Abgrenzung des Sinnes meist zu-
sammenfallende, rhythmische Abgrenzung. Der Hsg. erklärt zum Schluß,
bei den Griechen treffe es nicht zu, daß alles entweder Poesie oder Prosa
sei (Moliire im Bourgeois Gentilhonune), dafür seien diese Stücke mit ihrem
undefinierbaren Mischcharakter ein Beleg.
n. Prossiaobe Stücke.
217. Pap. Oxyrh. 463. Untere Teile von 7 Kolumnen (Kolumnen-
breite 5 cm), Buchschrift aus dem ausgehenden 2. oder der 1. Hälfte des
3. Jahrh. n. Chr.; S. 119 ff.
Xenophon Anabasis VI, 6, § 9 — 24 in Resten. Aus den Lesarten
(die Neues nicht enthalten, außer einigen Fehlem) geht klar hervor, daß
der Text der sog. deteriores Codices der Anabasis weit entfernt ist erst aus
byzantinischen Zeiten zu stammen, und daß demnach der H.sg. der Anabasis
nicht bestimmten Hand.schriften einseitig folgen darf Ungefähr ebenso oft
stimmt dieser, relativ doch sehr alte Zeuge mit den „schlechteren“ wie mit
den „besseren“ überein. Vgl. außer den Bemerkungen der Hsg. die von
K. Fuhr in der Berl. Philol. Wochenschr. 1903, Sp. 1480 f
218. Pap. Oxyrh. 451 (7X3,4), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr.,
S. 203 f
Reste von Thükydidcs II, c. 73, 3. 74, 1. nXaraiijg wie B, nrjdlva
fii für ft( fl. neu.
219. Pap. Oxyrh. 452 (7 X 3,8), Buchschrift des ausgehenden 2. oder
des 3. Jahrh., S. 204 f
Reste von Thükydides rv, 87, 5. 6. § 5 nXtCevovg für nUiovg nicht
gut; § 6 ßovXtvtadai (ßovUvd&ai doch wohl Druckf, vgl. die Anmerkung)
r
Digitized by Google
282
n. R«ferate und Bespre<diangen
und ayo)viaae&ai desgl.; aiftvtjei^ov fOr atSiov möglich (K. Fuhr Wocbenschr.
f. klass. Philol. 1903 Sp. 1480).
220. Pap. Oxyrh. 453 (8,7 X 3), Buchschrift des ausgehenden 1. oder
des frohen 2 Jahrh. n. Chr.; S. 105.
Beste von Thnkydides VI, 32, 2. 3. Nur ^ bemerken.
221. Pap. Oxyrh. 435 (12,5X10,8), unförmliche ünzial.schrift wohl
des ausgehenden 2. oder der 1. H&lfte des 3. Jahrh. n. Chr., p. 76 f. 78.
Reste von 20 Zeilen. Zu Anfang werden Demo(sthenes?) und die
Kerkyräer erwShnt; nachher indes ist von einem Mttdchen und Hochzeit die
Bede; Roman? So KFuhr Berl. Phil. Woch. 1903 Sp. 1478 f.
222. Pap. Oxyrh. 436 (10x5,5), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr.,
S. 77. 78 f.
Beste von 15 Zeilen, unbestimmbar; von einem Feldherm und seinem
Pferde wird gesprochen.
223. Pap. Oxyrh. 441 (8,8 X 5,7), Buchschrift wohl des 3. Jahrh.
n. Chr.; S. 77. 81.
Zeilenenden von einer Kolumne und Zeilenanfknge der nächsten; hei
letzteren steht unter 19 eine Diple und die Z. 19 ist nach Sanafta leer
gelassen; also 20 neuer Abschnitt, der mit ^tUTtitov beginnt. Sammlung
von Anekdoten? So vermuten die Hsg.
224. Pap. Oxyrh. 444 (11,3x2,1), Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr.,
S. 78. 83.
Unbestimmbar; Philipp und die Makedonier kommen vor.
225. Pap. Erzherzog Rainer, aus dem Funde von Karanis oder von
Soknopaiu Ncsos, Bruchstück einer Rolle (8 X 11,5); Kursivschrift etwa des
anfangenden 2. Jahrh. n. Chr.; also Privatahschrift. Wessely Papyrus-
fragment eines griechischen Historikers, Festschrift zu 0. Hirschfelds 60. Ge-
burtstag, Berlin Weidmann 1903, S. 100 — 103.
Beste zweier Kolumnen: von der 1. 7 Zeilen und etwas, von der 2. nur
Anfänge. Zeit und Inhalt des Erzählten hat der Hsg. richtig bestimmt:
der athenische Stratege Chares unterstützt den aufständischen Artahazos
gegen die königlichen Satrapen, bis ihm durch eine athenische Gesandt-
schaft das gelegt wird, 355/4. Vgl. Diodor XVI, 34; Deraostb. IV, 24.
Man kann auf Thcopomp als Verfasser raten; ein namhafter Schriftsteller
muß es doch gewesen sein, daß man sich eine Privatabschrift von ihm machte.
Oder es sind Scholien (zu Demosthenes) mit einer zitierten Stelle, vgl.
Didymos (Nr. 231).
226. Pap. Oxyrh. 411 (21,6X18), Blatt aus einem Pergamentkodex,
in zwei Kolumnen auf der Seite kalligraphisch geschrieben, nicht später
als das 6. Jahrh. n. Chr., wahrscheinlicher noch aus dem 5.; S. 31 ff.
Leben des Alkibiades, unbekannten Verfassers, viel kürzer als die
plutarchiscbe Biographie, und ohne jeden historischen Ertrag. Nach der
Digitized by Goog[e
Friedrich Blaß: Literariache Texte mit ÄnsschluB der christlichen 283
Phrase ta fivtfr^pus Z. 25 f. (vgl. Lnoian, Plutarch u. a.) erst
in der Kaiserzeit verfaßt. Der Text ist in leidlichem Zustande; die er-
haltene Erzählung reicht von den Anklagen gegen Alkibiades, als er nach
Sizilien ansfahren sollte, bis zu seiner Flucht nach Sparta und dem Rat,
Dekeleia zu besetzen. Hanptquelle ist Thukydides. Beiträge zur Ergänzung
KFuhr Berl. Phil. Woch. 1903, 1476 f
227. Pap. Oxyrh. 460 (10,8 X 10,2), Teile zweier Kolumnen in Buch-
schrift, aus dem Anfang des 3. Jahrh. n. Chr. oder noch etwas älter; S. 116f.
Demosthmrs ?t. {ipijetjf (V) § 21 7u]jtgaKxai bis Kopm[vtKrv; § 23
TOVTCi)]v ovu bis Lesarten: leider unerkennbar, ob xdllMTr« ninfaxrat
oder (S) nlnijtxmal n; dagegen gleich darauf für das korrupte ovd'tv Sv
ctixoig iSöxti (doxtt Sauppe) elvat stark abweichend; ovdtv «v au]Toi; xepj
([-dos »?>'] Hsg.). Fuhr in der Phil. Woch. 1903 Nr. 47 hält dies für die
richtige Lesart, auch Weil im Joum. des Sav. 1903, p. 107 nimmt xipSog
an, aber mit Soxei, welches in der Tat notwendig ist, und dann ilvai für
^v. Die Stelle ist immer noch nicht geheilt. Dann e/3ov[lovro, nicht ■^ß.,
und in § 23 t<p ovtovs tj[yovv]jTO ohne tlvai, mit 8; nach jrlfo]v[£xrr)]|-
goTosv dooi[v ist für etwa 6 Buchst, vor xvfioi. Raum, aber man sieht nicht,
was dagestanden haben kCnnte; auch nicht, was zwischen iitav und |s]v£;i',
wo für etwa 3 Buchst. Baum ist.
228. Pap. Oxyrh. 461 (7,5 X 5,5), Fragment vom oberen Teil einer
Kolumne, geneigte ünzialschrift, eher 3. Jahrh. n. Chr. als Ende des 2.;
8. 117 f.
Demosthenes n. x. axt<p. (KV Ul) § 7 n«p«10£]iv bis 8 ibix]s ldj'[ov.
Lesarten; vfiSiv | Fxaor]os statt exorOros vft&v. iucipvlaxxxov (qpol. SL'). jrpoff-
iiltttxo für nQoeSilrixat, nicht gut, indem das entsprechende noirjeixat auch
hier steht, aveov mit übergeschr. e (iav civ unsere Hdschr.) ihov | xal
ogojiov, übergeschr. ]ov, d. i. wohl xoiv]6v wie bei uns. Im Richtereide
stand dxfoaaofiai Sfiolag afKpoiv, doch auch XXlA, 1 taoi xal xoivol axfoa-
xaL Bei dem mäßigen Zustande, in dem die Kranzrede überliefert ist (wie
die zahlreichen Abweichungen unserer Hdschr. unter einander zeigen), könnte
dieser Pap. von Wert sein, wenn mehr davon da wäre.
229. Pap. Oxyrh. 462 (17,7x8,6), Teile zweier Kolumnen, Buch-
schrift des 3. Jahrh. n. Chr.; S. 118 f.
Domosthenes n. x. oxiip. (XVIII) § 25 [txöUx bis 26 govov cA[l’;
dann 27 y/yvo(v]ü’ bis 28 d>U[d xC. Die Auslassung von xal iov$ opxou$
oatoXttfxßävtiv in 25 ist ebenso unmöglich wie die von ftiv ovx vor cap’ T^g
26 (soviel muß gefehlt haben). Sonst stimmt der Text, von einem kleinen
Schreibfehler abgesehen, zu dem wie er jetzt herausgegeben wird (auch inl
xovg \x6novg 25, was S mu* am Rande hat). Diese Handschrift taugte
jedenfalls nicht viel.
230. Pap. Oxyrh. 459 (20,5X14,3), Blatt aus einem Buche, Buch-
schrift des 3. Jahrh. n. Chr., also für die Buchform ein sehr frühes Beispiel
(vgl. oben 202 Euripides); S. 112 ff.
Demosthenes a«T ’./4piOToxpdrov$ (XXUI) § 110 n/U/o] xol — 119 xov$
Digitized by Google
284
II. Referate nnd Bespreclmitgen
ö]w[o;xT{fvavTOfff. Unsere Hdschr. variieren hier unter sich nur unbedeutend;
der Papyrus hat einige Abweichungen mehr, doch nichts Erhebliches: § 111
eo vor ävSfcg 'A&. (om. SO); ohne ufjtv von 1. Hand (schlecht). — § 112
ttvev Sc für ät'iv yöp, desgl. schlecht; ro «fcwv mit F für arriov. — § 113
^ovl{ea|[o^ori] für -ivca9ai schlecht; opov ovSi wie vulg. S). — Bei St’
oncf noXXol noXXdxig xre. beigeschrieben die Zahl 16, wie in dem Pap. des
Pherekydes (Grenfell Pap. II, 11) die Zahl 6, nach den Hsg. um den Be-
ginn eines neuen Abschnitts zu bezeichnen. Sinnesabscbnitte sind indes
weder hier noch dort. — x«i vor rö rtapovro zngefUgt; kann richtig sein. —
§ 114 ohne ngSg ‘^/täg (A) nach nifiiaav, cnc pr. für inttS^, allein; schlecht
caciv nach noXcfuiv zugefügt; iaviä (8 aSrä); etvxov (S) gegen vulg. iav-
Tov; wp' IovtJü mit A usw. (fotvrov S). — § 115 SCxrjv Sovvai niit S (dov-
vat Sixr/v vulg.); das falsche oze nach dem 2. wie alle Hdschr.; nach
i^eiXc zugefügt Xiyc. Lemma imaroXal allein richtig (Reiske; Hdschr. -1^). —
§116 Tozko Hdschr. und 1. Hand; roOio toIwv 2. Hand schlecht; eoopaxd-
ttf wie Hdschr. (lop. Dindorf); zwischen ncia9rjzc (so, gegen S) und tiSozcg
wenigstens von 1. Hand erheblich mehr als xäxrivo; vielleicht (porot nach
ÜTtciv statt nach tjvntp, doch ist hier die Ijesung überhaupt unsicher. Nach
den Hsg. hatte der Pap. gleich darauf beide Lesarten unserer Hdschr., die
richtige ^iloxport^v vom Korrektor und die falsche ’hpixQÜrijv ursprünglich;
vgl. aber dazu KFuhr Berl. Phil. Woch. 1903, 1482. — § 117 y’ <ul erst
vom Korr, eingefügt, der auch nach ßovXTjaovzm das (gegen unsere Hdschr.)
wiederholte äSixciv tilgte. Das. iicv (äv Hdschr.), lovrovl mit A (toütov),
^ovlt;[«d]« für tl mtezjg ägieuv wie gewöhnlich (ag^ag mg. S). —
§ 118 x«2 q>iXov (om. S) von 1. Hand, aber getilgt. Es müssen nach allem
damals (im 3. Jahrh.) die Handschriften dieser Rede den unsrigen fthnlich
genug gewesen sein.
231. Berliner Klassikertexte, herausgegeben von der Generalverwaltung
der Kgl. Museen zu Berlin. Heft I. Did.vmos Kommentar an Demosthenes
(Pap. 9780), nebst Wörterbuch zu Demosthenes’ Aristocratea (Pap. 5008),
bearbeitet von H. Dicls und W. Schubart. Mit zwei Lichtdrucktafeln.
Berlin (Weidmann) 1904. gr. 8. LIII. 95 S. Dazu: Lichtdrucke des Di-
dymos-Papyrus, 4 Tafeln, daselbst Die Tafeln sind vortrefflich ausgeführt,
in etwas kleinerem MaBstabe als die der Ausgabe, aber noch besser.
Eine von den wichtigen und hoch erfreulichen Publikationen, lehrreich
nach den verschiedensten Seiten hin. Der Endo 1901 von Dr. Borchardt in
Kairo als Rolle erworbene Papyrus mißt in der Höhe etwa 30 cm, in der
Länge das was zusammenhängt 90, alles was überhaupt da ist 134. Die
Erhaltung der äußeren Teile der Rolle ist wie gewöhnlich schlecht, während
die inneren gut erhalten sind: zehn breite Kolumnen in einer Folge, mit
nicht allzuvielen verwischten oder zerstörten Stellen, welche letzteren ver-
möge der Rollung und Faltung einander in den verschiedenen Kolumnen
merkwürdig entsprechen; aber Kol. I — V sind nur in kümmerlichen Resten
da, und 7 — 8 Kolumnen fehlen nach der Berechnung der Hsg. überhaupt');
1) Vielleicht noch mehr. Die Rede X hat große Stücke mit VIII. und VI.
gemeinsam, die also schon bei dieser erklärt waren; dann aber ist für die Be-
rechnung X nicht als länger wie IX anzusetzen, sondern als erheblich kürzer.
Digitized by Google
Friedrich Blafi: Literariache Texte mit Anucblafl der chrisUichezi 286
d. h. wir haben im ganzen etwa die Hälfte des Papyrus. Dieser ist opistho-
graph: Rückseite Hierokles oroiiiCtMUg, eine später herauszugebende,
nach Diels in der 2. Hälfte des 2. nachchristlichen Jahrhunderts rerfaBte
Schrift. Danach ist eine obere Zeitgrenze, was die Rückseite betrifft, ge-
geben; die Hsg. lassen sie auch bald darauf beschrieben sein, die Vorder-
seite aber eher in der 1. als der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts. Die Schrift
auf dieser ist eine Halbunziale, mit ziemlich rielen Abkürzungen und notae
(s. das Verzeichnis S. 2 f.); die Kolumnen breit, die Zahl der Zeilen an-
fänglich über 70 und auch nachher noch über 60; der ganze Papyrus er-
innert einigermaBen an den des Aristoteles, und ist nach den Hsg. ganz
wie dieser eine Privatabschrift, nicht ein füj' den Verkauf angefertigtes
Exemplar. Die Unterschrift in der letzten (15.), nur zum geringeren Teile
ausgefUllten Kolumne lautet: //tdvpov | mpl Jtjnoa9ivovg | xri | <I>ilunnix&v
y I 9 IlokX&v St avSifig ’A9i]vaüii | i x«l anovdccia vofii^wv | l[ö] "Ott fiiv
St SvSftg ’A9rjvaUn 0lUnmtg | iß Tltfl (liv tov nagövrog. Zd diesen vier
Reden also (IX. X. XI. XHI bei uns) war in dieser Rolle der Kommentar
enthalten (zu IX fehlt er jetzt bis auf ein kleines Stück, Kol. I, 1 — 25);
in zwei vorhergehenden der zu I — IV. V — VHI, also wie Z. 4 bezeichnet
ist, zu den philippischen Reden insgesamt in 3, und zum ganzen De-
mosthenes nach Z. 3 in 28. Die Hsg. untersuchen auf S. XXI ff. etwas
zu subtil, wie mir scheint, was für ein Corpus der demosthenischen Reden
dem Didymos Vorgelegen, und wie er geordnet und verteilt haben könne:
für die avfißovltvuxoi ergibt sich ja hiernach von selbst eine Ordnung in
4 Tetralogien (die 4. = Rede XIV — XVTI); aber dann kommen XVin. und
XIX. mit ihrer ungebeuem Länge, und wenigstens für den Kommentar ist
da keine Möglichkeit mehr, an der Vierzahl festzubalten. Diels deutet auch
(S. XXIII) die Zahl 28 ganz anders: nicht Bücher des Kommentars, son-
dern kommentierte Reden, und da hierfür die Zahl weitaus zu klein ist,
so läBt er auBer dieser Abteilung von 28 noch eine zweite der Reden und
des Kommentars gemacht sein. Viel einfacher ist es doch, mit 8. XVIII
28 Bücher des Kommentars anzunehmen*): also 4 für die öup/Jovizvrtxof,
dann für XVm. XIX. XX. XXI. XXUI. XXTV je ein Buch, wenn nicht für
XVIH. XIX je zwei; demnach ist schon klar, daB die Zahl 28 heraus-
kommen konnte, wenn auf 2 — 3 der übrigen Reden ein Buch kam, und
dann noch je eins auf die Proömien und auf die Briefe, über die Ordnung
der Beden und der Kommentare erhellt nur so viel, daB sie nicht die jetzt
übliche war: Kommentar zur Kranzrede wird XU, 36 f. 41f. als geschrieben
und vorausgehend zitiert (dcdrjAtuxagei', tlftjTai), die philippischen Reden
kamen in dem Kommentare vielleicht erst gegen Ende, aus welchem Grande
immer, und bildeten eine besondere Abteilung der Kommentare mit be-
sonderem Titel und besonderer Numerierung, etwa wie bei Appian die
''EfupvXia. Eine genaue Rekonstruktion des Werkes ist unmöglich, imd
über Didymos’ Corpus des Demosthenes wissen wir vollends nichts, auBer
daB auch das Unechte mit darin gewesen sein wird (sicher XI. und LIX.
1) Mein Kollege Wilcken macht mich darauf aufmerksam, dafi wenn, wie
hier, fünf Zahlen, die sicher Ordinalzahlen sind, mit einem Strich darüber ge-
schrieben sind, die sechste (28) ohne Strich geschriebene kanm Ordinalzahl sein
kann, sondern Kardinalzahl sein wird.
Digilized by Google
286
n. R«feT»te imd Besprechungen
U8W.), und eine jetzt verlorene Rede %crca Miiovzos (Harpokr. diKÄTsntiv).
Eine andere in der Einleitung erörterte Präge ist die, ob der Kommentar
zu den philippischen Reden hier in seiner Vollständigkeit oder nur ex-
zerpierend gegeben wird. Der zu XI besteht aus folgenden Stücken: Ein-
leitung Aber die Zeit; zu SgpatStiv § 2, zu NIkuui § 4, zu aKOfmdiovrai
§11, über den ehemaligen Tribut Makedoniens an Athen § 16, über die
Verwundungen Philipps § 22. Viel dürftiger noch ist der zu XHI: Ein-
leitung Ober die Zeit, wozu bereits die Stelle über die 6gydg § 32 ange-
zogen wird; dann wird über diese noch erklärend gehandelt, auch weshalb
Demo.sthenes xovg KaxaQÖTovg Miyaglag sage, und damit ist der Kommen-
tar über eine, nach Didymos’ Meinung echte, Bede von 36 Paragraphen
bereits zu Ende. Gleichwohl wird gerade hier es doch ausgeschlossen,
daß ein bloßes Exzerpt aus einem vollständigeren Kommentare vorliege;
denn nach Erörterung der Zeit heißt es XIII, 62 ff. weiter: ^rytilxai d' iv
xä loym ovSiv, o,xi fiii Xöyov xivhg Iv xoig ngh xov xixtvyiv. 8/uog iitfl
T^S SfydSog ilg ßgaiv irjXtoxiov. Ein gutes Stück der Rede ist nämlich
auch in XXIII enthalten, und der Kommentar zu XXIII ging voraus; Ober
die Theorika aber, die das eigentliche Thema bilden, mußte zu den oljn-
thischen Reden gehandelt sein. Also hier scheint wirklich nichts zu fehlen
(obwohl von Rechts wegen über 0ltta<lCovg ox' i^iittoov %xi. XIH, 32 zu
reden gewesen wäre), und wenn nicht hier, warum in dem Kommentare zu
XI? Denn auch Halos (§ 1) kommt in XIX vor, und XIX war vorher
kommentiert. Der Hsg. vermißt nun freilich auch in X zu ’Avxg&vag § 9
eine Erklärung, welcher Ort Thessaliens nur hier bei Demosthenes vorkommt.
Aber die Erklärung hierzu kann sehr wohl in den zerstörten ersten Ko-
lumnen gestanden haben. Und aus den Widersprüchen und der Konfusion
möchte ich doch schlechterdings nicht auf Exzerpt schließen, d. h. Exzerpt
eines andern aus Didymos; auf Exzerpt des Didymos aus andern immerhin,
und das tut auch der Hsg. S. XXXII ff., wonach, was XV f. gesagt ist, zu
berichtigen sein wird. Also der ursprüngliche Kommentar des Didjrmos zu
Demosthenes hat wohl wirklich so ausgesehen, und man darf den Gram-
matiker danach beurteilen. Nur das liegt am Tage: die Handschrift ist
liederlich gemacht und wenig korrigiert; außer kleinen Lücken, die un-
zweifelhaft da sind, mögen auch größere da sein. Einmal (VUI, 54) ist
ein Raum von 10 Zeilen leer gelassen, doch weil das Original hier be-
schädigt war; es fehlt eine Belegstelle aus Philochoros oder irgend wem
sonst (<sa<plg 61 xoCxo noirjOH — geht vorher). Aus dem Original werden
auch die Kolumnentitel übernommen sein, die (in praktischer und auch uns
geläufiger Weise) über der Kolumne stehend den Inhalt derselben angeben.
Die Schrift ist hier nachlässiger und mehr kursiv, doch kann (S. XI) der-
selbe Schreiber angenommen werden.
Der Ertrag für Demosthenes an neuen Lesarten ist unbedeutend (nur
hier kann man von unbedeutendem Ertrage reden). Dabei sind die Lemmata
aus den Reden ziemlich zahlreich und ziemlich lang; auch ein sonstiges
Zitat findet sich gleich in Kol. I, 8 ff., aus Coron. 79 xal nQäxov fuv xi^v
tig ritXoTtövvxjaov xxi., arg verstümmelt. Indes erkennt man deutlich (auch
im Faksimile) ttg ISlpiöv statt iix' 'Slfiöv, und ebenso lnti6i\ ixiivog xvquv-
rojuj r[o]yTotj (a Obergeschr.) t[ot]fs (unsere Hdschr. rup. vor ix.).
Bei den Lemmata aber ist Verdacht, daß sie von den Schreibern an den
Digitized by Google
Friedlich Blaß; Litetariiche Texte mit Aatechloß der chriitlichen 287
gewChnlichen Demosthenestext angeglichen sind. NSmlich VI, 66 steht ein
Lemma aus X, 34, und dazu VII, 1 die Erklärung mittels Hyperbaton,
wozu ein großer Teil der Worte wiederholt wird, und da weicht nun der
Text in der Wiederholung 4 mal von dem im Lemma ab: mal iv ’Eyßcncc-
vois Erkl., = F, xol ’Eyß. Lemma wie S usw.; ini xais Wpoig Erld. =
Hdschr., iv r. L.; av^avofUvov Erkl. Hdschr., ui^onivav L., und wenn
alles dies Zufall sein kann, schließlich fiijdc Uyovxa Erkl., £Uo n Uyovza
L. = Hdschr. Dies iifjäh iiyovxa (nebenbei auch av^o/Jvov) halte ich fUr
einzig richtig; in das Lemma aber kann das falsche aUo rt I. nur aus den
gewöhnlichen Texten hineingetragen sein, ein Vorgang, der sich ja auch
anderswo wiederholt Da ferner VII, 10 in der Erklärung &no^irifpCaae&ai
gebraucht ist, und so FYÜ für liea9e der andern haben, so
möchte man gegen das Lemma den Aorist als Didymos’ Lesart vermuten.
Immerhin stellen auch so die Lemmata sehr alte Zeugnisse für den Text
dar; Hamni« also, sagen wir im 1. Jahrhundert, scheint in diesen Beden der
Text unserer Hdschr. schon dagewesen zu sein. Was die einzelnen Hdschr.
betrifft, so stellt sich das Zeugnis nach S. XLIV folgendermaßen: Imal
mit F gegen AS, 2mal mit SA gegen F, 5mal mit AF gegen S, 7mal
mit 8 gegen AF. ') Neu und schlecht sind einige Kleinigkeiten; neu und
gut mfuifyäite^t XIll, 7 und das Erwähnte aus X, 34 (aü|o/tfvov wegen
des beseitigten Tribrachys; D. hat und -äviiv). In XHI, 7 möchte
om tuntatuväl^ia&e einfach durch Homoioteleuton ausgelassen sein; ob X, 70
ifytidt) stand statt ^ilahiov, ist mir trotz Diels fraglich, wiewohl das t
auch im Faksimile deutlich scheint. Aber für die sog. höhere Kritik de.s
Demosthenes springt auf einmal die überraschende Tatsache heraus, daß
die Bede gegen Philipps Brief von Anaximenes ist und „fast wörtlich“ in
dessen Geschichtswerk stand; so erklärt sich freilich alles, und das bisher nur
negativ gelöste Problem ist nun auch positiv gelöst. Die Sache steht bei
Didymos schon in der Kolumnenüberschrift bei Kol. X: ou ’AvaitfJvov;
lativ 6 I6yo$, dann aber kommt sie XI, lOff. so nebenbei nach breiter
anderweitiger Erörterung heraus: xcd tiaiv oi t/xtaiv 'Ava^iftivovs ilvat tov
ylan^iaxrivov Tijv aviißovltjv, vvy besser Tavx(tjv), d[tb]) iv tg ißäd/tj]
xä>v (PiXiniux&v iUyov d(iv yffuymaaiv avxoig ivuxäx&ai~ Das sieht
so aus, als wenn man meinte, der wirkliche Verfasser dieser von Demosthenes
gehaltenen Bede sei Anaximenes, und dieser habe sein Autorrecht durch
Aufnahme in sein eigenes Geschichtswerk gewahrt. So mag Didymos sich
diese Meinung gedacht, und schon deshalb auf diese Notiz nicht viel ge-
geben haben. Daß die Bede bei Anax. stehe, war ja einfach zu kon-
statieren und gewiß auch für ihn Tatsache, darum indes konnte sie immer-
hin auch umgekehrt echt demostbenisch sein: warum sollte nicht Anax.
die echte Bede genommen haben? Aber diese Akrisie trifft nicht Didymos’
Gewährsmänner, die auch das richtig konstatiert hatten (7 ff.): imoxonriaeuv
6’ uv xig ovx iatb exonoi avftmgpofija9ui xb XoylStov ix xtvt>v Jtmoe&ivovg
■itifciyiiax^fi^v imavvxe9iv (nämlich aus den echten phUippischen Beden),
und die ferner einige undemosthenische Ausdrücke tadelten: öppcsdciv § 2
1) Ich rechne etwas anders, wonach aber das Übergewicht von S das gleiche
bleibt: Smal mit F gegen AS, 12mal mit SA gegen F, lOmal mit AF gegen S,
4 mal mit S gegen AF, 6 mal mit FS gegen A.
V
Digilized by Google
288
n. lUferate nnd Begprechongen
(Z. 14 ff.) und jedenfalls auch 0xopax/^co9a< § 11. Wer dieser Kritiker
sonst gewesen sein könnte, als Caecilius von Kalakte, weiß ich nicht;
Dionysios, Libanios usw. beruhigen sich trotzdem, muß man annehmen, bei
einer ähnlichen naiven Annahme wie Didymos. Wir werden jetzt, wie Aber
Vn (mit Caecilius gegen Dionysios) HrH^irTTTüY, so über XI ANAHI-
MENOY^ setzen, und die Rede unter Anaximenes’ Fragmenten bringen,
nnd dessen Stil mit nach ihr beurteilen, nnd untersuchen, ob dieser Ver-
fasser auch die Tijvri ’AlllavS^ov geschrieben haben kann, usw. Und
da für die Rede auch die des Hegesippos kompiliert ist, so scheint Bethe
recht zu haben, daß die Sammlung der philippiscben Reden (wenigstens
I — IX) schon in Athen gemacht ist, und noch zu Demosthenes’ Lebzeiten
oder gleich nach seinem Tode. Nun wird aber Anaximenes, wie er den
Demosthenes reden ließ, auch den Philipp haben zu Worte kommen lassen,
mittels einer Wiedergabe seines Briefes, wie sie ihm paßte. Dieser Brief
steht ja in unserm Corpus, als Nr. XII, und wird in dieser Form jetzt als
echt anerkannt; Didymos aber zitiert X, 24 ff. den Schluß in einer anderen,
breiteren Fassung, nach meiner Meinung eben der von Anaximenes ge-
gebenen: Tt^owoQjQVTiov ovv vfiüv xul iut ivliaßiiav fiälXov Ini-
rt&tfiivav xal Stä tikovg <n[;^) | fiüXiexa Xfay/iancvofUvav xa-
[*]*[? (^tmy wird angegeben; im Faksimile nicht klar) | .l.rt.. ifih
Äo[«efv t6]v Ttföuqov ^[pös . . . („euch Wohltaten erwiesen habe“); der
Rest arg verstümmelt Ferner wird aus demselben Briefe schon vorher
(IX, 46) eine Erwähnung des Pheräers Aristomedes angeführt, die sich in
unserer Fassung nicht findet; sehr wohl aber konnte etwa § 5, wo von den
Plünderungen des athenischen Strategen Kallias am pagasäischen Meerbusen
die Bede ist, von dem Historiker ein thessalischer Helfer des Kallias er-
wähnt werden.
Sonstiger literarhistorischer und historischer Ertrag: I, 13 ff. Zitat aus
Pbilochoros über die Befreiung von Oreos 342;1 und von Eretria 341/Ö.
Die Sachen und Daten schon bekannt; aber jetzt einzelnes genauer. Fernere
Zitate aus Philochoros: (1,29 ff. 53 ff. zerstört; 69 ff. aus Dionysios bekannt)
VII, 17 ff. über den ,,antalkidischen“ Frieden, aber unter Ol. 97, 1 392/1,
in welchem Jahre die ergebnislosen Friedensverhandlungen stattfanden, an
denen Andokidos teil hatte. Antalkidas indessen (Schreibung hier ’Avrial-
xlöov, VH, 67 Avxakxlöov^ zweifelhaft 19; Diels ist für die auch sonst
zuweilen bezeugte Form mit t, als lakonisch und von üvrfo;*)) hatte schon
damals seine Unterhandlungen gepflogen, und der König nach Andok. UI, 15
seine Willensmeinimg erklärt, und da nun gesagt wird, die Athener hätten
1) So lese ich im Faksimile ziemlich deutlich. In der Ansg. ist transkribiert
AIATCAÖ .(<)., und dies ergänzt zu iitntloivra*, obwohl doch nach S. 2 Ö ovg
ist nicht ovv. Aber der Strich möchte zur vorigen Zeile gehören und einen Teil
des £ gebildet haben, welcher durch Auseinanderziehen der Fasern in dieser
Gegend von dem andern Teile des Buchstabens etwas getrennt ist, ebenso wie
das Y von dem O jetzt etwas zu weit absteht.
2) Die Späteren sind freilich im Gegensätze zu den Klassikern sehr geneigt,
den Vokal in der Komposition zu belassen, sogar xtTfa-ägyrjs; so auch bereits im
Timotheos-Papyrus V. 116 Es war das vielleicht mehr Sache der
Schreibung als der Aussprache; bei Tim. ist auch ixavaiffvydiiixog geschrieben,
aber natürlich nicht zu sprechen.
Digitized by Google
Friedrich BlaB; Literariecbe Texte mit AnsschluB der christlichen 289
den Frieden nicht angenommen, so ist also wirklich von den Vorg&ngen
von 392/1 die Rede, und, wie es hier weiter heißt, ist Ändokides samt
seinen Mitgesandten Epikrates, Kratinos und Eubulides auf Kallistratos’ An-
trag flüchtig geworden (wofür, was And. betrifft, auch bisher schon Zeug-
nisse Vorlagen). Dann muß das die Gesandtschaft sein, von der Demosthenes
XIX, 276 ff. unter Nennung des Epikrates spricht; denn weder gegen diesen
Epikrates noch gegen Ändokides und Genossen fand ein Gerichtsverfahren
statt, sondern das Volk verurteilte, und sie wurden gleichmäßig flüchtig (ix-
ntativ Dem. 280). Aus dem Psephisma gibt Demosthenes Auszüge, die sich
jetzt deuten lassen. Für Ändokides’ 3. Bede ist nunmehr auch die Zeit
endgültig bestimmt, und zwar hat KFuhr Recht behalten, dem auch ich
(A. B. 1’ 294) gefolgt bin. Hervorzxiheben ist noch der authentische Aus-
druck aus dem Briefe des Königs: die asiatischen Hellenen iv ßaaiUiog oixa
nävxac tlvat avvvc/itjfüvovt, vgl. Demosth. XV, 5 von den Ägyptern: iv
dpjg ixtivov fuiugiöfjvovs. — Philochoros über 397 und 394, Z. 35 ff.,
zerstört bis auf den Schluß, wonach bei Knidos 50 spartanische Schifie
genommen wurden.*) Z. 65 ff. Ph. über den Frieden von 374, ohne wört-
liches Exzerpt. VIII, 16 ff. Ph. über 344/3, Gesandtschaft des Perserkönigs
nach Athen (neu!), sicher (wie auch Did. erklfirt) die von Demosth. X, 34
gemeinte. Die Hsg. erg&nzen hier schwerlich richtig; lieber so: (ßaaiUmg)
äiuriivxos T^v [gxljfai' (nicht [’Aa](av) [iia(tivu]v eavxä xijv rnnftoiav, ant-
xp/vcrro (-VT0 verm. Diels) [roff n](}iiißtaiv diaft«[vcrv] ßaaiU[C
xi)v 9(l]fotv (Hsg. wieder ’Aalav), iav (li) ßadiktvg in[l tö$] 'ElktjvlSag [fgij
noktig. Didymos bezeichnet die Botschaft des Königs als deutlich entgegen-
kommend, was bei der Ergänzung der Hsg. keineswegs der Fall ist. —
X, 53 ff. über die Wegnahme der Getreideschiffe durch Philipp 340, gut
erhaltenes Zitat aus Ph.; die Tatsachen, auf die Dem. nur anspielt, werden
jetzt erst klar. XI, 37 ff. Ober Philipps Gesandtschaft nach Theben 339,
vgl. Dionys, ad Amm. 1, 11; die Zitate des Did. und Dionys, aus Philoch,
ergänzen einander.*) — XIII, 46 ff. Ph. (verdorben ^dodcopos) über den
Auszug gegen den Megarer 350/49 wegen der dfyäg, und den erfolgten
Ausgleich. Auf den Auszug spielt Dem. III, 30 als geschehen an, Xm, 32
als nicht geschehen und unnütz beschlossen; dieser letztere Beschluß muß
also früher fallen (nach mir A. B. III, 1* 399 in 353/2, was in der Anm.
der Hsg. zu Z. 59 irrtümlich auf die Bede bezogen wird). — Anderweitige
Zitate: IV, 1 ff. Dekret der Amphiktyonen, worin die Messenier, Mega-
lopoliten und noch eine 3. Gemeinde ( axoig im Dativ, kaum richtig
gelesen) für (vtpycrat xov &eov erklärt werden; wohl gleichzeitig mit Phi-
lipp, über dessen Ehrung das Dekret nach der verstümmelten Einführung
wohl sicher handeln sollte und doch nicht handelt; es kam dem Didymos
aber auf nichts als auf den Titel cvcpyfrtjs an, da er zweifellos hier Dem.
X, 31 erläutert: oD; ßaathiig . . citQy'ixag vntlltjqxv iavxov. Eben dazu
dann Zitat Aristoteles im 3. Buche der vdfujta (wie es scheint) Ober die
1) Z. 16ff. von der Verwerfung des Friedens: dll« xal n&v | xoi>v[avtlov io-
xoi'aov] aixots i[xe]mtavxo d]vo[)iov, tiX6\x- sri.? Die Hsg. ixoSöiav
ttixotg, ohne Er^inzung nach intäa.; zu xaf\ttvoiior vgl. das spätere waelgvopoei'.
8) Z. 64 doch xäX]iv wie 66, nicht
S) Z. 46 jedenfalls nafuSidävta xufä (ri S6yna xäb» ’Ap^ixr.) in xuf. xctzu
za emendieren.
r
Digitized by Google
290
n. Beferate and Besprechnngen
Skythen, zerstört. — FV, 59 ff. höchst ausführliche Exzerpte über Hermias
von Atameus, auf den D. § 32 anspielt. 66 ff. ungünstige Schilderung
desselben bei Theopomp im 46. B. der Philippika, langes, aber schlecht
erhaltenes Zitat; Schluß: «väaTtaazo; d>; ßaaikia yfvdftEi'o[; nArfsT(t;v)] rc5(
aüftau i\noiitCvag äi'a[ciavp(i>]'üc>s t[Öv ßiov V, 21 ff.
derselbe iv xrji np6$ <I>llu7C7iov frrtarolf/i (unbekannt); das wörtliche Zitat
scheint mir erst bei xerl ßäfßafog 24 zu beginnen; vorher naQtatuvaexo
nagä xotg iö^av faTo[pS(, — — , o]iU)j(?) dt xafltig *«i 9>U[d-
0o<p]o; (so lieber als 9il[dftov0jo$, mit 1 Buchst, zu viel) ytyovcag. Dies
Fragment ist in sehr kräftigen Antithesen gehalten; in der 3. möchte das
zu der Ankündigung des Gottesfriedens durch die Eleer Parallele nichts
anderes als die Würde eines cvt^ixtjg, also tvtp[/t0l« (Demosth. 20, 60)
bei irgend einem namhaften Staate gewesen sein. Man füllt mit ivtfytelag
t(i)i') allein noch nicht, aber viel Raum ist auch nicht; [XI|ül)N] würde
angehen. Weiter von Th. das 27. {ißSöiiiji xol tfx.) Buch der Philippika
VIII, 61 ff., über den philokratischen Frieden; vgl. XIV, 56 ff. aus dem 26
(x;) Buche über denselben; hier wird ein Satz aus einer Bede des Philo-
krates für den Frieden, dort einer aus einer Bede des Aristophon gegen
den Frieden mitgeteilt. Daß Aristophon damals gesprochen, ist unbekaimt,
aber nicht unmöglich. Dann wird noch das 48. B. der Phil, über Aristo-
medes von Pherai zitiert, IX, 47 ff., aber nicht ausgeschrieben; X, 49 f.
Notiz über die im J. 340 gekaperten Schiffe, nicht wörtlich und ohne An-
gabe des Buches; XI, 43 ff. über Philipps Verwundung vor Methone, aus
dem 4. Buche der Philippika, ebenfalls nicht wörtlich. — Weiteres über
Hermias von der günstigen Seite: V, 52 ff. stark zerstört und auch der Autor-
name verloren (nicht Anaxiroenes, s. VI, 60 ff.). Kallisthenes in einer
eigenen Schrift (avyypapiidj ii, viell. lyTuofiiov] xi) über ihn; Anfang wohl
ov fiövov TO([ovro; fiv 3>v nöppei (oder ixxig) tö»'] xtvdvve»', öiUd xai nltj-
elov [avT&v ycvöiuvog ejpoios o»' öiaxiXti, xai nolii xoi 9>av(p<»r{po]v
{dtoTU «Ütm [rör* xov nfy]xo[»'J. of | ftlv yccf ßäf/ßafoi
•fffci)poüv[i£s (oev O geschr.) l^inXryxxovxö] lijv avSqelav, 6 [dt] (y[öp Hsg.)
^<I»l[ti){ 3ia xiXo(vg) ovötv voj hi(/ov all’ ^ TOtij avioüs X6-
yovg dxovuv, «/aöütlj xxi, (VI, 8 möchte ich dtxdfcov lesen). Dann VI,
10 ff. fitv ovv Toutvri; { fUX(fi6x7jg vn>jp[|f (Hsg.) napjd räv napaj-
do$[oTdrij xai nolv napcc TÖjt> x&v ßafßccfoiv | Tpd[m>v' o/uog de T]e>l[fvt^at(jv
pfll[a)]v, <2>(l([[i'ov? (<7>4li|n7cav Hsg. mit nicht wahrscheinlicher Trennung)
TXfig favr]6v [tioxal|t<räptvo$ aUo:' [re | ifivjja9rj xai fn]fcx[i;tpfif aöjrdii np6;
ro[üj (p]f[louä T£ xai tjiai'potis (schon Hsg.) [tnio|ifUtiv (desgl.) üs ovdiv j
[ävältov trjrj <piXoao<pial g erd’ ajaxT/fcov (Hsg.) äutneTXfayfievog. Aus der-
.selben Schrift noch VI, 55 ff. über den Tod; mit airtdv t[Jayayfjv hat
Wilamowitz gewiß das Richtige getroffen. — Das. 19 ff. der Puan des
Aristoteles auf Hermias; Text nicht minder korrupt als bei Athenäus
und Diogenes; doch wird Wilamowitz’ Konjektur iact9di/axov (eig d9. Diog.)
glänzend bestätigt. Schwierigkeiten machen besonders V. 9 ff. (hier Z. 28 ff),
bei denen soviel aus der gesamten Korapositionsart des astrophiscben Gedichtes
(nach dem Prinzip des Entsprechens des Benachbarten, s. zu Nr. 197) von
vornherein feststeht, daß zweimal dieselben Rhythmen sein müssen (wie auch
bei den Hsg. beinahe der Fall). £oi> y ivexev xai 6 ^iog (^6IÜC, vor-
Digitized by Google
Friedrich Blaß: Litenxische Texte mit AosschluB der christlichen 291
her schrecklich entstellt C[Hsg. OJOYFENEIOCO, besser Ath. Diog.)
'Hgaxlifj; (-xler/g Diog.) yitjdag xe xdpoi = nokk’ ävixkaoav (Jn’y (Hsg. mit
Früheren) t^oig [ömgjjt'jtovttg adv devafuv, w_? Die
Hsg. nach Ath. (D.) adv dyftvovxig d. , mit denselben Rhythmen; Pap.
c;covte[$ dvvu]p<v, nach den Hsg. adv Siinovxeg, worin ein Glossem
stecke. Oder es steckt in dypeOovies. V. 1 ßforiioi Pap., was mir richtig
scheint: yi^iru jiokv/to- = -x^t yivii ßforim, wie xäk- = -ktoxov
ß/(oi; V. 4 Pap. wie die anderen Zeugen ^i/kcorog mit ij, vgl. Bacchyl. —
Epigramm des Ar. auf Hermias (Diog.) 36 ff ; Spottepigramm des Theo-
kritos von Chios gegen Arist. und Herrn. (Diog., Euseb.) 43 ff., zurück-
geführt auf BP . . tü . (wpl öfoxpfrov) wie bei Diog., wo der Name l4fi-
ßfvav, die Lesung des Pap. tührt nicht sowohl auf B^iiiav (Hsg.) als auf
Bptiauv. In V. 3 scheint der Pap. (ivtjiia gehabt zu haben, ganz gut; in 3
hat er besser o; yaaxQog ripräv dvog[ov rpiiatv, wo Eus. ö$ dtd xijv dxporr^
yaaxfög ipvoiv (Diog. fehlt). — Z. 59 ff. wird für die ganze Sache zitiert:
Anaximenes fv rfjt ixtijt imv ncpi <l>Cki7tnov faropträv, aber nicht ausge-
schrieben. Davon kommt noch vor das 7. Buch XI, 10 (Rede des Dem.,
s. o.); sodann das 9. Buch tcöv Twpl !>41f|oivdpov IX, 51 (kurz, nicht wört-
lich). Auch VIII, 14f. ergänzen die Hsg. über die Qesandtschaft des Perser-
königs 344/3 (s. oben bei Philochoros): KqpjjyoüvJrot T[<rOr]« ’AvSgo\xtii>v, ög
xal t[öt’ sine, xcri l4v«]|igiv>js’ »[n;] d’ Sv dgcivov [rd rov (PtJio^jdpou nuQu-
yfät^ai. Bei 'Ava^. indes wird H|(oder YC)M(d. i. (t£v)6IC als zu lesen
angegeben, und das o; xal tot’ slxs sieht wenig wahrscheinlich aus. Um
xal 'Avalifi. jedoch (Wilara.) kommen wir schwer herum; vorher iv ij ’Ax-
&Cätav? H steht freilich nicht da, sondern K, aber diese Änderung ist
ganz klein; OC wird als unvollständig gelesen angegeben, und nach der
Photographie könnte dies auch EN gewesen sein. Das 8. Buch paßt
jedenfalls, wie sich sogleich zeigen wird. Androtions Atthis ist auch
sonst unter den QueUen des Didymos: XIV, 35 ff. über die öifyag {’A. iv
xiji I xäv ’Ax^iSiov) längeres, etwas korruptes Zitat (es wird auch wohl
41 Tov iego<pavxtiv zu schreiben sein, statt tSv [sfo<pavxiöv), in sehr
simplem und auch von Hiaten vollem Stil, wonach man durchaus nicht
glauben kann, daß dieser Androtion der Isokratcer und xsxvlttjg xoü kiyeiv
(Dem. XXU, 4) sei. Eigentliche Beweise gibt es zu dieser Frage sonst
weder für noch wider; der Stil war bisher nicht zu beurteilen; die Mei-
nungen gingen hin und her. — IX, 52 ff. Belege über Aristomedes mit
den Zunamen ö Xulxov; und 6 xkenxijg, Dem. X, 70 nach SA (v. 1.
'A(jtax6dTi(ss); man versteht jetzt die Stelle viel besser. Deinarchos
^v T^i Aoxlfiov catokoylai vnsQ xov txjxov (anderweitig TCQog 'Avxigpavrjv n.
T. r., also voUständig •i«. Aox. «pös 'A. n. x. T., Att. Ber. HI, 2* 304);
weiter Pbilemon iv Ai&oykv(pfot (unbekanntes Stück), 7 Trimeter (6 f.
fxffotvtfv Sisi' fiökig xs? für ix ff. inl fs. xe des Pap. und ixff.' irtti p. ye
der Hsg.); Timokles iv "Hqaxnv 4 Trim. (V. .3 wohl jopr^ögEvd; y' für y-
yäp); ders. iv ’/xapfoip 6|- troch. Tetrameter. — XI, 28 ff. über Nikaia
(Dem. XI, 4) Zitat aus Timosthenes jxsqI ktfiivtov s ') (der Schriftst. aus
1) In der Einführung das gewöhnliche riv xfSirov tovtov nötig; aus dem
angegebenen xov . . j . . . aovxov ergibt sich nichts, und das Faksim. zeugt nicht
gegen tovtov. Im Zitat xogill[oiifvoii nötig, xo/u^a/iivai unzulässig.
Archiv f. Papyrutfonichuog. 111. S 20
Digitized by Google
292
n. Refente und Besprechungen
Strabo bekannt, Admiral des zweiten PtolemSus). — XI, 64 ff. langes Ex*
zerpt aus Demon nspl nttfotfu&v, über das Sprichwort ig xöpcrxa;, nicht
überall gut erhalten. XII, 12f. rfjv yilyvoit^ivyi/Jv iyofiv ivrövcag aw^ov.
17 xfög xaxiav (liv ovSsfiütv, Tgl. &«rxo( itaHtg in der Erzählung der
gleichen Geschichte bei dem Attizisten Pausanias, s. Aristot. frg. 496 Rose.
Z. 22 korrupt, wie ein Strich am Bande anzeigt; aiimt tovto für ullo rot-
oöro scheint das Einfachste. — XII, 40 ff. über Philipps Verwundungen:
Theopompos s. oben; Marsjas 6 Mmuiiov (Maxtiovtxa, Müller Scr. hist.
Al. M. 44ff.); Duris, welcher nach seiner Gewohnheit wunderbaren Zufall
hineinbringe; den wunderbarsten freilich erkenne auch Marsyas an, nämlich
daB Philipp kurz vor dem Verlust seines Auges einen musischen Agon ge-
geben habe, bei dem alle Auleten einen Kyklops vortrugen: Antigeneides
(jiyuyivrrjv Pap.) den des Philoxenos, Chrysogonos den des (jüngeren) Stesi-
choros, Timotheos den des Oiniades. (Über die Komponisten und Virtuosen
bringen die Hsg. die sonstigen Belege.) Die weiteren Verwundungen
werden ohne bestimmte Zeugen angeführt: es war hierüber schon zu Coron.
67 gehandelt, s. Z. 40 ff. — XIV, 10 ff. Zitate für ofydc^itv ofyäv aus So-
phokles’ IloitUvig und aus Aischylos’ 'Ekevelvtoi (dies Stück nicht ge-
nannt, aber bezeichnet), je ein Trimeter (ersterer schlecht erhalten). Dann
17 f. für olfio = £loo; aus Kallimachos (wie anzunehmen), und mit
Namen aus demselben 33 ff., je ein Hexameter oder Teil eines solchen.
Didymos’ Kommentar geht in viel höherem MaBe auf die Sachen als
man von diesem Grammatiker erwartet hatte; das Sprachliche tritt sogar
zurück, wenn es auch nicht ganz fehlt Also steht auch (S. XIH) nichts
mehr im Wege, den sachlich reichen Kommentar zu Sophokles’ Oidipus
auf Kolonos auf den darin mehrfach genaimten Didymos zurflckzuführem
Was dieser nun hier selbst zusammengetragen, was er aus fiüheren Kommen-
taren übernommen hat, l&Bt sich nicht feststellen (vgL S. XXXVI ff.); wie
wenig er nachdenkt, zeigt sich z. B. zu B. XIII (Kol. XIII), wo errt ver-
mutet wird, daB die Bede nach dem Frieden des Philokratee ver&Bt sei
(Z. 26 ff.), und dann Z. 40 ff. gesagt: yg6vov dl zoü l6yov ewlSoi ug av
tdv AnokX6Sm(/ov &(fjpvxa KaXXifxayov (349/8) usw. — Sehr angemessener
Weise ist auBer den bei Harpokration erhaltenen Fragmenten des Demosthenes-
kommentars (S. 74 — 77) auch eine neue Publikation des Fragments eines
Lexikons zu R. XXIII hinzugefügt (S. 78 — 82), wofür ebenfalls Didymos
in beträchtlichem MaBe, wenn nicht ausschlieBlich, Quelle ist. Dies Frag-
ment (Pap. 5008 Berlin) muB seit der Zeit, wo ich es untersuchte und
herausgab (1882, Hermes XVII, 48 ff.) sehr viel unlesbarer geworden sein;
wenigstens erklären die Hsg., daB sie vieles, was ich gelesen, nicht mehr
erkennen könnten. Z. B. B, 3 habe ich auf meiner Abzeichnung ohne jeden
Vermerk von Zweifel €H€IPr ACATO l~ (dahinter sei frei), und hier wird
diese Lesung als „seltsam“ bezeichnet und angegeben A€|C€CXH . . . . N . C.
Auch für den Sinn paBt i^eifyäaoio („hat dies ausgeführt“) vollkommen;
vgl. Theon Progymn. H, 69 Sp.: xo Kvltivuov üyog (lällov 'Hftoioiov
yaorat Govxvd/dijf. Sehr schön aber haben die Hsgg. das. Z. 1 Sxav
filads fxvoxat gefunden, wo ich über die Korruptel IAAAIA6 nicht
hinwegkam. Ihre ganze Arbeit verdient aufrichtigsten Dank; es ist wieder
einmal Licht oder eine gewisse HeUe in manches völlige Dunkel gekommen.
Digilized by Google
Friedrich BlaB: Literariecbe Texte mit AuischluS der christlichen 293
232. Pap. Oxjrh. 457 (13,4X7,3), Buchschrift wahrscheinlich des
2. Jahrh. n. Chr^ S. 110 f.
Aischilies xoni Kxijaiq>S>vxog (III) § 166 &antf läg — 167 tA ysysvjj-
fiivov. 167 (SvCTTiaaa9ai für averfjaat mit kp, schlecht; napc|[a]r(v für
nföecaxiv nach der Anmerkung, während im Texte x/i>dvv[o; »api|a]Tiv ge-
druckt ist; Sytcv eingefugt vor TCQoanoii^u, kaum echt, da man es weder
vermiBt noch versteht, und es auch bei A. sonst nicht vorkommt. Im
übrigen ist der Text gut, und stimmt wesentlich mit dem überein, den auch
ich in der Teubnerschen Ausgabe nach der bisher vorhandenen Überlieferung
gesetzt habe. Vgl. noch K. Fuhr Berl. Phil. Wochenschr. 1903 p. 1483.
233. Pap. Oxyrh. 458, drei Fragmente (a 7,3 X 4,6), Buchschrift des
3. Jahrh. n. Chr., S. Ulf.
Aischines «. xijs napanftaßtüif (II) § 21 (a), 26 — 27 (b), 29 — 30 (c) ■
in Resten. In § 21 steht das seit Taylor getil^e [t;fio;]| ra>v avftn^iaßiatv
ebenfalls, desgleichen das von Weidner mit d getilgte, in der Stellung
schwankende zwar nicht da, wo es die besten unserer Zeugen
haben; 1. Hand cpoßcirai für (poßoixo. In 27 sind von 1. Hand drei Worte
(irrtümlich) ausgelassen, auch in 30 ist erst vom Korrektor das Richtige
Wgestelli Vgl. Fuhr das.
234. Pap. Oxyrh. 440a (6,2 X 4,2), b (3,1 X 2,6), Bnchschrift des
3. Jahrh. n. Chr., 8. 77. 80 f.
a Aischines das. § 74 f. = 4 4 Zeile bei uns (schon von den Hag.
richtig auf einen Redner bezogen), b das. 42, nicht 3 Zeilen. Das
Frgm. a geht zweimal mit der guten Hdschr. i zusammen: in voufunj/ia;
npA; tAv 74 statt npA; t. 17. vovfi. und in Tovzmv ftiv ccitävtcav 75
statt ändvrav fiiv tovtov. Jedenfalls auch mit ekl ohne das falsche nai
nach To^nnv. Ans b ist nichts zu notieren.
235. Pap. Oxyrh. 415 (10,4x3,9), Beste von 22 Zeilen, Buchschrift
des 2. Jahrh. n. Chr., 8. 59 f.
Wohl Isaios Tun 'Ekitayofov mrl ^rjftoqiavovg, indem Smyly Z. 6 f. sehr
schön cf] yap lßovki^9r)<^av ’£lna|yöp]a{ oArool xal ^ri[fio(pä\vrig] ergänzt
hat. Axis dem Anfang der Rede; es lassen sich auch noch einige Zeilen
vorher ergänzen; nachher geht es weniger. Über den Gegenstand der Rede
ergibt sich nichts. Die Handschrift hat sorgfältige Interpunktion (mit dem
Punkte in dreifach verschiedener 8tellung); Z. 9 ist iUtdccv ovdev mit , ,
(unter der Zeüe) eingefafit, vielleicht als zu tilgen. Vgl. KFuhr BerL PhiL
Wooh. 1903 Bp. 1477 f., der noch einiges mehr ergänzt: 12 ffpAxepAv z«
ffoUäxt;; 19
236. Pap. Oxyrh. 443 (14,5 X 4) ; Buchschrift eher des 2. als des
3. Jahrh. n. Chr.; 8. 78. 83.
Reste von 23 Zeilen; PriTstrede; es läBt sich nicht wenig ergänzen,
was aber nicht zur Idenüfiziertmg hilft. Fuhr Berl. Phil. Woch. 1903
8p. 1478 rügt Z. 10 die Ergänzung c[upAficvoi statt axcfrj&ivxtg (obwohl
doch azlfta9at perfektischen 8inn hat und völlig paBt) und Z. 21 die von
Ani)]las&tl[oa>', welches freilich unattisch ist; indes auch in Aristoteles
Politeia 13,2 steht in beiden Handschriften (Londin. Berolin.) lir\Xtus9ii.
Digitized by Google
294
n. Referate und Besprechungen
237. Pap. Oxyrh. 454 (27,5X14,5), Rückseite (die Vorderseite ent-
hSlt eine Geldrechnung in lateinischer Kursive des 2. Jahrh.). Teile von
3 Kolumnen; Schrift auf die Mitte oder die 2. HSlfte des 2. Jahrh. n. Chr.
weisend (Buchschrift mittlerer Größe). S. 105 ff.
Platon Gormas 507 B — 508 E, mit Lücken. Wenig Interpunktion
(zweimal rclrfcr oben und anscheinend zweimal itiatj, kaum für den Sinn
von jener zu unterscheiden). Lessu-ten: 507 C c^'o>] (Uv ohne ovv, möglich.
Das. Tour oltjjffij mit B Stob, gegen raiza T. — D na(/aa[Ktvaazeov
ohne das von Stob, zugefügte iavröv, dann aber jedenfalls für iirj9iv,
indem in die Lücke nach -ziov soviel nicht hineingeht. — Das. tuJot-
fuov ovzog c[(vo( sjfuxye doxtt o oxo7c[o; falsch für tid . cJvcu . ovzog l)i.
d . 6 (6 om. Stob.) tfx. — ttg tou[to za oujtou wie B T usw., nicht t. z.
xol TO a. mit Laurentianus VI, 85 (Bk.). — E statt xol aa>q>^avvrj fülsch-
lich wiederholt xot dtx<iuoc[vi'r;. — fuUov]» fiaxa^tat wohl irrig für fiax.
fiUX. — ob TouTOf oder (B) zavza, ist nicht zu ersehen. — jtp<xtq}Ur]g tcrj
ohne das wiederholte av (fehlend im Vindob. Suppl. gr. 39 und bei Jambl.
Stob.). — ozco yuf rui nicht gut mit Jambl. Stob., statt oza Si xtI.
(om. df Vindob.). — 508 A ij i'aozrjg wie gew. (-q om Stob.). — fuya dvva-
zai mit ift? (2. Hand) über (uya. — B das bei tutxlag di ol &9Xioi not-
wendige wiederholte a9Xioi (Heindorf) auch hier fehlend. — r[o] jifoa&([v
a Kol]|/lixiU(g, ohne Raum für ixtiva nach Trpdoffcv. — C dci clvai (nicht
äctv) auch hier. — ob ovSi z&v olxilav oder o5rt (Findeisen) t. o., nicht
zu ersehen (o[ ). — oude ea>[aai mit Vind. für oüd’ ixa., „nach 486 B un-
wahrscheinlich“, Fuhr Phil. Woch. 1903 Nr. 47. — D wie alle (ncoxretvot,
aber nun auch vorher Ex^alri[u; dochTun[retv wie alle (und »[yotptwjjffc«?). —
TovTu[v I dl) ttia^yiazov fsJsch für ndvrcav xrl. — Also das ist im großen
und ganzen recht genau unser Text; auch av ze — iäv zt — iäv zc —
iüv ZI 508 D genau so wie bei uns.
238. Pap. Oxyrh. 455 (9 — 6,6), Buchschrift, Rücks. Dokumente des
späten 3. oder 4. Jahrh. n. C^.; also die Vorderseite, die einen nicht alten
Typus zeigt, etwa aus der Mitte oder dem Ende des 3. Jahrh. — 8. 109;
Abbildung auf Tafel VI.
Platon Staat III p. 406AB. Wechsel des Sprechers durch Doppel-
punkt angezeigt; keine Varianten {fiziag A).
239. Pap. Oxyrh. 456 (5,8 X 7), Buchschrift, Ende des 2. oder An-
fang des 3. Jahrh., S. 110.
Platon Staat IV, 422 D. Auch hier Doppelpunkt in gleicher Weise;
keine Varianten.
240. Pap. Oxyrh. 410 (25,4X23,2), vier Kolumnen, wovon die erste
nahezu vollständig, Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr. (2. Hälfte); auf der
Rückseite astrologische Poesie, Oxyrh. Nr. 464, oben Nr. 214). S. 26 ff.,
mit Abbildung der ersten beiden Kolumnen auf Tafel IV.
Rhetorik in dorischem Dialekt, in der Tat eine große Merkwürdig-
keit, die niemand von Oxyrhynchos erwartete. Den Namen des Verfassers
zu erraten ist wohl unmöglich, aber mit einer späteren Fälschung, wie man
sie so zahlreich auf die Namen von Pythagoreem machte, haben wir es
Digitized by Google
Friedrich BlaB; Literarische Texte mit AaischlnB der christlichen 295
gewiß nicht zu tun, sondern mit einer echten Schrift des 4. Jahrh. y. Chr.,
von Archytas oder irgend wem sonst; denn es ist derselbe Typus des Dori-
schen wie bei Archytas'), Philolaos, in den JiaXi^cig usw. Gehandelt
wird in dem Erhaltenen vom Ethos, und zwar von der iTtuCtuia und
Htyalojtfineia, die im ProSmium, in der Erzählung usw. anzustreben sei.
Die ixtyaXo7t^{neia war nach Quintilian IV, 2, 61 die von „einigen“ ge-
forderte vierte Eigenschaft der Erzählung (neben Deutlichkeit, Kürze und
Glaublichkeit), und da nun im allgemeinen (Quint. § 63) bereits Theodektes,
Aristoteles’ Freund, fityaXonQijaia und rjdovi'j forderte, so ist diese Theorie
damit und durch die Polemik des Aidstoteles Rhet. III, 12 1414* 20 für
das 4. Jahrhundert sicher gestellt. Die Glaublichkeit (m&avoztjs) kommt
hier Z. 115 vor, wohl als früher schon behandelt. Von Redeteilen werden
Tcc npooifua (so: iv rofj nfoointoig) und synonym icpoöoi {iiisinuatio, vgl. ad
Herenn. I, § 6), sowie Siäyij<Ug (diijj'. der Pap.) genannt. Der Text ist
leider neben seiner Lückenhaftigkeit auch vielfach verdorben, und nicht
bloß in bezug auf den Dialekt. Hervorzuheben sind noch die Dichterzitate:
aus Homer, Sophokles (kaum mehr als der Name), Euripides (die bekannten
Verse aus dem Phoinix frg. 809 N., die auch bei Aischines und Demosthenes
zitiert sind; dieser Verf führt nur mit m [d. i, o&iv] xai r^ro (iQtjzai ein).
Ilias I (IX) 389 wird mit einer neuen, sehr echt scheinenden Variante ge-
geben: oi’d’ ti xQvasly 'A<pQo3Czy (Idog (statt xdlloj) Auch die
dorischen JiaXileig haben viel Diohterstellen; vollends Aristoteles’ Rhetorik. —
Vgl. die sehr eingehende Besprechung von K Fuhr Berl. Philol. Woch, 1 903
Sp. 1473 ff., der die Parallelen aus Rhetoren ins einzelne verfolgt.
241. Pap. Oxyrh. 414, mehrere Fragmente (a 14,3X11,8); 4 schmale
Kolumnen in Besten; außerdem noch einige Trümmer; Buchschrift eher des
2. als des 3. Jahrh. n. Chr.; p. 57 ff.
Philosophische Schrift über den Nutzen der Dichter, der indes nicht
einziges Thema ist: über die geeignetste Jugendbildung wird allgemein ge-
redet. Dialogische Form scheint nicht gewesen zu sein ; Hiate werden zugelassen.
242. Pap. Oxyrh. 437 (8,7 X 7,1), Fragment des unteren Teils einer
Kolumne, Buchschrift wohl des 3. Jahrh. n. Chr., S. 77. 79.
)Irdizinische oder philosophische Schrift; neu das Wort 6 igtazo-
Xtlfov^og L. 12.
243. Pap. Oxyrh. 438 (12,7 X 3,5), Halbunziale des 2. Jahrh. n. Chr.,
auf der Rückseite (Vorderseite Rechnung des 2. Jahrh.), S. 77. 80.
Philosophische Schrift; Anfang wie es scheint. Z. 19f. Ta]üra ftiv
ivxatflöze^ov I 6<r]rcpov deix&^aezai.
244. Pap. Oxyrh. 439 (6,8 X 3,6), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr.,
auf der Rückseite (Vorderseite ohne Schrift), S. 77. 80.
Inhalt nicht zu bestimmen.
1) Ei ist nicht überliefert, daB Archytas eine Rhetorik geschrieben hätte.
Erwähnt kann werden (nicht als Beweis), daB wie hier Kol. III vor dem Gebranch
unanständiger Worte gewarnt wird, so Arch. nach einer Anekdote bei Aelian
V. H. XIV, 10 sich vor dem Qebranche solcher auf alle Weise hütete.
r
Digitized by Google
296
n. B«ferate und Besprechungen
245. Pap. Oxyrh. 442 (22,6 X 6,3), Beste zweier Kolumnen, S. 78. 82 f.
Inhalt nicht zu bestimmen; man könnte an eine Schrift wie die aristo-
telische an Alexander ntgl ßaaiXtCag denken. 1, 24 f. ända]r)g 'A\9lag
*al t^]f E^[p]e6iiijs. Vor Kol. EI, Z. 52 (nur kleine Änf&nge) steht ein
Asteriskos, womit man besonders schöne St^en bezeichnete (Eustath. 599,
34. 1015, 23 usw.).
246. Pap. Oxyrh. 416 (12x9,5), Halbunziale des sp&ten 3. oder
frohen 4. Jahrh. n. Chr., auf der ROckseite eines Stockes, dessen Vorder-
seite geringe Reste eines alphabetischen Wörterverzeichnisses in Buchschrift
des 3. Jahrh. enthalt; S. 60 f.
Beste von 22 langen Zeilen; eine Qöttererscheinung wird beschrieben;
Roman nach dem Hsg.
247. Pap. Oxyrh. 417 (a 14,3x9,7), 4 Fragmente, von denen nur
eins erheblicher; Buchschrift des froheren 3. Jahrh. n. Chr., p. 61 ff.
Scheint aus einem Roman zu sein; die Erhaltung ist auch in der
2. Kolumne von a nicht ganz gut; das übrige völlig unverwendbar.
248. Pap. Oxyrh. 465 (Höhe 26,5), Buchschrift des spaten 2. Jahrh.
n. Chr., auf der ROckseite eines Papyrus, dessen Vorderseite eine Personen-
liste in Kursivschrift enthalt, p. 126 ff.
Reste von 9 Kolumnen, astroIOKlSChor Kalender, sehr nabe verwandt
mit dem von Boll im Archiv I, 492 ff. veröffentlichten Münchener Fragment.
Der Kalender ist nach Monaten und den zugehörigen Sternbildern des Tier-
kreises, innerhalb der Monate aber nach Pentoden angelegt: 1 — 5. 6 — 10 usw.;
für den gesamten hierauf bezüglichen Aberglauben der Ägypter ist er höchst
belehrend. Die Sprache ist vulgär; einzelnes verdient Erwähnung: I, 10 u. 1
Nom., nicht (dies im Neuen Test, ohne Variante); ßaa(Xi]ov =
-tiov Diadem (Plut. Is. et Osir. 19) 16 u. 1; zomlaco aus z6 &n. 17 u. 1;
28 oncoUa emaiUia (also et vor Vokal noch e); 37 ntmmav; 74 amxpa-
yovTot; 146. 153 zus ywalxeg; 147 afarjg Nom.; 165 ttogxoiÜLov, 228 noyi-
XiXa (N. T. Marc. 7, 32). Die Orthographie ist noch merkwürdig korrekt.
249. Pap. Vitelli, Atene e Roma 1904 Sp. 32 ff., erworben in Me-
dinet-et-Fayum; Bogen aus einem Papyrusbuche, mit gezahlten Seiten 23.
24. 25. 26 (die inneren auf der Schriftseite, dem recto), maß in seiner Voll-
ständigkeit 28 Höhe X 32 Breite (aber 25 f. nur zur Hälfte erhalten, 25
ZeilenanfOnge, 26 Enden); Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., mit einigen
Abkürzungen.
Jltgl sraXfuHv, wie die erhaltene Schrift des Melampus Itfoygamuc-
ztvgj der Hsg. vergleicht auch Suidas Tloendiovtog’ Tloaeidmnog' o; evvi-
yponpr x6 ztaXfuxbv otmviafiu' ozt iuv näXXy & Si^ihg 6<p9aXft6g, zoit Orj/ialvti;
ferner Theocr. 3, 37 und Plaut. Pseud. 104 ff. Die Form ist (Z. Iff.): ylou-
z6g tvtivviiog ^itäXXcovy titpifaeUtv (Vergnügen) dtjlot (allgemein doch wohl;
spezielle Ausnahmen oder n&here Bestimmungen für einzelne Stande folgen)'
SovXa xccXL6v, ztaf9iva zf/6yov, xyga ftajfoj, ezf(azuozy) itQoxoztyv (diese vier
Stande regelmäßig, in der gleichen Folge; nie mehr). iXaexov 'Exazi]v. Nur
22 f : xvyfirj ixxivvitog zzaXXovaa Xvnyv zzSat SyXoi. fl(ä«*ov) Jla, und auch wohl
Digitized by Google
Friedrich BlaB: Literarische Texte mit Ansschlnfi der christlicheu 297
64 f. ähnlich, so daS 66 falsch ergänzt sein möchte. — 53 und
66 ist eipvifov fttr etpvfov geschrieben, wie im N. T. Act 3, 7 in (t* AB*C*.
Die Edition ist musterhaft, nicht zu viel und nicht zu wenig.
Von Bedeutung nicht bloß für Magie ist
260. Pap. Oijrh. 412 (26,5x22,3), zwei Kolumnen, Buchschrift ans
der Zeit zwischen 225 (Abfassungszeit der Schrift) und 265 (indem etwa
275, unter dem Kaiser Tacitus, eine Knrsirurkunde der Bückseite geschrieben
ist), daher auch palBographisch tob Interesse. S. 36 — 41 ; Abbildung von
Kol. II und einem Teile von I auf Tafel V.
Jnlins Äf^icanng Keoxol, Buch 18, laut Unterschrift in KoL II, die
vollständig, aber nur zum TeU gefüllt ist; in I fehlen sämtliche Anfänge
der 43 Zeilen. Die KtaxoC, ein Werk mannigfaltigsten, wesentlich aber
doch magischen Inhalts (weshalb Scaliger vor Zeiten die Identität des Ver-
fassers mit dem christlichen Chronographen bezweifelte), bestanden nach
Suidas ans 24, nach Photius (cod. 34) nur aus 14 Bttchem; Synkellos
spricht sogar nur von 9, die dem Kaiser Alexander Severus gewidmet seien.
Das könnte bei den ersten 9 der Fall gewesen sein; dies 18., in dem der
Kaiser in 3. Person erwähnt wird, war an einen andern adressiert, an-
scheinend einen Juden, dessen alte Heimat Jerusalem war (59 ff. i^; dp-
^alai mnglSog KoXavlag AiUag KamraUvrig xfjg IL'Xatöxtvrjg). Die Kolumnen
sind als 35. imd 36. gezählt, wonach sich die Länge des Buches ungefähr
berechnen läßt: 35X43 = 1505 Z., dazu 25 von Kol. 36, also 1530.
Die Zeilen bleiben freilich in der letzten, aus Prosa bestehenden Kolumne
hinter der Normalzeile von 16 Silben an Größe erheblich zurück; die vor-
letzte besteht aus Hexametern, hat also das Maß. Der Inhalt ist nun eine
magische Interpolation in Odyssee 1 (XI), wonach Odysseus die Toten
regelrecht und mit allen Formeln beschwört. Kol. I, 1 — 10 = Odyss. 1,
34 — 43; 11 — 13 = 48 — 50; also ausgelassen 44 — 47, und dies ganz ge-
wiß nicht aus Zufall; denn es wird V. 48 mit aürüp] iyit fortgefahren, statt
(wie es der Anschluß unseres Textes verlangt) mit avxiig Si, und die aus-
gelassenen Verse sind nicht nur entbehrlich, sondern schaffen auch in x,
wohin sie gleichfalls eingedrungen sind (531 ff.), in dem Imperfektum xtinf-
xmo 532 eine unlösliche Schwierigkeit, die zu weitgreifenden, aber irrigen
Folgerungen über die Komposition dieser Bücher geführt hat. Das avxag
iym hat sich übrigens auch in einer unserer Handschriften als Randlesart
erhalten. Dagegen hat Afrikanus die athetierten (und sicher unechten)
Verse 38 — 43, mit der Variante veonevd-f äcoxov l'^ovitai 39 statt vsoTxev-
9la 9vi»bv l'x-', diese Lesart, wiewohl unhomerisch (ämxog bei Homer nur
Wolle, bei Pindar usw. auch Blüte, das Schönste und Beste usw.), hat doch
allen Anschein der Echtheit. Desto evidenter unecht (nur nicht für Afri-
kanus) ist das jetzt Folgende, schon von V. 50 an, dessen Ende in xorl afuißo-
fuvog fnog t/vimv umgewandelt ist; dann eingeschoben a Set noiiiatu el'gij-
xiv, und nun erst 6, dann noch 21 neue Hexameter, bis mit Z. 43 = 1 51
wieder der Anschluß an die Odyssee erreicht wird. Die magischen Verse
und die sich an sie schließende Erzählung, wie kräftig der Zauber wirkte,
bieten für Liebhaber genug Probleme, zumal da sie alle vom unvollständig
und hie und da auch noch korrupt sind; vgl. A. Ludwich Berl. Phil. Woch.
1903 Sp. 1467 ff. 1502 ff. Nun fährt der Verf. fort (Kol. U); rfz’ ovv oH-
Digitized by Google
298
II. Befente und Beaprechnngen
TODS 6 TCottiTtig ti Tttgügyov rijg inigg^aemg (mgi’epyog von Zau-
berei N. T. Act. 19, 19; andere Belege bei Wetstein und Kypke zu dieser
St.; inCpQrjOig wie auch Lukian) j[iö ollo*)]j 6iä ri i^g v7Co9iaecüg
ä^lcoiut atOuoTCrjtttv , eü&’ ol IIuaiaxQaxlita xa all« avvgünxovxig hxj xaUxa
cnxiaiteav, aV.äxgia toC axolxov r^f noix'fitwg imivcc imxgCvavxig\ dann kor-
rupte und nicht sicher herzustellende Worte. Al.so hier ein neues „Zeugnis“
für die Peisistratiden als die Zusammenflicker der homerischen Gedichte;
es ist wenigstens zu loben, daß (jetzt zuerst) diese genannt werden und
nicht der, literarisch doch wenig interessierte Vater. Schluß von 56 an:
xt}!/ x.atjv (nach x t oder o) avvjtaoav vtxö&iöiv avoxuftivqv ivgiatig IV
t£ Tofs apxx^otg x^g äpj'ofa; naxglSog xoloivtag — (s. o.), xäv x^g
Kttplag, (lixQx dl roC xgiaxaiöixäxov iv ’Pfafirj TCgig xaig Ali^ävipov ^ipfiaig
iv rf) {V TIav9(la> ßißXio&ijxy xy xaXfj, avrös rigx^xcxxovyaa xä 2cßaaxü.
Zu Anfang ist r^v t’ des Saumes wegen unzulftssig, xyv yt firjv,
was sich zunächst bietet, gleichfalls; ich denke tijv t6ar;v, vgl. nachher
xgiexcaSixaxov. Wer ii'xavdoc gebraucht, kann auch x6<Sog gebrauchen.
Man kommt aber überhaupt nicht recht zum Verständnis des ganzen Satzes.
Die evfinttira vn6&soig (d. i. Werk, vgl. Dionys. 7t. avv&. c. 4 p. 31; 7t. {h^ious
9,12) ist doch Gegensatz zu einem Teile, d. i. der soeben dargelegten Ur-
form von Odyssee 1; das gesamte Werk muß wohl über Magik gehandelt
haben. Die Bedeutimg der letzten Worte für römische Topographie und
Denkmälerkunde wie für Person und Leben des Verfassers leuchtet von
selber ein; also TlüvQiiov Pantheon (vgl. Dittenberger zu Syll. 781*). —
Die Handschrift ist (wie die des Timotheos) so wenig jünger als das Ori-
ginalmanuskript, daß die vielen Korruptelen Wunder nehmen; in der Ortho-
graphie ist die ständige Auslassung des stummen i (wie in den Perga-
menten des 4. und 5. Jahrb.) zu bemerken.
251. Pap. Oxyrh. 467 (12,3x8,1), Buchschrifl aus dem Ende des
1. oder dem Anfang des 2. Jahrh. n. Chr., S. 138 f.
Beste von 21 Zeilen; Inhalt Alchymie wie es scheint.
252. Pap. Oxyrh. 466 (13,5 X 18,3), Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr.,
p. 137 f.
Teile von 3 Kolumnen (nur U. besser erhalten; von III. fast nichts),
Anweisnngrn für Ringer, wozu die Hsg. Lukian "Ovos 9 — 10 und A. P.
Xn, 206 vergleichen.
263. Pap. Oxyrh. 468 (9,6 X 8,7), Buchschrift aus der 1. Hälfte des
3. Jahrh. n. Chr., p. 139 f.
Reste von 14 Zeilen einer medizinischen Schrift.
254. Pap. Goodspeed, Gr. Papyri from the Cairo Museum (wo dieser
Pap. Nr. 10160), by Edgar J. Goodspeed, Uuiv. of Chicago Decennial
pnblications vol. V, 1902, Maße 9,5 X 9,4; Halbunziale des 2. Jahrh. n. Chr.
11 Zeilen vom Anfang einer Kolumne und noch Zeilenaniänge der
nächsten; medizinischer (diätetischer) Inhalt.
1) Ttt möchten die Hsg. streichen, als aus dem Folgenden cingedrungea
Digitized by Google
Friedrich BlaB; Literarische Texte mit AaaschlaS der christlichen 299
255. Pap. Oiyrb. 469 (8,5 X 10,5), Halbunziale des frühen 3. Jahrh.
n. Chr., auf der Rückseite des Pap. (Vorderseite offizielle Korrespondenz
des 2. Jahrh.), p. 140 f.
Eine Kolumne (16 Z.) vollständig, geringe Reste der nächsten; gram-
matische Regeln über die Konjugation der Verba auf -äta-, nichts Neues.
256. Pap. Oiyrh. 470 (16,7X 19), Blatt aus einem Papjrusbuche,
mit zwei Kolumnen auf der Seite, Halbunziale des 3. Jahrh., p. 141 ff.
Das Blatt ist oben verstümmelt, wodurch die Darlegung nach jeder
Kolumne unterbrochen wird; der mathematisch-technische Inhalt ist an
■sich schon schwierig, und dazu ist liederlich geschrieben, besonders auch
mit Bezug auf die Zahlen. Zuerst (Z. 1 — 31) ist von einem ntaatvxiqgiov
die Rede, welches die Ägypter (nach Eustath. ad Odyss. p. 1397) für
astronomische Zwecke sich machten, dann von 32 — 87 von einem eigen-
tümlichen, ähnlich einem Blumentöpfe konstruierten ügoXöytov. Für die
Interpretation sind die Hsgg. von J. G. Smyly unterstützt worden.
m. Lsteiniaohe Stücke.
257. Papyrus in Zürich, aus St. Gallen stammend, zwei Stücke, wovon
das größere opisthograph, das kleinere nur ein Streifen, gewiß ans einem
Papyrusbuche. Unzialschrift des 7. Jahrhunderts, jedenfalls in St. Gallen
geschrieben, wo man also damals auch Papyrus bezog, wie in Ravenna.
Nach Abschriften von J. P. Postgate und F. G. Kenyon von ersterem ver-
öffentlicht in Transactions of the Cambridge Philological Society, vol. V
part IV, p. 189 — 193, mit photographischer Abbildung einer Seite des
größeren Fragments.
Inhalt Exzerpte aus Isidor Synonyma II, 40 ff., mit vielen Auslassungen
tmd auch einigen sonstigen Abweichungen, in schlechter Orthographie.
258. Papyrus in Heidelberg (Nr. lOOO), 3 X 7,4, Kolumnenenden aus
einer Rolle, veröffentlicht von G. A. Gerhard und 0. Gradenwitz: Ein neuer
juristischer Papyrus der Heidelb. Universitätsbibliothek, Neue Heidelb. Jahrh.
Xn, Heft 2, S. 141 — 183, „rustike Kapitalschrift“ des 3. Jahrhunderts.
Juristischer Text, dessen Ergänzung ziemlich möglich war, aber nur
in 9 Zeilen. Die juristische Erläuterung gibt Gradenwitz; Gerhard ver-
breitet sich über die Ursprünge des Pergamentkodex und seine Konkurrenz
mit Papyrusrolle und Papyruskodex.
259. Papyrus in Heidelberg (Nr. 1272), 18x9,7, Fragment eines
Blattes aus einem Papyrusbuche, veröffentlicht von G. A. Gerhard und 0. Graden-
w-itz. Glossierte Panlnsreste im Zuge der Digesten, Philologus Band LXH
S. 95 — 124, kleine Unzialschrift vielleicht des 6. oder 7. Jahrhunderts.
Dürftige Reste lateinischer Zeilenenden auf der Vorderseite, noch dürf-
tigere von lat. Anfängen auf der Rückseite; rechts von jenen und links von
diesen griechische Glossen mit eingesprengten lateinischen Ausdrücken. Es
kostete den Hsg. gehörige Mühe, dies zu identifizieren: Digest. Buch V
Titel 2; aber es scheint kein Zweifel zu sein.
Halle a/s. Friedrich Blaß.
Digitized by Google
300
II. Referate and Beaprechungen
Papyrus -ürkniiden.
Seit dem letzten Referat (oben S. 113 — 119) sind folgende Publi-
kationen erschienen:
I. Ägi'ptische Urknndeii ans den königlichen Mnseen zn Berlin, her-
ansgegeben von der Generalverwaltung, Griecb. Urkunden III. Band,
12. Heft 1903; IV. Band, 1. Heft 1904 (BGU).
II. Girolamo Vitelli publizierte Florentiner Papyri (P. Pir.) in:
a) Rendiconti d. Reale Accademia d. Lincei XH fase. 11. 22. Nov. 1903.
b) Atene e Roma, VI (1903) Nr. 69 S. 333 ff.; VH (1904) Nr. 63
S. 86 ff; Nr. 64/5 S. 120 ff; Nr. 66 S. 178 ff.
Evaristo Breccia und Girolamo Vitelli in:
c) Rendiconti d. Reale Accademia d. Lincei XIH fase. 6. 15. Mai 1904.
III. Pierre Jongnet et Gustave Lefebnre, Pap.rms de Hagdöla, 2*. Serie,
im Bulletin d. Corresp. Hellen. XXVÜ (1904) S. 174 — 205 (P. Hagd.).
IV. Seymonr de Ricci, A latin deed of maunmission of a slave (A. D. 221),
belonging to the Right Hon. Lord Amherst of Hacknej in „Proceed.
of the Soc. of Bibi. Archaeol.“ May-June 1904 (P. Amh. Lat.)
V. Carl Wessely, Griech. Papyrnsnrknnden kleineren Formats, Ein
Supplement zu den Sammlungen von Ostraka und Überresten griech.
Tachygraphie, in den „Studien z. Palaeogr. und Papyruskunde“ I 3. Heft
Leipz. Avenarius 1904, 136 S. (Stnd. Pal. I, 3).
VI. Bernard P. Grenfell and Arthur S. Hunt, The Oxyrhynchos Papyri,
Part. IV, with 8 plates. Egypt. Eiplor. Fund, Graeco-Roman braneb.
London 1904. X und 306 8. (P. üxy. IV).
L BGU.
Das SchluBheft des HI. Bandes bringt Berichtigungen und Nachträge
zu den drei Bänden, unter denen zahlreiche vorher noch nicht mitgeteilte
sich befinden. Darauf folgen die von W. Schubart gearbeiteten Indices
zum HI. Bande. Leider sind bei der Zuweisung der Dörfer an die Gaue
von Hermupolis und Herakleapolis tS. 25) viele Irrtttmer begangen, wie
die Vergleichung mit den „Berichtigungen“ zeigt. Die gut gelungenen
Photographien (darunter ein Text aus Myra in Lykien) sind paläographisch
sehr interessant.
Die im 1. Heft des IV. Bandes publizierten Urkunden habe ich kürz-
lich Gelegenheit genonunen einer freilich nur flüchtigen Revision am Original
zu unterwerfen. Nur an wenigen Stellen habe ich über die sorgsame
Edition Schubarts hinauskomraen können.
In 1014 sind vor der 1. Zeile Schubarts noch schwache Reste einer
vorhergehenden Zeile sichtbar. Ich lese danach:
’‘£[tou5 yivToxpoTopoff RdlaaQOg]
Tlxov j4[ilLlov !/#]<5p( mvoO] 'Avxatvlvov
statt ./^[vToxpdtopo]? [KalaaQOf\ 'Avttovlvov. In der folgenden
Zeile 1. 6(b# statt iV]£p(»v(£ibu).
In 1015 scheint mir hinter ovl(4) nicht yaatQta{Kvrjiila) zu stehen,
sondern Über den Anfangsbuchstaben bin ich mir noch nicht klar.
Etwa v£vpm(g<im)?
Digitized by Coogle
Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden
301
Ich zweifle, ob 1017 dem 3. Jahrhundert zuzuweisen ist. Mich er-
innerte die Schrift mehr an die Kursive der Mitte des 2. Jahrhunderts. Ich
wflrde das 14. Jahr in Z. 5 eher auf Hadrian oder Antoninus beziehen, als
auf Septimius Severus. Die Ergänzung des Äureliemamens in Z. 1 und 4
würde aber auch unter letzterer Annahme (a. 204/5) nicht gerade wahr-
scheinlich sein.
1018 ist ein Pachtangebot. Da diese immer die Form von inouvriiiaxa
haben, so ist das Präskript folgendermaßen zu emendieren: AvqriUiji Evial-
fiovi *rl Av(/r]\Uov £vqov xtl. — Z. 3/4 ergänze ich Tt<pQoaü[xos]
mg (ft/aiv. — 27. Mit £vgog beginnt 2. Hand. Was Schubart hinter lAigog
gezeichnet hat, ist die Altersangabe. Sie lautet: ^(=
In bezug auf 1019 machen es die obigen Ausführungen P. M. Meyers
(S. 247 f.) überflüssig, die von mir vorbereiteten Bemerkungen mitzuteilen.
In 1020, 8 glaubte ich toüto ti)v st. xomov, »jv zu sehen. — In
9 wird man hinter p[ou ein xai, event in der Form einzufügen haben.
— In 18 las ich vofzix(ö$) st. 77opx(. . .). — Wie in 22 statt ifiua9ci&ij
zu lesen ist, habe ich noch nicht feststellen können.
Die Bestimmungen von 1021, einem Lehrlingsvertrage, stimmen im
wesentlichen mit P. Oxy. II 275 (diJacxoltx^) überein, nur der Zusatz catii
ävaroXijg ^1/ov ^vaimg ist neu.
Von größerem historischen Interesse ist 1022, die erste publizierte Ein-
gabe an den Bat von Antinoe (vom J. 196): Tijt xportertjj ßovX^t ’Aini-
voimv Nimv ’EXX^vtov. Vgl. hierzu CIGr. III 4679, 4705. Nicht nur die
ßovX‘q wird hier als KQctrCerr] bezeichnet, wie später auch in den anderen
Metropolen, sondern auch die Ratsherrn werden als Mgig Kgäiuszot an-
geredet, was für jene Metropolen nicht bezeugt ist. Da die Buleuten von
Antinoe unmöglich viri egregii, also römische Ritter gewesen sein können
(vgl. z. B. Hartei, Griech. Pap. S. 66), so wird jener Titel nur den Rats-
herrn als Kollegium (= xgaxletr] ßorXi?/), nicht dem einzelnen Ratsherrn
zugekommen sein. — Der Text lehrt uns zwei neue Demotica von Antinoö,
die sich in Kenyons Liste (Archiv IT S. 72) noch nicht finden: nXmrCvtog
und MeyttXehsiog. Der erstere Demos, der nach Hadrians Wohltäterin
Plotina benannt ist, gehörte zur Phyle der Matidia, der zweite (vgl. Mtya-
li]0ia) zu der der Paulina. — Wenn es hier als ein durch Befehl Atoil ’AdgiavoH
xol oixiaroü t^g ■{jiittiga: jzdXtmg gegebenes Privileg der Bürger von Antinofe'
bezeichnet wird, daß sie von allen auswärtigen (dUoj;oO) Liturgien frei sein
sollen, so hat Hadrian damit nur ausdrücklich für Antinoe ausgesprochen,
was allgemein in Ägypten galt, nämlich daß jeder nur in seiner Heimat zu
Liturgien herangezogen werden durfte. Vgl. BGD 15 (CIGr. 4957, 34)
und dazu meine Bemerkungen in der Zeitschr. d. Savigny-St. f. Bechtsg. XVII.
Rom. S. 159. — Die Beschwerdeführer ersuchen den Rat, ihre Sache an
den Epistrategen zu bringen. Da sehen wir für Antinoe den axgazrjyög
ebenso ansgeschaltet wie in P. Grenf. I 49. Vgl. dazu „Griech. Ostraka“
I S. 467.
Die Lesung 6poü in 12 ist nicht richtig. Leider gelang es mir nicht, die
Stelle zu heilen. Dagegen glaube ich in 25 tig xb niguv ivxgtäexovg tpv-
emendieren zu können. Wenn die Lesung, wie es mir am Original
erschien, richtig ist, muß hier Korruptel vorliegen, denn ivxgcdaxovg ist ein
unmögliches Wort. Da nun die inkriminierte Handlung in 15 als Im^gfia
Digitized by Google
302
U. Referate und BeeprecbTuig^D
bezeichnet wird (vgl. in demselben Zusammenhang in BGÜ 15, 12 inr)ftäici),
so ist sicher zu lesen dvenijpeduTovs, also unter Annahme einer Ha-
plographie: eig rb nigav (im Sinne von , jenseitige Zeit, Zukunft“) ^öv)>-
cnrifeaarovg vaf. Vgl. Euseb. Vit. Const. p. 546: ndvxcov Ui-
Tov^yrificcrfav avenrii/cdazovg iuntleiv.
Besonders wertvoll ist, was uns Schubart unter Nr. 1024 aus einem
Papjruskodex (aus dem Hermopolites) mitteilt, in dem die verschiedensten
Akten in privaten Abschriften, dazu Zanberteite, Rechnungen usw. in buntem
Durcheinander stehen. Man kann den Kodex noch etwas genauer datieren
als es der Herausgeber getan hat. Wie Dr. Preisigke bemerkt hat, ist der
Ai'QTihog C>daniii)v 'Egfioi) in 1025 (vgl. S. 16, 2) sehr wahrscheinlich
identisch mit dem gleichnamigen Hermopoliten in P. Lips. Inv. Nr. 5, vom
Jalire 383, den Mitteis im Archiv II S. 260 herausgegeben hat. Da diese
Quittungen auf S. 15 und 16 nur für die Gegenwart aktuelles Interesse
hatten, wird man demnach diese Abschrift und damit den Kodex ins Ende
des 4. Jahrhunderts setzen dürfen. Dazu stimmt auch der Charakter
der Handschriften.
Am merkwürdigsten sind die unter 1024 mitgeteilten Akten dieses
Kodex: eine Sammlung von Sentenzen des riytfimv in Kapital-
prozessen, denen immer eine kürzere oder längere Charakteristik des
Einzelfalles vorangeschickt ist. Während die Sentenzen, wie auch Schubart
annimmt, wörtlich aus den inofivri^uruefiol zitiert sein werden, sind jene
Charakteristiken in ganz freier Form (öfter nach dem Schema: ngog xiva...
6 rjytiicäv) gegeben. Mit Ausnahme von S. 4 sind die abgeurteilten Ver-
brechen sämtlich an Weibern begangen; schließlich könnte auch der nach S. 4
ausgegrabene Leichnam ein weiblicher gewesen sein. Die Verwandtschaft
der Fälle legt die Vermutung nahe, daß ähnlich wie im P. Cattaoui diese
Auszüge aus den Akten aus Anlaß eines ähnlichen Prozesses gemacht
worden sind. Ist das richtig, so brauchte mit 6 •fiycfimv nicht immer die-
selbe Person gemeint zu sein, und die verschiedenen Fälle könnten eventuell
zeitlich weiter auseinander liegen. Freilich für die hier erhaltenen paar
Fälle spricht dagegen, daß der Zcipvgiog auf S. 3 wie auf S. 6 ff. erscheint.
Nach der Vorgeschichte des letzten Falles, der sich in Alexandria abspielt,
wird man unter dem den Augustalis zu verstehen haben, nicht den
praeses der Thebais; konnte letzterer überhaupt Kapitalprozesse führen?
Dies imd anderes mögen die Juristen entscheiden, die sich hoffentlich bald
dieser eigenartigen Urkunden annehmen werden. Aber auch kulturhistorisch
sind diese Dokumente der Leidenschaft von hohem Interesse. Ich will mich
hier auf einige Bemerkungen zu dem Text beschränken, der bei längerem
Studium noch vielfach wird gefördert werden können.
S. 3, 15. Da das a in [e]a>ipgovut nach rechts hin lang ausgezogen
ist, wie dieser Schreiber es gern am Ende von Wörtern tut, so wird
\^S\(a<pgovltt als Name des ermordeten Weibes zu fassen sein. Ebenso
dann in Z. 29: Z(atpg\ovLttv.
S. 5, 7 1. MSgaotg (= fdpacaff) statt tngaatg. Die Spuren passen
zu S. Das Verbum 6gäv gebraucht der iyytfubv auch S. 8, 7.
S. 5, 8 ist äaxCag\^]ov (= ousxvagyov) statt n|Tf«p[;|fo]v zu lesen, wie
Mitteis am Original erkannt hat. Dieser Titel uaxwtgxos iäf' noch nicht
Digitized by Google
[Jlrich Wilcken: Papyrns-Ürkunden
303
bekannt. DaB er auf Alexandrien zu beziehen ist, geht nicht nur aus der
Situation hervor (s. oben), sondern wird auch durch ootu nahegelegt.
Vgl. &ax6g = Alexandriner.
S. 5, 11 las ich oitla l%<ov naxa noXtfilm' statt noljld tiaka
Txolt/iüov.
S. 5, 13/14 sind folgendermaBen zu lesen und zu verbinden: kav9ävttv
t[^]v vö[f»]uv &no[x\o(xtav %al xrjv xoS äixä^ovxog i^ovaCav.
BiXa xtI. Vgl. P. Öxy. II 237 VII 40: ^ röv v[d]f«av änoroft[ (die
Strenge der Gesetze).
S. 5, 18 gibt not^am keinen Sinn. Da vorher in 16 ßJU« ’vavxla (mit
Aphaerese) geschrieben ist, wird auch hier 'AXXa 'noiijOta (= inoiriam) zu
schreiben sein. Also „du machtest in Kappadokien“. Das weitere ist mir
unklar, doch sind als Zitat die nächsten Worte jedenfalls nicht aufzufassen.
£s scheint, daB der Angeklagte als Soldat (Z. 11) in Kappadokien die
Schuld auf sich geladen hat, die darin bestanden zu haben scheint, daB er
zu einer Mutter und ihrer Tochter in einem Verhältnis stand, das als Inzest
straftällig war.
S. 6, 3. Das überlieferte npoXtxtvöficvov ist vielleicht nicht in jr^p^o-
liTCvd^vov, sondern in n^o^jxoyXtxevofiivov zu emendieren. Vgl. zu
diesem Titel Mittels CPR I S. 61.
S. 6, 5: ija9ct — npö$ xijg «dpv»;[s3 x«iä xag ßfag. Schuberts
Vorschlag, zu emendieren, erscheint mir sprachlich und sachlich aus-
geschlossen. Das nahe liegende ^a&fj geht wegen des Aorists nicht; wir
brauchen ein Imperfektum. Ich schlage vor: wobei wohl das
aus den antiken Romanen ja sehr geläufige Bild von der Liebeskrankheit
vorschwebte.
S. 6, 10 ist SeOfLioäriQlto geschrieben.
S. 6, 12. Gern wtlBten wir, wer ZitpvQiog war. Der rjyciuiv kann
er, trotz seines icanaoiiog, nicht sein, denn auf S. 3, 10 spricht der
von ihm. Vielleisht ist er der äsxvagxog von S. 5, 8.
S. 6, 15 ist a^loaiv geschrieben.
8. 6, 20 scheint mir rotolOffot zu emendieren zu sein.
8. 6, 26 glaubte ich (it<l9iv x&v ßomvxov zu erkennen, statt nCax^tig
cmb X. ß. Damit fallen die vorgeschlagenen Ergänzungen. Auch kann in 26
nicht fjre»]ff«tv ergänzt werden, da die Reste vor aav nicht zu t, eher zu o passen.
8. 7, 27 ergänze etwa no)lovo(a avxtjv axinä^ovaav xifti^v.
1025. Zur Datierung vgl. oben 8. 302. Der terminus technicus
Xriiifiaxi^uv (hier immer mit einem ft geschrieben) begegnet auch in dem
von Mittels im Arch. II 267, 9 edierten Leipziger Papyrus, woselbst zu
lesen ist: [fmaiilloftjiv aot xaixa xcoiijeat Itfftftarto&^vut avxoig xotg
KoTXxCxaig vnif «ptdöv it'ivdixxlovog (auch in 8 x^g Konxix&v noXetog).
1026. 8. 23, 15 (Zanbertext) 1. vtc ovffuvbv st. ^novpavov.
1028. 11 der Bruch J hinter o9 hat die übliche Gestalt d. — 12
scheint ijj^d statt vß-ip zu stehen. — 15 1. frfp<o(v) f^£T(dffto>v) statt
hifag i^ex(aattag). — 26 1. ft»j* xal statt fti;T[p]ors.
Diese Baurechnungen aus dem 2. Jahrh., in denen es sich u. a. um
die Ausstattung eines ^ogayiov handelt, seien der Aufmerksamkeit der
Archäologen empfohlen.
Digitized by Google
304
II. Referate und Besprechungen
1029, 4: xXcüQoqioQov ist korrigiert aus x^^otgixi^ov.
1031, 11. Wahrend hier 6 ukoTjTÖg, wie gewöhnlich, das Dreschen be-
zeichnet, muß in P. Teb. 48, 17 (njöj rijt nafudoait ri5v (’xipopiiev xai rov
äloijzov') irgend welche Abgabe damit gemeint sein, wie Grenf.-Hunt richtig
bemerkt haben. Sollte an letzterer Stelle nicht eine Verschreibung fiir
ölo>;T<i*^0 Torliegen?
n. P. Firenze (vgl. S. 300).
Seitdem im MUrz lOOl G. Vitelli über die kurz vorher für Florenz
gemachten Papjrusanküufe in Atene e Roma IV Nr. 27 S. 74ff. berichtet hat
(vgl. Archiv I S. 557 f.), ist diese Sammlung sehr bedeutend erweitert worden.
Durch die ergebnisreichen Papjrusgrabungen von Emesto Schiaparelli und
Evaristo Breccia in Eshmunen (Hermupolis Magna), sowie auch durch glück-
liche Ankäufe, die z. T. auch durch Vitelli in Ägypten gemacht wurden,
sind zahlreiche und wertvolle Stücke nach Florenz gekommen. Mit Freude
hören wir, daß die Reale Accademia dei Lincei, die Eigentümerin der
Funde, eine Gesamtpuhlikation der Texte ins Auge gefaßt und die Ausfiih
rung Girolamo ViteUi übertragen hat. So sehen wir Italien, das einst in
Amadeo Peyron an der Spitze der jungen Papyrusforschung marschiert
war und spater durch Giacomo Lumbroso uns die erste grundlegende
Zusammenfassung der historischen Ergebnisse dieser Forschungen geboten
hatte, auch in die jetzige Entwicklung unserer Wissenschaft mit neuer Tat-
kraft eingreifen. Bei einem solchen Rückblick dürfen wir zweier Gelehrter
nicht vergessen, die Italien vor einigen Monaten durch den Tod verloren
hat Der eine ist Bernardino Peyron, der Neffe Amadeos, der vor nicht
weniger als 63 Jahren seine Arbeit über die Papiri Greci dd Museo Bri-
iofmico di Londra e della BiUioteca Vaticana in den Memorie della Beate
Accademia delle Sciense di Torino veröffentlicht hat Mancher von uns mag
überrascht sein zu hören, daß er bis jetzt noch gewirkt hat, denn nach
jener Jugendarbeit vom Jahre 1841 hat er sich anderen Arbeitsgebieten
zugewendet und galt uns daher als einer der Vertreter jener längst dahin-
gegangenen ersten Periode der Papyrusforschung. Der Glanz, der von
dem Namen seines Oheims ausstrahlt, mußte den seinen in den Schatten
rücken, aber jeder, der jenes Jugendwerk gi'ündlich durcharbeitet, wird
anerkennen müssen, mit welchem Scharfsinn und welcher Selbständigkeit
des Urteils er das Verständnis jener Urkunden gefördert hat. Eine liebe-
volle Würdigung des Gelehrten und Menschen hat soeben Domenico Pezzi
in den Atti deUa B. Accademia delle Scienze di Torino voL XXXIX (1904)
veröffentlicht. — Der andere ist G. Botti, der Gründer und xmermüd-
liche Förderer des griechisch-römischen Altertumsmuseums zu Alexandrien.
Was er in dieser Stellung für die topographische Erforschung des alten
Alexandrien geleistet hat, wie er durch glückliche Funde und ihre Publi-
kation unser Wissen erweitert hat, kann an dieser Stelle nicht gewürdigt
werden. Hier sei namentlich hervorgehoben, daß er eine Gesamtpublikation
der etwa 900 griechischen Papyri, die er für sein Museum gesammelt hatte,
in Angriff genommen hat. Als ich ihn vor fünf Jahren besuchte, konnte
er mir schon einige Blätter dieser Edition zeigen, die nach dem Muster der
Berliner Museumspublikation die Texte in autographischer Transkription
Digitized by Google
üliich Wücken; Papyroa-ÜTlninden
305
bringen sollte. Es ist ihm nicht bescbieden gewesen, diese Arbeit zu Ende
zu fOhren; nur einzelne Vorarbeiten hat er gelegentlich veröffentlicht, Uber
die in dieser Zeitschrift berichtet worden ist. Vgl. I S. 172 ff., II S. 391 f.
Die Liberalität, mit der er auch fremde Gelehrte an der Verwertung der
ihm anvertrauten Schätze teilnehmen ließ, ist von mir selbst bei meinem
Aufenthalt in Alexandrien dankbar empfunden worden, und ist auch kürz-
lich in unserm Archiv (oben S. 55) von Grenfell und Hunt rühmend her-
vorgehoben worden. Möge sein Landsmann Evaristo Breccia, der auf
seinen Posten berufen ist, auch in diesem Sinne sein Nachfolger sein, und
möge es ihm gelingen, die baldige Edition der Alezandrinischen Papjri in
die Wege zu leiten.
Der Gesamtausgabe der Florentiner Texte darf man nach den Proben,
die Vitelli bisher vorgelegt hat, mit großen Erwartungen entgegensehen.
Unter den in den Rendiconti XII mitgeteilten 3 hermopolitanischen Ur-
kunden ist die zweite, der Vertrag eines vavKlrjfOKvßegi'Tjrris noit den im-
(ultjTal o/tou betreffs Ablieferrmg von Getreide nach Alexandrien
(380 n. Chr.) von besonderem Interesse. Vitelli hat inzwischen in Atene
e Roma Vll S. 87 zu diesem Text wie auch zu dem Paralleltext P. Good-
speed 14 (s. oben S. 115), den er in Kairo am Original revidiert hat, einige
wichtige Verbesserungen nachgetragen. Wertvoll ist vor allem, aus dem
Florentiner Text zu ersehen, daß in den Metropolen der Gaue eigene
Beamte eingesetzt waren, denen die Fürsorge für die Getreidelieferungen
nach Alexandrien übertragen war. Diese inificlTiTul <slxov AlciavöffiCas xa-
vovog Ttje z. Ivitxxlovos haben ihre Pamllelen offenbar in den anderwärts
vorkommenden munizipalen curaUyre» frumettH o. ä. Vgl. E. Kuhn, Verf.
BR I S. 46. 0. Hirschfeld, Unters. S. 138. Wie die Quittungen (19/20 er-
gänze ano|j(a nach BGÜ 1025,6) in Alexandrien vom dortigen
iwavinafxot auf ihren Namen ausgestellt wurden, so werden sie auch mit
ihrem Vermögen das Risiko getragen haben. Um so mehr ist von Interesse
zu sehen, daß auch diese drückende ewa den Dekurionen damals aufgehalst
war. Vitelli ergänzt zwar in Z. 4 [d|a9i(oTipois) iaxb ’£p]fioü noUtoq. Aber
nach jenem unedierten Münchener Paralleltext, aus dem ich auch die von
Vitelli akzeptierte Ergänzung [xovdvos für Z. 5 schöpfen konnte, ist statt
dessen vielmehr [jSovlevTO('; '£p]/iot) nöXtmq zu ergänzen. Für die alexan-
drinische Topographie ist von Interesse zu sehen, daß die kaiserlichen
Speicher, die horrea (6^gyioig in 18, vgl. dijfioalovq bei Good-
speed Z. 9) sich in der Neapolis befanden. Vgl. hierzu die Bemerkung
ad framenktm NeapoU^m) in dem lateinischen Genfer Papyrus bei Mommsen,
Hermes 36, 446.
In Atene e Roma VI Nr. 69, 333 ff. veröffentlicht Vitelli einen Parallel-
text zu dem großen Darlehensvertrag, den er im IV. Jahrgang derselben
Zeitschrift ediert hatte (vgl. Arch. I S. 557 f.) und schließt eine Untersuchung
über die iniiunaßolri an. — In VII Nr. 63 ist der Vertrag zwischen dem
i^ixfoioq eines Dorfes und zwei ixavxo/Uftoi aus Hermnpolis, die er mit
ihrer ganzen aviitpsovla /lovetx&v xt xal &X3nov zu einem Fest engagiert, ein
kulturhistorisch sehr interessantes Gegenstück zu P. Grenf. H 67 und P. Lond.
ns. 164 (vgl. oben 3. 241).
In Vll Nr. 64/5 publiziert Vitelli zwei Schreiben an AnoXimvlai orpor-
xiff&t AicoUtaivon{oUxov) (lma)Kafilag aus dem 2. Jahrh. n. Chr., die er.
Digitized by Google
306
II. Rpferalp nnd Hesprechungpn
wohl mit Recht, auf Apollinopolis Magna (Edfu) bezieht. Der merkwürdige
Zusatz ZxfOfiias bedarf noch sehr der Aufklüning durch weitere Texte aus
demselben Gau. Jedenfalls ist es sehr erfreulich, daB sich eine neue Fund-
stelle für rümiscbe Papyri aus Obcrilgypten , die bisher sehr selten waren,
eröffnet zu haben scheint Interessant ist auch hier wieder zu sehen, wie die
Nomenklatur von den Lokalkulten beeinflußt wird. Der heilige Sperber des
Gaues ("/{poj), der Gott und sein Äquivalent ’ytnokXuv spielen hier
auch in den Namen eine Rolle. Auch der Name Ucej^tivfiig, der hier zwei-
mal selbständig, einmal in der Zusammensetzung I7«);oft-«rpiii; begegnet, ge-
hört dahin, denn das ägyptische Wort 'hm, das darin steckt (mit dem
Artikel), bezeichnet den (hockenden) Sperber, später freilich im Koptischen
(riA?U)ll) den Adler. Vgl. Spiegelberg, Äg. und griech. Eigennamen S. 25*.
Die davon abgeleiteten Namen Anden sich in Oberäg^'pten außerordentlich
häufig. Vgl. TlaxoCfug, Tlaiovfiiog Leps. Denk. VI n. 291, 292 (Philae), 77oj;öfttf
(Gr. Ostr. II n. 176 Syene), Jlnjji'fuos (P. Par. 21, 11 Panopolis, P. Lond. II
S. 329 Edfü), (ClOr. III 5022 Oertassi), ferner IlayouTiutnumv
(Gr. Ostr. II n. 38 Syene), naxojntQjjg (Leps. Denk. VI n. 499 Hamamät),
JTajfOfiTtfis, Tlaiofixijiug (Leps. Denk. VI n. 501 Hamamät), Ilaxofixf'äpg (Gr.
Ostr. II n. 176 Syene) usw. Auch in HermupoUs (BGü 892) und Oxyr-
hynchos (Oiy. I 65) kommen sie gelegentlich vor, aber ans dem Faijüm
ist mir bisher kein Beispiel erinnerlich. Andererseits ist der Name Ügae-
voiipig (14 und 21), der im Faijüm so häufig ist (der Gott ’OQacvov(ptg in
P. Teb. I Ind. 8. 615), auch bereits für Oberägypten bezeugt. Vgl. P. Leid.
Q (Syene).
In dem ersten Schreiben auf S. 121, das aus dem 2. Jahre des Hadrian
stammt, ist der Titel des Kaisers von Interesse: Avioxgätogog Kaloagog
Tgaiavov 'AdgutvoH \^A jp/orov £tßaaiov rtgftavixov Jaxtxoü IJup’flixoO. Danach
ist auch Z. 25 zu ergänzen. Diese Übernahme der Titel seines Adoptiv-
vaters, oplimus Augushis Germanietts Dacicus Parthicus. die auf Papyri wohl
noch nicht begegnete, ist aus Münzen bekannt, aber nur für den Anfang
der Regierung. Vgl. v. Rohden bei Pauly-Wissowa I Sp. 499 f
Zu dem Xtuvaapög vgl. oben 8. 236.
Zu dem Brief der EvSatpovCg auf S. 124 kann ich einen wertvollen
Beitrag von Blaß mitteilen. Sein Vorschlag, in Z. 26 t[i’ fyxjlrjpdrid
statt . . .Jrijjußit« zu losen, wird von Vitelli nach dem Original als richtig
akzeptiert. Das t ist sogar noch sichtbar. Daraus ergibt sich, wie Blaß
mit Recht bemerkte, daß der AiaxSg in 21 mit der gleichnamigen Person
in 4 doch identisch ist. Diesen sonst nicht belegten Namen halte ich für
ein Hypokoristikon von Aiaxoßölog, und wenn in Z. 7 von seinen yvfiva-
axix&v qiilmv die Rede ist, so wage ich die Vermutung, daß er einer Gym-
nastikerfamilie angehört, die ihm aus Liebe zum Sport den Namen Aioxo-
ßoXog res]>. AiaxSg gegeben hat.
Z. 4 iaräXtjv zbv araxTov AtaxSv bleibt mir unverständlich. Wahr-
scheinlich ist hinter iardXtiv ein Wort ausgefallen, eine Präposition (rrgog?)
oder ein Infinitiv, von dem der Akkusativ abhängi
Richtig, aber nicht leicht zu verstehen sind auch die Worte (11 ff.):
ü{)t[e ^]Xovactfit/v [oü]ic npoffcxvvijoot droc; (poßovfAvT] aov rb pttixagov.
Zu (ttxlagov vgl. BGU 136,16; 417, 3 ff.; 829,10; P. Fay. 116,12; ferner
Oxy. n 238,1 und dazu Mitteis, Arch. I S. 193. Wenn die Mutter wegen
Digitized by Coogle
Ulrich Wilcken: PapTToa-Urkunden
307
der tmBicheren Lage ihres Sohnes nicht badet, so erinnert dies an P. Oxy.
III 528, wozu ich oben S. 118 f. auf Diod. I 91,1 hinwies. Wenn sie
aber eben deswegen nicht zu den Göttern betet, so weiß ich hierzu keine
Parallele. Jener unglückliche Ehemann in P. Oiy. III badete zwar nicht,
machte aber tSglich sein bei der ßoijftg.
In dem Brief des &eü>yttvos auf S. 125 Z. 7 ist ^a^ras int<fToiixo[vs
zu lesen, wie Vitelli mir bestätigt.
Zn dem Brief, den soeben Vitelli im Juniheft von Atene e Borna
VII S. 179 publiziert hat, verweise ich auf BQU 948,11: SÜijaov ovv
fioi Sixtt Ifrpa; Itvdpcov xal noUb aoi Vgl. hier: ni^ma
001 iv rd^ei 1/rptrv eig rö dciffiarlxtv fiov: ein Pfund (Flachs, Wolle oder
ähnl.) für meine dalmatica.
Soeben erscheinen in den Rendicouti XIII fase. 5 wiederum neue
Papyri, von Breccia und Vitelli publiziert, über die noch ein kurzes Nach-
wort folge.
In I 1 BoU ein Schuldner durch einen Beamten, der über dem oipor-
rt/yog steht (Z. 20), zur Zahlung seiner Schulden angehalten werden. Der
Text berührt sich mit P. Oxy. II 286 und BGD II 614 und III 888 noch
enger als mit BGU 578, insofern in dem letzteren zugleich die äruMxlUoaig
eines x^ipoypoqpov erstrebt wird, dort aber nicht. Nach BGU 614 und
888 vermute ich, daß auch der Florentiner Text an den dpjidixaOt^S ge-
richtet ist
In Z. 1 endet mit Mlfupiv das Präskript Die Urkunde beginnt mit
’Oipeilo|ii[iv<Dv (so zu ergänzen nach BGU 888,8), das in 12 nochmals
aufgenommen wird mit ötpalo^^voit' 6i. Der Nachsatz beginnt in 19 mit
ävayxaimg «po^ldov. — Z. 9/10 wird äxolov[‘üo}$ w i]vqxcyxcv zu ergänzen
sein (zu verbinden mit d[?;]fiooio> xfrjiiccuniiä). — Z. 19/20 ergänze npo-
fjldov [tnl]. Zu ^ipotl^tii' vgl. Oxy. II 286,14. — In 17 ist Trcpilvciv
vom Schuldner, nicht vom Gläubiger gesagt. VgL oben S. 245. — Zu 28
üvxlionai xul äi'9/£o[^ai vgl. P. Oxy. II 281,30; 282,20. — Am Schluß
(29) mußte nach P. Oxy. II 286, 26 auf ducniazal/iai unmittelbar der Name
des iuateazaliftlvog folgen.
Hierzu kann ich noch folgende Verbesserungen mitteilen, die auf Vor-
schlägen von blitteis beruhen, die Vitelli am Original geprüft hat; Z. 1
(hinter ’Oqpttlofi[£vtov) lies i]w luztjkkaxozt ärjifxvoj] xal aäuc9lzta xzk. —
4 1. x[a]TOt[Mxof]s statt x[. . .]o[ js. — 11 f^Ofioloyovftfvij’vJ. —
12 1. intfxfoyiav. — 13 {\n 6[vo^aTo]s jedenfalls unrichtig.
Von besonderem Interesse ist formell und sachlich der Erlaß des Stra-
tegen Nr. 4. Formell ist er eine Parallele zu dem Strategenerlaß aus
Talmis, den ich im Hermes 23, 595 erklärt habe. Der Erlaß beginnt mit
Ipuktvaitag.
In II Nr. 2,7 schreibe ich 6do>p eig niCv ixßäfuv statt Odrap
tig 77{ivo[. {u]s ixß&fuv. Iblv ^ nu!v ist in dieser Zeit oft belegt. VgL
z. B. BGU 34 n 7 usw.
Größeres Interesse hat Nr. 5, die von der luztztiyifuip'^ von Katöken-
land handelt. In Z. 1 ist, wie Vitelli mir mitteilt, durch Versehen des
Setzers 6 x(ol) hinter Ntoxoaiuog ausgefallen. — Z. 6/7 möchte ich folgen-
des Vorschlägen: (itztn(iy^(ptiaai) .£arp[a]nucdi . . . 5n(dpyovC(v). ylaßövug
xzk. Eine zu kaßoi'Ztg gehörige Präposiüon wird man nicht v) abkürzen.
ArebW f Papyrutfonebung. UJ. 2. S1
Digitized by Google
308
IL Befeiate und Beiprechnngen
Vor vjf(d^ovaiv) wird wohl doch cM to(v) <t(vro0) xf^vov stehen, was
„von demselben Datum an“ heißen würde. Doch bedarf das noch der Nach-
prüfung am Original.
HL P. Xagdöla (vgl. oben S. 300).
P. Jouguet und 0. Lefebure bieten hier eine Fortsetzung ihrer
interessanten Publikation, über die im Archiv II S. 390/1 berichtet worden
ist. Auch diese Urkunden (Nr. 23 — ^41) sind wie die ersten Proben des
Fundes von M^dinet en-Nahas an den KOnig gerichtete Klageschriften
aus dem III. Jahrh. v. Chr. (mit Ausnahme von 32, einer Bitte um einen
xvpiog, und 36). Inzwischen haben die Herausgeber die Datierung dahin
präzisiert (S. 205), daß diese Texte den letzten Jahren des Euergetes I.
resp. den ersten des Philopator angehören. Daraus ergibt sich, daß der
KOnig, von dem ich Arch. II 391 nach wies, daß er bei Lebzeiten zu Gunsten
seines Sohnes abdiziert habe, Euergetes I. ist. Eine inschriftliche Bestätigung
hierzu bringe ich unten S. 318f. — So gleichartig das Schema dieser Klage-
schriften ist, so mannigfaltig ist ihr Inhalt. Namentlich kulturhistorisch
sind manche Stücke wie Nr. 24 und 33 von höchstem Interesse. Aber auch
sonst lernen wir viel Neues daraus für das IIL Jahrh. Die Herausgeber
sind in ihrem Kommentar in sehr anerkennenswerter Weise in das Ver-
ständnis der zum Teil recht schwierigen Texte eingedrungen. Einige kleinere
Beiträge mögen hier Platz finden.
Durchweg haben die Herausgeber interpungiert: BaaiUI — jalipciv. ’O
deivu — iSiKovfU&a xrl. Ich möchte nach wie vor (vgl. schon Hermes 22, 5)
daran festhalten, daß wir vielmehr zu schreiben haben: BaOilti — 6
itiva. ’A6moviu9a xtl.
Wenn ein Herakleides sich in Nr. 24 beim König beklagt, daß eine
Ägypterin Vevoßdarig ihn attakiert und ihren Nachttopf über ihm entleert
habe, so muß er sich in der Aufregung verhört haben; sie ksmn nur £evo-
ßderig (resp. Tatvoßdarig) geheißen haben. Dieser Grieche kannte sich mit
den barbarischen Namen offenbar noch nicht aus.
Von hohem Interesse ist Nr. 25. Ein Gläubiger klagt gegen seinen
Schuldner, weil dieser ihm die ohne schriftlichen Vertrag, Siä ge-
liehene Gerste nicht zurückliefert. Er verlangt, iäv lorüra dXtj9fi ina-
vayxdaai avx6v anoSoi}val fiut, tl di i[(] dvxiXiyti fti] dcpelXeiv dfiöaag
fiot ditoXcXva&a>. Ich bemerke hierzu, daß die letztere Bestimmung fast
wörtlich so von Diodor I 79,1 unter den Gesetzen des Bokchoris auf-
geführt wird: Toiig de ntpl t&v av/j.ßoXa(cov vofiovg Boxxöpidog ehai <paOt.
Ilpoexdtxovai dl xoi/g /liv davyypcKpa davtxaafiivovg, av (li) ipdaxoiatv
dtfiiXtiv dyiöaavxug dnoXvte&ai xoi davtlov. Übrigens sind die Kon-
trahenten im obigen Falle nicht Ägypter, sondern der Gläubiger ist ein
Grieche, der Schuldner ein thrakischer Beiter.
Die metrologisch sehr wichtige Stelle 26,4 — 6, die lldxoa und nzvrd^oa
xipd/ita otvov unterscheidet, konnte noch nicht mit völliger Sicherheit ge-
lesen werden. Daß ^ Ic Z. 4 2("I*ov) bedeuten könne, bestreite ich, wenn
wirklich ein o über dem x steht. Dann kann es (in diesem Zusammen-
hänge) nur *^4er eine Ableitung davon bedeuten. Aber was geht
vorher?
Digitized by Coogle
Ulrich Wilchen: PapyrnB-Urknnden
309
27. Zu Maxha als Femininum vgl. P. Kretschmer, Einl. Griech. Sprache
S. 284, der Beispiele aus Rhodos (Inscr. Qraec. Ins. I 322. 515) beibringt.
Mit Recht haben die Herausgeber auch P. Petr. I 13 (l) 7 I7]vppov Maxirai
(vgl. GGA 1895 S. 135) berangezogen, doch ist hier nicht zu entscheiden,
ob das der Dativ zu Maxirag oder Maxira ist.
28 ist wichtig für die dmpsa- Frage, 29 für die Geschichte der Erb-
pacht durch die Befristung einer Pacht tig xa c,& (fvi)! Übrigens kann
TaSnog in Throßaartog xov T. (28, 2) nicht der Muttemame sein, sondern
nur der Vatersname. Es ist derselbe Harne, den als Taji<og oder Tmg ein
König der 30. Dynastie trug.
In 30 scheint es sich darum zu handeln, daB der Schuldner nach
Zahlung seiner Schuld den Schuldschein zurückerhalten will. Vgl. 4: föv?]
änodcüt ovröj, xi\v ov^'jpnqFjJi/ xofuoöp[aj(?). Nun ist der eine GlSnbiger,
wie es scheint, gestorben, ehe der Schuldner die Urkunde zuiückbekonunen
hat, und der überlebende Sohn, der zweite Gläubiger, weigert sich. Hier-
nach vermute ich in 5: npö rov ^ xofiiaaa^al pc v[^v avyyfatpi\v statt
Htx[yau>v.
In 31 scheint mir dieselbe iitixaxaßoiri (Z. 9) vorzukommen, die in
dem Florentiner Text so lebhafte Diskussion hervorgerufen hat. Vgl. oben
S. 305. Die Worte u; al nfjöaoiot in 35, 2 sind nicht auf den Monat,
sondern auf das Jahr zu beziehen, wie J. G. Smyly in Hermathena X
Nr. 25 S. 432 erwiesen hat. — Ist in Z. 3 vielleicht npoono^ca; statt
nfjoovorflag zu lesen?
IV. P. Amherst Lat. (vgl. S. 300).
Seymour de Ricci veröffentlicht hier den Text eines Diptychon, das
im Jahre 1903 Lord Amherst erworben bat. Nach einer genauen Be-
schreibung der Tafel gibt der Herausgeber den Text und läBt Übersetzung
imd Kommentar folgen. Das Diptychon, das aus Hermupolis Maior atä'upta
et splendida stammt, beurkundet eine manumissio inter amicos aus dem
4. Jahre des Kaisers Elagabal (Juli 221). Der lateinische wie der grie-
chische Text der AuBenseiten ist bis auf die griechischen Zeugenunter-
schriften im allgemeinen gut erhalten. Der Herausgeber hat nur eine Stelle
unerklärt gelassen, S. 1 Z. 2: ra Jlf . . . eterheutae. Vorher geht der Name
des Freilassers: Marcus Aurd[iu]s [AJmmonüm Lupergu Sarapionis. Ich
meine, in jener Gruppe kann nur der Name seiner Mutter enthalten sein,
die ja, wenn überhaupt, an dieser Stelle zu nennen war, und lese daher:
ex m[atr]e Terheutae. Nach der beigegebenen Tafel, die allerdings nur
eine Photographie der Abzeichnung de Riccis bietet, scheint wirklich Ter-
heutae dazustehen. Das kann nur eine Transkription des für Hermupolis
mehrfach belegten Namens rtptös, Tef/tvxog sein (vgl. P. Amh. II Indices).
DaB in Z. 20 nagu und nicht ötcä zu ergänzen ist, bat der Herausgeber
selbst schon auf S. 18 nachgetragen. Im übrigen verweise ich auf den
eingehenden Kommentar des Herausgebers. — Im Appendix I gibt derselbe
eine Zusammenstellung der Freilassungsurkunden; im Appendix II berichtet
er, unter Beifügung eines Faksimile, über ein Fragment einer lateinischen
Wachstafel in der Bodleian Library (Oxford) vom Jahre 147 n. Ohr. Diese
sowie die Tafel des Lord Amherst sind durch ihre genaue Datierung für
die lateinische Paläographie von hohem Wert,
21*
Digitized by Google
310
II. Referate and Besprechungen
T. P. Stud. Pal. I, 3 (vgl. S. 300).
Das 3. Heft der „Studien zur Pal&ographie und Papyruskunde“
(vgl. Archiv II S. 392 f.) bringt 701 Urkunden „kleineren Formats“ aus der
Zeit vom IV. — VIII. Jahrb. In dem Vorwort teilt Wessely mit, daß dies
nur der erste Teil einer Sammlung von über 1000 Urkunden dieser Art
sein soll. Die Transkription der Texte ist nicht gedruckt, sondern von
Wessely autographiert. Zu den schon bekannten Texten aus Paris, Berlin,
Oxford usw., die hier alle noch einmal (leider ohne vorhergegangene Revi-
sion der Originale) mit abgeschrieben sind, ist eine große Anzahl bisher
noch nicht publizierter Texte der Rainer-Sammlung hinzugefugt Wessely
verfolgt mit dieser Publikation, wie er sagt, einen doppelten Zweck. Ein-
mal will er durch die autograpbische Wiedergabe der in diesen Texten ge-
legentlich angewendeten tachygraphischen Zeichen Material schaffen für die
noch immer nicht gelungene Entzifferung der Tachygraphie. Diesen Zweck
wird seine Arbeit in der Tat insofern fördern können, als derjenige, der
diese Tachygraphie zu entziffern unternimmt, hierdurch auf viele Stellen
hingewiesen wird, wo tachygraphische Zeichen zu finden sind. Im übrigen
aber wird er nach meiner Ansicht gut tun, ausschließlich an den Origi-
nalen zu arbeiten, um nicht Irrungen über den Tatbestand ausgesetzt zu
sein. Die nicht- mechanische Wiedergabe dieser tachygraphischen Notizen
ist auch bei größter Sorgfalt sehr schwierig. Das Zeichen z. B., das
Wessely am Schluß von Nr. 223 mitteilt, ist völlig anders als auf der
von mir edierten Photographie. — Zweitens will Wessely mit dieser Publi-
kation „gewissermaßen die Fortsetzung des I. Bandes des CPR“ und zu-
gleich ein Supplement zu den Ostraka geben.
Ich muß mich heute auf dieses Referat über die Absichten des Heraus-
gebers beschranken. Denn da erst die Hälfte vorliegt, wäre es unbillig,
schon jetzt Kritik zu üben. Nur den Wunsch möchte ich aussprechen, daß
das SchluBheft gedruckte Indices, vor allem ein Wörterverzeichnis bringe.
Zur Berücksichtigung bei den „Corrigenda“ erlaube ich mir zu den
Texten ein paar Kleinigkeiten, die sich mir bei allerdings nur flüchtiger
Durchsicht ergaben, zu notieren.
42, 1/2 würde ich Mttxiatoif(of) iiaaToi(ioiJs) schreiben. Der
Name Mayiaraf ist aus der Literatur und auch aus Papyri bekannt (s.
unten). Ebenso ist auch in Z. 6 Tpißoiva als Eigenname zu fassen. Vgl.
Nr. 384,1. Da in Z. 1 vor fx unmöglich die Präposition v7t(Jf), wie
sonst gewöhnlich, sein kann, so schlage ich vn(rigiTov) vor.
In 47,2 scheint mir die Ergänzung x[al aür]oü [vooojxdpou ganz un-
möglich zu sein, da ja vorher von keinem andern vnCoxdpo; die Rede ge-
wesen ist. Vergleicht man Nr. 314, die besser neben 47 gestellt wäre, so
vermutet man, daß hierin vielmehr der Name des Quittungsempfängers steckt,
oder vielleicht zunächst ein npuvorjioO. Doch das kann nur am Original
entschieden werden.
113,5. Hinter hat Schubart ß uachgetragen. Vgl. Add.
118. Auch in diesem Leipziger Text ist Maylarofi als Eigenname
zu schreiben wie oben in Nr. 42,1. Auf weiteres verzichte ich mit Rück-
sicht auf die von Mitteis vorbereitete Neuedition.
216, 1 1. aifiontj/.
Digitized by Coogle
Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden
311
217. 1 sind die Worte <5 (dx(ovos) dpTO}T(pdTtj?) hinter ’HUag, die
bei Magirus stehen, vom Herausgeber vergessen worden.
In 225,4 las ich vor Jahren Afoi5;{£(»(s) statt Mov(ä-/iov?), ebenso
in 230,4 ’Hkiae (S~tß &Q{xdßas) dcaT£x(o) statt xateivov of/ . . in
ff
232, 4 dgro / statt ägxov. Die von Magirus heraxisgegebenen Papyri be-
dürfen sehr der Nachprüfung.
In 253 erwartet man hinter fttQog notwendig eine Zahlenangabe, also
wohl £XTOv statt fx t(^s). Darauf vielleicht Bovß{a<sxlxov)? Übrigens
muß in dieser Lieferungsanweisung hinter iUktalnma ein Punkt gesetzt und
IlaQdaxt{s) mit großem II geschrieben werden.
301, 2. dypopEurivroiv ist offenbar verschrieben für dyyuQCvovxuv.
Über £av/Uov (2) steht ein Horizontalstrioh, wie hilußg damals über Eigen-
namen. Mit Xoilovffos in 3 beginnt eine 2. Hand.
493. 2 Schluß lese ich nach einem Paralleltcit y[pofift](ar£vs). Die
Zeichnung von 4 ist nicht korrekt, insofern dem langgezogenen Kreuz über
KaXofitiva; der Vertikalstrich fehlt (vgl. Photographie). Dies Kreuz fehlt
daher auch ganz in der Transkription. ’
VI. Oxyrhynchos IV (vgl. S. 300).
Wenn auch die literarischen Texte dieses Buches, unter denen sich
Stücke allerersten Ranges befinden, die Urkunden weit überragen, so ver-
danken wir doch auch den letzteren reiche Belehrung. Der Band erschien
gerade noch rechtzeitig, um einen kurzen Bericht hier anschließen zu können.
Es braucht kaum gesagt zu werden, daß die Arbeit der beiden Herausgeber
sieb wieder auf gewohnter Höhe befindet.
Von den tlnohfiical fragmenis kommt für uns Nr. 658 in Betracht,
der erste UbrUus lih'llatici aus Oxyrhynchos, der den bekannten Faijümem
in allem Wesentlichen entspricht. Neu ist nur der Titel: Totg inl xäv
Uf&v [ Ol] 9vaiß>v. Hier wird wpö nicht Tempel bedeuten, sondern Opfer;
es handelt sich um eine Spezialkommission, nicht um die regulären „Tempel-
vorsteher“. In Z. 12 ist liQmv, wie die Berliner Parallele zeigt, verschrieben
für kgiicav (Opfertiere). Ob auch in 1? — Ich wies schon im Archiv I
174, 1 auf einen libellus in Alexandrien hin. Inzwischen hat Botti Mittei-
lung über diesen in Rom auf dem II. christlich-archäologischen Kongreß ge-
macht (vgl. de Ricci, Rev. Et. Gr. 1901 S. 203), aber der Text scheint noch
nicht publiziert zu sein. Wenn hier eine Priesterin des Petesuchos einen
solchen libellus ausstellt, so erinnert uns das daran, daß wir nicht not-
wendig in allen Schreibern solcher Texte abtrünnige Christen zu sehen
brauchen, sondern daß einzelne auch gute Heiden sein können, die das
Mißtrauen der Regierung überflüssiger Weise zu diesem Aktenstück ge-
zwimgen hatte.
Von hohem Wert sind die beiden Kaiserreskripte in Nr. 705. Die
Herausgeber fassen den Sachverhalt nicht ganz richtig auf, wenn sie von
lwo pditims sprechen, fo tchick tlie Empeiors’ replifs are, as usual, prefixed
instead of being appittdfd. Die Frage, ob prcßxed oder appended, kommt
nur in Betracht, wenn kaiserliche Erlasse etc. in Abschrift beigefUgt werden.
Hier aber werden nicht die Reskripte, sondern die Bittschriften in Abschrift
Digilized by Google
312
IL Keferate und Beaprechungcn
hinzugefttgt. Wir haben also die kaiserlichen Antworten vor uns, in
denen, wie auch Leid. Z zeigt, dem Beskript die Kopie der Bittschrift
folgt, wahrend die Originalbittschrift in der kaiserlichen Kanzlei zurhck-
behalten wurde. — Abgesehen von Leid. Z haben wir hier die ersten Proben
von Bittschriften an den Kaiser (hier genannt). Es handelt sich um
gemeinnützige Stiftungen, deren Fortbestand der Stifter durch kaiserlichen
Erlaß für die Zukunft gesichert sehen möchte (vgl. 151 ff.). Die Texte ent-
halten auch im einzelnen viele interessante Angaben (wie einen Hinweis
auf einen jüdischen TtoXtfiog aus dem Ende des 2. Jahrhunderts), die von
den Herausgehem sachkimdig erörtert sind. Nur in einem Punkte möchte
ich ihnen widersprechen: in betreff der Ergänzung j[[(ipT]ov in HI 78. Da-
nach müßte von dem Geld des Stifters Heu aufgekauft werden, dessen Er-
trag (nfoaoäog) für die Unterstützung der AfjTOupyoöms verwendet werden
sollte. Diese Kapitalanlage begreife ich nicht, trotz des zitierten P. Oxy.
ni 507, der die Herausgeber zu dieser Ergänzung verleitet hat. Hierbei
bleiben auch unerklärt die Worte, mit denen die Kaiser die Stiftung
charakterisieren (III 61): äjtoSiSovg äfioißfiv ivxTi/deas. Das fasse ich:
„du gabst ihnen Entgelt für Erwerb von Grund und Boden“, und da-
nach ergänze ich in 78: lig avvoivi/v (statt ®^ ^
eoiog x«Tor{#i]0{T0i «»j Tfo<pc:g xri. Also wird von dem Geld des Stifters
ein Gut (vgl. IH 70) gekauft, dessen Ertrag für die Liturgen verwendet
werden soll. Das einzige Bedenken gegen diese sachlich sehr naheliegende
Ergänzung könnte uwcavTjv erwecken. Aber ich meine, daß avvtovila9ai
nicht nur (wie gewöhnlich) das Zusammenkaufen vieler Objekte durch ein
Subjekt, sondern auch das gemeinsame Kaufen eines Objektes durch viele
Subjekte (hier: xSfun) bezeichnen kann.
In 706 erscheinen zum erstenmal die aertxoi vofiot, in denen die Her-
ausgeber mit Hecht die Gesetze der Stadt Alexandrien sehen. Sie stehen
hier im Gegensatz zu rof; rebv AiyvTtriatv vöfiotg.
Was die TtXäxai in 707, 26 sind, ist zweifelhaft. Jedenfalls aber sind
sie nicht mit den Herausgebern von 6 nhlxug, sondern von f\ nlartj ab-
zuleiten (vgl. 25: rag).
Von großer Wichtigkeit ist Nr. 709, die, aus dem 1. Jahrh. v. Chr.
stammend, u. a. ßtjßaUav, 'Erna Nofiovg ’Afeivoiriiv aufzählt. Wir irrten
also, wenn wir annahmen, daß erst durch den ’Avuvotnig Hadrians der
Arsinoltes aus der Siebonzahl herausgedrängt sei. Zu dem klaren Kommentar
der Herausgeber möchte ich nur eines bemerken. Die Schrift des Papyrus,
den sie mir im vorigen Sommer freundlichst zeigten, kann, wie mir scheint,
doch wohl ebensogut aus den ersten Jahren des Vespasian, wrie aus den
letzten Jahren des Nero sein. So zeigt z. B. P. Oxy. H 361 aus dem J. 76/7,
wie ich am Original sah, noch dieselbe Schriftentwicklung, wie sie unter
den Claudiem üblich war und auch in jenem Papyrus nach meiner Er-
innerung vorliegt. Ich glaube daher auch jetzt noch daran festhalten zu
dürfen, daß zur Zeit des Edikts des Ti. Julius Alexander (68) die Dreiteilung
des Landes noch nicht durchgeführt war (Gr. Ostr. I 425). Wir lernen jetzt
neu hinzu, daß sie spätestens unter Vespasian eingeführt ist.
Die folgenden Nummern bringen u. a. neues Material für die Xaoyeaqila
unter Augustus (711), für den ^ti'ixSv itfoxvof (712), für die InUfusig (714).
Zu 716 und 722 vgl. die obigen Ausführungen von Mittels (S. 252 f.). Es
Digitized by Google
ülrich Wilcken: Pspyrus-Ürknnden 313
folgen darauf Petitionen (717 — 720). Zu 719, 2 ön[of]xoti 'Hklov no'[iUci>];
vgl. P. Lond. n S. 209 und oben S. 244.
Von hervorragender Bedeutung ist 720: Der lateinische Antrag einer
Frau an den praefectus Aegjpti (vom Jahre 247) auf Bewilligung eines
auelor auf Grund der lex Julia Titia, mitsamt der Erledigung des Prft-
fekten. Die Antwort des Prftfekten, von der uns die Zeilenanfänge erhalten
sind, glaube ich mit Hilfe der lex Salpensana mit Sicherheit ergänzen zu
können. Daselbst findet sich in dem Abschnitt de ttäorum daiione in c. 29
die altertamliche Formel: quo ne ab iusto More Mela abeat, ei Morcm dato.
Danach füllt sich die Lücke von Z. 12. Indem ich ferner die eigenhändige
Unterschrift des Präfekten lefgji lese statt des unmöglichen cepi (das 1 ist
ganz so wie bei der 1. Hand), ergibt sich folgende Bestituierung der Ant-
wort des Präfekten:
Quo ne ab [iusto tutore tutela]
abeat, Pl[utammonem s(upra) s(criptum)(?)]
e leg(e) Jul(ia) et [Titia anctorem]
do. (Der Präfekt:) Le[g)i.
Es folgen wertvolle Kontrakte (721 — 731), über Sklavenfreilassung,
Lehrlingsverträge n. a. Besonderes Interesse wird 724 erwecken, wo jemand
einen Sklaven bei einem Tachjgraphen (aqinoyfdgtm) in die Lehre gibt
für einen zweijährigen Lehrkursus. — Von dem Gaius Seppius Rnfns in
721, 1 habe ich schon in Deutsch. Lttz. 1902 Nr. 18 Sp. 1144 gezeigt, daß
er der Idioloffu.<s war. Für das Idiologus-Problem ist dieser Text von hohem
Wert. — Zu 722 haben die Herausgeber den Pap. Edmonstone neu heraus-
gegeben, was sehr dankenswert ist. — In 727 möchte ich, abweichend von
den Herausgebern, wegen des in 29, doch wieder einen Antrag
auf Sqfioalaaii sehen. Vgl. Archiv I 176.
Es folgen Steuerquittungen und Rechnungen (732 — 741). Zu der mvi)
nqo9fitSmv verweise ich auf Griech. Ostr. I S. 394 § 197. — Die merk-
würdige Beischrift in 735,14 ad cognlega ist wohl ad Cf^n(oscendum) lega(tur)
aufzulösen.
Den Schluß der Urkunden machen Privatbriefe (742 — 747). Darauf
folgen wieder DescripHons (von Nr. 748 — 839). Im Appendix I sind Nach-
träge zu P. Oiy. n und P. Faj. zusammengestellt. Appendix III bietet eine
sehr dankenswerte Übersicht über die Verteilung der Oxyrhynchos- und
Fayumpapyri an die verschiedenen Sammlungen.
Halle aß. Ulrich Wilcken.
W. Dittenberger, Orientis Graeci Inscriptiones Selectae, supplemen-
tum Sylloges Inscriptionum Qraecarum. Volumen prius. Leipzig,
S. Hirzel 1903.
Wenn mir auch lüchts ferner liegt als meinen hochverehrten Amts-
genossen „rezensieren“ zu wollen, möchte ich es doch nicht unterlassen, die
Leser des Archivs auf dieses für uns so außerordentlich wichtige Werk auf-
merksam zu machen. Es wird von aUen Freunden des Hellenismus mit
r
Digitized by Google
314
n. Referate und Beeprecbungen
lebhafter Freude begr&fit werden, daß ein so bewahrter Meister der Epi-
graphik wie Wilhelm Dittenberger sich entschlossen hat, in Er^ummg der
zweiten Auflage seiner SjUoge, die wichtigsten griechischen Inschriften des
hellenistischen Ostens zu sammeln und heraaszugeben. Wer je auf diesem
Gebiet gearbeitet hat, der weiß, wie sehr die Forschung dadurch behindert
wird, daß die Inschriftenfunde in den verschiedensten Monographien und
Zeitschriften des In- und Auslandes zerstreut vorliegen. So ist allein schon
die Sammlung und Ordnung des weitschicbtigen Materials eine hochver-
dienstliche Tat. Der erste Band beschrankt sich auf die Zeit der KSnig-
reiche, wahrend der zweite die Urkunden aus der Zeit der römischen Herr-
schaft bringen soll. Folgende Reiche sind in dem vorliegenden Bande be-
handelt: I. Regna Alexandri, Antigoni, Demetrii, Ljsimachi (Nr. 1 — 15).
n. Regnum Lagidarum (Nr. 16 — 198). II. Nubia et Aetbiopia (Nr. 199 — 210).
rV. Regnum Seleucidarum (Nr. 211 — 263). V. Regnum Attalidamm
(Nr. 264 — 339). VI. Regna Asiana minora: BithTnia (Nr. 340 — 346), Galaüa
(Nr. 347 — 349), Cappadocia (Nr. 360 — 364), Pontus (Nr. 366 — 378), Iberia
(Nr. 379), Armenia et Me^a Atropatene (Nr. 380 — 382), Commagene
(Nr. 383 — 413), ludaea (Nr. 414 — 429). VII. Regna Arsacidarum et Sasa-
nidarum (Nr. 430 — 434).
Indem hier nahe zusammengerückt ist, was bisher meist weit zerstreut
war, ist auch dem Femerstehenden ein Einblick in die Bedeutung des Helle-
nismus für die verschiedenen Gebiete des Orients eröffnet worden, wie er
bisher nur dem Spezialforscher unter großen Mühen erreichbar war. Wir
sehen hier die engen Beziehungen der verschiedenen Reiche im staatlichen
und privaten Leben greifbar vor uns, werden aber auch in den Stand ge-
setzt, bezüglich des Maßes der Hellenisierung die verschiedenen Abstufungen
zu erkennen. Mehr noch als die Zahl der aus den einzelnen Gebieten er-
haltenen Inschriften — die wenn auch an sich nicht unwichtig, doch auch
von Zufülligkeiten abhängig sein kann — ist neben den durch die Texte
offenbarten Eulturzustftnden namentlich die Sprache der Urkunden ein deut-
licher Wegweiser für den, der die verschiedene Entwickelung des Hellenis-
mus in den verschiedenen Gebieten erforschen will.
Aher der Wert des Dittenbergerscben Werkes liegt nicht nur in der
Sammlung und Zusammenfügung dessen, was früher auseinandergerissen war,
sondern vor allem in der kritischen Textgcstaltung der einzelnen Inschriften.
Zahllose neue Lesungen und Ergänzungen, über das ganze Buch hin aus-
gestreut, legen Zeugnis dafür ab, mit welcher Gründlichkeit der Verfasser
das Verständnis jeder einzelnen Urkunde zu vertiefen bestrebt gewesen ist.
Nur ein Philologe von so tiefer und umfassender Sprachkenntnis rvie er
konnte so verschiedenartige Texte, wie sie hier aus den verschiedensten
Zeiten und Gegenden nebeneinander stehen, mit immer gleicher Sicherheit
behandeln.
Aber auch die selbst für den Spezialforscher meist sehr verwickelten
historischen Fragen, die diese Inschriften aufwerfen, hat der Verfasser in
seinen gelehrten Anmerkungen mit einer Gründlichkeit und einer Selb-
ständigkeit angegriffen, die erstaunlich wirkt, wenn man in der Einleitung
liest, daß er hiermit in eine aliena prorincia eingedrungen sei. Gewiß
werden die Spezialforscher hier und da manches nachtragen können und
werden auch manches anders auffassen wollen, aber sie werden dankbar an-
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Über W. Dittenberger, Orientia Graeci Inacriptionea Selectae 315
erkennen, daS Dittenberger, von der vollsten Beherrschung der nicht-helle-
nistischen Inschriften ausgehend, auch in die hellenisüscho Forschung viele
fruchtbare neue Gedanken aus jenem Gebiet hineingetragen hat und dadurch
manches Problem über die von der Spezialforschung bisher erreichte Grenze
hinaus gefordert bat.
Um von dem Inhalt und der Art dieses Buches eine genauere Vorstel-
lung zu geben, will ich im folgenden einige Punkte besprechen, die mich
zum Nachpräfen angeregt haben. Wiewohl auch aus den Seleucidischen,
Attalidischen und anderen hellenistischen Inschriften für das Verständnis
der Papyri außerordentlich viel zu lernen ist, werde ich im folgenden doch
den Kreis der ptolemäischen Inschriften bevorzugen, der den Lesern unseres
Archivs durch die verdienstvollen Sammlungen von Max L. Strack beson-
ders nahe gebracht ist.
Sogleich für die erste Inschrift des Begnum Lagidarum (Nr. 16), die
bekannte halikamassische Inschrift: 'Aya&iji. rvj^rji (r)[^i] IlToXtfiaiov roü
£onfjpog xol SeoO £aQÖni “lai 'Agaivöt] xb ÜQbv idQvearo Xcttgi^fiovog v(fto-
notoüvTo;) bietet Dittenberger eine überraschende neue Auffassung. Während
wir diese Inschrift bisher meist auf den toten Lagiden bezogen hatten,
stellt er dieser Deutung den Satz entgegen: pi'o bona fortuna hominis de-
functi profedo nihil unquam dfdicatum est. Die Richtigkeit dieser Behauptung
wird kaum bestritten werden kOnnen. Daß 'Aya9rig xvxr\g ’AqOivoqg OiXa-
6Ü<pov (Strack, Dyn. Ptol. Kr. 25) kein Gegenbeweis ist, werden wir unten
S. 318 sehen. Auch die ähnliche Vaseninscbrift BcqivCxijg ßaatUaarig äyaBfjg
xv%rig (auf dem danebenstehenden Altar: 9i&v Evcpyerciv) bei Strack, Dyn.
Ptol. Kr. 48 (vgl. oben S. 139), die Strack auf die jung verstorbene Tochter
des Euergetes I. beziehen wollte, werden wir nach obigem um so mehr auf
seine lebende Gemahlin Berenike beziehen, als die Parallelinschrifl Baadtaig
IlToXt/talov ^UcmÖTOpog (Strack, Dyn. Ptol. Kr. 67) sicher auf den Leben-
den geht. Da nun der JlToXc/utiog der balikamassischen Inschrift den Eönigs-
titel nicht führt, so schließt Dittenberger weiter, daß die Inschrift gesetzt
sein müsse, ehe Ptolemäos I. diesen Titel aufnahm (306). Durch den
Soter-Beinamen, den ihm zuerst die Kesioten gaben (ca. 308), wird die Da-
tierung endlich auf 308 — 306 begrenzt.
Vor kurzem hat Beloch in unserem Archiv II 241 eine andere Deu-
tung aufgestellt. Auch er ging von der richtigen Beobachtung aus, daß
die Inschrift wegen des dya9qi tvj;»)» zu Ehren eines Lebenden gesetzt
sein müsse. Da Ptolemäos I. Halikamass niemals beherrscht habe, so sah
er in dem Ptolemäos den H. (ca. 280) und übersetzte: „Ptolemäos des
Sohnes des Retters und Gottes“.
Wer von beiden hat Recht? Daß die letztere Übersetzung Beiochs an
sich nicht unmöglich ist, können die unten S. 316 behandelten Inschriften
mit der Eltcmangabe Earr/pcov vielleicht dartun. Trotzdem scheint mir seine
Deutung dadurch ausgeschlossen, daß vor ITxoXsftalov der Königstitel fehlt.
Es wäre ohne Beispiel, wie ich glaube, daß der regierende König in einer
derartigen Inschrift nicht ßaoiUvg genannt wäre. Somit bleibt nur die Deu-
tung von Dittenberger übrig, da ich wenigstens eine dritte Möglichkeit nicht
sehe. Was die Stellung von Halikamass betrifft, so hat Dittenberger be-
tont, daß Plutarchs Nachricht von einer angeblichen Belagerung der Stadt
durch den Lagiden (Demetr. 7 Endei sich auf 312 bezieht. Jedenfalls
Digitized by Google
316
II. R«ferate und Beiprecbungen
kann man ans den Worten Plutarchs nicht wie Belocb 1. c. schlieBen, daB
PtolemSos I. Halikamass „niemals“ beherrscht habe.
Durch Dittenbergers Datierung bekommt die halikamassische Inschrift
eine ganz neue Bedeutung für das Sarapisproblem. Da hiernach schon
zwischen 308 — 306 in Halikamass dem Sarapis und der Isis ein Heiligtum
von seiten eines Mitgliedes der ägyptischen Satrapenfamilio gestiftet wurde,
so folgert Dittenberger weiter, daß der alexandrinische Sarapiskult schon
vorher bestanden haben müsse, und gestützt auf die von Tacit. Hist.
IV 83 in den Worten Aleiandriae recens conditae angedeutete Zeit-
bestimmung meint er, dafi Ptolem&os vielleicht schon bald nach seiner Be-
sitzergreifung Ägyptens (323) diesen Kult geschaffen habe. Die hier be-
rührten Fragen sind so ungeheuer verwickelt, daß ich den Rahmen meiner
Besprechung sprengen würde, weun ich begründen wollte, in wiefern
außer diesen sehr plausiblen Schlußfolgerungen immerhin auch noch andere
Möglichkeiten denkbar wSren. Ich werde in meinen „Urkunden der Ptole-
mäerzeit“ Veranlassung haben, zur Sarapisfrage im größeren Zusammen-
hänge Stellung zu nehmen. Eine einzelne Vorftage habe ich oben S. 249 ff.
behandelt.
Nr. 21. TloXvSivneioi ist mit Dittenberger sicher als Demotikon zu
fassen, aber nicht nur, weil die Inschrift in Alexandrien gefunden ist, son-
dern vor allem, weil derartige Ableitungen bei Dorfnamen, wenn ich mich
recht erinnere, nicht üblich sind: man würde in diesem Falle etwa dnö
floXvösvxsiag gesagt haben. Die Ähnlichkeit zwischen arsinoitischen Do^f-
namen und aleiandrinischen Demennamen, auf die Dittenberger hinweist, ist
übrigens doch zu zufällig, um Schlüsse von den einen auf die andern
zu rechtfertigen. Javaivg in P- Petr. I 24, 2, 1 ist sicher auf den Demos,
nicht auf ein Dorf zu beziehen. Zur Literatur über die Demennamen ist
der klärende Aufsatz von Frederic Kenyon im Archiv II 70 ff. nachzutragen.
Nr. 22. Dittenberger hat die Inschrift mit Recht auf Ptolemäos H.
bezogen. Ob die Ergänzung £coTii^(ov [ulbv nötig ist, lasse ich dahingestellt.
Die Verwendung von viog kommt allerdings schon unter Euergetes I. in
Adulis vor (vor dem Vatemamen), aber im allgemeinen ist für die Zeit
des Philadelphos noch die größte Breriloquenz üblich. Ich halte daher für
diese Zeit [Bauilfa I7i]ol[tg]oroi' ^kori/pcov für ausreichend. Vgl. Nr. 23.
Man muß also, falls nötig, in Z. 2 einen langem Namen ergänzen. Noch
härter ist es, daß, selbst wenn der Königsname im Genetiv voransteht, der
Eltemname ohne Verwendung des Artikels sich anschließt, wie in
Archiv II S. 539 Nr. 5: ’lhif ßaaiXitog ThoXiftalov xoi Vfpotvöijj ^iXttdiX-
<pov Daß das nicht, wie Strack annahm, nach 270, sondern vor
270 geschrieben ist, hat Dittenberger S. 648 gezeigt, worauf ich unten
zurückkomme. Hiernach ist auch die Schreibersche Altarinschrift zu deuten
(Archiv HI 8. 127 Nr. l): ßaötXitog IhoXifutlov xte! 'AgOivörig <^iXa6lX<pov
QiSyv Ztazr^tav. Die Breviloquenz ist hier so weit getrieben, daß die größte
Zweideutigkeit entstanden ist Da man auf dem Altar die Namen der hier
verehrten Gottheiten erwartet, liegt es nahe, den Ptolemäos und die Arsinoe
selbst für die fttol Sioxiiffig zu halten. Aber nach den obigen Beispielen
glaube ich, daß trotz allem mit Qi&v SanriQtttv die Eltern des hier ver-
ehrten Königspaares gemeint sind.
Nr. 28. 'Ikcf ßaaiX^ag IlroXe/taiov roi UroXtiuclov x«l ßaCiXiacrit A(-
Digitized by Googl
CIrich Wilcken: Über W. Dittenberger, Orieotis Graeci Inscriptiones Selectae 317
etvörig xzl. Strack (Archiv I S. 200 Nr. 2) hält diese ArsinoC fttr Arsinoe II.
Die Möglichkeit will ich nicht bestreiten, aber es kann auch Arsinoe I.
sein. Daß sie ohne Nennung der Eltern angescblosscn ist, beweist zwar
nichts (vgL 85), aber dies wäre bei Ar.sinoe I. besonders verständlich. Viel-
leicht ist entscheidender, daß sie nicht <Pda6iX(pov genannt wird. S. unten
S. 319.
Nr. 29 hat Dittenberger folgendermaßen hergestellt: fThip ßaadiag
UzoXtiiaQov Tov IliolLifi[alov | xal Biftvlxtjg Xcarr^ptiiv xol] imiQ ’AQaiv6rj[g
ßttledüsatjg xtI. Die Ergänzung von ßaffditog, die wieder XtoxrjQiov zur Folge
hat, scheint auch mir durchaus notwendig. Wohl mit Rücksicht auf Stracks
Beobachtung über die durch die Strahlen des Giebels gegebene Zeitenlänge
(Dyn. Ptol. Nr. 18), hat Dittenberger das xol in die 2. Z. gesetzt und so
Stracks Normalziffer (30) nur um 5 Buchstaben überschritten. Das wird
nicht zu vermeiden sein, denn der regierende König kann in der Weihe-
formel nach vniQ unmöglich ohne Titel stehen. Aber die Ergänzung ßaOi-
Uaa^g, die Ditt. statt rT,g ytn’aixdg (Fabricius, Strack) verschlägt, halte ich
nicht für richtig, weil ich kein Beispiel kenne, daß in dieser Weibeformel
der Königstitel hinter Am Namen stünde. Freilich auch an lijj yvvotxog
und die Deutung auf Arsinoö I. glaube ich nicht, denn dann wäre ßaei-
X/aat/g vor ’jQOivötjg zu erwarten. Stracks Begründung: „Arsinoö wird die
erste Frau des Philadelphus sein, da bei der zweiten Frau die Namen der
gemeinsamen Eltern hinter ihren Namen gesetzt sein würden“ ist, wie eben
zu Nr. 28 bemerkt, nicht zwingend. Auch ArsinoC HI. hat dieselben Eltern
mit ihrem Mann, und doch heißt es in Nr. 85: 'Tkig ßaadiag IlxoXtiialov
ToO IlxoXtfialov xol ßaOiXlaarjg ’jlgaivorjg &t&v 0donax6g<av. Ich sehe für
unsere Inschrift zwei Möglichkeiten. Entweder ist vTtig 'Agaiv6xi\g ddtl-
(p^g zu ergänzen: so könnte Arsinoe II. nach ihrer Rückkehr nach Ägypten
und vor ihrer Hochzeit mit dem Bruder genannt sein. Aber zumal ich
eine Parallele hierfür nicht habe, ist mir wahrscheinlicher die zweite Mög-
lichkeit: inip Ap<tiv6ji[g fPi'XaäiXipov, denn für diese Nomenklatur der
lebenden Königin (ohne ßaeCXtOOaf) haben wir viele Parallelen. S. unten
S. 318f.
In Nr. 33 hat sich Dittenberger an Letronne und Strack angeschlossen,
indem er ergänzt: B«a5lt0O«v ’Agatvitjv ffeä[v xfjv IlxoXefiaiov
xal Bipevlxrig [Oiöv Zaix'iigani] xj nöXig (Ptolemais in Cyrcnaica). Da Ar-
sinoö n. erst nach ihrem Tode B:a <J>iXccStX(pog wurde, so müßte notwendig
(nicht nur potiiis) die Inschrift sich auf die Tote beziehen (f 270). Die
MögUebkeit dieser Ergänzung will ich nicht bestreiten, aber ich möchte be-
tonen, daß die Ansicht Droysens, der 0:ä[>' <J>iXonäxoga] und Ei-cg-
ytiöv] ergänzte, also die Inschrift auf Arsinoe III. bezog, dadurch nicht wider-
legt wird, daß Strack mit Recht die historischen Bedenken Droysens gegen
die Beziehung auf Arsinoe U. entkräftet bat. Die große Zahl von Ehren-
inschriften für Arsinoe II. kann die Frage nicht zu Gunsten der letzteren
entscheiden, wie Strack annimmt. Es sind also nach unserem bisherigen
Wissen beide Auffassungen möglich. Ich w'ill nicht verschweigen, daß ich
der Ansicht Droysens zuneigo, und zwar wegen des (Saofimao-Titols. Boi
der Angabe der Filiation kommt es zwar vor, daß tote Könige deu Königs-
titel führen (z. B. in Adulis), wiewohl sie ihn häufiger auch da entbehren,
also rein als Götter aufgefaßt werden. Aber sonst erinnere ich mich nicht,
Digitized by Google
318
n. Referate und Besprechungen
bei Toten, die man als GStter bezeichnen konnte, den irdischen Königstitel
gelesen zu haben. Freilich kann mich ein besserer Kenner unserer Monu-
mente hierin vielleicht bald widerlegen. Doch bis dahin glaube ich, daß
obige Inschrift sich nicht auf die tote Arsinoö II., sondern, wie Droysen
annahm, auf die lebende Arsinoö III. bezieht, denn die Frau des Philopator
war schon bei Lebzeiten drd.
Nr. 34. Wenn sich weiterhin bestätigen wird, was Dittenberger zu
diesen, weit über die Inseln zerstreuten gleichlautenden Inschriften 'jQ(Siv6r]s
<Z>iXaiÜ(pov bemerkt, so verdanken wir ihm einen außerordentlich wichtigen
Beitrag zu einer brennenden Frage der Ptolemäergeschicbte. Und ich glaube,
er hat recht gesehen. Die Gleichförmigkeit dieser Inschriften erklärt er aus
einer und derselben Veranlassung, nämlich aus Geschenken, die Arsinoe II.
anläßlich ihrer Hochzeit mit dem königlichen Bruder den Göttern der Insel-
welt gemacht habe. Wichtiger als diese an sich plausible Vermutung, die
immerhin nicht zwingend ist, ist die Voraussetzung, von der DittenWger
dabei ausging, nämlich daß Arsinoe n. schon bei Lebzeiten, und zwar offen-
bar seit ihrer Hochzeit, den Ehrenbeinamen <ViXüdclq>og geführt habe, wenn
sie auch erst nach ihrem Tode f270), wie die Mentiesstele gezeigt hat, zur
&{ä f^tXäSeXqiog erhoben worden ist. Bei der weittragenden Bedeutung
dieser Annahme war es nötig, sie mit Beweisen zu stützen, und das hat
Dittenberger auf S. 648 nachgeholt. Im Gegensatz zu Stracks Aus-
führungen im Archiv H S. 540 und der herrschenden Meinung, wonach
die Königin auch den Namen <I>iXaötX(pog erst nach dem Tode, zugleich mit
dem Kult, bekommen habe*), zeigt er durch Aufstellung des Satzes; prae-
positionis ■ÄTtrp cum genetivo coniunctae vis non cadit in mor-
tuam aus der Inschrift; 'TWiq ßaaiXicag üroXifialov *ol ’Agaiv6t}g iDiXaSiXqtov
/hovvaiog TTordfiavog (Aroh. II S. 539 Nr. 5), daß Arsinoe schon
bei Lebzeiten iPiXdäeXtpog geheißen hat. Ich füge hinzu, daß die schon
oben besprochene andere Regel, die er auf S. 48 aufgestcUt hat: pro bona
fortuna hominis defuncti nihil unquam dedicatum est, zu demselben
Ergebnis führt, denn es gibt eine Inschrift: ’Aya&ijg tvx>ig 'Agaivötjg WtXa-
öiXcpov (s. oben 8. 315). Von der Richtigkeit dieser beiden Dittenberger-
schen Regeln hängt sehr viel ab. Soweit es mir bis jetzt möglich war,
unser Material daraufhin durchzuarbeiten, habe ich nichts gefunden, was
sie widerlegte. Denn Stellen wie xrioff/rtos toC atjfiaivoiiivov Cegov ■övip rt
aoS xtti Töv 7Tgoy6va>[v <f]oC (aus einer Bittschrift, Arch. II 8. 556 Nr. 38),
wird niemand auf eine Stufe mit den hier in Frage stehenden Weihinschriften
setzen wollen. Aber vielleicht wird man die Inschrift im Archiv H
S. 546 Nr. 24 ihm entgegenhalten, die Strack mit großer Wahrscheinlich-
keit so ergänzt hat: ['Ttrrp IJroX. *al ßaa. ’Agatv6>][^g tb T(pc]vop...
[xol iiig TItoX. Xf<t ßaa. Bigevlxi)g [Ü£öv £]ü tä riiuvog . . .
Das zweimalige tö zififvog verlangt, wie Strack richtig gesehen hat, auch
ein zweimaliges inlg ßaa. xrl. Wenn Dittenbergers Regeln zu Recht be-
stehen, so müßten hier zwei Königspaare am Leben sein, Ptolemäos IV,
mit Frau und Ptolemäos IH. mit I^u; und das wird man für unmöglich
1) Nachträglich sehe ich. daß v. Wilamowitz in Sitzungsb. Akad. 1902 S. 109S, 2
von einer Inschrift, in der ’Aettvörjs ttXadiXtpov Erwähnung geschieht, sagt, sie
müsse zu ihren Lebzeiten gesetzt sein.
s
Digitized by Google
Ulrich Wilckeni Über W. Dittenberger, Orientis Oraeci Inscriptiones Selectae 319
halten. Und doch kann es richtig seinl Ich verweise hierzu auf F. Magd. 14,
aus dem nach meiner Interpretation im Archiv II S. 391 folgt, daß Ptole-
mäos II. oder III. kurz vor ihrem Tode (im 39. resp. 26. Jahre ihrer He-
gierung) zu Gunsten ihres Sohnes abgedankt haben. Genau der Fall wird
durch unsere Inschrift fUr Ptolemäos III. vorausgesetzt: nach dem Ditten-
bergerschen Gesetz muß Euergetes nebst Frau damals noch gelebt haben,
während ihr Sohn Ptolemäos IV., der spätere 9i6g Odcntäico^, schon regierte,
und genau so, wie im Papyrus der junge KOnig, nach dessen Regierungs-
jahr (l) datiert wird, vor dem alten KSnig genannt wird xal ool
xal xS>t e&i norrpl cciüfimtog itaQixofuvog), steht auch in der Inschrift der junge
KOnig vor dem alten. Dies Nebeneinanderleben des Philopator und seines
abgedankten Vaters ist wahrscheinlich so kurz gewesen, daß die Historiker
nichts davon erfahren haben (vgl. Polyb. V 34, 1, Justin 30, 1). Die so-
eben erschienene Fortsetzung der Magdöla- Publikation (s. oben S. 308) be-
stätigt diese AusiUbningen: Jouguet-Lefebure beziehen jetzt mit guten
Gründen jenes 1. Jahr auf Philopator. Ich zweifle hiernach nicht mehr,
daß Euergetes I. kurz vor seinem Tode abdankte. — Bis ein Gegenbeweis
erbracht ist, nehme ich hiernach mit Dittenberger an, daß Arsinoe II. von
der Hochzeit mit ihrem Bruder bis zum Tode den Ehrenbeinamen
dcl^po; geführt hat. Wenn sie nach ihrem Tode dann durch den Bruder
zur 9iic 0daitX<pog erhoben wurde (vgl. Mendesstele), so ist hier ebenso
wie bei ihrem Vater Soter, der vorher schon verliehene Ehrenbeiname in
den Eultbeinamen verwandelt worden. Damit ist wohl der Ansicht von
Strack, die ich nie geteilt habe, daß 0ddäelg>og der ursprüngliche Name
des Ptolemäos IL gewesen sei, der letzte Stoß gegeben. Wir werden hier-
nach alle Urkunden nach 270 ansetzen, die die Königin als 9sd 0dd-
isl<pog bezeichnen, werden aber bei denen ohne 9ea einmal zu berück-
sichtigen haben, daß die Griechen außerhalb Ägyptens gelegentlich den did;
fortlassen auch da, wo er berechtigt ist, und den Kultnamen gewissermaßen
als Distinctivum benutzen (vgl. z. B. Nr. 133). Andererseits lassen speziell
bei dieser Göttin gelegentlich auch die ägyptischen Urkunden den Gottes-
titel aus. Vgl. z. B. P. Bev. 36, 19. Hiernach läßt sich keine feste Regel
aufstellen, ob die Texte ohne 9ei vor oder nach 270 anzusetzen sind. Eine
Besonderheit ist übrigens, daß vor dem Ehrenbeinamen der
Titel ßaalUcaa meist zurücktriti
Zu Nr. 35, der Philotera- Inschrift, bestreitet Dittenberger auf S. 648
gegenüber Strack (Arch. II 8. Ö4l) mit Recht, daß wie der /Jacfliaoa-Titel,
so auch der jSaotlziif-Titel von nicht regierenden Gliedern der FamUie ge-
führt werden könne. Ich wüßte in der Tat nicht ein einziges Beispiel da-
für. Dagegen ist zu beachten, wie prompt der ^aodtvs-Titel bei denjenigen
Prinzen fortgelassen wird, die nicht mit regieren! Vgl. Nr. 86, 87, 88,
98, 121 usw. Ich mache noch auf die feine Bemerkung Dittenbergers auf
S. 44 aufmerksam, daß der Unterschied in der Behandlung von ßaadevg
und ßaelXiaoa dem verschiedenen Gebrauch von Augustus und Aug\ista seit
Domitian entspricht (Mommsen, Staatsrecht II* S. 821 f.).
In Nr. 46, 12: t^v ntvxtjxoeiiiv xal rb ygaipXov xStv ofxatv, steht ypa-
^Cov, wie Ditt. mit Recht betont, als ein vectigal. Damit ist die Abgabe
yfagplov in BGU 277 II 11 (aus römischer Zeit) zu vergleichen. Vgl.
Griech. Ostraka I S. 353.
Digitized by Google
320
II. Referate and Besprechongen
Nr. 69. Vgl. den rfftiiatv T^co Tä|cco[v] in meinen Aktenstücken aus
d. kgl. Bank z. Theben Nr. IX 10, der einem i^fiijvtvg z(bv Tptoyodvröv eine
Quittung schreibt. Zur Sache vgl. oben S. 188.
Nr. 72. In der Anmerkung zitiert Dittenberger die folgende Inschrift
aus Bedesiye: Ilavi KvöSm Kai 'Entjxoai Ikxptavivabg (^Eaxpavivabg Druck-
fehler) vtÜq aviov und bemerkt zu dem Eigennamen: nomen corruptutn
quod Schwarzius (Nr. 41) frustra defendere conaiur. Ich lese nach Lepsios
Denkm. YI 81 Nr. 166 vielmehr: £6(pa>v ’lvdög. Damit lernen wir einen
hellenisierten Inder kennen, der griechisch schreibt und dem griechischen
Gott dankt, auch einen griechischen Namen führt. Einen solchen Mann
unter den Besuchern von Redesiye zu Anden, ist ein interessanter neuer
Beleg für die Beziehungen zwischen Indien und Ägypten in ptolemSiscber
Zeit, Uber die kürzlich Hultzsch anlsBlich seines Nachweises, daß die
Barbarensprache im Mimus von Oxyrhynchos die Kanaresische ist, im
Hermes 39 S. 307 ff. gehandelt bat
In Nr. 74 ist ix nti(ayyovg eine vortreffliche Emendation Dittenhergers.
Nr. 85. Die Beziehung auf Philopator und seine Frau ist die einzig
mSgliche. Die ausführliche Begründung des Herausgebers ist völlig über-
zeugend.
Nr. 86. Wenn ich recht sehe, begegnet hier, in der Zeit des Philo-
pator, zuerst der Artikel mit fx zur Angabe der Eltern. Ygl. auch Archiv H
S. 544 Nr. 21, gleichfalls aus dieser Zeit. So können wir verschiedene
Stufen der Deutlichkeit unterscheiden: anfangs wird nicht einmal der Artikel
regelmäßig gesetzt, dann setzt sich der Aitikel fester durch, und schließlich
tritt gar noch ix hinzu. Doch kommen auch später gelegentlich wieder die
kürzeren Formen vor (z. B. Nr. 128). — Ich möchte übrigens aus dieser
Inschrift nicht folgern, was der Wortlaut verlangt, daß der kleine Sohn
der Philopatoren (der spätere Epiphanes) damals in den Kult der Eltern
mit aufgenommen sei. Das hätte nur geschehen können, wenn er auch
ßaaiüvg gewesen wäre. Der Schein ist nur durch die Ungeschicklichkeit
der Dedikanten erweckt. Daß sie bei &icln' (Pdtnfazöqaii’ tatsächlich nicht
an ihn gedacht haben, zeigt der Zusatz z&v Ix FlzoXipalov xrl., der nur
für die Eltern paßt. Korrekter ist in dieser Hinsicht Nr. 87, 88 wo der
Sohn außerhalb des Kultes bleibt. — Zu der Bedeutung von Sutdexopevog als
Stellvertreter vgl. meine Ausführungen im Hermes 23, 597 ff.
Nr. 90. Für die viel besprochene Datierung ?<og zoü 7C(fmzov Fzovg ini
zoi jroipös ovToö schlägt Dittenberger eine neue Erklärung vor: ,,per toium
Philopatoris regnum usque ad prtmum Epiphanis annum". Hier kann ich
ihm nicht folgen. Wir haben Beispiele, die zeigen, daß es Regel war, in
solchen Fällen, wo das Regierungsjahr eines verstorbenen Königs be-
zeichnet werden sollte — und zwar nur dann — , den Königsnamen
nicht, wie beim Lebenden, direkt im Genetiv von der Jahreszahl abhängig
zu machen, sondern ihn mit M c. gen. neben das Jahr zu stellen. Und das
hat auch seinen guten Sinn: das betreffende Jahr wird als eines bezeichnet,
das da war zur Zeit, als der und der König war. Der Kanzleistil hat
auf diesem Wege ein Mittel gefunden, um die Regierungsjahre des leben-
den Königs und seiner Vorgänger deutlich zu scheiden. Vgl. P. Tor. 1 V 5:
zoO xt] 0zovg) Ilttjav izzi zov tüiiopt/zogog. Ebendort Z. 14: zoO U (Izovg)
Mtaoqri izzl zov avzov ßaaiUa>g. Ebenso in P. Par. 15. Ich gebe zu, daß
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Ober W. Dittenberger, Orientia Graeci Inacriptionea Selectae 321
diese Beispiele nicht voll beweisend sind, weil man einwenden könnte, daß
hier das M durch die Zwischenschiehung des Monatsnamens erfordert sei.
Aber strikt beweisend ist P. Teb. 61 (b) 70: iv r&i (Jrti) fjti toü
ö[dr]lqpot! (= 153/2), womit auf die Regierung des verstorbenen Bruders
(Philometor) des regierenden Königs (Euergetes) hingewiesen wird. Danach
kann es auch in der Rosettana 1. c. nur heißen „bis zum 1. Jahre zur Zeit
seines Vaters“, d. h. bis zum 1. Jahre des Philopator.
Mit Hilfe der hier aufgestellten Regel, die mir erst die Tebtynis-
papyri ganz klar gemacht haben, können wir ein interessantes literar-
historisches Problem lösen, das die Theologen viel beschäftigt hat Der
Enkel des Jesus Sirach schreibt in seinem Proömium folgendermaßen: iv
yaf TÜ &yS6a xol XQiaxoaiä izei ItxI tov Eiiefyitov ßaaiiimg jtaQaytvrj&eig
tig Atyvrtrov x«l axiyxQOvlaag t^pov ov fuxpä; naiSllag cupöjiotov xtI. Wir
finden hier dieselbe Anwendung des i^tl nach der Jahreszahl wie in den
obigen Fällen. Schon Deissmann (Bibelstudien I S. 255 ff.) hat auf Grund
jener Stelle der Rosettana und des Par. 15 gegenüber Letronne u. a. diese
Worte dahin richtig gedeutet, daß der Schreiber im 38. Jahre des Euer-
getes n. (= V6Zji) nach Ägypten gekommen sei. Auf Grund meiner
obigen Beobachtung gehe ich aber noch einen Schritt weiter und behaupte,
daß wir aus der Anwendung von inl den Schluß ziehen müssen, daß Euer-
getes n. bereits tot war, als diese Worte geschrieben wurden, d. h. daß
die Übersetzung der Sprüche des Jesus Sirach erst nach dem
Jahre 116 v. Chr. vollendet worden ist. Nebenbei erhalten seine
darauf folgenden Worte: noXlijv yäg ayQwtviav xal iniaxijiirjv nnogevfyvü-
fuvog iv TÜ öiaaxT^iittxi xoB yfovov xtI. unter jener Annahme einen
volleren Inhalt. Mindestens 16 Jahre sind also verflossen zwischen seiner
Ankunft in Ägypten und der Herausgabe des Buches. In dieser Zeit hat
er die ägyptische Koivr^ gelernt, wie das Proömium uns zeigt, dessen Sprache
sich wesentlich von dem Übersetzungsgriechisch der darauf folgenden Sprüche
unterscheidet Vgl. Deißmann, Bibelstudien I S. 63, 1: „Niemand wird sich
des Eindruckes erwehren können, daß hier ein alexandrinischer Grieche,
nachher ein verkleideter Semit redet.“ Die LXX dagegen weichen in den
von Deißmsinn S. 256 zusammengetragenen Stellen von der lebendigen
Sprache Ägyptens ab, wenn sie z. B. iv xm SivxiQa txti inl Aa^t/ov
(Zachar. 1, 7) im Sinne von ,^m 2. Jahre des Darius“ schreiben.
Nr. 91, 2 akzeptiert Dittenberger die Er^nzung Stracks toü ^[xj’övoo]
nebst seinem Hinweis auf 90, 3: ixyovov 9cäv 0iXo7tax6ga>v. Letztere
SteUe würde ich aber nicht als Parallele empfehlen, weil sie der Datierung
der Rosettana entstammt, die bekanntlich eine Übersetzung der ägyptischen
Königstitulatur enthält, ixyovov entspricht dort einem Wort, das etwa den
SpröBling, Nachkommen, Erben bedeutet, aber nicht das übliche Wort für
Sohn ist. Der Wechsel von ixyövav dstöv 0iXomtx6fiov und vCov xov 'HXiov
entspricht genau dem Wechsel der ägyptischen Worte. In unserer rein
griechischen Inschrift halte ich daher ixyovov nicht am Platze, sondern
ergänze xoO f[x Ilxol. xtxl ’AQai[y6rig ffccöv] OiläTtaxoQiov. In
197, 3 heißt fxyovos der Urenkel. — Daß von den Eltern der Vater den
Königstitel bekommt, die Mutter aber nicht, kommt auch sonst vor (vgl.
Nr. 61), nur nicht das Umgekehrte, wie Dittenberger S. 135 treffend aus-
führt und begründet.
Digitized by Google
322
II. Referat« nnd Beeprechnngen
ln Nr. 92 Bcheinen mir die Worte 'Titig ßadikiwg nvoUfuxCov tov JltoXt-
luxlov 9toi! ’Enupavoüg ttctl Evxaglarov rein sprachlich betrachtet eben so
wohl auf Epipbanes (Mahaffj, Dittenberger) wie auf einen Sohn des Epi-
phanes (Strack) bezogen werden zu können. In letzterem Falle würde ich,
wie wohl auch Strack jetzt tut (Dynastie Nr. 89, vgl. 8. 180), an Philo-
metor denken. Da er dann aber ohne Kultnamen auftritt, müßte die In-
schrift vor seiner Apotheose gesetzt sein, und da wir über diesen Zeitpunkt
nichts wissen, neige ich sachlich mehr der Ansicht von Mahaffy und
Dittenberger zu. Daß deren Auffassung möglich ist, woran für mich
kein Zweifel besteht (vgl. Nr. 86), zeigt, daß auch in einer ttgyptischen
Apisstele, die, wie Brugsch (Äg. ^itschr. 1884 S. 126) aus der Apismutter
erwiesen hat, sicher auf Epiphanes zu beziehen ist, genau dieselbe zwei-
deutige Wortstellung sich ßndet. Sie lautet nach Burgsch: „Im Jahre 14
des Königs Ptolemäus, Sohnes Ptolem&us, des Gottes Epiphanes
Eucharistos“. Brugsch nennt das einen „in der ägyptischen Epigraphik
nicht allein dastehenden Irrtum“. Für den griechischen Text braucht ein
Irrtum nicht angenommen zu werden. — Andererseits stimme ich Strack
zu in der Deutung von Magavtvg als Demoticon; als Ethnicon der
thrakischen Magdivcta wird uns MagavCrijg und Magaivaiog von Steph. Byz.
überliefert
Nr. 94. Mit Recht folgert Dittenberger in den Addenda S. 650 aus
den Tebtynispapyri, daß Lepsius’ Schreibung Egyeoig die richtige sei. Ich
bemerke dazu, daß das y wahrscheinlich, wie so oft, wie j zu sprechen ist,
und daher der Name identisch ist mit 'Eguvg.
In Nr. 97, 5 würde ich das überlieferte OEOPSl nicht 'Oeögm schreiben,
denn das setzt einen Nominativ 'Oaogog oder "Oaogog voraus und diese
Form ist unmöglich. Oaog ist bekanntlich eine enttonte Form von 'Oetgig
(s. oben 8. 249). Also auf Oaog muß immer noch ein ägyptischer Stamm
folgen, der den Ton trägt Ich ziehe daher vor, 'Oaogä zu schreiben, was
als „Großer Osiris“ gefaßt werden könnte und eine nicht giüzisierte Form
wäre, ähnlich wie Xvovßci in Nr. 168. Daß OaoQm hier nicht als griechische
DaÜvform zu fassen ist, dafür spricht wohl auch das Fehlen des Jota ad-
scriptum, das in dieser Zeit wohl zu erwarten wäre.
Nr. 101. Dittenbergers Emendation i^t npostuj[^t> ist evident Aber
das vorhergehende i^idgav muß doch wohl zu Tijvie i. ver-
ändert werden, wenn man nicht mit v. Wilamowitz, Sitzungsh. Akad. 1902
S. 1904, einfaches t^v lesen will.
Nr. 102: Tvexev rijg tl%tv xtA. Der relativische Gebrauch des Artikels
ist in den Papyri sehr häu&g. Vgl. F. Völker, Syntax der griechischen
Papyri. I. Der Artikel: Jahresb. Realgymnas. Münster L W. für 1902 S. 6.
— Zu fiax/fioiv in Z. 14 ist Dittenberger noch den Hypothesen P. M. Meyers
(Heerwesen S. 64 ff.) gefolgt, deren Unhaltharkeit schon von Wilh. Schuhart,
Quaestiones de rehns militarihus quales fuerint in regno Lagidarum Diss.
Breslau 1900 (vgl. auch Archiv II S. 152) und mit neuem Material von
Grenfell und Himt, Tebtynispap. S. 552 dargelegt ist. Auch sonst ist hier
und da noch zu viel von P. M. Meyers Hypothesen aufgenommen worden,
wenn Dittenberger auch an mehreren Stellen aus Eigenem ihm mit guten
Gründen widerspricht. Meyers Buch hat sicherlich seine Verdienste, aber
Digitized by Google
Olrieh Wilcken: Über W, Dittenberger, Orientis Graeci InBcriptiones Selectae 323
es ist nur mit allergrößter Vorsicht und unter beständiger Kontrolle zu
benutzen.
Nr. 103. Auch daß Epiphanes Ägypten in drei Epistrategien geteilt
habe, ist eine irrige Behauptung P. M. Meyers (Heerwesen S. 65), fttr die
auch nicht der Versuch eines Beweises gemacht ist. \'gl. gegen die Drei-
teilung in ptolemäischer Zeit Oriech. Ostraka I S. 423 tf. (dazu jetzt oben
S. 312).
Aus Nr. 106 schließt Dittenberger mit Recht, im Gegensatz zu Krebs,
daß der cigaycüytvg nicht der Vorsitzende der Chrematisten war. So in-
zwischen auch Oradenwitz, oben S. 25.
In Nr. 111, 10 ist Dittenbergers Ergänzung (t>Uo|U)jTO()/d[o;J vortreff-
lich. Statt 6()]o9)v1o| in 16 könnte man auch an 5pp]oipiUaJ (vgl. Griech.
Ostraka I S. 273) oder öp{]o<piUa£ (vgl. Hiischfeld, Sitzungsb. Ak. 1892
S. 819 f.) denken. Für den Kommandanten von Syene paßt der letzte Titel
vielleicht am besten, wonach das an Syene angrenzende WUstengebiet (ö(io$)
seiner Bewachung unterstellt war. Der Begriff der Grenze (ö'pos) will mir
hier nicht recht passen, zumal in demselben Text von Gründungen weit im
Süden die Rede ist. — In 20 wird in der Lücke ntnatpvUag stecken
(oder genauer, wie W. Otto vorschlägt, [7 ^Jol/aj). Der Gottesname
AVopö) bedeutet übrigens nicht bloß Clmumis magnus, sondern „der
große Cbnum, Herr von Elephantine“ (Archäol. Anzeiger 1889 S. 115 ff.).
— Am Schluß ergänzen Strack und Dittenberger xuxü töv mlfiivov [ßaai-
lix]5v vdftov. Sollten die Feste dieses Vereins wirklich durch ein könig-
liches Gesetz geregelt sein? Ich würde hier eher an die Vereinsstatuten
denken (vgl. Ziebarth, Griech. Vereinswes. S. 145). Also etwa [«Jui'odt* |öc
voftov oder ähnlich.
Nr. 116. Im Hinblick auf P. Teb. 5, 2/3: ucpiia^iyt xovg rij[i'|
[ßaail'^av jtjdvTos äyvotj(iäz(i)v vermute ich für Z. 1 die Ergänzung: avy-
yi>iu[pi)v loig Kotu rtjv ßa6iltf\av yeyovoatv äyvorjga[aiv. Damit wäre gleich-
falls auf eine Amnestie hingewiesen. Nun wissen wir aus P. Par. 63, 13,
daß Philonietor, auf den P. M. Meyer diese Inschrift mit Recht bezogen hat,
als er am 17. August 163 wieder ans Ruder kam, eine Amnestie erließ:
änolrlvxOTC; Jndvrajj Tfäirrag zoiig i i/eaxt/fiivovg i'v xiaiv äyv<yqftaaiv. Es
scheint mir nicht ausgeschlossen, daß unsere Inschrift auf eben diese Am-
nestie Bezug nimmt. — In Z. 3 dürft« avxS>i zu ergänzen sein.
Vgl. xaiojpüoffat in Petr. II 31, 10. x«froj[p«ff^<o«av P. Bev. 50, 14.
Für Nr. 124 habe ich in der Deutsch. Litt Z. 1896 Sp. 1388 eine
abweichende Deutung vorgetragen, die ich auch jetzt noch aufrecht erhalten
möchte. Ich habe in J. G. Droysens Kleinen Schriften II S. 442 aus ägyp-
tischen Denkmälern nachgewiesen, daß der spätere Euergetes H. während
der Samtherrschaft mit dem Bruder und der Schwester (ca. 169 — 163) in
ihren Kult als 9t6g <2>(lo|z^o>p mit aufgenommen war, daß er also in Ägypten
nicht vor seiner Alleinherrschaft (145 ff.) 9c6g E^tgyixtjg gewesen sein kann.
Ich ließ dabei die Möglichkeit offen, daß er vorher als König von Kyrene
(163 — 145) dort zum fftis Kvtfyixtjg erhoben sein könne. Die Richtig-
keit dieser Ausführungen hat mir inzwischen eine hieroglyphische Inschrift
bestätigt, die Brugsch, Äg. Zeitschr. 1884 S. 125 herausgegeben hat Diese
ist datiert aus dem 6. Jahr des Ptolemäos und seines Bruders Ptolemäos
Archiv f. pApjriuforsohttng. III. Ü. 22
Digitized by Coogle
324
n. Referate and Besprechungen
und ihrer Schwester Kleopatra. In der darauf folgenden Lücke wird „der
mutterliebenden Götter“ gestanden haben. Jedenfalls machen diese den
Schluß in der nun folgenden Aufztthlung der apotheosierten Könige (ah-
hSngig vom [Alexander])rie8ter]?). Dabei ist bemerkenswert, daß diese
„mutterliebenJen Götter“ nicht wie die anderen im Dual, sondern im Plural
geschrieben sind. Also gehört der „Bruder“ auch dazu. Nebenbei bemerke
ich, daß diese Inschrift Stracks Ansicht, daß während der Samtherrschaft
jeder Bruder für sich seine Regierungsjahre gezählt habe (Dynastie S. 34 ff. )
widerlegt und meine Auffassung (bei Droysen, Kleine Sehr. II 441), wo-
nach diese Jahre 1 — 7 als gemeinsame Jahre der beiden zu fassen sind,
nachträglich bestens bestätigt. Genaueres darüber in meinen „Urkunden der
Ptolemäerzeit“. Nach Obigem dürfen wir erwarten, den sogenannten Euer-
getes II. in Denkmälern Ägyptens vor 163, resp. in Kyrene eventuell vor
145, gelegentlich als 9tog tPilop^rcop anzutreffen. Und dieser Fall liegt
nun, wie mir scheint, in Nr. 124 vor: [2f]o[ö]ili« [//i]ol£<(p^tow [r]o[v]
n-coXtfialov xo[t Al£o[jt](iTpcti dd£l[<p]üv ffeov
<(<P)>£lo/i^ropa Dittenberger sieht in dem erstgenannten Ptole-
mäos den älteren Bruder (Philometor), in dem zweitgenannten den Euergetes,
und Schließt aus der Gruppierung der Personen, daß die Inschrift erst nach
dem Tode des ersteren (146/5) gesetzt sein könne, wenn sie auch wohl,
wie Lotronne annahra, vor seinem Tode dekretiert sei. Strack (Dyn. Nr. 86)
bemerkte zur Inschrift; „Voraussichtlich aus dem Jahre 169, wenn nicht
zu Euergetes gehörig“. Nach meinen obigen Ausführungen scheint mir die
einzig ungezwungene Deutung die 1896 von mir aufgestellte zu sein, wo-
nach der geehrte ßaathiig IlTokifUtiog 9-ibg ff>(lopr/r(dp der jüngere Bruder
ist. Da die Inschrift aus der Cyrenaica stammt, liegt es nahe, sie der Zeit
zuzuweisen, wo er König dieses Gebietes war (163 — 145). Daraus er-
gibt sich, daß er als König der Cyrenaica nicht einen eigenen Kult als
9i6g Evtfyixtjg erhalten hat, sondern nach wie vor ein 9i6g OiXojir[ttaf ge-
blieben ist, bis er Herrscher Ägyptens wurde.
Zu Nr. 129 (vgl. S. 651 zu 96) erlaube ich mir zu bemerken, daß ich
schon 1896 aus staatsrechtlichen Gründen die Synagogeninschrift
[IioU^aiog Eviiiyittig tiji' aavlov dem Euergetes I. zugewiesen
habe: Bert phil. Woch. 1896 Sp. 1493. Vgl. Archiv II 467.
Nr. 130. Diese Vereinsinschrift, verglichen mit der älteren Parallel-
inschrift Nr. 111, zeigt ein Fortschreiten des Ägyptisiurungsprozesses, inso-
fern bei den Götter-Doppelnamen hier die ägyptischen voranstehen, dort die
griechischen. Daß trotzdem und trotz der vielen ägyptischen Namen der
Mitglieder unter dem ägyptischen Firnis ein griechischer Kern steckt, zeigt
die rein griechische Ausstattung des Denksteines: ein griechisches Giebel-
feld, geschmückt mit einem Krater und zwei Thyrsosstäben. Also diony-
sische Kaltformen auch damals noch, trotz allem! Das gibt viel zu denken,
und mag uns von neuem eine Mahnung sein, bei der kulturhistorischen Ver-
wertung der Texte, im besonderen der Nomenklaturen, mit größter Vorsicht
vorzugehen.
Dittenberger hat ohne Zweifel Recht, wenn er sagt, daß derselbe
Herodes, der oben als IliQyafitjvog bezeichnet wurde, hier mit Btftvuuvg
als Bürger einer Stadt Berenike bezeichnet werden könne. Wenn er aber
die andere Möglichkeit, üt^tvixtvg als Demoticou zu fassen, leugnet und
*
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Über W. Dittenberger, Orientia Graeci Inscriptionea Selectae 325
als Grund angibt „fumt demoticis cives non u/unfur pereffre“, so trifft dies
für Ägypten jedenfalls nicht zu. Ich weise nur darauf hin, daB in den
Petr. Pap. aus dein Faijüm die in einen Demos eingeschriebenen Alexan-
driner sich mit ihrem Demoticon nennen, wBhrend die noch nicht ein-
geschriebenen heißen (mit dem Zusatz tüv omco) intfyfU-
viov eig djjfiov x) vgl. GGA 1895 S. 136. Danach hindert nichts anzu-
nehmen, daB Herodes, der sich noch unter den Philoraetoren ilepyafiiji'öf
nanute, inzwischen etwa Bürger des Btptvixevg von Ptolemais in
OberSgypten geworden ist. Es wBre übrigens verwunderlich, wenn nicht
auch Alexandrien einen solchen Jrjfiog gehabt 'hfitte. — Zu den Eigennamen
bemerke ich, daB statt Ihlliag wohl überall Ihkalag zu lesen ist, denn
gerade für diese Gegend ist dieser Name oft bezeugt. Vgl. Griech. Ostraka II
Indices.
Nr. 132, 11 möchte ich emendieren statt des überlieferten
|evio, denn au Gastgeschenke zu denken, wie Strack tut, scheint ‘mir
durch den Zusammenhang ausgeschlossen. Es kann nach dem speziellen
T» Xißavforct (popria mit %al ruXXu ^tvi<^xyä nur auf sonstige „fremdlBn-
dische“ Importwaren (aus Arabien usw.) hingewiesen sein. Dazu brauchen
wir aber die Form itvitul. Vgl. z. B. Icvixiv fXaiov in Rev. P. 52, 13
und 26.
Nr. 139, 21; iva fi vfuzipa xdpig tttlpvriaxog vnupxft Mir
scheint, daB nap’ nur auf die urijlij gehen kann, von der unmittelhar
vorher die Rede ist, nicht auf die Isis, von der nur im Titel des PrBskript.s
die Rede war. Der Sinn kann nur sein, daB durch die azi\Xii das An-
denken verewigt werden soll. Vielleicht kommt das am besten zum Aus-
druck, wenn man jzop’ efit7j(vy verändert (bei Schwund des v- finale tritt
gelegentlich < ein). Vgl. etwa Isocrat. Archid. § 52: mpa toOrov yiida&at
lijv aanrjflav avxoig.
Der folgende SchluBsatz scheint mir nicht vollständig überliefert zu
sein: ich vermisse hinter xal iv tovtoi; (d. h. auch in diesem Punkt, vgl.
224, 37) die Hervorhebung des ersten Subjekts t'ifuig. Wie es in der Be-
gründung der Bittschrift heißt: avjißaivH fluTToOeff«! i6 itpbv xal xiv-
ivvcviiv rjiiäg toO cx'iv xxX., SO wird es auch hier beißen: Tovxov dl
yevofiivov Ia6(u9tx xol iv xovxoig fepiv rd “leiSog
tvt(fytxxjiiivot.
Auf S. 652 verweist Ditterberger in bezug auf die xcapovaCa u. a. auf
P. Teb. 5, 178 ff. Das mir unverständliche Wort Inufcxtiv daselbst Z. 182
konnte ich vor dem Original nicht verbessern. Aber mit Hilfe meiner Ab-
zeichnung habe ich nachträglich die richtige Lesung fyynpEuttv (= &y-
yaftviiv) gefunden. Ebenso in Z. 252.
Nr. 168. Die groBe Inschrift von Assuan, die zuerst Sayce 1887 (nicht
1877) vorläufig ediert hatte, und daraufhin von CecU Torr in der Classical
Review I 4 besprochen war, habe ich 1888 mit Hilfe eines Abklatsches
rekonstruiert und der Berliner Archäologischen Gesellschaft vorgelegt. Ein
kurzer Bericht darüber steht in der Wochenschr. f. klass. Phil. 1888 Sp. 1262
und im Archäol. Anzeiger 1889 S. 115. Auf Grund meines damals vor-
gelegten, aber nicht publizierten Textes und einer später am Original
(British Museum) vorgenommenen Revision erlaube ich mir zu Dittenbcrgers
SS*
Digitized by Google
326
n. Beferate ojxl B««prechtingeii
Text, der im wesentlicheo auf Strack (nach einem Abklatsch 1893) und
Mahaffr (nach dem Original 1896) zur&ckgeht, noch einige NachtrJge bei-
zustenem.
Ist der Stein wirklich, wie es scheint, in Assuan gefunden, so ist er
von Elephantine aus hinübergeschleppt, um dort verbaut zu werden, denn
gesetzt sein mufi er nach dem Inhalt zu schließen in Elephantine.
Z. 3. Statt der Ergänzung catö xöiv rarä Äijvtjjv ro^mv (Strack), die
mir hier nicht passend erscheint, schlage ich das bekannte formelhafte i:ri
ttflji’ roJKov vor, das auf die Anwesenheit des Königs zu beziehen ist. —
Das Weitere ergänzte ich nävxti <or»Jn»(<tcrv (itrö aT[upävav, was ich auch
heute gegenüljcr gfiotfi[«vTZ j (Strack ) und fuiü öifpari/^djv ( Mahaffj) fest-
halten möchte.
Z. 4. Auch meine Ergänzung djcräriorov möchte ich dem f]t6xxt«xov
von Strack-Mah. vorziehen. Durch letzteres würde ein historisches Faktum
geschaffen, für das wir absolut keinen Anhaltspunkt weiter hätten. Mit
Hecht hat Dittenberger die Hypothese Stracks, daß Elephantine vorher zer-
stört worden sei, zurückgewriesen, aber seine Gründe für eine Neubesiede-
lung Elephantines haben mich nicht überzeugt. Wie viel näher liegt es
anzunehmen, daß die Priester — denn sie reden hier in Z. 1 — 14 — ihre
Stadt als die von Gott gegründete preisen! Haben sie doch, wie Sethe
(Dodekaschüinos S. 23/6) wahrscheinlich gemacht hat, gerade um diese Zeit,
vielleicht gar im Anschluß an den Besuch des Königs, den unsere Inschrift
meldet, die alte Geschichte von den sieben Jahren der Hungersnot unter
König Doser ( III. Dynastie) und der Schenkung dieses Königs an den Chnum
von Elephantine wieder hervorgeholt und auf der Stele von Sehel verewigt.
Es liegt ganz in diesem Gedankenkreise, wenn sie ihre Stadt als Simxusxos
bezeichnen. Sethe 1. c. ist unabhängig von mir auf dieselbe Ergänzung
verfallen.
Z. 8 wird nvjvrmpalo/lüv zu verbinden sein.
Z. 10: vor vpct$ sah ich am Original (und der Abklatsch bestätigt es)
einen Horizontalstricb, der zu l~ paßt Das führt auf dpjyvpäi;. Es ist
hier also von irgendwelchen silbernen Gegenständen die Bede und ver- •
mntlich vorher auch von goldenen. Hierbei kommt mir der folgende Be-
richt des Seneca, natur. quaest. IV 2 § 7 in Erinnerung: Post spatium deinde
moffnum (vorher ist von Philae und Abaton gesprochen) duo emicarU scopuli:
jXUi venas vocant incdac, ex quihus magna vi[s] funditur, non tarnen quanta
optrire possü Aegyptum. In haec ora stipeni sacerdotes et aurea dona prae-
fecti, cum soUemne venit sacnini, iaciunt. Wenn hiernach die römischen
Statthalter goldene Geschenke in jene Schlünde warfen, so ist wohl nie
bezweifelt worden, daß sie damit ein königliches Recht ausühten, das
einst in alten Zeiten die Pharaonen und nach ihnen die Ptolemäer aus-
geübt hatten. Mir ist es recht wahrscheinlich, daß an unserer Stelle auf
diese Zeremonie Bezug genommen wird, und damit bekommt der durch die
Inschrift bezeugte Besuch des Soter II. eine neue und wohl seine eigentliche
Pointe. Der Besuch gliedert sich danach in drei Abschnitte. Zuerst zieht
der König in Elephantine ein und opfert hier den Göttern der Insel, im
besonderen auch der Hera (Z. 7). Darauf fährt er in Begleitung seiner
Suite (Z. 8) zu jenen beiden Felsen, in deren Höhlung der „Nilquelle“ ge-
nannte Schlund (Z. 9) sich befindet, wirft goldene und silberne Geschenke
Digitized by Google
Ulrich Wilcken; Über W. DUtenberger, Orieutiii Graeci Inscriiitiones Solcctao 327
(etwa ipiükag?') bineiii und bringt so dem Nil die üblichen Opfer dar
(Z. 10) vgl. soüemne sacrum. Darauf kehrt er nach Elephantine zurück,
wo nun ein grofies Fest beim Heratempel gefeiert wird (Z. 11), und bei
dieser Gelegenheit spendet er den Priestern die in dem folgenden Akten-
stück spezialisierten Gnadenbeweise (Z. 12).
Sind diese Vermutungen richtig, so würde jene Zeremonie im Mesore
.stattgefunden haben. Ich würde solche Opfer eher vor dem Beginn der
Überschwemmung erwartet und für Bittopfer gehalten haben (so auch Mommsen,
Röm. Gesch. V 8. 565), doch ist kein Grund, weshalb sie nicht Dankopfer
gewesen sein sollten. Nun meldet Plinius (h. n. V 10 § 57) daß die Könige
während des Wachsens des Nils nicht auf ihm fahren durften: cum cresi-it,
reges aut praefecios navigare eo nefas iudicatum est. Hiernach müßte man
annehmen, daß zu jener Zeit, als der König Elephantine besuchte, das
i-reseere beendet war, und das ist nicht unmöglich. Nach den mir vor-
liegenden Berichten über die modernen (fberschwemmungen ist der Höhe-
punkt in der ersten Hälfte Oktober erreicht, nachdem der Nil schon vorher
Ende September einen längeren Stillstand gehabt hat. Da bei diesen
modernen Darstellungen die Gegend von Kairo ins Auge gefaßt wird, die
Nilschwolle an den Katarakten aber fast einen Monat früher einsetzt als
bei Kairo, so würde bei Elephantine der Höhepunkt schon im Anfang des
September erreicht sein. Nun ist Soter II. nach unserer Inschrift im Me-
sore 115 dort gewesen. Da der 1. Thot dieses Jahres auf den 21. Sep-
tember fällt, so ist es sehr gut möglich, daß Soter seinen Besuch abge-
stattet hat, nachdem das crescere beendet war, d. h. die Überschwemmung
ihren Höhepunkt erreicht hatte. Wenn meine Kombinationen richtig sind,
so würde jenes große Opferfest, bei dem der König die goldenen Geschenke
in den Schlund warf, den Charakter eines Dankfestes für glücklich voll-
endete iväßaaig gehabt haben. Vielleicht war in dem Satz, von dem die
Worte 6 g-iyag &tbg Neikog avrpui erhalten sind, eben auf diesen erreichten
Höhepunkt der Überschwemmung hingewiesen. Wenn wir ävijwt — ava-
ßißtjxe fassen, so ist mit diesem Präsens der Zustand des Gestiegenseins
treffend zum Ausdruck gebracht. Die Erwähnung an dieser Stelle mag
mit einer Besichtigung des Nilometers Zusammenhängen.
Z. 11. Die Ergänzung t^( u ixT[ur|U(viji mUi (Mah.) fällt zugleich
mit v]c6xti0tov in 4.
Z. 13/4. Während die für 12/3 vorgeschlagene Ergänzung nur un-
gefähr den zu erwartenden Sinn wiedergibt (statt nfoguxctyniva würde ich
eher einen Begriff wie imxtxcagruiiva verlangen), läßt sich hier, wenn auch
nicht ganz, so doch zum größten Teil der Wortlaut herstellen, wenn man
berücksichtigt, daß Z. 22/3 diesen Gedanken wieder aufnehmen. Da nun,
wie wir sogleich sehen werden, an der späteren auf unseren Passus Bezug
nehmenden Stelle neben Soter II. und seiner Mutter auch seine Schwester
Kleopatra genannt wird, so muß die letztere auch an unserer Stelle ein-
gesetzt werden. Es bleiben dann nur noch wenige Buchstaben vor
zu ergänzen. Danach heißt die Stelle: Tva a]elfivi]aiov ro bvofta aiiToS tc
xal ßaalMaatig Kie<maT(/ag lijg prjTfog xai ßaai\ 14 \kUjSt\g KXcoitäxQag rtjg
dSiXcpflg rlg xbv Snavxa ypovov. Diese Ergänzung würde
den Baum Verhältnissen, wie sie durch Z. 15 imd 16 klargelegt sind, gut
entsprechen. Die Zufügung von ffcmv tPutopT/räpoev (Strack, Ditt.),
Digitized by Google
328
II. Referate nnd BesprechnngeD
für die nach meiner Deutung kein Platz ist, ist sachlich hier in dem Kon-
text der Rede OherflUssig, zumal von dem aüiov schon in Z. 1 gesagt ist,
daB er &(6g <I>. £. ist.
Die ErgSnzung der Lücke vor h&ngt von der Deutung des
nun folgenden xvQiivovat r[ . . ab. Bei der von Dittenberger angenommenen
Ergänzung Stracks xv^itvoval t[< näatjg xKÖQag r;g b ^liog nehme
ich, so ansprechend sonst die Ergänzung ist, an dem re AnstoB. Wenn
man statt des als Indicativ Praesentis unmöglichen xvfuvovet etwa xv-
piivovTfov schreibt, so wäre das rt nicht am Platze, und damit fllllt, da r
dasteht, diese Ergänzung. DaB die Verbesserung von ivo
abhängig, bedenklich ist, hat schon Dittenberger hervorgehoben, ln der
Tat, das xvpuveiv der Könige kann nicht parallel der Verewigung ihres
Namens als Zweck der Errichtung der tfrijir; bezeichnet werden. Doch mir
scheint nicht nötig, xvpuvovai zu verändern, wenn man nur vorher einen
Dativ ergänzt, auf den sich ein Partizipium im Dativ Plur. beziehen kann.
Das könnte nur sein, bezogen auf die schreibenden Priester. Ich schlage
vor, in der oben von mir noch freigelassenen Lücke vor v?r[ap3[}) ßi» Jiop’
einzusetzen: „Damit der Name der Könige ewig bestehen bleibe bei uns,
indem wir im Besitz der [vom König uns gewährten Privilegien] bleiben“.
Zu xvpuvciv (rechtmäBiger Eigentümer sein) würde ein Concretum (etwa
xvfievovOi inixeicoprjulvtjg rjuiv Oui'rdlfejf äia nmrcbg^ oder ähnlich)
besser passen als ein Abstractum. Durch diesen Zusatz xvguvovai xti..
wäre zugleich angedeutet, dafi die Publikation des Gnadenerlasses ihnen den
GenuB desselben gewährleisten würde.
Den nun folgenden Brief der Könige an die Priester gliedere ich anders
als bisher geschehen ist. Es ist nicht beachtet worden, daB an zwei Stellen
deutlich satztrennende Spatien erkennbar sind: in Z. 20 hinter imuUte^at
und in Z. 22 hinter SiaxoaCag. Daraus folgen meine Ergänzungen IlQogu-
tä[xctiuv in 20 (statt des hiernach unmöglichen npd; rt rä[) und 'EnijrapoC-
fu[v in 22 (letzteres auch Dittenberger). Der Brief besteht also ans drei
Perioden. Die erste (17 — 20) besagt allgemein: Als wir zu Euch kamen,
[trugen wir u. a. Sorge], daB den Göttern [und Priestern] ihr Recht werde
ln der zweiten (20 — 22) teilen die Könige den Priestern mit, wie aus
26 — 30 hervorgeht, daB sie dem Epistrategen PhommOs Befehl gegeben
hätten, für die regclmäBige Lieferung der ihnen bewilligten Naturalien zu
sorgen. Daraus ergibt sich die Ergänzung von 20: /7poji£rä[jrogfv ovv
dioggoÜTi z&i avyytvct xai aiptiTt/ym} 21 |xai imazfartjym. Das in den
von Dittenberger S. 246 angeführten Parallelen hinzugefügte tyg 8tjßai6og
mag hier ebenso ausgelassen sein wie in dem Königsbrief 137, 9 (ver
glichen mit 139, 15/6). Wiewohl hier für einen Hinweis auf eine unten
folgende Kopie dieses Briefes an Oofifiovg, soweit ich sehe, kein Platz ist,
ist die Kopie (26 — 30) doch beigefttgt; es genügte also, wie es scheint,
der in nfogxtzdxaiuv liegende Hinweis, um ohne weitere Einleitungen die
Kopie anzuschUeBen. ln der Obeliskeninschrift von Philae dagegen wird
die Kopie ausdrücklich angekündigt (in 137, 9), was Strack S. 341 über-
sehen zu haben scheint.
Den Wortlaut von Z. 21 wage ich nicht weiter zu rekonstruieren, wenn
der Sinn auch im allgemeinen klar ist. Das {m^oxtiftivtjv möchte ich hier
nicht als fassen, da tatsächlich unten nichts folgt, auf das
Digitized by Google
Ulrich Wilcken : über W. DittenbcrRcr, Orientis Graeci InBcriptiones Seleetae 329
dieser Hinweis gehen könnte, vielmehr erinnere ich an P. Lond. I S. 10, 21;
tn fjfuati xäv VTfOKiitfvtov tig rci i'tpö didövai und ebend. S. 18, 5: fv rg
■/■Qa(p^ T&v eig TK [iQÜ vjtoxctrcH dldoaOttt *tA. Hier steht rnoxiiu^ai in
dem Sinne von „festgesetzt, ausgesetzt sein“. Das paßt hier in i'7t]ox£<fi£-
vijv evvra^iv Sidoiiiviov xcct iVoj[. Doch iiSoiiivcov ist offenbar verschrieben.
Der Vorschlag iliofuv ibv fSllt durch jrposTtrdjjofifv. Ich sehe zwei Mög-
lichkeiten. Entweder schreiben wir ttäoiiivtjv. Dann wird diese avvra^tg
bereits geliefert, die 200 Artaben in Z. 22 müssen dann eine neue Gabe
sein, die zu der alten cvvr«|(p hinzukommt. Also etw’a: TtaQct rrjv cn]ox;(-
fiivriv avvxa^iv xrl. sollen ihnen 200 Artaben kostenlos geliefert werden.
Oder wir emendieren nach den Parallelen des P. Lond. Ai'doe!>ai, was von
rnoxiiuivtjv abhängen würde. Dann bestand die Gnade vielleicht nur darin,
daß eine rechtlich ihnen schon früher zukoramende, tatsächlich aber vernach-
lässigte «vvztt^ig im Betrage von 200 Artaben ihnen von nun an wirklich
regelmäßig ausgezahlt werden soll. Doch hier bleibt manches dunkel.
Die dritte Periode (’E'njrcDpoög^ v 22 — 24i kann m. K. nach Z. 12 ff.
({7r(];capfjffai xrl.) und nach Analogie von Nr. 137, Off. nur die in diesem
Falle mündlich erbetene Erlaubnis zur Aufstellung der ffrijli; enthalten, denn
diese Erlaubnis zu erteilen war königliches Recht. Vgl. Hermes 22, 9 ff.
Somit liegt es nahe, nach Analogie von Nr. 137 zu ergänzen: ’Evij;MeoOfi£[i'
d’ vnCv ral xijv Kvä9f(Stv •^g ^|(oürt ffrijlijs noi-\ 23 Ähnliches
schlug ich schon in Woch. klass. Phil. 1. c. vor. Die Ergänzung Inixtagov-
(Mah., Strack) ist unmöglich, erstens wegen des Spatiuin.s, zweitens
wegen des Präsens statt Perfectum. Unmöglich wird nun aber auch die
Ergänzung in 23; ßaaiXiag TlxcUfiulov xol ßaaiXtaarjg AAjojrcrJpo; xtjg aSeX-
()P^S. Man nahm an, daß hier von einem Gnadenerlaß des verstorbenen
Königspaares die Rede sei. Unter Berücksichtigung von Z. 12 — 14 schlage
ich vielmehr vor, hinter Ä0t»)][«oo9ai fortzufahren: iVfp xs i]juov x«i ßaai-
Xlaorfg KXconäx]Qag xf/g adeXgnjg. Auf die Raumverhältnisse habe ich überall
genau Rücksicht genommen. So erscheint hier zu unserer tberra.schung
„Kleopatra die Schwester“ neben den Briefschreibem, der Mutter Kleopatra III.
und deren Sohne Soter II. Justin berichtet 39, 3, 2: Cui (Soter II.)
prius quam rrgnum darei (Kleopatra die Mutter) uxormi ndimit coiipulsiim-
que repudiare carissimam stii sororem Clcopatram minmem nororem Selrmit
uxorfm ducere iubet. Daraus folgt, daß unsere KXtn:iäxqa ij ääeXqirj die
jüngere Schwester Selene ist, die nach Strabo p. 749 und Joseph, a.
lud. Xni § 420 als königliche Gemahlin den Namen Kleopatra angenommen
hat. Inzwischen hat Strack im Archiv II 8. 552 f. ein zweites urkundliches
Zeugnis für diese Kleopatra publiziert Wir lernen aus unserem Text, der
sie schon für September 115 als Königin bezeugt, daß sie zwar an den
Regierungshandlungen nicht teilnimmt, wie denn der Brief nur von Mutter
und Sohn geschrieben ist, daß sie aber doch an den königlichen Ehrungen
(hier der Nennung auf der Stele) partizipiert , wie sie denn nach jener
anderen Inschrift auch in den Kult der 9coi 0iXopijxoqig £coxijpig auf-
genoromen war. Da die letztere Inschrift jünger ist als die unsrige (wegen
x&y xiKvtiv), so kann die Aufnahme in den Kult zwischen die beiden In-
schriften fallen.
Nach obigen Ergänzungen sollen zwei Stelen aufgestellt werden, eine
beim Chnum-Tempel, die andere beim Satis-Hera-Tempel.
Digitized by Google
330
IT. Referate und Besprechungen
Ta. 29. Die Ergänzung otioi; xtv^ovrai mi' ä^iovoi (Strack,
Wilhelm, Ditt.) hat zwar formell viele Parallelen, paßt aber nicht recht fiir
die Situation. So konnten die Könige nur schreiben, wenn sie dem Phommüs
eine Bittschrift der Priester heilegten (wie unten in Z. 39 und in Nr. 138).
Eine solche lag hier aber garnicht vor, und der Gnadenakt scheint
spontan bei der persönlichen Begegnung gewährt zu sein. Erbeten hatten
•sie daraufhin nur, wie es scheint, die Erlaubnis zur Publikation des schrift-
lich auszusteUenden Gnadenerlasses (vgl. 12 Aber auch wenn
sie persönlich um die Artahen gebeten haben, so könnte man doch nicht
ö|ioüai sagen, denn das setzt eine gegenwärtig vorliegende schriftliche
Formulierung voraus, höchstens könnte es tj^CaxSav heißen. — Hier in dem
Brief an <2>o^poü{,' wird wohl kurz befohlen sein, daß er für die regelmäßige
Lieferung der 200 Artahen Sorge zu tragen habe (vgl. 20 — 22).
In Z. 31 wird (mit Strack) vxixäytj rj »{poxcigfVt] iniOxoXrA oder
a[poxt(gEv>)J seil. fnioxoXi) nach 52 zu ergänzen sein. Wenn der Stmnmetz
nur bis n kam, so liegt das vielleicht daran, daß in seiner Papyrusvorlage,
wie so häufig, tj) geschrieben war. Stracks Annahme, daß der Steinmetz
diese Bemerkung redigiert habe, ist von Dittenberger mit Recht abgelehnt
worden. Höchstens könnte der redigierende Priester dem Steinmetz diese Notiz
gegeben haben. Ich nehme mit Dittenberger an, daß dieser Hinweis viel-
mehr in der königlichen Kanzlei gemacht ist, wobei natürlich vorausgesetzt
wurden muß, daß dieselbe Kanzlei auch die vorhergehende Kopie des Briefes
an <t>ofifiovg dem Brief an die Priester beigefügt hat. Zur Publikation ge-
langt eben das ganze Schreiben wie es die Priester vom König bekommen
haben, d. h. Z. 15 — 31. Dieselbe Formel, angewendet \un innerhalb einer
Kopie ein Stück zu übergehen, findet sich z. B. in dem Aktenstück Hermes
23, 593 Z. 20: Kai vTtexdyrjeav at toC ra^oul(ap/otj) intaxoX(^al). Daß das
Motiv zu der Übergehung hier ein anderes ist, ist für die Form neben-
sächlich.
In 34 ergänze ich mit Strack: [UposrttajjogEv 'EQfioxfdxtt x&i avyyt-
pit xal (Jr]porTjyc&x, was Dittenberger nicht aufgenommen hat. Durch meine
Herstellung von 20 f. (IlQogxexäxufuv xrl.) erhält diese Ergänzung noch eine
Stütze. Auch hier ist die Beifügung der Kopie nur durch dies n^gxexdxufuv
indirekt angedeutet (vgl. oben S. 328). TI^axtxdxa(itv ist mit jrrpi töv zu
verbinden (anders Strack).
Z. 35. Vor "Exovg ist notwendig "E^gtaa&f zu ergänzen. Stracks Vor-
schlag ytvTjeexai oTXoig d^tovxt ist sachlich und sprachlich ausgeschlossen.
Für den Schluß der Zeile habe ich gegen xofrä xt}p Ef^xiv vijaov fegmv
(Strack, Ditt.), von dem Artikel abgesehen, das Bedenken, daß in der Bitt-
schrift, soweit sie vorliegt, von der Insel Sehel garnicht die Bede ist, son-
dern von Syene und einer Insel ’Pm (s. unten). Ich schlage mit Benutzung
einer dem Kanzleistil geläufigen Wendung vor: jitpi x&v xurä xjjv oij[gaivo-
fiivi]v Std xfjg Ivxivgmg prjaov, womit die Insel IPco gemeint sein wird.
Statt U(fäv vermute ich nach den unten folgenden Darlegungen etwa: yitoQ-
yovpxtüv [tfdv yijp 0. ä.
Der Brief an Hermokrates (36 — 38) läßt sich nach Parallelen (vgl.
z. B. P. Leid. G) wenigstens in seiner grammatischen Konstruktion erkennen.
Z. 36 ergänze: ScSofitPr/g tj/xtP ipxtv^stog vtxö x&v caio Evrjvtjg. In
Z 38 steht dann vor r'Jjvfo^o) der Schluß der Periode: to ävriypofHJv vno-
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Ülier W. Dittenberger, Orient« Graeci Inacriptiones Selectae 331
Ttxttia(uv od. ähnl. Hier in Z. 36 ist xa&äntf ä^urOot am Platz, weil eine
Bittschrift gegenwärtig vorliegt. Auf ’!Epptao[o muß das Datum folgen, und
da in 36 der Platz nicht ausreicht, so wird es sich in der folgenden Zeile
(vor „39“) in dem verlorenen ersten Drittel fortgesetzt haben: zwischen 36
lind 39 ist ja in dem erhaltenen Mittelstück ein freier Kaum von der Höhe
einer Zeile. Ich behalte trotzdem im folgenden die alte Zeilennumme-
rierung bei.
Die Bittschrift 39 ff. bleibt mir zum großen Teil unklar. Nur das
scheint mir mit Mahaffy sicher, daß die Petenten nicht, wie Strack annimmt
und Dittenberger für wahrscheinlich hält, die Chnumpriester von Elephantine
sind, da diese im Präskript nicht genannt werden. Die Petenten
sind auch nicht in Elephantine zu Hause, sondern auf dem gegenüberliegenden
Ufer firl ton xor« £vtjv>iv opovg. Wenn trotzdem ihre Bittschrift auf diesem
Stein eingegraben wird, und der König in Erledigung derselben (außer an sie,
wie anziinebmen isti auch an die Chnumpriester schreibt (32 — 35), so kann
man daraus nur folgern, daß die Bittschrift eine die beiden Gruppen be-
treffende Angelegenheit behandelt. Vor allem wird man erwarten, daß der
t'hnumtempel in der Bittschrift erwähnt wird, und das ist auch der Fall,
wie mir scheint. Indem wir die nächste Bittschrift 53 ff. heranziehen, die
dieselben Personen an die früheren Könige gerichtet hatten, gewinnen wir
hier für Z. 41 die Ergänzung: iv ’Eitqpayrivyi ugoü äeSo^aafiivov t^rt ig
KpjfaAöv xol ovtos iröi' npoJio)!'. Dieser seit uralten Zeiten geehrte Tempel
erster Klasse auf Elephantine ist sicherlich der Chnumtempel, dem schon
der König Doser der IH. Dynastie den Dodekaschoinos geschenkt haben sollte.
Vgl. Sethe, Dodekaschoinos aaO. Übrigens wird Xvovfiä Nftßijijß in der
nächsten Bittschrift Z. 59 direkt genannt. Etwas weiter führt uns vielleicht
Z. 67, wo Mahaffy am Original ZvTjvrig ox[ gelesen hat, was mein
Abklatsch bestätigt (nur daß n nicht deutlich ist). Wir werden unten sehen,
daß hiermit im Präskript eines Königsbriefes (67 — 71) die Adressaten be-
zeichnet sind: xotg d]reö Zviqvijg ox[. . . Da nun unsere Bittschrift 39 ff.
von denselben verfaßt sein muß, so gewinnen wir hier in 39 die Ergän-
zung; falxfiiv oi cati> [2v^vrjg ex. Ist das vielleicht zu oxlijpoupyof zu er-
gänzen? Das wären die zu einem Verein (?) zusammengescblossenen Stein-
hauer aus den Granitbrttchen bei Syene, die nach Z. 40/1 damals vielleicht
auch im Dienst des Chnumtempels standen. Am schwierigsten ist, daß
dieselben Leute in 37 bezeichnet werden als nttgcxofUvxov de xag iv
«öliit ;(pc[/as. Brachen sie auch den Granit für den Hof? Oder ist zu
korrigieren iv xiji cein^i? Doch dies sind alles nur unsichere Vermutungen.
Aber daß nicht die Chnumpriester die Verfasser der Bittschrift sind, ist
völlig sicher.
Während der Korrektur geht mir eine Straßburger Dissertation zu von
Kicardus Laqueur, Quaestioues epigraphicae et papyrologicae selectae
fl904), in der auf S. 1 — 30 über unsere Inschrift, im besonderen über
Z. 31 — 52 gehandelt wird. Die scharfsinnigen Untersuchungen des Ver-
fassers über die Erledigung von Bittschriften haben auf den vorliegenden
Fall angewendet deshalb nur teilweise befriedigende Resultate erzielen
können, weil er von der irrigen Voraussetzung (wie Strack und Ditt.) aus-
geht, daß die Bittschrift 39 — 50 von den Chnumpriestem geschrieben sei.
Unser Fall ist aber viel komplizierter, als die Fälle sind, für welche er
Digitized by Google
332
n. R«ferate and Besprcchunf;en
die Regeln aufzuspUren sieb bemüht hat, insofern in unserm Fall die
königliche Antwort nicht an die Petenten, sondern an gewisse Interessenten
gerichtet ist. Damit fällt seine Ergänzung von Z. 34/5 auf S. 23
poCj«»' xtA.), da die Chnumpriester in diesem Falle gamicht um die Er-
laubnis zur Aufstellung einer Stele gebeten haben. Ebenso fällt damit
seine Ergänzung von 36 — 38 ebendort, da die Könige hier nicht an die
Priester, sondern an die kjio xtA. schreiben.
Z. 40. Das Präskript schließt mit dpouj (vgl. Z. 54). Also beginnt
mit Tag TcaQt^öfttvoi ^v(?) (vgl. 37) der Brief.
Z. 41. Schluß steht nicht loy, wie Strack mit Recht betont.
In Z. 42 trenne ich ’Poj statt Vmav Uq(i)[. Vgl. das
häufige äviifofitvog in den Tebtynispapyri (z. B. 5, 57 usw. ). Dahinter muß
irgend ein Gottesname im Dativ gestanden haben. Vielleicht war dieses
Tempelland auf der kleinen Katarakteninsel dem Chnum geweiht: dann
würden wir die gesuchten Beziehungen zwischen den Petenten und den
Chnumpriestern gefunden haben. Ich glaube, wir dürfen in der Tat nach
Z. 59 fortfahren zu ergänzen; &tB>t (event. fztyt'tfrroi oder dergl.)
.Vroi'gö) Tiißirjß, j’fejpyongfi'jjs S' e!g rö iv 'Eltgjavilvijt Xvovfiuiov od. ähn-
lich. So ergänzen sich die Anfänge der beiden Bittschriften gegenseitig
aufs beste. Nun ist die Brücke geschlagen: die Petenten sind Pächter (vgl.
ixipogCotg in 60) von Terapelland (ffpa j’ij) auf der Insel Vm, das dem
Chnum geweiht ist und auf Rechnung des elephantinischen Tempels in Pacht
bewirtschaftet wird. Hiernach vermute ich für Z. 43: nqiäfi.\ivoi de xrjv rovti/j
Tcgodtaolav diä riai]vovßiog (hier sehr häufiger Name = der des Chnum).
Zu der durch Pacht gewonnenen npoaiKi-i'« vgl. Thch. Bankakt II 6: ror
tt ronov (ein ’Acxkrimeiov) xal rijg keirovpy^g x«l TCpoaxasiag.
Z. 45. Wie es scheint, hat dies Tempelland von ’Pm unter der früheren
Regierung finanzielle Erleichterungen bekommen (s. unten), und die Petenten
bitten nun u. a , daß diese Privilegien an heiliger Stelle auf einer Stele
verewigt werden dürfen. Dittenhergers Ergänzung iv r&i f:rt[qpoi'E(JraTti!i
TÖmot ist sicherlich richtig: von dem tp sehe ich auf dem Abklatsch noch
den Anfang. So erklärt es sich, daß diese Korrespondenz der Petenten mit
dem König und jene älteren Privilegien der dem Chnum gehörigen Insel
Vo) (Z. 53 ff.) mit königlicher Erlaubnis auf diesem Stein von den Chnum-
priestem eingegraben werden.
Z. 46. Anfang: pi ist nach dem Abklatsch sicher.
Z. 48/9. Den Epistolographen hat Strack mit Recht in die Lücke ein-
gefügt. Aber was er über angebliche besondere Beziehungen dieses Beamten
zum Kultus und über seine Identität mit dem vnouvtjuaroYpäipog ausgefÜhrt
hat (vgl. auch Archiv II 556), hat mich nicht überzeugt.
Z. 50. In dem verlorenen rechten Drittel muß das Datum gestanden
haben. Da diese Leute von Syene jedenfalls nur nach dem ägyptischen
Monat datierten, genügt diese Zeile für das Datum.
Z. 51. Die Worte fztMJrjolijs avxlyQatpov vndxtizai oxiag xcrr<rxolonff>,'[
gehören zu den schwierigsten der ganzen Inschrift. Man hat darin einen
Hinweis auf die nun folgende Korrespondenz mit den früheren Königen
sehen wollen. Mehreres spricht dagegen, vor allem, daß die Petenten un-
möglich den Königen sagen dürfen: dras xcfToxolonffr,[rE. Diese Formel
Digitized by Google
Ulrich Wilcken; Iber W. Ditt*nberger, Oricntis Graeci InscriptioneB Selectae 333
wird nur Untergebenen oder Gleichgestellten (Ditt. Nr. 257) gegenüber an-
gewendet. Soeben bat Laqueur in der angeführten Dissertation S. 27
folgende Ergänzung von 51 vorgeschlagen: ['Ep(MMcp«T»)s tu Sttva lalftiv.
Tijg icdontvijf ijftiv trtttfrjoilfjj avxfyfa<pov rjtoxiito» onag x«fto*o>lot)^[ffos
fii/iev (pfovTiSog nagaUjt^g. “EqqoxSo]. Von Nebensächlichem abgesehen, ist
der Grundgedanke dieses Vorschlages sehr beachtenswert. Freilich bleibt
.such hierbei unerklärt, wie die Chnumpriesler zur Kenntnis dieser amt-
lit:hen Korrespondenz zwischen Herinokrates und einem ihm Untergebenen
gekommen sind. Man müßte und könnte auch wohl annebmen, daß Her-
mokrates es ihnen mitgeteilt hat. Immerhin bleiben noch andere Möglich-
keiten.
Mit Z. 53 beginnt nun die Korrespondenz r&v ärrb Zvijvrjg (s. oben)
mit Euergetes II. und seinen beiden Kleopatren, auf die in Z. 46 hin-
gewiesen war. Hier hat Dittenberger übersehen, daß es Mahaffy gelungen
ist, das Datum zu lesen; Z. 66. irjovf rpiifov xoi nji^f/xoffroü und ent-
sprechend Z. 71: hovg tp»rou xoi ;t]fi'tijxo(JToO (was ich auf dem Abklatsch
bestätigt finde), also 118/17. Die Bittschrift reicht also von 53 — 66. Das
darauf folgende Schreiben 67 — 71 halte ich für die Antwort der drei
Könige und ergänze danach in 67 ; [Bcroilcü; /Trolzpm'o; xo! ßaisilioau ^
Alioncrp« rj üdiX(pri xal ßaaUtaaa Kli<mäTQ<t ij yvvri xotg i\nb
ox[. . .
Darauf folgt noch ein Brief, 72 — 75, von dem wiederum Mahaffy das
Datum richtig gelesen hat (75); "Eqijmao. ["Eroes dturj/poo [Mtlflopi)
Im Hinblick auf meine Ausführungen auf S. 327 bemerke ich. daß man
auch ivdT[7;i xoi lixoaxr^i ergänzen könnte. Mahaffy bemerkt hierzu: this
is a lettrr from the hing, tdnding up Ute tchole busine^s. Das kann deshalb
nicht richtig sein, weil der König nicht nur nach dem ägyptischen Ka-
lender, sondern an erster Stelle nach dem makedonischen datiert. Der Brief
muß also ans ägyptischen Kreisen stammen und wegen ’Eppueo an eine
einzelne Person gerichtet sein. Sein Datum schließt wieder an den An-
fang (Z. 2) an. Wenn wir ihn verstünden, würde wohl manches Rätsel,
das noch besteht, gelöst sein.
Soviel über die Gliederung des Bestes der Inschrift von Z. 53 an.
Dieser Teil der Inschrift ist sehr schlecht erhalten, doch glaube ich, daß
bei längerem Studium, als es mir bisher möglich war, wohl noch mehr
herausgelesen werden kann.
Z. 53 ergänze: £vEp}’[tTO($ ^algiiv oi cenb Zxn^vtjg ax. . . Vgl. oben
S. 331.
Z. 54. Was hinter dpov$ steht, weiß ich nicht. Für ;t[oU]ö ist der
Raum zu groß, auch scheint da kein n zu stehen, eher r.
Z. 56 erg. xo[i bvrog rStv ztpraTon’.
Z. 59 erg. ug&g vrfiov xaXovpivrjg ’Pö) ävugutftivtjg
Von Z. 60 an ist bisher nur von Mahaffy gelesen worden. Eine Nach-
vergleichung dieses Stückes ist mir im Augenblick nicht möglich. In 62
glaube ich . . vopivag [djpyvptxöp iniygagxtg zu erkennen.
Nr. 175. Zu dieser Inschrift vgl. meine Bemerkungen oben S. 239 zu
P. Lond. n n. 345 (S. 114).
Nr. 187. In bezug auf den Titel Ugtvg Iliuaovxov 9ioi fityaXov fuyaXot
Digitized by Google
334
II. R«ferate und Rpsprechungen
«Et^cöov x«i ag (BGU 124, 7) möcht« ich mich selbst (Äg. Zeitschr.
1884, 138) dahin korrigieren, daß die Worte nai mg xQrjfunliei nicht, wie
ich damals annabm, auf den Gott, sondern auf den legtvg sich beziehen. —
Mit Recht bestreitet Dittenberger meine Behauptung von 1884, daß ein un-
veränderter Göttername nicht von Menschen getragen worden sei. Das war,
wie ich seit langem erkannt habe, eine große Jugendeselei von mir; es ge-
nügt auf hinzuweisen! Dagegen muß ich die andere Behauptung, daß
PS keinen ursprünglichen Göttemamen gebe, der mit pete (= die Gabe)
zusammengesetzt sei, aufrecht erhalten. Die von Dittenberger dagegen an-
geführten Götternamen TTftffiTragfVrtff, ITeitvrijug, neuraf/Vig sind nicht mit
jenem Worte pele zusammengesetzt, sondern mit dem Präformativ p' ’nü
m. kopt. TT6TN, d. h. „der welcher ist in“: sie bedeuten „der welcher
ist in der Amenti, in Setis, in Senis“. Vgl. hierzu Spiegelberg, Agypt. und
griech. Eigennamen 1901 8. 31. Daß Thxiaoi’xog zu den nachträglich apo-
theosierten Menschen gehört (wie ’lfiov^tjg, ’yffiei'coürjj), glaube ich noch
heute wie vor zwanzig Jahren.
Nr. 194. 'AnovQaamv9rjQ (S. 277) bedeutet „Amon Re König der
Götter“. — Die hier zitierten Ausführungen von P. M. Meyer über den Tla-
&vQizr)g und Flegi Sijßag bedürfen sehr der Korrektur, wie ich in den „Ur-
kunden der Ptoleniäerzeit“ zeigen werde. — Das in Z. 29 (S. 279) über-
lieferte KAIEY braucht nicht in xr« verändert zu werden:
mir scheint xot EifojjjtföO«« hier sehr gut zu passen. Vgl. z. B. 168, 11.
Auch dieser wichtige Text ist von Dittenberger wesentlich gefördert
worden.
Nr. 201. In seinem gelehrten Kommentar zur SUkoinschrift schließt
sich Dittenberger Letronne an in der Annahme, daß Silko ein Christ ge-
wesen sei. Ich zweifle auch heute noch daran. Vgl. Archiv I S. 419 und
436. — Zu der Konstruktion inoXtfu/aa fitxa lüv BUpiimv, die Lepsius
auf das Koptische zurückführte, bietet der Berliner Papyrus P. 8914, 9
eine schöne Parallele: pixä xSiv caco Kegx^aig. So sprach man
in byzantinischer Zeit auch im Paijüm. — Kurzformen wie das von
Lepsius erklärte agg für ügxog (ägxxog) gebrauchen die Papyri des öfteren.
Vgl. ägag neben ugaxog, ßäSgag neben ßäxga^og.
Nr. 202. Zu dem nagaXrifimxjg vgl. oben S. 197. — Die Schwierig-
keit, auf die Dittenberger auf S. 312 hinweist, möchte ich so lösen: die
Inschrift des .. ..log £t)väg ist gelegentlich eines zweiten Besuches des
Apollonius gesetzt worden. Als ApoUonios zum zweitenmal kam, war er
inzwischen nicht nur ein Julius geworden, sondern war auch vom Oxgaxti-
•/6g xtI. zum ägaßägxt/g (an Stelle seines inzwischen verstorbenen Vaters)
avanciert. Diesen zweiten Besuch können wir übrigens genau datieren,
denn die bei Lepsius Denkm. VI n, 392 darunter stehenden Worte: KaXU/iaxog
"Eg/xmi'og avrijlBoi' xol ngooexvt'ijöct xbv uvxbv 9t6v, "Exovg Iß Kalaagog
4>aS)<pi sind wegen des avv auf denselben Besuch zu beziehen. Er fand
also Sept. Oktob. 2 n. Chr. statt. Zum agaßägxxig vgl. übrigens Griech.
Ostraka I S. 350.
Zu Nr. 204 und 205 sind die Daten des Tiberius versehentlich um
zwei Jahre zu früh datiert. Über die Zählung seiner Jahre vgl. Arch. I 153.
Nr. 207. Zur legio XXII vgl. Hermes S. 37, 86 ff.
Digitized by Google
ülrich Wilcken : Über W. Dittenberger, Orientis Graeci Ingcriptionei Selectae 335
Nr. 210. Es ist mir eine erfreuliche Bestätigung meiner Behandlung
dieser Inschrift (Hermes 23, 595; Arch. II 176 f.), daß Dittenberger von
von sich aus auf dieselbe Deutung: Ta^|ltla^ rijs iß axol{vov) ge-
kommen ist.
Für Nr. 253 möchte ich eine größere Breite der ursprünglichen In-
schrift vermuten, denn in Z. 1 vermisse ich hinter '9c|oi> noch ’Enupavovg]
und ebenso in Z. 5 ßaailci vor 'Avxi6xm\. Danach würden sich dann auch
die anderen Ergänzungen ändern.
Nr. 262. Die engen Beziehungen zwischen diesem Text und den
Serapeumspapyri treten hier nicht hervor, da Dittenberger die xoroxoi, die
den kaiserlichen Erlaß betreffs der Privilegien des Ztiig Bairotiul%i]g publi-
zieren, für diejenigen erklärt, qui in illo vico fundos dotnosque habent
(ntniiovai). Diese Koroxot sind vielmehr den vielbesjirochenen näroxot
der Serapeums von Memphis an die Seite zu stellen und wie diese, mit
Preuschen (Mönchtum und Sarapiskult 1903 S. 36), als „Besessene“ auf-
zufassen. Vgl. oben S. 143. Weiteres behalte ich mir für meine „Urkunden
der Ptolemäerzeit“ vor.
Daß wie die Seleukideninschriften, so auch die Attalideninschriften
sachlich wie sprachlich für die Erforschung der ptolemäischen Urkunden
von größter Bedeutung sind, ist längst anerkannt, doch lassen sich noch
immer wieder neue Beziehungen feststellen. So ist z. B. von großem
Interesse, aus Nr. 268 zu sehen, daß eine Stadt, die wie Pergamon ihre
ßovli'i hatte, doch einen axQaiqybg x!jg nöketog ertragen konnte. Kürzlich
ist auch für das Alexandrien der Königszeit ein Beamter dieses Titels be-
kannt geworden (oben S. 135 Nr. 13). P. M. Meyer hat daraus den Schluß
gezogen, daß die Schaffung dieses Amtes uns , Jedenfalls die mangelnde
Autonomie der Stadt“ beweise (pben S. 72). Die pergamenische Inschrift
zeigt uns, daß das Vorkommen eines atQoxifyög xijg nöJltiag für die nach
meiner Ansicht noch immer offene Frage, ob Alexandrien unter den Königen
eine ßoviiiq gehabt habe oder nicht, als entscheidendes Argument nicht ver-
wendet werden darf. — Dieselbe Inschrift ist zugleich eines von vielen Bei-
spielen dafür, wie auch die Urkunden der anderen hellenistischen Reiche
durch unsere ägyptischen Urkunden aufgeklärt werden können. Dittenberger
hat in dem Schlußsatz, wo Sherard 1TPOEZ1I2AINON bietet, Boeckhs
Emendation 7Cfoia(&)a(i r)dv verworfen, weil n^otqiu hier nicht passe, und
hat npo(ff)^a(9)a(i t)ov vorgeschlagen. Nun begegnet aber das Medium
ngotia&ai in den Papyri des öfteren in dem hier zu erwartenden Sinne
von „auszahlen“. So ün P. Lond. I in XVII mehrmals, wie ich in GOA
1894 S. 720/1 gezeigt habe. Vgl. jetzt auch P. Amh. 61. Danach werden
wir an der Emendation Boeckhs, die sich an Sherards Lesung am engsten
anschließt, festhalten.
Nr. 329. Was hier dem Kleon, dem imarärrig von Ägina, rühmend
nachgesagt wird, daß er immer erst Versöhnungsversuche gemacht habe,
ehe er die Gesetze walten ließ (ll: ta fiiv nltiara [neijpcuiaei'ou Otillvriv,
Tov; dl p[4] Ovllvoftivov; ivanfvnov[zog] xrl.), das wird aus dem Ptolemäer-
reich gelegentlich als die normale Praxis überliefert Die Klagschriften aus
Magdöla (HI. Jahrh. v. Chr.) sind meist durch Randbemerkungen wie fol-
gende erledigt worden: Tön ittvi. MiXiaxa avvätäXvOov «üroiis, fi df (xij,
Digitized by Coogle
336
II. Referate und Besprechungen
ctnöffrfi/lov, OTttüg ini lov xa&ijitovzoi Xftzt/fiov dutx^i&äMln' o. ä. Vgl. Ball.
Corr. Hell. 26, 127 und oben S. 308.
In einem Nachtrag auf S. 658 zeigt Dittenberger, wie man auch Titel
aus dem Reich des Mithradates verwenden kann, um ägyptische Papyri auf-
zuhellen; zu dem bisher nicht belegten Titel 6 npö; zaig ävax^(etaiv in
P. Teb. I 86, 1 ff. bringt er aus Nr. 374 einen TEioypfvov iitl zäv üvcncpf-
atoiv als Parallele. Da in beiden Fällen nur der Titel gegeben wird, bleibt
die Bedeutung freilich einstweilen noch dunkel.
Ich schlieffe meine Anzeige mit dem aufrichtigen Dank für die reiche
Belehrung und Anregung, die ich aus dem vorliegenden Werk geschöpft habe.
Halle a/8. Ulrich Wileken.
Digitized by Google
in. Mitteilungen.
Englische Ansgrabnngen in Oxyrhynchos.
We begaa our third season’s excavations at Oxyrhynchus on Dec. 4
1 !)03 by an exatnination of the group of mounds to the immediate soutb
of the temple area. These, which had bcen dug with little success in
1897, did not prove to be more productive at the second attempt, papyri
being scarce and ill-preserved. We next moved the work to two low mounds
adjoining the temple urea on the north. The richest parts of these had
been exhausted in 1897, when many fine 3rd — 4th Century rolls were
unearthed, but the process of finishing the clearance led to some good finds
of 2nd — 3rd Century documents. Proceeding further northwarda, we de-
voted a month to Clearing down to the damp level oue of the most exten-
sive series of the earlier mounds, which had been partly dug in 1897, when
it yielded a rieh harvest. The second excavution was also attended with
good fortune, papyri of the first four centmnes being plentiful. The Western
Portion of the series was poor in literary pieces but particularly produc-
tive of Ist Century documents, whilc in the eastem part there was no
Ist Century layer, but classical fragments were more frequent. Soutb of
this group lies another large mound which in 1897 was remarkable for
its composite character; in a small area near the summit the papyri from
the upper levels dated from the first half of the Ist Century, and those
underneath, so far from being Ptolemaic, belonged to the reigns of later
emperors, while throughout the rest of the mound the papyri were early
Byzantine. The Roman part yielded little more, but the Byzantine portion,
which had not been much dug previously, was fairly rieh in late 4th — 5th
Century documents with occasional tbeological fragments and a few Coptic
papyri. In the last fortnight of the excavations, which terminated on
February 25, we began the clearance of the mounds on the extreme north-
west of the site. Here the papyri ranged from the Ist to the 4th Cen-
tury and the occurrence of literary fragments was fairly frequent. Gene-
rally at (Jiyrhynchus the layers of 'afsh’, in which papyrus is fouud,
disappear within 4 metres of the surface, but in some of the mounds on
the extreme north it is necessary to dig as deep as 7 metres before the
damp level is reached. Hence the progress of the trenches was slow, and
mach remains to be done next winter in that part of the site.
Amongst inscribed objects other than papyri we found 7Ü ostraca, a
set of 6 wai tablets, and 3 leaden tablets with imprecatory formulae. The
miscellaneous antiquities include several of more interest than usual, e. g.
*
Digitized by Google
338
III. Mitteilungen
a gold bracelet with four heads for clasps, a wooden medallion of a male
bust (probably au early Roman copy of an older work of artj, and some
fine specimens of glass mosaics. Altogetber we bave good reason to be
satisfied with tbe results of the season’ä work.
After Oxyrhynchus IV our next publications will be Tebtunis II and
Hibeh I, both of which we hope to issue in the course of 1905. The
Tebtunis volumo r\-ill contain the account of the excavations and the texts
of the papyri found in the town itself, which are with a few exceptions
of the Roman period. The literary pieces are of no great iraportance, but
there are many well-preserved documents, of which one large group is
concemed with the priests of Sokuebtunis. The Hibeh volume on the other
hand will ronsist of early Ptolemaic papyri from mummy-cartonnage, and
amongst these are nuraeroos classical fragments.
Oxford. Arthur S. Hunt. Bernard P. tirrufell.
In Vorbereitung: I
Papyrus- Chrestomatllie herausgegeben von L. Mitteis und U. Wilcken
im Verlag von B. G. Toubner, Leipzig und Berlin.
In den letzten Jahren ist wiederholt der Wunsch ausgesprochen worden,
daB auch für die Papyrusforsehung eine flbersichtliche Sammlung des wesent- i
liehen Materials etwa nach dem bewährten Muster von Dittenbergers Bylloge
Inscriptionum Graecarum hergestellt werde.
Die Unterzeichneten haben bereits im Jahre 1897 auf dem Dresdener
Philologentage den Plan gefaßt, eine derartige Sammlung zu veranstalten,
und hoffen denselben binnen nicht mehr ferner Zeit ausführen zu können.
Die Papyrus-Chrestomathie soU eine größere Anzahl von Urkunden, welche ;
für Philologen, Historiker, Juristen und Theologen von Wichtigkeit sind,
in möglichst bereinigter I«esung, nach Sachlage und Bedürfnis auch unter |
Beigabe deutscher Übersetzungen umfassen. Die Texte werden nach sach-
lichen Gesichtspunkten geordnet sein, wie z. B. Kultusverwaltung, innere,
Finanz- und Justizverwaltung, Urkunden über RechtsgesebUfte, Privatleben;
zur Einführung Femerstehender wird jedem dieser Abschnitte eine kurze
orientierende Einleitung vorausgeschickt werden. Die Herausgeber hoffen,
daß damit sowohl den Interessen des akademischen Unterrichts als auch
dem Selbststudium ein nicht unwichtiges Hilfsmittel an die Hand gegeben
sein wird.
Ludwig Mitteis. Ulrich Wilekeu. ,
Digitized by Google
Digilized by Google
DIgitlzed by Goc^gle
Handbücher und neue Erscheinungen auf dem Gebiete des klassischen
Altertums im Verlage von B. G. Teubner in Leipzig.
Bodenpacht,
Di« Privalyaflkt a jM. < — » .A 8.'~
BolMÜSfibe VcMmchaJMCea dM Alaaaadar»
DOialilR« sag«« vott M. Uratil Mit saltlzdoliM
AbbUdaa#so «nt JEartmakiriWi it «A IS. t fst».
JL I4.~
Pi*iinfi Sahriftoa. L B4. RfimiaelM Dsah*
Brunili miiM ^ AililalUolM a ■trnikiaolis Uauk-
mBUr, Mit 6& AbtiUdancMi. a. .# iO tfsk.
A(18.— II.B1L /ururiactOs.'hcu KttiifttfrotcUlcbt«.
MU dB AlibüdUDfaa. a. JS fO —» ^ ta —
UL Bd. IaUr|MtrtaUoa «ar EfltUc dar öchriA-
faaUsD. A lljreaielnM» nur aauavaa KuaatnaschlcdUa,
Kaahsrag. Mit SA Abbildungsik a. JL li.~i
tab. JL
PiinktMSSQ An ITnianaahnagM) «b«r aasnawAlilu
OtH/IIWOoOll* icaBital das aatUua Bachwaeaas
aoa K. Daialsko. a. »A t.~
Dipylongräber.
voa Fradarlk Poulaaa. a. JL%. —
PfwmnlnnSlra ^ «riack. Birmoiaflka v.
PiyinOlligiRa« R.Bai«aaaalala. a.^l8.->
d. laaSl Malta. Kla iloltrag aur
iblokta A aatikau Kat^Ua
Frühlingsfest £
von B. Waaaob. a. JL t.—
Gewerbe und Künste.
Oavrsfba nad KOasU bai daa Oriaaliaa uad fULiamru
raa M. Illtmaar. 4 Biade toll tahlrolcbaa Ab«
bUdaojpta. a. JL Stt.40.
Uflfirian ^ Kaisen Hadriaa. idaaUaa.
nttUI lall« •BAlysoa uad hlalor. Uat«naoktta||«B
Toa Otto Th. hehala a. JL 4.-*
UoAt*tszAean Uaervaeaa das Pu>lsmAar aad
nGUrWotfon« RaaiarioAjnrptoDT. P.M.Majrar
Hellenistisches Zeitalter. ST^^iu
aistiaehaa /.olialun voa J. Raarat, t. Äud
a. JKU.— , ^\y JL I4.~
Unmoi* Hon. Kpo# a d. Oaakm. «rlKotert voa
nUIIIOr» W.Hetblg. MUTafaliia.Abbndaogao
8. Aaflaca. (la VorU-nltuag.!
«■«* Homerlacb« PaMat«. Klav Hl^ie su daa Daak«
aOlara aad tun K|»oa Voo F. Koaak. Mit
S Tafaln uad 14 AbbUduafeo Ita Text a. UK S 80
t«b .M8.Ü0.
Kriegswesen.
MH S Kaitaa, S PUaea
a. JL 10» geh. JL 19.—
voa K. Lehmana.
0 AbbUdUBgaa.
Kiliflir ^1* halleuleobs, daJrgeetaUt raa Fvltt
isUlilll j llauBigarten, Fvaai Polaad uad
RIabard Wagaar. Mit Ifarb.Tafala, t Ratiau*
^ tag«« 400 Abbildung, a .k 10.— » vab, JK lt ••
I |4n|i2|A|||« ChataktarkOpfa auadaraptikeu ldt*>
kIftOI aiUI • ratm, Ttm KÄ Hohvarti Püaf
Torttftge- l> Hattod uad Plodar. 9 ThukydJdse
uad Xuriiiidac S. Bokralse uod l^io, I. Pol/bio«
oad Poacldoatoe» I. OlaatD. f< Aad. a. JL 9.— >
gab. JL 9.00.
— ^ Ul# friachiaahe nad laialalaoke LUaraiur uad
Hfinc^ Bemthalta« voa: U. v. WllamawUa-
MonUvadnrff, K. Krunbaoliar, d Waekaraagol,
Tt. Lao, K. Xordra, P Shatseh. (fHa Kultur ilar
Oagpawan Ihr« Kntwicklnag uad Ihm Zlale.
Ueiuaigatcebna tun P. lilaaaberg. Tali L
Abt. 0.) a. Ji la— , gab. JL IL—
UlAhnno Dia Mjstafiaa daa MItbra tob Traaa
MlUiraM* Oanoah Kia BaUrag tat BeUglaaa«
JNMlüekta dar roailtebva KslsarsailL Aatorlalartr
euiaoke Aasgaba roa O. Oabrlg. a. JL S.— >
gab. JL S.tO.
Klna MUhratillutgia arlOutart voa A.Diatariok.
a. JL 0 — , gab. JL
lll44AlinAat» Miltalnenfgobtai voa A-
• Phlllppsou bolaogrograpItleehB
oad kaltonlla Riganart MH 9 Klgaraa tai Taai,
19 Aasiehtrtt uad 10 Kartca auf 15 Tafelo
A Jt f — » gab. JL 7.—
MJttelsaaerbUdar roa Th. Flsobar. GeaamnOia
Abbaadlongan nur JLandt dar MHtalnaariiadar
A JL A— ^ foh. T.—
MirHAm Ps^A Kia Tersueh Obar VolktroBgl
nUllor triiO« von Albreoht Diatarlo
ch
n. JL 9.90.
AAlrmviAnA antik# Idoa dar Oakamaaa la
UOnlllllDlIP« Uurer poUtlecbaa und kalluraUaa
IWHieutuBg ros 9. Kaarst, a «R 1 SO
Pa nur I Aos daa grieohisohaa Papyrusurku»«
I apjl I« gvn. Kla Vortrag auf dar VI. Vor-
•amatloag dantMhvr ItUtorikar tu Hall# aB. ara
6. April 19011 voa Ludwig Mlitals. a ,iC 1 SO.
üriaohleoUa Urkuadan dar PapyrusaainiulaBg «n
l,alp«ig vom littdtilg Miliala Bd.L MUBal*
trlgoa roa U. Wllckan uad wH S Tafela la
Ltoibdmok. a ,K tO.—
Dlo4n Platoae phll<»sophiMiha jButwioklaag voa
rialU. Ilaat Raador. a UV . gab. JK 10 —
Pnr4rls4lrrinfA tuf rOm Maasau r. Imhoof«
rOnralKOpie iua»*r. t AmR. fob.JKa.S0.
auf heUanlacham u. bollanlatl.oba« Mauroa roa
1 Hthoo f« Hl H wer. gab .4 10.—
Pm{ao4ai* o Tampal iai buUaaislieoban Agyt>t«u-
■ riOomr fteUrag tur Kuli«rgaoi.*hicIiia daa
U?UanUwtta v.Wattar Otto. 1 Bd. a.4114.— «
gab. JL 17.—
Dnm Daa all# Boo» Eulwlokalaag aotaaa aruo<L
nUni* ritaoe and OoMbiebia eaUav Baaun. Auf
IS Karton und 14 Tafhla dargaatallt uad mit alaam
Plaaa dar bauUgaa Rudi so wie aiaar aiadtgeaahieht»
UohosElalaUuagvaaA,Bebaaldar gab.JKlO —
— Fahrar daroh dia Offiratllebati Kamwluagan
kUaelachar AHerttUaar la Ruia vua WoHgaag
Halblg 8 Banda S. Auflaga. gab. .4 tft. — 1
Atugsba mit Hchroibpapltr aorebschotsaa gab.
Jt 17.— (Dia Banda find uJebl atnselo ktufllrh )
QAAlonunnol Dar RaeUnvogai bi dar allaa
wuDlOllViiyul« LHaratur und Kunst. Ktaa
mjrUuttogUoh-artibboiogiseho Catanucbaag voa
(>. Walflkar. MH 110 AbbUduagao tat Tvxt
A JK 98.—
Qnmmppfan Albreoht niatarUb.
OUnillloriay« Jgn Ab1»Udangm ist Test
oad auf olaar TafeL o .4 1.«-
QnhPAra Kaua gtiacblscba Taata uad üaSar>
v|lliact a« «uobuogun tar tfatabiehte da« Siara«
bUdar von Front nolL MH alaam Haltrtg rott
K Pyroff 0 Tafala oad Ib TasUbbllduogea
Ve^ucliungstafeln, •«“<>*.
r KWOuteb. a.,4&.~
Wundererzählungen, !»«•»*«'***“•
B ReittanetviA
B. JL
Hicnu i>iue Ueilu^ roa (^rl Wiat«r'i UuiTenit&tibaohbMdlojiK iu HHidelberg, aowie
Ueilogim von B. u. Ttabarr in Leipzig, die wir der Boaciituiig nnioter Leeer empfeUlen.
VERLAG VON B. G. TECBNER IK LEIPZIG
AUSFÜHRUCHES LEXIKON
DER GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN
MYTHOLOGIE
HERADSWBOKBEN VON W. H. ROSCHER
1. Band in n Abteilnogcn. (A — H.) [YUl n. 5IM Sp.]
IBM— 181H). g»h. .KS4. — . (Aueb in 17 Linfeningen an je jK S. — .)
n. Band in 1 Abteiinngen. (I — M.) |V1II n. 8337 8p.J Lex. -8.
1B90 — 1B97. geh. 4C8S. — . (Aach in 19 Lieferungen in je UK 3. — .)
UI.Band 87 — 63. Liefemng. (Nabaiotliea — Pleione«) [Sp.l — 3660]
Lm.-6. 1898 — 1906. Jede Lieferung geh. JK 3. — . [ForU. u. d. Pr.]
. AU Papplemente enchienen;
EpitheU deorsB qnae apod poetaa gneeoe legutnr coUogit dU-
poeuit edidit 0 F. H. Bruchmann. [VIH n. 336 8.] Lex.<8.
1898. geh. .K 10.—.
Epitheta deomm qoae apad poetaa latino« legaatar eollcgit die-
poeuit edidil loiso Beneilictua Carter. [VitI o. 161 S.] Lex.^.
1903 geh. jK 7.— .
Mythiaehe Koamographie. Von E. Hugo Berger. (TV u. 11 S.J
Lex.-8. 1901 geh. .« 1.80.
I)ai Lexikon iat mit immer «teigendem Erfolge, nunmehr hii xum
dritien Bande Torgexehritton, beatrebt, eine mOglichat objektive,
knappe und dorh voiUt&ndigo, iteta auf die Quellen gegrtndeU;
DaratvUnng der literanach aberlieferten Mythen unter gehöriger
Berflokiicbtigong der Kulte und dor Munumente der bildenden
Kunst XU gaben. Ea erweint aiob au aU ein wcrtvollef Repertorium
eines bedeuteanaen Teiles der gesamten antiken Kultur und bat
ala solohea tioh eines imnior grOBeren Freundes- und Almehmcr-
kreiset tu erftouen. .
Einen besondonui Wert vurleihen dem Werke die lahlreiohen
Abbildungen — allein in den ersten beiden Banden nabexu 1000
an Zahl — , die einen grollen Teil der antiken Kunstwerke, die
sonst, meist in schwer xugftnglicben , teuren Werken enthalten,
ntir mit Schwierigkeiten benuttbar sind, in einer für den Hand-
gebrauch durchaus auaroichondun Form wiedergoben.
AKCHIV FÜR PAPYRÜSFORSCHÜNG
Otto OsAomwrrs » KdmosBSBO, Berkaro P. GftBNrBUi ik Oxtord,
Arthl*« S. Hunt n Oxford, Pibske Joiioubt in Lujjs, Preorrio
0. Kentom in London, Quoomo Li-xbroso in Rok, John P. Marafft V
n Dublin, Ludwig Mitteib in Leipzio, Julbb Nicolb in Genf, ' '
Wilhelm Sohubart n Berlin, Paul Vierxck in Berum
UND VERWANDTE GEBIETE
1
ÜNTEH mTWIMDSQ VON
BERAUSOEOEBKN TOK
ÜLBIOH wilce:en
in HALLE A.E
DRITTER BAND.
DRITTS8 HEFT.
Anig«geb«B Bin Sl. JnH 1905.
1905
LEIPZIG,
DRÜCK UND VERLAG VON B. G. TEÜBNER.
I
I
Dm Arehir fOr PapynuforsohQng xmd MTwandt« 0«bl«te
«ncbeint in Heften in je etwa 9 Druckbogen, tod denen 4 einen Bend bilden.
Der Preif des Sende« betrigt M Merk.
Druck und Verlag Ton B. D. Teubner, Leiptig, Poitotr. t.
Inhaltsverzeiclmis.
Aafsltse.
Papyru« bilingne du Mnade du Caire. Von Paal Catliact, Pierre Jeafaet .
Lettere el lignor profeoore Wileken. X — XVI. Von fiiaeea« Laabrase . .
Qrieobuche Bauimebriften ptolcmkücber Zeit auf Pbilae. Von Ott« Rakeaaaba,
Ladwig Berehardt (mit Nachwort von ü. Wileken) . . .
Zu den Genfer Papyri. Von DIrich Wilekea
Ein neuer Alypios-Brief. Von Otto Gradeawita
Ein Sklarenkauf de« 4. Jebrbundert«. Von Friedrich Preitigfce
Beiträge cur Igyptiichen Metrologie. VI. VH. Vlil. Von Friedrich Haltach
e*it»
3S9
849
86«
868
408
416
416
Alle fbr die Redaktion be«timmten Sendungen (Hanutkripte, Reaen«ion«>
eiemplare n. «. w.) wolle man richten an:
Pret Dr. Ulrich Wilekea, Halle a. 8., LafontainettiaBe 19.
Ebendahin ist auch das korr Exemplar der in 1 Abxflgen sur Venendnng
gelangenden Drnokkorrekturen cu senden; das andere Exemplar sowie das
Manuskript bleiben im Besitze der Herren Verfasser.
Verlag von B. g. Tenbner in Leipsig.
Die Bodeapaeht. Agrargeschicbtliche Papyrusstudien von Dr. STarsn WAazrasxs.
Erster Band: Die Priratpacht. gr. 6. 1906. geh. Ji 8. — , geb. JC g.
▼<m dM Mhr MUraIrbea o&d v«mhied8iMBtlfe& Urbttadea, dl« aa dar «««nrm Agrar*
gaachlohta ia Baalahaag atabens bat dar Varfaaaar dla Paebtrartrtgat dla »W« ftbar ain ToUaa
Jabriaaeaad <atwa 500 t. bla 000 a. Cbr.) hla rratrackao , ala Oaaaaa gafaJI oad dia baadert «tHI
atlkbaa ITrlcaadaa ala Elahall bahaadalt. DU ürkuadaa «laiapen awar alla a«a Agjplea, doeb fbhraa
«la darob dia Fragaa, a« walobaa ata aavagtao, Ober Agjptaaa Ortntau bioaaa aach Ortaidiaiüaad ud
Bom. ia auMchaa Jfowaataa aaeb la tiaaat« atuderaa Zaft hiaObar 81e «ntbaltaa aowolü MatariaUaa
aw varglaioheadMi Baehta* ala aueb atkleba aar aUgaakalaea Wlnaohafltgaacbichta bpMiall (dr daa
aatlfcaa Hiatorikar alnd ala baaoadara dadarrb voa Badaalaag« dal ala daa Pbatipnig roa dar fralaa
Pa^ ftbar daa balbfralaa Xoloaat bla la daa vOlUg oaftaiaa aad ta die Bblarar^ te EinaalbaiUM
lUaaariaraa Baad n, dar dia Staatapacbk babandaits aoU la Bftlda folgoa.
Priester nnd Tempel im heUenlstitehen Igypten. Ein Beitrag zur Knltnr-
geschiohte des Hellenismus tou Wsltbi Ono. Erster Band. [XTV n 4iB 6 1
gr. 8. 1906. geh. .* 14. — , geb. JC 17 —
Daa Boeh will vor aUan roo dar Orgaalaatlon dar PrieaUrtebaft, roa dar Lanfbaba dar
tiaaalaaa Prlaatar» (brar aoaialaa aad ataataracbülebaa BtaUaag, aowla roa daa laaaroa Sttataadaa
dar Tampal, ibraai Baalu« ibraa Xlaaabotaa aad Auagabaa aad Ibrar Tarwaltoag ala aaaobaali^M
BUd aatwarfaa aad Im AaaehlaO hlaraa daa Varbütaia voa Staat aad Xlreba ln hallcaiatlBebaB
Agypi«o oatamiebaa Dabai wird raraoobl, «o woM ala mOgUeb dia Katwicbloag dar aiaaalam
bMdaltaa laadtattaaaa au aalafaaea aad Feeutailaagaa übat Ibraa igrptiacbea, griaoblacb« aeU»
banaalattaohen Uraprang ■« traffra. Aaftar dar altAgjrptlacbmi Klrcba aacb dia aadaraa
ia Afpptoa beatabaadaa beidaiaebaa Kallgvinabtachaflaa barftakaichtlgt wordaa. tHa DaramUnB»
baat Bi^ vor allen aaf daa oaa durch dla griacbiachaa Papjrri, loBcbrtfiaa und Oatraka ma.Umr-
ralobbaltlgan Aagabaa auf. gwiararaan
Aufsätze.
Papyras bilingne du Musöe du Caire.
Une affaire jugee par le Praeses Aegypti Herculiae.
Le texte auivant rentre dans une Serie que les lecteurs de V Archiv
connaissent dejä et c’est ce qui nous engage a le leur souraettre. On
peut le ranger en effet ä cöte du Papyrus Bonriant que nous avons
donne plus haut') et du papyrus 13 de Leipzig que MM. Mitteis et
Wilcken ont plus recemment publie.') II fait partie d’un lot saisi entre
les mains d’un marchand par le Service des Antiquites d’Egypte.*) La
provenance certaine en est Theadelphie, dans le N. 0. du nome Arsinolte,
district de Themistes. L’emplacement de ce village est aujourd’hui
marque par le Köm de Herit, celebre par les fouilles de MM. Gren-
fell et Hunt.') Le rouleau de papyrus assez bien consenre qui contient
notre documeut est compose de deux xoXXTjiiata et mesure 59 cm
sur 27. On y lit le compte-rendu d’une affaire, jugee par le proescs
./Effi/pti Hercidiae] le greffier l’a redige en deux langues; mais tandis
que, dans le papyrus Bouriant et dans le papyrus 13 de Leipzig, le
latin est reserve pour les formules qui servent ä introduire les paroles
prononcees par les avocats, les plaideurs ou inculpes et le juge, ici le
magistrat s’exprime en latin. L’affaire est d’ailleurs breve; il s’agit
d’une reclamation portee contre certains xgäxroQsg par uuc victime de
leurs exigences: les avocats du plaignant exposent le fait; le praeses,
Sans poser de question, rend sa sentence. Ce qui nous parait digne
d’attention et distingue notre texte d’autres proces-verbaux connus'),
1) Archiv, I, p. 293 et suivautes.
2) Ardliv, III, p. 106 et suivantes.
3) M. Masp^ro a bien voulu me couBcr le deroulemeut et l'etude de ees
textes dont je publierai bientöt les copies (Jou^piet).
4) h'ai/üm Towns, p. 51.
6) Snr les protocoles rt'diff^s en latin et en grec, cf. Archiv, I, p. 294 et
la notc.
' Archiv f. PapyrutforachuDg III 3. 23
Digitized by Google
340
Aufsätze
c’est que cette sentence, qui, »ans doute, ofit et« inintelligible pour les
interesses, est immcdiatemcnt suivie d’une traduction en grec. La pro-
venanee est l’indice que notre texte n’est pas un fragnient original des
acta ou vTtofii’rinariOfioi du praeses, mais une copie delivree au plaignant.
II serait donc possible que, specialement faite pour lui, la traduction
grecque ne figurät pas sur l’original.
L’ecriture grecque est trbs apparentee ä celle du papyrus Bouriant;
le scribe einploie, conime dans ce demier document, deux cursives la-
tines. La plus ample est reserree ü la formule de date qui serable
ainsi servir de titre ä la piece eutiere; eile presente nn dessin de 1’m
que nous n’avons pas rencontre aiUeurs. Cette lettre est faite d’un
trait ä peu pres vertical et d'un trait courbe comparable ä un S ren-
rerse de bas en haut. Le trait vertical est comnie coiffe de la sinuo-
site superieure du trait courbe, qui, sans jamais le rencontrer, redcscend
vers la droite, pour remonter legerement ensuite et fomier la seconde
sinuosite bien moins large que la precedente. L'autre cursive latine
nous parait presenter les caracteres du IV® siede comiuen^ant. On
peut comparer Wessely, SchrifttafrJn, n“ 14.
Le texte ne porte ni esprit ni accent ni signes de ponctuation;
nous les avons retablis dans notre transcription, nous conformant en
cela et pour le reste aux usages de cette Revue.
Col. I.
1 D(ominis) n(ostris) Licinio Aug(usto) VI et Licinio nob(iIi8sirao) Cae-
s(are) II co(n)s(ulibus) die pridie idus dec[erabr]es Xot,äx tg' Arsinoit(uni
civitate) in secret(ario).
2 E[. .]a . [.]s Sotarion (et) Horion d(ixemnt): "Hgav xevdtgbs avrm
freXsvra M xitipovö/iotg ’HXiuri
3 x[n]l xcä, xal tg yauet^ xov ovvrjyopovfidvov Elpjjvr)'
g fiiv ovv ElpTjvTJ
4 ^posreXcvTci *[al] toü xarpbg, «AAä xpörspov avta xpoa-
ayuyöv-
6 Tojv tüv 3r[paJx[T]dp£Dj/ 6v6fiaTt rf/g xaraleKp&eiarjg yijg ivircvi^xi to
6 (leyaXetov rb ^d]v diäaxtv ßorj9ciav ä<fre diä töv xpamoHiTav äxo-
1 xivrfiiiyai x«r’ o^toü kv6xXri6iv äXX' ovd\v ffzxov ixtivoi
ofitf xfjg
8 ir’oj;Agff£(a[g] äxtoxijöav ovxe ovd^va xapiaxtjaav, äXX’ ixixpißoxxfiv
9 x«T« xov ovvtjyoQOVfUvov ixtjpeä^ovxeg avxü' deöiu&a xov (itya-
Xhov xov
Digitized by Google
Collinct-Jouguet: Papyrus bilingue du Musüe du Caire.
341
aov iaav\ay\xa6(H]vai rriv dv6xXr]aiv xar avTOv yiyvofiivijv lO
xmkvee9[ui].
Q. Iper y(ir) p(erfectiBBimus) praeB(es) A[egyp(ti)] Herc(nliae) d(iiit); n
demonstrantae suBcepto tuo obnoxias personas exactor civitatis
nullam iu[qüietjudinem contra iustitiae rationem ex persona eoriM- 12
dem eundem
su8ceptu[m tuu]m sustinere patietur. 13
L. 1. ddim — coss — . h. 2. (et) e et t lies et tr^s mutilds, — Restituez: dy —
avra, probablement pour aütoü. — L. 6. SÜioxlv, l’asyndeton est familier au re-
dactcur du texte, cf. 1.9 6t6fit9a. — L. 7. xar* avzov. L’ajjoBtrophe est sur le pa-
pyruB. De mfme l. 10. — L. 11. Elle commence plus ä gauche que les autres —
d(ixit), d/ — 1. demonstiante. — Une coronis mutUde au dessons de la demiere
Hgne.
Col. U.
'Epfii/via
a" vxodixvvvTos tot) vstb aov
avvtiyopovfidvov td vxev-
&vva XQÖaetaa, 6 i^dxrtoQ
l^V
6 T^s aöltejg |ov3df(ucv iv6-
XÜijaiv ^v:tfvavT(ovJ 3tap[d]
TÖv tot) dixuCov Xoyov
dxb Tov «Qoaiuxov töv
ttinäv tov aitbv vxb [tfoü]
10 avtnjyoQovfisvov
vxofiivai dvd^fTai.
L. 1. 1. iQfiriveia. — L. 2. vnoSixyvvzoi , täche d'encre apres le demior v. 1.
vxodHxyvvtOf. — L. 11 1. vnofifivai.
Malgre la precision avec laquelle eile est donnee, on ne peut d^
terminer la date du document d'one maniere certaine. Le sixieme con-
sulat de Licinius le pfere et le second de son fils, ignores en Occident,
nous sont connus, en Orient, par des papjnis qui ont fait le sujet
d’one discussion entre Th. Mommsen et 0. Seeck.*) Un papyrus de
Vienne*) nous montre que cette annee coincidait avec la onzieme in-
diction qui commence en Payni ou Epiphi 322 pour finir en Payni ou
Epiphi 323.*) Mais comme le texte de Vienne est du 4 Payni nous
ne pouvons savoir s’il est de 323 ou de 322. C'est ce qu’a justement
1) C. P. Ä. I, 10; Führer durch die Ausstellung, n” 292 (cf. O. Seeck, Hermes,
86, p. 81. 82); P. Caire (Grenfell et Hunt, Catalogue n” 10610).
2) C. P. H. I, 10.
8) ü. Wilcken, Hermes, 19, p. 293, et Buiv.; 21, p. 277 et suiv.
Digitized by Google
342
Aufsätze
remarque M. 0. Seeck*), qui se prononce pour 322, tandis que Mommsen
adopte l’annee suivante.
II faut d’abord ecarter du debat le papyrus de Geneve n“ 10 du
tome I*'', que Ton considerait comme date de Mesori de la 18“ ann^e
de Conatantin, et oü on lisait le nom des cousuls occidentaux de 323.
M. Wilcken a revu ce texte, et ses nouvelles lectures, dont il a l’amitie
de nous faire part, proureiit qu’il date de 316. Sur ce r^sultat et pour
les importantes conclusions qu’il en faut tirer toucbant la Chronologie
du regne de Constantin et de Licinius, nous renvoyons le lecteur au
memoire de M. Wilcken.*) Ainsi tombe le raisonnement de Mommsen
qui, pla9ant le papyrus de Vienne au mois de Mai (Payni) 323, et
trouvant un docnment date par les consuls occidentaux, en Egypte, au
mois d’aoftt de la m6me annee, mettait entre ces deui dates la soumission
de l'Egypte par les armees de Constantin.*) Ainsi s’evanouit aussi la
contradiction qu’il y aurait eu entre notre texte de Theadelphie, date
des consulats de Licinius, le 28 decembre, et le papyrus de Qenöve,
date des consuls occidentaux, au mois d’aoüt, s’il avait fallu les attribuer
tous les deux ä la meme annee 323.
Notre texte peut donc etre de cette annee, comme de la precedente.
M. 0. Seeck donne des raisons pour mettre le sixi&me consulat de Lici-
nius en 322, Elles sont tirees d’une autre formule de date que l’on
trouve dans les papyrus d’Oxyrhynchos P. Ox. I, 42: [jaerii rijv vzcc-
Ttfai']‘) töv äc6:iOTiöv ^(löp ytixiviov Zeßaetov tÖ s' x«l [jdixiviov
Tov ^]}TiqjaveaTäTov KaCoagog ro ß\ rolg &%o8si%9riaoyUvot,g vncczoig
TÖ y' Tvßl xy' (18 Janvier)
P. Ox. 1, 60 Tolg dxoänx&tiao/isvoig vxdroig rb y' Affffopi) xS'
(17 aoüt)
Ce serait ainsi, seien M. 0. Seeck*), qu’on aurait designe dans le
domaine de Licinius, en changeant seulement le chifFre (rö y') les trois
annees qui ont suivi le sixieme consulat de ce prince, soit 323, 324,
325, car on ne peut descendre plus bas‘), et il y voit a la fois la
preure que ce consulat est de 322 et que la fin de la guerre est de
324, puisqu’encore au debut de 325 on se servait du nom de Licinius
pour determiner la date. M. E. Schwartz’) qui pense au contraire avec
1) Hermes 36, p. 81. 2) Voir ici mSme p. 382 f.
3) Th. Mommsen, Consularia, Hermes, 32, p. 645 et suiv.
4) Rostitue par 0. Seeck, Hermes, 36, p. 32; approuvö par Mommsen, ibid. 604,
n. 8. 6) O. Seeck, Hermes, 36, p. 32. 33.
6) Tout le monde admet qa'cn 325 les hostilites ont cessd.
7) E. Schwartz, zur Geschichte des Athanasius dans Nachrichten v. d. hönigl.
Gesellsehaß d. Wissenschaßen zu Güttingen, philologisch-historische Klasse, 1904,
Heft 6, p. 642. 643.
>
Digitized by Coogle
ColUnot-Joaguet: Papyras bilingue du Mnsäe du Caire. 343
Mommsen, que Licinius a fait sa soumlssion ä la fin de 323 et qui
apporte des argumenta nouveaux en faveur de cette date, fixe, lui aussi,
le sixieme consulat de Licinius en 322. C'est qu’U croit, ä bon droit,
que le papyrus d’Oxyrhynchos oü Licinius est traite de deaxdrtjs ^/ißp
ne peut etre que d’une anuee oü' l’Orieut lui obeit encorc, et que, si
la guerre finit en 323, il ne peut y avoir d’autre solutiun que de mettre
ce texte en 323 et le sixieme consulat de Licinius l’annee precedeute.
Quant ä la formule rofs äroSeix^^oofif'votg vxdtoig, oniployee pour la
troisieme fois en 323, rien n’empeche de croire qu’elle ait dejä servi
au debut de l’ann^ 321, dans l’ignorance oü l’Egypte pouvait etre
des noms des consuls et en 322 avant que Licinius ne se füt j)roclame
lui-ineme. ')
Les papyrus jusqu’ici connus ne peuvent donc pas nous servir pour
dater la fin de la guerre. C’est au contraire la date de la souniission
de Licinius qui pourrait determiner celle de nos papyrus. Sans vouloir
entrer, pour le inoment, dans une controverso aus.si difficile*), nous nous
contenterons d'une remarque, qui en est tout ü fait independante, et
qui, saus empörter notre convietion, nous ineline cej)eudant ä penscr
que 322 est bien la date du sixieme consulat de Licinius. Le texte
de Vienne dejii eite est un acte de ventc oü nous voyons que le ven-
deur, selon l’usage, prend ä sa charge les irapöts des annees prece-
dentes et laisse ceux de l'annee en cours (la 1 1" indiction) ä racheteur.
II nous semble que si le 4 de Payni, jour du contrat, se trouvait ä la
fin de l’indiction, il y aurait lä un desavantage trop marque pour
l’acheteur et une augmentatiou inusitee du prix de la vente.’)
L’affaire est portee ä Arsinoe, du Fayoum, devant Q. Iper, praeses
-lütjypti Hercttliae. On attribue ä l’empereur Diocletien le partage de
l’Egypte en trois provinces, jEpyptus Jovia, ^‘Ajyptus Herctilia, et Thebais.*)
Mommsen, et presqne tous les commentateurs apres lui*) admettaient
1) Les besitationa de Licinius sont constatt^es par une phrase de V Anonyme
de Valois, bien mUe en lumiere par 0. Seeck, Hermes, 86, p. 84.
3) 0. Seeck, Zeitschr. d. Savignystiftung, röm. Aht. 10 (1889) p. 190. —
Th. Mommsen, Hermes, 82, p. 645 et suiv.; 0. Seeck, ibi<l. 36, p. 28 et suiv.,
Mommsen, ibid, 86, p. 602. Mommsen et Seeck, ibid., 37, p. 156 — 166.
8) C’est Sans doute pour une raison de ce genre que l’<!diteur assigne ä
ce texte la date 821/322. — Nous ne voyons pas pourquoi M. E. Schwartz le met
k la fin de la dixi^me indiction, avant le commencement de la onziöme.
4) Mommsen, trad. Picot, dans Hev. Areh. 'VII (1866) p. 379. C'est l'impor-
tant travail de Mommsen sur la liste de Vdione intituld Verzeidinis d. römischen
Procimen dans les Abhandlungen de l’Academic de Berlin (1862). Nous n’avons
pas en sous les yeux le travail original.
6) Voir la Carte de Mühlendorff, jointe au memoire de Mommsen, et repro-
Digitized by Coogle
344
Aufsätze
que l'Egypte Jovia comprenait la partie Ouest du Delta et de la Moy-
enne Egypte, l’Egypte Herculia la partie Est, et que la Thebaide etait
la Haute Egypte. Dans cette hypothese, le Fayouin, partant Arsinoe,
aurait fait partie de l’Egypte Jovia. Comment expliquer des lors la
presence du praeses JKijypti Herciäiae dans le domaine d’un de ses
coUegues? U est invraisemblable qu’on l’ait fait venir de sa province
pour remplir le röle de judex datus, et il vaut raieux croire que notre
papyrus confirme une vue de M. Camille JuUian') qui pla(;ait les nou-
Tclles prorinces diocl^tiennes dans les limites des anciennes epistra-
tegies, l’Egypte Juvia comprenaut Alexandrie et le Delta, VHerctdia
correspondant ä l’ancienne Heptanomide, augmentee du nome Arsi-
no’ite*), la Tbebai'de au sud oü eUe a toujours ^t^. Notons que cette
division, commandee par la configuration meme du pays, est a priori
bien plus rationnelle que l’autre.
Arsinoit(um civitate) traduit {iv) Idgaivorräv x6Xei. C’cst U nom
qu’a presquc toujours Arsinoe dans les textes d’^poque romaine et by-
zantine.’’)
L’aflFaire n’est pas plaidee devant le trihunal (pro tribunali =
ßijfiaro^'), mais dans la saUe du conseil, in secret(ario) ob l’on pouvait
rendre des sentences poumi que les portes fussent ouvertes.*)
Quant au sujet de l’audience il reste asscz obscur. On peut faire
plusieurs bypotbeses selon que l’on traduit i>v6paxi rijg xaTaXeup&eiar^g
yijg par « propos de la terre qui lui a etc laissee, ou « propos de la
teure qui a etc laissee sans preciser si c’est au demandeur qu’elle est
venue en beritage.
Dans le premier cas, la terre en question aurait et^ laissee au
duite Arch. vol. dt. — de Ruggiero, Dizionario Epigrafico, s. v. Aegyptus.
Marquardt, Organisation de VEmpire romain t. II, p. 425 {trad. frang.) parait
ndopter la meme opinion. Il dit seulement que THerculia deviendra l’Aui/uiibiin-
nica; quant ä la Joda il la definit par ces mots inintelligibles ; «la Basse Egypte
ä rO. du Nil, westlich vom Nil.>
1) C. JuIIian, De Io Eefomne prorinciale attribute ä Diocletien dans Bev.
Ilist. XIX (1882) p. 357. Sur la question des provinces DiocIdtienncs nous avons
vu Kühn, dans Jahrh. f. Philologie CXV (1877) p. 687 — 718; mais nous n'avons
pu consulter ni Czwalina, über Verzeichnis d. römischen Provinzen. Oymnas. Progr.
H'fSfl 1881 que nous ne connaissons que par Duchesne, Md. Chranx p. 133. 184,
ni Ohnesorge, die römische Provinzliste iv 397, Wissenschaftliche Beilage zu Progr.
d. Gymn. Duisburg (1888), ni l’importante recension de Rohden, Berl. Phil. Woch.
1888, 1561—1564.
2) P. Ox. IV, 708 montre que l’ArsiuoIte ne faisait pas partie de l'Hepta-
nomide; mais il forme tout naturellement groupe avec eile.
8) Grcnfell-Hunt, Vay. Tuians, introductory p. 9, n. 1.
4) C. Theod. I 7,2.
■N
Digitized by Coogle
Collinet-Jouguet; Papyrns bilingne da Mus^e du Caire. 345
plaignant par Irfene aa femme; celle-ci est morte, pretend-il, avant aon
pere Heron. Les xguxrofsg, de leur cöte, feindraient d’ignorer qu’Irene
est morte et soutiendraient que la terre est venue entre les mains du
plaignant parce que sa femme l’avait heritee d’Heron. L’impöt qu’ils
reclament serait l’impöt sur les successions, datopj;»}*), dont nul n’est
exempf), mais que le demandeur aurait d^ja pay6 ä la mort d’Ir^ne.
Dans le second cas, la terre n’est pas venue entre les mains du
plaignant. EUe faisait bien partie de la succession d’H^ron, son beau-
pfere, a laquelle Irene aurait eu part. Mais Irene est morte avant son
pere et dans ce cas le mari ne pouvait representer sa femme, et n’h^
ritait pas.’) Les xguxrogeg soutiendraient au contraire que le deman-
deur est imposable, affirmant ou bien qu’Irene est encoro vivante,
ou bien qu’ellc est morte aprfes Heron en leguant la terre ä son mari.
L’impöt exige serait soit Xcaiagx'q soit un impöt foncier.
Nous avons pris la peine de reconstituer, dans les deux cas, la
th^se de.s »pdxrope? pour donner une idee plus complete des possibi-
lites de la cause; mais peut-etre ötait-ce une peine superflue. En
aucun temps les xpitxTogeg*) ou leurs ])areils ne s’embarrassent de
beaucoup de raisons quand ils veulent molester le contribuable et nous
voyons ici qu’ils ne repondent meme pas. C’est qu’i» vrai dire ils sont
absents, les ’deux avocats du plaignant nous le laissent entendre, et la
sentence le confirme. Ce n’est pas la premiere fois que l’afiaire vient
devant le pracses: dejä precedemment («AAd xgörtgov), leur dient avait
ete victime de leurs exigences et le praeses avait ordonne aux prae-
positi d’y mettre bon ordre. Mais les ngäxTogeg n’en ont pas moins
continue leurs vexations, ils ne se sont pas presentes devant le ma-
gistrat’), ils n’ont meme envoye personne {oväiva xagdöttjOav), aucun
temoin*), aucun mandataire pour les defendre. Ils demeurent teUement
inconnus que la sentence du praeses decide que le demandeur doit
1) Impöt 8UT leB non citoyens romaine; Wileken, Griech. 0$tr. I, p. 346.
3) A la diff^rence de la vicesima hereditatium due par les ctoes romani mais
dont sont exempts les xdw ev/ftvils, Wileken, l. e.
8) Nous ne connaissons snr ce point anenn texte prdeis. Nons voyons que
dans le droit dgyptien la reprdsentation de leur pöre par les enfants si l’dgard
de la succession ab intesiato de la grand' mbre ne fut autorisde qne par une x^e^s
d'Hadrien. P. Garofalo, Sul diritto romano <n Egitto, Bin. di Storia anlica
VII, 1 p. 7.
4) Sur les xgüxxofft voir Wileken, Griech. Ostr. I, p. 601 et suivantes.
5) Le texte ne le dit pas formellement mais on peut le tirer logiquement
des termes mömes de la sentenee.
6) Sur ce sens de nagierriiu voir P. AmA. II 66, 1. 38. Cf. le sens du meme
mot dans les «aganäetit.
f
Digitized by Coogle
346
Aufsätze
avant tout designer les coupables (demonstrante) et que l'exador civi-
tatis veillera ä sa securite.
II est assez difficile de deteminer quels sont les fonctionnaircs
qui sont designes par les teruies vagues de praepositi. II j a en
Egypte des praepositi militaires'): Flavins Abinnaeus par exemple
est ä la fois inagiog ftlijs et arpcazrdffirog xcförpotg*) et l’on sait
que son röle n’est pas seulement celui d’iin Soldat, mais aussi d’un
ehef de la police.*) 11 ne serait donc pas absurde de supposer que
c’est a des offieiers de ce genre que le praeses confie la niission de
surveiller les xgaxroQeg trop exigeants. II est pourtant plus naturel
de songer a des fonctionnaires plus directement meles ä l’administra-
tion des finances: tel serait par exemple le pracpositus pagi qui se
trouve a cette epoque a la tete de la circonscription territoriale qui
sert de base ä l’administration de l’impöt/) U n’est pas seulement
occupe a la repartition et ä la levee des taxes: il semble concentrer
entre ses main.s toutc l'autorite du district*), mais il est presque
toujours engage dans des operations concemant les contribuables;
les chefs du village lui adrcssent leurs eomptes*), des listes de con-
tribuables ou de possessores^), des listes de personnes aptes ä rein-
plir certaines fonctions financieres**), le releve de certaines sommes
levees et versees ä la banque comme taxes sur certaines mines*) etc.'®)
Il est donc naturel qu’il soit aussi Charge du contröle des xguKTogtg.
On peut se demander pourtant pourquoi, s’il s’agit de ce fonctionnaire,
notre texte emploie le pluriel, l’afFaire ne rcgardant probablement que
le seul pracpositus de son district. Il reste, en outre, une autre diffi-
culte assez grave: tous les textes qui donnent ä ce fonctionnaire le
titre de pracpositus proviennent d'Hermupolis Magna; au Fayoum on
parait avoir regulierement employe le terme synonyme de artydpjjijg. ")
1) Voir p. e. r. Ox. I, 4S, II passim. 60.
2) Kcnyon P. Lond. II, p. 269; Nicole, P. Gen. II, p. 62.
а) Sur le röle des militaires dans la levöc de l’impöt, Wilcken, Oriech. Osir.
I p. 621,
4) Wilcken, Hermes, 27, p. 297; G. Milne, a Jlistory of Egypl under the
roman rule, p. 13.
5) On lui adreese des reclamations en cas de violence, P. Amh. Il, 141 (360
ap. J.-C.).
б) B. G. ü. 21.
7) Goodspeed, Greek Papyri from Cairo Museum, 12.
8) P. Amh. II, 139.
9) P. Amh. II, 140.
10) V. aussi C. I’. H. 233.
11) Wilcken, /. c., Milne, l. c.
Digilized by Coogle
CoUinet-Jouguet: Papyrus bilingue du Musee du Caire. 347
Quant ä l’exactor civitatis on en trouvc nussi la trace dans nos
textes. Les exactores sont bien connus en Egypte*) et dans le reste
de TEmpire.*) G. Humbert les distingue, ä bon droit, des susceptores
et leur donne la mission speciale de poursuivre les retardataires. *) II
y a Sans doute plusieurs sortes d’cxactorcs de rang diEFerent, et ce
n’est pas toujours le mßnie qui parait dans nos documents.*) Nous
n’avons pas rencontre ailleurs le titre exactor civitatis, i^äxtag rfjg ard-
Hemg, mais il seinble bien que ce soit le fonctionnaire correspondant
d’Antinoe qui est appele {^axreog ’^vrivöoi’ noXftog^) dans un texte de
Berlin. L'exactor civitatis parait avoir ete un assez gros personnage.
On se vante d’avoir rempli cette fonction*), on la sollicite, et nous
voyons qu’cn Egyjite Vexactor pouvait etre clioisi parmi les inembres
de la Curie’): le prytane d’Arsinoe demande ä Flavius Abinnaeus de
lui faire obtenir de l’empereur un diplöme d’exacteur, (xiatoh) d^axro-
pi'ag.*) II re^oit des petitions: tel, sans doute, pour etre degrevc de
charges ou excuser ses retards, se plaint que ses proprietes ont ete
ravagees.®) II re9oit des rupports de gdometrcs.’®) Dans le nome Her-
mopolite, il cuinnle ses fonctions d’exactor avec celles de Stratege.
C’est du moins ce que nous croyons voir dans un papyrus du Caire
qui nous interesse ici ä ce titre et aussi parce qu’il est date des memes
consuls que celui que nous venons d’etudier. *')
Si l’on admet que l’exactor est charge, comuie nous l’avons dit,
de faire rentrer les rcliqua de Timpöt, on comprend mieux la marche
1) Milne, l. c., Wilcken, Gr. O.'itr. I, p. 630,
2) P. Louis-Lucas, dans le Victionnaire des Antiquiles de Dareuiberg et
Saglio B. V, exactor.
3) G. Humbert, i’iwai siir Us finances et la comptabilite chee les Romains H,
p. 10; voir aussi en ce sens Li^crivain, de quelques institutions du Bas Kmpire dans
les Melanges d'Ilistoire et d’Archeologie IX (1889) p. 382. et Louis-Lucas l. c.
4) P. ex. un exactor secondo l’actuarius dans la levde de PanwoMa mititaris
P. Lond. II, p. 290 — 293, qui n’est sans doute pas Vexactor civitatis.
6) B. G. U. 21.
6) C. P. R. I, 247. ün personnage prend le titre de djro i^axTogav. Il est
vrai qu’on ne peut pas affimier qu’il s'agisse ici d’une Charge d’r.roclor civitatis.
7) Dans le reste de l’empirc les exactores sont cboisis soit dans le bureau
du gouvemeur soit dans la curic. Lecrivain, l. e., P. Louis-Lucas, I. c.
8) P. Lond. p. 272—273. 9) P. Caire 10667.
10) P. Caire 10472 (v. ci dessous).
11) Id. — voir aussi P. Caire 10513 (inddit); c’est un fragment de la petition
d’une femme. Il y est qnestion d'une vigne et de Vexactor. Elle demande sans
doute un degrdvcment. La pibce n’est pas adressdo ä l’exactor; peut-ftro l’etait-
elle ä la curia on ä Tun de ses membres. Le texte que nous donnons plus bas
dit que c’etait des curiales que Vexactor recevait dos indications et des ordres.
X
Digitized by Google
348
Aufsätze
de notre affaire. Une premiere fois, au moment de la lev^ reguliere
de la taxc, les xgaxcogsg ont tracasse le demandeur. Le praeses a
commis le soin de le proteger aux fonctionnaires charges du contröle
de cette perception reguliere. Au moment de la levee des arrieres,
les agäxTogcg sont revenus a la charge: le praeses adresse alors le
plaignant au fonctiomiaire qui dirige cette seconde Operation, ä Vexactor
civitatis.
Nous sommes heureux pour finir de pouvoir donner une copie du
papyrus du Caire auquel nous avons fait plus haut allusion. •)
Pap. Caire, 10472. Cf. Grenfell-Hunt, Catalogue, p. (10. provennnce
probable: Ashmounein.
'T^tarttag tüv dsanotöv (^yi^ixiviov XeßaöTov to s' xocl
Aixiviov Tov fxcgjavfOTäTov KaCoagog tö ß .
AojffTpdrffl Alliavfp 6tgurtiyö [iJ]rot ^^axTogi 'Eg(ioxoXCT[ov]
iraga Avgrjlicov naXa\ ] axb xäprjg &vv£cog
ö uofftou yfMp£[Tp]oi> xcd £üJ[«('(xo]yos yvaxfrijgog xäprjg Af[v«]-
Ttrj' ^TuaraXivTsg v[s6] tfofv] Xx löi’ irttSo^evTav Ooi ß\ißX(\-
av V3tö AvgijXiov ’AäeX(p[io]v yvfiyagia^x^v ßovXevrov
'Egpovx6Xiag avupitgrjaiv rtolrfiao^ai xcgl rr)v
avTtjv Eivaxrtj, yevöpiygi ixiißt äpu Evöcäpovi bgioöi-
10 Töv t6x(ov ^xcC[va^v xal rrjv ävapdtg[rj^ßiv xoirj-
[öapf]voi dijXovpiv xaTsiXyjtpdvat. iv xXtjga ’Aya&oxXiovg
TjJg ai’)[t^g ]jjg . vxopcv exogciv ’AaxXärog «i[ . . . . Jat'T^g
]ca xai j;p[. . .] äpoi5pa[.
L. 1 aixtviov. P. — L. 3 1. t^axT(>>Qt. — L. 4 Palaug(?); Grenfell-Hunt. — ■
L. 9. 10 1. igioifixxiß. — L. 12 Pas de place pour l't du ddbut, ni 1. 11, ni 1. 12.
— Debüt de la 1. 12 tr5s incertain.
Le bouleute Aurelius Adelphius est connu par les papyrus de
Vienne et du Caire, cf. Goodspeed, op. laud. n® 13, C. P. R. 10.
Lille, 30. Juillet 1904. Pani Collinet, Pierre Jongnei
1) Cette copie a etd prise il y a 10 ans; c’est donc un des premiers teites
que j'ai transcrits. Nous l'avons revue sur une pbotographie assez pälc. II est
probable que sur roriginal on lit quelques lettres de plus, surtout pour les dem
dernieres lignes que l’on doit considerer ici commc mal assurdes. (J.)
Digilized by Coogle
Lettere al signor professore Wilcken.
X,
Vallombrosa, 16 luglio ’904.
Pregiato Amico!
La fräse di Dione Cassio (51, 17) sulla poUtica di Augusto in
Egitto, Toig fiii/ Ifiioig (bg fxaffrotg, rofg J ’ Ävfv ßov-
ievTäp xoiiTtvea&ai e una di quelle che nii hanno (se mi
permette la famigliaritä dello sfogo) privatamente perseguitato e tor-
mentato da trentasette anni in qua. Vuol essa dire „caeteris quideni
urbibus (,,des römischen Reichs“, come ha proposto il Kuhn, Ver-
fass., 2, 480) suum cuique senatum concessit, apud Alexandrinos yero
etc.“? Non e probabile, poiche, come Ella, tin dal primo Suo lavoro
suU’ Egitto romano, ha fatto benissimo rilevare, basandosi su tutta
quanta la pagina di Dione, quel rofg fiiv non puö qui rappre-
seutare senon un rolg fiiv Alyx>xxloig. Vuol essa dire „caeteris qui-
dem urbibus (Aegypti) suum cuique senatum concessit, apud Alexan-
drinos vero etc.“? Nemmeno questo fe probabile, poiche l’altra fräse
che segue immediatamente in Dione {xal <j<pa>v ovtco röte Ta]r9'dirriav
rd fiev iUAa xal vvv iajvQ&g <pvkti6e(zai , ßovlevovöt di dij xal iv
Tij ’^li^avdQsia) dinota un trattamento anteriore rigoroso per tutti,
rigore che spicca appunto in grazia della tarda mitigazione relativa
Boltanto agli ’JkilavdQetg. Vuol essa infine dire „ita iussit rofg aAAotg
rem suani publicam gerere, ut iussit“? Neanche questo fe probabile,
dinanzi a quello 0(püv oikco rcexd’dvrav , che iniplica cenno positivo
deUe misure adottate tanto in riguardo röv AiyvKxlav quanto in ri-
guardo tüv 'AXt^avdgdoiv. Io mi domando se non si debba infilare
una tutt’ altra via nel cercare il vero senso di quella fräse, se non si
debba riconoscere nell’ d>g exuaroi (cioe xokiTfvead'ai d>g exaaroi) della
fräse medesima, la locuzione che in Tucidide (1, 15; 3, 17), in Luciano
(V. Hist. 1, 15), in Dione stesso (54, 22; 60, 7; 69, 13 con 71,4) val
quanto jiraptff'frtVttg dir’ diktjiav, „gli uni separati dagli altri“.
Angusto avrebbe applicato, in vario modo ma dappertutto, tanto
Digilized by Google
350
AufsiUze
nella X‘^9^ quanto nella l’arte del diTidere per piü tranquilla-
mente regnare.
Del resto questarte non sarebbe etata nuova in Egitto {V^xdXevae
di Dione si puö, credo, intendere anche della decisione di mantenere
lo statu quo) ne in quanto alla xoAig, poich^ gli ’Me^avdpcts giä
virevano per l’addietro dvev ßovlevrwv (Spartian. Sept. Sev. 17), ne
in quanto alla ;((6pa, se teniamo conto della pretesa politica di un
antieo re, il quäle avrebbe creato nel paese tutta quella dirisione di
culti e di riti öxag ... ^■ijdixora 6fiomij<Sai övrtovTai xavreg ol xccr’
Aiyvaxov (Diod. 1, 89). Ma piü cbe alla tradizione su quell'antico re,
qui mi appoggerci ad una osservazione del Mommsen, di grande e
cara memoria: „daß Ägypten allein unter allen römischen Provinzen
keine allgemeine Vertretung gehabt hat. Der Landtag ist die Gesamt-
repräsentation der sich selber verwaltenden Gemeinden der Provinz.
In Ägypten aber gab es solche nicht; die Nomen waren lediglich
kaiserliche oder vielmehr königliche Verwaltungsbezirke“ (Röm. Gesch.
V, 558).
AfiF"" Suo
Giacomo Lnmbroso.
XI.
Vallombrosa, 22 Inglio ’904.
Pregiato Ämico!
Recentemente, in due lavori non trascurabili, e stata attribuita
ad uno dei Re greci deU’Egitto una riforma ardita e sorprendente.
Eveigete II, in mezzo alle difficolta e peripezie della prima parte del
suo regno, avrebbe aperto grande grande V'/lktlavSptav xokiTcia al
yivog Alyvxtiov. In altri termini, e stato interpretato in questo aenso
Giustino 38, 8: „ . . . omnia sanguine cotidie manabant . . . Quibus re-
bus territus populus (cioe il yivog 'Akt^uvSpimv., come vedesi da Strab.
17, 797 ed Äthen. 4, 184c) in diversa labitur patriamque mortis metu
exul relinquit. Solus igitur in tanta urbe cum suis (i. e. militibus)
relictus Ptolemaeus, cum regem se non hominum, sed vacuarum aedium
videret, edicto peregrinos sollicitat ..." Ma prima di tutto,
„}>eregrinos sollicitat“ non trae di necessitä che si debba intendere
„sollicitat Äegyptios“. Peregrini, ^ivoi, rimpetto agli "Ekkrivig di Äles-
sandria, erano e potevano cbiamarsi tutti gli "Ekkrivag ol s^adsv. Quando
Timoleono, per ripopolare Siracusa, fece proclamare xctra t^v 'Ekkäda
Digilized by Coogle
Giacomo LumbroBO: Lettere al signor profexBore Wilcken
351
diÖTi ol Svgaxöeioi diäöaai xetQav xal olxCug rolg ßovXofitvoig futixuv
iv EvQuxovOuig aoXixtlag (Diod. 16, 82), si avrebbe potuto BCri-
vere di lui precisamente ciö ehe scrive Giustino di Evergete II „edicto
peregrinos sollicitavit“. Poi „sollicitare“ fe una espressione che si ca-
pisce trattandosi di chi ricorra premurosamente a gente deUa stessa
razza e deUa stessa snperbia, mentre si stenta a capirla ove si tratti
di „Barbaries“ naturalniente anelante e, fuori d’ ogni speranza, chiamata
alla xolirtltt. Inoltre, l’essere Tolemeo diventato poco dopo „etiam
peregrino populo invisus“, non fa tanta nierariglia da parte di citta-
dini, nuori si ma non meno greci dei cittadini esuli, quanta ne pu6
fare da parte di un umile yivog cosi memorabilmente beneficato, cosi
norellaincnte ammesso ai privilegi della cittadinanza. Ma quel che
piö importa, contro 1’ ipotesi debolraente fondata su questo passo di
Giustino, sta la testimonianza di uno scrittore antico che studiö ex
professo il tema dell’ 'AXt^uvögiav xolirtCa. Guiseppe Flavio c. Apion.
II, 6 fe chiaro ed esplicito: „Aegyptiis (s’ intende xä6i, a(^g6olg) neque
regum quisquam videtur jns civitatis fuisse largitus, neque nunc qui-
libet imperatorum“.
Che ne pensa? Mi creda sempre
Cordialmente Suo
Giacomo Lnmbroso.
XII.
Roma, 6 ottobre '904.
Pregiato Amico!
Ha ragione il Dittenberger (Orientis graeci inscr. sei. I, 1903,
p. 182): r alessandrino che hgura negli autori o nelle lapidi
come tiav züv rij nöXei (Strab. 17, 797), come
ixifuXieTfig ifjg xöXemg (Pseudo-Callisth. 3, 33 illustrato dal Mommsen
Röm. Gesch. 5, 568), come ül rijg x6X«og (iscr. presso W. Otto,
Priester und Tempel im hellenistischen Ägypten, 1904, p. 184), 1’
yririlg alessandrino che, come vengono accennando via via i Papiri
(W. Otto, op. cit. p. 155), par che riunisse in sfe le funzioni proprie
di una municipalitä, non ha che fare col! ^^tjytjxtjg che figura come
„antistes caerimoniarum“ in nn episodio della storia religiosa di Ales-
sandria (Plut. de Is. et Os. 28, Tac. hist. 4, 83). Dobbiamo distinguere
da ^^r/yrjTTjg, come avviene di dovere distinguere iit}ysl69ca
Digilized by Coogle
352
Aufsätze
da iir/yeco&at. L’ ottinia nota del Dittenberger mi da occasione a
segnalare due esampi da aggiungere a quelli ehe trovo citati nel The-
saurus e nel Passow. In Airiano 4, 22, si tratta di un riTuyfu'vos ixi
rrdXfOt,’') e lo storico nel parlare di questa üqx^U »dopera indifferente-
inente le espressioni rijv :t6Xiv xoOfttlv, r^g xoicag ixififXfled’ai, t^g
xöXttog ^Tjytiad-ai. Di Demetrio Falereo, (Diod. 20,
27, 1), tö SffTV dtoixüv (Plut Deinetr. 8), ixi(uXr)Tr}g rfjg *difC0|,» (Diod.
18, 74, 3; 20, 45, 2), tfjs x6Xtag ixufTairjgag (Diod. 20, 45, 5), Diogene
Laerzio 5, 5, 1 dice xapä ’j4&tjvaloig r^g xöXetog i^ijyijöaTo.
II lingnaggio amministrativo dell’ Egitto greco, adottö prevalente-
mente il tennine tecnico t’itjyiiTtjg.
Le stringo affettuosamente la mono
(iiscomo Lnmbroso.
XIII
Roma, 2(5 ottobre ’904.
Pregiato Amico!
Nel papiro 705 di Ossirinco (petizione agli imperatori Settimio
Severo ed Antonino), l’autore della supplica dice degli Ossirinchiti:
II. 31 — 35. 3rp[d(J£]ffT[i] dt Kvxolg xal ^ xpbg 'Pcofittiovg tvy[ot-
d Tt xal xCerig xal <pcXüe i}v dvedsi^avTo xa[l
xard töv xpbg Eiovdaiovg xöXtfiov avfifiapj-
aavreg xal vvv xrjv xäv ixivHxCuv
{jlUQav txttffrou ttowg xat^yvp(Sovx(s)g,
tutte cose che ricordano ciö che si legge altrove dell' „auxilium atque
fideni“ e dei „merita comprobata“ di qualche i9vog dell’ Egitto rerso
i Romani durante una guerra (Jos. c. Apion. U, 5), e sembrano impli-
care il titolo, nel caso di Ossirinco voto titolo, mera formola, s’ intende
(cf. Kuhn, die städt. Verf des röm. Reichs 11, p. 23), di ^^Xr/, xiaxt)
xal evfifiaj[og 'PcofiaCav: poi prosegue dicendo:
11. 36 — 39. ixiL(Ujpaxt (Uv ovv xal vfitlg avxovg ixtdrj-
^r/tf[o£t']Tfg xä td'vet XQaxotg (isxä IlrjXov-
Oidtxag fiixad6vx{e)g x^g tig xb d[(x]aaT>jpio[i' v/zü]*'
ei<s6dov.
Or questa scena noi possianio ricostniire e ravvivare colT aiuto di Filo-
strato nella Vita di ApoUonio Tianeo (V, 27), dove descrire 1’ ixidrjfUa
Digitized by Google
Giacomo Lumbroso: Lettere al signor professore Wilcken. 353
in AlesBandria di un altxo imperatore; xpoacövrt di rä avroxparopi
rd (liv lepd xpü xviäv dxtjvrce xal rd y^iyvxrov reit] xal ot vo-
[10 (, XU&’’ oi’s j4[yvxrog rh[iijTae, tpiidooipoi re wtfavicog xal eoq>ia
xäaa . . . äiaiex^elg äi 6 avroxpdrmp yewutd re xal ^/[lepa xal diei-
&ätv iöyov oii [laxQbv . . . [*pöTov (liv dg rbv vedtv cf. Herodian.
IV, 8, 9] . . . ovxa %pi][eaxioag xar' d^lav ralg xöieffi: cosa questa
che lo vediamo poi fare (V, 35) ia[ixp&g xal dqt&övatg, con una ded-
ra^ig che impariamo dal papiro e che si potrebbe rubricare in questi
tennini: 1’ avroxparap dxoypatp^v iaßmv rCtv xpießeav xal xard r^v
dö^ap töv po[iäp xpoxpi'vcav rdg dprev^eig (cf. Diod. XVII, 113). Dei
Peluaioti sempre mai tenuti in grandissima considerazione come q>v-
iaxeg räv elg n)v Adyvxxov i[ißoiäv (Jos. A. J. XIV, 6, 2) e come
xpaxovvxeg xäpxtov xöv xapaxofu^ofievetp dxixrjdei'av e/g xr]p ’ydie^dv-
dpeiav (Polyb. XV, 26), pare dal contesto del papiro che tutti accet-
tassero sommessi la precedenza. Epperö V essere stato il poftbg ’O^v-
pvyX<ov dai dopvepöpot dell’ imperatore elexit]&elg xpiöxog subito dopo
i Peluaioti, non era darrero piccola cosa in tanto dye}vi6[i6g eile-
niatico vxlp xov xpeneiov, vxip xi]g xpoxo[LxsCag (Dio Chrys. or.
XXXVIII, 147 R.)
Cordialmente Suo
Giacomo Lombroso.
XIV.
Ronin, 20 dicembre ’904.
Pregiato Amico!
E curioso r imbattersi ripetutamente, fra le scritture che trattano
dell’ Egitto, in un quiproquo di v6[iog per. vofiög. Mi riferisco anzi-
tutto a quello notato dal Letronne (Joum. des Sav., 1828, p. 104) e
dal Leopard! (Rhein. Mus., III, p. 13), nel passo jipij/aawfftdg dxe'xaie
xaxd v6[iovg di Aristea come prima d’ allora si leggeva e si traducera
(„legibus ordinayit“, Hody; „ex legibus constituit“, Peyron Pap. Tor.,
I, p. 97); poi a queUo notato dal Deissmann, Bibelstudien p. 142, in
Jes. 19, 2 nell’ ed. dei LXX del Van Ess (xoiefiijffei xoitg dxl xöitv
xal PÖ(wg dxl vö(iov per xal voftbg dxl voftöv); poi a quello notato
da Lei, Archiv I, p. 125, nel Papiro III, 3 di Ossirinco (dove si trat-
terebbe di vo[uxod non da vdfiog ma da vo[i6g, essendo quivi opposti
a xoiixixoC).
Digitized by Coogle
354
AufBÜtze
Perciö puö venire il dubbio cbe lo stesso quiproquo sia stato
preso anche nella versione latina dello scritto di Ermete Trismegist-o
citata da s. Agostino de civ. Dei VlU, 26 (Hermes dat intellegi dae-
mones se opinari ex hominum mortuorum animis extitisse, quos per
artem, quam inrenerunt homines multum crrantes, ait inditos simu-
lacris; terrenos deos atque mundanos, factos atque compositos cx anima
et corpore, ut pro anima sit daemon, pro corpore simulacrum): „unde
contigit, inquit, ab Aegyptiis haec sancta animalia nuncupari, colique
per singulas civitates eorum animas, quorum sunt consecratae viventes,
ita ut eorum legibus incolantur et eorum nominibus nuncupentur‘‘.
I Senonche Sinesio de Provid. (ed. Petav. 1631, p. 99) accennando
a quegli stessi daC(to0iv, dice oi)g eüioyov Scyctvaxtelv, rtg iv tofg
(zürür opotg v6uovg &i.lLO(pvkot>g rienltando cosl 1’ esistenza di
due testi intomo ai vöfioi particolari dei singoli voftoL Aggiungansi
ol xarä Mifitpiv vofioi de’ quali fa menzione Filostrato nella Vita di
Apollonio Tianeo (VI, 5), e si avra un piccolo gruppo di dati intomo
alla varietä di ,4eges“ nelle varie „praefecturae“ dell’ Egitto.
Cordialmente Suo
6iacomo Lnmbroso.
XV.
Roma, 22 aprile ’905.
Pregiato Amico!
San Gregorio Nazianzeno (Vita di lui, premessa alle Opera,
1609) ov Aoyiä/iovg xpoaöämv xal dioixtjaeag nupa räv oixovofitjodv-
rav rd rijg ^xxi.rja(ag oix dvaypatpijv exeväv HpSt', xcextj-
Aixäv fiäiXov ij dxxZijataduxäv di/äpoiv rb Ipyov tovto ixoXocßäv,
xal dpxövtmv oiix ixiaxöxcov. E sta bene. Ma fu ancbe, dal canto
suo, „the right man in the right place“, quell’ Arcidiaeono, che nel
quinto o sesto secolo stese 1’ dvaypatpijv rdv dyCmv xetfijjiüov xal
iz^pav exfväv Tijg dy^ag ixxXrjei'ag üxa Woiov xäfijjg ’lßiiovog: e dob-
biamo essere, come sempre, grati ai due valeutuomini di Oxford che
ce r hanno comunicata (Greek Papyri, II, N“ CXI); grati non meno
agli altri valentuomini che hanno deeiferato e pubblicato altre dva-
ypaipai: su qualcuna delle quali (BGÜ, N° 781!). Ella ha giustamente
chiamato l’attenzione ed invocato lo zelo degli archeologi (Archiv
•s
Digitized by Coogle
Oiacomo Lnmbroso: Lettcro al signor profensore Wilcken. 355
I, 175); e davvero meriterebbe le eure di quel conoscitore dell’ „alexan-
drinische Torcutik“ che fe il prof. Schreiber di Lipsia.
Aff™“ Suo
Giacomo Lunibroso.
XVI.
Roma, 5 Maggio '905
Pregiato Amico!
Evftjxafuv, (SvyxaiQ(o[itv. II seuso preciso e sicuro, ossia docu-
mentato, delle parole gvßtrjiia xoXiuxov nella fräse di Strabone 17, 813
“Exuxa IhoXtpMtxii nölig, (uyi'Otrj xäv iv xij &i]ßaidt xal oiix iXdx-
xeov Mijupsag^ Ijovea xal gvgxtjfia aoXixixbv iv xä iXXrjvtxä XQÖxa,
ce lo da un altro luogo in Strabone stesso 5, 227, dove parla di alcune
delle xaxoixCai esistenti lungo la Via Flaminia: nöXug d’ elalv al iv-
xbg xibv 'AxtvvCvwv 6qG)v &lgiat Xöyov xaxä xt)v OXafuviav bdbv ’Oxqi-
xXoi,, Nagvla, KdggovXoi, Mrjovavla ... xal äXXai ö’eigl xaxotxCai,
dia xijv bdbv xXrj&vvbfievai ftßXXov tj did xoXixixbv gvexrnta, ^6qov
<Pila/i^vtoi/ xal NovxegCa xal tiPdpov Eefixgcbviov.
Dunque nell’ interpretazione dell’ altro testo, relative a UxoXs-
fial'xr) xöXig, possiamo definitivamente lasciare da parte ogni idea po-
litica od amministrativa. Evaxrjjia xoXixixbv non b altro che uno dei
modi pei quali le xbXeig possono essere pih o meno xXtjdvvbfUvai.
Esso significa puraraente e semplicemente il contrario di un xXij&og
di xapexidtjfiovvxeg, ossia un xAq'ffo; di residenti, di domieUiati, di
abitanti fissi, qualunque sia la forma di govemo sotto cui vivono. In
somraa la fräse straboniana vuol dire: in primo luogo, che nxoXi/ial'x^
xöXtg era idlov dij^ov xoXvdv&Qaxog , ed in secondo luogo che oltre
ad un avaxij(uc xoXixixbv iv xm aCyirxxCa xal iaix<a(>(a xgöxa, rac-
chiudeva altresi (xal) un avaxt/fuc xoXixixbv iv xä xqox^ tXXrjVixä.
11 Suo affezionato
Giacomo Lnmbroso.
Archiv f. PApyrttifortcbiiiig III. 3.
24
Griechische Baninschriften ptolemäischer Zeit auf Philae.
I.
Bei einem Besuch von Philae fanden wir am Nordende der Insel
unter anderen dort aufgespeicherten Inschriften und Architekturresteii
die nachstehenden Fragmente einer Inschrift, die vermutlich bei den
Aufräuinungsarbeiten Balls in der koptischen Stadt zutage getreten
sind. Sie sind jetzt in einem Baum des Isistempels vorläufig in Sicher-
heit gebracht worden. Es sind drei Fragmente, ein größeres und zwei
kleinere, von denen das eine an das große anpaßt. Über die Zuge-
hörigkeit des dritten kann nach Material, Architekturforin und Schrift-
charakter kein Zweifel bestehen.
Die Inschrift steht auf der schmalen vertikalen Abschlußfläche
einer Hohlkehle, die über einem Türsturz saß. Das größere Fragment
mit dem anpa.ssenden kleinen Stück umfaßt etwas mehr als die rechte
Hälfte der Inschrift, die rechten Zeilenenden sind erhalten. Das dritte
kleinere Fragment enthält den Anfang der In-schrift, der linke Rand
ist erhalten, nur etwas bestoßen. Die l^änge des Ganzen betrug rund
2 m. Die zugehörige Tür muß in einer geschlossenen Wand gesessen
haben, von der ein mit Relief imd hieroglyphischen Inschriften ge-
ziertes Quaderstück noch rechts neben dem größeren Fragment erhalten
ist. Von dem Relief ist nur die Geierhaube nebst Kuhhöniem und
Sonnenscheibe einer nach rechts gewendeten Isis erhalten — in flachem
Relief ptolemäischen Stils. Rechts davon stehen drei Zeilen nichts-
sagender hieroglyphischer Inschrift, die nach Borchardts Abschrift
folgendermaßen lauten:
1) Es spricht Isis, die
große, die (Jötlennutter,
welche Leben gibt,
2) [Die Herrin] der reinen
Insel, die Fürstin (?) von
l’hilae:
3) [Ich gebe] die Fremd-
lünder [unter deine
.Sohlen ?].
3
s
//m/f
s
l
1%
0 >
St
'<)'■
PC
rr
mib'
U
Digitized by Coogle
Rubensohn-Borcbardt; Griechiache Baninachriften ptolem. Zeit auf Philae. 357
Sie enthalten also wenig mehr als Namen und Heinamen
der Isis. Weder diese Inschrift noch die griechische er-
gaben Ln ihrem gegenwärtigen Erhaltungszustand einen An-
halt für die Zuteilung des Steines au einen bestimmten
Tempel. Aus den untenstehenden Auseinandersetzungen
Borchardts geht aber hervor, daß eigentlich nur der Tempel
des „Arsnnphis“ in Betracht kommen kann. Von der Bau-
inschrift dieses Tempels war schon bei den Ausgrabungen
im Jahre 189(5 ein gleichfalls von einer Hohlkehle herrüh-
rendes Fmgment gefunden worden, von dem uns leider nur
eine Bleistiftzeichnung Borchardts vorliegt. Diese genügt
aber, um die von Borc.hardt erkannte Zusammengehörigkeit
des Fragments mit unserer Inschrift mehr als wahrschein-
lich zu machen. Das Stück zeigt — soweit man dies nach
einer Abzeichnung beurteilen kann — dieselben Buchstaben-
formen, dieselben augenfälligen Größenunterschiede zwischen
den Buchstaben der oberen und unteren Zeile und auch
die gleiche Höhe des Bruches bei den Buchstaben der un-
teren Zeile wie bei den benachbarten Buchstaben des neu
gefundenen Stückes.
Die Stelle, au welche das Fragment gehört, läßt sich
ziemlich genau bestimmen, die Anordnung ist danach die
in der beigegebenen Skizze getroffene. Für die Ergänzung
der Ftolemäernamen in der Inschrift gibt den ersten Anhalt
die Namhaftmachung der Eltern des Königspaares. Sie
heißen Ptolemaios und Kleopatra. Die ersten fünf Ptole-
maier sind also ohne weiteres bei der Ergänzung ausge-
schlossen. Auch nach unten hin ist die Grenze leicht ge-
funden. Die Nennung der Eltern der regierenden Herrscher
in Inschriften und Urkunden kommt in Ägypten außer
Brauch gegen Ende des zweiten Jahrhunderts; schon aus der
Zeit Ptolemaios X Soter II ist mir keine ägyptische Ur-
kimde bekaimt, in der die Eltern des Königs genannt
wären. Auch die Schriftformen widerraten ein Hinunter-
rücken der Inschrift in das erste Jahrhundert v. Chr. Somit
bleiben also nur die Kinder des Ptolemaios Epiphaues übrig,
Ptolemaios VI Philoraetor und Ptolemaios VIII Euergetes II.
Die durch die Lücken in der Inschrift gegebenen Auhalte-
punkte für die Ergänzimg stimmen zu diesen Erwägungen.
Bei der Ausfüllung derselben ist in Betracht zu ziehen,
daß die Buchstaben der oberen Zeile größer sind als die
24*
r
Digitized by Google
AuftaUe
;i58
der unteren und — besonders bei den Eigennamen — weiter ausein-
ander stehen als diese.
Mit Berücksichtigung dieses Umstandes kann als sicher gelten,
daß in der Lücke zwischen ßa6iXia\aiji und rijg nicht mehr
als der einfache Name der Königin gestanden hat, und damit ergibt
sich ohne weiteres die Ergänzung ßaaiXio[otjg KAfowarpaj] rtjg
Jeder andere Name würde zu kurz sein, für jeden weiteren
Zusatz fehlt der Raum. Nun ergibt sich aus dem erhaltenen Best der
ägyptischen Hohlkehlenverzierung, daß die Mitte des Steines luigefähr
vor dem zweiten ff in ßaaiXi || ff[ff>;g liegt.
Damit gewinnen wir für die Ergänzung der ersten Hälfte von
Zeile 1 eine gute Stütze, sie muß etwa auch 40 Buchstaben enthalten
haben, wobei natürlich bei der ungleichmäßigen Schreibweise des Stein-
metzen ein Spielraum für einige Buchstaben mehr oder weniger frei-
bleiben muß.
Zwischen dem gesicherten ti]-Trfp ^ffi>l[f(ag] 77ro/l[fgctov und x]ctt
^ffff(/li ffff| tjs erübrigt also nur ein Kaum von 9 — 13 Buchstaben. Der
Gottesuamen des Königs kann nicht entbehrt werden; bei der Wahl
zwischen dfou ^ilofiijtoQos und dfov Evegyirov ist folgende Erwägung
maßgebend, ln der Inschrift ist die Königin nicht am Ptolemäerkult
beteiligt. Philometor war beim Tode seines Vaters ein unmündiges
Kind und stand bis kurz vor seiner Hochzeit unter der Vormundschaft
seiner Mutter Kleopatra. Kurz vor 172 hat er seine Schwester
Kleopatra geheiratet, nnd diese erhielt entweder gleichzeitig mit
oder kurz nach der Hochzeit ihren Anteil am Ptoleinäerkult. *)
Nach dem Tode Philometors 14Ö/45 v. Chr. hat Kleopatra wahr-
scheinlich kurze Zeit mit ihrem Sohne Eupator über Ägypten regiert,
dann ist dieser von Euergetes II. ermordet worden. Euergetes heiratete
darauf Kleopatra II., und diese erhielt dann sofort ihren Anteil am
Kultus ihres Gemahls. Die Inschrift kann also nicht in die Jahre
172 — 146/45 gehören, auch nicht in die Zeit nach V'erraählung Euer-
getes II. mit Kleopatra. Wäre ferner die Inschrift vor 172 abgefaßt,
so müßten wir erwarten, neben Philometor nicht seine Schwester, son-
dern seine Mutter und Vormündin zu erblicken. Es bleibt daher für
die Ansetzung der Inschrift nur die kurze Spanne Zeit von Philometors
Tod bis zur Heirat Kleopatras mit ihrem jüngeren Bruder. Ob die
Hochzeit der Geschwister gleich nach der Ermordung des jungen Eu-
pator erfolgt ist, wissen wir nicht. Jedenfalls in kurzem Abstand da-
rauf. In diese kurze Periode scheint mir aber am besten die Inschrift
1) Vgl. Ditteiiborgcr, Orientis Oracci loscript. lOti.
Digitized by Coogle
Hubenaohn-Borchardt; Oriechiache Bauinachriflen jitolem. Zeit auf l’bilae. 359
zu passen. Damals hieß zwar Kleopatra de iure noch >;Tojp,
aber bei der offenkundigen Feind.schaft zwischen dem verstorbenen
l’hilonietor und dem neuen Herrscher wird man Bedenken getragen
haben, sie in einer öffentlichen Inschrift so zu nennen. Evegyhig
konnte man aber Kleopatra noch nicht betiteln, weil die neue Ehe
noch nicht geschlossen war. Damit wäre die Inschrift auf ein Jahr
genau zu datieren und dementsprechend sind die Ergänzungen in die
obenstehende Skizze eingetragen worden.')
Die Ergänzung der zweiten Zeile läßt sich nicht so vollständig
durchführen. Unbedingtes Erfordernis ist, daß in ihr der Gott, dem
der Tempel geweiht war, genannt war. V'on dessen Name sind denn
auch in dem Fragment von 18911 die Zeichen ZNOY erhalten. Ägyp-
tisch heißt der Gott, wie sich aus den hieroglyphischcn Inschriften am
Tempel*) und aus demotischen Denkmälern*) ergibt, l'ri — h”m“s — n"f'r.
Auf griechischen Monumenten kommt der Name des Gottes selbständig
bisher nicht vor. Wilckcn verweist uns aber auf Personennamen wie
IlKTQttfvavovffig und Ilttrgavavovq'tg (viermal aus Syene und Elephan-
tine)') und IltTcagavovtpig und HaTQaavovq>ig (dreimal aus Syene, Sil-
silis und Hammamat).*)
Danach scheint die dem Ägyptischen am nächsten stehende Form
’.4gaf<Jfor<p(g oder l-iQfvavov(ptg zu sein, in der das im Demotischen
und Koptischen*) noch erhaltene m der Silbe h‘'ms in ein v verwandelt
ist, daneben muß eine verkürzte Form l4Q6i'oi’iptg vorgekommen sein.
Setzen wir die volle Form in die Inschrift ein, so wird der Kaum
zwischen KXeojuiTQUg und evov[(pn vollständig ausgefüllt, die ver-
kürzte Form, unter der der Gott jetzt gewöhnlich in den HantDrüchem
erscheint, würde eine Lücke ergeben, die mit &em auszufüllen der
Tenor der Inschriftensprachc widerrät. In der auf den Gottesnamen
folgenden großen Lücke ist nur noch Platz für den Namen und Vaters-
namen des Phrurarchen von Philae, der mit den Thiasoten des Herakles-
kultvereins den Wiederaufbau des Heiligtums, oder was sonst für eine
Bauleistung mit dem Wort ävoixodofttjxoTeg gemeint sein mag, be-
sorgt hat.
Die Synodos tov 'Hpcexitiovg ist eine jener Kultgenossenschaften,
die wir in allen hellenistischen Staaten und besonders auch in Ägypten
1) [Vgl. hierzu das Nachwort auf S. 366. Die Red.]
2) Lyons Report on the Island and tcmples of Philae PI. 6, G, 8.
3) Hess, Ä. Z. XXXV S. 146 Anm. 2.
4) Wilckcn, Ostraka 29, 191, 218, 231.
5) Lepsius, Denk. VI 600; C. I. G. 4866; VV'ilckcn, Ostraka 28.
6) Peyron, Lex. ling. copt. s. v. ;iiouc.
Digitized by Coogle
360
Anfsiltzc
finden.*) Ob der Verein hauptsächlich aus Soldaten bestand, wie das
bei der Mehrzahl der ans Ägypten bekannten Vereine der Fall war,
bleibt dahingestellt, ebensowenig kann angegeben werden, was gerade
die (Svvoäoq 'HQuxlu'ovg dazu bewogen hat, dem Arensnuphis-Tenipel
ihr Interesse zuzu wenden. Arensnuphis ist, soviel wir wissen, eine
Form des Gottes Schn.*) Von einer etwaigen Gleichsetzung dieser
beiden Götter mit Herakles ist mir nichts bekannt. Die sprachlichen
Eigentümlichkeiten der Inschrift, die Schreibung 'Hgaxktiovg für 'Uqu-
xX^ovs und die Auslassung des Augments in ttvoixodoßyjxütes sind Er-
scheinungen, die in hellenistischen Inschriften so viele Parallelen haben,
daß darüber kein Wort zu verlieren ist.
Otto Rubensohn.
II.
Die neu hinzugefundene Inschrift gibt mir Veranlassung, hier die
bisher bekannt gewordenen ptolemäisch-griechisehen Bauinschrifteu der
Insel Philao im Zusammenhänge zu besprechen.
Die älteste Baumschrift’) der Art ist die des großen Tempels. Sie
sitzt auf der vertikalen Fläche der Hohlkehle über der Haupttür in
der Hinterwand der Vorhalle, ist also gewissennaßen dio Überschrift
des eigentlichen Tempels. Es ist eine lange Zeile von 6 cm hohen,
keilförmig vertieften Buchstaben, die zuerst rot ausgemalt und dann
mit vergoldetem Stuck so gefüllt sind, daß von dem Rot der Ausma-
lung an* den Seiten der Vergoldimg feine Linien stehengeblicben sind.
Die Inschrift besteht also aus goldenen, rotkonturierten Buchstaben:
BAZIAEYE PToAEMAIoZ BAZIAEßZ PToAEMAloY KAI
APZINoHZ 0EßN AAEA<bßN KAI BAZIAIZZA BEPENIKH«)
H BAZIAEnZ PToAEMAloY AAEA<bH KAI PYNH KAI
TA ToYTnN TEKNA ToN NAoN lEEI KAI APPoXPATHI
Also Ptolemäus lU Euergetes und seine Familie hätten diesen
Tempel der Isis und dem kleinen Horus geweiht. Der Tempel ist aber
bekanntlich’) schon unter Ptolemäus II Philadelphos Ln einigen Räumen
mit Bildern geschmückt worden. Es fehlt also dieser Bauinschrift die
1) Vgl. z. B. Dittenberger, Orientis Gr. Inscr. ISO, 9; Meyer, Heerwesen S. 8S,
2) Brugsch, Mythologie S. 486 ff.
8) Mabaffy, Eg. ander the Ptol Oyn. 119,1. Vgl. Archiv 1 S. 205 u. Ditten-
berger a. a. 0. Nr. 61.
4) Die einzige existierende Abschrift gibt wohl irrtümlich BEPH''IKH.
5) S. L. D. IV, 6. 7.
Digitized by Coogle
Rubensohn-Borchar<lt; Griechische Bauinachrirten ptolem. Zeit auf Philae. 361
nach linsereu Anforderungen an historisclie Wahrheit wünschenswerte
Genauigkeit. Es darf uns also auch nicht Wunder nehmen, wenn die
Insehrill verschweigt, daß der ganze Bau nur eine Erneuerung, wenn
auch eine gründliche, war. An Stelle des jetzigen Tempels hat näm-
lich vorher ein älteres Heiligtum gestanden, wie mau ganz sicher aus
dem Vorhandensein des früher in einer einfachen Umfassungsmauer
aus Ziegeln eingebauten, jetzt zwischen Hausteinpylonen liegenden Hof-
tores aus der Zeit des Nectanebos schließen kann.')
Die nächstälteste Inschrift ist die des Imhotep-Tempels*):
BAZIIAEYZ PToAEMAIoE KAI BAEIAIEZA KAEoPATPA
0Eo| EPKPANEIZ KAI PToAEMAhE o Yh'E AEKAHPini
Danach hätten Ptolemäus V Epiphanes nehst Familie den Tempel er-
richtet. Aber auch hier darf man aus dem Wortlaut der Inschrift
nicht zu weite Schlüsse ziehen. Um die Behauptung der Inschrift auf
das richtige Maß zu reduzieren, müssen wir eine kurze, rein bau-
geschichtliche Betrachtung ein.schieben.
Der Asklepiostempel ist älter als die heute nwh unfertige östliche
Säulenhalle des Tempclvorplatzes, da die nordöstliche Ecke dieser Halle
um die fertig geglättete Südwestecke des Tempels®) herumgreift. Die
Helicfs und Inschriften Ptolemäus V auf der Vorderseite des Tempels,
die übrigens teilweise'*) über älteren fortgemeißelten stehen, nehmen
aber, wie man aus ihrem westlichen Abschluß sehen kann, auf die
Halleumauer liereits Hfleksicht. Also ist nachstehende Baufolge sicher;
Rohbau des Asklepiostempels, Anbau der Säulenhalle, Dekorierung der
Tempelfront durch Ptolemäus V. Wie wir später sehen werden, ist
nun die Säulenhalle auch unter Ptolemäus V errichtet worden. Daß
aber Tempel und Säulenhalle einem einheitlichen Entwurf entstammen,
ist nicht gut anzunehmen, da der Anschluß der Halle an den Tempel,
auf den man zu diesem Zwecke ganz unorganisch eine Ecke aufgebaut
hat, zu ungeschickt ist. Es bleibt also nur die Annahme, daß Ptole-
mäus V den Temiiel im Rohbau fertig vorfand und ihn teilweise de-
1) Daß in <lcn Süiilcn der Vorlialle Steine mit dem Namen des Amasis ein-
);rl>aiit sind, kann auch dafür angeführt werden, ist aber an sich noch kein
Beweis.
2) L. D, IV, 18; Lyons, Report on tlie Island and Terajiel.s of Philae Taf. 10
zei(ft den jetzigen verBtümmeltcn Zustand; Dittenberger, Orientis graoei inscrip-
tiones selcctac No. 98.
3) Lyons, Report, Taf. 10 u. 36.
4) Lyon», Report, Taf. 10 zeigt deutlich die Spuren der älteren Verzierungen
auf der Türummhmung.
Digitized by Coogle
362
Aufsätze
korierte. Diese Tat wurde danu durch die oben zitierte griechische
Bauiiischrift verherrlicht.
Die zeitlich nächste Bauinschrift ist die neu aufgefundene, die wir
dem Arsuuphistempel zugeteilt haben. Wie dieses Resultat zustande
kam, mag folgende Überlegung zeigen:
Von den zahlreichen Tempeln') auf Philae fallen für unsere In-
schrift fort: der „Kiosk“*), die Vorhalle des Nektanebos und die „un-
fertige“ Kapelle, da diese drei nur Haupttüren ohne Türsturz habcu.
Außerdem sind natürlich die Tempel mit bereits bekannten Inschriften
ausgeschlossen und ebenso das „Geburtshaus“, die kleine Kapelle
LBgp|)lan der Insel Philne
(nach Lyons, Report on the Island and tcniplee of Philae, Plan l).
1 Halle des Nektanebos.
2 Tempel des Arsnnphis.
5 Unbenannte Kapelle.
4 Kapelle des Mandulis.
6 „ „ Asklepios.
6 Unfertige Kapelle.
7 Tempel einer unbekannten Güttin (so-
gen. Kiosk).
8 Tempel der Isis n. des Harpokrates.
U Tempel der Isis Wosret (sogen. Ge-
burtshaus).
10 „ der Hathor.
11 „ des Harendotes.
12 „ des Augustus.
13 Stadttor.
14 Kirche.
15 Kirche.
lU Kloster.
1) S. Jahrb. d. arch. Inst. 1903, S. 74.
2) Hier mag ein Irrtum berichtigt werden, der bei den Beischriften zum
Lageplan von Philae im Jahrbuch 1903 S. 74 untergelaufen ist. Der „Kiosk“ ist
kein Osiristerapel. Da er Sistnimsäulen, wenn auch noch in unfertigem Zustande,
hat, war er einer weiblichen Gottheit geweiht, die aber bisher nicht festgestellt
werden konnte.
Digitized by Google
Ilubenaohn-Borchardt : Griechische Bauinscbriftea ptolem. Zeit auf Philae. 363
zwischen Asklepios uud Mandulis') und die Mandnliskapelle selbst, da
in allen dreien*) die Türen, welche sonst die Bauinschrift tragen, völlig
erhalten sind, aber keine Inschriften zeigen. Bleiben also nur: der
Tempel des Harendotes, die iinbenannte südlichste Kapelle hinter der
östlichen Säulenhalle des Vorplatzes und der Tempel des Ari-hems-
nefer.
Vom erste“!! haben wir nur den Grundriß’) mit minimalen Resten
römisch-ägyptischer Architektur, sowie einige dazu gehörige Architrave
mit dem Namen des Kaisers Claudius; von der imbeiiauuten Kapelle
haben wir nur den Grundriß, der keine Spur einer Erneuerung (avoi-
xodopijxoTS^) erkennen läßt und durch seine Lage dicht hinter der öst-
lichen Säulenhalle anzeigt, daß er aus der Zeit vor Ptolemiius V stammt.
Es würde also wohl etwas gewagt sein, für eins dieser beiden Bau-
werke die neue Bauinsehrift ohne weiteres in Anspruch zu nehn!en.
Also nur der Ari-heius-nefer-Tempel scheint übrig zu bleiben.
In diesem wurde aber schon 1896 ein Bruchstück einer Bau-
inschrift, gleichfalls von einer Hohlkehle, gefunden. Damit müßten
also die neugefundenen Fragmente irgendwie zusammenpassen, falls
man für diesen kleinen Tempel nicht mehrere Bauinsehriften an-
nehmen wiU. Daß die Inschriftstücke von 1896 und 1903 aber wirk-
lich zusaramenpassen, hat Rubensohn oben gezeigt, so daß wir nun-
!üehr folgende Bauinsehrift für den Tempel des Ari-hems-nefer an-
nehmen dürfen:
YPEP BAZIIALEIIS;) PTOAE[MAIOY 0EOY EYEPPETOY
KJAI BAZIAIZZLHZ KAEOPATPAC] THC AAEA[<DH]S; TflN
PTOAEMAIOY KAI (2) KAEOPATPAC [APEN]ENOY[<DEI . . . .
JE «PPOYPAPXOS; KAI Ol EN THI SYNOAßl TOY
HPAKAEIOYS: ANOIKOAOMHKOTES; TO lEPON.
Nach der Inschrift müßte also unter Ptolemäus VIII Euergetes die
Eraeuenmg des Tempels erfolgt sein.’) Die einfach zu konstatierende
Baugeschichtc des HeiUgtums zeigt aber wiederun!, daß die Inschrift
nicht wörtlich zu nehmen ist.
1) 8. weiter unteu den Grundriß der Bauten an der östlichen Säulenhalle.
Im Lagcplan im Jahrb. 1903 S. 74 ist diese Kapelle nicht besonders nummeriert.
2) Im „Geburtshaus“ ist dort, wo man die Bauinsehrift erwarten sollte, merk-
würdigerweise ein gar nicht hingchöriges ägyptisches Bandornament eingemeißelt.
Es erweckt dies fast den Gedanken, daß hier eine Bauinschrift getilgt und die
Stelle dann durch ein übergesetztes Ornament besser geglättet worden sei.
3) Lyons, Report, Taf. 9.
4) In der unten folgenden Notiz spricht sich Wileken für die Datierung
unter l’telemäus VI l’hilometor aus. Für die Baugeschichtc ist dies ohne Einfluß
Digitized by Google
364
Aufiiitzc
■S
Bei der Ausgrabung
dt« Tempels im Winter
lH9ft 6 fanden sich nur,
mit Ausnahme der noch
teilweise stehenden äußer-
sten Nord- und Ostmauer,
die deutlichen Spuren de»
Grundrisses ') auf dem
Pflaster. Es gelang dann
aus den in byzantinischen
Häusern verbaut gefun-
denen Blöcken einen Teil
der Sttdhälfte des kleinen
Tempels auf diesem
Grundrisse wieder zu er-
richten’) und die äußere
Ostmauer um einige
Schichten zu erhöhen.’)
Aus diesen Funden kon-
struierte sich die folgende
Baugeschichte: Oer Tem-
pel bestand ursprünglich
nur aus drei Kaminom,
genau wie der Hathor-
tempel. Die frühesten
Reliefs an diesem ältesten
Bau stammen von Ptole-
mäus IV, der die hin-
terste Kammer, das da-
malige Allerheiligste, und
einige AVände der da-
vor liegenden Kammer
1) Lyon», Heport Plan 2;
Mahaffy, Egypt ander the
Ptol. Dyn. S. 139, bespricht
die Bangeachichte und ver-
weist dazu auf den irrtümlich
daneben abgebildeten Tempel
von Dakkehl
2) Lyons, Report. Phot. 8.
3) Lyons, Report. Phot.
6, 6.
Digitized by Coogle
Rubensohn-Borcharclt: Gricchifichc Baninschrifb'n iitolem. Zeit auf Philac. 305
Kchmücktc. Nach ihm fing der nubisehe König Ergamenes an, Reliefs
mit seinem Namen*) in der Mittelkammer ausfiihren zu lassen. Über
den noch unfertigen Namensringen dieser Reliefs steht an einigen
Stellen mit roter Farbe der Name l’tolemäus’ V vorgezeichnet, unter
dessen Regierung eine Vergrößerung des Heiligtums ausgefilhrt wurde.
Die hintere Collawand wurde durch eine Tür, an der wir den Namen
Ptoleniäus’ V fanden, durchbrochen, eine neue Cella dahinter angelegt.,
das Ganze mit einem Korridor umgeben und außerdem noch ein Säulen-
vorhof davorgelegt. Der Korridor wurde später unter Tiberius mit
Reliefs geschmückt, man könnte also versucht sein zu glauben, er und
mit ihm der Säulenvorhof sei erst eine Zutat aus der Kaiser/.eit, oder
jedenfalls später als Ptoleniäus V. Dieser Gedanke muß aber aus fol-
gender Erwägung aufgegebeu werden: Mit der Außenmauer des Korri-
dors zusammen erbaut ist die östliche, bis heute noch unfertige Säulen-
halle des großen Tempolvorplatzos’); diese aber bestand bereits — wie
oben dargetan ist — , als Ptolemäus V die Fassade des Asklepiostcmpels
schmückte; andererseits ist die Außenmauer des Korridors mit oder
nach der östlichsten Tempelkanimer, die nach Ptolemäus IV zu datieren
ist, erbaut worden. Also ist die ganze Erweiterung des Arsnuphis-
Tempels unter Ptolemäus V vor sich gegangen. Die sogenannte Er-
neuening unter Ptolemäus VIII, von der die griechische Bauinschrift
spricht, kann sich also wiederum, wie die früher besprochenen, nur auf
untergeordnete Ausschmüekung.sarbeiten bezogen haben.
Die letzte ptolomäische Bauinschrift, die uns noch zu besprechen
übrig bleibt, ist die altbekannte’) des Hathortempels. Sie steht über
der Tür in der Wand hinter der zweisäuligen Vorhalle:
BAZIAEYZ PToAEMAIoZ KAI BAZIAIZZA KAEoPATPA
H AAEA<1>H KAI BAZIAIZZA KAEoPATPA H PYNH
0Eo| EYEPPETAI A(DPoAITHI
Hiernach sollte man also annehmen, daß der Tempel von Ptolemäus VHI
Euergetes H geweiht worden sei. Die sehr einfach abzulesende Bau-
geschichte*) des kleinen Heiligtums zeigt aber, daß der älteste Teil —
zwei Räume mit vorgelagerter zweisäuliger Halle — bereits unter Pto-
1) Lyons, Report. Phot. 64, 55; eine der Inschriften in verkehrter Lage
wiodergegeben hei Mahaffy, Eg. under the Ptol. Dyn. S. 140.
2) S. den Anschluß der Säulenhalle an den Tempel bei Lyons, Report Phot. 7
links, K links oben, 32 rechts.
8) Z. B. L. D. VI 85, (Ir. 209; Dittenberger, Or. Graec. n. 142.
4) S. Lyons, Report Plan 6.
Digitized by Google
Anftätze
li.*mäu8 \'I Philometor') beBtand. Die später dahinter angelegte neue
t.'ellu ist jetzt gänzlich rerschwunden, so daß wir keine Möglichkeit
der Datierung haben; die dem Ganzen vorgelegte Säulenhalle ist unter
Tiberius dekoriert*), aber wohl schon früher errichtet Die griechische
ßauinschrift Fbjlemäus’ VIII Euergetes II kann sich also im besten
Falle nur auf eine Erweiterung des Tempels beziehen, wenn sie nicht
etwa nur auf geringfügige Ausschmückungen geht.*)
Somit wären Philues ptolemäische Bauinschriften in ihrem Zu-
samiuenhange mit der von den Monumenten direkt abzuleitenden Bau-
geschichte besprochen. Von weiteren Bauinschriften in griechischer
Sprache gibt es nur noch die des Augustustempels, die an anderer
Stelle* I bereits bearbeitet wurde, und außerdem eine nicht unbeträcht-
liche Ueiho von byzantinischen Texten, die wir hoffentlich bald an ge-
eignetem Orte zuBumiuenstellen können.
Kairo. Ludwig Borchardt.
Nachwort.
Mit frcuniliicher GenehmigunR de» Herrn Dr. Rubensohn erlaube ich mir,
hier kurz meine Bedenken gegen seine Datierung der neuen Inschrift vorzulegcn
Ich bczweiile sie deshalb, weil man im Jahre 146 6 der Königin Kleopatra, die
bereits seit Dezennien ihren Kult als &fa 4>ilogt)r<uc hatte, in einer derartigen
Inschrift die Bezeichnnng als Göttin nicht versagen konnte, zumal w-enn unmittelbar
vorher der Bruder mit Kultnamen genannt ist. Kubensohns Kinwand, man habe
Bedenken getragen, sie Philometor zu nennen wegen der „offenkundigen Feind-
schaft zwischen dem verstorbenen Philometor und dem neuen Herrscher“, ist schon
deswegen nicht überzeugend, weil der neue Herrscher ja ebenso gut wie der Ver-
storbene lange Jahre hindurch #s6s 4>iio)(ujr(aj gewesen war, ehe er Otoj Evtg-
yftrjs wurde (vgl. oben S. .'123 f,). Übrigens wissen wir gamicht, was bei Ruben-
sohns Ergänzung vorausgesetzt wird, ob Ptolemaios VIII. überhaupt schon vor der
Hochzeit mit der Schwester sich in den OtAs Eetpyfrrjf verwandelt hat. Mir
wäre cs wahrscheinlicher, daß er gleichzeitig mit ihr den neuen Kultus bekommen
hätte, — Ich ergänze hiernach in Z. 1 statt OtoC Evig^itov vielmehr Ofob i’iXo/itj-
Togof und beziehe die Inschrift auf die Zeit unmittelbar vor der Hochzeit des
1) Brugsch, Reiseberichte S. 266.
2) Die Dekorierung dieser Säulenhalle und die des Korridor» des .4rsnuphis-
Tempels sind von demselben Meister, da die Skizzen zu den tanzenden Figuren,
welche die Säulen am Hathor-Tcmpel zieren (Lyons, Report Phot. 15), in Rötel
auf der Ostwand des Korridors des Arsnuphis-Tempels stehen.
8) Wollte man annehmen, daß alle diese Bauinschriften sich nur auf den
Weiheakt bezögen, so würde ihr Wert für eine baugeschichtliche Verwendung
noch geringer.
4) Jolirbuch d. archäol. Inst. 1903 S. 84.
N
Digitized by Coogle
RnbenBohn-Iiorchardt: Griechische Bauinschriften ptolem. Zeit anf Philae. 3G7
Ptolemaios VI. Philomotor mit seiner Schwester Kleopatra. Oh damals wirklich
seine Mutter und VormOndin hätte genannt werden müssen, wie Ituhensobn
sagt, ist mir sehr zweifelhaft. Ich kenne kein Beispiel dafür, daß in einer der-
artigen Weihinschrift der Vormund genannt würde. Doch wir können diese all-
gemeine Frage, die einer weiteren Untersuchung wert ist, hei Seite lassen, denn
die Inschrift könnte auch vor die Hochzeit fallen und doch nach dem Tode
der Mutter gesetzt sein. Die modernen Ansetzungen des Todes der Kleopatra I.
schwanken zwischen 174, 178 und 172 (vgl. Strack, Dyn. S. 196). Andererseits
ist die Hochzeit nach der Inschrift Dittenberger, Or. Gr. n. 106, die wogen des
Perfektums in das Jahr 172/1 fällt, mit großer Wahrscheinlichkeit
in eben dies Jahr zu setzen (vgl. Dittenbergers Kommentar). Jedenfalls liegt die
Möglichkeit vor, daß ein größerer oder kleinerer Zwischenraum zwischen dem
Tode der Mutter und der Hochzeit liegt, und in diese Zeit (ca. 173 2) würde unsere
Inschrift anf alle Fälle vorzüglich passen, denn damals konnte Kleopatra II. nur
als seine ddcJ<piJ bezeichnet werden. — Übrigens ergibt die obige Anordnung der
Inschriflfrugmente etwas recht Auffälliges: die Eltern entbehren des Kultnamens!
U. Wileken.
r
Digitized by Google
Zu den Genfer Papyri.
Im September lSt04 war es mir vergönnt, im schönen Genf eine
Woche lang an den dortigen Papvri zu arbeiten. Ich kann nur mit
größter Dankbarkeit gegenüber Jules Nicole an diese Zeit zurück-
denken; hat er mir doch mit unübertrefflicher Liberalität und Liebens-
würdigkeit die von ihm verwalteten Schätze zur Verfügung gestellt
und meine Arbeiten auf jede Weise gefordert. Dank den von ihm
getroffenen Maßnahmen war es mir möglich, von früh bis spät unter
den angenehmsten Arbeitsbedingungen die Papyri unter die Loupe zu
nehmen. Es ist mir eine liebe Pflicht, ihm auch hier meinen wärmsten
Dank dafür auszusprecheu.
Was ich bei diesen Arbeiten gelernt habe, will ich hier, mit gütiger
Erlaubnis Nicoles, den Kachgenossen mitteilen. Wie früher bei meinen
llevisionen der englischen Ausgaben (vgl. oben S. llOff. und 232ff.)
werde ich mich auch bei den Genfer Papyri im wesentlichen auf die
Mitteilung der neuen Lesungen beschränken. Nur hin und wieder soll
auch auf die sachlichen Konsequenzen kurz eingegangen werden. Eine
Ausnahme mußte ich mit dem separat erschienenen sogenannten „Vor-
mundsehaftspapyrus“ machen, bei dem die neuen Lesungen und Beob-
achtungen auch ein genaueres Eingehen auf die durch ihn aufgeworfenen
wichtigen Fragen erfordern. Ich werde diesen Papyrus voranstellen
und dann die Bemerkungen zu der Ilauptpublikation Nicoles, Les
papyrus de Genbve (1896 und 1900), folgen lassen.
A. Der YoriiiundHchaftspapyrus.
Dieser im Privatlwsitz Nicoles befindliche Text ist zuerst von
Nicole in der Revue Arcbeologique 1894 unter dem Titel „t-'we affaire
de tutcllc siiiis le regne d’Anionin Ic Pieiix" heraiisgegeben und erklärt
worden. Etwa gleichzeitig erschien unter Benutzung der Lesimgen,
Ergäuzimgen und Erläuterungen Nicoles eine juristische Bearbeitung von
H. Erman in der Savigny-Zeitschrift für Rechtsgeschichte XV. Rom.
Abt. S. 241/55 imter dem Titel „Eine römisch-ägyptische Vormund-
schaftssache aus dem Jahre 147/8“. Das Hauptergebnis seiner Deutung
faßte Erman auf S. 247 mit folgenden Worten zusammen: „Der Gau-
Digitized by Coogle
Clrich W licken: Zu den Genfer Pftpjri.
3159
Vorsteher [örpatr/ydg] also hat den Vormund bestellt. Und zwar selb-
ständig kraft eigenen Rechts, — nicht bloß „iussu“ eines Reichsbeaniten.
Denn der einzige Reichsbeamte, der eingegrififen hat, der Juridicus, er-
mangelte vor Marc Aurel selbst der tutoris datiu. Diese Vormunds-
bestellung der ägyptischen Gauvorsteher entspricht also durchaus der
der graeco-italischen Municipalmagistrate. Diesen standen ja die Gan-
vorsteher flberliaupt praktisch fast ganz gleich. Unser Papyras bietet
also ein neues Zeugnis für die Selbständigkeit der municipalen Vor-
mundsbestellung in der klassischen Zeit.“
Zu diesem Resultat ist von juristischer Seite .schon mehrfach Stel-
lung genommen worden. Ablehnend äußerten sich — und zwar auf
Grund allgemeiner juristischer Erwägung — Mitteis*), Gradenwitz*)
und P. M. Meyer.*) Dagegen akzeptierte dies Resultat Wenger.*)
Durch die folgende Neugestaltung des Textes wird jenen Folge-
rungen Ermans der Boden entzogen. Abgesehen von den neuen Lesungen
ist entscheidend, daß von Col. II 1 — 9 nicht, wie Nicole annahiu, die
ganze linke Hälfte fehlt, sondern daß diese Zeilen vollständig sind
und daher den Schluß der in Col. I begonnenen Bittschrift darstellcn.
Damit fällt die für Ermans Auffassung entscheidende Ergänzung in
II 1: ixelevactg (le yevsa&ai [i:tLZQoitov], was dem Vormund gegenüber
dem Stnitegen in den Mund gelegt wurde. Daß die beiden erhaltenen
Fragmente der Urkunde vielmehr unmittelbar aneinander passen, also
II 1 — 9 vollständig ist, zeigte mir der Augenschein, im besonderen
die Tatsache, daß das e von / jrotiffav in II 4 zur Hälfte auf dem ersten,
zur Hälfte auf dem zweiten Fragment sitzt; der Bnich geht mitten
durch. Im übrigen darf ich wohl davon absehen, auf die früheren
Deutungen von Nicole und Ennan im einzelnen einzugehen, da der
Text ein wesentlich anderes Aussehen erhalten hat. Ich möchte hier
nicht unerwähnt lassen, daß Nicoles Transkription dieses Textes zu
seinen allerersten Versuchen auf diesem Arbeitsgebiet gehört. Jeder
Sachverständige weiß, daß, wenn irgendwo, so für die Entzifferung der
Papyri der alte Satz gilt, daß kein Meister vom Himmel fällt.
Auch die folgende Edition läßt leider noch manche Frage unge-
löst. Durch immer erneutes Studium des Originals wird hoffentlich
noch mancher Zweifel schwinden. Die richtige Auffassung von 11 1 — 9
verdanke ich Ludwig Mitteis. Als ich meine Lesungen mit ihm
durchsprach, wurde er, namentlich durch xatä yaorgug (II 3) und
1) Sav. Ztschr. R. A. 85, 875.
2) Archiv f. I’ap. II 8. 576 Anm. 3.
8) .\rchiv f. I’ap. III S. 105. Vgl. hierzu unten S. 378.
1) L. Wenger, Rechtshisturiache I'apyruaatmlien 1902 S. 139.
Digitized by Google
370
Aufsätze
IxoxrivOca (II 5) sofort au das prätoriscbe Edikt lie inspiciendo vmtre
custudiendoque partn in Dig. 25, 4, 10 erinnert, und von diesem ent-
scheidenden Gesichtspunkt aus ergaben sich uns dann leicht die Lesung
pfKt (= paCat) in II 3 (nach meiner Ab/.eichnimg) und die Erg^nzimg
«Äo[xu]^öai in II 4.
Ich lasse nunmehr den Text so folgen, wie ich ihn bis jetzt her-
steilen konnte. In den Fußnoten bezeichnet N Nicole, W Wilcken.
Columne I.
[ ? KaXovielai IlaTQoqCXai tdi XQazieTO)]t ötxtttod6riji
[nupä i £ . . . (ttg rhxQaviXkrjs ] . ipov xal 'Egtvvi-
[ou jtftßnoü xal Jio-
[ pi/jräg MiaoQi) ani-
6 [■&££in'V ] . aXtvxa tlvai
[ ] . lov Aovxiov 'E-
[pfi/vtou avp]ßiO}<sdarjg pov
[ njs’ 'J/paxXfidov ]ptp^dog tov 'Aq-
[aivoiTov vopov ] . j; . . ov äv£-
10 [dojx«? Jffrpar?jyov
] . [ ] . V peru
rd]s,' xXeldag xal
£Ü]&£tO!; xarad’da&ai
dvado?]&tjaopivov
15 [vw’ipoü? cig rj?)v ixiTpom'/i^
] . dl ’ ixiOToXüv
TÖde t]o ßvßXidiov xa-
xcXi]vaai ygatpijvai
j di'ap^KJßtjTtjtag
20 toö vloö] pov AovxCov 'E-
[pswUm ]dtpCav
1 vor Kalovtoiüii etc. (erg. X) hat vielleicht das Praenomen gestanden W. —
2 Anfang erg. W; vor tpov ein Horizontalstrich, passend zu P oder T W. —
6 Anfang erg. N; vor atsvroi eine nach rechts geöffnete Rundung Ct etwa zu M
passend, also nicht r (N), auch nicht uj vor ilvai ein Spatium W. — 6 die Reste
sprechen etwa für rio« oder yiov W ; viov N. — 7 erg. N. — 8 erg. \V. — 9 An-
fang erg. W ; Schluß vor dem unsicheren »j ein HorizontaUtrich, <ler zu T oder
T passen würde, das WeiU're mir noch unklar, jedenfalls nicht vor
cfve ein Spatium W; rjs 6t . aravt N. — 10 erg. W. — 12 . . , . xat N. —
13 W; xdljssis N; yfapparj^as Erm. — 11 erg. W. — 16 erg. W. —
16 fjiiffToiüv W; emaroXrix N. — 17 von o in t|6 die rechte Rundung erhalten;
erg, W. ßvßXl6iof nachträglich verbessert zu ßtßXidiov \V. — 18 erg. W. —
20 erg. W. — 21 W; rj N.
Digitized by Coogle
Ulrich Wileken; Zu den fienfer Papyri.
371
[ ]oi)u<a ft») x\. . .]
[ I?S ö'* *[o]w i[3i]i-
[xffönov^i fo ftijdfv
25 äv]ayxa(c)s v:ro
joMP Tofj ihca-
] . fttt ivutpsQt]
Jtffojff äyofüs-
ii\fylotn.
22 vor avaca notierte ich den Best eines Horizontalstrichs, was etwa auf
fiyovfuci führen würde und ^rofioüpai ausschließt; von x nur die obere Spitze des
langen Vertikalstrichs erhalten W; . . . /lai pij N. — 23 rechts über r?j ist
(wohl nachträglich) ein Haken ^ gesetzt; sollte der a bedeuten, so wäre rij in
vi/i,' korrigiert \V; . . futp/trij . . . . N. — 24 erg. W. — 25 i'ero W; tjju N. —
26 etwa oder Jov fv W. — 27 jijpa würde zu der Schrifts)>ur passen W.
— 27 ?j in «vortjptpr, unsicher. — 26 äyofu W; ayofi N. — 22 hinter pjeynrr sind
1 oder 2 Huchstaben korrigiert.
Columiic 11.
Äpoff »jp ixi'ifvöäs ftf yei’ta9-a<,
duziful/arö aoi xatufiefuc&rjxtvai
fu avv ftf'ttt xal f’yvmxevai xutä yaorgb^
exovtJccv, fii] dvvuO&ca öi jiuq ’ avrij ä»o-
6 [xx}]ij6aC (it-, ii:ttaxiio9ai Si avri/v i.ro-
:tT{v<!cd fl' tl avvi'xc} tag üxuvtu za xar’ i-
fit 3t£a:A»;[p]iöcf’&at, xal fir/ähv xuq' ififjv
air£[f]ap ytyovuivui, fp’to tviQytztffiivri.
(2. H.) ^mtxt’Xt- l,!' H.) (“Eropg) ta . |
lü (3. H.) ’ExiazfXXov . . .
(4. H.) ' /IvxiyQatpov txiazoA(tig) //g tyQit4’fv flzoXtfialog A/o| Jt’/tu)» ) .
l//]ToA£ft«iog ffrpartjyog '^(pQodtito^^xoyXtizov iWaJL'ftox J
[tJAi xol iVfKpj;a)i azpaztjyäi ’^paivoti'zov 'Hpux(Xt(öov) /»[fpfdlog)]
zäi tHfiiazazai ;jafp£tp.
15 [“^lypafhag fioi KaiovelOiov IlatgöipiXov röp xpartörop [d'ixatj-
\o\S6rrjV ^g typail/tv aoi ^JttöroAf/g Xfp! xazauzdatalg f,-ttTpd]-
1 11V W ; . . N. — 2 xßva W ; rtai . . X. — 3 pfat (— lutiat) (Jota adscr.
nachträglich hinzugefügtf Mitteis-W; . . t« N. — 3 yaergös (falls statt j Schluß-
V geschrieben sein sollte, wäre dies in g emendicren) W ; tag xgog N. —
4/5 dao [xi’l^aoi Mitteis-W; a«].»)ffai N. — b Pt W; . . N. — 6 iiTtveai W;
. Ttvöai N; övviym iiag W; (Og N; xßv* i W; . . . N. — 8 aintav Blass- W;
... £ KV N. — 8 = yfyovdvat. — 8 fp’ m W ; ipo X. — 9 ^ifvyvxi (lies n-
Tvjitt) W; £t>Tt»j;M X; ö<i# (dahinter ist Platz für 1 Zahl) \V; N. —
10 vgl. Kommentar; emaTfXio/ifvov N. — 11 imazu tig W; iitiezolrig X.
Archiv f Papjrruafnriichunir IH. 8. 25
Digitized by Google
372
Aufsätze
Äfflv yiovximi 'EqcvvCov cctpi^hxos avriygaipov ;tf[
[ OÄ'tag?] ^a]T[aJ rijg v[äö] Fs . . . (ag IliTQavCXXrjg ,u[j2rp6g]
avroü ä»'[a]3[o]^£Vrag ilg rijv fziTQoxijv örjXäem, [6;rdTf]-
20 pog awrüi' [äSi]o*itfrdT£p[dJg Jffriv [:rpög] rijv i;rtTpo[Äi)i/J,
KXoAoi5f^(a[g oh a]yQa^ev 6 xpanörog d[txa]to(ydt7jg x[ard|
AtXiov ’Ano[^XX<a\viov ytyvfivaaiuQX^A^l'*'^^ ’Avri^öov :idA(frag)],
rwrei äi ’0[5uplv/';i;[£i']T»jv Meiitpe\lz\ov y(oi>xo[vvra
Tädt Tiö vofiä xttl y1[oy]y(iviov Mtvi^viov y£yv\fivaOt.a(fi{i]x6Tay\
26 'A(pQod{iTox6X{cag) ysovxovvra iv rö uitä vofiä. [z/fjAäj
ovv Tov T^g ÄÖifog [ypa]f»[ji<iT]£a arpo<JÄf9PCOv[);x£'vai]
elvai Tov u^aoxt,aT[6icQo]v uvt&v jllXaov ’y4aoXX[äviov].
^ib ygatpa <foi, TH(uä\taTe, fid^g. 'Slppoffo],
TimiäsTaTS. (5. H.?) ("ETovg) la [y#ÜTOxpd]topog Kulau^og 7Yt[ou
AlXlov 'ASpiavov]
80 ’Avrcapaivov £tßaUtov £yff£[/S]oi)g &h9 x9-.
17 Anfang nur «cai’ (1. latTg6aoo) W; [o]««!» N — 17 Schluß die Rundung
hinter n paßt zu t, auch zu o; vgl. Kommeutar; 7t/[ff\l>nv N. — IH die Spuren
•würden zu *[a]r[ä] pnasen; tTjs ist verschrieben für voie; der Buchstabe hinter
Fl ein tiefgehender wie g W; «r,j ytXXias N. — 19 orurot)
o>’[fTa]ffovT« Tit (Xfi . . . tniTgont)V itilaea [otiv ea] N. — 20 (pag avra [a|i]o-
xiffro[vgJ rrjt' e«iTpo[ffr]v] . N. — 21 ^crrcc (von x die obere Spitze
erhalten) Wj x N. — 22 yupfRaicrej);!» j’Jtouiffo» tu» tv ] N. —
23 ’0[|wp]ny;i;[ti]T7j» erst nachti^glich nach meiner Zeichnung gelesen, daher un-
sicher, ob die Schriftepur vor v genau zu g paßt W ; rvrii Sf o[ixot»»]T« fir
[«l#ri»as ap^|od]ov yfoi>j;ofu»T« f»] N. — 24 l[o/])'ti»o» g£»[. . ]po» y*ou3;o[»
tu» t»] M. — 25 aipgottiTOTtoX{(tTrj) N; Schluß [Jtjiüi] W; N. — 20 oiv
W; s . . N; x;oexeqpuv[ijxsVai] erg. W. — 27 a|ioxiar[o» exiTeoJxo» oilio» N.
— 31 ÖÜO (die Spuren erfordern diese Lesung) xlt W; . . . . xs N,
Colunine III.
(G. H.) yf[i/rfj'paqpop iflritfroAijg ^g eypaifiep Ald^ifiog KaXovieim].
KaXovlt-Oiai TIuTQOtplXtai rwi XQazletcoi . . . Md^ifiog 6 xul NiuQ-
Xog ... Z«^pfiv].
’'£d»[x . . .
Aovxi[. . 'Eqcvvi
5 ,ȣ..[
TfpOl^^
Aoyyi\vi . . Mevtjvt rbv (tev? AiXiov ’AxoXXävMv]
ytyv{iivttaiaQX'>i*ÖTa) y^vrivoov x6Xi<og, vvvl äi ’O^VQvyxiztjv?]
Die Krgünzungen durchweg von mir. 2 xalu[; xoiijaffs N. — 3 td N. —
5 zweifelhaft, ob pt»o(?) oder ptym (wie N) zu lesen. — 7 ivr . N. — 8 . egv N.
Digilized by Google
Clrich Wilcken; Zu den Genfer Papjri.
373
Af£/i[gj^T0t), Tüi» di? Aoyytiviov Mev^viov ysyvfivaOi.UQXriXOTa]
10 ’A(pQodi[To:t6ieag, aiiipot^Qovs yeovxovvxu^ iv rCn ’AgjfioditoTio-
ICrtji vo^üf].
'IVö di t[ov <STQCcT}iyov Tov ’AffQodiTonoUrov vofiov?
iffTiJ» [. . .
»po(f;r£[<)p<ai'flffö'«j? vxo tov rijs irdAfojg?]
yQa(ufutTtb)s) aliloxtaTOTCQov clvat srpög ri)v ijiitQoiiijv ad|-
15 TOV Ath[ov’AxoXlc!>viOv. Aib ygci(pa) ooi,xvjiii,iv’ildf)is. £ÜTi';(f(,|
xvgie. ("£tovs) [tä AvToxgixTogog KaCoagos xtI.
9 ftfx N. — 11 pTjT N. — 13 ßo . . S. — 14 a&ett o|i N. — 15 roe dpa N.
— 16 von der Sigle L ist nur die Vertikale erkalten, Tinte wohl abgesprungen
W ; KVpu i N,
Der Genfer Papyrus enthält hiernach folgende Aktenstücke:
I. Bittschrift der Ilömerin Petronilla an den Juridicus Calvisius
Patrophilus (II — II 9). Datum; Thoth x des 11. Jahres des Anto-
ninas Pius (147 n. Chr.). Die Urkunde ist in großer Unziale geschrieben,
die Grußformel in II 9 in kleiner zierlicher Schrift. Danach ist die
Torlicgende Eingabe für das Original zu halten, und die folgende Zeile
II 10 für die Entscheidung (vxoygaiptl) des Juridicus.
II. Abschrift des Briefes, den Ptolemaios, der Stratege des Aphro-
ditopolites, an Maximus, seinen Kollegen im Heraklides-Bezirk des Arsi-
noites, geschrieben hat (II 11 — 30). Datum: Thoth 29 desselben Jahres.
III. Abschrift des Briefes, den dieser Masimus an den Juridicus
CalvisiuB Patrophilus gerichtet hat (III 1 — 10). Datum nicht erhalten.
In welchem Zusammenhänge diese Akten, die alle von verschiedenen
Händen geschrieben sind, zu einander stehen, kann erst aus einer Ana-
lyse der Texte erschlossen werden.
Da von der ersten Kolumne nur die Zeilenausgänge erhalten sind,
lassen sich über den Inhalt dieses Teiles der Bittschrift nur Vermu-
tungen aufstellen. Nachdem Petronilla, wie es scheint, im Anfang auf
den im vorhergehenden Monat Mesore erfolgten Tod*) ihres Mannes
hingewiesen hat, bespricht sie im Folgenden die Frage der Einsetzung
eines ixiTgoxog (tutor) für ihren noch unmündigen Sohn Lucius Heren-
1) Hierbei ist vorausgesetzt, daß die schon von Nicole vorgeschlagcne Er-
gänzung wenigstens dem Sinne nach das nichtige tritfl. Die andere
Möglichkeit, die man nach dem erhaltenen Wortlaut erwägen könnte, ob Petro-
nilla nicht von ihrem Manne geschieden worden ist, wird dadurch bei Seite ge-
schoben, daß für ihren Sohn ein tutor nötig ist. Daß der Mesore des unmittelbar
vorhergehenden Jahres gemeint sein muß, gebt aus ihrer Schwangerschaft
hervor.
äö*
Digilized by Google
374
AufsHlzo
nius. Auf diese Andeutungen, die wir nur mit Hilfe der zweiten Ur-
kunde einigermaßen verstehen können, komme ich hei Besprechung
dieser zurück.
Eine ganz andere Frage wird in dem vollständig erhaltenen Schluß
der Bittschrift II 1 — 9 hehandelt. Dies ist der Passus, der, wie oben
bemerkt, erst durch Mitteis’ Hinweis auf Dig. 25,4,10 verständlich
geworden ist. Daselbst heißt es (aus TJl})ians 24. Buch ad edictum):
De in.spiciendo ventre custodiendnqtie partu sic praetor ait: ,,Si midier
mortiw marito praegnatem se esse dicet, his ad qnos ea res pertindiit
proeuratorive corum bis in mense deniinUandum curcl. ut mittant, si velint,
quae ventrem inspicient. mittantur uutem mulicres liberae dumtaxat quin-
que Iiaequc sinitd omnes inspiciant, dum ne qua earum dum inspicit in-
vita midiere ventrem tangat. midier in domu honestissimac feminae
piiriat, quam ego consiituam“ etc. .
Petronilla referiert hier über einen sie betreffenden Bericht, den
eine Frau an den Juridicus geschickt hat {äuxdpil>UTo). Der Name
dieser Frau oder eine nähere Bezeichnung derselben muß am Ende
von Col. I gestanden haben. Der Gedanke, etwa M]t‘yiaTrj . als Eigen-
name zu fassen, was an sich möglich wäre, wird dadurch ausgeschlossen,
daß von diesem Wort hier ein Casus obliquus steht, während der No-
minativ, als Subjekt zu öt-i^tpi^aro, zu erwarten ist. Zu dieser Frau
ist Petronilla auf Befehl des Juridicus gegangen (xgög ijv ^xiievadg
pf y£t’ia&ai). Die Frau hat dem Juridicus mitgeteilt, sie habe Petro-
nilla mit einer Hebamme (uai'a) untersucht und sie als schwanger be-
funden, Petronilla könne aber nicht bei ihr entbimden werden; sie habe
jedoch versprochen, Petronilla zu beaufsichtigen, ob sie Zusammenhalte
(durchhaltü), bis alles (d. h. die Entbindung) vorüber sei, — nnd Nichts
sei durch Verschulden der Petronilla geschehen.*) Die daran sich au-
1) Bei diesen Schlußworten braucht nicht notwendig an Abtreibung oder
dgl gedacht zu werden. Vielleicht wird hiermit auf etwas hingewiesen, das in
Col. I schon erwähnt war, wofür hier nur die Schuld von der Petronilla abge-
wälzt wird. Öderes heißt einfach: Petronilla hat sich nichts zu Schulden kommen
lassen. Auch in dem ei avrix“> braucht nicht notwendig eine absichtliche
Störung der Schwangerschaft ins Auge gefaßt zu sein. Ich betone dies mit
Rücksicht auf die folgenden Darlegungen, die ich Ludwig Mitteis verdunker
„Die zur Sicherung des Personenstands bestehenden Bestimmungen des Rö-“
„mischen Rechts, — um dessen Anwendtmg es sich hier handelt, da Petronilla“
„Römerin ist — sind folgende: 1. Das Sc. Plancianum, etwa aus der Zeit des“
„Vespasian, bestimmt tür den Kall, daß nach geschiedener Khe die Frau noch“
„behauptete, vom früheren Khegatten her schwanger zu sein, ein besonderes, die“
„Schwangerschaft und Kntbindung kontrollierendes Verfahren, von dessen Beob-“
„achtung der Anspruch auf Anerkennung des Kindes abhängt (D. 25. S, 1 — 8)j“
Digilized by Google
Ulrich Wileken: Zu den Genfer Papyri.
375
schließende Schlußbenierkung tv' svipyeTrjfiivij ist, wie häufig in
solchen Bittschriften, nicht mit dem unmittelbar Vorhergehenden, son-
dern mit dem weit voranstehenden Petitum (äjiü etc.) zu verbinden.
Mit dem oben zitierten Edikt steht dieser Vorgang iusofeni, als
hier nicht fünf Frauen, sondern nur eine Frau, zusammen mit einer
Hebamme, die inspectio ventris vomimmt*), nicht im Widerspruch, da
das Edikt eine Maximalzahl festsetzt.’) Diese eine Frau ist offenbar
zugleich jene honestissinta fcniim, in deren Haus nach dem Befehl der
Behörde die Entbindung stattfinden soU. Denn wenn ein solcher Be-
fehl nicht vorläge, hätte sie keine Veranlassung, dem Juridicus zu
schreiben, daß die Entbindung bei ihr nicht stattfinden könne. Zu der
Beaufsichtigimg erklärt sie sich aber bereit.
Was eigentlich der Zweck der vorliegenden Bittschrift ist, ist bei
dem kläglichen Zustand von Col. I nicht zu ersehen. Wiewohl die
folgenden beiden Aktenstücke auf diesen Punkt gar nicht Rücksicht
nehmen, sondern nur die Vormundschaft für den L. Herennius berühren,
„es sucht also die KindcBuntcrscbiebung zu verhüten. 2. Das oben zitierte prä-“
„torische Edikt hat gleichfalls die Verhütung der Kindesunterscbiebiing, aber“
„für den andern Fall zum Zweck, daß eine Witwe nach dem Tode ihres Mannes“
„eheliche Schwitngenmg behauptet. 3. Von beiden wohl zu unterscheiden ist ein“
„Reskript der Divi Fratres in D 26, 4 1 pr., welches bei geschiedener Ehe dom“
„frilheren Ehemann erlaubt, wenn nicht die Frau, sondern er selbst der leugnen-“
„den Frau gegenüber die i^chwangerschafl behauptet, auf eine Bewachung der-“
„selben zu dringen, um sich sein Kind zu sichern. — An sich würde mm eine“
, Bemerkung dahin, daß nichts gegen die Schwangerschaft geschehen ist, nur zu“
„diesem letzteren Fall passen; denn nur hier besteht der Verdacht, daß die Frau“
„das Kind abtreiben wird, wahrend wo sie selbst ihre Schwangerschaft betont,“
„diese Gefahr ausgeschlossen ist. Dessenungeachtet kaim an das Reskript der“
„Divi Fratres in unserem Fall einfach deswegen nicht gedacht werden, weil der“
„Papyrus älter ist, nämlich aus der Zeit des Antoninus Pius, und ebensowenig“
„ist anzunehmen, daß ähnliche Ordnungen schon früher gegolten haben, da das“
„Reskript ausdrücklich sich als vollkommen original bezeichnet (novam rem desi-“
„derare Rutilius Severus videtur sqq.). Außerdem liegt der Tatbestand des“
„Reskripte gar nicht vor, da wie Sie richtig bemerken, der Mann der Petronilla“
„gestorben sein muß — sonst könnte nicht die Vormundschaft über ihre Kinder“
„in Frage kommen. Daraus scheint sich mir zu ergeben, daß in dem Papy-“
„ms nicht gemeint sein kann, es sei nichts gegen die Schwangerschaft ge-“
„Beheben.“
1) Vgl. Dig. 26,4,6: üem praetor dumum honestae matronae eligere debet, in
qua mutier venüit, ut possit intpici. Diese wie die anderen Bestimmungen von
§ 10 beziehen sich allerdings nicht auf ilen Fall mortm marito.
2) Ich verdanke Wissowa den Hinweis auf die Untersuchungen von W. Kalb,
Das Jiiristenlatein, 2. Aufl. (1688) S. 26 IT., wonach dumtaxat in Befehlssätzen das
Minimum bezeichnet bei Verpflichtungen, das Maximum bei Berechtigungen. Der
letztere Fall liegt im Edikt vor, wie ti eelM zeigt. Vgl. Kalb S. 26.
Digilized by Google
376
Aufsätze
muß doch das Verhältnis zu dieser honfsHssitrm femitia den Haupt-
gogenstand unserer Bittschrift ausgemacht haben. Das folgt schon da-
raus, daß die das Petitum abschließenden Worte iv’m svt^yeTr)fuvij
sich hieran anschließen. Das Petitum beginnt in Col. I wenn nicht
in 17, so in 18, etwa mit den Worten: ä£tö ovv, idv eoi (paivTjzai,
xflejüffai ygaifijvai xtX. Darauf scheint zunächst von der Ernennung
des tutor für den L. Herennius die Rede zu sein (vgl. 20 — 24). Im
folgenden wird dann der Punkt erwähnt sein, der Petronilla veran-
laßt hat, in II 1 — 9 auf jenen Bericht der honestissima femina hinzu-
weisen.
Fraglich bleibt mir vorläufig noch die Zeile II 10, ExiarilXov
deren Schluß sicher zu lesen mir nicht gelang. Nach meiner
Abzeichnung könnte ich es vielleicht ematfXXovfiey (v unsicher) lesen,
was für ixKJTeXovfuv verschrieben sein müßte. Daß hier in einer
vTcoyQuiprj, die nach Lage der Dinge ans dem Bureau des Juridicus
stammen muß, ein derartiger Schreibfehler stecken sollte, wäre auf-
fallend, aber wohl doch nicht ausgeschlossen. Ich weiß keine andere
Erklärung vorzuschlagen.
Betrachten wir nun die beiden Kopien von Briefen, die darunter
gesetzt sind. Der erstere Brief, der fast ganz erhalten ist, deckt uns
folgende Vorgänge auf. .Petronilla hatte (nach dem Tode ihres Mannes)
zwei Männer zur Tutel für ihren unmündigen Sohn L. Herennius zur
Auswahl vorgeschlagcn (II 18 r<ot)]>j — rieTgaviXXijs —
d\o\&f'vTus ils zijv fViTpoiriji'). Diese Vorschläge — die übrigens nicht
erst in der obigen Bittschrift gemacht sind, denn zur Einsetzung der
betreffenden Namen reichen die Lücken von Col. I nicltt aus — sind
an den Juridicus gerichtet gewesen, denn dieser wandte sich darauf
an den Strategen, in dessen Gau Petronilla ansässig war, mit der Ab-
sicht, feststellen zu lassen, welcher der beiden Vorgeschlagenen der
Vertrauenswürdigere ( älioflriörörfpos’) sei. Da Petronilla im Heraklides-
bezirk des Arsinoites wohnte (vgl. I 8), so ging dieses Schreiben an
Md^ifios 6 xal Af«pj;os, den damaligen Strategen dieses Bezirkes. Jene
beiden Vorgeschlagenen wohnten aber nicht in dieser Strategie, sondern
der eine, Aclius Apollonius, der schon Gymnasiarch von Antinoupolis
gewesen war‘), gehörte nach dem (bisher wohl nicht belegten Dorf)
Oxyrhynchos im Memphitischen Gau, war aber zugleich Grundbesitzer
im gegenüber liegenden Aphroditopolites; der andere, Longinius Mene-
nius, der früher die Gymnasiarchie in Aphroditopolis bekleidet hatte.
1) OicBer ÄeliuB ApoUoniue j^ehört zu den friihesten Gymnasiarchen von An-
tinoupolis, denn die Stadt war ja vor wenigen Jahren flberhaupt erat gegnindet
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Zu den Genfer Papyri.
377
war gleichfalls yfov;i;of in diesem Aphroditopolites. Da nun die Glaub-
würdigkeit dieser Männer am besten durch die Ortsbehörden des Gaues,
in dem sie ansässig waren, konstatiert werden konnte*), so wandte sich
Masimus an den Strategen des Aphroditopolites, Ptolemaios, mit der
Bitte um Auskunft. Ptolemaios forderte darauf eine amtliche Erklä-
nmg (jiQodifävtjais) von dem ypaiifiUTtvg TfjS nöXstog von Aphrodito-
polis*), und dieser antwortete darauf, daß Aelius ApoUonius der ä^io-
^rtUTÖrfpoi; sei. Hierüber berichtete nunmehr Ptolemaios an Maximus
in dem Brief, dessen Kopie uns in II 11 — 30 vorliegt. Der zweite
Brief (III 1 — 10) ist, wie mir scheint, eine Kopie des Briefes, in welchem
darauf Maximus an den Juridiens die Auskunft des Ptolemaios weiter-
gibt. Meine Ergänzungen wollen nicht wörtlich genommen sein, son-
dern nur ungefähr den Sinn andeuten. Daß der Brief an den Juridi-
cus geht, folgere ich aus xtipie (III 16).
Wegen der Verstümmelung von II 17 8 ist es nicht ganz klar, ob
schon der Juridicus oder erst der Stratege den Gedanken bekommen
hat, den Strategen des Aphroditopolites die Auskunft erteilen zu
lassen. Auch .sonst ist der Geschäftsgang nicht ganz klar. Er^nzt
man mit Nicole ein Futurum wie in II 17, so würde es
heißen: „Du (Maximus) hast mir geschrieben, daß der Juridiens eine
Kopie des an dich gerichteten Briefes mir schicken werde, damit ich
— Auskunft gebe“. Dieser Geschäftsgang ist mir wenig wahrschein-
lich. Man dürfte wohl auch erwarten, daß Ptolemaios den Empfang
jener Kopie dann erwähnen würde, und ohne diese erhalten zu haben,
hätte er die Sache nicht untersuchen la.ssen können. Ich würde eher
erwarten, daß Maximus dem Ptolemaios eine Kopie des vom Juridicus
ihm geschriebenen Briefes übersandt hätte. Dieser Sinn kommt aller-
dings nur heraus, wenn man annimmt, was ich nicht für unmöglich
hiilte, daß der Schreiber den Akkusativ KccXoviCaiov xtX. statt des
Genetivs gesetzt hat. Dann wäre etwa gemeint: “Eygatyi<g gut KaXov-
fiaioxt n«TQO(f{lov Toö xp. äixtaodÖTOV ^g sygatlriv Ooi i■:il(izoXf^g —
üvtiygatpov (loi. Also: „Du schriebst mir, du habest mir von
dem Brief des Calvisius an dich eine Kopie übersandt, damit ich —
Auskunft gebe, gemäß dem, was Calvisius betreffs der beiden Personen
geschrieben hat.“ Auch in diesem Fidle wäre es zwar nicht sicher,
1) Betreffs des Aelius Apollonias hätte inan sich auch im Memphites er-
kundigen können. Wenn man es lieber dort tat, wo er j’fof’xof war, so geschah
dies vielleicht nur aus Bequemlichkeit, weil man so über beide Männer sich in
einem Brief erkundigen konnte.
2) Dieselbe Rolle spielt dieser ypttfrpttTfVs in Pap. Oxy. III 487, der durch
den Genfer Text nun neues Licht bekommt.
Digilized by Google
378
Äofsützc
aber doch wahrscheinlich, daß schon C'alvisius in seinem Schreiben die
durch Ptolemaios vorzunehmenden Recherchen angeordnet hätte.
Wie diese beiden Briefkopien, die übrigens von verschiedenen Händen
geschrieben sind, unter die Bittschrift der Petronilla gekommen sind,
läßt sich nur vermuten. Halten wir nach Obigem die Bittschrift für
das Original, und Z. U 10 für die vrtoygafpij des .luridicus, so würde
das Stück mit dieser Bemerkung zunächst an den Strategen des Arsi-
noitos gegangen sein. Dieser hat dann in seinem Bureau — zufällig
von verschiedenen Schreibern — die beiden Kopien daruntersetzen
lassen, um Petronilla, an die die erledigte Bittschrift zurückging, über
den Fortgang ihrer Angelegenheit zu benachrichtigen. Hiergegen ist
freilich unter anderem anzuführeu, daß die Pointe ihrer Eingabe, wie
es uns oben schien, garnicht die Einsetzung des tutors, sondern ihr
Verhältnis zu jener lionrsfijssiina ff mimt betraf.
Wenn ich also auch für diese Frage bisher keine ganz befriedigende
Lösung weiß, so ist doch die Hauptfrage, die die Juristen au diesem
Text am meisten interessiert hat, die nach dem Modus der Vor-
mundschaftsbestellung, durch den neuen Text geklärt worden. Der
Geschäftsgang ist danaidi folgender. Nach dem Tode ihres Mannes
hat Petronilla für ihren unmündigen Sohn L. llerennius zwei Personen
zur f,-urpo,vr/ vorgeschlagon (I 14, II IHy'O). Der Vorschlag iävddodtg)
ist an den Juridicus erfolgt. Dieser läßt darauf durch die Ortsbehördeu
feststellen, welcher der beiden vertrauenswürdiger sei. Die Strategen
fungieren hierbei lediglich als Vermittler für diese Recherchen: mit der
Vormundschaftsbestellung selbst haben sie im Genfer Papyrus
absolut nichts zu schaffen. Anders ist der Geschäftsgang in P.
Cattaoui Verso. Dort Iwlichlt der Juridicus dem Strategen, binnen
20 Tagen einen fxiTQoitos zu erwählen (j;fipoTüCffi/). Vgl. 1117 S., UI Off.
(oben S. f),3f. I. Vielleicht erklärt sich der .abweichende Geschäftsgang
hier dadurch, daß in diesem Falle keine Vorschläge von seiten der Mutter
Vorlagen, sodaß es zweckmäßig erscheinen konnte, der Ortsbehörde die
Auswahl zu überlassen. Wie d(mi auch sei, jedenfalls handelt der Strate-
gos hier, wie P. M. Meyer in seinem sachkundigen Kommentar mit Recht
betonte (oben S. 105), nicht kraft eigener Kompetenz, sondern nur iussu
iuridici. W'enn Meyer aber ebendort behauptete, daß die W’orte Ulpians
iDig. 1,20, 2): iuridien. qui Ah-xandrku- agit. dtitio tutoris cunstitutione divi
Marci cimct^sa vst durch die Papyrus widerlegt werde, so kann ich mich
dem gegenülier nur dem Urteil von Mitteis anschheßen, der gesprächs-
weise eine derartige Folgerung für absolut ausgeschlossen erklärte.*) Tat-
1) Vgl. jetzt Mittels bei 0. Ilirsclifeld , d. Kais. Verw.-Beamteu (2. Aull.)
S. 351 Aimi. 2.
Digilized by Google
Clrich Wilckcn; Zu den Genfer Papyri. 379
sächlich nötigt weder der Wortlaut des P. Cattaoui noch der des Genfer
Papynis zu der Annahme, daß der Juridicus hier bei der Vormund-
schaftsbestelluug kraft eigenen Hechtes und nicht vielmehr kraft Dele-
gation des Praefectus Aegypti fungiert habe. Wir werden daher, der
unerscliütterten Autorität UJpiuns folgend, daran festhalteu diirfen, daß
erst Kaiser Marcu.s dem Juridicus die Vormundschaftsbcstcllung aus
eigenem liecht gegeben hat.
B. Les papynis de Geii^ve.
Im Folgenden sind meine neuen Lesungen durch gesperrten Druck
hervorgehoben.
1. 3 1. 'At/asvoilrov statt ’y^pOu'Of fron. — 4 Die Ergänzung ^AtC]-
hov erscheint für die Lücke, die <lem Agat (plus r halb) der vorher-
gehenden Zeile entspricht, z\i kurz. Von A die äußerste linke Spitze
erhalten. \_AvQrj\hov oder [Ai(i{\i.tov würde etwa zum Haume passen.
— 8 vor äyvoäv steht noch der Artikel 6. Also: ovdtig iexiv 6
ayvoäv. — 10/1 1. ßiaiä'ag (verschrieben für ßiai'ag) st. /3iatu[s],
<B>.' xttl. — 12 daß Nicole inzwischen txTugüactiv gelesen, erwähnte
ich schon Arch. I S. 553. — 13 Nicole las inzwischen yfaipyoug st.
övvogyovg. — 13 1. ixl st. xul. — 14/5 1. jui) ci pc'ftotiu st. «A-
Atoä, I el fiä&oi/tt. — 17/8 erg. cxuvopd’ä [<J<op«i]. — 19 die Unter-
schrift von 2. Hand 1. ’Eggäa&^at) vfi(ßg) s{t>xofiai) st. tpptoiT^f.
— 20 1. Lxk ’ st. f|rorg]x«'. — Noch unpubliziert ist die Aufschrift
auf dem Verso: ’E:tiatoi.rj OeoxgCrov.
Dem gesamten Schriftcharakter nach möchte ich den Text nicht
dem II., sondern dem HI. Jahrh. znweisen. Für die Beziehung auf
Caracalla (nicht auf Antoninus Pius) scheint mir auch die Form des
Datums \-xa! (NB. ohne Kaisemamon!) zu sprechen, die, wenn ich
recht sehe, erst am Ende des H. Jahrh. häufiger wird (vgl. Gr. Ostraka
I S. 787), vorher höchstens in kürzenden Kopien begegnet (z. B. BGÜ
IV 1047 III 8). Für die Datierung auf den 9. Juni 213 spricht ferner
vielleicht, daß das Attribut ärjtTr/rog (in 5), auf den Kai.ser bezogen,
mehr dem Stil zu Caracallas Zeit, als dem zu Pius’ Zeit entspricht. Da-
mit fallt zugleich die Vermutung des Herausgebers betreffs der Per-
sönlichkeit des Titauiauos, die P. M. Meyer (Hermes 33, 2(50) akzeptierte,
Dessau (Prosopogr. Uom. UI S. 32(>) selbst für den von ihm schon
in Frage gestellten Fall der Datierung auf 158 bereits bezweifelte.
Auch Milne (Hist, of Egypt under the Rom. rule S. 222) bat schon
die Beziehung auf Caracalla vorgezogen (berechnet irrig 214). Doch
seine Vermutung, daß der Tiraviavög identisch sei mit dem procurator
Digilized by Google
3S0
Aufsätze
Tinavdg bei Dio Cas8. 77, 21, wird schon durch dessen Gentilnanicn
Flavius unmöglich gemacht. Darum könnte seine Deutung des @f(5-
xpjToc als des allmächtigen Günstlings des Caracalla freilich doch richtig
sein. Aber ich möchte mit Dessau (Prosop. Rom. III S. 311) die beiden
Personen lieber trennen, denn nach Z. 14ff. müssen wir in dem
Schreiber einen Mann sehen, der speziell in der ägyptischen Verwal-
t>ing tätig war. Lber seinen Rang wage ich keine bestimmten Ver-
mutungen.
2. Dies würde ich der Schrift nach (vgl. auch das Häkchen zwischen
Doppel-r in jicttuxiov 2) lieber dem Anfang des III. Jahrh. als dem
II. Jahrh. zuweison. — 4/5 1. ijtil ] räj iaag fUj;ov st. f;rH-^Ta el-
Of'viyZ"*’- %ros weist also den Alexundros an, dem Pasion die gleiche
Summe auszuzahlen, die er in der (wohl Arsinoe) von Pasion
(als Darlehen^ empfangen hat. Zu räs^iaas vgl. Gen. 52,12. Die W'orte
(ctb Tov xHpaXcciov zeigen, daß die hier angeordnete Zahlung nur eine
Teilzahlung von der Gesamtsehuld ist. Für Pasion, der diesen Brief
dem Alexandros persönlich überbringt, hat er den Wert eines Checks,
ln Alexandros wird man etwa den Gutsverwalter des Syros oder der-
gleichen zu sehen haben, nicht seinen Bankier, denn die für Banken
ausgestellten Checks zeigen anderes Formular. Vgl. BGU 1 15G; III 813.
3.2 erg. '/#p:rdjä]oi’. — 18/2Ü 1. [7/Jftör | [o]«!» .jinpayivo-
(livav d[t]f As'<iö'c[<] I [o r]f [i.'jro'ö'ot^Tts st. [ijJgöj'. | [<j]tn'arap«-
yevofiirav d|l| ^rei'ipa-l(gfv| [ö dl i'lrotfotiTts. Die Petenten waren
also eines Tages an den Ort gegangen, an dom sie das Erbgut depo-
niert hatten, um die Teilung, nämlich unter sich tmd die beklagten
Miterben, vorzunehmen. — 20/1 1. arf- (= n’fzroidöjs') st. xf-|
[arotjö’ojs. — 24/5 1. Tfpl av | |TigK|g st. .Tfpl | («üi'J.
4. Dies möchte ich der Schrift nach nicht dem III., sondern dem
I. Jahrh. zuweisen. Den Namen des Juridicus in 1 habe ich leider
nicht sicher festgestellt. Hinter dem deutlichen raibit .sah ich als
zweiten Buchstaben t>, als vierten resp. fünften ß. Nach meiner Ab-
zeichnung wäre vielleicht nicht unmöglich |0]e/i.t|3[ptc)i] .... u( zu lesen
und darin den ans O.xy. II 237 VII 39 bekannten ümbrius aus dem
Jahre 87 n. Chr. zu erkennen. Aber es ist noch weiter zu prüfen. —
3/4 lies (’/fx[o]t>ffi<ld[o]t> Toe ’.-Zpi örfo] d»/iton statt ’/fx . .
roß ’j4qi ... I dyiiov. An Aristodemos hatte Nicole schon in der An-
merkung gedacht. — 15/6 1. j'p«i[qor)]i>a« st. yprejf^[>]a^ — 17 nicht
^■ivgtßi'an. Sicher erschien mir nur hai. — 18 1. 'l[x];roxp«rfi st.
i . . XI uirav. — 18/9 1. a wie auch Nicole vermutete.
ö, 1 1. wie schon Nicole vermutete.
Digilized by Google
Ulrich W'ilckcn: Zn den Oenfer Papyri.
381
6. 10 1 1. [xa^ruße ßki]xfvai (Arcli. I S. 553). — 13 1. InC st. f?g.
— 17 der wenig logische Schluß der Klagschrift lautet: fvfxa rov
xa[lj slvai xafir/jloTp6<pov.
7 ist mit Recht von Nicole ins I. Jahrh. gesetzt. — 11. ypa/i-
fiari st. ypafiutttfl. — 5/G 1. dxdffrc' ka st. äittaret. Aß. — 8/9 lies
xatä TO st. xaru [rij]s dp j;r]g — 11 1. al
[(IjofttlOßr, wie schon Nicole vermutete. — 12 1.
Darauf: <l>aäip\i] Die Zahl 14 ist durchgestrichen. Die Hriefe,
deren Abschriften hier vorliegen, sind also beide an demselben Tage
geschrieben und zwar Lu der hier vorliegenden Reihenfolge. Zu der
Verkürzung der Abschriften vgl. Arch. I 168 und 372. — 13 1. ’A:tok-
[Ajojwdrjt . [ ]t. — 17 1. Tßjtg st.
Den Ausführungen von Walter Otto, die er in seinem sehr ver-
dienstlichen Werke „Priester und 'Tempel I S. 24üf“ über diesen Papyrus
soeben veröffentlicht hat, kann ich nicht in allem zustimmen. Er nimmt
an, daß dem dpj;t3rpo(p)/Ti,g die Besetzung einiger Priesterstollen vom
Staate zugestandeu worden sei, und sieht daher in den xßxüg i'rtfOpr
fitvot solche, die an falscher Stelle, d. h. nicht bei ihm, sondern
bei staatlichen Organen ihr Angebot gemacht hätten. Mir scheint der
Wortbuit ul jrpoatjxovaui nvTm rd^eig nur die Deutung zuzulassen,
daß die rd^eig selbst, nicht ihre Besetzung dem äpjrisrpogjj/rfjg zustand.
Darum heißt es nachher: xaxäg t'n’ftfjjrjge'vovg ovx idei xtA. Die
anderen durften eben auf diese Posten nicht bieten, weil sie jenem
reserviert waren. Otto trägt einen völlig fremden Gedanken hinein,
wenn er die Worte dahin deutet, sie hätten beim Staat nicht darauf
bieten dürfen. Dann wäre Jedenfall.s die Hauptsache in unserm Text
ausgelassen.
8, 23 '4 1 [:tßp(<:] roö | st. [n'ßpö .'/idrpoi’] | [.Mo'pto-
i’o]g. — 24 1. Tijg <I>Aßt>ißg st. <J>kuoving. - 29 das im Arch. I 553
vorgeschlagene j'tj[pß(xög] paßt nicht zu den Schriftspuren.
8 16 1. sx CO st. txfiv, streiche öftloAoy(ö)| in 15. — 18 erg.
Aßj;ßi'|otf;r«pgot)|. — 19 1. dxoT<ö[aei (= änodüffw) st. ß[3rod(6ow. —
20 1. l[cJi6vTos st. f[(’<lt(5i'Tog|.
9 1, 6 1. df'x[ß] ^(ü'fTßt) 5 I st. df'xfß]. Streiche \y S ^ in -An-
fang. — 9 schon im Arch. I .5.53 hatte ich awöiacf opov getrennt in
avv diucpdpov. Der Text ist aber noch korrekter: er bietet avv ditc-
ipöpa (d. h. inklusive Zinsen ). — 9 Schluß streiche [t- td]. — 10 An-
fang erg. [ :“ td (T]:rfp. — 11 Schluß streiche [rijg]. — 12 Anfg. erg.
fr^g. — 24 1. ’A > ovß&s st. ’Avdpxccg. — 24 Schluß 1. tag r[oö .st.
Digilized by Google
382
Aufsätze
xaQ\a tSov. — 25 wie oben 6vv di«(p6Qia. — 27 erg. [y^öptjitog Ov-
uXiQiog B. unten.
9 II, 3 1. S]dvi-ov. — 8 1. dia(p<)Qa. — 20 Schluß 1. Faiov
Ovißiov. — 21 I. ’Atpt,viov FaXiot) »t. Ovißlov 'AtpivCov. — 23 1.
'Avovßäg st. ’AvttQxag und tag tov st. xagä aov. — 24 1. dca<pöpa.
— 20 1. AvQijXiog OvaXiQiog st. AtiQr/XCa OvaXagfa.
10, 8 1. [«*ö oZJxft'Jag tgiattyov st. rpig t£T«(pTor).
Die Ergänzung von «srö erfordert Z. 11 und hier der Kaum. — 8 1.
xoivijg st. xal — 9 1. [xATjpoi'Jdfiovg st. [xAT)poi’]d/iotg. —
9/10 erg. A"«t»xpari [Tdir s^d]ilfrog statt A^ai)xpfm[[roÄ<)^fa>g]. —
10 1. xXtjgovöfiovg. — In 11 hat Nicole inzwischen die richtige Le-
sung tp&avov hergestellt (st. (p&oQov?). Ich lese davor noch fu und
erf^nze; [t6 ijt' (p^dvov fden auf mich kommenden vierten
Teil). Zu dieser Bedeutung von <p9dv(o vgl. P. Fir. 9 S. 28 Z. 9/10.
— 12 der Kaum verlangt die Er^nzung: [vovl gjjjrös. — 13/4 1.
äildr/llAotJg f^xczffrov st. dXXij(Xovg) \ [xa©’’ ^xoffroi'. — 15 1. [tffoji'
To]t) ii'oixCov. — Schluß dxoiXdvtmg st. otxoi ndvtag (Arch. I 553).
— 10 erg. [xal «vt)T]fp©fT0jg. — 17 statt avtCttmov, dessen Erklä-
rung mir viele Schwierigkeiten machte, glaubte ich avxTvyeiOav
lesen zu können. Danach ergänze ich 16/7: dioai)v | fypreg)* fffjct'
XTvyftaaxi. Während es fQr Siaeriv ygatpstaav zahlreiche Parallelen
gibt, ebenso wie für das Asyndeton (öiaehv ygafptv xad-agbv o. ä.),
begegnet ^xx^ytiaav hier zum ersten Mal. Die Faltung der Urkunden
ist so selbstverständlich, daß es auffällig erscheint, daß sie besonders
ausbedimgen wird. — Zu dem folgenden ixl icioygatpfig iifi\ä\v bietet
eine Parallele BGU 13, 17, wo das (sic) zu streichen ist. Wahrscheinlich
wird auch in P. Lond. II S. 273, 12 v,T0j'pa9P^<(g)> herzustellen sein st.
gvvygaqjtj. — 18 erg. etwa [^j;£'tm u]ov«;i;ot'. — 19 Anfang steht rta,
nicht (fo (damit füllt mein Vorschlag [d»juoff](’ca). Wahrscheinlich
steckt hier ein Imperativ wie in 18. Vielleicht ist zu ergänzen: xal
ei’ |g£trd]T&j Mg Äpöxeirai. — 20 1. KaixivCov st. ’AxiXCov. — 21 i©
ist als Druckfehler zu streichen (Nicole).
Die Datierung dieser Urkunde hat zu manchen irrigen Folgerungen
Anlaß gegeben. In Z. 12 wird der Mesore toö /veatärog äexdrov xal
öyäöov erovg erwähnt. In Z. 20 folgte dann das Datum nach den Kon-
suln: ’AxiXi'ov lUißtivov xal Ovettiov 'fbv<p(vov (Mesore 15). Der
Herausgeber setzte hiernach die Urkunde in das Jahr 323, ebenso
Mommsen (Hermes 32, 545ff.), der daher £aßetvov für Verschreibung
statt 2^sov)jgov erklärte, und, da er in Z. 12 das 18. Jahr des Kon-
stantin erwähnt glaubte, die Folgerung zog, daß sein erstes Jahr vom
Digitized by Google
ülrioh Wilcken; Zu den Genfer Papyri. 383
25. Juli — 28. August 30() gewährt habe. Hierzu ist zweierlei zu er-
wähnen:
1) In Z. 20 ist KaixivCov statt ’Axikiov zu lesen. Somit ha])en
wir das Konsulat des J. 31(5 vor uns, das z. B. auch in P. Oxy. 53,
84 und 103 begegnet.
2) Die Worte dfxarov xed öyäoöv in 12 können nicht das 18. Jahr
bezeichnen, wie Mommsen und ihm folgend auch Seeck (Hermes 36, 29f.)
und Ed. Schwartz (Nachr. Gott. Ges. Wiss. 1904 S. 543) annehmeii
(das wäre vielmehr öydöon xal dixarov oder dxtojxatdexärov), sondern
nur „das 10. und 8. Jahr“. Diese sprachlich allein zulässige Deutung
wird bestätigt durch P. Oxy. I 103, 6. Dieser stammt aus dem Phaophi,
also dem neuen ägyptischen Kaiserjahr desselben Konsulatsjahres 316,
und da wird die.ses laufende Jahr bezeiclinet als tö ivtOTog iß / xal
tvatov. Grenfell-Hunt bezeichnen zwar die Lesung als ,/airly cer-
fain, though the Icffrrs arc mutilaled.“ Der Genfer Paj>yrus verlangt
aber, daß die verstümmelten Buchstaben, falls nicht Schreibfehler vor-
liegt, lu zu lesen sind: 11. und 9. Jahr im Phaophi, entsprechend dem
10. und 8. Jahr im Mesore. Diese Doppelzählung nach Konstantin und
Licinius läßt sich auch sonst noch belegen, lu BGU U 411, datiert
nach den Konsuln des Jahres 314, wird über Pachtgeld quittiert vnhg
j/fvtjfiaTos xal xal xal j» ). Dies kann nur sein das 19. Jahr
des Galerius = 7. des Maximiuus = 5. des Konstantin = 3. des Lici-
nius = 310/11 (Seeck a. a. O. und Mommsen Herrn. 36,602). Da also
die Zahlung drei Jahre später erfolgt, so handelt es sich wohl um die
letzte Rate.*) Vgl. die völlig analoge Quittung Gen. 13. Ein weiteres
Beispiel gibt BGU 11 408, das nach dem Konsulat des Konstantin und
Licinius datiert ist (liederlicherweise ohne Iterationsziiler) und außer-
dem in Z. 14 das Kaiserjahr ij ^ xal j S nennt. Daß der Herausgeber
dies Konsulat ins Jahr 307 gesetzt hat, kann wohl nur ein Versehen
sein. Da das genannte Kaisetjahr, 8. und 6., nach Obigem 313/4 ist,
so wird man das Konsulatsjahr nicht auf 313 (3. Konsulat), sondern
auf 315 (4. Konsulat) anzusetzen haben, sodaß auch hier eine verspätete
Restzahlung vorliegt.
Hieraus folgt für Konstantin, daß sein zweites Jahr nicht, wie
1) So Stefan Waszyiiski in seiner sehr dankenswerten Studie über die
Bodenpacht, deren erster Bund soeben erschienen ist: „Die Bodenpacht, a(frar-
gescbichtlicho Papyrusstudien.“ I. Band; „Die Privatpaeht“. Leipzig, Teubnor
1UU6 S. lOG. Nur darin mOchte ich ihm nicht zustimmen, ilaB auch die tjuittungen
(BGU 411 und Gen. 13) nur die letzte Rat« nennen, vielmehr zeigt das nachgestellte
nlij'pxjs doch wohl, daß die SrhIuB(|uittung die Gesaintsumme nennt. Der Ver-
fasser mußte noch mit der irrigen I>esnng xß statt i ß in Gen. 1.3, 4 operieren.
Digilized by Google
384
AufK&tze
Mominseu anuahm, und Grenfell-Hunt durch P. Oxy. 103 bestätigt fan-
den, mit dem 1. Thoth 30(5, sondern dem 1. Thoth 307 begonnen hat.
Ähnlich wie z. B. bei Tiberius ist also der kurze Rest des ange-
brochenen Kaiserjnhres nicht als 1. Jahr gerechnet worden. Für Lici-
nius aber haben schon Grenfell-Hunt a. a. 0. mit Recht hervorgehoben,
daß durch diese Doppelzählung Scecks und Momnisens Nachweis, daß
Licinius 308 Augustus wurde, gläuzend bestätigt wird. 308 ist nach
obiger Zählung das 3. und 1. Jahr. Im übrigen sind die zwischen
Seeck und Momnisen verhandelten Fragen nach dieser Deutung des
Gen. lü nochmals nachzuprüfen. Doch das würde an dieser Stelle zu
weit führen. Vgl. oben S. 342 ff.
11. Vgl. über die Beziehungen dieses Papyrus zu dem von Jouguet
und Collinet edierten Prozeßprotokoll Archiv I S. 311. — 2 1. äjnpö-
Ttgai 'HliTos — «dcX<pal. So, wiewohl Bruder uud Schwester ge-
meint sind. — 4 1. Kov . . rog st. Kov(rrov. — 5 l.’Earfty?)
— 5/(1 1. [d]ia((>ijxa\u£i' st. [d]«atpii[x]fi gfi/. — 6 ’7 1. xarä ro
ipovv (— alpoüv) <Soi (ifQog statt xot«; to föo[g, o]»' Ooi gr'pog. —
8 1. ioa st. eiOci. — 9 1. ^I'(^[^]xrIbl'üg. — 10 1. dC>vai (= duvrui).
Streiche dahinter räv. Ebenda P. tteaepa. — 111. [jt]pox(oprjo^ st.
avv^upfjorj- — 12 1. ddxSafi.? st. dcopuvgr. Ebend. ipoveav = atgovoav.
— 14 1. ixrC\at st ]t. — Ebend. 1. {ixlp <jrpo9[jjJg xai statt
ixtOTpo<plTj]<JH. Ebend. 1. d[»;i')o;p[i]oi/ st. dfp]a)[[g]öJ>. — 17 xai 6
xtpiovatlog ist nicht richtig. — 18 1. [dj xai.
12, 1 1. Bapaßtidov. — 4 1. ’OX Koven'jovg st. ’OXxovai ’lluvg.
Vgl. Nr. 66,07. — 13 1. dox|(']gou dilörav (— di^oiäiav) st. doxt'-
g(ori) . . . tJoger(ou|. Zu dr^o)da)i' (auch in BGU 316, 16) vgl. die Er-
khirung im Hermes 19, S, 424. — 16 1. n)v xafiupav st. xai xccfiepav.
— 17 1. jfoprwd’i/xr;»' und 18 yiyvafttvtig. — 19/20 1. ifiov zov 6go-
XaYov\tov (sic). Dieselbe Form inoXoyoihmv wird in der Dittographie
21 wiederholt. — 26 1. xpoxifievog st. xpodiiivog. — 29 1. ’^paiig
IliTovcptg st. riiTovg C>i . — Auf dom Verso steht vor TV
fiayivtjg ein %, Am Schluß 1. iß^ {väi(xzCovog) st. tßtSiva.
13, 3 Schluß über ft der Abkürzungsstrich z. T. erhalten, also
g[o(v)]. — 4 1. Ä- (= äpovpäv) ß st. xß. Der i^achtzins beträgt also
wie in BGU 411 2.J Art. pro Arure. Vgl. oben S. 383, 1. — 4 5 1. yt-
rij uarog st. ytvijitd^zon'. Über das Datum in 5 vgl. oben S. 383. —
8 1. 'Pov<p[<'o]d st. 'Rtvq, (= 'Povip(vov). — 11 1. y^vpr/|>l(ogJ ^[Xv-
»logj, wie schon Nicole nach BGU 411 vermutet hat.
14, 1 1. äyatt“ (= dyattö) st. dya\iinzä\. Ebend. 1. xavev(iptjfia)
x(ai) t)-£og>vX((x(ta) Kvptp (über Kvpw das Kreuzi statt ztftiiazäta)
Digilized by Google
ülricli Wilcken: Zu den Genfer Papyri.
385
8iotpvi.uxtq) xvpa. — 3 1. XQoatX&t\f\v xal st. n'poöf AO'{f[v, ä>lA]ä
[6]. — 4 Schreib &io(pvXaxtoi KvQig. Ebenso 20. — 6 1. [o]ÜTf st.
pö. — 7 üyäntj steht hier im Sinne von Almosen. V^gl. du Gange. —
8 1. sig dvnXeofitt fiov st. . eia . . . Xavu . ov. — 9 1. xöfiig (= comes).
— 9 schreib •&£09iUaxrf. — 10 1. {’vppfa[i'] 9p[t»y]fiv st. £i'[r)o(«[i'J
ftj») eirj. Am Schluß der Zeile steht xeQiipQoveiv fte. — 12 lies
:tAo(dptv. Ebend. 1. ijydpfaffa? . .]ct st. Mt) — 14 1. tö
[*]A[ofo»'] st. T . . y , . . . — 17 1. öaveitei. 'Sig st. davei^etai. Hier
bietet der christliche Schreiber ein Bibelzitat, das er durch ibg iare
auch als Zitat charakterisiert. Vgl. Paroem. 20, 17: äapei^ei &eä o
dXeätv xraxöv. Danach wird man in 16 auch lieber den Singular er-
gänzen, sodaß das Zitat lautet: 'O yd^ SXeäv [n]T[o>]2[6t'|, äg täte, 9e^
äuveiiei. Das Weitere habe ich nur flüchtig verglichen. — 21 1. titvxfi
st. \y\vxTj. — 25 1. 7igovoi^a7jTai. — 27 1. fiia[d'\a:to66TT) st. fttffd’o-
dÖTij. Vgl. hierzu Hebrä. 11,6: rotg e’x^tjrovaiv avrov (iia&ttitodoTijg
yivetai. — 28 erg. &eo<pvläxT[c)v fiofpr] ypeu v.
Auch abgesehen von den Bibelzitaten enthält dieser christliche
Bettelbrief manches, was ihm einen Anspruch auf das Interesse der
Theologen sichert. Vgl. auch das schon von Nicole hervorgehobene
Bibelzitat in Nr. 51.
15, 1 1. ’AvovJt statt ’Hoala. — Ebend. schreib ’EftßöXov. — 2 1.
Teaadgetv a((xov) st. reaatgiov yi(yeTui). — 4 1. jT/ifV]] vx\q st
. . £Ä, darauf eine noch ungeklärte Gruppe. — Ebend. 1. ’AxoXltgy
st ’mu.
16, 2. Da bei sämtlichen anderen Petenten nur der Vater, nicht
auch der Großvater genannt ist, so wird Aa|oü, im Sinne von „Stein-
metz“, zu schreiben sein. Vgl. zu dieser Form Arch. II S. 436. —
6 L 77]at^tos st. 'Aatzog. Ebend. 1. Uaxvaiog V^evtjaiog. — 10/1 1.
iydt|x£fa<; (von 2. H. korrig. aus evdixeCag) statt £5di|[x£ag]. —
11 rjfilv korrig. aus v^lv. — 12 1. [:r]£pi st. eig. — 13 1. d,Toxa-
Au[qpd']y st. dÄOxaId[;rr?j]. — 14 1. fierplTui. Ebend. ovro korrig.
aus ttvTüj. — 16 hinter f()i[&>]Ttx^v steht y^P", wenn auch verblaßt, so
doch sicher. — 20 der Schreiber hat deutlich aus Versehen xaXiOeX-
&elp geschrieben statt xariaeX&etp. — 25 Xöyop steht am Ende von
25, nicht Anfang von 26.
17,8/9 I dxea\\x]r) dx’ lfiov(?) st. | j;[£idJ fiov. 11 da
für [xal am Anfang kein Platz ist, so wird man [oüd’ fjri statt oü-
x/Jri ergänzen. — 14/6 möchte ich folgendermaßen hersteilen; vipio-
Qovfie (= vtpoffüjfiui N) I [ouv? f]f dg[a d]p9QÖxip6p j [ri /Ä]ad'£v
£'[|(d|i. Bechtel verweist mich hierzu auf Demosthenes 19,289: eyCi
d ’ ov deöoixa, el <I>iXixxog JiJ xr A.
Digilized by Google
386
Aufsiltze
18, 4 1. 2,'«()[«T?]og st. £ccft ■ . . . g. — 7 die Glättung der rechten
Ecke, die mir freundlichst gestattet wurde, ermöglichte die Lesung:
Ilapcfißolijg, T^g di. — 10 1. 7CQoeßävTo[g fi]g, wie auch Grenf.-
Hunt schon zu Grenf. 11 49 vermutet hatten, statt xQoeßa
Das folgende [i]y ^ wird man nach Parallelen wie P. Oxy. Ul 478, 16
lieber in TQiexaidexuerelg auflösen als in zQiOxaidtxarov hog (wie z. B.
Grenf.-Hunt a. a. O.j. Der Artikel fehlt in beiden Fällen. — 11 1. xzL
statt x% auch in Z. 20. Die Urkunde stammt also aus dem
Jahre 187. — 15 nach Reinigung der Stelle wurde xpoxifisvov sicht-
bar. — 15/6 1. tfvv a:royQa(tpäficvoi) [x]at st. «vr' q^y^atäfied-a)
di. Die Lesung 6vi>axoyQ^ habe ich auch in P. Grenf. 11 49,9 her-
gestellt, aber oben S. 123 fälschlich in avvano}’Q(aqpfj) aufgelöst statt in
(SvvttXO'yQa{il)dftevog). — 18 hinter stehen 9 Kreuze,
sowie 3 Kreuze am Schluß der nächsten Zeile. Zu den Kreuzen vgl.
Arcb. 1 S. 76 und Preisigke unten S. 417.
19, 1 1. Tupnvi<[cuJ TW. El)end. schreib XpofftT(ÄOj). — 2 lies
A'ovjjtwt'og. — 3 1. äjtoarf ar/f yfii'i/jjg st. dzonexe^zuivrjg. Vgl. BGU
1 118 11 11: Tov yevofidrov xul «icomziiyfitvov /uot> üvägög. Dies c,to-
Tcif'xtiv im Sinne von „trennen“ kann also vom Maime ebenso wie von
der Frau gesagt werden. Der Genfer Papyrus zeigt, daß auch von
separiert lebenden Eheleuten in Sachen der IzcCxgieig ihrer Kinder ge-
meinschaftliche Eingaben verlangt wurden. — 6 1. nQoöß(civtog) flg
(tpiffxaidf xazTt i'g) wie oben. — 7 schreib ö<pti2(ovrog). Ebend. 1.
{ijtf V st. ä[v^crä^u(isv. — 8 erg. ä:teyga{4’ttntjv). — 10 erg.
äxoyga(<ptj). Ebend. 1. evvaxoyQu(^u^tsvogt st. öiii/OTfyp(o^aftJ,i')
[dlj. — 11 erg. ü:ttyQa(il>d(itjv). — 12 hinter 'ioldagov schieb dfig)6-
regoi ein. Also 142/3 lebten die Eheleute noch in der Hellenion-
straße zusammen. Aber bei dem Census für 145/6 waren sie schon
getrennt. Aus Z. 10 geht hervor, daß dieser Knabe nach der Tren-
nung beim Vater blieb, während in BGU 118 Ic. die Tochter hei der
Mutter lebte (vgl. hierzu Viereck, Philol. 52 (N. F. 6) 238 A). — 12 L
intyeyevvrj(fidvotg) st. d:tiyeyiV7j((itvoig). — 14 erg. d[xiyg]d{il)aino).
— 15 1. diu ’/4(iixav(o[v y^ou{(iy,aTemg) st. o.. Aiifiavi . . \'gl.
die ähnliche Wendung in P. Grenf. U 49. — 16 1. Ziovxi[<ovog.
20, Zu [■Ttniav st. ytvemv in 3 vgl. Arch. 1 S. 553. — 10/1 1.
dvmfioXoy^OuTo st. dvafioXoyriadtco (sic). Die richtige Lesung to
ergibt sich, wenn man den Papyrus, der sich etwas verschoben hat,
zurechtrückt. — ln 18 i.st die Lesung «vtö (allerdings ohne Jota sub-
scriptuin) richtig, und die aus einem Heidelberger Paralleltext gezogene
Vermutung de Riccis (Rev. Et. Gr. 1901 S. 197), daß hier earm statt
Digilized by Google
Ulrich Wilckcn: Zu den (Jenfcr Papyri.
3S7
avxä zu le.sen sei, ist ubzulehnen. Die Ilückseite war ursprünglich
beschrieben, die Schrift ist aber absichtlich ausgelöscht.
21. Zu diesem wichtigen Heiratsvertrag aus dem II. Jahrh. vor
Chr. fand ich vor einigen Jahren in der Münchener Sammhmg ein
Fragment, das die Zeilenschlüs.se dieses Genfer Textes enthielt. Da-
nach publizierte ich die Urkunde von neuem im Archiv I S. 4l^5f.
Aber immer noch fehlte zwischen dem Genfer und dem Münchener
Fragment ein schmaler Streifen. Zu meiner Freude habe ich nun
auch diesen inzwischen gefunden. Als ich im Sommer 1903 in der
Bodleian Library in Oxford arbeitete, stieß ich in dem von Grenfell
gearbeiteten Papyruskatalog unter dem Titel Bodl. Mss. Gr. dass. g. 1 1
(P) auf folgende Notiz: „Contract 2. cent. B. C. ... Parts of 19 lim-.s front
a i'ontract concerning a loan. The. namcs Arsitioc aml Menecrates occur.“
Da mir diese beiden Namen aus diesem Heirats vertrag wolil bekannt
waren, bat ich um das Original, und es zeigte sich, daß dieser Ox-
forder Streifen genau die Lücke zwischen dem Genfer und
dem Münchener Papyrus ausfüllt. Nachdem ich inzwischen das
Genfer Fragment im Original revidiert habe (leider nicht auch das
Münchener), ediere ich die Urkunde nochmals, so wie sie sich durch
Zusammensetzung der drei Fragmente jetzt herausstellt. Ich benutze
dabei den Paralleltext P. Teb. 104 vom Jahre 92 v. Chr., den Grenfell-
Hunt inzwischen herausgegeben haben, und bei dessen Erklärung sie
bereits manche Beiträge zu dem folgenden Text geliefert haben. Die
drei Fragmente habe ich durch Vertikalstriche von einander getrennt;
das neue Oxforder Fragment ist durch Unterstreichung hervorgehoben.
In den Fußnoten sind die Abweichungen von der letzten Ausgabe des
Genfer Stückes im Archiv 1 S. 48öf. notiert.
P. Gen. 21 -j- P. Oxford P. München.
1 . . . gtjL- • •
2 [t]wi/ v:faQi[6vT]ap, [x]d [dl ätovxa xdvra xui tbv IftaTKJfiov
xal tceXla ooa agotstixti yvvatxl]
3 xaQe%ixta MevtxQarrjg [^rdj^ftöi/ xal
«x|[odijgciv x«rd dvvufuv rCtv uxapjidt'roi' aürofgj
4 [xalj jitj ^^doro} Mevexgaxti yvvalx’ ulXtjv ixeiaäyea^ai ix'
’A\q0iv6i}v ftr/|de xtd.[i.ax\i)v ju[ijdl x]a»d[tx6p]
2 erg. nach Teb. 104, 16 von Gr.-H. — S erg. nach Teb. 104, 17 f. von Gr.-H.;
ix\odrilimv W. — 4 ixttedyta&at Ix’ ’A W; {«aya-/ia9at ilg r N; p[r|di x]ai-
6[txiv] erg. nach Teb. 104,20 von Gr.-H.
Archiv f. PApjrruifurtchung UI. 3. 26
Digilized by Google
38H
Aufsätze.
5 \si\uv fitjäk Tfxroxoilla^ai fg ßAiijs' yvvcaxbg tibdijg ’y^p(H-
z»|riiis- aXk\rjv oixiai' olx[eiv j)g o]i) xvQUV-
0 [ö£i] WpoiMoiy nyjd ' iyßciXXnv fii/ds vß^tlav ntjöh xaxov-
avTt)i> Tüv vxuQX»vTmv
7 [ä]AAoT(Hoi>i' tivtv Toi) txtyQUcpfjvui tijv 'JpOivötjif ße-
ß((i\ci)TQiuv. ’Eav\ dt Ti Toi'Twi' ^xiätiX'Xiji
8 xotäv i) rä deovra tj tov Ifiaviafiöv rj räXXa iiii xagip,i
a|i'röi (sic) xa9ä yt\yQa7trcu, ixxinliadTca Mtvtxfjcc-
9 T1JS ’A(fOiv6y]i xuQa%Qiiy.a ti)v (ptQvijV ijfuöXiov. Katü rä
|ai>rß df |U»?ld£ ’A^aivör}!, f£tato) «jtöxoiTW
10 (iijdi ätptjiitQOV yivfU^ai äxb r^g Mtv(XQ('(Tov oixCag
«|vfo rfjg M\tii(XQ(irov yvcofit/g fttid' äXXcu
11 ävöpl (Juj’£t»'[«]t fO/d£ (p&fiffiiv rbv xocvbi- olxov fiijö’
M£v|£xpati;v 3<J« q>tpei äväpl
12 Vtjv. 'Euv dX ’A[e\eiv6yj txovea ßovXyjxai äxaXXdaaee&ca «[x-ö
A/l|ft'fxpaTOV, g|[:r]o(ioi>g cörf/i A/fVfxpanjg
18 tijv (piQvtjv uxXfjif, äip’ fig äv initgag axairrjQ'iji [^r] | ijfitQCug S |
äxo.rtfit^'ctra) aiiriji'.
11 ’Eäv dt fit) ä.-Tüdwi xa&ä yiypaxrui, äjror£[i]öctru
ij;i|t[()JAiüi'. Ehj uiv vyCtia.
1& ’Eäv di Tig uvrCiv «vfrpcaTit'ov ti stßtfij x«l T£A£t’T>Jö[7j],
|loTta T^l xaTaAfi»o^£i'« t>»äpj;ovTa
16 TOV füi’Tog civräv xal rCiv rixvav räii' ioofuvav
javtofg f'S ä|[A]AjjAo)r. Mt) bvrmv
17 d’ovTofg rixvav i’i dXXtjXav ij xul yevufiivav xai ruv-
|tiuv äxoytlvofiivav xpb rov
18 iv i^Xixüci yevitf^cu fjTot äfitporipav xepidvrav ^
x«|l fierä TJ^r I 6®OT£povovv «üti5v
19 t£A£ut^v, iäv fitv 'ApOivorj xporipa ri xct&t], äxodd-
t|m A/£Vfxpa|TJjg rrjv tpigvijV xädav
20 XXXvfixi[d]di rrji_ fitfrpl avrijg, iäv Jiji, fl dt fit), rolg
ey\yi<Jra y£V£i| ovöt avrijg 'Apaivoyg
21 [ ] iäv di ju|i^ dxodöi, |
ästoTfiffoTO) ;rapß;i;p^pß [. . .
5 {lx\fiv nach Tcb. 104,20 vermutet von Gr,-H., bestätigt durch Original W.
~ 6/6 Tts oJ6 nach Teb, 101,21 Ur.-H. — 6 ftrjS' W ; pi) N. — 7 ffir
[f£«]llore>ov>’ reicht nicht der Platz W. — 8 verschrieben für o6ti}». — 10 yi-
vicPai W; yteiaPai N, — 11 ptj4’ of[o] Wj p»j[ N. — 20 ’OlepwifdJd« W, Oft,
ft., dl N; tl W, iäv N; iy W, N.
Digilized by Google
389
Ulrich Wilckeii: Zii den Genfer Papyri.
Verso.
’y4vx(yg(aq:ov) avyyg(a<pijg) (fvvoixtoCov
’Jgqn;6i]g ilg Mei’fxgßrtjv.
Verao vgl. Areli. I S. 4iS7.
Der Oxforder Streifen entscheidet trotz seiner Schmalheit doch
einige noch oifensteheude Fragen. In 10 Fällen bestätigt er die im
Archiv a. a. ü. von mir vorgeschlagenen Er^nzungen, in 8 Fällen gibt
er irgendwie Neues. Von einigem Intr-resse ist darunter folgendes.
Z. 4. Nachdem die Lesung ixuedcyse^ai in”y4goiv6rjv hergestellt
ist, ist es leicht zu erkennen, daß in Teb. 104,19: ^7c[a]y[a]ytq9(fi
nlld ’^TtolXaviav nicht richtig sein kann. Wir brauchen hier not-
wendig ein Praesens, da das Verbot für die Dauer, nicht für einen
Einzelfall gegeben ist. Vgl. auch sxciv, Tixvoxoitle&ai etc. Also wird
auch dort iTceiaayee&ai zu lesen sein. Daß statt äHä vielmehr #[ä1]
T^v zu lesen ist, notierte ich mir schon 1903 bei meiner Revision dieses
Textes, wenn auch noch mit Zweifeln bezüglich t,v.
Z. 11: (itjd’ q^e]xvvuv Mevaxgärtjv. Das Aktivnm altJxvvuv habe
ich auch in Teb. 104, 29 am Original gelesen, wofür Grenfell-Hunt
alaxvvtq^[ai gaben, wenn auch mit Recht Anstoß nehmend am Medium,
ciöjriivftv haben sie inzwischen auch in Oxy. 111 497, 4 ergänzt. Das
IV ist in P. Teb. allerdings, wenn meine Zeichnung mich nicht täuscht,
korrigiert, aber doch völlig sicher.
Z. 12. ttxb Mivexgärov war schon von Gr.-H. nach Teb. 104,31
vermutet.
Z. 13. Übemischend ist, daß nach dem Oxforder Fragment ein
Termin von (50 Tagen festgesetzt wird. Ich hatte im Archiv a. a. 0.
nach den mir damals allein zur Verfügung stehenden Parallelen aus
römischer Zeit {jfidgtas X ergänzt. Dafür wollten dann Grenfell-Hunt
nach Teh. 104, 32 rjfiigaig l einsetzen. Keines von beiden war richtig.
W'ir lernen, daß bezüglich dieser Termine für die Kontrahenten eine
größere Freiheit bestand, als wir annahmen. Die Frist von (50 Tagen
ist inzwischen auch durch P. Oxy. III 497, G für das II. .lahrh. nach
Chr. bezeugt.
Zu Teh. 104 bemerke ich noch, daß ich in 38/9 Te'&ifiai [t^i<
<fvyyga]g)ijv statt gelesen habe, wo-
rauf Hunt das Folgende jcagä jiio[vv]qCai las (statt xa-
[W]tt xagade .... ft). — Für Z. 43 (Verso) vermute ich nach der
obigen Lesung des Verso, daß auch hier [ffg| und nicht [ffpöjs
[IJiffxor zu lesen ist.
26'
Digilized by Google
390
Aufftutzc
22, Was hier vorlicgt, ist nur der Schluß einer größeren Urkunde,
resp. Urkundengruppe, die in dem gleichfalls aus Hermupolis stammen-
den, von Vitelli herausgegebeiien U. Fir. 1 (vgl. Arch. I S. f>57f.) ihre
Parallele hat. In der 1. Kolumne shind der Kaufvertrag. Davon
ist nur noch erhalten der Schluß der Subskription: ] . /I . füdoxö.
Damit ist bei \ltelli der Abschnitt a® zu vergleichen. Die 2. Kolumne
enthielt dann, entsprechend Fir. 1 b', zunächst die Bunkurkunde über
die an den Verkäufer zu zahlende Kaufsnmme. Auch davon ist nur
noch die letzte Zeile erhalten, die ich folgendermaßen las: . [. . .J . . .
[. .].[.. .]j;tAfag fx|a]r[öt'] j'- ag (1100, nicht 4090). Hier mag (anders
als in P. Fir.) der unterzeichnende Bankbeamte nochmals die Summe
genannt haben. Hierauf folgt dann, unterhalb einer großen Schleife,
das was Nicole als Nr. 22 vorgelegt hat, die Quittung (v^oygugirj) des
Verkäufers über die durch die Bank ausgezahlte Kaufsumme, ent-
sprechend Fir. 1 b*.
1 1. Zaxvgov sk Zaevgov. — 5 streiche t»;.
23, 2/3 1. Iltnguxafiov (sic) st. [77]£[;t](>dxo:p^t'. — In der Be-
schreibung des verkauften Esels lese ich hinter xokoßbv die rätselhaften
Buchstaben: avatanv («»»«£ . uv Nie.). Ich finde dafür keine andere
Deutung als die Annahme, daß der Schreiber, aus einer gewissen Scheu,
den Hodensack direkt zu nennen, vorgezogeu hat zu sagen: „verstüm-
melt da, wo er es ist“ (av' a iatCv). — 0 1. axsxofitv st. uTtdaxaiuv.
24, 7 in der Lücke hinter iara/JoüTog 1. gl ärg, wie auch Zereteli
(Byz. Z. X 299f.) vermutet hat. — 8 1. ^.'eyd&si statt Aaro^ij. —
14 1. kaxavoaTtiQuov veov x[«^a]p[o]v ädö[Aon «prä/iag]. — 15 L
dpd/icn st. ägofiadm. — 17 1. öjuoAoyoütfg (sic), darauf: t»)t 2,’syä-
■frii [rö]. — 18 1. [ — 19 1. [^vtoxQcirogog
Kaioagog ^ofi]i,Tiavov Z^ejiaarov.
25, 1/2 schreib 'EgfiaCo(ii) | idfo(v). — 8 1. dfikv (= dfid) st. ifii.
— 10 der Monatstag ist xi.
26, 1 1. Mvg&tjg st. Mvtf&ig.
27, 1 1. nicht '^dgi{civov), sondern . . : (vielleicht Mia?) f. — 3 1.
Jioydvei st. Jt.og,y\Ön (vgl. Arch. I 57)3, auch von Zereteli a. a. 0.
gefordert). — 14 zwischen «g und Spuren von ca. 5 Buch-
staben. — 15 1. ^£[oi.Jxovoftüi, dxoäi^ai st. a axa[yy]£Aö.
Der Anfangsbuchstabe von Z. 10 könnte vielleicht ein x sein, und da-
nach würde ich fortfahren: ojg fort | x[altapd.') Dieselbe Formel
1) Wessely, Woch. Kl. l’h. lUOü, 420 schlägt die Ergänzung wg {an [x«#»}-
xoxj vor. Würde man dafür nicht lieber mg xad'T/xa sagen? Im übrigen vgl. das
obige Zitat aus BGU 243, 11.
Digilized by Google
Ulrich Wilcken: Zu den Genfer I’apyri.
391
steckt offenbar in BGU 420, 15 — 17. Vgl. auch 459, 12. Der Dekla-
rant würde sich dadurch Terpflichten , im Falle der Veräußerung den
Nachweis zu bringen, daß sein Grundstück unverschuldet ist. In
anderen Fällen wurde dieser Nachweis schon in der selbst
gebracht. Vgl. BGU 112. Auf den Nachweis in der dxoyQa<pij ver-
weist auch der neue Eigentümer, der Käufer, in BGÜ 243, 11: 'Onoxuv
[j>|ä() ttjn uxoyQiucpijv) avrov xoiä/uti, dxoö(i%a) üj[g] vxägxu xai
xad’UQÖv fitjSevl XQt(Tov(ii€vov) (— Gen. 44, 21). Zu dem An-
zeigen der beabsichtigten i^oixovo^ia bemerke ich nebenbei, daß
BGU 184, 27ff. sich nach BGU 379 vermutungsweise folgendermaßen
wiederherstellen läßt:
‘-•7 'Eicv extaTfi'hcTi] toj <ib)>
yQ(eqlfiov AbxroXa)>«('(or)
[uarfjrtt' t)ßCv\ w[g]
28, 7/8 1. n'pojf Tp[s'Ji<’aTq st xqo — 28 hinter der
Altersaugabo 1. (= ,u»;pö) (so schon Wessely, Woch.-Kl.
M. 1900, 429) äp(o(T4pü). — 29 1. ({’twi') xt aarj(iios). — 30 1. xß
statt XU. Die Urkunde stammt also vom J. 137.
29, 1 1. Uaicvis. — 2 1. ©f pf st. &eQfvmafa;. Dies
Dorf Öfpfi'oi'ü'is im I’rosopitischen Gau begegnet auch in 648,3; 453,2;
Loud. II S. 285, 13. In 048, 2 liegt es jetzt nahe, nach diesem Genfer
Text Z. 1 Ä£ uH [ttag zu ergänzen. — 3,4 1. Ttotvuvqtios xov
Teaevov(peas- Die Lesungen in 10 sind sehr unsicher.
31, 2 1. Tfttjrog st. Tteijxog. — 7 1. ctfi<pi^ßijxoviievav. —
13 1. uxqxaxi<S%ov st. ööa xaxiöxov. — 14 TCUQuxikiyt ist nicht
richtig. Ich vermute: xctqayyelslg (2. aor. pass.). Dann ist in der
folgenden Zeile avxov, nicht uvxov zu schreiben, denn er wird durch
den yiajaiQoifÖQog vor den Strategen gefordert. — 10 1. st. (t(p&tj.
— 18 1. ft[il st. fip\ Dieser Text bietet noch manche Schwierigkeiten.
32, 3 erg. [/ZfToolptg], wie ich schon Arch. II S. 140 vorschlug.
— 4/5 I. f *Jf ffsiapijtfa st. (x]s&fD)qiOa. — 6 1. ffpcä £oxvox(aCov)
A’[tJ](Jo(u). — In 7 fand ich meinen im Arch. a. a. 0. gemachten Vor-
schlag bestätigt. Es ist zu lesen: tixb [TijgJ | «(vtijg) *<og(i;g) st.
pjj(Tpdg) I ]rf; a xg. — 8 Schluß erg. tbg]. — 9 1. dtg fiö-KrTjat
st. XU. 010 Zeile 10 ist von Anfang bis zu Ende rein demo-
tisch. Das ist die ägyptische Subskription des Petosiris wie im Straßb.
Pap. gr. 1105 (Keitzeiistein, 2 relig. Frag. S. 7, 4), die von demselben
Mann geschrieben ist.
33, 16 1. Kuxii(o{Q(0&rj) yQuq.fi(ux{t) st. .Jr;gi(rp(tog) yquu-
fi(ttxcvg). Vgl. zu den Ergänzungen BGU I 352, lOff.
Digilized by Google
392
Aafüätze
34, 9 1. [fitfffl-jüffttt, wie ich Arch. I 554 vermutete. — 9 L ’Ajco-
krjia st. ylrjiivla.
35, 2 I. äia[xt(Szali{jievay\. — 4 1. xgbg avvavi}v st. ixl ävV/v.
— Zu erwartet man noch eine Bestimmung wie in P. Lond. II
S. 75. — 6 1. &QQevag. — 7 1. ra st. »«. — 7/8 1. äxiaxov] \ [r]i)v.
— 12 1. x]vQiov st. xvQto]v eerai. — 16 1. *-[./] j4vQrjk([av statt
[”A’Tovg] dfi'TtXpov. Damit lallt das genaue Datum, das man diesem
Text für die Statthalterschaft des Volusius Maecianus (Z. 3) entnehmen
zu können glauben durfte.
36, Vgl. hierzu Arch. I S. 554. Bei meinem Hinweis daselbst
auf Revillouts (nicht Wesselys) Edition in der Revue Egypt. VIII S. 9
hatte ich übersehen, daß Wessely angibt, nur eine ihm übersandte
„copie“ an Revillout mitzuteilen, daß also die dort gegebenen Lesun-
gen nicht von Wessely, sondern von dem Einsender herrühren. Da
dies Mr. Nicole war, wie ich inzwischen erfuhr, so nehme ich im
folgenden nur auf die späteren Lesungen Nicoles, die er uns unter
Nr. 36 seiner Gesamtausgabe geboten hat, Bezug.
1 las inzwischen Nicole. Nach Oxy. IV 713,1 ergänze ich
es zu 77«pfT(f8r,), womit die Deponierung im Archiv bezeichnet ist.
— 2 1. ’Egfiatexov st. ’Egaritsxot’. — 5 1. op«:tf(ag st. bgatsdug.
Das .T ist völlig sicher. — 7 1. :tp6j xijjdji« st. :iQoaxvv[ij\ua. —
8 das nach 18 zu erwartende SküTto; steht nicht da. Ich sah @u . -
oiTog (ohne Doppelpunkt über i). Die Spuren des dritten Buchstabens
würden am ehesten zu r passen, vielleicht auch zu :r. — 9 1. Ilt^v-
öiog st. Ilfxvaiog. — 10 1. lfp[ft'<y]r A'oxi'OÄ’Kt'ou st. Dpfr[öji i'egov.
— 11/12 1. [rjür avv\vKav wie schon Nicole mir auf An-
frage bestätigt hatte, statt äkkav vaibi’ räv. — 19 1. aroXCOfiarog
»■fjjrfts st. aToliafiuTa . ... ig. — 21 die Zehn des Datums, i" (sic), ist
erst nachträglich zwischen L« geschoben. Also la korrigiert ans «.
— 24 1. (namentlich das zweite 0- nicht ganz sicher) statt
ÖÖ0 je. — 25 1. 'EQfiaCexov st. ’£pqj[ t](’ffxpo. — 26 1. arijj;(£i5) dtxa
st. oro4(i'ögt«ra). — 27 Schluß 1. ’d vovßioy{v). — 28 1. KokoaeC{mv)
st. Kokoaf. Die Auflösung nach P. Goodspeed 10,4 wie Crönert (Wochen-
schrift f Kl. Phil. 1903 Sp. 731) richtig vorgeschlagen hat. Vgl. oben
S. 114. — 28 Schluß ist mir nach meinen Notizen nicht ganz sicher,
ob B . ovTug statt B . ov zu lesen ist. — 29 L « (== aitiexov) :ttj-
xifi?) dtx«.
Diese Urkunde ist für die religiösen Zustände Ägyptens in der
Kaiserzeit von hohem Interesse. Eine Priesterkommission des Sokno-
paios-Tempels in Soknojmiu-Nesos bringt 10 EUen ByssosstofiFe nach
Digilized by Googl
Ulrich Wilcken; Zn den Genfer Papyri.
393
Memphis zur Bekleidung des eben verstorbenen Apis von der Mutter
Thaois.*) Sie liefert sie ab im Namen des Soknopaios-Tempels an die
Bestnttungskommission und läßt sich durch die uns erhaltene Urkunde
die Übergabe des Byssos bestätigen. Diese Quittung bringen sie dann
zurück und deponieren sie (xaQeti&rj) in ihrer Heimat, wo sie offenbar
gefunden ist — Dabei ist vieles im einzelnen lehrreich. Zunächst ist
bemerkenswert, daß die Bestattungskommission in Memphis nicht nur
aus Priestern besteht, sondern an erster Stelle zwei städtische Beamte,
einen gewesenen und einen designierten Gynmasiarchen, an dritter
Stelle erst einen Priester aufweist. Schwer verständlich ist der Titel
dieses Priesters: diciSoxos oQtatetag xal ä^j[cxgo<pr/T{(ag. Die frühere
Lesung Nicoles {tQußn'ag hatte man mit oQutSig Vision zusammenge-
bracht (vgl. Wilcken Arch. I 5ö4 und Ileitzenstein, Nachricht. Ges. Wiss.
Gött. 1904 S. 315, 1). Nun steht da aber ogaxiiag. Daß darin der
Name des Apis steckt, ist a priori wahrscheinlich, aber eine evidente
Erklärung des Wortes weiß ich nicht zu geben.*) Zu der Kommission
gehören ferner die niemphitischen Bürger, die Z. 25fl'. unterschreiben,
auch der, der die beiden deniotischen Zeilen geschrieben hat. W. Spiegel-
berg hat nach meiner Abzeichnung diese Zeilen wesentlich anders über-
setzt als E. Revillout in Rev. Eg. a. a. 0. Mit seiner freundlichen Er-
laubnis teile ich seine Übersetzung hier mit: „1. Sils (als Fremdname
determiniert, etwa mit Beinamen Onnophris (?)... . 2. der
Lesonis des Apis (?) und die obigen Zeugen (?).“
Wichtig erscheint mir der Ausdnick vx(p äxo9ecja^a)g '^xiäog.
Damit ist gesagt, daß der lebende Apis noch nicht ein ist. Er
wird erst zum &fdg nach seinem Tode durch die Verbindung mit Osi-
ris, als 'Oeogänig. Vorher ist er (wie alle anderen heiligen Tiere) nur
ein IfQov iäov. 'Ugaraxog nennt ihn unsere Urkunde. Vgl. auch
Diod. I 21, 10: xal rovrovg (Apis und Mnevis) gi'iied&ai xa&axeg
ilfoüg xtl. Ebenso I t<5, 2: wg ■B'fov dvayovaiv. Daß dieser feine
Unterschied bei den Autoren nicht überall zum Ausdruck kommt, ist
1) Daß mit ThaoTg die Mutterkuh gemeint ist, kann nach den ägyptischen
Perapeumstexten kein Zweifel sein. Zu der Verehrung dieser Apismütter vgl.
Ptrabo 17 p. 807: (art i’ af’Xij :rjoxn(itV;j rot) fr J üHog erpebg rijg pTjreo;
Toö ßoög. übrigens muB sich der Schreiber in 8 oder in 18 verschrieben haben:
cs kann nur dieselbe Kuh gemeint sein.
2) Gegen die von W. Otto mir vorgeschlagenc Ableitung von einem sonst
nicht überlieferten Priostertitel wr-hj p (= Großer des Apis) habe ich manche
Redenken, die auch Steindorff mir bestätigte. Auch gegen meinen Einfall, <['Ob^o-
Qttating zu emendieren und dies als *Oaogaxifiag seil, agx^fvrtavi^g zu verstehen
(= Oberpriestertum des Osornpis), läßt sich mancherlei einwenden. Also: non
lifjuet.
Digilized by Google
394
Aufsätze
kein Wunder. Vgl. z. B. Cicero de re publ. III 14: hovem qiicndaiH ptt-
lari dann, quan Apim nominant. Maßgebend ist hier die amtliche,
von Priestern entworfene Urkunde. Die ägyptischen Denkmäler sollten
auf diesen Punkt hin einmal untersucht werden. Mit un.serer Urkunde
stimmt völlig flberein der Bericht Suetons über den Aufenthalt des
Titus in Memphis (Tit. 5): in consecrando apud Memphim botr Apklc
dhulema gestavit, was mit A. v. Gutschmid auf die Bestattung des
toten Apis, nicht auf die Einführung des neuen Apis zu beziehen ist.
Vgl. Sharpe, Gesch. Äg^rptens II S. 132.*) Sueton wendet hier das Wort
cmkiccrare an, mit dem er auch die Kaiser- Apotheose bezeichnet.
Dieser Ausdruck consecralio*) entspricht also genau der ocjto&tijjots
unserer Urkunde. So werden für uns jetzt noch inhaltsreicher die
vielbesprochenen Worte des Dekrets von Kanopos: pera di Tavrn rd
Tpog Ti)r ix&daoiv avzijg (der jungen verstorbenen Berenike) vöpipa
x<d rijn rov xev^ovg uiniAi'atv d:rtd<ax(ct/ g£j'«/loa:pfTög x«l xijäfpo-
vtxäg xa&dxsQ xal ixl twi xal MvrjVfi tl^iOpivov
f<friv yCvea^ai. Hier tritt die ixd-i'coaig der verstorbenen Prinzessin
nunmehr in direkte Parallele zu der dnod'taOig des verstorbenen Apis.
Vgl. Z. 5l) des Dekrets, wo auch caro^saOig gesagt wird von der
Tochter des Ke.
Die ungeheuren Kosten, die das pomphafte Begräbnis des Apis
verursachte, lasteten, wie es nach Diod. I 84, 8 den Anschein hat, zu
Beginn der Ptolemüerzeit noch auf der Tcmpelverwaltung, später wur-
den sie auf die Krone übernommen. V^gl. die oben zitierte Stelle aus
dem Dekret von Kanopos, ferner Rosettana 31 f (rd x’ ilg tug xafpdg
x(c&^xovxa äidovg) und jetzt P. Teb. .5,77: [ffpoorfjtäjjam dl x«i r«
flg xijv tov "Axtog xul Mvq^^yiog SijTfiv ix rov ßa{OiXixoi<)
[(ü]g xal ixl Täv äxoTs^eapivav. Nach dem Wortlaut müßte man au-
nehraen, daß die gesamten Kosten der Krone zufielen, doch mag das
eine Übertreibung sein. Wie diese Frage in der Kaiserzeit geregelt
war, darüber liegen m. W. keine Zeugnisse vor.
Unsere Urkunde zeigt uns nun, daß ira Jahre 170 n. Ohr. der
Soknopaios-Tempel von Dimeh 10 Ellen Byssosstoffe nach Memphis
zum Begräbnis des Apis lieferte. Wie ist diese Lieferung aufzufassen?
Mir scheint der ganze Tenor der Urkunde dafür zu sprechen, daß es
sich hier nicht um eine freiwillige Gabe, sondern um eine pflichtmäßige
Lieferung handelt. Der Priester, der sich die Übergabe des Stoffes
1) Die falsche Deutung Hndet sieh auch bei W. Otto, Priester u. Tempel
I S. 391.
2) Vgl. hierzu auch Wissowa in Pauly-Wigs. IV 896 £f.
Digilized by Google
Ulrich Wilckcii: Zu den Genfer Papyri.
395
quittieren läßt, schreibt: xctgtlvtyxa xal xtagdöaxa. Diese Formel kehrt
da wieder, wo es sich um Liefenuig ron Steuern handelt. BGU 974,5:
xagtjveyxa xal xagad^dcoxa vfilv elg evS’dveiav töv —
d<TÖ drjXtjyttTCovog xavövog — o[vov ^derag öiaxiXdovg. Ich kann daher
W. Otto nicht zn.stimmen, der zu unserm Papyrus von Kollekten oder
Geschenken spricht (Priester u. Tempel I S. 391f.)'), sondern meine,
daß der Soknopaios-Tompel eine Verpflichtung erfüllt, wenn er
10 Ellen Byssos für den toten Apis schickt. Daß die anderen Tempel
zu entsprechenden Lieferungen verpflichtet waren, wird man ohne
weiteres folgern dürfen. Diese Naturalunterstütznng durch die Tempel
mag übrigens wohl schon in sehr alten Zeiten eingefflhrt worden sein,
nachdem der Apiskult seine beherrschende Stellung gew'onnen hatte.
Sie hat gewiß schon in der Ptolemäerzeit, als die Hauptkosten für
das Apisbegräbnis der Krone zuflelen, nebenher bestanden. Für die
Frage, ob die Kaiser diese Verpflichtung von den Ptolemäern über-
nommen haben oder nicht, ist daher imser Text vom Jahre 170 n. Chr.
nicht entscheidend.
37, 1 1. ’yinoXlcoxä st. ’.^xoXlbnum. — 4 1. xal t« st. t«. — 7 1.
naovijTig Utxütog st. Ilaov^tiog TlursvTog. — 4 1. £’[r] xA[T/]pcij
st. X gav. Zn dv xir/ga vgl. Gr. Ostr. 1 S. 003. — 11 1. vxo-
yeyga(jiftdvovg). — 11/2 1. £v»d porg st. ß|to [j;]p£oi.>g. — 12 I.
dxiTrjd'cCovg. — IS 1. ilg xXijgov st. ßovXsvrdg, wie ich schon im
Arcb. I 554 vermutete. — 10 1. 'Aa(ug% st. lAoiag. Dieser Spitzname
'Aeiag% dürfte eine Kürzung sein von ’Aoiagxog, so wie ägai neben
iigaxog steht, ßä>el neben ßargaxog. — 18 schreib nicht An^og.
S. oben S. 3^5. Zn 19/20 vgl. Arch. 1 554.
38, 1 1. i'a[p]ßTC)d(opog st. ’AjtoXXöAoigog. — 5 1. AiovvOoda-
gtavilg st. dcogvoaofidi'tjg. Damit gewinnen wir den Namen eines
bisher noch unbekannten Patrimonialguts. — 11 1. Z'fßaöriöv statt
/7£pTfl»'«[xog]. Also ist Z. 12 reine Dittographie.
39, Die hier mitgeteilte Quittung steht auf dem Verso, weil der
1) Auch Plutarch, Ts. et Osir c. 21 spricht nicht für, sondern gegen seine
Anffassung: ils di rag raipüs (Hss. ypoipäg) rräv riprapfvo«' fmat’ rotig /ilv älXovg
«irvttroypti’o rtXtir, (lovovs ti |‘■T] iidörut Toi'g Srißatia xaxoinoi’vzuf mg üvjjro»
Oföe ovdiva rouifovrag xrl. Ucr Ausdruck avvrsrayp^ra rstsre zeigt deutlich,
daB auch hier von pflichtmäßigen abgatienartigen Lieferungen die Rede ist. Was
Plutarch über die Ausschließung der Bewohner der Thebais sagt, ist so grund-
verkehrt (vgl, z. B. den ’Oaogßovxig in Hennonthis, Archiv I S. 3311 f.), daß man
daraus keine liflcksehlüsse auf den an sich so klar ausgedriieklcn Charakter der
«vvTfTuyiidva ziehen darf.
r
Digilized by Google
39G
Aufsätze
PHpvrns schon vorher beschrieben war. Auf dem Reeto las ich die
Worte: Mia^aöig axav&Cn>og. Verso. 9 1. st. xg. — 11 lies
xatt st. uffiitj^oue tux. Die Buchstaben sind schwer zu
deuten. — 15 1. /| vor tbg jtQÖxiTtti (sic). — 16 1. nayxQÜrov.
40,4 1. 2iaT«[^o(üTüi,') st. 2tor|ov. — 7 wiewohl Taviip kein
Zeichen der Abbreviatur trilj^t, wird doch wohl Tuveq>{Qijj,ftems) zu
lesen sein.
41.2 1. Nififacc st. A'ffiftffii TOj. — 7 1. 6il<covlov st. ’Oq . vtov.
— 10 1. «Ipoör st. dJ orr. — 12 hinter 0etä>tpi stand eine Ordinal-
zahl. — 13 1. 6(|ttotu>g) st. g. — 20 1. [7y|pß y,T|()]jju|a rö statt
.paar — 21 1. xnl * v;r[fp anrön].
42,6 lies FlfXrnjiTog st. lletciritzog. — 11 1. (’yy|ftftcoi<rf g —
17/8 1. [O'fli'ro. — 18 (tvv ist nicht richtig gelesen. — 20 1 1.
rfi’ruf [ rf ( I)-. — 21 erg. |x«i] (Platz für die übliche Abkürzung vor-
handen) statt .... — 24 1. jrpffl st. .Tpßiff. — 34 1. 7/|pä (vgl. Z. 7)
L(=;T(äi'’) If ovX{i]) {’.rb yövccTi «pKj(rfpfj) st. '//)p«lx|/ifot’
»’.Toyo)'«rt«g xßl. — 35 1. flatbig st. ..|.T«(/ug. Da.s folgende Wort
ist nicht f^uapog. Ich sah einstweilen ijt , a . p^. Darauf folgt ön»'-
43.3 rä[g yitün üg ^Tüv (Dittographie). — 6 1. d;rb [d,u]qp(5(5ov
st. (ivayp(aqpöfiei’oi) c<fi(p6äov. Nachher erg. 'ieplßxfj^oli’ (ohne A, was
nur Schreibfehler war, vgl. Z. 1!>). — 7 Vor --/upJijAtM ist noch Platz
für einen kurzen Vornamen wie IFici'a. Nachher 1. ev&ijvntpxrjaav-
Tog st. yr/iVKOiapiijacaTog. — In 8 ist die Ergänzung ('i/pcxJlsojroAt-
Töi'l durch den Raum ausgeschlo8.sen wie auch durch das Attribut rijg
Fa/ijrpoTKTrjg, das man nicht in einem Atem der eigenen Stadt ver-
sagen (Z. 8) und der Nachbarstadt zuerteilen würde. Auch die Paral-
lelen sprechen für die Ergänzung |!4>l£jc£i'dpf'wlr, was der Raum
zuläßt. Nachher 1. ar«p’«t>roC st. Tßp« Uov. — 6 Anfang Nicoles
Ergänzung [dgorcDg] ist sehr wahrscheinlich. — 10/1 lies ä[n-o|do)-
I (Jof>]|[e< i'l statt ß|;io]fV(a l<Jofifv. — 112 1. dpa
Wichtiger ist, daß das folgende o-too ^i’Ti'^g nicht richtig ist. Ich
las )»j£orl.|ilüo. Es wird hier der Modus der Rückzahlung der Drachmen
angegeben im Gegensatz zu der der Gerste. Letztere soll iv rfj fiT/rpo-
zurückgeliefert werden. Ich vermute nach diesem Zusammen-
hang, daß y,Tl t)(J /förfrläof' (für Evxflovg) seil, tpaTre'lr) zu er-
gänzen ist. Also das Gelddarlehen soll bei der Bank des EvTfXtjg (als
Nom. jir. belegt) zurückbezahlt werden. — 12 1. äpöfim st. dpouia.
— 13 1. exzioovcsi st. (xzivoixH. — 13/4 1, dpßjg^lt' rör] | [
fijfvov [rd]xor. — In der nächsten Zeile (müßte als 15. gezählt wer-
Digilized by Coogle
Ulrich Wilckcn: Zu den Genfer Papyri.
397
den) 1. Tä vor AvQijXia. — 10 Schluß sah ich 6p'8’[ös] st. jipijföriöi,-).
Doch ist meine Lesung nicht völlig sicher. Auch das vorhergehende
x]ai ist unsicher. Falls ich hier richtig ](D3 las, sind die Adverbia
unverbunden neben einander gestellt. — 18 hier beginnt 2. Hand. —
19 1. änb statt äva(y^ag>6(isi'oi).
44. Zu meinen Bemerkungen im Archiv I S. n54 trage ich nach,
daß auch Mitteis, Aus den griechischen Papynisurkunden (1900) S. 40/7
dieselben ans der Vergleichung mit BGU 243 sich ergebenden Ver-
bessenuigen für beide Texte festgestellt hat. Die von ihm und mir
vorgeschlagenen Verbesserungen zu Gen. 44 haben sich mir am Original
sämtlich bestätigt. Außerdem habe ich nach Einsicht des Originals
noch Folgendes zu bemerken;
Z. 1 — 2 sind von derselben 2. Hand geschrieben wie Z. 27 — 29.
Die Unterschrift gibt Dionysodoros für seinen Vorgesetzten, den ßißXin-
die Überschrift, oder besser die nachträglich über die Urkunde
gesetzte Notiz, für sieh .selbst. — 1 erg. AvT\m'etvog^ wie
schon Nicole vermutete. — 2 1. fxi’pfwr ^,uö]v OvaXtgn(i’io\v st.
\ AvroxQcaoQmi' Au«Jdpaj]v (zu lang) Ctt'aAspio| v. Gemeint ist: Vale-
riani et Valeriani Gallieni. Vgl. Z. 29. — 2 Schluß 1. MtOogtj statt
Mexd(>. — 3 erg. \AvQtjX(a IVjjm rä xai icjpKa'i'toM. — 10 lies
ji'sx Vf TTnpfot>, wie ich schon ira Archiv II S. 405 vermutet habe,
statt»; ix A'fJtTovvfot). Hiernach wird auch in BGU 571,8 A^fxvf3r(Ti>-
ve(ov) aufzulösen sein. — 12 1. ^cceiaiäg st. xagdperg. — 18 1. Ajoy-
yei-vä st. priytii’u und AfificovCov st. 'An[oX\Xmvlox>. — 25 1. 'Av-
9eaTla st. AXxioia. — 20 streiche t« x«i. — 27 1.
A't'pog. Wahrscheinlich ist die Zeile etwas nach rechts eingerückt.
Nachher 1. dt’ st. dt«. — 28 1. xcrfj;<ü(pt(JKi t; S ('= froug) statt
x«Tf;i;<ö(pi(Jfv). — 29 1. [tüv xi’pt'eav tjuCiv 0]v«4fp(av(5 v und
.MfOopj) wie in Z. 2.
Mein Hinweis a. a 0. auf das Edikt des Mettius Kufus traf nicht
den Kern. Dieser P. Gen. 44 und BGU 243 zeigen uns, in welchen
Formen der Käufer von Immobilien unmittelbar nach vollzogenem
Kauf den Kauf anzuzeigen hatte. Wiewohl die beiden Texte über
70 .Jahre auseinander liegen, stimmen die Formeln stellenweise wört-
lich überein.
Für die nun folgende Korrespondenz dos Flavius Abinnäus
habe ich leider nicht viel Zeit erübrigen können. Es sind nur Einzel-
heiten, die ich beizusteuern habe. Diese z. T. sehr schwer le.sbaren
Texte bedürfen noch eingehender Nachprüfung. Den schwersten Teil
der Arbeit hat auch hier bereits Nicole geleistet.
f
Digilized by Google
398
Aafsätzc
45, 8 die Snbscriptio Bene vaJfeJ schien mir von 2. Hand ge-
schrieben.
46,8 1. inl nX&xog rov »(pfTt'pon st. hi Todror toü ypcc/ifia-
t(ov. — 9 1. ulov diä x\Q\oiiavxiä)vav (= promotionera) st. xiov
xpi'a voftiOfiKXia Uv . . i. — 10 1. dexarap^ ■ dfxadap;(tj. — 13 1.
X6yav (= Xiiyuv) st. . . twv. — 13/4 1. ^p(n|poT/(>n'os cx . (unsicher)
statt :rpoj'p(aT|^M]i/[o^ ] xa!. — 15 1. dvvtjöofif {— ävvijaofiai) xbv
st. di>pi;#|rj] <j[or] « . . t|. — 16 1. IlXag yyx’cig. Hinter äiroxa-
xuOxijOb} steht 0(11. — 26 I. atve eväoxä. Da nach meinen Lesungen
hier Vater und Sohn mit dem gleichen Namen TlXcig begegnen, an
dieser Stelle aber der Vater unterschreibt, so vermute ich, daß Ofi»f
für seni(or) steht. — Auf dem Verso las ich: FpaggcJrto»' HXäg
oilfXQUVOV.
Auch hiernach bleibt noch vieles dunkel. Nur so viel sehe ich,
daß nXüg senior für seinen Sohn IlXüg iunior anläßlich dessen Be-
förderung (proinotio) zum decurio eintritt und Verpflichtungen über-
nimmt.
47, 11 steht rw für twi» (= t6i>, mit Schwund des v final.), nicht
für xä. Hier hat übrigens der Schreiber, wie die Londoner Parallelen
zeigen, ein <jr>4Aa/3(5gfi(Oi; versehentlich ausgelassen. — 14 schreib ev
(= ffoi) xupaaxrloui st. av^upaexifiia. Das folgende Wort schreibt
Nicole ebenso wie Kenyon Lond. II S. 272fiF. elxa. Da es nicht wahr-
scheinlich ist, daß in den zahlreichen Parallelstellen das vor ygatptvxfi
unerläßliche t« ausgelassen wäre, schreibe ich vielmehr ft (= t«.
Der Sinn ist dann folgender: Die Dorfl)ehördeu soUen die Verbrecher
stellen, widrigenfalls soll die Klagschrift an den dnx eingereicht werden.
Für diese Deutung spricht Lond. H S. 284,12: Toörovi; «3rd<fTtIo«'
— ^ — dvfveyxcofuv hl — xbv äovx«. Vgl. auch S. 287: el fit) ßov-
Xr;9(rig xotixag äxoaxiXai, ävsvtx^i]Oix(a tig yvCnSiv toü — Öovxog.
Also der dux wird nur angegangen , falls die Lokalbehörden vers^en.
— 16/7 1. xoXuovvxig st. toAgöi/rfg. Dieselbe Orthographie in den
Londoner Parallelen. - - 19 von 2. Hand 1. <l>Xnvlog. — 20 (1. H.) 1.
K[coax^avxivov. Dasselbe Versehen (statt KtoOxuvxtov) findet sich
auch in Lond. II S. 275, 276.
50. Von 7 — 10 sind mehrere Worte unsichi’r. V^on 11 an las ich
folgendes:
11 Xtbv (— xbv) TOl’TOt'
12 ul[ö]r ixixoxi'av x(tl avay-
18 XI/ gor yeyivtjxtti ypa-
14 xij evy[fvs]ia
Digilized by Google
Ulrich Wilcken: Zu den Genfer F’apyri.
399
16 ü[.T]rag xTiv x.\QC]aev (=xpi'<uv) ix
16 To[yt\a>v notijiSjjS.
Nachträglich fand ich, daß derselbe Schreiber, Luppicinus, in P. Lond. 11
S. 294, 6 dieselbe Wendung gebraucht: dvayxt] jiot yiyivtjrai. Die
Subskription scheint mir wesentlich anders zu lauten. In 21 las ich
]i/og (verschrieben für iggaiievop) statt fft] äg
und in 22: at «[üJjjsts statt wAffffT[oiJg eri. Doch dies, sowie Z. 23
bedarf noch weiterer Prüfung.
51, 14 Zeretelis Vorschlag, x£ = xvgu zu fassen, wird dadurch
abgewiesen, daß über xt kein Strich steht. Wenigstens habe ich ebenso-
wenig wie Nicole ihn notiert. x£ == xal hat hier auch einen guten
Sinn. — 15 1. Oov st. (tov. Das folgende Aam . i ist unsicher; statt
a vielleicht ff (?). — 24 ist der Raum zu klein für die Ergänzung
[^x]^^, auch scheint mir der Buchstabe vor rj ein o zu sein. Das führt
auf [:r]of; (= »oi jj), und das wird auch richtig sein. Der Satz lautet;
'Eäv di »dXiv fftpatfwd'ö, r[v]a avpxtjgtjayg avtöp, ipa ftrj [«Jo§ f|to
fiftd Töv iyjL£yc}/ilep]o}p lig xafiidärop (— comitatum, st. £x[xJofu-
d«»»). Da kann wie öfter xouip stellvertretend für ein vorhergehendes
zu wiederholendes Verbum (hier ffTpatfilfffttai) gebraucht sein. Zum
comitatuB vgl. P. Lond. II S. 273, 6, wo es von Abinnäns selbst heißt:
^xapxovvrC 6ot iv xä lepä xo(icxäxc}. — 27 1. ßpuil»!) (= cvv^oi)
statt dpvifil.
52, Dieser Brief ist auf dem Verso geschrieben, weil das Recto
bereits vorher benutzt war. Auch abgesehen von unserer Theorie über
Recto und Verso bezeugt es der Brief selbst, daß er später geschrieben
ist als die Schrift des Recto: Xdgxiop (so st. jjdprj/v zu lesen) xatta-
gop ftfj tvgop xgbg x^v ägav, tlg toü[r]o»' lygaipa. — (i/7 1. !4axi.ij-
jtt|d[dij]i'. — 8 1. v\oii]i<liidxia und dxogxCijjg.
53, 5 1. Ifljgotjyovfiaipag. — 8/9 1. ygd\lti]axa. In den nächsten
Zeilen ist noch vieles unsicher. Ich konnte nur folgendes notieren:
16 1. ftativ (= eleiv?) at ilxetp. — 18 1. xaxtiiaiaap (= xaxij^iaöap)
st. xaXiygaOap. Übrigens ist auch xaXXtjsygs in 13 nicht richtig. Den
Anfang davon las ich xal xfj. — 18 Schluß 1. dt’ ad[tjä st. Öiuxap-
xbg. — 19 1. ^dv (= iccp) dxoXiöio st. xäp dxodd>6<a. — 21 lies
äxooxdpoßai (wohl für d^ufftdvoftot, vgl. duaxdpa) statt dxroffra-
xiamnai. — 22 L ei/xa {= ip xvgCqi) st. vftäg. Verso 1 1. xd-
xgmpi st läeo\x6x^ und 'Ayttipi^. Zu dem patronus paßt die Be-
zeichnung des Schreibers als d-p^xTiig in der nächsten Zeile.
54, 3 1. Olörjg (= olöeg für oidag) statt Oldag. Dagegen in der
nächsten Zeile richtig olöag. — 7 Anfang L fxix(oiis (= itdxoiiai) st.
Digilized by Google
40()
AafslUze
ftdxofic; unmittelbar danach aber — 8 1. ngdaaig st. Tp«-
ang. Nachher 1. Oot st. ffoi’. — 16 7 wird aui^ulösen sein: äx' 6<p-
itftx(ov) fxaQia fWpjroiO- — Wzweifle ich die Ergänzung
^[ör]«0’r/ aivoXti. Uas eiv (= Oiv) wird zum Verhum zu ziehen sein:
t()dö?;ffjv öAjj. Auch in der Schrift ist oAr/ abgetrennt. Vielleicht ist
hier ^fiäd-i/Osv als 1. Aorist von /tav&tlva) gebildet. — 26 1. i’äv loo|i
doxl st. ivx\tt\yöoxltt. — 32/11 den Schlußsatz las ich so: xai uv (st.
aw) 9tlij 6 9ibg, fier’ ieov elfii.
55,6/7 VExitu yi yvöoxiiv st. ixCxav \ yivöaxtiv. — 23 lies
ßovXi (— ßovXii) st. tlxov. — 24 1. xatäitt st. vidia. In dem Mittel-
stück, von Z. 10 an, bleibt noch vieles zu verbessern.
56, 2 Lücke 1. [ToAjAd. — 5 1. ■frs'Ao st. frf'Aw. — 6 1. IloOi-
daviov (= HoattdcovCa). — 14,5 1. diii'ags äxeXxtv (= «ifAftfie).
— 16 1. eiiiel. — 17 1. aTgaricoTibv st. [aJrpaTij'j'üv. — 18/0 1.
ixuveXtlv. — 19 1. rov st. orou. — 20 1. f’Jijtjjtfa. — 21 f . . (?)
ixxXijöCa. Der Anfang schien mir nicht $v zu sein. — 23 Lücke
1. f[ÜT]oü (= avTOv). — 24 1. rov st. oti. — 25;6 glaubte ich äv-
rlyQutpov zu sehen. — 28 1. ylvofiai. Das Folgende konnte ich
nicht mehr prüfen.
57, 3/4 1. ©at>ftdS[coJ u)? äAdywg — ^>1- Ilguy^a
yag oCx fa[ri] st. -Ti'poö' fid ydg ovx ffdft]. Dieser I/XovTaftuioi-, der
hiernach in ziemlich scharfen Worten sich an Abinnäus wendet, ver-
tritt die Interessen der Stadt (Z. 4), wie er auch in einem anderen
Brief (Lond. II S. 283) auf die -TÖAig hiuweist. Vielleicht war er ein
Buleut von ArsLnoe ebenso wie jener Chaireinon, der in ähnlichem Stil
sich an ihn wendet (Lond. II S. 284).
60,5 las ich g)[ ]g. Das könnte zu 9>[ofi/jxa]g ergänzt
werden.
62, 9 1. ßi^iXar^avog (— vexillatio), wie schon Wessely (Woch.
Kl. Ph. 1901, 428) vermutet hat, st. üfytojrog. — 12 1. /itj rtvn
st. fiijdtva. — 13 1. fierd st. gc'Apf. — 14 \i]xaviaHg ist nicht richtig.
Dahinter lese ich: xgoaiagitdfievog iaii xd fiiyiaxu. — 15/G lies
dvxiygaitioi (sic). — 16 1. ö idoxag st. oü doxfj. — 18 1. xoiijaur
st. xf^öeig. — 19 1.
64. Die Sigle in der Geldabrechnung, 12fiF., bezeichnet nicht die
Drachme, sondern das Talent. Ebenso wahrscheinlich die Sigle in 63
11 11 — 23 und III 8ff., wovon ich das Original nicht gesehen habe,
ln 64, 12 beträgt die Summe übrigens: Talente 118 (Drachmen) 2<X)0.
— 18 1. MfXag st. iMaAAjt'rjjg].
Digilized by Google
Ulrich Wilckcn: Zu den Uenfer I’apjri.
401
66, 1 1. j (für AvptjXroi) l4uft<avtavbg ’£xt!(j[t]os.
— 2 1. ri,u[aj']fi'o(r)g. — 5 schreib AvQrikia Oioödtga als Dativ,
denn trotz aller Fehler des Schreibers müssen die AvptiXioi Subjekt
sein. — (3. 1. &[vy]dTrjQ (für ■^yarpl) Kovtnlov(g) statt fdi|d ’üp-
xovei TOI'. Die Stelle zeigt, daß Koveifjs, tjovg ein selbstilndiger Name
ist. Darum habe ich es auch oben in 12, 4, sowie in den nächsten
Nummern von "CU getrennt. — 7/8 1. — 9 las ich
^7' *f[dio]ig Mapog Uävaag, doch das ist nachzuprOfen. — 11 die
Amrenzahl ist lOj. — 12 vor jrpog steht a. — 13 1. nj'ofi'ov und,
wie es scheint, ßgoxflS (vgl. (37,10). — 14 1. ioia(iBv st. äniaiapiv.
15 1. ;iA7jpi;t st. ix nh'tpovg. — 16 1. exfofifv und AvptjXioig (wie
in 1). — 17 1. Afificjinavog st. Avmavbg. — 18 1. npoxifievoi.
67,7 1. 'Ol Koveiilov(g). Vgl. die Bemerkung zu 66,6. — 8 las
ich &avenl' . — 9 1. t,y\' statt la'. Beachte den Unterschied von der
Indiktionsangabe in Z. 2. — Verso 1 steht wirklich ’AvvLuvbg (trotz
Z. 3). Darunter las ich noch eine zweite Zeile: (dpoup . .) yll s[i]g
[ff]*op[öv
68, 3 1. i[djat|dfi7jr. — 4 1. "Ol /fot7[st)jo(t>g)]. — 6 1. xeaae-
QKXovza. — 7 1. rieöuQtg. — 8 1. bloxoz' zivovg. — 9 1. vo-
(ila{fiaza) statt |i]lxT. Hier ist interessant die Gleichsetznng von
Holokattinoi und Solidi! — 9 1. öltpgov (sic) st. 6i(pQi)v. — 10 1. rä
st. TÖ. — 14 1. ideldfir/v. — 17/8 1. ot3|[Tdjv st.
69,5 1. ßovXöiif^^ (sie) und ’löp Ä'ovsnjou(g). — 17 1. \KXa-
jUKtfijog lg] eypa^u.
70, 9 las ich vor lv6ixzCu>vog die Zahl x" . Wenn ich richtig ge-
lesen habe, so liegt hier der Fall vor, daß über die 15. Indiktion hin-
aus gezählt ist. Diese 20. Indiktion würde also der 5. des nächsten
Cyclus entsprechen.
71, 2 1. Tftpdj;(opo) st. fzezp{ijzu(). Das ist ein Maß von 4 Chor,
bisher noch nicht belegt. Vgl. unten S. 437. — 5 erg. TlzoXXä(zog).
V'^gl. 1. — 6 1. rft[p]dj;(opa) st. Tog d[f];i;(opri!). — 13 1. Oatdtai.
— 27 1. 'Avovß&xi. — 28 1. df;|'opot'. — 29 schreib ix st. tx{(tazov).
Ich würde diesen Text der Schrift nach eher dem III. als dem U. Jahrh.
zuweisen.
72, Der hier publiziert© Brief steht auf dem Verso; das Recto
war schon vorher mit einer andern Urkunde beschrieben. Dieser Brief
ist also eine Kopie (resp. Konzept); daher ist das Präskript verkürzt
(s. unten) und die Adresse, die im Original auf der Rückseite stand
(resp. stehen sollte), steht hier unter dem Brief. Ähnlich /als Kon-
r
Digilized by Google
402
AufautzO
zept) möchte ich auch den unten S 405. von Gradenwitz edierten
Alypiosbrief auffassen, der dieselben Formalien zeigt. Oberhalb der
ersten Zeile Nicoles la-s ich: //(apa) [<P]t[Ao]Sf»'oi». — 1 Schluß ist
vielleicht ar«l td J/[oJv zu lesen, doch ist das nicht sicher. Unterhalb
von Z. 5 las ich noch folgende zwei Zeilen:
6 Tf oivoÄwAtj
7 0(Aad^ Agu'ag.
Hiernach bekommt der Brief, den ich übrigens der Schrift nach dein
in. Jahrh. zuweise, ein neues Interesse durch seine Beziehungen zu
Nr. 77. Denn der Philoxenos, der hier den Weinhändler Tesenuphis
auffordert, das Geld zur Zahlung der olvixd bereit zu halten, ist ohne
Zweifel dieselbe Persönlichkeit wie jener OvaXtQioi KeXtaQioi ö xc!
([>iX6levog, dem derselbe Tesenuphis dort eine Weinreclinung bezahlt.
Die beiden Texte setzen übrigens voraus, daß Philoxeuos nicht etwa
seine Weine vom Tesenuphis bezieht, sondern daß er Wein au diesen
Weinhändler liefert. Philoxenos mag ein großer Weingutsbesitzer ge-
wesen sein. Weiteres unten zu 77.
73, 1 1. Uafiovvis statt Uajiov^ig. — 5 1. ^ictöraig st. [f]:ri-
6taig. Das MaseuUnum 6 xaiarrjg ist zw'ar noch nicht belegt, soweit
ich sehe, sondern nur :taixttjg, wohl aber das zu jenem gehörige Femi-
ninum ij «alozQia (Spielerin, Tänzerin). Außerdem begegnen die Kom-
posita aviizai<STt]g und 9PtAon’«f<rn/g. — 7 lies aQialn\y\ tlg statt
— 9 h (= fis) st- fig. — 12 1. ;rcpf j;og[£'r]on statt
wap£j;oi'[TosJ.
74, 7 habe ich Arch. I 5ö4 mit Unrecht ögrag statt SAog vorge
schlagen. Letzteres ist deutlich geschrieben. — 11 1. ’Povfpp statt
P..vtpm. — 21 ist änoTlt\y\nv nicht richtig. — 27 1. '//p[alg xcl]
Ö£pg[ot)^igl xal.
75 gehört wohl noch in das III. Jahrh. n. Chr. — 4 1. Mfiavov,
wie schon Nicole in der Anmerkung für möglich erklärt hat. —
6 die 1. Hand hatte geschrieben ygceaxv&ig, was die 2. verbesserte in
yßp (fxvtlg. — 7 las ich exvrijg statt ffxii^ÖS- scheint ein Ver-
bum axvTflv gebildet zu sein. — 9 1. äyav&i'mv (— äxuvdi'cav) st.
ttxttp&icav. — 16 1. ff’ st. fff.
76, 4 der Eigenname ist mir noch nicht klar. Ich las: /Zßfffrd . t.
— f) 1. ddfAgiö (mit Schwund des v 6nal. für ääsXtpbv) st. adeXtpöv.
— 7 1. dS>vat ttvzä st. 6t . a . . . 6z(p. — 16/7 1. iyä aoi\ve§ccXov
(^wenn ß richtig, = OvvsßaXov, vgl. 17) st. IvyCiatxi \ [i]v^ßaXXov. —
17 1. tQydaaazai (= i^ydaae^ai) st. tgydaaizo. — 22 "fe’ppiDffo scheint
Digilized by Google
Ulrich Wilcked: Zu den Genfer Papyri.
403
von 2. Hand zu sein. — Wenn ich die dunklen Worte recht verstt-he,
so weigerte sich der Letzte, mit dem der Schreiber verhandelte, auf
Kontrakt zu arbeiten (avfupava tQycceae&ai); er wollte nur für die
einzelnen Tage {xQog tjfii'Quv), mit einem Tagelolm von 12 Drachmen
die Arbeit übernehmen.
77. Hier haben schon (jirenfell-Hunt, P. Fay. S. 192 nach dem ima-
logen Text Nr. fi.3 ihrer Ausgabe manches richtig gestellt. So in 2:
kitei st. 'A:ihxhq^ov. Auch ihre Emendation Teaevotxpig
oipoxä(jlt/'g) in 3 tritft das Richtige. TiOivovtptg steht da (st. TfOt-
vovqnog). Ich füge jetzt noch hinzu: 1 Anfang 1. KurißaXisv) statt
jf. — 3 1. st. rtX{fO(iurag). — 4 1. ägaxfiäg st. dQaxjiui-
— 5 1. diaxooias st. diaxöaiai. — 6 1. dgaxu {= dgaxfitcg) und
hinter dvo: / in(l to uvxh) ^ (= ä^axficii) v. Das 19. Jahr des Datums
wird 210/1 sein (vgl. obeu zu 72).
Hier wird also dem Weinhändler Tesenuphis quittiert, daß er au
Philoxenos, den Schreiber von Nr. 72 (s. oben), von der rifitj, dem
Kaufpreis von Wein vom vorhergehenden Jahr, in Silber 244 Drachmen,
in Kleingeld 52 Drachmen gezahlt hat. Da dies zusammen erst
296 Drachmen macht, so haben wir nach der Sehlußsumme (das macht
400 Dr.) eine Restquittung vor uns (vgl. «xit Tifif/g). Die hier ge-
zahlten Gelder sind offenbar die in 72 genannten oirixci, oder sind
doch derselben Art. Mit Recht hatten schon Orenfell-Hunt heraus-
gpfUhlt, daß ihre Urkunde Nr. 63 besser für eine Quittung über eine
Kaufsummc paßte, und nur mit Rücksicht auf diesen Genfer Text haben
sie in Z. 9 k[,tö xtX^ta^arog’f) eingesetzt. Auch dort ist nun natürlich
ft(at6 ritiijg zu ergänzen.
78 steht auf Verso, da auf Recto bereits ein Aktenstück geschrieben
war. Beide würde ich eher dem 11, /III. .lahrh. zuschreiben.
2 1. a(fx = äQx{}ii>a)T{tvattVTi). — 3 erg. Käa[TOQog tov xrX.
— 12 1. «1 xiQoxtiucvai) (ÜQovQai) t y' (= t/fiiav) statt ai
x'. — 19 was Nicole exai las, habe ich nicht erkennen können.
Jedenfalls ist es vom Schreiber getilgt. — 21 1. f’| aXo) ft st q cot st.
Ül'
itpaXüig (sic) fiixQtp. — 24 1. y(fj st. tüi>. — 27 1. ävaßoX\ag st.
dra/fl vo/tot's |. — 29 erg. Kä6\xe>Q\.
79, 2 der Name scheint eher rsXäSiov geschrieben zu sein. Zwischen
3 und 4 ist kein größerer Absatz. Die Urkunde beginnt mit Ausqxö-
fuvov, utlxt was wobl nur in dem Sinne von UasQxoi' stehen kann. —
(2. H.) V
10 1. ttvxiXiyti und ä%o66asi xov «pyopi'oe.
Archiv f. Papyniafnrschaiig 111. 3. 27
Digiiized by Google
404
Aufsätze
80, 1 1. Kafiida st. Kafiaea. — 1 l. ß st. a.
81 (II. Jahrh.). 1 1. tlg fftTtxöfv] j'[f]ojpyöv. — 2 vor dem
Kaisemamen steht die Jahressigle. — 5 erg. rö. — 6flF. Hinter den
Aruren bricht der Papyrus meist ab. Dahinter sind Drachmensummen
zu ergänzen. — 8 1. Vivagv^ (unsicher, ob vollständig) st. Tivagvcov.
— 12 wird Nußl(a) zu ergänzen sein. Vgl. oben S. 239f. — 19 1.
al ovO(ui) ai £pou(pa(). Am Schluß nicht cato([x(ov. Ich erkannte
nur caco . [. . . — 21 1. n-pox^(fif vttt) st. xgoei.(gtjfievcu). — 31 scheint
mir mit . zu beginnen.
Halle a/s. Ulrich Wilcken.
Digilized by Coogle
Ein neuer Alypios-Brief.
Eiuer mir geliörenden kleinen Kollektion entnehme ich die nach-
folgende Urknnde (Xr. 4), deren Eigenart sie der Veröffentlichung in
diesem Archiv würdig zu machen scheint;
77(ap) ^JLvjtiov.
^idov EvSaifiovi xal IltoXtiovi
xixvois Eagiatafi(iavog aai
dupiov xa[ta ^ij\va vxeg öil/caviov
Ttvgov /xa[Tfp(D u]Qraß7}v fuav
& ijfuev x[ai dgyxiQ^iov dgccx(itts
^xoOi xui /iaiov xoTvlag xetraagsg
xai xax’ ivtavxov tlg t^a9rixov
dgaifiag xtöOugaxovxu dxxca
z/ftlov xat äiäov xaxa fixjva
Io txaöxa xvgov ägxaßijv (u-
av ijfuOv fXaiov xoxvlag
xeaoagag xai dgyvgiov 2. Hand.
dga^fiag tixoai xai vxtg tiiiu-
xi6(iov xax' ixog dga^uag
16 xeaoagaxovxa öxxa
'Hgatviiva <p(govxi<Jxji) &gaao)
Lt = U'dvg e
Z. 7 d^Tj zieht Wilcken vor statt <1, — Z. 9 Jfifoi’] Wilcken. xara firira]
Wilcken. — Z. 12 xajJ Schuhart. — Z. 14 ^ros] Schubart.
Der Papyrus ist seiner Anlage nach wie auch nach dtm Personen
von Schreiber, Absender und Adressat ein Gegenstück zu dem von
Comparetti in der Festschrift für Gomperz S. 86 als Verso eines philo-
sophischen Stückes herausgegebenen Briefe. Er ist von Alypios ge-
richtet an den qigovxiOxr^g des Dorfes Thraso; dieser ipgovxiaxrjg heißt
Heroneinos. *)
1) Über Alypios und Heroneinos ist kein Zweifel (vgl. Vitelli, Papiri Fioren-
tini S. 29). Alypios, von dem die Urkunde ausgeht, ist der hohe Herr, der eine
27* r"
Digitized by Google
406
Aufsatze
Die erste Hand ist die gleiche, schöne, steile, kursive, wie in
jener Edition Coraparettis. Die zweite Hand ist eine unerhört fahrige
und zittrige Andeutung der gemeinten Huehstaben. Sie ist die spätere
Schrift, denn die betreffenden Buchstaben von öxrci gehen deutlich
über den Längsstrich des <p in (pQ(ovriaty). Der Schreiber der zweiten
Hand, dessen Zeilen zu denen der ersten Hand etwas schräg stehen,
ist mit dem ihm freigelassonen Raume eben ausgekummen. Es muß
trotzdem die erste Hand nach einer ähnlichen Vorlage wie unsere zweite
Hand geschrieben sein. Denn, wo der Schreiber der ersten Hand ge-
fehlt hat, wie bei ixoei und bei Iftarr/xov, geben die perversen Züge
der zweiten Hand Anhaltspunkte für sein Versehen; und die Schrei-
bung des durchstrichenen e nebst t mit Trema läßt auf eine Vorlage
mit schließen, wie denn in der Tat die zweite Hand dfut-
ri.6y.ov hat.
So liegt hier die auffällige Erscheinung vor, daß der Chef das
bronUlon entworfen, und die nach diesem gefertigte Reinschrift in ex-
tenso, wenn auch nicht wörtlich, noch einmal zwischendurch geschrieben
hat, wenn nicht am Ende seine Zwischenschrift bedeutet, daß er die
von Korrekturen und Fehlern keineswegs freie Haujitsehrift verwirft,
und eine neue fordert, die er vorschreibt; in letzterem Kalle würde
freilich das Felilen der Namen des Eudämon und Polion befremden.
Inhaltlich ist die Urkunde eine Anweisung von seiten des Alyjiios
an den qppojTtffrrjg, er möge den beiden Kindeni des üaQa^iayyiov
monatlich und bezw. jährlich bestimmte Alimente und Equipierungs-
g(slder zahlen.
Hier erhebt sich denn die Frage, in welchem Verhältnis der <p(}ov-
riOri'jg zu den Kindern gestanden habe. giQOVTiöTi'jg, curator, ist von
allen die Vertretung betreffenden Ausdrücken der farbloseste, und es
steht an sich nichts im Wege, zunächst an einen ^/poeriörijs, PHeger
oder Vormund der Kinder zu denken, welchen seine Überbehörde an-
Anweisanf; ausstellt, Heruneinos der ihm untergebene Kiiratur von Thraso; so ist
denn hier /lop’ ’Alvxiov vorangestellt und die. Adresse, durch die ganze Urkunde
getrennt, hintangestcllt, — iui geraden Gegensatz zu den Kingaben an Keanite
und Verpächter, wo ausnabniHlos tiü — napä roe gesetzt wird. Alypios an Hero-
neinos findet sich wieder in dem l’ap. Klor., den G. Vitelli in Atene e Kuine VI
256 publiziert hat. Auch in dieseui Uokument weist Alyiiios den Heruiieinus an,
und das Schema ist das gleiche, insofeni unter dem Tenor der Anweisung und
der Adresse ein eigenhändiger Vennerk steht. Aber da jener Florentiner faktische
Befehle enthält, so schreibt Alypios eigenhändig nur mehr einen Gruß und eine
allgemeine Direktive, während er in unsenn Kechtsdukument die ganze Anweisung
wiederholt. Die Zeit für die Urkunden, deren nach Vitelli Florenz noch zahl-
reiche besitzt, setzt ebenderselbe Forscher auf etwa 260- 270 nach Uhr. fest.
Digilized by Google
Otto (iraileiiwiti!; Kin neuer Alypios-Hrief. 407
weist, oder ermiiehtifrt, für die Kinder aus deren Vemiöffen die und
die Summen herzugeben. Das römisehe Itecht scheidet tutor und
eurator schlechthin nach dem Pflegebefohlenen, und gibt Weibern und
impuberes den tutor, den imberes minores, den Wahnsinnigen und Ver-
schwendern, sowie ilen vorübergehend Bohinderten, den eurator. Die
Papyri sind vielgestaltig; Wie sie den xdpjos nur den Weibern zu-
billigen, so iiaben sie den ^artVpo.-rog ausschließlich für die üiprjhxts,
also für das, wa.s in Rom „tutor*' heißt, zwei Wort«» und sicherlich
auch zwei Begriffe. Aber wenn in Rom jeder impubes seinen tutor
hat und einen eurator nur neben diesen erhalten kann, etwa um einen
Prozeß zu führen, in welchem der Tutor Gegeninteressent ist, so
leuchtet aus den Papyri eine reichere Gestaltung der Vormundschaft
der hervor.
Vormund.schuft ist wie Beerbung in iler älteren Zeit wesentlich ein
Recht der Familie. So ist tutela legitima die Vormundschaft der Nächsten
eben wie die liereditas. Wie die hereditas legitima gebrochen werden kann
durch das Testament des pater familias, so auch die tutela legitima durch
die tutela testamentaria. Wen der Vater im rechtsgültigen Testameute
zum Vormund eingesetzt hat, der schließt die nächsten Angehörigen
ebenso aus, wie ein eingesetzter Erbe. Wenn aber weder testamen-
tarische noch blutnahe Erl)en da sind, .so wird die Erbschaft zur hero-
ditas jacens. Die tutela aber darf nicht brach liegen; darum haben
Spezialgesetze in Hom unterschiedlichen Behörden das Hecht gegeben,
einen Tutor zu eimeunen — einen tutor, nicht einen eurator, da, wie
«d)en bemerkt, der eurator impuberis nur neben dem verhinderten, und
nicht als Ersatz eines fehlenden tutors einzntreten hat. Die Römer haben
dann auch zwei verschiedene Arten von tutor, einmal den allgemein-
gesetzlichen und den durch das Spezialgesctz des Testamentes in con-
creto ihm vorgehenden, und sodann den imperio magistratus gegebenen.
Diese bekannten Sätze wurden vorausgeschickt, damit die allgemeine
Frage an der römischen Lösung sich kläre.
Wonn wir nun das Material der Papyri überblicken, so finden wir
für den Vormund des Uuerwachsenen: t:r(xQo:io^ und tpQotTitfryjc; neben-
einander in Gebrauch; man wird geneigt sein, hier nicht eine Willkür
anzunehmen, sondern getrennte Gebiete abzustecken. Einen Anhalts-
punkt gibt folgendes: Der f.T(>poaros' wird mitunter so bezeichnet:
BU 8H8, Zeile 20f.: rolg t^s f^ivaxvyxios fieTijXiaxvir/S xXrjQovöftoi^
tcXtCoi^, ittv di äipyjXixtj; wfft, tolg rovrav voftifioig ixiTpöirotg uv r«
dv6(ictra t:il töv töxuv dxjXca&rjafTai. Handelt es sich um ein Mädchen,
so kompliziert sich dies zu der Formel fBU 907,2,3): zaQ"A<pffoöi-
«lag äfpt'jXixog uerä xvqCov xai ixirgdxov xarä
Digilized by Google
408
Aufsätze
Tovg vöfiovg Tov xarp6s , oder (BU 667,21): fterä
xvp^ov x«l] (so zu ergänzen!) txirgöxov xard roig pöfiovg tov xar()6g
— iiuch Zeile 3 ist hiernach zu ergänzen. Wo die Bemerkiuig „gesetz-
licher Vormund“ felilt, da pflegt, namentlich in Arsinoe, der ixirpoxog
seine nahe Verwandtschaft zum Mündel herrorzuheben. BU 644, 4£f.:
Utxv6ig ag ixCiv Sixa tqiüiv ftsra ixixgöxov xov xaxQÖg
ääfiqiov. BU 98, 7 : ix^XQoxog äi avxäu 6 xaxd xaxe'ga avxäv 9’ilog
'vlßovg. BU 324, Iff.: 2.’eprjvp xä xai "Egaxi xal ’Aki^ävÖQa xä xal
2Jov%ajHiävi yeyvfi{vaaiafxrjx6<ic) XQog xfj lxt.x{Qlau), xä dl ’yike^ävÖQa
x^ xal Eovxayi,(iävi a<pijJL(ixi) dt’ dxixp(6xov) xov xgbg (iTjxgbg %tlov
Käaxogog xov 2,'agaxiavog äxod£dtj'fi(evov) yffilvaaidgiov). *) Ferner
Oxyrhynchos 283: b xov 'AxCmvog adtltpbg xai ixc'xgoxog Ka/Uidäfiag.
Ebenso wird BU 136, 11 gesagt: ronj dvxidixovg — und sie sind Vaters-
brüder — xaidbg iveeOixevai tavxovg xij ixixgoxfj. üxy. 727, 9 fl’,
heißt es, daß die Aussteller der Urkunde, da sie gegenwärtig nicht
imstande seien, die Fahrt ins ägytische Land anzutreten, den Ofelas
bestellt haben ipgovxioxijv xal xaxa xrjvdt ewxägyjOiv <pgovxiovpxa
xal ixcfitkrjoöfuvov av xal axnol ixixgoxevovaiv axpriXixav savxäv
adtXxpvdäv. Freilich kommen auch ixCxgoxoi ohne die Bezeichnung
als gesetzliche und ohne Angabe des Verwandtschaftsgrades vor, wie
in der kurzen Steuererklärung Amherst 75, 34 und in der Eingabe
Oxyrhynchos 716 und möglicherweise in der Eingabe 740,42. Am-
herst 91, 1 bringt ein Pachtangebot an einen Unmündigen mit seinem
(xixgoxog und seiner beistehenden Mutter Herois. Hier mag an einen
avvtxixgoxog geflacht sein, wie sich solchen die Witwe nach dem Hei-
ratskontrakte üxy. 265, 28 soll bestellen dürfen: xäv xdxvoav äfijUxcov
oi'Twt' iaxcoaav t] xe I^agaxovg xal 6 vx’ avxfjg xaxaaxu^xjeöfiivog
{xixgoxog x«l 6 GvvtxngoxivOag ixifitxaXldlrj .... Das ändert aber
nichts an der Tatsache, daß namentlich in Arsinoe der {xixgoxog als
gesetzlicher oder verwandtschaftlich nahestehender bezeichnet wird.
Daneben findet sich als Vortniter eines Kindes auch der tpgovxiGxtjg:
BU 352, 9: exi dq>fjXil äv did q>govxi6xov (folgt der Name). BU 420,
xagd riaoCiovog Ma^i/iov dgtijiixog diä q>govxiGxov
Övvwgjpfcng. Grenf. I, 45, 5: Teoevovtpiug xov Kuaßiog dxb £oxvo-
xaiov vtjaov diä qjgovxiaxov Uavovipeag xov TfOevovipemg. Die drei
Stücke stammen aus Arsinoe, sind alle drei Stenerprofessionen, imd
reden nicht von einer Verwandtschaft zwischen Vormund und Mündel,
wenn auch allerdings die Grenf.-Urkuude eine Verwandtschaft durch den
Namen Teasvovxpig nahelegt. Da ist denn zu vermuten, daß mindestens
1) Nach Wilckens Verbesserungen.
Digilized by Google
Otto Graclenwitz: Ein neuer Alypios-Brief.
409
in Arsiiioii der Name izhgoxog wesentlich für den gesetzlichen, durch
Verwandtschaft, oder wie in BU 86, 18 durch Testamente ernannten
Vormund in Gebrauch war. Vgl. 86, 17: 6 avrbs 6 6(ioXoyAv xa&COTtj-
rai fifTÖ rijv eavrov reXevT^v rotg «(p^Xi^i avrov xixvoig "Slgov xal
Tttßovxi ixixQOJtov xal dnixgoxtvovxai avx&v, fic'zgt däv iv x^ v6(ia
TjXixiCa ysvo{mai], xöv yv-^aiov aixov (plXov Ilaßovg £axaßovxog xov
'Agxayäd’ov äxb r^g xgoyiygafifiivrig xibfiijg legea xov avxov d-foü.
Zagriyyjai d'l 6 ixhgonog xotg dq>tjXi^i xixvoig "Hgov xal Jlaßovxi xi)v
xa9tpcovaav xgo<p^v xal xb iXaiov xal xbv C/iartafibv xal xä aXXa ö<fa
xa9^xei, xov ITaßovxog dtöovtnog xoig dcptjXi^i, 6x6xs täv tv xfj vdfico
tjXixeta yivovxai x . v xdvxav Xöyiov t[. . ,]g xfpl undarjg niertmg
oüöijg »fpl xbv Ilaßovv. Dahingegen wurde wohl für den Vormund,
der lediglich durch obrigkeitliche Verfügung bestellt wurde, die Be-
zeichnung als Pfleger, gjpot'rttftrjg, vorgezogen, welcher im übrigen mehr
für den Vertreter Erwachsener, sei es in der Handlungsfähigkeit be-
schränkter, sei es abwesender Personen gebraucht wurde. In einem
Falle, wie Oxy. 727, Hfl', ov dvvdfifvoi xaxü xb xagbv xbv lg Alyvxxov
xXovv xoi^aaa&ai (fvveaxaxivai xbv xpoyeygafifu'vov ’Si<peXäv Svxa xal
xß>v vxapzbinoav avxoig iv xä 'O^vpvvzeixTj vofiä qjpovxiOxtjv xal xaxd
xtjväe xx/v avvxäptjOiv xppovxiovtna xal ixifieXtjööfisvov av xal avrol
ixixpoxsvovaiv dqtrjXlxav tavcciv döeX(pi6äv würde nach römi-
schem liechte, wenn die wahren Vormünder rei publicae causa fern-
gehalten werden, die Möglichkeit vorliegen, einen tutor in locum ab-
sentis zu erbitten. In dem Papyrus beschränken sich die Vormünder
darauf, die Sorge für das Mündelvemiögen in Oxyrhynchos dem Pfleger
zu übertragen, der auch ihre eigenen Angelegenheiten in ihrer Ab-
wesenheit besorgt. So ist denn tppovxiOxxjg keineswegs technisch der
Vormund des Unmündigen, sondern ein nur als Ausnahme gedachter
Pfleger. Die Scheidung in der Tätigkeit, die in Rom gefordert wird,
daß nämlich der tutor in ipso negotio praesens auctor fieri debet, der
curator vorher oder nachher konsentiert oder auch allein statt des
Mündels handelt, ist auf die Begriffe ixCxpoxog und <ppot^i<fxxjg nicht
anzuwenden, denn ebensowohl ftsx ’ ixexpoxoix wie di’ ixlxpoxov handeln
die dgf>^Xixeg, von der anderen Seite gibt es auch Akte fiixd q>pov-
XiOxov.
Viel häufiger als bei Kindern findet sich der ^povtMJrzjg bei Weibern,
imd man kann hier ein Gebiet für ihn abgrenzen, wo er, und nicht
der xvpiog, auftritt; ein anderes, wo er mit dem xvptos konkurriert,
und ein drittes, welches dem xvpiog allein anheimfallt. Ein viertes
Gebiet bilden diejenigen Akte, bei denen die Weiber ganz ohne
männlichen Schutz aul’treten; vor Allem die einfachen Beschwerden an
r
Digilized by Google
410
Aufsätze
die Beliörden wegen Realinjurien oder sonstiger Unbill. Hier wäre es
in der Tat sinnlos, das Weib warten zu lassen, bis es einen männlichen
Beistand gefunden hätte. Hierhin gehören beispielsweise die Beschwerden
HU 291, 3: nccQcc &eavovTog Tlextaovxov a«b xtofir^e Kagavtdog . . . .
(7j. 8) lUzgäviog de rig \ov^it]viov xecrnqiQovtjeag fiov wg yvvtaxbg
dßoTjdxjtov £;r£pj;£r«f fioi (xatfra ßoxtiofievog ccrapxnaca rovg ixi-
xufif'i'ovg xaigzovg ... Es ist klar, daß hier Eile not tut und daher
die Petentin allein Vorgehen darf. BU 327, 2: An den SixaiodÖTijg
und stellvertretenden Präfekten wendet sich ein Weib mit einer
Klage gegen Gajus Longiuus Castor, welcher es verweigere, ihr das
von Gajus . . . Macer ihr in römischem Testamente hinterlassene Legat
von Geld und Ivleidem auszuzahlen. Nur für sie schreibend tritt Cajus
Longiuus A])ollinaris auf, nicht als ihr Vormund; hier wird eine
Klage angemeldet, im Termine hätte freilich ein exdixog zu erscheinen.
Wieder an den Epistrategen wendet sich in BU 340 ein Weib mit der
Bitte, ihr Ruhe zu schaffen vor zwei Übeltätern, die sie um ein lega-
tum debiti bringen wollen. — 0.vy. 488, 3 nimmt allerdings eine Krau
ihren Sohn als xvQiog für die Beschwerde gegen den xoafioyQuufucTevg ,
«'eiche aber ausläuft in die Bitte, es möge an den Strategen geschrieben
werden; ebenso sagt BU 22 eine Frau rö xapbv fit) exovaa xvpiov,
indem sie sich über Gewalttätigkeit beim Strategen beschwert: allein
beweiskriiftig sind vielmehr die Urkunden, die ohne xvpiog bestehen,
— da nichts im Wege stand, daß eine Vorsichtige zum Überfluß einen
xvpcog initnahm.
Dagegen bedürfen durchaus männlichen Beistandes die dxoygag>cd.
Die Vermögens und Steuererklärungen haben ausnahmslos entweder
einen xöpios oder einen (ppotfridrijg neben der Eingebenden. Einer
Unterschrift, etwa imdedbixa, bedürfen derartige Eingaben nicht; wo
sie vorkomint, lautet sie entweder bloß ixiäe'Ömxa, oder (HU 139)
OvuUgia Ilax'Uva dtd ^povTiOrov 'Slgiyevovg imdedaxa (vgl. etwa
BU 33,1; ö9, 8; 206,4,24). Und hier wechseln die xvgioi mit den
(pQovTiOTui ebeu-so ab, wie die Präpositionen did und ixerd. Es ist
schwerlich ein sachlicher oder auch nur formeller Unterschied in der
Behandlung der Eingaben, auf den die verschiedenen Bezeichnungen
deuten könnten; es scheint vielmehr der Schreiber der Eingabe sich
bald als xvgiog, bald als qjQovTiarijg bezeichnet zu haben, wenn auch
streng genommen das Weib mit dem xvgtog, der tpgovrKfTijg statt
des Weibes handelt. Denn, weim rechtlich beides gestattet war, wer
wollte hier nachrechnen, ob der Mann wirklich mit seiner Frau die
Urkunde abgefußt, oder statt ihrer er allein geschrieben hatte! Auch
hier, ja hier noch mehr als bei dem ixirgoxog der Unmündigen, zeigt
Digilized by Google
Otto Gradenwitz: Ein neuor Alypios-Brief.
411
sich der Unterschied, daß der xt’ptog regelmäßig nach seiner Verwandt-
schaft zur Petentin bezeichnet wird, der (pgavrienjs regelmäßig ohne
eine solche Bezeichnung auftritt; freilich findet sich auch BU 185,4
ifgovTiörov tov bfionaTQiov ääcX(pov; BU 869 dtpyjXixag iittä qppot»-
Tiötoii TOV Ovj'j'spox's, und eine in jeder Hinsicht merkwürdige und
regelwidrige Urkunde, BU 88, 5 hat XaiQx'jfimv . . . .-Tf;rpax(a) 'lacdäga
ä<f tjX(ixi) [^f]T(«) (pQovr(iaTov) TOV »arpog. Allein im allgemeinen heißt
es duc (pgovTiaTov ohne Angabe des Verwandtschaftsgrades, während
der xvgiog nur ganz ausnahmsweise ohne Verwandtschaftsbezeichnung
dasteht.
Es kommt also der qiQomiaTjjg sowohl bei Weibern als hei
Kindern, im Gegensatz zu dem allein den Weibern vorbehaltenen xtiptog
imd dem allein den Kindern heizugebenden ^Ätrposog regulär ohne
Bezeichnung der V'erwandtschaft vor; und er kann daher in beiden
Pallen umsomehr als die von außen kommende, nicht dem ureignen
Wesen der Hilfsbedflrftigkeit entsprossene Rechtsfigur betrachtet werden.
Dagegen aber ist der ^povrtorjjg in einem andern Falle die natur-
gemäße Hilfsperson der Weiber, welche durch einen xi'piog kaum er-
setzt werden kann; bei der Erklärung an ein Weib. Wenn ein Pacht-
antrag oder ähnliches an eine Besitzerin zu richten ist, so kaim dies
nur entweder an sie direkt, oder an sie durch Vermittelung eines <pgov-
TKjTijg geschehen. Denn der xvgiog tritt mit dem Weibe handelnd
auf, und ein Antrag unter Abwesenden richtet sich nur an den Ver-
treter oder an die Geschäftsherrin, nicht an den eventuellen Beistand
bei der Vollziehung des Rechtsgeschäftes. So sind in der Tat mehrere
Angebote an diese oder jene Besitzerin diä <pgovuaTov erhalten.
BU 39, 1; 71,4; 76,9, wozu noch die Bankurkunde an das Kind 88,5
hinzutritt. Nur Briefe mit xalgitv wechseln hier mit dem xiiptog der
Adressatin: BU 68,3; 155,1; 187,2.
Überdies kommt der ^ppovTiöTtjg in der Eigenschaft als Ergänzer
unvollkommener Handlungsfähigkeit überhaupt nur im Faijum vor, —
er ist eine Aushilfe für die mehr technischen des xiiptog und des ixlTQo-
xog, eine Aushilfe, die man im oberen Ägypten vermieden zu haben
scheint. Natürlich konnte derselbe Manu als qiQovTiaTr'jg eines Weibes
bestellt und ihr zugleich als xiiptog ein Beistand sein. Die Funktionen
waren prinzipiell verschiedene, wenn die Trennimg auch in denjenigen
Fällen nicht streng innegehalten wurde, wo ein ypovrttfTiJg ebensowohl
wie ein xiiptog aufzntreten befähigt war.
Aber der tpgovTuJTijg erscheint noch in ganz anderen Anwendnngs-
fällen. Ich nehme an, daß dtpfjXi^ dem Namen hinzugefügt wurde, wenn
es sich wirklich um einen dtpijli^ handelte, und finde danach zunächst
Digilized by Google
412
Aufsätze
eine Anzahl von ^Qoiniarai, welche die Vertreter erwachsener Männer
sind. Namentlich Soldaten haben einen Abwesenheitsptleger, wie
BU 614, 3 und namentlich 447, 18: rrä ddjlqpü avrüiv tpQovziiofihva
vn ’ f’ftot) OvuXtQla 'AtpQoSiiöifji ar()aua>TTj. Ähnlich erscheint Bü 493,
2, 16: . . . f| v^ofit'tjfiarog !4,to>U(ov7oj) toO Kgovtcovog <pQov-
TtffToü. Daneben kommen ipQomtarccC vor, die mehr den Charakter
eines curator im Sinne einer öffentlichen Vertrauensperson genießen.
Der Ausgangspunkt ist die Bestellung eines Vertreters im Bureau
eines Beamten, wobei der Titel (fpovrifftijg der privatrechtlich nächst-
liegende scheint. Oxy. 58 gibt ims eine Warnung an die Behörden,
derartige V'^ertretungen durch Unterbeamte nicht zu mißbräuch-
licher Belastung der Staatskasse ausarten zu lassen, und BU 891 gibt
die Austeilung eines solchen ^(tovriarijg für einen y^unfiarivg. Die
weitere Entwickelung zeigt der Ausdruck: Grenf. U 44, 1 Evdai^fov xul
Ol jitroxoi (pQovtiaTul öiToUdyoi’) rivüv xoftäv, nämlich Evöaifiav imd
Genossen, vertretungsweise Sitologen einiger Dörfer. Von da scheint
der Ausdruck tpgovTiaTilg sich weiter erstreckt zu haben auf Vertrauens-
männer, welche für einen bestimmten Rayon die Generalvertretung,
sei es der behördlichen Gewalt, sei es eines reichbegüterten mächtigen
Privaten, hatten. So sind Oxy. 727 die Schreiber der Urkunde in der
Lage, sich auf die von ihnen ausgestellte Generalvollmacht räv Iv
’O^vQvvx^ v:ragx6vT(ot' zu beziehen. So weist BU 360 EvSaifiav (pgov-
riarijg Kiaväiac 'Avravlvov dessen Kolonen an, den Pachtzins des
laufenden Jahres abzugeben an navitfQÖfifu xcct 2,'TOTor/Ti dyogaaralg
Tov xirigov. Hier finden wir den V'ertreter ohne lokale oder sachliche
Begrenzung seines Amtes; dies erklärt sich daraus, daß er selbst spricht;
diigegen ist in den Urkunden, welche Anweisiiugen an den Vertreter
enthalten, und deren uns gerade von dem Heroneinos viele erhalten
sind, durchaus die Regel, daß der Verwalter sich beschränkt auf ein
Dorf. So auch hier; und eben die.s muß dafür den Ausschlag geben,
daß der ipQovriiSrijg nicht Vormund dieser rtxva, sondern Ortsbevoll-
mächtigtcr des Absenders dieses Schreibens ist. Dann aber ist das
Schreiben nicht eine Instruktion an den Vormund, aus den Mitteln des
Sarapammon seRg dessen Kindern einen angemessenen Unterhalt zu
gewähren, — wie denn auch in diesem FaUe eine Wendung wie ix räv
Ttgoaödav räv v:raQxövTmv ainov zu erwarten wäre; ja, es mag nicht
einmal angenommen werden, daß Sarapammon tot ist, da ja in diesem
Falle TOV TiTcXatfTijxötog durchaus am Platze wäre, sondern es scheint
hier einer jener Akte in Wirklichkeit vorgefuhrt zu sein, welche in
der Legislatur \ind Theorie durch den Codex Theodosianus XI, 27 de
alimentis quae inopes parentes de publico petere debent bekannt
Digilized by Google
Otto Ciradonwitz; Ein neuer AlypiOB-Brief.
413
sind.*) Die beiden Gesetze dieses Titels sind von Konstantin ( a. 315. 322),
also unserer Urkunde um zwei bis drei Mensehenalter zeitlich nach-
stehend. Aber daß auf den Fiskus und die kaiserliche res privata über-
tragen wurde, w'as privatim seit lange geübt wonlen war, wäre eine
durchaus wahrscheinliche Entwickelung. Das Gesetz von 315 befiehlt
dem praefectus praetorio Ablabius: . . si quis parens adferat suholem,
quam pro paupertate educare non possit, nec in alimentis nec in veste
impertienda tardetur, cum educatio nascentis infantiae moras ferre. non
possit und fügt bei: Ad quam rem et fiscum nostrum et rem privatain
indiscreta iussimus praebere obsequia. — Das Gesotz von 322 (an Me-
nander: mag. incertus Mommsen): ... ut proconsules praesidesque et
rationales per universam Africam habeant potestatem et universis
(|U08 adverterint in egestate miserabili constitutos, stipem neeessariam
largiantur atque ex horreis substantiam protinus tribuant competentem.
Beide Gesetze werden auf das Vorkommnis gestützt, daß Väter ihre
Kinder, die sie nicht sustentieren konnten, getötet oder verkauft und
verpfändet haben. Das Gesetz von 315 unterscheidet alimeuta und
vestis, ähnlich wie unser Papyrus 6f^<öviop und ei'tiari6(i6v.
1) Ganz irregulär finde ich den tpQOptte-nji in der leider verstiimmelten Ur-
kunde Bü 76. Sie enthält die Snoloyia der ThaseH und ihre« Sohne« Stotoätis
(juxit xo[(>iot’ Ti;g Oaffijroj würde ich Zeile 6 «tutt xt![piot> xal qpporT«!rof’J ergänzen,
obwohl die« auch in der von Mittei«, Heicharecht und Volk«recht, S. 166 zitieiden
ln«elirift «ich fiiulet); ich möchte annehmeu, daß die nun folgende Sabniaitu« nicht
im Nominativ «ich anschließt, soudem trotz der dann entstehenden «procblichcn
Inkorrektheiten als Oeetinatärin der i/ioloyiu zu gelten hat; sic wäre bezeichnet
aU Tfjg 6fLoXoyovaijg («o Wessely) ädtlqp j, und wie ich denke, roß 6f 2,T0TO7)rfus #ia
(letzteres Wort nach Viereck), worauf sich eben der (pQomaTrjg anschließt, durch
den sic das RcchtsgCEchäft vomimiut. Sabaiaitu« selbst und ihr cpt/ovriax^g sind
mit ihren Personalien bezeichnet, und also al« anwesend zu denken; dann aber ist
cs ein Unikum, daß die Frau nicht gträ x»;üu', sondern Stil qppoi'rioroß handelt.
— Übrigens ist meine« Wissen« der .Anfang der Urkunde noch nicht erläutert:
Hinter ’EJ iniaxiijitcog ist nach BUS61 und 870 sicher zu ergänzen: ^gtpjjoi’as, "nd
zwar muß nach Zeile 3 noch £oxvonaiov Nijaov irgendwie dabeigeatanden haben.
Diese tägliche Überschau muß zusammengehalten werden mit der itfrjiufig, welche
Oxy. 268,10 und 271,8 erwähnt ist: xetr« ff«»j;cÄprjff(v rf)r Tfliia^fiaap di« ri)s
i(friitti/idog roß xaraloydov, vgl. ferner Oxy. 34 II, 7 i!ttax{^|>aa9al ('xirpfwtiv (da-
rüber Mitteis, Hermes 34 S. 171). Hier, BU 76, erfolgt die Einsicht im Einklang
mit dem Edikt von der Bibliothek her, und es liegt ein irgendwie beglaubigter
Auszug aus dem Bande der Bibliothek vor: man kann öpeprjoi« möglicherweise
als Substantiv wie itfTjfUQig fassen: Nach Einsicht ins Journal, obwohl das Fehlen
des Artikels Bedenken erregt. Will man die Analogie der jtev&ij/utot (Oxy. II, 6)
heranziehen, so muß man an einen täglichen Rapport der Dörfer an die Bibliothek
denken. — Flor. 46, 1 bietet eine Ixltifitpig ix tijg iv rrä Ilgvxavtitp
ßißho9tjx7]g.
Digilized by Google
414
Aufnützo
Liefet die Anweisung des Alypios an Heroneinus in dieser Kich-
tuug, so haben wir es mit einer F'ürsorge für die Uuerwachsenen zu
tun, <lie an die Bestrebungen der Gegenwart erinnert. Die Frage, wer
denn faktisch für die erhaltenen Summen die Kinder zu verpflegen
hatte, ob Vater oder Mutter, Verwandte, die Gemeinde, bleibt offen.
Daß einiges xcaii iifjva als menstruum, anderes xar ’ hog, als anuuum
gegeben werden soll, entspricht durchaus den damaligen Gebräuchen.
Die beiden Gruppen sind Beköstigung und Bekleidung, und wenn das
Kostgeld als monatliches von dem Kleidergeld als jährlichem geschieden
wird, so läßt dies auf einen ursprünglichen Zustand schließen, in
welchem die Bekleidung noch in natura aUjährlioh gereicht wurde;
denn w'enn einmal das Geld ausgelicfert ist, so läßt sich schwer kon-
trollieren, was aus der Monatskasso, und was aus der Jahreskasse an-
geschaSt wurde. Die Gegenstände der zu liefernden Naturalien halten
sich ungefähr auf gleicher Linie, wie die in dem Testamente BU H6, i?l.
dl d iniTQoxog rolg rsxvoig 'XJpou xal Ilaßovri ti)v
xa&tjxov<Jav tQO(ffjv xal tb tXaiov xal tbv Ifiariafibv xal rä afAAa] 06a
xad-t'iXH (vgl. für die Amme Bü 21)7, 12; Oxy. 91, 13), während die
Heiratsurkunde BU 717, 18 sich kürzer faßt: avrij rä
dtovxa xävra xal rbv IfiariOfibv oOa stpoCijxH yvi'aixi yaftfrfj xartl
diWptv Toü ßi'ov ... (vgl. 183, 1 und 251,5). Die Masse des Darzu-
reichendeu ist freilich in der Urkimde BLT 86, 16 für die Witwe etwa
nur einhalb so groß gegeben, wie hier für jedes der Kinder: xarä fi^ra
fxaOTOV JtVQOv ptrpto d(f6fiov Tfr^aiotvixov aQräßrjg tlfiiav dfxaror
xal (Xa(ov xorvXag dvo x«i xar’ trog ei'g ibyou l/taTiOfiov äpyvfiov
ÖQaxfiäg fixoac . . . Der Lehrjunge Oxy. 275, den (Zeile 8) ovdwroj
övra Tüv Stöv inl ji^gövov eviainbv tva u:tb rijs tvsOraOtjg {j^iegag . .
der Vater auf ein Jahr dem Weber anvertraut, soll in eigentümlicher
Weise versorgt werden: Z. 16 n-pdg öv (nämlich den Vater) xal ftvat
tä ä)jix6aia ndvTa rov naidög, ifp' a Ödxsti cn’rfö xaxä fiijva o Urole-
^ittlog slg X6yov SiaTQo(pi)g dgaifiäg Tiivtt x«! tnl am'xXuOfiü tov oXov
Xgbt’ov cig Xöyov ifiaua^iov Sga^dg dtxa ävo, d. h. der Vater trägt
die Kosten, die der Knabe verursacht und wird durch eine Kente von
5 Drachmen monatlich und ein Pauschale von 12 Drachmen für die
ganze Zeit entschädigt.
Königsberg i. P. 0. Gradenwitz.
Digilized by Google
Ein Sklavenkanf des 6. Jahrhunderts.
(P. gr. Str. Inv. Nr, 1404.)
Mit freundlicher Erlauhni.s des Herrn Geh. Regierungsrais Professor
Dr. Euting habe ich im Sommer 1904 einei Papyrusrolle der Kaiser-
lichen Universitäts- und Landesbibliothek zu Straßburg geöffnet. Die
Rolle bestand aus zwei Hälften, da sie (jedenfalls von Händlern in ge-
winnsüchtiger Absicht; in tler Mitte durchschnitten worden war. Der
PajtyruB ist dünn und sehr brüchig; es sind daher infolge des Schnittes
bald größere bald kleinere Stücke aus der Mitte herausgebröckelt und
in Verlust geraten.
Die Wickelung war so, daß sich im Kern der Rolle auch nicht
der kleinste Hohlraum befand. Da die einzelnen Windungen außerdem
fest angezogen waren, kann die Wickelung nur mit Hilfe eines Werk-
zeuges vorgenoinmen worden sein, vermutlich mit Hilfe eines dünnen
Stäbchens'), da.s nach beendeter Wickelung aus der KoUe herausgezogeu
worden ist; möglich ist es auch, daß die im Rollenkeme Vorgefundenen
Staubteile die Überreste des Stäbchens sind.
Um den brüchigen Paj)yms fügsam zu machen, legte ich auf An-
raten des Herrn Geheimen Regierungsrats Euting die Rolle zunächst
so zwischen angefeuchtetes Fliespapier, daß der Papyrus nicht unmittel-
bar mit der Nässe in Berührung kam, sondern die Feuchtigkeit nur
leicht anzog. So gelang es, drei Viertel der Rolle, wenn auch bruch-
stückweise, Ijefriedigend zu entwickeln. Das letzte Viertel bot größere
Schwierigkeiten, .le enger die Windungen wurden, um so größer wurde
die Brüchigkeit. Außerdem befand sich dieser Teil der Rolle teilweise
in einem verrotteten Zustande, der es mit sich brachte, daß die Lagen
mangelhaft oder gar nicht von einander zu trennen waren. Wurden
1) Vgl. Oziatzko, Untersuchungen über aus^ewäbltc Kapitel des antiken
Bni hwesens, 8. 119.
Digilized by Google
416
Aufsätze
die Lagen leicht angefeuchtet, so bildeten sie eine zusammenhaftende,
schmierige Masse; ließ man sie trocken werden, so zerfielen sie bei
der Berührung zu Staub und Gruß. Auch saßen in diesem innersten
Teile der Rolle bald größere, bald kleinere Nester feinen braunen
Staubes, besonders in der rechten Rollenhälfte; es war daher nicht
möglich, die letzten 40 Zeilen der rechten Rollenhälfte in befriedigen-
der Weise zu erhalten. Die letzten Windungen hatten sich beinahe
vollständig in braunen Staub verwandelt.
Der Durchmesser der Rolle betrug 7 cm. Der aufgerollte Papyrus
hat gegenwärtig eine Länge von 360 cm und (beide Hälften vereinigt)
eine Breite von 31 cm. Auf der Innenfläche ( Schrifttläche) laufen die
Papyrusfasern parallel zur Längsseite, auf der Außenfläche daher pa-
rallel zur Schmalseite des Papyrusstückes. Die Fasern der Außenseite
sind bei der Wickelung nicht gekrümmt worden, die Fasern der be-
schriebenen Innenseite aber um so stärker, je näher sie dem Rollen-
kerne liegen. Infolgedessen war die innere Fasemlage bei dem Auf-
wickeln noch empfindlicher, als die äußere Lage, und in zahlreichen
Fällen sprang die innere Lage in winzigen Stücken von der Hinterlage
ab; um die Schriftzüge zu retten, mußten diese Stückchen sorgsam
wieder auf die Hinterlage aufgeklebt werden. Trotz aller dieser
Schwierigkeiten ließ sich auf der linken Hälfte die Aufeinanderfolge
der einzelnen Zeilen bis zu Ende sicher feststellen. Auf der rechten
Hälfte dagegen ist die Lage der Bruchstücke in Z. 133, 144, 146, l.ö7
und 159 nicht unbedingt sicher; es ist möglich, daß diese Bnichstiicke
je zu benachbarten Zeilen aufwärts oder abwärts gehören.
Die Schrift läuft quer zur Faser der Innenlage, parallel zur Schmal-
seite des Papyrus; die Urkunde bildet eine einzige über die ganze
Länge des Blattes sich hinziehende Kolumne. Die Schrift ist die
Minuskelkursivc des .späten 6. Jahrhunderts; sie verrät die ausge-
schriebene Hand eines Kanzleibeamten, der schwunghaft zu schreiben
gewohnt war. Buchstaben wie oder r ragen bis zu 3 cm über oder
unter die Zeile hinaus. Daher kommen auf die Zeile öfter nur 31 Buch-
staben (Zeilen 13 u. 16 |. Wie man in modernen Amtsschriftstücken
jedoch ebenfalls zu beobachten Gelegenheit hat, erlahmt die Schwung-
kraft des Beamten allmählich; die Buchstaben werden nach und nach
etwas kleiner und die Zeilen enthalten 40 — 45 Buchstaben. Die Unter-
schriften der Parteien zeigen durchweg ungeübte Hände.
Die ersten äußeren Wickelungen der Rolle und damit die ersten
Zeilen der Urkunde sind bis auf geringe Reste verloren. Vorhanden
sind folgende Bruchstücke:
Zeilenenden: . . .]yi<fas I . . .] d.io MuvQiCi | . . .Jqpue | . . .] . (in> |.
Digilized by Google
Friedrich Preisigke: Ein Sklavenkauf des 6. Jahrhunderts. 417
Die letzteren beiden Zeilenenden stehen auf demselben BruchstOcke.
Sonstige Bruchstücke aus dem Anfänge:
. . .]« (pvXoTTone[. . . I . . ,]g intar |.
Aus diesen Bruchstücken ist zu entnehmen, daß nicht nnr der
übliche Eingang di’öfiari xtX., sowie die Datierung verloren ist,
sondern auch ein weiterer Teil, dessen Inhalt nicht näher zu bestimmen
ist. Möglicherweise war eine Inhaltsangabe (vgl. äxb MavQag) vorauf-
geschickt.
Die Urkunde stammt aus Hermupolis. Pathennnthis und Ana-
tolios, anscheinend eine Sklavenhündlerfirma, verkaufen an Isidora eine
frisch importierte 12jährige maurische Sklavin, die sie selber zuvor
von äthiopischen Händlern gekauft hatten. MavQa bedeutet in byzan-
tinischer Zeit die Negerin.*) Was die Urkunde vor anderen Kaufver-
trägen derselben Zeit aaszeichnet, ist die Fülle der angewendeten Ver-
tragsklauseln. *)
Am Schlüsse des Kaufvertrages, hinter Z. 121, folgt zunächst ein
handbreiter leerer Raum; alsdann beginnt mit Z. 122 eine zweite Ur-
kunde, welche die dxo^rtj zum Gegenstände hat und an demselben Tage
wie der Kaufvertrag aufgestellt, sowie von denselben Zeugen und von
demselben avfißolaioyQatpog imterfertigt worden ist.
In Zeile 102 steht oberhalb und unterhalb der 3 Kreuze in kleinen
Buchstaben die Umschrift: arj^lov Ilad’fQ^iov&eas] in Zeile 104 findet
sich als Beischrift nur das Wort eijfiiov. Es soll damit die Bedeutung
der Kreuze erklärt werden, welche die Stelle des Siegels vertreten“),
gleichwie die auch in modernen Urkunden noch öfter vorkommende
Bezeichnung L. S. (= loco sigillij. In BGU 763 (lU. Jahrh. I stehen
5 Kreuze, in P. Fir. 1, 16 (153 n. Chr.j 4 Kreuze, in P. Fir. 28, 7
(179 n. Uhr.) und in der vorliegenden Straßburger Urkunde (VI. .lahrli.),
Z. 102 u. 104, 3 Kreuze, in der letztgenannten Urkunde, Z. 114, 2 Kreuze.
Auf die Zahl der Kreuze kommt es hiernach nicht an.
In Z. 102 ist das Wort etj/ilov in einer Art Unziale geschrieben,
wie sie sonst in byzantinischen Urkunden nicht verkommt (CHMION).
Wie unsere heutigen Kanzlisten in ähnlichen Fällen die gedruckten
Buchstaben nachmalen, griff der Papyrusschreiber auf die Unziale zu-
1) Vgl. Thesaur. ». v.
2) Zum Fonnelweseu beim Sklavenkauf vgl. Wilcken, Hermes 19,41711.
Mittels, Reichsrecht uucl Volksrecht 1S2. Die Haftung des Verkäuter» behandelt
ausführlich Kabel, die Haftung des Verkäufers wegen Mangels im Rechte, I.
Leipzig 1902. V'gl. die Besprechung dieses Buches durch Wenger in Grünhuta
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart, 1904, S. 159ff.
3) H. Erman, Archiv I 76; Wilcken. Archiv I fi.öS.
r
Digilized by Google
418
Aufsätae
rück. Unter aijficiov verstand man /unäch.st den Siegelabdruck selber'),
alsdann auch den Abdruck des Brennsteinpels auf dem Fell der Tiere*);
da ein solcher Abdruck ein nur für Eingeweilite bestimmtes Erken-
nungszeichen darstellt, ging der Ausdruck atjfieiov auch auf die Kurz-
schrift (stenographische Schrift) Uber, die als atjiitiov dem yQtattöv
(der gewöhnlichen Schrift) gegenObergestellt wird.*) ln diesem Simie
sind aucli die Kreuze ein arjfieiov. Im Innern einer fest aufgewickelten
Holle war für Siegelabdriicke ohnehin kein Platz.
[ ]yOV K7CO TOV
[ TtO'fftfJO’a xal xoiovfitd'a*) ■^uf{l]g
[/7«Ofpftoö&t? . . .Jfpf/if xal]
\’j4vat6lio^ Maxaglov .. äxii tJkudjs’*’) rijs 'EQfwi’xoXiTCn'
[jTÖylfajg ■ö'cad- fixes rijg :iKQOvaijg [TptT|jjs')
[irdfixrioeos) tj)v iyyQa<pov <SvyyQa(pi]v XQog Av\Qrjklav 'leidaQuv Tt'jv
tvytvtatdT[tjV O’Dj’arf'paJ RCxrogog ä:tb rijs
avTtjg 'Epftov:coXiTäi[v rrdAfssj jjetpftr'. 'OfioXoyovfuv
{jfutg ol nrpoj'fj'p[apfifi'o|i Ilad'epfiovt^cg xal
lo’AvaroXiog diä T|adt]ijs ijfiüv tfjg Jj’j'pK<pot'
ibvtaxfjg önj'j’peqpfijjs ixovola yvibfitj xal
ed&eipfTU ßovXi'io\H'’) x|ai äfieTavoijra xal
ääöXaj ;rpoe«pf[(Jft ßjtßa^a öweiä^an
öp&ij duivot’a [dl);« n:]«>'TüS döioo x«! (f6ßov
xe! ßiag xal «ndT[>/s xeij dvayxrig xal Xipiy(ta<pijg")
;r«<J»;s avva^lirayfjg] xex'paxivai eoi
Tfl ^tQoyeygafifitvij (vytvfaidTt) ’latduQa
xoi x«Tej'fj^p«qp>/|xfVa|i Ttavrl xXijpeOrdTa
TtXtUn dfff-Torf[ias vo]fiiuov dixaia xe! xaXfj
«fixiarti xal xdatj \i^ova\ia xal almvt'a xeroj;/)“)
1) Vgl. z. B. Aristoph., cqn. S51 ö'.
2) B(iü 427, 3U. Porphyr., de abstiu. I 25.
3) P. Oxy. II 2«.H, f>; P. Oxy. IV 724, .3; P. Fay. 128,7.
4) P. Ix)nd. II S. .325,4: tooIttjv ri&fvrat xal notovrrat favrovs ri}v
fyyQatpov — bfioloyUiv xrH.
5) ßjri rJavTijs erg. Wilcken.
B) Zur Datierung vgl. Z. 62 u. 101.
7) P. liüud. 1 8. 232, 9: axonu} ueP'ateirra xal fxovala^ fpös ßovl^ötoi^ Of&j/
btnpoia ßtßaia [;rjfaro xavrl nXT]QtatÜT(a dtanortia xal avTotfXy i^ovGta xrl.
8) P. Lund. II S. 326, 19: bix“ xarrbs boXov xal ßia^ xal tpußov xal djrarTjä
xal dvdyxr}^ xal rriUiyrji' xal oiaaät/xort- vofiluov xayayt>n(fi}s y afyiyQatpi/^.
9) P. Par. 21,17: aayrl xXrjgfarÜT^ dtanortiai dixuim xal i^ovaiu Tidßy xal
uitavfla xuTOx\t xinyuxivat xal xarayfyQutfriX^vat xaXfj xiattt xrl. Vgl. de Kicci,
Stud. Pal. I S. 7.
Digilized by Google
Friedrich Preieigke: Ein .Sklavenkauf de« 6. Jahrhundert«.
419
xarä xäv tldog xvptf ix |ög xard Ttjväs Tt]v
eyYQUfov ävfjv äxb roö vf>v «xl tö ditjvfxig
T^v diatpiQO\>[oav i}|.urv xal x$Qiti.9ovOuv tig ^fiäg*)
äxb öixaiov ar . [ ],•*) Tiagä räv älXcov a(OfiaTC(tJc6(f(c]v)
räv Al&ionav Mavgav ’Axakovv xä 6v6[i(tt)x(x) js
(uxaxkrj&flaav vvvl nugti EvxvxCav^ üg ixäv
dibdfxa xkf<o fkcexxov ^A\Xäav xä yim*), r'jvxtQ
xgofiftjfidvtjt' d[ovkrjv] MavQuv fitj XQov7Cox{iji(^tvTjv)
oua dijxot« x(fp\alala\ x«l XQciyfiaxi xai (fvvaJUayfiaxi
xal oia ätixoxe acvei x[a]A[<rtd] xal ^xatpvg^) xal ^ax(<J/iarog 9«
x«l xpvxxov jca&ovg*), diX’ e'itx^&igav ovOav dxb
xavxbg xtqiaXaiov xal XQ[d]yfiaxog xal avvaXXdyftaxog
xal oTov dtjxoxe ffftVovgl xaJ«tot)g’) xai ixatpvg xal ^axiay.{a)x{og)
xal oiov d^xoxe xp[wrT0t5 xa]&ovg, rtjiijg T^g xpog äilArjAovg
<Sv(ixi(p(otnjii{iv}jg) xal [tfuvapftfKffJijg*) x«l äo^dai/g fiexa^v ss
^liäv xiXciag xc xal d^iag T[fj]g aür^g äovXrjg Mavgag
’AxaXovv xä 6v6futxi (uxc^xXri}&tCOav wvl xagd <fov
Evxv%tCav 'AXäav rp [y/vt]*) üg ixäv ääöixa xXtm iXaxxov
XQV60V vofiiajioxa xlteeaga] s^axa&(ia ^vyä AXi^at'äQ(tiag)^°)
yi(v£xai) xe('v<f)o(v) vo(filaftaxa) d evax(a)^(ßa) J£at'dp(f^crg), 40
^v3T£p xgoxeifi^(vtjv)
xifirjv avxo&sv ijiittg ol [rrxojddjtfroi Ha&spfiov-d'ig
xal ’AvaxöXiog dxtax'^xaii\ev'\ xagd <Sov rr)v xgo-
ovoiuuSfii(vr]v) 'lOiSägav dxb Zfpür Oov
tlg f*oi> ix «J[»J()ovg] iv 5t(’£Ui xäv f|^g
vxoypa^pdvT^»/ furprt’jput' Qtaaa(iiv(ov xal <s
XQoafi.agxvgr]advx(ov rg avxäv xaxaxoxfi,
lig TO (Ivui eoi xf/ xpia[^|£i>r; £Öy£V£(JTKtr;
1) P. Greuf. I GO, 24; xrficJddvra tig igi äni joviaiv. Vgl. Wilcken,
Ostr. I 462
2) Vom dritten Unchstaben ist nur ein winriger Rest erhalten; der vierte
Huchstabe ist kein (>. Das s am Ende ist sicher. Die Lesung d}>p[;aTixo]G ist
ausgeschlossen.
3) xaftt [ffoe] Eixvxiav Wilcken.
4) BGU 316,13: y^vi TViXov. 5) 1. ixuvpfjg. Ebenso Z. 83.
6) BGU 316,27: Itgäv Si vöaov xai aivog xaXfbv xal xqvxtöv Trdtto^.
7) Die Urkunde enthUlt weiterhin noch mehr Fehler, die ich nicht weiter
anuierke.
8) P. Par. 21 bis, 19: xifii/g rffg x^bg dllpÄoe; avpxtcptaviiutrrig xal
xri.
9) [y^vi] Wilcken.
10) P. üxy. I 8. 236; P. Amh. II S. 182.
Archiv r. I'spyruafonchuns Ul. 9. 28
r
Digilized by Google
420
Aufsätze
'iöiddiQa xal roig [öofg] xAtjpovd/ioig xal
ätadöxois xal (J[ia*aTÖ]j;ois') rt)v xgoeiQt]jii(yrj»)
60 dovlrjv Mavgav [fifr« tri)»'] avv fr(f®) ’) Texd^Oo(i^{vav) ccvt^s
ztxvav Imtv^tv i/dftjl fjroi äxö rijs arj/iepov
^fifpag, »/Ttg (’tftli' •fru)[dj fixäg xpart] Ttjg
xapovOtjs TptT»j[g ivd(txT/’ovog)], xal avrijg ^f|i}g’)
/xl TÖ äirjvsxt'g, [-"rpög tö*) fff) avrfjg ixixffazslv xal
bi xvpuvHV xal df ff[^ö^f iv I '') xavzl diaxozixä
Sixaia^ xz&a9ui i'f'<^jif'.ff[öa]i*) avzi]g
xal zäv 6i'V O’(fw) avzijg Tfx[i']o>v, olxovofiflv xal
öioixiiv Äfp2 a|ÜT|»j(g], xtaktlv vnotia^ai
Xagleaa^ab ävt[tx«ra/l l^a^affö’at fig XQOixa
»0 xal xgoxafiov'') d[iddt'(u(V) xa]l Siöövai rc'xvoig
xa2 iyyövoig, xazakdifiai xal xagaxi/ixsiv ixl
zovg ffovg xltjgovöfiovg xal diadöxovg xal diaxazöxovg
xal xävzu üxc(|o;x[ Aöig ;ro](ffi' xal xgdzztiv f'x' [avjTijg,
offcf ol vdftot xfAfifo[vff( tjoig avrorfAffffi dfff;ruTa(g
66 ;t£(i2 zä fiia avzäv Jiaxgdzzee&at xgdyftaza,
äxaivzag xal dvtfixoäüszag dxö zov vvv
ixl TÖ XttV, T|avr]r;[gJ Ttjg lg äil ßsßaicaOttog
xal x«'8'apo;roii)ff[f Jipj*) x|«i| öfr^qpjjvtfwfffmg®)
T^g xagovatjg ;rpafffq)[g] xpög xaOav ßeßaimaiv
70 /loxoXoffdovffjjg ijiilv To[jg] xaXovUiv xal fii]
ixtXevaa09ai rjftäg ä\ii]vvae&ai fiijz’ diiov Zivd
ifxip {jft&v ixl [fff Ti)v| d)Pov(ii(rtjv) liybviezdzzjv
1) Kuggiero, I |>apiri greei e la stipulatio daplae (Bull, dell’ istit. di dir.
rom. XIV) übersetzt zutretfend xlrjporöpo»- durch heres tcstamentariue , diüdojo;
durch herea ab intestato und iiaxarofog durch bonorum poaseasor. Yergl. auch
C. H. Müller, Archiv I, 438‘; Naber, Archiv III, 18.
8) ow Pap. Ebenso Z. 57.
3) P. (Irenf. I 63, 10: dxö IßSöurjS trJuxriowof^ xai avrf/s xai xal ixl
TÖ inprtxfi.
4) «pös TÖ erg. Wilcken.
5) P. Lond. I H. 233, 31 : fnixparflv xal xvpttvtir xal 9fex6^ttv xtI.
6) P. Lond. I S. 233,35: xräa^irt dioixflr o/xorupffe — xl/ua&at ixfiie&ovx
xiolflv xa^ajra^fiv driixaTallärrtip iio^elaPat x^vl^aa&at xrl.
7) Für xQoxa(tov weiß ich keine Erklärung. Das Wort steht deutlich da,
nur wäre statt des a ein v mOglich. [Wohl = «pö yd/iov? Wilcken.]
8) BGÜ 313,6: xal t^x »op^x xa^apoxotijOMpfr. Sollte hier diviTx statt
xopijv zu lesen sein 7 P. Orenf. I 60,40: fl dl [dofffvijoopai xffl ti)v fxdtxijjotx
xal xaffapoTTolijoiv tuvtijc zf/s [xpdatai;].
9) ir/iprjpTtvini = iigiiwjiveie = defensio. Du Gange s. v. (V’itelli).
Digilized by Google
Friedrich Preieigke: Ein Sklavenkauf des 6. Jahrhunderts. 421
’IOidmQav xal tois <Jotg xkrjQovdfioig xal diaSöxoig
xal diaxatöxoig »fpl rijaäe Tijg
xgäafmg rgöxa firidivC' iäv dl 76
rj itij ßeßuuhao(i,tv xal dxoaoßi^aofiiv, tj (ilv
fy[ol^os SxvQog ierm [x]ai xgoaaxoTi'öo) fj 6 vxlg
iin&v ixi Os rijv ävovfiivtjv ^ ixl Tovg
xagd Oov fUTcaiagaiyfit)/ofi/(vovg) ra rs xni
daxai'rj/iaTa xdvra xal ixixlfiov I6ym ag üöiov so
XP^og T'qv XQo[y]sy^a[iin]s\vrjv) r[t]/i^v öixk^v xal xdvra
rd ävakd/tara ^ ^t]uid>/iara dtxkd xgög rd
xal (isTtt xfyv xov xpooxi/iov xaxaxox^v ^ßßäo&ai
xijv xagovOav xgäoiv xvgtav oioav xal ßsßaiav
xavxaxov apo^f p] o/i]/(v»jv) apoao/wjo/ifvt/v ixl xdoijg so
dpx^S iiovaiag xavxl xuipd öid xavx6g'
xal xavxa ovxag sxsiv ddesiv xoutv tpvkdxxsiv Oxsgysiv
lyLfiivsiv slg xigag dysiv ixaitoadfis9a xtyv dylav
xal öfioovoiov xgidda xal xrjv ßaOiksi,x^v Omxrjgiav
{hco&ffisvoi Ooi fxl rf] ßsßaidosi r^g acepovtftjg so
xgdosag xal slg xi)v x[ax]uxoxriv xov <bg slxbg
dixXaoCavog xiitt^fiarög xs xal dvakäfiaxog, sl ovxa
xvxoi, xavxa ijfilv xd fixdgxovxa xal vxdg^ovxa
xgdyfiaxa iöya s’yfxt'gov xal vxo&rjxr/g dixala')
xa^dxsg ix äixtjg' xal apog xavxa xd xgoysygaiifis(va) so
ixsgaxr/^s’vxsg difioioyt/Oafisv dxoiaridfisvoi
xal dxoxa^öftsvoi xdojj ßotj^si^ t'd|uwav ßorj&ovO^ rifilv
ßoti&fjOai äwafi(ivtj) xaxd xfjg xagovOrjg xgaOsug tj
xaxd /is'govg avTfjg. f ’Ev dvöfiaxi xijg dylag xal ^aoxoiov
xal bftoovoiov xgiddog aatfp]6g xal X{g)t{ox)o(y) xal ayCov xvsvgxcxog loo
sygd(p{r]) &ca& slxdg xgüxj] xgCrrjg tvd(ixxCovog) iv ’Elgfiov xöXsi
(2. H.) öriiilov
T^g 0T]ßatdog. 1 1 + (3. H.) f ylvgtjktog Tlad’sguov&ig vlbg Xgioroipögov
(2. H.) TIa9efiujv9(ag
6 xgoysygafiiis{vog) id^siitjv xijv xagovOav xgäoiv xal Oxoixsl (loi xdvra
(3. H. ?) ar}(ilov
xd xgoysygaiifis{va) dg xgöxstxai. fff Aigtjkiog &s6dmgog Blxxogog
dxb 'Egfi(ov x6ls)a{g) ä|(no)fr(£2g) sygai>a vxlg avxov ygdfi/i(axa) fiij los
släöxog. f
(4. H.) f ^vaxöiiog*) Maxaglov 6 xgoysygajifi-ivog i&sfirjv xijv xagoiioav
1) P. Lond. I S. 202,69; P. Amh. II 161,19; P. Oxy. I 188,89.
2) Vor AvutöXios steht nur 1 Kreuz, ohne Beischrifl,
28*
Digilized by Google
422
AufHätxp
[»Jpäfftv xal 6toi%tl fioi ttävra tu XQoy6ygaii(i^{va) <bg x^xtirai.
(5. H.) f ^vp(j]itog) ’IcoKvviig KoXXov&ov &xb ['ß]pjiot> flt(dAfOjg) /i«p-
TvpS xfj XQaOti. movtSag xagä r&v d-tfi^vav,
(laQTVffü öi xal tfi döati tov jrpvffi'ov töv vojtttffft(attov) reaadfat'
svaTd&(fia>p) St’yrä ’j4i(e^aväpttag) r^(ff) tift^g.
HO (6. H.) f BCxtmg ^ax&g dxb 'Eg{fiov xöleag) (lagTvgä rfj xgdaei dxovaag
xagd Tüv &tfidvmv,
fiaQTvgä di xai tf] döoii r[o]t) j;pn<Jio[i>] xäv rofug/iaucav reoadgav
edo(Td)^fi<oi') ^{vyä) [’/#]A(f|avdpfiag)
Tift^(s) rfj(g) äovXtj(g). (7. H.) f ^vg(tjXtog) "Ixagxiog) &iodoo(ov dxb
'Egfwv (xöXeag) ftapTvpü rg xgdaei
dxovaag xagd räiv &e/isvajv, fucgTvgä di xal Tg döaei tov xQvaCov räv
vofne(ia(n'(ov)
reerfdgav tvo(Ta&iuov) £(^>>0) ’AXi^{avdQelag) tfjg rtfi^g. (8. H.) f f
Avg{ilXiog) Eagaxiovog
115 dxb 'Egii(ov x6Xe)co(g') fiapTupü rg xagovOfi xgaOti ahrjd'tlg xagd t&v
fitfiipav, fiagrvQä [d]^ xal rg ddoei tov igvoiov Täv
voni6(iurlav Tcaedgav tv6T(dd'n<ov) ’/^if|a(t'dp£icg) rgg Tififjg.
(9. H.) y4vg(tjXiog) Za%agiag Ä’oAXovfrov ctxb l'£lpfj(ov ÄdA£)ca(g) \utQ-
TVQä Tg xagovajj xgdan
ahrjd-tlg xagd Täv 9tfievav, ft[apjTvpö di xal Tg xaTaxo^fj^) tov
2pv| öiov]
lio Täv vofiiO/taTÜov Ttaadgoiv tvOT(d&iiav) ^vyp’AX(f^avdQt(ag) Tgg Tifirjg f
(10. H.) f f jd{l) iyiov 'imd(w)o'’ ovv ^{tä) ovnßoXaioyQ(d<pov)
(anscheinend stenographische Zeichen).
(Dicht unterhalb der Unterschrift eine Zeile stenographischer Zeichen; da-
runter eine Wellenlinie in der hänge der ganzen Zeile.)
(1. H. ) ’Ev dvö/utTi Tgg dytag xal [toon’oiov] xnd 6po[ovtf(dv rpicrdog]
xgfTpög xal A(p)i(<Jt)ov xal dyiov xvsv^urog *ix]äg ap<p[Tjj]
Tp[^]TJ)g [i|vd(ixTA>t'og) [/jr '£p[ftoü xdXei Tgg &rjßatdog.]
115 f /Tcdeppovl d-ig wiög] Apt«JT( oqpdpov xal ’AvuTdXiog^
wloti*'*') MaxagCox> . p . . A[ :rap]ä T[öf «ilAoii'J
6(0(iaTt(ix6gmv äa[ü 'Egfiov jtdAfJog tv[ ]
XgrjUOTiXovTtg di ^ |
Tgg 'Egn(ov xöXftog) Tgg ö[ *) Tgg]
1) Httxanoxy Hcheint venebrieben fQr d6att. Die übrigen 4 Zeugen besebeinigen
hier die doötg (die Hergabe), während in der nachfolgenden Urkunde die Aytox^
(das Wegbaben) von den Zeugen beBcbeinigt wird.
2) Das a ist sicher.
Digitized by Google
Friedrich Preisigke: Ein Sklavenkauf des 6. Jahrhunderts. 423
ävtaxijg »'■‘''•apä^fcos AvgijXCa ’loiätög^ xfj fvyfvffftaTij] iso
&vyaTpl BlxTOQog «ä[ö avxfig 'Eq(i{ov «oksag)
KttQa Oov tS)v tov xif[v<}iov vo(fu6fuxTcov) ä ev(ST(d&fic3v) Jtiyö]
’AXe^aväpcüxg TTjv rf[ ] d^ücg Sixalag
diaxpad-H'arjg öoi[ ] iovitig iWo([v(>ag ’AraXov]
TW dvöficcTi (ttTa[xX7j9e^atig wvl nag« 6ov Evrvxiccg] u5
[(i)]g iräv dädsxa \7tkB<o Huttov ]
T^ dvvdfiH Tt]s fi’yfr[fffTaTJjs ’latdtogag diä ravxTjg T^g]
:tQ«aiiag rfjg xal xrj .[ ] ixaif[olovd'ov6t]g {jiiiv]
öiä Xttvxbg xavx[l xgöxm ]
i.'rl sidatjg öpxfjjS i^ov<fia]g xavxl xg6v\a xal xatpwj'j uo
y{ivexai) xQ(vaov) v{ofiionttxa) ä [f Jt'ffT(afrfta) f(i’}’c5) ['/^^{^(ai'dpfiKg)]
xal firjdsva X[6yov
:tQ6g Ob ^ ^ipög xovg [ffoi’ig xAtj(»]oi'd;iot>g xal d[t«dd;i;oiig xai]
(llo)
diaxaxaxöxovg fi7j[dBvl xpojca ]
ftfld . [.] xaxoxiil ] iv 6v6fi(axi) r\^&v [ ]
oür^g ^ xi/x^iiaxog f; f J . [ ] u»
XCfl/iOBCOg tj XBQl[ ] T(^i^fiaT[og ]
dyayijg xal ixoxfjS <5L ^Jftßg BlXfjtpBvat x-fjv
xifiijv ix nlt^Qovg, f*pög vfiBXB'gav] do(p\(ikBiav TaiiTijv]
x^v xagovOav xkrj[QBOxdxrj]i' ux6dBi%i.v*) [ |
'Eygd(p{fj) xa y tv[d{ixx(ovog .] (3. H.) f 1 1 viv[p(>j7tog) fla&Bg- im
/tofl&tg]
6 xgoyByga(i(i{Bvog) i9‘Bii[rjv xi/v xagovOav (hcdd£t|n/ xal]
[oxoixBl fun xdvxa <&]g xgöx{Bixai). f f ..^vpi]A[tog*) ]
fiagxvgä xfj dxox\fj dxovoag »a]pd rät' &Bfiivmv. t [Av{gt}-
kiog) ]
ö*i) 'Egfi{pv srd^fog) (lagxvgä x^ &x\o\x^ dxovoag xagd xäv ^BftBvetv].
Atig^ki-og ©£d[dfl3pog Bixxogog*) d^(ia)^(Blg) eyg(aira)] Ua^Bg- iss
/sorO'£Mg]
ygdfifi(axa) firj Bt’döxog. ■]• Avg(ijkiog) [’Avaxökiog Maxagiov 6 xgoyB-
ygafifi(ivog)]
i&B'fiijV xagoi'Oav [öirddsiltv xal OxoixB^ l^ot xdvxa o>]g irpd-
[x(«Tat)|.
1) Wegen der Ergänzung vgl. Z. 86.
2) Wessely, Denkschr. XXXVII Nr. 54, 16: xcrl xgöi [viiet((/av dffqpd^Icucv
rat*T»)v xcir(oi]>ifia:i' eoi &n6itiiiv,
3) Eine Identifizierung der Hände ist mir wegen der srhlechten Heschaffen-
heit der Bruchstücke von hier ah nicht mehr möglich.
4) Der Schreihvertreter unterschreibt hier mit seinem Namen nicht unmittel-
bar hinter dem Namen des Vertretenen.
Digilized by Google
424
Aufsätze
f [^ü(»(tjXios 0caxtt (iccqtvqSi rij töroj;fi äxovaag xapä räv
d-(fu'vav. t v4vg(rjiios) ]
[/uapTfpä Tt] äaoxfl dxovffag xapd twv ^efiivojv. f ^vp(»/Aiog)
/CoAjioud’o[v]
ICO [^apri’pä rfj dxoJxfj axov<!a\g «agä räv dcftcVrar].
(10. H.) iiio^’l(od(vv)o” <svtM^<?) \6v(ißolaioyQ{ttipov) ]
(Hier fehlen die etenogiaphiccben Zeichen, doch folgt unter Z. 161 die Wellenlinie).
Straüburg (EleaB). Friedrich Preisigke.
Digilized by Google
Beiträge zur ägyptischen Metrologie.
VI. Verschiedene andere Hohlmaße.
1. Ein großes Maß yon nahezu 12 Artaben findet sich, wie
Spiegelberg*) vermutet, in einem demotischen Papyrus der Kniserzeit.
Es ist durch PI bezeichnet und scheint 11 Artaben enthalten zu
haben. Setzen wir als Artabe das unter der römischen Verwaltung
übliche thesaurische Maß von 29,18 1*), so kommen auf das Maß PI
.S41 1, ein Betrag, der nur um einen kleinen Bruchteil hinter 39 römi-
schen Modien = 341,4 1 zurücksteht. Zu der altägyptischen Artabe
(== 80 Hin) verhielt sich H nahezu wie 75 : 8; ursprünglich also hat
dieses Maß wohl die Norm von 75 hekt oder 7.50 Hin (oben Abschnitt II
§ 10) = 341,9 1 dargesteUt.
2. Hierbei sei noch auf das Maß für Getreidespeicher hingewiesen,
das nach dem mathematischen Papyrus Rhind um 1700 v. Chr. in
Ägypten üblich gewesen ist.’) Es enthielt 20 königliche Kubikellen
= 6400 Hin = 2918 1. Darin erkennen wir mm einen Betrag von
3200 ägyptischen Choiniken (ob. H § 2) oder 100 thesaurischen Ar-
taben ^) und schließen daraus, daß die thesaurische Artabe zu .32 Choi-
niken wahrscheinlich schon zu jener Zeit in Ägypten üblich gewesen ist.’)
1) Die demotiechen Papyrus der Straßburger Bibliothek 40.
2) Oben Abschnitt II § 1. III § 8 f.
8) Kisenlohr, Rin mathem. Handb. der alten Ägypter 99 vgl. mit 11. HulUch,
Metrologie’ 370.
4) Also betrug 1 thesaurische Artabe, die wir früher als den Kubus des
Fußes von 0,308 m bestimmt haben (II § 16), zugleich 1 des Kubus der königlichen
ägyptischen Elle, die nach den Ergebnissen früherer Untersuchungen zwischen
0,626 und 0,627 m anzusetzen war (Metrologie 364 f.). Nehmen wir das Fünffache
der thesaurischen Artabe = 146,90 1, so erhalten wir für die königliche Elle
0,62644 m. Da der Kubus der kleinen Elle 91,186 1 hielt (II § 10), so ergeben
sich für diese Elle in möglichster Annäherung 0,46010 m. Demnach war das Ver-
hältnis der kleinen zur großen Elle nur ungefillir = 6:7, dagegen nach den ge-
naueren aus den Hohlmaßen entwickelten Bestimmungen = 6:7,0176.
6) Von der Römcrherrech:ifl rückwärts ist der Gebrauch derselben Artabe
für die Ptolemäerzeit im II. Abschnitte (S. 276 Aum. 4) wahrscheinlich gemacht
worden.
r
Digilized by Google
426
Aufsätze
3. In dem aus dem 1. .lahrh. n. Chr. stammenden Pap. CCLXV
des British Museum ') werden sechs verschiedene Artaben unter den
Namen äpdfia, dvtjifOTixä, 0iXix3zov, räXXov, 'Egfiov erwähnt
und nach ihren wechselseitigen Verhältnissen bestimmt. Unter diesen
Maßen ist allein die ägTußtj dpdpoj*) aus anderen Quellen bekannt
(ob. UI § 21 ). Die einfachsten Verhältniszahlen ergeben sich, wenn
wir mit Kenyon die dprd/Sij Spitze stellen. Dann er-
halten wir
jrajlxrä : dpdp« = 25:32
: avriXoTix^ = 21:20
jaXxä : OiUxxov = 10:11
XaXxä : UKääoo = 200 : 207
;[a>lxä : 'Eg/wv = 25 : 26.
Eine andere Spur konnte, wie cs schien, ans dem zwischen xcolxrä und
0iki7caov bestehenden Verhältnisse 10:11 entnommen werden. Denn
da es nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit lag, daß, wie die alt-
ägyptische Artabe zum ivötxayiftgov sich ebenfalls wie 10:11 verhielt
(_I1I § 22), auch das Maß der Artabe von 40 Choiniken das gleiche
war wie das der Artabe %aXx&, so konnte man nach dem an erster
Stelle verzeichneten Verhältnisse 25:32 eine ägrcißii ögöfi^ von 59,2
Choiniken berechnen. Allein die letztere Artabe hielt nach zuverläs-
siger Überlieferung 10 fiftga zu 4 Choiniken und war sonach der alt-
ägyptischen Artabe gleich, mithin die Artabe kleiner als diese.
Man würd sich also dabei beruhigen müssen, daß das Verhältnis 10:11
oder der Zuschlag von 10 Prozent zu einem im Verkehr anerkannten
Maße auch auf andere Maße als die altägyptische Artabe Anwendung
gefunden hat.*)
Wir halten also daran fest, daß die Artabe dgofia unseres Papyrus
dasselbe Maß wie das oben lU § 21 erwähnte war. Dann konitnen
auf die
Artabe xalxü 31,25 Choiniken >=> 23,5 1
29,76 „ — 27,14 1
*ilinxov 34,37 „ = 31,36 1
räXXov 32,34 „ = 29,49 1
'Ee(iofi 32,5 „ = 29,64 1.
1) Kenyon, Greek Papyri II 257 ff.
2) Mit Wileken liabc ich tiüher dgöniar geschrieben; allein «He ini Londoner
Pap. hinzugekonuuenen Uenennnngen xalxä um! detjlarixö beweisen, daß auch
igöiiip nicht zu ändern war. Es war nicht ein Maß 'der Märkte’, sondern ein
solches 'nach der Norm des Marktes’.
3) Mehrläi h sind die Bildungen von neuen Normen durch den Zuschlag von
j>„ zu einer älteren Norm Itei den Gewichten heobachtet worden. HulUch, Ge-
wichte des Altertums, Abh. der Leipziger Ges. der Wiss. XVIII 2 (1898), 163f. 179.
Digilized by Google
Friedrich HulUch; Bcitrfijfe zur il^^yptischen Metrologie VI. 427
Es kann kein Zufall sein, daß drei von diesen Maßen nach durch-
sichtigen Verhältnissen sich eng an die thesaurische Artabe von 32 Choi
niken (ob. II § 1. III § 1. 8) anschmiegen. Denn von den Artabeu
laiUoi' und 'Efffiov i.st die erstere um ^ Choinix, die letztere um
^ Choinix größer als die thesaurische Artabe, während %uXxä um
j Choinix hinter derselben zurückbleibt.*) In diesem ganzen Systeme
ist demnach sowohl das uralte ägyptische Hanptinaß von 40 Choiniken
oder 80 Hin als Ausgangspunkt erkennbar, als auch die Annäherung
au das kaum minder alte thesaurische Maß von 32 Choiniken (ob. § 2)
imzweifelhafl. Nachträglich bestätigt es sich nun auch, daß unsere An-
sätze der altägyptischen Artabe und der Choinix als derselben richtig
waren, denn von keinem anderen alten Maße aus würden wir auf die
drei erwähnten Annäherungen an die thesaurische Artabe gekommen
sein.*)
Die von Kenyon a. a. 0. 258 erwähnte 'ungenannte’ Artabe des
Pap. CXXV des Brit. Mus. ist, wie ob. Abschn. H S. 274 nachgewiesen
wurde, die Artabe nach der Norm des babylonischen Maris = 30,30 1,
die sich zur thesaurischen Artabe wie 25 : 24 verhielt.
4. Im vorigen Abschnitte sind die attisch-ptolemäische und die
kleine provinziale Kotyle als Maße von je 00 Einheiten dargestellt
worden, die sich zu einander wie 4 ; 3 verhielten. Die attisch-ptole-
mäische Kotyle hielt also 80 Einheiten der anderen Kotyle, und jeder
Einheit der anderen Kotyle entsprach ein Gewicht von | Kite oder
1 neronischen Denar. Auch der Verfasser eines im Berliner Papyrus
7094 enthaltenen, aus dem 2. Jahrh. n. Chr. stammenden Fragmentes’)
rechnet nach Drachmen von je einem neronischen Denar und vergleicht
verschiedene Hohlmaße, die bei ihm den Gattungsnamen [viov d. i. Maß-
gefäß,* führen, mit einem tTY, dem er ein Gewicht von 80 Drachmen
zuteilt. Mithin ist fcTY nur ein anderer Name für die attisch-ptole-
mäische Kotyle oder römische Hemina.*)
5. Auf das Ety folgt in aufsteigender Reihe zunächst das Ivtov
TO xatä TT)V laxQixilv. Da ihm ein Gewicht von 100 Drachmen zuge-
1) In ähnlicher Weise scheint die Artabe Avrilarixä an die Art. von 80 Choi-
niken (in § 8. 10) angenähert zu sein, denn sie ist wohl um j Choinix kleiner als
die letztere anznsetzen.
2) Zu erwähnen sind hier die Vermutungen von Kenyon (a. a. 0. 268) und
Gi enfell-Hunt (Tebtunis Pap. 282 f.), daB die Artabe dpopm gleich der Art. ntxtm
tpofiKÜ (ob. in 8 1) gewesen sei. Auf ein MaB von 31| Choiniken sind auch
Grenfell-Hunt 233 gekommen; doch wird dieses von ihnen ctvtjltaTtxü benannt.
3) Kalbfleisch, Papyri Graecae Musei Brit. et Mus. Berulinensis, l^eklions-
katalog Rostock, Summersemester 1902.
4) Vgl. den Kikurs von Hultsch a. o. 0. 11 ff.
Digiiized by Google
428
Aiifa&tze
schrieben wird, verhielt es sich zur attischen Kotyle wie 5 : 4 und
faßte 0,ß42 1. Zu der kleinen provinzialen, ebenfalls bei den Ärzten
üblichen Kotyle (ob. Abschn. V § 3) stand es wie 5 : 3. Als Teilmaße
erwähnt der Verf. des Fragmentes die Hälfte zu 50 Dr. oder 0,171 1,
das Viertel zu 25 Dr. oder 0,085 1 und fügt hinzu, daß analog auch
andere binäre Teile berechnet werden können. Ein Achtel wird zu
Anfang des Fragmentes zu 12^ Drachmen bestimmt.
6. Ein anderes fviov wird auf 128 Drachmen gesetzt. Dieses (le-
wicht ist = 48 Kite = 1 euboisch-attische Mine.') Da sich das moi’
von 128 Dr. zur attischen Kotyle von 80 Dr. wie 8 : 5 verhielt, so
fußte es 0,438 1 und näherte sich dem altägyptischen Hin von 0,456 1.
Das genaue Verhältnis zum Hin war = 24 : 25. Eingeteüt wurde es,
wie das vorher erwähnte tviov, in Hälften, Viertel usw. Das Achtel
war gleich dem xvetd'os der hippiatrischen Kotyle, das Zweiunddreißig-
stel erscheint unter den ärztlichen Kleinmaßen als XWV ^ lityälrj oder
(ivOTQov oder ßaeilixhv xuqvov, wozu noch als ^ ein xox^iaQiov und
als ein Uovrixov xäpvov kommen.*)
7. Zwei andere in demselben Papyrus angeführte Gefäße dienten
zum Abmessen bestimmter Heilmittel. Ein i~viov rov ipoivixivov &(ftov*)
wird auf 2(!5 Dr. gesetzt, wonach sich ein Betrag von 0,!)06 1 berechnet,
der nur um 6 Tausendstel des Liters hinter der ägyptischen Choinix
(UI § 8) zurücksteht. Die Hälfte = 0,453 1 erreichte fast genau den
Betrag des altägyptischen Hin. Das im Papyrus erwähnte Achtel zu
33)i Dr.*) faßte 0,113 1. Unter den sonst bekannten Maßen steht ihm
am nächsten das Drittel der hippiatrischen Kotyle = 0,109 1.®) Doch
verwehrt es der immerhin merkliche Unterschied, beide Maße in eines
zusatnmenzubringen.
8. Zum Messen von Hülsenfrüchten diente das tviov rov äfifog
xal xvjiCvov xed Tü)v Xoixäv SaxQ^cov xdvrav, d. i. des Kümmels, der
Kümmelart Amis und aller anderen HOlsenfrüchte.*) Wie viele Drachmen
auf dieses Maß kommen, bleibt im ungewissen. Kalbfleisch merkt an
1) HulUch, Gewichte des Altertums 39 f. 41 f. 66 ff. 160. 202 b.
2) S. die Nachweise in der Übersicht über die kleine provinziale Kotyle,
Abschn. V § 4.
3) Kalbfleisch a. a. 0. 10b Z. 2f.
4) Dahinter folgt in Z 3 des Papyrus eine Abkürzung, die von Kalbfleisch
anfangs gelesen worden ist. Laut brieflicher Mitteilung von Schnbart ist viel-
leicht ^ zu lesen; es kann aber auch (wie Kalbfleisch bei einer nochmaligen Re-
vision bestätigt fand) x“ gewesen sein.
5) Uultscb, Metrologie* 638, V.
6) Kalbfleisch S. 10 b Z. 4 — 6. Der Pap. hat xvptivov und oaxi/tap.
Digilized by Google
Friedrich HalUch; Beiträge zur ägyptischen Metrologie VI.
429
'aut fuisse Tidetur aut xd’, wozu Schubart brieflich mitgeteilt hat,
daß xd sehr viel wahrscheinlicher als %i ist. Danach würde dieses
Muß zu dem Viertel des tviov rö xar« UctfrpixTjv (ob. § 5) sich
wie 24 : 25 verhalten und gleich 0,082 1 sein.
9. Ein fviov von 50 Dr., die Hälfte des eben erwähnten fviov tö
xard Ti^ IttXQixijv, mithin = 0,171 1, wird im Papyrus Z. 22 vgl. mit
23 f. als Flüssigkeitsmaß zu J J einer nicht näher bezeichneten Ko-
tyle bestimmt. Diese hat sich also zum fviov von 50 Dr. wie 16 : 7
und zur attischen Kotyle oder römischen Heminu von 80 Dr. wie 10:7
verhalten, mithin i Sextar = 0,391 1 betragen. Nun hat die Artabe
nach dem Steuer- oder Pächterniaße (ob. II § 1) 68;} Sextare gehalten,
mithin ergibt sich die Kotyle von ^ Sextar als 5>)) dieser Artabe.*) Da
nun zu demselben Systeme wahrscheinlich auch ein Medimnos von
1| Artabe gehört hat, dessen Hekteus als pontischer Kypros bekannt
ist, so gewinnen wir die folgende Übersicht der zur eegraßt] fiirgm q>o-
gixä gehörigen Maße:
Liter
66,28 Medimnos 1
S7,52 ArUbe 1
9,88 Hekteus (kyprischer Modius) 6 4 1
0,891 Kotyle 144 96 24
Wahrscheinlich hat dazu, ähnlich wie im ptolemäischen Systeme*),
noch ein xovg von 12 Kotylen = 4,69 1 gehört.
10. Da die pergamenische Artabe ihrem Betrage nach der eben
erwähnten Artabe gleich war, als Teilmaß aber eine Kotyle = ^ Ar-
tabe unter sich hatte (ob. 11 § 1 a. E.), so verhielt sich die xozvh]
Hexga <pogtx& zur pergamenischen Kotyle wie ,5*0 : = 96 : 80 = 6 : 5,
und es ergibt sich daraus, daß der hispanische Metretes, der zur per-
gamenischen Artabe sich wie 5 : 6 verhielt*), ebenfalls in 80 Kotylen
eingeteilt wurde; jedes Achtzigstel aber betrug eine xoriUij gitgg> <po-
gix^ = 0,391 1, während das Achtzigstel der pergamenischen Artabe
auf 0,469 1 auskain. Es scheint rätlich, hierzu eine vergleichende
Übersicht beizufügen:
Liter
S7,62 — 1 Steuerartabe 1 hiBpaniacher Metretes
81,26
9,38 — 1 Steuerartabe
— 11^1 ,, (perg^am. Kotyle)
0,891 hispanischer Metretes
1) Ausrechnung: 684 : 4 " : 6 =» 96.
2) Metrologie S. 266. Oben Abschnitt II § 8.
3) Ein FldssigkeiUmaB der Provinz Hispanien, Berichte der Leipziger Gesellsch.
der Wies. 1897 S. 203. 206.
Digilized by Google
430
Auffifttze
VII. Die FlUssigkeit^maße.
1. Das metrologische Fragment von Oxyrhynchos, das für die
Trockenmaße so wichtige Aufschlüsse gab, teilt über FlUssigkeitsmaße
nur mit, daß auf den Metretes 12 Chns oiler 144 Kotylen imd auf
den Uhus 12 Kotylen kommen.*) Das ist die Ordnung des ptolemäischen
Systems*); nur fehlt hier der Metretes, an dessen Stelle in dem
Fragmente ntpl fietgav die Artabe steht, während in der zehnten unter
Galens Namen überlieferten Tafel tuqI (lixgav xcd ara&fiöv auf den
Medimnos, der zwei Artaben hielt, als Zwölftel das rifilfxtov und als
Vierundzwanzigstel der j;oög folgen. Doch finden wir unter Ptole-
maios II Philadelphos als gesetzliches Ölmaß einen g£Tpi;Tj)g dojdfxä-
;(otjg*), der sicherlich keinen anderen Betrag als die ptolemäische Artabe
gehabt hat. Zwar wird in einem anderen Fragmente icsqI iiizgav ein
ftfTp7jTj)g iXaiTjQÖs erwähnt, der dem Maße von 160 Hin (Abschn. II
§ 10) gleich war nnil ein halb so großes Ölmaß im Betrage von 36,47 1
neben sich gehabt hat*); allein so wahrscheinlich auch für die römi-
schen Zeiten eine Rückkehr zu den alten in Ägypten einheimischen
Maßen sein mag, so konnte doch der zweite Herrscher in der Reihe
der Ptolemäer schwerlich einem anderen Ohus, als dem nach der ptole-
luäischen Elle regulierten, gesetzliche Geltung verleihen. Wir werden
demnach den Metretes von 12 Uhus der ptolemäischen Artabe gleich-
setzen; nur die Benennungen waren verschieden, je nachdem Getreide
1) (ireenfell-Hnnt Oxyrhynchus Papyri 1 S. 78, 13 f.: Ijit 6 iUTQr)T^i
d xortU«; 1^, foart fivai rov fifTpT/T7;p xorvlöp
2) Metrol acript. T 258 § 5 vgl. mit 242 § 1—6. Metrologie 624. Vgl. oben
Abachn. II § 3.
3) Grenfell, Kevenue I.awa Col. 40. 11. 46,4. 63, 20. 64, 2. Wileken, Griech.
Uatraks I 757 1'. Bei Grenfell-Hmit, PayOm Towua Nr. U5, 14 f. 22 f. (2. Jahrh. n. Ohr.)
handelt es aich um Kiitleibiing einer Ölpresse. Der Entleiher verspricht zu ge-
wissen Terminen je ?pa jioitg gepreßtes Olivenöl, V)ex. Kettiehöl als
Miete zu liefern. Dazwischen werden auch Lieferungen von je 12 Ohus erwähnt;
der Schreiber hat also die einzelne» Chus bis zu 12 gezählt und die Benennung
titTfrjTiif erst dann gebraucht, wenn zur Zwölfzahl noch mehrere Chus hinzn-
kamen. Auch in den Amherst Papyri II Nr. 77, 49 (ans dem J. 139 n. Chr.) wird
ein iXaiov gtrpijrrit erwähnt. Ebenda Nr. 93, 10 f. wird in einem Kontrakt« über
die Entleihung einer Ölpresse aus dom J. 181 n. Chr. eine Miete von fXaiov ga-
ifapipcop xtgufilap Imä versprochen. Nach Salluzzi, Rivista di »toria antica, nnova
Serie, VI (1901), 14 war das xtgagtop (Xittov = | g*rer;rijs Siadfxdzove “ 19,70 1;
doch ist auch nicht ausgeschlossen, daß der Verfasser der Urkunde diese Bezeich-
nung synonym mit gftpijriys iXaiov gebraucht habe.
4) Unten § 12.
Digilized by Google
Friedrich Hultsch: Beiträge *ur ägyptischen Metrologie VII. 431
uud auderea Trockene oder Öl gemessen Mmrden.*) Weiter kommt in
Betracht die Festsetzung eines futQrjrfjg öxrdxovg durch denselben Fhila-
delphos.*) Das war das gesetzliche Maß für den Wein, wie es als
xtpdfiiov schon unter Philadelphos*) und als xigdiuov olvov häufig in
jüngeren Urkunden erscheint.*) Als Zweidrittelmaß des Metretes von
39,39 1 hielt es 2ü,26 1. Wir erkennen darin das Vorbild für die
römische Amphora und verzichten auf den Versuch, zur altägyptischen
Artabe ein Zweidrittclmaß von 24,32 1 zu bilden, von welchem aus
keine Brücke zu den römischen Mußen führen würde.
Endlich ist noch an den Metretes der georgischen Maße (unt.
§ 10) zu erinnern, der zwar eine andere Einteilung wie der ptole-
mäische StaSixdxovg^ aber den gleichen Betrag wie dieser hatte.
2. Daß das xfpdfuov olvov = } Artabe war, hat schon Brugsch
aus deinotischen Heiratskontrakten geschlossen®); doch hätte er die Be-
träge der Artabe und des Keramion nicht auf 39,68 1, bez. 26,45 1 an-
setzen sollen. Er beraft sich auf die Inschrift aus der Zeit Thutmosis 111.,
wonach ein Quantum Getreide, das ein großes, auf 10()(K) Hin bemes-
senes Gefäß füllte, zu 36692 Deben abgewogen worden ist.*) Da das
Wassergewicht des Hin 5 Deben beträgt’), so berechnet sich daraus,
unter der Voraussetzung gleichen Volumens, als Verhältnis des Wasser-
gewichtes zum Getreidegewichte 1:0,733K4.") Statt auf diesem in-
1) Meine frühere Annnhiue, daS mit der ptolemäischen Artabe Trockene» wie
Flüssige» gemessen wurde (Metrologie 624), ist also dahin abzuUndern, daß das
Maß der Artabe auch für das Abmeasen des Öles, jedoch unter anderem Namen
galt. In dem Systeme der georgischen Maße (unt. § 10) war der Metretes elien-
falls der Artabe gleich und nicht bloß auf das Abmessen des Öles besebrünkt.
über die Verwendung der Artabe zum Messen von (letreide und Früchten vgl.
Wileken, Ostr. I 739 f.
2) Grenfell, Revenue Laws Col. 31, C: rov fu rov 32, 19: omov tov Auch
in den ebd. S. lS7ff. herausgegebeneu Papyri des 3. Jahrii. v. C'hr. hanclelt es sich
um Metreteu Wein». Grenfell S. 191 f. Wileken, Ostr, I 757 f.
8) Grenfell a. a. 0. S. 19 Col. 32, 3 f.: xfgafua . . . ixava rtai oivcoi rtoi evv-
ayofUPOH u. 8. w.
4) Wileken, Ostr. I 758 tf. Auch bei Grenfell-Hnnt Fayüm Towns und Aroherst
Papyri findet sich das xred/uov olpov häufig, z. B. Ainherst Pap. Nr. 48, 5. 13. 19
aus dem J. 106 v. Chr., Nr. 77, 40. 44. 46 aus dem J. 139 n. Chr.; Fayüm Towns
Nr. 73, 4 aus dem 2. oder 8. Jahrh. u. Chr.
5) Ägyptologie S. 381 f.
6) Lepsius, Abhandl. der Berliner Akad. 1871 S. 40; Denkmäler Abt. 3 Bd. 5
Blatt 39a und d. Hultsch, Metrolope 373, 3. 377. Brugsch, Zcitschr. f. Kthno-
logie 1889 S. 89 f.; Ägyptologie 378 ff.
7) Nach Abschn. U § 10 kommt dem Maße von 80 Hin ein Wassergewiebt
von 400 Deben zu.
8) Dies ergibt für den Hektoliter 73,384 kg. Von deutschen Weizenaorten
Digilized by Google
432
Aufsätze
schriftlich bezeugten Werte weiter zu bauen, konstruiert sich Brugsch,
indem er die Gewichte von Weizen, Gerste, Durra, Mais usw. in eins
zusammenwirft, ein angebliches Verhältnis des Getreidegewichtes zum
Wassergewichte == 1 : 0,7300, während er doch umgekehrt 0,7305 : 1
setzen mußte. Weiter stellt er nun dem Hin mit dem Wassergewichte
von 5 Deben ein 'Getreide-Hin’ mit einem Inhalte von 1,3027 gewöhn-
lichen Hin = ca. 0,02 1 gegenüber, gelangt dann, indem er diesen un-
sicheren Wert mit 04 multipliziert, zu einer Artabe von 39,08 l und
berechnet daraus ein Zweidrittelmaß von 20,45 1.*) Alles dies kann
nicht aufkommen gegen die ganz zuverlässigen Bestimmungen zu je
2 Fflniteln der Kuben der zugehörigen Ellen in Verbindung mit den
entsprechenden Wassergewichten, wonach auf das Zweidrittelmaß der
ptolemäischen Artabe ebenso wie auf die römische Amphora kein
höherer Betrag als 20,20 1 zu rechnen ist.*)
3. Zwei Keramien bildeten den di:tXoxdpaaog^, ein dem attischen
Medironos gleiches Maß im Betrage von 52,52 1.
4. Ein Weinmaß war wahrscheinlich auch der dexdiiipoQog 3T(dO(?,
welchen der unter Philadelphos lebende Tragödieudichter Sositheos er-
wähnt.*) Mit dem Fasse von 10 Amphoren kann der am Hofe des
stehen diesem Betrafr am nächsten der sächsische Weizen mit 74 — 70 kg für den
Hektoliter und der Weizen aus den Provinzen Ost- und Westpreußen mit 76 — 73 kg.
Merklich höher steht der braune Posener Weizen mit 78 — 75 kg.
1) ln Wirklichkeit hat diei^em Ansätze die Berechnung zugrunde gelegen,
daß die römische Amphora von 48 Sextareo = 26,26 1, nach dem Verhältnisse des
ägyptischen Hin zum römiHchen Sextar «»5:0 (Metrol. 868), 57| Hin enthält.
Dafür hat Brugsch, wie aus seinen Ausrechnungen hervorgeht, die Abrundung zu
58 Hin gewählt und ist so aut einen Betrag von 20,46 1 gekommen, den wir für
eine ägyptische Artabe, nur daß statt der 58 Hin 28 Choiniken zu setzen waren,
in Abschn. III in Anspruch genommen haben. Statt des von Brugsch ersonnenen
'Getreide-Hin* tritt bei binärer Zerlegung der ptolemäischen Artabe der Teilbetrag
= 0,615 1 mit einem Wassergewichte von 6J Deben »s* 014 g ein. Dieses Maß
berührt sich sehr nahe mit dem Sechzigstel der altägyptischeo Artabe 0,008 1,
dem ein Waasergewicht von 6J Deben — 606 g zukommt. Aber trotzdem sind
beide Maße auseinander zu halten, denn das eine ist » das andere »
des Kubus der ptolemäischen Elle.
2) Absebn. II § 4. 10. Da die altägyptische Artabe mit dem Wassergewichte
von 400 Deben sich zur ptolemäischen Artabe wie 25 : 27 verhält (11 § 9), so
kommt auf die letztere ein Wassergewicht von 432 Deben oder 1| ptolemäisches
Talent (II § 4) und auf den 6%rdxov^ (*■ j ptolem. Artabe) 288 Deben
oder Ij^ Talent oder 80 römische Pfund. Letzterer Betrag ist bekanntlich als Ge-
wicht der römischen Amphora sicher überliefert.
3) Wückeu, Ostr. I 769 f,
4) Sositheos bei Athen. X 415*^: nlvft d’ fver xaXuiv fiexQ7jrr,v rbv
nL&ov. Es ist von einem Nimmersatt im Essen und Trinken die Rede, der ein
Digitized by Google
Friedrich HulUch: Beitrüge zur ägyptischen Metrologie VII.
433
Königs angesehene Dichter doch kein anderes als das gesetzliche Wein-
Diaß von 10 fUT^ud oder xt^äfiia ofvov = 262,6 1 gemeint haben.
Nebenbei geht aus dieser Stelle hervor, daß schon im 3. Jalirh. v. Chr.
der fittQrjriig dxra^ovs auch u^^oQfvSi später bei den Körnern
amphora, benannt wurde.')
5. Die Geräße, in denen von Knidos, Kos, Kolophon, Hhodos Wein
nach Ägypten eingeführt wurde, waren auf bestimmte und sich gleich
bleibende Beträge geaicht. So ist es gekommen, daß Kvlöiov, Käov,
KoXoqxöviov, 'P6ÖIOV Benennungen für Weinmaße wurden, mochten sie
nun mit den von Knidos usw. eingeftthrten Weinsorten oder mit ein-
heimischen Weinen gefüllt sein.*) Das Koloqiäviov (pirgov) setzt
Wilcken gleich 10 Keramien*) und erkennt in dem noch unerklärten
Maße ad(fu^ das Doppelte des KoXoqxövtov.*) Im allgemeinen ist au-
zunehmen, daß diese durch den Handel nach Ägypten übertragenen
Maße nach den Normen, die an den Ursprungsorten galten und
unter denen der attische Metretes gewiß nicht gefehlt hat, bestimmt
waren.
6. Rechnerisch unterlag der pcT^rfig öxrdxovg der duodezimalen
Teilung*); die Hälfte war = 4 Uhus, 4 = Chus 8 Kotylen, } = 2 Chus
usf. Als kleinster Bruch ist bisher = 2 Kotylen nachgewiesen.
Faß von 10 Metreten täglich auetrank und dem dieses
tretea vorkam.
1) Also war es eine ältere Tradition^ wenn das Fragment dessen
Quelle in das 1. Jahrh. n. Chr. zurückreieht, Metrol. scripi. 1 257, 23 ff. meldet:
6 üfitfOQfvg Ttaif* ivioig Xiyfvai ovv iifua^<p6Qta dvo, S nalovöi rtu^g
xddovg^ "PfOfialot dh o^Qvag. Die Gleichung dieses Weinmaßes mit der römischen
Amphora bestätigen die im Index zu den Metrol. script. unter 2 ange-
führten Stellen.
2) NVilcken, Ostr. 1 764 ff. Das Kaov ist neuerdings anch durch das Ostra-
kon 44 von Fayüm Towns belegt worden.
3) Nach dem Berliner Ostrakou bei Wilcken, Ostr. 1 765 kosten 700 Doppel-
keramien 1 Talent 2400 Drachmen 8100 Dr. Dies ergibt, wie der genannte Ge-
lehrte mir brieflich mitteilte, für 1 Doppclkcramion 12, mithin für 1 Keramion
6 Drachmen. Es wird aber der Preis für die 700 Doppelkeramicn berechnet nach
*dem Satze von GOO Drachmen für 10 KoXotpwput. Ein Kolophunion kostete also
60 Dr., und da diese Summe das Zehnfache des Preises für 1 Keramion beträgt,
so ist 1 Kolophonion = 10 Keramien — 262,6 1, mithin auch gleich dem vor kurzem
erwähnten StxuiKpoQog nl&og zu setzen. Dolia von etwa 0 römischen Amphoren
(die den ptolemäischeu Keramien gleich waren) und größere bis nahezu 40 Am-
phoren habe ich in den Ber. der Leipziger Gesellsch. d. W’iss. 1837 S. 206 f. uach-
ge wiesen.
4) Ostr. I 766.
5) Wilcken, Ostr. I 758.
Digitized by Google
434
Aufsätze
Als konkretes Maß hieß der halbe Metretes fitrpov TfTpdjroov^); dies
war also ein der römischen üma gleicher Betrag. Dazu kam ein
Viertelmaß, das Ttraptov*), = 2 Chns. Neben dem 3;ovg wird als
Hälfte ein {jfu'xovv erwähnt.’)
7. In den Begräbnisstätten von Kasr el Banat und Harit im
Fayum sind außer dem Fragmente einer Amphora mit der Aufschrift ^
(Anm. 1) mehrere andere Fragmente mit der Aufschrift | aufgefunden
worden.*) Da diese | zu 1, 2, 3 usw. gezählt werden, so haben wir
es auch hier mit einem konkreten Maße namens Tttvtdxovv (oder xev-
rdioov) zu tun. Es hielt 60 Kotylen oder 30 römische Sextare
= 16,41 1.
Aus dem Papyrus Magdöla weist Wilcken, Archiv f. Papyrus-
forschung III (1904), 303 t^d^Ott und xevrdxoa xs^dfua otvov nach.
8. Über die gegenseitigen Verhältnisse der ptolemäischen Flüssig-
keitsmaße ergibt sich demnach die folgende Übersicht:
Liter
52,52 diTrlox^^ajuo^ (Weinmaß)
1
39,39 SaSfxdxovi (Olmaß)
H
1
26,26 ptTpTjrrjtf dxrdxovg^ xtgu^iiov otrov
2
1
13,18 ^uxQüv tttQcixooi’
4
3
2
1
6,565 fUTQOv ritciQrov
8
6
4
2
1
3,283 x^^S
16
12
8
4
2
1
1,641 Tjftixovp
32
24
16
8
4
2
0,274 xoTtUj^
192
144
96
48
24
12
Die Teilungsweise ist vorwiegend binär, daneben aber auch duo-
dezimal, insofern die beiden Metreten sich wie 3 : 2 verhalten und auf
den Chus 12 Kotylen kommen. Eine Sonderstellung nimmt das hier
nicht aufgeuommene xevrdxovv ein.
9. In einem Berliner Papyrus des 2. Jahrh. n. Chr. werden xigd-
fiia ix xoTuääv 6xrdy, dääexa, äsxa erwähnt.’) Es erscheint am
rätlichsten, diese Angaben wörtlich zu nehmen und das Keramion von
1) Ebd. 772. Dasuelbe Maß ist nach Grenfell-Hunt, Kajiim Towns S. 60 a. K.
auf dem Fragmente einer Amphora durch ^ bezeugt.
2) Wilcken I 750.
3) Grenfell-Hunt, Amherst Papyri IT Nr. 93, 12 aus dem J. 181 n. Chr Auch
unter den Maßen von Ojtheion erscheint ein rifiixovv; doch war dieses nahezu
4 (mal KO groß als das ptolemilische Maß. Metrologie 537; Drei Hohlmaße 86.
4) Faydm Towns S. 58. 60 f.
5) BGU ni Nr. 865,16: dpoiw; xort^lcuM dtna xf^dfMcr . . . Die Er-
gänzungen zu Z. 14: ix xor|el&«* dcu[d(xce und zu 15: xotv\l&v öx]to) xigd[fua
tfxojöt gibt Wilcken in diesem Archiv I ööO.
Digitized by Google
Friedrich Haltscb: Beiträge zur ägyptischen Metrologie VII. 435
12 Kotylen gleich dem ptolemäischen Chus, das Keramion von 16 Ko-
tylen = 1-J^ Chus oder 4,377 1, das von 8 Kotylen = | Chus oder 2,188 1
zu setzen. Wie mit dem Gattungsnamen Hin (henu, tv, tviov) Maße
von sehr verschiedener Größe (von 9,12 1 ab bis zu 0,171 1) bezeichnet
wurden*), so wird auch xe^ct/uoi’ nicht bloß für ilas Weinmaß von
26,26 1 oder für ein Olinaß, mag dieses nun einen ganzen oder halben
Metretes d. i. 39,39 oder 19,70 1 gehalten haben*), sondern auch für
verschiedene kleinere W'einmaße bis herab zum Zwölftel des großen
Maßes von 26,26 1 in Gebrauch gewesen sein. Um ein Quantum Wein
von nahezu 2,2 1 zu fassen, bedurfte es schon eines nicht unanselm-
lichen Tonkruges, für den die Benennung xepdgtov ganz passend war.
Doch ist außerdem die von Wilcken*) vorgcschlagene Deutung, daß
in allen drei h'ällen Keramien von 8 Chus gemeint seien und der ein-
zelne Chus entweder 16 oder 12 oder 8 Kotylen enthalten habe, in
Erwägung zu ziehen. Ereilich würden wir dann neben dem ptole-
mäischcu Chus von 3,283 1 noch einen größeren von 4,377 1 und einen
kleineren von 2,188 1 erhalten, mithin die Einheitlichkeit des j;oüs’ der
Papyri, die in der Einheitlichkeit der ihr Analogon hatte, auf-
geben müssen. Auch würden die Keramien von 17,51 und 35,02 1,
die wir dann neben dem ptolemäischen Keramion von 26,26 1 anzu-
nehmen hätten, in der Reihe der sonst bekannten Hohlmaße ganz ver-
einzelt dastehen.
10. Bei der Untersuchung über die provinziale Kotyle von 0,4103 1
(Abschu. V) wurde bereits das System der georgischen Maße berührt.
An seiner Spitze stand ein Medimnos von 102 Sextaren = 55,81 1, der
das Maß der persischen Artabe darstellte. Dazu kam als Hauptmaß
für Flüssiges ein der zu 72 Sextaren = 144 ptolemäischen
Kotylen angesetzt, mithin gleich dem pfrpijT»);; dadtxäxovg war. Seine
Einteilung jedoch wich von der ptolemäischen Ordnung ab; denn unter
ihm stand als jjoüi,' nicht ein Zwölftel, sondern ein Achtel, das 9 Sex-
tare = 4,924 1 hielt. Da der jitolemäische Chus, wie 12 eigene Ko-
1) Hultsch bei Kalljfleisch, Papyri Graecae Mus. Britan. ct Berol., Rostock
1902, S. 11 ff. Das Hin von 0,171 1 ist S. 13a nachgewiesen (vgl. oben Abschn. VI
§ 6). Ihm steht als Maximum das 'große Hin’ des Epiphanios (Metrol. 369. 400)
im Betrage von 20 ägyptischen Hin = 9,12 1 gegenüber.
2) Oljen dritte Anm. zu § 1.
3) In diesem Archiv Bd. I 8. 656.
4) Wie das pUdomäische Weinmaß war also auch der georgische Metretes
ein ä%Tuxovii doch war der georgische Chus größer als der ptulemäische. Eine
Verwechselung war kaum zu befürchten, denn in römischer Zeit kannte man
schon längst den ptolemäischen pfrerjr^S dxräxov^ nur unter der Benennung xtgd-
luov {oivuv'j.
Archiv f. Pspjrriiflfortchuns III. S, 29
Digilized by Google
43C
Aufsätze
tylen, so fi römische Sextare faßte, und auf den georgischen Chua Ton
9 Sextaren ebenfalls 12 eigene Kotylen kamen, so verhielt sich die
letztere Kotyle, die wir die provinziale benannten, zur ptolemäischen
Kotyle wie 3:2. Auf den georgischen Metretes kamen mithin 96 solche
Kotylen, eine Einteilung, die wir früher schon bei der Artabe fu'rpa
<poQixä und dem xcgäfiior ofvov (VI § 9. VII § S) beobachtet haben.
11. Als Hälfte war dem georgischen Metretes ein ccfKfiogevg von
48 Kotylen = 19,70 1 zugeordnet. Auf das vor kurzem erwähnte
Äfvrdj'ow ptolemäischer Norm kamen 40 provinziale Kotylen.
12. In dem Fragmente xsqI juf'rpuv, das über verschiedene römische,
ägyptische und syrisch-hebniische Maße handelt und durchgängig als
eine zuverläs.sige, wahrscheinlich bis in das 1. Jahrh. n. Chr. zurück-
reichende Quelle sich erwiesen hat*), folgen auf eine Darstellung der
römischen Maße von der Amphora bis zum Cyathus und dessen Teilen
die Worte: xal tu ikuirjQu dl xuQuxXrielag, ccxb rov xalov(iivov
xei'TTjVUfiov Ttjv uQxiiv ixit, b di) kitQug ixtt txaröv*), d. h. die 01-
maße verhielten sich zu einander ähnlich wie die römische Amphora
und ihre Teile; doch war beim Öl das Hauptmaß nach dem Zentner-
gewicht reguliert. Hier ist doch offenbar ein Maß gemeint, dos ein
Volumen Öl im Gewichte von 100 römischen Pfund faßte. Nach den
metrologischen Tafeln verhalten sich die Gewichte gleicher Volumina
von Öl und Wein wie 9:10.’) Auf den Sextar mit dem Weingewicht
von 1^ Pfund kommt also ein Ölgewicht von H Pfund; mithin ent-
spricht ein Ölgewicht von 100 Pfund einem Haume von GöJ Sextareu
= 36,47 1, d. i. dem ägyptischen Maße von 80 Hin oder dem svrischen
Bath.*) Die in dem Fragmente noch beigefügte Angabe eari Öi xal
ö t’Aaiijpög fisxQijTijs Tovät dixXuOiov^) kann, wenn nicht ein Verderb-
nis vorliegt, nur dahin gedeutet werden, daß zu toüd« das vorher-
gehende Toö xevTtjva^tov zu ergänzen und dafür das Maß, dessen Öl-
gewiebt einen Zentner beträgt, zu denken ist. So kommen wir auf
einen ikairj^bg gfTpr/Tjjs von 200 Pfund Ölgewicht, der dem altägyp-
tischen Maße von 160 Hin (Abschn. U § lOj gleich zu setzen wäre.
Wir dürfen aber mit Recht annehmen, daß auch die Hälfte dieses
1) Metrologie 10. 415; Drei Hohlmaße 82, 2. Aus diesem Fragment nsgi
fiitgtap ist oben (Abschn. II z. Anl.) die Bestimmung der 'neuen’ Artabe zu
Modien entnommen worden.
2) Metrol. Hcript. I 258, 9. Lagarde, Symmicta I 169, 64. Der obige Text
Bchließt sich an Lagarde an; doch ist statt des fehlerhaften dr^vaQiov aus Metrol.
•cript. I 258, 10 xtrxTjvuffiov hergeatellt worden.
8) Metrol. «cript. I 92. 223 § 12. 14. 239 § 8. 247 § 2 f . 269 § 7.
4) Oben Abnchn. II § 10. 111 § 9; unten § 14.
5) Die» i»t wohl lediglich ein Schreibfehler statt diniaaimv.
Digiüzed by Google
Friedrich Hultsch: Beiträge zur ägyptischen Metrologie VII.
437
grofien Mafieu, die ja durch die Worte äx6 tov xa^.ov/u'vov xsvTtivapi'ov
Ti'jv ägirjv txti als das Hauptmaß unter den iiaiTjQ« bezeichnet war,
ebenfalls als iiairjpös fiftpTjTtjs gegolten hat. Hat es doch neben der
provinzialen Kotyle eine halb so große Kotyle (V § 3) und im Be-
reiche der Gewichte allerwärts neben den schweren Minen oder Schekeln
auch Gewichte, die um die Hälfte leichter waren, gegeben.
13. Wenn der nach einem Gewichte von 100 Pfund normierte
Olmetretes, wie der Verfasser de.s Fragments durch xagaxlr/gi'ag an-
deiitet, ähnlich wie der römische /ifrpijrijs, d. i. die Amphora (VII § 4),
cingeteilt wurde, so hatte er unter sich einen j;ot)g von 4/>6 1 und
eine Kotyle von 0,380 1. Beide Maße sind uns schon als lakonische
begegnet (ob. II § 13).
14. Während die früher erwähnten Flüssigkeitsmaße als Teile des
Kubus der ptolemäischen Elle (U § 3) anzusehen waren, sind « ir mit
dem Ölmaße von 80 Hin = 36,47 1 in den Bereich der Teilmaße der
kleinen ägyptischen Elle (ob. II § 10 — 13) eingetreten. Den gleichen
Betrag wie clas Maß von 80 Hin hatte das syrisch-hebräische Bath,
das ebenfalls zum Messen des Öles verwendet wurde.') Zehn Bath
füllten ein hebräisch -phönikisches Kor (jrdp, xöpog) = 364,7 1’), das
in Papyrusurkunden aus byzantinischer und arabischer Zeit imd auf
Ostraka als xovpi oder abgekürzt xoup' erscheint.’) Eine andere Um-
bildung des hebräischen Wortes hat gelautet, und daraus sind
die Benennungen
fMxilutfov *' = 1 Kor = 364,7 I
2 „ = 729 1
Tfixtogov*) = 8 „ == 1094 1
abgeleitet worden, die durch Papyrusurkunden des 2. dahrh. n. dir. be-
zeugt sind. [.letzt auch TfTp«x((apai') in P. Gen. 71,2 und 6, vgl. oben
S. 401. Die Red.]
l.b. Die Hälfte des syrischen Bath, das xö/Uadoi/ = 18,23 U),
wird aus koptischen Urkunden angeführt.*)
1) Kxzerpte aus Kpiphanins Hetrol. acript. I 269,23. 260,2.6 — 261,3. 271, 11.
278, 20 — 25. Die 60 Sextare, welche hier und ander« ürta (vgl. Metrol. acript. II 167)
auf daa Bath gerechnet werden, aind alexandriniache and gleichen sich mit 66 J
rötuiacben Sextaren (ob. Abachn. III § 9). Ala ölmaB erwähnt den ßdrof auch
Erang. Lukaa 16, 6.
2) Metrol. acript. 1 258, 21. 260, 10. 271, 8. 278, 6. 277, 16. Metrologie 416. 452.
Fauly-Wiaaowa Chomer.
8) Wileken, Oatr. I 768. Als volle Form iat nopgiov vorauezuaetzen.
4) Grenfell-Hunt, Faytlm Towua Nr. 220.
5) Wileken, Oatr. 1 768 f, (irenfell-Hunt a. a. 0.
6) Wileken a. a. 0. 7) Metrologie 587 f. 590. 8j Wücken, Oatr. I 764.
29*
i'
Digilized by Google
438
Aufsätze
Hi. Wie l)ci den Metrologen der Kaiserzeit'j, so erscheint auch
in den unter römischer Herrschaft geschriebenen Papyri*) häufig der
itarr/s (abgekürzt |') als Maß von 2 ptolemäischen Kotylen = ^ (u-
TQrjzijg dudexäiovg = j*); /leTpi/rijg dxrdxovg oder xtgtiiuov otvov. Auch
die ptoleniäische Kotyle wird hin und wieder in den Papyri und häufig
in den metrologischen Tafeln erwähnt.*)
VIII. Das Oxyrhynchos-Fragment nber Längen- und
Flächenmaße.
1. Auf einem unter Diokletian und Maximian 285/6 und 286/7
beschriebenen Papyrus befindet sich rückwärts eine nur wenige Jahre
jüngere Niederschrift über verschiedene Flächen- und Längenmaße.*)
Als citbit of land oder Flächenelle war schon früher ein Maß in der
Form eines Streifens von 100 Ellen Länge und 1 Elle Breite = Arura
bekannt, das :rfjxi'S oder olxo:ceäix6g benannt war.*) Unter der
letzteren Benennung erscheint die Flächcnelle auch in dem eben er-
wähnten Papyrus Z. 9; vorher nber Z. 3f. wird dasselbe Maß axoivioir
[oixo7ciöi]xdv genannt.*) Das ffjjon't'on, das bisher nur als Längenmaß*)
oder als Quadratmaß*) bekannt war, erscheint also hier als Rechteck.
Da die Arura 27,5 Ar hielt, so kommen auf den oixoittüixög :rijxvg
oder das oixojtfS. exoivCov 27, .5 qm.*)
1) Metrol. ficript. an den im Index unter 1 — 4 angeführten Stellen.
Metrologie 626.
2) Wileken, Ostr. I 762 f. Kenyou, Greek Pap. in the Brit. Mus. II S. 311
Nr. 252 um 350 u. Chr.j S. 314 Nr. 429 um dieselbe Zeit.
8) Grenfell-Hunt, Oxyrhynchus Pap. I S. 78,14: i äi joos *OTri«s i(f,
mffrf tlvai rör fifTQTjtiiv xort’loi' ppd; Fayüm Towns Nr. 96, 17. 19: xoreXai ebd.
Z. 26: xorvlmc Svo (Ölmaße); Amherst Pap. II Nr. 125, 4: iXatvov y xorvlmv.
Metrol. script. I 208, 25 f. 286, 10 f. 242, 15. 17. 251, 26 — 262, 1 u. ö.
4) Grenfell-Ilnnt, Oxyrhynchus Papyri IV Nr. 669 S. 116 ff.
6) Grilfith, Proceedings of the Society of Biblical Archaeology XIV (1892)
S. 416 ff. Hiiltsch, Klemente der ägypt. Teilungsreehuiing, .Abh der Leipziger Ges.
der Wiss. XVII I (1896) S. 41 .Aiim. 1 und 2. S. 41 ff.
6) Die von Grenfell-Hunt 8. 119 vorgeschlagene Ergänzung [olxonrdi] wird be-
stätigt durch Z. 9 f., wo dem olxoxtdixbs xfixvf ebenfalls 100 Oaadratellen zugo-
gchriebeu werden. Wileken, Archiv für Papyrusforsehung II (1903) S. 88,4 weist
noch die Bezeichnung xijZ nach, die er als xt)xvi xtgtataXxixos deutete.
Ich habe dort die Vermutung xf/xvs xigicxaros hinzugefügt und angemessen er-
klärt. Ohne mich zu erwähnen, schlagen Grenfell-Hunt a. a. 0. 119 xigunaxi-
Ko; vor.
7) Metrologie' 38. 368 f. 361 f. 608 f. Grenfell-Hunt-Smyly, Tebtunis Pap. 370.
8) Metrologie 861 f. 608 f.
9) Elemente der ägypt. Teilungsrechnung 41 .\nm. 3.
Digilized by Google
Friedrich llalUch: Beitriif^e zur ilgvptiiichen Melrologie VIII. 4id9
2. Etwas kleiner war nach Z. 3 das ytofUTQcxbv axoiviov, denn
es hatte hei j^leicher Breite nur eine Länge von 96 Ellen, verhielt sich
also zum oixmtöixbv o%oiviov wie 24 : 25 und war == 26,4 qm. Wie
aus Z, If. zu schließen ist, wurde es in Hälften, Viertel und Achtel
geteilt. Diese Teilungsweise ist schon früher bei der Arura, obwohl
diese ganz zentesimal aufgebaut war, beobachtet worden. ‘)
3. ln Z. 5 — 10 werden die Dimensionen des füÖT^gfrpixdg, «g/3a-
dixog imd artQtb^ erklärt. Die Bezeiclmung ifißadixög für das
Flächenmaß findet sich ähnlich in dem Fragment des Did}’mos Metrol.
script 1 180, 12. 14, wo ifißudixol xafMiarai erwähnt werden. Sonst
j)llegen die Flächenmaße durch den Zusatz i.ri'xsäos zu iraXaiorrlg,
xffH’g usw. von den Längen- und Körpermaßen imterschieden zu werden.
Dem oixoxtöixbg :n'iZvg werden richtig KX) fftßaäixoi zugeteilt.
4. ln dem zweiten Teile von Col. I (Z. 11 — 25) handelt es sich
um zwei |i'Äoi/ benannte Längenmaße und ein Körpermaß vavßiov.
Ein ßaeiXixbv liUoe wird, ähnlich wie in der I. heronischen Tafel*),
zu 3 Ellen oder 18 Handbreiten oder 72 Fingerl)reiten bestimmt. Da-
neben bestand ein anderes liSäo»’, dessen Benennung nicht erhalten ist.
Ihm werden 2^ Ellen oder 16 Handbreiten oder 64 Fingerbreiten zu-
geteilt; es verhielt .sich also zum königlichen ^lUov wie 8 ; 9, Da das
geometrische Schoinion (ob. § 2) als Längenmaß 96 EUen betrug, so
gingen darauf 32 königliche Xyla oder 36 Xyla zu 2^ Ellen (Z. 18 — 20).
In dem zweiten Absclmitte des Fragments Col. H Z. 38 f. wird ein
JiUov dtjfiöaiov zu 3 Ellen definiert, mithin dom ßaaiXixbv |iUov gleich-
gesetzt. ®)
Das vavßiov wird von Grenfell Hunt als ein Würfel, dessen Kante
3 Ellen betrug, gedeutet.*) Hiernach würden ihm 27 Kubikellen zu-
kommen. Ob es auch zu dem |tUot' von 2| Ellen ein entsprechendes
vavßiov gegeben hat, bleibt im Ungewissen.
5. Die II. Col. des Fragments beginnt mit den Worten ßerptov
däxtvlog, xaXaiOnlg usw., ganz ähnlich wie die I. herouischc
Tafel.*) Auf den xaZaiatijg folgt bei Heron die dtjjtrg, wofür der I’a
pyms Aijjvaj, d. i. Xij[dg, bietet. Der diidg werden in den Tafeln der
Längenmaße 8, der Xiidg 10 Fingerbreiten zugeteilt. "l Der Schreiber
des Papyrus stellt Z. 31 seine Xi^vag der heronischen (zu 2 Hand-
breiten oder 8 Fingerbreiten) gleich. Ferner werden andere Maße nach
1) Ebd. 44 — 46. 2) Metrol. script. I 182, 21 f.
3) Vgl. Grcnfell-Hunt a. a. 0. llUf.
4) Ebd, 120; Tebtunis Pap. Nr. 5,15 S. 21. 33,
5) Der Papyrus hat idr). 6) Metrol. script. I 182, 3.
7) S. den Indei zu den Metrol. script. unter inde und Xixds-
Digilized by Google
440
Auts&tze
der Zahl der Handhn-iten, die sie enthalten, aufgefillirt. Eh bilden
nämlich
3 llandbreiten die Spanne,
4 „ den itolif a (oder l ),
5 „ „ lieoeipixdtf, d. i. die Leinwel>erelle '),
6 „ „ xtjxvg drtiioaiog xnl rexToeixd;,
7 „ „ HiXoftirQixog*),
8 „ einen nijxvg, dessen Benennung verloren gegangen ist,
10 „ ein ßiiita, das als Siaaxams räv noS&r erklärt wird.
6. ln Z. 38 beginnt die Aufzählung einiger Maße nach der Zahl
der auf sie zu rechnenden Ellen. Es bilden
3 Ellen ein |vlov dTjpdatoe (ob. $ 4),
4 „ eine dervid, die als diüeraatg xütv erklärt wird *),
(6) „ einen xalorgo$‘),
0§ „ eine öxctivo.*)
1) Das Maß von 6 Hand- oder 20 Fingerbreiten heißt in dem Fragm. Orcaves.
Metrol. Bcript. I 180, 4 und in der I. heronischen Tafel ebd. 182, 16 Ttiydav. Hesych.
erklärt nvyövog durch ro« xtj'xjojs. Die von mir beigebrschte Erklärung des
neuen Wortes lipoöipixd; ist gesichert durch die Glosse Xtvöi^og (lini tcitor) im
Thes. Steph.
2) Tannery, üne mission en Italie, Archives des missious, 3* sdrie, tome XIII
(1889), 44 berichtet über eine metrologische Tafel xfpi p^rpein' 'Hgarog, die im
cod. Gr. Vatic. 1056, saec. XV, fol. 5 f. enthalten ist. Hieraus teilt er die wichtige
Notiz 6 Tiijxvg ä vfilofurftxög doxriUot); x^ mit Das ist die sogen, königliche
oder große ägyptische Elle (ob. Bd. II 88, 278 f.), die nach Eisenlohr, Ein mathem.
Handb. 9; Altägyptischc Maße, Recueil de travauz usw. XVTII (1896;, SS in
7 Handbreiten geteilt worden ist (wenngleich daneben auch eine Einteilung in
6 Handbreiten bezeugt wird). Vgl. Metrologie’ 849 ff. 364 f. 617 f.
8) Man könnte auf den ersten Blick geneigt sein, tutaxaiitg rüv notäv als
Fußspanne oder passus zu deuten (Metrologie 37. 79 f.), wofür in der V. hero-
nischen Tafel dixXofir ßfifta sich findet (Metrol. script. 1 189, 1). Allein das obige
Maß von 10 Handbreiten kann nur das dnloö» ßi'ifia derselben Tafel (ebd. 188, 18)
gewesen sein.
4) Mit Sitteratiig rebr xs'pu'v meint der Schreiber dasselbe vom Körper ent-
nommene Maß, wie es von Poll. onom. 2, 158 sachgemäß erklärt wird. Vgl. Hesych
und E. M. s. dp/uid, Suid. s. äpyviai.
5) Die Zahl der Ellen, die auf einen xdlnpo; gingen, ist geschwunden; doch
ist ans der Ausgabe von Grenfell-Hunt zu schließen, daß nur ein Zahlzeichen
ausgefallen ist. Ohne dies zu beachten, schlagen die Herausgeber ein Maß von
Ellen vor. Das würde mit den drei Zahlzeichen dsij zu schreiben sein, wofür
im Papyrus kein Platz ist. Wahrscheinlich ist 4 ausgefallen. Eine äxaira von
6 Ellen oder 9 Fuß erwähnt lul. Ascal. Metrol. script. I 201, 7 (vgl. H 149). Da
nun dxati-a und xdlago; in der Regel als Synonyma gebraucht worden, so ist es
nicht unwahrscheinlich, daß lul. Ascal. mit seiner äxairu von 6 Ellen dasselbe
Maß bezeichnet hat, das in dem Papyrus als xcXn/iog erscheint
öl Die Belegstellen aus den heronischen Tafeln usw. sind im Index zu tien
Metrol. script. nachgewiesen.
Digitized by Google
Friedrich Hult«ch; Beitrilffe r.ur ägyptischen Metrologie VIIT. 441
Dann folgt eine lückenhafte Stelle, an welcher nur ot nai mnis
noch erkenntlich ist; hierauf hat die Erklärung einiger anderen Maße
begonnen. Das kleinste Maß, mit dem alle Längendimensionen ge-
inosseu werden, ist, ähnlich wie bei Pollux, in dom fragm. Greavos. und
in den heronischen Tafeln') der daxTU/log; noch kleinere Beträge werden
durch Brüche des Daktylos ausgedriiekt.*) Darauf hat eine Erklärung
der folgen sollen; doch bricht der Text hier ab.
Rückblick.
Nachdem im 1. Abschnitte die.ser Beiträge ( Bd. II 87 ff.) sowohl
auf die große Menge von verschiedenen ägyptischen Maßen und Ge-
wichten, als auch auf die erstaunliche Mannigfaltigkeit der dabei üb-
lichen Teilungsurten hingewiesen worden war, sind im II. Abschnitte
(S. 278 ff.) die Gruudzüge zu den Systemen der Langen und Hohlmaße
dargelegt worden. Die Kuben von drei Längenmaßen waren es, deren
Wassergewichte hohe Dezimalzahlen von babylonisch-ägyptischen Ge-
wichtseinheiten darstellten und aus denen dann die Längenmaße genau
berechnet werden konnten. Die babylonische Doppelelle war von
Lehmann zwischen ü,9!>0 und 0,997 m bestimmt worden. Dieselbe,
aufgetäßt als Kante eines Würfels von 984,7 1, dessen Wassergewicht
lÜOO schwere Gewichtsminen ursprünglicher Norm betrug, kam genau
auf 0,99.ö m aus. Der zehnte Teil dieses Würfels = 98,48 1, im Wasser-
gewichte von 100 schweren babylonischen Gewichtsminen, war der
Kubus einer Elle von 0,402 m, die wir die ptolemäische nennen, weil
die ptolemäischeu Hohlmaße nach ihr reguliert waren. Sie hat aber
auch die Grundlage für die attischen, durch Solon eingerichteten Hohl-
maße gebildet. Endlich hatte die wohlbekannte kleine ägyptische Elle
von 0,4ä0 ra Ober sich einen Kubus von 91,1H5 1, dessen Wasser-
gewicht 10(K) ägyptische Deben betrug, aus welchem andere Reihen
ältester Hohlmaße sich entwickelt haben.
Hieran kamen zwei Fußmaße. Das eine, ein Drittel der babyloni-
schen Doppelelle = 0,332 m, ein in Kleinasien, Griecherdand und im
Westen übliches Maß, war die Kante eines Würfels im Betrage einer
1) S. den Stellennachweis s. a. O. unter ddartdof.
2) I. und n. herouische Tafel Metrol. script. I 182, S. 184,15: xal nana tü
iXutrova (lOfiu xalihai, III. Tafel elid. 186, 1 : Sii*Tvloi jifäro^ {tniv xai (invdt-
Mit liiafiTtvtrai scheint der Schreiber des Papyrus zu meinen, daß Abmessungen,
welche kleiner als 1 Daktylus sind, Mittelwerte zwischen 1 und U Daktylus bilden,
d. h. durch Teile des Daktylus, die ihrerseits gezilhlt werden, ausgedriiekt wenlen,
z. B. 1 Drittel, 2 Drittel, 1 Ffluitel, 2 Fünftel, 3 Fünftel usf. Vgl. Hultsch,
Elemente der ägyptischen Teilnngsrecbnung 22 Anm. 2. 26 f.
r
Digiiized by Google
442
Änfsätze
Hltägyptisclien Artabe von 80 Hin oder eines iiginäisclieu Metretes.
Das lindere, das zur ptolemäischen Elle gehörige Zweidrittel maß — 0,308 ni,
hatte als Kubus die thesaurische Artabe über sich, die zuerst in römi-
scher Zeit zum Vorschein gekommen war, dann aber als ein weit älteres
Maß sich herausstellte, das zugleich in das System der königlichen
ägy])tischen Elle als J des Kubus dieser Elle sich einreihte (Abschn. VI §2).
Teils an die altägyptische Artabe, die sich als ein Maß von 40 Choi-
uiken zu je 2 Hin erwies, teils an einige Hauptmaße des ptolemäischen
Systems haben in mannigfaltigen Gliederungen zahlreiche andere Maße
sowohl für trockene Gegenstände als für Flüssigkeiten sich angeschlossen.
Die in den Papyri neu erschienenen Maße ordneten sich allenthallien
nach durchsichtigen V'erhältnissen in die Reihen der älteren ein; auch
die sechs Artaben des Londoner Papyrus GGLXV machten davon keine
Ausnahme (Abschn. VI § 3). In gleicher Weise schlossen die in dem
Berliner Papyrus 7094 aufgefundenen kleineren Maße ungezwungen
an die zahlreichen, schon früher bekannten ärztlichen Maße sich an
(V § 1 — 5. VI § 4 — ^9). Nebenbei gelang auch die Erklärung des
Namens Uhrarius, den der römische Sextar ursprünglich geführt hat
(V§6f.).
Im \'IU. Abschnitte hat sich die Verwandtschaft des Oxyrhynchos-
fragmentes über Längen- und Flächenmaße mit den heronischen und
anderen Maßtafeln herausgestellt. Unter den neuen Maßbestiramiingen,
die der Papyrus bietet, ist der i.ivov(pixbg nijxvg von mir erklärt und
zu dem Nii.o(UTQix6g eine wichtige Belegstelle beigebracht worden.
Andere und nicht minder lehrreiche Papyri werden nach und nach
zum Vorschein kommen, und auch in diesen wird vieles Neue enthalten
sein; allein die Grundzüge, die ich in den vorstehenden Beiträgen ent-
worfen habe, werden im wesentlichen ihre Geltung behalten. Das Urteil
darüber stelle ich allen billig denkenden Fachgenossen anheim; un-
erwiesene und deshalb unberechtigte Anklagen, die von einer Seite
neuerdings gegen mich erhoben worden sind, la.sse ich unbeachtet.
Dresden. Friedrich Hnltsch.
AusnahuiBweiHe enthält dies Heft nur Aufsätze. Die HUli^cn Heferate nebst
der Hiblio^rraphie wird das Schlußheft, hoffentlich bald, bringen.
Die Redaktion.
Digitized by Google
Bd. n. UK HBd. LAfat. a. U
mLm Z«U voQ ▼. Oardilianft««.
M. ao.— . 99h. .« n.~
n. Bd. g«b. UC » — , ««b. 14.^
Handbücher und neue Erscheinungen auf dem Gebiete des kiassischen
Aitertums im Veriage von B. 6. Tejibner in Leipzig.
A4kati D-Htadc A t Altattu r. O.Waobaaaatlt
MU1IJI1. I. IM. a- UK de.—
Augustus rirtt
n. Bd. gab. UC » — , «•
Rlnnranhift tw» griaehti«b«remtocba Bicgtagiria
Diuyrcipillo. ueb Ibr«? Utararbcbra Bora tos
Frladrteb Lao. a. JC 7.—
BStALk Aoguat Bflcbb. Labottshaarhraibnag nad
DUvBII« AaswabJ Ms aatBafa wtaaanschafUiobaa
Brtafvaebaal roa Has HaffaaDB. a. Jt IS.—
RnriAnnarht Agrartasehleba Paprraa-
DUUenpakllly tcmdlaa T.Slafaa WaaajdakL
L Bd.: Bla Privatpacbi a. JC , gab .A
Dar. ia dar rbmlaehao Lliarmtar voa
9 H. Polar a. ^ 6 —
Brief,
RMinn blaiaa KobrlAoo L Bd- BAmlMba Oaab*
^■^*^**7 mAlar — AlfellaUseba a. atmaklsoba Baak*
aiAlar. a. JC tt.— ■ IX HA Znr grlaebladMO
Kttaatgaacbichn» a. .A SO. —
Briafarachoal Oieama t. a Ptpooaa bta
WifrOrUft au Caaaara Bnaordaag v.O. K- Bchmidt.
a. Jt IS.*-*
— ■ Ciearot ViUaa von O. B. Hebmldl Mit t TafMa
uad Abbildoagoa ün Taxt a. «A S *-*
DAmnfifhAnAA ® ^ Sebaafar.
UOinUoUIUIlOO J xoB. i Bnada. a .A M —
rfvmnlnnikA d. griacb Etjaoloffka t.
biymlliuyma. r Ealltoastaia a.Aia.—
CMAiHffiia4ilr historitoba, dar laSelo. Sptaoba
aranllllaXIK} »ob U. Br»aa, A. BlUmar,
J. Qolliag, 0. Harblg, O Laadgraf, 0. P
W. MoUar, J. B. Bobmals, Fr Stola, Joa.
TbOtsIng, A Waiahold. 1. 1. KüUeitnagand
Laoüahta X X StammbUdaagtlahra. Yoa Fr.
Stola, >a oatto JL 7 — !1I. 1. Klalaitang ia dia
Oaacbichta dar Utain. Sjatax. Von J. Oolltag.
Lllarmlar snr blatorfaobaa Syataa der einaalnea
SabriftetaUer. Voa O. Laadgraf a. J. Q olllag.
Tempora uad Modi; OaaoraVarbl. VoaH.Bla#a.
a »A d — . [Fortaatanag aatar dar ProMa.)
i Stmdlaa aur laieia. Modoslabra a. A. Dlttnar.
HeliMistisches Zeitaiter.
aiittscfaoa 7«aitaltara roa J. Kaarst L Baad,
a JC 1t.—, gab. Jt 14 —
llAiffiAi» Bonariaaha Palasla Klaa Stadl# aa dasi
nUIIIOf • DaoktaAlara uad tarn Epoa Von V
XoaaA Mit t TaMa uad 14 AbbUdoagaa ia
Text B.JfS .60.
lfAiOAf*7ai4 Bte gaachlebtllche Lliaratur dar
IbalBerAOli. rOalseliaaKaiMraallTOBH.Patar.
S Bftada. Ja B. Uk IS.—
l^iifio^i>AAA aatlke, ros TI Jahrbuodart
lbllllOi|irUoay r. Chr bta la dl# Zeit dar Ba-
aaiaaBOa tob B. Kordon, t Bda. Ja a. .A 14 —
I t^AM^iir Oaacblebta dar rOmlaeban Litaratar
klioraiur« roa Tanffal-Sobwaba. b Au«.
B. ,A 14.40; gab. JC Id.—
OascblebA dOT grtaahlschaa Lltaratnr dar Alaxaa*
drlaarsait TOB SaaaBiibL S BAada a.JfOO.— ;
gab JC 04.—
I ■ ■ Studlas und CharaktarlstUtao aar griacUscbaa
uad remispbaa LHaralurgosebicbta Toa TauffaL
S. AafUffo. a. JC IS. —
8 a. Kaaatpraoe.
HnAfillf dar Gftaehaa oad Bdairr tob Cbrlat
l■OinA g Amflaga a. Jk 11 00.
•»» GraadsOgo altrOm Molrlk t. Klola. a.Ul tS. —
Thaorla d. oiasiaobao Kttutt# d Rallaaaa t RoS-
baeb oad Wailpbal 3 BAada n. Jt SS. —
W4kPAA Mpatarian dee Mitbra Ton Fraat
millllflo« Camoat Ria Baitrag nar BaUgloaa*
gaacblebte dar rOmlaebaa KaiaaraaH. Aatorltierta
daataoba Aatgmba tob O. Gahrlg. MilOAbbilA
Im Test aad aaf S Tafala, aowla 1 Karte a..Ab.— ,
fteb. .A S.SO.
AlflimAnA ^He antike Idee der Okomeae ia
*^*'**”*^**"" ihrer poUtiscbea oad kaltaraDeB
Be<laotaaf tob J. Kaarat a. «A I SO.
PflnwiHiA A** gfieebUcbea PapjTasarkaa*
den. Ria Vortrag auf dar VX Ter-
samnUaag deatacber HUtorikar ta Hella a. & am
5. April 1000 Toa Ladwlg Mittala a. .A l.SO.
Oriiecblscbe ITrknadoa dar PapTraeaammlOBg ea
Laipslg I. Baad. Mit HoilrAgaa Ton Ulrteb
Wllekaa baraaagagabaa r Ladorig Mfttala
[la Torboraitaag.]
PIa4a Pbüotogiacb« Stadiaa tu Plato roa 0.
THUU. immUeh. X Heft: Axioobaa o.JkS —
n. Mrfl: Da raoeaslonia Platoaloaa praeatdlia
eigne rarioalbaa a. JC S SO-
Pnmfi»HA|fKn#A aaf rOm. Mtaeaa t. tmboof-
rUriraiKU|ll« BUmor. t.Aull. gab n .AS SO.
«— Anf ballanbehan a. heUealstieebea Mttaeen Toa
loiboof-Blamar. geb .A 10.—
PpiAAf AI* Tempal la ItelleDisilsebaa Agjptaa.
t • IvoaUl £|j| Beitrag aar Knltorgeachirhi« dee
Hrlieaismu« T. Waltar trtto. 1 a.Jkl4.— >
geb. Jt 17 —
nilAllAnWitnriA der grieeb. und rSm
UUOllBnilUnUIS. QueneakaadeTAJlcbaefer-
Klaaea l Abt A Aufl a 4t S — . IX Abt
S Aufl a .A S SO.
pAflnAl* atttaebe Berodaamkelt t. Fr. BlaO.
nüUIICr . g Abt S. AaOaga. o. JK M -, gab.
Jk A4- — . { Dia Haade aiad aacb eioeela kAaflüb.)
Rkir^kmilO Rbytbmaa der attUebea Kaatt-
nilJUIIIIUA« proM. leokraieo— Demooibeaeo —
Platoa. Voa Frledr HlaS. a Jk a —
Rnm Rom, Kntwiofcelaag eelaaa Graad-
nuill« rteaM aad Gaaeblebte eeiaer Hantea. Aaf
IS Karten oad 14 Tafeln dargeeteUl und mit etaese
Plane der bautigeo Sudiaoorl# einer stadtgeaebleht-
Uoben Kinletfcung Toa A. Schneider, geb. a.
Jk If —
Fttbrar durch die OffeaUlebaa Samnüaagaa
klaeettcber AltertOmer ln Bom Ton Wolfgang
Uelblg. S Bande. I. Aaflaga. QesehmaekroU
gab. a. «AlA.— ; Aasg. mit Bcbralbpaplcr dorcb-
aoboMaa geb. a. .A 17 —. (Dia BAnde aiad aiobt
elnseia bAufUidi.)
QA^im Auagaw. Sallfaa 4 Uorae, Poraina a.
^aiUia. juvaaal. la fSalar matrlocbar Cbar«
tragaag tob H. BlOmaar. Oasebmaokrol] kalt,
a. .A 5 — , geb. S.OO.
RiAlÜAn Geaebloblo SieUiaaa rea Fraamae,
QUrllieil. deatacbToaBLapaa LuaanBend
Je a. Jk SO — , UX Baad a. Jk SA — .
RiAflPfinKffin ^ Ueeehlebte einer
Oieycoguiim. antiken Idealgaetall too Fr.
Slndaleeka. Mit IS Tafeln e. Jk S.—
CnkaAPA Nene griecdiiacba Texte and Cater-
9|lll4aOI A« euobangea sar (leschiohte der Mteni-
bUder TO« Fraaa Bull. Mit ciaem Beitrag Toa
K. Oyroff. 6 Tafeln oad 10 TaxtabliUdungaa.
a Jk SA —
CnparkA KlenMmtum. Rlaa Torarbalt «um
0||l AwllO» grlacblacbaa oad buein. Tbuaaaroa
Toa IX Diala a. JL 8.—
— <.*baraktaria(ik dar laielfi. Spraobe von 0. Wel se
A Aaflnga. a Jk S.M, geb. Jt 8.40.
Staatsaitertümer.
ToaO.Ollbert X Bd (LakeA u. Athea) S. Aull.
aJkS— . IX B<L a Jt 8.00
Staatsverfassung.
Terfastang TOB R. Hertog. S BAada a.ASA.—
Verfluchungstafein, 27-’
\/Ai»ffllA eplsohe Taobnfk e. Rlobard Uelnae.
Torgiis n g.1, 14 _
Oeechiebte des ZiaafoAea tm grleebleob-
AilllDIUII« ronleebea AUertam bla aaf Jaettalaa
TOO X O. Blltelar 0. Jk IS.—
■■Emz Günstiges Angebot. IZZI
Wir offehttpen loco Gonf;
^UmtH Becueil de Documenta importanta relatUa 4
JflOUlll paKU^apull|H^ rhiatoire et i U Utt^mtnre nationale« reproduita
eo bdliogravnre d'apr^i le« originaiu deaBibliothfeqnes et da« Arcbire« de la Franc«
arac dea notice« explicativea par la Socidtd de l'Rcole de« CWte«. 50 Planche« en
portefeoille. (Paria 1887.) Neue« Exemplar. Anatatt 160, — Frca 60. — Frca.
A. Eggimann ft Co., Büchiiaiidlnng,
Genf (Schweix), 3 Corraterie.
VIBLAO VON B. C. TEÜBSEB JS lElPZlC
AUSFÜHRLICHES LEXIKON
DER GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN
MYTHOLOGIE
HERADSGEOEBEN VON W. H. ROSCHER
l. Band in 3 Abteilungen. (A — H.) [VIII n. 3164 Sp.] Lex..«.
1884—1890. geh. Jt H. — . (Auch in 17 Lieferungen in je .4C 1 . — .)
n. Band in 3 Abteilungen. (1 — M.) [VTIt u 3337 Sp.] Lex.-8.
1890—1897. geh. UIC 88. — . (Auch in 19 Lieferungen «u je .€ 3. — .1
m. Band. 87— Ol.l.iefemng. iNabaiothe«— Phoiniaaa) [Sp.l — 3400.1
Lex..8. 1898 — 1904. Jede Lieferung geh. 3. —. [Forta. u. d. Pr.J
Ala Supplemente eracbienen:
Bpitheta deom qoae apod poetu graeooa legnntur coUegit dU-
poanit edidit C. F H. Brncbmann. [VUI u. 936 8.] Lex.-8.
1898. geh. Jt 10 — .
Rpitbeta deonn qnae apid poetM latiiini lenntar coUegit dis-
poanit edidit leite Henedictua Carter. [Vu] n. 164 S.J Lex. -8.
1909 geh. .«7.—
■jtluBohe Kosmographie. Von E Hugo Berger. [TV u. 4i S.]
Lex..8. 1904. geh .K 1.80.
Daa Lexikon iat mit immer ateigendem Erfolge nunmehr bia xnm
dritten Bande Torgeeehritten , beatiebt eine mOgUchat objektire,
knappe and doch ToUat&ndige, iteta auf die QMllen gegründete
Daratallung der liteiaritoh überlieferten Mythen unter gebOriMr
Barückaicbtigung der Kulte und der Monumente der bildenden
Eunat zu geben E« erweiat «ich «o ala ein wertroUe« Repertorium
eine« bedeutaamen Teile« der geaamlen antiken Kultur und hat
all «olchea «ich eine« immer giüSercn k'ieunde«- und .\bnehmer-
kreiae« au ertreuen
Einen beaonderun Wert rerlcihen dem Werke die aahlreicben
Abbildungen — allein in den eraten beiden B&nden nahezu 1000
an Zahl — , die einen groBen Teil der antiken Kunatwerke, die
•onat, meiat in icbwer zugftnglicben, teuren Werken enthidten,
nur mit Scharierigkeiten bennbbar aind, in einer für den Uand-
gebranoh dnrobana anareicbenden Form wiedergeben.
Hlatva BaOaian vo. B.O.T«aaa«r la Lalpaif , 4Ja vir da« B«MhtaAa oMarar Laaar ampf«bii
ARCHIV FÜR PAPYRU8F0RSCHTJNG
UND VERWANDTE GEBIETE
UNTER mTWlEKUNO VON
Otto QEAD*Nwrrz w KöMotaBRO, Brrnard P. OiuunpRu. ik Oiporo,
Artrur 8. Hckt in Oxford, Pierre Jououbt di Liixb, Pkedrbic
0. Kenfor ir Lordom, Giacomo Ldmbroso di Rom, Johr P. Mahjuo't
n Dubur, Lcomo Mittbui in liBiPxio, Jules Nioolb n Qknp,
Wn,HKLM SoHUBART Dl BrRLIN, PaL'L VirRRCK IM BeRLIM
HERAU80EOEBEN VON
ULRICH WILCKEN
m LKirao
DRITTER BAND.
VIERTES HEFT.
AUSOEOKBEN AM 4. 8EPTEMBER 1906.
1906.
LEIPZIO,
DRÜCK UND VERLAG VON B. Q. TEÜBNEEL
Dm Arohiv fBr Fspyraafonohnng mad verwandte deblete
erscheint in Heften so j« etwa 9 Druckbogen, Ton denen 4 einen Band bilden.
Oer Preis des Bandes betdgt 84 Mssrk.
Dmck und Verlag von B. O. Tenbner, Leipzig'', Postatr. 8.
Inhalteverzeichnis.
Bpfertte and Besprecltan^en.
Die Forsebnngen flt)er die hellenistische Sprache ia den Jnhren 1908 1904.
Von Albert Thnab 448
Literarisohe Teste mit Amwchlufi der christlichen. Von Friedrich BlaB . . 47»
Papyrus-Drkunden. Von Ulrich Wileken 609
Berichtigungen
1. Sachregister
n. Griechiechei Vförtorverseichnis * ^^2
ni. Papjrri, die im rorliegenden Bande behandelt sind .
Alle für die Be da kt ion bestimmten Sendungfen (ManuakriDto Rerension.-
•xemplaro n. s. w.) wolle aian riobtoa an;
Pr*f. Dr. nrieh Wilekea, Leipxig, ThomaamaatraB© so I
Ebendahin ist auch dna korr. KMntnlar der in o a
gelaDgenilen Drookkorrektaren
Manniikript Weihen im Besitxe der Ls..so..
= Verlag von B. G. Teubner in Leipzig-
n. Referate und Besprechungen.
Die Forschangen über die hellemstische Sprache
in den Jahren 1902—1904.
Indem ich es unternehme, meinen früheren Bericht in diesem Archiv
(n, 396 — 427) fortzusetzen, geziemt es mir zunächst, einige andere Be-
richte zu nennen, die das von mir behandelte Forschungsgebiet gleichfalls
betreffen oder zu ihm in nachbarlicher Beziehung stehen. Letzteres gilt von
E. Schwyzer, Bericht über die Forschungen auf dem Glebiet der
griechiscben Sprachwissenschaft mit Ausschluß der Koine und der
Dialekte in den Jahren 1890 — 1903. Bursians Jahresbcr. CXX (1904)
1—152.
Zwar hat der „Anzeiger für indogerm. Sprachwissenschaft*' seit seinem
Erscheinen (1891) regelmäßig über diese Neuerscheinungen berichtet, aber
man wird sich trotzdem gern dieses neuen bibliographischen Hilfsmittels
bedienen, weil die Ergebnisse einer großen Berichtszeit in systematischer
Ordnung kritisch zusammengefaßt sind. Wenngleich der Verf. vor spezi-
ellen Erscheinungen der Koiviq Halt macht, so bietet er dennoch auch dem
Erforscher dieser Epoche wichtiges bibliographisches Material, da viele der
besprochenen grammatischen Darstellungen und Monographien nicht mit der
klassischen Sprache abbrechen, sondern ins Gebiet der hellenistischen Sprache
fibergreifen. Eine Auswahl der wichtigsten, das Alt- und Neugriechische
betreffenden Arbeiten findet sich bei
W. Prell witz, Griechisch 1899 — 1902. Jahresber. f. roman. Philol.
VI, 1 (1904) 61—74,
wobei natürlich entsprechend dem Charakter der Zeitschrift besonders auf
die Bedürfnisse der liomanisten Rücksicht genommen wird. Doch gehören
die darin enthaltenen Bemerkungen über den Ursprung der Kotvi^ unmittel-
bar in unser Gebiet. Für eine ausgiebige Orientierung über mittel- und
neugriechische Philologie habe ich selbst durch Fortsetzung früherer Be-
richte Sorge getragen im „Anzeiger“ der Indogerm. Forsch. XIV, 62 — 81.
162 — 204 (die Jahre 1896 — 1902 umfas.send); ich möchte im Interesse
der hellenistischen Studien nur wünschen, daß man von diesen Ergebnissen
der neugriechischen Sprachforschung Kenntnis nehme. Auch die Koivrj
selbst erfreute sich in jüngster Zeit einer besonderen und ausführlichen
Berichterstattung durch
St. Witkowski, Bericht über die Literatur zur Koine aus den
Jahren 1898 — 1902. Bursians Jahresber. CXX (l904j 153 — 256.
A/obiv f. r»pyraffor»cbuog. III. 4 30
r
Digilized by Google
444
II. Referate und Besprechungen
Diese sorgfältige und kritische Arbeit leidet darunter, daB nur die
drei letzten vorchristlichen Jahrhunderte darin behandelt werden, daß aber
die zweite Periode (vom Beginn unserer Zeitrechnung bis zum Ausgang der
Antike) einem besonderen Berichterstatter zugewiesen zu sein scheint, der
bis jetzt noch nicht auf dem Plan erschienen ist. Daß Witkowski in der
Besprechung der prinzipiellen Fragen immer wieder und meist zustimmend
von meiner Behandlung der Probleme (in meinem Buche „Die griechische
Sprache im Zeitalter des Hellenismus“) ausgeht, ist mir persönlich eine
Genugtuung; der Verf. erweitert öfter seinen Bericht zu selbständigen und
anregenden Erörterungen über Wesen und Ursprung der KoLv-ij, auf die ich
weiterhin noch eingehen werde.*) Vorläufig sei nur auf die Erwähnung
der „methodischen Mängel“ bingewiesen, die den bisherigen Arbeiten auf
dem Gebiete der Koivrj und so auch meinem Buche noch anhaften sollen
(S. 158 — 161); es sind nach Witkowski: 1. die Nichtberücksichtigung des
verschiedenen Bildungsgrades der Verfasser von Inschriften und Papyri,
2. die ungenügende Berücksichtigung der Nationalität der Schreiber und
3. die Tatsache, daß zu wenig mit Verschreibungen gerechnet werde. Da
ich diese Gesichtspunkte nicht außer Acht gelassen zu haben glaube und
ihre prinzipielle Wichtigkeit selbst anerkenne, so wäre ich dem Verf. zu Dank
verpflichtet, wenn er mir an einzelnen Beispielen zeigen würde, wie weit
nach seiner Ansicht diese methodischen Mängel bei mir zu finden sind:
denn über die Anwendung jener methodischen Grundsätze kann man nur von
Fall zu Fall verschiedener Meinung sein, und die Erörterung eines einzelnen
Falles kann bei mehreren Gelehrten trotz gleicher methodischer Grundlage
eine verschiedene Beurteilung überlieferter Sprachformen ergeben.
Die bibliographische Nachlese, die sich aus Witkowski für meinen
fi-üheren Bericht ergibt ist geringfügig, woraus der Leser das Vertrauen
schöpfen mag, daß mir nichts Wesentliches entgangen ist. Es sind außer
einigen unwesentlichen Miszellen, die ich mit Absicht weggelassen habe, und
einigen wenigen Arbeiten, welche nur ganz nebenbei hellenistische Sprach-
crscheinungen berühren, folgende Aufsätze oder Bücher:
W. Baudissin, Einleitung in die Bücher des Alten Testaments.
Leipzig 1901.
A. Deißmann, Die griechische Titulatur des Triumvirn Marcus
Antonius. Hermes XXXTTT (1898), 344.
L. Mitteis, Trapezitika. Zschr. d. Savigny - Stiftung. XIX (1898),
Roman. Abteil. (Ausdrücke für 'Zahlung’ n. dgl.).
H. Erman, Die 'Habe’- Quittung bei den Griechen. Arch. f Pa-
pyrusf. I, 77 — 84 (über anixio und äxoälöcofu).
I. C. Naber, Ob.servatiunculae ad papyros iuridicae. Arch. f. Pap. I,
85 — 91. 313—327. ‘
R. Mayer - G’schrey, Parthenius Nicaeensis quäle in fabularum
amatoriarum breviario dicendi genus secutus sit. Heidelberg 1898.
J. Levy, Siu- quelques noms semitiques de plantes en Grece et en
Egypte. Rev. archeol XXXVI (1900) 334 — 344.
Schriften über die Sprache von Dichtem wie Theokrit, Apollonios
l) Wo ich einfach den Namen Witkowski nenne, ist der genannte Bericht
gemeint.
Digilized by Google
Albert Thnmb: Die Forschungen über d. hellenist. Sprache in d. J. 1902 — 1904 445
Rhodios und Herodas (Witkowski S. 2nOf.) lagen außerhalb meines Planes;
dergleichen Dinge verzeichne ich in der Bibliographie der Indog. Forsch.
(Anz.).
Die Bezeichnung Kotvij, welche die Mehrzahl der Forscher für die ge-
sprochene und geschriebene Sprache des hellenistischen Zeitalters gebraucht,
ist in jüngerer Zeit von Wendland (Byz. Zschr. XI [1902] 184 f.) und
besonders von
A. K. Jannaris, On the true meaning of the Koivtj. The Class.
Rev. XVn (1903) 93—96
erörtert worden. Den Ausführungen Wendlands stimme ich zu, weil sie
sich aus meiner eigenen Begriffsbestimmung der Koiv^ ergeben. Jannaris
will aber mit dem Worte Koivjj nur die Literatursprache, nicht die ge-
samte lebende und literarische Sprachentwicklung der hellenistischen Zeit
darunter verstanden wissen; er sucht vor allem aus antiken Grammatiker-
stellen nachzuweisen, daß der Begriff rj xoivt] [dtälzxros] nur die von dia-
lektischer Beimischung freie Schriftsprache bezeichnet habe. Jannaris hat
hier ein Thema angeschnitten, das einmal einer eingehenden Untersuchung
bedürfte, nümlich die Terminologie der Alten (und der Byzantiner) hin-
sichtlich des Wortes jj xoiv^ und verwandter Begriffe. Dem Verf. ist sein
Nachweis nur teilweise gelungen; der Begriff wird nicht so einheitlich und
eindeutig gebraucht, wie J. meint, und wenn wir die Koivij in einem
weiteren Sinn verstehen, so setzen wir uns damit nicht in Widerspruch
gegen die antike Tradition. Der Ausdruck ist außerdem so treffend, kurz
und bequem und läßt so leicht Unterbegriffe wie 'gesprochene (volkstüm-
liche)’ und 'geschriebene (literarische)’ Koiv-f) zu, daß man nicht mehr an
der Bezeichnung rütteln sollte. Ober einige Bedenken Wendlands vgl. die
Bemerkungen Witkowskis (S. 163), denen ich nur zustimmen kann. —
Eine Abhandlung, die ihrem Titel nach als allgemeine Einleitung in
die uns beschäftigenden Dinge angeführt werden darf,
S. Krauß, Der Hellenismus (ungar.). Egyt. Philol. Közl. 27 (1903)
396—405,
ist mir nicht zugänglich (s. auch unten S. 470).
I.
Über die PapjTi, die Hauptquelle der Koivq, orientiert diese Zeit-
schrift in so eingehender Weise *), daß ich mich auf deren sprachliche Be-
handlung beschränken darf. Über die literarischen imd sonstigen Zustände,
welche in Ägypten, dem Land der Papyri, bezw. in Alexandria am Aus-
gang der Antike herrschten, unterrichtet uns
A. 1. Butler, The Arab Conquest of Egypt and the last thirty
years of the Roman Dominion. Oxford, Clarendon Press 1902. XXIII,
563 S.
Den Philologen und Sprachforscher interessieren besonders Kap. VIH imd
1) Vgl. besonders II, 117 ff. 387 ff. 381 ff. III, 113 ff. 141 ff. 267 ff. In der
Rev. des Etudes gr. XV (1902) 408 ff., XVI (1903) 105 ff. gab S. de Ricci Be-
richte über die Fortschritte der Papyruskunde. P. Jouguet, Chronique des
papyruB. Rev. des etudes anciennes V (1903) 139 ff. kenne ich nur aus diesem
Arch. III, 141.
30»
Digilized by Google
446
U. Referate and Besprechungen
XXTV; dort (8. 93ff. i wird Literatur und Wissenschaft Alexandrias zur Zeit
des Kaisers Heraklios skizziert, wobei Johannes Moschos eine etwas ein-
gehendere Behandlung erfährt; im zweitgenannten Kapitel (S. 368 — 400)
wird die Geschichte der großen Bibliotheken von Alexandria besprochen.
Der Verf. weist die Erzählung, daß die Araber die Bücherschätze verbrannt
hätten, in dos Gebiet der Legende; die Bibliothek des Serapeunis war
schon 391 durch den christlichen Pöbel zusammen mit dem Tempel des
Serapis vernichtet worden und wird im 5., 6. und 7. Jahrh. nirgends mehr
erwähnt, so daß die Araber überhaupt nichts mehr zum Verbrennen vor-
fanden. Für die Textgeschichte griechischer Autoren .scheint mir diese
Feststellung nicht unwichtig.
Der Artikel von
A. Deissmann, Papyri. Encyclop. Bihlica lU (1909) 3556 — 63
ist eine kurze aber inhaltsreiche Orientierung über die Papyri, wol>ei natür-
lich auch die Bedeutung der Papyrussprache für die Stellung des biblischen
Griechisch gewürdigt wird (8. 3561 f.); die wichtigste wissenschaftliche
Literatur ist bis lUOO verzeichnet. Von gleichem Charakter ist
Kenyon, Papyri. Dictionaiy of the Bible. Extra volume (1904)
352—357.
Die Sprache der Papyri ist teils für sich, teils im Zusammenhang mit
der Bibelsprache oder mit der gesamten Kotvrj wiederholt Gegenstand be-
sonderer Forschung geworden; in diesem Abschnitt sind zunächst nur die
Arbeiten zu nennen, in denen die Papyri im Mittelpunkt stehen, vor alletu
zwei größere systematische Darstellungen, nämlich
Guil. Crönert, Memoria Oraeca Herculanensis. Cum tituloruni,
Aegypti papyrorum, Codicum denique testiraoniis comparatam proposuit
Gu. C. Leipzig, Teubner 1904. X, 318 8. 12 M.‘)
F. Völker, Syntax der Papyri. I. Programm. Münster 1903. 20 8.
Beide Arbeiten sind treffliche Proben einer deskriptiven Grammatik.
Das Buch von Crönert ist eine wichtige Ergänzung zu K. Dieterichs Unter-
suchungen: es bietet eine Schrift-, Laut- und Formenlehre der Sprache der
herciüanensischen Rollen; in der Natur dieser literarischen Texte liegt es,
daß die Ergebnisse für die Vulgärsprache geringer sind als in den nicht-
literarischen Papyri; um so wichtiger sind sie aber für die Feststellung der
antiken Orthographie und der damit zusammenhängenden lautlichen Fragen.
Da der Verf. überdies die sonstigen Papyrussammlungen und die Inschriften
ständig zum Vergleich herangezogen hat, so findet mau in dem Buche für
die behandelten Dinge, wie z. B. i subscriptuin, v i<pii.xvatiy.öv, Assimilation
des Nasals an den folgenden Laut, Adjektive zweier Endungen, Augment,
dsts attische Futur und vieles andere, eine äußerst ausgiebige und zusammen-
fassende Sammlung des vorhandenen Materials. Wer aber wie der Verf.
die griechischen Elemente des Armenischen heranzuziehen für nötig hielt
(s. Index 8. 318), hatte doch die Pflicht, die grundlegende Sammlung
Hübschmanns und meine darauf aufgebaute Darstellung (Byz. Zschr. IX,
388 — 452) neben der mehr skizzenhaften Studie Broekelmanns zu Rate zu
ziehen.
1) Vgl. dazu die Rezension von Wendland, Gött. geh Ang. 1905, 195 — 195
(mit weiteren Parallelen zu den behandelten Erscheinangenh
Digitized by Google
Albert Thumb: Die Forechungen über d. belleniat. Spitkcbe in d. J. 1902 — 1904 4 47
Völckers Arbeit zeigt in einem interessanten Einzelgebiet der Syntax
die Umwertung alter Werte, die in der Kotviq stattgefunden bat, d. h. die
„steigende Entwertung“ des Artikels. Zu beachten ist insbesondere der
Gesichtspunkt des Verf. , die Verschiedenheit des Artikelgebrauchs in der
'Breviloquenx’ (d. h. in Schriftstücken summarischen Charakters) und im
X'ontext’ nachzuweisen. — Daü die Abhandlung mitten im Zusammenhang,
d. h. hinter einem „a) .... 1.“ abbricht „wegen Mangels des zur Verfügung
stehenden Raums“, ist wenig geschmackvoll.
Dem Leser von Papyrustexten und hellenistischen Inschriften römischer
Zeit fallen wohl mehr als die grammatische Form die neuen Wörter
ins Auge, die der Koiviq ein charakteristisches Gepräge geben, vor allem
die lateinischen Elemente. Diese sind nunmehr von
C. Wesselv, Die lateinischen Elemente in der Graecität der Papyri
I. n. Wiener Stud. XXIV (1902) 99—151. XXV (1903) 40-77
behandelt worden. Dem alphabetischen Verzeichnis der lateinischen Ent-
lehnungen (S. 123 ff.) ist eine Einleitung vorausgeschickt, welche die ge-
schichtlichen Bedingungen für das Eindringen lateinischer Wörter (römische
Militär- und Zivilverwaltung, römische .Ansiedelungen, Eindringen des
römischen Rechts) kurz bespricht. Bemerkenswert ist die langsame Zunahme
der lateinischen Elemente vom 1. bis 3. Jahrhundert: man vergleiche die
folgende statistische Übersicht, die ich (mit geringer Umordnung) dem Auf-
satz entnehme;
1. Jabrh.
2. Jahrh.
8. Jabrh.
Militärische Termini ....
7
-t- 13
-f 9
Feste
1 '
Lokalbenennnngen
Kalenderwesen
'
II
-fl
hiu: in röm. Kreisen
-f 3
Namen von Sachen
'
„etwa“ 10 1
-f 13
Verwaltung
Münzen und Maße
5 1
4 1
-f 6
Recht
... . ji —
5
+ 6
BeschäftigoDgen
ohne Zahlenangabe
. 10 1
-|- (mindestens) 38
-f 87
Es wäre gut gewesen, wenn Wessely seine Statistik etwas exakter an-
gelegt und für die folgenden Jahrhunderte fortgeführt hätte, damit man
ein klares Bild über den Fortgang der Bewegung erhielt. Im 2. Teil be-
schreibt W. die lautliche und flexivische Behandlung der Lehnwörter (wo-
bei auch die Eigennamen berücksichtigt werden) und liefert damit eine
wichtige Ergänzung zu Eckingers verdienstvoller Arbeit: „Die Orthographie
lateinischer Wörter auf griechischen Inschriften“ (München 1892).
In diesem Zusammenhang seien gleich einige kurze Notizen erwähnt,
die ein einzelnes Wort des Spätgriechischen, xovgßu ’meretrix’, erörtern:
H. H e r a e u s , curva == meretrix. Arch. f. lat. Lexikogr. XIII
(1902) 58.
H. Schuchardt, Curva = meretrix. Arch. f. lat. Lexikogr. XIII 406.
J. Jüthner, Ein alter Euphemismus. Wiener Stud. XXVI (1904)
155—157.
Während Heraeus das erst durch mittelalterliche Glossen bezeugte Wort
Digitized by Google
448
II. Referate und Besprechungen
mit dem lat. curvus verbindet, sehen die beiden andern Gelehrten darin
eine Entlehnung aus dem Slavischen, wie schon G. Meyer (Neugriech. Stud.
n, 36) angenommen hatte; aber das slav. Wort (asl. kun,va, bulg., serb.,
slov. kurva, vgl. ferner alb. kurvt und rumän. currd) könnte immerhin dem
romanisch - griechischen Kulturkreis entstammen, und diese Annahme wBre
unbedenklich, wenn ein lat. curva = nuretrir unmittelbar nachzuw'eisen wäre.
Ein ebenso großes Interesse wie die lateinischen Elemente der Papyri
beanspruchen die ägyptischen — aber eine eingehende Darstellung haben
sie immer noch nicht gefunden. Ein einzelnes ägypt. Wort weist
W. Spiegelberg, Der Titel keoävtg. Recueil de travaui rel. ä
la philol. egypt. et assyr. XXIV (1902) 187 — 189
nach; Ita&vig sei aeg. mr sn — Ich kann die Etymologie nicht
nachprüfen.') Vgl. ferner in diesem Zusammenhang
W. Otto, Ägyptische Flüssigkeitsmasse. Zschr. f. aeg. Sprache XLI
(1904) 91 f.,
der kopt. saidion als 'WeinmaB von Sais’ (wie ’Podiov u. a. Flüssigkeits-
maße) mit dem bei Palladios (4. Jahrh.) überlieferten £atuov, Zafrij; ver-
bindet; 0. möchte auch das schon in der LXX belegte Wort odTO»» damit
in Verbindung bringen, in welchem Falle man die Ableitung aus dem
Hebräischen*) aufgeben könnte; eine Emendation aatziov wäre hierzu nicht
nötig, höchstens die Annahme einer Grundform *aduov, deren o nach den
Gesetzen des Mittelgriechischen regelrecht aus ai entstanden sein würde
(z. B. Mixat]krig wird zu mgr. MijciXrig).
Für das Verhältnis der griechischen zur ägypti.schen Bevölkerung gibt
das Eindringen der einheimischen Namen in griechische Texte wertvolle
Aufschlüsse; die formale Behandlung dieser Fremdlinge ist charakteristisch für
das Verhalten der griechischen Sprache gegen fremdes Sprachgut. Vgl.
darüber
W. Crönert, Zur Bildung der in Ägypten vorkommenden Eigen-
namen. Stud. z. Paläogr. u. Papyrusk. 2. Heft (1902) .39 — 43.
Zweierlei ist bemerkenswert: einmal die Bildung von Mischnameu (be-
sonders im 2, und 3. Jahrb. n. Chr.), in denen ägyptische Appellative wie
^l>lv 'Sohn’, zaiv 'Tochter’, na- 'der [Sohn] des . . .’, ra- 'die [Tochter]
des . . .’, pjpt- 'der erste’ u. ä. das Vorderglied (ganz selten das Scbluß-
glied) bilden, zweitens die volksetymologische Umgestaltung (Hellenisierung)
der agj-ptiseben Namen, wie ’Enävxriog = äg. Efoneh (vgl. daneben 'Anaivij^,
Uavaiag = Uavatfig u. a. Mit Schmidt (in der Rezension von Spiegel-
bergs Buch*), Berl. phil Wschr. 1903, 1459 — 63. 1492 — 96) bin ich
jedoch der Meinung, daß Crönert in der Annahme solcher Volksetymo-
logien über das Ziel hinausschießt: ich veimag z. B. nicht einzusehen,
warum etwa zfi/gäs = äg. Ttfxäg oder Ttjißüg, Bavfiaözi^ = Savßaaztg,
XccQiiog = äg. 'AQuovOig sein sollen; hier handelt es sich doch einfach um
echte griechische Namen, die mit den ägyptischen nichts als eine gewisse
Klangähnlicbkeit gemein haben. Daß das Studium solcher Eigennamen
1) Herr Prof. Wileken macht mich darauf aufmerksam, daß die Etymologie
durch Griffith in P. Amh. U S. 44 bestätigt werde; die Nebenform Xaa&vi wird
von Wileken Arch. II, 122 nachgewiesen.
2) Aram. auch im rabbin. Schrifttum.
3) Vgl. Arcii. il, 408.
Digilized by Google
Albert Tbnmb; Die Forschungen über d. hellenist. Sprache in d. J. 1902—1904 449
auch für die Lautgeschichte nicht bedeutungslos ist, habe ich schon oben
(n, 408) bemerkt; wenn man z. B. das gleiche ägyptische Kamenselement
nebeneinander xatv und 9cv geschrieben findet, so gewinnt man daraus
einen Anhalt für die (affrikatiTe oder) spirantische Aussprache des die
uns umgekehrt durch koptische (demotische) Transkriptionen des mit Is,
ds schon vor Jahren nahe gelegt wurde.*) Ein Text, ähnlich den Texten,
aus welchen uns der Ägyptologe Heß vor einigen Jahren die eben erwähnte
ältere koptische Transskriptionsweise kennen lehrte, wurde neuerdings durch
eine Pergamenthandschrift des 10. Jahrh. bekannt, vgl.
H. Junker u. W. Schubart, Ein griechisch - koptisches Kirchen-
gebet Zschr. f. ägypt Sprache XL (1903) 1 — 31.
Es sind griechische Gebete, die von einem dos Griechischen nicht
kundigen Kopten in koptischer Schrift niedergescbrieben sind: man findet
hier nicht nur die üblichen orthographischen Eigenheiten der ägyptischen
Koivq, sondern auch Verwechslung der grammatischen Formen. Die Her-
ausgeber haben daher viel emendiert, um ein lesbares Griechisch zu liefern.
Aber ich glaube, daß dem Schreiber mehr Fehler zugeschoben sind als
nötig war: eine sprachliche Einzeluntersuchung, die durchgehende die 'Fehler’
der griechischen Papyri vergleichend berücksichtigte, dürfte doch vielleicht
ein etwas anderes, d. h. mehr 'ägyptisches’ Bild von dem zugrunde liegen-
den griechischen Originaltext liefern.
Unter den sonstigen Aufsätzen, welche sich mit der Sprache der Papyri
irgendwie beschäftigen, nenne ich an erster Stelle
(1) J. H. Moulton, Notes from the Papyri. The Expositor. Sixth
Series. HI (1901) 271 — 282. \1I (1903) 104—121). \TI1 (1903)
423—439.
(2) J. H. Moulton, Grammatical Notes fi-om the Papyri. The Class.
Bev. X\TH (1904) 106 — 112. 151 — 155.
Es sind Lesefrüchte, die vor allem zur Sprache des Neuen Testaments
Parallelen geben sollen; man findet (l) Belege zur Bedeutungsgescbichte
und zum Vorkommen einzelner Wörter, wie: xolüfupai, ffxvUoj, «xdloip,
nifUM&v, tivQuniog, xoartodia, »fäßaxxog, ixxtvoia, ßovXoiiat, Tdio; oder Be-
lege für bestimmte Redensarten, wie: xcnavT&v elg, avvSgai X6yov, xta'
iTtiTttyxjv u. a., sowie Beispiele für den Gebrauch von Perfekt und Aorist,
hezw. alphabetische Listen von Wörtern, die sowohl in den Papyri wie im
Neuen Testament Vorkommen; ferner (2) eine grammatische Blütenlese,
worin, geordnet nach den grammatischen Kategorien, interessante sprach-
liche Tatsachen aus verschiedenen Papyrussammlungen zusammengestellt
sind; als besonders bemerkenswert hebe ich die Belege für iv c. Dat. =
Dativus instrumenti hervor, weil ähnliche Konstruktionen des biblischen
Griechisch gern für 'Hebraismen’ angesehen werden. — Von
W. Crönert, Adnotamenta in papyros Musei Britannici graecas
maximam partem lexicographicas. The Class. Bev. XVH (1903) 26 f.
193 — 198
werden eine große Zahl von Papyrusstellen aus Kenyons Sammlung der
Papyri des Britischen Museums besprochen, in denen seltene und neue
1) Vgl. A. Thumb, Indog. Forsch. VIII, 188 ft'., wo weiteres darüber zu
finden ist.
Digilized by Google
450
II. Referate und Besprechungen
Wörter oder Wortbedeutungen zu belegen sind. Aus Grenfell and
Hunt, The Amherst Papyri, Vol. II, exzerpiert ferner Krumbacher in
seiner Anzeige des Werkes (Byz. Zscbr. I, 595 — 597) einige interessante
Formen und Wörter, so u. a. die beiden von den Herausgebern nicht ver-
standenen Wörter ßivTfov = äporpov und yaiiäpioy (nr. 153); über das
letztere Wort s. unten. aXvrpov ist, von der ägyptischen in die normale
Koivfj übersetzt, 'ü'ltipoi' (gemUß der Vertauschung von i- imd c-Lauten
in Ägypten) und somit die hellenistische Grundform des neugriech. diUrpt.
So zeigt sieh auch hier wieder wie so oft der hervorragende Wert des
Neugriechischen für das Verständnis der Koivr). Der Papyrus, welcher die
genannten Wortformen enthält, bot auch
D. C. Hesseling, Ad Papyrum Amherstianum CLIII. Ex libro
gratulatorio in honorem Herwenleni seoisum expressum. Traiecti ad
Rhenum 1902. 8 S.
Gelegenheit, gerade an diesem Text, einem Brief des 6. Jahrhunderts,
zu zeigen, wie sich die Unkenntnis des Neugriechischen rächt. H. erkannte
in dem Text, außer TQifir,cia = lat. tremissis und arpara 'Weg, Straße’
(lat. strata), die mittel- und neugriech. Partikel 5; (mit dem Konjunktiv
zur Bildung imperativischer Formen), sowie das schon erwähnte yaldäptov
'Esel’; es ist der älteste Beleg des Wortes, worauf auch
C. Wessely, yäiSago;. Stud. z. Paläogr. u. Papyruskunde Heft 2
(1902) 35
hingewiesen bat, und man wird auf Grund dieses frühen Vorkommens daran
irre, daß das Wort arabischen Ursprungs sei. Hesseling glaubt, daß es aus
einer vorläufig noch unbekannten Sprache des inneru Asiens stamme und
gleichzeitig von da zu den Griechen, Indem und Arabern gelangt sei.
Weiter sei bemerkt, daß Wilcken bei der Nachprüfung der P. Goodsp.,
P. Oxy. III, P. GrenfeU I u. II und P. Lond. II (Arch. HI, 113 ff. 232 ff.)
und sonst (Arch. IH, 106 ff.) einige sprachliche Beobachtungen und An-
merkungen gemacht hat. Ich verweise besonders auf die einleuchtenden
Deutungen von i^ioiaaviig als Futur (S. 115), von Belü; als Koseform
von Bikidufitog (S. 121), von tvrepi als Vermischung von ^^p und ntgl.
Endlich benützt
W. (’rönert. Sprachliches zu griechischen Ärzten, eine Untersuchung
über den Verfas.'.er des griechischen Papyrus Lond. nr. 155. Arch. II
(1903) 475—482
sprachliche Tatsachen, um durch sie den Autor des Textes nachzuweisen:
eine Vergleichung mit der sprachlichen und stilistischen Eigenart der Ärzte
Rufus, Heliodor, Heraklas und Antyllos führt ihn zu dem Schluß, daß der
Papyrus dem Heliodor znzuschreiben sei.
II.
Wegen der zahlreichen luschriftrn , die ja gerade aus der helleuisti-
sehen Zeit am zahlreichsten und aus allen Teilen der griechischen Welt uns
bekannt werden, muß auf epigraphische Berichte*) verwiesen werden; über
1) Die größeren Sammelwerke findet man z. B. in der Bibliographie der
Indog. Forsch. (Anz.) unter dem Abschnitt „Griechisch“ verzeichnet.
Digilized by Google
Albert Thumb: Die Forschungen über d. hollenist. Sprache in d. J. 1902 — 1904 451
Sgjptische Funde vgl. den Bericht in diesem Archiv II, 537 ff., III, 126 ff.
Nor auf drei große Sammlungen soll auch hier die Auimerksarokeit ge-
richtet werden, weil sie ausschließlich die Zeit der Koivt] und des Mittel-
griechischen betreffen, nUmlich
W. Dittenberger, Orientis Graeci inscriptiones selectae. I. II. Leipzig,
Hirzel 1903—1905. VII, 658; VII, 750 S.*)
A. Audollent, Defixionum tabellae quotquot innotuerunt tarn in
graecis Orientis quam in totius Occidentis partibus praeter Atticas in
Corpore Inscriptionum Atticarum editas collegit digessit commentario in-
struxit A. A. (These). Paris, Fontemoing 1904. CXXVIII, 568 S.')
Millet, Pargoire et Petit, Recueil des inscriptions chretiennes du
Mont Athos. 1. Paris, Fointemoing 1904 (mir unzugänglich).
Dittenberger hat seinen Stoff zeitlich durch Alexander den Großen und
Justinian begrenzt; der erste Band gibt Inschriften aus Diodochenreichen
und andern Königreichen und Füistentämem des hellenistischen Orients, der
zweite ,Band enthält Inschriften der orientalischen Provinzen des Imperium
Komanum (sowie Appendix, Nachträge und Indiens). Auch die sprachliche
Seite der Texte findet in den knappen aber inhaltsreichen Kommentaren
gebührende Berücksichtigung; unter den Indices kommen hierfür beson-
ders Abschnitt Vlll („Res et verba notabiliora“ ) und IX („Gramma-
tica et ortbographica“) in Betracht. Zu den sprachlichen Erläuterungen
ließe sich manches anmerken, da der Verf. mit den neuen Ergebnissen der
Koiv^-Forschung nicht genügend vertrant ist. So ist Dittenberger z. B. in
der Erklärung der interessanten Silko-Inschrift aus Nubien (Nr. 201) ganz
von Lepsins abhängig, der alles Auffallende für 'koptisch’ erklärt; daß man
hierin zu weit geht, habe ich a. a. 0. (Die griech. Sprache im Zeitalter des
Hellenismus 8. 124 f.) gezeigt.
Für die vulgäre Umgangssprache sind von ganz besonderer Bedeuttmg
die griechischen Texte in dem Werk von Audollent; es sind 163 Nummern
in griechischer Siirache, 31 Nummern in einer Art griechisch -lateinischen
Mischdialekts. So lange sie noch nicht besonders behandelt sind, werden
uns die ausführlichen, nur etwas mechanisch ausgearbeiteten Indices in den
Stand setzen, die interessanten Dokumente sprachgeschichtlich auszuuutzen.
Wie groß der sprachliche Gewinn sein wird, habe ich in meiner Besprechung
angedeutet: glaube ich doch in einer Gruppe kyprischer Verfluehungstafeln
(Nr. 32 — 37, etwa 3. Jahrh. n. Chr.) einen richtigen KoiviJ- Dialekt nach-
weisen zu können. Bei Audollent fehlen die zwei großen Verwünschungs-
tafeln, welche Homolle im Bull, de corr. hellen. XXV (1903), 412 — 456 be-
handelt hat; Orthographie und Sprache derselben zeigen charakteristische
Züge der Vulgärsprache.
Die monographische Behandlung der Sprache hellenistischer Inschriften
hat zu dem Werke Schwyzers über die pergamenischen Inschriften (s. oben
II, 402) ein Pendant geschafi'en, das diesem wissenschaftlich ebenbürtig ist,
nämlich
J) Vgl. dazu die Besprechung von Wileken im Arch. III (1904) 313 — 336 (mit
zahlreichen Vorschlägen zur Lesung der Texte,'.
2) Vgl. dazu meine Besprechung Indog. Forsch. (Anz.) XVHI, 41 — 46 und die
von Wünsch, Berl. phil. Wschr. 1905, 1071 — 1082.
r
Digilized by Google
452
II. Referate und Besprechungen
E. Kachnianson, Laute und Formen der magnetischen Inschriften.
Upsala 1903. XVI, 199 S.‘)
Es ist eine treffliche Darstellung eines lokalen Ausschnittes der KorvrJ,
wobei alle Hilfsmittel der Forschung — mit Einschluä des Neugriechischen
— gewissenhaft, methodisch und kritisch verwertet sind. Die zahlreichen
grammatischen Ein/.elbemerkungen verraten ein gutes Urteil des Verf. in
sprachgeschichtlicben Dingen; in der „Zusammenfassung“ (S. 172 ff.) kommt
der Verf. zu Ergebnissen, die mit meinen eigenen Anschauungen über den
attisch-ionischen Ursprung der Äot vjj übereinstimmen: der ionische EinfluÜ
ist vorhanden, wirkt aber in Magnesia nicht stärker als z. ü. in Pergamon;
die Elemente aus nicht-ionisch-attischen Dialekten spielen dagegen eine ganz
untergeordnete Rolle.
Gelegentlich geben einzelne interessante Inschriften den Herausgebern
AnlaB zu sprachlichen Deobachtungen und Bemerkungen. Vgl.
M. N. Tod, A new fragment of tbe Edictum Diocletiani. Joum. of
HeU. Stud. XXIV (1904), 195—202.
Dieses Edictum Diocletiani ist überhaupt eine sprachliche Fundgrube
und lohnte einmal eine eingehendere Untersuchung; so enthält auch das
neue Fragment eine größere Anzahl neuer Wörter (darunter lateinische
Lehnwörter), die vom Herausgeber hen’orgehoben uud besprochen werden.
A. Schiff, Inschriften aus Schedia (Uuterägvpten). Festschrift f. Hirsch-
feld (Berlin 1903), 373 — 390
macht auf einige hellenistische Formen aufmerksam, besonders auf
== wozu sonstige Nachweise gegeben werden, und meint, daß die
Sprache dieser Inschriften „in den Kreis des neutestamentlichen Griechisch“
gehört; dieser Ausdruck ist etwas schief: die Texte gehören eben in den
großen Kreis, zu dem auch das Neue Testament gehört.
Th. Wiegand und U. von Wilamowitz, Ein Gesetz von Samos über
die Beschaffung von Brotkom aus öffentlichen Mitteln. Sitzungsber. d.
BerL Akad. 1904, 917 — 931
notieren die hellenistischen EigentümUcbkeiten der dem Anfang des 2. Jahrh.
V. Chr. angehöreuden Inschrift (S. 927); mau bemerke besonders fuj (und
fiixQi Z. 71) mit dem Koniunktiv ohne &v.
Aus dem Kreise der Inschriften und Papjwi heben sich als besondere
Gruppe die in griechischer Sprache geschriebenen Schriftstücke der römi-
schen Beamten ab; mit Briefen dieser Art beschäftigt sich die mir unzu-
gängliche Schrift vou
L. Lafoscade, De epistulis aliisque titulis imperatorum magistratuum-
que Romanorum quas ab aetate .\ugusti usque ad Constantinum graece
scriptas lapides papvrique servaverunt. Insulis, Fratres Le Bigot 1902.
XV, 141 S.
In diesem Zusammenhang darf auch auf die umfassendere, aber erst
begonnene Arbeit von
G. A. Gerhard, Untersuchungen zur Geschichte des griechischen Briefes.
L Die Anfangsformel. Philol. LXIV (1905), 27 — 65 = Dissert. Heidel-
berg 1903. 43 S.
l) Uez. von E. Schwyzer, Byz. Zschr. XIII, 203 — 205.
Digilized by Google
Albert Thamb: Die Forschongen über d. heUeoist. Sprache in d. J. 1902 — 1904 453
hingewiesen werden, die sich mit der Entstehung und der Entwicklungs-
geschichte der Anfangsformel 6 dctra rü dem jrafpciv befaBt.
über den Attizismns, eine der indirekten Quellen der /Coti'ij, handeln
zwei Arbeiten (abgesehen von der weiter unten [S. 466] zu besprechenden
Arbeit Ober Prokop ans Caesarea),
J. Fritsch, Der Sprachgebrauch des griechischen Romanschriftstellers
Heliodor und sein Verhältnis zum Atticismus. 2 Teile. Gymn.-Progr.
Kaaden. 19Ü1 und 1902.*)
L. Galante, Studi sn l’Atticismo. I. L'Atticismo nella Commedia
Nuova. II. L’Atticismo di Procopio di Gaza. Florenz, Tip. Barbier
1904. 125 S.
Fritsch kommt zu dem beachtenswerten Ergebnis, daß die „Aithiopika“
des Heliodor nicht ein Erzeugnis der Koivii, sondern des Attizismus sind;
der 2. Teil*) von Galante untersucht die Sprache eines unbedeutenden späten
Attizisten; dabei ergeben sich keine irgendwie wichtigen Tatsachen — die
Sprache des Autors verrät trotz seines Attizismus den Einfluß der Zeit be-
sonders im Wortschatz; ich habe bereits in meiner Rezension*) darauf hin-
gewiesen, daß die griechische Sprachgeschichte vorerst wichtigere und dank-
barere Aufgaben zu lösen hat als festzustellen, wie weit irgend ein Spät-
ling das Attische zu handhaben verstand. So hat z. B. die Untersuchung
der griechischen Wörter, welche in orientalische Sprachen cingedrungen sind,
in den Berichtsjahren keine neue Förderung erfahren. Die Arbeit von
CTermont-Ganneau, Index des noms propres et des principaux mots
grecs. Ree. d’Archeol. Orient. III (1900), 420 ff. VI (1903). 56 ff.
ist mir unzugänglich.*)
III.
Unter den Literatnrwerkeil*) erfreuen sich besonders die Schriften
des Neuen Testamentes einer eingehenden sprachlichen Würdigung, während
die profane Literatur zurücktritt; so beschäftigten sich mit Polybios nur
R. Amelung, De Polybii enuntiatis finalibus. Diss. Halle 1901,
der die Konstruktion der Absichtssätze und Verba iiuperandi mit den In-
schriften und Papyri vergleicht, und
C. Wunderer, Polybios-Forschnngen. II. Zitate und geflügelte Worte
bei Polybios. Leipzig, Dieterich 1901,
der eine Fortsetzung der a. a. 0. S. 409 genannten Schrift gibt. Obwohl
sich der Verf. vornehmlich mit dem literarischen Schaffen des Polybios be-
schäftigt, so ist doch manche Beobachtung auch für das Verständnis der
hellenistischen Sprache wichtig, weil W. den Geist des Zeitalters in exakter
1) Referat s. Zschr. f. d. öst. Gyran. LVl (1906), 91 f.
•21 Mit dem 1. Teil werden wir uns unten be.ichäftigen.
3) Deutsche Lit.-Z. 1905, 478 f.
4) Das Werk konnte ich nachträglich einsehen: es handelt sich nur um
Indices Ober die in den 6 Bänden vorkommenden und behandelten griechischen
Wörter.
6) Über solche, die in Papyrusfragmenten vorliegen, vgl. den Bericht von
Blaß in diesem Archiv 111, '267 n.
r
Digilized by Google
454
II. Referate und Besprechungen
Detailarbeit zu erfassen sucht. Die Abneigung gegen lyrische Zitate, die
Vorliebe für Euripides und für Spruchweisheit verraten den nflcbtemen
Verstandesmenschen der hellenistischen Zeit, zeigen, aber auch, in welcher
Weise die Gedankenwelt der klassischen Zeit nachwirkte. Letzteres ist nicht
ohne sprachliches Interesse: denn die Sprachform der klassischen Zitate
konnte unmittelbar auf den Stil, d. h. besonders auf die Wortwahl der
nachfolgenden Zeit einwirken, und das ist, wie der Verf. S. 30 richtig be-
merkt, für die Frage der 'poetischen’ Wörter der Koivrj (hzw. der lite-
rarischen Koivij) zu berücksichtigen. Wenn der Verf. hinsichtlich dieser
Wörter mir im allgemeinen zustimmt und nur warnt, den Einfluß der
homerischen Gedichte dabei nicht zu unterschützen, so habe ich dagegen
nichts einzuwenden: denn meine These über den ionisch -volkstümlichen
Cliarakter der 'poetischen’ Wörter will nicht sagen, daß alle derartigen Wörter
der literarischen Koivij aus der gesprochenen Volkssprache stammen: daß
der Schriftsteller seine Sprache aus dem Schatz der Zitate und der ge-
flügelten Worte, gelegentlich auch aus der Lektüre älterer poetischer
und anderer Werke bereichert haben wird, ist eine sehr natürliche Sache;
trotzdem halte ich gegen W.’s Anmerkung aufrecht, was ich über die hippo-
krateischen und herodoteischen Wörter des Polybios gesagt habe (daß Poly-
hios sie nämlich nicht durch eifrige Lektüre und bewußte Nachahmung der
beiden ionischen Schriftsteller sich 'angequält’ habe, sondern daß er sie der
Umgangssprache seiner Zeit entnahm); betont doch W. selbst (sowohl S. 30
wie S. 64), daß Polyhios u. a. Schriftsteller der Koivij z. B. die älteren
Dichter mehr aus indirekten Quellen (Spnichsammlungen u. ä.) als aus der
Lektüre der Originalwerke kennen gelernt hätten. Bemerkenswert ist des
Polybios Ablehnung der zeitgenössischen Literatur und Bevorzugung der
klassischen Schriftsteller, und W. (92 f.) sieht darin das „Bestreben, als ein
Anhänger des Klassizismus zu gelten“, das ,jenc Periode der Renaissance
einleitet, die sich später auf die Sprache erstreckte“. Das findet W. frei-
lich „umso widerspiTichsvoller, je weniger die Sprache und die ganze An-
schauungsweise des Historikers mit jenen Klassikern innere Verwandtschaft
zeigen“. Ich kann dem nicht ganz zustimmen. Polyhios schien mir viel-
mehr auf dem rechten Weg, wenn er die Vorbilder des Klassizismus nach
ihrem geistigen Gehalt schätzte, sie aber nicht wie der spätere Attizismus
in der Form nachahmte, um die lebende Sprache zu ertöten; man kann
Klassizist sein, ohne ein sklavischer Anhänger toter Formen zu werden.
Schiller und Goethe sind Klas.iizisten, obwohl sie ihre Gedanken nicht in
griechischem, sondern deutschem Gewand Wiedergaben. — Sprachliches Interesse
bietet nächst Polyhios der Geschichtsschreiber Diodorus Siculus und zwar
für die Entwicklung der lebenden Sprache insofern, als wir das Schwinden
gewisser syntaktischer Gebilde bei ihm beobachten können; die Arbeit von
R. Kapff, Der Gebrauch des Optativus bei Diodorus Siculus. Diss.
Tübingen 1903. VI, 116 S.
zeigt, daß der Schriftsteller unter dem Einfluß der vulgären Sprache steht,
aber schon das Bestreben verrät zu attizisieren. Interessante und zahlreiche
Tabellen fassen die vom Verfasser gewonnenen Ergebnisse zusammen: nach
K. ist der Optativ hei Diodor schon etwas Künstliches. Ich habe jedoch
aus den Tabellen des Verf. den Eindruck gewonnen, daß der Modus in be-
stimmten Gebrauchsweisen noch der lebenden Sprache angebört habe; nicht
Digilized by Google
Albert Tbumb; Die Forachungen über d. hellenist. Sprache in d. J. 1902 — 1904 455
alles muß als künstliche Wiederbelebung gedeutet werden. Die Dnter-
Bucbung des Verfassers ist übrigens besonders dadurch wertvoll, daß auch
die Art und Weise, wie der Optativ ersetzt oder vermieden wurde, stati-
stisch behandelt und mit Polybios, Philo und Strabo verglichen wird. Die
Arbeiten von
H. Kallenberg, Textkritik und Sprachgebrauch Diodors. I. II. Oymn.-
Progr. Berlin 1901. 1902. 23 und 28 S.
Th. Hultzsch, Die erzählenden Zeitformen bei Diodor von Sizilien.
Progr. Pasewalk 1902. 12 S.
sind Materialsammlungen : der erstere bespricht eine große Zahl von text-
kritisch interessanten Stellen unter ständiger Bezugnahme auf den Sprach-
gebrauch Diodors; Hultzsch sammelt Stellen, in denen erzählende Formen
von und yivea&ai (samt ihren Composita) Vorkommen.
Daß man alle Literatnrwerke der hellenistischen Zeit vom Standpimkte
der Koivt'j aus prüfen muß, ergibt sich aus der Dissertation von
E. Oldenburger, De oraculorum Sibyllinorum elocutione. Diss. Rostock
1903. .14 S.
Beachtenswert ist der textkritische Standpunkt des Verfassers: gegen-
über J. Geffcken und Rzach sucht er jüngere (vulgäre) Gebrauchweisen der
Überlieferung festzuhalten und zu verstehen: er untersucht solche Bestand-
teile in der Konstruktion der Konjunktional- und Relativsätze (Teil I) und
im Gebrauch der Kasus und Präpositionen (Teil II): dabei werden Dinge,
wie Mischung von Konjunktiv und Futur, von Dativ und Akkusativ bei
Präpositionen und Verben erörtert. Hervorheben möchte ich den Gebrauch
von tiff n 359 (VIII 278): doidtaa TtiTjgciaci xotpivovi lig ilntia er
kann zu dem im N. T. gelegentlich vorkoramenden prädikativen Gebrauch
von eig hinUberleiten, den man gemeinhin einen Hebraismus nennt.
Innerhalb der biblischen GraczitÄt (über die auch Witkowski a. a. 0.
S. 200 ff. berichtet) finden die Septuaginta-Übersetzung und ihre Sprache
bei Philologen und Theologen noch immer nicht das gebührende Interesse;
doch ist zu hoffen, daß uns bald eine Septuaginta-Grammatik zu Teil wird.
Eine neue kritische Ausgabe wird in Cambridge vorbereitet; in die Vor-
arbeiten gesbitten
A. E. Brooke und N. Mc. Lean, The fortheoming Cambridge Septua-
gint. The Joum. of Theol. Studies 1902, 601 — 621
einen Einblick: der Aufsatz gibt nebeneinander eine berichtigte und mit
kritischem Apparat versehene Textprobe der Handschriften A und B. Die
beiden Texte zeigen so charakteristische sprachliche Unterschiede (z. B.
üctxävt] — lUxar»;, fiävSfag — tpUfiaiUog, ra ixgiöpiu rijg yijg — xapnovg,
fvo xl — lig xl 'warum?’, xavovv — x6q>tvov, fi'fj'Sfv — ißaltv, n^öaeanov
xifog jxQoeoKxov — TtQÖacoitov TcpdcoiTtov 'von Angesicht zu Angesicht’), daß
die künftige Forschung gut tun wird, jede Textgestalt für sich zu unter-
suchen: man sieht schon aus den mitgeteilten Formen, daß hier zwei ver-
schiedene Sprachgattungen — etwa zwei 'Mundarten’ oder eine mehr archai-
sierende und eine mehr moderne Sprachform — vorliegen. Warum die
Eerausgeher in dem berichtigten Abdruck eines Literaturwerkes ita-
zistische Formen wie rdov (st. ilSov) stehen ließen, ist mir unerfindlich; es
genügt vollständig, solche Dinge generell im Apparat oder in den Prole-
gomena zu notieren.
r
Digilized by Google
456
K. Referate and Beaprechongen
Die Aufsätze von
H. Thackeray, The Oreek Translators of Jeremias. The Joum. of
Theol. Stud. TV (1905), 245 — 266,
Ders., The Oreek Translators of Ezekiel. ib. 398 — 411,
Ders-, The Greek Translators of the Prophetieal Books. ib. 578 — 585
klären die Cbersetzungstechnik der LXX in wichtigen Punkten auf: der
Verf. weist an sprachlichen Unterschieden überzeugend nach, daß bei Jeremias
und Ezekiel mehrere Übersetzer beteiligt sind; weniger überzeugend aber
glaubhaft scheint mir, daß die f.bersetzung von Isaias älter ist, als die der
übrigen Propheten, das erste Königsbuch älter als die übrigen; denn der ’klas-
sischere’ Partikelreichtum bei Isaias und der Unterschied (lovog — fwvüraiog
in den Königsbüchem sind an sich nicht beweisend. Wenn aber der Ver-
fasser aus dem übereinstimmenden Vorkommen eines c:raj ktyojxtvov wie
ß6fißi)aig bei Jer. ß und dem ersten Teil von Baruch den gleichen Über-
setzer erschließt, so ist dieser Schluß aus Gründen, die ich a. a. 0.‘) ent-
wickelt habe, sehr anfechtbar; Th. selbst legt ja sonst auf lexikalische
Gleichungen zwischen Jer. «, Ezek. o und y und den kleinen Propheten
kein allzugroßes Gewicht (S. 578£F. ), und das mit Recht.
Der Aufsatz von
E. Nestle «pros = Bienenbrot? Korr.-Bl. f. d. Gelehrtenschulen Württem-
bergs. IX (1902), S. 95—98
weist darauf hin, daß «ptof in der griech. t'bersetzung des Hohen Liedes
5, 1 möglicherweise 'Honigwabe’ bedeute, weil die hebr. Unterlage (ja'ari)
diese Bedeutung unzweifelhaft hat.
Wegen des Neuen Testaments sei vor allem wieder auf den Theo-
logischen Jahresbericht XXII, 289 ff., XXHI, 229 ff. verwiesen, wo R, Knopf,
A. Meyer, J. Weiß und H. Holtzmann die Literatur der Jahre 1902 und
1903 behandeln; Aufsätze und Kommentare, die mehr der Exegese und bib-
lischen Theologie als der Philologie und Sprachforschung angchören, brauchen
daher im Folgenden nicht besprochen zu werden.
Wir hatten im früheren Bericht (S. 412 f.) eine Reihe von „Ein-
leitungen“ zu nennen, die auch für den Philologen gelegentlich in Betracht
kommen können. Unter diesen hat Zahns großes Werk (s. H, 413) eine
neue Auflage erlebt (1900); wenn auch der sprachliche Standpunkt in der
Beurteilung der einzelnen Schriften nicht verändert ist, so spricht der Verf.
doch mit einer gewissen Reserve über den Gesamtcharakter des neutest.
Griechisch (vgl. besonders I, 38 ff.). Neu hinzugekommen ist
St. Szekely, Hermeneutica hiblica generalis secundum principia catho-
licB. Freiburg i. B., Herder 1902. IV, 446 S.,
worin 8. 60 — 90. 92 von der neutestamentlichen Graezität gehandelt wird.
Der Verfasser ist von den Ergebnissen der jüngsten Forschung unberührt
geblieben. Seine Ausführungen könnten ebensogut im 16. Jahrh. nieder-
geschrieben sein; unter den fontes consuetudinis loquendi Graecae biblicae
(88f.) sind die Papyri nicht einmal erwähnt. Die biblische Graecität ist
eine 'melior forma dialecti vulgaris Alexandrinae hebraismis referta’, bezw.
(im N.T.) 'vulgari Palaestinensi affecta’ (S. 61); bei der Vorführung der
'Hebraisini grammaticales et lexicales’ (S. 61 — 79) und 'Christianismi’
1) Die griech. Sprache S. 226 f.
Digitized by Google
Albert Thumb: Die ForBchungen über d. helleniBt. Sprache in d. J, 1902 — 1904 457
(S. 84 f.) begegnen uns die üblichen Ladenhüter’, mit denen endlich einmal
geräumt werden müBte.
Für die nentestamentlichen Sprachstudien wird das große, iiu Erscheinen
begriffene Werk von
H. von Soden, Die Schriften des neuen Testamentes in ihrer ältesten
erreichbaren Textgestalt, hergestellt auf Grund ihrer Textgeschichte. I Bd.,
1. Abteil. Berlin, Duncker 1902. XVT, 704 S.
von grundlegender Bedeutung sein. Die vorliegende erste Hälfte der Prole-
gomena behandelt die handschriftliche Überlieferung samt dem buchtech-
nischen Zubehör und verzeichnet 2339 Codices, aus denen die verschiedenen
Typen der Teitüberlieferung gewonnen werden sollen.*) Wie diese Typen
von einander abhängen imd in welcher Weise die Urtypen zu gewinnen
sind, zeigt der Verf. an der Textgeschichte des Abschnitts von der Ehe-
brecherin Job. 7, 53 — 8, 11 (S. 486 ff.), und die Textprobe (vgl. besonders
S. 507) bietet genug der Varianten, die auch sprachliches Interesse haben.
S. spricht daher wohl mit Recht die Hoffnung aus (S. 16), daß auch die
Xotv^-Forschung „einen kleinen Gewinn einheimsen könne“. Dieser Gewinn
kann sogar recht beträchtlich werden, wenn dem sprachlichen Charakter
der Überlieferung die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wird. Daß die
rein itazistischen Fehler der Minuskelhandschriften ans dem Apparat aus-
geschlossen werden (S. 19), ist in der Ordnung; aber man muß wünschen,
daß nicht zu viel unter den Begriff des Itazismus gerechnet wdrd. So halte
ich es z. B. für durchaus nötig, daß Erscheinungen wie die Verwechslung
von e- (t, ai) und i-Lauten (t, ti), von ot, v und i-Lauteu, von ri und e-
oder i-Laut, ferner die Verwechslung von Tenuis, Media und Aspirata
wenigstens generell als Merkmal der einzelnen Handschriften und Hand-
schriftenklassen vermerkt werden; denn da das Unternehmen sich die Auf-
gabe stellt, die einzelnen Typen der Teitgeschichte nicht nur zu rekon-
struieren, sondern auch zeitlich und örtlich zu bestimmen, so sind jene
Dinge nicht gleichgültig, wie ich a. a. 0.®) gezeigt habe. Ich möchte dem
Herausgeber dringend empfehlen, über die Schreibung des v l<p(lixvaux6v,
die er zu ignorieren gedenkt (S. 19), nicht hinwegzugehen; denn auch dieser
Punkt scheint mir im Zusammenhang mit der Geschichte des auslautenden
■V im Spät-, Mittel- und Neugriechischen einmal dazu geeignet zu sein, uns
über lokale (mundartliche) Verschiedenheiten des nentestamentlichen Textes
aufklären zu helfen. Wir haben ja kein einziges anderes Sprachdenkmal, das
sich in der riesigen Zahl örtlicher und zeitlicher Varianten mit dem Neuen
Testament messen könnte.
An philologisch bedeutsamen Ausgaben einzelner Teile sind zu nennen*):
Evangelium secundnm Johannem cum variae lectionis deleetu ed.
F. Blaß. Leipzig, Teubner 1902. LXTV, 111 S.
F. Blaß, (Barnabas) Brief an die Hebräer. Text mit Angabe der
Rhythmen. Halle, Niemeyer 1903. 54 S.
1) DieBes Verzeichnis ilbertrifft an Reichhaltigkeit alle früheren Werke, so
z. B. Gregory; ein großer Stab von Theologen bereiste Orient und Okzident, um
den Handsebriftenbestand aufznnehmen: die im größten Stil ansgeführten Vor-
arbeiten waren ermöglicht durch die Muniüzcnz einer einzelnen Dame!
2) Die griech, Sprache im Zeitalter des Hellenismus S. 179.
8) Swete's Ausgabe des Marcusev. (s. oben U, 411) ist 1903 in 2. Aufl. erschienen.
Digilized by Google
458
II. Befente und Beiprechungen
Die Ausgabe des Hebräerbriefes steht in unmittelbarem Zusammen-
hang mit
F. BlaB, Rhythmische Komposition des Hebräerbriefes. Theol. Stud. u.
Krit. LXX (1902), 420 8.,
worin der Text Abschnitt für Abschnitt auf seine rhythmische Anlage hin
untersucht wird. Der Hebräerbrief erweist sich dadurch als ein Produkt
der Kimstprosa, ein Ergebnis, das besonder den Literarhistoriker interes-
sieren wird. Über das textkritische Verfahren von BlaB‘) in seinen beiden
Ausgaben vgl. Knopf und J. Weiß, Theol. Jahresber. XXII, 305 bezw.
XXIIl, 306; daß Blaß im Johannesevangelium besonderen textkritischen
Wert der Versifizierung desselben durch Nonnos beilegt, scheint mir noch
bedenklicher als die Benutzung des Cbrysostomos (s. oben H, 413). In den
Prolegomena, in denen eine große Anzahl von Stellen erörtert wird, finden
sich ein paar sprachliche Bemerkungen; für grammatische Zwecke wird der
reichliche textkritische Apparat gute Dienste leisten, und daß hieraus ge-
legentlich sogar die Erforschung des ueutestamentlichen Wortschatzes Nutzen
zieht, zeigt eine Lesart wie Ofiijyfia 19, 39, die von Blaß gegenüber der
üblichen Lesart /tiyfuc bevorzugt wird.
Daß der Nachweis fester Rhythmen im Hebräerbrief nicht nur literar-
geschichtliche, sondern auch sprachgeschichtliche Bedeutung hat, ergibt sich
z. B. aus der durch die Rhythmen geforderten Regel, daß elidierbarer aus-
lautender Vokal vor anlautendem Vokal elidiert wird. Wenngleich die Ge-
fahr besteht, daß man sich in der Auswahl der Lesarten und in der Auf-
stellung der Konjekturen zu sehr durch die Voraussetzung bestimmter
Rhythmen beeinflussen läßt*), so springt doch öfters auch ein textlich oder
sprachlich interessanter Gewinn heraus, so z. B., wenn 5, 4 die handschrift-
liche Lesart äx/ii^v statt irt, 10, 11 das hellenistische nollaxi durch das
Rhythmengcsetz gefordert werden, während dieses sonst im N.T. gar nicht,
jenes sonst nur an einer Stelle belegt ist.
Von wichtigeren Kommentaren werde ich diejenigen Wellhausens in
anderem Zusammenhang weiter unten zu erwähnen haben. Ein größeres
englisches Werk, Nicbols „Expositories Greek Testament“, von dessen vier
Bänden drei erschienen sind, ist mir unzugänglich.
Die Sprache des N.T. fand in einer Reihe besonderer Bücher und
Artikel förderliche Bearbeitung. Die Grundsätze der Forschung, die ich im
Verein mit Deißmann vertrete, fassen immer mehr Wurzel, und besonders
Gelehrte englischer Sprache lassen es sich angelegen sein, diese Grundsätze
praktisch zu anzuwenden. Nebenbei erwähne ich, daß mein oben (II, 415)
genannter Vortrag über das biblische Griechisch innerhalb eines Referates
über den Stand der Forschung von N. Glubokovskij ins Russische über-
setzt worden ist (im Christianskoje Ötenije 1902, Nr. 7). Ferner betont
S. Dickey, New points of view for the study of an old problem:
the Greek of the New Testament. Princeton Theol. Rev. I (1904),
631—636
1) Vgl. auch desselben Verfs. Vortrag „Über die Textkritik im N.T.“. Leipzig
1SU4, worin B. seine textkritischen Anschauungen populär erörtert.
2) Vgl. dazu besonders die Besprechung von I’reuschen, Berl. phil. Wschr.
1906, 19—61.
Digiiized by Google
Albert Thumb; Die Forschungen Qber d. hellenist. Sprache in d. J. 1902 — 1904 459
in richtiger Erkenntnis der Stellung des biblischen Griechisch die Notwendig-
keit, sich mit den Ergebnissen der hellenistischen und neugriechischen Sprach-
forschung bekannt zu machen, und gibt eine kurze Übersicht über neuere
Arbeiten, welche hierfür in Betracht kommen.
Der anonyme Aufsatz
A Study in the religious language of the Bible. Expository Times
Xm, 463 f.
ist mir nicht zugänglich.
DaB BlaB’ Grammatik Is. II, 414) bereits 1902 eine zweite Auflage er-
lebt hat, ist ein bemerkenswertes Zeichen für das Interesse, welches der
Sprache des N.T. entgegengebracht wird; was ich über das Buch im ein-
zelnen zu sagen habe, möge man in meiner Rezension in der Theol. Lit.-
Ztg. 1903, 420 — 424 nachlesen; ich habe vor allem wieder darauf hin-
gewiesen, welch wichtige Dienste ein eindringendes Studium des Neugriechi-
schen für die richtige Beurteilung des neutestamentlicben Griechisch leistet.
Eine vorzügliche, dem heutigen Stand der Forschung entsprechende Orien-
tierung über die biblische Graezität gehen die Aufsätze von
J. H. Moulton, Characteristics of New Testament Greek. The Expo-
sitor 6. ser. IX (1904), 67—75. 215—225. 310—320. 359—368. X,
124 — 134. 168—174. 276—283. 353—364. 440—450.
M. teilt rückhaltslos die Anschauungen, welche DeiBmann und ich
selbst vertreten, d. h. er betont den allgemeinen Aoiv^-Charakter des neu-
testamentlichen Griechisch; so steht er auch in der Hebraismenfrage auf
unserm Standpunkt und liefert durch die Heranziehung der Papyrussprache
in einer Reihe von einzelnen Fällen den Nachweis, daB die 'Hebraismen’
bei fortschreitender Erkenntnis der Koivrj immer mehr sich vermindern, was
ich seinerzeit vorausgesagt habe. Wie viele gelegentliche Obersetzungs-
hebraismen einmal vor der sprachgeschichtiichen Kritik bestehen bleiben
werden, läBt sich vorläufig nicht ermessen. Die 'Hebraismenfrage’ durch-
zieht wie ein roter Faden die ganze Artikelserie (die der Verf. übrigens in
erweiterter Bearbeitung als Buch herauszugeben beabsichtigt): M. gibt
auBer der Erörterung prinzipieller Vorfragen und lexikalischer Probleme eine
Darstellung der neutestamentlicben Grammatik in ihren Hauptzügen, und es
werden dabei Fragen angeschnitten, die, wie z. B. die Perfektivierung des
Verbums durch Präpositionen, für die Exegese mindestens ebenso wichtig sind
wie für die hellenistische Sprachgeschichte.
Die Schrift von
E. Dominik, Syntaxis Graecitatis Novi Testamenti. Olmütz 1901. 105 S.
ist mir nicht zugänglich.
Mit Einzelheiten der Syntax beschäftigten sich
H. A. Scomp, The case absolute in the New Testament. I. H. Biblio-
theca sacra. 1902 (April) [mir nicht zugänglich].
0. Bruston, Le genitif du regime indirect dans le Nouveau Testament.
Uev. th^ol. et Questions relig. VI (1903) 536 — 542 [mir nicht zu-
gänglich].
Ders., Le genitif du regime indirect dans le Nouveau Testament, ib.
VII, 60 — 70 [mir nicht zugänglich].
F. W. Mozloy, Notes on the Biblical Use of the Present and Aorist
Imperative. Journ. of Theol Stud. IV (1903), 279 — 282.
Archiv f. Papjmuforichung 111. 4. 31
Digilized by Google
460
II. Referate und Beaprechungei
Der letztgenannte (Mozley), der auch die LXX berücksichtigt, stellt
folgendes fest: 1. In allgemeinen' Bitten wird das Präsens, in konkreten
einzelnen Bitten der Aorist gebraucht. 2. Gott wird nur im Aorist ange-
rufen. 3. ixSixH riji' ixSCxjjaiv Numeri 31, 2 ist auffallend; der Verf. ver-
mutet, daß die figura etymologica vielleicht die Abweichung bedingt. Warum,
darüber äußert sich M. nicht. Da ich keine syntaktische ratio sehe, so
werfe ich die Frage auf, ob nicht die phonetische Assonanz ixSiKtjOov rriv
ty.iUtpiv eine Art 'formaler Dissimilation’ hervorgerufen hat; daß nämlich
'Kakophonien’ die syntaktischen Gebilde beeinflussen können, hat J.H.Wright,
Harvard Studies in Class. Phil. XII (1901), 136 ff. an Sophokles nach-
gewiesen.
Einige sprachliche Bemerkungen finden sich endlich bei dem im griechi-
schen Sprachkampf vielgenannten Übersetzer des Neuen Testaments
A. Pallis, A few notes on the gospels according to St Mark and
St. Matthew, based chiefly on Modem Greek. Liverpool, Bookseilers’ Co.
1903. VI, 47 S.
Die Konjekturen, welche P. vorträgt, verraten zwar den Laien; aber
an einigen Stellen, wo er den überlieferten Text mit Hilfe des Neugriechi-
schen nicht zu ändern, sondern zu verstehen sucht, werden ansprechende
Erklärungen vorgetragen, die vorhandene Schwierigkeiten heben, wie z. B.
füxßtpo; iMc 6, 21) 'an empty day, a day without work’ (nicht 'con-
veniont’), jlpüjfthT« Mc 7, 9 'Gestank, Schmutz’ (nicht 'Speise’), axokd^tov
Mc 12, 44 'feiernd’ (nicht 'leer’). Daraus kann man eben sehen, wie der
des Neugriechischen Kundige oft mühelos hellenistische 'Probleme’ zu lösen
vermag; bei einem sprachgeschicbtlich und philologisch nicht genügend ge-
schulten Laien liegt freilich auch die Gefahr der Übertreibung nahe, wie
J. van Jjzercu, Een Griek over het Grieksche Nieuw Testament.
Theol. Tydskr. XXXVUl (1904), 349—370
Pallis gegenüber — bei Anerkennung der allgemeinen methodischen Grund-
sätze — mit Recht bemerkt.
Über die Sprache einzelner Teile des N.T. handeln;
E. J. Goodspeed, Did Alexandria influence the nautical language of
St. Luke? A study of Act 28, 12 in the light of Greek Papyri. Expositor.
6. ser., VUI (1903), 13t»— 141.
A. Schiatter, Die Sprache und Heimat des 4. Evangelisten. Beitr. z.
Ford. Christi. Theol. VI (1902), 4. Heft. 180 8.‘)
W. Brünnig, Die Sprachform des 2. Thessalonicberbriefes. I. Diss.
Jena 1903. 31 3.
J. Albani, Die Metaphern des Epheser-Briefes. Zschr. f. wLss. Theol.
XLV (1902), 420—461.
T. C. Laughlin, The Solecisinus of the Apokalypse. Diss. Princeton
1902. 23 S.
Die Arbeiten von Brünnig und Albani kommen nur als Materialsaram-
lungen in Betracht. Goodspeed folgert aus der Bedeutung von AtV 'West-
wind’ und aus bezw. xöipoj 'Nordwestwind’ (= lat Caurus, Chorus),
d. h. aus der Tatsache, daß jenes mit dem Papyrusgebrauch übereinstimme,
dieses (wie EvquxvIiov 27, 14} lateinischen Ursprungs sei, mehr, als man
1) Rez. von Baldeusperger, Theol. Lit.-Ztg. 1904, 197 — 199.
Digitized by Google
Albert Tfaumb: Die Forechnngen Ober d. helleniBt. Sprache in d. J. 190S — 1904 461
daraus folgern darf; denn daß gerade nur ägyptische Griechen aus Alexandria,
d. h. die Bemannung der zwischen Alexandria und Italien verkehrenden
Schiffe, die WOrter so gebraucht haben sollen, daß sie dagegen in andern
Teilen des griechischen Orients nicht, bezw. in anderm Sinn verwendet
wurden, das zu beweisen, hat der Verf. nicht filr nötig erachtet; er verfallt
in den methodischen Fehler, alles, was den Papyri angehört, für ägypti-
sches Griechisch zu halten, wahrend sie doch in erster Linie als Denk-
mäler der Koivrj überhaupt zu betrachten sind.
Die beiden Arbeiten von Schiatter und Laughlin berühren ein
Thema, das noch lange nicht zur Ruhe kommen wird: die sog. Hebraismen-
frage, die schon oben (S. 459) gestreift wurde. Von Schiatters Abhandlung
gilt der Satz „(jui nimis probat, nihil prohat“; S. findet eigentlich in
jedem Wort und in jedem Satz einen Semitismus. Indem er nOmlich das
ganze Evangelium des Johannes Satz für Satz darauf hin ansieht, ob gleiche
oder ähnliche Wendungen und Gedanken auch im Hebräischen verkommen 'j,
und indem er dies überall bestätigt findet, zieht er die Folgerung, daß ein
palästinischer Jude das Evangelium geschrieben haben müsse, als ob nicht
ein graezisierter Jude etwa Kleinasiens ebenso vertraut sein könnte mit
der Gedankenwelt und der Ausdrucksweise des Alten Testamentes. Man ist
aber aufs höchste erstaunt, nun gar als Beweis für die aramäische Denk-
weise des Autors zu erfahren, daß ein Satz wie ab n's il (S. 25) oder
rroO iartv ixtivog (S. 83l, eine Wendung wie xnl kiyH (S. 25) oder zl
tdaCeig (S. 141) auch im Hebräischen Vorkommen! Und noch mehr ist man
erstaimt, wenn von hebräischer Denkweise auch da gesprochen wird, wo die
Ausdrucksweise überhaupt nicht stimmt Daß z. B. das angeführte ab xfj
tl und sein angeblich aram. Vorbild PS PS sich recht wesentlich unter-
scheiden — dort steht die Kopula, hier fehlt sie — , ficht den Verf. offen-
bar nicht an. Man vergleiche ferner uJot« ■xolkit r^v iKii mit dem ange-
zogenen er 'Quellen waren dort’ (S. 49) — aber böaxa wäre
doch hehr. 0'''T:! Oder ,.xal evSiag sogleich, gleich darauf, (S. 65)
— aber der hebräische Ausdruck 'und von der Hand’ ist gänzUch ver-
schieden von dem griechischen! Es schwindelt einem, was alles mit der
Methode bewiesen werden könnte — aber die Ansicht der Gelehrten, welche
in der Hebraismenfrage auf einem allerdings total verschiedenen Standpunkt
stehen, schiebt der Verf. mit überlegener Buhe zur Seite: „Urteile über das
neutestamentliche Griechisch, die ohne jede[!j Kenntnis der in Jerusalem
vorhandenen Sprache und Lehre abgegeben werden, entscheiden nichts“ (S. 9)
Die Dissertation von Laughlin ist mit ungenügenden Mitteln ausge-
fnhrt; zwar verfällt er nicht in den Fehler, in jedem Satz hebräischen
Sprachgeist nach weisen zu wollen, sondern begnügt sich mit mehr oder •
weniger auffallenden Erscheinungen, die vom Standpunkt der älteren Sprache
'Soloecisraen’ sind, und vergleicht mit Rocht die Sprache der LXX; aber
von dem sonstigen hellenistischen Griechisch und den neueren Forschungen
darüber scheint L. keine Ahnung zu haben, sonst hätte er nicht wieder
manchen alten hebräischen Kohl aufgewärmt (sit venia verbo!), der endgültig
abgetan ist. Daß die Apokalypse teilweise ein unbeholfenes Cbersetzer-
1) Der Verf. wählt ein ganz bestimmtes Vergleichsmaterial, nämlich einen
rabbinischen Kommentar zum Exodus.
31*
Digilized by Google
462
II. Referate und Beaprechungen
gnechkch darbietet, ist zuzugeben, sei es daß es aus LXX-Griechisch oder
direkt aus bebräiscber (apokalyptisclier) Literatur stammt. Wenn aber L.
meint, daß der Verfasser der Apokalypse nicht aus Unkenntnis des korrekten
Griechisch so 'fehlerhaft’ schrieb, sondern in der Absicht, die Weise und
den Geist der alten Propheten nachzuahmen, so habe ich vielmehr den Ein-
druck, daß der Autor nicht besser schreiben konnte, daß er nur mit jenem
Griechisch vertraut war, wie wir es aus den Papyri ungebildeter Leute
kennen. Ein Beispiel genüge, um die Methode des Verfassers zu illustrieren:
Konstruktionen wie 14, 6 xol elSov aklov äyyeXov . . . Xiymv [statt ItjoiTo]
werden schlankweg als Hebraismen erklärt, denn „this neglect of agreement
in case is common enough in Hebrew“ (sic!). Ein Blick in K. Dieterichs
Buch (S. 206 ff. ) hatte den Verf. belehrt, daß in den Papyri und Inschriften
noch viel merkwürdigere Beispiele von Inkonsequenz (schon aus dem 2. Jahrb.
V. Ohr.) Vorkommen, und ich füge aus meinen eigenen Sammlungen zwei
'Musterbeispiele’ hinzu: nävxig 6 avaYtvdaxcov Uev. archeol. 1902, 134
(christl. Inschrift aus Ägypten), t€>v r« nätrta vetx&vTos öcanoxäv .4rcb. f.
Pap. I 408 (Papyrus des 5. Jabrh. n. Chr.\ Solche Falle müssen uns vor-
sichtig machen, alles, was im N.T. ungewöhnlich erscheint, mit dem Schlag-
wort 'Hebraismus’ zu erledigen. Wenn
P. Fiebig, Zwei Wege zum Fortschritt der neutestamentlichen Forschung.
Protest. Monatshefte VIII (1904), 254 — 264
für das Verständnis des N.T. die Kenntnis der orientalischen Sprachen und
der jüdischen Literatur fordert, so muß mit Nachdruck betont werden, daß
die Kenntnis des hellenistischen Griechisch mindestens ebenso wichtig ist.
Für eine gründliche Bearbeitung der Hebraismenfrage sind die kom-
mentierten Übersetzungen der drei synoptischen Evangelien von Well hausen
(Berlin 1903 imd 1904) eine wertvolle Vorarbeit, weil der hervorragende
Kenner der semitischen Sprachen auf alles aufmerksam macht, was eine Be-
rührung mit aramäischem Sprachgeist zeigt. Wellhausen ist leicht geneigt,
in solchen Fällen Semitismen anzunehmen, ohne weiter zu fragen, ob denn
die Übereinstimmungen mit dem Aramäischen nicht auch echt griechisch
sein können; so haben z. B. ätpts ixßäla Mt 7, 4 und cc^yvfia 'Silberlinge’
mit dem Aramäischen gewiß nichts zu schaffen. Man darf die von Vf. fest-
gestellten sprachlichen Berührungen als die Höchst zahl der zu erwägenden
Semitismeu betrachten; aber schon beim heutigen Standpunkt der Kotvfj-
Forschung ist es möglich, einen guten Teil dieser Semitismen zu streichen ‘).
Da sich im N.T. bäußge Zitate aus dem A.T. (bezw. der LXX) finden,
die natürlich für die Hebraismenfrage eine Sonderstellung einnehmen*), so
ist die gewi.s.senhafte Zusammenstellung von
W. Dittmar, Vetus Testamentum in Novo. Die alttestamentlichen
Parallelen des Neuen Testaments im Wortlaut der Urtexte und der Septua-
ginta. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1903. 362 S.
1) In den Kommeutaren Wellhausens findet man manch feine sprachliche
Beobachtung, die den Graezisten interessiert. Ich greife ein Beispiel heraus, die
Übersetzung von :tag^litn' li) mpctj Mth 14, 15 'die Zeit ist vorgerückt’; im An-
schlnB daran vermutet W. für Tiagdytir die Bedeutung 'weitergehen’ (neben 'vor-
flbergehen’). Die Annahme von naga- 'weiter-’ ist sehr ansprechend, denn sie
wird durch ngr. Wendungen wie nagastdvio 'weiter oben’ n. ä. direkt bestätigt.
2) s. Die griech. Sprache S. 132.
Digilized by Google
Albert Thnmb: Die Forschungen aber d. hellenist. Sprache in d. J. 1902 — 1904 463
ebenfalls ein wichtiges Hilfsmittel für das weitere Studium des Problems.
Wie weit Oberhaupt einzelne Stücke des N.T. — ganz abgesehen von der
Apokalypse — durch die LXX beeinflußt sind, ist natürlich für die Be-
urteilung ihres Sprachcbarakters nicht unerheblich. So gewinnt z. B. das
Magniflcat (Lukas 1,45 ff.) eine ganz verschiedene sprachliche Beleuch-
tung, je nachdem man es mit Hamack der Feder des Lukas zuweist oder
mit Spitta annimmt, daß ein zuvor selbständiger Psalm von dem Evan-
gelisten eingeschoben worden sei. Vgl. darüber die im Theol. Jahresber.
XXn, 320. 321 f. verzeichnete Literatur. Sprachliche Erwägungen spielen
natürlich auch bei diesem Problem eine wichtige Rolle, s. besonders Spitta,
Theol. Abhandl. (Festgabe für H. Boltzmann 1902), S. 78 ff.
Daß die Hebraismenflage schließlich nur die sprachliche Seite eines
viel umfassenderen kulturhistorischen Problems ist, lehrt der Aufsatz von
A. Deißmann, Die Hellenisierung des semitischen Monotheismus.
Leipzig, Teubner 1903 (S.-A. aus den N. Jahrb. f. d. kl. Altertum 1903*),
worin übrigens die Frage eines 'Judengriechisch’ gestreift wird. Wenn ein
Rezensent dieser Schrift*) dem von D. geleugneten Judengriechisch das
Judendeutsch entgegenhält, so ist damit nichts gesagt : die Möglichkeit einer
solchen Erscheinung ist zuzugeben, aber über ihre geschichtliche Realität
entscheidet eben doch nur die sprachliche Forschung — und diese hat bis
jetzt nichts im Sinne eines lebendigen jüdisch -griechischen Idioms ergeben.
Die Detailerörterung der Hebraismenfrage hat sich in jüngster Zeit
besonders um die Formel lig ovofia und (V ovofitm gedreht; vgl.
J. Böhmer, Ist zum sprachlichen Verständnis des Neuen Testaments
der alttestamentliche Sprachgebrauch anzuziehen? Beitr. z. Förd. christl.
Theol. V, 6. Heft (1903), 51—80.
(vgl. auch dens. „Stndierstube“ II, 324 ff. 516 ff. 580 ff.).
W. Brandt, Nog eens tig ovo/ta. Theol. Tijdskr. XXXVI (1903), 193
bis 217 (auch D. Lit-Z. 1904, 2338—2344)
W. Heitmüller, „Im Namen Jesu“. Eine sprach- und religionsge-
schichtliche Untersuchung zum Neuen Testament, speziell zur altchrist-
lichen Taufe. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1902.
Der Hauptinhalt dieser Schriften betrifft die biblisch-theologische Seite
des Problems, die uns hier nichts angeht; die sprachliche Seite wird beson-
ders eingehend von Heitmüller behandelt. Böhmer und Brandt streiten sich
darum, ob lig Svofia das hebr. ZT' oder Zira wiedergebe; und dabei hält
Böhmer ohne neue Grtlude gegen Deißmann daran fest, daß es ein 'spezi-
flsches Bibelgriechisch’ gebe, — die 'Sprache des Heiligen Geistes’! Heit-
müller prüft die Formel von einem unbefangenen Standpunkt aus, d. h. er
untersucht ihr Vorkommen in LXX und N.T. und findet, daß zwar der
spezifische Gebrauch von (v övofiau der jüdischen Graezität angehöre und
ähnliche Formeln sonst äußerst selten sind; aber trotzdem hält er (S. 52)
die Ausdrucksweise nicht für „ungriechisch, wenigstens ungriechisch in dem
Sinn, daß sie dem Geist der griechischen Sprache zuwiderlaufe“. Dieses Er-
gebnis ist umso weniger anzufechten, als die Untersuchung der Papyri in
1) Im Auszug in den Verhandlungen des 13. Internat. Orientalisten- Kon-
gresses (Hamburg 1902), Söä ff.
2) Nestle, Berl. phil. Wschr. 1904, 173 -175.
Digilized by Google
464
n. Referate and Besprechongen
betrefif der Formel tig (xb) Svofui ergeben hat, daB sie „Eigentum der hel-
lenistischen Weltsprache war, daB sie gebraucht wurde lange vor dem N.T.,
und daB sie zwar nicht allein, aber doch besonders — in verschiedenen
Nuancen — in der Geschäftssprache gang und gäbe war“ (S. 104 f.).
Mit der Hebraismenfrage berührt sich endlich der Aufsatz von
P. W. Mozley, The meaning of loüro notiiu. The Expositor. 6. ser.
Vn (1903), 370—386
insofern, als er in bejahendem Sinn untersucht, ob not& dem hebr.
entsprechend die Bedeutung 'opfern’ habe. Entscheidende Gründe für diese
Annahme vermisse ich; das Hebräische selbst spricht dagegen: denn eii.
hebr. rST 'C7 (= tovto nouiri) kann nicht bedeuten 'opfert dies’, wie mich
mein Freiburger Kollege Prof. Reckendorf belehrt.
Der Aufsatz von
W. C. Allen, The Aramaic Element in St. Mark. Expository Times
Xm (1902), 328—332
ist mir unzugänglich. Der Notiz von A. Meyer, Theol. Jahresber. XXIT, 325
entnehme ich, daB der Verf. soviel Aramaismen gefunden zu haben glaubt.
daB man nicht bloB von aramaisierendem Griechisch, sondern Übersetzungs-
gricchisch reden müsse. Ich erlaube mir, darüber die stärksten Zweifel zu
haben.
Was im besonderen den Wortschatz des N.T. betrifft, so erwähne
ich zunächst, daB das bekannte Wörterbuch von C. L. W. Grimm sowie
seine englische Bearbeitung von Thayer in 4. Auflage (Leipzig 1903, bezw.
London 1904), die Konkordanzen von Bruder in 6. Aufl. (Göttingen 1904),
von Moulton u. Geden (London 1904) und Segond (Lausanne 1904) in
2. Auflage erschienen sind.
Eine eingehende, durch exakte Methode ausgezeichnete Untersuchung
ist den Schriften des Paulus zu teil geworden durch
Th. Naegeli, Der Wortschatz des Apostels Paulus. Beitrag zur
sprachgeschichtlichen Erforschung des Neuen Testaments. Göttingen,
Vandenhoeck u. Ruprecht 1904. 100 S.
Der Verf. prüft die in den Paulinisehen Schriften vorkommenden
Wörter daraufhin, in welchem Umfang sie dem klassischen oder hellenisti-
schen (vor- und nachpaulinischen) Wortschatz (Schriftsteller, Inschriften und
Papyri), bezw. der Obersetzungsliteratur des Alten Testaments angehören,
und gelangt zu dem Ergebnis, daB die hellenistische Umgangssprache und
die LXX im wesentlichen den Wortvorrat des Paulus geliefert haben; irgend-
welche attizistische Neigungen lassen sich nicht nachweisen, aber auch
Vulgarismen sind seltener als z. B. im Jobannesevangelium; die Sprache
der Gebildeten seiner Zeit ist dem Paulas nicht fremd, wenngleich seine
Diktion der Umgangssprache (der 'niedem’ Kotvrj) näher steht, als der lite-
rarischen ('höheren’) Koiv^. In der Frage der ionisch-poetischen Wörter
vertritt der Verf. ganz den Standpunkt, den ich selbst zuerst*) wie mir
scheint methodisch begründet habe; ich linde es daher seltsam, daB unter
der S. 22 verzeichneten Literatur mein Name mit Stillschweigen ül)er-
gangen wird.
1) Die griech. Sprache S. 209 ff.
Digilized by Google
Albert Thamb: Die Forschungen über d. hellenist. Sprache in d. J. 1902 — 1901 465
Der Aufsatz von
A. R. Eagar, The Authorship of the Epistle to the Hebrews. The
Expositor 1904 (August), 110 — 123
wiU aus dem Wortschatz des Hebräerbriefs den Lukas als dessen Verfasser
nachweisen. Beim gegenwärtigen Stand hellenistischer und neutestament-
licher Wortforschung scheint mir der Versuch eines derartigen Nachweises
von vornherein wenig Erfolg zu versprechen.
Mit einzelnen Wörtern beschäftigen sich
Ph. Barrj, On Luke 15, 25 avfiipwvia ’bagpipe’. Joum. of Bibi. Lit.
1904, 180—190.
C. Bruston, Le sens de i'lsOr'^piov et ce qui en resulte. Rev. theol.
et Qnestions relig. VIII (1904), Juli (mir nicht zugänglich).
A. DeiBmann, Haatijgtof und floor^piov. Eine lexikalische Studie.
Zschr. f. neutest. Wiss. IV (1903), 193 — 212
(Die allgemeine Bedeutung 'Versöhnungsgegenstand, Gnadenmittel, Sühne-
mittel’ ist auch die biblische).
S. Dickey, Some Word-Studies in Eph. The Bible Student VH, 35 ff.
(mir unzugänglich).
G. F. Greene, The Word parresia in the Acts. The Bible Student
Vn, 137 — 143 (mir unzugänglich).
G. F. Hamilton and G. G. Findlay, and cdtj&ivög in St. John.
Expositoty Times XVI (1904), 42 f. (mir unzugänglich).
F. Herklotz, Miszelle zu Mk 1, 1. Biblische Zeitschr. II (1904), 77
(dp)^ hat die Bedeutung des hebr. KIT'' 'Hauptsache, summa sc. rei’).
F. Herklotz, Miszelle zu Mt 19,24 und Parall. Bibi. Zschr. II (1904),
176 f.
(Bringt Indizien für 'Schiffs-, Ankertau’, das vielleicht aus aram.
ttbQS entlehnt ist).
F. J. A. Hort, EATtaoiaxla, tvruQxainv. Joum. of Theol. Stud. lU
(1902), nr. 12.
Kröning, Was bedeutet «pro; Iniavaiog'i Gymnasium XXII (1904),
Heft 5 (mir unzugänglich).
Lock, Pieroma. Dictionary of the Bible IV (1902), 1 f.
(Treffliche lexikographische Studie, welche die innere Entwicklung des
biblisch-theologischen Gebrauchs darlegt — ohne 'Judengriechisch’ u. dgl.
zu Hilfe zu nehmen).
J.B. Mayor, <I>9ivoTuo^iv6g. The Expositor 6. ser. IX (1904), 98 — 104
(Die Bedeutung 'herbstlich’ wird für das alttestamentliche Wort gefordert;
im Neugriechischen, das 'natürlich’ nicht herangezogen ist, hätte der Verf.
eine Bestätigung dafür finden können).
P. Wendland, Xoir^p. Eine religionsgeschichtliche Untersuchung.
Zschr. f. neutest. Wiss. V (1904), 335 — 353
(Weist nach, daß das Wort in der Bedeutung 'Heil- und Rettung-Bringer’
der hellenistischen Gedankenwelt durchaus vertraut ist).
Die frühchristliche Literatur außerhalb der Bibel hat neuerdings
keine sprachlichen Untersuchungen hervorgerufen. Wer sich über diesen
Schriftenkreis orientieren will, kann nunmehr auf Henneckes „Neutesta-
mentliche Apokryphen“ und das dazugehörige „Handbuch“ (Tübingen 1904)
Digilized by Google
466
II. Referate und Besprechungen
verwiesen werden; hervorgehoben sei der Index zu den Acta apostolonun
apocrypba ed. Bonnet II, 2 (1903). Über die Märtyrerakten vgl. die Biblio-
graphie in der Byz. Zschr. (besonders XI, 632 — 636). Von besonderem
sprachlichen Interesse sind die
Acta S. Carterii Cappadocis. Das Martyrium des H. Karterios aus
Kappadokien. Herausg. von J. CompernaB. I. Text und Indices. Bonn,
Georgi 1902. VI, 26 S,
Die Sprache dieses Textes, der nach einer Pariser Handschrift des
12. Jahrh. herausgegeben wurde, ist ein Gemisch klassischer und vulgärer
Form; itazistische Fehler wie 7ttQtit9^vcu (t statt v) scheinen auf klein-
asiatischen Ursprung der Textüberlieferung hinzuweisen. Unter den Indices
bieten nr. 3 (Titel und Ämter) und nr. 4 (Namen von Marterwerkzeugen)
lexikalisches Material.
Ein interessanter Text des 7. Jahrh., der von Geizer (1893) heraus-
gegebene Leontios, ist jüngst von
A. Georg, Studien zu Leontios. Diss. München 1902. 35 S.
auf seine sprachlichen Eigentümlichkeiten hin untersucht worden. Aus dem
1. Kapitel (kritische Nachlese zu Geizer) hebe ich hervor, daß der Verf.
die Lesart rä (24, 12) = a (Relat.) anzweifelt und Formen wie vvxrav
den Abschreibern in die Scbuhe schiebt; das 2. Kapitel (S. 18 ff.) charakte-
risiert (in nicht immer einwandfreier Weise) die Sprache des Autors hin-
sichtlich der Syntax des Nomens und Verbums, des Wortschatzes und der
Bedeutungslehre. Das Hin- und Herscbwanken zwischen Vulgarismen und
klassizistischem Ausdruck — und zwar je nach dem Charakter der einzelnen
Stellen (s. S. 18f.)l — verrät schon ganz den Byzantiner und modernen
Griechen mit ihren zerfahrenen Sprachzuständen. Dasselbe gilt von dem
Werk eines Profanschriftstellers des 6. Jahrh., das jüngst neu herausgegeben
worden ist:
Joannis Lydi de magistratibus populi romani libri tres ed. ß. Wuensch.
Leipzig, Teubner 1903. XLVI, 183 S.
Der Herausgeber handelt in der Vorrede S. XXVI ff. über die Sprache des
Autors; wie weit die wichtigste Handschrift 0 (Codex Caseolinus, Paris,
um d. J. 1000) mit ihren vulgären Wortformen neben den attizistisehen Nei-
gungen des Lydus zu Recht besteht, ist schwer zu entscheiden. W. hat
Vulgarismen, die sich sonst schon bis zum 6. Jahrh. nachweisen lassen, in
den Text aufgenommen, gesteht aber selbst zu, daß die Handschrift doch
wohl in noch weiterem Umfang die Sprache des Originals wiedergebe.
Wie sehr das klassisch-griechische Sprachgefühl in dieser 2ieit geschwunden
ist, zeigt die Sprache des Historikers Prokop aus Caesarea. Die Material-
sammlung von
F. J. Hartmann, Untersuchungen über den Gebrauch der Modi in
den Historien des Prokop aus Caesarea. Gymn.-Progr. ßegensburg 1902/03.
30 S.
bestätigt das Urteil Krumbachers (Byz. Lit.* 233) hinsichtlich eines wich-
tigen Kapitels der Grammatik: die willkürliche Vermischung der Modi und
besonders der übermäßige regellose Gebrauch des Optativs sind Symptome
der längst vollzogenen Auflösung der antiken Syntax, eine Tatsache, über
welche die äußerliche Nachahmung alter Vorbilder wie Thukydides und
Herodot nicht hinwegzutäuschen vermag.
Digilized by Google
Albert Thumb: Die Forschungen über d. hellenist. Sprache in d. J. 1902 — 1904 467
IV.
Arbeiten, welche einzelne granunatische Probleme durch die gesamte
Koiv^ hindurch verfolgen, sind nicht häufig. Wie weit Papyri, Inschriften
und Schriftwerke für sich sprachlich erforscht worden sind, darüber haben
die vorigen Abschnitte Auskunft gegeben. Werke wie die von Crönert
(s. S. 446) und Nacbmanson (s. S. 452) holen am weitesten aus, da sie
durch Heranziehung von parallelen Tatsachen die gesamte Xotv^ Grammatik
berücksichtigen. Zwei größere Rezensionen von K. Dieterichs Untersuchungen,
nämlich die Solmsens (Indog. Forsch. Anz. XVI, 8 — 11) und 8. Papadi-
mitriu’s (Vizant. Vremennik X, 546 — 556), seien zur Ergänzung des finlher
Gesagten (II, 423) angeführt. Verschiedene Fragen der Aoiv^- Grammatik
finden eingehende Erörterung bei
r. iV. Xut^tdiixig, 'A%aSt\iui%a avayvioOftara tlg t^v ilXtjvixijv Itrrt-
vtxijv xcrl (UXqÖv tig tijv Ivöixijv y^ufifuatxi^v. I. II. Athen, Xcmc^hägiog
1902. 1904. xtj' und 608, xß^ und 688 8.
Man vergleiche z. B. den Abschnitt über Vokalabfall u. Verw., besonders
über die Nomina auf -ig, -tv st. -toj, -lov (U, 500 ff. 514 ff.), eine viel-
erörterte Erscheinung, deren neuste Behandlung durch Hatzidakis mir jedoch
nicht einwandfrei zu sein scheint.
Zn einzelnen Kapiteln oder Paragraphen einer Grammatik der Koivri
sind folgende Beiträge zu verzeichnen:
Lautlehre.
C. Bendall, Notes on the Pronunciation of Greek as deduced from
Graeco - Indian Coins B.C. 180 — 20. Joum. of Philol. XXIX (1904),
199—201.
Bemerkenswert sind die Schreibungen tj = e, v = », «v = eu oder er«,
ip, Xi ^ ünd y,S = k,t in Fällen wie Akathukreya =
Tiymeta = Awif^Sijg. Man sieht, daß einzelne dieser Schrei-
bungen auf die kleinasiatisch-syrische Aussprache des Griechischen hinweisen
(was vom Verf. nicht erkannt worden ist).
r. N. Xaz^iSäxig, rgafi/iarixa iit/rijfiaia. 8. A. aus der ’Entxriglg
Tov ’E&vixov riuvtTnaxfjiiCov. Athen 1904. 16 8.
In betracht kommt nr. 2. H. stellt die beachtenswerte Hypothese auf,
daß der Schwund von y in hellenist. yiv(iaxa> und ylvo^uti durch Silben-
dissimilation und nicht durch die Lautkombination yv bedingt sei.
Flexion.
L. Badermacher, Griechischer Sprachbrauch. Nr. 9. Philologus LXm
(1904), 4f.
weist die Flexion agafiaxov = agm\iu u. dgl. aus spätgriechischen Quellen nach.
W. Crönert, Die adverbialen Komparativformen auf -to. Philologus
LXI (1902), 161—192.
Es handelt sich um erstarrte Formen auf -tu nlilat), die für ver-
schiedene Kasus und besonders als Adverbien verwendet worden sind; der
Verf. verfolgt diese Formen durch die gesamte Graezität und kommt dabei
zu einem bemerkenswerten Ergebnis: die attischen Inschriften kennen den
Digilized by Google
468
II. Referat« und Beeprechungei
Gebrauch nicht, wohl aber die Papyri und die hellenistischen Schriftsteller;
er ist ferner häufig bei Hippokrates, Herodot und denjenigen attischen
Scbriftstellem , die Anlehnung an die ionische Kunstsprache zeigen (wie
Thukydides, Plato, Xenophon und Aristoteles). Die Erscheinung ist also
offenbar neuionischen Ursprungs und von da in die Koivij gedrungen,
seit der Zeit Diokletians aber ans den Papyri wieder verschwunden; sie
zeigt mithin „daß die Koivrj neben dem Mittel- und Neugriechischen ihren
ganz speziellen Charakter hat“.*)
SyntsLX.
L. Radermacher, Griechischer Sprachbrauch. Nr. 14. Philologus LXIII
(1904), 11
belegt den Gebrauch von nagä c. Gen. statt Dativ aus Papyri und Schrift-
stellern.
A. Deißmann, Der Artikel vor Personennamen in der spatgriechischen
Umgangssprache. Berl. phil. Wschr. 1902, 1467 — 8
gibt Belege aus Papyri.
F. G. Attinson, On causes contributory to the loss of the Optative
in later Greek. Studies in honour of B. Gilderslecve (Baltimore 1902\
353—356
macht für den Untergang des Optativs vor allem den Itacismus verantwort-
lich. Doch scheint mir diese Ursache nicht zu genügen, um den Verlust
des Modus zu erklären; denn der Schwund des Optativ begann schon, bevor
Ol mit ri und rj zusammengefallen war (s. oben S. 454 Kapff über Diodor)
und dürfte demnach durch innere (syntaktische) Gründe bedingt sein.
St. Langdon, History of the use of iäv for äv in relative clauses.
Am. Joum. of PhiloL XXIV (1904), 447 — 451
behandelt das Vorkommen des Gebrauchs in der LXX, im N.T., in Papyri,
bei Josephus und christbchen Schriftstellern; er hält auch die beiden Belege
bei Xenophon Mem. III, 10. 12 und Lysias XVII, 18 für echt.
E. L. Green, fuj for oü before Lucian. Studies in honour of B. Gilders-
leeve 471 — 480
zeigt aus Polybios, Philodeinos, Diodor, Dionysios Hai., Strabo, dem Neuen
Testament, Plutarch, Dio Chrysostonios, Arrian, Justinus Martyr, daß
vor allem bei den Verba dicendi (c. Inf.) und in der Oratio obliqua (ort (iq)
in die Sphäre von oü eingedrungen ist.
WortBOhatz.
Über den Plan eines griechischen Thesauius wurde von den versam-
melten Vertretern der großen Akademien 1904 in London verhandelt, s.
darüber Byz. Zschr. XIII (1904), 698 f Da aber die Verwirklichung dieses
Plans vorläufig nicht abzusehen ist, so muß man jede Arbeit mit Dank be-
grüßen, die wenigstens den durch Inschriften und Papyri dargebotenen
neuen Sprachstoff verzeichnet. In dieser Beziehung leisten das in Athen
erscheinende „Miya Aiii%6v“ und besonders
1) Die griech. Sprache S. 16.
Digilized by Google
Albert Thumb: Die Forschongen über d. hellenist. Sprache in d. J. 1902 — 1904 4ö9
H. van Herwerden, Lexicon graecum suppletorium et dialecticum,
Leiden 1902 (samt Appendix, 1904)
nützliche Dienste.
Nicht nur rein stofflich, sondern auch inhaltlich (d. h. der Bedeutung
nach) bieten die ÜLOiv^-Quellen dem griechischen Wörterhuch neues Material.
Die beträchtliche Umwertung, welche der klassische Wortschatz in helleni-
stischer Zeit erfahren hat, ist bis jetzt nur gelegentlich, d. h. aus Anlaß
einzelner Wörter, untersucht worden; daß die Bedeutungsgeschichte hel-
lenistischer Wörter wiederum aus dem Neugriecliischen den größten Nutzen
zu ziehen vermag, zeigen die Aufsatze von
K. Dieterich, Bedeutungsgeschichte griechischer Worte. Rhein. Mus.
N.F. LIX (1904), 226—237. LX (1905), 229—240.
Sie skizzieren die Schicksale der agr. Wörter (ij waii},
aetv, (2) xaipos, jjpövoj, froj, (3) lalA, xtladö), &5a>, (4) iiiQog,
OKkrjifog. Wenn man auch nicht allen Konstruktionen des Verf. zustimmen
wird, so gebührt ihm doch das Verdienst, durch seine anregenden Ausfüh-
rungen den Philologen gezeigt zu haben, wie lohnend dieses Kapitel griechi-
scher Sprachgeschichte ist.*)
Die einzelnen Wörter, welche Anlaß zur Besprechung gegeben haben,
sind — zusammen mit den schon im Verlauf des Berichtes erwähnten lexi-
kalischen Beitrügen — folgende:
üJLTi&Tjg, alt]9iv6g: s. S. 46.5.
yaidafog: s. S. 450.
imovatog (aptos): s. S. 465.
tvxoQiOTla, tixogioiäi: s. S. 465.
{laortjpiof: s. S. 465.
xovQßa: s. S. 447.
itocövtf: s. S. 448.
nuQfijala'. s. S. 465.
nX^Qtofut: s. S. ^65.
npöubMcov 'soziale Persönlichkeit, moralische Person’: s. K. Prächter,
Philol. LXm (1904), 155 f.
aatziov, aäzov: s. S. 448.
ovxoppai'Tä 'etwas zur Anzeige bringen; von jem. etwas erpressen’: s.
E. Nestle, Zschr. f. neutest. Wiss. IV (1903 j, 271.
evfupavl«: s. S. 465.
s. S. 465.
aißaaiii xvQiaxr) 7j|ufpa 'Tag des Kaisers’: s. Deißmann, Encycl.
Bibi. UI (1902), 2813 — 2816; ähnlich auch schon Thumb, Zschr. f. deutche
Wortforsch. I (1900), 165.
q>9ivomogiv6g: s. S. 465.
'SlßXlag, Beiname des Jakobus 'Vater des Volkes’[?]: F. Herklotz,
Zschr. f. kath. Theol. XXVII (1903), 572 f. XXtTU (1904), 447.
1) Vgl. dazu auch die kritischen Bemerkungen von Krumbacher Byz. Zschr.
Xin, 598f. Zu ngr. x<X‘t<z Stadt vgl. außerdem Kretschmer KZ. XXXIX, 664 — 556,
der gegenüber Dieterich gewiß Recht hat.
Digilized by Google
470
II. Referate und Besprechungen
V.
Von prinzipiellen Erörterungen, welche Charakter, Ursprung und Ent-
wicklung der gesamten Koivij betreffen, erwähne ich zunächst die größere
Besprechung meines Buches ,J)ie griechische Sprache“ durch S. Sestakov
im Vizant. Vrem. IX (1902), 473 — 497 und den mir unzugänglichen Auf-
satz Ton
S. Krauß, Der Hellenismus. Egyet. Philol. Közl. XXVII (1903).
396—405.
Aus der Byz. Zschr. XII, 650 f. entnehme ich, daß sieh der Verf. auch mit
mir beschäftigt, aber höchst sonderbare Ansichten zu entwickeln scheint. —
Eine hübsche Übersicht über die Entwicklung der Kotntj findet sich in den
einschlägigen Ausführungen von
E. Schwyzer, Die Weltsprachen des Altertums in ihrer geschicht-
lichen Stellung. Berlin, Weidmann 1902. 38 S.
Die verschiedenen Probleme der Kon»^- Forschung werden, wie ich
schon oben S. 444 bemerkte, in dem Bericht von Witkowski mit selbstän-
digem Urteil erörtert. In der Frage über den Untergang der altgriech.
Dialekte (S. 165 ff. ) scheint Witkowski sich nicht recht entscheiden zu
können, oh er meine Darlegungen annehmen soll oder nicht; doch glaubt
er Kretschmer zustiminen zu müssen (S. 168), wenn er bestreitet, „daß der
Rückgang des Dialektgebrauchs auf den Inschriften das Schwinden der
Dialekte im Leben beweise“; denn „das Schwinden der Dialektinschriften
kann ja davon kommen, daß man beginnt, für diese Denkmäler die Schrift-
sprache als passender anzusehen“. Ich glaube aber bewiesen zu haben —
Witkowski weiß keine Gegengründe anzufOhren — daß die Verhältnisse der
Inschritten ganz einem natürlichen Verlauf der Dinge entsprechen; W. ver-
gißt vor allem, daß das aus den Inschriften gewonnene Ergebnis mit dem
übereinstimmt, was wir vom Neugriechischen aus für den .4usgang des
Altertums voraussetzen müssen. Und dieser allmählich* 'Koenisieningsprozeß’
der Dialekte erklärt ja auch am besten, warum die altdialektischen Bestand-
teile der Koivi] (außer den ionischen) so wenig beträchtlich sind: denn
auch das neugefundene Sprachmaterial ergibt dasselbe Bild, das man schon
vor einigen Jahren zeichnen konnte. Das gilt ferner für die ungriechischen
Elemente der Koitn]\ über Lehnwörter und die Hebraismenfrage wurde schon
gehandelt. Wenn Witkowski S. 194 meint, daß meine Vermutungen über
kleinasiatischen Einfluß beim Wandel von u zu i „auf sehr unsichere Grund-
lagen aufgebaut sind“, so bin ich auch heute noch überzeugt, daß diese
Grundlagen mindestens so sicher sind, wie diejenigen für den keltischen
Charakter des gallisch-romanischen Wandels von u in ti (i). Wenn meine
•Annahme klcinasiatischen Einflusses richtig ist, so folgt daraus, daß cs ein-
mal eine besonders gefärbte kleinasiatische Koivi] gegeben habe. Meine
Hypothese über Xoivij- Mundarten hat bei mehreren Gelehrten, so auch
Witkowski 8. 196 ff., ziemliche Zweifel erregt. In einem einzelnen Punkt, näm-
lich in der Beurteilung von pontisehem und kappadok. &{ä)tXip6g gegenüber
gemein-neugr. ädrpipd;, mac-ht Witkowski (S. 200 1 einen positiven Einwand:
daß ich zu übersehen scheine, daß die neugriech. 1- Formen auch auf dem
Einflüsse der Schule oder der Kirchenspraehe beruhen können. Ich müßte
sehr wenig vom Neugriechischen wissen, um gerade ein solches Moment zu
Digilized by Google
Albert Thumb; Die Foischnngea über d. hellemst. Sprache iu d. J. 1902—1904 471
übersehen, das der neugr. Dialektforscher bestSndig vor Augen haben muß.
Selbstverständlich habe ich die Bewahrung des 1 eben deshalb als ein echtes
kleinasiatisches Dialektmerkmal aufgefaßt, weil mir die (an sich denkbare)
Auffassung von Witkowskd ausgeschlossen scheint; es würde zu weit führen,
wenn ich das hier begründen wollte. Daß meine Xoxvrj- Dialekte nicht so
luftige Hypothesen sind, wie man meint, dafür habe ich in der jüngsten Zeit
einen für mich erfreulichen Beweis erhalten: unter den von AudoUent (s. o.
S. 451) veröffentlichten Verfluchungsinschriften finden sich mehrere Texte aus
Cypem, die ganz ausgesprochene Züge einer AotetJ-Mundart zeigen, worüber
ich in der Rezension des Buches Indog. Forsch. Anz. XVIII, 43 handle.
Zur Frage nach dem Ursprung der Koivt'j macht Witkowski (S. 170ff.)
einige anregende Bemerkungen; dort findet man auch eine klare Darlegung
von Kretschmers und meiner Auffassung sowie der Stellung anderer Ge-
lehrten zu dem Problem. Kretschmers Hypothese (über die ich auch oben
n, 425 f. mich äußerte) wird, soviel ich sehe, allgemein abgelehnt; mit
derselben haben sich seit meinem früheren Bericht noch Ciardi-Dupre,
Bessarione, Anno VI, vol. II, 205 — 212 und Meillet, Mem. de la Soc. de
Lingu. XIII (1903), 53 f. beschäftigt; den treffenden Worten, mit denen
Meillet die Hypothese Kretschmers ablehnt, kann ich völlig zustiramen. —
Die Abhandltmg von
E. Darko, Das Verhältnis der Kotvrj zu den altgriechischen Dialekten.
Egyet. Philol. Közlöny XXVI (1902), 484—515
trägt nach dem Referat Byz. Zscbr. XI, 598 die gleichen Ansichten wie
ich vor — aber wie es scheint, ohne meinen Namen überhaupt zu er-
wähnen!
Einigkeit herrscht heute wohl darüber, daß neben dem Attischen nur
das Ionische bei der Entstehung der neuen Sprachform eine nicht ganz
geringe Rolle gespielt hat. Daß auch die 'poetischen’ Wörter in dieses
Kapitel gehören, darin stimmt mir Witkowski (S. 175) gegen W, Schmid
bei; ich habe schon oben (S. 454) bemerkt, daß man keineswegs alle 'poeti-
schen’ Wörter hellenistischer Schriftsteller aus der ionischen Volkssprache
herleiten muß. Auf verschiedenen Wegen sind ionische Elemente in die
Kottrij gelaugt; Witkowski hält allerdings meine Annahme für bedenklich
„daß die attische Umgangssprache zahlreiche lonismen besaß. Warum soll
man direkten Einfluß leugnen?“ Letzterer ist gar nicht zu leugnen, aber
ebenso sicher ist es, daß die attische Umgangssprache ionische Elemente
firühzeitig in sich aufgenommen hat. Ionische Wörter in der Sprache des
Aschylos und Sophokles kommen natürlich nicht in Betracht; wohl aber
kann man Euripides hierfür beranziehen. Wie weit dieser Dramatiker über-
haupt die attische Umgangssprache verwendet, hat
C. Amati, Contributo sull’ uso della lingua familiäre in Euripide.
Studi italiani di filol. dass. IX (1901), 125 — 148
untersucht. Der Verf. unterläßt es freilich, die Kriterien für den Nachweis
der 'lingua familiäre’ bei Euripides festzustellcn: das Fehlen gewisser gram-
matischer und lexikalischer Erscheinungen des Euripides bei Aschylos und
Sophokles einerseits, das Vorkommen derselben bei Plato andererseits sind
schlechte Kriterien; zu erwägen sind nur die Fälle, wo 1) die attische Ko-
mödie allein Parallelen aufweist, oder wo es sich 2) um Parallelen aus hel-
lenistischer Zeit handelt. Auch möchte ich weniger Gewicht legen auf Formen
/
Digilized by Google
472
n. Referate und Beeprechungei
wie fyßcc, oliccg, ov yäf aXXä (Komödie), <fl^c c. Conj. (Komödie) u. ä. als auf
den Wortschatz. Solche Wörter, die zugleich der Komödie und der helle-
nistischen Zeit angehören, sind wohl meist Elemente der Umgangssprache;
handelt es sich dabei um ionische Wörter, so stehe ich nicht an, darin
ionische Elemente der attischen Umgangssprache zu sehen; vgl. z. B. aVOpm-
Ttog = yvvi] Hipp. 472 (Komödie und Hippokrates), ^olv rb fthov 'ci corre
di molto' Ale. 914 (Herodot und später), xazaaTOQivvvui Here. 100 (Herodot
und Aristophanes). Daß in die attische Umgangssprache gelegentlich auch
anderswoher Wörter eingedrungen sind, dafür liefert der Verf. einen neuen
Beleg mit dem Wort ixi^aQÜv Phoen. 45, Shes. 441; es wird von den
Alten für arkadisch erklärt und scheint demnach, wie Verf. bemerkt, ein
aus dem Peloponnes eingedrungenos Lehnwort zu sein.
Zwischen der attischen Umgangssprache und der in Attika entstehenden
Koiv^ ist keine Grenze zu ziehen: jene hat sich allmählich zu dieser um-
gehildet. So zeigen die Untersuchungen Galantes über die neuere attische
Komödie (s. oben S. 453), daß deren Sprache mit Formen wie ßaalhaau,
ylvo/uti, uQOrjv (neben üppijv), dttxvvto, ät/oiyeiv, naquazet sich schon auf dem
Weg zur Kotvii befand, wenngleich sie in andern Fällen (wie ti für aa,
xle’ti) = xXcttu), ztjfUffov — az/fugou, att. Dekl. auf -cos, Futurum, ygij(j9ai
nicht 29^iß&ai) attischer ist als die KotvTj-, der beginnende hellenistische
Charakter der neueren Komödie zeigt sich ferner im Wortschatz (ßägig,
ßovi'äg, ygdv9og, iazidzcog, fiiytßzävig), der natürlich auch ionisches Sprach-
gut enthält (xcaa<payäg, acn'ääliov). Witkowski hat S. 251 treffend darauf
hingewiesen, daß bei der Erörterung der Faktoren, die in Athen der Ent-
stehung der Koivr/ vorarbeiteten, die große Zahl der attischen Metöken nicht
außer -\cht gelassen werden darf.
Wenn wir sehen, wie sich das Attische in Attika selbst verjüngt und
durch .\ufnahme einiger fremder Züge verändert, ohne jedoch etwa ionisch
zu werden, so dürfen wir in diesem Vorgang gewissermaßen das Muster
des umfassenderen Prozesses sehen, der das Attische außerhalb Attikas zur
Koivrj weiterentwickelt hat. Natürlich ist dieser Prozeß außerhalb Attikas,
d. h. im Gebiet des attischen Seehundes, schneller verlaufen und wirkte auf
Attika zurück, und daher muß man das 'Groß-Attisch’ als Ausgangspunkt
der Koivi) betrachten. Wenn Witkowski (S. 186 f.) diesen Ausgangspunkt in
erster Reihe bei den Makedoniern sucht, so scheint mir diese Formulie-
rung nicht ganz glücklich; die Makedonier haben für die Verbreitung der
Koivij gewirkt, sie aber nicht geschaffen, sondern übernommen; sic waren
außerhalb Attikas und seines Bereichs das erste Volk, welches die neue, im
Entstehen begriffene Sprachform aufnahm und sie zusammen mit der ihm
Untertanen griechischen (und besonders ionischen) Gefolgschaft über die
Welt verbreitete.
Autorenregister.
Albani J. 460.
Allen W. C. 464.
Amati C. 471.
Amelung R. 458.
Attinson F. G. 468.
Audollent A. 451.
Barry Ph. 465.
Baudissin W. 444.
Bendall C. 467.
Blass F, 457f. 459
Böhmer J. 463.
Brandt W. 463.
Brooke A. E. 455.
Bruder 464.
Briiunig W. 460.
Bruston C. 459. 465.
Butler A. J. 446.
XKTfiddx»e 8. H.
Ciardi-Dupre 471.
Clermont-Ganneau
453.
Compemass J. 466,
Crönert W. 446. 448.
449. 460. 467.
Darko E. 471.
Deissmann A. 444.
446. 468. 466. 468.
469.
Dickey S. 458. 466.
Digitized by Google
Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen 473
Dieterich K. 469.
Dittenhertrer W. 451.
Dittmax W. 462.
Dominik E. 459.
Eagar ß. 465.
Erman H. 444.
Fiebig P. 462.
Findlay G. G, 465.
Fritsch J. 453.
Galante L. 458.
Geden 464.
Georg A. 466.
Gerhard G. A 452.
GlubokoTski N. 458.
Goodspeed E. J. 460.
Green E. L. 468.
Greene G. F 465
Grimm C. L. W. 464.
Hamilton G. F. 465.
Harnack 463.
Hartmann F. J. 466.
Hatzidakis G. N. 467.
Heitmüller W. 463.
Hennecke 465.
Heraens H. 447.
Herklotz F. 465. 469.
Herwerden II. van
469.
Hesseling D. C. 450.
Boltzmann H. 456.
Homolle 451.
Hort F. J. A. 465.
Hultzsch Th. 455.
Jannaris A. N. 445.
Jjzeren J. van 460.
Jouguet P. 445.
Jflthnor J. 447.
Junker H. 449.
Kallenberg H. 455.
Kapff R. 454.
Kenyon 446.
Knopf K. 456.
Kraiiss S. 445.
Kretschmer P. 469.
KrUning 465.
Krumbacher K. 450.
Lafoscade L 452.
Langdon St. 468.
Laughlin T. C. 460.
Levy J. 444.
Lock 465.
Mavr-G’schrev R.
444.
Mayor J. B. 465.
Mc Lean N. 455.
Meillet 471.
Meyer A. 456.
Millet 451.
Mittels L. 444.
Moulton J. H. 449.
464.
Mozlev F. W. 459.
46t!
Naber J. C. 444.
Nachmanson E. 452.
467.
Kaegeli Th. 464.
Nestle E. 456. 469.
Nichols 458.
Oldenburger E. 455.
Otto W. 448.
Pallis A. 460.
Pargoire 451.
Petit 451.
Praechter K. 469.
Prellwitz W. 443.
Radermacher L. 467.
468.
Ricci S. de 445.
Schilf A. 462.
Schiatter A. 460.
Schmid 448
Schubart W. 449.
Schuchardt H. 447.
SchwyzerE. 443. 470.
Scomp H. A. 459.
Segond 464.
Soden H. von 457.
Spiegelberg W. 448.
Spitta 463.
Swete 457.
Szekely St. 456.
Thackeray H. 456.
Thayer 4*64.
Thumb A. 469.
Tod M. N. 452.
Völker F. 446.
Weiss J. 456.
Wellhausen 462.
Weudland P. 445.
465.
Wessely C. 447.450.
Wiegand Th. 452.
Wilamowitz ü. von
452.
Wileken ü. 450.
Witkowski St. 448.
470.
Wright J. H. 460.
Wuensch R. 466.
Wunderer C. 453.
Zahn 456
Albert Thnmb.
Marburg i. H.
Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen.
(Vgl. I, 104—120, 502—539. II, 337 — 381. III, 257 — 299.)
Die unten gegebene 4. Übersicht betrifft der großen Masse nach die
im 4. Bande der Oxyrhynchus Papyri (1904) veröffentlichten Stücke, in
der Tat filr einen Band wieder eine ganze Anzahl, und darunter recht
wertvolle. Die New classical texts reichen hier von Nr. 659 — 684, die
Fragments of extant classical anthors von Nr. 685 — 704 (und 748 — 783).
Eine ausführliche Besprechung davon hat v. Wilamowitz in den
Göttingischen Gelehrten Anzeigen 1904, Nr. 8, S. 659 ff. gegeben; s. auch
O. Schröder und K. h'uhr in Berl. philol. Wochenschrift 1904, 1473 und
1.505. Außerdem ist als Sammelwerk zu nennen: Papyrus Th. Reinach,
Papyrus grecs et d^motiques recueillis en Egypte et publies par Theodore
Reinach, Paris 1905. Das Literarische beschrSnkt sich leider auf ganz
wenige und noch dazu kleine Stücke, Nr. 1-6. Eine besondere große
Veröffentlichung ist die des Thelltetkommentars in Berlin. Für das
Wenige, was anderweitig hinzukommt, ist die Publikationsstclle bei jeder
Nummer angegeben.
I. Poetische Stücke.
260. Pap. Oxyrh. 748, 16,1 X 6,6. Versenden, 3. Jahrh. n. Chr.,
Buchschrift; 8. 248 im Auszug.
Digitized by Google
474
n. Referate nnd Besprechnagen
Homer Ilias A 107 — 116 Ausgänge. 108 o]ud[t] rrleooa; wie
Aristarch und Aristophanes statt oürc. 113 X[lvTa(]fxT]aT(n]s die richtige
Schreibung (keine unsrer Hdschr. so).
261. Pap. Oxyrh. 749, 10,3 X 10. Versenden vom Ende einer Kolumne,
2. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 248 im Auszug.
Homer Ilias yf, 160—176.
262. Pap. Oxyrh. 686, 7,3 X .5,1, Fragment aus dem Ende einer
Kolumne, frühe augusteische Zeit, Buchschrift; S. 133 f. mit Faksimile
auf T. Vn.
Homer Ilias B 50 — 58, nicht große Reste aus der Mitte dieser Verse.
V. 53 wohl ßovltiv, nicht (wie Aristophanes und Aristarch) ßovliq-, 54 IIv-
loiyev[co;, 56 (Hdschr. mit Aristopb. und Aristarch; '^cfov Zenodot).
Keine Lesezeichen.
263. Pap. Oxyrh. 750, 8X6,3, Fragment einer Kol., 3. Jahrh. n. Chr.,
Buchschrift; S. 248 im Auszug.
Homer Ilias B 57 — 73 in Resten. 65 ]x{ltvt wie DH, statt (f)*7-
levoc A usw.
264. Pap. Oxyrh. 751, 19,6X9,2, Teil einer Kolumne, spätes 2.
oder 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift; S. 248 im Auszug.
Homer Ilias r 30 — 55. Fast nichts als Schreibfehler sind zu notieren,
doch ist 54 (Hdschr.) in xQätOfioi verbessert, was von Bekker
vermutet ist und in der Tat vorzuziehen scheint.
265. Pap. Oxyrh. 687, 7,9 X 4,5, Reste zweier Kolumnen (Versaus-
gänge und Versanfänge); frühe augusteische Zeit wie 686, Buchschrift; S. 134
mit Faksimile auf Tafel VII.
Homer Ilias r 185, 187 — 189 (Enden); 207 — 216 (Anfänge). Diplen
vor 207 (^so Ven. A) und 211 (dtnlfj A).
266. Pap. Oxyrh. 752, 11 x8; Versanftnge, 3. Jahrh. n. Chr., Buch-
schrift; S. 248 im Auszug.
Homer Ilias A 87 — 96. V. 92 statt r\ (Id inl p.0( erste Hand . . o]v
f*oi, 2. Hand Si statt y; wertlos.
267. Pap. Oxyrh. 753, 19,3X6,4; auf der Rückseite einer Rechnung
des 2. oder 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift des 3. Jahrh.; S. 248 im Auszug.
Homer Ilias A 364 — 398 in Resten; aber 369 fehlt wie in A im
Texte; man sollte ihn einklammern, da es ein überflüssiger
Formelvers ist. V. 382 dtxovxo «d[t anscheinend zu ayxovz ijd[£ ver-
bessert.
268. Pap. Oxyrh. 754, 5,5 X 2,5; auf der Rückseite eines Dokuments
des 1. Jahrh. n. Chr.; Buchschrift desselben Jahrh.; S. 248 im Auszug.
Homer Ilias A .532 — 539 in kleinen Resten.
26t). Pap. Oxyrh. 755, 19 X 6, auf der Rückseite eines Dokuments
Digitized by Google
Friedrich Blaß: Literarische Texte mit AusachluB der christlichea 475
des frühen 3. Jahrh. n. Chr., Versenden einer Kolumne, doch in wenigen
Buchstaben; Buchschrift des 3. Jahrh.; S. 348 f. im Auszug.
Homer Ilias E (Y), 130 — 173 Enden. V. 184 erst.
270. Pap. Oxyrh. 7.56, 6,8 X 8,2; aus dem unteren Teil eines Blattes
eines Papyrusbuchs; Halbunciale des späten 3. oder des 4. Jahrh. n. Chr,;
8. 249 im Auszug.
Homer Ilias E (V) 324 — 334 (Enden), und (Rückseite) 379 — 390
in Resten.
271. Sechs Papyrusreste, mit Buchschrift etwa des 3. Jahrh. n. Chr.,
Wessely Stud. Pal. V nr. 74.
Homer Ilias V, .554—560. 558—561. 565—567. 566—669. 601—
610 in Resten (das 6. Fragment ganz klein).
273. Pap. Oxyrh. 758, 9,6X 11,4, Anfang einer Kolumne, Buchschrift
des späten 2. oder des 3. Jahrh. n. Chr.; S. 249 im Auszug.
Homer Ilias E (V) 583 — 596 ziemlich vollständig. 587 HOXTpui wie
A usw. statt tair^-AU (Aristarch).
274. Pap. Oxyrh. 759, 12,7 X 2,9; Best des Endes einer Kolumne,
Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 249 im Auszug.
Homer Ilias E (V) 662 — 682 Enden. V. 667 <tftJ(p(;inovT£$ st. ayxpil-
noimg (von Brandroth vermutet).
275. Pap. Oxyrh. 760, zwei Fragmente, wovon b) 7,3 X 4,9; Buch-
schrift des 1. Jahrh. n. Chr.; im Auszug S. 249.
Homer Ilias V, 715 — 718, kleine Reste der Anfänge (a), und 720 —
729 in Resten. V. 724 xQv<sr\ erst, Korr, igvait], Kühner P, 1, 375 Anm,
276. Pap. Oxyrh. 761, 21 X 11; auf der Rückseite eines Dokuments,
Schreibübung in Halbunciale; spätes 1. Jahrh. n. Chr.; S. 349 im Auszug.
Homer Ilias Z (VI) 147. 148; nach einer Lücke von 2 Z. Teile von
147. 149.
»
277. Pap. Oxyrh. 762, 19,8 X 8,5, auf der Rückseite Liste von Per-
sonen, aus dem späten 2. oder frühen 3. Jahrh., Buchschrift, Versenden
einer Kolumne. S. 249 im Auszuge.
Homer Ilias H (VII) 1 — 35 die zweiten Hälften der Verse. V. 31
fehlt, aber nur durch Irruug.
278. Pap. Oxyrh. 763, 24,4 X 10, Teil eines Blattes aus einem Buche,
3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift: S. 249 f. im Auszug,
Homer Ilias H (VII) 68 — 101 Anfänge (Vorderseite), 102 (verdruckt
69) — 134 (Rückseite). V. 112 i6v re zi/ofiiovai xai alXoi (= P 203),
statt arvyiovat = O 167. 183. Eine dritte Lesart ist xbv vKotgoniovai im
Vindob. 61.
279. Pap. Oxyrh. 764, 9,6 X 2,8, Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr.,
8. 250 Inhaltsangabe. Geringe Reste von 0 (VIII) 109 — 122.
280. Holztafel im französischen Institut zu Kairo, Buchschrift guter
Zeit, P. Jouguet imd G. Lefebvre im Bull, de corresp. hellen. XXV^HI, 207 f.
Arotalv f. Papyrasforschang Ul. 4 32
Digitized by Google
476
n. Referate und Besprechungen
Homer Ilias I (IX) l — 7 in Abschrift eines Schülers, sehr fehlerhaft.
V. 5 BoQtrig wie gewöhnlich; für ix^&voivztt 4 ist zweimal (indem dies
wiederholt ist) ojfirjotvia geschrieben, weshalb die Hsg. an eine etwaige
andre Lesart wie öx&ilovTct oder öj;^f>'To denken. Ein doppelter Schreib-
fehler, o für 1 und ij für u, kommt mir immer noch wahrscheinlicher vor.
281. Pap. Oxyrh. 765, S,1 X 5,4, Versenden, Buchschrift des 3. Jahrh.
n. Chr., S. 250 im Auszug.
Homer Ilias I (IX) 320 — 333, Versenden, mit Lesezeichen (Oxytona
nach unsrer Weise durch Gravis auf der letzten Silbe bezeichnet). 324 di
ti mit A usw., statt d’«po.
282. Pap. Oxyrh. 766, 5,8 X 5,8, Versenden vom Schlüsse einer Kol.,
Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 250 Inhaltsangabe.
Homer Ilias K (X) 542 — 547.
283. Pap. Oxyrh. 688, 8,1 X 4,5, aus dem Anfang einer Kolumne,
Buchschrift der frühen augusteischen Zeit, S. 133 ff. mit Faksimile auf
Tafel VII.
Homer Ilias -/i (XI) 172 — 183 Anfänge. Ob V. 179. 180 kritische
Zeichen trugen, läßt sich nicht ersehen.
284. Pap. Oxyrh. 767, 6,6 X 4,3, Versenden, Buchschrift des 2. Jahrh.
n. Chr., S. 250 Inhaltsangabe.
Homer Ilias yf (XI) 555 — 561 kleine Reste.
285. Pap. Oxyrh. 768, 14 X 12,9, aus dem Anfang einer Kolumne,
Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S 250 im .4uszug.
Homer Ilias yl (XI) 736 — 764 in Resten. Schreibfehler wie 756.
760 ßov^pntftou, 757 AUaiov, 758 steht UalXos A9<]vri statt Xaov 'A9i]vr^.
286. Pap. Oxyrh. 769, zwei Fragmente, wovon a) 4,5 X 3,1, Buch-
schrift des späten 2. oder des 3. Jahrh., S. 250 im Auszug.
Homer Ilias N (XITIj 308 — 317 und 342 — 347, in geringen Resten.
V. 316 fehlt wie in X usw. 344 ytj&tjceui' tScov erst aus Korrektur, pr.
-e]£M l.[.
287. Pap. Oxyrh. 770, 4,7 X 4,9, Versenden imd Anfänge, Buchschrift
des 2. Jahrh. n. Chr., S. 250 im Auszug.
Homer Ilias N (XIII ) 372 — 377 Enden, 405—413 Anfänge. Zu 374
am Rande t7taiv[t0Ofiai und darunter letzteres eine auch von
Didymos verzeichnete und ebenso erklärte Variante zu aivl^ofica.
288. Pap. Oxyrh. 771, 14 X 7,8, Versanfänge, spätes 2. oder frühes
3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, S. 250 im .Auszug.
Homer Ilias O (XV) 736 — 746 (Schluß des Buches); am Ende Koronis
und /li«d[os 0.
289. Pap. Oxyrh. 772, 10,2 X 5,9, Buchschrift des 2. oder 3. Jahrh.
n. Chr., S. 250 Auszug.
Homer Ilias P (XVII) 353 — 373 Versenden.
Digitized by Google
Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen 477
290. Pap. Oxyrh. 685, 12,5 X 10,5, aus dem Anfang einer Kolumne,
schöne Handschrift wohl aus der 2. Hitlfte des 2. Jahrh. n. Chr., S. 132 f.
Homer Ilias P (XVII) 725 — 732 Versenden.
291. Pap. Reinach 1, 6,5 X 7,8, große Buchschrift der römischen
Zeit nach dem Hsg., womit indes das X für ^ in Widerspruch steht und
ptolemäische Zeit fordert. Reinach S. 13 f., mit Faksimile auf T. II.
Homer Ilias T (XIX) 41 — 51 in Resten; von Lesarten ist nichts her-
vorzuhehen.
292. Pap. Lipsiensis (II), zwei Fragmente, 14 X 12,5 und 12,5x6,5;
Buchschrift etwa des 3. Jahrh. n. Chr. auf der RQckseite von privaten Auf-
zeichnungen; Blaß Ber. d. Sächsischen Gesellschaft d. Wiss., philol.-histor.
Klasse, 1904, S. 211.
Homer Ilias V (XXlll; verdruckt 4) 22 — 49 Mitte der Verse (viel-
fach auch Ende) und 79 — 100 (Anfänge); dazu in b) Reste aus der Mitte
von 424 — 447. Vor 98 steht ein großes A = 100; also scheinen vorher
irgendwo 2 Verse zugefilgt gewesen zu sein. An Lesarten ist nur ov fiii
Zijv’ oOTJff] yi 43 (statt it) zu verzeichnen.
293. Pap. Oxyrh. 773, 7 Fragmente aus 4 Kolumnen (Höhe der Kol.
24,4), große Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr., S. 251 im Auszug.
Homer Odyssee /3 304—312. 339—357. 362—374. 386—410 in
geringen Resten. V. 341 steht über fj;ov]r£s (als Variante) ]dt|. ..]o. 368
6aa\mvxaL wie FH usw. st. -ovxai. 372 statt ßoviij oder etwa
woftTttJ? Schlecht wäre das freilich. V. 407 fehlt wie in F‘ usw.; ich
denke mit Recht, s. m. „Interpolationen in der Odyssee“ S. 207. 408
von 2. Hand für Ojvt: jenes die aristarchische Schreibung. Das. .^f;J]aio[u5
wie G usw. für kiulqovq.
294. Pap. Oxyrh. 775, 4,5 X 7,5, Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr.,
S. 251 im Auszug.
Homer Odyssee y 226 — 231 in Resten. 227 £»re]ts wie fast alle unsre
Hdschr., aber pr. m. -ag, wie Ludwich nach D corr. Ferner 228 (&eol &6'
i&ikouv) ]d£oö£f, das a anscheinend ans i korrigiert.
295. Pap. Oxyrh. 775, 8,4 X 4,1, aus dem Ende einer Kolumne,
Buehschrift des 3. Jahrh., 8. 251 im Auszug.
Homer Odyssee S (IV), 388—400 in Resten. V. 399 fehlt wie in G,
s. Interp. i. d. Od. 8. 207 ; ich denke auch in diesem Falle mit Recht.
296. Pap. Oxyrh. 776, 6,2 X 2,4; Buchschrift des ersten oder fthhen
2. Jahrh. n. Chr., S. 251 Inhaltsangabe.
Homer Odyssee d (IV) 520 — 529 in geringen Resten. Also in der
gewöhnlichen Folge, nicht nach Bothes Umstellung.
297. Pap. Oxyrh. 777, 12,2x8,8, aus dem unteren Teil eines Blattes
(Papymsbuch), Buchschrift des 4. Jahrh., S. 251 Inhaltsangabe.
Homer Odyssee £ (V) 7 — 17 .■Infänge und (Rückseite) 34 — 44 Enden.
298. Lipsiensis lll, 17x15, Blatt aus einem Pergamentbuche, voll-
32*
t
Digitized by Google
478
II. Referate und Beaprechongen
ständig bis auf ein herausgebrochenes Stück, kalligraphische Schrift etwa
des 4. Jahrh. n. Chr., Blass Berichte der Sächs. Gesellsch. (s. zu 292)
S. 211 f.
Homer Odyssee ('^I) 67 — 96 (Vorderseite), 97 — 126 (RückseiteV
V. 77 »CU er)v erst, übergeschr. a über t, also ähnlich wie im H(arlei.).
86 mit a über dem zweiten t. 89 ebenso unmetrisch wie in unsem
Handschriften: apyvQtoiic(lTad-/iouvxalxt(ouaTa<iavovd<oi. 92 jTtu|£i'dui;<oi (mit
1 über r hinzugefügt), ohne v, wo das Digamma dies tatsächlich verwehrt.
95 {ptipadoT. 104 114 neqtvxH wie unsre Hdschr.; zriU9aovra. 114
nt(l[cmct wie GT.
299. Pap. Oxyrh. 778, 20,6 X 17,2; nahezu vollständige Kolumne;
Buchschrift des späten 2. oder des 3. Jahrh., 8. 251 im Auszug.
Homer Odyssee x (X) 26 — 50. 31 CTCtUaßc wie GP usw. — 42 vciao
Ht9a wie FG usw. 46 ßovhj re.
300. Pap. Oiyrh. 779, 6,2 X 9,6, Anfang einer Kol., Kursivschrift
des späten 2. oder des 3. Jahrh. n. Chr., S. 251 Inhaltsangabe.
Homer Odyssee » (X) 124 — 130.
301. Pap. Oxyrh. 780, 17,7 X 8,5, Buchschrift des 2.(?) Jahrh. n. Chr.,
S. 250 im Auszug.
Homer Odyssee 1 (XI) 471 — 493 Enden, 523 — 545 vordere Teile.
539 ßißöiaa und 544 atptiaztjKti wie Hdschr.
302. Pap. Oxyrh. 781, 6x3,8; Fragment eines Blattes aus einem
Buch: 3. Jahrh. n. Chr., Buchschrift, S. 252 im .Auszug.
Homer Odyssee n (XVI) 243 — 256 teilweise (Vorders.), 288 — 301
Enden (Rückseite). 293 dt daiza wie PH usw.
303. Pap. Oxyrh. 782, 7,3 X 5,3. aus dem Ende eines Blattes (Papyrus-
buch), Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 252 im Auszug.
Homer Odyssee g (XVII) 137 — 148 teilweise (Vorderseite), 182 — 193
Enden (Rückseite). V. 187 yiviaOcu wie F usw.
304. Pap. Oxyrh. 783, 11,7x4,4, spätes 1. Jahrh. vor Chr., Buch-
schrift, S. 252 im Auszug.
Homer Odyssee g (XVII) 410 — 428 Versenden. 417 o)U(0i für äXXoi
falsch.
305. Pap. Oxyrh. 689, drei Fragmente vom Anfang einer Kolumne,
davon Frg. a) 9,2 X 3,6; Buchschrift etwa des ausgehenden 2. Jahrh. n. Chr.,
S. 135 f.
Hesiod Aspis 466 — 480 (d. i. Ende) in Resten. V. 466 anscheinend
fUixl[ov für fiaxgbv; 473 ztöhag statt Tzö/Ltjag oder (E, Rzach) zcoHiog. Der
Sinn verträgt Akkus, und Genitiv; über die auch bei Homer schwankenden
Formen s. Kühner H. 1, 445. Die V. 474 f., die von Göttling und Rzach
verworfen werden, stehen im Texte; 475 ijvtyfzptro für oder iy. oder
üyilgzxzo. ’Erzayflg. müßte es zum mindesten heißen.
306. Pap. Oxyrh. 690. 691, 13x5,2 und 3,3 X 3,3, zwei Frag-
mente verschiedener Hdschr., doch von den Hsg. zusammengefaßt. Das
Digitized by Google
Friedrich Blafi; Literarische Texte mit Ausschlnfi der christlichen 479
größere Frg. zeigt eine Halbunciale des 3. Jahrh. n. Chr., das kleinere, mit
Buchschrift, kann ins 2. gehören. S. 136 f.
Apollonios Rhod. ArgOD. ni, 727 — 745 in Besten (690), und ebenso
in Resten 908 — 913 (69l). Zwei Konjekturen werden bestätigt: Porsons
vavuioi ftlr vavrcu 745 und Stephanus’ fterä für xata 909. V. 738 fehlt
wie in unsren Hdschr. (er ist aus den Schol. eingesetzt); 733 die Korruptel
xaaiyvyjTtjv (Laur.) ftlr -r»j auch im Pap.
307. Pap. Oiyrh. 692, 11,5x8,7, zwei Fragmente aus dem Ende
einer Kolumne, hübsche Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr., nicht unähnlich
der des Thukydides (Oi. 16. 6961. S. 137 f.
Apollonios Rhod. Argon. IV, 77 — 90 in Resten. V. 86 t6vy[e besser
als zoväi G oder v&vöt (L), 90 nach der Größe der Lücke wohl richtig
{x[«aT{pJ(a statt der Korruptel (GL) ixttiii/a.
308. Pap. Oxyrh. 694, 14,4x8,4, Buchschrift des 2. Jahrh. n. Chr,
(wohl der 1. Hälfte), S. 149 f.
Theokrit XITI (Hylas), 19 — 34 Versanfänge. Der dorische Dialekt ist
gut gewahrt (20 ’Akxutjvag)-, bemerkenswert 19 (so) statt xa, gemäß
Apollonios' Bemerkung (.Ahrens D. D. 38 f.), daß im Dorischen unzählige
Male die Tenuis in der Synalöphe vor Asper bleibe. Irrig 30 ütovzo für
i&ivTO aus 29 wiederholt; neu ist 34 ltt|u]a)v[o]9p[t]i' na[ftxtno für 1. ydp
aipiv txtiTO (nagixttjo viel besser als Ixeixo-, bat yäg oder ffgnv zu weichen?^.
Vgl. C. Wendel Philolog. LXIV (N. F. VIII) S. 275 f., der auch an 1. näg
a<piv IxtiTO als gemeinschaftliche Vorlage denkt, schließlich aber auf die
Lesart der Hdschr. als die prägnantere zurückkommt. Die einseitige Bevor-
zugung des Ambr. 222 (k) durch Ziegler findet keine L^nterstützung (W.):
20 ’Akxfn'ivag (s. 0.) und 33 beides gegen k. S. jetzt auch
V. Wilamowitz Philol. Untersuchungen Heft 18 (d. Textgesch. d. Bukoliker)
S. 17; ders. Bucolici graeci p. VI.
308a. Pergamentstück aus Hermopolis Magna, 9 X 8,5, aus dem
unteren Teil einer Seite, Buchschrift des 4. (3.?) Jahrh. n. Chr., G. Vitelli
Atene e Roma VII (1904! 71/2 p. 354 ff., mit Faksimile der Vorderseite.
Oracnla Sibyllina V, 498 — .505 (Vorders.), 517. 518. 518 — 523 (Rück-
seite). Der Text weicht nicht nur durch die Umstellung zweier Verse ab,
sondern bietet auch (nach 502) einen neuen Vers (oder vielmehr den An-
fang eines solchen) und sonstige stärkere Varianten, worüber der Hsg. sehr
einsichtig und richtig urteilt. Wir haben es eben nicht mit einem der
Klassiker zu tun, die man ja sorgsam überlieferte. Bemerkenswert ist i(p’
Atyvxlx 505.
309. Pap. Oxyrh. 670, 15,6x3,7, Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr.,
S. 121 ff.
Unbekannte Dichtung in Hexametern, Reste aus der Mitte von
26 Versen. Dionysos wird genannt, Hephaistos wird bezeichnet; Tttgzagtrjaiv
«lvxT[o:rfdt)(itv V. 5; aber nichts verhilft zu näherer Bestimmung.
310. Pap. Oxyrh. 672, 8x5,5, aus dem Ende einer Kolumne, Buch-
schrift wohl des 1. Jahrh. n. Chr., S. 122. 124.
Unerkennbarer Rest von Poesie, wohl in Hexametern.
Digitized by Google
480
n Referate und BeBprechon^n
311. Holztafel in Kairo, auf beiden Seiten bescbrieben (vgl. unten
Nr. 327), späte Zeit, P. Jouguet und G. Lefebvre, Bull, de corresp. hellen.
XXVni, 208 f.
7 Hexameter unbekannten Verfassers, Apostrophe des Schattens des
Achilleus an die Achäer, wie H. Weil erkannt hat, der die Verse her-
stellt. Alle schlieBen baryton, außer dem am Schluß ergänzten V. 6 xora ,
wo Weil *«t’ aixfiijv, jedenfalls keiner proparoiyton, was Nonnos mied,
dessen Zeit die Hsg. richtig erkennen.
311a. PapyrusstCick aus Hermopolis Magna, 8,2 X 9, aus einem Buche
und auf beiden Seiten beschrieben, vom unteren Teile des Blattes, Halb-
unziale des 5. (4.) Jabrh. n. Chr., G. Vitelli Atene e Roma VII ( 1904) 71/2
p. 356 f, mit Faksimile.
Unbekanntes spätes Gedicht in Hexametern, aber Achilleus' Liebe
zu Polyxena. Die Verskunst ist die des Nonnos (kein proparoxitoner Au.s-
gang); ein ägyptischer Dichter wahrscheinlich, wie der Hsg. richtig dartut
312. Pap. Oxyrh. 659, 12,8x49; Buchschrift aus der letzten Hälft«
des 1. Jahrh. vor Chr., S. 50 ff. mit Faksimile auf T. III. IV.
Pindar fJoff^ivetov und sonstiges Lied nach den Hsg.; die Bestimmung
auf Pindar möchte sicher sein, obwohl kein Zitat beweisend zu Hilfe kommt,
und obwohl im Gegensatz, zu andern H. Weil sie bezweifelt. Der Bestand
ist: unterer Teil von 4 zusammenhängenden Kolumnen, von denen indes die
4. übel erhalten ist, dazu noch Reste der folgenden fünften und eine An-
zahl kleiner, nicht unterzubringender Bruchstücke. Über die Gegend der
Handschrift, worin wir uns befinden, werden wir durch ein in Kol. IV bei-
geschriebenes r d. i. V. 300 orientiert; also nicht viele Kolumnen gingen
voraus. Wieviel Verse freilich die Kolumne enthielt, ist nicht ganz leicht
zu sagen. Mit Kol. 11 beginnt ein unzweifelhaftes na^iveiov, mit Strophen,
Antistrophen und Epoden zu je 5 Versen, also mit Perikopen zu 15; wenn
wir nun acht Zeilen als oben in Hl. IV fehlend annehmen, so konstatieren
wir in größerer oder geringerer Vollständigkeit 8 Perikoi)en; setzen wir aber
23 Zeilen als fehlend, so kommen wir ebenfalls aus, aber nun mit 1 1 Peri-
kopen = 165 Versen. Für diese Frage kommt aber weiter das anderweitige
Gedicht in Kol. I in Betracht, von dem Strophe und Antistrophe zu je
5 Zeilen und dazu ebensoviele einer Epode da sind, die letzte mitten im
Worte schließend, also nicht letzte der Epode; kommen nun aus Kol. 11
8 — 9 für dies Gedicht hinzu, dann steht der kurzen Strophe in seltsamster
Weise eine überlange Epode zur Seite. Wenn aber über der jetzigen Kol. II
23 Zeilen fehlen, dann bildet sich daraus eine neue Perikope mit vielleicht
19 Zeilen, d. h. mit einer Epode von 9. Indes.sen, da kein Beweis dafür
ist, daß unmittelbar über der 1. Zeile des 2. Gedichtes ( von der Reste sind)
die letzte des ersten gestanden hätte, so kann man für den Anfang von
Kol. n auch freien Kaum, etwa mit dem untergeschriel)enen Titel des 1. Ge-
dichts ausgefüllt, annehmen; denn den Gedankenfortschritt des 2. verfolgen
wir unter Annahme der Lücken von nur 8 Zeilen sehr gut. Die Hsg.
machen darauf aufmerksam, daß weder bei Bakchylides noch in dem Pindar-
papyrus Oxyrh. 408 ein solcher freier Raum die verschiedenen Gedichte
trennt; dennoch kann das hier anders gewesen sein. Auf die Kolumne
Digitized by Google
Friedrich BUB; Literaruche Texte mit ÄusschluB der chriatlichen 481
kommen unter dieser Annahme 28 — 29 Zeilen, und vor Kol. I ergeben sich
7 Kolumnen als fehlend. Die Strophen sind gegen die Antistrophen und
diese gegen die Epoden nach der Üblichen Weise durch Paragraphos abge-
grenzt; die Perikopen haben eine ausgefhhrte Koronis am Schluß, ebenso
gemäß der Vorschrift bei Hephaistion.
In dem 2. Gedichte nun reden die den Chor bildenden Mädchen, in
1. Singularis, die bei Pindar son.st immer den Dichter bezeichnet, und nicht
nur kurz sind die Strophen, ganz gegen die sonstige Weise, sondern auch
aus fast identischen Elementen zusammengesetzt: mit _ a _ uw _ y
und uu_u., uu_w was bei der ausnahmslosen Länge der 1. Silbe
sicher als _i _ uw . . . und folglich als gleich mit _u _ ^ . zu fassen ist;
endlich noch zweimal zu Anfang der Strophe die am Schluß um u _ u _
vermehrte Form: q-uu.u., ü_u_. Auch diese Einfachheit des Baues
ist bei Pindar beispiellos. Aber gerade von den Partlieneia sagt Dionysios
(Demosth. c. 39), daß ihr Charakter von dem sonstigen pindarischen ab-
weiche und dessen Härten nicht so zeige; also ist dies gar keine Instanz
gegen Pindar als Verfasser. Das Gedicht ist aber au Aioladas von Theben
und seinen Sohn Pagondas gerichtet, der bei Delion 424 das böotisehe
Heer befehligte; also um 450 mag es fallen, in die letzten Zeiten des
Dichters. Ferner sind die Übereinstimmungen des Ausdrucks und der Syntax
mit Pindar sehr zahlreich: in letzterer Hinsicht vgl. Kol. III, 46 f. naQ^ev^ia
fiev <pQOvttv ylmaoa zt i.iyca&ai mit Kern. V. 44 n Ntjiia fiev apapcv futg
t’ Intxoiftog, u. a. St. (Rumpel Lex. Pind. p. 291); das. 48 d’ ontt
yvvaiMg mit Pyth. 48 üdixov onff’ wiigoTzkov u. a. St. (^Rumpel p. 348).
Wenn aber das Gedicht neben dem Charakter als KaQ&iveiov auch den eines
du(pv>)tpofiK6v hat, so ist die enge Verbindung beider Gattungen von Proklos
(s. Phot. cod. 239) ausdrücklich bezeugt, und wir können uns diese Ver-
bindung jetzt besser als vordem veranschaulichen. — Dem ersten Gedichte
ist die Adresse an Aioladas mit dem 2. gemeinsam, desgleichen die Kürze
der Strophe, aber nicht die Einfachheit und Durchsichtigkeit der Rhythmen,
und nicht die redenden Mädchen; denn es heißt I, 11 cpUiojv d’ ctv (vxolfiav.
Ein Sa(pviiq>0Qix6v könnte es trotzdem gewesen sein; der Inhalt des Vor-
handenen ist zumeist gnoraisch und läßt nichts erkennen. Aber da es mehr
oder weniger ähnlich dem andern war: die Person des Aioladas reichte zur
Verbindung aus.
Der erhaltene Bestand, in der Tat nicht unbeträchtlich, ist folgender:
in Kol. I von I 1 -|- 5 + 5 -|- 5 vollständige Verse (Kola), also 16; in II
von U Str. a erst gegen das Ende besser erhalten, dann Ant. Epode a Str. ß-,
— 17 V.; in III Str. y (V. 1. 2 verstümmelt) Ant. Ep. y, Str. d 1 — 4; also
gegen 19; in IV Str. t (V, 1 lückenhaft). Antistr. * (desgl.). Ep. V. 1,
dann arg verstümmelt; ebenso Str. ;; also etwa 11 V.; man rechnet dem-
nach gegen 63 neue Verse außer den kleinen Resten zusammen. Das Ver-
ständnis ist im aUgemeinen leicht, bis auf Kol. V, wo auch die schlechte
Erhaltung es erschwert; hier ist von Lorbeer usw. die Bede (Antistr. e), nach-
dem vorher Aioladas’ Geschlecht mit seinen Siegen in ritterlichen Spielen
und mit seinen sonstigen Auszeichnungen gefeiert und auch die vorüber-
gegangene Mißgunst der Bürger (Str. t') erwähnt war; die ersten Strophen
sind einleitend, auch mit Angabe des Gegenstandes und des Charakters des
Digitized by Google
482
II. Referate und Beeprechun^n
Chors (xtpeiv r iv futiaxaiatv 0(wt«ra’ cyl«öv dägiyas öx^iOa Kol. II, V. 27 f.),
und mit ausgeführtem scherzhaften Vergleich seines Gesanges mit dem der
Sirenen, der jeden Seesturm besänftigt (vgl. den Ton in Älkman’s Par-
theneion). Das nämlich hatten die Späteren, wie schon Hesiod, aus Homer
fl 168 f. (^yalrjvtj hleto vtjve/iitj, xolfitjOf di KVfuna ialfuav) heraus-
gelesen. Der Text dieser alten Handschrift ist leider nicht fehlerlos; er ist
auch gar nicht korrigiert. Daß sich unter den unedirten Resten aus
Ox3Thynchos noch weitere Fragmente fänden, wäre nicht ausgeschlossen und
sehr erwünscht; vgl. unten nr. 332 Thukydides. Eine ausführliche Besprechung
gibt Wilamowitz S. 670 — 673; desgleichen 0. Schröder, Wochenschr. S. 1476ff.
— V. 53 Wilam. «pcpi npo^evlaiar Ttfia9tv ydp (für ufia^tvzag Hdschr.,
ß. Jtp. ufia&tioiv Hsg.); Wil. meint auch, daß eher TAG als TAG da-
stehe. Das ist nun wohl nicht so; auch äfi^l npo^. möchte ich nicht gern
mit fiaQTvg zjiv&ov vorher verbinden, wogegen hei Verbindung mit dem
Folgenden sich Isthm. III, 26 (IV, 8) vergleicht; rol fiev iv S^ßaiai Tifiä-
tvrig äijyä&iv Ilyoinat npoiivot t äftiptxTvofiov, übrigens auch ein gutes
Anzeichen für den gemeinsamen Autor. Ferner weiß ich nicht, wie hei W.
der Satz weiter gehen soll: zlfia&ev yap za Triulßt rä vüv z’ ccfiipixzloveaaivy
inmov z' ä>xvnod(ov Ttolvyvtözoig inl vlxaig. Die Proxenien und die Siege
machen doch den Parallelismus. Da aber (wie schon Gr.-H. bemerken) die
Häufung der Dative unangenehm ist, wenn man zifta9ei<uv einsetzt, so kann
vielleicht der Akkusativ zifia&ivzag (oder zifiäevzag?') mit Anakoluthie
bleiben und sich in nolvyvaizovg (so) fortsetzen, indem hier erst recht die
verbundenen Dative unangenehm sind. Vgl. Aisch. Ch. 410 f. ninalzai S"
avxl fioi tpllov xiuQ zovde xlvovaav oixzou; Soph. El. 4 7 9 f. 6rc€<rz( 'ftoi
&faaog, äivnvoaiv xXvovaav äpzioig Sviifäzcov. — V. 44 will Wil. datddl-
lom’, was Sehr, billigt und den Hsg. schuld gibt, sie hielten ÖaiSäiXotg
(I?ittf»v) für Adjektiv, während sie natürlich den Optativ verstehen, s. ihre
Übersetzung.
313. Pap. Oiyrh. 673, 10x4,7, aus dem Anfang einer Kolumne,
Buchschrift wohl des 3. Jahrh. n. Chr., S. 122. 124.
Unbekannter LjTiker; es sind nur einzelne Worte zu erkennen,
1 77tEp]id(ov &cga[n(ov?, 2 ö^ptjgonßrp«;, 8f. !t]ovziääea<ii (so) . . cv7t]loxofiots
dto«s, 1 2 zrf]qDvt roJ[, Jisw. Zu Bakchylides stimmt im Ausdruck nicht wenig
314. Pap. Oiyrh. 674, 5,1 X 5,2, Buchschrift aus der Zeit um 100
n. Chr., S. 122. 125.
Unbekannter LjTiker; von Delphi ist die Rede; 4 ]£vot JtXtpoi — ,
5 zgifit d?]c Üagvaaoov 6 ]oi$ ztg<p9iv tapoi$[; 8 iv AtcoXX(o[v,
mit -o- (Variante) über w. Die Hsg. bemerken, daß bei Pindar stets iegög
steht, aber doch axutgög.
315. Pergamentstück in Gizeh erworben, jetzt in Genf, 9,50 X 8,7 5,
innerer Teil eines Bogens, mit Resten beider Blätter, Buchschrift des 5.
oder 6. Jahrh. n. Chr., J. Nicole Revue des etudes grecques XVII (1904)
215 ff.
Kallimachos Ätna, wie der Hsg. in sehr feiner und scharfsinniger
Weise ermittelt hat, wiewohl nur Versanfänge und Versenden, sowie eine
Digitized by Google
Friedrich Blafi; Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen 483
Anzahl am Bande stehender Scholien vorliegen, diese nur zum Teil lesbar.
Der Inhalt ist der Argonantenzug, und zsvar die Geschichte, wie die Argo-
nauten, von den Kolchiem verfolgt, nach Scheria zu Alkinoos kommen; der
Hsg. erörtert ausführlich, wie dies Apollonios nach Kallimachos und mit
eigner Abänderung dargestellt hat, und wie Kall, selbst erzählt haben wird.
Es stand dies bei diesem im 2. Buche der AXxia, welche im ganzen 4 Bücher
umfaßten; in einem der Scholien nun steht: rijv Nlxatav. iv Xy antoXtro
fwf ij nach N. ein Verweis auf eine andere Partie der Alxia, in
denen darnach neben den Bucheinheiten noch andere kleinere Einheiten ge-
zahlt wurden. Die Abteilung 33 müßte aber dann (wegen ccrcälrTo) eine
vorhergehende gewesen sein. Lexikalisches und Grammatisches ergibt sich
folgendes: of»; d. i. cjij», im SchoUon mit Xvnn erklärt; fal(tv)
irdfa^iv Schol. (im Text nicht vorhanden), ganz dunkel; itlavgov Schol.
(desgleichen im Text nicht vorhanden), von Nomin. nlavfiog neben xtlavq
(n/oupcf) abgeleitet, gleichwie yQvauQfuirov iQvactgftazug nebeneinander ständen.
Ein Akkusativ Singularis von diesem Zahlwort ist aber doch rein unmög-
lich; steht etwa mavgoig da?
316. Pap. Oxyrh. 661, 14,1x16,4, Teile zweier Kolumnen, große
Buchschrift aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr. (auf der Rückseite
Aufzeichnungen in Kursive, um 200 geschrieben), S. 62 ff. mit Faksimile
auf T. V.
Epoden nnbekftnnteii Verfassers, in dorischem Dialekt, aber nur
Versenden (Kol. I, fast keine von den kurzen Versen) und Versanfänge
(Kol. II) das Versmaß ist iambischer Trimeter -|- IthyphaUikus, wie in
dem Liede der Athener auf Demetrios Poliorkotes. Es wird wohl gelehrte
alexandrinische Poesie vorliegen, woher der dorische Dialekt (den auch
Kallimachos in Liedern anwandte) und die glossematische Sprache. Aber
die Verstümmlung ist so arg, daß man nichts vom Inhalt errät. Vgl.
Wilamowitz S. 667 f. Das bisher nur aus Lexikographen bekannte niipdorvov
(= fmnvpov oder (ppüyßvov) findet hier eine Stelle: II, 4 Tcvgädvmt flYAfen,
wo das folgende Wort verdorben scheint: ’jtl IsTciät vermutet Wil. Die
Handschrift hat so viele korrigierte Fehler, daß man auch unkorrigierte an-
nehmeu darf. Es stehen .Akzente, darunter in I zweimal co IlaXcaiiovtg oder
UaXdtfiovtg, also das anrufende (i>, nicht das anredende äi. 'JI xai nach
einer Bede, aber auf einen Plural bezüglich, heben bereits die Hsg. hervor;
hier sind keine .Akzente, aber arf/fii) uXiCa nach rj.
317. Pap. Oxyrh. 660, zwei Fragmente vom Anfang einer Kolumne,
wovon a 13,1 X 9, Buchschrift aus der Zeit um 100 n. Chr., S. 61 f.
Mit Recht als Päan bezeichnet, nach iiTtunjov 2. 17 (25), ic\xalav
und -aaiv 15. 10 f.; aber das ist auch alles, was sich erkennen läßt. Das
kleinere Fragment, mit Resten von nur 6 Zeilen (während das größere die
Anfänge von 25 hat), gibt jedenfalls die Fortsetzung der ersten Zeilen von
diesem; ob indes die unmittelbare, ist fraglich, und vollständig werden die
Zeilen immer noch nicht Sie waren also sehr lang; also das Gedicht
nicht, wie die klassische Lyrik durchweg, in kurze Kola abgeteilt, sondern
wie Prosa geschrieben (zwischen Z. 1 und 2 war Wortbrechung, da die 2.
mit anfängt; also (Wilamowitz S. 668) war es nicht klassische Lyrik,
Digitized by Google
484
II. Referate uad Besprechungen
sondern alexandrinische; vgl. die folgende Nr. — Bemerkenswert ist in
Z. 13 TsylvTO fiETajpdvuri , nach Hesiod Theog. 279, wo von den Harpyien
HttaxQÖviui yuQ rallov; es wird dort mit ftixiagoi erklärt. Denselben Aus-
druck hat auch Apollonios Bhodios. Viel Lesezeichen, so 4 vtäg
ai&eav fiahe[, wo v^ag, wenn von i'avg, Pindar oder Bakchylides alsbald
ausschlösse; Wilam. denkt vielleicht richtiger an v/äg . . [jjttpcs, mit Dori.s-
mus für viäg, woraus sich dasselbe ergäbe.
318. Pap. 0.\yrh. G75, 11,8X14,5, oberer Teil zweier Kolumnen,
Buchschrift etwa aus der Mitte des 1. Jahrh. n. Chr., S. 122. 125 f.
Unbekaunter Lyriker alexandrinischer Zeit; ob Kalliniachos (auf den
ich nach S. 122 geraten habe; ich ei-innere midi freilich nicht), ist in der
Tut kaum zu fragen. Aber yiXfSccvdQtiai' I, 4; eine untere Zeitgrenze wird
durch die Zeit der Schrift gegeben. In I, 1 liegt w-ohl der Anfang des
Gedichts vor: jiKiärt ifiXoazt(fa[v(ä. über die Rhythmen (Anapä.sten, Dak-
tylen, auch lambus für Anapü.st) vgl. Wilamowitz S. 669 f.; es ist auch
Wortbrechung w-ie - axaig {xaXkloxatg oder dgl.) tv o)6aig. Aber keine Zeile
ist vollständig; war überhaupt in Kola abgeteiltV Vgl. oben nr. 317.
319. Pap. 0.xyrh. 662, unregelmähigc Buchschrift auf der Rückseite
des Pindar (nr. 312), in 3 Kolumnen; nach Gr.-H. nicht viel später als die
Schrift der Vorderseite und immer noch aus Augustus’ Zeit.
Epigramme verschiedeuer Verfasser. Die ersten beiden, auf eine
Prexo von Samos, die im Kindbett gestorben, von Leoüidas und Antipatros,
stehen in der palatinischen Anthologie VII, 163. 164. Dann in Kol. II über
das gleiche Thema ein bisher unbekanntes Gedicht eines .Amyntas; weiter-
hin von demselben ein gleichfalls neues Epigramm auf das durch Philopoiinen
gefallene Sparta; s. dazu Wilamowitz S. 669. Der liederlich geschrielmne
Text bedarf häufiger Emendation ; die stärkste ist, daB anscheinend die ei-sten
zwei Zeilen des 1. Gedichts von II an den Anfang des 2. gesetzt wenlen
müssen. In Kol. III stehen neue Gedichte des Leouidas und Antipatros,
wieder über ein gleiches Thema: Stiftung eines Glenis an Pan und die
Nymphen; er weiht Trophäen von der Eberjagd (vgl. Wil. das.). Dann noch
Ai(avl6ov und darunter der Anfang dpoglrjovofiov.
320. Pap. Oxyrh. 671, zwei Fragmente, a) 9,6 X 7,3, b) 15,5x8,1,
Buchschrift der 2. Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr., S. 122. 123 f.
Epi^'arnme über ein epideiktisches Thema: (1, 1) xlvag Sr (Xxioi [Idyouf . .
(Subjekt) nQog \ xbv vtöv xoi z1e[, vgl. Anth. Pal. IX, 126. 449 u. s. Es
sind aber höchstens Versanfänge.
321. Pap. Oxyrh. 693, 8,3 X 3,6, schmaler Streifen von dem oberen
Teil einer Kolumne, Buchschrift aus der 1. Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr.
Sophokles Elektra 993 — 1007 in Resten. Nicht wertlos (vgl. Wilam.
S. 678): 995 richtig noxi ßXetiJaaa (wie ein Cod. Monac.) statt des falschen
Tiox' c/ißXiijjaaa.
322. Ostrakon Brit. Mus. 18711, herausgegeben von H. R. Hall Cla-ssi-
cal Review XVIII (1904), p. 2; auf beiden Seiten beschrieben, aber unten
uml zum Teil auf einer Seite abgebrochen, Buchschrift des 2. Jahrh.
vor Chr.
Digitized by Google
Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ausuchluß der christlichen 48f)
Enripideü Phoen. 105 — 118 (\''orderseite) und 128 — 140 (Rückseite),
Übung eines Schülers, wie dergleichen auf Papyrus mehrere und eine auch
bereits auf einem Ostrakon gefunden ist, Wilcken nr. 1147 (gleiche Zeit,
Hippolyt, V. 616 ff.). Die Abschrift ist ungeheuer fehlerhaft, gleichwohl
aber für den Text nicht uninteressant. Zu Anfang sind die Zeilen den
Trimetern gemäß geteilt, daun aber ist, bei lyrischen Versen und auch
Trimetern, keine Versteilung mehr. Einmal steht (zur Bezeichnung des
Personenwechsels) Paragraphos. Im einzelnen: llO'Exuta xardjralxov unten
onlo($| ntdlov üaxgünut nach dem Ostr., während die Hdschr. öitloig aus-
lassen; mit onlotf sind die Rhythmen ganz wie 146 f. xorrorllderpv^o;
j’opyoj ttffjidtrv viuvlug, vgl. auch 164 f. Die an Varianten und Unklarheit
leidenden Verse 114 f. sind zum Unglück schlecht erhalten, wie auch der
Hsg. hervorhebt. V. 128 statt yiyuvxi ytyytvtTu ist ytyovovu yijyevta&kuv
geschrieben, worin doch yxiytvi&Xu für ytfytviTa zu stecken scheint. Wert-
los ist jtfföanoXog 129 für npdeqpopo^; in 132 aber ist vor üXXog uXXog zu-
gefügt lojjoyös, wie (richtiger Aoj;a;ov) in unseren jüngeren Handschriften;
nach Kirehhoff Interpolation. Aber doch keine byzantinische, sondern so
alt wie das 2. Jahrh. vor Chri.stus. Dazu 133 tig wtdg iattv für rlg d'
iarip ovTog; man kann nun schreiben: lojroydv; uXXog äXXog ode Tevyitov
(iamb. Tripodie Dochmius) | rpojto?' zig oOro; (oder xig iaxtv{). Endlich
138 o)JadaUUb)oxloiei statt mg öeXXöxgmg oJtXoiai; das ä’ kann mau gebrauchen.
Dies Ostrakon gibt wirklich zu denken.
iJ23. Pap. Oxyrh. 676, 5x7,4; Buchschrift des 3. Jahrh. n. Chr.,
S. 122. 126.
Unbestimmbare Reste einer Tragödie: wenige und minimale Zeilen-
ausgänge und etwas mehr und größere Anfänge von der nächsten Kolumne.
In der jetzt obersten Z. von II steht eingerückt |utv[, vielleicht mit etwas
größerem freien Raum darüber; die Hsg. erkennen hierin wohl mit Recht
den Namen des Sprechers, als jVffr[flooj. Die elenden Reste liefern (11,9)
das neue Wort (i6) oepäXog, zu aipdXXiiv, «ccpoljjj,
324. Pap. Oxyrh. 663, 19,8X 12,3; 2 Kolumnen, von denen die
erste oben verstümmelt; kleine Buchschrift (mit vielen Abkürzungen) aus
dem späten 2. oder der ersten Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr., S. 69 ff.
Argumentum von Kratinus' Dionysalexandros, leider zu Anfang
stark verstümmelt, am Schluß indes vollständig, mit dem Titel des Stücks
(in viel größerer .Schrift) über Kol. II: .Jioi't><T[als;a>'d9o; | y | Aparfm'ou.
Diese Überschrift gehörte doch zu dem weiterhin ( in der 3. Kol.) folgenden
Stücke selber. Der Fund ist, wie die Hsg. gebührend hervorheben, aus-
nehmend wichtig, und ist daimm auch bereits melmfach besprochen: von
Wilamowitz S. 665 f. und in eignen Artikeln von A. Körte, Hermes XXXIX,
483 — 498, und M. Croiset, Revue des etudes grccques 1904, 297 ff. Ül>er
die dem Titel beigefügte Zahl 8, die im Zusammenhang mit den bei der
Antigone, der Alkestis und den Vögeln überlieferten Ziffern erwogen werden
muß, läßt sich zu keiner Sicherheit kommen; Körte niimnt für die beiden
Komiker eine alphabetische Liste als zugrunde liegend au, da eine chrono-
logische sich hier als undurchführhar erweLst. Die Hypothesis beginnt
kenntlich l>ei der Parabase (nach Wil. der zweiten; weshalb?), in welcher.
/•
Digitized by Google
486
n. Referate und Besprechungen
wie es heißt, die den Chor bildenden Satyrn TtQbg xovg 9iazdg xiva nvtav
noirj ( ) Sudiyovrat. Persönliches über den Dichter und etwa seine Rivalen
natürlich; Körte S. 495 f. vergleicht Entsprechendes aus den vTtoQiaiig zn
aristophanischen Stücken, wonach die Emendation mit Plural (Körte):
TÄv 7Tot*;(r(3)»') wenig wahrscheinlich aussieht; was soll dies auch heißen?
Besser für den Sinn ist jrtpl (oder Wfp) toO und vgl. Hypoth.
Acham. Equ. Pac. Es wird dann angegeben, daß Dionysos den Schieds-
richter zwischen den drei Göttinnen macht, doch wohl ohne persönliche An-
wesenheit dieser, die erwShnt sein müßte, und indem vielmehr nur ihre Gaben
da sind, in Kiistchen etwa, die vor der Parabase von Hermes gebracht waren
(Wil.). Das ist aber nicht nagayevofUvav, wie dasteht, sondern ngoxtivo-
Itivav: dies „Angebot“ besteht in Kraft, auch nachdem Hermes (vor der
Parabase) gegangen ist. Oder etwa Txagayivoiiivav <(töv igi^ovaSiv 9imv
Kttl TiQoxiLvofiivcovy? Hermes, der schon vor der Parabase da war (Z. 5),
müßte dann als Führer wieder erscheinen. Weiterhin (16 f.) ist doch (xiagay
d' 'AtpQodixtjg nötig, wenn nicht nagu statt rijs. Dionysos raubt nun
die Helena und kehrt mit ihr auf den Ida zurück; als aber die Achäer
kommen und das Land verheeren, gp[fej'£t ngög \ xov AU^ovSqov. So die
Hsg., dagegen Wil. <p[o^£jtot löv 'A.: Al. sei durch den Angri£F der Achäer
dahinter gekommen, daß jemand in seiner Maske Unfug getriebeu(?). Die
Zeit des Stückes, welches nach den Schlußworten der Hypothesis auf Perikies
als den Urheber des Krieges zielte, ist nach den Hsg. 430 oder 429, nach
Wilara. 431, indem Hennippos in den Moigai (430) sich mit ßa<uhv £ttxv-
Qwv (Frg. 46 K.) deutlich auf den Dionysalexandros beziehe. Dies wird
richtig sein, Kratinos’ Komödie könnte indes auch 430 an den Lenken,
und die des Hennippos an den Dionysien desselben Jahres aufgeführt sein
(Croiset).
325. Pap. Oxyrh. 677, 8,6 X 3,9, Rest vom Ende einer Kolumne,
Buchschrift aus der 2. Hälfte des 1. Jahrh. n. Chr., S 123. 127.
Unbekannte KomOdie, Reste von 9 Zeilen; einige weitere Ergänzungen
gibt Wilam. S. 669. Z. 7 erscheint der Eigenname Abegrji'if (auch attische
Inschriften).
326. Pap. Oxyrh. 678, 11 x4, Rest vom Anfang einer Kolumne,
wohl aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr., S. 123. 127.
Gleichfalls unbekannte Komödie, schwache Reste von 10 Zeilen. Z. 6
Lg av dtivctfio (oder devo[/g»;v, etc.) richtig Wilam. S. 669.
327. Holztafel in Kairo, auf beiden Seiten beschrieben (vgl. oben
Nr. 311), späte Zeit, P. Jouguet und G. Lefebvre Bull, de corresp. hellen.
XXVIIL 208.
Trimeter: cxarc xgimzä fiij txqjßcjjj (j)üov, = Philemon 233,1
Kock (bei Maximus Conf.) Menand. Monost. 418 Meineke. Bei Philemon ist
tpdvrjg überliefert, bei diesem und in der Gnomensammlung dgyfjg yugiv xa
xp. ; ixifaviig ist hellenistisch für {xgtJejjj (Meineke), indem bei den Verba
liquida das u im Futurum allgemein ein ä ira Aorist nach sich zog (tipölot,
fxccftKp«).
328. Ostrakon au.s Luqsor, 20x10(7), datierte (freie) Buchschrift
Digitized by Google
Friedricb BlaB: Literariscne Texte mit Ausschluß der christlichen 487
aus d. J. 140/1 n. Chr. P. Jonguet und G. Lefebvre BulL de corresp. hell.
XXVIII, 201 ff.
Anfang einer Fabel in Trimetern, in der fehlerhaften Abschrift eines
Schfilers: njorr^p vlöv sviro|poüvra xS> ßlta xol ptjdEv | avx& xb avvoXov
dcDpovpc|vov ini xbv A’xtSOrjv 'Avä\ju^tv rfftv iig xqIoiv. | oßoa (d. i. ißöa)
d' 6 v!bg xoCxov ftrj ] delmv xQ{<piiv (zu berichtigen in 4’ 6 toiItov ffflojv
ufo} xffitpiiv^ oüx olxlav ov xxrjfut (1. xxxifiax) ov jipijeoü (1. ßccQog |
jToids Ttj oi-v Tiipovi'o; ^ noio; xpjr^S | rj voiio&ixrjg «pjrofof ivSixcag ipii;
dann die Datierung aus dem 4. Jahre des Antoninus Pius. Das Gedicht-
chen ist nicht nur unvollständig, sondern nach allem Anschein auch lücken-
haft, indem oüx oixlav . . ßaqog so keinen Sinn gibt, und dieser doch wohl
sein mußte: nichts davon hat er (der Vater) mir gegeben. Die Hsg. liefern
die nötigen Erläuterungen und die Parallelen aus den sonstigen Resten
antiken Schulbetriebes. Vgl. Leo Herrn. 40, 159 f.
329. Papyrusblatt aus dem Fayum, auf beiden Seiten beschrieben,
32 X 10, Buchschrift byzantinischer Zeit (6. oder 7. Jahrh.?), Zereteü Ber.
der Akademie zu Petersburg, Februar 1905.
Leben des Asop, zusammenstimmend (wenn auch wenig genau) mit
einer der bisher bekannten beiden Formen, die unter sich entsprechend
differieren. Der Papvrus ist bereits von H. Weil zum Teil gelesen und
veröffentlicht, in den itudes de litterature et de rhythmique grccques (1902),
p. 119 ff. Trotz des schlechten Zustandes namentlich der Rückseite, er-
möglicht doch der Paralleltert, den Westermann 1845 herausgegeben, im
ganzen ein Verständnis und zum Teil auch sichere Ergänzung. Man sieht
(vgl. Weil), wie die über Asops Leben umlaufenden und in eine anonyme
Fassung gebrachten Geschichten während der byzantinischen Zeit nicht so-
wohl vermehrt, sondern eher immer weiter abgekürzt wurden; denn dies
ist das Verhältnis sowohl zwischen dem Papyrus und der nächst ältesten
Form, der Westermanns, als auch zwischen dieser und der jüngsten, der
planudeischen.
330. Papyrusrest aus Aschmtmen (Hermopolis Magna), etwa 4. Jahrh.
n. Chr., Vitelli Studi italiani di filologia dass. XII, 320.
Unbestimmbare, späte Poesie, in Hemiamben wie so viele Auakreontea,
wenn die Zeilen vom vollständig sind, andernfalls etwa in iambischen
Tetrametem. Zu Anfang und zu Schluß greift die Zerstörung noch weiter,
sodaß günstigsten Falls nur die 5 mittleren Zeilen wirklich vorliegen. Der
günstigste Fall scheint auch der wirkliche zu sein; ^aXvOiov xofi/^o).
(Paragr.) fpö fui/ (wohl besser als igä/itv) ovv ig ^ßt/g | rdjrtata fUxgov
iiS-eiv (sicher doch so, nicht Illxgov; ich denke auch ik^cav) | SiSaaxälov
t’ dxoiicuv I jtoiüv ;(pdyov ßi&vai ipvi] Si Der Hsg. überschreibt den
kleinen Artikel 9aXvaiog, weil dies seltene Wort hier einen neuen Beleg
findet (xä 9aXvaict schon Homer). [Vgl. jetzt Vitelli 1. c. XIV p. 126].
n. Prosaisohe Stücke.
331. Pap. Oxyrh. 695, 24, 3x7,6, Buch.schrift des 3. Jahrh. n. Chr.,
S. 140 f.
Herodot V, 104 Xu}jtpfovs — 105 A[&tiv]mo[i (itiä] 6e. Keine neuen
r
Digitized by Google
488 n. Referate und Besprechungen
Lesarten; 106 c jfinsnptjff'&ni mit AB usw. (R fehlt) gegen ifin^tja^^vai.
P(aris.) Stein.
332. Pap. Oxyrh. 696, weitere Fragmente zu Pap. Ox. 16 (1. Jahrh.
n. ehr., Buchschrift), mit Resten von 6 ferneren Kolumnen, S. 141 ff.
Thnkydides IV, 28, 4 — 36, 2 in (weiteren) Resten, z. T. mit direktem
Anschluß an das fiüher Gefundene. Wenn das Vorkommen kann, so wollen
wir hoffen, daß auch von andern wertvollen Handschriften von Ox. noch
weitere Stücke zu Tage kommen. Die Eigentümlichkeiten dieser Hand-
schrift des Thuk., so die zwischen Punkten eingeschlossenen variierenden
Lesarten, wiederholen sich natürlich: die Hsg, möchten aber jetzt, auf Grund
des vermehrten Materials, annehmen, daß das stet-s erst aus Korrektur zu-
gefügte paragogische v ungleich den andern Verbesserungen von andrer
Hand als der des Schreibers ist. Eingehend bespricht den Fund Wilamo-
witz S. 675 ff., auch Fuhr S. 1510. Folgende Ijesarten sind zu verzeichnen.
Kap. 29, 3 axQoadoxtjx.to.g mit oi über ca; letztere Lesart ist neu, aber dem
gewöhnlichen Gebrauche des Thukyd. gemäß (s. Wilam.), indem nur noch
VII, 21, 4 allgemein in den Hd.schr. das Adverbium steht. Es gehört dazu,
wie die Hsg. bemerken, vorher avrotg für «öroiis; äber diese Stelle ist im
Pap. nicht erhalten. Das. ilv\ui Sv mit CGEM gegen Sv ilvai ABF. 32, 1
ir« nach ivvaig beigoschrieben, wo es unsre Hdschr. haben, und zwischen
Punkten nach ävedaußuvovjag. Das. rüg vuvg (entbehrlich) erst über-
geschrieben. Das. aerr« to für xuxü ro t&og-, vgl. 17, 2. 55, 2.
67, 4. \HI, 60, 5. 76, 5 jr«pS (x«rö) rö lia&ög. Dies wird man auf-
zunehmen haben. Vgl. über die ganze, recht schwierige Stelle Wilam.
Das. anscheinend i nach dem Umfang einer Lücke) ohne r^s vor vvktöc.
§ 2 amßaivtv, ira Anfang richtig gegen Iniß. Hdschr. und bereits nach
Vermutung hergestellt; in dem hier ungewöhnlichen -tv statt -f ist wohl
das -ov der Hdschr. zu erkennen (Subj. 6 Silo; orpurösl. § 4 oloi Swopru-
latot t’obet für oi äjiog., aber dies auch Pap.; ich denke, die Konjektur ist
dennoch richtig: xarä veorov rt nid iueiXov avroig, x<oerjatiav, oi noXifuot
ieia&ai, xi'Uol xai oloc ün. (Wilam. tilgt oi noXi(uot und rpilol, dies mit
Stahl). Dann f[xpcrTot'v wie Hdschr. (fxpoTovvro will Hude). C. 33, 2
)(ci>p/|cdv r|t übergeschrieben, aber nach j;«D:t«]rfjT[i; die Stelle ist weder
im Pap. noch in den Hdschr. in Ordnung (von lucrlin-. im Pap. nichts er-
halten). C. 34, 1 001(0 erst Corr.; mit dem g mag es sich wie mit dom v
verhalten (Hsg.). Das. tntxeiv falsch für inexOciv, aus der alten Schreibung
iuf;i;<)&)>t«v, wie Wilam. gut bemerkt. Das. äfivvaa9-ca falsch Hdschr. (wunder-
barer Weise hat man nicht verbessert) und übergeschrieben (ö, mit Strich
über statt unter o) im Pap.; für äfivvia&ai, wie Pap. im Text. Das.
Dobree glänzend lov DapOfi'v rö nusx'ov für t. 0. ro xxXtiaxov, aber diese
Korruptel ist bereits im Pap.; außerdem ttuppttv und die schlechte Variante
T(0( {toi über .oe.). Das. |uv.{i.fft<JfUvo» mit i über £», aber das i ist wieder
getilgt. Kap. 35, 1 «£[»] erst üborgeschrieben; es ist kaum entbehrlich.
Das. über fjicoprjocrv (Hdschr.) übergeschrieben orv(£j((op»;ff£(v). Das. ov jxolv
Kixixov besser für ö ov noXii thuixe. Das. lavxiov (iv avxiö gut Croiset)
auch Pap. § 2 ivxav&a df) besser für f. tjät/. Das. nXi.l.ovi (jxXiovi
Hdschr.). Das. xe&agpxjxoteg wie ABFG statt -pff-, vgl. oben zu 34, 1.
Das. falsch diotpivyovug für -(pvjdvrff, und :i[pos für ig. § 3 nach dem
Digitized by Google
Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen 489
Raume oi 6 A&rj]vaioi statt xci ot Das. nugfafitvoji zu klein für die
Lücke. C. 36, 2 ^rwrtulovrtj für juarfuöovTtff (beides möglich). Das Ge-
samtergebnis ist also eine weitere Bestfitigung für das was Kenyon in
seiner Abhandlung in Proceedings of tbe British Academy I (1904) S. Iff.
aufweist: der Text unsrer Klassiker hat sich etwa seit Beginn unsrer Zeit-
rechnung unglaublich wenig verändert, und auch von den Korruptelen reicht
ein großer Teil so weit zurück. Wilam. zieht das Fazit etwas anders,
jedoch ebenfalls zutreffend: „die im Th. besonders zfthe konservative Kritik
wird durch diese Hdschr. in erfreulicher Weise ad absurdum geführt“.
333. Pap. Ox. 697, 24,4X12,5, Blatt aus einem Papyrusbuche, unten
nnvoUstündig, nebst einem kleinen Reste eines andern Blattes, Buchschrift
wohl aus der Zeit bald nach 200 unsrer Zeitrechnung, S. 146 ff.
Xenophou KjTUpaedie I, 6, 3 — ll größtenteils, und (b) wenige Worte
aus II, 1, 30. Die beiden Seiten von a sind mit und ir/ (17. 18)
numeriert. Mit Recht legen die Hsg. diesem, einigermaßen umfänglichen
Funde für die Textkritik der KyrupSdie eine gemsse Bedeutung bei; sie
bevorworten, daß eine kritische Ausgabe, die sämtliche wichtige Hand-
schriften genau und erschöpfend gebe, noch nicht da sei, indes werde von
E. C. Marchant eine solche vorbereitet, und dieser Hsg. habe ihnen eine
Kollation zweier wichtiger, in England befindlicher Handschriften zur Ver-
fügung gestellt. Alle Hdschr. dieses vielgelesenen und demgemäß recht
schlecht erhaltenen Buches zerfallen in zwei Familien; die erste, von Dindorf
und Hug bevorzugte besteht aus AGC, dazu dem neuen Etonensis, die andre
aus D und dem neuen Bodleianus, wozu gerade für diese Stelle noch ein
langes Zitat bei Stobäus kommt. Daneben steht, mit einem vorläufig un-
bestimmbaren Charakter, Dindorfs R. Es ist nun hier unmöglich, sämtliche
Varianten dieses langen Stückes auszuziehen. Der Papyrus hat selber eine
Anzahl Korrekturen von andrer Hand über der Zeile, und in dieser doppelten
b'herlieferung pflegt sich unsre doppelte ÜberUefening bereits zu zeigen.
§ 4 tos iptAoi’s erst, und so AGR Eton. (richtig), tos ngoagnUig Corr.,
wie D Bodl. Stob. — 4; 6 aitov vor tpucoffot wiederholt Pap. corr., DG*
Bodl. Stob.; richtig ausgelassen Pap. pr., AG* R Et. — § 9 jrgooyepoficvov
Pap. corr., D, R, Bodl.; -yily)v6(uvov Pap. pr., A, G, Et. (falsch). — 8 11
(or fiiv (mit Attraktion) Pap. pr. = AEt., « fiev corr. = DGR Bodl.; hier
teilen sich also die Klassen anders, und so haben AEt gegen DGR Bodl.
(Pap.) Xtyomcu i^xptad’at statt lij^igovrot (so, mit g DGR Bodl. Papyr.). —
Das. reop(f£(jff«t Pap. pr. = ADG; Tcofl^civ Pap. corr. = R Bodl.; auch hier
ist die Teilung wieder verschieden. Aber das zeigt sich klar, noch mehr
als bei Thukydides (nr. 332), wie auch geringfügige Varianten unsrer Hand-
schriften uralt und mit nichten erst in den byzantinischen Zeiten durch
Absicht oder Zufall entstanden sind. Auch in dem falschen iäv Sitj
§ 4 stimmen mit dem Pap. sogar alle Hdschr. und dazu Stobäus mit der
Ausnahme des Eton. (er) zusammen. Neue Lesarten des Pap. sind nicht
viele und keine bedeutenden: § 6 pr. aov rtivxa aKovOag (Hdschr. wie corr.
tcrOro (oder toioCto, zoiovitov) üxovaag Oou; gleich darauf xnt «p «voryxjj
falsch pr. für xai yäp äv. — Das. vavv imd otnc wie Stobäus für vaUg
und oüdf Hdschr.; dann nochmals oui£ vor ftij (pvXarrofi^vovg, wo auch Stob.
ovSe. § 7 txavov äv tD;: Hdschr. ohne ov (beides möglich). Das. airrög
Digitized by Google
490
II. Referate und Besprechungen
Koid? T£ xßj’a^öj nicht gut für aviöi zt xolds %ctya&hg. — Das. teovzat
o[jiovTfs für i'ff. itävztg. Das. rdre etpaivcto für iip. elvai : crvoa ist über-
flüssig und Torc auch. S. indes Fuhr, der rjfuv totc [tivai \ etpcuvtzo] im
Pap. für möglich halt. — § 9 oio9a de e<pt/ onoaet für zC di igj?) ole9a
6^6aa (in AG* fehlen die Worte zC . . ola&a samt 6 KvQog vorher). Das.
ov detiaei für (ooi) deijaei falsch. Das. noiUa de xni orjUnr ww avayxtji
(falsch) dcntavav avzov xc( (falsch für ^ xoi): oviöv fehlt teils, teils steht
es anders; dann nur ^'ii'oxrxct; für ixetvo ov yiyväaxetg; durch ixeivov ersetzt
Madvig (falsch nach Fuhr) das für den Gedanken sonst doch nötige avzöv.
§ lü avv KvagaQei xoivt/t für xotvfi avv K. — Das. ohne de nach xol
füous; vortrefflich (Fuhr) eoag ov fjfi;; rö diovzcc. § 11 f‘0ezai ohne
das überflüssige rovnov. — Das. nach dem Raume viell. nur oyipeleie^at
für [ovTlulqpclfioüot, was auch eine schlechte Wortbrechung wäre. Dazu
in Frg. b) II, 1, 30 xoi Touro[ schlecht für ro»otiro(v). — Ein künftiger
Herausgeber der Kyrupädie ist zu bedauern, da er sich nicht nur wie bis-
her durch unendliche Varianten durchzufinden und überall zu wählen hat,
sondern jetzt auch der Möglichkeit beraubt ist, eine Handschriftenklasse zu
bevorzugen und die Abweichungen in der andern als spätere Entartungen
anzusehen. Die Scheidung dieser Familien ist, wie wir jetzt sehen, jung
(indem der Papyrus sich neutral hält, imd bald mit der einen, bald mit
der andern geht, viel häutiger indes mit den sogen, deteriores), die Vari-
anten selber aber sind zumeist uralt. Vgl. in dem vorigen Jahresberichte
das über nr. 217 (Ox. 463, Anabasis) bereits Bemerkte, und zu dem neuen
Funde Wilam. S. 671). Fuhr S. l.^>10f.
334. Pap. Ox. 698, 23, ä X 7, 9, zwei Fragmente zweier Kolumnen,
Buchschrift der ersten Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr., S. 154f,
Xenophon Kyropaedie I Ende, in der zweiten Kol. die Unterschrift
S^voqori) v[ro; { Kvgov \ natdeia \ [öl. Es ist nichts zu bemerken, als daß
der Anfangssatz von II, toioüra . . TIegaidog, hier den Schluß von I bildet.
335. Pap. Oxyrh. 665, zwei Fragmente, Anfang und Ende einer Kolumne,
a) 10, 5 X 4, 6, b) 10, 3 X 4, 6, Buchschrift (ähnlich der de.s Bacchylides),
aus dem 2. Jahrh. n. Chr., S. 80 ff. mit "Faksimile auf Tafel I.
Kurze Inhaltsangabe eines Geschichtswerks über Sizilien, die Zeit
nach 46.5 betreffend. Die einzelnen Stücke sind durch abgesetzte Zeile und
Paragraphos geschieden, und die erste Zeile des nächsten Stücks fängt mit
Ausrückung an. Leider sind fast sämtliche Zeilen rechts unvollständig.
Vgl. de Sanctis in Rivista di filologia XXXIII, 66 — 73, der als Verfasser
des exzerpierten Werkes nicht sowohl Timaios als Phihstos vermutet, de.ssen
4. Buch diese Zeit behandelte und 'Ofttpäxt] (Frg. 21) erwähnte, welches
de Sanctis hier zweifellos richtig für ’0pg?a[l&]< der Hsg. herstellt. Aus
den Kämpfen zwischen Bürgern und Söldnern und auch zsvischen den Städten
selbst, wie sie nach dem Sturze der Tyrannenherrschaften stattfanden, werden
immerhin einige neue Tatsachen berichtet, so kurz auch leider diese Reste
sind. Da es eine richtige Handschrift war, so folgte vielleicht der Epitome
des Buches das Buch selbst, also die Einrichtung war wie noch jetzt bei
Diodor, Wilam. S. 667. (De Sanctis schreibt außerdem Z. 5 ;c[po<r^olal
statt des von den Hsg. vermuteten jr[pfö^tf«.)
Digitized by Google
Friedrich Blaß: LiteiariBche Texte mit AuBBcbluß der christlichen 491
336. Pap. Oxyrh. 679, Reste des obern Teils zweier Kolumnen, 12, 5
X6, 1; Buchschrift des 1. Jahrh. n. Chr., S. 127 tf.
Historisches Werk Ober die FeldzUge Alexandera des Großen, I, 1
’ElikijvtK&v, 2 ff. Tor iy KiUnl\at ancaT\akfiivov vit aber nichts
von Sinn und Tatsachen zu erkennen. Von Kol. II sind nur einige Zeilen-
anfhnge da.
337. Pap. Oxyrh. 680, 6, 5X4, Best des Anfangs einer Kolumne,
Buchsebrift aus der Mitte oder dem Ende des 3. Jahrh. n. Chr., S. 128 ff.
Ähnlicher Inhalt: Z. 1 Ailixuv, 5 AzitKtig (so), 6 zovg A&r)vaiovg,
9 lig £okovg, lü ev Kvztgait; aber auch hier nichts weiter zu erkennen.
338. Pap. Oxyrh. 681,11X17,1, von dem Anfang einer Kolumne,
Buchschrift des 2, Jahrh. n. Chr., S. 128. 130.
Historisch oder geographisch: Triballer (6. 10) und Päoner (14)
erwähnt; aber wieder nichts weiter zu erkennen.
338 a. Papyrusfragment aus Karanis oder Soknopaiu Nesos, 8 X 11,5,
Reste zweier Kolumnen, Kursivschrift aus dem frühen 2. Jahrh n. Chr.,
Wessely Festschrift für Otto Hirschfeld S. 100 ff.
Historische.s Werk über die griechische Geschichte des 4. Jahrh.; die
Stelle handelt Ober Chares' Feldzug in Asien im J. 35.5/4 und gibt einiges
neue, trotz aller Verstümmelung. Da nicht Buchschrift ist, so vermutet
der Hsg. Privatabschrift wie im Falle der Notaria, und demgemäß ein be-
kanntes Werk. Z. 6 Tt^guvazi d. i. -azei -az)\g.
339. Brachstücke eines Papyrusbuches, in Gizeh erworben, Buchsebrift
des 5. Jabrh. n. Chr., mit rohen Miniaturen dazwischen, Adolf Bauer (und
Josef Strzygowski), Denkschriften d. Akademie d. Wiss. zu Wien, Phil.-
hist. Klasse, Bd. LI S. 1 — 118, mit acht Doppeltafeln in Farbendruck.
„Alexandrinische Weltchronik“ betitelt der erste der Herausgeber,
der als seinen Teil den Text und Inhalt übernommen hat, während die
Miniaturen von Strzygowski in einem zweiten Abschnitt erläutert werden.
Der Erwerber des merkwürdigen Fundes ist W. Goleniscev. Die Zertrümme-
rung des Buches ist nun allerdings außerordentlich groß imd nur der
geringste Teil der Bruchstücke überhaupt erhalten; indes diese in damaliger
Zeit reichlich (und schlecht) fabrizierten christlichen Weltchroniken ähneln
einander sehr, und wir haben zur Vergleichung insonderheit den von Scaliger
sogen, lateinischen Barbaras, eine in raeroviugischer Zeit abgefaßte Über-
setzung einer solchen Chronik. Die Zeit der Abfassung ist bei der hier
vorliegenden deutlich das beginnende 5. Jahrhundert, und viel später wird
auch dies Exemplar nicht geschrieben sein. Der H.sg. hat auf diese Reste
eine unglaubliche Mühe verwenden müssen, ohne daß gerade viel für die
antike Chronologie herauskärae' es ist auch alles, besonders das ältere, sehr
Irarz redigiert, und durchaus nicht sorgfältig und fehlerlos. Auffällig und
wenig glaublich ist mir, daß A]ivkta statt Aiokta geschrieben sein soll
(S. 24); ebenso, daß zmze | vmaiz’ (in einem zitierten Bibelspruch) statt
zazttCvfoaiv stehe (S. 77); hier zeigt sogar das Faksimile nicht nur den
Baum für das t, sondern anscheinend Spuren desselben. Für nicht richtig
gelesen und ergänzt möchte ich auch die Überschrift der lakedämoniseben
Archiv f. Papyru«for«chuag Itl. 4. 33
Digitized by Google
492
n. Referate und Besprechungen
Königsliste halten (S. 43): [np^dgcvoi (nicht ap^avrrs) fm] j {ixoaT[ü ImovI
ßttOtliag ’loijda) | oCroj; (nicht örto>g) [i)p|av (nicht cp^nt) emo Kvgva&ieog
yfa] x{(Sar[govf(dv ßaatUtog. — Interessant sind die paläographischen Aus-
führungen S. 14f. über die Genesis der geneigten ünziale (des sog. Spitz-
bogenstils, ögvgvyxog jfopoxrjJp), der hier gelegentlich neben der runden
Unziale venvandt ist; der Hsg. findet Wilekens Ansicht bestätigt, dall diese
Schriftform bereits seit dein 3. Jahrh. vorhanden und neben der andern im
Gebrauch war.
340. Papyrus aus einem Kartonsarkophage, 7 Kolumnen, die den
Schluß der Vorderseite bilden, Buchschrift des 2. Jahrh. v. Chr., H. IM eis,
Abhandlungen der Berliner Akademie 1!I04, mit Faksimile in Lichtdruck.
Latercnli Alexandrini, wie der Herausgeber betitelt, d. i. Verzeich-
nisse von berühmten Männern in irgend einem Fache, von Bauwerken,
Inseln, Bergen, Flüssen, Quellen, alles in äußerster Kürze, ähnlich den letzten
Kapiteln des Hygin. Der Herausgeber bat alles, was es bisher Ähnliches
gab imd womit Zusammenhang zu sein scheint, in musterhafter Weise bei-
gebracht, und außerdem zu den Einzelheiten einen vortrefflichen Kommentar
gegeben. Da die Schrift groß und weitläufig, die Kolumnen aber klein
sind, so ist auch der Umfang dieser Aufzeichnungen gering, dennoch aber
kommt hier und da Neues für uns heraus. Die in Überschriften gegebenen
Rubriken sind: vofio9irai, jCd/päipot, äyaXficaOTfOinC, äi'dgiavioTtoioi,
ziKtoveg, gij^nvixof (hier Neues, so Harpalos als Architekt der Brücke des
Xerxes), tk inja 9cdfeaxa^ öpi; gt/iör«, Ttoragol of (tiytöioi (Schreibung
'l’adavög), xpijvori ruxXliaxai (neu der Name Hekatostylos für den Brunnen-
bau des Theagenes in Megara). In einem Anhänge S. 15f. wird noch ein
Fragmentchen besprochen, welches zugehörig schien (indes nach persönlicher
Mitteilung des Hsg. nicht ist). Die ersten 34 Kolumnen der Vorderseite
enthalten ein Bruchstück eines Alexanderromans (Katechese der 10 Gym-
nosophisten) und sollen später herausgegeben werden; auch die Rückseite
ist nicht unergiebig. •
340a. Papyrusstück (10x15,5) unbekannter Provenienz, Buchschrift
des 3. Jahrh. n. Chr., Vitelli Atene e Roma anno VII nr. 66 p. 178 f.
Bruchstück eines Verzeichnisses von Büchern, doch nur 13 ver-
stümmelte Zeilen, die lediglich Rätsel aufgeben. Die Form des Katalogs
ist die seit KaUimachos übliche: Verfassemame, Anfangsworte, Stichenzahl.
Der Verfassemame war wohl nach links ausgerückt und ist nirgends im
Anfang vollständig, dagegen die jedesmal nächste Zeile, mit den Anfangs-
worten, scheint links vollständig zu sein, aber dafür rechts um so unvoll-
ständiger. Z. 2 Ji]ovvaiov, Z. 6 . . tjpou d. i. Oü]ijpou? A'tujijpou?, Z. 10
. . xaiUooä; Anfangsworte der 2. Schrift Srt ftfc ro <pCXc riUA[£ (TtUl[i£).
Titel und Inhalt ist nicht angegeben: der muß also in einer Generalüber-
schrift gestanden haben.
341. Pap. Oxvrh. 704, 7,9 X 10,3, Rest zweier Kolumnen, Buchschrift
des 3. Jahrh. n. Chr., S. 161 f.
Isokrates x«t« TÖr aotptar&v (XIU), §§ 16 — 18 zum Teil. Keine
neuen Lesarten als der Schreibfehler ptfUjaEfoffai für -aaa9ai 18, und viel-
Digitized by Google
Friedricli Blaß: Literarische Texte mit Ausschlnß der christlichen 493
leicht das. rt (oder ti), indem ävdtjp. allein (Hdschr.) den
Raum nicht füllt. Vgl. Fuhr S. 1509.
342. Pap. Oxyrh. 700, 14,5x4,4, Streifen aus dem Schluß einer
Kolumne, Buchschrift eher des 2. als des 3. Jahrh. n. Chr., S. 156 fif.
Demosthenes .t. t. artyiärov (XVIII), § 17 ’A&ri]vatot — 19
axav itävzag. Neue Lesarten: r<fj;uoi' oßrtos statt oüto); «jjj. 18; das. ä[iUa
Ti$ I fjv axptjro; xctl nopä TOvro[($ anaOiv xal zaQa’j^ij, mit Auslassung
von xai rtopä zoig äKlotg (TiiXijaiv) nach todrots, was indes unter der
Kolumne nachgetragen war (wohl von zweiter Hand): — — £l]lijai avia
(jedenfalls mit entsprechender Verweisung durch xarco am Rande der Stelle).
Die Hdschr. haben alle die längere Form, einige ohne naget, alle außer 0
ohne "Ekkijaiv, welches 0 nach anatnv hat. Der kürzere Text ist aber
durchaus nicht unmögRch; x«l wird dann „auch“. — Vgl. Fuhr das.
343. Pap. Oxyrh. 701, 15,7 X 14,6, Teile von 3 kurzen und schmalen
Kolumnen, Buchschrift w'ohl aus dem Ende des 2. oder der 1. Hälfte des
3. Jahrh. n. Chr., S. 158 f.
Demosthenes xarä Tifionpärovs (XXIV), § 63 (Einlage, Noiiog)
To}i)S £v dfx«] — T^g o]v (I. Kol.), das. ij ctnoxiiaai — § 64 rovg ä/Lovrag
(II. Kol.), § 65 {[vKvrt'ß — x:£]9i [talla (III. Kol.), doch hier nur geringe
Zeilenreste (s. darüber Fuhr, S. 1509). § 63 f. ootomtfo?, txuiatji, txuiatoai
erst, dann e getilgt, dazwischen ixuarji. Titog (= mg) immer. Fuhr. Keine
neue Lesart; mit A ohne ivzog § 63 (so in meiner Ausgabe) und wieder
mit A ohne äv 64, wo ich mit Weil das c!v anders, als überliefert ist, stelle.
344. Pap. Oxyrh. 702, 13,5X 6,5, Buchschrift des (frühen?) 2. Jahrh.
n. Chr., S. 159 f.
Demosthenes Bouoröv rrepJ cxQotxöq (XL), § 52 —
53 v:rö Auch hier keine neuen Lesarten; der Pap. stimmt bald mit
dieser, bald mit jener unsrer Hdschr. (Fuhr das.)
344 a. Papyrus Erzherzog Rainer, aus dem Fayum, Rest eines PapjTus-
blattes einer Handschrift in Kodexformat, 11 X 10, Kursivschrift des
4. — 5. Jahrh. n. Chr., C. Wessely Studien zur Palaeographie und Papyrus-
kunde IV.
Alphabetisches Lexikon zn Demosthenes Midiana. richtig vom Hsg.
verglichen mit dem von mir Hermes 17, 150 ff. und jetzt wieder von Diels
im Anhang zu Didymos herausgegebenen Resten eines alphabetischen Lexi-
kons zur Aristokratea. Es ist nur ein Streifen des Blattes da, unten Rand
zeigend, oben abgerissen. Auf der Vorderseite (Artikel dwnrtfra/) steht in
voller Ausführlichkeit das einschlägige Zitat aus der ’A9z]valav IIoX. c. 53,
welches auch Harpokration unter ÖutiTijral gibt, aber dieser viel kürzer und
wenig genau. Die Abweichungen von unserm Texte der UoX. sind zahl-
reich und nicht ohne Interesse. Die Rückseite enthält die Reste mehrerer
kurzer Artikel, offenbar nicht in der Folge der Rede, sondern in alpha-
betischer; diese sind unergiebig.
Zu § 114 las auch der Vf. des Lexikons eiaix^gia, nicht liam^Ttjgue
(v. Herwerden nach d. Inschr. ). Der Hsg. erläutert alles nach Möglichkeit
Digitized by Google
494 n. Referate und Besprechungen
aus den Lexikographen und Rhetoren. Didymos wird sicher auch hier letzt«
Quelle sein (Wess.).
345. Pap. Oiyrh. 703, 9X9, Buehschrift des 3. Jahrh. n. Chr., S. 160f.
Aischines xarä JCnjtTiytSrros § 94 ’4lp{o]t) — Jolv[t(ov (Kol. I) und
§ 96 öLlo]u[s — 97 n«]p([xcfAE(. Ein ganz kleines Fragment, und doch
so ergiebig , daB man lebhaft die Kleinheit bedauert. In 94 rä ölxa
ralJavT« fcäv|(Tiav] — hier bricht das Fragment ab, aber Jo5i^o>v (Hdscbr.
äpoii^rmv) (pgovovvKov ßktztovuov ergibt sich doch als wahrscheinlich, umso-
mehr, als bereits Kaibel Hermes XVII, 412 dies vermutet hatte (Wilam.
S. 677). In 96 beseitigt änoglav laio^ai fiir iaia^ui caioglav einen Hiatus,
und Torüro /tcv 6i] für t. fitv erscheint der Aufnahme würdig, obwohl Fuhr,
S. 1509, andre Belege für /icv drj bei A. vermißt.
346. Pap. Oxyrh. 682, zwei Fragmente wahrscheinlich derselben
Kolumne, a) 8x2,8, b) 5,1 X 4,7, elegaute Buehschrift des ausgehenden
2. oder beginnenden 3. Jahrh. n. Chr., S. 128. 130.
Unbekannter Redner; auf Hypereides raten die Hsg., wofür natürlich
die von Smyly gut bemerkte Übereinstimmung zwischen a) fv| rjetfff ät/fw-
xg\^axCaig oi vöfioi 7rd>'r[a)v £«ll löv | f\v rijE jt(ile[» xiipioi mit Hyper. Euxen.
XXI § 5 iv dijfioxQazCa xvgioi oi vöfioi toovzui bei der Allgemeinheit des
Gedankens kein Beweis ist. Der Hiatus scheint vermieden; das spricht
gegen Hypereides.
347. Pap. Lips. I, drei Fragmente, von denen sich die zwei größeren
einigermaßen zusammenbringon lassen; a) 26x11, b) 10X4, beide mit
Rand oben; das 3. ganz klein. Die Hauptschrift steht auf der Rückseite;
auf der Vorderseite nur private Aufzeichnungen. Buehschrift des 1. oder
2. Jahrh. n. Chr. Blaß, Ber. d. sttchs. Gesellschaft 1904, 20511'.
UleXirii eines Rhetors, wie deren neuerdings mehrere, auch noch
älterer Zeit, aus Ägypten zutage kommen, unter Enttäuschung derer, welche
zunächst an Reste attischer Redner gedacht hatten. Breite Kolumne, rechts
durchweg unvollständig, auch nachdem man b) rechts von a) untergebracht
hat; von der vorigen (zu der c) gehören kann) geringe Reste. Ergänzung
ist z. T. möglich, wonach sich einige 40 Buchstaben für die. Zeile ergeben.
Das Thema scheint zu sein, daß ein bestehendes Gesetz verteidigt wird,
welches den Gerichtsentscheidungen unwiderrufliche Gültigkeit zusprach.
Aber alles ist allgemein und farblos gehalten, und schon darnach bloße
Deklamation unzweifelhaft. Die Handschrift-, da auf gebrauchtem Papier
geschrieben ist, stellt sich als Privatabschrift gleich der der rioXttiia dar;
auch die Breite der Kolumne stimmt zu dieser.
34S. Große Pnpyrusrolle aus Eschmunen (Hermopolis Magna), 30 cm
hoch, fast 6 m lang, schöne Buehschrift des (frühen??) 2. Jahrh. n. Chr.,
H. Dicls und \V. Schubart, Berlin 1905 (Berliner Klassikertexte, heraus-
gegeben von der Gcneralverwaltung der Kgl. Museen, Heft 2), mit zwei
Lichtdrucktafcln ; dazu ein vollständiges Faksimile in 19 Tafeln (Licht-
drucke des Theaetetpapyros) das., 1905, 2® (in vortrefflicher Aus-
führung).
Anonymer Kommentar zu Platons Theacfcf, wie der Titel lautet.
Digitized by Google
Friedrich Blaß: Literarieche Texte mit Ausachlaß der christlichen 495
Es ist alles hier hervorragend: schon die Qualität des Papjrus, dann Schrift
und sonstige Einrichtung, auch der Erhaltungszustand im glanzen, und der
Umfang sehr, indem es 75 Kolumnen sind; nur der Inhalt mit seiner fast
vollkommenen Wertlosigkeit steht damit in betrübendem Kontraste. Die
Rolle stammt aus denselben Ruinen eines Hauses wie der Demosthenes-
kommentar des Didymos; daß hier kein Verfassemame gegeben wird, liegt
einfach daran, daß sowohl Anfang wie Schluß der Rolle fehlt. Die Ver-
stümmelung des Anfangs scheint schon antik zu sein; denn ade die Rolle
gefunden wurde, war sie umgekehrt gerollt und das Ende außen, der An-
fang innen, also am meisten geschützt, und die wenigen losgelösten Frag-
mente sind teils sicher, teils nach Wahrscheinlichkeit den späteren, also
äußeren Teilen zugehörig. Daß die Rolle den ganzen Kommentar zum
ganzen Theaetct enthalten hätte, scheint wenig glaublich, sondern der Kom-
mentar wird auf mehrere Rollen verteilt gewesen sein. Was wir haben,
reicht von p. 142 bis 158 A, während der Dialog sich bis p. 210 erstreckt.
Über Schrift und Orthographie enthält die Einleitung eine sehr genaue Er-
örterung; ein längerer Exkurs knüpft sich an die wechselnden Formen
noöiaiog und noöttiog, nach den Hsg. nicht sowohl verschiedene Schreibungen
als verschiedene Bildungen, was auch wohl das Richtige sein wird. (Mt/vn/og
d. i. -itiog hat der Papyros des Eudoxos, Kol. 15, 17, = pt/i/tatoj; fitjvitiotg
auch der Pariser Pap. LXII, Kol. 8, 11). Ein andrer Teil der Einleitung
handelt von dem vermutlichen Verfa.sser: Schule des Gaios und seines
Schülers Albinos scheint sich zu zeigen, wie Diels mit aller Sachkimde
klar macht. Wenn aber das, so ist der Kommentar selbst aus dem 2. Jalu:-
hundert, und wie kann dann die Handschrift, wie doch S. VHI zu lesen
steht, im Anfang des 2. Jahrh. (eher als gegen Ende desselben) geschrieben
sein? In der Tat heißt es auf S. XXIV nur, daß nach Ausweis der Schrift
der Kommentar älter sein müsse als das 3. Jahrh. Von Gelehrsamkeit ist
einfach nichts darin, wie andrerseits auch nichts von Neuplatonismus,
sondern alles ist elementar und langweilig. Und schließlich kommt nicht
einmal für den platonischen Text etwas Erhebliches heraus, außer Bestäti-
gungen; so alsbald eine neue Bestätigung der Tatsache, daß unser Text
im ganzen und großen schon im 2. Jahrh. existierte. Dasselbe lehrte der
Didymoskommentar für Demosthenes (wenn man, wie meines Erachtens ge-
schehen muß, den Text der Lemmata nicht mit dem des Didymos identi-
fiziert). Nur 5 neue Lesarten des Papyrus verdienen nach dem Hsg. Auf-
nahme in den Text: 147 C aTtlgaiov statt üTti^avzov (?), 147 A nlti'dovlxc&v
statt jtiUv^oupycBv, 151 B ivloig statt Fviot oder ivlou der Hdschr., 152 B
uiß&ävexai', lau ydp, statt aia9dvca9aC lauv, lazi ydp, endlich 152 D die
Auslassimg von fvöj. (Mir scheint 152 B zwar aia&ävtxat, wie schon Ast
schrieb, richtig, aber die Auslassung des einen iaxtv hart: ojo&av£i[«( tor»
jap kann leicht Schreibfehler für ttta9. eaxiv taxi jop sein, zumal da die
Erklärung Z. 38 oxi xd tpalvtxui aia9ccvixal iaxtv lautet. Auch das iv6g
152 D scheint der Kommentar zu bezeugen; er ist freilich hier lückenhaft.)
Sodann wird noch bestätigt, was nicht unwichtig ist, daß der Vindobonensis
(W) wirklich eine selbständige Textquelle neben B und T ist, also der
neueste englische Herausgeber Bumet Recht hat; denn die Übereinstim-
mungen zwischen W und diesem Kommentar sind recht zahlreich. Be-
merkenswert ist, daß 152 E auch der Anonymus, wie BW Eusebius, einen
r
Digitized by Google
496
n. Referat« und liespreehungen
ganz unmöglichen Text bietet; xal negl ronron nävus i^alaiot (ot fügt
Anon. zu) (So<pol wirji' nag/xtvidov aviicpigio&ov, statt of (T corr.,
Stobaeus I. Es ist dies Lemma; der Kommentar nimmt auf das fragliche
Wort gar keine Bficksicht: nävrig aoifol av/itpiovovaiv 70, 34, änßrTtjj
Tcon/rai [xai aotpol ojt nktiaxoi 67, 46. Uiels (S. XX f.) hält von nävug
f|^S o« aus die Korruptel für unerklärlich, und vermutet als richtigen Text
i| aiaiov ol („mit gutem Vogelzeichcn“), wogegen ich an t|ijj ot gar nicht
zweifle: i^alaiog ist homerisch und platonisch, und AI und H konnten in
der Schrift nicht schwer verwechselt werden.*) — Um den Text des Kom-
mentars selber, der hier und da verdorben, sehr häutig aber lückenhaft ist,
haben sich außer dem Herausgeber auch v. Wilamowitz und Heibcrg ver-
dient gemacht.
349. PapjTusrest in Berlin , 13,ö X 9 , Buchschrift vielleicht des
1. Jahrh. v. Chr., H. Diels und W. Schubart im Anhang zum Theactet-
kommentar S. 53 f., mit Fak.simile.
Auszug aus Platons Gesetzen, doch nur eine, unten verstümmelte
Kolumne, aus VllI, 832 E bis 837 C. Sicher (auch nach der Schrift) Buch-
rest; rechts sind noch Spuren einer folgenden Kolumne, namentlich eine Para-
graphos. Dazwischen aber steht, von oben nach unten (doch mit aufrecht
stehenden Buchstaben) geschrieben Mtxgvlog was stark an die
Beischrift in dem Papyrus der Iliasscholien (Oxyrh. II 2211 erinnert:
'Afnuaviog Afiiuoviov ygajj/tarixög iatjfUtcoadfirjv (dort zunschen Kol. X und
XI). Die Beischrift hier wird aber unvollständig sein: ,4iabe eingeordnet,
eingereiht in — “; vgl. für xcnaxfogl^at Diod. V, 5. XIII, 114. Dionys.
A. R. I, 6 Tifutlov xovg ngbg Iliggov ?roiU|UOv; (ig lätav xaraji^mglaavTog
ngay/iaretav. Aus dem Auszuge ist nur die Definition von dgoftog tiftTtrog
(JtplTtniog bei Platon), hervorzuheben: iq>i-:rxovg äc Uyei dgöiiovg rovg ätav-
lovg xglxovxttg xiaaagag (dagegen 2 öUtvXoi nach Pausan. VI, 16, 4).
350. Pap. Oxyrh. 666, 27,2x9,8; zwei schmale Kolumnen mit Zeilen-
enden einer 3. vorher; Buchschrift aus der Mitte oder dem Ende des
2. Jahrh. n. Chr., S. 82 ff.
Aristoteles Protreptikos, falls das bei Stobäus Flor. 3, 54 (Maxiraus
Monachus, Floiib. Laurent.) aus Aristot. zitierte Fragment mit Recht auf
diese Schrift bezogen ist; dies findet sich nämlich hier wieder, in voll-
ständigerer Form lindem bei St. in der Mitte etwas fehlt) und am Anfang
wie am Ende vermehrt. Was am Schlüsse hinzukomrat, verstärkt den Be-
weis für den Protreptikos: CoOxi xi&g oix üjxgotpaaloxfag tpiXoaoxpi'ixiov iaxi
xai Natürlich gewinnt der mäßig überlieferte Text auch sonst nicht
wenig, wiewohl auch der Papyrus seinerseits von Korruptclen nicht frei ist.
Eingehend Wilam. S. 673f., der einige weitere Verbesserungen liefert: Z. 114
ohne xol, 163 gut ix to[ü fiav\9dvHv für tig xo [ft.; IC und K worden ja
oft verwechselt, und es mag in der Tat im Papyrus ix stehen. (S. auch
Fuhr S. 1505f.)
351. Pap. Oxyrh. 699, 7X4,2, Buckschrift wohl aus dem Anfang des
3. Jahrh. n. Chr., 8. 155 f.
1) In der /lolirsiu Aüiji’ai'aiv Kol. VII, 41 steht tatsächlich Aoxiiaigoroi,
man las aber zuerst Aaxtir,jtopog.
Digitized by Google
Friedrich Blaß; Literarische Terte mit Ausschluß der christlichen 497
TheophrastOS Charaktere, Schluß von c. 25 (jttpi SeiUag) und Anfang
von c. 26 (jtfpl öütj’opj'/os), ■ in einer sehr stark exzerpierten Gestalt; also
solche Exzerpte gah es bereits früh im 3. Jahrhundert. Die Schrift diente
eben den Rhetoren, und wurde darum viel abgeschrieben und dabei (wie
ein Schulbuch) mit großer Willkür behandelt. So klein der Rest ist, liefert
er wenigstens eine Emendation: - - r) oXiya^yla ipiXaf/xla xtg ia^vgov (oder
io;(vpös) xfpdous ylixoftti/r] unsre Hdschr., wo stpJous offenbar falsch ist;
der Pap. hat statt oder -oö vielmehr ioxvog, aber dahinter stand
(vor jdjxoot»'»;) noch etwas: i (oder •/, »/, n) mit weiterem Raum für etwa
9 Buchstaben.
3,52. Pap. Oxyrh. 667, 18x3, Teile von 2 Kolumnen, doch von der
2. nur ZeUeuanfänge; Halbunziale wohl des 3. Jahrh. n. Chr.
Wahrscheinlich AristoxeUOS, aber aus einer Schrift über Harmonik,
nicht über Rhj’thmik. Zur technischen Erläuterung haben sieh Gr.-H. der
ausgiebigen Hilfe von H. S. Macran, dem Herausgeber des Aristoxenos,
bedient.
•353. Pap. Oxyrh. 664, Höhe 29 cm, zwei nicht zusammenschließeude
Fragmente; Buchschrift ähnlich der in nr. 412 (Oxyrh. UI), etwa aus der
Mitte des 3. Jahrh. n. Chr., S. 72 ff.
Philosophischer Dialog, vorläufig unbekannten Verfassers; nicht (Wilam.
S. 666 = Fuhr S. 1507) historischer Roman; denn es ist erzählter Dialog
wie so oft bei Platon. Das eine der Fragmente umfaßt eine lange Kolumne
(von 45, nicht ganz kurzen Zeilen) vollständig, und ebenso viele Zeilen-
anfänge der folgenden; ähnlich das andre, doch sind hier von der 1. Ko-
hunne die letzten, etwa 18 Zeilen arg verstümmelt, und von der folgenden
sind die Zeilenanfänge nur in der Mitte da. Ein drittes, ganz kleines
Fragment mag dieser selben Kolumne (IV) angehören. In Frg. 1 berichtet
der Erzählende, er sei, nachdem Peisistratos sich der Herrschaft bemächtigt,
ausgewandert nnd habe längere Zeit mit Solon in lonien zngebracht; auf
Peisistratos’ Zureden sei er dann znrückgekehrt. In Athen habe er den
Thrasybulos, dessen Vormund er war, und den er als Knaben zurückgelassen,
als jungen Mann wiedergefunden; dieser war ein großer Pferdezüchter und
Jäger geworden, und sollte außerdem in Peisistratos’ jüngere Tochter ver-
hebt sein, die er als eine der Arrhephoren gesehen. Also das ist der
Thrasybulos der schönen Anekdote (Plut. Mor. 189 C. 457 F usw.), nach
der er Peisistratos’ Tochter öffentlich küßt und dafür von dem milden
Tyrannen nicht nur Verzeihung, sondern auch die Hand der Tochter erhält.
Der Erzähler wird dann einmal in Sachen des Thrasybulos zu dessen Groß-
vater Hagnotheos beschieden, und bei diesem, scheint es, war nun die
Szene des Dialogs, der in der folgenden Kolumne bereits begann:
Z. 81 letolß^mfv — ; danach haben Gr.-H. dies Fragment als erstes ge-
stellt. Im 2. Fragment treten die Personen des Gesprächs hervor: außer
dem Erzähler noch Ariphron (Perikies’ Großvater), Adeimantos, Peisistratos;
die beiden ersteren sind aus Korinth gekommen, wonach Wilam. wohl
richtig in Adeimantos den Großvater des Strategen hei Salamis erkennt.
Sie wollen von einer grausamen Tat des Tyrannen Periandros erzählen, die
diesen in großes Unglück gebracht hat: Periandros versteht eben nicht zu
Digitized by Google
498
II. Referate und Resprecbungen
regieren, und einem solchen wäre es besser regiert zu werden (92 ff.). Dann
wird von den Bacchiaden usw. erzählt, aber bald hört die Möglichkeit der
Ergänzung auf. Die wichtigste Frage ist n\in. Ln welcher Zeit der Dialog
verfaßt ist, worüber Wilam. ganz andrer Meinung ist als die Hsg. Diese
denken an Aristoteles’ Zeit, wenn sie auch (mit Recht) Aristoteles selbst
als Verfasser ablehnen; von dessen Dialogen ^vissen wir nämlich so viel,
daß der vorliegende Rest in der Tat nicht hinein zu gehören scheint, trotz
einiger Übereinstimmungen des Ausdrucks mit der 'A9ijvaltov nolixila. Sie
heben das gute Attisch hervor; nur xulef g’ tig oIkov 39 f. mache eine
Ausnahme, da man oixia erwarte. Die Späteren nämlich vermischen olxog
(att. Familie, Hausstand, Vermögen) und oixia (Wohnhaus), wie z. B. ich
zu Lukas Act. 2, 2 bemerkt habe. Indes erst lig zbv olxov würde gegen
den attischen Gebrauch sein, wogegen itg olx.ov „zu sich ins Haus“ sich mit
in oixov, xax' olxov oder oxxovg usw., was auch Attiker haben, zusammen-
stellen laßt. Wilamowitz aber (vgl. Fuhr S. 1607) rügt nicht nur dies,
sondern fügt noch andres hinzu, was nach ihm den Verfasser als einen nach-
ahmenden Attizisten der Kaiserzeit erweist. So xvvxiyla 27 f. statt xvvtjyxala;
8. indessen Aristot. Rhet. I, 11, p. 1371* 5. Dann den Satz 15: xaxelunov
fiiv ovv fvxai&a naiöa Sgaavßovkov — , xaxtih'jxpttv df ftcigäxtov xjSii: es
müsse attisch xctxikaßov heißen, während Ttaxdikointtv möglich gewesen wäre.
Nicht doch: dies war nicht möglich, weil das Plusq. nicht die Vorvergangen-
heit, sondern einen aus dieser dauernden Zustand ausdrückt, der bei x«t£-
kinov naiöa nicht ist; übrigens muß (Gr.-H.) in xaxiktinov emendiert werden,
wie auch sonst hier tt und t durcheinandergehen. Kaittkrj(pti.v aber ist
richtig, da ein dauernder Zustand vorliegt, und gehört zu intöeöäxii 25,
öußißktjxo 29; der Verf. nimmt für diese ganze Schilderung des Thrasybulos
seinen Standpunkt bereits in der Zeit, in der das Gespräch stattfand. Also
nichts von „völligem Verfall des Sprachgefühls“, welches übrigens in bezug
auf die Tempora auch bei einem Attizisten nicht vorhanden sein könnte.
W. tadelt diesen Satz auch stilistisch, aber man braucht nur zu inter-
pungieren: — fxttgaxtov ijöt], ftaka xaköv xäya96v, xal xijv ötfnv xni rov
xgonov nokti öta<xcgoirxa xßiv ■^kxxuox&v. Endlich äggi/CpogoCaav 32: nicht
nur schlecht attisch für igg. (was man Nvie bei Lysias 21, 5 mit Emen-
dation schreiben darf), sondern sachlich falsch, da die Mädchen nach Aristoph.
Lys. 644 dies mit 7 Jahren taten, also als Arrhephoren noch nicht zum
Verlieben waren. Aber sie blieben ja Arrhephoren bis zu 11 Jahren (oder
konnten bis zu diesem Alter dazu genommen werden), und das ändert sehr.
Wenn somit das Urteil der Hsg. vorläufig in Kraft bleibt, so fragt sich
weiter, ob sich ein möglicher Verfasser aus der letzten attischen Zeit er-
mitteln läßt. Und da führt vieles auf Herakleides Pontikos, Aristoteles’
Schüler. Erstlich gab es von diesem einen Dialog negi (xi;g) ögj[i;g, Diog.
La. V, 87 (Schriftenverzeichnis). 1, 94 (Zitat über die Herkunft der Frau
des Periandros). Zweitens führte er in seinen Dialogen Personen alter
Zeit als Unterredner ein , Cicero ad Quint, fr. IH , 5 , 1 , wo er für
Ciceros Einführung des Afrikanus und seiner Freunde in de republica als
Muster genannt wird. Drittens bezieht sich Plutarch Solon 1 auf Hera-
kleides Pontikos für die Verwandtschaft und Freundschaft zwischen Solon
und Peisistratos ; damit vgl. hier lOflf. xgovou öe xav qjtkiov anovöal^ovxxov
i/KCiv fti' xat fiaktaxtt IhaiOxgaxov öut X)/v otxtwxijxa' (so Hdschr.) Jhkaivog
Digitized by Google
Friedrich Blaß: Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen 499
xfisvoiTos (Tiavtii&ov A&tjva^t. Also der Sprecher war Freund beider; Wil.
interpungiert und interpretiert noch anders und wohl besser: pütturcc Ihi<s.
6iii Tfjv oixHÖziiza £6Xtai’Og xeXivovzog: das Verhältnis war so intim, wie es
Herakleides Pontikos gezeichnet hatte. Viertens, was noch mehr als dies
zu bedeuten scheint, nach Plutarch das. 32 lebte Solon noch Cvjji’oe XQOvov,
nachdem Pcisistratos Tyrann geworden war. Dies folgt allerdings aus der
Erzählung hier, da der Sprecher sich nach diesem Ereignis in lonien mit
Solon aufgehalten hat, imd nach längerer Zeit (;;pdvci)j, 10) erst heimkehrte,
während Solon noch auswärts blieb. Also könnte bei Plut. sogar geradezu
diese Stelle gemeint sein. Iliemach scheint es gerechtfertigt, über nr. 664
'HgaKXtldov Tofl I/ovzixoO ntpi zu setzen. Die Berührungen
mit Aristoteles’ TloXizda bieten nun gar keine Schwierigkeit; das Historische
aber, was auf Herakleides zurückgeht, erscheint in anderm Lichte als bis-
her: ein solcher Dialog machte gar keinen Anspruch auf historische Exakt-
heit. Der Verfasser nahm was er irgendwoher wußte, und fügte andres frei
erfindend hinzu, und in bezug auf Chronologie hütete er sich höchstens vor
ganz groben Verstößen. Ihm paßte es, Periandros und Peisistratos gleich-
zeitig regieren zu lassen, mochte das der FaU gewesen sein oder nicht; er
nahm das als sein Recht. — Herakleides’ Stil ist aus einigen größeren
Fragmenten bereits bekannt; die allgemeinen Züge stimmen. Der Hiatus
ist hier in Frag. I (einleitende Erzählung) vermieden (Fuhr S. 1508), in II
(Dialog) nicht mehr; dies stimmt zu dem, was wir an den sonstigen Frag-
menten (gleichwie auch denen aristotelischer Dialoge) beohachten. Auch
attische Rhythmen finden sich reichlich, und sind für den, der sie sehen
will, ebenfalls ein klarer Beweis, daß wir es mit keinem Spätling zu tun
haben. — Z. 25 emendiert Wil. oi’Stlg zu ovzog, vielleicht richtig; s. für
den Text, namentlich in III, auch Fuhr S. 1508 f.
354. Pap. Oxyrh. 684, 12x6,5; Ende einer Kolumne; Rückseite des
Pap. (Vorderseite unbeschrieben), Buchschrift wohl aus der Mitte oder der
2. Hälfte des 3. Jahrh. n. Chr., S. 128. 131 f.
Spälte phiIosophi.sche Abhaudlnng über den Umgang mit Herrschern.
Hier ist, im Unterschiede von 353, die späte Zeit deutlich, aus dem Inhalt
wie aus zzgoaiXcvaöftei/og statt jrpooiüv 6. 22. Vgl. Wilam. S. 66 f, der
die freie Benutzung von Euripides Frg. 1059 hervorheht.
355. Papyrusstreifen, in Batn Harit von Rubensohn gefunden, 13x10,5,
Bucbschrift etwa des 2. Jahrh. n. Chr. (ein Brief auf der Rückseite weist
auf das 3. Jahrh.); Diels-Schubart im Anhang zum Theaetetkommentar (oben
Nr. 348) S. 52 f., mit Faksimile auf Tafel 2. '
Unbekannter philosophischer Traktat. Es liegt der untere Teil
zweier Kolumnen vor, doch sind von der ersten nur Zeilenausgänge da.
Kenntlich ist nichts als ein Zitat aus dem Phaidros (265 CD), mit falscher
Auslassung von o vor eaziv.
356. Zwei Fragmente in Berlin, 6x5,5 und 11X9, Buchschrift etwa
des 2. Jahrh. vor Chr., Diels-Schubart das. S. 55 (ohne Faksimile).
Philosophischer Dialog (?) nach den Hsg.; ich denke eine Schrift, in
det Platon's Gesetze benutzt oder erörtert wurden; denn es ist wohl nicht
Zufall, daß II h, 1 A'äjpioiv JVJovo[««j zi mit Leg. III, 682 A avv ziai
Digitized by Google
500
II. Referate und Besprechungen
Xägtai xtti Movatag, und das. 5 xilog 6fj rtpoio»'[Tfs? mit ctg xö TXgöa&Cf
Ttgeil&coficv ext das. zusammentritft; vgl. auch a 4 xh]9r) mit xirjd^fforrKt
Plat. 681 D; b 11 vduue (vgl. Plat. 681 öfter vöfiog, vofio&ixt/g usw.), I 2
Sialöyov. Vgl. oben nr. 349.
356 ft. Abschrift eines Bogens aus einem Buche, sei es aus Pergament
oder Papier, gemacht 1858 oder 1859 von dem Engländer A. C. Harris,
dem ersten Entdecker des Hypereides, veröffentlicht von Gius. Botti, Atti
del congresso intemazionale di scienze storiche (Roma 1903) Vol. II sezione I,
p. 155 ff., Roma 1905.
PftlftiphfttoK itepi äyriffTcov iffroQiüiv, Anfang und Schluß, an diesen
angehüngt literarhistorische Notizen über drei SchriftsteUer des Namens,
mit Berufung auf Demetrios Magnes jugl 6iimvvjimv. Der Veröffentlicher
Botti ist bereits verstorben; seinen Aufsatz gibt (mit einem Nachwort) G. Vi-
telli heraus. Dieser verhehlt nicht seinen Verdacht, daß wir es mit einer
modernen Fälschung in der Art von Aischylos’ Persern (Kitschi Rh. Mus.
27, 114 ft’ j zu tun haben. Die Kopie von Harris ist wiedergefunden und be-
findet sich (durch Seymour de Ricci geschenkt! im Museum von Alexandria.
357. Pap. Oxvrh. 683, 9,3 X 4,4, Buchschrift der 2. Hälfte des
2. Jahrh. n. Chr., S.'l28. 131.
Uubl'stimmbftrc Prosit: geringe Reste von 22 Zeilen. (Z. 9 ]ies Jto-
veaj|, 13 ttöjv iaiogt&v, 15 axaxov, 18 ]o xegyet dj (xf'pi'ov Opferschüssel?).
358. Pap. Üxyrh. 669, 17,5 X 15,3, Rückseite eines Papyrus, dessen
Vorderseite Aufzeichnungen aus 285/6 und 286/7 n. Chr. enthält; Kursiv-
schrift, nur wenig später als die Schrift der Vorderseite, S. 116 ff.
Mrtrolog;ischr Schrill, Teile zweier Kolumnen. Wichtig fUr ägyptisch-
griechische Maße, worüber die Hsg. bald eine neue Arbeit auf Grund des
vermehrten Materials erwarten.
359. Pap. Reiuach 2, 6,5x4,4, Buchschrift ptolemäischer Zeit (2. oder
1. Jahrh. vor Chr.), Reinach S. 14 f., mit Faksimile auf T. II.
Roste zweier Kolumnen, zu gering, als daß sich der Inhalt bestimmen
Ließe. (Metrik? R.)
360. Pap. Reinach 3, 6x8, Bucbschrift der römischen Zeit, Reinach
S. 15f.
M.vtho^rftphischcr Inhalt: die 3 Erinyen werden genannt (’y4iUi(Xrw,
die epische Form); aber es sind nur 7 unvollständige Zeilen.
361. Pap. Reinach 4, 8, 4x6, 3, Bucbschrift des 2. Jahrh. vor Chr.,
Reinach S. 16.
Reste zweier Kolumnen, so gering, daß kein Inhalt zu bestimmen ist.
362. Pap. Reinach 5, 6,5x8, Bucbschrift etwa derselben Zeit(?) nach
dem Hsg., S. 17.
Geringe Reste: jtegi ijije xi9etgt<uv jxgayfi[arevca9at oder jtpayu[a-
xcia Z. 4.
363. Pap. Reinach 6, 7,5 X 8, Buchschrift der römischen Zeit.
Astrolo^scher Inhalt; die Form potpi^; ist nicht als lonismus an-
Digitized by Google
Friedrich BlaS; Literarische Texte mit Ausschluß der christlichen öOl
Zusehen, indem die vulgBre hellenistische Sprache die Wörter auf -j« all-
gemein so flektierte: u. dgl. Neues Testament.
III. Iiatelniaohe Stücke.
.‘{64. P.ap. Oxyrh. 668, Teile von 8 Kolumnen (Höhe 26 cm); die
Rückseite gibt den Text des HebrUerbriefes; grolle Unzialschrift mit Ein-
mischungen aus der Kursive (b, d), nicht spHter als der Anfang des
4. Jahrh., wahrscheinlich noch aus dem dritten, S. 90 — 116, mit Faksimile
einer Kolumne (VIII) auf Tafel VI.
Epitome au.s Livins XXXVII — XL und XLVHI — LV, ohne Gemein-
schaft mit der bisher allein in größerem Umfang vorhandenen Epitome,
und nach anderem Prinzip gemacht, indem, statt fortlaufender Erzählung,
unter jedem Jahre die Ereignisse desselben kurz vermerkt sind. Vgl. die
ausführliche .Ausgabe von E. Kor ne mann, die neue Livius- Epitome aus
Oxyrhynchos, in Beitr. zur alten Geschichte von C. F. Lehmann und E. Kome-
mann, 2. Beiheft, Leipzig 1904; ferner 0. Roßbach, Berl. Philol. Woch.
1904, 1020 ff. 1309 f. (Kornemann das. 1182 f.. Fuhr 1508). Der Ab-
schreiber verstand das Lateinische nicht, und hat daher massenhafte und
ungeheure Fehler gemacht; sodann ist die Zertrümmerung zum Teil arg,
und wo sie mit Korruptel zusammentrifft, ist der Zustand ganz schlimm.
Trotz allem ist der historische Gewinn beträchtlich. Aus dem 1. Teile,
wo der Text des Livius vorhanden Lst, können wir die .Art des Epitomators
gut kennen lernen, und diese Kenntnis für den wichtigeren und auch um-
fänglicheren zweiten Teil (Kol. IV — VHI) verwerten. Ein näheres Eingehen
auf die einzelnen Resultate und Probleme halte ich nicht für meine Aufgabe.
Kaohträge su den früheren Berichten.
In Oxyrh. Pap. IV werden auf S. 200 0". Nachträge zu den früheren
Publikationen der Hsg. (Oxyrh. Pap. II und Fayüm Towns) gegeben, auf
Grund erneuter V'ergleichung der Originale. Sehr häufig finden Vermutungen
derjenigen, welche Beurteilungen und Beiträge zur Lesung und Ergänzung
geliefert haben, eine mehr oder weniger bestimmte Bestätigimg.
Ich verzeichne die Nummern der Papyri sowohl in der Publikation als
in dem Berichte von W. Crönert (Oxyrh. II, Archiv I S. 502 ff.; Fayüm
Towns, das. II, 337 ff.\
Ox. II nr. 211 (nr. 41 S. 513), Menandros’ IlegtKeiQOfiivfj, wenig. —
Nr. 214 (nr. 44 S. 516), späte Epik. — Nr. 215 (60, S. 527), epikure-
ische Schrift (wenig). — Nr. 216 (59, S. 526), rhetor. Üliung (Druckfehler
berichtigt). — Nr. 218 (64, S. 529), Schrift über merkwürdige Bräuche. —
Nr. 219 (46, S. 518), Klage über den Verlust eines Hahns. — Nr. 220
(67, S. 532), Metrik (u. a. ein winziges neues Fragment). — Nr. 221
(Kommentar zu Ilias <P, nr. 68 S. 533), sehr reichhaltige Nachträge, auch
ein kleines neues Fragment. — Nr. 222 (66, S. 53l), Olympionikenliste;
das von Diels für Z. 17 vermutete ou(h»j) Kgartjg ist zu lesen möglich. —
Nr. 230 (54, S. 523), Demosth. Cor. (Druckfehler). — Nr. 232 (56, S. 524),
Dem. Timokr. (desgl.).
Digitized by Google
502
II. Referate und Besprechungen
Farüjn Towns nr. 2 (= 106, S. 357), späte Lyrik. — Nr. 8 (11 1,
S. 360), Demosth. Phil. 1' (Druckfehler). — Nr. 10 (nicht im Jahresber.)
kleines lateinisches Fragment, hinterher von Plasberg und Ferrini als aus
Ulpian Lib. XIV (Dig. XXIX, 1, l) stammend identifiziert.
Zu Nr. 231 des von mir gegebenen Jahresberichts in ID, 257 ff.
(DidjTnos zu Demosthenes) ist nun die kleinere Ausgabe, vielfältig weiter
ergänzt und berichtigt, hinzugekommen; Volumina Aegyptiaca ordiuis I\’.
graminaticonim pars I, Didymi de Demosthene commenta cum Anonymi in
Aristocrateam lexico, recogn. H. Diels et W. Schubart, Bibi. Teubner., 1901,
56 S.
Th. Reinach hat das von ihm bereits 1903 publizierte Ostrakon is. d.
vorigen Bericht 8. 280f., Nr. 216) neu herausgogeben in den Papyrus Th. R.
(s. oben zu Afg.), Nr. 1, mit Faksimile. S. dazu G. Vitelli Atene e Roma
anno ATU p. 219 f.
Halle a/S. Ppiedricli Blaß.
Papyms-Urkiinden.
Seit dem letzten Referat (oben S. 300 — 313) sind eine große Zahl von
Papyrus -Urkunden herausgogeben worden. Ich stelle die Editionen von
größeren Sammlungen voran und lasse die kleineren Editionen, gleichfalls
in alphabetischer Ordnung, folgen.
I. Ägyptische Urkunden ans den königlichen Museen zu Berlin,
herausgegeben von der Generalverwaltung. Griechische Urkunden
IV. Band, 2. und 3. Heft, 1904 und 1905 (BGU.).
II. .lohn P. Mahaffy and .1. Gilbart Smyly, On the Flinders Pefrie
PapjTi, with transcriptions, commentaries and index. With seven
Autotypes. Royal Irish Academy. Cunningham-Memoirs Nr. XI.
Dublin 1905 (P. Petr. 111). Vgl. unten S. 511.
Vgl. Fr. Kenyon, Archaeological Report 1904/5 S. 64.
III. Theodore Reinach, Papyrus Th. Reinach. Papyrus Grecs et
Demotiques recueillis en Egypte, avec le concours de M. M. W.
Spiegelberg et S. de Ricci. Paris, Em. Leroux 1905. Mit
17 Tafeln (P. Rein.). Vgl. unten S. 521.
Vgl. 0. Vitelli, Atene e Roma VUI (190.5) Sp. 219ff. L. Mit-
tels, Zeitschr. d. Savigny-St. Rom. Ab. 1905. 8. 487ff. P. Vier-
eck, Bert phil. Woch. 13. Jan. 1906. Sp. 33 ff.
IV. Girolamo Vitelli, Papiri Fiorentini, documenti publici e privati
deir eta Romana e Bizantina. Fa.sc. 1: Nr. 1 — 35 con 6 tavol. in
fototipia, Fase. 2: Nr. 36 — 105, con indice e 9 tavol. in fototipia.
1905 — 1906 = Papiri Greco-Egizi pnbbl. ,d. R. Accademia dei
Lincei sotto la direzione di D. Comparotti e G. Vitelli, Volume
primo (P. Fior. 1). Vgl. unten S. 529.
Vgl. L. Mittels, Sav. Z. 1905 S. 484 ff. Kenyon aaO.
V. Carl Wessely, Corpus Papyromm Herinopolitanomm. I. Teil.
Studien z. Paläogr. n. Papvnisk. V. Leipzig, Avenarius 1905
(CPHerm.). Vgl. unten S. .538.
Digitized by Google
Ulrich Vr'ilcken: Papyras-TJrkunden
503
VI. L^on Barry, Un papyrns grrc, pötition des fermiers de Soknopaiu
Nesos au Stratege. Bulletin de l’Inst. fran?. d’Archeol. Orient. III.
Le Caire 1903. S. 1/16 (Seperatabz.) (P. Cattaoni U). Vgl. unten
S. .148.
VII. C. H. Becker, PapjTi Schott -Reinhardt I, mit Unterstützung d.
Großh. Bad. Minist, d. Just. d. Kult. u. Unterr. Heidelberg, Winters
Üniv.-Buchh. 1906 = Veröffentlichungen ans der Heidelberger
PapjTns- Sammlung III, 1. Mit 12 Taf. in Lichtdr. (P. Heidel-
berg 111.). Vergl. unten S. 551.
VIII. D. Comparetti, Epistolaire d’nn commandant de Parmec Rom.
en Egypte. Melanges Nicole S. 57/83 (Mil. Nic. 57). Vgl. unten
S. 552.
IX. A. Deissmann, Die Septnaginta-Papyri und andere altchristliche
Texte. Mit 60 Taf. in Lichtdruck. Heidelberg, Winters Üniv.-
Buchh. 1905 = Veröffentlichungen aus der Heidelberger Pap)Tus-
Sammlung. (P. Heidelb. I.) Vgl. unten S. 553.
X. (}. Oentilli, Dagli anticlii contratti d'aflitto. Studi ital. de filol.
dass. rol. XIII. Pir. 1905. Appendice II 8. 362/74 (Stnd. ital.
d. fll. cl. Xlll). Vgl. unten S. 553.
XI. G. A. Gerhard und 0. Gradenwitz, ’ßp?; iv nlarti. Philologus
LXIIL Leipzig 1905. 8. 498/583. (Philol. LXllI. S. 498.). Vgl.
unten 8. 554.
XII. Edgar .1. Goodspeed, A Group of Greek Papyrns Texts. Clas-
sical Philology I Nr. 2 (Chicago: The üniversity of €hig. Press).
April 1906. 8. 167/75 (dass. Philol. I). Vgl. unten 8. 554.
XIII. Edgar J. Goodspeed, Greek docnments in the Musenm of the
Xew York Historical Society. Melanges Nicole 8. 187/91 (Mel.
Nic. 187). Vgl. unten 8. 554.
XIV. Gradenwitz, Sehnbart und Vitelli, Eine neue ans
Ilermnpolis. Melanges Nicole 8. 193/210 (Mil. Nic. 193). Vgl.
unten 8. 554.
XV. Pierre Jonguet et Gustave Lefebvre, Papyrns de Magdola. Me-
langes Nicole 8. 281/8 (.Mil. Nie. 281). Vgl. unten 8. 554.
XVI. Ferdinand Mayence et Seymour de Ricci, Papyrns Bruxelleu-
sis 1, Pap. inedit. de la Bibi. Roy. de Bruxelles (Becto). Musee
Beige VIII (1904) 8. 101/17 (P. Brux. I). Vgl. unten 8. 554.
Vgl. Rob. de Uuggiero, Bolletlino d. Ist, d. Diritto Rom. XVI
(1904) 8. 193ff.
XVII. Seymour de Ricci, Letti’cs. Compt. Rend. de l’Acad. Inscr. et
Beiles Lettr. 1905 8. 160 ff. (Compt. R. de l’Acad. 1905). Vgl.
unten 8. 554.
XVIII. Seymour de Ricci, PapjTUS Ptolimaiqnes. Wessely’s Studien z.
Palüogr. u. Papyrusk. IV. Leipzig, Aveuarius 1905 8. 53/7 mit
1 Tafel (Stnd. Pal. IV. S. 53/7). Vgl. unten 8. 556.
XIX. Carl Wessely, Arsinoitische Verwaltnngsnrkuuden vom .Jahre
72 — 73 nach Chr. Studien z. PalUogr. u. Papyrusk. IV. Leipzig,
Aveuarius 1905 8. 58/83 (Stnd. Pal. IV. 58/83). Vgl. unten
8. 556.
Digitized by Google
504
II. Referate und Besprechungen
XX. Carl Wrssely, Die Papyri der öffentlichen Sammlnngen in Graz.
Studien z. Paläogr. u. Papyrusk. IV. Leipzig, Avenarius 1905
S. 114/21 (Sind. Pal. IV. 114/21). Vgl. unten S. 558.
XXI. Carl Wessely, Intrnmentam censns anni p. Chr. n. 245. Me-
langos Nicole S. 555/9 (M^l. Xic. 555). Vgl. unten S. 558.
Während des Druckes dieses Referates ging mir zu:
XXll. Ludwig Mitteis. Griechische Urkunden der Papyrussammlnng zu
Leipzig. I. Band. Mit Beitrügen von Ulrich Wileken. Mit 2 Taf.
in Lichtdruck. Leipz. Teubn. 1906 (P. Lips.). Vgl. unten S. 558.
I. BGU.
Das zweite Heft des IV. Bandes ist von verschiedenen Forschern ge-
arbeitet worden, Nr. 1032 — 1035 von L. Mitteis (Nr. 1033 zusammen
mit J. Partsch), Nr. 1036 — 1044 von Zereteli und Nr. 1045 — 49 von
J. Lesquier. Auch dieses Heft bietet, wiewohl meist bekannte Urkunden-
typen enthaltend, wieder manche neue, wertvolle Belehrung. Einzelne der
Stücke konnte ich inzwischen einer wenn auch nur flüchtigen Revision am
Original unterziehen.
1033 ist die rechte Hälfte einer Epikrisisurkunde, wie wir sie bereits
aus BGU 113, 265, 780, 847 kennen. Die Herausgeber schlagen für Z. 1
nach BGU 265, 2 die Ergänzung vor: (7ipoyga<ptj) ix rofiov inixqlauav
jHttp]xou xrl. Aber diese Ergänzung von 265, 2 beruht auf einer irrigen
Auffassung des Herausgebers, denn die ;rpo;’p«<prj kann doch nichts anderes
sein als die „Überschrift“ des betreflenden Bandes. Die richtige Verbindung
gibt 113, 1: ’Ex rdpou imxflaetov — ov TCQoyQuqpi]. Man könnte hiernach
das ( in 265, 2 nun in l'Avxi]yQa{(pov) auflösen wollen, aber am
Original sah ich, daß die Schriftspur am Anfang auf o, nicht i hinweist.
Ich vermute daher: l’An^6yQa{<pov), was schließlich auch besser ist als
dvn'ypnqpoi', denn «Ueser Text wird nicht einfache Abschriften, sondern Aus-
züge aus den Tomoi enthalten, von denen sie die Überschrift und ein Stück aus
dom späteren Text bringen. Auch hier in 1033 wird wegen der Größe der
Lücke in Z. 1 dasselbe Wort an der Spitze zu ergänzen sein. Da ich
ferner in 2 statt «[....]. ävd^etg las, schlage ich folgenden
Text vor:
ytro/uvov
( Anoyfatpov ix zöjiov imxqlaxmv Mäg]xov Povuliov J^Aovu^ov Jaö^iov At[yv^]~
ijj'fjidi'Oi'
[^nrouj, ov x:poyp(ß9P jj) ' Oi VKoycyQ(ufiiiivot) ovErpujt'oi 'Ptofiaiot xal ’Akf-
laväQitg x[«t]
Wie die Vergleichung der Urkunden zeigt, umfaßt das Zitat der npoyp«(pr;
zwei Sätze: 0» imoyiyQafifxivot — nageyivovxo — . "A 6e nagi&svxo —
ixäaxu) övofiaxi naguxuxai. Darauf erst folgt (gewöhnUch nach fi£#’ frtp«)
der Text, der aus dem röpoj zu einem bestimmten Zweck ausgezogen ist.
Daß nach meiner obigen Lesung die Alexandriner an dieser Stelle genannt
werden, modifiziert die bisherigen Deutungen. Es könnte nahe liegen, hier-
nach in BGU 113, 6/7 zu bilden statt oder «yfi. Eine
erneute Prüfung des Originals ergab mir aber, daß dTCElfcudcpot ganz
sicher ist.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden
505
In Z. 3 las ich ]v *[«]! lugoi. Das pfia<5[ oS']/vr£s imo erklärt, wie
mir scheint, das dt« in BGU 265, 13 etc. — 4 die Ergänzung eig Mifup]iv ist
schon durch die Wortstellung ausgeschlossen. — In 6 las ich ro]ü xoarla-
Tov statt loü. — In 7 las ich |os statt ] g, am Schluß aber
*«<J statt x«T. Da hier der Xame des Mannes zu erwarten ist, dem sie ihre
diMumnura übergaben, so wird hier Kii6[alta o. ä. zu ergänzen sein, jeden-
falls ein römischer Name. Der Vorschlag der Herausgeber x«i« würde
eine unmögliche Worttrenming ergeben. Aber auch die weitere Ergänzung
xarä Tc xm toü idiov IdJjou {«(Tpörtio I^tßaöxoi wird dadurch
beseitigt, daß am Anfang von 8 nicht \yov sondern ]lov steht. Auch
sachlich wäre viel dagegen einzuwenden. Daß Cassius, oder wie er beißt,
selbst ein procurator Augusti sei, glaube ich nicht, auch wegen der Größe
der Lücke. In welchem Verhältnis er zu dem procurator gestanden, darüber
wage ich keine Vennutung. — 11 Anfang sah ich ]tou. — In 12 ist
d(xf<]i(0|Ußtf sehr zweifelhaft. — In 13 las ich di vor rovs. — In 16 sah
ich: diSofu, iv' o « . f. ]|»; xcpjf x[..|. — In 17 steht vielleicht xo
lVr[«J« ^ (— xra) dixaxov (f). — 20 Anfang las ich jA/vou statt |fivot’.
Darin steckt der Name eines neuen Idiologus. — In 21 ist Arxgtavij (hinter
Ajxgi) nicht richtig. — In 25 las ich deutlich diio eig statt «(lojis. Es
bandelt sich um 2 Sklavinnen. — In 29 las ich ’/oiiOT[ov] toüj, in 30
f»)»(Ji roiif ldj’[ous?J gijdi. Die.s ist weiter zu prüfen. Zeile 35, von
der noch Spuren sind, war die Schlußzeile.
1034 ist eine Knoyga<pt'j über Landbesitz aus dem III. Jahrh. n. Chr.
In Z. 2 sah ich vor dem zweiten xot deutlich yü, was yv(fivaac(tfi^-
aai/xt) aufzulüsen ist. Danach kann in 3 nur i^rjy(tixevaavxt) er-
gänzt werden. Es entspricht den von Preisigke aufgestellten Regeln, daß
der Gymnasiarch a. D. vor dem Exeget a. 1). genannt wird. — In 6 ist
äax(fjg) nicht «0r(räcj zu ergänzen, denn da in Z. 4 Tvgavvog bereits mit
seinem alexandrinischen Demotikou genannt ist, so kann er nicht hier noch
einmal als .\lexandriner («oröjj bezeichnet werden. — In 8 las ich
xoi(vw;) fä (i'aov) statt x«r’ il(exaatv). — 10 Schluß xov — In
12 sah ich Jelo{v] statt — In 15 steht «pyup« ohne jedes Zeichen
der Abkürzung. Ich möchte es daher nicht zu ägyvga(uoißov) vervollstän-
digen, sondern dgyvgä, als Genetiv von dem Hypokoristikon dgyvgäg,
stehen lassen. Gerade bei den Gewerbenamen sind ja diese Kurzformen
außerordentlich häufig. Allerdings bleibt dabei dunkel, ob für
üp;-upo;rp«tt(s oder ä^yvgujtoißog oder aber BpyupoxoTroj oder was sonst steht.
1035 gehört zu den amü.santesten Stücken. Es ist der liericht eines
iigiiihixjQlxtjg an den Comes (V. Jahrh.), in dem er voller Stolz erzählt,
wie er einen zwischen den faijümschen Nachbardörfem Kerkesis und Üxy-
rhyncha ausbrechenden Streit — oder gar „Krieg“! — beigelcgt habe. Die
Leute von Kerkesis hatten die Fischer von Oxyrhyncha von dem Dferland
vertrieben. Gott hatte geholfen, daß kein Unglück dabei passierte. Da
hatten nun aber die von Oxyrhyncha sich revanchieren und mit jenen
kämpfen wollen. Der Schreiber hatte es aber nicht zugelasseu. Leider ist
die Orthographie des braven Mannes eine derartig mangelhafte, daß man-
ches unverständlich bleibt In Z. 9 glaube ich anders lesen zu sollen :
cOTfp» .. bietet Mitteis und vermutet Ich lese = änalgeiv
r
Digitized by Google
506
II. Referate und Beeprechungen
(aufljrechen, wie in P. Lips. 47,12 s. unt.). Auf die Konstruktion iroUuij-
aui fina wies ich schon oben S. 334 bei Besprechung der Silkoinschrift unter
Bezugnahme auf eben diesen Papyrus hin. — Z. 12 bleibt mir ander Stöj
oldtv noch völlig unklar. Die Lesung des Herausgebers [f]av ist nicht
richtig. Ist vxivxe vielleicht Dittographie für vxc? Ebensowenig verstehe
ich den Schluß von 13: tt;jt ist richtig gelesen, aber noch nicht erklärt.
Dagegen kann ich für 15/6 durch eine neue Lesung helfen: iva doitftjs
(st. äixäatjg) ttvxcbv &qov (= oqov, nicht oq(ov): „ich habe dir dies ge-
schrieben, damit du ihnen ein Ziel, ein Ende setzest“. Die Unterschrift in
13 lautet: /iianoxa pou xvqii.
1036 ist eine Klageschrift an den Strategen (vom Jahre 108 n. Chr.) wegen
Einbruch und Diebstahl. Der Test, den Zereteli herausgegebeu, bedarf noch
weiterer Nachprüfung. Die Anfangssätzo würde ich folgendermaßen verbinden:
Aoxqr\xlu)i — rxatfu bis pepfdoj. TTfi xj — ixiX(Wtiaev bis ^xoxotjxiog Dann la.s
ich weiter: ’£p[o]ö i'iovxog statt err[. .] . f j;ovr«s. — In 11 fehlt vor fv wohl
nichts: das vorhergehende v kann einen langen Schwanz gehabt haben. —
In 20 schien mir zu stehen, wie auch zu erwarten ist, nicht
x[{ll]<H. — In 23/4 steht wohl eher yivafiivtov. — Z. 24 und 25 habe
ich bis jetzt nur zum Teil heilen können. In 24 las ich fpoö an6 näXax
i'j'ovtos statt f.]m’Oü llfj ixovxi. Das Folgende vor xletdav bleibt
noch unklar. Statt des unverständlichen iivx(oi>) ? xijg yvtöfixjg
vermute ich etwa ävev (V) xtjg [fpfjJj yvcöfiijg, doch habe ich nicht ge-
prüft, ob avev möglich ist. Jedenfalls haben die Übeltäter sich den Raum
durch den Schlosser des Dorfes ohne Wissen des Petenten öffnen lassen. —
Z. 31 steht imdiäioxa da, was der Herausgeber aus imäiSaxe emen-
dieren will.
In 1037, einem avisführlicheu Teilungsvertrage vom Jabre 47, wird in
Z. 2 vor Epiph [/bpTiia/ou, nicht [’/ouA/ou zu ergänzen sein.
1038 enthält eine Reihe von Akten und Aktenkopien. Wiewohl links
und rechts viel fehlt, lassen .sich die Akten mit Hilfe von Parallelen wie
BGU 832 und Oxy. III 485 doch einigermaßen verstehen, ln Z. 5 ist rfjv
in öjtvvto [r^v ^Avxa>vf\vov Seil, tüjrtjv unerläßlich. Es ist auch genug Platz
dafür da, wofern nur, wie häufig, der Kaisernanie in der Schrift zusammen-
gezogon ist. — In Z. 3 wird ptrßdoOjjent rj) [t nach 17 zu
ergänzen sein. — In Z. 14 wird öu»’{xpfi'ßp£[v, nicht avi'(XQivd(u\^a zu
ergänzen sein. — In Z. 18 Ist nach Z. 25 jrpoffTtrcy(p{Voi;) zu vermuten.
— In 19 schreib ’A\gatvocC[xy. — In 28 würde ich nach 17 fvten;[/ro|
vorziehen.
1039 ist ein sprachlich und sachlich nicht uninteressanter Bericht eines
Outsverwalters an seinen Horm, aus byzantinischer Zeit. Da sind die Ar-
beiter, im besonderen die Kelterer von dem benachbarten Gehöft gekommen
und haben Lohn für 4 Tage gefordert, er hat aber nur für 3 gezahlt.
Der Ausdruck (cutcator Gloss.) erinnert an die nitägyptischen
Darstellnngen der Weinernte, in denen die Trauben mit den Ftlßen aus-
getreten werden. Nachher beklagt sich der Schreiber über den Männer-
mangel {XiiyavägCa = Xeitf/avägia, vgl. Hesych.). In Z. 7 wird doch wohl
kaum anders als d[iä] ergänzt werden können, etwa: d[in] x6 xxoiffial ps
t[Äj oder t[«] p.[ rijjp rpuyijj. Am 26. des Monats hofft er in der
Digitized by Google
CTlxich Wilcken: Papyrus-Urkunden
507
Frühe den Wein auf die Schiffe zu verladen (ergänze: ets rö jri[ora]
— Zu ^oiTtov xiUvaov in 8 bemerke ich, dali diese Verwendung von lomöv
zur Anknüpfung, die schon seit Polybios’ Zeit bekannt ist, hier zu Lande
sehr allgemein gewesen sein muß, da loinov in dieser Bedeutung auch ins
Koptische Ubergegangen ist.
Die folgenden Nummern 1040 — 1044 enthalten gleichfalls Privatbriefe,
aber aus der älteren Zeit (II. — IV. Jahrh.). Die Texte bieten nicht nur
wegen der z. T. großen Lilcken noch viele Schwierigkeiten. 1041, 16 ff.
lese ich nach dem Original folgendermaßen: Mi) iiiftq>ov (statt
fu tV todrra. Mc9' vyiag (= vyteiag, statt fie&vaig) iav 7t«pa[y/]v{;,
Ttavia 001 i’'9[r)]y^ao[ft]at xrl. In 21 sind hinter rtavraj heine Spuren,
die auf ein folgendes x«r’ ovofia hinwiesen. — In 1042, 1 ist die Ergän-
zung (id£ii)p]öf gerade wegen r») «[d£l<)pjj] in Z. 2 unwahrscheinlich. — In
1043, 25 ist die Lesung Ttayavog völlig gesichert. — Nr. 1044 gehört zu
den schlimmsten sprachlichen Monstren, die uns die Papyri bieten.
1045, wie die folgenden Nummern von J. Lesquier herausgegeben,
ist ein Ehevertrug von nicht gewöhnlichem Interesse. Daß wir hier einen
Obergang eines äy^agjog yäfiog in einen iyygaipog ydfiog vor uns sehen, da-
für haben wir schon manche Parallelen (vgl. BGÜ 183, 251). Aber neu
und für die schwebenden Fragen von Bedeutung ist die Tatsache, daß der
Ehemann hier erklärt (lO), die Mitgift schon seit einiger Zeit zu haben:
£)[»i< aop’ «ürij^ i<p’ *[«n]r[jj] frt «[dlat vrjt/ (die Ergänzungen
gesichert durch II 11). Wenn auch mit itulat auf eine nicht weit zurück-
liegende Vergangenheit hingewiesen werden kann'), so ist doch zu konsta-
tieren, daß die Mitgift schon vor dem formalen Abschluß des lyyqatpog ya/iog
vom Ehemann in Empfang genommen war, d. h. zur Zeit des j'«,uo; «ypa-
(pog. Die herrschende Ansicht, daß die nur dem yafiog i'yyQutpog zu-
kommt, wird trotzdem bestehen bleiben können. Denn einmal ist mit der
Möglichkeit zu rechnen, daß die vorher übergebenen Wertobjekto bei der
Obergabe noch nicht als iprpvij bezeichnet worden sind. Nach Analogie
von Oxy. II 267 erscheint es mir nicht ausgeschlossen, daß der Ehemann
damals seiner Frau eine cc^iop] ausgestellt hat, in der das Wort qngi'ij ver-
mieden war. Wenn er andererseits eine solche Quittung vorher nicht aus-
gestellt hat, so würde erst in der vorliegenden Urkunde darüber quittiert
sein, und zwar über <pegvi'j. Jedenfalls lehrt der Text, daß die Oborgabo
der Objekte, die die qpigvij ausmachen, nicht notwendig mit der
Vollziehung des eyyga<pug yäfiog zusammenfällt. Es können aber
zufällige, mit dem Wesen dieser Institution nicht zusammenhängende Hinder-
nisse gewesen sein, die hier die Vollziehung des wahrscheinlich schon bei
Übergabe des Objekts beabsichtigten yäfiog eyyga(pog verzögert haben.
Zum Text bemerke ich: In Z. 1 ist hinter 'AvzLygacpov our[ypa<j>ij,’]
nicht öevotxifffioö, sondern avvoixioiov hinzuzudenken. Vgl. oben S. 389.
Oder soll man avv\oixioiov\ ergänzen, seil. auyyga<ptig? — In Z. 7 ist nicht
[«opodffjj, sondern nach BGÜ 252,4 [npooüoi; zu ergänzen. Ebenso in II 9. —
In II 17 ist der Text korrupt: d:ioJ[ij[eci}] irci rtö laofiiv)\g aviiö xa'Jag Ttgoxet-
Tof Der Vorschlag des Herausgebers Ovl rrä ioofiivm fioi trägt nicht zur Klärung
bei. Gemeint sein kann hier nur ein Hinweis auf die Scheidung, denn nur
1) Vgl. auch meine Bemerkungen in der Festschr. f, 0. Hirschfeld S. 128.
Archiv f. Papjrraifortohung III. 4. 34
Digitized by Google
508
n. Referate und Besprechungen
in diesem Falle findet eine caroSoäig statt. Da außerdem diese Subscriptio
von einem fremden i'woj'poqpjvs geschrieben ist, der zum Schluß leicht aus
der 1. Person in die 3. überspringen kann, so möchte ich etwa verschlagen:
«rto(5m[o£t] ini iaofih'tjg avrwi ^Siatpogäsy-
Sehr wertvoll ist 1046, eine Liste von verschiedenen Beamten (ntpdx-
togeg aiuxäv und äpj'uprxö»') aus einem nicht genannten Dorfe des Faijüm
(vgl. das häufige iv xwitTj). Wir wußten schon früher, daß diese litur-
gischen Beamten aus der Zahl der von der Dorfgemeinde den Strategen
präsentierten Personen vom Epistrategen ausgelost wurden. Vgl. meine
Gr. Ostraka I S. 601 ff. Der vorliegende Text zeigt, daß die Ernennung
und Einsetzung der Beamten vom Epistrategen durch einen Brief vollzogen
wurde, der am Tage des Empfanges veröffentlicht wurde. Vgl. 111. 8: 'O fiiv
xortaOTaff(fl{) lü s ^ Aoxxilov ’OipflitavoO reC K(xm'<trov ^:uarp«n}jou
dl’ j :ri<jrol( ijs) xogiaOt'fi'orjj) xni 7rpoypo(q)£i(U;s) Mcaogi] 1. Der Empfänger
ist nicht genannt.
In ni 8 wird Aoxxtiog '0<piVuav6g für den 23. Aug. 166 (nicht 167!)
als der Epistratege genannt, der zur Zeit der Aufsetzung der Liste aktiv
war (s. oben). Für den 28. Mai 164 (nicht 165!) wird Flavius Gratillianus
genannt. Da dieser somit nicht mehr aktiv war, m\iß man in I 11 und
115 iiuaTQ^axrjyrjaavTog) auflösen, nicht (w<ijrp(aijß'oe). Der erstgenannte
Lucceius Ofellianus ist bereits aus CIGr. 4701 bekannt, worauf P. M. Meyer
hinweist. Auch die Prosopographia Romana gibt nichts weiteres über den
Mann. Durch diese beim großen Sphinx von Gizeh gefundene Inschrift
wird er in derselben Qualität als Epistratege für den 10. Mai 166 bezeugt.
So gut die beiden Daten zu einander stimmen, so ergibt sich doch eine
Schwierigkeit, insofern Lucceius Ofellianus nach dfm Papyrus für das Faijüm
Bestimmungen traf, also Epi.stratego der Heptanomis war, während er nach
der Inschrift, wie schon Franz hervorhob, als Epistratege des Delta zu be-
trachten ist, da die Gegend um den Sphinx (mit Berücksichtigung von
CIGr. 4699) zum Letopolites gehörte, der nach Ptolemäus zum Delta zählt.
Ich bedaure das Problem im Augenblick nicht weiter verfolgen zu können.
Interessante Aktenstücke aus der Zeit Hadrians bringt Nr. 1047. In
dem ersten hat der xwfioypogjuarfv; dasselbe berichtet wie die gleichfalls
befragten ßißkio(pvXaxfg (ähnlich wie in BGÜ 5 und ll). Also muß man
in n 7/8 schreiben: og x«l avxbg xavxct (nicht ravxa) xotg ßxßktO(fvkagi
7tQoa(pxovx]aag. Vgl. IV 17. In II 10 las ich am Original «voypoipctf Pai,
was hier auch allein passend ist, nicht (»wypd^foffai. In III 3 wird zu er-
gänzen sein: Idytav, dt’ wf*'] [dijiloürt«- — Wenn hier unter einer Ur-
kunde aus der Zeit des Hadrian in III 8 das Jahr einfach durch ^ ü// ohne
Nennung des Kaisers bezeichnet wird, wie das sonst erst am Ende des
Jahrhunderts üblicher wird, so ist dazu zu bemerken, daß wir hier nicht
das Originalschreiben, sondern eine Kopie vor uns haben. Vgl. die Über-
schrift des nächsten Aktenstückes III 9: "Aklifg.
In III 12 las ich xiaax {= ttöt) statt des unverstänSlichen raoot.
Vor -/r^Qovovg ebenda glaubte ich die Spuren auf xiijrov? deuten zu sollen,
also etwa: jw[pt t’x ?]xlijrous j;p6[vlous. Vgl. Rev. P. 21, 10. Doch das
bedarf weiterer Untersuchung. Dagegen las ich mit Sicherheit in 13
x'2[£T«l|ßS (st. ü[?t7To|]«), wie auch der Zusammenhang notwendig ver-
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrua-Ürkunden
509
langt. In 15 möchte ich ergänzen; fx/[l]£niJoj rg ümtixijaci r&v x[«t'ö] i'ov
e VTO>'(d[Ti po V. Der Raum wUrde für x[av6Jt'a>i' passen. Es wäre dies
freilich wohl die früheste Anwendung von canon.
Da der Hcrodes schon vorher genannt war, möchte ich in IV 2 lieber
inoii^ott [ttS] 'i/poid[t(t als i7toni<sü[ixt]v] ’H. ergänzen. Wieder sind es die
^i/JltoqpüIaxfj xäv {VxTi/fffwv, die um Auskunft über den ;rdpoj der Schuldner
angegangen werden. Vgl. hierzu BGÜ I 5 II 1 — 6 und BGU I 11. An
ersterer Stelle ist zu verbessern in Z. 5: xov yuQ Simuifitvov (seil, rrdpov)
frjpov tlvai 6fi<oi/vfio(v) statt 6ftiüvvfio(v). In BGU 11, 13 ff. aber möchte
ich, angeregt durch das äiaxeijifvov jxag’ avxoig des vorliegenden Textes,
jetzt ergänzen; JijXoüntv di«xE[f(;&(a] [deä roi) diaOx^^äfxaxog xfjg xtöfitjg,
ebenso in Z. 3 ebendort; d[tü toO dtaarpee/xaro; rgp] xdfirjg, und denke
dabei an das Edikt des Mettius Rufus betreffend xa iv xij xröv ^vxtgöEtoi'
jjißXio9ijxy diadxQoifiaxa. Wir lernen hieraus, daß in dem Kataster in der
Metropole jedes Dorf sein eigenes dttiorptaga hatte. Vgl. in dem Edikt;
xarä xdjtug. — 7 1. x[a]v xiva statt x«l xli'U.
In dem Kaufverträge 1048 las ich Z. 3 navaoQao[vxov statt Tlaveof/-
(jo[. . . Der Name ist dadurch interessant, daß er uns zeigt, daß auch das
heilige Krokodil nach seinem Tode mit Osiris vereinigt wurde, als Osiris-
Suchos, parallel dem Osiris-Apis usw. — Ln Z. 10 ist Suaxufiivov nicht zu
emendieren in duaxaXftivov. Vgl, Nr. 1053 ff. und P. Rein. 7, 11.
In 1049,2 streiche roij]. — In 13 werden 3 000000 Denare = 2000 Ta-
lenten gesetzt. Also 1 Denar = 4 Drachmen.
Im Gegensatz zu dem hunten Inhalte des 2. Heftes hat das von
W. Schubart gearbeitete 3. Heft einen einheitlichen Charakter. Die hier
publizierten Stücke haben zunächst alle dieselbe Herkunft Sie sind sämt-
lich losgelöst aus den Mumienkartonnagen, die 0. Rubensohn in den
letzten Jahren durch seine sehr erfolgreichen Ausgrabungen in Abusir el-
Melek (unweit des Einganges zum Faijüm) für das Berliner Museum ge-
wonnen hat. Der alte Name, der noch in dem heutigen Abusir erhalten
ist, begegnet in 1061, 8; BovatQtg. Die hier edierten Stücke gehören aber
auch inhaltlich zusammen, insofern sie mit Ausnahme der beiden letzten
sämtlich Eingaben an eine und dieselbe Person darstellen; nQit>xäQ-/cot rröt
fnl rov xQixtjQiov, sämtlich aus dem 17. Jahre des Augustus. Daß mau
überhaupt noch in Augustus' Zeit Mumiensärge aus Papyrus zusammen-
geklebt hat, ist eine neue sehr erfreuliche Erkenntnis, da bisher die' An-
sicht verbreitet war, daß man nur im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. diese
Technik gekannt habe. Mit der neuen Erkenntnis wachsen bedeutend unsere
Aussichten auf weitere Papyrusfunde in den Nekropolen. Da Schubart mir
sagte, daß sich im Berliner Museum noch eine große Anzahl ganz ähnlicher
Urkunden aus demselben Funde befinden, und da er erfreulicherweise die
Absicht hat, alle zusammen in einer besonderen Publikation mit eingehen-
dem Kommentar vorzulegen, so will ich mich hier nur auf ein kurzes
Referat beschränken.
Nr. 1050 — 1059 sind sämtlich im Bureau des genannten UfcaxuQxog
angefertigt und aneinander geklebt Ordnet man die Stücke chronologisch
und beachtet dabei Schubarts Angaben über die verschiedenen Hände, so
ergibt sich folgendes Resultat; am 4., 5. und 7. Pharrauthi sind Nr. 1058,
1055 uud 1053 von einer Hand, sagen wir von erster Hand geschrieben.
S4*
Digitized by Google
510
U. Referate und Beepiechungen
Am 14. ist 1057 von zweiter Hand geschrieben, die auch 1050, 1054,
1059 (alle ohne Tagesdatuui) angefertigt hat. Am 20. und 22. Pharmuthi
sind 1052 und 1056 von dritter Hand geschrieben. Man gewinnt daraus
den Eindruck, daß im Laufe des Monats die verbchiedenen Schreiber des
Bureaus einander abgelöst haben.
Die Urkunden sind formell Eingaben (vTiOfivj'/fttiia) betreffs Verträge
von verschiedenen Personen an jenen Protarchos als den trei roü xgiTt/iiiov
gerichtet. Zumal auch hier die Formel Alvj’xmpff xrl. durchweg gebraucht
wird, erinnern diese Urkunden formell an die bekannten Eingaben an den
dgiiä^xaazi'ii, der ja auch durch seinen weiteren Titel ztgog ry tnj/ifiUi« tö)e
xai imv äHoji' xgix ygitav in Parallele zum Protarchos steht,
vielleicht sein alexandrinischer Vorgesetzter ist (?). Doch auf die schwierige
Frage der juristischen Natur dieser Urkunden will ich hier nicht eingehen,
da wir von Schubarts Oesamtpublikation Klarheit darüber erwarten dürfen.
Ich beschränke mich hier auf einige Einzelbemerkungen.
Die ersten drei Nummern enthalten EhevertrSge, die manches Neue
lehren. Ich habe bei Behandlung des illtesten Ehevertrages (Archiv I S. 490)
in den bisher vorliegenden Texten einen Paragraphen vermißt, durch den
die Strafe fixiert wäre, die die Fniu im Falle der Ultertretung trifft. Wenn
auch meine Vermutung über den Inhalt dieses Paragraphen nicht bestätigt
wird (vgl. dazu Ruggiero, Sul matrimonio S. 8), so bieten doch diese neuen
Texte nunmehr an der von mir bezeichneten Stelle den vermißten Para-
graphen, und zwar des Inhalts, daß die Frau im Falle der l.bertretung
nach vorhergegangener richterlicher Entscheidung der Mitgift
verlustig gehen soll: r.ai avrfjv Toilrwi' rt dtunguiufisirtjv xgt&eidav
ai(gia9ai rfjf (piovyg (1050, 23 ff.). Erst jetzt haben wir ein volles Bild
von den Rccbten und Pflichten der Eheleute. Ich will nicht unerwähnt
lassen, daß kürzlich K. F. Schmidt (Elberfeld) in einem populären Vortrag,
ohne noch BGU 1050 zu kennen, die Vermutung ausgesprochen hat, daß
die Frau in jenem Falle die Mitgift verloren habe.*) — Auch sonst enthalten
diese Ehevertrüge noch neue Bestimmungen, wie über das ngoaituov und
den Vertrag vor den ugo9vzat, doch soll hier aics obigen Gründen nicht
näher darauf eingogangen werden.
In 1050, 30 ist sicher ms uv, nicht a iäv zu lesen. Ebendort ist vor
xgt9iji durch ein Versehen xoiv&g ausgelassen.
Damit nicht aus der Notiz Schubarts zu 1052, daß der Text auf der
Rückseite steht, etwa geschlossen wird, daß hier eine Ausnahme von meiner
Regel über Recto und A’erso vorliege, bemerke ich, daß auch das Rocto
beschrieben ist, daß also die Rückseite zu dieser Kopie benutzt worden ist,
weil die Vorderseite schon verwendet war. Ebenso hat auch die Unter-
suchung der anderen Nummern mir ergeben, daß überall die Theorie von
Recto und Verso beobachtet worden ist. Die Beschreibungen des Heraus-
gebers sind nach dieser Seite z. T. (namentlich bei 1059) nicht ganz klar.
In den Darlehensverträgen ist historisch interessant die Bestimmung,
daß nicht ein „hohler“ Tag gemacht werden soU: fiijäifiCav yfiigav
xoUtjv :roj>jö«(i«vos. Da „hohle“ Tage nur im macedonischen, nicht im
ägyptischen Kalender Vorkommen, der macedonische Kalender aber zu
1) Das humanistische Gymnasium 1906 I S. 43.
Digitized by Google
nrich Wilckcn: PapyniB-ürkunden
511
Augustus’ Zeit längst außer Praxis war, so scheint es, daß sich hier Formeln
aus viel älteren Zeiten erhalten haben. Daß das Verbum KoiXaivto hier präg-
nant in diesem übertragenen Sinne gebraucht wird (1053, 27 ; litv
rjaifttg xoiXctvcoOiv), scheint ohne Beispiel zu sein. Ganz originell sind auch
die folgenden Strafbestimmungen (ä;rutf|aovj in Z. 30) und weiter die Be-
stimmungen über das /it] xnTag;fv^ia9ai in Col. II, 4 ff. Hier ist noch vieles
dunkel. Da das r/ in mdxi^g korrigiert ist aus ij, so ist vielleicht M nlaicig
gemeint? Auch diese Bestimmungen machen mir einen altertümlichen Ein-
druck. — In 1058, 31 ist natürlich rtopudrjldfouo«;' gemeint Vgl. Z. 10.
Nr. 1060 und 1061 sind Bittschriften, die an einen vTtoazffärtjyog ge-
richtet sind. In 1060 stehen am Schluß 3 Zeilen von zweiter Hand, die
noch nicht klar sind. Das erste Zeichen ist nicht ein Kreuz -f , sondern die
Verbindung von y mit p: Ich lese danach; r'p(«tgov) Sliovi agittpiodm)
xöv ß(po)ptxö(r«) TO tduipog xoT<ri'r^(<jß() (statt xo . . . . t’^). Das ist also die
rnoj’paqpij, durch die der i'jroorpö'ri/j'og die Bittschrift erledigt. — In
1061, 22 las ich öx{]tu/«.
Diese Texte aus Abusir el-Melek gehören ohne Zweifel zu den merk-
würdigsten, die in letzter Zeit bekannt geworden sind. Man darf Schubarts
Gesamtpuhlikation mit Spannung entgegensehen.
II. P. Petr. III (vgl. S. 502).
Der vorliegende stattliche Band bietet zweierlei: eine Revision der
Lesungen der von ^lahafiy früher herausgegebenen ersten beiden Bände der
Petrie-Papyri und eine Neuedition von damals noch nicht publizierten Texten
derselben Gruppe.
Daß die sehr verdienstvolle editio princops Mahaffys zahlreiche Irrttlmer
bot und einer gründlichen Revision bedurfte, war Eingeweihten schon lange
bekannt^), und tritt in dem vorliegenden Bande deutlich zutage: es gibt
kaum einen der früher edierten Texte, zu dem nicht wrichtige Korrekturen
beigestenert wären. Diese Korrekturen stammen zum Teil von Mahaffy
selbst, zum größeren von Smyly und anderen Forschem. In den meisten
Fällen sind nur die Korrekturen mitgeteilt, seltener ist ein Neudruck des
ganzen Textes gegeben. Wenn es auch besser gewesen wäre, die sämtlichen
alten Texte neu zu drucken und so die früheren beiden Bände überflüs-sig
zu machen, müssen wir doch auch für die gebotenen Zusammenstellungen
dankbar sein. Die Benutzung ist freilich dadurch erschwert^ daß zu diesen
Korrekturen noch wieder nachträgliche Korrekturen geliefert sind, so auf
p. IX — XI (von den Editoren zusammengestellt), p. XI — XIX (neue Lesungen
nach dem Original, von mir beigestenert) und p. XIX — XX (Korrekturen
von Hunt). Wer sich also orientieren will, ob ein bestimmtes Wort in den
Petr. Pap. I oder H richtig gelesen ist — und es ist dringend geraten, sich
11 Meine erste Besprechung in den GötL 0. Anzeigen (1896) stützte eich nur
auf die Facsimilia. Den wahren Sachverhalt erkannte ich erst hinterher an den
Originalen (1896). Anf diese Revision geben meine Korrekturen in den Ostraka
und sonst zurück. 1906 hatte ich noch einmal Gelegenheit, einzelne Stücke zu
revidieren. Hier konnte ich auch die von Smyly mir freundlichst anvertrauten
Aushängebogen, soweit sie damals Vorlagen, nochmals mit den Originalen ver-
gleichen. Die Resultate teilte ich ihm für die Addenda mit.
Digitized by Google
512
II. Referate and Besprecbun^n
immer erst zu vergewissern! — , der mnß zunächst durch die Konkordanz
auf S. 388/9 feststellen, welche Nummer das betreffende Stück in dem vor-
liegenden Bande erhalten hat. Dann muß er diese Nummer suchen — und
sie zu finden, ist in vielen Fällen außerordentlich zeitraubend, da die Her-
ausgeber die behandelten Stücke nicht etwa mit durchlaufenden Nummern
versehen haben, w-as das einzig Praktische ist, sondern größeren Gruppen
eine Nummer mit vielen Unterabteilungen gegeben haben. Um z. B. das
Wort iQyolaßiag auf S. 109 zu zitieren, muß man schreiben: 42 F (c) 15!
Dabei muß man erst von S. 109 bis S. 102 zurückblättern, um zu finden,
daß es sich um Nr. 42 handelt! Man wird gut tun, bei Zitaten — ähnlich
wie bei Kenyons t'ataloguos — zur Sicherheit vor allem die Seitenzahl
zu geben. Hat man nun endlich die Nummer gefunden, dann muß man
noch in den vorgebundenen Addenda et Corrigenda nachsehen, und zwar
an drei verschiedenen Stellen, p. IX — XI, XI — XIX und XIX — XX, abgesehen
von den Korrekturen, die nun auch wieder hier im Archiv und anderwärts
folgen werden.
Die editio princeps der neuen Stücke verdanken wir J. Gilbart
Smyly, der mehrere Jahi'e ernstesten Studiums der Entzifferung der Petrie-
Papyri mit bestem Erfolg gewidmet hat. Wahrscheinlich wird auch hier bei
immer wiederholten Revisionen des Originals hier und da noch manches zu
bessern sein, aber im großen und ganzen dürfen wir diese Erstpublikationen
von Smyly mit großem Vertrauen benutzen, da sie die Frucht langjähriger
Arbeit sind, und Smyly heute ein perfekter Leser ist. Ihm verdanken wir
auch die sorgsamen Indices. Nach dem Vorwort auf p. VII scheint es, als
wenn nunmehr eine vollständige Publikation der Petrie-Papyri beabsich-
tigt gewesen wäre. Das ist allerdings nicht ganz ciTeicht. Unter meinen
Kopien von 1895 und 1903 finde ich einige Fragmente, die hier noch nicht
Aufnahme gefunden haben.
Der Urkundenpublikation ist vorausgeschickt eine Abhandlung Mahaffys,
in der er sich gegen die von E. Bevillout in den „Melanges“ gegen ihn ge-
richteten Angriffe wendet. Auf die Polemik gehe ich nicht ein. Sie haben
sich gegenseitig ihre Publikationen gesäubert. Peccatm’ intra et extra muros.
Aber die Angriffe auf die Ehrlichkeit eines vollendeten Gentleman wie
Mahaffy haben wir aUe lebhaft bedauert. Sachlich ist von besonderem In-
teresse die Nenedition des Par. 63 (S. 18 ff.), den Mahaffy mit vollständiger
Übersetzung und Kommentar vorlegt. Was ich an Lesungen für diesen
Text bei einer Revision im Jahre 1887 gewonnen hatte, konnte ich hierzu
noch beisteuern. Die nicht unbeträchtlichen Korrekturen aber, die ich erst
jetzt 1904 bei nochmaliger Revision gefunden habe, muß ich mir für die
Neubehandlung dieses wuchtigen Textes Vorbehalten, die in den „Urkunden
der Ptolemäerzeit“ demnächst erscheinen wrird.
Bei der nun folgenden Besprechung der Textpublikation kann ich mich
kürzer fassen, da ich, wie bemerkt, meine Teitbeiträge meist schon in der
PubRkation selbst gegeben habe.
Die erste Gnippe (1 — 19) umfaßt die Testamente, die bei ihrem Er-
scheinen so berechtigtes Aufsehen gemacht haben. Nur sind hier noch
einige neue Stücke hinzugekommen, abgesehen von den zahlreichen Koixek-
turen zu den alten.
In 4 (2) S. 7 scheinen mir die Namen der Zeugen noch nicht klar-
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyxua-Ürkunden
513
gestellt zu sein. Wenn man beachtet, daß die Signalements innerhalb einer
und derselben Urkunde nach einem festen Schema gegeben werden, so wird
man in Z. 7 hinter Jouj ctQtatCQov einen Punkt machen und in dem folgen-
den Kleiv (etwa den Namen des dritten Zeugen sehen (vgl.
z. B. S. 12, 39). Ebenso wird in Z. 12 nicht sondern IIvgQog als
Name des sechsten Zeugen zu fassen sein, da die Angaben über die Haut-
farbe nicht hinter den Narben zu stehen pflegen. Zwischen Z. 13 und 14
ist übrigens ein breiter freier Raum.
Zu S. 16, 15 trage ich noch nach, daß wohl eher jtcoi als ]rciu zu lesen
ist — der Name des Sohnes.
Für 11, 15 S. 21 schlägt Smyly Avatfi]äxiiog vor. Ich weiß nicht, ob
dies als Demotikon schon überliefert ist. Dagegen kommt öfter 'AvSgofux-
jjtios vor. In dem neuen Stück 1.3 (a) 28 S. 26 ist [e«.. .]q( zu ergänzen,
denn mit 0a... ebendort ist dieselbe Person gemeint. Vgl. 11, 19.
Leider stoße ich erst jetzt — zu spät für die Addenda — in meinem
Handexemplar von Petr. I auf die Notiz, daß das Fragment, das jetzt
Petr. 111 17 (a) ist (= Petr. I p. [42]), zu Petr. 111 14 (= Petr. I 17 (1))
gehört. Setzt man die beiden Stücke zusammen, so erhält man folgenden Text:
oülai?] | ulam luxtämoi xal ....
.... bgov Akc^avdQtvg tibv oxma> i7iifyji(v[a}v eig ötjftov ’Avögo]-
jiäxHOv äg ^1 fUaog i£uj;d|;;p(af xexca’bg oHij pivp xai]
(IX/iij xi7x’ ö<p9aXuuv dtgiöv. l KlXXtjg ’Avxiyövov Maxjfdmv
6 rag ^ X fiiaog fxeyiQsi ftiX Cjf^gxog xixavög Kca()odl[<(eros
Sijgafißog Kafifutvägov [0i/?J'pßibs xtjg iTXiyovtjg . . .
aii^tag Xoßoi «[rjän/ TXgoOxpv^itg ovXij v:td yiviioti. 2id[iu?]pos zf»jfi[*jrpt'ov]
’AXtgavdgivg tc5v outco) | inxjygivmv tig (5i;/i[oi' Av]xoSCkiiov
mg^Xt ufXlygcog axgoyyvXongoaonxogxpaxbg inl p[ivl gtjeip. Aig.vai[og ’AX'i]-
U) (pulov Xupjjvotfos] rijs far» yov?)g äg^- ju {ü|Ufy[£{tr;]g luXüy/giog
vnoaxgußixivlib>v cpaxb g fuxtinui iy d£äi[öv
Einzelnes muß am Original nachgeprüft werden. So weiß ich nicht,
ob in Z. 1 Jfulf so weit nach links gerückt werden kann. Das ocl^ in 3
bestätigt nun die Lesung iiXXij in 4. Ob die Vermutung [0ij]patog in 6 zu-
triflft, wird vom Raume abhängen. In 10 schreibt Smyly Oawv, doch ist
ein solcher griechischer Name nicht bekannt, auch schwer zu erklären.
Ich schlage daher etwa .4X]<patov vor.
In Z. 21 von Nr. 14 ist zu ergänzen: iv 'AXaßav9iö[t x^g 'HgaxXeiäov]
ftcgldog. Vgl. Wessely, Top. Faij. S. 32.
Ebenso sehe ich jetzt, daß das neue Fragment 17 (b) 8. 30 zusammen-
zusetzen ist mit Petr. 111 15 (= Petr. I XVII 2, 13 — 19). Die Zusammen-
fügung ergibt folgenden Text:
’E7Uxgm[ovg dfj | aigoviun [ßaaiXia IlxoXtfittiov]
xbv rixoXefialov xai ’Agaivoijg \ 9i&v 'AäeX<p&v [x«l ßaaUiaauv ££pfvi'xi]t>]
15 rfiv ßaaiXitog I7rol£paI[ov] | dd[£]lgp^v xoi yvfvaixa xot ra rouroj»']
xixva. Mügxvgtg' ’HgaxX\elöiig Mägxovog 0£o|[^c££og . . .
/£[ .... 7;i?]tläpjfTjg xXrjgovyovg ii'.g ^Xf £Üp£y£^»j[g . . .
xal oi'li) vjxig öcpgvv >axigä\i>. KiipäXmv Afax[£dcb>' . . .
ixxiXägirjg xl»jpoCj;og äg ^ o [ lgv9glag «Tpoy[a>v/og ....
r
Digitized by Google
514
II. Kefeiate und Bespiechnngen
Von besonderem Interesse ist das Testament 19 (c), das sehr detaillierte
Bestimmungen über die Anteile der Söbne und Töchter enthalt. Leider
bleibt auch nach der schönen Textverbesserung von Hunt (p. XIX/XX) noch
vieles dunkel. Namentlich die Bestimmungen über die Aussteuer der Töchter
{ixdCöoa^ai) mögen die Juristen beachten. Auch die Bevorzugung des
ältesten Sohnes ist von Interesse.
Es folgt die zweite Gruppe „Legal Documents“ (Nr. 20 — 26), die
z. T. außerordentlich wertvolle Urkunden enthalt. Die Fortschritte, die seit
der editio princeps gemacht sind, sind sehr erfreulich, und doch bleibt auch
letzt noch vieles dunkel. Zu Nr. 20 vgl. P. Foucart, Kev. Archeol. 1904
n p. 157/'71.
Viel Neues bringt die Publikation der Gerichtsprotokolle unter
Nr. 21. Durch die neuen Stücke aus dem Trinity College wird manches
geklart. Für die Geschichte der ptolemsiscben Justiz sind diese Urkunden
von hohem Wert, denn hier allein, wenn ich mich recht erinnere, begegnet
dieser griechische Gerichtshof der 9 Sixuazal mit ihrem jtpdtdpoi;. In formeller
Hinsicht ist von Interesse, daß die Protokolle regelmäßig in Duplikaten
ausgestellt werden: auf demselben Blatt steht es erst oben in flüchtiger
Kursive, dann weiter unten in sorgfältiger Schrift. Smyly stellt auf S. 43
die Vermutung auf, daß die erstere Schrift wahrend der Verhandlung schnell
hingeworfen sei, und dann die zweite später als sorgfältigere Kopie hinzu-
gefügt sei. Für diese Annahme scheint zu sprechen, daß in 21 g allerdings
in der flüchtigen Schrift (S. 49) Korrekturen verkommen, die in dem Duplikat
berücksichtigt sind. Aber es ist mir nicht g'auz sicher, ob man 21g (mit
seiner größeren Ausführlichkeit) auf eine Stufe mit 21 a — f stellen darf:
die letzteren bieten gar kein Detail, sind alle nach einem festen Schema
geschrieben und sind weniger Sitzungsprotokolle als vielmehr kurze Ver-
handlungstitel. Während also bei 21 g einfach Brouillon und Reinschrift vor-
zuliegen scheint, erinnert mich der Tatbestand von 21a — f an die Dupli-
zität des Thebanischen opzof ßaaikixog (Theb. Bank. 11, vgl. dazu Gerhard)
und der Hüterurkunden (vgl. unten S. 522). Sind etwa die ersten flüchtigen
Skripturen auch hier wie dort eingewickelt und versiegelt gewesen? Ich
möchte durch diese Hypothese nur anregen, daß die Originale daraufhin unter-
sucht werden. Für die Entzifferung von 21 g müssen wdr übrigens Smyly
unseren besonderen Dank aussprechen: die Tafel I zeigt, eine wie schwierige
Aufgabe hier zu bewältigen war, wenn auch das Duplikat etwas helfen konnte.
Aber der Inhalt hat die Mühe belohnt: der ’lovöatog rfjg f.vtyovijs (Z. 13)
und die feine Gegenüberstellung der königlichen äiaygafificera und der jcoüi-
Tixol vofioi (Z. 45 ff.) und vor allem der Einblick in dieses ausführliche
ProtokoU sind des Schweißes wert.*)
Auch die unter Nr. 22 zusammengestellten Akten aus dem Prozeß
gegen Attalos (darunter Zeugenaussagen!) sind von hohem Wert. Die
Verbesserungen sind hier so zahlreich, daß sich ein Neudruck sehr empfohlen
hätte. Zu meiner Korrektur iniXaßt zu (d) 5 trage ich nach, daß es zu
ineküßt[vo zu vervollständigen ist. Im einzelnen bleibt noch manches
1) In Z. 12 wird dfx]i] zu ergänzen sein. Wenn in der letzten Zeile des
Duplikate aufzulOeen ist no(l»ixov;), so ist der Text hier etwas anders als im
Brouillon.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden
515
zu tun übrig. Bei der Bekonstruktion von (b) und (o) muß sich noch
klarer herausstellen, daß (b) das Brouillon zu (c) ist (gl. 21g).
Ebenso haben die Akten über Serambos und Apollodoros ein wesent-
lich anderes Gesicht bekommen (Nr. 23). Bei Nr. 24, den Akten aus dem
Prozeß des Sotairos gegen Sosos, ist der Herausgeber gar zu wortkarg:
The fragmenis (c) and (h) fit iogetJiir, the final of avyygaipt} in (c) 10 is
preseried on (h), Io ihe left of I. 6, and both fragmcnt< arc to be placcd
immediatdy abovc (d). Wer wird sich hiernach, fern vom Original, ge-
trauen, die Zusammensetzung zu machen? Es hatte mindestens gesagt sein
müssen, daß in (c) 15 hinter 2ieüT[o]ip[6)]t in die erste Zeile von
(d) 1 gehört: das p von paq steht zur Hälfte auf (c), zur Hälfte auf (d).
Bei der Wichtigkeit des Stückes — es ist das Protokoll einer Gerichts-
verhandlung — setze ich den Text von Kol. I hierher, wie er sieh durch
das Zusaramcnflicken mir am Original herausgestellt hat. Gerade wenn man
sich nicht auf einzelne Korrekturen beschränkt, sondern den vollen Text zu
geben versucht, sieht man, wie viel — namentlich im Anfang — noch
fehlt. Mögen dem Original noch immer weitere Lesungen entnommen
werden.
5
10
15
20
25
24 (b) (c) (d), Col. 1. Oberer Rand abgebrochen.
• • • ] 'Avxtnq[
Z»)V()?]&£(ii5 J7Tol£f4aib[s] 7«rp[oxl]£ot;s
...] f l - ’AaKlijmöömqog
... J ...... «K . OS ümiXijg SioeplXqy(?')
... ]r . [ . . . ]v»j t . s AiovvaCoy
]■*[■• *./fl{]|tl[vdpoJt> vacat
. . . ] i'yvmfuv ogo^ToigovoOvies
[niql TT/g dfxjfjs ’^S tyqäV’uTO £dxatqog £d>aioi
xoT« tö fyJxljjuo x6dc XäxaiQog <J>(ox.tvg
] Zmamx K(U«o[(] r[^s] * 5t(j«tpj;/os) (ituxxovxaqovqiox) y.a9a
Iv • [ ] Jfop“ f^ov nv(ftOv^ ä(qxaß . .) x
] . . . . av,’yqa(pr]
’ ] . . d(qxaß . .)rv.
; ]■•
]...... .
[ Ji' Äor[a]r’p[a)]» ....[..] fu»piv[p.
[ pap]TupC( Ihaxaiqioi Aioylvtjg Seveovog
. . . . xrjg ^]n'iyot>fis naqwv lu ßeoyoviii xov
'Aqdtvoixov i'ojgoü xoü le^ jirjvbg Amiov
Jv imyqccxf>x]v yuqxvg ini
[ ]v x«<t’ }jv iödvnatv TÄüxaiqog Emam
[nupoO (ö(pr«jSos)]i, t^s dl avyyqa(pf/g <nppßyHTde/ö[ijs]
mxo XI A^Jtora/pov nal Eäoov xal ifxov xoti xäv avv-
[tn’iypoJqotvTtijv fioi fxaqxvqtov, fdamiv Ipfojt
.Zioroipos] xcä E&aog rijv avyyquipr^v »vqUtv xpvküaativ
] £:ri x6 dixaOti)piov Ecoxalqcot
] ■ Eciaov, xalfi ov ituqzvqtö
^ ] ev}’yqaf>ijg ävxfyqagia i« vnoj'tyq[a/i/xlva]
Digitized by Google
516 II- Referate und Besprechungen
30 [ ] röäs xal £ü>roi^oi xal üXko p(po$ ix
[toC? d(«j'p]crf»froros ov lauv pfpo; iddf 'Eitv rf[ . .
üuteu freier Rand.
Die ersten 7 Zeilen, die erst zum kleinen Teil sicher gelesen sind,
bieten die Namen der öixaaiai, die wie in Nr. 21 unter einem nQOiÖQog
getagt haben werden. Der Zt/i’d&ifug mag dieselbe Person sein wie in
Nr. 21. In Z. 8 beginnt das Protokoll über die Verhandlung. Für Z. 10
hatte icli auf p. XIV vorgeschlagen [^s lö Der obige Vorschlag
[xoTor tÖ iy]xlt]fia stützt sich auf Nr. 21 g 12. Wegen eben dieser Ur-
kunde Z. 13 ziehe ich auch meine Ergänzung [iöäveiOa] für 11 zunick.
Das lyxkijfia wird ebenso stilisiert sein wie dort, wo es heißt: Ju>\oi^tog
.... I . wv 'loväaiog imyovfjg 'Hqaxktlui *rl. So wird auch hier in der
Lücke nur ein Attribut zu ZüzaiQog (wie xljjpoöj|Oä o. a.) gestanden haben.
Auch !r«pw]v tür 21 ziehe ich zurück, da dies .schon in 19 ausgedrückt ist.
Das naheliegende av]i'i'Xfyi)ttq>i]v halte ich nicht für richtig, da hier der
avyyQaq>o(f>vka^ spricht, der die andern Zeugen als avi’imygozpivTog bezeichnet,
aber nicht sich selbst SO nennen wird. In 27 wird gestanden haben, daß
Diokles die ihm anvertraute avy^ga<fij erforderlichenfalls vor Gericht pro-
duzieren soll (etwa [xol im to diaxuarijotov). Das ist auch in
diesem Prozeß geschehen, wie aus (b) 6 f. hervorgeht, wo etwa folgendermaßen
zu ergänzen ist: xai xijg avyygaiptig iTtevlfyiktiatjg vtto ^loyivovg roö
öu;’)’pa](po()pvInxüg xvQiag xri. — Am Schluß von 30 scheint mir doch eher
z6v als roü zu stehen. Vor HcäzcuQog ist wohl ein Verbum ausgefallen?
Von Nr. 27 an folgen nun Petitionen und Korrespondenzen ver-
schiedener Art, darunter manches ganz Neue, aber auch in dem Alten ist
vieles neu. Zu (28 a) sind die Bemerkungen von Grenfell-Hunt, Teb. S. 462
nicht berücksichtigt worden.
In der neuen Eingabe Nr. 31 ist interessant, daß der Dorfschreiber
in seiner Eingabe an den Strategen sieh an erster Stelle als ßaOtkzxög
yfupyöj bezeichnet: es hängt dies mit den Privilegien dieses Standes zu-
sammen. Vgl. unten S. .Ißöf. In dem an denselben Jlann gerichteten Ein-
gaben wird er natürlich nur xuiioyQufiuazevg genannt. Vgl. Nr. 34 (a) (b).
Ebenso lernen wir durch mehrere Kom'kturen zu 32 (c) (= Petr. II
18, l), die ich versehentlich in den Addenda noch nicht mitgeteilt habe,
über die Privilegien der vTzozektig, der in den Monopolbetrieben Be-
schäftigten, etwas hinzu. Der Kläger .sagt von seinem Gegner (13 ff.):
x«|... .J xcTcypoviJoorj diü zl> ■un;[o]T{i[^]t ih’ai avzov xal düvaöOat
[gjt [i]a^£i[i' jrojp’ aüroü zb d/[x]a[toe] 8ict zov [d<]xaörj/pfoti, agim at 7[ö]v
(palvijzai ärc(X«l£Cä(ifi'[ov xil]. Also der Kläger sagt, er könne von
diesem wioirlijj nicht durch das ordentliche Gericht sein Recht bekommen.
Daß für die bTzoziktig besondere Bestimmungen betreffs der Gerichte
galten, wissen wir aus P. Teb. 5, 207 ff. Aber dies war uns durch P. Teb.
für die Zeit Euergetes’ II. überliefert. Es ist von hohem Wert zu sehen,
daß schon im UI. Jahrhundert die vnoze keig eine privilegierte
Klasse bildeten, ebenso wie die ^aoiAixoi ymgyol nach den vorhergehenden
Bemerkungen. Nun sagt uns der Text aber auch, welches Gewerbe der
Mann betrieb, denn in Z. 6 ist yva(piag statt ygaip^g zu lesen.*) Danach
1) Außerdem ist zwischen 6 und T xmgr,s eingeseboben.
Digitized by Google
Ulrich Wilckeii: Papyrus-Urkunden
517
dürfen wir auch die yvaipcig, die Walker, zu den vnoxtXttg zlllileu, d. h.
auch der Walkereibetrieb wird monopolisiert gewesen sein, und es ist zu
untersuchen, ob nicht in P. Teb. 5, 170 [yv«<p^n]s zu ergänzen ist, was
neben den no*ö(fOvg und ravvtpävTag nicht schlecht passen würde
Sehr erfreulich ist, daß unter Nr. 32 (f) weiteres Material zu der Klage
des Steuerpächters Apollonios gegen <I>ll(ovog tov ftfi('j;ovrof ftoi rijv (uglda
gebracht wird. Ich habe schon in den Grieeh. Ostr. I S. 540 die Ansicht
aufgestcllt, daß mit diesem Ausdruck nicht der Pachtgesellschafter , der
liixoxog, sondern der „zweite Pächter“ genannt sei (= fux' avxov tjftuv rije
Dies scheint mir nun bestätigt zu werden durch die hier zum
ersten Mal gebotenen Texte der Rückseite. Mir ist nicht zweifelhaft, daß
die erste dieser Eingaben, an denselben ApoUonios, eine spätere Emeueruug
der Klage gegen denselben Philon ist. Dann aber muß in Z. 6 notwendig
öu vt|et]lij9Öroj ergänzt werden, und das ganze lautet etwa: 'EmScoxä
cot ijdi;] iwofiv^j«ß[ro( x«to <Pi'X(ovog xov airvt^eijiij^oxog [fiot xrl. Also Lst
Philon in der Tat ein zweiter Pächter, nicht ein (u'xoxog. Es folgt aber
auch aus dem Schreiben des x((Ofio)yg(aftfiaxtvg) <l>iX(ay in Col. II. Smyly
hält zwar diesen Dorfschreiber für identisch mit dem von ApoUonius an-
geschuldigten Philon. Dies ist aber ausgeschlossen durch den Grundsatz
der ptolemäischen Steuerordnung, daß Beamte sich nicht an den Pachten
(noch an Ge.sellschaften etc.) beteiligen dürfen. Vgl. Uev. L. 15, 2 ff. Ist
der Dorfschreiber aber ein anderer Philon, so hindert nichts — und der
Zusammenhang legt es sehr nahe — in Z. 9 zu ergänzen: [(J/lJtav (statt
[Atltjta»') 6 TX^ayfiaxiiH/ityog xö [(pi'(l«xirixöt'] xrl. Auch hier wird er als
Pächter bezeichnet. Ist dies aber richtig, so gewinnen wir eine andere
Vorstellung von den Machinationen des Philon. Mahaffy hatte in Z. 8
[n-po]|tvtr gelesen, und so hatten wir angenommen, daß Philon die Steuer-
zahler freundlich an sich gelockt habe. Smyly liest statt dessen jetzt
. .[.|xfv| .Je», w'as leider noch unverständlich bleibt. Aber das iveyvfciaag in
Verso n. 12 zeigt uns jetzt, daß Philo vielmehr in unerlaubter Wei.se die
Steuerzahler geschröpft hat. Das eig xö Tdiov werden wir jedenfalls als
„für seinen eignen Beutel“ fassen. Zugleich ist diese Stelle von hohem
Interesse für die Frage, ob die ptolemäischen Steuerpächter das
Pfändungsrecht gehabt haben. Hier wird ihm vom Dorfschreiber nicht
das Ptändungsrecht schlechthin abgesprochen, sondern es wird nur getadelt,
daß er es uyev x&v nafä ’AgtaxoxQlxov (seil, loytvrräv) ausgeübt habe.
Vgl. außerdem äviv (seil, toö agycavov) in Recto 7. Der Text ist für
diese schwebenden Fragen von solcher Wichtigkeit, daß wir Smyly sehr
dankbar wären, wenn er ihn vollständig (einschließlich der tirelve und te>i
lines, die noch ungelesen sind) vorlegen würde.
Auch zu 32 (g) habe ich noch ein paar Korrekturen nachzutragen.
Recto (a) 16/7 wird zu ergänzen sein: iy6vaa[vxeg Aifivaiov (nicht
yliyvatov) — lötaxa[v (nicht Si dahinter). Das Datum der letzten Zeile
ist deutlich erhalten und lautet sechstes, nicht fünftes Jahr.(^c).
Auch in der nächsten Urkunde (b) ist das Datum (in Z. 2 ) c ^ = sechstes
Jahr, nicht s^-. In 8 aber las ich gfpr; xiva statt des unverständlichen
.spoufuvor.
Auf dem Verso derselben Urkunde las ich Z. 12 töii' tig röf^ ix-
9opi(ui'. Das Datum ^ c (— 6) ist völlig sicher. In Z. 13 las ich txo-
Digitized by Google
518
n. Referate und Besprechungen
fiiaaufjv statt rxopicapcv und in 16 ßa(a ilixov) yQ^aftfiaxitas) statt
xu(po)^p(app(ii/ca$). In 14 aber ist vielleicht ^<p>ia9« imaxaXxivat
(1. farföralx/vai) zu lesen.
Nr. 35 (a). Zu der Ergänzung [pj änö tfjs] reicht der Platz nicht aus,
wie ich bei der letzten Revision sah. Die Wiederholung von /u ist wohl
nicht nötig, und man kann schreiben; [fu]Ta7cinii>aa9al fu xai diia&oi
[tx rijs] g:v[il«]x^ff. — In dem Fragment (Ib) ist etwa zu ergänzen: [rvtt
liTj av(i]ßT,i (vgl. b 8). Die Unterschrift ’^ppwiJo ist von zweiter Hand ge-
schrieben.
In 35 (b) ist in 4 ipydri)v zu lesen, nicht tQyavtjv: es täuscht nur
der Vertikalstrich des zweiten x von xax&g in der daitlber stehenden Zeile.
Mein früherer Vorschlag «[ödaj] für Z. 6 war sehr schlecht: der Artikel
war hierbei nicht zu entbehren. Ich ergänze den Passus folgendermaßen:
ovit ipyctijv lauv tvgiiv Sia zijv ^v[£Oi]t5(J«v xaxiov toi) pßloxffeöttc»
n:[d>'t«s]. So meldet der Text von einer Epidemie, die es schwer macht,
Arbeiter zu finden («11« xaxi<f&agxul gou xb igyuaxTjQtov). Udi’xag braucht
man nicht allzu genau zu nehmen; „alle Welt“ ist krank.
Noch eindringlicher sind die Briefe von Gefangenen, die Smyly unter
36 (a) zum ersten Mal herausgegeben hat. — In 36 (b) IV 6 las ich
avvifiei^a statt avvtxttila, in 13 &axc (sic), in 16 t« ouv)(pi)o6'[ii/rn.
Mit 37 beginnen die Urkunden über public works. Auch hier ist
viel wichtiges Neues hinzugekommen. Unter anderem erfahren wir durch
die Rechnungen, daß die Arbeiter alle 10 Tage einen Feiertag hatten (vgl.
Smyly 8. 97).
Es folgt die Korrespondenz Kleons (Nr. 42) mit zahlreichen Korrek-
turen. Vgl. zu diesen und den anderen Briefen die Neuausgabe von
Witkowski, Epistulae privatae Graecae, die demnächst bei Teubner er-
scheinen wird. — Am Original sah ich, daß links neben dem Text
42 C (l) noch die Zeilenschlüsse eines vorhergehenden Textes erhalten sind,
den die Editoren nicht aufgenommen haben. Auch dies ist ein Schreiben,
in dem es sich um die 140 lorröpoi handelt (Z. 9). In Z. 6 sah ich das
Datum '-\A ß.
Von hervorragender Bedeutung sind die neuen Urkunden, in denen
die Vergebung öffentlicher Arbeiten berichtet wird, 42 F und 43 (2).
Sie sind voll von interessanten neuen Aufschlüssen.
Zu 54 (b) S. 159 habe ich mir am Original notiert, daß die Fasern
des Verso deutlich zeigen, daß Fragment (d) oberhalb von (o) anzusetzen
ist: es sind Fragmente einer und derselben Seite. Dann gehört aber auch
auf dem Recto Text (b) oberhalb von (d). Übrigens ist uns (d) Verso nicht
vollständig mitgeteilt; unten folgt noch der Anfang einer Abrechnung
über einen &caa(alog) (2 Z.) und rechts die Zeilenanfänge einer zweiten
Kolumne.
Bemerkenswert sind die Amtseide unter Nr. 56 (b) und (c), zumal
wir bisher solche nur aus der Kaiserzeit besaßen (vgl. Arch. I S. 8). Wenn
hier die Leute aasdrücklich schwören müssen, daß sie iin Amte nichts unter-
schlagen werden (j'oa<p<®a«9ot) und auch keine Unterschlagungen anderer
zulassen werden, so mag man damit das [xjoürf oürt [^]l«[i;)]£aj
der Labyadeninschrift vergleichen (Dittenberger, Syll.* II 438, 8). So
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrus- Urkunden
519
mußte auch der Ua&vtg in seinem Amtseide der Priesterschaft unter anderem
schwören, daß er sich nicht an den dem Gotte zustehenden Pachtzinsen
vergreifen werde. Vgl. P. Amh. 35, 27 (f*»j i(pütl>ca&ai tt&v ixcpoQlcov r»;;
yjjff xtI). Diese Stelle ist, wie überhaupt der ganze Text, von Otto, Priester
u. Tempel I S. 281, mißverstanden worden. Vgl. unten S. 525.
Unter 59 sind census papers zusammengestellt, darunter sehr wich-
tige Stücke. Die Häuserliste 59 (d) möchte ich nicht tlie earliest kmion
example of a tun oitilav cmoy^atpri nennen, da dieser Ausdruck bisher nur
für die Kaiserzeit belegt ist, inhaltlich auch eine andere Nuance hat.
In den bekannten accounts of vetturini (Nr. 61) begegnet zweimal
die Form cylotj&ivra. Vgl. (a) 12: eig iJtnov ivoyloviuvov fyloijO/vto lig
X^ioiv iXalov %y oivov xy. Vgl. (b) 13. Ich möchte mich der von Mayser vor-
geschlagenen Deutung = tyXoyijlXivza nicht anschließeu, denn oh dies „aus-
rangiert'* heißen könnte, ist mir sehr zweifelhaft. Es wird vielmehr doch
für ixXov&^vitt stehen, wie es wohl auch Mahaffy aufgefaßt hatte. Darin
bestärkt mich Polyb. 3, 88, 1 : ’AvvCßag — zovg fiiv i^TCovg rofg itaXawtg
oivoig dta li igi&cpaTtivae ttjv x«;|f£;fev at"rnJv xzX. Die Wunden
wurden also mit dem Wein ausgewasclien und mit dem öl bestrichen.
Zu 61 (i) 4/5 ziehe ich meinen Vorschlag, övriX(t[aluv lig zu ergänzen,
zurück.
ln der neuen Kechnung 62 (c) 8. 181 ergänzt Srayly Z. 1:
Toig g[öoj;o<b, vgl. Z. 5: roip ftoayoig (Artab.) xt. Aber die Spreu
pHegt nicht nach Artahcn, sondern nach Fuhren vermessen zu werden (vgl.
Gr. Ostraka I 754 f.). Nun vergleiche man Nr. 46 (4), 2 (S. 141): rijs
eig ifjv Tgo^r/v ic5r öXvgag. Hiernach ist cs mir sehr walir-
scheinlich, daß in unserem Text ojAup« statt ß];i;i'pa zu lesen ist, zumal
Smyly ja die Lesung von x selbst als unsicher bezeichnet hat — und X und
X sind leicht zu verwechseln.
Zu 64 (d) S. 185 wäre es erwünscht gewesen, wenn nun auch die
erste Kolumne, die schon Mahafly übergangen hatte, mitgeteilt wäre. Es sind
zwar nur die Schlüsse von 15 Zeilen, aber trotz der Kürze sind sie viel-
leicht auch für den publizierten Text nicht ohne Interesse. Die Geld-
summen am Schluß sind nämlich sämtlich identisch: in jedem Falle sind
39 Drachmen 2 Obolen gezahlt (111=) und zwar, wie es nach Z. 6 scheint,
in Kupfer. Da nun die publizierte Kolumne, deren Zeilenschlüsse fehlen,
eine Reihe von Auszügen ans verschiedenen öfioXoyua etc. enthält, so ist
vielleicht anzunehmen, daß auch hier für joden Posten 39 Drachmen
2 Obolen notiert gewesen sind. Durch die Gleichartigkeit der Summen
bekommen diese aber den Charakter einer gemeinsamen Gebühr, und so
lehrt uns der Text vielleicht, daß die Einregistrierungsgebühr damals
39 Drachmen 2 Obolen betragen hat. Möge dies weiter am Original ge-
prüft werden.
In 67 (a) S. 191 ist in Z. 4/5 wohl zu ergänzen: ägiw i]äv <Sot <paC-
vtjzat ypÄigort ai xa9tjxtt [rt^troi] zavza ttg rrpärnv xti.
Der Sinn des Verso von 69 (a) S. 195 ist noch recht dunkel. Es
scheint sich mir um ein (PachtVj-Angebot für ein Taubenhaus zu handeln,
denn in Z. 6 las ich im Original folgendermaßen: iHplazanai vfiiv iyyvz\-
aiiv niQiazijf&vog; in Z. 7: clvai ’i'ntpJJdlloi'i; in Z. 8: rb
Digitized by Google
520
II. Referate and Besprechungen
ßällov und in Z. 9: x«I xoiig iy-yv . . (ich weiß nicht, ob ^yyiiovf oder
iyyvijxuQ') x«tt<(Jrr](r<B. Oberhalb des Te.xtes stehen noch mehrere unpubli-
zierte Zeilen.
Der neue Text 70 (a) S. 196 bestätigt von neuem, was uns schon
P. Mag<l. 26 gelehrt hatte, (vgl. oben S. 308), daß xfpägtov — ähnlich
wie KQXctßtj und pttpijrrjf — Maße von sehr verschiedenem Umfang be-
zeichnet. Wenn schon der Magdolatext uns xcpttgin und xxtvxüyoa
kennen gelehrt hatte, so begegnen hier auch noch Keramien zu 7 und
8 Chus. Vgl. S. 434.
In 70 (c) S. 202 las ich am Original in Z. 5 anaxpiqov und in Z. 6.
nposayyt Ht [ror. Der mit 5 beginnende Text enthält also einen Befehl.
Mit 75 beginnen die reports on cultivation, die viel neues Inte-
ressantes bringen.
Zu Smyly's Ausführungen auf S. 219 f. über avvxagig möchte ich hinzu-
fllgen, daß avvxa^tg jedenfalls immer nur diejenigen bekommen, die in
königlichen Diensten stehen. Von den ^laioxdnijAoi (80) wissen mir schon
aus den Rev. L., daß sie dom königlichen Monopol dienten. Wenn daher
in 87 auch die ^vxonoioi eine ouiTßjts erhalten, so sehe ich darin eine
Bestätigung der Ausführungen von Grenfell-Hunt in P. Teb. S. 48 f., die
aus P. Teb. 5, 173 mit Rocht geschlossen haben, daß auch die Bier-
brauerei monopolisiert war.
Ganz neue Aufschlüsse bringen die unter Nr. 107 zusammengestellten
Urkunden über Fährgelder. Ebenso sind für das Steuerwesen sowie für das
Heerwesen von großem Wert die Texte unter 108 ff. Ich hoffe, bei anderer
Gelegenheit genauer darauf eingehen zu können.
Die sehr interessanten Quittungen der rttvxlijpoi unter Nr. 116 können
noch weiter gefördert werden. Namentlich ist P. Lond. II S. 99, eine
Parallele aus der Kaiserzeit, heranzuziehen, worauf ich schon im Archiv I
S. 145 hingewiesen habe. Die erste Quittung ist etwa folgendermaßen
herzustellen :
[B«](Jnlfiio>>TOs Tlxolxfialov xov \^TIxoUfutCov xoi 'A^aivöijg]
&tü)v 0do7tax6^v Xo[/«j; 6fioloy(i ]
vavKhjQog totf roC IJolvxQÜxovg f ifißtßltja^ai ini roii|
xuxa 77ro[l.]ff»c(Wa oppou töffrt [ti’s ’Alx^tevJgiiav
5 Xtxtov n|ßpd A](ogüovog xov aixolo)'ovvx[6g xxvag rör :rfpi|
Bovßuax\ov] T(wto>a äip ov 7tap£[üijJ(p£v [
€tg xöv äyogaaxbv xol lö a . . [. . .] [ «jrb röv]
yivtifiuxav xov Ttvgov xaffapoü X£x[oSX£><£V(a£vou
77t[£txo<y|roü a(gxdßag') ivttx[oaUtg /] T fiixgcot [. . .
x«( ov9ev ivxalß).
Die nächste Zeile, die bei Mahaffy überschlagen ist, lautet: "Alio, als
Ül>erachrift für die nächste Quittung. Entsprechend ist auch dort Z. 13
ifißfßXija9ax] zu ergänzen und in 14/5 ojtoloj'üvj eroj tö ]
igyaaxiigiov. Vgl. hierzu P. Teb. 159, 4: xoig aixoXoyoCai xö jtspl av(xrjv)
ig}a(axi'^giov), wozu bereits Grenfell-Hunt S. 402 auf unseren Text ver-
weisen. ln 17 1. x[fxoax(v£vgEvoe, in 19 steht das Artabenzeichen
vor Ixaröv, und darauf xtaaagag, nicht r/rrapoj. — ln der dritten
Quittung las ich in Z. 23 x£pxo]ilpou, toüro dl x6 xi(gxovgov) ö(prß-
flöiv) f’ (“ 7000) [. Der Text bedarf noch weiterer Nachprüfung.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden
521
Doch das Wichtigste von allem steht am Schluß, die Xeuedition des
berühmten „Berichtes“ über den dritten Syrischen Krieg (144). Zu
den schon edierten drei Kolumnen i.st hier noch eine vierte hinrugefligt,
die die ganze Affaire in einem neuen Lichte erscheinen läßt, denn alle
Wahrscheinlichkeit spricht dafür, wie die Herausgeber darlegen, daß hier-
nach der König Euergetes I. selbst der Verfasser dieser Darstellung ist.
Auch jetzt bleibt noch manches Rätsel zu lösen, doch muß ich mir zur
Zeit versagen, genauer auf die Streitfragen cinzugehen. Inzwischen ist die
vierte Kolumne gleichzeitig von A. Wilhelm (Jahreshefte d. Ostr. Arch.
Inst. 190.5, Beibl. p. 123) und M. Holleaux (Bullet. Corresp. Hell. 1906
S. 330 ff.) — im wesentlichen übereinstimmend — vortrefflich hergestellt
worden. Die ersten Herausgeber hatten sich durch die Annahme, daß rechts
viel fehle, den Weg verlegt.
In einem Appendix bietet Smyly eine Keuedition des Pap. Par. 66
und eine eindringende Studie über Naubia und Aoilia. Die von mir bei-
gesteuerten Lesungen stammen von einer Revision aus den achtziger Jahren.
Inzwischen habe ich bei einer erneuten Revision 1904 noch weitere Lesungen
gewonnen, die ich in den „Urkunden der PtolemUerzeit“ mitteilen werde.
Die sieben Tafeln, die gut gelungene Photographien bieten, sind ge-
eignet, denen, die es noch nicht wissen, zu zeigen, wie schwierig unter Um-
ständen ptolemäische Cursive zu lesen ist.
III. P. Reiiiaoh (vgl. S. 502).
Theodor Reinach bietet in einem stattlichen Bande die Publikation
von 65 Papyri, die er im Winter 1901/2 in Ägypten erworben hat: 58
davon sind griechisch, 7 demotisch. Die griechischen Texte hat er selbst
herausgegeben, bei der Entzifferung unterstützt von Seymour de Ricci;
die demotischen sind von W. Spiegelberg ediert. Sehen wir von den
6 literarischen Fragmenten ab, die an anderer Stelle zu be.sprechen sind, so
gehören die griechischen Urkunden 7 — 40 der ptolemUischen, 41 — 58 der
römischen und byzantinischen Zeit an. Die ptolemäischen Urkunden (Ende
des 2. Jahrh. v. Chr.) stammen sämtlich aus einem Funde, und zwai’ aus
dem durch Jouguets und Lefebvres Ausgrabungen uns in letzter Zeit be-
kannter gewordenen mittelägyptischen Ort Tehneh, dem alten Tfji'ig xtii
’Aniö^iog, in dem xoTTOg des 'Gpgo.Tol/Tzjj. Dagegen stammen die
jüngeren Urkunden aus dem Faijüm und anderen schon bekannten Fund-
stellen. Der Editor verdient unsem lebhaften Dank für die sorgfältige
Herausgabe und eindringende Erklärung der zum großen Teil sehr inter-
essanten Texte.
Der Edition ist eine Einleitung vorausgeschickt, in der in 7 Para-
graphen wichtigere Fragen, die durch die ptolemäischen Texte aufgeworfen
werden, im Zusammenhang behandelt werden.
Im § 1 (8. 19 ff.) wird im Anschluß an die Familienverhältnissc des
Dionysios, des Sohnes des Kephalas, der in allen diesen Urkunden von
Tehneh (mit einer Ausnahme) eine Rolle spielt, das alte Problem der »kij-
povjjot resp. xdroixot und der tijg iniyovTjg wieder aufgenommen. Ohne hier
in die prinzipielle Frage eintreten zu wollen, zu der auch alle anderen
neuen Texte, namentlich die von Magdola, herangezogen werden müßten.
/
Digitized by Google
522
II. Referate und Beeprechnngen
möchte ich gegenüber den Ausführungen auf S. 20/1 (vgl. auch Viereck
a. a. 0. S. 35) nur Eines bemerken, daß es durchaus nicht erwiesen ist,
daß der Vater des Dionysios tot war, wahrend Dionysios noch rijs tmyoyfjg
war. Wenn dieser als xvgiog seiner Mutter auftritt, so kann damals der
Vater auswärts dienstlich beschäftigt gewesen sein. Andererseits, wenn
Kiipalo; in Nr. 7, den Beinach mit Recht dem Ketpaküg gleichsetzt, im
J. 141 auch noch keinen xlijpo; hatte, so kann er doch in den mehr als
20 Jahren, die zwischen diesen und den Urkunden seines Sohnes liegen,
einen xl^pos erhalten haben. Ich kann somit nicht finden, daß das von
Beinach vorgelegte neue Material die These erschüttert, daß die fjti-
yovfjs beim Tode des Vaters xlt;govj;o« wurden. — Da auch hier wieder
S. 21 mit einer nach meiner Ansicht falschen Ergänzung von Grenfell-Hunt
operiert wird, die schon manche Irrtümer erzeugt hat, wiU ich sie verbessern.
P. Orenf. II 15, 14 ist nicht IJiga i)g rräv [vf]cöv zu ergänzen, was man mit
rijs imyovT}g gleichgesctzt hat, sondern, wie mir angesichts der Lücke dos
Originals klar wurde, Tligatjg zcai> [aürjräv. Damit wird aufgenoramen das
vorhergehende rcj|v IlzoXi^alov xol rär viäv. Daß hiermit aber nicht ein
König Ptoleniaios und seine Söhne gemeint sind, sondern ein Offizier Ptole-
maios, der mit seinen Sühnen die Abteilung kommandierte, zei^ jetzt
P. Magd. 1, 1; rcöi/ IlvQuyyikkov xoi Uvoltfiniov zaC viov «Üt[o]ö. Übrigens
bieten uns jetzt die Beinachpapyri zuiu ersten Mal die Titel dieser im
Faijüm und in Pathyris einfach mit ihren Namen im Genitiv genannten
Offiziere (träv roß äeivog): sie sind offenbar die ini prägnanten
Sinne, denn wenn es z. B. in Tenis heißt 6 Siü'a zijg ijytgoi'i'ng
(9, 13), so ist das wohl dasselbe, als wenn es im Faijüm etc. heißt:
6 <5tüa icäv 'AQzcjudiifov. Dies sei zu Beiuachs Ausführungen auf S. 32/3
hinzugefügt.
In § 2 behandelt Beinach die Datierung der Texte und gibt zum
Schluß eine praktische Lbersichtstabelle der Urkunden in chronologischer
Folge, ln § 3 wird dann die militärische Kolonie von Tenis behandelt.
In § 4 — 7 beschäftigt sich der Herausgeber hierauf mit der juristischen
Seite seiner Tenis-Urkunden, von denen die meisten Getreidedarlehen sind.
Mit Recht scheidet er die stets in epistolarer Form gegebenen yiigoyQaipa
von den OvyyQacpal. V'gl. Deutsch. Lit. Z. 1900 Sp. 2467 ff. Was Mitteis
dagegen zitiert (Teb. 105, 61/2), ist lediglich die Subskription einer
avyy^c((pt], und diese Subskription ist natürlich subjektiv stilisiert (ögoloyö
od. ä.), aber niemals findet sich hier die für das yuqoyQztifov (in diesem
prägnanten Sinne) charakteristische epistolare Form: 6 (istva z(5 Siivt
yulqiiv, sondern immer nur: 6 deiva iuokoyä oder ä. Diese Subskriptionen,
die nur Teile eines Ganzen sind, und jene selbständigen Cheirographa sind
aber streng zu scheiden. — Bei der Behandlung der avyyfa<fal, sowohl der
privaten, dem avyyQa^O(f!v/ia^ übergebenen, wie der notariellen vom Agora-
nomos aufgesetzten hat Beinach die tüchtigen Untersuchungen von Ger-
hard (Savig. Z. XXV Rom. 382 fl'. , Philol. 63, 499 ff.) noch nicht
herangezogen. Um so bemerkenswerter ist, daß er vielfach zu ähnlichen
Ergebnissen kommt. Vgl. auf S. 48 den Hinweis auf die scriptio in-
ferior und erterior des römischen Diptychons. Erfreulicherweise fördert das
neue Urkundenmaterial von Tenis die von Gerhard aufgeworfenen Probleme
in einzelnen Punkten. Vor allem scheint mir wichtig, daß hier, wo wir
Digitized by Google
tJIrich Wilcken: Papyru»-Ürkunden
523
die beiden Arten der avyyQu(pal zum ersten Mal neben einander im Ge-
brauch derselben Personen desselben Ortes vor uns sehen, der wichtige
Unterschied uns entgegentritt, daß die privaten avyyiiutpul im Dorfe selbst
aufgesetzt werden, wUbrend die notariellen nur in der mit dem äyupavo-
p((uv ausgestatteteu Metropole vollzogen werden können. Hiernach besteht
nicht mehr zu Recht, was Gerhard Phil. S. 500 aus dem ihm vorliegenden Ma-
terial feststellte, daß die Hüterurkunde (d. h. die private dem avyyQatpo-
übergebene) in ünterägypten, namentlich im Faijüm, die agoranomische
Urkunde in der Thebais zu Hause sei. An eine derartige örtliche Unter-
scheidung wird man jetzt nicht mehr denken können, wo wir sehen, daß
in dem mittelUgyptischen offiziell damals zur Thebais gehörigen Tenis beide
Urkundenarten neben einander je nach Bedarf vorkamen. Wenn wir aus Pa-
thyris bisher nur agoranomische Verträge haben, so ist das wohl nur ein
Zufall, der dadurch begünstigt wird, daß es eben in Pathyris wie in Hermu-
polis eine Agoranomie gab. In den kleineren Dörfern der Thebais würden
wir wahrscheinlich ebensogut Hüterurkunden finden wie in Tenis. Wie ich
höre, sind kürzlich auch in Elephantine Hüterurkunden zu Tage gekommen.
Noch in einem anderen Punkte fordern uns die Tenis-Urkunden. Gerhard
sieht in dem ersten versiegelten Text der Doppelurkunde das eigentliche
Originalexemplar und in dem zweiten offenen Text eine Kopie davon (vgl.
Phil. S. 501). Die Tenispapyri zeigen uns, daß der erste Text, mag er, wie
ursprünglich, ausführlich, oder, wie später meist, zum Exzerpt verkürzt
sein, immer von demselben Grapheionbeamten geschrieben ist, der am
Schluß die Registrierung vermerkt. Danach ist also der zweite Text der
ursprüngliche. Erst nachdem dieser vom Kontrahenten und dann vom
avy/iifttpoqivXal unterzeichnet war, hat der Grapheionbeamte, der die avayyaqn]
zu vollziehen hatte, auf dem oben ilazu freigelassenen Platze den „ersten“
Text an die Spitze gestellt. Die schon früher bekannten Texte bestätigen
diese Annahme. Grenfell-Hunt haben zu Teb. 101, 12 und 105, 61 aus-
drücklich bemerkt, daß diese Subskriptionen des Beamten von erster Hand
geschrieben sind, haben aber, wie ich am Original feststellen konnte,
übersehen, daß diese erste Hand nur den ersten Vertragstext (101, 1 — 1
und 105, 1 — 7) geschrieben hat, nicht auch den zweiten. Der Tatbestand
entspricht also durchaus den Tenis-Urkunden. Ebenso ist in Leid. 0 der
erste Text Z. 1 — 3 von demselben Beamten ge.schriebeu , der zum Schluß
Z. 36/7 die vollzogene äi'nypayij notiert. So wird also die Hüter-
urkunde erst durch das Eingreifen des Grapheionbeamten nach-
träglich zur Doppelurkunde. So ist nach dieser neuen Erkenntnis die
Genesis der hellenistischen Doppelurkundc doch wesentlich verschieden von
der der babylonischen Doppelkontrakte, und mir scheint, daß es richtiger
ist, die hellenistische Doppelurkunde au.s sich zu erklären als mit Gerhard
sie auf eine Übertragung jenes orientalisciien Brauches zurückzufUhren, der
infolge des Alexanderzuges dem Westen bekannt geworden sein soll.
Ich wende mich nun zu den einzelnen Texten.
\r. 7,1 glaube ich auf der Photographie SiaTten^aynivmu zu er-
kennen statt äli/amngayuii’iüi’y was mir auch unverständlich wäre. — Z. 1 1
will Reinach ng\o\ditiSxuji{vov verändern in :;ip[o](5ifötajlp£>'oo, mit Unrecht.
Schon Viereck Sp. 39 hat darauf hingewiesen, daß die Überlieferung durch
6taaia9ivxog in 18, 3 gestützt wird. Vgl. auch oben S. 509. — Z. 12 ist
Archiv f. Papyrtuforaebuog III. 4. 35
Digitized by Google
524
II. Referate und Beapiechnngen
«xoIoü&MS xnl o<(lyg zu emendieren. Nach meiner Ansicht kann im Folgenden
nur gesagt sein, daß der Käufer sich von der Bank für die gezahlte Kate
eine Quittung hat aiisstellen lassen. Daher ergänze ich: rtap’ ov (seil. Soj-
t/ojvo;, dem Bankier) xai I«|3dvroj jiov z6 rjjj [rp«jtff(jj av^ußolov. Die
Photographie zeigt, daß die Lücke für ausreicht, für mvf,g zu
groß ist. ist aber der technische Ausdruck für die Bankqiüttung
(vgl. das stereotype xnl udpfioloi’ noltiaat). Auf die Begründung und die
wichtigen Konsequenzen muß ich wegen Raummangels verzichten. — Z. 13:
änoöävzog fiov TvaixQaTCt Reinach bemerkt hierzu: !a}isus pour Avaixqaret.
Da aber Lysikrates bereits in Z. 5 genannt ist, kann der Artikel hier nicht
entbehrt werden, und es ist daher zu emendieren: yiyvaixgavet.
— Z. 15. Die Ergänzung [ßTrodoüi’ßr? die rrautj]? ist für die Lücke viel zu
groß. Zumal der Snbjektswechsel sonst nicht angegeben wäre, schlage ich
vor {■itocxofiivtK^v'y (R.) tt [ßt'Tov. — Z. 25 scheint mir «üriüt, nicht
roürcoi zu stehen. — Zu 30 vgl. Vitclli a. a. 0. Ich glaube, hinter lav
0 noch Spuren eines t zu sehen, und lese daher: idr ^tjiy or[a n^poipfgop«!.
Zu den Ausführungen auf S. 60/1 über den Dorfnamen l^xwprtdg und
den darin steckenden Personennamen ’Ax&Qig mOchte ich hinzufügen, daß
schon Letronne, Recueil des inscr. I 373 richtig gesagt hat, daß dieser Per-
sonenname zurückgeht auf den Gottesnamen ’Ax&Qig, der uns dm-ch eine
Inschrift (jetzt CIGr. III 4971) bezeugt ist.
Mit Nr. 8 beginnen die Kontrakte. Zu dem Schreibfehler ^Qogtoqxi-
l[ijxa(ti (erg. von Vitelli) statt 7Tgoo3<piil[i'/xaai vergl. die klärenden Aus-
führungen von Mitteis S. 489. Zu avvfjgfiivm’ (= aufgehoben) vgl. außer
ihm auch Viereck Sp. 37, 3.
Nr. 9, 32: mir scheint, daß XciQiarf,Qiog nur als Demotikon gefaßt
werden kann. — Die Worte in Z. 37 hinter der Erklärung des avr/gaipo-
qivku^ können nur die Subskription des Grapheionbeamten sein (’'£i[ors
fxrov xri.), müssen also von anderer Hand geschrieben sein, und zwar
derselben, die den ersten Urkundentext (das „horderean“ ) geschrieben hat. —
Auch in Nr. lO muß in Z. 32 mit "JSrovg xrA. die Hand des Beamten be-
ginnen.
Von besonderem Interesse sind die Datierungen dieser Urkunden aus
den Jahren 112ff. So begegnet hier zum ersten Mal in einem griechischen
Text die Oreqpai'ijipöpo,' ßaaiUaaijg Kkionurgag 9eäg 'PiJLo/iijtopos XaulQag
Aixaioavvrjg A'ixrjqpöpou, die bisher nur aus demotischen Urkunden bekannt
war. Auch die (ptoatfOQog derselben Göttin (Kleopatra) ist neu. Vgl.
Otto, Priester und Tempel I S. 193 und 411, und Laqueur, Quaest. epigr.
S. 43. Schwierig bleibt auch hiernach noch die Herstellung und Deutung
von P. Grenf. II 15, 8, w-orauf Reinach hinweist: I7[rolfpo/ou &iov ®ilo]fujropoj
AixatoawTi[g. Mir scheint, daß Atxaioavvtj nur als Beiname zu Königinnen,
wie oben der Kleopatra, denkbar ist, nicht zu Königen. Vgl. auch: "latäi
Atxaioievvtji bei Dittenbergcr, Syll. II® 763. Wenn hiernach also 9iclg
d>ilo]p^rupu^ .ifixoioonvjj[s zu ergänzen ist, so fragt sich nur, was mit dem
n[ . . . zu machen ist. Ich sehe keinen anderen Ausweg als den, die Stelle
mit dem Vorhergehenden zu verknüpfen und folgendermaßen zu lesen:
IJToltftßt'ov Jtioi! 'Em(pavoCg [xai £i'j'o]p/(JToo 7t[arpöj Ki.C07tüiQag (?) (falls
Platz für KX. ist) 9iäg CPilojpjjtopos Aixatoavvtjg. Danach wäre diese
Göttin Philometor Dikaiosyne = Kleopatra H., und zwar müßte dieses
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyms-Crknnden
525
Priestertum noch aus der Zeit stammen, als Kleopatra II. die Frau des
älteren Bruders Philometor war. Jedenfalls wäre es nach diesem Vorschlag
in der Ordnung, daß nunmehr nach Epiphanes der IlioXtfutiog &iog
fiijtai) genannt wird.*) Aber es bleibt mir ungewiß.
Nr. 14, 39 ergänzt Reinach in der Unterschrift des Beamten: ctva)’£y[p«p-
fiivov, ebenso in den entsprechenden Urkunden 20, 23, 30, 34. Da an
keiner dieser Stellen die Herstellung des Partizipiums durch die Schriftreste
gefordert wird, ziehe ich das übliche ävayiyfctTtiai vor.
Unter Nr. 17 — 19 folgen Klageschriften. Die erste ist gerichtet an
Aixavopt xal roig 0v[i'(p]v>lc>x/rca$. Falls der Raum es zuläßt, würde ich
aiiv [o (= «i'Tüli) 9p]t)i«txfr«ts vorziehen. In Z. 14 scheint mir notwendig,
dtaTzecpavtjfiiva zu ergänzen. — Nr. 18 und 19 sind Klageschriften, die
Dionjsios, Sohn des Kcphalas, in einer und derselben Angelegenheit an den
azQUTriyog und an die fJoffdixol y^afiftuuig geschrieben hat. Die Darlegung
des Streitfalles ist in beiden identisch; nur das Petitum ist verschieden. Mir
ist dabei von besonderem Interesse, daß Dionysios, der uns in den Kon-
trakten sonst als lU^aijg trjg imyovTjg entgegen tritt , sich hier in den Peti-
tionen einfach als ßaaiUxog ymqyög bezeichnet. Er tut dies offenbar darum,
weil er gerade in dem vorliegenden Streitfall von den Privilegien der könig-
lichen Pächter (Teb. 6) glaubt Nutzen zu haben, wie denn auch die Ent-
scheidung des Strategen mit den Worten beginnt: ei iori ßaoiXmbg yitag^’og.
Aus ähnlichen Motiven haben, wie mir scheint, die Priester des Soknopaios
in ihrer Bittschrift P. Amh. 35 im Präskript hinzugefügt, daß sic ficrodizot
ytoipyo/ sind.*)
Nr. 18, 26 möchte ich anders deuten als der Herausgeber. Es lautet:
ü^iä> ouvrdl«» Ttpö nävuov filv ypoigot rät ’Axtogetag lniax[ttx^H gjj ixu-
xgbtdv — , Joüvßi d’ fgol*) t«s nioxtig öi iy^’QÜaxtov — . Reinach über-
setzt letzteres et qu’il me fournissc n cet effet des süretds icrites. nimmt
also an, daß der Dorfvorsteher die nlaxtig geben soll. Ich meine, das
Soivui ist vielmehr von awrä^ai, nicht von ygmpat abhängig, steht also
dem ygätfiai parallel (vgl. ftev — dij. Dafür spricht der Leid. A, dessen Peti-
tum ich folgendermaßen hergestellt habe (Z. 29ff.): [ffvv]ra|ot doü[vai]
ftot •xLaxiv — , ypcrg«! dt xxX. Hier Lst jeder Zweifel ausge-
schlossen, da ypaigcfi an zweiter Stelle steht, und hier sehen wir den
1) Eine andere Schwierigkeit desselben Textes P. Grenf. II 16 kann ich mit
größerer Sicherheit beseitigen. In Z. ti ist, wie ich lilOS am Original sah, nicht
Tof> ß^fi[axog Aio1]pvaov zu lesen, sondern toü ß^ft[atog xov ;j]p®«o®. Vgl. jetzt
den Paialleltext von Kenyon bei Otto I 412. [Die Hibeh-Papyri bringen soeben
alexandrinische eponyme Priester ohne Angabe des Gottes schon für die Zeit des
Ptolemaios I (S. 870 f.). Die Annahme der Editoren, daß Alexander der Gott sei,
wodurch manches, was sicher schien, umgestoßen würde, ist nicht notwendig.
Nach Arrian VII 23, 7 hat Alexander dem Hejihaistion dort eponyme Priester ein-
gesetzt.]
2) Der Deutung, die Otto, Priester I 8. 231, 1 diesem Papyrus gegeben hat,
kann ich nicht zustimmen. Die Priester haben königliche Domänen gepachtet.
Die yiaeyol in Z. 13 sind nicht Afterpäebter dieser Domänen, sondern Pächter
von liga yi) des Soknopaios. Daher tlg röv toü ß’ioi) X6yov in Z. 43. Vgl. auch
24. Von einer „Pfründe“ ist hier nicht die Rede. Der Eid des Itoüvic ist sein
Amtseid. S. oben S. 519.
3) So wohl besser als dt poi. Auch in 29 lieber ftrjx' ifti als nijxi gt.
86*
Digitized by Google
526
II. Referate and Besprechongen
Epistatcs des Dorfes, denn das ist der Petent, den Strategen um eine schrift-
liche ntaiig bitten. So wird auch der Petent im P. Reinach sich diese Ur-
kunde vom örpati(j'ds, nicht vom iniazoDjg erbitten.
In Nr. 40, 2 ist in der Sitologonquittung fUfiez gfj(a9ai), nicht fUfit-
ipij(xfi'ßt) aufzulösen. Die Sitologen bezeugen, 20 Artaben Weizen empfangen
zu haben von Inaros ix roO (PiAaypou xi(^poii) nfpi ißiav q>ctyii(fiazog).
Letzteres übersetzt Reinach: p<jur 1a nourriturf des ibis. Aber mit jitpi kann
nicht der Zweck der Lieferung angegeben sein, vielmehr wird, wie häufig,
damit die genauere Lage des Kleros bezeichnet sein. Also ein Ortsname,
wohl ein Dorfname muß darin stecken, etwa: »fpi 'ißUav oder
0ayi](. . — 5 1. pufnapoO).
Mit Nr. 41 beginnt die Reihe der römischen und byzantinischen
Texte. Von Intere.sse ist die Kopie aus dem Amt-sjoumal eines xpuqj
fieaizjjg "dxvXog in Nr. 44. Nachdem seine sehr ausführliche ä^öcpaaig
(vom 7. Jahre &{ov Tgaiavov) von erster Hand niedergeschriehen war,
ist Folgendes darunter geschrieben: (2. H.) Kdazogog imÖ(-
dio[xa x«|i fdt?]tÄ,uo(JK zöv ogxov x(azä) r(öv) vöf«(ov)' '.•inx^fcag fj'portpn
vnip «ÜTOii ßgaöiag ygdrpovza. (3. II.) <Pißig [Ä]d(Jtopop ij|Kaao . . . | .
Ich kann weder Vitelli zustimmen, der in der ersten Lücke einen anderen
Namen als vermutet, noch Mittels, der in der zweiten Unterschrift
lYxuios statt 0ißig lesen möchte und ul statt ig zu sehen glaubt. Abge-
sehen davon, daß nach dem Faksimile mir die Lesung Oißig völlig sicher
erscheint, könnte ich auch nicht begi'eifen, wie "AxvXog hier dazu kommen
könnte, diese Kopie zu unterschreiben und einen „Richtereid“ zu leisten,
denn da in dem üi'uypaipor das Datum 9ioi} TgaiavoS lautet, so kann
diese Kopie doch frühestens unter Hadrian angefertigt sein. Dies erklärt
aber den Vorgang: anläßlich von Verhandlungen, die viele Jahre nach jener
änötpaatg in einer verwandten Sache geführt wurden, hat Phibis eine Kopie
davon vor irgend einer Behörde produziert (imdidiaxa). An wen er sie
eingereicht hat, und was er beschwürt, das wird aus der vorhergehenden,
uns verlorenen Seite zu ersehen gewesen sein. Die Schlußworte aber, die
er mühselig in ungeschickten Uncialbuchstaben hingekritzelt hat, werden
nichts weiter bedeuten, als daß er jenen Apynchis, oder wie der Name zu
lesen ist, gebeten hat, statt seiner zu unterschreiben — er ist ja nicht ein
Agramiuat, sondern er schreibt nur zu langsam — , also etwa: <l>ißtg Kaa-
zogog ijgio>aa (oüröjv oder oder ähnl. Dies ist das Gegenstück
dazu, daß es sonst in den Unterschriften der Vertreter (vjzoygaiptig) gelegent-
lich heißt: c|((ott£»s vtz' ainoC. Aber es ist wohl das erste Mal, wenn ich
nicht irre, daß der langsam Schreibende selbst bestätigt, den vnoygaq>tvg
gebeten zu haben.
In Nr. 47, einer Eingabe an den Präfekten, scheinen mir Lesungen und
Ergänzungen z. T. noch unsicher zu sein. Die Ergänzung in 5 tV rij
xtöjiy rtrJp[«JnoA»s xßi 'A<px6'’\ die auf keine Parallele sich stützt, ver-
trägt sich jedenfalls nicht mit der Ergänzung änb xtofiijg V^ipxou] *) in Z. 3,
denn wenn an beiden Stellen da.sselbe Dorf gemeint wäre, so würde an
zweiter Stelle sicher iv r^ xeiufj gesagt sein, und keinesfaU.s wäre zuerst
1) Unmöglich kann ©fgiorow fitgiSoi darauf folgen, wie Reinach vorachlägt;
der Artikel rijs] ist unentbehrlich.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyros-Urkunden
527
eine verkür/.te ^Jamensform und dann die vollständige gegeben. Es ist aber
sehr zweifelhaft, ob in Z. 5 überhaupt ein Ortsname steckt. Aus Z. 10
{■jtißaXav sicht man, daß mehrere Per.sonen den Petenten gekrankt haben
(nicht der fwiOrclrijg des Dorfes, wie R. ergänzt), und deren Namen werden
w'ohl in Z. 5 und 6 genannt sein. Nach der Photographie lese ich etwa
] . olij ri[s x«]l l4?ixov[, und zwar stammen diese (Z. 6) «Jtö] ri;;
x(duij$. Den Namen des Dorfes erfahren wir also nicht.
Z. 7 läßt sich mit Hilfe von 15 z. T. herstellcn. In 15 Schluß lese
ich deutlich rrpo^o, nicht Wenn nun in 7 ]r[po](poi)s ovaim&v
^peggdroiv steht, so ist dies wahrscheinlich in npojS«To)t[pd]9Pot)s zu er-
gänzen oder auch ;tpo^aroxr>)eo jr[(>o)qpoi’s (wie in Dittenberger Or. Gr.
II 655, 5). Am Anfang der Zeile etwa ;rpo(p«[p<5gfvo(. Den Sinn des
Ganzen hat Reinach richtig aiifgefaßt: der kaiserliche Kchter beklagt sich,
daß ihm ein öffentliches Amt, wohl bei der dem kaiserlichen Patrimonium
gehörigen Schafzucht, auferlegt werden soll.
In dem Privatbrief Nr. 48 übersetzt Reinach «li« frtl rtdru öt mit
mais je te vois. Ich setze «Vi = tjrri.
Eine sehr bedeutende Urkunde ist Nr. 49, zu der der Herausgeber auf
S. 239 f. wichtige Verbesserungen nachgetragen hat. Es ist eine x«r oixlav
ajtoyi/atpTj vom J. 215/6 aus AntinoC. Das Bild dieser Griechenstadt ge-
winnt in letzter Zeit erfreulicherweise immer neue Farben (vgl. auch unten
S. 565 f.). Die vorliegende Urkunde lehrt uns, daß ähnlich, wie Alexandrien in
fünf Stadtteile zerfiel, die ABU genannt waren, so auch die Stadtteile
von Antinoö nach den Buchstaben hießen (zov ßi/Ta ypaggnTOi; Z. 2 ff.). Inner-
halb des Stadtteils zählte man wieder die insuUic, die hier als nliv9eta be-
zeichnet werden. Vgl. hierzu Vitelli p. 224 f.
Es entspricht der privilegierten Stellung der Griechenstadt, daß die
Deklaration gerichtet ist an eine (offenbar vom Bat erwilhlte) Dreimänner-
kommission jtpöj lij xnr oixiav «Toypfopi] [roO /J]»jra yqäftitazog. Die hier
Gewählten gehören alle derselben Phjie (Matidia) an. Für jeden Buch-
staben war also eine solche Kommission eingesetzt. Daneben werden ent-
sprechende Duplikate auch an Beamte geschickt worden sein, aber gewiß
nicht an den axQarijyog, von dessen Befehl diese Griechenstadt eben exi-
miert war. In P. Grenf. I, 19 haben wir etwa aus dei-selben Zeit eine
Steuerdeklaration (n«oj'p«qpT/) eines Antinoiten, die an den Epistrategos ge-
richtet ist.
Im Einzelnen bedarf der Text noch mancher Besserung. Vgl. Vitelli
und Viereck. Das Original wird wohl noch manche Lesung hergeben. Ob
in Z. 15 x]d[^ zu ergänzen ist, bezweifle ich, denn wenn dasselbe Jahr ge-
meint wäre, aus dem der Text stammt (und in Z. 20 ist natürlich mit
Vitelli [xd] zu ergänzen nach 7), so würde gewiß xä iveax&xt xd^ gesagt
sein. Also wird wohl «]d[^ zu ergänzen sein. — Zu Reinachs Ausführungen
über den Aurelins [Philanti]noos (oder nach Vitelli [Besantijnoos) den
äiadt^äiui’og rtytfiovluv in Z. 7 bemerke ich, daß aus der Anwendung
des Aorists mit Sicherheit zu schließen ist, daß er zur Zeit, wo dieser Text
geschrieben war, nicht mehr der iiaötxofuvog ii]v ^yeftoviav war.
In i)2, 4 heißt es; vfuig de ijiJuXrfiaxi latog ov xalü awiiäoxi jpfuiazvoi'
1) Das Verbnm davor scheint ein anderes als zu sein.
Digitized by Google
528
II. Referate und Beiprecbungeu
0 r.av vCv rtotyame xri. Hier nimmt ßeinach dem Text die Feinheit, wenn
er xni’ in Ktii verändern will. Gerade xov vve (wenigstens jetzt) ist am
Platze. Vgl. Solons Verse an Mimnermos; all’ tt fio< xor vrt' m nilasai.
In einem vierten Abschnitt folgt dann die Publikation der demotischen
Papyrus Reinach durch W. Spiegelberg (S. 171 ff.). Wie Beinach
S. 170, 1 mitteilt, hat er Spiegelberg keine Kenntnis von seinen griechi-
schen Texten gegeben, mit Ausnahme von Nr. 20. Wenn trotzdem in
Spiegelbergs Ül)ersetzung und Kommentar die engen Beziehungen zu den
griechischen Urkunden Reinachs deutlich hervortreten, so ist dies ein gutes
Zeugnis für die Zuverlässigkeit seiner Arlieit. Die vorliegenden demotischeu
Urkunden regen insofern zu wichtigen Fragen an, als sie meist Personen
betreffen, die auch in den griechischen Texten Reinachs eine Rolle spielen.
Die starke Mischung des griechischen und ägyptischen Flements am Ende
des II. Jahrhunderts vor Chr. tritt uns kaum irgendwo so handgreiflich
entgegen wie hier, wo wir sehen, wie dieselben Personen, wie sie griechische
und ägyptische Namen führen, so auch bald griechische bald ägyptische
Kontrakte aufsetzen.
Die beigegebeuen Photographien ermöglichen ein Nachprüfen der Lesungen
der griechischen Unterschriften. In P. ilem. 3 8. 199 scheint mir vor der
Endung ov noch die Ligatur «» erkennbar zu sein. Das führt auf ievayi-
j'p(o7iTai) [dt« TZroltftJßfou, nicht AnoXloivtjov , wie Reinach vorschlägt.
Ist das richtig, so wird auch die Unterschrift des P. dem. 4 S. 193, die
am selben Tage in demselben Bureau gegeben ist, wahrscheiralich von dem-
selben Beamten geschrieben sein. Und in der Tat stimmen nicht nur die
Handschriften überein, sondern es scheint mir auch die stark gekritzelte
Namensunterschrift (Tafel 12) dm Tliolifia^ov zu bedeuten, nicht 'AttoI-
Xuviov.
Der P. dem. 6 S. 205 ff. ist nach der griechischen Subskription nicht
in Tenis einregistriert, sondern in einem andern Dorf, das Spiegelberg
T« . . . TOftu liest. Leider kann auch ich keine sichere Lesung nach der
Photographie geben. Ich schwanke zwischen Tceyo/tzofiov oder Tuyovxojiov.
Das jfo scheint mir sicher. — Der P. dem. 7 S. 212 ist wieder in einem
andern Dorf einregistriert: iv 'Atxft&voiq) jtd(lfi), wie Spiegelberg richtig ge-
lesen bat') Wenn in diesen beiden I’ällen die ävaygatpi] nicht in Tenis,
dem Wohnort des Dionysios, der beide Male der Käufer ist, sondern in dem
Wohnort des Verkäufers, der die Erklärung in dem Kontrakt abgibt, ausgestellt
ist, so scheint mir daraus zu folgen, daü die Einregistrierung durch das
ygatpiiov immer in dem Wohnort desjenigen zu erfolgen hatte, der
nach dem ägyptischen Text zu dem andern „spricht“. Dazu stimmen
die fünf vorhergehenden Kontrakte, die sämtlich in Tonis eingeschrieben
sind, denn diejenigen, die hier zu den andern „sprechen“ — Andren, Diony-
sios S. des Kephalas, Senablus und Petisis — stammen z. T. sicher, wahr-
scheinlich aber alle aus Tenis.
Wir schließen unsere Besprechung mit einem aufrichtigen Dank an
Reinach und seine Mitarbeiter für vielfache Belehrung und Anregung.
1) Reinach scheint diese Sabskription mißver.standen zu haben, wenn er auf
S. 29 als Beamten dieses Textes Ammonios, clerc d'Hennias nennt.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyras-Crkunden
529
IV. P. Fiorentini I (vgl. oben S. 502).
Schon oben (S. 30-1) haben wir es mit Freude begrüßt, daß die Reale
Aciuidimia dei Lincci es unternommen hat, die Papyrusforschung in Italien
wieder einzubiirgem. Es ist ihr gelungen, in kurzer Zeit eine Papyrus-
sanimlung von ganz hervorragender Bedeutung für Italien zu gewinnen.
Aber das Sammeln allein nützt der Wissenschaft nicht. Es gereicht der
Akademie zum besonderen Ruhme, daß sie ein einheitliches wohldurchdaclites
Arbeitsprogramm aufgcstellt hat und zur Ausführung desselben die rechten
Männer an die rechte Stelle gesetzt hat. Schneller als wir es erwarten
konnten, ist der erste Band dieser Gesamtpublikation, der Urkunden der
römischen und byzantinischen Zeit umfaßt, der Öffentlichkeit übergeben
worden. Wir können Girolamo Vitelli zu der schnellen und vortreff-
lichen Lösung seiner Aufgabe nur Glück wünschen. Es ist ein Genuß, in
diesem vornehm ausgestatteten Bande neben den Urkunden auch die sorg-
fältigen und scharfsinnigen und dabei so knappen Ausführungen des Editors
zu lesen, und zu sehen, mit welcher Gewissenhaftigkeit zwischen dem
Sicheren und Unsicheren geschieden ist. Man sieht, welche Früchte es
bringt, wenn ein klassischer Philologe von dem Range Vitellis auf diesem
Gebiete arbeitet. In Deutschland halten sich die Philologen von den Urkunden
meist noch fern. Die Freude an der Lektüre wird dadurch noch erhöht,
daß sich eine ganze Reihe von Stücken ersten Ranges in dem Bande be-
finden, die unser Wissen einen tüchtigen Schritt vorwärts bringen. Für die
Beigabe der fünfzehn Phototypien sind wir besonders dankbar. Ich hatte
gerade die Besprechung des ersten Faszikels, das 1905 erschienen war, be-
endet, als mir der soeben erschienene zweite Teil zuging. Um das Ganze
nicht auseinander zu reißen, habe ich auch den zweiten Teil sogleich mit
besprochen, wobei ich mir freilich bewußt sein muß, daß ich in der Kürze
der Zeit nur etwas Vorläufiges bieten konnte.
Ich bin Hci-m Vitelli zu großem Dank verpflichtet, daß er meine Ver-
mutungen, die ich ihm mitteilte, am Original naebgeprüft hat. Dank seinen
brieflichen Mitteilungen bin ich vielfach auf eine festere Basis gestellt
worden.
In 1, 19 ist d tay^(a(pr;) st. äiayf(d<pti) aufzulösen. So auch Graden-
witz in Melanges Nicol. S. 207.
Nr. 2 bringtNeues zur Verleihung der Liturgien. Daß die Komarchen
die Vorschläge für die dörfischen Liturgien dem Strategen machten, ist uns
schon bekannt, ebenso, daß die ganze Dorfgemeinde (oc iaib xTjs Kcifiijs) die
Bürgschaft für die Vorgeschlagenen übernahm (vgl. Gr. Ostraka I 602). Der
Vorschlag Hohlweins (Musee Beige 9, 191 f.), in Tor^ c:iö xd/it/g vielmehr
die Stiflöatoi des Dorfes zu sehen, wird unter anderem durch den Florentiner
Text widerlegt, in dem es heißt (24 ff.): xt[vdt)vm] jjptöv xal tcdvTcoi/ räv
[xnrafisv]6vibiv iv rp «ürij xcifit] (Vgl. 102). Vgl. auch 214: xivdnvo)
ii/iüv x[al TÖiv] än!) lij; [xe)]pt/$ xal xaxaytiv [opO vtov Ttämmv. Dar-
nach scheint die Verpflichtung sogar auch auf die incolae ausgedehnt
gewesen zu sein. Vgl. auch unten S. 551. Nach unseren bisherigen
Quellen mußten die Vorschläge, worauf Vitelli nicht hingewiesen hat, vom
Strategen an den Epistrategen weitergegebeu werden, der dann durchs Los
die Liturgen bestimmte. Vgl. BGU 194, 23 (a. 177) und 235, 14 (ca. 137):
r
Digitized by Google
530
II. Referate und Beaprechnngen
xerrö rö i(&og) — so möchte ich jetzt statt {(niaTulfia) vorschlagen — nt(up9ij-
öouivovg TW xpß[T(»oito) imaxQ^axrjyto) lig xl^pov]. Vgl. Ostraka 1. c. und
ohen S. 508 zu BGC 1046. Das Auffallende an dem neuen Florentiner Text ist
nun, daß der Epistratege hier völlig ausgeschaltet erscheint: der
Stratege veröflentlicht, ohne eine bevorstehende Entscheidung des Epistra-
tegen zu erwähnen, die Vorschläge der Dorfbehörde, meist am selben Tage,
„damit alle es wissen und der Vorgeschlagene («i'udo&ei'f oder lieayyiXilg)
sein ihm übertragenes Amt treu führe“. Die Übertragung (das
scheint eben durch die Publikation der dörfischen Vorschläge durch den
Strategen gegeben zu sein, denn der Wortlaut läßt kaum zu, daß die Ver-
fügung nur vorbehaltlich der Zustimmung des Epistrategen gültig sein
solle. Dem entspricht, daß die Komarchen gar keine Auswahl bieten,
sondern für jeden Posten nur eine Person Vorschlägen.
So scheint nur übrig zu bleiben, daß das niuntiv lig xljjpov da-
mals zu einer absolut bedeutungslosen Formalität geworden war, deren Er-
füllung vom Strategen gamicht abgewartet zu werden brauchte, und es ist
vielleicht nicht ohne Bedeutung, daß jene beiden Urkunden, die die Mit-
wirkung des Epistrategen erwähnen, dem 2. Jahrhundert angehören, während
der Florentiner Text vom J. 265 stammt. Doch müßte, um hier mit Sicher-
heit von einer historischen Entwicklung zu sprechen, das ganze Urkunden-
material auf diese Frage durchgearbeitet werden, was mir zur Zeit nicht
möglich isl
Lehrreich ist auch, was sich aus dem Florentiner Text für den Modus
der Publikation (der 7i(>69i<sig) ergibt. Nach den sorgfältigen Beobachtungen
des Editors sind die jtpoaaypfifior« der Komarchen immer zuerst geschrieben
und zwar so, daß darüber ein leerer Platz für den nachträglich darüber
zu schreibenden Erlaß des Strategen übrig gelassen wurde. Dieser Vorgang
(vgl. auch die Liquiilationsanwcisungen aus Hermupolis, unten S. 545) ist
mir um deswillen von Intere.sse, weil, wie mir scheint, für die Doppel-
urkunden (der Ptolemäerzeit) dieselbe Manipulation angenommen werden
muß (vgl. oben S. 523), auch für gewisse Bankurkunden (vgl. P. Lips. 5, wo
der obere Teil noch unbeschrieben ist). — Wie die Verschiedenheit der Hände
zeigt, ist der Florentiner Papyrus das Original, und zwar kam dieses in
der Metropole (Hermupolis) zustande, indem die Komarchen selbst oder durch
Vertreter (vgl. z. B. 96 fftoü] toö Äopdvtos ’Aiilkicog) dort ihre Erkläning
abzugeben hatten. Daß sie auch dort erst geschrieben wurden, zeigt der Um-
stand, daß ein und derselbe 'Egftijalav für die verschiedensten Dorfschulzen
den Text aufgesetzt hat. Von diesem Original, das wahrscheinlich im
Bureau des Strategen blieb, wurden aber Kopien öffentlich ausgehängt:
Toü dofflVros fiot TiaQoyyiluaiog — Sjov öijftoala rtpexfirat. Wo diese
Publikation erfolgte, wird nicht gesagt. Es hat aber nur einen Sinn, wenn
die Kopie (natürlich Erlaß plus nQoadyytXfia) nicht in der Metropole, son-
dern in dem betreffenden Dorf ausgehängt wurde, denn nur so hat
der Finalsatz seine Bedeutung: Tva xtuvxig döSiaiv xnt 6 öyyftfif avnkäßr)-
Toi xri.
Zum Text bemerke ich nur, daß in Z. 21 [fqt’ ro ax'Jtöv zu ergänzen
sein wird nach Z. 183 (eher als [ttj t6 oüJtÖc Crönert). Dagegen ziehe
ich in 22 Crönerts [x?**«] Vitellis [«exS] wegen Z. 10.
Auch Nr, 3 i.st eine ähnliche äi’dSoaig der Komarchen, Hier ist neu.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: PapyruB-ürkunden
531
daB Leute aus dem Dorf für Bergwerksarbeiten vorgeschlagen werden
(ifyaTas — ttff TO xara ’AlaßttargCvtjv fitTalXov). Vielleicht liegt dies Ver-
hältnis auch in einem kürzlich von Goodspeed edierten Fragment vor, worüber
im nächsten Heft. Wie schon Vitelli angemerkt hat, hat die 7rop«(Jr«ois-Kr-
klärung am Schluß große Ähnlichkeit mit P. Amh. 139, 18 ff. Ich möchte
den letzteren hiernach folgendermaßen emendieren: . . . TtopßdTjjOÖfifffn (1. zrap«-
öTiJffoptv) II äiXiiUyyvrjg äfiiuTcxtog (^anoxtkijgoiSvragy ri)V ivyiQia&etaciv
avToig UxovQylav ^elg xb^ (vgl. Fior. 2, 4r)) iv /xi/isvl fitfup^Tjvat.
Von hervorragendem Interesse ist Nr. 6, eine Eingabe an den dwixxjx^g
vom Jahre 210 n. Chr. Didymos, ein Batsherr von Hermupolis, hatte vom
djojxijTi'ij den Befehl erhalten x«Tovif;(J«i ilg ’Akt^dvbgitav xgict-
xdbog ToO 'Exaup, lun sich gegen die Anklage eines gewissen Petronios zu
rechtfertigen. Schon vor dem Erscheinen der Correeioni Vitellis bezweifelte
ich die von Vitelli als unsicher bezeichncte Lesung t7rjov[(5Tj]s (zumal
der Artikel nicht entbehrt werden könnte) und sprach Mittels gegenüber die
Vermutung aus, daß ivxbg [rf;]s xgmxddog xov ’Exulip zu lesen sei. Nun
hat Vitelli in den Correziani diese Lesung selbst bezeugt.
Darnach ist der 30. Epiph der Endtermin der ihm bewilligten Frist.
Ganz ähnlich heißt es in Wessely, Specim. Nr. 11, 14: xcfrclfffiv lig
AXildi'ögtittV — ivxbg [ 'Entltp. Didymos ist nun verhindert ge-
wesen, dem Befehl rechtzeitig nachzukommen und bittet daher den äinixtjx-ijg
um Verläugerung der Frist, aber er sendet erst am 29. Epiph, einen Tag
vor Ablauf der Frist, die Eingabe von Hermupolis aus ab, so daß sie dort
jedenfalls zu spät ankommen mußte. Vitelli hat daher angenommen, daß
(in ’L. 22) in dem Datum der Eingabe vielleicht 'ExitCxp irrtümlich statt
Tlavvi geschrieben sei. Mittels 1. c. dagegen suchte die Schwierigkeit da-
durch zu heben, daß er in dem zitierten Satze xortavr^croi „sieh auf die
Heise machen“ übersetzte, und folgerte weiter, daß beim provinzialen
Kognitionsprozeß anders als beim Akkusationsprozeß iMommsen, Strafr. 396)
die Ladung nicht auf einen bestimmten Termin erfolgt sei. Wiewohl hier-
durch Didymos von dem Verdacht, sich zu spät zu entschuldigen, gereinigt
werden würde, trage ich doch Bedenken — ebenso wie jetzt Vitelli in den
Correzimi — , diesem Vorschlag zuzustimmen, denn x«r«vi«v bezeichnet
nicht nur nach den Zitaten der Lexica (vgl. Steph. Thes.), sondern auch
nach dem Sprachgebrauch der Papyri nicht „sich auf die Reise machen“
(dafür sagt Didymos in Z. 7 igogfiijacu), sondern „an einem Orte eintreffen“
Vgl. Oiy. III 486, 30: xtXeva&ciact x«Tow|lfü](J«i iv9d6( xaxr'jvxtjea, d. h. „ich
bin hier eingetroffen“, oder auch ,Jch bin hierher gereist“, aber nicht „ich
bin hierhin abgereist“. Oder (worauf jetzt auch Vitelli verweist) BGU 5
II 14: xtxeigoyga<px]xivai t§ I xov 'A&vg fxijvbg xov a^iv rjfiigaig p. xaxavxxj-
aeiv lig 'AXi^dvÖgeiav xul 09x005 dtbativ. Hier ist klar, daß die Haupt-
forderung ist, daß der Schwur (b'gxovg Stbanv) binnnen 40 Tagen in
Alexandrien geleistet wird. Das setzt aber voraus, daß mit xuxavxxfitiv die
Ankunft in Alexandrien bezeichnet ist, nicht die Abreise dorthin, denn
sonst könnte es passieren, daß man zwar binnen 40 Tagen nach Alexandrien
abreist, aber doch zu spät ankommt, um den Schwur noch rechtzeitig zu
leisten. Mir scheint daher der von Mitteis vorgeschlagcne Ausweg nicht
gangbar. Ich sehe aber auch keine Nötigung, einen Schreibfehler im Datum
anzunebmen. Zwar ist der Payni, wie Vitelli mit Recht betont, der eigent-
Digitized by Google
532
11. Referate und Besprechungen
liehe Erntemonat, aber die äijfiöata fitxqijiiara, mit denen sich Didymos
entschuldigt, fallen doch gelegentlich auch in den Epiph (Lond. II S. 89, 91;
Grenf. II 47), ja auch in den Mesore (BGU 755; Oxy. I 89). Vgl. auch
Waszynski, Bodenpacht S. 104 f. Immerhin ist die Möglichkeit der Vor-
schreihung zuzugehen. Aber warum soll denn Didymos seine Bitte um
Verlängerung nicht zu spät abgeschickt haben? Ja, unter dieser Annahme
wird sogar erst so recht verständlich, daß er Z. 17 fif. sieh ausdrücklich da-
gegen verwahrt, daß er durch einen schriftlichen Eid sich zum xaravreiv
verpflichtet habe.
Der Dioiketes, vor dem die Verhandlung stattfiuden soll, ist sicher be-
treffs seiner dtxotodoora (Z. 7) nur Mandatar des Präfekten (daher Z. 23),
aber er übt diese Jurisdiction nicht in sostitugione del dikaiodotes o dilV
id'toslogos aus, denn dann müßte er notwendig in der Adresse als Sia&f/o-
fifvog oder äunoiv ror xara rijv dixaiodoOiay o. ä. bezeichnet werden wie im
P. Cattaoui Verso I.
Das Sunefi%iäfiijv in 20 gibt uns zwei Korrekturen zu dem verwandten
Text BGÜ 5 n an die Hand. In 19 ist daselbst zu ergänzen d»f7ti|uipo(vto)
und di]aTtntojiq)9at (Med.) ävcig>6qiov xxX.
In dem auf S. 26 mitgetcilten Fragment wird in 7 i>g roO (ivbg) ix
zu lesen sein, mit dem distributiven ix zur Angabe des Preises. Ebenso
9 etc. Vgl. BGU 362 VIll 4: ibg x(oü) (evbg) (öjSolcöi') ixj.
Mifitpig in 12 erklärt VitelU als das arsinoitische Dorf. Mii- scheint,
wegen der Verwandtschaft mit P. Goodsp. 10 doch die Metropole Memphis
gemeint zu sein.
Zu 14 sind von Mitteis und Vitelli wichtige Nachträge geliefert. Aber
xöv iaxa[i».ivov] iv Tö5[ft] ßötäu> x6xov ist mir unverständlich (ll). Ich ver-
mute, daß fiexa^v avxäv zu lesen ist, wie Vitelli früher und auch Mitteis
gelesen haben.
15 (vgl. Taf. IV). Die übergeschriebenen Buchstaben über Z. 17 möchte
ich lesen: j (= x«t) v-!xo%iaaiov tv, wa.s mir Vitelli brieflich bestätigt,
zugleich mit dem Bemerken, daß vno nicht, wie ich nach der Photographie
annahm, durchstrichen ist. ’l'rxoniaaiov erinnert an 5,9: roO xe Txvlävog Koi
Tteffffoö, eine Verbindung, die auch in dem von Grenfell edierten Papyrus
aus Apollinopolis (Journ. of Phil. XXII 272j Z. 29 begegnet. Davon könnte
xiiaaiou ein Diminutivum sein. Aber was bedeutet vxxortiaisiov?
Zu 16, 26 vgl. Apostelgeschichte 27, 40 (rüs’ Scvxxijgittg t(5v TtiiäaXiaii’),
In unserem Falle werden ai ^tvxxtjgiai das Riemenwerk bezeichnen, mit dem
die Kuh an der Sakje angeschirrt wird.
Nr. 18. In Z. 1 ist die Lesung Grenfells mx(. . .) völlig sicher (vgl.
Taf. V). Ob mit Vitelli atT(raxtag/i(j) zu ergänzen ist, ist noch zu über-
legen. An der einzigen Stelle, wo nach Wessel j’s Vermutung dieser Titel
vorkommt (BGÜ 634, 2), steht, wie Schubart mir schreibt, sicher niy ya-
xidgyov (wie Krebs las), nicht mx'xayulgxov. Jedenfalls verlangt Vitelli
mit Recht utia guxili/lca vfficiale für den Adressaten. Crönerts Deutung
von TO ngoxiigtvov mxxüxiov als praesens pactum lehnt er mit Recht ab:
TO Txgoxtlpivov ist niemals praesens, sondern das vorhergenannte — das
wäre ein Hinweis auf mx{xaxi . . . .) — oder das veröffentlichte, was Vitelli
vorzieht, der sich unter dem mxxccxiov una carta o descrizione topografica
vorstellt. Ich würde, schon wegen der Verbindung yioogyr^ativ iv xü txqo-
Digitized by Google
Ulrich Wilcken; Papyrua-Urkundon
533
xnfiiva nixiaxlta (vgl. 19, 4 — Iv xitSloig xcifiijg xrk.) das
:rtridx(o»' lieber konkreter fa.ssen, und darunter, entsprechend der Urbedeutung
„ein Stück“ Land verstehen — eine Parzelle. Dann wäre die kaiserliche
Domäne in ^rirrdxto eingeteilt. Ich weiß nicht, ob das Wort in derselben
Bedeutung nicht auch in dem Text bei Goodspeed (Class. Phil. I S. 174 XI)
zu fassen ist: xtipakattiirat^ nir’taxfuv xwftijj [•••]. Doch warten wir
weitere Aufschlüsse ah.
In 20, 33 las ich im Faksimile xt) = r^(i>) satt i/, was mir Vitelli
als richtig bestätigte. Damit wird der Schlußpassus verständlicher. Welche
Aruren auch Demas hei einer Neuverteilung des Bodens erhält, sein After-
pächter soll immer die ihm zukummende eine Arure erhalten (r^v äpovpav
fitiuv). Übrigens enthalten die Worte iäv di avfiß^ xb nediov xfj^gy x<aur/j
ötcuQidijvtu (vgl. auch a>v iäv xhtjQiüa ijxai — üqovq&v) m. W. neue Auf-
schlüsse. Man rechnet hier darauf, daß eventuell die Dorfflur neu geteilt
«ird, und zwar durchs Los! Diese Worte könnten leicht dazu verführen,
an agrarkommunistische Zustände zu denken. Aber da es sich um Afler-
pacht von Doinnnialland handelt, so wird auch unter dem mblov xijg r.tüpijs
hier nur Domauialland zu verstehen sein, neben dem es Privatland gab.
Es kam also vor, so scheint es, daß die verpachteten Domanialparzellen
unter die Pächter durchs Los anders verteilt wurden. Und zwar zeigen die
folgenden Worte ijxoi Txepl Stadciqpcicev jj >.ai rtegi rij<^v/ Ilokvöcvxtiav, daß
dann die Parzellen von Nachbardörfem, wie cs Polydeukeia und Theadelpheia
waren, durcheinander gewürfelt werden konnten: denn die Worte müssen
doch bedeuten, daß Demas, der jetzt hei Polydeukeia seine Pachtung hatte,
durch die Neuverteilung eventuell entsprechende Parzellen bei Theadelpheia
erhielt. Jedenfalls ist der Text für die öijjioala yva^lu von großer Be-
deutung.
Unter den folgenden Nummern seien .hervorgehoben der Antrag der
Dorfbeamten auf Aussa.ntlieferung (21) und dann die an die ßißUo(p\)kaxeg
iyxxxjatav eingereiebten Register von Baukurkimden (24 und 25). In der
Bank((uittung 28a ist wieder diayga(<prj) zu lesen. Durch die Nr. 31
(und 36) wird die Einteilung des Hermupolites in nayoi bereits für 312
bezeugt.
Bemerkenswert ist Nr. 32, eine Steuerdeklaration vom J. 298, die ent-
sprechend der Dioklotiauischcn Neuordnung an den censitor eingereicht wird.
Nach einem anderen Text ergänze ich hier in b 9: änoygaxpofiai [t’x**]*' f*t[.
Z. 101. iv T[jJ, seil. to,-tap;[/«.
Das soeben erschienene zweite Faszikel wird in Nr. 36 mit einer
sehr interessanten Bittschrift an den Präfekten eröffnet (a. 312). Die bei-
gefügte Lichtdrucktafel ermöglicht hier und da noch einen Nachtrag. So
heißt es in der Einleitung (2 ff.): Td — xokum^iva — vtp ovdtvbg äkkov
ccvaxÖTXXfxai ci fix] ivtö rotJ jiJoi’i/poO «eJpi; (= ävdgbg Vit.). Ich
glaube statt avägig vielmehr äväglag zu lesen (was mir Vitelli bestätigt),
und dann ergibt sich die Ergänzung: ti jirj cttä [xijs ffijs
ävöglag. Vgl. 17: Oji äxaxatpgov^xa ävögla. — In 8 liest Vitelli jetzt
xaktaav statt xak&g. — 11, f2 ist etwa folgendermaßen herzustellen:
(Mitteis) xf^v xdprj[i/J [(pvläffötj nrop’] aixm.
In 12 faßt Vitelli auf Crönerts Rat navtf rjftov als Dorfnamen. Hier-
gegen spricht nicht nur, daß dies ein sehr eigentümlicher Name für ein
Digitized by Google
II. Referat« und BeepiecIiuDgen
fi34
Dorf wäre, sondern auch, daß der Sohn des Petenten in diesem Falle in
einem anderen als seinem Heiinatsdorf die Liturgie ausüben würde, was
verboten war ( vgl. BGÜ lö I). Ich ergänze 'En(tyi [ro/jvuv — Ziatilos oirolöyo,-
h.'J7o'[v]ei. navtQfjfiov [ot’fftjs z^g xcüft]>;s 0Ü7 xerr’ ffto]s 9>opo-
Xtiyiav TW ifpwTKTw rafiiia wiewohl das Dorf (nämlich das vorher
genannte Dorf Theadel|)heia) ganz verödet ist, bringt der Sobn Zoilos doch
als Sitologos, wie der Vater dem Präfekten stolz berichtet, dem Fiskus großen
Ertrag ein. Freilich zieht sich der Sohn dadurch den Haß der spärlichen
Bevölkerung zu, und daraus erklärt sich das Folgende, das ich so etwa
ergänze (13): xal £x Tot’rou [gio^otipfvojs (od. ähnl.) fiij (pujjj j;[[pij]öi;TO£
£x z^g j'£[j']£vjjufvt/p x«r’ oi’rov alsovfjfoj xri. — In 16 ist Vitellis Ver-
mutung wohl sicher.
Das lateinische Datum in 31 hat Mitteis entziffert. Ich schwanke nur,
ob die XVI Kal. dasteht. Das wäre gegen den Sprachgebrauch, auch passen
die Spuren nicht ganz dazu. Ich glaube auf der Photographie zu erkennen:
Aiu/g. COS.1. II/' XVI Kai. Sepiemhr(es). Damit wäre die vermißte Iterations-
ziffer für das Konsulat gefunden, und der Teit stammt dann sicher, wofür
schon Vitelli aus sachlichen Gründen sich entschieden hatte, nicht aus 313
oder 315, sondern aus 312. Freilich schreibt mir Vitelli, daß er II" nicht
für richtig halte.
Interessant ist auch die Entscheidung des Präfekten: Es soll beim
Kurator festgestellt werden, ob die junge Frau damit einverstanden ist, bei
ihrem Manne zu leben (etwa [£i f-üduxef] rj — avgßuöaei xtI. Durch
diese Feststellung gilt die Sache offenbar für entschieden, denn wir wissen
aus dem Dionysia-Prozeß, daß die Frau gegen ihren Willen nicht vom
Manne getrennt werden durfte. Vgl. P. Oxy. II 237 VII 15; 29 etc.
Zu 37, 3 schlägt Vitelli vor: <(p£Tpw)> dixca'w ßata (= ßatva tVönert)
i^anzjlxti. Aber ich sehe keinen Grund, die Überlieferung zu ändern, und
eine Verschreibung ßutw für ßutvco anzunehnien. Bäioi' ist der Zweig der
Dattelpalme (vgl. 1. Makk. 13, 51; Ev. Joh. 12, 13). Die Meßstange wird
eben selbst ein solcher Pahnenzweig, von 6 Ellen Länge, gewesen sein. Mit
6ix(da wird nur gesagt, daß er wirklich 6 Ellen lang war. Hält man aber
das Substantivum fest, so braucht man auch kein fUzgio zu ergänzen.
Nr. 39 ist wichtig für die Liturgienfrage. In dem neuen Titel (4)
cvazdzrig (der „Bevollmächtigte“ vgl. die oilöinöis-Urkunden) ftiXXovai}g
l(TOu[pj’£iv (pujA^j xßi (iXXav äp(p6öoii’ ist wohl hinter tpvXT/g der Name eines
aaepoSov ausgefallen. Vitelli hat schon auf P. Oxy. I 86, 11 hingewiesen.
Vgl. hierzu auch Mitteis, Archiv II S. 264. Mir kommt die Vermutung,
daß man in diesem 0x3'rhynchostext I 86, 10/11 nach dem Florentiner, der
gleichfalls ans Oxyrhynchos stammt, vielleicht lesen darf: Ei'erojrt'w <tu-
(jTa[rt;] statt öu . ou[ ]) zfjg vuvi Xizovgyovarjg tpvXijg. Außerdem ver-
weise ich zur Sache auf BGU 958 c, 11: toü vvvl Xizovgyoivzog 'AitoXXmviov
tlg vsav (= viov Radermacher) Xtizovg)'eiv näXtv fitXXoinog.
Zu 8 vermutete ich, daß hinter Miaopij die inayofiiuiäv Ttivze in
der Lücke gestanden haben (vgl. meine Griech. Ostraka II n. 136, 354).
Hierzu schreibt mir nun Vitelli, daß der besser geglättete Papyrus jetzt wirk-
lich M£cfop]^ inf zeigt. Damit erklärt sich das x«l tf,s TZC/iTzt^g =
„einschließlich des fünften Epagomenentages selbst“, also bis Ultimo des Jahres.
Digitized by Google
Ulrich Wilckon: Papyms-Ürkunden
535
Für 9 schlage ich folgende Ergänzung vor: ov fi[^v ccllo xat öeSii^cu
xal {(>;[») das sind genau 24 lettere.
Ein Unikum ist der Darlehensvertrag Nr. 44: statt Zinsen zu zahlen,
gibt der Schuldner seinen Sohn dem Gläubiger in Dienst (a. 158). In den
Schlußworten vermutet Vitelli die Bestimmung, daß im Falle der Nichtein-
haltung dieser Bestimmung die Zinsen doch zu zahlen sind. Mir scheint
die Wiederholung des Schuldkapitals in 27 eher darauf hinzuweisen, daß
hier die Bestimmung über die Uückzahlung gestanden hat, die ja auch in
diesen Bankurkunden nicht fehlt ( vgl. BGD 70, 645 etc.) Also etwa: [y.
7b di däi'fjov] (27) [täg ßpy(vp(bu) dpofjjjfjng cxaxbv ([7x001 &7to\[d(!>aovai
xil. Im übrigen vgl. die AggiunU, die auch für die nächsten Nummern
wesentliche Nachträge bringen. In 47 bringt das neue Fragment Gradenwitz
vor allem das Datum, 25. Jahr des Caracalla = 217.
Ein schönes Stück ist der 121 lange Zeilen umfassende Teilungs-
vertrag Nr. 50, der eine Fülle interessanten Details enthält. Namentlich
für die Topographie von Hermupolis und dem Hermopolites ist er sehr
ergiebig. So erwähnt er z. B. für die Metropole (97) roö kt^oavQonov
dföfiov '€pf»oO ■9(oü xQigneyäkov. Dies erinnert mich an die berühmte
Tempelbeschroibung Strabos (XVII p. 805 Gas.): Karä tigßolrjv vtji/
tig ib xiiicvog li&oazQioröv lariv iSaqiog — xaXihai de toöto dpdpoj xil.
Nr. 55 und 56 (ebenso später 6)S) sind wertvolle neue Parallelen zu
BGU 578 und 614.
Vielleicht noch wichtiger ist Nr. 57, die von der Befreiung von den
munera nach dem 70. Lebensjahre handelt. Leider sind die kaiserlichen
Erlasse, die an die Spitze gestellt sind, sehr schlecht erhalten. In Z. 3
vermute ich roig ilß]doftrjxovra htj ßcßitoxöai (vgl. Z. 56), was Vitelli
mir als „möglich“ bezeichnet. Um sein Alter zu beweisen, reicht der
Petent (Z. 67 ff.) Abschrift der Urkunde ein, durch die er einst in die
Epheben eingereiht war. Hierin war nämlich sein Alter ganz genau, bis auf
den Tag angegeben, denn so glaube ich die bisher noch nicht gedeuteten
Abkürzungen der entscheidenden Worte (78) "Hqatv ’Avr<avü\xog \ roO Flu-
viaxov 'Ak^attvg) ^ i6 ij deuten zu sollen: (früe) tS ^fi(ig<öv) jf.
Aus der Erwähnung des ß ygäfiuatog in Z. 74 schließt Vitelli in den
Aggiunte p. XV, daß also auch in Hermupolis wie in Antinoe (und Alexan-
drien) die Stadtteile mit den Buchstaben benannt gewesen seien. Dies
würde zu allem, was wir bisher über die Quartiere von Hermupolis wissen,
im Widerspruch stehen. Ich glaube, daß die vorliegenden Worte sich
gar nicht auf Hermupolis beziehen. Unser Petent war ein .Alexandriner
(28: ’Jt/xiaxQaxCov xoi xal 'AkOatitog), und in Alexandrien wird auch die
Ephehenaufnahme stattgefunden haben, auf die in 70 ff. bingewiesen wird.
Vor allem lernen wir, daß der Präfekt die Aufnahme der Epheben
besorgte.
In der Bitt.schrift an den Epistrategen (Nr. 58) ist noch unerklärt
Z. 3 ]«orarijs. Ich schlage vor: 'U cä/cü|0ts uov ()('a]jtora ünh aov
imgektvatiag xxk. Zu 6{a:ioxa vgl. 14. Das folgende Wort ist noch strittig
(vgl. Aggiunte p. XV). Aber den Schluß der Periode hat Mitteis unter
Billigung Vitellis f;j(i ttjv <5f»j0tv gelesen. Ich vermi-sse hierin noch das
notwendige Demonstrativum und emendiere daher ?xti xx^vSi <(tt)v di^yatv:
Digitized by Google
536
II. Referate and Beipiechungen
eine mustergültige Haplographie! — In Z. 10 vermute ich: tö lomä li;
üanoga 7unaXtXol[7Ctt\ai ov fiövov roaavxa.
Dos kleine Fragment Nr. 59 stammt, wenn ich nicht irre, aus einem
Antrag auf ärztliche Untersuchung. Bekannt sind die Atteste, die
dtjfioaioi iaxgol über Verunglückte, auch über Tote ausstellen. Vgl. BGU
647, 928, Oxy. 1 51, 52, III 476. In diesen Attesten sagen die Ärzte
meist, daß der Stratege auf Grand eines ßtßXläiov von Seiten der Verletzten
sie durch einen seiner vnijghat aufgefordert habe, die Untersuchung vorzu-
nehmen. Ein solches an den Strategen gerichtetes ßtßXUiov ist uns bereits
in Abschrift bekannt: Oxy. III 475. Ich glaube, der Florentiner Text ist
ein zweites. Ira Eingang wird die Mißhandlung beschrieben. Z. 2 ergänze
ich »)[xf]aoTO, in 3 x«r« röv nlev[(MÜ>', 4/5 etwa xivöv-
vEi'oi']tos fiov *o[iJ nrip’ oviov dia(poi)vfj[^6ai (= sterben). Das Petitum
würde etwa lauten (7 tf.): ävay^aiatg aoi rode rö ßißXtlöiov
iüv ccnoiccl«! tva| r[äv] Jttgi ae •bitrigtzcbv äjtu [dTjpocfcij
iargä (?) (oder vielleicht besser, wie Vitelli mir jetzt vorschlägt, unoxagca
öi)fi6atov Uczgbv ßfj« £vlj T[m'J xrl. und hinter ufia vielleicht eine Zeitbestim-
mung) onag . . . .] |... tj^v ntgi ifU dut&cOtv xo[ivßg. Vor rrjv etwa der
Begriff imOicogijaavTig. Am Schluß dann ngoetpcm’tjatoat. Der Petent
will dann die amtliche Auskunft zu einem Prozeß gegen den Übeltäter be-
nutzen (11) npos] TÖ 6vvao9ed fua (= fu) ri/g 7tpo[sip<i)VTia£(i)s xri. und
in 13: l'vu nii äfiägivgov p, öiU[«.
Ein Glanzstück der Sammlung ist das Prozeßprotokoll Xr. 61. Da
meine Verbesserungsvorschläge zu dieser Urkunde bereits von Mitteis in dem
diesjährigen Bande der Savigny- Zeitschrift vei-wertet werden, so beschränke
ich mich auf den Hinweis auf diese Arbeit, die die juristische Bedeutung
der Urkunde in ein neues Licht rückt. Nmr meine Vermutung zu dem
rätselhaften aveg in 28 sei schon jetzt raitgeteilt. Indem ich annehme, daß
das Wort ö[avtto]x67tov erklärt werden soll, schreibe ich: tof] fi'Oddt xk-
Xovvzai o\ [ dtd]«v<(£ixdT)>es ix 7ioll[üv j;pdJ[v]<B[cJ.
In der Rechnung über die Löhne von vuxmtfyoi (69) bede\itet das tx vor
dem Lohnsatz nicht ixitiatto), wie Vitelli vorschlägt, sondern ebenso wie
oben S. 532 ix, im distributiven Sinne.
In dem Vertrag Xr. 70 (VII. J.) ist von Interesse, daß zwei Grund-
stücke mit koptischen Namen genannt werden. Die Lesungen (nach Wes-
sely) scheinen mir freilich, soweit ich dem Faksimile trauen darf, nicht
ganz korrekt zu sein. Den ersten Namen lese ich ncA?BHOV, nicht
MAeBMOT, und den zweiten IlUAr 'KAC, nicht iiuamkac. Der Punkt
zwischen y und x ist wohl gleichwertig mit dem Häkchen, das sonst zwi-
schen Doppelkonsonanz in dieser Zeit steht.
Die mächtige Li.ste von Grundbesitzern des hermopolitischen Gaues aus
Hermupolis imd Antinoö (IV. J.), Xr. 71, ist nicht nur wegen der zahl-
reichen Standesbezeichnungen *), sondern auch wegen der Namen von Interesse.
Wir begegnen da unter den 'yhnivoiztxa dvöftaza (488) einer ganzen Reihe
von Kombinationen des göttlichen Antinoos mit anderen Göttern, wie ’Afi-
1) Für ißpißis (neben äßäxztjg — ab actis) weiß ich keinen anderen Vor-
schlag als Glcichsetziing mit o breziis, wobei ich brevium siipponiere nach dem
häufigen ßfioviov (Lond. II S. 292, 9; 310,1; 311,1. Gen. 63,2).
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrne-Crknnden
537
/ta>vcevr(vooc, '€pp«t^7voos, ?ftxavzivoog und Br^aavrCvoog. Dagegen ist Jixav-
rlvoog (ö60), wie mir Vitelli bestätigt, verlesen fttr NhuiitCvoos- Unter
den von Wemicke bei Panly-Wissowa I 2441 znsammengestellten Haupt-
typen der Darstellungen des Antinoos finde ich nur den Antinoos als Hermes,
d. h. also den '€ppoi>i5'ooj wieder. Vielleicht würde es sich verlohnen, daß
die Archäologen die obigen Göttermischungen bei der Interpretation der
Antinoostypen heranzBgen. Der zuletzt genannte Name Brjactvxlvoog ist
aber auch insofern noch von besonderem Interesse, als er auf den Gott
hinweist, der an dieser Stätte geherrscht hatte, ehe Hadrians Liebling ihn
verdrängte. Vgl. Helladius in Photios bibl. cod. 279 fed. Bekk. p. .529*’
25, 535’’ 39 ff.). Eben daraus erklärt sich das auffallend häufige Vor-
kommen von Namen wie Bijaäg, BrjOovg (f.), Bijau^ltav. Auch mit anderen
Göttern als Antinoos erscheint Bes hier verbunden: BijOttfiiuiv und BijaBigog
(808; so ist aber sicher auch in 591 zu verbinden statt Brjg Slgov). Der
Gott selbst wird übrigens in BGU 387 II 7 Bfjaig genannt. Wo die Form
Bijaäg erscheint, beruht sie wohl auf Verwechselung mit dem weit verbrei-
teten Hypokoristikon Bijoöj (Abkürzung für BijOoSagog o. ä. ). Wie ich
schon öfter hier betont habe, spiegelt sich auch hier wieder in den Namen
der Bevölkerung ein gutes Stück Geschichte. Übrigens wird der Name des
Dichters Brjaaviivog, über den Knaack bei Pauly-Wissowa III Sp. 324
handelt, aus Brjeairtlvoog verdorben sein. Sicher ist das nicht ein Ethnikon,
wie Knaack meint, der den Eigennamen für ausgefallen hält.
Unter Nr. 75 begegnet uns die interessante Urkunde über den Transport
des Kanons nach Alexandrien, über die nach einer früheren Publikation
schon oben S. 305 berichtet worden ist. Vitelli meint, dafi in Z. 5 für
das von mir nach der Münchener Parallele vorgeschlagene xai'öi'os kein
Platz sei, und will nur [Tfjj] ergänzen. Aber nach Taf. XIII ist der Raum
für rr/g zu groß. Ich vermute daher, daß [xcv Tijg] dagestanden hat.
Xr. 79 ist für die Ephebenfrage von hohem Wert: ein Vater meldet seinen
Sohn an zur Aufnahme (iTgr.gioig') unter die Epheben. Vorbedingung ist,
daß er selbst Ephebe gewesen ist (Z. 4) — diese Aussage wird daher be-
schworen (Z. 20) — und zu der privilegierten Klasse x&v ütio toO yvjivu-
alov gehört (25), und daß der Sohn aus einer legitimen Ehe mit einer
freien Metropolitin stammt (21). In Z. 1 scheint mir der Adressat 'Egfiij-
alK)\yi zu heißen, nicht '£pgeiV<i>[i. In 4 scheint mir die Jahreszahl x, die
Vitelli vermutet, sicher zu sein. In 10 lese ich statt rö £4a[io]v, das auch
Aütelli schon für unsicher erklärt hat, vielmehr tovj [v]o. Dann ergibt
sich von selbst die Verbindung dieses zovg mit iquijßov in 12, wofür i(prj-
ßovg zu lesen ist; dann kann aber auch in 10 nicht tiptißo\i> ergänzt wer-
den, \vie Crönert vorschlug, vielmehr wird man oüröl»' zu ergänzen haben,
womit dann der an die Spitze gestellte Akkusativ Top viov gov xil. in
ungeschickter VVeise wieder aufgenommen wird. Zumal mir Vitelli zustimmt
und jetzt sogar «[ürojv zu erkennen glaubt, fasse ich hiernach das Petitum
folgendermaßen: 7topo[d£jfffr;i'c<( (Vit.) ]o[i)tö]v iig roiig [t]6
geopog . . [ligxgipoftipovg?] itptjßovg. Die Zeilen 12 — 16 verstehe ich
noch nicht, ln 13 Schluß sehe ich IIvBiovt Derselbe Name wohl auch
in 14: 77t'ff[7otJ.
Über 92 habe ich bereits oben S. 307 berichtet. Auf Grund des bei-
/'
Digitized by Google
538
II. Referate und Beeprechungen
gegebenen Faksimiles (Taf. XV) muß ich jetzt aber meine Vorschläge z. T.
andern, da ich anders lese. In Z. 6 steht nicht fitu’* , was ich mit juii-
n^tygätpHv) zusammenhrachte, sondern per«« , und dies bestätigt mir jetzt
Vitelli. Danach vermute ich Folgendes; '£«r napaxävrcri — —
itfovgai x, ueittn(uQii9t<l&i) ^aguniädi. Der Sinn ist ja klar, wie auch
Vitelli sagt, daß nämlich diese Arureii auf Sarapias umgeschrieben werden
sollen. Da nun die Tätigkeit des Eintragens durch die angeredeten ygafi-
fuiuig mit nagazl&ea9ai ausgedrückt «drd (vgl nagaKä>i>iai ), wofür es auch
sonst viele Belege gibt, so scheint es mir richtig, für die Änderung der
Eintragung das Verhum (iiTanaQari9ia&ai zu bilden, wenn die Lexika es
auch nicht kennen. Unklar bleibt mir noch der Anfang von 7. Meinen
Vorschlag catb ro(0) tt(vTOü) ^pöCrov), den Vitelli aufgenommen hat, ziehe
ich zurück, da das Faksimile eine andere Lesung verlangt. Jedenfalls steht
nicht o(üiov) da. Sachlich ist auch einzuwenden, daß vorher gar kein
genannt ist, auf den es zu beziehen wilre. Ich lese etwa «rtö
O
TagxQ und denke dabei an einen Ortsnamen. Das Folgende möchte
ich dann so auflösen: 'rjr(fp cov) la^övt(is) rij xa9tjx(^ovaag') oixovo-
fiC(ag), oixovofi(7/aau) d>s xa{hjx(et). Ahkürzungen wie u) für tj*t(£p mv),
wo Präposition plus Relativpronomen als ein Wort gefaßt ist, kommen vor.
Ich besinne mich auf ay ™ (£vö’’(ou).
In 93 haben wir zum ersten Mal eine Scheidungsurkimde aus später
christlicher Zeit (569). Die jüngste war bisher P. Grenf. II 76 von a. 305/6.
In dem gleichfalls aus dem 6. Jahrhundert stammenden Heiratsvertrag
CPB 30 tritt das christliche Element viel stärker hervor als in dem Flo-
rentiner Text. Ich würde übrigens in Z. 7 nicht Tavztjg tf/s KaXXiTroXUeog)
’^vrivoimg schreiben, sondern xakXin6k{t(og). Es ist dies doch kaum als
Eigeuuame aufzufassen, wie schon Z. 9 zeigt: ßjtö tfjs trür^S 'AvTi{voia>v')
^Tokftog. Vgl. hierzu unten S. 565 zu P. Lips. 45, 13.
Die Bemerkung über fjCTiXüö in 100, 3 wird durch Stud. Pal. V 59, 4
(und sonst) widerlegt: rctoxopou roü ptyciloe 2^aga7ttdog i7trt([xü|ö ktiö
Oi[pa]r(cäv.
Den Schluß machen die ausgezeichneten Indices, ohne die eine solche
Publikation wissenschaftlich verloren wäre. Mit unserem Dank für die
große Sorgfalt, mit der diese ausführlichen Indices behandelt sind, wollen
^vir die vorläufige Besprechung dieses Werkes beschließen, das die Papyrus-
kunde so wesentlich gefördert hat.
V. Uorp. Pap, Hermop. (vgl. S. 502).
C. Wessely legt hier den ersten Teil eines „Corpus Papjrorum Hermo-
politanorura“ vor, in dem zunächst Urkunden, die sich auf die Verwaltung
der Stadt Hermupolis Magna beziehen, zusammengestellt sind. Den Haupt-
stock der Publikation bilden die der Rainer-Sammlung angehörigen bermo-
politanischen Akten, vor allem die Ratsakten, auf die wir schon seit langen
Jahren gespannt waren. Daß wir sie nun endlich lesen können, dafür
sagen wir dem Hcrausgeberx unsem aufrichtigen Dank. Ob die Zeit schon
gekommen ist, die hermopolitanLschen Akten zu einem Corpus zusammen-
zufassen, darüber kann man anderer Ansicht als der Herausgeber sein;
Digitized by Google
Ulrich Wilcken; PapyraB-Uikunden
539
wissen wir doch, daß gerade in den letzten Jahren große Mengen yon
Texten aus ESmunen in die PapTrussammlungen gewandert sind, die erst
zum kleinen Teil ediert worden sind. Uns will es daher wünschenswerter
erscheinen, daß Wessely lieber in der Publikation der reichen Wiener Be-
stünde aus ESmunen fortfährt, ohne sich durch die Rücksicht auf die anderen
Sammlungen auf halten zu lassen. Was in dem vorliegenden I. Teil außer-
halb der Rainer-Sammlung mitgeteilt ist (P. Amh. 70 und 124 und 2 No-
tizen aus dem Kairener Museum), ist so unwesentlich, daß er sich dadurch
zur Einhaltung seines Programmes kaum verpflichtet zu fühlen braucht.
Die Bezeichnung Corpus ist auf jeden Fall für den vorliegenden Band
wenig geeignet. „Corpus“ ist nun einmal durch Mommsen ein besonderer
Ehrentitel für Sammlungen geworden, die in wissenschaftlich tief begrün-
deter Anordnung des Materials möglichst abschließende Editionen der ein-
zelnen Texte bieten. Wessely dagegen gibt, wie er selbst in der Einleitung
andeutet, völlig ungeordnetes Rohmaterial. Wenn also nach unserer Auf-
fassung des liegriffes „Corpus“ ein Corpus papyrorum HormopoRtanarum hier
nicht geboten worden ist und auch ülterh.aupt noch unmöglich ist, so ist doch die
Frage nicht unberechtigt, ob nicht auch in einer vorläufigen Editio prineeps
schon mehr hätte gegeben werden können als hier geschehen ist, ziunal
Wessely diese Rainer-Papyri, wie er in der Einleitung mitteilt, schon seit
ca. 20 resp. 10 Jahren unter den Händen gehabt hat. Unwillkürlich vergleicht
man damit, was z. B. Vitelli in den wenigen Jahren seit der Begründung
der Florentiner Sammlung aus seinen Texten gemacht hat! Gewiß wäre
es unbillig, wollte man Wessely daraus einen Vorwurf m.achen, daß er nur
Provisorisches bietet; ist doch überhaupt noch keine abschließende Editio
prineeps auf unserem Gebiet geleistet worden — denn wir sind Sünder allzu-
mal. Aber es wirkt doch überra-schend , wie in dieser so lange erwarteten
Herausgabe der Hermopolitaner Batsakten so wenig getan ist, um dem Be-
nutzer die wissenschaftliche Verarbeitung zu erleichtern. Auf eine „ge-
schlossene Anreihung der einzelnen Stücke“ hat Wessely verzichtet und hat
— oflenbar nach dem Vorbild der Berliner Museumspnblikation — die
Texte (autographierti gegeben „auf einseitig bedruckten Blättern, die eine
spätere Verschiebung erlauben, wenn sie nötig erscheint“. Aber der Not-
behelf, <ler sich bei der Publikation einer ganzen Museumssammlung als
praktisch erwiesen hat, hätte doch hier vermieden w'erden können, da es
sich um eine geschlossene Gruppe eng zusammengehöriger und vom Heraus-
geber leicht zu überblickender Texte handelte, umsomehi', da Wessely die
Hauptma.sse der Texte schon 1888 „druckreif“ gehabt hat (vgl. Einleitung).
Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis (p. V/VI) zeigt, daß eine sachliche
Ordnung wohl angestrebt, aber nicht durchgeführt ist. Zu der Tran-
skription der Texte aber, die erfreulicherweise mit Akzenten und Spiritus
gegeben sind, ist nichts hinzugefügt als Angaben über die Maße der Papyrus-
stücke, die Klebungen, Faltungen etc. und die Verschiedenheit der Hände.
Dagegen finden sich keine Anmerkungen, die darüber Auskunft gäben, ob
die Ergänzungen im einzelnen Falle auf Parallelen beruhen oder nur auf
Konjektur, keine Hinweise auf analoge oder widersprechende Angaben anderer
Texte, keine Erklärungen zu den grammatischen Konstruktionen, die um so
nötiger gewesen wären, als der Editor weder Interpunktion noch große An-
fangsbuchstaben zu gebrauchen pflegt. Vor allem vermißt man eine Aus-
ArchiT f. Papjrraifortchtins 111. 4. 36
/
Digitized by Google
f)40
U. Keferate uad Besprechungen
rechnung der im Text gegebenen Daten, wie man dies jetzt doch überall
findet; auch die Indices (imperatores) geben keinen Ersatz. Ja, bei den
Stücken, die keine Daten enthalten, ist überhaupt kein Wort über die Zeit
gesagt! In den wenigen Fällen, wo schon früher publizierte Texte wieder-
gegeben werden, ist nicht einmal immer angegeben, daß sie schon publi-
ziert sind und wo sie publiziert sind. So fehlt es z. B. bei Nr. 66 und 125.
Bei anderen der Art fehlt wieder jeder Hinweis auf die Arbeiten, die inzwischen
zur Erklärung dieser früheren Publikationen beigetragen haben (vgl.
Nr. 119 b VII und die .A.raherst- Papyri). Das Einzige, was Wessely für
die Erklärung beigetragen hat, ist der Index comm quac ad urhis ad-
ministrationem pertinent etc. auf p. VH/XXVI, und dieser (leider ohne
.\ngabe der Zeilen!) hat sich auch nicht immer als zuverlässig erwiesen.
Man prüfe z. B. die Angaben unter 'Ertipajpi auf p. XIII.
Wenden wir uns von der Form der Darbietung zum Dargebotenen
selbst, so ist viel Neues und Erfreuliches vor uns ausgehreitet. Die Grund-
zuge des Bildes, das beim Lesen uns vor Augen tritt, sind zwar schon
durch Publikationen anderer Sammlungen gegeben, aber diese Rainer-Papyri
fügen im einzelnen noch manche neue Farben hinzu. Diese Texte, die fa.st
sämtlich der Zeit des Kaisers Gallienus angehören, zeigen uns vor allem den
Rat von Hermupolis in seiner Tätigkeit: da sind Fragmente, leider meist un-
bedeutende, von Sitzungsprotokollen des Rates (vgl. BGU 92.Ö aus Herakleo-
polis, ferner den Text von de Ricci über Antinoe s. unten S. ö5.5f.; einen
weiteren aus Antinoe werde ich demnächst herausgeben); da sind Schreiben
des Rates an den Kaiser (5 und 6) wie andererseits an den Strategen (52)
und einen Agoranomen (102); da sind Berichte der vom Rat gewählten
Curatoren {iinpthjxut) über ihre Tätigkeit (7, 10, 28 — 51 etc.), Berichte
des ikaio^vxijg an den Rat über den Ölvorrat im Gymnasium (57 — 65);
ferner Zablungsanträge jener Cm-atoren (vgl. 66 — 68 etc.) und Anträge
von Athleten auf Remunerationszahlung (vgl. 54— 56, 69, 70, 118) sowie
entsprechende Zahlungsanweisungen von Seiten des Rates (vgl. 78, dazu
unten S. 54.5 und 94). Diese imd zahlreiche andere Texte lassen uns einen
tiefen Blick tun in die durch den Rat geleitete Finanz Wirtschaft der Stadl.
Sie zeigen uns aber auch, wie trotz der scheinbaren Autonomie tatsäch-
lich alles vor den römischen Beamten sich beugt, die ihnen auf den
Nacken gesetzt sind, und in Devotion vor ihnen erstirbt Andererseits sind
ein Zeichen der Zeit diese .411erweltsathleten, die mit ihren Titeln prunken
und die städtischen Kassen aussaugen. Nehmen wir hinzu den furchtbaren
Steuer- und Liturgiendruck, der überall hindurchschimmert, so sind das
Züge, die uns das Bild dieses Jahrhunderts der Decadence vervollständigen
und allgemeine historische Bedeutung haben.
Zu den folgenden Beobachtungen, die ich bei der Lektüre gemacht
habe, bemerke ich, daß ich lediglich auf die Transkription des Editors an-
gewiesen war, da Reproduktionen nicht beigefügt sind. Meine Ausführungen
wollen also meist nur Vorschläge sein, die am Original auf ihre Zulässig-
keit zu prüfen sind.
In dem Brief an den Kaiser Gallienus Nr. 5 ist am Schluß von Z. 3
■IuIqiiv\ zu ergänzen, denn das Schema des Präskriptes von Briefen an
den Kaiser lautet: Avxo*qiiOfi — 6 äiiva — jrafpeu' (vgl. z. B. P. Oxy.
IV 705, 20), abweichend von dem Brauch der Ptolemäerzeit. Vgl. Hermes
Digitized by Google
Ulrich VV'jlcken; Papyrug-Urkunden
541
XXII S. 4 ff. Wessely ergänzt die Absender: 'CpftotircJiUfcos fteyaiijg oi
cp;[OVT{g ßovlrj dijfiog dt’ yit’pjjlfou] [77]louT^(Bi'[og. Hier wüßte man gern,
ob das auf einer Parallele beruht, oder ob es nur Konjektur ist. Im ersteren
Falle würden sich wichtige historische Schlüsse daraus ergeben. Denn es
wäre doch sehr auffallend, wenn wirklich Aurclios Plution — offenbar der-
selbe, der hier auch sonst in einer überragenden Stellung als xgaudrog
äovxrjyäpios, also als römischer Prokurator erscheint — als Vertreter der
äpxovug, der ßovhj und des STjjiog von Hermupolis an den Kaiser schriebe!
Sollte Wessely aber in den noch unedierten Akten dieser Sammlung keine
zwingende Parallele haben, dann wäre es richtiger auf eine Ergänzung zu
verzichten, da es der Möglichkeiten verschiedene gibt. Jedenfalls scheint
mir der Artikel ot vor äpjjovTtg fehlerhaft. Vgl. 119 V 1,10.
In dem Sitzungsprotokoll 7 I, 9 schreibt Wessely: (') ooiuave (’)
'Hoaxldufiav (') 7/p(ixldfifi[(av ö] xßt Ätfparefojv tlniiv). Daß ihm die inter-
essante Beziehung zu P. Ozy. I 41 nicht entgangen ist, fand ich nachträg-
lich im Index p. XXVI. Bekanntlich findet sich dort in den Akklamationen
des diifiog von Oxyrhynchos (um 300 n. Chr.) häufig das rätselhafte Wort
(üxuiavai oder auch (axuaveu. (irenfell-Hunt fühlten sich weder von oi Katavi
noch von ’Slxiavi befriedigt, und v. WUamowitz dachte an ägyptischen Ur-
sprung. Der Wiener Text bringt uns nun wenigstens insofern einen Schritt
vorwärts, als er auch für den P. Oxy. die Form mxtave sicher stellt, denn
da der Wiener Text im Gegensatz zu dem vulgär geschriebenen Oxyrhynchos-
text durchaus in korrekter Orthographie geschrieben ist, so darf man bei
seiner Schreibung (oxtavt keine Vertauschung von Vokalen annehraen. Hier-
nach wird man an beiden Stollen, in den Akklamationen der Volksversamm-
lung wie denen der ßovXi], kaum zu einer anderen Deutung als ’Slxeavi
kommen können. Ich würde also in dem Wiener Papyrus schreiben: Tä>v
ßovXevrmv ßoriad?]vza>v ,,'Slxeave '//pcxlaggtav“ 'i/paxlßgp[<i)v 6] xoi
Z’a[panitav iijt(tv)' Was aber eine solche Anrufung des Gottes Oceanus hier
heißen soll sowie in Verbindungen wie: ’J^xeavI 7rQvrayi,'Slxcave 66;a n:<il£tü[s],
’^ixrorf zfiiioxopf o'piorortolft« usw. (Oxy. I 41, 4), das mögen andere er-
klären. In den erhaltenen Akklamationen des römischen Senates (vgl. s. v.
in Pauly-Wissowa), die sonst so viele Beziehungen zu diesen Volksakklama-
tionen aufweisen, habe ich nichts Ähnliches finden können, ebensowenig in
den griechischen Protokollen von ßoviai (vgl. Th. Eeinach, Bull. Corr. Hell.
1898, 642 ff.).
Endlich noch eine Vermutung. Durch eine Festrede von Georg Rietschel
wurde ich darauf aufmerksam gemacht, daß in der alten christlichen Kirche
während des Fürbittengebetes des Diakon die Gemeinde, besonders auch die
Kinder, die Worte xv(>u iUjjOov in vielfachen Wiederholungen dazwischen
riefen resp. sangen oder auch schrieen. Vgl. G. Rietschel, Lehrbuch der
Liturgik I (1900j S. 281, 300 und nanientiich 358 ff., worauf ich durch
die Güte des Verfassers hingewiesen wurde. Darf man solche Zurufe des
Volkes in der christlichen txxljjofa — gewissermaßen Akklamationen an
Christus — vielleicht trotz aller auf der Hand Regenden Unterschiede doch
damit in historischen Zusammenhang bringen, daß, wie P. Oxy. I 41 uns ge-
zeigt bat, auch in den profanen ixxXi]eiai das versammelte Volk Akklama-
tionen zu machen gewohnt war?
In 7 U, 3 wird der derzeitige Prytan bezeichnet als Äovxpßrioöioö
38*
Digitized by Google
542
II Referate und Besprechungen
■ninio6ovil*.ov aXchzov ä[auvt]|(a(jrou. "-/Iffmoj ist hier zu fassen in dem
Sinne von avixijzos wie bei Dio Chrys. Or. 28, 290: ov jüp cxiivog äliiTZZog.
Dieselben Titel olriTCTo; äavvt'^oiazog begegnen bereits nebeneinander in In-
schriften (CIGr. III 5912 und 5713 aus Hom), die von einem Athleten
aus eben unsrem Hermupolis handeln: M. yii'pijliog o xai
'E(/[i6dtoQog viarxOQOg zov fuyälov XaQÜniSog VfitJavdptüj 'KgfionoXizijg ztaynija-
TiooiTjj ntQtodovclxTjg äliiTtzog davvigaazog. Offenbar bat Wessely seine
ErgUnzung von ö[«trt'£]5£Ö(yTOv diesen Inschriften entnommen. Aber warum
wird der Leser mit diesen auch sachlich interessanten Parallelen nicht be-
kannt gemacht?
In Z. 19 ist ngog ^ziö^ vozCvm n'jrjtj zu emendieren. — In 20 dürfte
statt [orjxm vielmehr [Idx]xu zu ergänzen sein. Vgl Z. 16. — In 23 hat
Wessely mit Unrecht frtl QitoQijaiv getrennt, denn iTti9t(aQiiv ist der be-
kannte terminus technicus für das Inspizieren (z. B. in den ärztlichen Be-
richten, vgl. auch hier 7 III 5: Man hat daher etwa
folgendermaßen zu schreiben: Mtza zavzzjv rijv] üpijfftv ytväutvoi
tig jrtopfov... Vgl. zu dieser Konstruktion die nächste Ko-
lumne 7 III 4: j'£väp[evoi df £]if Itfpov jfu[p/oi'.
Nach den Bruchstücken von Sitzungsprotokollen, bei denen von be-
sonderem Interesse ist, daß auch ein {nlzgonog, ein rümischer Beamter, darin
das Wort ergreift — etwa der Aurelius Plution? — , kommen wieder Frag-
mente von Inspektionsbcrichten.
In 28, 12/13 liest Wessely: n [3 I] de im [und] p/i'oi öpj'dvm. Das ist:
jt[pöj] d£ rw [|3o]p/i'0j öpydvM.
Nr. 30 läßt sich mit Hilfe von 7 II noch besser herstellcn. Wessely
hat nicht bemerkt (vgl. auch die Indiens), daß wir hier die Subskription der
beiden Inspekteure vor uns haben, deren Bericht in 7 II und III publiziert
ist. Es ist an den Originalen zu untersuchen, ob 30 vielleicht unterhalb
von 7 III gehört. Ich ergänze Z. 7 nach 7 II 5: .'feJpiJ<l(io;) lfu,uwv[ioj
5 Kctl rioXväevKtjg xo]ö((U7jT£vaa5) |?oul(£UTlis) 'E[pfiov :z6Xttog und in
Z. 9: ylv()tjX(iog) |^(d$xopo$ ^logKÖpov ^EqiiuIov xrl. iiziSiSaxa xz)..
In x]aT07to (31, 6) steckt offenbar wieder der Begriff xazajz^tjffig.
Vgl. 7 n 7.
In 45, 6 wird ött)[f]pus r.u lesen sein.
Das sehr intere.ssante Schreiben des Rates an den Strategen (52 I) ist
offenbar nur ein Brouillon, wie die zahlreichen Versuche, den Text zu
bessern, w'ahrscheinlich machen. Der Stratege hatte, im Widerspruch mit
kaiserlichen Befehlen (wie der Rat versichert), gewisse Abgaben von ihnen
eingetrieben. Der Rat hat sich darauf an den Präfekten gewendet mit der
Bitte, daß das unrechtmäßig Eingeforderte — nicht etwa zurückgezahlt,
sondern — ihm für andere Posten gutgeschrieben würde. In Z. 3 Schluß ist
notwendig [-^«/psir] zu ergänzen, in 8 wahrscheinlich yojpoloy/as. In
13 wird «wßirlf i]!- abhängig sein von dem vorhergehenden imxiigrjal. . . In
14 kann der überlieferte Text nicht richtig sein: etl'ri<piaäfte9a agig zb
(i/j£i>o[fJ aizov (des Präfekten, vgl. Z. 10) [«]|ioüi'tfs Ttagaöcyßijvat xrl.
Da zzgbg zb g/y£ffof weder mit t<f>tj<piaä(t[9c< noch mit «|<oCi>r£c verbunden
werden kann, so muß das betreffende Verbum ausgefallen sein. Also etwa:
iit’tj(f!taäui9ü <(x«za(pvyeiy^ rrgbg zb /it'yt9og. Interessant ist zu sehen,
wie das im ersten Entwurf mißglückte ei'äözt (25 und 30) nachher ver-
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: PapyruB-Uikiinden
543
bessert wird zn Tv’ ttöyg. Ähnlich wird AvtvKQoxögcov (26) nachher
verbessert zu Avrongürogi y.al xü^irt (32) nach Wesselys Deutung. Aber
das letztere kann kaum richtig sein. Ich vermute, daB AvToxparoftxiji
resp. Avzoxpuiogixai<(^g / jrc<pi^(J>t zu lesen ist.
ln 53 (S. 21) ist von hohem Interesse, von einem Ratsbeschluß zu
hören, der i^ii zov xportlöion dotixtp’apiov, also, wenn nicht gar unter dem
Vorsitz, so doch mindestens in Gegenwart jenes römischen Prokurators Plu-
tion gefaßt ist. Für die Frage, in welcher Weise die kaiserliche Regierung
in die Scheinautonomie dieser Städte eingegriffen hat, sind diese Texte sehr
lehrreich. Zum Pintion vgl. S. 545. — In 14 kann nach dem zur Ver-
fügung stehenden Raume wohl kaum anders als i'iftigag [rpfijp ergänzt werden.
Nr. 54 ff. bieten wertvolles neues Material für die Agonisük jener Zeit.
Die Sieger bezogen 6il/(övia (monatlich 180 oder 200 Dr.) aus der städtischen
Kasse der Heimat. Der Hermopolit Aurelius Leucadius hat u. a. auch in
Sidon einen Kampfpreis gewonnen, das hier als xuliuvia bezeichnet wird.
Sidon war Kolonie seit Elagabal. Vgl. Eckhel ill 371. 387. Mionnet V
384 ff.
Die nächste Gruppe, 57 ff., ist wiederum interessant für das Gymnasial-
wesen. Es sind Berichte des iXaioivzt/g, der gemäß den Befehlen des Epi-
strategen dem Rat allmonatlich darüber zu berichten hat, an welchen Tagen
ävaltiigia gewesen ist, d. h. das Öl gefehlt hat. Von besonderem Interesse
sind dabei die Angaben über die wechselnden Gymnasiarchen. Die Frag-
mente hätten in strenger (chronologischer Folge geordnet werden sollen.
So gehört 60, Schluß des Berichts über den Pachon, hinter 62 I, und 6 5,
über den Phamenoth, hinter 59.
Nr. 66 ist das Liquidationsgesnch eines algt&ivzog vjzö zijg xgaziaz>ig
ßovX^g tig iTttjAXciav ngoxavOzag 'Adgutv&v ■0'fpgtöv ßaX«i>t{cov. Solche
iTXififXzjzal, denen die cura eines Verwaltungszweiges übertragen ist,
kannten wir auch früher schon. Wie ich seit einiger Zeit annehme, ist
auch der Beamte, der die Rechnungen des Jupiter Capitolinus-Tempels in
Arsinoö verfaßt hat (BGU 362), ausschließlich ein solcher imittXrjzrjg,
und hat gar keine Priesterqualität. Vgl. namentlich p. Ill und V. In
II 17 und fr. III 5 ist mit Preisigke np);t(tpoi£Üo«(:) herzustellen: welche
ägjugiaavvii sie früher bekleidet haben, wissen wir nicht. Jedenfalls
schrieben sie diese Rechnungen nur als aigc&ivzeg {mb zijg xgazlaztjg ßovXtjg
tig tniftiXiiuv tdiv jrpoöi/xrivrtoi' zä — 9tm All KamztoXUa, stehen also dem
Obigen durchaus parallel. Hiernach sind die Ausführungen von Walter Otto
zu korrigieren, der noch auf dem alten Standpunkt steht (Priest u. Tempel
I S. 51 etc.). Da nun ein griechischer Ratsherr die Rechnungen geschrieben
hat, so kann auch seine Bezeichnung des ZoUxog als nerrpeeop nicht mehr
als Argument gegen den römischen Grundcharakter des Jupitekempels gelten.
Nr. 66 ist, wie oben bemerkt, schon in den Denk. Wien. Akad. XLII S. 9 An. 2
publiziert. Dort hat Wessely in Z. 1 hinter ägxolo? ein xal ergänzt was
gewiß richtig war. Ein Widerspruch zwischen beiden Publikationen findet
sich in Z. 16. In der früheren steht in der jetzigen [^id]. Wie ist
das zn erklärend Hat der Papyrus inzwischen gelitten?
Auf S. 32, letzte Zeile, löst Wessely iizt vor einer Teilzahlung auf in
ini X(6}’ov). Es ist vielmehr <’:t( Xb}’ov oder tni Xoyco vorznziehen.
J'
Digitized by Google
544
II. Referate und Besprechungen
ln 69, 3 muß fftt;(vfai') i rov] ergänzt werden. Vgl. unten S. 546.
Nr. 70 handelt von einem agonistischen Siege in Gaza. Wessely liest:
(aoli[ju] [jtlouJ rofßriöüi’. So viel ich sehe, ist das Adjektivum Fa^aiTijg
sonst nicht bezeugt, sondern Fa^aiog, /«fiTtjj. /ofcrTFjg. Nach Analogie von
54, 14/5 schreibe ich vielmehr: [ou t’v] I'ä^at zäiv c£t[ö
xil. Wir brauchen das x&v notwendig als Artikel zu ij,
was in 9, Schluß, zu ergänzen ist. Vgl. unten S. 546.
Nr. 71, die Wessely nur als „Eingabe des A. Hermaios“ bezeichnet,
kann noch weiter gefördert werden. Die Tatsache, daß der Adre.ssat sein
Signalement angibt, stellt dies Stück in Parallele zu den Paebtangeboten
(119). Oflenbar ist auch dies eines, und ergänzt man erst in 7/8 [Boü-
^ol^ol fiia9ü>(Sa]a&ai, so ergibt sich wie von selbst, daß das folgende srrt
Tt) 7tiy[ verlesen sein muß für fn’ fri; jtty[rf. Nun wird auch die von
zweiter Hand geschriebene Zeile am oberen Rande klar: r^]i> aglav tmd.
Ich löse das iTttä(ovvai) auf und fa.sse es als Befehl an einen Beamten
(der Name oder Titel mag vor rrj]»' im Dativ zu ergänzen seinl, auf Grund
der amtlichen Bücher den Wert des betreffenden Grundstückes anzugeben.
Wenn ich mich recht erinnere, ist es das erste Beispiel aus der Kaiserzeit,
das uns zeigt, wie die privaten Angebote amtlich nachgeprüft wurden.
Der Rat verfährt hier ähnlich wie die Beamten der Ptolemäerzeit, die die
Domanialpachtangebotc an den xcapoypapparfi;; Weitergaben, mit der Rand-
bemerkung „fTrKJxsi/jorpt'i'Ous dplt'Cyxerp, Ttoperlf i<r«ä Xßi rljp ä|io v“. Vgl.
Theb. Bankakt. I Col. 2, 9f, IV Col. 2, 12f.
Nr. 72 ist datiert vom 14. Jahre des Gallienus (Z. 9 und 14). Trotz-
dem schreibt Wessely in Z. 8: [roü dt£>l(tjit)0'rito{) i]f (ttonj). Keine Note
klärt uns darüber auf, wie wir diesen Widerspruch aufzufassen haben. Aus
der Ergänzung dttl(ij/lni>öros) scheint her\'orzugehen, daß Wessely u für
verschrieben hält für ly. Aber ist die Summe, über 16000 Drachmen, nicht
viel zu groß für die dipojiuo für besten Falles 1V2 Jahre? Sollte t]« nicht
verlesen sein für t]n, oder ein anderes früheres Jahr? Jedenfalls bedarf
die Stelle einer Nachprüfung.
Falls in 72 II 8 d]j;x« richtig gelesen ist, muß am Anfang der Zeile
[pi'av ergänzt werden.
In 71J I 7, Schluß, ist notwendig dyupap rröv] zu ergänzen. Ebenso
in 73 III 12: löi' dirrb]. Vgl. unten S. 546.
In 74, 6 ergänzt VV'essely: öti'iopiü>\p uov aip £t']i'x»jOß xoi f[ö]«[(pa-
[Ol|u(i:tixo0 «[j'tövoff Boarp[. Da ist on statt ap zu schireiben.
Hiernach werden Spiele im arabischen Bostra bezeugt (Böot(i[o($ oder Bd(;rp[ai).
Nr. IH wird vom Herausgeber als Liquidationseingabe bezeichnet. Ich
glaube, daß die beiden aufeinander folgenden Dative im Eingang zu einer
anderen Auffassung führen müssen. Vergleicht man damit die Zahlungs-
anweisung Nr. 94, an deren Spitze derselbe städtische Schatzmeister A. Alexander
steht, dem dann ein Name gleichfalls im Dativ folgt, so sieht man, daß
auch Nr. 78 nur eine Zahlungsanweisung sein kann. Dann muß der
Dativ AvgtjUa rikv\vrlcopi (2) von einem später zu ergänzenden igodtaaop
abhängig sein. Freilich muß dann «[iroOpjat in 5 verlesen sein; es kann
nach 94, 3 nur niTijffßpt'ew dastehen. Der Herausgeber hat ferner nicht
bemerkt, daß die vorhergehende Nr. 77 offenbar den Schluß von 78 bildet:
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden
545
77 ist nämlich das Liquidationsgesueh, das durch die Zahlungsanweisung
erledigt wird. Wenn hier ebenso wie in 94 die Zahlungsanweisung, also
der spätere Akt, dem Gesuch vorausgeht, so erklärt sich das daraus, daß,
wie Wessely auf S. 20 zu 5 5 und 56 überzeugend ausgeführt hat, die Ge-
suche von vornherein so tief angesetzt wurden, unter Freilassung eines
breiten oberen Bandes von ca. 10 — 11 cra, daß die erbetene Anweisung
darüber gesetzt werden konnte. Ähnlich wird man in ptolemäischer Zeit
bei den „Doppelurkunden“ oben Platz für die später zu schreibende obere
Urkunde aiisgespart haben. Vgl. oben S. 523 f. Setzt man also Nr. 77 unter
78, so ergeben sich von selbst noch manche sichere Ergänzungen. Da die
4 Monate (78, 8) vom 14. zum 15. Jahr überspringen (12/11: rückwärts
gezählt nach Wessely, warum?), so kann in 78, 7 nur nicht
ergänzt werden. So ergibt sich eine Urkunde, deren Anfang etwa lauten
würde:
[-7vpF)l/w rü Xßl ’Avviovivca |Sool(tVTi)) [rotfifo Tcolirtxoü Idyou.]
[AvgtiU(p J71o]t>ri'{ovt xperr/örw Jo[ux;,vapfp) xoi arcö .\Touoe/ov(?) . . . .
. . . To]ü nai^ög ’Eiufia^ov loO x[ni , . .
x«i] d)f XQijifxttrC^ei) o[ir»jo]«p[fvra iitiaxalijvai Ix toö ;tolt -
TixoO loyov ü?tfp]
6 [üs'uvlcai' MV Ivjixijöfv xßt l<j[rEpj«v](u[Ö'jj ...
äycivjwv iräv änb 77ct[üvi pjjvös loü dffljjludöroj iS ^ (tag 1 ömd]
[fztjvöj 10 0 Ivt JorcöToj 6 [raj roö fi»)(vös) (^P“X8“*') dmxo-
almv (vgl. 77, 10).
An welche Stelle igoSCaoov zu setzen, ist nicht klar, da nun offenbar
noch Verrechnungen mit früheren Posten etc. folgen. Zum Schluß scheint
dann noch ein Posten von 23 Dr. 3 Ob. von der Gesamtsumme 3168 Dr.
abgezogen zu sein, das ergäbe 3144 Dr. 3 Ob., was sich ohne Zwang hor-
steilen läßt (9 ff.): 5TTo[Ao}'Ouftt vrov (?) (dQttXli&v) xy (o|JoltBv ipiSv)
T«[s (nämlich abhängig von <;odtWov) (dpor;j(iäf) rpip;{tl7aj] (11)
[fxaröv rtaaafa]xovta Tl[<J0opß5 (ißoXovg rpffj), wv röv Xöyov
xaraxtogiii ftg rb noXirixbv ioytffrtjptov, X6y]ov ^vXaaaofi[ivov xrl.
Entsprechend ist 77 zu ergänzen. Doch diese Vorschläge bedürfen einer
Nachprüfung am Original. Hier möchte ich nur noch auf die schwierige
Frage hinweisen, in welchem Zusammenhänge hier von dem „Vater Epi-
maehos“ die Rede ist. Daß er der Vater des Plution sein muß, scheint mir
klar. Aber welche Bolle spielt er hier? Entweder ergänzen wir in 4 Stä
to]0 nargbg und entsprechend in der Subskription von 77 d»’ Igoö] roO
siarpös xrl. Dann ist der römische ducenarius der Empfänger der diptöv««,
und wir müssen annebmen, daß er in Agonen gesiegt hat. Oder aber wir
ergänzen an beiden Stellen tiaip to]ö norrpAg: dann wäre der Vater der
Agonist. Beides erscheint merkwürdig, aber das letztere ist doch noch be-
denklicher, weil zu den sachlichen Bedenken das formelle hinzukommt,
daß das teifp, namentlich in der Subskription, mehr als unwahrscheinlich
ist. Mir scheint ita vorzuziehen. Dann stehen wir vor dem auffallenden
Faktum, daß ein römischer Prokurator aus der städtischen Kasse von Her-
mupolis monatlich Remunerationen für agonistischc Siege bezieht. Wie ist
das zu verstehen? Ich glaube, die Schwierigkeiten lösen zu können durch
die Annahme, daß die Siege, die Plution erfochten hat, weit zm-flek in seine
Digitized by Google
546
II. Referate und BeBpiechungen
Jugendzeit zu verlegen sind, als er noch nicht die römische Prokuratur be-
kleidete. Offenbar ist er ein geborener HermopoUt: dafür spricht sein Karne,
der hier besonders hänfig ist, dafür spricht auch, daB sein Vater Epimachos,
der hier das Liquidationsgesach für ihn einreicht, in Bermupolis anwesend ist.
Ja, in 13 6, 4 wird Bermupolis ausdrücklich als seine narbig bezeichnet
So haben wir also in Plution einen Bermopoliten vor uns, der in die Staats-
karriere übergegangen ist Das ist für die Beurteilung seiner Stellung zur
Bule von großem Interesse. Wir begreifen um so mehr den Stolz und die
Verehrung, mit der der Rat auf diesen Sohn der Stadt blickte, der es so
herrlich weit gebracht: das BegrüBungsdiplom (l25j, in dem der Kat sich
sogar zu einem Dichterzitat aufschwingt (7 : tig Spgai' txrvov ävd{}'og ifi-
ßlineiv j’/luxi;), bekommt hierdurch seine richtige Beleuchtung. Auf der
anderen Seite sehen wir ein gewisses Entgegenkommen auf Seiten der
römischen Regierung, indem sie diesen Bermopoliten in seiner Beimat be-
schäftigte. Der Druck der römischen Kontrolle muß dadurch wesentlich
gemildert gewesen sein.
Diese meine Deutung hat noch eine Konsequenz für die Interpretation
der sämtlichen Liquidationseingaben dieser Art. Da die Spiele hier weit
zurückliegen müssen, so kann das tüv ««ö — icog hinter äydvav nicht als
Apposition etwa zu aytavav gefaßt werden, und pqvüv x als Apposition
wieder zu der Zeitdatierung, sondern es ist zu verbinden: twv äTcö ■ — • frag . . .
fiijv&v I, d. h. die öipraetR sollen für so und so viele Monate gezahlt werden.
Das ergibt sich übrigens auch aus 54, 15, wo rc&v — gtp'cBv Is folgt auf den
Singular UQoi-iaokvfinlov. Daraus folgen dann aber die oben bezeichneten
Korrekturen zu 69, 3; 70 lU etc.
Zu 80, 1 ist aus denselben Gründen zu ergänzen: (v r’Jdfoft röv
in!) xtA.
In 81, 4 ist äitt (p^ovriOToi zu ergänzen. Weil der Petent vertreten
ist durch den anderen, wird in lO/l in dritter Pereon von ihm gesprochen.
ln 82, 3 ist sicher [loö *(«*) KoptlJWou zu ergänzen. Weshalb der
Berausgeber in 14 ergänzt, ist mir nicht klar. Der Name des Prytanen
macht es doch wahrscheinlich, daß auch dies Stück aus dem 14. oder 15. Jahr
des Gallienus stammt.
In S3 II 3, Schluß, fehlt in der Ergänzung Monat und Tag.
In 92, 20 kann die Jahreszahl ul mit Sicherheit eingesetzt werden, da
in Z. 15 di]£ltjlv^dros ly (irovj) steht.
Nr. 95 nennt der Berausgeber eine „Kollektiveingabe in Angelegenheit
von Wasserwerken“. Ich möchte es noch genauer als ein Angebot zur
Üb ernahme öffentlicher Arbeiten charakterisieren und vergleiche formell
damit die Angebote (lOTogvrjgoTa) zur Übernahme von Steuerpacht, Domanial-
pacht etc., sachlich aber die Urkunden über i^yolaßla in P. Petr. 111 43.
Darum bezweifle ich die Losung ffre]/ffraTo[t in 9, mit der — nach dem
Präskript und einem Spatium — die Urkunde beginnen soll. Ich erwarte
hier nach jenen Parallelen den Begriff des vq>Cazaa&at = bieten und ver-
mute daher 'rjqjjiOTaTBj» oder, wenn’s möglich ist, 'T'[ipjjör«[g£#a. —
In Z. 11 liest Wessely }og(o £pgoru.;v t)g[ 8 L ]ro Fr. Ich vermute: lö
xfög Tiö TiOTjaftii 'Epfta/io i\vg[(p(>rov xui] vo iv i(ä ’AipfoSialto. AVir
hätten hier also einen nach dem Stadtgott genannten Bermaiosflufi
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyru«-Drk>uiden
547
(besser Kanal), an dem ein Nviicpaiov liegt. In dieser Vermutung be-
stärkt mich die nBchste Urkunde, die dieselben Personen betrifft, in der
ich Z. 17 w<pai(t)u emendieren möchte zu Nv^ii}<paiov. Vgl. das iVvft-
<patov in 127 Vers. II 14. In ytcppodnrlm aber darf man nicht, wie Wessely,
eine Person sehen, sondern einen Apbroditetempel. Vgl. 127 V. III 1. In
Z. 13 wird nach 9 6, 9 zu ergänzen sein ftrjvbg äpyti(efoii)].
Zu itvxrtjffiäv vgl. oben S. 532.
Nr. 96 ist nicht eine „ähnliche Kollektiveingabe“ (Wess.), sondern viel-
mehr ein Liquidationsgesuch jener Antragsteller, deren Angebot inzwischen
akzeptiert worden ist, und die nun vom Thoth bis Hathyr gearbeitet haben.
Hinter iVe(f«)9P«ibv in 17 (s. oben) ist ein Cräv} ausgefallen. Vgl. oben
zu Nr. 78.
In 98, 3 werden 214 Drachmen Zinsen berechnet für 7 Monate und
4 Tage. Da dies 214 Tage sind, so sind hier pro Tag 1 Drachme Zinsen
gerechnet.
In 101, 5 schreibt der Herausgeber: ivyi/ü(pco[g «];r£<(roi/ifVos. Mir
scheint, daß ärtoerlUfiv und fVj’pdqjtof nicht zueinander passen. Ich ergänze
(und zwar fängt damit der Bericht an): ’£vypd9>(a[; ijntcralpf voj. Er
ist also schriftlich bestellt worden.
Nr. 102 handelt von der Verpachtung von Marktstellen. Der
Markt, der Schmuck der Stadt, so schreibt die Bule dem Agoranomen, bringt
auch finanziellen Nutzen, jrpofijödoes ij;ou]ao öirö x&v gt<jttot'ft[fv(av] t(oü]s
iv [o]ÜT§ TOTTovg. Hier ist ijroedo offenbar nicht am Platze. Man erwartet
eher didoü]oa o. ä.
Nr. 113 hätte vom Verfasser unter die Eingaben der Pankratiasten
gestellt werden sollen.
In dem Pachtangebot 119 R II 25 heißt es zum Schluß, im Falle eines
solle es frei stehen, ixigotg |UETafgi0&oO]v i) x«l [51. | I(ig/ini'[£o]d(ir(.
Vergleicht man damit Col. VII 26, wo Ij x«l ovT0vpy[f)v steht, so wird man
hier [äei(]il(ip/!icfi'Ea9a( ergänzen, in dem Sinne von: selbst Hand anlegen.
In 119 R III 16 liegt es nahe, nach Col. IV 12 zu emendieren:
oxoüv <^voxivr/v resp. ßoQlvxjv tijf^ 'Avxivoixir.r,g xtlaxUtg. Ohne Artikel
ist es unannehmbar.
In 119 R IV 14 ff. ist von Ütmuxtbi'ois rop«j;o»s früherer Zeit (repdflöfe)
die Rede, die zu einer teilweisen Zerstörung geführt haben.
Unter 119 R \TI hat Wessely zwei Fragmente zusammengestellt, die er
früher schon einzeln als CPR I 39 und 241 herausgegeben hatte. Es ist
erfreulich, wenn der Herausgeber auch nicht darauf hinweist, daß die
Konjekturen, die Grenfell-Hünt und ich zu diesem Text früher gemacht
haben, durch die Revision am Original sich bestätigt haben. Wessely hatte
in CPR 1 39 11/12 ctvttymfiuxixav ytvtov gelesen. Jetzt liest er ävamtvfia-
Ttxßv, genau so, wie ich in dieser Zeitschrift I 158 An. 7 vermutet habe,
ln Z. 18 hatte er früher fua öoy ^ag gelesen. Jetzt liest er gfa[<] äoxixä
ävxl fiiag, genau so, wie Grenfell-Hunt in P. Aroh. 87 8. 109 vermutet
haben. In 19 hatte Wessely gelesen: xrototo (sic) fUxgrjOiv (sic) xai. Jetzt
liest er tzoioco (1. iTCoitsai) fiix(/xjaiv xai-üjapux, wie ich in dieser Zeitschrift
II 131 vermutet habe, während die folgenden Worte von ihm jetzt anders
gelesen werden {eig rö, nicht änb . . ., me ich vermutete). Solche Nach-
weisungen sollten in einem „Corpus“ doch nicht fehlen. Wichtig ist die
y
Digitized by Google
548 n, Referate und Besprechungen
neue Lesung xoi ai'toup;’i> statt [jj fuol}io0is xvpia i;v;t]Ep. Auch das
Datum ist neu.
Die Akten, die unter 119 Verso ediert sind, sind von hohem
Interesse. Es sind darunter ein Reskript des Kaisers Gallienus sowie
Briefe des Statthalters Juvenis Genialis. Das ist offenbar derselbe,
den Wessely in der Lesung Juvencu.s (für dasselbe Jahr 266/7) den Be-
arbeitern des Prosopogr. Rom. (II 254) mitgeteilt hatte. Vgl. danach auch
P. Meyer, Hermes 33, 272. Auch dies hatte in der Edition gesagt werden
sollen, daß der Juvencus zu streichen ist. Hübsch ist, wie in dem Schreiben
119 Verso 3 der glückliche Ausgang einer Sache nicht nur auf die
des Kaisers und des Statthalters, sondern auch auf die ru/rj der Stadt
zurückgeführt wird. — In Col. 4, 10 wird wohl yvjtjötov Tiolttijv zu
lesen sein.
Ein Kabinettstück ist die Begrüßungsadre.sse an A. Plution, auf die wir
wir oben schon hinwiesen (125). Plution hat sich in Rom beim Kaiser
für seine Heimat Hermupolis verwendet. Der heimische rpicfwyitfroj
'EpfiTig hat ihm ruhiges Meer und glückliche Heimfahrt bereitet. Ob
man im Präskript cpyovTEs x«i ij ßovi.ij sagen wird, ist mir zweifelhaft.
Ich denke, entweder bähen beide oder keiner den Artikel. Also wird in
Z. 1, Schluß, ofj zu ergänzen sein. Am Schluß zu Z. 2 fehlt yafptjv].
In 4 muß TTj] Tiij;»; ergänzt werden.
Die Stücke auf der Rückseite (S. 7 6 ff.) enthalten viele interessante
Angaben über Lokalitäten und Bauten in Hermupolis. Unter anderem er-
fahren wir, daß Hermupolis ebenso wie Alexandrien ein Sonnen- und ein
Mondtor gehabt hat (jtvltj 'Hhaxi] und Afli/rioxi)). An Tempeln werden
u. a. genannt ein reTpäarvlov ein ’Ayxtvotiov, ein 'Adpiavtiovy ein
£ag<t7iiiov, ein I^'vfi^aiov (vgl. ob. zu Nr. 95 6), ein Tvxctiov, ein 'Axppo-
öiaetov (col. III 1, vgl. üben S. 547f.). Diese Urkunde trägt viel dazu bei,
uns ein lebensvolles Bild von dieser Stadt zu machen.
A'I. P. Cattaoui II (vgl. oben S. 503).
Leon Barry legt aus dom Besitz des den Lesern des Archivs schon be-
kannten Herrn A. Cattaoui in Cairo einen gut erhaltenen, umfangreichen
Text in sorgfältiger Publikation vor, der namentlich wegen, seiner Be-
ziehungen zu P. Gen. 16 von hohem Interesse ist. Der letztere ent-
hält eine Klagschrift von 25 Ijouten aus Soknopaiu Nesos (a. 207) an
den Conturio, der neue Text eine solche derselben Leute an den Strategos.
Der Herausgeber hat richtig erkannt, daß beide Klagschrifteu auf Grund
desselben Tatbestandes eingereicht sind, aber über das Verhältnis der beiden
zueinander würde er richtiger geurteilt haben (vgl. S. lOTl), wenn ihm be-
kannt gewesen wäre, daß wir schon mehrere Beispiele dafür haben, daß
gleichzeitig über dieselbe Sache Eingaben an den Strategen und an den
Centurio abgeschickt wurden. Vgl. BGD 321 und 322. Wie die beiden
Arten von Eingaben sich unterscheiden, hat Mitteis im Hermes 30 gezeigt.
P. Gen. 16 und P. Gatt. II stimmen nun nicht so genau überein, wie
BGU 321 und 322, bei denen nur das Petitum verschieden ist. Der histo-
rische Gewinn ist bei jenen desto großer, da über dieselben Dinge zweimal
in verschiedener Weise berichtet wird. Leider ist in P. Catt. gerade die
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrus-tJrkundea
549
Frage der Bodenklassen in Soknopaiu Nesos, die in P. Gen. 16, 11 — 17 in
z, T. recht schwer verstiindlicher Weise behandelt sind, nicht zu genauerer
Darstellung gekommen, was ein großer Gewinn hätte sein können, sondern
in P. Catt. ist nur ausführlich dargelegt, was in P. Gen. Z. 17 ff. kurz
angedeutet ist: die Rückkehr der Petenten in die Heimat auf Grund des
Ediktes des Subatianus Acguila (wofür in P. Gatt, ein kaiserlicher Befehl ge-
setzt wird) und ihre Belästigung durch ’Opflfv,' und seine vier Brüder.
Die Interpretation des neuen Textes kann in einzelnen Punkten noch
weiter gefördert werden. Zum Gen. 16 vgl. die Nachträge oben S. 385.
Die Namen der Petenten sind, abgesehen von einem, in beiden Ein-
gaben dieselben. Ehe wir ans den Abweichungen in den Transkriptionen
dieser ägyptischen Namen Schlüsse ziehen, wird es gut sein, beide Texte
noch einmal zu revidieren. In Gen. 16, 5 wird meine Lesung /7]artjros
statt L^nfrof jetzt bestätigt. Eine stärkere Abweichung scheint in folgendem
vorzuliegen: P. Gen. 16, 7 f.: Ilovatjiü /7ai|^i]oj *ßi UaKvaitag
gegenüber Catt. .5: Uovaetriig xai riaxvaeia; JMcnaizog wl TJaxv-
aita; 'Anv^jtia;. Nun ist, was dem Herausgeber entgangen ist, in P. Catt.
ein Name zuviel genannt, denn 26 werden aufgezählt, und doch lautet die
Summe in 6 z&v xf. (so ist nach der Abzeichnung sicher zu lesen statt ics).
Dieser Widerspruch hebt sieh durch Annahme einer Dittographie, und zumal
in der Subskription des Catt. in Z. 22 den obigen drei Namen nur zwei,
Tloiaig und /Jaxö[(Jts] entsprechen, so ist es mir kein Zweifel, daß wir Catt. 5
zu emendicren haben: Ilovaeizog Mozüizog xal Ilaxvatzog <(^Mazäizog xai
IlaKvOtmgy Das ergibt aber wieder für P. Gen. 7 die Korrektur:
IJovat Mazäi'zog statt noveiuä /Ißilrjog. Übrigens ist der Name Mazäig
nicht inconnii, vielmehr habe ich ihn auch P. Lond. II S. 94 hergestellt
und dem koptischen iiatoY (Soldat) gleichgesetzt. Nun stimmen die Namen
in beiden Urkunden überein bis auf 2azaßovg in Gen. 16, 8, dem ein 'Anvyxig
in Catt. 6 entspricht.
Sachlich ist von Wichtigkeit, daß die Eingaben nach Catt. 6 nicht nur
von diesen 25 Personen, sondern von der Gesamtheit der drjuoaiot ytioQyol
des Dorfes eingereicht sind. Ich komme unten darauf zurück.
Wenn Severus und Caracalla in Catt. 7 als äi'<rtf/l«vies [^]v <(!§)> (so
wird man doch wohl ergänzen müssen) to[u]r(äv AiyvTzru) genannt werden,
so liegt darin eine Vorstellung, die auch schon im Edikt des Ti. Julius
Alexander begegnet: roö iizilüfiiftavzog ijfieiv — faljS«. Vgl. dazu Ditten-
berger, Oriens Gr. II 669, 7.
In Catt. 9 ist uiyiai.lzt(ßiy yfj zu emendieren. Das folgende ixaazov
würde ich lieber = ixäazwv setzen, in Apposition zu ijiuhv in 8.
Es ist mir nicht zweifelhaft, daß nach Catt. 9 ’Opacvg zig auch in
Gen. 16, 21 ’Opacvg ztg st. zu losen ist. Der Stil dieser
Urkunden verlangt geradezu ein solches r»;. Damit fallen die Ausführungen
des Herausgebers auf S. 10/11, die auch schon durch den Hinweis auf
BGU 321 and 322 entkräftet sind.
Von sachUchem Interesse ist die ausführliche Charakterisierung der
t beltater in Catt. 11 ff. Erstens wird ihnen vorgeworfen, daß sie nicht
avi’lloipoQoi sind züv xuzci ixijva ytivofiivtav iv z^ xoifirj imutQtOnS»’ zc xctl
i:zißolmv ffirixräv zE xai c'QyvQix&v tfl[eau]«T(av. Sie entziehen sich also
den monatlichen Zuschlägen zu den Natural- und Geldabgaben des Dorfes.
Digitized by Google
II. Referate und Beapiechniigen
:')50
Das müssen Zuschläge sein, die rechtmäßig von allen Dorfbewohnern m
leisten wären. Zu avvilaipopog vgl. P. Fior. 18, 25, auch P. Grenf. I 13, 3.
Der zweite Vorwurf lautet nach Barry (12 f.): cdXa x«l ovaCa iaiiv
imip xar(d) läg dia)'(>a[9)äg] [. . . v] fiovoi Tnuig dQujjjiag diOjtiXiag itxpu-
xoaittg Kai fiövav Toizcov ra uxgaTtoda xiltiaxa ovxa xag v [pv]«? nouixai.
Das soll heißen (S. 5): En outre, Icur fortune est plus elfvie que ne Vindi-
quent les registres; landis que nous gagtwns dvux tnille qtmirc Cents drachmes,
leurs hestiaux, tres nombreiix, Icur ajiportetit environ cinquantc mines. Ich
fasse es völlig anders: „Da ist auch ein kaiserliches Patrimonial-
gebiet, für das wir allein das (Weide)geld (2400 Drachmen)
zahlen, während nur das Vieh jener, das sehr zahlreich ist, die
Weide benutzt“. Der Schluß ist völlig klar: man muß xäg v[oji]öj
noieixcu herstellcn. €ber den Anfang kann ich, fern vom Original, nur Ver-
mutungen bringen. Entweder wtip -qg Kal xag diaypa[9>äs (= scrip/ura??)
xiloviiiv od. ähnl.] oder vtxiq qg xai xäg <( > dtoypc[(poufi'], oder auch
xat(ä) xäg dtoj’e«[9fis (= gemäß den Anweisungen der Behörden) xieovfui/
od. ähnl. Der Sinn kann wohl nicht zweifelhaft sein. Ürseus und seine
Brüder sind also reiche Leute im Dorfe, und so wird es etwas verständlicher,
daß sie die armen Pächter so drücken konnten, daß sie aus dem Doi-fe ge-
ffOchtet waren (10 xorrä to Trpo'rtpo»'). Ja, ihre Macht war so groß, daß
sie sogar die jeweiligen Dorfschreiber derartig in Schrecken zu halten wußten,
daß diese garnicht wagten, sie zu Liturgien heranzuziehen, denn so ist
oflenbar das Folgende hcr/.ustellen (13): x«l oväiixeäixoxt fAjTo[i)]p[fy»j<j|ai/
t[x](po(SoüvTts (so nach Z 10 statt «[:tt](go(Jovia£j) xovg r.axä xpövovg
KtofioyQapfiaxiac (st. Kxnaxgovovg xcapoygaiifunicog^.
Das ixötxq9iuxtg in 14 paßt zu meiner Lesung iyätxtiag in Gen. 16
10/1. — In 15 muß evveiaepogovg statt awnaipoQäg stehen.
Sehr schwierig ist der Schluß der Petition: xal L*'l]
nävxag xqg ajxogäg xil. Was soll es heißen, daß sic alle in gleicher
Weise die Saatgeschäfte verrichten wollen? Verständlich wäre nur „un-
gestört“ oder dgl. Aber auch das würde hier nicht passen, denn was sie
für sich selbst wünschen, haben sie vorher (Z. 14 f.) an die Spitze gestellt
(:rpö; rö — di)V)/ü[ijv(ri] giv tg yy OyoXdittv xrl.), hier ist vielmehr ’Opöi'a
xnl Toüs ädelepoiig Subjekt (15): xöv di ’Ogaia — avvttapoQovg tlvat — xoi
lixovfyliv und daran schließt sich nun das Obige an: xal lyiadai [t’s] taov
nävxag xqg axxogäg. Ich sehe keinen anderen Ausweg als anzunehmen,
daß q/iäg Txävxag verschrieben ist für i'jfitp xx&aiv: Orseus und Brüder
sollen gerade so gut wie die Petenten die anogä ifjj äixoxaXv(p{9)ii(5ijg yqg
betreiben. Dies führt zu schwierigen Fragen: sind auch Orseus und seine
Brüder dijadaiot yecogyot, daß man dies Ansinnen an sie stellen kann?
Die Ungenauigkeit, die dann in xol tüv Xoimov (6) stecken würde, wäre
erträglich. Oder ist es daraus zu erklären, daß der in Frage stehende
oiyialdj, das dem Kaiser gehörige Uferland des Mörissees, nach Gen. 16, 11
ävaypa(pduepog xfiv rjptxigav xiätnjv ist, d. h. wohl mit P. Meyer
(Fcstschr. f. 0. Hirschfeld S. 135), vom Dorfe als juristischer Person ge-
pachtet ist? Aber dürfte man daraus folgern, daß alle Dorfbewohner zur
Bearbeitung dieses Landstreifens verpflichtet waren? Dagegen spricht doch
wohl, daß dieser alyiakog so wie jedes andere Stück Land auf besondere
Pachtangehote hin an einzelne verpachtet wurde (vgl. z. B. BGU 640, P. Loud.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken; PapyrnB-ürkiinden
551
II S. 192/3). Mir ist somit immer noch am wahrscheinlichsten, daß Orseus
und seine Brüder auch ärjuoaioi yteopyo» waren. Aber es bleiben noch
Schwierigkeiten, auf die ich zur Zeit nicht weiter eingehen kann. Jeden-
falls sind die beiden Urkunden für die dörfischen Verhältnisse von außer-
ordentlicher Bedeutung. Diese Probleme können nur im größeren Zu-
sammenhang gefördert werden.
1 11. P. Ueidelberg 111 (vgl. oben S. 503).
Mit dem vorliegenden I. Bande beginnt C. H. Becker die Herausgabe
der arabischen Terte der Heidelberger Papyri Schott-Ueinhardt. Mit
rühmenswerter und nachahmenswerter Schnelligkeit — ist ihm doch die
Sammlung vor noch nicht zwei Jahren zum erstenmal vorgelegt worden —
hat er die vorliegende Gruppe von Texten entziffert, übersetzt und in einem
ausführlichen Kommentar erklärt. Seine Arbeit ist nicht nur für den
Arabisten, sondern auch für den Hellenisten von größtem Interesse, denn
abgesehen davon, daß hier auch griechische Texte mitgeteilt werden, ist es
für den, der die römische imd byzantinische Verwaltung Ägyptens verfolgt,
von hohem Wert, zu sehen, welche Veränderungen diese Verwaltung durch
die arabische Okkupation erfahren hat. Nach einer Kiuleitung über die Ent-
wicklung der arabischen Papyruskunde und die Bedeutung der Papyri
Schott-Reinhardt folgt die Publikation der Urkunden des Statthalters
Qorra ben Sank, der als Statthalter Ägyptens aus dem Anfang des
VHI. .Tahrh. n. Chr. auch aus der arabischen Literatur wohl bekannt ist.
Der Edition sind ausführliche Darlegungen über die Herkunft der Stücke
und über ihre Bedeutung namentlich für die Steuerverwaltung und den Ge-
treiilehandel jener Zeit vorausgesohickt. In dem Anhang konnte Becker eine
ganze Reihe verwandter Urkunden aus der Straßburger Sammlung hin-
zufügen. Wie ich einer freundlichen Mitteilung des Verfassers entnehme, ist
nunmehr eine Edition der verwandten griechischen, arabischen und koptischen
Stucke des British Museum durch Mr. Crum zu erwarten, durch die manches
der zur Zeit unsicheren Probleme — wie die Präge, ob Asfnh — 'Atpqoöixä
wirklich dem heutigen Atfih (gegenüber dem Faijüm) gleichzusetzen ist,
sowie die Frage nach der Bedeutung des schwierigen terminus technicus
hura — vielleicht ihrer Lösung näher geführt werden dürfte.
Ich muß mir zur Zeit versagen, auf die auch für ums sehr lehrreichen
Ausführungen über die Geld- und Naturalsteuern dieser Texte einzugehen,
und beschränke mich darauf, hervorzuheben, daß mehrere der hier edierten
Texte arabisch - griechische Bilinguen sind. Diese enthalten Mit-
teilungen jenes Qorra ben Sank an einzelne Ortschaften darüber, welche
Abgaben auf sie entfallen sind (£>lnj;fv vfiiv). Die vortrefl'lichen Lichtdruck-
tafeln solcher Stücke sind auch für die griechische Palaeographie von hohem
Werte: wie zu erwarten, sind die Texte in jener Cursive geschrieben, die
zur Buchschrift erhoben „Minuskel“ genannt zu werden pflegt. Im einzelnen
fällt manches auch für das Verständnis der byzantinischen und auch der
römischen Texte ab. Wenn z. B. oi ä:tb xojgijj im Arabischen wiedergegeben
wird mit aJil (= Volk), so spricht dies, wie Becker S. 114 mit Recht hervor-
hebt, gegen die Auffassung von Hohlwein (Musee Beige 1906 Nr. l), der
darin die Dorfhearaten sehen will. Vgl. oben S. 529. Auch die Belehrung
über das persische Qanqel-Maß ist sehr erfreulich.
✓
Digitized by Google
552
II. Kefeiate und Busprechungen
VIII. M61. Nie. 67 (vgL oben S. .503)
Der Florentiner Text, den Comparetti Wer ediert, ist von hohem histo-
rischen Interesse. Es ist ein unit'angreiehes Bruchstück aus dem Uber lUterarum
viissarum (vgl. Cicero Verr. 1. lil 7 1, 167 ) eines römischen Offiziers, vermutlich
aus dem Jahre 1 71 n. Chr. Es ist nicht das erste Beispiel einer solchen Kopien-
sammlung, wie der Herausgeber meint (S. 71), sondern wir haben schon in
dem P. Ashmolean eines kennen gelernt (vgl. Archiv I 168, auch 372).
Die meisten Briefe sind an Strategen gerichtet und fordern sie auf, gemäß
den Befehlen des Präfekten scWeuiiigst, da die Zeit lirUngt, Transportkamele
(gegen A7ergütung) zu stellen für die Expedition, die zu führen er im Be-
grifl’ steht. Von den Deltagauen werden aufgefordert Arabia, der Bubastites
und Heliopolites im Osten, der Saites, Andropolites, zwei andere, deren Namen
ausgebrochen sind, und der Leto])olites im Westen, ferner aus der Hepta-
nomis der Memphites, Arsinoites und Oxyrhynchos. Ob in III 2.5 der
Aphroditopolites gemeint ist, ist mir zweifelhaft.
Mit Recht faßt Comparetti das 5Vort jropt/or in der Verbindung xerre-
jufyovTug toC xcripov rrjg nopt/os 5]e tvTVxüig ayciv gillb) als „militärische
Expedition“ und lehnt dabei den (iedanken an eine einfache Truppen-
versebiebung ab. Auch mir scheint es zweifellos, daß es sich um die Vor-
bereitung zu einem unmittelbar bevorstehenden Kampf handelt. Leider ist
das Ziel der Expedition nicht angegeben. Können wir es noch erraten?
Comparetti vermutet, daß diese Truppen, für die die Kamele requiriert
werden, von den Pyramiden von Memphis aus (das soll Tvfißm bedeuten)
durch die libysche Wüste nach Westen abmarschiert seien, um in Maure-
tanien gegen die aufständischen Mauren vorzugehen, und indem er das
12. Jahr des Papyrus auf Kaiser Marcus bezieht und gleich 17 2, '3 setzt
(vielmehr = 171/2!), findet er eine Bestätigung seiner Annahme in der
Notiz der Vita Marci c. 21, wonach ungefähr zu jener Zeit ein Aufstand
der Mauren stattgefunden habe (S. 79). Mir ist es recht unwahrscheinlich,
daß, wenn die Mauren Spanien verwüsteten — denn das steht in der Vita — ,
eine ägyptische Truppenabteilung auf dem oben bezeichneteu Wege dorthin
geschickt sein sollte. Vgl. die Ausführungen von P. Meyer, Heerwesen
8. 161/2. Auch ist der Ausgangspunkt, die Gleichsetzung des uns unbekannten
Tvfißo) mit den Pyramiden von Memphis doch ganz unsicher.
Mir ist eine andere Vermutung gekommen, die ich zur Diskussion
stelle: sollte es sich nicht um den Aufbruch der Truppen von Babylon-
Memphis gegen die aufständischen Bukolen im westlichen Delta handeln?
Ich bin darauf geführt worden vor allem durch die Worte ipopria xort-
(z. B. 111 18). Solche Komposita mit x«rd bezeichnen in den
ägyptischen Urkunden in der Regel die Richtung stromabwärts. Dies
würde also zu einem Marsch in das aufständische Gebiet, in die BovKolua
östlich von Alexandrien, gut passen. Vgl. Sethe, Pauly-Wissowa lU
Sp. 1013. Die Chronologie des Aufstandes steht freilich nicht ganz fest.
Nach Dio Cass. 71, 1 wäre die Niederwerfung des Aufruhrs durch Avidius
Cassius ins Jahr 172 zu setzen. Unsere Briefe stammen aus dem Ende
September 171 — vorausgesetzt, daß überhaupt die Beziehung auf Marcus
richtig ist, was weiter zu prüfen ist. Es wäre sehr gut möglich, daß der Auf-
stand damals im Gange war. Daß ihm zunächst die in Ägypten stationierten
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden
553
Truppen entgegentraten, versteht sich von selbst und wird von Dio Cass.
ausdrücklich bezeugt: tTiiira ix mpuid^tiog loüj iv Aiyvnxtfl 'RofiaCovs
i'txrjaoeits fuxgov xal zrjv 'AU^dvögiiuv cllov, ei fttj Kdaaiog xiil. Zu meiner
Vermutung würde auch passen, daß gerade auch die auf der Route
liegenden Gaue, wie der Saites und Andropolites zur Requisition heran-
gezogen wurden, während die nordöstlicheu fehlen. Bedenkt man, daß um
den 1. Oktober die Überschwemmung sich dem Höhepunkt nähert, so be-
greift man, daß nur dringendste Not das Vordringen der Truppe zu dieser
Zeit veranlaßt haben wird. Andererseits ist es verständlich, daß die Bu-
kolen gerade zu dieser Zeit Schwierigkeiten machten, wo schon durch die
Überschwemmung ihr Gebiet kaum angreifbar war. Vgl. Heliodors Aethiop.
I 5. Doch mehr als die Hypothese hiiistellen kann ich im Augenblick nicht.
Im einzelnen bemerke ich noch Folgendes. 111 1: 'AvÖQuvonukehov wird
kaum vom Schreiber beabsichtigt gewesen sein. Ihm kam zunächst der
Stadtname ’Avöq&v in dio Feder, dann verbesserte er sich und schrieb ono-
lelxov, ohne mv zu tilgen, wofür es manche Parallelen gibt. Also: 'Av-
öf^tovyoxtoXelxov. Daß der Offizier außer an den Strategen des Gaues auch
noch an die apjr]oeat der Metropole schreibt, ist sehr auffallend. Aber ob
man daraus auf Autonomie der .Stadt schließen soll, ist mir doch zweifel-
haft: apjfoi'its hatten die Metropolen, auch ehe sie von Septimius Severus
das Stadtrecht bekamen ebenso wie nachher.
ln 111 21 ist eine Lücke anzunehmen, die nach 11 16 so zu füllen
ist: eig Mifupiv <(tä xxijt'i/ rnf>r« ay&rjvca Sety.
m 2.5 [’yl]9)le](o(S£)tXr] ou ist mir palaeographisch wie sprachlich un-
wahrscheinlich. Geschrieben scheint zu sein: [.]q)[.]4[T]ou. Die Stelle be-
darf noch der Nachprüfung.
In IV 21 wird erwähnt ein Aioyvrycov roö xgaxlaxov [t jTnrpojroi! , der
nach Comparetti sonst nicht bekannt ist. Ob er identisch ist mit dem
Kkav6tog Atöyvtjxog iTxixgoTtog 2ießaaxov diaäeyöfievog xfjv ot^yiegotavvijv, der
im J. 197 Briefe an den Strategen von Panopolis schreibt, lasse ich dahin-
gestellt. Vgl. den Pariser Papyrus im Hermes 23, 593.
In IV 24 möchte ich lieber ergänzen: xJSv vöi' xoig xekevoftivotg vre
[avroü] (statt «.^[aKoveros) re£/[9'ov.
IX. P. Heidelberg I (vgl. oben S. 503).
Aus dem ersten Bande der Veröffentlichungen aus der Heidelberger
Papyrussammlung, in dem Adolf Deißmann die theologisch wichtigen
Stücke bearbeitet hat, ist an dieser Stelle nur ein Text hervorzuhehen, die
einzige Urkunde: ein christlicher Brief aus dem IV. Jahrh. in außerordent-
lich vulgärer Orthographie (vgl. Tafel 60). Ich verweise auf den eingehenden
Kommentar Deißmanns.
X. Stndi ital. d. fllol. dass. XIII (vgl. oben 8. 503).
Im Appendix II seiner Arbeit über die Pachtverträge ediert G. Gentilli
drei hermopolitanische Papyri, die Vitelli 1904 in Esmunen erworben
hat. Nr. 1 ist ein Pachtangebot vom J. 96 n. Chr. (auf der Rückseite
Rechnungen), Nr. 2 eine Pachturkunde aus der Zeit des Antoninus Pius.
Von besonderem Interesse ist Nr. 3, ein Gesellschaftsvertrag (xoivojc/a). Die
Texte sind eingehend und sachkundig interpretiert.
Digitized by Google
554
II. Referate und Beirprechnngen
XI. Fhilol. LXin S. 498 (vgl. oben S. 503 j.
Wiewohl der hier publizierte Text (ein Kontrakt ans Pathyris vom
J. 111 V. Chr.) nur 13 Zeilen umfaßt, ist doch die Ausgabe von großer
Bedeutung. Die Textedition hat G. A. Gerhard, der seit Jahren an den
Heidelberger Papyri arbeitet und sich zu einem vortrefflichen Kenner im
besonderen der ptolemäischen Papyri entwickelt hat, Veranlassung gegeben,
aus seinen umfassenden Studien einige wichtige Teile vorzulegen. Seine
Ausführungen über die Entwicklung der ürkundenformen (s. oben S. 522),
über die Agoranomie und über die thebanische Topographie zeugen von
gründlichen Kenntnissen und feiner Kombinationsgabe. Ich werde bald bei
anderer Gelegenheit genauer auf seine wichtigen Resultate einzugehen haben.
— Seinen Ausführungen schließen sich solche von 0. Gradenwitz an, in
denen er die rechtshistorische Bedeutung der vorliegenden Urkunde darlegt.
XU— XVI.
Die Referate über diese Editionen sind wegen Raummangels für das
nächste Heft zurückgestellt.
Xni. Compt. R. de l’Acad. 1905 (vgl. oben S. 503).
Seymour de Ricci teilt zwei Texte mit, die sich auf Recto und Verso
eines von ihm in Cairo gekauften Papyrus beßnden. Sie sind nach seinem
Zeugnis beide von derselben Hand geschrieben. Der Text des Recto ist
die Kopie eines Briefes des Aelius Faustinus, Epistrategen der Thebais, an
den Strategen des yivxonokkij^ vom 29. April 159 n. Chr. Der Inhalt ist
von hohem Interesse. Ein gewisser Apollophanes hat sich beim Epistrategen
darüber beschwert, daß er widerrechtlich zu einer Liturgie herangezogen
sei. Der Stratege wird angewiesen, wenn es sich so verhält, andere Namen
statt seiner zu „schicken“, nämlich an den Epistrategen, der wie wir wissen
die Auslosung vorzunehmen hatte. Vgl. z. B. BGU 194. Der Text ist im
einzelnen noch nicht ganz klar. De Ricci liest: ’EtoI oov <pt/aiv Trorrfpa
lofurör ovttt 'Avuvotx txmv xo(i] (ra?) «wre Ttkovvia
xfxlrjpüffffai xuTcc (j»r<'s de 20 lettres] rotij eis itpaxToptwo' xo[i]c(xpijac[r(a]v
xtL Der Petent stützt seine Beschwerde also erstens darauf, daß er „Vater
Antinoltischcr Kinder“ sei. Dieses AntinoTtische ius tiberorum ist uns eine
interessante Neuigkeit. Eine bestimmte Anzahl von Kindern wird nicht
angegeben; cs war also auch wohl eine Mindestzahl, die zur Befreiung von
Liturgien genügte, gesetzlich nicht fixiert. Zur Erklärung sind nicht die
bekannten Erlasse der Kaiser heranzuzieben, die sich auf cives Romani
beziehen, sondern der Ursprung wird im griechischen Recht zu suchen sein,
denn in AntinoS galt, wie wir sogleich hören werden, Naukratitisches Recht.
Für Sparta vgl. Aristot. Polit. II 6, 13 p. 1270*’: fort ycp avroig i’dgos
■cbv pfi’ Yivvrjaavza vlovs ütpQOVQov elvai, xbv Sl Tizzagag caeXfi ztävztovj
und Aelian var. h. 4G, Ö. Freilich wäre nicht ausgeschlossen, daß z. B.
Hadrian, der auch bestimmt hat, daß die Antinoüten nicht anderwärts zu
Liturgien herangezogen werden dürfen (vgl. BGU F\^ 1022 und dazu oben
S. 301), außerdem auch nach dem Muster der cives Romani ein ius libc-
rorum begründet hätte. Daß dieser Vater .4ntinoi‘tischer Kinder selbst ein
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: i’apyrus-Urkunden
555
'Ainivoivg war, kann zweifelhaft erscheinen, da er sich hier, wo es sich um
eine Liturgie im Lykopolites handelt, nicht auf jenes Hadrianische Privileg
beruft, was ihn als Antinolten ohne weiteres von dieser Liturgie befreit
hätte. — An zweiter Stelle beruft er sich vielmehr darauf, daü er ein
(läV) avia [i]jrtx£9>dtt« wtoüi'r« sei, wie de Hicci liest. Dies kann aber
unmöglich richtig sein. Was soll rd avra? Auch müBte man im Gegen-
teil erwarten, daß er sich als frei von der Kopfsteuer bezeichnet.
Dieser Sinn läßt sich aber auch ohne Zwang ans den von de Ricci ge-
lesenen Buchstaben herstellen. Auf S. 8 (des Separatabzuges) transkribiert
er die Stelle: KA . YT A . TTIK€lPAAIA. Das ergänze ich: xo[i oju r«
[^|mxt()pdA(ii teXoivra. Auch das Folgende läßt sich wohl noch weiter auf-
klären. Die Transkription de Riccis lautet: xexXijQäa&ai KAT AFNOII
(11) ANYTAZeiM . PATOYC ei’s TtQaxjo^tiav xrA. Völlig sicher
scheint mir, daß man xot’ ayvoittv herzustellen hat, und zwar wird mau
trotz der Klammer das AN von 11 dazunehmen dürfen. Also dio Losung
ist erfolgt auf Grund der Unkenntnis über die Privilegien des Petenten.
Der Name des losenden Beamten steckt offenbar im Folgenden. Die Punkte
deuten an, daß de Riccis Lesungen hier unsicher siud: wir haben dio Wahl
zwischen ^{»^[oxjpötouj und Z)/v[ox]pttrous. Dann bleibt nur übrig,
daß YX A für inu verlesen sein muß , und das Ganze heißt; xcxlijucüctlai
xnr üj’i'oiov ind Seivox^azovs (resp. Z »j voxparouf). Da die Losung
durch den Epistrategen erfolgt, so muß dieser Xenokrates, oder wie er heißt,
der unmittelbare Vorgänger des Aelius Faustinus gewesen sein. In 15 wird
man vermuten dürfen: x«T£ö;|f^ö[tl«» rtj] ygela, d. h. man hat ihn
festgehalten bei dieser Liturgie. Vgl. BGU. 619, 21. Was dazwischen
steht, bleibt noch unklar. Der Befehl an den Strategen lautet nach de
Ricci: ^pdi'Tiaoi' li zavxa [oöjrtaj xo®’’ « iropf'Ofro i<p' öfzomv, x£-
xpi'o®«! t[ü] £r£pK 6v6jiaza «vr’ oerofi dg Ttje Hier nehme
ich an rfä] Anstoß: andere, nicht die anderen Namen sollen für den
Potenten eingesandt werden. Und was soll l<p’ dgom»', xcxpi'a&ai? Das
wird doch zu verbinden sein, also; „so wie er angegeben hat, daß in ähn-
lichen Fällen entschieden worden sei“. So dürfte das T vor errper zu rjov]
zu ergänzen sei: ippöerKfov — “fp« ovoftaza am' avzov tig
Ttifitfiai.
Noch wichtiger ist der Text der Rückseite, ein Stück aus dem
Sitzungsprotokoll des Rates von Antinoe. Die Hauptstelle lautet:
, . . Ttffvzavixug tlzciv’ ‘H i:ziyafila iS6&)j zjfttiv ngög yfjyiirt[rfjoi[5| xot’
l^oCgizov mtb zov ®£OÜ 'Ad^tavov, ^vjt£p ovx lypvat A'cfuxpo\u^rffrot,
iv rof; vdfiotg yQcoui&a. Hier ist von fundamentaler Bedeutung die Nach-
richt, daß Antinoe das Naukratitisebe Recht batte. Wenn der Text den
Hadrian auch nur als Spender der intyafilu nennt, die die Naukratiten nicht
hatten, so kann es doch nicht zweifelliaft sein, daß Hadrian es gewesen
ist, der dem von ihm begründeten neuen Gemeinwesen auch das Naukrati-
tische Recht gegeben hat. Welch neues Licht fällt damit auf die Bedeu-
tung von Naukratis in der Kaiserzeit! Außer der flüchtigen Erwähnung
der Stadt bei Strabo XVII p. 803 C'as. hatten wir, wenn ich nicht irre,
aus dieser Zeit bisher keine weiteren Nachrichten über Naukratis als die
Erwähnung eines verstorbenen ^oelfuroö zi]g iVovxp(irr»[Tröv jrdjAfWs in
P. Gen. 10, 9 vom Jahre 316 n. Chr. Dazu kamen die Münzen (Mionnet
Archiv f. P«p>ruaforBC)iuu(f 111. 4. 37
Digitized by Google
n. R^-ferate und B^aprechunf^D
556
VI 538, Suppl. IX 172, vgl. P. Meyer, Heerwesen S. 135). Nun hüren wir,
daü die AutLnolteii die vofiot von Naukratis bekoninieu haben. Warum
übrigens nicht die von Alexandrien? Vielleicht weil damals Alexandrien
keine .Autonomie hatte? Merkwünlig ist, daü die Ai'oj "EUtjufj von
Antinoe durch Hadrian das Recht der iniyu^ta ngbg Aiyvnriovg erhalten
haben. Wenn wir hörten, daß umgekehrt die Ägypter es al.s ein Privileg
betrachteten, {n-tyopfc rzgbg ''€lii]vag zu bekommen, so würde uns dies natür-
licher Vorkommen, al.s daß diese Griechen AVert darauf legen, connubinm mit
den -Ägyptern zu haben. .Mir scheint dies ein neues wichtiges Zeichen
dafür zu sein, daß das Agyptertum (schon seit der spateren Ptolem8crzeit)
zu immer größerer Bedeutung im Lande gekommen war. Die Haupt-
konse(juenz dieses Rechtes mag die gewesen sein, daß die Kinder aus Misch-
ehen von Antino'iten und Ägypterinnen ’j^vuvoiCg, oder um den -Ausdniek
der anderen Urkunde zu gebrauchen, '^ntiviuKoi :taiäcg wurden. Doch
das sind V'ermutiingen, die nur zur Diskussion anregen wollen. Da hier
besonders hervorgehoben wird, daß die Naukratiten diese fjijjopi'o nicht
haben, möchte ich daran erinnern, daß wir eine versprengte Notiz über
da-s Ehere<-ht der Naukratiten besitzen. Ein liermias, der über den gry-
neisehen Apollo geschrieben liat, vielleicht der Hennias von Methymna aus
dem Anfang des 1. Jahrh. v. dir., bringt nach anderen interessanten No-
tizen über Naukratitische Sitten auch folgende Nachricht (vgl. FHG II
S. 80 aus -Athens. IV p. 119 D): äi ng ßtctrxgaziTwv ya/tovg fön«,
uig fl' tä ya fiixi) v6aa yiygaTtrai, taitigtjtat mu xori gfliTti/xra didoffdai.
Der Text bietet noch manche Rätsel. So heißt es Z. 5 ff. nach de
Ricci: 7rpoxpf(| v]ovroi yag navxbg ovrtvog ot>^ of(?) vaftoi (lire vöpoi ) x«i
dtazäittg. An oi zweifle auch ich, da dann auch vor <)i(ftK|f(; der Artikel
zu erwarten W'äre. Wenn ich frage, ob vielleicht oüj; ov vöfioi x«l Stcmxgiig
gelesen werden darf, so denke ich an P. Fior. 61, ItJ: oi’j; utiov dialoyid/ioi
xai riyiftnvcg jrupayti'iigfi'Oi (so ist zu lesen).
Zu Z. 10/H ist AN ArN(i)C0t IC in 'Avuyv(oafhla(tig) aulV.u-
luscn. Vgl. Fior. 61, 25 ff Mit A'fptoi'o»' beginnt der Hauptsatz.
Da der Herausgeber selbst seine Edition als eine vorläufige bezeichnet,
ist zu erwarten, daß die definitive manche beute noch bestehende Schwierig-
keit beseitigen wird.
XVIII (vgl. S. 503).
Das Referat ist wegen Raummangels für das nächste Heft zurück-
ge.stellt.
XIX. Sttid. Pal. IV 558/83 (vgl. oben S. 503).
Wessely ediert hier den wichtigen Rainerpapyrus, aus dem er schon
1901 in den Stud. Pal. I. S. 9 ff. vorläufige Mitteilungen gemacht hatte
(vgl. Archiv 11 164). Er druckt zugleich Lond. 260 und 261 noch einmal
mit ab, da der Rainertext mitten zwischen 261 und 260 gehört, wie denn
Wessely im Jahre 1891 die drei Texte noch zusammen im Besitz von
Th. Graf gesehen hat. Diese Londoner Texte sind es gewesen, auf die hin
Keuyon in seinem Kommentar es zuerst aus.sprach, daß die Epikrisis nicht
immer, wie man bis dabin auf Grund des früheren Materials aunaluu, eine
militärische Bedeutung habe — Gedankengäuge, diu dann von Grenfell-
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden
557
Hunt (zu Ozy. II 257), Paul Meyer (Heerwesen), Wessely (Epikrisis), Schu-
bart (Archiv II 15(1), J. Lesquier (Rev. Philol. 28, 1901) weiter verfolgt
worden sind. Die sachliche und vornehme Art, in der Kenyon, wie immer,
sein besseres Wissen vortrug, kontrastiert stark zu dem historischen Rück-
blick, den Wessely jetzt auf S. 58 Aum. 2 gibt. Daß die Früheren die
nicht militärische Seite der ijtixQiaig „geleugnet“ hätten, ist, soweit ich die
Literatur überblicke, nicht richtig. Vielmehr kam man überhaupt nicht
auf diese Deutung, weil zufällig das zuerst bekannt gewordene Material
notwendig auf das Militärische hinwies. Siehe Mommsens Darlegungen im
<-'IL III Suppl. p. 2007, die hier vor allem hätten genannt werden müssen.
Wenn We.ssely aber, gestützt auf den erst jetzt von ihm publizierten Rainer-
papyrus, seinen Vorgängern die Bemerkung in Sperrdruck entgegenhält
„hoffentlich wird sich niemand der Erkenntnis verschließen
wollen, daß die Epikrisis einer 59jährigen jüdischen Frau keine
'Rekrutierung’ ist“, so schlägt er einen Ton an, der im Interesse des fried-
lichen und freudigen Zusammenarbeitens, das sonst auf unserem Oebiet
glücklicherweise herrscht und auch vom Archiv nach Kräften zu fördern
gesucht wird, lebhaft zu be<lauern ist. Im übrigen würde L. Wenger, dem
We.ssely vorwirft, noch 1903 die falsche Ansicht vertreten zu haben, sich
vielleicht anders ausgedrflekt haben, w'enn Wessely den Rainerpapyrus 1901
ediert hätte, statt nur einzelne Mitteilungen daraus zu machen. Ich glaube,
von uns allen sagen zu dürfen, daß wir mit Freuden umlernen; nur muß
man uns die Texte, die uns zum Umlernen zwingen, auch mitteilen — und
zwar in extenso und nicht in zunächst unkontrollierbanm Exzerpten.
Diese Bevölkerungslisten des Amphodarehen Herakleides, die uns einen
Überblick über die Bevölkerung des üfupodov ’rtn’oiUtavfoe von
Arsinoe im .1. 72/3 n. Uhr. geben, sind in der Tat, wie Wessely sagt,
für die vei-schiedensten Fragen der Verwaltung wie auch der Kultur-
und Sozialgeschichte jener Zeit von außerordentlichem Wert und werden
die Forschung noch lange beschäftigen und fördern. Abgesehen von den
Aufschlüssen über die Epikrisis war mir namentlich von Wert, daß durch
den Rainerpapyrus nun endlich völlig festge.stellt wird, daß die Frauen
in Ägypten von der Kopfsteuer frei waren. Vgl. Col. XII. Be-
kanntlich hat Kenyon dies schon aus den Londoner Stücken gcschlos.sen.
Ich war durch dos damals vorliegende Material noch nicht überzeugt und
schloß meine historische Würdigung der Annahme mit einem timi litjiiii
(Arch. 1. 136/7). Durch das neue Stück hat Kenyons Ansicht sieh als
richtig erwiesen.
Der Text wird im einzelnen noch zu revidieren sein, ln Z. 27 liest Wessely
wie früher: ti> i(oo»<) xcitcixf^tä^^iarai) ß(aaihxw) yp(afiftatci) di' ’./ynttoü
6>ifi(oOtov) ßvß(Xioq>vXaxog), nur daß er jetzt nicht mehr wie in Stud. Pal.
S. 9 AyaQov für Verschreibung von Anov9im{ ) halt. Mein Gegen-
vorschlag, statt ’AyaOov Aijfiioelov) vielmehr ’rty«{foö (Saiu[o(eo,')] zu lesen
(Arch. III 233) ist nicht berücksichtigt, oder soll die Nichterwähnung eine
Ablehnung sein? Sachlich ist mir Wesselys Vorschlag wenig wahr.schein-
lieh. An den Parallelstellen ist der königliche Schreiber vertreten durch
seinen ygufifutuvg (vgl. Z. 376, 488); das ist verständlich. Aber was Lst
ein di/fioaiog ßißXiocpvXcig? Das kann doch nur ein kaiserlicher ßißXio<pvXag
sein, und der sollte der Adjunkt des ßaaüixbg ygauftaxivg seinV An einen
,S7’
Digitized by Google
[I. [{«I'erate und Besprechungen
r)f)8
(iißlioq>vlia^ rijs St/fioaiag ßißho&i/jxtjg ist natürlich erst recht nicht zu
denken. So ist es mir doch recht wahrscheinlich, daß meine Lesung
IdynOnü o(vu5)] das Eichtige trifft. Dieser ßtßQuotpvlai) aber winl,
ebenso wie die später genannten ypapnurrttf , zum Bureau des königlichen
Schreibers gehören. — In Z. 58 ist meine sicher richtige Lesung t '
Oütan|aaiaeo0 nicht aufgenommen. Dagegen wird Z. 017 ebenso gedeutet,
wie ich a. a. 0. vorgeschlagen habe.
XX— XXI (vgl. oben S. 504).
Die Referate sind wegen Raummangels für das nächste Heft zurück-
gestellt.
XXII. P. Lips. (vgl. oben S. 504).
Die „dem Andenken an Theodor Mommsen“ gewidmete Publikation
umfaßt 123 Urkunden der neuen, auf Mitteis’ Initiative bin gegründeten
Leipziger Pupyrussammlung. Der größte Teil der hier vorgelegten Urkunden
gehört dem IV. Jalirh. nacli C'hr. au, dessen Geschichte liierdurch manche
wesentliche Bereicherung erfährt; einige wenige Texte stammen aus der
Ptoleinäerzeit, manche auch aus den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit und
der späteren byzantinischen Periode; ein Text (103), der die ’fptpärfg
nennt, gehört der arabischen Zeit au. Es sind viele Stücke von hervor-
ragendem Wert, ja einzelne allerersten Ranges daranter. Mittels, der in
der äußeren Anlage sich an das bewährte Muster von Grenfell und
Hunt gehalten hat, hat das reiche Material gegliedert in Urkunden über
Rechtsgeschäfte (1 — 31 ), Gerichtsakten (32 — 44), Verwaltungsakten (45 — 90),
Rechnungen (91 — 103) und Briefe und Anweisungen (104 — 117). Der
Anhang (118 — 123) ist gemischten Inhaltes. Den Schluß machen die
sorgfältigen Indizes von Dr. Schröter. Zwei Lichtdrucke sind dem vornehm
ausgeslatteteu Bande heigegeben. Mittels gibt außer den Transkriptionen
auch Übersetzungen und vielfach sehr eingehende Kommentare. Zumal
ein großer Teil der Urkunden juristischen Charakter hat, braucht nicht
gesagt zu werden, welchen hohen Wert diese ausführlichen, gerade die ju-
ristischen Fragen oft bis in die letzten Winkel verfolgenden Erklärungen
wie für die Rechtsgeschichte so auch für die Papyruskunde haben.
Über die Vorgeschichte dieser Publikation, die Einziehung einer
früheren ersten Edition, hat Mittels bereits selbst im Archiv (U 106, 1)
berichtet. Die „Beiträge“ von mir, auf die der Titel hinweist, beschränken
sich auf einzelne Lesungen zu den 37 Stücken, die aus jener früheren
Publikation herübergenotumen sind. Nur in ganz weuigeu Fällen habe ich
auf Mitteis’ Wunsch durch Mitsignierung die Verantwortung für den Text
übernommen. Dagegen sind mir die andern 86 Stücke, die Mittels allein
entziffert hat, erst jetzt eben nach dem Erscheinen der Publikation bekannt
geworden. Da die Edition erst vor wenigen Wochen, während schon mein
Referat gedruckt wurde, in meine Hände gelangte, so habe ich in dieser kurzen
Frist ( im Semester!) diese neuen 'Texte natürlich nur einer flüchtigen, vor-
läufigen Revision unterziehen können. Vieles bleibt noch zu tun übrig,
aber die Hauptarbeit ist schon in der Editio princeps geleistet. Bei
dem Kaummuugel des Schlußheftes muß ich mich meist auf die einfache
Mitteilung meiner neuen Lesungen beschränken und den Benutzern es
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papynis-l'rkHnden
559
überlassen, die Konseiiiienzen für die Erklilrung der Texte, zu ziehen. Nur
hei dem Hauptsfflek (Nr. habe ich einige Bemerkungen nicht unter-
drücken können. Wenn ich zu diesem Bande verhältnismäßig viel nach-
tragen kann, so liegt das z. T. daran, daß ich hier in der glücklichen
Lage war, die Originale zn revidieren, während ich bei den anderen meist
auf Konjekturen angewiesen war.
In 6, 7 korrigiert Mitteis äi>t'[a]mv statt nvf[jg»]ci)v.
ln 8, 4 lese ich fier tvd oxijuf mä statt (n)t'^^)doxoüfflJS. — ln 5 darf man
wohl 'üp£]7ioii lesen. — 6 1. xtd statt t[.] . . Wichtiger ist 16/7:
'SlQtTov ö fw»[tpajrEtS statt "Üpiros .£. [ , denn hierdurch wird ge-
sichert, was mir freilich auch sonst notwendig erscheint, daß intTQemivrog in
6 auf Kvolov geht und nicht auf ein vorher von Mittels vermutetes davelov.
9, 3 1. JtalSav st. Jtarp9s. — 10 to]0 d[avijffltfeTo; unrichtig. Vgl.
die Bemerkung zu 8, 16/7. — 13 1. g£[r]j/lJlaj;dT£ statt T£r]£[l£t)Ti/Jxdrt.
— 14 statt xai steht ein längeres Wort (ca. 7 Buchstaben). — 17 erg.
8[(b]ü. — 18 1. idtßoiacv statt imi[fi]qasv. — 22 1. iynxiiot\(Si\v statt
£j'xiijo£fw]i’. In dem folgenden f Jpo|a[. V] von steckt das Suhstantivum zu
xqamifiziKoi. — 30 1. ovviextjv statt awiaeaxijv.
Die Unterschrift des ßiflXio<pvi.a^ ist wesentlich anders als in der
Edition aufznfassen. Einstweilen habe ich nur den Anfang heilen können.
Ich schreibe: 'Efftitvog — dt« Wüpt/l/on zf[. . . . J loö xoi ’Eqfilov jp«ftg«t(ftos).
T&v caxoy({cif>ofiiv(ov «<g»j[iUx](at' XQt&v ov dt«x£tft(£vti)v) iv di'd/i(«T()
xf,g VTCoyqiov (da die drei nicht gebucht sind unter dem Namen der
Schuldnerin, nämlich im Grundbuch) [xol? x]up7(ijv öcrui’ x&v dt« xf)g
äitt9i]y.iig — xiävxMf. ln 34 scheint nvtöw corrig. aus vjimv. Das weitere
ist mir noch unklar: ..o.[..rg? nlprar»; xfjg dieypa/tpfjs-)
(= Auszug) TXQioxo) g>vX{ ). Das letzte Wort ist nicht fx*“'-
11, 5 1. yexvofi[i]vr}g. — 11 1. f. — 14 1. (Jo)ft«r[/]di<(o)>»'.
15, 1 zu Mittels’ Korrektur U ... . qeiig ist hinzuzufügen, daß am Ende
der Zeile 'Epgojiol£/t(j)y) steht . — 7 1. /7op£pdvOtu$.
17, 14 1. r.axaytov. — 24 1. [ ■&j;Jpa statt [üiip« xoi xrjv
xl£t]do. — 25 1. ] . «ä nXfiv statt ] . . . . rdij.
21, 13 1. {’let (mit der Lupe ganz deutlich) statt £df».
22, 14/5 1. fwt I fy)ii'w[tf Ixocros. — 17/8 1. . [.| . |vl(xoö öpy«vov
statt . |. .] . ivätx(xidivog) opyod/ov. — 18 1. mg «ipopdi’rae. —
20 1. m ifii statt mxc fii. — 23 korrigiert Mittels jetzt naqaayofiivov
statt itaoaßyovxog fxov.
26, 4 1. tiyafiiv statt idyatuv.
28, 9 1. UanvoOiHg. Wichtiger ist, daß in 10 nicht £iar[Tu]ro idct&fj
(sic) zu lesen ist, sondern 71ottov, iöog^v. Danach ist die Adoption
nicht erfolgt auf Bitten des sterbenden Papnuthis, sondern auf Grund eines
ühereinkomraens der beiden Kontrahenten. Vgl. BGÜ 315, 12 (Kompromiß-
Urkunde): "Eäo^tv avxovg «jp^önotte« xrl. — ln 12 ist | '■«•t’j notwendig,
— 13 1. [dpo jlo[yoö]p£| v] statt [6pol]oyo[i)f(f»'| äU|7)loif. — 14 1.
ward[o statt /7n[ ijffd'. — 1 7 1. TIaXvov(Hv (sic). — 21 1. ivqXttu
yevofiivm statt iv riXmla yivaftivm. Schluß: elvax d’avxbv statt x[«]l
/•
Digitized by Google
560
II. Keferate und HcBprechungen
iccvxbv. — 23 das lange ge,sueht« Wort ist nicht (lovoxintug, somlem
6g|o|rü;r(i>j. - — 21 1. n^ftlogoi.
2i), 3 erg. Itfinur^l statt f«vTiJ? Wt'p>;iUbv]. — 9 1. .utjrt statt
füoT« und Tctftelv (vgl. TtcftCiug) statt dtfiiiv. — 13 1. tp[/r]j; KViy xkxjaia
statt ;'pln<gi}| 14 1. l'ei vmaxtiv ii ae ßovloftat [otj . . .
statt r£iV[«']c{t«i Kviidqai<(^vy ßorkoftai [r^s «JtojjfjS. — 16 1. gErf[iJ’d£rv
[ö|£ ftvTuv statt gfT«|;rf [ejIj ar'T[6|i'. Die Tochter soll also die
Testierende Schuld eintreiben.
Wohl das Hauptstück der Sammlung ist Nr. 33, die Denuntiatio ex
auctoritate vom J. 368 p. Chr. Für diese Urkunde hat Mitteis S. 88
den Vorliehalt gemacht, „daß dundi VeiTollkommnung der Lesung, welche
ich nach langer Arbeit an dem Stück beute nicht weilerführen su können
bekenne, sich einzelnes anders darstellen kann.“ Auch mir ist es in der
Kürze der Frist natürlich noch lange nicht gelungen, alle Schwierigkeiten
zu heben, doch schon infolge der bisher gewonnencu neuen Lesungen, die
ich zunüch.st folgen lasse, gestaltet sich manches anders.
Col. I. Ich übergehe die ersten unwesentlichen Zeilen des Fragmentes, die
auch noch der Korrektur bedürfen (z. H. 17 r]öi' Xöyov statt ] . nlo . . .).
In 24/7 ist mit Siidierheit so zu ergänzen: o Cr] wj £jroc(J»;s' [(25) „<7>4(«Ofto j
'HQuxliiog & kafrXQOTarog rjyiftmv rrrrEV] 'Avüqypv [(26) rfjj btxriS
öif x^ilaijg £| uv9ivzlug roü dixn(Ti[);p/ou [jr«pa — Z. 28'9
l. I«u7tpdr|£<jr£ (statt |lf(p . . ei) [^j'Eiitije. — 29 1. jt«p|«tj'y£l£ia (oder
n) st. jrfipjnjyElEi's. Das darauf abgedrucktc Fragment (Z. l — 10) gehört in
die Kolumne 11 hinein und zwar in Z. 21 — 30. S. unten.
Col. II. 1. Das kleine Fragment mit rö ß gehört hinter Avyovatoiv
(aus Uußeren und inneren Orttuden). Streiche also tö ß .sowohl hinter Ova-
lEvrii'iovov] wie hinter OiV|iEvroj[
Am Schluß von Z. 3 1. Kvqq st. Ziipa. — 3/4 1. jtEpiijrE nj’OVTEj
(st. jrEpi(?-£ulj’]Er£ I de riji’ EÜSfEifcr (seil. 6äbv) 7tap£iip£'[0E0i i< e’jt jpjj0o[0]{>ni
(= E’j(pi[0B0t>E, statt w«p«|o[t«|0i|v y£i’[E'0|<loi. Vgl. Z. 14). — 6 nicht
Seiv [ii£i'T]£pov [y |Eii'£(0|{tn|i| «vavi(i)0[< je ^[vj xrz., sondern y£f»’[EO&ßi
goi(y)] gdv[wVj0iv r'ijs äv«i'E(Ü0E6); rj|s| E0yoi<, cotoJ e’xä«i0wv (=
ixTttaäv, st. E’xaE ( I ) 0(1)1') rwe ypdv[(i>]v. Daß K?ra| e’xwe0iöv zusamnien-
gehört, zeigt das folgende.
7 I. oCrcoj E|jfoi'0«|r' Nachher ö<p&£at]g st. üq^eiatjg. — 8 1. fj-
jf[on0ß]v st. j’|£i'|£'0d]«i. Also di/lm r^i' avuiiiuxsiv heißt: ich teile die Ent-
scheidung über diu ki’ove'(c0is mit.
Grundlegend für die A)iffa.ssung des Ganzen sind nun die folgenden
Korrekturen zu dem Spruch des Strategius. Den lateinischen Spruch lese
ich hinter Keperabuntur tempora folgendermaßen: si simel (= semel)
negotium is (= iis?) . t[ |. cvol|u|tum est statt c[u|m elud^tur [ijs
a [qujg evok[a]tum est. Darauf lese ich: M eia [tö| qtofiaixd und
darüber geschrieben von anderer Hand: |Epp|qv/a. Nun folgt die griechische
('bersetzung, deren Schluß ich lese: ei Sxag (statt E’w[£i]d |^ |) rj öixt]
flj ine^Biv.
11 1. [t«i|j n:po[i]|Ei. Darauf Seq,eailXa (1* corrig.) st. NefuataXte.
— 12 1. x\aza\axeiv st. x[«]t<(i>/E[ i jv. Am Schluß ZcüXQaziov st.. Aäü-
xgdzzjg — 13 über [oi) in neno!tja9[ui\ ist e nachgetragen. — 15 ver-
Digitized by Google
ririch Wilcken: PapjruB-Urkiimlen
:>61
bindo vielleicht tb rptroi/ mit nctQayil.i.to (zum dritten Mal ). Die Ergänzunp
|«(5tcu]p(|i]ou kaum richtig. Dann: :r[p]os rb r|ftjV| tig rb oixitov äno-
XQtCvaa&ut fiiQOg x«r« ir]v t>t[/ov (= diaialiv) statt :t[e)bs
rb /|7r£t oi'x| iat . otci . . tCToxpiVaaOoi, (li^og xaxa rt;v £x|d(x/arj £ä£tv.
— 16 1. [uri . .|g£ . »jl'p»/ra( und Xwxpärjoi*.
Grundlegend für die GesamtaulTa.ssung ist wieder das Folgende (16/7):
träv Tiriov gf [i'l iwif (<nii /jori^Ofwj if"/gä<pov nargmag, ayaytjv de
xijv tgrga |b'ybj]v£[g| x[o |''j'j>«'tr£dv£g ägteo (wobei für y in Mynuopefi
kein Platz zu sein scheint, vgl. Schreibungen wie yn'uaxoj) statt dißäv
u'rtov . . . . . I fiTov äjro /iovirjaeag lyygäipov «l lt“ r^ebr
Trji' £j'jpo[qpo]i' £[ ] (7toi’£M I . . . .J. Zu Kj’taj’^v vgl. Gloss. uycoyT]
iii(licinm actio.
Weiter ist in 18 rb 7igä\yit(t unsicher (vielleicht roß yp« . (. .?).
Am Schluß lese ich dann: g[£rcc| rä pcegnixir. — 19 erg. etwa |'£tt-
xrör elxt{ev)' Ila^äg itarij\g. Vgl. Z. 28. — Die u&chsten Zeilen habe
ich nur teilweise revidiert. In 23 erg. Kvga st. A'iija (s. Z. 3). Statt Zw-
xpc£r»;s schreibe immer Zroxpartoi'. Vor vCv nicht 5 bf. Die Ergllnzung
rvj’;(di'|£]t xai o)goilbyi/| CE je durch da-s richtig plazierte Fragment (s. oben)
bestätigt. Für frpb [r^s td5|£(ag kein Platz: xego . [. . .|fO>i. — 25 1. ]ijg£v
^jt’ BV«/lj)gipeM[y stjitt einer Su «v«l>}gip£r[at. Diese Zeiten bedürfen
noch der Revision.
26 1. Jiü roßro Bvap;;ov «:r[otKj3b vr£s? r]jjc Stxijr ^ngbg?^ rb g£-
yoifrov rb tf[bv] ^xagEc [ ] . . öiii'{f£gß(mit Schluß-«)r| b|(« roü [bixl-
aait)Qlov. — 27 1. nK]p«[y |y£tf[f|v- *£v bi rg Jtß[payy£tf|« dijlbtaofier
i6r te r|7|rtov x«i rgv «[ylwyfjv xal rtör jtpnyg«ru[v] rb x«0 er. — In
28 steht |£5 «i'Ofvrflnj jetzt auf dem Fragment. Vor <I>Adoiuos fehlt nichts.
Am Schluß 1. '£bixci)|vl (29) j£l:r(£c)' statt 'Erxeo . [. .]. — 29 1. . . .
xii.ev<iar dt« rg[s rdg£w|s st £ |.) . ov b»«r«[yg<( oi"rw]ff. Nachher:
|b ta,u|upbT|ar[oj ■^•egwv il;t(sv)'J //EgqpttiJafrßj . [. Z. 30 und 31 geben
die eigenhändige Unterschrift des Athenodoros, des Vertreters der Sara-
piaina. — 30 1. V/Oip*bbo)pos [ ] . ou. Nachher streiche äraki/fi-
<p&et |oo| r.
Verso (3. Hand) 2 1. ;t«p«y[y£l|£ffa c| st. 7t«p«y| yel* |«v |x]«t. — Z. 3
1. ajjfiegor statt ai/ftetd).
Abgesehen von il«gßpbrcirr£ {^yefiojr in 1 28 zeigt in. E. schon die
Existenz der I. Col. sowie die Empfangserklärung des Prä.ses auf dem
V'erso, daß die denuntiatio ex auctoritate, die in Col. II vorliegt, nur ein
Teil einer größeren Eingabe ist, die der Kläger an den Präses gerichtet
hat. Und zwar liegt diese Eingabe im Original vor, wie der Wechsel der
Hände in 11 30 und auf dem Verso zeigt.
Zunächst ist festzustollen, daß nach meinen Lesungen der lateinische
und der griechische Spruch des Strategius in II 8/9 identisch sind,
während Mitteis sie nach seinen Lesungen für zwei verschiedene Entschei-
dungen halten mußte. „Nach dem Latein“ (ftexä rä gianaixä) folgt die
griechische Übersetzung (igfitjrela), ganz w'ie in der von Collinet und
Jouguet edierten Urkunde oben S. 341. Zu dem luteini.schen Text vgl. die
von Mitteis 8. 97 herangezogene Entscheidung des Cunstantin (C. Theod. 2,
6, I): Cum .cemel neffolium — (emjearibus fuerit csriiijilum etc. Hiernach
Digitized by Google
562
II. Referat« aod Besprechungen
erklllre ich das is hinter negotium als iis (seil. Irmporibas) und fasse evolutum
als gleichhedeutend mit eximptum (= Die letztere Annahme be-
stätigt mir Mitteis durch Hinweis auf C. Theml. 11, 31, 1: trmporibus
fucrit evolutiis (de.sgl. 11, 31, 1 und 11, 32, 1).
Hieraus ergeben sich folgende Stadien der Angelegenheit. Zunächst
hatte der Klüger eine denuntiatio suo nomine eingereicht. Die Beklagten
hatten aber Ausflüchte gemacht und waren nicht erschienen (II 4/5).
Darauf reichte der Kläger, dem nach einmaligem Verfall der Frist die
reparatio temporum freistand*) (II 8/9), zum zweitenmal eine den. suo no-
mine ein. Wiederum erscluenen die Beklagten nicht, so daß die di'xi;
üvuQiog blieb (II, 5 und 14), und der Präses (Heraclius) erklärte, jetzt
gebe es keine Kvttt'iioaig mehr.*) So wendete sich der Kläger nun an den
Präses mit der Bitte, ihm die den. ex auctoritate zu gewähren (das
wird in 11 26/7 stecken), wobei er in Aussicht stellte, in der künf-
tigen denuntiatio den Beklagten mitzuteilen: 1. den betreffenden titulus
ans dem väterlichen Testament, 2. das Protokoll über diese vor He-
raclius erfolgte Verhandlung («ytoj'r;), 3. das Detail der Angelegenheit
(tö xoff’ £v) (II 27). Darauf hatte Heraclius die den. ex auct. gewährt
(11 28 = I 25/6 = 11 7). ’EXixtav aber, der Anwalt der Sarapiaina in dieser
Verhandlung, hatte darauf, wie es scheint (?), die Bitte hinzugefügt, daß
der Präses dann die den. ex auct. durch sein officium den Beklagten zu-
stellen la.sse (das mag in II 28/9 etwa gestanden haben), was Heraclius
mit den Worten lUpip&iqatTai . [. . (seil, ij jropoyj'flfo) zugesagt hatte.
Hierauf hat nun der Kläger die uns in II 1 — 29 vorliegende den. ex
auct. (im ganzen also die dritte, nicht die vierte, vgl. auch II 14 na^ay-
yiXlto — rö rp/rov(?)) ausgearbeitet, in Form einer imaToktj an die Gegner.
Dem Versprechen gemäß hat er hierin über den betreffenden Abschnitt des
Te.stamentes, wenn auch nicht im Wortlaut, berichtet (U 10 f.) und hat
ferner das Protokoll der Verhandlung vor Heraclius, die er in- II 17
als eine extra ordinetn cognitio (1) charakterisiert, mitgeteilt (so erklärt sich
jetzt der bisher rätselhafte Abschnitt II 19 — 29). Zum Schluß, vor der
Beilage, bittet er die Gegner um „die übliche Unterzeichnung“, d. h. wohl
eine Kmpfangsbestätigung (II 16/7).’) Die denuntiatio aber sendet er in
einer Eingabe an den Präses, damit dieser sie (d. h. wohl Abschrift
davon) den Gegnern durch sein officium zustelle.
Ich muß mich hier, von Raum- und Zeitmangel bedrängt, auf diese
kurzen Andeutungen beschränken, und muß es den Juristen überlassen.
1) Da Strategius etwa 20 Jahre vor unserer Urkunde Präses war, und es
mir wenig glaublich ist, daß eine so lange Pause in dem Streit eingetreten sei,
so vermute ich, daß die Sentenz des Strategius hier nur als Zitat ligimeit, auf
das sich der jetzige Präses Heraclius berufen hat.
2) Dies dürfte der Sinn der dunklen, vielleicht noch nicht ganz richtig von
mir hergestelltcn Worte in II 6 sein.
3) Ich schwankte anfangs, ob nicht mit in II 16 der Haupttext, der
an den Präses gerichtet ist, wieder einsetzt, und die erbetene inoogittiaxiis eben
die Schrift auf dem Verso ist. Aber dagegen spricht nicht nur, daß in diesem
Original ein so tiefer Einschnitt jedenfalls auch äußerlich markiert worden
wäre, sondern auch, daß es doch überflüssig gewesen wäre, dem Präses eine
Abschrift seines eigenen Protokolls bcizulegcn. Das Petitum an den Präses mnß
also am .Schluß von C'ol. I gestanden haben.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden
563
diesen einzig wichtigen Text für die Geschichte der Litisdenuntiation zu
verwerten. Hofifentlich gelingt es im Laufe der Zeit, die auch jetzt noch
zahlreichen Unklarheiten des Textes zu heseitigen und jeden Buchstaben zu
entziffern. Es gibt hier Stellen, von deren Wortlaut die Beantwortung viel-
umstrittener Fragen ahhUngt.
Das Verhältnis der beiden Majestätsgesuche 34 und 35 beurteile
ich folgendermaßen. Zunächst ist Nr. 35, noch ohne die jetzt vorhandenen
Korrekturen, ahgeschickt worden und hat durch Subskription Erledigung
gefunden. Darauf ist es auf den Wunsch nach größerer Deutlichkeit
durchkorrigiert worden, und zwar kehren die Korrekturen z. T. in 34
wieder. Also ist 34 der jüngere Text, und daß er nicht nur ein Brouillon
ist, zeigt die noch nicht entzifferte quergeschri ebene Aufschrift auf dem Verso.
Zum Text bemerke ich: 34, 6 1. jtap[a]y£i'dfi£vos st. nig[i]'/ci’6(Uvog.
— 11 1. inavfiX&ov st. öiwov^lffov. — In 14 ist hinter Ü7ro(tv»jfi«Ot ein
Spatium, nicht ohne Grund, denn es ist zu verbinden ^ijzöv xiva
ixtUva^rjv nuQuaxfiv avzoig (d. h. eine festgesetzte Summe Geldes). Darauf
folgt der Genetivus absolutus: roü i5no4of[noi; koyi<sQiv\zog aüi[otjJ
statt TÖ \>Ti6kot\nov loytofffu] ig ro(Jovt[a]. Also der Rest (des verlorenen
Geldesl wird ihnen, den Klägern, zur Begleichung der Rechnung auf ihr
Konto angerecbnet. — In 16 ist dutntükijaag mit C(p9aaa zu verbinden,
darauf folgt asyndetisch: Mäka fiöyig £i’s£ v[£y]x£«'v (statt
. [ Ivejj /v[rv]j;£fv).
Verso 2 1. Szt st. jt£( ). Damit ist auch mit einem Schlage Z. 3
erklärt, die Mitteis völlig richtig gelesen, aber irrig gedeutet hat, da ihm
0T£ fehlte: 1. 0T£ i^ziyylki] z6 ngäyfia zov xQvalov st. lg)}yrj&^ (sic)
(= iS'iyV^i) TOV7tgayfuzz(evziK)oC? — 11 1. -rjytfiäv st. ii/’ £td^[j].
35, 5 1. ^ijzixazaka [^]£f vj st. ||ij’x[o]ra|3ßAA£n'3. Daher der folgende
Akkusativ in der Grundschrift. Ebenda 1. ngoTzofinöv st. Tz^ozzofievov.
Das Übergeschriebeno heißt nicht rtvl cpxß(p<ö?), sondern zivl aga. Dies
ist offenbar zu verbinden mit der Korrektur vor 6, wo ich lese fiaiotf
statt xoTii 6i. Da nun in 34, das ein späteres Stadiiun des Textes zeigt,
an der betreffenden Stelle zivi 'El^jxovnoktzrj steht, schrecke ich nicht davor
zurück, hier zu lesen: ztvl !/4paf»oto£p[go;r(oA/r;j) — ein überraschendes
Kompositum, das aber in den bekannten 'Ekkz)vofU(i<pizai und Ka^ofiifitphai
seine Parallelen hat, Dioskurides gehört, also zu einer eingewanderten
aramäischen Familie, die in Hennupolis Bürgerrecht gewonnen hatte. —
6 übergeschriehen ist nagayivönevog, nicht n'ßpßd£|ßfi[£]voj. — 6 Schluß
1. x[ßi]ß. Mit nagayivofiivog aber ist zu verbinden (7) [7t]pöf fröje xrA —
wie in Nr. 34. — 7 1. 'O dj st. zli (sic). — 10 1. eHaOat (= etaae) st. iktlzp&ri.
Ebenda 1. d[j]nxofi4(jffI v st. [t]ä xofuofffv. — 11 1. [«zjsoAiJöffßt st.
[ojoüijffff und darübergeschrieben von 2. H. iavkij9tjv. Das toü hinter
zovzov steht nicht im Text, also (^zov^. — 11 Schluß ist übergeschriehen: gtff’
uv clxov axtväv. — 14 1. ^2^0f((3ß vrof Se ziuog aizlov ofj und darilber-
geschrieben steht: 'AkX ol itokizcvofitvoi. — 14 gegen Ende 1. IIiQyufiia
(ganz deutlich) st. 'HfjuxUa. Ein Schreibfehler liegt also nicht vor. —
16 1. xazazt&t/idvtov st. xaza9tftdvcov (so zu emendieren). — 18 1. d<p9aoa
mit lang gezogenem Schluß-a (s. zu 34, 16). Die Genetivkonstniktion in
Digitized by Google
564
II. Referate und ßeeprcrbnngen
18 ist durchaus korrekt (s. oben). — 19 1. jur) rtvtg aOrräi' iptkaiiioi
statt «u . MC 90 . . . ALso ist ivxtt^aca zu emendiereii in
^vj;f tpröot.
21 I. odalins statt lalius. Ich vermute (nach Verso) etwa: [Aurum
qujod alius tibi. Am Schluß 1. poposcisse statt peper^isse. Weiter
konnte ich einstweilen nicht kommen.
V'iillig anders lese ich die erste Hälfte des Verso: (l) Th x)7t6{loi7iov)
^yvaiov, OTTCQ fXaßcg rropKXOjatfffe (= rra^nxopfont), fi jr«otd(»x[a]5,
ipaviQiirtiQov dioO<r9»jo[o|r.
Die lateinischen Subskriptionen müssen au.s der kaiserlichen Kanzlei
stammen. Die Worte auf dem Verso sind vielleicht (?) nur eine in Äpjqiten
gemachte freie griechische Übertragung davon’). Doch das wird sich erst
entscheiden lassen, wenn die lateinischen Worte alle gelesen sind.
Mitteis folgert S. 106 aus den Worten Oi/ßaibi rjji’txovt« jtapdr^f;
(.34, 9), daß schon in Syrien eine gerichtliche Verhandlung stattgefunden
habe und nimmt an, daß der Petent sich unter IJerufung auf die Kes
judicata dieses ersten Prozesses gegen die in der Thebais erfolgte Ver-
urteilung wende. Aber jene Worte besagen nichts weiter, als daß jene
Thebaner, die während des Vorfalles in Syrien anwesend waren, später in
dem thebanischen Prozeß Zeugnis für ihn abgelegt haben. Tatsächlich hat nur
eine Derichtsverhandlung, und zwar in der Thebais, stattgefuuden. Isidoros
ist nur zur Zahlung von 72 Solidi verurteilt worden, während der große
Best auf das Konto der Kläger geschrieben wrude. Nim fürchtet Isidoros,
wie aus meinen neuen Lesungen in 35, 19 hervorgeht, daß einige streit-
süchtige Leute unter diesen fiüheren KlUgeni mit entgegeustehenden Be-
kundungen (t| KeTtXßOfOrwruv) gegen ihn operieren und noch einmal gegen
ihn prozessieren mßchten. Damm bittet er die Kaiser, daß es bei dieser
ersten Entscheidung bleibe.
Auch Nr. .‘iti ist ein Unikum. Zum Text bemerke ich: 2 1. KXtößovXog
statt 'laxaßovXog. — 4/5 1. xa[ x[t)]otoi;s xoüs d[tjloofif]i<ous
statt pJ«r[t;]U[«)rdTii>i'] [•■••] P • ovg tovg Jfijrovgi Jvouj. — 5 scheint ti>
l«uiof[s] zu stehen (statt iV l«vioii[s]), wiewohl £v nicht gut paßt. —
In 6 liest Mitteis [tjöe q}6ßov [toü dt]xaaiij[pi]oi;; da hat ihn wohl der
Parallelteit P. 348 irre geleitet, der so schreibt. Hier steht vielmehr [r]öv
(pößov [r^5 ®t/S] pryoltox») [tos]. — In 7 1. i[^vj üft£ttp[«]v [’O]«0(v
ivuQtav statt [ ]'*?[•] • [• • ti?ropfcv. Ferner: Sreov rag
d(«[T]pt/Jös i'xovai a[ ?] statt avroO (sic) tös' <5«o[Tjpi^ß^ ]ot;s . [.
— 9 1. filT iyyvijTcov st. furtjvyvtjfuti. S. unten. Ebenda äniauiXa st.
'.■ifiaziiXa. Nun erst wird die Konstruktion klar: zovg zrafiaäo&ii^ag —
£y[ynonf — antazHXa. — 10 1. Inü£i[w aon] zijv und streiche das [oon
in 11, wo d[iajrojro zu lesen ist. Hinter •tjytfuhv ist versehentlich ein
xupi£ ausgefallen.
Hieraus ergibt sich, daß Kleobulos, der den Befehl erhalten hatte, ge-
wisse Personen aus der Oase an den Präses zu schicken, meldet, daß er
die von jenen gestellten Bürgen durch den beneficiarius abgeschickt habe.
1) Außer dem Anfang, der CiViereinstimineii kann, vgl. perferre = xcpoxo/jiOKi.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden
nf)5
Da sonst zwischen «yyvoj und f)>yvijujs kein Unterschied gemacht wird,
dürfte iyyvtjTav (9) verschrieben sein für ijiyvijatcov.
38 Verso hat die Aufschrift: yitßHXog ■ ■ ■
41, 1 beginnt . — 9 wohl [M«x]ßpicüvos und TavTtjatl. 1 1.
^0 »)| 0(o vfit'vrjff)] £7tt av/upmvoig. — 6 1. vvv ßotji){ovfiivy) st. v . vt . .
7 1. d«[o] xai st. [o6t](öj. — 8 x«0£OTj]]xu[f]of nicht richtig,
streiche Ebenda 1. Sfiov st. (^(työvov. — 10 Anfang 1. «v£j;<ö[p]£i
li f «:rö. — 12 1. «JU’ a ditjQnaaiv [riis re]a»dö[s], m d»«xot[£];{£t.
— 15 1. x«i 7j st. [^Juiv.
Ein Stück von eigenem Reiz ist Nr. 43, der Schiedsspruch (diWo)
eines Bischofs PlusiaJius (IV. J.), der nach nltorientalischer Sitte im Tor
seiner Kirche zu Gericht sitzt. Eine Nonne steht im Verdacht, christliche
Bücher entwendet zu haben. Auch das darauf in Nr. 44 folgende lateinische
Reskript des Dio(detian und Maximian und der Cäsares an die synodus
xysticorum et thymelicorum ist eine Zierde der Sammlung. In I 5 wohl
eher g>;d[£ yJaCr.
Unter den Verwaltungsakten stehen an der Spitze mehrere ober-
ägyptische Gestellungsbflrgschaften von hohem Interesse In 45, 7 1. ’Ofio-
Xoyäi st. 'Op(olo;'(&) öjivvg. — ln 8 steht [Wt'Jgiyli« JiSvfiri (nicht ^töv/ui’)
als Akkusativ, also mit Schwund des e-iin. — In 13 findet sich wohl zum
erstenmal die Bezeichnung Alexandriens als ti]v loip;cpoT{ß|T[7j |c fityaXörtoXiv
(so statt (itiz^önoXiv) ’Mi^ävö^iav. Ich vergleiche damit die Bezeichnung
Antinoes als xoJUfwolts (s. oben S. 538). — 15 1. djioXt^jrtC&ai st. «zto-
yilvto^tti. — 16 erg. hinter fßv (tu x«t’ avrfjvy. Vgl. 46, 13. —
17'8 1. $iSc (= tixi) tnl Tf/g l4Xt^ai'ipto)v, ccät (== eiTc) ini lijs ina-
vodov. Ei dif statt £i’s rriy ;rpo[x(£ipfei/t')] jiU^avdfeuzv, ti de im rg
imtvöda . . .[. Übrigens kann fVeivodos nicht die Hinreise bedeuten (Mitt.),
sondern nur die Rückreise.
46, 5 1. ß[jjO«n:ld/U.(oeol j| st. ß|7jö« ’/fjr]o>Uiuv[/|o| vj. — 12 1. otto-
[IjEfTtrOtlcj st. ß7rofy]f/v£0{ln«. — 14 1. ^Trafvjddw . . . . st. jjojpl«) . . oj .(. .].
— 16 1. Tov iWp «üroil Xöyov st. tot iwp acroC £y 7i|K|m. — 19 1. Brj-
o«7t[()lllci)[vJos st. Bt/aä <^catby /7[«]vö[s :cdl|£[(d]$.
47, 3, Schluß, Sia-, nicht x£. Anfang von 4 noch unklar. — 12 1.
änalgttv (abreisen) st. d7i«i'^T7j^ö£ie. Darauf schreib uft'. — 13 1. vno-
iiilat .[..]... (v korrig.) st. ccnoSügt» £fIJvo(£|. Danach soll ’Atsaiug in
Alexandrien nicht nachweisen, daß Silvan\is Philosoph sei, sondern daß der
Philosoph SUvanus .... (?). — 18 1. ’AQiv&iov.
48, 12 1. fo fie avxbv st. utf xqSxov. — 13 1. iv rg xa96äo} st.
£jtl rg irxavödw. — Die zwischengeschobene Z. 17 ist sehr lehrreich: der
Bürge verpflichtet sich, für den andern eventuell den Platz (xxjv j;«?«!') aus-
zufüllen, fügt hier aber erläuternd hinzu: näaai' xtaoBV (so statt Truaytov
fi|a]xpß) iv trä SixaaxijQio».
49, 14 streiche £i’s] und schreibe in 15 [£«]?. — 17 1. K7ioXt7tia&ut
img dv nigag 7jtiT£[^]g (st. . . .).
51, 15 1. ccTXoXxTtia^ai. — 16 I. wfpnjs e’l^tnEßg st. «’(>k(ios
3 1. Atovxlov MaaxovXtiv\ov] st. KvvxCov Möaxov. —
10 I. fx£l£iiö'ß7j nigag [a|r«t>gvat st. «xolovß(a>$) xolg :rpos[t£jTayg£vots.
Digitized by Google
566
II. Referat<* und Bwprechunffen
Also der Befehl des Präses, das GaschUft zu Ende zu führen, hat das
Gestcllungs versprechen verursaeht. Vgl. öl, 16. — 21 1. ylcovriog
Mnaxovltlvov st. Kvvnog Möaiov 6 ?rpo*(*f|itfvof). Ähnlich aueh Verso.
55, 9 I. inificXtjTtJv ^roi vnoxttxc«STÜzT)v. Damit fällt der ijujiti.rixr)g
jtAoifaji'). — 10 wahrscheinlich avxov (vgl. 48, 12). — 11 wohl
än:o<^. . .^f£v st. «e«aj;erv. — 12 1. rfö]
57 (wegen der Örtlichkeit in Z. 5 aus Hermupolis), 7/8 1. 5K>[l.ta)s
7r|or£ oder tJöt£ yivofti^vmv) ypoppoifcov. — 18/9 1. lig fr]'^(e) l[«]p-
rrp< ot)>cijjv. — Verso 2 1. avxfj txttfii)>a st. ]s avxijg — 3 noch
unklar. — In 4 setzt mit vito keine neue Hand ein. Lies ^oolevrov st.
[^Jonl(£uroC) xd. — In 5 steht von 3. H. yiQoyff(t<p(ixi) erp«) st. x‘Q^'
yp«(p(ov) eyfK((pri}. Dies könnte sich auf Rccto beziehen. Dagegen Verso
1 — 4 hat wohl nichts damit zu tun.
58, 1 1. [tvdJixr/(o vos) ylvxcov (Lykopolis) st. [....]. jjit x . lov. —
16 1. }) anodoivai st. ffoya;todo0vo4.
59, 2 steht hinter Gratians Consulat ein deutliches k", wiewohl ß”, wie
die Edition hat, zu erwarten wäre.
60, 1 1. [iVf/]x[«]Aos x«l ij[ xrl. Dem entspricht das unpuhlizierte
Verso: Mtjxxdiou lig. — 7 1. Tvov9iog st. T«f,u]oi5^(05.
61, 13/4 1. frjijs ptfj’dJljjj st. [ojvopforos] r^f.
63, 3 1. (’H Nachher Xoiiei st. Xoüirt (durch ein Ver-
sehen mir zugeschrieben). — 5 möchte ich emendicren jt«pä r^<^s> igov-
ala(^gy. Zur Konstruktion vgl. Z. 10. — Von sachlichem Interesse ist, daß
in 7 Ilivxdnokiv st. 'EnxxtTxoXtv zu lesen ist. Dies ergabt eine verständliche
Koute für die Truppen: über die Kyrenäische Pentapolis nach Afrika. —
8 statt vficiv ist ein Infinitiv ...£iv zu lesen. Ich konstruiere so, daß ich
i^or>j — xcXivaQüOi auf Oxgaxtioxaig, nicht auf vTto^vt'jfUtCt beziehe. Ferner
verbinde ich in 9 xiotTjOai Xijfinxiad-^vai (mit einem fi geschrieben). Vgl.
BOU 136, 27 mit Gradenwitz’ Textverbesserung. Er wird also angewiesen,
die Koptiten die Summe empfangen zu lassen. — 10 am Ende steht
loTpo (sic).
Von hervorragendem Wert ist die umfangreiche Nr. 64, die eine Reihe
von Erlassen (meist vom Präses Hcraclius) an Beamte der großen Oase ent-
hält. Zum Text bemerke ich folgendes:
4 1. «ydy£T£. — In 6 hat Mittels völlig korrekt npofuag gelesen, hat
aber hier wie häufig sich durch die Annahme irreführen lassen, daß, auch
wenn kein Abbreviaturzeichen vorhanden ist, man doch innerhalb eines
Wortes eine absichtliche Auslassung von Buchstaben anuehmen dürfe. Er
schreibt daher 7XQo{9ia)fuag. Ich muß an dem Prinzip festhalten, daß
.\bbrcviatur nur vorliegt, wenn die Auslassung der Mitte durch einen Strich
gekennzeichnet ist, wie in 0C usw. Wo sonst die Mitte fehlt, wie das Vor-
kommen kann, liegt vielmehr Schreibfehler vor. Die Verschleifungen von
häufigen Wörtern wie Kaisernamen (vgl. Viereck, .Vrehiv 1 452) stehen auf
einem anderen Brett.*) Im vorliegenden Falle ist die Schreibung ganz kor-
rekt, denn ich lese: xxqo fiiäg xaXavä&v £i7txejiß^ian' Inuptgo^tvot.
1) .4uch das ist vom Editor oft übersehen worden, d.aß Abkürzungen von
Wortschlüsicn in dieser Zeit in der Regel in irgendeiner Weise gekennzeichnet
werden.
Digitized by Google
Ulrich Wilcken; Papyrnn-Urkumlen
Zwischen 8 und 9 hat Mitteis, wie er inzwischen bemerkt hat, eine Zeile
ausgelassen. Er liest daselbst: Tlva de im]vty*.tv (— iTttjviyxav) oi
TtQainoairoi, ix x&v vnoxtrayfiivtov taia&t (= et<na&e). — 9 hinter
»jyfgcbv ist freier Baum. Die Schrift zwischen tjcjiiopi und xid^iiv ist ab-
sichtlich ausgelöscht. /isyciXr/g scheint nicht dagestanden zu haben. Hinter
avedgoifutv in 13 folgt ein Finalsatz mit oir[(iJä? dessen Schluß lautet t ■^vVJ
{ögav igtX9eiv (NB. nicht avfißfj). Darauf folgt nach einem
Spatium ein neuer Satz (13), mit Evzvxovxcg beginnend. — 14 1. rfj i no-
xitfilvy diäaaxaXila st. rg ^y(f)govf/« [. . . Ebenda 1. zh atp ot>v
(= der auf euch entfallende Teil) st. lo« . po . . Daraus folgt, daß in
15 ztoti)aua9at --- zcoti^aaa&c zu fassen ist. Mit catoazaXivrog schließt der
Satz. Hiernach werden wir in 16 £vvdytze = Evvdyizai fassen (es folgt
die Summierung mit nachfolgender Spezialisierung). — 17 hinter den 9 My-
riaden deutlich aftß. — ln 20 ist die Summe 31910.
23 1. st. -^[yltgovix)^?]. Ebenda 1. ivivyiov rt (vgl. 13) st.
i[ß] ivzax&ivxa. — 24 1. iv äno&izm xvyxdvtiv xb fi^i^otg (verschrieben
für ^{Tpov) toCto, st. imtva&(xm xfjg ^opaiTo:toi((j)p(»jSf)c ( t ) 5, loOro.
Ebenda 1. xig ßfoxtia st. xa{/axilc>. — 25 1. x>niQ9e aig st. üntp-
iXiat a o,>v. — 26 1. tx st. 0 xf/g. Mit äxreaxaXzai schließt dieser Satz. Es
folgt: Tovg dt ye .st. xovaät x^o^vg. — In 27 ist daher noixjOov als Im-
perativ zu fassen. Ebenda 1. uvxolg xb ftfrpov st. avrof; rdv Ä’(py)vpov.
Schluß: drtöaxttXov st. uvaaxuXbv (sic). — In 28 habe ich hinter jraern-
jjddte einstweilen nur rö «atpaXig le.sen können.
Auch die folgende Urkunde ist offenbar vom Heraclius geschrieben,
denn es steht in 29: OvaXigia ^[«(aKidtxoary 'Oäaimg st. Ü6altpi«v(dj)
Xafiuiätxaaxriaag tim' Ebenda 1. wieder ifiTjg st. fjy(t/iot'ix)^g. — 30 scheint
dfj Trpctyftaxtlav st. TCQCtyiiaxtlag zu stehen. Die Worte hinter j;pn-
«opyiipev sind absichtlich ausgelöscht. — In 31 hat Mitteis mit äinXclatov
|ä) axatXfibv den richtigen Gedanken getroffen, aber mau braucht nicht zu
emendieren, wenn man die jüngere Form äijtXaaio)i’ heranziebt: btTxXaatava
axa&fibi’. — 32 1. äypotxiu; st. zra^oix/ag. — 33 1. d£|«f»£eoj st. tm>-
ftti’og und fpfjS st. x/y(ffiovix)T/g. — 34 der Anfang fpiuü f/ c)'£i<[xllijO»«>'
i.st nicht richtig. Bleibt mir noch unklar. Schluß 1. aixtuv st. ä.i.iav. —
36 1. T£ x«i«d»/iov (j/X koirig.) st. yt xxnaßaXuv (sic).
38 1. wieder OvaXt(j!ta ^rapnidixacry 'Oäattog. — Der Anfang von
40 ist noch nicht richtig. — 41 vielleicht ouereloiiviu v (?) st xtXiaiidxut'. —
43 nu^iaxt] nicht richtig. Von diesem Verbum lasse ich abhiingen iv ^vXlvoig
dflrui; £ vj;«p££|avri roüio xä Sijiioalio ngofXeivai iv xfj xrl. — 45 ixivov
nicht richtig. — 46 1. x«tadt/lun bvxog st. xar«d»jAot)rTos. Schluß 1.
nen’ojijxüi' (sic). — 47 streiche rfjf. — 52 1. Uuxoiyuv. — 63 1. oue-
niiaat iavxov. Schluß der Zeile zu korrigieren. — 54 1. ziQayiidxmv st.
Xp>i,udxcov. Das näckste Wort nicht richtig. — 55 1. izxi äyvcoftoavyy (Schluß
un.sicber). — 56 1. iXaiov st. [djixofov und st. dt« tf/j. Dann igovala.
— 58 1. AA£o^ovA[u], wohl derselbe wie in Nr. 37. Dann yvtoa(Hjvat(^i)
st. tta dEffiji'ßi und am Schluß äiaixr/aiv (Schiedsgericht) st. dziaixijaiv. —
59 1. y(via9ai. — 61 1. ix st. x^g. Den Schluß der Urkunde habe ich
noch nicht bearbeiten können.
r
Digitized by Google
568
II. Referate aod Beaprecbiingen
Es folgen einige Ostraka, die ich noch nicht verglichen habe.
Von hervorragendem Wert sind die gmßen Rechnungen aus Hermonthis,
Nr. 97, namentlich wegen ihrer neuen Aufschlüsse ül>er die verschiedenen
Artaben, worülier Mitteis eindringlich gehandelt hat. Von dem Text konnte
ich nur den Anfang revidieren.
1 1 1. 77o[vtop[/tou. — 3 1. denn am Schluß der Zeile
lese ich hinter Kti(azov) noch *«1 //Ai5[(i'jos). Die Rechnung ist also
von xwei Mlinnern des Namens AvQTjhog IIKTjvig aufgesetzt. Dazu stimmt
die doppelte Subskription am Schluß, die zeigt, daß beide TTAijety zugleich
wmrjpoc hießen (nattlrlich von verschiedenen Vstem). Der Vater des zweiten
wird am Anfang von 4 genannt .sein, wo die Edition irrig yii]ue«a( )
liest. Das naarozpÖQOV ist nun also auf den Vater des zweiten lUiivig zu
beziehen. Nun erklärt sich auch das bisher rätselhafte ßnij^üv in 4: es
ist eben der Titel der beiden Rechnungsschreiber. — 8 1. t.[ ]jo,' st. tce
[tVd]ix(rfo»’Os). Die Indiktion wird erst in 9 genannt: [t]vJix(tfoeos) st.
] . . t^/. Aber was hinter i.agnpoTciT(oi' zunächst steht, verstehe ich nicht.
Nr. 101 nennt Mitteis eine Rechnung über den Kanon. Aber wo er
xav('ov liest (am Rande), steht überall rj/iäiv. So II 1, wo ich weiter lese:
vuvl ufcüv ro'ürjT(og) st ro(C) «vr(ov). Ähnlich in IJ 4 To^, II 18 TbOi;*,
32 7'^. In U 6 1. vuel /Ujfiiov. II 17 1. riQtay.li.Xa IJQlattov st. TlQia%ii
£anQlay.ov.
Die Reihe der Briefe eröffnet einer aus ptolemUischer Zeit, Nr. 104.
Nach den üblichen Phrasen kommt hier einmal ein hübscher Gedanke in
origineller Form. Z. 16/7 1. "Otov ijgte )[p]dig}jg, tt'zf/vjtov xi Xn/tßtivia
(st. y[p]ct(>i)K i/ttln2orära(g) äv[a]ßuX<^Xyia&i). Die nächste Zeile 18 lese
ich nicht ohne Zögern: ’£:riöxo7r£rt[«]i v/täg. Das Medium muß hier in
einer Bedeutung stehen ähnlich der in Demosth. in Neaer. p. 1361, 12. —
19 1. 'AXfiivxig. — 21 1. ’£cftMr»jg .st. ’Kaffli5r»jj. ’EöftwTrjg gebildet wie
'Kofitvig (zugehörig dem Thoth). — 23 scheint fttyaXaii st. fuxä liöi» zu
stehen. Darauf folgt: IlzoXitov 6 axQaxijyog xat “crw« ui-
yuXtog. Daun: "Kyofiev (26) SiTiXä xj/iivCiV) mv .xitcaxovQidxjg xxoiti. Und
weiter: “j^Xoixtoi (= äXvxtoi) ylvta^e ntpl j’goO. — In 29 ist ciUKydg(?)
unrichtig. — 30 1. IT] st. xj'.
106, 4 1. 2/üpou st. £oq>ov. — 5 1. Mvtona. — 6 1. 2.'aßoOXti’
KonxQiaxi. Sachlich ist wichtiger, daß die Lesung ye yt’ioaxi/g in 10
wcgtällt. Es steht da: 7/f rfpgoCfft j. — 13 fasse ich ypaiigoTtog = ^’po.u-
/laxitag. — 23 1. XQixtj. •— 24 1. KaxiXfXtai. Auf Verso hat nichts weiter
gestanden als 'j^noXXtitvlio xtS ipiXxäxw.
111. 2 1. 7p<[dw|pM A’twi'(?) yatgciv. — li 1. ygaufiaxa st. ygafifia-
r/|d|t«. — 8 Anfang kann nur gdojjovs gemeint sein, wiewohl das g sehr
ungewölmlieh. Ebenda 1. /'*vi'[a]dfoc statt /Vpoari^ojv. — 9 1. tJxtw
X« ft
statt ti (= fix«) oiu'. Das ft soll wohl nur chtov aufnehmen, also — äXici
xal thxoy. Ebenda: Jög xoiig fttoffo|üsj (direkte Rede mit oxi ein-
goleitet) st. dovXovg fua&m\ay\. — 10 1. j4pydpttt ovx tyta oder f)(o[g(e].
Also das Zwiegespräch: „Gib die Löhne anders (höher)“. ,4ch habe kein
Geld“. Darauf fährt der Bericht an den Adressaten fort: Kai xxl. —
Digitized by Google
Ulrich Wilcken: Papyrus-Urkunden
569
Iß L täxov{'^) st. myov — 11 manches unsicher. Schluß: rp
xüdi Tov Entitp. — 19 übergeschriehen [xot j Svofia. — 911 L «wa«i5«[
und uvrä. — 21 L xai fti (= pi]) p* p*pv['»)]o j;s . Tttpl ['^j|umv(V). —
22 L Zo)(j/[p]m. — Verso: 'laiätoQia Kt<p(ai.uia>r^?). Schluß Atptßiavdf.
115, lU L in(l xb uvxb) statt &. Die Rechnung stimmt. Ebenda L
;[p()(»'os) b a(vxbg) st. Xo(/«x) Tu.
Ich trage Bedenken, Mitteis in der Rekonstruktion der KaLsortitel in
m Recto zu folgen. Das erhaltene /lapjdixoü MtyUxov BQtxavvtxov Mi-
ylaxov fTvatßovg £eßa<sxoO weist statt auf Aurelian auf Caracalln hin
(vgl. BGU 356). Die Schrift spricht wohl dafür, daß eine jüngere Kopie
die.ser Bittschrift (denn das ist sie) vorliegt. In 2 L rjlgtjti' r[f x|ai
xotg. — In 3 L ägopT/ß[s] xct novrjQlug avviy&g ötOQ9ovfiiviav. —
Auf Verso steht in fi und 1 deutlich t 5 ' statt (”Etovs)
120, 1 L avvKoXkxjalfiov .statt avvxi((pakuuäatag) Am
Schluß ergänze ’Ex ßvvx|olltjßigou]. — fi L xoOtjx[ö vjru v st. x . ap . .
[...]. — 12 L dttvltJTijfff wj «VKppiJotM? ytvofi^lvTjg) st. 6t'
aiixäv) Ivrijaccot; pr;dlt| .... XjOttag ytyoy(yiug). Vgl. Gloss. difulvrwffti
dit^solutio. — 13 L ]bipa$ itzI (■= ittil) b jip«(xr(ap).
121, 2 L gjrjtpös £ü(ia«f»o[v]id[o5 ä)7r.’ — 3 streiche Kekiva&iig
iTttiplgitv ßJTo]);öf und lies Jiißi'. Ebenda 1 Tpfr[ov st. y. xoS x(ßl) ß(i'-
Toö). Das Präskript (mit dem Titel des Ab.senders) schließt mit xuptou (3).
Mit TIgbg (zu verbinden mit ngogtftovtt} in 7J beginnt die Darlegung. Vgl.
BUG Ifi und 950. — i erg. etwa (üffrt]. — 5 erg. etwa [Ibyov ttg-
a'pßlcot' ßort T»j. — I erg. toü xguxi'axov Txgbg xä xri. — 8/9 lies
npß [xTopa$. — 12/3 erg. etwa fa:o(||;iaßro diaaäg o. ä.
122, lil L Tißigia Nixuita . ( st. Tißlgltovi Xßl ct>; | j'prjgßTi^«. Das
ist der Archidika.stes. Danach 5 / 6 : Tißigtog \ iVixoia|s] (sic).
123, 5 L xß. — Z L e st. y . — fi 1. c st. y. — lü L <Puyttvu)\>
st. Ougfiov&t. — LI L X st. d. — 1 8/9 L Ilagtlxjiptkijaav | dtß xät’
Tcgoaigixäv. Den rxgoaigiTfig als Arehivbeamten kennen wir schon aus BGU
362 II L2 etc. Vgl. dazu U. Robert, Hermes 460. 1 (= der, welcher
hervorholt). Ich vermute, daß 1.5/6 die Unterschrift eines Txgoaigi'itig ent-
hält. Einstweilen lese ich davon: xovg ;rp[oJx£i|givotiff |t»no|-
fivxjftuxianoitg iv xoftoig xitsaugoi. Verso 2 L Iv statt [ajöv.
Leipzig. Ulrich Wilckcii.
Berichtigungen.
S. izf> Z. ii u. lü L ro «t. tß. ! 8. 812 Z. U v. unten L L Jalirli. nach
S. 127, Lia u. lü L Lelcbvre st. Ivefebure. ! Uhr. st. v. Uhr.
S. 2ül L Verr. III 3ü st. üiL | 8. 418 L Zahn 4fifi.
Digitized by Google
57Q
Abbreviatur, Theorie der
AbuBir el-Melek 609
Acclamatiouen 641.
actio depositi Z2f.
Adoption 178 ff.; 66Ü
ÄgyptUierun^ 324; 528;
Aeg}*ptue Hereulia 343 f.
ÄrztlicheH Atteat 63fi
aetas legitiuia äAi
Aitichineu 293; 494
Aisoi>oe 481
Alexander d. Gr. 491
Alexandria 7^ 335; 84U ; hMi
Alexandrin. Weltchronik 491
Alkibiadea 282 f.
AmUeid 618
AndroD]KiliH 653
Anthologie 276
Antinoe 301j 5^ 536 f.; 538;
554 ff.
Antinoos 6361'.
Antiphiinee 277
Apis (kein Gott) 398
ApinliegrilbtiiB 394 f.
Apollunios Hliod. 470
Arabische Papyri Ml
Arabische Spezereien 186f.
Aristoteles 496
Aristoxenos 497
arrha 19
ArainoB II 317 ff.
Assessoren I9i
Astrolo^sehes 248; 500
Asylrecnt ilü
Athlet«^u üllf.; 643; 64G
Aurelif»s i'lutioii 641 ; 643; 646
AnsgTHi>uugen 189; B37 1‘
Aussaat 236 f,
Uatikmüiiupol (kais.) 118
llankurkunden 390
llergwcrksarbeiten 631
Berenike UI. und IV. 133
Beschncidung 143
Besis 637
Uibelzitat 386
Bildiugraphie 140,6
Biblische Graecität 455 ff.
Bittschriften fan König) 33 ff.
^un Kaiser) 312; 563 f.
Bokcboris 3ü3
Botti 304
I. Sachregister.
Brief- Formular 142
Bflcherkatalog 122
Bukolcn 65*2
Chares (in Asien) 121
Chrematlsten 22 ff.
civis Alexandrinoa Silff. ; 22
civis Romanua ^ ^ 21
euhors II. Hispan. 16
coboiB I. Thebaeor. 7&
comitatus 222
connubium 665
cunventus 12
eorator absentis 12
Curatoren (städt.) 643
Delatorenprozesse 21
Uclegation II
Demosthenes 222 f. 122
d«nuntiatioexauutoritate6608'.
Didymos (Kommentar) 284/92
Dioiketes 8^ 123 f.
Dür6sche V^hAltnisse 660
Domlnc 221 ff.; 22^ 626; 633;
662
donatio propt. nuptias 22
l)op)>eldatum
Uo|>pelurkuuden .622f.
Dotalklage „(bnff ) 92
Dreiteilung Ägyptens 312; 344
Edikt d. Mettins Rufus 22; 609
Kherecht d. Soldaten Ii2ff.
Kbescheidung 12
Ebevertrag 144; 221 ff. ; 607 ; 512
Eide 232
Eigennamen (bist. Quelle) 226;
687
Eiuregistrierungsgebilbreu 619
Empfehlungsbrief (lat.) 168 ff.
Epbeben 636; 637
Epidemie 618
Epigramme 276: 121
Epikiisis 504; 5561'.
Epistratege 530
Erbpacht 222
Erbrecht 142
Erbscbaftssteucr 7j 22f.
Er/.richter 7^ 111
Esellasten 62
Eupator (I’tol.) 122
Euripides 212 1; 126
evolvere 662
exactor civitatis 211
extra ordincm cognitio 56->
Fingierte Dotalklage 22
Fingierter Kaufvertrag 21
Fiskus 22 f.
Flavias Abinnaeus 221 ff.
Flavius Vitalianus 121
Freilassung 262 ff. ; 222
galearius 111*
gauderi 122
Gaza 544
Gericht d. Dreißig 22'; d. Oire-
matisten 22; der Zehn 514
Gerichtsvollzieher 22
Götternameu als Personen-
namen 3'U; 524
Grapbeion 623^ 622
Grundbuch 6u9. 662
Uadrian 301 ; 222
Harmachis i'Oott; 112
; Uellenistiscbe Sprache 44:i u
UephaisGoukultin Alexandrien
626'
Ueptanomis 312
Hereulia ^Aegyptus) 212 f.
HermupoUs 536; 540 ; 548
Herodot 121
Herou (Gott) |12»1; 180/1
Ilesiud 26^ 112
Hibeb, Ausgrabungen in 122
! Hoble Tage 61 1
! Homer 258. 65 ; 474/8
I Hüterurkunden 622 f.
Ilyksos lö2
liyjKithek 22
I Jahreszäblung 146
1 Idiologus 86j 146; 313
Idumäer 129; 121
I Jesns Sirach 221
I Inder in Ägypten 320
I Inschriften 126/89; 116/6;
I 313 36; 16üT!
I nspektionsreisen 612
inspectio ventris 37011'.
Isaius 203
Isidor (Synonyma) 21)‘J
Isokrates 122 f.
Digitized by Google
Sachregister.
571
.Iildisclier Krieg 31ü
•lulius Africaaus 2112
Jupiter Capit. in ArsinoS fUS
luridicus 101 f.
liin lilieraruni in AntonoS hM
iurcnis lieniali* fclfi
Kalender (mak.) 14t; (astrol.)
2aß
Kallimachos 482 f.
Kapitalprozesse ao2
Katarraktcnopfer
Kataster 212
Klage, Rücknahine einer 22
Kleopatra 11. 3^ 866 f.; 624 f.
Kopfsteuer 232 '3 ; 665; 667
Kontransport lAff.; 2£Utf.;
806; 620 f.
Kratinoi 486 f.
Krieg zwischen Dörfern 606
Kultgenossenschaflteu 869
Laiengerioht 12
IiBteinisch-griech. Urkunden
106 ff. ; yoj 889 ff. ; 447j 600 f
Laterculi Alexandxini 422
Leontopolis 121
Lenke Korne (rfTcpri)) 196 ff.
Lex Falcidia 14; Julia TMtia 813
libellus libellatici 811
Licinius SUf; 888
Literarische Pap. 1 ff. ; IM ff. ;
168ff.; 1^ 257/99
I/itnrgien 508; 629 f.; 6M
Livius 601
Lnwenkult 121
Liicceius Ofellianus 628
Lyriker 482 ff.
.Mcdeia d. Neophron Iff.
Medizin. Fragm. 168 ff.
Menandros 277
Metrologisches 425 ff. ; 6Ü1! ; 584;
nfti
Mettius Rufus ^ 502
Milet 144
Alimos 279 ff.
Alithrasliturne 142
Mommsen (Nekrol.) 148 ff
Monopole 516L; 620
Alüllerinnung 143
Mumifiziemng 1 18
Mythographisches 600
Nabatäer 128
Naukratis 666
Neapolis (Alex.) 805
Neophron, Medeia d. Iff.
Nichtbaden 118/9; 806/'7
Nilquelle 220
Numismatisches 140
Nymphaion in Uermup. 540
Ölverbrauch imOymnasium 648
Oracula Sibyllina 479
Osiris-Apis 249 ff.
Ostraka 44 ff.; ^ Mff. ; 228
Paian 482
Palaiphatos 500
Pap^s-Chrestomathie 828
Patrimonium 8^ 527; 550
Paulus 222
Peisistratos 497 ff
Pentapolis 500
Pest 145. Vgl. 217
Peyron, Bernardino 804
Pfändung 9^ 617
Pbilae (Tempel auf) 350 ff.
Philosoph. Dialog 497 ff.
Philosoph. Fragm. 161 ff.
Phoenice 168 ff.
Pindar 28fiff.; 480 f
Plato 294^ 494 ff.
praefectuB castronim 18ö‘
Presbyter, cliristl. 148
Privatgrundbcsitz 2üß
Privatnotare 116 6
Prozeß d. Drusilla 246
Prozeßprotokolle 57 ff.; liff. ;
lOfiö ; llO
procurator 541 ; 648
Proteus 148
Ptolemaios L (Tod) 156
Qanqel-Maß 551
Qorra beu Sarik 661
Banbanfall , Proze B wegen 1 06 ff.
Rechnungsprüfung TT^ 100
Recht, äg. 40f. ; 82
Recto und Verso 399: 610
Registrierung d. Verträge 1 77
reparatio temporum 660; 582
Romane 226
Rücknahme der Klage 21
Sakje 115
Sappho 268
Sarapis 249 ff.; 816
Schedia 146; 194
Schiedsgericht 128
Schöffen (Chrematisten) 28 ff. :
secretarium 844
Sequester 21
Serapenm v. Memphis 142
Sidon 648
Siegel (des Strateg.) 226 ff.
Signalements 146
Sizilien, Oeschichtswerk Ober
490
Archiv f. Pspyruiforiohtuig m. L
Sklavenkauf 415 ff.
Soldaten, Kherecht der 68 ff
Soldateuvereine 129
' Sophokles 484
Soranus 161 f.
Spediteure 46 ff. Dagegen 298
Sprachliche Untersuchungen
142; 443 73
Staatsiecht, ptolcm. 144
Steuern 285; 238
I Steuerjiächter 517
Stiftungen 812
Stratege 105; 818
Stratege v. Alexandria 185
Subskriptionen 14 ff.
superstat(innnrius) 110
Syrischer Krieg (III) 521
Tachymaphic 810; 313
Tcmpm (Soknopaios n. Hermes)
288; (auf Pbilae) 856 ff.
Tennen 2Ü4
Tbeaetetkommentar 424ff.
Theokrit 412
Theologisches 142
Theopbrast 421
Theopomp (?) 282
Thera 145
Thesauros 206 ff.
Thront'olM, ptolem. 144
Thukydiues 281 f.; 488
Timotlieos (Perser) 268/76
Traditionsurkunden 114
Transportgesellschaft 21Qff. ;
220
tutor 98 f.; 244 f.
Überschwemmung 821
Urkundenrefcratll3/9; 800/13;
602,'69
Vereine v. Soldaten 129
Vereinswein 1 20
Vertragstypen 592
V^cterancn 12
Viehdeklarationen 234
Volksrecht 1 78
VormundschaftebestellunglOb;
368 ff.
Wanderrichter (Chrematisten)
25
Xenophon 281; 489 '90
Zenobia 167
Zeugenuuterschriften 14
Ziebvertrag 181
Zolltarif Üt5ff.; 194f.
82
Digitized by Google
572
Griecbischca Wörterverzeichnis.
II. Griechisches Wörterverzeichnis.
ABT JE (StacHteile) bül
afiQfßts (= a breviisV) ö36‘
«ya^ßtt’75(nurf. Lebende) 315
ayytiov (d. Chrematistcu)
cr/ütyij ''iudicium, actio) 501
ddfÖJTOT« äl
f(i^TTi}xog 379
alcxvi'nv 389
kxdbQtg (Gott) 5*24
ailorjrd; 3Ü4
ttlrr()or (» a(ioT(>or) 450
afffioff (Alo8) 188f.
djofoda(in Memphis numeriert;
Ui
ii'dxpiffi; (6 Ttpbg tafg d.) 330
avuuitQtiCtg 3i8
avavtiixttg 562
avaTt^iirrftv 74*
kv&QonoXixrfi 553
dvö“* ov 124
ccvTtniQav 267
aTtaifyfiv (aufb rechen) 505 f. ; 565
^Jtatr^atfiov 202 ff.; 218
a^tagri^tiv 100*
d?rae;j;>; 7j ^ 82; 3A5
Unig äM
nnoygccfpov 5114.
€i7to^fta0ig 323f.
ttTTOTTyl^xfU' (trennen) 386
d;Tuaro/lo^ (Ladung)
^(>a^cr(Ocp|ft07ro4(T72;?| 5&3
dpyvpfitf 5(>5
.Vpfrcrrorrpt^ 359
oef Vgl. Mh
aQQaßmv 19
deroy 450
227 ff.
aQyidtxaüTijg U. 117
d^cü^rcxf) 192
äs (Partikel) 450
äoTiuffyos (=* dffrdapyoj) 302
ctfnxol rdpoi 312
äorog äüf.
dauW|cüffroff 542
kTXivCiS *243
124 ; 241
94*
ßdiof’ (als Meßstange) 554
ßuQ^a (schwanger) llß
319
BfXfis 121
Bri<fas 537
ßort^bg otxoXoyciv 124
raiä(’iQtoy 450
yailidpiof (*=» galeariiis) 111*
yä^iog fyyQUtfos 7^ 507
*204 f.
yf(ü(iyoi ^<v<J/l(xot 616; 525f. ;
555
yt) ßuetlix^ 201
•/fytffxfS“ 0XQ((xtmx&v 10
/iurHOXOTfog 536
(v, Oxyrh.) 118; 541
yfb}Qy6g 218; 255
brifioöitaöts llÖf.
6t(cyQa<fi^ Ih
didioxot (siiccessores) 15
äiatvtt (Schiedsgericht) 12ß
6iorxdTo;foi (bonorum posse&so-
ros) 15
SucXvtiv *27*
diaotQtotut 98 f.; 509
SUrcov 103. Dagegen (*« d<«-
d>;jjdpfi'0?) 248
djfvliTTiffi? (“ dissolutio) 569
dtUpM 114
6U9. Vgl. 628
dixaiodorrig {Alyvxtxov xal Ulf-
lat'dpfm;) 104*
Jixatoavpj] (Göttin) 524
dioixT^aig 145
6ioixi}X7ig 104
AiovvaoTTXdxmv 142
Jiax&g 306
dt:tXc(amp 667
d(>6^og 535
dpd^io> 426
'EyyccQtvdv (» dyyapfdfty 1 826
fdvtt 20
fi (nach vqpo^doOae) 555
tiil€cy<aYtvs 28 ff.; 323
fi'axtoui^ *238; 637
fiax{iitix6v 259
^x (distrib.) 582 ; 636
^x (zur Angabe d. Eltern) 320
^x«royTgoyT3g(nabatäisch)i98ff.
fxaToffrm (p V) 254
fxyovog 321
^xlorfxy 519
ixxQOTi^ (medizin.) 151
ifißdXXttv (verladen) 218; 221
^ 95
fltßdxfvotg 95
ivu^yiig 18
^vvoitog iiXtxia 94i
168
ivxtv^tg lU
^^dxro)o 54If.
^laUos* (außergewölmlicli) 13Q
351 f.
122
iffaxoXQV^tlv lA
iicdvoäog 565
^TttycinUt 556
^TTixara^olf; 309
inixQtaig 79; 118; 504
iniXvaig 10
iTttfxtXnxal clxov *AXf^a%'SQfiag
805
iTtinXoos 221
iTttaxontia^ut (Med.) 568
fyfixQOTtog 100; 370ff.; 407
'Etcxcixto^ia 806 f.
'B^fifjg (neben Xoxvo7taiog< 238;
240
*Eo^wx7jg 568
tvxaiQfl 121
tvxQ7](JTtlp (leihen) 242
Zivxxtfgiu 552
'HytUmp f|cö xd^Kov 188; 320
T]yiiiwp ^otpsixris 168
iigtov (Gott) [ 128 ] ; 130f.
’Heui'^cyoff 405 ff.
lOli
’*idtog Xoyog 86 f.; 146
idimnxi} xgäxh^ia 1 18
*Ivd6g 520
trtop 427 ff.
*Ibn (a= PaijCmi) 255
KaXXtTtoXtg 538
xdi' 528
xaaLa 188
xccrcyfiv 218; 652
xuxuyQdtpiiP 89
xar«yoiyTj 216 ff.; 219
xorrarrav 531
xaraff:ropevff 123; 213; 286
xgT020$ 885
xf^dfitoy 431 ff.; 455
KitpaXaiatxi^g 112*; 125
xXfjQog 118
xZ^ipof^o; 522
xoilaiVfty 5U
xoivrj 443 ff.
xoiv(api« 208
xdlla^oi' 437
xOQVtfKiog 242
xovp^a 447
xof'pi 437
xgixilgiop 2^ 510
xxr^POxg6<pog 210
xT^atg 185*
xrpiQ9 409 f.
xco^tj (oi d;r6 xx^g x.) 529; 564
xc0jio^el^Q>r7;V 206*
Addavov 190
Digitized by Google
Xa|d(
Ittoxifirai ^ lÜ
448
Zi/irairrT/p 2ÜÜ
Zi't^’ 460 f.
ZoyoO/rijp JTj 100
XoiTTov (ira~aopti8chcn) r»07
Mtcxtru (fern.) -KlO
MccQtavfvg fl)emot.) äSii
Manag 540
pa;]rrrfpo(pdpo^ 129
3ff yaif i«iOf (Demot. A ntin.) 301
fityfrZürroZiff ^Alexandria) 665
fiiyag TroTafiog 2 Kl
MHvaiu 187
liföiyYVog ül
103; 247
53M
fitxtfüQOg 306
Aäütf.; 435
Hi)viaiog 216 ff.
liepicrdrot' 111
ftvgor 187 ff.
Naßiaig^*) 239
vaXog arpatog 272
Navaia 239
vavßiov 439
s'rrt'xZrjpoi 211 ; 222; 620
A'iZ<v>'<r0drf(Off 243 '4
vo^xd>' 79®
vofiot {AattxoC) 312; («roZinxoi)
82; (rüorixoi) 185 ff.; 195
Xfvtxd ^ 326
Ifrixdr 7r(<dxr(i>9 29 T; 312
jf poi 86
i^OTTig 438
(vZor 439
*0^vfiog 86
oUoyfvrjg 89
dvrjZ&rr}; 210; 219
^vot 46f.
Bvofut [^iig 6.) 4M
6vvdiv (= öi'idio»') 1 15
OQaOtia{?) 393
o(»pi« (»*. horrea) 305
’0<io(ia7ng 249 ff.
’0<rep<D 822
ot*0mx6; l6yog 88
iJaiifTJig 402
Ilax^aig (Uott) 235
naXiaxiQ 86
nav/ffTifU>g 533 f.
TtaQayyfXia 560 ff.
:ra(dyftv 462*
Grieebieebes WörtervenoichnlB.
\naitaX^liitTt,g I96f.
:rcrp(^örof(Wf 126
rraQaff^Qtip 395
:TttQaj^dtQtiatg 114
nutifTrig 506
Ilaj^oi'fug 306
TTttr (= atttp) 307
Tt^ftntiv fig xXi'iQOv 530
123
244 f.; 307
riftt- m
7ti)yvg 438 f,
TiTrdxioi» 532
‘nXd^ 145
irXivi^tlov (insula; 527
! nXiorirtog (Demot. Äntin.) 3ül
^ rroXf^fir ^trd 884; 506
I ffnliTH'/ia 180 .
' IhlvSfvxfiog (Demot.) 316
:rpo('xro^ixdv) 205*
ffpf*'xro)p 345; (iMuxdoif) 29 f.;
(aiTtxdiv) 214
, 205; 207
IlQta^aQQi)g 136
^TQilSßvTfQOt 142; 208; 21 t;229f.
rtQsaßvTfQOt TÄv yfu)pyd»e 204;
206; 208
rroogip<-TTiy(Arehivl>eamter)569
^PoypcrqpiJ 5Q4
?rpod<crZoyia^dp 212
' n(fdtd{iog 514
TiQottö^ta (auHzahieo) 385
Tpovofir (verschaffeu) 245
7(QO(tayyhXiu ^ HL?
TtQoadiayQaipoiitva 284 ; 239
rtQotfoSo::roi6g 81
:rpO0ra0ior 382
7tQ06<fmvriaig 236
TlQOiJüinOV 469
rrpoirdroxop (tudp) 182
»rt'yifffof 882
^'orrrfoi’ 448
adxxoi 16ff.
aaxxtKfoQixov 115
Xagaiag 249 ff.
(ffpt SK seni(or) 898
örifutov 417
tUToX6yog 208
ar^^fta (M ribv 0r.) 288
ergdra (*» xtrata) 450
<ftpar>jy6^' tfig noXftog 71 f.;
135: 336
«rvyypaqptj 622 f.
j 0rxo<yori>rmdci:t xcmjyoptat 81
<rvft^ciZZ4it' 89
70
ffrju^olatoypdqpo; 116
av^ßoXtxov 284; 239
57:-^
tjvfitftova igyd^t6\fat 403
aui'ßywyü^ 131
tfvvdXXay^a 11
evvaXXayiiaToygdtfOg 1 15
517
0rr»ia(f4pKv lü
avvtiatfogog 619 f.
avvXvfa 27
avvodixog {olvog) 120
ffvroixffv 7^ lil
avvoix^atot* 10
avrux^tg 520
tfearuTTj; 534
ßv(STt]na noXiTtxÖP 355
G<;gayig 270
146; 194
Td^ig 84*
r^Zo>xr]t; 187 ff.
T«raprij (in Lenke Kome) 196
rerfZcdvi^ccr 1 23
Ti)ptg f} xal .,’lxcopio^ 691
To;r<xd^ 101 *
rganfi^a 118
Tgtoyodvrixtj 186f.
"Tßgtg (Injurie) 3fi.f.
vi^saia 113 ff.
'TxfffwtixrJ 189
iTTSgri&fpat 88
vjroßdXXnp (Vorschlägen) 112*
v}roypaif£ti'(iD bezug aut' Verso)
ili
v:r6&(fffg 298
vxofit*rj(AaTOy^d<pog I3i
vaoyrf'aatop 582
tfTTOTtXrjg Ö16f.
v^ToriT-Otxd^ 89
v<paigfßig 11
4*&drfiv 882
312 ff.
<PiXofir}roig 328 f.
(pdpfTpof 209 f,; 21 5 ff.
qppot*ri0TiJp 406 ff.
qprZaxtr;;»' 283
(pt’Alo»' 202
Xftpoypatf ta(6cbriftl. Kid) 115;
236
y^fpdypcrqror 191 ; 528
A'i'ogw 323
ypij^n’tTftv ^ 18
2pij.uaT<0rori 1^ 22ff-
ZtogTTj 811
«Fd> 332
*i2xfa»'d^' 541
88*
Digitized by Google
m
Papyri, die im vorliegenden Bande behandelt sind.
in. Papyri, die
P. Alexandria: äl_l
P. Amh. .Säi an
„ aai 51£j 626
„ 61I. 60: 208
„ Oih
„ mj m
„ laiL: 6Ü1
BfiU 5 II: 609i 631; 632
„ LL; 6Ü2
„ 12: 213*
„ 13: 382
„ 16 II: 212
„ 21: 216*
„ 21: 222
„ mi 413*
„ ai: 215*
„ Ul; 604
„ UA: 61
„ 124: 334
„ Ulh fifl
„ IM: 321
„ 236: 629
2411 1
„ 243: 321
1, 205: 604
„ 313: 420*
„ 316: 121
„ 322: 142
„ 362: 643 ; 569
„ 408: 383
„ 671: 321
„ 634: 632
„ 669: 213
„ 667: 468
„ 747: 217*
„ 802: 218
„ 866: 484*
„ 902ff.: 1^ 217
„ 1014—1081: 300/4 (Ref.)
„ 1019: 24If.
„ 1032— 1061: 604/11 (Ref.)
„ 1035: 334
P. Bodleian. 387 ff.
P. Cairo 10472: 343
P. Cairo i'Katalog): 112 (Ref.)
P. Cairo biling.: a39if.
P, Cattaonil: 66 ff. : 247 f; 378
P. Cattaoui II: 548 ff. (Bef.)
P. Chicag. : 237
(’ompt. Hend. Acad. : 654 ff. (Bf.)
C. P. Herrn.: 588/48 (Bef.)
P. Fav. 14; 84
„ 12: 34
„ IS**: 216
im vorliegenden Bande behandelt sind.
P. Fay. 63: 463
P. Fiorent. I: 629 38 (Ref.)
P. Firenze: 304/8 (Bef.)
P. Gen. I II: 379/404 (Bef.)
„ 13: 648«:
P. Golenischtschew : 158 ff.
P. Goodsp. : 113 '6 (Ref.)
P. Gradenwitz: 406 ff.
I P. Grenf. I: 119/22 (Ref.)
I „ 13: TU
„ 11: 6ff.
21: 11
„ 33: U
„ 43: 24
„ 41: 114
« 44: U
„ 60: 13
„ 62: 13'4
P. Grenf. II: 122 6 (Bef.)
I „ 16: 624 ; 5l25
' „ 23: ^ 211
I „ 42: 336
„ 61: 12
„ 62: 12
„ Uh 12
„ 16: 12
„ 111: 364
P. Heidelb. HI: 661 (Ref)
P. Leid. A: 625
„ M: 22
P. Leipz.: 114
P. Lips. I: 668/69 (Bef)
22: 178 ff.
„ 4fl(fraherl8): 126 ff.
„ 63: 323
„ 36 n. 36 (früher 31
n. 80): 61
Lond. II: 282/46 (Ref)
„ „ STÜI 221
„ „ S. 162: Ü2f
„ „ S. IM: 26
„ „ S. 261: 426
„ „ S. 212: 326
„ „ S. 213: 332
„ „ n. 260. 201 ; 556/7
P. Magd. U: 363 ff. (Kef.)
„ „ 335 6
I P. MdI. Nicole S. 67 : 562
P. Münch.: 128; 284; 23S./9;
305; 331
P. Nicole: 225 ff.
1 „ Vormundschafte-
pap.: 368 ff.
I P. Oxy. I 36: 136 ff.
P. Oxy. I 41: 118^ 641
„ 42: 342
„ 61h 342
„ 02V.: IM.’
„ 63: 222
„ 36: 684
„ 123: 333
P. Oxy. II 231: 23
„ 261: 607
„ 312: 244
P. Oxy. III: 116'9 (Ref.)
„ 416: 163
„ 623: am
P. Oxy. IV: 311/8 (Ref.)
„ 669: 4 38 ff.
„ 705: 362
„ 716 : 262ff.
„ 722: 262 ff.
P. Par. 6: 2Ü
„ 11: 12Ö
„ 22: 266
„ 63: 323
P. Petr. II 1: 2M
„ 20 IV: 211
„ 26i: 216
„ 39g: 216
P. Petr. III: 611/21 (Ref.)
„ 26: MT
P. Reinach: 621,/H (Ref)
P. Rev. 42 u. 43: 207*
„ 86: 208 *
P. Straßb. lat.: 168 ff.
„ Inv. 1404: 416ff
P. Stud. Pal. 1 3: 810/1
„ 1 4j 658 ff.; 556 ff.
P. Teb. 5, 170: 611
„ 6, 207 20: 46
„ 43: 36
„ 63: 261
„ 61(b): 321
„ 66: 236
Ul m
„ 82: 212
„ 62: 26S
„ 104: 889
„ S. 224: 114
P. Tut. ins: 26
„ 1 VII 3/ia: 6 ff. ; 82
„ 1 IX 2J: 32*
„ 3: 88; 31
4^ 21
„ !h 321
„ 13: 2Sff.
P. Vat.: 161 ff.
u. w.
Digitized by Google
<JIIW
L
Handbocher und neue Grscheinungen
AUF DEM GEBIETE DES KLASSISCHEN ALTERTUMS
IM VERLAGE VON B. G. TEUBNER IN LEIPZIG.
Mithras
Alexander der GroBe ISSS? JSLÄ
Am Orot« von Th. Sefarolbar. ft. JK It.—
AllfAsfie AlkMÜMlftdlon tob Dr. L. Blooh.
nji I ^ ÄbUldn. la
Twt B. JK t.— •
AUflllftillft 2«tt T. ▼. eftrtlhftftaftft.
nHyuviuv ^ ti. ft.jtw.- n.1.
11.
[T. I ft. n. I (8«ht«t)
ft. JKt — XLt. ft.««f.—
ufttor der PreoM.]
Bionranhifi ^ triMhlaoh-rOmlMbe Biofro^Ue
0iuyia|inio. BBoh ihrer Uterftrieoheft Pom
TOft Friedrieb Leo. ft. UK 7.—
Botdnilf ^o**»**<>>*y<»rechnftfeei deeAleaaader»
Meint«. ,ng^ iL BreiaL Mit srnhlr.
Abbild ft. Kartenehteaeft. a. ACIl— ,feb. UK U.—
Briftf ^ rOmlMben Literatar roft
0IIOI| p.ter. a.^t.—
ChrOnnInniA enneeaieebea ood bebdo-
vnruiiuiuyid. «edleoben Frleua oBd Wocb«
derUterteaOrleeb«OT.W.H.BAeober.
EnOA Iftaer« Fotwieblftiig dee frleebtoeheft
»•pwo. Bpoi, Bia Beaetela >« elaer hin. Poetik
TOB O. Imalaeb. b.uK1.->
Etymologika.
Grammatik,
blff, e. Laadgraf, 0. F. W. Kftller. J. H.
Sebaala, Fr. Stola, d. Tbttealaf, A.
Weiabold. L 1. filaJeltBOB uad Laatlehra.
L I. StaaaMIdftogalabro. voa Fr. Stola,
i* a. in. L JSlnleltaag la di« flearhlchtc
der lateialaebeB Sratax. Too J. Oolllag.
Lltanuar eor hietor Spataft dar «iaa. SehrifUteUer.
Tob O.Laodgraf ft. d.Oolllag. Tempora nad
Modi; OeaeraTerW. ToaH.Blaaa. B.Jdt.»
(Forteetaaag oaler der Preaee.l
Hellenistisches Zeitalter. Sr'Säi!
Bi.ti.ch« Z.ltBlt.n TOB J. Kh.r.t, L Bu4.
B. Jl II.—, gab. Jt 14.—
Hnrnnr HoB»dMh. pbu.«.. eib. stuu* .. d«
nulllOI . D«k„4i,ni „g 9tot. Tob f.
H.BOk. Mit I T*<dB BBd 14 AbbUihiBcu U.
Trat gr. s. gdi B. Ul I.SO.
Hflr32 Dm JuBbrabaoh dM Ronu iBi Lieht. lUr
«Igm« Bad BBMrME«a Vbb Th. Plag.
Kalssr2flit. ^ gwohiehU. Zdlmtar d. iObl
Kidranwu T. H. P.t.f. IBgad.
)• B. Jt II.-
Literatur.
GMcUcbt. d. rtai. LIiMatar ran
T.alr.I.SobBrBb.. 6> Aafl. b.
Jt 14.40, geh. Jt 10.—
OtMh. dM grlMh. Zdt d.t AlraudjiBMMll t.
■ a.Bailkl I Bda. a. Ul >0 ,g*k.UI04.—
OtanklnkOpfa tsa dM utik« LltMBta. «■
■ ohware. 0 Torta^: I. BMlod aad Piadar.
t. ThnkgdidH Bad Earipid«. g. SokntM Bad
Plata. A Polybioa ood PoMidoaiM S. OlcMO.
B- Jt I.—, gab. Jt f.gO.
Btadtaa Bad OhanktMirtiJuo L giiMh. a. iOm.
LlUr.UlMab. T. TaaffaL t, Aad. a. Jt lg.—
dar Otiaabu ud Baam tob Chrlat
MViriR lAag. B. Ul 11 00.
L PanlBM A Oaid
S. Oaaat« der Woilttellug
T. Hilberg. a. UCBO.-
Oroadatga altiom. Metiik T. Zlola A Jt lg.—
Theorie g. maaiiekea KoaMa A Hall«« T. Beg-
keah «, Wa.lpkaL 1 Blad«, a Ulgg.—
Nlthras. JÜM Mitbiftelita^e t. A. Dietorlob,
iiliiieiflMiei
Dia Mjatari« der Mithra roa Praaa
A ul 0 Sü'iV^IO****'*"*' ®- ®***»*»'t
Flttelmeergeblrt.
V« A PblllppaoA e Jt g._, gab n .* I —
Mvthoiaaifl {"““»^-g^MAAroai Mpthoi,
■njuiuiuyi«. haraaagag. aoa Boaabai^ t«£
.W-^L a;Ulia.-.
- BA 0ada Lfall a Jt t.— ) iai EraobalaaA
Oekumsiin ootlka Uaa dM Oakaiama la
WOHUIIICIIO, poUtlaobra aad kaltarall«
Bedrataag raa i. Kparat a Jt I.IA
Plato.
l*latdks philoeophieche KalwkAlaag tob
H. Boeder. (C d Pr )
Pluoa gegoa Hokrelet. IntirrprstaHorttn too
R-Horaeffer a. .A I SO.
Porträtköpfe lYa^:r.''Ä’l'’JiV£
AarbftUea.tt.hellealflleebeaMAftaeft t, Imbeof*
Bloaer. geb. a..AI0.~
Quellenkunde. ^
QfteUcak. too A. Sobaefer-
Nlesea. LAbt A AuS. «..tCS.^ ILAbl.
I. And. ft. aAt .fO.
RAflnAP Pie attleohe BerodeemkeH T.Ff.BlaA
nouiiur« »Abt. I.Aafl. ft.uc M.-afobagAtia-
(IHe Btade eiad eaoh elaaela kkftflieh.)
Rellgionegeechichte.
Mechea and frftbobrietlicbeft Literatnr tob IL
Beiueaeteift. a JC tt.~
Rhythmus.
proeo. leokrfttee — Demootheaee «
PUtoa. Too Fr. BlaS. n. «AS.—
Rom. Kptwiokelttng eeiaM Ontad-
Rom.
rlaeee aad Oeeehiobu eelner Kaalea.
IS Kartea aad 14 Tafela dargeetellt aad aül einem
Flane der beatigen Stadl, sowie einer etedlgft
•ehlehllieben Xlnieitong t<mi A. Sebnelder
geb. a. JL IS.—
Fflbrer dareh die Sffeatliebea Seamlaageft
kUaeieober AltertSmer ia Born tob Wolf*
gftag Uelbig. t Bde. A Aafl. OeeohamekroU
geb. B. *A IS.—; Aoftg. mit Schreibpapier durel^
sefaoeeeo geb. a. M. 17.— (Die Bftada tlad aleht
etnula kiofHeh.)
Seelenvogel.
n. SS.—
SiriliAII Oca^ehto S.« T. Freemftft. Devteeh
aiblllOII. v.B.Lftpftft Lft.n.Bd. iea.UKS9.—
m. Bda ft. .A SS.—
RnhAAPB ^*** griecfaieche Texte oad Uater*
0|IMCIol CS« eoehaageo sor Oeeohiohte der Stän-
bUder too Freas Bell. Mit etoem Beitimg
▼. K. Dproff. 6 Tftf ft. It Texlebbiid. a.JCS4. —
Chenürterietik der leteln. Spraehe too
0. Weite, a. M. S.40, geb. Jd S.—
Sprache.
Synonymik.
roik T.J.H.HBohftiidi a..Alt.—
Bjft. A grieoh. Bpraebe t. d. ZL H. Sebmldt.
4 Bde. a. JL 54.—
Trajanssäule.
dem S&aleorellef ermttüt tob
JELPetereea. L Der erste Krieg, kort. a. US t. SS.
M IL Der sweite Krieg- kart. A JL A —
iJhAPliAfftPlinn Mea»orie Graeoe HeroaUaeft*
uuenieierufiy. Propoe«lt Oallelmae
•• Oroeaerl a. JL IS.—
Übersetzen ZBrT(M>linlhAOb.r.taMlAPro«
|/A|«nilo epl*ob« Technik
f nryim ^ ^ , geb.
* TOB C Berdt n. «A —.SO.
Toa Blohard Helaaft
JL U -—
mtm
ftnAg.maMeuHtibAmmemlimmdsft«M« ■ ■■"i tiAmAi hn'wdMiiiiieiirmbiii i
Verlag von Reuther & Reichard in Berlin W. g.
In unterm Verlag sind ertchüneK;
KOPTISCHE
GRAMMATIK
MIT CHRESTOMATHIE,
WÖRTERVERZEICHNIS UND
LITERATUR ' - »
yoN
GEORG STEINDORFF.
Zweite, gSnxlich amKeubeitele Auflage.
1904. 8*. XX, 346 Seiten. M. 14. — ,
geb. M. 14.80.
rÄEGYPTISOi^
CHRESTOMATHIE
ZUM GEBRAUCH AUF DEN
UNTVERSITÄITiN UND ZUM
SfeLBSTUNTERRICHT,
VON
ADOLF ERMAN.
1904. 8*.XX1I,334S. M.u.so,geb.M.i3.3a
AEGYPTISGHK
GRAMMATIK
MIT SCHRIFTTAFEL. MTE-
RATUR.LESESTOCKEN UND
WÖRTERVERZEICHNIS
VON
ADOLF ERMAN.
Zweite, gjiiuUcb umgearbeitete Auflage.
190J. 8*. xrv, 362 Seiten. M. i6
geb. M. 16.80. " '
AEGYPTISCH^
GLOSSAR
DIE HÄUFIGEREN WORTE
AEpYPTISCHEN SPRACHE
. ZUSAMUENOBSTKU.T VON
ADOLF ERMAN.
1904. Gr.-8». vm, 160 s M
geb. M. 14
Preii fBr Chreatomathie und Gloiiar,
geb. (3 Bde.)
nenn tuummenfmanumam
M. 34.80. •
»3--
»3 .
UND FÜR PÄDAGOGIK ^ HERAUS6EG. VON J. ILBERQ UND B* Ccd '
V«ri«| ¥•■ B.G. TEUBNER In Leipzig. ^ Ubrlioh 10 Hefte za 8 Bogen fQr *
Die eiate Abteilung der „Neuen Jahtbacber“ will für die drei im Merk.
Wiaienaobafta^abiete, die durch aahlloee F&den miteinander verbunden dien K^annten
historiacben Bildung im weiteren und tieferen Sinne unamachen, einem vtnaetm
Auadebnung aller Fotechnngtzweige immer dii^ender werdenden Bedarf *^®Emonden
einielnen, der dberbaupt nicht oder nnr auf kleinem Oebiete aolbetforanb***?^ <Honen.
wird die UOgUobkeit geboten, den banptaäoblicben Fortaohritten der "Vi^**** «ein Van™
ihm durch den Beruf und eigene Studien naheliegenden Gebieten an f anf
Inabeaondere dient eie der Au&echterbaltung des vielfach gefhhrdebi®^5' ****
zwischen Wissensohafb und Schule nach Kräften und an ihrem Teile” 'ur
oßen Zügen die Erweiterung und Vertiefung der EikenutnU Hü*
iiehtigt sie doch nicht etwa nur daa für den höheren TJntorriol,**^^®^®® kann
der Lehrer soll eine freie wissenschaftliche Persönlichkeit sein nnH 1.1 “-».^^^kt
Die^aweite Abteilung will Fragen der theoretischen und nra.bS”*5’*' '*®tibnte;
der Erforschung ihrer Oeachichte
höheren Schulen erOrtem
tenen.
aan
Hierzu Beilagen von B. 6. Tenbaer in Leipzig, welche wir der
bestens empfehlen.
ttnaeror Ixwer
Digitized by Google
Digitized by Google
Digitized by Googk